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German Pages 71 [928] Year 1974
HANDWÖRTERBÜCHER ZUR D E U T S C H E N VOLKSKUNDE HERAUSGEGEBEN VOM VERBAND DEUTSCHER VEREINE FÜR VOLKSKUNDE
ABTEILUNG I
ABERGLAUBE
BERLIN
WALTER
UND
DE
LEIPZIG
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GRUYTER
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& CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGS HAND LU Ν G - J. GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R - KARL J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .
HANDWÖRTERBUCH DES DEUTSCHEN ABERGLAUBENS HERAUSGEGEBEN U N T E R B E S O N D E R E R M I T W I R K U N G VON
E. HOFFMANN-KRAYER UND MITARBEIT ZAHLREICHER FACHGENOSSEN VON
HANNS BÄCHTOLD-STÄUBLI
BAND I
BERLIN
WALTER
UND
DE
LEIPZIG
GRUYTER
1927
& CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R - KARL J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .
Copyright 1927 bei Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig.
D r u c k v o n H . L a u p p jr in T ü b i n g e n
Vorwort Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens setzt sich zwei Ziele. Das eine ist, die in zahllosen, oft seltenen und entlegenen Publikationen zerstreuten Materialien über die einzelnen abergläubischen Überlieferungen zusammenzufassen; das andere, Ursprung und Bedeutung des einzelnen Aberglaubens darzulegen, so weit das uns heute möglich ist. Das Handwörterbuch ist also zunächst eine K o m p i l a t i o n . Wer in der volkskundlichen Arbeit steht oder von einem andern Forschungsgebiete her sich über einen Aberglauben orientieren will, der weiß, wie mühsam es ist und wie sehr man bei der Arbeit dadurch aufgehalten wird, wenn man die verschiedenen Formen oder Vorkommen eines Aberglaubens aus der fast unübersehbaren Literatur volkskundlicher und ortsgeschichtlicher Zeitschriften und Einzelpublikationen zusammensuchen muß, und wie leicht man dabei Gefahr läuft, entweder wichtige und für die Erklärung des Aberglaubens gerade wesentliche Überlieferungen nicht zu erfassen oder aus unvollständigem Material Fehlschlüsse zu ziehen. Zwar haben wir schon eine Zusammenfassung deutschen Aberglaubens in Adolf W u t t k e s Deutschem Volksaberglauben der Gegenwart. Dieses W e r k war seinerzeit eine außerordentlich verdienstvolle Leistung. Für grundlegende Forschung ist es aber heute sowohl in bezug auf das mitgeteilte Material als auch die gegebenen Erklärungen ungenügend. Es gibt keine Quellen an (nur in der von Ε. H. Meyer besorgten 3. Bearbeitung finden sich gelegentlich solche), und die systematische Anordnung des Buches, die ganz der naturmythologischen Schule seiner Zeit entspricht, tut sehr vielen Überlieferungen Zwang an und verleitete zu falschen Deutungen. Dem gegenüber geht das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens darauf aus, bei seltener vorkommenden abergläubischen Erscheinungen möglichst alle Belege, die uns bekannt sind, mitzuteilen, dagegen bei solchen, die sich häufig finden, oder gar allgemein verbreitet sind, meist nur ihre typischen Formen und als Belege solche Werke zu geben, die leicht zu beschaffen sind und ihrerseits wieder weitere Literaturangaben bieten, so daß der Benützer durch sie den Kreis seiner Belege nach Bedürfnis erweitern und die Verbreitung eines Aberglaubens auch geographisch verfolgen kann. Grundsätzlich hielten wir aber dafür, daß eher zu viel Literatur mitgeteilt werden solle als zu wenig. Der Begriff des Aberglaubens wurde möglichst weit g e f a ß t : Feste und Bräuche, die auf alte K u l t e zurückgehen, volksmedizinische Anweisungen, bei denen nicht ohne weiteres klar ist, daß sie auf naturwissenschaftlich begründeter Grundlage stehen, die Sagen, die mit Ausnahme der rein geschichtlichen meist nichts anderes sind als in Form von Erzählungen berichtete abergläubische Anschauungen, sind miteinbezogen worden. Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens ist, im Gegensatz zu W u t t k e , nicht systematisch angeordnet, sondern in Form eines Lexikons, in dem versucht wird, das große, heute bekannte Material des deutschen Aberglaubens in etwa 2500 Stichwörtern zusammenzufassen. Diese lexikographische Darstellung erschien Verlag und Herausgebern entsprechend dem heutigen Stand der Forschung die richtige
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Vorwort
zu sein, weil sie nicht die Gefahren der Systematisierung mit sich bringt, denen W u t t k e z u m Teil erlag. Die einzelnen Artikel werden, gemäß der verschiedenen Einstellung der Mitarbeiter, namentlich aber auch gemäß der Verschiedenartigkeit ihres Stoffes, in U m f a n g und Behandlung weit auseinandergehen. Grundsätzlich unterscheiden wir drei A r t e n : I. Spezialartikel, die einen ganz speziellen Gegenstand, ζ. B. Messer, Brennessel, in allen Aberglaubenäußerungen vereinzelt darstellen; 2. Sammelartikel, die ganze Gruppen v o n Objekten zusammenfassen, ζ. B. Fisch, Pflanze; 3. Allgemeine Artikel, die zumeist abstrakte Begriffe behandeln, ζ. B. Abwehrzauber, Animismus. Ein sehr weit in die Einzelheiten gehendes Sachregister am Schlüsse des Handwörterbuches soll die rasche A u f f i n d u n g eines Aberglaubens erleichtern. In mehr als zehnjähriger Sammelarbeit haben die Herausgeber ein über 600 000 Zettel umfassendes, nach Stichwörtern alphabetisch geordnetes Material zusammengebracht, das den Mitarbeitern zur V e r f ü g u n g gestellt wurde und ihnen ihre Arbeit erleichterte. Dieses Material soll nach Fertigstellung des Handwörterbuches weiter vermehrt werden und den Grundstock f ü r ein A r c h i v des deutschen Aberglaubens bilden. In der Hauptsache behandelt das Handwörterbuch den deutschen Aberglauben des 19. und 20. Jahrhunderts, so wie er in der volkskundlichen Literatur enthalten ist. W o es möglich war, wurden auch mittelalterliche Quellen und solche des 1 5 . — 1 8 . Jahrhunderts beigezogen. Das Handwörterbuch verfolgt aber als zweiten Zweck, wenn immer möglich, die äußere und innere G e s c h i c h t e d e r e i n z e l n e n abergläubischen Erscheinungen kurz darzulegen und g e g e b e n e n f a l l s i h r e n U r s p r u n g u n d S i n n z u d e u t e n . Die Herausgeber legen W e r t darauf zu erklären, daß sie dabei den Mitarbeitern vollständig freie Hand gelassen haben. Jede wissenschaftlich begründete D e u t u n g eines Aberglaubens, auch wenn sie von derjenigen der Redaktion abweicht, wurde aufgenommen, in der Meinung, daß ein solches Vorgehen der volkskundlichen Forschung nur die allergrößten Dienste leisten könne. Die Verantwortung für ihre Erklärungen tragen die einzelnen Mitarbeiter. Derselbe Aberglaube kann, von verschiedenen Mitarbeitern unter verschiedenen Stichwörtern behandelt, v o n dem einen so, von dem zweiten anders gedeutet werden: ein Zeichen dafür, daß oft ein und derselbe Aberglaube an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten tatsächlich verschiedenen Ursprungs sein kann. Ein W o r t noch über den Titel des Werkes. Es wurde uns nahegelegt, an Stelle von A b e r g l a u b e den Ausdruck V o l k s g l a u b e zu wählen. Die Befürworter desselben wiesen nachdrücklich darauf hin, daß „ A b e r g l a u b e " ein Werturteil ausspreche und deshalb unwissenschaftlich sei. Mit „ V o l k s g l a u b e " umfasse die Volkskunde objektiv alle Erscheinungen des Glaubens, so weit sie in das Gebiet der Volkskunde gehörten. „ V o l k " sei hier in demselben Sinne gebraucht wie in Volkslied, Volksbrauch und in dem Worte Volkskunde selbst. W i r fänden also Volksglauben in allen Bevölkerungsschichten, wie die Volkskunde die Vorstellungswelt nicht einer bestimmten, sozial abzugrenzenden Gesellschaftsschicht behandle. Es komme hier wie bei der Volkskunde überhaupt auf die Denkart der Menschen und auf die Gestaltung ihrer Vorstellungswelt an. Die Volkskunde habe nicht nach rationalistischen oder ethischen Gesichtspunkten abzugrenzen, ob der Glaube des Volkes gut oder verwerflich sei; das sei A u f g a b e der Theologen; die Lösung werde auch dort immer verschieden ausfallen, j e nachdem der Beurteiler K a t h o l i k oder Protestant, Christ oder Nichtchrist, freidenkend oder lehrgläubig sei. Brauchten wir aber das W o r t Aberglaube, so fällten wir derartige Urteile, die nur relativ und wissenschaftlich nicht bestimmbar seien. Noch ein anderer Grund spreche für das W o r t Volksglaube. Im Handwörterbuch sei es nicht zu umgehen, daß Glaubenserscheinungen besprochen würden, die in den Bereich christlicher Lehre gehörten. Die Kirche werde sich
Vorwort
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dagegen wehren, daß wir Glaubensäußerungen, die sie billige und zulasse, als Aberglauben bezeichneten. Und von ihrem Standpunkte aus habe sie auf alle Fälle recht. Wir aber könnten das Recht nicht für uns beanspruchen, weil das Urteil über das, was Glaube oder Aberglaube ist, nur relativ sein kann. Nicht aus ängstlicher Nachgiebigkeit solle man Rücksicht auf die Kirche nehmen, sondern aus wissenschaftlichen Gründen in diesem Falle mit ihr Hand in Hand gehen. Innere und äußere Gründe bewogen Verlag und Herausgeber trotz diesen in manchen Punkten richtigen Erwägungen nicht den Terminus „Volksglaube", sondern „Aberglaube" zu wählen; sie sind größtenteils schon im Artikel Aberglaube (i, 32 ff.) selbst aufgeführt. Das Wort „ A b e r g l a u b e " mag insofern mißverständlich sein, als es in seinem gewöhnlichen Gebrauche eine Wertschätzung in sich schließt. Noch mißlicher erscheint uns aber die Bezeichnung „Volksglaube"; denn unter „Volksglauben" müssen wir doch den ganzen Umfang der religiösen Betätigungen und Empfindungen des Volkes verstehen, seine Auffassung und Gestaltung des Christentums mindestens in gleichem Maße wie die vor- und nebenchristlichen Rudimente, die es sich bewahrt hat. Im „Volksglauben" scheinen uns die christlichen Bestandteile einen weit breiteren und wesentlicheren Umfang einzunehmen als im sog. „Aberglauben". Ein Handwörterbuch des Volksglaubens müßte, um ein Beispiel zu geben, auch die volkstümlichen Gottesbegriffe, die Stellung des Volkes zu Christus, den Widerstreit der primitiven mit der christlichen Ethik im Volksleben usw. behandeln. Wenn hier Kirchliches gestreift oder erwähnt wird, so geschieht es doch immer nur im Hinblick auf die abergläubischen Vorstellungen, die sich daran knüpfen oder daraus entwickelt haben, und jeder unvoreingenommene Geistliche wird aus der Erfahrung bestätigen, wie oft kirchlich Sanktioniertes zu unkirchlichen Zwecken verwendet wird. Daß auch in der Kirche heute manches als Irrung beurteilt wird, das früher als Recht anerkannt worden war, sei nur nebenbei bemerkt (Hexenglaube). Unser Werk enthält weiter manches, das nicht in das Volk Eingang gefunden hat, wie z. B. einzelne Kapitel der Mantik, Geheimwissenschaften u. dgl., ja sogar mancherlei Tier- oder Pflanzenaberglauben, der sich nur als gelehrte Überlieferung nachweisen läßt. Wenn wir also „ A b e r g l a u b e " in dem weitesten Sinne und ohne verketzerndes Urteil gebrauchen, so tun wir nichts anderes, als was zahlreiche Forscher schon vor uns getan haben und was auch die Franzosen und Engländer mit ihrem „superstition" tun. Das Wort „ A b e r g l a u b e " ist in unserer Sprache tiefer eingewurzelt als „Volksglaube", und so wird auch der Benutzer klarer darüber sein, was er in einem Handwörterbuch des „Aberglaubens" als des „Volksglaubens" zu suchen hat. Es bleibt uns noch übrig, den Mitarbeitern für ihre große Bereitwilligkeit und Ausdauer unsern Dank abzustatten. Sie haben eine sehr große und oft undankbare Arbeit mit bewundernswerter Freudigkeit geleistet und damit gleichzeitig den Beweis geliefert, wie solche Handwörterbücher von allen Forschern auf dem Gebiete der Volkskunde für eine gedeihliche Weiterentwicklung volkskundlicher Forschung sehnlich gewünscht werden. Unser Dank gebührt aber auch dem Verlage, der seit mehr als einem Jahrzehnt Anteil an unserm Plane genommen und ihn auch unter den schwierigen Verhältnissen des Krieges und der Nachkriegszeit stets gefördert hat. Herr Dr. Gerhard Lüdtke ist uns ein steter, getreuer Eckart gewesen. Sein Verdienst am Zustandekommen des Werkes ist sehr groß. Basel,
im Juni 1927.
E . Hoffmann-Krayer.
Hanns
Bächtold-Stäubli.
Abkürzungsverzeichnis a. Α. a. a. O. Abb. ae. afries. afrz. agerm. ags. ahd. aind. air. aisl. allg. Anm. anord. as. aschwed. A. T. Aufl. b. bayr. Bd. Bde. Beil. bes. c. ca. dass. ders. dgl. d. h. dial. Diss. dt. ebd. ed. engl. estn. f. ff. Fig. fries. frz. geb. germ. gest. got. H. hd. hg. v. Hs.(s) J.
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anno Anmerkung am angeführten Orte Abbildung altenglisch altfriesisch altfranzösisch altgermanisch angelsächsisch althochdeutsch altindisch altirisch altisländisch allgemein Anmerkung altnordisch altsächsisch altschwedisch Altes Testament Auflage bei bayerisch Band Bände Beilage besonders caput, Kapitel circa dasselbe derselbe dergleichen das heißt dialektisch Dissertation deutsch ebenda editio englisch estnisch folgende Seite folgende Seiten Figur friesisch französisch geboren germanisch gestorben gotisch Heft hochdeutsch herausgegeben von Handschrift (en) Jahr
id. idg. i. e. Jg. Jh. Jhh. isl. ital. lat. 1. c. lit. lt. MA. ma. md. me. m. E. mhd. mlat. mnd. mndl. n. Chr. nd. ndl. nds. ne. nfrz. nhd. nlat. nnd. nndl. nord. norw. Nr. Ν. T. obd. 0. J . ON. o. O. ostd. österr. Progr. Reg. rom. russ. s. S. s. a. SA. sächs. s. d. slaw. s. o.
idem indogermanisch id est = Jahrgang = Jahrhundert = Jahrhunderte = isländisch = italienisch = lateinisch = loco citato = litauisch = laut = Mittelalter = mittelalterlich = mitteldeutsch = mittelenglisch = meines Erachtens = mittelhochdeutsch = mittellateinisch = mittelniederdeutsch = mittelniederländisch = nach Christus = niederdeutsch = niederländisch = niedersächsisch = - - - neuenglisch neufranzösisch = neuhochdeutsch = neulateinisch = neuniederdeutsch = neuniederländi sch = nordisch = norwegisch = Nummer = Neues Testament = oberdeutsch = ohne Jahrangabe = Ortsname = ohne Ortsangabe = - = ostdeutsch österreichisch Programm Register = römisch = russisch τ siehe Seite = siehe auch = Sonderabzug sächsisch = siehe dies = slawisch = siehe oben = =
=
Abkürzungsverzeichnis
χ sog. spätlat. s. u. S. V .
s. w. u. a. u. a. m. übers.
= = = = = = = =
sogenannt spätlateinisch siehe unten sub voce, verbo siehe weiter unter anderm und anderes mehr übersetzt
urgerm. usf., usw. u. v. a. v. Chr. vgl. vulglat. westf. ζ. Β
XI = = = = = = = =
urgermanisch und so fort, weiter und vieles andere vor Christus vergleiche vulgärlateinisch westfälisch zum Beispiel
Verzeichnis der Mitarbeiter Professor Dr. Wolfgang A 1 y , Freiburg i. Br. Professor Dr. Walter A n d e r s o n , Dorpat. Dr. Hanns B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Basel. Privatdozent Dr. Otto Β a s 1 e r , Berlin. Professor Dr. phil. et theol. Karl B e t h , Wien. Dr. phil. et. jur. Marianne B e t h , Wien. Studienrat Dr. Fritz Β o e h m , Berlin. Lizenziat Dr. L. F . Werner B o e t t e , Marburg a. L. Professor Dr. Ludwig D e u b η e r , Freiburg i. Br.-Berlin. Professor Dr. Franz D o r n s e i f f , Greifswald. Professor Dr. F. E c k s t e i n , Freiburg i. Br. Professor Dr. Hans F e h r , Bern. Professor Dr. Eugen F e h r 1 e , Heidelberg. Herbert F r e u d e n t h a l , Hamburg. Dr. Paul G e i g e r , Basel. Professor Dr. V. G e r a m b , Graz. Professor Dr. Emil G o l d m a n n , Wien. Paul G r o t h , Greifswald. Professor Dr. Hermann G ü η t e r t , Heidelberg. Professor Dr. Artur H a b e r l a n d t , Wien. Professor Dr. J. W. H a u e r , Marburg a. L. Dr. Kurt H e c k s c h e r , Hannover. Landesgerichtsdirektor Dr. A. H e l l w i g , Potsdam. Professor Dr. Karl H e l m , Marburg a. L. Professor Dr. Hugo Η e ρ d i η g , Gießen. Professor Dr. Ludwig H e r o l d , Karlsbad. Professor Dr. E. H o f f m a n n - K r a y e r , Basel. Professor Dr. R. H ü n n e r k o p f , Heidelberg. Pfarrer Dr. A. J a c o b y , Luxemburg. Professor Dr. Gustav J u n g b a u e r , Prag. Professor Dr. R. F. Κ a i η d 1, WaltendorfGraz. Dr. Bernhard K a r l e , Donaueschingen. Professor Dr. A. K l e i n , Waltendorf-Graz. Dr. Kurt K l u s e m a n n , Waltendorf-Graz. Dr. Bernhard K u m m e r , Leipzig. Dr. Johannes Κ ü η ζ i g , Freiburg i. Br. Dr. F. L ü e r s , München. Piivatdozent Dr. Lutz M a c k e n s e n , Greifswald. Dr. med. Alfred M a r t i n , Nauheim. Dr. Carl M e η g i s , Karlsruhe.
Studienprofessor Dr. Heinrich M a r ζ e 1 1 , Günzenhausen. Kurt M e s c h k e , VOM., Greif swald. Privatdozent Dr. Karl M e u 1 i , Basel. Direktor Dr. H. M ö t e f i n d t , Beuthen O.S. Studienprofessor Dr. Walther M ü l l e r - B e r g s t r ö m , Ettenheim. Professor Dr. Hans N a u m a n n , Frankfurt a. M. Dr. Ida N a u m a n n , Frankfurt a. M. Dr. F. O h r t , Kopenhagen. Studienrat Professor Dr. Karl O 1 b r i c h , Breslau. Professor Dr. F. P a n z e r , Heidelberg-Berlin. Dr. Adelgard P e r k m a n n , Wien. Dr. Will-Erich P e u c k e r t , Breslau. Professor Dr. F. P f i s t e r , Würzburg. Professor Dr. F. R a n k e , Königsberg. Professor R. R i e g l e r , Klagenfurt. Dr. Oskar R ü h l e , Tübingen. Professor Dr. Paul S a r t o r i , Dortmund. Professor Dr. Isidor Scheftelowitz, Köln. Dr. Harry S c h e w e , Freiburg i. Br. R u t h S c h m e k e l , Greif swald. Professor Dr. E. S c h n e e w e i s , Belgrad. Dr. Α. M. S c h n e i d e r , Kaplan, ζ. Ζ. Rom. Dr. Rosa S c h ö m e r , Wien. Dr. Marianne S c h u s s e r , Wien. Dr. Erich S e e m a n n , Freiburg i. Br. t Dr. med. S. S e l i g m a n n , Hamburg. Professor Dr. Th. S i e b s , Breslau. Professor Dr. S. S i n g e r , Bern. Professor Dr. A. S ρ a m e r , Dresden. Professor Dr. W. S t a m m l e r , Greifswald. Dr. Victor S t e g e m a n n , Heidelberg. Privatdozent Dr. Walter S t e 11 e r , Breslau. Professor Dr. E. S t e m p l i n g e r , Rosenheim. Professor Dr. R. S t i i b e , Leipzig. Professor Dr. Archer T a y l o r , Chicago. Karl-Albrecht Τ i e m a η η , Greif swald. Professor Dr. A. W e b i n g e r , WaltendorfGraz. Professor Dr. O. W e i n r e i c h , Tübingen. Privatdozent Dr. Lily W e i s e r , Wien. Professor Dr. A. W i r t h, Dessau. Professor Dr. A. W r e d e , Köln.
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2. In der V o l k s m e d i z i n finden der Α. und seine Teile nicht selten Verwendung. Pferden lasse man gegen Bauchschmerzen „einen lebenden A. in den Hals laufen, so kreucht er ganz wieder h e r a u s " u ) . Zur Förderung des Geschlechtstriebs läßt man eine Kuh einen lebendigen A. verschlucken 12 ). Sein B l u t wird gegen Warzen 13 ), Hühneraugen 14), Krämpfe 16 ), Bauchgrimmen 16) verwendet und vertreibt Feuermäler 17) ; es wird aber auch als augenschädlich bezeichnet (s. Anm. 6). Ein in Branntwein oder Wein ersäufter A. kuriert Trunksüchtige für immer, wenn man ihnen von
3
Aal
dem T r a n k zu kosten g i b t 1 8 ) . Der S u d v o n seinem F l e i s c h ist gut gegen A u s zehrung 18 ). A l s besonders w i r k s a m aber wird sein F e t t angesehen: Schwerhörigkeit wird durch E i n t r ä u f l u n g e n in das Ohr gebessert *"), Augenleiden, W u n d e n und H ä m o r r h o i d e n geheilt, H a a r und H a u t f a r b e g e k r ä f t i g t 21 ), durch das F e t t der L e b e r ein F r e m d k ö r p e r aus dem A u g e entfernt 22 ). Die L e b e r ist fördernd bei S c h w e r g e b u r t e n M ). D e m gleichen Z w e c k dient die G a l l e ; ferner ist sie g u t gegen A u g e n - (vgl. Fisch) und Gehörleiden, Gelbsucht und S c h l a f l o s i g k e i t M ) . Die H a u t , einer S c h w a n g e r e n u m den L e i b gelegt, g i b t ihr K r a f t einer W ö c h n e r i n pulverisiert eingegeben, beschleunigt sie die N a c h g e b u r t M ), auf e i n g e k l e m m t e B r ü c h e gelegt und um ein v e r r e n k t e s oder schmerzendes Glied g e w u n d e n oder darauf gebunden, beseitigt sie den S c h a d e n 2 7 ) , u m den A r m gebunden stillt sie Nasenbluten unter den K o p f gelegt heilt sie ein an Gichtern e r k r a n k t e s K i n d ; als S t r u m p f b a n d getragen ist sie gut gegen K r a m p f 30 ). W a r z e n bestreiche m a n mit der S c h n i t t f l ä c h e eines A . k ο ρ f s und v e r g r a b e diesen; w e n n er verwest, verschwinden sie 3 1 ). Zerkleinert m a n einen halben A . s c h w a η ζ und g i b t ihn einer K u h zu fressen, so b e k o m m t sie reichlich M i l c h 3 2 ) . Fieber k a n n auf den A . übertragen werden, indem m a n die K r a n k h e i t auf ein P a p i e r schreibt und dieses ins W a s s e r w i r f t 33 ), oder die Nägelabschnitzel werden in einem L e i n w a n d s ä c k c h e n einem l e b e n d e n A . an den Hals gebunden und dieser wieder ins W a s s e r geb r a c h t 34 ) ; ein lebender Α . , d e m Menschen auf den B a u c h gelegt, zieht K o l i k an (s. Fisch) 38 ). L ä ß t m a n einen A . in der H a n d totlaufen, so gewinnt die H a n d eine besondere H e i l k r a f t (Holst.) 3 6 ). V o n einem K r a f t m e n s c h e n s a g t m a n in Schleswig, er habe v o n dem großen A . gefressen 37 ). Ein K r a n k h e i t s s e g e n in K ö p e r i t z (Ruppin) l a u t e t : Der S c h w a m m und der A . / Gingen beide zur W a h l ; / D e r A . gewann, / U n d der S c h w a m m verschwand 3 8 ). n) D r e c h s l e r 2, 115; G e s n e r Fischb. 179 a. u ) M e η s i η g Schlesw.-H. Wb. 1, 3. l a ) J ü h 1 i n g 20; S e y f a r t h 295(1787);
4 Bartsch 2, 120. " ) B a r t s c h ebd. 15 ) BlPomVk. 7, 19. » ) J ü h l i n g 17 (η. G e s n e r , 16. Jh.). " ) BlPomVk. 7, i g ; J ü h l i n g 21; M e n s i n g Schlesw.-H. Wb. 1, 3; H o v o r k a - K r . 2, 351. 1S ) BlPomVk. 7, 19; J ü h l i n g 20; S t r a c k e r j a n 2, 174; SchwVk. 2, 78; vgl. K a m p Danske Folkeminder (Odense 1877) S. 178 und schon M e g e n b e r g 244; vgl. Vine. Bellov. 1. 17 c. 31, n. I s i d o r Et. X I I , VI, 41 ; G e s n e r Fischb. 179a. " ) J ü h l i n g 17 (n. G e s n e r ) . M ) BlPomVk. 7, 19; J ü h 1 i n g 17 (n. G e sn e r ) ; M e g e n b e r g 244 (vgl. schon Vine. Bellov. 1. 17 c. 31). a i ) J ü h l i n g 17—19; G e s n e r I.e. M ) J ü h l i n g 20. »») E b d . ; H ö f 1 e r Organotherapie 191. " ) Ebd. 226; J ü h l i n g 18—20. 145. 150. 211; L a m m e r t 91, 231. t 25 ) Alemannia 12, 82. " ) J ü h l i n g 20. » ) E b d . 20. 21; SAVk. 4, 5; 8, 151; ZfrwVk. 1,198; K n o o p Tierw. 59; M e i e r Schwaben 514; M e n s i n g Schl.-H. Wb. 1, 3; F o g e l Pennsylv. 269. 297. 328; S c h m i d t Kräuterb. 50; D i r k s e n Meiderich 47; ZfVk. 4, 325: die A.-haut muß bleiben, bis sie von selbst abfällt. Bemerkt man das, so darf man nicht dergleichen tun. 28) F o g e 1 Pennsylv. 301. »») M e y e r Bad. 41. *>) S t o l l Zauber gl. 46; Z a h l e r 39; vgl. ZfVk. 24, 299 (1612). 31 ) M e n s i n g 1 , 3 ; ZfVk. 8, 199. 32) BlPomVk. 7, 20; ZfVk. 8, 175 (Vielleicht, weil nach dem Volksglauben im Schwanz die Lebenskraft des A.s sitzt, S é b i l l o t 3, 340). " ) S t r a c k e r j a n 1, 82. M ) A g r . v. N e t s s t e s h . 1,228. ) H o v o r k a - K r o n f e l d ι , 3. " ) M e n s i n g 1 , 3 . 3 ') Ebd. ae ) ZfVk. 8, 57· 3. V o n s o n s t i g e m A b e r g l a u b e n w ä r e zu nennen, daß, wer einen weißen A . fange, die G a b e der W e i s sagung e r h a l t e 3 9 ) , ebenso wer das Herz eines A . s w a r m esse 40 ) ; vogelsprachek u n d i g wird m a n nach einer niedersächs. Sage durch den G e n u ß eines weißen A . s 4 1 ) ; wer einen A . auf dem L a n d e erblicke (s. 0.), müsse sterben (Posen); auch k ö n n e der A . einen badenden Menschen erdrosseln ( P o s e n ) 4 2 ) . In der Sommersonnenwende soll m a n keinen A . essen 4 3 ). 3») ZfEthn. 15, 101. « ) W o l f Beitr. i, 249 (Frankr.). 41) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 50. 338. " ) K n o o p Tierw. 1. " ) H ö f 1 e r Organoth. 150.
4. S a g e n berichten v o n dämonischen, riesigen 44 ), oder v o n Unheil v e r k ü n d e n den A . e n 4 5 ) (s. Fisch). Gesner 4 6 ) berichtet, d a ß im Genfersee w e n i g A . e seien, weil sie „ v o n einem Bischoff Guilielmus g e n a n n t m i t beschweerung oder f l u c h v e r t r i b e n / also die sag i s t " .
Aalraupe—.•Abaddon
5
" ) BlPomVk. 7, 21; M a n n h a r d t Germ.
Mythen 82 A. 1.
") S t r a c k e r jan
1,44;
K u h n u. S c h w a r t z 293. *·) Fischb. 177b. 5. Der A . ist Symbol des P h a l l u s 47 ). Über den A . bei exotischen Völkern s. Hastings I, 514 a. " ) G u b e r n a t i s Tiere 600 ff. Hoffmann-Krayer. Aalraupe (Aal-) Quappe, Quakaal, Rütte, Drüsche, Trische, Rufurken, Rufolk, lat. Iota vulgaris, bei G e s η e r mustela fluviatilis. V o l k s m e d i z i n i s c h braucht man im K t . S c h w y z die A . gegen Gelbsucht: „ K a u f ein lebendige Drischen, wie man dir solche bietet (d. h. ohne zu feilschen), red nichts in, dann wann du abends gehn schlafen geist, so leg dise Drischen in ein Duch eingewunden über den Magen, lass sei (sie) druff sterben, so wird die Drischen ganz gelb." *) (s. Fisch 4). Der erzgebirg. Magister L e h m a n n nennt es „ a l t vettelische Lappalien", wenn man einer A. den Kopf abbeiße, ihn dörre, pulvere und dem Kindlein vor der T a u f e eingebe, um es „ f ü r den Fresel" zu bewahren" 2 ). Das F e t t der Leber ist gut gegen Augenleiden 3) (s. Fisch 4), und nach Konr. G e s η e r „soll das Mäglin der Trüschen ein herrliche k r a f f t haben wider alle Krankheiten der Mutter (Gebärmutter) der Weiber, insonderheit soll er, im Tranck gegeben, die Nachgeburt gewaltig treiben, auch das Bauchgrimmen hinn e m m e n " 4 ). Eine A . in der Tasche getragen (?), schützt vor Geldmangel (Schweinfurt) 5 ). >) SAVk. 15, 177 (17. Jh.). η S e y f a r t h Sachsen 298. 3) K ö h l e r Voigtl. 353; C. G e s n e r Fischbuch (1598) 1 7 4 b ; H ö f 1 e r Organoth. 190. 4) Fischbuch 1. c . 5 ) Z f V k . 5,
415.
Hoffmann-Krayer.
A a s , Tierleichnam. W e n n Kinder unversehens einem A . begegnen, spucken sie dreimal darauf und schreien: „ P f u i Teufel! daß m a i Vatar und Muatar itt raidig w ë a r e t " 1 ) . „ D e r v e l d t b a u " (Straßburg 1556, buch 15, cap. 1) erzählt nach Varrò r. r. 2,5, wie aus dem faulenden Fleische eines toten Stieres Bienen entstehen. Nach dem Gl. Salom. entstehen aus dem faulen Fleische der Esel Wespen, aus dem der Maultiere Drohnen, aus dem
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der Pferde Hornissen, aus dem der Kälber Bienen (s. d.) 2). In einigen Orten der Rheinprovinz nagelt man dem Schnitter der letzten Halme den K a d a v e r irgendeines kleinen Tieres an die W a n d seines H a u s e s 3 ) . L e g t man im Voigtlande ein Stück Luder unter die Stallschwelle, so ist kein Pferd aus dem Stalle zu bringen 4 ). H a t ein Obstbaum wenig Früchte getragen, so legt man einen A.knochen in seine A s t e ; dann schämt er sich und trägt im folgenden Jahre reichlicher 6 ). Stört man den wilden Jäger (s. d.) auf seiner Fahrt oder erzürnt man ihn gar, so wirft er ein S t ü c k A . herab, das nur durch ihn selbst wieder abgeholt werden kann oder mit Hilfe des Scharfrichters verbannt werden muß 6 ). S. a. F l e i s c h , tenknochen. ») B i r l i n g e r
Knochen,
Volksth.
1,
4
To-
ς 8 Nr. 31.
) G r i m m Myth. 3, 202; 2, 579; Diutisca 2, 194; Buch d. Richter 14, 8; P l i n i u s li, 20. 3) M a n n h a r d t Forschungen 182 2
=
Korndämonen 19. 4 ) W u 1 1 k e 267 § 392. G r o h m a η η 87.143 N r . 1050 = W u 1 1 k e
15 § 13; 427 § 669. ·) K ü h n a u Sagen 2, 453 Nr. 1053; M e i c h e Sagen 407 Nr. 535;
Wolf
Beiträge 2, 149.
Bächtold-Stäubli.
A b a , Zauberwort in der Formel : -f- A b a Aluy A b a f r o y + Agera + Procha usw. 1 ), um im Spiel zu gewinnen. ') T h i e r s I, 356.
Jacoby.
Abaddon, Fürst der Furien, der Stifterinnen des Unheils *). Die Figur des A . s t a m m t aus der Offenb. Joh. 9, 11, wo er als βασιλεύς, König, der dämonischen Heuschrecken bezeichnet wird, als Engel des Abgrunds, der hebräisch A b a d d o n und griechisch Verderber (Άραδδών-Άπολλύων) genannt ist. ist im A l t e n Testament der „ U n t e r g a n g " , das „ T o t e n r e i c h " , in der griech. Übersetzung άπώλεια, V u l g a t a : perditio vgl. Hiob 26, 6. 28, 22. 31, 12. Prov. 27, 20. Ps. 88, 12. Ps. Sal. 14, 6. 15, 10. i i . T a r g . Jon. Ez. 31, 16 2 ). Schon Hiob 28, 22 personifiziert den Α., ebenso der T a l m u d 3 ) und die Schrift de morte Josephi 23, 9 4 ) : „ D a kam A. herein und nahm die Seele meines Vaters Joseph hinweg usw.", in der A . mit dem „ T o d " wechselt. Als „ A b a t h o n " erscheint der
abbacken
7 Name neben Sabaoth tischen Zaubertext 6 ).
in einem
kop-
A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 3, n o ff. * ) H e r z o g - H a u c k 1, 14. ®) W e b e r Theol. 172. *) L a g a r d e Aegyptiaca (1883), 28. ·) Gnost. Trakt. 17 ( R o s s i Cinque manoscritti in Memor. Accad. Torino ser. 2, 43). Jacoby.
abbacken. I. Das Brot ist abgebacken 1 ), wenn die R i n d e sich von der K r u m e , „dem innern, weichen Teil des Brotes" 2), loslöst, so daß zwischen Kruste und Krume ein Hohlraum entsteht; das wird oft beim unreifen Getreide beobachtet; im Rheinland 3 ) sagt man: „de K ö s c h es a f g e b a c k e = die Kruste hat sich gelöst"; in Schleswig 4 ) heißt es: „ d a t Brood is a f b a c k t " . Das Volk führt diese unangenehme Eigenschaft des fehlerhaft gebackenen Brotes auf bestimmte Umstände zurück. Schon die Rockenphilosophie 5 ) warnt: „ S i e h t ein h u η d in den backofen, wo man backt, so wird das brot e r l ö s e t oder a b g e b a c k e n " (vgl. backen § 5). In Mecklenburg ·) darf man nicht in den Backofen blasen, wenn Brot darin ist, sonst backt es ab; in Westböhmen 7) darf man sich, während das Brot im Ofen ist, nicht auf den Backkübel setzen, sonst bekommt man abgebackenes Brot oder ,,d a 1 a i s t ' s " Brot ( = erlöstes Brot) 8). Wenn man in Mecklenburg e) „ein sogenanntes P r o b e b r o t anschneidet, um zu sehen, wie es geraten ist, so darf man die erste Scheibe nicht ganz abschneiden, sondern muß sie zuletzt abbrechen, weil das noch im Ofen befindliche Brot sonst abbackt; oder man macht auch vorher drei Kreuze darüber." In Schleswig 1 0 ) hat die „Aufschlägerin" ihre S e e l e ins Brot gebacken, wenn es abgebacken ist; auch gilt besonders in Südschleswig u ) abgebackenes Brot als üble Vorbedeutung. Auch in Schlesien sucht man zu vermeiden, daß das Brot erlöst wird: man streut Salz k r e u z w e i s e über den Teig; wird es erlöst, so stirbt jemand in der Familie 12 ). Meistens ist das Brot, das Löcher hat, mit abgebackenem identisch, besonders in Mittel- und Süddeutschland, wo man den Begriff und das
8
Wort „ a b b a c k e n " nicht kennt. In Schleswig-Holstein 1 3 ) sagt man allgemein, der Bäcker habe seine Seele ins Brot gebacken, wenn ein Loch darin ist; sonst hört man auch 1 4 ) : der Bäcker ist durchgekrochen, eine Maus ist durchgekrochen oder der Bäcker ist mit seiner Frau „hindurchgeschlupft" 1 5 ) (Heidelberg). Ahnlich wie in Schleswig das A. des Brotes, ist sonst das Vorkommen von Löchern ein schlimmes Omen: es wird jemand krank le ), oder es gibt Trauer in der Familie " ) . *) G r i m m DWb. 1, 1 1 ; F r i s c h b i e r Preuß. Wb. I, 4. Dagegen: F i s c h e r Schwab. Wb. χ, 4; S c h m e l l e r Baver.Wb. 1, 194—195; s ) H. P a u l DWb.3 303. ') M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 372. *) M e n s i n g Schleswig-Holstein. Wb. ι, 58; d e V r i e s en t e W i n k e l Wour· denboek der Nederlandsche Τaal I, 848—49; abgebackenes Brot heißt auch „afköstig" : M e n s i n g 1, 73; F r i s c h b i e r Preuß. Wb. ι, 4. ') G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 32; D e r s. DWb. 3, 907; D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 3 ; vgl. den Aberglauben in Frankreich, wo das Eintreten einer K a t z e in die Bäckerei als gefährlich gilt: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 99. β ) B a r t s c h Mecklenburgs, 136Nr. 595. 7 ) J o h n Westböhmen 246. e) G r i m m DWb. 3, 907. ·) B a r t s c h 2, 135. 590. 10 ) M e n s i η g 1. c. ι 207. 1 1 ) D e r s. 58. In Oldenburg bedeutet abgebackenes und querüber geborstenes Brot Unglück: S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 38. 12 ) D r e c h s l e r 2 , 1 3 . 2 0 3 . ») ZdVfVk.24 (1914), 56. 7; M e n s i n g 1, 525; vgl. G r i m m DWb. „ S e e 1 e" 25 a, γ; ebenso bei den D e u t s c h a m e r i k a n e r n : F o g e l Pennsylvania Germans 188 Nr. 916; vgl. Z i n g e r l e Tirol 57, 494. B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 7. " ) S t a u b Brot 56; Schweiz. Id. 5, 924; 16) Alemannia 33 (1905), 304. 1β) SAVk. 8, 269 Nr. 33; vgl. S. 146, 4. " ) Urquell 1 (1890), 9. Eckstein.
abbacken. II. Eine uralte volksmedizinische Heilart ist das A. K r a n k e r , vor allem skrophulöser, tuberkulöser Kinder und Rheumatiker. Bereits Bußordnungen des I i . Jahrhunderts verbieten den Müttern bei strenger Strafe, fieberkranke Kinder in den Ofen zu legen x ). Die Rockenphilosophie 2 ) schildert den Brauch ausführlich: „ S i e binden die Arme dem ohnedem schmachtenden Kinde auf eine Kuchen-Scheibe und schieben solche nach ausgenommenem B r o t e etliche Male in einen Back-Ofen, daß es nicht Wunder wäre, das Kind erstickte in der Hitze."
9
abbeißen
IO
Bei solch alt aussehenden K i n d e r n , die j m a n ihm sonst das G l ü c k a b 5 ), auf der L ü n e b u r g e r Heide v e r k ü r z t m a n ihm die das ,,Ä 1 1 e r 1 e i η " (s. d.) haben, s a g t e L e b e n s d a u e r e ) ; die ursprünglich wahrm a n den S p r u c h : „ A l t hinein und j u n g scheinlich allgemeine, heute noch f r ä n k i heraus." sche V o r s c h r i f t , d a ß die M u t t e r die NägelN o c h heute wird dieses A b - oder U m abfälle dann v e r s c h l u c k e n müsse (damit b a c k e n v o n K r a n k e n im E r z g e b i r g e vordas K i n d leicht z a h n e ) 7 ) , l ä ß t den Urgenommen. So v e r s u c h t e ein rheumatisprung dieses Glaubens e r r a t e n : er wurscher B a u e r im N o v e m b e r 1906 seine zelt in der A n s c h a u u n g , d a ß die H e x e n Schmerzen a b z u h a c k e n . E r rieb sich m i t über den G e w a l t erhalten, v o n dessen Petroleum ein und legte sich dann in den K ö r p e r oder E i g e n t u m sie e t w a s in ihre noch w a r m e n B a c k o f e n . N a c h einigen H ä n d e b e k o m m e n 8 ) . D a s b e s a g t deutS t u n d e n f a n d m a n ihn als Leiche, da er lich eine schwäbische R e g e l : kleinen o f f e n b a r durch die im Ofen sich entwikK i n d e r n werden die N ä g e l nicht abgekelnden Gase erstickt w a r 3 ). schnitten, höchstens abgebissen, sie möEinen symbolischen E r s a t z f ü r das gen sich d a m i t auch noch so sehr zermenschliche A . sehen w i r in dem sog. k r a t z e n , d a m i t die H e x e n nicht zuD a r r a b b a c k e n in manchen Gegenk o m m e n . ®) — W e r die Nägel einer L e i c h e den Preußens. Drei D o n n e r s t a g e hintera b b e i ß t , befreit sich v o n einem unheileinander und z w a r bei a b n e h m e n d e m baren U e b e l 1 0 ) (s. Leiche). — A b e r auch Mond nach S o n n e n u n t e r g a n g k n e t e t man sonst findet sich das A . an Stelle des A b einen Teig, f o r m t daraus 3 B r o t e und schneidens: Gegen Z a h n w e h b e i ß t man b ä c k t sie im B a c k o f e n . W ä h r e n d d e s s e n einer M a u s den K o p f a b 1 1 ) . W e n n ein geht ein anderer ums H a u s und f r a g t beim K i n d die Z ä h n e schwer b e k o m m t , m u ß Küchenfenster: „ W a s b a c k s t ? " Antj e m a n d einer lebenden Maus den K o p f a. w o r t : „ I c h b a c k e dem (der) Ν. N. die Der K o p f wird dann in ein S ä c k c h e n geDarre ( = A b z e h r u n g ) a b . " J e n e r : „ B a c k , n ä h t und dem K i n d e u m g e h ä n g t . In jeB a c k ! " D a s geschieht dreimal und so dem Orte u m L a n d s h u t f i n d e t sich leicht noch an zwei folgenden D o n n e r s t a g e n . eine Person, die gegen ein kleines TrinkJ e d e s m a l werden die g e b a c k e n e n B r o t e geld einer Maus den K o p f a. 1 2 ). D a s in ein fließendes W a s s e r geworfen 4 ). Z a h n e n wird auch erleichtert, w e n n m a n s. a. T r a n s p l a n t a t i o n , b a c k e n 2. einer Maus den S c h w a n z a b b e i ß t und ihn 2 ') F r i e d b e r g Bußbücher 28. 90. ) ï , dem K i n d e u m h ä n g t 1 3 ) . Die R o c k e n 123. 3) H e 11 w i g Abergl. 55; Ders. Das philosophie w e i ß zu berichten, daß, wer ,.Backen" von Kranken: Arch. f. Kriminalanthrop. 28, 360. *) F r i s c h b i e r Hexeneine abgebissene M a u l w u r f s p f o t e bei spr. 43. Stemplinger. sich trägt, wohlfeil k a u f t und teuer verk a u f t 1 4 ) (s. a. A a l r a u p e , M a u l w u r f , Maus). abbeißet! (im Gegensatz zu abreißen, — P f l a n z e n , die man f ü r gewisse Z w e c k e abschneiden) (s. d.) der Fingernägel kleiv e r w e n d e n will, müssen ebenfalls abgener K i n d e r w i r d v i e l f a c h g e f o r d e r t : „ V i e l e bissen werden. Gegen F i e b e r geht m a n in g l a u b e n , " schreibt J . A l b e r t Conlin in W e s t f a l e n v o r S o n n e n a u f g a n g zu einem seinem . A b e r g l ä u b i s c h e n Narren' (1710), K i r s c h b a u m und beißt, r ü c k w ä r t s ge„ d e r kleinen K i n d e r ihre Nägel müssen w a n d t , indem m a n den N a m e n Gottes ausz u m erstenmal (oder im ersten Lebensspricht, die K n o s p e n a b 1 5 ) . I m B ö h m e r jahr) v o n der M u t t e r abgebissen werden, w a l d s t e c k t m a n j u n g e n Ochsen, die am sonst lernen sie s t e h l e n . " Dieser G l a u b e F a s t n a c h t d i e n s t a g z u m ersten Male eingeist außerordentlich w e i t v e r b r e i t e t s p a n n t werden, zwei Ä h r e n in das Joch, auch die Chemnitzer R o c k e n p h i l o s o p h i e welche sich an e i n e m H a l m e b e f i n d e n ; kennt ihn s ). D a und dort ist vergessen d a d u r c h w e r d e n sie k r ä f t i g z u m Ziehen. worden, weshalb m a n sie a. m u ß 3 ), oder Der H a l m darf aber nicht abgerissen, die B e g r ü n d u n g ist eine andere: in der sondern m u ß abgebissen werden l e ). N a c h W e t t e r a u b e k o m m t das K i n d sonst einem Berichte aus P a t s c h k a u (Kreis N a g e l w u r z 4 ) , im Erzgebirge schneidet
II
abbeten—abbinden
Neiße) müssen die Kirschenzweige, die man am Andreastag ins Wasser stellt und die an Weihnacht blühen sollen (s. Barbarazweig), unter strengem Stillschweigen abgebissen und nach Hause getragen werden 17 ). Seltsam ist der Aberglaube der Rockenphilosophie (317 Nr. i), wonach „in der Mitternacht vor St. Johannistag der T e u f e l s a b b i ß an der mittleren Wurzel nicht stumpf sei, sondern eine ganze Wurzel gerade in die Erde habe, weil zu solcher Zeit der Teufel (als welcher denen Menschen diese Wurzel, um ihrer großen K r a f t willen, nicht gönnet, und sie deßwegen alle abbeißet) keine Gewalt haben soll, solche abzubeißen, biß wieder nach Mitternacht, alsdenn ist keine mehr unabgebissen anzutreffen" (s. a. Teufelsabbiß) 1 8 ). — Eine Näherin, die an einem Totenhemde arbeitet, beiße j a den Faden nicht ab, sonst werden die Zähne faul und fallen aus 1 9 ) (s. Leichenkleid). Einem neu eingezogenen jungenEhepaar hielt der ersteAckerknecht ein Weißbrot zum A. hin; je nachdem der Biß ausfiel, war auch das künftige Schicksal der Ehe 20 ). — Vgl. weiter auch a b r e i ß e n , a b s c h n e i d e n §5, b e i ß e n . B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 3 9 2 ; D e r s . Volksth. I, 498 Anm. 1 ; Alemannia 27 (1900), 229; Schweiz. Id. 4, 1689; V e r n a l e k e n Alpensagen 395 Nr. 57; P a n z e r Beitrag 1, 258; P o l l i n g e r Landshut 244; ZfrheinVk. 2 (1905), 184; C u r t z e Waldeck 371 Nr. 8; D r e c h s l e r 1, 215 Nr. 244; G r o h m a n n n o Nr. 805; ZfVk. 6 (1896), 255 (Iglau); H i 11 η e r Siebenbürgen 52 Nr. 1 1 ; F o g e 1 Pennsylvania 54 Nr. 153 (wo auch englische Parallelen); M e y e r Aberglaube 219; ZfdMyth. 2 (1854), 420 Nr. 3 1 ; ZfVk. 14 (1904), 429 Nr. 5; W u t t k e 392 § 600. s) Rockenphilosophie 33 Nr. 2 3 , = G r i m m Mythol. 3, 435 Nr. 23. s) SchwVk. 10, 4; Birlinger Volksth. I, 498 Nr. 32 ; A η d r e e Braunschweig 292; S c h r a m e k Böhmerwald 257; G r ü n e r Egerland 40. ') W u t t k e 392 § 600. ") Ebd. «) Κ ü c k 8. ') W u 1 1 k e 392 § 600. 8) H a l t r i c h Siebenbürgen 3 1 3 f.; Germania 26 (1881), 205; M ü l h a u s e 8. ') B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 239. 10 ) W u t t k e 463 § 733. " ) Pollinger Landshut 285. 12 ) Ebd. 291. " ) Ebd. 285; vgl. 14 W u t t k e 393 § 602. ) G r i m m Myth. 3, 443 Nr. 261. " ) K u h n Westfalen 2, 205 :0 Nr. 581. ) S c h r a m e k Böhmerwald 240. " ) Κ ü h η a u Sagen 3, 35. 1β) Vgl. auch G r i m m Myth. 3, 440 Nr. 189. " ) K u h n Westfalen 2, 53 Nr. 1 5 1 . M) S t r a c k e r j a n I, 105 § 1 1 8 ; 2, 224 § 475. Bächtold-Stäubli.
12
abbeteil. A. kann man eine Krankheit, die man als Folge des Anwünschens und der Hexerei oder als durch Geister hervorgerufen betrachtet, dadurch, daß man Zaubersprüche und Gebete darüber spricht. Der Ausdruck ist weit verbreitet x ). Auch der Ausdruck V e r b e t e n kommt vor 2). S. K r a n k h e i t , Gebet, Zauberformel. *) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 403. 724 ; R o s e g g e r Steiermark 6 9 ; Pollinger Landshut 290. 293 f.; SchwVk. 10, 3; ZföVk. 9 (1903), 2 1 2 ; WZfVk. 31 (1926), 51 ff. >) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 500. Pfister.
abbilden s . B i l d ,
Photographie.
abbinden (abschnüren). Das A. ist eine chirurgische Operation, die auch in der heutigen Medizin noch angewendet wird 1 ). Im Volksbrauch ist es aber meist entweder mit abergläubischen Handlungen verbunden oder bedeutet eine ganz andere nicht mechanische Handlung, a) Warzen werden abgebunden, indem man sie mit einem Faden oder einem Roßhaar umwindet und durch allmähliches Zusammenziehen entfernt 2 ). In Sachsen bindet man mit einem Seidenfaden ab und wirft ihn dann rückwärts fort 3 ) ; man tut dies, während die Glocken zu einem Begräbnis läuten und spricht: „ S i e läuten einer Leich, Meiner Warze zugleich" 4 ); um Landshut macht man darauf so viele Knoten in den Faden, als man Warzen hat und vergräbt ihn oder das Roßhaar unter die Dachtraufe 6 ). b) Krankheiten werden „abgebunden", bei denen eine mechanische Abschnürung nicht möglich ist. So umbindet man einen „übertretenen" Fuß mit einem Faden roter Seide, worauf man alsbald von den üblen Schmerzen befreit sein soll®). Den Wadenkrampf beseitigt man, indem man einen hohlen Schlüssel an die Wade oder Kniekehle hält und einen Schwefelfaden um das Bein bindet 7 ). Nasenbluten hört auf, nachdem man den kleinen Finger der linken Hand mit einem Zwirnsfaden fest umwickelt hat 8 ). Auch Wunden werden abgebunden. Zunächst spricht man dreimal den Spruch: „ D i e Wunde verbinde ich in drei Namen 1 1 1 » daß du an dich nimmst Gliedmaßen, Ge-
Abbiß·I—Abc
13
schwulst und Eiter und Alles, was die Wunde schaden m a g " usw., dann fährt man mit einem Faden dreimal um die Wunde herum, legt den Faden gegen die rechte Ecke (?) gegen die Sonne und spricht: „Ich lege dich daher im Namen Gottes und f 1 1 " u s w · ')· Gegen Halsgeschwulst empfiehlt die Rockenphilosophie (385 Nr. 31) stillschweigend in die Mühle zu gehen, ein Band von einem Sacke zu stehlen und um den Hals zu binden 10 ), und Magister Lehmann überliefert aus dem 17. Jh., daß man „wider das Schwinden eine Mauß unangegriffen fangen, einen Faden mit der Nadel durch ihre Augen ziehen und diesen um das schwindende Glied binden" müsse 1 1 ). Das A. berührt sich in diesen Fällen stark mit dem Binden überhaupt und dem Bannen durch das Umbinden. — c) Schließlich werden als A. auch Heilhandlungen bezeichnet, die mit dem eigentlichen Abschnüren gar nichts mehr zu tun haben. Der Fieberkranke geht zu einem Baum und bindet unter gewissen Formeln ein Strohseil um den Stamm, dadurch wird das Fieber gefesselt; wer das Seil wieder abbindet, bindet auch das Fieber wieder los und erhält es selbst 1 2 ). Oder er wickelt einen blauen Wollenfaden neunmal um eine Zehe des linken Fußes und trägt ihn neun Tage daran, dann geht er vor Sonnenaufgang stillschweigend an einen Holunder- oder Fliederstrauch, bindet ihm den Faden um und sagt: Goden Abend, Herr Fleder, Hier bring' ik min Feber, Ik bind' em Di an Und gah davan 13 ).
In anderer Form findet sich dieses Fieberabbinden (ebenfalls als „Abbeten, Ablaufen" bezeichnet) in Belgien: fieberkranke Männer binden sich mit einem Strohseil fest um einen Obstbaum, reißen sich dann mit großer Anstrengung los und laufen unter Hersagung abergläubischer Gebete möglichst schnell nach Hause 1 1 ). Auf der Lüneburger Heide wird auch das Gliederreißen abgebunden. Man legt einen Tannenzweig um den Arm oder das Bein und spricht leise: ,,Ic.h binn di an, nimm mi dat a f " usw.
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Das muß dreimal nach Sonnenuntergang geschehen, am Dienstag, Donnerstag und Samstag und in den beiden folgenden Wochen wiederholt werden 1 5 ). S. ü b e r t r a g e n , vergraben, v e r p f l ö c k e n usw. der Krankheit. *) M e y e r Konvers. Lex. s. ν. 2) Η ο ν o r ka-Kronfeld 2, 879; D W B 1, 1 3 ; Schweiz.Id. 4, 1 3 4 5 ; P o l l i n g e r Landshut 279; F o g e l Pennsylvania 3 2 1 Nr. 1703 f. 3 ) S e y f a r t h Sachsen 234. *) Ebd. 214. 234. 6 ) P o l l i n g e r Landshut 289. ·) S e y f a r t h Sachsen 234. 7) Ebd. 8) K ö h l e r Voigtland 350 = S e y f a r t h 234. ") S e y f a r t h 2 3 5 l0 ) Vgl. ebd. 235. " ) Historischer Schauplatz . . 901 = S e y f a r t h 235. 12 ) W u 1 1 k e 328 § 488, wo auch noch weitere Beispiele ; Schweiz Id. 4, 1345. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 878 f. " ) W o l f Beiträge 1, 2 1 9 Nr. 256. " ) K i i c k Lüneburger Heide 8 Anm. 2; vgl. auch B a r t s c h Mecklenburg 2, 320 f. ; ZfVk. 13 (1903), 67. Bächtold-Stäubli.
Abbiß s. T e u f e l s a b b i ß . Abboth, Zauberwort. Steht auf einem Lederfleck in folgender Form: ,,K"On Abboth dabat. Von Gott" Die hebr. Buchstaben bedeuten wohl Knai = J"nïn „Ausspruch, Formel". Auch A. wird hebräisch und Hoheitsplural sein: Π13Κ „Väter = Vaterschaft" für „ G o t t " 2 ) . In einem koptischen Zaubertext findet sich ein Engelnamen „Abôthêl" 3), d. h. wohl „Vaterschaft Gottes". Das Ganze würde also lauten: „Formel. Gott (hebr.) hat (es) gegeben (latein.). Von Gott (deutsch wiederholt)". *) S e y f a r t h Sachsen 1 5 7 . ·) G e s e nius-Kautzsch Hebräische Grammatik (1881), 248. ') Turiner gnost. Traktat f. 19 in Rossi Cinque manoscritti, Memor. Accad. Tor. ser. 2, 43. Jacoby.
A b c . I. E r l e r n u n g . An die Alphabetreihe knüpft sich mannigfacher Aberglaube und sonst für den Volkskundler Belangreiches. Das Alphabet enthält die Zeichen für alles, was in Wort und Schrift mitgeteilt werden kann, und so ist seine Erlernung ein wichtiger Schritt. Daher sucht man auf zauberische Weise nachzuhelfen. Die badische Mutter verhackt die Buchstaben des großen und kleinen Alphabets ganz fein mit einem Karfreitagsei und gibt es vor dem ersten Schulgang (beim Beginn des neuen Schuljahres an Ostern) dem Knaben zu essen.
15
Abc
damit er lernkräftig werde In Langenbach bei Vöhrenbach wird dem Neugeborenen mit dem ersten Papp (Mus) das „ A b c îgstriche", denn die Mutter hat einen mit dem Abc beschriebenen Zettel darin gekocht 2 ). In Crailsheim in Württemberg gibt man dem Kind drei Buchstaben in den Brei oder in eine Eierspeise, damit es gescheit wird®). Wir kennen ähnliche neugriechische Zauberrezepte 4) : in Sizilien legt man dem Neugeborenen ein Abizzé in die Wiege 5 ); aus dem römischen Altertum kennen wir den Brauch, den Kindern zum Erleichtern des Alphabetlernens Kuchen zu geben, was wahrscheinlich auch in diesen Zusammenhang gehört e ). Nach einer altirischen Lebensbeschreibung des hl. Columba hat diesem sein Lehrer das Alphabet auf einen Kuchen geschrieben. Columba verzehrte dann die eine Hälfte für das Land im Osten, die andre für das Land im Westen des Meeres, was auf seine Missionstätigkeit gedeutet wurde. Durch das Verschlucken des Abc-Kuchens lernte aber Columba ganz von selbst das Lesen 7 ). In alter Zeit waren in Deutschland Schultafeln aus Lebkuchenteig sehr verbreitet, auf denen die Buchstaben in einem dem römischen Metallspiegel ähnlichen Rahmen dargestellt waren 8 ). Auch im jüdischen Schulunterricht ist ein ähnlicher Brauch belegt (seit dem ι I.Jahrhundert): Der Lehrer nahm eine Tafel mit den vier ersten und den vier letzten Buchstaben des Alphabets 9 ) sowie einigen Bibelversen. Der Schüler mußte die Buchstabennamen nachsprechen und die mit Honig bestrichene Tafel ablecken, um so die Süssigkeit der Lehre zu empfinden 1 0 ). ') M e y e r Baden 109; D e r s. Germ. s Myth. 310; H ö f 1 e r Ostern 17. ) M e y e r 3 Baden 16. ) B o h n e n b e r g e r Nr. i, 18. *) D o r η s e i f f Alphabet 20. ') E b d . 7 7 .
·) Ebd. 17; Β e c k e r in Philol. 76 (1920), 234. ') A η d r e e in ZfVk. 15 (1905), 95. β) H ö f 1 e r Weihnacht 34. ») Zur Erklärung dieser Reihenfolge D o r n s e i f f Alphabet 136. 10 ) L e w y in ZfVk. 15 (1905), 181; D o r n s e i f f Alphabet 171.
2. D i e h e r g e s a g t e u n d h i n g e s c h r i e b e n e Al ρ h a b e t r e i h e a l s Z a u b e r . Das Hersagen des Abc
ιό
ist eine Art Zählen. Daher machen sich die Kinder als Abzähltext aus dem Alphabet, das sie j a alle gut auswendig können, eine Folge von Worten zurecht, deren Anfangsbuchstaben die Alphabetreihe darstellen. Das kann dann wie eine Anhäufung von Schimpfwörtern aussehen: Adler, Bendling, C-Fleisch, Dordreck, Eierfresser, Fettgans (Fingerlecker), Grünes Gras usw. (aus Lauenburg in Pommern), oder wie eine Reihe von Personennamen : Anna Boyken, Christian Doyken, Erkel Fredden usw. (aus S y l t ) u ) . Das schnelle Hersagen des Alphabets gilt als Heilmittel gegen den Schlucker. 3 2 ). Aus dem Altertum ist das Alphabet — in ebenso unmagischer Weise — als Mittel gegen Jähzorn überliefert 1 3 ). Von der Lust am Hersagen der Alphabetreihe und aus einem gewissen Glauben an ihre zwingende Macht stammt ferner die Verwendung'des Alphabets als A k r 0s t i c h i s in beliebten Kirchenliedern, die ihrerseits wieder nur die letzten Ausläufer einer sehr alten Tradition im jüdischen und griechisch-byzantinischen Altertum sind 14 ). Die ganze hingeschriebene Alphabetreihe gilt als zauberkräftig. In der Umgegend von Graudenz gibt man neun Tage lang dem Beschrieenen in einem Stück Brot Asa foetida und die 25 Buchstaben des Alphabets. Dann betet man jedesmal: Jesus Christus Ueberwinder, wende ab den Teufelsfluch 1 5 ) ! Um einem Kinde die Gichter zu vertreiben, legt man ihm das Abc - Buch unter den K o p f 1 6 ) . Der merkwürdigste Beleg f ü r den Glauben an die Macht der Alphabetreihe ist die geltende Vorschrift der katholischen Kirche, daß bei der Einweihung einer Kirche der Bischof mit einem Stab zwei griechische Alphabete auf ein auf den Boden gestreutes Aschenkreuz schreibt. Diese Vorschrift hat in ihrem Zusammenhang mit den antiken Abc-Denkmälern Albrecht Dieterich erläutert 17 ). Auch die Worte Christi in der Offenbarung des Johannes: „ I c h bin das A und das O", legten jederzeit mystische Vertiefung der Alphabetreihe nahe 1 8 ). Die Alphabetreihe ganz oder teilweise als
Abdankung
17
Inschrift auf Glocken und auf Münzen gehört wohl in ähnliche Zusammenhänge l e ). Die Alphabetmagie und -Symbolik der Juden, wie sie in der Κ a b b a 1 a ausgebildet worden ist, stammt hauptsächlich aus der Notwendigkeit, den T e x t ihrer heiligen Schrift allegorisch auszulegen. Es hat sich da eine Reihe von Regeln der Buchstabenvertauschung entwickelt, deren W i r k u n g ab und zu auch in deutschem volkskundlichem Bereich in Betracht zu ziehen ist 20 ). Seltener wird man wohl der G e m a t r i a begegnen, d. h. der Umsetzung der Buchstaben eines Wortes in ihren Zahlenwert, den sie als Zahlbuchstaben darstellen, eine K u n s t , die Griechen und Juden schon von den Babyloniern überkommen haben 2 1 ) ; am ehesten wohl noch in der Spielerei der Chronosticha, d. h. Zeilen, in die auf diese Methode eine Jahreszahl hineingeheimnisst ist 22). ")
U r q u e l l 4 (1893), 55. 150. 260; 5 (1894),
114. 192. sei ff
lä )
Lammert
Alphabet
ligmann
ni-
")
241.
1S)
E b d . 147 f f .
Blick 1, 287. 335. 17) RhMus.
le )
Dorn15)
Se-
Rochholz (1901), 77 ff.
Kinderlied 56 = Kl. Sehr. 202 f f . 18 ) D o r η s e i f f Alphabet 122 ff. >·) Ebd. 77. ï0) Ebd. 79. 136. sl ) Ebd. 91 f f . » ) E b d . 1 1 3 ; H a l l o i n A R w . 23 (1923),
173· 3. L o s e n u n d W a h r s a g e n . Als die festgelegte Reihe sämtlicher Bestandteile der Sprache ist die Alphabetzeile ferner wie geschaffen, um beim Losen und Wahrsagen aus ihr auszulesen. In Thüringen, Schlesien, Erzgebirge, Mecklenburg schreibt die heiratslustige weibliche Jugend am Andreasabend die 24 Buchstaben des Alphabets an die T ü r und f a ß t dann mit verbundenen Augen darnach oder stößt darnach mit dem S t o c k ; der getroffene ist der Anfangsbuchstabe des künftigen G a t t e n 2 3 ) . A u c h werden die Buchstaben auf einzelne Zettel geschrieben, diese unter das Kopfkissen gelegt, und in der Nacht greift man zum gleichen Zweck darnach; auch den künftigen Beruf kann man durch solche Zettel erfahren 24). Das sind uralte Verfahren, die ihre Vorläufer im griechisch-römischen Altertum haben. Man nahm etwa ein
l8
Becken, an dessen Rand die 24 Buchstaben standen, und ließ einen an einer Schnur herabhängenden R i n g anschlagen. Oder man verwandte das sog. Hahnorakel, άλεκτρυομαντεία (s. d.). Hier bediente man sich eines Kreises mit 24 Feldern; auf jedem Felde lag ein Korn, und jedem entsprach zugleich ein Buchstabe des Alphabets. Es kam nun darauf an, welche Körner ein herbeigeholter Hahn wegpickte 2S). Oder man schrieb die Buchstabenreihe in Asche (vgl. oben über die Kirchenweihe), es kam dann darauf an, welche Buchstaben der W i n d stehen ließ (τεφρομαντεία) (s. d.) M ). Äußerst altertümlich ist auch eine Mantik, die aus Schlesien und Ostpreußen berichtet wird : man schreibt die 25 Buchstaben in der Neujahrsnacht auf einzelne Zettel und zieht drei davon ; die drei entsprechenden Verse des „Goldenen A b c " , d. h. des Liedes: „ A l l e i n auf Gott setz' dein Vertrauen", sind die f ü r das künftige J a h r bedeutsamen. Dieses alphabetisch-akrostichische Kirchenlied wird da nämlich in der genau gleichen Weise als Losbuch benutzt wie antike Losorakelgedichte, die hauptsächlich in Kleinasien auf Stein gefunden worden sind 2 8 ). Eine neugriechische Parallele bietet Pradel Gebete 14 ff. und 70: wenn man wissen will, was der T r a u m der letzten N a c h t bedeutet, so soll man den Psalter nehmen, ihn hinter sich legen, drei Vaterunser sprechen und dann das Buch öffnen. Beim ersten Buchstaben, den du siehst, beachte, was dir das Alphabet sagt (folgt eine Liste der Buchstaben mit A n g a b e ihrer Bedeutungen). — Ein andres Omen: wenn man unwillkürlich einen Vers sagt und zählt die Silben im Alphabet nach, so gibt der Buchstabe den Namen einer Person, die an einen denkt (Heidelberg) »). ") W u t t k e 233. «) Ebd.; Urquell NF. ι (1897), 7 1 ; B a r t s c h
Mecklenburg
2, 238.
**) R i e ß in Ρ a u 1 y - W i s s o w a 1, 13C3; M a n n h a r d t Korndämonen 18 Anm. 46; M e y e r Aberglaube 284; D o r n s e i f f
Alpha-
bet 154. 2·) M e y e r ebd. ") W u t t k e 242. " ) D o m s e i f f Alphabet 151. »·) Alemannia 33 (1905). 304· Dornseiff. A b d a n k u n g . Abschluß der Teufels- oder Geisterbeschwörung, durch die der Teufel
19
Abdecker
resp. Geist v e r a b s c h i e d e t , „ a b g e d a n k t " wird. V i e l f a c h geschieht es durch R ü c k wärtslesen (s. d.) der Beschwörungsform e l 1 ) . O f t sind d a z u aber auch ausführliche besondere A.s-formeln n ö t i g 2 ). ') B a u m g a r t e n A. d. Heimat i , 75 ; D e r s. Jahr u. s. Tage 17. ! ) Vgl. z. B. ZfVk. 9 {1899), 271 ; K i e s e w e t t e r Faust 408 f.; M a n n h a r d t Zauberglaube 172. Bächtold-Stäubli.
Abdecker. Die A. gehörten wie die Fahrenden und Spielleute, Bader, Müller, Leineweber, S c h ä f e r , S c h a r f r i c h t e r und Schergen z u der K a t e g o r i e der unehrlichen L e u t e , die durch ihr anrüchiges G e w e r b e der S t a n d e s e h r e f ü r ihre Person v e r l u s t i g gegangen w a r e n 1 ) . Eine Rechtsfolge dieses Z u s t a n d e s b e s t a n d darin, d a ß die A n g e h ö r i g e n solcher B e r u f e und ihre K i n d e r v o n der A u f n a h m e in andere Z ü n f t e ausgeschlossen waren. In g a n z besonderem M a ß e w a r die T ä t i g k e i t des A . s wie die des Scharfrichters, der im N e b e n a m t auch o f t das S c h i n d e r h a n d w e r k ausübte, v e r r u f e n 2 ). Diese L e u t e w a r e n v o n der S t a d t - und Dorfgemeinschaft ausgeschlossen, sie m u ß t e n abgesondert w o h n e n , und niem a n d wollte mit ihnen und ihren Dienstleuten in B e r ü h r u n g k o m m e n . N a c h den S t a t u t e n der Engelsgesellschaft in Rotweil „ s o l l kein Engelsgeselle tanzen, w o des Schinders Gesindlein t a n z t " 3 ). „ W e r dem H e n k e r und d e m S c h i n d e r a b k o u f f e t h a t S c h m a l z oder Unschlitt, dem soll die Z u n f t v e r b o t e n sein ein J a h r " 3 ). Diese G e s i n n u n g reichte a u c h noch über das G r a b h i n a u s : „ I n G u n d e l f i n g e n w o l l t e a n n o 1748 das W e b e r h a n d w e r k die v i e r aufgestellten T o t e n g r ä b e r v o m H a n d w e r k ausschließen, weil sie den W a s e n m e i s t e r zu G r a b e g e t r a g e n " 4 ). Die V e r a c h t u n g , mit der m a n den A . b e t r a c h t e t e , g i b t sich a u c h in den bösen Scheit- und S c h i m p f w o r t e n kund, die mit seinem N a m e n gebildet werden, z. B . Schindershund, -bua, -kerl, Schelmenschinder; j e m a n d einen „ S c h i n d e r heiß e n " wurde bestraft5). Der V o l k s m u n d k e n n t f ü r den A . zahlreiche B e z e i c h n u n g e n ; a u ß e r den bereits genannten z. B . Fall-, Feld-, Klee-, W a -
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senmeister, R a c k e r usw., die z. T . als D e c k n a m e n aufzufassen sind, da sie zur U m s c h r e i b u n g des eigentlichen, j e d o c h a n s t ö ß i g gewordenen N a m e n s g e b r a u c h t wurden. I m S c h e l t e n - W ö r t e r b u c h v o n Κ 1 e η ζ werden allein 23 N a m e n f ü r den A . a u f g e z ä h l t e ). Seinem verrufenen Gewerbe v e r d a n k t e er aber gewisse anatomische Kenntnisse, und durch diese, sowie durch die erz w u n g e n e A u s s c h l i e ß u n g aus der bürgerlichen Gesellschaft k a m er in den Ruf geheimer Heil- und Z a u b e r k r ä f t e 7 ) , so d a ß n i c h t nur das V o l k , sondern auch A n g e h ö r i g e höherer S t ä n d e sich gegebenenfalls mit ihren Anliegen an ihn w a n d t e n 8 ). In seinen K u r e n mischten sich, wie bei allen H e i l k u n d i g e n aus dem Volke, alte, durch viele Generationen v e r e r b t e volksmedizinische Kenntnisse u n d durch die K l ö s t e r überlieferte a n t i k e H e i l k u n s t mit abergläubischen Vorstellungen, denen aber die größte W i c h t i g k e i t beigemessen wurde. D a b e i spielt auch sein H a n d werkszeug, das Schindmesser, eine R o l l e : Kindern, welche den Gurfel (Milchschorf) hatten, m u ß t e er dasselbe zur Heilung dreimal durch den Mund ziehen, berichtet der Egerer Scharfrichter K a r l H u ß in seiner Chronik v o n 1823 9 ). Dieses Messer diente auch zur Unehrl i c h m a c h u n g beim S t r a f v o l l z u g an Personen, die sich Unterschleife öffentlicher Gelder h a t t e n zuschulden k o m m e n lassen, indem es ihnen hiebei v o m Scharfrichter unters K i n n gesetzt w u r d e 10 ). Der A . s t e c k t e es ferner demjenigen, der ihm ins H a n d w e r k gepfuscht, d. h. ein gefallenes S t ü c k Vieh selbst e n t h ä u t e t h a t t e , in den T ü r p f o s t e n , z u m Zeichen, d a ß er sich d a f ü r bei ihm lösen m ü s s e 1 1 ) . Die F i g u r des A . s tritt auch im Gefolge des Schimmelreiters beim Brechelfest in K ä r n t e n 1 2 ) und beim Faschingsrennen in K r a k a u d o r f 1 3 ) auf, die beide deutlich als F r u c h t b a r k e i t s b r ä u c h e gekennzeichnet sind. ') Materialien über A. und Scharfrichter aus süddeutschen und Schweizer Quellen gesammelt bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 441 ff. ; D e r s . Volksth. 2, 235 ff.; aus Norddeutsch-
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Abdontag—Abel
land bei Β e η e k e Von unehrlichen Leuten 167 ff. Vgl. auch F e i l b e r g Iysk Ordbog 3, 8 ff. ; Suppl. 326; H o o p s Reallexikon 4, 373. ') Vgl. S c h a r f r i c h t e r , für den in vieler Hinsicht das hier über den A. Gesagte gilt. 3) R u c k g a b e r Gesch. i, 278 ( B i r l i n g e r Aus Schw. 2,445); Rotw. Rechtsb. 1 2 7 a ( B i r l . a . a . O . ) . 4) B i r l . a . a . O . . «) A . a . O . 2, 448. ·) S. ι ff. (mit Worterklärungen). ') Volkskundeblätter aus Württemberg u. Hohenzollern 1911, 1 1 : ein alter Kleemeister versteht die Kunst des Festbannens. 8) H ö h n Volksheilkunde I, 68; F l ü g e l Volksmedizin 26; F o s s e 1 Volksmedizin 43 ; W u 1 1 k e 488 § 778. ·) ZföVk. 6, 120 u. 123; H o v o r k a u. Κ r ο η f e 1 d 2, 78 (zu „Gurfel" vgl. G r i m m DWb. 5, 2805 s. v. „Kurfes".) 10) B i r l i n g e r Aus Schw. 2, 498 Nr. 41. ») Β e η e k e Unehrl. L. 280. ») ZfôVk. 17, 148 ff. ») Sitzb. d. Anthr. Ges. Wien 1926/27, 170 ff. Schömer.
Abdontag. A m Tage Abdons, eines Märtyrers unter Kaiser Decius (30. Juli), soll man Gras schneiden, Farn ausreißen, Schilf aus den Teichen, Dornen aus den Feldern rotten *), S c h w a m m am Hause beseitigen 2), Ungeziefer vertilgen 3 ), Kugeln gießen 4). Hühneraugen, an diesem Tage geschnitten, wachsen nie wieder 6 ). Holz und Kraut, das angerührt oder leicht angehauen wird, vertrocknet e ). In allen Fällen ist der Glaube auf den A n k l a n g des Namens an „ a b t u n " zurückzuführen. Im Bergischen heißt der T a g daher ,,A b t u - T a g " ' ) . U m die Kenntnis von seinen unheilvollen Eigenschaften verschwinden zu lassen, hat man ihn „ B e a t r i x " umbenannt 8 ). J) G r i m m Myth. 3, 439 (140) ; ZfVk. 24, 12; R e i n s b e r g Böhmen 379; ZfrwVk. 11, 157. 270; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 240. 2) ZföVk. 13, 139. 3) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 283 ; W o l f Beitr. 1, 218; Ρ f i s t e r Hessen 164; ZfVk. 10, 212; ') K r o n f e l d Krieg 115. 5) ZfrwVk. 11, 157; B a r t s c h Mecklenburg 2, 294; ZfVk. 24, 12 (Vogesen). e) K n o o p Hinterpommern 175; S c h u l e n b u r g 255 ; J a h n Pommern 350. ') ZfrwVk. Ii, 270. ») J a h n Pommern 350. Sartori.
A b e k , Zauberwort zur Blutstillung: „ A . , Wabek, F a b e k " 1 ) u . a . Klangworte, von denen das erste sich wohl schon in der Formel: „Horner, larci, h a b e c h . . . Cisius. elaoro hodier laciaon Virtus coeli libera p e l l e t . . . . " gegen den „ m o r b u s comitialis" in einem Cod. Cavensis saec. X I 2 ) findet.
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*) S t e m p l i n g e r Sympathie 81 ; D e r s. Aberglaube 82; W u t t k e 171 § 230; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 371. *) H e i m , Incantamento 539 Nr. 226. Jacoby.
A b e l . I. K ö n i g oder Herzog Α., eine der vielen, örtlich und zeitlich begrenzten Substitutionen f ü r den wilden Jäger (s. d.), der als dämonische Figur älter, verbreiteter und unvergänglicher ist als jeder seiner wechselnden göttlichen oder geschichtlichen Namen. Wie K ö n i g Waldemar I. in Dänemark, jagte K ö n i g A . in Schleswig, dem Schauplatz seines Verbrechens, als wilder Jäger nach dem Glauben des Mittelalters und dem der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert 1 ) ; die historische Beziehung w a r zu dieser Zeit freilich schon lange verloren gegangen. Sein Urbild ist jener Herzog A. 2 ), Sohn Waldemars II., der am 10. A u g u s t 1250 seinen Bruder, den dänischen K ö n i g Erich Pflugpfennig, auf der Schlei ermorden ließ und der, selbst nun König, 1252 v o n den Nordfriesen erschlagen wurde. Da er als Wiedergänger umging, nahm man seine Leiche aus dem D o m zu Schleswig und versenkte und verpfählte sie in einem Sumpf bei Gottorp. V o n da aus j a g t er nun, schwarz, v o n 3 oder 10 feurigen oder weißen Rüden begleitet, nach Mösunde, wo Erich starb, und wieder zurück in den Sumpf. ') S. die älteren, noch historisch begründeten Sagen, sowie einige jüngere mit den typischen Zügen der Sagen vom wilden Jäger bei M ö l l e n h o f f Sagen Nr. 487, 488, vgl. G r i m m Mythol. 788; danach M a n n h a r d t Götter 119; W o l f Beiträge 2, 130. 137. 151; S i m rock Mythol. 198, 208; E. H. M e y e r German. Mythol. 237. Ganz willkürlich bezieht M e y e r ebda. 256 das Haferopfer auf dem Hesterberg ( M ü l l e n h o f f Nr. 490) auf König Abel. 2) Das Historische bei D a h l m a n n Dänische Geschichte 1, 403 ff. S. noch A b e l 2.
2. D e r b i b l i s c h e Abel. Das Blut A.s als mystisch-sakraler Gegenstand erscheint neben dem H a u p t Christi, dem Herz Eliä usw. in einem Tiroler Segen 3) ; doch möchte ich vermuten, daß es sich um eine Verderbnis für das in solchen Fällen viel gebräuchlichere Blut A d a m s handelt. — D a ß A. in der Vorhölle des Redentiner Osterspiels als erster
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Abend
den Schein im düstern Grund bemerkt, hängt vielleicht mit der Lehre des Epiphanius 4) zusammen, Abel sei durch das Licht der Natur selig geworden. — Das Bewußtsein von A. als dem Opfer des weitverbreiteten Brudermordmärchens s ) hat schließlich in jener oben behandelten Geschichte des Königs A. den historischen Vorgang umgekehrt, denn Dahlmann e ) kann berichten: „mir selber sind im Dome (seil, von Schleswig) Gebeine und Ketten gezeigt, einem König A. gehörig, der von seinem Bruder erschlagen sei." 3 ) ZfVk. 9 (1899), 374. ') S t o l l e Kirchenväter 337. ') Vgl. darüber G u n k e l Märchen 130. 138. ·) Dänische Geschichte 408. H. Naumann.
Abend. I. Mit der einbrechenden D ä m m e r u n g (s. d.) und dem S o n n e n u n t e r g a n g (s. d.) bildet der A. den Übergang zur N a c h t (s. d.). Ursprünglich hat man sich bei Zeitangaben wohl nur an den Sonnenuntergang allein gehalten, weshalb eine eigene Benennung für die Übergangszeit, den Α., nicht nötig war. Hiefür besitzen auch die idg. Sprachen bezeichnenderweise keinen einheitlichen, auf eine gemeinsame Urform zurückweisenden Ausdruck *), und im Germanischen kommen zwei verschiedene Wortstämme in Betracht, die nicht voll geklärt sind, aber doch im allgemeinen dasselbe wie Sonnen- oder Tagesuntergang zu bedeuten scheinen. Einerseits ahd. âband, ags. âfen, an. aptann (got. sagqs, eigentl. 'Sinken der Sonne'), andrerseits an. kveld, ags. cwyldseten (Abendsetzung), ahd. chwilti-wèrch (Abendarbeit), nhd. kilt (alem.), was wahrscheinlich 'Tod' des Tages (ags. cwelan = sterben) bedeutet 2). Als die römische Tageseinteilung von der christlichen Kirche übernommen und zu fünf Gebetszeiten (horae canonicae) umgestaltet wurde (Matutina, Tertia, Sexta, Nona, Vespera) deckte sich die Vespera (hora ves-pertina) mit der Abendzeit. Im 5. Jahrhundert schob man zwischen Matutin und Terz eine hora prima und zum Schluß des Tages die Completa oder das Completorium ein, wodurch die
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V e s p e r auf eine Stunde früher verschoben wurde 3 ). Im Laufe der Zeit verschob sie sich noch mehr gegen den Mittag zu, so daß sie vielfach ausdrücklich vom Abend unterschieden wird. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts findet man die Vesperzeit bis auf 2 Uhr nachmittags zurückverlegt, so daß damit nur mehr der Spätnachmittag bezeichnet wird 4). Das Volk, das sich ursprünglich bei seiner Tageseinteilung dort, wo von den Klöstern und Stiftskirchen die 7 Hören durch Glockenläuten verkündet wurden, nach diesen richtete, gewöhnte sich, nachdem später das A v e - M a r i a - L ä u t e n am Morgen und Α., später auch mittags, eingeführt worden war 5 ), dieses A b e n d l ä u t e n (s. d.) als den Beginn des A. zu betrachten. Es hat fast keine zeitliche Übereinstimmung mit dem Sonnenuntergang, da es gewöhnlich im Sommer um 8 Uhr und im Winter um 7 Uhr erfolgt®). Zur E r k l ä r u n g des A b e r g l a u b e n s kommen die gleichen Grundlagen und Umstände in Betracht wie bei der Nacht (s. d.). Die Eigentümlichkeit, daß dem A. auch Z u k u n f t s b e d e u t u n g beigelegt wird, erklärt sich daraus, daß er ursprünglich ein zeitlicher A n f a n g s p u n k t war, indem die nach Nächten zählende altgermanische Zeitrechnung den Tag mit dem vorangehenden A. begann 7 ), was auch bei den alten Griechen 8 ) und wahrscheinlich schon in der idg. Urzeit 8 ) üblich war. ') S c h r ä d e r Reallex. 1 ff. u. Sprachvergleichung 2, 237. 2) H o o p s Reallex. 1, 3 f.; S c h r ä d e r a . a . O . ; G r i m m Myth. 2, 624. 3) G u s t a v B i l f i n g e r Die mittelalterlichen Hören und die modernen Stunden (Stuttgart 1892) 2 ff. 4) Ebd. 54 f. 6) Ebd. 5 f. ·) G e r a m b Brauchtum 81. ') H o o p s Reallex. 1, 3 f. 8) S c h u l t z Zeitrechnung 59 f. ') S c h r ä d e r Reallex. 2.
2. Bei Durchsicht der volkstümlichen Überlieferungen, besonders der Sagen, ergibt sich, daß der A. meist als ein T e i l d e r N a c h t erscheint, die die im Wechsel der Jahreszeiten sich verschiebende Zeit vom Sonnenuntergang bzw. Gebetläuten bis zum Schlafengehen bedeutet 1 0 ). So zeigen sich auch schon
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Abend
am A. fast alle jene G e i s t e r , denen die Nacht (s. d.) gehört und deren Macht um Mitternacht (s. d.) am größten ist. Die U n t e r i r d i s c h e n kommen heraus u ) , tanzen a.s im Mondenschein 12 ) und strafen den, der ihnen zusieht, mit Erblindung 13 ). A m A . nimmt das B e r g m ä n n l e i n teil an einem Hochzeitstanz 14 ), Zwerge verplaudern die Abendstunden bei den Menschen 15 ), die Zwergin k o m m t zur Bäuerin, damit sie ihr als Wehmutter beistehe l e ) ; Zwerge beginnen auch schon am Α., wie die eigentlichen H a u s g e i s t e r , ihr geschäftiges Werken in Haus und Hof 17 ). Ein Todesfall steht bevor, wenn sich am A . der Hausgeist mit traurigem Gesicht z e i g t 1 8 ) oder wenn das K l a g e w e i b kläglich j a m m e r t 1 9 ) . Im Hochgebirge, namentlich in Tirol, steigen mit Anbruch des A.s die wilden Leute und ihre unheimlichen Weiber, die F a η g g e η , v o n den Bergen herab und gefährden die Menschen, und der w i l d e Mann verfolgt die wunderschönen S a 1 i g e η 2 0 ). So j a g t auch der w i l d e J ä g e r die w e i ß e F r a u bereits am späten A . 21 ), an dem die H o l z w e i b l e i n K u c h e n backen 22), und schreckt, straft oder entführt die Unvorsichtigen, welche ihm in den W e g kommen oder gar ihn zu höhnen wagen 2 4 ). Der schlesische N a c h t j ä g e r 2 5 ) beginnt zuweilen schon um 7 Uhr a.s seine Streifen 2 e ). In Norddeutschland vermeidet man a.s auszugehen und hält die Türen verschlossen, wenn die Zeit der Zwölften ist, weil dann F r a u G o d e , wi« die G s t a m ρ e in T i r o l a n der Spitze des wilden Heeres umherzieht 2 8 ). Der W a s s e r m a n n , der sich sonst zu Mittag (s. d.) sonnt, zeigt seine dämonische Natur besonders am Α., wo er sein Opfer sucht 2 9 ) und Menschen heranlockt, indem er kläglich um Hilfe schreit 30) oder sich in Roßgestalt als Reittier anbietet 31 ). A u s dem Klückensee bei Arnswalde ruft die drei letzten Tage vor dem Tode eines Opfers eine Stimme A . für A . den Namen dessen, der dem See zur Beute werden soll 3 2 ). Anderseits kommt er aber auch in friedlicher Absicht a.s zu den Men-
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schen, bittet auf der Suche nach seinem Weibe um ein sonderbares Nachtlager M ) oder holt eine W e h m u t t e r 3 4 ) . A m A . besuchen die Töchter des Wassermanns oder die S e e - u n d W a s s e r j u n g · f r a u e η , wie in Schlesien sogar die Töchter des Nachtjägers 3S ), Tanzunterhaltungen, müssen aber vor Mitternacht wieder heimgekehrt sein 3 4 ). A m A . waschen Wasserjungfern auch Wäsche 37 ). Mit Eintritt des A.s beginnt auch der T e u f e l seine Tätigkeit M ), setzt mitunter schon das Treiben der Hexen ein 39), und zum Schlafengehen stellen sich die bösen Druckgeister ein, der A l p , die T r u d e n , Mährten40) oder W a l r i d e r s k e n 4 1 ) . Dazu gesellt sich vereinzelt der W e r w o l f . So überfielen vor mehr als 200 Jahren in der Gegend v o n Greifswald die Werwölfe alle Leute, welche nach acht Uhr a.s sich außer dem Hause sehen ließen 42 ). Es heißt, daß der durch eigene oder fremde Schuld vor der Zeit ums Leben Gekommene solange v o m Abendläuten an bis zum Morgenläuten umgehen muß, bis die abgerissenen Lebensjahre vollendet sind 43 ). Und so ist der A . auch die Zeit, wo ferner die a r m e n Seelen, o f t in Gestalt weißer Frauen 4 4 ), und ruhelose Tote erscheinen. Die verstorbene Mutter sorgt für ihr K i n d 4S ), der tote Bräutigam holt die Braut 4 6 ), und der Gutsherr poltert im Schlosse, wenn seine W i t w e nicht gegen 9 Uhr a.s die Gruft besucht 47). Sonst findet jeder, der die Ruhe der Toten am Friedhof in den Abendstunden stört, seine Strafe**). In dieser Zeit zeigen sich auch schon der Grenzsteinversetzer 49), Selbstmörder 50) und E r m o r d e t e 5 1 ) , oder unter schrecklichen Umständen ums Leben Gekommene 52), Neck- und Schreckgeister 5 3 ), die den Leuten aufhocken 5 4 ), und kopflose Spukgestalten 55 ). Manche erscheinen, wie der F e u e r m a n n M ) , in feuriger Gestalt 57 ). A.s eilen auch die Irrwische, die Seelen ungetaufter Kinder, herbei und zeigen dem Wanderer den W e g zu einem Wasser, damit er sie taufe 5 8 ). Sonst dienen I r r l i c h t e r als Wegweiser 5e ), führen aber auch in die Irre 6 0 ).
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Abend
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solchen K i n d e r s c h r e c k geworden, A r m e Seelen, die noch erlöst w e r d e n indem der K l e k a n i c e k ( = Abendkönnen, meist aber auf ewig V e r d a m m t e , glocke) die nach dem B e t l ä u t e n noch im begegnen a m Α . , wie der W a s s e r m a n n Freien weilenden K i n d e r h o l t 7 S ) . und Teufel, a u c h als Tiere, als 10) Vgl. Κ ü h η a u schwarze Hunde41) oder H u n d e mit Sagen 1, 310 Nr. 283 (Es war ungefähr abends 10 Ùhr). n ) G r i m m feurigen A u g e n 6 2 ) , als P f e r d e " 3 ) u . a . Sagen 32 Nr. 46; Z a u n e r t Natursagen 1, N a c h S c h w e i z e r V o l k s g l a u b e n soll m a n 30 f. " ) R a n k e Sagin * 153. " ) Z a u n e r t a.s allein weidenden K ü h e n nicht zu nahe Rheinland i , 202. **) G r i m m Sagen 27 4 kommen® ). A m A . zeigen sich n a t ü r l i c h Nr. 39. 16) Κ ü h η a u Sagen 2, 77 Nr. 744. " ) Z a u n e r t Rheinland ι , 198. ") Ebd. ι , auch schon die geheimnisvollen N a c h t 200. 1S) I C ü h n a u Sagen 2, 51 Nr. 711. tiere (s. d.), w i e e t w a der unheimliche 1β) Ebd. 2, 54 Nr. 715. ,0) Z a u n e r t NaturV o g e l in L u x e m b u r g oder die H a b e r g e i ß sagen 1, 66 ff. 21 ) R a n k e Sagen2 117 f. in S t e i e r m a r k 66 ). V o n sonstigem A b e n d " ) Κ ü h η a u Sagen 2, 176 Nr. 806. " ) Zimmerische Chronik, hg. von Κ . Β a r a c k (Freis p u k ist z u nennen das I r r e g e h e n burg und Tübingen, 2. Aufl. 1881) 4, 122 ff. dessen, der in den A b e n d s t u n d e n auf eine = Κ a ρ f f Schwaben 7 ff. ; J a h n Pommern Irrwurzel t r i t t ®®) oder, wie in B u d w e i s in 16 Nr. 18, 25 Nr. 33; S t r a c k e r j a n 1, S ü d b ö h m e n , zwischen 9 und 10 U h r über 457 ff. Nr. 249b—i; H e y l Tirol 239 Nr. 52 2, 517 Nr. 84, 800 Nr. 247; Jungbauer den sog. Irrstein a m R i n g p l a t z geht 6 7 ), Böhmerwald 89. " ) R a n k e Sagen2 121. oder auf einen Irrfleck oder über eine S6) Κ ii h η a u Sagen 2, 445 ff., bes. Nr. 1060, 8 8 Irrwiese k o m m t ) . U m g e k e h r t gibt es 1077. " ) P e u c k e r t Schlesien 197. " ) H e y l wieder unheimliche Stellen, v o n welchen Tirol 165 Nr. 75. 28) K u h n u. S c h w a r t ζ 413 Nr. 174. 2·) P e u c k e r t Schlesien 163 die a.s v o r b e i g e h e n d e n L e u t e nicht (als weißer Pudel), 205. 30) J a h n Pommern w e g k o m m e n 6 9 ) . A n anderen P u n k 153 Nr. 190. 31) J u n g b a u e r Böhmerten darf sich nach dem A b e n d l ä u t e n wald 61. 32) J a h n Pommern 151 Nr. 186. ") G r i m m Sagen 41 Nr. 59. 34) Κ ü h η a u niemand blicken lassen70). Sagen 2, 352 f. Nr. 957. 36) P e u c k e r t A u f ruhelose T o t e und a r m e Seelen Schlesien 197. 3e) G r i m m Sagen 217 Nr. 306; deuten die G e s p e n s t e r f u h r Κ ü h η a u Sagen 220 Nr. 856, 262 Nr. 909, werke71) und allerlei f e u r i g e 331 Nr. 933; J u n g b a u e r Böhmerwald 62. *') K ü h n a u Sage» 2,247 Nr. 892. 38) G r i m m E r s c h e i n u n g e n , die a u c h schon Sagen 154 Nr. 201 ; S t r a c k e r j a n 1, 301 a m A . s i c h t b a r werden, so feurige FäsNr. 190e; J a h n Pommern 275 Nr. 344; ser 72 ) oder L i c h t e r , die anderer A r t als Κ ü h η a u Sagen 2, 554. Nr. 1201, 678 il. die Irrlichter s i n d 7 3 ) . U n d wie das A u g e Nr. 1304,1308; R a n k e Sagen 1267; J u n g b a u e r Böhmerwald 182 ff. a9) H e y l Tirol a m A . mancherlei Seltsames sieht, so 800 Nr. 246; K ü h n a u Sagen 3, 64 f. hört auch das Ohr r ä t s e l h a f t e s L ä r m e n Nr. 1423, als Katzen ebd. 28 ff. Nr. 1381 ff. ; 7 4 und G e r ä u s c h an gewissen Plätzen ). W u 1 1 k e 380 § 577. 40) G r i m m Sagen A u f einem Schlosse der G r a f s c h a f t G l a t z 185 Nr. 248; J a h n Pommern 371 ff. Nr. 470, 472, 475, 480; Κ ü h η a u Sagen 3, 27 Nr. 1380, geriet sogar an allen A . e n das W a s s e r in i i 2 f f . Nr. 1468,1472; 122 Nr. 1492(Alpdrücken sämtlichen G e f ä ß e n in w a l l e n d e Besogar schon vor dem Schlafengehen); 138 f. w e g u n g , bis m a n an j e d e m S o n n a b e n d Nr. 1521, 1525; R a n k e Sagen2 16 f. 41) den R o s e n k r a n z b e t e t e 7 5 ) . S t r a c k e r j a n 1, 464 Nr. 250 a b = Z a u n e r t Westfalen 256; H o f f m a n n U m die K i n d e r zu zwingen, mit EinK r a y e r 42. 42) J a h η Pommern 379 Nr. 483. b r u c h des A . s n a c h H a u s e zu k o m m e n , «) P t f a 1 ζ Marchfeld 122. 41 ) Κ ü h η a u Sagen ι, 159 Nr. 564. «) J a h n Pommern 407f. erinnert m a n sie an S c h r e c k g e s p e n Nr. 516; vgl. K i i h n a u Sagen 1,617 Nr. 653. s t e r , z . B . a n d e n S c h w a n e w e r t in 4·) J a h n Pommern 404 Nr. 515; Kühnau 7 6 der oberen E m s g e g e n d ) und erfand soSagen 1, 360 Nr. 351. 47) P e u c k e r t Schle4e gar eigene a b e n d l i c h e S c h r e c k g e sien 123. ) K ü h n a u Sagen 1, 20 f. Nr. 12. 4') Ranke Sagen2 62; Jungbauer s t a l t e n , so den W a u w a u im BöhBöhmerwald 70. ") P e u c k e r t Schlesien 7 7 m e r w a l d ) oder die „ b l i n d N a i h r e " 114. S1) K ü h n a u Sagen r, i n Nr. 122. in S c h w a b e n , die mit ihrer N a d e l die 62) S c h o p p n e r Sagen 3 (1874), 309 Nr. K i n d e r sticht, welche mit der B e t g l o c k e 1324. " ) J a h n Pommern 421 ff. Nr. 531, 537; K ü h n a u Sagen 1, 42 Nr. 35, 204 ff. nicht h e i m k e h r e n 7 8 ) . Bei den T s c h e c h e n Nr. 196 (Erlösung eines Hostienfrevlers an ist die A b e n d g l o c k e selbst zu einem
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Abend
einem Freitag um 7 Uhr abends), 233 Nr. 223, 252 Nr. 233 290 ff. Nr. 247; Ranke Sagen ' 9 5 ; G o y e r t und W o l t e r 1 1 6 ff.; ZfVk. 18 (1908) 183. " ) K ü h n a u Sagen 1, 319 Nr. 294. " ) Ebd. 1, 49 ff. Nr. 46, 70 f. Nr. 84, 307 f. Nr. 277, 326 f. Nr. 307, 309, 372 f. Nr. 366, 565 Nr. 603; J u n g b a u e r Böhmerwald 26 f. M ) Κ ü h η a u Sagen 1, 391 f. Nr. 392, 398 Nr. 403; P e u c k e r t Schlesien 85. " ) W u c k e Werra 367 Nr. 637, 391 Nr. 688, 404 Nr. 7 1 3 ; Ζ a u η e r t Rheinland τ, 224. M) G o y e r t u . W o l t e r 170; R a n k e Sagen1 72. K ü h n a u Sagen ι, 387 Nr. 384, 404 ff. Nr. 419, 423; R a n k e Sagen2 70. K ü h n a u Sagen 1, 4 y f. Nr. 438 f.; J u n g b a u e r Böhmerwald 71 f. " ) J a h n Pommern 422 Nr. 532 ; S t r a c k e r j a n 1, 321 Nr. 1 9 6 b ; K ü h n a u Sagen 1, 509 Nr. 548. M) K ü h n a u Sagen 1, 508 Nr. 545. ·*) S c h ö p p n e r Sagen 3 (1874), 202 Nr. 1 1 8 1 . ·') M a n ζ Sargans 102. M) R a n k e Sagen* 219. ··) J u n g b a u e r Böhmerwald 72. ·') Ebd. 103. M) P e u c k e r t Schlesien 166 f. «·) Ebd. 167. ">) Ebd. 175. " ) S t r a c k e r j a n ι, 278 Nr. 185 d, 286 Nr. 185 g. " ) J u n gb a u e r Böhmerwald 232 f. ; K ü h n a u Sagen I, 429 Nr. 451. " ) Κ a ρ f f Schwaben 136. " ) K ü h n a u Sagen 1, 54 f. Nr. 54, 129 Nr. 139. " ) P e u c k e r t Schlesien 116. " ) Ζ a u η e r t Westfalen 216. " ) Verf. " ) K a p f f Schwaben 75. " ) G r o h m a n n 15.
3. Der A. bringt daher viele G e f a h r e n für den Menschen, denen er mit erhöhter V o r s i c h t und entsprechenden S c h u t z m a ß n a h m e n begegnen muß. Vor allem trachtet er jede Berührung mit den bösen Geistern zu vermeiden. Man soll sich nach dem Gebetläuten n i c h t i m F r e i e n a u f h a l t e n 8 0 ). Besonders gefährlich ist dies für Leute, bei deren T a u f e (s. d.) sich die Paten aus Unachtsamkeit im Gebete geirrt haben, die daher leicht von feindlichen Wesen entführt werden können 81 ), ferner für B r a u t p a a r e , die vom Tage des ersten Ehegelöbnisses an nach dem Gebetläuten nicht mehr ohne Begleitung das Haus verlassen dürfen, dann für eine B r a u t 8 2 ) (s. d.) und noch mehr für die Wöchnerin (s. d.), die vor dem ersten Kirchgang das Haus unbedingt nicht verlassen darf 8 3 ). Am A. aus dem Hause getragene S ä u g l i n g e werden verhext 8 4 ), und bei größeren K i n d e r n , in Frankreich bei Kindern vor Vollendung des 7. Lebensjahres 85), sieht jeder ordentliche Hausvater darauf, daß sie nach dem
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Abendläuten daheim sind 86 ). In Schöllbronn in Baden dürfen auch Erst· k o m m u n i k a n t e n nach dem Betzeitläuten nicht mehr über die S c h w e l l e 8 7 ) (s.d.). Muß man aber a.s ausgehen, so soll man sich vorher mit W e i h w a s s e r besprengen 88 ). Und will in Sachsen eine Mutter, die ein noch nicht ein halbes J a h r altes Kind hat, a.s fortgehen, so stellt sie die Wiege über den S t u b e n w e c h s e l hinüber, da man glaubt, daß die Wechselbutten nicht über diese kleineren, angestückelten Bretter des Fußbodens kämen 8e). Hält man sich im Freien auf, so soll man jeden L ä r m v e r m e i d e n . Wie überhaupt das Pfeifen vor dem Schlafengehen den Teufel anlockt 9 0 ), so freut sich, wie es in Mecklenburg heißt, der Teufel, wenn man a.s flötet 9 1 ). In einer norddeutschen Sage rät der Tod einem Manne, er möge sich a.s beim Ausgehen immer hübsch ruhig verhalten und das gottlose Pfeifen, Singen und mit den Hunden hetzen lassen; dann holt er ein Mädchen mitten aus singenden Flachsbrechern heraus 92 ). Im Sommer soll man a.s im Freien stets eine Kopfbedeckung aufsetzen, sonst kommen die Fledermäuse ins Haar 93), oder sie pissen hinein, und man bekommt einen Kahlkopf M ). Im Hause selbst ist es g e f ä h r l i c h , am A. die T ü r e n o f f e n z u l a s s e n , wenn ein kleines K i n d im H a u s e ist, das leicht von Zwergen gestohlen 9B) oder vertauscht M ) werden kann. Im Egerland steckte die Kindesmutter sogar den hölzernen Kochlöffel vor die sorgsam versperrte Tür in das Schloß, um so alles zu verriegeln, daß „kein Alb, kein Druit, noch Erdgeist und Hexe hinein kann" 9 7 ). In Schwaben darf man, wenn man a.s jemand besucht, η i c h t a η k 1 ο ρ f e η (s. d.) ; es würde auch niemand „herein" rufen, weil sonst eine Hexe oder der Böse eintreten könnte 98 ). In Tirol sieht es der wilde Mann nicht gern, wenn nach dem Betläuten noch die Haustür offen steht 99), in der Eifelgegend kommt dann der schwarze Mann in die Stube und setzt sich auf den Feuerherd 10 °).
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Abend
Ein weiteres Gebot ist, daß m a n a.s nichts draußen lassen soll, a m wenigsten K i n d e r w i n d e l n 1 0 1 ) , weil die Kinder an Siechtum leiden, so lange dies geschieht, oder ü b e r h a u p t K i n d e r w ä s c h e 102 ), in die sich nach niederösterreichischem Volksglauben die Trud hineinwickelt 1 0 3 ). Nach dem Glauben der R u m ä n e n in der Bukowina hängen sich an solche Windeln unreine Geister, weshalb m a n sie vor dem Gebrauch mit K ü m m e l ausräuchern muß 1 0 4 ). Auch sonstige W ä s c h e soll, wie in gleicher Weise das V i e h f u t t e r , vor dem Gebetläuten hereingebracht werden 10S ). Man soll mit dem Anbruch des A.s überh a u p t jede Verbindung mit der gefährlichen Außenwelt abbrechen, nichts verborgen und n i c h t s verk a u f e n l o e ), wie etwa Milch, Butter, Eier u. a., weil sonst der Segen aus dem Hause gegeben wird. Dies geschieht auch, wenn m a n Kehricht oder Mist a.s h i n a u s t r ä g t 1 0 7 ) , wie man das Ausk e h r e n selbst a m A. unterlassen soll, weil d a n n der Teufel auf dem Besen reitet 1 0 8 ), oder weil m a n d a m i t das Glück l o e ), oder den Schlaf 11 °) hinauskehrt. A r b e i t nach dem Abendläuten ist besonders a m Sonnabend (s. d.) und Feierabend (s. d.) verpönt. Bei den Rumänen in der Bukowina darf a.s, wenn ein kleines Kind im Hause ist, weder Feuer noch Kohle aus dem Hause gegeben werden, sonst k a n n das Kind die ganze N a c h t nicht schlafen 1 1 1 ). Anderseits soll man nach dem Abendläuten auch n i c h t s i n d a s H a u s h i n e i n n e h m e n . Darum darf man in F r a n k e n der Wöchnerin nichts mehr in die S t u b e bringen, besonders kein W a s s e r , weil sonst die Hexen mit hineinkommen k ö n n t e n 1 1 2 ) ; in Baden darf man aus dem gleichen Grunde a.s keine K a t z e zum Fenster hereinlassen 1 1 3 ), und in Niederösterreich vermeidet man, a.s aus dem Brunnen zu trinken, weil man sonst den Teufel hineintrinken k ö n n t e 114 ). Dieser erscheint einem in der Nacht, wenn man a.s in einen S p i e g e l blickt 1 1 S ) (s. Nacht).
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Zum Schutze des u n g e t a u f t e n Kindes b r e n n t man auch vom Beginn des A. an durch die ganze Nacht L i c h t in der Stube 1 1 6 ). Wenn die Mutter das Kind a.s schlafen legt, so m u ß sie das K r e u z über das Kleine machen, damit es kein Alp werde, wozu in Schlesien eine eigene Segensformel gesprochen wird 1 1 7 ). Eine Erweiterung ursprünglichen Volksglaubens liegt vor, wenn nicht allein das Haus, sondern auch die Gesamtheit der Häuser, die Stadt, in der Abendzeit m e h r S i c h e r h e i t bietet als das Freie. In einer Sage aus Enns in Oberösterreich hofft der Teufel, einen Wüstling als Beute zu erlangen, wenn er ihn einmal nach den letzten Tönen der geweihten Abendglocke außerhalb der Tore der S t a d t ertappe 1 1 8 ). Besondere Bedeutung k o m m t den A.en bestimmter W o c h e n t a g e , so des D o n n e r s t a g s l l e ) (s. d.) und Samstags 1 2 0 ) (s. d.), und bestimmter T a g e des J a h r e s zu, an welchen meist erhöhte Gefahren bestehen, die verstärkte Abwehr erfordern. In der Zeit der Z w ö l f t e n (s. d.), in welcher man sich besonders vor dem Ausgehen h ü t e n m ) und bestimmte Arbeiten unterlassen muß 122), sind vor allem wichtig der Weihn a c h t s a b e n d 1 2 3 ) (s. d.), der S i l v e s t e r a b e n d 124) (s. d.) und der A. vor D r e i k ö η i g 12S) (s.d.). Gefahrvoll ist ferner der W a 1 ρ u r g i s a b e n d 1 2 6 ) (s. d.), und allerlei Zauber waltet am J o h a n n i s a b e n d 127) (s. d.). Im Untergailtale in K ä r n t e n d u r f t e sich auch am Kirchtage, der durch einen Tanz im Freien unter der Dorflinde gefeiert wurde, nach dem Abendläuten kein Mädchen mehr unter der Linde sehen lassen 12S). Nur an d r e i Tagen des J a h r e s kann der B i l w e s s c h n i t t e r während des Abendläutens (s. d.) sein Zerstörungswerk verrichten 1 2 9 ), und bestimmte Tage des J a h r e s sind stets auch gemeint, wenn es z. B. in Sagen heißt, daß „zu gewissen Zeiten" abends dies oder jenes geschehe, etwa versunkene Burgen wieder auftauchen 130 ).
Abend
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Betreffs der A b w e h r b ö s e r W e s e n a n b e s o n d e r e n A.e η d e s Jahres, ζ. B. am Walpurgisabend, s. die einzelnen Stichwörter. Vgl. auch G e b e t , O p f e r . 80 ) H e y 1 Tirol 239 Nr. 52 (2). 517 Nr. 84. ) J u n g b a u e r Böhmerwald 89. 82) (F. Χ.) H a r t m a n n Dachau u. Bruck 208 Nr. 42; H e y 1 Tirol 800 Nr. 246. β3) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 189; K ü h n a u Sagen 2, 153 Nr. 783; D r e c h s l e r 1, 204; R a n k e Sagen» 102; vgl. Z a u n e r t Westfalen 22; G r o h m a n n 1 1 4 (Tschechen). " ) ZfVk. 1 1 (1901), 446 (Südtirol); F o g e l Pennsylvania 51 Nr. 137. ·«) S é b i I l o t Folk-Lore 1, 143. 8e ) P f a l z Marchfeld 88; R e i s e r Allgäu 2 3 3 . " ) M e y e r Baden 116. 88) P f a l z Marchfeld m e 142. ) S e y f a r t h Sachsen 14. °) S t r a k · k e r j a η ι, 330 Nr. 200. M ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 4. " ) J a h n Pommern 35 Nr. 45. »3) R e i s e r Allgäu 2,449. M) W u t t k e 406 § 628. " ) J a h n Pommern 66 Nr. 81. •8) ZföVk. 2 (1896), 161 (Südwestmähren). ·') H u ß Aberglaube 40. ») W u t t k e 404 § 624. ·») H e y 1 Tirol 346 Nr. 17, 351 Nr. 20. 1M ) ZfrwVk 1909, 275. 101) H e y 1 Tirol 167 Nr. 76; Z a u n e r t Westfalen 22. 102) ZfVk. 1 1 (1901), 446 (Südtirol). loa) P f a l z Marchfeld 84. 1M ) ZföVk. 3 (1897), 117. "«) H e y 1 Tirol 800 Nr. 246 f. 10e) ZfVk. 9 (1899), 444. 1OT ) W u t t k e 405 § 625; 397 §610. 108) Urquell ι (1890), 48 (Königsberg). 108) P f a l z Marchfeld 54. Auch im Böhmerwald, Verf. "") Ebd. 129. m ) ZföVk. 3 (1897), 183. m ) L a m m e r t 174 (Oberpfalz); W u t t k e u3 380 § 577. ) Meyer Baden 555. 114 ) P f a l z Marchfeld 33. 116 ) Rogasener Familienblatt 8. Nr. 2, 8. " · ) J a h n Pommern 52 Nr. 66; J o h η Erzgebirge 52; W u t t k e 383 § 583; Ζ a u η e r t Natursagen ι, 34; ZföVk. 2 (1896), 286 (Rumän. Bukowina). I17 ) K ü h η au Sagen 2, 154 Nr. 786. 118 ) G l o n i n g Oberösterreich 51. " · ) W u t t k e 60 § 70. 120) Ebd. 62 § 72. m ) H e y 1 Tirol 165 Nr. 75 ; K u h n u. S c h w a r t ζ 413 Nr. 174. 122 ) W u t t k e 63 ff. § 74. 123 ) Ebd. 68 § 78. ' » ) Ebd. 65 § 75. m ) Ebd. 69 § 79. 12β) Ebd. 75 ff. § 88 f. 12 ') Ebd. 78 ff. § 92. I28) G e r a m b Brauchtum 83. 129) L e o p r e c h t i n g Lechrain 20 f. 13 °) Z a u n e r t Rheinland 1, 32.
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4. Da der A. ursprünglich zum folgenden Tage gerechnet wurde und so ein zeitlicher Anfang war, kommt ihm auch Z u k u n f t s b e d e u t u n g zu. S p i n n e n am A. bedeuten Glück 1 3 1 ) : Spinne am Abend Ist heilsam und labend
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).
Daher soll man in der Abendzeit auch keine töten 1 3 3 ). In Mecklenburg gilt der A. auch als günstig für den D i e n s t -
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a n t r i t t ; den Knechten und Mägden wird dann das J a h r nicht l a n g 1 3 4 ) . Er ist auch die geeignete Zeit zur E r f o r s c h u n g d e r Z u k u n f t , besonders der Vorabend wichtiger Festtage, die einen neuen Zeitabschnitt einleiten, wie der Weihnachtsabend 1 3 5 ), der Silvesterabend 1 3 6 ) und der A. vor Dreikönig 1 3 7 ), in bezug auf Liebe und Ehe vornehmlich der Andreasabend 138 ). Bei einzelnen Menschen löst der A. auch die Gabe des H e l l s e h e n s aus 1 3 9 ). In Tirol sehen Leute nach dem Abendläuten manchmal Leichenzüge; dann stirbt die Person, welche sie unmittelbar hinter der Bahre gehen sehen 140 ). An einem Septemberabend 1759 hatte Swedenborg das berühmt gewordene Ferngesicht vom Brande Stockholms 1 4 1 ). Diese mit dem „zweiten Gesicht" begabten Menschen sehen meist nur das Unheil der Zukunft voraus. Darauf deuten auch andere A n z e i c h e n desA.s. In der Schweiz glaubt man, daß ein außergewöhnlich r o t e r H i m m e l am A. (oder am Morgen) Krieg anzeigt 1 4 2 ). Im Rheinland sah man einmal spät a.s eine ganze Stunde lang den Himmel auf Frankreich zu blutrot und alle meinten: „ D a s bedeutet Krieg oder eine P e s t " 1 4 3 ) . Aus verschiedenen Abendzeichen schließt man auf das künftige W e t t e r , doch hat man es hier nicht allein mit abergläubischen Meinungen, sondern auch mit Tatsachen zu tun, dem Ergebnis guter Naturbeobachtung und uralter Erfahrung. Nach allgemeinem Glauben tritt s c h ö n e s W e t t e r dann ein, wenn am A. die Mücken recht tanzen, wenn die Spinnen fleißig im Freien weben, wenn die Johanniswürmchen ungewöhnlich leuchten und glänzen und wenn, was wieder die Voraussetzung für das lustige Treiben der Tiere ist, ein schönes Abendrot (s. d.) am Himmel steht. Auch ein Regenbogen am A. kündet schönes Wetter an. S c h l e c h t e s W e t t e r kommt, wenn sich die Tiere am A. verbergen oder wenn sie unruhig sind. Kräht ζ. B. der Hahn noch a.s, so regnet es am folgenden Tage, was auch bei dickem Nebel oder Wind am A. vorauszusehen ist 1 4 4 ).
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Abenddämmerung—Abendläuten
Z u m Teil spielt der Gedanke an die Z u k u n f t herein, wenn hie und da der A . für die A u s s a a t gewählt wird 1 4 5 ). Ursprünglich tat man dies, um unbemerkt von den schädlichen Tieren zu bleiben, die um diese Zeit bereits schlafen, und so den ausgestreuten Samen oder die Setzlinge vor ihnen zu sichern. Dies erweiterte sich dann zu dem Glauben, daß bei einer Aussaat am Α., nach Sonnenuntergang (s. d.), in der Nacht (s. d.) oder vor Sonnenaufgang (s. d.) auch die zukünftige Frucht vor den Schädlingen verschont bleibt. So sät man in der Schweiz den Mohn a.s in der dritten Stunde, weil man glaubt, daß sonst die reifen Kapseln von den Raben geöffnet werden 146 ). m ) W u 1 1 k e 206 § 283 ; L a u b e Teplitz 53. 132) Vld. 9 (1907), 170 (Oberschefflenz). >33) A η d r e e Braunschweig 406. 1M ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 131 = Sartori Sitte u. Brauch 2, 40. 136) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 15; W u t t k e 67 § 78. »·) W u t t k e 65 § 75. »') Ebd. 69 § 79. 13e) Ebd. 86 § 104. 13») Z a u n e r t Rheinland 1, 194. 1«) Z i n gerle Tirol 47 = W u t t k e 225 § 322. 141 ) Vgl. F r i e d r. z u r Bonsen Das Zweite Gesicht 5 (Köln 1920), 62. >") S A V k . 19, 143) 209. Zaunert Rheinland 1, 49. ' " ) R e i n s b e r g Wetter 31 ff.; B . H a i d y Die deutschen Bauernregeln (Jena 1923) 112 ff.; J o h n Westböhmen * 236. Bei den Kaschuben bringt Krähen einer Henne am Abend dem Besitzer Unglück, Seefried-Gulgowski 180. 115 ) M e y e r Baden 420; F F C . Nr. 31, 60 ff. »«) Zürich-Bülach (hs.).
5. In der V o l k s m e d i z i n ist der A . als die Zeit nach dem Sonnenuntergang (s. d.) günstig. Die an bestimmten A.en gesammelten H e i l k r ä u t e r haben besondere K r a f t . In Tirol sammeln am A. vor Mariä Himmelfahrt, also in der segensreichen Zeit der Frauendreißigst (s. d.), Frauen, Mädchen und Kinder nach dem Gebetläuten Heilkräuter, die an den folgenden Marientagen in der Kirche geweiht werden 1 4 7 ). A u c h verschiedene Heilhandlungen werden am A . durchgeführt, so in Franken Fieberkuren um 7 Uhr a.s wegen Joh. 4, 52 148 ). W e r Gicht hat, geht Freitags um Betglockenzeit aufs freie Feld (Pforzheim) 149 ), oder er tritt drei Montage und Freitage a.s (auch bei Morgengrauen) unter einen
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jungen Birnbaum und spricht: „Mein lieber, guter Birnbaum, ich klage dir all mein Reißen und Spleißen und die schwellende Gicht, die mich plagt T a g und Nacht, daß sich Gott im Himmel erbarmen mag. Der erste Vogel, welcher fliegt über diese K l u f t , nehme die Schmerzen mit in die L u f t . " Dann betet er ein Vaterunser 150 ). U m Teplitz vertrieb man den Kröpf, indem man dreimal an drei folgenden A.en das Gesicht gegen den zunehmenden Mond kehrte, die Hand an den Hals legte und sprach: „ W a s ich anschaue, soll wachsen, was ich befühle, soll v e r g e h e n ! " Darüber mußte aber Stillschweigen beobachtet werdenlsl). A u c h gegen Schwäche der K i n d e r 1 5 2 ) , gegen fressende Flechte 153 ), Zahnschmerzen 154 ), Bruch 1S5 ), die englische Krankheit 156 ) u. a. erfolgen die Heilhandlungen am A . A n diesem kann man auch behexte Kinder heilen. Hiezu stellt sich im Marchfelde die Mutter abends nach dem Ave-Maria-Läuten unter die Haustür mit dem Gesicht gegen den Hof und schwingt das verschrieene K i n d dreimal hinaus; dann geht sie rücklings in die Stube zurück 157 ). " ' ) G e r a m b Brauchtum 72. "") W u t t k e 324 § 480. "·) G r i m m Myth. 3, 455 Nr. 623. 15°) Hovorka u. Kronfeld 2, 281 151 ) (Westböhmen). L a u b e Teplitz 52. " ' ) S e y f a r t h Sachsen 190. 153) Ebd. 193. 1S1 ) Ebd. 196. »«) Ebd. 200. «·) Ebd. 236. i") P f a l z Marchfeld 85. Jungbauer.
A b e n d d ä m m e r u n g s. Abendessen s. E s s e n ,
Dämmerung. Mahlzeit.
Abendgebet s. G e b e t . A b e n d g l o c k e S. Glockenläuten.
A b e n d l ä u t e n ,
Abendläuten, i . Von den sieben Glokkenzeichen der Klöster und Stiftskirchen, welche den sieben Gebetszeiten (horae canonicae) entsprachen, kamen für den A b e n d das V e s p e r l ä u t e n , das sich aber im L a u f e der Zeit immer mehr auf den N a c h m i t t a g verschob, und das C o m p l e t l ä u t e n in Betracht Nachdem das zuerst im 11. Jh. auftauchende Α ν e - M a r i a mit dem erweiterten Mariendienst dem Vaterunser
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Abendläuten
gleichgestellt und allgemein beliebt geworden war, führten alle Kirchen etwa vom 13. Jh. an das A v e Maria· L ä u t e n oder A n g e l u s l ä u t e n zunächst morgens und abends, dann auch mittags ein 2 ). Papst Johann X X I I . verordnete 1326 ausdrücklich, das A v e Maria dreimal am Tage (morgens, mittags, abends) zu beten und jedesmal dazu das Zeichen mit der Glocke zu geben 3). Das Ave-Maria-Läuten am Abend oder Α., oft auch kurz „Gebetläuten" genannt, da das Morgen- und Mittagläuten (s. d.) minder wichtig ist, ist sonach nicht, wie behauptet wird 4 ), polizeilichen Ursprunges. Polizeilichen Zwecken dienten und dienen noch hie und da in Städten besondere Formen des A.s, die mit dem kirchlichen Läuten nichts zu tun haben, so ζ. B. früher die Weinglocke und die Feuerglocke s ) und heute noch, besonders auf schwäb.-alem. Gebiet, die meist die Sperrstunde anzeigenden Neuner-, Buben- oder Lumpenglöcklein 6 ) u. a. (s. läuten, Glocke). Doch gilt auch das kirchliche A. in manchen Gegenden als Zeichen der Sperrstunde. In Schwaben 7) und im Böhmefrwald betet man während des A.s im Gasthause und verläßt dieses in einzelnen Dörfern des Böhmerwaldes sofort nach dem Beten 8 ). Einige Orte haben neben dem gewöhnlichen Gebetläuten am Abend noch ein z w e i t e s Α., über dessen Entstehung meist Sagen berichten. Vielfach geht es auf fromme Stiftungen und Gelübde zurück, die in späterer Zeit vergessen wurden, weshalb dann die Sage dieses rätselhafte zweite A. zu erklären suchte. So ist in Heßberg an jedem D o n n e r s t a g kurz nach dem Gebetläuten ein zweites Läuten üblich, der Sage nach von einer der edlen Frauen von Heßberg gestiftet, die sich im Walde verirrt hatte und durch das Abendgebetläuten in Heßberg gerettet worden war 9 ). Auf die Verordnung eines Bischofs Piwitt von Osnabrück, der sich auf der Jagd verirrt und nach dem Läuten einer Kirchenglocke wieder zurechtgefunden hatte, wird zurückgeführt, daß im ganzen Osnabrücker
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Land von Allerheiligen bis Lichtmeß an jedem S a m s t a g nach dem Angelusläuten noch einmal geläutet wird, was P i w i t t l ä u t e n oder N a c h t g e s a n g genannt wird. Nach einer anderen Überlieferung soll der verirrte Bischof ein mit den Worten „Piae vitae" beginnendes Lied verfaßt und bestimmt haben, daß dieses Lied unter Glockengeläute von Allerheiligen bis Lichtmeß in den Klöstern abends gesungen werde. In Wirklichkeit dürfte es sich, da dieses zweite Läuten auch an V o r a b e n d e n h o h e r F e s t tage stattfindet, um ein besonders feierliches E i n l ä u t e n d e r S o n n u n d F e s t t a g e handeln, wobei auch hier ersichtlich ist, wie entsprechend der alten Zählung nach Nächten der Abend schon zum nächsten Tag gerechnet wird. In einem Ort bei Osnabrück erfolgt das Piwittläuten in der angegebenen Winterzeit an allen D o n n e r s t a g und S o n n t a g a b e n d e n 10), wo der heilige Tag, der Donnerstag (s. d.), gemäß der alten auf die vorchristliche Zeit zurückweisenden Überlieferung, und der Sonntag selbst betont erscheint. Nur dort, wo dieses zweimalige Läuten an j e d e m A b e n d der W i n t e r s z e i t erfolgt, darf man annehmen, daß es tatsächlich auch den Zweck hatte, Verirrte auf den richtigen Weg zu führen, so das S i e b e n u h r l ä u t e n in Aub von Martini bis zum 22. Februar u ) , das zur selben Abendstunde übliche G a l l i l ä u t e n in Öttingen vom Gallustage (16. Oktober) an bis Lichtmeß 12) u. a. Bestimmt ist dies der Fall, wenn dieses Läuten an j e d e m Abend des J a h r e s eingeführt ist, wie etwa in Jever 1 3 ) oder bei dem Säumerg l ö c k l e i n in Prachatitz, dem Endpunkt des „goldenen Steiges", der uralten Säumerstraße zwischen Bayern und Böhmen, das um 9 Uhr abends geläutet wird 14). Das eigentliche A. oder a b e n d l i c h e Gebetläuten erfolgt im Sommer meist um 8 Uhr, im Winter um 7 Uhr 15), vor Sonn- und Feiertagen aber schon früher, wo es den Feierabend (s. d.) auch schon nachmittags einläutet und dann
Abendläuten
39 zuweilen wird le).
V e s p e r l ä u t e n
genannt
') G. B i l f i n g e r Die mittelalterlichen Hoyen w. die modernen Stunden ( S t u t t g a r t 1892), 5. *) E b d . 6. 3) M e y e r Konv.-Lex. 2 (1904), 197. *) H o o p s Reallex. 4, 305. 6) B i l f i n g e r a. a. O. 55 f. ·) S c h w e i z l d . 2, 6 1 4 ; v g l · 3. I 5 ° 7 . Γ 5 Γ Ι ; M a r t i n u. L i e n h a r t 1, 2 5 7 ; K a p f f Schwaben 92. ' J B i r l i n g e r Volksth. 2, 442. ") V e r f . ; v g l . B d b ö V k . 17, 120. W u c k e Werra $ N r . 7. 10) S t r a c k e r j a n 2, 335 f. N r . 537 b . n ) S c h ö ρ ρ η e r Sagen 2 (1874), 205 f. N r . 657. 12 ) K a p f f Schwaben 92. u ) S t r a c k e r j a n 2, 398 N r . 5 8 8 e ; v g l . N r . 595 b . " ) J u n g b a u e r Böhmer15 ) G e r a m b wald 74. Brauchtum 81. 1β ) S t r a c k e r j a n 2, 335 Nr. 5 3 7 b ; S c h w e i z l d . 3, 1507.
2. D a s A . bezeichnet das E n d e des T a g e s , an W e r k t a g e n den A b s c h 1 u ß d e r T a g e s a r b e i t 1 7 ) . D a r n a c h darf nicht mehr gearbeitet w e r d e n ; denn v o m A . bis z u m Morgenläuten ist die Zeit der G e i s t e r 18 ), denen die N a c h t (s. d.) gehört (s. A b e n d , D ä m m e r u n g , Feierabend, S a m s t a g , Sonnenuntergang). V o r d e m Α . erscheinen nur selten Geister, die meist durch den K l a n g der B e t g l o c k e v e r s c h e u c h t w e r d e n 1 9 ) . Viel wichtiger ist die kurze S p a n n e Zeit w ä h r e n d d e s A.s. Sie ist segensvoll und b e g ü n s t i g t allerlei Zauber, k a n n aber auch z u bösem Z a u b e r b e n ü t z t werden. Zuweilen k o m m t dem Α . , wie dem A b e n d (s. d.) ü b e r h a u p t , Z u k u n f t s b e d e u tung zu. Die B e h a u p t u n g , d a ß im A b e n d g e l ä u t e die v e r g a n g e n e und im Morgengeläute die z u k ü n f t i g e Zeit spricht 2 0 ), ist unrichtig. W i c h t i g ist der A b e n d bes t i m m t e r T a g e f ü r die B r ä u t i g a m s schau, die oft an die Zeit des A . s selbst g e k n ü p f t ist. In Tirol zeigt sich den heiratslustigen M ä d c h e n der Z u k ü n f t i g e , w e n n sie a m J o h a n n i s t a g w ä h r e n d des A . s rasch ein K r ä n z c h e n winden, das mit dem letzten G l o c k e n s c h l a g e f e r t i g sein m u ß . W e n n sie dieses K r ä n z l e i n nicht mehr berühren, sondern in ein gespaltenes Holz g e z w ä n g t heimtragen und v o r dem Schlafengehen unter den K o p f legen, so erscheint ihnen im T r a u m der Zuk ü n f t i g e 21 ). Z u dem gleichen Z w e c k e k e h r t in K ä r n t e n das Mädchen ebenfalls a m J o h a n n i s a b e n d w ä h r e n d des A . s die
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K a m m e r aus. K o m m t sie dabei zur T ü r , so erscheint der Z u k ü n f t i g e an der Tischecke, auf die m a n v o r h e r einen B r o t l a i b und ein Messer legen m u ß . D a s Mädchen m u ß aber noch v o r E n d e des A . s aus der T ü r sein, sonst s t ö ß t ihr der T e u f e l das Messer in den R ü c k e n 22 ). A u c h f ü r die B r ä u t i g a m s s c h a u a m Andreas-, T h o m a s u n d Christabend k o m m t m a n c h m a l das A . in B e t r a c h t 23 ). N a c h Tiroler Glauben h a t der, welcher w ä h r e n d des A . s a m J o h a n n i s t a g e Z w e i k l e e findet, noch dasselbe J a h r G l ü c k im Heiraten 24 ). Das A . am J o h a n n i s t a g ist ü b e r h a u p t sehr wichtig. W e r a m Vora b e n d dieses T a g e s w ä h r e n d des A . s ein S t ü c k l e i n Holz, das eine Ö f f n u n g hat, aus einem B a u m e haut, k a n n durch dieses H o l z a m J o h a n n i s t a g e w ä h r e n d der W a n d l u n g die H e x e n z u m Opfer gehen sehen 25 ). In Tirol l ä u t e t man a m Johannis- und S o n n w e n d a b e n d n u r k u r z , weil die H e x e n w ä h r e n d des A . s Giftkräuter zum Wettermachen und andere Z a u b e r k r ä u t e r sammeln 2β ). Ebenso g i b t der Mesner in E s s e n b a c h bei L a n d s h u t a m J o h a n n i s a b e n d nur ein kurzes Zeichen durch einige S c h l ä g e mit der Glocke, weil man glaubt, d a ß an diesem T a g e , aber n u r während des A.s, der Bilwesschneider in die Felder g e h t 2 7 ) . Sonst heißt es v o m B i l m S c h n i t t e r oder Bilwesschnitter (s. d.), d a ß er nur an drei T a g e n des J a h r e s (Veitstag, Johannistag, Peterund Paultag) w ä h r e n d des A . s sein Unwesen t r e i b t 2 8 ) . U n s i c h t b a r k a n n sich der Mann machen, der sich w ä h r e n d des A.s v o r einem hohen F e s t t a g in Weiberkleidern in einen B a c h legt, aber so weit v o n der K i r c h e entfernt, daß m a n das L ä u t e n nicht mehr hört und v o n niemand gesehen wird. Dabei ertrank in Tirol 1782 ein K n e c h t am V o r a b e n d v o r Fronleichn a m 2 9 ) . Dies erinnert an den tschechischen V o l k s g l a u b e n , daß der W a s s e r m a n n über jene G e w a l t hat, welche während des A . s baden Μ ). Ein D i e b k a n n das ganze J a h r u n g e f ä h r d e t stehlen, wenn er a m Silvesterabend während des A . s schweigend und unbeschrieen sich in ein
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Abendmahl
Haus einschleicht, welches im letzten Jahre keinen Toten hatte, und dort, ohne ertappt zu werden, ein S t ü c k Brennholz stiehlt 31 ). Durch Zauberhandlungen während des A.s kann man ferner G e l d und R e i c h t u m erwerben 32) oder, wie man früher bei den Tschechen glaubte, die Glücksnummern des L o t t o erfahren 3 3 ). Ein entlaufener Hund k o m m t zurück, wenn man an drei Abenden während des A.s seinen Namen dreimal durch ein Wagenrad r u f t 3 4 ) . Endlich gedeihen K ü r b i s s e am besten, wenn man sie am A b e n d vor Christi Himmelfahrt während des A.s p f l a n z t 3 S ) , und O b s t · bäume tragen im nächsten Jahre reichlich, wenn sie während des A.s bestimmter Tage mit Stroh umwickelt werden 3e ). Während des A.s zünden beim 0 s t e rf e u e r in Franken die K n a b e n ihre Besen an 3 7 ), wie überhaupt das A . oft das Z e i c h e n zum Beginn irgendeines Umzuges oder Brauches ist 3S): Während des A.s wird, oft auch im Freien, das A b e n d g e b e t (s. Gebet) verrichtet. A n die Zeit n a c h d e m Α., das so den Beginn des Abends darstellt, knüpfen sich eine Menge abergläubischer Überlieferungen (s. Abend). Vgl. A b e n d , G e b e t l ä u t e n , M i t tagläuten, Morgenläuten. ") Schweizld. 2, 615. 18) Z i n g e r l e Sagen (1859) 131 Nr. 218; P f a l z Marchfeld 52; 1β Ζ a u η e r t Natursagen ι, 30. ) R e i t e r e r Steiermark 96. 2°) DWb. 1, 24. ") H e y 1 Tirol 758 Nr. 41 = G e r a m b Brauchtum 61. " ) Ebd. 61 f. ") W u t t k e 238 § 341; 251 § 364. M ) Z i n g e r l e Tirol 158 Nr. 1346. «) Ebd. Nr. 1349. 20) Ebd. Nr. 1345. 1348; G e r a m b Brauchtum 61. ") P o l linger Landshut 220 f. ") L e o p r e c h t i η g Lechrain 20 f. ; W u t t k e 268 § 394. ω) H e y 1 Tirol 803 Nr. 266. 30) G r o h mann Sagen 149 = Grohmann 12 = Wuttke 49 § 54. " ) W u t t k e 271 § 400 (Franken). 32) P f a l z Marchfeld 52. " ( W u t t k e 254 § 367. 31) Ebd. 434 § 680 (Waldeck). 35) Ebd. 78 § 91 (Norddeutschland); 426 § 667. 3β) H a l t r i e h Siebenb. Sachsen 283. 3') W u 1 1 k e 70 § 80. ") G e r a m b Brauchtum 9. 11. 96. 104. Jungbauer.
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Abendmahl. I. Überblick über die ideengeschichtliche Entwicklung der A.slehre. — 2. Das A. als kirchliche Sitte. — 3. Das A. im Aberglauben. — 4. Die Elemente des A.s im Aberglauben. — 5. Krankenkommunion. — 6. A.sprobe.
I. Das Α., bis zum heutigen T a g v o n allen christlichen Kirchengemeinschaften als Sakrament gefeiert, ist nach Ursprung und Wesen ein viel umstrittenes Problem. Das eine ist sicher: es wurde von Jesus nicht als Sakrament gestiftet, sondern war einfach ein Gedächtnismahl nach üblichem jüdischem Hausgebrauch. Lassen die Berichte aus der jüdischen Urgemeinde (Mark. 14, 22 ff.; Matth. 26, 26 f f . ; L u k . 22, 15 ff.) diesen ursprünglichen Sinn des A.s noch deutlich erkennen, so finden wir bei dem stärker im Hellenismus wurzelnden Paulus die Idee des Sakraments mit dem A . verbunden (I. Kor. 11, 20 ff.). Zur Erklärung dieses Tatbestandes genügt es nicht, auf die kultischen Mahlzeiten der hellenistischen und synkretistischen Mysterienkulte oder auf die gemeinsemitische Anschauung v o m sühnenden Charakter des Opfers hinzuweisen. Es gibt in der Umwelt des Christentums auffallend parallele Vorstellungen; ζ. B. lesen wir in einem demotischen Zauberpapyrus, Osiris habe der Isis in einem Becher sein Blut in Gestalt von Wein zu trinken gegeben, damit sie ihn nicht vergesse 1 ). Solche Gedanken haben höchstens Formelemente zur Bildung der paulinischen A.slehre abgegeben, haben ihre magisch - dingliche Ausprägung geschaffen — doch ist damit der Quellpunkt der für das Christentum zentralen Idee v o m A . als Sakrament nicht aufgezeigt. Deren letzter Ursprung liegt im Christuserlebnis des Paulus, als Geheimnis, das nicht weiter zerlegt werden kann, weil es ein Stück von dem unfaßbaren Geheimnis ist, das wesentlich jede Religion lebendig erhält. Für Paulus ist das A . ein Mahl der Gemeinschaft mit dem erhöhten Christus. Wenn er über dieses T h e m a an seine Gemeinde etwa in Korinth schreibt, so k n ü p f t er zu besserem Verständnis an vorhandene und geläufige uralte Vor-
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Stellungen, wie die von der mystischen Vereinigung mit der Gottheit durch Essen und Trinken an. Äußerlich bestand j a zwischén dem „ H e r r e n m a h l " und dem heidnischen Opfermahl so große Ähnlichkeit, daß Justin der Märtyrer im Kultmahl der Mithras-Verehrer eine v o m Teufel bewirkte Nachbildung und Verhöhnung des christlichen A.s sehen konnte 2 ). Diese Formelemente, die Paulus nicht betont wissen wollte, verschmolzen jedoch im F o r t g a n g der Entwicklung mit den Wesenselementen, so daß uns im nachapostolischen Zeitalter ein starker Realismus in der A.sauffassung entgegentritt. F ü r Ignatius von Antiochia ist das A.sbrot ein Heilmittel zur Unsterblichkeit 3 ). Für Tertullian sind Brot und Wein wirklich Leib und Blut Christi. Die Elemente werden kultisch verehrt, v o m „ K ö r p e r des H e r r n " darf nichts zu Boden fallen oder verloren gehen 4). Bei Irenaus ist der Realismus besonders ausgeprägt®), während sich bei Orígenes eine mehr symbolische A u f f a s s u n g anbahnt. Das Brot ist nur Hinweis auf die wahre Seelenspeise, das göttliche Wort. Die theologischen Streitigkeiten des folgenden Jahrtausends um den Sinn des A.s sind nichts anderes als der K a m p f der symbolischen mit der realistischen, d. h. magisch-sakramentalen Auffassung. Verfocht auch Augustin die symbolische Sakramentsauffassung e ), so setzte sich doch die realistische mehr und mehr durch, bis sie durch Papst Innozenz IV. auf dem 4. Laterankonzil 1215 mit der Lehre v o n der Transsubstantiation zum Dogma erhoben wurde; d. h. also: die Substanz von Brot und Wein wird durch die Weihe des Priesters in die Substanz von Leib und Blut Christi verwandelt — ein Lehrsatz, der bis heute im Katholizismus unentwegt gilt. Luther blieb im wesentlichen bei der Lehre von der Transsubstantiation, wenn er sie auch durch Hinzufügen des Übiquitätsgedankens, d. h. der Lehre von der Allgegenwärtigkeit des Leibes Christi, erträglicher zu machen suchte. Art. 10 der Augsburger Konfession v e r d a m m t
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alle, die nicht glauben, quod corpus et sanguis Christi "vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini. Demgegenüber sind sich Zwinglianer und Calvinisten einig, daß im A . von Leib und Blut Christi nur als von geistlichen Gütern die Rede sein kann. Dieser Gegensatz, der sich in Luthers „ d a s i s t mein L e i b " und Zwingiis „ d a s bedeutet meinen L e i b " in seiner ganzen Schärfe spiegelt, durchzieht noch heute unheilvoll den gesamten Protestantismus. Dank der Arbeit der religionsgeschichtlichen Schule vor allem setzt sich in der Wissenschaft mehr und mehr die symbolische A.sdeutung durch. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Laienkreisen, und zwar bei hoch und niedrig, die magische Anschauung durchaus vorherrscht. D a m i t ist nun die A n k n ü p f u n g gegeben für die Verbindung des A.s mit abergläubischen Vorstellungen. *) R e i t z e n s t e i n Wundererzählungen 103 2 . ') Apol. I, 66. s) Epheserbrief 20, 2, Smyrnäerbrief 7, 1. *) de corona 3. 5) adv. haer. 4. 18. 5. e) epist. 98, 9. — Die Literatur zur Frage nach der Entstehung und Entwicklung der A.slehre ist unübersehbar. Treffliche Fingerzeige geben die Artikel von H e i t m ü 11 e r und S c h e e l in R G G . 1 1, Sp. 20 ff. und Sp. 52 ff., sowie von K . L. S c h m i d t und W i e g a η d in R G G . 2 i , Sp. 6 ff. und Sp. 16 ff. — Vgl. H a r η a c k Lehrbuch der Dogmengeschichte, 1909 4 , Reg.
2. Nach heutigem Sprachgebrauch ist A . (auch Nachtmahl) beschränkt auf das Sakrament der protestantischen Kirchen. Das katholische Gegenstück ist die Eucharistie, die aber nicht als selbständige Erscheinung, sondern nur als Wesensbestandteil der Messe von Bedeutung ist. Überall, wo im deutschen Sprachgebiet evangelisches Christentum lebendig ist, gehört der Besuch des A.s zur guten kirchlichen Sitte. Mindestens einmal im J a h r geht der Christ, der etwas auf sich hält, z u m Tisch des Herrn, häufig an hohen Festtagen, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Pfingsten oder am B u ß t a g 7 ) . In Handschuhsheim bei Heidelberg haben die Leute ihren bestimmten „ A . s t a g " 8 ) . Besonders gerne wird bei besonderen und feierlichen Änlässen der A.stisch aufgesucht, etwa
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von Schwangeren vor der Geburt 9 ); in einer Kirchenordnung von 1589 wurde sogar Schwangeren der E m p f a n g des heiligen Mahles zur Pflicht gemacht 1 0 ). Mancherorts in Baden gehen Brautleute vor der Hochzeit oder junge Eheleute bald nachher gemeinsam an den Tisch des H e r r n 1 1 ) . Auch nach überstandener Krankheit oder nach einem Todesfall in der Familie wird das A. besucht, ebenso vor Antritt einer Reise, besonders vor Auswanderung 1 2 ). Die Idee dieser A.sbesuche ist deutlich: man will die wichtigen Vorgänge im Menschenleben heiligen. Selbst bei dem rauhen Bergvolk der Montenegriner wird eine Wahlbrüderschaft dadurch besiegelt, daß die beiden „ B r ü d e r " das A. nehmen, und zwar trinken sie zugleich dreimal aus dem Kelch 1 3 ). ') M e y e r Baden 5 2 3 ; vgl. auch S A V k . 19, 1 3 . *) M e y e r Baden 5 2 3 . ·) Ebd. 388, 523 = H ö h η Geburt 258. ,0 ) L a m m e r t 164. ") M e y e r Baden 523. l s ) Ebd. 5 2 3 . » ) C i s z e w s k i Kiinstl. Verwandtsch. 34.
3. Wie vom Heiligen zum Dämonischen nur ein kleiner Schritt ist, so verbinden sich mit der h e i l i g e n Handlung des A.s naturgemäß unterwertige Momente des Zaubers. Das A. wird als Zaubermittel benutzt, um sich in egoistischer Weise reale Vorteile zu verschaffen. Man erhofft vom Tisch des Herrn eine leichte Geburt und kräftiges Leben für das neugeborene K i n d 1 4 ) . Oder es wird das A. als Amulett betrachtet, das sicher durch das Todestal f ü h r t l s ) . Dieser Gedanke liegt der aus Oberschwaben bezeugten Sitte zugrunde, daß den Verstorbenen das Nachtmahlsbüchlein in einem selbstgesponnenen weißen Tuch in den Sarg gelegt wird 1 6 ). Vielfach gilt das A. als Heilmittel gegen Krankheiten. Im Lauenburgischen muß sich der Geistliche gelegentlich sagen lassen, man habe ihn geholt, weil der Doktor zu teuer sei, oder man wolle es noch mit dem A. versuchen, nachdem die eingenommenen Arzneien nichts genutzt hätten 1 7 ). A.sgenuß bewirkt, daß die Dämonen und der Teufel keine Gewalt über den Menschen haben 1 8 ). Wer an Petri Stuhlfeier geboren ist und an Petri Kettenfeier in 3 aufeinanderfolgenden
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Jahren das A. genommen hat, kann den reichen Schatz im Kirschauer Raubschloß heben 19 ). Ebenso kann die Schatzjungfrau erlösen, wer das A. genommen hat Im Voigtland sucht man seine Zahnschmerzen loszuwerden, indem man beim A. hinter dem Altar in eine mitgebrachte Semmel beißt 2 1 ). Aus Ostpreußen ist der Glaube belegt, wer nach Empfang des A.s hinter dem Altar mit einem Peitschchen knallt, könne hexen 22). Um Kugeln und Schwerter treffsicher zu machen, muß man das A. unter Anrufung des Teufels nehmen 23 ). Im Böhmerwald herrscht der Glaube, daß sich die Bäuerin, die Hühner zur Aufzucht ansetzen will, während des A.s nicht von ihrem Platze rühren darf 24). Selbst zum Liebeszauber wird das A. benutzt. Nimmt man zum Tisch des Herrn eine Blume mit und wischt sich damit nach dem Genuß des Weines den Mund ab, so erhält die Blume die K r a f t , den, der sie annimmt, dauernd in Liebe zu fesseln 2 5 ). Nicht nur das vom Pfarrer gereichte Α., auch ein selbst veranstaltetes hat zauberische Wirkung. Eine junge Meistersfrau in Zürich, die ihren Mann gern losgehabt hätte, legte am Altjahrabend auf vier Tische je ein Brot und setzte ein Maß Wein dazu. Dann sprach sie die Einsetzungsworte des heiligen Nachtmahls und aß und trank von allen vier Tischen. Sogleich bewegte sich zur Tür herein ein Leichenzug, hinterher auf schönem Roß ein schlanker, junger Bursche. Nach wenigen Tagen starb der Alte, und ein Junger nahm die Witwe zur Ehe 2 6 ). Der Genuß des A.s verleiht besondere Kräfte. In Oldenburg glaubt man, das Vieh gedeihe besonders gut, wenn man es gleich beim Nachhausekommen vom A. füttert 2 7 ). Man ist ängstlich darauf bedacht, diese durchs A. empfangene K r a f t nicht wieder zu verlieren. So gehen die Mädchen nach dem A. nicht gern zum Flachsbrechen. Sie fürchten, es umsonst genossen zu haben, wenn sie sich am Finger verwunden 28). Der Gedanke ist wohl der, daß mit dem Blut das kraftspendende Blut des Herrn, das sie im Wein getrunken haben, entweiche.
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Durch falsches Verhalten beim A. kann sich der Mensch schaden. Vor allem darf man sich nicht umsehen (s. d.). Wer sich umsieht, bekommt böse Augen, und alles, was er mit diesen bösen Augen ansieht, hat keinen Segen, junges Vieh wird versehen 29). Wer das Brot fallen läßt oder den Wein verschüttet, zumal beim ersten A.sgang, wird sehr unglücklich Ebenso bedeutet es Unglück, wenn man den Rest des Weines aus dem Kelch zu trinken b e k o m m t 3 1 ) . D a haben die andern die beste K r a f t schon weggetrunken. Dagegen bedeutet es Glück, wenn man einen vollen Becher erhält 3 2 ). Im Erzgebirge glaubt man, daß ein Kommunikant, dem frisch eingeschenkt wird, bald Gevatter stehen muß 33 ). Ganz schlimm ist es, wenn man beim A. eine lädierte Oblate bekommt 34 ). 14 ) H o f f m a n n - K r a y e r 23. 16) M e y e r Baden 523. ») H ö h n Tod 321. " ) W u 1 1 k e 140. 1β) Κ ii h η a u Sagen ι, 243; J a h n Pommern Nr. 906.
Nr. 547. 1β) Μ e i c h e Sagen 734 ) S c h e l l Bergische Sagen 503
£0
21 Nr. 17. ) K ö h l e r Voigtland 412. " ( T o p p e n 13. ! 1 ) K r o n f e l d Krieg 91. M ) S c h r a m e k Böhmerwald 117. " ) F r i s c h 2e b i e r Hexenspr. 15g. ) SAVk. 2, 270. 2e ) S t r a c k e r j a n ι, 123 = 2, 9. 2β) Κ u h η u. S c h w a r t z 445 Nr. 358. 2β) B a r t s c h Mecklenburg 2, 55 = K u h η u. S c h w a r t z 444 Nr. 342. 30) B a r t s c h Mecklenburg 2, 56. 31) SAVk. 21 (1917), 58. 32) Ebd. 24 (1922), 67. 33) J o h n Erzgebirge 58 = Ρ a η -
ζ e r Beitrag ι , 263. burg 2, 56.
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) Bartsch
Mecklen-
4. Die Elemente B r o t und W e i n , die realiter Leib und B l u t Christi darstellen, sind schlechthin heilig und daher vor jeder Profanierung unter allen Umständen zu schützen. Schon die Kirchenordnungen der alten Kirche gebieten, sorgsam darauf zu achten, daß kein Ungläubiger am heiligenMahle teilnimmtund es durch seine Teilnahme profaniert 35 ). Cyprian von K a r t h a g o erzählt von einem Kind, das Überreste einer heidnischen Opfermahlzeit genossen hatte und sich von dem Diakonen, der ihm den Kelch des Herrn reichen wollte, abwandte. Dem Diakon gelang es aber doch, dem K i n d etwas Wein einzuflößen. Da erbrach es sich, denn der zum B l u t des Herrn geweihte Trunk konnte nicht in dem ent-
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heiligten Magen bleiben s e ). In einem hussitischen Verzeichnis aus dem A n f a n g des 15. J h s . finden sich unter denen, die vom A. ausgeschlossen sein sollen: Wahrsager, Zauberer, Exorzisten und solche, die durch Benediktionen K r a n k e auf widernatürliche Weise heilen 3 7 ). Gelegentlich kann das Heilige sogar zur Selbsthilfe greifen, um sich v o r Entweihung durch Ungläubige zu schützen. In Konstantinopel geht eine S a g e : Als die Türken die Stadt eroberten, wurde in der Sophienkirche gerade das heilige A. gefeiert. Sofort schlossen sich von selbst die Türen des Allerheiligsten. Sie bleiben solange geschlossen, bis die Türken die Stadt verlassen haben 38 ). Als Entheiligung schwerster Art gilt es, wenn von den Elementen etwas zu Boden fällt und gar mit den Füßen getreten wird. Schon im 4. J h . wird es dem Kleriker als Todsünde angerechnet, wenn er vom Brot fallen läßt oder vom Wein verschüttet 39 ). In mittelalterlichen Bußbüchern ist bestimmt, daß der, der die Eucharistie nicht bewahrt, so daß sie von einer Maus gefressen werden kann, 40 Tage büßen muß. Alles, was mit dem geweihten Brot unrechtmäßig in Berührung kommt, muß verbrannt werden 40). Von Luther hören wir, daß er einer Frau, die das „ B l u t des H e r r n " auf ihre J a c k e geschüttet hatte, befahl, das befeuchtete Stück herauszuschneiden und zu verbrennen 4 1 ). Noch bis ins 18. J h . hinein konnte es dem Ansehen eines Geistlichen schaden, wenn er etwas v o m Kelche vergoß 42 ). Wurde eine Altardecke befeuchtet, so genügte es nicht, sie einfach zu waschen, sie mußte dreimal gewaschen werden ω ) . — Die Kirche traf allerlei Vorkehrungen, um das zu-Bodenfallen der heiligen Elemente zu verhüten. Um die Gefahr auf ein Minimum zu beschränken, bildete sich allmählich die Sitte heraus, daß der Geistliche dem A.sgast Hostie und Kelch unmittelbar zum Munde führt, während es in älteren Zeiten selbstverständlich gewesen war, daß jeder Brot und Kelch wie bei einer häuslichen Mahlzeit selbst gehandhabt hatte. Vielleicht spielten solche Gesichts-
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punkte auch bei der Frage der Kelchentziehung neben autokratischen Gelüsten des Klerus eine Rolle 44 ). D a ß die Elemente des A.s nicht nur für die Seele, sondern auch für den Körper heilkräftig sind, hat schon Cyrill von Jerusalem um die Mitte des 4. Jhs. gelehrt 45) — ein Glaube, der noch heute allenthalben verbreitet ist. Sogar dem Stallvieh wird von den heiligen Speisen verabreicht 46). A.s w e i n gilt als das letzte und sicherste Heilmittel 47), er befreit Frauen vom Blutfluß in der Lausitz trinkt man ihn gegen Epilepsie 4e). Zur Förderung des Zahnens bestreicht man im Erzgebirge dem Säugling den Mund mit einem Taschentuch, das die Mutter beim A . mit Wein befeuchtet hat 5 0 ). Die Esten bestreichen mit dem Tuch, mit dem sie sich nach dem Genuß des A.sweines den Mund gewischt hatten, kranke Augen und Ohren 5 1 ). Überreste des A.sweins gibt man in der Leonberger Gegend Kindern, die schwer sprechen 5 2 ) oder schwer lernen S 3 ). In Ostpreußen wird für K r a n k e gern eine Flasche Wein auf den A l t a r gestellt, damit der Wein beim A. mitgesegnet wird 54 ). Bleibendes Glück kann man sich schaffen, wenn man beim A . das geweihte B r o t nicht genießt, sondern unversehrt im Mund behält und dann aufbewahrt 55 ). Im Berner Land hängt man ein Stückchen A.sbrot im Stall auf, damit bei den Tieren keine Seuche ausbricht 5 e ), ein krankes K i n d wird durch den Genuß geweihten Brotes gesund 6 7 ). A u c h im Liebeszauber wird A.sbrot benutzt. Im K a f f e e gegessen, macht es den Mann seinem Weib so treu, daß er mit keiner andern mehr etwas zu tun haben will 68). Eine besondere Rolle spielt das A.sbrot in Form der Oblate im Schießzauber. Eine Büchse, mit einer Oblate geladen, trifft unfehlbar 6 9 ). Im Vogtland gewinnt man einen Freischuß (d. h. die Fähigkeit ein Ziel immer zu treffen, selbst wenn man es nicht sieht) (s. Freikugel), wenn man die A.soblate an einen B a u m nagelt und darnach schießt β"). Freilich kann der Schießzauber auch einmal ver-
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sagen. Der Jäger Brandt in der Rostocker Heide hatte seine Flinte mit einer Oblate geladen und schoß damit auf einen Keiler. Er verwundete das Tier aber bloß, so daß dieses auf ihn losfuhr und ihm den Bauch aufschlitzte e l ). Das Vertrauen auf die helfende K r a f t des A.sbrotes geht soweit, daß manche Verbrecher glauben, ungestraft einen Meineid schwören zu können, wenn sie eine Oblate bei sich tragen ®2). Im MA. zumal war die Verwendung von Hostien zu zauberischen Handlungen allgemein üblich — in solchem Ausmaß, daß die kirchliche Gerichtsbarkeit einschreiten mußte. A u s der Praxis des berüchtigten Inquisitors Bernhard Guidonis von Toulouse (f 1331) ist uns ein Formular für das Urteil gegen einen, der mit der Eucharistie Malefizien treibt, erhalten. Ein solcher ist je nach der Schwere des Falles mit Exkommunikation oder mit lebenslänglicher Kerkerhaft zu bestrafen. A u c h muß er, um sofort als Schänder des Leibes Christi von jedermann erkannt zu werden, bei allen Kleidern auf Brust und Rücken eine große Hostie in gelb aufgemalt tragen e3 ). Nicht nur die heiligen Elemente selbst sind von besonderer magischer Wirkung, sondern auch andere Dinge, die mit ihnen in Berührung kommen und der K r a f t teilhaftig werden. Im A.s k e 1 c h sich spiegeln, heilt die Gelbsucht 6 4 ), sei es, daß man ihn nach Hause holen läßt, sei es, daß man in der Kirche versucht, auf den Grund zu sehen 6 5 ). Hierbei sind Momente des Analogiezaubers im Spiel: der Glaube, daß von Gleichem zu Gleichem und von Ahnlichem zu Ahnlichem geheime, wunderbare Fäden weben. Der Kelch ist in der Regel innen vergoldet, und so spiegelt man sich gelb darin. — Eine geheimnisvolle Sage wird von dem A.skelch zu Grimma erzählt: bald nach der Umwandlung des Klosters in eine Schule hörte man aus einem verschlossenen G a n g immerfort Stimmengewirr. Der R e k t o r A d a m Siber sammelte seine stärksten Schüler um sich, und sie stiegen in den unterirdischen Gang hinab. Obgleich sie die Erscheinung eines eisgrauen, alten Mönches warnte, gingen sie immer weiter, bis
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sie vor einer Tafel standen, um die bei brennenden Kerzen Mönche mit Totengesichtern saßen. Einer von ihnen erhob sich und bat die Eindringlinge, sie möchten doch die R u h e der Toten nicht stören, und schenkte ihnen zum Andenken einen vergoldeten Kelch. Sofort war die Erscheinung verschwunden, und bebend flohen die Schüler ans Tageslicht. Noch heute wird in Grimma dieser Kelch benutzt, wenn den Fürstenschülern das A . gereicht wird ββ ). Das ist eine ätiologische Sage, welche die wunderbare Herkunft eines besonders schönen Kelches erklären soll. Die Sage bedient sich dazu des bekannten Motivs der E n t r ü c k u n g in einen Berg. A u c h die Κ 1 e i d u η g , die man beim Α . getragen hat, ist w u n d e r k r ä f t i g w ) . So wird ζ. B. den kleinen Kindern im Erzgebirge als Heil- und Schutzmittel gegen K r ä m p f e ein beim A . getragenes S t ü c k u n t e r g e l e g t w ) . In Oldenburg gibt man einem kranken K a l b Salz und Wasser aus einem Schuh zu trinken, den man beim letzten A . angehabt h a t · 8 ) . A u s diesem Glauben an die magische K r a f t der beim A . getragenen Kleider erklärt sich auch der seltsame Brauch der Esten, daß sie sich in der auf den A . s t a g folgenden Nacht nicht ausziehen oder mindestens die S t r ü m p f e anbehalten TO). Und sicherlich trägt dieselbe Vorstellung wesentlich zur Beibehaltung einer besonderen A.stracht bei, wie sie noch heutigentags etwa in W e s t f a l e n 7 1 ) , der Lüneburger Heide 72 ), im Nassauischen 7 3 ), im V o g t l a n d 7 4 ) , in Sachsen 7 5 ) im Gebrauch ist. 36) A c h e 1 i s Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts 1 (1891), 119. 3β) de lapsis 25. 3 ') G r o h m a η η Aberglaube 149· 38) S c h w a r t z Studien 184. 3») A c h e lis a . a . O . 120. «) F r i e d b e r g Bußbücher 20. 41 ) H e s s B l 4, 195. " ) E b d . 4, 204. " ) F r i e d b e r g Bußbücher 20. " ) Vgl. die ausführlichen Darlegungen v o n D r e w s in HessBl. 4, 176 ff. ; " ) 4. mystagogische Katechese über Leib u. Blut Christi. *·) S c h r a m e k Böhmerwald 116. 47) W u t t k e 140. "') B o h n e n b e r g e r 24. *') W u t t k e 355. M ) J o h n Erzgebirge 54 = S e y f a r t h Sachsen 274. " ( B o e d e r Ehsten Script. Rer. Livon. I I . 673. «) H ö h n Geburt 278. «) B o h n e n b e r g e r 24. «) T o p p e n 12. " ) W u t t k e
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304. " ) S A V k . 8, 153. «') E b d . 146. " ) E b d . 18, 1 1 5 . M ) K u h n u. S c h w a r t z 429 Nr. 254. β0) E i s e 1 Voigtland 221. " ) B a r t s c h Mecklenburg 1, 155. ·*) Strack Blut 34. es ) H a η s e η Hexenwahn 54 f- " ) D r e c h ββ5 ί ε r Schlesien 2, 244. ) T ö ρ ρ e η Ι2 = Η όν ο r k a u. K r o n f e l d 2, 108. ββ) Μ e i c h e Sagen 30 f. β7) Urquell N F . 1, 132 = S t r a t ,8 ) k e r j a n Oldenburg 2, 9; Seyfarth Sachsen 274 = J o h η Erzgebirge 54. ω ) Z f V k . 70) B o e d e r 4, 149. Ehsten Script. Rer. L i v o n . I I , 673. 71 ) S a r t o r i Westfalen 36. ιοί. " ) K i i c k Lüneburger Heide 128 f. 73 ) H o t t e n r o t h Nassau 1905, s. Register. 71) Köhler Voigtland 267. " ) W u t t k e Sachs. Volkskunde 544.
5. Die K r a n k e n k o m m u n i o n ist allverbreitete christliche Sitte. Dem Schwerkranken, bei dem man merkt, daß es allmählich zu Ende geht, wird v o m Pfarrer meist im Beisein der Angehörigen das A . gereicht. E r kann dann seliger sterben, weil ihm die Sündenvergebung verkündigt ist7®). Man stirbt nicht gern, ohne das A. genommen zu haben. Selbst der erbittertste Feind, der einem das ganze Leben lang den Besuch des A.s durch seine feindselige Gesinnung unmöglich gemacht, eilt zur Versöhnung ans Sterbelager, damit der Sterbende die letzte Wegzehrung versöhnt genießen kann 7 7 ). A u c h wer im Leben nichts von der Kirche hatte wissen wollen, verlangt auf dem Sterbebett nach dem Tisch des Herrn. In Hinterpommern weigerte einmal der Pfarrer einem ganz unkirchlichen Manne das letzte A . Der K r a n k e starb. Wenige T a g e darauf erschien dem Pfarrer der Geist des Verstorbenen und führte ihn auf den Gottesacker, wo er ihm befahl, an seinem Grab das A . auszuteilen. Zitternd erhob der Pfarrer seine Hände und spendete dem Geist das A . Als die heilige Handlung vorüber war, verschwand der Geist und k a m nicht wieder 7 8 ). Im MA. kam es vor, daß auf dem Schlachtfeld ein Ritter seinem sterbenden Gesellen ein B l a t t als Ersatz für das geweihte Brot in den Mund schob, damit er j a nicht ganz ohne Kommunion sterben mußte. Oder der Sterbende raufte selbst mit Aufbietung seiner letzten K r a f t drei Halme Gras aus der Erde und aß sie 7 9 ). Wenn sich der Sterbende einmal weigert, das A . zu nehmen, so bestehen die Angehörigen
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darauf. Aus Franken wird ein solcher Fall berichtet. Die Söhne wollen dem Vater Hände und Füße festhalten, das Maul aufsperren, dann solle der Pfarrer es ihm einschütten 80 ). Auch hier wiederum eine durch und durch dingliche Auffassung vom A. und seiner Wirkung! Vom Genuß des A.s erwartet man für den Verlauf der Krankheit eine Entscheidung. Entweder tritt Besserung oder der Tod ein 8 1 ). Der Pfarrer kann aus dem gefüllten Kelch sehen, ob der Kranke sterben oder wiedergenesen wird 8 2 ). Man gibt acht, wohin der Rauch der ausgelöschten Lichter zieht. Zieht er zur Tür hinaus, so muß der Kranke sterben, senkt er sich, so bleibt er am Leben 8 3 ). Im Erzgebirge glaubt man, daß der Kranke stirbt, wenn er nach empfangenem A. zu essen verlangt; verlangt er zu trinken, dann kommt er auf 8 4 ). Vielfach wird das Kranken-Α. solange als möglich hinausgeschoben, weil man meint, wenn ein Kranker einmal das heilige Mahl genossen habe, dann müsse er unter allen Umständen sterben 8 5 ). Dieser Aberglaube erklärt sich natürlicherweise daher, daß man Kranken das A. erst reicht, wenn nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung auf Genesung mehr besteht. Die Erfahrung zeigt somit, daß der, der auf dem Krankenbett das A. genommen hat, stirbt 8 9 ). Wenngleich der Tod mit dem Genuß des A.s schlechterdings in keinem ursächlichen Zusammenhang steht, gilt doch hier der primitive Grundsatz post hoc ergo propter hoc (vgl. Ölung, letzte). 7e ) Vgl. H ö h n Tod 314. " ) W u t t k e 455. " ) K n o o p Hinterpommern 18 f. " ( S c h u l t z Höfisches Leben 2, 265. eo) W u t t k e 456. 81 ) Urquell 4, 49 f. = H ö h n Tod 313. M ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 287 = B a r t s c h Mecklenburg 2, 124 = K ö h l e r Voigtland 396. 83 ) Ebd. 396 = K u h n u. S c h w a r t z 436. 84 ) G r i m m Myth. 3, 450. ") W u t t k e 141 = P a n z e r Beitrag 1, 268 = L a m m e r t 98 = H ö h n Tod 3 1 3 = Alemannia 27, 239. 8") K e l l e r Grab d. Abergl. 3, 68 ff.
6. Endlich wird das A. zu einer bestimmten Art des Gottesurteils, der sog. A.s p r o b e benutzt. Wir haben eine Erscheinung vor uns, die zwar gänzlich der
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Geschichte angehört, aber doch bis über die Ritterzeit herauf von so einschneidender Wirklichkeit war, daß ein kurzes Wort darüber in diesem Zusammenhang gesagt werden muß. Der Sinn der A.sprobe ist der: Ist jemand irgendeines Verbrechens verdächtig, und es gelingt nicht, ihn zu überführen, so soll durch Gottesurteil die Wahrheit ans Licht gebracht werden. Unter besonderem Zeremoniell wird dem Verdächtigen die heilige Hostie gereicht; kann er sie ohne schädliche Wirkung genießen, so liegt seine Unschuld klar zutage; stirbt er an dem Genuß, so ist er schuldig und zugleich bestraft. Zwei Momente sind in der A.sprobe vereinigt: das uralte Gottesurteil in Form des geweihten Bissens, wie es Neger 8 7 ), Indianer 88 ), Inder 89 ), Israeliten·°), vor allem die altgermanischen Volksrechte 9 1 ) kennen, und die christliche Anschauung „ W e r unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sich selber zum Gericht" 92 ). Nur eine ganz dinglich-magische Sakramentsauffassung hat diese Verbindung ermöglicht. Zum erstenmal begegnet die A.sprobe deutlich als Institution der kirchlichen Gerichtsbarkeit auf der Synode von Worms 868, auf der beschlossen wird, daß Mönche sich durch die Kommunion zu reinigen haben 9 3 ). Das Kirchengesetz des Königs K a n u t von Dänemark ordnet an, daß ein Geistlicher sich bei einfacher Klage durch einfache A.sprobe zu reinigen habe, bei dreifacher Klage unter Beistand von 7 Genossen („A.shelfern") 94). Mit Vorliebe scheint man die A.sprobe bei Ehebruchklagen angewandt zu haben. Das bekannteste historische Beispiel geht auf Regino von Prüm zurück, der zum J a h r 869 in seiner Chronik berichtet: König Lothar II. von Austrasien unterhielt ehebrecherische Beziehungen zu Waldrada, der Schwester des Erzbischofs Günther von Köln, und verstieß seine rechtmäßige Gemahlin Thietberga. Die Sache kam schließlich vor den Papst, der den Streit schlichten sollte. Lothar und seine Gefolgschaft schworen den Ehebruch ab. Der Papst reichte dem König das A. zur Bekräftigung seines Schwurs.
Abendopfer—Abendröte
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Der Unsinnige nahm es — und starb kurz darnach auf der Rückreise von Rom in Piacenza 95 ). Sibico, der Bischof von Speyer, reinigte sich vor der Generalsynode von Mainz 1049 von der Klage der Verführung einer Frau dadurch, daß er die Hostie nahm und gesund blieb ββ). Lambert von Hersfeld erzählt, nach der Lossprechung des Königs Heinrich IV. vom Bann habe Papst Gregor V I I . feierlich die Messe genommen, um sich von den Anschuldigungen, die der König gegen ihn vorgebracht hatte, zu reinigen, und habe auch Heinrich die Eucharistie zur Bekräftigung seines Schwures reichen wollen. Dieser habe sich aber der A.sprobe durch Ausflüchte entzogen 97 ). Ob die Sache sich wirklich so zugetragen hat, wird sich mit Sicherheit nicht ausmachen lassen; aber daß sie berichtet werden konnte, ist ein Beweis für die allgemeine Verbreitung des festen Glaubens an die untrügliche Entscheidung der A.sprobe. Weiteres siehe unter G o t t e s u r t e i l . ·') G l i t s c h Gottesurteile 34. 8») Globus 29, 40. "") G l i t s c h Gottesurteile 3 1 ; W i l u t z k y Recht 3, 148. »«) 4. Mose 5, 1 8 ff. ,1 ) Η c h. Β r u ηηer Deutsche Rechtsgeschichte 2 (1892), 4 1 2 ; G r i m m RA. 2, 597. M 3 ) I. Kor. 1 1 , 2 9 . ® ) F r a n z Benediktionen 2, 340. «) Ebd. 2, 340. »5) M G S S . I, 580 f. ,e ) A d a m v. B r e m e n Kirchengesch. 1 1 1 , 2 g ; M G S S . V I I , 346. >') M G S S . V, 259 f. Rühle.
Abendopfer s. O p f e r . Abendröte. Weitesten Kreisen ist es bekannt, daß bei klarer A. das Wetter für den folgenden Tag gut wird, im Gegensatz zur Morgenröte (s. d.). Die Erklärung dafür ist darin zu suchen, daß der für die nördlich der Alpen gelegenen Länder feuchtigkeitsfreie O s t w i η d gegen Westen Nebelmassen und Dunstteile in starkem Maße zusammenballt, die sich der Sonne vorlagern. In ihnen werden die blauen und violetten Strahlen der Sonne absorbiert, so daß nur die roten Strahlen bis zu unserm Auge gelangen. I. W e t t e r p r o p h e z e i u n g e n . Der Volksglaube hat diese Beobachtung des Naturvorganges zu Wetterregeln zusammengefaßt, in denen naturgemäß nicht die Deutung des Wetters aus dem Ostwind als der natürlichen Ursache von
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Wichtigkeit ist, sondern die rote Farbe der Sonne und des Abendhimmels. Den ältesten, mir bekannten Beleg bringt die Bauernpraktik (Ausgabe von 1508 fol. V verso; s. B a u e r n p r a k t i k II Ende) in einem wohl von einem Mönch gedichteten Vers: Nocte rubens caelum eras indicat esse serenum u. L. Reynmans Wetterbüchlein S. 5 u. nach der Ausgabe von 1 5 1 0 (älteste von 1505; s. Wetterbüchlein): „Item wenn jm auf vñ nydergang der sonnen schein vor jr geen auf die nacht rot sein; bedeüt den nächsten tag schön wetter" 1 ). Widerschein der A. im östlichen Gewölk gilt in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich als ganz besonders gutes Zeichen eines folgenden schönen Tages 2) : „Abendrot — in der Früh Sonn ins G'schrott" ( = Almwiese) 3 ) „Abendrot, Morgens god" 4), „Abendrot makt'tWett'r got" 5) (beides aus Holstein). Ähnliches wird aus der Lüneburger Heide berichtet e ). Bemerkenswert ist der Vers: „geiht de Sünn unner gäl, gift et häil Rägen väl, geiht de Sünn unner rod, ward dat Wader häil goud" 6). Meist sind in diesen Sprüchen A. und Morgenröte drastisch kontrastiert; so lautet der vorletzt genannte Spruch vollständig: „Abendrot makt't Well'r got; Morgenrot bringt Wat'r in'n Sod" (== Brunnen) 7 ). Weiter: „ G u t Wetter kündet Abendrot, Morgenrot bringt Wind und K o t " (Mecklenburg) 8 ); „Abendrot gut Wetter bot, Morgenrot bringt Dreck und Kot" (Landsberg a. W.) 9 ); „Abendrot bringt Brot, Morgenrot fällt in K o t " (Schlesien) 1 . 0 ); „Abendrot bringt heitern Tag, Morgenrot nicht weilen mag" (Mecklenburg) " ) . — Merkwürdig ist der Unterschied, den man mit der F a r b e des Abendrotes in der Lechgegend macht: „Abendrot (goldfarbig) gut Wetter bot — Abendrot (feuerfarbig) morgens K o t " 1 2 ) 1 3 ) . ') Edition in „Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus hrsg. von G. Hellmann Bd. 5. Die ß.Faksimile hinter S. 7 2 ; L . R e y n m a n Von war er erkanntnuss des Wetters . . . = Neudrucke, hrsg. von G. Hellmann Bd. 1. Faksimile der Ausg. 2 von 1 5 1 0 nach S. 42. ) Z f V k . 4 (1894), 82. 3 4 ) Steiermark: R e i t e r e r 56. ) Z f V k . 24
Abendröte
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(1914), 59. ) E b d . ) Κ ü c k Wetterglaube in der Lüneburger Heide (1915) 108 ff. ') Vgl. 5
β
Geoponika ed. H. B e c k h 1895 I 3, 2: και ó ήλιος ΐ έ έρυθ-ρόζ άνατέλλων καΐ μελαινόμονος δμβρους ΐηλοι. Von Sonnenuntergang und Α. ist hier und sonst bei antiken Schriftstellern nie die Rede (s. M o r g e n r ö t e und Anm. 13). ·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 211. ') E n g e l i e n u. L a h n 281. M ) D r e c h s l e r 2, r 3 5 f· " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 211. 12 ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 154; ( K e l l e r ) Grab d. Abergl. 4, 207 f.; A n d r e e Braun-
schweig 411. K i i c k 108 ff. 13) Die Regeln sind auf dem n ö r d l i c h der Alpen gelegenen Gebiet heimisch. Von den antiken Wetterregeln dieser Art, wie m a n sie bei Aratos Phainom. Vers 820 ff. und nach ihm bei Vergil Georg. I, 438 ff. liest, weichen sie stark ab. A. wird überhaupt nie erwähnt als Wetterzeichen. Ein Beispiel: Vergil Georg. I, 438 ff. (besonders 453) : (Sol) caeruleus pluviam denuntiat, igneus euros: Der Euros (Südostwind) ist im Süden feucht und bringt Regen (Belege bei P a u l y - W i s s o w a s. v. Euros Bd. 6 Sp. 1313. — Einfluß antiker Wetterregeln in der B a u e r n p r a k t i k ( s . d . ) sonst sehr deutlich; über dieselbe vgl. W e t t e r r e g e l ) . — Nachträglich zu A. noch einen Beleg aus der französischen Westschweiz: „ R a v e u du nün, / Bio tein du dzo que vïn / . Raveu du matin, / Aminne o carapïn (Rougeur de l'horizon, le soir, beau t e m p s du jour qui vient. Rougeur du matin amène le carapin ( = petite couche de neige) (SAVk. 2, 240). 2. S o n s t i g e r V o l k s g l a u b e k n ü p f t sich an die A . in eigentümlichen Vorstellungen an. „ S c h a u , die Muttergottes b a c h t K ü c h l e i n " , s a g t m a n in manchen Gegenden S c h w a b e n s den K i n dern, wenn die A . besonders leuchtend i s t 1 4 ) . In Biel (Schweiz) ist der G l a u b e verbreitet, bei A . brate der liebe G o t t die kleinen K i n d l e i n 1 5 ) . Sind die G e d a n k e n , die zur B i l d u n g solcher A n s c h a u u n g e n führten, teilweise schwer zu ermitteln (doch v g l . A t m o s p h ä r e 2), so gilt das nicht v o n der P r o p h e z e i u n g des K r i e g e s aus der Α . l e ) . So scheint auch die bek a n n t e Stelle bei Schiller, Wallensteins Lager, v e r s t a n d e n werden zu m ü s s e n 1 7 ) : Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder, L'nd aus den Wolken blutigrot H ä n g t der Herrgott den Kriegsmantel runter. Hier liegt antike T r a d i t i o n zugrunde, die aus der r o t e n F a r b e (s. d.) v o r allem bei siderischen Erscheinungen, den K r i e g weissagt. A . selbst ist, soweit ich sehe, in der A n t i k e allerdings nicht als Kriegsomen a u f g e f a ß t worden. Ü b e r die
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Ü b e r n a h m e und W e i t e r b i l d u n g a n t i k e r A s t r o n o m i e und Astrologie im deutschen M A . s. S t e r n d e u t u n g , Planeten18). 14 ) Birlinger Aus Schwaben 1, 104. " ) SchwVk. 10, 37. I6 ) L e m k e Ostpreußen 3, ix6 Nr. 80. Ähnliches auch in Oldenburg: S t r a c k e r j a n 2, 63 f. Weitere Literatur 17 ) 8. Auftritt, Brandenburgia 1916, 162. Vers 24 ff. 1β) Vgl. H e p h a i s t i o n von T h e b e n ed. Engelbrecht S. 82 von der roten Farbe bei Finsternissen: έπΐ των τελείων έκλείψεων τό μέν χρώμα τό μέλαν θάνατον του δρχοντος.. . σημαίνει · τό δέ Ιρυθ-ρόν της χώρας κάκωσιν. Der zweite Reiter in der bekannten Stelle der Offenbarung Johannis (6, 3—4), der über Krieg u n d Frieden entscheidet, reitet ein feuerrotes Roß ( B o l l Offenbarung Johannis 83). Dem Planeten Ares-Mars gehört in der späten, d. h. griech.-ägypt. Astrologietradition die rote Farbe und der Krieg ( C a t a l o g u s c o d i c u m a s t r o 1. g r a e c o r u m V I I 217,22. 219,6; H e p h a i s t i o n ν. Τ h e be n 79, 31 ff.).
3. M y t h o l o g i s c h e s . Grimm19) schreibt, d a ß das edlere W o r t Abendrot (statt A b e n d r ö t e ) , m h d . abentrôt, in der M y t h o l o g i e als männlicher Riese des A b e n d s a u f g e f a ß t werde. Diese Personif i k a t i o n w i r k t noch in der v o n G r i m m a. a. 0 . notierten bäuerlichen A n s c h a u u n g n a c h : d i e Α . zieht über L a n d 1 9 ) . a) In der germ. M y t h o l o g i e bildet A b e n t r ô t mit E c k e und F a s o l t eine T r i a s ; alle drei sind in der L u f t wirkende D ä m o n e n oder Riesen, die den segnenden Lichtgeistern der H ö h e feindlich gegenüberstehen. T a g und N a c h t k ä m p f e n miteinander den K a m p f , in dem A b e n t r ô t das D u n k e l über den H i m m e l h e r a u f f ü h r t und den Sonnenstrahlen den W e g zur Erde h e m m t . Der K a m p f endet mit dem Siege der N a c h t g e i s t e r 2 0 ) . b) Inwieweit in d e m blutigen T o d e S w a n h i l d s ( S w a n h i l d als m y t h i s c h e Personifizierung der Sonnenstrahlen aufgefaßt) die A . zu R e c h t zu erkennen ist, wie S i m r o c k und M a n n h a r d t 21 ) die S a g e der E d d a ( G u d r û n a r h v ç t 1 4 — 1 6 ) erklären, w a g e ich nicht zu entscheiden. S w a n hild Goldfeder (SvanhiliJr G u l l f j ö i r ) als T o c h t e r v o n T a g und Sonne (Fornaldurs. II 7) wird G u f l r ú n a r h v o t 15 ausdrücklich einem lichten Sonnenstrahl verglichen 22 ).
Abendsegen·ι—Abendstern
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c) Die im A b e n d r o t aufleuchtende W o l k e (s. d.), ist als f e u r i g e M a u e r oder von Feuer umlohte B u r g der Riesin Gerdr und der Valkyrie Brynhildr aufgefaßt 23 ).
dem f ü r die Neugestaltung der deutschen Literatur wichtigen Dichter Weckherlin findet sich der Vers:
") G r i m m DWb. s. v. A. ») M a n n hardt Germ. Mythen 90. 354; Grimm Myth. 2, 624; M e y e r Germ. Myth. 144. " ) S i m ι o c k Mythologie 3o;Mannhardt Germ. Mythen 376. " ) „Allen schien sie (seil. Swanhild) / in unserer Halle, / als sei sie ein M) M e y e r lichter / Sonnenstrahl". Germ. Myth. 88 f. Stegemann.
Weitere Belege bringen die Gedichte v. Salis-Seewis' (18. Jh.). So liest man in dem „ A b e n d b i l d e r " überschriebenen Gedicht (1786) in der letzten Strophe δ ):
s. G e b e t .
Manches auch in den Hochzeitsgedichten von Opitz ®).
Abendsegen Abendstern.
Nur die selbständigen Vorstellungen, die an den A . anknüpfen, sind im folgenden behandelt; aller Volksglaube, in dem der A . als Venus im Zusammenhang mit der Planetenreihe erscheint, ist s. ν. Ρ 1 a η e t e η besprochen. ι. A l l g e m e i n e s . Weitaus den meisten Völkern gilt der A u f g a n g des A.s als Anbruch der Nacht, d. h. Ruhezeit, als Z e i t p u n k t zur Vermählung und Liebeszusammenkunft. Ü b e r die Liebenden breitet der Stern einen Schimmer der Verklärung; Liebende, die getrennt sind, senden ihm ihren Gruß. Schon die griechische Dichterin Sappho huldigt dem A u f g a n g des A . s mit gefühlstiefen Worten 1 ). Herrliche Töne fand der römische Dichter Catull in seinem Hochzeitsgedicht (Nr. 62). Ähnliche Stimmen in der jüngeren deutschen Literatur sind bekannt, hier sei nur an Wolframs Lied an den A . v o n W a g n e r erinnert. A b e r auch in der altern deutschen Literatur findet sich manches, was hierher gehört. Von dem, was mir zufällig begegnet ist, sei folgendes zitiert: in dem aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden Gedicht von „ z w e i K a u f m a n n " (nach Vers 935 v e r f a ß t v o n dem sonst unbekannten Dichter R u p r e c h t v. Würzburg) stehen die Verse (180 ff.) 2 ): ,,nu begund die sunne sigen vnd der a b e n t s t e r n e stigen nach der alten gewonheit, ob mir ist geseit die warheit: die beide do ein bett emphing, ein vil lieb da ergieng" usw.
Ein weiteres Zitat aus diesen älteren Zeiten findet sich in der von der Hagenschen Ausgabe der Minnesänger 3 ). Bei
„bis den Menschen der A. zu der ruh widerführet" 4).
bis der liebe Stern so trübe in der Abendröte schwimmt.
x) P a u l y - W i s s o w a s. v. Hesperos. Sp. 1254; R o s c h e r Mythol. Lexikon 1 396 unten. 2) J. G r i m m Altdeutsche Wälder Cassel 1 (1813), 41. 66; P i p e r Höfische Epik a) 3, 538 (Deutsche Nat.Lit.). 1, 125 c. 4) W e c k h e r l i n hrsg. ν. K. G o e d e k e , Leipzig 1873 ( = Deutsch. Dicht, d. 17. Jahrh. 5) 226. 6) ed. F r e y Deutsche Nat.Lit. 41,2, 268; vgl. ebd. 256 Nr. 3 „Abendwehmut". e) O p i t z Werke ed. O e s t e r 1 e in Deutsche Nat.Lit. 27. 35 if·
2. M y t h o l o g i s c h e s zum Α. kennt der deutsche Volksglaube so gut wie gar nicht. Schon in der arischen Urreligion spielte der A . keine hervorragende Rolle 7 ). Spuren göttlicher Verehrung des Morgenund A.s hat man wohl in dem K u l t der Asvins der Inder zu finden geglaubt; aber wenn man überhaupt in diesem Dämonenpaar A . und Morgenstern sehen darf, so gilt die Verehrung mehr dem Bruderverhältnis der beiden, als ihrer Göttlichkeit 8 ). Doch ist das Wesen jener Gottheiten noch viel zu wenig geklärt und mit der Darlegung ihrer sideralen Eigenschaften nicht erschöpft 9 ). Aber wichtig bleibt die Beobachtung, daß nicht nur im deutschen Volke der A . in der Mythologie k e i n e Rolle spielt, sondern daß er überhaupt von den Völkern arischen Stammes nicht verehrt worden ist. Das beweisen auch die lettischen N a t u r m y t h e n (13. Jh.), die noch indogermanische Anschauungen enthalten 10 ). Von Gestirnkultus ist auch in ihnen nie die Rede. Wenn der A . der herabsinkenden Sonne das Lager bereitet n ) , wie er im antiken Volksglauben abends die Himmelslichter (d. h. die
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Abendstern
Sterne) anzündet 1 2 ), so ist das Ganze ein Bild schlicht personifizierten Naturgeschehens wie auch in der Anschauung vom Morgenstern, der in jenen lettischen Liedern der Sonne das Feuer entzündet 13 ). (Dazu vgl. die antiken Darstellungen von Morgen- und A. mit gehobener und gesenkter Fackel) 14 ). Α.- und Morgenstern sind weder im Mythus des deutschen Volkes noch der antiken Völker jemals identifiziert worden; obgleich die Babylonier bereits um 2000 v. Chr. die Identität der beiden Sterne beobachtet haben, läßt sich diese Erkenntnis im Okzident (Hellas) nicht vor dem 6. Jahrhundert v. Chr. nachweisen 16 ), und selbst dann noch trennt der Mythus beide Erscheinungen des gleichen Gestirns (so noch in den Dionysiaka des Nonnos von Panopolis, 5. Jahrhundert n. Chr.) l e ). Für das Römische hat Gundel die gleiche Feststellung gemacht 1 7 ) : er kommt zu dem weiteren Schluß, daß selbst die Planetennatur der Gestirne lange Zeit von den Römern nicht erkannt worden ist. Auch das deutsche Heidentum wird die Identität von Morgenstern und A. kaum erkannt haben; noch weniger glaube ich, daß man in germanischer und fränkischer Zeit in Volkskreisen etwas von der planetarischen Natur der Venus wußte (gegen Grimm, Myth. 603). Bei der vollkommenen Uninteressiertheit der frühdeutschcn Zeit für astronomische Dinge (s. Sterndeutung) scheint mir eine Erkenntnis wie die der planetarischen Natur der Venus und der Identität von Morgenstern und A. undenkbar. So laufen seit dem Ahd. die Ausdrücke A. und Morgenstern nebeneinander her, wie im lateinischen Sprachgebiet Vesper und Lucifer. Ahd. heißt die abendliche Venus âpantsterno. tunkelslerne scheint vesperugo zu sein, der in der Dämmerung aufleuchtende A. Weiter begegnet naktfare\ dies ist die einzige mythische Bezeichnung des A.s, nach Grimm ein Name für die nachts ausfahrende weise Frau oder Hexe 18 ). Einen modernen Beleg für die Trennung von Morgenstern und A. kenne ich aus der Oberpfalz 18 ) : Wenn
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unser lieben Frauen vom Schlafe aufsteht, gehen die Nachtsterne unter und der Morgenstern a u f , und umgekehrt. Dieser Stern ist also der ständige Begleiter unser lieben Frauen. Die Vorstellung weist inhaltlich noch eine Besonderheit auf; denn christlicher Einfluß auf die ursprüngliche (indogerman. ?) Fassung dieses Mythologems von der Sonne, bei deren Erheben die Sterne erbleichen, ist unverkennbar; denn auf lettischem Gebiet begegnet in jenen Liedern ein Synkretismus, der Maria der Sonnentochter substituiert 2 0 ). ') G r i m m Myth. 603. ®) M e y e r Relig.gesch. 106. 9) S t e n K o n o w in C h a n t e p i e d e l a S a u s s a y e Lehrbuch der Religionsgeschichte 4 2, 33. 10) S i e c k e Götterattribute 21 ; berührt sich zum Teil mit M a n n h a r d t Die lettischen Sonnenmythen ZfEthnologie V I I ; C h a n t e p i e de la Sauss a y e a. a. O. n ) S i e c k e 32. 12 ) G u n d e l Sterne und Sternbilder im Glauben des Altertums und der Neuzeit 22. " ) S i e c k e 3 1 . u ) Literatur bei R o s c h e r Myth. Lex. 1 2604 s. v. Hesperos. 16 ) B o l l - B e z o l d Stern3 glaube und Sterndeutung 6. " ) V . S t e g e m a η η Nonnos ν. Panopolis und das astrologische Weltbild der Dtonysiaha. Index s. v. Abendstern. l7 ) G u n d e l de stell, appell. 24. 1β ) G r i m m Myth. 2, 603, woselbst die Zitate der Quellen. Gr. bemerkt noch zu englischen Vorstellungen verwandter Art: „Den A n g e l s a c h s e n hieß der A . svâna steorra (bubulcorum stella), weil die Hirten, sobald er aufging, heimtrieben. ie) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 80 f. M ) S i e c k e a. a. O. 25.
3. V o l k s g l a u b e knüpft sich, entsprechend der nicht göttlich verehrten Erscheinung des Α., nur in geringem Maße an das Gestirn an. Man kennt ihn wohl nur im Liebessegen ; das Mädchen tritt vor die Tür des Hauses und richtet an den A. die Bitte, ihr ihren Liebsten treu zu erhalten 2 1 ). Gelegentlich ist der A. in Verbindung mit dem Monde (s. d.) angerufen; zu dieser Kombination von A. und Mond vgl. die griechische, von Hesiod (Theog. 986 ff.) erzählte Sage vom Raube des Phaethon-A. durch Aphrodite = Mondgöttin 22 ). In der Oberpfalz heißt es 23) : Grüß dich Gott, mein lieber Abendstern, Ich seh dich heut und allzeit gern. Schaut der Mond übers Eck Meinem Herzliebsten aufs Bett, Laß ihm nicht Rast
Abendtau—Aberglaube
63 L a ß ihm nicht R o u , D a ß er zu mir kommen mou.
Zu diesem Spruch teilt Müllenhoff aus Schleswig-Holstein einen ähnlichen mit 24 ), der zu Orakelzwecken verwendet wird: „ W i l l eine Jungfrau ihren zukünftigen Bräutigam sehen, so muß sie zur Mitternacht vor Neujahr r ü c k w ä r t s (s. d.) in der K ü c h e n t ü r stehen und sprechen: G o t t grüß dich, Abendstern, D u scheinst so hell v o n fern, Über Osten, über Westen, Über alle Kreiennesten. Ist einer zu mein Liebsten geboren ? Ist einer zu mein Liebsten erkoren ? Der k o m m als er geht A l s er steht In sein täglich K l e i d 25 ). n) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 133. ") R o s c h e r Myth. Lex. 1, 396. 2a) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 133 (dort noch eine andere, doch ähnliche Fassung). Ferner W e i η h o 1 d , Neunzahl 51 (ebd. Liebessegen) ; Z f V k . 26, 198. S4) M ü l l e n h o f f Sagen 519 Nr. 37. " ) Ein venezianisches Märchen erzählt v o n einer Prineessin, die ihren Gemahl verloren hat und sich in ihrer Verzweiflung an den A . wendet, der sie an die Sonne weiterverweist. Diesem Märchen liegt die gleiche Auffassung des A.s in seiner Beziehung zum Liebessegen zugrunde. Vgl. G. W i d d e r und A . W o l f Volksmärchen aus Venetien = Jahrb. f. rom. L i t . 7 (1866), 251.
4. D e u t u n g . Die Beziehungen des A.s zum Liebeszauber sind keinesfalls in den schwachen Ansätzen einer mythischen Auffassung des A.s bei den Ariern begründet, so naheliegend der Gedanke sein mag. A u c h als „astrologisch" kann man diese Beziehung k a u m deuten, weil die Sterne nach der Lehre der Astrologie dem Weltgesetz gegenüber, das ihre T ä t i g k e i t regelt, keine Freiheit haben, also Gebeten, die an sie gerichtet würden, keinesfalls Gehör schenken könnten 2 6 ). Vielmehr ist die Verbindung von A . und L i e b e i n Gefühlsmomenten verwurzelt. Es ist derselbe Trieb des Gefühls, der in so viel stärkerem Maße bei allen abendländischen Völkern die Mondgöttin zur Gefährtin im Liebeszauber gemacht hat 2 7 ) (s. Mond). 2e) D o c h vgl. F i r m i c u s Maternus Matheseis 4, 16, 9; C a t. c o d . a s t r. V I I I 3, 154 f f . ; B o l l in P a u l y - W i s s o w a s . v . Hebdomas Sp. 2571 Mitte; B o u c h é -
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L e c l e r q L'astrologie Grecque (Paris 1899), 4 6 6 , 2 : 6 1 6 , 4 . !') W i l a m o w i t z Hermes 18, 419. Stegemann.
Abendtau s. T a u. A b e n t r o t S. R i e s e , A b e n d r ö t e 3 a . A b e r a c u l a , Zauberwort gegen Fieber 1 ). Nebenform von Abracadabra (s. d.), flügeiförmig geschrieben s. u. Zauberwort. 1 ) Alemannia 27, 1 1 4 ; Höhn Volksheilkunde ι , 154; G a n ζ l i η Sachs. Zauberformeln 20 Nr. 36; S e y f a r t h Sachsen 1 7 1 ; D G . 17, 59. Jacoby.
Aberglaube. ι . Etymologie. — 2. Begriff. — 3. Einteilung und Inhalt des A.s. — 4. Momente u. Zweck des A.s. — 5. Ursprung und Geschichte des A.s. — 6. Quellen des deutschen A.s. Chronologische Bibliographie.
I. Das W o r t A . ist zuerst in einer Randnote zum St. Trudperter „ H o h e n L i e d " (12. Jh., alemann, oder bayr. Ursprungs) belegt : 'dehein ab s glo v be'*), vieil, spätere Randnote. K l u g e 2 ) stellt Aber-, das nhd. auch in Aberwitz, früher 'in Aberlist 'Unklugheit 1 , Abergunst 'Mißgunst', Aberwandel 'schlechter Lebenswandel', Schweiz, abersinnig 'unsinnig', Aberwillen 'Widerwillen' usw. vorkommt, zu mhd. abe 'ab', Paul 3) und WeigandHirt 4), wohl richtiger, zu aber (das neben ,wieder' den Sinn von „ g e g e n " hat) 5 ). Die Herleitung aus Ober-, wegen ndl. overgeloof, dän. overtro, die Grimm 6) und L e x e r 7 ) vertreten, ist wegen der verhältnismäßig zahlreichen Zusammensetzungen mit Aber-, bes. im Schwäbischen und Bairischen, wo sie sowohl „ w i e d e r " und „ n a c h " als „ w i d e r " bedeuten können 8 ), unwahrscheinlich. Das ndl. ofergeloof (16. Jh.) scheint an of er 'über' (vgl. lat s up e rstitio) angelehnt 9 ); sonst gilt ndl. bifgeloof9), eigentl. 'Nebenglaube', das schon mndd. als bigelove bezeugt ist 1 0 ), isl. hjátrú ,Bei- oder Nebenglaube', an. hindrvitni ,Afterglaube', schwed. vidskepelse, eigentl. .Beigestalt'. Die Grundbedeutung von lat. superstitio ist noch nicht aufgeklärt. „Überbleibsel" scheint eine moderne Deutung. Das griech. δεισιΐα·.μονία heißt einfach „ F u r c h t vor G ö t t e r n " .
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Aberglaube
Das Hohe Lied, hrsg. von J o s . H a u p t (1864) 176, zu 95, 13. *) Etym.Wb. ' (1921), 3. ») Dt.Wb. 1 (1908), 5. 4) Dt.Wb.« ι (1909), 6. «) Vgl. D e t t e r in ZfdA. 42, 53. ·) DWb. 1, 32 (in der Grammatik 2, 710 dagegen zu ahd. avar „wieder"). 7) Mhd.Wörterb. 1. 12. ·) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 18 if.; S c h m e l l e r BayrWb. 1, 12 f. ·) Woordenboek der Nederlandsche Taal 2, 2609; 2 , 1 7 1 0 . 10) S c h i 1 1 e r u. L ü b b e η MnddWb. 1, 332.
Seit Anfang des 19. J h s . wird statt A. vielfach die Bezeichnung V o l k s g l a u b e verwendet u ) . Das Wort wurde geschaffen aus dem Gefühl der Unsicherheit, wie weit die Grenzen des A.s, in dem man ein Werturteil erblickt, zu ziehen seien. Die Bezeichnung „Volksglaube" mag also vorsichtiger und auch objektiver scheinen, indem sie kein subjektives Urteil über die betr. Glaubenssatzungen ausspricht; anderseits aber schiebt sie den hohen Begriff „ G l a u b e n " in den unwürdigen Gegensinn hinüber und schränkt ihn außerdem ein; denn „Volksglaube" umfaßt sämtliche auf das Religiöse bezüglichen Empfindungen, Anschauungen und Betätigungen des Volkes, die doch weit über das hinausgehen, was mit „Aberglaube" bezeichnet wird. Zum Volksglauben gehören die Anschauungen des Volkes über Gott, Christus, den Hl. Geist, die Dreieinigkeit, seine Stellung zu Sünde, Gnade u. a. m . 1 2 ) . Wenn wir das Wort A. für vorliegendes Wörterbuch beibehalten, so geschieht es also i n v ö l l i g o b j e k t i v e m S i n n , ohne ein Werturteil auszusprechen; wie es auch vor uns zahlreiche Forscher getan haben, und wie es auch die französischen und englischen Folkloristen mit ihrem Wort „superstition" tun, obwohl auch hier die verurteilende Nebenbedeutung vorliegt. Außerdem wird in diesem Lexikon mancher nur literarisch bezeugter Α. (ζ. B . aus mittelalterlichen Tierbüchern) Aufnahme finden, der nie in das Volk gedrungen ist. Sehr wesentlich ist auch die praktische Frage, bei welchem Terminus der Benützer mehr im klaren ist, was er in dem Lexikon zu finden hat, und hier scheint uns , , A . " den Vorzug zu verdienen (s. Vorwort). n ) Ältester mir bekannter Beleg: F. L. v. D o b e n e c k Des deutschen Mittelalters Volks-
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glauben und Heroensagen. Beri. 1815. " ) Goethe scheint unter Volksglaube die Anthropomorphisierung u. Personifikation des Leblosen oder Nichtmenschlichen durch die Phantasie des Volkes zu verstehen und sieht in ihm poetische Werte (W. 41, I, 128—131).
2. B e g r i f f . Eine allgemein befriedigende Definition von A. ist bis jetzt noch nicht geboten worden und kann auch nicht geboten werden, solange man sich auf den subjektiv- religiösen Standpunkt stellt und mit A. ein Werturteil ausspricht, d. h. ihn als „irrigen", „gesetzwidrigen" Glauben, als „Wahnglauben" usw. bezeichnet. Verschiedene Definitionen gibt R u d . H o f m a n n in Herzog-Hauck 1, 78 f. wieder, darunter seine eigene: ,,A. ist der irrige Glaube von einem der Vernunft und Offenbarung widersprechenden, die Naturgesetze ignorierenden Kausalnexus übersinnlicher K r ä f t e und sinnlicher Wirkungen und umgekehrt." Auch S t r ü m p e l l s Formulierung: „ D e r A. ist ein Fürwahrhalten, welches sein Dasein und seine Stärke dadurch empfängt, daß der Mensch seinen rein subjektiven Gemütszuständen das Recht einräumt zu entscheiden, was außer ihm wirklich ist und wirklich geschieht", wird durch das Moment der „Gemütszustände" einseitig. J e komplizierter und subjektiver eine Definition ist, um so eher gerät sie mit einzelnen Teilen der A.-Erscheinungen in Konflikt. So möchten wir denn mit möglichster Objektivität sagen: A. i s t d e r Glaube an die W i r k u n g und W a h r n e h m u n g η a t u r g e s etζ 1 ich u n e r k l ä r t e r K r ä f t e , soweit diese nicht in der Religionslehre selbst begründet sind. Dabei möchten wir „ R e 1 i g i o η " allerdings im höchsten Sinne fassen: als gläubige Hingabe des Menschen an eine alliebende, seine Geschicke leitende Macht, nicht als ein bestimmtes kirchliches System der Gottesverehrung und des Gottesdienstes; denn nur allzu leicht knüpfen sich an Wesenheiten und Gegenstände von Religionssystemen Anschauungen und Handlungen an, die in den Bereich des A.s im obigen Sinne gehören (ζ. B. der Gebrauch der Hostie im Zauber), und überdies können sich auch die Auffas-
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sungen über gewisse Erscheinungen inner- das Holz zum Sarge noch „blüht". — Setzt halb ein- und desselben Religionssystems sich eine Elster auf das Haus, so gibt es darin Streit. wandeln. Die Hexen werden heute selbst B. A k t i ν (durch menschliche Handin theologischen Darstellungen als Erzeugnisse des A.s behandelt; früher wurde lung) : Um zu wissen, ob ein Kranker stirbt oder ihre Zauberabsicht allgemein geglaubt, und selbst ein Rückwandel ist nicht aus- nicht, nimmt man Brot, streicht es dem Kranken über die Stirn und gibt es einem Hund zu geschlossen. Wie endlos abgestuft ist fressen. Frißt er's, so bleibt der Kranke am ferner der Glaube an die Wirkung und Leben, andernfalls stirbt er. — Holt man sich der Gebrauch von Segenssprüchen, De- nachts zwölf Uhr aus dem Totenhause einen votionalien u. dgl., und wie verschieden, Totenknochen und blickt durch ihn hindurch, so sieht man, wie die Hexen rückwärts auf den nach Zeiten und Gegenden, die Einstel- Friedhof kommen. lung der Geistlichkeit zur Verwendung II. A b w e h r o d e r A n t u n v o n dieser Dinge durch das Volk! U n h e i l bzw. Herbeiführen 3. E i n t e i l u n g u n d Inhalt o d e r V e r h i n d e r n von Heil: d e s A.s. Die E i n t e i l u n g des A.s A. V e r f a h r e n z u g u n s t e n d e s begegnet großen Schwierigkeiten, da bei Objekts. jeder abergläubischen Anschauung meh1. Abwehr von Unheil: rere Gesichtspunkte in Betracht kommen. Gegen den Umlauf ( „ W u r m " ) am Finger So können wir ζ. B. bei der Vorstellung, spricht man: „Wurm, ich beschwöre dich bei daß aus dem Aufblühen eines an Weih- dem hl. T a g ! " usw. — Krankheiten vergehen, nachten ins Wasser gestellten Kirsch- wenn man sie mit einem Gegenstand bestreicht baumzweiges auf die Fruchtbarkeit des und diesen in einen Balken oder Baum veroder wenn man das kranke Glied durch kommenden Jahres geschlossen werden pflöckt, ein Loch stößt oder den ganzen Leib durch einen könne, drei verschiedene Gesichtspunkte gespaltenen Baum zieht. — Schutzmittel gegen unterscheiden: 1. das Orakel, 2. die Behexung und zauberische Gegenwirkung: C. Pflanze, 3. die heilige Zeit. Demnach M. B . (die Namen der hl. Dreikönige) über der Tür. — Brotrinde in der Tasche schützt vor ließe sich dieser A. nach dem Z w e c k bösem Blick. — Findet sich ein Karfreitagsei (Fruchtbarkeit), nach dem M i t t e l im Hause, so ist dieses vor Blitzschlag ge(Kirschbaumzweig), nach dem A u s - schützt. g a n g s p u n k t (Weihnacht) einteilen. 2. Herbeiführen von Heil: Wissenschaftlich am ehesten zu rechtEin Leichenzahn, ohne Knoten in ein leinenes fertigen scheint uns die Einteilung nach Säckchen genäht, erleichtert das Zahnen. — dem Z w e c k o d e r E r g e b n i s des Um sich bei den Leuten angenehm zu machen, A.s, soweit überhaupt ein Zweck vorliegt. trage man ein Wiedehopfauge bei sich. — Um rechtzeitig aufstehen zu können, spricht man 0 . S t o l l s Einteilung (Zauberglauben) beim Schlafengehen: „ S t . Vit, ich bitte dich" in defensive, offensive und expetitive usw. (d. h. erstrebende) Verfahren ließe sich B.Verfahren zuungunsten gut als Grundlage annehmen, nur fehlt d e s O b j e k t s : ihr die große Gruppe des absoluten, an1. Antun von Unheil: scheinend ziellosen A.s (s. u. III). Die Behexung in ihren zahllosen Formen, Wir möchten folgende Einteilung vor- z. B . : Wenn man Kinderwäsche über Nacht schlagen, obschon auch in ihr nicht alle draußen hängen läßt, zaubert die Hexe etwas Böses hinein. — Auf der Grenze zwischen I I , A.serscheinungen restlos aufgehen: A 2 und II, Β ι steht der Liebeszauber, ζ. B . : 1. K ü n d u n g o d e r E r f o r s c h u n g Man nehme drei Stücklein Brot, trage dieselben d e s U n b e k a n n t e n (Vorzeichen, An- so lange unter dem Arm, bis sie von Schweiß durchtränkt sind, und mische sie dem Geliebten zeichen, Omen, Orakel): A. Pa s s i ν (ohne Zutun des Menschen) : in die Speise. 2. Verhindern von Heil: Bricht einem heiratsfähigen Mädchen beim
Nähen eines Kleides die Nadel, so näht es an einem Brautkleide. — Weiße Flecken an den Fingernägeln bedeuten lange Lebensdauer, da
Eine weiße Haselwurzel unter die Schwelle der Stalltüre gelegt, bewirkt, daß die Kühe unfruchtbar werden.
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III. A b s o l u t e r Aberglauben (d. h. Anschauungen und Handlungen ohne Beziehung auf Vorzeichen oder Orakel und Verfahren zugunsten oder zuungunsten des Objekts): A . Anschauungen und Handlungen in bezug auf M e n s c h , N a t u r , menschliche Einrichtungen: Die Wöchnerin ist unrein, bis sie zum erstenmal nach der Niederkunft wieder zur Kirche geht. — Kinder bekommen den Charakter ihrer Taufpaten. — Der Mittwoch ist Unglückstag, weil er kein „Tag" ist. — Das Vieh bekommt in der Christnacht menschliche Sprache, Wasser verwandelt sich in Wein. — An Ostern geht die Sonne hüpfend auf. — Im Augustkrebs soll man Heilkräuter sammeln. B . Anschauungen und Handlungen in bezug auf ü b e r n a t ü r l i c h e W e s e n : Die Seele des Menschen kann aus dem lebenden Körper entweichen (oft in Gestalt einer Hummel, eines Schmetterlings u. dgl.) und wieder in denselben zurückkehren. Eine scharfe Abgrenzung dieser drei Gruppen ist nicht immer möglich. So wird man z. B . das Auffinden von Ertrunkenen mit Hilfe eines Stückes geweihten Agathenbrotes, das auf das Wasser geworfen wird, zu I Β oder I I A 2 stellen können. Der Α., daß das Schneiden der Haare im Zeichen des Steinbocks dieselben bald ergrauen lasse, kann als I Β (Zukünftiges) oder aber (und wohl besser) als I I I A gedeutet werden; dagegen reiht sich die Vorschrift, die Haare im L e u zu schneiden, richtiger in I I A 2, als in I I I A ein. Daß der 18. August ein Unglückstag sei, läßt sich ebensogut als I wie als I I I deuten. Die Vorschrift, nur an einem fleischlosen T a g (Freitag) am Kohl zu arbeiten, da die Fleischtage Graswürmer herbeiführen, kann als IA, I I A oder I I I A aufgefaßt werden usw. Seinem I n h a l t nach fassen wir also unter A. (wie Grimm Myth. 925) sowohl die passiven Anschauungen wie die aktiven Verfahren zusammen, im Gegensatz zu Alfr. L e h m a n n (Aberglaube), der mit , , A . " nur die Theorie (Anschauung), die Praxis dagegen mit „ Z a u b e r e i " oder „ M a g i e " bezeichnet. Anderseits glauben wir von dem Begriff A. im landläufigen Sinne die sog. m a g i s c h e n Wis-
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s e n s c h a f t e n fernhalten zu sollen, wie Astrologie, Geomantie, Chiromantie, Nekromantie und andere systematisch betriebene Mantik; ferner die K a b b a l a h (jüd. Geheimwiss.), die Alchemie, sowie die G e h e i m w i s s e n s c h a f t e n (Okkultismus, Spiritismus), wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß sich Spuren dieser höheren Magie und des Okkultismus im Volksaberglauben finden. Sie sind daher auch, so weit es uns tunlich schien, in dieses Wörterbuch aufgenommen worden. Aus obiger Einteilung ist zu erkennen, daß gewisse volkskundliche Forschungsgebiete, die oft gesondert behandelt werden, wenigstens teilweise sich in den A. einreihen. Zunächst die S a g e . Die zahlI reichen Hexen-, Zwergen-, Drachensagen und solche über gespenstische Tiere (Dorfhund, dreibeinige Hasen usw.), irrende Seelen, zu bestimmten Zeiten sich sonnende Schätze und vieles andere mehr, lassen sich dem absoluten A. ( I I I ) angliedern. In der Volksmedizin sind eine Unzahl von Heilmitteln und die Vorschriften zu ihrer Gewinnung und Anwendung rein abergläubischer N a t u r ; ebenso die S e g e n s f o r m e l n . Andere Volksmittel aber dürften sich als medizinisch begründet erweisen. Ähnlich steht es mit den K a l e n d e r - , Bauernund W e t t e r r e g e l n . Abergläubisch wäre ζ. B . die homonymische Bauernregel, daß am Bonifaztag die Bohnen gepflanzt, oder die Analogieregel, daß die Haare im Zeichen des Widders geschnitten werden sollen, damit sie kraus werden. Vieles andere ist dagegen landwirtschaftlich oder meteorologisch durchaus gerechtfertigt. 4. M o m e n t e u n d Z w e c k des A.s. Der A. wurzelt in der Vorstellung magischer K r ä f t e , die im Reich des Unkörperlichen wie des Körperlichen wohnen und walten. Diese K r ä f t e können von sich aus wirken oder gedeutet werden; sie können aber auch v o m Menschen als Mittel zum Zweck verwendet werden. Magische K r ä f t e besitzt alles, was man als h e i l i g betrachtet: Dinge (Hostie), Zeichen (Kreuz), Worte (Johannes-Evan-
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gelium), Handlungen (läuten), Orte (Kirche, Grab), Zeiten (Weihnacht) u. a . ; ferner die a n t h r o p o m o r p h ü b e r sinnliche Welt, die sich auch wahrnehmbar verkörpern kann: Dämonen, Geister, Seelen ; der M e n s c h selbst (und Teile von ihm) in bestimmten Beschaffenheiten, Zuständen und Eigenschaften: Geschlecht (Begegnung mit einem Knaben), J u g e n d und Alter, Berufe (Schäfer), Rassen (Juden), Körperbeschaffenheit (Bucklige), Nacktheit, Ungetauftheit, geistige Abnormität, Tod, dämonische Fähigkeiten (böser Blick), Blut, Speichel, Harn usw. ; T i e r e , die mit besondern Eigenschaften begabt erscheinen, P f l a n z e n wegen ihres Aussehens, biologischer Erscheinungen, Wirkungen usw.; S t e i n e , M e t a l l e u . a . Mineralien, denen heilbringende oder übelabwehrende Eigenschaften verschiedenster A r t zugeschrieben werden: von Steinen namentlich durch Gestalt oder Farbe auffallende: durchlochte Steine, vorgeschichtliche A r t e f a k t e , Versteinerungen, Bernstein (vom Volke als Stein aufgefaßt) ; ferner Edelsteine, Edelmetalle, Eisen, Salz, Erde. Hier mag auch F e u e r und W a s s e r angeschlossen werden. M e t e o r o l o g i s c h e s : Tau, Regen, Regenbogen usw. Natürlich auch die G e s t i r n e , besonders der Mond und der T i e r k r e i s . Menschliche E r z e u g n i s s e , an deren magische K r a f t teilweise schon in ältesten Zeiten geglaubt wurde, wie Brot, Wein, Kleid, Spiegel, Sieb, Schlüssel, Geld, Besen, Hufeisen, A x t ; als deutliches Bindungssymbol der Knoten. Oft gibt ein Akzidens dem Gegenstand magische K r a f t : wenn er gefunden, gestohlen, ererbt ist u. a. Zauberische O r t e sind (außer den geweihten) namentlich im Hause; die heilige Feuerstätte, der Herd, ferner der Ofen, die Schwelle, die Dachtraufe u. a. Außerdem: K r e u z w e g e , vorgeschichtliche Kultstätten u. dgl. Hier seien auch die Himmelsrichtungen, sowie rechts und links genannt. Bedeutungsvollen Z e i t e n (Stunden, Wochen- und Kalendertagen) und Z a h l e n (besonders 3, 7, 9) wird ebenfalls magische K r a f t beige-
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messen. Von F a r b e n ist R o t die bedeutsamste. Ein sehr wichtiges Moment ist die magische H a n d l u n g und das gesprochene oder geschriebene Z a u b e r w o r t , deren K r ä f t e auf die verschiedensten Ursachen zurückgeführt werden müssen. Gewissermaßen als seelischer Teil des Menschen wird der Atem betrachtet; daher ist f ü r den Zauber das Hauchen und Blasen wichtig, von Substanzausscheidungen das Spucken. Von Bewegungen sind wesentlich: das Umkreisen, das Abstreifen, die Rückwärtsbewegung. Bestimmte Vorschriften knüpfen sich ferner an das K a u f e n und Verkaufen, Leihen, Stehlen. Sehr vielen Handlungen, wie abergläubischen Vorstellungen überhaupt, liegt der A n a l o g i e gedanke zugrunde: man verbindet ein Stuhlbein zur Heilung eines gebrochenen Tierbeins, man hält das wächserne Abbild des zu Schädigenden über das Feuer, man macht an eine Schnur so viele Knoten, als man Warzen hat, usw. Auch die befreiende und übertragende Handlung (wegschwemmen, verpflöcken, abstreifen, auf Tiere und Menschen übertragen u. v . a.) haben ihre Zauberkraft in der Analogie des Vorgangs, wie auch der Z a u b e r s p r u c h in seinem epischen Eingang meist ein analoges Geschehen erzählt. Wesentlich ist ferner das U n t e r l a s s e n der H a n d l u n g : schweigen, nicht arbeiten, nüchtern sein u. a. m. Die Z w e c k e oder die Ergebn i s s e des aktiven und des passiven A.s sind so mannigfache, daß sie an dieser Stelle nicht einmal beispielsweise mitgeteilt werden können. In den meisten Fällen ist es Herbeiführung von Glück, Gelingen, Fruchtbarkeit usw. und ihrer Gegenteile; vielfach bezieht er sich auch auf Vorkommnisse im menschlichen Leben (Geburt, Kinderzahl, Liebe, Heirat, Hausbezug, B e s u c h , K r a n k h e i t , Tod usw.), auf häusliche und landwirtschaftliche Vornehmungen, auf die Lösung gewisser Gebundenheiten (von Bann, Behexung, das Wiederfinden von Verlorenem u. v. a.), auf die Erwerbung von
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F ä h i g k e i t e n (Hellsehen, unsichtbar machen, unfehlbarer S c h u ß usw.), auf H a n del und Berufliches, P r o z e ß und Gericht. D a s G l ü c k also und das m a t e r i e l l e W o h l des Menschen, b z w . das U n g l ü c k seines Widersachers, steht beim A . w e i t im Vordergrund. P s y c h i s c h e und ethische M o m e n t e k o m m e n meist nur dann in B e t r a c h t , w e n n sie entweder auch wieder auf Vorteile f ü r das leibliche Leben oder auf B e l o h n u n g b z w . Strafv e r m e i d u n g im Jenseits B e z u g nehmen. In dem Erdreich des absichtslos G u t e n schlägt der A . keine W u r z e l n 1 3 ). 1S) L. M a c k e n s e n SAVk. 27, I6I ff.
Volksreligion
im
5. U r s p r u n g u. G e s c h i c h t e d e s A.s. D e r Begriff , , A . " als einer verwerflichen oder sinnlosen A n s c h a u u n g kann natürlich erst in einer Zeit entstanden sein, w o m a n sich über den A . zu erheben begann. Der Abergläubische selbst sieht in dem A . etwas Berechtigtes und g l a u b t an seine W i r k u n g e n . D e r A . geht also in die Urzeiten der Menschheitsgeschichte z u r ü c k ; denn v o n dem A u g e n blicke an, w o der Mensch äußere Vorgänge zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen begann, m u ß t e sich auch der A . einstellen. Dieser uranfängliche A . b a u t e sich j e d o c h keineswegs auf einer Grundvorstellung auf, e t w a dem „ A n i m i s m u s " , „ M a n i s m u s " u. dgl., sondern m u ß t e sich bei dem Fehlen naturgesetzlichen Wissens und D e n k e n s z u n ä c h s t überall da bilden, w o entweder etwas E i n d r u c k s v o l l e s , S e l t e n e s s i c h e r e i g n e t e oder w o mit e i n e r w i c h t i g e n m e n s c h lichen H a n d l u n g eine auffallende E r s c h e i n u n g zus a m m e n f i e l . D a s Einschlagen eines Blitzes in ein A c k e r g e r ä t b e w i r k t eine heilige Scheu v o r dem getroffenen Obj e k t , die verbietet, es weiter zu profanem Z w e c k zu v e r w e n d e n . D a b e i d e n k t m a n aber primär noch nicht an einen Blitzg o 1 1 , wenn nicht e t w a schon ein solcher im Religionssystem v o r h a n d e n ist. D a s Finden eines vierblättrigen K l e e b l a t t s bedeutet G l ü c k wegen seiner Seltenheit; das auffallende Z u r ü c k s c h a u e n eines Pferdes
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a m L e i c h e n w a g e n e r w e c k t die Vorstellung, d a ß dieses T i e r weitere T o d e s o p f e r anblicke, und man g l a u b t daher, d a ß bald einer aus dem Leichengeleite dem T o t e n nachfolgen werde. D a s bloße E r s t a u n e n über das a u f f a l l e n d e Ereignis und die unwillkürliche F r a g e nach seiner B e d e u t u n g sind somit die älteste F o r m des A.s. D e r G l a u b e an d ä m o n i s c h e K r ä f t e u n d W e s e n und weiterhin ihre G u n s t e r w e r b u n g oder ihre A b w e h r m a g sich u n m i t t e l b a r an diese primäre E m p f i n d u n g anschließen; er zeigt uns aber bereits eine S c h l u ß f o l g e r u n g aus den E r s c h e i n u n g e n : der B l i t z wird zum B l i t z d ä m o n , das P f e r d erhält dämonische O r a k e l k r ä f t e . Eine dritte S t u f e w ä r e die A n w e n d u n g der fest geword e n e n A n s c h a u u n g e n auf die V o r g ä n g e d e s L e b e n s , z. B . die V e r w e n d u n g der Hostie z u m Z a u b e r oder eines schwarzen G e i ß b o c k e s zur D ä m o nenabwehr. Die 3 S t u f e n können, wie das bei p r i m i t i v e n V ö l k e r n geschieht, durch A u s b a u und F e s t i g u n g b e s t i m m t e r Vorstellungen zu Religionsformen oder gar - S y s t e m e n werden (s. Fetischismus, A n i mismus, Manismus, T o t e m i s m u s u. a.). — A l l e 3 Phasen setzen in ihren A n f ä n g e n einen direkten, j a b e w u ß t e n Zus a m m e n h a n g z w i s c h e n der a b e r g l ä u b i s c h e n Vorstellung und der ihr zugrundeliegenden T a t s a c h e voraus, und solche direkten Zusammenhänge w e r d e n in allen 3 P h a s e n auch heute noch überall da sich a n k n ü p f e n , w o ein A . sich neu b i l d e t ; denn die A u f s t e l l u n g obiger 3 S t u f e n ist nicht e t w a so zu verstehen, als ob eine die andere restlos abgelöst hätte, sondern die älteste k a n n sich heute noch in gleicher Weise bilden, wie die neueste; aber w e n n ein solcher lebendiger p r i m ä r e r Α . , wie wir ihn nennen möchten, einmal fest geworden und auf andere Menschen, die ihn nicht selbst unm i t t e l b a r erlebt haben, übertragen worden ist, p f l a n z t er sich gedankenlos weiter v o n Mensch zu Mensch, v o n L a n d zu L a n d , v o n Geschlecht zu Geschlecht und wird so z u m traditionellen, sekund ä r e n A . S e k u n d ä r e A . können sich,
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weil sie nicht mehr mit der ursprünglichen V o r s t e l l u n g v e r b u n d e n sind, w a n d e l n , infolge v o n Gedächtnisfehlern, V e r m i s c h u n g e n oder logischen E r w ä g u n g e n . S o ist die ältere Ansicht, d a ß die Irrlichter v o r F l ü c h e n entweichen, v i e l f a c h durch den u m g e k e h r t e n G l a u b e n ersetzt w o r d e n ; ebenso der Glaube, d a ß R e g e n a m H o c h z e i t s t a g e G l ü c k bringe u. v . a. Eine g a n z späte A u s a r t u n g ist natürlich der t e l e o l o g i s c h e Α . , wie ζ . B . der, d a ß K i n d e r n gewisse Dinge mit abergläubischer Begründung verboten w e r d e n (pädagogischer Α . ) . Der betr. A . selbst k a n n uralt sein, aber seine z w e c k zielende A n w e n d u n g ist spät. A u s diesen Gründen l ä ß t sich eine Entwicklungsgeschichte des A . s selbst nicht schreiben; denn eine abergläubische Vorstellung, die sich v o r 10 000 J a h r e n gebildet hat, k a n n noch in der G e g e n w a r t a m gleichen O b j e k t sich neuerdings bilden. N i c h t zu leugnen ist jedoch, d a ß i m M i t t e l a l t e r der A . sowohl stofflich wie in b e z u g auf die Z a h l der abergläubischen S u b j e k t e eine w e i t größere A u s d e h n u n g h a t t e als heute. Eine E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e der S t e l l u n g des R e c h t s und der K i r c h e zum A. ist also w o h l d e n k b a r (Lit. s. a m S c h l u ß d. A r t . ) . K i r c h l i c h e und weltliche O r g a n e bis hinauf zu P a p s t und K a i s e r w a r e n nicht nur v o n der E x i s t e n z , sondern a u c h v o n dem Eingreifen dämonischer M ä c h t e in das menschliche L e b e n und v o n der F ä h i g k e i t des Menschen, sich dieselben dienstbar zu machen, überzeugt. W e n n daher K a r l d. Gr. in einem K a p i t u l a r das W a h r s a g e n , T r a u m d e u t e n , Zaubern, W e t t e r m a c h e n v e r b i e t e t oder sich gegen den G e b r a u c h des Chrisma zu Heilungen und Malefizien w e n d e t , so t u t er das nicht, weil er als A u f g e k l ä r t e r dieses abergläubische Treiben verurteilt, sondern weil er, wie die K i r c h e , das unheilvolle Eingreifen gottfeindlicher D ä m o n e n in die Geschicke des Menschen f ü r c h t e t . Es unterliegt daher k e i n e m Zweifel, d a ß die S y n o d a l b e schlüsse, Pönitentialbücher, päpstlichen Erlasse wie die weltliche Strafgesetzg e b u n g durch ihre V e r b o t e den A . nur
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b e s t ä t i g t und befestigt haben, und einzig die empirische N a t u r b e t r a c h t u n g k o n n t e einer nüchterneren, r a t i o n a l i s t i s c h e n A u f f a s s u n g der Dinge R a u m schaffen. Die ersten A n s ä t z e zu einer K r i t i k der kirchlichen D ä m o n o l o g i e zeigen sich bei den großen N a t u r b e o b a c h t e r n des 13. J h s . 1 4 ) , unter denen namentlich der ' D o c t o r mirabilis' R o g e r B a c o n ( 1 2 1 4 — 1 2 9 4 ) b a h n b r e c h e n d wurde. Seine ' E p i s t o l a de secretis operibus artis et n a t u r a e et de nullitate m a g i a e ' ist ein glänzendes Zeugnis f ü r die Geistesfreiheit, zu der er sich aus dem W u s t scholastischen D ä m o n e n g l a u b e n s emporgeh o b e n h a t t e 1 5 ) . In ähnlichen B a h n e n w a n d e l t , w e n n auch weniger k ü h n vorstoßend und v i e l f a c h noch in herkömmlichen A n s c h a u u n g e n wurzelnd, sein Zeitgenosse, der ' D o c t o r universalis' A l b e r t u s M a g n u s (i 193—1280). A b e r s o n d e r b a r : gerade das immense Wissen dieser Universalgeister h a t sie in den Geruch der Zauberei gebracht, die sie b e k ä m p f e n , und bei A l b e r t u s sogar dazu geführt, d a ß j e t z t im V o l k e zahlreiche Z a u b e r b ü c h e r unter seinem N a m e n kursieren, die mit seinen authentischen S c h r i f t e n k a u m irgendwelche B e r ü h r u n g haben l e ). A l s D r i t t e r im B u n d e mit dem E n g l ä n d e r und dem Deutschen sei der Franzose J e h a n C l o p i n e l de M e u η (gest. gegen 1305) genannt, der in seinem ' R o m a n de la Rose' (um 1270) mit S c h ä r f e gegen den W a h n g l a u b e n seiner Zeit v o r g e h t 1 7 ) . J a , seine freien A n s i c h t e n müssen so n a c h h a l t i g g e w i r k t haben, d a ß sich mehr als 100 J a h r e später (1402) der Pariser K a n z l e r J e a n G e r s o n bewogen sah, sie in einer Gegenschrift zu b e k ä m p f e n . — B a l d aber überw u c h e r t e die D ä m o n o l o g i e der S c h o l a s t i k wieder die k a u m entsprossenen K e i m e des Rationalismus, und w ä h r e n d beinahe zweier Jhh. blieb die europ. K u l t u r unter dem B a n n e des Däm o n e n g l a u b e n s eines P e t r u s Lomb a r d u s ('Liber s e n t e n t i a r u m ' 1150), T h o m a s v. A q u i n o ('Summatheologiae' 1 2 6 5 — 7 3 ) , B o n a v e n t u r a ( K o m m e n t a r zu des L o m b a r d u s Sen-
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tenzen ca. 1250). Die I n q u i s i t i o n , die in ihrer offiziellen F o r m m i t d e m ersten Viertel des 13. J h . einsetzte, n a c h d e m schon lange Zeit v o r h e r gegen K e t z e r v o r g e g a n g e n w o r d e n w a r , k a n n n u r als eine F r u c h t dieser t i e f g e w u r z e l t e n Anschauungen betrachtet werden, wenn a u c h eine F r u c h t , die ihrerseits w i e d e r ' f o r t z e u g e n d Böses g e b ä r e n ' m u ß t e ; d e n n m i t der A u f s p ü r u n g u n d gerichtlichen Bes t r a f u n g der K e t z e r w a r a u c h der G r u n d zur H e x e n v e r f o l g u n g gelegt, die in den n a c h f o l g e n d e n J h h . (besonders im 16. u n d 17. J h . ) die g a n z e m e n s c h l i c h e Gesellschaft in S c h r e c k e n b a n n t e ; ist doch der „ H e x e n h a m m e r " (1487), jenes G r u n d w e r k des H e x e n w a h n s , n i c h t s anderes als eine D a r s t e l l u n g des Inquisit i o n s v e r f a h r e n s u n d eine F o r t s e t z u n g der I n q u i s i t o r i e n eines Guidoni ( u m 1320), P e t r u c c i (f 1345), E y m e r i c u s (1376), die sämtlich von Dämonen- und sonstigem A. s t r o t z e n . D a s F e s t h a l t e n a n der Inquisition bis in die N e u z e i t (Italien 1859, S p a n i e n 1834, F r a n k r e i c h 1772, D e u t s c h land: Reformation) mußte notgedrungen d e n Α., der m i t der „ K e t z e r e i " u n d ihren N e b e n e r s c h e i n u n g e n a u f s i n n i g s t e verk n ü p f t war, im V o l k e n u r b e s t ä r k e n 18 ). U m so v e r d i e n s t v o l l e r ist die A r b e i t d e r n a m e n t l i c h seit der zweiten H ä l f t e des 16. J h s . wieder zahlreicher a u f t r e t e n d e n Gegner d e s A.s, i n s b e s o n d e r e der H e x e n v e r f o l g u n g , auf d e u t s c h e m B o d e n . •Es seien hier n u r die w i c h t i g s t e n g e n a n n t : J o h. W i e r (Weyer) ( ' D e P r a e s t i g i i s D a e m o n u m ' 1563), T h o m a s E r a s t u s ( ' D e Lamiis et S t r i g i b u s ' 1577), A u g . L e r c h h e i m e r ('Christi. B e d e n k e n v o n der Z a u b e r e i ' 1585), F r i d. S p e e ( ' C a u t i o criminalis' 1631), J o h. Ρ r a e t o r i u s ( n a m e n t l . ' P h i l o s o p h i a Colus' [Rockenphilosophie] 1662), der Holl ä n d e r B a i t h. B e k k e r ('De betoov e r d e W e r e l d ' 1691) u n d C h r . Τ h o m a s i u s ('Kurze Lehrsätze vom Laster der Z a u b e r e i ' 1703). A b e r noch in d e r zweiten H ä l f t e des 18. J h s . e n t b r a n n t e eine h e f t i g e K o n t r o v e r s e ü b e r den H e x e n g l a u b e n zwischen den P a t r e s F e r d. S t e r z i n g e r und A n g e l u s (al. Agnellus) M ä r z , die eine reiche Lite-
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r a t u r f ü r u n d wider auslöste (s. Grässe, Bibl. m a g . S. 65 f.). E i n e wesentliche V e r s c h i e b u n g h a t der Begriff des A.s d u r c h g e m a c h t : W ä h r e n d m a n in ä l t e r e r Zeit u n t e r A. Anschauungen und Handlungen verstand, d e n e n wirklich v o r h a n d e n e D ä m o n e n k r ä f t e z u g r u n d e liegen, p f l e g t m a n h e u t e i m l a n d l ä u f i g e n Sinne d e n A. als W a h n g l a u b e n a u f z u f a s s e n , der i r r t ü m l i c h solche u n s i c h t b a r w i r k e n d e K r ä f t e vora u s s e t z t . Von beiden s u b j e k t i v e n S t a n d p u n k t e n h a t sich die V o l k s k u n d e als W i s s e n s c h a f t f e r n z u h a l t e n u n d den A. in der G e s a m t h e i t seiner E r s c h e i n u n g e n , o b sie sich auf T r a n s z e n d e n t e s oder Irdisches, auf A b s t r a k t e s o d e r K o n k r e t e s beziehen, als reines F o r s c h u n g s o b j e k t zu betrachten. ") H a n s e n Zauberwahn 130 ff. 1S) Ebd. 150. " ) Albertus Magnus als Zauberer s. G r i m m Sag. Nr. 495 = T r i t h e m i u s Annales Hirsaugenses (1515). Zu dem A. über Alb. mögen die ihm fälschlich zugeschriebenen Werke 'Liber aggregationis seu Uber secretorum A Iberti M. de virtutibus herbarum et animalium', 'De mirabilibus mundi' und 'De secretis mulierum' beigetragen haben. Vgl. H e r t l i n g Albertus Magnus inGeschichte u. Sage Köln 1880; S a i n t y v e s Albert le Grand in RTrp. 28, 556 ff. " ) H a n s e n Zauberw. 147. 18) L e a A History of the Inquisition New York 1888; deutsch: Bonn 1905—13. Nicht zugänglich war mir L y n n T h o r n d i p e A History of Magic and experimental Science during the first thirteen Centuries of our Era. Lond. 1923. 6. Q u e l l e n d e s d e u t s c h e n A.s. Schon in den ä l t e s t e n B e r i c h t e n ü b e r Deutschland und germanische Länder ü b e r h a u p t f i n d e n sich vereinzelte Ang a b e n ü b e r A. N u r Weniges freilich bei Caesar (50 v. Chr.) u n d S t r a b o 10 v. Chr.), Reichliches dagegen bei T a c i t u s (100 η. Chr.), der n i c h t n u r A n g a b e n ü b e r g e r m a n . G ö t t e r überliefert, sondern auch mancherlei über Priestert u m , heilige Bilder u n d Feldzeichen, Prop h e t i n n e n , Weissagung, heilige H a i n e , Quellen u n d P f e r d e , Menschen- u n d Tieropfer. Vereinzeltes a u c h bei C 1 a u d i a η (ca. 400), A m m i a n u s Marcellin u s (5. J h . ) u n d A g a t h i a s (6. J h . ) . R e i c h h a l t i g e r sind die einheimis c h e n Zeugnisse des f r ü h e n MA., wie sie u n s in den ä l t e s t e n Heiligenleben, Ge-
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schichtsdarstellungen, Konzilsakten, weltlichen und geistlichen Rechtsquellen entgegentreten. So berichtet uns im 6. J h . Ennodius in der ' V i t a A n t o n i i' von Menschenopfern, G r e g o r v. T o u r s in der 'Historia F r a n c o r u m ' von Götterbildern und -hainen, das K o n z i l v o n A u χ e r r e (578) von Votiven an Bäumen und Quellen, von der heidnischen Neujahrsfeier 1 9 ), die L e x Salica (ca. 500) und ihre Malbergische Glosse berühren Abergläubisches und Zauberisches in den teilweise noch dunkeln Ausdrücken 'chrenechruda, thornecallis, chreoburgio, charistado, alatrude' und erwähnen bereits die 'stria' (Hexe). Aus dem 7. J h . ist wichtig eine Predigt des heiligen E l i g i u s , Bischofs von Tournay (588—659), wegen ihrer zahlreichen Angaben über A. von Heiligenleben die ' V i t a C o l u m b a n i ' J o h a n n s von Bobbio und die 'V. B a r b a t i ' , von sonstigen geistlichen Schriften: G r e g o r s d. Gr. 'Dialoge', von Rechtsquellen: die L e x R o t h a r i s . — Mit dem 8. J h . setzt eine so reiche L i t e r a t u r ein, daß wir nur noch das Wesentliche hervorheben können. Besonders sind es die P ö n i t e η t i a 1 i e η (Bußbücher) a ) , die eine Fülle des bedeutendsten Stoffes enthalten ; vor allen das P c e n i t e n t i a l e Greg o r s II. 22), das f r ä n k . P œ n i t e n tiale Pseudo-Romanum (ca. 700), das P c e n i t e n t i a l e Egb e r t s v. Y o r k (ca. 750) und das P. V i n d o b o n e n s e . Wichtig sind ferner die Erlasse K a r l s d. Gr. : Die C a p i t u l a t i o d e partibus S a χ o η u m (ca. 780) und die C a p i tularía de v i l l i s (789 u. 812). Eine karoling. P r e d i g t von ca. 790 wendet sich gegen Toten- und andere Opfer, Wahrsagen, Schutzmittel, Beschwörungen w ) ; Predigten, S t a t u t e n , Briefe des heiligen B o n i f a t i u s 2 4 ) gegen allerhand abergläubische Bräuche, und in dasselbe J a h r h u n d e r t gehört der Indiculus su ρ er st it iοη u m (743) *"), jenes vielerörterte Verzeichnis von 24 heidnischen Bräuchen. Endlich sei noch das Einsiedler-Manuskript D e S a · c r i 1 e g i i s erwähnt, das laut Mélusine
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(II, 218) reich an interessantem A. sein soll. — Das 9. J h . setzt die Pönitentialien fort. Weitaus das wertvollste Dokument dieser Art ist die Schrift des Abtes R e g i n o v. P r ü m 'De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis' (ca. 900) 2β), in der dt. Konzilbeschlüsse und Kapitularien des 9. J h s . zusammengefaßt sind; weniger bedeutend das f r ä n k . Ρ 0 e η i tentiale Ρ s. T h e o d o r i 2 7 ) . — Das io. J h . scheint verhältnismäßig arm an kirchlicher L i t e r a t u r über abergläubische Bräuche gewesen zu sein; dagegen seien als wichtige Quelle des 11. J h s . Burchards v. W o r m s ( | 1024) 'Cánones' M ) genannt, in denen ebenfalls auf alte Bräuche zurückgewiesen wird. — Das 12. J h . ist wieder eine Zeit der Ebbe f ü r unser Stoffgebiet, während in das 13. J h . die an volkskundlichen Angaben so reichhaltigen Predigten B e r t h o l d s v. R e g e n s b u r g (f 1272) M) und der 'Dialogue miraculorum' des C a e s a r i u s v. H e i s t e r b a c h fallen 30). — Das 14. J h . bringt die wertvollen Schriften des F r a t e r Rudolfus 'De officio Cherubyn' 31), des Ν i c o 1 a u s v. D i n k e l s b ü h l 'De preceptis decalogi' (1370) 32) und eine Z ü r c h e r H s. vom J . 1393 33 ); besonders reich ist aber wieder das 15. J h . an Schriften abergläubischen Inhalts. Wir nennen des N i c o l a u s Magni d e j a w o r ' T r a c t a t u s de superstitionibus' (1405) 34), den anonymen ' T r a c t a t u s de Daemonibus' 3δ ), H a n s V i n t l e r 'Blumen der Tugend' 3 e ), H e i n r i c h v. G o r k u m s ' T r a c t a t u s de superstitiosis quibusdam casibus' (ca. 1425) 37), J o h a n n N i d e r s 'Formicarius' (1435—1437) **), T h 0 m. E b e n d o r f e r , 'De decern praeceptis' (1439) 3β ), J o h . W u n s c h i i b u r g s 'Tract a t u s de Superstitionibus' (ca. 1440) F e l i x H e m m e r l i n s Schriften: 'Dialogue de nobilitate et rusticitate' (1444 bis 50), 'De exorcismis' (ca. 1455), 'De credulitate daemonibus adhibenda' (ca. 1455—60) 41), M i c h a e l Behaims Meistergesang über Ketzer und Zauberer (ca. 1460) 42 ), G o t t s c h a l k H o l l e n s 'Sermones dominicales' 4 3 ), H a r t l i e b s 'Buch aller verboten K u n s t ' d a s
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' B u c h der zehen G e b o t ' (1458) 4S ) und die Hs. i n S t . F l o r i a n 4 8 ) . In dasselbe J a h r f ä l l t v e r m u t l i c h auch die erste (franz.) F a s s u n g der R o c k e n p h i l o s o p h i e ( E v a n g i l e des Quenouilles) 47 ), die auf dt. Sprachgebiet bis tief ins 18. J h . N e u a u f l a g e n und B e a r b e i t u n g e n gefunden hat. A m A u s g a n g des Jhs. s t e h t eine H a u p t q u e l l e des A . s : der i486 vollendete ' H e x e n h a m m e r ' (Malleus maleficarum) des H e i n r i c h Institoris und J a k o b S p r e n g e r 4 8 ) , welches W e r k in späteren D r u c k e n noch allerhand andere Schriften über Zauberei und H e x e n wesen in sich vereinigt, so z. B . U 1 r. Μ o 1 i t o r i s' ' D e laniis (so !) et p h y tonicis mulieribus. teutonice unholden v e l h e x e n ' (1489)®), T h o m a s Mur· η er s ' T r a c t a t u s de phitonico cont r a c t u ' (1499) M ). Eine A n z a h l B r e s lauer H s s. aus dem 14. u. 15. J h . sind im A n s c h l u ß an Α η t o η i η ν . F l o renz (geb. 1389) auszugsweise mitgeteilt in MschlesVk. 21, 63 ff. " ) SAVk. 7, 117 ff. 187 ff. 2°) I m Auszug: G r i m m Myth. 3, 401. 2l ) W a s s e r s c h i e b e n Die Bußordnungen der abendl. Kirche. Halle 1851 ; J . S c h m i t z Die Bußbücher u. die Bußdisciplin der Kirche. Mainz 1883 u. 1898. 22) W a s s e r s c h i e b e n 13, 173. 200; M i g η e P. L. 132. " ) ZfdA. 12, 439. 442. M ) M e y e r Myth. 20. " ) G r i m m Myth. 3, 403 ; S a u ρ e Der Ind. Sup. erläutert. Leipz. (Programm) 1891 ; P B B 25, 586; F r . W i d l a k Die abergl. u. heidn. Gebr. der alten Deutschen, nebst d. Zeugn. der Synode v. Liftinae. Znaim o. J . ") W a s s e r s c h i e b e n 84; M e y e r Myth. 21. 2 ') W a s 2e s e r s c h i e b e n 595. ) G r i m m Myth. 3, 404 ; W a s s e r s c h i e b e n 89. 624. 29) S c h ö n b a c h Berth, ν. R. 30) hrsg. von W. S t r a n g e 1851; vgl. P h . S c h m i d t Der Teufels- und Dämonenglaube bei Caes. ν. H. Diss. Basel 1926. 31 ) F r a n z in: Theol. Quartalschrift 1906, 411 ff. ss ) P a n z e r Beitr. 2, 256 ff. 33) G r i m m Myth. 3, 411 ff. 31) Ebd. 3, 414; A. F r a n z Der Magister Nicolaus Magni de Jawor. Freiburg i. B. 1898; H a n s e n Quellen 67 ff. ss ) Ebd. 82 ff. 3») G r i m m Myth. 3, 420; Ζ i η g e r 1 e Sitten 2 283 ff. ; ZfVk. 23, 1 ff. 113 ff. " ( H a n s e n Quellen 87. 3«) Ebd. 88 ff. 39 ) ZfVk. 12, 3. «) H a n s e n Quellen 104.; ZfVk. I i , 272 (laut F r a n z Bened. 1, 108 ungenau). ") H a n s e n Quellen 109 ff. 42 ) Ebd. 207. 43) Zeitschr. f. vaterländ. Gesch. u. Alt. Westfalens 47, 85. " ) G r i m m Myth. 3 , 4 2 6 ; H a n s e n Quellen 130 ff.; hrsg. von D o r a U l m . Halle 1914. " ) P a n z e r Beitr.
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2, 262 ff. *·) G r i m m Myth. 3, 415. 4 ') Les Evangiles des Quenouilles. Nouv. éd. Paris 1855 (Préface. Bibliographie p. X I I sq.). " ) Westdeutsche Ztschr. 17, 119 ff.; H a n s e n Zauberwahn 473 ff.; D e r s . Quellen und Unters. 300 ff. «) Ebd. 243. s°) Ebd. 254. Im 16. u. d. f. J h h . ist die A . l i t e r a t u r k a u m mehr zu übersehen und spezialisiert sich i m m e r mehr auf b e s t i m m t e Gebiete, besonders das D ä m o n e n - und Hexenwesen, die verschiedenen F o r m e n der Mantik u. a., so d a ß wir hier nur an H a n d der (oft unzuverlässigen) Bibliographien (s. u. die Lit.) W e r k e allgemeiner e n Inhalts zitieren können, ohne Garantie absoluter Genauigkeit. 16. J h . : Über L u t h e r s. E . K l i n g n e r L. u. d. dt. Volksa. Beri. 1912; ferner die Werke von A g r i p p a ν . N e t t e s h e i m (1510 f f . ) , J o h a n n e s Trithemius (1508 ff.; manches untergeschoben) u n d P a r a c e l s u s (ca. 1570 ff.). Einzelnes: U 1 r. Tengler „Layenspiegel". Augsb. 15H (bes. Zauberei); G e i l e r v. K a i s e r s b e r g „ E m e i s " 1516 (vgl. A. S t ö b e r , Z. Gesch. d. A.s im Anf. d. 16. Jhs. Basel 1856) ; I o a η η e s Β o e m u s „Omnium gentium mores . . ." 1520, wo im 3. Teil Deutschland; S e b. F r a n c k „Weltbuch". 1534 (s. E r . S c h m i d t Deutsche Volkskunde i. Zeitalter d. H u m . u. d. Ref. 1904, 128); C a s p . P e u c e r u s „Commentarius de praecipuis generibus divination u m " . Wittenb. 1560; J o h. W i e r De Praestigiis Daemonum. Basel 1563; (Deutsch von J o h . F ü g l i n . Basel 1565); Z i m m e r i s c h e C h r o n i k 1566 (hrsg. von K. A. B a r a c k 2 1881—82); T h e a t r u m D i a b o l o r u m. Frankf. 1569 (darin bes. L u d » M i 1 i c h „Der Zauber Teuffei") ; J o a c h. C a m e r a r i u s „Coinm. de generibus divinationum". Leipz. 1575; N i e . H e m m i n g i u s „Admonitio de superstitionibus magicis vitandis". Kopenh. 1575 (deutsch: Wittenb. 1586) ; L u d w . L a v a t e r „Von Gespânsten, vngehüren, fälen v n d andern wunderbaren dingen". Zürich 1578; J . B o d i n u s „De daemonomania magorum", übers, von F i s c h a r t . Straßb. 1581 (dazu: D a v . S t u m p f „Erklär, d. Zaubergreuel, welche aus J . Bodini daemonomania gezogen sind". Frankf. 1620) ; P . F r i s i u s „Des Teufels Nebelkappen, d. i. . . . von der Zauberei". Frankf. 1583; A u g u s t i n L e r c h e i m e r „Bedenken v. d. Zaubern". Heid. 1585; B e n e d . P e r e r i u s „Advers. fallaces et superstit. artes . . ." Ingoist. 1591; N i e . R e m i g i u s „Daemonolatria". Leyden 1595 (Deutsche Ubers. F r a n k f . 1598); G r o sius Henningus „Magica". Istebia 1597 (deutsch 1600); Mart. Delrio „Disquisitionum magicarum libri V I " . Löwen 1599 (später in Mainz u. Köln gedruckt).
Aberglaube
83 Sehr reichhaltig, bes. sind die hs. Kollektaneen schreibers R e n w a r d 14, 198 ff. 272 ff.). Undatiert ist: M a g i Grosianis (Graesse 51).
an A. in Sageniorm des Luzerner StadtC y s a t (s. S A V k . ca,
Eisleben, Typ.
Für das 17. Jh. sind die Schriften von J o h. Praetorius kennzeichnend, besonders „Philosophia Colus" (Rockenphilosophie). Arnstadt 1662. Weiteres: S i m o n Majolus „Dies caniculares". Mainz 1607 ff. ; „Des hertzog Maximilians in B a y e r n . . . landtgebott wider den aberglauben . . . München t ö n (s. P a n z e r Beitr. 2, 264); „Astronomia Teutsch". Frankf. 1612 (darin: „Der alten Weiber Philosophey" ; s. ZfdMyth. 3, 329); Ρ i c c a r t „Orat. de magia veteri et recenti". Leipzig 1614. Eine ganze Reihe von Dissertationes de magia (1617—1693), verzeichnet bei G r a e s s e S. 53 f. 57 f. (E ν e η i u s wohl i 6 i 2 , nicht 1512). 60; A n t . P r a e t o r i u s „Gründl. Bericht v. Zauberei". Frankf. 1629; Jo. R ü d i n g e r „ D e magia illicita" . . . (deutsch). Jena 1630; „Der wahre G e i s t l i c h e S c h i l d " (zuerst 1647; bis ins 19. Jh.; enthält vorwiegend Segen und Gebete); R. G w e r b „Bericht v. d. abergläubigen Leuthu. V y c h besägnen und andern Zauberkünsten". Zürich 1646; G i s b . V o e t i u s Selectae disputationes theologicae. Utrecht 1648 (s. W o l f Beitr. ι, 241); J o. R u"d. S a l k m a n n „Magiae contemplatio.." Straßb. 1655; M a r t . Geier „Disq. theolog. de superstitione". Leipzig 1660; J o s . A r n d i u s „Tract, de superstitione". Güstrow 1664; C o n s t . Z i e g r a e t G. F r . M a g n u s „Diss, de magia". Witt. 1665; A e g . R o t h e et G e . S c h u b a r t „Diss, de magia". Witt. 1670. Eines der inhaltsreichsten Werke ist B a r t h . Α η h o r n , „Magiologia". Basel 1674, 1675 unter den Pseudonym P h i l o . Wohl allgemeinerer Natur dagegen J o . J o a c h . Zenkgraf i u s Diss, de superstitione. Straßb. 1677; Jo. C h r i s t o p h . H a r t u n g u s „Diss, de superstitione". Jena 1685; J o. A d a m O s l a n d e r „Tract, de magia". Tüb. 1687. Von großem Einfluß auf seine Zeit (s. o. Nr. 5 Sp. 77): B a l t h . B e k k e r „Die bezauberte Welt". Amst. 1693 (zuerst holländ. 1691. Streitschrr. u. Übersetzgg. G r a e s s e 61). In mehrfachen Auflagen ist erschienen J o h . S t a r i c i u s ' „Heldenschatz" ( z . B . 1679). Endlich sei, wenngleich franz. Ursprungs, als wichtigstes Werk über A. genannt: J. B. T h i e r s , „Traité des superstitions". Par. 1679 ff. Am Eingang des 18. Jhs. stehen die vielumstrittenen Schriften von C h r . T h o m a s i u s . Darunter: „ D e crimine magiae diss." Halle 1701. (Dazu: H i e r o n . a S. F i d e „Gründl. Abfertigung . . . ." Frankf. 1703). Dann J. G. S c h m i d t s berühmte „Gestriegelte Rokkenphilosophie". Chemn. 1705, eine deutsche Bearbeitung des franz. „Evangile des quenouilles" (s. o. bei Anm. 47). Außerdem seien
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erwähnt : J o h . C h r i s t . Maennling „Denkwürdige Curiosità ten". Frankf. u. Leipz. 1713; F r . M a u r e r „Ausführt. Ber. v. d. größten u. geheimsten Wundermächten . . . " Nürnb. 1714; T h a r s a n d e r (Pseud. f. Wegner) Schauplatz vieler ungereimten Meinungen 3 Bde. . . . Berlin u. Leipz. 1736. 1739. 1742; J. J. B r a u n e r Physikal. u. histor. erörterte Curiositäten. Frankf. 1737. E. U. K e l l e r „Das Grab des A.s". Frankf. u. Leipzig 1777; (H. L. F i s c h e r ) „Das Buch vom Aberglauben" Leipz. 1790. Einige verstreute Aufsätze mit A.-Stoff druckt G r i m m in s. Myth. 3, 434 ff. ab. Durch die Jahrhunderte hindurch ziehen sich, oft undatiert, eine Reihe von Volkszauberbüchern, von denen die wichtigsten teilweise bei Wuttke § 258 ff., nach Düntzer in Scheibles Kloster 5, 116, erwähnt sind: F a u s t s H ö l l e n z w a n g , das R o m a n u s b ü c h l e i n , A l b e r t u s M a g n u s ' ägyptische Geheimnisse, der F e u r i g e D r a c h e , die S i e ben Himmelssiegel, die Sieben S c h l o ß , das S e c h s t e u. S i e b e n t e B u c h M o s e . Weitere in einem Konstanzer Hirtenbrief von 1754 s. SAVk. 17, 186 ff. Vgl. auch den Artikel Z a u b e r b u c h . Im folgenden seien nun noch einige Schriften und Bücher des 19. u. 20. Jhs. erwähnt, die als Stoffsammlungen von Bedeutung sind, wobei wir uns der Ergänzungsbedürftigkeit des Verzeichnisses sehr wohl bewußt sind. Die in unserm Literaturverzeichnis enthaltenen Schriften geben wir in A b k ü r z u n g e n wieder. „ W u n d e r b ü c h l e i n . . .". Kempten 1806 (Auszug b. P a n z e r Beitrag 2, 292 ff.); D o b e n e c k Mittelalter, 1815; H u ß Aberglaube, 1823; G r ü n e r Egerland, 1825; J. A. S c h o 1 1 ζ Über den Glauben an Zauberei in den letztverfloss. 4 Jhh. Bresl. 1830; G r i m m Myth.1 1835; T e t t a u u. T e m m e , 1837; C. F. S t e r t ζ i η g in ZfdA. 3, 360 ff. (1843); K u h n Mark. Sagen, 1843; K u h n und S c h w a r t z 1848; P a n z e r Beitrag, 1848; W o e s t e Mark, 1848; S c h w a r t z Heidentum 1 , 1849; M e i e r Schwaben, 1852; W o l f Beiträge 1852—57 (Material 1, 205 ff.) ; L e o p r e c h t i n g Lechrain, 1855 ; Lieb r e c h t Gervasius, 1856; S c h ö n w e r t h Oberpfalz, 1857; Z i n g e r l e Tirol1, 1857; R o c h h o 1 ζ Kinderlied, 1857; Mannh a r d t 1858 ff.; S c h i n d l e r Aberglaube, Bresl. 1858; V e r n a l e k e n Alpensagen, 1858; S c h l e i c h e r Sonneberg 1858 (1894 2) ; K u h n Westfalen, 1859; C u r t z e Waldeck, i860. — Einen Markstein in der Aberglaubenliteratur bezeichnet das Erscheinen der 1. Auflage von W u t t k e Berlin i860 (2. Aufl. Beri. 1869, 3. Aufl., bearb. v. Elard Hugo Meyer, Berlin 1900); B a u m g a r t e n Jahr, i860. B i r l i n g e r Volkst., 1861; B a u m g a r t e n Aus der Heimat, 1862—69; Vonb u n Beiträge, 1862; S p i e ß Aberglaube, Sitten und Gebräuche des sächs. Obererzgebirges.
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Aberglaube
Progr. Annaberg 1862 ; Κ e h r e i η Nassau 1862 ; L f i t o l f Sagen, 1862 ; Flügel Volksmedizin, 1863; Grohmann 1864; T o e ρ ρ e η Masuren, 1866 (' 1867) ; W i t z s c h e i Thüringen, 1866; Strackerjan 1867; R o c h h o l z Glaube, 1867; K ö h l e r Voigtland, 1867; L a m m e r t 1869; L a n d e t e i n e r Niederösterreich, 1869; Birling e r Aus Schwaben, 1874; Rothenbach Bern, 1876; M o r . B u s c h Dt. Volksglaube', Leipz. 1877 (ohne Quellen) ; Η i 11 η e r Siebenbürgen, 1877; L i e b r e c h t Zur Volksh., 1879; B a r t s c h Mecklenburg, 1879 Ii. ; L i ρ ρ e r t Christent., 1882; M e y e r Aberglaube, 1884; Lemke Ostpreußen, 1884; Schwartz Volksgl., 1885; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen, 1885; K n o o p Hinterpommern, 1885; Ρ f i s t e r Hessen, 1885; F o s s e l Volksmedizin, 1886; S a u ρ e Indiculus, 1891 ; W 1 i s 1 o c k i Volksglaube, 1891 ; D e r s . Siebenb. Volksgl. 1893; S c h m i t t Hettingen 1895; A n d r e e Braunschweig, 1896 (1901»); L a u b e Teplitz, 1896 (»1902); H e y 1 Tirol, 1897; L ö w e n s t i m m , Abergl., 1897; R e i s e r Allgäu (1897—1902). H ü s e r Beiträge, 1898, 1900; E . M o g k in W u t t k e Sächs. Volksk., 1900; M e y e r Baden, 1900. 20. J h . : H a n s e n Zauberwahn, 1900; D e r s . Quellen, 1901 ; K l e e b e r g e r Fisch· bach, 1902; F i s c h e r Oststeir. Bauernl., 1903; D r e c h s l e r 1903—06; J o h n Oberlohma, 1903; D e r s . Westböhmen, 1905 (»1924). H e s s l e r Hessen, 1904; H e 11 w i g Aberglaube, 1908; S t o l l , Zauberglauben, 1908; H o v o r k a u. K r o n f e l d , 1908f.; A n d r e e E y s n Volkskundliches, 1910; J o h n Erzgebirge 1909; F r e y b e , Der deutsche Volksaberglaube. G o t h a 1910; H ö h n Geburt, Hochzeit, Tod, Volksheilkunde, 1910—20; S e y i a r t h Sachsen , 1 9 1 3 ; F o g e l Pennsylvania, 1915; S c h r a m e k Böhmerwald, 1915; M a η ζ Sargans, 1916; D e C o c k Volkssage, 1918; D e r s . Volksgeloof, 1920. M ü l l e r Isergebirge. 1922; S a r t o r i Westfalen, 1922; S t e m p l i n g e r Aberglaube, 1922; W r e d e Eifler Volkskunde, 1922; D e r s . , Rhein. Volkskunde, 1922; A. W i r t h Beiträge zur Volkskunde in Anhalt. Dessau 1923 ff.; K u r t H e c k s c h e r Die Volkskunde des germanischen Kulturkreises. H a m b u r g 1925; B e c k e r Pfalz, 1925; W . D i e n e r Hunsrücher Volkskunde. B o n n 1925. Stoffreichere Z e i t s c h r i f t e n a r t i k e l : Z f d M y t h . ι (1853), 240 ff.; 2, 99 ff. 420 ff.; 3, 329 ff.; 4, i f f . 174 ff.; A l e m a n n i a 1, (1873), 194 ff·; 3. 82 ff· 134· 172 ff· 263 ff.; 12, 26 ff.; 13, 142 ff.; 17, 239 ff.; 19, 162 ff.; 20, 280 ff.; 22, 74 ff.; 25, 126 ff; 33, 299 ff.; 37, 3 ff. VeckenstedtsZs. 1 (1889), 35 ff. 94 ff. 202 f. 239 ff. 362 f. 397 ff. 435 ff. 483 ff.; 2, 33 ff. 77 f. 160 ff. 200 ff. 243. 257 ff. 440 ff.; 3, 30 ff. 148 ff. 229 ff. 393 ff· 437: 4, 269 ff., 326 ff. 387 ff. Z f V k . ι (1891), 178 ff.; 3, 380 ff.; 4, 80 ff.; 8, 394 ff., 11,
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272 ff.; 12, i f f . ; 20, 382 ff.; 23, i f f . 113 ff., 277 ff.; 24, 55 ff. 175 ff. 293 ff. Β 1 Ρ o m m V k . ι (1893), 62 ff.; 3, 66 ff.; 5, 39 ff. 103; 9, i f f . 17 ff. 65 ff. 113 ff. 129 ff. 153 ff. 161 ff. M S c h l e s V k . B d . 1, H . 1 (1894), 4 ff.; B d . 2, H . 3, 3 ff. ; B d . 7, H . 13, 43 ff., H . 14, 70 ff.; B d . 8, H . 15, 74 ff.; B d . 12, 121 ff.; B d . 17, 19 ff.; B d . 20, 41 ff.; B d . 21, 63 ff.; B d . 23, 59 ff. Ζ f ö V k. (später W Z f V k . ) (1895 ff.) 3, 2 7 9 ! ; 6, 107 ff.; i l , 188 ff.; 13, 18 ff.; 15, 169 ff. M s â V k . (1897 ff.) 2 , 2 5 1 ff.; 3, 203 ff. 233 ff. 263 ff. 278 ff. 307 ff. 316 ff.; 4, 49 ff. 103 ff. 131 ff. 163 ff. 205 ff. 236 ff.; 7, 110 ff. 152 ff. S A V k. I , (1897) 218 ff.; 2, 215 ff. 257 ff.; 4, 176 f.; 7, 131 ff.; 8, 267 ff.; 10, 22 ff.; 12, 149 ff. 213 f. 278 ff.; 13, 206 ff.; 14, 198 ff. 268 ff.; 15, i f f . 147 ff.; 17, 168 ff.; 19, 215 ff.; 20, 54 ff.; 21, 31 ff., 198 ff.; 24, 61 ff. 292 ff; 25, 65 ff. 152 ff.; 26, 196 ff. H e s s Β 1. (1902 ff.) 10, 114 ff.; 15, 129 ff. B a y H e f t e (1914) I , 227 ff. Ζ f r w V k. (1904 ff.) 2, 177 ff. 277 ff.; 4, 116 ff. Zahlreich, a b e r meist in kleinere P a r t i e n zerstückelt, sind die Artikel in der Zs. A m U r q u e l l (1890 ff.). A l l g e m e i n e L i t e r a t u r . F e h r Der A. u. d. k a t h . Kirche des MA. S t u t t g . 1857; H e r r n . G e r l a c h D a s canon. R e c h t wider den Α . : Arch. f. k a t h . Kirchenr. 1865, I I , 161; A u g. T h e 11 u η g Der A. (Vortr.). Biel 1867; O t t o P f l e i d e r e r Die Theorie des A.s (Vortr.). Beri. 1873; T. Η . S i m a r Der Α. * 1878, ' 1894; L i ρ ρ e r t Christentum. Beri. 1882; L u d w . S t r ü m p e l l Der Α . : w a s er ist, woraus er entspringt, wie er sich überwinden läßt. E i n Beitr. z. Volksbildung. Leipzig 1890; C h r. R o g g e Α., Volksglaube u n d Volksbrauch. Leipzig 1890; A l f r . L e h m a n n A. u. Zauberei v. d. alt. Zeiten a n bis in d. Gegenwart. S t u t t g a r t 1898; * 1908. (Wertvoll f. die Geschichte der einz. Systeme, bes. Geheimwiss., Okkultismus, Spiritismus, mag. Geisteszustände. Wenig V o l k s - A.) ; R u d. T r e b i t s c h Versuch einer Psychologie d. Volksmedizin u. d. A.s. M i t t A n t h r G e s . Wien, B . X L I I I , H . 5 (1913). C. C l e m e n Wesen u. U r s p r u n g der Magie. Arch. f. Religionspsych. 1921, H . 2/3; W . M a η ζ W a s ist Α. ? Schweiz. Lehrerztg. 1923, 17., 24. Nov., 1. Dez. C. R e a d M a n a n d his Superstitions. 2 d ed. Cambridge 1925 1920). H . B ä c h t o l d S t ä u b 1 i Aberglauben in : Deutsche Volkskunde, hrsg. v. J o h n Meier. Beri. 1926, 101 ff. A u ß e r d e m die Artikel „ A . " in den Enzyklopädien: H e r z o g - H a u c k 3 ( R u d . H o f m a n n ) ; W e t z e r u. W e l t e ' (Simar); RGG.1 (Rühle); H a s t i n g s (Alice G a r d η e r) ; alle mit weiterer L i t . B i b l i o g r a p h i e : J . G. T h . G r a e s s e Bibliotheca magica e t p n e u m a t i c a . Leipzig 1843 (zahlreiche Fehler, aber reichhaltig. Sachi. geordnet); S c h i n d l e r Aberglaube 1858, 5, X I ff. (ca. 160 N r . ; n u r das Sch. Zugängliche; u n g e n a u ) ; manches bei M i g η e Patrol, lat. Indices vol. 221, col. 449. U n b e k a n n t ist
Aberraute—Abgarsage
87
mir geblieben: J . P. M i g n e Dictionnaire des sciences occultes . . . 2 vol. Par. ι 8 6 ι . Reichhaltig ist J a c q u e s Rosenthals Antiqu. Kat. 3 1 — 3 5 : „Bibl. mag. et p n . " Mü. 1904 (8875 Nr., aber außer dem Α . viele andere Kulturerscheinungen; sachl. geordnet). F . H e i n e m a n n Aberglaube usw. (Bibliogr. d. Schweiz. Landeskunde. Fasz. V 5, Heft 1), Bern 1907. A l b . L. C a i 1 1 e t Manuel bibliographique des Sciences psychiques ou occultes. 3 vol. Paris 1 9 1 2 (11 609 Nr. F ü r die einzelnen Titel genauer als Graesse, aber sehr lückenhaft) ; H. B ä c h t o l d - S t ä u b l i in Deutsche Volkskunde. Beri. 1926, 3 1 6 ff. F ü r die neuere Zeit sind zu vergleichen: Die J a h r e s b e r i c h t e über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie. Jahrg. 1 8 7 9 — 1 9 0 9 ; A . A b t Die volkskundliche Literatur des Jahres 1 9 1 1 (Leipzig 1 9 1 3 ) , E. H o f f m a n n - K r a y e r , Volkskundliche Bibliographie, Jahrg. 1 9 1 7 ff. (Beri. 1 9 1 9 ff.) ; C. C l e m e n Religionsgeschichtl. Bibliographie, Jahrg. 1 9 1 4 ff. (Leipzig 1 9 1 7 ff.). F ü r die älteren Quellen siehe namentlich M e y e r Germ. Myth. 1 5 ff. und H a n s e n Zauberwahn. Hoffmann-Krayer.
Aberraute s. E b e r r e i s. Abgaben als Reste früherer Opfer vgl. z. B . J a h n Opfergebräuche 136 ff. und Register S. 339 s. v. ; s. weiter A l m o sen, Armer, Opfer. Bächtold-Stäubli.
Abgarsage. i. Die A. liegt in ihrer ältesten Überlieferung vor bei Eusebius, Hist. eccl. I, 13, 6 — 2 2 . Sein Bericht geht auf ein syrisches Original zurück, das sich angeblich im königlichen Archiv von Edessa befand. Die Tendenz der Sage ist, die Gründung der Kirche von Edessa in die apostolische Zeit zu verlegen. Im Mittelpunkt steht der Briefwechsel des Königs Abgar V. U k k a m a von Edessa ( 1 3 — 5 0 n. Chr.) mit Jesus. Der erkrankte König b i t t e t hier Jesus, nach Edessa zu kommen, um ihn zu heilen. J e s u s antwortet mit dem Lobe seines Glaubens und verheißt, einen seiner J ü n g e r zu schicken, um Abgar zu heilen. Als solcher k o m m t Thaddäus (Addai) nach Edessa, der durch seine Predigt die S t a d t christianisiert. Die Sage kann erst nach der Einführung des Christentums in Edessa unter dem ersten christlichen König Abgar I X . (179—214), wohl in der 2. Hälfte des 3. J h s . , entstanden sein !). 2. V e r b r e i t u n g der Sage. Eusebius h a t an die Echtheit des Brief-
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wechsels geglaubt. In Syrien ist er besonders hochgehalten und in der syrischen Doctrina Addai (um 400) weiter ausgebildet worden. Im Morgenland tritt er in armenischer und arabischer Überlieferung auf. In Gallien ist er um 388 bezeugt. Durch Rufinus, den Übersetzer des Euseb, hat sich die Sage im Abendland weit verbreitet. In den „ A c t a T h a d d a e i " (nach 544) tritt zuerst im Zusammenhang der A. auch die Legende von dem wunderbar entstandenen Bilde J e s u hervor, die auf griechischem Boden entstanden ist. Schon das Decretum Gelasianum bezweifelt die E c h t h e i t des Briefwechsels. Augustin und Hieronymus erklären ausdrücklich, daß J e s u s nichts Schriftliches hinterlassen habe. Trotzdem wurde der Briefwechsel im 16. J h . von den „Magdeburger Zenturien" als echt behandelt, und sogar im 19. J h . haben hervorragende Gelehrte wie Cureton und Phillipps an seine E c h t h e i t geglaubt. Otto Bardenhewer hat mit R e c h t geltend gemacht, daß er in der alten Kirche nie als echt gegolten hat. Die Unechtheit des Briefes ist schon durch seine literarische Abhängigkeit von Evangelienstellen erwiesen; Abgar benutzt Matth. 5, 11, in der Antwort J e s u klingt J o h . 20, 29 an2). 3. D i e B e d e u t u n g derBriefe beruht darauf, daß sie als wunderwirkende Reliquie geschätzt wurden. Syrische Schriftsteller des 4. und 5· J h s . (Ephraem Syrus, J o s u a Stylites, J a k o b von Sarug) bezeugen das hohe Ansehen, das die Briefe in Edessa genossen. Sie wurden als Schutzmittel gegen feindliche Angriffe an die S t a d t t o r e von Edessa geheftet. Im 4. J h . soll der Brief die S t a d t von der Belagerung durch die Perser befreit h a b e n 3 ) . Im 4. J h . ist dem Briefe J e s u ein Schlußwort beigefügt worden, das ihm solche Wunderkraft zuschreibt. Auch in Privathäusern wurden die Briefe als Schutzmittel gegen Gefahren benützt. In einer jüngeren Gestalt des T e x t e s empfiehlt Jesus selbst seinen Brief als Schutzmittel. Die Zauberkraft des Briefes hat ihn durch alle J a h r hunderte erhalten; noch im 19. J h . war
89
abgewöhnen—Ablaß
90
er in englischen Bauernhäusern an den Türpfosten als Talisman befestigt 4). S. a. H i m m e 1 s b r i e f.
S A B + Ζ (aus dem Zachariassegen s. d.) und N D S M B (aus dem Benediktsegen s. d.) und Agla (s. d.) die Buchstaben *) Deutsche Übersetzung: Νeutestamentliche + A B + + I A + d. i. Abia, also wohl Apokryphen. Herausgeg. v. E d g . H e n n e c k e . auch Abkürzung aus Bibelsprüchen oder Tübingen 1904, 76—79; Bardenhewer Gottesnamen. Patrologie 1, 453 f. ; D o b s c h ü t z ZWTh. 1906, 422—86; K. S c h m i d t bei H e r z o g Ii a u c k 3 I, 98 f. *) P h i l l i p s The Doctrine of Addai the Apostle. London 1876; D a s h i a n Zur Abgar-Sage. (Wiener Ztschr. f. K. d. Morgenl. 4 [1917], 177 if.); B a e s s l e r Legenden (1864), 2 i f f . ; S t i i b e Himmelsbrief 37 ff. ') L u c i u s Heiligenkult 192 f. 245. 4) F o g e 1 Pennsylvania 364 Nr. 1947. Stübe.
abgewöhnen s. e n t w ö h n e n . abgraben s. v e r g r a b e n . Abgrund (abyssus) als Ort der Hölle vgl. G r i m m Myth. I, 261 ; 2, 672. 837; 3, 279 f. ; s. a. H ö 1 1 e , Ν o b i s k r u g. Bächtold-Stäubli.
abhauen (Krankheit). Hat man den Kniirrband an der Hand (Verstauchung der Hand), so muß man die Hand auf einen Block legen und mit einem Beile ein Ende davon a., d. h. die Bewegung des Hauens über der kranken Stelle machen lassen. Der Hauende sagt dabei: „Ich hau, ich hau." Darauf fragt der Kranke: „Was haust d u ? " Jener antwortet: „Knürrband" und fügt dreimal hinzu: „ I m Namen Gottes" usw. Einzige mir bekannte Belege aus der Gegend von Fehrbellin, Kr. Ost-Havelland: ZfVk. 7 (1897), 289 Nr. X X V I I I und aus M e η s i n g Schleswig-Holst. Wb. 1, 68. S. a. K r a n k h e i t . Bächtold-Stäubli. Abia, Zauberwort in Formeln wie „abia, obia, sabia" oder „abia, dabia, fabia" u. ä. Die Formel wird zu sicherem Schuß auf den Flintenlauf geschrieben oder auf einen Stock, um jemand aus der Ferne zu prügeln x). Vielleicht sind es mit Abracadabra zusammenhängende Klangworte. An hebr. ."VSK, Άβιά, Α. (Eigenname im Α. Τ. ι . Sam. 8, 2; 1. Chron. 7, 8 usw.) „mein Vater ist J a h w e (Gott)", als magische Formel gebraucht, ist kaum zu denken. „Alfä, Bëtâ, Y ç t â " , also „ a b i " , kommt in einem äthiopischen Zauberwort vor 2 ). Auf einem Amulett gegen Hagel stehen bei Stoiber 3 ) neben
D i e t e r i c h Kl. Sehr. 200; SAVk. 19, 228. Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 10; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 202 ; K u h n Westfalen 2, 192 Nr. 523; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 91; Speyergau-Blätter 1925, Nr. 25, 90. 2) W o r r e l l Studien z. abessin. Zauberwesen (1909). 23. *) Ubald S t o i b e r Armamentarium Ecclesiasticum arma spiritualia etc. 2 (Augustae Vindelic. 1726), 64. Jacoby.
abklopfen. Wenn man etwas rühmt, seine Gesundheit, sein Glück usw., so soll man immer sagen „unberufen" (s. d.) und dazu dreimal auf die untere Seite der Tischplatte klopfen, toucher du bois, wie der Franzose sagt *). Im Nahetal klopft man unter dem Tisch an die Tischplatte und spricht „unberufen", oder „zur guten Stunde gesprochen", „die Zukunft nicht heraufbeschwören", wenn man von etwas Unangenehmem redet, das man für die Zukunft befürchtet 2). — Verwandt mit diesen Bräuchen sind wohl die voigtländischen : Mancher Wirt von altem Schrot und Korn klopft auch auf den Tisch, wenn er das Geld einstreicht. Läßt ein Gast seinen Branntwein zum Trinken weitergeben, so wird ebenfalls vom Zutrinkenden mit dem Finger auf den Tisch gepocht 3). S. a. F e i e r a b e n d , k l o p f e n . SAVk. 7 (1903), 139 Nr. 99; H a v e r s in BlbayVk. 10 (1925), 12 ff.; S e y f a r t h Sachsen 47 ; J o h n Erzgebirge 5 2 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 312 Nr. 1516. ') ZfrwVk. 2 (1905), 206. 3) K ö h l e r Voigtland 208. Bächtold-Stäubli.
Ablaß besteht nach katho! Auffassung in dem völligen oder teilweisen Nachlaß der zeitlichen Sündenstrafen nach vergebener Sündenschuld, gegen Vollbringung bestimmter guter Werke. Er kam im Ii. J h . auf und ist sachlich verwandt mit der Redemption (Umwandlung schwerer kanonischer Bußstrafen in leichtere Ersatzwerke), eine Uebung, welche aus dem germanischen Recht (Wergeid!) in die kirchl. Bußpraxis überging. Bedeutenden Aufstieg nahm das Ablaßwesen
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ablecken—Abort
durch die Kreuzzüge und die seit 1300 gefeierten Jubiläen. Die Ausartungen des Spätmittelalters wurden durch die Reformation beseitigt. Die A.e gelten zunächst für den, der sie „gewinnt"; seit dem 14. Jh. kann man sie aber auch an bestimmten Tagen den Verstorbenen „zuwenden" *). Beliebt ist der sog. „Ablaß", der darin besteht, daß für einen Verstorbenen vor der Beerdigung 3 mal 5 Vaterunser gebetet werden 2), oder auch der „kleine Ablaß", welcher denen gewährt wird, die beim Versehgang zu einem Kranken das „Allerheiligste" begleiten 3). Werden einem Lande große A. verliehen, so glaubt man, daß die Dämonen weniger werden 4 ) oder daß die Macht des Teufels sich vermindert 5 ). Der A.-P f e n n i g · ) , der früher gleichsam als Quittung für das geleistete Almosen verabreicht ward, diente mancherorts als Amulett 7 ), oder man brachte einen solchen als Unheil abwehrendes Mittel über der Stalltüre an 8 ) (s. a. M e d a i l l e ) . ') H e y 1 Tirol 782 Nr. 103. 2) M e y e r Baden 590. ä) B i r l i n g e r Volhsth. 2, 419 ff. und 466. ') H e y l 1. c. 322 Nr. 138. s) Ebd. 103 Nr. 66. *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 1 1 . ') P o l l i n g e r Landshut 274. 8) Ebd. 154. Schneider.
ablecken s. l e c k e n , ablösen s. l ö s e n , abnehmen s. m e s s e n , abnehmender Mond s. M o n d , neten. Abnehmekraut s. Z i e s t . Abnormität s. M o n s t r u m .
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älteren Bezeichnungen für den A. (z. B. an. valtgangr, ganga til gards, gangr, gang, ahd. feltgang) 3) sprechen deutlich genug von der Ursprünglichkeit jener Einrichtung, und was wir im heutigen bäuerlichen Hof davon sehen, ist ein starker Beweis für die Langlebigkeit volkstümlicher Primitivkultur. Hier liegt der A. selbst im 19. u. 20. Jh. noch häufig im Freien neben der Dungstätte 4), oder wie in der Lüneburger Heide hinter der Scheune, und gar nicht selten kann man auch in hochkultivierten Gebieten die, übrigens auch den kriegszeitlichen Feldlatrinen wohlbekannte, Anlage finden, bei der jeder seine Notdurft oewem Knüppel, d. h. über einer Querstange verrichtet, die auf zwei in den Boden gerammten Pfählen befestigt ist 5). Auch wo dem A. ein eigenes Bretterhäuschen errichtet ist, was beim bäuerlichen Hause des 15. Jhs. noch eine Seltenheit gewesen zu sein scheint 6 ), und was ihm in neuerer Zeit in ganz Österreich die Benennung 's Häusl und in Schwaben HàusW), Schweiz. Hüsli
gebracht h a t , ist
dieses
dennoch häufig vom Hause gesondert im Freien oder doch nur als loser Anbau am Ende des Hausganges aufgestellt, wovon es in Schwaben auch Läublin und Läubli 7) genannt wird.
A. S c h u l t z Höfisches Leben 107 f. ) Meringer in MAG. Wien 23 (1893), 174 f. Abb. 164/65 u. 169. s) S c h r ä d e r Reallex. 4 f. u. 1008; H o o p s Reali. I, 1 3 ; H e y n e Wohnungswesen 97 u. 181. 4) L e o p r e c h t i n g Lechrain 226. 6) Κ ü c k Lüne· burger Heide 216. ') Auf einem Bild der ars memorativa (Augsburg c. 1480) b. H e y n e Wohnungswesen 181, Fig. 31 verrichtet der Bauer (unkundig der Einrichtung) seine Notdurft v o r dem Häuschen. ') B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 376 f. !
Pla-
Abort. I. S a c h k u n d l i c h e s . Der A. ist im volkstümlichen Hause noch heute sehr oft nicht in die Wohnung einbezogen, sondern wirklich ein Ab(abseitig gelegener) Ort. Das war in früheren Zeiten natürlich viel mehr der Fall. Selbst in der deutschen Adelsburg geschah seine Einfügung in das Innere des Wohnteiles erst im Mittelalter 1 ), und noch in der fürstlich ausgedachten karolingischen Klosteranlage im Plane von St. Gallen erscheint der exitus necessarius 2) durch einen längeren Gang vom Gesamtkomplex der Klostergebäude getrennt. — Die
2. D i e U n h e i m l i c h k e i t dieses abseitigen, wüsten Ortes ist uns bei verschiedenen Völkern schon aus früher Zeit mehrfach bezeugt8). Vielleicht hängt es damit zusammen, daß die A.-Anlagen in Skandinavien und Finnland noch heute (bisweilen auch noch in den österr. Alpenländern) und ehedem scheinbar in vielen Gegenden so eingerichtet waren, daß sie gleichzeitig von mehreren Personen benützt werden konnten. Im
93
Abort
Klosterplan von St. Gallen zeigt der eine exitus necessarius sechzehn, ein anderer acht Stellen. Und ein angelsächsischer Mönch des 1 1 . Jhs. klagt in einem Briefe 9 ) über den Brauch, daß die Frauen am A. fröhliche Gelage begehen. Im thorstein· thattr skelks (aufgezeichnet im 13. Jh.) wird der A. am Hofe Olaf Tryggvasons als mit elf Sitzen auf jeder Seite (also 22sitzig) geschildert 10 ). Die alte deutsche Bezeichnung Sprachhaus (sprâchhûs) n) für A. ist ebenfalls aus der gemeinsamen, gesellschaftlichen Benutzung des Ortes erklärlich. 8 ) Belege neuerdings zusammengefaßt und vermehrt von R . M e i ß n e r Atlakvida ZfdA. 61 (1925), 24. ·) K l u g e in Engl. Stud. 8, 62. 10 ) Fornmannasögur 3, 199; W e i n h o l d Altnord. Leben 228; Olafs s. helga c. 81. u ) H e y n e Wohnungswesen 97, Anm. 1 2 5 .
3. Α. a l s E r s c h e i n u n g s s t ä t t e der G e i s t e r u n d T e u f e l . Die Unheimlichkeit dieser „Unstätte" 12 ), die man bei Nacht kaum allein zu betreten wagte, ist begründet. Denn bei Isländern, Skandinaviern, Deutschen u. Arabern 13 ) gilt der A. als die Erscheinungsstätte von Totengeistern und Teufeln. Ausdrücklich als solche bezeichnet, erscheint er in einer irischen Mönchsregel, die auch die Segensformel angibt, mit der die Mönche den A. zu betreten haben 1 4 ). Dasselbe ist auch aus mehreren nordischen Sagen ersichtlich 15 ). In der erwähnten Thorsteinsage ζ. B. warnt König Olaf seine Gäste ausdrücklich, den A. des Nachts allein aufzusuchen. Thorstein tut es dennoch und hat dabei denn auch ein sehr gefährliches Abenteuer mit einem Teufel zu bestehen, der sich ihm als Totengeist eines im Kampf gefallenen Recken zu erkennen gibt. Nur dadurch, daß im letzten Augenblick die Kirchenglocken zu läuten beginnen, wird Thorstein gerettet 16 ). Ebenso erscheinen in einer Sigurdsage am A. die Schatten abgeschiedener Geister 17 ). Daß derselbe Glaube auch in Deutschland verbreitet war, geht aus einer Nachricht bei Τ h i e tm a r v o n M e r s e b u r g (4, 72) hervor, in der von einem Α. im Krankenzimmer eines Klosters erzählt wird, aus dem zum Entsetzen eines Schwerkranken Dämonen emporstiegen.
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" ) Η δ f 1 e r Krankheitsdämonen in A R w . 2, 98. 1 3 ) L a n e Manners and customs of the modern Egyptians cap. X ; S η o u c k H u r g r o η i e Mekka 2, 41 (zit. nach R . M e i ß n e r a. a. O.). Zu einem Gott des A . haben es nach G r u b e Religion und Kultus der Chinesen 1 7 2 , die Chinesen gebracht. " ) Transactions of the R . Irish Acad. vol. 24. Antiquities pl. II. (Dublin 1864) 209 (zit. nach R . M e i ß n e r a. a. O.). " ) R . M e i ß η e r a. a. O. 23 f. " ) Fornmannasögur 3, 199 (übersetzt u. a. ZfdMyth. ι , 320 ff.). " ) ZfdMyth. ι , 3 2 1 Anm.
4. Es ist deshalb erklärlich, daß der A. als die S t ä t t e a l l e r l e i Z a u b e r s u n d A b e r g l a u b e n s erscheint. Cäsarius von Heisterbach berichtet 18) von einer Jüdin, die über die christliche Taufe ihrer Tochter aufs höchste aufgebracht war und der Tochter drohte, die Wirkung der Taufe aufheben zu wollen, indem sie sie durch das Loch eines A. ziehen werde: „ E g o tribus vicibus te sursum traham per foramen latrinae, sicque remanebit ibi virtus baptismi tui." — Ein Gegenstück dazu ist es, wenn norwegische Frauen kranke Kinder durch das Loch des A. zogen w ). In beiden Fällen verquickt sich die Zauberkraft des A. mit der des D u r c h z i e h e n s (s. d.). Aber auch ohne das Durchziehen kann man den A. zu zauberischen Handlungen benützen, weil er eben die Stätte ist, an dem der Teufel und die Geister ihr Spiel haben 20 ). In einer der ältesten Nachrichten über schlesischen Volksglauben 21 ) heißt es von den Mädchen: „faciunt et laxivam et cum pectine, avena, modica carne ponunt ad cloacam dicentes: veni dyabole, balnea te et pecte. Equo tuo da avenam, accipitri carnem et ostende mihi virum meum." — Ahnliche Dinge sind auch im heutigen deutschen Volksglauben noch erhalten. Im württembergischen O.A. Blaubeuren glaubt man Blut stillen zu können, wenn man mit einem Stock darüber streicht und dann den blutigen Stock in den A. steckt 22). Um Warzen und Überbeine zu vertreiben, nimmt man in Sachsen einen Tuchlappen, den man im Freien zufällig gefunden haben muß, und reibt mit ihm die betr. Stelle ein. Dann wirft man den Lappen in den A. und zwar womöglich
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Abortus—Abracadabra
in den K o t w ) . V o r Zahnleiden schützt man sich im Fränkischen, indem man am K a r f r e i t a g in den A . riecht M ), im Erzgebirge, indem man dreimal in den A . spuckt s®). F a s t im ganzen deutschen Sprachgebiet ist der Glaube verbreitet, daß die P a t e n auf dem W e g e zur Kirche und solange sie dert Patenbrief bei sich tragen, nicht auf den A . gehen dürfen, sonst kann später das K i n d das Wasser nicht halten und verunreinigt sich selbst als Leiche. Im Notfalle müssen die P a t e n wenigstens den Patenbrief aus der Tasche nehmen *·). L ä ß t man ein K i n d allein am A . sitzen, so holts der Hoggemann (Aargau) Überhaupt gilt es als gefährlich, Kinder unter einem Jahre auf den A . mitzunehmen. Sie bekommen dann leicht böse A u g e n M ) oder einen übelriechenden A t e m M ). Letzteres widerfährt auch Erwachsenen, wenn sie am A . essen In B a d e n müssen Erwachsene ihre abgeschnittenen Haare vergraben oder in den A . werfen, sonst bekommen sie Läuse 31 ). Vielleicht halb scherzhaft aufzufassen sind folgende Volksmeinungen: W e n n ein Mann und ein Weib, die sich nur wenig kennen, zufällig am A . zusammenkommen und beide erschrecken, so heiraten sie sich S2 ). W e r an einem offenen A . vorüber muß, wird dem gram, der die Türe nicht S c h l o ß w ) . Die erstere der beiden Meinungen (oder sind es nur mehr Redensarten?) erinnere ich mich auch in Steiermark mehrmals gehört zu haben. ") C a e s a r i u s v. H e i s t e r b a c h Dialogus 2, 96; Z f V k . 17 (1907), 315. " ) N y rop b. G a i d o z Un vieux rite médical (1892), 54. Μ ) D r e c h s l e r 2, 191. ") MschlesVk. 1 7 (1915), 40. " ) Β o h η e η b e r g e r Nr. ι , 14. M ) S e y f a r t h Sachsen 220. ") W u t t k e 351 § 526, ähnlich S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 244. " ) S e y f a r t h Sachsen 220. ») W u t t k e 388 § 593. *) R o c h h o l z Kinderlied 317. u ) John Erzgebirge 56. **) K ö h l e r Voigtland 423. ") D r e c h s l e r 2, 12. " ) M e y e r Baden M) D r e c h s l e r 512. 1, 227 u. 2, 195. "»') J o h n Erzgebirge 35. Geramb.
Abortus s. A b t r e i b u n g . Abracadabra, ein schon dem Mediziner Q. Serenus S a m m o n i c u s ^ um 200 n. Chr. bekanntes Zauberwort, das nach
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dem Schwindeschema geschrieben w u r d e ; andere F o r m e n : A b r a s ä d a b r a usw. Es wird oft bis heute gegen Fieber, Zahnschmerz, Wunden, auch beim Buttern benutzt. Über den Ursprung des Wortes gibt es verschiedene Erklärungen. W u t t k e , K a u f m a n n , Seligmann, Höhn führen es auf A b r a x a s (s. d.) z u r ü c k 2 ) ; so auch schon Thiers 3 ). Eine andere D e u t u n g 4 ) will darin a = ab (Vater), b = ben (Sohn), ruach (Geist) sehen, leitet es also aus dem Hebräischen ab. Ebenso eine dritte 6) : K^ana »nax „entfleuch diesem Worte g e m ä ß " , bzw. K13Í? „ n i m m ab (d. W . g.)", mit Bezug auf das Schwinden der Buchstaben. Wieder andere e ) glauben darin ein Schwindewort ohne Sinn wie Αβλαά-αναλβα, ακρακαναρβα sehen zu sollen, mit Beeinflussung durch den magischen Gebrauch des Alphabets α-βα-γα-δα. Für die Verbindung mit A b r a x a s spricht die Aufschrift auf einem synkretischen A m u lett mit Horus auf dem Lotus, umgeben von 7 Sternen (Planeten): Α ω A B P A K 7 ) , wohl Ίαώ Άβρακ, vgl. A b r a c o. Vielleicht geht das auf αβρα = αρβα „ v i e r " , vgl. Tetragrammaton in dem άρβαθ· Ίαώ bzw. άβράθ· Ίαώ der hellenistischen Zaubertexte, zurück, womit auch A b r a x a s zusammenhängen könnte, so daß das W o r t ein Spiel mit der die Gottheit bezeichnenden Vierzahl w ä r e (»an« 13 »¿ηκ) «). l) v · 935 v g l · H e i m Incantamenta 491. ') W u t t k e 181 § 246. 179 § 244; Seligm a n n Blick 2 , 3 0 0 ; H ö h n Volksheilkunde ι , 1 5 4 ; C. M. K a u f m a n n Handb. d. christl. Archäologie (1913), 635. *) Τ h i e r s ι , 364. 427. *) Z d V f V . 5 (1895), 37· 6) B i s c h o f f Kabbalah (1903), 9 5 ; Kabbalah 2 (1913), 192. 195, v g l . O h r t in D a n S t . 1919, 1 1 ff. A u f die V e r w a n d t s c h a f t mit ' " i n a ® m a c h t schon Β u χ t o r i Lexic. Chald. ed. F i s c h e r (1879) 1 1 5 2 aufmerksam, der a u c h auf A g r i p p a 1. 3 c. 1 1 verweist. *) H e i m a . a . O . 4 9 1 ; D i e t e r i c h Kl. Schriften 5 1 5 ; D o r n s e i f f Alphabet 64; E i t r e m Papyri Osloenses 1 (1925), 135. ') King The gnostics and their remains (1887) T a f . 5, ι . ') V g l . noch Z f ö V k . 4 (1898), 143; 9 (1903), 2 1 7 ; Urquell 1 (1890), 186; 3 (1892), 68; Η ο ν . u. Κ r o η f. ι , 3. 29. 141. 2, i n . 235. 336. S t e m p l i n g e r Sympathie 8 1 ; C l é m e n t D a n S t . 1919, 160 ff. ; F r a n z Nik. de Jawor 186; A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 3, 66. 4, 194; L a m m e r t 2 6 1 ; S c h r a m e k Böhmerwald 3 1 9 ; F r i s c h b i e r Hexenspr. 104; A n d r e e Braunschweig 419; S e y f a r t h Sachsen 169. 170; K e l l e r Grab des
Abraham—Abraham Juli ta
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Abergl. 4, 2 3 1 ; W l i s l o k i Magyaren 146; P e t e r s Pharmazeutik 1, 225. Jacoby.
Abraham, i . Der biblische Erzvater, der gemäß der Legende 1000 J a h r e nach dem Sündenfall den von Gott ausgerissenen und auf die Mauer des Paradieses geworfenen Baum der Erkenntnis fand und ihn in seinen Garten pflanzte, worauf eine Stimme ihm verkündete, daß dies der Baum sei, an dessen Holz der Heiland werde gekreuzigt werden 1 ). ») W r i g h t Chester Plays I, 239; L i e b r e c h t Gervasius 125; jüdische Sagen: b i n G o r i ο η Sagen der Juden : Die Erzväter (1914), 137—362; zahlreiche Parallelen aus der rabbinischen L i t . : b i n G o r i o n Sinai und Garizim (1926) 9 1 — 1 3 2 .
2. Alttestamentlicher, jüdischer Vorname, in früheren Jahrhunderten ebenfalls bei Christen und noch jetzt bei orthodoxen Protestanten in den Niederlanden im Gebrauch, daher auch im Kalender, wo er am 20. Dezember erscheint, der als A.stag bei den Magyaren 2 ) einer der Tage ist, an denen man versuchen soll, Schätze zu graben, bei den Egerländern in Zaubersegen s ) wider das kalte Fieber aufgeführt. E r kommt auch in verbreiteten Diebssegen vor: ,,A. hat's gebunden usw." 4). *) W l i s l o c k i Magyaren 98. ') F e h r l e Zauber u. Segen 61. 4) J a c o b y in HessBl. 25 (1926), 200 ff.
3. A.sfest feiern, den 50. Geburtstag feiern (nach J o h . 8, 57), dazu die Redensart „ A . gesehen haben", d. i. über 50 J a h r e alt sein, ebenso die Frage: „ E r ist noch nicht 50 J a h r e und hat schon A. gesehen"? 4 a ). 4a ) W a n d e r Sprichww. 1, 14; Rhein.Wb. 1, 28; Z o o z m a n n Zitatenschatz 1 1 ; F i s c h e r SchwäbWb. 1, 5 1 .
4. A.sgarten, im Hirtensegen und anderswo angeführt, ζ. B. im Orendel 1240 „ e z leit uns in A.s garten" 6 ), in Baden (Dürrenbüchig) neben A . R a i n beim Hühnerkauf in dem Vers „ G e h naus in A.Rain, am 6 kumm da widda haim" e ) gebraucht (s. L a n d w i r t s c h a f t ! . S e g e n § 2 a). 5 ) Grimm Wb. ι, 14.
Myth. 3, 1037.
·) Badisches
5. A.s Schoß, in A.s Schoß eingehen,
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sprichwörtlich nach Lukas 16, 26, wo L a zarus im Schöße Abrahams gehegt wird und dieser vom Himmel herab dem aus der Hölle emporflehenden Reichen sagt: „ Ü b e r das alles ist zwischen euch und uns eine große K l u f t b e f e s t i g e t . . . " . Das von Christus gebrauchte anschauliche Bild der Vergeltung des Guten (Abholung der Seele des Armen und Übertragung in A.s Schoß) wird vom Dichter des Heliand in die Worte gefaßt: „ Godes engilôs antfêngun is ferah endi lêddun ina forth thanan, that sie an Abrahâmes barm thes armon mannes sêola gisettun" 7 ). ') H e 1 i a η d ed. Heyne, 3. Α., 67/68.
6. A.s Zauberbücher, eine Astrologia apotelesmatica und ein Buch über die Traumdeutung. Im Nischmath Chajim (Ovat. III, cap. 29) heißt es: „Unser Vater A. verfaßte die Massichta, in welcher er alle Arten der Magie und ihre Wirkungen durch die Macht der bösen Geister beschreibt, in ähnlicher Weise, wie er im Buche Jezirah von den heiligen Namen schrieb" 8 ). Letzteres soll von Joseph ben Akiba herrühren. ·) K i e s e w e t t e r Faust 319; B i s c h o f f Kabbalah χ (1913), 220, 158.
7. Mit Isaak häufig in Kinderreimen, Scherzfragen und Rätseln genannt*). ·) Rhein Wb. I, 28. F i s c h e r SchwäbWb.·, B ö h m e Kinderlied S. 389 ; Z ü r i c h e r Kinderlied Nr. 4467ff. (auch A. u. S a r a ) . Wrede.
Abraham, hl., Abt 1 ) von Saint-Cirgues
bei Clermont, gest. um 472. Sein Name erscheint in einem dt. Augensegen *) des 15. Jhs., auch in andern Augenbenediktionen. Die Aufnahme in diese erklärt sich aus der Stelle bei Gregor von Tours: „ E r a t mirae virtutis, fugator daemonum inluminatorque caecorum, aliorum quoque morborum potentissimus medicator" »). ») A A . S S . Boll. 15. Jun. II, 1058 f. ») ZfDA. 38, 17. ') Liber vitae patrum c. 3 (M.G.SS. rer. Mer. I 2, 672). Wrede.
Abraham Julita, Zauberworte, die nach
dem Schwindeschema geschrieben, gegen Fieber benutzt werden x) ; zusammengesetzt aus den Namen Abraham und J u lita, deren es mehrere Heilige gibt s ).
Abraut—abschneiden
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• ) H o v o r k a u. K r o n f e l d ι, 144; 2, 329; J o h n Westböhmen 2 7 1 ; ZföVk. 6 (1900), 116. *) Vgl. Registerband der A c t a S a n c t o r u m Boll. Jacoby.
Abraut s. E b e Γ r e i s. Abraxas, Gottesname, der in den hel-
lenistischen Zauberpapyri und auf zahlreichen Amulettsteinen des Altertums und des Mittelalters begegnet; die häufigere Form ist nicht 'Δβραξά;, sondern Άβρασάξ. Der Dämon Abrasax ist der Jahresgott; sein Name besteht aus 7 Buchstaben (vgl. 7 Tage der Woche) und hat den Zahlenwert 365 (vgl. die Tage des Jahres). Die Zurückführung des Namens auf den Gnostiker Basilides wird kaum richtig sein, dà er sich ganz allgemein in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung findet. Man hat viele Deutungen des Wortes, das durch seinen Zahlenwert keineswegs erklärt wird, versucht, bis jetzt umsonst; auch die neueste von Eisler bei Dornseiff scheitert daran, daß sie die weniger häufige Form zum Ausgang nimmt. Ob es mit Abracadabra zusammenhängt, ist fraglich; in abra könnte das hebr. Zahlwort für „ v i e r " stecken *). ') H e r z o g - H a u c k 1, 1 1 3 ff.; P a u l y W i s s o w a ι, 109 ff.; R G G . 5, 1054; D i e t e r i c h Abraxas 46; D e i s , Kl. Sehr. 2 2 5 ; Reitzenstein Poimandres 2 7 2 ; De· l a t t e im Musée Belge 18 (1914), 27 ff.; U s e n e r Weihnacht 29; D o r n s e i f f Alphabet 42. 105; S e l i g m a n n Blich 2, 310. 3 1 9 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 3 f.; Kronfeld Krieg 41 f.; Mannhardt Zauberglaube 63; L i p p e r t Christentum 230; S e y f a r t h Sachsen 170; J e n n i n g s Rosenkreuzer 2, 227 (Reg.) ; A 1 b e r s Das Jahr 254; MschlesVk. 22 (1920), 14; H e i m Incantamenta 481. 537. 542. 543. Jacoby.
abreißen. Wie man gewisse Dinge abbeißt (s. d.), um sie nicht abschneiden (s. d.) zu müssen, so kommt auch das A. vor. Im Fränkisch-Hennebergischen schreibt ein Mittel gegen schweres Zahnen vor: Man geht vor Sonnenaufgang an eine wilde Rosenhecke und reißt davon drei Dornen rückwärts ab. Diese näht man in ein leinenes Säckchen und hängt es dem Kind um den Hals Gegen Verstopfung reißt man in der Oberpfalz einen jungen Trieb des schwarzen Hollers abwärts ab 2 ). S. weiter P f l a n z e .
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Spieß Fränkisch - Hennebergisch 101 ; *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 6 9 f . Nr. 5. Bächtold- Stäubli.
Abreißkalender s. K a l e n d e r .
abringebl, ein anscheinend von M. Höfler geprägter Terminus, zur Beseitigung von Krankheit und Abwehr von Schadenzauber durch Umkreisung. S. K r e i s , Ring. ') Volksmedizin 36 f.
Bächtold-Stäubli.
Abschabsei der Fingernägel, der Ecken des Tisches, der Mauer usw. wurden in Heil- u. Zaubertränken früherer Zeiten viel verwendet x). Das sog. „Äscherchen", ein Mittel der Siebenbürger Sachsen gegen das Berufensein der Kinder, wird durch A. von Ecken der Zimmer und der Hausgeräte usw. hergestellt 2 ). J e weniger Leute (ebendort) von der Stunde der Geburt Kenntnis haben, desto leichter verläuft dieselbe; von den Ecken jener Häuser, deren Bewohner darum wissen, muß man etwas Mörtel abkratzen, denselben in Wasser auflösen und der Gebärenden zu trinken geben 3 ). Vgl. z. B . Schweizld. 8, 16; DWb. 1, 94, wo Belege aus S e u t e r rosarznei (1599) und R δ ß 1 i η hebammenbüchlein (1563) angeführt sind; S c h n i e l l e r BayWb. 2, 3 5 1 f. 2 ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 72. 3) Ebd. 74. Bächtold-Stäubli.
abschneiden, Abgeschnittenes. 1.1. Die
Handlung des A.s, die wir ohne hemmende Vorstellungen mit nüchterner Selbstverständlichkeit vorzunehmen pflegen, ist f ü r den primitiven, von Dämonenangst beherrschten Menschen in bestimmten Fällen eine verantwortungsvolle Zeremonie. Die Dämonenfurcht und die peinliche Beobachtung bestimmter Vorschriften ist dann besonders groß, wenn es sich um Teile des Körpers handelt, und gerade um jene Teile, in denen nach offenbar allgemein menschlichem Glauben die Seele oder die Lebenskraft sitzt, die Haare und Nägel x ). Frazer 2) hat in „ T h e Golden Bough" das Material für das Haar von der Antike bis zu den heutigen Primitiven gesammelt, die Deutung der einzelnen Fälle muß nachgeprüft werden, was Sommer 3 ) und Schredelsek e r 4 ) für die Antike getan haben. Die Vorstellung, daß man mit dem A. des
ΙΟΙ
abschneiden, Abgeschnittenes
H a a r e s a u c h das L e b e n in B e s i t z n i m m t , ist in der S i m s o n s ) - N i s o s g e s c h i c h t e e ) gerade so lebendig, wie i m S k a l p i e r e n der I n d i a n e r 7 ) . Die V e r e h r u n g der H a a r e und N ä g e l als S i t z der Seele und des Lebens und die B e d e n k e n b e i m A . sind bei den Indonesiern 8 ) besonders lebendig, und in D e u t s c h l a n d ist ein R e s t dieser V o r s t e l l u n g in dem V e r b o t enthalten, im ersten J a h r das H a a r des K n a b e n zu schneiden, d a er sonst den M u t 9 ) oder V e r s t a n d 1 0 ) verliere. D a neben w i r k t die V o r s t e l l u n g herein, d a ß das H a a r dämonisch und gefährlich i s t u ) ; so wird dann das A . z u r R e i n i g u n g s z e r e m o n i e 1 2 ). Einen solchen o f f e n b a r uralten Z a u b e r h a b e n wir aus der O b e r p f a l z überliefert: b e v o r die B r a u t zur K i r c h e geht, m u ß ihr die Mutter oder die „ T a u f b o d " oder eine Freundin die Nägel an H ä n d e n und F ü ß e n a. und verbrennen, d a m i t sie als W e i b keine K r a n k h e i t d u r c h m a c h e ; a u c h schneidet m a n ihr H a a r e v o m K o p f e a b und w i c k e l t sie u m die Nägel, u m d a m i t K o p f w e h und R o t l a u f z u v e r b r e n n e n 1 3 ). Im Haaropferritus, der in der A n t i k e 14 ) eine größere Rolle spielt als heute, ist das abgeschnittene H a a r S u b s t i t u t f ü r den ganzen Menschen oder das T i e r ; in diesem Sinne f i n d e t sich das H a a r a b schneiden i m Τ o t e η k u 1116) und bei G e l ü b d e n 1 8 ) . Andererseits darf ein im heiligen Dienst Stehender 17 ) oder der Mensch als O b j e k t 1 8 ) einer kultlichen V e r e h r u n g H a a r e und N ä g e l nicht s c h n e i d e n . U n t e r solch einem kultlichen G e b o t s t a n d auch der j u n g e C h a t t e 1 9 ) , der das H a a r nicht a. durfte, bis er einen Feind getötet h a t t e , und in demselben Sinne l ä ß t der B a t a v e r Civilis Μ ) im R a c h e k a m p f gegen die R ö m e r das H a a r l a n g wachsen. A u c h im R e c h t s l e b e n spielt das A . oder Nichtabschneiden der H a a r e eine R o l l e : so müssen sich alle Teilnehmer an einer G r e n z h a n d l u n g in Schle ;ien den B a r t a., nur nicht der Bürgermeister (1587) 2 1 ). A b s c h n e i d e n der H a a r e galt auch ais S t r a f e und S c h m a c h ζ. B. in der H r o l f K r a k i - S a g a 2 1 * ) besonders f ü r Mädchen 21 b ).
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') W u n d t Völkerpsychologie 5 *, 129. 132; vgl. 4, ι, 101 u. 103; 4, ι , 210 ff.; ARw. 12,128; 17. 599 n. 602; 18, 315; SAVk. ι (1897), 203. s ) 2 8, 258 ff. 3) L. S o m m e r Das Haar in Religion und Aberglauben der Griechen. Diss. Münster 1912. 4) S c h r e d e l s e k e r de superstitionibus Graecorum, quae ad crines pertinent. Diss. Heidelberg 1913; vgl. D e u b n e r s Rezension in ARw. 20, 417—18. ') Buch der Richter c. 16, 17—19; W u η d t Völkerpsychol. 4, ι *, 101. ·) K r o l l bei S k u t s c h Gallus und Vergil L. 1906 Anhang; S o m m e r in P a u l y - W i s s o w a 7 , 2, 2106; D e r s. Diss. 16 ff. u. 7 ff. ; S c h r e d e l s e k e r passim. 7) Β e t h e im Rheinischen Museum (1907) 62, 466 Α.; 57 (1902), 217; G r i m m KHM 29 = B o l t e - P o l i v k a 1 279 ff.; ARw. 16, 381 A. 2. 8) ARw. 17, 599. 602; vgl. 12, 128; 18, 315. ·) W o l f Beiträge 1, 209, 57; vgl. K n o o p Hinterpommern 157, 23. 10) In Schwaben: F i s c h e r SchwäbWb. 3, 1164; vgl. B a u m g a r t e n Heimat 3, 28. 11) W u n d t 1. c. 4, ι , 399; daher schneidet man nach A n h o r n M agiologia 1016 der Hexe alle Haare am Körper ab; in den Haaren steckt die T e u f e l s k r a f t ; auch die Nägel werden der Hexe abgeschnitten : H a n s e n Hexenwahn T 55. 25. ia ) F r a ζ e r 2 3, 283—285; reinigend ist das Haarabschneiden bei der Wöchnerin, bei der alles dämonisch infiziert wird, besonders die Haare: F r a z e r 2 3, 284; für die Antike: S o m m e r Diss. 44 ff.; D ö 11 e r 97; vgl. 284. 13) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 77, 5; vgl. S o m m e r Diss. 34 ff. ; D ö 11 e r 284— 85; W e i n h o l d Frauen 3 1, 338. 14) S o m m e r Diss. 53 ff.; P a u l y - W i s s o w a 7, 2, 2108 ff. ; S t e n g e l Opferbräuche 44 ff. " ) S o m m e r 64 ff. ; Thanatos nimmt vom Menschen Besitz durch A. der Haare ¡ S o m m e r 1. c. 61—64; ZdVfV. 1899, 319; diese Vorstellung noch jetzt in Griechenland: B. Schmidt Griechische Märchen, Sagen, Volkslieder L. 1877 Nr. 20. A. als Zeichen der Trauer bes. bei den Juden: SAVk. 17 (1913), 24—26. 1β) S o m m e r 1. c. 79 ff. ; hier opfert man das Haar zum Dank der Gottheit und gibt sich so in deren Gewalt; berühmt die Locke der Berenike; C a t u 11 c. 64. " ) F r a z e r 2 3, 16. 260 ff. ; 2 3, 194 : während des Brütens des Seidenwurmes in Mirzapur. Vgl. die Vorschrift für ein Opfermedium auf Sumatra: ARw. 18, 336; in Böhmen darf man die Nägel u. Haare nicht schneiden, während man unter dem Arm den Sotek ausbrütet: G r o h m a n n Aberglaube 16, 77. I8) So darf bei den Primitiven in Afrika der Vater von Zwillingen in der Zeit, da man mit ihm als F r u c h t b a r k e i t s ü b e r t r ä g e r einen Kult treibt, Haare und Nägel n i c h t schneiden: F r a z e r 1, 2 3, 102. 19) T a c i t u s Germania c. 31; G r i m m RA. ι, 203; F r a z e r 2 3, 261—262; dieses Gelübde ist im Krieg uralt und allgemein: Frazer 2, 261; 1, 1 3, 127 (Malaien). 2°) T a c i t u s Historien 4, 61. 21) G r i m m RA. (,203; V o r d e m f e l d e Religion 112 ff.
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abschneiden, Abgeschnittenes
1 1 5 ; D r e c h s l e r 2 , 2 6 . ! 1 a ) Programm v. Forgan 1905, 22; G r i m m RA 1, 396; 2, 287. llb) Z i n g e r l e 11, 101; K r a u ß Sitte und Brauch 193; vgl. B i r l i n g e r Volhsth. 2, 398, 344·
2. Diese religiös-kultlichen Gesichtsp u n k t e f ü r das A . v o n Haaren und Nägeln zeigen einmal das Gemeins a m e in der Scheu vor diesen Körperteilen, welche das Abtrennen zu einer Staatsaktion stempelt, wir sehen aber auch daraus, daß die Motive für das A . oder das V e r b o t des A.s sehr vers c h i e d e n sein können, wie sich wohl die Vorstellungen v o m Opfersubstitut und v o m H a a r als Seelensitz verbinden können und andererseits das Haar als dämonisches T a b u gefürchtet wird. Die Hauptquelle aber, aus der der Abschneideaberglaube entspringt, ist die Angst, daß irgendein Gott, Geist, D ä m o n oder ein böser Mensch mit den Haar- und Nagelteilen dämonische Macht über den Menschen selbst bekomme und mit diesen Körperabfällen Schadenzauber verüben könne. Ebenso groß ist natürlich die abergläubische Verehrung dieser Körperteile, wenn sie v o n einem gewaltigen Menschen, Priester oder Heiligen stammen; wir kennen j a die A m u l e t t e aus Haaren und Nägeln toter Heiliger bei den verschiedensten V ö l k e r n M ) , ebenso A m u l e t t e aus Toten- und andern Nägeln *»). W o h l die ä l t e s t e aktenmäßige Erwähnung der abergläubischen Verehrung abgeschnittener Nägel und Haare auf g e r m a n i s c h e m Gebiet, treffen wir im Concilium R o m a n u m (745) : Deneardus, der L e g a t des Bonifazius, überbringt die briefliche Beschwerde seines Herrn über Eidebert dem Papst Z a c h a r i a s 2 4 ) ; dieser Eidebert „ungulas suas et capillos dedit ad honorificandum et portandum cum reliquiis sancti Petri principis apostolorum" ; der Papst v e r d a m m t diesen A b e r g l a u b e n : ,,quis enim aliquando apostolorum . . . ex capillis suis aut ungulis pro sanctualia populis t r i b u e r u n t " 2 e ) ; und auch das ganze Konzil v e r d a m m t diesen Aberglauben " ) .
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" ) F r a ζ e r i, 2 a, 6. »·) G. Κ r o ρ a t s c h e c k de amuletorum apud antiques usu capita duo. Diss. Greifswald 1907, 26; W l i s locki Zigeuner 98; D o l i er 70—71. " ) M. G. leg. Sectio I I I torn. II, ι concilia 38, 5 ff. ») 1. c. 39, 42—43· " ) 1. c. 40. 25 ff· " ) 1· c. 43. 1 3 — 1 4 ; vgl. torn. II, 2, 1010, wo Deubner Ρ l i n i u s X X V I I I , c. 5, 40, 70, 86 zitiert; A R w . 14, 618 m. A. 2. Aus späterer Zeit vgl. Hansen Hexenwahn 447, 22.
3. Wie bei vielen Völkern über die A r t des Haarabschneidens strenge Vorschriften beobachtet werden (vor allem bei Kindern) **), so treffen wir auch auf Zeremonien beim Ν ä g e 1 abschneiden: für die Römerin war es „religiosum", schweigend v o m Zeigefinger an die Fingernägel an den nundinae zu schneiden; Buxtorf 31 ) berichtet: ungues etiam quotquot d i e b u s V e n e r i s resecant, idque peculiari adhibita superstitione. A s i n i s t r a enim incipientes, digiti q u a r t i unguem primo demunt, dein ad secundum digitum transeunt, postea ad quintum, inde ad tertium, tandem in pollicem desinunt; adeo ut nunquam duorum digitorum ungues deinceps cultello purgentur, sed digitus intermedius semper transmittatur; memoriale huius ordinis est Kjna:; A d m a n u m dextram ubi devenerunt, initium faciunt a digito secundo, inde ad quartum transitur et ita in reliquis. Huius memoriale est: Π3ΚΏ. Der Aberglaube der Isländer schreibt vor: man soll jeden Nagel in d r e i S t ü k k e n abschnippsen oder abbeißen; denn wenn die Nägel ganz abgeschnitten werden, macht der Böse daraus schöne Schiffe 3 2 ) (vgl. Nägel der Leiche); mit dem M e s s e r , mit dem man die Nägel abgeschnitten hat, muß man dreimal in H o l z schneiden, damit man sich gegen Zauberei sichert (Norwegen) oder mindestens damit schnitzeln M ) ; den Sinn dieser abergläubischen Angst vor dem Schadenzauber, der sogar durch das beim A . gebrauchte Messer die Person selbst beherrscht, erklärt uns eine bergische Sage, deren H a u p t z u g allerdings v o n einer andern Seite her verstanden werden muß 35) : Ein Mädchen schneidet sich auf der Ü b e r f a h r t
abschneiden, Abgeschnittenes
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über den Rhein die N ä g e l ; ein J u d e k a u f t ihm das Messer a b und entzieht der J u n g f r a u m i t dem Messer B l u t , wie die H e x e n den K ü h e n die Milch, und das Mädchen stirbt. D a s Messer, mit dem die Nägel beschnitten sind, gibt dem Zauberer dieselbe Macht, wie die N ä g e l selbst; aber w i c h t i g ist a u c h das A . auf dem Wasser; hier k o m m t uns eine Notiz bei Petron 3 6 ) zu H i l f e : „ a u d i o enim non licere c u i q u a m m o r t a l i u m i n nave ñeque ungues ñeque capil1 o s deponere, nisi c u m pelago v e n t u s irascitur". S o m m e r 3 7 ) erklärt den A b e r g l a u b e n richtig m i t der A n g s t , d a ß die W a s s e r d ä m o n e n durch die abgeschnittenen Haare G e w a l t über den Seemann b e k o m m e n ; in der bergischen Sage ist der J u d e ein solcher D ä m o n . W e n n man sich beim A . der Nägel nach Norden wendet, stirbt man (Island) 38 ). 2β ) F r a z e r 2 2 6 4 if.; Mitt. Antiquar. Ges. in Zürich 3 (1846—47), 100. *») F r a z e r 266ff.; W l i s l o c k i erzählt seltsame Zeremonien der Zigeuner: Zigeuner 80 u. 84. 30) Ρ 1 i η i u s Ν. H. XXVIII, 28 = IV, 285, 4 ff. Mayhoff. 31
) Judenschul
225—26; z u d i e s e r
Zeremonie
vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 110, 413. M ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 367, 2; vgl. SAVk. ι (1897), 203 mit Literatur. *») L i e b r e c h t 33°. I 53- M) ebd. 314. 22. a6) S c h e l l Bergische Sagen
270, 29.
*·) P e t r o n i u s
Sa-
turne c. 104 = 71, 36 ff. Bücheler 4 vgl. c. 103. *') S o m m e r 1. c. 81 ff.; ARw. 20, 417. 8e ) L i e b r e c h t 369, 13.
4. Ü b e r die Zeit des A . s herrschen uralte V o r s c h r i f t e n : In den astrologischen K o d i c e s finden wir ein K a p i t e l περί όνΰχων, worin die Frage b e a n t w o r t e t wurde, um welche Zeit m a n a m besten die Nägel (Haare) schneidet 3 9 ). Eine verderbte Stelle bei Varrò 4 0 ) rät, die Haare bei a b n e h m e n d e m Mond zu schneiden, Tiberius 41 ) n a h m die Prozedur an N e u m o n d v o r ; in S c h w a b e n 4 2 ) schneidet man sich die Haare a m dritten T a g des N e u m o n d s , dann wachsen sie g u t ; bei V o l l m o n d m u ß m a n sich ans Fenster stellen, die Haare a. und dabei sprechen: W a s ich sehe, nehme ab, w a s ich schneide, nehme zu (Schlesien) 4 3 ); in M e c k l e n b u r g w ä h l t m a n zunehmenden Mond (bei a b n e h m e n d e m Mond schert man die Schafe) **), in Tirol 4 8 ) gilt
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diese Vorschrift f ü r H a a r e und Nägel 4 7 ) und auch allgemein, dann h a t man G l ü c k und b e w a h r t sich v o r Z a h n s c h m e r z e n e ) . In der Schweiz v e r m e i d e t m a n das Sternbild des F i s c h e s , sonst gibt es Schuppen, aber im L ö w e n 4 ® ) abgeschnittene H a a r e wachsen g u t ®°) ; die S c h w a b e n glauben, m a n müsse sie im Zeichen des B ä r e n schneiden, um krause Haare z u erhalten 5 1 ). Ü b e r den T a g des Nägelschneidens herrscht keine Einigk e i t : die R ö m e r i n 5 2 ) w ä h l t e die nundinae, sonst ist allgemein der dies Veneris 53 ), der Freitag, vorgeschrieben; die R o c k e n philosophie s a g t : „ w e r freitags die nägel abschneidet, h a t G l ü c k " 54 ), sonst Geld 5 5 ) ; und „ f r e i t a g s nägel an H ä n d e n und F ü ß e n geschnitten, hilft gegen Z a h n w e h " 5 e ) . In Mecklenburg schneidet m a n an einem F r e i t a g v o r A u f g a n g oder nach Unterg a n g der Sonne v o n den N ä g e l n kreuzweise etwas a b ; die Schnitzel hüllt man in reines Linnen und v e r p f l ö c k t dies in einem grünen E i c h e n b a u m 5 7 ) (gegen Gicht); in Schleswig-Holstein M ) wird dieselbe Prozedur f ü r 3 Freitage vorgeschrieben. B e sonders w i r k s a m ist das Nägelschneiden a m K a r f r e i t a g 69) : Man schneidet Fingerund Zehennägel a b und v e r g r ä b t sie unter einem Berberitzenstrauch ®°) ; in Schwaben s c h ü t z t man K i n d e r v o r bösen Leuten, indem m a n a m K a r f r e i t a g N ä g e l an H ä n d e n und F ü ß e n und drei Schnipfel H a a r e abschneidet und v e r b r e n n t oder in die Mistgrube w i r f t e l ). W e n n m a n a m K a r f r e i t a g früh die Nägel an H ä n d e n und F ü ß e n abschneidet, diese in ein L ü m p lein bindet und das an einem K i r s c h b a u m a u f h ä n g t , so h a t m a n das ganze J a h r kein Z a h n w e h 62 ). Andererseits soll m a n sich a m F r e i t a g die Nägel nicht a. (Norwegen) e3 ) ( auch die Haare M ) nicht. „ W i l l m a n das K i n d v o r Zahnschmerzen bewahren, so soll man ihm nicht Freitags die Fingernägel a . " (Isergebirge) ®5); schneidet m a n a m F r e i t a g die Fingernägel ab, so müssen die armen Seelen sie verzehren ββ ). N a c h Berner OT) A b e r g l a u b e n soll m a n die Nägel gegen Z a h n w e h a m F r e i t a g und M o n t a g M ) schneiden, nach anderm A b e r g l a u b e n an keinem T a g , welcher mit einem „ r "
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abschneiden, Abgeschnittenes
geschrieben wird69). In Schleswig-Hols t e i n m u ß m a n d i e N ä g e l e n t w e d e r Freit a g s bei a b n e h m e n d e m M o n d oder D i e n s t a g s a. 70 ). „ S o n n t a g s d i e N ä g e l b e s c h n i t t e n , g i b t V e r d r u ß " 71 ) ; oder es v e r u r s a c h t G e d a n k e n l o s i g k e i t (Isergebirge) 72 ) ; a b e r : s c h n e i d e t m a n alle M o n t a g u n d F r e i t a g die N ä g e l , s o n i m m t m a n alle Z ä h n e m i t i n s Grab 7 3 ). A m A b e n d g e s c h n i t t e n e N ä g e l werden oft eines gesunden Mannes Tod ( I s l a n d ) 7 4 ) ; a m b e s t e n g e s c h i e h t d a s A. vor Sonnenaufgang und nach Sonnenu n t e r g a n g 7 6 ) . A u c h die H a a r e w e r d e n a m b e s t e n a m F r e i t a g g e s c h n i t t e n , s o n s t bek o m m t m a n K o p f w e h 7 6 ) , oder a m Karf r e i t a g 7 7 ) ; bei P l i n i u s l e s e n w i r 7 8 ) : ,,rel i g i o s u m e s t c a p i l l u m (resecari) c o n t r a d e f l u v i a ac d o l o r e s c a p i t i s X V I I luna atque X X V I I I I " . Der günstigste T a g nach badischer Ans i c h t ist der 22. J u l i der T a g der Maria Magdalena80). 3 ·) So haben wir eine Überschrift περί ¿νΰχων i m codex Laurentianus, Plut. 28, 3 = Nr. 11 des catalogus codicum astrologorum Graec o r u m I, 51 (Brüssel 1898); im cod. Angelicus 29 = V, ι , 24 Fol. 67 s t e h t : περί άφαιρέσεως τριχών: μή άφαιρήοι^ς 4πό τδν τριχών — έν τ φ Ζι>γφ" πβρί κ ί ψ ϊ ω ς όνόχων μή έπιχβιρήο^ς χόψαι — τ φ Aéovtt. V a r r ò rer. rusticar. J. 37. 2 = 174, ι ff. Keil: ego istaec, inquit Agrasius, non solum in ovibus tondendis, scd in meo capillo a p a t r e acceptum servo, ni ( = ne) d e c r e s c e n t e luna tondens calvos fiam; aus P l i n i u s X V I , 194 u. X V I I I , 321—22 geht hervor, daß Keil richtig crescente geschrieben h a t . " ) P l i n i u s N. II. X V I , 194; P a u l y - W i s s o w a 1, 40. " ) M e i e r Schwaben 5 1 1 , 421; SAVk. 15 (1911), 7, sonst allgemein im zunehmenden Mond: F i s c h e r SchwäbWb. 3, 1164; Schweizld. 2, 1504; ZfEthnologie 15, 913; SAVk. 12 (1908), 1 5 1 , 454; ZrwVk. 1918, 78 (Rheinland) ; vgl. W l i s l o c k i Magyaren 79. " ) D r e c h s l e r 2, 1 3 2 . 1 8 7 ; vgl. M e y e r Baden 50; Ζ i n g e r l e 1. c. 28, 175; dagegen 29, 182. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 122, 480; 199, 344; ebenso in Schleswig-Holstein, damit das H a a r gut wächst : ZdVfV. 1910, 386, 18; vgl. M e y e r Baden 50; ZfEthnol. 15 (1883), 91 (Berlin); W l i s l o c k i Magyaren 49; S é b i l l o t 1 , 4 4 — 4 5 ; SAVk. 12 (1908), 1 5 1 , 454; Unoth ι , 188, 158. " ) B a r t s c h 2, 199, 348; ebenso V a r r ò rer. rusticar. I, 3 7 , 2 = 174, ι ff. Keil. *·) Η e y 1 Tirol 803, 262; dagegen: Z i n g e r l e I . e . 2 8 , 1 7 3 . *') Auch in Schlesien : D r e c h s l e r 2, 132, 510. " ) W. 7 1 ; SAVk. 8 (1905), 142, I, 2; P o l l i n g e r Landshut 286. " ) Vgl. A. 39. 6 °) Schweizld. 2,1504; SAVk.
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17 (1913). 64· " ( F i s c h e r 1. c. 3, 1164; Schweizld. 4, 683, ebenso im W i d d e r u. S t i e r : Z i n g e r l e 29, 184; L ü t o l f S a g e » 554, 561; SAVk. 17 (1913), 64; im Zeichen des S k o r p i o n gibt es L ä u s e : Z i n g e r l e 28, 174. «) P l i n i u s N.H. X X V I I I , 28 = IV, 285, 4 ff. Mayhoff. " ) Β u x t o r f Judenschul 225. M ) G r i m m Myth. 3, 442, 249; vgl. W o l f Beiträge 1, 238, 455; M a n n h a r d t G.M. 629 A. 1; Drechsler 2, 187. *s) P a n z e r Beitrag 1, 157, 4; Mannh a r d t 1. c.; W. 632; ZfEthnol. 15 (1883), 91 : sonst wachsen die N. nicht nach (Berlin). " ) G r i m m l . c . 4 4 5 , 3 4 0 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 195, 17; K e h r e i n Nassau 2, 257, 97; M e y e r Bad. 512; ZrwVk. 1917, 179—80; 1914, 163—64; M a n n h a r d t I . e . 629; T e t t a u u. T e m m e 283; D r e c h s l e r 2, 187; B a r t s c h 2, 217, 1129; 122, 482; SAVk. 8 (1905), 150; 8,272, 72; W. 17; F i s c h e r 1. c. 2, 1509, vgl. 4, 1925; Schweizld. 4, 683; W l i s l o c k i Zigeuner 83; A n h o r n , Magiologia 1 3 1 ; 134; M a e n n l i n g 224; SAVk. 12 (1908), 152,468; 4 (1900), 228; das A. a m Freitag schützt gegen „ N a g e l b r ü h " : SAVk. 12 (1908), 278; Z i n g e r l e 122, 1100. " l B a r t s c h 2, 110, 413; BIPommVk. 8, 174, 197; SAVk. 10 (1906), 35 u. 39; W. 87. 501; vgl. 526. M) ZdVfV. 1910, 386, 14. «·) D ä h n h a r d t Volkst. 1, 80 Nr. 3; in Ungarn ist der K . verboten, weil das A. Augenweh verursacht : ZdVfV. 1894,395. M ) D r e c h s l e r ι , 90, 98. M ) M e i e r Schwaben 390, 59; W. 607; SAVk. 12 (1908), 152, 474; 1 5 ( 1 9 1 1 ) , 5 vgl. 9. ω ) Β i r 1 i n g e r Schwaben 1, 386; vgl. S e l i g m a n n 2, 142; vgl. 288. 330; W . 87; K r a u ß Relig. Brauch 41; ein ähnlicher Zauber ist in der Schweiz belegt: Schweizl d . 4, 683. ·*) L i e b r e c h t 314, 22, ebenso in Schwaben: F i s c h e r 1. c. 4, 1925 u n d Ungarn: ZdVfV. 1894, 395; Sartori S. u. B. 3, 143 u n d einmal in der Schweiz: SAVk. 8 (1905), 142, I, 2. M a e n n l i n g 224; L i e b r e c h t Gervasius 234, 1 7 1 . M) SAVk. 1. c. es ) ZdVfV 1917, 149; ebenso S c h u l t z Alltagsleben 241. ··) C a m i n a d a Friedhöfe 112. ·') SAVk. 8 (1905), 272, 72. es ) Auch in Schwaben: F i s c h e r 1. c. 1509. '") M a n n h a r d t G. M. 629 A. 1, oder an keinem Fleischtag, sonst wachsen die Nägel ins Fleisch: SAVk. 12 (1908), 456. '») ZdVfV. 1910, 386, 12, a m besten a m Fastnachtsdienstag: Z i n g e r l e 137, 1204. " ) ZfVk. 1910, 386, 15; oder man h a t diese Woche Unglück: W o l f Beiträge 1, 217, 179; M a n n h a r d t G. M. 629 A. 1; W . 66; in England ist dies Geschäft a m Christfest verboten: W o l f 1, 246, 530; M a n n h a r d t 1. c. »«) ZdVfV. 1917, 149. " ) F i s c h e r 1. c. 4, 1925. 7 1 ) M a n n h a r d t G. M. 628. " ) Β a r t s c h 2, 109, 413; W . 464; über die Zeit: M e y e r Baden 512. " ) M e y e r 1. c.; vgl. F i s c h e r 1. c. 3 , 1 1 6 4 ; C u r t z e Waldeck 414 N r . 2 1 1 ; dagegen SAVk. 8 (1905), 142, 1 , 2 . " ) M e y e r 1.c. 503—4. " ) P l i n i u s Ν . H . X X V I I I , 28 = IV, 285, 7 M a y h o f f ;
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abschneiden, Abgeschnittenes
vgl. X V I , 194 ( V a r r ò ) . ™) M e y e r 1. c. u. 50; vgl. SAVk. 14 (1910), 290 I. 80) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen. Freiburg 1926, 430 ff. 5. W i c h t i g ist das Haâr- und Nägelschneiden in den entscheidenden S t a d i e n der K i n d e r e n t w i c k e l u n g 8 1 ) : Im ersten L e b e n s j a h r soll m a n dem K i n d nicht die H a a r e schneiden 82 ), sonst verliert es den V e r s t a n d 8 3 ) , den M u t 8 4 ) , die K r a f t 8 5 ) , oder es stirbt 8 6 ), oder es stiehlt 8 7 ) ; auch die Nägel dürfen nicht a b g e s c h n i t t e n werden, sonst stehlen die Kinder 8 8 ) ; „ d i e nägel an den kleinen K i n d e r h ä n d e n soll das erste Mal die m u t t e r a b b e i ß e n 8 9 ) (s. d.), sonst lernen sie s t e h l e n " ( R o c k e n philosophie) M ) ; diese A n s i c h t ist gemeineuropäisch und auch sonst b e l e g t 9 1 ) . Manche V ö l k e r w a r t e n den Z e i t p u n k t der N a m e n g e b u n g ab, u m d a n n das H a a r , das bis dahin als Sitz der Seele und der K r a f t unberührt blieb, feierlich zu schneiden, so die P o l e n 9 2 ) , P e r u a n e r 9 3 ) und U g a n d a 9 4 ) . N a c h d e u t s c h e m A b e r glauben darf m a n v o r dem s i e b e n t e n J a h r e (das siebente J a h r leitet nach deutscher A n s i c h t einen w i c h t i g e n A b s c h n i t t ein) 9S) das H a a r nicht schneiden, w e n n m a n nicht den M u t r a u b e n w i l l 9 e ) ; andere V ö l k e r schneiden z. B . die N ä g e l i m sechsten M o n a t oder i m v i e r t e n J a h r 8 7 ) . In B a d e n 9 8 ) schneidet m a n a m 22. A u g u s t den kleinen M ä d c h e n e t w a s v o n den Zöpfen ab, d a m i t die H a a r e wachsen (siehe oben 4). In N a s s a u 9 9 ) „ s t ü m p f t " m a n die H a a r e zur Zeit des j u n g e n Lichtes, in S c h w a b e n 10°) an den drei Donnerstagen v o r W e i h n a c h t e n . In O s t p r e u ß e n 1 0 1 ) t r a g e n die K i n d e r die ersten abgeschnittenen H a a r e als A m u l e t t 1 0 2 ) gegen Z a h n w e h ; in der S c h w e i z m a c h t der erste S c h n i t t k u g e l f e s t 1 0 3 ) . 8l) D o l i e r 285; S o m m e r 1. c. 21 ff. drei „ S c h ü b e l i " Haar, bei der Geburt abgeschnitten, schützen den Träger vor allem Uebel: SAVk. 15 (1911), 10. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 51, 119; ZdVfV. 1910, 386, 16 (Schl.-Holstein) ; ZdVfV. 1903, 385 (Nordthüringen) ; Urquell 6, 65; D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89, 366; B e r g e n Current superstitions (Boston 1896) 25, 55; S a r t o r i ι , 44; wenn in der Gironde das erste Kind ein Knabe ist und man will ein Mädchen haben, schneidet man dem Knaben die ersten Nägel unter einem Rosenstock: Sébillot 3, 391; Bulletin de la Société de Géographie 7,
Ilo
Nr. 9. " ) F i s c h e r 1. c. 3, 1164. «) W o l f Beiträge 1, 209, 57; vgl. K n o o p Hinterpommern 157, 23; W. 607. eä) B a u m g a r t e n Heimat 3, 28. ··) W. 600. ") M e y e r Baden 50; ZfrwVk. 1915, 58; K e h r e i η Nassau 2, 263, 168; P o l l i n g e r 1. c. 243, β·) B a r t s c h 2, 51, 120. Z i n g e r l e 6, 46; 9, 72. ") BIPommVk. 9, 73; dagegen heißt es in Nassau : Wenn man die Fingernägel abbeißt, bekommt man die Zehrung: Kehrein 2, 265, 194. *°) Grimm Myth. 3, 435, 23; P o l l i n g e r Landshut 244; M e y e r Baden 50; W. 600; G r o h m a n n 110, 805; ZfEthnol. 15 (1883), 84 (Berlin); F i s c h e r 1. c. 4, 1925. ·') F r a z e r 2, 262 ff., mit Literatur. In Ungarn schneidet man den Säuglingen die Finger- und Fußnägel bei abnehmendem Monde ab, damit sie nicht Diebe und Vagabunden werden : W l i s l o c k i Magyaren 49. M) G r i m m RA. 1, 203. " ) M a n n h a r d t G.M. 630 A. 5; F r a z e r 2, 263. " ) F r a z e r 2 3 , 263. ,5 ) G r i m m RA. I, 568. »') W o l f Beiträge i , 209, 57; W. 607. ") F r a z e r I.e. 262—63. M e y e r Baden 50, 512. ··) K e h r e i n Nassau 2, 263, 167; in Tirol am Fastnachtsdienstag: Z i n g e r l e 137, 1204. 10°) F i s c h e r 1. c. 1164, an S y l v e s t e r geschnittene Nägel helfen in Ungarn zu einem Schatz: ZdVfV. 4. 317· 101) Urquell 1, 134. 10l!) Vgl. das berühmte ostpreußische Amulett : M a n n h a r d t G. M. 629 f. 103) Schweizld. 2, 1504. 6. Ä n g s t l i c h sucht m a n zu verhindern, d a ß die abgeschnittenen N ä g e l und H a a r e in f r e m d e H ä n d e gelangen, aus A n g s t vor S c h a d e n z a u b e r 1 0 4 ) : „abgeschnittene haare sind zu v e r b r e n n e n oder in l a u f e n d w a s s e r zu w e r f e n ; t r ä g t sie ein V o g e l weg, so fallen dem Menschen die H a a r e a u s " ( J o u r n a l 1790 aus S c h w a ben) 105 ) ; m a n m u ß sie in der E r d e oder unter Steinen v e r b e r g e n ; b a u t ein V o g e l mit solchem Haar, so b e k o m m t m a n K o p f w e h 1 0 6 ) . „ W e r über abgeschnittene nägel geht, wird d e m g r a m , dessen sie gewesen s i n d " (Rockenphilosophie) 107 ). W e r in Nassau auf seine Nagelschnitzel tritt, b e k o m m t die Z e h r u n g 1 0 8 ) . S c h o n Z a r a t h u s t r a 1 0 9 ) gebot, m a n solle die abgeschnittenen Nägel und H a a r e vergraben, d a m i t sie nicht in die H ä n d e v o n bösen Geistern f a l l e n ; und bei den R ö m e r n u o ) w u r d e n dem f l a m e n dialis die Nägel unter Zeremonien abgeschnitten und unter einem L e b e n s b a u m v e r g r a b e n ; in D e u t s c h l a n d m ) v e r g r ä b t m a n das A . unter dem Hollunderbaum, in Schlesw i g unter der T ü r s c h w e l l e 1 1 2 ). W e r diese
III
abschneiden, Abgeschnittenes
V o r s i c h t v e r s ä u m t , m u ß nach norwegischem Aberglauben am jüngsten Gericht die N ä g e l wieder s a m m e l n (vgl. Brosamen), oder w e n n die H a a r e auf f r e m d e s F e l d k o m m e n , wird m a n k r a n k 1 1 S ), oder die E l b e n m a c h e n K u g e l n und schießen das V i e h 1 1 4 ) ; nur die e r s t e n dem K i n d e a b g e s c h n i t t e n e n H a a r e darf man n i c h t v e r b r e n n e n , sonst verbrennt m a n das G e d ä c h t n i s 1 1 δ ). ,w) H a l t r i e h Siebenbürg. Sachsen 3I4; S o l d a n H e p p e 2, 362; K ü h n a u Sagen 3, 26. 38. 56. 60. 62. 189; F r a z e r 1 , 1 ® , 57. 64. 65—66; 2 », 267 ff. 274 ff. 276 ff. 281 ff.; ZfEthn. 15, 91 ; Z i η g e r l e 28, 178 f, auch im Gegenzauber: S e l i g m a n n 1,264. 318; Nägel im Bannzauber: ARw. 15, 315 mit Literatur; W u η d t Völkerpsychologie 4, 1 *, 279. 420. 490. 499; W. 418; Κ r a u Β Slav. Volksforschungen 51 ; B u x t o r f 226: qui ungium praesegmina pedibus subicit, summe impius habetur. Sic enim in D i a b o l i potestatem veniunt et homines η e q u a m illis ad f a s c i n a e t m a l e 1M ficia abutuntur. ) G r i m m Myth. 3, 457. 676; W u n d t 1. c.; vgl. ZdVfV. 1902, 177. '··) B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 493, 705 = M e i e r Schwaben 509, 407 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 316, 1557; Κ e h r e i η Nassau 2, 266, 201 ; F i s c h e r 1. c. 3, 1164; F r a ζ e r 2®, 282—83; P o l l i n g e r Landshut 277; vgl. G r i m m 3, 473, 1027; W i t z s c h e l Thüringen 2, 282, 69; M e y e r Baden 512; ZdVfV. 1910, 386, 20—21 (Schlesw.-Holstein) ; vgl. W l i s l o c k i Zigeuner 81 ; SAVk. 12 (1908), 278; 15 (1911), 150; vgl. 7; BIPomm. Vk. 3, 68, 20; Z i n g e r l e 28, 180—181; 177. 107) G r i m m Myth. 3, 444, 319; vgl. P l i n i u s Ν. H. X V I , 194; X X V I I I , 28. lom) K e h r e i n Nassau 2, 265, 195. ,0 ·) M a n n h a r d t G. M. 629; SAVk. 15 (1911), 7. no) F r a z e r 2 », 14. 275 ff. mit Literatur. 1 U ) W. 141; vgl. G r i m m 3, 456, 630 u. M a n n h a r d t G.M. 630; vgl. F r a z e r 2 8 , 276. »«) ZdVfV. 1910, 386, 12; die alten Weiber in Danzig verstecken die Nägel unter der Türschwelle ; das soll Glück bringen ¡ M a n n h a r d t G.M. 630. "«) L i e b r e c h t 319, 48. u l ) D e r s . 330, 152; F r a z e r 2 », 281 ff. m) R o c h h o l z Kinderlied 317.
7. A u f G r u n d der Vorstellung, d a ß m a n bei der A u f e r s t e h u n g a u c h die Haare und Nägel haben muß lle), w o r ü b e r schon A u g u s t i n u s 1 1 7 ) B e t r a c h t u n g e n anstellte, b e w a h r t m a n das A . s o r g f ä l t i g auf und v e r s t e c k t es a n g e h e i m e n u n d h e i l i g e n Orten, in B a d e n in einer Mauer 118 ) (genau so die Inkas in P e r u ) 1 1 β ) oder auf dem Fried-
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h o f 1 » ) ; die B a l t e n 1 2 1 ) trugen früher die Nagelreste auf der B r u s t im Kleid, weil der Mensch n a c h dem T o d e über eine gläserne B r ü c k e auf einen gläsernen B e r g k l e t t e r n müsse. E h e m a n die L e i c h e in den S a r g legt, m u ß m a n ihr die N ä g e l schneiden (wer sie abbeißt, befreit sich v o n einem unheilbaren Übel) m ) , d a m i t die W e l t noch nicht untergehe ( S c h w a ben) 123 ) ; ebenso n a c h dem G e b o t der E d d a 1 2 4 ) , d a m i t der B a u des T o t e n schiffes „ N a g l f a r " und d a m i t der W e l t u n t e r g a n g v e r h i n d e r t w i r d ; aber in Schleswig-Holstein darf m a n der Leiche die N ä g e l n i c h t a. 12S ) ; H a a r e z u m A n d e n k e n soll m a n der L e i c h e nicht a. m ) , weil sie m i t der Leiche vergehen. "·)' F r a z e r 2 », 279 ff. 117) A u g u s t i n u s de civitate dei 22, 19 = v. II, 522, 1I8) 34 ff. D o m b a r t. Meyer 512. 1M ) D e r s. 1. c. "·) F r a z e r 2, 279. m 276 ff. ) ARw. 17, 487—88; F r a z e r 1. c. 280 (Esten); M a n n h a r d t G. M. 630 (Kassuben). 1 , ä ) W. 733; dagegen K e h r e i n 1. c. 2, 265, 194. ll») B i r l i n g e r Volkst. 2, 4°7· 356; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 244; R o c h h o 1 ζ Glaube ι , ι8ι ff.; ZrwVk. 5, 248; Sartori ι , 132; vgl. B a u m g a r t e n Heimat 3,108. m ) Sίτη,τ o cb Mythologie 149ff. dagegen : M a n n h a r d t G. M. 630—31 ; SAVk. ι (1897), 203; Archiv f. Anthr. NF. 4 (1906), 148; E . H . M e y e r Germ. Mythologie 134. 160; D e r s . Baden 513; Grimm Mythologie 2, 679; 3, 241. "») ZdVfV. 20 (1910), 386, 17. " · ) W. 733. 8. D a s A . i m Η e i 1 ζ a u b e r. Ü b e r Z a h n s c h m e r z e n siehe oben § 4. Gegen F i e b e r v e r w e n d e t e n schon die R ö m e r a b g e s c h n i t t e n e N ä g e l 1 2 7 ) , ferner kennen sie das A . der H a a r e an b e s t i m m t e n T a g e n gegen K o p f w e h 128 ), die erste H a a r s c h u r der K n a b e n gegen Ρ o d a g r a 12β ) ; genau so wird das oben zitierte A . der Nägel gegen G i c h t in Mecklenburg v e r w e n d e t (vgl. § 4, A n m . 57). A m h ä u f i g s t e n w e n d e t m a n die Zeremonie gegen F i e b e r a n : In Schleswig-Holstein schneidet m a n F r e i t a g s die Nägel ab, u m sich gegen Fieber zu schützen 13 °). In B a y e r n 1 S 1 ) schneidet m a n an den 10 F i n g e r n u n d 10 Zehen die N ä g e l a b ; die Schnitzel n i m m t der A b b e t e r z u sich; hierauf m u ß m a n an j e 5 T a g e n stufenweise I — 5 V a t e r u n s e r und wieder z u r ü c k b e t e n ; ebenso heilen S y m p a t h i e h e i l k u n -
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abschneiden. Abgeschnittenes
dige in B a d e n 1 3 2 ) und in R u ß l a n d 1 3 8 ) das Fieber durch A . der Nägel; hier kommen die Nagelteile in ein Ei, das ein Vogel davontragen soll 1 3 4 ). Im Rheinland 135 ) heilt man die Gelbsucht, indem man von jedem Nagel ein Stück abschneidet und alles dem klugen Mann gibt, der es den Hund fressen läßt, ähnliche Fieberheiiung in der S c h w e i z 1 3 e ) . Einen 1879 in Berlin beobachteten Übertragungszauber an einer Wegkreuzung erwähnt Krause in Z f E t h n o l . 1 3 7 ) ; fast genau denselben Zauber lesen wir bei Plinius 1 3 8 ). In Oldenburg bindet man, nachdem die Nägel abgeschnitten sind, die Teile einem Bachkrebs auf den R ü c k e n und wirft diesen ins Wasser 1 3 9 ), oder der Fieberkranke schneidet sich die Fingernägel ab und vergräbt die Schnitzel unter einer Espe 1 4 0 ). Andererseits berichtet ein Weimarscher Medicus 1 4 1 ) (1732): „es seind auch viel abergläubische Kranke, welche sich nicht getrauen, die Nägel abzuschneiden, wie sie ich weiß nicht was f ü r eine Gefahr sich dadurch zuziehen sollen." Die Zigeuner verwenden die Freitags abgeschnittenen Nägel zu verschiedenartigem Heilzauber 1 4 2 ). U m einen B r u c h zu heilen, verpflöckt man 3 Büschel Haare und Nägel (am Karfreitag A.) in einer W e i d e 1 4 2 a ). »') P l i n i u s Ν. H. X X V I I I , 86 = IV, 305, 15 M a y h o f f . 128) D e r s. X X V I I I , 28 = IV, 285, 7, M a y h o f f ; vgl. XVI, 194; nach altem Rezept in Uri: Haare im Krebszeichen a. SAVk. 10 (1906), 270. 12s) P l i n i u s X X V I I I , 41 = v. IV, 290, ι ff. (Ma y h o f f ) ; vgl. Ostpreußen, wo man die ersten abgeschnittenen Haare gegen Zahnweh als Amulett trägt: Urquell 1, 134. 13°) ZdVfV. 1910, 386, 13. 131) Ρ o 11 i η g e r Landshut 293. 132) M e y e r 512. 133) M a n n h a r d t G . M . 630. «·) P l i n i u s X X V I I I , 86 berichtet von der Übertragung auf Ameisen. 13δ) ZrwVk. 1914, 173. ™«) Schweizld. 4, 683 (a. 1646). ls ') 15 (1883), 79. 138) X X V I I I , 86. 13S) M a η η h a r d t G. M. 630; W. 499; vgl. Frankreich S é b i l l o t 2, 300. 14°) W. 477; dasselbe in Frankreich: S é b i l l o t 3, 414—15. 141) M a n n h a r d t 142) 1. c. 628. W 1 i s 1 o c k i Zigeuner 83. »«a) SAVk. 15 (1911), 5 vgl. 9; 4 (1900), 328; vgl. 12 (1908), 152, 474.
9. Im F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r treffen wir das A . der Nägel auf oldenburgischem 143 ) Gebiet, wie es schon
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Harsdörfer 1653 e r w ä h n t 1 4 4 ) : „Schneide dem Impotenti überall an den Orten, wo er am ganzen Leibe Haare hat, etwas davon ab; ingleichen beschneide ihm alle Nägel an Händen und Füßen, tue alles zusammen in ein Tüchlein, bohr alsdann ein Loch in einen Holunderbaum und thue das Büschlein darein, vermache das Loch mit einem Zapfen oder Pflock von H a g e d o r n , merke aber, daß dies drei T a g e vor dem neuen Monde geschehen müsse, und soll der P a t i e n t nicht gar lang mit der Cur warten; mit diesem ist vielen geholfen w o r d e n . " Ähnliches berichtet Wlislocki von den Zigeunern 14S ). 143) M a n n h a r d t 1. c. 630. 144) Großer Schauplatz lust- und lehrreicher Geschichten = Kloster 6, 206—207; S e l i g m a n n 1, 292. 145) Zigeuner 83.
II. Einfachsten A η a 1 o g i e - und pädagogischen Aberglauben haben wir in den Ansichten und Augurien, die sich an das B r o t - und B u t t e r abschneiden (vgl. anschneiden) knüpfen; diese Handlung wird gerade bei Brot und Butter beobachtet und ausgedeutet, weil wir es mit Fruchtbarkeitssymbolen und Gegenständen der größten Verehrung zu tun haben. Das Brotabschneiden ist eine das Hausglück vermehrende Zeremonie, sobald ein Bes u c h k o m m t ; diesen fordert man in Schwaben z u m A . auf; t u t er es nicht, so nimmt er den Frieden m i t 1 4 4 ) ; in der Walachei sagt m a n : schneid herum, daß es gerate 147) ; k o m m t in Schwaben eine ledige Person, so heißt es wie in Böhmen, sie möge herumschneiden, daß der Schatz nicht absage 148 ). W e r in der Weihnachtszeit kommt, muß v o m Kletzenbrot a. 1 4 9 ). Man soll das Brot nicht abwürgen oder mit einem schlechten Messer ,,a b g i g e η " , sondern sauber und glatt a. 150 ) ; ein a. S t ü c k soll man nicht zerschneiden, sondern brechen 1 8 1 ) (Schwaben) 1 5 2 ). W e n n man Probebrot anschneidet, darf man die erste Scheibe nicht ganz a., sondern muß sie abbrechen (Mecklenburg) 1S3 ). Bei Bielefeld macht man beim A . ein Kreuz, um das Brot gegen Hexerei zu schützen 154 ) (vgl. anschneiden) ; wer
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abschneiden, Abgeschnittenes
kein Brot a. kann, kann auch keins verdienen (Böhmerwald) 155 ), er darf keine Frau nehmen, da er sie nicht ernähren kann, parallel auch von der Frau (Dithmarsen) 15e ). Aus der Art, wie jemand das Brot abschneidet, kann man auf seine E i g e n s c h a f t e n u. H a n d l u n g e η schließen und seine Z u kunft erkennen. Schon bei Prätorius 157 ) lesen wir: „Schneid das Brot gleich, so wirst du reich"; und die Rokkenphilosophie bringt den Reimspruch in anderer Version 158 ): „wer will werden reich, schneide das brot fein gleich" (allg.). Diesen Rat geben unter andern auch die Holzweibl, Zwerge usw. 15e ). Wer das Brot nicht gleich schneidet, wird nicht reich, oder er ist mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bett aufgestanden, oder er hat in der Nacht ebenso krumm im Bett gelegen160) (Schweiz), er darf noch nicht bald heiraten (Braunschweig) lel ), oder aber er hat nach alter allgemeiner Ansicht gelogen oder lügt noch: „wer brot ungleich aufschneidet, hat den Tag gelogen" (Rockenphilosophie) le2 ). Eine Art Indifferentismus treffen wir in der Schweiz und in Südbaden, wo man sich mit der Tatsache abfindet: „Der Ebe und der Unebe hänt mit enand en Laib Brot g'gessen" 1β3 ). Entsteht beim Brotabschneiden eine Kerbe, so hat man vorher gelogen (Vogtland) 1M ). Wer das Brot schief schneidet, bekommt einen schiefen Mann 16S ) (Schles.-Holst.) ; ein Mädchen, das ein Stück Brot dick anschneidet, „macht en guti Schtifmutter", sagt der Deutschamerikaner 1ββ ) (Heidelberg) ; wer das Brot r a u h abschneidet, bekommt einen r a u h e n Mann (Schlesw.-Holst.)167) ; wer das Brot h i n t e n h e r u m anschneidet, schneidet dem lieben Gott die Ferse ab 1 6 8 ); oder es ist nicht gegönnt; in diesem Falle macht man drei Einschnitte hinein (Schwaben) 16e); dem Gast hält man die schmale Seite des Laibes hin und sagt, wenn er ledig ist: Schneid hintz rum, Stoht der Schatz it u m 1 ' 0 ) .
Wenn man am breiten Rande schneidet, schneidet man die Liebe ab; schneidet man das Brot q u e r , so geht alles
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q u e r 1 7 1 ) ; wenn einem das Messer tief ins Brot hineinfährt, so ist man hungrig 172 ) ; fährt das Messer heraus, so hat man keinen Hunger 173 ). Ein Stück Brot, das beim A. zerbricht, zeigt an, daß der Empfänger nicht betet (Bayern und Schlesien)174) ; „wenn man zu tische brot verschneidet und ungefähr ein stück mehr, als leute da sind, so ist ein hungriger Gast unterwegs" (Rockenphilosophie)17S) ; „schneidet man Brot ab, während ein anderer den Laib hält, verliert ersterer die K r a f t " (Böhmerwald) 176 ). Am Hochzeitstage schneiden Braut und Bräutigam von einem Brot je ein Brautränftel ab; wessen Ränftel zuerst vermodert, der stirbt zuerst (Schlesien177) und sonst). Wer in Bayern in der Weihnachtszeit in ein Haus kommt, muß ein Stück Kletzenbrot a.178); bei den Esten schneidet die schwangere Frau beim Brotanschneiden zuerst einen Bissen ab, damit das Kind einen schönen Mund bekommt 179 ). "') F i s c h e r I.e. ι , 1440 mit alten und modernen Belegen ( A u e r b a c h ) ; Birl i n g e r Aus Schwaben 2, 379, 8; G r o h m a n n 146, 1080; F o n t a i n e Luxemburg 96; R o s e g g e r Steiermark 1, 65—66. lla »') G r o h m a n n I.e. ) B i r l i n g e r I.e.; vgl. G r o h m a n n 1. c. 1081. "') Das bayrische Inn-Oberland 3 (1904), 67. 15°) S t a u b , Brot 57—58. 1β1) Dagegen geboten die Pythagoreer: τ¡>v äpxov μή χαταγνύναι; die antiken und modernen Erklärungen befriedigen nicht oder sind unsicher : P a u l y - W i s s o w a 1 , 5 0 ; Göttling Gesammelte Abhandlungen aus dem klassischen Altertum 1 (Halle 1851) 313— 15î 314. ) Birlinger Volkst. 1, 494, 10. 153 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 135, 590. 1H ) ZfrwVk. 1906, 202, wo aber wohl das Anschneiden gemeint ist. 1SS) Schramek Böhmerwald 254. 15>) ZdVfV. 1913, 280, 24; vgl. K ö h l e r Voigtland 395; A n d r e e Braunschweig 402. 1S7) P r a e t o r i u s Phil. 41 (nach Artophylax ?) ; vgl. Bronner Sitt u. Art 205—6. 1SS) G r i m m Myth. 3, 435. 38; B e c h s t e i n Thüringer Sagenbuch 2, 185; D r e c h s l e r Schlesien 2 , 14 ; J o h n Erzgebirge 30; K ö h l e r Voigttand 431 u. 434; P f i s t e r Hessen 171; Unoth r, 186, 125; W o l f Beiträge 1, 218, 195; W. 457; ZdVfV. 1895, 416; Bayernland 29 (1917), 20. 159) B e c h s t e i n Thüringen 2, 185, 322. '») S t a u b 1. c. 57. l e l ) A n d r e e Braunschweig 402. 1M) G r i m m Mythol. 3, 437. 99; S t a u b 1. c. A. 9; D r e c h s l e r 2, 14; G r o h m a n n 226, 1601 ; J o h n Westböhmen 247. 248. 251; P o l l i n g e r Landshut 164; S c h r a m e k Böhmerwald 254; ZdVfV.
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abschreiben
1895, 4!6; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 404, 4; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 37 ; 2, 224, 475; W. 3 1 7 ; Alemannia 1905, 304; S c h m i t t Hettingen 17; man haut dem Herrgott die Zehen ab: M e i c h e Sagen 125, 52. l M ) S t a u b 57; Zettelhasten des Freiburger Seminars. 1M) K ö h l e r Voigtland 395. 1 , s ) ZdVfV. 1913, 281, 25 u. 26. 1 M ) F o g e 1 Pennsylvania 369 Nr. 1974. " ' ) ZdVfV. 1913, 28t, 26. 1M ) S c h ö η w e r t h ι, 404, 4; W. 457; vgl. M e i c h e I.e. 1M ) Β i rl i n g e r Volkst. 1, 493—94, 5. 17°) D e r s. Schwaben 2, 379, 8. m ) W. 457. " a l P r a e t o r i u s Phil. 168. l73 ) D r e c h s l e r 2 , 1 5 ; Globus 42, 105. 174 ) P a n z e r Beitrag 1, 266, 164; D r e c h s l e r Schlesien 2, 15; W. 293. "') G r i m m Myth. 3, 445, 332; Unoth 1 8 0 , 1 5 ; M e y e r Aberglaube 227; W. 293. " ' ) S c h r a m e k Böhmerwald 254. " ' J MschlesVk. 1897, Heft 4, 57; J o h n Westböhmen 247; S e y f a r t h Sachsen 270; S t r a c k e r j a n Oldenburg ι, 3η; W. 567. 291; in Hinterpommern wird das Brot abgebissen : Τ e m m e Pommern 338—39. " 8 ) Das bayrische Inn-Oberland 3 (1904), 67; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 3 1 ; vgl. B i r l i n g e r Schwaben 2, 379, 8; F o n t a i n e Luxemburg 96; R o s e g g e r Steiermark I, 65—66. " · ) G r i m m Myth. 3, 488, 24
III. Mit heiligem Schweigen und besonderen Zeremonien ist meist auch das A. d e r Z w e i g e von apotropäischen L e b e n s b ä u m e n (Wünschelrute) verbunden, wobei bestimmte Zeiten vorgeschrieben sind (vgl. I § 9: A. der Nägel); so wird in einem hessischen180) Zauberbuch der Zauberstecken nach besonderer Vorschrift abgeschnitten oder im Berliner 1 8 1 ) Aberglauben ein Holunderzweig für Heilzauber; Leoprechting 1 8 2 ) berichtet von einer Zeremonie: ein für einen Widerzauber verwendeter E i s e n b e e r holzz w e i g „muß an einem goldenen Sonntag vor Sonnenaufgang in drei Schnitten gegen Morgen gewendet geschnitten werden, ohne An- u. Widergang"; eine Zauberrute muß man unter einem Zauberspruch im Vollmond unbesehen a. Anderseits darf man eine für Buttergegenzauber bestimmte Rute 1 8 3 ) nicht mit dem Messer a., und die zu Weihnachtsaugurien bestimmten Kirschzweige darf man in Schlesien 184 ) n i c h t a., sondern muß sie mit den Zähnen unter strengem Stillschweigen a b b e i ß e n (s. § 5). Nicht nur die Zahl der Schnitte für das A. (bald I, bald 3) ist festgelegt 18S ), sondern auch •die Jahres- und Tageszeit 1 8 e ) (Karfreitag, Johannisnacht) und die Himmels-
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richtung (der Schneidende muß gegen Osten schauen) 187 ) ; manchmal ist das A. noch durch die Vorschrift erschwert, daß der Zweig dabei nicht berührt werden darf 1 8 8 ). 1M ) D i e t e r i c h Kl. Sehr. 199—200. ' « ) ZfEthnol. 15 (1883), 82—83. leî ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 29; vgl. 98; W o e s t e Mark 25. 183) G r i m m Myth. 3, 474, 1058; vgl. S c h ö n w e r t h 3 , 2 5 9 Nr.4. 1β1) K ü h n a u Sagen 3, 35, 1389 (Kreis Münsterberg); auch abbrechen: B a r t s c h Mecklenburg 2, 351, 1648 (Johannisnacht). 185) G r e d t Luxemburg Nr. 1093 = R a n k e Sagen 286; L e o p r e c h t i n g Lechrain 98; SAVk. 2, 261 Nr. 126; über das A. der Wünschelrute grundlegend Weinhold ZdVfV. 1901, i l mit Lit.; vgl. 1903, 205; M e i e r Schwaben 245, 268; Z i n g e r l e 74, 626; 104, 890; 149, 1 2 8 1 ; 189, 1560 B a r t s c h Mecklenburg 2, 104, 388; 258, 1349; 285, 1 4 3 1 ; 288, 1439, 351, 1648; 3 7 1 , 1736 c. 293, 1460 a—c; BIPommVk. 8, 137, 1 1 9 ; KuhnS c h w a r t z 393, 90. 1M ) L e o p r e c h t i n g a . a . O . 98. "») G r e d t a. a. O. Nr. 1093; K u h n Westfalen 199 Nr. 559. 1ββ) SAVk. 2, 261 Nr. 126. Eckstein.
abschreiben, i. Die gewöhnliche Anschauung ist, daß ζ. B. Zauberformeln durch A. an K r a f t verlieren; deshalb hütet man die handschriftlichen Sammlungen sorgfältig, vererbt sie von Generation zu Generation und vermeidet es, so lange es nur geht, sie abzuschreiben x ). Aber es gibt doch Fälle, da man etwas a. muß : Der in der L u f t hängende Himmelsbrief (s. d.) neigt sich dem zu, der Lust hat, ihn abzuschreiben; wer dazu nicht Lust hat, vor dem flieht er in die Luft. „Wer den Brief hat und nicht offenbart", heißt es weiter darin, „der sei verflucht von der herrlichen Kirche Gottes und von meiner allmächtigen Hand verlassen. Dieser Brief wird einem Jeden gegeben abzuschreiben" 2 ). Ein gleiches Gebot enthalten auch die sog. Kettenbriefe oder -gebete (s. d.): „Dieses Gebet erhielt ich mit der Bitte, es weiter zu verbreiten. Jeder, der es erhält, soll es neun Tage hintereinander einem andern ohne Unterschrift zuschicken. Die Kette darf nicht unterbrochen werden. Es ist die Sage, daß, wer dieses versäumt, kein Glück mehr hat; wer es aber weiterschickt, soll am 9. Tage eine große Freude erleben und von allen Sorgen befreit sein. Genau a. !"
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Abschwörung
2. Gegen verschiedene Krankheiten wendet man das sog. A . an. Man läßt den K r a n k e n ein mit gewissen Namen oder Zeichen beschriebenes Papier eine Zeitlang an einem Bande über der Herzgrube tragen; nach einiger Zeit bringt man es an einen Ort, wohin weder Mond noch Sonne scheinen, und läßt es dort ruhig liegen. Die K r a n k h e i t vergeht dann allmählich. W e r das Papier aufhebt, erhält die K r a n k h e i t s ). Fieber ζ. B. wird abgeschrieben, indem man Zauberworte auf einen Streifen Papier schreibt und diesen, in B r o t gelegt, durch den K r a n k e n essen (s. d.) läßt. Bartsch berichtet v o n einem Falle, da man Verse einer horazischen Ode auf einen derartigen Fieberzettel schrieb *). Meist wird jedoch der Name des K r a n k e n auf das Papier geschrieben und das Papier in eine Weide verpflöckt (s. d.) oder vernagelt (s. d.) s ), oder einem K r e b s auf den R ü c k e n gebunden e) und auf das Tier übertragen (s. d.). Der N a m e muß in Franken verkehrt (s. d.) geschrieben werden und das Papier wird dann in den Schornstein gehängt; sobald es verräuchert ist, ist die K r a n k h e i t w e g 7 ) . In B a y e r n wird das Fieber in der Weise abgeschrieben, daß Name und Alter des Patienten aufgeschrieben und das Papier einem „ S y m p a t h e t i k e r " geschickt wird; das Vertrauen auf dessen Heilkraft genügt und hilft 8 ). Auf der Lüneburger Heide schreibt man in drei Nächten an einsamer S t ä t t e Namen, Geburtsort und Geburtsjahr des v o m kalten Fieber Befallenen nieder; in Frage kommen nur die drei Nächte, die zwischen zwei „ T a g e n " liegen, also zwischen Sonntag und Montag, Montag und Dienstag und Donnerst a g und Freitag. Das nennt man „ d e n frost a f s c h r i w e n " e ) . Eine sonderbare Weiterbildung ist uns aus Mecklenburg überliefert; dort werden Flechten „ a b geschrieben", indem man die kranke Stelle mit einer Nadel kreuzweise ritzt, bis B l u t k o m m t , und die Nadel darauf rückwärts über den K o p f w i r f t 1 0 ) . S. weiter F i e b e r , Krankheit, N a m e , Zahnweh. ') Vgl. ζ. Β. H a a s » . W o r m 75. *) SAVk. 2, 278. 3) B a r t s c h
Mönchgut Mecklen-
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burg 2, 319 f. 394 Nr. 1842 d.; W u 1 1 k e 342 §509. 4) B a r t s c h 2 , 1 0 5 ^ . 3 8 9 ; W u t t k e 342 § 509. *) W u 1 1 k e 330 §491; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 846. ·) W u t t k e 335 §499; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 326 f. ') W u t t k e 339 § 505. ') L a m m e r t 263. ·) Κ ü c k 241. ") B a r t s c h 2, 107 Nr. 39. Bächtold-Stäubli.
A b s c h w ö r u n g . Die T e x t e der Teuf e l s p a k t e (s. d.) enthalten seit alters oft neben der positiven Verschwörung in Teufelsgewalt auch das entsprechende negative Moment, die A b s c h w ö r u n g (Entsagung, abrenuntiatio) Gottes (Christi, Marias usw.). So nicht bloß gelehrtere, sondern auch volkstümliche Formen wie diese (Prozeß v o m J. 1551): „ I c k vorszacke godt vater vnnde moder, vnde loue ann den boszen Szatennasz" Eine eigene Gruppe sehr volkstümlicher, aus bloß zwei Sätzen bestehender Sprüche, teilweise aus Hexenprozessen bekannt, geben bloß der n e g a t i v e n Seite direkten Ausdruck, die positive wird durch einen symbolischen Ritus (mit entspr. „ R i t u s a u s s a g e " , s. Segen § 3) bezeichnet. Beispiele, u m 1600: „ H i e stehe ich auf diesem Mist und verleugne den Herrn Jesum Christ." V o m J. 1689: die Hexe soll „ a n den witten stock griepen undt gott v o r i a h t e n " 2) ; der weiße Stock ist nach Grimm Symbol Zedierender. Die gebr. V e r b a sind „ a b s c h w ö r e n " (selten), „ v e r s c h w ö r e n " , „ e n t s a g e n " , „verleugn e n " (Mark. 14, 30), „verlassen", „ v e r gessen" (beide 5. Mosis 32, 18). Riten außer obiger u. a. : unter der Weide sitzen, an den „ K i r c h e n r i n g " greifen. Obgleich diese Riten und W o r t e mehrfach von den „ H e x e n " selbst vor Gericht eingestanden sind, mögen sie jedoch ursprünglich „ s a g e n h a f t " sein, also die Volksmeinung über Hexen wiedergeben. — Ausländische Beispiele aus D ä n e m a r k 3 ) ; englisch v. J. 1617, jedoch ohne R i t u s : „ I renounce God the F a t h e r " u s w . 4 ) . >) Ztschr. des Hist. Vereins f. Niedersachsen 1867, 236. ') ZfdMyth. 2, 64; ZfdPh. 6, i6r. Weiter Urquell 3, 101 (J. 1619); Beyer Kulturgeschichtl. Bilder aus Mecklenburg (1903), 84 (J. 1651); ZfVk. 21, 294 (J. 1662); SAVk. 2,269; S t r a c k e r j a n 1 1,295 ff.; M ü l l e n h o f f Sagen 210; J a h n Hexenwahn 4; S c h i n d l e r Aberglaube 280; S o 1 d a η H e ρ ρ e r, 272 f. ; G r i m m Myth. 2, 900
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absitzen—Abtreibung
Anm. 2. *) Danmarks Tryllefml. I Nr. 992 ff. *) M u r r a y The witchcult 67. Ohrt.
absitzen s. s i t z e n . Abstinenz s. E n t h a l t s a m k e i t . abstreichen s. s t r e i c h e n . abstreifen gehört nach Hofschläger neben lecken, spucken, saugen, blasen, hauchen, streichen, wälzen zu den „tierischen" Heilhandlungen; er findet ihren Ursprung in der tierischen Vorzeit des Menschen: Gleich wie die Tiere triebhaft sich an Bäumen, Mauern, Felsen scheuern und reiben, um lästige Parasiten zu beseitigen und den Juckreiz bei Geschwüren und Hautkrankheiten zu vermindern, so taten es auch die Menschen und tun sie es noch. Ein Anklang daran ist der volksmedizinische Gebrauch des A.s, der weit verbreitet ist, heute aber nicht mehr geschieden werden kann von dem des Durchkriechens (s. d.). Welche Idee die ursprüngliche oder die vorwiegendere ist, diejenige der „Wiedergeburt" durch das Durchkriechen oder diejenige des A.s, ist schwer festzustellen. Hofschläger glaubt, daß das Durchkriechen „ursprünglich eine primitive Heilform mit dem realen Zwecke des Abstreifens lästiger Parasiten sei"; Seyfarth dagegen meint, daß die Sitte des Durchkriechens nur von jenem tierischen Heilverfahren, wie noch von vielen anderen mit beeinflußt worden und ursprünglich als ein Akt magischer Wiedergeburt zu betrachten sei 1 ). Wieder anders deutet es Stemplinger 2 ), nämlich als „eine Nachahmung des Schlangenbrauches, wovon der Physiologus zu erzählen weiß: „Wenn sie jung werden will, so fastet sie vierzig Tage und vierzig Nächte, bis ihre Haut welk wird. Und sie sucht einen Fels und eine enge Öffnung, und hineinschlüpfend preßt sie den Körper hindurch und streift die alte Haut ab und wird wieder j u n g . " l ) Über den Ursprung der Heilmethoden in Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Naturwissenschaftl. Vereins zu Krefeld (1908), 1 3 5 — 2 1 8 ; S e y f a r t h Sachsen 239 ff. 247 f. *) Sympathie 73. Bächtold-Stäubli.
Abton s. W i d e r t o n. Abtreibung. Künstliche Beseitigung der Leibesfrucht wird in den altdeutschen
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Rechten (lex Sal. 19, 4 c. 5; lex Baiuwar. 8, 18; lex Wisigoth. 6, 3, 1) mit hohen Geldbußen, teilweise sogar mit dem Tode bestraft; auch die Kirche ging aufs schärfste dagegen vor: nach den alten Bußordnungen wurde die Α., wenn sie 40 Tage nach der Konzeption erfolgte (zu dieser Zeit nahm man schon ein Leben des Foetus an) mit 3 Jahren, wenn vorher, mit ι J a h r Kirchenstrafe b e l e g t 1 ) ; die Synoden zu Bamberg und Würzburg 1298, 1446, 1491 verweisen dies Verbrechen unter die dem Bischof reservierten Fälle 2 ). Für uns kommen von den verschiedenen Abortivmitteln nur die Zaubermittel in Betracht. Daß natürlich Hexen hier im Spiel sein können, versteht sich 3 ). In Thüringen glaubt das Volk, die Schwangerschaft verschwinde, wenn die betr. Frau einen Tropfen ihres Blutes unter gewissen Zeremonien in ein Baumloch fließen läßt und verbohrt 4 ). Der Diptam wirkt nach Plinius so stark, daß man ihn nicht einmal auf das Bett einer Schwangeren legen darf, sonst treibt er die tote Frucht aus. In der Schweiz trinkt man Wasser, in das alte, rostige Nägel gelegt wurden 6 ) ; ebendort glaubt das Volk, Mädchen seien schwerer abzutreiben als K n a b e n e ) . Die fromme Legende weiß übrigens in Siebenbürgen zu erzählen, daß eine Mutter, die eine abortio zuließ oder betrieb, im Jenseits dieses Kind auf ewig herumtragen muß 7 ). Andernteils gibt es auch Zaubermittel, um den natürlichen oder gewünschten A b o r t u s zu verhindern. Schon Plinius empfiehlt (10, 12) das Tragen des Aëtites (Adlerstein s. d.) ebenso wie der Talmud; im MA. waren auch noch andere Amulette in Verwendung, insbesondere der Jaspis, schon von Dioskurides (5, 159) empfohlen. In Deutsch-Pennsylvanien gibt man der Kuh ihre eigenen Schamhaare gegen Abortus zu fressen 8 ). G r i m m 9 ) gibt folgende Anweisung aus Thüringen wieder: Ist eine Ledige im Verdacht der Schwangerschaft, so soll der Knecht vor Sonnenaufgang einen Erntewagen in zwei Teile teilen, die Vorderseite gegen Mittag, die Hinterräder gegen
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abtrocknen-ι—Abundia
Mitternacht kehren und so stellen, daß das Mädchen genötigt ist, bei ihren Geschäften zwischen dem ausgespannten Wagen durchzugehen (s. d.); dadurch wird sie gehindert, ihre F r u c h t abzutreiben. Die Symbolik dieses Verfahrens ist j a ohne weiteres ersichtlich.
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Abundia, domina Abundia (Habundia),
dame Habonde, eine, wie es scheint, nur auf französischem Sprachgebiet erscheinende, nur im MA., jedoch heute k a u m mehr lebendige Figur der Advents(Epiphanien-) Zeit, verwandt mit Epiphania (Befana, s.d.) und P e r c h t a (s. d.) im Spätmittelalter durch ·) F r i e d b e r g 41 ; B r u n n e r Rechts- und schon gesch. 2, 680. *) F e u e r b a c h Merkw. VerTheologen des 15. J h s . (s. u.) mit ihnen s brechen 2, 97. ) S o l d a n - H e p p e 2, 417; identifiziert, ausschließlich jedoch freundH a n s e n Hexenwahn 701 (Register s. v.). dominarum «) P l o ß - B a r t e l s Weib 1, 1012. ·) S t o 11 licher Natur, die princeps nociurnarum, mit denen sie durch Wälder Zauberglaube 70; ·) Ebd. 108. ') H i l l n e ' r Siebenbürgen 27 Nr. 11. e) F o g e l 165 Nr. 784. und würzige Wiesen streift, die Häuser «) DM. 3, 468 Nr. 929; L i e b r e c h t Zur besucht, die Ställe ableuchtet, die MähVolksk. 349. Stemplinger. nen der Rosse zierlich verflicht, von den abtrocknen. Gegen Zahnschmerz soll es offen stehengelassenen Vorräten verzehrt ein gutes Mittel sein, wenn man sich beim (Albenmahlzeit, Speiseopfer, Gedeckter Waschen zuerst die H ä n d e und d a n n das Tisch), die sich indessen nicht verminGesicht abtrocknet *). Oder m a n f ä h r t dern, und Segen und Überfluß b r i n g t 1 ) . beim Beginn des Waschens mit dem Die Hauptzeugnisse liefern der Rosenrechten nassen D a u m e n hinter das Ohr roman (ed. Méon 1 8 6 2 2 f.) und Wilhelm und trocknet zuerst die Handgelenke von Paris (Bischof Guilielmus Alvernus, ab 2 ). H ü h n e r a u g e n wäscht m a n in laut 1 2 4 8 ) , Opera I 1 0 3 6 . 1 0 6 6 , 1 0 6 8 2 ). Die fendem Wasser, während man einer deutschen spätmittelalterlichen Zeugnisse Leiche ins Grab läutet, darf sie aber nicht aus Bußpredigten und T r a k t a t e n , besona. s ). Liebende dürfen sich ihre H ä n d e ders das Zeugnis des Nikolaus von J a u e r nicht am selben H a n d t u c h e a., sonst 1405 in seinem T r a k t a t über den Aberwerden sie einander g r a m ; aus dem glei- glauben 3 ), das Zeugnis des Nikolaus von chen Grunde darf das Mädchen den Mann Dinkelsbühl ( t 1433) ' n seinem Zehngesich nicht an ihrer Schürze a. lassen 4 ). b o t e t r a k t a t 4) und in seinen Predigten, S. a. H a n d t u c h . das Zeugnis des Thomas de Haselbach l ) S e y f a r t h Sachsen 237. *) Ebd.; K ö h l e r in seinem Decalogus preceptorum von Voigtland 427. ') S e y f a r t h 213. *) D r e c h s 1439 5 ), die Tegernseer Hs. von 1448 e ), die l e r Schlesien 2, 195 Nr. 563; W u t t k e 366 Trierer Hs. des 15. J h s . 7 ) , das Zeugnis § 553; 4°5 § 624. Bächtold-Stäubli. des Dominiabtun. Gegen Gicht werden an man- aus der Predigtsammlung 8 chen Orten der Pfalz u m die schmerz- kaners J o h . Herolt ), gehen sämtlich auf Wilhelm von Paris zurück und sagen also haften Glieder rote Bänder gebunden, f ü r einen deutschen Glauben an A. nichts geblasen und mit der H a n d gerieben, was aus. Thomas identifiziert A. direkt mit man a. n e n n t x ). Ebenfalls in der Pfalz Epiphania und P e r c h t a ; die Abbreviatur läßt sich der a m Fieber Leidende von von H a b u n d i a bei Nikolaus von J a u e r einem, der dasselbe ,,a." kann, seinen Namen auf einen Zettel schreiben, geht wurde f ü r Huldie gelesen. Identifizierung und Einsetzung haben möglicherweise auf morgens n ü c h t e r n hinaus, f ä n g t sich einen den deutschen Frau Holle-Glauben in Frosch, steckt demselben den zusammeneinigen Zügen eingewirkt 9 ), denn die Vergewickelten Zettel ins Maul und wirft ihn breitung jener T r a k t a t e und Predigten rücklings unter Anrufen der drei höchsten Namen ins W a s s e r 2 ) . Über die sprach- war zum Teil ungeheuer. Schon Wilhelm von Paris leitete, wie geschichtliche Entwicklung von a. vgl. Satia von satietas, so Abundia von F i s c h e r , SchwäbWb. I, 80 f. abundantia ab. Bringt man die Dämonin S. A b d o n t a g . danach mit der römischen Göttin Abun*) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 274. a dantia 10) in Zusammenhang, die wie ) Ebd. 2, 326. Bächtold-Stäubli.
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abwägen—abwärts, aufwärts
Copia und Ubertas eine Personifikation des nationalen Glückes zur Kaiserzeit war, so muß man ihre Popularität in der Volksüberlieferung der römischen Provinzen allein von Münzbildern ableiten, auf denen sie von Hcliogabal bis Maximian erscheint, denn Kult oder Heiligtum besaß diese Göttin nicht. In der sich aufdrängenden Frage nach ihrem Verhältnis zur germanischen Göttin Fulla, Voila, wird man sie heute nicht mehr, wie die Früheren gern wollten, für eine Substitution der germanischen Göttin halten, sondern man wird angesichts der Fülle apotheosierter Abstrakta in der römischen Religion u ) und angesichts des zweifelhaft gewordenen germanisch-heidnischen Charakters des 2. Merseburger Zauberspruchs 1 2 ) Fulla eher für eine — etwa fränkische — Entlehnung aus Abundia = Abundantia ansehn. — Auch die englische Queen Mab wird von Domina Abundia abgeleitet 1 3 ). l ) Die wesentlichen Züge schon bei G r i m m Mytkol. 237 ff. 256. 778 und danach ohne Neues bei W o l f Beiträge 2, 1 4 7 f. 166. 2 7 3 ; M a n n h a r d t Götter 273 ; Germ. Mythen 725 ; S i m r o c k Mythologie 197. 2 2 5 . 3 6 7 f.; E . H . Meyer Germ. Mythol. 140. 2 7 3 ; MschlesVk. 1 7 (1915), 47; T y l o r Cultur 2, 390; Z f V k . 8, 1 3 8 Anm. 2; 2 5 , 1 2 2 Anm.; S o l d a n - H e p p e Hexenprozesse 1, 303 ; L ü t o 1 f Sagen 448 ; V o g t Weihnachtsspiele 109. ! ) Die Zeugnisse zitiert bei G r i m m . 3 ) Abgedruckt bei H a n s e n Hexenwahn 68 f. 4 ) Abgedruckt bei P a n z e r Beitrag 2, 262; F r i e d b e r g Bußbücher 5 4 ; vgl. H a n s e n c Hexenwahn 69, Anm. ) Schönbach Z f V k . 1 2 (1902), 6 (vorher schon S c h m e l l e r Bayr. Wb. 1, 270); W a s c h n i t i u s Perht 6 2 f . ; A R w . 19, 1 2 2 ; 20, 2 1 2 ; H a n s e n Zauberwesen 1 3 3 . ·) S c h m e l l e r Bayr. Wb. 1, 2 7 1 ; W a s c h n i t i u s Perht 62. ') Abgedruckt bei H a n s e n Hexenwahn 82 ff. 8) Vgl. K l a p p e r Schles. VA. 220. ') Ebd. 10 ) W i s s o w a Religion 2 7 6 ; P a u l y - W i s s o w a 1, 1, 1 2 5 f. " ) U s e η e r Götternamen 365. 1 2 ) R . C h r i s t i a n s e n F F C . 1 9 1 4 . 13) A c k e r m a n n Shakespeare 97. H. Naumann.
abwägen s. m e s s e n ,
wägen.
abwärts, aufwärts. Bei verschiedenen Zauber- und Heilhandlungen ist es von Bedeutung, ob sie ab- oder aufwärts erfolgen. W a s s e r , das für Zauber- oder Heilzwecke verwendet werden soll, muß meist stromabwärts und stillschweigend
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vor Sonnenaufgang geschöpft werden ') ; dieser Vorschrift ist namentlich auch das Osterwasser (s. d.) unterworfen Dagegen tritt man, um Überbeine (s. d.) u. dgl. zu vertreiben, an ein fließendes Wasser, wenn man einem Toten ins Grab läutet, schöpft mit der Hand daraus stromaufwärts Wasser und spricht: „ S i e läuten einem Toten ins Grab usw." 3 ). Einzelne H e i l p f l a n z e n wirken verschieden, je nachdem sie a. oder aufwärts abgeschnitten oder geschabt werden. So führt eine Abkochung von Holunderrinde ab, wenn die Rinde von oben nach unten geschabt ist, wenn aber von unten nach oben, so wirkt sie als Brechmittel 4). Das gleiche ist der Fall bei der Rinde des Faulbaumes (Rhamnus frangula) 6) und beim Apfel e ). Schon Agrippa von Nettesheim (1, 235) kennt diese verschiedene Wirkung der Heilpflanzen und sucht sie zu deuten: „ D i e Miene und die Gebärden, die Bewegung und Stellung des Körpers und unsere ganze Figur tragen zur Aufnahme der himmlischen Gaben bei, setzen uns dem Einflüsse des Oberen aus und bringen gewisse Wirkungen in uns hervor, gerade wie es bei der Nieswurz der Fall ist. Wenn man nämlich beim Einsammeln dieses Krautes die Blätter entweder a. oder aufwärts zieht, so verursacht diese Bewegung, daß sie beim Purgieren die Säfte entweder nach oben oder nach unten leiten." Auch Staricius 7 ) weiß darüber zu berichten (im Kapitel über die Waffensalben) und wendet sich ausführlich und mit seiner ganzen „Gelehrsamkeit" gegen Zweifler: „ N u n ad propositum zu kommen / so weiß ich zwar / daß diese descriptiones curationum morborum, in vieler Leute Gehirne / seltzame Gedancken / und noch viel seltzamere judicia hiervon / causiren werden: Denn weil man nicht alsobald / die Ursachen ihrer Würckungen / eigentlich geben kan / und mancher Asinus cum puncto, auch sinistré hiervon zu reden / nicht unterlassen: Ich will aber den großgünstigen Leser gebeten haben, nicht alsobald mit unzeitigem Urtheil einzuplumpen : Sondern er wolle alles dasjenige / was zuvor schon angezogen / recht ponderiren / wird er in denselbigen als meistentheils simplicibus et a natura productis eben so wenig / als in diesen / eine rechte waare Ursache / ihrer wunderbaren Wirckungen anzeigen können: Wolt er aber Sympathiam
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abwaschen
et Antipathiam vorbringen / werden dieselbigen eben so wol / auch hier statt haben / und gelten können: Oder es gebe mir einer Ursache / woher es komme / daß der rothe Beyfuß / so man das Messer von unten ansetzet / und herauffwärts gegen dem Menschen zu / abschneidet / die Menses stille: Wird aber der schnidt von dem Menschen hinabwärts gegen die Erden zu / gethan / so promoviret er dieselben. Ein gescheiter Borsdörffer Appfel / gegen der Blüte zu / geschabet und gessen / laxiret, schabet man ihn aber gegen dem Stiele zu / und isset dasselbige / so stopffet es. Was mag wol die Ursache seyn / daß die grüne und andere Rinde deß jährigen Hollunder wachses / so unter der obersten ist / wenn man sie auffwarts / und dem wachsen des Holtzes nach / abschabet / hernach in einer Milch kochet / und alsdann die durchgesiegene und außgedruckte Milch trincket / per vomitum die humores nexios, placide expelliret, schabet man sie aber hinunterwarts / unnd wie das Holtz gegen dem Stamm gestanden / abe / so purgiret sie per inferiora alleine: In summa, naturae mysteria, quo quis plus scrutatur, eo plus, quo rimari, quo admirari possit, invenit."
Auch in der W u n d b e h a n d l u n g spielen die beiden Richtungen eine Rolle: Hat sich jemand verwundet, so muß man ein Stück von einem Obstbaumzweige aufwärts abschneiden, dies an die frische Wunde halten, so daß Blut daran kleben bleibt, und es dann an einen Ort des Hauses legen, wo es ganz finster ist, so hört die Blutung a u f 8 ) . Wenn man in Westfalen 9) am Peterstag vor Sonnenaufgang stillschweigend und mit einem Schnitt eine Espe von unten nach oben abschneidet, so heilt ein Span von derselben alle Wunden schneller und besser als das beste Pflaster. Den Grund, weshalb aufwärts abgeschnitten werden muß, deutet Starici us 10 ) an: „Wann nun einer verwundet worden / und du das Gewehr haben kanst / auch gewiß ist / an welchem Orte / und wie weit es ins Fleisch gegangen / so schmiere die (Waffen-) Salbe an demselben Orte auff das Waffen / also / daß wo er gehawen / du herunterwärts zu dem Rücken zu der schärffe schmierest / sonst heilets oben / und bleibet unten offen / ist er aber gestochen / so bestreiche die Wehre von oben herab / gegen der Spitzen zu." In Schwaben muß man in der hl. Nacht um 1 2 Uhr in drei Schnitten den Bind-
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nagel aufwärts schneiden, dann kommt kein Ungeziefer an die Garben u ) . Beim S t r e i c h e n (s. d.), d. h. Massieren, wird meist vorgeschrieben, daß es (dreimal) abwärts erfolge 1 2 ), ebenso kommt es beim B l a s e n (s. d.) v o r 1 3 ) . In der Oberpfalz unterscheidet man zwischen vorwärts und rückwärts „vermeinen" (behexen, verschreien). Dagegen spricht man Zauberformeln und fährt dem Verschrieenen mit der Hand vom Kopfe an den Rücken abwärts, oder vom Kreuzbeine zum K o p f e hinauf, je nachdem er vor- oder rückwärts vermeint ist " ) . Das Buttern kann verhindert werden, wenn man die Butterfaßreifen von unten aufwärts und nicht wieder von oben herab zählt (s. d . ) l s ) . Fällt (s. d.) man aufwärts, so bedeutet es G l ü c k l e ) , ebenso, wenn eine Spinne an einem hinaufläuft, Unglück aber, wenn sie abwärts kriecht 1 7 ). Bei der Taufhandlung wurde früher in Siebenbürgen 1 8 ) das Kind mit dem Gesichte nach abwärts gekehrt, welcher Brauch sich dort auch jetzt noch an einigen Orten erhalten hat. *) G r i m m Myth. I, 487; 3, 437 Nr. 89 (Rockenphilosophie). *) Ebd. 3, 461 Nr. 775 (Osterode am Harz); Leoprechting Lechrain 173 f. 3) Urquell 3 (1892), 210. 4 ) Strackerjan 1, 93; 2, 18 Nr. 276; W u t t k e 322 § 477; 358 § 540; F o g e l Pennsylvania 278 Nr. 1457; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 269 f. ; W o e s t e Mark 56 Nr. 25 ; G r i m m Myth. 3, 358; 2, 979; vgl. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 269 Nr. 4. ') K ö h l e r Voigtland 353 = S e y f a r t h Sachsen 299. «) W u t t k e 358 § 540. ') Heldenschatz 543 ff.; vgl. auch S. 66. ·) K u h n u. S c h w a r t z 437 Nr.308. ·) B a r t s c h 2 , 2 9 3 Nr. 1460 b; vgl. 2, 104 f. Nr. 388 (Mittel gegen Bruch). 10) Heldenschatz 535. u ) B i r l i n g e r Volkst. I, 466 Nr. 6. 1 2 ) K u h n u . S c h w a r t z 442 Nr. 332; F o g e l Pennsylvania 275 Nr. 1439; ZfVk. 7 (1897), 288 Nr. 3 (NeuRuppin). " ) E n g e l i e n u. L a h n 256 Nr. 1 3 6 a . " ) S c h ö n w e r t h 3,260. 15 ) Rockenphilosophie 539 Nr. 7 = G r i m m Myth. 3, 444 Nr. 286 (hier fehlt aber „ n i c h t wieder von oben herab" ; der Sinn ist deshalb bei G r i m m falsch). " ) F o g e l Pennsylvania h i Nr. 483. " ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 123; W u t t k e 206 § 283. " ) W i 1 1 s t o c k 78. Bächtold-Stäubli.
abwaschen s.
waschen.
Abwehrzauber
129 Abwehrzauber I. wehr wehr und
(Griech. Apotropaion).
Abwehr menschlicher Bosheit. — 2. A b von Hexen und Hexerichen. — 3. A b der Toten. — 4. Abwehr von Dämonen Geistern. — 5. Abwehr böser Kräfte.
A . heißt jene weit verzweigte Gruppe von zauberischen Maßnahmen, durch die schädigender Zauber ferngehalten oder, wenn schon herangebracht, unwirksam gemacht werden soll. Diese Bräuche sind ihrem Sinne nach vor allem verschieden je nach der Ursache des abzuwehrenden Zaubers, die entweder in einem lebenden Menschen oder einem Toten oder einem Dämon oder einer unpersönlichen, unsinnlichen Energie liegen kann. Demzufolge können wir v i e r Hauptgatt u n g e n von Abwehrriten unterscheiden m i t B e z u g a u f d a s durch die Handlungen zu treffende O b j e k t . Nicht freilich lassen sich unter diesem Gesichtspunkt verschiedene Arten der Abwehrriten unterscheiden, da die meisten dieser Maßnahmen, welche in e i n e m Falle zur Anwendung gelangen, auch in den anderen benützt werden, indem zumeist nur eine äußerliche, das Wesen des Ritus nicht beeinträchtigende Änderung der Form durch Beziehung auf das eine oder andere Objekt bedingt wird. A u c h gehen naturgemäß die Einstellungen auf das Objekt selbst bisweilen durcheinander. Denn je nach der Stufe der Anschauung, auf welcher ein solcher Ritus beobachtet wird, ist er entweder gegen einen lebenden Menschen, den man nicht kennt, oder gegen einen unsichtbaren Verstorbenen oder gegen einen Dämon oder gegen ein fluidal vorgestelltes Böses, gegen einen Krankheitsstoff oder einen Krankheitsdämon, gegen Teufel oder gegen Hexen gerichtet, und manchmal fließen diese Einstellungen, in denen sich zu differenzieren der Mensch einer Übergangsepoche unfähig ist, ineinander. Auf den einen oder anderen einzelnen Fall gesehen, muß daher die Durchführung einer solchen Einteilung etwas Gewaltsames an sich haben; sie ist gleichwohl zwecks Erreichung einer irgendmöglichen Anordnung empfehlenswert.
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A u c h ist nicht immer klar zu scheiden zwischen einem reinen A b w e h r mittel und einem H e i l mittel (s. Schutzzauber), namentlich wenn es sich auf Krankheiten bezieht; nicht immer reinlich zwischen der ' A u f d e c k u n g und Bestrafung eines Verbrechers, eines Diebes usw. Wir stehen vor einem übergroßen S y s t e m v o n Mitteln und Handlungen, die im primitiv-naiven Glauben der Völker, im Aberglauben später Geschlechter zusammengetragen und bewahrt werden und in unseren Tagen entweder in voller Deutlichkeit oder in abgeschwächten und entstellten Formen weiterleben. Alle Reiche der Natur, alle A r t e n v o n Wesen oder Gegenständen werden in den Dienst der Abwehrriten als Mittel hineingezogen. Für diese Mittel sind als Bezeichnungen eingebürgert lat. s e r v a t o r i a (rettend), griech. a p o t r o p a i a (Abwehrmittel), p h y l a k t e r i a (Schutzmittel), (pro-) b a s k a η i a (Tötung durch den Blick) *). I. Bei den Abwehrhandlungen gegen die m e n s c h l i c h e Bosheit handelt es sich um Unwirksammachung eines feindlichen Zaubers, einer Verwünschung und Vernichtung des bösen Blickes, um A b w e h r aller möglichen Schädigungen des Eigentums. a) Unwirksammachung eines f e i n d l i c h e n Z a u b e r s bedeutet im allgemeinen A n w e n d u n g eines Gegenz a u b e r s (s. d.), der in K r a f t tritt, wenn der feindliche Zauber ausgeführt wurde. b) V e r w ü n s c h u n g e n wird begegnet durch Ausspeien oder Anspucken, oder durch die W o r t e „ a u f dein H a u p t " . Vielfach wird das L o b (s. loben), namentlich das der Schönheit eines Kindes gespendete Lob, als übelwirkend gefürchtet, so daß man das Unheil desselben durch Ausspeien abzuwenden sucht. Kinderfrauen sind vielfach besorgt, wenn Vorübergehende das im Wagen liegende K i n d wohlgefällig anlächeln, und suchen durch schnelles U m wenden des Wagens und Bedecken des Kindes letzteres g e g e n d e n Blick zu schützen, denn der Blick könnte
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Abwehrzauber
c) ein b ö s e r sein, gegen den eine unübersehbare Menge von Talismanen erfunden worden ist (s. böser Blick unter: Auge) 2 ). Die blaue Glasperle, die der Muslim seinem Pferdein die Mähne bindet, ist das gute Auge, das dem bösen Auge seinen Zudrang wehrt. In Südeuropa streckt man gegen den bösen Blick den Zeige- und kleinen Finger aus. Vielleicht war, wie Schön vermutet, auch das „ d e n L e t z t e n g e b e n " durch Handklopfen auf die Schulter oder den Rücken ursprünglich eine Art abwehrenden Zaubers 3 ). d) Ganz besonders lebendig ist der Zauber zum S c h u t z d e s E i g e n t u m s 4 ) . Die von den verschiedenen Völkern her bekannten Handlungen dieser Art weichen zwar in Einzelheiten voneinander ab, stimmen aber doch im Kern durchaus überein und gehen entweder darauf aus, den Dieb oder den Schädiger wirklich vom Eigentum fernzuhalten oder vor demselben zur Umkehr zu bewegen oder darauf, durch irgendwelche Schädigung seines Organismus ihn zur Herausgabe des Gestohlenen zu bewegen. Im strengen Sinne apotropäisch sind nur die ersteren dieser Verhaltungsweisen, welche bezwecken, den D i e b s t a h l als solchen oder eine S c h ä d i g u n g des E i g e n t u m s unmögl i c h zu machen. Da steht vor allem der D i e b s b a n n voran, ein geschriebener Spruch, der an gefährdeten Stellen angebracht oder in der Tasche getragen wird (s. Diebssegen). Der Dieb bleibt gebannt, bis er gelöst wird durch den Sprecher (s. Gegenzauber) 5 ). Oder man schreibt ans Haus das Wort „Nichtskosemich" (Brandenburg), worunter Wuttke den heiligen Nicasius vermuten möchte e ), vielleicht aber auch „nichts koste es mich" verstanden werden kann (?). Um das Geflügel gegen Raub zu sichern, rupft man am Karfreitag früh allem Federvieh je drei Federn aus und trägt sie in eine Nachbargemeinde. Dadurch wird das Geflügel im selbigen Jahre vor Raubzeug geschützt 7). Das wird weniger eine Abschlagszahlung oder ein Loskaufopfer an den Dieb oder dessen Schutzgeist sein, als eine Prozedur zur I r r e f ü h -
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r u n g des Diebes, seiner Seele oder seines Dämons; es entspricht in diesem Falle den zahlreichen Irreführungszeremonien, die man mit den Toten vor und bei ihrer Bestattung vornimmt, um ihnen das Finden des Rückweges zu verwehren. Man kann auch das Vorgehen des Diebes gegen den Wachhund abwehren, wenn man letzterem von jedem Brot, das ihm etwa der Dieb zuwerfen könnte, die Bäckermarke zu fressen gibt, denn alsdann kann ihm kein Dieb sein Bellen nehmen 8 ). Ist der Diebstahl erfolgt, so muß für die eigentliche Abwehrmaßregel ein Ersatz eintreten, damit das Eigentum zurückgezwungen (sein Fernbleiben abgewehrt) werde. Zu diesem Zwecke wirkt man entweder auf das gestohlene Gut direkt ein, indem man einen von ihm übriggebliebenen Rest um den Klöppel einer Kirchenglocke wickelt, so daß das nächste Geläute den Dieb zur Rückgabe mahnt 9 ), oder man wirkt auf den Dieb direkt ein, indem man z. B. ein Kirchengeläute anordnet, weil dann der Dieb regungslos wird und gefaßt werden kann, oder indem man für den Dieb betet, der infolgedessen feurige Kohlen auf seiner Zunge spürt und das Gestohlene zurückbringt 1 0 ). Die meisten anderen Maßnahmen, vor allem diejenigen, durch welche der Dieb erkrankt oder getötet wird, gehören mehr zu der Klasse des Gegenzaubers. Aber der Colomanisegen ist ein Bann von vorwiegend abwehrender Wirkung: der Bestohlene betet diesen Segen in weitem Umkreis um die Stelle, wo das Gut zuletzt lag; kommt der Dieb in diesen Kreis, so ist er festgebannt und kann ihn nur auf seinen eigenen hingebreiteten Kleidern langsam verlassen, oder indem er rückwärts im Kreise gehend den Zauberfaden abwickelt u ) . Der Dieb ist hierdurch für immer von diesem Orte gebannt. Ähnlich wirkt bei wiederholten Diebstählen die Kunst des „Feststellens" (s. bannen) ; wer über sie verfügt, spricht einen so heftigen Bann, daß der zurückkehrende Dieb starr und steif dasteht, bis er von dem Bannenden selbst wieder frei gelassen wird 12).
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Hierher gehören auch die Abwehrriten, welche gegen die Entwendung v o n E i g e n t u m durch solche Zauberei veranstaltet werden, welche sie entweder als H e x e n oder H e x e r i c h e erkennen läßt. Wir befinden uns mit diesen Erscheinungen auf einem Gebiete des Übergangs zu den Hexen selbst und in einer Anschauung, welche auf der Grenze zwischen A η i m i s m u s (s. d.) und Ρ r ä a η i m i s m u s (s. d.) sich befindet. Der zauberisch Entwendende ist entweder unsichtbar, mit seinem Geiste tätig, oder in Tiergestalt. Beispiel für ersteres der K ü c h l i d i e b 1 3 ) , durch dessen W i r k u n g die Frau die übrigen Küchlein bis auf drei aus der Pfanne verschwinden ließ. Zur A b w e h r stößt sie in den drei höchsten Namen mit der Gabel durch alle Küchlein kräftig bis auf den Boden des Geschirrs; zugleich erhält der Dieb eine Gabelstichwunde in der Hand und wird dadurch an weiterem Bösen verhindert. Beispiel fürs zweite: die Verarmung des reichen Bauern, während der Nachbar reich wird, dadurch, daß des letzteren Frau als K r ö t e hinter den Mistwagen des ersteren kriecht, drei Mäuler voll Dung nimmt und auf den eigenen Düngerhaufen trägt; „so wird mir der Nutzen des N a c h b a r s " ; sie verrät, daß man sie mit dem mittleren Zinken der Mistgabel durchstechen m u ß ; als die Kröte gestochen, stirbt die B ä u e r i n 1 4 ) . Oder wenn das Buttern durch Zauber verhindert wird, tut man Salz und Brot ins Butterfaß oder eine Silbermünze. Der Zauber kann aber auch nichts ausrichten, wenn der Dieb durch das Anbringen eines Reifens unter dem F a ß getäuscht wird und nun beim Zählen der Reifen sich stets v e r z ä h l t 1 5 ) , u. ä. m. 16 ). Abwehrzauber ist im westlichen Deutschland besonders ausgebildet gegen den B i l w i s s c h n i t t e r (s. d.). Da der Glaube in vielen Gegenden ganz allgemein ist und das ganze Dorf v o n dem Auftreten des B. betroffen werden kann 1 7 ), werden namentlich kirchliche Weihen für die Gegenstände, die gegen den B. in Verwendung kommen, in Anspruch genommen. Das Saatkorn wird geweiht 1 8 ). Spä-
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ter wird zu Ostern, Walpurgis und Pfingsten kirchlich geweihtes Wasser, Holz und Palmkätzchen auf die A c k e r gebracht, wodurch der Feind abgehalten wird l e ). Aus dem Holz, welches beim V e r b r e n n e n d e s J u d a s am K a r s a m s t a g angebrannt worden, macht der Bauer Kreuzchen und steckt sie an drei Ecken des Feldes auf (aus dem K r e u z v o m JudasHolz wurde: „ d e n Juden in den Acker stecken") damit der Bilwis bei der vierten Ecke heraus muß und kann. A u c h Eichenlaub und Wacholder werden auf die Saaten gelegt. Mit Kugeln, die bei der Ostermesse geweiht worden, schießt der Bauer quer über ein Feld, oder man bindet in die erste Garbe etwas v o n der Streu und den Kränzchen, die am A n t l a ß t a g e auf dem Wege zum A l t a r gedient haben 21), und noch beim Dreschen des Getreides wehrt man den Bilwis ab, namentlich indem man zuerst das Unkraut ausdrischt und dessen Körner und Beeren mit der Rechten über die Linke hinwegschleudert mit den Worten: „ N i m m , was dein i s t " Wenn auch der Bilwis sich fast immer, wo man ihm näher tritt, als der diebische Nachbar entpuppt, so ist doch der Glaube an das unsichtbare und geheimnisvolle Bilwiswesen daraus entstanden, daß ein durch das Christentum e n t t h r o n t e r E r n t e g o t t seinen Tribut verlangt. Er ist dann freilich, eben unter dem Einfluß des christlichen Glaubens, zu einem Diener des Teufels geworden und wird als solcher behandelt. Die Loskaufzeremonie jedoch wird durch die ursprüngliche A b z w e c k u n g auf ein göttliches Wesen verständlich. Gegen den Bilwis hilft auch, wenn man einen Bohrer in den mittleren Balken des Stalles steckt; der Nachbarbauer hatte darauf den Bohrer im Knie und hinkte seitdem 2 3 ). ') S e l i g m a n n Blick 2, 4. 2) Ebd., vielfach; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 37. η Z f V k . 21 (1911), 299. 4) S A V k . 25, 65 ff. s) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,213. ·) W u 1 1 k e 388 Nr. 642. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 352. ») W u 1 1 k e 680. ·) Ebd. 388. 10) Ebd. 389. u) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 213 f. 12) S c h e 11 Bergische Sagen 209, Nr. 166. " j L ü t o l f Sagen 251 Nr. 185. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 378. " ) E b d . 1,337. " ) L ü t o l f 225. ") P a n -
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zer Beitrag i , 240; G r i m m Myth. 1, 393 f· 18) S c h ö n w e r t h ι, 433. w ) Ebd. 434. «·) Ebd. 434 Nr. 5. ») Ebd. 435 Nr. 6 u. 7. " ) Ebd. 435 i. " ) Ebd. 438.
2. Die zuletzt erwähnten Fälle, in denen der menschlichen Person, die letzten Endes hier gemeint war, doch gelegentlich ein Geistwesen substituiert wurde, leiten zu solchen Abwehrriten über, die gegen Hexen und Hexeriche als teufelsbündnerische Personen, die mit fremdem A n t l i t z oder in Tiergestalt alles mögliche Böse verüben, unternommen werden (s. Hexe). Sie sind Wesen, die man sich v o n H a b und Bett, v o n Haus und Hof halten muß und gegen die man sich, weil ihre Annäherung, im wesentlichen unsichtbar, zuweilen plötzlich durch die L u f t geschieht, auf ähnliche Weise wie gegen Dämonen schützen muß. Der Umkreis ihrer Betätigungen ist jedoch ein immerhin ziemlich begrenzter, geschlossener, so daß auch der Kreis der hier in Betracht kommenden Abwehrriten ein so geschlossener ist, daß sich die A . gegen Hexenwesen am besten hier zwanglos einfügen. Es wird bei diesen Bräuchen k a u m je außer acht gelassen, daß es sich im Grunde um menschliche Wesen handelt, die man fernzuhalten sucht; es darf jedoch nicht vergessen werden, daß das Unwesen der Hexen größtenteils die Stelle einnimmt, welche in vorchristlicher Zeit dem dämonischen Treiben zufiel, während sie natürlich auch die Rolle der Zauberer in primitiver Kulturschicht, der Inhaber der Schwarzen Magie, übernommen haben. Daher summiert sich im Glauben an die böse Macht der Hexen und Hexeriche im MA. der Glaube an Zauber und Dämonie und bedeutet noch heut den Rest von beiden. Darum werden auch zur Verscheuchung der Hexen nicht allein Mittel, wie sie sonst gegen menschliche Übeltäter in Anwendung sind, benützt, sondern spezifisch antidämonische Praktiken, wie sie vor allem das Gorgoneion (s. § 4) ist. D a der Hexenglaube in seiner Eigenart erst im christlichen Spätmittelalter sich verbreitet hat, so sind auch k i r c h l i c h geweihte Gegenstände als
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Gegenmittel besonders beliebt. Ein geweihter Benediktus- oder Ablaßpfennig unter der Stalltüre hält die Hexen ab; aber auch der an die Stalltür gezeichnete Drudenfuß läßt die Drude umkehren, und ein v o m Elsenbaum geschnittener Keil, der mit einem Bockshaar umwickelt und an die Türschwelle des Stalles geschlagen ist, treibt die Hexe davon M ). Die alten, mehr der primitiven Sphäre angehörigen Mittel und die christlichen werden in der Regel miteinander verbunden 25 ). Gegen das von den Hexen beliebte A u s w e c h s e l n d e r K i n d e r (s. Wechselbalg) versagt selbst das Weihwasser seine ihm sonst gegen diese Wesen eignende K r a f t in den ersten Wochen, in denen die Fernhaltung der Hexen am nötigsten wäre. V o n den Hausangehörigen kann überhaupt nur der V a t e r dagegen etwas tun (s. V a t e r ) , der die Mutter nicht allein lassen darf. Von Erfolg kann sein, daß jeder ins Haus eintretende Fremde das K i n d mit Weihwasser bespritzt (s. Fremder), und daß ein Stahlgerät auf die Wiege gelegt wird. Denn Stahl ist, als ein „ m o d e r n e s " Material, von bösen Geistern und Hexen sonderlich gemieden 2e ). Weil die Hexen ihr Unwesen zu besonderen Jahreszeiten hervorragend treiben und ihre bestimmten Tage oder Nächte haben, wird auch zu diesen Zeiten der gegen sie gerichtete A . besonders angewendet. Es sind die Vornächte zum ersten Mai (Walpurgis), zum Karfreitag, z u m Mittsommer und zu Weihnachten. Man begegnet ihren schädlichen Machenschaften zu diesen Zeiten mit Weihwasser, Weihrauch, Glockengeläute und ungeheurem L ä r m und Getöse, das man durch allerlei Instrumente und eiserne Geräte anstellt. In Tirol wird ein sehr umständliches „Verbrennen der H e x e n " vorgenommen. Drei Tage zuvor schon wird in den Häusern ein großes Reinemachen veranstaltet (denn Reinlichkeit ist die erste Bedingung, um Hexen abzuhalten), und alle Räume und Ställe und Scheunen werden mit Wacholderbeeren und Rauten ausgeräuchert. Darauf werden Kienspäne zusammengebunden
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u n d am Walpurgisabend zusammen mit Schierling, Wolfsmilch und Schlehdornzweigen von Leuten verbrannt, die sich z u v o r in der Kirche volle Absolution geholt haben. Alles muß unter fürchterlichem L ä r m und Getöse geschehen, wobei auch die losgelassenen Hunde durch ihr Gebell helfen. Angezündet wird, sobald die Glocken ertönen, und der Hexe wird zugerufen, wegzufliegen, wenn es ihr nicht übel ergehen solle 27). Im Voigtlande vertreibt man die Hexen durch drei Kreidekreuze an der Stalltüre oder durch A u f h ä n g e n v o n Johanniskraut, Majoran und anderen scharf riechenden K r ä u t e r n an den Ställen. Die Burschen gehen mit Peitschenknallen, Schießen, Schwenken brennender Besen lärmend hinaus, um die Hexen v o m Orte abzuwehren 28). A u c h im übrigen Thüringen finden sich ähnliche Bräuche, die, wenn sie gut ausgeführt werden, auch Hagel- und Blitzschaden fernhalten 2 9 ). Ebenso sind in Bayern und Böhmen die Bräuche den eben beschriebenen verwandt. Die jungen Leute gehen auf einen Hügel vor dem Orte, um die Hexen durch Peitschenknallen zu vertreiben, wobei die Peitschenschnüre mit recht viel Knoten versehen werden, um den K n a l l zu verstärken, während die Hirten v o n den umliegenden Triften mit ihren Hörnern und Schalmeien einstimmen 30). In Böhmen, wo man gleichfalls Dorngestrüpp auf die Stallschwellen und v o r die Türen des Wohnhauses legt, um das höllische Gesindel fernzuhalten, wird auch eine aus Lumpen hergestellte Puppe unter großem L ä r m verbrannt. In der Gegend von Öls in Schlesien bewaffnen sich am Karfreitag die jungen Leute mit alten Besen und treiben unter fürchterlichem Geschrei die Hexen von Haus und Hof 31 ). M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 310 f. ") Z a h l e r Simmenthai 42 ; M e y e r Aber2 glaube 251 ff. ") K u h n und S c h w a r t z 29 ff.; W u t t k e 360 Nr. 583. 2') A l p e n -
burg
Tirol 260 ff.
29)Witzschel
E i s e 1 Voigtland 210.
Thüringen 2, 262 f. 30) R e i n sb e r g Festjahr 137; Bavaria 2, 272; 3, 302f. 31) D r e c h s l e r Schlesien ι, 86. 3. W i r wenden uns zur A b w e h r der Toten. Die Furcht vor einer Rück-
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kehr des Toten und der von ihm zu besorgenden Rachehandlungen ist fast durch die ganze Menschheit verbreitet und bestimmt die Grundformen der meisten Totenfeierlichkeiten schon bei den primitiven Völkern. W i e solche A b wehrmaßregel beispielsweise bei australischen Völkern darin besteht, daß mit der Leiche eine ziemlich lange Zeit, o f t stundenlang, im Kreise herum und kreuz und quer im Busche gelaufen wird, auf daß der Tote die Orientierung verliert und den Heimweg nicht mehr zu finden imstande ist 32 ), so haben sich bei uns Totenbräuche erhalten, welche den Verstorbenen, wenigstens ihrem ursprünglichen Sinne nach, v e r h i n d e r n sollen, seinen Weg zurückzufinden. Diese Bräuche gehen in eine Zeit zurück, da man noch nichts von einer dem Körper gegenüber selbständigen Seele w u ß t e (s. Präanimismus). Man wußte es eben nicht anders, als daß der Tote in seiner vollen Leiblichkeit wiederkommen könne. Gemeinhin zwar nicht derjenige, welcher in auszehrender K r a n k h e i t langsam hingesiecht war, wohl aber der,. welcher aus seiner besten Lebensblüte hingegangen war. Die nordgermanischen Sagas legen beredtes Zeugnis davon ab, wie nachdrücklich das Sinnen und Denken, Sorgen und Zagen der isländischen Bevölkerung durch diese Anschauungsweise bestimmt wurde. Schon bei ihren Lebzeiten als gewalttätig und eigenmächtig hervortretende Persönlichkeiten sind nach dem Tode nicht ruhig, sondern stören nach wie vor den Frieden ihrer Sippe, so daß man sich ihrer erwehren muß. In jedem offenen K a m p f e aber unterliegt der lebende Mensch dem lebenden Leichnam. N e u e s B e g r a b e n , Aufwerfen eines W a l l e s ums G r a b macht den unverwesten Leichnam des Thorolf der E y r b y g g j a S a g a 3 3 ) ebensowenig wie den des Hrapp der Laxdaela Saga 34) und den Glam der Grettir Saga 36 ) unschädlich. Bei allen hilft nur das Verbrennen der Leiche; bei den beiden ersten wird die Asche ins Meer gestreut, während Glams Asche in einem Sack dort eingegraben wird, „ w o am wenigsten Schaf-
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weide und Menschenpfade w a r e n " . Die Zähigkeit der Anschauung bestätigt der Fall von Leichenschändung im J a h r e 1 9 1 3 zu Putzig 3 ®) : Ein Arbeiter, in dessen Familie kurz nacheinander sieben Todesfälle vorgekommen sind, weiß, daß seine v o r zweieinhalb J a h r e n verstorbene Mutter die Schuld trägt und f ü r die Z u k u n f t an solchem umgängerischen Wesen gehindert werden muß. Das Mittel ist, der ausgegrabenen Leiche den Kopf abzuschlagen und v o r die Füße zu legen (wie Glam seinen abgeschlagenen Kopf zuletzt vor der Verbrennung am Gesäß trug). Viele niedere Völkerstämme, aber auch alte Kulturvölker, wie die Ä g y p t e r in prähistorischer Zeit, wenden als Abwehrmittel das Ein- und Zusammenschnüren der Toten oder das Brechen von Beinen und R ü c k g r a t an. Mit gutem Grunde hat man vermutet, daß jede Fesselung, Schnürung, Einwickelung der Leiche ursprünglich diesem einen Zwecke diente, den Toten bewegungsunfähig zu machen und ihn dadurch am Wiederkommen zu hindern. Ist doch diese Meinung bis in die allerneueste Zeit in dem Volke immer wieder hervorgetreten. In Niederzimmern mußte 1798 verboten werden, „ d e n Verstorbenen die A r m e und Beine zu binden, da sie wieder lebendig werden könnten" 3 7 ), und 1901 wurde die Leiche eines Vagabunden im Spritzenhaus von Lichtenhain bei J e n a mit Strohseilen an Armen und Beinen von einigen jungen Leuten gebunden, welche ihr das Herumstrolchen benehmen wollten 3e ). Weiter folgt hieraus eine ganze Reihe von Maßnahmen, welche, außer den schon genannten, dem Toten die Wiederkehr unnötig, bzw. unmöglich machen wollen. Vor allem muß alles, was der Tote als S p e i s e g e r ä t e in Lebzeiten benützt hat, überhaupt alles, dessen er sich zuletzt besonders gern bediente, entweder ins Grab mitgegeben oder vernichtet werden. Hier macht sich die animistische Auffassung geltend, daß der Seelen- oder Vitalstoff des Menschen (s. Animismus 2) an seinen Gebrauchsgegenständen haftet. Solange die hier-
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mit behafteten Gegenstände im Hause vorhanden sind, besteht zwischen dem Toten und ihnen eine Art sympathischen Verhältnisses, das bewirken kann, daß der Tote sich zurücksehnt und zurückkehrt (sehr allgemein; bes. Mecklenburg, Brandenburg, Hessen, Thüringen, Ostpreußen, Schlesien). Das von ihm benützte Geschirr wird daher am besten zerschlagen und an einen Kreuzweg getragen, von wo aus dem Toten der rechte Weg zumindest erschwert wird (Hessen). Das durch die Leichenwaschung animistisch infizierte Wasser muß an einer Stelle des Hofes oder Gartens ausgegossen werden, wo es dem Toten, der von hier aus kommen könnte, den Weg ver sperrt, da Tote nicht über Wasser gehen. Daß er aber, wenn überhaupt, nur von hinten her zum Hause zurückkehren kann, und auch dadurch ihm das Finden des Einganges unmöglich wird, wird so erreicht, daß der Sarg, falls er nicht gar durch die Hintertür hinausgeführt wird, v o r der Haustüre nach verschiedenen Seiten kreuzweise gewendet wird, so daß die Richtung verwirrt wird. Selbst die Nadel, mit der das Leichengewand genäht wurde, ist mit seinem Vitalstoffe behaftet und muß deshalb, gewöhnlich in dem Gewände steckend, mitgegeben werden (Westfalen, Oldenburg; falsche Deutung: der Tote solle selbst nähen). Nur Schuhe darf man ihm nicht anziehen, weil er sonst, bis sie zerreißen, als Gespenst umgeht (Böhmen). Man darf den Toten nicht unrasiert oder mit ungeordnetem Haar lassen, weil er sonst wiederkommt. Auch das Stroh, auf welches die Leiche gelegt wurde, muß verbrannt werden. Aus der jüngeren Zeit, welche der Seele eigene Existenz zuerkennt, treten einige Maßnahmen hinzu. Das Fenster muß bei Eintritt des Sterbens geöffnet werden und bis zum Begräbnis offen bleiben, damit die Seele ungehindert hinausfliegen k a n n ; unter Umständen muß die Seele auch durch Schwenken von Tüchern hinausgejagt werden (Erzgeb.), und die Töpfe im Haus müssen umgestürzt werden, damit die Seele nicht in einem derselben sich aufhalte (Thür.) " ) .
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*2) B e t h Religgesch. 9. 8 3 f. 3 3 ) E y r b y g g j a S . c . 3 3 f f . »4) L a x d a e l a S . c . 2 4 f f . » 5 ) G r e t t i s S. c. 3 2 — 3 5 ; vgl.
B e t h
Religion «.
Magie'
1 2 — 1 7 . »·) N a u m a n n Gemeinschaftskullur 3 ») E b d . 56. 58. ») Ebd. '») W u t t k e 431 ff. Nr. 728 ff.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 2 4 3 — 2 5 6 ; S a r t o r i 1, 147 f . ; W i t t s t o c k Siebenbürgen 6 1 f f . 4. D a s Treiben der D ä m o n e n , Geistwesen aller A r t , welche Menschen und Tiere peinigen, allerlei Ü b e l an L e i b und B e s i t z zufügen, oder auch, falls sie nicht rein b o s h a f t sind, doch als launische, neidische und unzuverlässige W e s e n Unheil und S c h a b e r n a c k stiften, s u c h t der Mensch d a d u r c h abzuwehren, d a ß er entweder sie selbst nicht in seine engere Seinssphäre hineinkommen l ä ß t oder ihre Einflüsse v e r h i n d e r t . Solche A b w e h r m a ß n a h m e n sind unter allen V ö l k e r n gebräuchlich, z u m Teil auch kultlich-systematisch geregelt (s. D ä m o n ) 40 ). Z u den apotropäischen R i t e n im weiteren Sinne gehören auch die Versuche, diese Geister zu beschwichtigen und zu versöhnen, indem man ihnen K l e i d u n g s s t ü c k e , Gerätschaften, die sie sich sonst holen k o m m e n würden, aus freien S t ü c k e n an ihrem m u t maßlichen A u f e n t h a l t s o r t niederlegt oder a u f h ä n g t (propitiatorische oder Versöhnungsriten) 4 1 ). Die apotropäischen B r ä u che im engeren Sinne h a b e n aber nicht so sehr defensiven als offensiven C h a r a k ter. Der Sinn dieser A r t v o n spezifischantidämonischen Versöhnungsriten, bei denen sich der Mensch in der Regel irgendeines Gegenstandes z u g u n s t e n der Dämonen entäußert, ist d a s gerade G e g e n t e i l von den religiösen O p f e r n (s. d.), durch welche der G o t t nach alter V o r s t e l l u n g K r a f t erhalten oder in seiner K r a f t gemehrt werden soll; hier handelt es sich d a r u m , d a ß den D ä m o n e n ihre K r a f t und W i r k u n g s m ö g l i c h k e i t entz o g e n wird, falls m a n nicht sie selbst völlig verscheuchen kann. V o n O p f e r n an die D ä m o n e n k a n n daher in diesem Zus a m m e n h a n g e nur in uneigentlichem Sinne gesprochen werden. Bisweilen bestehen diese R i t e n in der S ä u b e r u n g v o n solchen Dingen, welche, wie S c h m u t z , die D ä m o n e n anziehen, aber auch v o n solchen,
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die den Menschen v o n den D ä m o n e n , wie j a m a n c h e r religiösen A u f f a s s u n g nach auch v o n den Göttern, geneidet w e r d e n ; d a d u r c h gewinnen solche R i t e n ä u ß e r lich den A n s c h e i n der Verz i c h t l e i s t u n g und Askese. In diesem Z u s a m m e n h a n g e sei auch gleich erwähnt, daß m a n c h e Bräuche, deren W i r k u n g anscheinend A b w e h r ist, zu diesem Sinne nur auf einem U m w e g e der U m d e u t u n g gelangen; n a m e n t l i c h sind das solche, die ursprünglich den F r u c h t b a r k e i t s r i t e n zugehören, z. B . phallische B r ä u c h e . D a s Vorzeigen oder A u f stellen einer N a c h b i l d u n g des Phallus oder auch der weiblichen Genitalien w i r k t nicht abschreckend auf die D ä m o n e n 42 ) (wie diese B r ä u c h e später u m g e d e u t e t worden sind), sondern anregend auf das, was gedeihen soll, sei es F e l d f r u c h t oder tierische oder menschliche N a c h k o m m e n s c h a f t . Die v e r m e i n t l i c h e a b w e h r e n d e W i r k u n g , e t w a durch erregte A b s c h e u , ist eine spätere A u f f a s s u n g v o n R i t e n , die, weil viel älter als derartige antidämonische G e b a r u n g e n , ursprünglich mit einer R e p r ä s e n t a n z des frischen Lebens arbeiten, das k e i m h a f t in den Genitalien oder frischen P f l a n z e n z w e i g e n enthalten i s t 4 3 ) . In j e n e m übertragenen Sinne allein k o n n t e n die L y k e r i n n e n den Poseidon durch A u f h e b e n ihrer R ö c k e verscheuchen, wie die F r a u e n einer provenzalischen S t a d t die Belagerer d a d u r c h f o r t z u j a g e n versuchten, d a ß sie v o n der Mauer herab ihre e n t b l ö ß t e S c h a m zeigten 44 ). Die U m w a n d l u n g in Schreckgestalten v o l l z o g sich daher auch unter A n w e n d u n g v o n äußeren Hilfsmitteln, die erst den neuen Sinn diesem ursprünglich anders l a u t e n d e n Sinne v e r l i e h e n : rote F a r b e oder B l u t wird den Phallen angestrichen 45 ), d a m i t sie als S c h r e c k m i t t e l dienen können. Das A b s c h r e c k e n d e r D ä m o n e n durch g r ä ß l i c h e Gesichter, durch K ö p f e v o n Ungeheuern, Gorgonenhäupter, S p h i n x e w a r und ist etwas Gewöhnliches. Z u m Teil sind diese Gepflogenheiten heute umgekehrt, indem da, w o die D ä m o n e n f u r c h t nicht mehr z u m lebendigen B e s t a n d t e i l der V o l k s m e n t a l i -
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tat gehöi t, a u s d e n s c h r e c k e n d e n Figuren diejenigen von Schutzg e i s t e r n g e w o r d e n sind. Eine solche Verdrehung, d. i. Modernisierung, sind die bunten Püppchen (mascottes), die wir heute an den Hinterfenstern vieler Automobile sehen. Aber in die christlichen Kirchen sind die alten Abwehrmittel noch in ihrem ursprünglichen Sinne herübergenommen worden, und so sehen wir zu unserer Verwunderung manchmal in den Kirchen ein Gorgonenhaupt oder einen Löwenkopf, obwohl dieselben als medusisch-sphingide Figuren dort nichts zu tun h ä t t e n 4 e ) . Gewiß kann man auch, falls man ein solches Abschreckungsmittel nicht zur Verfügung hat, dasselbe symbolisch bezeichnen: ein Medusenhaupt aus einem Tuch knoten, auch den Namen wirksam aussprechen. Der Priester zeigt dem Teufel, der einen Menschen besessen hält, das K r u z i f i x und nennt den Namen Jesu, v o r dem jener entweicht. Den Namen J e s u zu nennen, ist immer eins der sichersten Mittel, um den Teufel und seinen Heerbann samt Hexen und allem unflätigen Gelichter abzuwehren. Es hilft auch dann, wenn man dem Teufel schon den kleinen Finger gegeben hat, wie jener Schneider bewies, der mit des Teufels Hilfe B u t t e r gezaubert hatte und nun in das ihm vorgelegte Buch, das die Namen aller Teufelsjünger enthielt, statt des eigenen den Namen „ J e s u s " einschrieb 47 ). Dadurch war dem Teufel sogar die Macht über alle Hexen und Zauberer genommen. Das Wort ist vor allem g e g e n die n e i d i g e n Geister gute Abwehr. Wie die Göttinnen Nemesis und Adrasteia durch Ausrufe wie „ A d r a steia sei freundlich", oder „ j e d e r Götter Neid sei f e r n " abgewehrt werden **) oder durch ein „ W e i c h e von u n s ! " , „procul a nobis" so kann man böse Geister noch immer vertreiben, indem man sie einfach hart abweist, gute, indem man ihnen schmeichelt oder etwas verspricht und gibt. Deshalb wird vielfach auf dem L a n d e den Holden, die zugleich Unholde sind (vgl. Goethes getreuer Eckart), das g u t e G e b ä c k abends v o r die Tür gestellt. Auch der P f e r d e k o p f , der noch
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heute auf dem Dachgiebel der Bauernhäuser angebracht wird, ist teilweise den Neid der guten Geister abzuwehren bestimmt gewesen. Das zeigt die wenigstens früher im Norden übliche „Neids t a n g e " (s. d.) mit dem Pferdekopf, bei deren Errichtung einst ein Pferdeopfer gebracht wurde 50 ). Anders dürfte es sich mit dem an Stalltüren angebrachten Ziegenbockkopf oder seinen Hörnern allein verhalten, was wahrscheinlich nicht Rest eines früheren Opferbrauches ist. Der Zweck ist nach Höfler apotropäisch, nämlich das Fernhalten der Rindviehs e u c h e 5 1 ) . Der Ursinn ergibt sich wohl daraus, daß der vollständige A k t in der Einstellung eines Ζ i e g e η b o c k e s (s. d.) in. den Stall besteht, d. h. des von Fruchtbarkeit überquellenden männlichen Tieres als Reservoirs unversieglicher J u n g k r a f t . Der Glaube, daß der Ziegenbock, der im R a h m e n der alten Fruchtbarkeitsriten zur Arkanmedizin im Viehstall wurde, alle Krankheitsstoffe an sich ziehe, wie die Bauern heute sagen, entspringt dem Unverständnis der alten Idee. Üble Dämonen werden gerne durch ü b e l r i e c h e n d e S t o f f e , v o r allem durch starkwürzige Pflanzen (s. 0. 3, Hexen) wie T h y m i a n , K ü m m e l , Lauche, auch Baldrian und Tausendgüldenkraut verjagt. Nicht minder hilft M e n s c h e n k o t (álfrak) gegen das Nahen elbischer Wesen 52 ). L u t h e r empfahl gegen den Teufel, der die Milch (schon im Leib der K u h ) stiehlt, „ D r . Pommers (Bugenhagens) K u n s t " , daß man den Teufel „ m i t Dreck plaget und den oft in der Milch rühret. Denn als seinen (Bugenhagens) K ü h e n die Milch auch stöhlen wurde, so streifte er flugs die Hosen ab und broket dem Teufel einen Wächter in einen Asch voller Milch und rührets um und sagt: „ N u n fret T e u f e l ! " Darauf ward ihm die Milch nimmer entzogen" 53 ). Auch helfen gewisse Produkte der neuen Kultur, mit der sich ein Dämon so wenig befreunden kann, daß er davor von dannen l ä u f t : ein Zeichen dessen, wie solcher Dämonenglaube (vgl. den vorigen Abschnitt) im Aberglauben etwas Selbstkritik in sich trägt, da er j a die
145
Abwehrzauber
Dämonen selbst für rückständig und eigentlich einer fern vergangenen Zeit angehörig erachtet, für Wesen, die genau genommen in unserer heutigen W e l t keinen Platz mehr haben. So hilft vor allem hier S t a h l und Stahlgerät; um die Dämonen, welche am Sonnabend vor Weihnachten zueinander auf Besuch kommen und dabei die Gehöfte brandschatzen, fernzuhalten, schlägt man in Norwegen spätestens an diesem T a g e eine A x t oder etwas anderes aus Stahl über jede Stalltüre 54 ). In Schweden wirft man Stahl ins Badewasser, um den Nock zu bannen 65 ). Auf diese Verwendung des Stahles δβ) geht auch wohl die abwehrende K r a f t des „ c a r s p r e n n " der Landleute in der oberen Bretagne zurück 6 '). Das ist zwar eine hölzerne Gabel, aber sie dient dem Reinigen der stählernen Pflugschar. Wenn sich die Korigans einem Menschen nähern, werden sie abgeschreckt, sobald sie merken, daß er seine Pflugforke in der Hand hält. In der Oberpfalz schlägt man mit Messern auf eine alte Pfanne oder Sense, um umgehende Geister zu vertreiben, wobei Brosamen und Zweige ins Feuer geworfen w e r d e n Μ ) . Gegen die Kindervertauschung seitens der Zwerge schützt man die Kinder in der ersten Woche oder den ersten neun Lebenstagen, in denen solche Auswechslung stattfinden kann (s. Wechselbalg), durch verschiedene Zaubermittel: Zettel mit Zauberformeln in die Wiege gelegt, Stahlgeräte, also vor allem Messer, am besten zwei kreuzweis gelegte, oder eine offene Schere; den Hausschlüssel, Trauring; besonders beliebt ist, in die Wiege einen rechten Hemdsärmel und einen linken Strumpf zu legen (d. h. eine antecipando vorgenommene Vertauschung, die so gründlich ist, daß sie nicht überboten werden kann und daher weiteren Austausch unmöglich macht) 69). Manche Abwehrbräuche gegen Geister, namentlich solche neueren Ursprungs, sind auf die U n b e h o l f e n h e i t u n d D u m m h e i t d e r D ä m o n e n berechnet. Wie der Volksglaube den Teufel als den leicht zu Prellenden kennt, so natürlich erst recht die anderen bösen Gei-
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ster. Sie sind so zu ü b e r l i s t e n wie das Emu, das der Wilde fängt, nachdem er in sein Wasserloch einen Rauschtrank gemischt hat wie Salomo den Asmodi durch den in die Quelle geschütteten Wein trunken machte, der, um freizukommen, dem Könige das wichtige Geheimnis verriet. So kann man Geister trunken machen, indem man die Quelle ableitet und Wein oder Schnaps hineingießt. In den Ardennen kann man sich der Dämonen erwehren, wenn man Papier in kleine Stückchen zerreißt und auf den W e g w i r f t ; sie unterhalten sich dann mit dem Aufsammeln und vergessen den Wanderer e l ). In diese Klasse der Überlistungsbräuche sind auch die Kleidervertauschungen einzurechnen, insoweit sie wirklich magische A b w e h r b e d e u t u n g h a b e n e 2 ) . Wenn der Mann sich keine Weiberhaube aufsetzen darf, damit der Alp sich ihm nicht nähert, so setzt das voraus, daß letzterer dadurch getäuscht und die vermeintliche Frau plagen würde e3 ). 40) B e t h Religgesch. 83. " ) Ebd. 84. ") S t e m p l i n g e r Aberglaube 84. " ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 343 f. " ) SAVk. 21 ( I 9 I 7). 97· ") ZfVk.23 (1913),255. " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 88. ") S c h ö n w e r t h
Oberpfalz 1, 370 f.
48)
S e 1 i g m a η η 2, 365.
«) ZfVk. 8 (1898), 134; Hiob 21, 14. ω ) S i m r o c k Mythologie 357. 510. 61) H o l l e r
Organotherapie
94.
") M e y e r
Germ.
Myth.
136 f. ·*) L u t h e r Tischreden II ; L i e b M ) Ebd. r e c h t Zur Volksk. 353. 311. *·) M e y e r Germ. Myth. 137. " ) M a n n h a r d t 1, 132. ") S é b i l l o t 1, 163. ω) Schön werth Oberpfalz 2, 55. ") W u t t k e 359 Nr. 581. ··) Β. S ρ e η c e r and F . J. G i 11 e η tral Australia 20. 62)
The native tribes of CenSébillot 1, 162 f.
β1 )
B e t h Religgesch. 87. " ) W u t t k e 267 Nr. 419.
5. Neben den bisher angeführten A.n, die sich gegen bestimmte Subjekte, v o n denen Unheil und Bosheit zu befürchten ist, richten, gibt es solche Α., welche sich anscheinend lediglich gegen d a s B ö s e s e l b s t wenden und dieses als das zu vertreibende O b j e k t ansehen. Schon das B a u o p f e r (s. d.), das so gern als Versöhnungs- und Besänftigungsopfer an einen Dämon, der dem Bauwerke schaden könnte, aufgefaßt wird, h a t
147
Abwehrzauber
u r s p r ü n g l i c h keine Bezieh u n g auf i r g e n d w e l c h e n Geist, sondern b e d e u t e t das E r halten eines frischen Lebens und seiner alles überdauernden K r a f t in dem F u n d a m e n t , welches hierd u r c h gegen alle bösen Einflüsse gesichert bleibt. D e s h a l b b r i n g t auch ein eingemauertes H u h n d a u e r n d gutes W e t ter M ) ; natürlich n i c h t deshalb, weil es einem in der E r d e v o r h a n d e n e n oder in die Mauer eingezogenen W e t t e r d ä m o n als G e s c h e n k d a r g e b r a c h t ist, sondern weil das eingemauerte L e b e n selbst darin erhalten wird. D a ß K i n d e r hierfür bev o r z u g t werden, ist ebenfalls aus der animistischen V o r s t e l l u n g zu erklären, d a ß das J u g e n d l i c h e und U n b e s c h ä d i g t e die g r ö ß t e G e w ä h r des F o r t b e s t a n d e s in sich birgt. Burgen, Tore, Brücken, Mauern, Deiche, ü b e r h a u p t B a u w e r k e e s ), v o n deren S i c h e r u n g sehr viel a b h ä n g t ββ ), w e r d e n auf diese W e i s e g e f e i t 8 7 ) . Vielleicht w e r d e n w i r mit diesem B r a u c h e auch in die präanimistische P e r i o d e hina u f g e f ü h r t (s. K i n d e r o p f e r ) . D e n n die D s c h a g g a zeigen noch deutlich, daß es s i c h b e i d e n l e b e n d i g beg r a b e n e n K i n d e r n um deren wachsame Fortexistenz handelt. S t e t s wird ein K n a b e und ein Mädchen a m L a n d e i n g a n g e , a b e r gesondert voneinander, a n verschiedenen Stellen lebendig b e g r a b e n , und jedes v o n ihnen heißt „ K i n d , das L a n d zu binden (oder zu f e s t i g e n ) " , und m a n e r w a r t e t v o r einem feindlichen Einfalle die W a r n l a u t e der K i n d e r , ein S u m m e n und Dröhnen in der E r d e M ). E s ist also das f o r t d a u e r n d e L e b e n und das gerade diesem j u n g e n L e b e n e i n w o h n e n d e energetische F l u i d u m (s. Präanimismus). Dieser A n s c h a u u n g entsprechend wird auch durch A m u l e t t e (s. d.) ( denen an sich eine unsinnliche K r a f t a n h a f t e t , K r a n k h e i t , S e u c h e a b g e w e h r t 6 9 ) ; auch hier steht nicht die K r a f t gegen den D ä m o n , sondern K r a f t g e g e n K r a f t . Solche A b w e h r m i t t e l begegnen uns noch in g a n z p r i m i t i v e n F o r m e n als die e i n f a c h s t e n h y g i e n i s c h e n Maßn a h m e n , w e l c h e den S c h u t z der Ge-
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sunden und noch nicht v o n einer Seuche ergriffenen O r t s c h a f t e n z u m Z w e c k e haben, aus w e l c h e m G r u n d e auch i m m e r der hierfür b e n ü t z t e S t o f f , das Gewebe, der S t o c k oder der Stein als T r ä g e r der erforderlichen K r a f t g e d a c h t sein m a g 7 0 ) . W e n n auf den Molukken der P o c k e n s t o f f durch ein an einer S t a n g e aufgezogenes S t ü c k weißen Zeuges a u f g e f a n g e n und t a g e l a n g in der See a b g e w a s c h e n wird 7 1 ), so ist das g a n z dieselbe M a ß n a h m e und Vorstellung, welche das Bei-sich-tragen von F r i e d h o f s e r d e i n d e r T a sche zur A b w e h r jeder K r a n k h e i t , oder das Bei-sich-tragen v o n b e s t i m m t e n K r ä u t e r n z u m gleichen Zwecke, oder das T r i n k e n v o n S t o r c h b l u t gegen K r a n k heit und f ü r langes L e b e n 72 ) und vieles ähnliche b e d e u t e n 73 ). Ein g a n z primitiver G l a u b e a n ein Böses schlechtweg, das an D i n g e n h a f t e t , aber auch frei existiert und dem man durch Gegenstände, an denen die entgegengesetzte g u t e K r a f t h a f t e t , wehren kann, ist augenscheinlich die solchen Vorstellungen und B r ä u c h e n z u g r u n d e liegende A n s c h a u u n g . Z u vergleichen ist ζ. B . der A r u n k u l t a - G l a u b e der australischen A r a n d a 74 ), zu dem ich deutsche Parallelen a u f g e z e i g t h a b e 7 8 ) , sowie der irokesische G l a u b e an das O t k o n 7 6 ) . Gewisse A r t e n v o n K r a n k h e i ten, sowie gewisse Todesfälle k o m m e n v o n diesem an sich B ö s e n ; das B e r ü h r e n der Gegenstände, an denen es h a f t e t , das bloße V o r ü b e r g e h e n an einer Örtlichkeit, w o es u r s p r u n g h a f t weilt, hat das Übel im Gefolge. Innerhalb dieser A n s c h a u u n g v e r s t e h t sich auch a m besten die W i r k u n g des magischen K r e i s e s . Es g i b t einen K r e i s (im uneigentlichen und eigentlichen Sinne) (s. Kreis), der das G u t e in sich f a ß t , und einen solchen, der das Böse enthält. Es l ä ß t sich folglich ein K r e i s des G u t e n ziehen, u m d a m i t das Böse auszuschließen, das über seine Peripherie nicht gelangen k a n n ; dies ist der Sinn des S c h u t z k r e i s e s 7 7 ) . In einem v o n g u t e n Menschen gebildeten Kreis h a t der Böse keine M a c h t , heißt es dann auf der S t u f e des D ä m o n e n g l a u b e n s (s. A s y l und Besitzergreifung). D a s A u s t r e i b e n des (neutrischen) Bösen
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abwiegen;—Achat
hat eine große Rolle namentlich auch im Ackerbauleben gespielt, und viele Erinnerungen daran sind durch die Variationen hindurch wohl erkennbar. Beim A u s treiben der S ü n t e v ö g e l , Sun· n e n v ö g e l , S o m m e r v ö g e l denkt der heutige Westfale, wie aus den dabei gesungenen Versen hervorzugehen scheint, zunächst an die Schmetterlinge, bzw. genauer deren Raupen und Puppen. Am Peterstage (22. Februar) gehen die Kinder, Knittelverse singend, mit hölzernen Hämmern von Haus zu Haus und fordern die Sommervögel zum Abzüge auf, und die Bewohner der Häuser gehen unter Beklopfen durch alle Räume. Das Unterlassen dieser Zeremonie würde Ratten-, Mäuse- und Raupenplage zur Folge haben 78 ). Man könnte geneigt sein, an einen alten Ritus des Winteraustreibens zu denken, wofür j a sicherlich der Zeitpunkt spricht. Indes sind doch Wort und Handlung zu speziell auf schädliche Tiere, unter denen in manchen Versen auch Schlangen und Molche genannt werden, zugespitzt, und diese erscheinen dem Landmann als die spezifischen Repräsentanten der ihm bös gegenüberstehenden Macht. Es ist gewiß unverkennbare Verwandtschaft mit der Zeremonie einer Frühjahrsreinigung vorhanden, aber doch nicht im Sinne einer Aufforderung an die Insekten, aus ihren Puppen herauszukriechen, da j a der Schluß des Liedes zu deutlich die Tiere in die Steingrube zum Verfaulen verweist. Nach allem erklärt sich eine Zeremonie wie diese am einfachsten als eine Maßnahme gegen die der Fruchtbarkeit feindliche böse Macht, die in jenen Tieren repräsentiert erscheint. ") G r i m m Myth. 2, 1040. β5) R o c h h o l z Sagen 2, 93. " ) S t r a c k e r j a n 1, 107 f. " ) L i ρ ρ e r t Christentum 457. M) Bruno G u t m a η η Das Recht der Dschagga (1926) 395. " J H o v o r t a u. K r o n f e l d 2, 296. 70 ) B e t h Religion u. Magie 8 151 ff. ; L i ρ p e r t Christentum 3 1 1 . " ) Η o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 298. ") W u t t k e 158. 7S ) Ebd 117. " ) B e t h Religion u. Magie 2 300 f. ™) Ebd 302 f.; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 364 u. 366. " ) B e t h Religion u. Magie1 263 f. u. 377 f. " ) K n u c h e l Umwandlung 10 u. 97. ™) K u h n Westfalen 2, 1 1 9 f f ;
Woeste feste 21 f.;
150 Mark 24; M o n t a n u s VolksJ a h n Opfergebräuche 94 ff. K. Beth.
abwiegen (den Tag). P a n z e r 1 ) überliefert: „ I n der Westenvorstadt in Eichstädt befindet sich eine Grotte, das Hohloch, und eine zweite, das Hexenloch genannt. In dem Hexenloch sitzt das D r u d e n w e i b l ganz nackt am Johannistag morgens auf einer Stange, nach andern auf einem Baumast, singt ein Gesänglein und w i e g t den Tag a b " . Laistner 2) bringt diese Sage in Verbindung mit dem Durchscheinen der Sonne durch Felsspalten und erinnert an die schweizerischen Martinslöcher 3 ). l ) Beitrag 2, 201 Nr. 350. ä) Nebelsagen 304 zu S. 167. 8) Vgl. V e r n a l e k e n Alpensagen 80 Nr. 65 ; H e e r in Gemälde der Schweiz, Kt. Glarus 1 1 2 ; Schwld. 3, 1035. Bächtold-Stäubli.
abwischen. Wie man Blut, Schweiß, Eiter oder dergleichen äußerlich zutage tretende Dinge abwischt, so entfernt man auch Krankheiten. Die eigentliche Bedeutung des Brauches ist aber gänzlich verblaßt; an seiner Stelle finden wir heute andere Manipulationen, z. B . a b streifen, streichen, waschen usw. 1 ). Erhalten hat er sich namentlich in den slawischen Gegenden Böhmens 2 ). Wenn man etwas mit Papier abwischt, gibt es Verdruß ins Haus 3 ). ') W e i n r e i c h Heilungswunder 3 1 . 54. 97, 2; ARw. 7, 106. *) G r o h m a n n 177 Nr. 1256 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 53 f. 3 ) Urquell 1 (1890), 48. Bächtold-Stäubli.
abzählen s. z ä h l e n . Achat. Griech. άχάτης, angeblich nach einem Flusse in Sizilien genannt, wohl aber auf ein semitisches Wort zurückgehend. Ein alter deutscher Name ist f ü r den bekannten Stein nicht überliefert; erst im späten MA. tritt neben dem Lehnwort achate, agates die Bezeichnung agestein agatstein a u f , womit man aber auch den Bernstein und Magnet bezeichnete Λ ). Im Alpengebiet nennt man einen kugelförmigen A. mit eigenartigen Schichten wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Augapfel „ A u g e n s t e i n " . E r wird in Silber gefaßt und
Achatius—Achsel
151
als A m u l e t t an der U h r k e t t e getragen 2 ). In den Adern und Wellenlinien des ,,bunten Steines" glaubte man im Altertum mythologische Gestalten, im MA. Heiligenbilder, Buchstaben, mathematische Figuren u. a. zu erkennen 3 ). Die alten Angelsachsen schrieben dem A . besonders große K r ä f t e z u : er sollte seinen Träger vor Blitz und Zauber, das Haus gegen feindliche Geister schützen, die W i r k u n g v o n Giften vereiteln und, eingenommen, versteckte teuflische K r a n k heiten an den T a g bringen *). A u s dem A l t e r t u m übernahmen die mittelalterlichen Quellen eine Fülle v o n Wirkungen, die der zauberkräftige Stein haben sollte: als A m u l e t t den Biß der Schlangen und Skorpione unschädlich machen; unter der Zunge getragen, stark abkühlen und den Durst löschen; die Augen stärken, fruchtbar und bei den Menschen angenehm machen; unter das H a u p t gelegt vielerlei Traumbilder erzeugen; vor Gefangenschaft schützen und den Sieg verleihen (vgl. Siegstein) ; überhaupt vor jedem Unfall bewahren 6 ). P a u 1 y - W i s s o w a 1,211 f.; S c h r ä d e r Reallex. ' 1, 211 ; H o o p s
Reallex.
1, 7;
Gervasius
110.
B e r g m a n n 12. l ) A n d r e e - E y s n 140. 3) Ρ 1 i η i u s η. h. 37 § 5 und § 140; B r ü c k m a n n 232; A t h. K i r c h e r Mundus subterraneus 2, 3 1 ;
Liebrecht
*) F i s c h e r Angelsachsen 41. ®) P l i n i u s h. n. 37 § 139; S c h a d e 1320; A g r i p p a ν. Ν. ι, 114; V o l m a r 191 f.; hl. H i l d e g a r d 289 = M e y e r Aberglaube 57; L o n i c e r 57 = A l p e n b u r g Tirol 411 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 288 Nr. 135; M e g e n b e r g 372; D e M é 1 y 2, 177; H o · ν o r k a - Κ r o η f e 1d 1,4!; S c h i n d l e r Aberglauben 159; V o 1 m a r 206 f. ; L i e b r e c h t Gervasius 110; K r o n f e l d Krieg 165; vgl. S e l i g m a n n 2, 28 (A. bei den Türken Amulett für Sieg). V o n den Verwendungen des A . s in der mittelalterlichen Heilkunde sagt K o n r a d v o n Megenberg, er vertreibe Epilepsie, Mondsucht und Wahnsinn, wenn man dem K r a n k e n zehn Monate hindurch die Speisen mit Wasser zubereitet, in dem ein A . bei zunehmendem Monde drei Tage gelegen e ). ·) M e g e n b e r g 372; vgl. hl. H i l d e g a r d 282.
152
Ein A . ist nach Schade (1387) auch der von Megenberg (387) genannte lagapis (lapis άγαπητός, der beliebte und beliebt machende Stein), vielleicht auch der von Megenberg (374) angeführte absynthus. V o n den genannten magischen K r ä f t e n des A.s weiß heute das V o l k nichts mehr. In Schwaben soll er noch als A m u l e t t gegen Zahnschmerzen getragen werden '). Beliebt ist er als S c h m u c k ; als M o n a t s s t e i n wird er v o n den im Juni Geborenen getragen und bringt ihnen angeblich langes Leben, Reichtum, Gesundheit und G l ü c k 8 ) . — Zu den Wirkungen des , , B l u t a . s " s. B l u t s t e i n , Schreckstein. ') L a m m e r t 234. 8) H o v o r k a - K r o n f e l d ι, 106; dafür der verwandte Calcedon s. Monatssteine und Τ h. K ö r n e r Die Monatssteine Str. 6. Olbrich. Achatius (Agatius, Acacius), hl., Hauptmann aus Kappadokien, 8. Mai, oder Anführer der 10 000 Märtyrer v o m Berge Ararat, 22. J u n i x ) . Zählt zu den 14 Nothelfern, fast nur in bayerischen Diözesen 2 ). Reliquien des Heiligen sind in einem Rodel von Engelberg (Schweiz) aus dem 12. Jh. aufgeführt mit einem Hinweis auf seine W u n d e r k r a f t : Multum valet contra ignem 3 ). ' ( G ü n t e r Legenden-Studien 117. K ü n s t l e Ikonographie
der Heiligen
25.
!)
Nied
Heili-
genverehrung 79; G ü n t e r a . a . O . 123. 3) S t ü c k e l b e r g Reliquien CVIII, Z. 36; Η δ f 1 e r Fastengebâcke 18. Wrede. Achsel. Die Α . bezeichnet beim aufrechten Menschen den höchsten Teil der oberen Gliedmaßen, gilt daher seit alten Zeiten als Maß Sie ist im Zauber bedeutsam; in Rußland mußte der Andersgläubige, der zur griechisch-kathol. Kirche übertrat, seine erste T a u f e widerrufen, V a t e r und Mutter verschwören und dreimal über seine A . speien 2 ). Dabei spielt rechts und links eine Rolle. U m die Zwerge sehen zu können, muß man in der Schweiz über die rechte A . schauen 3) ; dagegen muß man in Pennsylvanien verschüttetes Salz über die linke A . werfen, besagt der Aberglaube deutscher Einwanderer 4 ).
153
Acht—Acker, Ackerbau
Der penetrante Schweißgeruch der A.höhle ist, wie so oft bei scharfen Gerüchen zu bemerken ist, beim Zauber wirksam. Um Hunde oder andere Haustiere anhänglich zu machen, legt man sich in Schlesien, Böhmen, Voigtland, im Rheinland, in Tirol ein Stück Brot unter die A.höhle, läuft sich in Schweiß und gibt das Stück — in Niederbayern Haare 5) — dem Tier zu fressen 8 ). In Deutschböhmen reißt sich das verliebte Mädchen Haare aus der A. höhle, trocknet und pulverisiert sie und bäckt sie in einen Kuchen, den sie dem geliebten Mann zu essen gibt; dieser ist dann unlöslich an sie gefesselt 7 ). Die A.höhle ist der passende Platz, um den Teufelspakt darin zu verbergen 8) ; wenn man während der Christnacht unter jede A. ein Ei steckt, dann in der Kirche die drei ersten Schritte rückwärts geht und durch die Eier hindurchschaut, erkennt man die Hexen, heißt es in der Oberpfalz 9) ; ja in Österreich glaubt man: wenn man das siebente Ei einer schwarzen Henne sieben Tag lang ununterbrochen unter der linken A. trägt, brütet man ein kleines Teufelchen (Sparifankerl) aus, welches dem betreffenden Menschen zeitlebens alle Wünsche erfüllt, natürlich gegen Überlassung seiner Seele 10 ). Die A.höhle ist ein beliebter Sitz von Dämonen (s. a. Schulter).
154
Salz, Metall. — 8. Pflanzen — 9. Tiere. — 10. Der Mensch.
I. Der A.bau hat als eine nicht nur der ältesten, sondern auch konstantesten menschlichen Wirtschaftsformen eine Fülle altüberlieferter Glaubensvorstellungen erhalten. Die wesentliche Abhängigkeit von Naturgewalten hat eine große Zahl guter und böser A.g e i s t e r entstehen lassen, ursprünglich wohl umstilisiert aus Totendämonen Die guten Vegetationsdämonen haben sich alsdann mit fortschreitender mythologischer Entwicklung zu A. g o t t h e i t e n verdichtet: im alten Indien der Himmelsgott Djaus und die Mutter Erde Prithivi 2), die zu einem festverbundenen Götterpaare Dyavaprithivi werden 3 ), bei den Römern als Hauptackergottheiten Himmel und Erde in der Fassung Jupiter, Terra oder Tellus und Ceres, neben die, vermehrt um altitalische und griechische Gottheiten, von den Priestern ausgeklügelte Sondergottheiten treten, die die einzelnen Teilhandlungen des A.baus beschützen 4), bei den Germanen Donar s ), besonders Wodan e ). Das Christentum setzte an Stelle solcher Gottheiten die A.heiligen 7), aber immer noch wirken die vorchristlichen Götter fort: in Litauen wurde noch 1866 die Erdgöttin Zemyna in einem Liede angefleht, die Ä. zu segnen 8), und heidnischer Opferkult hat sich bis heute in manchen Gebräuchen ') G r i m m RA. 1, 140; H ö f l e r Krankheitsnamen 1. 2) ZfVk. 1 1 (1901), 436. 3) R o chder Saat (s. d.), besonders aber der Ernte h o 1 ζ Sagen 2, 162. *) F o g e 1 Pennsylvania (s. d.), erhalten. Immer noch herrscht der 6 363. ) Ρ o 11 i η g e r 157. ·) W u t t k e 7 § 679. ) D e r s. § 552. 8) C ä s a r. ν. H e i s t e r- dumpfe Glaube an unheimliche Dämonen, die nur in ihrem Walten, nicht in ihrem b a c h 153. ·) Bavaria 2, 241 ; W u t t k e §375. l0 ) V e r n a l e k e n Mythen 261 f. Wesen zu erkennen sind®), und auf die Stemplinger. zum Schutz des A.s, den ja der Bauer Acht s. Z a h l e n Β 8. fast als persönliches Wesen auffaßt 1 0 ), Achthundert, Achttausend, s. Z a h l e n magisch eingewirkt werden muß, sei es im Kreis der Hausgemeinde für den Β 8oo, 8000. eigenen A.-besitz, sei es für die ganze Achtundsiebzig s. Z a h l e n Β 78. Gemeinde kollektiv 1 1 ). Achtundzwanzig s. Z a h l e n B28. Vgl. für den ganzen Artikel die wertAchtzehn s. Z a h l e n Β 18. volle Arbeit von Α. V. R a n t a s a l o Der Ackerbau im Volksglauben der Finnen Achtzig s. Z a h l e n Β 80. und Esten mit entsprechenden Gebräuchen Acker, Ackerbau. derGermanenverglichen. I — I I I : Sortavala ι . Ackerdämonen u. Ackergottheiten. —> 1919—1920. IV—V: Helsinski 1924— 2. Umwandlung. — 3. Wortzauber. — 4. Acker1925 ( = FFC 30—33- 55· 62). gruß. — 5. Wasser. — 6. Feuer. — 7. Erde,
155
Acker, A c k e r b a u
") N a u m a n n Gemeinschaf t.g. ') Z d V f V . 14, h . a ) E b d . 14, 148. *) E b d . 14, 12 f. ') G r i m m Myth. 1, 146 f.; Ε . H . M e y e r Germ. Myth. 214 f. «) E b d . 254 f. ') B e r n o u l l i Heilige der Merowinger 279. 8) Z d V f V . 14, 15 = M a η η h a r d t 2, 250 ff. ') J o h n Erzgebirge 219; D e r s. Westböhmen 183; M a a c k Lübeck 17. " ( M e y e r Baden 415. " ) Κ η u c h e 1 Umwandlung 73.
2. Ein altes Schutzzaubermittel ist die U m w a n d l u n g . Wie bei den Germanen Nerthus in einem W a g e n umgefahren wurde und es in Gallien Sitte war, Götterbilder, mit einem T u c h e bedeckt, auf dem A . umzutragen 12 ), was noch der Indiculus superstitionum verbietet (de simulacro quod per campos portant) 13 ), so wurde noch im Jahre 1613 in einem Zauberprozeß der A n g e k l a g t e beschuldigt, oft vor Sonnenaufgang, besonders am Karfreitag, seine Felder schweigend Umschriften zu haben 14 ), so wird noch heute am Neujahrsmorgen der A . schweigend u m w a n d e l t 1 5 ) , oft unter Mitführung eines Heiltums 16 ), am Dreifaltigkeitssonntag unter A b b e t e n eines Rosenkranzes 17 ), in der N a c h t z u m Ostersonnabend unter Verrichtung einer A n d a c h t vor drei im Felde stehenden Kreuzen 18 ). A m Ostersonntag geht man beim „ u m s Korn singen" früh aufs Feld und singt Osterlieder 19 ), nach Beendigung der gesamten Feldbestellung ziehen die Schulkinder mit dem Lehrer an der Spitze durch die A . und singen bestimmte Gesangbuchlieder w ) . A m P f i n g s t m o n t a g umreiten Dorfrichter und Dorfgenossen auf schönen Pferden langsam und mit Andacht, singend und betend d i e Ä . , um guten Saatenstand zu erlangen 21 ). Die Dämonenvertreibung durch Umgehen wird abgelöst von der durch m a g i s c h e s Jagen, wenn am K a r f r e i t a g und am Ostersonntag der A . vor Sonnenaufgang unter Peitschenknallen und Büchsenschießen in rasender Schnelligkeit umritten wird 22). 12 ) Pfannenschmid Erntefeste 364; M a n n h a r d t 574 ff. 13 ) G r i m m Myth. 3, 14 404; S a u ρ e Indiculus 32. ) Z d V f V . 7, 190. 16 ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 229 = K n u c h e l 75. 1β ) J o h n Westböhmen 31. ") M e y e r Baden 505. 18) D r e c h s l e r Schlesien 82. 19) S a r t o r i Sitte 3, 162 = G u s i η d e Schönwald 39. 20) Z d V f V . 7, 151.
" ) V e r n a l e k e n Mythen 306. " ) garten Jahr 21 i.
156 Baum-
3. In den meisten dieser kultischen Bräuche ist neben das Zaubermittel der U m w a n d l u n g schon das der Wortm a g i e getreten, negativ durch Beobachten kultischen Schweigens, positiv durch gesprochenen Zauber. Als letzteres gehört die Benediktion der Felder zu den kirchlichen Institutionen des M A . s 2 3 ) , und noch heute ist es in katholischen Ländern allgemein Brauch, an bestimmten Tagen unter Vorantritt des Geistlichen und unter Mitführung v o n Heiltümern Prozessionen und Bittgänge durch die Felder zu halten 24). A u c h der einzelne geht betend um seine Äcker, am Ostersonntag unter A b b e t e n des Rosenkranzes 2 S ), am Karsonnabend beim „ K r a n z e l t r a g e n " 2e ), am 1. Mai unter A b betung der heiligen fünf W u n d e n 27). Mit nichtkirchlichen Zaubersegen umgeht man die Fluren gegen A.dämonen, ζ. B. den Bilwesschnitter M ). **) Franz Benediktionen 2, 15. " ) P i a n nenschmid Erntefeste 46 ff. ; Mannh a r d t 1 , 3 9 7 ff·! S e p p Religion 110 f.; Lachmann Ueberlingen 443 ff. ; Β a u m b e r g e r St. Galler Land 137; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 441 ; weitere Nachweise S a r t o r i Sitte 2, 70. " ) P o l l i n g e r Landshut 212. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 434. 2 ') M e y e r Baden 505. 28) E i s e 1 Sagenbuch 209.
4. Schützender Wortzauber ist auch der A . g r u ß. Vorübergehende rufen den auf dem A. Arbeitenden statt des sonst üblichen Grußes die B i t t e um göttliche Hilfe z u 2 9 ) . Solche Grußformeln sind „ G l ü c k t o ! " , „ H e l p ju de lewe Gottke!" 3 0 ) oder „ G o t t helfe euch!", worauf als Gegengruß erfolgt: „ G o t t g e b e es"! 3 1 ) Erntearbeiter grüßt man mit „ H e l f ' G o t t ! " oder „ W a l t ' s G o t t ! " 3 2 ) Wer während der Saat ohne Gruß am A . vorbeigeht, nimmt den Segen des Feldes mit sich 33 ). A m Dreschfelde vorübergehende Männer müssen den Hut lüften, Frauen die Schürze wehen lassen 3 4 ). m)
S a r t o r i Sitte 2 , 7 7 . 3°) Urquell ι , 184. D r e c h s l e r Schlesien 2, 49. »*) Z V f V k . 7, 151. 33) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 151. 34) S a r t o r i Sitte 2, 78. al)
5. A u s vorchristlicher Zeit übernommenes und kirchlich umgedeutetes Schutz-
Acker, Ackerbau
157
z a u b e r m i t t e l ist a u c h das Wasser. Gegen W e t t e r und H a g e l besprengt m a n den A . mit „ O s t e r t a u f " , g e w e i h t e m Osterw a s s e r 3 6 ) , oder t r ä g t mit W e i h w a s s e r gef ü l l t e Eierschalen aufs F e l d 3 6 ) . B e i m „Kreuzeltragen" am KarsonnabendS7) wie beim „ u m s K o r n G e h e n " a m Osters o n n t a g M ) b e n e t z t m a n die S a a t e n mit Karsamstagswasser. Beim Palmen am M a i t a g e w e r d e n mit W e i h w a s s e r bes p r e n g t e W e i d e n z w e i g e in den A . ges t e c k t 39 ). Z u P f i n g s t e n wird die Sommerf r u c h t mit „ P f i n g s t t a u f " gesegnet " J . A u c h a m F r o n l e i c h n a m s t a g e sprengt m a n W e i h w a s s e r auf die Felder 4 1 ). E b e n s o erhalten B ä u m e a m M a i t a g diese Segnung 42 ). Mit Johannissegen, a m F e s t e des E v a n g e l i s t e n g e w e i h t e m W e i n , besprengt m a n die Ä . gegen W ü r m e r und U n k r a u t 4 3 ) (die in sehr vielen A . k u l t r i ten als spätere S u b s t i t u t e der ursprünglichen bösen A . g e i s t e r auftreten), wie auch das a m O s t e r t a g in den A c k e r ges t e c k t e P a l m k r e u z mit J o h a n n i s w e i n begossen wird 44 ). Osterwasser, a m Osters o n n t a g v o r S o n n e n a u f g a n g aus fließendem B a c h schweigend geschöpftes W a s ser, gibt G a r t e n s a a t e n gutes Gedeihen 4 5 ). 36)
Meyer
Landwirtschaft
Baden 503;
Eberhard
Nr. 3, 3. " ) K u h n
2, 147. 37) S c h ö n w e r t h 38) P o l l i n g e r Landshut 212.
Westfalen
1, 434. Kuhn
3t)
,0 )
Westfalen 2, 155. E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, 3. 41 ) S c h r a m e k Böhmerwald 156. " ) M e y e r Baden 99. «) H e y 1
765. " ) P a n z e r
scher
Beitr. 2, 534. " )
Hannoversche
Heck-
Volhsh. 1, § 77.
6. Z a u b e r a b w e h r e n d wie das W a s s e r w i r k t a u c h das F e u e r . D e r in dem oben e r w ä h n t e n P r o z e ß v o m J a h r e 1613 wegen Zauberei A n g e k l a g t e wird beschuldigt, im F r ü h l i n g und Herbst, w e n n er seine Felder zu b e b a u e n beginne, auf ihnen ein kleines F e u e r a n g e z ü n d e t zu h a b e n 4 e ) . In englischen L a n d s c h a f t e n werden a m D r e i k ö n i g s a b e n d e auf dem eben zu sprießen beginnenden W i n t e r weizen 12 kleine und ein großes F e u e r a n g e m a c h t , die m a n unter L ä r m e n und T r i n k e n u m r i n g t : das wassailing oder G u t - H e i l - W ü n s c h e n 47 ). A u f B e r g s p i t z e n werden in der N e u j a h r s n a c h t S t r o h b ü n del ausgedroschener G a r b e n angezün-
158
det z u m S c h l u ß der F a s t n a c h t auf dem F e l d e W e i n , S c h n a p s u n d B r o t verb r a n n t 49 ). A m L i c h t m e ß t a g e u m t a n z e n die K i n d e r auf dem A c k e r a n g e z ü n d e t e Holz- und S t r o h h a u f e n mit dem R u f : „ L a n k F l a ß ! " 6 0 ) D i e Osterfeuer h a b e n überall den Sinn der D ä m o n e n v e r t r e i b u n g 5 1 ) : so w e i t sie leuchten, w e r d e n die Felder f r u c h t b a r 5 2 ) . Dasselbe gilt v o m J o h a n n i s f e u e r M ) : der Α . , der das Sonnw e n d f e u e r t r ä g t , „ f r e u t sich neun J a h r e d a r a u f " 8 4 ) . A u c h in der Martins- und Michaelisnacht w e r d e n diese Z a u b e r f e u e r a b g e b r a n n t 6B ). E n g e r noch ist die B e r ü h rung der S a a t m i t dem F e u e r beim Fackellauf. W i e m a n schon beim Osterfeuer an in die E r d e g e g r a b e n e S t e c k e n oben mit T e e r bestrichene Strohbüschel g e b u n d e n h a t t e 5 e ) , so w e r d e n diese F e u e r endlich g a n z frei beweglich und als F a c k e l n über die F e l d e r getragen. Man l ä u f t mit ihnen a m D r e i k ö n i g s t a g e durch die Felder und u m die H o f s t ä t ten 57 ), im J u r a a m S o n n t a g I n v o c a v i t mit dem R u f : „ P l u s de f r u i t s que de feuilles"!68) Z u Ostern sollen diese F a c k e l n Menschen, V i e h und F e l d f r ü c h t e gegen die H e x e n s c h ü t z e n 6 9 ) . Beim „Judassehen" am „krummen Mittwoch" dienen zu diesem Z w e c k e in T e e r get a u c h t e brennende Besen ®°). A u c h angez ü n d e t e Reisigbündel e l ) , w i e das brennende S t r o h r a d 62 ) f sind solche mobilen F e u e r . D i e in diesen k u l t i s c h e n F e u e r n a n g e k o h l t e n H o l z s t ü c k e gelten ebenso als S c h u t z m i t t e l des A.s. Im J a h r e 1653 v e r b i e t e t der R a t z u Nürnberg, solche B r ä n d e v o m J o h a n n i s f e u e r in die Ä . zu stecken ®3). G r ä b t m a n sie in L e i n s a a t f e l d e r , so wird der F l a c h s l a n g 6 4 ) . K o h l e n v o m Osterfeuer schützen den A . v o r Hagel, M i ß w a c h s und U n g e z i e f e r 4 6 ) . B e i m „ J u d e n in den A . s t e c k e n " werden im F e u e r des „ J u d a s v e r b r e n n e n s " a m K a r s a m s t a g morgen angekohlte K r e u z c h e n alle B ü c h s e n s c h u ß weit in den A . gesteckt, das a n g e b r a n n t e E n d e n a c h oben ββ ). Mit den a m K a r f r e i t a g a n g e b r a n n t e n H o l z s t ä b c h e n wird auch A s c h e v o m Osterfeuer aufs Feld g e w o r f e n β 7 ) , ebenso w i e die A s c h e der v e r b r a n n t e n menschengestaltigen letzten
159
Acker, Ackerbau
Garbe (s. Ernte) w ) . Kirchlich g e w e i h t e K o h l e n werden im Frühjahre gegen die Hexen untergeackert W a c h s v o n K e r z e n , die in der Kirche gebrannt haben, in den A . vergraben, halten Hagel und Überschwemmung ab 70 ), ebenso wie man mit Osterlichtern zur Hagelabwehr durch die Felder g e h t 7 1 ) . " ) Z d V f V . 7, 190. «) Ebd. 14, 270 = M a n n h a r d t r, 538. «) Η a l t r i e h 283. ") M e y e r Baden 209. M ) S a r t o r i Sitte 3, 85 = K ü c k - S o h n r e y 69 f. «) Vgl. Osterfeuer. " ) A n d r e e Braunschweig 337. 53) Vgl. M) Johannisfeuer. B a u m g a r t e n Jahr 27. " ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 133. ") S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 73. ") M a n n h a r d t 1, 537. *•) Ebd. 1, 536. " ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 73. 75. 90 = W u t t k e 70. M ) D r e c h s l e r Schlesien ι , 78. " ) W u t t k e 94, 417. ,a ) ZfdMyth. 2, 105 ; vgl. Sonnwendfeuer. M ) G r i m m Myth. ϊ . 5 Γ 5· **) S c h ö n w e r t h Oberpfalz i , 441. u) W u t t k e 71. ··) S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 434. " ) H e y 1 756; P a n z e r Beitr. 2, 79. 114. " ) M a n n h a r d t Forschungen 332. 70 ··) H e y l 108. ) W l i s l o c k i Magyaren 150. " ) E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, 4.
7. E r d e , v o n 7 Gräbern genommen, nachts zwischen I I und 12 Uhr auf den A . gestreut, hält die Sperlinge v o n der S a a t ab 7 2 ). Dasselbe bewirkt am Georgstag auf die Felder geworfene Graberde und S a l z 7S ). Geweihtes Salz, am Dreifaltigkeitssonntag gestreut, hält den Hagel a b 7 4 ) . Zauberabwehrend wirkt auch das M e t a l l 7 4 ) . A m Neujahrstage werden im freien Felde W a f f e n gezeigt 7 6 ). K o m m t die Hexe als Wirbelwind über den ausgebreitet auf dem Felde liegenden Hanf, so wirft man ein Dreikreuzmesser auf sie 7e ). Ein in die Felder gelegter Dreif u ß oder ein krummes Messer schützt die A.tiere vor Wölfen und andern Untieren 7 7 ). Der Metallzauber verbindet sich mit dem Opferzauber, wenn bei der Urbarmachung neuen Landes oder der ersten Bestellung neuerworbenen Besitzes die Hälfte einer Silbermünze auf den A . geworfen, während die andere H ä l f t e sorgfältig verwahrt wird 78). " ) H a l t r i c h Siebenbürgen 305. " ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 48. 74) M e y e r Baden 505. " ) A R w . 20, 364. '·) M e y e r Baden 438. " ) W o l f Beitr. 1, 253. *>) K r a u ß Religiöser Brauch 166; Z d V f V . 8, 274.
160
8. A u c h P f l a n z e n vermögen den A . zu schützen. Holunderzweige, auf den Flachsa. gesteckt, vertreiben die Mäuse 79 ), wie sie auch das Vieh schützen 8 0 ). A m Jakobitag in den A . gesteckte Stangen, die oben mit einem Spalt, in den man Knoblauch klemmt, versehen sind, wehren Unheil a b 8 1 ) . Pflöcke, vor Sonnenaufgang am Fastnachtmorgen geschnitten und am Karfreitagmorgen in den A. gerammt, schützen das Feld, soweit der Schall reicht, vor Maus und Maulw u r f 8 2 ) . Gegen den Bilmesschnitter werden an den vier A.ecken Kreuzchen der Eisbeere eingegraben, die vor Sonnenaufgang ,am besten am K a r f r e i t a g und Ostersonntag, geschnitten sind 8 3 ). Leinsaat schützt man gegen ihn durch in die A.ecken gesteckte Palmkätzchen 8 4 ). In katholischen Gegenden werden besonders die kirchlich g e w e i h t e n „ P a l m e n " , Weidenzweige, zu diesem Zwecke verw a n d t 8 5 ) , zumeist zu Ostern 8 8 ) und Palmsonntag 8 7 ), doch auch am Maitag 8 8 ). A m Johannisabend werden an einem Elsenstecken geweihte Palmen, Eiben und Weghalten in den Flachsa. gesteckt 8e ). Zweige v o m A l t a r des Fronleichnamsfestes dienen demselben Zweck 9 0 ). O f t läßt man solche Zweige Kreuze bilden 9 1 ) und verbindet so den Pflanzenzauber mit dem Zeichenzauber. Man formt liegende Kreuze, indem man zwei sich überschneidende Zweige in den A . steckt 9 2 ), oder stehende, indem man einen Palmzweig oben spaltet und einen Querarm 93) oder je als halben Querbalken einen Zweig des Lebensbaums und einen Weidenzweig mit K ä t z chen hineinlegt 9 4 ). Ein solches K r e u z wird auf jedes dritte Beet gesteckt 9 5 ). A m Maitag steckt man in jede A.ecke ein Kreuz, das aus dem am K a r s a m s t a g geweihten „ O s t e r b e n g e l " gefertigt wird 9 6 ). U m Ungeziefer von den Kohlfeldern abzuhalten, steckt man um sie die Ρ f i η g s tm a i e 9 7 ). A u c h am Antoniustag gesegnetes B r o t wird aufs Flachsfeld gelegt 9 8 ). Weihnachten werden die Tischabfälle " ) wie auch der Backofenw i s c h auf den A . getragen 10°). Georgi werden alte B e s e n gegen die Hexen
Acker, Ackerbau
161
162
Pferdeschädel, ein bis in germanische Zeiten zurückreichendes Schutzzauberm i t t e l 1 1 1 ) , finden sich noch heute am Gartenzaun, wie im F e l d e 1 1 2 ) . Wenn ") Kuhn Westfalen 2, 68. 80) G r i m m 8I r ote Korallen, in den A. geMyth. 3, 474. ) W l i s l o c k i Magyaren 48. 82 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 401. ") E i - graben, den Hagel abhalten 1 1 3 ), so vers e 1 Sagenbuch 209. 81) S c h ö n w e r t h binden sich in ihnen der Tierleichenzauber Oberpfalz i, 412. 86) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 528 ; M a n n h a r d t 1 , 291 ; mit dem Farbenzauber, in dem j a besonders die das Blut ersetzende rote Schmitz Eifel 1 , 95 ; H ü s e r Beiträge 2, 34; B r o n n e r Sitt' und Art 145 f. ; kommt Farbe eine Rolle spielt. in Baden zu Ostern nicht vor: M e y e r Baden ™») ZdVfV. 25, 218. »»«) P o l l i n g e r 96. •*) M a n n h a r d t 1, 291, S a r t o r i in die Ä. gesteckt 1 0 1 ). Damit die Feldfrucht gedeihe, muß der Bauer S t r o h zum Winteraustreiben geben 1 0 2 ).
Sitte 3, 1 6 4 ;
Kuhn
Westfalen 2, 1 4 4 t .
148.;
ZrwVk. 1906, 147; ZdVfV. 8, 339t. «) B a u m -
g a r t e η Jahr 2 1 .
8Í
) K u h n Westfalen 2, 1 5 5 ;
M e y e r Baden 505; M a n n h a r d t i, 291. 8 ») P a n z e r Beitrag 2, 550. M) S c h r a m e k
Landshut 2 1 2 . , 0 6 ) L e o p r e c h t i n g Lech10 rain 1 7 5 . ·) P a n z e r Beitrag 2, 534. 107 ) E . H . M e y e r Germ. Myth. 2 1 5 f . ; v g l .
Andree-Eysn 108
Volkskundliches
107.
) ZdVfV. 8, 339; P a n z e r Beitrag 2, 212. Böhmerwald 78. ) P a n z e r Beitrag 2, 5 3 4 ; 354. «·) S a r t o r i Sitte 3, 162. 110) M a n n P o l l i n g e r Landshut 212. " ) K u h n West- h a r d i I, 4°°; D e r s. Forschungen 187 ff.; falen 2, 1 5 5 . · 3 ) P o l l i n g e r Landshut 2 1 1 . D r e c h s l e r Schlesien 2,57. m ) H e c k M ) M a n n h a r d t 1, 291. ,6) S c h ö n w e r t h s c h e r 390. m ) W l i s l o c k i Magyaren 26. 9l
Oberpfalz 1 , 434.
··)
M e y e r
Baden
99.
»') ZdVfV. 7, 78. »8) K u h n Westfalen 2, i n . ") B a u m g a r t e n Jahr 9; Sartori Sitte 3, 35. >°l) E b d . 24.
251.
10
°) Β a u m g a r t e η Jahr 9. ) W r e d e Rhein. Volksk. 1
lM
9. Als t i e r i s c h e s Schutzzaubermittel dient, in starkem Maße von der Kirche übernommen, das E i. Eier werden im A. vergraben 103 ). Zu Ostern wirft man Schalen von Eiern 1 0 4 ), zuweilen rotfarbige l o s ), auf den A. Der Bauer geht mit seinen Dienstboten um jeden A. und legt neben das in jede Ecke gesteckte Palmkreuz Stücke der Schalen eines geweihten Eis, während er in die Mitte des Feldes neben Palmkreuz und Zweck, einem Karfreitags angebrannten Holzkeil, ein geweihtes rotes Hühnerei eingräbt l o e ). Besonders wirksam ist das am Gründonnerstag gelegte Ei, das Antlaßei 1OT ), das am Ostersonntag am A.rand vergraben wird 108 ). Die Burschen erhalten zu Ostern von den Mädchen Eier, nachdem sie gemeinsam „übers grüne K o r n " , d. h. auf den Feldrainen hin gegangen sind 109 ). Wie man dem A. durch Eier die in diesen in potenzierter Form enthaltene Wachstumskraft zauberisch übermittelt, so geschieht ein gleiches durch T i e r k n o c h e n . Um den A. vor Mißwachs, Ungeziefer und Vögeln zu schützen, werden Knochen von Schweinen oder Schafen in ihn gesteckt 1 1 0 ). Auf Pfähle gesteckte
113
) H e y 1 Tirol
795.
io. Wie j a schon durch die Umwandlung vermag der M e n s c h noch auf andere Weise magisch auf den A. einzuwirken, indem er seinen Leib mit ihm in nahe Berührung bringt. Die menschliche Zeugungskraft überträgt man durch Abhalten des „ B r a u t l a g e r s " auf die Saaten: Burschen und Mädchen wälzen sich zu Paaren auf dem A . 1 M ) . Die k u l t i s c h e N a c k t h e i t wirkt als magisches Mittel, wenn man den A. nackt umgeht, um die Saat vor Sperlingen zu schützen U 5 ), wenn eine das Flachsfeld nackt umgehende J u n g f r a u den Maulwurf a b h ä l t l l e ) , oder wenn ein in der Georgsnacht den A. nackt umlaufendes Weib den Hagel abwehrt, was ebenso mit Wasserschaden geschieht, wenn ein Mann dabei an den vier A.ecken sein Wasser l ä ß t 1 1 7 ) . Die W ö c h n e r i n hingegen schadet dem Α., einerseits, weil sie in ihrem Zustand die Zeugungskraft verloren hat, andererseits, weil sie bei der Geburt als einem Übergangsstadium den Einflüssen böser Geister ausgesetzt ist und deren Bosheitszauber auf den A. übertragen kann. Der A. verdirbt, wenn eine Wöchnerin darüber g e h t 1 1 8 ) ; arbeitet sie auf ihm, so schlägt der Schauer ein 1 1 9 ). Auch eine L e i c h e darf nicht über den A. geführt werden, da sie den Erntesegen mitnimmt 1 2 0 ). Ist jemand
Ackermann^ Adam
i63
gestorben, so muß man etwas Getreide auf den Acker streuen, sonst gedeiht die Saat n i c h t m ) . Andererseits wird das Stroh, auf dem die Leiche gelegen hat, aufs Feld geworfen, damit es schnell verfaule und mit ihm der Leichnam, der damit Ruhe h a t 1 2 S ) . Um das Getreide vor Vögeln und Mäusen zu schützen, muß man das Feld mit einem Löffel, mit dem ein Verstorbener zu Lebzeiten gegessen hat, dreimal umkreisen, wobei man in einem Bannspruch sagt, die das Feld plündernden Vögel und Mäuse sollten ebenso vergehen, wie der Tote, der mit dem Löffel einst gegessen h a t 1 2 3 ) . Auch sonst ist unter gewissen Umständen die menschliche Berührung dem A. schädlich. An bestimmten Tagen darf man nicht ins Feld gehen, um nicht den Hagel anzuziehen 1 2 4 ). Besonders darf man in der Osterwoche 1 2 5 ) am Karfreitag und Karsonnabend 1 2 e ), wie am Himmelfahrtstag 127 ) nicht auf dem A. arbeiten; Gründonnerstagsarbeit ist ihm dagegen günstig 128 ). Bestimmte Arbeiten, wie das Spinnen, sind überhaupt auf freiem Felde verboten 1 2 e ). Wenn man sich auf dem A. die Hände wäscht, kommt Brand ins Getreide 130).. 114 ) L. v. S c h r ö d e r Arische Religion 2, 324 ff. ; Rigveda 282 f.; A b t Apuleius 242; M a n n h a r d t 1, 480 ff. ; D e r s . Forschungen 340 ff. n 5 ) H a l t r i c h Siebenbürgen 280. " · ) H e c k s c h e r Hann. Vkde. 1 § 66 f. " ' ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 48. 11β ) G r i m m Myth. 3, 435. " · ) H a r t m a n n 203. 12°) B o e c l e r Ehslen 69. 121 ) Urquell 3, 52. l a 2 ) W u t t k e 466. 123 ) Urquell 3, 149. Eberhard Landwirtschaft Nr. 3, 3. 125 ) W o l f Beiträge 1 , 2 2 8 . ls< ) G r i m m Myth. 3 , 4 5 8 ; B a u m g a t t e n Jahr 2 1 ; F o g e l 198. 12 ') F o g e l 248. 12β) B a r t s c h Mecklenburg 2, 258. »·) G r i m m Myth. 3, 463. l s l ) H a l t r i c h Siebenbürgen 306. , Heckscher.
Ackermann s.
Korndämon.
Ackermonat s. M ÄTZ. Ackersegen s. L a n d w i r t s c h a f t liche Segen. Ackerwinde s.
Winde.
Adalbert, slaw. Voitech, Bischof von Prag, Apostel der Preußen, gest. als Märtyrer 997, besonders in den östlichen Bistümern verehrt, Kalendertag 23. April.
164
I. In Böhmen schrieb man seiner Fürbitte mehreren Quellen bzw. Brunnen, die in der Nähe ihm geweihter Kirchen oder Kapellen liegen, besondere Heilkraft zu *) R e i n s b e r g
Festkalender 190—194.
2. In Polnisch-Oberschlesien galt sein Tag als eine Art Lostag. Man glaubte, die Frösche müßten soviel Tage nach A(da)lberti verstummen, als sie vorher geschrien hätten, und führt dies auf eine Legende zurück, nach der der Heilige den Fröschen, als sie ihn durch ihr Quaken im Gebete störten, die Mäuler stopfte, so daß sie sie vor A(da)lberti nicht öffnen können 2 ). 2
) Κ ü h η a u Sagen 3, 298.
3. In Russisch-Polen führte man das Verschwinden der Schlangen aus der Gegend von Wielun auf den hl. A. zurück. E r habe einer Schlange auf den Kopf getreten, und sofort hätten alle Schlangen ihre Köpfe verloren, seien versteinert worden und f ü r immer auf eine Meile im Umkreise verschwunden 3 ). 3
) Κ ü h η a u a. a. O.
Wrede.
Adam i . Der biblische Urvater, in der Sage als Zwitter oder zweigeschlechtiges Urwesen gedacht 1 ), oder aus den vier Elementen gebildet 2 ), oder aus acht oder sieben Teilen geschaffen 3 ), wie in zahlreichen slawischen, romanischen und germanischen Überlieferungen verbreitet ist, als deren Quelle eine verlorene griechische Fassung aus dem zu Anfang unserer Zeitrechnung in jüdisch-hellenistischen Kreisen entstandenen Henochbuch sich ausweist. E r verlor, wie die Gnostiker behaupteten, seine himmlische Natur, weil er sich in einem Spiegel beschaute und sich in sein eigenes Bild verliebte, also durch Autofaszination mittels Spiegels 4 ). Ihm schrieb man bereits eine tiefere Kenntnis der geheimen Naturkräfte, der Sympathien und Antipathien, des Sternenlaufs und seiner Bedeutung zu, also "die natürliche Magie 5 ). Nach einer weitverbreiteten Kreuzholzlegende soll A. einen Apfel oder einen Ableger vom Baum der Erkenntnis aus dem Paradies mit sich genommen und eingepflanzt
Adam—Adam von Bremen
haben. Daraus sproß der Baum hervor, aus dessen Holz das Kreuz Christi gemacht wurde e ). Weiterhin sind nach dem Volksglauben A. und E v a im Monde zu sehen 7 ). Als A.s Nachkommen gelten u. a. die Saligen (s. d.) 8).
chow in der Mark Brandenburg, infolgedessen die Tänzer zur Strafe in Stein verwandelt wurden 1 5 ).
') H e l m Religionsgesch. i, 330; A R w . 9, 1 7 2 ; Z d V f V 24 (1914), 97; S t e r n Türkei 2, 348. >) ZdVfV. 12 (1902), 3 5 1 . 8) Germania 7 (1862), 350 ff.; G o l t h e r Mythologie 5 1 7 ; Z d V f V . 19 (1909), 1 2 1 ; B o l l Offenbarung Johannis 62 ff.; A R w . Ii, 477 f f . 4 ) S e 1 i g m a η η Zauberkraft 284 s) S o l d a n - H e p p e ι, 294. e ) H e y l Tirol 1 3 1 Nr. 22; M a n n h a r d t ι, 242; R a n k e Volkssagen 273. ') Urquell 4 (!893), 121 ; Seefried-Gulgowski Kaschubei 169. 8) H e y l Tirol 401 Nr. 90.
1β ) E r k - B ö h m e 3, 874; Fontaine Luxemburg 57; M e y e r Baden 176; Urquell 4 (1893), 232; Rhein. Wb. i, 54 f.
2. Der Tag A. und Eva, 24. Dez. Ißt man an diesem Tage einen Apfel, so bleibt einem das Gehäuse im Halse stecken 9). 9
) Rhein. Wb. 1, 55.
3. Der männliche Vorname, von den Juden aus religiösen Gründen gemieden, dagegen von den Christen von Anfang an gebraucht und in einzelnen Gegenden besonders verbreitet als Taufname 1 0 ), vielfach wie E v a unehelichen Kindern beigelegt u ) . Anderseits nannte man Knaben A. und Mädchen Eva, um ihnen zum voraus ein langes Leben zu sichern 12 ), oder man legte Neugeborenen diese Namen bei, wenn bereits mehrere Kinder nacheinander gestorben waren, ebenfalls, um ersteren ein langes Leben zu sichern l s ). 10 ) M a n n h a r d t 1, 242; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 165 Nr. 14. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 194. 12 ) Β i r 1 i η g e r A us Schuiaben ι, 392; M e y e r Aberglaube 228. 1 3 ) B o e c l e r Ehsten 18; D r e c h s l e r Schlesien ι, 194; H ö h n Geburt Nr. 4, 274. Zum Ganzen vgl. ferner G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 26; K e l l e r Grab 4, 249 u. 5, 384 ff. ; F o g e 1 Pennsylvania 36 Nr. 34 u. 377 Nr. 2024.
5. Im Zauberspruch, um das Blut zu verstellen: „Durch A.s Blut kommt her der Tod (Paulus, Römerbrief V, 12). Ich gebiete dir Blut, stehe still im Namen Jesu Christi Blut, f t f . " Dreimal zu sprechen 14 ). 14
) L a m m e r t 192; Z d V f V . 24 (1914), 157.
6. A.stanz, ausgeführt am Pfingsttage von Nackttänzern bei dem Dorfe Wir-
15
) K u h n Märkische Sagen 251 f.
7. Im Kinderspiel, in Rätseln, Scherzfragen und Redensarten beliebt l e ).
8. A. = Mensch in geschriebenen Segensformeln für gebärende Frauen 17 ). ") F r a n z
Benediktionen 2, 201.
Wrede.
Adatti kommt im Zauber, freilich nicht deutsch, gelegentlich vor, so in den Geoponica 1 3 , 8 , 4 und 1 4 , 4 * ) zum Schutz des Taubenschlags, bei Marcellus 28, 72. 73 2) in einem Spiel mit dem Alphabet: adam bedam alam betur alam botum, in Geburtssegen 3), wohl in der ursprünglichen Bedeutung „Mensch". 1 ) Heim Incantamenta 524. Das Mittel wird noch von T h i e r s 1, 361 erwähnt. ') H e i m a. a. O. 533. 3) F r a n z Benediktionen 2, 201. Jacoby.
Adam von Bremen. Ausgaben : L a p p e n b e r g MG. S S . V I I , 267—389 ; Bernhard Schmeidler Scr. rer. germ. 10 3 Hannover und Leipzig 1 9 1 7 (mit wichtiger Einleitung). Deutsch von L a u r e n t , neu bearb. von W. W a t t e n 2 b a c h , GddV. Bd. 44. Leipzig 1893. Literatur s. W a 1 1 e η b a c h DGQ. I I ·, 78 ff. ; Hoops Reallexikon ι, 35—36.
ι . Α. ν. Β. stammt wahrscheinlich (η. Schmeidler) aus dem nördlichen Ostfranken zwischen Main und dem Oberlauf der Werra, und wurde wohl in Bamberg gebildet. Er kam 1067 nach Bremen, wo er 1069 eine Urkunde des Erzbischofs Adalbert als magister scolarum unterschreibt; später nennt er sich sanctae Bremensis ecclesiae canonicus. Sein Todesjahr ist unbekannt. 2. Er schrieb zwischen 1072 und ca. 1076 die dem Erzbischof Liemar von Bremen ( 1 0 7 2 — n o i ) gewidmeten Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum in vier Büchern. Seine Darstellung beruht zum Teil auf der mündlichen Tradition der Bremer Kirche und vielen Gewährsmännern, unter denen König Svend Estridson von Dänemark zu nennen ist, teils auf einer außergewöhnlich
Adamas—Adelgunde
167
großen Z a h l schriftlicher Quellen, die er gewissenhaft, aber nicht fehlerlos zitiert. L e b e n s b e s c h r e i b u n g e n und Geschichtsschreiber, T r a k t a t e und Briefe, U r k u n d e n und Kirchenschriftsteller liefern ihm das Material, a n t i k e Schriftsteller, v o r allem S a l l u s t und Vergil, geben das f o r m a l e Vorbild. W i c h t i g ist das W e r k in erster Linie f ü r Geschichte, E t h n o g r a p h i e , M y t h o logie und B e k e h r u n g des germanischen N o r d e n s ; diesem dient das v i e r t e B u c h , die Descriptio insularum aquilonis ausschließlich. V o n deutschen S t ä m m e n ber ü c k s i c h t i g t A . in s t ä r k e r e m M a ß e nur die Sachsen, v o n deren A r t und B e k e h rung er in B u c h I, cap. 3 — 1 5 b e r i c h t e t . Die hier in cap. 7 f. enthaltene, der Translatio A l e x a n d r i sehr nahe stehende Schilderung des sächsischen H e i d e n t u m s ist — mit A u s n a h m e der E r w ä h n u n g der echt sächsischen Irminsul — nichts weiter als eine W i e d e r h o l u n g der allgemeinen A n g a b e n des T a c i t u s über das germanische H e i d e n t u m , G e r m a n i a 9 — I i , also ohne Quellenwert. — Im A n h a n g auch einiges über britannisches, w o h l keltisches, Heidentum. Helm. A d a m a s S.
Diamant.
A d a m s a p f e l . Die v o r s t e h e n d e K n i c k u n g des Schildknorpels (Cartillago thyreoidea) a m K e h l k o p f heißt Adamsbiß, Adamsapfel (englisch: Adams bit; s c h w e d i s c h : Adams aplebit; d ä n i s c h : Adams äble, h o l l ä n d i s c h : Adamsbrok) ; die V o l k s s a g e 1 ) erklärt, dem A d a m sei beim A p f e l b i ß im P a r a d i e s ein S t ü c k (der Griebs) in der K e h l e stecken geblieben; daher rühre der N a m e . *) ZföVk. 5 63; vgl. Volkskunde 23, 196; s. weiter D a h n h a r d t Naturs. 1, 208; H ö f 1er Krankheitsnamen 15. Stemplinger. A d a m s b a u m . 1. E i n sog. W e t t e r b a u m , ein W o l k e n g e b i l d e , das einem B a u m e gleicht. In der U k e r m a r k heißt es, w e n n der A . n a c h M i t t a g zu blühe, so gebe es g u t W e t t e r ; w e n n nach M i t t e r n a c h t zu,Regen. A n einigen Orten s a g t m a n : der A b r a h a m s b a u m blüht, es wird regnen1).
168
') K u h n
u.
M e y e r Germ. Urspr. d. Mythol.
Schwartz 455 (412); Mythol. 81; S c h w a r t z 130; Poet. Naturansch. 2, 22;
Zum Abrahamsbaum: M e n z e l Symbolik i, 17; L i e b r e c h t Gervasius 69. 125.
2. Eine A r t V o r l ä u f e r desMaib a u m s. A m S o n n t a g nach L i c h t m e ß t r u g in S a u l g a u ein in Schafspelze eingehüllter Mann den Α . , an dessen zuges p i t z t e n und abgeschälten Ä s t c h e n Ä p f e l und andere eßbare D i n g e staken, dreimal u m j e d e n B r u n n e n ; dann w a r f m a n den A . i n d i e J u g e n d hinein2). ') B i r l i n g e r Volkst. 2, 50 f. ; M a n n h a r d t ι, 246. 605; B e r t s c h Weltanschauung
419.
Sartori.
A d a t i e l heißt der L u f t g e i s t , der F a u s t s Mantelfahrt vermittelte Der N a m e ist eine der zahlreichen B i l d u n g e n mit El = G o t t . D e r erste B e s t a n d t e i l des Namens k a n n m i t Tin „ r a s c h s e i n " zus a m m e n h ä n g e n ; v g l . den E i g e n n a m e n "ΗΗ Gen. 25, 15. I. Par. 1, 30: H a d a d , m i t der B e d e u t u n g : „ S c h ä r f e , R a s c h h e i t " . Die U m s c h r e i b u n g des zweiten Ί mit t ist ebenso n a c h w e i s b a r in der T r a n s s k r i p t i o n des G o t t e s n a m e n s „ H a dad, A d a d " in Βαράδατος und Άβατος 2 ). D a r n a c h w ü r d e der N a m e b e d e u t e n : „Meine Raschheit, Schnelligkeit ist Gott." v)
M a . n η h a r d t Zauberglaube
sewetter encyclopädie
Faust 274;
8
7, 284. 290.
A d e b a r s.
175 ;
)Haucks
K i e -
Real-
Jacoby.
Storch.
A d e l 1 ) . K r a n k h e i t s n a m e : jaucheartiges Geschwür, F i n g e r w u r m (panaritium) ζ. Β . in der G r a f s c h a f t R u p p i n 8 ) . 1)
H ö f 1er
Kranhheitsn.
2;
J ü h l i n g
Tiere 301. *) ZdVfV. 7, 53; P e t e r s pharmaz.
Vorzeit
A d e l g r a s s.
1 , 223.
Aus
Stemplinger.
Wegerich.
A d e l g u n d e (Aldegunde), geb. um 630 unter K ö n i g D a g o b e r t (622—638), gründete, u n t e r s t ü t z t v o n den hl. Bischöfen A m a n d u s u. A u t b e r t u s . das Doppelkloster M a l b o d i u m (Maubeuge a. d. Sambre), als dessen Ä b t i s s i n sie a m 30. J a n u a r 685 (oder 694?) starb, begraben dort in der A.skirche.
169
Adelheid—Adelinde
1. Als sie 661 aus den Händen des Bischofs Autbertus das Nonnenkleid empfing, soll ihr der Hl. Geist in Gestalt einer Taube den Schleier umgelegt haben. Einst verwandelte sich Wasser, das sie gerade trinken wollte, in Wein. Auf ihr Gebet entsprang eine Quelle plötzlich aus der Erde, um ihren Durst zu stillen. Weitere Nachrichten über Wunder und gesteigerte Verehrung knüpfen sich an die Erhebung ihrer Gebeine i. J. 1161. V o n ihrem Leichnam ging bei der Öffnung des Grabes (1161 u. 1439) e ' n überaus angenehmer Geruch aus. Sie gilt als Schutzpatronin gegen K r e b s 1 ) . ') Acta Sanctorum 30. Januar 2, 1035 ff.
2. Anscheinend in der Augsburger Kirche frühzeitig hochgeehrt und in einem handschriftlichen Kalendarium des Augsburger Domkapitels bereits im 12. Jh. auf den 30. Januar vermerkt, Schutzherrin der Kirche zu Anhausen (Augsburg) 2). 2)
BayHfte. 6 (1919), 145—149.
3. Auf dem Staffelberg links des Mains wurde ihr eine Kapelle geweiht, deren endgültige Stelle sie auf wunderbare Weise bezeichnete, ein beliebtes Legendenmotiv. Bausteine und Holz verschwanden nachts von der für die Kapelle zuerst vorgesehenen Stelle und fanden sich anderntags dort wieder, wo heute die Kapelle steht. Sand zum Mörtel fand man durch einen Raben, der mit dem Schnabel den Boden pickte, und dies erkannte man als ein Zeichen der Heiligen. Im Schwedenkrieg schützte sie das Heiligtum vor Raub und Plünderung, indem sie im schwarzen Schleier erschien und die räuberischen Schweden mit aufgehobenem Finger bedrohte. Während einer Zeit der Teuerung legte sie dem hungernden Meßner einen Kuchen auf den Kirchenstuhl; von diesem aß der Meßner alle Tage, ohne daß der Kuchen weniger ward 3). 3)
Panzer
Beitrag
2, 193.
Wrede.
Adelheid (Adeleidis, Aleidis), Tochter des rheinfränkischen Grafen Megingoz von Geldern (f 998) und der Gerbig von Hennegau, erste Äbtissin des 986 gegründeten Stiftes Vilich bei Beuel gegenüber Bonn, t 5. Febr. 1015 als Äbtissin
170
von S. Maria im Kapitol in Köln, jedoch in Vilich beigesetzt, wo aber heute nur noch Teile ihrer Reliquien ruhen. 1. Nach einer Legende, die ohne Gegenstück ist, soll sie im Kloster Vilich Schwestern, die beim Chorgesang mit ihrer Stimme nicht den richtigen Ton trafen, durch einen Schlag für alle Zeit ihres Lebens eine helle reine Stimme verliehen, ebenso durch Schelten kranke Nonnen geheilt haben *). M. G. SS. X V , 755 ff.
2. A.sbrünnchen, A.spützchen, auch Dollepötzche, Brunnen der hl. A. in Pützchen bei Beuel, nach der Legende zur Zeit großer Dürre auf ihr Gebet hin entquollen, später Heilbrunnen, aus dem man Wasser gegen Augenübel schöpft, früher am Johannistage 2), jetzt besonders am 2. Sonntag im September, an dem zahlreiche Menschen zum Pützchensmarkt pilgern 3 ). Ein A.brünnlein bei Kitzingen galt ähnlich als Heilquelle gegen das Fieber 4 ). Mit einem wundertätigen Born, der hinter dem Altar eines Kirchleins zwischen Greitz und Reichenbach i. V . sprudelt, brachte man außer der hl. Apollonia auch die hl. A. in Verbindung 6 ). 8) Ε. M. Arndt Rhein- u. Ahrwanderungen 3) Rhein. Prov.-Blätter 389. 1 (1835), 279; Rhein. Wb. 1, 59; S c h e l l Berg. Sagen 2 412 Nr. 1054. 4) L a m m e r t 260; hiernach offenbar auch bei H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 324. 6) H i s e l Voigtland 255 Nr. 641.
3. A.stag, in Vilich,,Dollendaach", Tag, an dem an die Kinder Dollenbrütche verteilt werden e ). Eine ältere Überlieferung spricht vom sog. St. Alen-Brot, das in Vilich an einem der Pfingstfeiertage ausgeteilt wurde, sechs Jahre aufbewahrt werden konnte ohne zu verderben, und auch gern dem kranken Vieh gereicht wurde 7). «) Rhein. Wb. 1, 59. ') S t a d l e r lexikon I.
Heiligen-
4. Früher besonders im Rheinland verbreiteter weiblicher Vorname, in Neckrufen, Kinderreimen und Rätseln beliebt. Wrede.
Adelinde (Adalinde), Äbtissin des adeligen Frauenstiftes in Buchau am Federsee in Württemberg, lebte Ende 9. Jh.
Ader—Aderlaß
und erste Hälfte 10. Jh. Fest 28. A u g . l ) W u r d e nach der Sage Gattin Hattos, eines Enkels des als K n a b e nach Deutschland gebrachten Bonosius v o n Tarent. H a t t o soll mit seiner jungen Gattin bei Warthausen einen Kessel voll Gold und Silber erhoben, die Kesselburg erbaut und drei Söhne mit ihr gezeugt haben. Im K a m p f e gegen die Hunnen seien H a t t o und die drei Söhne gefallen, worauf die trauernde Adelinde deren Gebeine in der Kirche zu Buchau begraben, dort ein Kloster gestiftet und dieses als Äbtissin bis zu ihrem Tode verwaltet habe. Wird in mehreren Martyrologien gefeiert und auf Gemälden (Buchau, Rathausgang und Kirche) dargestellt. l ) AA.SS. Boll. 28. Aug. VI, 492 Ii. s) Β i r l i n g e r Volksth. 1, 23. 500. Wrede.
A d e r . Eine auffallend hervortretende A . ist ominös. So glaubt man in Norddeutschland (Schlesien x ), Ostpreußen a ), B r a u n s c h w e i g 3 ) , W e s t f a l e n 4 ) , Mecklenb u r g 8 ) ) : wenn ein neugeborenes K i n d auf der Stirn oder über der Nase eine streifenartige A . hat, so wird es nicht alt. In Süddeutschland nennt man diese A . „ T o t e n b ä u m c h e n " (s. d.). Im nördlichen Island ®) heißt es, die A . auf dem Handrücken des Menschen bildeten stets einen B u c h s t a b e n ; der Buchstabe auf dem linken Handrücken ist der Anfangsbuchstabe des Namens der zukünftigen Frau oder des künftigen Mannes, welche den gleichen A . z u g haben. ') D r e c h s l e r 1, 184. 2) Urquell 1, 51. A n d r e e Braunschweig 288. *) ZrheinVk. 10 (1913), 166. s) B a r t s c h Mecklenburg 2. 42 Nr. 54. ·) ZdVfV. 8, 449. Stemplinger. a)
A d e r , goldene 1 ) . Das spontane Bluten der varices der Mastdarmvenen galt f ü r goldwertig, weil es das ärztliche Honorar für den Gewohnheitsaderlaß ersparte 2 ). Doch dürfte die Bezeichnung eher v o n der biblischen Erzählung herzuleiten sein, die von den Philistern berichtet (1. Sam. 4 ff·) : nach ihrem Sieg über die Israeliten hätten sie die Bundeslade mit fortgeschleppt; G o t t aber habe sie dafür an heimlichen Orten geschlagen; die Plage aber wich erst von ihnen, als sie die L a d e
172
zurückgaben und „ f ü n f goldene Ä r s e " opferten; d. h. die Philister wurden mit Beulen (Hämorrhoiden) geschlagen und weihten Abbildungen davon als V o t i v e 3 ) . In Westböhmen verordnet man, eine K r ö t e zu Pulver zu verbrennen und dies Pulver aufzustreuen 4) ; in der Schweiz ist von einem Hämorrhoidenring die Rede aus Blei oder Zinn 6) ; in Oldenburg wird Glockenschmiere äußerlich dagegen gebraucht ®). Η ö f 1 e r Krankheitsn. 4; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 136. 476; L a m m e r t 254. J ü h l i n g 301. 8) Η o f f m a η η - R e d s I o b Allgemeines Volks-Bibellexikon (1853), 98. 4) H o v o r k a - K r o n f e l d 2,139. 6) SAVk. 21, 91. ") S t r a c k e r j a η ι, 79 Nr. 82. Stemplinger.
AderlaB. Blutentziehungen durch Aderlaß, Schröpfen, Blutegel u. dgl. waren schon den ältesten Völkern bekannt und wurden zu allen Zeiten geübt. D a nach primitiver Ansicht Blut gleich Leben ist, so bedeutete ursprünglich das Blutlassen nichts anderes als einen Ersatz für das Menschenopfer. Deutlich erhellt das aus dem Götterkult in Y u k a t a n : man durchbohrte sich die Ohren und Schultern, sammelte das Blut in einem S c h w a m m und drückte diesen über den Opferschalen aus, die vor den Götterbildern s t a n d e n 1 ) . Diese S e l b s t v e r w u n d u n g erhielt sich später nur mehr als Zeichen der Trauer und als medizinischer A . W i r haben aber auch diesen nur insofern zu betrachten, als damit abergläubische Bräuche verbunden sind. Nach antiker Ansicht ist jeder Teil des menschlichen Leibes einem bestimmten Sternbild zugeteilt ζ. B. der K o p f dem Widder, Hals und Nacken dem Stier, den Zwillingen die Schultern, dem K r e b s die Brust, dem Löwen , die Seiten, der Jungfrau der Unterleib, der Sonne die rechte, dem Mars die linke Seite usw. 2 ). In den Volkskalendern waren bis in die jüngste Zeit herein sog. A . m ä n n c h e n und A . t a f e 1 η verzeichnet. Letztere mußten im Fränkischen auf A n t r a g der medizinischen F a k u l t ä t zu W ü r z b u r g seit 1769 wegbleiben 3 ). Die A.männchen bilden eine nackte Figur, an der für die
173
Adler
einzelnen Glieder die „Zeichen" angegeben sind, in denen es gut ist, sich zur Ader zu lassen. Phlegmatischem Komplex sind f e u r i g e Zeichen nützlich. So der Widdermonat für den Kopf, der Schützmonat für die Hüften. Melancholischen sind die l u f t i g e n Zeichen gut. So die Wage für den Podex, der Wassermann für die Waden und Schienbeine. Die wässerigen Zeichen taugen den Cholerikern. So der Krebs für die Lunge und Brustadern, die Fische für die Fußadern 4 ). Außerdem sind bestimmte A.tage vorgeschrieben, die „umb großer Gefahr Leibes u. Lebens willen zu meiden s i n d " 5 ) ; so der 23. u. 29. Febr., 2. u. 24. Mai, 3. Juni, 3. und 25. Juli, 15. Aug., 29. Sept., 3. u. 21. Nov. Ferner, wer sich am Liebfrauentag (25. März), an Simon und Juda (28. Okt.), am Andreastag (30. Nov.) zur Ader läßt, der überlebt das Jahr nicht. Demgegenüber stehen sehr günstige „Laßtage", so der Blasiustag (3. Febr.), der Philipp- Jakobitag (1. Mai), der Bartholomäitag (24. Aug.) als „erster Herbsttag", der Martinitag (11. Nov.), der alte Opfertag. Außerdem werden der Valentinstag (14. Febr.), Stephanstag (26. Dez.), der erste Freitag im Mai u. a. zu den guten Laßtagen gezählt 8 ). Der Karfreitag gilt im Allgäu als ganz ausgezeichneter Tag zum Aderlassen für Mensch und Vieh 7 ). Die Zusammenhänge der sog. „verworfenen" und guten Laßtage mit dem übrigen Aberglauben sind leider noch nicht erforscht. Außerdem sind beim A. noch einige Absonderlichkeiten zu verzeichnen. Wenn man zum ersten Male sich zur Ader läßt, heißt es in Bayern, soll man das Blut unter einen Rosenstock schütten, dann bekommt man rote Backen 8 ). Der Analogiezauber ist offensichtlich. Ebenda sagt man, beim Aderlassen müsse man das Blut in fließendes Wasser schütten, sonst eitere die Wunde 9 ). Das entspricht dem Brauche, nichts achtlos vom menschlichen Leib wegzuwerfen, damit es nicht bösen Dämonen verfällt. S. a. Η 0 r 0 s k ο ρ i e. 1
) L i p p e r t Kuliurgesch. 2, 328. ') S t e m p -
174
l i n g e r Volksmedizin (Tabelle) 108f. ) L a r r i m e r t 199; z . B . Braunschweiger Kalender von 1707; Hist. Kalender . . . auf das J a h r Christi 1825 (Bern); eine A d e r l a ß t a f e l in ZrheinVk. 10 (1913), 229 oder bei Β a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 29, in den beliebten Aderlaßbüchlein von A l . S e i t ζ (Marburg 3
1529), D r . D i e r b a c h
(1535), J o h .
H e -
b e n s t r e i t (1559) ; in dem Auszug aus dem Hauskalender von 1733 bei HovorkaK r o n f e l d l , 6. 4 ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 109 und H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 2> 377; T r o e l s - L u n d Gesundheit 56. ) ZföVk. 9 (1903), 234; L e o p r e c h t i n g Lechrain 151 ; SAVk. 2, 168; S c h ö n w e r t h 5
Oberpfalz
3, 226; F i s c h e r
Angelsachsen
24.
·) P o l l i n g e r Landshut 272. ') R e i s e r 2, 115. 8 ) P a n z e r Beitrag 1, 257. ') G r i m m Myth. 3, 473 Nr. 1022; W u t t k e 33. Stemplinger.
Adler (aus adel-ar „Edel-Aar") In weitaus den meisten Fällen versteht man darunter den Stein- oder Golda. (Aquila chrysaëtus Linn.) 2), ganz vereinzelt auch den Seea. (Haliaëtus Savign.) 3). Auch mit dem Geier (s. d.) mögen gelegentlich Verwechslungen vorkommen. ') K l u g e Et. Wb.β s. ν. Adler; D e r s. in ZfdPh. 24, 311. ') Β r e h m Tierleben * 6, 355. ») E b d . 330.
Von der weiten und großen Bedeutung, die dem A. im Orient und in der klassischen Antike zukam, hat sich wegen der Seltenheit des A.s fast gar nichts in den späteren Aberglauben hinübergerettet. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Tierbücher (bis Conr. Gesner und Aldrovandus) beruhen in den für uns wichtigen Punkten fast ausschließlich auf der Antike, besonders Aristoteles, Alian, Plinius; es muß daher hier weiter zurückgegriffen werden, als bei alltäglich begegnenden Tieren 4 ). *) Reichen Stoff bieten : P a u l y - W i s s o w a B d . ι (im folgenden = PW.); K e l l e r
Tiere ( = K . ) ; W a 1 1 h e r A r n d t Die Vögel in der Heilkunde der alten Kulturvölker in J o u r n a l f. O r n i t h o l o g i e 73 (1925), 46 f f . 214 f f .
475 ff. = A.) ; A r i s t o t e l e s περί ζώων tστορίαι ( = A r i s t o t.); P l i n i u s Naturalis Historia ( = Ρ 1 i η.), die Buch-, Kapitel- und Abschnittzitate nach der dt. Übersetzung von K ü l b (Stuttgart 1840); A e l i a n περί ζώων ( = A e 1.) ; brauchbare Auszüge bei Η. O. L e n z
Zoologie
1856; De
der alten
Griechen
Albertus
animalibus
und
Römer.
Magnus
ed. Stadler. Münster
(13.
Gotha
Jh.)
1916—20
( = A l b . ) , Zitate nach Buch- und Marginal-
175
Adler
zahlen ; V i n c e n t i u s Bellovacensis (13. Jh.) Speculum naturale. Wiegendruck s. a. ( = V i η C.B.), Zitate nach Buch u. Kapitel; K o n r . v. M e g e n b e r g (14. Jh.) Buch der Natur, hrsg. v. F . Pfeiffer 1861 ( = M e g . ) ; Conr. Gesner Vogelbuch, deutsch von R . Heusslin. Zürich 1557 ( = G e s η.); eine sehr stoffreiche Kompilation ist: U l y s s e s A 1 drovandus Ornithologia. Frankf. 1630.
I. A l l g e m e i n e s . Der A. ist der K ö n i g der Vögel 5 ), was sich in manchen Sagen (s. u. 6) von seiner Königswahl spiegelt e ). Von den andern Vögeln wird er als solcher anerkannt und gefürchtet '). E r ist daher auch das Tier von Göttern, besonders des höchsten Gottes Zeus und Jupiter 8 ), ferner Indra, Wischnu, Agni 9 ), Ormuzd 1 0 ), O d i n 1 1 ) ; in Odins Saale ist ein A. schwebend angebracht 1 2 ). Der A. weilt bei den Göttern 13 ), er ist Waffenträger des Blitz- und Donnergottes 14 ), trägt das Flammenbündel des Blitzes in seinen F ä n g e n 1 5 ) oder im Schnabel 1 6 ), wird aber nie vom Blitz getroffen " ) ; noch heute gilt in Brixen : Der A. und der Feigenbaum können vom Donner nicht getroffen werden 18 ) ; dasselbe sagt ein Schweiz. Rezeptbuch vom A. 1 9 ). Sein Schnabel blinkt durch die Gewitterwolken Als Vogel Odins umflattert er die W a l k y r e n 2 1 ) und als B o t e des Gottes führt er dessen Befehle aus 22 ). Aber auch die Götter selbst können A.g e s t a 1 1 annehmen 23 ) oder sind a.häuptig; Odin hat den Zunamen Arnhofdi (A.haupt) 24 ). Seltener ist die A.gestalt mit Menschenhaupt (Syrien) 2S ). A.gestaltig sind auch D ä m o n e n : Riesen 2e ), besonders ein Windriese 2 7 ) (über den A. als Windschaffer s. u. 4.), in Schlesien der W a s s e r m a n n u ) , in einer Österreich. Sage erscheint der Teufel in A.gestalt 2 9 ), in Friesland die Hexen 3 0 ). Über sagenhafte Verwandlungen in A. s. u. 4 1 « - « « . Als Göttertier ist der A. selbst göttlich u. h e i l i g 3 1 ) ; sogar der A. auf dem Signum der römischen Legion wird als Gottheit angesehen und verehrt 32 ). Seine Göttlichkeit wird zuweilen mit seinem himmelstrebenden Fluge begründet 33 ) ; hochfliegende Vögel gelten im alten Island überhaupt als „ g u t e " 34 ). Der A. wird da-
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her auch mit dem S o n n e n k u l t in Verbindung gebracht 3 5 ); anderseits ist er der Geieiter der S e e l e n ins Jenseits 3e ) und figuriert als Seelenvogel oft auf Gräbern 37 ). Christlich ist das Symbol der A u f e r s t e h u n g Christi M ) und der W i e d e r g e b u r t durch die Taufe 39). Als göttliches Tier ist er am G i e b e l der Tempel (freilich auch der Häuser und Zelte) angebracht 4 0 ). In den Mysterien bedeutet der A. einen M y s t e η grad 4 1 ). Der König der Vögel ist Symbol der K ö n i g e und Kaiser 4 2 ), Der A.kultus Napoleons I., dessen Sohn den Zunamen Aiglon erhielt, ist bekannt. Die Apotheose der Könige und namentlich der römischen Kaiser wird dargestellt durch einen Α., der sie himmelwärts trägt 43 ). Im Palast Karls d. Gr. war ein eherner A. angebracht 44). Von dem Landgrafen von Thüringen wird gesagt: „der Düringe herre ist milte ûz kindes jugent, ob ime ein adelar ze allen zîten ist mit höhen vlügen her gewesen" 45 ), und B. Anhorn 46) berichtet „ v o n einem kunstreichen Meister zu Nürnberg, welcher einen schönen großen Α., mit sonderbarem kunstlichem Uhrwerk also zubereitet, daß er bei dem Keiserlichen Einzug (Karls V.) daselbst in der L u f f t geflogen" (vgl. u. 2 72 ). Könige und Tyrannen der Diadochenzeit ließen sich „ A . " benennen 47 ); ebenso Geschlechter 48). Daß auch bei den Germanen Männer, wenn auch nicht ausdrücklich Fürsten, nach dem A. benannt wurden, sei nur nebenbei erwähnt 4 9 ). Auf dem königlichen Zepter steht ein A. M ). Über weitere Verwendungen des A.s in der Kunst s. u. 9. 5 ) K. 239; PW. 374 M ; C u m o n t Etudes syriennes 59 Anm. ι ; V i η c. Β. 16, 33; M e g . 166 (nach Augustinus) ; G e s η. II a. ') D â h n h a r d t Natursagen 4, 160 ff. ') G e s η. II a. 8 ) Κ. 238. 239. 433 Anm. 43; PW. 3 7 3 " ; S i t t l Der A. u. die Weltkugel als Attrib. d. Zeus, in Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 14. ·) G r i m m Myth. 3, 193; Gubernatis Tiere 479. 481; K u h n Herabkunft 29. 1 5 3 ; S i e c k e Götterattr. 183 A. 1 ; A R w . 22, 109; Hastings 2, 37 b. 10) K. 432 Anm. 29. " ) M e y e r Germ. Myth. 183. 12 ) Ebd. 232; P a n z e r Beitr. 2, 459; Grimnirlied Str. 17. 13 ) K. 238. >4) Ebd. 239; PW. 374 " ; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 466. 489. 491 ff. ») K. 239. 245 ; F e h r 1 e Geofon. 7. " ) Κ. 245. >') PW. 3 7 4 " ,
177
Adler
F e h r l e Geopon. 7; F r a n z Benediktionen 2, 38 (η. Ρ 1 i n. u. Geopon.) ; V i η c.B. 16, 32 ; G e s η. V a; Ρ 1 i η. (II, L V I ) ist von M e g e η b e r g offenbar falsch verstanden worden, wenn er (S. 94) sagt: „under den tieren s ê r t der blitzen allermaist den Adiara, under den paumen allermaist den lorpaum". ,e ) H e y l Tirol 797. 19) S A V k . 6, 60. 20) P W . 3 7 4 1 9 (n. Plin.). 2 1 ) M e y e r Germ. Myth. 177. " ) Κ . 246; P W . 3 7 3 M ; H o p f Tierorakel 1 1 . " ) PW. 3 7 4 s ' ; S i t t l (s.o. 4); Meyer Germ. Myth. 1 5 2 . 1 8 3 . 2 3 2 . " ) Κ . 2 5 1 ; M e y e r Germ. Myth. 230; K u h n Herabkunft 1 5 3 . " ) K . 446 A . 266. 2«) G r i m m Myth. J, 526; M e y e r Germ. Myth. 142. 1 5 1 . 1 5 2 . " ) Im Wafthruduirlied Str. 3 7 wird Hräswelg (,,Leichensch linger") als Windriese in A.gestalt genannt. ») Z f V k . 1 1 , 2 0 3 . s») V e r n a l e k e n Mythen 10. 30) M ü 1 1 e η h o f f Sagen 2 1 2 . 31 ) K. 238; C l e m e n Reste 65 (mit weiterer Lit.) ; Ägypten : Κ . 254 ; aegaeisch : H a s t i n g s i , 145 b. 32 ) K . 243. 33 ) P W . 3 7 3 « (Aristoteles) ; H o p f Tierorakel 1 1 ; G e s η. I V a: fliegend auch gar hoch . . . . darum auss allen vöglen allein der A . für einen göttlichen vogel gehalten; im A T . : Flug gegen den Himmel: Spr. 23, 5 ; 30, 18. 1 9 ; Hiob 9, 26; 39, 2 7 ; Jerem. 4, 1 3 . 34 ) M e y e r Germ. Myth. 1 1 0 . 3δ ) Κ . 254. 442; A R w . 16, 5 5 8 ; C u m o n t Etudes syriennes 61 f. " ) D i e t e r i c h Mithraslith. 184; F r a ζ e r 5, 1 2 6 ; namentl. C u m o n t Etudes syriennes 62 f. 7 6 f . 87. 37 ) A R w . 16, 558 (dagegen A R w . 20, 199); C u m o n t 38 ff. 50. 352. ™) K r a u s Real.-Enc. d. chr. Alt. ι , 21 a. »·) Ebd. 1, 20 b; C a b r ο 1 Diet, d'arch. chr. i, 1, 1036; K . 2 5 1 . 10 ) K . 274; G r i m m Myth. 3 , 1 8 1 ; P a n z e r Beitr. 2, 4 5 6 f . 460. 260. 41 ) D i e t e r i c h Mithrasl. 54. 1 5 1 ; A R w . 19, 553. « ) Κ . 240 f.; P W . 374 ·»; C u m o η t 35 ff. 1 3 ) Κ . 241 (Alexander). 2 5 1 . 2 5 2 ; P W . 2 7 5 1 3 ; ausführl. C u m o n t 35 ff. ") G r i m m Myth. 1, 527. " ) Minnesinger ed. v. d. Hagen 2, 4 (II, i b ) . " ) Mafiologia 238. " ) Κ . 242. 4β) Ebd. 248 f. ; G e η η e ρ Religions 2 , 1 9 . " ) W . W a c k e r η a g e 1 Kl. Sehr. 3, 200; S c h ö n f e l d Wörterb. d. altgerm. Pers.u. Völkernamen 23. 26; F ö r s t e m a n n A ltd. Namenb.* 1 , 1 3 5 ff. 50) Κ . 240.
2. Aus der Göttlichkeit des A.s ergeben sich von selbst seine divinatorisehen und a u g u r a l e n Eigenschaften: er ist Orakeltier und weissagend 51 ) bei den Völkern des Altertums 52 ) wie bei den alten Germanen 53 ) und den Deutschen des Hochmittelalters 54 ). Nach der Eyrbyggja-Saga gilt ein Α., der einen Hund davonträgt als 'fyrirburdr' (Vorzeichen) 5S ). Besonders der Angang wurde beobachtet 5 6 ). Noch heute gilt in Ostpreußen A.begegnen als großer Glücksfall 5 7 ). So in der Antike 5 8 ). Den Schiffern
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des alten Griechenland, wie Nordamerikas gilt der Flußa. (Pandion haliaëtus?) als gutes Omen 59). Glückbringend ist auch der ein Hirschkalb oder eine Gans tragende A. 60 ), auf Kindersegen deutet ein eine Henne tragender A. e l ). Dagegen verkündet der schlangentragende A. Unglück e2 ). Krimhild träumt, daß ihr Falke (Siegfried) von zwei A.n zerfleischt werde, was von Ute als Tod gedeutet wird 6 3 ). Den Tod der Freier verkündet der würgende A. in Penelopes T r a u m M ) . Als Kaiser Wilhelms I. Leben 1879 durch Attentäter in Gefahr war, soll ein von Raben verfolgter Adler über Berlin gesehen worden sein 65) ; in Frankreich ist der Schrei der orfraie (Seea.) todkündend 66). Nach Theophrast v. Eresus 67) gilt der kasuistische Aberglaube, daß es Tod bedeute, wenn beim Ausgraben von schwarzem Helleborus (Veratrum nigr.) — man schaute dabei gegen Sonnenaufgang und betete zu Apollo und Asklepios — ein A. herfliege. Natürlich ist, wie bei den meisten Augurien, die R i c h t u n g des Fluges bedeutungsvoll: von rechts: Glück, von links: Unglück 6 8 ). Noch Johann Hartlieb (1456) sagt: „es sind lüt, die groß glauben haben an den aren vnd mainent ye, wann er taschenhalb flieg, es sull bedeuten groß geluck oder großen gewin" 69). Namentlich im Kriege ist der A.flug ominös. Meist zeigt er den S i e g an, besonders von rechts fliegend 7 0 ), im Norden wenn hoch fliegend 71 ). Als Kaiser Karl V. den Krieg gegen die Neugläubigen begann, sah man einen Α., der in der L u f t über des Kaisers Heer stand, auch kam aus dem Walde ein Wolf gelaufen und lief zwischen der Spanier Fußvolk. Daraus hat man auf Sieg geschlossen 72 ). Am 30. Oktober 1593 zeigte sich in Zittau ein riesiger zweiköpfiger A. am Himmel, auf den glühende Pfeile schössen, ohne ihn zu verletzen. Einen Monat später kam die Nachricht von dem Sieg Kaiser Rudolfs II. über die Türken 73 ). Sogar der römische Legions-Α. ist vordeutend 74). In der Gunnlaugssaga bedeuten zwei A. im Traum zwei Stürme 7 5 ) (vgl. u. 4 1 2 1 ff.). Durch eine besondere
179
Adler
Sprache warnt der A. bei Gefahr (Kuhländchen) 7β). Verschiedene Traumdeutungen finden sich bei Artemidor 77 ). In Spanien wird der Zwerga. (Eutolmaëtus pennatus Gmel. ?) zum Ziehen von Glücksnummern in der Lotterie verwendet 78 ). ") H o p f Tierorakel 87 ff.; K. 245 ff. " ) K. 245 ff. 262. 445 Anm. 250; PW. 373 48 ; S t a e h 1 i η M antik (Register) ; G u b e r η a t i s Tiere 491 ; H o p f 87 f. 89 f. (Griechen). 88. 90 f. (Römer). ») H o p f 89; K. 246; G r i m m Myth. 2, 948. " ) H o p f 89: Michael Scotus, der Kanzler Friedrichs II. : 'volatus et cantus auguria considerantur'. u ) M e y e r Germ. Myth, n o ob. ·*) M ü l l e n h o f f Altert. 4, 229; G r i m m Myth. 2, 946 (vom mûs-ar, wohl der Mäusebussard, Buteo buteo Linn.); S c h ö n b a c h Berth, v. R. 32 (ebenso). ") S t e m p l i n g e r Abergl. 46. ") PW. 1, 68. 6e) Ebd. 371 ·'; K. 262 ( D i o n y s i u s De avibus II, 1). M ) H o p f 88 (Homer). ") Ebd. 88 (Plin.). •2) Ebd. 89; K ü s t e r Schlange 127 (II. 12, 200 ff.). Auch sonst ist der A. zuweilen Unglücksvogel: C l e m e n Reste 65. M) Nib. Str. 13 f. M) Odyssee 19, 538 ff. ") S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 167 A. 1. ··) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 195. β7) Hist, plant. IX, 8, 8 (Κ. 245. 437 Anm. 119). · ) H o p f 88. 90; Κ. 246. 438 Anm. 1 3 1 ; P a n z e r Beitrag 2, 455· 456 (2 sich bekämpfende Α.). 458; K ü s t e r Schlange 128 (Doppeldeutigkeit je nach dem Standpunkt der Troer u. der Hellenen). M ) U l m Hartlieb 43 ; G r i m m Myth. 2, 946; 3, 429. ,0 ) PW. 374 s ; κ · 2 45· 241. 244. ") M e y e r Germ. Myth, n o ob. ") W o l f Dt. Märchen 501 f. ") Κ ü h η a u Sagen 3, 450 f. ") Κ. 243. ") cap. 2. ") E n d e r s Kühl. 78. " ) Oneirokritika allg. : 4, 56, spez. 2, 20. ") H o p f 91 f. (nach B r e h m , in dessen 4. Aufl. jedoch die Notiz fehlt).
3. Mannigfach ist der b i o l o g i s c h e Aberglaube, doch wurzelt auch er zumeist in der antiken Zoologie und Symbolik und ist kaum je Volksglauben gewesen. Der A. erreicht ein hohes A l t e r und bleibt auch in diesem noch jugendlich ,9). Die Ursache seines Todes ist nicht Altersschwäche, sondern Hunger, weil sein O b e r s c h n a b e l zu sehr in die Länge wächst und sich verkrümmt M ) ; das zwingt ihn zu t r i n k e n , der sonst nie Flüssiges genießt 81) ; doch die Jungen trinken B l u t 8 2 ) . Den zu langen S c h η ab e 1 zerschlägt er an einem Stein 83), oder er wetzt ihn und die K l a u e n an einem Stein 84 ); denn auch diese krümmen sich im Alter so ein, daß er keine Beute mehr
180
halten kann 8S ) ; die F l ü g e l werden weiß und schwer 86 ). Nicht ganz sicher ist der Ursprung des Aberglaubens von der V e r j ü n g u n g des A.s. Psalm 102, 5 (jetzt 103, 5) sagt: renovabitur ut aquilae juventus tua, Jes. 40, 31 : Qui autem sperant in Domino, mutabunt fortitudinem, assument pennas sicut aquilae, current et non laborabunt, ambulabunt et non deficient. Es fragt sich, ob nicht schon diese Äußerungen auf einem alten Aberglauben beruhen; jedenfalls haben sie Anlaß gegeben zu dem weiter ausgebildeten Glauben, daß, wenn dem A. im Alter die Augen schwach werden, er zu einer Quelle fliege und von dieser sich erhebe bis zur Sonne; dort verbrenne er seine Flügel und kläre seine Augen; auf die Erde gefallen, tauche er dreimal in der Quelle unter und sei verjüngt 87 ). Nach Hieronymus M ) berichtet der Physiologus *·): „ S o der are alt wirdit, so fliugit er uf an den luft und brennit sine f e d e r e n unt vellet danne in sin nest. so ziehent in sine iungen, unz (bis) er federen gewinnit als er e (vorher) hete." Von den verbrannten Flügeln des „Geiers" Sampâti spricht die indische Sage 90 ). Das A.weibchen legt 3 E i e r , die es 30 Tage lang bebrütet 91 ). Anderwärts nirgends gefunden habe ich den Aberglauben aus Steinhöwels Äsop S. 244: „Darvon ist ensprungen, daz die a. nit iunge habent, ouch nit ayer legent zuo den zyten, so die hurnussel (Hornissen) synt" 92). Die Bruthitze ist beim A. sehr groß, „als wenn man die eyer kochte", sagt Gesner II b, und I I I a: „Der A. ist also hitzig, daß er die eyer mit dem brüt gar verkochte, wenn er den allerkeltesten s t e i n Gagatem nit darzu legte, als Lucanus schreybt." Weiter unten (III b) berichtet er, daß die Eier in einen Fuchs- oder Hasenbalg gelegt und von der Sonne gebrütet würden, nach Albertus Magnus würden sie einem andern A. untergelegt 93 ). Öfter wird berichtet, der A. ziehe nur 1 J u n g e s auf; die überzähligen würden aus dem Neste geworfen und von einem andern A. (Geier?) aufgezogen 94 ). Seine Jungen zwingt er, in die Sonne zu schauen;
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welches Junge das nicht vermag, wird ausgestoßen 9 5 ). Anderseits rühmt man ihm vorsorgliche Liebe für seine Jungen nach. Er schützt sie mit seinem Leib gegen den Jäger 9 6 ). Er lehrt sie auf seinem Rücken fliegen, eine Anschauung, die schon im Pentateuch ausgesprochen 97 ) und von den mittelalterlichen Tierbüchern übernommen wird 8 8 ). Nach Gesn. ( l i l a ) überfliegen die Jungen die Alten oder helfen ihnen im Flug, wenn sie schwerfällig werden ( I I I b). Eine im MA. verbreitete Überlieferung ist, daß der A. mit andern Vögeln seinen R a u b t e i 1 e, sie selbst aber verzehre, wenn er dabei zu kurz komme 9 9 ). Anderseits hat er in der Tierwelt viele F e i n d e , die ihn sogar überwältigen können, wie den Greiffalken (Lämmergeier?) 1 0 0 ), Schwan 1 0 1 ), Kranich, Storch, Reiher 102 ), Krähe, Elster 1 0 3 ). Besonders verfeindet ist er mit dem Specht und dem Zaunkönig, weil ihm der Specht die Eier zerbricht 104 ) und der Zaunkönig den Königstitel streitig macht 1 0 5 ). Von Tieren anderer Klassen ist als erbittertster Feind des A.s die Schlange zu nennen l o e ). Über einen Kampf mit einem Polypen berichtet Gesner1®7). Die Schildkröte, die sonst eine Lieblingsnahrung des A.s ist 108 ), und die von ihm das Fliegen lernen will l o e ), besiegt nach einem Zitat aus Achaios den A.110). Eine Sage der Siebenbürger Szekler läßt eine Katze den A. überlisten m ) . Die Pflanze Symphyton (Beinwurz) tötet den A. 112 ). Seine Wasser b e u t e zieht der A. (Seea. ?) mit den Federn ans Ufer 1 1 3 ). Wenn seine F e d e r n mit denen anderer Vögel zusammengebracht werden, zerstören sie diese 114). Der A. ist ν i e 1 w i s s e η d 11B) und spürt die Feinde von w e i t e m l l e ) . Sein s c h a r f e s A u g e , das ungeblendet in die Sonne blicken kann und die Beute aus schwindelnden Höhen erschaut, ist sprichwörtlich 117) ; nur in der Brutzeit „sol der A. auss dem gschlächt schlahen und übel sehen, also das er dem raub nit mag nachkommen, dannenhär er Exaetos genannt wird" 118). Unbekannt ist uns die Herkunft des mittelalterlichen Aberglaubens, daß der rechte F u ß des A.s größer
182
sei, als der linke 119 ) ; nach Albertus Magnus 180 ) ist beim kleinen Fischa. der eine Fuß Schwimm-, der andere Greiffuß. n ) K. 268; PW. 372 «·; G e s π. IV b. ) Κ. 267; PW. 3 7 2 " (Aristot., Antigonus, Plin.) ; Physiologus: Fundgruben χ, 33; V i n e . Β. ι6, 32. ") Κ. 26γ; PW. 3 7 2 " « ; G e s n . II b. »«) V i n c. Β. ι6, 35 (c. 33 dagegen allgemein: aquila sanguinem lambit); Gesn. 8a II b, nach Hiob 39, 30. ) Physiologus: Fundgr. 1, 33 (nach Augustin); L a u d i e r t Gesch. d. Physiologus 9 Anm. 3. 8ί ) V i n c. Β. ι6, 36; R o l l a n d Faune pop. 9, 11; A l b . M a g η. Anim. 6, 46; G e s η. IV a. n ) V i n c. B. 16, 35. »·) Ebd. ; Physiologus ebd. 8') L a u c h e r t Gesch. d. Physiologus 9 f.; PW. 372 68; H a s t i n g s 6, I i 6 a unten ; S w a i n s o n Folh-Lore of British Birds (1886) 134 (zitiert Albertus Magnus; in der Stadlerschen Ausgabe unauffindbar); R o l l a n d Faune pop. 9, 11 (mit weiterer Lit.); Physiologus: 1.: W i l li e 1 m Denkm. dt. Prosa (Münchener Texte H. 8) Abt. A 24; lat. Text ebd. Abt. B. 37; Die Hochzeit (12. Jh.) Vers. 580 ff.; H u g o v. L a n g e n s t e i n Martina (Ende 13. Jh.) 107, ι ff. (Dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2, 1 3 5 ! ) ; R o l l a n d Faune pop. 9, 9 f. (m. weiterer Lit.); S é b i l l o t Folh-Lore 3, 174; S w a i n s o n Folk-Lore of British Birds 134; V i n e . B. 16, 36 (nach Physiologus u. Jorath [unbekannt]); M e g e n b e r g B. d. Nat. (Pfeiffer) 166 (nach Adelinus = Aldhelm, dieser nach Augustin) ; K l a p p e r Erzählungen Nr. 208; G e s n . IV a; D e l r i o Disqu. mag. 1. II, qu. 23; und noch L a u r e m b e r g Scherzgedichte ι, V. 322 ff. ") In Isaiam 40, 27 (M i g η e Pair. lat. 24, 426 D f.). ββ) ed. Wilhelm (s. o. Anm. 87) S. 25; Lauchert G. d. Ph. 9 Α. 3; zur Ätzung durch die Jungen: K. 268. 447 Anm. 294 ( E n n o d i u s dictio 17). Eine auffallende Parallele hiezu von dem großen Vogel, dessen Gefieder von zwei andern erneuert werden, und der nach einem Bad verjüngt ist, in altkeit. Erzählungen, bei T e g e t h o f f Märchen, Schwanke und Fabeln 1925 S. 53. 00 ) G u b e r n a t i s Tiere 483. n ) A l b e r t . M a g n.Anitn. 6, 46 (nachMelissus). 47; V i n e . Β· 16, 35. 36 (nach Arist. u. Plin.). M) Nach D ä h n h a r d t Naturs. 4, 276; im Anschluß an die Fabel von dem Käfer, A. und Zeus. ·*) G e s η. III b. M ) PW. 372 3» (Aristot., der diesen Vogel φήνη nennt. Beizufügen wäre noch P l i n . X, 4, 2 : ossifraga) ; Κ. 268 ; A l b e r t . M a g η. Anim. 6, 46; V i η c.B. 16, 32 (η. Ambrosius). 35; G e s n . I I b . β5) K. 268 (der eine oriental. Fabel vermutet); PW. 371 53 (Aristot., Plin.); L a u c h e r t G.d.Ph. 10 Anm. (2 mal); I s i d o r Etym. XII, VII, 11; nach ihm V i η c.B. 16, 35; M e g e n b e r g B.d.Nr. 166; W e r n h e r v o m N i e d e r r h e i n 68 ff. (laut K. 268) ; H u g o v. L a n g e n s t e i n Martina 107, 19 ff. (dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2, 135 f.). ··) M e g e n b e r g 1 6 7 " ; V i η c.B. 16, 35. ") Exodus 19, 4;
80
183
Adler
Deut. 32, i l . ») V i n c . B . 16, 35; M e g e n b e r g 167 "· 11 (nach Gamaliel f ? ] ) ; G e s η. III b. ™) K ö n i g R o t h e r (ed. Massmann) V. 4979 ff.; H u g o v. L a n g e n s t e i n Martina 107, 41 ff. (dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2,135); M e g e n b e r g 167 5 ; J. J. W e r n e r Üb. 2 Handschr. (Diss. Zürich 1904) 176; G e s n . III b (nach Albertus M. ?). 10°) M e g e n b e r g 167"; V i n c . B . 16, 33. 1 0 1 ) G e s n . IV a (nach Albertus M. ?, zit. auch Aeneis 9) ; P l i n . (X, 95, 1) sagt nur: ,,Ιη Zwietracht leben die Schwäne und die A." 102) G e s η. IV a (η. Aelian). 103) A 1 b. M a g η. Anim. VIII, 13. 1M ) G e s η. IV a; Ρ 1 i η. X, 17, 2 : bei Nigidius heißt ein Vogel, der die Eier der A. zerbricht. Subis. 106) Schon P l i n . X, 95, 1; K u h n Herabkunft 109; R o l l a n d Faune pop. 2, 4; S é b i l l o t Folk-Lore 3 , 1 7 8 ; Swainson Folk Lore of Br. Birds 36. 135; R e u s c h Samland 39; W o e s t e Mark 39; namentlich D ä h n h a r d t Natursagen 4, 161 ff. (deutsche Sagen 166 ff.). 10·) Antikes (schon mykenisch) s. bei K ü s t e r Schlange 52 f. 127 ff. (Kampf der Luftregion mit der chthonischen) ; W e i η reich Heilungswunder 163. 166; Κ. 247. 248; Weiteres : G u b e r n a t i s Tiere 480; H a s t i n g s 2, 3 1 5 a ; G r i m m Myth. 2, 665; B u g g e Studien 498 ; H a h n Griech. Märchen 2, 57; A 1 b. M a g η. Anim. V i l i , 12; V i n c . B . 16, 32; G e s n . IV a; Christi. Symbolik: Kampf des Lichtes mit dem Teufel: K r a u s Real-Encykl. 1, 21 a. 10') IV b, nach A e l i a n VII, 11. 10β) Κ. 257. 443 Anm. 209 bis 212; PW. 372 ··; V i η c.B. 16, 34; G e s n . IV b (nach Oppian) ; indisch: G u b e r n a t i s Tiere 487; R o l l a n d Faune pop. 9, 7 23. Ein nordamerikanisches Märchen erwähnt K. Κ η o r t ζ Die Vögel (1913) 166 f. Über den Tod des Aeschylos durch eine Schildkröte, die ein A. auf seinen Kopf fallen ließ: K. 257 ff.; V i η c.B. 16, 34. 10β) D ä h n h a r d t Naturs. 4,269. n 0 ) D i o g e n e s L a ë r t i u s 11,133 aus „Omphale" (s. D ä h n h a r d t Naturs. 4, 90). n l ) Ebd. 4 , 2 5 . 112) A e l i a n nat. an. VI, 46. 113) I s i d o r Etym. XII, V, 10; nach ihm V i n c . B . u. G e s n . I I b . n l ) PW. 68 373 i a (Phn. Aelian) ; daher das griech. Sprichwort: Du willst A.federn mit andern Federn mischen. K ö h l e r Tierleben im Sprw. 7 ; A l b . M a g n . Anim. VIII, 27 bestätigt das aus eigener Beobachtung; V i n c . B . 16, 33; Megenberg 167 1 0 ; G e s n . I I a ; vgl. noch R o l l a n d Faune pop. 2, 4; 9, 6; S w a i n s o n Folk-Lore of Brit. Birds 135. m ) G e s n . I l i a ; Gylfaginning cap. 16. "·) V i η c.B. 16, 35. "') Κ. 268. 433 Anm. 40; PW. 371 «·; S w a i n s o n F. L. of Brit. Birds 134; I s i d o r Etym. XII, VII, 10; V i n c.B). ι1β 16, 32; G e s n . I I b . ) Ebd. (Quelle?). 11β ) V i n c . B . 16, 33; M e g e n b e r g 167 13. "») VII 31. 4. M a g i s c h e K r ä f t e wohnen d e m A . inne. V e r b r e i t e t ist der Glaube, d a ß er den W i n d schaffe. O b schon
gewisse Stellen im griechischen A l t e r t u m dahin zu d e u t e n sind, lassen wir dahingestellt 1 2 1 ) ; dagegen scheint bei den Germ a n e n der A . z u m W i n d in B e z i e h u n g gesetzt w o r d e n zu sein. Windriesen h a b e n A . g e s t a l t 1 2 2 ) . N a c h der j ü n g e r e n E d d a sitzt Hrassvelgr als A . an der Nordseite des Himmels, und w e n n er die Flügel schwingt, erheben sich unter ihnen die W i n d e 123 ), und noch Heinrich v . V e l d e k e s i n g t : jârlanc ist reht, d a z der ar w i n k e dem vil süezen w i n d e 1 2 4 ) . Zwei A . im T r a u m e b e d e u t e n zwei S t ü r m e 1 2 5 ) . Bei andern V ö l k e r n herrschen ähnliche Vorstellungen 126 ). Anderseits s c h ü t z t der A . Heilige v o r S t u r m 1 2 7 ) . Ü b e r seine Imm u n i t ä t gegen den B l i t z s. o. I 1 7 ff. A b e r auch sonstige K r ä f t e gehen v o n i h m a u s : S e i n B i l d auf einem S m a r a g d , hält die Heuschrecken f e r n 1 2 8 ) , seine Federn vertreiben die W a n z e n 129 ) ; nach einem siebenbürgischen Zigeunerm ä r c h e n k a n n m a n dem menschenraubenden A . k ö n i g entfliegen, w e n n man sich eine F e d e r aus seinem linken Flügel vers c h a f f t 13 °), nach einem sizilianischen sich in einen A . v e r w a n d e l n 1 3 1 ) . A . f 1 a u m auf dem H u t s c h ä r f t die A u g e n und g i b t M u t beim R a u f e n (Tirol) 1 3 2 ). W e r A . f 1 e i s c h ißt, k a n n z a u b e r n ( W a l e s ) 1 3 3 ) , ein alter K ö n i g wird durch A.fleisch geheilt ( K t . W a l l i s ) 1 3 4 ) . Der rechte Flügel schützt vor Hagel (antik) 13S ), auf einer a l t ä g y p t i s c h e n Goldp l a t t e w i r k t er o f f e n b a r als T a l i s m a n 1 3 e ). Die A . k r a l l e w e h r t auf Island die F e u e r s b r u n s t a b 1 3 7 ) ; e b e n d a k a n n man mit ihr (nebst a n d e r n Z u t a t e n ) A u g e n t ä u s c h u n g e n h e r v o r r u f e n 138 ). In A l p e n gegenden (bes. Tirol) wird sie als A m u l e t t an der U h r k e t t e getragen 1 3 e ). A . m i s t v e r t r e i b t die S c h l a n g e n (antik) 140 ). Die A . z u n g e v e r l e i h t nach indianischem A b e r g l a u b e n als A m u l e t t übernatürliche K r ä f t e 1 4 1 ). Ü b e r den A . s t e i η s. d. m) P a n z e r Beitr. 2, 455 f. (II. 12, 207 ff. ; Od. 2, 147 ff.). Die Etymologie άετίς zu άημι „wehen" (ebd.) ist wohl ebenso falsch wie die des Festus aquilo ventus a vehementissimo volatu ad instar aquilae appellatur; vgl. G r i m m Myth. 1, 528. 122) s. o. Nr. 1 Anm. 27; G r i m m Myth. 1,526; P a n z e r Beitr. 2, 454. 123) G r i m m Myth. 1, 527. 124) Ebd.
Adler 125 ) M e y e r Germ. Myth. 112. 12 ') G r i m m Myth, ι , 527 f.; 3, 181. 127) S w a i n s o n F.L. of Br. Birds 135. 128) K . 436 A . 93; P W . 373 42 (Plin.). 12B) P W . 373 1 1 (Galen). 130) W l i s 131 ) 1 o c k i Zigeuner 303. G o n z e n b a c h Siz. Märchen 1 , 3 5 . 132) Z f V k . 8, 168; A l p e n 133 b u r g Tirol 384. ) T h o m a s Welsh Fairy Book (1915) 191. l34 ) J e g e r l e h n e r Sagen ι , 142. 1») P W . 68 21 . 373 20 ; F ehr le Geop. 7. 13β ) S e l i g m a n n Blick 2, 1 1 2 . 137 ) S l o e t Dieren 189 (nach M a u r e r Isl. Volkssagen 170). 138) Z f V k . 13, 275. 13») Z f ö V k . 1 3 , 1 1 3 . 140) P W . 373 « (Geopon.). 141 ) F r a ζ e r 8, 270.
5. V o 1 k s m e d i ζ i η. In einem Ruppiner Zauber s e g e n gegen die Flechte wird der A. genannt: „ D e r A . und die Flechte / Flogen beide zur R e c h t e ; / Der Α., der gewann 't, / die Flechte, die vers c h w a n d " 142 ). Ein Teil der O s s i f r a g a (vielleicht Seea. oder Lämmergeier) „gebrennt und getrunken", wird gegen Fallsucht v e r w e n d e t 1 4 3 ) , an die H ü f t e gehängt, heilt er den K r a m p f 1 4 4 ) . Der B a l g , über Magen und Bauch gelegt, befördert die Verdauung 145 ). Das letzte D a r m stück der Ossifraga angebunden, ist gut gegen Darmgicht 1 4 e ). Die A.f e d e r (s. o. 3 A n m . 114.129) stärkt das Gedächtnis 1 4 7 ). Federn und ganze F l ü g e l von A.n legte man Gebärenden unter die Füße, um die Geburt zu erleichtern 148 ). Bei den Bulgaren wird A.f e 1 1 gegen Schwindsucht gebraucht 1 4 9 ), die Füße im Altertum gegen Lendenweh oder Podagra l s o ). Die A . g a l l e , die sehr scharf i s t 1 S 1 ) , macht klare, scharfsichtige Augen 1 M ), heilt Aussatz u. a. Hautkrankheiten 153 ) und Fallsucht 1S4 ), A.h i r η die Gelbsucht 1 5 5 ), Schwindel 1 8 e ) und Harnbeschwerden (Tirol) 187 ); Augen mit A.hirn bestrichen, werden k l a r 1 5 8 ) . Ein A . k ο ρ f ist gut gegen K o p f w e h , und zwar muß, nach Galen, bei linksseitiger Migräne ein linker Schädelknochen und umgekehrt aufgebunden werden 159 ). A.k o t hilft gegen Verschiedenes l e o ), insbesondere Warzen l e l ) , Brechreiz, Halskrankheiten l e 2 ), Magenkrankheiten und Dysenterie 163 ), Husten l e 4 ) und fördert die G e b u r t 1 6 5 ) . In einem siebenbürgischen Zigeunermärchen verwandelt er Menschen zu Stein 1ββ ). Die L e b e r heilt die Fallsucht 1 6 7 ). Der M a g e n des A.s,
bzw. der Ossifraga, Blasenkrankheiten 1 8 8 ), Sehnenkrankheiten 1 β β ), schlechte Verdauung 1 7 0 ); die A . z u n g e ist gut gegen Husten im alten R o m 1 7 1 ) wie in B a y e r n 172 ) ; im Tirol und in B a y e r n trägt man sie auf sich, um ohne A t e m n o t steigen zu können 1 7 3 ). i " ) Z f V k . 7, 72. 143) G e s η. Χ b (nach Plin. u. Dioscurides). 144) E b d . 145 ) G e s η. V b ; A [ m d t ] (S. o. A n m . 4) 75 (Plin., K y r a niden). 14e ) G e s η. X b (nach Plin X X X , 20). 14 ') S i o e t Dieren 189 (nach M a u r e r Isl. Volkssagen 170). 148) G e s η. V b ; Α . 75 14β) S t r a u ß (Plin. Kyraniden). Bulgaren (1898) 388. 1S0) G e s n . V i a ; V i n c . B . i6, 37; P W . 373 8 (Plin.) A . 74 (Kyran.). 75 (Plin.). 151 ) G e s n . I b . V b (n. Galen und Dioscurides). 152) G e s η. V b (η. Alian) ; P W . 373 «; H ö f 1 e r Organother. 218 ( P l i η. X X I X 38; Sextus Papyriensis X X I I I ; V i n c . B . 16, l53 ) G e s n . 37 (nach Äskulap, Plin.). X b. A . 68 (Kyran.). 154 ) G e s n . V i a (Kyran.). >") D e r s . V b (n. Plin.); P W . 373 41 ; A . 54 15e ) G e s n . (Persien). Vb (n. Kyran.). ! " ) Z f V k . 8, 168; A l p e n b u r g Tirol 384. 158)
V i n c . B . 16, 37; G e s n . V b (n. Plin.). D e r s . V b ; A . 74. 1 M ) G e s n . X b ; der Glaube wird von Galen X I I , 305 b e k ä m p f t ( P W . 373 e ). 1βΙ ) G e s n . V i a ; A . 68 (Kyran.). ιβ2 ) Gesn. Via; » 3 ) A . 69 (Kyran.). 1M) Ebd. le5) E b d . "«) W 1 i s 1 o c k i Zigeuner 302. 1β7 ) G e s n . V b ; Α . 67 (Kyran.). 1 M ) D e r s. X b (Plin.) ; A . 67 (Marcellus, Dioscurides) ; P W . 68 23. Ιβ») A . 67 (Plin.). "») P W . 3 7 3 ' (Marcellus). m ) G e s n . V i a (Galen). 172 ) H ο ν o r k a - K r ο n f. 2, 25. 173 ) Z f V k . 8, 168; A l p e n b u r g Tirol 384. H o v . - K r. ebd. 159)
6. V o n dem Reichtum an Α.- S a g e n und - M y t h e n , wie ihn der alte Orient, Griechenland und noch R o m aufweist, ist im mittelalterlichen und neuzeitlichen Okzident sozusagen nichts mehr vorhanden. A u c h der Norden erscheint jenen gegenüber dürftig. Vereinzeltes wurde schon oben gestreift: die Königswahl des A.s (1 6 . 3 105 ), der Götterbote (I 22), Götter (I 23), Dämonen (1 26. 27. »), Teufel (1 29), Hexen (1 *>), Menschen (4 1 0 a ) in A.gestalt, der A . als Tier der Könige (1 4S ), das vordeutende Erscheinen des A.s (2 ®°· e l ), in bezug auf Fürsten (2 β5 · 72- 73), A . t r ä u m e in der Sage (2 ) Vita Anscarii cap. 26. " ) Hervararsagac. 1 ; M a u r e r Bekehrung 2 , 7 7 . 41 ) S a x o Grammaticus ed. Holder 220. " ) G o l t h e r Mythologie 34; Μ o g k Mythologie 385. 4ï ) Fornmannasögur 4, 27; 10, 2 1 2 ; Flateyjarbók 11,7. " ) Halfdanssaga c. 9; Fagrskinna c. 4. «) A m m i a η u s M a r c e l l i n u s X X X I , 7, 1 1 . " ) A d a m v o n B r e m e n IV, 26. «jlslendingasögur I, 47. *·) Laxdœlasaga c. 5, c. 7; Landnámabók II, 12. 16. 19. «) Bardarsaga c. 6. 50) G r i l l p a r ζ e r Die Ahnfrau·, S c h e l l Bergische Sagen 110 Nr. 62; K ü h n a u Sagen 1, 73; r, 607, 608; B e c h s t e i n Thür. Sagenbuch 1, 247 f. 61) Vfgaglúmssaga c. 9. ·*) Vatnsdoelasaga c. 36. M ) K ü h n a u Sagen 1 , 6 0 7 ; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1, 152, M ü l l e η h o f f Sagen 180 Nr.247. ·*) Völsungasaga c.4. " ) Hallfredarsaga, Fornsögur 1 1 4 . " ) Thorsteinssaga Siduhallsson c. 7. " ) Vatnsdoelasaga c. 30. ™) Eyrbyggjasaga c. 4. M) Glumssaga c. 26. ,0 ) K u h n u. S c h w a r t z 443 Nr. 279; G o l d m a n n Andelang 44 ff. , l ) K u h n u. S c h w a r t z 280 Nr. 314. ·*) G r i m m Myth. 2, 682 ff. " ) ZfdA. ι (1841), 26. M) Edda, Helgakvida Hundingsbana II, 50. «) Edda, Helgakvida Hjörvardssonar 43. ··) Fornaldarsögur 3, 56. " ) Historia Rom. I, lib. IV De rebus Gallicis. *>) K l u g e Etym.Wb. sub Enkel. I. Naumann.
Ähnlichkeit s. A n a l o g i e z a u b e r und S i m i l i a similibus. Ahnung s.
Vorahnung.
Ahorn (Acer-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . Die drei häufigsten in Mitteleuropa vorkommenden A.-Arten sind der Β e r g - A. (A. pseudoplatanus), der S p i t z -A. (A. platanoides) und der F e 1 d -A. (Maßholder; A. campestre) *). Im Volksglauben werden diese Arten meist nicht näher unterschieden. >) M a r z e l l
Krduterb. 99 f.
2. Auf alten K u l t weist der Bericht von einem großen Berg-Α. beim Hofe Moseid (Vennersland) hin, neben dem die Bewohner alle Jahre Bier ausgießen 2). Personifiziert erscheint der Baum, wenn aus seinem Holz Blut fließt, ζ. B. bei einem A. am Millstätter See in Kärnten s ) und bei einem A. bei der St, Annaquelle in Disentís (Schweiz) *).
236
«) ZfVk. 8, 142. ») M a n n h a r d t 1, 38; G r ä b e r Kärnten (1914), 16. *) W e 1 1 stein Disentís 157.
3. Der A. gilt als a n t i d ä m o n i s c h . Zapfen von A.holz in die Türen und Schwellen geschlagen, verhindern, daß die Hexe in den Stall kommt 6 ); das gleiche glaubt man in Westpreußen von den an Johanni (24. Juni) gepflückten A.zweigen e ). In der westpreußischen Kaschubei werden an Johanni Zweige an die Türen und Fenster gesteckt gegen Hexen und Zigeuner. Auch das Einschlagen des Blitzes sollen diese Zweige verhindern. Die Kartoffeläcker werden ebenfalls mit A.zweigen umsteckt 7 ). A.sträußchen steckte man im Ravensbergischen in die Flachsfelder, angeblich um die Maulwürfe (s. d.) zu vertreiben 8 ). Im Elsaß verhindern A.zweige, daß Fledermäuse in die Häuser kommen·). Wer nachts ausgeht, soll geweihte A.zweige zu sich stecken (Dalmatien) 10 ). s ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 38. ·) Τ r e i c h e l Volkstüml. IV, 2. 7) Das Land 18, 519. 8 ) 25. Bericht hist. Ver. Ravensberg 1 9 1 1 , 18; vgl. auch E. H. M e y e r Deutsche Volkskunde 1898, 228. ·) G u b e r n a t i s Myth, des pianies 2, 129 (nach R o l l a n d Faune pop.). 10) Wiss. Mitt. Bosn. Herz. 4, 594.
4. Kühe, die mit M a ß h o l d e r zweigen geschlagen werden, geben b l u t i g e M i l c h (Westfalen) 1 1 ). Im Dep. Finistère glaubt man, daß Tiere, die man nur leicht mit einer Maßholderrute berührt, zugrunde gehen lz ) (s. H a s e l ) . In der Antike galt der A. als ein „unglücklicher" Baum 1 3 ). " ) W a g e n f e l d Pflanzen 229. ») S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 387. ls ) M u r r Pflanzenwelt 25·
5. In der V o l k s m e d i z i n werden die an Johannis gepflückten A.blätter getrocknet und später in kochendem Wasser erweicht; sie gelten als heilkräftig bei allen Wunden w ). Im Gouv. Smolensk bestreicht man gegen Kopfweh das Haupt mit den an Johannis gebrochenen Maßholderzweigen 18 ). A. wurzel dient zur Beförderung der Menstruation l e ). 14 ) F r i s c h b i e r Naturkunde 320. 1S ) Y e r m o 1 o f f Volkskalender 295. 1β) S t o ί 1 Zauberglaube 107.
Ä h r e — .A l a n t
237
6. Wenn die A.blätter recht fett sind, so gibt es eine gute Ernte (Oberbayern) 1 7 ). ») M a r z e l l
Ä h r e s.
Bayr.
Volksbot. 126.
Marzeil.
Getreide.
Ährenkönigin, dämonen.
-mutter
S.
K o r n -
Ährenschnitt s. Β i 1 w i s. Akelei (Aquilegia vulgaris), ι . B o t a nisches. Die zu den Hahnenfußgewächsen gehörige A . besitzt doppelt dreizählige, gekerbte Blätter. Sie ist an den fünf großen, in einen hakig gekrümmten Sporn ausgezogenen, blauen oder violetten Honigblättern leicht zu erkennen. Die A . ist auf Waldwiesen und in Laubwäldern meist nicht selten 1 ). Die A . wird seit alters in Gärten als Zierpflanze gezogen, als Heilkraut ist sie heutzutage vergessen 2 ). M a r z e l l Kräuterbuch 472. ·) K r ö n f e 1 d Zur Geschichte der Ahelei, in: Wien. Med. Wochenschr. 1914, Nr. 29.
2. Ein aus der A . bereiteter T r a n k sollte gegen „ N e s t e l k n ü p f e n " wirksam sein. „ S o einem Mann seine K r a f f t genommen / und durch Zauberey oder andere Hexenkunst zu den ehelichen Wercken unvermöglich worden were / der trinck stätig von dieser Wurtzel und dem Samen / er genieset / und kompt wieder z u r e c h t " 3 ) . A u c h Matthioli 4 ) empfiehlt das Mittel dem Bräutigam, der durch Zauberei zu den ehelichen Werken ungeschickt geworden ist. Zu diesem Zweck sollte das membrum virile mit dem Absud der A . gewaschen werden s ). Vielleicht sollte die A . wegen ihrer auffälligen Blütenform (vgl. Löwenmaul) zauberwidrig wirken? Das Mittel geht wohl mehr auf die gelehrt literarische®) Überlieferung als auf einen deutschen Volksaberglauben zurück. 3) T a b e r n a e m o n t a n u s Kräuterbuch 1 6 1 3 , 1 0 0 . ') E b d . 1563, 248. *) S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 877. ·) Vgl. S e l i g m a η η Blick ι , 386 f. Marzell.
A l pâlot elsna, Zauberworte im Liebeszauber. Zur Entdeckung der Untreue eines Mädchens 1 ). A u c h A l Galal Eismu 2 ). *) Urquell 3 (1892), 3; O h r t 2, 87. ') O h r t a. a. O. 2, 87.
Trylleformler Jacoby.
238
Alabaster. Griech. άλάβαστρο;, vermutlich aus arab. Al-Basra, Stein aus B a s r a x ) . Konrad von Megenberg s a g t : „ N i c a n o r oder Alabastrum . . . dieser Stein verleiht den Sieg und erhält die Freundschaft unter den Menschen (vielleicht eine Verwechslung mit einem anderen Stein?) . . . er ist weiß und sehr kalter Art, man kann deshalb Salben lange in ihm a u f h e b e n " 2 ). Solche pyxides unguentariae aus Alabaster waren in den Apotheken seit alters im Gebrauch s ). Man bereitete auch, wie bereits im Altertum, Alabastersalben, die gegen alle Schmerzen des Hauptes, auch bei heftigem Fieber und gegen die Schlaflosigkeit dienlich sein sollten 4). In Böhmen heilt man an den Fraisen (krampfhaften Zuckungen) leidende Kinder, indem man ihnen geriebenen A . mit Wasser eingibt 6 ). *) S c h r ä d e r Reallexikon ' 1, 397; Ρ a u l y - W i s s o w a 1, 1271 f. ') M e g e n b e r g B.d.N. 389; vgl. S c h a d e s. v. Nikomar (νίκη Sieg) 1399; P l i n . n. h. 36 § 60. ') G e s n e r d.f.l. 97 (aus Agricola); Abbildung, eb, 112. *) P l i n . 36 § 61 u. 37 § 143; Z e d i e r s. v. Alabastrites B d . 1, 898. ») W u t t k e 369 § 542 = G r o h m a n n 175. Olbrich.
A l a n , Zauberwort in der Formel zum Schutz für S c h w e i n e 1 ) : „ a l a n tabalim fugan, ab omni malo, exaudita est oracio t u a " , vgl. „ a l a n fugan, saladdiel". Die Erklärung von Franz ist, wenn auch die Worte vielleicht hebräisch sein sollen, sehr fraglich. ') F r a n z Benediktionen 2, 139; Η a t t e m e r Denkm. d. Mittelalters ι (1844), 410; v. S c h e f f e l Ekkehard A n m . 214. Jacoby.
A l a n t (Inula helenium). 1. B o t a n i s c h e s . Korbblütler mit großen gelben Blütenköpfen, die in rispigen Dolden angeordnet sind. Die aus Vorderasien stammende Pflanze wird vielfach in Gärten (besonders auf dem Lande) zu Heilzwecken g e z o g e n 1 ) . In der Antike und im MA. war der A . eine häufig verwendete Heilpflanze 2). ») M a r z e l l Kräuterb. 166 f. Heilpflanzen 202 ff.
'¡Marzell
2. Der A . gilt besonders bei den Slawen als A b w e h r - u n d Zaubermitt e l ® ) . In Steiermark räuchert man am Christabend mit A. 4 ). Im Sauerland spielt
239
Alaun—Alban
der „ O l a n t s k o p p " eine Hauptrolle im Kräuterbund an Mariae Himmelfahrt; für jede K u h im Stall wird ein „Olantsk o p p " in den Kräuterbund g e s t e c k t 6 ) . Als Pflanze des Abwehrzaubers ist der A . auch ein altes P e s t m i t t e l . Bei den Wenden hat der „schwarze T o d " selbst die Heilkraft des A . verkündet e ). Bei den Angelsachsen wurde der A . mit einer Beschwörung ausgegraben 7 ). ') B e z z e n b e r g e r Litauische Forsch. 75; G r o h m a n n 138; ZföVk. 6, 170; Wiss. Mitt. Bosn.-Herz. 4, 447; K r a u ß Sitte u. Brauch 176. *) U n g e r u. K h u l l Steir. Wortsch. 15. ·) Orig. Mitt. von Hennem a n n 1923; vgl. M o n t a n u s Volksfeste 140; ZirwVk. 5, 34. ·) Schulenburg Wend. Volkst. 162; vgl. Bibernelle. ') F i s c h e r Angelsachsen 33; P a y n e Engl. Med. in Anglo-Saxon Times 1904, 117 f.; H o o p s Pflanzennamen 53; F L . 4, 506. Marzell.
A l a u n . L a t . alumen; mhd. alûn; griech. στυπτηρία (γη) = zusammenziehende Erde 1 ). Der R u f der Stypteriaerde als Adstringens, als antikonzeptionelles und bei Augenleiden wirksames Mittel w a r im A l t e r t u m weit verbreitet; der natürliche A . (Alumen Romanum) wurde im MA. zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich zusammenziehender und ätzender A r t verwandt, ζ. B. bei Blutungen, Fisteln, Krebs, Kehlenblattern u. a. 2 ). A u c h die Volksmedizin machte v o n dem A . vielfach Gebrauch. Das meiste davon, namentlich die Verwendung als blutstillendes und ätzendes Mittel, ist auch in der wissenschaftlichen Medizin gebräuchlich s ). In das Gebiet des Aberglaubens aber fällt die A n w e n d u n g des A.s als A m u l e t t : als Vorbeugungsmittel gegen die Rose trug man stets ein Stück A . bei sich, gegen Gesichtsrose legte man ein S'äckchen mit A . um den Hals oder nähte A . in den Saum eines Unterrockes, den man täglich a n h a t t e 4 ) . In der Türkei, Persien und Ä g y p t e n wird der A . als Abwehrmittel gegen Bezauberung und Geister getragen 5 ). *) S c h r ä d e r Reallexikon» 1, 39; K l u g e Etym. Wörterb., s. v.; B e r g m a n n 15. *) P a u l y - W i s s o w a i , 1296f. ; P l i n i u s «. h. 35 § 185; ZdViVk. 26 (1916), 105; L ο η ι ο er 53; Paracelsus 200; Peters Pharmazeutik 2, 134 ff.; H ö f 1 e r Organotherapie 202. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 10;
240
2, 392 u. 267; L a m m e r t 229; G. S c h m i d t Mieser Kräuterbuch 44. 82; ZföVk. 4 (1898) 217; B a r t s c h Mecklenburg 2, 22. *) Urquell 3 (1892), 7 1 ; ZrwVk. ι (1904), 102. 5) S e l i g m a n n 1, 280 u. 262 f.; 2, 3 1 ! ; Stern Türkei 1, 3 7 8 ; S a m t e r Geburt 161 ». Olbrich.
A l b , A l f s. A 1 ρ , E l b e n ,
Elfen.
A l b a n , hl., 406 bei der Zerstörung von Mainz getötet, dargestellt, wie er sein H a u p t auf der Hand trägt, das er der Legende gemäß nach seiner E n t h a u p t u n g selbst zur Begräbnisstätte getragen haben soll, einst vielverehrter Heiliger der Mainzer Kirche, auch in Basel und sonst in Deutschland, Fest 21. Juni x ). 1. Im bayrischen V o l k als Patron gegen Ungewitter, Kopf- und Halsschmerzen, Leibschaden, Harn und Gries, Epilepsie angerufen; bemerkenswert ist dabei die starke Mischung der verschiedenartigsten Übel 2 ). Hierhin gehört ein Bild des hl. A . in der A.kapelle in Taubenbach, unter dem geschrieben steht: „ D u r c h A.s Fürbitte wird geheilt Fraiß, K o p f w e h und Glieders u c h t . " Ebenda wurden dem Heiligen Tonköpfe geopfert, einfach „ K ö p f e " genannt, wohl als V o t i v e oder Weihegaben für Befreiung v o n einem Kopfübel. Ein weiteres Bild (Votivbild) in der Kapelle zeigt einen Mann mit drei Gesichtern, von denen er durch Fürbitte des hl. A . geheilt worden sein soll s ). A A . SS. Boll. 21. Juni IV, 88; Β e i ß e 1 Verehrung der Heiligen i, 4; A R w . 3, 245. «) Z d V f V k . ι (1891), 297. ') H o v o r k a K r o n f e l d ι , 335.
2. Als T a u f n a m e war A . in Oberösterreich nicht beliebt. Man sagte dort, er locke die Kleinen an sich, diese stürben frühzeitig. U m dies zu verhüten, taufte man nicht leicht auf seinen Namen und opferte ihm die Erstlingskleider der Säuglinge 4 ). Ähnlich wurden ihm in Attenhausen (Schwaben) Kinderkleider geopfert 5 ). *) Z d V f V k . 7 (1897), 100 f. 5) Aus Schwaben 2, 242.
Birlinger
3. A m A.stage ritten früher die Bauern aus der Umgegend von Aitrang (Allgäu) auf ihren Pferden dreimal um das Wallfahrtskirchlein zu St. Α . e ). «) R e i s e r Allgäu
1, 395.
Wrede.
A l b e r — A l b e r t u s Magnus
241 Alber S. B e r g g e i s t e r , Alberich s.
Zwerge.
Zwerge.
Albertus. Sizilianischer Karmelitermönch x ), gest. 1306. Mit ihm ist die Vorstellung des A.wassers verbunden, das gegen Fieber und in Geburtsnöten hilft und dessen Weiheformel auch in Deutschland bekannt ist 2). ·) V i t a in den A A . SS. A u g u s t 2, 2 1 5 — 2 3 7 . A . F r a n z Benedictionen 1, 211 f.; 2, 196 f. 474. 479. Helm. s)
Albertus Magnus. J. S i g h a r t Albertus Magnus. Sein Leben und seine Wissenschaft. Regensburg 1857. Bach Des Albertus Magnus Verhältnis zu der Erkenntnislehre der Griechen, Lateiner, Araber und Juden. Wien 1881. Georg von H e r t ling Albertus Magnus. Beiträge zu seiner Würdigung. Festschrift. Köln 1880; 2. A u f l . Münster 1914; derselbe ADB. 1, 1 5 6 — 1 5 8 ; A . S c h n e i d e r Albertus Magnus. Sein Leben und seine wissenschafil. Bedeutung. Rektoratsrede. Köln (1927).
1. Albert, Graf von Bollstatt, der große Scholastiker, auch Doctor universalis genannt, geb. zu Lauingen in Schwaben zwischen 1193 und 1206. Seit 1222 Dominikanermönch und im A u f t r a g des Ordens vielfach als Lehrer und Prediger in Italien, Frankreich und Deutschland wirkend; 1248—54, 58—59 und von 1267 an mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tode in K ö l n ; 1254 Dominikanerprovinzial für Deutschland, vorübergehend (1260—62) Bischof v o n Regensburg; gest. 1280 zu Köln, hier und in Regensburg kirchlich verehrt, 1622 selig gesprochen. 2. Ein guter Teil der zahlreichen wissenschaftlichen W e r k e 1 ) Alberts ist zu charakterisieren als eine A r t von „ P a r a phrasen" von philosophischen und naturwissenschaftlichen Werken des Aristoteles 2). In anderen Schriften behandelt A . naturphilosophische Probleme seiner Meinung nach im Sinne des Aristoteles, in Wirklichkeit vielfach v o n ihm abweichend nach anderen Quellen 8 ). Der dritte Teil seiner Werke enthält K o m m e n t a r e zu biblischen und dogmatischen Schriften. Ein Z u g zur Mystik ist bei ihm unverkennbar.
242
1 ) Außer älteren und neueren Einzelausgaben die nicht ausreichende Gesamtausgabe Opera omnia ed. R . J a m m y , 21 Bde., Leiden 1651. Krit. Ausgaben eines Teiles der naturwissenschaftlichen Werke; A. Magni de vegetabilibus libri VII, historiae naturalis pars XVIII hrsg. von E r n s t M e y e r u. K a r l Jess e n , Berlin 1867; A l b e r t u s Magnus De animalibus libri XXVI. N a c h der Cölner Urschrift, hrsg. von H e r m a n n Stadler. Münster i. W . 1 9 1 6 — 1 9 2 0 ( = Beitr. z. Geschichte der Philosophie des M A . T e x t e u. Untersuchungen B d . X V — X V I ) . ·) H e r t 1 i η g a. a. O. 52 ff. ") a. a. O. 84 f.
3. Vereinigung v o n Philosophie und Theologie ist der Inhalt v o n A . s Lebenswerk. Dabei liegt seine H a u p t b e d e u t u n g auf den Schriften weltlichen Wissens 4 ). Gegenüber der Magie beobachtet er vorsichtige Zurückhaltung. E r glaubt, daß viele Fälle auf bewußter T ä u s c h u n g beruhen; alle Zauberer benutzen sie, und das V o l k hält dann das f ü r notwendig, was lediglich Zufall ist (parum literati putant necessarium esse quoi contingens est). Andererseits steht die Existenz der magischen K u n s t f ü r ihn ebenso fest wie der ganzen Theologie seiner Zeit, und er gibt zahlreiche Beispiele dafür s ). So bespricht er im Anschluß an Petrus Lombardus den Impotenzzauber, er glaubt an Succubus und Incubus, weiß v o n Besprechungen aller A r t , v o m zauberischen Gewinnen und Gebrauchen heilkräftiger Pflanzen, glaubt an Verwandlungen und Entrückungen, an Unglückstage und vieles andere. 4) Vgl. auch K o p p Beitr. 6 4 — 8 5 . ») H a n s e n Zauberwahn 153 und passim.
4. Die Gestalt des A . M. ist schon frühe v o m S a g e n werk umrankt worden, wobei er als Meister in allerhand Zauberkünsten erscheint e ). Schon in einer zeitgenössischen Vision tritt er in der Peterskirche in R o m als Schlangenbeschwörer a u f 7 ) . W e n i g jünger ist die Sage von der zauberischen Entführung der Königstochter von Frankreich, w o v o n noch ein Meistergesang des 16. Jhs. zu erzählen w e i ß 8 ) . Dem 15. Jh. gehört die Überlieferung der sicher älteren Sage an, daß er bei einem Besuch K ö n i g Wilhelms v o n Holland mitten im Winter einen blühenden Garten hervorgezaubert habe 9 ). Die Sage erzählt
243
Albinus—j-Alchemie
ferner von A.s R i t t nach Rom auf dem Rücken des Teufels 10 ), vom Emporklettern an einem in die L u f t geworfenen K n ä u e l u ) , von seinem Zauberbecher, mit dem er K r a n k e heilt 1 2 ), dem Zaubersack 1 3 ), der Erschaffung eines künstlichen Menschen w ) , von den Vögeln, die ihm dienen in der Geschichte von der buhlerischen Königin 1 5 ). *) S i g h a r t a. a. O. 67—75. ') M e y e r Abergl. 155. *) B o l t e - P o l i v k a 2, 538 f. ») G r i m m DS. Nr. 489. 10) S i g h a r t 74. " ) B o l t e - P o l i v k a 2, 539 f. " ) S i g h a r t 74. 267. " ) Ebd. 73 f.; B o I t e - P o l i ν k a ι, 361. " ) S i g h a r t 71. ») Ebd. 72.
5. Dementsprechend finden sich unter den vielen Werken, die man ihm mit Unrecht zugeschrieben h a t l e ) , auch in alter und neuer Zeit einige vielverbreitete Zauberbücher (s. d.). Solche sind: Liber aggregationum sive secretorum de virtutibus lapidum et animalium, De mirabilibus mundi und als das wichtigste: A . M. bewährte und approbierte sympathetische und natürliche Ägyptische Geheimnisse (s. d.) f ü r Menschen und Vieh «). l ·) Ein Verzeichnis der unechten Werke des A. bei S i g h a r t 297 I. " ) Gedruckt Braband 1816. 1839 u. δ. ; vgl. Albr. D i e t e r i c h Kl. Sehr. 198 ff. ( = BlhVk. 2, 5 ff.). Helm.
Albinus, Bischof von Angers, gest. 549, Fest I. März oder Α., Märtyrer, dessen Reliquien um 984 von der Kaiserin Theophana von Rom mitgebracht und der Abtei S. Pantaleon in Köln geschenkt wurden, Fest 22. Juni, vielfach mit dem hl. Albanus, Protomartyr von England (22. Juni) verwechselt *). 1 . Albinmonat bei Fischart = März 2 ). *) AA. SS. Boll. I.März 1, 57 ff.; Κ o r t h Die Kirchenpatrone im Erzbistum Köln 9; S a ms ο η Kirchenpatrone 108; G ü n t e r LegendenStudien 77; N i e d Heiligenverehrung65. ') F i schart A lier Practick Großmutter.
2. Unter den schwäbisch-alemannischen Volksheiligen wird auch A. genannt, so in der Kirchbierlinger Gegend, wo übrigens von einigen der hl. Alban unter ihm gemeint ist. ,,Ununterrichtete Bauersleute kommen nicht selten und wollen Messen haben zu St. Albin fürs Roß. St. Albin vertritt hier St. Leart (Leonhard, einen der
größten Volksheiligen und St. Blasius" 3 ). 3
244 Süddeutschlands)
) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 54—55.
3. Als Helfer gegen Krankheiten des Hornviehes in Luxemburg angerufen 4 ). *) F o n t a i n e Luxemburg 109.
Wrede.
Alchemie. ι. Name. — 2. Entstehung. — 3. A. als mystische Wissenschaft. — 4. Ziel alchemistischer Arbeit. — 5. Geschichte der A. — 6. A. u. Aberglaube. — 7. Alchemistenverspottung. — 8. Neue Literatur.
I . N a m e . E r ist entstanden aus dem arabischen Artikel al und dem Wort chemeia. In früherer Zeit bestanden zwei verschiedene Schreibweisen nebeneinander : A l c h e m i e u n d A l c h y m i e . Alchymie stellt die spätere dar *) und soll von dem griechischen chymós = S a f t , Brühe gebildet sein. Demnach wäre A. die Kunst, mit Auflösungen und Flüssigkeiten zu arbeiten, eine Erklärung, die jetzt allgemein als erledigt gilt 2 ). Neuerdings ist vergeblich versucht worden, das Wort von chyma = Metallguß herzuleiten 3 ). Fast allgemeine Zustimmung findet jetzt die Ableitung von chemeta, einem aus dem Griechischen schlechthin unerklärlichen Fremdwort. Es stammt vielmehr aus dem Ägyptischen. Nach Plutarch 4) wird das schwarzerdige Ägypten von seinen Priestern als chemia bezeichnet, dem auch der hieroglyphische Name Ägyptens „ K e m e " = das Schwarze, das Schwarzerdige entspricht. Von der Bedeutung chemie = schwarz ausgehend, ist demnach c h e m e i a d i e B e s c h ä f tigung mit dem „ S c h w a r z e n " , welches nichts anderes als das „schwarze P r ä p a r a t " 6) sein kann. Als grundlegender Prozeß der Metallverwandlung galt bei den alten Alchimisten die mélansis, melanosis = Schwärzung; deswegen wurde das Schwarzblei, das unter den Metallen der Schwärze am nächsten stand, als Urinatene angesehen. So ist das „ S c h w a r z e " das den Ausgang bildende Gemischte; die „schwarze K u n s t " bestand darin, sowohl dieses Schwarze zusammenzumischen, als auch die eigenartigen Stoffe daraus zu isolieren. Von ihrem Urprodukte und Ursprungslande erhielt die Kunst ihren Na-
245
Alchemie
men β ). Über die Herleitung des Wortes chemeia dachten indessen die Alten anders. Sie leiteten den Namen der Wissenschaft v o m Verkünder derselben ab. Ein solcher wird schon bei Zosimus (4. Jh.) unter dem durchsichtigen Namen Chemes (Chimes, Chymes) angeführt und von den nachfolgenden Autoren als Prophet und Offenbarer hoch gefeiert. Damit wird der Sachverhalt umgekehrt. Zuerst war die Wissenschaft vorhanden. Von ihr aus erst wurde der notwendig werdende Name des héros epónymos gebildet 7 ).
246
sich die Kenntnis der technischen Arbeitsmethode mit der Philosophie vereinigt fand, als geistige V ä t e r der A . anzusehen sind; dieses esoterische Wissen verstanden sie trotz aller äußeren Umstände streng unter sich zu wahren. So k o m m t es, daß noch später Alchemisten sich als Priester und Mysten der geheimen, göttlichen, heiligen K u n s t bezeichnen und sie als Weisheit altägyptischer Priester ausgeben. 8)
L i p p m a n n 275 ff.
3. A . a l s m y s t i s c h e Wissens c h a f t . Die Bezeichnungen Myste und wörterbuch der Chemie 1, 530. a) H . K o p p Adept, die sich die Alchemisten beilegten, Beiträge (1869), 65 ff. 3) H. D i e l s Antike weisen auf die religiösen MysterienverTechnik (1914), 108 ff. ; E. v. L i ρ ρ m a η η bände hin. Das Wissen gilt nur für einen Entstehung und Ausbreitung der A. Berlin (1919), kleinen Kreis Eingeweihter, in welchem 296. l) De Iside et Osiride 33. s ) L i p p m a n n 302. ·) E. F ä r b e r Die geschichtliche Entes der Meister dem würdigen und zuwicklung der Chemie. Berlin (1921), 23. ') L i p p - verlässigen Schüler weiterüberliefert. Bei m a n n 293. der A u f n a h m e als A d e p t scheint ein ähnliches Zeremoniell wie bei den Mysterien 2. E n t s t e h u n g . Als Vorläuferin gebräuchlich gewesen zu sein. Der Novize der A . ist eine in Ä g y p t e n in jahrhunhatte den Eid ·) zu leisten, das ihm teildertelangem Werdegang zur Blüte gezuwerdende Wissen keinem Uneingeweihlangte Tempelwerkstattkunst (hierá, theía ten mitzuteilen 1 0 ). Der Meister seinerseits téchnê), ursprünglich von Techniten aushatte später zu versichern, alles übergeübt, anzusehen. Ihre Fertigkeiten benommene Wissen restlos mitgeteilt zu standen darin, kostbare Metalle, Edelhaben u ) . F ü r die A u f n a h m e wurden steine und Farbstoffe für die Bedürfnisse auch sittliche Qualitäten wie Reinheit, des K u l t u s zu bearbeiten, aber auch inWahrhaftigkeit, Neidlosigkeit gefordert. folge der starken Nachfrage solche Stoffe Die Alchemistensprache war selbst dunkel durch minderwertige, täuschende Nachund v e r s t e c k t 1 2 ) , handelte es sich doch ahmungen zu ersetzen 8 ). Der unrichtigen um die Offenbarung verborgener Worte 1 3 ). Beobachtung eines technischen Vorganges Der Sinn mußte entweder durch einen konnte leicht eine bisher unbekannte MeMystagogen 1 4 ) oder durch Offenbarungstallabscheidung als Neuhervorbringung visionen erschlossen werden. Solche Vieines Metalls gelten; auch konnte eine sionen beginnen bei dem im 4. Jh. n. Chr. an den Metallen auftretende Färbung f ü r lebenden Zosimus und reichen in ununtereine Metallverwandlung gehalten werden. brochener K e t t e durch das MA. hindurch Wurden nun, um den Bedürfnissen der bis in die Neuzeit 1 5 ). A u ß e r der Sprache synkretistischen Geisteswelt v o m 1. Jahrwaren auch die Zeichen und Symbole der hundert v . Chr. an entgegenzukommen, alchemistischen T r a k t a t e voller Geheimdie technisch so erzielten Resultate mit nisse. So erhält das vieldeutige „göttliche Geheimtuerei umhüllt, so war die A . als Wasser", ein Sammelname f ü r alle verGeheimwissenschaft fertig. Den notwenwandelnden Präparate „ d e s weißenden, digen philosophischen Unterbau hatten wandelbaren, beweglichen, giftigen Queckdann nur noch Piatos und Aristoteles' silbergeistes", die S c h l a n g e , die ihren Lehren von den Verwandlungen der MaSchweif verschlingt (drácon urobóros) 1 β ) terie zu liefern, die in abgeänderter und als Symbol. F ü r die N a m e n der Metalle verzerrter Form der damaligen Zeit gefinden sich schon in den ältesten Handläufig waren. Es scheint, daß die ägypschriften die Zeichen für die sieben Piatisch-hellenistischen Priester, bei denen *) G. H o f f m a n n i n L a d e n b u r g s Hand-
Alchemie
247
neten eingesetzt 17 ). A b k ü r z u n g e n für Maße und Gewichte sind sehr gebräuchlich. Manches ist nicht zu enträtseln, da es vermutlich auf Abkürzungen griechischer oder ägyptischer W o r t e zurückgeht. Einzelne Geheimlehren scheinen in Rätsel eingekleidet worden zu sein, deren bekanntestes dem Agathodaimon zugeschrieben wird 1 8 ). Sehr beliebt war auch die allegoristische Darstellung alchemistischer Vorgänge, wofür als bekanntestes Beispiel die Osterspaziergangsstelle im Faust anzuführen ist. 8) K o p p Beiträge 520 ff. 10) Β e r t h e 1 o t Collection
des anciens
alchemistes
grecs.
Texte
grec. Paris (1887), 112, 17. ") D e r s. 27, 5 ff. 12) 114, 3. ») 112, 5. ") 114, 1; 13. ») K a r l e Der Alchemistentraum des Zosimus (Diss.) Freiburg (1925), 33 ff. 62 ff. ") L i p p m a n n 305 ; H . S i l b e r e r
Probleme der Mystik
und
ihre Symbolik. Wien-Leipzig (1914), 76 ff. ; Fr. C a r t e r The Dragon of the A ¡chemists. London (1926). ") B e r t h e l o t Introduction à l'étude de la chimie
(1889)
Meyer
des anciens au moyen-âge.
104 ff. ;
Lippmann
Vorlesungen
Paris
347 ff.;
R.
über die Geschichte
der
Chemie. Leipzig (1922), 22.
le)
Kopp
506 ff.
4. D a s Z i e l alchemistischer A r b e i t . Die Alchemisten sahen ihre A u f g a b e nicht allein darin, täuschende Legierungen herzustellen oder die äußere Veredelung eines niederen Metalles in ein nächst höheres bis zur scheinbaren Goldgewinnung, sogar unter Vermehrung des Gewichtes, fortzusetzen, sondern auch in der Zerlegung der niederen Metalle in ihre form- und eigenschaftslose Urmaterie, welche als Schwärze, schwarze Brühe, schwarze Asche bezeichnet wird. A u s dieser mußte sich durch gewisse Zusätze das „ g r o ß e Mysterium", die Bildung unverfälschter, edler Metalle erreichen lassen. Diese Ansicht schließt sich an die Neuschaffungen im Kosmos oder an die Neuentwicklung im Pflanzen- und Tierreiche an. D a z u war noch ein besonderes Elixier notwendig, das „ S t e i n der W e i s e n " (s. d.) genannt wird l e ). Die Goldmacherkunst (s. d.) und die Herstellung des Steines der Weisen sind daher sowohl theoretisch wie praktisch mit der allgemeinen A . unlöslich verknüpft. Diese allgemeine A . u m f a ß t e eigentlich das Gesamtgebiet der heutigen Chemie. Sie enthält in ihrem
248
Schöße in gleicher Weise wie ihre Schwesterdisziplin, die Astrologie die K e i m e zu der exakten Wissenschaft, aber im Dunkel, das sie umgab, konnten sie erst mit Beginn der Neuzeit zur Entwicklung gelangen 2 1 ). So mußten die empirischen Beobachtungen, die sich beim Filtrieren, Destillieren, Sublimieren und Schmelzen ergaben, im W u s t magischer Geheimkrämerei unfruchtbar bleiben, da die Hypothesen der theoretischen A . verdarben, was die praktische Experimentiererei erreicht hatte. M) H . B a u e r Geschichte der Chemie 8 (Berlin I92i),23; M e y e r Aberglaube 41. 20) Ebd. 41; B o l l Sternglaube 34. a ) D i e t e r i c h Kl.
Sehr. 514.
5. G e s c h i c h t e d e r A . a) A l t e r t u m . Die alten Schriftsteller erwähnen die alchemistische Tätigkeit 22) erst in verhältnismäßig später Zeit. Dunkle Andeutungen hat man zwar schon bei Manilius und Firmicus Maternus sehen wollen. A b e r eine unzweideutige Bezeichnung findet sich erst von der 2. Hälfte des 4. Jhs. an. Der syrische Kirchenschriftsteller Ephräm sagt in einem H y m n u s : „ D a ß die Schätze der Menschheit in gleicher Weise durch Tugendhafte wie durch Goldmacher vermehrt w e r d e n " U m 500 setzt der Rhetor Aeneas von Gaza die Auferstehung mit den verklärten Leibern in einen Vergleich mit der Verwandlung gemeinen Metalles zu Gold 2 4 ). Wiewohl die Sache klar erwähnt ist, der besondere Name für die alchemistische Tätigkeit fehlt. Die älteste Bezeichnung des Wortes Chemie scheint sich bei dem byzantinischen Lexikographen Suidas (10. Jh.) zu finden, der unter dem Stichwort Che· meia erwähnt, Kaiser Diokletian habe anläßlich des alexandrinischen Aufstandes (296) die von den Alten über die Chemie des Silbers und Goldes verfaßten Bücher aufsuchen und verbrennen lassen 2e ). Unter Chemie scheint zu Diokletians Zeiten die den verwerflichsten Zwecken (Münzfälschung) dienende K u n s t der Verfertigung von Silber und Gold verstanden worden zu sein 27 ). Als älteste Dokumente, die eigentlich zur Vorgeschichte der A . zu rechnen sind,
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Alchemie
besitzen wir den Leidener P a p y r u s X und den Stockholmer, S a m m l u n g e n kurzer, technischer R e z e p t e über die G e w i n n u n g und F ä l s c h u n g der Metalle, über Perlen und Edelsteine und P u r p u r f ä r b e n . D u r c h ihre nüchterne F o r m unterscheiden sie sich v o n der ganzen späteren alchemistischen Literatur, die erfüllt ist v o n mystischem und magischem B e i w e r k , v o n zauberischem und abergläubischem W e s e n . A l s Erstling dieser A r t stellt sich das W e r k Pseudodemokrits M ) (1. Jh. v . Chr.) dar. Es w a r leicht, diese S c h r i f t dem Philosophen aus A b d e r a (f 350 v . Chr.) a n z u fügen, da dieser auf seinen Reisen in Ä g y p ten v o n den ä g y p t i s c h e n Priestern in Memphis in ihre Geheimnisse eingeweiht worden war. Der späteren Zeit genügte diese Initiation nicht mehr. D e m o k r i t m u ß t e seine L e h r e v o m b e r ü h m t e n persischen Magier Ostanes, der seltsamerweise als Perser ä g y p t i s c h e r Oberpriester gewesen sein soll, empfangen haben. A u c h die bek a n n t e Vielseitigkeit der Schriftstellerei D e m o k r i t s g e s t a t t e t e mühelos eine Erweiterung durch ein pseudepigraphisches W e r k , das sich „ P h y s i c a et M y s t i c a " betitelt. D o c h l ä ß t sich hinter der S c h r i f t eine Persönlichkeit mit festen alchemistischen A n s c h a u u n g e n verspüren. A l s Demokrits Mitschüler bei Ostanes werden außerdem der Ä g y p t e r P a m m e n e s und die jüdische Maria genannt, deren W e r k e noch in kleinen S t ü c k e n bei den späteren A l chemisten erhalten sind. A u c h K o m a r i u s gehört zu dieser S c h u l e ; seine Schülerin w a r K l e o p a t r a , die ein W e r k über das „ G o l d m a c h e n " v e r f a ß t e . Eine Reihe apok r y p h e r und pseudepigraphischer A u t o r e n f ü l l t die L ü c k e zwischen 100—300 n. Chr. aus. Sie tragen alle die N a m e n b e r ü h m t e r O f f e n b a r u n g s t r ä g e r und Weiser, wie Hermes 2 9 ), A g a t h o d a i m o n , Isis, Chimes, Ostanes, Petesis, Jamblichos, Moses und Johannes. Hermes galt den hellenistischen Schriftstellern als Ä g y p t e r und w u r d e den a l t ä g y p t i s c h e n G ö t t e r n P t h a h , T h o t , C h n u m gleichgesetzt 30). In ihm sah die hellenistische Zeit die Personifikation des Wissens, der Wissenschaft, des in allen K ü n s t e n , namentlich aber in den Geheimkünsten (hermetischen) erfahrenen und
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schöpferischen Geistes, den H ü t e r und B e w a h r e r aller alten E r b w e i s h e i t 3 ' ) . Der A l c h e m i s t Johannes, ein Hermesschüler und Erzpriester v o n E u a g i a , w u r d e ungef ä h r u m 1200 mit J o h a n n e s E v a n g e l i s t a gleichgesetzt. So k o m m t es, daß der A u g u s t i n e r m ö n c h A d a m de S t . V i c t o r in einem H y m n u s v o m Heiligen s a g t : ,,Ιηe x h a u s t u m f e r t t h e s a u r u m / Qui e x virgis fecit aurum, / G e m m a s e x l a p i d i b u s " 32 ). Mit A f r i c a n u s (3. Jh.) g e w i n n t die Tradition wieder festen B o d e n . A l s bedeutendster A l c h e m i s t dieser Zeit (3-/4. Jh.) gilt Zosimus aus Panopolis. Seine Visionen 33) stehen i m engsten Z u s a m m e n h a n g m i t der hermetischen L i t e r a t u r . Die Z a h l seiner S c h r i f t e n ist nicht gering. D o c h sind diese z. T . nur aus späteren K o m m e n tatoren rekonstruierbar. Seinen W e r k e n nach scheint Zosimus noch p r a k t i s c h die A . a u s g e ü b t zu haben. V o n seinen N a c h folgern ist dies nicht mehr zu b e r i c h t e n ; ihre A r b e i t b e s t a n d lediglich in der theoretischen A u s g e s t a l t u n g und A u s s c h m ü k k u n g alchemistischer V o r g ä n g e , a u c h im K o m m e n t i e r e n der früheren A l c h e m i s t e n . D e m 4. J h . gehören a u ß e r d e m Pelagius, Pibpechius, Heliodor 3 4 ), der ein alchemistisches L e h r g e d i c h t v e r f a ß t e , und der D e m o k r i t k o m m e n t a t o r S y n e s i u s an. M i t O l y m p i o d o r beginnt im 5. J h . die R e i h e der b y z a n t i n i s c h e n A l c h e m i s t e n , aus denen S t e p h a n u s v o n A l e x a n d r i e n (7. Jh.) h e r v o r r a g t 35 ). Ihre N a m e n sind: der Christ Pappus, Cosmas (7. Jh.), die J a m bendichter T h e o p h r a s t , Hierotheus und Archelausos 3 β ) , S a l m a n a s (9./10. Jh.), Psellos (11. Jh.) und N i k e p h o r o s (13. Jh.). Die Schriften der A l c h e m i s t e n sind in einer H a n d s c h r i f t des 1 1 . J h . , die sich in V e nedig befindet (Marcianus M.), überliefert. V o n ihr hängen die Pariser und a u c h die anderen zahlreichen H a n d s c h r i f t e n ab37). b) M i t t e l a l t e r . Mit S t e p h a n u s schließt die alexandrinische Periode der steril gewordenen A . a b infolge der Eroberung durch die A r a b e r . N e b e n Astrologie und Medizin reizte besonders A . als p r a k t i s c h e W i s s e n s c h a f t die W i ß b e g i e r der A r a b e r . Z u A n f a n g des 8. Jhs. wurde die A . v o n den A r a b e r n sehr eifrig betrieben.
251
Alchemie
Sie hielten sich griechische Laboranten und übersetzten die griechischen T r a k t a t e in ihre Sprache. Die griechischen Ausdrücke blieben zuweilen unverändert stehen, es wurde meist nur der arabische Artikel al vorgesetzt (alchemie) 38 ). Der Übersetzung ins Arabische verdanken wir einige alchemistische Werke, die in ihrer griechischen Fassung uns nicht mehr erhalten sind. Dazu gehört das Buch des Krates w ) und die Schrift des Ostanes Zu den wichtigsten arabischen Schriftstellern über A . gehört Dschabir oder Geber (9. Jh.), v o n dessen Leben nichts Sicheres, aber dafür um so mehr Mythisches berichtet wird. Von zahlreichen, ihm zugeschriebenen Schriften 41 ), welche eine Fülle chemischer Beobachtungen enthalten, stellte jedoch die neueste Forschung fest, daß sie gar nicht von ihm herrühren, sondern einer viel späteren Zeit angehören. Die im Abendland nach 1300 entstandenen lateinischen „Übersetzungen" stellen Kompilationen dar, die man jetzt einem „ P s e u d o - G e b e r " zuschreibt. Obschon der arabische Gelehrte Abi Sina, Avicenna genannt (980—1037), als ausgesprochener Gegner der A. 42) bezeichnet wird, wurden trotzdem im MA. seinem Namen alchemistische Abhandlungen untergeschoben 4S ). Von den Arabern aus Spanien fand die A. ihren W e g über Frankreich (Paris) und Italien (Salerno und Bologna) nach Deutschland. Als einer der frühesten Alchemisten wird Albert von Bollstatt, geb. 1193 zu Lauingen, Albertus Magnus genannt, erwähnt. Seine vielseitige Gelehrsamkeit beschäftigte sich auch mit den Metallen. Der ihm zugeschriebene ,,Liber de A l c h e m i a " ist jedoch nicht von ihm. Die scholastische Spekulation über die materia prima machte Alberts Schüler Thomas von Aquino mit der theoretischen A. näher bekannt. Roger Bacon in England schrieb ein „ S p e c u l u m Alchemiae". Unter Alchemia speculativa verstand er die Kunst, Metalle zu verwandeln vermöge gewisser Umänderungen der in ihnen enthaltenen Elemente. Ins 13. Jh. gehören noch Arnaldus von Villanova und R a y mundus Lull, denen verschiedene alche-
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mistische Abhandlungen zugeschrieben werden. V o m 13. Jh. an mehrt sich die Zahl der Alchemisten stark. Die Klöster und unter ihnen hauptsächlich die Benediktinerklöster nehmen sich eifrig der A. an. In Maulbronn erinnert der Faustturm an die alchemistische Tätigkeit des Dr. Faustus im dortigen Kloster. In England taten sich Georg von Ripley und Thomas Norton als Adepten hervor **). A m Ausgang des MA.s ist in Deutschland der Benediktinermönch Basilius Valentinus wegen seines alchemistischen Wissens zu großem Ansehen gelangt. Der verschiedenartigen Abhandlungen halber wird ihm ein „Pseudobasilius" entgegengestellt 4 5 ). Im allgemeinen reicht die Weisheit der mittelalterlichen Alchemisten über die hellenistischen Grundlagen der A . nicht hinaus. c) N e u z e i t . Einen starken Aufschwung nimmt die A. mit dem Beginn der Renaissance. Neue Gedanken führt ihr Theophrastus Paracelsus von Hohenheim 4e ) zu. Den beiden Aufgaben der Α., Goldmachen und Herstellung des Steines der Weisen, weist er als dritte die Erzeugung des chemischen Menschen (Homunculus) zu 47). Unter dem Einfluß des Paracelsus und der Paracelsisten beginnt sich in der Folgezeit die Iatrochemie von der A . loszulösen. A u c h die technischen Fortschritte auf dem Gebiete der Keramik und Färberei schmälern den Bereich der A. und kristallisieren langsam die exakte Wissenschaft, die Chemie, heraus. Nichtsdestoweniger blüht im 16. Jh. die allgemeine Wahnvorstellung, dem Geldbedarf durch alchemistische Goldherstellung abhelfen zu können. Jedes Kloster und jeder Fürstenhof hat seine Adepten, der Kaiser hält Leibalchemisten. Da aber die Einzelforschung immer noch nicht zum ersehnten Ziele führte, glaubte man im 17. Jh. durch den Zusammenschluß zu alchemistischen Gesellschaften die Sache am besten zu fördern 48). Schon 1539 bildete sich in Paris ein Hermetischer Verein. Zu Beginn des 17. Jh. entstand die Gesellschaft der „Rosenkreuzer" i e ). Noch an der Wende des 18. Jh.s gab es eine Hermetische Gesellschaft, die durch Kor-
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Alchemilla—Aldegunde
tum, den Dichter der Jobsiade, weithin bekannt wurde Doch konnten sich die Vereine trotz allem romantisch-mystischen Zauber nicht halten. Zu stark erhob sich die Stimme der Aichemiegegner und -Verächter. " ) L j ρ ρ m a η η 282 ff. " ) Β e r t h e 1 o t La Chimie au moyen-âge Paris 1 (1893), Vor. 5. ") K o p p Beiträge 35 ff. ») R i e ß bei P a u l y - W i s s o w a 1, 1338. «·) K o p p 83 ff. " ) L i p p m a n n 293. " ) D e r s. 27 ff. 327 ff. ; I. H a m m e r - J e n s e n Die älteste Alchymie. Kopenhagen (1921), 80 ff. ,e ) H. S c h e l e n z Geschichte der Pharmazie. Berlin (1904), 218 ff. K i e s e w e t t e r Geheimwissenschapen. Leipzig (1895), 7; E i s l e r Weltenmantel 2, 328 A i . 31 ) L i ρ ρ m a η η 53 ff. 56. " ) A d a m d e S t. V i k t o r (ed. Gautier) Paris (1894) ; L i p p m a n n 72. 93 ) R e i t z e n s t e i n Poimandres (1904), 9 ff. 34 368 ff. ) G o l d s c h m i d t Heliodori carmina IV = R V V . X I X , 2. " ) R e i t z e n s t e i n Zur Geschichte der A. und des Mystizismus = Gott. gel. Nachr. (1919), 1 ff. 36) G o l dS c h m i d t a. a. O. »') K o p p 257 ff. ; B e r t h e l o t Introduction 173 ff. ; Catalogue des manuscrits alchimiques grecs I. Les Parisini (Le b è g u e) III. les manuscrits des îles britanniques ( S i n g e r ) Brüssel (1924). 38) S c h m i e d e r Geschichte der Α. Halle (1839), 85 f. 3 ') B e r t h e l o t Moyen-âge 3, 45ff.; R e i t z e n s t e i n in Festschrift für Andreas (1916), 34 ff. «) B e r t h e l o t 3, 116 ff. «) D e r s . 3, 31 ff. **) L i p p m a n n 405. 4S) K i e s e w e t t e r 33; L i p p m a n n 485. **) S c h e l e n z 232. " ) M e y e r Vorlesungen 18; K i e s e w e t t e r 52 ff. " ) F l e u d e n b e r g Paracelsus und Fludd (Geh. Wiss. 17), 193 ff. " ) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 122. *•) H . W . S c h ä f e r Die A. Progr. Flensburg (1887), 29 f. " ) S i l b e r e r 110 ff. t0) S c h e l e n z 265.
6. A. u n d A b e r g l a u b e . Die Allgemeinheit freilich konnte sich von dem mystischen und magischen Aberglauben, ohne den ihr die „schwarze K u n s t " unmöglich schien, nicht losmachen. Noch Luther weiß sehr wohl, daß es bei der eigentlichen A. nicht so ganz mit rechten Dingen zugeht. Daher sein Sprüchlein: „ H ü t e dich für der Alchymisten Süple" 5 1 ) ! Er erzählt auch von einem Küster, der die A. erlernen wollte und nachher vom Teufel geholt wurde 5 2 ). Daß der Alchemist mit dem „Schwarzen" im Bunde steht, gilt ihm als ausgemachte Sache: „Natürlich mit des Teufels Beistand kann ein Alchemist wohl Gold kochen" 5 S ). Das hindert ihn aber nicht, ein andermal zu
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sagen: „ D a s sie mit der Alchymei fürgeben, ist großer ständiger Betrug. Man weiß wohl, daß die Alchymei nichts ist und kein Gold machen kann ohne Sophistereien" 5 4 ). Nach der Meinung des Volkes machten die Alchemisten in ihrer Retorte auch schönes Wetter und künstlich kleine Kinder s s ). 61 ) Klingner Luther 110. ·') D e r s . a. a. O. ; auch £ i s e 1 Voigtland 2 1 2 Nr. 555. M ·*) K l i n g n e r a.a.O. ) Ders. in. " ) G e r h a r d t Franz. Novelle 138.
7. A l c h e m i s t e n v e r s p o t t u n g . Solche Anschauungen mußten den Spott der Gegner geradezu herausfordern. Die Spottschrift des J o h . Val. Andreae (1586 bis 1654) „Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz" führte, weil ihre Ironie rhifivers tanden wurde, zur Gründung zahlreicher Rosenkreuzvereine 5e ). Eine wirksame Verhöhnung stellt die Schrift des Benediktus Figulus dar, betitelt „ P a r a disus aureolus hermeticus, Pandora magnalium" (1600), die mit derbem Witz die Darstellung des Goldes aus tierischen Stoffen geißelte und, um die Vorstellungen zu übertrumpfen, die Goldbereitung aus Juden lehrte. In gleicher Bahn bewegt sich die Schrift des Pfarrers J o h . Clajus aus Herzberg: „ Alkumistica, das ist die wahre Goldkunst, aus Mist durch seine Operation und Prozeß zu gut Goldt zu machen, Wider die Betrieglichen Alchymisten usw." 5 7 ). Die Verbote M ), die gegen die Alchimisten erlassen wurden, richteten sich hauptsächlich gegen das Goldmachen. ") S c h e l e n z 246. *') D e r s. 248. ) P e t e r s Pharmazeutik 1, 266. N e u e L i t e r a t u r seit L i p p m a n n (1919). Bei L i p p m a n n nicht zitiert: I. F e r g u s o n A Catalogue of the Alchemicae, Chemicae and Pharmaceuticae Books in the Collection of the late James Young of Kelly and Jurris I. II. Glasgow (1906); J . H a m m e r J e n s e n Die älteste Alchymie. Kopenhagen (1921); J . E. M e r c e r Alchemy, its Science and Romance. New-York (1921) ; H. St. R e d g r o v e Alchemy ancient and modem ' . London (1922); R. W. C o u n c e l l Apologia alchymiae. A restatement of Alchemy. London (1925); A. E. W a i t e The secret tradition in Alchemy. London (1926). Karle. 69
Alchemilla S.
Frauenmantel.
Aldegunde S. A d e l g u n d e .
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Alectorius—Alektryomantie
Alectorius s. H a h n e n s t e i n . Alektryomantie. Hahnweissagung, griech. άλϊχτρυομαντβία, άλβκτορομαντεία. I. A l t e r t u m . Neben der mehrfach belegten apotropäischen Bedeutung wurde dem Hahn bei den Griechen und Römern auch zukunftkündende K r a f t zugeschrieben, beides vielleicht ein Rest indogermanischer Vorstellung vom Hahn als dem Vogel des dämonenfeindlichen und allwissenden Sonnengottes Man Schloß aus seinem Verhalten auf Wetteränderungen *), sein unzeitiges Krähen galt als böses Omen*), dagegen wurde es als glückverheißendes Vorzeichen gedeutet, als dem Kaiser Vitellius ein Hahn auf Kopf und Schultern flog 4). Bei der offiziellen römischen Auguralmethode, der Beobachtung der signa ex tripudiis (Verhalten beim Fressen), scheint es sich in erster Linie um junge Hühner (pulii )gehandelt zu haben e). Weissagende Hähne wurden angeblich auch in Syrien in einem nicht näher bezeichneten Tempel gehalten e). Aus Syrien stammte wohl auch die Weissageform, die man als A. im engeren Sinne bezeichnen darf, und über die von mehreren Autoren des ausgehenden Altertums ausführlich berichtet wird *) : Um festzustellen, wer der voraussichtliche Nachfolger des Kaisers Valens (364 bis 378) sein werde, veranstalteten die Sophisten Libanios und Iamblichos, beide Syrer, folgendes: Sie schrieben die 24 Buchstaben des Alphabets in den Sand, legten auf jeden ein Getreidekorn, setzten unter Beschwörungen einen Hahn davor und beobachteten, in welcher Reihenfolge er die Körner aufpickte. Die ersten 4 Körner ergaben ΘΕΟΔ, worauf der Kaiser angeblich zahlreiche Träger von so beginnenden Namen (Theodoros, Theodosios, Theodotos u. a.) ermorden ließ, die Veranstalter der A. aber verhaftete, von denen sich Libanios mit Gift tötete ; in der Tat wurde später Theodosios Kaiser 8 ). Nach den Worten des Zonaras handelte es sich um eine öfters geübte Weissagemethode, Kedrenos verfaßte angeblich eine Schrift darüber. Freilich bieten die Zauberpapyri keinen Beleg 9 ). Zu einem Ringpendelzauber, wie er von
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zwei anderen wißbegierigen Höflingen ebenfalls zur Feststellung von Valens' Nachfolger veranstaltet wurde 10 ), diente wahrscheinlich eine in Pergamon gefundene bronzene Zauberscheibe mit 24 Feldern, die Vokalkombinationen und Zaubercharaktere tragen u ) . 2. M i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . Die oben beschriebene Spezialform der A. wird im eigentlichen MA. nicht erwähnt, die späteren Schriften über Divinationen usw. begnügen sich mit einer Wiederholung der Darstellung des Zonaras 1 2 ), von einer wirklich noch bestehenden Ausübung ist nirgends die Rede. Parodiert ist der antike Bericht in Rabelais' Gargantua, wo die von dem ,,coq vierge" des Herrn Trippa (Agrippa?) aufgepickten Körner die Buchstaben CO QU S E R A ergeben 1 3 ). Der Glaube an die prophetische Gabe des Hahnes war jedoch im MA. sicher ebenso lebendig wie der an die apotropäische; so lautet eine Beichtfrage aus dem Augsburger „Spiegel des Sünders" (1470) „hastu gelaubt an der hanen oder hennen k r e e n ? " 1 4 ) . Das Fortleben dieser Vorstellungen beweisen vor allem die zahlreichen abergläubischen Gebräuche und Meinungen der Neuzeit. Der A. in engerem Sinne ziemlich nahe kommt ein für Breslau belegter Brauch, wonach am Andreasabend jedes Mädchen ein Häufchen Körner vor sich auf den Tisch legt. Darauf wird ein Hahn auf den Tisch gesetzt; das Mädchen, von deren Körnern er pickt, wird sich in dem nächsten J a h r e verheiraten 1S ). Damit verwandt ist die Sitte schwäbischer Mädchen, am Donnerstag nach Weihnachten eine schwarze Henne in ihren Kreis zu setzen und einzuschläfern; auf welche sie zuerst beim Erwachen zugeht, die heiratet zuerst l e ) (vgl. das ähnliche Orakel mit einem Gänserich, dem die Augen verbunden sind) 17 ). Auch die wetterkündende Bedeutung des Hahnenschreis ω ) und das üble Omen des unzeitigen Krähens 19 ) ist für die Neuzeit belegt, erstere sogar außerordentlich reichlich. Tod kündet es, wenn der Hahn in ein Haus hineinkräht Μ ) oder Hahn und Hühner Stroh schleppen.
25;
Aleuromantie
Mehr dem Charakter eines Orakels nähert sich der Diebermittlungsbrauch, eine Henne mit Ruß zu bestreichen und sie durch die Diebstahlverdächtigen betasten zu lassen; wer keine schwarzen Hände bekam, war der D i e b 2 1 ) . Am stärksten ist der Orakelcharakter betont in dem weitverbreiteten Brauch, daß an bestimmten Lostagen, besonders am Andreas-, Weihnachts- und Silvesterabend, die Mädchen an den Hühnerstall klopfen oder die Hühner sonstwie aufstören, wobei dann der Spruch gilt: „Gackert der Hahn, kriegt s' en Mann, gackert die Henn', wer weiß wenn!" oder ähnlich 22 ). Auch beim Heiratsorakel des Zaunrütteins (s. d.) ist das Krähen eines Hahnes vorbedeutend 23 ). Zu divinatorischen Zwecken wurde bisweilen auch der Hahnenkampf veranstaltet 2 4 ). Vgl. noch H a h n , H a h n e n k a m p f , Hahnenkrähen, Huhn, Vogelorakel, Wettervorzeichen. Β a e t h g e η De vi ac significatione galli. Diss. Gött. 1887, 1 2 f.; H o p f Tierorakel 1 6 3 ; L o r e η t ζ Kulturgesch. Beiträge. Progr. Würzen 1904, I i f.; F e h r l e in S A V k . 16, 69; S t e m p l i n g e r A berglaube 56; H o p f n e r Griech.-dgypt. Offenbarungszauber 1 (1921), § 459. Ältere Literatur s. Fabricius Bibliogr. antiqui (1760), 593, darunter die weitschweifige Monographie von Joh. Ρ r a e t o r i u s Alectryomantia. Frankf. a. M. und Leipzig 1 6 8 1 . 2) A e l i a η Hist. an. 7, 7 ; R o s c h e r Hermes der Windgott 1 6 1 . ') P e t r ο η. Sat. 74, ι ; C l e m e n s Al. Strom. 7, 4, 24; vgl. L e w y in Z f V k . 3, 30. *) S u e t o n Vit. 9. 5 ) W i s s o w a Rei. 5 3 2 ; eine besondere Pullomantie verzeichnet F a b r i c i u s Bibliogr. antiq. 609. e) P l u t a r c h De dits. Syr. 48. ') Ζ ο η a r a s 1 3 , 1 6 ; R e á r e nos ed. Bonn, ι , 548; vgl. Ζ o s i m o s 4, 1 3 ; Τ ζ e t ζ e s Chil. 1 3 hist. 474, 193. s ) B o u c h é - L e c l e r q Hist, de la divin. ι , 1 4 5 : R i e ß b. Ρ a u 1 y - W i s s o w a 1, 1 3 6 3 ; H ο ρ f η e r Offenbarungszauber 2 § 301 ; d e r s. b. P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 1 2 ; D o r n s e i f f Alphabet2 1 5 4 . 8) H o p f n e r Offbz. 2 § 3 0 1 . ">) Ebd. ι § 305. ») W ü η s e h Ant. Zaubergerät 48. 1 2 ) z . B . D e I r i o Disquis. Mag. (1603) 1 8 5 ; B u l e n g e r u s Opuse. (1621) 225. 13 ) Gargantua 3, cap. 25, Dt. Ausg. v. Gelbke 1, 400; G e r h a r d t Franz. Novelle I i i . " ) H i s a k Der christl. Glaube beim Schluß des MA. (1878) 47. Die von Delrio 1 8 7 erwähnte Ornithomantie hat mit A . nichts zu tun; es handelt sich dabei um die noch heute von herumziehenden Wahrsagern betriebene Methode, durch abgerichtete
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Vögel Zettel mit Prophezeiungen aus einem Kasten holen zu lassen. l 5 ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 1 1 . l ·) S t e m p l i n g e r Aberglaube 56. " ) G r i m m Myth. 3, 464; W u t t k e § 2 4 2 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 1 5 5 . 177; L e h m a n n Sudetendeutsche Vk. 1 2 5 . 18 127. ) z. B . P r a e t o r i u s Alectr. 47; D r e c h s l e r Schlesien 2, 199; F e h r l e in S A V k . 16, 69; S c h e l l in ZfrwVk. n , 264. ") D r e c h s l e r Schlesien 2, 90. 20) Ebd. 21 ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 5 6 ; ein anderes Mittel, einen Dieb durch Krähen eines Hahnes festzustellen, bei C a r d a n u s Opera ι (Lugd. 1663), 567 b und Praetorius Alectr. 1 8 ; doch handelt es sich in beiden Fällen vielleicht weniger um ein ernstgemeintes Orakel als um einen Scherz oder ein Schwankmotiv. 22) W i t z s c h e l Thüringen 1, 179; W u t t k e § 3 4 1 ; A η d r e e Braunschweig 3 2 9 ; D r e c h s l e r Schlesien ι , 1 1 ; P r ü m e r in Z f r w V k . 3, 82; F e h r 1 e in S A V k . 16, 69; L e h m a n n Sudetendt. Vk. 1 3 3 ; K l a p p e r Schles. Vk. 2 5 1 ; B a u m g a r t e n in: Heimatgaue 1926, 7 ; Z e l e n i n Russische Volksk. (1927) 378. 23 ) D r e c h s l e r Schlesien ι, 10. " ) E b d . 2, 90. Boehm.
Aleuromantie. Weissagung durch M e h l (s. d.) (von άλευρον feines Mehl, besonders Weizenmehl). I. A l t e r t u m . Die A. wird zuerst von Clemens Alexandrinus (2. J h . n. Chr.) erwähnt, der diese und andere niedere Weissagungsformen in spöttischer Tendenz neben den großen anerkannten Orakeln a u f z ä h l t 1 ) . In gleichem Sinne oder mit wörtlicher Entlehnung sprechen sich spätere Kirchenschriftsteller aus 2), und zwar ist immer von άλειιρομάντεις (einmal άλευρομαντεΐα), nie von άλευρομαντεία die Rede, was auf eine gewerbsmäßige Ausübung durch herumziehende Winkelpropheten deutet, wie denn auch Pollux (2. J h . n. Chr.) unter den 4γύρται sowohl Aleuro- wie Alphito- und Krithomanteis nennt 3 ). Nach Hesych s . v . 4 ) führte Apollon sogar den Beinamen Aleuromantis; vielleicht liegt hier ein gewolltes oder ungewolltes Mißverständnis vor. Über die Ausführung der A. machen die antiken Gewährsmänner keinerlei Angaben, ebenso fehlt jede Anweisung in den Zauberpapyri. Einen nicht zu unterschätzenden Hinweis bietet unter diesen Umständen eine Weissagungsmethode aus dem heutigen Sizilien (Belpassi) 6 ): Hier wird am Johannistag von den Mäd-
259
Alex
26ο
des Monsieur Trippa (Agrippa?) aufchen abgewandten Gesichtes Mehl durch ein Sieb geschüttelt und aus den unter führt, gewissermaßen organisch (meslant du froment avec de la farine). In der dem Sieb sich bildenden Figuren auf den Neuzeit wird Mehl ebenfalls in OrakelBeruf des zukünftigen Gatten geschlosgebräuchen verwendet : im Harz errichten sen, eine Verbindung von A. und Kosdie Mädchen am Andreasabend spitze kinomantie (s. d.), die angesichts des vielMehlhäufchen; wessen Häufchen über fach zu beobachtenden Fortlebens antiker Nacht einfällt, dem ist in dem nächsten Vorstellungen und Gebräuche auf siziliJ a h r e der Tod bestimmt 1 S ). Bei dem schem Boden vielleicht unmittelbar auf Fehlen von Angaben über die antike A. die Antike zurückgeht. Solche Mehlfiguist nicht festzustellen, ob hier etwa ein ren konnte man auch erzielen, indem man Nachleben antiken Brauches vorliegt, Mehl in Wasser warf und sich setzen wahrscheinlich ist es nicht. ließ, ähnlich wie es beim Prophezeien aus Kaffeegrund geschieht; im Museum für Vgl. noch A l p h i t o m a n t i e , K r i Volkskunde zu Antwerpen werden denn thomantie, Mehl, Kleie. auch beide Methoden als heute noch Protr. cap. 2, 10 f. Pott. p. 1 1 Stählin. ') E u s e b i u s Praep. evang. 2, 3, 3 ; 5, 25, 3; nebeneinander bestehend veranschaue J o h a n n e s C h r y s o s t . t« Jerem. 1, 1 5 E ; licht ). Auch bei einem in China geübten T h e o d o r e t. Disp. 10, 590, 242 Raeder, vgl. Mehlorakel spielen derartige Figuren eine Suidas s. ν. προφητεία. 3) Onom. 7, 188. ausschlaggebende Rolle: hier muß der *) Vgl. Etym. Magn. s. v.; Anecd. Bekh. 382 (1193). 5) P i t r é Usi e costumi (1887) 14, 3. Befragende eine mit feinem Mehl be·) A n d r e e in ZfVk. 17, 460; U n g n a d Deustreute Platte frei in der Hand halten; tung der Zukunft τ& (Keilsschrifttext). ') H o p f durch das unwillkürliche Zittern derselben n e r Offenbarungszauber 2 § 320. 8) T h e o k r i t entstehen auf der Platte jene Figuren 7). Id. 2, 18. 33, nachgeahmt von V e r g . ecl. 8, Hinter dieser Erklärung der A. müssen ,082. ') P a u l y - W i s s o w a Suppl. 3, 78. ) Robertson S m i t h in Journ. of Philol. 1 3 , andere Vermutungen zurücktreten, wenn 284 f. n ) Ζ. B . C a r n e r a r i o s De generibus sie auch nicht völlig von der Hiind zu divinationum (1575) 10; D e l r i o Disquisii. weisen sind, so z. B., daß man Mehl ins Magicae (1603), 176; B u l e n g e r u s Opuse. (1621) 222; F a b r i c i u s Bibliogr. antiqui Feuer warf und die Art des Verbrennens (1760) 593. ia ) Gargantua 3, cap. 25, Deutsche beobachtete, wie — freilich in anderer Ausg. v. Gelbke 1, 398; G e r h a r d t Franz. Absicht — das Mädchen beim LiebesNovelle 109. " ) W u 1 1 k e § 330. Boehm. zauber in Theokrits Idyll Gerstenschrot A l e x , ob zu Alexander oder dem selteund Kleie ins Feuer wirft 8 ). Ganz unneren Vornamen Alexius gehörig, zweifelwahrscheinlich ist die Vermutung von Ganszyniec 9 ), daß der Mehlprophet aus haft bei der Bezeichnung für merkwürdige Gestalten. der Qualität des Mehles, den ihm anhaf1. „ B r u d e r A . " hieß die Strohpuppe, die tenden Unreinigkeiten, Würmern usw. als Symbol der Fastnacht in Ottobeuren weissagte. Über die zur Erklärung von Hesekiel 13, 19 herangezogene syrische am Aschermittwoch auf einem über die Straße gespannten Seile hin und her geWeissagung vermittelst Gerstenmehl und zerrt wurde, bis sie herabfiel, dann im Orte Dattelkernen 10 ) ist im einzelnen zu wenig umhergefahren und zuletzt in die Günz bekannt, um sie zur Erklärung der A. geworfen wurde 1 ). Im Rheinischen spielt heranziehen zu können. noch heute eine ähnliche Rolle bei der 2. M i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . Kirmes der Zachäus (s.d.), genannt nach Die spätere Zeit bringt über die Praxis jener biblischen Person, die im Evangeder A. nichts bei; man begnügte sich, sie, meist eng verbunden mit der Alphito- und lium am Kirchweihfeste erwähnt wird. R e i s e r Allgäu 2, 9 1 . Krithomantie, neben den anderen Divinationen zu registrieren und die an2. Ein in der Kirche zu Horka (Schles. tiken Fundstellen a n z u g e b e n u ) . RaLausitz) befindliches altes, roh aus Holz belais 1 2 ) verbindet sogar die A. und die geschnitztes Heiligenbild, A. genannt, für Krithomantie, die er unter den Künsten I viele Gegenstand der Furcht und des
Alexander—Alke
2ÓI
Schreckens und in sagen 2) erwähnt. 2
mancherlei
) Κ ü h η a u Sagen 3, 400.
VolksWrede.
Alexander, Name für mehrere hl. Märtyrer, unter denen Papst Α. I., gemartert um 1 3 2 (Fest 3. Mai) *), und Α., einer der sieben, unter Antoninus Pius hingeschlachteten Söhne der hl. Felicitas (Fest 10. Juli), hervorstechen. Auf ersteren wurde schon früh, freilich irrig, der sonst uralte kirchliche Brauch zurückgeführt, Wasser mit gesegnetem Salz zu weihen 2 ). Der Leib des an zweiter Stelle genannten hl. A. wurde 851 nach Wildeshausen (Bistum Münster) übertragen, von wo mehrere Kirchen das Patrozinium des hl. A. annahmen s ). Dort mußten einige Bauern aus der Gemeinde Visbeck alljährlich dem Prediger an der Hauptkirche zu Wildeshausen Roggen liefern, wofür ihnen der Prediger den Sarg des hl. A. zeigte, sowie einen Scheffel Walnüsse und eine Tonne Bier spendete. Auf dem Stadtsiegel von Wildeshausen war ehedem der Kopf A.s angebracht, ebenso am Hunteund Delmenhorster Tor, die nicht mehr dastehen 4 ). !) A A . S S . Boll. 3. Mai I, 3 7 1 ff. V I I , 556. K ü n s t l e Ikonographie 46. 2) F r a n z Benediktionen ι, 82. 3) S a m s o n Kirchenpatrone 109. 184. 4) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 299. Wrede.
A l e x i u s , Bekenner, aus vornehmem römischem Geschlecht, verließ der Legende gemäß an seinem Hochzeitstage Braut und Heimat, weilte lange J a h r e als Pilger und Bettler in der Fremde, kehrte zurück und lebte dann unerkannt unter einer Treppe des elterlichen Hauses als Bettler, Fest 17. J u l i ι. Die äußerst romanhafte Legende war im MA. sehr beliebt und wurde öfter dichterisch bearbeitet; den besten T e x t der mhd. A.legende gestaltete Konrad von Würzburg 2). Dem Volk wurde das Motiv geläufig durch Lieder, genauer Balladen, vom wiederkehrenden Freier oder Gatten 3 ). Als Volksschauspiel im Böhmerwald mehrfach bearbeitet 4 ). ') A A . S S . B 0 l l . 1 7 . Juli IV, 2 5 4 f f . ; K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 47—49; N i e d Heitigenverehrung 56. 2) ZfdA. 3 (1843), 534 ff. Vgl. jetzt die neue Ausgabe von P a u l G e -
262
r e k e Altd. Textbibl. Nr. 20 (1926). 3) H ä u f t e n Die deutsche Sprachinsel Gottschee 221, 2 6 8 — 2 7 1 . 3 9 7 , 4 1 5 . *) Volksschauspiele aus dem Böhmerwald. Gesammelt, wissenschaftlich untersucht u. herausgeg. von J . J . A m m a n , 2. Teil.
2. Schutzpatron der Begarden bzw. Alexianerbrüder und der Bettler. 3. Am A.tag gilt als Bauernregel: Wenn's an Alexi regnet, schlägt's Korn auf s ). *) B i r l i η g e r Aus F i s c h e r Wb. 1, 130.
Schwaben
Alf s. A 1 ρ , E 1 b e η ,
1, 388; Wrede.
Elfen.
Alfmedi im Segen *): „ D i e heiligen drei Könige gingen über das Feld, do mutten (begegneten) ihnen Α., Alfinne" d. i. Elfenmädchen, Elf innen; s. A l p . Delrio 2 ) erwähnt „den Alvinnen Berch" im Brabant und erklärt 3 ) : Germani inferiores vocant (die Lamien) Alven et Alvinnen; Gotthi (d. i. die Gothen = Schweden) Elvas". l ) W o l f Beiträge 1, 254. 2) Disquisitiones magicae (Köln 1679), 309. 3) a. a. O. 3 1 9 . Jacoby.
Alfrauen [wohl = Alf-Frauen; vgl. siebenb.Alf = Alp; Siebenb.-sächs.Wb. I, 80], kärntnerische Berggeister, die in den Felsen wehklagen. Dargebrachte Speise belohnen sie, indem sie die Schüssel mit Gold und Silber füllen; Betrug in diesem Punkte rächen sie furchtbar. G r a b e r Kärnten Nr. 39 = Alpensagen Nr. 156.
Vernaleken H. Naumann.
Aligell, Zauberwort auf Amulett gegen Totschlag *) : χ 3 Ρ Ν Aligell d. i. crux 3 pater noster Α., vgl. Balligel 2 ), wohl entstellt aus Belial; auch allia (alligens), Heiligenname in einem Augensegen 3 ) ? ') S A V k . 19, 219. 2) B a n g Hekseformularer og Magiske Opskrifter (1902), 648, vgl. 647. 3 ) F r a n z Benediktionen 2, 491. Jacoby.
Alivia, Zauberwort: Alivia -f- zorobamur + usw. 1 ), vgl. Alluviam. Zalabandum usw. 2 ); unverständlich. Alemannia 10 (1882), 278. 2) Ons Hémecht, Festschr. 28. Jacoby.
Alke (âlke). Name eines im „Alkenkrug", einem Wassertümpel bei Alfhausen (Kr. Bersenbrück, Westf.) hausenden Spukgeistes. Den Spötter, der ihm zu-
r u f t : „ â l k e k u m m , geist du m e t ? " verf o l g t A . in G e s t a l t eines feurigen Rades, W i e s b a u m s oder D r a c h e n . A . gilt als der Geist eines K r u g w i r t s gleichen N a m e n s , der w e g e n seiner Gottlosigkeit mit seinem K r u g v e r s u n k e n ist x ). — A . heißt aber auch, ebenfalls in W e s t f a l e n , der H u n d des W i l d e n Jägers, den dieser in dem v o n i h m durchzogenen Hof z u r ü c k l ä ß t und nach einem J a h r mit dem R u f e : „ a l k e , w i l t u m e t ? " wieder m i t n i m m t 2 ) . Im E m s l a n d e sind die A u l k e n Z w e r g e 3 ). — Der N a m e A . (auch A u l k e ) ist wohl k a u m , wie A d . K u h n wollte 4 ), als K o s e f o r m v o n alt, sondern eher mit L a i s t n e r 5 ) und E. H. M e y e r e ) aus a l v e k e — E l b c h e n abzuleiten. — D e r Sage v o n der gottlosen K r ü gerin A. 7 ) liegt eine v o l k s e t y m o l o g i s c h e D e u t u n g des N a m e n s (A. = K o s e f o r m v o n Adelheid) z u g r u n d e . V g l . H u 1 k a n. *) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 357; K u h n Westf. ι Nr. 33 b ; M a n n h a r d t 2, 110 3. ') K u h n Westf. 1, 1 (u. Anm.) u. 8. 3) N d s .
3. 393; v g l · auch JbNdSpr. 33, 45f. 4) K u h n u. S c h w a r t z Anm. zu Nr. 152; K u h n J
Westf.
264
Allbeseelung—Allermannsharnisch
2Ö3
ι
N r . 7 A n m . ; D e r s. Mythol.
Stud.
2,
21. 6) Germania 26, 190. ·) E . H . M e y e r Germ. Myth. 120. ') Mitt, des hist. Ver. zu Osnabrück 2 (1850), 399 = K u h n u. S c h w a r t z 485; K u h n Westf. 1 Nr. 33 a. Ranke. A l l b e s e e l u n g s.
Animatismus.
A l l e r h e i l i g e n . E i n F e s t f ü r sämtliche heiligen M ä r t y r e r a m I. N o v e m b e r ist in D e u t s c h l a n d unter L u d w i g dem F r o m m e n (835) e i n g e f ü h r t worden. In Britannien w u r d e es schon im 8. J h . am I. N o v e m b e r (Beginn des keltischen J a h r e s ? ) g e f e i e r t 1 ) . A u f keltischem Gebiete w a r das A n z ü n d e n großer F e u e r ü b l i c h 2 ). In der H o c h - B r e t a g n e sagt man, d a ß das a m letzten O k t o b e r g e s ä e t e G e t r e i d e das beste Mehl gebe, weil alle Heiligen d a n n die Felder s e g n e n 3 ) . D a g e g e n soll m a n in O l d e n b u r g a m A . t a g e nicht säen und kein L a n d b e s t e l l e n 4 ) . A u c h in D e u t s c h l a n d bezeichnet der T a g S o m m e r e n d e (den „ A l t w e i b e r s o m m e r " , s. d.) 8) und W i n t e r b e g i n n 6 ) . Man k a n n a m A . t a g e erfahren, was f ü r ein W i n t e r werden 7 ) und wie sich die Z u k u η f t — namentlich in Liebesangelegenheiten — gestalten w i r d 8 ) . Im Ösling teilen die Mädchen unter ihre B e v o r -
z u g t e n N ü s s e aus ®), und in N o r t h u m berland w e r f e n j u n g e L e u t e ein p a a r Nüsse ins F e u e r ; liegen sie still und brennen sie z u s a m m e n , so weissagt das eine glückliche Ehe, f a h r e n sie aber krachend v o n einander, eine u n g l ü c k l i c h e 1 0 ) . W e n n an diesem T a g e die Sonne scheint, sterben viele K i n d b e t t e r i n n e n (Isartal) u ) . Die an A . (wie die am Christtag und in den Z w ö l f t e n ) Geborenen können Geister s e h e n 1 2 ) . Bei Gloggnitz (Niederösterreich) p f l e g t sich a m A . abend das V o l k an einem kanzelähnlichen F e 1 s e η z u v e r s a m m e l n und zu beten. In der N a c h t f ä n g t der Stein dann mit Windesschnelle an sich zu drehen. In ihm liegt ein S c h a t z verborgen 13 ). — I. ü. s. Allerseelen. F r a ζ e r 6, 83 ; 10, 224 f. ; H eortologie
240 f f .
Légende
Braz
!
Kellner
) F r a ζ e r 1 0 , 245 f. ;
2, 68 f.; S a r t o r i
Br. 3, 262 A n m . 14.
3
Sitte
Le
u.
Folk-Lore
) S é b i 11 o t
3, 454. *) S t r a c k e r j a n 2, 94. ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 200; D r e c h s l e r ι, 5
153; W r e d e Eifler Volksk. 225. I n Westfalen
sagt man : De allerhilligensuamer dûert 3 stunnen, 3 dâge àder 3 weken: W o e s t e Wb. 5. ·) S t r a c k e r j a n 2 , 94; J o h n Westb. 237 ; W r e d e
Eifler
Schlesw.-Holst.
Volksk.
226;
M e η s i η g
Wb. 1, 105; Vgl. S a r t o r i
3,
264 (Kelten). ') Ebd. Anm. 26. ») Ebd. Anm. 27; F r a z e r io, 240 ff. ; V e r n a l e k e n
Alpensag. 124; J o h n Westb. 97. *) t a i¿n e Luxemb. 75. 1 0 ) G r i m m Myth. (1105). « ) Z f V k . 2 1 , 256. " ) H ö h n
261.
,s
) Vernaleken
Alpensag.
F o n 3, 476 Geburt
123. D a s
Gold, das in einem Tumulus von Finistère eingegraben ist, steigt am Allerheiligentage bis dicht an die Oberfläche: S é b i l l o t 3, 44. Sartori. Allerheiligenmonat
s.
November.
A l l e r m a n n s h a r n i s c h (Neunhemderwurz, S i e g w u r z ; A l l i u m Victoriaiis). I. B o t a n i s c h e s . Liliengewächs (Lauchart) mit netzfaserigen Zwiebelhüllen, lanzettlichen B l ä t t e r n und weißlichen bis grünlichgelben, sechszähligen Blütensternen. Der A . w ä c h s t in den A l p e n und Voralpen, hin und wieder auch in den Vogesen, im S c h w a r z w a l d und iin Riesengebirge. In Nordtirol ist besonders der im „ T e u f e l s w u r z g a r t e n " (Kaisergebirg) wachsende A . b e k a n n t x ). A u c h andere z a u b e r a b w e h r e n d e P f l a n z e n , wie die echte S i e g w u r z (Gladiolus communis)
2Ó5
Allermannshaniisch
oder in St. Gallen die Meisterwurz (Imperatoria ostruthium) 2) führen die Bezeichnung Α . Ebenso wird der Α . manchmal mit dem Alraun (s. d.) zusammengeworfen 3 ). Die „ G l ü c k s a l r a u n e " , die zu Beginn des 20. Jhs. im K a u f h a u s Wertheim zu Berlin (!) für 1,50 Mark das Stück v e r k a u f t wurden, enthielten die Faserhüllen des A.s *). In den Apotheken, wo früher der A . als Victoriaiis longa oder V. mas (im Gegensatz zur Siegwurz, der V. rotunda oder femina) offizineil war, wird der A . ab und zu v o n abergläubischen Leuten verlangt. J) A l p e n b u r g Tirol 406. 2) M a n ζ Sargans 70. 3) Vgl. V o n b u n Beiträge 132. *) Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg 48 (1906), III.
2. Wegen der vielen Zwiebelhüllen („Neunhemderwurz"), in denen man die „ S i g n a t u r " eines undurchdringlichen Panzers erblickte, gilt der A . seit alters als zauberisches Mittel, um sich h i e b - u n d s t i c h f e s t zu machen. „ E t l i c h meynen / so y e m a n t dißes kreutlin an halß trag / sampt der langen Sigwurtz / Victorialis genennt / daß er nit wund solt werden im kryeg / und alle sein feind überwinden", sagt B r u n f e l s 5 ) . Im 17. Jh. äußert sich die medizinische Fakultät der Universität Leipzig, daß sich niemand weder mit dem Alraun noch mit der Siegwurz festmachen k ö n n e e ) . A u c h die Chemnitzer Rockenphilosophie kennt den A . als Mittel, um sich unverwundbar zu machen 7 ). Im Weltkrieg lebte der Glaube an die „ f e s t m a c h e n d e n " Eigenschaften des A . wieder auf 8). Mit dem Glauben an den unverwundbar machenden A . hängt es wohl zusammen, daß er vor allem bei heftigen Blutungen (auch Nasenbluten) gute Dienste leisten soll, indem die Zwiebelhäute auf die Wunde gelegt werden oder die Zwiebel fest in der Hand gehalten wird 9 ). Die einmal gebrauchte Wurzel, die einem anderen zum Gebrauch weitergegeben wird, verliert ihre Wirksamkeit 1 0 ). 5)
Kreuterbuch 1532, 240. ·) F De fascinatione 813. ') G r i m m 447 Nr. 387. 8) M a η ζ Sargans 147. m a n n St. Gallen 11; R h i n e r 3; S A V k . 17, 64; D a l l a T o r r e 10) S t o 11 Ζauberglauben 95.
romann Myth. 3, 9) W a r t Waldstätten Tirol 10.
266
3. Nach der Signatur der schützenden Zwiebelhüllen und als stark riechende Lauchart (s. Knoblauch) gilt der A . ganz allgemein als H e x e n und allen bösen Zauber vertreibend11). In früheren Jahrhunderten sollte der A . vor allem die „ E r z k n a p p e n " (Bergleute) vor den bösen Berggeistern bewahren 12 ). In der Schweiz vertreibt er das „ D o g g e l i " ( A l p ) 1 3 ) : die Zwiebel wird in ein Loch über der Stalltür 14 ) oder auch in die Türschwelle v e r b o h r t 1 5 ) oder in die K ä s t e n und K o m m o d e n g e l e g t 1 β ) . A . wird v o n den Kapuzinern gegeben, wenn der K ä s e nicht geraten w i l l 1 7 ) . In Tirol 1 8 ) gibt man den „ v e r m e i n t e n " Tieren Α., in Altaussee wird er in einem Säckchen gegen das Verschreien getragen 19 ). Stupp von A. hilft gegen Milchzauber bei Kühen *>). A u c h in Siebenbürgen mischt man den A . unter das Pulver, mit dem man das berufene Vieh räuchert 21 ), im Vogtland wird der A . dem behexten Vieh gereicht 2 2 ). Der verhexten K u h bindet man in Dänemark für 2 Schillinge A . an das Horn 23). Den Kindern wird ein „Mannli und W i b l i " (d. h. zwei aneinander gewachsene Zwiebeln) des A.es an den Hals gehängt oder unter das Kopfkissen gelegt, dadurch werden die bösen Geister vertrieben 24). Wenn die Kinder nicht saugen wollen (infolge von Verzauberung), so reibt man ihnen den Mund und der Mutter die Brustwarze mit „ N e u n h e m l e r n " ein 25 ). " ) S e 1 i g m a η η 2, 70. 12) S c h r o e d e r Apotheke 1685, 1093; T a b e r n a e m o n t a n u s Kreuterbuch 2 (1731), 875. 13) ZfdMyth. 4, τ75; v gl. auch S A V k . 8, 146. 14) W a r t m a η η St. Gallen χ ι . 16) Schw. Id. 4, 1507; ebenso im Elsaß : M a r t i n u. L i e n h a r t Wb. 1, 338. ») U l r i c h Volksbotanik 7. 17 ) S A V k . 15, 13. 18) A l p e n b u r g Tirol 406. " ) A d r i a n Altaussee 406 20) U n g e r u. K h u l l Steir. Wb. 15. 21) S c h u 11 e r u s Pflanzen 1916, 98. 22) K ö h l e r Voigtland 355. " ) F e i l b e r g Ord'oog 4, 9. " ) W a r t m a n n St. Gallen 1 1 ; vgl. M a η ζ Sargans 56. 26) Z a h l e r Simmental 191.
4. In der Greifswalder Gegend wird der A . von Eheleuten als Mittel gegen U η f r u c h t b a r k e i t getragen 2 e ). Zur Erleichterung der Geburt gibt man zwei aneinander gewachsene Zwiebelschalen des A.es der Gebärenden in
Allerseelen
2 67
die Hand 2 7 ). Die „fingerförmig verzweigte A . w u r z e l " , die der Gebärenden zur leichteren Entbindung auf die Brust gelegt wird dürfte eher die Wurzelknolle eines Knabenkrautes (s. d.) sein. Das „ A l l e r m a n n s h e r r n k r a u t " , das im Harz v o n den heiratslustigen Mädchen am Himmelfahrtstage gesucht wurde M ), kann nicht der A . sein, da diese Pflanze gar nicht im Harz v o r k o m m t . Möglicherweise ist die W e i ß w u r z (Polygonatum officinale) unter dem „Allermannsherrnk r a u t " zu verstehen. Ebenso ist der „Andermannsharnisch", der an Pfingsten gesucht wurde nach der Beschreibung nicht unser A . A u c h in diesen aphrodisischen Wirkungen berührt sich der A . mit dem Alraun (s. d.). ") P l o ß St. Gallen
Kind. I, 7.
11.
«)
Vonbun
Wartmann Beiträge
132 f.;
vgl. M a n z Sargans 86. ιβ) ZfdMyth. 1, 20Ï; Ρ r ö h 1 e Harzbilder 1855, 84. 86. s0) K u h n Westfalen 2, 170.
5. Die Wurzeln des A . sind v e r w a n d e l t e Z w e r g e , die durch die Menschen verdrängt wurden 33). 31) W a r t m a η η St. Gallen 11. Marzell. Allerseelen. I. Ein allgemeines S e e l e n f e s t am 2. November ist i. J. 998 v o n Odilo von Clugny in allen Benediktinerklöstern angeordnet und 1006 v o n Papst Johann X I X . f ü r die ganze katholische Christenheit eingeführt w o r d e n 1 ) . Im Volksglauben und -brauch werden auch die umliegenden Tage mit einbezogen, wie überhaupt die dem Wiederkommen der Seelen eingeräumte Zeit viel länger ist 2 ). So dauert die bayrischösterreichische Seelenzeit v o m 30. Oktober bis zum 2. November. In der Oberpfalz freuen sich die Seelen das ganze Jahr auf diesen T a g und seine O k t a v e und zeigen sich oft 14 Tage vorher als kleine Lichtlein, damit man ihnen zu Hilfe komme 3 ). Die Seelen haben schon v o m Mittagsläuten am Allerheiligentage an Freiheit, das Fegefeuer zu verlassen und ihre alten Wohnungen wieder aufzusuchen. A m andern Morgen beim ersten Läuten müssen sie wieder von dannen 4 ). Anderswo beginnt das Läuten erst später, nach-
268
mittags oder abends oder um Mitternacht, und wird mitunter bis zum Mittag des A.tages f o r t g e s e t z t 5 ) . In Eweringen läuteten früher in der Nacht vor A . die Glocken fortwährend, wodurch man die flehenden Stimmen der Verstorbenen versinnbilden wollte 8 ). ') K e l l n e r Heortologie 242 f.; S a t t o r i Sitte u. Br. 3, 259 ff.; ferner F r a ζ e r 6, 51 ff. ; S a r t o r i
Speisung
d. Toten 46 ff. ;
M e y e r German. Myth. 74; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 443 ; F e i l b e r g Jul I ; Volkskunde 15, 135 ff. *) E i s e η - Ε r k e s Estnische Myth. 43. ·) S c h ö n w e r t i i i , 283. 4) Z i n g e r l e Tirol 176; H ö r m a η η Volks-
leben 185.188. s) J o h n Westb. 96; S c h r ä m e k Böhmerwald 166; Volkskunde 14, 173 f. 180; 15, 205; S a r t o r i 3, 260 Α. 5. ·) F o n t a i n e Luxemb. 75. 2. Schon am Tage Allerheiligen werden die F r i e d h ö f e gereinigt und die G r ä b e r g e s c h m ü c k t 7 ) . A m Abend beginnt der Besuch 8 ). Die Gräber werden, um die Qualen der Seelen im Fegefeuer zu lindern, mit W e i h w a s s e r besprengt 9 ), und es werden Speisen daraufgestellt (Brot, Wein, Bohnen) 1 0 ) und K e r z e n oder Lämpchen darauf a n g e z ü n d e t 1 1 ) . A n Gräbern von Selbstmördern darf kein Licht brennen, sonst werden die Kinder wieder Selbstmörder 1 2 ). Die Lichter sollen die Seelen anlocken und ihnen den W e g zum Ruheplatze ihres Körpers weisen; man sagt auch wohl, daß sie sich daran wärmten 13 ). A b e r die Absicht, durch das Feuer eine sichernde Schranke zwischen sie und die Lebenden zu setzen, spricht auch mit. U m Iglau soll das auf den Gräbern angezündete Licht die bösen Geister vertreiben 14 ). ') S a r t o r i 3, 260 A. 6. ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 199; R e i s e r Allgäu 2, 170; Meier Schwaben 452; W r e d e Rhein. Vkde. 277. ») S a r t o r i 3, 261 A. 9. 10) Ζ i η g e r l e Tirol 226; M e y e r Baden 510; B i r linger
A.
Schw. 2, 136;
Η ö f 1e r
Meyer
Baden 601; W r e d e
Aller-
seelen 6 f. 8 f.; S a r t o r i 3,262, A. 16. n) D r e c h s l e r 1, 304; J o h n Westb. 97. 179; S c h r a m e k Böhmerwald 165. 167; Rhein.
Vkde.
277; F o n t a i n e 75; Volkskunde 14, 178 f. la ) D r e c h s l e r 1, 153. 13) ZfVk. 17, 382ft. ») Ebda. 6, 411. 3. I n d e n H ä u s e r n lassen die Angehörigen den Seelen der Ihrigen alle
26g
Allerseelen
mögliche Pflege angedeihen. Auf dem Tische bleiben S p e i s e und Trank (Milch, Wasser, Brosamen) für sie stehen 18 ). Ins Feuer wird M e h l geschüttet zur Kühlung der Leidenden im Fegefeuer. Zu gleichem Zwecke essen die Leute kalte M i l c h , und die Hauswirtinnen spritzen den Mägden davon ins Gesicht, damit sie nicht schläfrig seien, wenn sie ins Gras gehen 16 ). Keine l e e r e P f a n n e darf über dem Feuer stehen, damit sich nicht eine arme Seele dareinsetze 17 ), und keine O f e n g a b e l verkehrt hingestellt werden, denn das schmerzt sie 18 ). Man darf auch kein M e s s e r mit der Schneide nach oben auf dem Tische liegen lassen, die armen Seelen müßten darauf sitzen. Die T ü r darf nicht knarren und nicht zugeschlagen werden 1 9 ). In den ostdeutschen und letto-russischen Gebieten wird den Seelen Gelegenheit zum B a d e n geboten so ). Auf dem Herde wird F e u e r angezündet oder bleibt brennen; daran sollen sich namentlich die Seelen, die die „kalte Pein" leiden, erwärmen 2 1 ). Auf den Tisch in der Küche oder in andere Räume werden brennende Lichter gesetzt. Vor ihnen betet man für die Ruhe der Seelen; das Licht verhilft ihnen zum ewigen Lichte 22 ). Wessen Licht am ersten erlischt, der s t i r b t vor den andern 2 3 ). Die ganze Nacht hindurch brennt eine Lampe, die aber nicht mit Oel, sondern mit F e t t o d e r B u t t e r gefüllt ist, damit die Seelen ihre Brandwunden kühlen können 2 4 ). Bei den Esten ersucht am Schlüsse der Bewirtung in der Badstube der Hausvater die Seelen der Verwandten nunmehr i h r e s W e g e s z u g e h e n , sich aber zu hüten, auf das Roggengras zu treten und die Wurzeln zu verletzen 25 ). I5
) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 283; P a n z e r Beitr. 2, 103; Z i n g e r l e Tirol 1 7 6 (1468); Volkskunde 14, 1 7 6 f.; S a r t o r i 3, 262 A . i 6 ; Z f V k . 18, 376; E i s e n - E r k e s Estnische Myth. 44. 16 ) G r o h m a η η 198. " ) R o s e g g e r Steiermark 382. ls ) Bavaria 3, 309 (Oberfranken). 1β) P o l l i n g e r Landshut 224; Rosegger Steiermark 382. » ) Z f V k . 18, 376; Eisen-Erkes 44. ") S c h ö n w e r t h 1, 283; Zingerle Tirol 1 7 7 (1472); R o s e g g e r 3 8 1 ; Volkskunde 1 4 , 1 7 6 f.; S a r t o r i 3, 261. " ) S c h ö n -
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w e r t h ι , 283; Volkskunde 14, 1 7 7 f.; S a r t o r i 3, 261. " ) J o h n Westb. 97. 2 1 ) H ö r · mann Volksleben 186; Z i n g e r l e Tirol 1 7 6 f.; G r o h m a n n 198 ( 1 3 9 1 ) ; ZfdMyth. 25 3, 342. ) B o e d e r Ehsten 89.
4. Auch beim Gottesdienst i n der K i r c h e werden Lichter für die armen Seelen angezündet 2 e ). Für sie werden auch allerlei Speisen und Gebäcke a η d e n A l t ä r e n geopfert 27). 2β ) S a r t o r i 3, 261 A . I i . 27) Β i r 1 i η g e r Volksth. 2, 2 1 0 ; L e o p r e c h t i n g 199; H ö f 1 e r A llerseelen 2 5 f . ; Stemplinger Aberglaube 61 f.
5. In dieser Zeit sind die S e e l e n ü b e r a l l z u g e g e n . Sie gehen mit um den Altar und zum Opfer wandeln um die Kirche herum und sitzen auf der Totenbahre 30 ). Weit verbreitet sind die Sagen von der G e i s t e r m e s s e (s. d.) in der Kirche, deren Besuch für die Lebenden gefährlich wird s l ). Jeder Schmuck muß dabei von den Altären und Bildern entfernt sein, sonst würden die Toten alles in kleine Stücke zerreißen 32 ). Auf dem Oybin halten die Erdmännchen am Abend des Allerheiligentages Gottesdienst 3 3 ). Stellt man sich nachts auf einen Grabhügel, so sieht man alle, d i e im nächsten J a h r e s t e r b e n s o l l e n , über die Gräber gehen 34 ). Auch die Toten selbst nennen diejenigen, die im nächsten J a h r e sterben S5 ). M ) ZfdMyth. ι , 240 (9: Mosel) ; Z i n g e r l e Tirol 1 7 7 (1473). M ) Rogasener Familienblatt 5 , 3 . " Ί Z i n g e r l e 1 7 7 ( 1 4 7 4 ) . «) B o l t e P o l i v k a 3, 472; S a r t o r i 3, 259 A . 2; K ü h n a u Sagen 1, 2 1 2 f. 375 f. ; K n o o p M Posen 1 3 6 ff. ) Drechsler 1, 154. 33 ) M e i e h e Sajen 335 (435). 31 ) S c h u l l e r Progr. v. Schäßburg 1863. 21 ( 1 1 ) ; vgl. Z f V k . 8, 400 (Bayern); » F r a z e r 6 , 7 3 . 35 ) S é b i l lot Folk-Lore 4, 1 3 1 .
6. Die Seelen besuchen ihre G r ä b e r 3e ), wandern als L i c h t e r auf dem Kirchhofe 37) und schweben als V ö g e l um die Grabsteine Μ ). Man muß sehr vorsichtig sein, denn sie sitzen auf jedem Grashalm des K i r c h h o f e s 3 9 ) und auf allen F e l d e r n und W e g e n 4 0 ) . In den Alpenländern werden sie als K r ö t e n sichtbar, denen man daher nichts zuleide tun d a r f 4 1 ) . Sie fahren im W i n d e durch die L u f t 42) und zeigen
271
Allerseelen
sich als weiße N e b e l 4 3 ) . Sehen können sie nur besonders begnadete Menschen; aber man kann sie um Mitternacht s i n g e n hören 44 ). Oder sie machen sich durch K n i s t e r n im Zimmer oder durch Ä c h z e n unter der Erde auf dem Kirchhofe bemerkbar 46 ). In der Umgegend von Dinan r e i t e n sie die Pferde, die die Landleute auf den Feldern gelassen haben 4e ). 3i)
S c h ö n w e r t h 1 , 2 8 1 (4); D r e c h s l e r ι , 154. »') Z f d M y t h . 1, 242 (Mosel). ") D r e c h s l e r 1, 1 5 3 ; v g l . S é b i l l o t 2, 443. 3β) V o l k s k u n d e 14, 174 f. 10) E b d . 1 4 , 1 7 5 ; D r e c h s l e r 1, 154; Sartori 3, 259. " ) Ζ i η g e r 1 e Tirol 178 (1477); R o s e g g e r Steiermark 382. " ) Z i n g e r l e 176 (1469); V o l k s k u n d e 14, 1 7 3 ; F e s t s c h r i f t f. E d . H a h n 1 9 1 7 , 248. " ) S é b i 11 o t 2, 140. « ¡ D r e c h s l e r ι , 154. " ) B i r l i n g e r A. Schwaben 1, 389; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 30. " ) S é b i l l o t 3, 118.
7. W e r sich im D u n k e l n ins Freie wagt, muß sterben 47). Überhaupt ist die N a c h t von Allerheiligen auf A . voll von Spuk und Zauber, und alle Geister schalten frei 4 8 ). Der e w i g e J ä g e r zieht um 4 9 ). Versunkene Städte zeigen ihre S c h ä t z e 6 0 ) und lassen ihre G 1 0 k ken hören 5 1 ). Manche Verrichtungen sind am A . t a g e v e r b o t e n 8 2 ) : Man soll kein Korn säen 53) und nicht auf die Gemsjagd gehen 5 4 ). Solange ein Lumpen, am A.tage auf einen B a u m geworfen, hängen bleibt, ist das V i e h vor dem „ V e r m e y n e n " sicher 5 5 ). Durch das „ T o t e n b a h r e n z i e h e n " kann man alles erhalten, was man wünscht 5e ). 4 ')
S a r t o r i 3, 259 Α . 3. 4β) P a n z e r Beitr. ι , 46; B o h n e n b e r g e r 7 ; Leop r e c h t i n g 200; H ö r m a n η Volksleben 188; H a r t m a n n Westfalen N . F . 43; V o l k s k u n d e 14, 1 8 1 ; H ö f 1 e r Allerseelen 3; S é b i l l o t 2, 353. 429. " ) P o l l i n g e r Landshut 1 2 1 ; S é b i l l o t 1,178. «®) E b d . 2, 104. " ) E b d . 2, 451. « ) Z f V k 4, 405 (Ungarn); V o l k s k u n d e 14, 175. 176. ·') S t r a k k e r j a n 2, 94. ") B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 30. **) S c h ö n w e r t h 1, 310. " ) Z i n g e r l e Tirol 1 7 7 (1474).
8. Für die L e b e n d e n sind besondere S p e i s e n vorgeschrieben. Die vegetabilischen und Milch überwiegen durchaus. Man glaubt damit den Seelen wohlzutun 57 ). Man bespritzt sich mit der Milch oder spritzt sie gegen
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den Herd, darf nichts davon verschütten und nicht zu viel davon essen M ). Im Moseltal wird am Allerheiligenabend in jedem Hause H i r s e b r e i gegessen; so viel Körner man ißt, soviel Seelen befreit man aus dem Fegefeuer 59). Gebildbrote in verschiedener Gestalt werden in Menge angefertigt und an Familienmitglieder und Dienstboten verteilt eo ). " ) S a r t o r i 3, 263 Α . 23; Η ö f 1 e r Allerseelen 7 ff. 6S) J o h n Westb. 96 f. 179. M ) S é b i l l o t 3, 5 1 5 . eo ) H ö f 1 e r Allerseelen 7 f f . J o h n Westb. 96. 97. 179. 291 ; H ö r m a η η Volksleben 190; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 30; V o l k s k u n d e 14, 138 f f . ; S a r t o r i 3, 263 Α . 22; F r a n z Benediktionen ι , 596.
9. Vor allem werden die A r m e n mit solchen S p e n d e n bedacht, oft durch Stiftungen und V e r m ä c h t n i s s e e l ) . In Basel werden noch im 15. Jh. Stiftungen erwähnt „ p r o panibus super sepulchro ipso ponendis et postea pauperibus erogandis" e2 ). In Lüsen stellt man Milch und K r a p f e n am Vorabend des A.tages nach dem Nachtessen auf den Tisch und läßt sie unberührt bis zum andern Tage stehen, wo sie an Arme verteilt werden e3 ). Anderswo macht man es ähnlich mit gekochten Bohnen ®4). Übrigens wird in Tirol an die Hausarmen auch Flachs und W e r g verabfolgt e5 ). ") S c h ö n w e r t h 1,284; R e i s e r Allgäu 2 , 1 7 2 ; B i r l i n g e r Volhsth. 2, 166; A. Schw. I, 1 3 5 ; S a r t o r i 3, 262 Α . ι 8 . ·«) H ö f 1 e r Allerseelen 6. ·>) Z i n g e r l e Tirol 176 (1468). *4) E b d . 226. ·») H ö r m a n η Volksleben 1 9 1 .
10. A u c h für die K i n d e r fällt vieles ab. Sie werden (wie auch an Allerheiligen) v o n den Paten mit Brot und Kuchen beschenkt 66), ziehen aber auch — wie die Armen — von Haus zu Haus, singen und empfangen „ u m der armen Seelen will e n " Gaben an Äpfeln, Getreide, Mehl, Schmalz, Geld, vor allem aber an Brot 67). In Ehingen a. D. suchen sie auf den Gräbern kleine Münzen, die Mutter oder Geschwister dorthin gelegt haben, und kaufen sich dafür „Seelenbirnen" oder Gebäcke w ). ··) B i r l i n g e r Volksth. 2, 1 3 5 ; P o l l i n g e r Landshut 224; J o h n Westb. 1 1 9 . 120; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 30; S a r t o r i 3, 263 Α . 2o; H ö f 1 e r Allerseelen 17. 26. 29; ·') Z i n g e r l e Tirol 223 (1782);
273 Baumgarten Böhmerwald 1 6 7 ; D e r s. Westfalen Schw. 2, 1 3 5 f.
Almadel—Almosen Jahr 30 ; Schramek S a r t o r i 3, 263 Α . 2 1 ; 168. " ) Β i r 1 i η g e r Λ . Sartori.
Almadel, eine der Künste zur übernatürlichen Erlangung von Wissen und Kenntnissen, nach Albertus Magnus*) auf Salomo zurückgeführt. Das Wort wird wohl von „lernen " u n d 1 » „ G o t t " kommen und „ L e h r e Gottes" 0. ä. bedeuten (vgl. auch ars notoria). Auch die „sciences armandelles" des J e a n Belot, die 1623 von der theol. Fakultät in Paris verdammt wurden 2), sind vermutlich dasselbe. Agrippa von Nettesheim 3 ) macht A. zu einem Araber, der über die Geomantie geschrieben habe, während das vierte, apokryphe Buch der Occulta philosophia 4 ) richtig „Salomos Tafel A . " nennt, die man benutze, um Orakel zu erhalten. Auch eine Ausgabe der Claviculae Salomonis erwähnt in dem Titel „ L e s vraies Clavicules du Roi Salomon par Armandel" 6) wohl diese Schrift (s. o. sc. armandelles). ') Κ . K i e s e w e t t e r Geheimwissenschaften 2. Aufl. 306; ders. Faust 88. 341'; D e l r i o Disquisitionum magicarum litri sex. (Mainz 1606) ι , 237. 2) F e r e t LaFaculté de Théologie de Paris. Ep. mod. 3 (Paris 1904), 407. 3) 1, 2 7 3 . 4 ) 4, 1 0 1 . 5) G r a e s s e Trésor de livres rares et précieux 2 (1861), 196 nach Catalogue Filheul p. 81 ff. (manuscr. franç). Jacoby.
Almandin. Konrad v. Megenberg beschreibt den A. als einen in bunten, mannigfaltigen Farben schimmernden Stein; er „zerstört jedes Gift, verleiht dem Menschen Sieg gegen alle Feinde und die Gabe, Träume deuten zu können" Schade behandelt ihn unter „ a l a b a n d a " und hält ihn für eine edle Granatart, deren Farbe vom Kirschrot bis zum völligen Braun wechselt 8 ). Andere wollen unter ihm den Rubin oder eine Spinellart verstehen. Zedlers Bezeichnung „carbunculus Alabandinus" weist auf den Granat hin 3 ). In Ε . T. A. Hoffmanns Erzählung „Die Bergwerke von F a l u n " entdeckt Elias Froböm den kirschrot funkelnden Α., der schön ist wie ein Rubin und mit seinem Liebesglück eng verbunden ist *).
Buch der Natur 3 7 5 . *) S c h a d e 1 3 2 0 ( P I i n . »i.A. 36 § 63). 3 ) Z e d i e r 1, 1 2 8 5 . *) Ausgabe Hesse 6, 1 1 2 . Olbrich.
Almosen (s. a. A r m e r). 1. A. gr. ελεημοσύνη, kirchenlat. eleemosyne, über das gallisch-roman. al(i)mosna schon ahd. alamuosan*), Opfergabe aus eigenem Besitz an Mitmenschen oder höhere .Mächte um des Heiles einer Seele willen: e r l ö s e n d e s A. — oder als Mittel gegen Schadenzauber: abwehrend e s A. Es verbinden sich hier die christliche Vorstellung der A.pflicht Besitzender gegen Notleidende und der heidnische Drang, sich des Wohlwollens gefährlicher Dämonen durch Opfer (s. d.) zu versichern, ehe diese schaden können, oder nachdem sie zu schaden begonnen. J
) K l u g e Etymolog. Wh." 12.
2. Zur Lehre der christlichen Moral, die das A.geben als eine Pflicht der Nächstenliebe gebietet 2), tritt von Anfang an die Ansicht einer sündentilgenden Wirkung des A.s, gestützt auf Äußerungen der Schrift 3 ), klassisch formuliert durch Chrysostomus: pauper venit, qui paradisum vendit, et dicit: da panem et accipe paradisum 4 ); Augustinus: eleemosynis . . . purgantur quotidiana peccata, und: defunctorum animas pietate suorum viventium relevari 8 ); Innocenz I I I . : eleemosynas . . . posse prodesse defunctis credimus 8 ). Die „Verdienstlichkeit" und Pflicht des A.s werden seit dem Auftreten der Bettelorden noch unterstrichen. Dieser leichter faßbare erlösende Charakter des A.s leuchtet allgemein dem Volksempfinden ein (s. a. fasten). a) Man gibt A. nicht nur zum H e i l der eigenen S e e l e 7 ) , sondern auch zur Errettung fremder armer Seelen (s. d.) 8 ), besonders der Seelen umgehender V e r brecher (s. d.) e ) und verstorbener A.Verweigerer. Das heidnische Opfer zur Abwehr der Toten erscheint in eine Spende zugunsten der Toten umgesetzt, schon im Frühchristentum und nicht spezifisch christlich; das alte Totenopfer erhält sich noch in dem Brauch, Brosamen und Krugreste den armen Seelen zu spenden 1 0 ). Kein A. austeilen verdirbt. Wer hartherzig gewesen ist, muß seine
275
Almosen
Schätze h ü t e n u ) oder nach dem Tode umgehen, bis die nachgeholten A . ihn erlöst h a b e n 1 2 ) . Ähnlich müssen durch Betrug gesammelte Schätze als A . verteilt werden, damit der gebannte Geist erlöst werden k a n n 1 3 ) . Besonders rohe Verweigerung des A.s kann sogar plötzlicher Untergang t r e f f e n 1 4 ) , oder man wird noch in diesem Leben v o n einem Strafwunder befallen, v o n dem nur A.geben b e f r e i t 1 5 ) . Entsprechend verwandelt sich ein aus Geiz beschnittenes Brot, das einem Heiligen als A . gereicht werden soll, in Stein l e ). Die Hinterbliebenen spenden A . für das S e e l e n h e i l des V e r s t o r b e n e n nicht nur an A r m e (Thüringer „ A r m e n spende", Siebenbürger,, Tränenopfer' ') 1 7 ), sondern auch an Mönche und Weltgeistliche 18 ). Neben dem besonderen A n l a ß eines Todesfalles bestehen allgemeine Gabentage, in erster Reihe natürlich Allerseelen, w o in Böhmen Söllawecken = Arme-Seelen-Wecken verteilt werden l e ), K a r f r e i t a g (A.gröschel, gute Freitagsgröschel) *·), aber auch jeder Sonnt a g 21 ) ; es werden A . in St. Valentins Namen gesammelt (Augsburg 1472) 22 ). Man errichtet schließlich A.stiftungen an Kirchen, die man nicht beschneiden darf M ). W e n n eine solche A.spende vernachlässigt wird, kommen die toten Stifter selbst, den Pfarrer zu mahnen 24 ). b) Das erlösende A . bringt zuletzt nicht nur ewigen, sondern in vergröberter Auffassung auch schon zeitlichen Vorteil, wie das allgemein verbreitete Sprichwort besagt: „ A l m o s e ge armet n i d " 25 ). So spendet ein Mildtätiger seine ganze Ernte als Α., z u m Lohn wird seine Scheune durch Wunder wieder g e f ü l l t 2 8 ) ; gegebenes A . verhilft zu einer rettenden Warnung Noch deutlicher erhellt diese drastische A u f f a s s u n g daraus: ,,Was-me n zur vordere T ü r us z'Allmuese gid, chund zur hindere dopplet wider i n e " ; „Zürich, deine A . erhalten d i c h ! " (1688) » ) ; denn „ d ' A l m o s e " lüge" n e t " , sie bringen schon zeitlichen Nutzen !) W e t z e r u. W e l t e 1, 569Ö.; Herz o g - H a u c k ι, 381 ff. ·) Daniel 4, 24; Luk. I i , 41; Matth. 25, 31 ff. *) C h r y s o s t o -
276
m u s Homilía de eleemosyna c. 3. *) A u g u s t i n u s Serm. IX, 11, 17; L u c i u s Heiligenkult 27. ·) D e η ζ i η g e r Encheiridion 15 427; vgl. Symbolorum et Dejinitionum Ca· t e c h i s m u s R o m a n u s IV, c. 14 q. 16, 3. 8 *) K l a p p e r Erzählungen Nr. 131. ) Alemannia 2, 142; K ü h n a u Sagen 1, 205 f. ·) M a c k e n s e n 13 Nr. i6. " ] L u c i u s Heiligenkult 27; G r o h m a n n 190; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1869,126. 11) H e y l Tirol 60 Nr. 17. 12) S t r a c k e r j a n 1, 247; A l p e n b u r g Tirol 208; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 2 1 1 ; M e i e r Schwaben 1, 269; M e y e r Aberglauben 351. 13) B i r l i n g e r Volksth. I, 70; Alpenburg Tirol 183. 14) G r ä s s e Sachsen 2, 354; ZfdMyth. 2, 350 f. ; B o c k e l Handbuch 369. 15) H e y Tirol 158 Nr. 60; R o c h h o 1 ζ Sagen 2, 47; K l a p p e r Erzähltmgen Nr. 142. 1β) Bavaria ι , 315. ") W i t z s c h e l Thüringen 1, 260; Speisen und Kleider: K o n d z i e l l a Volksepos 140 f.; Malter Brot: Hess.Bl. 4, 10; Geld: R e i s e r Allgäu 2, 307. 18) Belege mittelalterlicher Dichtung: K o n d z i e l l a Volksepos 36. 1β) S c h r a m e k Böhmerwald 166 f. ; G r o h m a n n 190; Β a u m g a r t e η Aus der Heimat 1869, 133 f.; H e y l Tirol 762 Nr. 54. " l D r e c h s l e r 1, 91. ") B i r l i n g e r Volksth. 2, 458 (Schaffhausen). »*) Β i r 1 in g e r Aus Schwaben 2, 396. **) Ebd. 2, 395; R o c h h o l z Sagen 2, 93. ") H e y l Tirol 455 Nr. 14. " ) Schweizld. 1, 192; F i s c h e r SchwäbWb. 1, 146. *·) K l a p p e r Erzählungen Nr. 32. ") V e r n a l e k e n Mythen 79. î9 *•) Schweizld. 1, 192. ) Fischer Schwab. Wb. I, 146.
3. Neben diese christliche, erlösende Seite des A.s tritt eine a b w e h r e n d e Eigenschaft, die dem heidnischen O p f e r b r a u c h im K a m p f gegen böse Mächte entspringt 3 0 ) (s. a. Abwehrzauber), a) A m klarsten erhalten die A . nach der Ernte (auf dem Feld wird S a m m l e t gel a s s e n ) , nach dem Ausdreschen, nach der Obsternte den Sinn der heidnischen Getreide- und Obstopfer (s. Opfer) 31 ). Finnische Gebräuche zeigen deutlich die alte Opferform an hilfreiche Geister und bedrohliche Tiere, die das Christentum in A . für die Armen, besonders Witwen und Waisen, umgewandelt h a t 3 2 ) . Alte heidnische Opfer an Gottheiten bleiben als A . an Mönche und ihre Heiligen, die geradezu einen Zoll erheben, wie es einst A r n d t auf einer Donaureise erlebt hat 3 3 ). U m vor dem Dämon des b ö s e n B l i c k s des Bettlers geschützt zu sein, muß man das verlangte A . geben, ein allgemein verbreitetes Gefühl 34 ). Namentlich eine
277
Almosen
Schwangere soll u m jeden Preis allen Bettlern ein A . s p e n d e n S 5 ) . Der erste B e t t l e r nach G e b u r t eines K i n d e s oder b e i m ersten H e r v o r g a n g der W ö c h n e r i n b e k o m m t ein S t ü c k Brot, u m U n g l ü c k fernzuhalten38). Daher verteilt man auch A . a m H o c h z e i t s t a g 3 7 ) . E b e n s o gibt m a n beim V i e h k a u f dem ersten begegnenden B e t t l e r oder A r m e n den „ G o t t e s h e l l e r " (s. d.), d a m i t das neu erworbene V i e h gedeihe M ). V o r allem gefährlich sind Zig e u n e r - G r ä f i n n e n : w e n n sie ihr gewünschtes Α . , h a u p t s ä c h l i c h Speck, nicht erhalten, lassen sie das H a u s verbrennen (Luzern 1739) *·). $lan s c h i c k t aber auch keine reisenden H a n d w e r k s b u r s c h e n u n · beschenkt f o r t *>). Sie k ö n n t e n sich rächen wie die w a n d e r n d e n Müllerburschen der schlesischen Sage, die bösen Z a u b e r über die ungastliche Mühle s e n d e n 4 1 ) . N i c h t immer k a n n der B e t t l e r mit dieser A b wehrsorge rechnen; daher suchte m a n sich einst A . auch durch andere Mittel zu e r z w i n g e n , ζ. B . den G l a u b e n , „ w a n n einer ein v o n einem Aussezigen gebettletes S t u c k B r o t esse / könne einem solchen n i e m a n d kein A . mehr v e r s a g e n / ob ers gleich weder w e r t h noch n o t t ü r f f t i g sey" «). Die v o r b e u g e n d e W i r k u n g w o h n t allgemein dem A . inne, wie einer Tiroler A.spende, die seit einer P e s t im 14. J h . eingeführt ist **), oder der alljährlichen V e r t e i l u n g eines halben T a g e s e r t r a g e s an K ä s e und Zieger unter die A r m e n in der J o h a n n i s n a c h t zur F e r n h a l t u n g der so g e b a n n t e n V i e h s e u c h e 4 4 ) . Gegen „ A n toniusfeuer", eine A r t Bräune, s c h ü t z t das kirchliche Opfer v o n Antoniusferkeln, die österreichische B a u e r n im H e r b s t einst Mönchen als F ü r b i t t e r n d a r g e b r a c h t 4 5 ) . A . g e b e n b e w a h r t sogar v o r dem Feind 4 8 ). b) W i e man z u f ü r c h t e n d e s Unheil durch A . bannt, so w e n d e t m a n auch wirklich e i n d r i n g e n d e böse M ä c h t e durch A . z w i n g e n d ab. Man schleudert verfolgenden Irrlichtern einen Sechser zu, u m sie unschädlich zu machen 47 ). W e n n der W i n d , Melusina, heult, m u ß man Mehl und Salz, auch B u t t e r , in den Ofen oder z u m F e n s t e r hinaus werfen 4 8 ) oder Salz und Mehl, auch
278
drei Α . , in die L u f t streuen (s. W i n d f ü t tern) 49 ). G e r a d e diese stilisierte F o r m der G a b e n als d r e i — w e i ß e (s. d.) — A . ü b t eine besondere Z a u b e r k r a f t ; sie gelten als sehr „ v o r n e h m " , d. h. w i r k s a m , u m einen W u n s c h zu erreichen, ζ. B . Mehl, Milch, Eier 8 0 ). M e r k w ü r d i g ist eine frühere S c h w e i z e r G e w o h n h e i t , einem regelmäßig erscheinenden, w e i ß g e k l e i d e t e n Z u g v o n Z i g e u n e r - W a h r s a g e r n v o n j e d e m Hausbesitzer drei weiße A . (Eier, Mehl, B u t t e r ) zu v e r a b r e i c h e n 5 1 ). E b e n drei A . f i n d e n sich auch als B u ß v o r s c h r i f t 62 ). Der D r u c k der D r u d (s. d.) wird v e r j a g t , wenn m a n zu ihr zu sagen v e r m a g : „ K o m m morgen u m S a l z zu m i r " , w o z u diese d a d u r c h gez w u n g e n wird, oder sie wird auf 12 U h r m i t t a g s des a n d e r n T a g e s bestellt und mit B r o t und einem V i e r t e l k r e u z e r lautlos a b g e f e r t i g t M ) . M a n spricht zur D r u d , sobald sie zu drücken b e g i n n t : „ K o m m u m drei A . " M ), „ K o m m morgen u m die drei weißen G a b e n " (ein Ei, eine H a n d v o l l Salz und eine H a n d v o l l Mehl) 5S ). Die drei A . v e r t r e i b e n auch andere K r a n k h e i t s g e i s t e r . Die Urheberin einer K r a n k h e i t wird durch Verbrennen des b e h e x e n d e n F e d e r k r a n z e s im B e t t genötigt, dreimal e t w a s W e i ß e s z u v e r l a n g e n : Salz, Mehl, K r e i d e ; hier wird u m g e k e h r t durch die V e r w e i g e r u n g der A . ihre M a c h t g e b r o c h e n 5 8 ) (s. leihen). Sonst müssen a u c h dazu die drei A . gegeben werden, und z w a r an A r m e , so zur B e k r ä f t i g u n g eines S p r u c h s gegen Fieber, Friesel, B r a n d , R o t l a u f , neben wiederholten dreimaligen Gebeten, die Spende jedesmal aus der rechten H a n d des K r a n k e n S7 ). Dies dreifache A . soll e t w a Geld, B r o t und „ S c h m u t z " (Fett) sein 6 8 ) oder B r o t , W e i n und G e l d 5 9 ) . Es bed e u t e t ein M i ß t r a u e n gegen die Zauberk r a f t des A . selbst, w e n n mit dem A . der W u n s c h v e r k n ü p f t wird, der B e s c h e n k t e solle f ü r den Leidenden beten 80). Diese M a c h t zeigen aber drei Α . , die die Mutter f ü r das k r a n k e K i n d morgens nüchtern und unbeschrien heischt, u m eine S u p p e daraus zu k o c h e n 8 1 ) . S o h a b e n auch silberne R i n g e aus e r b e t t e l t e m A . die K r a f t , „ g e w i s s e " K r a n k h e i t e n zu heilen (s. betteln) 82 ). Die gleiche wiederherstellende
Almrausch—Aloë
279
W i r k u n g wird für den M i l c h s e g e n d e s V i e h s erwartet. Nach dem K a l b e n gibt man der K u h selbst deshalb drei weiße A. : Milch, Mehl, B u t t e r oder auch an A r m e Geld, Brot und S c h m a l z e 3 ) . Nach dem Aussäugen opfert man den Armen drei Häfen voll Milch, um dadurch die K u h zum Milchgeben für den eigenen Gebrauch zu veranlassen ®4). Ein Segensrezept des 16. Jh.s gebietet, nach Anbringen eines A m u l e t t s die erste Milch, die in den K ü b e l kommt, dem ersten Menschen zu geben, der um ein A. bittet, „ u n d e acht nicht, wer er s e y " e5 ). Wenn es nicht K ä s e und A n k e n geben will, soll man drei A . v o n einem, der sie um Gottes Willen geheischen hat, an einem Sonntag zu bekommen suchen und mit Angelikawurzeln der K u h zu lecken geben, dazu vor dem Käsemachen drei Stäpfli Salz in das Kessi schütten β β ). D a m i t man mit gekauftem Rindvieh Glück habe, soll es (neben andern Mitteln) über beliebige Geldstücke, die einem Bettler geschenkt werden müssen, den Stall betreten " ) . Anderseits darf man wieder, wenn eine K u h gekälbert, drei Tage nichts aus dem Haus geben, auch kein A . 68). So erscheint das A. als ein hilfreicher Verbündeter im K a m p f gegen böse Geister aller A r t . 30)
H e c k s c h e r 34. 31 ) E b e r h a r d
139; G r i m m Landwirtschaft
Myth. 1, 7. 9. 1 2 ;
vgl. F F C . Nr. 66, 161—209. s2) FFC. Nr. 66, M) S e 1 i g 187. »») H e c k s c h e r 140. mann
Blick
Zauberkraft
ι , 91 f. 345 f. ;
125.
135;
S e l i g m a n n
M e y e r
Baden
346;
Z i n g e r l e Tirol 222; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 170. 3t ) S ü d b a d e n ; v g l . Κ r a u ß Sitte «. Brauch Heimat
536; B a u m g a r t e n
1869, 27. 32.
3 °)
J o h n
Aus
der
Westböhmen
108. 37) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 297; Z i n g e r l e Tirol 21 N r . 1 3 1 . M ) K u h n Westfalen
2, 6 3 ;
m. Brauch
vgl. 41)
Z f r w V k . 2, 2 9 3 ;
2,
Anm.
140.
M)
51.
40)
Ρ e u c k e r t
logia ( 1 6 7 5 ) 1 4 9 .
M e y e r
93 f. 4S )
S a r t o ri
L ü t o l f ")
Sagen
Sitte
252 f.;
Baden
346.
A η h o r η
Η e y 1 Tirol
757
MagioN r . 33.
**) L ü t o 1 f Sagen 1 1 5 . " ) H e c k s c h e r 140. *·) K l a p p e r Erzählungen Nr. 55. " ) B r ü c k ner
Reuß
linger Sagen
207.
Aus
555 Nr. 5 6 7 ;
L a i s t n e r Naturmythen 36)
4β)
G r o h m a η η 2 f. " )
Schwaben I, 100. Sphinx
24. " )
60)
A l p e n b u r g
1, 184.
61 )
F r i e d b e r g
V e r n a l e k e n Mythen gerle Tirol 70 Nr. 593.
Bir-
L ü t ο 1f Tirol
267;
R o c h h o l z Bußbücher
5.
270 f. " ) Z i n Z f V k . 8, 396;
5S)
280
A l p e n b e r g Tirol 267. 302. 6 ·) S t r a c k e r j a n 1 I , 359 § 238 d. ") H ö h n Volksheilkunde
347. Baden
I, 157. t0)
M)
M e y e r
Baden
Ebd. 347; H ö h n
43.
·*) Α η h o r η
564. " )
a . a . O . ") Magiologia
Ebd.
Meyer 226;
vgl.
C l e m e n s A l e x a n d r i n u s lib. III paedag. c. 2; Rockenphilosophie (1706) 400, c. 84. " ) E b e r h a r d Landwirtschaft 17. *4) E b d . 1 7 ; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 132. " ) B u c h m ü 1 1 e r Beatenberg 421. ·*) E b e r h a r d Landwirtschaft
15.
·')
S ehr a me k
wald 240.
Böhmer-
Müller-Bergström.
A l m r a u s c h s. A l m t i e r s.
Alpenrose.
Alpgeister.
A l o ë . I. P f l a n z e . Die Droge stellt den eingetrockneten S a f t v o n afrikanischen und westindischen A.arten (hauptsächlich von A. ferox) dar, der aus den dickfleischigen Blättern gewonnen wird. Eine Reihe von A.arten werden als Zierpflanzen in Zimmern gezogen. Im Volke wird nicht selten die amerikanische A g a v e (Agave americana), die alle hundert Jahre nur einmal blühen soll 1 ), als A . bezeichnet. Offenbar als Sympathiemittel werden A.blätter bei Nasenbluten aufgelegt 2 ) und gegen K r ä m p f e benutzt 3 ). Im Orient gilt die A . als Mittel gegen Hexerei und Zauberei 4). Z. B .
M a η ζ
') Urquell 4, 279.
54; F L .
Sargans 4)
148.
») E b d .
S e l i g m a n n
19, 469.
Blick
70.
2,
Marzeil.
II. N a m e einer der heiligen drei Frauen im Segen 5 ). Ein Zauberwort αλων steht bereits auf einer antiken Hagelbeschwörung 6 ). Im koptischen Physiologus wird ein dem Phönix paralleler Vogel Alloê bzw. Allôê g e n a n n t 7 ) ; da dieser Vogel mit der Auferstehung Christi in Beziehung gesetzt wird 8 ) und die Frau des Segens eine der 3 am Grabe Jesu weilenden Frauen ist, könnte eine Verbindung bestehen. Erwähnt sei auch, daß der hebr. Name (der Murmeler, Beschwörer) Neh. 3, 12 Άλλωής io, 24 Άλωής geschrieben wird; es gab also einen bibl. Namen dieses Klanges. Nach von L e m m hat der Vogel seinen Namen vermutlich von der Pflanze άλόη. ®) K r o n f e l d Krieg 2 1 5 ; F r i s c h b i e r Hexenspr. 36 f. ; Z d V f V k . 5, 37. ') H e i m Incantamenta 542. ') O. v o n L e m m Koptische Miscellen 1 (1914), 231. ·) E r m a n K r e b s
Aus
(1899), 251.
den
Papyrus
d. königl.
Museen
Jacoby.
281
Aloysius—Alp
Aloysius, hl., S . J . , geb. 1568, gest. 1 5 9 1 , heilig gesprochen 1726, durch Papst Benedikt X I I I . i. J . 1729 zum Patron der Jugend, besonders der studierenden, erhoben, Fest 21. J u n i 1 ) . Irrigerweise mit Loy, dem zu Cadillac bei Limoges geborenen, 659 als Bischof von Noyon gestorbenen Eligius, afrz. Eloi, gleichgesetzt, ζ. B. in Bechsteins Deutschem Sagenbuch, wozu u. a. die bayrisch-mundartliche Form Loisl (Aloys) leicht führen konnte. Bei Seligmann, Der böse Blick 2, 352—353, ist „sant Alar" in Schutzgebeten für Pferde aus der Niederbretagne mit hl. A. wiedergegeben und von Prozessionen von Pferden um Kapellen des hl. , , A " und von Weihegaben an „diesen" zum Heile der Pferde oder gegen Pferdekrankheiten gehandelt. Hier liegt entweder eine ähnliche Verwechslung vor oder eine Übertragung, da sonst der hl. Eligius in Frankreich als Patron der Pferde verehrt wird, Translationsfest 25. Juni. Auch in Deutschland galt Eligius als Patron für Pferde in seiner Eigenschaft als Patron der Schmiede (s. Eligius).
282
Hervorgehoben wird von den meisten Beobachtern eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit und Einprägsamkeit der A.traumvisionen 3 ). — Der A.traum entsteht dadurch, daß der Schläf er auf irgendeine Weise (Bedecken von Mund und Nase mit der Bettdecke, Bauchlage mit in die Kissen gedrücktem Gesicht, Schnupfen oder andre Erkrankungen der Atmungsorgane) im Atmen behindert wird; verbrauchte Luft im Schlafraum, Belastung des Magens mit schwer verdaulichen Speisen, gewisse Krankheiten befördern das Zustandekommen des A.traums. Die Art des im A.traum gesehenen Wesens (ob haarig oder glatt) und seiner Angriffsweise (ob plötzlich überfallend oder langsam beschleichend) hängt oft nachweislich mit der Beschaffenheit des die Atemhemmung bewirkenden Gegenstandes (ob Wolldecke oder Leinen) und mit dem Tempo des Eintretens der Atemhemmung zusammen *). — Häufig wiederholter A.traum kann schwere Gesundheitsstörungen, Geisteskrankheit, epileptische und hysterische Zustände, Schlagfluß herbeiführen s ).
ι. Wesen u. Entstehung des A.traums. — 1. Der A.mythus. — 3. Benennungen des A.s. — 4. Beschreibungen des A.s. — 5. Wer ist der A. ? — 6. Warum drückt der A. ? — 7. Tätigkeiten des A.s. — 8. Gegenmittel. .
*) J . B ö r n e r Über d. A.drücken. Würzburg 1855; C. C u b a s e l i Der Α. Berlin 1877; R o s c h e r Ephialtes 5 ff. ; E . J o n e s Der A Iptraum in s. Beziehungen zu gewissen Formen des mittelalterlichen Aberglaubens, dtsch. von E . H . S a c h s , Leipzig 1912. 2) B ö r n e r 10 f. 27 f. ') R o s c h e r 10 f. ') B ö r n e r 22. 5) R o s c h e r 13.
I. W e s e n u n d Entstehung d e s A.t r a u m s Der A.träum hebt sich aus der Masse der gewöhnlichen Träume durch eine gewisse Typik seines Inhalts und seiner Formen heraus: der vom A. befallene Schläfer glaubt meistens, daß ein Wesen tierischer oder menschlicher Gestalt sich auf seiner Brust niederlasse und ihn bis zur Erstickungsgefahr drücke; er fühlt sich dabei im Zustande hochgradiger Angst und außerstande, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben (eigentlicher A.träum), bis endlich eine energische Bewegung, ein Aufschrei oder dgl. ihn zum Erwachen bzw. zu traumlosem Weiterschlafen befreit. Nicht selten sind mit dem A.druck erotische Träume verbunden (erotischer A.träum) 2 ).
2. D e r A. m y t h u s β ). Obgleich schon die antike ') und mittelalterliche 8) Wissenschaft die Entstehung des A.traums auf natürliche Weise zu erklären wußte, hat der Volksglaube aller Zeiten und Völker an der Realität des im A.traum Gesehenen und Erlebten festgehalten. Der aus dem A.traum entwickelte A.mythus gehört zu den ältesten und verbreitetsten mythischen Vorstellungen der Menschheit 9 ) und ist auch heute im deutschen Volksglauben noch voll lebendig 10 ), da er dem Volke nicht nur durch zahllose Sagen und Bräuche bezeugt, sondern auch durch das Erlebnis des (in seinem Inhalt seinerseits oft wieder durch den A.mythus beeinflußten u ) ) A.traums immer aufs neue wachgerufen wird. —
!) AA. SS. 21. Juni IV, 914—1057.
Wrede.
Alp (Alpträum).
Alp
283
Die große Bedeutung des A . t r a u m s f ü r die Mythenbildung hat vor allem L. L a i s t n e r in seinem bahnbrechenden, aber vielfach allzukühn vorstoßenden Buch Das Rätsel der Sphinx. Grundzüge einer Mythengeschichte nachgewiesen. e) L a i s t n e r Sphinx 1, 41 ff.; R a n k e Sagen*
14 f . ; H ö f 1 e r
Krankheitsnamen
10 f.
') R o s c h e r Ephialles 18 f. ') L i e b r e c h t Gervasius 39 u. Anm.; Vocabular v. 1482, vgl. L e x e r Mittelhd. Hdwb. 1, 2041 ; S c h m e 1 1 e r BayWb. ι , 649; H a n s e n Hexenwahn
258; C y s a t 48. ·) S c h r ä d e r Reallex. i ' s . v . a l p . ; E b e r t Reallex. 3, 346; W u n d t Mythus
190 t.;
Folk-Lore
u. Rei.
Maaß
1, 205 f . ;
T y l o r
Mistral 24 f.;
4, 436 (s. ν . cauchemar).
Cultur
2,
Sébillot
10 )
V g l . ζ. Β .
ZfVk. 7, 249; Urquell 2, 168 f.; dagegen z . B . K ü h n a u Sagen 3, 118. ") Z a h l e r Simmenthal
32.
3. B e n e n n u n g e n d e s A.s12). Der mythische Verursacher des A.traums wird in den verschiedenen Landschaften Deutschlands sehr verschieden bezeichnet. Das in die Schriftsprache aufgenommene W o r t A l p gilt ihm im Volksmund, vor allem in Mitteldeutschland (einschl. S u d e t e n g e b i e t l s ) und Siebenbürgen) 14 ), aber auch in Hinterpommern 1 5 ); es ist identisch mit Alb, Alf und Elbe (s. d.), dessen Bedeutung erst in neuerer Zeit (gegen Ende der mhd. P e r i o d e ? ) l e ) auf den D ä m o n des A . t r a u m s eingeengt wurde. — In Norddeutschland, yon den Niederlanden bis Ostpreußen, herrscht die schon altgerm. Bezeichnung M a h r (s. d.) mit ihren Nebenformen M a h r t , Nachtmahr(t), Bocksmahrte (im Altenburgischen) 17 ) und ihren slawischen Entsprechungen Mora (polnisch), Zmora (Kaschubisch), Murawa (wendisch) usw. Daneben gilt auf altem friesischem Gebiet (Oldenburg und Ostfriesland) W a 1 r i d er s k e (s. d.) und R i 1 1 m e i j e (Baltrum) 1 8 ). — Süddeutschland und die Schweiz kennen als die beiden verbreitetsten Bezeichnungen das ebenfalls erst in neuerer Zeit auf den A . d ä m o n eingeschränkte S c h r ä t t e l e (s. Schrat) mit seinen Nebenformen Schrättlig, Schrätzel, Schrecksei, Schreckle, Schrätzmännel, Strädel1β), Rettele, Ratzel, Ritzel™), und zwar im allgemeinen mehr auf alemannischem Boden (während im S.O. Sehr, noch in
284 der weiteren Bedeutung den Kobold bezeichnet, der nur gelegentlich auch den A . d r u c k erzeugt und andere Tätigkeiten des A.dämons ausübt), aber auch ζ. B. im Vogtland 21 ), und D r u d (s. d.), auch Trud, Drutt, Trudd, vor allem im bayr.österr. Gebiet, aber auch in Schwaben 22) und bis nach Mittelfranken M ), Sachsen (neben dem männlichen Alp) M ), Lausitz M ), Vogtland 2β), Böhmen " ) , im K u h ländchen M ) und in Siebenbürgen M ) ; in Tirol sagt man: „Das Schrattl ist für das Vieh, was für den Menschen die Trud ist" 30). In der Schweiz (allgemein), in V o r a r l b e r g S 1 ) , im Elsaß S2) und am Kaiserstuhl M ) heißt der A.dämon auch D 0 c k e 1 i (s. d.), Toggeli, Doggi, Dockje. — Andre vereinzelte Benennungen sind ζ. Β. fränkisch Trempe (die Trampelnde, T r e t e n d e ) M ) , mhd. Stempe (die Stampfende) s s ), elsässisch Letzekäppel (der das Mützchen „ l e t z " , d. i. verkehrt, aufhat) und Letzel und die durchsichtigen Neubildungen Druckerle*1), Drück (er) tnänn· chenΜ), Nachtmännle 38), Nachtfraueli. ") Μ o g k
Mythologie 268 f. ;
Meyer
Myth. d. Germ. 130 f. ; H e c k s c h e r 341. I3) L e h m a n n Sudeten 40. " ) M ü l l e r Siebenbürgen 40. 1δ) K n o o p Hinterpommern 82. " ) Mhd.Wb. I, 24; Κ 1 u g e Etym.Wb. s. v .
Alp-, L i i t j e n s Zwerg 110. ") G r i m m Myth. 3, 372; K u h n u. S c h w a r t z 520 zu XV. ") K u h n u. S c h w a r t z 420 N r . 199, v g l . 505. M ) S t o 1 1 Ζaubergl. 160. so) M e y e r Baden 550. " ) W u 1 1 k e Sachs. Volhsk. 323. " ) M e i e r Schwaben N r . 194. ") Panzer Beitrag 2, 550. M ) W u t t k e Sächs. Volksk. 323. " ) H a u p t Lausitz I, 61.
") K ö h l e r Voigtland 479 f. «) J o h n Westböhmen 267. S c h r a m e k 258. ") E n d e i s Kuhländchen 91 ff. ") H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 311.
3°)
A l p e n b u r g
Tirol
369. 31) V o n b u n Sagen2 76. M) S t ö b e r Elsaß ι, 37 Nr.54; H i g e l i n 102f. 3') M e y e r Baden
550. '*) G r i m m
Myth,
ι, 231, 3, 90;
W o l f Beiträge 2, 264. 36) G r i m m Myth, r 230. 3S) S t ö b e r 176 u. 110; L a i s t n e r Sphinx
ι , 155.
Rhein.
Volkskde1
Höhn 8.
is )
37)
Meier
Volksheilkde 1,
Schwaben
136.
»)
133; L o h m e y e r
Meier Schwaben 1, 171;
Sagen 3, 105 f . ; H a u p t
Lausitz
i , 171;
Wrede Saarbr.
Kühnau
73 N r . 68.
4. B e s c h r e i b u n g e n d e s A.s. Die Angaben über das Aussehen des A . s entsprechen zu einem großen Teil der in der A.traumvision gesehenen Schreckgestalt : der A . erscheint entweder als
285
286
Alp
T i e r („darf jede Tiergestalt annehmen, nur nicht die der Taube, des Schafs, der Biene") 42), und zwar meistens rauhhaarig, zottig (vgl. lat. pilosus) u), als Katze oder Kater (allgemein) 4S), mit glühenden Augen **), als Pudel 47 ), schwarzer Hund«), A f f e « ) , Fuchs 80 ), Bock („Bocksmahrte") 51), Pferd mit feurigen Augen M ), „Nachtpferd" Μ ), als schwarze Henne M ), „ A t z e l " (Elster) S5), Vogel ®6); seltener „glatt wie ein A a l " S7), als Schlange M), schleimiges kleines Tier S9), Kröte ®°) oder (weißes) Schwein β1) ; oder in m e n s c h l i c h e r Gestalt, als schwarze Dame 62), weiße Frau e3), altes Weib M ) mit langer Nase es), großen Augen 66), eiskalter Hand 67), mit schwerem Klotz in den Armen ββ), mit langen Haaren ··), breiten latschigen platten n ) , siebeneckigen 72) Druden- oder Krottenfüßen "), die auch wie Vogelfüße beschrieben werden: mit drei langen Zehen, von denen zwei nach vorn, einer nach hinten steht n ), mit nur einem Fuß 75) ; oder als häßliches 7e), buckliges 7r), graues re) oder rotes w ) Männlein ^ mit dickem Kopf 81) und unheimlichen Glotzaugen 82 ), ohne Rücken M ), als Soldat 84) ; oder mehr oder weniger g e s t a l t l o s : als häßliches Wesen mit großem Kopf, ohne Arme und Beine 85 ), „wie ein paar lange schwere Brüste 86 ), „wie ein Kuhwampen" 87), wie ein Faß M ), eine Kruke 8 9 ), ein Sieb 90 ), weich anzufühlen und ohne Knochen 91 ), mit ekelhafter Feuchtigkeit 92 ), als zottige Wolldecke 93 ), er fällt „wie ein Sack" vom Bett auf den Boden 94), man hört ihn kommen, „wie wenn einer einen nassen Sack über den Boden schleift" 9 S ), er „latscht, als wenn einer auf Filzschuhen ginge" 9e), mit tappsenden, schwerfälligen Schritten 9r), rollt „wie ein Kuderwickli" ins Zimmer 98 ), als Knäuel Wolle 98 ), und verschwindet wie eine Feuerflamme 10°), ein weißer Nebel 101 ), ein Zugwind 102). — Aus der nächtlichen Situation und dem Motiv des A.fanges (s. Abschnitt 8) erklärt es sich, wenn der A. die Gestalt von irgendeinem G e g e n s t a n d aus dem Bett oder der Schlafkammer annehmen kann: man fängt oder findet ihn als Strohhalm (allgemein), Kornähre 103),
Feder 104), Pantoffel l o s ), bleierne loe ) Nadel 107 ), Wollfaden 108 ), Menschenhaar 109 ); seltsamerweise auch als Apfel 1 1 0 ) und Birne 1 1 1 ) (N.O.-Deutschland). — Endlich spielen auch die Vorstellungen von der Gestalt der menschlichen S e e l e in den A.mythus hinein: der A. erscheint als Maus (allgemein), als Fliege 1 1 2 ) mit rotem Streifen um den Hals 1 1 3 ), als weiße Taube 114 ) (aber s. oben) a ) , als kleiner weißer oder grauer Schmetterling 1 1 6 ) („Toggeli" bezeichnet in der Schweiz sowohl den A. als den Schmetterling) l l e ), als Rauch 11T ); auf volksetymologischer Umdeutung des Namens „Mahrt" wird es beruhen, daß der A. auch als Marder geht 1 1 8 ) (oder ist der Marder Seelentier) 119) ? — Echt traumgemäß ist die Verwandlungsfähigkeit des A.s 120) : er kann sich ζ. B. aus einer Maus in eine Katze mit haarigem Menschengesicht l a l ), aus einer Katze in einen Strohhalm 122) oder in eine Schlange und wieder zurück 1 2 3 ), aus einer Schlange in einen Frosch und in einen Strohhalm 124 ) verwandeln; er kann sich wie ein Blutegel zum Knäuel zusammenziehen oder riesenhaft ausdehnen 125) ; um dünn zu werden und durchs Schlüsselloch schlüpfen zu können, haspelt er sich die Gedärme aus dem Leib 1 2 6 ). *2) S t r a c k e r j a n
Krauß
Slav.
1, 463 Nr. 250;
Volkforschungen
148.
43)
vgl.
Ur-
quell 2, 119; S t r a c k e r j a n 1, 463; Β i r linger Volksth. l , 304. ") R o s c h e r
Ephialtes
63 f. ") Schon C y s a t 48. «) S t o 11
Zauberglauben
160 f.
*') Κ u o η i
St. Galler
Sagen 50 f.; S t r a c k e r j a n 1, 463 Nr. 250. ω) K ü h n a u Sagen 3, 114. 120. *') Ebd. 118; H a a s u. W o r m Nr. 185. 238. 239. 280. 318.
77. ") K u o n i K n o o p Pose«
51)
65 Nr. 93; W u t t k e Sachs. Volksk. Grimm Myth. 3, 372. ") S c h e l l
Sagen 250 Nr. 234.
323; Berg.
«*) Κ ü h η a u Sagen 3,
120. »*) Ebd. 133; B i r l i n g e r Volksth. 1, 305 Nr. 481. ") W o l f Sagen 58 Nr. 92. ··) H a a s Pommern 20 Nr. 38; B a y H f t e 1, 123 f. " ) Urquell 2, 191. ω ) D r e c h s l e r 2, 273; L e o p r e c h t i n g 39. »·) S a r t o r i
Westfalen 64. «·) ZfdMyth. 2, 40. ") J e c k l i n Volksthüml. 364. ·») S c h e l l Berg. Sagen 373 Nr. I i . «) M e i c h e Sagen 286 Nr. 374. ") K o h l r u s c h Sagen 294. M) Κ ü h η a u Sagen 3, 114. ") Ebd. 3, 115; Mannh a r d t Germ. Mythen 259. ·') K u h n und S c h w a r t z 298 Nr. 338.
sitz 73
Nr. 68 =
œ)
Kühnau
Haupt
Sagen
Lau-
3, 105.
28 7 ·β) K e l l e r Erzählungen 320, 36; G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 878; K ü h n a u Sagen 3, 121; V o n b u n Beiträge 42; Strackerj a n I, 475. ,0) B i r l i n g e r Volksth. 1, 305. 71 ) G r a b e r Kärnten 160. ") V e r n a l e k e n Mythen 270. «) K ü h n a u Sagen 3, X X X I I I . '«) V e r n a l e k e n Mythen 268. ") ZfVk. 1, 216. ") W i t t s t o c k Siebenbürgen 68. " ) D r e c h s l e r 2, 173. ") K ü h n a u Sage» 3, 131. 134. 110 f. ") H a u ρ t Lausitz 73 Nr. 68. ·») S t o 11 Zaubergl. 160. 81) W r e d e .RA«'». Volhsk. 133. 82) H ö h n Volksheilk. I, 136. •*) M a n n h a r d t 1, 121; deis.Germ. Mythen 259·, •*) S e y f a r t h Sachsen 6. e5) V o n ββ b u n Sagen * 76. ) K u h n Westfalen 2, 21 Nr. 57. ") R e i t e r e r Ennstalerisch 40. M) G r a b e r Kärnten 160 Nr. 204. ") M e y e r Rendsborg 98. ,0) K ü h n a u Sagen 3, 121 f. n) S t r a c k e r j a n 1, 473. M) M a η ζ Sargans 105. M) G r a b e r Kärnten 160. ") Ζ a h1 e r Simmertal 32. 95) ZfVk. 4, 304. ··) Ebd. 4, 304; B i r l i n g e r Volhsth. 1, 305. ") S e y f a r t h Sachsen 9. ") M e y e r Baden 551. ") K n o o p Hinterpommern 26 Nr. 46. 10°) S t r a c k e r j a n 1, 474. 101) G a n d e r 102 Niederlausitz Nr. 78, 1. ) K ü h n a u Sagen 3, 106. 10S) W o l f Sagen 59 Nr. 93. 1M ) H e yl Tirol 289 Nr. 107; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 214; Altbayern 116; Birlinger Volksth. I, 304; W u c k e Werra Nr. 640, 776; S e e f r i e d - G u l g o w s k i i88;Wuttke 274 § 404. 105) W o l f Sagen 58 Nr. 91; 10") W u t t k e D r e c h s l e r 2, J73. 273 § 402. 10') S e y f a r t h Sachsen 8; Z a h l e r 108 Simmenthai33; Higelinios. ) Drechsl e r 2, 173. "») Ebd. u0 ) Urquell 2, 189; Jahn Pommern 377 Nr. 480; Knoop Hinterpommern 83; Seefried-Gulg o w s k i 188; T o e p p e n Masuren 29. !") Ebd.; vgl. L a i s t n e r Sphinx 1, 133; 2,. 7 112) D r e c h s l e r 2, 173. n 3 ) G r o h m a n n 26 Nr. 126. I U ) W o 1 f Sagen 60 Nr 94. 115) G r i m m Myth. 1, 382; Ders. Sagen Nr. 81 ; M a n ζ Sargans 105; M e i c h e Sagen 286 Nr. 375 ; H a u ρ t Lausitz 73 Nr. 68. 11β) R o c h h o l z Sagen ι, 347; vgl. G ü n t e r t Kalypso 225. " ' ) G r i m m Sagen Nr. 249; K ü h n a u u') Sagen 3 124. T e m m e Altmark 81; K u h n Mark. Sagen 48, 374 u. VIII; ZfrwVk. 17,48; S a r t o r i Westfalen 64; B a r t s c h Mecklenburg 1, 197; Knoop Posen 62 Nr. 86. ll») R i e g 1 e r in Arch. f. d. Stud, d. n. Spr. 1926, 109 f. 12°) L a i s t n e r Sphinx 1,62 f. m ) Ρ f i s t e r Hessen 94. >«) K n o o p 123) K ü h n a u Posen 64 Nr. go. Sagen 3, 118 f. "*) T o e p p e n Masuren 30. 12ä) K o h l 12 r u s c h 317. ·) V o n b u n Sagen 22.
5. W e r i s t d e r A . ? Nur noch verhältnismäßig selten und fast nur im S . W . gilt der A . als s e l b s t ä n d i g e r D ä m o n , nach A r t der Zwerge und K o b o l d e (Schweiz und Steiermark) 127) oder als Dorfgespenst (Elsaß) 1 2 8 ); auch
Alp
288
der Teufel (s. incubus) 12β) und die Habergeiß (s. d.) 130) können den A.druck verursachen. — Gelegentlich ist der Α., wie im altgermanischen Wiedergängerglauben 1 3 1 ) , der G e i s t eines Vers t o r b e n e n l32 ) (man befreit sich v o m A.druck, indem man hl. Messen für den Toten lesen läßt) 133 ) ; nach mittelalterlichem Glauben entsteht der A . aus „ u n z e i t i g e n " Kindern, d. h. Frühgeburten) 134 ). — Die heute herrschende Vorstellung ist durchaus, daß der A.druck von einem l e b e n d e n Menschen weiblichen (allgemein) oder männlichen (mehr in N.- u. M.-Deutschland) 1 3 S ) Geschlechts herrühre, der entweder seine Seele, seinen „ G e i s t " als A. aussendet oder, nach präanimistischer Denkweise 1 3 6 ), leibhaftig und dann meist in verwandelter Gestalt, als A . über den Schläfer kommt. Im ersteren Falle schlüpft die Seele dem A.sender in einer der in Abs. 4 genannten Gestalten des Seelenglaubens aus dem Munde (allgemein), oder als Schmetterling aus seinen (zusammengewachsenen) Augenbrauen 13T) und begibt sich auf die A . f a h r t ; bis zu ihrer R ü c k k e h r liegt sein Leib leblos, wie in tiefem Schlaf; man darf ihn nicht anstoßen oder bewegen, sonst könnte die Seele den R ü c k w e g nicht finden und der Mensch müßte sterben (allg.) ; ebenso versperren drei auf den Leib des A.senders gezeichnete Kreuze ihr den R ü c k w e g 138) ; ein beliebtes Sagenmotiv erzählt, daß die als A . gefangene Seele erst nach einigen Tagen freigelassen wird und wieder in ihren Leib schlüpft, der eben als tot beerdigt werden soll und nun wieder erwacht 1 3 9 ). Eine Vermischung dieser Vorstellung mit der vom selbständigen A.dämon ist es, wenn man in Schlesien den v o m A. „besessenen" Menschen dadurch von seinem A . t u m erlösen kann, daß man dem aus seinem Mund entwichenen Mäuschen durch ein über seinen Kopf geworfenes Tuch den R ü c k w e g versperrt 1 4 0 ). — Nach der präanimistischen Denkweise muß der (in verwandelter Gestalt) gefangene A. am Morgen in seiner wahren Menschengestalt (meistens nackt) erscheinen, oder es zeigen sich die Spuren der dem A .
28g
Alp
angetanen Mißhandlung am andern Tage am Leibe des Menschen 141 ). — Man erkennt einen solchen „alpenden" Menschen an den zusammengewachsenen Augenbrauen (Rätzel) 1 4 2 ), am starren, kalten Blick 1 4 3 ), dem mageren und blassen Aussehen 144 ), den platten Füßen 1 4 5 ), blauen Lippen und doppelter Zahnreihe 14e ) ; solche Menschen schlafen besonders leicht ein (hysterische Bewußtseinsstörung?) 1 4 7 ); wer sich auf zwei Schemel setzt, ist ein A. 148 ); der A. läßt sich nicht ins Auge sehen, denn man sähe sich darin verkehrt wie im Auge der Hexe 1 4 9 ) ; man erkennt, wer Trude (oder Hexe) ist, wenn man in der Christmesse auf einen aus neunerlei Holz gefertigten Schemel kniet 1S0 ). — In Schlesien schreibt man auch den von den Fenixmänneln gebrachten Wechselbälgen (s. d.) das A.tum zu 181 ). — Dem über Norddeutschland (und in Dänemark) verbreiteten Sagentypus von der in einem Kahn, Mulde, Siebrand übers Wasser oder durch die Luft von weither, aus „Engelland", kommenden Mahrt 152 ) scheinen alte Vorstellungen vom Totenreich jenseits des Wassers zugrunde zu liegen; dem heutigen Volksglauben ist auch die „Mahrt aus Engelland" nicht mehr ein totes, sondern ein lebendes menschliches (oder dämonisches?) Wesen. " ' ) S A V k . 25, 135 l ; L ü t o l f Sagen 50 f.; K o c h h o l z Sagen I, 348; K o h l r u s c h Sagen 11 f.; H e r z o g Schweizersagen 2, 141 f.; V o n b u n Sagen « 78 ; Κ r a i η ζ Nr. 310. »») S t ö b e r Elsaß 1, 37 Nr. 54. «») S t e m p l i n g e r Abergl. 62; S c h i n d l e r Abergl. 283.308; H a n s e n Hexenwahn 696 s. v. incubus; H e r t z Elsaß 74; M e n s i n g Wb. χ, 954. l , °) Κ r a i n ζ Nr. 253. IS1 ) W S . 2, 161. 1M ) S A V k . 10, 3; Meyer Baden 550; K ü h n a u Sagen χ, 179 f.; 3, 109; MschlesVk. 11, 7 7 t . (1591), 83; G r o h m a n n Abergl. 191; M ü l l e n h o f f Sagen* 192Nr. 286. 1M ) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. l a l ) H a n s e n Hexenwahn 208; vgl. S c h m e l l e r Bayr. Wb. i , 64. l35 ) Beispiele aus dt. u. skandinav. Überlieferung: W S . 2, 182; dazu Z f V k . 1, 71; ZfrwVk. 3, 208; S c h e l l Bergische Sagen 215 Nr. 179. 13t ) Ν a um a η η Gemeinschaftskultur 50 f. " ' ) G r i m m Sagen Nr. 81. 1M ) W u c k e Werra Nr. 206. "») z . B . R a n k e Sagen1 14 f. ( = W o l f Sagen Nr. 95) ; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 245 u. Anm.; S o m m e r Sagen 46 Nr. 40.
290 ιω)
K ü h n a u Sagen 3 , 1 1 5 . U l ) L a i s t n e r Sphinx x, 55 f. 171 f.; 2, 1 ff.; Z a h l e r Simmenthai33. l u ) H e r t z Elsaß 73; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 366 zu Nr. 245. u s ) A l p e n b u r g TttO/267; S e y f a r t h Sachsen η. 1M ) V e r n a l e k e n Mythen 268. , 4 i ) G r ä b e r Kärnten 160; D r e c h s l e r 2, 175. "·) D r e c h s l e r 2, 175. »') Κ ü h η a u 3, 116 Nr. 1477 Anm., vgl. 112 Nr. 1467. "·| D r e c h s l e r 2, 175. l i t ) Ebd. W e i n h o l d Neunzahl 23 ί. 161 ) Κ ü h η a u Sagen 2, 153. 154. 162; vgl. S c h m e l l e r BayWb. 1, 64. 1 H ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 344 ff.; Z f V k . 7, 283.
6. W a r u m d r ü c k t d e r A.? „Wenn ein junger Mann stark an seine Liebste denkt, kommt sie in der folgenden Nacht als Mahrt zu ihm" 15S ). Blickt hinter dieser Formulierung die Subjektivität des A.erlebnisses noch wie hinter Schleiern hervor, so kennt der dt. Volksglaube im allgemeinen den Wirkungszusammenhang zwischen den Phantasien des A.träumers und seinem Traum nicht. Wer drücken geht, tut dies nach der herrschenden Vorstellung zwar nicht freiwillig, aber auch nicht durch den Träumer gerufen, sondern entweder eigener Liebessehnsucht 154 ), oder noch öfter einem krankhaften Drange folgend, der meist schon seit der Geburt oder seit frühester Kindheit in ihm liegt. Denn das j,Schrattweisgehn" ist ein von der Mutter ererbter Zwang 16S). „ V o n 7 Knaben oder 7 Mädchen ist eines ein Nachtmahr, weiß aber selber nichts davon" 15e ). Zum A. wird ein Kind, das mit Zähnen zur Welt kommt (gibt man ihm als Erstes Fleisch [d. h. die Mutterbrust] in den Mund, so geht es als A. auf Menschen, falls Holz, auf Bäume) 1S7) ; zum A. werden ferner Kinder, die Sonntags 1S8) oder zur „Scheechzeit" (in der Gespensterstunde) 1S9 ), in unglückseliger Stunde oder unter einem bösen Stern 1M ) oder 3 Tage vor St. Galli (16. Okt.) geboren sind l e l ) ; ferner solche, bei deren Geburt die Mutter in den Wehen den Teufel anrief oder die Wehmutter einen Zauber anwandte le2 ), oder die einen A. zum Paten hatten le3 ), bei deren Taufe einer der Paten an den A. gedacht l e 4 ) oder dem Täufling angewünscht hat, Mahr zu werden l e s ), oder bei Verkündung des Taufnamens leise „Mahr" gesagt 1 β β ), oder
Alp
291
sonst ein Versehen gemacht 1 β 7 ), ζ. B. das Kind auf der Fahrt zur Kirche vor der ersten Grenze auf den andern A r m umgebettet 1ββ ), oder mit dem Kind nicht an der Kirchentür gewartet hat, bis der Priester ihn hereinrief 1 β β ), oder bei deren Taufe ein Fremder durchs Schlüsselloch der Sakristei zugeschaut hat 1 7 °) ; ebenso Kinder, die der Geistliche anstatt im Namen des Vaters und des Sohnes im Namen „des Mahrtes und des Mondes" getauft hat m ) (man kann solche Menschen dadurch vom A . t u m befreien, daß man sie nochmals tauft) 1 7 2 ) ; oder Kinder, deren Mutter vor Ablauf der 6 Wochen unausgesegnet zur Kirche gegangen ist 1 7 3 ), oder die (nach dem Tode eines spätergeborenen) von der Mutter noch einmal an die Brust gelegt 174 ), also gewissermaßen zu unnatürlicher Sauglust erzogen wurden. — Aus allen diesen Bestimmungen spricht die Auffassung des A.tums nicht als einer Bosheit oder Schuld, sondern als eines Verhängnisses oder einer Krankheit, etwa ähnlich der Mondsucht (s. d.), die im Volksglauben dem A . t u m nahesteht: Mondsüchtige heißen Klettermahrten 17S ), man darf die Nachtmahrt während ihrer Wanderung nicht beim Namen rufen, sonst „ k a n n sie Arme und Beine brechen" 1 7 8 ). Die Krankheit kann schwinden, wenn der Mensch zum zweitenmal getauft (s. oben) oder wenn ihm erlaubt wird, als A. das beste Pferd, die beste K u h im Stalle, einen Hund, eine Henne oder sonst etwas Lebendes, das ihm freiwillig geschenkt ist, zu Tode zu drücken 177 ). Im allgemeinen wird die Mahrt oder Drude von der aus Bosheit schädigenden Hexe unterschieden und mit einem aus Grauen und Mitleid gemischten Gefühl betrachtet 178) ; doch ist die Grenze zwischen A. und Hexe fließend 1 7 9 ): „ a u s jungen Truden werden alte H e x e n " l s o ); A.drükken nur beim Menschen, „beim Vieh ists die H e x e " 181 ). Jedenfalls erscheint A . t u m eines Mädchens als ausreichender Grund, ein Verhältnis mit ihr zu lösen 182). l53) H a a s Usedom 23 Nr. 38; vgl. F r o b e η i u s Atlantis ι , 107. l ") ζ. B. S c h e l l
Bergische
Sagen
52
N r . 80,
215
K u h n u. S c h w a r t z 4 1 9 ^ . 1 9 6 ; der
Niederlausitz
N r . 78;
K n o o p
N r . 179;
GanHinter-
292 pommern 27; E n g e l i e n skandinavisch: WS. 2, 172. Volksthüml.
u. L a h n 124; ) Birlinger
ls5
ι , 305, v g l . P l e n z a t
Sagen
u.
Sitten 52. 15·) K u h n u. S c h w a r t z 420 Nr. 198; vgl. M ü l l e n h o f f Sagen * 259 Nr. 387; B a r t s c h Mecklenburg 2, 41 ; S t r a c k e r j a n 1,465^.251. l s ') ZföVk. 10, 142; G r o h m a n n Abergl. 25 Nr. 122. " ' ) K u h n u. S c h w a r t z 419 Nr. 194. 15 ») S e y f a r t h Sachsen 7. Alpenb u r g Tirol 267; K ü h n a u Sagen 3, 125. m ) S t r a c k e r j a n 1, 249a. " l ) A l p e n b u r g Tirol 267. lt3) K ü h n a u Sagen 3, 110; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. 1M ) Ebd. 122. 188. "«) Ebd. "«) F r i s c h b i e r Preuß.Wb. ι , 465 Nr. 251. " ' ) K u h n u. S c h w a r t z 1; K u h n Westf. 2,22 Nr. 59. 1M) P l e n zat
Sagen u. Sitten 52.
1M
) K ü h n a u
Sagen
3, 146; D r e c h s l e r 1, 195. l,°) E n g e l i e n u . L a h n 248. m ) J a h n Pommern Nr. 480. "») N.O.-deutsch: M a n n h a r d t Germ.
Mythen
633
u. Anm.;
S e e f r i e d -
Gulgowski 189; H a a s Usedom 22 Nr. 36; T o e p p e n Masuren 30. 173) K ü h n 1M a u Sagen 3, 146 f. ) S t r a c k e r j a n 1, 465 N r . 251; K ü h n a u
Sagen 3,146;
Groh-
m a n n Abergl. 110. "·) S o m m e r Sagen 46; vgl. K u h n Westf. 2, 22 Nr. 59. "·) K u h n Ebd. Nr. 58. " ' ) L a i s t n e r Sphinx 1, 105; vgl. z . B . A l p e n b u r g Tirol 268 ; Z i n g e r l e Sagen 481 N r . 818 u n d 819; Κ u o η i St. Galler Sagen 180; M a n ζ Sargans 113; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 130; K ü η ζ i g Bad. Sagen 55 N r . 161; V o n b u η Sagen* 23. 77 Reis e r Allgäu ι , 198; G r o h m a n n Abergl. 23.
) z . B . ZfVk. 3, 393; B i r l i n g e r Volksthüml. ι , 305; S t r a c k e r j a n I, 465; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. »») ζ. B. SAVk. 2, 272 u. 275; H ö h n Volksheilk. I, 136; M e y e r Baden 550 f.; A l p e n b u r g Tirol 266; ZföVk. 6, 124; ZfrwVk 17, 48; K u h n Westfalen 1, 18 Nr. 22; 80 Nr. 71; MschlesVk. 13, 84; K r a u ß Volkforschungen 147 f. 1M) L e o p r e c h t i n g 9. m ) Alemannia 25, 34; SAVk. 8, 305. u«) ζ. B. S c h e l l lw
Berg. Sagen 52 N r . 80; W u c k e
ZfVk. 7, 104; K ü h n a u
3
368 N r . 640;
Sagen 112 Nr. 1467.
7. T ä t i g k e i t e n d e s A.s. Die Haupttätigkeit des A.s ist das „ D r ü k k e η " oder „ T r e t e n " , vgl. schon anord. mara trad han 183), mhd. mich drucket der alp 1 M ). Hierzu kommt er nachts („nur zwischen 12 und I " ) 1 8 5 ) durchs Schlüsselloch, durch ein Astloch in Tür oder Wand („nur durch ein Loch, das mit einem Harkenbohrer gemacht ist") 1 8 e ), durchs Hühnerloch 1 8 7 ), durch den Rauchfang 1 8 8 ) oder sonst auf geheimnisvolle Weise (aber nie durch das geöffnete Fenster, die geöffnete Tür!) in die Schlafkammer; sein Kommen kündigt sich durch Rauschen
293
Alp
und Klingeln an 189), man hört ihn wie das Knabbern einer Maus oder den leisen Tritt einer Katze 190). Wacht sein Opfer noch, so bewirkt er durch Blick oder Anhauch, daß es einschläft m ) . Dann stürzt er mit einem Satz auf die Brust des Schläfers, oder kriecht ihm langsam von den Füßen herauf zur Brust, die er mit seinem schweren Gewicht drückt, zum Hals, den er würgt, oder bis zum Mund, in den er seinen F i n g e r m ) oder seine haarige Zunge 193) steckt, um den Schläfer zu erwürgen; er tastet ihm mit den Fingern in den Mund 194) und nach den Zähnen, um sie zu zählen 19δ), bläst ihm in den Mund 1M ) oder „verschluckt seinen Atem" 197 ); er kneift ihn ins Bein les ), zerkratzt sein Gesicht l w ) und pißt ihm auf die Hand (Sommersprossen) ao°). Das Drücken wird zum Reiten, wobei der A. sein Opfer (durch Überwerfen eines Halfters, vgl. ostpreuß. märzaum)201) in ein Pferd verwandelt und die ganze Nacht tummelt: mhd. der alp zoumet dich, dich hat geriteti der mar302). Der A. drückt auch kleine Kinder, die dann wimmern und verwirrt aus dem Schlaf auffahren (pavor nocturnus) 203). — Aber der A. drückt nicht nur, er s a u g t auch, bes. an Kindern s·4), daß ihre Brüste schwellen und Milch geben ao5), aber auch an Männern 20e) und Frauen, bes. Wöchnerinnen, deren Brüste dadurch unverhältnismäßig groß werden *"). Auf slawischem Gebiet berührt sich der saugende A. mit dem Vampyr (s. d.), indem er seinem Opfer das Blut aussaugt, er beißt es dazu in Arm und Beine 208 ). — Der A. drückt, reitet und saugt auch T i e r e , bes. Pferde (allg.), ihre Mähnen flicht er dabei zum Alp.-, Mär-, Druden-, Doggeli-, Schretteles- oder „Weichselzopf" (s. d.), einem unauflösbaren Gewirr, das ihm bei seinem Ritt als Zügel und Steigbügel dient 209) und das man mit geweihter Kerze ausbrennen oder mit einem Kreuzschnitt ausschneiden und verbrennen muß a o ) ; das vom A. gerittene Pferd ist am andern Morgen mit Schweiß bedeckt und keucht wie nach anstrengendem Ritt m ) ; ähnlich reitet und quält der A. Kühe (allg.) a 2 ) , denen er die Euter an-
294 zieht a s ) und die Seile verflicht, mit denen sie im Stall angebunden sind a 4 ), Ziegen 215 ), Schweine a «), Kaninchen *") (die von ihm breit- und totgedrückt werden) Me ), Gänse a ») und Hühner22°) (darum „Hennenteufel") m ) . — Der A. muß aber auch H o l z , Balken, Bäume (bes. Birken und Eschen) und Büsche drücken oder r e i t e n m ) , die dann beständig zittern und schließlich eingehn 22S) ; zwischen dem gedrückten Baum und dem Leben des A.s besteht dabei ein geheimnisvoller Zusammenhang: wird der Baum gefällt, so muß der alpende Mensch sterben 224). — Wie die H e x e fährt auch der A. (im rollenden Siebrand 225 oder als rollendes Rad) 22e) im Wirbelwind 227), der darum Drudenwind genannt wird und den man anschreit: „Truht, Truht, Saudreck!" 228). Wo der A. bei solcher Fahrt auf Bäumen rastet, oder als Folge seines Drückens, entsteht das „A.nest", „Mahrennest", der „Drudenbusch", „Drudenpflätsche", „Marentakken" eine krankhafte Verwirrung der Zweige, bzw. die Mistel (s. d.) 23°). Wer von Tauoder Regentropfen aus solchem A.nest getroffen wird, den drückt in der Nacht der A. 231 ). — Wie die Hexe schießt der A. plötzlich auftauchende Krankheiten, sein Geschoß ist der Belemnit (s. d.), der darum A.schoß m ) , Drudenstein, Schrattenstein, Mahrenzitze u. ä. heißt M> ) und zur A. ab wehr dient; aber auch der Tritt in die „Trudentrappe" bringt plötzliche Lähmung 231 ). Besonders geistige Störungen, Verblödung werden, ζ. T. mit Recht (s. oben Abs. i), auf den A. zurückgeführt; ein törichter, linkischer, schwachsinniger Mensch heißt daher Alp, Elwe, Trotti (s.Drude) 238), Alpschuß23*), Alpschwanz *") oder Elbentrötsch (s. d.). — Wie der K o b o l d klopft oder schmiedet das Doggeli ^ und das Schratelmannel (Kärnten) 239) in den Wänden der Schlafkammer; wie der Kobold setzt sich der A. auf Gegenstände, die nicht zu finden sind 240). — Der dem klassischen Altertum geläufige Glaube, daß der A. mit dem von ihm heimgesuchten Weibe buhle und K i n d e r z e u g e 241 ), bildete (von dort übernommen?) 242 ) im dt. MA. und bis
Alp
295
ins 18. J h . ein vielbesprochenes Kapitel des Hexen- und Teufelsglaubens 24S ) (s. auch incubus und succubus), scheint aber heute f a s t erloschen 244 ). Als Frucht von A . und Weib gilt gelegentlich das ,,Α 1 p e r k a l b " , eineMiß- und Frühgeburt 2 4 5 ). — Die Sagen von der gefangenen, geheirateten, zuletzt wieder entfliehenden Mahrt („Mahrtenehe") 24e ) sind zwar aus (A.-)Traumphantasien erwachsen, verlegen aber die Vereinigung nicht in den A . t r a u m selber, gehören also f ü r den Volksglauben nicht hierher (in der Schweiz holt die Hebamme die kleinen Kinder unterm,,Doggelistein" hervor) 2 4 7 ). — Dagegen wird der W e c h s e l b a l g (s. d.) gelegentlich (und ursprünglich ?) 248) v o m A. gebracht 24e ). — Im Hühnerstall bewirkt der A. dementsprechend das „ D r u d e n e i " , ein ungewöhnlich kleines Ei, das nach dem Volksglauben von der T r u d kommt, die das größere d a f ü r weggenommen h a t ; ein solches Ei wirft man (rücklings) über das Hausdach: wenn es platzt, zerspringt die T r u d 26 °). l
ie») Ynglingasaga Kap. 13; vgl. WS. 2, 173.
" ) ZfdA. 8, 514 v. 138. 186) S t o 1 1 Zaubergl. 160 f. " · ) M ü l l e n h o f f Sagen 2 260.
" ' ) Κ ü η ζ i g Bad. Sagen 55 Nr. 162. 1M) H i 11n e r Siebenbürgen 2 4 " ; vgl. M a a s s Mistral 26. "») S c h e l l Berg. Sagen 40 Nr. 53. ) K u h n u. S c h w a r t z 4 1 8 Nr. 188. " ' ) D r e c h s l e r 2 , 1 7 3 . m ) K ü h n a u Sagen ι, 183. 1M ) V e c k e n s t e d t Wend. Sagen 132 Nr. 5; T o e p p e n Masuren 29, vgl. L a i s t n e r Sphinx 1, 41 f. 1 M ) K ü h n a u Sagen 3, 146. »») ZfVk. 2, 5. "«) S t r a c k e r 1M
jan 1) E b e r t Re alle χ. ι, 112; S c h r ä d e r Reallex. 1 4 , 43 ff. s) E b e r t Reallex. 1, 114. 2. Die A b n e i g u n g gegen die a . η L . ber u h t z u m großen Teil auf ihrem häßlichen und verrunzelten Aussehen. K i n d e r soll m a n nicht „ A l t m ä n n c h e n " nennen, sonst „ v e r b u t s c h e n " sie und b e k o m m e n R u n zeln an der Stirn 3) ; auch lasse m a n K i n der nicht bei A l t e n schlafen, weil diese sich an dem j u n g e n L e b e n s t ä r k e n und dadurch die K i n d e r siechen m a c h e n 4 ). Z w a r gelten die a.n L . allgemein als k l u g 5 ) ; aber ihre K l u g h e i t , besonders die der alten Weiber, h a t e t w a s U n h e i m l i c h e s und Übernatürliches. Sie richtet sich a u c h vorzugsweise auf geheimnisvolle Dinge, die andern Menschen verschlossen sind; alte W e i b e r als T r a u m d e u t e r i n n e n sind uns in D e u t s c h l a n d seit dem 14. J h . e ), als W a h r s a g e r i n n e n aus nicht viel späterer Z e i t 7 ) bezeugt. D a h e r sind denn a u c h die alten W e i b e r nicht nur g a n z allgemein als K r ä u t e r s a m m l e r i n n e n b e r ü h m t 8 ) ; sie sind auch die prädestinierten H e x e n 9 ) und verstehen sich aufs „ B r a u c h e n " l0 ). A u c h der A l p erscheint gelegentlich in G e s t a l t eines alten W e i b e s u ) . So sieht m a n sie als unheilbringend a n ; b e g e g n e t m a n morgens 12 ) oder auf der Freite 13 ) einem alten Weibe, so h a t m a n U n g l ü c k ; ein altes W e i b darf nicht als erste ein neues H a u s betreten M ) und wird ängstlich v o n der W o c h e n s t u b e f e r n g e h a l t e n l s ) . K o m m t beim Liebesorakel des H a r z e r Mädchens in der A n d r e a s n a c h t zuerst ein altes W e i b , so wird das M ä d c h e n noch ein J a h r ledig gehen l e ) . F l a c h s soll m a n in E l l w a n g e n (am 13. Juni) säen, ehe die alten W e i b e r aufstehen, sonst n i m m t ihn der A l t w e i b e r wind f o r t 1 7 ) . 3) DWb. I, 273. ') SAVk. 10, 4; mir auch aus dem übrigen Deutschland (Berlin, Ostpreußen, Baden) bekannt. ·) RheinWb. 1, 136 ff. ·) In einer schles. Hs. aus der Mitte des 14. Jhs. findet sich die Stelle: quod vetularum esset obseruare sompnia] vgl. K l a p p e r Erzählungen 241. ') L o r i c h i u s berichtet 1593, daß alte Weiber aus Fastnachtsfeuern zu wahrsagen pflegten. Vgl. J a h n Opfergebräuche 91. *) Vgl. ζ. B. M ü l l e n h o f f Sagen (1921), 238 Nr. 352. ·) Vgl. ζ. B. ebd. 229 f. Nr. 338; 230 Nr. 339; 235 Nr. 347; 239 Nr. 354; 240 Nr. 356; 246 Nr. 368; 247 Nr. 370; RheinWb. ι , 140; Κ r a u ß Relig. Brauch 112; M e i s i n g e r RappenauWb. 52, " ) M e i -
330
s i n g e r RappenauWb. 52. 11 ) M a c k e n s e n Niedersächsische Sagen (1925), 49 Nr. 68. " ) RheinWb. i, 139; F i n d e r Vierlande 2, 249; L e h m a n n SudetenVk. 106; W u t t k e * S.208. 1 3 ) H e s e m a n n Ravensberg (Diss. 1909) S. 67. " ) W u t t k e » S. 209. 1S) W r e d e EifelerVk. ' 138. le ) W u t t k e S.254. ») E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, 3. 3. A l s deutliche P e r s o n i f i k a t i o n des W i n t e r s erscheinen der A . und die A . in einigen F r ü h j a h r s - und besonders F a s t n a c h t s b r ä u c h e n , die darauf hinauslaufen, das E n d e der winterlichen, den B e g i n n der sommerlichen H e r r s c h a f t anzuzeigen. In einigen Gegenden wird das alte W e i b (die S t r o h h e x e , des W i n t e r s G r o ß m u t t e r ) als S t r o h p u p p e an einem T a g der F a s t e n z e i t v e r b r a n n t (Hessen, Schweiz, S c h w a b e n 18 ), Welschtirol) l e ) ; diese Gestalt, sei sie nun als W e i b oder Mann gedacht, als T o d zu bezeichnen, scheint (nach Usener) z u n ä c h s t slavische Besonderheit Einige F a s t n a c h t s bräuche zeigen deutliche A n k l ä n g e an die alte S i t t e ; so jener aus G r o ß - B a d e g a s t 2 1 ) und Porst M ) (Anhalt), der die Mädchen des Dorfes eine als alten Mann g e d a c h t e S t r o h p u p p e u m die W e t t e in eine G r u b e karren l ä ß t , ein B r a u c h , der g a n z ähnlich in B u r g b. Halle wiederkehrt, nur d a ß es hier die B u r s c h e n zu P f i n g s t e n versuchen, mit v e r b u n d e n e n A u g e n „ d e n alten Mann ins L o c h zu k a r r e n " 2 3 ) . In g a n z ähnlicher Weise bildet im alemannischen Gebiet „ d e n A l t e n v e r l o c h e n " einen Teil eines Frühlingsfestes 2 4 ). A n d e r w ä r t s — w i e d e r u m z u n ä c h s t in slavisch oder romanisch beeinflußten Gebieten — wird die A . (der T o d als S t r o h w e i b , der A . usw.) ersäuft 26) ; romanische E i g e n t ü m lichkeit ist es, die A . zu zersägen, eine Sitte, die in Italien, Südtirol, Südschweiz, P o r t u g a l und Spanien, in K ä r n t e n , K r a i n und bei den Zigeunern teils in vollem U m f a n g e , teils r u d i m e n t ä r g e ü b t wird 2 6 ). H e r m a n n Usener h a t über diese und v e r w a n d t e B r ä u c h e ausführlich und, wie es scheint, abschließend gehandelt nach seinen A u s f ü h r u n g e n ist es wahrscheinlich, d a ß diese S i t t e n auf römische T r a d i t i o n (Ersäufen der A n n a Perenna an den Iden des März) zurückgehen, eine B e o b a c h t u n g , die gut z u m Verbreitungs-
331
Alte, der; Alte, die; alte Leute
g e b i e t der B r ä u c h e s t i m m t . A l s ursprünglich deutsch können diese A n s c h a u u n g e n v o n einem als altes W e i b oder alter Mann gedachten Winter demnach wohl nicht g e l t e n ; w ä r e n sie germanisch, so h ä t t e n w i r mehr Belege aus den s k a n d i n a v i s c h e n und norddeutschen L ä n d e r n . V i e l m e h r treten sie in größerer D i c h t e und stärkerer D u r c h b i l d u n g nur da in d e u t s c h e m S p r a c h g e b i e t auf, w o römischer oder slavischer E i n f l u ß w i r k s a m w a r oder i s t ; d a s sollte zu denken geben. A u c h die T a t s a c h e , d a ß der W i n t e r zuweilen (in Südtirol e ) , lausitzisch-wendisch als altes P a a r g e d a c h t wird, ist geeignet Useners A n s i c h t zu s t ü t z e n (vgl. Mars und A n n a Perenna) M ) . Bei den W e n den 31 ) und in E n g l a n d 32 ) t a u c h t der Α . , die A . oder das alte P a a r a u c h in W e i h nachts- und N e u j a h r s u m z ü g e n auf, in denen die F i g u r e n anscheinend das alte J a h r symbolisieren sollen. V g l . im übrigen den A r t i k e l T o d a u s t r a g e n . ») J a h n Opfergebräuche 9 1 ff. ») S c h n e l l e r Welschtirol 2 3 4 f. ">) H. U s e η e r Kleine Schriften 4 ( 1 9 1 3 ) , 1 0 0 . " ) ZfVk. 7 , 9 1 . **) Ebd. " ) S o m m e r Sagen 1 5 2 . " ) Schweiz Id. ι, 2 9 5 . " ) U s e η e r Kl. Sehr. 4 , 1 0 0 ff. »·) SAVk. 2 , 1 4 5 ; S a r t o r i Sitte und Brauch 3 , 8 1 ; M a η η h a r d t Germ. Mythen 3 1 0 ; W l i s l o c k i Zigeuner 1 4 5 ; G r i m m Mythologie ι , 5 0 5 ; U s e η e r Kl. Sehr. 4 , 1 0 2 ff.; dazu L i e b r e c h t Zur Volkskunde 4 0 9 . SI) U s e η e r a. a. O. 4 , 1 0 0 ff. î8) J ö r g e r Vals 6 1 ; M a n n h a r d t ι, 4 2 7 . ") M a n n h a r d t 1 , 4 2 7 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 1 2 8 . 30) Vgl. ferner hierzu: P r e H e r Rom. Myth. 1 , 3 4 5 ; R e i c h Mimus 2 4 5 . 5 9 3 . 6 4 9 . 8 7 5 ; S c h r ö d e r Rigveda 9 0 . 1 6 9 f., 4 4 0 . 31) S c h u l e n b u r g 137; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 8 1 . 3S) S c h r ö d e r Rigveda 4 4 0 f. 4. H i n t e r m a n c h e n G e s t a l t e n des V o l k s glaubens, die als der oder die A . bezeichnet werden, m ö g e n ältere m y t h o l o g i s c h e Ideen stehen. W e n n z w a r a m R h e i n der Schneefall als ein S t a u b w i r b e l a u f g e f a ß t wird, der entsteht, w e n n de al weiwer im H i m m e l ihre R ö c k e a u s s c h ü t t e l n ®3), so k a n n dies sehr w o h l ein recht j u n g e r m y t h o l o g i s c h e r G e d a n k e sein; bedenklicher m u ß es uns schon stimmen, wenn im niederdeutschen und friesischen S p r a c h b e z i r k der T e u f e l als de lütje öle34), de uald, de uald knecht36) bezeichnet
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wird. Es ist nicht unmöglich, d a ß wir hier R u d i m e n t e einer alten G e w i t t e r g o t t h e i t v o r uns h a b e n ; in S c h w e d e n heißt es h e u t e noch bei G e w i t t e r n : „Goldgubben âker" = der g u t e A . f ä h r t 3 6 ) . Die Zeugnisse sind zu dürftig, als daß es erlaubt ist, weitere Schlüsse zu ziehen, w i e das oft und gern geschehen ist (Verselbigung des A l t e n mit D o n a r usw.); die Möglichkeit v o n B e z i e h u n g e n z u m altgerm. Kult k a n n nicht geleugnet werden, wie diese B e z i e h u n g e n aber aussehen, ist durchaus nicht zu erkennen. A u c h a m R h e i n wird der W i n d K i n d e r n gegenüber als der al van ze johren personifiziert 3 7 ) ; diese Ges t a l t gilt h e u t e nur noch als Kinderschreck, und wesentliche Beziehungen nach r ü c k w ä r t s lassen sich auch hier nicht aufzeigen. D a ß die Modocindianer den W i r b e l w i n d u. a. auch Kennitch = „ d e n A l t e n " nennen **), k a n n höchstens als Parallele, nicht als Beweis gelten. — A m R h e i n wird die Sonne de al — „ d i e A l t e " g e n a n n t M ) , ohne d a ß diese P e r s o n i f i k a t i o n als alt erwiesen werden könnte. — D ä m o n i s c h e G e s t a l t e n v o n nur lokaler B e d e u t u n g sind die „ A l t e n " , die auf der L ö f f e l s p i t z und dem Greiner (Tirol) h a u s e n : uralte Männer riesischen Charakters, mit weißen H a a r e n und B ä r t e n , zur B a u e r n t r a c h t W e t t e r h u t und grüne S t r ü m p f e tragend, die W e t t e r m a c h e n und sich beliebig v e r w a n d e l n können. Mit Vorliebe rauchen sie stinkigen B à u e r n t a b a k , und ihre F r e ß l u s t ist b e k a n n t ; so l ä ß t m a n ihnen beim Herbsta b z u g v o n der A l m B u t t e r , K ä s e und B r o t z u r ü c k 4 0 ) . — In einer niedersächsischen S a g e 4 1 ) b r i n g t ein nicht näher bezeichneter und beachteter oler, swaker mann es fertig, einen Glockenstein, den 10 andere Männer nicht bewegen konnten, mit einer H a n d v o m P l a t z e zu bringen; möglicherweise v e r b i r g t sich auch hinter ihm, uns heute unerkennbar, eine dämonische Figur. — Ein altes W e i b , das bei Mondschein im Monde spinnt und den, der sie a n r u f t , in den T o d hetzt, ist aus W i e d e r a u bei R o c h l i t z b e k a n n t 4 2 ) . 33) RheinWb. 1, 1 4 0 , X 4 3 . **) A n d r e e Braunschweig2 3 9 6 . n ) M ü l l e n h o f f Sagen ( 1 9 2 1 ) 2 8 2 f. Nr. 4 1 5 ; M a n n h a r d t Germ.
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Alte Jungfer, Junggeselle
Mythen 143. ··) M a n n h a r d t Germ. Mythen 233; ZfdMyth. 2 (1854), 304· " ) RheinWb. I, 143. ») Urquell 2 (1891), 2. a") RheinWb. I, 143. A l p e n b u r g Tirol 104. 41) M a c k e n s e n Niedersächsische Sagen (1925), 194 f. Nr. 262. ") W i l k e Religion der Indogermanen (1923), 148. 5. Es ist nicht ausgeschlossen, d a ß hinter mancher Redensart, die „ d e n alten M a n n " oder „ d a s alte W e i b " a n f ü h r t , ältere m y t h i s c h e T a t s a c h e n stehen. Ich f ü h r e hier einiges an, ohne mehr als Möglichkeiten andeuten zu wollen. Ein abgeb a u t e r Stollen heißt g a n z allgemein bergmännisch alter mann; s t o ß e n die Bergleute auf ein solches Feld, so heißt es: „ W i r h a b e n 'nen alten mann erschlahnV u n d : „Der alte ist schon an dem orte gewesen i 4 3 ) " Möglicherweise dürfen wir in diesen A u s d r ü c k e n Erinnerungen an einen Berggeist wiederfinden. — Manche Tiere heißen im V o l k s m u n d „ d e r A l t e " , so der B ä r in S c h w e d e n (den gamie) und Siebenbürgen ( „ d e r alte k l u g e M a n n " ) 44 ), ein großer, schwer zu f a n g e n d e r Fisch in Basel, Zürich und im E l s a ß ( „ d u hast den A l t e n g e f a n g e n " = dein Meisterstück gemacht) 4 S ), der (getötete) Hühnerh a b i c h t in Siebenbürgen, mit dem die K i n d e r v o n H a u s zu H a u s ziehen und dazu singen: „ W i r bringen euch den alten Mann!" 4 ®). Mythische B e z i e h u n g e n sind hier überall möglich, ohne d a ß sie auch nur wahrscheinlich gemacht werden könnten. In der R a p p e n a u heißt ein W u r m im O b s t A l t v a t e r 4 7 ) (s. d.). A l s G e b ä c k n a m e n ist sowohl altes weib wie alter mann in Holland B a d e n 49) und der S c h w e i z ®°) b e k a n n t . B e i m hochzeitlichen A l t w e i b e r t a n z 5 1 ) , sowie bei der rhein. A l t w e i b e r f a s t n a c h t 62 ) sind abergläubische G e b r ä u c h e nicht zu beobachten. Seltsam bleibt ein ziemlich verbreiteter Segen gegen das Fieber, in der „ d i e A l t e " v o m T e u f e l geholt werden muß, wenn die e r k r a n k t e Person genesen s o l l 6 S ) . „ D i e A l t e " steht hier in irgendeiner nicht näher erkennbaren B e z i e h u n g z u m Fieber, das so mit ihr v e r b u n d e n ist, d a ß es mit jener verschwindet. Augenscheinlich sind die uns vorliegenden Fassungen so v e r s t ü m melt, d a ß alle intensiveren D e u t u n g s v e r -
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suche über den W e r t v o n H y p o t h e s e n nicht h e r a u s k o m m e n können. " ) RheinWb. 1,413; DWb. 1,264. " ) M e y e r Germ. Mythol. 104. " ) Schweizld. 1, 295; ElsässWb. 1,34. " ) Siebenbürg.-Sächs.Wb. 1,88. 47) M e i s i n g e r RappenauWb. 2, 9. ω ) Dijkstraa x, 31. *') BadWb. x, 36. 60) Schweizld. ι, 293. 6l ) W r e d e Rhein. Volkskunde2 134; A η d r e e Braunschweig * 310. " ) W r e d e Rhein. Volkskunde2 134; B e c k e r Pfalz 302. 6S) Gesammelt bei W u t t k e 169 § 227; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 325. 6. Ü b e r „ d i e A l t e n " = Zwerge s. Z w e r g ; über „ d e n A l t e n " oder „ d i e A l t e " im E r n t e b r a u c h s. K o r n d ä monen. Mackensen.
Alte Jungfer, Junggeselle. I. Allgemeine Grundlagen. — 2. Straforte. — 3. Fastnachtsspiele. — 4. Verspottung der Unfruchtbarkeit. — 5. Straf arbeiten. — 6. Verwandlungen. — 7. Junggesellen. — 8. Vereinzeltes. I. A . J.n, d. h. J u n g f r a u e n höheren Alters, sind bei den N a t u r v ö l k e r n so g u t wie u n b e k a n n t x ) ; auch außerehelicher Geschlechtsverkehr wird im allgemeinen nicht als unmoralisch angesehen, selbst wenn er Folgen h a t — im Gegenteil wird dies sogar oft b e g r ü ß t und als E m p f e h l u n g f ü r das Mädchen, das somit eine gewisse B e f ä h i g u n g nachgewiesen h a t , bet r a c h t e t 2 ). S t e r i l i t ä t b e d e u t e t f ü r den auf sein Z w e c k d a s e i n eingestellten Volksmenschen einen Fluch, und w o sich die a. J . n nicht, wie im germanischen Altert u m und im M A . , in den S c h u t z des K u l t e s oder der K i r c h e f l ü c h t e n konnten, w a r e n und sind sie überall dem S p o t t und der V e r a c h t u n g des V o l k e s ausgesetzt. Diese setzen sofort ein, n a c h d e m die Heiratsgrenze u m ein paar J a h r e überschritten ist: auf K o r e a gelten M ä d c h e n mit 20 J a h r e n schon als a. J . und k o m m e n ins Gerede der L e u t e 3) ; bei uns ist es gewöhnlich das 25.—30. L e b e n s j a h r , das als äußerste Grenze im Volksleben b e t r a c h t e t wird. In zahllosen, z. T . den a. J. selbst in den Mund gelegten, Spottliedern wird die Heiratsgier der M ä d c h e n besungen, die diese Grenze überschritten haben 4) ; sie werden mit w e n i g schmeichelhaften N a m e n belegt, die zumeist auf ihre Unf r u c h t b a r k e i t und ihr unnützes Leben
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Alte Jungfer, Junggeselle
zielen („altes S c h e i t " : Innsbruck, ,,vieille guenille = Lumpen : Normandie 5 ), „ a l t e Schachtel", „ A l t e i s e n " : allgemein, „ A l t w i s " = alte Wiese, die nur einmal im Jahre gemäht werden kann: Bayern 6 ), „Tschab a b " = nichts mehr wert: Schweiz) 7 ), oder an ihre Unansehnlichkeit („Vogelscheuche") 8 ) erinnern 9 ); man ruft ihnen nach: „Jumfere Maijer, H e t t Hüener und kaini Aijer, H e t t Räbe und kai Wi — War möcht au Jumpfere Maijer si" 10) ! Ein im Rheinischen übliches Lied gibt den Rat, sie als etwas völlig Unbrauchbares in eine Kanone zu laden und nach Amsterdam zu schießen, und eine in der gleichen Gegend übliche Redensart besagt, wo eine a. J. wohne, da sei auch der Teufel nicht weit n ) . In Schlesien heißt es, sie werde heiraten, wenn der Sommersonntag auf Montag f ä l l t 1 2 ) ; im Oberinntal läuft zu Fasching ein verkleideter Barbier den a. J. nach, um ihnen mit hölzernem Rahmmesser den Bart abzuscheren 13 ) : es ist vielleicht nicht zufällig, daß es in den beiden letzten Belegen Frühlingsfeiern mit starker Tendenz zum Fruchtbarkeitszauber sind, die mit den a. J. in Beziehung gebracht werden (vgl. Abschnitt 3). Daß all diese Neckereien nicht allzu böse gemeint sind, zeigt schon der in Deutschland ehemals weitverbreitete Brauch, den a. J. als Ersatz für ihre nie erlebte Hochzeit beim Begräbnis den Brautschmuck zu gewähren; es ist vielmehr das Ungewöhnliche, Unverständliche ihres Lebens, das die a. J. außerhalb der übrigen Gemeinschaft stehen läßt und sie eben als Außenstehende zur Zielscheibe des Spottes und der meist mythisch arbeitenden Phantasie des Volkes macht.
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s e h a η Sitten der Völker 2 ( 1915), 4. *) Vgl. 2. B. H e s e m a n n Ravensberg 68; SAVk. 2, 2 9 ! 7.79; 19, 127 f.; L e h m a η η SudetenVk. 85; Ε. Κ. B l ü m m l Schottkys Volksliedernachlaß 15 Nr. XIX, 80; A n d r e e Braunschweig · 297; v. R e i n s b e r g Mer an 58. *) R e i n s b e r g ebd. 58. e) S c h m e 11 e r ι », 868. ') Schweizld. 1, 32. «) Κ η o r t ζ Volkskundl. Streifzüge 411. ·) In Lothringen bedeutet das bloße juffer ,,alte Jungfer" : M. F. F o l l m a n n Wörterbuch der deutschlothr. Mundarten (1909), 269. 10) ζ. B. G. A. Seiler Die Basler Mundart (1879), 182; Z ü r i c h e r Kinderlieder Nr. 4582 ff. u ) Rhein Wb. I, 139. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 282. la ) H ö r m a n n Volksleben 11. 2. Ihrer Unfruchtbarkeit und der allgemeinen Abneigung gegen diese entsprechend, hat man denn den a. J. auch besonders einsame und unfruchtbare örtlichkeiten zum Aufenthalt nach dem Tode angewiesen. Diese Absonderung auch nach dem Tode scheint recht weit verbreitet 1 4 ). Bei den Parsen mußten die a. J. bis zur Auferstehung in der Hölle bleiben 1 6 ) ; ähnliches scheint auch im Alemannischen (Luzern) angenommen worden zu sein, wie die bei der Hochzeit einer a. J. übliche Redensart beweist: „ S ' i s c h t e Seel us (d)em Fegfür erlöst worde l " l e ) . Oder man gibt ihnen (in Ostpreußen) leer stehende Speicher oder einsame Wälder zum Aufenthaltsort 1 7 ); auf den Färöern kommen die a. J. auf die Skälebänkls). Mädchen, die als Bräute sterben, müssen auf Kreuzwegen so lange tanzen, bis die Verlobten nachsterben 19), und am Lichtmeßtage stehen die a. J. auf der Traunbrücke und rufen:
„Zeit, Zeit, Überzeit, wia mei liaba Vada schreit"" 0 )! Gelegentlich findet man sie auch auf kahle Bergspitzen verbannt: der Breitenund Röthelstein im Voigtland 2 1 ), in Bayern die Einöde des Pfötschengartens aa ), der Gletscher des Rottals (unterhalb der Jungfrau im Berner Oberland) M ) ') P l o ß Weib 2,65. ') F e h l i n g e r Geschlechtsleben der Naturvölker 17 f. Einen ähn- sind so als AufenthaltsQrte gestorbener lichen Grund mag es haben, wenn man sich — a. J. bekannt. Vornehmlich aber sind es nicht nur im Bergischen — vor dem Rückgang Sümpfe, Moore und Wassergegenden, an einer Verlobung fürchtet, weil die Mädchen leicht a. J. werden : S c h e l l Berg. Volksk. 114 denen sie hausen müssen, sie, die ebenso Vgl. zum folgenden auch Ortnit 171, wo eine unfruchtbar sind wie jene; schon Pomkinderlose Witwe Landes verwiesen wird: ponius Mela erzählt von 9 zur ewigen A. D e x e l Über gesellschaftliche AnschauunJungfrauschaft verdammten Jungfrauen, gen, wie sie in den mhd. höfischen und Volksepen hervortreten (phil. Diss. 1909), 31. ') B u - die auf der sumpfigen Insel Sena im
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Atlant. Ozean lebten M ). Für Ostpreussen gilt die Zählau, ein großer Bruch bei Friedberg, in erster Linie als Altjungfernort (auf die Zählau kommen = nicht heiraten) 25 ); in Sachsen ist es der Altjungfernteich bei Grimma, der die Seelen der a. J. aufnimmt 2e) ; in B a y e r n sitzen sie im sumpfigen Haidweiher bei Amberg, strecken ihre dürftigen A r m e über das Wasser und rufen: „ E i n e n Mann! Einen M a n n ! " 2 7 ) . Für L u x e m b u r g spielt der Wawerner Weiher **), für die Schweiz das Wangener Ried 29) und das Giritzenmoos 80)) für Tirol das Sterzinger Moos 31 ), das auch in K ä r n t e n bekannt ist 3 a ), und das Piausermoos, für den Pinzgau das Brugger Moos 3S ), für Appenzell das Hühnermoos 34) die gleiche Rolle. A m bekanntesten unter diesen allen sind das Sterzinger- und das Giritzenmoos (obd. moos = Moor, Sumpf), jenes ein ehemaliger Seeboden, der sich an der tiefsten Stelle des Sterzinger Talbeckens 1 /ia Quadratmeile weit erstreckt, dieses örtlich nicht gebunden, ein mythischer Strafort, den man sich k a h l , nur mit Disteln, Stauden und verkrüppelten Bäumen bestanden denkt 3 5 ) und den man entweder 7 Meilen hinter der H ö l l e 3 e ) oder in unmittelbarer Nähe des Dorfes ansetzt. Giritz ist = Kiebitz, Giritzenmoos bedeutet also „ K i e b i t z b r u c h " (pfälz. Kiwitzenwêd als Altjungfernort); der Kiebitz gilt ganz allgemein für den Gesellen des K u c k u c k s ; euphemistisch k o m m t „ K i e b i t z " auch für „ T e u f e l " vor 3 7 ). Als Republikaner unter den Vögeln 38) wird er als Einsiedler und zanksüchtig angesehen; auch im Harz gilt ein Kiebitzbruch als geeignetster Strafort für eine besonders unbeliebte Person 3 9 ). " ) Vgl. B a s t i a n Verbleibsorte der abgeschiedenen Seelen (1893), 21. " ) H e r t z Abhandlungen 214 = Ρ 1 ο β Weib 2, 645.
16 ) SAVk. 2, 56; vgl. tirolisch: „Von 10 Jungfrauen fahren 9 zum Teufel!": Z i n g e r l e
Tirol 59 N r . 512 = S a r t o r i Sitte und Brauch I, 121 f. " ) R e i η s b e r g Meran 59. u ) E b d .
59 f. Im Statut einer Kilbigesellschaft vom Anfang des 19. Jhs. werden den a. J.n die Schiffig (?) oder gar der Nobiskratten verheißen: SAVk. 19, 184. 1S) Ν a u m a η η Gemeinschaftskultur 39· !0 ) B a u m g a r t e n Jahr tt. s. Tage (1866), 17. " ) K ö h l e r Voigtland
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519. «*) Q u i t z m a n n Baiwaren 123. ) Τ o b 1 e r Zeitschrift f. Völkerpsych. 14,
u
69 = Kl. Sehr. 136. " ) I I I , 48; v g l . Β e c k e r Frauenrechtliches 74. " ) R e i n s b e r g Meran
59. ") M e i c h e Sagenbuch 153 Nr. 205. 27 ) Q u i t z m a n n Baiwaren 135. «·) F o n t a i n e Luxemburg 25. ") Schweizld. 4, 471. ,0 ) R e i n s b e r g Meran 60; Τ o b 1 e r Zeitschrift für Völkerpsych. 14, 78 ff. = Kl. Sehr. 137 f f . ; R o c h h o 1 ζ
al
) Quitzmann
Schweizersagen
2, 44·
Baiwaren 123; ZfdMyth.
2 (1854), 360. ·*) Η ö r m a η η
Volksleben 24,
wo auch ein neapolitanisches Volkslied erwähnt wird, das gleichen Inhalt wie das Sterzingermooslied hat. " ) R e i n s b e r g Meran 60. M ) Ebd. 3t ) Schweizld. 4, 470; das wird nun in buntester Weise ausgemalt : es gibt dort nur rotes Flöschwasser, s t a t t Blumen Binsen, als Obst näspli und brambêri, Bremsen plagen die Bewohner usw. Sal. Landolt h a t ein Gemälde vom Giritzenmoos gemalt. M ) SchwVk. 3, 73; vgl. oben das zu Anm. 16 Gesagte! ") DWb. 5» 657. ·•) Vgl. das bekannte Fabelmärchen von der Königswahl der Vögel (s. a. Adler): G r i m m Märchen Nr. 117; ferner Α η d r e e Braunschweig * 645, wo der gleiche Glaube für den ganzen Norden von Oldenburg bis Rügen bezeugt ist. ") Τ o b 1 e r Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 73 = P r ö h l e Unterharz Nr. 125 = R o c h h o l z Schweizersagen 2, 47. Vgl. im übrigen den Artikel K i e b i t z . 3. A n die Volkssage v o m Sterzingerund Giritzenmoos knüpfen sich nun Fastnachtsbräuche, die ihrerseits wohl sehr zum Fortbestande jener älteren abergläubischen Ideen beigetragen haben. In Sterzing werden die a. J. — d. h. die jungen Burschen des Orts in der Maske der a. J. — auf einen W a g e n geladen, um unter Gesang „ a u f s Moos" gefahren zu werden, wo sie der Verwalter desselben in E m p f a n g nehmen wird. Das Spiel endet mit einem T a n z im Wirtshaus Ganz ähnlich ist das Grättziehen, wie es im Allund Vinschgau geübt wird ; auch hier wurden die als „ a l t e Madeln" verkleideten Burschen auf einem großen Karren (grält) ins Moos gefahren; die Burschen, die den Wagen zogen, waren als „ S c h e m e n " maskiert; eine Hauptrolle spielte das K r a u t weibele, das die Umstehenden mit stinkigem K r a u t zu bewerfen hatte 41 ). A n vielen schweizerischen Orten wird statt dessen die Giritzenmoosfahrt aufgeführt; die einzelnen Spiele, die unter sich sehr verschieden sind, stimmen in diesen Punkten untereinander und mit den Tiroler Spielen überein: Vermummung
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v o n B u r s c h e n als a. J . (oder a u c h wirkliche ledige M ä d c h e n über 24 J a h r e als Spielerinnen), die g e z w u n g e n werden, auf einem W a g e n P l a t z zu nehmen, u m ins Giritzenmoos g e f a h r e n zu w e r d e n 4 2 ) . Im F r i c k t a l (Aargau) w i r d der W a g e n beim ersten G r a b e n u m g e w o r f e n , die g a n z e Gesellschaft zieht ins W i r t s h a u s , w o den M ä d c h e n W e i n in die S c h ü r z e gegossen und d a n n mit ihnen g e t a n z t wird. I m R o t t a l (Luzern) w i r d der W a g e n v o m T o d , in L u z e r n v o m G i r i t z e n v a t e r gef ü h r t . Gelegentlich (Fricktal, Luzern) wird auch G e r i c h t über die a. J . abgehalten, ihre S ü n d e n w e r d e n ihnen vorgehalten und sie w e r d e n — l e i b h a f t i g oder die v e r m u m m t e n B u r s c h e n — abends versteigert. A u c h die j u n g e n B u r s c h e n werden gelegentlich durchgehechelt. Im M u o t a t a l ( S c h w y z ) sollen in früheren Zeit e n die ledigen Mädchen, als K ü h e verkleidet und benannt, mitgespielt h a b e n ; ähnlich w a r d a s S a l z b u r g e r K u h t r e i ben u ) . A n s c h e i n e n d auf V e r a n l a s s u n g der Geistlichkeit ist das Giritzenspiel an einigen Orten h e u t e durch ein K a m p f spiel zwischen B a c c h u s und einem B u ß prediger ersetzt, dem der N a m e „ M o o s f a h r t " s e l t s a m a n s t e h t 44 ). S c h o n die kritische S i c h t u n g dieser Belege k a n n uns auf den eigentlichen K e r n dieser F a s t n a c h t s b r ä u c h e f ü h r e n . Die große Rolle, die das K r a u t w e i b e l im V i n s c h g a u spielt, m u ß uns bedenklich s t i m m e n ; wesentlicher noch ist wohl die Tatsache, d a ß i m F r i c k t a l den M ä d c h e n nach der Moosfahrt und v o r d e m T a n z W e i n in den S c h o ß gegossen w i r d ; a u c h die beim Spiel beteiligten S c h e m e n weisen auf die G r u n d g e d a n k e n des B r a u c h e s . Die v e r m u m m t e n B u r s c h e n sind zweifellos S u b s t i t u t e der w i r k l i c h e n a. J., die sich begreiflicherweise nicht überall gutwillig zu den o f t derben S p ä ß e n der B u r schen bei U m f a h r t und V e r s t e i g e r u n g hergeben. D a s G i r i t z e n g e r i c h t erinnert sehr s t a r k an das Mailehen und wird wohl nur eine etwas modifizierte F o r m desselben darstellen, also ursprünglich nichts mit der Moosfahrt zu t u n haben. Sehr eigentümlich endlich ist das alte Zeugnis aus d e m M u o t a t a l , das v o n der K u h v e r -
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m u m m u n g der J u n g f e r n redet; auch hier liegen die B e z i e h u n g e n zu F r u c h t b a r k e i t s b r ä u c h e n auf der H a n d . W i r erhalten also e t w a dieses G r u n d s c h e m a der ursprünglichen M o o s f a h r t : U m f a h r t der ledigen M ä d c h e n auf einem W a g e n , die mit irgendeinem F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r ( K r a u t weibele, Schemen, W e i n in die Schürze, K u h v e r m u m m u n g ) in V e r b i n d u n g steht. Hierzu stellen wir einige historische Zeugnisse, die eine deutlichere S p r a c h e reden: P f e i f f e r erzählt uns in seiner Leipziger Chronik ( I I 53) u m 1500: mos erat antiquitus Lipsiae, ut .. . (zur F a s t nachtszeit) personali iuvenes per vicos oppidi aratrum circumducerent, puellas obvias per lasciviam ad illius jugum accedere etiam repugnantes cogerent, hoc veluti lúdicro poenam expetentes ab its, quae innuptae ad eum usque diem mansissent. D e n gleichen B r a u c h berichtet H a n s Sachs v o n R e g e n s b u r g (hsg. Keller V 179), W i e d e m a n n in seiner Chronik von Hof*5) und Sebastian F r a n k in seinem Weltbuch (S. 51 a) v o m R h e i n , F r a n k e n „vnd etlichen andern orten". Bei diesen P f l u g u m z ü g e n zu F a s t n a c h t handelt es sich g a n z deutlich u m F r u c h t b a r k e i t s r i t e n ; die V e r w a n d t s c h a f t mit unserm Moosfahren liegt auf der H a n d . Sehr ähnlich ist das B l o c k ziehen, wie es noch heute im Gailtal (Dellach) g e ü b t w i r d : w e n n ein J a h r l a n g kein M ä d c h e n geheiratet hat, müssen alle M ä d c h e n unter F ü h r u n g eines als N a r r v e r k l e i d e t e n B u r s c h e n einen B a u m s t a m m , auf d e m ein riesiger S t r o h m a n n sitzt ( „ d e r B r ä u t i g a m der sitzengebliebenen M ä d c h e n ! " ) , auf einem S c h l i t t e n durchs Dorf ziehen; ein f a s t gleicher B r a u c h ist in Tirol b e k a n n t 4 6 ) . Eine recht ähnliche S i t t e wird in L u x e m b u r g geübt, w o die a. J . a m A s c h e r m i t t w o c h „ a u f den W a werweiher g e f ü h r t " werden, ebenfalls in F o r m eines U m z u g e s mit W a g e n 47 ). Eine d ü r f t i g e E r i n n e r u n g an solchen F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r z u m Besten der a. J. endlich finden wir in der P f a l z , w o a m S o n n t a g L ä t a r e der Hansl F i n g e r h u t in d e m nach i h m g e n a n n t e n Spiele s a g t : „Ich hab' schon lang' im Bruch gesessen und hab' mit den Kiebitzen gefressen, die machen: qua" 4S) !
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Alte Jungfer, Junggeselle
Von saarländischen Fastnachtsspielen, in denen verkleidete Burschen (bis ins 20. Jh. herein) die verklagten Weiber darstellten, wissen wir zu wenig, als daß wir sie mit Bestimmtheit hierher stellen könnten ω ) . «) ZfVk. 10 (1900), 83; H ö r m a n n Volksleben 18 ff. 41) R e i n s b e r g Festjahr 65 f.; ZfdMythol. 2 (1854), 360; H ö r m a η η Volksleben 11 f. " ) Τ o b 1 e r in Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 78 f.; SAVk. 11, 265 f.; 1, 139 ff.; 3, 123 ff.; 4, 471; 7, 295 ff.; 9, 131; 8,89; ZfdPhil. 18, 473ff.; L ü t o l f Sagen 172. 566. 177; E s t e r m a n n Rickenbach 194; H o f f m a n n - K r a y e r 131, 59, 132; L a i s t n e r Nebelsagen 230f.; S é b i l l o t Haute-Bretagne 89; S t a u b e r Zurich 2,145. **) Τ o b 1 e r in Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 83. ") Schweizld. ι , 1035; H e r z o g Volksfeste 224 f. 4·) Sachs. Provinzbl. 8, 347. Vgl. im übrigen den Artikel P f l u g z i e h e n . 4e) F r a n z i s c i Kärnten 119 f. Vgl. im übrigen den Artikel B l o c k z i e h e n . 47) F o n t a i n e Luxemburg 25. 48) B e c k e r Frauenrechtliches 54. *') F o x Saarland 408.
4. A n diese Fastnachtsbräuche schließt sich oft noch eine besondere Verspottung der a. J., die darin besteht, daß man ihnen etwas schenkt, was sie ganz besonders auf ihre Unfruchtbarkeit hinweist. So nagelt man ihnen einen Strohmann an die Haustür (Uri, Luzern) m ), hängt ihn vors Fenster (Neuvorpommern, Rügen) 5 1 ) oder stellt den „ D o t t e r m a n n " aufs Dach (Westböhmen) B2), an die Dachrinne (Mülhausen, Sarganserland) 53 ), einen Tannenbusch aufs Haus (Schweiz) M ), malt ein Pfingstmannli an ihr Haus (Rüthi, K a n t o n St. Gallen) 65) oder schenkt ihnen vorjähriges Moos (Schweiz) 5β ). Ähnlich ist der Brauch der südslavischen Burschen, ihren a. J. zu Aschermittwoch Röhricht an die Haustüren zu hängen 57 ). 50) R e i n s b e r g Festjahr 65 f. ") Anthropophyteia 7, 210. M) J o h n Westböhmen 74. ") S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 65; SAVk. I, 153. 54) SAVk. 6, 116. ") SAVk. 8, 166. «) Schweizld. 4, 471. ") P l o ß Weib 2, 645.
5. A n den Orten, an die sie nach dem Tode verbannt sind, müssen nun die a. J. eine Reihe von Arbeiten erledigen, die ebenso zwecklos sind, wie — nach der Anschauung des Volkes — ihr Leben war. Der Volkswitz ist hier unerschöpflich gewesen, sich neue unsinnige Arbeiten auszudenken. Im Sterzinger Moos sitzen sie
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unter Aufsicht einer Vorbeterin, die r u f t : „ M i reut's, daß i net g'heirat' h a b ! " , worauf alle antworten: „ M i a a ! Mi a a ! " , und stößein Leinsamen auf oder säubern B a c h s c h e i t e r M ) ; sie müssen das Moos nach Fingerspannen ausmessen M ), Kleie auseinander l e s e n M ) , Schnee reitern, Felsen abreiben, in Thüringen: die Löwenburg scheuern, Brücken abreiben, Schneeflocken zupfen, Kiebitzen oder Fröschen Gamaschen stricken, in Hohenstein: Frösche mit langen Peitschen über den H a g treiben, in Schlesien: Flederwische v e r k a u f e n e l ) , den Knopf des Patschkauer Kirchturms scheuern ®2), in Straßburg: die Zitadelle einbändein helfen, in W i e n : den Stephansturm abreiben, in Frankfurt a. M. und Basel: den Pfarr(Münster) türm bohnen (wischen) 6 3 ); im Böhmerwald: Federn sieben M ), Schnee rieseln ®5), in Breslau: die Magdalenenbrücke kehren β β ), in Österreich: alte Karten scheuern 8 7 ), in Nürnberg: den weißen T u r m mit den Bärten v o n Junggesellen fegen M ) , in der Oberpfalz : Kiebitze hüten M ) ; oft sind ihre A u f g a b e n auch geradezu unästhetisch, freilich wiederum mit deutlicher Beziehung auf das Sexuelle: so müssen sie in Tirol Hosenlätze dreschen, kauen (Solothurn) TO) oder plätzen (flicken) 7 1 ). In Frankreich frisieren sie die hl. Katharina, in Belgien helfen sie der hl. A n n a bei der Garderobe, in England führen sie A f f e n zur Hölle oder flechten das Haar der hl. K a t h a r i n a 72 ). Oder sie müssen aus abgenutzten Sonnen Sterne zuschneiden 7 3 ), einen Berg durchsägen helfen (Lausitz) 7 4 ) oder schmutzige Ziegen aufschwänzen (ostpreuß.) 76 ), Frösche nach Jerusalem treiben 7e ) und was solcher Strafen, die mit jeder Generation wechseln können, mehr sind. Bei Moscherosch heißt es, sie müßten in der Hölle Schwefel und Zunder feilhalten π ) ; Gryphius kennt bereits den Handel mit Flederwischen, der eine schlesische Eigentümlichkeit zu sein scheint 7 8 ). Mit diesen Strafen verglichen gewinnt die Hypothese an Wahrscheinlichkeit, daß auch die Danaiden ursprünglich als a. J. ihre Strafe im Hades erlitten haben TO) ; daß zwischen den deutschen und griechischen
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Alte Jungfer, Junggeselle
Altjungfernstrafen direkte Beziehungen bestehen (insofern nämlich diese jene historisch veranlaßt hätten), halte ich nicht f ü r wahrscheinlich. «·) H ö r m a n n Volksleben 18. «·) A l p e n b u r g Tirol 350 f. M) Κ u o η i St. Galler Sagen 87; F r i e d l i Bärndütsch 6,334. " ) B e c k e r Frauenrechtliches 50 f.; ζ. X. = Urquell 3 (1892) 1 6 5 ; D r e c h s l e r Schlesien 1, 282. ·*) D r e c h s l e r Schlesien 2, 31 ; Κ ü h η a u Sagen 3 , 4 7 . " ) ZfdMyth. 1 , 4 0 5 ; A. A s k e n a s y Die Frankfurter Mundart (1904), 31, wo ein Bild vom Jahre 1801 drei a. J.η zeigt, die den Pfarrturm bohnen. In Frankfurt mußten die a. J.n auch „de Pingstwääd plästern" = die Pfingstweide (ehem. Hammeltrift) pflastern. Ebd. 30. M ) S c h r a m e k Böhmerwald 249. es) J o h n Westböhmen 237. " ) K ü h n a u Sagen 3, 46f. ·') ZföVk. 13 (1907), 133. «) Ρ 1 o ß Weib 2, 784. ··) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 175. ™) Τ o b l e r Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 81. " ) Schweizld. 4, 471. " ) R e i n s b e r g Meran 58. '*) M a n n h a r d t Germ. Mythen 378 = M ü l l e n h o f f Sagen 359 Nr. 482 = Ausgabe 1921 378 Nr. 558. **) H a u p t Lausitz 1, 220. '«) R e i n s b e r g Meran 59. »·) F e h r l e Volksfeste 91. " ) Ausgabe 1642, 6. Gedicht, 389. 78) 1 (1662), 953. '») W a s e r A R w . 2, 6 1 ; d e r s . SAVk. 2, 55 ff.; Becker Frauenrechtliches 73.
6. Religionspsychologisch älter als die Verbannung der a. J . an Straforte und ihre Beschäftigung mit unnötigen Arbeiten ist es wohl, wenn sie nach dem Tode Verwandlungen durchzumachen haben. So werden a. J . allenthalben als Wiedergänger (bei den Wadschagga als böse Geister 8 1 ), bei den Serben als Vilen) 8 2 ) sehr gefürchtet. Ihre Verbannung aufs Giritzenmoos, wo sie Giritze (Kiebitze) hüten müssen, ist wohl jüngere Umbildung einer älteren Anschauung, nach der sie selbst zu Kiebitzen verwandelt im Sumpf leben müssen. Darauf deuten noch gelegentliche Anspielungen: in Luxemburg müssen sie nach dem Tode „ P i v i t s c h ! " rufen 8 3 ); andernorts werden die an den Straforten umherfliegenden Kiebitze noch geradezu als a. J . aufgefaßt 8 4 ) In Esthland glaubt man in leicht durchschaubarer Symbolik, die B r a c h v ö g e l seien a. J . 8S), in Wollbach (Baden) läßt man sie in Bremsen, in Pforzheim in Eidechsen verwandelt werden; der griechische Glaube sah in einer Art Grille oder Heuschrecke (μάντις,
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γραδς, σέρ(ι)φος, νύμφη), deren Blick jedem Schaden brachte, a. J. 8 *). Im südlichen Ostdeutschland (Sachsen, Böhmen, Mähren) hält man die Unken für verwandelte a. J . " ) . Naumann Gemeinschaftskultur 38; F e h r 1 e Keuschheit 20. ei ) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 39. ") H a b e r 1 a n d Globus 34, 205 ff. 83) Traditionisme 1906, 74. M ) V e r n a l e k e n i Ipensagen 396 f.; W u t t k e ' 56 ; A c k e r m a n n Shakespeare 40. " ) T o b l e r in: Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 73. ··) Ebd. 87) G r o h m a n n Aberglaube 83; M e i c h e Sagen 153 Nr. 205.
7. Die J u n g g e s e l l e n (Hagestolze) sind, obwohl auch sie nicht gerade gern gesehen werden **), doch weit weniger dem allgemeinen Spott ausgesetzt als die a. J . Zwar setzt man auch für sie Straforte (Tirol: Floiten und Stilup, Seitentäler des hintern Zillertales 89 ), Roßkopf, Petereck, Wipptal 9 0 ), Solothurn: Affenwald, Wallis: Aucendakluft bei Gex 91 ), ferner: Bruch bei Fischhausen 9 2 ) usw.) und Strafarbeiten an (Stubben roden, Wolken schieben, Felsen abreiben, Steinböcke — die es in der Gegend nicht gibt — einsalzen, Nebel schichten, einer winzigen Ameisensorte Ringe durch die Nase ziehen, Linsen aufklaftern 9 3 ), sich mit den Gaubitzeln = Kiebitzen unterhalten), a. J . oder Kühe (vgl. den 3. Abschnitt) auf den Hintern klatschen 9 4 ), in durchlöcherten Körben aus der Rhone Sand zu Berge tragen·*), schwarzen Gänsekot zu weißem Wachs kauen 9 e ), Schnee sieben, sich mit dem Stiefelknecht verheiraten 97) usw.), aber all diese Dinge stellen sich doch deutlich als Nachahmungen zu den Altjungfernstrafen und -orten dar und haben daher keinen primären Wert. Am deutlichsten läßt sich das Verhältnis bei den Spottliedern beobachten, die auf Junggesellen gesungen werden (z. B . das Tiroler Peterecklied) 98 ) ; diese sind offensichtliche Nachbildungen der Altjungfernlieder, die am gleichen Ort, etwa bei Fastnachtsspielen, gesungen werden. 88 ) S c h r ä d e r Reallexikon ι ·, 548 ; Β e kk e r Pfalz 226; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 297. 8e ) Η ö r m a n n Volksleben 22. " ) R e i n s b e r g Meran 61; Q u i t z m a n n Baiwaren 1 2 3 ; A l p e n b u r g Tirol 350 f. 91) T o b l e r
Älterlein—Altes Weib
345
Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 69; SAVk. ι, 220. ) R e i n s b e r g M er an 61. «) Ebd. M ) H ö r m a n n Volksleben 22. " ) Τ o b 1 e r Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 69. ··) A l p e n b u r g Tirol 350 f. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 282 f. M
,8
) Η ö r m a η η Volksleben
23 f.
8. In den übrigen Verspottungen der a. J. findet sich nur vereinzelt Abergläubisches. Eine märkische Sage erzählt, daß eine a. J. abseits, an abgesonderter Stelle auf dem Friedhof, begraben sei " ) ; als außerhalb der Gemeinschaft Stehende (vgl. Abschnitt 1) und als daher gefährliche Tote (vgl. Abschnitt 6) dürfen sie auch im Tode nicht an der Gemeinschaft teilnehmen. W i e der alten Weiber, so bedeutet auch der a. J. A n g a n g Unglück, bes. zu Neujahr (tirol.) 10°). Ganz vereinzelt glaubt man auch an eine Feindschaft zwischen Mäusen und a. J. (wo viel Mäuse, da wenig a. J. und umgekehrt) 101 ), eine Ansicht, die vielleicht auf die Katzenliebhaberei der a. J. zurückzuführen ist. »·) E n g e l i e n - L a h n 1,81. 10») ZdMyth. 2 (1884), 421. W1) MschlesVk. 9 (1902), 9 f. Mackensen. Ä l t e r l e i n . Die Atrophie der Kinder nennt man: Α., Eiterlein. „ W e n n das K i n d nicht zunimmt, so hat es das Ε . " !). Diese Erscheinung, wenn die Kinder ein greisenhaftes Aussehen und eine runzelige, pergamentartige H a u t im Gesicht und auf der Stirne haben, heißt in Oberösterreich 'sGölta (das Gealtetsein) 2 ). In der Oberpfalz und im Egerland sagt man, solche Kinder haben den ,,Α 1 1 ν a t e r " s ) (s. d.), oder anderswo heißt es, sie haben den ,,Α 1 1 m a η η " , das ,,Α 1 1 m ä η η c h e η " ; in den Niederlanden legte man solche Patienten unter den hl. Lindenb a u m ; das v o n den Blättern fallende N a ß sollte die K r a n k h e i t beseitigen 4). Anderswo glaubte man durch A b b a c k e n (s. d. II), das Leiden heben zu können, das nicht selten „ b e s c h r i e e n " schien 6 ). 1) N e m n i c h unter d. W. und H o f i e r Krankheitsnamen 9. ') ZföVk. 9, 211. s) S c h ö n w e r t h 1,187 Nr. 13; G r ü n e r
Egerland
36;
John
) Urquell N.F. 1, 34 f. a. a. O. 4
Oberlohma 6
131,
160.
) Schönwerth Stemplinger.
A l t e r Mann. Man wird bei Untersuchung des gesamten Materials zur An-
346
Setzung einer Figur gelangen, die man den _n_u m i n o s e n A l t e n benennen kann. Sie liegt auch den Vorstellungen A l t v a t e r 1 und 2 letzten Endes zugrunde. Eine Hildesheimer Sage v o m steinalten Mann am Eichbaum mit Donnerwetter und Feuerstrahl scheint v o n ihren Nacherzählern willkürlich stark nach Donar stilisiert *). Man muß sich hüten, unmittelbar an verblaßte heidnische Göttergestalten zu denken, vielmehr wird der numinose A l t e auch jenen zuweilen zugrunde liegen. Die auch aus Deutschland belegte Wandersage v o m alten einkehrenden Bettler mit Lohn und Strafe für Gewährung oder Verweigerung der Gastfreundschaft 2) ist in erster Linie eine Bettlersage; ihn numinoser erscheinen zu lassen, gesellt sich das Alter hinzu. Ein a. M. bringt glücklichen A n g a n g 3) oder ist bei A n t r i t t der Jagd (durch bösen Blick) von numinoser Bedeutung 4). In Böhmen geht vor der wilden Jagd ein Greis her und warnt die Leute vor Gefahr 5 ). Ein a. M. in Stülphosen erschien im K a n t o n Baselland als Spukgestalt e) ; s . a . E c k a r t . l
) M a n n h a r d t in ZfdMyth. 2 (1854), 3°5
nach
Seifar t
') W o l f
Sagen
aus
Beiträge 2, 41 ff. ;
Sagen 1, 106.
3
Hildesheim
) Schönwerth
9.
Ζi ηg e r 1 e Oberpfalz 3,
274. 4 ) S e l i g m a n n Blick 1, 232. 6) G r o b mann Sagen 79. ·) L e n g g e n h a g e r Sagen 53. H. Naumann. A l t e r s k l a s s e n s. B u r s c h e n s c h a f t . Altersstufen s. J a h r .
alterwicken s. w i c k e n. Altes Weib. ι. A η g a η g (s. d.). Der Aberglaube v o m A n g a n g hat durch das ganze MA. die tiefsten Wurzeln geschlagen. Worauf ein Mensch frühmorgens beim ersten Ausgang stieß, das bezeichnete ihm Heil oder Unheil, es konnte Mensch, Tier oder Sache sein x ). Im allgemeinen gilt die Begegnung alter Leute für ein übles Vorzeichen, die Begegnung junger dagegen für ein glückliches 2 ). Wer irgend etwas Wichtiges vorhatte, stand davon ab, wenn ihm alte Leute begegnet waren 3 ). Dem gesunden, strebenden Menschen ist alles Ungesunde und Verwelkende, Kranke, Krüppel und alte Weiber, auf die mit der Zeit det ganze Zauber
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Altes Weib
herabsank*), widerwärtig und unheimlich s ). Man kann in diesem Angstglauben eine dreifache Steigerung unterscheiden: ι. Die Begegnung alter Weiber wird überhaupt als unheilverkündend angesehen e). Einem Fischer darf kein altes Weib begegnen, sonst fängt er nichts Ein Jäger kehrt wieder um, oder schlägt einen Seitenweg ein, oder spuckt aus, wenn ihm beim Aufbruch zur J a g d eine alte Frau aufgestoßen ist. Es gibt eine Reihe von Mitteln, durch die der üble Angang unwirksam gemacht wird 8 ). Grimm erwähnt das Beschreien·). 2. Schlimmer als sonst wirkt die Begegnung alter Weiber am frühen Morgen 10 ). Der Glaube, daß man alsdann kein Glück habe, zum mindesten nicht für den ganzen Tag, ist allgemein u ) . Wenn sich vor der Marktbude eines Krämers zuerst ein a. W. einstellt, so hat der Verkäufer am ganzen Tag kein Glück 1 2 ). Ein junger Bursch, der frühmorgens zur Verlobung ausgegangen ist, dreht wieder um, falls die erste Begegnende eine alte Frau war 1S ). 3. Am schlimmsten wirkt die Begegnung alter Weiber am Neujahrsmorgen 14 ). Wem dann eine Alte das Neujahr abgewonnen hat, der kann sich vor Schaden noch bewahren, indem er spricht: Euch ebensoviel 16 ). 1
) G r i m m Myth. 2, 937; H e l m Relig.gesch. ι , 1 2 1 . *) M ü l l e r Isergeb. 9; SAVk. 19, 21. 3) Urquell 1 (1890), 65. *) G r i m m Myth. 2, 1028 f.; S t e m p l i n g e r A bergl. 95. ®) P a n z e r Beitrag 2, 302. ·) Rogasener FamBl. 1 (1897), 23>° S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3 , 2 9 3 . 1 , 4 0 5 . 7) F o g e l Pennsylvania 265; S a r t o r i 2, 102. ·) S t r a c k e r j a n ι , 29; D r e c h s l e r Schlesien 2, 194. ») G r i m m Myth. 2, 940. 10 ) W u t t k e § 288; D i r k s e n Meiderich 49 Nr. 7; ZföVk. 1 3 (1907), 134. " ) G r o h m a n n Abergli 220; S t o l l Zauberglauben 187; G r i m m Myth. 3, 441 Kr. 380; Schw.Vk. 4, 42 (Baselland). ") R e i s e r Allgäu 2, 427; Bartsch Mecklenburg 2, 3 1 3 . " ) J e n s e n Nordfries. Inseln 290. " ) V e r n a l e k e n Mythen 352; R e i s e r Allgäu 2, 23; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 64; Z d V f V k . 8, 400; S t r a c k e r j a n I, 29. ™) G r i m m Myth. 3, 471 Nr. 976.
2. In der Ablenkungsformel: „Euch ebensoviel" bezeugt sich die Furcht des Gegrüßten, daß die alte Frau Zauberkräfte habe und sie zum Unheil des
348
Nächsten anwende. Alte Weiber sind H e χ e η w ), im wilden Heer reiten sie mit, sie können die verschiedensten Gestalten annehmen, als Katzen gehen sie um 17 ), den ungetreuen Liebhaber wissen sie durch einen ausgesandten Bock zurückzuholen. Die Verwandtschaft mit Geistern 18) und Gespenstern le ), die man alten Leuten gern zutraut, wird in besonderer Weise den alten Weibern zuerkannt. Unordentliches Wesen, wirres Haar, stechender Blick erhöhen den üblen Eindruck 20). In den Beschwörungsformeln spielen die alten Weiber eine Rolle 21 ). Die Pest wird gedacht als eine bleiche, dürre Alte M ). Das Sprichwort: „Lange Nase, spitzes Kinn, sitzt gewiß der Teufel drin", ist gang und gäbe. Eine Reihe von Volkserzählungen hat am Ende die Lehre: Wo der Teufel nicht hinmag, da schickt er ein a. W. hin M ). — So gelten alte Weiber vielfach als die Verkörperung alles Bösen In ihnen können sich sogar kinderraubende Dämonen verbergen " J , und die Wöchnerin hat es oft nicht gern, wenn sich alte Weiber über die Wiege ihres Kindes beugen 2e). Kinder wissen zu berichten, daß sie beim Beerensammeln im Walde eine beerensuchende Alte erblickt haben, die plötzlich verschwunden war 27). Aus härteren Zeiten ist bei uns der Brauch geblieben, drohendes Unheil auf alte Frauen abzuladen. Deshalb wird eine alte Frau als erste Person in die Wohnung der Neuvermählten geschickt. Das drohende Unheil trifft die Alte 28). ") G r i m m Myth. 2, 902 u. 1, 223. " ) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 122 f. 1β) Urquell 2 (1891), 149· " ) C o r r e v o n Gespenstergesch. 6 f. M ) Κ r a u ß Relig. Brauch 1 2 ; ZdVfVk. 22 (1912), 132. " ) M e i e r Schwaben 2, 519. ") G r i m m Myth. 2, 994. **) Κ ü h η a u Sagen 2, 577 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 86 i. ; L ü t o 1 f Sagen 187 f. ; Bavaria 2, 232. **) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 1 1 4 Nr. 78. " ) R a d e r m a c h e r Beitr. 93. " ) M e y e r Baden 36; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3 , 2 7 . " ) K ü h n a u Sagen 1 , 4 6 8 ; M e i e h e Sagen 347 Nr. 458; S e p p Sagen 606 Nr. 165. ,e ) S e l i g m a n n 2, 292.
3. Weil alte Frauen Zauberkraft haben *·), so werden sie oft zu Β e s c h w ö r u η g e η gebraucht 30 ). Ein verschrienes
349
Ältester—j•Altvater
350
Kind wird von einem alten Weibe als Büßerin geheilt 3 1 ). — Eine „kluge F r a u " macht ein Kind gesund, es wird aber wieder krank, da es dem bösen alten Weibe aufs Neue begegnet 32 ). Der böse Blick ist manchen a.n W.n eigen **). Ein Gutsbesitzer will hartherzig einen Schuldner auspfänden lassen. Die alte Frau im Hause des Schuldners weiß es so einzurichten, daß sie den Mann sieht, worauf dieser dann sofort ruft: Meine Beine sind gebrochen 34).
*) M a n n h a r d t 1, 204. ») G r i m m Myth. 3, 456 Nr. 439. *) H o v o r k a und K r o n f e l d 2,288. 4) F r a ζ e r 12, 255 f. e) H ö h n Geburt Nr. 4, 274. ·) G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 91. Boette.
herbeigeholt, zu Beschwörungsformeln das älteste K i n d 3 ) . Der älteste Sohn erscheint so geweiht, daß sein Name wie ein Tabu wirkt 4 ). Dem ältesten Sohne im Hause stehen gewisse Vorrechte zu, weil er die Erstgeburt ist, die erste Äußerung von der K r a f t der Eltern. Die Verbindung mit den Vorfahren wird durch den ältesten Sohn erhalten, er wird nach dem Großvater genannt, wie die Tochter nach der Großmutter s ). A n den Rechten des Ältesten soll nichts gekürzt werden. Es bringt, wie das Volk urteilt, dem Hof keinen Segen. Die zärtliche Sorge um das Wohlergehen des ältesten und jüngsten (s. d.) Kindes äußert sich in der Vorschrift, nichts auf dem Tische liegen zu lassen, sonst kann das älteste oder jüngste Kind im Hause nicht schlafen e ).
Altvater. i.A., Älterlein (s.d.), Altmännçhen, ndl. de oude man, nordfranz. le petit vieillard, heißt eine K i n d e r k r a n k h e i t und nach primitiver Denkart kollektivistisch auch zugleich das Kraut, das dagegen gewachsen ist, desgleichen die vermeintliche Ursache der Krankheit, der Bilwis. Unter dem Namen A . ist ein hexenvertreibendes Kraut bezeugt aus Freystadt in der Oberpfalz *) ; anderwärts heißt es Altmann- oder Greiskraut (daraus fälschlich Kreuzkraut), Erigeron acre, Senecio, senex vulgaris oder Berufs-, Beschreikraut, engl, oldmans woozarcl (Clematis vitalba); auch wird das A.-mark (s. 2.), Sterca montana, als Heilmittel gebraucht *). Die Krankheit hat ihren Namen von dem greisenhaft-abgezehrten Aussehn des Kindes und von der Vorstellung, daß dies Kind nicht mehr das rechte Kind sei,
A l t h e s.
Eibisch.
Altmiitter heißen in Böhmen „noch heute" die Wolken; erhebt sich ein Gewitter, so sagt man: „die A . erheben sich"*). Im böhm. Märchen heißen die 3 weissen Schicksalsfrauen A.chen 2 ). — Den hessischen Flurnamen Ellermutter im Stammheimer Walde hat wohl nur Weigand 2») G r i m m Myth. 2, 868; ZfdMyth. 3, 309. fälschlich als Ältermutter gedeutet 3 ). 30) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2,58; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 276; G r i m m Myth. *) G r o h m a n n Sagen 87. *) D e r s . a. a. 2,868; K u h n u. S c h w a r t z 451 Nr. 386; O. 3. ») ZfdMyth. 1 (1853), 3. H. Naumann. F r a n z Ntkol. Jawer 155 f. " ) G r ü n e r A l t o , schottischer Edelmann, Mitte Egerland 36. " ) S t r a c k e r j a n i, 373. 33) ZdVfVk. 2 (1901), 320. M) Ebd. 11, 318; 8. Jh.s nach Bayern gewandert, gest. 760, S e l i g m a n n 1,248. Boette. Fest 9. Febr. 1. Er stiftete zwischen München und Ältester (s. a. J ü n g s t e r ) . Der BeAugsburg ein Kloster, Altomünster gegriff vom Altesten schließt ein gewisses nannt, bei dem sich ein gleichnamiger Vorrecht vor dem Jüngeren in sich. Der Markt entwickelte. Unter den Reliquien Älteste schneidet, wenn die Ernte bedes Heiligen gilt als Hauptstück die Hirngonnen wird, die ersten Halme und macht schale in moderner Silberfassung; aus von Ähren, Buchsbaum und künstlichen dieser wurde an seinem Feste den GläuBlumen einen Strauß, der dem Gutsherrn bigen Wein gereicht 1 ). überbracht wird 1 ). — Wenn das älteste 2. In Altomünster ein von ihm geweihKind im Hause das K a l b anbindet, so a ter Brunnen, dem keine Frauensperson kann keine Hexe Schaden t u n ) . Bei sich nahen darf 2). mystischen Krankenheilungen, also zu Bavaria 1, 308; ZfVk. 22 (1912), 12. dem „Betreten der Kranken", wird der ! ) H ö f 1 e r Waldkult 70, 13. Wrede. älteste Sohn oder die älteste Tochter
351
Altweibermühle—Altweibersommer
sondern ein von Unterirdischen (Bilwissen), die selbst als alte Männchen gedacht sind, eingetauschter Wechselbalg, mindestens aber, daß es durch deren Machenschaft und Zauber, womöglich schon vor der Geburt, selbst zum Altmännchen, A. geworden sei 3). A. ist also ein sehr interessanter Kollektivbegriff, und wir befinden uns mit diesem Kapitel nach Denkart und Glauben auf dem Boden der primitivsten Gemeinschaftsmedizin. ») SAVk. 2 3 (1921), 1 7 1 . ·) Urquell N . F . 1 (1897), 33· 3) S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 497. 498; Urquell a. a. O.
2. A. ist der Name eines B e r g g e i s t e s oder des Obersten der Berggeister in weißer Gestalt, mit großem weißen oder grauen Bart 4) ; er bestraft in mährischer Sage den habsüchtigen Schäfer, den er vorher in seine Schatzkammer geführt hat 6). Oft erscheint diese Figur in Mehrzahl e), besonders in Dreizahl '); drei A. sitzen in einem verwunschenen, nicht wiederaufzufindenden Gemach auf der Kynsburg (Kreis Waldenburg) in langen Kleidern, mit weißen Barten, an einem Tisch, auf dem ein großes Buch liegt 8 ). Manchmal erinnert der Aspekt des A.s an den Kaiser im Berg 9 ). Lowags l0) A.sagen sind stark verfälscht, sie lassen ihn mit seinen Gnomen meist als deus ex machina auftreten. Die mährische Sage endet: „Seitdem steht da, wo die schöne Wiese lag, ein hoher Berg, welcher der A. genannt wird." Ein großer Felsblock bei Kalmbach im Schwarzwald (im Walde bei Calw) heißt A. u ) , der zu Unrecht früher mit Donar in Verbindung gebracht wurde. Es besteht also eine Beziehung zwischen dem Namen des Berggeistes und dem Bergnamen A. Den Bergnamen A. bezog auf Donar als Herrn des ihm geheiligten Berges zuerst J . Grimm 12 ). Aber Regell 13 ) wies nach Veith Vater als Bergmannswort nach: „die Stelle, wo ein nutzbares Mineral in seiner natürlichen Lagerstätte neu aufgedeckt wird." Dies Etymon sei auch für den mährischen A. anzusetzen. Der nicht mehr verstandene Name hätte den Anlaß zur Sagenbildung als Deutungsversuch ergeben. „Aus der Verbindung mit dem Glauben an ver-
352
grabene Schätze . . erwuchs dann sehr natürlich ( !) die Erzählung von den Schätze hütenden (!) drei (!) A.n." Unsere Ausrufungszeichen deuten die Sprünge dieser Erklärungsweise an. Die Vorstellung des numinosen Alten liegt jedenfalls noch dahinter; ihre Herbeiziehung mag der mißverstandene Terminus vielleicht veranlaßt haben. *) E . H . M e y e r Germ. Myth. 243; G r a b e r Kärnten 99 Nr. 1 1 8 , 5; K u h n Westfalen I, 69 ff. Nr. 57 ff. 5) K i i h n a u Sagen (nach Büsching) 3, 663; 2, 407. e ) B i n d e w a l d Sagenbuch i f f . , 10. ') Ebd. 10, 1 3 7 . 8 ) Κ ü h η a u Sagen ι , 539· β) Ε. Η . M e y e γ Germ. Myth. HZ'· G r ä b e r , K u h n a . a . O . 10 ) Vgl. K ü h n a n Sagen 2, 407. u ) M e i e r Schwaben 1, X I X , 97; S e p p Altbayr. Sagenschatz 81. la ) Mythol. I, 140. ") Beiträge zur Volkskunde, Festschrift für Weinhold, 1896, 139; V e i t h Deutsches Bergwörterbuch 1 8 7 1 .
3. A . v ä t e r c h e n hießen bis zum 14. Jhdt. die Hausgötter in Böhmen 14 ). 14
) Grohmann
A berglaube 16 f. H . Naumann.
AltweibermUhle s. V e r j ü n g u n g . Altweibersommer. A. Entstehung des A.s. 1. Terminbezeichnungen. — 2. Flugsommer. — 3. Gespinste. —· 4. Kleiderfetzen. — 5. Altweibersommer. — 6. Vereinzeltes. — B . Abergläubisches.
Α. I. Die von winzigen jungen Spinnen herrührenden Fäden, die an sonnigen und warmen Frühlings- und besonders Herbsttagen durch die Luft fliegen, werden, da ihre eigentliche Herkunft zumeist unbekannt ist, vom Volke verschieden ausgedeutet. Eine große Reihe von Bezeichnungen deutet lediglich auf die Zeit hin, in der diese Spinnweben beobachtet werden; die hierher gehörigen Namen [Nachsommer *) ; Sommerfäden 2) ; Sonnenfäden 3) ; Herbstfäden 3) 4) ; Spätsommer, ungar. utónyár = Nachsommer4); franz. St. Mauritiussommer (22. IX.) 4 ); tschech. St. Wenzelssommer (28. IX.) 4 ) ; vlämisch, ungarisch Michelssommer (29. IX.) 4); schwed. Brittasommer (8. X.) 4 ); franz. Dionysiussommer (9. X.) 4); lombard. Sommer der hl. Theresia (15. X.) 4); brandenb. 4), tirol. 5) Gallussommer (16. X.); griech., russ. Demetriussommer (26. X.) 4) ; deutsch Allerheiligensommer 4) e) = schwed. Allerheiligenruhe4) (1. XI.)]
Altweibersommer
353
entbehren jedes abergläubischen Inhalts und sind als T e r m i n b e z e i c h n u n g e n aufzufassen. 1) G r i m m
Mythologie 2, 654.
i e r Niederdeutsche
Volksh.·
74.
3)
!)
Laut-
B a d W b . 1,
38 f. ') A. L e h m a n n Altweibersommer (phil. Diss. Berlin 1911 = Landwirtschaftl. Jb. 6 i g i i ) , 3, 10. ) Κ 1 u g e Etym. Wb. 10 14. *) Rhein Wb. 1, 151. 2. V e r h ä l t n i s m ä ß i g nahe l a g der Gedanke, die fliegenden F ä d e n als geflügelte B o t e n des Sommers, wenn sie im F r ü h ling, als seinen Scheidegruß zu empfinden, wenn sie im W i n t e r erschienen. D a r a u f d e u t e n N a m e n wie fliegender S o m m e r , Flugsommer, S o m m e r f l u g 7 ), dän. f l y vende sommer 8), tschech. b a b j leto l j t a ( „ d e r W e i b e r s o m m e r fliegt u m h e r " ) 8), Herbstf l u g 9 ) , ziehendes S o m m e r g e w e b e 8 ) . Man meint, die im F r ü h l i n g b e m e r k t e n F ä d e n bringen den S o m m e r , mit den Herbstf ä d e n fliege der S o m m e r h i n w e g 1 0 ) . F ü r D e u t s c h l a n d ist dieser Glaube, soweit ich sehe, 1739 zuerst b e z e u g t 1 1 ) ; in der L i t e r a t u r des 18. und. 19 Jh.s findet er sich häufig, bes. bei J e a n P a u l 1 2 ) , 7)
G r i m m Mythologie 2, 654; L a u f f e r
Niederdeutsche Volksh.' 74; P. H e r r m a n n Deutsche Mythologie (1898) 99. ') A . L e h -
mann
10)
Altweibersommer 6.
E b d . 6.
u)
Kirsch
·)
Ebd.
10.
Cornu copiae 2, 299:
„Der im Herbst fliegende Sommer". " ) Z. B. 1795 Fixlein
182 u. ö.
3. W e s e n t l i c h länger b e z e u g t als diese A n s c h a u u n g ist, wenigstens f ü r deutsche Verhältnisse, eine andere, die in den F ä d e n Gespinste erblickt, In vielen Fällen b e g n ü g t m a n sich mit dieser E r k e n n t nis, ohne weiter nach dem Urheber der Gespinste zu f r a g e n ; B e z e i c h n u n g e n solcher A r t sind: G r a s w e b e 1 3 ) , Herbstg a r n 1 4 ), Schweiz. S p i n n w u b b e l e 1 6 ) , frz. filandres, engl, f l o a t i n g c o b w e b s 1 β ), Feldwebe, Sommerseide (Altmark), H e r b s t gewebe, tschech. S p i n n w e b e n s o m m e r 1 7 ). Meist j e d o c h arbeitet die P h a n t a s i e des V o l k e s weiter; man f r a g t n a c h der Spinnerin und findet diese in der J u n g f r a u M a r i a , die mit den 11 000 J u n g f r a u e n im H e r b s t u m z i e h t und das L a n d mit Seide überspinnt ( A l t m ü h l t a l , d a f ü r i m D o n a u t a l : Mutter G n u t mit den 11 000 J u n g f r a u e n , in P a s s a u : die Madonna mit
354
den Elben) 18 ). D a h e r denn auch die Bez e i c h n u n g e n : Marienfäden, Mariensommer 19 ), Mariengarn Μ ), westf. Unser laiwe Fruen S u e m e r 2 1 ) , Unser lieben F r a u e n Gespinst (bayr.), Muttergottesgespinst, Marienseide 22 ), L i e b f r a u e n f ä d e n , Frauensommer, G a r n der hl. J u n g f r a u , Unserer lieben F r a u e n Sommer, frz. fils de la Vierge, holl. Mariendraadjes, poln. lato swieto marcinskie ( = Mariensommer), ital. filamenti della M a d o n n a 2 3 ) . W e n n man mit G r i m m 2 4 ) geneigt ist, die Stelle des Indiculus: de petendo quoi boni vocant sanctae Mariae durch K o n j e k t u r (péndulo s t a t t petendo) auf unsern Glauben zu beziehen, w ü r d e dieser auf ein beträchtliches A l t e r z u r ü c k b l i c k e n ; f ü r das 17. J h . wird er durch drei über den Gegenstand angefertigte Dissertationen (De filamentis D, Virginis 1665 Halle, 1666 W i t t e n b e r g , 1671 Jena) deutlich bez e u g t 25 ). K e i n Zweifel j e d o c h k a n n darüber bestehen, daß Maria hier wie in vielen andern F ä l l e n die N a c h f o l g e älterer m y t h o l . Gestalten angetreten hat, die sich gelegentlich im V o l k s b e w u ß t s e i n erhalten haben. S o wird die Μ o η d S p i n n e r i n 2 6 ) f ü r die F ä d e n des A . s verantwortlich gemacht (Altmarkw), O b e r p f a l z **), südslav.) oder F r a u Holle ist es, die als Spinnerin, den Fleiß der Mädchen prüfend, durch das L a n d geht (schles.) 30) ; auch die Z w e r g e sollen daran schuld sein 31 ) (bes. nd. 32 ), v g l . schwed. d v ä r g s n ä t = Z w e r g n e t z f ü r Spinngewebe). In Niederdeutschland, und zwar, wie es scheint, über das ganze Gebiet hin, sind es die M e t t e n (Metken, Mättchen), die die F ä d e n spinnen 33 ) (daher metjensamer, falsch verhochdeutscht als mädchensommer), mythische Weiber, die auch im Wasser sitzen und mit langen A r m e n die K i n d e r zu sich h e r a b z i e h e n 3 4 ) . Der N a m e metje, metke gehört wohl zu Matthias·, ursprünglich w ü r d e metkensamer also = Matthiassommer sein und sich zu den unter 1. aufg e f ü h r t e n Bezeichnungen stellen, die sich v o m T e r m i n des Erscheinens der F ä d e n herleiten; die Mythologisierung dieser Personen w ä r e also, freilich nach älteren Vorbildern, erst in v e r h ä l t n i s m ä ß i g später
355
Altweibersommer
Zeit erfolgt. Eine Identifizierung der Metten mit den altgerm. Schicksalsgöttinnen ist jedenfalls abzulehnen. Diese scheinen sich nur in Schweden als Urheberinnen des Altweibersommers im Gedächtnis des Volkes erhalten zu haben K ) ; das ital. Sprichwort ve' quant' hanno filato questa notte le tre Marie 3e), mit dem die Fäden im Frühling begrüßt werden, beruht wohl auf jüngerer legendärer Bildung. ls) G r i m m Mythologie 2, 654; L a u i f e r Niederdeutsche Volksk.» 74. " ) B a d W b . 1, 38 f. ») F r i e d 1 i Bärndütsch 6, 694. " ) L e h mann Altweibersommer 9. " ) Ebd. 10. ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 640. w) G r i m m Mythologie i, 390; Wuttke 28 § 27. ») W u t t k e 28 § 27. " ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 639 f. ") K l u g e EtymWb.10 14. ") L e h m a n n Altweibersommer 10. M ) Mythologie 3, 234. *·) L e h m a n n Altweibersommer 7. Die Diss, von 1665 ist von P r ä t o r i u s (Sacra filamento. Diva virginis), die von 1671 von Madeweis. *·) Über die Beziehungen des Mondes zum Spinnen s. W i 1 k e Religion der Indogermanen (1923) 148. " ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 640. *·) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 69. M) K r a u ß Relig. Brauch 13. 30) K l a p p e r Schlesien 221. 31) Bei den Zwergen sitzt eine Alte und spinnt: Mannhardt Germ. 32) G r i m m Mythen 304 Mythologie I, 390; 2 L a u f i e r Niederdeutsche Volksk. 74. 33) M e y e r Germ. Myth. 169; Grimm Myth. 3, 234; 2, 654; L a u f i e r Niederdeutsche Volksk.a 74; M a n n h a r d t Germ. Mythen 639 f. ; M ü l l e n h o f f Sagen (1921), 378 Nr. 556; L e h m a n n Altweibersommer Ii. Das Wort entspricht völlig einem metke, metje = Made, mit dem es die Volksetymologie auch zusammenbringt; so kommt es, daß in Bremen und Hamburg slammetje = Regenwurm auch den Flugsommer bedeuten kann. M) H e c k s c h e r 338; S t r a c k e r j a n I, 419; M e y e r Germ. Myth. 130. Das Wort mette = Altweibersommer findet sich bei Klopstock, Voß, Annette v. Droste u.a. M ) R o c h h o 1 ζ Schweizersagen 1 , 356. se) G r i m m Myth. 3, 234.
4. A u f beträchtliches Alter läßt die Anschauung schließen, die die Spinnweben des A.s v o n einem göttlichen Wesen herrühren läßt und sie als Fetzen oder Fäden v o m Gewand der Göttin betrachtet. Nach einer K r a k a u e r Sage stammten sie von den Heidengöttern Lei und Polel, die sich auf dem Felde jagen und dabei ihre Gewänder zerreißen 37). Die gleiche Vorstellung scheint aus der V e r m u t u n g zu spre-
356
chen, daß sich die Fäden bei der Verfolgung „ d e s alten W e i b e s " losgelöst hätten 38). A u c h dieser Glaube hat sich wiederum an die Jungfrau Maria angeschlossen: aus dem Mantel, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug, sollen die Fäden stammen 39 ). Engl, gossamer, auch einfach samar, simar = (Gottes) Schleppkleid scheint auf den gleichen Aberglauben zu deuten ; die Bezeichnung cafillitium Veneris, die für den A . in der Humanistenzeit auftaucht 41 ), möchte ich angesichts dieser Parallelen als gelehrte Übersetzung einer hierher gehörigen volkstümlichen Vorstellung auffassen. 3') G r i m m Myth. 2, 654. '«) L i e b r e c h t Gervasius 188. "') W u t t k e 198 § 267 u. ö. 40) M a n n h a r d t Germ. Myth. 639f.; G r i m m Myth. 2, 654. Es geht aber nicht an, das Wort sommer in Zusammensetzungen wie mariensommer u. ä. als volksetym. Umdeutung von samar = Schleppe aufzufassen. " ) L e h m a n n Altweibersommer 7.
5. Die Bezeichnung A . endlich, heute die gebräuchlichste, ist recht jung (zuerst bei Campe 1807 gebucht) 4 î ) und wird daher wohl mit den eben erwähnten m y t h . Vorstellungen (Verfolgung des „ a l t e n Weibes") nichts zu tun haben. Sie f a ß t vielmehr die Spätsommererscheinung als Nachblüte des Sommers auf und vergleicht sie sentimentalisch mit gealterten F r a u e n , vgl. rhein.: die alte jungfer kömmt en den aulwiwersommer (Rhein.Wb. 1, 151); hierher gehören auch Benennungen wie Schweiz. Witwensömm e r l e b a y r . Änlsommer 4 4 ). Es ist möglich, daß sie durch Beeinflussung von Osten her in Deutschland Eingang gefunden h a t ; vgl. tschech. babj leto, böhm. habt leto, babske leto, babj, poln. babckie lato, babie lato, russ. babje leto, ungar. ven asszonyok nyara = A.45). " ) Κ 1 u g e EtymWb. 10 14. ") L e h m a n n Altweibersommer 10; Schweizld. 7, 980. ») S c h m e 11 e r BayrWb. 1, 85. «) L e h m a n n A Itweibersommer 11.
6. Nur vereinzelt findet sich die Auffassung der Sommerfäden als Engelshaar (Vierlande) 4e ). Der Inder bezeichnet sie als Maruddhvag'a = Fahne des Marots 47 ). Die franz. Benennung filets de saint Martin u) mischt Vorstellungen, wie sie unter
Alviß—Amara
357
4. besprochen wurden, mit einer Terminbezeichnung. In Böhmen heißt die Erscheinung w l á c ' k a = Egge *·). ") F i n d e r Vieri ande 2, 231. «) W o l f Beitr. I, 53. ") ZfdA. 5, 490. «) G r i m m Myth.
2, 654.
Β. Ganz allgemein ist die Vorstellung, daß die fliegenden Fäden dem Menschen, an dessen Kleider sie sich heften, Glück bringen ®°) ; wer sie mit sich herumträgt, wird berühmt (Schweiz) 51 ) ; kranke A u gen soll man mit dem Tau, der an ihnen hängt, bestreichen M ). Andernorts hält man sie für giftig und gibt acht, daß sie das Vieh nicht zugleich mit dem Grummet frißt 8 3 ). D a ß sie zu Zauberzwecken benutzt wurden, läßt eine N o t i z aus Schlesien vermuten M ). Im übrigen dienen sie als günstige Wetterboten: Aldewiwersommer — Herwst drög (rhein.) 6S), die auf einen guten Herbst schließen lassen 5e ). M) D r e c h s l e r Schlesien 2, 193; W o l f Beiträge 2, 237; W u 1 1 k e 198; H e r r mann Detüsche Mythologie (1898) 99.
" ) F r i e d 1 i Bärndütsch
6, 694.
" ) Aus
Czarnikau: ZdVfVk. 22 (1912) 91. ·>) L e h m a n n Altweibersommer 9. ") Κ ü h η a u Sagen 3, 19. ") RheinWb. ι, 151. *·) Auch russisch: L e h m a n n Altweibersommer 7. Mackensen. A l v i ß s.
Zwerg.
A m a c h a borutn, Schwindeformel 1 ), d. h. Zauberwort, bei dem links und rechts immer je ein Buchstabe weggelassen wird; die dadurch entstehenden verkürzten Worte werden stets unter das vorhergehende gesetzt, bis nur noch ein Buchstabe, hier ein a, übrig bleibt. Solche Schwindeformcln sind schon aus dem antiken Zauberbrauch bekannt und werden dort κλίμαξ genannt 2). *) K ö h l e r Voigtland 410. 411; Seyf a r t h Sachsen 172. *) Pap. Beri. 1, 13 ff. Partfrey 120; D o r n s e i f f A Iphabet 58 f. 63«. Die Formel wird gegen Zahnschmerzen und Fieber gebraucht. Verbirgt sich hinter amacha Γ Β Β Π , , Ο Wunde, K r a n k h e i t " und hinter borum '"Π, ' - ù „ G e s u n d h e i t " , vgl. als Mittel gegen Nasenbluten die Aufschrift: Boris, Borus 3 ). ') T h i e r s 1, 365.
Jacoby.
358
A m a l b e r g e , hl., Name zweier, in den Niederlanden vielverehrter Heiligen, einer älteren um 690 gestorbenen Verwandten Pipins von Landen, und einer jüngeren, 740 in Flandern aus fürstlichem Geschlecht geborenen und 772 als Klosterfrau verstorbenen; Fest 10. Juli Unter den Amalbergasagen spielen die v o m gebrochenen oder ausgerissenen Arm, von einem Stör, auf dessen Rücken die Heilige bis gegen Ternsche getragen wird, und von der wunderbaren Erweckung einer heilkräftigen Quelle eine Rolle, besonders letztere, in der es heißt, daß A . aus dem Brünnlein eines Geizigen mittels eines Siebes mit vielen Löchern Wasser geschöpft und an der Stelle der neuen Quelle ausgegossen habe, worauf das Brünnlein des Geizigen versiegt sei 2 ). ')
K ü n s t l e
Ikonographie
der
Heiligen
50—51. 2) W o l f Niederländische Sagen 166. 659. 679. 707; D e r s . Beiträge 1, 186; 2, 90; L a i s t n e r Nebelsagen 204. 347. WredeA m a r a , Zauberwort in Formeln wie: A m a r a Tonta T y r a post hos u s w . l ) , vgl. amara + thauta + thirin usw. 2 ), amara + t a u t a + Cyri usw. 3 ), vielleicht auch: a m a t h a + anathola + y o usw. 4 ), ferner unter hebr. Gottesnamen s ) : Tetragrammaton, Adonai, Agla, Sabaoth, Ladi, Α., Eli usw. Schon in den hellen. Zauberpapyri k o m m t ein solches W o r t αμαρα β) vor (Name?), auch 4μαρω') und im Palindrom λιγεταραμαι αμαρα ταγβλ 8 ), hier vielleicht "ö-ικ, vgl. αραμει Ιαω = inj '»"ix 9 ) ; die Form mit ω weist vielleicht auf eine aramaisierende, v e r d u m p f t e Aussprache des η t hin, und das W o r t wäre dann semitisch. Dafür spricht auch das A . unter den hebr. Gottesnamen. Ein Engel Άμαριήλ.10) = k o m m t im Henochbuch vor, vgl. dazu den Eigennamen Άμαρία(ς) = „ G o t t hat gesproc h e n " und Άμρί bzw. Άμαρί = '.ίο* „ m e i n W o r t " oder ähnlich im Α . T. Im griechischen Schatzzauber des MA.s wird t i μοριώνυμον δνομα Άμαρίθ· κτλ genannt 1 1 ), was wie eine Femininbildung auf ΓΡ aussieht 12 ) : Π 1 "««. Man könnte demnach in A . eine Form v o n "«K suchen und den A n f a n g der Formel, die gegen Besessenheit und Irrsinn wirken soll, umschreiben:
Amazapta—Ambrosius
359 K-VTI xmma ,-ηβκ
„Sprich,
Irrgeist
(vgl.
wer behaft ist mit dem posen veint, so spreche y m ain priester dise wort in daz pre, so meldet er sich, wes man in fragt), du sollst dich fürchten (im folgenden ist wohl zu lesen: post h o c . . . ; Ely polis, d. i. wohl Heliopolis, dürfte vielleicht auf Jes. 19, 18. Jer. 43, 13 zurückweisen). ») Z d V f V k . ι (1891), 139 (15. Jh.); H e i m Incantamenta538 A. 2. ') Aufruí8. 8) Ebd. 14. 4) Ebd. 8. s) H o r s t Zauberbibliothek 2, 132. ·) W e s s e l y 1, 65 Z. 827; Dieterich Mithrasliturgie 218 f. ') W e s s e l y 1, 107 Z. 2516; R . W ü n s c h e t « einem griech. Zauberpapyrus (1911), 10. ') W e s s e l y 1, 89, Z. 1793. ·) Ebd. I, 49, Z. 204. M ) Das Buch Henoch ed. Flemming-Radermacher (1901), 24 nach Syncellus. 11 ) Byzant. = Neugriech. Jahrbücher hrsg. von N. Bees 3 (1922), 277. **) S t r a c k - S i e g f r i e d Lehrbuch d. neuhebr. Sprache (1884), 50 § 64 b. Jacoby. Amazapta
s. A η a η i s a ρ t a.
Amboß. A n Samstagen vor Feierabend x) oder jeden A b e n d 2 ) fällt der Schmied e i n e n o d e r drei 2 ) gewaltige Schläge auf den leeren A . Innerhalb eines geschlossenen Gebietes v o m nördlichen A b h a n g der Alpen bis zur D o n a u 3 ) , darüber hinaus nur in Böhmen 4 ), ist der Brauch mit der Vorstellung v o m gefesselten Luzifer verbunden, der seine Kette, die durch die Schläge wieder fest wird, durchzufeilen sucht. Sonst sind Brauch und Sage verbreitet bei den Slaven B) und südlich des Kaukasus, wo der Brauch seit dem 5. Jh. n. Chr. bekannt ist, aber nur an bestimmten Festtagen geübt wird. Wahrscheinlich ist der Brauch älter als die Legende ®). Vergleicht man die Behandlung anderer Werkzeuge nach A b schluß der Arbeit, besonders die dänische Sitte, den Hammer auf den A. zu legen, damit die Kobolde kein Unheil damit anrichten, so scheint der ursprüngliche Sinn der Schläge A b w e h r gegen böse Mächte zu sein. Dafür sprechen auch die verschiedenen Zeitpunkte: Ende des Tagewerkes, Ende der Woche, A n f a n g der Woche (Westschweiz), F e s t t a g e : Jakobit a g (Bayern), Michaelstag (Böhmen) 7 ). Vgl. H a m m e r , K e t t e , Samstag, Schmied.
360
H e y 1 Tirol 766 Nr. 73. *) R o s e g g e r s) Steiermark 67. ZfdMyth. 4, 413 Nr. 15 (Kärnten); Zingerle Sagen (1859), 290 Nr. 516; A l p e n b u r g Tirol 252; M a i n h a r d t Germ. Mythen 87 (Salzburg) ; P a n z e r Beitrag 2, 56 Nr. 69 = S e ρ ρ Sagen 607 ; ν. d. L e y e η in Volkskunst u. Volkskunde (1907), 65 (Bayern); Quitzmann 100; R o c h h o 1 ζ Glaube 2, 58; S é b i 11 ο t Métiers 16 (Westschweiz); B ä c h t o l d - S t ä u b l i in SchwVk. 14 (1924), 9 ff. Den Schmiedebrauch erzählt dem Hörensagen nach eine Sage : J a h n Pommern 298 Nr. 378; O l r i k Ragnarök 234 ff. 4) G r o h m a n n 27 Nr. 133. S c h n e e w e i ß 116, Anm. 1. ·) Ein andrer außerdeutscher Zweig der Legende läßt Gott jährlich die Kette erneuern: O l r i k Ragnaröh 241 ff. 7) Ebd. 240. Weiser.
Ambra. Arab, ambar, griech. £μβαρ, lat. ambar, mhd. amber, amer, franz. ambré, ital. a m b r a 1 ) . A u s dem A m b e r stellte man früher eine wohlriechende Essenz her, auch schrieb man dieser Spezerei unbekannter Herkunft große Heilkräfte, besonders eine Haupt, Herz und Magen stärkende Wirkung z u a ) . Lange Zeit war man im Ungewissen, ob diese auf dem Meere schwimmende, wohlriechende Masse v o m Pflanzen- oder Tierreich stamme 3 ), bis sie als ein Erzeugnis des Pottfisches festgestellt wurde. Von dem grauen A m b e r unterschied man den hellgelben (amber citrius), den Zedier succinum nennt. Es ist der Agtstein, unser Bernstein 4 ). Grimm weist darauf hin, daß der Amber mit Unrecht mit dem Bernstein verglichen werde s ). Die zahnenden Kindern umgehängten A.perlen bestehen aus Veilchenwurzeln e ). !) S c h a d e s. v. ') Z e d i e r 1, 1691 ff.; vgl. S e l i g m a n n 2, 54. 3) B e r g m a n n 18 f. 4) Z e d i e r a. a. O. u. 3,1394. ') G r i m m DWb. I, 277. ') M o s t Enzyklopädie 13. Olbrich.
Ambrosius, hl., Bischof von Mailand, einer der vier großen abendländischen Kirchenlehrer, gest. 397, Fest 7. Dez. 1 ). Vielfach als Bienenpatron aufgeführt, weil nach der Legende Bienen einst auf die Lippen des Kindes Honig niederlegten und in seinem Munde eine Weile ein- und ausflogen, um sich dann so hoch in die L ü f t e zu erheben, daß keines Menschen A u g e sie sehen konnte. Trotz dieser anmutigen Erzählung hat es A. bei
3Öi
Amecht—Ameise
Imkern nicht zur Volkstümlichkeit bringen können. Das Volk wandte sich für seine Bienen an beliebtere, weil viel bekanntere Tierpatrone, in B a y e r n an den hl. Leonhard, an dessen Verehrungsstätten sich Bienen aus W a c h s und Eisenblech oder Bienenkörbe aus Eisenblech als Weihegaben finden. D e m hl. A . werden die H y m n e n „ S q u a l e n t a r v a soli pulvere m u l t o " und „ O b d u x e r e polum nubila coeli" zugeschrieben, die in Zeiten der Dürre, bzw. anhaltenden Regens, zur Erflehung guter Witterung gebräuchlich waren 2 ). Der Todestag des Heiligen, der 4. April, heißt der Brosientag, an dem früher ein Schulbischof unter den Kindern ernannt und ein Kinderfest gefeiert wurde 3 ). !) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 53 bis 56; N i e d Heiligenverehrung 59. *) F r a n z Benediktionen 2, 137 und 8. 3) N i e d a. a. O. Wrede.
A m e c h t (auch Amicht) (das), ein Erntefeuer in Luxemburg, das nach der Erntezeit auf den Kirchweihsonntag fiel. Es wurden Feuer angezündet und dabei in einem K o r b e eine K a t z e lebendig verbrannt. Das W o r t s t a m m t v o m ahd. arnbaht, mhd. ambet, nhd. Amt, und bezeichnete ursprünglich eine A r t Waldund Feldgericht, auch Sittengericht. N. G r e d t Das Amecht, eine mythologische Studie. Progr. d. A t h e n a e u m s zu L u x e m b u r g 1 8 7 0 — 7 1 , 4 5 — 6 3 ; Joh. Ε η g 1 i η g Die früher hierlands üblichen „Amichter". Publications de la Section historique de l'Institut 25 (1869/70), 299—302; Jos. K a l b e r s c h Gebrauch und Mißbrauch geistiger Getränke, oder Wein und Branntwein im Mittelalter und in unserer Zeit 2 (1854), 1 7 9 — 1 8 3 ; D o m . Const. M ü n c h e n s Versuch einer kurz gefaßten Statistisch-Bürgerlichen Geschichte des Herzogtums Lützelburg (geschr. 1814—1818), herausgeg. von Martin B l u m . L u x e m b u r g 1898, 3 1 3 — 3 1 4 ; Jahn Opfergebräuche 231. 242 f f . ; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 593 f f . ; L a F o l i t a i η e Luxemburg 83 ff. Bächtold-Stäubli.
Ameise Über die Η e r k u η f t der A. gibt es verschiedene Legenden 2 ). Nach der hl. Hildegard entstehen sie aus der Feuchtigkeit, welche die Gewürze hervorbringen 3 ; die oberpfälzische Volkssage weiß, daß St. Petrus sie erschuf 4 ). In Basel, der Ostschweiz und A l t b a y e r n
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sagt man den Kindern, aus den in den Honig gefallenen Ranftbrosamen entstünden A.n. K a n n t e schon die A n t i k e eine Menge von V e r w a n d l u n g s s a g e n der A. 5 ), so weiß auch unser Volk von Riesen e ), die in A . verwandelt wurden, von Verstorbenen, die zu bestimmten Zeiten in A.ngestalt die Familienstätten aufsuchen '), von Gottlosen, die in A . verzaubert wurden 8 ). D a m i t hängt die Ansicht zusammen, daß A . durch den K l a n g geweihter Glocken vertrieben werden e ). Wie die A n t i k e 1 0 ) weiß auch unser Aberglaube viel von der m a n t i s c h e n Bedeutung der A . zu e r z ä h l e n u ) . Ein rascher Todesfall trifft ein, wenn plötzlich (schwarze) A . n im Haus erscheinen M ). Sie prophezeien auch das Wetter. Sind die A . n im Herbst oben im Bau, so wird der Winter mild, sonst ist K ä l t e zu erwarten 13 ) ; tragen sie ihre Larven an die Oberfläche des Baues, gibt es schönes W e t t e r 1 4 ) ; fliegende A.n, die um den Lau*· rentiustag herum erscheinen, bedeuten heftigen Sturm oder starke Gewitter 15 ). Will man wissen, ob ein Neugeborenes lang leben wird, legt man vor Sonnenaufgang ein Stück von der Nachgeburt in einen A.nhaufen; schleppen es die A.n bis Sonnenuntergang fort, ist ein langes Leben s i c h e r l e ) . Findet man, am Johannismorgen unter einem Stück Rasen rote A.n, so bedeutet dies G l ü c k 1 7 ) . A . n im Geldkasten verheißen Geld 18 ), drum steckt man sie sogar hinein 18 ). A . n werden im Z a u b e r vielfach gebraucht. A.neier oder der Stein, den man in einem A.nhaufen findet, machen unsichtbar 2 0 ); in A.nhaufen gelegte Zaubermittel erlangen besondere K r a f t 21 ) ; so verleiht eine Flasche mit Wein, die man lange Zeit in einem A.nhaufen lagern läßt, riesenhafte S t ä r k e 2 2 ) ; der Geruch von A.n stärkt das Gedächtnis 2 3 ) ; beim Liebeszauber legt man einen Zettel mit dem Namen der geliebten Person oder einen Frosch in einen A.nhaufen, und jener ist die Liebe angetan 2 i ). Ähnliches gilt beim Schußzauber 2S ). In manchen A.nhaufen kann man ein Ei finden (Pechkugel) ; welches Vieh man damit be-
363
Ameisenei—Amen
streicht, das f i n d e t auf dem M a r k t sofort einen K ä u f e r * * ) . S c h w a r z e A . n gelten a u c h als S c h a t z w ä c h t e r 2 7 ) . A m meisten aber w e r d e n seit der A n tike Μ ) die A . n zu H e i l z w e c k e n g e b r a u c h t . A . n essen s c h ü t z t v o r Fieber 28) und h i l f t gegen den „ S a t t " " J . A . n e i e r n ü t z e n bei schlechtem G e h ö r 3 1 ) , K o p f grind 8 2 ), W a s s e r s u c h t 3 3 ) , A u g e n l e i d e n 3 4 ) , K o l i k 3 4 ) ; unter das B e t t des K r a n k e n gestellt, v e r t r e i b e n sie F i e b e r 3 6 ) . Der S a f t g e t ö t e t e r A . n ist g u t bei Triefa u g e n 3 e ), „ v e r w a c h s e n e n " Ohren 37 ), englischer K r a n k h e i t M ), Schwindel 3e ) und „ R i t z i g k e i t " der P f e r d e 4 0 ) . D a s Pech aus A . n h a u f e n ist nützlich gegen alte S c h ä d e n 4 1 ) . A m w i r k s a m s t e n bei G i c h t und allen rheumatischen S c h m e r z e n ist der A . n g e i s t aus gebrühten lebenden A . n 4 2 ) . E i g e n t ü m l i c h ist schließlich noch das V e r f a h r e n , mit Hilfe eines Zwischenträgers K r a n k h e i t e n in einen A . n h a u f e n z u v e r g r a b e n und so auf diese T i e r e zu ü b e r t r a g e n (s. Ü b e r t r a g e n ) . 1 ) B a u m g a r t e n ^ M 5 der Heimat 1, 108; C a r u s Zoologie 136; F r a ζ e r 3, ios. 12, ι 6 ι ; D e r s. Totemism 4, 325; Gubernatis Tiere 371; H o p f Tierorakel 38. 208; Hovorka-Kronfeld 1, 18; L a i s t n e r Nebelsagen 229. 237; L i e b r e c h t Gervasius 73 ; L ü t o 1 f Sagen 359; M a r z e i l Pflanzennamen 211; P a u l y Wissowa ι , 2, 1820; Praetorius Delie, pruss. 187; S a r t o r i Westfalen 48; S c h e i t e l o w i t z Schiingenmotiv 37; S c h r ä d e r Reallex. 39; V o n b u n Beitr. 114; S 1 o e t Dieren 430 ff. ») H e u s c h S ami and Nr. 36. ») H o v o r k a - K r o n f e l d ι , 18. *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 307. ') P a u l y W i s s o w a 1,2,1821. ·) H a u p t Lausitz ι , 82; K ü h n a u Sagen 2, 5Π f.; M e i c h e Sagen 586 Nr. 729; G r ä s s e Sachsen 529. ') ZdVfVk. 20, 127. e) M e i c h e Sagenbuch 586 Nr. 729. ·) H e y l Tirol 651 Nr. 120. >) P a u l y - W i s s o w a 2, 1821. " ) A g r i p p a ν. N e t t e s fa e i m χ, 255; F r a n z i s c i Kärnten 48; Grimm Mythol. 2, 951. " ) H ö h n Tod 308; H o p f Tierorakel 211; M e s s i k o m m e r 1, 191; SAVk. 2, 217. u ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 206. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 250. 1S) ZfdMyth. 3, 274; L y n k e r Sagen 133. " ) Urquell 3,147. " ) D r e c h s l e r Schlesien ι , 144; 2, 219; H o p f Tierorakel 211. u) John Erzgebirge 240. w) Köhler Voigtland 646; W u t t k e § 149. 633. " ) K l i n g n e r Luther 117; W e i n h o l d Neunzahl »9. " ) S t r a c k e r j a n 2, 176 Nr. 409;
364
B a r t s c h Mecklenburg 2, 320; W u t t k e § 149. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 352; Drechsler Schlesien 2, 265; John Westböhmen 319; S t r a c k e r j a n Oldenburg ι , 114; W u 1 1 k e § 149. 455; ZdVfVk. 8, 176. »») S A V k . 2 1 (i9i7),59. " ) H o v o r k a Kronfeld 2, 175; ZrheinVk. 1, 61. " ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 94. *·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 351·, G r i m m Mythol 3, 441 Nr. 199; J o h n Erzgeb. 205; Leoprechting 91; M e y e r Abergl. 227; P f i s t e r Hessen 167; Wuttke § 149. 710; ZföVk. 4, 308; SAVk. 25, 155. n) K n o o p Schatzsagen 22 Nr. 42 ; Lachmann Überlingen 401 ; M e i c h e Sagenbuch 303 Nr. 393. ") P a u l y - W i s s o w a 1, 2, 1821. '*) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 152. 8») ZdVfVk. 8, 177. 31) J ü h l i n g 85.86.341; ZdVfVk.8,170. «) J ü h l i n g 84. «) Ebd.85. M ) Ebd. 86. 36) L e o p r e c h t i n g Lechrain 91; M e y e r Baden 572; P a n z e r Beitr. 2, 207; W u t t k e § 149. 494; ZdVfVk. 8, 176. »·) ZdVfVk. 8, 177. «) Ebd. ») ZrheinVk. 1, 203. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 425. «) ZdVfVk. 8, 176. " ) J ü h l i n g 86; ZdVfVk. 8,176. «) H e 11 w i g Abergl. 134, 12; H ö h n Volksheilk. ι, 128. 142; H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 1 8 ; 2,237.245.284; J ü h l i n g 84. 85.87.88; L a m m e r t 157.226.269; M a n z Sargans 82; R o s e g g e r Steiermark 69; S t o 11 Zaubergl. 97; Z a h l e r Simmental69; SAVk. 2, 258; ZföVk. 9, 241; 13, 131; ZfrwVk; ι , 198; 3, 186; 4, 293; Urquell 3, 69. Stemplinger.
Ameisenei s. W e i h r a u c h s t e i n . A m e n . D a s hebräische W o r t A . wird als A d v e r b i u m im A l t e n T e s t a m e n t im Sinne v o n „ J a , also geschehe e s " geb r a u c h t und z w a r i m m e r zur B e k r ä f t i g u n g der W o r t e anderer, nicht der e i g e n e n R e d e . So w u r d e es auch a m S c h l u ß eines Gebetes v o n der jüdischen und altchristlichen G e m e i n d e als Z u s t i m m u n g s f o r m e l gesprochen. Später h a t im christlichen Gottesdienst das A . s a g e n der P r i e s t e r übernommen 1 ). A u s d e m jüdischen Gottesdienst also s t a m m e n d h a t A . als fremdsprachiges W o r t auch die B e d e u t u n g der vielen όνόματα άαημα und βάρβαρα a n g e n o m m e n , die als Z a u b e r w o r t e eine Rolle s p i e l e n 2 ) . Im Griechischen h a t das W o r t 'Αμήν die P s e p h o s 99, d. h. der W e r t der als Zahlzeichen dienenden griechischen B u c h s t a b e n v o n A . ergibt z u s a m m e n g e z ä h l t 99. D a h e r wird A . in griechischen und k o p t i s c h e n S c h r i f t e n gelegentlich durch die Z a h l 99 e r s e t z t 3 ) . — Bei Z a u b e r -
365
Amethyst
Sprüchen und Gebeten, die als Zauberspruch dienen, wird zum Schluß öfters das A. gesprochen. Häufig aber findet sich auch das V e r b o t , bei dieser Gelegenheit A. zu sagen. Schlesien: In den Zwölfnächten werden schadenbringende Gegenstände geweiht im Namen des Dreieinigen, ohne Α., ebenso heilbringende Gegenstände am Johannisabend 4 ). In gleicher Weise bei Beschwörungsformeln aus Ostpreußen 8), Böhmen ®), Preußen 7 ) und sonst 8 ). Angerburg: Kommt man mit dem Vieh zum erstenmal auf dem Felde an, so muß man niederknien und das Vaterunser ohne A. beten; diese Handlung schützt gegen den Wolf 9 ). Oder es wird vorgeschrieben, erst nach dreimaligem Sagen des Spruchs das A. zu sprechen 10 ), oder es wird dreimaliges A.sagen b e f o h l e n u ) . Zu einem Spruch gegen die Rose heißt es: Dreimal wird A. gesagt, bei jedem A. läßt man einen hörbaren Wind fahren, der ungefähr klingt wie „ W a t " 1 2 ) . So hat auch das A. als heiliges Wort übelabwehrende und zauberlösende Bedeutung. Eine Sage aus Oberschlesien erzählt vom Teufel, der durch einen mächtigen Felsblock eine Kirche zerschmettern wollte: Aber noch ehe er sein Vorhaben ausführen konnte, sagte auf das Krähen des Hahnes der Geistliche „ A m e n " in der Kirche und entkräftete dadurch den Satan, so daß er den Stein von sich werfen mußte 1 3 ). Unerklärt ist der Gichtspruch aus Neu-Ruppin 1 4 ): „ D i e A. und die Gicht, / Die gingen beide zu Gericht; / Die A. die gewann, / Die Gicht verschwand". In Varianten dieses Spruches heißt es auch: „ D e r Schlag fluß, die Vormundschaft und die Gicht" oder „ D e r Heidmann und die Gicht" oder „ J e s u s Christus und die Gicht". ') G 1 a u e in Ztschr. f. Kgesch. 44 (1925), 184 ff. und R G G » 1, 293. ! ) D o r n s e i f f Alphabet 3 5 f. ; D i e t e r i c h Kl. Sehr. 488. 3 ) D o r n s e i f f 1 1 2 . 1 3 1 ; Phil. Wochenschr. 1926, 1427. 4) D r e c h s l e r ι , 18. 1 4 3 . *) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. 1 2 8 ; Hov o r k a u. K r o n f e l d 2, 128. ·) Η o vorka u. K r o n f e l d 2, 5 4 ; G r o h m a n n 164. ') Z f V k . 7 (1897) 65. ·) K u h n Westfalen 2 , 2 0 4 Nr. 580; 206 Nr. 5 8 7 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 84; Wein-
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köpf Naturgesch. auf dem Dorfe 1926, 3 6 . 1 1 5 . ·) F r i s c h b i e r 1 5 1 . 10) G r o h m a n n 1 2 9 ; F r i s c h b i e r 26. l l ) K u h n 2, 2 1 1 Nr. 599; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 406. 1! ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 4 1 8 . " ) Κ ü hn a u Sagen 2, 628 f. ; s. auch Κ η u c h e 1 Umwandlung 86; L o w i s of M e n a r Balten 46 f. ; Mitteil. Anhalt. Gesch. 18 ; über arabische Amenformeln : G o l d z i h e r Riv. degli Studi Orientali ι , 207. " ) Z f V k . 7 (1897), 166. Pfister.
Amethyst. Griech. άμεθ-ύστης, nicht, wie meistens angenommen wird, ά-privativum und μεθ-ύω = trunken sein, sondern wahrscheinlich verderbt aus άμέθ-υσος weinfarben, wenn nicht entstanden aus arab. gamast. Demnach kann die dem Stein zugeschriebene Wirkung gegen Trunkenheit erst aus der irrtümlichen Ableitung von μεθ-ύω entstanden sein. Mhd. ametiste aus gr.-lat. amethysta, 1561 als A. zuerst verzeichnet x ). Aus dem Altertum übernahm das MA. den Aberglauben, daß der A. als Amulett gegen Gift, giftige Schlangen, vor allem aber gegen Trunkenheit schütze 2 ). Seine Wirkung gegen das Trunkenwerden erklärte man sich dadurch, daß er die Dünste nicht in den Kopf steigen lasse. Wer nicht trunken werden wollte, trug den A. im Fingerring oder legte ihn auf den Nabel oder nahm ihn in zerriebenem Zustande ein 3 ). Von den Tugenden des A. rühmt Konrad v. Megenberg: „macht den Menschen wächig (wacker) und vertreibt die bösen Gedanken, bringt gute Vernunft, macht ihn mild und s a n f t " 4). Nach dem Buche „Adeliches Weydwerk" (1661) trugen J ä g e r und Weidmänner gern einen A. bei sich, weil sie glaubten, er bringe gut Glück zum J a g e n und Streiten B). Ähnliches berichtet John aus Westböhmen®). Auch im Kriege wurde der Α., im Ringe, getragen, als Schutzmittel geschätzt 7 ). Im Altertum wurde dem A. die K r a f t zugeschrieben, Regen- und Gewitterwolken zu vertreiben 8). Von all diesen fabelhaften Wirkungen des A. ist heute kaum noch etwas bekannt. Doch führt ihn Mörike in seinem „Stuttgarter Hutzelmännlein" noch an: „ E r (der Bauren - Schweiger, von „geschweigen, stillen") war gemacht aus
367
A míant—.•Ammonii
einem großen Α., des Name besagen will: Wider den Trunk, weil er den schweren Dunst des Weines geschwinde aus dem Kopf vertreibet, ja schon von Anbeginn dawider tut, daß einen guten Zecher das Selige berühre; darum ihn auch weltliche und geistliche Herren sonst häufig pflegten am Finger zu tragen". Der A. gehört seit jeher zu den Monatssteinen und wird als solcher noch heute von den im Februar Geborenen gern als glückbringender Stein gekauft 9 ). 1 ) S c h r ä d e r Reallexihon * 1, 2 1 1 ; Pauly -Wissowa 1, i 8 2 8 f . ; Kluge Etym. Wörterb., s. v. ; vgl. B r ü c k m a n n 136 und B e r g m a n n 19. ') R i s k a Aristoteles 86; Ρ 1 i η. η. h. 37# § 1 2 4 ¡ V o 1 m a 5, 2 1 9 f.; S c h a d e s. v. 1 3 2 1 f.; M e y e r Aberglaube 57; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 106; F r a z e r 1 , 6 5 . 8) J a c o b u s S c h o p p e r u s „Das biblische Edelgesteinbüchlein"
368
edel edel bin ich". Daneben gibt es auch andere Stimmendeutungen 5). In Böhmen glaubt man, daß die G. deshalb von den Landleuten verfolgt werde, weil sie am 1. Mai drei Tropfen von des Teufels Blut erhalte ®). G.n ziehen Gelbsucht an *). ') österreichische Namen s. ZfVk. 12, 459; pommersche: BlpomVk. 5, 30; schlesische : MschlesVk. H. 19. 86. Weiteres ZfVk. 1. 285. ») Ebd.; B a r t s c h Mechl. 2,212. ®) S c h ö n w e r t h Oberpf. 2, 136. 4) Veckenstedt Ztschr. 3. 394- *) ZfVk. 23, 189; 10, 222; 12, 459; 1 3 , 93; ZfdMyth. 3, 178; Urquell 5, 53; ZföVk. Suppl. I, 43; R o c h h o l z Kinderl. 75; M ü l l e n h o f f Natur 48. ·) G r o h m a η η Aberglaube 73 Nr. 518. ') MschlesVk. Η. ig, r 86. Hoffmann-Krayer.
Ammonit. Griech. άμμονίτης = Ammonshorn; bei Zedier: Ammonshörnlein. Die bei Plinius bezeugte lateinische Be(1614), 171; vgl. Z e d i e r s. v. 1,1728. 4) Megenberg B.d.N. 371 f., vgl. S c h a d e nennung Ammonis cornu bezieht sich auf a. a. O. und Z e d i e r a . a . O . ; Lonicer die ebenso gewundenen Widderhörner des 59. ') Alemannia 7 (1879), 82; G r ä s s e Jupiter Ammon *). Jägerbrevier ι , 106 Nr. 14 u. 1 2 1 . ·) J o h n A.en sind Schalen ausgestorbener KeWestböhmen 324. ') K r o n f e l d Krieg 4 1 . 8 ) A n d r i a n Wetterzauberei 86; Ρ 1 i η. a. a. phalopoden. Ihre versteinerten Gehäuse O.; M e y e r Aberglauben 57; vgl. F r a z e r sind scheibenförmig, in einer Ebene 345 (Wetterzauber am Obernil). ') H o spiralig eingerollt, im Innern in Kammern v o r k a - K r o n f e l d 2, 883 ; vgl. Monatsgeteilt. Diese seltsame Gestalt, zusammen stein und T h . K ö r n e r „Die Monatssteine', mit den mannigfach gewundenen Linien, Str. 2. Olbrich. in denen die Scheidewände mit den Amiant s. A s b e s t . Kammerwänden verwachsen sind, erAtnmal s. M u t t e r m a l . regten des Volkes Staunen und gaben AnAmmer. Von der G o l d a m m e r laß zu mancherlei Deutungen. Als deut(Emberiza citrinella Amritze, Ammerling, sche Benennungen führt Abel an Ziehorn, 2 Amring, Emmerling, Galammer, Gel- Scherhorn, Drachenstein ). Auch Gesner bauch, Gelartsche, Gelmöschen, Gold· scheint den auf den Schweizerbergen oft itsche, Gelbgänschen, Leckschit) sagt gefundenen, gewundenen Stein für die 3 man, sie zeige baldigen Schnee an, wenn Versteinerung einer Schlange zu halten ). In Bayern nennt man den A. Sonnensie in Scharen zieht 2) oder sich auf dem Misthaufen niederläßt 3). Wenn stein, in Schwaben Sonnenstein, Sonne, man eine G. in die Erde picken sieht, so Motid. Man glaubte, auf dem A. ein wird eine große Hitze eintreten, wie sie rundes, strahlendes Gesicht zu erblicken in der Hölle herrscht. Die Felder werden und meinte, die Sonne habe ihr Bild verdorren, und deswegen trägt die G. darauf eingebrannt oder ein Riese habe ihre Nahrung in die Erde, um dann, seinen Kopf (gemeint ist wohl Gesicht) 4 wenn alles vertrocknet ist, Nahrung zu darauf gestoßen ). Veranlassung zu die4 sem schnurrigen Glauben gab außer der haben ). Ihr Ruf wird so ausgedeutet, daß sie im Scheibengestalt wohl die Auffindung von Winter den Bauer um Unterkunft oder A.en, die ihre prächtige Perlmutterfarbe Nahrung bitte, im Sommer ihn verachte, noch hatten (Mond) oder, von Schwefeloder im Winter zu ihm sage: „Herr kies durchzogen, goldartig glänzten Vetter, Herr Vetter", im Sommer: „edel (Sonne). Darauf bezieht sich auch das
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Amniomantie—Amor
„goldgelbe A u g e " (der Steinkern), das in Schwaben zu der Benennung „ G o l d mucken" führte, und das als „goldfarbiger Edelstein" beschriebene cornu Ammonis des Plinius 5 ). Wahrscheinlich wegen seiner gewundenen Linien glaubt man in der Oberpfalz, der A . sei die Spur, die der Teufel oder die Hexen beim Tanzen zurücklassen 6 ). In Schwaben verführte der goldige Glanz des A.en zu dem Glauben, diese Versteinerungen enthielten Gold, weshalb man sie oft zerschlägt 7). Die in Baden hier und da eingemauerten A.en sollen vermutlich ebenso wie Belemnit, Donnerkeil und Echenit die Gebäude vor Blitzschlag schützen 8 ). Wie diese legte man auch den A . in den Melkeimer der K ü h e z u m Schutze gegen Hexen 8 ). In der Volksheilkunde galt der A. als gutes Mittel gegen Rheumatismus 10 ). >) K l u g e Etyrn. Wörterb., s. v. ! ) A b e l Fossilien 115 (der auch erwähnt, daß die Wolgarussen den Ammonit „Goldrad" nennen); G e s η e r d.f.l. 47 u. 159 (Beschreibung nach Plin. und Agricola); Z e d i e r 6, 1385 (Drachenstein); G r i m m DWb. 2, 1325 (Drachenstein). ') G e s n e r d.f.l. 167. — In Irland hält man die Ammoniten für Schlangen, die der hl. Patrik in Stein verwandelte; Engländer holen sie aus Irland, um sie als Schutz ihrer Gärten gegen giftige Würmer zu benutzen (T y 1 o r Cultur 1,366). 4) S e p p Sagen 104 ; M e i e r Schwaben 1, 254 Nr. 283; vgl. S i m r o c k Myth. 552. *) M e i e r a. a. O.; B r ü c k m a n n 370; P l i n . Α.«. 37 § 167. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 44. ') M e i e r a. a. O. 254; S e p p a . a . O . 8) M e y e r Baden 361. ·) A b e l a. a . O . 10) L a m m e r t 269 u. 399; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 283. Olbrich.
Amniomantie. Weissagung durch die innere Embryonalhülle (άμνιον). Der Name ist nicht antik, sondern eine der zahlreichen gelehrten Neubildungen der Divinationsliteratur des 16. und 17. Jhs. Er taucht anscheinend zuerst bei Delrio 1 ) auf und wird in der Folgezeit mehrfach e r w ä h n t 2 ) . D a ß man schon im Altert u m der bisweilen dem neugeborenen Kinde noch anhaftenden Hülle besondere Bedeutung beimaß, zeigt eine Notiz über den Sohn des Kaisers Macrinus ( 2 1 7 — 2 1 8 n. Chr.), Antoninus, dem bei der Geburt das Amnion in Gestalt einer Stirnbinde an-
370
haftete, weswegen er Diadematus, später Diadumenos benannt w u r d e 3 ) . Offenbar sah man darin ein günstiges Omen f ü r die Nachfolge in der Regierung (das Diadem entspricht im A l t e r t u m der Krone). Der römische Historiker f ü g t hinzu, daß die Hebammen solche Hüllen verkauften, da sie vor Gericht Glück brächten. Möglicherweise wurde, wie im deutschen Aberglauben, das Geborenwerden mit solcher Haube allgemein als glückliches Vorzeichen gedeutet; doch weissagten die Frauen im MA. auch aus der Farbe des Amnions die Z u k u n f t des Kindes, wobei rötliche F ä r b u n g als Glück, schwärzliche als Unglück vorbedeutend ausgelegt wurde; zur A b w e h r des Unheils mischte man Stückchen der H a u t in den T r a n k des Kindes 4). Ob sich hinter den „detestanda", die mit dem Amnion nach A n g a b e des Zisterziensers Rudolfus (1250) getrieben wurden 5 ), auch Divinationsgebräuche verbergen, ist ungewiß. Für den deutschen Aberglauben s. G l ü c k s h a u b e . *) Disqu. Mag. 2 (1603), 177. a) B u l e n gerus Opuse. (1621) 220; Fabricius Bibliogr. antiqu.3 (1760) 593. ') A e l i u s Lampridius Scriptores Hist. Aug. 4, 1, 197 ed. Peter; vgl. B u l e n g e r u s a. a. O.; R o s c h e r Omphalos 16. *) L e m η i u s De occultis naturae miraculis (1573) 178 (die hier zitierte Stelle des J o ν i u s findet sich Opera 2 (Basel 1578), 298 im Leben des Fernando d'Avalos von Pescara) ; D e 1 r i o a. a. O. ; B u l e n g e r u s a. a. O.; Z e d i e r UniversalLex. ι , 1761. 5) K l a p p e r in MschlesVk. 17, 30; vgl. a. G. Fr. P i c o d e l l a M i r a n d o l a De rerum praenotione (1507) V I I 7. ·— Allg. : Ρ 1 o ß Das Kind 3 ι , 54 ff. Boehm.
A m o r , hl., angeblich ein Schüler Pirmins und Stifter des Klosters Amorbach am Main, Patron der Kirche zu Amorsbrunn, Fest 17. A u g u s t 1 ) . A u s dem Brunnen der dem Heiligen geweihten Kapelle bei Amorbach pflegten (und pflegen?) unfruchtbare Frauen zu trinken, um Kindersegen zu erlangen 2 ). Elisabeth, Gemahlin Karls VI., und deren Tochter Maria Theresia sollen sich des Wassers mit Erfolg bedient haben; letztere habe sich Amorwasser nach Wien kommen lassen 3 ). Offenbar geht dieser Brauch auf eine naive Exegese des Namens A m o r zurück.
371
Ampfer—Amsel
*) K ü n s t l e Ikonographie 56; Ρ o 1 1 h a s t Wegweiser 2, 1161. *) L a m m e r t 25; nach diesem M e y e r Abergl. 98 und H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 361. ») L a m m e r t 25 Anm. ι . Wrede.
A m p f e r (Rumex-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . G a t t u n g der Knöterichgewächse (Polygonazeen) mit grünen, unscheinbaren, in traubigen oder rispigen Ständen angeordneten Blüten. A m bekanntesten ist der überall auf Wiesen wachsende S a u e r - A . (R. acetosa), dessen Blätter, eine alte Sammelnahrung, häufig v o n den Kindern gegessen werden 1 ). A u c h einige großblättrige A . a r t e n wie der Grind(R. obtusifolius), der Kraus- (R. crispus) und der K n ä u e l - Α . (R. conglomeratus) 2) spielen im Volksaberglauben eine Rolle. *) M a r ζ e 11 Pflanzenwelt Kräuterb. 355 f.
54 f. ') D e r s.
2. V o l k s m e d i z i n i s c h e s . Vielerorts, ζ. B. im Bergischen 3 ), in Oberbayern 4), in der Schweiz 6 ), glaubt man, daß der Genuß des Sauer-A.s, besonders mit Blüten und Früchten, Läuse verursache e ). Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß in Hungerzeiten, wo wegen der schlechten Ernährung Parasiten häufig auftraten, Sauer-A. gegessen w u r d e 7 ) , oder man verglich die zahlreichen kleinen Früchte des A . s mit Läusen (Signaturlehre). Die Samen des Sauer-A.s, als A m u l e t t getragen, sollen, besonders wenn sie von einem unschuldigen K n a b e n oder einer Jungfrau gep f l ü c k t wurden, gegen nächtlichen Samenfluß (Pollutionen) dienlich sein 8 ). Hier dürfte es sich k a u m um einen „germanischen" Aberglauben handeln, sondern eher um eine alte medizinische Schulmeinung. Vielleicht bestehen hier Beziehungen zu dem früher in Klostergärten gezogenen „Mönchsrhabarber", einer A.art ( R u m e x Patientia). Gegen die „ M a d e n des V i e h s " wird das kranke Tier m i t zusammengefalteten Sauer-A.blättern unter Hersagen einer Besegnung bestrichen ·). Räucherungen mit den abgestreiften Samen des Kraus-A.s gelten als heilsam gegen das „ h i l g e W a r k " (Rotlauf) 10 ). Im bayrischen Schwaben gibt man die Samen des K r a u s - A . s in die „ W e i h s a n g e "
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(Kräuterwisch an Mariä Himmelfahrt, 15. August) und läßt sie mitweihen. D i e Samen werden dann gegen Durchfall des Viehes teils in Gestalt einer Räucherung verwendet, teils werden sie unter das Futter gestreut u ) . Der beim Schneiden des Getreides gefundene A . wird in die Garbe zum Schutz des Rindviehs vor K r a n k h e i t gebunden 12 ). ') L e i t h a e u s e r Berg. Pflanzennamen 6. *) Orig.-Mitt. von Stock 1907. s) SAVk. 8, 153; W a r t m a η η St. Gallen 67; U l r i c h Volksbotanik 38; R o c h h o l z Kinderlied 317. ·) Ebenso in den Vereinigten Staaten von Amerika: B e r g e n Animal and Plant Lore 120. ') Vgl. H ö f l e r Botanik 27; B r o c k m a n n J e r o s c h Surampfele und Surchrut 1921, 6. ·) S t a r i c i u s Heldenschatz 1689, 30; M o s t Sympathie 160; L a m m e r t 154; H ö h n Volksheilkunde 1, 118; vgl. auch Η ö f 1 e r Botanik 28. ·) Osthavelland: ZfVk. 8, 309. 10) S c h a m b a c h Wb. 79. u ) N e i d h a r t Schwaben 48. "y Kt. Zürich: Schweizld. i, 240.
3. W e n n die Jäterin oder Schnitterin bei ihrer Arbeit auf einen A . stößt, dann wird dessen Wurzel ausgegraben. Wohin die Wurzel zeigt (die Pfahlwurzeln des A.s sind nicht selten etwas gebogen), aus dieser R i c h t u n g kommt der Zukünftige 1 3 ). ls ) Oberbayern : M a r ζ e 11 Bayr. Volksbot. 64; Aargau: Schweizld. 4, 1091; vgl. auch B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 134; G r i m m Myth. 3, 372. MarzeU.
Amputation s. G l i e d . A m s e l (Turdus merula). 1. B i o l o g i s c h e r A b e r g l a u b e . Konr. v. Megenberg berichtet von einer w e i ß e n A . im Besitze des Dompropstes von Regensburg, deren weiße Farbe er damit zu erklären sucht, „ d a z der selb vogel von ainem kalten sâmen komen was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, oder in der pruot ist ain kaltes dinch zuo dem ai gevallen, wan (denn) in dem nest wären zwuo swarz A.n und zwuo weiz und ain swarzen, diu het ainen weizen zagel" (Schwanz) *). l)
Buch d. Natur ed. Pfeiffer 206.
2. M a g i s c h e Kräf der A . inne: In ein Haus, schlägt der B l i t z nicht man ihr im Winter Futter, Glück und verhindert Wird eine F e d e r aus
te wohnen wo sie weilt, ein 2 ). Streut so bringt sie Fieber3). dem rechten
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Amtmann—Amulett
Flügel an einem roten Faden aufgehängt, so können die Hausbewohner k e i n e n Schlaf finden (Tirol) *). Ein A.h e r z , unter das Kopfkissen gelegt, bewirkt, daß der Schlafende auf Fragen a n t w o r t e n muß s ). ') M o n t a n u s Volksfeste 177. 8) Ebd. 178. 4) A l p e n b u r g T i r o i d i = Z f V k . 8, 169 = Propyläen (München) 9 (1912), 571 (n. ,,M i ζ a 1 d Arcana 1, 74 [1592]"). 6) Ebd.
572·
3. V o l k s m e d i z i n ® ) . A. f l e i s c h wird gegen Bauchweh, rote Ruhr, „hinder sich starrenden Hals" (steifen Nacken?), Hüftweh *) und Melancholie 8) verwendet, A.k o t im MA. gegen Hautkrankheiten 9 ). „Bindet man die Beine eines Menschen mit einem A.kopf zusammen, so wird der Mensch kühn und fürchtet den Tod nicht; legt man sie [I] unter den linken Arm, so kommt man hin, wohin man will und sonder Gefahr wieder heim. Gibt man sie [I] einem Hunde mit einem Wieselherzen zusammen zu fressen, so gibt er fortan keinen Laut mehr von sich, sollte man ihn sogar töten" 10). ·) Verschiedenes aus dem Altertum: Journal f. Ornithologie 73 (1925), 61 (stuhlanhaltend; gegen Kolik). 62 (gegen Ischias). ') G e s η e r Vogelbuch X V I I I a. 8) Propyläen 9, 572 (η. „M i ζ a 1 d Centur. II, 14"). *) V i n c e n t i u s B e l l o v. Speculum naturale X V I , 107. 10) G r ä s s e Jägerhörnlein 132 (ohne Quellenund Ortsangabe; in ihrer Unklarheit höchst zweifelhaft).
4 O r a k e l . Einen harten W i n t e r kündigt sie an, wenn sie hoch baut u ) , baldigen S c h n e e , wenn sie 3 Tage hintereinander an derselben Stelle erscheint 12), R e g e n , wenn sie anhaltend singt 1 S ). Singt eine A. vor März, so wird das K o r n t e u e r 1 4 ) . Ihr Angang bedeutet U n g l ü c k 1 5 ) ; singt sie auf dem Hauszaun: T o d eines Hausbewohners le ). " ) BlpomVk. 9. 174 ; vgl. S é b i 11 o t FolkLore 3, 202. l s ) M ü l l e r Isergebirge 16. 13 ) F o g e 1 Pennsylv. 227 ; vgl. Swainson Folk-Lore of British Birds 7; Sébillot F.-L. 3, 202. 14) M o n t a n u s Vfeste 177. ") G r i m m Myth. 3, 323 (n. ,,W i r s u n g Cal. J 2 b " ) ; in Frankreich Glück: S é b i l l o t F.-L. 3, 191. ") W u t t k e § 281 („Süd-Deutschland") = H o c h h o l z Glaube ι . 153.
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5. G e s p e n s t i s c h e T ö n e werden in Schlesien als Amselgesang bezeichnet (Aberglaube?) 17 ). *') Κ ü h n a u Sagen ι , 454; Drechsl e r Schlesien 2, 228. Hoffmann-Krayer.
Amtmann. Schwer und hart mag oft die Hand des zehent- und robotfordernden A.s den armen Bauer gedrückt haben, und nicht ohne Schärfe wird seiner in Sage und Sprichwort gedacht. „Amtmänner kommen schwer in den Himmel", lautet ein altes Sprichwort, und eine oberösterr. Sage berichtet, daß die Teufel einander vom Tode eines A.s Botschaft sagen Nach anderen Überlieferungen finden schlechte und meineidige Amtmänner keine Ruhe im Grabe, sondern sind zum Umgehen 2 ) als Irrwisch 3 ), wilder Jäger 4) verdammt. Ein ungerechter A. wird um Mitternacht in einer Kutsche von Gespenstern über die Heide gehetzt 6 ). l) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 105. *) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 208 Nr. 201 ; Rochholz Sagen 2, 97 Nr. 329 u. 121 Nr. 348. ') L y n k e r Sagen1 114 Nr. 175. 4) K ö h l e r Voigtland 511 Nr. 101. s) M o n tanus Vorzeit 2, 512 Anm. Schömer.
Amulett. I. E t y m o l o g i e und Sprachgebrauch. Das Wort A. kommt vom lateinischen amuletum, das uns zuerst durch Varrò, dann durch Plinius bezeugt ist, im übrigen aber in der römischen Literatur nicht allzu oft begegnet. Die alte Erklärung 1 ), wonach das Wort vom arabischen hamalet kommt, ist abzulehnen, zumal hamalet nicht Anhängsel, sondern Obliegenheit bedeutet 2 ). Auch der vielfach angenommene Zusammenhang von amuletum mit ämöliri ist ganz unsicher. R. W ü n s c h 3 ) stellt es πιίΐδμυλον, Stärkemehl, zusammen. Zu untersuchen wäre, ob es zu μδλυ gehört, dem Namen des aus der Odyssee bekannten schützenden Zauberkrautes, über dessen Etymologie G i i n t e r t 4 ) gehandelt hat, freilich ohne Berücksichtigung von amuletum. Von andern antiken Namen, die bei K r o p a t s c h e k 8 ) aufgezählt sind, begegnen in lateinischen Schriften des MA.s ligamentum, ligatura, phylacterium, während amuletum so gut wie nicht hier vorkommt. Im Althochdeutschen hieß
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Amulett
das A . zoubar (Zauber), im Altnordischen entsprechend taufr; in althochdeutschen Glossen wird phylacterium mit pleh, pleh· hir übersetzt, weil die A . vielfach aus Blech bestanden. Ein späterer deutscher Name ist Angehenke (s. d.) 6 ). Im 16. und 17. Jh. werden diejenigen, die A . oder Schutzbriefe im K r i e g bei sich trugen, Pessulanten oder Charakteristiker genannt '). Heutzutage gebraucht man etwa in S c h w a b e n 8 ) die Wörter Bändele und Bändelesmacher, im Badischen 9 ) Mamlette und Ammenetli, in der Schweiz 1 0 ) Bündelt, in der O b e r p f a l z u ) Büscherl, in der Landshuter Gegend 12 ) Amadedl. Das W o r t A . selbst tritt in der deutschen Sprache erst zu A n f a n g des 18. Jhs. vereinzelt auf, im Französischen Ende des 16. Jhs. *) V o n v . H a m m e r 1 8 1 4 aufgestellt, übern o m m e n u. a. v o n S e l i g m a n n Blich 2, 3; S e y f a r t h Sachsen 250. *) G i l d e 3) G l o t t a m e i s t e r Z D M G . 38, 140 f. 2, 2 1 9 f f . 4) Göttersprache 93 f. 6) De amuletorum apud antiques usu. Diss. 1907, 9. ·) G r i m m Myth. 2, 982; 3, 466 Nr. 869 f. 7) F o x Saarl. Volhsk. 1927, 464 f. •) H ö h n Volksheilkunde ι , 143. ») M e y e r Baden 38. 10) S A V k . 21 (1917), 4 7 ; S c h w e i z l d . 4, 1364 f. n ) W u t t k e 182 § 247. 12 ) P o l l i n g e r Landshut 274.
2. B e g r i f f s b e s t i m m u n g u n d Z w e c k . A . ist ein kleinerer, krafterfüllter (orendistischer) Gegenstand, dessen K r a f t sich dort wirksam zeigt, wo er angehängt oder befestigt w i r d 1 3 ) . V o m Talisman (s. d.) unterscheidet sich das A . höchstens dadurch, daß das W o r t Talisman gelegentlich auch auf größere Gegenstände wie Bildsäulen angewandt wird. Z u m Wesen des A . aber gehört seine leichte Tragbarkeit und Anhängbarkeit. Das A . kann einem vierfachen Zweck dienen, denselben 4 Z w e c k e n 1 4 ) , deren Erreichung allgemein im Gebiet der Religion wie in dem der Zauberei durch K u l t - bzw. Zauberhandlungen hervorgerufen werden kann. Das A . kann also I. a p o t r o p ä i s c h wirken, d . h . es kann böse Geister, Einflüsse usw. abwehren (s. d.). Es kann 2. Z w a n g s h a n d l u n g e n ausüben, insbesondere zu Analogiezauber (s. d.) gebraucht werden. Ferner kann es 3. die K r a f t des Trägers
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stärken, d. h. die K r a f t des A . wird der K r a f t des Trägers zugefügt, beide werden vereinigt ( s a k r a m e n t a l e Wirkung). Und 4. kann durch das A. die K r a f t göttlicher Wesen gestärkt, diese erfreut werden ( e u e r g e t i s c h e Wirkung). ls )
Pauly-Wissowa
11, 2τ$6ί.
2169;
Suppl. 4, 337 f . ; D i e V ö l k e r k u n d e 1926, 42 f. " ) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2108. 2 1 5 1 . 2 1 6 4 ; Suppl. 4, 3 3 1 ; B I B a y V k . 10 (1925) 65 f.
3. U r s p r u n g d e s A . g l a u b e n s. Der Ursprung der Kleidung, den man gelegentlich entweder in einem physischen (Schutz gegen Witterung) oder in einem psychologisch-moralischen (Schamgefühl) oder in einem ästhetisch-sexuellen Grund (Wirkung auf das andere Geschlecht) suchte, ist wahrscheinlich, der des Schmuckes (s. d.) sicher in einem mystisch-magischen Grund zu sehen. Man schmückte sich mit Teilen der Jagdbeute (Felle, Krallen, Zähne, Federn) oder erschlagener Menschen (Skalp, Stück des trepanierten Schädels), um sich die K r a f t und Eigenschaften dieser Menschen und Tiere anzueignen. Man hängte sich Teile von Pflanzen (Blätterschmuck, Kränze) und bunte, glänzende Steine usw. an, um die darin vermuteten K r ä f t e sich zuzufügen. Man bemalte und tätowierte (s. d.) seinen Körper, um seine eigene K r a f t zu stärken. Das sind alles zugleich primitive Formen des Α., die aber auch bei Kulturvölkern vorkommen ; der primitive Schmuck wirkt also als A . Einem Forschungsreisenden l s ) wurde ein Halsschmuck geschenkt, der aus dem Schwanzhaar eines Elefanten bestand, an dem die Kralle eines Leoparden und eines Adlers, der Zahn eines Seefisches und eines Krokodils hing (zugleich Beispiel eines K o m posit-A.; s. u. § 5.). Haar und Krallen sollten auf der Jagd schützen, im Wald und Gras scharfsichtig und behende machen; die Zähne sollten vor den Gefahren des Wassers behüten. Oder: Herakles wickelte nach griechischer Sage 1β ) den kleinen Aias in das Fell des unverwundbaren Löwen von Nemea, wodurch sich die Unverwundbarkeit auf den Kleinen übertrug. So ist die ursprüngliche Bedeutung des Schmucks und des
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Amulett
Α . die Zufügung von K r a f t auf den Träger, also die s a k r a m e n t a l e Bedeutung. Von diesem orendistischen Glauben aus, der sich im Gebrauch des A . bereits in der Steinzeit nachweisen läßt, konnten sich die übrigen Formen des A.Gebrauchs entwickeln. ") P e s c h u ë l - L o e s c h e Loango-Expedition 3 2, 352. ") Beri. phil. Wochenschr. 1912, 1028 ff.; P a u l y - W i s s o w a 11, 2158. 4. V e r b r e i t u n g und Geschichte; V e r g l e i c h e n d e s M a t e r i a l . Der Gebrauch von A . n ist eine der einfachsten Formen im Bereich der orendistischen Vorstellungen und daher überall bei Natur- und Kulturvölkern verbreitet und von den prähistorischen Zeiten bis zur Gegenwart z u verfolgen. Auf das Wesentliche gesehen, gibt es in dem Vergleichsmaterial, das andere Völker bieten, nichts, was nicht auch im deutschen Volksglauben vorkäme Einzelheiten unten. Es sei vorerst allgemein hingewiesen auf verschiedene primitive Völker 17 ), ferner auf die Inder M ), Assyrer und Babylonier 19 ), Ä g y p t e r 2°), Israeliten 21 ), Griechen und Römer 2 2 ), Zigeuner 2 3 ) Chinesen 2 4 ), Japaner 25), ferner auf die Italiener 2e) und auf die Prähistorie 27). So hat also das sich verbreitende Christentum überall den Gebrauch von A . vorgefunden, und es hat seinerseits auch hier christlichen Ersatz zu b'eten gesucht, was um so leichter geschehen konnte, als auch dem Ν. T. orendistische Vorstellungen nicht fremd waren M ). Insbesondere die Reliquien (s. d.) im weitesten Sinn, sowie die Heiligenbilder (s. d.), Skapuliere (s. d.) und sonstige geweihte Gegenstände wurden schon früh im Sinne von A. verwendet; dabei ist zu beachten, daß der christliche Reliquienkult von A n f a n g an im allgemeinen sehr viel mehr orendistisch war als der antike. Der Gebrauch von Reliquienpartikeln als A . ist nicht antik, sondern geht auf orientalischen Einfluß zurück A u c h geschriebene A. mit Stellen aus dem A . und Ν. T. waren bei den Christen im Gebrauch ®°) ; s. a. Bibelamulett. Die katholische Kirche hat dabei von jeher den Unterschied zwischen eigentlichen Α., die
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v o m christlichen S t a n d p u n k t aus nicht erlaubt waren, und den kirchlich gebilligten Heiltümern gemacht, erstere als Zaubermittel und Aberglaube verboten, den Gebrauch letzterer als religiös empfohlen. Dieser K a m p f gegen die magischen A . zieht sich durch alle Jahrhunderte hin 3 1 ). Es ist derselbe K a m p f , in welchem ζ. B. die Christen der ersten Jahrhunderte die heidnischen Wundertaten im Gegensatz zu den T a t e n Christi als Zauberei bezeichneten, während die Heiden umgekehrt Christus und die Apostel als Zauberer hinstellten 3 2 ). Jener Unterschied wird demgemäß auch von der katholischen Religionswissenschaft vertreten 33), während der Volksglaube der katholischen Bevölkerung eine solche Unterscheidung im praktischen Gebrauch kaum, sondern nur in der Theorie 3 4 ) macht. A b e r selbst hohe katholische Geistliche wie der 1749 verstorbene Fürstbischof Anselm Franz von W ü r z b u r g trugen gelegentlich magische A. M ).. Der Protestantismus kennt keine A.-ähnlichen heiligen Gegenstände; doch finden sich A . selbstverständlich auch bei der protestantischen Bevölkerung, sogar oft Α., die von katholischen Priestern oder Mönchen geweiht sind 3e ). — Wie in den Ländern des Mittelmeergebiets, so hatte das Christentum auch in Deutschland gegen den nichtkirchlichen Gebrauch der A . zu kämpfen, da auch den Germanen der Gebrauch etwa v o n Runenzeichen und Bildern als A . nicht unbekannt war 37). D a z u kam im abendländischen MA. auch der Einfluß der antiken K u l t u r und ihrer Ausläufer, der den Glauben an A . förderte und in zahlreichen Schriften einen Niederschlag fand. Die Vorschriften für Verwendung und Herstellung von A . wurden zu einer Pseudo-Wissenschaft, wie sie uns etwa bei Arnold von Villanova M ) im 13. Jh. und später bei Agrippa v o n Nettesheim 39) entgegentritt. Dieser okkulten Literatur des MAs. läßt sich etwa die moderne Schrift von Laarss *") zur Seite stellen. Insbesondere im 16. und 17. Jh. ist dann eine bedeutende Zunahme des A.glaubens festzustellen 41 ). A . Wurden fabrikmäßig hergestellt, so etwa v o n Leonhard T h u m -
Amulett
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e y s s e r 4 2 ) aus B a s e l im 16. Jh., so wie a u c h h e u t e n o c h viele „ B r a u c h e r " und Wunderdoktoren A. anfertigenund besonders auch w ä h r e n d des W e l t k r i e g s in den H a n d e l g e b r a c h t h a b e n 44 ) ; denn insbesondere L e u t e , die im B e s i t z e magischer K e n n t n i s s e und K r ä f t e 4 6 ) gelten, v e r m ö g e n A . herzustellen, bei uns der B r a u c h e r , o f t a u c h , besonders im M A . , Geistliche und M ö n c h e 4 e ) , bei den Moh a m m e d a n e r n Schelks, D e r w i s c h e und besonders E u r o p ä e r 47) ; v o n letzteren auch sonst den E i n g e b o r e n e n gegebene medizinische R e z e p t e w e r d e n v o n diesen o f t als A . u m den Hals g e h ä n g t 4 8 ) . I m wesentlichen ist die mittelalterliche V e r w e n d u n g der A . nicht v e r s c h i e d e n v o n der der J e t z t z e i t , so d a ß sich aus den v o n Schindler und M e y e r v e r w e n d e t e n und genannten Quellenschriften zahlreiche Parallelen z u dem heutigen Volksglauben a n f ü h r e n lassen. D a h e r k o m m t es a u c h , d a ß sogar m a n c h e r a n t i k e B r a u c h i m A . w e s e n noch im heutigen V o l k s g l a u ben w e i t e r l e b t *·). ") B a r t e l s Medizin 225 ff. ; S c h u r t ζ AAnthr. 22 (1894), 5 7 ff.; S t u m m e ZfEthn. 1911, 91 ff.; B e l l u c c i Parallèles ethnographiques 1915 (mit vielen Abb.) ; G r a e b n e r Weltbild der Primitiven 1924. l e ) O l d e n b e r g Religion des Veda4 1923. " ) H a s t i n g s 3, 409 ff. In diesem Artikel Charms and amulets findet sich Material für fast alle Völker, ebenso in den Werken von S e l i g m a n n , insbesondere in dem im Druck befindlichen Die magischen Heil- und Schutzmittel. 80) W i e d e m a n n Die A mulette der alten Ägypter (DAO. 1 2 , i , 1 9 1 0 ) ; ARw. 8, Beih. 23 ff.; 2 1 , 481 ff.; Z.f.Äg. 43 ( 1 9 0 7 ) ; 45 (1909). S1 ) H a s t i n g s 3, 451 ff. " ) P a u l y - W i s s o w a 1, 1984 ff.; 3 , 1048 f f . ; 6, 2009 f f . ;
11,2156.
2169;
K r o -
p a t s c h e k a . a . O . ; v a n H o o r n D e vita atque cultu puerorum. Diss. Amsterdam 1909, 22 ff.; S t e m p l i n g e r Sympathieglaube 1919; s. auch u. Anm. 58; F a h η e y De PseudoTheodori additamentis. Diss. Münster 1913. " ) Globus 59, 257. " ) ARw 18, 457f. " ) C h a n t e p i e Lehrbuch1 ι , 309 ff. 2e ) Bay οτι Amulettes d'Italie RTrp. 5, 219; B e l l u c c i Catalogo dei Amuleti italiani contemporanei 1898. *') W i 1 k e Rei. der Indogermanen ; S c h r a d e r N e h r i n g 1, 47 f.; E b e r t Reallexikon 1, 1 5 8 ff. M ) P a u l y - W i s s o w a 11,2116.2158. " ) Ρ f i s t e r Reliquienkult 2, 607 ff. 80 ) Papyri Jandanae ed. K a l b f l e i s c h 1 , 1 9 1 2 ; E i t r e m und F r i d r i c h s e n Ein christliches A. auf Papyrus 1921. Antike Gegenstücke bei H e i m Incantamenta. sl) H e r z o g -
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H a u c k 1,467ff. »>) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 325. 342 f. M ) W u n d e r l e Religion und Magie 1926, 10 f.; Grabinski Mystik 84. S4 ) Sage vom teuflischen Α., das man durch kirchliche Hilfe wieder los wird: M e i c h e Sagen 560 Nr. 695. »') L a m m e r t 274. »·) SAVk. 2 1 ( 1 9 1 7 ) , 4 7 . " ) H o o p s Reallexikon ι , 80 ff.; H e l m Religgesch. 1, 164 ff. u ) L e h m a n n Aberglaube3 192 ff. 8 ·) A g r i p p a V . N e t t e s h e i m 1,209 ff.; 5, 286 ff. 40 ) Das Geheimnis der Amulette und Talismane. Herstellung derselben nach alten Autoren auf magisch-astrologische Weise 1919. 41 ) S c h i n d l e r Aberglaube 123 ff.; M e y e r Aberglaube 2 5 5 f t . ") S c h i n d l e r 127; M e y e r Abergl. 31. 4a ) M e y e r Baden 565; 44 ZfrwVk. 7 ( 1 9 1 0 ) , 64. ) Η e 11 w i g Weltkrieg 51 f. " ) P f i s t e r Schwaben 26ff. " ) S c h i n d l e r 128 f.; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 22. 4 ') S e 1 i g m a η η Blick 2, 302. 4β) Ebd. 2, 3°3· 4β) S t e m p l i n g e r Aberglaube·, D e r s. Volksmedizin. 5. S t o f f d e r A . D a das Wesentliche des A . s die in ihm w o h n e n d e K r a f t ist, k a n n als A . alles dienen, dem nach dem G l a u b e n des T r ä g e r s eine solche K r a f t i n n e w o h n t : und das ist nahezu alles. A l s o Teile v o n Menschen (Haare, Nägel, K n o chen, Menstrualblut, Nabelschnur, N a c h geburt) oder N a c h b i l d u n g e n v o n K ö r p e r teilen wie Phallos und V u l v a und die sog. Feige oder e t w a die Z u n g e des Nepomuk 6 0 ) und das A u g e ; ferner T i e r e 6 1 ) , Pflanzen 5 2 ), S t e i n e 5 3 ) , M e t a l l e 6 4 ) (s. Einzelartikel). Ferner Münzen und besonders die B r a k t e a t e n 65 ), prähistorische Steingeräte 6e ), Donnerkeile 67 ), F a d e n und K n o t e n M ). Besonders zu e r w ä h n e n sind noch die geschriebenen Α., die heute wie im A l t e r t u m zahlreich v e r t r e t e n s i n d : Himmelsbriefe (s. d.), Gichtzettel, magische Quadrate (s. d.) usw. Ihre V e r w e n d u n g b e r u h t auf dem G l a u b e n an die magische K r a f t des B u c h s t a b e n s , der Zahl, des W o r t e s , N a m e n s oder Spruchs, die durch das A u f schreiben auf das Papier übertragen wird und so auch dieses zu einem orendistischen G e g e n s t a n d m a c h t ; s. auch B i b e l a m u l e t t , Gebet, Zauberspruch. A u c h sinnlose, unverständliche, f r e m d s p r a c h i g e W o r t e spielen dabei eine Rolle. D a h ä u f i g die K r a f t des Z a u b e r s p r u c h s durch die in ihm erz ä h l t e Geschichte gegeben wird, k a n n man ein A . auch d a d u r c h herstellen, daß man auf einem G e g e n s t a n d die Geschichte bildlich darstellt, deren V e r w i r k l i c h u n g man
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Amulett
durch einen Analogiezauber (s. d.) erhofft. Auch andere geweihte Bilder können als A. gebraucht werden. Neben solchen Bild-Α. gibt es auch andere, die ein orendistisches Zeichen wie Doppelaxt, Kreuz, Trudenfuß, Pentagramm, Hörner, den kreuzartigen Buchstaben Τ (Tau) u. a. m. enthalten, wie uns solche seit der altkretischen Kultur bekannt sind; s. Bild, Tätowieren. Aber auch Gebet- und Zauberbücher (s. d.), die Bibel (s. d.) u. a. heilige und orendistische Bücher können als A. dienen. Als besonders erwähnenswert nenne ich noch das Κ o m ρ ο s i t Α., das aus vielen Bestandteilen besteht und ebenfalls seit der prähistorischen Zeit allgemein verbreitet ist. Ein solches wurde in einem Brandgrab (Bronzezeit) auf Seeland bei Lyngby gefunden: Ledertasche, darin Schwanz einer Natter, eine kleine Konchylie aus dem Mittelmeer, ein kleines zugeschnittenes Stück Holz, Bruchstück einer Bernsteinperle, Stück eines roten Steines, Feuersteinsplitter, Falkenklaue, ein Lederfutteral mit Unterkiefer eines Eichhorns und einige in ein Stück Blase eingehüllte Steinchen B9). Ähnliche Komposit-A. kennen wir aus dem KongoGebiet eo), aus der Türkei el ), aus dem Germanischen Museum in Nürnberg e a ) und sonst e s ). Weshalb ein einzelner Stoff als wirksam galt, ist oft schwer zu sagen e4 ). M ) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 127f. ") Z a h l e r Simmenthai 40; F a h η e y 55 ff. J ü h 1 i η g Tiere ; A n d r e e - E y s n 142 ff. Auch Nachbildungen von Tieren wie die ägypt. Skarabäen. ") F a h η e y 47 ff. ; M a r ζ e 11 s Arbeiten; K r o p a t s c h e k 41 ff. ") M e y e r Aberglaube 55 ff.; F ü h n e r Lithotherapie 1903; A n d r e e - E y s n 139 ff. M ) Z . B . Eisen, daher eiserne Ringe ; P a u l y - W i s s o w a ι A, 807 ff. ; A n d r e e - E y s n 1 3 6 ! ; Goldziher ARw. 10 (1907), 41 ff.; Ρ f i s t e r Schwaben 64 ff. ; H ö f 1 e r Volksmed. 174 if. ") H o o p s Reallexikon 1, 81. 307; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 126Í. ") ZfVk. 13 (1903), 312. «') S. d.; F o x Saarl. Volksk. 291. ") W o l t e r s und Β i s s i η g ARw. 8 Beih. i f f . ; S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv; P l e y De lanae usu 91 ff.; H e c k e n b a c h Denuditate 106ff. «·) S c h r a d e r - N e h r i n g i , 47; H e l m Religionsgesch. ι, 165 ff. M) S ö d e r b l o m Werden des Gottesglaubens 77 ff. ; P a u l y - W i s s o w a Ii, 2187 f. β1) S e l i g m a n n Blick 2, 100.
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") Κ r ο η f e 1 d Krieg 44. ·») S e 1 i g m a η η Blick 2, 96 f.; S e y f a r t h Sachsen 139; K r o p a t s c h e k 69f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 256; A n d r e e - E y s n 144 f. **) Vermutungen bei N e t o l i t z k y Pharmazeut. Nachr. 1926, H. 1 1 .
6. V e r w e n d u n g d e s A. Der vierfache Zweck, dem die A. dienen können, läßt sich bei Betrachtung der vielfachen praktischen Verwendung oft nicht scharf auseinanderhalten. Der wichtigste Zweck ist im heutigen Volksglaugen der apotropäische. Wenn A. oder andere orendistische oder geweihte Gegenstände (ζ. B. Palmen oder Weihbüschel) in die Bettzipfel, insbesondere des Brautbettes, eingenäht werden 65), so soll damit Glück und Fruchtbarkeit in der Ehe erzielt, d. h. die K r a f t des A. dem Ehebett zugefügt werden (sakramentaler Zweck). Am Bett der Wöchnerin β β ) befestigt oder am Körper der Schwangeren und Wöchnerin " ) getragen, oder am Bett des Säuglings oder des K r a n k e n w ) angebracht, soll das A. die drohenden Dämonen, Hexen oder Krankheiten abwehren (apotropäischer Zweck). Wenn Brautleute beim Kirchgang Α., Rosmarin, Salz, Kornähren u. a. tragen 70), so kann das abwehrende und stärkende Bedeutung haben, ebenso wenn Soldaten im Krieg A. tragen 71). Vielfach führt man sein ganzes Leben lang ein A. bei sich, oft auch nur bei besonderen Gelegenheiten, bei Geburt, Hochzeit und Krankheit. Insbesondere in Krankheitsfällen wurden zu jeder Zeit A. empfohlen 7 2 ). Sie helfen aber auch gegen Wetter und Blitz 7 3 ), gegen den bösen Blick 74 ) und werden auch den Toten mit ins Grab gegeben 76). Als I n d i k a t i o n s - A . zeigen sie schon durch gewisse charakteristische Veränderungen an, wenn der böse Blick auf sie fällt, und warnen so den Träger 7e ). Bei Zauberhandlungen wehren sie böse Einflüsse ab 7! ), Bergleute tragen sie zum Schutz w ). Ebenso helfen A. auch den Tieren. Um einer Sau die Geburt zu erleichtern, hing eine katholische Frau dem Tier ihr in der Kirche geweihtes A. um, das einst in schwerer Stunde ihr selbst gegeben war w ). Auch sonst werden Tiere mit A. geschmückt 8 0 ). Schließlich
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Anaël
kann man Α . und Α.artige Gegenstände auch an Häusern, Ställen, Türen usw. anbringen oder dort die entsprechenden Zeichen, Bilder, Buchstaben, W o r t e direkt aufmalen oder einschneiden 81 ). Meist w i r k t so das A . apotropäisch; doch ist auch die sakramentale Bedeutung nicht ganz verschwunden, wofür schon einzelne Beispiele angeführt sind. Sie zeigt sich besonders in dem Brauch, das A . zu e s s e n . Entweder wird es in Wasser getaucht und dann das Wasser, das j e t z t die K r a f t des A . enthält, getrunken, oder das A . wird pulverisiert eingenommen, oder besonders hierzu bestimmte „ E ß z e t t e l " werden verschluckt M ) . A u c h durch K ü s s e n des A . kann man sich dessen K r a f t aneignen 8 3 ). A u c h aus der allgemeinen Anschauung, daß das A . berühmt, reich, stark, klug, beliebt macht 8 4 ), kann man auf den Glauben an die kraftzuführende Eigenschaft des A . schließen. U m Zauberk r a f t zu erhalten, trägt es der Zauberer wie der Schamane M ). Der e u e r g e t i · s e h e Gebrauch des A . läßt sich nur da nachweisen, wo Götterbilder und Fetische existieren, deren K r a f t durch Anhängen v o n A . verstärkt wird, wie ζ. B. beim ägyptischen Horus. Analogiezauber (s. d.) bewirken Α., auf denen durch W o r t oder Bild das dargestellt ist, dessen wirkliche Erfüllung man v o n ihm erwartet. Ebenso glaubt man an eine magische Wirkung, wenn man im Erzgebirge und sonst dem Säugling den einer lebendigen Maus abgebissenen K o p f anhängt, um ihm das Zahnen zu erleichtern 8 6 ). M) Birlinger Aus Schwaben 1, 396. ··) G r ü n e r Egerland 35. ") H ö h n Geburt 260; P o l l i n g e r Landshut 239. ·") G r ü ner 36; M e y e r Baden 26; Sartori Sitte und Brauch I, 27; Egerl. 4 (1900), 6; J o h n Westböhmen 107; P o l l i n g e r 239. «·) M a η ζ Sargans 80. ,0) S a r t o r i Sitte und Brauch x, 82. " ) K r o n f e l d Krieg-, H e l l w i g Weltkrieg-, S a r t o r i 2, 169: M e y e r Aberglat&e 277; Z f V k . 14 (1904), 126; F o x Saarl. Volksk. 240; 464 f. " ) Η ο ν o r k a und K r o n i e l d 1, 19 ff. mit A b b . ; K r o p a t s c h e k 14 if,; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 63 ff.; H ö f 1 e r Volksmedizin 38 ff. ,a ) S a r t o r i 2, 14; A n d r e e - E y s n 122 f. **) S e l i g m a n n Blick-, D e r s. Zauberkraft. " ) K e e s Totenglauben u. Jenseitsvor-
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stellungen der alten Ägypter 1926, 249; E b e r t Reallexikon 1 , 1 5 8 ff. ; K r o p a t s c h e k 16 f ; M e y e r Aberglaube 256. " ) S e l i g m a n n Blick I, 266; Zauberkraft 446. " ( K r o p a t s c h e k 12; F a h z Doctrina magica 35. ™) D r e c h s l e r 2, 170. ") M a a c k Lüeo) Z i n g e r l e beck 2j. Tirol 223; Ζ e l e n i n Russ. Volksk. 64. 81) S a r t o r i 2 , 1 9 ; M e y e r D. Volksk. 69 ff.; A n d r e e Votive 52; A n d r e e - E y s n 63 ff. 99 ff. 123. ·») Z f V k . 8 (1898), 248 f.; A n d r e e - E y s n 120 ff.; P a u l y - W i s s o w a 11, 2156. 2171 ff.; P f i s t e r Schwaben 33 f. 36; K r o 83 patschek 19. ) Kropatschek 19; Pauly-Wissowa 11, 2158 f. 84) K r o patschek 16 ff. ; M e i c h e Sagen 560 Nr. 695; Z f V k . 10 (1900), 288 f.; L a m m e r t 151. 86) N i o r a d z e Der Schamanismus bei den sibir. Völkern 1925, 60 ff. 8·) S e y f a r t h Sachsen 298; L a m m e r t 126 f., wo noch andre Mittel angegeben sind.
7. D i e K r a f t d e s A . Die K r a f t , die in dem A . wirkt, k o m m t ihm entweder an sich zu durch das Material, aus dem es besteht, oder durch die magischen Zeichen, W o r t e und Bilder, die es trägt, oder auch sie ist ihm vom Zauberer oder v o m Priester durch eine magische Handlung oder Weihung verliehen worden, oder sie ist durch Berührung mit geweihten Gegenständen (Heiligenbilder, Reliquien) in das A. übergegangen. Letztere A. sind sog. „ a n g e r ü h r t e " Gegenstände 8 7 ). Sie beruhen auf dem allgemeinen Glauben, wonach man auch künstliche Reliquien durch Berührung mit wirklichen Reliquien m ) oder, wie in Polynesien, A . aus roten Federn herstellen kann, die man mit einem Götterbild in Berührung gebracht hat 89). D a das A. ein orendistischer Gegenstand ist, ist es auch t a b u ; daher findet man gelegentlich das Verbot, ein A . zu öffnen 9 0 ) oder es anzuhauchen 9 1 ). Eine umfassende Darstellung des A.wesens fehlt noch ; eine listenartige Sammlung aller A . t y p e n wäre wünschenswert. 87) A n d r e e - E y s n 117. M) P f i s t e r Reliquienkult 2, 431 f. ; 533 f. ·') V i s s c h e r Naturvölker i , 241 ff. M) M e y e r Baden 565; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,22; A n d r e e E y s n 125; ZfrwVk. 7 (1910), 64. " ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 397. Pfister.
A n a ë l , ein Großfürst der Hölle unter dem Planeten Venus, dessen Regent Haniel heißt, ein Thronengel Jehovas; er erscheint Freitags als schöne Jungfrau *),
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Analogiezauber
Beim Schatzheben wurde „ d a s 7. Sigillum A n a ë l " gebraucht, ein Stein mit Engelnamen, darunter der letzte A. s ). Der Name ist der gleiche wie der Num. 34, 23. i . Chron. 7, 39 genannte Eigenname auch nabatäisch bton „ m e i n Erbarmen ist G o t t " , griech. Άνιήλ und 'Δννήλ, V u l g a t a : Hanniel und Haniel. Als Engelname in jüdischen Zaubertexten 3 ), ebenso in griechischen des MA.s 4 ) als Άνήλ und Άνιήλ, in koptischen Amuletten 6 ), als Stundenengel der 7. Stunde des Freitags Άνιέλ β) und als Engel der A p h r o d i t e ' ) . A u s solchen Verzeichnissen ist der Name wohl auch in Fausts Höllenzwang übergegangen. K i e s e w e t t e r Faust 161. ') Handschr. aus dem 17. Jh. ®) S t ü b e Jüdisch-Babylonische Zaubertexte (1895), 23 ff.; R e i t z e n s t e i n Poimandres 292; MjdVk. 19 (1906), 117. 4 ) R e i t z e n s t e i n a. a. O. 301. ') E r m a n - K r e b s Aus den Papyri der königl. Museen (Berlin 1899), 262; Ägyptische Urkunden a. d. kgl. Museen Berlin. Kopt. Urk. ι (1902), 23 Nr. 24. ·) H e e g Hermetica 19 Z. 12. ') D e r s. a. a. O. 40 Z. 33. Jacoby.
Analogiezauber. 1. Begriffsbestimmung. Unter A. soll hier der Zauber verstanden werden, bei welchem durch eine v o m Subjekt, etwa dem Zauberer, vorgenommene Darstellung die tatsächliche Erreichung des Dargestellten beabsichtigt wird, wobei Darstellung und erwartete Wirklichkeit in ihrer Erscheinung parallel miteinander gehen und in einem magischen Zusammenhang stehend gedacht werden. Eine solche Darstellung kann, wie jede Darstellung, durch v i e r e r l e i Mittel oder Ausdrucksmöglichkeiten geschehen: A. Durch das gesprochene Wort, durch eine Erzählung; B. durch das geschriebene Wort, d. h. die Erzählung wird aufgeschrieben; C. durch bildliche Darstellung, Bild, Zeichnung usw.; D. durch eine mimische Handlung. Danach kann man also je nach dem Mittel der Darstellung v i e r A r t e n v o n A . unterscheiden: Analogie-Wortzauber, Analogie - Schriftzauber, Analogie - Bildzauber, Analogie-Handlungszauber. Das Wesentliche am A. ist also die begriffliche (mündliche oder schriftliche) oder bildliche oder mimische D a r s t e l l u n g , ausge-
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führt durch das Subjekt, das einen der Darstellung analogen wirklichen Vorgang zu bewirken sucht. W o eine solche Darstellung fehlt, möchte ich von einem eigentlichen A . nicht reden, z u m Unterschied von andern Forschern, die den Begriff A. weiter fassen. Der Zauber- und Heilbrauch, ζ. B. similia similibus, bei welchem eine Krankheit durch ein Heilmittel geheilt oder eine andere W i r k u n g durch ein Mittel hervorgebracht wird, das durch irgendeine Eigenschaft in Beziehung zur K r a n k h e i t oder zur beabsichtigten W i r k u n g steht (etwa: Donnerkeil hilft gegen Blitz; gelbes Johanniskraut heilt Gelbsucht; Auge einer K a t z e heilt kranke A u g e n ; Körner des Stechapfels gegen Seitenstechen angewandt; Ahnliches ζ. B. von Paracelsus x) empfohlen), fällt nicht unter den Begriff A . in unserem Sinne und wird unter dem Stichwort Similia similibus besprochen. Dieser Gedankengang begegnet auch beim Gebrauch von A m u l e t t e n : Der Eskimo näht ein Stückchen des Herdsteins in die Kleider und h o f f t dadurch auf langes Leben und Stärke im Unglück, da es Generationen hindurch dem Feuer widerstanden hat, und seine Frau trägt den Kopf eines Vogels bei sich, der kleine Eier legt, um nicht zu große Kinder zu gebären 2 ). Ebensowenig ist A. im engeren Sinn die in vielen Berichten mit dem Motiv 6 τρώαας καΐ ίάαεται wiederkehrende Erscheinung, wobei das, was den Schaden verursacht hat, ihn auch heilt. Und ebenso hat nur entfernte Verwandtschaft mit dem A . die geglaubte magische Verbindung einer u n a b h ä n g i g v o m Zauberer oder wünschenden S u b j e k t vorhandenen Erscheinung mit dem Erstrebten, da hier die zum Begriff des A . notwendige, v o m S u b j e k t selbst vorgenommene Darstellung fehlt; also e t w a : Warzen soll man bei abnehmendem Mond (s. d.) besprechen, damit sie abnehmen 3 ), oder Bohnen soll man stecken, wenn viele Leute z u m Markte gehen, damit es viele Bohnen werden 4). Sowie aber eine solche Erscheinung v o m Zauberer auch nur begrifflich dargestellt wird, ist es ein Α., wenn etwa im Zauberspruch v o m
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Analogiezauber
A b n e h m e n des Mondes e r z ä h l t wird 8 ). A l s o die irgendwie (auf eine der vier genannten Weisen) gegebene D a r s t e l l u n g gehört n o t w e n d i g z u m Α., wie wir ihn hier fassen. Eine weitere Erscheinung, die m a n ebenfalls gelegentlich unter A . begreift, s. unter E t y m o l o g i e ; anderes unter S y m pathie. A u c h W e i s s a g u n g e n und D e u t u n g e n v o n Zeichen beruhen h ä u f i g auf der S c h l u ß f o l g e r u n g aus ähnlichen Erscheinungen. Beispiele: Weibspersonen, die b e i m W a s c h e n nasse Schürzen bek o m m e n , kriegen einst einen S ä u f e r z u m Mann 8 ). W e n n das Herzle(in) der P f l a n z e w e i ß ist, stirbt j e m a n d im H a u s '). W e n n das F e u e r i m Ofen pratzelt, ents t e h t Z a n k im H a u s 8) u. a. m. *) Bavaria 1, 462; R e u s c h e l Volksk. 2, 16 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 152 Nr. 2. ARw. 14, 220. 3) G r i m m Myth. 2, 595 f. 4) E b e r h a r d t Landwirtschaft 3 , 2 ; ähnliches bei G r i m m Myth. 3, 461 Nr. 762. ') S e y í a r t h Sachsen 95 ff. ·) P a n z e r Beitrag1, 267 Nr. 184. ') H ö h n Tod 309. e) P a n z e r ι , 264 Nr. 134. s)
2. M i t t e l d e s A . s ; B e i s p i e l e 9 ) . Diese vier A r t e n des A . sollen z u n ä c h s t durch Beispiele belegt werden, eine Ausw a h l a u s d e m ungeheuern Material, das alle Zeiten und alle V ö l k e r bieten. A . und B . A n a l o g i e - W o r t u. S c h r i f t z a u b e r . Der durch das gesprochene W o r t , eine E r z ä h l u n g (Historiola nach H e i m 1 0 ) benannt), herv o r g e r u f e n e Α . : E s wird eine Geschichte im Z a u b e r s p r u c h erzählt, und a n a l o g soll das G e w ü n s c h t e geschehen. Belege hierzu bieten die Z a u b e r s p r ü c h e in Masse. S c h r e i b t m a n diese Geschichte oder diesen Z a u b e r s p r u c h auf, so h a t m a n ein Amulett oder einen wunderkräftigen Zettel, der das gleiche h e r v o r r u f t . Im 2. Merseburger Z a u b e r s p r u c h (s. d.) wird erzählt, wie Balders Fohlen seinen F u ß v e r r e n k t e und d a n n geheilt w i r d : so hilft a u c h der S p r u c h mit dieser E r z ä h l u n g gegen ähnlichen Schaden. Dieser S p r u c h w a r in unendlich vielen A b w a n d l u n g e n im G e b r a u c h u ) . Oder der sog. J o r d a n segen 12 ), der in einfachster F o r m e t w a l a u t e t : B l u t , steh' still, wie das W a s s e r i m J o r d a n still s t a n d ; es ist eine S y m p a t h i e (s. d.) zwischen Gleichnis und
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W i r k l i c h k e i t . Solche einfachen Gleichnisse begegnen oft in Zaubersprüchen, ζ. B. „ B l a t t e r fall' aus dem A u g ' / W i e der R e g e n aus der T r a u f ' " l s ) . O d e r : In der Ilias wird geschildert, wie der verw u n d e t e Diomedes v o n A t h e n a geheilt w i r d ; D u n k e l h e i t h a t schon seine A u g e n u m f a n g e n . D a erfüllt ihn die G ö t t i n m i t n e u e m L e b e n und s a g t zu i h m : „ A u c h das D u n k e l n a h m ich den A u g e n dir, welches sie deckte, d a ß du wohl erkennest den G o t t und den sterblichen M e n s c h e n . " Diese Verse werden in späterer Zeit als Zauberspruch für Augenkranke ben ü t z t 1 4 ). In vielen Fällen wird die Erz ä h l u n g des Zauberspruchs dem M y t h u s oder der religiösen L e g e n d e e n t n o m m e n , e t w a aus dem homerischen Epos oder d e m A l t e n oder Neuen T e s t a m e n t 1 δ ). S o sind auch die ä g y p t i s c h e n M y t h e n v o n A n u b i s l e ), der v o n einem Skorpion gestochen und v o n Isis geheilt wird, und v o n Horus l : ) , den T h o t heilt, i m Z a u b e r segen v e r w e n d e t worden. O d e r : Will die B a u e r s f r a u in B r e t t e n (Baden) viele j u n g e H ü h n c h e n und wenig H ä h n c h e n bek o m m e n , so sagt sie zur Henne, die sie auf die Eier s e t z t : „ E s geht a H o c h z i c h in d ' K e r c h , 'senn lauter W e i b s l e u t un numma a M a n n " 18 ). Oder u m einer K u h d a s geschwollene E u t e r zu heilen: „ D e Hisch un H a s c h / die geh'n über'n B a c h / un n e m m e de K u h / 's g'schwollene E u t e r a b " 19 ). In jeder S a m m l u n g v o n Z a u b e r f o r m e l n (s. d.) finden sich solche Beispiele 20). E r w ä h n t sei noch der Gichtzettel 21 ), in dessen T e x t die Geschichte v o n G i c h t und Gichtin erzählt wird, die über L a n d gehen und dabei Christus beg e g n e n ; er f r ä g t sie, wohin sie gehen wollen; sie a n t w o r t e n : zu den Menschen. Christus v e r b i e t e t ihnen das und b a n n t sie in den wilden W a l d . „ D a s sei dir, N. N. f zu B ü ß gezählt. Im N a m e n u s w . " ·) Die Völkerkunde 1926, 42 ff. tamela
495 ff. " ) E b e r m a n n
10)
Incan-
Blutsegen
I ff. ia ) D e r s . 24 ff.; G r i m m Myth. 3, 508. 13) S e y f a r t h Sachsen 76 f. ; G a n z l i n Sachs.Zauberformeln S. 14) L u k i a n Charon 7; H e i m Incantamenta 495ff. " ) S e y f a r t h Sachsen 130 ff. le ) R e i t z e n s t e i n ARw. 8,167 ff.; A b t Apuleius 278. ") P a u l y W i s s o w a 8, 2447. le) F e h r 1 e Bader, τ.
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Analogiezauber
64. ") D e r s. ι , 65. sl ) A b t 155 f.; P r a ti e 1 Gebete 86; T a m b o r n i n o De antiquor. daemonismo 79. 101 ; S e y f a r t h Sachsen 101 ff.; G a n ζ l i η a . a . O . 9 f. ; F r a z e r 7,104 ff. " ) Die Völkerkunde 1926, 38 ff.; ganz ähnliche Sprüche: P a n z e r Beitrags, 305; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 455; 2, 700; H ö f 1 e r Volksmedizin 31 f.; SchwVk. 1916, 98 f.
C. D e r Analogiebildzauber. Man braucht eine Geschichte nicht durch Worte zu erzählen oder durch Buchstaben aufzuzeichnen, sondern k a n n sie auch durch ein gezeichnetes, gemaltes, geschnitztes usw., mehr oder minder deutlich ausgeführtes oder auch nur andeutendes B i l d darstellen. Durch ein solches Bild erhält der d a m i t versehene Gegenstand, auch wenn es nur ein Stück Papier ist, die K r a f t eines Amuletts oder Fetischs, vorausgesetzt, daß das Bild eine wirkende K r a f t enthält. Ein solches Bild kann lediglich K r a f t z u f ü g e n d , d . h . heiligend, weihend, sakramental, kräftigend wirken (z. B. in Altkreta das Bild der Doppelaxt, bei den Germanen der H a m mer), oder es kann a p o t r o p ä i s c h wirken (z. B. abgebildete Hörner, schreckh a f t e Masken) — über diese beiden Erscheinungen s. u. Bild u. Bildzauber — oder es kann einen A. hervorrufen: dies letztere, wenn das Bild einen Vorgang darstellt, der analog dem gewünschten ist. Diesem Zweck v e r d a n k t wahrscheinlich ein Teil der aus der Steinzeit stammenden, an die Höhlenwände in Südfrankreich und Spanien gemalten Bilder ihr Dasein, insbesondere soweit sie J a g d szenen darstellen, und dasselbe ist bei den Buschmannszeichnungen neueren Dat u m s der Fall 22) : Wie aus Südafrika auf dem Bild das Tier vom Jäger erlegt wird, so soll auch in Wirklichkeit ihm das Jagdglück hold sein. So ist auch die in der hellenistischen und römischen K u n s t öfters sich findende Darstellung zu erklären: Horus, der auf den Köpfen zweier Krokodile steht oder mit der Lanze ein Krokodil erlegt M ). Auch die Darstellung des heiligen Georg, der mit dem Drachen k ä m p f t , ist hier zu nennen, eine Legende, die doch wohl irgendwie mit dem Mythus von Horus zusammenhängt 24 ). Derartige
39°
Bilder, ursprünglich als A. gedacht, können d a n n auch als apotropäisch wirkende Talismane (s. d.) aufgestellt werden, auf jeden Fall sind sie, eben durch die bildliche Darstellung, orendistische Gegenstände. Hierher gehören auch die spätantiken Amulette 25), die etwa Salomon oder einen Engel darstellen, der eine weibliche Gestalt mit einem Speer durchbohrt; dabei die Inschrift, etwa : φεύγε, μεμισημένη, Σαλομών σε διώκει. — Moderner J a g d z a u b e r aus S c h w a b e n 2 8 ) : „Bei dem Bannen des Wildes verfährt man also : Man m a c h t aus Silber, Kupfer oder Zinn das Bild eines Mannes, der in der rechten H a n d einen gespannten Bogen hält, worauf ein Pfeil liegt; im Gießen und Stechen spricht m a n ; Durch dieses Bild binde ich alles Wild im Walde, Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse usw. Wenn nun der dritte Grad des Löwen aufsteigt, so steche man auf ein gleiches Metall alle Arten Wild, und bei der Arbeit spreche m a n : Durch dieses Bild binde ich alles Wild usw. Hierauf werden beide Bilder so zusammengelegt, daß die Seiten, worauf gestochen, zusammenstoßen, und dann festgebunden und in ein grünseidenes Tuch gewickelt und bei sich getragen. Man darf aber zu keiner andern Zeit auf die J a g d gehen, als wenn der Mond im Widder, Löwen oder Schützen ist." Als A. sollte wohl auch das Bild dienen (den Kopf eines Gendarmen darstellend, umgeben von vier Messern, die auf ihn zugerichtet sind), das Zigeuner einige Tage vor der von ihnen ausgeführten E r m o r d u n g des Betreffenden auf eine halbverfallene Mauer zeichneten Altgermanische und altgriechische Amulette stellen einen durch einen Vogel oder einen Menschen gefangenen Fisch dar und dienten als Fischfangzauber M ). Eine Art von Analogiebildzauber stellen auch diejenigen Zauberzettel dar, die ein Zauberwort durch Weglassen immer des letzten Buchstabens so oft wiederholen, bis nur e i n B u c h s t a b e noch übrig bleibt; ζ. B. Abraham Juli ta Abraham Julit Abraham Juli
usw. Wie das Wort abnimmt, so soll das Fieber zurückgehen. Der A. wird hier
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Analogiezauber
noch verstärkt durch das beigezeichnete Bild des Krebses, des rückwärts gehenden Tieres " ) . S. auch Artikel Tätowieren. Nicht zu verwechseln mit diesem A.bildzauber ist der gleich zu besprechende Α., der durch B e h a n d l u n g eines Bildes ausgeübt wird, wobei also das Bild in einer Zauberhandlung das Medium darstellt.
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Tiere nach, und andere Indianer schießen mit stumpfen Pfeilen auf sie. Also, was auf den prähistorischen Höhlenbildern und nach der schwäbischen Vorschrift b i l d l i c h dargestellt wird, wird hier mimisch vorgeführt: immer zum gleichen Z w e c k des A . A u c h die alten Griechen kannten solche δρώμενα31), die auch zu beachten sind, wenn man nach der Entstehung des griechischen Dramas " ) R . E . S c h m i d t Die Kunst der Eiszeit f r a g t 3 2 ) . E t w a der Regenzauber in Ar1923; K ü h n Kunst der Primitiven i , 923; v. S y d o w Kunst der Naturvölker und der kadien, wobei bei anhaltender Dürre die Vorzeit 1923; H ö r η e s Urgesch. der bildenden Oberfläche einer Quelle unter Gebeten Kunst * 1925; M a i η a g e Les religions de la v o m Priester mit einem Eichenzweig préhistoire 1921; E b e r t Reallexikon 7, 142 if.; L e h m a n n Aberglaube * 29 f. ; ZfEthn. 58 gerührt wurde M ) , oder in R o m das (1926), 58 ff. *') Bilderatlas zur Rel.gesch. Fest der Robigalia 8 4 ), bei dem eine Lief. 2—4, Abb. 126; R o s c h e r Myth. Lex. Hündin getötet wurde: Wie sie getötet ι, 2750. *') Beri. phil. "Woch. 1914, 1492. " ) Rev. des ét. gr. 4, 287 ff. ; 5, 74 ff. ; Ρ a u 1 y - wird, so soll der schädigende Rost des W i s s o w a 4, 2376; H e i m Incantamenta Getreides vernichtet werden. Ahnlicher 480 f.; R o s c h e r Lex. 3, 2027 f.; E i t r e m A . auch bei den Hethitern und sonst VidenskapsselskapetsForhandlinger 1921,17 ff. nachgewiesen S 5 ). A u c h von deutschen »·) B i r l i n g e r AusSchwaben 1,484. »') G r o ß Gebräuchen gehören unzählige hierher: Handbuch 1, 416 f. *·) S c h e f t e l o w i t z A R w . 14, 372. 391. ,e ) F e h r 1 e Zauber 61 f . ; die B e g a t t u n g auf dem Feld (Heilige S e y f a r t h Sachsen 169 f. Hochzeit, Fruchtbarkeitszauber) 3e) ; das Feuerrad, das, an Fastnacht angezündet, D. D e r A n a l o g i e h a n d l u n g s den Berg herabgerollt wird 3 7 ) (Sonnenz a u b e r . Durch eine mimische Darstelzauber; er wird auf den schwedischen lung oder Handlung wird das parallel Felszeichnungen der Bronzezeit M ) durch damit Gehende, was wirklich sich ereignen eine b i l d l i c h e Darstellung bewirkt) ; soll, hervorgerufen. Bei dieser Gruppe der Brauch mit dem Pfingstlümmel (s. d.) können wir wieder zwei Arten unterscheiund andere Arten des Regenzaubers den: Entweder ist die Darstellung eine (s. d. u. A n m . 33) ; das Werfen des süßen einfache parallele, mehr oder minder deutR a h m s in den Nidelnächten (s. d.) u. a. m. liche oder auch nur einige wesentliche Noch ein paar Einzelheiten: Beim Säen Punkte hervorhebende Nachahmung, des Flachses soll man den Beutel oder oder aber durch ein Medium k o m m t eine das Säetuch recht hoch in die L u f t werfen, Verbindung zwischen mimischer Dardamit der Flachs hoch wächst 3S). In Anstellung und Wirklichkeit zustande; das halt steckt man, bevor man mit der AusMedium gehört der Wirklichkeit an und saat beginnt, einen möglichst langen Howird in der Darstellung benützt ; es kann lunderstock in alle vier Ecken des Flachssich dabei um ein Bild, um ein Kleidungsfeldes, u m t a n z t ihn und r u f t : So lang stück, Teil einer Person, um Namen oder sollst du werden 40). In W ü r t t e m b e r g soll auch nur Schatten handeln. — Beisein Wachsen dadurch gefördert werden, s p i e l e für die einfache parallele Dardaß man an Fastnacht das Spinnrad hoch stellung. Hier handelt es sich um K ö r p e r oben unter das Dach schiebt 41) oder bewegungen, Tänze, mimische Handdaß man mit entsprechenden Liedern lungen: Hierher gehören die Jagd- und (ζ. B. Flix, Flax, daß mein Flachs über Fischtänze der Primitiven, Büffeltänze vier Eia wachs) möglichst hoch durch das der Indianer, Känguruhtänze in AustraJohannisfeuer springt 4 2 ). In Schlesien lien u. a. m., der Regenzauber in einem sollen die Kleidungsstücke, die das K i n d altmexikanischen Fest 3 0 ). In ersterem bei der T a u f e getragen hat, an einer Falle ahmen die Indianer, als Büffel verhochgelegenen Stelle im Hause aufbekleidet (s. Maske), die Bewegungen dieser
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Analogiezauber
wahrt werden, damit das K i n d später im Leben zu einer hohen Lebensstellung gelangt ω ) . A u s Böhmen, wenn ein Bursche ein Mädchen verläßt und eine andere heiratet: Dann nimmt wohl die Verlassene, während der Bursche mit der andern in der Kirche bei der T r a u u n g ist, einen Hund, eine K a t z e und eine Henne und sperrt alle drei in eine Stube ein. Das neue Ehepaar wird sich dann ebenso zanken, wie sich Hund, K a t z e und Henne in der Stube während ihrer Trauung raufen **). Auch in kleineren Handlungen tritt dieser A . oft z u t a g e : Wird im Tale der Kleinen Vils der Gevatter zur T a u f e gebeten, so zieht er eiligst den Gevatterrock an; dies muß schnell geschehen, damit der Neugeborene recht flink werde 4 8 ). Oder: Wird die Aussteuer der Braut in das neue Heim gefahren, so darf der Knecht, der den Wagen fährt, nicht mit der Peitsche schnalzen, da sonst die Braut im Ehestand Hiebe b e k ä m e 4 e ) . V o r allem auch im Heilzauber spielt die analoge Handlung eine Rolle: U m einen Beinbruch zu heilen, umwickelt man ein vorher zerbrochenes Stuhlbein und stellt den Stuhl in die Ecke 47). O f t wird auch ohne Willen des Handelnden ein A . durch eine Handlung oder einen Vorgang hervorgerufen: W e n n man eine Weide z u m Holzbinden in einem Stalle dreht, darin Hühner, Gänse, Enten brüten, bekommen die Jungen krumme Hälse w ). W e n n beim erstmaligen Baden des Kindes die Badewanne rinnt, wird das K i n d ein Bettnässer *·). 30) P r e u ß in Globus 86, 378. 388 f.; S c h r ö t e r Anfänge der Kunst. Diss. 1914; B e r t h o 1 e t N G G , Geschäftl. Mitteil. 1926/27, 5 f. sl ) P i u l y - W i s s o w a 11, 2142. 2164 ff. sa) D i e t e r i c h A R w . 11, 163 ff.; vergleichendes Material bei W i n t e r s t e i n Der Ursprung der Tragoedie (Imago-Bücher 8) 1925. 33) P a u l y - W i s s o w a 7, 2208. 2210; 9, 2135; Ρ f i s t e r Schwaben 85 ff. ; A R w . 13, 34; F r a n z Benediktionen 2, 17 ff.; G e s e m a n n Regenzauber 63. M ) P a u l y - W i s s o w a ι , A 949 ff. 36) F r i e d r i c h Aus dem hethit. Schrifttum 1925; E h e I o l i B S B . 1925, 267; L e s k y A R w . 24, 73. 3e) P a u l y - W i s s o w a Ii, 2168 f. ; D i e t e r i c h Mutter Erde 92 ff. ; H ö f 1 e r Hochzeit 59 f. 3') Ρ f i s t e r Schwaben 84 f.; anderer Sonnenzauber: A R w . I i , 150f. 3') Bilderatlas Lief. 1, Abb. 10.
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s ·)
A n d r e e Braunschweig 226; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 57.109 f. ; G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1078; s. auch3, 448 Nr. 432. Κ nu41) c h e 1 Umwandlung 77. Eberhardt Landwirtschaft 5. " ) P f i s t e r Schwaben 83; M a r ζ e 11 Volksleben 66 f. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 198. ") G r o h m a n n 211. " ) P o l l i n g e r Landshut 240. " ) D e r s. 253. 47 j S e y f a r t h Sachsen 176 it. ") G r i m m Myth. 3, 446 Nr. 373. 4») P o l l i n g e r 243; W e t t s t e i n Disentís 172.
Die zweite A r t des Analogie h a n d · l u n g s zaubers ist die mimische Darstellung, bei der man sich eines Mediums bedient, das eine Verbindung mit der Wirklichkeit herstellt. Dies Medium kann etwa ein B i l d sein, das eine Person darstellt. Mit dem Bild werden Handlungen vorgenommen, durch die man analog die Person selbst beeinflußt. Dieser Bildzauber (s. d. und den Art. Atzmann) wird vor allem z u m Liebes- und Schadenzauber gebraucht. A b e r auch ein Kleidungsstück der betr. Person, ein Stück ihres Eigentums, ein Teil ihres Körpers (Haare, N ä g e l , Schweiß in einem Lappen) kann als Objekt dienen, mit dem, ebenfalls zu beiden Zwecken, die Zauberhandlung vorgenommen wird. Der Zauberer in Australien tötet dadurch einen Menschen, daß er ein Stückchen seiner K l e i d u n g mit Leichenfett am Feuer röstet 6 0 ). Nach deutschem Aberglauben bearbeitet man den R o c k eines Menschen mit Haselruten und glaubt, daß die betreffende Person unsichtbare Hiebe verspürt. Es braucht nicht einmal der R o c k jenes Menschen selbst zu sein; es genügt ein beliebiger Rock, über welchen man den N a m e n des betr. Menschen ausspricht 5 1 ). D a m i t im Zusammenhang steht auch der verbreitete Glaube, daß, wenn das Kleidungsstück eines Lebenden in einen Sarg mit einge^ schlossen wird, er dahinsiecht, so wie das Stück im Grabe verfault S2 ). Der Glaube, daß man mit Haaren, Nägeln usw. einen A. ausführen kann, ist seit Apuleius in mancher Erzählung, auch humoristisch, verwertet 63). Schließlich kann man auch mit dem Namen (s. d.) einer Person, auch mit ihrem Schatten (s. d.), einen A. ausführen. A u c h das Tritt- oder Stapfenstechen, d. h. das Zaubern mit der Fuß-
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Ananisapta—Anastasiushaupt
spur (s. d.), gehört hierher. Oder: Hat eine Hexe durch ihre Künste einer Kuh die Milch ausgemolken, so muß man bald hernach die Kuh noch einmal melken. Diese Milch setzt man aufs Feuer und schlägt dann mit einem Stock drein, bis das letzte Tröpflein aus dem Gefäß weg ist; je mehr man zuhaut, desto besser. Jeden Schlag bekommt die Hexe vom Teufel auf den Rücken 64). M ) C h a n t e p i e 4 I, 1 5 5 . " ) W r e d e Eifler Volksk. 95; F e h r 1 e Zauber 65; G r o ß Handbuch 1, 5 4 1 ; s. Art. Prügeln. " ) W u t t k e 1 8 6 , 2 5 5 . •») A p u l . mei. 3, 16 ff.; P f i s t e r Schwaben 44 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 5 2 ; W e s s e l s k i Märchen 196, wo weitere Nachweise. M ) W o l f Niederländische Sagen 370 f.
3. Z w e c k . Der Zweck des A. kann nach vorstehenden Beispielen ein mannigfaltiger sein. Er kann sich an Personen richten als Liebes-, Heil- und Schadenzauber, gegen Tiere als Jagdzauber, und schließlich kann er Fruchtbarkeits-, Wachstums- und Wetterzauber sein; s. die Einzelartikel. Zur Erklärung s. noch W. S t e r η Die Analogie im volkstümlichen Denken 1893; D i e t e r i c h Mutter Erde 99; Ρ r e u ß ARw. 9, 97; 13, 416. 434; B o h n e n b e r g e r 106 ff. (S.-A. 16 ff.). Pfister. Ananisapta, auch Ananizapta und Amazapta, alte Pestabwehrformel, die im Ausgang des MA.s auftritt und gewöhnlich als Akrostichon erklärt wird: „Antidotum Nazareni auferat necem intoxicationis, Sanctificet alimenta poculaque trinitas. Amen" Nach Bergner a) ist das Wort ein Notarikon wie Agla, dessen Deutung noch ausstehe. Ein Versuch, das Wort auf Mt. 27, 46; Mk. 15, 34: „asabthani" zurückzuführen 3), scheitert an der Überlieferung; das aram. wird griech. σαβαχθ-ενεί,νοη der Vulg. sabacthani (nur in vereinzelten Lesarten ζαφθ-ανεί, zapthani u. ä.) umschrieben 4) und somit dem A. wenig entsprechend. Auch die von Seligmann s ) gegebene Erklärung " 1 Ί'Λ „erhöre mich, Zabd (Engel) Gottes", hat eine Reihe Bedenken. Delrio u. a. e) denken an Anani-divinatio, aber die Wörterbücher verzeichnen kein solches Wort und JJiJ, aram. K3» müßte doch wohl mit
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O-laut transskribiert werden, wie von Theodotion zu Jes. 57, 3: uiol ώνενά (rae). Am wahrscheinlichsten ist noch die akrostichische Deutung, vgl. auch den nicht lange danach auftretenden Zacharias- und den Benedictussegen 7). ') HessBl. 20 (1921), i f f . ; 21 (1922), 56 f.; D o r n s e i f f Alphabet 179. s) Η. Β e r g η e r Grundriß d. kirchl. Kunstaltertümer (1,900), 353. 3 ) HessBl. 21 (1922), 56 f. *) D a 1 m a η Gramm, d. füd.-paläst. Aramäisch (1905), 365; T i s c h e n d o r f Novum Testamentum Graece ι (1869), 202. ·) HessBl. 20 (1921), 12. ·) a. a. O. 9. 7 ) Vgl. noch J . W o 1 f f Scrutinium amuletorum medicum (Leipzig u. Jena 1690), 3 7 1 mit Literatur aus den Schriften über die Pest. Jacoby.
Anasages, Zauberwort zur Heilung von Zahnschmerz *) T h i e r s
1, 361.
Jacoby.
Anastasia, hl., Märtyrin, genoß hohe Verehrung in den römischen Donauprovinzen, Fest 25. Dez.1). Von der Hirnschale der Heiligen ruht ein Stück seit 1053 in Benediktbeuren (Bayern). Kopfleidenden wird diese Reliquie aufs Haupt gesetzt, um sie zu heilen 2 ). Ahnliche Heilkraft maß man den Anastasiahäublein bei, Häubchen von schwarzem Taft, die während einer Messe zuerst der Hirnschale der Heiligen aufgesetzt wurden 3). Außerdem sollen Anastasiazettel heilbringend wirken 4). *) K ü n s t l e Ikonographie 56—57. ') A n d r e e - E y s n Volhskundl. 120. 3) S e h m e l i e r Bay.Wb. 1 (1872), 86, nach dieser Quelle (1. Ausg. ι, 64) L a m m e r t 26, ebenso wohl Z d V f V k . ι (1891), 295. *) A n d r e e - E y s f t a. a. O. Wrede.
Anastasiushaupt. Auf Pestschutzbriefen (s. Breve) kommt neben andern Heiligenbildern nicht selten das anscheinend gewaltsam vom Körper abgetrennte Haupt des hl. Märtyrers Anastasius, des Persers, vor, das noch überdies eine deutliche Hiebwunde an der Stirn trägt 1 ). Das Bild scheint in der Legende begründet, nach der Anastasius mit einer Axt erschlagen und enthauptet worden ist®). Aus diesem Grunde ist er auch Patron gegen Kopfweh 3 ). J ) Abbildung s. A n d r e e - E y s n Volkskundliches 68. «) A A . S S . Boll. (22.) Jan. 3, 35 ff. 3 ) K e r l e r Patronale der Heiligen (1905) 206. Hof f mann- Krayer.
397
anbauen—Andreas, hl.
anbauen. Das Fieber wird „gewendet" oder „angebaut", indem man Leinsamen unter Hersagen eines Segens auf dem Acker anbaut: wie der Same aufgeht, muß das Fieber weichen *). Vgl. F i e b e r , (Krankheit) ü b e r t r a g e n . 1 ) H ö f e r Wb. der ... in Österreich üblichen Mundart 3 (Linz 1815), 1 3 1 = G r i m m Myth. •2, 981 f. Bächtold-Stäubli.
anbinden. Heilkräftige Mittel werden angebunden, umgeknüpft, um den Arm, Hals, Leib getragen. Die lateinischen Quellen des MA.s nennen dies l i g a menta, ligaturae, phylact e r i a 1 ) . Der neuere Name ist „Angehenke" 2 ), vgl. Angebinde (s. d.) s ). In Schlesien wird a. im Sinne von „stellen" (s. bannen) gebraucht *). S. A m u l e t t , A n g e h e n k e , B ü n d e l c h e n , Einbund. ') G r i m m Myth. 2, 982. 1003 f.; 3, 345. ") Ebd. 2, 982; 3, 466 Nr. 869. 870 (aus E 1 1 n e r s Hebamme 859 u. 862). s) DWb. 1, 338. 4 ) K ü h n a u Sagen 3, 189 Nr. 1 5 6 1 ; 3, 224 Nr. 1586. Bächtold-Stäubli.
398
Auch der bereits in den ahd. Glossen belegte Name „Gottvergeß" ('gotvirgeze', 'gotvergeze') weist auf abergläubische Beziehungen. Als hexenvertreib e n d erweist sich der Α., wenn er, nachts zwischen I I und 1 2 Uhr auf einem Friedhof gepflückt, zum Scheuern der Milchgefäße benutzt wird, damit die Butter zusammengeht 3 ), oder wenn er dem freßunlustigen Vieh an den Hals gehängt wird 4). Der A. muß in der Johannisnacht geholt werden 5 ). Unter die Bienenstöcke gelegt, soll er die Bienen zum Brüten reizen e). In der Sympathiemedizin scheint der A. früher öfter gebraucht worden zu sein 7 ). «) S A V k . 23, 167. 1 7 1 f. s) Anhalt: W i r t h Pflanzen 32. 4) W i l d e Pfalz 4. ') Prov. Sachsen: Veckenstedts Zs. 3, 308. ·) Urquell 5, 22. ') HessBl. 5, i66; S é b i I l o t Folk-Lore 3, 497; ZfVk. 2 1 , 1 5 3 . Marzell.
Andreas, hl. Der erstberufene Apostel, im Range nur dem Petrus und dem Paulus nachstehend. Sein Attribut ist das schief gestellte Kreuz (s. A.kreuz). anblasen s. b l a s e n . I. Mit dem A.t a g e (30. Nov.), der fast mit dem Beginn des Kirchenjahres Anblick. Ausdruck f ü r den bösen Blick zusammenfällt und daher manche Neubei den Wenden im Spreewald. jahrsbräuche an sich gezogen hat, beS c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 100. 106. ginnt eine aller Art von W e i s s a g u n g 107. 202. Seligmann. offene Zeit. Was einem in der A.nacht Anblicks- oder Angesichtskörner, d. s. t r ä u m t , geht in Erfüllung*). Der Päonienkörner. Sie schützen bei den Bursche, der am A.tage einem Mädchen Wenden die Menschen vor dem bösen zuerst b e g e g n e t , wird ihr Mann 2). Blick, epileptischen Krämpfen und plötzDie A.nacht ist eine der sog. Loslichem Unwohlsein, das Vieh vor dem nächte. Vor allem suchen heiratsIgel. lustige Mädchen den z u k ü n f t i g e n V e c k e n s t e d t Wend. Sagen 470, § 20—22; L i e b h a b e r zu Gesichte zu bekommen, ZfEthn. 1877, 450; S e l i g m a n n Blick 2, 79. sei es im Traume oder in einer SpukSeligmann. gestalt, oder wenigstens irgendeinen AnAndorn (Gottvergeß, Berghopfen, weihaltspunkt für seine Herkunft und Art ßer Dorant, Mariennessel ; Marrubium zu gewinnen 3 ). Die dazu angewendeten vulgare). Mittel sind fast zahllos, wiederholen sich 1. B o t a n i s c h e s . Lippenblütler (Laübrigens zum großen Teile auch zu andebiate) mit gegenständigen, filzig behaarrer Zeit und Gelegenheit, namentlich zu ten Blättern und weißen Blüten, deren Neujahr. Die häufigsten sind folKelchzipfel zottig behaart sind. Hin und gende: Das Mädchen kniet am Abend vor 1 wieder auf Schutt und an Dorfstraßen ). ihr B e t t und bittet den hl. A. in einem 1 ) M a r ζ e 1 1 Kräuterbuch 332 f. herkömmlichen Spruche, ihr im T r a u m den künftigen Liebsten zu zeigen 4). Oder 2. Der A. wird manchmal dem geheims nisvollen Dorant (s. d.), dem bekannten I es setzt sich dazu auf den Bettrand ) oder 2 hexenwidrigen Mittel, gleichgesetzt ). I steigt rückwärts oder mit dem linken
399
Andreas, hl.
F u ß e zuerst ins B e t t *), s p r i n g t darauf h e r u m *), t r i t t gegen die B e t t l a d e 8 ) u n d s c h ü t t e l t sie 9 ). G e s c h ü t telt wird a u c h der Zipfel der B e t t d e c k e 10 ), der Z a u n u ) , i m besonderen der G a r t e n z a u n (der erste, der vorbeigeht, ist der Z u k ü n f t i g e ) 1 2 ) oder ein Erbz a u n (ein bellender H u n d zeigt d a n n die R i c h t u n g an, w o h e r der E r s e h n t e k o m m t ) 1 3 ) ; ferner die W ä s c h e s t a n g e 14 ) oder ein B a u m 1 5 ). A u c h wickeln die Mädchen bunte Bänder um Zaunpflöcke, sehen a m a n d e r n Morgen zu, wie der Z a u n b e s c h a f f e n ist und e n t n e h m e n daraus die A r t ihres B r ä u t i g a m s l e ) . D a s M ä d c h e n legt a u c h ein S i l b e r s t ü c k v o r s B e t t , t r i t t mit dem F u ß e darauf und betet, d a ß ihr der Z u k ü n f t i g e im T r a u m e erscheine 1 7 ). Z u gleichem Z w e c k e streut es G e t r e i d e oder L e i n s a a t unter das K o p f k i s s e n 18 ) oder in alle v i e r W i n k e l der K a m m e r 1 9 ) . Oder es legt Zettel und S p r ü c h e unter den K o p f *>) oder einen S p i e g e l 2 1 ) ; oder es sieht in den Spiegel 22) oder durch ein A s t l o c h 2 3 ) . A u c h setzt es sich an den Herd und s a g t ein V a t e r u n s e r rückw ä r t s h e r 2 4 ) oder sieht n a c k t in den S c h o r n s t e i n 2 5 ) . (N a c k t h e i t ist ü b e r h a u p t bei vielen dieser H a n d l u n g e n V o r s c h r i f t 2 6 ) . ) V e r b r e i t e t e r B r a u c h ist, d a ß das M ä d c h e n (nackt, mit einem neuen Besen) die S t u b e f e g t 2 7 ) oder den T i s c h d e c k t und mit Speisen b e s e t z t M ) . Allerlei Schlüsse k a n n man a u c h aus d e m Β 1e i g i e ß e η ziehen 29 ), sowie aus dem ins W a s s e r g e s c h ü t t e t e n W e i ß e n eines E i e s 30 ), aus s c h w i m m e n d e n S c h ä l c h e n und L i c h t e r n 3 1 ) oder P a p i e r p f e n nigen32). I m klaren Wasserspiegel, selbst i m Wasserglase, k a n n m a n den Freier schauen 33 ). D a s G r e i f e n v o n G e g e n s t ä n d e n aus dem Wasser gibt manchen Hinweis 34 ), desgleichen das S c h e i t e r g r e i f e n 3 6 ) und das Greifen in den Schafstall36). N i c h t minder bed e u t s a m ist das H o r c h e n auf das E c h o 3 7 ) , auf die R e d e n i m N a c h b a r hause **), auf die S t i m m e n i m Hühnerstall n a c h dem A n k l o p f e n 3e ) oder auf die A n t w o r t der K u h 4 0 ) . A u c h Kreuz-
400
w e g e laden z u m Horchengehen ein und selbst auf das f r i s c h e Grün legt das Mädchen sein Ohr und lauscht, ob nichts zu hören sei ^2). D a s Körnerpicken des H a h n e s 4 3 ) und der sich der Glücklichen z u w e n d e n d e G ä n s e r i c h 4 4 ) verheißen Heirat. D a s Mädchen schreibt auch die 24 B u c h s t a b e n mit K r e i d e an die T ü r und greift mit verb u n d e n e n A u g e n danach. Der getroffene ist der A n f a n g s b u c h s t a b e des N a m e n s des k ü n f t i g e n G e l i e b t e n 4 S ) . So werden a u c h auf zwölf Zettel die N a m e n begehrenswerter Freier geschrieben und unter d e m Z w ö l f u h r l ä u t e n z u m Fenster hinausgeworfen bis auf einen, den das M ä d c h e n unter das K o p f k i s s e n l e g t ; a m andern Morgen w e i ß sie ihren Z u k ü n f tigen 46 ). In verschiedener A r t k o m m t das W e r f e n zur A n w e n d u n g , namentlich des S c h u h e s 4 7 ) , eines Strohkranzes oder Holzspanes auf einen Baum oder einer heil gebliebenen Apfelschale, die den N a m e n s a n f a n g des k ü n f t i g e n L i e b h a b e r s ergibt 49 ). D a s Essen eines A p f e l s b e w i r k t dessen Erscheinen ®°) ; a u c h das Essen eines Η e rings51). Die M ä d c h e n tun auch S t r u m p f - oder K o p f b ä n d e r in eine Mulde, schwingen sie, und die, deren B a n d zuerst h e r a u s s p r i n g t , heir a t e t zuerst 62 ). A u s den in Wasser gestellten A p f e l - oder Hollerzweigen, die zu Weihnachten b l ü h e n , schließt m a n auf die Z e i t der Hochzeit 53 ). W e n n ein M ä d c h e n a m A . m o r g e n an einem Gewässer eine K n o s p e an einem S t r a u c h e entdeckt, wird es bald heiraten 6 4 ). Im E m m e n t a l b a c k e n die Mädchen Brötc h e n , zu denen sie das Mehl aus drei H ä u s e r n z u s a m m e n g e b e t t e l t haben. Im T r a u m erscheint dann der Zuk ü n f t i g e 65 ). Im Sarganserland z w i n g t das M ä d c h e n den k ü n f t i g e n Freier zu einem Stelldichein, wenn es „ G s c h i r r b l ä t z " siedet und i m m e r darin h e r u m s t o c h e r t 5 6 ) . A l l e diese Mittel und noch m a n c h e andere gehen untereinander verschiedenartige V e r b i n d u n g e n em und sind oft noch mit allen möglichen E i n z e l b e s t i m m u n g e n belastet und in ihrer A u s f ü h r u n g erschwert. Obrigkeit und K i r c h e verurteilen diese
Andreas, hl.
4οι
„schädliche superstitiones", auch wenn sie nicht unter Anrufung des T e u f e l s geschehen 5 7 ), der sich mitunter hineingemischt haben soll M ). Die Frauen überwiegen in der Anwendung dieser Wahrsagungsmittel. Doch werden sie auch von den Männern nicht verschmäht 6 9 ). So sagt L o g a u : „ W a n n St. A . - A b e n d kürnt, pflegt jeder, der sich will beweiben, A u c h die, die sich bemannen wil, ein hitziges Gebet zu treiben" eo ). ') S c h r a m e k Böhmerwald 113. ') H o f f m a n n - K r a y e r 96. 3) Urquell N.F. 1, 69 f f . ;
S a r t or i
Sitte
u. Brauch
3, 10 f.;
D r e c h s l e r 1, 3 f. *) Urquell 1, 70; R e i s e r Allgäu 2, 177; ZfdMyth. 1, 87 (Oberharz); Strackerjan 1, 108; Frischbier Hexenspr. 162. 5) M e s s i k o m m e r 1, 157 f. ·) SchwVk. ι, 14; 10, 28; H o f f m a n n K r a y e r 97; V e r n a l e k e n A Ipensagen 337; J o h n Erzgeb. 143 f. ') R e i n s b e r g Böhmen
517.
8)
Meier
Schwaben
2,
455;
B i r l i n g e r Volksth. 1, 342 f.; SchwVk. 1, 86; V e r n a l e k e n Alpensag. 337; ZfVk. 5, 415. 8, 398.; F r i s c h b i e r 162; K ö h ler
Voigtland
383;
John
Westböhmen
5;
S c h r a m e k Böhmerwald 113; Urquell 1, 100 (Isergebirge). *) M e y e r Baden 167. 10) ebd. 167; B i r l i n g e r Volksth. 2, 444; J o h n
11 ) Westböhmen 3. L e h m a n n deutsche 127. 12 ) M a n ζ Sargans
Sudeten140; Ur-
quell ι, 100. 13) N o r k Festkalender 750; K ö h l e r Voigtl. 400; W o l f Beitr. 1, 121 (Oberharz); Urquell N. F. 1, 71 (Harz). Bloßes Hundebelien: G r i m m Myth. 3, 470 (964) " ) K ö h l e r Voigtl. 382. 572; J o h n Erzgeb. 142. 15) J o h n Erzgeb. 141. le ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 176. ") R e i s e r Allgäu 2, 177. le) F r i s c h b i e r Hexenspr. 162. ") H a u ρ tLausitz
1, 200; R e i η s b e r g Böhmen
517 (auf den Fußboden). so) M e y e r Baden 167; Urquell N.F. 1, 73 f. (Polen). ») S t o l l
Zauberglauben Volksk. 115.
23)
152. M ) L a u f f e r Niederd. R e i n s b e r g Böhmen 5 1 7 .
96 ; M a η ζ
Sargans
») Urquell N.F. I, 79. ") S c h a m b a c h M ü l l e r 238. ») W e i n h o l d Ritus 6 f. ; R e u s c h e i Volksk. 2,21; S a r t o r i S.u. Br. 3, 10, A 2. ") M e i e r Schwaben 2, 455; B i r l i n g e r Volksth. 1, 341; SAVk. 2, 216; SchwVk. 10, 28; H o f f m a n n - K r a y e r 140 ;
S t o 11 Zauber gl.
152 f.; M e y e r Baden 168. M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz i, 140 f.; W o l f Beitr. 1, 121 f.; D r e c h s l e r 1, 13; Urquell N.F. 1, 73 f.; K ö h l e r Voigtl. 383; SAVk. 13, 3; 25, 144; M a n ζ Sargans 140; G r i m m
Sagen'
149 (115); Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 17 f. ") Η ö r m a η η Volksleben 204; B i r l i n g e r Volksth. ι , 341 ; S c h r a m e k Böhmerwald i n ; John Westb. 2. 80) M e i e r Schwaben 2, 454 f.; M e y e r Baden 166.
31)
Urquell N.F. 1, 73;
Schramek
112.
402
«) J o h n Erzgeb. 141. " ) ZföVk. 3, 9; M e s s i k o m m e r ι, 158; Η o f f m a n η - Κ r a y e r 96; S t o l l Zaubergl. 178 f. 81) K ö h l e r Voigtl. 400 ; aus Töpfen : J o h n Westb. 2 ; S c h r a m e k 112. 3t) ZfVk. 9, 442; S c h u lé η b u r g
Wend.
Volkst.
126;
Reins-
b e r g Böhmen 515 f. ; SAVk. 15, 3; K a p f f Festgebr. 5. 3*) SAVk. 15, 3; H o f f m a n n K r a y er 96. 3?) W u t t k e 367 (Ostpreußen). M) K ö h l e r Voigtl. 383; Reinsberg Böhmen 516. 39) D r e c h s l e r i , n ; J o h n Erzgeb. 142.
40)
J o h n Erzgeb. 142. " ) D r e c h s -
η er
Vk. 159.
l e r 1 , 1 1 ; K ö h l e r Voigtl. 383. «) Β r u n n e r Ostd. Vk. 160. 43) D r e c h s l e r 1, 11. " ) M e y e r Abergl. 215. " ) W u t t k e 333. Ähnlich das „Stippein" in Ostpreußen: B r u η Óstd.
*·) J o h n
Erzgeb.
142;
Voigtl.
380;
vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 112. ") M e s s i k o m m e r 1,158; Η o f f m a η η - K r a y e r 97; M a n z Sargans 140; J o h n Westb. 2 f. 4β) J o h n Erzgeb. 140; L e h m a n n Sudetendeutsche 128. ") M a n z 140; V e r n a l e k e n Alpensag. 337 f. ; S é b i l l o t FolkLore 3, 398. «·) Urquell N.F. 1, 71 f. (Elsaß); Birlinger Volksth. 1, 341; Wuttke Sdchs.Vk.
371.
") K ö h l e r
Β r u η η e r Ostd. Vk. 160. «) S c h u l e n b u r g Wend.Volkst. 126. " ) Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 17 f. u ) R e i n s b e r g Böhmen 519 ") SAVk. 15, 3. " ) M a n z Sargans 140. ") P a n z e r Beitr. 2, 271. 273. a ) M e y e r Baden
169.
69)
Meyer
Baden
168;
Bir-
l i n g e r A .Schw. I, 380. In Schlesien tun sich Mädchen und Burschen zusammen : L e h m a n n Sudetendeutsche 128. M) D r e c h s l e r ι, 3. 2. A . gilt überhaupt als H e i r a t s v e r m i t t l e r und wird daher von den Mädchen um einen Mann a n g e f l e h t e l ) . U m einen Freier zu bekommen, schneidet das Mädchen sich a m A . a b e n d v o n dem „ G e s i c h t e " am Bienenstock ein Spänchen Holz ab und trägt dies immer bei sich ea ). In der ermländischen Kathedrale k ü ß t es zu gleichem Zwecke die am A . t a g e ausgestellte Statue des Heiligen ®). Durch Kranzbinden wird auch die T r e u e des Schatzes e r f o r s c h t M ) . Endlich wird A . im südlichen Baden auch um K i n d e r s e g e n angefleht M ), und das Kloster Arnsburg hatte die Verpflichtung, den Frauen von Münzenberg, die guter Hoffnung waren, jährlich a m A . t a g e einen mit Weizen gemästeten Eber zu liefern β β ). Zur E r k l ä r u n g der Bedeutung des hl. A. für Ehe, Liebe und weibliche Fruchtbarkeit f ü h r t man verschiedene Gründe an: eine Beziehung zum Gotte Frô, z u m Gleichnis v o n den 10 Jung-
Andreas, hl.
403
frauen am letzten Sonntage vor A d v e n t , zur Antiphon „concede nobis hominem j u s t u m e t c . " im Festes-Offizium am A.tage und z u m griechischen άνήρ β7). Das meiste wird zur Zauberkraft des Tages schon der Umstand beigetragen haben, daß er eben die zauber- und geheimnisreiche Adventszeit eröffnet. «) Urquell N . F . 1, 76. 78 f. 2, 113 f.; W o l f Beitr. 2, 101. «*) K ö h l e r Voigtland
381.
«) Β r u η η e r
Ostd. Vk.
246.
") S c h r a m e k Böhmerwald 112. ,s ) M e y e r Baden 168. «·) Urquell N.F. ι, 192. «') Ebd. ι, 76. 3. A u c h der T o d kündet sich an diesem T a g e an. W e n n ein Bursche oder ein Mädchen einen S a r g hinter einem B a u m e sehen, so sterben sie l e d i g M ) . W e n n beim Horchen am Fenster der Nachbarn von einem B e g r ä b n i s die Rede ist, erfolgt ein Todesfall β β ). Das Auseinanderfallen eines Häufleins S a l z oder M e h l droht das gleiche an 70). A u s der L a g e des geworfenen Schuhes ergibt sich Auswanderung, Sterben oder Gesundbleiben 71 ). «·) SAVk. 15, 4; H o f f m a n n - K r a y e r 96. ··) J o h n Westb. 3. ,0) K ö h l e r Voigtl. 381 ; W u 1 1 k e 330. " ) S c h r a m e k Böhmerwald
III.
4. A . wird um gutes W e t t e r angegangen 72 ). Sein T a g ist für die W i t t e rung m a ß g e b e n d 7 3 ) . E r bringt den W i n t e r heran 7 4 ). A . s c h n e e „ t u t den Saaten w e h " und bleibt hundert T a g e liegen 7 5 ). A u s einem Glase Wasser kann man sehen, ob ein nasses oder ein dürres Jahr folgen werde 7e ). Z w i e b e l oder N u ß s c h a l e n , mit Wasser gefüllt, geben A u s k u n f t über die Witterung der nächsten zwölf M o n a t e 7 ! ) . ") Urquell N.F 1, 77. " ) S a r t o r i Sitte u. Br. 3, i l , A. 4. '«) Urquell N. F. 1, 77. 78. ") L e o p r e c h t i n g Lechrain 201 ; R e i s e r Allgäu 2, 179; SAVk. 2, 280; J o h n Westb. 5; S c h ö n w e r t h 2, 135; Urquell 1, 100, N.F. ι, 77. '·) D r e c h s l e r 1, 14; G r i m m Myth. 3, 470 (963). ") SAVk. 2, 222. 5. A . ist der G e s u n d h e i t derlich. Er wird als G i c h t r ο η und gegen die A . k r a η k (ignis sacer = Milzbrand, Rotlauf) rufen w ) . Ein a m A.tage v o n einem dorn geschnittenes „Sprisenhölzli",
fört ρ a h ei t angeWeißin der
404
Tasche getragen, zieht Holzsplitter aus dem Körper 7 9 ). Münzen mit dem A.s e g e n gelten als blutstillendes Mittel ®°). helfen auch gegen Schlagfluß 81 ). Kinder, die an H u s t e n leiden, müssen die Statue des Heiligen u m a r m e n M ) oder sein angebliches Grab berühren 8 3 ). V o m A . b r u n n e n in einem Seitentale des Idarbaches holte man sich noch um 1680 heilwirkendes Wasser 8 4 ). Mädchen, die am A . abend b a d e n , werden davon gesund und heiraten bald 8 5 ). Und wer am A . t a g e s t i r b t , k o m m t v o m Mund auf in den Himmel 8 ®). A u c h die Fruchtbarkeit der B ä u m e fördert es, wenn man sie am A.abend, während die Feierabendglocke läutet, mit Strohseilen umwickelt 8 7 ). ™) B i r Ii n g e r A.Sthw. 1, 449; ZfVk. 5, 5; Urquell N.F. 1 , 7 1 ; vgl. 192. '·) H o f f m a n n · K r a y e r 96. ®°) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 372. ") ZföVk. 13, 102. ") S é b i l 1 o t Folk-Lore 4,150. ") Ebd. 4,160. ") D i e η e r Hunsrück 81. •») H o v o r k a u. K r ö n f e l d 2,177. ββ) H ö r m a n n Volksleben 204; Urquell N.F. 1, 71. 87) D r e c h s l e r 1, 14. 6. Besonders günstig ist die A.nacht, um verborgene S c h ä t z e zu heben 88). In einem über Nacht aufgestellten Wassergefäße hofft man G e l d zu finden 8 9 ). Überhaupt treibt allerlei S p u k und Z a u b e r sein Wesen. W e n n man sich in der A.nacht auf einen K r e u z w e g stellt, so bringt der T e u f e l Schätze90). Die H e x e n von Meseritz feiern ihre Z u s a m m e n k ü n f t e 9 1 ) . A m A.abend soll man Z w e i g e abschneiden und ins Wasser stellen; wenn einer dann am Weihnachtsabend blüht, soll man ihn in die Kirche mitnehmen, dann sieht man dort alle Hexen 9 2 ). M i l c h darf am A.tage nicht aus dem Hause gegeben werden, sonst wird sie behext 9 3 ). Der Feuermann zeigt sich in der A.nacht 9 4 ). Wer mit einem in dieser N a c h t geschnittenen H a s e l s t o c k auf ein Kleid schlägt, kann damit die Person treffen, die er im Sinne h a t 9 S ) . Die Fischer von Hartheim sagen: Andrees macht den L a c h s bös 9 e ). 88) M e y e r Baden 481; M e s s i k o m m e r I, 158. ") Η o f f m a η η - Κ r a y e r 96. V e r n a l e k e n Alpensag. 337. ") K n o o p Posen 82; vgl. H o f f m a n n - K r a y e r 96.
405
Andreaskreuz—Anfang, anfangen
") S c h u l e s b u r g Wend. Volkst. 126; V e r n a l e k e n Mythen 285; Reiser, auf A . in Wasser gestellt, gehen Weihnachten auf: S a r t o r i 3, I i A. 5. Blühen sie dann, so kommt der Bund mit der Liebsten zustande: J o h n Erzgeb. 143; blühen sie nicht, so blüht auch das Geschäft nicht: ebd 252. " ) W u t t k e §705. M ) M e i c h e Sagen 280. " ) M e y e r Baden 482. ··) Ebd. 463.
7. Schon a m A.tage beginnen die der ganzen Adventszeit eigentümlichen U mz ü g e verkleideter und mehr oder weniger lärmender Gestalten, die der A u s treibung böser M ä c h t e und der F r u c h t b a r k e i t der Feld e r dienen®7). Die A.nacht ist die erste K l ö p f l e s n a c h t (s. Klopfnacht) " ) . Arme ziehen als S t e r n s i n g e r umh e r " ) und gehen um das „ A n d r e a s T r o a d " (Getreide) betteln 10°). Kinder hängen ihre S t r ü m p f e ans Fenster und kriegen darin b e s c h e r t 1 0 1 ) . — V o n der Bedeutung des A.tages als F e i e r t a g zeugen noch Sagen, die von seiner E n t w e i h u n g durch Arbeit am Vorabend und von der S t r a f e dafür erzählen 102 ). A m Tage vorher soll niemand spinnen 103 ). ") H o f f m a n n - Κ r a y e r 103; Lütolf Sagen 104; W o l f Beitr. 2, 101; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 126 ; W i t z s c h e i Thüringen 2, 155; M e y e r Baden 33. •8) Z f V k . ι , 304; S a r t o r i 3, 12 A . 11. ·») ZfdMyth. 3, 336 f. "«J H ö r m a n n Volksleben 204. l01 ) R e i n s b e r g Böhmen 518. 102) M e i e r Schwaben 1, 294 f.; B i r l i n g e r los A.Schw. I, 73. 173 f. ) Schulenburg Wend. Volkst. 126; S é b i l l o t Folk-Lore ι, 140 (Nieder-Bretagne). In Böhmen aber gehört den Mädchen alles Garn, das sie an diesem Abend spinnen: R e i n s b e r g Böhmen 518. Sartori.
Andreaskreuz nennt man ein Kreuz, das aus zwei schräggestellten Balken ( X) besteht. Die Tradition erzählt, daß der Apostel Andreas an einem solchen K r e u z den Märtyrertod erlitten habe, doch ist diese Überlieferung erst mittelalterlich und läßt sich im christlichen A l t e r t u m noch nicht nachweisen 1 ). Es wird im Zauber gebraucht, so bei einer Praxis, um Diebe zu e n t d e c k e n 2 ) : „deinde scutella cum aqua imponatur circulo, transversa obliquaque mixtim cruce insignito", als Schutzmittel gegen B l i t z 3 ) , man lost damit 4), benutzt Schlüssel, in deren B a r t
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sich ein A . b e f i n d e t 6 ) ; auch wird seine Form für die gewöhnliche "f öfters in Formeln angewendet, u m anzudeuten, daß ein K r e u z geschlagen werden soll. Das A . findet sich häufig auf übelabwehrenden Gegenständen. ') H e r z o g - H a u c k Real-Encycl. 1 1 , 9 6 ; O. Z ö c k l e r Das Kreuz Christi (1875), 75; L. C o u a r d Altchristi. Sagen a. d. Leben Jesu u. d. Apostel (1909), 85; A l b e r s Das Jahr 298; W u t t k e Sachs. Volksk. 453 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 276; B e c h s t e i n Thüringen 1 , 2 5 9 ; D r e c h s l e r Schlesien 1, 14; L i e b r e c h t Zur Volksk. 388. ') W i e r fl« praestigiis daemonum (Basel 1577), 523 lib. 5 c. 5. 8) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 14. 4) Urquell N . F . ι (1897), 191. 6) S e l i g m a n n Blick 2, 10. Jacoby.
Andreasmonats. D e z e m b e r . Andvari s. Z w e r g . Anemone s. W i n d r ö s c h e n . Anfang, anfangen.
A.szauber
nennt
man die Anstalten, welche durch besondere Vorsicht und Berücksichtigung der magischen Z u s a m m e n h ä n g e x ) bei Inangriffnahme eines Unternehmens diesem die besondere Gunst des Schicksals sichern sollen 2 ). Dachte 3 ) man doch, daß v o m A n f a n g eines Unternehmens oder Vorgangs auf dessen Fortgang weitgehende Wirkungen ausgeübt werden 4 ). Man war daher bestrebt, Tage von allgemein günstigem Einfluß auszuwählen, ungünstige zu vermeiden. Solche Tagwählerei (s.d.) kannte schon das Judentum 6 ), noch mehr das alte B a b y l o n und Ä g y p ten ®). Nach altem Kalenderglauben standen die einzelnen Tage der Woche in Zusammenhang mit gewissen planetarischen Ereignissen, welche ihrerseits den Fortgang jeder Arbeit, wie eben jedes irdische Geschehen, beeinflussen. D a jeder Planet mit einem besonderen Gott in Verbindung gebracht war, galt es entsprechend auch f ü r angebracht, gerade am Tage des Gottes jene Geschäfte zu besorgen, denen eben dieser Gott vorstand, wie auch jene zu unterlassen, die ihm zuwider waren. So beginnt man einen K a m p f am Dienstag, dem dies Martis (s. Krieg), obwohl dieser T a g ebenso wie der Mittwoch sonst nicht als Glückstag gilt. A m Donnerstagabend soll man nicht spinnen, am Don-
Anfang, anfangen
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nerstag, dem Thorstag, auch kein Holz hauen. Heiraten soll man a m Dienstag, damit bei Beachtung der drei Tobiasnächte das erste Beilager am Freitag, dem T a g e der F r e y a stattfinde; allenfalls auch a m Donnerstag 7 ). Neben den Wochentagen spielt für den A n f a n g eines Werkes auch wohl der Mondund Gestirnstand eine Rolle. Heiraten soll man bei zunehmendem Monde 8) ; zunehmender Mond ist allem Beginnen, das eine Zunahme herbeiführen will, günstig. Nichts Neues soll man am Unschuldigen K i n d e r t a g 9 ) , am F r e i t a g 1 0 ) , am S a m s t a g 1 1 ) , Mittwoch 1 2 ) oder Dienstag 1 3 ) anfangen; am Donnerstag (Hexentag) nichts Wichtiges, vor allem keine Ehe beginnen 1 4 ). Ein W e r k soll man am Montag 15 ) oder am kürzesten Tage l e ) oder zu Neujahr 17 ) beginnen, wobei die symbolischen Zusammenhänge zwischen dem Wachsen der W o c h e (der Tageslänge) und dem Wachsen der Arbeit zutage liegen. Doch soll man nach anderer Überlieferung Montags nicht anfangen zu säen 1 8 ), und ebenso meinen andere, es bringe Glück, Freitags eine Arbeit zu beginnen 1B ). Dieser scheinbare Widerspruch begegnet schon in alten Traditionen. Der S a b b a t t a g als S a t u r n t a g galt bald als günstig, bald als ungünstig 2 0 ), weil Saturn selbst ein ambivalenter Planet ist. Die T a g e haben auch Einfluß auf den Verlauf des Wetters. W i e das W e t t e r sich an einem Monatsersten, der auf einen Donnerstagfällt, anläßt, so bleibt es 2 1 ). Wenn es Freitag anfängt zu regnen, regnet es die ganze W o c h e 2a ). Das W e t t e r am Neujahrstag ist maßgebend für das ganze Jahr«), Das mittelalterliche Christentum (Eligius) b e k ä m p f t e bisweilen die T a g w ä h lerei 24 ). ») W i d 1 a k Synode v. Liftinae 2 7 . l ) S c h m i d t Gottesidee 1, 468. ') M e y e r Weihnacht 73 ff.
') B o h n e n b e r g e r
Nr. 1, 19.
6)
Jere-
mias Altorientalische Geisteskultur 170. ·) D e r s. Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients 63 f. ') S i m r o c k Mythologie too. ·) E b d . 600. ·) Grab d. Aberglaubens 2,
237. 10) F o g e l Pennyslvania 260 Nr. 1360; 261 Nr. 1364. ») Ebd. 261 Nr. 1361. 1! ) Ebd. 250 Nr. 1298 f. ") S c h u l t z Alltagsleben 241. ") L i e b r e c h t Zur Volksk. 337; W o l f
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Beiträge 1, 6gil. ») G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 821. " ) Grab d. Aberglaubens 1, 13. " ) G r i m m
Myth. 3, 480 Anm. 7. «) Ebd. 3, 441. » » F o g e l Pennsylvania 250 Nr. 129. ") J e r e m i a s Das Alte Testament im Lichte des Alten
Orients
65. " ) ZdVfVk. 1914, 60. ") Ebd. 1914, 59. M)
N i l s s o n Studien zur Vorgeschichte d. Weih-
nachtsfestes, ARw. 19, 69 ff. M) G r i m m Myth. 3, 401; ARw. 20 (1920), 116.
2. Man versucht deshalb auch bei Beginn einer Fahrt sich durch ein „ W e i ß Gott der liebe H e r r " M ) unter höheren Schutz zu stellen 2e ). „ H e l f G o t t " sagt der Bauer, bevor er ein Gerät a n f a ß t oder eine neue Arbeit beginnt 2 7 ). Das Brot wird vor dem Anschneiden (s. d.) mit dem Kreuzeszeichen, das B u t t e r f a ß mit Salz und Weihwasser gesegnet (s. Abwehrzauber). Aller wichtigen landwirtschaftlichen Tätigkeiten A . ist mit einer Weihe verbunden 2e ). Der Einzug des Neuen Jahres wird mit festlichen Gelagen gefeiert, damit das Jahr so weiter in Überfluß sich fortsetze M ). In ähnlicher Gedankenverbindung läßt man von den Speisen etwas über Nacht übrig 30). Ein Kind, das zum erstenmal ausgetragen wird, bringt man zuerst die Treppen hinauf, ehe man hinuntersteigt, damit es auch im Leben steige S1 ) ; wird es zum erstenmal in eine fremde W o h n u n g gebracht, reicht man ihm etwas Eßbares, ein Ei 32 ). Beim ersten Kleidchen des Kindes darf nichts abgehandelt werden 3 3 ), das erste Geschenk muß ihm entweder die Mutter 34) oder der P a t e 3S) geben. Den ersten K ä u f e r darf man nicht fortgehen lassen 3 8 ) ; auch der Preis, den K a u f leute und Gastwirte für den ersten Verkauf erhalten, ist bedeutungsvoll 3 7 ). Der A. v o m Hochzeitstag ist bedeutsam für die Ehe 3 8 ); das Hochzeitsfest ist denn auch überall mit A.szauberbräuchen umgeben 39). Beim Beziehen einer neuen Wohnung wird zuerst Brot und Geld m ) hineingebracht, man läßt eine K a t z e voranlaufen 41 ). Nicht eigentlich A . im a k t i v magischen Sinn, sondern Zauber im passiv abergläubischen, ist die Beobachtung der verschiedenen Zeichen (s. Angang), durch welche die Schicksalsmächte ihre Hilfe und Zustimmung versprechen oder verweigern.
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anfassen—Angang
F ä n g t ein U n t e r n e h m e n schlecht an, so ist dies als W a r n u n g des Schicksals aufzufassen, d a ß es einen üblen Verlauf h a b e n w i r d 4 2 ) . M a n soll eben deshalb sich eines g u t e n A . s nicht allzu sehr rühmen. „ D e n Vogel, der f r ü h singt, f r i ß t abends die K a t z e " 43 ). M a n b e m ü h t sich daher durch B e f r a g u n g 44 ) des Schicksals, d e n Willen G o t t e s oder die V e r h ä n g u n g des F a t u m s zu erforschen (s. Los). V o r B e g i n n einer T r e i b j a g d w i r f t der Treiber seinen S t o c k in die H ö h e : f ä l l t er f l a c h , g i b t es keinen E r f o l g ; spießt er sich in die Erde, so h a t man G l ü c k und z w a r auf das sovielte Mal, als der S t o c k g e w o r f e n 45 ). " ) D r e c h s l e r Schlesien 2,18. " ) Τ i e d e Gotteserkenntnxs 332. " ) M a a c k Lübeck 16 ff. ») S a r t o r i 2, 54. ») Ebd. 3, 266. «·) Ebd. 3, 29. 81) F o g e l Pennsylvania 38 Nr. 55; 39 Nr. 58, 59. " ) S a r t o r i ι, 26. ,a ) Rockenphilosophie 2, 198. " ) F o g e 1 Pennsylvania 37 Nr. 44. »*) Ebd. 37 Nr. 45. »·) Rockenphilosophie ι , 139; 2,109. " ) ZdVfVk. i l (1901), 278. " ) B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 19. *·) S c h ö n w e r t h Oberpfalz passim; S i r t o r i ι , 93. " ) S a r t o r i 2 , 1 1 . 41) L i e b r e c h t Zur Volksk. 358. «) K ö h l e r Voigtland 394; J o h n Erzgebirge 34; W u t t k e 209 und 290; D r e c h s l e r Schlesien 2, 194. " ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 47. " ) ARw. 20, 384. " ) S c h ö η w e r t h 3, 273 ff. K. Beth. a n f a s s e t ! s. b e r ü h r e n . Angang. V o r b e m e r k u n g . Im Interesse einer möglichst klaren Darstell u n g des außerordentlich vielseitigen A.sa b e r g l a u b e n s empfiehlt sich z u n ä c h s t die F e s t l e g u n g einer b e s t i m m t e n Terminologie. Der einfachste Fall eines A . s k a n n auf zwei Weisen a u s g e d r ü c k t w e r d e n : I. „ D e r J ä g e r begegnet einem alten W e i b " und 2. „ D e m J ä g e r begegnet ein altes W e i b " . In diesem Musterbeispiel können S u b j e k t und O b j e k t v e r t a u s c h t werden, ohne d a ß sich der Sinn v e r ä n d e r t . N i c h t möglich w ä r e dies in dem gleichfalls noch z u m A . s a b e r g l a u b e n zu rechnenden Beispiel: „ D e r W a n d e r e r f i n d e t eine N a d e l " . D a a u ß e r d e m in dem ersten Beispiel der J ä g e r die b e w u ß t e , denkende, die Beg e g n u n g deutende und v o n ihr beeinf l u ß t e , das alte W e i b dagegen die zufällige, u n b e w u ß t w i r k e n d e K o m p o n e n t e des V o r g a n g s ist, bezeichnen wir in unserer D a r s t e l l u n g die dem J ä g e r des
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Musterbeispiels entsprechenden F a k t o r e n als S u b j e k t d e s A . s , die d e m alten W e i b e entsprechenden als O b j e k t d e s A.s. B e g r i f f s b e s t i m m u n g . Unter A . v e r s t e h t m a n im allgemeinen das zufällige Z u s a m m e n t r e f f e n eines, meist menschlichen, S u b j e k t e s mit einem oder mehreren O b j e k t e n aus der belebten, seltener der u n b e l e b t e n N a t u r , insoweit diesem Z u s a m m e n t r e f f e n n a c h geltender abergläubischer Meinung eine f ü r das Subjekt zukunftkündende Bedeutung innewohnt. Die überaus zahlreichen W e t tervorzeichen, die aus d e m Erscheinen oder dem V e r h a l t e n gewisser T i e r e gezogen werden, sowie andere, einer persönlichen B e z i e h u n g auf das S u b j e k t entbehrenden D e u t u n g e n bleiben daher hier unberücksichtigt. V e r b r e i t u n g (allgemeine). Der G l a u b e an den A . ist eine der a m weitesten über Zeiten und R ä u m e verbreiteten E r s c h e i n u n g s f o r m e n des A b e r glaubens x ), er ist bei den alten B a b y loniern und A s s y r e r n 2 ) ebenso festzustellen wie in der Neuzeit, in Neuseeland s ) ebenso wie in D e u t s c h l a n d . Hier kann, v o n gelegentlichen Vergleichen abgesehen, nur der deutsche A . s g l a u b e beh a n d e l t werden, wobei j e d o c h auf sein A u f t r e t e n im g e r m a n i s c h e n und griechisch-römischen A l t e r t u m k u r z eingeg a n g e n w e r d e n m u ß , d a hier v i e l f a c h zweifellos eine w u r z e l h a f t e V e r b i n d u n g vorliegt. G e r m a n i s c h e u n d antike W u r z e l n des A.sglaubens. Der heutige A . s g l a u b e geht einerseits auf A n s c h a u u n g e n der germanischen V o r z e i t , andererseits auf a n t i k e E i n f l ü s s e zurück, die i m dt. A b e r g l a u b e n , z. T . als u n g e w o l l t e W i r k u n g kirchlicher V e r b o t e und B e i c h t f r a g e n , v i e l f a c h zu b e o b a c h t e n sind. Die H a u p t s t e l l e f ü r A . s g l a u b e n i m A l t n o r d i s c h e n ist R e g i n s m á l 20 ff. 4 ), w o Odin den Sigurd über die f ü r den z u m K a m p f Ziehenden g ü n s t i g e n A n g ä n g e belehrt ( v o r a u f f l i e g e n d e r R a b e , vorbeiziehendes K r i e g e r p a a r , heulender und v o r a u s l a u f e n d e r W o l f ) . V o n den Germanen b e r i c h t e t T a c i t u s 8 ) , d a ß sie a u f
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Angang
Vorzeichen (auspicia) ebenso wie auf Losweissagung großen Wert legten; unter ersteren dürften die Angänge miteinbegriffen sein. Auf A. ist auch die weitere Angabe des Tacitus zu beziehen, daß es bei den Germanen üblich gewesen sei, avium voces volatusque interrogare β ). Im griech.-röm. Altertum war, wie u. a. die unten zusammengestellte reichhaltige Nomenklatur beweist, der Glaube an A. außerordentlich stark verbreitet und zwar sowohl in der Form der Deutung zufälliger Begegnungen, als auch in der einer kunstmäßig nach bestimmten Regeln vollzogenen Beobachtung, wie sie vor allem in der römischen Vogelschau vorliegt 7 ). So nimmt denn auch der Glaube an den A. in der Polemik der Kirche gegen das Heidentum eine wichtige Stelle ein; Ausgangspunkt ist ζ. T. der ins Decretum Gratiani aufgenommene und dann immer wiederholte Passus des Augustinus gegen den A. und andere heidnische Meinungen. Die Konzilienkanone sowie die Bußordnungen und Predigten vom frühen MA. bis tief in die Neuzeit hinein wiederholen das Verbot immer aufs neue, und zwar meist in wörtlicher Übereinstimmung. Schon daraus geht hervor, daß man dabei nicht den speziellen A.sglauben der verschiedenen Länder, sondern die aus dem Altertum bekannten Formen im Auge hatte 8). Eine zusammenfassende Darstellung auch nur des deutschen A.sglaubens gibt es noch nicht, doch wird er, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, an zahlreichen Stellen der vkdl. Literatur mehr oder weniger ausführlich behandelt. Vollständigkeit der Quellenangaben ist, zumal bei seinen bekanntesten und verbreitetsten Erscheinungsformen, unmöglich und gerade in diesen Fällen auch kaum erforderlich. 1 ) T y l o r Primitive Culture 1 (1920), 119; deutsche Ausg. von Sprengel und Poske 1, 120; Α η d r e e Parallelen 1, 8; H o p f Tierorakel ι ff. ') U n g n s d Deutung der Zukunft (Der 3 Alte Orient 10, 3) 29. ) D a η ζ e 1 Magie und Geheimwissenschaften 11 ff. ') E d d a übers, v. G e n z m e r (Thüle 1) 130; G r i m m Myth, 2, 940; G o 11 h e r Myth. 639; G e r i n g Weissagung 10; weitere Stellen s. G r i m m a. a. O. Anm. 2. ') Germ. cap. 10, dazu M ü 1 -
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1 e η h o f f Altertumsk. 4, 222 f. ·) M ö l l e n h o f f a. a. O. 229 verweist auf J o s e p h u s Antiqu. Jud. 18, 6, 7, wo ein gefangener Germane dem späteren König Agrippa das Erscheinen eines Uhus als glückverheißend deutet, freilich im Gegensatz zu der sonst üblichen Bedeutung seines A. ') P o t t e r Antiqu. of Greece ι (ι8ι8), 397! G r i m m Myth. 2, 937; B o u c h é - L e c l e r q Hist, de la divin. ï , 1 2 1 ; H o p f Orakeltiere 9 ff.; H a l l i d a y Greek Divination 172. 253; S t e m p l i n g e r Aberglaube 44. 8) A u g u s t i n , de doctr. christ. 2, 20; Decret. Gratiani 26, q. 2 c. 6; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 f. Zusammenstellung der Konzilienbeschlüsse usw. bei T h i e r s Traité 1, 196, a m reichhaltigsten bei Β o e s e Superstit. Arelat. 12. 42. 47. 64.
N a m e . Die allgemeinste Bezeichnung ist altn. heill ahd. heil, ags. hœl, auf alle Arten von Vorzeichen bezüglich; die Beobachtung derselben wird ahd. mit heilisôn, heil scouwôn, ags. mit hâlsian, heel sceávian bezeichnet 9 ). Eine besondere Form der A.sbeobachtung, die bei dem Subjekt das Motiv des Zufälligen dadurch aufhebt, daß der A. unter bestimmten Zeremonien erwartet wird, war vielleicht die in nordischen Quellen vielfach erwähnte útiseta10), bei der sich der Seher oder die Seherin nachts draußen, d. h. im Freien, hinsetzen mußte. Damit zu vergleichen ist ahd. hleodarsâza = sitzen, um Orakel (ahd. hliodar, ags. hleóáor = Stimme, Orakel) zu hören. Ebenso wie das Christenrecht der norwegischen Gesetze (nicht der isländischen) die útiseta als heidnisch bekämpft und hleodarsâza von der Kirche verdammt wurde, wird in mittelalterlichen Beichtfragen das „Sitzen am Kreuzweg auf einer Stierhaut, um die Zukunft zu erkennen" als heidnische Sünde bezeichnet n ) . Die mhd. Bezeichnung ist aneganc, widerganc, widerlouf, mnl. ghemoet (schwed. mot). Im ma. Latein werden neben dem klassischen augurium, das sich ursprünglich nur auf die Vogelschau bezieht, auch die Bezeichnungen superventa, congressionum initia, initialia 12), observantiae 13) gebraucht. Im Griechischen bezeichnet man die A. a l s ένόδιοι σύμβολοι 14 ) , ένόδια αύμβολα 1 5 ) ( ένόδια συναντήματα, έκ σοναντήματος οίωνίσματα,
άπαντήσεις le ), auch ένόδιον schlechtweg 17), man sprach von einem ξύμβολος δρνις i8 ) ( einem δυσάντητον θ-έαμα oder einem ούσφημον
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Angang
χληΐώνιομα 19 ). Im heutigen deutschen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung „ A n g a n g " mehr ein volkskundlicher Fachausdruck als ein im Munde des Volkes lebendes Wort, und zwar bezeichnet man damit sowohl den V o r g a n g der Begegnung selbst als auch die gute oder schlechte Bedeutung des Objektes („der Hase hat einen schlechten Α . " ) oder auch das Objekt selbst; vereinzelt findet sich auch f ü r die tierischen Objekte die Bezeichnung „ L o s t i e r e " . Eine Spur des A.sglaubens liegt vielleicht in der Ausdrucksweise: „ W a s ist dir denn begegnet" u. ä. vor 2 0 ).
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von Mann oder F r a u 22 ). In Oberösterreich geht die Dirne mit den Abfällen des Störi ( = Fastnachts)-Brotes am Weihnachtsfasttag 1 2 Uhr mittags auf ein Weizenfeld und späht, ob nicht irgendwo ein Mann geht. In der Richtung heiratet sie im nächsten J a h r . Oder man geht am hl. Abend während des Gebetläutens zum Brunnen, um Wasser zu holen; wer einem auf dem Wege begegnet, den heiratet man 23 ). Sehr häufig wird allein oder hauptsächlich die e r s t e Begegnung auf einem Gange im J a h r e , in der Woche, am T a g e berücksichtigt M ). Neben diesen als Anfangstermine (s. d.) ·) G r i m m Myth. 2, 940; Müllenhoff 10 Altertumsk. 4, 229. ) M e i ß n e r ZfVk. 27, zu deutenden Zeiten sind gewisse Tages-, 100. u ) Ebd. 102; M ü l l e n h o f f a . a . O . Jahres- und Festzeiten besonders wichtig " ) G r i m m Myth. 2, 937. 940; 3, 323; zur Beobachtung von Angängen. S o 13 F r a n z Nik. de Jawor 189. j Vi η c e η t i u s 25 2 27 Β e l l o v. Spec. Mor. (Ausg. v. 1624) 1 1 1 9 . M i t t a g ) , Mitternacht «), F r üeh j a h r ) , Weihnachten ) . " ) A i s c h y l o s Prom. 487. " ) E u s t a - Dreikönigstag t h i o s H.1,62. Nach S u i d a s s. v. Μελάμπους ») M e i ß n e r ZfVk. 27, 100 ff. (útiseta); gab es unter dem Namen dieses apokryphen W u 1 1 k e 248 § 359; ZrwVk. 3, 65 (SilvesterAutors eine Sonderabhandlung περί συμβολών. nacht, Kreuzweg) ; S c h ö n w e r t h Ober· *·) B o u c h é - L e c l e r q Hist, de la divin. 1, Pfalz ι , 140 (Neujahrsmorgen, Torweg, nach u 121. ") C r a m e r Anekdota 4,241. ) AriGenuß bestimmten Gebäcks). " ) Η i l l n e r s i ο ρ h. Aves 721. ie ) L u k i a n Eun. 6; Siebenbürgen 12. ί3 ) B a u m g a r t e n Das 20 Pseudol. 8. 17. ) H ö f l e r Organotherapie 289. Jahr, neu hrsg. von D e ρ i η y Heimatgaue (Linz) 7, 9 f. ; vgl. Ρ i i s t e r Hessen 166. ,4 Art, Zeit, Ort und Verlauf ) L u k i a n Pseudol. 17 έκτρεπόμε&α καΐ d e s A.s. Im allgemeinen beschränkt sich μάλιστα εΐ Ιωθ-εν Ιδοιμεν αύτούς . . . èv ¿ίρχ·ΐ) δε και έν θύραις ini tf¡ πρώτη έξάίφ και ΙωΛ-εν τοδ das Subjekt des A.s darauf, die sich ihm δπαντος Ixouf, vgl. Eunuch. 6; O v i d Fasti 1, zufällig irgendwie bietenden Objekte zu 178: omina principiis inesse soient; A g r i p p a beachten und zu deuten. Doch kommt es De occ. philos. 1 cap. 54 (1, 78 ed. Bering, Dt. auch vor, daß der A . gewissermaßen herAusg. 1916, ι, 252); Unoth 1, 182; ZrwVk. 12, 58; SAVk. 24, 64; H e y 1 Tirol 417. 751 f.; ausgefordert wird, indem sich das SubG r i m m Myth. 2, 942 (Saxo über Slaven). jekt an Orten und zu Zeiten, die irgendVgl. das Märchenmotiv der Weihung des Erstwie zauberische Bedeutung haben oder begegnenden. — N e u j a h r : G r i m m Myth. annehmen können, hinsetzt oder aufstellt 2, 941; W u t t k e 2 0 8 § 288; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; A 1 b e r s Das Jahr 49; und auf die dort sich bietenden Α., beB a u m g a r t e n Das Jahr, Heimatgaue 7,13 ; sonders den ersten, wartet. A m kunstV e r n a l e k e n Alpensagen 343. 345; Staumäßigsten ist diese Form in der etrusb e r Zürich 2, 127; Hoffmann-Krayer kisch-römischen Vogelschau ausgebildet, 118; M a n ζ Sargans 123; W r e d e Rhein. Volksk.* 120; F o g e l Pennsylvania 98 nr. 399; doch findet sich Verwandtes auch im ZfVk. 4, 318; 8, 400; 27, 2; SAVk. 12, 214; 21, Deutschen 2 1 ). Das bewußt Zauberische 201 ; Alemannia 25, 52. — M o n t a g : S c h ö n dieser Form des A.sglaubens spricht sich w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e 2 0 8 §288; H e r r m a η η ZfVk. 4, 306; Boeder auch darin aus, daß das Subjekt beEhsten 97. — M o r g e n s : G r i m m Myth. 2, stimmte magisch wirkende oder als 941; 3, 471; W u t t k e 208 §288; M e y e r Opfergaben zu deutende Gegenstände Aberglaube 135; C a s p a r i Homilía 7 § 9; mit sich führen oder gewisse magische S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 273; Wrede Rhein.Volksk.3 120; F o g e l Pennsylvania 108 Handlungen vollziehen muß. In Siebennr. 459; ZfVk. 4, 326; 17, 453 (Perrault, vgl. bürgen reitet ζ. B . die Schwangere, um T h i e r s Traité 1, 209; S é b i l l o t Folk· das Geschlecht des Kindes zu erkunden, Lore 3, 22); SAVk. I2, 214; ZrwVk. 12, 58. auf einem Stecken mit geschlossenen " ) ZrwVk. Ii, 258 (Spinne, vgl. 12, 58; Unoth ι, 186 nr. 114; G e r h a r d Franz. Novelle 73 ; Augen auf die Gasse und wartet auf A.
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H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30); beim Warten auf Α.: B a u m g a r t e n Das Jahr, Heimatgaue 7, 9. " ) F o g e l Pennsylvania 99 nr. 402, vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 100. " ) Allgemein beim Erblicken erster Zugvögel, wie Kuckuck, Schwalbe, Storch, auch des ersten Bauern und der ersten Bachstelzen, G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1086/87. ··) H o f f m a n n K r a y e r 122 (Dämmerung) ; H e y 1 Tirol 417. a ) M e y e r Baden 199; B a u m g a r t e n in Heimatgaue 7, 10.
H a s e 4 ä ) oder d a s R e b h u h n 4 ' ) Feuer, Bachstelze und K a t z e einen Brief 47), ein Schimmel Verheiratung der Kuckuck Geld 49), die Bachstelze Zusammentreffen mit Bekannten ^ verkündet. Andere Sonderbedeutungen werden bei der Behandlung der einzelnen A.stiere zur Sprache kommen, besonders bei Storch und Schmetterling.
Allgemeine und besondere D e u t u n g e n d e s A.s. In den meisten Fällen wird ein A. schlechthin als günstig (g.) oder ungünstig (ug.) bezeichnet. H a t das S u b j e k t einen bestimmten Beruf (s. u.), so spezialisiert sich dementsprechend die B e d e u t u n g des A.s; der J ä g e r h a t günstigen oder ungünstigen J a g d erfolg, der K a u f m a n n Gewinn oder Verlust zu erwarten usf. Andere Spezialbedeutungen sind durch die N a t u r des Objekts oder eine naheliegende sympathetische Auslegung zu erklären. Dahin gehört vor allem die Bestimmung des Geschlechtes des nächsten Kindes •"J, des nächsten Toten 81), des zu erwartenden Kalbes 32), je nachdem der Begegnende ein Mann oder eine Frau ist. Aus dem Vornamen oder Namen der ersten Person des anderen Geschlechtes, d e r man unter bestimmten Voraussetzungen begegnet, schließt m a n auf den Namen des oder der Zukünftigen 3 S ), bisweilen ist sie überh a u p t d a s zukünftige Gemahl 34) ; ein Arzt bedeutet K r a n k h e i t 35), ein Soldat oder Richter Gefängnis s e ). Tiere, die durch ihr Aussehen oder ihre Stimme unheimlich sind, künden den Tod, so Krähe, Dohle, Elster, Uhu und andere Eulen, Kiebitz 3 7 ), heulender H u n d 3 8 ) . Schwarze F a r b e ist stets von ug. Bedeutung, weiß meist, wenn auch nicht immer, g. 39 ). Sympathievorstellungen liegen zugrunde, wenn das auf dem Dache singende Rotschwänzchen Feuer 4 0 ), die schwatzhafte Elster Besuch 41), ein dem Leichenzug begegnendes Zwiegespann 42) oder auch dem Brautzug begegnende Verwandte eine unglückliche Ehe, eine F r a u mit leeren H ä n d e n einen vergeblichen Besuch 44) bedeuten. Zum Teil auf mythische oder sympathetische Bedeutung, z. T. wohl auf Willkür geht es zurück, wenn der
G r i m m Myth. 3, 437; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 45; H i l l n e r Siebenbürgen 12. 38; Wolf Beiträge 1, 2 1 2 . ) G r ü n e r Egerland 61; H ö h n Tod 7, 345; J o h n Westböhmen 166; D e r s. Oberlohma 161 ; R e i s e r Allgäu 2 , 3 1 3 ; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 32; SAVk. 2, 218; 7, 132; Urquell 1, 9; ZfVk. 5, 97· " ) W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 278. ss ) P f i s t e r Hessen 166; W o l f Beiträge 1, 210. '*) M e y e r Baden 199 (auf dem Kirchgang am ersten Weihnachtstag). , s ) W u 1 1 k e 208 § 288. " ) W u 1 1 k e ebd. ») D r e c h s l e r Schlesien 2, 230 f. ; W u 1 1 k e 201 § 274; Unoth ι , 183 nr. 66. ω ) allgemein, vgl. W u 1 1 k e 198 § 268. " ) s. u. Sp. 424 f. unter Hund, Katze, Pferd, Rind, Nadel. « ^ D r e c h s l e r Schlesien 2, 227. " ) Ebd. 2, 230, vgl. Q v i g s t a d Lappischer Aberglaube (1920) 14. ") K ö h l e r Voigtland 254. " ) W u t t k e 210 § 291. ) K ö h l e r Voigtland 3 9 3 . " ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 234. *') W u t t k e 205 § 281. «) ZrwVk. 12, 58. ") ZfVk. 12, 388. *·) D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 228; ZrwVk. Ii, 258. M) ZrwVk. 12, 58. sl
M
Ist das Objekt ein lebendes Wesen, so ist die übliche und daher meist nicht besonders betonte Form des A.s das Entgegenkommen oder Kreuzen des Weges. Bisweilen jedoch werden Unterschiede gemacht; entgegenkommende Schafe bedeuten Glück, von rechts nach links kreuzende Unglück 51), ein entgegenkommender S ä m a n n ebenfalls Glück 52 ). Während im allgemeinen den Griechen die rechte, den Römern die linke Seite als günstig gilt, gibt es im deutschen Aberglauben darüber keine Einheitlichkeit, wie sich unten bei der Behandlung der einzelnen Objekte erweisen wird. Unterschieden wird auch, ob das Objekt an dem Subjekt vorbei- 5 3 ) oder ihm voran- 6 4 ) oder hinter ihm hergeht 55 ). Handelt es sich um zwei Subjekte, so wird das Hindurchgehen des Objekts zwischen beiden allgemein als ug. angesehen 5e) ; ebenso gilt das Hindurchgehen zwischen zwei Objekten als ug. 57 ).
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Die Anzahl der Objekte ist auch sonst bedeutungsvoll M ), ebenso die drei- oder mehrmalige Begegnung desselben Objekts. Bei Schwalbe, Käfer, Storch (s. d.) wird beobachtet, ob man sie fliegend (g.) oder sitzend (ug.), beim Frosch (s. d.), ob man ihn im Wasser (g.) oder auf der Erde (ug.) sieht; weitere Spezialbestimmungen über A r t und Ort der Begegnung werden bei der Einzelbehandlung der Objekte erwähnt werden. V o n Wichtigkeit ist auch Zweck und Ziel des Weges, auf dem der A . eintritt. In den meisten und daher hier nicht einzeln zu belegenden Fällen heißt es: „ w e n n man über L a n d geht, auf einem Besuch oder Geschäftsgange, einer Reise i s t " u. dgl. ; von besonderer Wichtigkeit sind die Angänge, die sich auf dem Wege zur T a u f e Μ ), Trauung w ) und zum Begräbnis e l ), zur oder von der Kirche ®2) einstellen. Dasselbe gilt, wenn sich das S u b j e k t in einem bestimmten Zustand befindet, daher müssen Freunde M ), Liebende und Freiersleute M ), Ledige e6 ), Hochzeitsreisende β β ), Schwangere β 7 ), Wöchnerinnen a ) besonders sorgfältig auf A . achten; selbst beim neugeborenen K i n d wird beobachtet, was es außer Mutter und Hebamme z.ierst sieht β9). " ) K l a p p e r MschlesVk. 21, 88; G r i m m Myth. 2, 944; 3, 466. '») W u t t k e 208 § 288. " ) Katze g., sonst meist ug., Hund ug. : F o g e 1 Pennsylvania 101 nr. 417. M ) G r i m m Myth. 2, 938. 940, F o g e 1 a. a. O. 108 nr. 464 (Hase g., sonst fast immer ug.). M) W u t t k e 199 § 268 (Hund g., sonst oft ug.) ; G r i m m Myth. 2, 947 (Elster von vorn gesehen g., von hinten ug) ; W u t t k e 202 § 275 (Elster über den Weg laufend ug.). " ( A u g u s t i n u s de doctr. christ 2, 20 (Hase, Hund, Knabe), daraus im Decretum Gratiani und in ma. Hss., s. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85 f., vgl. G r i m m Myth. 3, 467 nr. 894. ") F o g e 1 Pennsylvania i n nr. 478; G r i m m Myth. 2, 941. ω ) Zwei Elstern g.; eine ug.: Drechsler Schlesien 2, 230; drei Männer g.: Grimm Myth. 3, 323; SAVk. 2, 211; ähnlich in Italien: A n d r e e Parallelen 1, 9; in Belgien: RTrp. M) H i l l n e r 27, 144. Siebenbürgen 38; H ö h n Gebur 4, 270; S c - ö n u r c t t h Oberpfalz I, 168 nr. 6. ">) G . i m m Myth. 3, 463 nr. 833. .,75 nr. 1088; F o g e 1 Pennsylvania 67 nr. 215; G r o h m a n n nr. 916; W u t t k e 210 § 291 ; SAVk. 12, 214:15, 10, ZrwVk. 5, i i 8 Λ1 ) H ö h n Tod 7,345; J o h n Erzgebirge 115; Westböhmen 166; Grüner Egerland 61; Köhler Voigtland 254; R e i s e r Allgäu
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2, 313; W u t t k e 469 § 746; SAVk. 2, 218; Urquell 1, 9. " ) M e y e r Baden 199; SAVk. 24, 66. ·') G r i m m Myth. 3, 467 nr. 894; F o g e l Pennsylvania 99 nr.405; L i e b r e c h t Zur Volksk. 327; Urquell 3, 247. ·*) G r i m m Myth. 2, 942; H e s e m a n n Ravensberg 67, vgl. B o e d e r Ehsten 71; T h i e r s Traité 1, 297. e5) G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1087; W u t t k e 208 § 275. «·) SAVk. 7, 132. ·') H i l l n e r Siebenbürgen 12; ZfVk. 4, 318. M) G r i m m Myth. 3, 437; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 45; W o l f Beiträge 1, 212. ") W u t t k e 209 § 288.
Beschaffenheit und Verhalten des Subjekts. Abgesehen v o n den im vorigen Abschnitt aufgezählten Modifikationen spielt der A . f ü r bestimmte B e r u f e , meist für solche, die besonders v o n der Gunst des Zufalls abhängig sind, eine bedeutsame Rolle, in erster Linie für Jäger 7 0 ), ferner für Bettler 71 ), Diebe 7 2 ), Fischer 7 3 ), Handwerksburschen 7 4 ), Krieger 7 5 ), Milchfrauen 7 8 ), Säende 7 7 ), Schiffer 7 8 ), Totengräber 7 9 ). A u c h für Tiere kann der A . v o n Bedeutung sein, so f ü r die K u h , die vom Bullen k o m m t ; hier bestimmt das Geschlecht des Objekts das des zu erwartenden Kalbes 8 0 ). Je nach ug. oder g. Bedeutung des A.s regelt sich das V e r h a l t e n des S u b j e k t s . Im ersten Fall wird meist empfohlen umzukehren, wieder heimzugehen und auf den W e g zu verzichten 81 ) ; übrigens ist unzeitiges Umkehren selbst ein böses Vorzeichen 8 2 ), ebenso wie das Stolpern (s. d .). Sehr zahlreich sind die apotropäischen Handlungen bei einmal erblicktem Α., wenn man nicht etwa aus der Ferne dem A . ausweicht und einen anderen W e g einschlägt 8 3 ) oder das A.stier einfach v e r j a g t oder erschießt 8 4 ) oder dem A . ausweicht, wobei bald die linke, bald die rechte 8S) Seite empfohlen wird. Solche Abwehrmittel sind: Man spuckt aus 8e ), man geht drei Schritte zurück 8 7 ), man dreht sich dreimal um 8 8 ), m η bekreuzt sich 89 ) oder spricht eine Besegnungsformel *"), man wirft drei Steine über die Übergangsstelle 91 ), man hält den Daumen gegen das A.stier 9 2 ), man macht drei Verbeugungen 9 3 ), man sagt zu der begegnenden alten F r a u : „ E u c h ebensoviel" 9 4 ). Wer einen Rot-
haarigen gesehen hat, trachtet danach, hinterher einen Schimmel zu erblicken 9 6 ). Der Jäger, dem eine alte Frau begegnet ist, legt sich zu Boden und läßt sie über sich wegschreiten 9 6 ), oder er geht zurück, umschreitet einmal sein Haus und verrichtet seine Notdurft 9 7 ), oder er kehrt um, sieht in der K ü c h e z u m R a u c h f a n g empor und dreht sich um oder setzt sich im Zimmer einen Augenblick nieder w ). In bestimmten Fällen muß man, um sich die Erfüllung eines g. A . s zu sichern, gewisse Handlungen vornehmen, so sich wälzen oder auf die Tasche klopfen, ζ. B. beim ersten Erblicken v o n K u c k u c k , Schwalbe und Bachstelze 9 9 ). m ) G r i m m Myth. 2, 940 ff.; 3, 323; F o g e 1 Pennsylvania 98 nr. 401 ; K l a p p e r MschlesVk. 21, 87; D e r s . Schles.Volksk. 257; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 164; W i t z s c h e i Thüringen 2, 277; ZrwVk. 11,257, vgl. A n d r e e Parallelen
2,
42;
B o e d e r
Ehsten
71;
T h i e r s Traité 1, 208. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275. ") W u t t k e 204 § 280. ,3 ) G r i m m Myth. 2, 940; 9, 323; F o g e l Pennsylvania 112 nr. 486; S a r t o r i Sitte u. Brauch ι , 162; v g l . B o e d e r Ehsten 71;
H a r o u La mer 413; S é b i l l o t Folk-Lore 3. 99· ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275. ") G r i m m Myth. 2, 939. 'β) G r o h m a η η 230. ") Kronauer Amt mdl. Mitt. ,β ) G r i m m Myth. 2, 938 (HA.). '·) ZfVk. 5,97. »») W i t z s c h e l Thüringen 2, 278. M) Zahllose Belege; bereits im Altertum, s. L u k i a π. Eunuch, c. 6 und im MA. M e y e r ^ berglaube 227. n ) D r e c h s ler
Schlesien
2, 194; J o h n
Westböhmen
251.
") W u t t k e 208 § 288; 288 § 422 u. ö. '*) D r e c h s l e r Schlesien 2, 230 (schreiende Elster mit einem Besen) ; W u t t k e 200 § 270. n ) D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89; W u t t k e 200 § 270 (Schweineherde. Von links kommender Hase ; dabei muß man wegsehen) . e e ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 227 (dreimal), 234 (auf einen Stein und wirft diesen über die Stelle) ; MschlesVk. 2, 64 (dreimal auf die Übergangsstelle); H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 317 (dabei eine Nadel und etwas Heu fallen lassen) ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 273 ; vgl. Β o e c 1 e r Ehsten (dreimal, dabei fluchen). " ) B r ä u ner
420
Angang
419
Curiositäten
489; B r o n n e r
Sitt
u.Art
159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 ; L a u b e Teplitz 50 (dabei ausspeien); S c h ö n w e r t h
Oberpfalz 3, 274.
234; W u t t k e
ω
) D r e c h s l e r
Schlesien
2,
200. § 270; ZfdMyth. 3, 310
(a. 1612). ») G r i m m 8
Myth. 2, 942. ·») W o 1 f
Beiträge 1, 257, doch ist hier vielleicht mehr ein Mittel gegen Räuber gemeint ; s. J o h n Erzgebirge 34. ") D r e c h s l e r
Schlesien
2, 234;
MschlesVk. 2, 65; vgl. T h e o p h r a s t Char. i6. ·*) G r i m m
Myth. 3, 456 nr. 643 (a. 1787).
•3) D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 (Schweine).
118 (Schweine, 3 Knickse, 3 Verbeugungen und Berührung von Eisen), vgl. die Sitte, dem Wiesel Schmeicheleien zu sagen: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 24, dort weitere Entsprechungen aus franz. Aberglauben. M) G r i m m Myth. 3, 471 nr. 976.
es
) F o g e 1
Pennsylvania
104
nr. 435. M) G r i m m Myth. 2, 941. •'J D r e c h s l e r Schlesien
2, 201. " ) J o h n Westböhmen 251.
··) D r e c h s l e r
Schlesien 2, 193. 227. 228.
Die O b j e k t e des A.s. A. M e n s c h e n . I. Nähere Bestimmungen allgemeiner A r t . Der A . eines g u t e n oder eines s c h l e c h t e n Menschen am Neujahrstage ist vorbedeutend für den Charakter des ganzen Jahres 10°), besonders g. ist, zumal für Jäger, ein s c h ö n e s Mädchen 101 ), g. sind f r ö h l i c h e Männer 102 ), ug. z o r n i g e 103 ). J u n g e 1 0 4 ) Menschen gelten fast ausnahmslos als g., a l t e 105) als ug., u n v e r h e i r a t e t e l o e ) Personen und s c h w a n g e r e 107) Frauen als g. Die sorgfältige oder nachlässige K l e i d u n g des ersten zu Neujahr begegnenden Mannes ist maßgebend für den Verlauf des ganzen Jahres 10e ), ein Begegnender in Trauerkleidung ist g., wenn man auf dem Wege zum Trauerhause ist 1 0 9 ), eine Person in b l a u e m Kleid galt im 17. Jh. als u g . u o ) . R o t h a a r i g e sind ug. m ) , Männer mit dem V o r n a m e n ' Johannes g. 1 1 2 ). W i c h t i g ist darauf zu achten, was der Begegnende t r ä g t l l s ) : W a s s e r u 4 ) oder leere G e f ä ß e 1 1 S ) oder gar nichts l l e ) Tragende, besonders wenn es Frauen sind, sind ug., ebenso Kranzträger 1 1 7 ) ; Leute mit vollen Gefäßen dagegen g. 1 1 8 ). G e h e n d e sind ug., R e i t e n d e im allgemeinen g. 119 ), P f l ü gende g· 120 ), G r a b e n d e ug. 1 2 1 ), Säende g. 122 ). Menschen, die mit einer K r a n k h e i t oder körperlichen Gebrechen behaftet sind, gelten im allgemeinen als ug. 123 ), doch kommt auch die gegenteilige Ansicht vor. K r ü p p e l 1 M ) , Hinkende 12S ), Blinde oder Einäugige 1 2 e ) werden als ug., Schielende 127 ) und Bucklige 128) bald als g. bald als ug. gedeutet; Aussätzige 1 2 9 ) galten im MA. als g. G e l i e b t e P e r s o n e n sind g., ebenso Hausgenossen und Freunde, besonders wenn man sie nicht gleich erkennt 13 °), V e r w a n d t e dagegen f ü r einen B r a u t z u g
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Angang
ug. 1 3 1 ). Ein T a u f z u g 132 ) ist g., ein Leichenz u g 133 ) ug., besonders f ü r einen T a u f oder B r a u t z u g sowie f ü r S o l d a t e n 1 3 4 ) . Bisweilen gilt ein L e i c h e n z u g m i t einem leeren L e i c h e n w a g e n als ug., mit einem gefüllten als g. 1 3 5 ). »o») S a r t o r i Sitte u. Brauch 3,64. 101) Α η d r e e Parallelen ι, 9; SAVk. 24, 64; häßliche ug. in England: W o l f Beiträge 1, 246. "*) G r i m m Myth. 3, 323. l08) Urquell 4, 160. 1M ) G r i m m Myth. 3, 473 nr. 1015 (a. 1791); 3, 323; A n d r e e Braunschweig 402; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128; G r o l l m a η η 22o; J o h n Westböhmen 27; H e y e r Baden 515; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 204 ; V e r n a leken Alpensagen 343; W u t t k e 208 § 288; SAVk. 15, 10; 23, 206; 24, 66; MschlesVk. 2, 64; Unoth ι , 182 nr. 44; Urquell 1, 66; ZrwVk. 3, 65; 12, 58; ZfVk. 8, 400; 20, 382. Vereinzelt nur ist ein junger Mann für Milchfrauen ug.: D ä h n h a r d t Volkst. 2, 86; bei „Mädchen" W u t t k e Sachs. Vk. 300 handelt es sich vermutlich um Jungfrauen im engeren Sinne; deren A. bekanntlich ug. (s. u.). 10i) Vgl. das unten zu „Mann" und „Frau" Angeführte. w«) Unoth ι, 182 nr. 44/45. «") H i l i n e r Siebenbürgen 13; J o h n Westböhmen 27; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64. 108) D r e c h s l e r Schlesien ι, 47. I0·) J o h n Erzgebirge 115. no) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. m ) F o g e 1 Pennsylvania 104 nr. 435; W u n d e r l i c h Rote Farbe 66 ; G r i m m Myth. 3, 323 (engl.). > u ) G r i m m ebd. l l s ) Traktat des hl. Eligius, M i g η e Patrol. Lat. 87 col. 530; B o e s e Superst. Arelat. 64: nullus . . observet. . quid . . portantem viderit, vgl. C r a m e r Anekd. 4, 241 : τόδε βαστάζων ή τάδε; G r i m m Myth. 2, 938; 3, 403. 114) G r i m m Myth. 2, 942; 3, 443 nr. 257; M e y e r Aberglaube 227. 115) G r o h m a n n 220; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 316; J o h n Erzgebirge 34; Z a c h a r i a e in ZfVk. 15, 77; Urquell 4, 116. 273. u ") K ö h l e r Voigtland 393. 1M) ZrwVk. i l , 218 (man muß links vorbeigehen, um kein Unglück zu haben). u e ) S. Anm. 113 (genau so bei den Kols in Ostindien: Andree Parallelen 1, 10). "·) G r i m m Myth. 941 f.; ZfVk. 20, 382 vgl. 12, 384 (Bokhara); 27, 2 (Schottland); nur für einen Leichenzug ist ein Reiter ug. - . W u t t k e 469 § 746. IS0) G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1086 (a. 1791); auch der pflügende Ochse ist g. : ZrwVk. Ii, 258. m ) ZfVk. 27, 2 (Schottland). m) W u t t k e 208 § 288 (entgegenkommend). "») ZfVk. 8, 400; G r i m m Myth. 2, 941. "*) G r i m m 2,938 (MA.). " ' ) Ebd. 2,940; 3,323; B i r l i n g e r Aus Schwaben ι , 376 (Zimmernsche Chronik) ; auch in der Antike : L u k i a n Pseudol. 17 (τοϋςχωλοΰςτώ &ιξιΰι έκτρεπέμεθ-α). " · ) G r i m m Myth. 2, 938 (Antike und MA.); W u t t k e Sachs. Volksk. 300. " ' ) F o g e 1 Pennsylvania 107 nr. 455—457. 1M ) G r i m m
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Myth. 2, 938. 942 (MA.); W u t t k e Sachs. Volksk. 300; ZrwVk. 11, 255 (Ein Buckel zur Rechten gibt was zu fechten. Ein Buckel zur Linken gibt was zu winken) 11, 268; vgl. RTrp. 27, 144 (1 oder 2 bucklige Frauen = ug., eine 3. hebt die Wirkung auf; ein buckl. Mann = g. Antwerpen). "·) G r i m m Myth. 2,938.942. Im Altertum Epilektiker und Eunuch ug: T h e o p h r a s t Char. 16; L u k i a n Eunuch 6; Pseudol. 17; s. G r i m m Myth. 3, 323; vgl. ZfVk. 17, 453 (Perrault, 17. Jh. französ.); L i e b r e c h t Zur Volksk. 359 (Molukken). lao ) G r i m m Myth. 2, 942; Urquell 3, 247; F o g e 1 Pennsylvania 99 nr. 405 (im norwegischen Abergl. dagegen ist das Nichterkennen sich begegnender Freunde ug. : L i e b r e c h t Zur Volksk. 327. l a l ) W u t t k e 210 §291. " ' ) ZfVk. 6, 254. «») A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 97 ; J o h n Erzgebirge 33 ; M e y e r Baden 593 ; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 32. 1M) H ö h n Geburt nr. 4, 270; SAVk. 12, 214; ZrwVk. 5, 118; mdl. Mitt. 136) F o g e 1 Pennsylvania 101 nr. 415. 2. Besonderheiten in Geschlecht, Nationalität, Beruf. F ü r das G e s c h l e c h t des O b j e k t s gilt im allgemeinen die R e g e l : Männer g., F r a u e n ug. 1 3 e ). Eine A u s n a h m e v o n der ug. B e d e u t u n g der F r a u t r i t t nur ein, w e n n es sich u m eine B r a u t 1 3 7 ) oder eine j u n g e Person h a n d e l t (s. o.) ; beim Mann wird die g. B e d e u t u n g durch J u g e n d v e r s t ä r k t , daher gelten K n a b e n 138 ) als besonders g. Andrerseits m a c h t das A l t e r a u c h den A . des Mannes ug. 1 3 9 ), und kein A b e r g l a u b e ist wohl verbreiteter als der v o n dem üblen A . eines alten Weibes 1 4 0 ). W ä h r e n d J u n g f r a u e n m ) im A l t e r t u m und M A . , vielleicht auch in neuerer Zeit als ug. gelten, ist der A . einer H u r e W 2 ) allgemein g. Ü b e r die Bedeut u n g des A . v o n Mann oder F r a u f ü r das Geschlecht des nächsten K i n d e s , des nächsten T o t e n usw. s. o. Sp. 415. Ä h n lich entscheidet sich f ü r Hochzeitsreisende n a c h dem ersten Α . , w e r v o n beiden zuerst sterben wird 1 4 3 ). A u c h die N a t i o n a l i t ä t des Obj e k t s ist v o n B e d e u t u n g , ohne d a ß m a n ein einheitliches Prinzip f ü r die A u s d e u t u n g feststellen könnte. J u d e n sind teils g. 144 ), teils ug. 1 4 5 ), Zigeuner g. 1 4 e ), in Siebenbürgen gilt der A . eines walachischen P o p e n den D e u t s c h e n als ug. 1 4 7 ). V o n den B e r u f e n , denen die A . person angehört, gelten als g. : Essen-
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kehrer 1 4 8 ), J ä g e r 1 4 9 ) , Krankenschwes t e r 1 8 0 ) , S ä m a n n 1 5 1 ), S c h ä f e r l 5 2 ), als u g . : A r z t 1 6 3 ) , Gerichtspersonen 1 M ) , Mönche und P r i e s t e r 1 6 S ) ; s c h w a n k e n d ist die W e r t u n g b e i m B e t t l e r 1 5 e ) und K r i e g e r oder S o l d a t e n 1OT). "·) M ä n n e r : Bartsch Mecklenburg 2, 128; 2,45 (für Wöchnerin beim 1. Kirchgang, vgl. W o l f Beiträge 1, 212); F o g e l Pennsylvania 98 nr. 399 (Neujahr). 108 nr. 459; H ö h n Geburt Nr. 4, 270 (fürTaufzug); L i e b r e c h t Zur Volksk. 323; M e y e r Baden 515; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 168; S t a u b e r Zürich 2, 127 (Neujahr); W r e d e Rhein. Volksk.' 120; SAVk. 21, 201; 2, 211 (3 Männer); Urquell 1,65. Vgl. B o e d e r Ehsten 71; ZfVk. 4, 318 (Magyaren). 27, 2 (Schotten). — F r a u e n : G r i m m Myth. 2, 938. 941 f. (mit unbedecktem Kopf, vgl. dagegen T h i e r s Traité 1, 209 mit aufgelösten Haaren, vgl. L i e b r e c h t Zur Volksk. 323: ohne Schürze); 3, 323; 3, 439 (spinnend, vgl. Ρ o t t e r Antiqu. of Greece ι (Ausg. v. 1818), 397; ZfdMyth. 3, 315); F o g e l 108 nr. 459; 98 nr. 399 (Neujahr); 112 nr. 486 (für Fischer); H ö h n Geburt Nr. 4, 270 (für Taufzug); mdi. a. d. Kronauer Amt (für Sämann); S t a u b e r Zürich 2, 127 (Neujahr) ; V e r n a l e k e n Alpensagen 345 (dgl.)· W r e d e Rhein. Volksk.' 120; Alemannia 25, 52; SAVk. 21, 201. Vgl. B o e d e r Ehsten 71 ; G r i m m Myth. 2,941 (Samogitien, Schweden); H a r o u La mer 413 (Frankreich); ZfVk. 4, 306. 318 (Montag, Neujahr, Schweden). 3, '35 (Juden, mittelalterlich, zwischen Freunden durchlaufend). Bei K ö h l e r Voigtland 393 gilt eine etwas tragende Frau als g., eine mit leeren Händen als ug. (s. o. Sp. 420). 137) D ä h nh a r d t Volkst. 2, 89. l M ) H o f f m a n n K r a y e r 118; M a n z Sargans 123; S a i t o r i Sitte u. Brauch 3, 64 (Neujahr) ; K l a p p e r MschlesVk. 21,87 (14./15. Jh., als erster Käufer); M e y e r Baden 515; Schönw e r t h Oberpfalz 3, 274; 1, 168 (für Taufzug) ; W u 1 1 k e 208 § 288. Als ug. galt im Altertum ein Knabe, wenn er zwischen zwei Freunden hindurchlief: A u g u s t i n de doctr. christ. 2, 20, vgl. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85. Den Namen des Zukünftigen kündend: W o l f Beiträge 1, 210. l3*) V e r n a l e k e n Alpensagen 343; W u 1 1 k e 208 § 288; SAVk. 15, 10; ZfVk. 8, 400 vgl. 4, 318 (Magyaren) und L i e b r e c h t Zur Volksk. 359 (Molukken). Nur nach S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274 gilt der A. eines Greises als g. 140) G r i m m Myth.2, 940 f.; 3, 323 (mhd.); 471 nr. 976; 473 nr. 1015 (a. 1791); B a r t s c h Mecklenburg 2, 128; B i r i i n g e r Aus Schwaben 1, 376 (Zimnprnsche Chronik) ; Β r ο η η e r Sitt u. Art 15g; D r e c h s l e r Schlesien 2, 201 (für Jäger) ; F o g e 1 Pennsylvania n i nr. 482; H e s e m a n n Ravensberg67 (fürFreiersleute); J o h n Erzgebirge 34; Westböhmen 251 (für
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Jäger); K l a p p e r MschlesVk. 2, 64; 21, 88 (Hss. 14./15. Jh.); M e i e r Schwaben 2, 500; M e y e r Baden 515, S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 168 (für Taufzug) ; 3, 273; S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 124; S c h u l t z Alltagsleben 241 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 343; Witzschel Thüringen 2, 277; W u t t k e Sachs. Volksk. 300; W u t t k e 208 § 288; SAVk. 12, 214; 15, 10; 19, 44; 21, 81; 24, 64; Urquell i, 65; 3, 39; ZföVk. 6, 109; ZrwVk. Ii, 255; 12, 58; ZfVk. 4, 326; 8, 400; 20, 382. (Die Belege ließen sich nach Belieben vervielfachen; auf außerdeutsche Entsprechungen kann nicht eingegangen werden.) 141 ) G r i m m Myth. 2, 938. 941; S t e m p l i η g e r Aberglaube 44, T h i e r s Traité τ, 209; W u t t k e SâchsVk. 300. l " ) G r i m m Myth. 2, 938. 941 (Antike u. MA.) S t e m ρ linger A berglaube 44 (dgl.) ; Meyer Aberglaube 135 (MA.); K l a p p e r MschlesVk. 21 87 (14./15. Jh.); S c h o n w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e Sachs.Vk. 300; vgl. T h i e r s Traité ι , 208. Dagegen galt in der Antike der A. eines Kinäden als ug., s. L u k i a n Pseudol.iy, G r i m m Myth. 3, 323. "*) SAVk. 7, 132. l " ) J o h n Westböhmen 251; vgl. ZfVk. 4, 318 (Magyaren). l w ) K l a p p e r MschlesVk. 21, 88; D e r s. SchlesVk. 257 (14./15. Jh.) ; W u 1 1 k e 208 § 288. "«) H a l t rich Siebenb. Sachsen 317; ZfVk. 4, 318 (Magya.en). " ' ) H i l l n e r Siebenbürgen 38 u. H a 11 r i c h a. a. O. In der Antike galt der Α. eines Mohren als ug.: S t e m p l i n g e r Aberglaube 45 (nach T h e o p h r a s t Char. 16). 118) J o h n Erzgebirge 38. u i ) M e y e r Baden 515. 1M) ZrwVk. 11, 268. 161) W u t t k e 208 § 288 (entgegenkommend). 1M ) M e y e r Baden 515. ™3) W u t t k e 208 § 288 (kündet Krankheit); in Indien auch der Barbier: Z a c h a r i a e in ZfVk. 15, 76. *") W u t t k e ebd. (Neujahr; kündet Gefängnis). 1M ) G r i m m Myth. 2, 938. 941 f.; 3, 323 (MA. und neuere Zeit); C a s p a r i Homilía 8 § 11 (MA.); H a s a k Christi. Glaube 105 (a. 1483); 192 (a. 1495); K l a p p e r MschlesVk. 21, 87; D e r s. SchlesVk. 257 (14./15. Jh.); W u t t k e SächsVk. 299 ; vgl. T h i e r s Traité 1, 209, G e r h a r d t Franz. Novelle 64 f. und Anm. 16a) ug. : G r i m m 2, 940 f. ; 3, 323 ; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. g.: S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 170, vgl. ZfVk. 12, 383 (Indien). " ' ) g. : G r i m m Myth. 2, 939 ff. (Edda) ; Uf.: W u t t k e 208 § 288 (kündet Gefängnis). B. T i e r e . I. Säugetiere. V o n den H a u s t i e r e n gilt als v o r w i e g e n d g. nur das P f e r d 1 5 8 ) , als v o r w i e g e n d ug. angesehen w e r d e n K a t z e 1 S 9 ) und Zi'ege 160 ), im M A . a u c h Esel m ) und Maultier 162 ), f ü r die aus neuerem A b e r g l a u b e n keine sicheren Zeugnisse vorliegen. S c h w a n k e n d ist die B e w e r t u n g bei H u n d m ) , R i n d 1 · 4 ) , S c h a f i e s ) und S c h w e i n 1ββ ).
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E t w a s reichhaltiger ist die L i s t e der f ü r den A . in B e t r a c h t k o m m e n d e n , i η d e r Freiheit lebenden Säuget i e r e , was erklärlich ist, da bei ihnen eher v o n einem zufälligen B e g e g n e n die R e d e ist als bei den Haustieren. Für m a n c h e freilich liegen nur Zeugnisse a u s dem älteren A b e r g l a u b e n vor, da sie in heutiger Zeit in D e u t s c h l a n d k a u m noch wild v o r k o m m e n . W i e bei den Haustieren wird auch der A . der wild lebenden T i e r e ziemlich selten als g. gedeutet, so beim Bär,167), E b e r 1 β β ), E i c h h ö r n c h e n 1ββ ), Hirsch 1 7 0 ), W o l f 1 7 1 ) ; größer ist die A n z a h l der ug. W e r t u n g e n : Fledermaus172), Gemse 173 ), H a s e "*), F u c h s 17S ), Maulwurf 17β ), M a u s 1 7 7 ) , Wiesel178). Doch s c h w a n k t die S t e l l u n g des V o l k e s gegenüber diesen A . stark, wie, abgesehen v o n A b w e i c h u n g e n im deutschen A b e r g l a u ben, besonders Vergleiche mit dem fremder V ö l k e r beweisen. Ohne Zweifel sprechen hier religiöse und kulturgeschichtliche Bedingtheiten mit. "") G r i m m Myth. 2, 938 (MA.) ; W r e d e RheinVk120 (besonders Schimmel); ZrwVk. I i , 258 (bes. wiehernd); ZfVk. 12, 383. 388 (Schimmel Ehe kündend). Vgl. S é b i 11 o t FolkLore 3, 98; Archivio delle trad. pop. 18, 126; 15, 20 (Schimmel für Nüchterne ug.). Über die apotropäische Bedeutung des Schimmels beim A. eines Rothaarigen s. o. Sp. 420, Anm. i n . Als ug. (todkündend) gilt der A. des Schimmels in Böhmen: W u t t k e 199 § 269, wohl weil man Schimmel als Leichenwagenpferde benutzte, sonst der Rappe: G r i m m Myth. 3, 323. Nicht zum A.glauben gehört das Pferdeorakel (s. d.). 1M ) G r i m m Myth. 2, 940; 3, 456 nr. 643 (über Verwandlung von Hexen in Katzen 2, 918 f.) ; B r o n n e r Siti u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 227 ; F o g e 1 Pennsylvania 98 nr. 400. 401 (für Jäger) ; H o p f Tierorakel 53; H o o p s Reallexikon 1, 7; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89; W u t t k e Sächs. Vk. 299; ZrwVk. 11, 258; ZfVk. 20, 382; MschlesVk. 2, 65; 5, 9. Besonders ug. ist der A. einer schwarzen Katze : J o h n Westböhmen 251 ; D r e c h s l e r Schlesien 2,193; W i t z s c h e l Thüringen 2, 284; W u t t k e 200 § 271, vgl. W o l f Beiträge 1, 246 (engl.) ; S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 98 f. Eine schwarze Κ. nachts zu treffen, ist ug., eine weiße g. : F o g e 1 Pennsylvania 99 nr. 402, eine vorbeigehende ist g. : ebd. 101 nr. 417. Schlechtweg g.: K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh., vgl. G r i m m Myth. 3, 324); A. Brief kündend: ZrwVk. 12, 58. 1M) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.) ; ZrwVk. I i , 258; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89
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(schwarzer Bock); vgl. T h i e r s Traité 1, 269 = W o l f Beiträge 1, 252; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 29. m ) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. Antike: H e r m i p p o s b. Joseph, c. Ap. 1, 22 (FHG 3, 41); vgl. G e o r g e a k i s - P i n a u d Folkl. de Lesbos 302. 1M ) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.) les ) ug.: G r i m m Myth. 2, 940; A u g u s t i n . de doctr. christ. 2, 20 (zwischen zwei Freunden hindurchlaufend); vgl. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85 (14./15. Jahrh.); W u t t k e 199 § 268) ; Β r ο η η e r Sitt u. Art 159; F o g e l Pennsylvania ι ο ί nr. 417 (vorbeilaufend) ; Antike : T e r e n t i u s Phorm. 4, 4, 30; P l a u t u s Cas. 5, 4, 4; H o r a ζ carm. 3, 27, 2; MA. Juden: ZfVk. 3, 135; 23, 384. Babylonien: U n g n a d Deutung der Zukunft 29; England: W o l f Beiträge 1, 246. — g.: W u t t k e 199 § 268; ZrwVk. 11, 258 (bes. kleiner H.) ; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 99; Archivio delle trad. pop. 15, 24. " ' ) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); ZrwVk. 11, 258 (pflügender Ochse).ug.: F r a n z Nik. de Jawor 189 (MA. Ochse); ZrwVk. 4, 261; 11, 258 (Kuh); ZfVk. Ii, 278 (15. Jh. Stier); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (schwarze Kuh). l " ) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (MA.). 944; 3, 466 nr. 882; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128 (Herde); G r o h m a n n 220 (Herde); K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.) (entgegenkommend) ; Schönwerth Oberpfalz 3, 274; W i t z s c h e l Thüringen 2, 284; 2 W r e d e Rhein.Vk. 120; SAVk. 24, 64; ZrwVk. 12, 58; Unoth ι, 186 nr. 15 (Herde). — ug.: F r a n z Nik. de Jawor 189; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; ZfVk. 11, 278 (15. Jh.). — Oft wird der A. von Schafen verschieden beurteilt, je nachdem sie von 1. nach r. oder von r. nach 1. über den Weg laufen: 1. g.. — r. ug.: G r i m m Myth. 2, 944; 3, 466 nr. 882; D r e c h s l e r Schlesien 2, 117. 193 (mitVers); Wuttke SächsVk. 299; ZrwVk. 12, 58 (Vers) ; Urquell 3, 107. — r. g. : — 1. ug. : ZrwVk. Ii, 258; Urquell 3, 107. Vgl. S é b i l l o t FolkLore 3, 99 (wenn ein Mädchen 9 Hammel kommen sieht, wird sie den ersten jungen Mann heiraten, der ihr hinterher die Hand gibt); FL. 20, 72 (ug., wenn man Lämmer blöken hört, bevor man sie zum ersten Male sieht). Ιββ) Abweichend von dem verschieden erklärten, vielleicht aus der Spielersprache stammenden Ausdruck »Schwein haben« wird der A. des Schweines meist als ug. gedeutet, g.: H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; Wuttke SächsVk. 299 (Chemn. Rockenphilos.); ZrwVk. 11, 258 (nach Montanus); 5, 119 (Herde, für Hochzeitszug), vgl. B o e d e r Ehsten 71; A n d r e e Parallelen 1, 9. Durch drei Verbeugungen kann man den ug. A. abwenden oder g. machen : D r e c h s l e r Schlesien 2, 235; MschlesVk. 2, 64. Bisweilen gilt nur der A. einer trächtigen Sau oder einer Sau mit Ferkeln als g. : A n d r e e a. a. O. ; S i m r o c k Myth. 541; vgl. die bekannte römische Sage von der Sau des Aeneas, V e r g i l A en
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3, 389 ft.; V a r r ò de ling. Lat. 5, 144; D i o n y s . H a l i c . 1, 56 f . — ug.: G r i m m Myth. 2, 944; 3, 466 nr. 882; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128 (Herde); D r e c h s l e r Schlesien 2,118; G r o h m a n n 220; K l a p p e r Mschies.Vk. 21, 88 (14./15. Jh.) ; M e i e r Schwaben 2, 500; W i t z s c h e l Thüringen 2, 284; W r e d e RheinVk.· 119; W u t t k e SächsVk. 299; W u t t k e 2 0 0 § 272 (bes. Herde); ZrwVk. 12, 58; Unoth 1, 186 nr. 115. Vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 9 8 (on sera „regrogné"). Bisweilen wird, wie beim Schaf, rechte und linke Seite des A. verschieden bewertet, und zwar gilt 1. alsg., r. alsug. : D r e c hsl e r Schlesien 2, 118. 193 (Vers). 1 ") G r i m m Myth. 2, 943 (norw.); 3, 438 nr. 128 (Chemn. Rockenphilos.). 1M) G r i m m Myth. 2, 943; з, 438 nr. 128; ZfdMyth. 3, 310 (a. 1612); dagegen ug. T h i e r s Traiti ι , 209. ln) ZrwVk. i l , 258; dagegen ug. G r i m m Myth. 2, 940 (schwed.); B o e d e r Ehsten 140. w ) G r i m m Myth. 2,943; 3,438 nr. 128; dagegen ug. T h i e r s a . a . O . ; ZfVk. 3,135 (MA. Juden); H o v o r k a и. Κ r ο η f e 1 d 1, 32 (Dayaks). 171) G r i m m Myth. 2, 938 ff. 943; 3, 438 nr. 128 (altnordisch, MA. Neuzeit); ZfVk. 12, 9 (MA.); K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); Hasak Christi. Glaube 105. 192 (a. 1483. 1495); ZfVk. Ii, 278 (15. Jh.); ZfdMyth. 3, 310 (a. 1612); C a m e r a r i u s b. W o l f Beiträge 1, 231; W u t t k e 200 § 271. — ug.: A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75, vgl. T h i e r s Traité 1, 209 = W o 1 f Beiträge 1, 252, dagegen g. im heutigen Frankreich: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 22. Schwankende Wertung bei den Römern: H o p f Tierorakel 60. "') W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 162. 176; D e r s . Zigeuner 114. 115; D e r s. Magyaren 71. m ) W u t t k e 201 § 272 (doch nur weiße, todkündend). "*) G r i m m Myth. 2,938—944; 3,323.492 n r . 9 (Antike.MA., Neuzeit, Schweden, Litauen, Preußen); A u g u s t i n , de doctr. Christ. 2, 20 (zwischen zwei Freunden hindurchlaufend); M e y e r Aberglaube 143; ZfVk. 12, 9 (MA.); K l a p p e r MschlesVk. 21, 85 (14./15. Jh.); Hasak Christi. Glaube 105. 192 (a. 1483. 1495); ZfVk. Ii, 278 (15. Jh.); B i r l i n g e r Aus Schwaben ι, 376 (15. Jh. u. Zimmernsche Chronik); C a m e r a r i u s b. W o l f Beiträge 1, 231; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B r ä u ner Curiositäten 489; M ä n n l i n g b . Schultz Alltagsleben 241; B r o n n e r Sitt u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 234; H e s e m a n n Ravensberg 67; H ö f 1 e r Organotherapie 58; J o h n Westböhmen 251; L e o p r e c h t i n g Lechrain 88 (mit apotropäischem Vers) ; M e y e r Baden 514; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274 f. (Brand kündend); W i t z s c h e l Thüringen 2, 277; W u t t k e SächsVk. 299; W u t t k e 200 § 270 (bes. von 1. kommend); Unoth 1, 184 nr. 82; ZföVk. 13, 134; ZrwVk. 11, 258; 12, 58; ZfVk. 4, 326; 20, 382; 23, 17 (Kindervers). Vgl. B o e d e r Ehsten 71 ; T h i e r s Traité 1, 209; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 23. 26; Archivio delle
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trad. pop. 15, 136 (Siena, 15. Jh.); G e o r g e a k i s - P i n a u d Folklore de Lesbos 339; L i e far e c h t Zur Volksk. 314 (Norwegen) ; ZfVk. 8, 246 (Südslaven). Verschiedene Wertung je nach Art des A.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 (nicht ug., wenn man dreimal ausspuckt, wenn der H. von links nach rechts kreuzt oder wenn er auf einen zukommt) ; F o g e 1 Pennsylvania 108 nr. 464; n o nr. 475 (ug. wenn er über den Weg springt, g. wenn er voranläuft). Unsicherheit in der Deutung auch in der Antike : G r i m m Myth. 2, 944. " ' ) G r i m m Myth. 2, 940f.; 3, 492 nr. 9 (auch Preußen) ; auch im alten Rom und in Frankreich: H o r a z carm. 3, 27, 4; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 23 f. Bisweilen auch g.: W u t t k e 200 § 271 (Ostpreußen); G r i m m Myth. 2, 944. m ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 89; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 23. *") G r i m m Myth. 2, 949; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); W u t t k e 201 § 273 (bes. vor die Füße laufend). 17β) H öf 1er Organotherapie 78. Auch in der Antike : G r i m m Myth. 944. 1081; 3, 324; Frankreich: S é b i I o t a. a. O. 3, 24 f.; R o l l a n d Faune pop. ι , 53; 7. I 2 3.' ZfVk. 174, 53 (Perrault); 3, 135 (MA. Juden), g.: B o e d e r Ehsten 138. 2. Vögel. Für die Griechen und Römer waren die Vögel die wichtigsten irdischen Künder der Zukunft; es ist zwar drastisch ausgedrückt, entspricht aber im Grunde den Tatsachen, wenn in den „Vögeln" des Aristophanes der Chorführervogel s a g t : „Wir sind euch der wahre Orakelapollon" 1 7 e ). Die Worte für „Vogel" (δρνις, οιωνός, avis) sind im Griechischen wie im Lateinischen zur weiteren Bedeutung „Vorzeichen" gekommen, der otωνιστής wie der augur ist vielfach der Prophet schlechthin, die „Vogelschau" auspicium hat nicht nur dieselbe Bedeutungserweiterung wie avis und augurium erfahren, sondern ist zu einem wichtigen staatsrechtlichen Begriff geworden. Die einfache Beobachtung des zufälligen A. hat sich bei bei den Völkern, besonders bei den Römern, zu einer verwickelten, kunstmäßigen Disziplin ausgebildet und als solche sich eine eigene Fachliteratur geschaffen. Das Althochdeutsche übersetzt augurium mit fogalrarta, auspicium mit fogilrartôd 18°), doch v o n einer entsprechenden Ausdehnung des Glaubens an die Vogelweissagung kann bei den Germanen keine Rede sein 1 8 1 ). Die Polemik der christlichen Bekehrer gegen die Beobachtung des Fluges und der Stimmen der Vögel 1 8 2 ) geht oft zweifellos, wie bei vielen anderen
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F o r m e n des A b e r g l a u b e n s , von den h e i d n i s c h - a n t i k e n V o r s t e l l u n g e n aus, t r o t z der A n g a b e des T a c i t u s (s. o. Sp. 410). W a r schon in der A n t i k e die A u s w a h l der p r o p h e z e i e n d e n V ö g e l b e s c h r ä n k t , so ist, wie die f o l g e n d e Ü b e r s i c h t zeigt, ihre A n z a h l im D e u t s c h e n z i e m l i c h klein, z u m a l w e n n m a n sich auf den e i g e n t l i c h e n A . b e s c h r ä n k t und b e s o n d e r s v o n den W e t terankündigungen durch Vogelgeschrei absieht, die h ä u f i g a u f t r e t e n . N o c h spärlicher als bei den S ä u g e tieren ist die A u s b e u t e bei d e m H a u s g e f l ü g e l . A n erster Stelle sind hier z u nennen H a h n u n d H u h n 183 ), w ä h r e n d f ü r E u l e 1 M ) , G a n s 18S ) u n d T a u b e 18e ) n u r g a n z w e n i g e Z e u g n i s s e v o r l i e g e n , die sich n o c h d a z u bei der E n t e a u s s c h l i e ß l i c h u n d bei der G a n s z. T . auf die w i l d e F o r m beziehen. D i e e t w a s reichlicher f l i e ß e n d e n Z e u g nisse f ü r die i n F r e i h e i t lebend e n V ö g e l geben w i r in a l p h a b e t i s c h e r F o l g e : A d l e r 1 8 7 ) , Amsel 1 8 8 ), B a c h s t e l z e 1 8 9 ) , D o h l e 190 ), Elster 1 » 1 ), E u l e n 1 M ) , F a l k e 1 9 3 ) , Kiebitz194), Krähe19S), Kuckuck196), 1 9 7 Martinsvogel ), Mäusebussard m ) , Rabe 1 9 9 ), Rebhuhn 8 0 0 ), R o t k e h l c h e n 2 0 1 ) , R o t s c h w ä n z c h e n *>*), S c h n e p f e 2 0 3 ) , Schwalbe »*), S c h w a n S p e c h t »«), Sperl i n g X"), S t a r 208), Storch 2 0 »). 17·) Aves 724. lw>) G r i m m Myth. 3, 324. m ) Über Vogelwahrsagung bei den Germanen im allgemeinen s. G r i m m Myth. 2, 945; 3, 324. M») G r i m m Myth. 3, 403 ; C a s ρ a r i Homilía 7/8 § 9/11; B o e s e Superstit. Arelat. 47 f.; K l a p p e r MschlesVk. 21, 75. 79. 183) Hahn ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 90 (über den Weg laufend) ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89 (schwarzer); W u t t k e 202 § 276 (g. und ug., in das Haus hineinkrähend oder ins Fenster hineinsehend) ; sehr verbreitet, aber nicht eigentlich zum A. gehörend, ist das ug. Omen des unzeitigen Krähens: K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); Grimm Myth. 2, 949; W u t t k e a . a . O . — Huhn: ug.: ZrwVk. I i , 258; G r i m m Myth. 2, 947 (Frankr., kahles und gerupftes) ; Wolf Beiträge 1, 246 (Engld. roughfooted hen); Z f V k . 27, 2 (Schottld., Kopf unter den Flügeln). Allgemein ug. krähende Henne: G r i m m Myth. 2, 949; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88; W u t t k e a. a. O. 1M ) ug. Β r ä u η e r Curiositäten 489 (über den Weg fliegend); Z f V k . 27, 2 (Schottld., Kopf unter den Flügeln). l " ) ug. : F o g e l Pennsylvania 101 nr. 420; Bräuner a . a . O . (wilde, über den Weg
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fliegend). 1,e ) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (Petrus v. Blois ep. 65); G r o h m a n n nr. 916; W u t t k e 203 § 277. U7 ) g., wenn er „taschenhalb" (d. h. von rechts) kommt: H a r t l i e b c. 67, ed. U l m 43 ; bei Grimm Myth. 2, 946; Raubvögel überhaupt g. : S i m r o c k Myth. 541; ZrwVk. 11, 258; W u t t k e 201 § 274. 18β) ug.: G r i m m Myth. 3, 323; H o p f Tierorakel 135. ls") g.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 228 (Geldgewinn kündend, dreimal auf die Tasche schlagen); ZrwVk. 12, 58; G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1087 (a. 1791, 2 Stück, für Ledige) ; W u t t k e 203 § 278. 1*°) ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 230, vgl. B o e d e r Ehsten 67; U n g n a d Deutung der Zukunft 29 (Babylonien, von rechts nach m links oder voranfliegend g.). ) ug. : B r o n n e r Sitt u. Art 159; Leoprechting Lechrain 89; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275 (bedeutet vor allem Kommen des Bettelvogtes, daher „Schergen-Elster" genannt); W i t z s c h e l Thüringen 2, 277; W u t t k e 202 § 275 (über den Weg laufend); S A V k . 21, 201; ZrwVk. I i , 258. — Von vorn gesehen g.; von hinten ug. : G r i m m Myth. 2, 947; zwei g., eine ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 230, vgl. G r i m m Myth. 3, 326 (Pies en nombre impair -— signe de malheur) ; ug., wenn man sie hört, ohne sie zu sehen, g., wenn man sie sieht: W u t t k e 202 § 275. "*) Gemeint ist wohl in den meisten Fällen das Käuzchen. ug. : G r i m m Myth. 2, 939. 950; 3, 327. 485 (Frankr.); vgl. ZfVk. 17, 453; R o l l a n d Faune pop. 2, 46; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); D r e c h s l e r Schlesien 2, 231; ZrwVk. I i , 258. l M ) Der von G r i m m Myth. 2, 938. 946 nach J o h a n n e s v. S a l i s b u r y Poly er at. ι , 13 als g. genannte albanellus ist nach H o p f Tierorakel 92 identisch mit dem Baumfalken. m ) ug. : D r e c h s l e r Schlesien 2, 231. 1,s ) Was J o h a n n e s v. S a 1 i s b. Polycrat. 1 , 1 3 , G r i m m Myth. 2 . 938 v ° n der Krähe im allgemeinen sagt, ist für die verschiedenen beim A. zu beobachtenden Besonderheiten (s. o. Sp. 415) so vortrefflich ausgeführt, daß wir die Stelle im Wortlaut anführen : quid corni χ loquatur, diligenter ausculta, situmque eius sedentis aut volantis nullo modo contemnas. refert enim plurimum, a dextris sil an a sinistra, qua positione respiciat eubitum gradientis, loquax sit an clamosa an silens omnino, praecedat an sequatur, transeuntis exspectet adventum an fugiat quove discedat. Wie G r i m m Myth. 2, 947 notiert, beobachtete Olaf Tryggvason, obgleich Christ, ob die K . auf dem rechten oder linken Fuß stand und weissagte sich daraus Gutes oder Böses; seine Feinde nannten ihn daher krâkubein. Der A. der Kr. ist sonst fast immer ug. : G r i m m Myth. 2, 946; D r e c h s l e r Schlesien 2, 230; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e 201 § 274; Unoth ι , 183 nr. 66. Auch in Italien: Archivio delle trad. pop. 15, 16 (Siena, 15. Jh.) ; B a s t a n z i Superst. delle Alpi Venete 196. — Von links nach rechts fliegend g. : G r i m m
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2, 946; 3, 408 (Burchard ν. Worms); K l a p vatterstehen, Unglück; klappernd = Geschirr p e r MschlesVk. 2 1 , 87 ( 1 4 . / 1 5 . Jh.). — g. : zerbrechen; sich putzend = Krankheit und 1,e L e o p r e c h t i n g Lechrain 89. ) Die ZeugTod. In Haufen über Menschen fliegend = Tod. nisse beziehen sich ausnahmslos auf den Ruf, H a t man beim ersten Erblicken Geld in der offenbar weil der K. sehr scheu und daher nur Tasche, so hat man es das ganze Jahr. Sich selten sichtbar ist. Er ist, beim Ausgehen gewälzen, schon im Altertum, s. P h i l o s t r a hört, g., für einen Dieb ug.: W u t t k e 204 t o s Epist. 8). § 280. Zum erstenmal gehört, bedeutet er Geld: 3. Sonstige Tiere. Von KriechD r e c h s l e r Schlesien 2, 193, 228 (3 mal auf die Tasche klopfen); ZrwVk. 11, 258. Öfters ist t i e r e n und L u r c h e n werden Eider Ruf von rechts g., von links ug. : G r i m m dechse 21°), Schlange 2 "), Frosch 212) und Myth. 2, 945. 563 ; K l a p p e r MschlesVk. 21, K r ö t e 2 1 3 ) bald als g., bald als ug. ge88 ( 1 4 . / 1 5 . Jh.). Das Kuckuckorakel (Zahl der deutet. Von den I n s e k t e n ist an Lebensjahre, Kinder usw.) gehört nicht mehr zum A. ' " j g.: G r i m m Myth. 2, 938. 946; erster Stelle die Spinne 2 1 4 ) zu nennen, 3, 326 (nach Johannes v. Salisbury u. Späteren). bei der fast immer die Tageszeit, zu der Nach G r i m m eine Falkenart (albanellus ?), sie erscheint (s. o. Sp. 414, Anm. 25), und nach H o p f Orakeltiere 146 der Buntspecht. 1M die Richtung, in der sie spinnt, berück) g.: G r i m m Myth. 2, 939. 946; 3, 325 (Burchard v. Worms, Berthold v. Regensburg: sichtigt wird. Beim Schmetterling 2 1 5 ) fällt musar) ; K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 besonders die verschiedene Deutung der 1W ( 1 4 . / 1 5 . Jh.). ) Von H o p f Tierorakel n o Farbe auf. Vereinzelte Zeugnisse beweisen mit Recht als der deutsche Orakelvogel κατ' außerdem für MA. und Neuzeit die Beέςο/γ,ν bezeichnet, bei den Römern rechts g., links ug.: C i c e r o de div. 1, 12; 1, 85; achtung des A.s von Biene 2 l e ), Floh 2 1 7 ), Ρ l a u t u s Aul. 4, 3, 1 (dagegen links g. Heuschrecke 2 1 8 ), Marienkäfer 2 1 B ) und Corrector Burchardi b. F r i e d b e r g Buß22°). Zikade bûcher 93; G e r h a r d t Franz. Novelle 73; ,10 W u t t k e 201 § 2 7 4 ) . S. ferner Jahrb. d. V. ) g.: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274; ug.: f. Volksk. u. Linguistik in Prag 1893; D u h η L e o p r e c h t i n g Lechrain 88, so auch im AlterARw. 12, 167. g. : G r i m m Myth. 2, 938. 940 t u m : H o p f Tierorakel 181 und in Frankreich : (Edda, Kriegern folgend) ; L e o p r e c h t i n g T h i e r s Traité 1, 209. «") g.: F r a n z Nik. de Lechrain 89 ; ZrwVk. 11, 258. — ug. : Β r ο η η e r Jawor 189 (ΜΑ.); Κ1 a ρ ρ e r MschlesVk. 21, 87 Sí'« m. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 218; ( 1 4 . / 1 5 . Jh.); P a n z e r Beitrag 2, 2 5 9 ; ZfVk. H ö f 1 e r Organotherapie 124; K l a p p e r II, 278 (15. Jh.); vgl. Archivio delle trad. pop. 15, MschlesVk. 21, 88; S c h ö n W e r t h Ober136 (Siena, 15. Jh.); ZfVk. 3, 37 (MA. Juden, aufs pfalz 3, 274; W u t t k e 201 § 274; Unoth 1, Bett fallend); L i e b r e c h t Zur Volksk. 328 20 183 nr. 66. °) ug: W u t t k e 205 §281; J o h n (Norw.); G e o r g e a k i s u. P i n a u d FolkOberlohma 164 (übers Haus fliegend, Feuer kün- lore de Lesbos 339. — u g . : Z r w V k . 11, 258; v g l . dend); vgl. Archivio delle trad. pop. 15,136 (SieZfVk. 3, 135 (MA. Juden, rechts vorbei oder na, 1 5 . Jh.). Ml ) g.: G r o h m a η η nr. 9 1 6 ; zwischen mehreren hindurchlaufend); in der D r e c h s l e r Schlesien 2, 227. 202) ug : D r e c h s - Antike war die Deutung ebenfalls schwankend, l e r a. a. O.; ZrwVk. 11, 258 (Brand kündend). ug. z. B.: T h e o p h r a s t Char. 16; C l e m e n s 203 ) ug.: G r o h m a n n Nr. 916; W u t t k e 205 A 1. Strom. 7, 4, 25 ; H o r a t i u s carm. 3, 204 §281. ) g . : G r i m m Myth. 3, 475 n r . 1086 27, 5; T e r e n t i u s Phorm. 4, 4, 29. g.: (a. 1791. Erste im Frühjahr); D r e c h s l e r C i c e r o de div. 1, 36; Scriptores hist. Aug. Schlesien 2, 227 (dgl., sich wälzen); G r o h ree. Peter ι, 125, 19; 2, 25, 6; vgl. K ü s t e r m a n n Nr. 916; L e o p r e c h t i n g Lechrain Schlange 131 f . ; G r i m m Myth. 2, 949. 2la 89. — fliegend g., sitzend ug.: ZrwVk. 11, 258; ) g. im Wasser, ug. auf dem Lande : G r i m m W u t t k e 203 § 278 (außerdem: bei ErstMyth. 2, 947; ZrwVk. 11, 258; Boeder erscheinen im Frühjahr einzelne = Heirat, Ehsten 140; D ä h n h a r d t Volkst. 2, 87: mehrere = Ledigbleiben oder auch umgekehrt. hüpft im Frühjahr ein F. über den trockenen Junggesell muß unter seinem Fuß nachsehen, Weg, so muß man das Jahr über so viel Tränen ob darunter ein Haar liegt; dies zeigt Haarfarbe weinen, daß er sich baden kann. 213) g. : F r a η ζ der Zukünftigen). In der Antike meist ug.: Nik. de Jawor 189 (MA., ebenso Antike: H o p f H o p f Tierorakel 136. 206) G r i m m Myth. 2, Tierorakel 196 ; Frankreich : T h i e r s Traité 938 (Johann von Salisb.): g. für Schiffer, vgl. Ι, 209). — ug.: B r o n n e r Sitt u. Art 159. 214 H o p f Tierorakel 176. 206) Von rechts g.: ) Im allgemeinen gilt das Schema des in ver2< G r i m m Myth. 2, 947 (MA.). ") C a s p a r i schiedenen Fassungen gebräuchlichen Verses 208 7 § 9 (MA. nichts über g. oder ug.). ) ug: (Morgen — Sorgen, Mittag — Glück am 3. Tag G r i m m Myth. 3, 323. 2C9) g. : L e o p r e c h oder kleiner Gewinn, Abend — labend) : t i n g Lechrain 89. Reichhaltige Kasuistik ZrwVk. Ii, 258; Unoth 1, 186 nr. 114; auch b. W u t t k e 203 § 279 (beim Ersterscheinen franz.: G e r h a r d t Franz. Nov. 73; Η o v o r im Frühling für Mädchen: fliegend = Fleiß, k a u. K r o n f e l d ι, 30; oft auch nur der Brautwagen, Glück; stehend = Faulheit, GeMorgen (ug.) genannt: G r i m m Myth. 2, 951 ;
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Angang
F o g e 1 Pennsylvania io6 nr. 446; vgl. 80 nr. 288. 289; 95 nr. 384; M e i e r Schwaben 2 2 1 ; ZrwVk. 12, 58 (doch morgens g.: W i t z · s c h e i Thüringen 2, 277). Ferner: g. von oben spinnend oder an jemand aufwärtslaufend: G r i m m Myth. 2, 938; Wuttke 206 § 283, ug. für einen Kranken an der Wand neben dem Bett oder über das Bett laufend oder an jmd. abwärts laufend: M e i e r Schwaben 2 2 1 ; W u t t k e a. a. O. Große ug. (Zank), kleine g. (Glück): W o l f Beiträge 2, 4 5 7 ; weiße ug. (Tod): F o g e l a. a. O. 1 1 5 nr. 503. »") Erster im Frühling weiß = Glück in Geldsachen oder Unglück und Tod, grau = Unglück, rot = Augenschmerzen, gelb = Glück, Gevatterstehen W u t t k e 205 § 282. 2 1 °) ug. einen Schwärm in einem Baum zu finden ZfdMyth. 3, 3 1 1 (a. 1612), so auch in der Antike, G r i m m Myth. 2, 9 5 1 . *") Auf die Hand springend = unerwartete Neuigkeit, M o n t a n u s Volksfeste 1 3 6 ; F o g e l a. a. O. 91 nr. 359 (Brief). ' " ) ug. G r i m m 2, 938 (Johann v. Salisb.). " · ) g. Unoth ι , 187 nr. 1 4 5 ; W u t t k e 205 § 282 (bes. auf jemand zufüegend oder sich auf die Hand setzend). g. G r i m m Myth. 2, 338 (Joh. v. Salisb.).
4. P f l a n z e n und G e g e n s t ä n d e . Das zufällige Stoßen auf gewisse Pflanzen und Gegenstände kann nur zum.Teil zum A.sglauben gerechnet werden, da das Moment der Belebtheit des Objekts fortfällt. Bewegt ist dieses wenigstens im Falle des Wagens, dessen A. etwa mit dem des Leichenzuges (s.o. Sp. 415) zu vergleichen ist, bei welcher Gelegenheit er als Leichenwagen auch schon genannt wurde. Er wird, meist mit Rücksicht auf seine Ladung, g. oder ug. gedeutet 2 2 1 ). Im Zusammenhang mit dem A. der Vögel verdient Erwähnung, daß es g. ist, ein Vogelnest mit brütendem Weibchen und Jungen zu finden 222 ). Schließlich sei noch auf das Finden einer Nadel hingewiesen, wo die genaue Beobachtung der Lage an ähnliche Spezialbestimmungen bei belebten Objekten erinnert 223 ). Dagegen sind für das Finden bestimmter Pflanzen, besonders des vierblättrigen Kleeblattes, sowie des Hufeisens, die entsprechenden Sonderartikel zu vergleichen. s " ) g. : S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; John Westböhmen 2 7 ; Wuttke 209 § 290 (beladen); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (mit Heu beladen) ; D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89 (dgl., doch muß man links vorbeigehen); Z f V k . 20, 382 (von jungem Mann gelenkt), ug. : W u t t k e 469 § 746 (für Leichenzug) ;
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K ö h l e r Voigtland 2 5 4 ; H ö h n Tod 7 , 3 4 5 (Zwiegespann Leichenzug begegnend = Zwiespalt in der Ehe); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (mit Stroh beladen); G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1088 (a. 1 7 9 1 , mit Mist beladen, für Brautpaare). "») Z f V k . 1 1 , 2 7 7 . 462 f.; 19, 1 4 2 f. 223 ) g. : F r a n z Nik. de Jawor 189; Z f V k . I i , 279; F o g e l Pennsylvania 106 nr. 4 5 1 . Kopf dem Subjekt zugekehrt ebd. nr. 449. 466. Spitze zugekehrt 107 nr. 450; 109 nr. 467. ug. : Nähnadel mit schwarzem Faden D r e c h s l e r Schlesien 2, 200.
Entstehung. Allem A.sglauben und so auch dem deutschen liegen vermutlich zum größten Teil primitive Gedankengänge magischen Charakters zugrunde, besonders spielen, wie sich aus den vorgebrachten Beispielen leicht erkennen läßt, sympathetische Vorstellungen eine große Rolle. Sowohl in den Grundregeln wie auch in den häufigen kasuistischen Unterscheidungen (rechts — links, schwarz — weiß, f ü r dieses Subjekt g., für jenes ug. usw.) besteht engste Verwandtschaft mit der auf die gleichen primitiven Vorstellungen zurückgehenden „symbolischen" Traumdeutung, wie sie z. B. aus dem Traumbuch Artemidors bekannt ist. So ist es nicht nötig, j a nicht zulässig, in den A.stieren grundsätzlich die Verkörperungen von Totenseelen 224) oder Dämonen 225 ) zu sehen; aus der Eigenart, der Farbe, der Stimme der Tiere erklären sich vielfach die Deutungen von selbst 2 2 6 ). Doch ist es andrerseits auch unmöglich, alle Erscheinungen des Tier-A.sglaubens auf diese Weise zu erklären, etwa alle „kampflichen" Tiere für g., alle „unkriegerischen" für ug. zu erklären 227 ); z. B. würde sich die g. Deutung des Hirsches diesem Schema nicht einfügen. Vielmehr wird man annehmen müssen, daß dem weiten Sammelbecken des A.sglaubens neben jenen allgemeinen primitiven Anschauungen auch spezielle, aus der Religion, dem Mythus und der Kultur des eigenen Volkes entsprungene oder von fremden Völkern übernommene Vorstellungen zugeflossen sind. So erklärt Grimm den ug. A. der alten Frau aus dem Hexenglauben, des Priesters aus der irdische Geschäfte unterbrechenden und vereitelnden Erscheinung des heidnischen und später des christlichen Gottesmannes,
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Angebinde—Angst
den g. A . des Wolfes aus seiner N a t u r als siegbringendes Tier des Odin u. a. m. 228 ). Doch auch er muß ζ. B. gegenüber der Frage, w a r u m eines Blinden, Hinkenden und Bettlers A . f ü r ug., eines Buckligen und Aussätzigen als g. galt, auf eine Erklärung verzichten. Dasselbe gilt auch in den meisten Fällen, in denen ein und dasselbe Tier schlechthin bald als g., bald als ug. gedeutet wird, eine Erscheinung, die auch im A.sglauben der Antike, der zweifellos durch christliche Vermittlung vielfach auf den deutschen eingewirkt hat, wiederholt zu beobachten ist. ,M) Μ o g k Myth. 229. "*) Β r ο η η e r Siti u. Art 159. * " ) Auf eine interessante spontane A.sdeutung auf christlicher Grundlage bei J. Gotthelf (zwei weiße T a u b e n = Friede und Eintracht) verweist S p r e n g e r in Z f d U . 6, 438. w ) S i m r o c k Myth. 6 4 0 f . ·»«) G r i m m Myth. 2, 941 f. Boehm.
Angebinde. Noch lebende Bräuche lassen erkennen, daß man Gaben, die man heute A . nennt, ohne sich etwas Besonderes dabei zu denken, wenn schon der Sprachgebrauch das W o r t auf bestimmte Geschenke zu beschränken scheint (Patengeschenke, Geschenke f ü r ganz kleine Kinder), ehedem wirklich angebunden hat, um sie dauernd mit dem Beschenkten zu verbinden *). In Heimstetten (Baden) binden die P a t e n dem K i n d e nach der T a u f e hinten in der K i r c h e je eine Mark ein 2 ). Vergleichbar ist das Anbinden als F o r m der Weihung. Im Württembergischen entspricht dem das sog. Kissesteket. Vgl. a n b i n d e n , b i n d e n , E i n gebinde, Patengeschenk. *) K o n d z i e l l a Volksepos 100; G r i m m Myth 2, 982 f . ; D e r s. Kl. Schriften 2 (1865), 191 ff., w o eingehend über das A . gehandelt ist; die A b h a n d l u n g von J. J . H o r n u s Über die alterthümliche Sitte der A. bei Deutschen, Slaven u. Litauern. P r a g 1855, war uns nicht zugänglich. *) M e y e r Baden 25. Aly.
A n g e h e n k e , N a m e für heilkräftige Mittel, die angehängt, angebunden, angek n ü p f t werden, etwa A m u l e t t e (s. d.). Grimm*) zitiert aus Ettner, Des getreuen Eckhards unvorsichtige Hebamme (1715) S. 859: „ V o m hollunder, der in den wei-
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den wächst, macht man den kindern ein a., neun stücklein in einen zundel mit einem rothseidnen faden, so dass er auf der herzgrube liegt." S. 862: „ a . v o m rechten auge des wolfs, säcklein von steinen, blinden schwalben aus dem magen geschnitten." Das W o r t A m u l e t t (s. d.) k o m m t in der deutschen Literatur erst spät vor. s. a n h ä n g e n , A n h ä n g z e t t e l . ') G r i m m
Myth.
3, 466; vgl. 2, 982. Pfister.
Angelica s. E n g e l w u r z ,
angeln s. f i s c h e n . Angelusläuten s. A b e n d l ä u t e n , Betglocke.
Angesicht s. G e s i c h t . A n g l a achila achtila, Zauberworte im Liebeszauber, um ein Mädchen sich zu Willen zu zwingen *). x ) Urquell 3 (1892), 3; O h r t 2, 89.
Trylleformler Jacoby.
A n g s t (Furcht, Schrecken). Die Sorge um die Sicherheit im Leben begleitet die wilden Völker mehr als die Völker der gesicherten Kultur. Die Sorge steigert sich in manchen Schwachbegabten Völkerschaften bis zur fortwährenden A . vor Unglück bringenden Dämonen*). Die F u r c h t v o m T a g e her vollendet sich im A . t r ä u m der N a c h t 2 ). Mit der steigenden K u l t u r ermäßigt sich allmählich die Furcht vor T r ä u m e n 3 ) , doch wird es immer Menschen geben, die von gewissen A.gefühlen geplagt sind. Gegen ihre unerklärliche Herrschaft hilft der Zauber. W e r die Zehe eines Toten anrührt, wird frei v o n der A. 4 ). Das Verfahren, jemandem die „ A . a n z u t u n " und einen entlaufenen Liebhaber zurückzubringen, beschreibt Grimm Myth. 3, 470 Nr. 961. „ D i e A . " bedeutet in B a y e r n ein Gebet, das, am Gründonnerstag abends im Stall gebetet, das Vieh vor Krankheit schützt 5 ). F r a ζ e r 9, 72 ff. ; V i s s c h e r Naturvölker 2, Ï92 u. 196. ») W u η d t Mythus und Rei. 2, 125 ff. 3) D e r s. 1, 577. «) G r i m m Myth. 3, 453 Nr. 544. 5) R e i s e r Allgäu 2, 113 Nr. 5 ; F i s c h e r Schwab.Wb. 1, 2 1 3 ; S e h m e l ier Bayr.Wb. 1, 105. Boette.
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anhängen—Animatismus
anhängen. Das heimliche A . v o n kleinen Gegenständen oder das Anbringen v o n Spottfiguren an den Kleidern der Straßengänger muß trotz den spärlichen Belegen, die wir bis jetzt finden konnten, in ganz Westeuropa verbreitet gewesen sein. Eine allgemein befriedigende Erklärung kann ebensowenig gegeben werden, wie für die Foppbräuche im April (s. d.), zumal da die Tage, an denen das A . ausgeübt wird, verschiedene sind: 2. Febr. (Lichtmeß) Fastnacht 2), Aschermittwoch 3 ), Donnerstag nach Asch. 4 ), in den Fasten s ), speziell Mittfasten e ), am häufigsten I. April 7 ), vereinzelt Palmsonnt a g 8 ) , bei der Weinlese 9 ). Meist werden Tuchläppchen in einer bestimmten Figur ausgeschnitten, mit Kreide geweißt und unmerklich auf dem Kleide abgedrückt. Solche Figuren sind: Esel(skopf) 2) (Usener) e ), 8), Teufel(skopf) «), Säge 2) (Us.)«), Leiter 2) (Us.) ; Fisch ? 7 ), oder es werden die Tuchfetzchen selbst angehängt 2) (Lancashire) 7) (Franche-Cté) ; andere Gegenstände: schmutzige Lappen 2) (Sizilien), Papierstreifen 2 ) (Portugal) 7) (Belgien), Aschensack 3 ), K l ä m merchen 4), Z o p f 7 ) (Belgien), Lämmerschwanz (Sizilien), Kalbsschwanz 7) (Franche-Cté), tote M a u s 2 ) (Sizilien), tote R a t t e (Franche-Cté), P ü p p c h e n 9 ) , Papierpfropfen *). Eine Sonderstellung nimmt der Würzburger Brauch ein, insofern, als der „ P a l m e s e l " nicht heimlich angebracht wird, sondern als Schandenbezeugung f ü r Kinder, die am Palmsonntag keine neuen Kleider angezogen hatten 8 ). Die „ P o p p e l i " , die in Graubünden bei der Weinernte angehängt wurden, werden von Bühler 9 ) als Phallus, d. h. als Fruchtbarkeitssymbol, gedeutet. Möglicherweise hängen mit diesem Brauch die Redensarten zusammen: ein Blechlein 1 0 ), Siechblechlein 1 1 ), Bletzlein 1 2 ), Flecken 1 3 ), Klämmerlein 1 4 ), Klämperlein 1 6 ), Kläpperl e i n " ) , K l e t t e 1 7 ) , Klebläpplein 1 8 ), Schelle 19 ), Schlötterlein, -ling, Schletterlein, Schlatter Spettlein, Spätlein, Spätzle 21 ), eins oder etwas anhängen 22) i. S. v. „verspotten, schmähen, übel nachreden". *) G. u. F . H e g i Tösstal (Zür. 1913), 66. *) L i e b r e c h t Z. Volksk. 408, verweist auch
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auf U s e η e r in Rhein. Mus. N . F . 30, 192 (Sizilien, Portugal). 8) Aus dem Posener Lande 4 (1909), 79· *) „Chlupper-Donstig", d. i. Klämmerchen-Donnerstag (Appenzell) S A V k . 6 χ, 275. ) L i e b r e c h t Z. Volksk. 408 (Lancashire). β) G u b e r n a t i s Tiere 284, Α. 1 (Piémont). 7) S A V k . 6, 143 (Thurgau); eigene Erinnerung (Basel); R e i n s b e r g Festjahr 94 (Vlamen); R e i n s b e r g Traditions 1, 203 (Belgien); A l b e r s Festpostille = Das Jahr 142 (Friesland, Holland); B e a u q u i e r Les Mois en Franche-Comté (Paris 1900), 52; L a Tradition 10, 76 (Siidostfrankr.). 8) S c h ö p p n e r Sagen 3, 56. β) Β ü h 1 e r Davos ι , 373 ; dazu S A V k . 11, 268; Schweizld. 4, 1423. ι») D W b . ι , 367; 2, 85; F i s c h e r Schwab. Wb. τ, 1186; Schweizld. 5, 6; H s. S a c h s Schwanke 26, 33. u ) S c h m e l l e r Bay.Wb. 1,322. " ) G e i l e r Granatapfel 1511 biij 1 a; D W b . 2, n o . «) Ebd. 1, 367. " ) Ebd. 5, 940. ») Ebd. 5, 943. " ) Ebd. 5, 943. 954. 969. 1143. 1152; 9, 651 a. ») Ebd.9, 651 ») Ebd. 8, 2494. ») Ebd. u. 9, 651 u. 2«) Ebd. u. 788; Schweizld. 9, 965. 985. 994; M a r t i n - L i e n h. 2, 476; S c h m e l l e r BayWb. 2, 537; F i s c h e r Schwäb.Wb. 900. 901. al ) Β r a n t Narrenschiff (ed. Zarncke) 21, 5; 42, 14 (mit Anm.); Murner Schelmenzunft 18, 25; Ders. Narrenbeschw. 77, 44; D e r s . Mühle v. Schw. 601; D W b . 10, 1998. 2195 f.; Schweizld. 9, 785. " ) D W b . ι , 368. Hoffmann-Krayer.
Anhängsel s. S c h m u c k . Anhängzettel. Man nennt so eine besondere A r t v o n A m u l e t t (s. d.) ; es ist ein um den Hals gehängter Zettel, auf den, wie die Beispiele bei v. L i n d e r n zeigen, unverständliche Zauberformeln geschrieben sind. Unter der Voraussetzung, daß der Benutzer nicht lesen kann, hat wohl auch ein Schalk Banalitäten darauf geschrieben, so gegen S c h w a n g e r s c h a f t : Lege dich nicht z u m Manne, so wirst du nicht s c h w a n g e r x ) . Das W o r t fehlt in G r i m m s Wörterbuch, der Brauch ist jedoch schon für L u t h e r vorauszusetzen, der Spr. Sal. 3, 3 übersetzt : Gnade und Treue werden dich nicht lassen. Hänge sie an deinen Hals und schreibe sie an die Tafel deines Herzens2). S. A m u l e t t , B r i e f , Zettel. l) Venusspiegel 3. Aufl. Straßburg 1743; vgl. Alemannia 8, 285. ») D W b . 1, 367 f. unter „anhängen". Aly.
anhauchen s. H a u c h . Animatismus bedeutet die Anschauung von der Beseelung sämtlicher Gegenstände der Natur und des menschlichen Ge-
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Animismus
brauchs (A 11 b e s e e 1 u η g). Der Ausdruck erhielt besondere Bedeutung in der Theorie R . R. Maretts, welcher davon ausgeht, daß der naive Mensch in allem, was ihm Auffälliges begegnet oder was auf ihn nachdrücklich einwirkt, etwas Seelisches erkennt *). Indem der Mensch solchen Gegenständen gegenüber seine psychische Grundregung entfaltet, erscheinen sie ihm als etwas „ S u p e r n a t u r a les". Die Regungen nämlich, durch welche der Mensch seine Einstellung zu den Dingen gewinnt, sind nach Marett die Gefühle der Furcht, des Schauders und der ehrfurchtsvollen Scheu. Diesen A . ordnet Marett dem A n i m i s m u s (s. d.) als allgemeinere F o r m über, da er letzteren A u s d r u c k in dem engen Sinn Tylors als Geisterglauben nimmt. Sonach sei der A . auch der A n f a n g alles religiösen Glaubens. Man wird sagen dürfen, daß die Neigung des Menschen zur Allbeseelung der lebensvollen religiösen A n s c h a u u n g diensam gewesen ist und die Bildung religiöser Vorstellungen unterstützt hat, daher auch immer wieder gelegentlich bei Bildung a b e r g l ä u b i s c h e r Vors t e l l u n g e n beteiligt ist. Man kann a u c h gegen W u n d t s ganz abweisende K r i t i k des A. 2 ) zugeben, daß in dem Sinne, wie Marett den A . faßt, etwas von ursprunghaft religiösen Regungen damit bezeichnet w i r d : dies nämlich, daß in den Dingen, welche beseelt werden, etwas „ Ü b e r n a t ü r l i c h e s " erfaßt und mit heiliger Scheu betrachtet wird. R . R . M a r e 1 1 The threshold of religion 2. 1914. *) W . W u η d t Mythus und Religion 2,
173 ff.
K . Beth.
A n i m i s m u s . I. A . ist ein zuerst in der Medizin eingebürgerter, v o n G. E. Stahl in seinem W e r k e über die Drüsen (erstes Drittel 18. Jh.) geprägter Ausdruck f ü r die Auffassung, daß das oberste Prinzip des lebenden Organismus die Seele (anima) ist, die jedoch einerseits etwas Unsterbliches und Überlogisches, anderseits als anima vegetativa nichts anderes als die natura der Alten ist. Jeder Körperteil hat nach Stahl ein Leben für sich, das auch für sich allein gestört werden kann Die Vorstellung
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von der Körperseele und den Organseelen, wie sie W u n d t bei den Naturvölkern findet 2 ), ist auch in dieser Stahlschen Theorie vorhanden, und diese Ansicht von dem in dem Leib waltenden Seelischen zeigt ihre Nachwirkungen in sehr vielen volkstümlichen, dem Aberglauben angehörigen Heilmitteln und -verfahren. J) Franz Carl M ü l l e r Geschichte der organischen Naturwissenschaften 9 f. Mythus u. Religion 1, 139 ff.
*)
Wundt
2. Als e t h n o l o g i s c h - r e l i g i ο η s geschichtlicher Fachausdruck wird A . gleichfalls im zweifachen Sinne v e r w e n d e t : a) für den Glauben an ein b e s o n d e r e s S e e l i s c h e s , gleichsam ein Seelenwesen im Körper oder außerhalb desselben, und b) für den Glauben an den V i t a l s t o f f , der alles Lebendige durchzieht und, als unsichtbares Fluidum anhaftend, alles charakterisiert, was mit einer Person in Berührung gekommen ist. a) Nach B. G. Τ y 1 o r ist der Α . als Glaube an die Existenz geistiger Wesen mit oder ohne bestimmte Körper „ d i e Religion und Philosophie aller nicht· zivilisierter V ö l k e r " und die Grundlage oder erste Stufe aller Menschheitsentwicklung, aus der jede höhere geistige Betätigung, vor allem Religion und K u n s t hervorgegangen sind ( a n i m i s t i s c h e T h e o r i e ) 3 ) . Sicher ist indessen nur, daß der A . sehr alt, allgemein verbreitet und bis in unsere Zeit und Kultursphäre hinein dauerhaft ist. Nicht haltbar hingegen ist die Meinung, daß dieser A. die älteste geistige Stufe der Menschheit bezeichne. Denn das würde besagen, daß die Vorstellung von Seelen- oder Geistwesen und der Glaube an eine im menschlichen Körper vorhandene, ihm gegenüber irgendwie selbständige Seele früher vorhanden gewesen sei, als die Idee des in den Körpern vorhandenen Unsinnlichen, eine Annahme, die mit den Ergebnissen der Primitivenforschung in Widerspruch steht. Man kannte sowohl ein selbständiges Unsinnliches, das nicht seelischer A r t ist, wie auch den als völlige Einheit existierenden und lebenden Menschen, ehe
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Animismus
man animistisch empfand und dachte, worüber im besonderen Zusammenhange zu verhandeln ist (s. Ρ r ä a η i m i s m u s). Tylor definiert die Seele in dem Sinn der Primitiven, der sich jedoch dur .h alle Kulturschichten hindurch erhalten hat, als dünnes, körperloses Gebilde, das auch dort, wo der Körper nicht ist, das Individuum darstellt und erkennen läßt. Der hierauf gegründete A. ist der Meinung, daß alles, was irgendwie auf den Menschen einwirkt, und überhaupt alle Erscheinungen, die ihm aufstoßen, von einem denkenden und wollenden Geistwesen hervorgerufen sind und daß alle Wesen und Dinge, welche irgendeine Erscheinung ve r ursachen, von solchem Geist oder solcher Seele getrieben werden. Dieser Α., eine eigentlich dualistische Ansicht, besagt, daß in allem Lebendigen eine Seele die Ursache der Lebendigkeit, der einzelnen Lebenserscheinungen, ist. Er beruht daher auf dem Versuch einer rationalen Erklärung der Lebense scheinungen und bewährte sich wahrscheinlich zuerst an den Erfahrungen, die der Mensch mit Schlaf, Traum und Sterben machte. Das Entschwinden des Wachbewußtseins im Schlaf, das Auswandern des Ich im Traum und der Besuch der anderen Iche während unseres Traumes, das Aufhören der Lebenserscheinungen mit dem Moment des Sterbens, schließlich das Erschlaffen der Lebensfunktion bei Krankheit, legen den Schluß nahe, daß es eine besondere Ursache der Lebenserscheinungen gibt. Analog erkannte der Mensch bei den Tieren, von denen sich der Primitive grundsätzlich nicht zu unterscheiden pflegt, dasselbe Agens (s.Tiere). Weiter stellte er aber in den leblosen Naturgebilden und -erscheinungen das elbe Agens als ein Seelisches fest und stellte sie dadurch als belebt vor. Diesen Vorstellungs- oder Denkprozeß, durch welchen schließlich alles mit Seelen begabt gedacht wird, nennt man auch A η i m a t i s m u s (s. d.) = Vorstellung von der Belebtheit alles Seienden. Mit dem Seelischen meinte der Mensch zunächst sicherlich nichts weiter als das P r i n z i p d e r B e w e g u n g (wie ja
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got. saiwala = Seele, die Bewegliche, das sich Bewegende, bedeuten und mitgriech. aiolos = Wind verwandt sein wird). Möglich ist indes auch, daß die Wurzelbedeutung W i n d bestimmend war, nach E. H. M e y e r 4 ) : Wurzel uti, führt zum Begriff Ahne und Verstorbener; darum wird eine durch gewaltsamen Tod ausgepreßte Seele zum heftigen Wind, entsteht bei Selbsterhängung Sturm, beim beichtelosen Tod ein.r Wöchnerin Wirbelwind, und die Seelen Unverheirateter müssen als Wind Nebel schöbern und Felsen abreiben 5 ). Nach Einführung des Christentums ziehen im wütenden Heere nur noch die Seelen der Bösen stürmisch dahin, während ursprünglich alle Seelen nach dem Tode r n die Windsphäre eintraten. Auch im W'nde ist aber die Bewegung (sowohl das sich Bewegende, wie das das andere Bewegende) das hervorstechende Merkmal und dasjenige, was auf den Primitiven den größten Eindruck macht, wie auch der sich bewegende Schatten, der gleichfalls als Seele aufgefaßt wurde; denn diese Bewegung ist das sinnlich Hervortretende dessen, was an sich etwas Unsinnliches als Kern enthält, und es ist doch zugleich die geheimnisvolle K r a f t der Veränderungen. Gegenstände, die sich bewegen oder sich zu bewegen scheinen, machen auf den naiven Menschen den Eindruck von Körpern, die durch eine verborgene K r a f t in Bewegung gesetzt werden, oder von Körpern, die, wie der eigene, mit einem bewegenden Agens, wie dem Willen, begabt sind. Und von dem System der so angeschauten Dinge gab es und gibt es f ü r den primitiven Menschen keine Ausnahme; denn kraft seines symb iotisch-sympathetis c h e n G r u n d g e f ü h l e s 6 ) weiß er sich mit allen einzelnen Teilen, lebenden wie leblosen, des Universums ebenso eins, wie jene alle unter sich gleichsam wie Teile eines Ganzen verbunden sind; Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, Quellen, Flüsse, Himmelskörper sind vermöge der universellen Symbiose als wesenhaft gleiche Gegebenheiten betrachtet. Diese animistische Vorstellung kommt in der Anschauung von den T o t e n zu
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Animismus
besonderer G e l t u n g . Bei E i n t r i t t des T o d e s w i r d d a s F e n s t e r , die T ü r oder L u k e g e ö f f n e t , auf d a ß die Seele hinaus k a n n , ebenso wie bei G e b u r t des K i n d e s , d a m i t eine Seele hinein k a n n . Die Seele g e h t beim Sterben h i n w e g a l s Tier, i n d e m sie sich v e r w a n d e l t in einen V o g e l oder ein I n s e k t ( K ä f e r , S c h m e t t e r l i n g ) , oder in ein kriechendes T i e r (Schlange, Eidechse, Maus). W i e n a c h der Vorstell u n g der v o r a n g e g a n g e n e n E p o c h e der V e r s t o r b e n e j e d e r z e i t als g a n z e Persönlichkeit w i e d e r k e h r e n kann, so nach der V o r s t e l l u n g der animistischen E p o c h e seine Seele. Die V o r s t e l l u n g der Seele als S c h a t t e n e r g a b sich a u s d e m S c h a t t e n , welcher dem Menschen f o l g t oder v o r a u f g e h t usw., und d a r a u s wieder e n t w i c k e l t e sich der G l a u b e a n den F o l g e g e i s t (an. f y l g j a ) , den w e i b l i c h e n S c h u t z g e i s t , welcher den Menschen stets begleitet oder w i e sein z w e i t e s schützendes Ich (der ä g y p t i s c h e Κ a) gleichsam an oder h i n t e r i h m w i e a n g e h a f t e t ist. Indem sich die f y l g j a mehr und mehr v o n der Person ablöste, w u r d e sie zu einer selbständigen, T o d und G e f a h r v e r k ü n d e n d e n höheren M a c h t 7 ) ; v g l . s p ä t e r die w e i ß e ( A h n - ) F r a u (s. d.). E b e n s o wie schützende g i b t es a u c h s c h ä d l i c h e und v e r f o l g e n d e Geister, Bringer v o n L a n d p l a g e n und H a u s u n g l ü c k . A l s solche t r e t e n die Seele eines V e r s t o r b e n e n oder ein D r a c h e oder andere, p h a n t a s t i s c h gestaltete, T i e r e auf, die die V o r s t e l l u n g einer u n a n g e n e h m e n K r a f t bedeuten. E s ist indessen eine v o n I r r e f ü h r u n g nicht g a n z freie H y p o t h e s e , allgemeinhin zu b e h a u p t e n , d a ß alle persönlich g e a r t e t e n Geistwesen, D ä m o n e n usw., animistischen Ursprungs, d u r c h einen A k t der Beseel u n g v o n e t w a s a n sich a u c h seelenlos zu D e n k e n d e m e n t s t a n d e n seien. Riesen und Z w e r g e sind zweifellos v o r a n i m i s t i s c h und d a h e r a u c h eine g a n z e R e i h e v o n anderen Geistern, ohne d a ß es gelingen könnte, die Grenze z w i s c h e n beiderlei B i l d u n g e n theoretisch rein auszuziehen 8 ). 3) Τ y 1 o r Kultur ι, 422. *) Mythologie 91. *) L a i s t n e r Nebelsagen 42 u. 237. ·) B e t h Religion u. Magie ' 1 8 5 ff. 321 ff.
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397 f. ') Njals Saga 12; Vatnsdaela Saga 36. N a u m a n n Gemeinschaftskultur 83 ff.
e)
b) V o n entschieden größerer Bedeut u n g ist die S e e l e n s t o f f "Ans c h a u u n g , die v o n vielen als der eigentliche A . im engeren Sinne heute g e w e r t e t wird. D e r Seelenstoff, besser V i t a l s t o f f 9 ) , s e t z t nicht die Vorstellung einer Seele v o r a u s und geht nicht aus einer irgendwie und -wo v o r h a n d e n e n Seele hervor, sondern wird a u c h dort a n g e n o m m e n , w o a n ein einheitliches seelisches Gebilde in d e m L e b e w e s e n noch nicht g e d a c h t ist, f i n d e t sich aber auch noch neben einer solchen Seele angenommen v o r . D e r Seelenstoff ist ein dem K ö r p e r immanentes, ihn völlig durchdringendes, in allen seinen Teilen gleicherweise v o r h a n d e n e s A g e n s . Es ist so wesentlich f ü r den K ö r p e r und seine Teile, d a ß es a u c h a b g e s c h n i t t e n e n Teilen, wie H a a r e n und Nagelspitzen, dem Speichel und A u s w u r f und selbst der K l e i d u n g ( K r a f t , A u s d ü n s t u n g und Schweiß) und auch Gebrauchsgegenständen anhaftet. M a n k ö n n t e v e r s u c h t sein, diese A u f f a s s u n g f ü r älter zu halten, als die A n n a h m e einer den K ö r p e r leitenden, ihm gegenüber j e d o c h mehr selbständigen Seele. Z u einer Zeit, aus der die selbs t ä n d i g e und s e l b s t ä n d i g überlebende Seele i m germanischen Norden noch n i c h t b e z e u g t ist, w o v i e l m e h r der Vers t o r b e n e als g a n z e Persönlichkeit weiterlebend g e d a c h t wurde, existierte der a n i m i s t i s c h e E i g e n t u m s b e g r i f f . Dieser g r ü n d e t in der Vorstellung, d a ß alles, w a s m i t dem T o t e n bei L e b z e i t e n z u s a m m e n h i n g , v o n seinem v i t a l e n F l u i d u m a n sich t r ä g t und dad u r c h i h m f ü r i m m e r zugehört. Hierauf, und nicht a l l e i n auf dem G e d a n k e n , d a ß der T o t e alles wirklich noch brauche, r u h t der B r a u c h , die h a u p t s ä c h l i c h s t e n Geräte, W a f f e n und K l e i d u n g s s t ü c k e mit ins G r a b zu geben, b z w . mit zu verbrennen; denn a u c h durch V e r b r e n n u n g wird der Seelenstoff nicht v e r z e h r t . Interessant hiefür ist, wie das große periodische S t e r b e n in der Sippe des B a u e r n Thoroolf d a d u r c h z u m Stillstand geb r a c h t wird, d a ß das liegen gebliebene
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Animismus
Vermögen einer Verstorbenen ihr durchs Feuer nachgesandt wird 1 0 ) ; der Tote selbst müßte aber auch immer wieder an den Ort seines Vitalstoffes zurückkommen, solange sich derselbe auf der Erde befindet u ) . An der Selbständigkeit, Beweglichkeit und Beharrlichkeit des Vitalstoffes hängt L e b e n u n d G e s u n d h e i t . Krank wird der Mensch, wenn der Vitalstoff ganz oder teilweise entweicht oder wenn sein Zusammenhang mit dem Körper gelockert wird. Der Schamane heilt die Krankheit dadurch, daß er den entwichenen Vitalstoff zurückholt, den gelockerten festigt. Gelingt ihm dies nicht, so stirbt der Kranke. Die Prozedur des Zurückholens ist mannigfaltig, stets aber dreht sich die Handlung darum, des entflohenen Seelenteilchens durch Anrufen, Pfeifen, Beschwatzen oder Drohen habhaft zu werden. An der Schnur der „Seelenpeitsche", eines hierfür bewährten Instrumentes, wird ein Päckchen befestigt, das nicht einmal immer Vitalträger (Haare, Kleidung) des Patienten enthalten muß, sondern bloß von ihm oder von einem ihm Nahestehenden berührt zu sein braucht, um dermaßen mit des Kranken Vitalität imprägniert zu sein, daß dasselbe, wenn der Arzt nächtlicherweile im Walde die Peitsche schwingt, den entschwundenen Seelenstoff des Kranken anzieht. Triumphierend bringt der Schamane die Seele ins Haus und praktiziert sie in den Leib des Patienten, der genest 1 2 ). Mit dem Atem hat dieser Vitalstoff, wie sich nachweisen läßt, in der Regel nichts zu tun, sondern ist von demselben klar zu unterscheiden. Ζ. B. bei den australischen Wurunjerri fand der herbeigeholte Arzt den murup des Kranken schon weit weg, bloß noch etwas Atem in dem Manne. Der Medizinmann ging nun auf die Suche und brachte den murup nach einiger Zeit in seinem Opossumfelle heim; er hatte ihn noch eben an der Grenze des Sonnenunterganges gefunden. Hätte der murup diese Grenze überschritten, so wäre er unwiederbringlich verloren gewesen und der Kranke gestorben 1 3 ).
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Im günstigsten Falle wirft sich der Arzt mitsamt dem wiedergeholten Seelenstoff über den Kranken und treibt jenen in diesen hinein. Das Weggehen und -bleiben des (hierbei wenigstens zum kleinsten Teile wohl irgendwie „seelisch" vorgestellten) Vitalstoffes erinnert an die Rolle des Todes in deutschen Märchen. Wie der Medizinmann herausfindet, wo die Seele ist, so weiß der Jüngling, ob der Tod zu Häupten oder zu Füßen des kranken Mägdeleins steht, ob er bleiben oder gehen will. Mittels solchen „Seelenträgers" oder Vitalstoffes kann j e d e Art guten oder bösen Zaubers ausgeübt werden. Man verschafft sich irgendeinen Fetzen von der Kleidung eines Menschen, oder ein paar Haare oder Nägelschnitzel, oder Auswurf, oder von ihm gekauten Betel und behandelt sie, in Blätter oder andere Hüllen, oder in ein Bambusrohr gesteckt, ebenso wie man den ganzen Menschen behandelt wissen will. Umständliche Verrichtungen folgen hieraus, ζ. B. der bekannte Guliwill bei den südöstlichen Australiern. Man darf jedoch nicht mit Wundt behaupten, das ganze Zauberwesen sei aus dem Animismus hervorgegangen, da es ja „direkten" Zauber gibt, der keines Vitalagens bedarf, bzw. solchen Zauber, der ohne irgendwelche sinnlich - konkrete Vermittlung stattfindet M ). Seine Wurzel hat der Vitalstoffglaube in der R e p r ä s e n t a t i v i d e e : vom Körper gelöste Teile vermögen den ganzen Körper zu vertreten oder zu ersetzen. Daß zu Zeiten das eine oder andere Organ des Leibes im besonderen als Sitz des Vitalstoffes angesehen wurde, ist für das Verständnis der Anschauung als solcher fast belanglos. Daß der Jäger die Krallen des Jaguars, die Zähne des Büffels bei sich trägt, erklärt sich am ungezwungensten animistisch, ähnlich wie die Gepflogenheit der Kopfjagd und der S c h ä d e l k u l t , oder das Umhängen von getrockneten Menschennieren mit dazu gehörigen Fett-Teilen, oder wie die Menschenfresserei und das Verschlingen des rohen Kamelfleisches bei arabischen Riten und das Rohfleischessen bei der
Anis—Anna, hl.
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ersten orphischen Einweihung 1 5 ) : es handelt sich allemal um die Zueignung des Vitalstoffes, der eigentlichen Lebensenergie eines Wesens, das in irgendwelcher Hinsicht einen V o r z u g hat. — Hierher gehören auch die häufigen Maßnahmen, die Seele eines Menschen durch eine h ö h e r w e r t i g e zu e r s e t z e n , was unter Umständen auf Dämonen und Götter der Fruchtbarkeit angewendet wird, indem der G o t t des scheidenden Jahres mit der neuen H a u t eines zu diesem Zwecke geschlachteten Menschen bekleidet wird (klassisches L a n d hierfür Mexiko) l e ). Hierher gehört ferner die Sitte, Könige, Häuptlinge oder Zauberer beim ersten Anzeichen herannahenden Todes zu töten, damit die Vitalstoffe, die Lebensenergien auf den S t a m m übergehen und in ihm bewahrt bleiben, gegebenenfalls auch dem Nachfolger zugute kommen. (Über die Verehrung der beseelt gedachten Naturgegenstände und -erscheinungen, über Dämonenkult, Gespenster und ähnliches, was im Anschluß an die Tylorsche Definition und Theorie vielfach noch in den A . einbezogen wird, s. die betreffenden Artikel.) ·) B e t h Religion u. Magie* 153. 10) E y r b y g g y a Saga 52—55. 11 ) H a n s Schreuer in Ztschr. f. vgl. Rechtswiss. 33 u. 34 (1916). " ) Ch. K e y s s e r i n R . N e u h a u ß Neuguinea 3. 141 ff. u ) H o w i t t Native Tribes of Southeast Australia 385 ff. " ) Κ . B e t h Religion u. Magie2 142. 15) E u r i p i d e s Bakchen 135. l c ) Κ . Τ h. P r e u ß Phallische Bräuche in Arch. f. Anthropol. N . F . 1 (1904), 140 ff. Im allgemeinen vgl. Α. Ε Κ r u y t Het Animisme in den Indischen Archipel. 1906; Jul. L i p p e r t Seelenhult 1881; Ders. Kulturgeschichte ; A. W . N i e u w e n h u i s Die Wurzeln des A. Supplement zu Internat. Arch, f. Ethnographie 24 (1917). K . Beth.
A n i s (Pimpinella anisum). 1. B o t a nisches. A u s den östlichen Mittelmeerländern stammendes Doldengewächs (Umbellifere), dessen eirunde Früchte als Gewürz dienen. Die Grundblätter sind langgestielt, ungeteilt oder dreilappig, die Stengelblätter dreiteilig, die Blüten sind weiß. Bei uns wird der A . ab und zu angepflanzt x ). ') M a r z e l l 103 f.
Kräuterb.
200;
Heilpflanzen
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2. Ähnlich wie der verwandte K ü m m e l dient auch der A . wegen seines aromatischen Geruches als antidämonisches Mittel2). Gekauften Tauben gibt man Α., um sie an den Schlag zu fesseln 3 ). Man buk an Lichtmeß A.brote und fütterte vier Wochen lang die Tauben, damit sie recht gedeihen sollten 4). *) B e c h s t e i n Thüringen 2, 106 f. *) S t a r i c i u s 1679, 476; Eberhardt Landwirtschaft 20. 4) Mitteil. Anhalt. Gesch. 1922, 19. Marzell.
A n k e h r k r a u t s. ankleiden s.
Mondraute,
Kleid.
anklopfen. W e n n man bei Nacht einen Besuch macht, so soll man an der Zimmertür nicht a. ; denn bei Nacht klopfen die Hexen an. Wer mit den Füßen anklopft, ist willkommen, weil man weiß, daß er die Hände voll hat S. w. k l o p f e n , Klopfnächte. *) F i s c h e r
Schwäb.Wb. 1, 225. Bächtold-Stäubli.
a n k ü n d e n (sich) s. anmessen s.
künden,
messen.
A n n a , hl., Mutter Marias, Fest 26. Juli. 1. Der A . k u l t kam in Deutschland seit dem 14. Jh. in großen Aufschwung, in erster Linie als ein Mutterkult. Hier wurden Mainz und später Düren, wo sich seit 1501 die ehema s in Mainz aufbewahrte Annenreliquie befindet, ein Stück von der Hirnschale der Heiligen, Stätten ihrer Verehrung. A.s große volkstümliche Beliebtheit spricht sich in zahlreichen ihr geweihten Kirchen und in vielen Patronaten aus ') Κ o r t h Die Patrozinien im Erzbistum Köln 1 5 — 1 9 ; daselbst umfangreiche Quellenu. Literaturangabe; Samson Kirchenpatrone 1 1 9 — 1 2 3 ; E. S c h a u m k e l l Der Kultus der hl. Anna am Ausgang des MA.s; Β e i s s e 1 Heiligen- Verehrung 2 , 1 3 5 ; Sams o n Die Schutzheiligen 51 ff.
2. Frühzeitig galt die Mutter Marias als mächtige Patronin der Schwangeren und Gebärenden 2 ). Deshalb wurde ihr Name in gesprochenen und geschriebenen Segensformeln für diese besonders aufgeführt, letztere auch als „ B r i e f e " , also wohl Zettelchen, von hoffnungsvollen Frauen getragen; desgleichen wurden
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Anna, hl.
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7. Mit diesem Bergwerkspatronat hängt wohl wiederum der Glaube an die Heilige als Geldspenderin zusammen; wenigstens soll sie früher ad numos elargiendos angerufen worden sein. In einer Anweisung, durch eine Beschwörung Geld zu erlangen, heißt es zum Schluß: Es kommt die hl. Mutter A. zu dir hinein in das Zimmer, bringt dir ein Gelt 1 0 ). 10 ) V e r n a 1 e k e η Mythen 264; ZdVfVk. 15 (1905), 424. 8. Auch gegen eine Reihe leiblicher Ge4 ) S t o 1 1 Zauberglauben 105; R e i n s b e r g - brechen wurde und wird sie angerufen. D ü r i n g s f e l d Festkalender aus Böhmen 369. Als Medium diente außer Gebeten das zu 3. In weiterer Entwicklung dieses Paihrer Ehre geweihte Annenwasser, Aqua tronatsgedankens erscheint A. als Schutz- sanctae Annae, das auf deutschem Boden heilige der Ehe und Eheleute, der Eltern am Ausgang des MA.s, zur Zeit der höchund vorzüglich der Mütter, in letzterer sten Blüte des A.kultes, entstand. Es galt Hinsicht oft durch die Kunst verherrals Heilmittel in allen möglichen Nöten: licht 5 ). Junge Mädchen wenden sich an nach einem der Weiheformel angeschlossie, um vor Schande bewahrt zu bleiben, senen Verzeichnis gegen das Fieber, gegen anderseits, um einen Mann zu erlangen: die „Franzosen", für schwangere Frauen, Hl. St. Α., Gib alle Meitschi Manna!®). gegen Kopf-, Brust- und Bauchweh und 6 ) S a m s o n Kirchenpatrone 122; R e i n s - viele andere Krankheiten, auch gegen b e r g - D ü r i n g s f e l d Das festliche Jahr Besessene 1 1 ). A.brünnlein oder -Quellen 217—218. ·) F o n t a i n e Luxemburg 112; waren häufig und weitverehrt und in K u o η i St. Galler Sagen 20 N r . 3 5 . Volkssagen gepriesen, weil ihr Wasser 4. Sehr nahe ihrem Mutterwesen steht Blinde sehend gemacht hatte 1 2 ). In die Rolle, die sie als Beschützerin armer Luxemburg empfahl man sich bei ErWitwen und Helferin ärmerer Stände wie krankung der Augen St. A. zu Mecher 1 3 ). Dienstboten, Arbeiterinnen, Näherinnen, Mit Hilfe der hl. A. beschwor man die Spitzenklöpplerinnen (Flandern) spielt 7). Gicht und bannte sie durch Sprüche, in ') S a m s o n bzw. R e i n s b e r g - D ü r i n g s - denen St. A. den personifizierten Gichtern f e l d a. a. O. gebieterisch entgegentritt und sie in das 5. Bemerkenswerterweise wurde sie wilde Heer, in das wild Granit (so!), in auch Patronin der Schiffer, an der Elbe das wilde Grummet usw. verweist 14 ). 8 früher Nothelferin in Wassersgefahren ). Auch als Beschützerin gegen die Pest er') S a m s o n Kirchenpatrone 1 2 1 ; R e i n s - scheint sie laut Pestblättern des 16. u. b e r g - D ü r i n g s f e l d a.a.O.; D e r s. 17. J h s . und Weihetafeln 1δ ). Festkalender aus Böhmen 3 7 0 ; K ü h η a u Sa11 gen 3, 728—729. ) F r a n z Benediktionen 1, 212—214. ls ) ZdVfVk. ι (1891), 300; P a n z e r Beitrag 2, 6. Nicht minder eigenartig ist ihr 46; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 94; Schutzpatronat für den Bergbau und die M e i c h e Sagen 612 Nr. 755. 13 ) F o n t a i n e Bergleute. Bereits im MA. schrieb man Luxemburg 107. 1 4 ) L a m m e r t 82; M e y e r Baden 39; Β i r 1 i η g e r Schwaben 1 , 488; reiche Ausbeute der Bergwerke ihrer 15 Hilfe zu; der Glaube daran ist in Sagen F e h r l e Zauber u. Segen 53. ) A n d r é e E y s n Volksk. 33; DG. 5, 125. genugsam verbreitet. Infolgedessen fin9. Von den Wochentagen ist ihr der den sich in erzreichen, namentlich silberDienstag gewidmet, da sie nach der kirchreichen Gebirgen häufig St. Annenlichen Überlieferung an einem solchen kirchen 9). geboren wurde und starb. Deshalb wird ·) S a m s o n Kirchenpatrone 121 ; R e i n s - dieser Tag als Vermählungs- und Hochb e r g - D ü r i n g s f e l d a.a.O.; Ders. zeitstag empfohlen und auch gewählt 1 6 ). Festkalender aus Böhmen 37 o ; K ü h n a u Sale gen 3, 728—729. ) Allgemein; G r o h m a n n 117 Nr. 878. Messen de sancta Anna für solche Frauen empfohlen und von diesen gebraucht 3 ). Weil A. selbst, der kirchlichen Überlieferung gemäß, vor der Geburt Marias lange J a h r e kinderlos war, verrichteten und verrichten noch heute unfruchtbare oder kinderlose Frauen täglich Gebete zu ihr, um durch ihre Fürbitte Leibeserben zu erhalten 4). 2 ) W e t z e r u. W e l t e Kirchenlexikon 1,862. s) F r a n z Benediktionen 2, 190—200. 202; ZdVfVk. ι (1891), 300; 6 (1896), 252.
Anniversarium-ι —anschneiden
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10. Der Annentag (26. Juli) wird vielfach noch heute festlich begangen mit kirchlichen Feiern, Volksbelustigungen, Feuerbränden und Illuminationen. Feiert man ihn nicht gebührend, so entstehen furchtbare Gewitter 1 7 ). Für die Landwirtschaft bedeutet dieser Tag einen besonderen Merk- und Lostag, namentlich einen Merktag für die Frucht, vorzugsweise das Korn, für das Wachstum der Kartoffeln, der Rüben usw. Für diesen Tag gelten daher mancherlei Bauernregeln. Regen an St. A. tag wird vom Volk in Süddeutschland Mitgift der hl. A. genannt. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 160; J o h n Westböhmen 9 1 ; Reinsberg-Düringsf e l d Böhmen 368; L e o p r e c h t i n g 1 8 9 ; M e i e r Schwaben 2, 436; Ν o r k Festkalender ι , 492; Reinsberg-Düringsfeld Das festliche Jahr 2 1 8 — 2 1 9 .
1 1 . Vor dem Schneiden des Korns ruft man sie an mit den Worten: Hl. Anne, treib's Gewitter von danne! usw. 18 ). le ) Z f r w V k . 1 2 , 1 1 0 ; RheinWb. 1, 196; B a d Wb. ι, 57; R e i η s b e r g - D ü r i η g s f e 1 d Böhmen 37 5 ; M e y e r Baden 426; S c h m i t t Hettingen 1 8 ; W e t t s t e i n Disentís 1 6 5 s * .
12. Der Taufname A. ist neben Maria, wenigstens früher allgemein und in ländlichen Gegenden vielfach noch heute, der gebräuchlichste gewesen. Infolgedessen erscheint er auch in zahlreichen Redensarten, Reimsprüchen und Kinderliedchen, auch im Volkslied. Wrede.
Anniversarium s. J a h r t a g. anpusten s. b l a s e n , p u s t e n , anreden s . G e i s t , r e d e n , s c h w e i g e n . anrühren S. b e r ü h r e n . Ansa, Zauberwort in der Formel *): O lìpeo. ansa. amur. eus. theus. hus. Mon. liberatius Geratius ( 1 1 . J h . , contra sagittam diaboli), vgl.: ansa amurhus deus, hus mun, hus anger, liberazius, ierosus 2) gegen Fieber ( i o . / i l . Jh.). Es läßt sich θ-εός bzw. deus erkennen, sonst unverständlich. 1 ) Heim Incantamenta Benediktionen 2, 484.
ansagen s. T o d
551.
s
)
ansagen,
anschauen s. A u g e .
Franz Jacoby.
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anschneiden. I. Entsprechend der heiligen Ehrfurcht, die dem Brote (s. d.) erwiesen wird, ist das A. des Brotes ehemals eine ernst gemeinte Zeremonie gewesen, die nur der Brotherr *) vornehmen durfte; als sich einst im Kanton Zürich ein „ B r o t e s s e r " 2 ) , ein Knecht, dieses Hausherrnrecht anmaßte, bekam er eine Ohrfeige s ) ; das Kind darf vor der Konfirmation kein Brot a. 4 ) ; wenn der Hausvater den Laib anschneidet, so bleibt das Glück im Haus 5 ). Schon Liebrecht e) in seinem Kommentar zu den Otia imperialia des Gervasius von Tilbury weist auf die apotropäische Bedeutung des A.s mit dem Messer hin und zitiert den schwäbischen Spruch 7) : Eine Frau soll das Brot nie unangeschnitten auf den Tisch bringen. Rieß 8) möchte damit die schon in der Antike verschieden erklärte Vorschrift der Pythagoreer in Verbindung bringen : τον áptov μή y.αταγνύναι9) ; der Sinn scheint aber nach einer ganz anderen Richtung zu deuten. Daß das A. mit dem Messer wirklich apotropäisch gemeint ist, zeigt eine andere Vorschrift, nach der man über Nacht ein Messer ins Brot stecken muß 1 0 ). Apotropäisch und bannlösend wirkt das A. im Namen Gottes; als ein Bauer in einer schlesischen Sage u ) die verhexte Butter anschneidet, wird sie zu Kuhdreck; von dieser Sage aus wird der feierliche A k t des A.s, bei dem das K r e u z z e i c h e n eine Rolle spielt, besonders beleuchtet 1 2 ). ') S t a u b Brot 5 7 ; K l u g e Etymol.Wb.™ 7 4 — 7 5 ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 4 ; J o h n Erzgebirge 30; Urquell N . F . 1 (1897), 1 7 8 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 3 3 ; Mühlh a u s e 5 5 — 5 6 . *) P s a l m 4 1 , 10; S t a u b 56. 3 ) S A V k . ι (1897), 7 7 ; Schweizld. 5, 944. *) Schweizld. 1. c. s ) Urquell N . F . 1. c. «) L i e b r e c h t Gervasius 100; umgekehrt übt das A . auf das Metzgermesser die Wirkung aus, daß es die „ T ö d t u n g " verliert: A l p e n b u r g Tirol 3 6 5 ; ZfVölkerpsychol. 18, 280.') M e i e r Schwaben 498, 327. Ebenso sagt man: wenn der Laib Brot unangeschnitten in der Tischlade liegt und es kommt während der Zeit jemand ins „ G e vatterbitten", so s t i r b t das Kind: B a u m g a r t e n Heimat 3, 16. ') P a u 1 y - W i s s o w a ι , 50; das ganze Material bei Β o e h m De symbolts Pythagoreis. Diss. Beri. 1905, 4 3 bis 44. ·) G ö t t l i n g Gesammelte akademische Abhandlungen aus dem klassischen Altertum 1 (Halle 1 8 5 1 ) , 3 1 3 f. >°) S t a u b 55, vgl. 2 2 ;
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H ö i 1 e r Ostern i 6 ; bei den Inselesten beißt man, bevor man das Brot aus der neuen Ernte ißt, auf ein Stück E i s e η : ZfVölkerpsychol. i8, i 8 ; vgl. dagegen die Sitte der Preußen: S c h e i b l e Kloster g, 193; für die Juden berichtet Β u x t o r f , daß der Hausvater „ab ea parte, ubi bene et eleganter coctus est, incisuram imprimit (penitus enim dissecare nefas) ; hierauf wird das Brot g e b r o c h e n : J u d e n s c h u l (Basel 1641), 186 vgl. 188; über Anschneiden als Trauersitte in der jüdischen Literatur: ARw. 17, 136. 11) K ü h n a u Sagen 3, 79. 1436; vgl. 81. 12) H ö f 1 e r Ostern 16.
2. Zu diesem Zeremoniell, mit dem das Brot und besonders das A. umgeben war, berichtet schon Praetorius 1 3 ): „Wenn man das Brot auff schneidet / so muß man es unten fein be-Creutzen; sonst kann es bezaubert werden; es ist zwar ein altes / daß man das liebe Brot zeichne / und ist solches schon bey den Juden üblich gewesen: vide Schickard in scriptis"; der gute Praetorius fährt dann f o r t 1 4 ) : „Die Bürger machen gemeinlich auch nach / subtiler Höfflichkeit / Kleine Creutze übers Brod: die Bauern aber pflegen / nach angebohrener Grobheit / das Creutz über das ganze Brot zu machen" (!). Dieser Brauch war früher allgemein verbreitet und wird von der konservativen Bauernfrau noch geübt: man macht (kritzelt) mit der Messerspitze 15), mit dem Messerrücken 1β) oder dem Daumen 1 7 ) gewöhnlich drei Kreuze 18) oder auch ein 1β) Kreuz meist auf die Unterseite des Brotes oder das Kreuzzeichen über d i e s e s d e r Querstrich muß nach der Brust hin gezogen werden 2 1 ); auch der Gast, dem man zum Segen des Hauses den Laib Brot reicht, macht ein Kreuz darüber und schneidet ihn mit einem frommen Spruch an 22) ; dabei muß man das Brot aufsetzen und auf der rechten Seite a.23) ; nach Berliner Anschauung soll man mit dem Messer dreimal das Kreuz auf der Unterseite schlagen oder leicht einritzen 24) ; im Erzgebirge soll das A. nur in der Stube geschehen (Angst vor bösen Dämonen, vgl. Brot). Man legt auch den Anschnitt über das Brot und bekreuzt es so 25) ; man drückt die drei Kreuze mit einem Model auf den Laib 2 e ). Wenn überhaupt Gründe für diese heilige Handlung angegeben werden,
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so sind es folgende: Das Brot gibt länger aus und gedeiht besser **), es geht nie aus es wird nicht behext *·), es gereicht dem Genießenden zum Segen ®°) und sättigt mehr 3 1 ), sonst bekommt man Mitesser 3 2 ), die Tochter des Hauses muß noch ein J a h r umsonst f r e i e n M ) . Man darf beim A. nicht das Messer im Brot stecken lassen, sonst sticht man den Heiland 83 ®). la ) Philosopkia colus 42; M a e n n l i n g 302. ") Philosophia colus 43. ») R e i s e r Allgäu 2, 447,228; M e i e r Schwaben 493, 309; B i r l i n g e r Schwaben 2, 379; SAVk. 21 (1917), 203, h; Auslandi874, 469. l e ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 135, 585. ") J o h n Westböhm. 247. " ( S t a u b 57; L ü t o l f Sagen 554.563; D ä h n h a r d t Volkst. ι, 97, 4. Beispiel vom Jahre 1400 im Schweizld. 5, 945; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 403, 4; vgl. 3, 26, 179; K u h n S c h w a r t z 445, 350; H e y l Tirol 805, 277 ; vgl. P a n z e r Beitrag 1, 257, 14; Β i r l i n g e r Volkst. ι, 493, 706; M e i e r Schwaben 2, 493, 309; R e i s e r Allgäu 2, 447, 228; F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; M ü l l e r Rhein.Wb. 1, 1615; F i s c h e r Schwab.Wb. 1, 1440; J o h n Westbthtnen 247; D e r s . Erzgebirge 30; D e r s . Oberlohma 161—162; Köhler Voigtland 430; L a u b e Teplitz 52; P o l l i n g e r Landshut 164; W i t z s c h e i Thüringen 2, 285, 97; Urquell 1 (1890), 47. 14; 3 ( i 892), 40; W. 457, vgl. Alemannia 24, 145; F o n t a i n e Luxemburg 102; K u h n Westfalen 2, 61, 186; Urquell 1 (1890), 185, 16; Landsteiner Niederöst. 69 ; H ö f 1 e r Ostern 16; S t a u b 22; E n d e r s Kuhländchen 80; Bavaria 2, 305. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 135, 585; B i r l i n g e r Schwaben 2, 379; A n d r e e Braunschweig402; B o h n e n b e r g e r 1, 24; K u h n Märkische Sagen 381, 41; Schramek Böhmerwald 254; SAVk. 21 (1917), 203, h.; ZdVfVk. 1894, 81; Rogasener Familienbl. 2 (1898), 48; R o s e g g e r Steiermark ι , 65/66; besonders feierlich ist das A. des Neujahrbrotes in Dänemark: F e i 1 b e r g bei H ö f 1 e r Neujahrsgebäcke : ZföVk. 9 (1903), 193. A n d r e e Braunschweig 402; F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; F o x Saarländer Volkskunde 399; BIPommVk. 3,150; B i r l i n g e r Volkst. 1, 493, 706; P a n z e r 1 , 2 5 7 , 1 4 ; S c h ö n w e r t h 1, 403; vgl. H ö f 1er I.e.; Globus42,105. ") ZdVfVk. 1894, 81 (Schlesien). *') R o s e g g e r Steiermark 1, 65—66; F o n t a i n e Luxemburg 96; vgl. B i r l i n g e r Schwaben 2, 379, 8; F i s c h e r Schwäb.Wb. r, 1440; G r o h m a n n Aberglaube 146, 1080—81. ") S t a u b 57; Schweizld. 5, 944. » ) ZfEthnol. 15 (1883),90. ") S c h ö n w e r t h 1, 404; Bavaria 2, 305. ") Β r ο η η e r Sitf u. Art 203. «) F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; H e y l Tirol 805, 277; vgl. P a n z e r Beitrag 2, 257, 14; P o l l i n g e r
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Landshut 164; S c h ö n w e r t h i , 403, 4; Urquell ι (1890), 185, 16; 47, 14; 3 (1892), 40; Z d V f V k . 4 (1894), 8 1 ; S A V k . 21 (1917), 203; W . 457; M e n s i n g Schleswig-Holsteinisches Wb. 1, 528. A n d r e e Braunschweig 402. *·) B a r t s c h 2 » I 3 5 . 585; J o h n Erzgeb. 30; besonders auf R ü g e n : H a a s 1. c. 76, 134 II. 3°) B a r t s c h I. e.; K u h n Märkische Sagen 381, 4 1 ; Z f E t h nol. 15, 90. 31) K u h n - S c h w a r t z 445, 350; B i r l i n g e r Volkst. 1 , 4 9 4 , 8 . " ) B a r t s c h 1. c. " ( M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1, 528. 3S») Schweizld. 5, 945.
3. W e n n man diese schützende und segnende Maßregel unterläßt, so wird man nicht satt M ), man „ v e r k i r n t " sich 3 δ ), es k o m m t Unglück in die Familie 3β) ; alle Laibe, welche der Mensch beim A. nicht mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes bezeichnet, fallen dem Höllenbuben zum Opfer 37), oder „ T r a n k und Speise derer, die unter dem Galgen sich versammeln, besteht aus den Nägeln und Überresten v o n Bier und Wein, welche die Menschen in den Gläsern stehen lassen, und jenem Brot, über welches die Menschen beim A . kein Kreuzzeichen gemacht h a b e n " 88). Der Anschnitt soll nicht gegen die T ü r und Sonnenuntergang liegen, sonst zieht der Höllenbube die Hälfte f ü r sich hinaus M · ) . «) B i r l i n g e r Volkst. 1, 494, 8. S5) I . e . 494» 13; wenn man das Vorbrot gierig ißt, blutet das B r o t beim Α . : R o c h h o l z Sagen 1, 50 (vgl. blutendes Brot). *·) Rogasener Familienbl. 2 (1898),48. "') S c h ö n w e r t h 3, 26. 3 8 > D e r s . 3, 179. " » ) d e r s . I, 404, 5.
4. Das Brot darf nicht da angeschnitten werden, wo es aufgeplatzt ist w ) oder wo es den Anschuß h a t s o n s t geht der nächste Teig nicht mehr im T r o g ; schneidet man im Erzgebirge 4 1 ) den Anstoß an, so stößt man überall an; gepiptes M ) B r o t muß man zuletzt a. ; während das B r o t im Ofen backt, darf man keinen K u c h e n a. 43 ). W e n n man ein bereits angeschnittenes Brot an einer anderen Stelle nochmals anschneidet, so schneidet man dem lieben Gott die Ferse M ) oder den A r m 4S) ab. Wird ein Brot abends angeschnitten, so schwindet der Segen aus dem Hause 4e) ; wenn man aber an jedem der drei heiligen A b e n d e der Rauchnächte ein frisches Brot anschneidet, so schützt das gegen U n g l ü c k 4 7 ) . Wird ein noch warmes Brot angeschnitten, so muß
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man etwas Salz hineinstecken 4 8 ). Ein Fuhrmann ®) darf kein Brot a., sonst fällt der Wagen u m ; in einer schlesischen Sage darf ein wandernder Müller Brot und B u t t e r nicht a. *>) (Zauberer !). Den Kuchen, welchen die Zwerge dem pflügenden Bauern anbieten (über dieses in Thüringen, Sachsen und Schlesien sehr verbreitete Motiv vgl. Backen § i), muß dieser zuweilen essen „ohne ihn anzuschneiden", wie der Kutscher in der Kamenzer S a g e 5 1 ) , welcher „ a u s dem Kuchen das Mittlere herausschnitt" (in einer andern Sage gibt der hilfreiche Wassermann dem K n e c h t diesen Trick an) S 2 ), dadurch rettet sich der K n e c h t vor dem Tode (vgl. dagegen die Stromberger Sage, wo der K n e c h t später grausam getötet wird) 53 ). Unklar ist die vereinzelte schwäbische Vorschrift: Man soll kein Brot schneiden, sondern brechen; vielleicht s t a m m t sie v o m K u l t des Abendmahlsbrotes her 64) ; oder handelt es sich einfach um Brot, das schon abgeschnitten ist? 39) W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 285, 98 : das B r o t würde sonst fest werden. 40) S c h ö n W e r t h ι , 404, 4. 41) J o h n Erzgebirge 30. " ) W i t ζ s c h e 1 2, 265, 18. « ) S c h ö n w e r t h ι , 407, 1 7 ; Z r w V k . 1905, 205; W . 620. ") D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 2 1 ; John Oberlohma 161 f f . ; Globus42, 105. « ) D r e c h s l e r I . e . 14. " ) J o h n Erzgebirge 30; v g l . 4β) 154 (Butter). " ) W . 451. Urquell 1, (1890), 47, 15; F r i s c h b i e r Hexenspr. 123. so) *·) W . 7 1 7 . K ü h n a u Sagen 3, 201. 61 ) M e i c h e Sagen 392, 514. H ) D e r s. 380, 501. 63) D e r s. 2 1 1 , 276 a = K ü h n a u Sagen 2, 71, 738. " ) B i r l i n g e r Volkst. 1, 494, 10; vgl. R i e ß bei P a u l y - W i s s o wa ι , 50 u. L i e b r e c h t Gervasius 100; vgl. G l o t t a 15 (1926), 62.
5. Überall finden wir die Meinung, daß eine unverheiratete Person oder Brautleute, die B r o t oder K u c h e n oder Butter a., noch sieben Jahre warten müssen 6S) (wen 1 nicht noch in demselben Jahre die Hochzeit ist) 5e ) ode:-, daß die Jungfrau (ausgenommen die Jungfer-Pate) 67) keinen Mann b e k o m m t M ) oder unter den Brautleuten Streit entsteht 5 9 ). Dieser Aberglaube hat seinen Grund darin, daß das Brota. Sache des Hausherrn ist, das Buttera, aber Hausrecht der Frau ®°) ; im Zusammenhang damit stehen die Sprich-
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Wörter: Wenn ein Mann kein Brot schneiden kann, so darf er keine Frau nehmen, weil er sie nicht ernähren kann el ), und kann eine Frau kein Brot a., so kann sie auch keinen Mann kriegen ®2) (vgl. abschneiden II.). ") S t a u b 5 7 ; B a r t s c h 2, 57, 1 6 6 a und b ; E n g e l i e n u. L a h n 245, 7 7 ; C u r t ζ e Waldeck 375, 2 5 ; M e i c h e Sagen 1 2 1 , 11; J o h n Erzgebirge 7 5 ; L a u b e Teplitz 52; S e e f r i e d - G u 1 g o w s k i Kaschubei 109; W . 547. 5 5 3 ; Urquell 1 (1890), 123, 4; MschlesVk. 8 (1901), 28; K ö h l e r Voigtland 427, 438; A n d r e e Braunschweig 296; Drechsler Schlesien ι , 226; SAVk. 1 2 (1908), 2 1 4 ; weitere Literatur: Globus 42, 105; Schweizld. 5, 945. ·') ZrwVk. 2 (1905), 206. «') D r e c h s l e r 1, 226; vgl. § 229. 6e) SAVk. 12 (1908), 2 1 4 (Schaffh.); 7 (1903). r 34. 34! MschlesVk. 1905 H e f t 13, 45 Nr. 23. 6») W . 553· D r e c h s 1 e r 2, 1 4 ; J o h η Erzgeb. I . e . ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2 , 3 3 . ") ZdVíVk. 23 (1913), 280 ff. ; S c h r a m e k Böhmcrwald 254. · 2 ) W. 7 1 7 .
6. Weil der Hausherr allein das Recht des Abschneidens hat, so gehört der Anschnitt ihm ; auf alle Fälle gehört das „ R a m f t l a " den Verheirateten 6 4 ); die Mädchen, die den Anschnitt essen, bekommen Zwillinge ®5) oder nur Knaben ββ) ; man darf den Anschnitt nicht verschenken, sonst gibt man das Glück aus dem Haus e7) ; wenn man ihn weggeben muß, so schneidet man in Mecklenburg ein Stück aus ihm kreuzweis heraus M ) ; wer den Anschnitt allein ißt, wird geizig ®8) ; nach schwäbischem Aberglauben läuft ihm beim Fahren das Vieh nicht, so daß er es beständig antreiben muß 70 ) (?). *3) J o h n Erzgebirge 30. e i ) MschlesVk. 8 (1901), 28; D r e c h s l e r 2, 14 dagegen: 1, 177. e5) K n o o p Hinterpommern 158, 36. ··) K ü h n a u Sagen 1, 584, 6 1 8 ; Globus 42, 105. ·') Urquell N . F . 1 (1897), 1 7 8 ; B a r t s c h 2, 1 3 5 , 587 a, b, c; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69; ZdVfVk. 1914, 5 5 ; M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 529; S a r t o r i 2, 3 4 ; W. 458. ") B a r t s c h 1. c. « » ( P a n z e r Beitrag 1, 267, 1 8 1 ; Bavaria 2, 305; W . 457. M e i e r Schwaben 498, 3 2 7 ; vgl. L i e b r e c h t Gervasius 100.
7. Bei Festbroten hat das A. und der Anschnitt eine durch den K u l t gesteigerte Bedeutung und K r a f t ; wie das Brot der Rauchnächte Fruchtbarkeit überträgt und daher für Liebesleute als
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Liebespfand und Orakel verwendet wird (s. Brot), so gilt das insbesondere vom A. und Anschnitt: In Dänemark 7 1 ) schneidet der Bauer feierlich das Neu· jahrsbrot an und bewahrt den Anschnitt bis zur Saatzeit; im Inntal 7 2 ) wird der Weihnachtszelten feierlich angeschnitten. In Tirol und Bayern laden die Mädchen ihre Liebhaber am Stephanstag zum A. des Klötzenbrotes, zum Schörzela. ein 7S) ; man geht in Rauris in d'Schörz 74). Von einem der beim A. gebräuchlichen Liebesorakel berichtet Baumgarten 76) : In Elbestal-Zell, wo auch sonst noch viele alte Gebräuche erhalten sind, stellt man sich mit dem Weihnachtsstöri nachts 12 Uhr auf den Misthaufen und spricht: „ W e r mir vor Gott und der Welt beschaffen ist, der komme und schneide dieses Störi a n " ; dann kommt die Braut oder der Bräutigam; läuft man davon, so fliegt einem ein Messer nach. Auch am Ostermontag 7β ) erhält der Bursch den Anschnitt als Liebespfand. In Schwaben " ) sagt man : Wenn die Mädchen die Knauzen (Anfangs- und Endstück) vom Brote allemal essen, so bleibt ihnen der Schatz treu. Im Voigtland 7 8 ) schneidet die Braut feierlich das Hochzeitsbrot an; der Anschnitt wird als Haussegen in Schlesien, Sachsen, Oldenburg, Böhmen aufgehoben w ). 71 ) H ö f l e r Neujahr = ZföVk. 9 (1903), 193. ) D e i s . Weihnachten 32, vgl. 73; Leop r e c h t i n g Lechrain 2 1 1 . , 3 ) Bavaria 1, 387; 4, 830; ZdVfVk. 1898, 2 5 2 ; H ö f 1 e r Weihnachten 74; vgl. 28—29; vgl. aber MschlesVk. 8 (1901), 28. ") H ö f l e r I . e . 73 bis 74; die Neujahrsbrezel, das Geschenk des Burschen, darf a m Kaiserstuhl das Mädchen erst an Dreikönig a.: M e y e r Baden 201; J a h r b u c h ! Geschichte Sprache u. Literatur f. E.-Lothringen 7, 202. ") B a u m g a r t e n Jahr 10; H ö f l e r 1. c. 22. '·) ZdVfVk. 1 9 1 1 , 258/59 (Isartal). ") B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 4 1 5 . , s ) K ö h l e r Voigtland 235. '·) MschlesVk. (1897) H e f t 4, 5 7 ; S e y f a r t h Sachsen 270; S t r a c k e r j a η Oldenburg 1,31; J o h n Westböhmen 247; Kloster 12, 169; das Brautränftel hilft gegen Krankheit: M e i e h e Sagen 122, 19. 7a
8. O p f e r bei der Zeremonie des A.s. Beim Brota, gibt man dem Hunde etwas von der ersten Scheibe 80 ) ; in der Oberpfalz geht folgende Sage u m 8 1 ) : Eine Frau wird dafür, daß sie ihr Kind mit
ansegnen—Anthropogonie
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Brot reinigte, vom Engel 8 2 ) gestraft, der die Getreidehalme auf ihrem Acker von unten nach oben abstreift; sie bittet um Halme wenigstens f ü r Hund und K a t z e ; da läßt der Engel die oberen Ähren stehen; dafür wird seither vom ersten Brot der neuen Ernte das erste Stück dem Hund und der Katze gegeben; bei den Esten wirft man vom ersten Brot etwas beiseite f ü r den unsichtbaren Geist 8 3 ). In Schleswig-Holstein wirft die Hausfrau die erste Scheibe unter den Tisch oder vor die Tür für die Haustiere 84 ). Beim Brota, (in Estland) schneiden schwangere Mütter einen Bissen ab, damit die Kinder einen schönen Mund bekommen 8S) ; vom ersten selbstgebackenen Brot gibt das junge Paar beim A. etwas in den Backkübel, damit das Brot nie ausgehe 8 8 ). ®°) B a r t s c h 2, 1 3 5 , 586. " ) S c h ö n w e r t h ι , 408, 20; vgl. Brot § 7 b. " ) Vgl. Β u χ t o r f Judenschul 1 9 1 : angelum nomine Nabel huic muneri propositum (esse), ut illos observet, quibus panis in terram excidit, ita ut pedibus conculcetur : illos enim in paupertatem conicit. •') G r i m m Myth. 3, 491, 87; B o e d e r Esten 1 2 9 ; G r i m m 1. c. 1 9 7 ; im Norden wird der Anschnitt von Käse u. Brot auf den Boden geworfen: Niederd. Z f V k . 1 (1926), 14. M ) M e η s i η g Schleswig-Holst.Wb. ι , 528. · 6 ) G r i m m 3, 488, 24; das erste Stück eines a. Brotes muß klein sein, sonst bekommen die Kinder einen großen Mund : B o e d e r Esten 40. ··) G r ü n e r Egerland 54.
9. Wie beim Abschneiden (s. d.), wo die Quellen oft keine Klarheit geben, ob es sich dabei zugleich um a. handelt, gilt auch hier der Spruch 87) : Schneid das B r o t gleich. So wirst du reich.
Wer das Brot krumm anschneidet, muß noch 7 J a h r e ledig bleiben M ), darf nicht heiraten 89 ), hat gelogen 90 ); schneidet ein Mädchen das Brot in der Mitte an, so bekommt es einen Witwer 9 1 ). Wenn das Brot beim A. viele Löcher hat, so wird jemand krank 9 2 ) (s. abbacken u. backen). i7
) Dähnhardt Volhstüml. 1, 9 7 , 5 ; Z d V f V k . 1895, 4 1 6 (Franken); Schweizld. 5, 9 4 5 ; siehe abschneiden M ) M ü h l h a u s e 55 bis 56. " ) B i r l i n g e r Volhstüml. 1, 493, 2 (Rottenburg). *>) H . L . F i s c h e r Das Buch vom Aberglauben (1790) 240 (Exzerpt aus der Rockenphilosophie); B i r l i n g e r I . e . ; A n -
460
d r e e Braunschweig 402 ; S c h m i t t Hetlingen 1 7 ; Alemannia 3 3 (1905), 304 (Heidelberg) ; Z d V f V k . 1 8 9 5 , 4 1 6 (Franken). " ) S c h r am e k Böhmerwald 254. ·») S A V k . 8 (1905), 146, I V 10.
10. Was vom Brota. Unverheirateter gesagt wurde, hat für das Buttera, erhöhte Gültigkeit. Das Journal 1787 berichtet als Aberglaube aus dem Erzgebirge um Chemnitz 93 ): „Butterbüchsen sind bei Tauf- und Hochzeitsmahlen immer angeschnitten, sonst bekommen die gegenwärtigen Junggesellen, wenn sie freien, Körbe. ' ' Dieser Glaube ist weit verbreitet : das Mädchen bekommt keinen Mann 94 ), muß 7 J a h r e ledig bleiben 9 6 ), aber auch: „ w e r der Butter de Jungfernschop nimmt, heiratet noch in diesem J a h r " 9 6 ) ; kommt aber am hl. Abend ein angeschnittenes Stückchen Butter auf den Tisch, so zieht Nahrungsmangel ein 97 ). Hexenbutter schneidet man im Namen Gottes an, dann wird sie zu Kuhdreck 9 8 ). ·*) G r i m m Myth. 3, 450, 480; Mens i n g Schleswig-Holst. Wb. 1, 460. " ) A η d r e e Braunschweig 296; S A V k . 7 (1903), 134, 34. 95 ) M e i e r Schwaben 506, 3 8 3 ; Martiny Molkerei 1 2 = W . 547 u. G r i m m DWb. 2, 584; B a r t s c h Mecklenburg 2, 57, 166 b; C u r t ζ e Waldeck 375, 2 5 ; M e i c h e 1. c. 1 2 1 , 1 1 ; MschlesVk. 1905, Heft 19, 45 Nr. 2 3 ; Laube Teplitz 5 2 ; J o h n Erzgebirge 7 5 ; S t r a c k e r j a n Oldenburg ι , 50, 42 b; 2, 225, 476; ZrwVk. 1906, 82; Urquell 1 (1890), 1 1 , 1 (Ostpreußen); 3 (1892), 40; M e n s i n g I . e . ; S A V k . 8, 281 ; vgl. 7, 7 3 1 ff. " ) M e n s i n g I.e.; Meier Schwaben 1. c. ") John Erzgebirge 1 5 4 . , s ) K ü h n a u Sagen 3, 79, 1436, vgl. 8 1 ; vgl. 201. Eckstein.
ansegnen s. b e s p r e c h e n , ansingen s. N e u j a h r , ansprechen s. b e s p r e c h e n , anspucken s. s p u c k e n , anstoßen s. s t o l p e r n . Ante, Zauberwort in der Formel: Ante, parante, suparante in nomine Patris etc. 1 ) zur Heilung verrenkter Pferde. Bedeutung? ') T h i e r s 1, 361 f.; D e l r i o siliones magicae (Köln 1679), 492.
DisquiJacoby.
Anthropogonie, Sage oder Mythus von der Entstehung des Menschengeschlechts bzw. einzelner Menschen, findet sich bei Natur- wie Kulturvölkern, ist aber in der
Anthropogonie Regel von der Welterschaffung nicht deutlich abgetrennt, bisweilen mit der Theogonie unmittelbar verbunden. Der Mensch wird daher durch die A . gern in eine besonders enge verwandtschaftliche Beziehung zu anderen Teilen der Welt, namentlich zu Tieren und Pflanzen, oder auch zu den Göttern gesetzt. D a ß er sowohl mit diesen wie jenen als etwas irgendwie zu ihnen Gehöriges zusammengenommen werden kann, ist schon im Grundzuge mancher ganz primitiver A . n erkennbar und kehrt in geistiger Vertiefung in höheren Kulturlagen immer wieder, hat daher auch in Sage und Märchen der Völker mancherlei Spuren hinterlassen. Im folgenden unterscheiden wir die A . n nach den Subjekten, von denen die Menschheit oder Menschen ihren Ursprung herleiten, also nach Baumursprung, Steinursprung, Tierursprung, H e r k u n f t von Heroen und Herkunft von Göttern. I. D a ß die e r s t e n Menschen ihren U r s p r u n g i n B ä u m e n haben sollen, ist eine gar nicht verwunderliche Vorstellung, sobald man erwägt, daß Menschen, welche mit der Natur aufs engste zusammenleben und sich zu den verschiedenen Teilen der Naturwelt in einem Verhältnis symbiotischer und sympathetischer Innigkeit befinden, ihre ganze Lebenssphäre an die Natur gebunden fühlen und daher sich ebenso mit Bäumen wie mit Tieren in einem wurzelhaften Lebenszusammenhange wissen. Bei Indianern und Kariben hat man den Glauben angetroffen, daß ein bestimmter B a u m als V a t e r angesehen und angeredet und als der Ursprungsort des Volksstammes (und damit der Menschheit) erklärt wird; und solcher Glaube wird in abgewandelter Form dort vorliegen, wo in einem B a u m der A h n e eines Hauses anwesend gedacht wird A u c h der Ritus der Bestattung in Bäumen, ebenso wie die Sagen von Verwandlung eines Menschen in einen B a u m oder in eine Frucht eines Baumes, wie die Verwandlung des B a t a in die B a u m f r u c h t in dem ägyptischen Märchen „ V o n den zwei B r ü d e r n " 2), legen nahe, an die Nachwirkung solchen Glaubens zu denken; wie j a auch die
462
Seele des Verstorbenen nicht selten in einen B a u m oder eine Pflanze übergeht. Jedoch sind diese Sagen nur auf das Individuum bezüglich, ebenso wie das Wort der Penelope an Odysseus: „ D u stammst j a nicht von der vielbesprochenen Eiche oder v o m Felsen h e r " 3) ; hiermit läßt sich der Volksglaube vergleichen, daß, wenn jemand seinen V a t e r nicht zu nennen weiß, letzterer „ a u f einem Apfel- oder N u ß b a u m ertrunken" ist 4). D a ß menschliche Wesen aus Früchten oder B ä u m e n entstanden sind, findet sich besonders häufig in griechischen Volksmärchen 6 ) und hat wohl dort seine letzte psychische Wurzel darin, daß im alten Griechenland das Menschengeschlecht von gewissen Bäumen hergeleitet wurde. Solcher Baumursprung der Menschheit ist ausdrücklich bezeugt bei Hesychios, wo die Menschen als die „ F r ü c h t e " der Honig träufelnden Esche, der Melia, bezeichnet werden. Bei Hesiod hat das dritte eherne Geschlecht der Menschen eben diesen Ursprung e ). Da wir diesen Glauben als primitiv kennen, so ist anzunehmen, daß die A n m e r k u n g eines Scholiasten zu Hesiod, daß die Meliai genannten N y m p h e n die Urheber der Menschen seien, auch eine Anschauung jüngeren Datums verrät und selbst auf Unkenntnis der älteren beruht 7 ). Nicht unmöglich ist ein wenigstens geistiger Zusammenhang (s. Elementargedanke) dieser griechischen Anschauung mit der germanischen Erzählung, daß, nachdem schon gelegentlich der Zwergenerschaff u n g aus Blut und Gebein einige menschenähnliche Wesen entstanden waren, die Börssöhne das erste Menschenpaar A s k r und Embla (Esche und Ulme?) entweder am Strande in noch unfertigem Zustande, kraft- und blutlos v o r f a n d e n und zu leibhaftig-lebendigen Menschen m a c h t e n , oder nach anderer Auffassung aus zwei am Strande g e f u n d e n e n Bäumen erschufen, indem Odin durch Spendung von Seele und Leben, Vili (oder Hodr) durch Spendung von Vernunft, Vé (oder Lodr) durch Spendung von Sprache, Gehör und Gesicht daran beteiligt waren 8 ), fred
Mannhardt Baumhulte 32. *) A 1 W i e d e m a n n Ägyptische Sagen und
Anthropogonie
463 Märchen
4)
58 ff.
3)
Homer
Odyssee 19, 163 f.
G r i m m Myth. 538 Anm. 1. «) S c h m i d t
Griech. Märchen u. Volkslieder 5. ·) H e s i o d Werke u. Tage 147. 7) O. G r u p p e Griech. 8) Mythologie «. Religionsgesch. 439. Edda
Voluspá 17. 22—24.
2. Ziemlich häufig wird auch behauptet, daß die M e n s c h h e i t a u s Stein e n o d e r e i n e m F e l s hervorgegangen ist. Der Felsstein ist das U r b e s t ä n d i g e in den Augen der SiouxIndianer, welche die ganze W e l t durch eine Eruption des im chaotischen Urmeere ragenden Urgesteins erklären, auch die Menschen darauf zurückführen und deshalb in heiligen Liedern d e n F e l s a l s d e n U r v a t e r i h r e s V o l k e s besingen und anrufen 8 ). A u c h der erste K ö n i g der Sachsen, A s c h a n e s , ist aus einem Felsen im Harz erwachsen, mitten im Walde bei rieselndem Quell 1 0 ). Dieselbe A n s c h a u u n g bei den Griechen bezeugt schon das oben (Sp. 462) angeführte W o r t der Penelope. Daher ist auch die Sage v o n Deukalion, dem griechischen Noah, der nach der Sintflut auf Geheiß des Hermes Steine hinter sich wirft, die sich in Männer verwandeln, während die von seiner Frau P y r r h a geworfenen Steine Frauen werden, aus einer sowohl ethnologisch wie auch im hellenischen Geiste selbst gesicherten Grundanschauung verständlich und braucht nicht, wie manche wollten, auf den Gleichklang der griechischen Worte für Leute (laoi) und Steine (laes) zurückgeführt zu werden. Der ganze lokrische Adel leitete sich persönlich von Deukalion her, während das ihnen untergebene V o l k aus den Steinen geworden sein sollte u ) . Die H e r k u n f t der Menschen aus Steinen ist auch den Australiern bekannt und ebenso wie diejenige aus Bäumen in ihrer totemistischen Gesamtanschauung begründet (s. Totemismus). Die mittelaustralischen A r a n d a glauben, daß der K e i m jedes Menschen entweder aus einem Felsen (oder von einem Steinhaufen), oder aus einem sehr alten Baume in die Mutter hineinfliegt, weil die betreffenden Felsen, Steine oder B ä u m e das Totemgrundwesen in sich enthalten und nach den totemistischen Sagen selbst aus Totemurwesen, den sagenhaften Ur-
464
fahren der Klans, bei ihrem Abscheiden aus dem irdischen Dasein entstanden sind " ) . ·)
10)
B e t h
Religion
u.
Magie
G r i m m Sagen 293 Nr. 408. n )
2
360 f.
Gruppe
Griech. Mythologie u. Religionsgesch. 95. 97. 441. 12 ) B e t h Religion u. Magie 2 305. 309.
3. D a ß auch T i e r e die u n m i t t e l baren Erzeuger von Menschen, Urväter eines Stamm e s , d. i. des einen Volkes — und damit auch, da die Sagen in die Urzeit, in welcher das V o l k sich nur mit sich selbst beschäftigte, zurückgehen, der Menschheit — sind, liegt im Wesen naiver Auffassung. Der Übergang von der tierischen zur menschlichen Existenzform wird bei australischen Völkern nach dem Schema folgender Beispiele beschrieben: Der S t a m m v a t e r des U n m a t j era-Volkes war zuerst eine Eidechse. Er lag in der Sonne, wärmte sich und streckte seine Beine, und wie er neben sich schaute, war da eine zweite Eidechse. Verwundert rief er aus: „ D a s ist j a mein Ebenbild". Und wieder lag er, und wieder schaute er, und wieder war eine neue Eidechse da, und so vervielfältigte er fortgesetzt durch Hinschauen sein Sein. Sie alle kamen aus seinem Leibe, sprangen von demselben ab, ohne daß er es merkte. Und wie er nun wieder stille dalag, wuchs er zu einem Menschen. Nun belehrte er das Wallaby, auf dieselbe Weise sowohl andere Wallabys zu erzeugen als auch zu einem Menschen zu werden. Andere Menschen, Stammv ä t e r eines Volkes oder eines Klans, sind von einer K r ä h e (oder einem anderen Vogel) gemacht worden, die art den halbfertigen, noch unvollständigen Menschen mit ihrem Schnabel herumhackte. Wieder andere entstanden aus Vögeln und Oppossums, welche selbst, durch mancherlei Umbildungen aus anderen Tierformen zu diesen Tieren geworden waren. Eine ganze Reihe ähnlicher Erzählungen werden aus dem Bereiche der Australneger berichtet 13 ). Volksstämme, welche sich mit gewissen Tieren identisch wissen, wie die Bakaïri Südamerikas mit dem roten Papagei, haben auch irgendeine anthropogonische Sage über ihren entsprechenden
465
Anthropogonie
U r s p r u n g u ) . A u s Griechenland ist die Geschlechtersage b e k a n n t , n a c h welcher die A i a k i d e n ihre U n t e r t a n e n v o n den fleißigen Ameisen, die Zeus in Menschen v e r w a n d e l t e , ableiteten (das V o l k der Myrmidonen) : eins der vielen Beispiele, wie der griechische A d e l seine eigenen Geschlechtssagen bildete, u m sich v o n dem gewöhnlichen V o l k a u c h hierdurch zu unterscheiden. Im Märchen l e b t solche A . nicht selten f o r t als E r z ä h l u n g v o n Schicksalstieren und S c h i c k s a l s p f l a n z e n , in Märchen, die den einen Elternteil aus der T i e r w e l t g e k o m m e n sein lassen und die, ähnlich wie j e n e einfachen M y t h e n , das V e r l a n g e n des Menschen erkennen lassen, seine E x i s t e n z noch aus einer andern, in irgendeinem Sinne f ü r höher oder reiner g e d a c h t e n W e l t herzuleiten. 1S) S p e n c e r a n d G i l l e n The Northern Tribes of Central Australia 399 ff. " ) Κ. v. d. S t e i n e n Unter den Naturvölkern Zentralbrasiliens 3 (Volksausgabe) 308 ff.
4. W i e in der einen Version der unter 3 angegebenen Anschauungsformen die menschlichen W e s e n in einer noch nicht g a n z vollendeten F o r m einfach vorausgesetzt werden, ohne daß g e f r a g t wird, woher sie sind, so wird diese selbe A n n a h m e a u c h dort g e m a c h t , w o man gewisse h e r 0 e η a r t i g e W e s e η, U r f a h r e n des K l a n s , mit dem G e s c h ä f t der Menschenbildnerei b e t r a u t weiß. In der Urzeit, erzählen die A r a n d a , lebten Urfahren der verschiedenen T o t e m k l a n s , die mit g e w a l t i g e n K r ä f t e n ausgerüstet w a r e n . N a c h ihrer H e r k u n f t f r a g t m a n n i c h t und darf nicht fragen, und ihr N a m e altjirangamitjina bedeutet nach Strehlow die „ e w i g e n U n e r s c h a f f e n e n " 1 5 ). Sie traten meist in menschlicher oder teilweise menschlicher G e s t a l t auf, h a b e n diejenigen Tiere, deren N a m e n sie f ü h r t e n , herv o r g e b r a c h t und k o n n t e n sich j e d e r z e i t selbst in solche T i e r e v e r w a n d e l n . Sie sind also Urtiere und U r m e n s c h e n zugleich 1 6 ). Mit ihnen g l e i c h z e i t i g lebten nun auch schon mens c h e n ä h n l i c h e Wesen mit zusammengewachsenen Glied e r n , u n g e ö f f n e t e n A u g e n und Ohren und mit einer kleinen Ö f f n u n g an Stelle
466
des Mundes, mit a n der B r u s t angewachsenen H ä n d e n und in den L e i b eingezogenen B e i n e n ; j a diese W e s e n w a r e n sogar aneinander gewachsen. Einige l e b t e n auf dem L a n d e , andere i m Wasser. I m m e r wird nun erzählt, d a ß sie d u r c h einen m ä c h t i g e n U r f a h r e n ( T o t e m g o t t nennt m a n ihn a u c h mißverständlicherweise) mit einem Steinmesser operiert und d a d u r c h zu wirklichen Menschen g e m a c h t wurden 1 7 ). A h n l i c h erzählen die L o r i t j a 1 8 ) . Die U r f a h r e n der p r i m i t i v e n Völker, welche als Leben-, K u l t u r - u n d Heilbringer t ä t i g sind, gehören auf dieselbe Linie wie die Heroen der K u l t u r v ö l k e r und sind gewissermaßen als ihre religionsgeschichtliche V o r s t u f e zu bezeichnen. E s ist im G r u n d e dieselbe V o r s t e l l u n g dort wie hier, d a ß nämlich demiurgische halbgöttliche, v o r m e n s c h l i c h - ü b e r m e n s c h l i c h e W e s e n d e m Menschen ins Dasein verhelfen. Die V o r s t e l l u n g w a n d e l t sich nach und n a c h insofern, als m a n die Heroen mehr mit ihrer persönlichen K r a f t an der M e n s c h e n e n t s t e h u n g beteiligt sein l ä ß t und dabei das außermenschliche G e b i e t der N a t u r allmählich ausscheidet. W a r in der D e u k a l i o n s a g e die Person des Heros eigentlich nur ein a n sich entbehrliches I n s t r u m e n t , d u r c h welches den Steinen der A n t r i e b zur W a n d l u n g in Menschen gegeben wurde, so s e t z t eine spätere Zeit einen H e r o s m i t s e i n er p e r s ö n l i c h e n W i r k u n g an die Stelle der i n s t r u m e n t a l e n F i g u r . M a n f r a g t e , woher denn D e u k a l i o n s t a m m e , d a ß er j e n e B e d e u t u n g h a b e n konnte, und w u ß t e nun, d a ß er v o n P r o m e t h e u s a b s t a m m t , dieser jedoch v o n dem h a l b g ö t t l i c h e n U r m e n s c h e n J a p e t o s 19 ), d e m S o h n e des U r a n o s und der Gaia, des H i m m e l s u n d der E r d e ; oder P r o m e t h e u s w a r der S o h n der Z e u s t o c h t e r T h e m i s oder der S o h n des E u r y m e d o n und der H e r a M ) ; er w u r d e n u n selbst z u m Menschenbildner (nach N o r d e n zuerst als solcher n a c h w e i s b a r bei P r o t a goras) 21 ), der die Menschen aus L e h m f o r m t . E i n anderer Sagenkreis n e n n t Peleus als den E r s c h a f f er der Menschen (seinem N a m e n g e m ä ß aus „ L e h m " ) . Es ist aber zugleich ersichtlich, d a ß der Ur-
Anthropogome
467
sprung des Menschengeschlechts letzten Endes auf die Mutter Erde oder den Himmel (und die Erde) zurückgeführt werden soll. A u c h manche Geschlechtssagen leiten den Ahnherrn urtümlich aus der Erde (oder v o n einem Baum) ab, oder sie begnügen sich damit, den Ahnherrn aus der Verbindung eines Gottes mit einer Frau oder einer Göttin mit einem Mann zu begreifen und setzen dabei, ähnlich wie die Klansagen, das Vorhandensein v o n Menschen voraus, da ihnen lediglich an der Erklärung des eigenen Stammes gelegen ist M ). In dem indischen Rig-Veda, wo beiläufig der Gott Agni als Erschaffer der Menschen genannt w i r d i 3 ) , erscheinen „ d e r G a n d h a r v a in den Wassern und die W a s s e r f r a u " als Eltern des Urmenschenpaars Y a m a und Y a m i , aber auch das Urelternpaar Himmel und E r d e 2 4 ) . 15 ) C. S t r e h 1 o w Mythen, Sagen und Märchen des Aranda-Stammes (Die Ar anda- und Loritja-Stämme I) 3. " ) B e t h Religion und Magie 2 304 f. «) S t r e h 1 o w 3 — 8 . " ) E b d . 2, 4. " ) G r u p p e Griech. Mythologie und Relig.gesch. 415. «) E b d . 440 ft. 2>) E b d . 441
Anm. 8. ») Ebd. 435 f. 438 f. »») H . O l d e a b er g
Religion
Anm. 275.
des Veda 125 f.
**) E b d . 154
5. Die mittelbare A b l e i t u n g der Menschheit v o n den Urgottheiten (Uranos und Gaia) wird zur unmittelbaren, indem man einen Gott selbst mit der E r s c h a f f u n g d e r e r s t e n Menschen befaßt sein läßt. In Ä g y p t e n wurde der Gott Chnum dargestellt, wie er a u f der Töpferscheibe Menschen bildet. A b e r der Zauberpapyrus Nesiamsu läßt die Menschen v o n dem höchsten Gott abstammen, der zugleich der Sonnengott und der Ewige, durch nichts anderes und aus sich selbst Gewordene ist, Cheperj, der Werdende. E r ist der Schöpfer zunächst der großen Götter, derart daß, nachdem er ,,sich selbst b e g a t t e t und seinen Schatten u m a r m t " hatte, aus seinem Munde die Götter Schu und T e f n u t emaniert wurden. Diese erzeugten den E r d g o t t und die Himmelsgöttin und diese die vier Geschwister Osiris, Seth, Isis und Nephthys, und da f ü g t der T e x t die W o r t e an: ,,Deren Kinder aber sind viele auf dieser
468
E r d e . " Und hernach hat derselbe Sonneng o t t ein A u g e verloren, worüber er viele Tränen vergießt, und „ d a entstanden die M e n s c h e n aus den T r ä n e n , die aus dem A u g e k a m e n " , eine Sage, die, wie viele in ägyptischen Texten, auf bloßem Wortspiel zwischen den ähnlichen Worten remjt (Träne) und romei (Mensch) beruht M ). Unter den griechischen hierher gehörigen A . n sei die o r p h i s c h e erwähnt. Mit Persephone zeugte Zeus in Schlangengestalt den Dionysos-Zagreus, in welchem der Urlicht-Gott Phanes wiedergeboren wird. Zagreus wird von den Titanen zerrissen und teilweise verzehrt, diese werden dafür von Zeus mit dem Blitz erschlagen, und aus ihrer Asche machte Zeus die ersten Menschen, die sonach zwar in der Hauptsache titanisch-materiell sind, aber doch Dionysos-Elemente, Zeus-Substanz in sich tragen 2e ). — Die iranische A . kennt den einen Gott A h u r a Mazda als den Schöpfer des Alls, der zuerst die Geschöpfe „ a u f himmlische W e i s e " schuf, welche sich zur Vollendung eignen und die sich 3000 Jahre selig im Himmel befanden. Als aber der böse Geist Ahriman seinen Angriff unternahm, nach seiner Zurückschlagung wieder erschien und auf einen nach 9000 Jahren abzuhaltenden K a m p f t a g einging, schuf A h u r a Mazda die materiellen Geschöpfe: Himmel, Wasser, Erde, Bäume, Tiere und zuletzt die Menschen. W a s aber die letzteren betrifft, so schuf er zunächst nur die Frohars der Menschen, welche, vor die W a h l gestellt, ob sie himmlisch oder irdisch leben wollten, die irdische Lebensweise des K a m p fes gegen die Mächte des Bösen wählten, um nach A b s c h l u ß des K a m p f e s vollendet zu werden, d. h., wie K a p . 15 des „ B u n d e h e s c h " den T e x t der , , D i n " auslegt: zuerst wurde der selbsttätige Geist des Menschen geschaffen und dann der Leib für diesen 27). Der Bundehesch kennt nun, ganz wie die Edda, eine zweite A . nach dem Weltuntergang, indem sich das neue Menschenpaar Maschia und Maschio! erhebt. Die indischen Veden kennen auch die Entstehung der Menschheit aus dem Leibe des großen tausendköpfigen
469
Anthropogonie
und tausendfüßigen Urmenschen Puruscha. Als die Götter mit ihm als Opfertier ein Opfer darbrachten, ward dabei aus seinen Teilen Himmel und Erde, Sonne und Mond, der Brahmane aus seinem Gesicht, der Fürst aus seinen Armen, der Bauer aus seinen Schenkeln und der Knecht aus seinen Füßen M ). In der Periode der Brahmanas wurde der Gott, der vor allen andern dagewesen war, zum Erschaff er der Menschheit, der „Herr der Geschöpfe", Prajäpati, der „eine Mehrheit zu sein" verlangte, deshalb sich in Kasteiung mit der Glutenergie (dem Tapas) anfüllte, merkte, wie in ihm die Kraft sich mehrte, und indem er sich nun entleerte, die Welten und Wesen erschuf, auch den Menschen a ) . In einer Upanischad heißt es: der Schöpfer hatte die Götter gemacht, denen er ein Rind vorführte, das ihnen aber nicht genügte; ebensowenig ein Pferd; da f ü h r t e er ihnen einen Menschen vor, und sie sagten: das ist wohl gelungen s o ). Eine andere Upanischad wieder macht Puruscha zum Urheber der Menschheit, jedoch in der eigentümlichen Wendung, daß er das Universum selbst ist und sich nun nach einem zweiten (seines Selbst) sehnt. Zu diesem Zwecke spaltet sich der mannweiblich gedachte Puruscha, erhält dadurch eine Gattin und zeugt mit dieser die Menschen 3 1 ). — Ganz anders sind die Andeutungen von A.n in babylonischen Texten. Ea schuf in seinem Herzen ein Bild und bildete so einen Menschen („Höllenfahrt der Ischtar"). Das Opfer wird auch hier als Ursprungsmittel der Menschheit angesehen: „ G o t t Lamga, wohlan, wir wollen schlachten und aus dem Blut die Menschheit schaffen" 3 2 ). In dem Schöpfungsepos „ E n u m a elisch" wird Tafel 6 erzählt, wie, nachdem alles andere schon erschaffen war, Marduk beschließt, Blut (oder Lehm?) zu nehmen, ein Bein zu bilden, den Menschen herzustellen 33 ). Im Gilgameschepos erschafft die Göttin Aaru, nachdem sie gebeten worden ist, in ihrem Herzen ein Ebenbild (des Anu? oder des Gilgamesch?). Sie wusch ihre Hände, kniff Lehm ab, spuckte darauf und schuf einen Gewaltigen, den Engidu 3 4 ).
470
Immer suchen die Menschen nach einem Ursprung ihres Geschlechtes jenseits der Grenzen der materiellen Welt. Das in dem Menschen vorhandene Bewußtsein eines unsinnlichen Bestandteiles, der als der wichtigere empfunden wird, weckt etwas wie Ahnung eines Zusammenhanges mit der anderen, unsinnlichen Welt. Daher denn auch die Vorstellung von einem Zustande nach dem Tode und von der Überleitung zu ihm hin, die Vorstellung von Erlösung und Seligkeit, mit der A. in Zusammenhang stehen. Das Verhältnis zwischen den beiden Vorstellungsreihen ist aber dies, daß die Zukunft die Anteilnahme mehr in Anspruch nimmt als die Vergangenheit, daß daher das Sinnen sich zunächst mehr auf den zukünftigen Zustand erstreckt und daß auf die Vergangenheit, den Ursprung zumal, zurückgeschlossen wird von dem Bilde, das von der Zukunft besteht. Bei den Primitiven sind es unsinnliche Kräfte, welche in symbiotischer Verbindung mit den natürlichen Gestalten erfaßt werden, Totemkräfte, Manakräfte usw., die in irgendeiner Weise an der A. beteiligt gedacht werden. In dem Maße wie die persönlich gestalteten Götter als die bestimmenden Gewalten des Schicksals des Menschen erkannt werden, werden sie folglich auch an seinem Ursprung beteiligt gedacht, während in den Zeiträumen, da der Mensch sein eigentliches Sein und Wesen, auch sein unsinnliches Teil, in den Kräften der ihn umgebenden Natur erspäht, aus dieser zugleich der Anfang der Menschheit zu begreifen versucht wird. So erklärt sich auch, weshalb die Hochgötter der Naturvölker nur in Ausnahmefällen als Schöpfergottheiten auftreten; sie werden es erst dann und insoweit, wann und wie sie Garanten des Seins oder Lebens nach diesem Leben werden. ")
20
A. E r m a n
Altägyptische
Religion
3t.
) G r u p p e a. a. O. 431 f. ») W i η da i s c hm a n n Zoroastrische Studien 215. ) 0 1 d e η b e r g Religion des Veda 2 7 6 f. 23) D e r s. Weltanschauung der Brahmanatexte 166. Ebd. 180 f. 31) O l 32d e n b e r g Lehre der Upanischaden 79. ) A. J e r e m i a s Das Alte Testament im Lichte des alten Orients 42. M
) Ebd. ") Ebd. 43.
K. Beth.
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Anthropomantie—Anthropomorphismus
Anthropomantie. Weissagung durch Menschen, d. h. menschliche Eingeweide. Die Bezeichnung ist nicht antik, sondern eine humanistische Neubildung auf Grund antiker Zeugnisse über die Verwendung menschlicher Eingeweide (s. d.) zur Erforschung der Z u k u n f t . Der Vorwurf, diese ungeheuerliche A r t der Eingeweideschau *) zu betreiben, wurde nicht nur gegen Zauberer, Hexen usw. 2 ) im allgemeinen, sondern auch gegen bestimmte historische Persönlichkeiten erhoben, so von Domitian gegen Apollonius von T y a n a 3 ), ferner gegen die Kaiser Heliogabal *), V a l e r i a n δ ) , M a x e n t i u s β ) und J u l i a n ' ) , sowie gegen Simon Magus 8 ). Die humanistische Divinationsliteratur beschränkt sich in der Hauptsache auf die antiken Berichte, wobei gewöhnlich nur das Beispiel des Heliogabal angeführt wird 9 ). Da in den meisten Fällen Kinder als Opfer der A. bezeichnet wurden, findet sich im „ A c k e r m a n n aus B ö h m e n " auch die Bezeichnung P ä d o m a n t i e 10 ), die sich jedoch in der späteren Literatur nicht durchgesetzt hat. Daß A. im MA. und später tatsächlich oder auch nur angeblich ausgeübt wurde, scheint sich quellenmäßig nicht belegen zu lassen. Das Schlachten von Kindern gehört zwar zu den stehenden Klagepunkten in den Hexenprozessen, doch geschah dies angeblich, um die Kinder zu verzehren oder aus ihren Eingeweiden Salben und Tränke herzusteilen, etwa wie es in der bekannten Canidiaepode des Horaz u ) der Fall ist. ') X z e t z e s Exeg. Iliad. io8, 14 ff. ; ed. Hermann (1812) beginnt die Besprechung der Eingeweideschau mit den Worten: δνθ-ρωπον άνατεμόντες ή τι ζφον ϊτερον. 2) J u v e n a l . 6, 548; L u c a n . Pharsal 6, 706. ') P h i l o s t r a t . Vit. Ap. 7, 20. 8, 5. 7 ed. Kayser 1, 274. 300. 315. 318 ff.; Η ο ρ f n e r Offenbarungszauber ι § 633 ff. 4) A e 1 i u s L a m p r i d i u s Heliog. 8, 1 . 2 = Scriptores Hist. Aug. ed. Peter 2 χ, 225. ') R u f i n . 7, 10, 4 = E u s e b. Kirchengesch. ed. Schwartz 2, 6 5ο/5ΐ· β) A. a. O. 8, 14, 5, ed. Schwartz 2, 780/81; doch diente in diesem Falle die Schlachtung der Kinder nicht unmittelbar der Mantik, sondern der Beschwörung weissagender Dämonen, s. A m m i a n. 39, 2, 17, vgl. C i c e r o in Vatin. 14. ') Τ h e o d o r e t Hist. eccl. 3, 26 ed. Parmentier 205 = C a s s i o d o r , 6, 48, M i g n e P. L. 69, 1026. s) Ρ s. - C l e m e n s
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Recogn. 2, 1 3 ; M i g n e P.G.i, 1254. ·) Ρ i c t o r i u s Magia (1539) 2, 54; bei A g r i p p a Op. ed. Bering 1, 479, Dt. Ausg. 4, 162, danach F r e u d e n b e r g Wahrsagekunst 36; die Α. auch unter den Künsten des M. Trippa bei R a b e l a i s Garg. 3 cap. 25, Dt. Ausg. v. Gelbcke 1, 400, vgl. G e r h a r d t Franz. Nov. 1 1 0 ; von ihm abhängig C a r d a n u s De sapientia lib. 4, Opera (Lugd. 1663) 1, 563. Reichhaltiger die Darstellung bei D e 1 r i o Disqu. Mag. (1603) 2, 176, davon abhängig B u l e n g e r u s Opuse. (1621) 198; F a b r i c i u s Bibliogr. antiqui (1760) 594. 10) Cap. 26 Ζ. 33 bis 34 : Pedomancia mit kindergedirme luplerin, dazu B u r d a c h Ackermann 364. n ) Epod. 5, 32 ff. Boehm. Anthropométrie s. m e s s e n , wäg e n , z ä h l e n ; vgl. Z f V k . 1 3 (1903), 256. 3 5 3 « · ; 1 5 (1905), 349 fAnthropomorphismus wird gewöhnlich im Sinne der Vorstellung Gottes, eines Gottes, einer göttlichen K r a f t unter menschlichen Eigenschaften gemeint. Der griechische Philosoph Xenophanes wurde durch den von ihm an den alten griechischen Göttergestalten festgestellten A. zu scharfer K r i t i k veranlaßt und behauptete, daß diese Vorstellung etwas Allzumenschliches sei, dessen Unwert man sich am besten dadurch klarmache, daß Kühe, Löwen und Pferde, falls sie ein entsprechendes Vermögen besäßen, ihre Götter sich in ihrer Gestalt denken würden — wie es j a in Äthiopien eine schwarze Maria gibt. Der daraufhin oft wiederholte Satz aber, daß sich der Mensch immer die Götter nach seinem Bilde forme und vorstelle, ist falsch, weil zu sehr verallgemeinert. Denn erstens hat es einer beträchtlichen Entwicklung bedurft, bis sich die Menschen bei ihren religiösen Vorstellungen des A. bedienten, bis sie überhaupt das Göttliche unter dem Bilde von irdischen Gestalten sich dachten, und zweitens war auch dann der A. noch nicht die erste Vorstellungsform f ü r das Göttliche. Ihm ist nicht selten voraufgegangen, was man in entsprechender Wortbildung C h r e m a t o m o r p h i s m u s und Τ h e r i o m o r p h i s m u s nennen darf, die Vorstellung des Göttlichen unter dem Bilde von Dinglichem und unter dem Bilde von Tieren 1 ).
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Jedoch auch mit diesen beiden in diesem Zusammenhange notwendig zu besprechenden Vorstellungsweisen verhält es sich nicht so einfach, wie man oft gemeint hat. Nur mit großer Bedachtsamkeit dürfen wir von diesen beiden Ausdrücken Gebrauch machen. Die Religionsgeschichte hat immer wieder und immer nachdrücklicher darauf hingewiesen, daß es Zeiten gegeben hat, in denen der Mensch das Göttliche unter gar keinem Bilde von irdischer Wesenheit oder Dinglichkeit vorgestellt hat, sondern wo vielmehr die irdischen Dinge und Wesen bloß gelegentlich als Manifestationen (oder auch Behausungen, Beherbergungen) der göttlichen Kraft dienten, diese selbst jedoch frei von Umhüllungen und irgendwelcher endlichen Erscheinungsweise gedacht wurde. Es erscheint uns immer wieder höchst verwunderlich und durchaus achtunggebietend, daß primitive Menschen mit unausgebildeten Geistesfunktionen, mit schwach betätigtem Denkvermögen zu dieser Vorstellung des Göttlichen gekommen sind; denn wir erblicken gewöhnlich in solchen Ideen von göttlicher Wesenheit etwas „rein Geistiges". Indessen, dies letztere ist nicht der Fall, auf primitiver Stufe freilich nicht mit der Idee der Gottheit verbunden, und erklärlich wird jener Sachverhalt, wenn man sich klarmacht, daß von diesen Menschen das Göttliche überhaupt nicht durch . das Mittel des Verstandes und Denkens erfaßt wird, sondern allein gefühlsmäßig, durch Eini- und Zusammenfühlung mit dem unerklärlichen Unsinnlichen, unter dessen Gewalt, oder sollen wir vielleicht besser sagen: in dessen Seins-Sphäre man sich mit dem Universum zusammen, soweit man dieses kennt, befindet. In diesem Stadium der Religion werden Gegenstände, von denen Wirkungen, die man für „göttliche" halten muß, ausgehen, mit Scheu und Ehffurcht betrachtet (s. Präanimismus). Die unsinnliche Kraft wird nicht mit dem Gegenstande gleichgesetzt, auch nicht unter dem Bilde des Gegenstandes vorgestellt, sondern lediglich in ihm enthalten gedacht. Das Zepter des Agamemnon, von
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dem Pausanias berichtet 2) und das kurzweg „Holz" hieß, wurde in Chaeronea höher als alle Götter verehrt, in der Wohnung des Priesters verwahrt und mit Speise bedacht. Dieser letztere Zug zeigt einen Übergang von der chrematischen Manifestation zur Personifikation, aber noch nicht zur Vermenschlichung. Das Beispiel ist besonders gut geeignet, den Unterschied von A. und Personifikation (s. d.) anzuzeigen. Die meisten heiligen Steine sind zur selben Zeit etwa bei den Griechen noch nicht personifiziert; man wickelt sie in schöne Tücher ein, färbt sie auch wohl, aber speist sie nicht und richtet nicht Gebete an sie; man erwartet nur Wirkungen von ihnen. Wodan, der in Naturerscheinungen, wie dem Sturme, erkannt wird, ist in diesem Falle durchaus nicht anthropomorph gemeint. Tatsächlich ist denn auch diese Naturerscheinung erst ziemlich spät, nachdem sie als solche schon längst religiöse Verehrung genossen hatte, auf einen Gott namens Wodan übertragen worden; genauer müßte man sagen, daß die Anwendung des göttlichen Personennamens auf die im Sturm manifestierte göttliche Macht eine Übertragung auf Andersartiges ist. Es steht mit Wodan hier ähnlich wie mit Jahweh, zur Zeit, da dieser in der Bundeslade manifestiert gedacht wurde. Überhaupt ist Jahweh höchst selten anthropomorph gedacht, da, wenn der Prophet von seiner „ausgereckten H a n d " u. a. spricht, reine Bildrede vorliegt. Der A. wird aber in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments bisweilen ganz naiv auf „ G o t t " (Elohim) angewendet, der sich im Paradies ergeht, sein eigenes Werk begutachtet, dem Noah die Tür der Arche selbst zuschließt u. ä. Daneben findet sich jedoch der Chrematomorphismus und desgleichen — ob später, wie einige meinen, das läßt sich beim besten Willen nicht entscheiden, vielleicht auch früher — der Theriomorphismus. Unter C h r e m a t o m o r p h i s m u s ist die Vorstellung zu verstehen, nach welcher das Göttliche sich nicht mehr bloß in Dingen bekundet, sondern die Dinge selbst für das Göttliche angesehen werden. Die auf
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altgriechischem Boden häufig angetroffene D o p p e l a x t , ebenso wie die einfache Axt, ist selbst als der Inbegriff der göttlichen Kraft, der Gottheit, angesehen 3 ). In demselben Sinne ist der T h e r i o m o r p h i s m u s diejenige Vorstellung, in welcher die Tiere nicht mehr als Träger des göttlichen Fluidums, sondern selbst als göttliche Mächte angesehen werden 4 ). Es scheint, daß diese beiden Wandlungen einer sicherlich älteren Vorstellung zu diesen Vergegenwärtigungen der Gottheit selbst unter der Gestalt endlicher Bildungen sich durch ein Nachlassen der ursprünglichen Ansprnnung religiöser Scheu vollzogen hat. Weiter begegnet die Mischform des Therio-Anthropomorphism u s. Der Hochgott Altjira der australischen Aranda ist zwar im wesentlichen als Mensch beschrieben, jedoch mit Hundebeinen und Emufüßen, und ähnlich seine Familienglieder. In Ägypten ist nicht nur die Sphinx von dieser Art, sondern zahlreiche Götter vereinen Tiermerkmale mit menschlicher Oberpartie. Die dabei obwaltende Tendenz ist einleuchtend. An sich strebt die volkstümliche Vorstellung vom Gott dem A. entgegen, sie wird indes auf diesem Wege durch mancherlei Empfindungen und Erwägungen aufgehalten und gekreuzt; denn der Mensch hält sich gegenwärtig, daß die Gottheit, welche das Gedeihen von Tieren und Pflanzen bedingt, sicherlich das Grundkraftprinzip der Tiere und Pflanzen gleicherweise in sich enthalten muß, wie nicht minder das der Menschen, deren Vater oder Mutter oder Patron ein Gott ist. Es ist im letzten Grunde derselbe Gesichtspunkt, der hierbei den Ausschlag gibt, wie auch bei der Ausgestaltung eines polytheistischen Göttersystems. Denn die verschiedenen menschlich gebildeten Götter dienen eben mit der Fülle der von ihnen insgesamt beherrschten Seinsgebiete der Möglichkeit, die Ursprünge und Bedingungen aller mannigfaltigen Seinsweisen in sie hineinzusehen, oder, bei anderer Betrachtungsweise, aus ihnen herzuleiten. Es ist auch derselbe Gesichtspunkt, welcher sich bei ausge-
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bildetem A. sinnenfällig zur Geltung bringt in der Vorstellung der m a n n w e i b l i c h e n Wesenheit vieler Götter. Schon der Polytheist kann sich seinen Gott und seine Götter nicht ohne weiteres und unbedenklich als einem der beiden Geschlechter angehörig denken, und um das Übergeschlechtige, mindestens das die beiden Geschlechtspotenzen in sich befassende und daher vor der geschlechtlichen Einseitigkeit bewahrte göttliche Wesen zum Ausdrucke zu bringen, wählt er die androgyne Form in Darstellung und Beschreibung, überträgt er seinen bedeutenden Gottheiten die Kräfte, Prädikate und Wirkungen sowohl des männlichen wie des weiblichen Prinzips in einem. Auf germanischem Gebiet beobachten wir den Prozeß der Anthropomorphisierung in verschiedener Stärke gegenüber verschiedenen Göttern. Bei den Nordgermanen ist, ganz im Gegensatz gegen südliche Völker, noch in der Bronzezeit der Sonnengott nicht anthropomorphisiert. Der Sonnenwagen von Trundholm zeigt, daß man nur der auf dem Wagen einherzufahrenden Sonnenscheibe für den Sonnenkult bedurfte 5 ). Und noch die Sagas lassen erkennen, daß man die Sonne als Naturerscheinung und Naturkraft selbst göttlich verehrt, aber keineswegs einen menschengestaltigen Gott dabei vorstellt. Zahlreich finden sich, namentlich im Norden, die Rad-Darstellungen als Abbildungen der Sonne, während man nichts von einem menschengestaltigen Sonnengotte aus diesen Gegenden weiß. Desto menschlicher werden die Gewittergewalten. Lange Zeit hindurch ist allerdings die Gewittermacht hauptsächlich durch den Hammer, die Axt, dargestellt worden, auch durch Blitzsteine, die wohl auf dem berühmten Grabwandstein von Kivik neben den Äxten dargestellt sind e ), und noch dem menschengestaltigen Gewittergott Thor merkt man an, daß er ein menschgewordener Hammer ist: wenn sein Hammer ihm entwendet wird, so ist er selbst kraft- und tatenlos, weil er eigentlich der Hammer i s t , sowie Odin der Speer i s t . D. h. in diesen menschge-
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wordenen Kraftsymbolen ist noch immer nicht dieselbe anthropomorphe Umgestaltung der Idee der Götter erreicht worden, wie sie ζ. B. bei den olympischen Göttern Griechenlands vorhanden war. Das bedeutet, daß sich die Ehrfurcht nicht so sehr der menschlichen Gestalt als vielmehr der unsinnlichen Gottheit zuwendet, die nur mehr zufällig menschlich eingekleidet erscheint. Etwas anders ist die Entwicklung abgelaufen, wo hölzerne Idole mit menschlichen Gliedern und Köpfen gebildet wurden, wie sie ζ. B. die Figur von Friesack in Brandenburg zeigt '). Da liegt wahrscheinlich ein Erzeugnis naiver Anthropomorphisierung vor, die einen ähnlichen Weg nimmt, wie die beiden Hochsitzsäulen in der Halle des nordischen Hauses, die nicht selten in dem Kopf des Gottes Thor endeten. Von hier aus wird verständlich, wie auch die „Hermensäulen", die ja ursprünglich nichts als Holzklötze oder Pfeiler waren (vgl. die semitischen Acheren), allmählich menschengestaltig ausgeformt wurden und wie sie vor allem das Haupt und die Flügel des Gottes erhalten, der als der Götterbote angeschaut wurde. — Was Tacitus über die südlichen Germanen auf dem Festlande erzählt, spricht dafür, daß auch ihre Vorstellungen von den göttlichen Wesen noch keinen durchgeführten A. hatten. Schon die Bildlosigkeit legt ganz allgemein dafür Zeugnis ab. Der heilige Hain der Semnonen enthielt augenscheinlich kein Götterbild, wenn auch das dort begangene Fest mit der Opferung eines Menschen eingeleitet wurde. Der ganze Hain galt als vom Wesen des Göttlichen durchwaltet, und die Ehrfurcht vor dem Walde war so groß, daß, wer darin zum Straucheln gekommen war, nicht wieder aufstehen durfte, sondern kriechend auf den Knien den Ausweg zu gewinnen suchen mußte, weil die den Hain durchwebende Gottheit ihn zu Falle gebracht hatte 8 ). Auch die Göttin Nerthus (Herthus, Hertha), die nach Tacitus bei den sieben Stämmen an der Ostsee verehrt wurde, ist nicht anthropomorph vorgestellt. Der Kultus dieser Göttin war wohl weiter verbreitet als
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nach Tacitus scheinen könnte, da in Ortsnamen wie Erdingen in Bayern und Harthagau im Harz der Name anzuklingen scheint. Uns interessiert hier die Eigenart der in diesem Kult zum Ausdruck gelangenden Frömmigkeit. Im heiligen Hain stand der geweihte Wagen, den allein die Priester berühren durften. In Prozession wurde er umhergefahren, wenn das große Fest der Göttin, das Fest des Erntesegens, gefeiert wurde. Der Priester allein weiß, wann die sprossende Erdgottheit im Wagen anwesend ist. Gezogen wurde das Gefährt von Kühen, den Repräsentanten der göttlichen Fruchtbarkeit (vgl. die Urkuh Audhumbla, das lebengebende Prinzip in der Edda). Von einem Bilde der Göttin wird nichts berichtet®). Im Wagen ist das „numen ipsum" (wäre das in diesem Falle ein Bild, Tacitus h ä t t e diese Abweichung von seinem sonstigen Befund nicht verschwiegen). Auf einer fortgeschritteneren Stufe des A. macht man Statuen der Götter. Nicht als wären Statue und Gottheit identisch. Wir kennen zufällig aus der ägyptischen Religionsgeschichte die Vorstellungsweise, daß die Götter die f ü r sie gefertigten Statuen besiedeln. Der Gott Ptah, so heißt es in einer Urkunde, habe die Statuen der Götter gebildet, auf daß die Götter selbst in sie einziehen und zeitweilig in ihnen Wohnung nehmen. Die hier unverkennbar vorliegende Vorstellung, daß die Götter selbst etwas gegenüber solchen Bildnissen durchaus Selbständiges sind, ist es ja auch, welche bei den Germanen im großen und ganzen die bildliche Darstellung überhaupt verhindert hat. Die großen Götter des skandinavisch-isländischen Nordens werden in der mythologischen Darstellung nach Menschenart gezeichnet, leidend und liebend, strebend und irrend, mit Fehlern und Tugenden, im Kampf und Frieden, werden verwundet und verlieren Glieder ihres Leibes, bedürfen der Speise und des Tranks, sind auch letzten Endes nicht unsterblich. Alle diese menschlichen Züge eignen ihnen (Anthropopathismus), ohne daß sie bildlich dargestellt wurden.
Antichrist
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*) B e t h Relig.gesch. 16. 2) P a u s a n i a s Griechische Reise I X , 40. *) B e t h
Relig.gesch.
10—16. *) Ebd. 26—30. ') H e l m Relig.gesch. ι , 173 if. ·) Ebd. 189 Abb. 29; E b e r t Reallex. 6, 368 fi. ') H e l m 217. ·) T a c i t u s Germania cap. 39. ·) Ebd. cap. 40. K. Beth.
Antichrist. I. D e r A. i n
derBibel.
Die Sage v o m Α. geht auf eschatologische Ä u ß e r u n g e n im N.T. z u r ü c k . 1. J o h . 2, 18; 4. 3; 2. J o h . 7 k e n n e n allein die Gestalt u n t e r d e m N a m e n άντίχριοτος. — Die Stelle wird als Zeugnis a n g e f ü h r t , d a ß zur Zeit der A b f a s s u n g des Briefes der Α.-Glauben d u r c h a u s v e r b r e i t e t war. Man wird eins c h r ä n k e n m ü s s e n : in den kleinasiatischen Gemeinden, a n die der Brief gerichtet ist. Der Schreiber w e n d e t den A u s d r u c k (2, 18) auf christl. H ä r e t i k e r an (4, 3; 2, 22; 2., 7); es sind viele A.e, u n d das sind die gnostischen Irrlehrer *). Damit wird eine D e u t u n g angeschlagen, die lange nachklingt, u n d die s p ä t e r von Origines b e v o r z u g t wurde. — Der paulinische Begriff v o m A. ist (sofern 2. Thessal. von P a u l u s h e r r ü h r t ) 2) wesentlich anschaulicher. Zwar wird der N a m e nicht g e n a n n t , aber m a n ist seit den ältesten Zeiten darin in Ü b e r e i n s t i m m u n g , d a ß der große Frevler der A. sein soll. E r ist hier so gezeichnet, wie ihn die s p ä t e r e Sage k e n n t : der Gesetzlose, den S a t a n mit K r a f t begabt, der im T e m p e l sitzen wird (das spricht f ü r jüdische H e r k u n f t der Sage 3 ) ; die T e m p e l s c h ä n d u n g ist das ärgste; vgl. D a n . 9. 27; I I , 36) u n d sich d o r t als Gott ausgibt, der W u n d e r t u t , bis ihn Christus mit d e m H a u c h seines Mundes t ö t e t . Noch wird er z u r ü c k g e h a l t e n : ,,κατέχειν" h e i ß t in d e m wohl absichtlich zwischen masc. u n d n e u t r . s c h w a n k e n d e n a p o k a l y p t i s c h e n T e r m i n u s 'in B a n d e n h a l t e n ' 4 ). Der A. ist der Gebundene, der a m E n d e der W e l t h e r v o r k o m m t u n d V e r n i c h t u n g bringt, der gefesselte Unhold, S a t a n selbst 8 ). In der A p o k a l y p s e J o h . s u c h t m a n den A. in einem der beiden Tiere c. 13, u n d zwar d e u t e t e m a n das Tier aus d e m Meere auf das röm. I m p e r i u m , das zweite Tier auf den A. Die sieben H ä u p ter des ersten Tieres sind sieben Cäsaren. Ein H a u p t scheint tödlich w u n d , wird aber heil. Zur Zeit des sechsten H a u p t e s
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schreibt J o h a n n e s (17, 10); das Tier (17, 8) ist das achte. Die D e u t u n g auf Nero als das wiederkehrende Tier wird durch Zeugnisse aus dem damaligen Volksglauben ebenso gestützt ®), wie durch die A u s r e c h n u n g der Zahl 666 = als Dreieckszahl von 8, was auf 17, 11, den wiederk e h r e n d e n Nero gehen würde, oder gematrisch i c p = K ä s a r Neron. 7 ). Das zweite, nicht näher gekennzeichnete Tier, wird 16, 13; 19, 20; 20, ΙΟ ψευίοπροφήτη; g e n a n n t . Bousset e r k l ä r t : ,,Die spätere A p o k a l y p t i k des J u d e n t u m s h a t eine doppelte A u s p r ä g u n g des großen göttlichen Widersachers geschaffen; sie f a ß t e diesen bald als einen gottfeindlichen, f u r c h t b a r e n Herrscher, bald als einen verführerischen P r o p h e t e n " 8 ) . Lohmeyer weist dagegen 9 ) auf Mark. 13, 21 f. hin, d a ß v o r m E n d e ψευδόχριστοι καΐ ψευΐοπροφηται erscheinen würden. — Von allen neueren Exegeten a n g e n o m m e n 10) ist Gunkels E r k l ä r u n g u ) , d a ß als P r o t o t y p f ü r die beiden Tiere die Urungeheuer B e h e m o t h (s. d.) u n d L e v i a t h a n (s. d.) zu gelten haben, die aus dem Tausendgebirge u n d dem Meer aufsteigen und gegen Gott angehen. Die alten Widersacher aus der Urzeit leihen j e t z t dem A. Gestalt, werden christianisiert u n d politisiert. J o h a n n e s sah Nero redivivus als A. k o m m e n 1 2 ) . — Zu diesem Bilde haben die S y n o p t i k e r (Mark. 13, 21 f.; L u k . 21, 8; M a t t h . 24, 4 f. u n d J o h a n n e s 5, 43) einzelne Züge gefügt, die uns doppelt wichtig wären, wenn wir sie als echte H e r r e n w o r t e ansehen d ü r f t e n . Nicht sehr viel später als die A.Schilderung der J o h . - A p o k a l y p s e — um die W e n d e des 1. J h s . 1 3 ) — e n t s t a n d eine Beschreibung des A.s, welche bereits viele der s p ä t e r e n Züge a u f w e i s t ; das S t ü c k ist in die Ascensio Jesaiae a u f g e n o m m e n . Beliar steigt herab, n i m m t die Gestalt des M u t t e r m ö r d e r s (Nero) an, zerstört die P f l a n z u n g der 12 Apostel; einer der 12 fällt i h m zu. W u n d e r t u t er; er l ä ß t sich als G o t t anbeten, stellt sein Bild auf, die Gläubigen fliehen zur W ü s t e . So regiert er 3 J a h r e 7 Monate u n d 27 Tage = 1 3 3 2 Tage (vgl Dan. 12, 12), bis Christus mit seinem Heer herniedersteigt
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und Beliar mit seinem Heer in die Gehenna schleppt (Ase. Jes. 4, 1 — 1 5 ) 14 ). Wenn man mit B o u s s e t l s ) eine mündliche Tradition annimmt, die bis in die Tage des Hippolyt und Martin von Tours reichte, wird man sich den A. der mündlichen Überlieferung ungefähr in dieser Gestalt vorstellen dürfen l e ). Ob und wie groß der Einfluß eines gnostisch infizierten Judentums auf die Bildung der A.-Legende gewesen ist, hat M. Friedländer 1 7 ) festzustellen versucht. M. E. sind zeitgeschichtliche Begebenheiten nicht stark genug, solchen Nachdruck zu hinterlassen, und wir werden um die mythische Grundlage nicht herumkommen. 1 ) W . B a u e r Evangelium, Briefe und Offenbarung d. Johannes 1908 3 336. 348. 2) M a r t i n D i b e l i u s im I, i e t z m a n n s c h e n Handbuch z. N.T. 1925, 11 48 f. 3) Ebd. 39. 4) Ebd. 5) Ebd. 40 ff.; vgl. A . O l r i k Ragnarök c . 5 . 6 ; K a a r l e K r o h n in Finnisch-ugrische Forschungen 7, 129 ff. ; v. d. L e y e η in „Prager deutsche Studien" H . 7. Satan: Aug. Frh. v . G a l l Βασίλεια του θεου 1926, 295 f· *) B a u e r 401 f.; R o h d e Psyche 2, 377 l . ') L o h m e y e r 1 1 5 f. u. Ztschr. f. neutestamentl. Wiss. 1 3 , 293 ff. Vgl. ebd. 19, i l ff. ; W i l h. B o u s s e t Die Offenbarung Johannis 1906, 374. 369 ff. e) E b d . 3 7 7 f. Vgl. C a r l W e i z s ä c k e r Apostol. Zeitalter d. christl. Kirche 1 8 9 2 ' , 496 ff. 9) L o h m e y e r im L i e t z m a n n s c h e n Handbuch 1926, Bd. 16, m f. Doch vgl. dazu unten I I I 3 u. Carl W e i z s ä c k e r Das apostol. Zeitalter d. christl. Kirche 1892, 496 ff. 10) Ebd. n o f f . ; Β o u s s e t 378 f.; R G G . 2 1, 3 7 5 f.; v. G a l l 292 Nr. ι . u ) Schöpfung und Chaos 5 1 ; H. G u n k e l Genesis 1 9 1 7 *, 1 2 2 ; B o u s s e t G r e ß m a n n Religion des Judentums 1926, 2 5 1 . 254. 1 2 ) R G G . 2 I, 3 7 5 f. 1 3 ) E d g a r H e n n e c k e Neutestamentl. A pokryphen 1904, 292. " ) Ebd. 295 f.; v . G a l l 294. 1δ ) Antichrist 18 f. 1β ) Vgl. dagegen B o u s s e t 53 zu dieser Stelle, dessen Bedenken (jüd. Herkunft) m. E . hier nichts austragen. " ) Der Antichrist in den vor christl. jüdischen Quellen 1901, 1 3 2 ff.
II. J ü d i s c h e G r u n d l a g e n d e r Α.- S a g e. Bousset setzt die Entstehung der A.-Legende vor die Abfassung der Apoc. Joh., j a geraume Zeit vor die Zerstörung Jerusalems. Dann müssen ihre Grundlagen jüdisch sein. Der Endkampf Gottes ist ein Kampf gegen Ungetüme (siehe I). Auch der Kampf gegen die Weltmächte wird als solcher gezeich-
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net: Jes. 27; Dan. 7, I I f ; 8, i f f . ; Ps. Sal. 2, 25 ; endlich gestaltet sich der Endkampf zum Kampf gegen Beliar 18 ) : Buch der Jubiläen 23, 29 19 ), Testamente der 1 2 Patriarchen, Levi ιδ 2 0 ®), E v g . J o h . 16, 1 1 , Assumptio Mos. 8 ff. 2 0 b ), Apoc. J o h . 17. — Die Vorzeichen des Weltendes sind ebenfalls der jüd. Apokalyptik entnommen (vgl. Eschatologie). Hinter dem Judentum steht die spätiranische Anschauung vom Wiedererscheinen des letzten „ G e s a n d t e n " = Mithras: ein falscher Gesandter erscheint; es gibt auf der Welt nicht solchen Trug, List, Zauberei, die er nicht vermöchte durch die K r a f t seines Vaters, des Dämonen. E r verkündet: Seit langem habt ihr gehofft, Gottes Sohn, Mithra, der Erlöser, soll kommen; jetzt bin ich gekommen; Verehrung sollt ihr mir darbringen, an mich sollt ihr glauben. Reitzenstein sagt dazu, daß auf einem Boden, wo die Vorstellung von einem Kampf des Lichtgottes gegen den Dämon uralt ist und die Vorstellung von άντί9·εοι in hellenistischer Zeit fortlebt, die A.-Vorstellung ihre Wurzel gehabt haben muß; in das Judentum ist sie nur übertragen. 18 ) Bousset-Greßmann Religion d. Judentums im späthellenistischen Zeitalter 1926, 2 5 1 ff. ; H a u c k RE. i s . v.; Bousset A ntichrist 8 1 . 19) B o u s s e t - G r e ß m a n n 20 a 3 3 3 ff. ) K a u t z s c h Apokryphen u. Pseudepigraphen d. alten Testaments 1900. 2°b) R e i t z e n s t e i n in Ztschr. f. neutestamentl. Wissensch. 20, 1 6 f. Doch vgl. v. G a l l Βασίλεια του θ-εου 1926, 291. 296 ff.; S c h e f t e l o w i t z in ZfMissionskunde 42 (1927), 287 f.
III. D i e A. S a g e i m 1. J a h r t a u s e η d. ι. Der Α. ist die Hauptgestalt der mittelalterlichen Eschatologie. Verhältnismäßig wenig wird im 2. und 3. J h . : von ihm gefabelt. Dieser Zeit ist der A. = Nero redivivus, so schon im I. J h . : Sib. 5, 33 f., 2 1 4 — 2 2 7 ; 8, 139 bis 159; Ascensio Jesaia 4, 2 ff., später Victorinus von Pettau (f 303) in seinem Apoc. Kommentar 81 ), Lactanz, de morte pers. 2, Hieronymus in Dan. 1 1 , 17, Augustin, de civitate dei 20, 13 22 ). Das währt bis ins späte MA. : Beatus von Liebana (t 798) 23 ) und Otto v. Freising, Chronicon I. 3 c. 1 6 : Arbitrantur, Nero-
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nem non mortuum, sed humanis rebus v i v u m s u b t r a c t u m , usque a d ultimum tempus in ea q u a tunc f u i t aetate appariturum, ipsumque fore Antichristum 24 ). 2. Daneben geht der Glaube an den K a techon her, als den man das imperium verstand ; der A . k a n n erst erscheinen, wenn dieses untergeht 26 ) ( wenn der römische K a i s e r auf dem Ölberg seine K r o n e Gott zurückgibt27). 3. Bousset h a t nachzuweisen versucht **), daß I r e n a u s w i e H i p p o l y t noch einer mündlichen Tradition gefolgt sind, H i p p o l y t parallelisierte Christus und den Α . Περί τοϋ Άντιχρίστου c. 6 heißt es: E i n L ö w e ist Christus und ein L ö w e der A . ; in der Beschneidung k a m der Heiland in die Welt, und er wird in gleicher Weise kommen usw. 3 0 ). H. hat auf diese Weise wohl neue Züge f ü r das Bild des A . s gewonnen; daneben benützte er uns verlorene Traditionen (c. 1 5 : und ein andrer Prophet sagt, der A . wird seine Macht v e r s a m m e l n v o n S o n n e n a u f g a n g bis Sonnenuntergang usw.) 3 1 ). Bousset 3 2 ) hat diese Traditionen in Verbindung gebracht mit einer Sibylle (deren Überarbeitung Sib. 2, 1 5 4 ff.), die wieder L a c tantius (Inst. div. 7, 16) und Commodian (Carmen apologeticum) benützten 3 3 ). Gemein ist der Gruppe L a c t a n z , Commodian und Martin v . Tours (Sulpicius Severus Dialogus 2, 14) der Glaube an einen doppelten A. 3 4 ). Die beiden Tiere Apoc. J o h . 1 3 werden auf Nero, den dämonischen Herrscher, und einen in J e r u s a l e m erscheinenden A . gedeutet. Diese Anschauung läßt sich bis in das 16. J h . verfolgen 3 5 ). Die Deutung des ersten Tieres auf Nero lag, wie wir sahen, nahe; daß man im zweiten Tier den A. sah, dürfte seinen Grund darin haben, daß es zwei Hörner hatte gleich wie ein L a m m , ohne ein L a m m zu sein. Der gehörnte Widder ist in Israel S y m b o l des Messias: „ M a n n der H ö r n e r " wird er genannt 3 e ). Die F a s s u n g der A.-Legende bei Sulpicius Severus, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, gibt wieder, was man im 4. J h . im Westen v o m A . zu erzählen wußte. 4. Den größten Einfluß auf die Ausgestaltung des Glaubens hat eine Gruppe
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eschatologischer Schriften oströmischer H e r k u n f t gehabt. Dort entstand im 4. J h . eine Sibylle. S a c k u r findet in i h r 3 7 ) Begebenheiten aus der Zeit um 360 widergespiegelt; Bousset dachte M ) zweifelnd an die Zeit Constantins I., die wohl in F r a g e kommt, wie ein Vergleich der Sibylle 3e ) mit Eusebius K . G, V I I I — X ergibt; der ungerechte Herrscher ist Maximin, der verheißene Constane Constantin I. A b e r dahinter scheint noch ein älterer, A l e x a n d e r der Große, zu stehen 40 ). F a s t zu gleicher Zeit entstand P s e u d o - E p h r a e m s Sermon von A . 4 1 ) ; aus ihm und der Sibylle geht die syrische S c h r i f t des Pseudo-Methodius E n d e des 7. J h s . hervor 42 ), die von einem fränkischen Mönch syrischer H e r k u n f t , Petrus, ins Lateinische übersetzt wurde 43 ). Doch müssen, wie sich aus der Scholasticus Fredegarius Chronik c. 66 erweist, schon um 642 Nachrichten über Gog und Magog (s. d.), deren Z u s a m m e n h a n g mit der A.Legende bekannt ist, nach dem Westen gekommen sein 4 4 ). W i r haben dabei wohl an die Sibylle zu denken 45 ). Das Fortleben sibyll. Schriften im Osten bezeugt im 10. J h . noch L i u d p r a n d s Gesandtschaftsbericht 4e ). Vgl. weiteres unter S i b y l l e . A u s Pseudo-Method, und westlichen Überlieferungen entstand zwischen 949 und 954 Adsos, des A b t e s von Moutier- en - Der 47 ), Epistola ad Gerbergam reginam de ortu et tempore Antichristi, die immer und immer wieder ausgeschriebene S c h r i f t über diesen Gegenstand 4 8 ). — Adsos Quellen sind außer Pseudo-Method, und (Michael tötet den A.) der tiburtinischen Sibylle vor allem H a y m o Halberstadensis 4 9 ), Alcuin, de fide Trinitatis H i p p o l y t 5 1 ) und eine R e i h e von Notizen, die bei Sulpicius Severus belegt sind: Nascetur autem e x patris et matris copulatione, sicut et alii homines, non, ut quidam dicunt, de sola virgine, sagt Adso, und Martin weiß ihn malo spiritus conceptus S 2 ) ; T e m p l u m etiam destructum, in s t a t u m suum res t a u r a n t dürfte mit Martins ab ilio et urbem et templum esse reparandum Zusammengehen 5 3 ). Das scheint auf ungelehrte Überlieferungen zu deuten, denn
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an andrer Stelle bemerkt Adso ausdrücklich: Tradunt autem doctores, quod in monte Oliveti A. occidetur in papilione et in solio suo, in ilio loco, contra quem ascendit Dominos ad celos 5 4 ). Auf mündliche, ungelehrte Überlieferung möchte ich auch die Angabe „triginta annos tunc latebit incognitus a populo" in einem R h y t h m u s des 10. Jh. 6 5 ) zurückführen. Solche Überlieferung wird bezeugt durch Sulpicius Severus Angabe, er habe die A.Sage nach einem mündlichen Vermächtnis des Martin v . Tours aufgezeichnet 5e ). — Wir sind demnach in der glücklichen Lage, ein Zeugnis aus dem 4. und eins aus dem 10. J h . f ü r die A.-Tradition im westlichen Europa zu besitzen. Die Merovinger- und Karolingerzeit ist reich an Äußerungen über den A. 5 7 ). sl ) B o u s s e t Antichrist 1895, 52. 110. ") Vgl. ferner die Angaben bei B o u s s e t 57 ff. S3 ) F. Κ a m ρ e r s Kaiseridee 14 und Noten. M ) Vgl. ferner O t t o n i s Frisingens i s chronic. 1. 8 c. 1 ff. " ) W e t ζ e r W e l t e ι, 923; H a u c k RE. 1 », 580; K a m p e r s 12. se) D i o n y s i u s v. L ü t z e n b u r g Leben Anlichristi 1716, 13 f. 2 ') So die Überlieferungsreihe III, 4. " J B o u s s e t Kommentar 49 f. 51. 29) S t o l l e Kirchenväter 88. 30) Β o u s s e t Antichrist 15. 31) Ebd. 17. '«) Ebd. 51. 33) Ebd. 50; Ztschr. f. Kirchengesch. 20, n o f. 34) B o u s s e t Antichrist 50; K a m p e r s 13 f.; I v o Decretorum opus bei M i g n e Patr. lot. 161,1009. Vgl. auch Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 109 ff. 35) H a u c k RE. 1, 584. 3β ) K a m p e r s inMschlesVk. 17,145Í. ") E r n s t S a c k u r Sibyllinische Texte it. Forschungen 1898,158ff. 162f. 38 )Antichrist39. 3») S a c k u r 183 Mitte — 185 oben. «·) Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 280ff. 2 8 5 1 41) B o u s s e t Antichrist 34 ff.; Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 1 1 7 f. *') B o u s s e t 30 ff. ; S a c k u r 45 ff. 53 ff. Über spätere Einschübe vgl. Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 261 ff. bes. 280. «) S a c k u r 56. " ) Zeitschr. f. Kirchengesch. 20, 114 zählt B o u s s e t die Fundorte auf ; diese sind so entlegen, daß wohl nur tiburt. Sibylle in Betracht kommt. " ) S a c k u r 186. s ) K a m p e r s Kaiseridee 1 3 1 . 12s ) Malv e n d a d « Antichristo 1647. 1, 119. l3 °) W a d s t e i n 90. 1 31 ) Ebd. 84 f. Vgl. Fontes rer. Austriac. 6. 2, 40 ff.; P r e u ß 50, Nr. 4. 132) H ö f 1 e r Concilia Pragensia in Abhandlungen kgl. böhm. Ges. Wissensch. 5. F. 12, X L I . 1«) M a l v e n d a 1, 119 ff. 134) W a d s t e i n 88 nach Opp. Gersonis, edid. Du Pin, ι , 517. 136) Κ a m ρ e r s Kaiseridee 137. i " ) W a d s t e i η 89. In Flandern hielten Wahnsinnige sich selbst für den Α.: J . H u i z i n g a Herbst des MA. s 1924, 262. 137) P r e u ß 168. Vgl. M a l v e n d a 1 , 1 1 9 zum Jahre 1533. 13i ) G e r h a r d t Franz. Novelle 114. 13 ·) J o h . Janssen Gesch. d. deutschen Volkes 6, 432. »») B e n g e l Erkl. Offenb. 1160. VII. B e z i e h u n g e n zu fremden Mythologien. I. Armillus. Armillus ist die hebräische Form f ü r Ρωμύλος; den J u d e n ist R o m der A. Satan oder frevelhafte Heiden zeugen ihn, indem sie mit einem steinernen J u n g f r a u e n bild Unzucht treiben, das Gott selbst schuf und das in R o m steht. Nach 9 Monaten spaltet es sich und gebiert ein riesenhaftes K i n d U 1 ) , ein Ungeheuer, mit roten Augen und zwei K ö p f e n 1 4 2 ), das von den J u d e n in der Wüste Anbetung verlangt. Da er keine Wunder tun kann,
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kehren sie sich a b ; er verfolgt sie; Michael und Gabriel werden ihn töten, oder der Messias ben D a v i d wird ihn mit dem Hauch seines Mundes niederwerfen. Bousset setzt die Entstehung der von der A . - S a g e abhängigen Sage ins 7./8. J h . 1 4 3 ) . 2. Deddjal. Mohammed hatte geglaubt, daß in seiner Zeit der A . al masih al deddjal, der falsche Messias, lebe und hat nach der Tradition einen J u d e n aus Medina, Saf ibn Said, dafür gehalten. Die Mohammedaner haben den Mythus vom gefesselten Unhold auf ihn übertragen; er ist mit Eisenketten gebunden und an eine eiserne Säule angeschmiedet 1 4 4 ). 3. Der A. im ahd. Gedicht Muspilli 1 4 S ) aus B a y e r n in der 2. H ä l f t e des 9. J h . 1 4 e ) hat zu vielen Deutungsversuchen Anlaß gegeben. Grimm suchte in ihm einen heidnischen Gott der B a y e r n und Alemannen, ein dem nord. Surtr ähnliches Wesen 1 4 7 ), K a r l Bartsch den Fenriswolf 148 ), Müllenhoff hielt christliche Unterlage f ü r gegeben 1 4 e ), und Zarncke forderte nachdrücklichst, daß man versuchen müsse, solche Deutungen zu unterlassen, solange man mit christl. Motiven a u s k o m m e 1 5 0 ) . Weder G r a u 1 5 1 ) noch Guntermann 1 5 a ) haben eine christl. Quelle f ü r den Passus v o m A. gefunden, E h r i s m a n n 1 5 3 ) endlich hat keine Einzelquelle, sondern die lateinische Predigtliteratur als Vorlage angesprochen. Schon Vetter erklärt: U m das alles (die Kirchenlehre) kümmert sich unser Dichter nicht; er gab eben einfach, was Glaube war, voll volkstümlicher Züge 1 5 4 ). Der A.-Abschnitt findet sich wieder in der as. Genesis 1 5 5 ). Dort streitet Henoch allein gegen den Α., während in Muspilli Elias allein steht. Dieser Zug läßt sich sonst nirgends mehr nachweisen; nur in der Vita Landiberti des Sigebert von Gembloux aus dem 1 1 . J h . heißt es noch einmal: Helyas in celum raptus expectat adhuc per A. gladium victorie palmam 1 5 6 ). Handelt es sich hier um eine sächsische Tradition? — Die uueroltrehtuuîson sagen, daz sculi der antichristo mit Eliase pâgan, sprechen also von einem Zweikampf, und zwar in der L u f t , in dem der A. sígalos wird. Auch davon wissen die
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kirchlichen Quellen nichts; die schreiben: Doh uuanit des vilo . . . gotmanno, daz Elias in demo uuige aruuartit uuerde. Und so mag Neckel recht haben, wenn er hier einen älteren, wurzelverwandten Mythus durchschimmern s i e h t 1 S 7 ) . Endlich ist fremd, daß S a t a n den A. varsenkan seal. Ehrismann hat für dieses S t ü c k ( v · 3 7 — 4 7 ) bereits gesehen, daß die Quelle volkstümlich i s t ; weil sie nicht kirchlich ist, findet sie sich auch sonst nicht in der geistlichen L i t e r a t u r 1 5 8 ). Ich möchte dabei die V e r m u t u n g äußern, daß v. 50 an v. 47 angeschlossen war und nur v. 48 f. Einschub i s t ; wäre das der Fall, dann wäre der Α., der „ u u n t p i v a l l a n " sollte, derjenige, von dessen B l u t die Erde entbrennt. Auf Elias wurde das erst bezogen, als durch den Einschub v. 48 f. von Elias als dem Verwundeten die R e d e war; ein gedankenloser Abschreiber hat dann „so daz Antichristes p l u o t " in „so daz Elíases p l u o t " geändert. Dafür, daß durch ihn die Erde entzündet wird, würden wir heimische Belege haben, für Elias als Stifter des Weltbrandes nur östliche 1 5 9 ). 4. Den K a m p f zwischen dem A. und Elias hat Grimm auch im Norden wiederfinden wollen l e o ) ; Simrock hat den A. in der Mitgardsschlange 1 6 1 ), E . H . M e y e r in S u r t r (Voluspá Str. 5 2 ) l e 2 ) und dem Kinde der Alten im Eisenwalde (Voluspá) 1 β 3 ) erkennen wollen. Man wird zugeben dürfen, daß christliche Motive nach dem Norden gewandert sind und zwar, als dort der alte Glaube noch g a l t ; Dichter haben sie aufgenommen und verwertet. Aber eine bewußte Verkleidung christlicher Lehren in G ö t t e r m y t h e n dürfte k a u m vorgekommen sein. W a s S u r t r betrifft, so scheint mir Neckeis Versuch beachtenswert, welcher in ihm den gefesselten Unhold s i e h t 1 6 4 ) , der in einer Höhle liegt und sich nach seinem F l a m m e n schwert reckt. lu ) J. S c h e f t e l o w i t z AIi-palästinensischer Bauernglaube 1925, 33. 142 ) Β o u s s e t Antichrist 66 ff. u. Register s. v. Vgl. L i e b r e c h t Gervasius 69; L ö w i s o f M e n a r im A R w . 13, 5 1 7 ff. 14, 641 ff. 15, 305 ff. 143 ) D i o n y s i u s v. L ü t z e n b u r g Leben Aniichristi 1 7 1 6 , 421 f.; Ztschr. f. Kirchengesch. £o, 120. w ) P a u l C a s a n o v a Mohammed
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et la fin du monde 1 9 1 1 , 29. 47; Α. O 1 r i k Ragnarôk 1922, 276 ff. 1 1 5 ) Ich zitiere nach W i l h . B r a u n e Althochdeutsches Lesebuch 1 9 1 1 7 , 82 ff. — " * ) v. U n w e r t h - S i e b s Gesch. der deutschen Literatur bis zur Mitte des Ii. Jhs. 1920, 1 5 3 . " ' ) Myth. 2, 677. 14β) Germania 3, 17. "») ZfdA. I i , 392. »») Berichte d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. Phil.-hist. Kl. 18, 2 1 3 ff. 1 S 1 ) G u s t a v G r a u Quellen u. Verwandtschaften d. alt. germ. Darstellungen d. jüngsten Gerichts = Stud. ζ. engl. Phil. 3 1 , 232 ff. 16 =) ZfdPh. 41, 4 1 0 f. 412. Vgl. AfdA. 35, 192 f. 151 ) F e r d . V e t t e r Zum Muspilli 1872, 1 1 9 ff. 1 2 4 ; v. Unwerth deutet auf Crist I I I als Quelle hin, dort fehlt aber die A.Episode: P B B . 40, 365 f. Vgl. auch N e c k e l in Sitzb. Heidelb. 9 , 3 2 f . 165 ) v. 1 3 9 b f f . = G r a u 2 3 3 t . = B o u s s e t 180. ls *) Mon. Germ. S S . Meroving. 6, 398. 15? ) N e c k e l 30 f. 1 M ) Eine Scheidung zwischen beiden Kampfschilderungen hat E h r i s m a n n A f d A . 35, 192 f. vorgeschlagen, der auch v. U n w e r t h P B B . 40, 365 f. zustimmt. 1M ) Ztschr. f. d. österr. Gymnasien 43, 748 (Christus entzündet Brand = A n t o n E . S c h ö n b a c h Altdeutsche Predigten 1888, 2, 14). ' « ) Myth. 2, 676. 1β1 ) Mythologie. 6 1 3 3 f. lM) Voluspá 1889, 206 ff.; Germ. Myth. 149 f. i«3) Myth. d. Germanen 459 ff. l M ) G u s t . Neckel Studien zu d. germ. Dichtungen v. Weltuntergang. Sitzber. Heidelb. Akad. 9, 30. 46. 48 f.
V I I I . D e r A. i n d e r V o l k s s a g e . Nur aus katholischen Gegenden, wie j a des Flavius Illyrius B e m e r k u n g erwarten ließ, liegen Aufzeichnungen vor. E r heißt Antenchrist, denn die Menschen werderl a m E n d e tierartig, mit Entenschnäbeln g e b o r e n 1 6 5 ) (die im MA. üblichen Namen 1 6 S ) sind vergessen). E r kommt, wenn alle zu Christus bekehrt sein werden 1 6 7 ), zur Zeit allgemeinen Abfalls 1 6 8 ) ; wenn er 19 J a h r e ist, wird fast die ganze W e l t abgefallen sein 1 6 9 ), Pseudopropheten treten auf 1 7 0 ) ; so wie der Teufel ledig i s t m ) . S t ü r m e im Christmonat zeigen Ankunft an 1 7 2 ). Manche glauben, er regiere s c h o n 1 7 3 ) ; besonders 1848 dachte man das 1 7 4 ) ; andere denken, es wird noch lange dauern 1 7 5 ). Sichere Vorzeichen sind: eine vierzigjährige Dürre und H u n g e r s n o t 1 7 e ) , in welcher Zeit kein Regenbogen zu sehen sein w i r d 1 7 7 ) ; B r u d e r h a ß 1 7 8 ) ; wenn die Pfarrkirche zu Söll (Tirol) versinkt 1 7 8 a ), der ganze Küchelberg bei Meran urbar gemacht i s t 1 7 8 b ) ; im K a n t o n St. Gallen glaubt man, er komme, wenn die eisernen Stangen auf dem Breitfelde ausgeackert wer-
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den und das dort vergrabene Bäumchen ausschlagen und so groß sein wird, daß ein Offizier aufrecht darunter stehen kann 1 W ) ; er kommt nach der Walser Schlacht 1 8 0 ), wenn Karl V. oder Kaiser Friedrichs Bart dreimal um den Tisch gewachsen ist l 8 0 a ), wenn der in der Königskaul bei Trittenheim versunkene König den Türken schlägt 1 8 0 b , wenn die Leute hohe Hüte tragen und ohne Rosse fahren werden 181 ) ; nachdem 7 J a h r e kein Kind mehr 1 8 2 ), nur Mädchen geboren wurden 1 8 3 ) ; im Kreise Leobschütz glaubt man, es werden 30 J a h r e nur Mädchen und dann nur Knaben geboren; der erste derselben ist der A. 184 ). Unter Donner und Blitz wird er geboren 1 8 5 ), außerm Fern tuts drei Donnerschläge 18e ) ; Feuer fällt vom Himmel 187 ), die Blumen schwitzen Blut 1 8 8 ). E r kommt aus dem Stamme Dan 189 ). Seine Mutter ist ein altes 190), böses Weib m ) , eine alte Witwe 192 ), eine Hexe 193 ), eine Hure 194 ), von der 9. Hure her 195 ), eine 70jährige Jüdin 1 9 6 ), eine jüdische Hure 1 9 7 ) (die Tochter eines jüdischen Fürsten aus dem Stamme J u d a , eine Zauberin und angebliche Jungfrau 198), ein lediges J u denmädchen 199 ), eine Jungfrau, die ihn von Dämonen empfängt) 2C0) ; aus dem Stamm Dan werden 12 Fischer einen Fisch fangen; dessen Kopf ißt eine Jungfrau und wird mit dem A. schwanger 201 ). Er gehört der babylonischen Hure 202 ). Sein Vater ist ein 9ojähriger Greis M 3 ) (ein jüdischer Zauberer aus Dan) M4 ) oder er wird vom Teufel empfangen 20S), (der Teufel ist bei der Empfängnis mitwirkend beteiligt) 2 l e ). Mönch und Nonne sind seine Eltern 207). Vater und Tochter zeugen ihn 208). Seine Mutter erschricket unde zevert in der gepurt ouf der stat 209 ). E r wird von einer Schlange mit einer alten Jüdin erzeugt 210 ) ; ist ein Lintwurm aus dem Ei eines 7jährigen Hahnes, und wird durch die Anbetung eines Mädchens zum schönen J ü n g l i n g 2 U ) , ist ein Unterweltwesen 2 1 2 ), der Drache 213 ). Geboren wird er zu B a b y l o n 2 1 4 ) (am Euphrat) 21S ). Gott ordnet ihm wie jedem Menschen einen Schutzengel bei 2 l e ), obwohl Satan in ihm wohnt 2 1 7 ). Seine Mutter trägt ihn zwei J a h r e 218 ) ; er pei-
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nigt sie im Mutterleibe 2 1 9 ) ; sobald er zur Welt kommt, kann er laufen und sprechen 220 ). Jeder sieht ihn in andrer Gestalt 2 2 1 ). Sonst wird er als klein 222 ) und rothaarig 223 ) geschildert, mit einem Mal an der Stirn, wo ihn der Blitz treffen wird 224 ), oder an der rechten Hand und am linken Fuß 22S ). Als Ungeheuer mit sieben Köpfen soll er erscheinen 22β ) (Zauberer erziehen ihn) 227 ). E r wird auftreten, wenn der römische Kaiser sein Reich Gott zurückgibt 228) ; wenn Gog und Magog, die roten Juden im Kaukasus, erscheinen 229), die sein Vorläufer, der sich Elias nennen wird, ruft 23 °). Mit 30 Jahren, wenn wieder abwechselnd Knaben und Mädchen geboren werden 2 3 1 ), fängt er an 232 ); so lange hält er sich (in Galiläa) 233 ), unsern Herrn nachahmend, verborgen 234 ) ; dann zieht er nach Jerusalem 235 ). E r tut Wunder i 3 e ) t weiß alles, weswegen man· 1445 einen 20jährigen Spanier an der Pariser Universität, wie Trithemius erzählt, für den A. hielt 237) ; kann alle Sprachen der Welt 238 ). E r gewinnt mit Ehrungen, Liebkosungen und Geld die Leute 239 ). Alle vergrabenen und ungehobenen Schätze werden sein 240) ; mit ihnen lockt er die Menschen 241 ), er fährt mit vier schwarzen Rossen durchs Land· und sät Geld aus 242) ; wer ein einzigesGeldstück aufhebt, gehört schon dem Teufel an 243 ). Der A. will die Weltherrschaft gewinnen ; er sendet 1 2 J ü n g e r predigend aus 21S ). Das mosaische Gesetz wird wieder gültig 24e ). Die Juden fallen ihm zu 247), und er läßt sich in Jerusalem beschneiden 248), oder ist es schon seit dem 8. Tage seiner Geburt 249) ; er wird ihr Messias 25°) und baut den Tempel wieder a u f 2 5 1 ) . In diesem sitzt er 252 ) oder er setzt sich in den Tabernakel 253 ) und läßt sich anbeten 254 ). Die Christen müssen Gott abschwören 25S ) ; er wütet gegen den katholischen Glauben 2 S e ) ; fängt eine Christenverfolgung an 257) ; Elias und Henoch predigen umsonst 2 5 8 ), doch ist auch einmal von Bekehrungen durch sie die Rede 259 ). 30 J a h r e predigt er wie Christus 2β0 ), andere reden von 3 J a h ren 261 ), oder er lebe 3 J a h r e verborgen und
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3 öffentlich m ) . Seine Anhänger erhalten ein Mal an die Stirn und zwar ein N., was nego bedeutet î M ) ; von anderen Zeichen weiß man im MA. 2 M ). Dann werden die Menschen wild leben ΐ β δ ); es gibt nur noch sieben oder neun Katholische 2ββ ), die Elias unter einem Birnbaum 2 O T ), einem A p f e l b a u m sammelt 2ββ ). Auf einem Esel will er Leute übers Wasser setzen und läßt sie ertrinken 2ββ ). Elias wird sein Beiläufer sein m ) ; oder Elias und Enoch t n ) (und Johannes) m ) , oder Moses und Elias treten gegen ihn auf und besiegen ihn m ) ; Enoch predigt den Heiden, Elias den J u d e n w i ) . Nach einer Disputation w s ) , läßt er sie, — sie haben % J a h r e gewirkt B e ) — mit allen Foltern martern 2 7 7 ) und erschlagen 278 ). Seine letzte Freveltat wird seine Himmelf a h r t s e i n î W ) . E s heißt auch, er wolle nach 3 J a h r e n im feurigen Wagen auffahren n o ) , oder er stirbt und f ä h r t nach 3 Tagen a u f 2 8 1 ) . D a erschlägt ihn Christus mit dem Hauch seines Mundes 8 8 2 ), oder dem R u f : Getötet werde der A. ! oder ein Blitz M 4 ); unter Donner und Blitz im Schwefelregen vertilgt ihn Gott Michael » · ) oder Elias «") töten ihn. E s heißt auch, Elias streite mit einem Engelsheer gegen ihn ^ ; der schlafende K a i s e r wird auf dem Walserfeld mit ihm kämpfen 289) oder vom K y f f häuser zum Ölberg gegen ihn ziehen a o ) . Gottes Blitz schlägt ihn in die Erde er muß zur Hölle f a h r e n e a ) ; die Erde berstet und verschlingt ihn 293 ). Der Blitz, der ihn bei seiner Himmelfahrt trifft, wirft ihn nieder, daß er in tausend Stücke berstet; wo ein solches Stück hinfällt, entzündet sich die Erde 294 ). Oder man sagt, Elias werfe ihn ins Meer 29S ). Die Erde aber wird nach seinem Sturz lauter Wasser 29e ). Vierzig Tage darnach erscheint der Herr zum Gericht 297 ). Ich zitiere ausgiebig B o u s s e t Antichrist, der die Zeit bis Adso, Ρ r e u ß Die Vorstellungen vom Antichrist, der die Scholastiker zusammenfaßt und Dionys von L ü t z e n b u r g , der die barocke Meinung über den A. spiegelt. 185 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 338; Q u i t z m a n n 203. 10e) B o u s s e t Antichrist 86 ff. 99 f. ; Β e r η h e i m Mittelalterl. Weltanschauungen ι , 76 f. 187) P e u c k e r t
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Schlesien 71. " · ) P r e u ß 24; L ü t z e n b u r g 23 ff. " · ) Ebd. 91 f. 17°) S u 1 ρ i c. S e v e r u s Vita S. Martini c. 24. 171) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 334. 1 7 , j Ebd. 3, 338. 17S) Ebd. 338. 171) B i r l i n g e r Volksth. 1, 182. 175) M e y e r Baden 401. "*) P r e u ß 24; B o u s 177 s e t 129. ) P r e u ß 24. "') B o u s s e t 76. 1 , 8 8) Ζ i n g e r l e Sagen 1859, 260 Nr. 463; ZfdMyth. 4, 207. 1781>) Ζ i η g e r 1 e Sagen 1859, 406. 17β) IC u ο η i St. Galler Sagen 297 f. l8 °) G r i m m Myth. 2, 799. 180 ») G r i m m Sagen Nr. 28; B e c h s t e i n Volkssagen Österreichs 1 (1840), 75. 1 8 0 b) S e p p Sagen 629. m) R e i s e r Allgäu 1,419. 182) Z i n g e r l e Tirol 227. 183) P e u c k e r t Schlesien 70. " · ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 181; R e i s e r Allgäu ι, 419. 185) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3. 334· 335· 18e) Z i n g e r l e Tirol 227. l87 ) Ebd. 337; A u r b a c h e r Ein Volksbüchlein (ed. Jos. Sarreiter) 2, 62. 188) K u o n i St. Galler Sagen 306. 18*) B o u s s e t 1 1 2 ff. 1
Atltimon. Im Altertum wurde das Antimonium als Schminke und in Form von Pulver oder Schmalz bei Flüssen, Geschwüren, Wunden usw. v e r w e n d e t 1 ) . Bis zum 1 5 . J h . verstand man unter Stibium, Antimonium, Spießglas immer die natürlich vorkommende dunkle Schwefelverbindung des A.s, die zu äußerlichen Zwecken, namentlich gegen Fisteln, Krebs, Blutungen, Augentriefen, in der Heilkunst verwendet wurde. Das metallische A . fand im 1 7 . und 18. J h . medizinische Verwendung. In den Klöstern dienten aus diesem Metall hergestellte Becher dem löblichen Zwecke, Mönchen, die dem Bacchus zu sehr ergeben waren, den Geschmack zu verleiden und ihnen Widerwillen gegen jedes Trinken zu erzeugen. Von A.metall waren auch die „ewigen Pillen" unserer Vorfahren, die als teure Familienerbstücke sich auf ganze Geschlechter vererbten; denn „ w e n n sie gleich hundertmal ein-
A n t i p a t h i e — A n t o n i u s , der Einsiedler
503
genommen und wieder ausgegeben, würden sie doch alle Zeit purgieren und man große Not haben zu merken, daß sie etwas verringert w e r d e n " 2 ). ') P a u l y - W i s s o w a 1 , 2 4 3 6 ! . ; P l i n i u s 33 § 100 f. ! ) P e t e r s Pharmazeutik 2, 121 f. und ι , 208; L o n i c e r 5 5 ; v g l . Bresl. S a m m l . R e g b . 5 1 4 und 308. Zur weiteren V e r w e n d u n g des A . s in der älteren V o l k s m e d i z i n v g l . F l ü g e l Volksmedizin 1 6 ; S c h w e n k f e i t Catalogue 1, 393; K r ä u t e r m a n n 97 f f . Olbrich.
A n t i p a t h i e s. A t l t l a ß s. A l l t o n s.
Sympathie.
Gründonnerstag. Zwerg.
Antoniterkreuz oder Antoniuskreuz wird die T h a u f o r m des Kreuzes ("j", crux commissa) genannt, weil sie nach einer späten Überlieferung auf den ägyptischen Einsiedler Antonius zurückgeht, der mit diesem Zeichen die Dämonen vertrieben, die Götzen gestürzt und die Pest b e k ä m p f t haben soll *). Er habe es auf seinem Mantel und an seinem S t a b ^ t r a g e n , eine Tracht, die in Wirklichkeit auf die Antonierherren des MA.s zurückgeht, einen Orden, dessen Geschichte mit dem W ü t e n einer Epidemie, des Antoniusfeuers (morbus sacer), zusammenhängt 2 ). Daher soll das A . gegen Pest und ähnliche K r a n k heiten schützen 3 ). Man hat es auch mit dem sogenannten Henkelkreuz, daher ägyptisches K r e u z 4 ) , und mit dem Thorshammer 6) in Verbindung gebracht. Vgl. auch u. T h a u (nicht Tau). Ζ ö c k 1 e r Das Kreuz Christi (1S75), 7 6 ; H e r z o g RE. 8 (1857), 6 1 ; B e r g n e r Grundr. d. kirchl. Kunstaltertümer (1910), 338. 2 345; H a u c k RE. 1 1 , 96. ) H a u c k RE. I, 606; F r a n z Benediktionen 1, 2 1 4 ; 2, 1 3 1 . 3) V g l . HessBl. 11, 49ff.; A R w . 13, 81; E l w o r t h y Evil Eye 278; Folklore 21, 60 f f . S t o r f e r Jungjr. Mutterschaft 158. *) D o r n s e i f f Alphabet 109. 5) Urquell 2 (1891), 4. Jacoby.
A n t o n i u s , der E i n s i e d l e r , auch der A b t genannt, lebte in der thebaischen W ü s t e und starb angeblich 356 in seinem 105. Lebensjahre. Sein T a g ist der 17. J a n u a r . I. In Neapel und Sizilien ist er Beschützer gegen F e u e r s n o t und Hüter des H e r d f e u e r s 1 ) . Als Α η t o η i u s f e u e r (s. d.) (St. Antons
504
Plag, Pein, Rache) werden im MA. Karbunkel, Lupus, Rose, Pestbeulen usw. bezeichnet 2 ). Im Jahre 1090 sollen durch die Reliquien des Heiligen in Frankreich viele Menschen von der R o s e geheilt worden sein 3 ). In Graveson (Rhonemündung) tauchte man am 27. April seine Statue dreimal in einen Bach, um gute Ernte, Schutz vor epidemischen Krankheiten und gefahrlose Entbindungen zu erzielen 4). A . war auch P e s t p a t r o n , und es wurden ihm seit der großen Seuche von 1348 oft Armen- und Krankenhäuser, Pesthäuser und Kapellen g e w e i h t s ) . ' ) Τ r e d e Heidentum 3, 98. 105. *) H ö f l e r Krankheitsnamen 134. 472. 488; R e i n s berg Böhmen 22. 3) N o r k Festkai. 95; H m t b l R E . 2, 125. *) S é b i 11 o t Folk-Lore 2, 6) A n d r e e - E y s n 378. Volkskundl. 66; H m t b l R E . 2, 1 1 9 ff.
2. In Italien ist St. Antonio Schutzpatron der H a u s t i e r e 8 ) . A n seinem Festtage werden diese an seinen Kirchen mit Weihwasser besprengt und gesegnet; das soll sie gegen bösen Blick schützen und das ganze Jahr vor Unglück bewahren 7 ). In Frankreich läßt man in der Messe Hafer segnen und gibt ihn dem Vieh, den Schweinen und den Hühnern 8 ). A u c h in Süddeutschland schützt A . vor Viehkrankheiten 9 ). Im K t . Tessin werden an seinem Tage die P f e r d e gesegnet 10 ). Die Fischpredigt wird ihm, aber auch dem hl. A . von Padua zugeschrieben u ) . In einigen Sagen wird er mit wunderbaren F i s c h e n in Beziehung g e b r a c h t 1 2 ) . *) Τ r e d e Heidentum 3, 98 ff. ; M e n z e l Symbolik 1, 69. ') Τ r e d e 3, 102 f f . 108. 400; A η d r e e Votive 36; N o r k Festkalender 98 f . ; M e y e r Abergl. 191; R o c h h o l z Naturmythen 23 (Madrid). ·) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 490. s) Z i n g e r l e Tirol 130 (1153); ZfVlc. 8, 400; M e y e r Baden 169. 409. 10) H o f f m a n n - K r a y e r 123. " ) N o r k Festkai. 96. 12 ) Z f r w V k . 3, 298.
3. Vor allem nimmt sich A . der S c h w e i n e an, und seinen B i l d e r n ist häufig das Schwein beigegeben 1 3 ). Man hat darin u. a. einen Hinweis auf die Dämonen gesehen, die dem Heiligen so grimmig zu schaffen machten. Aber das Schwein schmiegt sich ihm meist
freundlich an. Es wird daher auf seine nahen Beziehungen zu A c k e r b a u und V i e h z u c h t hinweisen. Die Mönche in den K l ö s t e r n und K i r c h e n des A . waren hervorragende S c h w e i n e z ü c h t e r 1 4 ) . A n manchen Orten w u r d e das „ T ö η 1 s c h w e i n " auf Gemeindekosten gehalten und lief mit einem Glöckchen a m Halse frei in S t a d t und Dorf herum. Z u W e i h nachten oder Silvester wurde es, mit d e m gegen Bräune und B e z a u b e r u n g schützenden E f e u bekränzt, z u m Schlachter geführt, sein Fleisch zur W e i h e in die K i r c h e gebracht und dann an die A r m e n verschenkt 1 5 ). — W i e der Heilige in Italien A n t o n i o del porco genannt wird — die Esten haben T ô n n gar z u m S c h w e i n e g o t t g e m a c h t l e ) — , so heißt er im westfälischen Münsterlande Swiene-Tüns, im Kr. A r n s b e r g Fickelntüenes 17 ), in Tirol Fackentoni18), in der S c h w e i z SäuA n t o n i 1 9 ) , in B a d e n S u - A n t o n i s®). E r ist P a t r o n der S c h w e i n e h i r t e n , der Metzger21) und der Bürstenm a c h e r . Man nennt die a m 17. Jan. geschlachteten Schweine A n t o n i u s schweine und opfert Fleisch v o n ihnen, H a l b k ö p f e , R ü c k e n s t ü c k e und Schinken a m A l t a r e des Heiligen 22 ). In Herdringen ( K r . Arnsberg) v e r z e h r t e an diesem T a g e jede Familie ein H u h n 2 3 ) . In der U m g e g e n d v o n Liesborn redete man v o n S o a p - T ü n s wegen des Frühschoppens, mit dem m a n den halben Feiertag b e g i n g 2 4 ) . ") HmtblRE. u
2, 119 ff.; HessBl.
15, 33.
) Volkskunde 14, 195 f.; Τ r e d e Heident. 3,
101. ) HmtblRE. 2, 122. 123. ) E i s e n E r k e s 149. ") HmtblRE. 2, 124. ls ) A n d r e e Votive 35. u ) H o f f m a n n - K r a y e r 123. *>) M e y e r Baden 409. 2l ) Nach W o l f Beitr. 2, 86 soll das ein anderer Antonius sein. 15
22
) S a r t o r i
1β
Sitte
) ZfrwVk. 17, 49.
2S
506
Antonius von Padua, hl.
505
und
Brauch
3, 28 A . 12.
) HmtblRE. 2, 124. 311.
21
4. A u f St. A . t a g wird B r o t gesegnet; es schimmelt nicht, ist heilkräftig, auch g u t auf das Flachsfeld zu legen 25 ) und w e h r t v o n den Haustieren Unheil a b 2e ). H e u t e besagt die Inschrift ,,für St. A . b r o t " an O p f e r s t ö c k e n in K i r c h e n und K l ö s t e r n v i e l f a c h nur noch, d a ß v o n den G a b e n Lebensmittel f ü r A r m e a n g e k a u f t werden
") K u h n Westfalen 2, 1 1 1 (332); J a h n Opfergebr. 75. 196. 2 i ) H ö f 1 e r Fastnacht
10 f.; A n d r e e
Votive 36 f. ") HessBl. 8, 69.
5. W e t t e r - u. B a u e r n r e g e l n : A m Niederrhein s a g t m a n : „ Z i n t T ü e n e s m ä c k t Is, off h ä b r e c k t ö t " Die Esten halten seinen T a g f ü r W i n t e r s m i t t e , und früher gingen viele abends in die Schenken, u m „ d e s W i n t e r s R ü c k g r a t zu z e r b r e c h e n " 29 ). W e n n der Schiern, ein B e r g bei K a s t e l r u t h , eine N e b e l k a p p e hat, wird das H e i d e k r a u t gedeihen 3 0 ). Ein S p r u c h w a r n t f ü r den A . t a g v o r A d e r l a s s e n , das t o t oder blind m a c h e 3 1 ). Ehsten
HmtblRE. 2, 126.
»») Β o e c 1 e r
75.
Tirol
Μ
) Zi η ge r i e
>) ZföVk. 9, 234.
130 (1154).
3
6. Im östl. A l l g ä u wird A . als P a t r o n gegen W a n z e n angerufen und heißt davon „Wanzentone". Man soll a m 17. J a n u a r kein Z i m m e r auskehren, damit man keine W a n z e n kriege 32 ). 32
) R e i s e r Allgäu
2, 41.
Sartori.
A n t o n i u s v o n P a d u a , h l . , geb. in Lissabon 1x95, gest. in P a d u a a m 13. Juni 1231. Er w a r ein Franziskaner v o n solcher Heiligkeit, d a ß er das Christuskind auf dem A r m e tragen durfte. 1. Sein F e s t t a g gilt in Italien als Beginn der S o m m e r z e i t , und die F r a u e n und Mädchen in Neapel legen die schneeweiße J a c k e a n 1 ) . Im Gegensatze zu ihm wird Α . , der A b t in B a d e n , „ W i n t e r a n t o n i " g e n a n n t 2 ) . W e i l er Portugiese war, verehren ihn besonders die portugiesischen Seeleute, binden und bedrohen aber auch sein Bild, d a m i t er ihnen g u t e n W i n d gebe 3 ). In der Bretagne glauben die Matrosen, w e n n W i n d stille eintritt, der Heilige (Patron des Windes) sei eingeschlafen, schimpfen auf ihn und pfeifen aus L e i b e s k r ä f t e n 4 ). ') T r e d e
Heidentum
1, 191.
Baden 409. 3 ) Z f V k . 35/36, 156 f. l o t Folk-Lore ι , 103.
2 4
)
Meyer
) S é b i 1-
2. D a s B i l d des Heiligen wird als beständiger Begleiter und S c h ü t z e r in der T a s c h e getragen und bei N a c h t unters K o p f k i s s e n gelegt ®). E i n solches Bildchen, das s p ä t e r viele W u n d e r tat, gruben einst die Schweine v o n Oberachern aus e ).
Antoniusfeuer—Antoniussegen
507 5
Zaubergl.
) Stoll
Blick
2, 327.
60;
Selig
NSagen
·) B a a d e r
mann
54 f .
3. Um V e r l o r e n e s oder G e stohlenes wieder zu erh a l t e n , wallfahrtet oder betet man zu A.7). In der Kirche zu Lauterbach läutet man die G l o c k e , um den Heiligen aufmerksam zu machen 8 ). Selbst M ö r d e r ausfindig zu machen, mutet man ihm zu 9). In Schlesien heißt es, wenn man trotz eifrigen Suchens etwas nicht f i n d e n kann, der Teufel halte seinen Schwanz darüber. Drei Vaterunser zum hl. A. vertreiben ihn 10). — Wie auch sonst nicht selten, wird A. von Padua mit dem Einsiedler verwechselt und auch diesem die Fähigkeit, Verlorenes, namentlich verlaufene Gänse und Hühner wiederzufinden, zugeschrieben n ) . ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 17 ; M e y e r Baden 531. 567; S t o l l Zaubergl. 61 f. ; SchwVk. 10, 38; Ζ i η g e r 1 e Tirol 157 (1341). In Frankreich: ZfVk. 24, 140. 151. In Italien: T r e d e Heident. 1, 128. Ein Beispiel persönlichen Eingreifens des Heiligen : R e i s e r Allgäu
ι , 437.
8
) A n d r e e - E y s n
17. *) H m t b l R E . 2, 82. 124.
") M e y e r
Baden
l0
Volksk.
) Drechsler
2,
409. 410.
4. Auch den v e r l o r e n e n Geliebten schafft A. wieder 12 ). Den Mädchen beschert er einen M a n n 1 3 ) . Zum Antonibrunnen gehen die Mädchen, um sich einen B r ä u t i g a m zu erbitten und auch um Verlorenes wiederzufinden 14 ). Die Frauen bitten A. um K i n d e r s e g e n 16). ») SAVk. 2, 282. ") M e y e r Baden 169; P o l l i n g e r Landshut 248; A η d r e e Votive
12;
Z i n g e r l e
Tirol
ZfVk. 17, 102 (Böhmerwald); dentum 15
3,
48.
u
) H ö f 1er
157
(1342);
Trede
Hei-
Waldkult
86.
) ZfVk. 4, 199 A. 3 (Tirol).
5. Sein Tag ist in Bayern beliebt zur L e i n s a a t 1 8 ) . Der A η t ο η i - F l a eh s gilt als der beste 17). 16 ) L e o p r e c h t i n g ") ZföVk. 5,196.
Lechrain 181. Sartori.
Antoniusfeuer. Der ignis sacer der Römer, die Gesichtsrose, der im MA. unter gefährlichen Symptomen auftretende Ergotismus gangraenosus, wurde ,,A.", Antoniplage, Antoniraach (Rache), engl. Anthony's fire genannt. Im Feldarzneibuch von Gersdorf ( 1 5 1 7 ) betet ein
508
Mann, dessen rechter Fuß abgefallen und dessen Hand angeschwollen und verunstaltet ist: „O heiliger Antoni groß. Erwirb uns Gnad' ohn' Unterlüß. Ablaß der Sünden, Gottes Huld und Gunst, Behüt uns vor deiner schweren Brunst" ').
Zur Pflege derer, welche am A. erkrankt waren, wurde I095 in Südfrankreich ein Orden des hl. Antonius (Antoniter) gestiftet, welcher ein Τ als Ordensabzeichen trug; er besaß angeblich ein Geheimmittel gegen das hl. Feuer 2 ) (s. Antoniterkreuz). Die Übertragung des lateinischen Namens auf den Heiligen ist schon im 12. Jh. nachweisbar; damals schon half Wasser, in das man Reliquien des Heiligen getaucht hatte, wider das Leiden 3 ). In Schlesien vergeht das Leiden, wenn an einer männlichen Person eine weibliche (u. umgekehrt) mit einem Feuerstahl dreimal Funken auf den leidenden Teil schlägt 4). >) Z d V f V k . ι (1891), 297. η B e i s s e l
Hei-
ligenverehrung 2, 81; L a m m e r t 5. 3) H ö f l e r Krankheitsn. 134. *) D r e c h s l e r Schlesien 2, 292 ; Η ο ν o r k a - Κ r ο η f e 1 d 2, 736
(Milzbrandrotlauf), dagegen Epilobium angustifolium (Unholdenkraut). Stemplinger.
Antoniussegen. Die alte Antiphon „Ecce crucem etc." (s. d.) wurde auch als „Segen des hl. Antonius von Padua" bezeichnet und zum Schutz gegen böse Geister gebraucht 1 ) ; ein Zachariaskreuz (s. d.) zeigt das Bild des A. mit der Antiphon 2 ). Die Kirche hat den abergläubischen Brauch des Spruchs zensuriert 3). Diese Verwendung der Worte geht zurück auf eine Erzählung in den Miracula des Hl. *), nach der er einer Besessenen im Schlaf einen Zettel mit der Antiphon um den Hals hängte und sie so heilte. Auch im Schatzzauber wird Antonius von Padua zum Bannen der bösen Geister, die den Schatz hüten, angerufen 8). ') S t o i b e r Armamentarium ecclesiasticum 1 (1726), 270; B e h r i n g e r Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch (1900), 126; Ν i s a r d Histoire des livres populaires 2 (1864), 55;
Abraham Schelm
2
a. S. C l a r a
(M. H a a n ,
ludas
der Ertz-
S a l z b u r g 1689), 259 f f . ;
in einer „Oratio contra omnes tum maleficorum, tum Daemonum incursus", approbiert
510
antun—Apíel(baum)
509
von F r . Bartholomaeus Rocca, die auch als fliegendes Blatt im 1 7 . Jhdt. gedruckt und verbreitet wurde (Exempl. in meinem Besitz). *) Deutsches Archiv f. Gesch. d. Medizin 11. med. Geographie hrsg. von H . Rohlfs (1885), 467. 3) Acta S. Sedis 3 1 (1898), 742 decret. de indulg. apocr. fol. I X . *) A c t a Sanct. Boll. Juni 2, 736. ») WürttVjh. 1 3 (1890), 249 Nr. 375. Jacoby.
antun s.
') Rockenphilosophie 78 Nr. 60 = G r i m m Myth. 3, 436 Nr. 59 (der den Aberglauben jedoch nur unvollständig wiedergibt); 2, 923. 2 ) M e i c h e Sagen 354 Nr. 463. Bächtold-Stäubli.
Anula, Zauberwort in einer Fieberbeschwörung: A. Sinula. Adea 1 ) (10. J h . ) ; Bedeutung? Die Vermutung von Franz, A. hänge vielleicht mit Ani El = „ I c h bin Gott" zusammen, ist nicht wahrscheinlich. Benediktionen
l ) Samson Die Heiligen patrone 130. *) S A V k . 2, 282.
als
KirchenWrede.
Apfel(baum) (Pirus malus).
verhexen.
Antwort, antworten. „Wenn eine Hexe einen um etwas fraget, soll man nicht mit J a antworten, sonst kann sie durch ihre Zauberey einem etwas nehmen" x ). Wer auf die Fragen (s. d.) der Mittagsfrau (s. d.) nicht zu antworten weiß, wird von ihr getötet 2 ). S. w. G e i s t , Mittagsfrau, reden, schweigen.
Franz
seines Namens. Eine von einem Fischbacher Bürger kurz nach 1477 gestiftete Kapelle wird noch jetzt vom Volk besucht, wenn ansteckende Krankheiten unter den Schweinen herrschen 2).
2, 481.
Jacoby·
Anwaht. Im Alemannischen heißt ein plötzlich auftretendes Kopfweh Α., das man einem dämonischen Anblasen, Anhauchen (von anwehen) zuschrieb, so schon Paracelsus 1 ); in einem Blaubeurer Zauberspruch heißt es geradezu „das wilde Geschoß Anwart" 2 ), und Paracelsus stellt „Drachenschuß" (Hexenschuß) und A. nebeneinander; bei dieser Krankheit wird das Vermessen (s. d.) mit Vorliebe angewendet. !) opera 2 (1616), 19. ! ) H ö h n Volksheilk. ι , 1 2 1 ; F i s c h e r SchwäblVb. 1, 284. Stemplinger.
anwünschen S. v e r h e x e n . Anzeichen S. V o r z e i c h e n . Aper, hl., im Martyr. Rom. Aprus, Bischof von Toul in Lothringen, gest. zu Anfang des 6. Jh.s, Fest 15. Sept. 1 ) Schutzpatron der Schweinehirten, wohl auf Grund einer realistischen Erklärung
I. Vorgeschichtliches. — 2. Gedeihen des A . baumes. — 3. Der A.(baum) in der Fruchtbarkeitssymbolik, a) in der Antike, b) im deutschen Volksglauben, c) in Hochzeitsbräuchen, d) der A.(baum) als Liebessymbol, e) der A.(baum) als Liebesorakel. — 4. Der A.baum als „ L e bensbaum". — 5. Der A.(baum) in der Sage a) an Weihnachten blühende A.bäume, b) der A.baum als unheimlicher Baum. — 6. Der A . in der Volksmedizin.
1. V o r g e s c h i c h t l i c h e s . Während die meisten heutzutage in Deutschland gezogenen Obstsorten erst durch die Römer bei uns bekannt wurden, läßt sich die Kultur des A.baumes in Mittel- und Nordeuropa bis in die S t e i n z e i t verfolgen. Dagegen dürften die zahlreichen heute kultivierten A.sorten nicht von dem A. der Pfahlbauern abstammen, sondern wie die anderen Obstsorten durch die Römer nach Deutschland gekommen sein 1 ). Das hohe Alter des A.baumes als Fruchtspender erklärt auch den zahlreichen Aberglauben, der sich an Baum und Frucht knüpft. J
) Hoops
Reallex.
1, 1 1 2 ff.
2. G e d e i h e n des A.baumes. Damit die A.bäume gut tragen, müssen sie am Karsamstag beim Glorialäuten 2) oder am 25. März vor Sonnenaufgang 3 ) geschüttelt werden. Der A.baum wird mit einem Stock geschlagen 4 ) oder an Silvester während des Glockenläutens mit Stroh umwunden 6). Wenn man den Kadaver eines jungen Schafes in den A.baum hängt, dann trägt er besser"). Bei der A.-ernte muß man ein oder zwei Ä. am Baum hängen lassen (Opfer an den Baumgeist) 7 ). Trägt ein A.baum zum erstenmal, so darf man die A. nicht pflücken, sondern muß sie abfallen lassen, sonst trägt der Baum nie wieder 8 ). Die Früchte eines zum erstenmal tragenden A.baumes muß man (auch wenn es nur e i η Α. ist) in einem großen Korb nach Hause tragen 9 ). Die
Apfel(baum)
Kerne der an Weihnachten verspeisten Ä., in den Garten gepflanzt, geben das beste Obst und bedürfen keiner Veredelung 1 0 ). Vgl. auch Baum, Obstbaum. 2) Oberbayern : N i e d e r m a i e r Glonn a) F o g e l 1909, 162. Pennsylvania 211. *) M a n n h a r d t 1, 276. ') Z f d M d a . 1918, 135; F o g e l Pennsylvania 209; v g l . auch R o l l a n d Flore pop. 5, 79. 5) F o g e l Pennsylvania 210. ') D b o t M o n a t s c h r . 4, 44; Urquell ι , 50; H ü s e r Beiträge 2, 26; H a a s Rügen 1 8 9 1 ; B e c k e r Pfalz 2 4 7 ; v g l . S a r t o r i 3, 8) D b o t M o n a t s c h r . 121. 4, 44. ') Niedert>ayern (Originalmitt.). 10) M o n t a n u s Vorzeit ι (1870), 240; S c h e l l Berg. Volkskde 107; L e e b Sagen Niederösterr. 1892, 70.
3. D e r A. a l s Fruchtbarkeitssymbol. a) In der A n t i k e spielt der A. (ebenso wie die a.ähnliche Quitte) eine bedeutsame Rolle in der Fruchtbarkeitssymbol i k 1 1 ) . Ä . waren A t t r i b u t e der Demeter und besonders (wie Quitte und Granata.) der Aphrodite. Die goldenen , , Ä . " der Hesperiden, die Gaia als Hochzeitsgeschenk f ü r Hera hatte aaisprießen lassen, sind wohl als Quitten zu deuten 1 2 ). b) A u c h die nordische Sage (Edda) von den goldenen A . n der Idun und den elf Goldä.n, mit denen Freyr um Gerd wirbt, zeigt deutliche Beziehung zur F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l i k l 3 ) . Die Motive sind möglicherweise den antiken Hesperidenä.n und dem biblischen Lebensbaum n a c h g e b i l d e t 1 4 ) . Wölsungs Zeug u n g wird durch einen A . v e r m i t t e l t l s ) . In Märchen und Sagen verleiht der Genuß eines A . s die (ersehnte) Fruchtbarkeit l e ). Bei den Kirgisen wälzen sich unfruchtbare Frauen unter einem einzelstehenden A . b a u m , um Nachkommen zu erhalten 1 7 ). A u c h im deutschen Volksglauben steht der A . häufig in Beziehung zur Fruchtbarkeitssymbolik. „ S i e hat des A.s K u n d e n i t " , heißt es v o n einem Mädchen, das noch nichts v o m geschlechtlichen U m g a n g weiß 18 ). Gibt es in einem Jahre viel Ä., so gibt es im nächsten Jahre viele B u b e n 1 9 ) . Eine Jungfrau soll keinen Doppela. essen, sonst b e k o m m t sie Zwillinge 8 0 ), ein Glaube, der sich auch sonst an den Genuß von Doppelfrüchten durch eine Frau findet. Im besonderen symbolisiert der A . das weibliche
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Geschlecht (vgl. dagegen unter 6.). V e r g r ä b t man die Nachgeburt einer Wöchnerin unter einem A . b a u m , so b e k o m m t sie das nächste Mal ein Mädchen, vergräbt man die Nachgeburt unter einen Birnbaum, so kriegt sie einen Buben 21 ). Noch häufiger gilt dieser Glaube von der kalbenden K u h : vergräbt man deren Nachgeburt unter einem A.baum, so gibt es das nächste Mal ein K u h k a l b 22 ). c) Entsprechend seiner Bedeutung als Fruchtbarkeitssymbol erscheint der A . bei allen indogermanischen Völkern in H o c h z e i t s b r ä u c h e n 23 ). Hieher gehört der Wettlauf nach dem „ B r a u t a . " , einem mit Geld gespickten A . 24). Die B r a u t läßt hinter dem A l t a r zwischen ihrem Leib und Gürtel einen A . hinabgleiten zur Erleichterung der künftigen Entbindung 2 5 ). Der Tänzer auf der Hochzeit überreicht seiner Tänzerin einen K r u g Bier und bekommt dafür einen A. 28 ). In Siebenbürgen winkt der Brautführer der B r a u t in der Kirche mit einem roten A . (oder einer Pomeranze) A u s den Figuren, welche die Schalen des beim Hochzeitsmahle von den Brautleuten und dem Brautführer geschälten A.s bilden, wird g e w e i s s a g t B e i den Südslaven tritt der A . in verschiedenen Hochzeitsbräuchen immer wieder hervor M ). In Frankreich bestand zur Zeit der Renaissance der Brauch, daß der Bewerber seiner Auserwählten einen A . überreichte, den sie verzehren mußte 3 0 ). d) Als L i e b e s s y m b o l tritt der A . vielfach auf. Schon in der A n t i k e galt das Zuwerfen eines A.s als Liebeszeichen 3 1 ). U m auf zauberische Weise die L i e b e einer Person des anderen Geschlechtes zu erwerben, werden geheimnisvolle Buchstaben auf einen A . geschrieben, und dieser wird der betr. Person zu essen gegeben 32 ), oder es wird in einen A . ein Papier, auf das mit Blut der eigene und der geliebten Person Name geschrieben ist, gesteckt und der A . unter das Kopfkissen des Mädchens gelegt 33 ). Anscheinend aus der italienischen Novellenliteratur s t a m m t die schon v o n P a u l i in „ S c h i m p f und E r n s t " 34) gebrachte Erzählung von einem „ L i e b e s a p f e l " , der, für
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Apfel(baum)
ein Mädchen b e s t i m m t , v o n diesem einem Schwein gegeben wurde, das dann den Hersteller des A.s unablässig v e r f o l g t e 3 5 ) . Mit einem Α., der unter der Achsel 3 e ) oder auf den Genitalien ®7) gelegen war und t ü c h t i g durchschwitzt wurde, k a n n man die L i e b e eines Mädchens erwerben. Andrerseits wird a u c h u m g e k e h r t beh a u p t e t , d a ß dieses Mittel die L i e b e auseinanderreiße 3 8 ). I m df.vischen Liebeszauber wird dem Mädchen ein Α., der ein S t ü c k Fledermausherz e n t h ä l t , a m S o n n t a g im Neumond zu essen gegeben 3 9 ). A.kerne, zu S t a u b g e b r a n n t und m i t dem M e n s t r u a t i o n s b l u t v e r m i s c h t , einem J ü n g ling in die Speise gemengt, soll ihn zu toller L i e b e t r e i b e n 4 0 ) . B e i m sog. „ G o l d a p f e l n " in der C h r i s t n a c h t wird ein A. auf die E r d e geworfen und n a c h Abbeten eines V a t e r u n s e r s m i t dem linken F u ß r ü c k w ä r t s in den n ä c h s t e n B a c h geschleudert. U m 12 U h r b e g i b t m a n sich an j e n e Stelle und sucht den Α., m u ß a b e r um ι U h r wieder unter der D a c h t r a u f e seines Hauses sein, sonst k a n n m a n nie wieder t r i n k b a r e s W a s s e r aus dem B a c h e schöpfen. H a t m a n den A. glücklich gefunden, so wird er m i t Salz und B r o t a n einen verborgenen O r t gelegt, wo er a m anderen Morgen als ein goldener A. gefunden wird. E r ist a b e r so klein wie ein S t e c k n a d e l k o p f geworden. T r ä g t ein Mädchen diesen „ G o l d a p f e l " im H a a r , so werden ihm alle B u r s c h e n g e n e i g t 4 1 ) . e) I m besonderen b e d i e n t m a n sich des A.s im L i e b e s o r a k e l . Allgemein durch D e u t s c h l a n d ist der B r a u c h verbreitet, a m Andreasabend 4 2 ), an W e i h n a c h t e n 4 3 ), an S i l v e s t e r 4 4 ) oder Neuj a h r 4 5 ) einen A. so zu schälen, daß die S c h a l e nicht a b r e i ß t , und diese dann über die S c h u l t e r nach r ü c k w ä r t s zu werfen. Aus der F i g u r der a m B o d e n liegenden S c h a l e k a n n man den A n f a n g s b u c h s t a b e n des „ Z u k ü n f t i g e n " herauslesen. Häufig wird auch keine besondere Zeit für die Anstellung dieses Orakels angegeben 4 e ). Das geschilderte Orakel ist a u c h in U n g a r n 4 7 ), F r a n k r e i c h E n g l a n d 49) und in den Vereinigten S t a a t e n v o n A m e r i k a ®°) b e k a n n t . A . k e r n e werden an einer Nadel über eine F l a m m e gehal-
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ten. W e n n sie in der Hitze mit Geknister platzen, so geht der W u n s c h , den man sich dabei denkt, in E r f ü l l u n g 6 1 ) ; Mädchen finden a u f diese Weise, welcher von mehreren F r e i e r n der G a t t e wird 6 2 ). Oder es wird ein A . k e r n (meist m i t Hersagung eines Spruches) zwischen D a u m e n und Zeigefinger f o r t g e s c h n e l l t ; wohin er springt, daher k o m m t der Zukünftige 5 3 ). Dieses in ganz ähnlicher W e i s e bereits in der A n t i k e S 4 ) geübte Orakel wird auch aus F r a n k r e i c h 5 5 ) und E n g l a n d 5 e ) ber i c h t e t . D e r Z u k ü n f t i g e erscheint, wenn man sich in der T h o m a s n a c h t n a c k t ins B e t t legt, dreimal in einen e r b e t t e l t e n A. b e i ß t und mit einem Spruch ähnlich wie b e i m „ B e t t s t a t t - T r e t e n " den Zukünftigen herbeibeschwört S 7 ). Oder man legt a m A n d r e a s a b e n d einen (angebissenen) A. unter das Kopfkissen, dann erscheint der Zukünftige im T r a u m M ) . In E n g l a n d wird dieses Orakel an Allerheiligen a n g e s t e l l t 5 9 ) . Man beschreibt drei Ä. m i t N a m e n und legt sie a m Andreasabend unter das Kopfkissen. E r w a c h t das Mädchen nachts, so ergreift es einen A. und i ß t ihn. Derjenige, dessen N a m e auf dem verzehrten A. steht, heir a t e t das M ä d c h e n e o ) . Das Mädchen schneidet a m Christabend einen Α., der a b e r nicht mit der bloßen H a n d b e r ü h r t werden darf, n a c h d e m es ein V a t e r u n s e r vor- und r ü c k w ä r t s gebetet, mit dem Messerrücken entzwei und spricht dabei : „ I n zwoa Deil schnaid' i' dih — Zaig m a ' s Lieb, i bid sehen d i h ! " Die linke H ä l f t e des A.s wird h i n t e r die T ü r gelegt, die rechte im Mieder verborgen. S i e h t m a n nun um 12 U h r M i t t e r n a c h t s h i n t e r die T ü r , so k a n n m a n sein L i e b s e h e n 8 1 ) . Häufig wird ein W e i h n a c h t s - A . v o m Mädchen u n t e r d e r H a u s t ü r 6 2 ) a m ersten W e i h n a c h t s f e i e r t a g oder a m Neuj a h r s t a g ® 3 ) v e r z e h r t ; der erste Mann, der dann vorbeigeht, zeigt den V o r n a m e n oder den S t a n d des Zukünftigen an oder ist dieser selbst ®4). In der S i l v e s t e r n a c h t stellt das Mädchen auf den Tisch vor dem B e t t eine Schüssel m i t Wasser, legt Seife, H a n d t u c h und einen A. dazu und s p r i c h t : „ Α . , Α., sag mir, wer einst mein G a t t e wird s e i n " , dann k o m m t der Zukünftige
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Apfel (bäum)
und w ä s c h t sich βδ ). D a s M ä d c h e n d r ü c k t so viele A . k e r n e an die Stirne als sie V e r ehrer h a t . D e r j e n i g e ist der treueste, dessen N a m e n durch den a m längsten haft e n d e n K e r n bezeichnet wird. S o viele K e r n e das M ä d c h e n b e i m V e r t e i l e n eines A . s durchschneidet, so viele V e r e h r e r h a t es ββ ). A b und zu erscheint a u c h der A . b a u m im Liebesorakel. In den R a u h n ä c h t e n w e r f e n die M ä d c h e n einen S c h u h dreimal über einen A . b a u m ; woher dann ein H u n d bellt, daher k o m m t der Zuk ü n f t i g e w ) . O d e r es w i r d ein S t e c k e n auf einen ( B i m - oder) A . b a u m geworfen, bleibt er das d r i t t e m a l hängen, so wird aus der L i e b s c h a f t eine H o c h z e i t M ). In der T h o m a s n a c h t laufen die M ä d c h e n mit A . s c h a l e n ins Freie und w e r f e n sie auf den W e g . W o h e r dann ein H u n d bellt, k o m m t im nächsten J a h r e der Mann f ü r sie oe ). u ) Vgl. auch E. G a l t i e r La pomme et la fécondité. In: RTrp. 14, 65—71. 12) M u r r Pflanzenwelt 1890, 55 ff. ; Ρ a u 1 y - W i s s o w a I, 2, 2700 ff.; H e h n Kulturpflanz.· 241 ff.; vgl. auch S c h r o e d e r Ar. Relig. 2, 25; B. O. F o s t e r The Symbolisme of the apple in classical Antiquity. In: Harvard Studies in classical philology 10 (1899); J. Kendel H a r r i s Origin and meaning of Apple Cults. Manchester 1919; A. G. D r u r y Legends of the Apple. Cincinnati 1904, 52 p. ia ) Vgl. v. d. L e y e η Sagenbuch ι, 2οο. " ) H o o p s Reallex. ι, 115. " ) . S i m r o c k Mythologie * 175. " ) ν. d. L e y e η Märchen 94; H a r t l a n d Paternity ι, 36. 40. 60. 113. 134. ") F r a ζ e r 2, 57. " ) W a n d e r Sprichwörterle χ. ι (1863), 109. 19) Egerl. 10, 132; s. Hasel. Μ) K n o o p Pflanzenwelt 11, 54. " ) M e i e r Schwaben 475. " ) K u h n Mark. Sagen 379; ZfVk. 8, 44 (Tirol); BayHfte. 6, 205; E b e r h a r d t Landwirtschaft 214; W i r t h Tiere 6. " ) Vgl. auch Eisler Weltenmantel 2, 776. " ) H ü s e r Beiträge 1893, 6; B a h l m a n n Münsterländische Märchen 1898, 279; S a r t o r i Westfalen 98; vgl. auch F e h r i e Volksfeste 99; K n o o p Pflanzenwelt 11, 54. " ) D r e c h s l e r Schlesien ι, 262; ZfVk. 9, 443. se) K u h n und S c h w a r t z 435. ") S c h u l l e r u s Siebenb.Wb. 1, 168. Sarmensdorf in der Schweiz: D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch 1871, 108. ») D ü r i n g s f e l d a . a . O . 78; K r a u ß Sitte u. Brauch 386. 396. 401. 417. 419. 430. 459. M) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 392. 31) H. G a i d o z La réquisition d'amour et le symbolisme de la pomme. In: Annuaire de l'Ecole prat. des hautes Etud. 1902, 5—33, vgl. dazu ZfVk. 13, 318; ferner B o l t e - P o l i v -
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k a 3, m ; K r a u ß Sitte u. Brauch 168; G u b e r n a t i s Myth, des plantes 2, 301 ff.; Bockel Handbuch 202. 3i) Practica des Bartholomaeus hrsg. ν. O e f e 1 e 1894, 104 a (Mittelalter); FL. 21, 376 (17. Jh.). »») Secrets merv. du Petit A Ibert. Lyon 1744 = S c h e i b l e Kloster 6 (1847), 197; FL. io, 169 (aus dem heutigen Griechenland). 31) S c h e i b l e Kloster 6 (1847), 201. 3t) Urquell 3, 59; vgl. auch G a n d e r Niederlausitz 26. 3β) Urquell 5, 81 (galizische Juden). 37) S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 117. M ) Urquell 6, 15 (Eiderstedt) = ZfVk. 23, 280. 3") Anthropophyteia 6, 224. 9·ερ νωφιθ-ep 9-ερνωψι (Anrufung Gottes) 2 ). ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 450. *) Pap. Par. 828 W e s s e 1 y ι, 65, vgl. Pistis Sophia c. 136 ed. C. S c h m i d t Kopt.-Gnost. Schriften ι (1905), 232. Jacoby.
Arac Amou usw. Zauberworte 1 ). Die Parallele bei Thiers 2 ) : Abrac Amon usw. gibt vielleicht einen Fingerzeig zur Erklärung, indem das Abrac eine Kürzung von Abracadabra (s. d.) sein dürfte. Auch in der Formel : Abrac Abeor, Aberer, in des Petrus von Abano Heptameron 3 ). Amon heißt nach Wierus, Pseudomonarchia daemonum ein Höllenfürst mit dem Kopf eines Ochsen und Schlangenschwanz 4 ). ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 1 , 2 9 nach dem böhmischen Prediger Mat. Steyer (1719). *) T h i e r s ι , 3 6 1 ; D e l r i o Disquisitiones magicae (Cöln 1679), 493. *) A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 4, 128. 4) S c h w a b Vocabulaire 388. Jacoby.
Ararita, Zauberwort ein kabbalistischer Akrostichon K"n = » s t ηπκ i m i o n - ι τ π " » « τ - ι π Η π κ ηπκ d. i. „ E i n s ,
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der Anfang seiner Einheit, der Anfang seiner Einzelheit, sein Wechsel ist E i n s " 2 ), Gottesname. ') A g r i p p a von Nettesheim 3, 67. ä) B u x t o r f Lexicon Chaldaicum ed. Fischer (1879), 1 3 7 ; D a l m a n Aram.-Neuhebr. Handwb. (1922), Anh. 1 2 ; HessBl. 20 (1921), 1 1 . Jacoby.
Aratron, eine der sieben Planetenintelligenzen l ), auch wohl Araton in nordischen Zauberzeichnungen 2 ). Vermutlich eine Bildung wie Metatron s. d. = metator: arator (Sternbild des Pflügers vgl. Servius Georg. I, 19). ·) K i e s e w e t t e r Die Geheimwissenschaften 2. Aufl. 286 nach P e t r u s v o n A b a n o Heptameron (Venedig 1469); A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 5 , 1 1 1 . ') Z d V f V k . 1 3 (1903), 276. Jacoby.
Arbatel, magisches Buch: „ A . , Von der Magie der Alten" *), nach Kiesewetter in naher Verwandtschaft mit der Clavicula Salomonis 2 ), unter dem Titel: ,,A. De magiaveterum" 1686gedruckt®). Delrio 4 ) gibt den hebr. Titel buncmK und verurteilt die Schrift, ^κηιηηκ d. i. „die Vierzahl Gottes", eine Umschreibung des Tetragrammatons, die unter der Form άρβάθ- Ίαώ oder mit Metathese άβρά9· Ίαώ d. i. „die Vierzahl des (Namens) J a o (nvr) in den hellenistischen Zauberpapyri oft vorkommt 5 ). 1 ) A g r i p p a ν. Ν e 1 1 e s h e i m 5, 95 ff. ; Kiesewetter Faust 340; s) K i e s e w e t t e r Der Okkultismus des Altertums 765. A b t Apuleius 38 A. 4. 4) Disquisitiones magicae (Cöln 1679), 10. 36. 62. 5) D i e t e rich Abraxas 176 Ζ. 22; ι 8 2 Ζ. 9; 2θΐ Ζ. 2o; W e s s e l y 1, 78 Z. 1 3 2 7 ; 80 Ζ. 1 4 1 4 usw. Jacoby.
Arbeit, arbeiten, ι . Vom Standpunkt des Aberglaubens kommen in der Hauptsache A.s v e r b ö t e in Betracht. a) Es ist verboten und hat üble Folgen, wenn die Heiligkeit des S o n n - o d e r F e i e r t a g s (s. d.) durch irgendwelche A. verletzt wird. Im Saalfeldischen arbeiteten die Frauen an hohen Festtagen nach dem Gottesdienste nicht mehr; taten sie es doch, so wurden sie lahm und vom Blitz erschlagen (zogen die Wolken ihnen nach) *). Wer in Hessen an einem ersten Feiertage eine unerlaubte A. tut, muß sie nach seinem Tode in Ewigkeit fort-
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Arbeit, arbeiten
tun *) (vom Mann oder der Spinnerin im Mond [s. d.], die sich dieser Sünde schuldig machten, bestehen sehr viele Erzählungen 3 )) oder wird nach seinem Tode als Gespenst umgehen 4 ). Nach dem Glauben im preußischen Samlande wurden die, welche den hl. Sonntag mit Werktagsa. zu beflecken wagten, in Steine verwandelt (s. d.) 5 ). wir sâzen unde wâben dô die lantliute êrten disen tac . . . . schiere runnen diu weppe von bluote, daz ez uns des werkes erwante, heißt es schon in dem Wiener Servatius β ). Nur ungern wird Felda, an Sonn- u. Feiertagsnachmittagen geleistet, wenn trockene Tage zur Erntezeit sonst selten sind 7) ; wer es aber ohne Not tut oder zu tun befiehlt, den ereilt die S t r a f e in dieser oder jener F o r m 8 ) . Die Hexen verzehren an ihren Versammlungen Brot, das des Sonntags gebacken, Fleisch, das Sonntags gesalzen wurde, und trinken Sonntags gefaßten Wein 9 ). Der sog. Sonntags- (Himmels-) Brief (s. d.) befiehlt: „ A m Samstagabend soll man früh Feierabend machen, am Sonntag keine Eier ausnehmen und den Brunnentrog nicht auswaschen (d. h. nur die allernotwendigste Arbeit tun), denn dies alles bringt U n g l ü c k 1 0 ) . Ihr habet sechs Tage in der Woche, euere Arbeit zu verrichten, aber den Sonntag sollt ihr mir heiligen. Wollet ihr mir es nicht tun, so will ich Krieg, Pestilenz, Hungersnot auf Erden schicken und mit vielen Plagen euch strafen, auf daß ihr es hart empfindet" 1 1 ) . Wie die Kirche, so verbot später auch weltliche Gesetzgebung die Sonntagsa.: ,,Si quis die dominico boves junxerit et cum carro ambulaverit, dexterum bovem p e r d a t " , bestimmt ζ. B . die L e x B a j u v . V I , 2, 1 1 2 ). b) Selbstverständlich galt das Verbot der A. auch f ü r die große Reihe der kirchlichen Feiertage und die H e i l i g e n f e s t e : Als in Sateins (Vorarlberg) einmal an F r ο η f a s t e η (s. d.) Wäsche gehalten wurde, kam das Nachtvolk und rief den Wäscherinnen zu: „ W ü ß t e n wir nicht, daß ihr Wermut und R a u t e im Hause habet, so würdet ihr nicht unges t r a f t zu Fronfasten w a s c h e n " 1 3 ) . Die
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hl. M a g d a l e n a (s. d.) strafte einen Tiroler Bauern damit, daß ein Blitz seine Ochsen tötete und ihm ein böser B r a n d ins Gebein fuhr, weil er an ihrem T a g e fluchend geackert hatte 1 4 ). Ahnlich wird der vom Donner erschlagen, der am Sonntag Τ r i η i t a t i s (s. d.) (Sonntag nach Pfingsten) arbeitet oder etwas an diesem Tage Geflicktes oder Gestricktes an sich t r ä g t 1 5 ) . Auch an M i c h a e l i s ( s . d . ) wird auf dem Felde nicht gearbeitet und darf nicht gesponnen werden 1 β ). In den ehemals wendischen Dörfern zwischen der A l t m a r k und dem Hannoverschen ruhte die A. am St. V e i t s - u. J o h a n n i s t a g e (s. d.) 1 7 ), und bei den Siebenbürger Sachsen darf an vielen Orten am J o h a n nistage nicht gearbeitet werden, weil sonst Unglück über die Gemeinde k o m m t 1 8 ) . Zahlreich sind die Verbote der A. an Karfreitag, Himmelfahrt, Weihnacht. In der K a r w o c h e (s. d.) soll man die A. aufs notwendigste beschränken, vor allem soll man nicht kehren; a u f s Feld gefahrener Dünger hat keine K r a f t 1 · ) . A m K a r f r e i t a g (s. d.) u. -samstag getraute man sich im Ansbachischen nicht, in der Erde zu a., um Christum nicht im Grabe zu beunruhigen " ) . Wer am K a r f r e i t a g kehrt, bekommt viele Mücken ins Haus 2 1 ). Als eine F r a u in Oberhessen am K a r f r e i t a g ihre Haube wusch und stärkte, um an Ostern damit H o f f a r t zu treiben, wurde das Waschwasser plötzlich zu B l u t 22 ). — Wegen der Wettergefahr soll man am H i m m e l f a h r t s t a g e (s. d.) nicht a. und namentlich nicht nähen, sonst schlägt der Blitz ein 2S ), das weiß schon die Rockenphilosophie 24 ). Die Deutschen Pennsylvaniens vermeiden es, an Himmelfahrt an der Erde zu a. oder auszufahren usw., weil man sonst Unglück hat; das einzige, was man tun darf, ist fischen 2S ). — Unter den Tagen, da A. verboten ist, spielt der W e i h η a c h t s t a g (s. d.) eine große Rolle (s. unten sub c: Zwölften); gewisse Α. darf nicht verrichtet werden, wenn nicht Unheil kommen soll 2e ). Was man an einem hl. Abend vor der Weihnacht oder sonst an einem andern Vorbereitungsabend spinnt, das wird, zu Tuch
Arbeit, arbeiten
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verarbeitet, wenn man es über den Kirchhof trägt, wieder zu Risten z> ). A u s einem Berner Pfarrerkränzchen um 1825 erfahren wir, daß sich viele Leute „ e i n Gewissen daraus machen, an der alten Weihnacht zu a., während sie hingegen den T a g des Herrn aufs schändlichste entheiligen" »). c) W e n n man im Braunschweigischen am H a g e 1 f e i e r t a g (s. d.) die geringste A . verrichtet, so wird die S a a t nicht geraten M ). W o man in Schlesien zur F a s t n a c h t s z e i t (s. d.) abends spinnt, lahmt das Vieh das ganze Jahr hindurch A n einigen Orten der Grafschaft Mark darf man schon am Zimbertstage (Donnerstags vor Fastnacht) keine A . verrichten, bei welcher ,,wuot runt g e n k " , also namentlich nicht spinnen, dreschen usw. 3 1 ). Die pennsylvanischen Deutschen haben dieses A.sverbot an Fastnacht ebenfalls bewahrt 32 ). — V o r allem in den Z w ö l f t e n (s. d.) muß alle A . ruhen, darf man weder spinnen, noch waschen, backen, düngen Μ ) ; nur die allernotwendigsten Arbeiten, wie das Viehfüttern, sind zu besorgen 34 ). Weder W a g e n noch K a r r e n darf in Bewegung gesetzt werden, nichts darf „ u m g e h e n " oder „ r u n d g e h e n " (d. h. sich drehen, s. d.) 8S), K n e c h t e und Mägde brauchen in diesen ,, hilgen T a g e n " keine A . zu tun 3e ), in Hessen darf das Vieh nicht einmal gereinigt werden " ) . ') G r i m m Myth. 3, 451 Nr. 517 = W ο 1 f Beiträge 2, 376, A n m . 1. *) W o l f
Beiträge 1,
217 Nr. 175. *) Vgl. z . B . G r i m m Myth. 2, 599. 4) G r o h m a n n Aberglaube 197 Nr. 1378. ·) R e u s c h Samland 96 Nr. 82 ; G r i m m Myth. 3, 71 (zu S. 159); vgl. K n o o p
Hinter-
sagen 249 Nr. 173;
3, 7 1 .
pommern 127 Nr. 260. ·) Hrsg. von M. H a u p t , Vers 2880 = G r i m m Myth. 3, 71. ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 153 f.; M e i e r Schwaben ι, 46 Nr. 51. 8) V e r n a l e k e n AlpenG r i m m
Myth.
·) G r i m m Myth. 2, 896 Anm. 2. 10) SAVk. 24 (1922), 64; S t ü b e Himmelsbrief 11 ff. ") SAVk. 2, 278. ») G r i m m Myth. 3, 71. 13 )
V ο η b u η Beiträge 8 f. ; D e r s. Sagen 38
Nr. 41. ,4) H e y l Tirol 120 Nr. 13. ,s ) S c h e f f e r s H a l t a u s 255 = G r i m m Myth. 1, 159; 3, 70; H a u p t s Zs. 3, 360. ") K u h n u. S c h w a r t z 401 Nr. 118 f. " ) Kuhn Mark. Sagen 329 f. 1β) H a 11 r i c h Siebenb. Sachsen 287. ") J o h n Erzgebirge 193. ,0 ) G r i m m Myth. 3, 459 Nr. 706 = S a r t o r i Sitte u. Brauch
572
3, 143. " ) F o g e 1 Pennsylvania
255 Nr. 1327.
'*) B i n d e w a l d Sagenbuch 236. ") G r i m m Myth. 3, 459 Nr. 703 ; 3, 461 Nr. 772 ¡ B a r t s c h Mecklenburg 2, 270 Nr. 1401; ZfVk. 14, 424 (Bärwalde); V e r n a l e k e n Alpensagen 372 Nr. 42 ; S a r t o r i
Bindewald sch m i d
Sitte u. Brauch
Sagenbuch 237;
Erntefeste
366.
3, 187 ff. ;
Pfannen-
" ) 59 Nr. 43
=
G r i m m Myth. 3, 436 Nr. 43. «) F o g e 1 248 f. Nr. 1286 ff. " ) S a r t o r i a. a. O. 3, 277 John
Westböhmen 16; H ö r m a n η
Volks-
leben 228; J o h n Erzgebirge 151 ; B i n d e w a 1 d Sagenbuch 233 ff. ") SAVk. 21 (1917), 42 Nr. 31. ») Ebd. 44. n ) A n d r e e Braunschweig 358. 31)
30)
Drechsler
Schlesien 1, 55.
Woeste Mark 23. ") F o g e l 254 Nr. 1321. 33) Zahlreiche Literatur bei S a r t o r i a. a. O. 3, 23 Anm. 2; B a u m g a r t e n Jahr u.s. Tage 14; C o r r e v o n gesch. 14 f. M ) M e y e r Baden
Gespenster197. 482.
3S) K u h n Westfalen 2, i n f. Nr. 333 f. »·) Ebd. 2, 115 Nr. 351. ») K o l b e Hesseng.
2. A u c h für einzelne W o c h e n t a g e gelten A.sverbote. A m S a m s t a g (s. d.) oder am Vorabend eines gebotenen Feiertags muß die A . von 4 Uhr nachmittags an ruhen, sonst wird die Gemeinde von Hagel heimgesucht w ) . Als in Westfalen einmal Mägde Samstags noch lange nach Sonnenuntergang beisammensaßen und spannen, ging auf einmal das Fenster auf, ein ungeheurer, nackter A r m erschien, und eine Stimme rief: „ W e r am Saterdag A b e n d spinnt, muß den nackten A r m bekleiden" 39). Wenn früher die Bergleute S a m s t a g abends in den Gruben der K a n derer Gegend arbeiteten, so k a m stets das dortige Bergmännlein und v e r j a g t e sie 40). — Schlesischem Volksglauben nach soll man M o n t a g s (oder F r e i t a g s , S a m s t a g s ) (s. d.) nichts Neues anfangen oder unternehmen, weil die A . dann zu keinem erfreulichen Ende kommt41). Pädagogischen Charakter aber hat es, wenn die pennsylvanischen Deutschen erklären: „ W e n n man Montags etwas fertig macht, kann man in der gleichen Woche noch viel a . " **) — Alter H e r k u n f t ist wohl das A.sverbot am D o n n e r s t a g (s. d.) ; es erscheint als ein Überrest der heidnischen Heilighaltung dieses Tages : „ De feriis, quae faciunt Jovi vel Mercurio", überliefert der X X . Aberglaubensatz des I n d i c u l u s Z a h l reich sind in den Bußbüchern des 7. bis 9. Jhs. diese Vorschriften, den Donnerstag
573
Arbeit, arbeiten
(s. d.) u η tätig zu verbringen M ) ; aus den späteren Jahrhunderten bis auf die Gegenwart werden uns Beispiele überliefert, wie das Übertreten dieses Gebotes bestraft wurde 4 8 ). Martin Weinreich erzählt uns in der Vorrede zu seiner Ausgabe von J. F. Picus Mirandulanus,, S t r y x , seu de ludificatione daemonum libri tres" (1612), daß einer Hausfrau, die in der Donnerstagsnacht ihre Magd häusliche Geschäfte verrichten ließ, ein Gespenst erschien und sie f r a g t e : „ d i e mihi, cur solemni nocte, ipsoque die Jovis famulas mundare pateris" 4e ) ? Der Mecklenburger Herzog Gustav Adolf erließ 1684 ein Dekret an alle Beamte „ z u r Ausrottung des Aberglaubens, daß man Donnerstags nicht spinnen d ü r f e " 4 7 ) . A u c h Barth. Anhorn weiß in seiner Magiologia (1675) S. 133 zu berichten: „ A m Donnerstag u. Sambstag solle von Knechten u. Mägden kein Stall gemistet werden . . . Diese abgöttische Weise, den A b e n d an dem Donnerstag zu feiren ist an vielen Orten bis auf unsere Zeiten kommen und in dem Jahr 1626 in dieser Landsgegend (Schweiz) in vielen Häusern auf der L a n d s c h a f t noch sehr üblich gewesen" n ) . Das A.sverbot am M i t t w o c h (s. d.) läßt sich aus alter und neuerer Zeit seltener belegen **), dagegen erfahren wir durch den schon erwähnten M. Weinreich an derselben Stelle, daß „ d i e gemeinen Leute in dem Jägerndorfischen Gebirge nach einem alten Aberglauben an einem M o n t a g e , D o n n e r s t a g e und S o n n t a g e nicht leichtlich Hausarbeiten vornehmen und selten waschen ließen . . ."*"), daß also neben dem Donnerstag auch der Montag (und natürlich auch der Sonntag) durch teilweise A.sruhe gefeiert wurde. M) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 70 = R e i s e r Allgäu 2, 358 fg. '·) K u h n Westfalen I, 60 ff. Nr. 48; vgl. K u h n u. S c h w a r t z 447 Nr. 370. ") W a i b e l u. F 1 a m m 2, 210. 331. 41) Urquell 3 (1892), 39. " ) F o gel 262 Nr. 1369. " ) S a u p e Indiculus 25 f.; Grimm Myth. 1, 159; 3, 403. " ) S a u ρ e a. a. O. " ) G r i m m Myth, ι, 159; 3. 70 f·; R o c h h o l z Glaube 2, 32 ff.; W o l f Beiträge 1, 69 f.; W o e s t e Mark 23 ; K u h n Mark. Sagen 336; Schönwerth Oberpfalz 1,339; G r o h m a n n io. " ) W o l f Beiträge 1, 69 = K u h n Westfalen 1, 61 f.
574
Nr. 48; vgl. M a n n h a r d t Germ. Mythen 49. Mecklenb. Jahrb. 20, 189 = R o c h h o l z a. a. O. 2, 32. ") R o c h h o 1 ζ a. a. O. 2, 33. ") S a u ρ e a. a. O. 26. 50) Κ ü h η a u Sagen ι , 183.
47)
3. A b e r auch i n n e r h a l b d e s T a g e s gibt es Zeiten, da nicht gearbeitet werden darf. a) Als eine siebenbürgische Bäuerin ihre landwirtschaftliche A . fortsetzte, nachdem um die vierte Nachmittagsstunde die Dorfglocken zur Vesper geläutet hatten, erhob sich im nahen Walde lautes Getöse, und mit Peitschenknallen, Rufen und Schreien k a m ein führerloser, schwerbeladener Wagen und trieb die Frau zur Flucht 5 1 ). Unterwaldner Holzhauer, denen die T a g e zu kurz waren, arbeiteten oft bis in die N a c h t hinein. A l s sie auch eines Samstags nach Betglockenzeit ihre A . fortsetzten, hörten sie plötzlich den Ruf „ F i r a b ä " (Feierabend) (s. d.). Ihre V ä t e r erzählten ihnen, das komme o f t v o r ; die Holzhauer mußte man seither nie mehr an den Feierabend mahnen M ) . Nach alter, frommer Sitte machte man im Zillertal am Vorabend hoher Festtage schon zu Mittag Feierabend. Ein Bauer, der dieses Gebot verletzte, wurde mit seinem K n e c h t e und seiner A l m plötzlich vereist (eingeschneit u. vergletschert) 8 3 ). Eine Sage aus dem Eisacktale berichtet, daß der Unrat, den die Bauern bei der A . nach Feierabend machten, in die Nahrungsmittel der „ S a l i g e n " falle 5 4 ). b) V o r allem aber ist η ä c h 11 i c h e (s. Nacht) Α . untersagt. W e r bei Mondschein arbeitet, dem wird ein Unglück begegnen, ζ. B. wer haspelt, dem werden seine Gedärme herausgehaspelt, meinte man im K t . B e r n S 5 ) . Einer schwäbischen Spinnerin, die im Mondschein ohne anderes Licht spann, erschien einmal nachts mit dem Schlage zwölf ein Mann, brachte ihr einen ganzen A r m voll Spindeln und sagte: „ W e n n du die nicht noch in dieser Nacht vollspinnst, so ists aus mit dir, und ich werde dich holen." Ihr guter Geist gab der Frau ein, daß sie die Spindeln nur einmal überspann und so mit allen Spindeln fertig wurde s e ). Tiroler Sagen
Arbeit, arbeiten
575
berichten, wie Bauern, welche nachts •noch auf dem Felde arbeiteten, eine Stimme zurief: Dar Tog isch dein. Die Nacht isch mein; Glei scheir di heim, Sust geats dar gleim 57 ).
Auch in Frankreich ist Nachta. verpönt M ). c) Von Pankratius bis Bartholomäus (12. Mai bis 24. August) muß im Kreise Jülich während der M i t t a g s p a u s e (s. d.) (meistens von 1 2 — 2 Uhr) alle Felda, ruhen s e ). Zeigt sich um diese Zeit jemand auf dem Acker, dann verscheucht ihn die „Ennungerschmohr", das Mittagsgespenst (s. d.), das sich sonst meist nur im östlichen Deutschland gegen die slawischen Völker hin findet und durch sein Erscheinen die A. zwischen 1 2 und 2 Uhr unterbricht eo ). ") M ü l l e r Siebenbürgen 62 Nr. 84 = Wittstock Siebenbürgen 68 f. H ) Ν i e d e r b e r g e r 2 , 6 1 . *») H e y l Tirol 87 Nr. 50; vgl. andere Strafe ebd. 1 1 6 Nr. 7. M ) Ebd. 272 Nr. 88. ") SAVk. 21 (1917). 59 Nr. 9. •»·) M e i e r Schwaben 1, 233 Nr. 258. ") H e y l Tirol 224 Nr. 35; 370; vgl. 226 Nr. 36. M ) S é b i l l o t Folk-Lore ι , 136 f. 160. s») K o r t h Jülich 84 f. 98. ") M e i c h e Sagen 353 Nr. 463; H a u p t Lausitz 1, 70 f. Nr. 74.
4. Das Verbot der A. findet sich noch bei andern Gelegenheiten. Wenn ein T o t e r (s. d.) im Hause liegt, so ruht alle A. außer Viehfüttern und Kochen bis nach der Beerdigung e l ). Namentlich soll man in Schwaben nicht in der Erde a., auch nichts unternehmen, womit kreisförmige Bewegungen verbunden sind, z. B. das Drehen des Rades beim Spinnen und Fahren * 2 ). — In der Oberpfalz soll die W ö c h n e r i n (s. d.) nichts a., es wäre denn f ü r sich und ihr Kind. Denn was sie in dieser Zeit unternimmt, mißrät oder bringt Unglück. Sie darf nichts einsieden, Eingemachtes, wie etwa Sauerkraut, nicht herausnehmen, j a nicht einmal eine Blume berühren. Geht sie in den Stall, so schadet sie dem Vieh, wenn auf das Feld, hat der Schauerschlag so weit die Macht, als sie gegangen ist ®3) — Auch die Braut (s. d.) darf während der V e r l o b u n g s z e i t keine Felda, verrichten M ). Weit verbreitet ist die Meinung,
daß man während eines nicht a. dürfe es ).
576 Gewitters
") R e i s e r Allgäu 2, 294; M e y e r Baden 583; Höhn Tod 324; HoffmannK r a y e r 44; J o h n Erzgebirge 121 ; G r o hm a n n 188 Nr. 1324; G a s s n e r Mettersdorf 83; ZfVk. 10 (1900), 1 1 8 f . ; 2 (1892), 186; S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 140. ·') M e i e r Schwaben 2, 490 Nr. 293. , s ) S c h ö n w e r t h ι, 158 f. Nr. 14; ι, 159 Nr. 16; H a r t m a n n Dachau u. Bruck 203 Nr. 27. M ) Ebd. 208 Nr. 42; Bächtold Hochzeit 1, 224 ff. § 226 f.; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 91. ··) P a n z e r Beitrag 1, 179.
5. Die sich nicht auf A.sverbote beziehenden Meinungen sind wenig zahlreich. Wenn ein Mädchen bei der A. einschläft oder seine A. nachlässig verrichtet, dann kriegt es einen Witwer (s. d.) zum Manne, glaubt man in Duderstadt β β ). Wenn das Kind zur Taufe (s. d.) getragen wird, muß die Mutter zu Hause neunerlei Arbeiten verrichten, damit das Kind tätig werde • 7 ). Gegen das Schreien des Kindes hilft, es in einen Kleiderschrank zu sperren, bis die Mutter neunerlei A. getan h a t M ) . Vor dem Wechsel halten die Klöpplerinnen nicht auf, sonst drückt sie der Alp oder die A. kommt wieder zurück " ) . Ein sächsischer Berggeist will eine A. (das Schmieren eines Zapfens) selbst besorgen; als sie der Wärter einmal aus Versehen tut, wird ihm ein Arm abgerissen 70 ). Gewisse Arbeiten müssen in einer bestimmten Zeit geleistet werden: Man erlöst eine Alp von einem Ungetüm, wenn man eine Kuh in einer Stunde fertig melkt und eine Nacht in der Hütte bleibt 7 1 ). Wer, ehe eine Stunde um ist, die Tiere an den Schatzwagen spannen und den Wagen nur eine kleine Strecke herausbringen kann, dem fällt der Schatz (s. d.) zu 72 ). — Wichtig ist namentlich auch der A b s c h l u ß d e r A. Wenn sie nicht in Gottesnamen beendet, nicht „niedergesegnet" wird, so „arbeitet es nach". Dieses Nacha, ist das Werk des Teufels. Für das Niedersegnen werden Formeln gebraucht wie ζ. B . : „Heiligs Kreuz, segn's und beschütz's da himmlisch V a d a . " Wenn es „nacharbeitet", hört man aus der Ferne einen Lärm wie von Deichselschlägen, auf den Futterböden wird Futter geschnitten, auf der
Arbogast—Ariel
577
Straße lärmt es, als wenn Wagen rollten und Peitschen knallten, v o m W a l d her, als ob Holz gefällt oder gespalten würde. Dagegen tun ζ. B. die Schmiede drei kalte Schläge auf den A m b o ß 7 ï ) (s. d.). S. w. A u f g a b e , D r e h e n , S p i n n e n , T a b u und die einzelnen angeführten Feste und Tage.
" ) ZfdMyth. 2 (1854), 107 Nr. 3. ·') K u h n
Mark. Sagen 365; B a r t s c h Mecklenburg 2, 46 Nr. 82. " ) G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 817;
W e i n h o l d Neunzahl 36. · ) J o h n Erz37. ,0 ) K ö h l e r Sagen 124 Nr. 155 =
gebirge
M e i c h e Sagen 400 Nr. 524. " ) K o h l r u s c h Sagen 78 Nr. 38. " ) Ebd. 107 Nr. 55.
" ) Β a u m g a r t e η Aus der Heimat 2 , 1 1 3 f f . ;
Waschnitius
Perht 164.
Bächtold-Stäubli.
Arbogast, fränkischer Einsiedler aus Aquitanien, auch St. A l g a s t genannt, um 550 Bischof v. Straßburg, Fest 21. Juli. Held vieler Legenden. Wirkte, ehe er Bischof von Straßburg wurde, im W a l d bei Hagenau viele Wunder, der daher „Heiliger F o r s t " hieß. In Döttingen (Baden) sowie namentlich in Oberwinterthur (Schweiz) A.kapellen, an letzterer Stelle mit altbesuchter Wallfahrt. Motive aus seiner Legende: Totenerweckung, Marienerscheinung. G r i m m Sagen 312 Nr. 432; Hertz Elsaß
185;
V ο η b u η Sagen 1 0 8 N r . 9 2 .
Wrede.
Arebrodas, Zauberwort gegen Hundebiß 1 ), das so geschrieben wird, daß immer ein Buchstabe links weggelassen wird; die verkürzten Worte, deren letztes as lautet, werden untereinander gesetzt nach alter, schon hellenistischer Praxis, die πτερυγοειίως „ f l ü g e i f ö r m i g " hieß *). Das W o r t ist eine Verstümmelung der Satorformel (arebfo] rodas) (s. d.).
') S e y f a r t h Sachsen 172. *) D i e t e r i c h Abraxas 199; Pap. Mimaut 60 ff.; W e s s e l y 1,141 ; Pap. Beri. 2, 25; Ρ a r t he y 150; D o r n s e i f f Alphabet 63 ff. Jacoby. A r i a , Zauberwort z u m Blutverband x) in der Formel: A . + mit + Gott + . Vgl. ara (s. d.), ferner + aro + arca + nit + go + η. l) B a r t s c h Mecklenburg 2, 381. •) ebd.
2, 380.
Jacoby.
A r i e , Tante, ein mit der Holle-BerchtaWode naheverwandtes, j a bis ins einzelne
578
übereinstimmendes weibliches Wesen, das voraussichtlich auf eine ursprünglich germanische, vielleicht burgundische Göttin oder Dämonin zurückgeht (vgl. Hariasa, Harimella, vro Here; zu „ h a r i " Heer). Überlieferungen von ihr finden sich namentlich im Berner Jura und im angrenzenden Frankreich.
Vgl. E. H o f f m a n n - K r a y e r in ZdVfVk.
25 ( Ι 9 ' 5 ) . n 6 — 1 2 3 ;
Grimm
Myth. 1, 342
Anm. 1; SAVk. 25, 192 ff.; 7, 175 ff.; W e i n h o l d Weihnachtsspiele 41 Anm. 2; S é b i 1 lot
Folk-Lore
ι , 1 4 0 ; 4, 4 2 9 .
Bächtold-Stäubli.
A r i e l , Name eines Höllenfürsten bzw. Geistes. Das W o r t ist hebräischen Ursprungs und griech. Άριήλ, V u l g a t a : Α., und kommt als Eigenname 2. Sam. 23, 20; i . Chron. 11, 22; Esra 8, 16 in der Bedeutung „ L ö w e G o t t e s " vor. Dagegen wird es Ez. 43, 10. 16 und in der Mesainschrift 12 von der Feuerfläche des Altars gebraucht und Jes. 29,1 f. als Name Jerusalems l ), in einem Wortspiel, in dem es zugleich den Feuerort der Unterwelt bezeichnen dürfte; in diesem letzten Sinn vergleicht es A . Jeremias 8 ) mit dem babylonischen „ a r a l l ü " (Hades). Schon in der koptischen Pistis Sophia s ) wird A. als Höllengeist mit „seinen Feuergruben" erwähnt, der die Sünder s t r a f t ; vielleicht hat man dabei auch von dem Pythongeist Jes. 29, 4 (nach S y m m a c h u s und Vulgata) auf die Hölle geschlossen. Andererseits begegnet A. auch als Name des Engels, der über die Landtiere gesetzt ist 4 ); vgl. auch die Bezeichnung der Engel als 0""?mKs). H i p p o l y t e ) nennt nach der Gnosis der Peraten den άρχων ανέμων τρίτος Άριήλ (wohl falsche Etymologie aus 4ήρ: Άβριήλ). Α . begegnet vermutlich auch als Engelname in einem koptischen Zauberspruch *), ferner in einer altchristlichen gallischen Inschrift 8 ) und in jüdischen Zaubert e x t e n 9 ) . Der Name ist dann in den Volksglauben übergegangen 1 0 ), und auch Shakespeare hat ihn benutzt " ) . Eine Verstümmelung ist vielleicht in der Formel für Treffsicherheit beim Schuß „ A r i l i ad goll g o t z o " l x ) zu suchen.
») RGG. ι, 684. *) A. J e r e m i a s
Testament im Lichte des älteren Orients
603.
J)
C.
Schmidt
Das alte (1915),
Koptisch-gnostische
579
Aristoteles—Armel
Schriften (1905), 385 Reg. «) W e b e r Theol. 207. 4) B u x t o r f f Lexicon chaldaicum etc. ed. Fischer (1879), 113; D a I m a n Aramäischneuhebr. Handwb. (1922), 38. ·) Refutado omnium haeresium 5, 13, 6 Wendland (1916) 109, 15. ') Agirpt. Urkunden a. d. Kgl. Mus. zu Berlin. Kopt. Urk. (1902), 12 Nr. 10. •) E d . L e B l a n t Νouv.recueil des inscriptions chrét. de la Gaule antér. au VIII siècle, Docum. inéd. No. 32 p. 42. ') MjdVk. N.F. 2 (1916), 117; S c h w a b Vocabulaire 185. 10) P r a d e l Gebete 58; K i e s e w e t t e r Faust 161 ff.; A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 3, 159. Württ. Vjh. 13 (1890), 251 Nr. 377. " ) ZdVfVk. 5 (1895)1 265; A c k e r m a n n Shakespeare 19. 12) SAVk. 19, 228. Jacoby. Aristoteles. Der b e k a n n t e griechische Philosoph, 384—322, der besonders seit A l b e r t u s Magnus (s. d.) und T h o m a s v o n A q u i n o a u c h v o n der mittelalterlichen Theologie als die G r u n d l a g e alles weltlichen Wissens a n e r k a n n t war. Die A l e x a n d e r s a g e h a t schon f r ü h auch seine Gestalt s a g e n h a f t a u s g e s c h m ü c k t ; er ist ihr nicht nur der große Weise, a u c h der Meister der Magie, der Zeichen deutet, T o t e und Geister beschwört, seinem Zögling Siegzauber v e r l e i h t 1 ) . D e m M A . gilt er als Verfasser *) der i m 12. J h . aus dem A r a b i s c h e n übertragenen Secreta secret o r u m (s. d.); es f ü h r t die darin enthaltene ärztliche und magische W e i s h e i t auf A . zurück. In den franz. Chansons de G e s t e gilt A . als V e r f e r t i g e r mechanischer K u n s t w e r k e 3 ) . Bei den J u d e n wird A . h e u t e noch als Weiser geehrt. *). W. H e r t z Abhandlungen 34 f. 49. 53 f.; Stemplinger Antiker Aberglaube 11. ») H e r t ζ a. a. O. 156 ff. ») M. H a 11 a u e r Das wunderbare Element in den Chansons de Geste. (Diss.Basel 1918) 11 f. 4) Β i η G o r i o n Born Judas 3, 202 ff. 283 ff.; Z a n g w i l l Children of the Ghetto ch. II u. X I I . Helm. Arithmomanties.
Onomatomanie.
A r m . N e b e n den übrigen A u f f ä l l i g keiten des Teufels wird b e t o n t d a ß ein A . v o n ihm kürzer ist wie der andere. A l t ist der Glaube, das S c h a u e n durch den eingestemmten A . (A.ring, χηλή) mache geistersichtig. S c h o n S a x o G r a m m , m e l d e t : A l s B j a r k i den Odin, der dem S c h w e d e n f e i n d beistand, in der S c h l a c h t nicht zu erblicken v e r m o c h t e , riet ihm H r u t : ,,adde o c u l u m propius et nostras prospice c h e l a s " Dasselbe b e r i c h t e t
580
eine S a g e v o m O d e n b e r g in H e s s e n s ) . Ü b e r das A . k r e u z e n der T o t e n s. K r e u z ; über w ä c h s e r n e A . e s. V o t i v . *) S c h ö n w e r t h 3, 39. *) G r i m m Myth. 2. 783· 927; Edda I, übertragen von G e n z m e r S. 134, Anm. zum Bjarkilied 31 *. 3) R a n k e Volkssagen 98. Stemplinger. A r m a g e d o n s.
Harmagedon.
Ä r m e l . I. F ü r den A b e r g l a u b e n k o m m t der Ä . a n s i c h als Teil eines K l e i d u n g s s t ü c k e s , das die Person v e r t r i t t , d a n n aber a u c h wegen seiner F o r m in B e t r a c h t , da das L o c h oder die R ö h r e des Ä . s den A n l a ß zu allerlei A n a l o g i e z a u b e r gibt. W i e der Gürtel (s. d.), die H a n d s c h u h e (s. d.), der Mantel (s. d.) und andere Kleid u n g s s t ü c k e als Sinnbilder des Bes i t z e s und der Ü b e r t r a g u n g und Übern a h m e eines Besitzes erscheinen, so w a r dies a u c h beim A . der Fall. D u Cange *) zitiert schon aus dem J a h r e 907 nach Lobinell. tom. 2 Hist. B r i t a n . col. 66 ein „ I n s t r u m e n t u m " , in dem es h e i ß t : Comes vero per manicarti (Ä.) suam terram supradictam in manu Cattuiant Abbatis graffiavitä). Dieselbe rechtliche B e d e u t u n g h a t der Ä . bei feierlichen A d o p t i o n s a k t e n des MA.s, bei welchen das M o t i v der S c h e i n g e b u r t sich in dem D u r c h z i e h e n des A d o p t i e r ten durch den H e m d ä . des A d o p t i e r e n d e n ä u ß e r t . A m b e k a n n t e s t e n ist die in verschiedenen H a n d s c h r i f t e n der Crónica general de E s p a ñ a und an anderen Orten v e r ö f f e n t l i c h t e A r t der A d o p t i o n des Mudarra durch seine S t i e f m u t t e r . Diese legte an d e m T a g e , w o Mudarra g e t a u f t und z u m R i t t e r geschlagen wurde, ein sehr weites H e m d über ihre G e w ä n d e r an, z o g einen A . des H e m d e s über den Stiefsohn w e g und ließ ihn durch die K o p f ö f f n u n g wieder h e r a u s k o m m e n , w o d u r c h sie ihn f ü r ihren eigenen Sohn und E r b e n erklärte 3 ). Die R ö h r e n f o r m des Ä . s spielt weiter eine Rolle im L i e b e s z a u b e r , U m die Z u n e i g u n g eines Mädchens zu gewinnen, suchen die Burschen in der Gegend v o n L a n d s h u t ein v o n dem Mädchen w ä h r e n d der monatlichen R e i n i g u n g getragenes H e m d (s. d.) zu b e k o m m e n und pissen durch den rechten A . (s. rechts).
Ärmel
58i
Will man die Liebe wieder ertöten, so pißt man durch den linken Ä. 4 ) (s. links). Eine Form des S a a t z a u b e r s in Finnland ist zuweilen, daß der Gerstensäer vor der Aussaat den Samen dreimal durch den Ä. laufen läßt, was erklärt wird mit der schützenden Eigenschaft der linken Achselhöhle und deren Schweiß 5 ), aber richtiger dem gleichen Fruchtbarkeitszauber anzureihen ist, der mit dem Hemd (s. d.) und der Hose (s. d.) geschieht. Eine Art F e r n z a u b e r durch das Ä.loch üben die Bienenzüchter in Bosnien. Um zu verhüten, daß der ausfliegende Schwärm zu hoch aufsteige oder davonfliege, ziehen sie ihr Hemd aus und schauen durch den Ä. auf den Schwärm, worauf sich dieser sogleich herabläßt e ). In Oldenburg, wo man den ausgeflogenen Bienenschwarm durch einen Segen zum Sitzen zwingt, besteht in einzelnen Orten der folgende Glaube: Wenn man den ersten Schmetterling, den man im Frühling fängt, durch das Ä.loch des Rockes oder der Weste fliegen läßt, fängt man im Sommer einen Bienenschwarm 7 ). In beiden Fällen dürfte Analogie zwischen dem Ä.loch und dem engen Flugloch des Bienenstockes vorliegen. *) Gloss, lai. 4, 416. *) B ä c h t o l d Hochzeit ι , 134, 3) L i e b r e c h t Zur Volksk. 432; ZfVk. 20 (1910), 146 f. 4) P o l l i n g e r Landshut 248. s) F F C . Nr. 3 1 , 1 1 9 f. ·) ZföVk. 5 (1899), 189. ') S t r a c k e r j a n 1, 124 f. Nr. 146; 2, 1 2 Nr. 268.
2. Das U m k e h r e n d e s Ä.s hat im Volksglauben den gleichen Zweck wie das Umkehren anderer Kleidungsstücke (s. Kleid, verkehrt). Es behebt B l e n d z a u b e r . Nach einer Böhmerwaldsage finden sich in einem Irrwäldchen Verirrte erst zurecht, nachdem sie den r e c h t e n Ä. der ausgezogenen J a c k e umgekehrt haben 8 ). In der V o l k s m e d i z i n ist ein altes, weit verbreitetes Mittel gegen das Fieber, daß der Kranke nach einem andächtigen Morgengebet das H e m d (s. d.) auszieht und umkehrt, zuerst den l i n k e n Ä., und dazu spricht: Kehr dich um, Hemd, Und du, Fieber, wende dich!
582
Darauf ist, wenn ein anderer dies tut, der Name des Kranken zu nennen und zu sagen: „ D a s sage ich dir zur Buße. Im Namen Gottes des Vaters usw." Das Ganze ist drei Tage nacheinander zu wiederholen 9 ). Auf diese Weise pflegte der Schäfer Krackow in Brütz das Fieber zu stillen 10 ). Keinerlei sinnbildliche Bedeutung kommt dem zu, wenn es im Rheinland heißt, daß die F r e i m a u r e r bei ihren Zusammenkünften a u f g e k r e m p t e Ä . haben u ) . Hier schwebt das Bild des mit aufgestülpten Ä.n arbeitenden Maurers vor. In h o h e n H e m d ä.n erscheint das geisterhafte B r a c k e n w e i b l e des Allgäus 12 ). 8 ) J u n g b a u e r Böhmerwald 73 f. · ) Geisti. Schild, 1 5 6 ; L a m m e r t 263; Η o v o r k a u. K r o n f e l d ι , 139. 1 4 2 ; 2, 328; Seyf a r t h Sachsen 235 f. 2 7 1 (Altenburg) ; H ö h n Volksheilkunde ι , 1 5 6 ; Urquell 3 (1892), 236; ZfrwVk 1909, 290; ZfVk. 7 (1897), 68 (Neu-Ruppin). " ( B a r t s c h Mecklenburg 2, 395 f. n ) Ζ a u η e r t Rheinland 2, 192. " ) R e i s e r Allgäu ι , 126 = Fischer SchwäbWb. 3 (1911), 1 4 1 7 .
3. Von sonstigem Aberglauben ist zu erwähnen, daß man in Norddeutschland in die W i e g e eines neugeborenen Κ i ηd e s außer anderen Sachen auch einen r e c h t e n H e m d ä . legt, dann kann der Nickert dem Kinde nichts anhaben l s ) . Wenn in der Schweiz die Mutter dem etwa sechs Wochen alten K i n d e ein angepaßtes H e m d m i t Ä.n, wie s i e d i e E r w a c h s e n e n t r a g e n , anzieht, erhält das Kind eine schöne Gestalt M ). Im Herzogtum Koburg verwendet man die Ä. e i n e s n e u e n H e m d e s bei der B r ä u t i g a m s s c h a u . Zu Weihnachten, Silvester und Dreikönig läßt das Mädchen einen Holzspan oder ein Zündhölzchen verglimmen und näht dann alle drei in denÄ. eines neuen Hemdes, um sie bei der ersten Wäsche mitzukochen. Erscheint dann bei der Wäsche zufällig ein junger Mann, so ist dies der Zukünftige 1 6 ). Vereinzelt steht die Sitte in Huglfing bei Weilheim, daß die Person, welche eine H e i r a t vermittelt, ein leinenes H e m d m i t d r e i Ä.n, der dritte Ä. am Rücken, nebst 50—100 Mark bekommt l e ).
Armband—Arme
583
Endlich soll ein L e i c h e n k l e i d (s. d.), an den Ä . n wenigstens, keine geschlossene H a f t e haben, weil sonst bald wieder jemand im Hause s t i r b t 1 7 ) . ") =
K u h n
W u t t k e
38.
76.
»)
u.
S c h w a r t z
3825581.
")
Z f V k . 1 4 (1904). 2 7 9 .
") M e y e r
Deutsche
O. M e i s i n g e r
Bilder
furt
82.
a. M .
1922),
")
266
(1917),
D G . 5 (1903),
Volhsk.
a. d.
A r m b a n d s. B a n d ,
431 Nr.
SAVk. 2i
267 ff.
Volksk.*
=
(Frank-
Jungbauer.
Schmuck.
Armer, Armut. Die Worte reich und arm setzen eine gewisse Entwickelung in der K u l t u r voraus. In der vorhistorischen Zeit scheinen sie zu fehlen. Mit der Seßhaftigkeit und dem A c k e r b a u sind die Begriffe gegeben *). Das abgeerntete Feld ist der arme Mann, die arme Frau *). Der Reiche gab gelegentlich von dem Seinen an Arme, z. B. bei Hochzeiten und Begräbnissen. Das Letzte hat sicher eine religiöse Beziehung. Man gab bei Begräbnissen an Fremde, die sich zufällig einfanden, man war des Glaubens, daß in armen Fremden die Seele des T o t e n verborgen sein konnte. Der Gedanke erweiterte sich, indem in den Armen überhaupt der T o t e leben konnte. So entstanden die Gaben des Spendebrotes, des Totenbrots, des Tränenopfers bei Beerdigungen 9 ). — Daneben w a r bei einem reichen Leichenbegängnis Brauch, daß die Gaben der Kirche, also dem Pfarrer und Meßner, und den Armen zugewendet wurden. Mit der Zeit hat die Kirche auf die Gaben verzichtet, die Gottesheller gehörten den Armen 4 ). Der A r m u t erwächst ein Anspruch auf die Gaben der Reichen, A m Sonnabend 5 ) erhoben die Armen in Hessen den sog. „ B a c k ofenzins". Es war auch üblich geworden, „ N e u j a h r s l a i b e r c h e n " f ü r Arme zu bakken. A n bestimmten Tagen, zu Johanni®), Gründonnerstag 7 ), auf Ostern empfingen die Armen ihre Gaben. Diese gründen sich auf Vermächtnisse, die von reichen Leuten aus Gutherzigkeit, z u m D a n k für eine Errettung 8 ), oder auch gestiftet sind, um eine U n t a t zu sühnen. Auf demselben Gedanken der Sühne beruht es, wenn Verstorbene den Lebenden erscheinen. Menschen, die vor dem Tode etwas nicht geordnet haben, hart-
Seelen
584
herzig im Leben gewesen sind®), zeigen sich nach dem Tode den Ihrigen und ruhen nicht eher, als bis das Unrecht gutgemacht i s t 1 0 ) . So gibt es auch das Seelenbrot auf Allerseelen, um armen Seelen Linderung oder Erlösung zu schaffen, indem die Armen für sie beten 1 1 ). Der Gedanke einer nötigen und möglichen Sühne findet sich im katholischen wie im protestantischen Volke. Die Sühne geschieht durch die Armen, denen eine heiligende K r a f t innewohnt, weil sie arm sind 12 ). Man kann einen Brand verzögern, wenn man an A r m e einen Scheffel Roggen s c h e n k t 1 3 ) . Eine Frau wird geheilt, da sie einen armen Knaben einkleidet 1 4 ). Schuhe sind eine Spende an Arme, der englische Volksglaube ist, daß die Gabe von dem Beschenkten dem Gebenden im Todestale vergolten w i r d l s ) . — Unbefangen zeigt sich daneben in der Lüsener und Onacher Spende, daß von Wohlhabenden an A r m e gegeben wurde, um in dem Gastmahle mitzugenießen. Der Unterschied zwischen Reich und A r m verschwand für eine M a h l z e i t l e ) . Wenn es aber nach dem Volksglauben nicht gut sein soll, in der Zeit des Brautstandes an A r m e zu geben, weil dem Gebenden etwas „ a n g e t a n werden könne", so erscheint das Haus des Reichen von der W e l t für eine gewisse Zeit geschieden 17 ). Vgl. B e t t l e r , Almosen. S c h r ä d e r 12, 4 1 8 ;
7, 23.
3)
Reallex.
665 f.
Q u i t
ζ m a n n
263 ; K o n d z i e l i a S a r t o r i
Volksepos
Speisung.
*)
Sachsen
Baiwaren
140 f. ; vgl.
R e i s e r
307; S c h m i t z Eifel 1, 96 f. Siebenb.
*) F r a ζ e r
Allgäu
2,
s)
H a 11 r i c h
2 4 4 . ·) K u h n u .
S c h w a r t z
120 f.; H e y 1 Tirol 7 58 Nr. 37. ») R e h m Volksfeste 11. ·) R o c h h o l z Sagen 1, 367. ·)
S é b i l l o t
Beiträge
Folk-Lore
105.
206; Z r w V k .
10)
9
4, 4 7 3 ;
V ο
η b u η
K ü h n a u Sagen 1, 205 u.
(1912),
293.
n
)
H e y l
Tirol
7 8 1 N r . 98. " ) W a i b e 1 u. F 1 a m m 2, 7 9 f . ; M e y e r
Abergl.
" ) S A V k . 21
156.
") W u t t k e
2885422.
( 1 9 1 7 ) , 205 f . » ) Z f V k . i l
(1901),
456. ") H e y l Tirol 760 Nr. 42, 756 Nr. 33. ") H a r t m a n n Dachau u. Bruck 208 Nr. 42. Boette.
Arme Seelen, ι. Die Seelen der Menschen, die in Unbußfertigkeit, mit Sünden beladen, sterben, kommen in die H ö l l e , wo sie im Höllenfeuer brennen müssen; es sind die V e r d a m m t e n . Dagegen
585
Arme Seelen
m u ß die Seele des mit G o t t v e r s ö h n t Gestorbenen i m F e g f e u e r als a. S. den R e s t der S t r a f e a b b ü ß e n *). Die unsäglichen Qualen, welche die V e r d a m m ten in der Hölle, die a. S. a m Reinigungsort auszustehen haben, w e r d e n den Lebenden öfters durch die bei gewissen Gelegenheiten im Diesseits erscheinenden a. S.n g e z e i g t 2 ) . N a c h u r a l t e m G l a u b e n können Seelen ohne B e s t a t t u n g des Leibes keine R u h e f i n d e n , w o r a u s sich m a n c h e g r a u s a m e n S i t t e n und Gesetze des A l t e r t u m s (z. B . die S c h u l d g e s e t z e der X I I t a b . bei L i v . V I I I 28) erklären. Die Seele geht mit der Leiche und h ü t e t so l a n g das G r a b (s. F r i e d h o f), bis eine neue Seele sie ablöst. A b e r a u c h die Seelen E r m o r d e t e r gehen nicht zur R u h e ein, bis die T a t e n t d e c k t und gesühnt ist 3 ). O f t müssen Seelen nach dem T o d Gewohnheiten beibehalten und T ä t i g k e i t e n ausüben, denen sie zu L e b z e i t e n oblagen. So sieht man a n verschiedenen Orten B a y e r n s zu hl. Zeiten die Seelen verstorbener Priester in v o l l e m O r n a t die priesterlichen F u n k t i o n e n ausüben (s. a. Geistermesse) 4 ). Nach dem V o l k s g l a u b e n m u ß die S e e le n a c h dem Tod umgehen, in der L u f t h e r u m w a n d e r n , bis die Prüf u n g zu Ende, die Schuld a b g e b ü ß t ist oder ihre A n g e h ö r i g e n durch G e b e t und gute W e r k e f ü r sie die G n a d e G o t t e s erlangt haben 5 ). Die S t r a f e d e r a. S., die v i e l f a c h am Ort der früheren T ä t i g k e i t a b g e b ü ß t werden m u ß , entspricht meist ihrem V e r g e h e n : Brosamen, die im L e b e n leichtfertig verloren wurden, m u ß der Verstorbene z u s a m m e n s u c h e n (Tirol). O d e r : Der Teufel b a c k t einen L a i b B r o t daraus und w i r f t ihn einem nach, wenn m a n gestorben ist (Inntal) e ). Geizige, Diebe, Meineidige, Mörder müssen „ u m g e h e n " . Der G r e n z f r e v l e r geht an der Grenze auf und ab und t r ä g t dabei den Grenzstein auf der Schulter. A n d e r e zeigen sich als F e u e r m ä n n e r und Irrlichter (s. d d . ) 7 ) . Die E n t w i c k l u n g f ü h r t weiter z u dem Glauben an Gespenster (s. d.), die den Menschen allerlei S c h a b e r n a c k spielen,
586
v o r denen m a n sich hüten m u ß . D e s h a l b m a c h t m a n in der O b e r p f a l z das K r e u z zeichen über das G r a b , v o r dem m a n steht, ebenso beim H i n g e h e n und W e g g e h e n , beim Verlassen des F r i e d h o f s aber über alle Gräber, „ d a m i t die Seelen nicht nachk o m m e n und nicht a n k ö n n e n " 8 ) . D a s erinnert an den a l t a t t i s c h e n B r a u c h , die beim H a u p t t o t e n f e s t im F r ü h l i n g (am S c h l u ß des Dionysischen A n t h e s t e r i e n festes) im H a u s b e w i r t e t e n Seelen m i t dem Ruf zu v e r s c h e u c h e n : „ H i n a u s , ihr K e r e n , die A n t h e s t e r i e n sind zu E n d e l " 8) In R o m w u r d e n die Geister der Verstorbenen an den L e m u r i e n (9., 1 1 . u. 13. Mai) nach der Speisung mit L ä r m und apotropäischen W o r t e n v e r t r i e b e n (Ovid fast. V , 4 1 9 ff.). Möglich, d a ß auch die H u b e r t u s j a g d als A k t der Seelenvertreib u n g a u f z u f a s s e n ist, im speziellen A n schluß an das herbstliche T o t e n f e s t 1 0 ) . Die a. S. wie auch die V e r d a m m t e n dürf e n mit G o t t e s Erlaubnis v o n Zeit zu Zeit den Menschen erscheinen, entweder u m sie zur B u ß f e r t i g k e i t zu ermahnen und u m Hilfe und E r l ö s u n g f ü r sich zu bitten, oder u m sie zu quälen. D a b e i zeigen sie sich e n t w e d e r i n menschlicher Gestalt oder als Irrl i c h t e r oder T i e r e . Gewöhnlich ist ihr Erscheinen j e d o c h an b e s t i m m t e Zeiten und Gelegenheiten g e b u n d e n . So darf alljährlich an ihrem T o d e s t a g die Seele zu ihren V e r w a n d t e n z u r ü c k , u m sich nach ihrem E r g e h e n zu e r k u n d i g e n (Oberpfalz) u ) . A u c h bei dem in der S c h w e i z im F r ü h j a h r üblichen A l p s e g e n eilen die a. S. h e r b e i 1 2 ) . S o n s t ist die Zeit nach S o n n e n u n t e r g a n g , wie die Q u a t e m bertage, ihnen sehr g ü n s t i g l s ) ; besonders sind es aber natürlich die T a g e v o n Allerheiligen und Allerseelen, an denen sie wiederkehren. D e n n sobald es a m Allerheiligentag u m 12 U h r f ü r die a. S. zu l ä u t e n a n f ä n g t , sind sie frei und können umgehen ( T i r o l ) 1 4 ) . Sie lieben es, dabei in der N ä h e v o n F e l d k r e u z e n in verschiedenen G e s t a l t e n sich sehen zu lassen16). Als V ö g e l fliegen sie um die K r e u z e der F r i e d h ö f e (Schles., v g l . S e e l e n v o g e l ) 1 6 ) , w ä h r e n d sie a n d e r w ä r t s als F i s c h e einen· einsamen Bergsee be-
587
Arme Seelen
Völkern (Tirol) l 7 ). Am liebsten aber wählen die a. S. die Gestalt der K r ö t e , weshalb es streng verpönt ist, diesen Tieren etwas zuleide zu tun 18 ). Deshalb sagen in Tirol die Bauern, wenn die Kröten recht hummen: „Heut jammern die a. S. wieder einmal recht" 1 8 ). Nach bayrischem Volksglauben wallfahren a. S. als Kröten an bekannte Gnadenorte (z. B. Altötting), um dort Erlösung zu finden 20 ). In einer oberbadischen Sage treten F r ö s c h e an die Stelle der Kröten 21 ). In Tirol sah man in den in alter Zeit an gewissen Richtstätten besonders zahlreich vorkommenden Kröten und Fröschen a. S. In der Gegend von Wolfsgruben auf dem Ritten (Tirol) beobachtete man Frösche und Kröten, die brennende Lichtlein auf dem Rücken trugen und so sich als a. S. zu erkennen gaben 22 ). Das erinnert nicht nur an das bekannte Märchenmotiv, in dem der Meisterdieb nachts Krebse mit aufgeklebten Wachslichtern über den Friedhof laufen läßt, welche Pfarrer und Küster für die Seelen Verstorbener halten, sondern auch an die wahrscheinlich auf einen Brief des E r a s m u s aus dem Jahre 1528 (Ausgabe 1538, S. 854) zurückgehenden, von den protestantischen Geistlichen Z. Rivander Fest-Chronica 1591, I. Bl. 106 b und Gryse Spegel des antichristlichen Pawestdoms 1593, Bl. LI, 4 a ( = Baltische Studien 36, 61) ausführlich, von Delrio Disqusitiones magicae 1612 p. 272 b in knapper Form wiedergegebenen Nachrichten de cancris vel testudinibus cum candelulis affixis. In Italien läßt man noch heute zum Totengedächtnis große Käfer, mit brennenden Kerzen auf dem Rücken durch die Kirche laufen, wozu in Senigallia die Knaben rufen: O'guarda un' anima che passa! 23 ). Bei der Vorstellung der in Krötengestalt erscheinenden a. S. war zweifellös die Auffassung der K r ö t e a l s S e e l e n t i e r (s. T i e r § 4) mitbestimmend. Nach gemeingermanischer Anschauung wohnten die G e i s t e r d e r V e r s t o r b e n e n (Ahnen) o f t i n B ä u m e n (Ahnenbäume), an die der Volksglaube das Schicksal der Nachkommen knüpfte. So hängt man in der Oberpfalz das Marter-
588
taferl bei gewaltsam Verstorbenen an einen Baum, dann haust die a. S. bei Tag in dem Baum. Nahm man die Heiligenbilder aus den Nischen des Tafelbaumes oder wurde eine Waldkapelle niedergerissen, so zeigte sich täglich nach dem Aveläuten eine Höppin (Kröte, a. S.) solange, bis man das Heiligtum wiederherstellte. Auch die Rehbretter (Leichenbretter) stellt man an Waldbäume, Feldkreuze und Kirchwege 24 ). In den Alpenländern glaubt man, daß die a. S. in der grimmigen Kälte der Gletscher ihre Sünden abbüßen müssen 2 8 ). In Frankreich hält man geheimnisvolle Quellen (s. d.) für ihren Aufenthaltsort, weshalb man in diese Nadeln (s. d.) wirft, damit die frierenden Seelen im Winter ihr Leichentuch feststecken können 2e ). Vielfach stellt man sich die Seele als bewegtes, luftähnliches Gebilde vor, weshalb ihr plötzliches Entweichen Wind erregt. Darum kehren d i e . S e e l e n d e r Verstorbenen als heftiger Wind wieder 2 7 ). Deshalb weht an Allerheiligen ein starker Wind, der A 1 1 e r s e e l e n w i n d , in dem die a. S. umziehen 28 ). Ein Bruchstück eines alten Gebets gegen Fieber und das böse Wetter (Andr. Gryphius Horribilicr. S. 768) lautet: „Das walte der es walten kann. Matthes gang ein, Pilatus gang aus, ist eine a. S. draus." ,,A. S., wo kommst du her?" „ A u s R e g e n u n d Wind, aus dem feurigen Ring" M ). Mit der Vorstellung der im Wind lebenden Seelen berührt sich eng die Anschauung, daß die G e i s t e r der A b g e s c h i e d e n e n i m w i l d e n H e e r und Gefolge alter Götter erscheinen. Auch in den dunklen Elben sah man die Seelen verstorbener Menschen 3 0 ). Daher ist es nicht verwunderlich, daß die a. S. auch gelegentlich a l s S c h a t z w ä c h t e r auftreten und den Schatzgräbern nach Kräften ihre Arbeit erschweren 3 1 ). Anderwärts faßt man die w i l d e J a g d als den bösen Feind auf, der mit seinen Teufeln die Verdammten und die a. S. jagt (Oberpfalz). Dabei wird den Verfolgten auf jedem Stock, auf dem ein Dreieck mit verlängerten Schenkeln auf drei Hiebe
Arme Seelen
5δ 9
beim Fällen des Baumes eingehauen ist, kurze Rast gegönnt. Auch die letzten Halme des Ackers bieten ihnen Zuflucht und Schutz. Besonders Holz- und Weidfrevler erleiden diese S t r a f e 3 2 ) . Ein seit Gregor d. Gr. in der abendländischen Apokalyptik sehr beliebtes Motiv ist das vom K a m p f der guten und b ö s e n D ä m o n e n (Engel und Teufel) u m d e n B e s i t z d e r S e e l e . Es läßt sich schon in der Eschatologie der Parsen nachweisen, von wo es wahrscheinlich über die Mithrasreligion in der christlichen Apokalyptik des ausgehenden Altertums und des MA.s Eingang fand 33 ). Von hier kam es, wie das Motiv von der Brücke, über welche die Seele zur Prüfung gehen muß, in die mittelalterliche Erzählungsliteratur 3 4 ) und hat sich in dem in zahlreichen Varianten vorliegenden Märchen vom Spielhansel (der dem Teufel im Spiel a. S. abgewinnt), nach der heiteren Seite gewendet, bis heute erhalten 3 5 ). In der in Alemannien viel gebrauchten Redewendung: ,,Er ist drauf (gierig) wie der Teufel auf en arme Seel'" 3 6 ), lebt es in alter Frische weiter. ') s. die Artikel F e g f e u e r und H ö l l e . *) K l a p p e r Erzählungen 309 f. Nr. 94; 399 Nr. 194. 3) S e p p Religion 409 f. ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 281 Nr. 2; H o f f m a n n
Ortenau 80.
4
) Schönwerth
Oberpfalz 1,
281 f. Nr. 6. 6) Ebd. ι, 280; S t ö b e r Elsaß I, 40 Nr. 60; S é b i l l o t Folk-Lore ι, 146. β ) H e y 1 Tirol 815 Nr. 322; B i r l i n g e r Volksth. ι ,
283.
Wittstock
') R a n k e
Folk Lore 1 , 137 t.
147. ')
Oberpfalz 1, 281 Nr. 5; Volksk.
374.
Sartori
wa
Sagen 45 f.;
Siebenbürgen 9;
·) R o h d e
Liebrecht Psyche
Totenspeisung 51 f.
Religion 1 8 7 ;
Sébillot
Schönwerth
Sartori
10
Zur
216 ff.;
) Wi sso-
Totenspeisung
51; L i p p e r t Christentum 666. u ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 281 ; 3, 102 Nr. 3. " ) Ν i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 7 f. " ) S e p p Religion 397 f. ; S é b i l l o t
Folk-Lore ι , 136.
" ) Ζ i n g e r l e Tirol 176 ff. Nr. 1467; K u h n
Mythol. Stud. 2, 39. " ) P o l l i n g e r
Lands-
hut 134 Nr. 19. 20. le) S e p p Religion 408. ") Η e y 1 Tirol 64 Nr. 29. u ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 84; Q u i t z m a n n Baiwaren 177; H ö f 1 e r Waldkult 83; W i t t s t o c k Siebenbürgen 1 1 ;
Sepp
Tirol 789 Nr. 167.
,0
Religion 397 f. 4 0 1 ;
S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 286 Nr. 8. >») H e y l ) S e p p Religion 397 f. 401.
*') W a i b e 1 u. F l a m m 2, 164. " ) H e y l Tirol 782 Nr. 103. «») B o 1 1 e - P o 1 í ν k a 3, 388 f. ») H ö f 1 e r Waldkult 3 A. 1 , 14, 32 f.
") R a n k e
590 Sagen 62;
Unterwaiden 2, 7 i. ")
2
Niderberger
Sébillot
Folk-Lore 2,
°3· 3°7· ") W i t t s t o c k Siebenbürgen 8. ) Z i n g e r l e Tirol Nr. 1469; K u h n My-
ω
thol. Stud. 2, 40.
2
·) G r i m m
Myth. 3, 503
Nr. XL. 3°) G r i m m Myth. 1, 369. 31) H e y l Tirol 67 Nr. 27. 32) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 147 Nr. 5, 150; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2,102; J o h n Westböhmen 181. 33) N o r d e n
Aeneis 7 A. 3 ; R o c h h o l z
Glaube 1 , 169 f.;
ZfVk. 15 (1905), 6. M) K l a p p e r Erzählungen 362 Nr. 170; ZföVk. 4 (1898), 217; ZfVk. 1 (1891), 162; ZfrwVk. 5 (1908), 247. 3S) B o l t e P o l i v k a 2, 189. »·) O c h s BadWb. 1, 74. 2. Im A r m e s e e l e n m o n a t (November) wird ,,A 1 1 e r Seelen" (2. November), im Abendland seit dem 10. J h . 3 7 ) , gefeiert. Bei den Römern war der Februar, der letzte Monat des alten römischen Jahres, der Allerseelenmonat (Cie. de leg. 2, 2 1 ; dies parentales 13. bis 20. Febr., Feralia 21. Febr., Caristia 22. Febr.) 8S). Die eigentliche Zeit für die bei den meisten Völkern ausdrücklich mit der Ernte in Verbindung gesetzten Totenfeiern ist jedoch der Herbst 3 9 ). So wurden die Genesia im alten Athen am 5. Boedromion (Sept.-Okt.) begangen 4 0 ). Die Sachsen gedachten bei dem von ihnen nach Widukind am 1. Oktober gefeierten dreitägigen Fest der Toten 41 ). An A l l e r h e i l i g e n und All e r s e e l e n bereitet man vielfach b e s o n d e r e S p e i s e n . Schon 14 Tage vor Allerseelen zeigen sich die a. S. oft als kleine Lichter, um dann am Allerheiligentag aus dem Fegfeuer nach Hause zu kommen 42 ). Man nimmt deshalb am Allerheiligenabend vielfach die aus Semmelmilch und Backobst bestehende Mahlzeit im Beisein der a. S. ein oder stellt nach dem Nachtessen Milch und Krapfen auf den Tisch und läßt sie unberührt bis zum andern Morgen stehen (Tirol), natürlich für die Seelen, die in dieser wie auch in der Christnacht und Neujahrsnacht auch zu nächtlichen Messen (s. Geistermesse) zusammenkommen (Ostpr., Tirol, Thüringen, Voigtl., Siebenb.) 43 ). Vielerorts werden besondere Kuchen (Seelenwecken, Seelenzöpfe, Seelchen, s. Brot) gebacken, wovon in der Oberpfalz der Allerseelentag auch „Spitzeltag" (Form des Gebäcks) heißt. Mit diesen ursprünglich zur,, Abspeisung" der a. S. bestimmten Seelenwecken
591
Arme Seelen
p f l e g t m a n j e t z t K i n d e r , P a t e n k i n d e r und die A r m e n (der Allerseelentag ist auch der allgemeinen Mildtätigkeit gewidmet) zu beschenken Schon ein I n n s b r u c k e r K a l e n d e r v o n 1667 z ä h l t als g u t e D i n g e im W i n t e r m o n a t a u f : das seelerstuck, die k l o p f e l n a c h t und b r a t n e k e s t e n 4 5 ) . A u c h in Belgien (zielenbrod) und E n g l a n d ist solches G e b ä c k b e k a n n t 4 * ) . A u c h andere Speisen spendet m a n a m Allerseelentag. In K ä r n t e n w i r f t m a n b e i m K o c h e n e t w a s f ü r die a. S. ins F e u e r ; in B ö h m e n erhalten sie Mehl und B r o t k r u m e n . In der O b e r p f a l z stellt m a n Weihwasser, drinnen einige B r o s a m e n z u m „ A b s p e i s e n der a. S . " , an die Gräber 4 7 ). Eine ehemals wie das B r o t aus B u c h e c k e r n bereitete K u l t speise, B ü c h e l e ( = Bucheckern), wird a m Allerseelentag in B a y e r n an A r m e vers c h e n k t 48 ). In Südtirol (Brixen) spendet m a n den a. S. K o r n , Obst und neuen W e i n 4e ). Die Seelenspeisung wird nicht nur durch B e s c h e n k e n der K i n d e r und A r m e n mit Seelenbrot abgelöst, in manchen B a u e r n h ä u s e r n Tirols bereitet m a n a m T a g n a c h Allerseelen ein reiches Mittagessen f ü r die armen K i n d e r der N a c h b a r s c h a f t Ï0 ) I wobei der ursprüngliche Sinn dieser S p e n d e fast g a n z v e r w i s c h t ist. V i e l f a c h f i n d e n sich die Seelens p e i s u n g e n auch i n d e r C h r i s t n a c h t (urspr. N e u j a h r s n a c h t ) . D a in dieser Z e i t die V e r s t o r b e n e n die Ihrigen besuchen, ließ m a n im g a n z e n N o r d e n dên W e i h n a c h t s t i s c h , auf den m a n meist eine K a n n e mit Bier f ü r die V e r s t o r b e n e n stellte (änglaölet = Engelsbier) 61 ), bis z u m D r e i k ö n i g s t a g u n b e r ü h r t stehen. A h n l i c h e s wird aus Schlesien und L a p p l a n d b e r i c h t e t 8 2 ) . B e r c h t a und ihr Heer erhalten Mehlspeisen oder G e m ü s e und Fische 63 ). Hierher gehört a u c h das O p f e r an die Mäuse a m hl. A b e n d (Österreich) 54 ). Bei den n a m e n t l i c h bei den Slawen (Bulgarien 5S ), R u ß l a n d 6β) und in der Tschechoslowakei) 57 ) i m F r ü h j a h r (an verschiedenen T a g e n der F a s t e n z e i t v o m F a s t n a c h t s o n n t a g bis Ostern) üblichen, mit Seelenspeisungen v e r b u n d e n e n Τ o t e n f e i e r n ist der U r s p r u n g a u s alten O p f e r s p e n d e n für die
592
E r d g ö t t i n unverkennbarM). Aber a u c h in Obersensbach (Odenwald) kochen viele L e u t e a m A b e n d v o r F a s t n a c h t s o n n t a g „ f ü r die lieben E n g e l e i n " das Beste, w a s sie im H a u s haben, setzen es abends auf den Tisch, öffnen die F e n s t e r und legen sich s c h l a f e n n ) . Ein ähnlicher B r a u c h aus S c h w a b e n (für die Seelen) ist n a c h Lorichius (1593) „ e i n grober spöttischer und heidnischer A b e r g l a u b " ®°). In O b e r f r a n k e n speist m a n die Seelen a u c h an Q u a t e m b e r t a g e n ab, an denen a u c h mit Vorliebe die K r ö t e n (Seelen) sich sehen lassen (Tirol) e l ). Im B ö h m e r w a l d legen die K i n d e r die ersten Erdbeeren, die sie finden, f ü r die a. S. auf einen B a u m s t r u n k ®2). Dasselbe tun in der O b e r p f a l z die W a l d a r b e i t e r mit B r o t s t ü c k c h e n β 3 ) . B a c k t m a n Brot, so opfert m a n den a. S. eine H a n d v o l l Mehl oder ein S t ü c k Teig, beim K ü c h l e b a c k e n ein K ü c h l e ; ü b e r h a u p t gehören alle Speisenabfälle den Seelen (Oberpfalz) M ) . Eine Prise Salz, ins Feuer geworfen, t u t ihnen w o h l M ). D e r B r a u c h , f ü r die hungrigen Seelen Speisen zu opfern — die nächtlich klirrenden L ö f f e l v e r r a t e n ihren H u n g e r (Tirol) 6e ) — wird schon durch die Feststell u n g der 2. S y n o d e v o n T o u r s (567) bel e g t : S u n t e t i a m qui in f e s t i v i t a t e cathedrae domini Petri apostoli cibos mortuis o f f e r u n t et post missas redeuntes ad domos proprias a d gentilium r e v e r t u n t u r errores β7 ). D a die a. S. an ihrem A u f e n t h a l t s o r t nach der einen A u f f a s s u n g h e f t i g unter der K ä l t e zu leiden haben, z ü n d e t m a n a m Allerseclentag Feuer auf dem H e r d an und w i r f t geweihtes H o l z v o m K a r s a m s t a g hinein (Oberpfalz) oder heizt besondere S t u b e n f ü r s i e M ) . A u c h das L i c h t , das m a n f ü r die a. S. a n z ü n d e t , h a t v i e l f a c h diese B e d e u t u n g . D a n e b e n soll es ihnen in der D u n k e l h e i t leuchten. Die V o r s t e l l u n g des Brennens im Fegfeuer liegt dem namentlich in Tirol verbreiteten B r a u c h zugrund, eine m i t Ö 1 o d e r S c h m a l z gefüllte L a m p e a m Allerseelenabend zu brennen. Mit dem Öl oder dem geschmolzenen F e t t bestreichen d a n n die a. S. ihre B r a n d w u n d e n w ) .
593
Arme Seelen
In m a n c h e n Gegenden spielen die a. S. die Rolle g u t m ü t i g helfender Geister, v o n K o b o l d e n , die im H a u s e ihren S i t z h a b e n (Hessen), den Menschen zur g e w ü n s c h t e n Z e i t w e c k e n ( B a y e r n , Tirol, Schlesien), ihm in schwierigen U n t e r n e h m u n g e n beistehen oder ihn mit N e b e l k a p p e und W u n s c h r i n g beschenken 70 ). Sie scheuen sich aber auch nicht, dem Holzdieb unert a p p t stehlen zu h e l f e n 7 1 ) . Die Gleichs e t z u n g der Geister der V e r s t o r b e n e n mit Z w e r g e n und anderen Erdgeistern erhält d a d u r c h neue N a h r u n g 7 8 ) . Die a. S. w a r t e n auf ihre E r l ö s u n g (s. d.), daher die R e d e n s a r t e n : „ E n d l i c h ist die a. S. e r l ö s t " ( B a y e r n ) 7 3 ) , „ e n d l i c h hat die a. S. R u h ' " ( F r e i b u r g i. Br.). Die Erlösung k a n n h e r b e i g e f ü h r t werden durch kirchliche Mittel (Gebet, W a l l f a h r t , Seelenmessen) 7 4 ). Priester, die sich hierin Nachlässigkeiten zuschulden k o m m e n ließen, werden v o n den a. S. im Jenseits v e r k l a g t 7 5 ) . Besonders können Sonntagskinder a m Allerseelentag eine a. S. durch ihr G e b e t erlösen. S o n s t geht m a n a m L a u r e n t i u s t a g in der M i t t a g s s t u n d e auf den Friedhof und g r ä b t in einer E c k e in die E r d e ; e t w a einen F u ß tief f i n d e t m a n drei K o h l e n , n i m m t sie mit n a c h H a u s e und betet 5 V a t e r u n s e r und 5 A v e , Credo und A b l a ß g e b e t v o r ihnen, w o d u r c h eine a. S. erlöst wird. Die K o h l e n verschwinden dann (Oberpfalz) 7 e ). T r ä u m t m a n v o n einem V e r s t o r b e n e n oder w ä c h s t auf seinem G r a b eine Distel — in diesem Fall h a t t e der V e r s t o r b e n e eine W a l l f a h r t gelobt, ohne sie a u s z u f ü h r e n — so b r a u c h t die a. S. Hilfe «). A u ß e r durch G e b e t und g u t e W e r k e werden die a. S., die sich a m liebsten u m M i t t e r n a c h t oder w ä h r e n d des B e t z e i t läutens in Menschen- oder Tiergestalt (Hund, K a t z e , K r ö t e ) zeigen, u m ihre Sehnsucht nach E r l ö s u n g zu offenbaren, durch z u f ä l l i g e E r e i g n i s s e e r l ö s t : wenn zwei sich zu gleicher Zeit (s. a. gleichzeitig) grüßen, w e n n m a n nachts niest 7 8 ). B e g e g n e t m a n einer a. S., so soll man sie ansprechen. Der S p r u c h ist: „ A l l e g u t e n Geister loben den Herrn, sag an, was ist dein B e g e h r e n " 7 9 ) . Merkw ü r d i g ist die Vorstellung, d a ß der
594
Mensch, der eine a. S. erlöst hat, d a f ü r v o n U n g l ü c k a n L e i b und G u t v e r f o l g t wird (Oberpfalz) 8 0 ). A n d e r w ä r t s k a n n sich ein solcher Mensch Z e i t und S t u n d e seines T o d e s selbst b e s t i m m e n 8 1 ) . W e i t v e r b r e i t e t ist das Motiv, d a ß der B a u m erst aus dem S a m e n k o r n ersprießen m u ß , dessen H o l z die W i e g e f ü r das K i n d abgeben m u ß , das die a. S. erlösen wird 8 2 ). N e b e n den oben e r w ä h n t e n gehören hierher noch f o l g e n d e R e d e n s a r t e n : auf die E r f ü l l u n g eines W u n s c h e s harrt man wie eine a. S. ; ist das V e r l a n g e n gestillt, ist auch eine a. S. erlöst (bes. w e n n ein M ä d c h e n n a c h l a n g e m W a r t e n einen Mann b e k o m m t ) ; w e r ein zehrendes Leiden mit sich h e r u m s c h l e p p t , t r ä g t seine a. S. im A r m h e r u m 8 3 ) . S c h o n die O r p h i k e r lehrten, d a ß die Seelen durch das G e b e t der L e b e n d e n aus ihrer V e r d a m m n i s erlöst w ü r d e n . D a dieselbe L e h r e in einem gnostischen S y s t e m v o r k o m m t 8 4 ) , ist eine B e e i n f l u s s u n g der christlichen A n s c h a u u n g v o n dieser Seite her durchaus möglich. " ) L i p p e r t Christentum 368. M ) W i s s o w a Religion 187; S a r t o r i Totenspeisung ¡τ. 3β) S a r t o r i ebd. 53; Ρ f a η η e lis c h m i d Erntefeste 128 f. 164 f. 168. 40) R o I l d e Psyche 215 f.; S a r t o r i Totenspeisung 53. i l ) G o l t h e r Mythologie 586; S a r t o r i Totenspeisung 53. " ) S c h ö n w e r t h O b e r p f a l z 1, 283
Nr. I. " ) L i p p e r t Christentum 665 f. 681; Zingerle Tirol 176 ii. Nr. 1468; K u h n Myth. Stud. 2, 40. ·*) L i p p e r t
Christentum
441. 665 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 283 f. Nr. 2; Z i n g e r l e Tirol Nr. 1470; K u h n Myth. Stud. 2, 40; P o l l i n g e r Landshut
224;
S a r t o r i Totenspeisung 54; G r o h m a n n 198; ZföVk. 4 (1898), 146. «) S c h ö p f Tirol.
Id. 668; K u h n Myth. Stud. 2, 41. " ) K u h n Myth. Stud. 2, 42 f. 4 ') L i ρ ρ e r t Christen-
tum 441; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 283 Nr. ι. «) H ö f 1 e r Waldkult 83. " ( Z i n gerle
2, 40.
60)
Tirol Nr. 1478; K u h n
Zingerle
Myth. Stud. 2, 40. u)
Jahn
Christentum
Myth.
Stud.
Tirol Nr. 1480; K u h n
" ) Z f V k . i o (1900), 200.
Opfergebräuche 286; 682; M e y e r
Lippert
Germ. Myth.
") J a h n Opfergebräuche 283 ff. l e k e n Mythen 315; S a r t o r i
M)
74.
VernaTotenspei-
sung 51. " ) T y 1 o r Cultur 2, 36. " ) Ebd. 2,
36 f.; G r o h m a n n 190. " ) G r o h m a n n 190. M) J a h n Opfergebräuche 116 f.; S a r t o r i Totenspeisung 52. w ) G r i m m Myth. 3, 487 Nr. 896; S a r t o r i Totenspeisung 52. B i r l i n g e r ^«s Schwaben 2, 54. " ) L i p p e r t Christentum 591. ·*) Ebd. 442. ·3) S c h ö nw e r t h Oberpfalz I, 285 Nr. 3. " ) Ebd. τ,
Arme Seelen
595
284 ff. Nr. 4 u. 5. " ) W e t t s t e i n Disentís 174 Nr. 41. ··) Q u i t z m a n n Baiwaren 176; w
L i ρ ρ e r t Christentum 441. ) J a h n gebräuche 1 1 6 f. ·*) S c h ö n w e r t h
OpferOber-
pfalz χ, 279 f. 283 Nr. ι ; Q u i t z m a n n waren
176;
Stud.
2, 40;
Zingerle
L iρ ρert
Bai-
Christentum
665 f. ;
Folk-Lore
ι , 137.
Tirol Nr. 1472; K u h n Sébillot
Myth.
«») S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 281 Nr. 4; H e y 1 Tirol 761 Nr. 52; L e o p r e c h t i n g
Lechrain
159;
1470; K u h n Rhein.
Volksk.
Z i n g e r l e
Myth. Stud. 2, 40;
277;
Ochs
Tirol
BadWb.
Nr.
Wrede 1, 71.
*·) Q u i t z m a n n Baiwaren 176; Z i n g e r l e Tirol Nr. 1473; D r e c h s l e r 1, 310. " ) D r e c h s l e r 1, 310. " ) K u h n Myth. Stud. 2, 39. " ) Ρ o 1 1 i η g e r Landshut
224.
'*) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 280; H ö f 1er
Waldkult
47;
Ranke
Sagen
60. 61
Nr. ι ; K l a p p e r Erzählungen 306 Nr. 90 ; 393 Nr. 190; ZfVk. ι (1891), 427; SAVk. 21 (1917), 196. " ) K l a p p e r
Erzählungen
403
Tirol Nr. 2 3 1 f.; Q u i t z m a n n Baiwaren
177·,
Nr. 199. '«) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 288 t. " ) Ebd. I, 289 f. '») Ebd. 1, 289 ff.; Z i n g e r l e O c h s BadWb. 1, 71. '·) S c h ö n w e r t h OberM
pfalz I, 290. 297 Nr. 4. ) Ebd. 1 , 303 Nr. 9. ) John Westböhmen 181. ·*) Ranke Sagen
81
62; H ö f l e r Waldkult 47. ·») S c h ö n w e r t h
Oberpfalz 1 , 2 9 1 ; O c h s BadWb. 1 , 7 1 . ·«) G. Anrieh D. antike Mysterienwesen in seinem Einfluß auf d. Christentum. Göttingen 1894,
87, 4; 94, 4; 119, 3; N o r d e n Aeneis 7, 3.
3. Manche solcher abergläubischen Vorstellungen haben deutlich eine e r z i e h e r i s c h e T e n d e n z . Ein M e s s e r oder sonst etwas Schneidendes darf man nicht mit der Schneide nach oben über Nacht auf dem Tisch liegen lassen. Die a. S. müßten darauf sitzen, reiten (Bay., Tirol) oder auf der Schneide barfuß gehen (Österreich) 8S ). Dasselbe gilt vom Rechen. Auch der B r o t l a i b darf nicht verkehrt mit dem Rücken nach unten auf dem Tisch liegen, sonst leiden die a. S. ; weil sie ihn umdrehen wollen, bewegt er sich oft hin und her (Bay., Rheinl.) 86). In der Samstagnacht ruhen die a. S. auf dem Tisch aus; deshalb darf man ihn mit keinem Besen abputzen, sondern muß ihn abwaschen (Bay.) 8 7 ). Verschüttet man Milch oder läßt Speisen, besonders Brot, fallen, muß man die a. S. trösten. Solche Speisen darf man nicht unter den Tisch wischen (Schweiz) M ). Trägt man Holz in die Küche, so muß man es langsam und ruhig absetzen, sonst spüren die a. S. den heftigen Stoß (Tirol) w ).
596
Wirft die Köchin Salz ins Feuer, so fällt es den armen Seelen in die Augen (Tirol) ; läßt sie den Pfannknecht leer über dem Feuer, sobald es gar gekocht ist, so müssen die a. S. darauf braten (Tirol) 80 ). Wenn das Feuer brennt, ohne daß etwas darüber gestellt ist, müssen die a. S. stärker brennen 9 1 ). In den Knoten der Strohseile haben a. S. ihr Fegfeuer. Deshalb muß man die Knoten lösen, ehe man das Stroh dem Vieh streut oder es verbrennt 92). Am Samstag muß man den Kehricht aus der Stube schaffen, auch wenn er die ganze Woche über im Winkel hinter der Tür gelegen ist. Denn die Seele des letztverstorbenen Hausbewohners muß einen reinen Platz finden, wenn sie in der Samstagnacht kommt und sich hinter die Türe setzt (Oberpfalz) 93 ). In den Türangeln sitzen die a. S., das Knarren und Ächzen der Türen ist nichts anderes als ihr Stöhnen 94 ). Sie leiden deshalb besonders, wenn man dieTüre zuschlägt 96 ). In der Oberpfalz schreckt man Kinder, die eine Türe zuschlagen: „ W a r t nur, die a.n S.n kommen schon und tun euch was ! " Auch das Knarren der Tür soll nach anderer Meinung ihnen Schmerz bereiten 9β ). Verbrennt man die Spitze eines Zaunpfahls, so brennt man damit die a. S. In dem Loch, in das ein Pfahl geschlagen wird, sitzen die Seelen und leiden bei jedem Schlag, der später auf den Pfahl geschieht. Deshalb soll man die Pfähle gleich beim erstenmal fest einschlagen 97 ). Auch in den Wagengeleisen müssen die a. S. schwer leiden, besonders wenn der Wagen schwer beladen ist 9 8 ). Bei abnehmendem Mond (Sympathie) muß man in drei aufeinanderfolgenden Nächten aufstehen und drei Vaterunser f ü r die a. S. beten. Das hilft gegen den Kröpf 9 9 ). Die a. S. sind auch Gegenstand des Volksliedes. Ein weitverbreitetes Fastenlied wird nach verschiedenen Melodien I. in Hessen, Franken, Sachsen, Schlesien, am Rhein, 2. in Westfalen, 3. im südlichen Schwarzwald, 4. in der Altmark gesungen. Das in Thüringen in der Weihnachts- und Fastenzeit gesungene „Armer Kinder L i e d " befaßt sich ebenso
597
Armetill—Aronstab
mit ihnen, wie das in der Bodenseegegend beliebte „die a. S. vor der Himmelst ü r " 10 °). ·») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 286 Nr. 9 ; H e y 1 Tirol 783 Nr. i i 2 ; P o l l i n g e r Landshut 224; G r o h m a n n 198; W u t t k e 3 1 2 § 460. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 288 Nr. 1 5 ; W r e d e Rhein. Volksk. 1 3 0 ; G r o h m a n n 198. 87) S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 288 Nr. 1 6 ; P o l l i n g e r Landshut 224. *>) Schw. Vk. 5, 92. " ) H e y 1 Tirol 783 Nr. 1 1 3 . ">) Ebd. 781 Nr. 99; 783 Nr. m . »') W e t t stein Disentís 1 7 4 Nr. 39. , ! ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 287 Nr. 1 3 ; Ranke Sagen 61 Nr. 2; G r o h m a n n 198. , 3 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 1 4 ; 3, 279 Nr. 2. »*) Ebd. ι , 287 Nr. 1 4 ; R a n k e Sagen 61 Nr. 3 ; Grohmann 198. ·5) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 1 4 ; Wrede Rhein. Volk ) S e l i g m a n n Zauberkraft 239. 10S ) S t r a c k e r j a n 1, 3 7 4 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 366; M e y e r Baden 5 5 5 ; M e i c h e Sagen 490 Nr. 6 3 7 ; Κ ü h η a u Sagen 3, 2 1 . 1 0 2 ; W u t t k e § 2 1 3 . 220; S c h w a r t z Volksglaube 49; L e o p r e c h t i η g Lechrain 9; B o e c l e r Ehsten 47 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 233. 104 ) ebd. 1 5 1 .
3. T r i e f e n d e , d. h. entzündete, eiternde A.n sind, wie die roten, ein Zeichen der Hexe, die Menschen und Vieh durch ihren Anblick bezaubert l o s ). los ) S e l i g m a n n Zauberkraft 2 3 3 ; G r i m m Myth. 2, 904; 3 , 462 Nr. 787; Z d V f V k . 3 {1893), 389; B i r l i n g e r Volksth. i , 3 2 5 ; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 2 5 ; J ü h l i n g Tiere 302.
4. D e η „ A . n z i e g e r", d. i. körniger Schleim, der sich am Morgen oft im A.
694
bildet, schreibt man dem Einflüsse der Hexen zu, welche selber entzündete rote A.n haben 1 0 6 ). 10 ·) S A V k . 8, 1 4 3 ; lieder 7 5 — 7 6 .
Rochholz
Kinder-
5 A.n f ä r b e . Die Schale der Nuß, gepulvert und mit Öl vermischt, sollte, als Salbe angestrichen, g r a u e A.n der Kinder in s c h w a r z e verwandeln 107 ). Ein b l a u ä u g i g e s Kind bekommt schwarze A.n, wenn seine Mutter ihm dieselben öfter mit ihrer Milch ausspritzt (Siebenb. Sachsen) 108 ). 107 ) ZfdMyth. 3, 102. Volksgl. 1 5 4 .
1M
) W 1 i s 1 o c k i Sieb.
6. P u p i l l e , das runde Loch in der Regenbogenhaut, das sich auf Licht und andere Einwirkungen hin beständig verengt und erweitert. Ist die Pupille unbeweglich — wie es bei Lähmungen und Verwachsungen der Regenbogenhaut mit der Linse vorkommt — so war dieses für die Juden in Deutschland und Frankreich im 12. und 13. J h . ein Zeichen, daß man es mit einer Hexe zu tun hatte. Treten infolge von Verwachsungen der Iris Verzerrungen ein, so daß diese nicht mehr rund erscheint, sondern viereckig oder kreuzförmig, so ist dies in Schwaben ein Zeichen des bösen Blickes. Dasselbe ist der Fall bei den Polen, wenn die Pupille länglich wie bei einer Katze ist, und in Spanien, wenn die Pupillen von ungleicher Größe sind l o e ). Unter der d o p p e l t e n P u p i l l e , die als Zeichen des bösen Blickes so häufig angeführt wird, hat man nicht eine Regenbogenhaut mit zwei Löchern zu verstehen, sondern eine doppelfarbige Iris oder zwei Augen von verschiedener Färbung u o ). 1C
») S e 1 i g m a η η Zauberkraft 249.
u0
) Ebd.
237—247· 7. Α. η ρ f e r d c h e η. Im klassischen Altertum entstand die Fabel, daß es Weiber mit dem bösen Blick gebe, die in dem einen Auge das Bild eines Pferdes (equi effigiem)- hätten. Plinius nimmt dies ganz buchstäblich und glaubt wirklich, daß sich in manchen Augen derartige Pferdebilder zeigen; die Dämonographen des MA.s nahmen dies ohne weiteres als richtig an, und selbst ganz
695
Auge.
moderne Schriftsteller tragen kein Bedenken, den Satz des Plinius wörtlich wiederzugeben m ) . Im Lechrain heißt es: Wer sich getraut, die Augen einer Hexe recht deutlich anzuschauen, kann in denselben einen Roßkopf aufs Haar gezeichnet erblicken m ) . Rieß schreibt den Namen der Krankheit einem pferdegestaltigen D ä m o n 1 1 3 ) zu, und Monseur glaubt, daß die Piippchenseele im A. der von Plinius erwähnten Weiber die Gestalt eines Pferdes gehabt habe, weil man glaubte, daß die dortigen Zauberer sich in Pferde verwandeln konnten 1 1 4 ). Aber alle diese Erklärungen treffen nicht das Richtige. Es handelt sich nicht um ein wirkliches Pferdebild im Α., sondern, wie schon J a h n 1 1 6 ) richtig bemerkte, um eine Krankheit, die die Griechen „hippos", d. h. „ P f e r d " nannten, unter der die alten Arzte Hippokrates und Galen das verstanden, was die heutigen A.närzte „ N y s t a g m u s " nennen, nämlich ein unruhiges, schnelles und stetiges Zittern der A.n Diese übertragene Bedeutung des Wortes hängt offenbar damit zusammen, daß es Pferde gibt, die niemals die Beine ruhig h a l t e n l l e ) . Bei den Makonde in Afrika gelten noch heute A.n, die nicht stille stehen, als Zeichen des bösen Blickes " ' ) . 1U ) P l i n i u s V I I , 2; G e l l i u s I X , 4, 8; S o l i n u s 1 , 5 9 ; D e I r i o Controverses (ed. 1611), 380; V a i r u s De fascino (Venet. 1589), 1 3 ; Sphinx 4, 70; B i e n k o w s k i Eranos Vindobonensis (Wien 1893), 296. 1 1 2 ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 18. 1 1 S ) Amer. Journ. of Philol. 1897, 195. ««) Rev. de l'hist. des Relig. 1905, 1 3 — 1 5 . 1 1 6 ) Verh. d. Sachs. Ges. d. Wiss. VII, 35. " · ) S e l i g m a n n Zauberkraft 236—237 ; " ' ) W e u 1 e Forschungsreise in Deutsch Ost-Afrika 1908, 124.
8. A.n p ü p p c h e n , das kleine, verzerrte Spiegelbild, das man im A. eines anderen sieht und das als die Seele des Menschen angesehen wird, die im A. wohnt, die das Sehen vermittelt, die die Bewegung des Augapfels veranlaßt, die bewirkt, daß die verschiedenen Gemütsbewegungen aus dem A. herausstrahlen, die, von Zorn und Neid bewegt, ihren Wohnsitz zeitweise verläßt, um über den Gegenstand ihres Hasses herzufallen, und
696
die schließlich beim Tod des Menschen verschwindet, um nimmer wiederzukehren 1 1 8 ). Beim Besprechen der Flechte muß der Kranke dem Sprecher ins A. sehen, bis er sein „A.n-Mannli" schaut (Sarganserland) 119 ). Gewisse Hornhauterkrankungen, bei denen die Hornhaut trübe und undurchsichtig wird, mögen auch zur Entstehung einiger merkwürdigen Ansichten über das Püppchen beigetragen haben. So heißt es, daß ein Mensch, in den „ H o l d e n " gezaubert sind, daran erkennbar ist, daß man in seinen A.n kein Männlein oder Kindlein sieht oder nur ganz trübe 1 2 0 ). Ein sicheres Zeichen bei den Zigeunern für eine Zauberin ist, daß sie keine Pupille (hier = Püppchen) hat. Sie blickt nicht den Leuten in die A.n, in ihren A.n sieht man kein Menschenbild, aber sie blickt in die Zukunft m ) . Durch das undeutliche und verschwommene Bild, das die trübe Hornhaut widerspiegelt, mag auch der in Deutschland und Frankreich existierende Glaube entstanden sein, daß das Bild, das man im A. einer Hexe sieht, umgekehrt steht 1 2 2 ). Es kann aber noch ein anderer Grund maßgebend für diese Anschauung gewesen sein: Die Hexenrichter pflegten die A.n der Angeklagten zu prüfen, indem sie sie auf den Kopf stellten. Dabei mußten sie dann konstatieren, daß das Püppchen eine anormale Stellung hatte. In Loango (Afrika) ist es noch heute ein sicheres Zeichen einer Hexe, wenn ihre A.n die Außenwelt verkehrt widerspiegeln 123 ). Nach deutschem Glauben sieht man auch in dem A. eines verzauberten Menschen das Püppchen doppelt 1 2 4 ). In dem angelsächsischen Dialoge „Adrianus und Ritheus" lautet die letzte Frage: „Woran kann man den nahe bevorstehenden Tod eines Menschen ersehen?" Ritheus antwortet: „ I n den A.n jedes Menschen sind zwei Menschenbilder; derjenige, in dessen A.n man diese Bilder nicht sieht, wird binnen 3 Tagen gestorben sein." Dies scheint auf eine jüdische Vorstellung zurückzugehen, welche schon im Talmud angedeutet wird: Dreißig Tage vor dem Tode eines jeden Menschen wird dieser im Himmel ausgerufen,
Àuge
69;
und von dem Augenblicke an verdunkelt sich der menschliche Schatten, und das Bild, das er auf die Wand wirft, verschwindet. In dem angelsächsischen Dialog ist der Schatten zum Schatten in den A.n geworden und sind die 30 Tage auf 3 reduziert 1 2 s ). 118 ) G r i m m Myth. 2, 988; T y l o r Cultut I, 425 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 498. 1Ιβ ) M a η ζ Sargans 67. 120) G r i m m Myth. 2, 898. , S 1 ) S e l i g m a n n Zauberkraft 249. m ) G r i m m Myth. 2, 903; Urquell 2 (1891), 72. ia3 ) S e l i g m a n n Zauberkraft 249. 1S1 ) G r i m m Myth. 1, 988. 125 ) Germania 26 (1881), 210—211.
III.
Physiologisches.
ι . Nach den Pythagoräern erkannte man die „ R e v e n a n t s " daran, daß sie nicht b l i n z e l t e n 1 2 6 ) . Nach den Lehren der A.ndiagnose verrät sehr häufiges Oeffnen und Schließen der A.nlider einen furchtsamen und leicht aufbrausenden Charakter 1 2 7 ). Wer im Radewormwald mit den A.n blinkt, hat nichts Gutes im Sinne 128 ). 1SÍ ) L o b e c k Aglaophamus (1829), 894. " ' ) M e g e n b e r g Buch der Natur 35. 1S8 ) ZfrwVk. i i (1914), 256 Nr. 19.
2. Das Z w i n k e r n , Z u c k e n oder Jucken der A.n ist schon bei den Griechen und Römern vorbedeutend, und zwar bedeutet es entweder überhaupt Unglück, oder das rechte A. sagt Glück, das linke Unglück an 1 2 9 ). In den Niederlanden, wie meist in Deutschland, gilt der Glaube, daß das J u c k e n des rechten A.s Freude, des linken Leid v e r k ü n d e 1 3 0 ) . Aber auch das Umgekehrte kommt vor; so in Husum (Schlesw.-Holst.) 1 3 1 ), wie auch im alten Indien 1 3 2 ). Zwinkern einem K i n d die A.n, so bekommt es Schläge (Biel, Schweiz) 1 3 S ). 12 ») G r i m m Myth. 2, 935. 13°) Volkskunde 23,231; G r i m m I.e.; T i t u s T o b l e r Appenz. Wortschatz 30. 1 3 1 ) ZfVk. 20, 383. 132 ) G r i m m 1. c., nach H i r z e i s Sakuntala 65. 133 ) SchwVk. 10, 36.
Α. η v e r d r e h e n . Wenn die Kinder die A.n aufwärts verdrehen, weint Unsere Liebe F r a u 1 3 4 ) , oder das J ü t e l spielt mit ihnen 1 3 5 ). 13i ) ZdVfVk. 12 (1902), 178. f a i t h Sachsen 11.
>35) S e y -
698
IV. I. A . n b e d e c k e n . Eins der natürlichsten und einfachsten Mittel, dem bösen Blicke von Menschen und Geistern zu entgehen, besteht darin, daß man den Kopf wegdreht oder dem verdächtigen Wesen den R ü c k e n zeigt (vgl. I, 15). Ebenso sicher ist es, das Gesicht mit der Hand zu bedecken, den Kopf in ein Tuch oder einen Schleier einzuhüllen oder die A.n zu schließen und zu verbinden 1 3 e ). Namentlich hat die B r a u t solche Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Bei den italienischen J u d e n des 14. J h s . band man der Braut eine Binde vor die A . n 1 3 7 ) . Zahlreiche Völker bedienen sich bei der Hochzeit des Trauungsschleiers, um die B r a u t vor dem bösen Blick zu schützen 1 3 8 ). Bei den Esten muß die B r a u t auf dem Wege zum Hause des Gatten die A.n geschlossen halten, damit keine Hexerei an ihr hafte. In Polen und im Samland hat die junge Frau, wenn sie im neuen Hause überall umhergeht und sie selbst oder ein Begleiter Opfergaben ausstreut, die Augen verbunden. Ebenso wird bei den oberpahlenschen Esten die junge F r a u nach der A n k u n f t im neuen Hause mit verbundenen A.n vor den Ofen geführt, in den sie einige Scheite Holz hineinwerfen muß 139 ). Dies geschieht sicher zum Schutz der Braut, dann aber auch, um die A.n der Braut, die dem Bräutigam gefährlich werden könnten, unschädlich zu machen 1 4 0 ). Im Peloponnes schützen die Hebammen das K i n d von der Geburt an, indem sie ihm einen Schleier über das Gesicht decken 1 4 1 ). Auf dem B a l k a n wird das Gesicht der Wöchnerin mit einem weißen Tuch zum Schutz gegen den bösen Blick b e d e c k t 1 4 2 ) . Man verbindet sich auch die A.n zum Schutz der Tiere: Bringt man in Schlesien die kleinen Hühner, Enten, Gänse in einem Körbchen ins Freie, so muß man mit verbundenen A.n und rückwärts aus dem Hause gehen, sonst holt der A a r das junge Geflügel (Sprottau) 1 4 3 ). Auch den Tieren selbst verbindet man die A.n, so in Böhmen der neu gekauften K u h , ehe man sie in den Stall f ü h r t 1 4 4 ) , während man sich in Oldenburg und Ostpreußen damit begnügt, die Schweine mit einem Stück Zeug zu
699
Auge
bedecken, damit kein Unbekannter ihnen durch seinen bösen Blick schaden kann 1 4 6 ). — Ganz ähnliche Vorsichtsmaßregeln, wie sie der dem bösen Blick Ausgesetzte anwendet, übt auch derjenige aus, der durch seinen Blick andere schädigen kann (vgl. o. Braut). Entweder tut er es freiwillig im Bewußtsein seiner unheilvollen K r a f t , oder er wird von anderen dazu gezwungen. A u s diesem Grunde wendet man den K o p f ab, senkt die A.n, bedeckt das Gesicht mit der Hand. Der mit dem bösen Blick Behaftete trägt häufig Brillengläser, damit die Vorübergehenden nicht von den Ausflüssen seines giftigen Blickes berührt werden (Süditalien). In der bayrischen Sage von den „drei J u n g f r a u e n " oder „ S c h w e s t e r n " wird die eine blind oder, auf Denkmälern, mit verbundenen A . n dargestellt. Sie scheint durch bloßen Blick bezaubern zu können. Sie hatte üble A.n, welche geschlossen, verbunden sein mußten, um nicht zu schaden. Häufig gibt man jemandem den Rat, sein böses A. mit einer Binde oder einem Pflaster zu bedecken, damit es nicht schaden kann. D e m Verdächtigen wurden die A . n verbunden, oder sein K o p f wurde mit einem Schleier oder einem Sacke bedeckt. In der ganzen Welt ist die Sitte verbreitet, das Gesicht des Toten zu bedecken. Die A.n der Leiche (s. d.) sind ebenso gefährlich wie die A.n eines zum Tode Geführten; daher pflegte man dem Verbrecher bei seiner Hinrichtung die A.n zu verbinden. In der nordischen Sagaliteratur findet sich eine Reihe von Beispielen dafür: dem Betreffenden, Mann oder Weib, der gesteinigt, totgeschlagen, verbrannt oder ertränkt werden soll, wird ein B a l g oder Sack über den Kopf gezogen. In bemerkenswerter Ubereinstimmung mit diesen Sagen hat man in Sümpfen Dänemarks eine Anzahl von Kadavern gefunden, die anscheinend einer solchen Behandlung unterworfen wurden, bevor man sie in den Schlamm untertauchte: ihr Kopf war mit einem Fell eingehüllt. In Estland wurden die zum Tode verurteilten Zauberer vor der Hinrichtung dreimal um den Markt geführt, und in dem Augenblicke, wo sie aus clem Ge-
700
fängnis traten, Verband man ihnen die A.n, damit sie keinen bösen Blick auf die Zuschauer werfen konnten. U m den heiligen Desiderius zu töten, mußte man ihm erst die A . n verbinden — sein Blick wirkte auf die Marterknechte wie Pfeile, immer und immer wieder taumelten die rohen Patrone getroffen zurück. Tieren wurden aus demselben Grunde die A.n verbunden. In Waidhofen an der T h a y a in Niederösterreich hat man einen Hahn eingemauert gefunden (Bauopfer), dessen K o p f mit einem leinenen Lappen ιιπν wunden war 14e ). Das Verbinden der A . n beim Losen in der Andreas-, Thomas-, Neujahrsnacht 1 4 7 ), beim Brautkranzwerfen 1 4 8 ), Hahnenschlagen 14e ), Topfschlagen 15°), Scheibenschießen 1S1 ) hat mit dem Aberglauben des bösen Blickes nichts zu tun. Es handelt sich hier darum, den eigenen Willen auszuschalten und ihn dem Zufall oder dem Wirken höherer Mächte zu unterwerfen. In Grenheim in Schwaben werden am Pfingstsonntag einem K n a b e n die A.11 verbunden; das macht ihn zum Wasservogel (Regenzauber) nach der Straußenweisheit: W e n n ich die andern nicht sehe, so sehen mich die andern nicht, bin ich unsichtbar, bin ich D ä m o n 1 5 2 ) ; vgl. Regenzauber. 13β ) S e 1 i g m a η η Blick 2, 278; v g l . ι , 158 f f . I 3 ') D e r s . Zauberkraft 137. l s s ) D c r s . Blick 2, 224. 13 ·) S a m t e r Familienfeste 3 f. 21 ; D e r s. Geburt 149. 140) S e 1 i g m a η η Zauberkraft 1 3 7 ; S a r t o r ί Sitte und Branch 141) ι , 79. S e l i g m a n n Blick 2, 224. 142 ) E b d . 2, 70. "») D r e c h s l e r Schlesien 144 ) 2, 92 Nr. 457. \V u t t k e § 691. 145 ) S e l i g m a n n Blick 1 . 2 1 5 . 14e ) E b d . 1 , 156; 2, 283 f f . » ' ) W u t t k e § 3 3 3 . 148) E b d . § 335; S a r t o r i Sitte v.. Brauch ι , 103. "·) W u t t k e § 426; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 1 1 4 ; v g l . dagegen S e l i g m a n n 15 °) S a r t o r i Zauberkraft 162. 3, 237. 151) E b d . 3, 235. 1δ2 ) G c s e m a n n Regenzauber 84 Nr. 3; S a r t o r i 3, 202.
2. A.n v e r b l e n d e n . Man versteht darunter die Kunst, die A.n eines Menschen so zu blenden, daß er nicht die Wirklichkeit sieht, sondern das, was der Zauberer will. Zaubern nennt man in Dithmarschen oug'n% r erschröin, anders-
7οι
Augenamulett und -talismann
w o in Holstein auch ogenverschâlen. Wer einen falschen Schilling oder einen vierblättrigen Klee bei sich trägt, kann Oug'nverschröin sehen 153 ). In Masuren bewirken Komödianten, d. h. Seiltänzer, A.nverblendnis. W e n n man wissen will, was sie eigentlich vorführen, so muß man den Rock verkehrt anziehen 1 5 4 ). Schon Bodinus berichtet von einem Gaukler Suitidas, dem die Augen ausgestochen wurden, weil er den Umstehenden die A . n verblendete 1 ® 6 ). In den alten Heldensagen konnte man durch einen Zauberblick seinen Gegner blenden. Olaus Magnus erzählt: Vitolf, Fürst der Heisinger, konnte die Gesichter der Feinde so blenden, daß sie der Sehkraft beraubt wurden, die nächsten Häuser nicht sehen und den Weg dahin nicht finden konnten 1 5 6 ). 153 ) Urquell 2 (1891), 184—185; 3 (1892), 212. ' I M ) T o p p e n Masuren 41. '") Β ο ά i η u s Daemonomania. Hamburg 1698, 385. 1ίβ ) S e l i g m a n n Zauberkraft 341 ; vgl. K r o n f e l d Krieg 120. f Seligmann.
Augenamulett und -talisman. ι. U m von bösen Taten abzuschrecken, brachte man in Deutschland (Alt-Essen) im Zimmer einen Halbkreis mit einem kleineren Kreis darin an, der das A u g e Gottes, das alles sieht, vorstellen sollte 1 ). Als A u g e Gottes werden auch in Deutschland die Augen an Kirchen, Kirchenstühlen und Totenbrettern (Böhmerwald) erklärt 2 ). U m sich in Dänemark gegen den bösen Blick zu schützen, war es eine verbreitete Sitte, die Zeichnung eines Auges auf das zu kratzen, was geschützt werden sollte; und in alten Bauernhäusern trifft man noch ab und zu hinter Glas und Rahmen einen „göttlichen Haussegen" oder einen Bibelspruch, über welchem ein A u g e angebracht ist. Jetzt wird es wohl meistens als Sinnbild von Gottes Allwissenheit aufgefaßt 3 ). ') ZfrwVk. 10 (1913), 243. ') Β u s c h Volksgl. 312; ZföVk. 10, 23 Nr. 14; vgl. Z d V f V k . 24 (1914), 267 Anm. 2. 3) Janus 10, 631.
2. S t e i n e mit einer ungewöhnlichen Zeichnung, wie das Belusauge (Bei oculus), verschaffen, in der Hand getragen, klare, helle A u g e n 4 ) , andere wie der Augen-
702
achat, das Katzenauge, der Malachit, der S a r d o n y x schützen vor bösem Blick, Hexerei, Bezauberung und jedem Unfall s ). 4) K r ä u t e r m a n n Zauber-Arzt l i g m a n n Blick 2, 28—31.
72. ! ) S e -
3. P f l a n z e n , die die Signatur des Auges haben, werden gegen Augenkrankheiten verwendet 6). S c h i η d 1 e r Aberglaube l i η g e r Sympathie 45. 47.
177;
Stemp-
4. Viele T i c r a u g e n waren, meistens gedörrt, als Amulette in Gebrauch. Ein Bärenauge schützte die Kinder vor nächtlicher Furcht 7 )und K r ä m p f e n (Norwegen) 8). Ein Fledermausauge macht unsichtbar (Deutschland, Böhmen, Tirol) ·). Ein Geierauge sicherte dem Besitzer die Huld seines Herrn ( 1 2 . — 1 3 . Jh.) 10) und bannte die Sorge vor einer Gerichtsverhandlung (Tirol, 15. Jh.) u ) . Ein Hasenauge schützte vor Augenerkrankung und Erblindung 12 ). Ein Hirschauge diente zur Stärkung der sexuellen P o t e n z 1 3 ) . Ein Katzenauge schützt vor Augenleiden 14 ) und macht geistersichtig 1 5 ). Mäuseaugen heilen Augenkrankheiten (Galizien) 16 ). Rehaugen schützen vor Zahnschmerzen 17 ), Schlangenaugen vor Augenkrankheiten 18), desgleichen Schwalbenaugen 1 9 ). Ein Wachtelauge schützte vor Fieber (Tirol) M ). Ein Wiedehopfauge schütztc vor Hexereien, Truden und Teufelskünsten (Tirol) 21 ), gegen Vergeßlichkeit, Verstandesschwäche (Bayern) 22) und Betrug (Pommern) 23). Es macht bei allen Menschen beliebt, verschafft Glück vor Gericht (Pommern, Tirol) 24) und verleiht einem die K r a f t , seine Feinde zu veranlassen, sich mit einem zu versöhnen (Frankreich) 2S ). Ein Wieselauge schützte vor dem bösen Blick 26). Ein Wolfsauge schützte vor Wölfen und anderen Tieren (Thüringen) 27), vor Zauber, Dämonen und bösem Blick (Juden, 17. Jh.) gegen die Furcht (Frankreich, 17. Jh.) vor allen Gefahren 3C), vor allem Unrecht (Schwaben) 31 ), vor jedem Unglück (Deutsche Pennsylvaniens) 3 2 ), vor der nächtlichen Furcht der Kinder 33 ), vor den Gichtern (Schweiz) 34) und heilte alle Krankheiten (ΜΑ.) 3Γ>).
Augenbraue und -wimper
703
Über das A . in außerdeutschen Ländern vgl. Seligmann, Blick 2, 144—164. ') M a r s h a l l Arznei-Kästlein 90. ') Janus 1912,10. ·) W u 1 1 k e § 166. 474. 10) Sitzb. Wien 1863, 1 5 5 — 1 5 6 . " ) Z f V k . 1 , 3 2 3 ; L a m m e r t 228; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 240. 12) W u t t k e § 1 7 1 . 5 2 5 . 1J ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m V , 293. 14) S e y f a r t h Sachsen 179. 15 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 329 § 1593; v g l · A g r i ρ ρ a V . N e t t e s h e i m ι , 207. " ) H o v o r t a u. K r o n f e l d i , 294. 17 ) M a r s h a l l Arznei-Kästlein 90. 1S) J ü h ling Tiere 163. 1β) E b d . 230 (schon im Altert); Ρ l i n i u s X X I X , 38; A r i s t o t e l e s De animal. 508 b, 5. 563 a, 13 (ed. Dithmeyer 63. M) Z f V k . 8 220). (1898), 170; Jühling Tiere 246.247. ») Z f V k . 8 (1898), 168. «») H o v o r k a u. K r o n f e l d 2 , 2 3 1 . ï 3 ) J a h n Hexenwesen 186 Nr. 692—693. " ) E b d . 186, Nr. 696; B I P o m m V k . 1900, 106; W u t t k e § 1 6 4 ; A l b e r t u s M a g n u s 2, 9. ss ) R o l l a n d Faune 9, 167. ··) R o n s s e u s Epist. medic. (1661), Cap. 22 p. 75. 17 ) W i t z M) schel Thüringen 2, 288 Nr. 136. Jb2 ·) j ü d V k . I, 2 0 9 — 2 1 0 Nr. 175. Thiers Traité 1 (ed. 1 7 4 t ) , 383. Mélusine 8, 32 s. v . L o u p . 31 ) B u c k Volksmedizin 49. •*) Journ. of Amer. Folk-Lore 1904, n o Nr. 19. **) M a r s h a l l Arznei-Kästlein 90. M ) S A V k . 10, 271 Nr. 45. 35) Mélusine 8, 32 s. v . Loup. Î
Seligmann.
Augenbraue ( = A.) undWimper(=W.). A. und W . werden leicht verwechselt *). ι . Zur K r a n k h e i t s b e h a n d l u n g wurden Haare aus der rechten A . und K r ä h e n b l u t v e r w e n d e t 2 ) . Drei A . n d e r G e l i e b t e n , in einem A m u lette getragen, sind eine Bürgschaft der Treue 3 ). Z e i c h e n der V e r h e x u n g . W e n n die A . eines Menschen an dem R o c k des anderen hängen bleibt, so ist dieser von jenem verhext, und es gibt nur ein Mittel gegen dieses Unglück, das ist, wenn die A . verbrannt wird oder ihre Wurzel verloren h a t 4 ) . Ob ein K i n d verschrien ist, kann man auch an den A . n desselben erkennen. Man schlecke diese ab, und schmecken sie salzig, so ist das K i n d verschrien. Die A . n wäscht man dann mit „ W e i h b r u n n " (Weihwasser) ab 5 ). F e h l e n d e r A.n. In Hinterpommern erkennt man Leute, die als Mahrt reiten, daran, daß sie keine A.n (Brane) haben 6 ). Die russischen Waldgeister haben keine A . n und W . n 7 ) . Menschen mit s t a r k e n , borsti-
704
g e n A . n sollen viel denken und trachten, sie neigen zur Traurigkeit und haben eine unreine, grobe Sprache. Wer lange A.n h a t , ist hoffärtig und unverschämt. Dünn gesäte A.n beweisen einen schwachen Charakter. Wenn die A.n nach der Nase hin abwärts und nach den Schläfen hin aufwärts gerichtet sind, deuten sie auf Schamlosigkeit und Stumpfsinn. G e s c h w u n g e n e A . n sind ein Zeichen des Ehrgeizes und des Stolzes 8 ). Dicke, buschige A.n erwecken leicht einen unheimlichen Eindruck, deshalb werden den Hexen und Dämonen, Elben, Schrattein, Mätzeln, Zwergen solche „ W e r g b r a u e n " zugeschrieben 9 ). Zusammengewachsene A . n. Aristoteles und die alten Physiognomiker hielten zusammengewachsene A . n für ein Anzeichen von Grämlichkeit und Melancholie 1 0 ). Im alten Indien waren zusammengewachsene Brauen Zeichen der Z a u b e r e i 1 1 ) . A u c h in Europa erkennt man daran die Hexen 12 ), den A l p oder die Mährten, die den Schläfer drücken 13 ), den W e r w o l f 1 4 ) und den V a m p i r l s ) . Solche Menschen haben den bösen Blick und können beschreien l e ), aber sie können nicht beschrien werden 17 ). In Irland hat der Sambrynn (d. h. der, welchem die A . n über die Nase zusammengewachsen sind) die Eigenschaft, daß ihm Gespenster nichts schaden können; auch kann ihm von vorn nichts Böses oder Unreines nahen, im Rücken aber ist er dadurch nicht geschützt 1 8 ). Im Elsaß, in der Schweiz und in Bayern nennt man Leute mit aneinanderstoßenden buschigen A.n Rätzel oder Haarhammel und schreibt ihnen Geistersichtigkeit z u 1 9 ) . In der Schweiz (Bern) glaubt man, daß jemand, der solche A . n hat, leicht verrückt wird 2°). In Schlesien (Grünberg) 21) und in Brandenburg stirbt er keines natürlichen Todes Z 2 ). Ebenso in Landshut. A u c h ist er in der Ehe eifersüchtig 23). Auf den nordfriesischen Inseln wird er reich und stirbt auf dem Meere 2 4 ). V e r k e h r t e A.n. Im Lechrain erkennt man die Trud daran, daß die A.n in verkehrter Richtung, statt den Schläfen der Nasenwurzel zu stehen 25 ).
705
Augenbraue und -wimper
Gegend zwischen d e n A.n. Soviel senkrechte Falten sich beim Zusammenziehen der A.n zwischen denselben bilden, so oft heiratet man (Mecklenburg) 2e ). In Neapel erkennt man einen jettatore daran, daß sich zwischen seinen A.n eine Falte in Hufeisenform eingräbt, und in Spanien haben die aojadores oft eine deutliche blaue Ader zwischen den A.n. Das letztere Zeichen hat sonst eine andere Bedeutung: In Mecklenburg und in Österreich-Schlesien hält man Kinder, welche quer über die Nase einen blauen Strich oder eine Querader haben, f ü r Todeskandidaten; sie sollen zwei J a h r e nicht überleben. Im Bergischen (Elberfeld) nennt man daher ein solches Mal „ D u a denläddschen" ( = Sarg), in der Schweiz (Aargau) „Totenbäumchen". K o m m t in Bayern ein Kind mit einem solchen bläulichen Streifen zur Welt, so dauert die Sorge der Mutter um das Leben ihres Kindes zwei volle J a h r e ; nach dieser Zeit ist aber die Gefahr vorbei. Wenn auf Haiti kleine Kinder diese Ader haben, die bis zum 7. J a h r e dauert, dann werden sie kopfkrank. Um dies zu verhindern, knüpft man an das Halsband ein silbernes Kreuzchen 2 7 ). Bei den Graekowalachen ist die Gegend zwischen den A.n eine bevorzugte Stelle zum Einritzen eines Kreuzes als Schutzzeichen gegen den bösen Blick M ). ») S A V k . 8, 142. ») Z f V k . 23 (19x3). 1 2 7 . » ) H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 806. «) Ebd. ·) ZföVk. 9 (1903), 214. ·) K n o o p Hinterpommern 82 Nr. 169. ') M a n n h a r d t τ 39· *) M e r e n b e r g Buch der Natur 3 5 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 806. ·) S e l i g m a n n Zauberkraft 250. 10 ) Ebd. 2 5 1 . ») H e r t z Werwolf 86. ") A n d r e e Parallelen ι (1878), 44. 63; W u t t k e § 2 1 3 . 2 2 0 ; S e y f a r t h Sachsen 7. 38. 45; Fronius Siebenbürgen 19; A l p e n b u r g Tirol 267; Köhler Voigtland 420; F i s c h e r Oststeierisches 122; J o h n Westböhmen 201; S t e m p l i n g e r Aberglaube 68; Seligm a n n Zauberkraft 250. 403. 1 5 ) ZfdMyth. I, 198; A n d r e e Braunschweig 379; G r i m m Sagen 74 Nr. 80; Ε . H. M e y e r Germ. Myth. 1 2 1 f.; K u h n Westfalen 1 , 286 Nr. 3 3 2 ; K u h n u. S c h w a r t z 4 1 9 Nr. 193. 520; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 209; E i s e i Voigtland 208 ff.; G r o h m a n n 25; W u t t k e § 405; S e y f a r t h Sachsen 7; L a u b e Teplitz 5 3 ; G ü n t e r t Kalypso 226; Egerl. 3 (1899), 59; S e l i g m a n n Zauberkraft 250.
y^fi
ll
) M a n n h a r d t Germ. M ythen 633 Anm. 1 ; H e r t z Werwolf 86; M e y e r Aberglaube 270; G r i m m Myth. 2, 9 1 8 ; W u t t k e §408; S e 1 i g m a η η Zauberkraft 250. 1 5 ) ZfVk. 22 (1912), 1 3 2 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 250. " ) W u t t k e § 2 2 0 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1 , 7 6 : 2 , 8 0 6 ; ZföVk. 4 (1898), 1 5 1 ; F r o n i u s Siebenbürgen 19; H i l l n e r Siebenbürgen 2 1 ; G r a b e r Kärnten 203; Seligmann Zauberkraft 2 5 1 . " ) K ö h l e r Voigtland 420 b i s 4 2 i ; S e y f a r t h Sachsen 45. 18 ) M a u r e r Island. Sagen 88; D e r s. Bekehrung des norweg. Stammes zum Christentum. München 2 (1856), i n Anm. 3 5 ; ZfVk. 8 (1898), 285; S e 1 i g m a η η Zauberkraft 403. " ) R o c h h o l z Sagen 1, 358. *>) S A V k . 8 (1904), 142. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1 , 184. M ) E n g e l i e n u. L a h n 250. " ) P o l l i n g e r Landshut 163. " ) J e n s e n Nordfriesische Inseln 2 1 7 . " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 9 f . *·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 70. » ) S e ω ligmann Zauberkraft 252. ) ZfVk. 4 (1894), 144.
2. W i m p e r n . Nach Pseudo-Galen kann ein Mensch ohne W. nicht mehr in gerader Richtung oder in die Ferne sehen M ). Nach Galen sind niedergeschlagene W. Zeichen des Neides Dichte W. beweisen einen energischen Charakter 3 1 ), Um Schlucken aufhören zu machen, soll man ein Haar aus der W. herauszupfen (Rumänen in der Bukowina) 32 ). Fällt einem eine W. aus, so legt man sie auf den Rücken der Hand und wünscht sich etwas. Läßt sich die W. leicht wegblasen, so geht der Wunsch in Erfüllung 33 ). — Wenn in Westfalen eine Kuh keine Milch mehr gibt, so gießt man an einem Sonntag ein wenig von der Milch der Kuh in ein neues Gefäß, reißt die W. von dem unteren Augenlid des Tieres aus, wirft sie in das Gefäß, verschließt dieses fest, läßt die Milch ein oder zwei Stunden lang kochen, gießt das Ganze in einen sehr reinen Filter, melkt dann die K u h dreimal, filtriert die erhaltene Milch, gießt sie in ein neues Gefäß, wirft den Staub von dem Kehricht des Hauses hinein und setzt das Gefäß an die Eingangstür des Stalles 34 ). s ») P s e u d o - G a l e n Introd. Χ (Κ. X I V , p. 702). ·>) S e l i g m a n n Zauberkraft 255. 31 ) Hovorka u. K r o n f e l d 2. 806: 32 ) Ebd. 2, 789. 33 ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 9 7 ; J o h n Erzgebirge 38; Urquell 3 (1892), 31 40; S A V k . 7, 1 3 3 . ) Seligmann Blick ι , 356. t Seligmann,
Augendiagnose—Augenkrankheiten
707 Augendiagnose skopie.
s.
O p h t h a l m o -
Augenkrankheiten. I. A l s U r s a c h e der meisten A u g e n erkrankungen, resp. der Blindheit, gelten der F l u ß , die bösen S ä f t e , eine S c h ä r f e ( B l u t s c h ä r f e , stockendes, hitziges Geblüt), ein G i f t , das sich auf die A u g e n geschlagen oder geworfen h a t , K o p f w e h , grelles L i c h t , H i t z e , d u n k l e W o h n u n g , vieles W a c h e n , nächtliches A r b e i t e n , Lesen v o n kleiner S c h r i f t (sich blind sehen), viel weinen (sich blind weinen), frühe Fleischkost (bei K i n d e r n und j u n g e n Hunden) *), E r k ä l tung, V e r k ü h l u n g , Zug, namentlich, w e n n man in einen giftigen W i r b e l w i n d gerät (Schlesien) 2 ), und in neuester Zeit der K r i e g , d. h. irgendein (nebensächliches) Kriegserlebnis. ') B a r t i s c h 46; F l ü g e l Volksmedizin 63; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 785—786. 787. 788; F o s s e 1 Volksmedizin 93; A n d e ) Volksgeneeskunst 186. *) D r e c h s 1 e r 2, 152 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2,787. 1. Der A u g e n z a h n (Hundszahn) s t e h t nach dem V o l k s g l a u b e n in innigster B e ziehung z u m A u g e : dieses soll o f t erkranken, w e n n er bei K i n d e r n nicht recht durchbrechen will oder zu rasch durchbricht. Bei E r w a c h s e n e n soll das A u s ziehen desselben öfters K r a n k h e i t des A u g e s veranlassen; doch nach U m s t ä n d e n sollen a u c h n a c h E n t f e r n u n g eines schadh a f t e n H u n d s z a h n s A u g e n l e i d e n gehoben werden *). s ) F o s s e 1 Volksmedizin 94 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 787; G o l d s c h m i d t Volksmedizin 59.
2. Sehr h ä u f i g s t ö ß t m a n j e t z t noch auf eine A n t i p a t h i e , B r i l l e n zu tragen. Die physiologisch und a n a t o m i s c h b e g r ü n d e t e A b n a h m e der S e h s c h ä r f e bei K u r z s i c h t i g keit, Ü b e r s i c h t i g k e i t und A l t e r s s i c h t i g keit wird auf ein getragenes A u g e n g l a s z u r ü c k g e f ü h r t . Die A b n e i g u n g , solche Gläser zu tragen, ging im 17. J h . sogar so weit, d a ß alle möglichen, natürlich wirkungslosen Mittel empfohlen wurden, „ u m sich der Prillen zu e n t h a l t e n und sich v o n ihnen zu e n t w c h n e n " 4 ). ·) Β a r t i s c h 5 2 — 5 7 .
708
3. K r a n k e A u g e n b e k o m m t man, wenn m a n die Fingernägel bei L i c h t schneidet (Simmenthai) δ ). Man erblindet, wenn m a n einen Blindstein (weißen Kiesel) f i n d e t und nicht darauf s p u c k t und ihn r ü c k w ä r t s über den K o p f w i r f t (Insel Rügen) e ) ; w e n n man auf grünen Farrenk r ä u t e r n liegt ( S c h w e i z ) ' ) . Im MA. 8 ) und noch h e u t e in Mecklenburg soll es den A u g e n schaden, w e n n m a n sich nach einer F i s c h m a h l z e i t die H ä n d e nicht w ä s c h t und mit den fischigen H ä n d e n die A u g e n berührt S c h w a l b e n k o t in den A u g e n ist noch so sehr g e f ü r c h t e t wie zu T o b i a s Zeiten, indes auch K o t anderer Vögel ( Ä t z w i r k u n g w e g e n des R e i c h t u m s desselben an Harnsäure und harnsauren S a l z e n ) 1 0 ) , desgleichen die S a m e n f ä d e n des L ö w e n z a h n s (Augenblume) u ) , S t a u b eines g a n z trokkenen Pilzes ( L y c o p e r d o n b o v i s t a ) 1 2 ) , Has e n f e t t 13 ), A a l b l u t ( I c h t h y o t o x i n ) 14 ), die T a u f e (d. h. verunreinigtes T a u f w a s s e r , das in die A u g e n g e l a n g t ) 1 5 ) , W a s s e r v o n Heilbrunnen, das ein meineidiger D i e b zur H e i l u n g seiner k r a n k e n A u g e n geb r a u c h t hat 1 ®). Man wird a u g e n k r a n k oder blind durch das A n s e h e n eines Augensteines (Gnatzstein, Quarz) (Preußen) 17 ), eines Maulwurfes (weil er scheinbar blind ist) 18 ), eines W i e s e l s l e ) , eines A u g e n k r a n k e n (Triefäugigen) seines eigenen Spiegelbildes (bei K i n d e r n im ersten Lebensjahr) 21 ), eines auf einem B a u m e sitzenden F r a u e n z i m m e r s 22 ), durch den B l i c k in die Sonne (der tatsächlich nicht nur v o r ü b e r g e h e n d e B l e n d u n g , sondern auch d a u e r n d e S e h s t ö r u n g hervorrufen kann) 2 3 ), in den Mond 2 i ), auf die Sterne (Auge der Engel) 2S) und nach j ü d i s c h - talmudischer A n s i c h t auf den Regenbogen, den R e g e n t e n und den segnenden Priester, denn in ihnen spiegelt sich die göttliche M a j e s t ä t a e ). 5 ) Z a h l e r Simmenthai 21. ') BIPommVk. 1900, 62 Nr. I i . ') U l r i c h Volksbotanik 9. ') W o l f r a m v. E s c h e n b a c h Parzifal 487, 4; ed. Martin 2, 371. ·) AfdA. 27 (1901), 109. 21Q. Das Berühren der Augen mit unreinen Händen galt schon im Talmud für gefährlich, weil es Blindheit im Gefolge haben konnte. ( B l a u 163; K o t e l m a n n 414.) Mit dem Glauben, dal>
7 09
Augenkrankheiten
der Genuß von Fischen, die wegen ihres Wasserreichtums ebenso wie das reichliche Trinken von Wasser als schädlich für die A u g e n und Star (Cataracta = Wasserfall) hervorrufend angesehen wurden, hat diese Ansicht wohl k a u m etwas zu tun ( K o t e l m a n n 2 4 4 — 2 4 5 ; vgl. 373. 416; P r e u ß Medizin 305. 3 1 1 . 328. 329). M ) T o b . 2 , 9 ; K o t e l m a n n 195 bis 201; F l ü g e l Volksmedizin 63. " ) D r e c h s 1 e r 2, 296. 12 ) E b d . 2, 296; B I P o m m V k . 8 (1900), 62 Nr. 10. " ) ΐ> r e c h s 1 e r 2, 296. " ) B I P o m m V k . 8, 19. I m T a l m u d auch Eselsblut ( K o t e l m a n n 392). 15 ) S A V k . 21 (1917), 57. i e ) M e g e n b e r g Buch d. Natur 415. Vgl. das Gottesurteil bei den Eweern : U m einen D i e b oder Mörder ausfindig zu machen, l ä ß t man dem Verdächtigen G i f t in die Augen bringen; ist er schuldig, so wird er blind werden, machts ihm nichts, so ist er unschuldig: Z f E t h n . 38 (1906), 40. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 32. 1β) W u t t k e § 167. 525; auch bei einigen nordmexikan. Indianers t ä m m e n : F r a z e r Totemism 1, 13 A n m . 1. Bei den B a k u e n a in S ü d a f r i k a b e k o m m t man kranke Augen, wenn man auf ein Krokodil (Totemtier) b l i c k t : F r a z e r Totemism 1, 13. I m klass. A l t e r t u m sollte der A n b l i c k des Seebarsches (P 1 i n. 32, 8) G i f t für die Augen sein. " ) W u t t k e § 170. Seligmann Zauberkraft 233—234. 508. " ) E b d . 285. Sie werden schielend (Westböhmen, Ungarn) oder erblinden (Ungarn). Nach epirotischem Glauben erblindet, wer nachts in den Spiegel blickt (Seligmann 285·—286). B e t r a c h t e t sich j e m a n d mit einem kranken entzündeten A u g e längere Zeit in einem Spiegel, so wird auch das andere gesunde A u g e angesteckt (Seligm a η η 287). l s ) G r i m m Mythol. 3, 455 Nr. 621; B i r l i n g e r Volkstk. 1, 493; ZfdMyth. 3, 31; F o g e 1 Pennsylvania 212 Nr. 1065. Der Grund dieses Glaubens mag sein, daß man in dieser Position des Weibes ihre Genitalien zu sehen b e k o m m t , und der A n b l i c k derselben verursacht, wenigstens nach talmud. Glauben, Blindheit. Sogar blinde Kinder können geboren werden, wenn die Eltern bei der Kohabitation auf die Genitalien hinblicken ( K o t e l m a n n 300; P r e u ß Medizin 314). " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 51. Ähnlich gilt der Anblick des mit der Sonnensubstanz gesättigten Glutkessels beim indischen P r a v a r g y a opfer für gefährlich und Blindheit verursachend ( S e l i g m a n n Zauberkraft 226). " ) J o h n Westböhmen 234. " ) K u h n u. S c h w a r t z 458; Casopis ceského Musea 1855, 181 ; Z d V f V k . 25 (1915). 29 Anm. 29. B e i m Weisen mit dem Finger muß man natürlich den B l i c k auf die Sterne richten. Ρ h o t i o s erzählt, Philippos, der K ö n i g Mazedoniens, habe als K i n d auf Sternschnuppen geschossen und nachher sein Auge durch einen Mann namens Aster verloren: P h o t i o s Bibl. cod. 190, p. 1 4 9 a (Bekk.). ") S e l i g m a n n Zauberkraft 293; in A u stralien auch auf die T j u r u n g a , das heilige K u l t o b j e k t ( S e l i g m a n n 293).
710
4. D i e m e i s t e n A u g e n l e i d e n durch
die T ä t i g k e i t
Zauberer nadeln,
2 ? ),
der
entstehen
H e x e n
und
die G e g e n s t ä n d e w i e
Steck-
S e n k e l s t i f t e u. d g l . in d i e A u g e n
hineinpraktizieren28) schreien2e), mänte"
bösen
oder
(Steiermark,
durch Anhauch32) vorrufen. —
durch
Blick30),
Be-
das
„Ver-
Kärnten)31)
oder
A. und Blindheit
Die Truden
her-
blenden,
man ihnen etwas abschlägt
wenn
3 3 ).
N ä c h s t d e n b ö s e n M e n s c h e n s i n d es d i e Κ r a η k h e i t s g e i s t e r s c h e n
W e s e n ,
schädigen Kind
34):
die
M),
gen, der A l p 41),
mutter 42)
und das
Perchta
aus ihrer Schar
die H e x e n
colas
die 3 e ),
elbi-
Auge
be-
oder
ein
36)
der Teufel
die U n t e r i r d i s c h e n ,
3 9 ),
der Bilwis
Knecht
blasen
die K o r n -
Ruprecht
oder
3 7 ),
Norg-
pusten
und
Ni-
den
Men-
s c h e n , n a m e n t l i c h w e n n d i e s e sie n e u g i e rig belauschen,
d i e A u g e n a u s , d . h. sie
b l e n d e n sie d u r c h bildende
A.
In
Blasen oder
Schlesien
Blattern
wird
ein
be-
sonders gefährliches A u g e n ü b e l der
Rin-
der
also
„der
Hauch"
genannt43),
ist
wahrscheinlich auf den A n h a u c h der Hexen zurückzuführen. die det
Bei Goethe
Sorge den Faust 4 4 ).
an,
haucht
d a ß er
Der wilde Jäger schlägt
erblinNeugie-
rigen, welche aus den Fenstern sehen, mit seiner P e i t s c h e (Blitz) die A u g e n aus
4r ').
A n d e r e d ä m o n i s c h e M ä c h t e v e r l e t z e n die A u g e n d u r c h ein n a g e l a r t i g e s G e s c h o ß , d a her der N a m e „ N a g e l " für H o r n h a u t t r ü b u n g 4 6 ) . A u c h der n o r d w e s t d e u t s c h e A u s druck
„mit
wat
(geschossen) hin4').
de O g e n
schaten"
solche
Geschosse
auf
S t . L u z i a s t e h t in B e z i e h u n g
Triefauge, schein
forr
weist
das daher
heißt48).
männchen
und
Die
auch
St.
zwerghaften
Pechmännlein
S a n d in d i e A u g e n ( =
zum
LucienSandstreuen
Blepharolithiasis)
u n d v e r k l e b e n die A u g e n l i d e r . D e r P ö p e l mann veranlaßt
das Pöpeleinauge
(Pip-
pel-, Pöpel-, B i b e l i n a u g e = chron, B i n d e hautkatarrh) StarM), schwür
49 ),
der Bielman den weißen
die P o g a n e i a (Dalmatien)
das
Hornhautge-
51).
" ) T o e p p e n M asuren 56. !β ) Β a r t i s c h 385 u. Fig. 47 Der austral. Zauberer bringt Strohhalme u. dgl. seinem Opfer h i n t e r die Augen ( B a r t e l s Medizin 210—212.) " ) Ur-
7 H
Augeiikrankheiten
quell 2 (1891), 62. *) S e l i g m a η η Zauberkraft 1 1 6 . 126. 277· 3 ö 8 · 325· 326. 332· 3 3 3 · 334· 3 4 0 — 3 4 1 · 352· 4 ° 7 · 3 ! ) G r a b e r Kärnten 2 1 5 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 39. D r e c h s l e r 2, 1 5 2 . 33 ) M ü l l e r Sieben34 bürgen 144 f. ) S e y f a r t h Sachsen 8 3 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 793. 3ä ) G r i m m Mythol. ι , 229; V o η b u η Beiträge 9; E i s e 1 Voigttand 104 Nr. 263. u ) A l p e n b u r g Tirol 64 Nr. 1. 37 ) M ii 1 1 e η h o f f Sagen 202 Nr. 276; G r i m m Myíkol. 3, 89; S i m r o c k Mythol,3 (1869), 456; E i s e 1 Voigtland ύ Nr. 8. 3S) S i m r o c k Myth.3 456; D r e c h s 1 e r 2, 1 5 2 ; E i s e 1 Voigtland 90 Nr. 227. 5 ») A R w . 2 (1899), 1 5 1 . 4°) Ebd. " ) M a n n Ii a r d t Forschungen 309. 310. 42 ) G r i m m Myth, ι , 426. " ) P e t e r öst. Schlesien 2, 274; D r e c h s l e r 1, 37. M ) G o e t h e Faust II. Teil, A k t V. 4S ) S c h w a r t z Heidentum 32 Anm. 2. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 796. 47 ) G o l d s c h m i d t Volksmedizin 57. 4e ) A R w . 2 (1899), 1 5 1 ; 9 (1906), 2 5 3 . "») Ebd. 2 (1899), 1 5 1 — 1 5 2 . 50) H o v o r k a u. K r ö n t e 1 d 2, 788. 801. 5 1 ) S e 1 i g m a η η Zauberkraft 47 Anm. 206.
5. Wie es nach antikem Glauben f ü r gefährlich galt, „ d i e Götter sichtbarlich zu schauen " , weil sie dieses mit E r b l i n d u n g a h n d e t e n 5 2 ) , so ist es nach deutschem Glauben ebenso verhängnisvoll, den Geistern 53 ), einer geisterhaften Feuererscheinung 64 ), der P e r c h t a 5 5 ) , dem wilden H e e r 5 e ) , den tanzenden E l f e n 5 7 ) , dem N a c h t v o l k Ββ ), dem Hüttenmännchen (Harz) 59 ), den Kasertörggelen (geisterhaften K i n d e r n auf den Stubaier Almen) ®°), den Totenseelen im Berg e l ), den T o t e n während der Christmette in der K i r c h e (Kärnten) 62 ) zufällig zu begegnen, éich nach ihnen umzusehen oder sie neugierig zu belauschen: sofortige Erblindung ist die S t r a f e f ü r solches T u n oder Mißgeschick. M ) Ebd. 292. 53 ) Ebd. 202. 204. 289 ff.; vgl. 1 5 6 (Seth); H e y 1 Tirol 583 Nr. 47; E i S e l Voigtland 96 Nr. 246; K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 599. M ) H e y 1 Tirol 363 Nr. 38. ä5) G r i m m Myth. ι , 229; V o n b u n Beiträge 9; A l p e n b u r g Tirolùy, A n d r e e - E y s n Volkskundliches 1 6 1 ; SitzbWien 174, 2 ( 1 9 1 3 ) , 18. 30. se ) R a n k e Volkssagen 74; M e i e r Schwaben 1, 1 3 2 . 1 3 6 ; W o l f Beitr. 2 , 1 5 9 ; B i r l i n g e r Volksth. 1 , 33. w ) S c h e l l Bergische Sagen 1 5 0 Nr. 25. S3 ) V o n b u n Beiträge 9; D e r s. Sagen 35 Nr. 3 7 ; R e i s e r Allgäu 1, 47 f. Ρ röh1e Unterharz 150 Nr. 3 7 7 . c o ) H e y 1 Tirol 73 Nr. 36. 2 «') G r a b e r Kärnten 100. « ) Ebd. 185.
6. B l i n d h e i t tritt auch sonst als S t r a f e f ü r Neugier ein, so, wenn man die
712
Freimaurer β3 ), die Hexen 64 ) und sprechenden T i e r e e s ) belauscht, wenn man ein A m u l e t t p a p i e r a u f m a c h t 6 6 ) , wenn man die Verwandelung des Brunnenoder Flußwassers in Wein, die in der Weihnachts- oder Neujahrsnacht stattfinden soll, sehen will 6 '). Man sagt den K i n d e r n überall warnend, sie würden blind, wenn sie vorwitzig durchs Schlüsselloch des Zimmers schauten, in dem die Weihnachtsüberraschungen vorbereitet werden 6 8 ). Vielleicht ist auch die bekannte Redensart „ e i n A u g e riskieren" auf diesen Glauben zurückzuführen 6 9 ). Sieht ein Uneingeweihter in ein Hexenbuch, so wird sein A u g e v e r h e x t und es tritt einem Aste gleich hervor (Tirol) 7 0 ). * 3 ) S t r a c k e r j a n 1, 362 Nr. 205 a; W u t t k e § 387. ei) S i m r o c k Mythol.2 ,¡ (1864), 495. ) K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 599. " ) W u t t k e § 5 3 3 . G7) G r i m m Mythol. 3, 462 Nr. 1 9 2 ; M ü l l e n h o f f Sagen 169 Nr. 2 3 1 ; K u h n Westfalen 1, 1 1 6 Nr. 1 2 5 ; 2, 107 Nr. 3 2 2 ; S t r a c k e r j a n 2 , 3 4 § 290; W u t t k e § 77. 5 2 5 ; R e u s c h Samland 34 Nr. 26; S a r t o r i Sitte 3, 1 5 1 . ω ) MschlesVk. Heft 1 2 (1905), 67 Anm. 3 ; vgl. die Erblindung des lüsternen Neugierigen in der Legende von L a d y Gullivan in F e l i x D a h n s Gedicht „ J u n g Sigurd" (Gedichte, 2. Sammlung, 96). m ) MschlesVk. Heft 1 3 (1905), 1 1 5 . 70) H c y l Tirol 800 Nr. 2 4 1 .
7. Eine uralte Vorstellung ist die Blindheit als S t r a f e Gottes f ü r ein Verschulden oder eine Sünde. Sie findet sich in der antiken „ h e i d n i s c h e n " W e l t 7 1 ) , bei J u d e n 7 2 ) , M o h a m m e d a n e r n 7 3 ) und Christen 74 ). So finden die J ü n g e r J e s u es natürlich, ihren Meister zu f r a g e n : „ W e r hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren i s t " ? 75 ). Die deutschen Sagen erzählen v o n Frevlern, die als S t r a f e f ü r begangene G r a u s a m k e i t 7 β ) oder Beschimpfung von Heiligenbildern 7 7 ) erblindeten. Nach den Heiligenlegenden erblindete ein vornehmer Römer, der zum Vergnügen in die K i r c h e ging 7 8 ); ebenso eine F r a u , die sich dem Plane ihres Mannes, eine Kirche zu bauen, widersetzte 7 9 ); ein R ä u b e r h a u p t m a n n , der in ein Kloster eindrang 8 0 ); ein Maler, der ein Heiligenbild besudeln wollte 8 1 ). 71 ) Η e r o d o t Histor. lib. II, cap. 1 1 1 ; S A V k . 23 (1921), 222 f. 72 ) E x . 4, 1 1 ; Jerem. 3 1 , 7 ; Dt. 28, 2 8 ; Sach. 1 4 , 4 ; Ρ r e u ß Medi-
Augenkrankheiten
713
zin 313. ™) Koran Sure 2, 6. 19. " ) L i p p e r t Christentum 179. " ) Joh. 9, 1. Durch Verbalsuggestion blendete in der Apostelgeschichte 13, I i Paulus den Zauberer Elymas; ebenso Mohammed einen berüchtigten Zauberer durch Hersagen der Schutzsuren (Seligm a η η Blick 2, 342). Über eine Verbalsuggestion durch einen Fluch vgl. S e l i g m a n n Zauberkraft 481. , e ) S c h e l l Bergische Sagen 438 Nr. 34. " ) Κ ü h η a u Sagen 3, 409—410. '») K e r l e r 13. '·) Ebd. 15. 8Ü) Ebd. 15. 81) Ebd. 17; vgl. hierzu die japanische Anschauung, daß man den Reis nicht mutwillig vergeuden oder ungenießbar machen soll, weil man sonst schlimme Augen bekommt. Mitt. d. Deutsch. Gesellsch. f. Natur- u. Völkerk. Ostasiens 6 (1893—97I. 339·
II. S p e z i e l l e
A.
1. H o r n h a u t f l e c k e entstanden nach ma.lichem Glauben dadurch, daß der Teufel auf dem Hexensabbat den Zauberern und Hexen zur Besiegelung des mit ihnen eingegangenen Paktes ein Mal (Signum diabolicum) mit einem Goldstück in Form einer kleinen Kröte auf das Auge aufdrückte 8 2 ). 8S)
Seligmann
Zauberkraft
248.
2. Der S t a r soll entstehen infolge des Beschreiens 8 3 ), wenn man Starfleisch i ß t oder Wasser trinkt, von dem ein solcher Vogel getrunken oder in dem er sich gebadet hat 8 4 ), wenn ein Star die ausgek ä m m t e n Haare in sein Nest trägt; vorsichtshalber soll man sie daher verbrennen 8S). 83)
66.
Urquell 2 (1891), 62. G r i m m Mythol.
8δ)
«') B a r t i s c h 3, 473 Nr. 1027.
3. N a c h t n e b e l bekommt man, wenn man in die Sonne zur Zeit ihres Unterganges oder in das Wasser, in das die Sonne scheint, oder in den Vollmond schaut. A u c h Kinder, die durch ein Sieb gegen die Sonne schauen, bekommen Nachtnebel (Kroatien, Böhmen) 8 6 ). In Marokko gilt der Genuß v o n Hühnerhirn als Ursache der Nachtblindheit ( = Hühnerblindheit) 87). se) Η ο ν o r k a W u t t k e § 524.
u. 8T)
Κ r o η f e 1 d 2, 804; S t e r n Türkei ι , 166.
4. A u g e n j u c k e n , -krimmen u. - b e i ß e n soll man bekommen, wenn man über einen Ort geht, auf den Aschenlauge geschüttet ist, daher der Name „ Aschenschrimpff" 88).
") B a r t i s c h land 547.
714 180; vgl. K ö h l e r
Voigt-
5. A u g e n e i t e r u n g d e r N e u g e b o r e n e n (Infektion durch gonorrhoische Erkrankung der Mutter) wird als Folge der Lichteinwirkung angesehen, weshalb man bestrebt ist, das Zimmer der Wöchnerin im tiefsten Dunkel zu erhalten (Steiermark) 8 e ). 8e)
F o s s e 1 Volksmedizin
68.
6. R o t e A u g e n (inversio palpebrarum) bekommt ein Kind, wenn es in der Wiege viel über sich sieht 9 0 ). J. M u r a l t Hippocrat. helvet. Basel 1692, 92; R o c h h o l z Kinderlieder 290.
7. Ü b e r s i c h t i g k e i t entsteht, wenn man Kinder v o m K o p f e her betrachtet 9 1 ). S c h i e l e n desgleichen, oder wenn die Wiege mit dem Kopfende gegen das Fenster steht (Steiermark) ®2). Man soll auch nicht mutwillig schielen, weil es sonst bleibt 93). Schielaugen bekommt das Kind, wenn es durch ein Sieb (Bukowina) 94) oder in den Spiegel (Westböhmen, Ungarn) schaut 9 5 ) oder wenn die Mutter es an allen drei Fastnachtstagen stillt (Alt-Finnland) 96 ). β1) F l ü g e l Volksmedizin 63—64. 82) P u e r p e r i u m M a r i a n u m , d . i . Unser L. Frawen Kindelbeth durch Christ. Marianum. Costantz 1599, 124; R o c h h o l z Kinderlieder 290; 3 F o s s e l Volksmedizin 68. ® ) S A V k . 8, 151. M) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 804. e») S e l i g m a n n Zauberkraft 285. In Palästina ( S e l i g m a n n 286) und Marokko (Acta Academ. Atoens. 1, 1 7 — 1 8 ) darf man sich aus demselben Grunde nicht nachts in einem Spiegel besehen. Besonders gefährdet ist in Palästina die Wöchnerin (S e 1 i g m a η η 286). ,0 ) S e 1 i g m a η η Zauberkraft 265.
8. G e r s t e n k ö r n e r entstehen durch den A u g e n w u r m (Werre), die fressenden Würmer 97), den bösen Blick einer schwangeren Frau (Spanien) 9 8 ); deshalb muß man sich hüten, einer Schwangeren einen Wunsch abzuschlagen (Bosnien, Abruzzen) 8e) oder überhaupt in ihrer Gegenwart zu essen (Asturien) l c o ). Die schwangere Frau selbst bekommt Gerstenkörner, wenn sie einen Stuhl umgekehrt sieht und nicht auf ihn spuckt (Schweden) 101 ). Kinder unter einem Jahre dürfen nicht Hirse essen, weil sie sonst Hirsekörner im Ge-
715
Augensegen
sieht und Gerstenkörner in die Augen bekommen (Voigtland) 102 ). Man bekommt das Leiden auch, wenn man in die Verunreinigung auf einem Kreuzwege tritt (Siebenb. Sachsen) 103 ), wenn man an einem Kreuzwege uriniert (daher der Name Wegepisse) (Braunschweig) 1 0 4 ), oder ein anderes Bedürfnis verrichtet (daher der Name Wegscheißer) (Franken) l o s ), oder wenn man jemandem in den Hintern sieht (Schlesien) loe ). A R w . 2 (1899), 1 5 2 ; C a s e ρ 1 8 5 5 , 3 2 9 . In China soll das Trachom durch einen Wurm entstehen, der mit gebogenen Nadeln getötet wird, die unter die Verwachsungen eingestoßen werden. (G. M a y e r Hygienische Studien in China. Leipz. 1904, 1 1 8 ) . ·») S e l i g m a n n Zauberkraft 340. ?·) Ebd. 1 1 9 ; Hovorka u. K r o n f e l d 2, 5 3 7 ; Curiosità popolari tradizionali 1 3 , 187. 100) S e l i g m a n n Zauberkraft 382. 1 0 1 ) Ebd. 295. 102 ) Κ ö h 1 e r Voigtland 424. loa ) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 82. 104 ) A n d r é e Braunschweig 421. 103 ) L a m m e r t 228. loe ) D r e c h s l e r 2, 297.
III. A n g e b o r e n e A u g e n l e i d e n . Sehr häufig wird den Eltern, speziell der Mutter, die Schuld an einem Augenleiden der Kinder zugeschoben. Schon das Brautpaar wird dafür verantwortlich gemacht, das anwesend ist, wenn das Aufgebot in der Kirche verkündigt wird; dann bekommen ihre zukünftigen Kinder kranke Augen (Böhmen) 1OT). Am meisten gefährdet die schwangere Mutter das Kind. Drückt sie einer Leiche die Augen zu, so bekommt das Kind eingefallene Augen oder wird blind (Schlesien) 108 ) ; badet sie, so wird das Kind blind (Thüringen) 109 ) ; blickt sie den Mond an, so wird das Kind mondsüchtig oder kurzsichtig (Schlesien, Böhmen, Oberpfalz; 1 1 0 ); „versieht" sich die Mutter beim Anblick von „blanken und bloßen Degen, Feuer, Plitzen, Büchsen abschießen, Sonnenstrahlen im Wasser, sterbenden Menschen oder solchen Leuten, die das Fraischlegt oder die schwere Not haben und ihre Augen scheußlich verwenden, item Tiere schlachten, die auch die Augen häßlich verkehren, oder noch endlich solche Menschen, die da selber schielen, mit Entsetzen ansehen und hefftig darüber e r s c h r e c k e n " l u ) , oder
716
sieht sie durch eine Türspalte, durch ein Schlüsselloch oder durch ein Loch in der Mauer (Niedersachsen, Hannov. Wendland, Wenden, Schweden) 1 1 2 ), ißt sie Hasenfleisch (Serbien) 1 1 3 ), wird sie mit einer Spindel geschlagen, hat sie eine Schlange getötet oder zugesehen, wenn andere eine Schlange getötet haben (Ehsten) 1 1 4 ), so wird das Kind schielen. Selbst während der Geburt ist das Kind gefährdet; wenn die Gebärende dabei die Augen zumacht, dann sieht das Kind nicht (Schlesien) 1 1 5 ). In Indien war es schließlich noch die schlechte Muttermilch, die nach der Geburt die Augeneiterung der Neugeborenen hervorrufen sollte, während nach dem Talmud Triefäugigkeit entsteht, wenn die Mutter Gartenkresse l l e ), und unstete, zitternde Augen, wenn sie Fischsaft oder kleine Fische genießt U 7 ). 107 ) J o h n Westböhmen 129. los ) D r e c h s l e r i , 1 1 8 ; W u t t k e § 5 7 1 . 10») E b d . § 592; H a n s e m a n n 3 1 . 1M) W u t t k e § 5 7 1 . Derselbe Glaube bei den Suaheli (C. Velten Sitten u. Gebräuche der Suaheli. Göttingen 1903, 253). n l ) B a r t i s c h 24. Bei den Suaheli, wenn sie einen schielenden Menschen angeschaut hat ( V e l t e n 253). " « ) Ns. 1 5 . Febr. 1 9 1 4 , 1 8 8 ; M e η k 1 6 ; W u t t k e Sächs. Volksk. 3 7 1 ; L l o y d 89. 11S ) Globus 3 3 (1878), 349. 1 1 4 ) B o e ç l e r Ehsten 1 2 7 . 1 1 5 ) D r e c h s l e r 1, 182. "·) K o t e l m a n n 1 5 5 . 1 1 7 ) Ebd. 4 1 6 ; P r e u ß Medizin 3 1 1 . t Seligmann.
Augensegen. Diese wollen gewöhnlich nicht chronisch schwaches Gesicht oder Blindheit, sondern Entzündungen, Flekken (Blasen) auf der Hornhaut, Fremdkörper im Auge u. dgl. heilen; das Übel wird demnach häufig als „ B l a t t e r n " im Auge, „ F e l l " (pellis), „ F l e c k e n " und „ M a l " (macula), „ H e r b r a t e " usw. gen a n n t 1 ) . — Zwei deutsche Segen schon aus dem 1 1 . J h . : der eine beschwört den suam ( ? Hschr. suaz) bei Gott und Christ 2 ), der andere („Regensburger Α . " ) gedenkt des „regenplinten" (Joh. Ev. cap. 9) 3 ). Älteste christliche lateinische Aufzeichnung: 12. J h . , Theclasegen (vgl. unten). Die lat. A. sind öfters sehr lang und mischen streng biblische Stücke (Tobias, die verschiedenen Blinden) mit grob legendarischen, nebst Beschwörungen bei
Augensegen
717
den Engelmächten u. a. Die deutschen Segen sind gewöhnlich kürzer und einfacher. — Von den vielen Motiven der A. sind in Deutschland wohl folgende die beliebtesten: 1. B i b l i s c h e u. dgl. S u s a n n a segen. Die Formen variieren, Grundform vermutlich wie diese: „Susanna hat gebärt S. Anna, S. Anna hat gebärt Maria, Maria hat gebärt . . . Jesus Christ; so wahr dies Wort ist, soll das Fell ziehen in diesem A u g " (usw. vgl. Gebärsegen § 2) 4 ). Die meisten Aufzeichnungen sind ganz spät (eine aus dem 16. Jh.), keine lateinisch. Die „ S u s a n n a " ist hier ganz unbegründet und steht wohl bloß wegen des Anklangs an „ A n n a " , vgl. im 15. Jh. in einem Dreifrauensegen (s. d.): ,,S. Ann, S. O s a n n , min frow S. Maria" (usw.) 5 ). — Der L ο η g i η u s segen (s. d.) ist in diesem Gebrauch unursprünglich. — Jesu A t e m und B l u t : „ U . Herrgott sein Athem vertreibt dir dein* Blattern, u. H. sein Blut ist für die Augen g u t " e ). ' ) Vgl.
H ö f 1er
Krankheitsnamen
s.
v.
') MSD. ι , 18 Nr. 7. ») ZfdA. 46, 303. *) Urquell ι (1890), 170; vgl. L a m m e r t 229; S e y f a r t h Sachsen 136; Germania 17, 76 (16. Jh.) u. a. 6) Germania 25, 68. ·) M e i e r Schwaben 2, 515.
2. H e i l i g e n l e g e n d e . Nicas i u s : lateinisch als epischer Α. seit dem 15. J h . : „ S . Nie. dyaconus et mártir habuit dolorem oculorum et deprecatus est dominum, ut quicunque nomen suum portaverit, a macula liberaretur" 7 ). Deutsch schon im J. 1349: „ D e r lieb Herr S. N. het ain vel in den äugen u. b a t " usw.8). Jetzt außer Gebrauch. Nach Franz ist hier der Bischof von Rouen (und nicht der Reimser) gemeint, weil nur von ihm ein Augenwunder berichtet wird. Aber die älteste Fassung des Segens, lat. aus angelsächs. Hschr. (um 1000 ?) spricht gar nicht von den Augen: „ F o r ρ o c c a s. S. Ν. habuit minutam variolam et rog a u i t . . . ab hoc morbo" 9 ) (eine Legende betreffend die Pocken scheint sonst von keinem der beiden Heiligen erzählt zu sein). Die Änderung des Zweckes mag auf deutschem Boden vorgenommen sein wegen der Zweideutigkeit des Wortes
718
„ B l a t t e r n " (oder ist durch die Ähnlichkeit zwischen Varulus, Gerstenkorn und Variola veranlaßt). O t t i l i a s. Heilige in den Segen § 2. Gespräch dreier Heiliger am Meere 1 0 ), nur lat., vom 12. Jh. an. Ältester, vollständiger Beleg: „ . . . . S. Nazarius et S. Tecla et S. Aquilina sedebant supra petrus (1. petras) eius et mare* et dixit S. Ν. : Ambulemus, et dixit S. T. : Ambulemus, et dixit S. A. : Non, set macula de oculo isto delea(mu)s. Si alba est, desfacta est; si rubigo est, deus . . . destruet ill(a)m" u ) . (Statt „ambulemus" auch „ e a m u s " oder „sedeamus"). Der epische T e x t ist, wie von Franz bemerkt, eine Umformung des alten marcellinischen Dreijungfernspruches (s. Dreifrauensegen) mit eingesetzten Heiligen (die Namen oft sehr verdreht) und mit Gespräch statt Handlungen. Der berühmteste Name ist hier Τ h e c 1 a , die Begleiterin des Apostels Paulus, sehr früh als Augenpatronin verehrt, während Aquilina wohl sonst kaum als solche vorkommt. Das Auffallende in der Namenwahl und im Gegensatz Sitzen-Gehen könnte sich vielleicht erklären durch eine Spielerei des Verfassers über bedeutungsvolle Worte im Anfang der vielgelesenen Theclalegende: „ T h e c l a " — (Pauli) „nasus" „aquilinus" — „sedens" („minime recedebat") 1 2 ). — Eine byzantinische Variante 13 ) ist, wie es scheint, aus dem Lat. übersetzt. — Die Bedrohung der f a r bigen Körper im Auge (oft kommt noch „ s c h w a r z " hinzu) kommt auch ohne die Theclalegende vor, und auch französisch 14 ), später auch in den Wurmund dem Hiobsegen (s. d.). ') S c h ö η b a c h HSG. Nr. 1011 ; vgl. Germania 32, 455; F r a n z Benediktionen 2, 487; O h r t
8
Danmarks
Try lief ml.
2
1158.
Nr.
) S c h ö n b a c h HSG. Nr. 824; vgl. ZfdA.
24, 67. ") P a y n e English Medicine Anglo-Saxon Time ( O x f o r d 1904), 130.
in the ) Li-
10
teratur F r a n z Benediktionen 2, 488 ff. ; J a c o b y Ons Hemecht 1924, 29 ff., mit Hinweisen. " ) Neues Archiv f. ältere deutsche Geschichtskunde 13, 667. " ) M o m b r i t i u s Sanctuarium
2 (Milano 1476), 308.
13
)
Vas-
s i i i e ν Anecdota graeco-byzantina ι (Moskva 1893) 338. " ) SchwVk. u , u ; Mélusine 3. " 3 ·
Àugenstein-ι—-August
719
3. A n d e r e M o t i v e . Eine andere Z u r e c h t l e g u n g des Marcellusspruches, in der Neuzeit äußerst beliebt, liegt nur deutsch v o r und erst seit den Prozessen des 16. und 17. Jhs. Die J u n g f e r n sind hier namenlos wie bei Marcellus (nur eine einzige V a r i a n t e 1 5 ) hat hier „ d r e i Marien") und sind entweder einfach „ d r e i J u n g f e r n " oder h a b e n christliche E p i t h e t e ( „ h e i l i g e " usw.). S. weiter Dreifrauensegen. Ü b e r Segen gegen „ b ö s e A u g e n " s. V e r h e x u n g (Segen wider) § 2 — 3 . >5) ZfrwVk. ι , 217. Ohrt. A u g e n s t e i n . Man v e r s t e h t d a r u n t e r : ι . D a s C u p r u m a l u m i n a t u m oder „ N i c h t s " , „ A u g e n n i c h t s " ( Z i n k o x y d ) , die m a n bei A u g e n k r a n k h e i t e n a n w e n d e t . In bezug auf das letztere Mittel gilt die w o r t s p i e l e n d e R e densart: „ N i c h t s ist g u t f ü r die A u g e n " 1 ) . — 2. D e n G n a t z s t e i n oder Quarz, der schlimme A u g e n v e r u r s a c h t , wenn man ihn längere Zeit ansieht (vgl. A u g e n k r a n k h e i ten I, 3) 2 ). — 3. A c h a t e (s. d.) mit ringförmigen Schichten, k u g e l f ö r m i g und so entf e r n t einem A u g a p f e l gleichend, die, mit Silberringen u m f a ß t , an der U h r k e t t e als A m u l e t t e getragen werden (vgl. A u g e n a m u l e t t § 2) 3 ). — 4. Die kalkreichen S c h n e c k e n d e c k e l einer T r o c h u s a r t 4 ). A u g e n w e r d e n durch Edelsteine ersetzt. So leuchten in d e m n a c h g e m a c h t e n S c h ä del des S e r v a t i u s Edelsteine s t a t t der A u g e n . E i n A . ist auch A l e x a n d e r s Edelstein, der schweres Gold a u f w i e g t , mit einer Feder und ein w e n i g E r d e b e d e c k t aber in der W a g e a u f s c h w e b t 5 ). s.a. G a l i t z e n s t e i n , Kupfer. !
) K ö h l e r Voigtland353; S e y f a r t h Sachscn
-263; R e i t e r e r Ennstalerisch 22. 2) F r i s c h b i e r Hexenspr. 32. 3) A n d r e e - E y s n Volkskundl. 140. 4) E b d .
6
) G r i m m Myth. 3. 362;
H e r t z Abhandlungen 73 ff.
-f Seligmann.
Augentrost (Euphrasia Rostkoviana). I. B o t a n i s c h e s . K l e i n e r R a c h e n blütler (Skrophulariazee) mit gegenständigen, eiförmigen, g e z ä h n t e n B l ä t t e r n und weißen oder bläulichen B l ü t e n , die von violetten Längsadern durchzogen sind. Die H e r b s t f o r m des A . s ist im S p ä t s o m m e r und H e r b s t h ä u f i g auf W i e s e n und T r i f t e n a n z u t r e f f e n 1 ). *) M a r ζ e 11 Kräuterbuch
277 f.
720
2. Die B l ü t e zeigt die „ S i g n a t u r " des A u g e s (der dunkle F l e c k in der Blüte wird mit der menschlichen P u p i l l e verglichen) und gilt daher i m V o l k als Mittel gegen A u g e n k r a n k h e i t e n 2 ) . In einem S ä c k c h e n auf der B r u s t getragen, heilt der A . A u g e n k r a n k h e i t e n 3 ). 2 ) So auch in den Kräuterbüchern des 16. J h s . , vgl. M a r ζ e 11 Heilpflanze·» 179. *) Nied e r b a y e r n : M a r ζ e 11 Bayer. Volksbot. 132.
3. Die H i r t e n glauben, d a ß der A . dem W e i d e v i e h die M i l c h e n t z i e h t ; daher a u c h V o l k s n a m e n wie Milchschelm, Milchdieb (Österreich, Tirol, Schweiz). Insofern der A . als „ H a l b s c h m a r o t z e r " die Gräser seiner U m g e b u n g schädigt, h a t diese Meinung eine gewisse Berechtigung. A u c h b l ü h t der A . meist zu einer Zeit, w o der Milchertrag z u r ü c k g e h t 4 ) . 4 ) M a r z e i l Heilpflanzen 180. 4. Der A . gilt als O r a k e 1 f ü r die Zeit der W i n t e r s a a t : B l ü h t er oben an der S p i t z e besonders reichlich, so k o m m t ein zeitiger W i n t e r , und es m u ß auch zeitig gesät werden 5 ). W e n n der A . reich blüht, so g i b t es einen strengen W i n t e r e ). Volksn a m e n wie G e w i t t e r b l ü m l (Schlesien) und D o n n e r k r ä u t c h e n (Hessen-Nassau) zeigen, d a ß man den A . mit dem E i n schlagen des Blitzes in V e r b i n d u n g bringt. S. G e w i t t e r b l u m e n . 5 ) Südostböhmen: Orig. Mitt. von T r e i b e r 1910; vgl. auch Heidekraut. ·) Schwaben: M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 132. Marzell. Augenwimper
s. A u g e n b r a u e
A u g u r i u m S.
Vorzeichen.
2.
A u g u s t . I. Bei den R ö m e r n zuerst S e χ t i 1 i s , der 6. Monat, genannt, erhielt er im J a h r e 7 ν Chr. bei Berichtig u n g des S c h a l t w e s e n s v o n K a i s e r A u gustus, der im Sextiiis die meisten Siege erfochten h a t t e , den N a m e n . Der älteste deutsche N a m e ist E r n t e m o n a t (Aranm â n o t h ) 1 ) , w o m i t auch die ganze Erntezeit v o n E n d e J u n i bis A u g u s t bezeichnet w u r d e 2 ) . I m M A . unterschied man auch zwischen d e m e r s t e n A . (Juli) und a n d e r n A . (August), w o m i t man aber auch, wie m i t A u g s t i n , den S e p t e m b e r benannte3). Das Wort Ä u g s t selbst erhielt im N o r d d e u t s c h e n die B e d e u t u n g E r n t e 4 ). A u f diese weist a u c h der N a m e
721
August
S c h n i t t m o n a t des Tegernseer K a lenders (16. Jh.) h i n 5 ) ; noch heute sagt man im Böhmerwald statt Ende Juli oder August „ i m S c h n i t t " oder „ i n der Schnitterzeit" e ). Als heißester Monat des Jahres hat der A . ferner die Namen K o c h monat7) und im deutschen B a n a t H i t z e m o n a t 8 ) und ist wohl auch der B i s m â n o t , in dem das Vieh, v o n der Hitze und von Bremsen gequält, „ b i s e t " , wie toll auf der Weide u m h e r l ä u f t 1 0 ) . Fischart bringt in „ A l l e r P r a k t i k Großm u t t e r " noch den wohl selbst ersonnenen Namen Adolfmonat (Adolf, 29. A.) 1 0 ). Bezüglich P e r s o n i f i k a t i o n des A. s. Monat. G r i m m Myth. 2, 632 ; W e i n li o l d Monatsnamen 31. 2) W e i n h o l d a. a. O. 30. 3) Ebd. 30 ff.; SAVk. 11 (1907), 96 f. ' ) W e i nh o 1 d a. a. O. 32. ») Ebd. 54. «) Verf. ') W e i η h o 1 d a. a. O. 47. 8) Ebd. 44. β) Ebd. 33. «) Ebd. 39.
2. Der I. A . (s. a. Petri Kettenfeier) gehört mit dem 1. April (s. d.) und 1. Dezember (s. d.) zu den größten U n g l ü c k s t a g e n (s. d.) des J a h r e s u ) . A n ihm wurde der Teufel aus dem Himmel gew o r f e n 1 2 ) . Der an diesem T a g e Geborene kann Geister und Hexen sehen 1 3 ), findet aber frühen oder unnatürlichen Tod 14 ). A u c h die H o c h z e i t soll nicht am 1. A. stattfinden l s ). Wer an diesem Tage Rüben sät, dem verrosten sie l e ) ; wer Flachs rauft, dem verbrennt er beim Dörren 17 ). In Tirol gilt ferner der 17., in Niederdeutschland der 18. und in Böhmen der 27. A. als Unglückstag 18 ). A m ι. A. fand noch im 16. Jh. in Köln das „ P e t e r V i n k e l s f e u e r " (Petri Kettenfeier) s t a t t 1 9 ) . In der Gegend von Rovereto in Südtirol bestand der Brauch, daß die Handwerker am I. A. nachmittags sich bei Wein und Festgelagen bis in die Nacht belustigten. Dazu erbaten sie sich von ihren Kunden Wein oder Geld. Das nannte man „ F e r a g o s t o " , was wohl aus ,,Feriae Augusti" entstanden ist, da schon die alten Römer die Calendae Augusti mit Trink- und Gastgelagcn feierten 20). Ohne Zusammenhang damit und aus rein wirtschaftlichen Gründen begannen die Kaiendarien westdeutscher
722
K l ö s t e r im MA. mit dein A . als N e u j a h r wegen der Neuverpachtung des Klosterbesitzes 21 ). Viel wichtiger ist, daß im Α., in dem die Sonne in das Z e i c h c n d e r J u n g f r a u tritt 22), die alten Römer das Fest der Jungfrau D i a n a (13. A.) gefeiert haben, das die Kirche in das Fest M a r i a e H i m m e l f a h r t (s. d.) verwandelt h a t 2 3 ) . Mit diesem T a g e beginnt im deutschen Volksglauben der F r a u e n d r e i ß i g e r (s. d.), in dem die Pflanzen am meisten K r a f t besitzen. Deshalb wird auch empfohlen, im A . w ä d e l oder A.k r e b s , wie die zweite H ä l f t e des Monats auf alemannischem Gebiet heißt (s. Monat), die H e i l k r ä u t e r zu sammeln, so Nesselsamen gegen die Wassersucht, die Blumen zu versetzen und den Winterspinat zu säen 2 4 ). A u c h in Bosnien sammelt man im A . die Heilkräuter 2 5 ). Die im Frauendreißiger gelegten Eier heißen A.e i e r ; sie verderben n i c h t 2 6 ) . Die am 15. A. „ g e s c h ü t t e l t e n " oder „ g e r ü h r t e n " Erdäpfel wachsen schneller A u c h bei den Italienern ist diese Zeit bedeutungsvoll. So kann z. B. ein S c h a t z zu Cammarana bei Scoglitti nur in der Nacht vom 14. auf den 15. A. gehoben werden, jedoch bloß von einem Ehemann, den seine Heirat nie gereut hat Bei den Rumänen im Harbachtale (Siebenbürgen) ist der 18. Α., wohl alten Stiles, Christi Verklärung, die der katholische Kalender am 6. A . feiert, ein hoher Feiertag Im Emmental hat der 18. A . als „ G o t t w a l t s t a g " besondere Bedeutung. An diesem T a g e gefällte B ä u m e werden nicht wurmstichig, und steigt man an ihm auf einen Baum, der keine Früchte trägt, so wird er in Z u k u n f t Früchte tragen 30). Zuweilen fällt in den A . schon ein E r n t e f e s t 3 1 ) oder irgendeine andere F e s t l i c h k e i t 3 2 ). Auf den Halligen ist schon v o m 24 A. an f r e i e W e i d e 33) ; der A . gilt auch als günstige Zeit zum P f l ü g e n 3 4 ) . Bei den Franzosen gelten G e b u r t e n 3 5 ) und H o c h z e i t e n 3 8 ) im A . als unglücklich; dagegen glaubt man in Nordindien, daß die im A . während der Periode der Salomofestlichkeit Geborenen vor dem bösen Blick ge-
; 23
Augustinus—Aurelia,
s c h ü t z t sind und a u c h die M a c h t besitzen, ihn z u v e r t r e i b e n 3 7 ) . B e t r e f f s der Ges u n d h e i t e m p f i e h l t der h u n d e r t j ä h r i g e K a l e n d e r wie f ü r den Juli Mäßigkeit in allem 38 ). Der A . ist im W e t t e r g l a u b e n der heißeste M o n a t . W a s er nicht z u r R e i f e bringt, w i r d schwerlich mehr reif, denn „ W a s der A . n i c h t k o c h t , k a n n der S e p t e m b e r nicht b r a t e n " 3 9 ) . Obst ist nicht mehr schädlich, w e n n ein A u g u s t r e g e n d a r ü b e r g e g a n g e n ist M a u s e r n d e r H ü h n e r im A . d e u t e t auf einen k a l t e n W i n t e r 4 1 ) . A l s L o s t a g e (s. d.) k o m m e n in B e t r a c h t der 10. Α . ( L a u r e n t i u s , s. d.), der 15. (Mariae H i m m e l f a h r t , s. d.) und besonders der 24. ( B a r t h o l o m ä u s , s. d.). u) R e i s e r Allgäu 2, 230; H o f f m a n η Κ r a y er 165; H ö h n Geburt N r . 4, 261. ") W u t t k e 84 § 100; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 29; John Erzgebirge 196; P o l l i n g e r Landshut 168 ; H ö h n Tod Nr. 7, 3 1 1 . ") H ö h n Geburt Nr. 4, 261. M) D r e c h s l e r 2, 190; H ö h n Geburt 15 ) Nr. 4, 261 und Tod N r . 7, 312. M e y e r Baden 5 1 1 . »·) D r e c h s l e r 2 , 5 4 . " ) E b d . 2, 74. " ( R e i n s b e r g Festjahr 226. " ) W r e d e Rhein. Volksk. 194 f. 20) S c h n e l 1 e r Wâlschtirol 238 Nr. 27. ") ZföVk. 9 (1903), 185. M ) A u s d e u t u n g bei N o r k Festkalender 500 ff. " ) F r a z e r 1, 12. 14 f f . ; D o m a s z e w s k i Religion 1 7 2 f. 21 ) S A V k . 15 (1911), 7 ; Z a h l e r Simmenthai 63. V g l . S A V k . 7, 142; S c h r a m e k Böhmerwald 275. ") S t e r n Türkei 1, 386. «·) Z i η g e r l e Tirol 1 6 9 ; M e y e r Baden 4 1 1 ; W u t t k e 430 § 674; J. M i c k o Volksk. des Marktes Muttersdorf (Muttersdorf in "Westböhmen) 1926, M) 20. 27) J o h n Erzgebirge 224. L i e b r e c h t Zur Volksk. 98. se) Z f V k . 22 (1912), 161. 30) S A V k . 15 (1911), 5. 31 ) L e o p r e c h t i η g Lechrain 192; R e i n s b e r g Festjahr 256. 32) V g l . das A u g s b u r g e r M o n a t s g e d i c h t bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 152 f . ; R e i n s b e r g Festjahr 226 ff. ; Κ a ρ f f Fe st gebrauche Nr. 2, 19. 33) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 153. 34) F F C . 30, 62. 35 ) S c h w V k . 3β) S é b i l l o t 2, 72 (Lausanne). HauteBretagne 1 1 3 . 37) S e l i g m a η η Blick 2, 2. 38) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 380. 8β) R e i n s b e r g Wetter 160; Z i n g e r l e Tirol 1 7 0 ; Β . H a 1 d y Die deutschen Bauernregeln (Jena 1923) 7 1 ; W r e d e Rhein. Volksk. 150; P f a l z Marchfeld 8; S A V k . 12 (1908). 16. 4°) R o t h e n b a c h Bern 31 Nr. 240. " ) F o g e l Pennsylvania 221 Nr. 1 1 1 6 . Jungbauer.
A u g u s t i n u s , hl., Kirchenlehrer, dessen S c h r i f t e n eine der H a u p t g r u n d l a g e n der ganzen ma.lichen Theologie bilden, gest.
hl.
724
430, Fest 28. A u g . 1 ) . Schutzheiliger def Theologen. B e f a ß t e sich eingehend mit der W i r k s a m k e i t der D ä m o n e n und bek ä m p f t e die a n t i k e n abergläubischen An* s c h a u u n g e n und Übungen, vorzüglich die magischen K ü n s t e in den Schriften D e c i v i t a t e Dei und D e doctrina Christiana. Letztere, namentlich II, 1 9 — 2 6 , diente im M A . als G r u n d l a g e zur B e k ä m p f u n g des A b e r g l a u b e n s . Anderseits überliefert A . mancherlei Legendenstoff mit alten V o l k s m o t i v e n wie Jenseitsvisionen u. a. 8 ). Eigentliche V o l k s t ü m l i c h k e i t erlangte der Heilige in D e u t s c h l a n d nicht. Infolge höchst naiver Namensexegese w u r d e er beim bayerischen V o l k P a t r o n der A u g e n k r a n k e n 3 ), deren Helfer sonst Antonius, Liborius, Ottilia u. a. sind. In den Zeiten des Geistlichen Schildes, eines Büchleins mit vielerlei Segen, Gebeten und A n r u f e n (s. Geistlicher Schild), k o n n t e man den Heiligen als S c h i l d w ä c h t e r f ü r die Zeit v o n 1 2 — ι U h r m i t t a g s anrufen und seine besondere F ü r b i t t e im Falle des Hinscheidens in dieser S t u n d e erflehen 4 ). ') K ü n s t l e Ikonographie 105. 2) G ü n t e r Christliche Legende, Register. s ) Z f V k . 1 (1891), 300. 4) Geistl. Schild 1 1 9 — 1 2 1 . Wrede.
A u r e l i a , hl., eine römische, z u m Chris t e n t u m b e k e h r t e J u n g f r a u , Fest 15. Okt o b e r 1 ) . A . m u ß t e fliehen und gelangte nach der L e g e n d e mit einem S c h r i t t v o n F u ß a c h gegen L i n d a u . Man zeigte früher im H a f e n v o n L i n d a u einen bemerkenswerterweise Hexenstein g e n a n n t e n Stein mit dem F u ß t r i t t der Heiligen 2 ). Nach einer weiteren L e g e n d e stieß sie zu der Gesellschaft der hl. Ursula (s. d.), bei deren F a h r t v o n Basel nach K ö l n sie in Straßb u r g w e g e n K r a n k h e i t zurückblieb. Hier b e f a n d sich ihr in der R e f o r m a t i o n zerstörtes G r a b in der M a u r i t i u s k i r c h e 3 ) . Desgleichen w u r d e sie hier mit den drei s a g e n h a f t e n J u n g f r a u e n Einbede, Wilbede und W a r b e d e in V e r b i n d u n g geb r a c h t 4 ) . Z u r Zeit des hl. C o l u m b a n und später w u r d e sie in einer K a p e l l e bei Bregenz a m Bodensee verehrt. Columban zerstörte hier im Verein mit S. Gallus die Bildnisse dreier heidnischer Götter, denen das V o l k t r o t z des christlichen A l t a r s weiter geopfert h a t t e 6 ) .
Aurikel—Ausfahrtsegen
725
») A A . SS. O c t . V I I 27 ff. «) B i r l i n g e r Aus Schwaben I, 43. ') G r a n d i d i e r Histoire de l'Eglise de Strasbourg 1, 146. *) W o l f Beiträge 2, 1 7 5 ; S i m r o c k Mythologie 609; H e r t z Elsaß 202. *) G r i m m Myth. 1, 89 f. Wrede.
A u r i k e l (Primula auricula). Mit der Schlüsselblume nahverwandte Pflanze der Alpen und Voralpen, die oft auf Felsen wächst und daher auch Gamsblümel, in der Schweiz Fluehblüemli (Fluh = Felsen) genannt wird. Weil sie im Gebirg nicht selten in „schwindelnden H ö h e n " wächst, heißt sie auch Schwindelkraut (vgl. Gemswurz) und gilt bei den J ä g e r n als Mittel gegen den Schwindel 1 ). Gegen das „ H i n f a l l e n " (Epilepsie) hilft der Tee aus den an der „ A u f f a h r t " (Christi Himmelfahrt) gesammelten Flühblumen 2 ). J) D a l l a T o r r e Alpenpflanzen im Wissensschatze der A Ipenbewokner (1905), 57. a) Z a h 1 e r Simmental 195. Marzell.
Aurin
s.
Tausendgüldenkraut.
A u s f a h r t (erste Ackerfahrt). Als günstige T a g e für die erste Ackerfahrt gelten Dienstag, Donnerstag und Sonnabend x ). Sie wird mit einem Spruch 2) oder einem Gebet begonnen 3 ). A c k e r g e r ä t 4 ) wie Zugtiere werden mit Weihwasser besprengt 8 ). Den letzteren wird Geweihtes®), Brot 7 ), Agathenbrot 8 ) zum Fressen gereicht, bestreut mit geweihtem S a l z 9 ) . A u c h gibt man den Kindern oder dem Gesinde solches „ A c k e r b r o t " 10 ), oder dem Schmied, Wagner und Sattler das „Mähneb r o t " u ) . Als „ P f l u g b r o t " wird es auf den A c k e r g e l e g t 1 2 ) , zusammen mit einem Ei und einem Stück Geld ; das Ei erhält der Pflüger, Brot und Geld ein vorübergehender Bettler 1 3 ). Damit keine Dürre eintrete, wird dem Pflüger die Tasche mit K r a p f e n gefüllt und der W a g e n vor der A . mit Fett geschmiert, in dem die Fastnachtkrapfen gebacken sind, wobei man die Vorderräder rückwärts, die Hinterräder vorwärts d r e h t 1 4 ) . Das Zugvieh wird über eine A x t getrieben l s ) und auf die Erde vor ihm mit der Peitsche das Zeichen des Kreuzes g e m a c h t 1 6 ) . ') M e y e r Baden 418. 2) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 400. 3) B i r l i n g e r Volhst, 2, 423; R e i s e r Allgäu 2, 351; M e y e r Bad. 119, 4 1 7 ; S a r t o r i Sitte 2, 60. ') S a r t o r i 2, 60. *) M e y e r Baden 417. ·) R e i s e r Allgäu 2 e -> 35 · ') M e y e r Baden 119. ) Ebd. 417.
726
·) E b d . " ) E b d . 4 1 7 ; Z d V f V k . 14, 140; S a r t o r i Sitte 2 , 6 0 . n ) B i r l i n g e r Volisi. 2, 423. " ) M e y e r Baden 4 1 7 ; M a n n h a r d t ι , 3 1 7 ; vgl. unter P f l u g . " ) J o h n Westböhmen 186; Egerland 4, 36. " ) Z d V f V k . 1 4 , 1 3 8 . IS ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 12. *·) J o h n Westböhmen 186. Heckscher.
Ausfahrtsegen (Reisesegen). Die vielerlei Gefahren auf Reisen im MA. legten den Gebrauch von Ausfahrt- oder Reisesegen, sei es durch V e r m i t t l u n g der Kirche, sei es privatim, n a h e 1 ) . Die deutschen A . berühren sich eng mit den Morgen-, Schutzund Waffensegen (s. diese, auch Gerichtund Tobiassegen), eine feste Grenze kann man nicht ziehen. Deutschsprachige Segen für die A u s f a h r t liegen seitdem 12. Jh. v o r ; von alten T e x t e n wären hervorzuheben: 12. Jh. „ W e i n g a r t n e r Reisesegen" ( „ I c dir nach sihe" usw.) 2), in welchem das alliterierende Zeilenpaar über die offenen und die geschlossenen Tore sehr altertümlich anmutet (vgl. Segen § 17) ; weiter der große kombinierte Murier S e g e n 3 ) ; ca. 1200 „Münchener Ausfahrtsegen" ( „ I c h slief mir hint suoze" usw.) 4 ) ; 14. Jh. „ I c h wil hiut uf s t a n " 5 ); „ H o d c dath ich util g a " ( „ H i u t e ich üs gë") β ). Ahnliche Segen waren bis auf unsere Zeit in Umlauf. Vgl. auch A r t . Maria in den Segen § 4 Anfang. A u s den M o t i v e n solcher Segen heben wir hervor: Die Geleitschaft der E n g e l , schon im letztgenannten Segen, später gewöhnlich in Abendsegen, s. Engel. Jesu P f a d , seit 15. Jh. b e k a n n t ; ζ. B . „ I c h dryt heutt auff das pfatt, do vnsser lieber here Jh. Chr. selbs auff tratt (vgl. Psalm 17, 5), das was so linde vnd so g u t t " usw. 7 ). Später ähnlich im Romanusbüchlein: „ H e u t will ich ausgehen, Gottes Steg und W e g will ich gehen, wo Gott auch gegangen i s t " usw. 8 ). Jesu „ P f a d " ist k a u m der W e g nach Golgatha, eher der W e g des Sieges und der Erhöhung; vgl. (zwar in späten Hschr.): „ G e h hin . . . ich befehl dich in den lieben Pfad, darin Gott der Herr trat, da er die H ö l l e z e r b r a c h " 9 ) (descensus ad inferos). In einer der altdeutschen Fassungen lautet der S c h l u ß : „ . . . also unser herre inbunden wart, do er nam
727
Ausgang, ausgehen—Ausschlag
die h i m e 1 f a r t " 1 O ); sehr begehrt w a r e n einst E r d b r o c k e n v o n der Stelle, w o J e s u s z u m letzten Mal die E r d e t r a t 1 1 ) (in die S c h u h e zu l e g e n ? ) . Jesus mein G e s e l l e ; erst s p ä t belegt. „ I c h trete über d a s T h i i r - G e s c h w e l l , Jesus (Maria, Joseph, die hl. drei K ö n i g e uws.) seyen meine W e g g e s e l l e n (der H i m m e l ist mein H u t , die E r d e meine S c h u h ) " 1 2 ) wird auch als G e r i c h t s s e g e n v e r w e n d e t . V e r w a n d t ist der in die A b e n d s e g e n geratene R e i m „ J e s u s ist mein Geleitsmann, der mir den W e g wohl weisen k a n n " 1 3 ). (Die Zeilen über H i m m e l und E r d e , als Glied eines S c h u t z s e g e n s seit 1656 belegt, finden sich a u c h in Volksliedern, hier aber als S c h i l d e r u n g des Bettlerlebens) u ) . Der s t ä r k s t e M a n n . „ I n G o t t e s N a m e n schreit ich aus, G o t t der V a t e r sei ob mir, G. d. S o h n sei v o r mir, G. d. h. Geist neben mir, w e r s t ä r k e r ist als diese drei Mann, der soll mir sprechen mein L e b e n a n " u s w . 1 6 ) . Eine ähnliche F o r m angeblich v o m M a r k g r a f e n A l b r e c h t d e m J ü n g e r e n ( f 1557) g e b r a u c h t 1 6 ) , sonst s p ä t e A u f z e i c h n u n g e n . Z u r r ä u m lichen V e r t e i l u n g der S c h u t z m ä c h t e i m alten Segen v o m K r e u z e , s. K a r l s s e g e n . ') F r a n z Benediktionen 2, 261 ff., bes. 266ff. 2 ) MSD. ι, 18 Nr. 8; Erläuter. 2, 54, mit Hinweisen; weiter K ö g e l Gesch. d. dt. Lit. 1, 2, 160 ff.; S t e i n m e y e r 397; SAVk. 8, 65. 3 ) MSD. 2, 286 f. *) Ebd. I, 182 Nr. 3. ») M a η η h a r d t 1, 80 Α. I. ") L 1 i s t η e r Nebelsagen 298. ") S c h e l l Bergische Sagen 523 Nr. 61. *·) G r a b e r 1. c. 65 N r . 7 2 , 5. ") D e r s . 1. c.; vgl. ZíVk. 1 9 1 5 , 1 1 6 . 1 1 9 ; S c h e l l I.e.
Daß die Hausgeister beim B. helfen, ist bekannt aus der Sage von den Kölner Heinzelmännchen 24) ; von einem eigenartigen Hausgeist berichtet Haupt 25 ) : „Anno 1650 . . . wurde ein armer Mensch gesehen, welcher . . . . sich einen spiritum familiarem gekauft, der ihm zum Mahlen und B. beförderlich gewesen. Weil er aber denselben nicht recht gebrauchte, ist er verrückt geworden." So verfolgt das Volk von den Riesen 2e ) bis zu den Kobolden 27 ) und Erdmännlein das Koch- und Backgeschäft der Naturgeister, mögen sie beim B. freundlich helfen 28 ) oder, sobald sie b. oder ihre Gelüste stillen wollen, den Teig stehlen wie ζ. B. die wilde J a g d ®°) vom Teige raubt; manchmal leihen sie den B a c k t r o g 3 1 ) und lassen dafür kostbare Brote zurück, oder die Unterirdischen lassen den Brotschieber 32 ) bei den Bauern reparieren und geben dafür Kuchen; sie benutzen auch gerne die Backöfen 33 ) der Menschen und geben dafür Brot und Bier (b. und brauen!). In diesem Zusammenhang kann man auf die Vorliebe der elbischen Wesen und Hexen für den B a c k o f e n hinweisen: sie heißen im Gargantua „Backofentrescherlein" 34 ), man sah einmal die Strazeln zu sechs im B. dreschen s s ) ; die Vegetationsgeister und Totendämonen der Rauchnächte 36) halten sich im Backofen auf; in Pommern
758
erzählt man sich von einem v e r h e x t e n B a c k o f e n ; wenn man sich ihm nähert, bekommt man eine Ohrfeige 3 7 ) ; ein anderer ist von einem Wanderburschen, der vergebens um Brot bittet, verwunschen 38 ). Die thüringischen Waldweiblein 30) schenken den Frauen, die ihnen mit Brot aushelfen und dies auf den Kreuzweg legen, Brot mit Talern gefüllt. Diese backenden Zwerge Fenixmännlein 4 1 ), Venus- und Holzweiblein 42 ), Waldweibchen 43 ), Erdmännlein 44), Unterirdischen 45 ), Seligen 4 e ), Hollen 4 7 ), 18 Frau Holle ) deutet der c h r i s t l i c h e G l a u b e um; sowohl das Dämonische wie das Gütig-Helfende in ihrem Wesen: Wenn ein Gewitter lärmt, sagt man in Dithmarschen 4 9 ): Der liebe Gott wirft mit dem Brotknust; wenn der Wind durchs Getreide fährt, „scheubt" die M u t t e r G o t t e s Brot ®°) (hier wirkt die mittelalterlich-mystische Vorstellung herein von Maria mit dem ährendurchwirkten Mantel) 61 ) ; bei Sonnenschein und Regen „chüechlet" die Mutter Gottes S 2 ); wenn das Abendrot glüht und gutes Wetter ankündigt, backt in Schwaben 53 ) die Mutter Gottes Küchlein, sonst das C h r i s t k i n d l e i n 6 4 ) , St. Nikolas 6 5 ), ,,d'r Samichlaus" 6β) oder der heilige Mann B7) ; beim Morgenrot im Dezember backt nach havelländischem Glauben der heilige Christ Honigkuchen 8 8 ); wenn in Westböhmen weiße Wolken am Himmel stehen, backt P e t r u s 5 9 ) Brot. Dagegen sagt man in der Mark ® ) und in Schleswig-Holstein 61 ), wenn es bei Sonnenschein regnet: die H e x e n b. Pfannkuchen; auch sonst b. in der Sage und im Märchen, wenn atmosphärische Vorgänge sich regen, die Hexen e2 ), welche j a nur eine dämonische Form der atmosphärischen Geister sind; Kühnau ®3) behandelt diese backenden Hexen mit ihren roten Haaren; man darf nur an die Backofenhexe in,,Hänsel und Gretel" erinnern. Auch von Tieren, in die sich elbische Wesen und Hexen gerne verwandeln, berichtet die Volkssage: Wenn nach Regen der Nebel aufsteigt ®4) oder der Wald raucht ®5), b. die H a s e η; in Waldeck ββ ) b. die Η ü h η e r Kuchen. Mit diesen atmo-
Backen
759
sphärisch-mythischen Vorstellungenhängt die Bedeutung von b. = gefrieren 67 ) wohl nicht zusammen, diese geht von der Vorstellung b. = kleben, fest werden, aus.
" ) Kloster 9, 195—6; W o l f f Mythologie
der Elfen 2, 33. " ) M e i c li e Sagen 302 Nr. 392. ·«) Κ ü h η a u Brot 14 ff. » ) L. c.
29 III ff. *•) L. c. 35 ff.; D e r s . Sagen 2, 127; M e i e r Schwaben 1, 57, 6. *·) Κ ü h η a u Sagen 2, 94 Nr. 751, ι ; M a n n h a r d t 1,75. 92. 107; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 377;
interessant ist, daß in einer badischen Sage eine Hexe als schwarze Katze beim Bäcker den Teig stiehlt: Κ ii η ζ i g 1. c. 62 Nr. 181. 30 ) R a n k e Volhssagen 78; Frau Gaudens Hund : M a n n h a r d t Germanische Mythen 303; B a r t s c h I.e. 1, 23; 2, 478 Nr. 677; dagegen schenkt der N a c h t j ä g e r in Schlesien Kuchen, die man nicht abschlagen darf: K ü h n a u Sagen 2, 474 Nr. 1082, 2. 31) B a r t s c h 1. c. ι , 47. 66; BIPomVk. 1,179, 50.
32 )
M ü 11e η h o f f
Sagen
2
315, 472.
" ) B a r t s c h I.e. 1,86 Nr. 92; 80 Nr. 88; S c h a m b a c h und M ü l l e r 120, 3; S c h e l l Berg. Sagen 523 Nr. 61.
Mythol. 36)
9,
131;
Ders.
31
) Grimm
DWb.
1,
1068.
D e r s . I.e.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2,
299—300. W a s c h n i t i u s Perht 18; E. H. Meyer Germanische Myth. 1 2 1 ; s *)
B a r t s c h 1. c. 1,311; der Ofen ist der Wohn-s sitz der Hausgeister: S i m r o c k Mythol. 453; G r i m m £>W6. 7,1155. 37) BIPomVk. 7, 179 Nr. 109; Κ ü h η a u Sagen ι , 491; 2, 503.
BIPomVk. 3, 126. =») W i t ζ s c h e 1 1,226. 40) E i s e l Voigtland 16, 27; R o c h -
ω)
Sagen ι , 335—36;
holz
Müller
119—20.
Schambach-
1 1 4 — 1 5 . 278 Nr.
191;
Kloster 9, 522; S c h e l l 1. c. 523, 61 ; BIPom-
Vk. ι , 179. 50.
tl
) Kühnau
Sagen 4, 121.
**) D e r s . 1. c. 2, 96. 98. 109—2, 94.140—2,176;
MschlesVk. 15 (1913), 136. *») W i t z s c h e l I.e. ι, 225, 223. M ) W a i b e l - F l a m m 2, 182; L ü t o l f Sagen 476; R o c h h o l z Sagen 1, 281, 194; Κ ü η ζ i g 1. c. 41, 119; 46,
133. " ) B a r t s c h l.c.i,8o,88; M ü l l e n h o f f 2 315, 472; 300, 445 vgl. 447. «) G r a ber
1. c. 56, 63. ") C u r t ζ e Waldeck 222 a 4β)
u. b; M a 11 η h a r d t 1,65.154. Grimm Märchen Nr. 24; B o l t e - P o l i v k a 1,207
760
") M ü l l e r Rhein.Wb. 1,369. Schwartz Studien 153. ") G r o h m a n n 32 Nr. 178. ω) K u h n - S c h w a r t z 458 Nr. 430. " ) M e η s i η g 1. c. 207.
β2 )
115—126.
Fischer
M)
Meier
Schwaben 264 Nr. 296;
Schwäb.Wb. 1, 556.
Waldeck 215 Nr. 35, 2.
Laistner
,7)
I.e. 230. 323.
M
Altdeutsche
Predigten
3,
217
Z. 6.
) L ü t o l f Sagen 386 Nr 371. " J B i r l i n g e r
Schwaben 1, 401; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 556;
vgl. SchwVk. io, 37; in den altdeutschen Predigten ist Maria das M o r g e n r o t : S c h ö n b a c h 1. c. I, 60 Z. 10. M ) L a i s t n e r Nebel-
sagen 244; M ü l l e r Rhein. Wb. i , 369.
S5)
Zfrw-
Vk. 12 (1915), 233. ··) Schweiz.Id. i, 957—8.
D W b . 1, 1066;
•8) D r e c h s l e r Schlesien 1,181; MschlesVk. 1901, 26; auf Hispaniola ist der Menschenschöpfer ein Bäcker: L i e b r e c h t Volksk. 304. ··) Oeuvres complètes de Balzac, ed. L é ν y
42, 134 (Paris 1891). ">) G r i m m DWb. 1,
1066. 1068; 7, ii55 (Ofen). 663—64 (neuge-
backen) ; vgl. O c h s BadWb. 1, 106; M ü l l e r RheinWb. 1, 371; Schweizld. 4, 958 ff. " ) K.
Mythol. 3, 437 Nr. 75.
bach
Bir-
2. Entsprechend dem Backprozeß in der Natur wird auch das Z e u g e n d e s Menschen mit dem Brotb. 8 8 ) verglichen; besonders die Franzosen lieben diese Metapher; so wird in Balzacs Contes drolatiques (le dangier d'estre trop cocquebin) die junge Frau nach der Brautnacht gefragt: β β ) „combien de pains vous ha prins vostre mari sur la fournée." Die deutschen ähnlichen Redensarten bieten Grimm 70) und Wander 7 1 ) ; wir sprechen von „ungebacken aussehen" 7 2 ) = schlecht aussehen und nennen einen „ h a l b g e b . " 7 3 ) ; in der Schweiz ist einer „ l î s b a c h e " 7 4 ) = verzärtelt, dort kennt man , , e r b . " 7 5 ) = einen schwächlichen Menschen am Leben erhalten. Eine ganz bildliche Assoziation vergleicht das Gewölbe des Backofens mit dem g e w ö l b t e n M u t t e r l e i b , s. Backofen 6. So verstehen wir auch, daß ein schwächliches Kind mit greisenhaftem 7 8 ) Aussehen umgeb. wird (s. abb.) 77 ).
1912, 137—38; M a n n h a r d t
1, 231—32; M.
«)
l i n g e r Schwaben 1, 377, 1; vgl. B i n d e w a l d Sagen 93; BIPomVk. 4, 36. " ) C u r t ζ e
F . W . W a η d e r Deutsches
ist in den altdeutschen Predigten der A c k e r , der von Gottes Tau Korn trägt: A. S c h ö n -
Brot
P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 164 ff.; über „Hansel u. Gretel": B o l t e - P o l i v k a 1,
bis 227. ") M ü 11 e η h o f f Sagen 2 377 Nr. 555 ; M e η s i η g Schleswig-Holst.Wb. 1, 530;
K u h n - S c h w a r t z 475 A. 57. 50) F. S c h r o l l e r Schlesien 3, 331. 51) ZföVk.
Kühnau
15—16. " ) L . c. 14 ff.; ZföVk. 3 (1897), 290;
Sprichwörterlexih.
I, 215. 72) Schweizld. 4, 959. 73) G r i m m DWb. 4, 2, 201. 71) Schweizld. 4, 7β 960. " ) L. c. 962; vgl. G r i m m DWb. 3, 700. ) G r i m m 77 )
John
Westböhmen
108; ARw. 1899, 92 ff.; W. 20. 588; über den Altvater der Kinder besonders : B r e v i n u s N o r i c u s F a g o - V i l l a n u s (= Zimmermann s. G o e d e c k e Grundriß 3, 242) Den in vielen Stücken abergläubischen
Christen
12 ff.
(Frankf. u. L. 1721, Exemplar in München,
Döllingerbibliothek); ZföVk. 9 (1903), 211—12; 1908, 122; H e 11 w i g
Aberglaube 55 ff. 134,
11; D r e c h s l e r Schlesien 1, 188. 211; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 34. 722. 755;
Backen K l i n g n e r Luther 76 ; W e i n h o l d Neunzahl 29; vgl. ZfrwVk. 1 2 (1915), 259; siehe Gebildbrote; S a r t o r i Sitte und Brauch 1, 2 4 ; Z f V k . 1 9 1 7 , 1 4 9 ; M e n s i n g 1. c. 200. Wenn in Tirol ein Weib unfruchtbar ist, soll sie in einen warmen B . hineinkriechen : Z i n g e r l e Tirol 26 Nr. 1 5 2 ; S c h m i t z Bußbücher 1, 3 1 6 cap. 92; ι , 5 3 7 X V , 2; vgl. 2, 5 3 5 cap. 1 1 6 . 2, 430 cp. 95; K ö n i g e r Burchard v. Worms 234.
3. Das B. ist ein h e i l i g e s Ges c h ä f t ; auf den Marquesasinseln ist für den Mann beim B. geschlechtliche Enthaltung vorgeschrieben 78 ); im Züricher Unterland w ) ist die Backmulde heilig; sie wird apotropäisch gegen die Hexen M ) gebraucht (vgl. Brot). Auch der Backofen ist heilig, wie der Herd; vor ihm wird sogar in Skandinavien geopfert 8 1 ) (s. Backofen). Das Backgeschäft war in der Zeit der Eigenwirtschaft Domäne der Hausfrau 8 2 ) (ags. heißt Hausfrau: hlaefdige = Brotkneterin, ne. lady) 8 3 ) und ist auch heute noch das wichtige Ehrenamt der Bauersfrau 8 4 ). In Mecklenburg bittet die Braut beim Eintritt ins Haus um Segen für ihre Hauptaufgaben 85) : Help Herr Got: Wenn ik bru, so hew ik Bier, Wenn ik back, so hew ik Brot, Wenn ik starw, so bün ik dot. *>) F r a ζ e r 2 3 , 201. '·) S A V k . 1925, 100; vgl. den Umgang um den Backtrog bei den Slawen: K n u c h e l 20. 80) M e y e r Baden 376; G r o h m a n n 3, 1 4 ; 39, 2 3 4 ; 43, 270. S1 ) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 87 Α . ι 8 ; K i i h n a u Brot 12. 1 7 ff·; W . 620. 430; vgl. G r i m m Myth. 1, 522 ff.; J a h n Opferbräuche 1 1 9 ff.; H ö f l e r Weihnacht 56; ,! P e t e r Osterreichisch-Schlesien 2, 259. ) W e i n h o l d Frauen 2, 5 7 ; S a r t o r i Westfalen 1 1 0 ; B a u m g a r t e n Jahr (i860) 20; vgl. P l i n i u s 18, 107 = 3, 172, i f f . ; M a y h o f f : pistores Romae non fuere ad Persicum usque bellum annis ab u. c. super D C X X X ; ipsi panem faciebant Quirites, m u l i e r u m q u e i d o p u s m a x i m e erat sicut etiam nunc in plurimis gentium. 83 ) H o o p s Reallex. 1, 150. 81 ) John Westböhmen 246; Mülhause 55. β5) B a r t s c h 1. c. 2, 65 Nr. 236.
In Schwedisch-Finnland 8 6 ) darf ein Knabe kein Brot b., so sehr ist das B. Tabu der Hausfrau, vielleicht spielt auch die Hexengefahr herein. Bei diesem wichtigen Geschäft sind besondere Vors i c h t s m a ß r e g e l n 8 7 ) nötig; daher ist mit den Weibern nicht gut Kirschen
762
essen, wenn sie Mehl an der Nase haben 88 ), die Männer müssen sich dann aus dem Hause machen 8S). Besonders sucht man sich gegen den S c h a d e n z a u b e r d e r H e x e n und, was dasselbe ist, gegen die Katzen M ) zu schützen 91 ), und gegen den bösen Blick 9 2 ); nach badischer 9 3 ) Sage stahl eine Hexe als Katze dem Bäcker immer vom Teig. Wie alt dieser Glaube an die Möglichkeit eines Schadenzaubers beim B. ist, zeigt eine Stelle aus einem Münchener Zauberbuch (14. J h . ) 9 4 ) : ,,Ut panis non intret. Accipe parum funis predicti (sc. suspensi hominis) et pone(in) instrumentum, cum quo mittitur panis in furnum et cum pistor voluerit mittere panem in furnum, non poterit, sed e x i l i e t " ; die ungarischen Hexen mischen Tau in den Teig, wodurch das Gebäck blutigrot wird, und von einer Hexe heißt es im Protokoll: „Fermentum alterius ac massam farinaceam ita corrumpere attentasse, ut nulli panes inde pinsi potuerint" 9 5 ). Andererseits sollen die Bäcker in abstrusestem Aberglauben früher einen Lappen mit dem Blut eines a r m e n S ü n d e r s in den Teig getan haben, damit die K u n d s c h a f t angezogen werde 9 e ). Ein Bäckermeister gesteht 1 6 1 5 , daß er aus den Furchen, welche durch die Räder eines Leichenwagens entstanden waren, Wasser schöpfte und unter den Teig mischte, damit das Brot gut gerate und Abgang finde 9 7 ). Zimmermann ( = Brevinus Noricus Fago-Villanus) berichtet 9 8 ): „ N i m m ein Stück von einem Diebesstrick und lege es auf die Platte, damit man das Brot in den Ofen schießt, so wird es nicht verbrennen" (vgl. oben den Münchener Zauber) " ) . Die V o r s i c h t s m a ß r e g e l n der Bauersfrau sind verschieden: In der Oberpfalz 100 soll, während das „ D a m p f l " gemacht wird, die Stubentür nicht geöffnet werden; auch die slowenischen 1 0 1 ) Hausfrauen pflegen sich einzuschließen, damit keiner mit seinem Blick den Teig verhexe. Die Rockenphilosophie w a r n t 1 0 2 ) : „Wer Teig im Trog hat, kehre die Stube nicht aus, bis der Teig hinausgetragen ist, sonst kehrt er ein Brot mit hinaus"; von demselben Aberglauben berichtet Fogel 1 0 3 )
763
Backen
f ü r die Deutschamerikaner. Den Teig darf man in Schlesien 1 C 4 ) nicht loben, weil dann das Gebäck nicht gerät. Interessant ist der österreichische Aberglaube l o s ), daß der von einem sanguinischen Weib angemachte Teig gut gärt, jener von einem phlegmatischen schlecht; nach dem Glauben in Rendsburg 106 ) (Schleswig - Holstein) verhindert Märzschnee als „ S ü r w a t e r " das Schimmeln des Brotes; in Holstein 107 ) deckte man früher den Teig so mit einem S a c k zu, daß das offene Ende der T ü r zugekehrt war. Wenn der B a c k trog leer ist, muß man ihn gut ausbrühen, damit die Seele nichts zu leiden habe, den , , U r a " verbrennt man oder gibt ihn dem Vieh 108 ). Auch der Tisch, auf dem die Brote liegen, bevor sie in den Ofen kommen, muß rasch reingewaschen werden 1 0 9 ) ; soll das Brot gut aufgehen, so muß das Stroh, auf dem das B r o t lag, rasch und hoch aufbewahrt werden 1 1 0 ). ··) Folkloristiska och ethnografiska Studier 2 (1916), 27; vgl. Syrien, wo man die Kinder vom B. fernhält : S t e r n Türkei 1, 399—400. " ) S a r t o r i S.u.B. 2, 33; Bavaria 2, 304; man schlägt 3mal mit der Ilachen Hand auf den Sauerteig, daß es der Ofen hört, und sagt: ,,B· rieht' Dich"!; W. 620; besondere Zeremonien an Weihnachten: ZföVk. 1912,49. 8S) ZfdMyth. 2 (1854), 108 Nr. 12. 8·) Schweizld. 4, 957 (a. 1779). ,0 ) Man erkennt die Hexen am Katzengeschmack, so laut Aussage eines Hexenmeisters in einem Graubündner Hexenprozeß (1655); vgl. W a i b e l - F l a m m 2, 134; M ü l l e n h o f f Sagen 8 244—45; S c h a m b a c h und M ü l l e r 179 Nr. rg6. β1) S t i i i b Brei 20—21 ; R o c h h o l z Sagen 2, 188; für Frankreich: S é b i l l o t 3, 99. β2) G r o h m a n n 1. c. 103 Nr. 723; ZfVk. 1911, 307 ff. ") K i n z i g Bad. Sagen 62 Nr. 181. ,4 ) Codex lat. Monacensis 7021, 159b bei S c h ö n b a c h Berthold v. R. 149. 95) W l i s l o c k i Magyaren 155. ·«) S t r a c k Blut 45. »') ZfVk. 1897, 195. 9a) L. c 1 · 99- 33 2 · w ) v gl- Anm. 157—58. 10°) S c h ö n w e r t h Oberpfalz I, 406, 15. 101) S e Ii g m a n n Blick 1,236. 102) G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 33 ; daraus F i s c h e r Das Buch v. A. 200; B i r Ii η g e r A. Schwaben 1, 414 (ein Brot weniger). I03) Pennsylvania 188 Nr. 917. 104 ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 259; vgl. Tractalus polyhistoricus magicomedicus cariosus von E b e r h a r d o G o c k e l i o (Frankf. u. L. 1699) 46—47 (Exemplar in Karlsruhe); G r i m m Myth. 2, 923. 105) ZföVk. 1897, I T 9 Nr. 213. 1C6) M e n s i n g 1. c. 1, 207. 107) D e r s . ι, 527. 108) S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 248 Nr. 13. 10 ») M e n s i n g I.e. 528. n °) BIPomVk. 3, 186, vgl. 140.
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4. U m den Teig und das Brot zu schützen war und ist besonders e i n e Zeremonie gebräuchlich: Man macht über den ungesäuerten und gesäuerten Teig m ) und über die Laibe, die man in den Ofen schießt, ein u 2 ) oder d r e i 1 1 3 ) K r e u z e ; im B ö h m e r w a l d 1 1 4 ) wird während des Backgeschäftes neunmal das Kreuz geschlagen. In der Oberpfalz 1 1 5 ) bespritzt die Bauersfrau den Teig mit Weihw a s s e r ; genau so wird das Gerstenmehl f ü r den geweihten Bissen im MA. mit Weihwasser a n g e m a c h t 1 1 6 ) . Man drückt sogar dem Teig ein U 7 ) oder drei 1 1 8 ) Kreuze ein, in Schlesien 1 1 9 ) mit der Formel: „ I m Namen Gottes . . . " In Holstein 12 °) wird mit der Hand das Zeichen des Kreuzes in den Teig gedrückt oder drei Kreuze gegen die Hexen und Nachtgeister 1 2 1 ) ; dazu sagt die F r a u die Formel, die wir aus Schlesien kennen, oder ,,nu dieh (gedeihe) as en Lögen int D o r p . " In der Eifel (und auch in L u x e m burg) I 2 2 ) wird das erste 1 2 3 ) oder letzte 1 2 4 ) Brot, welches in den Ofen kommt, mit einem K r e u z 1 2 6 ) versehen, es heißt K r e u z b r o t und wird zuletzt gegessen und nicht v e r s c h e n k t 1 2 β ) . In Westböhmen 1 2 7 ) drückt man sogar das Zeichen 11—I S auf das Hausbrot. Diese Verwendung heiliger Zeichen a l s A p o t r o p a i a ist die christliche Ablösung 128 ) des abergläubischen Zeichnens des Brotes (panis punetus) 1 2 e ) ; unter den erstaunlich vielen Gottheiten, die L a s i c z 1 3 0 ) aufzählt, gibt es auch eine Matergabia : ,,M. deae offertur a femina ea placenta, quae prima e mactra sumpta d i g i t o q u e n o t a t a in f u m o coquitur." Gegen die Holzweiblein und andere Vegetationsdämonen, welche gerne Brot und Teig stehlen, um sich f ü r die Hilfe beim B . bezahlt zu machen, wird das Brot g e ρ i ρ t 1 3 1 ) , d. h. die Fingerspitze 1 3 2 ) wird in den L a i b gedrückt; es gnügt auch, die Laibe zu zählen 1 3 3 ). ... In Schwaben drückt man in den letzten Laib, den man einschiebt, die Fingerspitzen der linken Hand, dann haben die Hexen keine Gewalt über das B r o t 1 3 4 ) . Die Holzweiblein selbst geben gute Lehren 1 3 5 ) :
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Pip' kein Brot, Schäl' keinen B a u m , Erzähl' keinen Traum, B a c k ' keinen K ü m m e l 1 3 β ) ins Brot, So hilft dir Gott aus aller Not. 111 ) C u r t z e Waldeck 391 Nr. 106; BlPomV k . 3, 149; 4, 72 ff.; Heimat 2 (1892), 98 ff.; F o x Saarländische Volksk. 399 (über jeden gefüllten Teigkorb); vgl. L i e b r e c h t Gervasius 240 Nr. 252 (afrz. Aberglaube). 112 ) M e y e r Baden 375; Α η d r e e Braunschweig 401; M ü l h a u s e 55; F r i s c h b i e r Hexenspruch 122; B a r t s c h Mecklenburg 2, 134 Nr. 580 ; F o x I . e . ; L i e b r e c h t 1. c. 113) J o h n Westböhmen 246; Schramek Böhmerwald 254; W i t z s c h e l Thür. 2, 265 Nr. 17 und 285 Nr. 97; S e l i g m a n n Blick 2 . 35 2 · 354; C u r t z e 1. c.; H. L . F i s c h e r 1. c. 199; BIPomVk. 3, 149; W . 620. "«) S c h r ä m e k 1. c. 1 I 5 ) S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 401 Nr. 15; vgl. B i r l i n g e r Volksth. 1, 198 ff. 110 ) M G legum Sectio 5, 691 Z. 12 ff. " ' ) S t a u b Brot 22; A n d r e e I.e. 401; F r i s c h b i e r 1. c. ; Z f r w V k . 1905, 200; 1906, 202; Z f V k . 1914, 56; Heimat 2 (1892), 98—99; Κ ü h η a u Brot 27; Alemannia 24, 145. l l e ) K u h n S c h w a r t z 164; B i r l i n g e r Volksth. ι , 493 Nr. 706, 4. »»)ZfVk. 1894, 81; vgl. Eng12 land: S e l i g m a n n Blick 2, 352. °) M e η s i n g 1. c. ι , 207. 527. m ) Heimat 1. c. m ) F o n t a i n e Luxemb. 102. m ) S c h m i t z Ei fei 1 , 6 8 ; S a r t o r i S . μ . Β . 2 , 3 3 ; W r e d e Eifel.Vk. 290 (Nachtrag zu 194); M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 1015. 1 M ) W r e d e Rhein.Vk. 193. m ) Kreuz als Apotropaion: Franz Benediktionen 1, 1 7 ; 2, 50—51 ; H e c k s c h e r ι, 135 ff.; G r i m m Mythol. 2, 923—24. «·) M ü l l e r 1. c. 1015. 12 ') J o h n West1M böhmen 247. ) Η ö f 1 e r Weihnachten 70 bis 7 1 ; D e r s . Ostern 14; K ü h n a u Brot 27—28; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 246 ff. 1£") D u C a n g e 6 , 1 3 5 . 130) U s e n e r G S S e r r. amen 95; G r i m m Mythol. 2, 923. 131 ) K ü h n a u I . e . ; G r i m m Mythol. 1, 401 f f . ; 2, 923; M a n n h a r d t 1, 75; R a n k e Volkssagen 1 7 1 ; H ö f 1 e r Ostern 25—26. 132) U s e n e r 133 1. c. ) G r o h m a η η 1. c. 14 Nr. 65; Z f ö V k . 1908, 1 1 5 ; dagegen B r o n n e r Sitt' 11. Art 207: Laibe im Ofen nicht zählen. 134) B i r l i n g e r Volksih. ι , 494 Nr. 12. 135 ) G r i m m Mythol. ι , 401; W i t z s c h e l I . e . 1, 214 Nr. 212; R a n k e Volkssagen 171. D a ß das B e k r e u z e n wirklich die A b l ö s u n g des P i p e n s ist, b e w e i s e n d i e S a g e n , n a c h d e n e n die U n t e r i r d i s c h e n a u s R ü g e n 137) u n d der H a l b i n s e l M ö n c h g u t 13S) a u s w a n d e r n , w e i l d i e M e n s c h e n Brot und Getreide bekreuzen und den Besen mit d e m Stiel nach unten hins t e l l e n ( H e x e n ! ) . In T h ü r i n g e n 1 3 9 ) r ä c h e n s i c h die v e r t r i e b e n e n W a l d w e i b l e i n , i n d e m sie a u f i h r e r F l u c h t d e n S e g e n d e s
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Hauses mitnehmen. Überhaupt hängt an gepipten Broten (placenta digito notata) 14 °) g r o ß e r S e g e n ; sie s c h ü t z e n g e g e n F e u e r s g e f a h r , so d a s „ B e h t e n b r o t " 1 4 1 ) in S c h w a b e n ; i n T h ü r i n g e n 1 4 2 ) s c h ü t z e n „ d r e i S t o p f e n " , die i n d a s e r s t e B r o t (vgl. K r e u z b r o t ) mit dem Finger im N a m e n Gottes gestochen werden, das H a u s v o r den T ü c k e n der H e x e n . D i e s Brot wird zuletzt angeschnitten; die drei a u s g e s c h n i t t e n e n „ S t o p f e n " v e r m e h ren, d e m V i e h g e f ü t t e r t , die M i l c h u n d s c h ü t z e n v o r „ A n t u n " . Z u m Z e i c h n e n der B r o t e wird n e b e n d e m K r e u z z e i c h e n 143) a u c h der H a u s s c h i ü s s e l verw a n d t : Mit d e m Schlüsselzeichen auf d e m Brot verjagt man G e s p e n s t e r , die s i c h a u f d r i n g l i c h z u r T a f e l s e t z e n , so d i e Geistergäste b e i m Müller aus der H a a r t h m ü h l e z u N e u k i r c h 1 4 4 ). I n S t e i e r m a r k 1 4 5 ) m a c h t die H a u s f r a u m i t d e m Schlüsselb a r t E i n d r ü c k e ins K l e t z e n b r o t ; w i r d d a s u n t e r l a s s e n , so l ä ß t die P e r h t d a s B r o t v e r b r e n n e n , o d e r es r u h t k e i n S e g e n d a r auf. 13e ) Fenchel und Kümmel im Brot verscheuchen im Voigtland die Zwerge: E i s e i Voigtland 14 Nr. 26; über K ü m m e l : F r a n z Benediktionen j , 4 1 7 ; K ü h n a u Sagen 2, 65. 145; Festschrift für V o l 1 m ö 1 1 e r 10; K ö h l e r Voigtland 461 ; 453 Nr. 460; S i i i i r o c k Myth.5 439; Festschrift für H. B a a s (Hamb. u. L. 1908) 187—88 (Kümmelbrot als Heilbrot, weil dämonenabwehrend) ¡ W ü n s c h im Jahrb. d. kaiserl. deutsch, archäol. Instituts 6. Erg.Band (1905), 28; F . S o h n s Pflanzen 2 52 f f . ; B ä d H m t . 1 (1914), 90. Schon das Brotsalzen wirkt geistervertreibend; denn das Zwergbrot ist nicht gesalzen : K ü h n a u Sagen 2, 76. 137 ) H a a s Rügensche Sagen 5 37 Nr. 68; ZfMyth. 2, 144 ff. 13a) H a a s u. W o r m Mönchgut 95 ff. 13l>) W i t ζ s c h e 1 1 , 2 1 4 — 2 1 5 ' · 2,285 Nr. 100. u 0 ) R o c h h o l z Sagen I, 338; G r i m m 2, 923. 141 ) B i r l i n g e r Volksth. ι , 324 Nr. 526; P a n z e r Beitrag 2, 527; H ö f i e r Ostern 26; vgl. G r o h m a n n 1. c. 41 Nr. 256. 142) W i t z s c h e l 2, 265 Nr. 18. 143) Die österlichen Kreuzbrote sind dämonenabwehrend und heilkräftig : H ö f 1 e r Ostern 15; D e r s . in Festschrift für H . B a a s 178. 141 ) M e i c h e Sagen 525 Nr. 671; D e r s . Sagenbuch der sächs. Schweiz 51 Nr. 42. 145 ) Z f ö V k . I, 249.
5. N ä c h s t d e m B e r e i t e n d e s T e i g e s i s t das E i n s c h i e ß e n des B r o t e s und das B. selbst mit abergläubischen Maßregeln und Zeremonien umgeben. B e i m
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Heizen stellt man in Mecklenburg Auguria an 14e ). Ehe in Pommern 14? ) die Frau das Brot in den Ofen schiebt, spritzt sie dreimal mit dem Lappen gegen die Öffnung, damit das B r o t gerät. In B ö h m e n 1 4 8 ) wirft man apotropäisch Erbsen in den Ofen; in Schlesien spuckt man dreimal hinein 14S ). Beim Einschieben erfleht man besonders in Mecklenburg 15°) durch einen frommen Spruch Segen für das Brot; derselbe Spruch ist in SchleswigHolstein 1 5 1 ) belegt; entweder sagt m a n : „ u n s Härgott segne dat Brot in'n A b e n ( d ) " oder: Uns B r o t is in Aben, U n s H e r r g o t t dorbaben. U n all, de dorvun et, D a t de em nich verget. ue) B a r t s c h 1. c. 2, 134 Nr. 582; ähnlich auguriert die Tiroler Bauerndirne, wenn sie .Brennholz holt z u m K o c h e n der „ G s t a m p a nudeln" : H e y 1 Tirol 753 Nr. 9. 147) B l P o m V k . 3, 185. 148) G r o h m a n n 103 Nr. 722. 1ίβ ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 13 ; vgl. G r i m m Myth. 2, 923. ι ί 0 ) B a r t s c h 1. c. 134 Nr. 584; F r i s c h b i e r I . e . 123; B I P o m V k . 3, 185; K n o o p Hinterpommern 1 7 5 ; Z f V k . 1914, 56 Nr. 14 u. 1 5 ; Z f r w V k . 1905, 200; Urquell 1 (1890), 18. 1 6 1 ) Z f V k . 1914. 56 Nr. 1 5 ; M e n s i n g 1. c. ι , 13. 207; vgl. B I P o m m V k . 3, 175. 185; ebenso in der M a r k : K u h n Märkische Sagen 381 Nr. 47.
Früher pflegten die Frauen, wenn der Ofen verschlossen war, hochzuspringen und zu jauchzen, damit das Brot gerate 162 ). Im S a a r l a n d 1 5 3 ) schlägt die Frau nach dem Einschieben ein K r e u z über den Backofen. W e n n das Brot im Backofen ist, darf man in Mecklenburg 1 5 4 ) nicht auf den Schieber treten, sonst geht es nicht auf. Eine alte Urkunde aus Wint e r t h u r 1 5 S ) schreibt den Bäckern vor, daß sie den Backofen nicht verlassen dürfen, ohne ein „gewachsen Mensch" davor zu stellen; und die Rockenphilosophie 15e ) warnt, einen Hupd in den Ofen sehen zu lassen, sonst mißrät das Brot (s. abb.). Bei Mittweida 157 ) ist 1697 beobachtet worden, wie das Brot im Backofen sich bewegte oder gar heraussprang, und eine Hexe in Wismar 158) ließ 1425 das Brot „ l o p e n " . H a t man das Brot in den Ofen geschoben (kommt während des Einschiebens Besuch, so orakelt man für ihn) 158 ), muß man den Tisch, worauf es
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gelegen, rasch rein waschen l e o ) ; während des B.s darf nichts Frischgebackenes auf dem Tisch liegen 1 6 1 ), und man darf nicht vor dem Ofen Urin lassen m ) , sonst wird das Brot „ k l a m m " . Vor allem darf man die Laibe im Ofen nicht zählen 163 ). Das zuletzt in den Ofen geschobene Brot hieß man nach Christian Weise's Drei Erznarren „ W i r t " l e 4 ) , mit ihm war der Segen des Hauses verbunden. Der Scherrlaib wird bis zur nächsten Bachet aufgeh o b e n 1 6 5 ) ; er heißt in Westböhmen 1 6 6 ) „ K l a t s c h l a i b e l n " , „ G o t e i s c h " usw. 1 M ) Heimat 2 (1892), 99. F o x Saart. Vk. 399 ; in Hinterpommern 3 Kreuze : K n o o p Hinterpommern 175; nach einer schlesischen Sage verunglückte eine schwangere Frau, die das Kreuzzeichen vergaß : Κ ü h η a u Sagen 2, 108. 1 M ) B a r t s c h 1. c. 2, 134 Nr. 583. »«) S t a u b I.e. 21. »·) G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 32. 1 5 ') M e i c h e Sagen 565 Nr. 703; vgl. Α . 99. 1 δ ί ) B a r t s c h 1. c. 2, 36 Nr. 15. 1 M ) Z f ö V k . 1898, 215 Nr. 515. »») E b d . 1914, 56. ιβι) J o h n Westböhmen 246. 1β2 ) Z f V k . 1891, 186 Nr. 4. 1β3 ) B r o n n e r Site u. Art. 207. 1 M ) G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 946. "5)Birl i n g e r Volksih. 1,494 Nr. 14; vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 254. , M ) J o h n Westböhmen 246.
6. R e s t e a l t e r O p f e r 1 6 7 ) für die Vegetationsdämonen haben wir ζ. B. im Norden 168), wo man früher ein Brot für die Unterirdischen hinlegte; in der Oberpfalz 1ββ) backt man für die Holzweiblein ein oder zwei Aschenkuchen mit; in Thüringen l w ) spritzt man für die Holzfrauchen etwas Mehl und Wasser auf die Kohlen; speziell die Hausgeister werden bedacht: so bei den F i n n e n 1 7 1 ) und Altletten 1 7 2 ); hier wirft die Hausfrau 3 Stücklein v o m neugebackenen Brot für den v e r storbenen Hausherrn in den Backofen; in der Mark 1 7 3 ) wirft man, wenn das Brot beim B. einen K n u t s c h treibt, drei Stückchen davon rücklings in den B.ofen, auch der Scherrlaib aus den Teigresten ist für die Hausgeister bestimmt 1 7 4 ). In Tirol 1 7 5 ) macht man aus den Resten den „ G o t t " . In Mecklenburg 1 7 6 ) ist das „ U t s c h r a p e l s " von „ d e N i j o r s b a c k " für das Vieh heilkräftig. In der Oberpfalz 177 ) bekommen die a r m e n S e e l e n ihr Teigopfer oder Mehlopfer in den Backofen geworfen. Ins Christliche übertragen, sind die Flammfladen für die lieben
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Ε η g e 1 e i η 17β) ; im Rheinland m ) backt man Flammschkuchen. Abgelöst sind diese Opfer durch S p e n d e n a n d i e A r m e n u n d B e t t l e r . W e n n man in der Heimat des „ P o p p e l e von Hohenkräh e n " backt, muß man dem ersten Bettler einen ganzen L a i b Brot geben, sonst verschwindet das übrige Brot 18°) ; diese Hauskobolde werden totgeb. 1 8 1 ) ; in der Oberpfalz 1 8 2 ) backte man früher für ein armes Weib den „ G o t t e s k u c h e n " mit, in Westböhmen 1 8 3 ), in der Oberpfalz 1 8 4 ) und Österreich 1 8 8 ) kennt man das „ G u a t s l o i b l " oder „ G u a t s l a i w l " , „ G o t t e s g a b " , in Westfalen 18β) die ,,L i e w e k e u k e η s", in der Eifel 1 8 7 ) die „ A r m e · 1 e u t s ρ 1 ä t ζ c h e η " , in der Schweiz 1 8 8 ) die , , L i e b - S e e l e n - M u t s c h e l i " ; auch der altfranz. Aberglaube kennt diese Opferbrötchen 1 8 9 ). Der Besuch erhält am B a c k t a g einen Laib Brot 1 9 0 ). le ') R o c h h o l z Glaube i, 323 ff. 1β8) Zf V k . 1898, 137. 142. 1β9) S c h ö n w e r t h I.e.2,377; M a n n h a r d t ι , δ ο Α . ι ; J a h n Opfergebräuche 290 A. 2. Witzschel 1. c. 2, 285 Nr. 100. ' " ) ZfVölkerpsychol. 18, 14; vgl. das Opfer an die Matergabia: Anm. 130. "») Ausland 1874 Nr. 1, 213. l " ) K u h n Mark. Sagen 381 Nr. 43; Festschrift für V o l l m ö l l e r (1908)6. "«) B i r l i n g e r Volksth. ι , 494 Nr. 14; H ö f l e r in der Festschrift für Vollmöller 11 vergleicht den κνησχός ίρτος bei A t h e n a e u s III n i d (u. 5 i 6 d ) u. X I I 5 i 6 d . 17 5) Z i n g r i e Tirol 36,293; in Ungarn formt man aus den Teigresten eine menschenähnliche Gestalt und opfert sie den schönen Frauen: Z f V k . 1894, 3 1 1 ; H ö f 1 e r Weihnachten 56. "·) B a r t s c h 1. c. 2, 241 Nr. 1253 c. "') S c h ö n w e r t h I . e . 1 , 2 8 5 bis 286 Nr. 5; S a r t o r i Totenspeisung 48; stäubt man in Westböhmen die Backschüssel in den Ofen, so hat man eine a r m e Seele erlöst: J o h n Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 115. »«) Urquell 3 (1892), 247, 31. "·) ZfrwVk. 1905, 205. le0) W a i b e l - F l a m m i, 258; R o c h h o l z Glaube 1, 323—24; in Pommern bekommt der Bettler frischgeback. Brot : BIPomVk. 3, 149. 181) R o c h h o l z Sagen 1, 367. 18ä) S c h ö r w e r t h 1. c. i , 407, 18. 18S) 184) John Westböhmen 246. Schönw e r t h I.e. '») ZföVk. 1897, 116. l e « ) S a r t o r i Westfalen 110; grundlegend: ZfrwVk. 11 (1914), 54—56; dagegen das „Liwbrot" in Mecklenburg: Bartsch 2, 241 Nr. 1253 b. «') S c h m i t z Eifel 1, 68. 188) L ü t o 1 f Sagen 555 Nr. 566. 18S) L i e b r e c h t Gervasius 240 Nr. 252; S é b i l l o t Traditions et superstitions de la boulangerie τι ff. 1,β ) ZíVk.
1893. 52.
77 o
7. Wenn das Brot i m O f e n ist, darf man nicht hineinblasen 191 ), man darf keinen K u c h e n mit dem Messer anschneiden, sonst wird das Brot spindig 192) und hohl 1 9 3 ). Findet man ein oder mehrere Löcher im Brot, so sagt man, der B ä k ker 1 9 4 ) ist hindurch g e s c h l ü p f t , oder seine S e e l e 1 9 S ) wohnt darin, oder es gibt Trauer 1 9 6 ) in der Familie; in München 1 9 7 ) sagt man, wenn eine Semmel hohl ist, der K u c k u c k ist darin. Nach Zimmermann 198) soll das Brot „ e r s c h ü p f e n " (die Rinde von den Brosamen fallen, s. abbacken), „ w e n n man auskehret und ist der Teig noch im B a c k t r o g " ; um das Erschüpfen zu verhüten, soll man, wenn man ein Probebrot anschneidet, die erste Scheibe zuletzt abbrechen 1 9 9 ). In Westböhmen ist es verboten, auf dem Backkübel zu sitzen 200), wenn das Brot gut ausb. soll. Beim Herausnehmen der Brote macht man wieder das K r e u z z e i c h e n 2 0 1 ) ; man darf die Brote nicht heiß auf den Tisch legen M3 ), sonst werden die Pferde bei der Arbeit müde. Sind zwei Brote zusammengeb., so zerbricht man sie im Nahetal über zwei körperlich zurückgebliebenen Kindern 203) (vgl. Brot). m) ZfrwVk. 1905, 200. "») S c h ö n w e r t h 1. c. ι , 407 Nr. 17; vgl. S c h m e l l e r Bayr.Wb. 2, 6 7 7 — 7 8 ; W . 620; Bavaria 2, 304. »·») ZfrwVk. 1905, 205. "») S t a u b Brot 56; Alemannia 33 (1905), 304; Z i n g e r l e Tirol 57 Nr. 494. 1,ä ) S t a u b 1. c. ; B a u m g a r t e n Jahr (i860), 7; D W b . Seele § 25 a, γ; Z f V k . 1914, 56; F o g e l Pennsylvania 188 Nr. 916. "«) S A V k . 8, 269 Nr. 33; Urquell 1 (1890), 9. li7 ) ZfdMyth. 3, 400; über Kuckuck = Bäcker: G r i m m Myth. 2, 564; 3, 441 Nr. 197; R o c h h o l z Gaugöttinnen 166; Kloster 9, 385. 931; H e c k s c h e r 2, 349 v A. 135; M a n n h a r d t 2,334 ( gl· Bäcker). 1M ) BrevinusNoricusFago-Villanus 1 2 1 — 2 2 ; vgl. A. 102; nach dieser Stelle wäre e r s c h ü p f e n bei D W b . 3, 975 zu erklären; vgl. Schweizld. 8, 1082. 1TO) B a r t s c h 2, 135 Nr. 590. 200) J o h n Westböhmen 246. S01) S c h r a m e k 1 c. 254; B a r t s c h I.e. 2, 135 Nr. 590. S02) F r i s c h b i e r Hexenspruch 123. 203) ZfrwVk. 1905, 200.
8. B a c k z e i t u n d Backtage: Während bei uns die Hausfrau auf dem Lande ungefähr alle zwei Wochen backt 204 ), wird in Schweden 205) das Knakebrod 2 — 4 mal im Jahre zubereitet, ebenso oft im Jahre buk man früher im Wallis 20β) ;
771
Backen
natürlich ist dies Brot steinhart wie im alten Lakonien 207). Zu J. Gotthelfs Zeiten backte man aufs kürzeste alle 3 Wochen. Iulagalt 2C9) muß man immer in g l e i c h e r Zahl b., sonst kommt ein Todesfall. Über den B a c k t a g 210) bestehen bestimmte abergläubische Vorschriften. Eine alte Schweizer Urkunde (a. 1380) b e s t i m m t 2 1 1 ) : „ e s soll niemand an dem ' M ä n t a g ' backen, wenn es nicht die Gebieter gebieten"; in Thüringen ist der B a c k t a g für Hochzeiten der M o n t a g 212 ) ; eine Holsteiner 2 1 3 ) Hexe (a. 1584) stellte mit Brot, das am D o n n e r s t a g geb. war, in t Namen mit Satans Hilfe ein Orakel darüber an, ob der Abwesende lebendig oder tot sei. A m F r e i t a g 2 1 4 ) darf man nicht b., das bringt Not und Zank oder einen Laib weniger 2 1 3 ); ein Holzweiblein ruft einer fränkischen Bäuerin zu 2 l e ) : Reiß nicht aus einen fruchtbaren Baum, Erzähl keinen nüchternen Traum, Back kein F r e i t a g s b r o t , So hilft dir Gott aus aller Not. °«) Schweizld. 4, 957.
2
292 u n d 525. 20
20e
) Staub
205
)
Heckscher
Brot ψ, SA Vk. 1916, 20s
285. ') ZfEthnol. 57 (1925), 156. ) SAVk. 18 (1914), 114. 20 ») H ö f 1 e r Weihnachten 60.
) S t a u b I.e. 61; K ü h n a u Brot 18; ZfVk. 1894, 402. 404 (Ungarn); W. 620. 2n ) Schweizld. 4, 957. 212) W i t ζ s c h e 1 1. c. 2, 235. 213) B a r t s c h I.e. 2, 21. 214) H a l t 210
r i c h
Siebenbürg.
Sachsen
288;
J o h n
West-
böhmen 247; W. 71; Bavaria 2, 238; ZföVk. 1908, 115. 215) M e i e r Schwaben 391 Nr. 61. 21β ) Bavaria 3, 300; ZfVolkerpsychol. 18, 24. In Schleswig-Holstein 2 1 7 ) bäckt man am S a m s t a g ; Β. am S o n n t a g 218) ist eine Entweihung und wurde a. 1558 schwer geahndet. In Horb 219) wird am Sonntag nie geb., weil die Fische das Brot verweigerten. A u c h f ü r bestimmte Jahresfeste und -tage kennt das Volk feste Gebräuche. In der Christn a c h t 22°) darf man nicht b., weil sonst der Teufel ins Brot pfuscht, ebenso in den Rauchnächten 221 ). In Pommern 222) muß man aber am A b e n d vor N e u j a h r auf dem Herde b. ; wenn man auf Rügen 223) am Neujahrsabend nicht bäckt, muß man das ganze Jahr den P u k füttern; als eine arme Frau 3 Aschenkuchen backt, verwandeln sich diese in schönes Weißbrot. Wenn man am G r ü n d o n n e r s t a g 224)
772
backt, regnet es das ganze Jahr nicht. A m K a r f r e i t a g 225) ist das B. wegen Hexengefahr verboten, nur in Schlesien 226) ist an diesem T a g gut b. Dieses Brot hält sich nach rheinischem 2?7) Aberglauben ein ganzes Jahr; nach dem Glauben der Deutschamerikaner 228) ist Karfreitagsbrot gut für Wunden. In Osterreich 229) darf man in der ersten Woche von Ostern den Sauerteig nicht über Nacht stehen lassen, sonst kommt der Theodor und das Brot mißrät. In Mecklenburg 230) muß man an F a s t n a c h t auf dem Herde b., sonst tanzen die Hexen darauf. Nach rheinischem 231) Aberglauben schimmelt das Brot nicht, das man an W a 1 ρ u r g i s bäckt, und die Mäuse fressen es nicht. A m 25. Mai ( U r b a n s t a g ) soll man kein Brot b., sonst schimmelt es das ganze Jahr 232). B a c k t man am Vierteljahrstag 233 ), so trocknet alles ein, was vom Rauch betroffen wird. Im Erzgebirge 234) darf, solange ein Toter im Hause ist, niemand b., sonst fallen die Zähne aus. A m Backtag darf man nicht im Garten 2 3 S ) arbeiten, vor allem keine Bohnen und Erbsen 236) säen, keine Rübenblätter 237) holen, sonst werden die Rüben dürr. In Schwaben wird das Verbot, im Garten zu arbeiten, damit begründet, daß man sonst Maulwurfshaufen hineinbringt (Analogiezauber: Maulwurfshaufen = Brotlaibe); s. arbeiten. 2l7
957.
) M e n s i n g I.e. 203. 218) Schweizld. 4, 2le ) M e i e r 1. c. 222 Nr. 251. Höf-
ler
Weihnachten
482 ;
Müllenhoff
12.
221
) M e y e r
Sagen2
Baden
372 N r . 500;
Volkssagen 77 ff.; DG. 13, 121;
R a n k e
S a r t o r i
Totenspeisung
59 1
(Vogesen) ;
W. 620; auch nach französischem Aberglauben bringt B. zwischen Nativité u. Circoncision Unglück: L i e b r e c h t Gervasius 229, 127. 222 ) BIPomVk. 10, 74. 223) H a a s Rügensche Sagen 6 93 Nr. 163. "•>) B a r t s c h 1. c. 2, 256 Nr. 1339; 257 Nr. 1341 (das Brot schimmelt); G e s e m a n n Regenzauber 33 A. 2; K u h n Mark.
Sagen
387 N r . 102; W . 86.
2S5
) H ö f 1e r
Ostern 12 ; J o h n Westböhmen 61 ¡ F o n t a i n e Luxemburg
37; v g l . F o g e 1 Pennsylvania
188
Nr. 913; ebenso in Frankreich während der R o g a t i o n s : L i e b r e c h t Gervasius 233 Nr. 163. a2e ) D r e c h s l e r 1. c. 1, 91.
«')
ZfrwVk.
1 2 (1915), 60.
22S
) F o gel
I.e.
279 Nr. 1465. «») ZföVk. 1897, 181 Nr. 247. 23 °) B a r t s c h 1. c. 2, 255 Nr. 1327; vgl.
773
Backen
BlPomVk. io, 74. °-31) M ü l l e r RheinWb. 1, 1 0 1 5 . ! 3 2 ) ZföVk. 1898, 145. 233 ) ZfVk. 1891, i"86. S34 ) Arch. f. Anthrop. N.F. 3 (1905), 97. « 5 ) F o g e l 1. c. 187 Nr. 9 1 1 . 23 °) D e r s. 188 Nr. 912. 23 ') W. 664. 23e) B o h n e n b e r g e r Nr. ι , 18; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 3.
774
oder w e r e t o d t . " A u c h heute noch weiss a g t die o b e r b a y r i s c h e B ä u e r i n a u s dem schlechten A u f g e h e n des L e b l a i b e s 2 5 1 ) oder K l e t z e n b r o t e s 25S ) den T o d eines F a m i l i e n m i t g l i e d e s (vgl. N e u j a h r s g e b i l d brote). W e n n beim B . das B r o t (in der Mitte) 2 5 3 ) s p r i n g t , so b e d e u t e t das eine B e e r d i g u n g 254 ) ; ebenso ist n a c h allgemein v e r b r e i t e t e m A b e r g l a u b e n das G r a b f ü r ein F a m i l i e n m i t g l i e d offen, w e n n das B r o t auf dem R ü c k e n s p r i n g t 2 5 5 ) (Analogie) ; dagegen im H a r b a c h t a l : s p r i n g t ein B r o t , k o m m t m a n zu E h r e n , springen zwei, s t i r b t m a n 2 5 8 ); „ i s t a b e r das W e i ß b r o t in D i t h m a r s c h e n ausgel a u f e n 2 5 7 ) , so w e r d e n G ä s t e k o m m e n und mit d a v o n e s s e n " ; ein R i ß auf dem L a i b r ü c k e n der L ä n g e n a c h b e d e u t e t bei den S a c h s e n in S i e b e n b ü r g e n 258 ) eine N i e d e r k u n f t ; in den V i e r l a n d e n 259 ) bed e u t e t ein quer gerissenes B r o t eine B r a u t , längs gerissen einen T o t e n ; ist das B r o t auf der Seite gerissen, so gibt es A r b e i t (Schleswig-Holstein) 2eo ), reißt es unten, so k o m m t b a l d Hochzeit 2 β 1 ) (Oberp f a l z ) ; h a t es einen Mund, so gibt es G ä s t e 262 ) ( S c h l e s w i g - H o l s t e i n ) ; s c h w a r z e B l a s e n d e u t e t der W e s t b ö h m e 2 6 3 ) auf U n g l ü c k ; w e n n m a n B r o t einzuschießen 264 ) oder h e r a u s z u n e h m e n v e r g i ß t 2β5 ), so deutet das der A m e r i k a n e r 2S6 ) auf einen T o desfall. W e r B r o t mit weißer R i n d e b a c k t , s t i r b t b a l d 267 ). „ W e r bi'n B r o t b a c k e n d a t B r o t mit B o s t e n (Borsten) m a k t , k r i c h t einen r u g e n Mann, w e r den D e i g g l a t t m a k t , kricht einen s c h i v e n " (Mecklenburg) 268 ) ; wenn ein Mädchen in Holstein den T e i g nicht leicht v o n den H ä n d e n löst, gilt es als geizig 269 ) ; w e n n a b e r eine M a g d dem B u r s c h e n mit den T e i g f i n g e r n
9. O r a k e l beim B . : B e i dieser wichtigen, mit O p f e r n v e r b u n d e n e n H a n d l u n g stellt m a n n a t ü r l i c h auch A u g u r i a an. C h r i s t n a c h t a u g u r i a , wie sie die Mädchen in U n g a r n 239 ) a m B a c k ofen anstellen, u m den L i e b h a b e r zu sehen, sind bei uns weniger b e k a n n t ; dagegen berichtet Zingerle 240 ) v o n einem Orakel beim Zeltenb. a m T h o m a s t a g e und a n den K l ö p f e l a b e n d e n 2 4 1 ) , ähnlich in S c h l e s w i g - H o l s t e i n 2 4 2 ). B a u m g a r t e n 243 ) berichtet, daß das Mädchen, w e n n es a m T h o m a s t a g das erste B r o t einschießt, den S c h a t z auf der Ofenschüssel zu sehen h o f f t . W e n n in S c h l e s w i g - H o l s t e i n 244 ) die F r a u beim T e i g k n e t e n niest, so s t i r b t ein Mitglied der F a m i l i e , ehe der B a c k a u f gegessen ist. A n N e u j a h r steigt m a n mit der Multer, in der der N e u j a h r s t e i g gem a c h t w u r d e , a u f s D a c h und k a n n alle sehen, die i m L a u f e des J a h r e s sterben 2 4 5 ). B e s o n d e r s ist das A u f g e h e n des Teiges und das A u f g e h e n der L a i b e im Ofen v o n z u k u n f t s v e r k ü n d e n d e r W i c h tigkeit. Die H e x e n stören v o r allem das A u f g e h e n des Teiges 246 ). S c h o n der I η d i c u 1 u s 247 ) eifert gegen die o b s e r v a t i o p a g a n a in f o c o b e i m A n f a n g s z a u b e r , und B u r c h a r d v o n W o r m s 248 ) w a r n t ausdrücklich v o r dem Orakeln aus d e m A u f gehen des B r o t e s in der N e u j a h r s n a c h t : vel si p a n e s p r a e d i c t a nocte coquet e fecisti tuo nomine 24β ), ut, si b e n e e l e v a r e n t u r et spissi et alti f i e r e n t , inde p r o s p e r i t a t e m t u a e v i t a e eo a n n o p r a e v i d e r e s ; f a s t denselben A b e r g l a u b e n • ins Gesicht greift, b e k o m m t er keinen e r w ä h n t G r u n a u ( D o m i n i k a n e r m ö n c h aus ! B a r t 270 ). T o l s e m i t , 16. J h . ) in seiner preußischen ι ' 2ÍS ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 88. 240) Z i n Chronik v o m J . 1 3 9 7 250 ) : „ s o ein person g e r l e Tirol 184 Nr. 1520. 2 «) D e r s. 183 j e m a n t lieb h a t t e und der a n d e r s t w o w a r , Nr. 1 5 1 9 ; vgl. 36 Nr. 294. 242) f l e n s i n g so n a m die Person ein T e i g (am F e s t e 1. c. 201. 243) B a u m g a r t e n Jahr ύ. circumcisionis domini) und m a c h t e ein "") M e n s i n g 1. c. 1, 527. 24S) ZföVk. 9 (1903), 192—93. 246) F o g e 1 1. c. 138 Nr. 632; K i e c h l e i n und legte es in die K a c h e l , S é b i l l o t 3, 99; S t a u b 1. c. 2 1 — 2 2 ; g i e n g e s h o c h a u f , so w a r es ein vgl. W l i s l o c k i I.e. 155. 247) M G leg II, 1, Zeichen, und er f r ö h 1 i c h w a r und es 223; G r i m m Myth. 3, 403 c 17; S a u p e im wol ging, gieng es a b e r nit a u f , so Indiculus 22 ff. ; vgl. Aberglaubenverzeichnis des A n t o n i n u s : MschlesVk. 21 (1919), g l a u b t e n sie und s t u n d e nit wol u m b in 68 Nr. 27. 2Je ) S c h m i t z Bußbücher 2, 423
cap. 62; W a s s e r s c h i e b e n 663—64 c. 53a; ARw. 20, 363; R a d e r m a c h e r Beiträge 104; J a h n Opfergebräuche 280; H ö f 1 e r Ostern 31; ZföVk. 1905, 235. 24S) ARw. 20, 418; vgl. MschlesVk. 16 (1914), 179 ff. 250) Simon G r ü n a u s
Preußische
Chronik,
Weihnachten
28; W . 300;
hrg.
v . M.
Perlbach 1 (Leipzig 1875), 694. 251) L e o p r e c h t i n g Lechrain 210—11. 25S) H ö f 1 e r K n o o p
pommern 178; Globus 42, 105.
2SS
Hinter-
) Curt ζ e
Waldeck 382 N r . 65; F o g e 1 1. c. 116 N r . 515
(Kaiserslautern). 2 H ) Urquell 4 (1893), 19; B a u m g a r t e n Heimat 3,102. S5S) S t a u b 1.e. 53; B a r t s c h I . e . 2, 124 Nr. 496; D r e c h s l e r Schles. 1, 13. 287; G a s s n e r Mettersdorf 80; H ö h n Tod, Nr. 7, 310 (wenn das Brot von selbst entzweibricht) ; Unoth 189; K u h n - S c h w a r t z 436 Nr. 298; M e n s i n g 1. c. 1, 528; S t r a c k e r j a n I, 38 (abgebacken oder quergeborsten); 2, 224 Nr. 475; Urquell 1 (1890), 9; W. 297; ZfVk. 1891, 184. " · ) ZfVk. 1912, 162. 457) Ebd. 1914, 56 Nr. 11; M e n s i n g I . e . 1, 528. 258 ) G a s s η e r Mettersdorf 17, anders in Dithmarschen : M e n s i n g 1. c. >5S) E. F i n d e r Vierlande 2, 222. 2I10) ZfVk. 1914, 56 Nr. 10; M e n s i n g 1. c. 2el ) W. 294. " · ) ZfVk. 1914, 56 Nr. 12; B a r t s c h 1. c. 2, 134 Nr. 582. 2M ) J o h n Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 115. 2M ) F o g e 1 1. c. 116 Nr. 513. ,β6 ) D e r s. 117 Nr. 523. 266) D r e c h s l e r Schles. ι , 287; 2, 13 (Unglück u. Tod). " ' ) J o h n Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 115. 2M ) B a r t s c h 1. c. 2, 134. 2 ω ) M e n s i n g 1. c. ι , 530. 2'°) Rockenphilosophie: G r i m m Myth.
77 6
Backen
775
3, 444 N r . 303.
10. Β . u n d Z a u b e r , a) L i e b e s zauber. Im S a m l a n d 2 7 1 ) soll eine Frau, wenn sie w a h r n i m m t , daß ihr Mann gleichgültig gegen sie wird, beim B r o t oder Fladenb. neunmal hintereinander etwas v o m rohen T e i g zurücklegen und ihm zuletzt einen F l a d e n daraus machen, so wird sich bei dessen G e n u ß die alte Liebe wiederfinden. Das Poenitentiale A r u n d e l B 2 ) und Burchard v o n W o r m s 273) tadeln einen Liebeszauber der Weiber, welche „ s u p e r nates discoopertas" den Teig zu einem erotisch stimulierenden Brot k n e t e n ; eine schlagende Parallele bringt K r a u ß in seinen A n t h r o p o p h y teia 274 ): die serbischen W e i b e r kneten den Teig zu ihren R u n d k u c h e n , mit dem sie den Mann liebestoll machen, ebenfalls auf diesem Körperteil. b) S c h a d e n z a u b e r . In der Oberpfalz 2 7 5 ) „ s c h i e ß t man einem ein L a i b l " : Manche tun es aus Bosheit, weil v o n nun an keine B ä c k mehr vollständig gerät,
bis man einen neuen Herd h i n e i n m a c h t ; die meisten finden darin ein s y m p a t h e t i sches Mittel gegen den „ F r e r a " 276 ), wenn sie einen Laib, mit allen menschlichen A b g ä n g e n vermischt, unbeschrien in den f r e m d e n B a c k o f e n bringen und verbrennen lassen; damit verbrennt auch der „ F r e r a " ; vgl. auch den § 3 angeführten Schadenzauber. Eine Schmalkaldener H e x e b a c k t nach einem Protokoll z u m J a h r e 1598 „ d a s aus dem Munde genommene A b e n d m a h l s b r o t in ein anderes B r o t und gibt es auf A n s t i f t e n des Teufels ihrem Sohn zu essen 277 ). Ein alter S c h a d e n z a u b e r r ä t : Gieß einem das Wasser, w o m i t man beim B. das Brot bestreicht, v o r die T ü r in des Teufels N a m e n 278). 2")
Grimm
Myth. 2,922—23. 2 , s ) S c h m i t z
Bußbücher 1, 459 cap. 81. S73) D e r s . 2, 447 cap. 173; W a s s e r s c h i e b e n 661 cap. 161; G r i m m Myth. 3, 409—10.
m)
5, 245 N r . 30.
) S c h ö n w e r t h 1, 407—08 Nr. 19. 27e j Frera = Kaltes Fieber: H ö f 1 e r Krank27S
heitsnamen
169; vgl. B i r l i n g e r
Volksth.
ι, 200 (gegen das wilde Feuer abbacken). " ' ) S o l d a n - H e p p e 1, 524. S7a) ZfdMyth. 3, 320; in Ungarn gießt man das Wasser, mit dem das Brot bestrichen wird, gegen die Hexen auf den Boden : W l i s l o c k i Magyaren 23. Ii. B a c k v e r b o t f ü r S c h w a n gere und Bräute. F a s t überall finden wir besondere Vorschriften und E i n s c h r ä n k u n g e n f ü r Bräute. In T h ü ringen und im V o g t l a n d darf sich die B r a u t a m B . des Hochzeitsbrotes nicht beteiligen 279), ebenso kennen die Slaw e n sao ) das V e r b o t für die Bräute, beim B. zu helfen; der böhmische 2 8 1 ) Volksglaube begründet das V e r b o t damit, daß die B r a u t sonst an allem Mangel haben w i r d ; beim ersten B. im neuen Haushalt g a b früher das junge P a a r v o n den ersten Schnitten B r o t in den B a c k k ü b e l , damit nie Mangel an B r o t entstehe 282 ). In Schlesien w 3 ) darf eine Wöchnerin nicht „ K u c h e n s c h i e b e n " ; wenn in der Sächsischen Schweiz 2S1) eine Schwangere in den B a c k o f e n sieht, b e k o m m t das K i n d rote Haare. N a c h der Rockenphilosophie ^ soll eine Wöchnerin nicht in den Teig greifen, sonst reißen dem K i n d die Hände auf. In S c h w a b e n s®6) m u ß t e nach einer Vorschrift v o n 1612 ein schwangeres W e i b
777
Backen
beim Β . ein S t ü c k v o m T e i g wegreißen ( O p f e r ? ) M 7 ) und ins F e u e r w e r f e n ; geht das K i n d v o n ihr, so ist die U n t e r l a s s u n g schuld. "">) S a r t o r i 5. u. Β. ι, 66 A. 3; K ö h l e r Voigtland 235. 2β0) Τ e t ζ il e r Slaven 372. 281) G r o h m a η η 1. c. 1 1 8 Nr. 888. 282) G r ü n e r Egerland 54. 283) Κ ü h η a u Sagen 1, 108 Nr. 753. 281) M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 122 Nr. 23; vgl. S c h u 1 e η b u r g 107 ; M ü l l e r Isergebirge 21 ; S t a r i c i u s Heldenschatz 341 erzählt von einem alten Verbot (a. 1679), daß eine Schwangere nicht den Backofen mit Lehm bestreichen darf; vgl. Globus 92, 286; eine Erklärung gibt dieser Brauch auch nicht. 285) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 460. 28S) B i r l i n g e r A. Schwaben ι, 390—391. 287) S a r t o r i S.u.B. 1 , 2 2 . 1 2 . Β . u. S y m p a t h i e k u r e n : A l s S y m p a t h i e m i t t e l gegen W a r z e n geb r a u c h t m a n in der O b e r p f a l z ^ das W a s s e r , mit dem m a n das B r o t g e g l ä t t e t hat. In Ostpreußen ^ b e k o m m e n dies B a c k w a s s e r die S c h w e i n e , d a m i t sie g l a t t werden. In B a y e r n 29°) legt m a n auf j e d e W a r z e ein S t ü c k c h e n T e i g ; ist der Ofen in B o w e d (Glut), löst m a n die g e t r o c k neten T e i g s t ü c k c h e n a b und w i r f t sie r ü c k w ä r t s in den B a c k o f e n . N a c h Z i m m e r m a n n d r ü c k t m a n E r b s e n auf die W a r z e n und w i r f t diese in den B a c k o f e n ; m a n muß aber d a v o n l a u f e n , d a m i t m a n die E r b s e n nicht k r a c h e n h ö r t 2 9 1 ) . In R e n d s b u r g 292 ) schlägt m a n über W a r z e n drei K r e u z e mit einem S c h l ü s s e l t u c h und w i r f t dies über die S c h u l t e r in die G l u t des B a c k o f e n s ; die D e u t s c h a m e r i k a n e r 293 ) w e r f e n B o h n e n und S a l z in den B a c k o f e n . W i r f t m a n b e i m B . drei G e r s t e n k ö r n e r hinter sich in den B a c k o f e n , so v e r l i e r t m a n das G e r s t e n k o r n am Auge (Westböhmen) 204 ). 288 ) S c h ö n w e r t h 1. c. 3, 237 Nr. 3 ; vgl. W l i s i o e l e i Magyaren 23. 2k9) W. 688. c»o) p o l l i n g e r Landshut 289—90; vgl. B i r l i n g e r Volksth. ι, 484; T o p p e n M asuren 55. m ) B r e v i n u s Noricus FagoV i l l a n u s I.e. 364. 2 · 2 ) M e n s i n g I.e. ι , 200—201; vgl. ZfVk. 1898, 199 Nr. 16 b; E n g e l i e n u . L a h n 263 Nr. 140. i n ) F o g e l 320 Nr. 1697; 322 Nr. 1710. 294) J o h n Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 1 1 5 .
13. A l l e r l e i A b e r g l a u b e . Ißt man von frischgebackenem, ofenwarmem B r o t , so w ä c h s t einem der R o g g e n a u s dem Magen 295 ). T r ä u m e n v o m F e u e r
778
im B a c k o f e n b e d e u t e t K i n d e r s e g e n 2 8 e ) (vgl. § 2). :eä ) Birlinger Volksth. 1, 494 Nr. 9; F r i s c h b i e r Ilexenspr. 123. *··) Traumbuch Artemidcri des griechischen Philosophen sampt einer Erinnerung P h i l i p p i Mel a n c h t h o n i s (SUa,ßb. 1624) 1 1 2 . 14. H e x e n und B a c k g e r ä t : Die g u t e n und s c h l i m m e n V e g e t a t i o n s geister h a b e n , wie wir sahen, f ü r die V o l k s p h a n t a s i e eine w i c h t i g e R o l l e im gew a l t i g e n B a c k - und B r a u p r o z e ß der N a t u r ; daher ist die V o r l i e b e der E l f e n und H e x e n f ü r alle B a c k g e r ä t e sehr v e r s t ä n d lieh. A u f B a c k t r ö g e n (s. d.) f a h r e n in der schlesischen S a g e die V e n u s m ä n del 297 ) übers W a s s e r ; die Sigristin 2 9 S ) v o n B r e m g a r t e n f u h r i m B r o t k o r b oder in der B a c k m u l d e die R e u ß h i n a b ; i m V o g t l a n d reiten die H e x e n auf B a c k s c h a u f e l n 29e ) (s. d.). In M e c k l e n b u r g 300 ) muß m a n in der W a l p u r g i s n a c h t alle B a c k g e r ä t e f o r t s c h a f f e n , weil sonst die H e x e n auf ihnen z u m B l o c k s b e r g reiten. D e r R ü c k e n des T e u f e l s ist hohl 3 0 1 ) wie ein B a c k t r o g 8 0 î ). Mit diesen V o r s t e l l u n g e n und mit dem G l a u b e n a n die H e x e n als W i n d - und W e t t e r d ä m o n e n h ä n g t es zus a m m e n , w e n n m a n neben B r o t s c h i e b e r und -schüssel den B a c k t r o g gegen F e u e r v e r w e n d e t , i n d e m m a n ihn mit der hohlen Seite gegen den W i n d stellt und dreimal dreht oder in ihm ein B r o t kreuzweise vierteilt und das Messer stecken läßt, u m den W i n d zu w e n d e n 3 0 3 ). Z i m m e r m a n n 804 ) erörtert mehrere Beispiele d a f ü r , daß m a n den W i n d f i n g und f o r t trug, z u m Teil mit E r f o l g . A u s P o m mern 305 ) ist f ü r das J a h r 1 8 9 5 ein F a l l bezeugt, daß ein B a u e r gegen B l i t z g e f a h r den B a c k t r o g ins F r e i e stellte. D e r G l a u b e , daß m a n den W i n d f ä n g t , wie Z i m m e r m a n n sagt, will doch wohl bedeuten, daß m a n die böse W e t t e r h e x e in dem ihr v e r trauten Backtrog fängt ? N a c h einer b a y r i s c h e n B a u e r n r e g e l 306 ) soll m a n , w e n n H a g e l f ä l l t , ein B r o t k ö r b chen ins F r e i e stellen; der B a c k t r o g ist ein e h r w ü r d i g e s H a u s g e r ä t , in ihm b e w a h r t e die F r a u in alter Z e i t das Geld auf 307 ). ") G r i m m Myth, r, 104. 41) GddV. 10. Jh. 9. Bd. (1878), 46. "(Mart i n 8 f. " ) Ebd. 176. " ) Ebd. 177 ff. «») La
804
Gazette des Eaux 1914, 751. *·) R. C r u e l Gesch. d. dt. Predigt
im MA.
Estnische
10.
(Detmold 1879)
480. *>) ZfVk. 22 (19x2), 242. «) B o e d e r Ehsten 102 f. s") M a r t i n 180. 30) Ebd. 181. 31) M a n n h a r d t Germ.Mythen 147. M) E i s e n 101 f.
3i )
Mythologie
B)
B o e d e r
Ebd. 62. >') M a r t i n
t6 ff.
Ehsten
4. E i n f l u ß d e r G e s t i r n e a u f d i e W a h l d e s B.e t a g e s. Die Bestimmung der B.ezeiten auf astrologischer Unterlage ist, wenigstens die uns bekannte, fremdes, durch die Ärzte in unser V o l k hineingetragenes Gut. Die Mainauer Naturlehre aus dem Ende des 13. Jhs., die älteste Bearbeitung des Regimen sanitatis, stimmt beinahe, wenn auch nicht wörtlich, mit einer in Basel aufbewahrten provenzalischen Handschrift aus Montpellier überein. Die auf obrigkeitlichen Befehl von Ärzten verfaßten Volkskalender, deren Unterlage meist der des Regiomontanus (Johannes Müller von Königsberg) ist, machten nach Erfindung des Buchdrucks das Volk mit dem Einfluß der Gestirne auf das B. bekannt. Im St. Galler Codex 760 ist angegeben, im abnehmenden Mond zu b. und wenn der Mond im Widder, Skorpion, Krebs oder den Fischen ist. Zugefügt ist noch, daß Meister H a l e v y spricht, in keinem heißen Zeichen als im Löwen, Jungfrau, Zwillingen und Steinbock in das B. zu gehen. Viele werden sich danach gerichtet haben. Sicher wird das bewiesen durch die Ordnung der 5 Meister Bader in Zürich von 1604: „ D e m n a c h söllent die fünff Meister ein täfeli haben, darjnnen sy mit jren nammen geschriben sind. Da sol nun je der eltist Meister zum vorderisten, vnnd dann also ein anderen nach, vom k r ä p s , biß jnn Z\viling, diß täfeli by synen hannden haben. Derselbig Meister soll alßdann die anfrag thun, wann vnnd wie man j m schützcn vnnd j m waßerman heitzen welle, vnnd w a ß sich dann d r y g (3) vnnder jnnen mit einanderen verglichen thetind, sol alßdann der meister, der die V m f r a g vnnd diß täfeli hat, sölliches den vberigen beiden Meisteren verkünden, damit man also einheilig heitzen khönne, vßgenommen alle Sambstag, doran ein jeder sonst ze heitzen befügt j s t . " Die zum B. günstigen Himmcis-
Bad, baden
8O5
zeichen sind im Zürichcr Kalender bis 1826 samt dem Aderlaßmännlein angegeben. 1827 findet sich eine moderne Anweisung zum Gebrauch der Bäder mit dem Zusätze, daß die Alten einigen Wert auf den Einfluß, den der Mond auf unseren Körper habe, legten und deswegen der Kalender die Himmelszeichen noch bringe, damit niemand nichts vermisse. Von 1833 an wird das B. nicht mehr erwähnt so ). 30
) Martin
1 7 3 ff.
5. Ein Z a h l e n a b e r g l a u b e bei der B.ekur, auch seitens Gebildeter, besteht heute noch. Zuweilen erklären mir Kranke in Bad Nauheim, die K u r sei nur wirksam, wenn sie 21 Bäder nehmen, seltener, daß die Kur 3 J a h r e hintereinander gebraucht werden muß. In den meisten Schweizer Kurorten betrug Mitte des 19. J h s . die K u r 21 Tage 37 ). In Churrätien ist aber 1862 von einer ganzen K u r von 3—4 Wochen die Rede 38 ). Im Mitterbad im Ultental (dessen Arseneisenquelle seit ungefähr einem J a h r hundert namentlich bei Rheumatismus, Rückenmarksleiden, Bleichsucht und Frauenkrankheiten von Leuten aus der Meraner Gegend, dem oberen Etschtal und seinen Seitentälern besucht wird) b. zahlreiche Tiroler Bauern im Sommer ihre Blutreinigungskur. Meistens bleiben sie 14 Tage; immer wird eine ungerade Zahl von Bädern genommen, meist 9, II, 1 3 , mitunter auch bloß 3—7, in seltenen Fällen 1 7 , 1 9 , 2 1 . Selten badet man unter I, meist bis 2 Stunden 3 8 ). Auch in Kärnten spielt im Bauernbad die ungerade Zahl eine Rolle. Im Karlbad am Fuße des Königstuhls kostet das B . 9 Kreuzer, wenn man die glühend gemachten Steine vom Ofen in der hölzernen Mulde in den B.etrog zum Erhitzen des Wassers selbst trägt, 13, wenn man es den Wirt tun läßt. 7 Bäder muß der K u r gast wenigstens nehmen, wenn er eine Wirkung verspüren will, 15 stellen den Kranken vollständig her, 21 heilen alle Gichtleiden und 27 machen auch Krüppel so frisch, daß sie an Kirchtagen tanzen können
806
Eine gesetzliche Festlegung der B.edauer gab es in Baden-Baden für Bettler um 1528, nämlich 3 Wochen 4 1 ). Für die Städte Baden und Brugg im Aargau bestand um 1544 während der B.ekur Befreiung von der Zwangsgewalt der ordentlichen Gerichte: „Welcher heimischer oder fremder zu Baden (in der Schweiz) ein b.fart zu haben willens, der soll und mag ein b.fart haben sechs wuchen und dri tag und soll von mengklichen in diser zit aller ansprach halber fri sin" 4Z). Hans Stockar von Schaffhausen gebraucht 1528 in seiner Hausb.estube eine K u r : ,,Uff dye Zitt hein jch 33 Dag Wasser badett jn mim Hus, und schlug heffdyg u s " (bekam einen starken Badeausschlag) 4 3 ). Der Augsburger Großkaufmann Lukas Rem hat über seine B.ekuren, die er wegen eines immer wiederkehrenden, akuten Gelenkrheumatismus gebrauchte, genau Tagebuch geführt. E r badete 1 5 1 1 in Pfäfers vom 20. Mai an 19 Tage täglich ι — I I Stunden (auf- und. absteigend), im ganzen 127 Stunden, im württembergischen Wildbad 1 5 2 1 vom 23. September an 28 Tage (162 Stunden), 1525 vom 13. August an 28 Tage (177 Stunden), 1530 vom 7. März an, bei einem Aufenthalt von 28 Tagen, 27 Tage (177 Stunden), 1 5 3 3 vom I. September an während 41 Tagen Aufenthalt an 40 Tagen (188 Stunden), 1538 vom 26. August an 28 Tage (161 Stunden) und 1540 vom 3. August an 29 Tage (160 Stunden) 4 4 ). Die Durchschnittsdauer war also 4 Wochen. Die Abweichungen sind durch das Auftreten des B.eausschlags und dessen Abheilen bedingt. Nach damaliger humeralpathologischer Auffassung, bei der ich nicht entscheiden möchte, ob sie ursprünglich der Schulmedizin oder dem Volksglauben angehört, trat die Krankheit mit dem Auftreten des B.eausschlags aus dem Innern des Körpers auf die Haut und war mit dem Abheilen desselben aus dem Körper entfernt. (Kam übrigens [1642] die Heilung ohne B.eausschlag zustande, dann hatte das Wasser [von Pfäfers] durch seine K r a f t und Wärme die bösen Flüsse und Feuchtigkeiten ohne alle Schmerzen und Verletzung der Haut trotzdem aus-
Bad, baden
8o 7
gezogen) 4S ). So k a m es, daß die bei einer K u r gebrauchte B.ezeit und Bäderzahl dem Zahlenaberglauben nicht unterstand. — In früherer Zeit scheint die Zahl 9 eine Rolle gespielt zu haben. Nach dem Göttinger Bellifortis (des K o n r a d Kieser v o n 1405) 4e ) sollten Kräuterbäder in jedem Monat mit A u s n a h m e des Hundsmonats 9 T a g e hintereinander erlaubt sein 4 7 ), und in Schwaben heißt es, daß ein einziges B a d in der Johannisnacht soviel wirkt wie 9 Bäder zu anderer Zeit Anders verhielt es sich mit den verkürzten B.ekurcn. A n 3 Donnerstagen, auch an 3 Freitagen werden Bäder im März (s. 6 c), an 3 Mittwochen und an 3 Sonntagen im Mai (s. 6 e) und an 3 Sonntagen im A u g u s t (s. 6 g) gehalten. Beim Kinderb. spielt die Zahl 3, gelegentlich auch die 9, eine Rolle, wie auch beim Gebrauch der kalten Bäder durch Erwachsene und einigen anderen (s. 6 e, 6 f, 6 h, 9, i o a, 10 b, i o e.). — Der Nordindier, der gegen die Angriffe des Tigers gefeit sein und selbst dessen Höhle ohne Gefahr betreten will, badet sich 7 mal an 7 Dienstagen 4 e ). A u c h in Nordafrika k o m m t die 7 vor. »') M a r t i n 255. 3S) V o n b u n Beiträge 133. M) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 257. " ) ZAlpV. 20 (1889), 210 f. " ) C a r l K o e h n e Kurortwesen
und Kurtaxe
in geschichtlicher
Ent-
wicklung (Berlin 1912) 18. " ) Ebd. 17 u. 33. " ) M a r t i n 127. " ) Medizinische Klinik 1917,748 ff. " ) M a r t i n 252 ff. " ) Ebd. 161. ") O s k a r R ö ß l e r Wann und wie einst in Baden-Baden
die
B.ekur
gebraucht
wurde
5.
S. A. Ärztl. Mitteilungen aus u. für Baden 1909 Nr. 2 u. 3. *8) M e i e r Schwaben 2, 427 Nr. 116. *') ARw. 17 (1914), 407. 6. J a h r e s z e i t e n (das B. unter freiem Himmel z u m Erfrischen und Vergnügen [s. 7] ist hier nicht aufgeführt). — Als Zeiten feierlicher Brunnenreinigung finde ich genannt den Sonntag Lätare im März, Pfingsten und den Johannistag w ) , oder Ostern, Pfingsten und Johannist a g 8 1 ) . Das sind Hauptzeiten des alten Brunnenkultus und damit auch der aus alter K u l t z e i t stammenden Bäder, die, nur ein oder einige Male gebraucht, die Gesundheit das ganze J a h r erhalten oder gleich einer ganzen B a d e k u r Krankheiten heilen.
808
W i r finden die 3 Zeiten in einem Brauch der Hildesheimer Schneidergilde. Deren Mitglieder waren verpflichtet, an den sog. „freien Montagen", d. h. am Montag nach Ostern, St. Johannis und in der Maiwoche, unmittelbar nach Beendigung der Messe das B. (in der B.estube) aufzusuchen. „ W e m nicht gelüstet zu b., der soll dem Schaff er einen Pfennig zahlen" 52 ). — Im Aberglauben begegnet uns noch eine 4. Jahreszeit, der Winter, mit 2 besonderen Tagen, den Vorabenden von Weihnachten und der Fastenzeit. Für letztere ist, wie aus dem Nachfolgenden hervorgeht, die Überlieferung verworren; ich halte den Aberglauben des Fastendienstags für fremdes, durch die Beichtspiegel in unser V o l k hineingetragenes Gut, das vielleicht gar nicht angewandt wurde und lediglich in Beichtfragen und Verboten vorhanden war. Da der Aberglaube v o m Fastendienstag und Weihnachtsabend in den Quellen miteinander verbunden vorkommt, gilt dies auch für den am Weihnachtsabend. a) W i n t e r . Ein „Merkzettel für die B e i c h t e " einer Münchencr Handschrift (Clm. 17523 f. I 3 2 r — I 3 2 v , geschrieben 1468) 53) erklärt f ü r Aberglauben, wenn jemand am F a s t e n d i e n s t a g (feria tertia carnis breuii) n i c h t ins B. geht S 4 ) ; Johannes Hcrolt ( i . Hälfte 15. Jh.) 6 5 j ergänzt, weil das wirksam gegen Fieber ist 6 4 ). Im Gegensatz dazu bezeichnet Nikolaus de Jawer in seiner Schrift de superstitionibus 1405 das B. am Vorabend der Weihnacht und der Fastenzeit gegen Fieber und Zahnschmerzen als Aberglauben se ), ebenso Delrio (disquisitiones magicae) 51 ). — Das Landgebot Herzog Maximilians in B a y e r n wider Aberglauben usw. von 1611 spricht von „denjenigen, welche am w e y n a c h t a b e n t oder Faßnachttag wider das fieber und zahnweh b., so nit weniger a b z u s t r a f f e n " 58). Hier ist aus dem Fastendienstag der Aschermittwoch geworden. Nach Johannes W u schilburgk (Cod. 113 der Bibl. des Domgymnasiums in Magdeburg, im 15. Jh. wahrscheinlich in Erfurt entstanden) schützt das B. am Aschermittwoch und an Weihnachten gegen Fieber und Zahn-
8O9
Bad, baden
weh 59), wobei dem Übersetzer wohl ein auf beide Tage gehendes in vigiliis in der schwer leserlichen Handschrift entgangen ist (eine diesbezügliche Anfrage bei der Bibliothek blieb unbeantwortet). — Für mehrere Teile Frankreichs, besonders Eure et Loire, hat man den Brauch festgestellt, Kinder, bei denen man nicht mehr weiß, welche Behandlung man ihnen angedeihen lassen soll, in Quellen einzutauchen. So badete man ehemals die mit Fieber behafteten gegen die Weihnachtszeit in einer sehr kühlen Quelle zu L u r y . Die Hälfte erlag der Behandlung M ). — V o m Aschermittwoch führt Wuschilburgk als Aberglauben an: wer dann badet oder den Kopf wäscht, hat in demselben Jahre keine Rückenschmerzen, „ u n d in demselben Jahre soll man nicht am Dienstag b . " 5 9 ) . Philander v o n Sittewald gibt aber 1650 das Fernbleiben v o n R ü c k e n w e h im ganzen Jahr für das B. morgens nüchtern am Fastendienstag an e l ), die Rockenphilosophie jedoch f ü r das B. am Fastnachtstage früh. V o n der Christnacht sagt sie, wer dann ins kalte Wasser geht, der bekommt selbiges Jahr die K r ä t z e nicht, und wenn er sie hat, vergeht sie ®2). Nach südslawischem A b e r glauben darf man am Aschermittwoch ein K i n d nicht b., sonst wird es krätzig e3 ). Fromme Menschen badeten nicht in der Fastenzeit (s. 3 b), auch k o m m t das Verbot des B.heizens vor (s. 3 a). — Nicht z u m Aberglauben gehört, wenn 15 21 zu Weißenhorn in Schwaben am hl. T a g zu Weihnachten etliche „ v o n Wunders w e g e n " badeten e4) (wegen des milden Wetters). b) In Böhmen erhält man die Gesundheit, wenn man am hl. D r e i k ö n i g s t a g e (6. Januar, dem T a u f t a g Christi, der großen Wasserweihe der griechischen Kirche) vor Sonnenaufgang b a d e t 6 5 ) , nach anderem Bericht bleibt man dann dort das ganze Jahr gesund 6 e ). — In Schlesien badet oder wäscht man sich an diesem Tage im fließenden Wasser eines Flusses oder einer Quelle, das ist heilkräftig und läuternd 6 7 ). — Bei den B o j ken (Ruthenen) wird am Vorabende der hl. Dreikönige bei der Vesper Wasser geweiht. In manchen Gegenden pflegen
8lO
Männer und Frauen mit ihren Kleidern in solches geweihte Wasser zu springen, um hierdurch gegen das Böse gefeit zu sein M ). — W e n n auch kein T a g angegeben ist, gehört hierher wohl die T a t sache, daß der hl. Wilfried Bäder in Weihwasser zu nehmen pflegte, was viel Nachahmer gefunden haben muß, denn Bischof A t t o v o n Vercelli (f um 961) verbot dies B. als dem Zwecke des Weihwassers und der kirchlichen Tradition widersprechend ®9). 50)
BIHessVk. 3 (1901), 2. ")
Verehrung
M)
d. Quellen
34.
M)
Weinhold
M a r t i η
ig.
Mitteilung der Handschriftenabteilung der bayerischen Staatsbibliothek in München. M) ZfVk. 22 (1912). 242. ") R. C r u e l Geschichte d. dt. Predigt i. MA. (Detmold 1879), 480. »·) F r a n z Nik.de Jawer 182. M) W o l f Beiträge 1, 2 1 9 Nr. 260.
M)
Panzer
Beitrag
2, 283. «) B o e d e r Ehsten 145. »») Ebd. 62.
IM
) Eisen
Estn.
Myth. 55. 1,s ) G r i m m Myth. 3, 406. 1C6) Mitt. d. Handschriftenabt. d. bayer. Staatsbibliothek München. 1β') S c h i n d l e r BayWb. 1,208. J «) S c h r ä d e r Reallex.« 1, 74. »») L i e b r e c h t Zur Volksk. 337. ,70) Urquell 2 (1893), 144. m ) B o e d e r Ehsten 64. 1») Der Islam 7 ( 1 9 1 7 ) . 3 A n m . 1.
b) O f e n . Im russischen Gouvernement Jaroslaw schwitzt der K r a n k e gegen
830
Erkältungs-, aber auch viele andere Krankheiten in der B.estube, wo die Temp e r a t u r bei gesättigter D a m p f a t m o s p h ä r e auf bis 50—60 0 Celsius steigt. Nachdem er sich alle möglichen E x t r a k t e eingerieben hat, legt er sich auf das Treppenpodium, wobei er sich auf den Kopf entweder einen Tontopf oder einen Birkenbesen in der A r t eines H u t e s setzt. Nach dem Schweißausbruch schlägt m a n sich — wie beim B. — den ganzen Körper mit Birkenruten rot und t r i n k t dann das vorgeschriebene K r ä u t e r i n f u s . Man geht aber auch nach E i n n a h m e des T r a n k s in den russischen Ofen, wo die nötige T e m p e r a t u r durch etwas auf die Steine gegossenes Wasser b e s t i m m t wird — es darf nicht zischen, sondern m u ß ruhig verdampfen —, die Ofentür wird geschlossen, und der K r a n k e schwitzt. L a u t Statistik von R d . Tisjakow starben 1910 im Gouvernement Saratow 792 Menschen im Ofen 173) (s. auch 8 a). — Auch in Deutschland schwitzte m a n im Ofen, allerdings dem Backofen und zwar auf Brettern nach Herausholen des Brotes. Nach Ryff (16. Jh.) m u ß sich zuweilen der arme Mann auf den Dörfern aus N o t d u r f t gegen Wassersucht mit dieser Art B. behelfen. „Aber die meister der artznei bruchen es wenig", sagt Phries (16. Jh.). Todesfälle werden 1610 und 1 748 gemeldet 1 7 4 ). In der Schweiz h a t man deshalb (bekannt seit 1645) über dem Backofen besondere B.estuben errichtet, die Bäckerb.stuben hießen und fast wie die öffentlichen betrieben wurden. Das B. n a n n t e m a n Brotb., wurde Hafer im Ofen gedörrt, Haferb., s c h ü t t e t e man I Glas Essig in den heißen Backofen, Essigdampfb. Die Bäder wurden gewöhnlich %— 1 Vi stündig 6 Tage lang gegen R h e u m a t i s m u s und Gicht gebraucht. Sie k o m m e n heute noch vor. Ein Z u s a m m e n h a n g mit Brotaberglauben ist ganz verloren gegangen 176). Sicher war sich der „ G a n d a h a n n e s " , der wegen schweren R h e u m a t i s m u s in der Valser Therme mit Erfolg gebadet h a t t e und, u m den Weg zu sparen, daheim auf einem B r e t t als Sitz im verschlossenen Backofen die K u r mit gleichem Erfolg
Bad, baden
831
fortsetzte 1 7 β ), keines Aberglaubens bewußt. A u c h in der Behandlung der K r ä t z e im Backofen (Ungarn, Oberschlesien) 1 7 ϊ ) kann ich keinen Aberglauben sehen. Er besteht nur bei der Behandlung des Kindes. Der rasch fortschreitende Körperschwund, eine schwere Erkrankung, bei der das K i n d ein greisenhaftes Aussehen bekommt, die heute als Dekompensation (Finkelstein) bezeichnet wird 1 7 8 ), in Karlsbad und Umgegend „ A l t v a t e r " m ) , in Steiermark das „ A l t e r " 18°), in der Rokkenphilosophie „ E i t e r l e i n " m ) , in Siebenbürgen das „ H u n d s a l t e r " 182 ), in Niederösterreich (Neunkirchen) ,,'s G ö l t a " 183 ) heißt, wurde durch Einschießen des Kindes auf einer Brotschüssel in den Backofen meist unter Hersagen eines Spruches vermeintlich geheilt. Man nannte das gewöhnlich Umbacken, in Niederösterreich Göltawenden. (S. weiteres bei backen Sp. 9 u. 760.) In Ungarn schiebt die Hebamme den v o m Wassermann untergeschobenen Wechselbalg mit den Worten ein: „ H i e r hast du den Teufel, gib mir mein rechtes K i n d z u r ü c k " 1 8 4 ) . In Stettin steckt man das Neugeborene ein Weilchen in den Backofen, so wird es keine Sommersprossen bekommen 18S) (s. auch 8 a). 173) Arch. f. Gesch. d. Med. 18 (1926), 264. "*) M a r t i n 126f. »") Ebd. 112 f.; SAVk. 22, 129 ff. »«) J ö r g e r Vals 65. «') Arch. f. Kriminalanthropologie 28 (1907), 362. '") E. F e e r
Diagnostik
der Kinderkrankheiten
228. "») P l o ß Kind I, 130.
1β0)
(Berlin 1924)
F o s s e l Volks-
U1)
medizin 84. G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 75. 182 ) II i 1 1 η e r Siebenbürgen 51 A n m . 183. 1) S c h r a m e k 275;
L u c k
Alpensagen
ZfVk. 5 (1895), 297. " ) H e y l
75;
Tirol 164 Nr.
7 2 ; J e c k l i n Volkstüml. 391 ; Z f V k . 4 ( 1 8 9 4 ) , 156. *») S c h e l l Bergische Sagen 186 N r . 1 1 2 .
") R a n k e
Sagen 32;
Andree-Eysn
Volkskundliches 2 1 5 ; R e i s e r Allgäu 1, 207t. ; S A V k . 25 (1925), 69; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 37. " ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 37. 4S ) Β a u m g a r t e η Aus der Heimat 2, 7 9 ; M e y e r Baden 427; Z f V k . i l (1901), 69. " ) K ü h n a u Sagen 3, 2 3 6 t . «') Z f V k . I i ( i 9 o i ) , 6 g . «) S c h e l l Neue berg. Sagen 21 N r . 6. 4") G r i m m Myth. 3, 471
Nr. 977.
*>) M e i c h e
Sagen 581
Nr. 723.
") A n d r e e - E y s n Volkskundliches 215; E i s e 1 Voigtland 223 f. ; S c h e l l Bergische Sagen 86 N r . 5 ; 150 N r . 2 7 ; 1 7 7 N r . 93; 209 N r . 1 6 5 ; Neue berg. Sagen 50 N r . 27. " ) B a r -
Nr. 43. " ( R a n k Böhmerwald 1,166; M e i c h e
t e 1 s Medizin 194ff.; N a u m a n n Gemeinschaftskultur 143 f.; Stemplinger
Sagen 566 N r . 704. » ) Z f V k . 25 (1915). 352. 14 ) R o c h h o 1 ζ Sagen 2, 1 6 7 . " ) Kuhnund
133. ·*) K ü h n a u
з, 2 1 5 f.
n
) Schell
Schwartz
Bergische
449 Nr. 378;
Sagen
442
Liebrecht
Zur Volksk. 30G. " ) G o l d m a n n Einführung 98 A n m . 3. " ) K n u c l i e l Umwandlung
37.
a)
Meiche
559 N r . 693.
Nr. 8.
w)
Sagen 561 Nr. 696. ") Ebd.
Schell
Bergische
") L e o p r e c h t i n g
58 t.
Sagen
!2)
K n u c h e l Umwandlung 85; S c h e l l
Bergische
Sagen
27 N r . 23; Neue
83 Nr. 14; A n d r e e A n d r e e - E y s n
Müllenhoff
berg.
Sagen
Braunschweig 387;
Volkskundliches
2 1 5 N r . 38;
Sagen 517 f. Nr. 34;
Wolf
Beiträge 1 , 1 5 3 ; Κ u o η i St. Galler Sagen 26 f. 86; S A V k . 15 ( 1 9 1 1 ) , 1 8 4 f . ; 21 (1917), 1 9 9 ; Z f ö V k . 3 (1897). 6. » ) Β i r 1 i η g e r Volhsth.
ι , 510; M ü l l e n h o f f ( - M e n s i n g) Sagen 202 Nr. 302; L ü t o l f Sagen 250 f. " ) ZfVk. 25 (1915). 352 f. K ) G r i m m Myth. 3, 505; F r i s c h b i e r Hexenspr. 113; W a i b e l u . F l a m m 2, 133; ZfVk. 11 (i90i),68. " ) K u h n и. S c h w a r t z 449 Nr. 378; R a n k e Sagen 271 f. " ) S A V k . 2 (1898), 2 6 4 ; v g l . S c h r a m e k Böhmerwald 270. î e ) W e i η h o 1 d Festschrift 1 1 5 f. " ) R o c h h o l z Sagen 2, 60; E i s c 1 Voigtland 223 f. ; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 2 1 5 N r . 41 f. M ) S c h e l l Neue berg. Sagen 62 N r . 9. " ) R e i s e r Allgäu 1, 209. '*) Β i r 1 i η g e r Volhsth. 1, 3 3 1 . 33 ) Β i η -
d e w a i d Sagen 127 f. M ) Romanusbüchlein 13; S c h r a m e k Böhmerwald 267; SAVk.
25 (1921), 6 7 ; v g l . W c i n h o l d
Festschrift
118; ZfrwVk. 1904, 301. " ) Geistl. Schild 164; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 37; S c h r a m e k Böhmerwald 2 7 3 ; Z f V k . 23 (1913), 1 5 ; S A V k . 19 ( 1 9 1 5 ) , 228 f. ; 25 ( 1 9 2 1 ) , 68. ") S c h e l l Bergische Sagen 286 N r . 5 3 b . ;
Müller
Siebenbürgen 75 f.
")
Amers-
b a c h Grimmelshausen 2, 37 ; M e i c h e Sagen 566 N r . 704. œ ) Κ u ο η i St. Galler Sagen 69. '·) R a n k e Sagen 25 f. 271 f . ; Leo-
prechting
Lcchrain
37;
Kuhn
Tirol
75 f. ; W r e d e
Rhein.
Volkskunde*
Sagen 2, 539. ") H e y l
802 N r . 261.
S. a. G e i s t e r b . , verfluchen.
Übertragung, Mengis.
7
60 ff.;
Schell Bergische Sagen 49 N r . 74 a ; 399 N r . 6 ; R e i s e r Allgäu t, 209; Z f V k . 9 (1899),
372.
Sympathie
und
Bannbüchlein. Mit diesem N a m e n bezeichnet man Beschwörungsbüchcr, die Sprüche und Mittel z u m Stellen der Jagdtiere, der Diebe, zur Unschädlichmachung v o n reißenden Tieren und Schlangen, z u m B a n n e n der Geister und des Teufels enthalten *). D a m i t sie b a n n k r ä f t i g werden, legt man sie einem Primizianten unb e m e r k t unter das A l t a r b l a t t . U m den Gefahren beim Gebrauch der B. zu entgehen, m u ß man sie r ü c k w ä r t s lesen können, wodurch der Zauber aufgehoben wird 2 ). B a n n e n b e d e u t e t : festhalten, zaubern, b e z w i n g e n 3 ) , vgl. Schlangen und N a t t e r n bannen 4 ), Diebe s ), den Teufel oder die Geister bannen e ), in der älteren S p r a c h e : bannen und bennen, durch Zauber- oder Segcnssprüchc b i n d e n 7 ) ; s. bannen. ') R e i s e r Allgäu i , 206; Z f V k . 9 (1899), 272; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 405;
H ö h n Volksheilkunde 1, 80. 2) D o r η s e i f f
Alphabet 63; Z f V k . 25 (1915), 246; W u 1 1 le e 183 § 250; H e s s B l . 20 (1921), 15 f f . ; Scy-
f a r t h Sachsen 165. 169. 3) G r i m m DWb. I, i l 16. 4) P a n z e r Beitrag 2, 272 Nr. 12; G r i m m a. a. O. (Grimmcishausen, Simplizissimus). 6) WürttVjh. 13 (1890), 205 Nr. 213; 213 Nr. 244. *) Ρ a η ζ e r a. a. O. 2, 142. 201. 271 Nr. 8. 302; WürttVjh. a. a. O. 215 Nr. 250; S A V k . 20 (1916), 435. ') L e x e r (1872), 123. i 8 i .
MhdWb. 1 Jacoby.
Bannprozession—Bär
B a n n p r o z e s s i o n s.
Flurumgang.
B a n n s e g e n S. S e g e n , nung.
Verban-
B ä r (Sternbild) s. S t e r n b i l d e r
II.
B ä r (Tier). I. N a m e . Der idg. Name des braunen B.en (Ursus arctos) gehört zu der Gruppe ser. rksha-, avest. aresa-, gr. ίρκτος, lat. ursus l ). A u s religiösen Gründen (Verbot, den Namen des Tieres zu nennen; vgl. Wolf) 2) haben die germanischen und lituslawischen Sprachen das W o r t verloren 3 ). Die Germanen, wie die Wogulen und Lappen 4 ), haben dafür „ B ä r " , „ d e r B r a u n e " 5 ) , den aus der Tiersage bekannten Namen e ), Petz, (betz, bätz), eine K u r z f o r m von B. mit dem K o s e s u f f i x -ze 7 ). Die Slawen ersetzten schon in urslaw. Zeit den Namen durch medvédi = Honigesser, was in der Gegenwart wieder durch „ E r " , „ H a u s h e r r " usw. verdrängt ward 8), so wie die Finnen von mesikämmen (Honighand), otso (Breitstirn) 9) und v o m „ A l t e n " sprechen. Die Russen brauchen zveri = W i l d 1 0 ) , für den Jungbären Lontschak = Jährling, für den zwei- bis dreijährigen Pestun = Kinderwärter; er ist ein Owsjannik = Haferesser oder ein Sterwjätnik, ein A a s f r e s s e r n ) . Die Esten nennen ihn laijalg (Breitfuß) 1 2 ). Bei verschiedenen türkischen und tatarischen Völkern hat der B. Bezeichnungen wie Vater, Mutter, Großvater; von den Schweden wird er hin gamie, store, storfan, Großväterchen, genannt 13 ) oder auch kuse, bjäss und gullfot (Goldfuß), sötfot ( S ü ß f u ß ) " ) . — A u c h die Ungarn nennen ihn öreg = der Alte, toporjan = Fußschlepper, die Szekler: féreg, den schleppend gehenden W u r m l s ), die Lappen vari-aija (kluger Vater), während des B.festes: soive olma (heiliger Mann) oder härra (Herr), f r u v v a (Frau) " ) . ') S c h r ä d e r Reallex.1 1, 81; F e i s t Indogermanen 1913, 181. s) S c h r ä d e r a. a. O. nach Α. M e i 11 e t Quelques hypothèses sur des interdictions du vocabulaire dans des langues indo-européennes in Festschr. f. A. J. Vendryes zum 3. 7. 06 u. Ztschr. für deutsche Wortforschung 10, 167 ff.; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 178. ') S c h r ä d e r a . a . O . «) K e l -
882
l e r Antike Tierwelt 1, 178. ') H u g o Palander Ahd. Tiernamen 1899 5 6 f . ; vgl. U s e η e r Kl. Sehr. 4, 57 Anm. m . ·) G r i m m Reinhart Fuchs C C X X I I ff. ') R i c h a r d L o e w e Germ. Sprachwissenschaft ι (1922), 87. 9) S c h r ä d e r Reallex.» ι , 81. ·) G r i m m Reinhart Fuchs L V I . 10) S c h r ä d e r Reallex.* ι , 81. " ) M e e r w a r t h - S o f f e l Lebensbilder aus d. Tierwelt Europas ι (1920), 72. " ) G r i m m Reinhart Fuchs L V I . 1 3 j K e l l e r Tiere 110; R i e g l e r in WS. 4, 175. >4) G r i m m Reinhart Fuchs L V . 15) K e l l e r Antike Tierwelt 1, 178. " ) H a m m a r s t e d t in Beiträge z. Rel.wissenschaft 2 (1918), 124 f .
2. D e r B. i m G l a u b e n d e r a l t e n und p r i m i t i v e n V ö l k e r . Als prähistorisches Jagdtier kannte man sowohl den Höhlen- wie den braunen B . e n 1 7 ) . Die Knochen verarbeitete man zu Geräten 1 8 ). Im Burgwall von Mecklenburg (slawische Zeit) fand man bei einer Grabung einen B.enschädel 1 9 ); in germanischen Gräbern kamen B.enknochen zum Vorschein. Bei den Römern war er ein beliebtes Jagdtier; die lebend gefangenen wurden, abgerichtet, viel bei den Spielen im Zirkus verbraucht 8 1 ). In der g r i e c h i s c h e n Mythologie erscheint er öfters. Er war das Tier der Artemis, deren H y p o stase Kallisto B.engestalt hat, und deren Priesterinnen (brauronische A.) B.cnkleider tragen 2 2 ); an ihren Tempeln wurden erbeutete B.enköpfe aufgehängt 23) ; ihr wurden B.en geopfert 2 4 ). Im Heiligtum der syrischen Göttin Artemis zu Munichia wurden B.en gehalten 2 5 ); in peloponnesischen (arkadischen) und attischen K u l ten war er ihr Symbol 2e ). Der großen Göttin der S y r e r war er heilig 2 7 ). Die meisten Völker der nördlichen Zone wissen v o m B.en zu erzählen. Über den B.en als Totemtier handelte Reuterskiöld M ). Bei den Algonkins haben die Unterweltdämonen B.engestalt 2 8 ); die Blackfoot wissen von plagenden Dämonen in B.engestalt 3 0 ); die den Menomini (Algonkins) benachbarten Skidi-Pawnee kennen B.en als Begleiter der H e x e 3 1 ) ; bei den Nahavos (Pueblas) bewachen B.en das Haus der Sonnenfrau 32 ). H ä u f i g ist in der indianischen Tiersage von ihm die Rede 3 3 ), wie auch die Eskimos 3 4 ) und nordamerikanischen Neger ®») von ihm erzählen.
883
884
Bär
A u c h die sibirischen Völker haben sich mit ihm beschäftigt. In einer Höhle Innerasiens f a n d Gmelin das Steinbild eines sitzenden B.en 3e ). Die A i η o s verehrten einen B.engott, an dessen Hauptfest ein v o n einer Frau gesäugter B. getötet und gegessen wurde 37 ). A u c h die Japaner kannten eine Berggottheit, welche als B. erschien M ). Die Giljaken (an der A m u r m ü n d u n g und auf Sachalin) kennen einen Berg- und W a l d g o t t Pal'ys', der ihnen seine Hunde, die B.en, als Nahrung sendet. Diese B.en sind „ B e r g menschen", niedere Götter, zugleich aber Gentilgenossen der Giljaken. Wieder finden sich bei den sibirischen Völkern Tiersagen, die an diejenigen der Indianer erinnern 39). In Lappland wurde der B. im 18. Jh. noch als saivo = heilig, passevaitse = heiliges Wild, bezeichnet 40). Die Ungarn sind v o n einem B.enkult ihrer Vorfahren überzeugt 41 ). Die Finnen hielten, wenn sie den K o p f des getöteten B.en an einem B a u m aufhingen, ein Fest ab, wobei ein K n a b e und ein Mädchen als Brautpaar erschienen 4 i ).
vgl. G r i m m Lappen;
Myth. 3, 191: B.enfest der
M u u s
») D ä h n h a r d t
Antike
Tierwelt
Altgerman.
4, 282 f.
Religion
30 f.
Keller
τ, 137. " ) E b d . «) Beitr. z.
Rei.wissensch. 2, 119 f.
3. N a t u r g e s c h i c h t l i c h e r A b e r g l a u b e . Die Menschenähnlichkeit eines enthäuteten B.en ist stets stark aufgefallen 4 3 ); die Ainos empfanden sie 44 ) Wie die G i l j a k e n 4 5 ) ; die Esten erklären, ein abgehäuteter B. habe große Ähnlichkeit mit einem Mädchen, besonders an Brust, H ü f t e n und Beinen 4 S ). Seine Füße gleichen Menschenfüßen (mongolisch 4 7 ), serbisch , polnisch 4 β ), russisch) ®°) ; er hat menschlichen Verstand (Altajer 51 ), mongolisch) 62 ), aber nur einen kleinen, weil er v o n einer Frau abs t a m m t (lettisch) S3 ). Seine Zitzen sitzen wie bei den Menschenfrauen an der Brust, nicht am Bauch (Smolensk) S 4 ), und er hat eine weiße Brust wie eine Jungfer (estnisch) 85 ). — Nach deutschem Volksglauben ist er ohne Knochen, besteht nur aus Muskeln und Sehnen Be ).
Solinus sagt, die B.en verehren die B.innen, die stärker sind als die B.en, heimlich B7). Sie kohabitieren in geW . S o e r g e 1 Die Jagd der Vorzeit 1922, 54 ff.; O. P r o i e im Mannus 6, 107 ff. ; W. streckter Lage wie die Menschen 58). Die S o e r g e 1 Das A ussterben diluvialer SäugeB.in wirft am 30. Tage darnach ein Juntiere u. d. Jagd d. dil. Menschen 1912 = Festges, wenig größer als eine Maus 6S). Das ist schr. z. XLIII allgem. Vers. d. deutsch, anthroein ungeformter Fleischklumpen, der erst pol. Ges. 47ff.; vgl. auch H o e r n e s - M e n g hin Orgesch. d. bild. Kunst 1925, 147. 233. durch Belecken Glieder b e k o m m t ; vorher 244 f. 144—146. ") So k o l o w s k y in Mediz. sind nur die K l a u e n zu sehen 60). Wenn Klinik 1918, 395 f. ") Nachrichtenbl. f. d. Zedier das 1733 abstreitet, muß also der Vorzeit 3, 6. M) K e l l e r Tiere 365. 366. Glaube damals noch lebendig gewesen " ) D e r s. Antike Tierwelt i , 178 f f . ; vgl. Tiere 115 ff. " ) K e l l e r Antike Tierwelt sein e l ). Es ist nichts seltsamer anzusehen ι , 176; P a u l y - W i s s o w a 2, 1344. 1434· als eine gebärende B.in ®2). Die B.en ge") Ebd. " ) Ebd. ") Ebd. ») P a u l y - W i s nießen Ameisen und Krebse als Arznei, 2 s o w a 2, 1434. ') K e l l e r Tiere 114. ") R e u t e r s k i ö l d Speisesakramente 14. 26. nach antiken Autoren kennen sie die Heil29. 48. 77 f. ") W. K r i c k e b e r g Indianerkräuter ®3). Der B. wächst fast unaufhörmärchen aus Nordamerika 1924, 52. 82. 373; e4 ) ; kocht man B.enfleisch, so wächst lich vgl. S i u t s Jenseitsmotive 269. M) Ebd. 135. S1) Ebd. 143. 157. 32) Ebd. 338. »») D a h n · es auch 65 ). Alian und Asop behaupten, er h a r d t Natursagen 3, 6. 58. 50. 57. 29. 253 f. rühre keinen Leichnam an ββ ), Aristoteles, 63. 77. 83 f. 97; 4, 207; K r i c k e b e r g 108. er fresse erst fauliges Fleisch e '). Er ist so 217 ff. 176. " ) D ä h n h a r d t 3, 18. 252; verpestet, daß verfault, was er anbläst 6 8 ). S o c k Eskimomärchen (1921), 70 ff. 78 f. 3 Man habe ihn gefangen, erzählt Megen" ) D ä h n h a r d t 3, 50 f.; 4, 44. ·) K e l ler Tiere 110 = Antike Tierwelt 1, 177. berg, indem man ihn mit Honig in eine ") H ö f 1 e r Organotherapie 65; ZfVk. 6, 344; Fanggrube lockte 69) oder ihn durch VorA η d r e e Parallelen ι, 132; Globus 39, 232 f.; halten eines glühenden Eisens blenvgl. ebd. 32, 1 1 7 ; K e l l e r Antike Tierwelt 1, dete 7 0 ). Die auf den B.en bezüglichen 177. M) K a r l F l o r e n z Die historischen Quellen d. Shintoreligion 1919, 4 Nr. 18. 86; Ausdrücke der Jägersprache zählt Zedier ") E b e r t
Reallexikon 6, 140; 7, 134ff.;
885
Bär
a u f 7 1 ) . Sein Brummen deuten die Siebenbürger Sachsen: ,,Ech bän der grest! oder: ech kun, ech frêsen dich" 7 2 ) I Sie wissen auch, daß man nur 99, nie 100 schießen kann 72 a ). ") M e g e n b e r g Buch der Natur 1 3 3 . **) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 449. 45 ) L e o S t e r n b e r g im A R w . 8, 267. " ) D ä h n h a r d t 2, 278 Nr. 2 a. " ) Ebd. 3, 450 Nr. 1 3 b. ») Ebd. Nr. 22. « ) Ebd. 2, 99 Nr. 7. ») A u g. V. L ö w i s o f M e n a r Russische Volksmärchen 1 9 1 4 , 218. " ) D ä h n h a r d t 3, 451 Nr. 22. " ) Ebd. 3, 450 Nr. 1 3 b. " ) Ebd. 3, 452 Nr. 19 b. " J Ebd. 2, 99 Nr. 4. " ) Ebd. Nr. 10. ·*) Μ ο η t a η u s Volksfeste 167. " ) M e g e n b e r g Buch der Natur 1 3 4 ; K e l l e r Tiere 123. 376 Nr. 207. M ) M e g e n b e r g 134. " ) Ebd., nach Ambrosius. ®°) Ebd. nach Plinius, der auf Aristoteles zurückgeht; vgl. K e l l e r Tiere 122 f. 375 Nr. 199; K e l l e r Antike Tierwelt 1 , 1 8 0 . ·') Z e d i e r Universallexikon 2, 1 1 5 . · 2 ) M e g e n b e r g 1 3 4 . ·») Ebd. nach Aristoteles. (Vgl. K e l l e r Tiere 122. 375 Nr. 193. 194.) Heilkräuter: Keller Tiere 122. 374 Nr. 188. 189; Η ö f 1 e r Organotherapie 65. M ) M e g e n b e r g 1 3 4 . · 5 ) Ebd. nach Plinius. «») K e l l e r Türe 123. " ) Ebd. ω ) Megenberg 134. ··) Ebd. nach Solinus. ,0 ) Ebd. " ) Universallexikon 2 ( 1 7 3 3 ) , 1 1 6 . ™) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 1 5 2 . " a) M ü l l e r Siebenbürgen 25 f.
4. D e r B. i s t e i n v e r w a n d e l t e r M e n s c h ; B ä r e n s o h n . Der B . ist asiatischen und slawischen Völkern ein Weib, andern Europäern ein männliches Wesen, das sich verwandelt hat. — Für die Verwandlung werden manche Gründe angegeben; die B.engöttin heiratet einen Menschen (Ainos) 7S ), der Waldgeist ein halbtierisches Weib (Samojeden) 7 4 ), oder weibliche Waldgeister Heldensöhne (Ostjaken, Wogulen) 75 ) ; die Kinder sind B.en. Bei Mongolen, Bulgaren und Finnen ist der Mensch verwünscht 7 6 ), in russischen, serbischen und bulgarischen Märchen strafweise verwandelt worden 7 7 ). Am reinsten ist diese Sagenform ausgebildet in den Stücken, die von einer Verwandlung der Menschen berichten, welche den wandelnden Gott mißachten, entweder ihn durch Verkleidung oder Schreien erschrecken wollen (burjätisch, russisch, polnisch, ruthenisch, rumänisch, lettisch, litauisch, estnisch, französisch) 78 ) oder ihn verspotten (estnisch, französisch) 79 ) oder auf die Probe stellen, ob er allwissend sei (polnisch) *"). In den Abruzzen werden
886
die beim Jungschmieden Mißratenen zu B.en 8 1 ). Norwegische, sibirische und finnische Sagen berichten, daß sich jemand freiwillig in einen B.en verwandelt habe 82 ) oder durch einen Zauberer verwandelt worden sei (lettisch) 8S ). Daß der B. ein v e r w a n d e l t e r M e n s c h sei, ist in Rußland noch Volksglaube 8 4 ); im Märchen verwandelt sich der Vater, um den Mut der Tochter zu prüfen, in einen B.en 8 5 ), ebenso der J ü n g ling, der sich vorm allwissenden Zaren verbergen soll 88 ) ; die Hexe, die gegen den Helden kämpft 8 7 ), Zigeuner und Zauberer 87 ®), im schwedischen Volkslied die Stiefmutter zwei Brüder 8 3 ). Zauberer verwandeln im Märchen häufig andere in B.en; die späteren Hexen können das nicht mehr M e ). Der in einen B.en verwünschte Prinz oder König ist ein beliebtes Märchenthema, das bei Grimm *·), im Niedersächsis c h e n w a ) an der Bergstraße, im Odenwald 9 0 ), in B a y e r n 9 1 ) , Schleswig - Holstein *2), Pommern 92a ), bei Vlämen und Franzosen 9 3 ), auf dem Balkan 9 4 ), in Estland 9 5 ) und anderwärts vorkommt. Oft spielt das Psychemotiv hinein, so in norwegischen 98 ) und estnischen Stücken 9 7 ), bei den Franzosen 98 ), und im Pentamerone findet sich eine verwünschte Prinzessin 99 ), bei den ungarischen Armeniern geht eine Königstochter im B.enkleide nachts wie ein Werwolf aus 10 °). Die Entzauberung erfolgt gewöhnlich durch Enthauptung, Verbrennen der Tierhülle oder Kuß 1 0 1 ). Nahe steht diesem Motiv das von der B.en e h e , ist sogar meist mit ihm verbunden 102 ). Das in dieser Ehe erzeugte Kind ist ein dämonisches Wesen; Zeus als B. zeugt mit der Kallisto den Areas 1 0 3 ); in obd. und dänischen Berichten ist das Kind ein Ungeheuer 1 0 4 ), in einem russischen ist Ivanko - Medviedko (Ivan B.ensohn) zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Bär 105 ), in deutschen Märchen ein mit Riesenkräften B e g a b t e r 1 0 6 ) : Peter B., B.enhansl, im Französischen J e a n de l'ours 1 0 7 ). Alte Geschlechter oder Völker leiteten ihre Herkunft von einer solchen B.enehe her; so berichtet Olaus Magnus von den Goten, Saxo von einem Schweden Ulvo 108 ). In Borussia communissima narratur historia,
Bär
887
v i r g i n e m a b urso i m p r e g n a t a m filium peperisse, cui nomen U r s i n i . . . l o e ) . B . e n k r a f t erhält, w e r mit B . e n m i l c h ges ä u g t w o r d e n ist; die A m m e n des Z e u s w o h n e n als B.innen in e i n e m Gebirge bei K y z i k o s n o ) ; A t a l a n t e wie A l e x a n d r o s , der Sohn des Priamos, w u r d e n ausgesetzt und v o n B . i n n e n a u f g e s ä u g t 1 1 1 ) ; a u c h auf Island w e i ß m a n d a v o n 1 1 2 ). D e s h a l b wird a u c h der Märchenheld ausgesandt, B . e n m i l c h zu holen, u m die k r a n k e Schwester zu heilen (russisch, l e t t i s c h ) 1 1 3 ) . K r a f t p r o b e n w e n d e n sich o f t an den B.en, so soll der H e l d fünf lebendige B.en f a n g e n ( f i n n i s c h ) 1 1 4 ) , einen B . e n m ü d e reiten ( l e t t i s c h ) 1 1 5 ) . D a s k l u g e Schneiderlein erreicht durch List, w a s seiner K r a f t u n m ö g l i c h w a r l l e ) . In Tirol z ä h m t ein K n a b e die B . e n durch Harfenspiel 1 1 7 ), so wie das B a l k a n m ä r c h e n v o n einem D e r w i s c h weiß, der dem B . e n vorredet, er sei s t ä r k e r 1 1 8 ) . H a t nicht ein Schildbürger gar den B . e n gefangen, indem er ihn eine W a g e n d e i c h s e l in den L e i b lecken ließ 1 1 9 ), w ä h r e n d die Schippenbeiler „ B . e n s t e c h e r " ihren B ü r g e r meister, der einen B.enpelz trug, als B.en erlegten (vgl. 5 ) 1 2 0 ) . s. a. B ä r e n h ä u t e r . ") D ä h n h a r d t
Natursagen 3, 449 Nr. 11.
») Ebd. Nr. 12. " ) Ebd. 3, 450 Nr. 1 4 . '«) Ebd. 3, 450 Nr. 13 a. 2 1 . 2 4 b . " ) L ö w i s o f M e nar
Russische
Volksmärchen
218 ff. ;
Dähn-
h a r d t 3, 451 Nr. 18 und ι, 222; 3, 452 f. Nr. 22; I, 316. '·) Burj. ebd. 2, 278 Nr. 1 russ. St. 99 Nr. 1—4; poln. St. 278 Nr. 3; ruten. St. 99 Nr. 5; rumän. ebd. Nr. 6; lettisch ebd. Nr. 8 und St. 279; litauisch St. 99 Nr. 9 und St. 279; estnisch St. 99 Nr. 10; franz. St. 278 Nr. 3. Vgl. S é b i 11 o t Folk-Lore
3, 5 f.
'·) D ä h n h a r d t 2, 278 Nr. 2 St. 101 Nr. 11. m ) Ebd. 2, 100 Nr. 7. « ) Ebd. 2, 166. β2) Ebd. 3, 450 ff. Nr. 14. 15. 16. 17. 24 a; G r i m m Myth.
2, 918.
141 Note.
83)
E b d . 3, 452 Nr. 19 b. Vgl. 1,
'*) H o v o r k a - K r o n f e l d
1,
49 f. L ö w i s o f M e n a r Russ. Volksmärchen 178. ββ ) E b d . 259. " ) G r i m m Myth. 3· 3 1 7 ; vgl. B o e h m - S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 1924, 98 f. 8 ' a ) L u c k Alpensagen 6 S ; Η e y 1 Tirol 180 f. •») ZfVk. 30/32, M a 68 77. ) G r i m m Myth. 3, 3 1 7 . ) G r i m m
KHM.
Nr. 161. Ich verwci.se auch auf meine
Märchen d. deutschen Schlesier. «»a) S c h a m b a c h - M ü 11 e r 203 ff. M ) W o l f Beiträge
•2, 65 ff. Beitrag 384 f.
81)
Q u i t z m a n 11 243 ;
Panzer
1, 191 if. »'-) M ü l l c n h o f f Sa^en J a h n Pommern 435 f. M ) B o l t e -
888 P o l i v k a 3, 260; vgl. auch 1, 533 f.
M)
Aug.
L e s k i e η Marchen aus d. Balkan 1 9 1 5 , 199. *5) Friedr. K r e u t z w a l d Estn. Märchen 2 (1869), 34 f. 8C) K l a r a S t r o e b e Nordische Volksmärchen 2 (1915), 159. 1 7 4 ff. = G u b e r η a t i s Tiere 430 = W o l f Beiträge 65 f. ; vgl. G e r i n g Weissagung 16. " ) Verhandl. gel. estn. Gesellsch. 20, 139. » ) S é b i 11 o t FolkLore 3, 52. 53. " ) G u b e r η a t i s 430 = Pen-
tamerone 2, 6.
l0°)
Heiur. v.
Wlislocki
Marchen u. Sagen d. Bukowinaer u. Siebenbürger Armenier 1891, 91 ff. 101 ) B o l t e - P o l i v k a
ι. 9.
1M)
Vgl. Anm. 89 ff.; ARw. 8, 249; W o l f
Beiträge 1, 6 4 f f . ; G u b e r n a t i s 430; S é b i 11 o t Folk-Lore ι , 436; 3, 60. 103 ) E b d . 431. l M ) H e y 1 Tirol 235 Ñr. 48; G u b e r n a t i s 431. 105 ) L ö w i s o f M e n a r Russ. Marchen 214 = G u b e r n a t i s 431. , 0 ·) W o l f Beiträge 2, 67 f. Vgl. ferner K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 543 f.; L a i s t n e r Sphinx 2, 21 ff. ; v. d. L e y e n
Märchen 64. 154 ff. Hierher stellen wird man
a u c h Ζ a u η e r t Deutsche Märchen seit Grimm 1912, 44; W l i s l o c k i Volksglaube 92 f. und Paul S o c k Eskimomärchen (1921), 67 ff. W) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 436; 3, 60. 108) W o l f Beiträge 2, 64 f. Vgl. auch H a m -
m a r s t e d t in Beitr. ζ. Rel.wissensch. 2, 125; L i e b r e c h t Zur Vk. 18; Arkiv för nordislc filologi 19; Volkskdl. Zeitschriftenschau 1903, 160. l 0 e ) M ä n n l i n g Curiosatateli 1713, 152. K e l l e r t n t i k e Tierwelt 1, 176. u l ) S c h r ä d e r Reallex.* 1, 82 f . ; U s e n e r Sintflut 111. m ) N a u m a n n Isländ. Volksmärchen 1924, 97. ,ls) Lö w i s o f M e n a r Russ. Volksmärchen 102 = G u b e r n a t i s Tiere 430; B o e h m S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 53. 114 ) L ö w i s o f M e n a r Finnische w. estnische Märchen 120; B o e h m - S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 58. Wohl auch russ. : ZfVk. 33/34, 36. »«) G r i m m KHM. Nr. 1 1 4 ; K u h n Märk. Sagen 293 ff.; vgl. dazu B o l t e u0)
Polivka
2, 529 ff.; 1, 69;
Laistner
Sphinx 2 , 1 0 ff. 1 1 7 ) Z a u n e r t Deutsche Märchen aus d. Donaulande 1926, 2 1 5 . U 8 ) Aug. L e s k i e η Märchen aus dem Balkan 208. " » ) H a u f f e η Gottschee 120. " » ) E . K r o 1 1 m a η η Ostpreuß. Sagenbuch 1915. 9 4
5. D e r Β . a l s S e e l e n t i e r . Die F y l g j a erscheint in B.engestalt, so die B j a r k i s , w ä h r e n d B j a r k i s c h l ä f t m ) ; die G u n n a r s sieht H ö s k u l d im T r a u m als B . e n m ) . Im A l p t r a u m erscheint die wandernde Seele zuweilen in B . e n g e s t a l t 1 2 3 ) , wie wir v o n b . e n g e s t a l t i g e m S p u k hören (Schlesien m ) , V o i g t l a n d 1 2 5 ) , Thüringen 1 2 e ), Sachsen 1 2 7 ), B ö h m e n 1 2 8 ), B a y ern 1 2 9 ), Baden 1 2 9 ®), vielleicht auch W e s t f a l e n 1 3 0 ) , B a s s e - N o r m a n d i e , a m Char de la mort) 1 3 1 ). Der Norden k a n n t e den im B . e n h e m d umgehenden „ B e r s e r k e r " (s. d.).
889
Bär
IM ) M e y e r Germ. Myth. 67. Doch vergleiche F. G e n z m e r Edda 1, 181 Nr. r. "») Νjala 23; vgl. ZfdA. 42, 288. "») M e y e r
890
Fell) verwüstet Rußland wie jener in Ostpreußen, den die Sensburger erlegten 1 5 4 ), ein B. raubt dem Pechvogel, den das Un77. 104. m ) G r a s s e Preußen 2, 204 f. 155 11S ) K ö h l e r Voigtland 535; E i s e l Voigtland glück treffen soll, die Kinder (türkisch) ) ; 127 f. , l ·) Q u e n s e l Thüringen 338; W i t z - er fordert, was man zu Hause nicht weiß s c h e l Thüringen 1, 184 Nr. 181. "») Fr. Sie- (russisch) 1 5 e ) und ist im Besitz der b e r Sachsen 297 ; Niedersachsen : S c h a m Wunschdinge, wie einer goldenen Kub a c h - M ü l l e r 196. l a ) Qu i t ζ m a η η 243. 157 "·) G r o h m a n n Sagen 238. 1 2 , a ) B a a d e r gel ). Daneben steht der dem Menschen 13 N.Sagen 70. °) K u h n Westfalen 1, 1 5 3 wohlwollende B., der mit dem bösen Nr. 156b. 131 ) S é b i I l o t Folk-Lore ι, 156; Zwerge kämpft 1 6 S ), den bösen Hofmeivgl. 3, 6 (Seele des Jägers geht in B.en über). ster verjagt (Preußen) 1 5 9 ) und der unter den hilfreichen Tieren, die den dritten 6. D e r B . a l s D ä m o n . Dämonen Sohn begleiten, häufig vertreten ist l e 0 ), und Elben nehmen zuweilen B.engestalt 132 aber (estnisch) doch nicht gegen die an ) ; so waren die wendischen FeldHundsköpfe a u f k o m m t l e l ) . geister, die Graben, in B.enhaut eingenäht 1 3 3 ) ; in der Oberpfalz schreckt man Von der B.engestalt des Teufels ist oft Kinder mit dem Buzl- oder Böycherldie Rede 1β2 ) ; er erscheint so dem Wachtb.en 1 3 4 ); der wilde Mann (Tirol) ist zottig posten l e 3 ) ; ist er in Menschengestalt, so „wie ein B . " 1 3 4 a ) ; im polnischen Oberhat er B.enklauen 164 ), besonders als Buhlschlesien erschien ein b.enartiges Waldteufel der Hexen l e 5 ). Den Mystikern des 135 tier ); in Rußland ist der B . des Wald17. J h s . ist der B . ein Symbol des Teugeistes Ljeschi Diener, der bei ihm fels 1ββ ), j a der Teufel selbst 1 β 7 ). Beim w a c h t 1 3 6 ) ; ein B. bewacht den Eingang Namen gerufen, erscheint der B. wie der zur Abendburg im Isergebirge 1 3 7 ). VielTeufel (s. 13) 1 β β ), und er erntet wie dieleicht hängt dieser B. mit Rübezahl zu- ser die Farnblüte (litauisch) 169 ). — Der sammen, denn von diesem berichtet der Lauterfresser, ein Schwarzkünstler im Wale Hans Man von Regensburg, er zeige obern Eisacktal, verwandelte sich in einen sich unter anderm an der Abendburg in B.en 17 °). Die alten Weiber, die H. Sachs 138 eines großen B.en Gestalt ) ; in einem dem Teufel schenken läßt, werden mit Rübezahlabenteuer Lindners benützt der einer B.enhaut bedeckt 1 7 1 ). Zuweilen Berggeist einen B.en als Zugtier 1 3 9 ). Vielnimmt auch die Hexe B.engestalt an, so leicht auch hütet er, wie in obd. Sagen 1 4 0 ), die Müllerin in der behexten Mühle 1 7 2 ) den Schatz. Im Eisacktal erscheint der oder die mecklenburgische, die ein J ä g e r Klaubauf als B. 1 4 1 ) .Der Blutschink (s. d.) mit dem Erbknopf erschoß 1 7 3 ). Doch ist des Paznauntales entsteigt seinem See in der B. der Hexen Feind. Die bis vor B.engestalt 1 4 2 ). Fischer in einem See bei kurzem überall umziehenden B.enführer Groningen hörten aus dem Wasser rufen: mit tanzenden B.en 1 7 4 ), von denen schon „ L a a t mij ouden beer toch l e v e n ! " Da im Ruodlieb die Rede ist 1 7 5 ), sind gern scheint ein Wassergeist B.engestalt gehabt gesehene Gäste, weil die B.en Behexunzu haben 1 4 3 ). Die zu erlösende Schlangengen festzustellen vermögen. Sie weigern jungfrau erscheint zuweilen als B. (West- sich, in behexte Ställe zu gehen, solange falen, Schwaben) 144 ). Im Isental (Uri) der B.enführer den Zauber nicht enthielt man 1820 einen B.en für den Flühler- fernt hat (Ostpreußen 176 ), Lechrain 177 ), teufel 145 ). Die B.en sind die schwarzen Schwaben 178 ) und an andern Orten) 1 7 9 ). 14e Kühe der Hexe (russ.) ), die Herde der In Westpreußen kratzt der B . selbst den Trolle (norweg.) 147 ), der Riesen (Tirol) 14S ) ; Zauber heraus 1 8 0 ), wie in Schlesien (Zobsie gehören zu den Waldgespenstern im tenebene) 1 8 1 ). In Rußland wird an ge149 Zauberwaldc (estnisch) ) und hüten wissen Feiertagen zum Zweck der Reiniden Eingang zum Zauber-, Unterweltgung ein Bock oder B. ums Dorf geschloß 150 ) oder zur Hexenhöhle 1 5 1 ), zum führt 1 8 2 ). Nahe liegt hier, an die Sage vom verborgenen Schatz 1 5 2 ). B.enfleisch essen Schrättel und vom Wasserb.en zu erindie Riesen (Alsen) 1 5 3 ). Der B. (Eisernesnern. Die ursprünglich vom Wasserb.en
891
Bär
892
Tiere es sich handelt. Ich trage darum nach: Zaunert Deutsche M. seit Grimm 4. 10; P a n z e r Beitrag 2, 93 f.; Z a u n e r t Deutsche M. aus d. Donaulande 1 3 1 f. 8 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 220 f.; W o l f Hausmärchen 230; Germania 27, 104; L ö w i s of Menar Russische Volksmärchen 26. 78. 102; v. T a u b e Russ. Märchen 1919, 83; G u b e r n a t i s Tiere 430; Β o e h m S p e c h t Lettisch-litauische M. 45. 53 ff. 75; Aug. L e s k i e n Märchen aus d. Balkan 167. 199· 293; L ö w i s of M e n a r Finnische u. estn. Märchen 27. 64 ff. 148 ff.; Verhandlung, estn. Gesellsch. 20,146. 148. 1 5 1 ; S t i e r Ungarische Sagen u. Märchen 2 ff. ,M ) B o l t e ZfVk. 33/34. 36. — Vgl. K ö h l e r Kl. Sehr, x, 478; Aug. W ü n s c h e Der Sagenkreis v. geprellten Teufel 1905, 94ff. >") D r e c h s l e r Schlesien 1, 310 f.; B i n d e w a l d Sagenbuch 137; Z a u n e r t Westfalen 299; G r ä s s e Preußen 2, 565 f. m ) Erasmus F r a n c i s c i Höllischer Proteus 1725, 308; M ü l l e n h o f f Sagen 548 f. — Theatrum Europaeum 12, Ii43 = J. W. W o l f Deutsche Märchen u. Sagen 1845, 448. lt4 ) Joh. P r a e t o r i u s Blockes-Berges Verrichtung 1668, 363 nach C a r p z o w Praxis Criminalis P. I. Quaest. 50 Num. 66. Sent. X X V I ; Anabaptisticum et enthusiasticum Pan"») S é b i 11 o t Folk-Lore 3 , 5 7 . m ) S c h u m ) E. F r a n c i s c i Holl. le η b u r g Wend. Volkslhum 69 ; vgl. Fr. S i e - theon 1702, 336. 1M Proteus 1725, 863 nach Benedict C a r p z o w b e r Wendische Sagen 1925, 23. ) S c h ö n Practica nova F. 340. 2. 1M ) In den Visionen w e r t h Oberpfalz 2, 351 f. 134 a) H e y 1 Tirol ,st der von Pordage 1651 gestifteten philadelphi235 Nr. 48. 49. ) Κ û h η a u Sagen 2, 203 ί. schen Gesellschaft: H o r s t Zauberbibliothek " · ) M a n n h a r d t 1 , 1 4 1 . " ' ) K ü h n a u 3, ,ω 1 ( 1 8 2 1 ) , 319. lm ) Adam à L e b e n w a l d t 752. ) P e u c k e r t Rübezahlsagen 1926, 17. I.—8. Tractätel von deß Teuffels List vnd Be"») Ebd. 53. »») B a a d e r W.Segí»31; P a n z e r ,M Beitrag 2, 99; Q u i t z m a n n 243; W u t t k e trug. Saltzburg8 (1680), 77. ) G r i m m Reinhart Fuchs C X X X ; Myth. 2, 556. >«) B o e h m §59. >") H e y l Tirol 762 Nr. 56. "») L a i s t S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 292 f. n e r Sphinx 2, 30 = A l p e n b u r g Tirol 421 ; 1J0 ) H e y l Tirol 180f. m ) S i m r o c k MythoM e y e r Mythologie 104. "») J. W. W o l f logie 1878, 537. "') L a i s t n e r Sphinx 2, 8 f.; Niederländische Sagen 1843, 332 = W o l f S t ö b e r Elsaß 334; J e c k Ii η Volkstüml.1 Beiträge 2, 416. 1 M ) M e y e r Germ. Myth. 283; 3, 173 f. "*) B a r t s c h Mecklenburg 1, 1 3 1 . K u h n Westfalen 1 , 2 4 2 ; M e i e r Schwaben "*) SAVk. 25, 120. »») S e i l e r Ruodlieb Nr. 363. "») SchwVk. 4, I. 2. »«) L ö w i s of 147 1882. 5, 84 ff. ; H e y n e Rudlieb 1897. 5. 87 f f · M e n a r Russ. Volksmärchen 179. ) Klara "·) F r i s c h b i e r Hexenspr. 8 Anm. Vgl. S t r o e b e Nord. Volksmärchen 2, 4f.; wohl S e l i g m a n n 1, 266; M e y e r Aberglaube auch 2, 134, wo sie den Baum im Zauberwald 252. " ' ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 28. umtanzen. l48) Ζ a u η e r t Deutsche M. aus d. i n ) B i r l i n g e r 2, 138. "«) J a h n HexenDonaulande 2x4 f. M») Verhandlungen gel. estn. lW wesen 1 3 ; vgl. S e l i g m a n n 1, 266; M e y e r Gesellsch. 20, 152 f. ) Wilh. B u s c h Ut 61er Germ. Myth. 104; G r i m m Myth. 3, 476 Welt 1910, 98f.; Z a u n e r t Deutsche M. seit Nr. 1099. le0) M a n n h a r d t Aberglaube 49 ff. Grimm 1, 4 1 1 ; K n o o p Hinterpommern 227. 1M 84 Anm. 26. lel ) Urquell N. F. ι (1897), 20; ) Friedr. K r e u t z w a l d Estn. Märchen 2 (1869), 74. 1 M ) Ebd. 94.»") M ü 11 e η h o i i Sagen Κ ü h η a u Sagen 3, 25 f. So auch Jägerhörnlein 126 f. «») ARw. 8, 274. B o l t e in 573· 1M ) L ö w i s of M e n a r Russ. VolksZfVk. 33/34, 33 ff. 1M) Ebd. »·) P e u c k e r t märchen 100 = G u b e r n a t i s Tiere 429. Schlesien 2 1 5 ; K ü h n a u Sagen 2,338; S i e b e r Vgl. G u b e r n a t i s 430; G r a s s e Preußen Wendische Sagen 1925, 39 f.; D e r s. Sachsen 2, 630. lss ) Fr. G i e s e Türkische Märchen 1925, 180 f. 332; Heinr. L o h r e Märkische Sagen 162. " · ) G u b e r n a t i s Tiere 4 2 8 ! " ' ) P a n 1921, 31 f.; Brandenburg 175; P a n z e r Beiz e r Beitrag 1, 191 ff.; vgl. ZfVk. 4, 285. 1ββ 1M ) GiimmKHM. Nr.i6i. Vgl. aber Ζ au η er t trag 2. 160f. ) Myth, ι, 396. "') L a i s t n e r 1M Sphinx 2, 15ft.; M e y e r Germ. Myth. 104. Deutsche M. seit Grimm 2, 4 f. ) Grasse Preußen 2, 605 ff. ·") G ri m m KU M. Nr. 60 u. "») ZfVk. 33/34, 33 ff. «») 288 f. öfter. Vgl. dazu B o l t e - P o l i k v a i , 5 3 o f f . 332 Anm. 1; 2, 22 Anm. 451; 3, 23 ff. 322.* 7. D e r Β. i n d e r g e r m a n . G o t Leider ist hier oft nicht angegeben, um welche t e r 1 e h r e, Der Β. ist Thors Tier 1 β 0 ) ;
(Eisb.en) erzählte Sage ist auf den braunen B.en übertragen worden, der in der Mühle mit einem boshaften Kobold oder Wassermann kämpft und ihn bezwingt. Sie begegnet das erste Mal in einer mhd. Verserzählung des Heinrich von Freiberg zwischen 1290 und 1 2 9 5 1 8 3 ) . Bolte hat einen Überblick über das Vorkommen der Sage gegeben, nach dem sie weder westlich einer Linie OberrheinWeser, noch östlich der Oder (Pommern ausgenommen) vorkäme; ferner gehören Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Wendei und Böhmen-Mähren in dieses Gebiet 1 8 4 ). Einige Ergänzungen zu seinem Vorrat folgen l8B ). Über die Sage handelten Grimm 186 ), Laistner 187 ) und Bolte 1 8 S ). Die von Joh. Christoph Männlingaus Bernstadt (Schlesien) berichtete Geschichte (Diebe stehlen B.en aus Kuhstall) erinnert an unsere Sage 1 8 9 ).
Bär
893
er erscheint — wie der Donnergott — zu Sommeranfang. Bei Lappen und Finnen steht der Vertraute, der heilige Hund Gottes, ebenfalls dem Donnergott nahe 1 9 1 ). Infolgedessen erscheint Björn als Beiname Thors 1 8 2 ), und in Zusammensetzungen wie Asbjörn = ahd. Anspero, Thorbjörn. Schwed. hin gamie, der Alte, siebenb.-sächsisch Buschherrgott, Buschkönig, „ d e r im braunen Kotzen", im Zonder (grauer Mantel, der „alte, kluge Mann") können auf Verehrung hinweisen 19S ). Erich der Rote soll j a einen B.en göttlich verehrt h a b e n 1 M ) . "0) M e y e r Germ. Myth.
208.
m
) H a m -
m a r s t e d t in Beitr. z. Religionswissensch.
2, 1 2 9 f.
1M
) Grimm
Myth. 2, 5 5 6 ; Reinhart
XLVIII if. CCXCV; M e y e r Germ. Myth. 1 0 3 . 1 M ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 6, 7. ) M e y e r Germ. Myth. 1 0 4 .
,M
8. D e r B . a l s Vegetationsd ä m o n . Der B . ist eine der vielen Gestalten des Vegetationsdämons 19S ). Wenn in Schweden der Wind durchs Korn geht, sagt man: Da laufen die Kornb.en 1 9 ®). In Gr. Berndten (Prov. Sachsen) ist der K o m b , der Sohn der Kornmutter 1 9 7 ). E r sitzt im Korn 188 ) und findet sich bei der Ernte in der letzten Garbe. Im Kreis Flatow (Westpreußen) wird diese in der rohen Gestalt eines B.en gemacht und unter Schelten und Brummen zum jüngsten Bauer gebracht 1 9 9 ). In Niederösterreich bekommt den B.en ins Haus, wer zuletzt mit der Ernte fertig ist 200). Wer den letzten Schnitt bei der Kornoder Erbsenernte machte, bzw. die letzte Garbe ausdrischt, wird in verschiedenen Landschaften in Roggen-, bzw. Erbsenstroh eingewickelt und als Roggenb., Strohb., Erbsenb. gabensammelnd durchs Dorf geführt 201 ). Daher mags kommen, daß die Mohriner (Brandenburg) ein Bund Erbsenstroh für einen B.en hielten und mit Forken auf ihn losgingen, wovon sie B.enstäker heißen ®°2). Beim Haferkranz, Erntefest der Haferernte in Schlesien, begleitet ein in Schotenstroh gehüllter B.. das B.enweib und B.enkind die Haferalte 203 ). Haferb. oder Gratenb. ist in Lindau a. Isar, wer beim Hafer- oder Gerstedreschen den letzten Schlag tut 204 ).
894 Wer beim letzten Flegelschlag nachklappt, heißt Betze 2 0 5 ). Weihnachten schüttet man in NW-Böhmen die Reste vom Christnachtmahl in den Garten zu den Bäumen: das bekommt der B. 206 ). Da das Dreschen gewöhnlich um Fastnacht beendet ist, läßt sich leicht erklären, wie der B . in die Fastnachtgebräuche m ) geraten ist, wo er besonders als Erbsenb. (s. u.J erscheint, während Hammarstedt glaubt, der Fastnachtsb. sei das Primäre, und der Brauch sei entstanden, weil der B . als Frühlingsbote, Sommerbringer galt 208) (vgl. 14). Beim römischen Karneval (12. J h . ) wurde ein B . umgeführt und getötet 209). So wird in Baden der Bandii, ein in Stroh gebundener Knabe, als B . am Seil herumgeführt, wie in Würmlingen bei Rothenburg 2 1 0 ). In Bühl bei Tübingen ist der Fastnachtsb. ein Strohmann mit einer Blutwurst um den Hals, der angeklagt wird, eine blinde Katze getötet zu haben; er wird verurteilt, hingerichtet und am Aschermittwoch nach der Kirche beerdigt; das war: die Fastnacht begraben m ) , wie der Erbsenb. auch verbrannt w i r d 2 1 2 ) . Durch ganz Böhmen, bei Deutschen wie bei Tschechen, kennt man den Fastnachtsb.en, der in Erbsenstroh gehüllt, mit Strohbändern umwickelt, unter Musik umgeführt wird, wobei man Gaben sammelt; das Geld wird im Wirtshaus vertanzt und verfeiert, damit Flachs und Getreide gedeihe, denn je höher man springt, desto größer der Segen 2 1 3 ) ; so ziehen im Leitmeritzer, im Saazer Kreise, im Riesengebirge, um Warnsdorf die als B . verkleideten Knaben oder Männer um, bei Warnsdorf in Begleitung eines B.enführers und Strohmannes 2 1 4 ). Um Saaz rupfen beim „ B . e n ausführen", wie in tschechischen Dörfern, die Weiber Stroh vom B.en ab und legen es in die Hühnernester oder unter die Brutgans, weil das das Eierlegen und Brüten befördert 2 1 S ). Solche Umzüge finden in den Tagen Fastnachtssonntag bis Aschermittwoch statt 216 ). Im Trebnitzer Kreise (Schlesien) zog ein Mann, die Beine mit Stroh umwickelt, als B., rechts und links je einen kleinen B.en, um 2 1 7 ). So wird in Österreich.-Schlesien
895
Bär
ein Strohb. umgeführt 2 1 8 ), in Oberschlesien 219 ) wie in der Niederlausitz 220) der B . in Gesellschaft des Schimmelreiters. In Niederhessen 2 2 1 ) und auch bei Höxter (am Köterberg) tritt neben dem FastnachtSchimmel ein B . auf 222 ). In Germete, Kreis Warburg (Westfalen), verkleideten sich Burschen als Büffel und B.en, ein Tanzb. wurde, in Erbsen- oder Bohnenstroh gehüllt, von einem Zigeuner umgeführt 223 ) ; in Hörde am Hellweg hieß dieser B.Wullbâr 224 ), am NiederrheinÄäzeb. 2 2 5 ). Auch die Wenden kennen den Brauch; sie führen neben dem Pferd bara wozyc, den B.en um, in umgekehrtem Schafpelze, mit Stroh umwickelt; gewöhnlich ist das Haidusch- (Buchweizen-) Stroh; ein anderer führt ihn und läßt ihn tanzen 22e ). In Zürich erschien der B., ein in ein B.enfell gekleideter Mann, neben andern Butzen im Fastnachtsumzug der Metzger, die den halben Isengrimm umtrugen; dabei ist auch eine Braut und ein Bräutigam umgezogen, die man am Ende in den Brunnen warf 227 ). In Dalekarlien tritt er am 24. Februar (Frühlingsbeginn) in Begleitung eines Brautpaares auf 228 ). Hölzerne B.masken waren im Obd. zu Fasching gebräuchlich 2 2 8 "). Vom Umführen des B.en zu andrer Zeit haben wir eine Reihe von Nachrichten. So mußte Anfang des 16. J h s . zu Lätare in Halberstadt der Dompropst einen B.en umführen lassen und erhielt dafür ein Präsent, das B.enbrot; ähnliche Nachrichten haben wir aus Mainz und Straßburg 2 2 9 ). In Molmerswende am Harz, wie in Hermerode und Berga, erscheinen B.en und Schimmel am 3. Pf ingstfeiertag i3 °) ; in der Grafschaft Kamburg stellen die sammelnden Burschen Pfingsten, in der Grafschaft Ziegenhain zum Frühjahrsumzug 2 3 1 ), B.en und B.enführer dar 2 3 2 ). In Hessen wird, wie in Schwaben die Fastnacht, von einem Zuge, in dem der B. die wichtigste Rolle spielte, die Kirmes begraben 2 3 3 ), und in Andlau (Elsaß) geht ein ausgestopfter B. im (Kirchweih-) Zuge, dem jeder Brot in den Rachen werfen muß (s. u.) 234 ). In Pirow in der Westpriegnitz findet das Borenleihen = B.enführen in der Woche vor Weihnachten
896
statt 23s ). In der Uckermark begegnet am Weihnachtstage und schon am Nikolaustage ein Umzug, die drei Witten oder Vorspöker, wobei auch B.en und Schimmel im Gefolge waren, ähnlich wie am Vorabende des Festes in Ermland, wo die Tiermasken (Schimmel ohne Kopf, B.en) Höllkröst heißen 23β ). In der Begleitung des rû Clas erscheint Weihnachten am Elm zu K l . Scheppenstedt und Cremlingen auch der B . an langer Kette 237 ). Am Hochzeitabend erscheint an vielen norddeutschen Orten (Rügen, Altmark) der Schimmelreiter, und oft tritt da auch ein B. mit auf 238 ). In Pommern 2 3 8 ") wie Nordschweden kannte man einen Hochzeitsb.en, der von einem in B.enhaut gehüllten Burschen dargestellt und symbolisch getötet wurde. Der Bräutigam aber wurde B. genannt. Thor Trunkb. (Drykkjebassen) wird zur Hochzeit des Grafen Genselein geladen; in Uppland hieß der erfolgreiche Brautbitter Dräggebasse 239 ). In Dänemark wurde beim Maifest der Gadeb., Gassenb. umgeführt und mit der Gadinde getraut 240). Aber auch in Rußland kennt man zu Weihnachten und zur Hochzeit die Vermummung als B. 2 4 1 ). In Böhmen war der B.entanz oder das Graupenstoßen ein Silvesterspiel, bei dem zwei sich mit dem Rücken gegeneinander stellen, mit den Händen umfassen und einander so wechselseitig aufheben 242 ). Beim festlichen Umzüge führten ehemals die Kürschnergesellen einen in einen B.en verkleideten Mann mit sich (Siebenbürg.-Sachsen) 243 ). li6 ) Reuters kiöld Speisesahramente 109. " · ) M a n n h a r d t Korndämonen 2; Forschungen 166. »') Ebd. 1 1 2 . »«) Ebd. 166. 1W ) Ebd. M0 ) Ebd. 2 " ) Ebd. ; S e ρ ρ Religion 282. Zum Namen: M a n n h a r d t Korndämonen 4. 202) B.enstäker: Brandenburg 2 2 1 = K u h n Mark. Sagen 244 f. = Herrn. G 1 o e d e Märkisch-pommerische Volkssagen 1907, 10. Vgl. auch B i r l i n g e r Volkst. 1, 445. äoa) K l a p p e r Schlesien 277 f. s " ) M a n n h a r d t Forschungen 1 1 2 . 205) E . H. M e y e r Dt. Volksk. 1921, 237; M a n n h a r d t Roggenwolf 23. î0 «) Lehmann Sudetendt. Volksk. 1926, 1 3 4 · 207 ) G u b e r n a t i s 430. 426 Nr. 2. soe) Beiträge zur Rel.wissenschaft 2, 122 f.; M o n e Niederländ. Volksl. 35. 36; Altd. Blätter 1, 3 3 3 . *08) A R w . 20, 392. S1 °) M e y e r Baden 208; M e i e r Schwaben 373. 4 U ) Ebd. 3 7 1 ; M a η η -
Bär
897
h a r d t ι, 335 ff. *") M a i i n h a r d t Korndämonen X I I .
al3 )
"4)
R e i n s b e r g Festjahr 63 f.;
Böhmen 49 ff. Ebd. 50; Spruch d. B.enführers: J u n g b a u e r Bibliogr. 148 Nr. 899. "·) R e i n s b e r g Böhmen 51. 52. sie ) L e h m a n n Sudetendt. Volksh. 1926, 137 f.; J o h n Westböhmen 38. «') P e u c k e r t Schles.
hd. 1928, 91. 22°)
I,a )
Brunner
Volks-
D r e c h s l e r 1, 58 f. "») Ebd. Ostdtsch. Volksk.
1925,
212;
Brandenburg 242. ">) Beiträge z. Rel.wissenschaft 2,121. K u h n u. S c h w a r t z 369. "») S a r t o r i Westfalen 146. "*) ZfdMyth. ι, 396 = S a r t o r i Westfalen 146. t2S) W r e d e Rhein. Volksk. 247. "«) S c h u l e n b u r g Wend.
Volkstum 136. 138. 140. ·") V e r n a l e k e n Alpensagen 354 f. sse) H a m m a r s t e d t in Beitr. ζ. Rel.wissensch. 2, 120 f. 22"a) V o n bun
Beitrag 104; P a n z e r
Beitrag 2, 463.
"») G r i m m Myth. 2, 653. 655; K u h n u. S c h w a r t z 513 Nr. 68; K o l b e Hessen 1886, 93; A I b e r s Das Jahr 131. 23°) K u h n u. S c h w a r t z 384. »") G r i m m Myth. 2, 654. »32) W i t z s c h e l Thüringen 2, 205 = S a r t o r i Sitte u. Brauch
Volksk. 1927, 231.
3, 198; F o x
233)
K o l b e Hessen 90 ff.
,M)
Sartori
Saarland.
3, 255;
A 1 b e r s Das Jahr
131. ·«) ZfVk. 2i, 179. «·) Β r u η η e r Ostdt. Volksk. 1925, 203. 205. Vgl. Brandenburg 240. '") K u h n u. S c h w a r t z 402 f. = M e y e r Germ. Myth. 218. ,33) K u h n u. S c h w a r t z 433. ,38 °) J a h n Pommern 435 f. 2S·) H a m m a r s t e d t in Beiträge ζ. Rel.wissenschaft 2, 118 f. 131 f. G r i m m Myth. 2, 655; M e y e r Germ. Myth. 217; L i e b r e c h t Gervasius 188 Nr. 60. M 1 ) Ζ e 1 e η i η Russ. Volksk. 354 f. ! " ) V e r n a l e k e n Mythen
332 = R e i n s b e r g Böhmen 602.
MS)
Η alt-
r i c h Siebenb. Sachsen 10 f.
898 Die hl. Richardis erbaute bei Andlau (s. 8) ein Kloster über einer B.enhöhle 2S0). Die Höhle — in einer unterirdischen K a pelle — galt als heilkräftig bei Beinschäden. Im Kloster hielt man zum Andenken B.en und begabte jeden B.enführer mit einem B r o t und drei Gulden 2S1 ). A u c h im Kloster, das der hl. Gislen im Hennegau b a u t e an dem Ort, den ein B . und Adler wies, ernährte man B.en 252 ). Bern, das seinen Namen v o n B.en herleitet 263 ), hegt als Wappentier B.en, die im vorigen Jh. noch ihren eignen Unterhaltsfonds und ihre besondere Stadtbäckerei hatten 254 ). Böblingen in W ü r t t e m b e r g nährte laut alter S t i f t u n g im Schloßgraben B.en, doch ist die S t i f t u n g später umgewandelt worden 25S ). Die von K ö l n bis Italien vorkommenden „ B e r l i c h " werden als B.enzwinger gedeutet; sie gehen wohl bis auf die R.ömerzeit zurück, so daß man für den Berner Brauch gleichen Ursprung annehmen dürfte 25e ). E s ist begreiflich, daß auch andere Orte ihren N a m e n v o m B.en herleiteten, wie B . w a l d e in Hinterpommern 2 5 7 ), daß Wappensagen v o n ihm wissen 268 ), und daß er als Hausname (Brandenburg) 26β) und Hauszeichen (Breslau) erscheint 200) ; der N a m e großer B., kleiner B. in Breslau dagegen dürfte sich auf alte Befestigungen beziehen.
ç. G e b i l d b r o t c. Daraus, daß der B. den Vegetationsdämon verkörpert, erklärt Reuterskiöld das V o r k o m m e n v o n Gebildbroten (Brot als Machtkonzentration) in B.engestalt 244 ). Höfler nennt als solches den Berner Mutz 24S ). Auf Tellerbroten im Lüneburger Museum findet sich die B.entatze, nach Höfler als Zeichen des Jagdglückes, das zu Neujahr gewünscht wird 24e ).
Über das Halten v o n B.en berichten auch die alten Rechtsquellen 2 β 1 ). K l ö stern war die Unterhaltung der Tiere untersagt 2e2 ).
*") Speisesakramente 118. Weihnacht 66. " · ) Ebd.
»«) Ebd. «") Ebd. 405 nach W o l f Niederlätid. Sagen 225. Als weisendes Tier erscheint der B. auch S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 2. *") W o l f Beiträge 2, 405 nach W o l f
*") H ö f 1 e r
10. B.e n w e r d e n g e h a l t e n . Bereits im 9. Jh. hören wir, daß B.en v o n Spielleuten umgeführt werden 247) ; Ruodlieb berichtet davon 248). V o n Zirkusspielen mit B.en ist in den Heldenepen die Rede 24e ), das dürfte auf römische Zeit zurückgehen. D a ß B.en gehalten werden, hören wir aus vielen Orten. B ä c h t o l d - S l g u b l i , Aberglaube I.
"') H i η c m a r
Capit.
ad.
presbyt.
14;
R e g i n o De eccl. discipl. 2, 213 = ZfdA. 6, 185. 2«) Friedr. S e i l e r Ruodlieb 1882. 5, 84 ff. = Moriz H e y n e Rudlieb 1897. 5. 8 7 f f · **>) ZfdA. 6, 185: Rolandslied 14, 29; 21, 9; 110, 5 ff.; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 178 ff.; Tiere 115 ff. , M ) W o l f Beiträge 2, 416 f.
Dt. Märchen u. Sagen 1845, 405; M. J. R . Der politische u. lustige Passagier. Eisenberg 1684,
63 f.; ZfdA. 6, 157; R o c h h o 1 ζ Eidgenössische Liederchronik 11 ff. , M ) R o c h h o l z Kinderlieder 71. , 5 5 ) B i r l i n g e r Aus Schwa-
ben 2, 528. "«) Alfons D ο ρ s c h Wirtschaftl. u. soziale Grundlagen d. europ.
Kulturentwick-
lung 1 (1918), 149f.; Rich. K o e b n e r
An-
fänge d. Gemeinwesens d. Stadt Köln. 1922. 53 f.
29
Bär
899
900
G a n d e r altem Glauben Glück 277 ); im 18. J h . hielt man den Angang für unglückver630 Nr. 688 = T o e p p e n Masuren 136; 278 H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 13. "») Branden- heißend ). Nach siebenbürg. Glauben burg 88. ZfdA. 6, 185. " ' ) Sachsenspiegel wird man, wenn man einen B . sieht, in Landrecht 2, 62; Schwabenspiegel Landrecht seinem Unternehmen schwer vorwärts202; Augsburger Stadtrecht 112. Vgl. ZfdA. kommen 279 ). Bei den Zigeunern gilt ein 6, 185. Jta ) Ebd. nach R a u m e i Hohenstaufen aufrecht gehender B. den Schwangeren 6, 410. 423. glückverheißend; spielende Junge zeigen 11. D e r B. i n d e r d e u t s c h e n einem Brautpaar Treue und Eintracht H e i 1 i g e η s a g e. E r ist das Tier der an 280). B.enspuren verheißen Glück 280). Mutter Gottës 262 a ). In Heiligensagen er*") K n o o p Hinterpommern 158. »") W l i s scheint der Β . als Reittier oder Diener. l o c k i Aus dem inneren Leben der Zigeuner 2β3 Corbinian, dem er das Roß zerrissen ), 1892, 118. »·) Urquell 1, 203 Nr. 1. Vgl. Altdt. ebenso ein ungenannter Heiliger (Gossen- Blätter 1, 217. »·) W l i s l o c k i Siebenb. Volksgl. 166. Vgl. Ν e g e 1 e i η Traumschlüssel saß) 2β4 ), Romedius 2 β δ ), Lukan 2 8 8 ) haben des Somadeva 206 f. »") H o p f Tierorakel 27. ihn als Reit- oder Saumtier gebraucht; Vgl. S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 22, aus dem der hl. Gallus ließ ihn Holz zum Feuer 15. Jh.; G r i m m Myth. 2, 943; 3, 438. tn m ) B r ä u n e r Curiositäten 488. "') W l i s tragen ) ; dem hl. Magnus wies ein B . l o c k i Siebenb. Volksgl. 166. 2β0) D e r s. ZiSilber- 2β8) oder Eisenerzadern 2C9), dem geuner 1892, 1x8. hl. Severin zeigte er den Weg ^ ; Columban befahl einem andern, mit Apfellesen 1 3 . S c h u t z . Eine Breslauer Handeinzuhalten, weil er welche brauche, schrift (Anfang 15. J h . ) verbietet Segen ähnlich wie der hl. Maximin 271 ). St. Veder Hirten gegen Wolf und B. 2 8 1 ), wie 271 a dast verweist ihn ). Hierher ist auch etwa der Sarganser Betruf einen enthält: zu stellen: Ein vom B.en überfallener „ Sant Peter, nimm die Schlüssel wol in die Bauer (Pustertal) gelobte eine Kirche, da rechti Hand: Bschließ wol dem B.en kuschte das Tier wie ein Hund nieder 272 ). sin G a n g " m ) , und wie sie im Westfinnischen üblich sind 283 ). Seinen Namen aus««») Z i n g e r l e Sagen 1859, 381. " 3 ) Wolf zusprechen, ist gefährlich; man muß ihn Beiträge 2, 4 1 7 ; Z i n g e r l e Sagen 1859, 122. Breitschädel nennen M 4 ). Man wirft die Vgl. S é b i 1 1 o t Folk-Lore 4, 128. «") ZfVk. 2, 294. " 5 ) Z i n g e r l e Sagen 1859, 121. Flinte vor ihn hin und spricht: Wenn du ««) Ebd. 121 f.; V o n b u n Beitrag 104; H e r - Verstand hast, schreitest du über diese z o g Schweizersagen 2, 219 f. " ' ) W o l f Bei285 träge 2, 417 f. nach Walafrid S t r a b o s Vita Flinte nicht hinweg ).
"') Κ α ο ο ρ Hinterpommern 142; Niederlausitz 1 1 0 .
des hl. Gallus 1, 11.
' » ) G ι â s s e Preußen 2,
,ra
) Wolf Beiträge 2, 418 »') MschlesVk. 18, 40. «") ARw. 8, 558 nach nach Theodorus eremita Vita des hl. Magnus T o b l e r Schweizer. Volkslieder 1 (1882),
c. 1 2 =
Κ u o η i St. Gallen 2 f.
H ey 1
Tirol 12 f. 2,°) Vita s. Severini in Mon. Germ. Auetores antiqu. 1, 2. St. 21 f. = c. 29 (nicht 28, wie G r i m m
Myth. 2, 954 f. sagt)
=
198. W3 ) F . Α. Η ä s t e s k o Motivverzeichnis westfinnischer Zaubersprüche 1914 = F F C .
Nr. 19, 46. 49 ff. "*) Adam à L e b e n w a l d
ι.—8. Tractätl von deß Teuffels List. Salzburg
M i g η e Patrolog. 62, 1190 = c. 37. MI) W o l f 1680. 8, 26; vgl. S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 20. Beiträge 2, 418 nach derselben Vita c. 2 und Jes) Urquell 4, 116. nach M c i c h e l b e c k Histor. frising. 1, 10. 1 1 . a7ia) W o l f Niederländ. Sagen 224. 2 ") H e y l 14. D e r B . i m W e t t e r g l a u b e n . Tirol 5 5 1 . Nach Gubernatis ist der B . ein GewitterMe 12. W e i s s a g e n d e K r a f t ; A n - dämon ) : der starke B. der Maruts oder g a n g . Brummt der B. beim Anblick eines Winde in der donnernden Wolke wird schon in den vedischen Hymnen erMädchens, ist es nicht mehr rein, sondern 7 eine heimliche Hure (Hinterpommern) 27a ). wähnt ® ) . Noch heute nennt man die Die Zigeuner speien aus, wenn er brummt, finstere Regenwolke einen schwarzen B.n, einen schwarzen Mann 288 ). Dem B.en denn er sieht dann einen Toten 2 7 1 ). schreibt man das Wissen ums künftige Träumt man von ihm, so entsteht Feuer Wetter zu; Mariae Lichtmeß ist sein Los(Ostpreußen) K 6 ) t oder es steht einem eine tag 2 8 9 ). Wenn zu Lichtmeß der B. seinen schwere Arbeit bevor (Siebenbürgen) 27e ). Schatten sieht, so kriecht er wieder auf Sieht man einen B.en, so hat man nach
Bär
901
sechs Wochen ins Loch, sagt eine Bauernregel 290 ). Regnets oder schneits, so ist der Frühling nahe, und der B. reißt seine Hütte ein (Schlesien) m ) . Ähnliches weiß man in Ungarn; sieht da der B. Lichtmeß seinen Schatten, kriecht er noch tiefer in die Höhle, legt er sich auf die andere Seite M î ) . Dasselbe, behaupten die Schweden, geschehe am 24. Februar 293 ). In K ä r n t e n heißts v o n L i c h t m e ß : Wenns am Morgen stürmt, so bleibt der B . außerhalb seiner Höhle; ist es aber klar, so macht er einen Rundsprung und kriecht wieder hinein 294 ). A b e r : U m Gertraud steht der B . auf (Vinschgau) 296 ). So konnte der B. zum Frühlingsboten werden 29e ). A u c h den Winter zeigt er an:,, W a n der Peer zeitlich in den Lueg hinwökh gehet oder auch bait oder zeitlich im hörbst schwarz wierdet, so schnaibt es bait zue et e contra also auch mit seiner P r u n f f t " 2 9 7 ) . Gräbt er seine Höhle nahe dem Dorf, wird das Jahr wildreich sein 298). V o n einem Barmonat ist in alem. Quellen die Rede 2 9 9 ). Nach finnischem Glauben pflegt ihn während des Winters die Waldgöttin, nach nordschwedischem die Unterweltsgöttin 8 0 0 )· *»·) Tiere 423; ZfVk. 4, 285 Nr. 1; M a η n'h a r d t Götter 193. *»') G ü b e r n a t i s a. a. O . , nach Rigveda 5, 56, 3. *•») ZfVk. 9, 231; M a n n h a r d t Korndämonen 1. m) Z e d i e r Universallexikon 2 (1733), 113. s , ° ) H a i d y Die deutschen Bauernregeln 1923, 22. V g l . S é -
b i l l o t Folk-Lore 3, 13. MI ) D r e c h s l e r r . 53· " 2 ) ZfVk. 4, 320. 321. Vgl. dagegen W 1 i s 1 o c k i Zigeuner
154.
*") H a m m a r -
s t e d t in Beiträge ζ. Rel.wissensch. 2 (1918), 123. tM ) ZföVk. 10, 52 Nr. 23. *") Ζ i η g e r 1 e Tirol 92 Nr. 711. 2,β) Beiträge ζ. Rel.wissensch. 2, 122 f. Vgl. auch Fataburen 1918, 159 f. £87 ) ZlöVk. 10, 52. ««) Urquell 4, 88. «») SAVk. i r , 92. so°) Beitiäge z. Rel.wissensch. 2, 126. 15. M e d i z i n . A b e r g l a u b e . Schweißige Hände heilt man, indem man das Fell eines lebenden B.en streichelt (Schlesien, Thüringen) S01 ). Ein B.enf e 1 lager wird dem bereitet, den ein toller Hund gebissen hat 302 ). Auf einer B.enhaut kniend, pflegten manche Völker zu schwören 303), bei den schwedischen Südlappen sitzt das Brautpaar auf einem B.enfell, j a sie werden „ B . e n " genannt 3 0 4 ).
902 B.e η k 1 a u e η trug man auf Lesbos gegen den bösen Blick 305 ), trugen im MA. Schwangere als A m u l e t t 3 0 e ) , ebenso wie heut Zigeunerinnen, weil davon die Kinder stark werden a m ) ; sie wurden überhaupt gegen Zauberei angewendet 3 0 e ) und v o n den alten Preußen den T o t e n mitgegeben, damit die den Jenseitsberg ersteigen konnten 309). Der Z a h n w a r wohl in germanischer Zeit ein A m u l e t t 8 l 0 ) . Der Schaum war k r ä f t i g (finnisch) und wurde g e s a m m e l t 3 U ) . B. e η b 1 u t galt nach dänischen Sagen als Stärkungsmittel, ebenso wie als Mittel zur Hautverschönerung S12 ) ; das Trinken wurde von Lappen, Finnen, Schweden als kultische Handlung g e ü b t 8 1 8 ) . Im MA. vertrieb man damit Warzen 314 ). Der Genuß des H e r z e n s gab H e l d e n m u t 8 1 5 ) . Plinius und Celsus erwähnen das B.e η g e h i r η nicht, aber Agrippa ν. Nettesheim spricht davon 31β ). W e n n jemand B.en- oder Katzenhirn gegessen, so gerät er darüber in eine solche Phantasie 3 1 7 ) und starke Imagination, daß er meint, er sei ein B. oder eine K a t z e geworden. Also hat auch eine Dirne zu Breslau in Schlesien sich eingebildet 818 ), und Wierus erzählt es von einem spanischen Edelmann 819 ). B. en f e 1 1 war ein angesehenes Heilmittel 820). Noch Zedier rühmt es 3 2 1 ), und ein neumärkischer A p o theker v e r k a u f t e im vorigen Jh. jährlich 15 bis 20 Zentner amerikanisches Schweinefett als B.enfett für Frauen, B.innenfett f ü r Männer, Hundeschmalz, Fuchslungenfett usw. 322 ). In alten Salben wider die Zauberei w a r es ein wichtiger Bestandteil, es gehörte auch zur rechten Waffensalbe 823) nach der Descriptio Monachi Cumicensis 824 ), zu Herzog Hans Friedrichs Stichpflaster, so in 24 Stunden eine W u n d e heilen soll 32S ), z u m Wasserpflaster Meister J a k o b s 326 ) und zu einem bewährten Fjschköder 327 ). B.enfett galt im A l t e r t u m als Haarwuchsmittel 328 ), doch f ä r b t es nach Zedier die Haare weiß 329 ). Schrunden und R i t z an Händen und Füßen, so einem die scharfe Märzluft auftreibt, heilt B.enschmalz 330), ebenso wie das Geschwür hinter den Ohren (Ornickel) 331 ), an den Schienbeinen und Schenkeln 3 S 2 ), den Bützel und andere
903 Drüsen a a a ). Es ist gut zu verstrupften, verriegelten und troffenen Gliedern 334), gegen den Brand 83S), das von den Nieren geschundene gegen das wilde Feuer 3 3 β ). In einer Salbe heilt es Lendenweh 337), Genickweh s s e ) ; es dient auch wider Lähmung und Podagra M*)I gegen das Reißen (Schlesien) 340), hilft in einer Salbe, wenn der Mensch kontrakt ist an Händen und Füßen 3 4 1 ). Ein Pflaster davon heilt Bruchschäden 342), eine Salbe den Bruch des Gemäch tes s43 ), das reine Fett ward gegen den Vorfall der Gebärmutter angewendet 344). Das Fett zusammen mit der Blater (Blase) hilft gegen den Grind 345 ). M. Christoph Hartknoch erzählt 1684 im alten und neuen Preußen, man habe dem Brautpaar t e s t i c u 1 i vom B.en gebraten und vorgesetzt, das sollte die Braut fruchtbar machen S 4 e ); sonst werden seit Plinius B.enhoden gegen die fallende Sucht angewendet 347). B. e η m i l c h ward gegen Ohrenkrankheiten in die Ohren geträuft 8 4 8 ). Ein wichtiges Mittel ist auch die B. e η g a 11 e. Sie galt (1683) als schweißtreibend 349 ); Erfrorene wurden in Wasser gebadet, in dem man B.engalle aufgelöst hatte 350). In Finnland brauchte man sie als eine Panacee, nahm sie ein und schwitzte darauf 3 5 1 ). Sie war gut gegen Gliederbeschwerden (schon Plinius) 352), wurde gebraucht bei stumpfem Gesicht 353 ), bei den Zigeunern gegen Schneeblindheit 354 ), Zahnweh 355 ), mit Honig gegen Husten 358 ), dämpfigte (asthmatische) Leute tranken sie in Wasser 3 5 7 ); sie vertreibt die fallende Siechtage 358), Schlag 358 ) und andere Lahme 3e0) ; Dioskurides wandte sie bei Ohrenflüssen und Hautleiden an 3 ®); später ward sie gegen Gelbsucht gebraucht3®2). Sie heilt den Krebs und andere umfressende Schäden 3 e 3 ). Sie gilt, vorm Coitus als Zäpfchen eingeführt, empfängnisfördernd 3β4 ); „welcher eine B.engallen (B.engeil?) über die rechte hufft bindet, der ist Mann so offt er will" 365 ). Schon Dioskurides wandte sie gegen giftigen Tierbiß an 3 M ), und in altnordischen Hexenformularen wird sie gegen Wurm-(Schlangen-) Biß genannt 367 ). Das B.e η a u g e 3β8) hilft gegen das vier-
Bär
904
tägige Fieber 3 M ); das rechte ausgegraben und exficcieret, hängt man den Kindern wider das Schrecken und Auffahren im Schlafe an 370). M1) Urquell NF. i, 48; D r e c h s l e r 2, 288; W u t t k e § 515. ">*) J ü h l i n g Tiere 4. *>*) S i m r o c k Mythol. 1878, 537. ">*) H a m m a r s t e d t in Beitr. z. Rel.wissensch. 2 (1918), 117 f. >ot) S e l i g m a n n 2, 113. Me) R o c h h o l z Kindtrlieder 339. "") W1 i s 1 o c k i Zigeuner 1892, 43 = W l i s l o c k i
Volksglaube
92. 93. 30β) M o n t a n u s Volksfeste 167. »») ARw. 17, 487. Vgl. G r i m m Myth. 3,191; P a n z e r Beitrag 2, 468 f. 31°) Κ e |.l e r An-
tike Tierwelt ι , 179.
,u)
G r i m m Myth. 3, 191.
*") Ho ν o r k a- K r o η i e 1 d 1,417; Jägerhörnlein 126 f. nach Saxo. S1>) Beiträge ζ. Rel.wissensch. 2, 124. *14) J ü h l i n g Tiere 3. ·") M o n t a n u s Volksfeste 167. Vgl. ARw. 8, 458; H ö f 1 e r Organotherapie 238 f. »") H ö f -
l e r 65; Agrippa ν. N e t t e s h e i m χ, 196. *") M ä n n l i n g Curiositäten "37. Vgl. S é b i l 1 o t Folk-Lore 3, 48. "') Höf 1er 65 f.; Eberhard G o c k e l i u s Tractatus .. . von dent Be-
schreyen und Bezaubern 1717, 31. *1·) De praestigiis Daemonum 1. 3. c. 18. 3t0) F e h r l e Geoponica 15. ' " ) Z e d i e r Universallexi-
kon 2 (1733), 116.
3 ")
Brandenburg 159.
" ' ) S t a r i c i u s Heldenschatz 1706, 130. 494. ' " ) Die Mylianische zusammengesammelten
geheimen Artzneymittel; Zugabe zu Eberhard G o c k e l i u s Tractatus. . . von dem Beschreyen und Bezaubern 1717 (von der Hand
des Dr. Georg Abraham Merklin). 170 (103). 185. 209. Vgl. auch S c h e i b l e 9, 1042. »») J ü h l i n g Tiere 4. «·) Ebd. ,s ') M a η g o 1 1 Fischbuch 164 § 11.
K e l l e r Tiere
121; P l i n i u s Nat.hist. 24, 13; 28, 163; 8, 127; D i o s c o r i d . 2, 68 usw.; Sextus Platonicus (330 p. Chr.): H ö f 1 e r 65; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 50. 3 ") Z e d i e r Universallexikon 2, 116. 330) J ü h l i n g Tiere 2. ,31 ) Ebd. ι und Z e d i e r 2, 116. *»») J ü h l i n g 2 und Z e d i e r 2, 116. ,3S) J ü h l i n g a.a.O. 334) Ebd. 2. 3«) Ebd. 1. "·) Ebd. r. sw ) Ebd r. 338) Ebd. 1. 33e) Ebd. 1. ,4°) D r e c h s i c r 2, 307; Z e d i e r 2, 116. 341) J ü h l i n g Tiere 4. " 2 ) ZfrwVk. 1914, 170. 176; Z e d i e r 2, 116. 34s) J ü h l i n g Tiere 4. *44) Ebd. 4 und Z e d i e r 2, 116. »") J ü h l i n g 4; ZfVk. 8, 40. 34«) ZfEthn. 16, 133. 3. πρός τά Eepà προαιέναι. Β ο e h m hat in seiner Dissertation (De symbolis Pythagoreis. Berlin 1905, 9 — 10) die antiken Belegstellen und die moderne Literatur gesammelt; antike und moderne Parallelen: ZfVk. 1894, 178—180. ·) H e p d i n g Attis 174 mit Literatur; F e h r l e Kultische Keuschheit zig·, vgl. W i s s o w a Religion1 t o i ; H e c k e n b a c h 67 f.; W ä c h t e r 23 f. ') N i l s s o n I.e. 339, 351; G r u p p o Griech. Myth. 1, 912 A. 5; D i e t e r i c h Mutter Erde » 81 A. 2. ') Weihnachtsfest * 303 ff. 306 ff. ; H e c k e n b a c h I . e . ') D i e t e r i c h Kl. Sehr. 349; A n d r e e Votive 31 ff. ·) T r e d e Heidentum 1, 151; 2, 105. ") Kl. Sehr. 349. " ) H e c k e n b a c h 44—45. 47; A n r i e h Das antike Mysterienwesen. Gött. 1894, 212. l l a ) Beim Zauberer Merlin wird die B. betont: Kloster 9, 715. ») F e h r l e I. c. 149 A. 5. " ) H a n s e n Hexenwahn 593, 14; vgl. den „Layenspiegel" Tenglers: H a n s e n 303, 19—20. M) H e c k e n b a c h 45 nach E n n e m o s e r Geschichte der Magie 808. ,5 ) 4. Hundert (1706) 309—12; G r i m m Myth. 3, 444, 310; L ü t o l f Sagen 264, 134; F r a z e r 3 7, I , 5 f.; vgl. G r i m m Myth. 3, 173, wo eine feuerlöschende Sechswöchnerin die Erde nicht berühren darf. l6 ) v. d. H a g e n s Germania 7, 105; G o e d e k e Deutsche Dichtungen im MA. (1854), 865. " ) S o m m e r Sagen 168 f. Α. 9 zu Seite 12; zitiert bei S c h a m b a c h M ü l l e r 359. 2. Im g e r m a n i s c h e n und d e u t s c h e n K u l t und A b e r g l a u b e n wurzeln die V o r s c h r i f t e n oder die V e r b o t e der B a r f ü ß i g k e i t in diesen kultlichen oder abergläubischen Vorstellungen. A u s g a n g s p u n k t f ü r alle U n t e r s u c h u n g e n ist Weinholds „ Z u r Geschichte des heidnischen R i t u s " . W o h l die erste N a c h r i c h t über die kultliche B a r f ü s s i g k e i t bei einem G e r m a n e n s t a m m bringt uns S t r a b o 18 ) : Die Priesterinnen der Zimbern opferten mit b l o ß e n 1 9 ) F ü ß e n die Gefangenen und weissagten aus ihrem B l u t e : προμάντεις παρηκολούθ-ουν . . . γομνοπίϊες . . . έκ δέ τοδ προχεομένοο αίματος ε'.ς τ6ν κρατήρα μαντείαν τινά έποιοϋντο (hier erhöht die V e r b i n d u n g mit der Erde die O r a k c l k r a f t ) . Einen R e s t der ,,άνυπο-
915
barfuß
916
δησία *>) religiosa" haben wir in dem Gebot, daß man den heiligen Forst des Pulch, den K a m m e r f o r s t bei Trier, nicht mit „ g e s t e p p t e n L e i m e i n " (genagelten Schuhen) betreten durfte 21 ). Früher zogen in Oldenburg die W a l l f a h r e r zur Kapelle des hl. Nikolaus in H a t t e n , bevor sie die H u n t e überschritten, die Schuhe a u s 2 2 ) . D a ß auch die W a l l f a h r t e n mit bloßen F ü ß e n ein S u b s t i t u t für nacktes Bittgehen sind, zeigen die v o n Andree erwähnten Beispiele; in einem Falle wird die W a l l f a h r t n a c k e n d und mit ausgespannten A r m e n g e l o b t ; auch A l t a r u m gänge mit bloßen K n i e n werden versprochen 23 ). In B ö h m e n geht die fromme Sage, daß nur der die heilige Maria an dem W u n d e r o r t ihrer Epiphanie erblickt, der, v o n Sünden frei, sich dem Ort b. n ä h e r t M ) . In einer S a m m l u n g v o n Wunderlegenden, welche K l a p p e r nach einer Breslauer Handschrift ediert h a t 25) (de conversione peccatoris in s e x t a feria magna), sieht ein R ä u b e r a m K a r f r e i t a g eine Prozession v o n Pilgern „ n u d i s pedibus 2G) incedere sanctorum l i m i n a " ; als er einem Eremiten beichtet, b e k o m m t er die B u ß e : ,,ut nudipes i r e t " 2 7 ) ; dasselbe M o t i v nahm W o l f r a m v . Eschenbach aus Chretien de T r o y e s a u f 2 8 ) : P a r z i v a l wird durch den A n b l i c k einer büßenden Ritterfamilie zur Einkehr g e b r a c h t : ,,si giengen alle b a r f u o z " . Hier k o m m t zur kultlichen B e d e u t u n g der B a r f ü ß i g k e i t bei einem heiligen G a n g die uralte R e c h t s a n s c h a u u n g , daß man z u m Zeichen der Unterwerfung, B u ß e und D e m ü t i g u n g b. geht 29 ); in der V i t a Liudgeri 3 r ) wird erzählt, wie ein junger Mann, der seinen Bruder im Streit get ö t e t hat, „ i n d i c a n t e J o n a episcopo . . . discalceatus in exilium missus e s t " . B. verzichtet man auf das E r b e 31 ) und b. schwört der B a u e r 3 2 ) .
sonst w a r B.gehen ein Zeichen n i e d e r e n S t a n d e s 3 5 ) ; „ d e r b. Begrabene k o m m t a r m im Himmel an, a n d der G a n g z u m jüngsten Gericht wird ihm s a u e r " 3 8 ) . Der Wöchnerin aber, welche im K i n d b e t t s t i r b t , m u ß man Schuhe anziehen, damit sie nicht b. ihr Kindlein zu besuchen braucht 37 ). Schließlich ist Barf ü ß i g k e i t , besonders in der A n t i k e , ein Zeichen der T r a u e r 3 8 ) .
Für die vornehme D a m e des Frühmittelalters war es eine S c h m a c h , wenn sie v o n einem F r e m d e n b. gesehen w u r d e ; das Chronicon Salernitanum 33 ) berichtet uns v o n den schweren Folgen, die ein Erlebnis der Adeichisa nach sich zieht, als ein vornehmer L a n g o b a r d e sie im Zelt sieht, wie sie die F ü ß e w ä s c h t ; auch „ e i n riter soll niht v o r frowen gân b a r f u o ? " 3 4 ) ;
31—32;
18 ) 7. 2 . 3 = Vol. 2, 404, 4 M e i n e k e ; H e c k e n b a c h 27; G r i m m Myth. 1, 45 u. 79; vgl. Kloster 9, 836; der Seher auf den Hebriden geht bei einer Divinationshandlung b. und barhäuptig zur Türschwelle: ZfVk. 1917, I. 10) E contrario dürfen auf Borneo Priesterinnen bei rituellen Handlungen n i c h t die bloße Erde berühren: F r a z e r 7 3, 1, 5; vgl. G r i m m Myth. 3, 173 (Feuerlöschen durch Sechswöchnerin). 20) ZfVk. 1894, 178. ") G r i m m Myth. 3, 80: Anmerk. zu 1, 189. " ) S t r a c k e r j a n 2, 295 B ; vgl. F L . 7, 50; W e i n h o l d Ritus 5. " ) A n d r e e Votive 31 f.; in Frankreich macht man f ü r einen Sterbenden einen Umgang mit nackten Füßen um die Kapelle von N.-D. de Rumengol: S é b i l l o t 4,136. " ) G r o h m a n n 227, 1628. " ) K l a p -
p e r Erzählungen 314 N r . 101, 25 f f . " ) I . e . 315, ι . ") 315, 5. *>) Parzival 9, 447, 21
= L a c h m a n n 5 216; K l a p p e r 1. c. ) G r i m m RA. 1, 215; 2. 305; ZfVk. 1894, ao 17g ; vgl. Isaias 20, 2—4. ) M. G. Histórica I I , vita S. Liudgeri c. I I I , 19 = p . 4 i 8 , i 9 ; G r i m m I.e. 2, 336. 31) B e r ü h m t ist R u t h 4, 7—8: wenn einer ein Gut nicht beerben wollte, so „zog der eine seinen Schuh aus und gab ihn dem a n d e r n " ; G r i m m 1. c. 215; ZfVk. 1894, M
178—180;
M
R o c h h o 1 ζ
Sagen
2,
LIV.
) G r i m m I . e . 1,166; 2 , 5 5 6 ! . «) M. G. Histórica torn V, 505, 18 ff. ; vgl. c. 83 ; W e i n h o l d Frauen 1, 145. 34) Seb. B r a n t s Cato, vgl. G r i m m DWb. 1, 1132. " ( H e y n e Hausaltertümer
3, 267—68. 316; v g l . d i e άνυπο-
ΐησία bei P l a t o n Protagoras 321c; ZfVk. 1894, 178 Α. ι und 179. 3β) J o h n Erzgebirge 123; wenn man das Messer auf den Rücken legt, müssen die armen Seelen darauf b. gehen: S c h ö n w e r t h
Oberpfalz
1, 286;
3,280.
" ) L ü t o l f Sagen 551, 538; vgl. 552, 548; vgl. P o l l i n g e r Landshut 298; B a s t i a n Elementargedanke 18. 38) H e c k e n b a c h S a m t e r
Geburt
110.
3. Rituelle Reste alter Opferfeiern sind gewisse W e t t l ä u f e und T ä n z e ; auch hier finden wir die B a r f ü ß i g k e i t als R e s t ritueller N a c k t h e i t : A m Bartholomäust a g laufen beim Schäferlauf zu Markgröningen 39) lcdige Schäfermädchen und Burschen b. über ein Stoppelfeld, und am F u n k e n s o n n t a g , wenn in Oberschwaben
917
barfuß
der Bursch beim Schatz seinen Funkenring holt, tanzen die Mädchen „alle ohne Ausnahme i n S t r ü m p f e n " 4 0 ) . Ganz alt ist der Brautlauf in der Oberpfalz südlich der Donau, das sogenannte B a c k o f e n s c h ü s s e l l a u f e n , bei dem die Gäste vor der Kirche einen Wettlauf b. veranstalten 4 1 ). " ) M e i e r Schwaben 4 3 7 , 1 4 3 ; vgl. 4 5 1 ; B i r l i n g e r Schwaben 2, 209 ff. ; D e r s. Volkst. 2, 280. D e r s . Schwaben 2, 64; das Strümpfigsein ist ein Ersatz der N a c k t h e i t , wie die Vorschrift beim Hühnersetzen, daß die Strümpfe „ l o t t e r n " sollen und die Haare fliegen: G r i m m Myth. 3, 454, 5 7 5 . " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 93, 3 ; Z f V k . 1893, 1 5 f·
4. Ü b e r t r a g u n g der im Frühjahr sich regenden K r ä f t e der Erde und der W u n d e r k r a f t des Frühjahrs, besonders des M a i e n t a u e s auf den Menschen, soll das B.laufen im Frühjahr bewirken 4 2 ). Wer während des ersten Mairegens b. und barhäuptig sich im Kreise dreht, dem wachsen die Haare gut (Böhmen) 43) ; wenn man im Tau b. geht, zieht er alle Unreinigkeit aus dem Leibe (Oberpfalz) 44 ) ; doch ist es nach dem Glauben im bayrischen Wald ratsam, erst nach Ostern b. zu laufen, weil dann die Erde geweiht ist 4 5 ). " ) H ö f l e r Ostern 4 1 ; vgl. R o s e g g c r Steiermark 2 3 1 . " ) G r o h m a n n 52, 3 3 1 ; W . 2 8 0 . « ) S c h ö n w e r t h 2, 1 3 2 , 3 ; W . 1 1 3 . 4S ) Β r ο η η e r Sitt' m. Art. 1 3 7 .
5. In dieser Vorschrift steckt die ins Christliche übertragene Angst vor b ö s e n K r ä f t e n und Dämonen d e r E r d e , die naturgemäß am J o h a n n i s t a g am stärksten ist: In Mecklenburg 4e ) durften die Kinder nicht am Johannistag b. gehen, weil der böse Krebs 4 7 ) an dem Tage fliegt, dessen Stiche tödlich sind. Interessant ist eine Stelle bei Buxtorf 48) : Die Kinder sollen nicht b. gehen „mense praesertim Decembri et Januario, quo f e 1 e s catulientes discurrunt; facile enim aliquid v e n e n a t i a felibus promanantis calcare possent, quo calcato pedes intumescerent nec adeo prompta et facilis sanatio foret". Beim V i e h a u s t r e i b e n darf die Dirne nicht b. gehen, damit das Vieh nicht hinkend wird (Oberpf.) 4e),
918
das gleiche gilt im Böhmerwald 5 0 ) für den Hirten. Die W ö c h n e r i n (die besonders sich vor bösen Kräften hüten muß) darf nicht mit bloßen Füßen auf die Erde treten, sonst küßt ihr der Teufel die Fußs t a p f e n 5 1 ) ; wer böse Nachbarn hat, soll nicht früh des Morgens über eine Wiese oder eine betaute grüne Stella b. gehen, sonst kann ein Feind die Spur mit dem Rasen ausschneiden; wenn er das Rasenstück im Rauch aufhängt, schwindet der Mensch in dem Maße, wie der Rasen eintrocknet M ). Schon im Corrector Burchardi lesen wir: „Fecisti, quod quaedam mulleres facere soient, diabolicis adimpletae disc'plinis? quae observant vestigia vel indagines christianorum et tollunt de eorum v e s t i g i o c a e s p i t e m et ilium observant, et inde sperant sanitatem aut ν i t a m eorum aufferre" 53 ) ? Wer beim ersten K u c k u c k s r u f b. ist, bekommt böse Füße 5 4 ). Harmloser warnt die Rockenphilosophie 5 5 ): „Man soll kleine Kinder nicht b. auf den Tisch lassen treten, sonst bekommen sie böse Füße." Wo eine Schwangere ging (Ruthenen) 5e ) oder eine Kuh zum erstenmal geworfen hat (Rumänien) 57), darf man nicht b. gehen, sonst bekommt man Geschwüre (besonders in diesen Fällen ist die Dämonengefahr groß). ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 289 f. 1 4 4 1 e; vgl. E . H. M e y e r German. Mythol. 99. " ( B a r t s c h 2, 285, 1 4 3 2 . " ) Judenschul 4S (1641) 108 f. ) S c h ö n w e r t h 1 , 320, 6; W . 684. 50) S c h r a m e k Böhmerwald 2 4 1 . 5a " ) W . 5 7 7 . ) S c h ö n w e r t h 3, 200; 2, 1 3 3 , 4; W e i n h o l d Ritus 41 ; dasselbe Motiv: K ü h n a u Sagen 3, 98; W . 3 9 5 ; die ganze Frage hat F r a z e r I s , 1, 2 0 7 — 2 1 2 erörtert; vgl. 2, 74. " ) G r i m m Myth. 3, 410, 200; S c h m i t z 2, 447, 1 7 5 ; W a s s e r s c h i e b e n 661 c. 1 6 3 ; W . 3 9 5 ; E . G o c l e · l i u s Tractatus polyhist. (F. u. L . 1699) 92; T h a r s a n d e r 2, 6 1 2 . " ) K ö h l e r Voigtland 389. " ) G r i m m Myth. 3, 440, 1 6 5 ; F i s c h e r Aberglaube 2 1 3 . " | H o v o r k a K r o n f e l d 2, 392. " ) Urquell 3 (1892), 207, 1 5 .
6. Bei allen Zauberhandlungen spielt, wie bei den heiligen Kulten, das berühmte Horazische M ) „pedibus nudis passoque capillo" eine große Rolle; wie die Zauberin und Hexe Medea bei Ovid 5e) „nude pede" ihre Zauberkünste ausführt bei
919
barfuß
Vollmond in nächtlicher Stille, so soll man nach böhmischem A b e r g l a u b e n m ) die Wegwarte am ersten Montag oder Freitag im neuen Mond mit einem Zauberspruch ausgraben; man muß beim Anfassen der Pflanze aber die Hand in ein weißes Tuch wickeln; auffallend paßt hierzu, was Plinius von den Druiden b e r i c h t e t 6 1 ) : „ S e l a g o legitur sine ferro dextra manu per tunicam, qua sinistra exuitur velut a furante, candida veste vestito pureque lotis n u d i s p e d i b u s , sacro facto priusquam legatur, pane vinoque hanc contra omnem perniciem habendam prodidere druidae Gallorum". A n einer andern Stelle beschreibt Plinius das Pflücken der G r a n a t b l ü t e 6 2 ) : ,,si quis unum ex his, solutus vinculo omni cinctus et discalciatus atque etiam anuli decerpserit duobus digitis, pollice et quarto, sinistrae manus atque ita lustratis levi tactu oculis in os additum devovaverit, ne dente contingat, adfirmatur nullam oculorum imbecillitatem passurus eodem a n n o . " So muß auch im bekannten, von Burchard überlieferten Regenzaub e r die „puella nudata minimo digito dexterae m a n u s " das Bilsenkraut pflükken β3 ). Nicht nur der Zauber beim P f l ü k ken der Heilkräuter, sondern auch der Heilzauber selbst schreibt B a r füßigkeit v o r : Gegen Zahnweh läßt in Österreich β 1 ) die Frau, welche „ w e n d e n " kann, den Patienten im Keller b. auf einen Stein treten, dann f ä h r t sie unter Zaubersprüchen dreimal über den K ö r p e r ; in M e c k l e n b u r g gräbt der Gichtleidende e5 ) stillschweigend ein Loch, setzt einen Gichtbaum hinein, tritt die Erde b. an den B a u m , „ w i e die Sonne g e h t " , geht schweigend um den B a u m und spricht: Im Namen Gottes usw. Gegen Nabelbruch β β ) schlägt der Leidende schweigend einen Sargnagel in den B a u m , mit dem er den Nabel berührt hat. Ansbachischer Aberglaube (Journal 1786) schreibt v o r 4 7 ) : „ T r i t t man am ostertag nicht b. auf den Stubenboden, so ist man vor fieber sicher." In Frankreich wird die Barfüßigkeit im Heilzauber ebenfalls vorgeschrieben; so geht der R h e u m a k r a n k è b. zur Font Saint-Irieis de Lubersac,
920
wäscht sich und opfert Votivgaben w ) . In Langenau in Schlesien ist der Hausherr bei der Heilkur und Segnung eines kranken Rindes gewöhnlich b. 88 ). Im p r o phylaktischen Gegenzauber treffen wir die Entblößung der Füße bei den S t e i e r m ä r k e r n m ) : Man wandelt in den Ennstaler Bergen am Pfingstsonntagmorgen b. im t a u n a s s e n G r a s , dann ist man das ganze J a h r gegen Hexenzauber gefeit. In Steiermark l ä u f t man während der ,,Todesangstzeit" (Aveläuten) b. auf dem grünen Rasen, dann ist man das ganze J a h r v o r Blitz geschützt 7 1 ). Im Riesengebirge geht man am K a r f r e i t a g v o r Sonnenaufgang b. durch alle R ä u m e des Hauses und pfeift auf einem Pfeifchen, das aus dem Röhrenknochen des linken Hinterbeines einer R a t t e gemacht ist; das vertreibt die Mäuse 7 4 ); auf ähnliche Weise vertreiben die Schlesier am Gründonnerstag die Maulwürfe 7 3 ). Beim S c h a t z g r a b e n verstärkt die Barfüßigkeit die K r a f t des Schatzhebers: Bei der Ottomühle (Sachs. Schweiz) haben die Franzosen 1 8 1 3 einen Schatz vergraben; als einer diesen heben wollte, hielt ihn eine unsichtbare K r a f t zurück; auch nicht als er ein Beil hinwarf und b. ging, konnte er zum Ziel kommen 7 4 ). Im F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r treffen wir die Barfüßigkeit schon als rituellen Teil des römischen Regenzaubers an den n u d i p e d a l i a 7 5 ) ; das war ein aquaelicium 7 ®), ein B i t t f e s t um Regen; bei •größerer Dürre brachten die Beamten ein Opfer dar; daran Schloß sich eine Bittprozession der Matronen 7 7 ): „ i b a n t nudis pedibus in clivum passis capillis, mentibus puris et J o v e m aquam e x o r a b a n t " ; „ d a n n regnete es in K ü b e l n " , sagt Ganymedes in Petrons Cena Trimalchionis 7 8 ), „ u n d wir waren naß wie nasse Mäuse". U m die R a u p e n zu vertreiben, macht eine „mulier incitati mensis nudis pedibus recineta" einen U m g a n g 7 9 ) ; hierher gehört die Barfüßigkeit zur Entblößung der αιδοίο als Apotropaion. S o n s t i g e r A b e r g l a u b e : Wenn ein barfüßiger Mensch zuerst mit dem einen Fuß in alle Kleider fährt, so f ä h r t er ins Unglück; f ä h r t er aber mit dem
barhaupt
921
F u ß heraus, so f ä h r t er ins G l ü c k M ) . A u c h v o n b a r f ü ß i g e n Gespenstern w e i ß das V o l k z u erzählen: eine feine D a m e m u ß b. u n d b a r h ä u p t i g herumgeistern, weil sie im L e b e n i m m e r nur in der K u t s c h e f u h r und ihr F u ß nie den B o d e n b e r ü h r t e 8 1 ) . In f r ü h e r e n Zeiten hielten die M ü t t e r s t r e n g darauf, d a ß die K i n d e r nicht eher b . liefen, ehe der K u c k u c k gerufen hatte. — In frischem S c h n e e b. laufen, bis die F ü ß e brennen, hilft gegen Frostbeulen 8 1 ®). M)
Satiren
1, 8, 24.
M)
Metamorphosen
7, 182;
vgl. C o l u m e l l a 11, 3, 64, wo einer Zauberin vorgeschrieben i s t : solutis crinibus e t nudo pede. β0) G r o h m a n n 91; W . 139 u. 467. «') Nat. Hist.
24, 103 = 4, 88, 9 M a y h o f f ;
G r i m m Myth. 2, 1010; 3, 351; P a u l y W i s s o w a I, 56 ff. ·*) P l i n i u s 23, 110 = 4. 35. 5 fi· M a y h o f f . " ) W a s s e r s c h i e b e n 664 f.; S c h m i t z 2, 452, 194; G r i m m 3, 410, 201 b : „nudis pedibus recineta" u m wandelt auch im röm. Zauber die F r a u „incit a t i mensis" die Bäume, u m die Raupen zu vertreiben: P l i n i u s 17, 266 = 3, 140, 22 M a y h o f f ; vgl. 28, 78; H e c k e n b a c h 1.e. 51 ff. M ) ZfVk. 1898, 228. , s ) B a r t s c h Mecklenburg
2, 409, 1893.
*') D e r s . 2, 104,
387. ·') G r i m m Myth. 3, 459, 711; vgl. G o c k e l 92 (Kur gegen Auszehrung) ; 99 Heilkur gegen Liebeszauber); 162 (gegen Bezauberung); H o v o r k a - K r o n f e l d 2,324; L a m m e r t 260. **) S é b i l l o t 2 , 287; in Bulgarien bei Epilepsie : H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 224; für Tierheilzauber vgl. S e l i g m a n n Blick 1, 336: m a n pflückt a n Johanni vor Sonnenaufgang mit nacktem F u ß 3 H a n d voll Roggen. ·*) D r e c h s l e r Haustiere 12. '») ZfVk. 1895, 407; vgl. Urquell 4 (1893), 155; ZrwVk. 1913, 191; K r a u ß Südslaven 538. " ) R o s e g g e r Steiermark 231.'*) G r o h m a n η Apollo
Smintheus
(1862), 66; W . 616;
R o c h -
h o l z Gaugöttinnen 179—180. " ) D r e c h s l e r ι , 81 f.; ganz ähnlich: S é b i l l o t 3, 38—39; 37—38. '*) M e i c h e
Sagen 720, 892.
In einer schlesischen Sage k a n n n u r ein nackter Mann einen Schatz heben : Κ ü h η a u Sagen 3, 710; also ist in der sächsischen Sage die Barfüßigkeit ganz klar ein S u b s t i t u t der völligen Nacktheit. " ) ARw. 21 (1922), 331—22; H e c k e n b a c h 29; W i s s o w a Religion1 121. ™) F e s t u s 2, 24 Lindsay; A p p e l de Romanorum
precationibus
203. " ) G e s c h i l d e r t b e i
P e t r o n Satiren c. 44 = B ü c h e l e r 4 23—30; K o m m e n t a r v . Friedländer 241. '*) P e t r o n 30, ι Bücheler. ™) P l i n i u s 17, 266 = 3, 140, 22; M a y h o f f 28, 78 = 4 , 303, 6 M.; Geburt
vgl. S a m t e r
•256 ff.
115; Κ e 11 e r Grab 5,
) ZfVk. 1898, 160. « ) H e r ζ ο g
80
Schweizersagen
2, 199—201 ; v g l .
2, 180: Waldgeist B a r f u ß . Schlesw.-Holst.Wb.
1, 233.
61 a
D r e c h s l e r
) Mensin g
922
7. B a r f ü ß i g k e i t , a u f einen F u ß b e s c h r ä n k t : A l s Dido, z u m S e l b s t m o r d entschlossen, den G ö t t e r n der U n t e r w e l t opfert, t r i t t sie z u m A l t a r u n u m exUta p e d e m vinclis in v e s t e recincta 8 2 ) ; w e n n die P l a t a e e r bei T h u k y d i d e s 8 S ) ήσαν εύσταλεΐς τβ τ-g δπλίσει καΐ τδν άριστερόν μόνον πόδα ΰποίείεμένοι, so h a t Fraz e r 8 4 ) sicher recht, w e n n er gegenüber der rein p r a k t i s c h e n B e g r ü n d u n g des T h u k y d i d e s b e t o n t , d a ß dahinter ein tieferer Sinn steckt, die W e i h e in großer G e f a h r . In der J a s o n f a b e l 8 5 ) ist die N a c k t h e i t des einen F u ß e s v o n s c h l i m m e r V o r b e d e u t u n g f ü r P e l i a s ; diese D e u t u n g gibt ihr a u c h der deutsche A b e r g l a u b e n : W e r nur in einem S c h u h oder S t r u m p f geht, b e k o m m t den S c h n u p f e n (Rockenphilosophie) 86) ; nach d e m J o u r n a l w a r n t e der A b e r g l a u b e in Bielef e l d 8 7 ) : „ G e h t j e m a n d , den einen f u ß bloß, den andern beschuht, die S t r a ß e n einher, so e r k r a n k t a l l e s v i e h , das dieses w e g e s k o m m t " ; K i n d e r 8 8 ) dürfen nie a n einem F u ß u n b e k l e i d e t sein, weil sie sonst n a c h ostpreußischer A n s i c h t nie zu B r o t k o m m e n ; eine F r a u oder B r a u t darf nie a n einem F u ß b. sein, sonst stirbt der Mann oder B r ä u t i g a m 8 9 ) . ") V e r g i l b a c h
Aeneis
4, 518;
48—49; 27—28.
Η ecken -
·') 3, 22, 2 =
203,
17 ff. H u d e . »*) 2, a 311 ff. mit Erörterung der gesamten L i t e r a t u r ; vgl.dagegen Philologus 35, 578; sicher rein praktisch ist S a l l u s t Bellum lugurthinum c. 94 aufzufassen; die einseitige Barfüßigkeit möchte m a n eher aus sakralen Motiven herzuleiten geneigt sein; vgl. V e r g i l Aeneis
7, 689—90.
is
) P i n d a r
Pythien
4, 133 = 110 Schröder: τον μονοχρήπνδα πάντως έν φυλακή σχεθ-έμεν μεγάλφ. β ·) G r i m m Myth. 3 . 4 4 5 . 321; Rockenphilosophie 3 2 9—3°· «») G r i m m 3, Φ2, 788. Μ ) W . 606. 8(ι) ZfVk. 1912, 163. Eckstein. b a r h a u p t . D a s E n t b l ö ß e n des H a u p t e s ist der äußere A u s d r u c k der H u l d i g u n g , E h r f u r c h t und D e m u t v o r dem G ö t t l i c h e n *) und allem, w a s E h r f u r c h t heischt; die B a r h ä u p t i g k e i t ist also ein Teil des R i t u s bei G e b e t und Opfer, w i e G r i m m mit viel Material b e w e i s t 2 ) ; nur die Priester der Goten „ o p e r t i s c a p i t i b u s tiaris l i t a b a n t " . S o finden w i r die B a r h ä u p t i g k e i t in den Opferriten j e d e r A r t , v o r allem bei F r u c h t b a r -
923
barhaupt
k e i t s - s ) und E r n t e r i t e n , bei Huldigungs- und Opferriten an Bäumen und Quellen. In dem Register de superstitionibus des Magisters Nicolaus von Gawe wird als besonders verwerflicher Aberglaube gerügt 4 ): „Insuper hodie inveniuntur homines tarn layii quam clerici, literati quam illiterati, et quod plus dolendum est, valde magni, qui cum η ο ν i 1 u η i u m primo viderint flexis genibus adorant; vel d e p o s i t o c a p u c i o v e l p í l e o inclinato capite honorant alloquendo et suscipiendo." In der Danziger Nehrung entblößen die Männer beim ersten D o n n e r s c h l a g (des Jahres) unter Stoßgebeten das Haupt 6) ; die Siebenbürger Sachsen sind bei W e t t e r b e s c h w ö r u n g barhäuptig ·); in Schlesien entblößt man wohl auch das Haupt in abergläubischer Angst, wenn man an einen Ort kommt, wo ein G e i s t umgeht 7 ). Einen Rest jener Verehrung der Quellen und Wasser mit Gebet und Opfer, die z. B. auch Burchard von Worms' tadelt 8 ), finden wir in einer alten Badeordnung·) des 17. Jhs. in Baden bei Wien: Nach der Badeordnung wird der bestraft, der das Bad nicht mit entblößtem Haupte beim Ein- und Ausgehen grüßte und segnete oder dasselbe „ein Wasser" nannte. Bevor man in Sachsen 10 ) das Osterwasser aus dem Bach schöpft, betet man mit entblößtem Haupt ein stilles Vaterunser. Bevor man im alten Schleswig den Ellhorn (Holunder) niederhieb, sagte man ein Gebet, „welches teils mit gebeugten Knien, entblößtem Haupt und gefalteten Händen zu tun gewohnt" 1 1 ). Häufig findet sich das Entblößen des Hauptes bei Frühlings- und Erntefesten und Säezeremonien: Am Scheibensonntag tanzt man in der Eifel 1 2 ) um die „ B u r g " mit entblößtem Haupt. In Mittelfranken 13) und Steiermark s ä t man b., in Leiselheim spricht der Bauer mit entblößtem Haupt den S a a t s e g e n „und streut drei Handvoll gegen Osten unter Anrufung der drei höchsten Namen" M ). Häufig begegnet uns die rituelle Barhäuptigkeit bei den Opfern am Schluß des Mähens: Nicolaus Gryse entrüstet sich (1593) über die Verehrung vom „ A f f -
924
gade Woden" 1 5 ): die Schnitter lassen einen kleinen Platz stehen, „alle Meyers syn darumme hergetreden, ere Höde vam Koppe genamen", und dann beteten sie den „Wodendüvel" an; dieselbe Sitte beschreibt uns Grupen le ) (1752) für Niedersachsen; bei diesem auch in Schaumburg Lippe 17 ), Westfalen, Hessen 18 ), Eisenach 1β) bezeugten Ernteopfer entblößen die Schnitter das Haupt; am Steinhuter Meer umtanzen die Burschen nach der Ernte ein Feuer mit Hutschwenken 20 ). Im H e i l z a u b e r und W a c h s t u m s z a u b e r ist das Entblößen des Hauptes oft mit Entblößen der Füße (s. barfuß) verbunden; so läuft man vor dem Fieberanfall b. über 7 oder 9 Raine 21) ; Barhäuptigkeit beim Ausgraben von Heilpflanzen finden wir in Frankreich M ) zusammen mit der Barfüßigkeit (Böhm.). Wer im ersten M a i r e g e η barfüßig und b. ohne Rock sich im Kreise dreht, dem wachsen die H a a r e gut **) ; in Westböhmen M ) genügt die Barhäuptigkeit im Mai, um schöne Haare zu bekommen. Von einem singulären Aberglauben berichtet Feilberg M ) : In einer Gerichtsverhandlung zu Andershöf (Schonen) 1704 trat bei der Untersuchung über einen eigentümlichen Brauch beim „Gänsegehen" die Ansicht zutage, daß, „wenn ein Mädchen, das sich nicht richtig gehalten, b. mit geflochtenem Haar umhergehe, schwangere Weiber und ihre Frucht und das Vieh Schaden nehmen"; die Erklärung gibt Seligmann (Blick 1, 93). Wenn einem eine Fledermaus auf den Kopf seicht oder in die Haare kommt, gibt es eine G 1 a t ζ e 2β) ; wenn man den Kopf gewaschen hat und geht mit entblößtem Haupt, so schüttet der Alp L ä u s e darauf 2 ') ; wer im Mondschein ohne Kopfbedeckung schläft, verliert das Haar oder bekommt vorzeitig weiße Haare 28 ). In den Rechts- und Volksgebräuchen spielt das Entblößen des Hauptes beim Schwören ®) und bei Trauerfällen ®°) eine Rolle; im Fränkischen 31 ) und in Braunschweig 32) haben die Männer während der Bestattungszeremonie das Haupt entblößt, auch allgemein 33 ); aber bei der Leiche darf man in Schlesien
nicht mit bloßem Haupte stehen, sonst fallen die Haare aus S4 ). Vgl. die berühmte Stelle: Paulus an die Koiinther I, 11, 3—8; F e h r 1 e Keuschheit 39 Α. x; P l e y de lanae usu 12; 14; C a s s e l Kirchenbuch 83 ff.; ZfVölkerpsychol. 18, 260 (Brahmanen). *) Myth. 1, 26; 3, 21; der Seher auf den Hebriden ist b.: ZfVk. 1917, 1. 3 ) Κ r a u Q bringt in seinen Anthropophyteia ein schlagendes Beispiel aus dem Liebesfruchtbarkeitszauber:
3, 32. 14; i n Sitte
u.
Brauch
53 finden wir die Barhäuptigkeit beim Sippenfest als religiöse Zeremonie. *) G r i m m 3, 414, i l r . a . 6 ) F r i s c h b i e r Hexenspr. ") H a l t r i c h Siebenbürg. Sachsen
107. 280.
') D r e c h s l e r 2, 322 ; die Irländer glauben, daß ein Gespenst einem nackten Mann nichts a n t u t : W e i n h o l d Ritus 10; L i e b r e c h t Zur
926
Bärlapp
925
Volksk.
370, 20. ») S c h m i t z
Bußbücher
clavatum) gegabelten Sporenähren entsenden einen weißlichgelben Sporenstaub (Hexenmehl). Der K e u l e n - B . , die im Volke bekannteste (und oft zu den „Moosen" gerechnete) Art, ist in Nadelwäldern, auf Waldlichtungen usw. nicht selten anzutreffen !). Die antiken Schriftsteller scheinen den B. nicht zu erwähnen. Ob die Pflanze selago des Ρ 1 i η i u s *), die von den gallischen Druiden mit einem Zauberritus gesammelt wurde 8 ), eine B.A r t ist, läßt sich nicht feststellen 4 ). >) M a r z e l l
Kräuterbuch 496 f.
hist. 24, 103. ' ) V g l . G r i m m Myth.
Dyer zen
Plants 282. «) M a r z e l l
*) Nat. 2, ι ο ι ο ;
Heilpflan-
14.
2,424,66; G r i m m 3, 407, 193 d. ·) Savignys ZfRw. 15, 215—16; G r i m m 3, 165. 10) S e y f a r t h Sachsen 253. " ) M ö l l e n h o f f Sagen 510, 6; vgl. die oblationes ad arbores bei B u r c h a r d l . c. " ) J a h n Opfergebräuche 86 u. 97 = S c h m i t ζ Eifel I, 21. 1S) ZfVk. 1904, 136. 14) M e y e r Baden 419; W. 652. ") J a h n Opfergebräuche 163 f. Bartsch Mecklenburg 2, 307 Nr. 1491; vgl. G r i m m ι , 128—129. " ) J a h n 164. ") D e r s . tí>6. ") D e r s . 167; vgl. 168f. ") D e r s . 173. ") D e r s . 238. " ) W. 530 = G r o h m a η η 52, 33 1 · " ) G r i m m Myth. 2, ι ο ι ο . **) G r o h m a n n 52, 331; B ö h m e Kinderlied 211
2. Wie viele Volksnamen beweisen (vgl. oben), gilt der B. als ein Hexenkraut. Im Böhmerwald schützt er vor V e r h e x u n g ® ) . Besonders bei den Slawen ist der B. als zauberwidriges Mittel bekannt. Das Vieh bekommt B. gegen bösen Blick e ), die Schafhirten in der mährischen W a lachei tragen B. a m H u t gegen Verzauberung 7 ), und bei den Slowaken schützt er gegen böse Geister 8 ). Die Estländer legen den B. (offenbar als Apotropaeum) auf die Zunge der ungetauften Kinder 9 ). N r . 1044t. " ) J o h n Westböhmen 76; v g l . K ö h l e r Voigtland 266. «) ZfVk. 1901, Man hängt Kränze aus dem „Hexen-, 420—22; in der Bretagne „on perd son bap- k r a u t " über die Stubentür, ein solcher tême, si on sort tête nue, quand le soleil n'est plus visible": S é b i l l o t 1, 160. " ) F o g e 1 Kranz bewegt sich immerfort, ausgenomPennsylvania 343, 1829 = ZfdMyth. 4, 47; men, wenn eine Hexe oder ein Zauberer D e r s . 1830 = ZfdMyth. 4, 49; B ö h m e ins Zimmer k o m m t , dann bleibt der Kinderlied 147 N r . 683 b ; B l P o m V k . 8 (1900), Kranz still stehen 1 0 ). Die erwähnten 61. 59. " ) S c h u l t ! Alltagsleben 242 ff.; ,8 Kränze werden auch zum Schutz vor M a e η η l i η g 315· ) SAVk. 15 (191 lì, 150 (Zigeuner). 2e) G r i m m RA. 2, 556. 3°) So Hexereien in Sofas und Stühle gestopft 1 1 ). entblößt man in Baden beim Leichenzug das Wohl als hexenwidriges Mittel ist der B. Haupt, sobald man die Leiche absetzt oder ein Bestandteil des „ P a l m s " ; als. „ A l f bei Gebetseinlagen: M e y e r 594. S1) H ö h η Tod Nr. 7, 346. 3i) A n d r e e Braunschweig 318. kräutig" (Alpkraut) wird in Unterfran*') Für Rumänien u. Bukowina: S a r t o r i ken der an Lätare umhergetragene B. in Sitte und Brauch 1, 148; hier wohl Schutz die Hühnerställe gebracht w ) . gegen die Totengeister; vgl. W e i n h o l d 6 ) S c h r e i b e r Wiesen 145. ·) B e i z e n Ritus 10; L i e b r e c h t Z. Volksk. 370, 20. M b e r g e r Litauische Forschungen 75. ') ZföVk. ) D r e c h s i c r 1, 294. Eckstein. 13, 24. ') H o v o r k a n . K r o n f e l d 1, 51. Bärlapp (Drudenfuß, Hexenmehl, Krähenfuß, Johannisgürtel, Schlangenmoos, Teufelsklauen ; Lycopodium-Arten). I . B o t a n i s c h e s . Blütenlose Pflanzen mit aufrechten (L. selago) oder meist am Boden schlangenartig hinkriechenden Stengeln, die dicht mit kleinen Blättchen besetzt sind. Die beim Keulen-B. {L.
' ) B o e d e r Ehsten 143. M ) Ρ r ö h 1 e Harzbilder 1855, 85 = A n d r e e - E y s n Volkskundliches 90 = M a r z e l l Bayer. Volks-
bot. 212. " ) P r o h l e a . a . O . Bayer.
Volksbot.
1!
) Marzell
28 f .
3. Der B. ist auch eine U n g l ü c k s p f l a n z e . Er darf nicht ins Haus gebracht werden, weil er den Blitz anzieht 1 3 ). Desgleichen verhindert er, daß
927
Barmgrundsegen—Barsch
die jungen Hühner aus den Eiern auskriechen (vgl. Küchenschelle und Gewitterblumen). Wenn man B . unter die Leute bringt, so entsteht Streit (Slowaken) 1 4 ). 13 ) Rogasener Familienblatt 4 (1900), 36 = HcssBl. 3, 1 2 4 ; vgl. auch M o n t a n u s Volksfeste 1 4 7 . » ) H o v o i k a u. K r o n f e l d ι , 5 1 ; vgl. Teufelsabbiß.
4. In der V o l k s m e d i z i n dient der B. als zauberisches Mittel gegen Κ r a m ρ f l s ) ; er wird daher in Oberbayern auch als „ G r a m k r a u t " (Krampfkraut) bezeichnet 1 ®). " ) W a r t m a π η St. Gallea 47 ; Κ ü c k Lüneburger Heide g. 1 ·) M a r ζ c 1 1 Heilpflanzen 1 7 . Marzeil.
Barmgrandsegen S. K r a n k h e i t s -
s e g e η 3 b.
Bärmutter S. G e b ä r m u t t e r Barnabas, hl. 1 ), gemäß der Überliefe-
rung einer der siebzig Jünger Christi, aber nicht Apostel im eigentlichen Sinne, obwohl er öfter mit den Aposteln zusammen genannt wird, ζ. B . auch in einer Exorzismusformel 2 ) gegen Besessene a. d. 9. J h . (laut Hdschr. westfränkischen Ursprungs), bekannt als Begleiter des hl. Paulus auf dessen erster großen Missionsreise. K a lendertag: I i . J u n i . Während B . als Heiliger in Deutschland nicht volkstümlich ist, wird sein Tag in Volkssprüchen genannt, vorzüglich in Wetterregeln. Regen am B.tage soll der Rebenblüte schaden. In Baselland heißt es: ,,Rägnet's am B. — So schwynt der W y bis i's F a ß " 3 ). Die Erfahrung lehrt, daß mit Regen verbundene Kälterückfälle im Juni nicht selten sind. Es fällt auf, daß gerade der B.tag als Stichtag genannt wird. Der B.tag fiel im Julianischen Kalender auf den 22. Juni, lag also der Sommersonnenwende näher als der B.tag des Gregorianischen Kalenders ( 1 1 . Juni). Noch bis in die neuere Zeit hat man diese Sonnenwende in Deutschland, Frankreich und Englaad mit dem B.tag in Verbindung gebracht 4 ). ') B r a u n s b e r g . e r Der Apostel Barnabas. Mainz 1 8 7 6 ; L u c i u s Heiligenkult 1 6 1 . «) F r a n z Benediktionen 2, 588. >) S A V k . 1 2 (1908), 1 6 ; D r e c h s l e r 1 , 1 3 4 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 3, n . 4) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 4, 4 3 1 . Bei Y e r m o l o f f Die landwirtschaft-
928
liehe Volksweisheit ι , 14. 282 als Beweis f. d. Alter der Wetterregeln angeführt. Wrede.
Barsch (Flußbarsch, Bersig (-eh), Egli, Krätzer, Bürste(l), Bürstling, Rauhegel, Schratz, Anbeiß, Warschinger, Re(ch)ling, Zängel, Heuerling, Rührling ; Perca fluviatilis L.). B i o l o g i s c h e s . „ E s ist die sag der fischeren umb den Genffer see / daß die Egle winters zeyt / so sy in ein garn gezogen / ein rotes bläterle zum maul auss henckind / welches sy mit gewalt bezwingt / oben in dem wasser entbor zu schwümmen / vermeinend es geschähe jnen von zorn" 2 ). Im russischen Volksmärchen begründet der B. seine roten Finnen damit, daß er von dem Feuer des brennenden Rastoff-Sees angesengt wor den sei 3 ). Die L e g e n d e berichtet: Einmal war dem heiligen Petrus der Himmelsschlüssel entglitten und fiel in den See. Der B. erhielt den Auftrag, den Schlüssel nach dem Himmel zu tragen. Aber er weigerte sich. Da wurden die andern Fische böse und schlugen auf ihn ein, daß er breite Striemen sein Lebtag herumschleppen muß. Nun wurde der P l ö t z (s. d.) entsandt, aber der Schlüssel war so schwer, daß dem Boten die Augen mit Blut unterliefen. Seit der Zeit hat der Plötz rote, wie mit Blut unterlaufene Augen 4 ). Das Männchen hat einen S t e i n in seinem Kopf (s. Fisch i), welcher volksmedizinisch verwendet wird 6 ). Nach Höfler e ) sind es zwei kleine Knochen am Ende des Hinterkopfes (B.knochen, Beringsteine), die arzneilich verwendet werden. Der ganze Fisch war ein Mittel, um Hautverletzungen zur narbenlosen Heilung zu bringen 7 ). Zu den a n t i k e n Vorstellungen über den B. s. Pauly-Wiss. 3, 1, 27 f., wo aber nicht ganz klar, ob sie sich auf den Meeroder den Flußb. beziehen. V o l k s m e d i z i n . ,,Bey den Teutschen werdend die Egle zu einer jeden zeyt des jars gelobt / aussgenommen im Mertzen vnd Aprellen so sy leichend. Bey vns (Schweiz) werdend die Egle im Augstmonat insonderheit geprisen / die Reling im Meyen" 8 ).
Bart
929
S o n s t i g e s . In den polnischen Dörfern am Goplosee (Posen) glauben die L e u t e : „ W e n n ein Mensch einen B. mit goldenen Stacheln nahe bei sich sieht (?), dann ist er dem T o d e verfallen, und wenn er auch nur bis an die K n i e im Wasser g e h t " 8 ) . W e n n man die A u g e n eines B.es ißt, wird man klug (Rogasen) 1 0 ). Vgl. K a u l b a r s c h . ') G e s η e r Fischb. 168 b : ,,zû mercken ist, daß er seinen nammen verenderet nach der zal der jaren oder alter. Dann so bald sy worden / nach dem leych / werdend s y h e u r l i n g genant: so er größer worden doch im ersten jar / Τ r ä η 1 e. Im anderen jar / E g l e . I m dritten jar / S t i c h 1 i η g (mit St. wird heute der Gasterosteus aculeatus bezeichnet; s. S t i c h l i n g ) . Im vierdten und weyter werdend sy R e e l i n g / vnd Β e r s i c h genant. B e y vns v m b den Costentzer see erstlich H i i r l i n g / so er größer worden / K r e t z e r / S t i c h I i η g. Im dritten S c h o u b f i s c h . Zum letzten E g l e . " *) Ebd. ») D ä h n h a r d t Natursagen 3, 75. *) S e e f r i e d - G u l gowski 102. 5) G e s n e r Fischb. 168b; Ρ 1 i η i u s N H . 9, 24 (vom Wolfbarsch, Perca labrax); A r i s t o t e l e s Περί ζώων ίστ. 8, i g ; A e l i a n IIspi ζώων g, 7. ') Organotherapie 151. ') Ebd.; zitiert Marcellus aus Side p. 319. ') G e s n e r Fischb. 169a. ") Veckenstedts Zs. 3, 395 = Κ η o o ρ Tierwelt 2 f. 10) Ebd. 3.
Hoff mann- Kray er. Bart. Der B., als Zeichen der Männlichkeit, enthält wie das Haar gleichsam die Substanz der betr. Person. Im B. liegt die S t ä r k e 1 ) ; wer seinen B. beseitigt, verliert die K r a f t , heißt es in Westfalen 2) ; wessen B. überaus groß wächst, der wird im Leben viel Glück h a b e n 3 ) . Andrerseits geht die Manneskraft mittels des Bartes auf andere über; so heißt es in Mecklenburg: W e n n die Nachgeburt nicht kommen will, soll sich der Mann den B . abscheren und ihn nebst dem Seifenschaum der Wöchnerin eingeben *). W e r sich Haar oder B. abschneiden ließ, unterwarf sich dadurch der Gewalt des andern. Daher geschah die Adoption Erwachsener bei Goten, Langobarden und Franken symbolisch durch Abschneiden des B.es: so adoptierte Alarich, der Gote, den Frankenkönig Chlodwig 6 ). A u c h die sich Unterwerfenden schnitten sich den B. ab, wie Dithmar v o n Merseburg (6, 65) v o n den Lausitzern erzählt. Es galt als Schimpf, sich den B. verunglimpfen zu Bächtold-Stäubli,
A b e r g l a u b e I.
930
lassen. U m die Israeliten zu kränken, Schoren die A m m o n i t e r D a v i d s Boten den B. zur H ä l f t e ab (2. K ö n . i o , 4); daher stammen die A u s d r ü c k e : „ G o t t läßt sich nicht in den B . greifen", d. h. nicht zu nahe treten, und „ e i n e m etwas in den B. w e r f e n " , d. i. einem einen Schimpf antun, so daß etwas an ihm hängen bleibt e ). Die B e d e u t u n g des B.es erhellt auch aus der weitverbreiteten S i t t e , daß schwörende Männer den B. berühren. Der gleichen A u f f a s s u n g entspringt es, wenn der Flehende oder Beschwörende den B . des Mannes a n f a ß t ; vgl. II. 10, 454: xal 8 μ&ν έμελλε γβνείου χειρί παχεί^ / άψάμίνος λ£σσεσ9·αι oder Gudrunlied (20): ,,dô was der Megde H a n t an ir V a t e r Kinne." Im B. vermutete man, wie im H a a r überhaupt, die Lebenssubstanz; darum beschwört man durch Berührung des B.es den Angerufenen gleichsam bei seinem Leben. W e r aber sein H a a r (B.haar) freiwillig der Gottheit darbringt, weiht sich nicht allein symbolisch derselben, sondern gibt sich ihr in die Gewalt. Damit hängt die depositio barbae bei den Römern z u s a m m e n 7 ) , damit die B.weihe der germanischen Jünglinge 8 ). Weil nun der B. den Inbegriff des Lebens bedeutet, haben bergentrückte Helden, wie Barbarossa, lange Barte, die fortwachsen, wenn der Held auch tot scheint, j a die oft z u m dritten Male um den Tisch herumwachsen 9 ). Weil alles mit dem feurigen (rötlichen) Blitz in Beziehung Stehende dem Donar zugehörig galt (Eberesche, Hagebutte, der rötliche Fuchs, das Eichhörnchen, das Rotkehlchen, der Storch mit rotem Bein und Schnabel), dachte man sich auch den G o t t selbst mit r o t e m B. 1 0 ); als dann Donar zum Teufel degradiert wurde, bek a m auch dieser den roten B . u ) , während die Zwerge als Hüter tier unterirdischen Schätze mit goldenem B. erscheinen 12 ). Die Legende erzählt, daß Jungfrauen z u m Schutze v o r N o t z u c h t plötzlich ein B . w u c h s 1 3 ) ; damit brachte man auch die Kümmernisbilder (s.d.) in V e r b i n d u n g 1 4 ) , 30
Bartflechte—Bartholomäus
931
die bekanntlich auf die altbyzantinische Darstellung v o n Christus zurückgeführt werden. Andrerseits weiß die Sage zu erzählen, daß b.losen Christusplastiken ein B. wächst; solches hört man v o n Niederbayern l s ) und T i r o l 1 β ) . In Deutschland weitverbreitet ist der Glaube, daß Mädchen, mit dem T a u f wasser eines K n a b e n getauft, bärtig werden; daß eine Frau, die einenKnaben über die T a u f e hält, davon einen B. bekommen kann. Ferner heißt es: das Mädchen muß die Mutter, der K n a b e den V a t e r zuerst küssen, sonst b e k o m m t das Mädchen einen B., der K n a b e keinen. Mädchen wird auch gern gedroht, wenn sie sich v o n Männern küssen ließen, würden sie bärtig 17 ). *) S c h ö n w e r t h 3, 148. 8) K u h n l W jalen 1,189. 3) Urquell 4, 118. 4) B a r t s c h Mecklenburg e
2,43.
6
) Grimm
RA.
1, 202.
) D c r s. DWb. s. v. u. RA. 2, 307. ') B l a u -
f u ß Rom. Feste 35. ·) S o m m e r Haar 21 f f .
e
) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 399 f.; Q u i t z -
m a η η Baiwaren
49; G r i m m Myth.
2, 798.
) G r i m m Myth. 1, 14 f. 3, 65; M a n n h a r d t
10
Germ.
Myth.
125.
") S o l d a n - H e p p e
2,
107. u ) M ü l l e n h o f f Sagen 309. 13) G r i m m Sagen 146 n. 181; 234 n. 329. 14) S e p p Alt-
bayer. Sag. 175. 230; P a n z e r
Witzschel
Beitr.
2, 425;
Thüringen 1, 203 Nr. 202.
1β ) Ρ o 11 i n g e r Landshut 72. ) H e y 1 Tirol 398 N r . 84. " ) G r i ni m DWb. 1, 1143
1δ
Nr. 13.
B a r t f l e c h t e s.
Stemplinger. Flechte.
Bartholomäus. ï . Der nach der Legende in Armenien lebendig geschundene A p o stel *). Sein T a g (24. A u g u s t ) gilt als H e r b s t b e g i n n 2 ) und stellt sogar schon Schnee in Aussicht 3 ). Zu B a r t h l m ä gehen die W e t t e r heim 4 ). Er ist ein wichtiger L o s t a g f ü r die W i 1 1 e r u n g 6 ) . W i e B . der W i n d steht, so bleibt er das ganze V i e r t e l j a h r 9 ) . W i e sich B. hält, so ist es den ganzen Herbst bestellt 7 ). In Schlesien beginnt man die M a s t der Speckschweine, dann nehmen sie zu 8 ). Die S t ö r c h e ziehen fort, und die B i e n e n müssen „ g e s c h l a c h t e t " werden 9 ). Die K n e c h t e beginnen mit mächtigen Peitschen den Herbst ,,e i η ζ u s c h n a 1z e n " 10 ). W e r zuletzt an diesem T a g e a u f s t e h t , heißt B . - S a u u ) . Die alten
932
J u n g f e r n werden unter L ä r m durchs Dorf geführt (am Sonntag nach B.) 12 ), und die S c h m i e d e schlagen einige Male auf den leeren A m b o ß (angeblich um die K e t t e n des Teufels anzuziehen) 13 ). Lauter Übergangsbräuche. A n manchen Orten wird E r n t e f e s t gefeiert14); denn die Ernte soll j e t z t beendet sein 1 6 ). W e n n der H a f e r noch nicht gemäht ist, so k o m m t B. dazwischen und knickt ihn ein1®). In Schleswig-Holstein sagt m a n : denn is Bartel mit'n Schimmel dor op west un hett dat dalreden 17 ). In der Gegend v o n Torgau drohte man mit der Frau Herke, wenn K o r n und Flachs nicht eingebracht w a r e n 1 8 ) . Im Siegerland heißt es, wenn das K o r n sich legt: Bardolome gëat durch et koarn 1 9 ). Die Mädchen sollen nicht ins K r a u t blaten gehen (d. h. die gelben K r a u t b l ä t t e r abnehmen), denn Barthel setzt j e t z t die Häuptchen ein und würde verscheucht werden 2 0 ). Man ißt auch keine B r o m b e e r e n mehr, denn Barthel hat sie beschmutzt, wie ihre weißblaue Färbung zeigt 21 ). Holt man B. zum erstenmal neue K a r t o f f e l n v o m Felde, so trägt sie der „kleine M a n n " mit der Mulde wieder weg, sagt man in der Mark Brandenburg (um diese Zeit setzen die Knollen an, und das macht der „kleine Mann") 2 2 ). Verbote der Arbeit deuten darauf hin, daß B. einst zu den Feiertagen gehörte, wovon auch Sagen warnend erzählen 2 3 ). Man soll nicht ackern, wenn man sich nicht einem Unfall aussetzen will 24 ). Doch gilt der B . t a g auch als Merktag der H e r b s t saat25). l)
Menzel
Symbolik
1, 110 ff.
t o r i Sitte u. Br. 3, 243; W r e d e Volksk.
276;
A.Schw.
r,
F o n t a i n e
')
Sat-
Rhein.
Luxemburg
33;
ZfrwVk. 13, 139 f. 142. In bulgarischer Legende muß der hl. B. mit den 12 Aposteln die Sonne bitten, damit sie aus dem Winter in den Sommer übergehe : S t r a u ß Bulgaren 85. 3) SAVk. 12, 16; M a n ζ Sargans 124; B i r l i n g e r 389.
4
231; R e i n s b e r g
prechting
) P o l l i n g e r
Böhmen 420.
Lechrain
192;
5
Landshut
) Leo·
Ζin ge r1e
Tirol 169 f . ; R e i s e r Allgäu 2, 159; H o f f m a n n - K r a y e r 165; W r e d e Rhein. Volksk.
124; ZfrwVk. 13, 143; M e n s i n g Schlesw.·
Holst.
Wb. ι , 240; R e i n s b e r g
Böhmen
420.
·) W r e d e 97. ') ZfrwVk. 11, 271; 13, 143; J o h n Westb. 92. ·) D r e c h s i c r 2, 118.
Basilienkraut
933 ·) M e n s i n g Wb. i , 240. Steiermark
367 ff.
10)
(1420). ") Ebd. 170 (1421). " ) Böhmen 420.
u)
Rosegger
") Z i n g e r l e
Tirol
170
Reinsberg
S a r t o r i 2, 94 Α . 4 . 1 6 ) E b d .
3, 243· " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 294. ") M e n s i n g ι, 240. ") K u h n u. S c h w a r t z 400(112.114). ") ZfrwVk. 13, 142. 20) J o h n Westb. 198; D r e c h s l e r 1, 151; K ö h l e r Voigtland 378; S a r t o r i 3, 243 A . 4. " ) S a r -
t o r i 3, 243; ZfrwVk. 13, 142; M a n n h a r d t 2,186; HessBl. 22, 9 (auch mit dem Heidelbeersammeln wird Schluß gemacht). *») ZfVk. i, 186. >*) Ebd. 8, 439 f.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 420; L y η c k e r Sagen 121.
M)
Zfö-
Vk. 4, 146; R o s e g g e r Steiermark 367. " ) E b e r h a r d t Landwirtsch. 2 ; ZfrwVk. 13, 142; J o h n Westb. 92; B a r t s c h 2, 294; R a n t a s a l o Ackerbau 2, 35. 39 f. 2. B.b r u η η e η sind öfters H e i l q u e l l e n 2 6 ) . V o r allem aber besitzt die B u t t e r , die am B . t a g ausgerührt wird, (ungesalzen) besondere H e i l k r ä f t e 2 7 ) . Man setzt sie zu dem gewöhnlichen Mittagsmahl mit auf und in Obersteier erhält jedes Glied der Familie und des Gesindes einen pfundschweren Butterstriezel 2 9 ). Man führt diese Bräuche darauf zurück, daß der Heilige seinen geschundenen Leib mit B u t t e r kühlte. Barthel wird auch beim B u t t e r n angerufen M ). M) ZfVk. I, 300. «') M e y e r Baden 43. 403. 509; S c h r a m e k Böhmerwald 160 ; S a r t o r i Westfalen 167; ZfrwVk. 10, 68; W r e d c
Eifler Volksk. 96; M e n s i n g Wb. 1, 240. *>) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 29. 2'J)
ZfVk. 8, 439.
337·
M.)
R o c h h o l z Sagen ι ,
3. Der B . t a g hat etwas U n h e i m l i c h e s . In Antwerpen fährt das T o t e n h e e r durch die L u f t , das sonst nur am Dreikönigstage und in der N a c h t vor Ostern sichtbar w i r d 3 1 ) . Auf dem Bullerberge im Stargarder Kreise treibt der w i l d e J ä g e r sein Wesen 3 2 ), desgleichen auf der Padrioloalp am F u ß e des Berges Rosa, so daß nach dieser N a c h t kein Vieh mehr dort bleiben kann 3 3 ). Den F u c h s s c h ä f e r sieht man um B . mit seiner Herde umherschweben 34 ). In der Nacht vor B. gehen Reiter um (Bayern) 35 ). A u c h als T a g der H e x e n f e s t e wird B. genannt 3 β ), und der Brauch, einen Z i e g e n b o c k mit einem Reiter auf einem hohen B a u m e zu befestigen, der in Mülheim a. Möhne (Kreis
934
Arnsberg) noch üblich ist, bezweckt vielleicht ursprünglich die Vertreibung der Hexen, wenn er auch später als ein S p o t t auf die Schneider gedeutet wurde S7 ). Β e i f u ß , den man früher zu allerlei Schwarzkünsten gebrauchte, grub man acht T a g e vor oder nach B. aus Μ ). A m B . t a g wird einst der Blindensee ausbrechen und das T a l überschwemmen *·). Harmloser ist die Z w e r g e n h o c h z e i t in der B.nacht Vereinzelt und unklar tritt der hl. Barthelmä als Ζ w e r g , den Übergang über eine B r ü c k e hindernd, a u f 4 1 ) . Vereinzelt ist auch die Verwendung des Tages zum L i e b e s o r a k e l in der Spinnstube 42 ). " ) BF. 3, 171 (i2i). M) G r i m m Myth. 2, 776. ") V e r n a l e k e n Alpensag. 88. M)
3«)
Meier
Grimm
Schwaben
Myth.
95.
" ) ZfVk.
2, 878.
1, 300.
*») S a r t o r i
M)
Westfalen 167. H ö r m a n n Volksleben 130. B a a d e r NSagen 41. «) M e i c h e Sagen
ao)
328. " ) J a h n Pommern 423. " ) S c h u l e n -
b u r g Wend.
Volkst.
145.
4. A u f den B . t a g oder seine nächste U m g e b u n g fallen viele J a h r m ä r k t e , K i r c h w e i h e n und Volksf e s t e 4 3 ) ; namentlich die S c h ä f e r und F i s c h e r begehen ihre Feiern, T ä n z e und W e t t l ä u f e 4 4 ), auch die S c h l a c h t e r 4 S ) . A l s einst das in Harzburg am B . t a g e übliche S p e n d b r o t nicht ausgeteilt wurde, blieb im Salzwerk Juliushall die Sole aus 4β ). " ) ZfVk. ι, 300 (Bayern) ; M e y e r Baden 229. 230; S a r t o r i 3, 243. " ) S a r t o r i 2, 148 Α. 14; 2,243. " ) W ü s t e f e l d Eichsfeld 210f. " ) P r ö h l e Harzsagen 8f. Sartori. Basilienkraut (Ocimum basilicum). A u s Asien stammender Lippenblütler mit weißen Blüten und angenehm säuerlichem D u f t . Das B. wird bei uns ab und zu als Gewürzpflanze in geschützten Beeten oder in Töpfen gepflanzt *). Das B. ist keine Pflanze des deutschen Volksaberglaubens. W a s sich in Sympathiebüchern usw. darüber findet, geht auf die Zauberliteratur des MA.s, bzw. der A n t i k e , zurück. So wird als „ d e u t s c h e r " Volksglaube aufgeführt, daß das unter die Suppenschüssel gelegte B. die Keuschheit eines Weibes erkennen lasse: W e n n das W e i b aus der Schüssel ißt, ist es keusch, wenn nicht, das
935
Basilisk
Gegenteil *). Der Glaube geht zurück auf die Geoponica des Cassianus Bassus 3 ). An dieser Stelle heißt es jedoch nur, daß ein Weib, unter dessen Teller B. gelegt werde, nichts daraus essen könne, bevor das Kraut entfernt werde. Bei den Südslawen 4), den Rumänen s ) und anderen Balkanvölkern ·), ferner bei den Italienern ist das B. eine sehr beliebte (besonders im Liebeszauber angewendete) Pflanze.
936
bringt, um es zu töten'). Im Jahr 1474 wurde vom Rat in Basel ein elfjähriger Hahn, der ein Ei gelegt haben sollte, zum Tode verurteilt, am 4. August enthauptet und ins Feuer geworfen; auch das Ei wurde feierlich verbrannt 1 0 ). Der Glaube an den B.en ist bei uns nicht bodenständig; er geht über die Antike u ) in den Orient zurück. Das lehrt schon der fremde Name: griech. ρασιλίσχος „der kleine K ö n i g " , lat. r e g u 1 u s (eo, quod sit rex serpentium Isid. orig. M a r ζ e 1 1 Kräuterbuch 1 5 8 . *) Κ ö h 1 e r Voigtland 416 = W u t t k e 104 § 133; 239 X I I , 4). Nach Plinius 8, 38 ist er in § 342; vgl. SchwVi. 4, 33. ») ree. Beckh 1905, Libyen zu Hause; die Ägypter nannten I i , 28, 3 = M i z a l d u s Centuriae etc. 1592, 160. «) Anthropophyteia 7, 264; Urquell 3, 277; ihn sit (kopt. sit) ; vgl. auch arab. st/. Das S c h n e e w e i s Weihnachten 47. 52. 73. 136. B.enei hat man in Ägypten mit dem gif«) ZföVk. 4, 214 f.; 6, 247; 8, 58; 18. 116; tigen Ibisei, den B.en selbst wohl auch Veckenstedts Zs. r, 199; T e m e s v a r y Ge- mit der Uraeusschlange in Zusammenburtshilfe 25; S c h u l l e r u s Pflanzen 113 Ii. hang gebracht l a ). Auf dem griechischen ·) A b b o t Maced. Folkl. 1903, 93 f. ; S t e r n Türkei τ, 354; S t r a u ß Bulgaren 466 f. Wort beruht die Benennung des Fabel') P i t r é Usi 3 (1889), 249; Anthropophyteia wesens im Abendland. 9, 345. Maxzell. Der Glaube an den B.en l s ) ist ein Sonderbeispiel für die Macht des bösen Blicks Basilisk. Wenn ein alter Hahn (von 7, 9, 14 oder 20 Jahren *)) ein Ei in den Mist und beruht auf der Tatsache des bannenden, faszinierenden Schlangenauges. Verlegt und dies entweder durch die Wärme oder von einer Schlange bzw. Kröte aus- bunden ist damit die Vorstellung vom Hahnenei (d. h. einem mißgebildeten gebrütet wird, entsteht aus einem solchen Hühnerei), das ebenso wenig Gutes brindotterlosen ,,Basiliskenei" ein seltsames gen kann — weil es eben naturwidrig ist Fabeltier von der allgemeinen Gestalt — wie ein krähendes Huhn, dem man eines Hahns, aber mit Drachenflügeln, nach dem Volksglauben ja auch den Hals einem Adlerschnabel, einem Eidechsenumdrehen soll 1 4 ). Man läßt daher einen schwanz und mit einem Krönlein auf Hahn, und gar einen schwarzen, nicht dem K o p f 1 ) ; denn er ist der „ K ö n i g alt werden. Auf alten Aderlaßschüsseln undern Schlangen" ®). Dieses Untier, dient der B. als krankheitvertreibendes also ein Mischwesen von Hahn und DraSymbol 1 6 ). che, haust in Kellern, im Gestein, wo er Schätze hütet 4 ), und besonders gern in >) G r i m m Mythol. 3, 454 Nr. 583; S e tiefen Brunnenschächten 5 ). Es hat einen l i g m a n n Blick ι, 143 lf.; H o v o r k a giftigen Hauch, macht Gras verdorren K r o n f e l d 1, 53 f.; B a r t s c h Mecklenund Steine zerspringen·). Des B.en ge- burg 2, 160; K ü h n au Sagen 2,387. ') L o n i c e r u s Kräuterbuch 1679, 629; R e i s e r fährlichste Eigenschaft ist aber sein stechender Blick, der Menschen und Tiere Allgäu ι, 268f.; H e y l Tirol 729 Nr. 53; S c 1 i g m a η η I, 146 if. ; P a n z e r Beitr. 1, tötet; entweder fällt man sogleich um, 360 t.; 2, 373 f.; L i i t o l f Sagen 353; M ü l oder man ist wie gebunden und kann sich l e η h o f i Sagen 2 3 7 N r . 3 2 5 ; J e c k 1 i η Volkstüml. (1916), 452: Schönwerth weder rühren noch von der Stelle fortOberpfalz 2, 348; G r o h m a n n Sagen 242 i. 7 bewegen ). ') L o i i c e r u s a.a.O. «) W a i b e 1 und Um das Ungeheuer unschädlich zu F l a m m 1, m i.; L a c h m a n n Überl. 61. machen, nähert man sich ihm mit Spie- 5) S e l i g m a n n 1, 146; F eh r i e Geopon. 19, ι. ') M e g e n b e i g Buch d. Nat. 222. geln; sieht es darin den eignen Blick, ') S e l i g m a n η ι, 133; ZdVíVk. 2, 317. dann kommt es um 8 ). Auch vermag es 8) G r o h m a n n Abergl. 18 i.; K ü h n au den Geruch des Wiesels nicht zu ertragen, Sagen 2, 382 f f . ; M e i c h e Sagen 399; M ö l l e n h o f f Sagen 237; Rochholz weshalb man ein Wiesel in seine Höhle
937
Basilius—Bauchweh
Naturmythen 192. S t e m p l i η g e r Sympathie 15; Η ö f 1 e r Organotherapie 201; V e r n a l e k e n Alpensagen 266 f. 10) M e y e r Abergl. 73; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 53; ZrwVk. ι (1904), 72. u ) Ρ a u 1 y - W i s s o w a 3, χ, 100; R o h d e Kl. Sehr, ι , 397 f.; Κ e 11 e r Ant. Tierw. 2, 297. " ) S p i e g e l b e r g Kopt. Handwörterb. (1921), 125; K e l l e r a . a . O . 201. " ) Vgl. noch H e r t z Abh. 187; S c h w a r t z Studien 71; E . H . M e y e r Germ. Myth, i n ; ferner ZdVfVk. 11 (1901), 317; A. d e C o c k Volksgeloof ι (1920), 151 f., 172; S é b i l l o t Folk-Lore 2, 309; 3, 268; 4, 432; SAVk. 25, 189; T e t z n e r Slaven 311 ; Urquell 1 (1890), 33. 50; A b e l Vorweltliche Tiere (1923), 24ff. " ) ZrwVk. ι (1904), 73. 15) Η ο ν o r k a K r o n f e l d ι , 54. Güntert. Basilius, hl., Bischof v o n Cäsarea u n d K i r c h e n l e h r e r m i t dem B e i n a m e n der Große, V a t e r des morgenländischen M ö n c h t u m s 1 ) , gest. 379, F e s t 14. Juni, in K ö l n e r F e s t k a l e n d e r n des 13. und 14. Jhs. a u f g e f ü h r t 2 ) . D e m hl. B . w i r d eine der in den liturgischen B ü c h e r n der griechischen K i r c h e a u f g e f ü h r t e n B e s c h w ö r u n g s f o r m e l n gegen Besessene zugeschrieben. In diesem E x o r z i s m u s wird eine Reihe T i e r e genannt, die in der L e g e n d e n - und S a g e n w e l t seit alters eine Rolle gespielt haben, a u c h in dem uralten J o h a n n i s g e b e t f ü r den Z w e c k der W e i n s e g n u n g g e n a n n t werden3). Der B . t a g w i r d bei slavischen V ö l k e r n besonders g e a c h t e t . Serbische Zigeunerm ä d c h e n v e r s u c h e n sich an diesem T a g mit L i e b e s z a u b e r 4 ) . Des Heiligen B i l d an das H i r t e n h ä u s c h e n befestigt, s c h ü t z t nach f r a n z ö s i s c h e m V o l k s g l a u b e n die H e r d e v o r d e m W o l f 5 ). K ü n s t l e Ikonographie 120. 2 ) Z i l l i k e n Kölner Festkalender 76. a) F r a η ζ Benediktionen 2, 576. 4) Urquell 3 (1892), 12; ZfVk. 4 (1894), 160. «) W o l f Beiträge 1, 248; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 41. Wrede.
Bauchaufschlitzen,
Gastrotomie,
ein
V e r f a h r e n , das zu den g r a u e n h a f t e n B e t ä t i g u n g e n der P e r c h t (s. d.), der K i n d e r scheuche und S p i n n s t u b e n f r a u , gehört. Die V o r s t e l l u n g selbst m a g auf archaischp r i m i t i v e m S t r a f v e r f a h r e n beruhen, das M o t i v seinerseits vielleicht auf A l p t r a u m e r f a h r u n g e n *), weil es v i e l f a c h noch mit dem Essen in V e r b i n d u n g steht. W e r a m P e r c h t e n t a g die p r i m i t i v - m a g i s c h e Schuld unvorschriftsmäßiger Nahrungs-
938
a u f n a h m e auf sich l ä d t , d e m f ü l l t die D ä m o n i n den a u f g e s c h n i t t e n e n L e i b m i t H ä c k e r l i n g oder B a c k s t e i n e n an, u m ihn d a n n m i t P f l u g s c h a r u n d E i s e n k e t t e wieder z u z u n ä h e n 2 ) . In G a s t e i n i ß t m a n reichlich, d a m i t der P e r c h t , w i e die K n e c h t e sagen, das Messer abgleite, w e n n sie den ihr Z u w i d e r h a n d e l n d e n den B a u c h a u f s c h n e i d e n will 3 ) ; ähnliches w i r d a u s T r a u n s t e i n b e r i c h t e t *). H i e r scheint die S c h u l d bereits moralischer N a t u r zu sein, wie in O b e r s t e i e r m a r k und S a l z b u r g , w o die P e r c h t e l den f a u l e n D i r n e n den a u f geschnittenen B a u c h m i t K e h r i c h t f ü l l t 5 ) . Ä h n l i c h v e r f a h r e n d e D ä m o n e n sind die b a y r . Semper, d e r ' n o r d f r ä n k . Hullepöpel, Hollepeter ·), die m ä h r i s c h e Schperecht a ' ) ; sie b e s t r a f e n die b ö s e n K i n d e r mit B . ; ferner i m B a y r . die D r e m p 8 ) , die F r a u S t a m p e , S t e m p e in d e n O s t a l p e n ' ) , die S p e r t e im E g e r l a n d e a m heiligen A b e n d 10 ), die P e h t r a b a b a i m k ä m t . O b e r rosental u ) , und a u c h v o n L u c i a w i r d das V e r f a h r e n b e r i c h t e t 1 2 ) . D i e N a m e n Schperechta, Sperte, P e h t r a b a b a mögen wohl mit Perchta zusammenhängen. >) W a s c h n i t i u s Perht 155. 172. G r i m m Mythoi. 1, 226. 227; V o n b u n Beiträge 41; W a s c h n i t i u s 99. 102. 3) W a s c h n i t i u s 57. *) Ebd. 65. 5) W e i n h o l d Weihnachtsspiele 11; W a s c h n i t i u s 65. ·) G r i m m Mythoi. i , 426; 2, 904 vergleicht Grimm serbische Überlieferungen damit. ') G r o h m a n n 1 Nr. 5; W a s c h n i t i u s 120. 8) P a n z e r Beitrag 2, 117. ') E. H. Meyer German. Mythoi. 276. ,0 ) W a s c h n i t i u s 68. " ) Ebd. 27. " ) P o l l i n g e r Landshut 194. H. Naumann.
a)
B a u c h r e d n e r . D a s B a u c h r e d e n galt in Zeiten, da m a n D ä m o n e n u n d später T e u f e l hinter a l l e m A u f f ä l l i g e n v e r m u tete, als e t w a s Ü b e r n a t ü r l i c h e s x ), so bei den K i r c h e n v ä t e r n a ) , so i m a b e r g l ä u bischen MA. 3 ). D i e A u f k l ä r u n g m e i n t e dann, wieder übertreibend, im O r a k e l zu Delphi, in den A s k l e p i a d e n u. a. s t e c k t e n K ü n s t e v o n B . n dahinter. ») T y l o r Cultur 2, 458. ') S t o l l e Kirchenväter, Register. 3) M e y e r Aberglaube 289; Jean Β o d i n Daemonomania 2,3. Stemplinger. B a u c h w e h . U n t e r B . v e r s t e h t das V o l k alle S c h m e r z e n , die i m L e i b sich f ü h l b a r m a c h e n , m ö g e n die v e r s c h i e d e n s t e n K r a n k h e i t s z u s t ä n d e sie v e r u r s a c h e n .
939
bauen—Bauer
In A l t b a y e r n hilft der hl. Erasmus dagegen, dem die Eingeweide aus dem Leib gehaspelt wurden x) (Analogie !) ; in Franken drückt man den Daumen der rechten H a n d auf den Nabel des Patienten und spricht dreimal darüber den K o l i k segen 2 ). In der Schweiz hilft gegen Kolik, wenn man ein Messer mit einem weißen H e f t bei sich t r ä g t 3 ) ; in Tirol nagelt man eine lebende K r ö t e am Estrich an und läßt sie so hängen: sie saugt alle „bösen W i n d e " an sich 4) ; in Norddeutschland gibt man dem Patienten K ä s e zum Essen ein, auf dem zwei Zeichen eingeritzt s i n d 5 ) . ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 124. *) Ebd. 2, 126 u. 128. 3) B u s c h Volksgl. 124. 4) ZföVk. 2, 149. ') Z f V k . 13, 269. Stemplinger.
bauen s. H a u s b a u . B a u e r . Der B.nstand bildet den K e r n des ganzen Volkes und eine Quelle gesunder Lebenskraft, aus der die übrigen Schichten der Bevölkerung immer wieder schöpfen. K e i n Mensch ist so sehr mit der heimatlichen Scholle verwachsen wie der Landmann, dessen Hof in vielen Fällen schon die Arbeit seines A h n s und Urahns gewidmet war. In seinem Denken und Fühlen unterscheidet sich der aus grobem, aber festem Holz geschnitzte B. oft wesentlich v o n dem leichter beweglichen, der N a t u r bereits entfremdeten Städter. Zähe hält er am Althergebrachten und Überlieferten fest, weshalb bei keinem anderen Stand Leben und Arbeit so sehr v o n alten Überlieferungen umsponnen sind wie bei ihm. Viel altes Gut, das anderwärts längst geschwunden oder zu einem unverstandenen Rest geworden ist, hat die bäuerliche Bevölkerung noch treu bewahrt, so daß hier f ü r die Volkskundeforschung eine ergiebige Quelle fließt. A c k e r b a u x) und Viehzucht x ) , die beiden Grundpfeiler menschlicher K u l t u r , bilden auch die Sammelpunkte f ü r den alten Glauben x ) und B r a u c h 1 ) , der sich aus germanischheidnischen, antiken und christlichen Vorstellungen aufbaut. Gedeihliches W a c h s t u m und Vermehrung bei Ackerpflanzen und Haustieren sollten hervorgerufen, Schadenzauber x) und Unheil x) abgewehrt werden. Diesen Zwecken dienten
940
altertümliche Bräuche x) beim Pflügen x), Säen x) und Ernten x ), wie bei der Pflege des N u t z v i e h s 1 ) . Sie reichen ζ. T. bis in die idg. Vorzeit hinauf 2) und haben zahlreiche Parallelen bei ackerbau- und viehzuchttreibenden Völkern alter und neuer Zeit. A u s dieser Sphäre s t a m m t die vielgestaltige Schar der Vegetationsdämonen x ), die F r u c h t b a r k e i t x ) und Gedeihen für Pflanze, Tier und Mensch verkörpern, denn auch das menschliche Leben dachte man diesen Gewalten unterworfen 3 ). S o n n e 1 ) und R e g e n 1 ) , den befruchtenden Faktoren des Pflanzenlebens und mittelbar dadurch auch der Viehzucht, sind besondere Bräuche 4) gewidmet. A u c h dem Mond x ) und den Zeichen des Tierkreises x ) wird seit alters fördernder oder schädigender Einfluß zugeschrieben. Gewisse Zeiten 5 ) und T a g e 5) lösen dunkle und gefährliche K r ä f t e aus, so daß sie zu Brennpunkten für allen Zauber 1 )- und Dämonenglauben x) werden. O r a k e l x ) , Lostage x) und B.nregeln x) sollen den Gang des Jahres und die Gestaltung der Zuk u n f t erforschen helfen, Beschwörungen x) und Segen x) werden gegen K r a n k h e i t x ) und Unglück x) bei Mensch und Vieh x) gesprochen. Gerne nimmt man auch Zuf l u c h t zu verschiedenen Heiligen, die wegen einer oft nur lose hergestellten Beziehung zu ihrer Legende in bestimmten Fällen angerufen w e r d e n 6 ) und manchmal noch die Wesenszüge einer heidnischen Gottheit durchschimmern lassen 7 ). Wallf a h r t e n 1 ) zu berühmten Gnadenorten werden v o n einzelnen wie v o n ganzen Dörfern gelobt und oft jährlich wiederholt, gemeinsame Flurumgänge x) und Schauerfeiern x) zum Schutze der keimenden Saaten x) abgehalten. A u c h an H a u s x ) 8) und Hof mit H a u s r a t x ) und Wirtschaftsger ä t 1 ) , wie an die Arbeitsverrichtungen 1 ) 8) selbst, sind vielfach alte Überlieferungen geknüpft. A l s heilig und unverletzlich wurde der Markstein geachtet und wer ihn verrückte, mußte solange als feuriger, glühender Geist umgehen, bis der Stein wieder an seinen P l a t z kam. S i t t e x ) und B r a u c h x ) umgeben das ganze bäuerliche Leben mit festen, ge-
941
Bauernpraktik
regelten Formen lü ) und schaffen ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das den B. und seine Familie, zu der auch das Gesinde ') zu rechnen ist, mit den N a c h b a r n ] ) zu gemeinsamer Arbeit, Hilfe und Lustbarkeit verbindet. Denn wenn der Erntesegen geborgen ist, Stall, Scheune und Keller gefüllt sind, dann darf auch die Lebensfreude ihr Recht fordern und ist es Zeit, mit Schmaus und Trunk, T a n z 1 ) und u ) zu feiern. Spiel *) Feste L i t e r a t u r : F e i 1 b e r g Jysh Ordbog Suppl. 57. *) S. das betreffende Schlagwort. 2) Ζ. Β . der Schlag rait der Lebensrute. 3) Maibaum 4) Sonnenwende, (Maie), Perchten. Regenzauber. ') Mitternacht, A d v e n t , die Zwölften, Weihnachten, Neujahr, Fastnacht, Ostern, Walpurgisnacht, Pfingsten, Sonnenwende, der Frauendreißiger; ferner beim Menschen Geburt, Hochzeit, T o d und die vorausgehenden und folgenden Übergangszeiten, Tagewählerei. e ) Der hl. Blasius u. a. ') Der hl. Leonhard. 8) S. a. Balken, Dach, Decke, E c k e , Herd, Schwelle, Stube. Ζ. B . pflügen, säen, mähen, dreschen, melken, buttern, spinnen, weben. >0) Altersklassen. n ) Kirchweih. Schömer.
Bauernpraktik. B. ist ein noch heute in manchen europäischen Ländern gekanntes und wohl auch häufig eingesehenes B ü c h l e i n , vornehmlich zur Bestimmung der Witterung des kommenden Jahres aus der planetarischen Natur und dem Wetter des Christtags. Die B. gehört den meteorologischen Schriften des MA.s an und f u ß t mit ihren Regeln größtenteils auf dem antiken Neujahrsglauben und der hellenistischen Zeitmystik v o n den die Monate und Jahre regierenden Sternen (Planeten oder Tierkreisbildern. Vgl. Sterndeutung). Die W e g e , auf denen diese Vorstellungen im L a u f e der Jahrhunderte nach dem Norden kamen, sind nicht deutlich; von den religiösen Momenten, die dem Glauben der alten Mittelmeerwelt an die hervorragende Bedeutung des den Jahresanfang regierenden Himmelszeichens innewohnen, ist in dem krausen Schriftchen wenig mehr zu spüren. Es ist eine naive S a m m l u n g von Sprüchen, deren wahrer Sinn in Volkskreisen damals wohl nie mehr vollständig begriffen war. A b e r die Tatsache der weiten Verbreitung des Buches und seine große Auflagenzahl sind ein S y m p -
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tom für die seit dem i o . / 1 1 . Jh. vom italienischen Süden heraufgedrungene, von der Astrologie nicht unwesentlich beeinflußte Religiosität, die seit 1500 auch die niederen Volkskreise in Deutschland und in den umliegenden Ländern zu durchsetzen beginnt (s. Sterndeutung). I. T i t e l d e r E r s t a u s g a b e u n d spätere Erweiterungen desselb e η. Die Erstausgabe der B. v o m Jahre 1508 zeigt als Titel auf dem ersten, größtenteils von einem Holzschnitt ausgefüllten B l a t t über dem Holzschnitt den S a t z : ,,Ιη disem biechlein wirt ge- / funden der Pauren / Practick vnnd / regel darauff sy das gantz / iar ain auffmercken / haben vnnd / h a l t e n . " Es ist ein 6 Quartblätter umfassender Druck (Blattzahlen auf dem R t 0 in der rechten unteren Ecke) ; er befindet sich in je einem E x e m p l a r auf der Staatsbibliothek in Berlin und der Wiener Nationalbibliothek. Die Zweitälteste datierte Ausgabe (1512) vermehrt den über einem großen, schönen Holzschnitt (Astronom am Pult beobachtet astrale Erscheinungen) gedruckten Titel um den bezeichnenden, hinter „ g e f u n d e n " eingeschobenen Z u s a t z 1 ) : „ v n d / verstanden der pauren Lyessen vnd Regel W i e d a n die w e y s e n vnd k l u g e n m a i s t e r vnd sternseher habent funden darauff dan die paur treu das gantz i a r " usw. Die folgenden 32 deutschen datierten Ausgaben — die 34. wurde im Jahre 1854 gedruckt — vermehren den Titel immer mehr und verbinden mit der B. Anweisungen zum Aderlassen, „schrepff e n " , reden v o m A b - und Zunehmen des Mondes (s. 27. Ausgabe) usw., so daß der U m f a n g der B. ständig wächst: die 32. Ausgabe von 1758 hat 110 gezählte Seiten! Die interessanteste Titelerweiterung dürfte die der undatierten Züricher Ausgabe von ca. 1517 sein, in der die „ B u r e n p r a c t i c a " als eine O f f e n b a r u n g Raphaels an Heiny von Vre bezeichnet wird (fol. I v ) : „ E s ist zu wissen das ein altt / man genant Heiny von V r e frum vnd gerecht gewe / sen siech worden ist vnnd im der geyst entzückt dem / hatt gott durch den engel Raphael in dem entzückten geyst ge / offenbart dise her
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nach geschribne zeichen / das er sy solt kuntt / thfin allen menschen" / usw.; — bis ins Einzelne zeigt sich hier eine Nachahmung der stereotypen Formeln, die wir in den antiken Apokalypsen finden und deren Kenntnis nicht sowohl der Apokalypse Johannis als den astrologischen Offenbarungsbüchern, hermetischen Schriften und anderer derartiger Literatur verdankt wird 8 ). —Weiteres über die Textgeschichte findet man in der eingehenden Bibliographie der B . in der Einleitung des Faksimiledrucks der Ausgabe von 1508 ed. G. Hellmann 3 ). 1 ) Dieser Zusatz steht in der Ausgabe von 1508 am Anfang der Einleitung Fol. I v . ä ) Vgl. über die Frage der Offenbarungen: B o l l Off. Johannis 4 ff. Texte findet man in Cat. cod. Astr. ζ. Β . V I I I 3, 1 3 4 ff. insbes. 1 3 5 , 2 7 ff. (Ms. X V , saec.). Ferner müssen Offenbarungsschriften der Hermetik herangezogen werden. Eine Arbeit über den Einfluß antiker Apokalypsen auf das nordische Mittelalter und das Mittelalter überhaupt fehlt noch. Als Ausgangspunkt von Studien über diese, wichtige Frage mufl die Textgeschichte astrologischer Hss. des Mittelalters gewählt werden; wichtige Vorarbeiten enthält das Buch von R u s k a Tabula Smaragdina ( = Arbeiten d. Inst. f. Geschichte d. Naturwissenschaft 4 ) Heidelberg 1926. Ferner vgl. P i c a t r i x Ein arabisches Handbuch hellenistischer Magie ( = Vorträge Bibliothek Warburg 1 9 2 1 / 2 2 , S. 94 ff.). Auch für die formale Seite der astrologischen und alchemistischen Geheimliteratur werden die Araber die Vermittler zwischen Antike und späterem Mittelalter gewesen sein. 3 ) Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus herausg. von G. H e 1 1 m a η η , Berlin. Nr. 5 : Die BauemPraktik. Die in der Einleitung enthaltene Bibliographie sowie der kurze Kommentar S. 54 ff. werden durch manche der im folgenden dargestellten Ergebnisse meiner eigenen Untersuchung sowie der in den Anmerkungen zitierten Literatur ergänzt.
2. B e s c h r e i b u n g d e s T e x t e s . Q u e l l e n f r a g e n . Bei der folgenden Beschreibung des Textes beschränken wir uns darauf, die Erstausgabe zu betrachten. Fol. I v Einleitung: „ D i e weisen und klugen Maister vnd sternschauwer haben funnden, wie man in der hailigen Christnacht mag sehen uñ mercken an dem wetter wie das gantz J a r in wirckung sein Zukunft werd thön." Dann folgt eine Jahresweissagung aus dem am Christtag vorherrschenden Winde 4 ).
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Viel wichtiger ist der auf der selben Seite beginnende Abschnitt: Von dem Christtag, eine Bestimmung der Witterung des Jahres nach dem Zusammentreffen des einzelnen planetarisch regierten Wochentags mit dem Christtag. Der Brauch leitet sich aus der Antike her; in Rom wurden, ursprünglich allerdings bei Jahresbeginn, Opfer zur Bestimmung der Witterung des kommenden Jahres vorgenommen s ). Von Planeten als Jahresregenten und ihrer Beobachtung in Ägypten berichtet das Werk des Vettius Valens (2. J h . η.) e ). Im Cat. cod. astr. V I I 126 ist ein wohl judaisierter Text unter dem Namen des Astrologen Antiochos von Athen (2. J h . n. Chr.) erhalten, der in den meisten Punkten mit dem T e x t der B. übereinstimmt. (Die antiken Texte erscheinen gelegentlich auch als O f f e n b a r u n g e n , so der gleichfalls unserm T e x t verwandte Abschnitt Cat. cod. astr. V I I 1 7 1 , 20 ff.) 7 ). Als dann später der Jahresanfang des bürgerlichen Jahres auf den 25. Dezember übertragen wurde, gingen die an Neujahr geübten Bräuche auf den Weihnachtstag über; außerdem berichten uns Plinius und Cassianus Bassus (aus Didymos), daß man îiuch in Griechenland schon die Gewohnheit hatte, aus der Witterung des dies brumalis auf die Witterung des Jahres zu schließen 8 ). Vom 6. J h . an ist der Brauch dann kontinuierlich zu belegen bis ins 18. J h . 9 ) . In seiner letzten Konsequenz geht er, wenn man die Einwirkung der Planetennatur des Neujahrstages berücksichtigt, auf den Hellenismus zurück, wo er sich (in Ägypten?) aus verwandten Tendenzen der babyl. Astrologie, die aus den Sternen am Neujahrsfest das Schicksal des kommenden Jahres weissagte, entwickelte 10 ). — Von Rom breitete der Brauch sich über Gallien und England aus, wo wir bei Beda (f 732) (der in der B. Fol. I I I auch zitiert wird s. u.) genau das Schema unseres Kalcndologions der B . vor uns haben 1 1 ). Fol. II V : Von der Pauren practica überschreibt sich ein bis Fol. V r reichen der Teil, der im wesentlichen Weissagungen in
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Anlehnung an den Zwölf-Nächteglauben — Weihnachten bis Epiphanias — bringt. Jeder Tag symbolisiert einen Monat des kommenden J a h r e s 1 2 ) . Da das erste Kapitel dieses Teils sich ausdrücklich „ v o n der Sonnenschein die 12 zaichen" überschreibt, so vergleicht man ihm am besten die antiken Dodekaeteriden-Listen 1 3 ) mit ihren Prophezeiungen: z. B. CCA. I I I 30; I I 144 ff. ; V, ι, 21 4. Sind mir zwischen d i e s e n Texten und der B. zwar nur einige Identifizierungen gelungen 1 4 ), so bin ich trotzdem überzeugt, daß Listen dieser Art bereits mehr oder weniger überarbeitet, dem unbekannten Verfasser der Erstausgabe der B . vorlagen. Auch das folgende überschriftslose Kapitel vom Wind in den 12 Nächten geht vermutlich auf die Dodekaeteriden z u r ü c k l s ) . Auffällig ist hier die Verteilung der Ereignisse: Manche Tage tragen nur politische Weissagungen, manche nur Fruchtbarkeitsprophezeiungen l e ). Da meines Wissens die antiken Dodekaeteriden stets in dieser Hinsicht ein einheitliches Gepräge tragen, d. h. entweder einseitig landwirtschaftlich oder politisch eingestellt sind 17 ), so scheint es fast, als sei dieser Abschnitt der B. aus einer Kompilation mehrerer solcher Listen hervorgegangen; doch so, daß bereits die Vorlage des Verfassers der B. diese Vermengung aufwies, aus der dann ein (willkürlicher?) Auszug in unserer B. Aufnahme fand. Doch darf diese Ansicht nur als ein vorläufiges Resultat gelten. Diese ganzen Abschnitte sind einmal vor allem im Zusammenhang mit dem in seinem Ursprung noch immer unklaren Zwölfnächteglauben genau zu untersuchen 18 ). Das 3. Kap. „ v o n der zeyt zu Weyhenachten" bringt wieder Regeln zur Bestimmung des Jahres aus dem Wetter und dem Wind der Christnacht. Dann folgen eine Reihe aus den Lostagen der 12 Monate (s. Bauernregeln) und ihrer Witterung abgeleiteter Wetterbestimmungen für die Monate und das J a h r . Fol. I I I wird als Quelle an einer Stelle, deren Zusammenhang mir unverständlich ist, Beda zitiert (Zeile 4 v. unten) 18 ). Fol. V r folgen Wetterweissagungen aus
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den 3 Rauhnächten „Weihnacht, Neujahr und Heil, drei K ö n i g " , sowie unter der Überschrift „ein alter P a u r " Voraussagen aus dem Wetter des St. Jakobstags (25. Juli). Diese letzten Abschnitte dürften größtenteils deutsch und christlich sein. Der Abschnitt „ W i e es sol wittern nach den zwölff Monaten" (Fol. V r ) enthält eine Sammlung von teilweise planetarischen, teilweise atmosphärischen Witterungsbestimmungen. Als Autoren für etliche dieser Regeln, nach denen man aus den Wolkenfarben und den Farben der Sonne und des Mondes die Witterung erschließen soll, zitiert die B . zwar Solinus und Petrus Μ ) ; beide Abschnitte gehen aber durch Mittelquellen auf Vergile Wetterregeln in den Geórgica zurück, und zwar der erste (von Fol. V r Zeile 1 von unten — Fol. V v Zeile 8 von oben) auf Buch I, 441—464. Dann folgen zwei Verse in lateinischer Sprache, ein Hexameter und ein mittelalterlicher Reimspruch, beide aus Vergilschen Reminiszenzen zusammengeflickt. Die daran anschließenden Zeilen entsprechen wieder genau Vergil Georg. I, 424—435 21 ). Ein ganz heterogener Abschnitt, „Von den X I I gueten F r e y t a g e n " überschrieben, schließt das ganze Werk ab. E r enthält eine Aufzählung der 12 Fastentage nach St. Clemens (wohl Clemens von Rom gemeint) 22 ), mit deren Einhaltung man sich sein Seelenheil erwirbt. Dies Stück soll dem sonst stark auf heidnischer Weisheit aufgebauten Buche den christlichen Mantel umhängen. Es geht auf eine lateinische Vorlage zurück, die dem cod. Vat. lat. 3838 ( X I I . saec.) entstammt. Der Text der B. ist eine bloße Übersetzung aus dem Lateinischen 23 ). *) Verwandtes in den Dodekaeteridenlisten des Altertums und Mittelalters: aus der Natur des das Jahr regierenden Tierkreiszeichens und des Windes weissagte man die Fruchtbarkeit des Jahres: Cat. cod. astr. I I 144, 6 ff.; B o l l Offenb. Joh. 80. 6) s. Β i 1 f i η g e r Das germanische Jidfest (Progr. Stuttgart 1901) 58 ff. Über den antiken Kaiendenglauben ebd. 40 ff. Vor allem erhalten wir manche wertvolle Nachricht aus der christlichen Polemik gegen den Kaiendenunfug: vgl. Joh. Chrysostomos ( M i g u e P. G. 48, 9 5 3 « · ) . ') V e t t i u s V a l e n s ed. Kroll 1 , 1 1 , 27, wohl aus Nechcpso-
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Petosiris. ') Ähnliche Kalendologien in griechischer und lateinischer Sprache als Oifenbarung Esras bei B o i s s o n a d e Notices et Extraits XI, 2, 186; D u C a n g e Gloss, graec. 548; Studi e Testi V, 77 ff. Hier und Cat. cod. astr. VII, 126 Α. ι weiteres Material. *) P l i n i u s Nat. hist. X V I I I , 26, 62; C a s s i a n u s B a s s u s = Geoponica ed. Beckh I, 25. Weiteres Material über Prognosen der alten Völker am Jahresanfang (auch aus dem Aufgehen der Sothis [Sirius] inÄgypten) s. Η e 11 m a η η a. a. O. 69. B i l f i n g e r a . a . O . 58 ff. ") B i l f i n g e r a. a. O. 59. Ältestes Zeugnis L y d u s de mens. ed. Wünsch IV, 10; 71, ι ff. 10) s. Η. Ζ i m m e r η Das babylon. Neujahrsfest = Der alte Orient 25 (1926), Heft 3, Ii. 16f. Auf die dort zum I. Nisan (Neujahrstag) vorgenommene Schicksalbestimmungsfeier gehen wohl die Dodekaeteridenlisten zurück. Vgl. auch F r . B o l l Sphaera 329 ff. " ) B e d a Pronostica Temporum ( M i g u e l . 90, 951). " ) Über den Zwölfnächteglauben Η e 11 m a η η a. a. O. 64 und die Α. 69—72. Ferner B i l f i n g e r s gründliche Untersuchung der Frage : Das germanische Julfest (Stuttg. Progr. 1901). — Die Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanias galt schon dem 4. Jh. als heilig. 13) Vgl. A. 10. u ) Der 7. Tag mit seiner Teuerung und dem Mangel an ( ?) Wein und Korn entspricht anscheinend dem 7. Monat (Wage) einiger Dodekaeteriden: CCA V I I 185, 24; 166, 10. Vgl. B o l l Offenb. Johannis 85. Zum Frieden am ι. Tag vgl. CCA III 30, 6 (Widder) usw. " ) Vgl. ,,Ist die 6. Nacht windig, so wird Wein, Korn und Öl genug sein: ähnlich CCA II 151, 6 ff. le ) Hierzu vgl. CCA VII, 25, mit dem dieser Abschnitt der B. für die 1., 3. u. 12. Nacht parallel geht. Der Text des Catalogue reicht in seinen Grundbestandteilen bis in babylon. Zeit hinauf ( B o l l - B e z o l d Reflexe astrolog. Keilinschriften bei griech. Schriftstellern in Abh. Heidelberger Ak. der Wiss. 1911, 7, 50 ff.). " ) Vgl. die in den Anm. 1 — 1 5 zitierten Texte des Catalogus codicum astrologorum. '·) Vgl. A. 5. n ) „Es spricht Beda drey tag vnd drey nächt seind / wirt dann ain kind geboren der leib bleybet gantz bis an den jüngsten tag. Das ist der Abent des Hornungs vnnd sein gehaym seind wunderlich vnnd wann ain holtz dar gehawen wirdt / das faullet nymer." In dieser Zeit regierte bereits der Wassermann den Februar. Nach Hephaistion von Theben wird unter dem Wassermann der zukünftige Weltenherrscher und -heiland geboren, der die Erde beglückt und befriedet. Sollte das die Erklärung für dasBedazitat sein ? Zu der Hephaistionstelle: B o l l Sulla quarta écloga di Virgilio, Mem. della R. Acc. di Bologna, se. mor. ser. II, V — V I I 1923 S. Α. ι—22. Wen man sich unter diesen beiden Gewährsmännern vorzustellen hat, ist nicht klar. An den spätantiken Kompilator Solinus ist doch wohl kaum zu denken. 2l ) Vergil selbst greift wiederum auf die ,,Wetterzeichen" des hellenistischen Dichters Aratos von Soloi (ca. 200) zurück. Vgl.
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Phain. 773—801. «) So G. M e r c a t i in Studi e Testi V (Roma 1901), S. 80 f.; H e l l m a n u a. a. O. 55 denkt an den Kirchenvater Clemens v. Alexandria. " ) Das erkannte zuerst AI. F ö r s t e r in Archiv f. Neuere Sprachen 110 (1903), 421. 3. V e r b r e i t u n g und Nachw i r k u n g . K e i n B u c h ist l a n g e Zeit in D e u t s c h l a n d v o n solch g e w a l t i g e m Einf l u ß gewesen wie die B . In D e u t s c h l a n d feierte es in den J a h r e n 1 5 3 0 — 1 5 9 0 mit 29 A u f l a g e n einen großen T r i u m p h ; das 16. J h . k e n n t 40 A u s g a b e n ; dann erfolgt ein starker R ü c k g a n g : das 17. J h . weist 7, das 18. Jh. 10; das 19. Jh. nur noch 2 A u s g a b e n auf 24 ). K a u m wird m a n ein bedeutenderes S y m p t o m f ü r die Verb r e i t u n g der Astrologie v o r und während der R e f o r m a t i o n bis in die L a n d b e v ö l k e r u n g hinein finden können. V o n D e u t s c h land v e r b r e i t e t sich die S c h r i f t nach England, F r a n k r e i c h , Schweden, D ä n e m a r k , F i n n l a n d , H o l l a n d und der Cechei. Die j ü n g s t e A u s g a b e ist a u s S c h w e d e n bek a n n t ; sie w u r d e 1893 g e d r u c k t 2 5 ) . — D i e s p ä t e n A u s g a b e n sind v i e l f a c h mit R e y n m a n n s W e 1 1 e r b ü c h 1 e i η (s. d.) und nach B e d a e n t w o r f e n e n Jahresprognosen aus dem Donner (s. Prognostikum) in den einzelnen Monaten kombiniert worden. In S c h w e d e n w a r die B l ü t e z e i t des B u c h e s die Mitte des vorigen J a h r h u n d e r t s ; der schwedische T e x t e n t s t a m m t der gereimten deutschen T e x t f a s s u n g des 16. Jhs. 2e ). In den ostslawischen und romanischen L ä n d e r n h a t die B . merkwürdigerweise nie E i n g a n g gef u n d e n 27 ). " ) s. H e 11 m a η η a. a. O. 25. Bei den Angaben sind die massenhaft aus der B. gemachten Auszüge nicht mitgerechnet, s. ebd. 26 ff. !S ) D e r s. 52. Ebd. alle Hellmann bekannten Praktiken. Ergänzt wurde das Verzeichnis für das angelsächsische Sprachgebiet durch M. F ö r s t e r s Aufsätze: Archiv f. neuere Sprachen 110 (1903), 346 ff. 421; 120 (1908), 43 ff. 296 ff; 121 (1908), 30 ff. 2e) D e r s . 121, 50. " ) D e r s. 54. Die der B. zugrunde liegende Idee ist, wie sich aus der Analyse ergibt, auch den romanischen Völkern bekannt. Vgl. D e r s . 66 f. Stegemann. B a u e r n r e g e l n nennt m a n die sich meist auf die W e t t e r v o r h e r s a g e beziehenden S p r ü c h e des V o l k s m u n d e s . Meist bei K u l t u r n a t i o n e n vorhanden, feh-
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len sie auch primitiven Völkern nicht ganz. (Vgl. H e 11 m a η η Deutsche Rundschau 1924, I, 45). Bald gereimt, bald ungereimt, sind die Β., deren Kenntnis naturgemäß unter der Landbevölkerung am ausgedehntesten ist, teils auf lokale Witterungserscheinungen gegründet, teils als Traditionsgut aus der A n t i k e übernommen (s. Bauernpraktik). Soweit die Sprüche antikes Gut bergen, sind sie durch Vermittlung der Kirche in Deutschland verbreitet worden; bekanntlich gehörte es schon frühe zu der T ä t i g k e i t der Mönche, Feld- und Gartenbaukultur zu pflegen. V o n diesen meist astrologisch beeinflußten Regeln, die vielfach das Ergebnis eingehender meteorologischer Beobachtungen des A l t e r t u m s enthalten, sind ganz jene andern Sprüche zu trennen, die aus ungeschulter, naiver Naturbeobachtung des deutschen Volkes hervorgegangen sind und in die sich teilweise noch Relikte der deutschen Mythologie gerettet haben. Heute sind beide Richtungen so stark aneinander angeglichen, daß es unmöglich scheint, die Verbreitungsgebiete einzelner Vorstellungen geographisch gegeneinander abzugrenzen. Die Form dieser, B. genannten, Sprüche ist stets ein Bedingungssatz. Nach den in dem Nebensatz dieser Perioden enthaltenen Bedingungen darf man die B. etwa in folgende vier Gruppen gliedern: I. Astrologische Sprüche. 2. Sprüche, in denen aus der W i t t e r u n g bestimmter T a g e und Monate Aussagen für Ernte usw. gemacht werden. 3. A n Windeswehen, Donner und Blitzerscheinungen angeknüpfte Regeln. 4. Weissagungen aus Erscheinungen der Tier- und Pflanzenwelt. Die unter 1. genannten a s t r o l o g i s c h e n B. sind, wie gesagt, zum großen Teil auf antike Einflüsse zurückzuführen, die teils im Gefolge der Christianisierung der Germanen, teils auch mit dem Einzug der Astrologie im H./12. Jh. in Deutschland Eingang gefunden haben. Besonders müssen hier Vergils Geórgica v o n Einfluß gewesen sein, die Buch I, 3 5 1 — 4 6 3 eine Fülle dieser Vorzeichen enthalten. Die ältesten deutschen Sammlungen solchcr Sprüche sind die Bauernpraktik (s. d.) v o n
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1508 und R e y n m a n n s Wetterbüchlein (s. d.) von 1510. Die unter 2. erwähnten E r n t e w e i s s a g u n g e n aus der W i t t e r u n g bestimmter Monate und T a g e gehören zu den auf lokale Beobachtungen durch die Landbevölkerung zurückgehenden Regeln. Beispiele: a) M o n a t s r e g e l n : „März trocken, April naß, Mai lustig von beiden was, bringt K o r n in'n Sack und Wein ins F a ß . " „ D e r Mai kühl, der Brachmonat nicht naß, füllt dem L a n d m a n n Speicher, Keller, K a s t e n und F a ß " (Pfalz), b) W o chentagsregeln: „Freitagswetter — Sonntagswetter." „ R e g n e t s Sonntags über das Meßbuch, so hat man die ganze W o c h ' g e n u g " (Eifel). c) Gehören in gewissem Sinne hierher auch die an die Witterung b e s t i m m t e r T a g e i m J a h r (sog. L o s t a g e) angeknüpften Regeln. V o n Bedeutung sind: α) die T a g e v o n Weihnachten bis E p i p h a n i a s , die sog. Z w ö l f t e n (s. d.). Der Brauch, aus der W i t t e r u n g dieser Nächte (in seinem Ursprung scheint er mir noch nicht aufgeklärt) die W i t t e r u n g der Monate des kommenden Jâhres zu erforschen, ist über ganz Europa verbreitet; in Deutschland findet er sich wohl frühestens 1468 erwähnt (in England schon um 1120 bekannt). Mit den Lostagen beschäftigt sich manche B. Ein Beispiel: „ W i e s i c h die Witterung v o m Christtag bis hl. Dreikönig verhält, so ist das ganze J a h r bestellt" (Eifel). Vgl. Bauernpraktik, ß) Eine Reihe meist k i r c h l i c h e r F e s t t a g e : L i c h t m e ß (2. 2.), Mamertus, Pankratius, Servatius ( 1 1 . — 1 3 . 5.), Urban (25. 5.), Medardus (8. 6.), Johannistag (24.6.), Siebenschläfer (27. 6.), Maria Heimsuchung (2. 7.), Elias (20. 7.), Lorenz (10. 8.), Bartholomäus (24.8.), Agidius (1.9.), Michaelis (29.9.), Gallus (10.10.), L u k a s (18.10.), Allerheiligen (1. Ii.), Martini (11. 11.), Luzia (13. 12.; ehemals 25. 12.), Weihnachten (25. 12.). Ein Teil der zu diesen Tagen gedichteten Regeln besteht mit seinen Beobachtungen und Weissagungen der W i t t e r u n g zu R e c h t : vor allem die an Weihnachten und den Johannistag angeknüpften Prophezeiungen, da mit der in diese Zeit fallenden Sonnenwende W i t -
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terungswechsel einzutreten p f l e g t . Die in diesen Versen geweissagte L ä n g e v o n R e g e n p e r i o d e n ist in ihrer Z a h l a n g a b e o f t allerdings nur durch den R e i m b e d i n g t und e n t b e h r t so j e d e r B ç o b a c h t u n g s grundlage. Bei den hier v e r w e n d e t e n Z a h len spielt 40 eine große Rolle (wohl biblischen U r s p r u n g s ; v o m S i n t f l u t r e g e n abg e l e i t e t ? ) . A u ß e r d e m b e a c h t e man, d a ß den B.n, die an die L o s t a g e a n k n ü p f e n , der alte C ä s a r i s c h e K a l e n d e r z u g r u n d e l i e g t ; zu dem heutigen D a t u m sind also stets 12 b z w . 13 T a g e hinzuzuaddieren. Diese F e s t s t e l l u n g ist das w i c h t i g e E r g e b nis der großen S a m m l u n g und Bearbeitung landwirtschaftlicher Volksweisheit in S p r i c h w o r t und W e t t e r r e g e l f o r m , die A . Yermoloff durchführte. Yermoloff hat den zwingenden B e w e i s liefern können, d a ß w e i t a u s die meisten R e g e l n bis über das 16. J h . zurückreichen und bis auf den heutigen T a g eine uralte, d u r c h Gregors K a l e n d e r r e f o r m (1582) ungebrochene V o l k s t r a d i t i o n darstellen (A. Y e r m o loff, Der landwirtschaftliche Volkskalender 1905, 13 f.). Z u r Illustrierung auch hier w i e d e r einige Beispiele: „ W e n n a n L i c h t m e ß die Sonne scheint, dauert der W i n t e r noch l a n g " (Oelsnitz: V o i g t land). „ N a c h P a n k r a z und S e r v a z schaden die N a c h t f r ö s t e den F r ü c h t e n nicht m e h r " (allgemein). „ W e n n es a m T a g e der Siebenschläfer regnet, so h a t m a n vier W o c h e n l a n g R e g e n zu e r w a r t e n " (Planschwitz, V o i g t l a n d ) . „ E g i d e S o n n e n s c h e i n , t r i t t schöner H e r b s t e i n " (Oelsnitz: V o i g t l a n d ) usw. A l s 3. G r u p p e n a n n t e n w i r die W i η d -, B l i t z - und D o n n e r s p r ü c h e . Beispiele: a) „ W i e der W i n d a m 3., besonders a b e r a m 4. und 5. T a g e nach dem N e u m o n d ist, so w e h t er den g a n z e n Monat h i n d u r c h . " Diese auf T a g e berechneten W i n d s p r ü c h e scheinen wieder auf a n t i k e Einflüsse z u r ü c k z u g e h e n ; auch das A l t e r t u m k e n n t Monats- und Jahresweissagungen a u s den a m A n f a n g des Z e i t a b s c h n i t t e s w e h e n d e n W i n d e n (s. P r o gnostikum, Bauernpraktik). Deutscher B e o b a c h t u n g aber v e r d a n k e n R e g e l n ihre E n t s t e h u n g w i e : „ W i n d v o m Niedergang' ist R e g e n s A u f g a n g ; W i n d v o m A u f g a n g ,
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schönen W e t t e r s A n f a n g " oder „ G r o ß e r W i n d ist selten ohne R e g e n " . b) „ W e n n es im W e s t e n blitzt, so b l i t z t es nicht u m N i c h t s ; w e n n es aber im N o r d e n blitzt, so ist es ein Zeichen v o n H i t z . " A u c h in diesen S p r ü c h e n möchte m a n a n t i k e E i n f l ü s s e a u s den B l i t z b ü c h e r n (s. Blitz) v e r m u t e n . A n t i k e Einflüsse sind gleichfalls wohl f ü r die D o n nerweissagungen m a ß g e b e n d ; w e n n m a n S p r ü c h e hört w i e : „ W e n n es donnert über dem n a c k t e n Holz, k o m m t der S c h n e e über das b e l a u b t e " , o d e r : „ V o n w o im F r ü h j a h r der erste Donner herk o m m t , v o n dort k o m m e n im S o m m e r die gefährlichsten W e t t e r " , o d e r : „ W e n n es im Märzen donnert, wird es im W i n ter s c h n e i e n " , m u ß m a n an V e r w a n d t e s a u s der a n t i k e n L i t e r a t u r g a t t u n g der D o n n e r b ü c h e r (s. Donner) denken. U n t e r den a n a t m o s p h ä r i s c h e Erschein u n g e n a n g e k n ü p f t e n R e g e l n spielt a u c h der R e g e n b o g e n (s. d.) keine unb e d e u t e n d e R o l l e : „ R e g e n b o g e n am Morgen, m a c h t dem S c h ä f e r Sorgen, R e g e n bogen a m A b e n d , ist d e m S c h ä f e r lab e n d " , o d e r : „ Z e i g t sich ein R e g e n b o g e n , w i r d f ü r den A u g e n b l i c k schönes W e t t e r , bald regnets aber nach U n g n a d e n " . Die l e t z t e G r u p p e u m f a ß t die Regeln, die sich auf E r s c h e i n u n g e n der Τ i e r und P f l a n z e n w e l t beziehen. Beispiele: ,, W e n n die B ä u m e z w e i m a l blühen, wird sich der W i n t e r bis Mai hinz i e h e n . " „ W e n n im H o r n u n g die Mücken s c h w ä r m e n , m u ß m a n im März die Ohren w ä r m e n . " Oder m a n erkennt die W i t t e rung f ü r die folgenden T a g e aus dem T u n gewisser Kleintiere. So s a g t der B a u e r den R e g e n voraus, w e n n er die Frösche schreien hört, w e n n die T a u b e b a d e t , die G ä n s e auf einem F u ß stehen, H ü h n e r die S c h w ä n z e hängen lassen, R e g e n w ü r mer aus der E r d e kriechen, w e n n die Bienen sich nicht w e i t v o m B i e n e n s t o c k entfernen, m a s s e n h a f t leer zurückfliegen usw. Die eigentlich astrologischen W i t t e rungsregeln spielen h e u t e w o h l k a u m mehr eine Rolle. Die K e n n t n i s der andern R e g e l n wird aber bis auf unsere T a g e durch die jährlich erscheinenden Bauern-
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Baum
kalender, ferner durch die ioojährigen Kalender wachgehalten; diese Kalender sind neben dem Kreisblatt die fast tägliche, aber auch einzige Lektüre des L a n d manns. W i e wichtig dem Bauern die Regeln dieser Kalender sind, m a g ein.Fall aus dem Jahre 1779 beweisen: Der v o n der Berliner Akademie der Wissenschaften herausgegebene und auf astrologischen Voraussetzungen aufgebaute ioojährige Kalender enthielt bis 1779 die astrologischen Regeln. Dann versuchte die A k a demie, das unnütze Zeug fortzulassen; aber bereits 1781 mußte man es wieder aufnehmen, da der Kalender nicht gek a u f t worden war. Und dieses Traditionsbewußtsein ist in abseits gelegenen Dörfern bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. — Im letzten Grunde geht die ganze Weisheit dieser Kalender auf die Praktikliteratur des späten MA.s zurück (s. Prognostikum), unter der das berühmteste Buch die schon erwähnte Bauernpraktik (s. d.) v o n 1508 ist. Ferner ist für die Verbreitung der Regeln, die übrigens schon lange vorher im Volksmunde umgegangen sein müssen, Reynmanns W e t terbüchlein (s. d.) v o n 1510 wichtig. Die Textgeschichte (s. Bauernpraktik II) dieser beiden Schriften läßt über die Macht des Glaubens an diese Sprüche manches ahnen. Während die Bauernpraktik im wesentlichen auf astrologischen Voraussetzungen aufgebaut ist, bringt das W e t terbüchlein vor allem die auf atmosphärische Erscheinungen gegründeten Beobachtungen. Ganz astrologisch fundiert ist das Calendarium p'erpetuum des Langheimer A b t e s Knauer von 1701 (s. Kalender). Eine Bearbeitung der B. unter starker Benützung antiker Parallelen — sicher sind Vergils Geórgica, Germanicus A r a t e a , vielleicht auch Arats Diosemeia v o n Einfluß gewesen (s. Bauernpraktik II) — gibt es nicht. Inwieweit psychologische Unterschiede der Zeiten und Gegenden sich herausarbeiten lassen, und darauf müßte der Bearbeiter unbedingt achten, da sich manches für den deutschen Volksglauben daraus ergeben wird, z. B. in der W a h l der Bilder und Vergleiche usw.,
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vermag sagen.
ich
natürlich
noch
nicht
zu
Als Grundlage für eine derartige Arbeit kämen die großen Sammlungen der B. in Betracht, die für deutsche und ausländische B. A. Y e r m o l o f f Der landwirtschaftliche Volkskalender (1905) unter besonderer Berücksichtigung der russischen B. machte. Ferner G. H e 11m a η η Über den Ursprung der volkstüml. Wetterregeln. Beri. Sitzber., phys.-math. Kl. 1923, 148 ff.; R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das Wetter im Sprichwort. Leipzig 1864. Mit Literaturverzeichnis. Einzelne Gebiete Deutschlands: K ö h l e r Voigtland Kap. X ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 154 ff. ; MschlesVk. 6 (1899), 13 ff.; K ü c k Wetterglaube in der Lüneburger Heide. Hamburg 1915 ; R.-O. F r i c k Le peuple et la prévision du temps·. SAVk. 26 (1926). Über die Fragen antiker Tradition der B. gibt Anregungen G. H e l l m a n n Wetterweisheit des Volkes. Deutsche Rundschau 1924, ι . Teil, 45 ff. Stegemann.
Baum. I. Kultische Verehrung. — 2. B. als „Seelensitz". Opfer an den Baumgeist. — 3. Anthropogene Mythen. Kleinkinderbäume. — 4. Wesensgleichheit von Mensch und B. ; Lebens- und Schicksalsbäume. — 5. Übertragung der Vegetationskraft des B.es auf den Menschen. — 6. B. im Orakelwesen. — 7. Übertragen von Krankheiten auf B.e. Verpflöcken von Krankheiten.
I. Die k u l t i s c h e Verehrung des B.es, die sich bei allen indogermanischen Völkern nachweisen läßt, ist jedenfalls aus verschiedenen Wurzeln entsprungen 1 ). Ausführlich über diese Fragen haben gehandelt B o e t t i c h e r 2 ) , M a n n h a r d t ' ) , W u n d t 4 ) , J. H . Philpot6), Frazer®), Grant Allen7), Tylor8), Weniger9), H ö f 1 e r 10 ). Über Aberglauben, der sich auf bestimmte B.e bezieht, vgl. die betr. Stichwörter, z. B. Apfel(baum), Buche, Eibe, Eiche, Esche, Linde, Hasel, Holunder, Kirsche, Walnuß(baum), ferner Obstbaum (hier besonders der auf Fruchtbarkeitskulte bezüglichen Aberglauben), Rute, Weihnachtsb., Yggdrasil, Zweig. l ) H o o p s Reallex. 1 , 1 8 1 f. ') Der Baumkult der Hellenen. 1856. ') Wald- und Feldkulte der Germanen '. 2 Bde. 1904/05. 4) Z. B. Völkerpsychologie 4.—6. Band: Mythus und Religion, ι. Band 3 1920, 2. und 3. Band* 1914/15, 1, 165 ff. 510; 2, 231 ff. 6) The sacred Tree or the Tree in Religion and Myth. London 1897, 179. ·) Ζ. Β .Golden Bough 2,12 ff.; Totemism 4, 374. ') The Attis of Caius Valerius Catullus. London
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1892, vgl. ZfVk. 3, 98. ») Anfänge der Cultur, ins Deutsche übertragen von S p r e n g e l und P o s k e 2, 116. 224. 458. e) Altgermanischer Baumkultus. Leipzig 1919, vgl. Phil. Woch. 40, 170—200. 10) Wald- und Baumkult in Beziehung zur Volksmedizin Oberbayerns. München 1894.
2. Der B . gilt als S e e l e n s i t z , eine Vorstellung, zu der in einzelnen Fällen wohl die Sitte, daß Sterbende sich im Wald verbargen, Anlaß gegeben hat u ) . Der Wald (s. d.) gilt überhaupt als Aufenthaltsort der Abgestorbenen. Der B., der aus der Erde 1 2 ) hervorsprießt, und besonders der aus den Gräbern Verstorbener 1 3 ) hervorwachsende B . soll die Seele beherbergen. In der Sage wird der Geist in den B . gebannt 1 4 ). Die Hexen halten sich zwischen Rinde und Holz des B.es a u f l s ) . Auf die Anschauung des B.es als eines beseelten Wesens gehen vielfach abergläubische Bräuche zurück. Der Holzfäller bittet den B., den er fällen will, vorher um Verzeihung l e ). Aus dem mit der A x t verletzten B. quillt Blut hervor " ) . Dem B.geist werden Opfer dargebracht 1 8 ), die,,oblationes ad arbores" werden häufig in alten Bußbüchern erwähnt l e ). 11 ) W u n d t Mythus und Religion 1, 165; vgl. auch F r a ζ e r 2, 29 if. u ) Als Wohnung der Unterirdischen: die Zwerge wohnen unter Bäumen vgl. M a n n h a r d t 1, 60 f. " ( W a n d t Mythus und Religion i, 167; K o b e r s t e i n im Weim. Jb. r, 73 ff.; K ö h l e r ebd. 479 = Kl. Sehr. " ) Z . B . H e r z o g Schweizersagen 2, 42; H e s e m a n n Ravensberg 103; Me i c h e Sagen 125; vgl. G ri m m Myth. 2, 544 ί. 1δ ) A l p e n b u r g Tirol 266. 1β) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2 , 1 6 5 ; H e p d i n g Attis 133. " ) Z . B . F r a z e r 2, 18; M a n n h a r d t 1, 34 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 335 ; Urquell Ν. F . ι, 67 f. ; H ö f 1 e r Waldkult 5. 25. 57; G u n k e l Märchen 42; H e p d i n g Attis 106; W u n d t Mythus und Religion 1, 167; SAVk. 2, 108. le) G r i m m Myth, ι, 540 f.; M a n n h a r d t 1, 59 f.; K o l b e Hessen 109; J a h n Opfergebräuche 205 ff.; L i e b r e c h t Zur Volksk. 8; ZfrwVk. ι , 59. " ) M a n n h a r d t i, 71.
3. Bei vielen Natur- und Kulturvölkern sind Mythen bekannt, nach denen die Menschen aus B.en entstanden sind. Die Edda (Völuspa) läßt die ersten Menschen aus askr (Esche, s. d.) und embla (Ulme ?) entstehen 20 ). Möglicherweise beruht dieser Schöpfungsmythus auf totemistischer Grundlage 2 1 ). Damit wäre die Volkssage zu vergleichen, daß die kleinen Kinder
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aus B.en kommen 22 ). Die Hebamme holt die kleinen Kinder aus einem bestimmten hohlen B. (in der Schweiz „ K i n d l i b . " genannt) 2S ). i0 ) G r i m m Myth. 1, 465; Schäfer Verwandlung 6 ff. ; H e 1 m Relig.gesch. ι, 160 f. ; 1 F r a z e i 1, 188; v. d. L e y e η Sagenbuch 1, 74· S1 ) H e l m Relig.gesch. ι , 157 ff. ») W ο 1 f Beitr. I, 170; S c h w e b e l Tod und ewiges Leben 22 ff.; M e y e r Germ. Myth. 86. Wolf Beiträge 2, 358; ZfdMyth. 2, 92; L ü t o l f Sagen 366 f. 550; SchwVk. 3, 78; M e y e r Baden 9. 14.
4. Tief eingewurzelt ist der Glaube an eine W e s e n s g l e i c h h e i t von Mensch und B. Gewisse B.e werden mit „ F r a u " angeredet, ζ. B. die Hasel als „ F r a u Hasel" 2 4 ). Der Holunder wird in Krankheitsbeschwörungen mit „ H e r r Flieder" begrüßt 25 ). Im allgemeinen gelten die B.e (Fruchtbarkeit) als w e i b 1 i c h M ). Die B.e reden und singen 27 ). Was dem Familien- oder Schutzb. geschieht, das geschieht auch dem Menschen 28 ). Das Verdorren des „Lebensbaumes" bedeutet auch den Tod seines Besitzers w ). Der B., an dem sich einer erhängt hat, verdorrt ebenfalls Den B.en wird, wie den Haustieren, der Tod ihres Besitzers angesagt und sie werden geschüttelt, damit sie nicht absterben s l ). Häufig besteht die Sitte, daß f ü r den Neugeborenen ein Bäumchen gepflanzt wird. Wie dieses gedeiht, so gedeiht auch das Kind 3 2 ). Der Alp drückt nicht nur Menschen, sondern auch B.e 33 ). M ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 475. >5) Ebd. ι, 20. »·) F e h r l e Kult. Keuschheit 166; Κ o 1 b e Hessen 94. **) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 335; ARw. 17, 132 ff. 28) M a n n h a i d t ι, 50. 53; Pfannenschmid Erntefeste 572 f.; ZfVk. 8, 1 4 1 ; S c h w e b e l Tod und ewiges Leben 24 ff. 28 f. " ) M e i c h e Sagen 1 1 ; Ρ a η ζ e r Beitrag I, 266; R o c h h o l z Kinderlieder 287 ; J o h n Erzgebirge 184. ">) ZfrwVk. I, 63; 3, 210. «) F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 3 2 ; Urquell 1, 10. ») Z. B. ZfrwVk. 5, 226. 3S) K ü h n a u Sagen 3, 138 ff.; M e y e r Germ. Myth. 1 2 1 .
5. Die dem B.e innewohnende Vegetationskraft kann auf magische Weise Menschen und Tieren mitgeteilt werden. Über die hieher gehörigen V e g e t a t i o n s - bzw. F r u c h t b a r k e i t s k u l t e und den sich daran knüpfen-
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den Aberglauben vgl. Lebensrute, Maib., Obstb., Palmzweig. 6. Aus den obenerwähnten Anschauungen über den B. als Geistersitz, als beseeltes Wesen, als ein Wesen, dessen Wurzeln in die Tiefe, den Sitz der Unterirdischen, reichen, als Symbol und Verkörperung der Fruchtbarkeit entspringt die Verwendung des B.es im O r a k e l w e s e n 34). Ähnlich \vie die Priester der griechischen Antike aus dem Rauschen der Zeuseiche in Dodona die Stimme des Gottes vernahmen und daraus weissagten, so werden auch im deutschen Volksglauben die B.e häufig als weissagend gedacht. Besonders verbreitet ist die Sage vom dürren B. (s. d.), dessen Grünen die kommende Weltschlacht ankündigt 35 ). Andere B.e (besonders Obstb.e) wieder werden im L i e b e s o r a k e l gebraucht, sie werden in der Andreasnacht usw. geschüttelt; aus welcher Gegend dann ein Hund bellt, aus der wird der künftige Freier erscheinen (vgl. Apfel-, Birn-, Zwetschgenb.). Ungewöhnliche Blütezeit von B.en sagt Unglück voraus 3e ). Hört man im Wald einen B. krachend fallen, so ist es eine böse Vorbedeutung 37 ). M ) Vgl. auch Ρ h i 1 ρ o t a. a. O. 93—108. ") M e y e r Germ. Myth. 86 f. ; Ζ u r b ο η s e η Die Völkerschlacht am Birkenbaum ·. Köln 1910; vgl. auch Birke, Birnbaum. 3e) ZfdMyth. i , 236; vgl. auch Apfelbaum. 3') Urquell 5, 88.
7. In der V o l k s m e d i z i n dienen viele B.e zum Ü b e r t r a g e n von K r a n k h e i t e n , die Krankheit wird in den B. gebannt 38 ). Ganz allgemein werden die Krankheiten auch in den Wald verbannt 3 e ). Gegen Gicht wird ein Gichtbaum gesetzt, mit dessen Wachsen die Krankheit abnimmt 40 ). Ebenso werden die Krankheiten in B.e verkeilt oder verpflöckt 41 ). Die ersten ausgefallenen Zähne eines Kindes müssen in einen hohlen B. geworfen werden, das schützt gegen künftiges Zahnweh 42). Besonders gerne werden Finger- und Zehennägel, Haare, aber auch Kleidungsstücke (oder Fetzen davon) des Kranken in den B. verbohrt. Kleidungsstücke werden auch an den B. („Lappenb.e") 43) gehängt. Eiserne Nägel werden in den B. geschlagen, um das
Zahnweh zu vertreiben 4 4 ). Gegen Zahnweh nimmt man ein Stück Holz von einem blitzgetroffenen B. und stochert mit einem Splitter davon den schmerzenden Zahn blutig 45 ). Ähnlich schreibt Ρ 1 i η i u s 4β ), daß man gegen Zahnschmerzen aus einem vom Blitz getroffenen Holz mit den auf den Rücken gelegten Händen (das Holz darf also nicht mit der Hand berührt werden!) etwas herausbeißen und an den Zahn halten müsse. Kranke kriechen durch B.e, die von Natur oder künstlich gespalten sind, oder sie werden hindurchgezogen (s. durchkriechen). M) G r i m m Myth. 2, 979; Mannhardt χ, 20; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 1 1 6 f . ; BayHefte 10, 35 ff. ») Z f V k . 5 , 2 5 . «) E n g e l i e n u. L a h n 267. " ) Literatur ζ. B. bei Z a h l e r Simmental 93. " ) R o c h h o 1 ζ Kinderlieder 337. 4S) H o v o r k a u , K r o n f e l d 1,267. 41 ) A n d r é e Braunschweig 420; vgl. auch H o v o r k a u . K r o n f e l d 2 , 8 7 4 . *·) Ζ. Β. Α η d r e e Braunschweig 422; ein Span von einem solchen Holz bei sich getragen, macht stark: W u t t k e 97. *·) Nat. hist. 28. 45. Marzell.
Baum s. d ü r r e r
Baum.
Baumgans, nach der einen (häufigeren) Überlieferung die B e r n i k e l g a n s (Brehm 1 ): auch Nonnen-, See-, Nordgans, Branta leucopsis Bechst. ; Leunis 2 ) : Bermela leueopsis; Carus 3 ): Anser bernicla), nach anderer die R i n g e l g a n s (Brehm: auch Bronk-, Kloster-, Rottgans, Branta bernicla Linn., Anser torquatus; Leunis: Bernicla brenta Steph., Anser torquatus Frisch). So verworren, wie die zoologische Bestimmung der B. 4 ), ist die anscheinend in Deutschland nie Volksglaube gewordene Sage von ihrer Entstehung aus Baumfrucht oder aus Muscheln. Der Ursprung der Sage ist noch unaufgeklärt 5), aber beide Vorstellungen sind wohl im 12. und 13. Jh. aus Irland oder England in Nordeuropa eingedrungen. Der älteste sichergestellte Bericht findet sich in den arabischen Reisenotizen aus dem 10. Jh., die Qawzini überliefert 6 ) : „ A m Strande des Meeres der Insel Schâschîn 7 ) wachsen Bäume, und bisweilen stürzen die Ufer ab, und ein Baum fällt ins Meer und schwankt infolge der Wogen, bis sich ein weißer Nebel bildet.
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Das geht dann so fort und der Nebel nimmt zu, bis er sich in Gestalt eines Eis zusammenballt. Dann furcht sich das Ei in Gestalt eines Vogels: nur mit seinen beiden F ü ß e n und mit seinem Schnabel haftet er noch fest. W a n n dann Allah will, daß der Wind ihn anbläst, werden seine Federn erzeugt, und es lösen sich Füße und Schnabel v o m Holz. So wird er ein Vogel, der über das Meer an der Oberfläche des Wassers dahinschießt. Niemals findet man ihn lebendig; wann aber das Meer brandet, wirft ihn das Wasser an den Strand, welcher al-gattâsa (der Taucher) genannt wird. A h m e d ibn O m e r al-'Uhdri / erzählt: Ein Mann brachte ein Holz, an dem sich schon ein A n s a t z zu Eiern gebildet hatte, einem König, und der K ö n i g befahl, darüber einen Kuppelbau·, ähnlich einem K ä f i g zu bauen und es im Wasser zu lassen, und unausgesetzt blieb es am Ufer, bis sich die Vögel v o n dem Holze lösten innerhalb des Kuppelbaues." Weitere Berichte in den Otia imperialia des G e r v a s i u s von Tilbury (c. 1210) 8 ), nach welchem es an der Meeresküste von K e n t bei Faversham weidenartige Bäume gebe, in deren Früchten Vögel wüchsen, die dann, größer gewachsen, ins Meer fielen. Diese bekämen die Größe einer mittelmäßigen Gans und würden in Fastenzeiten gegessen. Das V o l k heiße den Vogel Barnet(a). Ähnliches berichtet S i l v e s t e r . G i r a l d u s (Cambrensis, geb. 1146) ®). Nach Angabe des J a c o b u s d e V i t r i a c o (f 1240) 10 ) sollen die B.e an der flandrischen K ü s t e entstehen. T h o m a s Cantimpratens i s (f 1270) u ) , der sich auf Aristoteles b e r u f t 1 2 ) , s a g t : „ d i e Barliaten (barliates) wachsen auf Bäumen;, es sind die Vögel, welche das V o l k Barnescas n e n n t " ; ähnlich V i n c e n t i u s Bellovacens i s 1 3 ) : De Barliathe (nachher: Bartlathes) sive Berneka. K o n r a d v. M e g e η b e r g , der in seinem „ B u c h der N a t u r " (c. 1350) sonst Thomas Cant, folgt, braucht die uns unerklärlichen Namen B a c h a d ( i s ) , w e k : (ed. Pfeiffer, S. 172): „Bachadis haizt ain bachad und haizt etswâ aia wek. daz ist ain vogel der wehst von holz.
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und daz holz hât vil äst an im, dar auz die vogel wachsent, also daz ir zemâl vil an dem paura hangt, die vögel sint klainer wan die gens und habent fiiez sam die änten, si sint aber swarz an der varb reht sam aschenvar. si hangent an den paumen mit den snäbeln und hangent an den rinden und an den stammen der paum. si fallent pei zeit in daz mer und wahsent auf dem mer, unz si beginnent ze fliegen, etleich laut âzen die vogel, aber Innocentius der vierd pâbist des namen verpôt die selben vogel in einem concili ze Lateran."
A l b e r t u s M a g n u s (1193—1280) t u t bei der Beschreibung der verschiedenen Gänsearten den Aberglauben mit den W o r t e n a b : „(genus) quod vulgus dicit nasci de a r b o r e " 1 4 ) . Auch R o g e r B a c o n soll ihn (lt. Carus 193) ablehnen. W a n n zuerst die Ansicht von der Entstehung aus der M u s c h e l Lepas añadiere aufgetaucht ist, vermag ich nicht zu sagen. Im 16. Jh. kommt sie bei verschiedenen Schriftstellern vor. So 0 1 a u s M a g n u s , C. G e s η e r 1 δ ) , S e b . Münster16), John G e r a r d (e) u. a. 17 ). Interessant ist namentlich dieses letztern „ H e r b a i " (1596) 1 8 ), weil er behauptet, die aus Muscheln entstandenen Vögel selbst gesehen zu haben. Ferner berichtet der Basler T h o m a s P l a t e r der Jüngere 1599 in seiner englischen Reise, die handschriftlich auf der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt w i r d , daß er sowohl die Muscheln als einen K o p f dieser B. gesehen habe: „Der Baumgänsen, wie ich naher Basel aus Languedock einen Krug voller Muschlen verschickt habe, hadt es in Engellandt, sonderlich aber in Schodtlandt auch viel. Und wagsen solche muschlen an alten beümen, schiffen, steinen und anderstwo, da sich der samen hinsetzen (?), werden erstlich kleine muschlen, die nach vnndt nach zunemmen biß endtlich die muschlen aufgeht vnndt wie auß einem E y ein Baumgans (Bernick) herfür kompt vnndt schön groß halb weiß halb schwartz oder eschenfarb wirdt, wie dann solches glaubwirdige leut, vnndt ich einen rechten köpf solcher gans gesehen hab."
Die Anschauung schleppte sich weiter durch das 17. u. 18. J h . ; ja noch i. J. 1801 war in London „ t h e wonderful goosetree or barnacle-tree, a tree bearing geese" ausgestellt. Vermutlich handelte es sich bei diesen gänseerzeugenden Muscheln um die sog.
Baumhacker—Bauopfer E n t e n m u s c h e l n , die P e d u n c u l a t e n , eine U n t e r o r d n u n g der Cirripedien, w e l c h e j e d e m B a d e g a s t a m Meere b e k a n n t sein d ü r f t e n und in großer Menge a n P f ä h l e n und B a u m s t ä m m e n h ä n g e n . D a n u n die Gänse plötzlich an j e n e n K ü s t e n a n den Orkadeninseln erscheinen und b a l d wieder verschwinden, g l a u b t e das V o l k , j e n e Muscheln m i t den f e d e r a r t i g e n F ü ß c h e n w ä r e n die j u n g e n Gänschen, die dann schließlich aus der Schale h e r v o r k r ö c h e n . Der Forscher W i l h e l m B a r e n t z , ein Holländer, sah j e d o c h 1595 diese R o t gänse in Grönland b r ü t e n und k l ä r t e die S a g e auf. Ausführlich handeln ferner über die B.e: M i c h . M a i e r Tractatus de volucri arborea absque patre et maire in insults Orcadum forma anserculorum proveniente... Francof. 1619 (zitiert P l u t a r c h , der aber, wie A r i s t o t e l e s , nur von der Entstehung " ) der Insekten aus oder in Bäumen spricht) ; F. B a s sett Legends and Superstitions of the Sea and of Sailors. Chicago 1885, revised 1892, der die älteren Berichte zusammengestellt hat oder aus L a η d r i η Les monstres marins entnimmt. Auch M a x M i i l l e r hat in seinen Lectures on the Science of Language, 2nd series, 1864, 533—51 die Sage und den Namen von der Bernikelgans behandelt. Der von Liebrecht ,0) beigezogene Bericht Wilhelms v. Malmesbury (c. 1095 bis c. Ii42) 1. 2, c. 8, 58, wonach König Edgar von England, „dum ad cacumen arboris oculos intendit, vidit poma, unum et alterum, delapsa in fluvium, quorum collisione bullís aquatilibus inter se crispantibus, vox articulata insonuit : .Well is thee', i. e. bene est tibi", scheint fernzuliegen. ') Tierleben 6, 263. *) Synopsis § 332, 2. *) Zoologie 190. *) Heute heißt die auf Bäumen nistende Gans Alopochen Stejn ( B r e h m 6, 250), die aber offenbar mit unserer sagenhaften auf Bäumen w a c h s e n d e n B. nichts zu tun hat. «) C a r u s Zoologie 193 f. zitiert unter anderm P e t r u s D a m i a n u s („InselThilon in Indien"), die cabbalistische Schrift S o h a r und S c h u l c h a n A r u c h , was auf Ausbreitung im Orient schließen läßt. e) G e o r g Jacob Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe aus dem 9. u. 10. Jh. (Berlin 1927) S. 32. ') In „Schäschln" vermutet Jacob „Sachsen" = England, H o l t h a u s e n in Germ.-Rom. Monatschrift 15 (1927), 380: Irland. 9) Tertia Decisio, cap. 123. Dazu die Anm. von L i e b r e c h t i n s . Ausgabe, S. 163. ·) Topographia Hiberniae cap. I i : De Bernacis ex abietibus nascentibus (nach C a r u s Zoologie 191 A. 162). 10) In der Historia Hierosolymitana, abgedruckt in den Gesta Dei per Francos. Hanoviae 1611, n i 2 (n. C a r u s
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192, A. 163). u ) De natura rerum (η. Carus 192, ohne genaues Zitat). " ) Bei Aristoteles ist nur die Entstehung von I n s e k t e n aus faulendem Holz erwähnt. l s ) Speculum naturale 16, 40. " ) De animalibus ed. Stadler 23, 22. ls ) Vogelbuch. Frankf. 1600, 73 (zitiert in einem längeren Bericht T u r n e r u s , G y r a l dus. Eliota, Olaus, Münster, S a x o , A r i s t o t e l e s , A l b e r t u s [als ablehnend], B o e t h i u s [d. i. B o ë c e Cosmographie of Albioun 1541]). " ) Cosmographie Basel 1544, 40, wo noch ein Holzschnitt beigegeben. " ) Über die Verbreitung der Überlieferung im 16. u. 17. Jh. s. G. F u η c k (resp. G. S c h m i d t ) De avis britannicae vulgo anseris arborei ortu et generatione. Regiomonti 1689; J. E. H e r i n g (resp. Joh. Junghans) De ortu avis britannicae. Witebergae 1665. — Ferner G r ä s s e Beitr. ζ. Kunde des MA .s 1850, 80 (nach L i e b r e c h t Gervasius 163). w ) s. Κ. Κ η o r t ζ Vögel 37 f.; Swainson Folh-Lore of British Birds (London 1886) 150. ") Vögel 38 Anm. M ) Gervasius 163 unten. Hoffmann-Krayer.
Baumhacker s. S p e c h t .
Bauopfer. Das B. 1 ) ist ein über die g a n z e E r d e und bei V ö l k e r n aller K u l t u r stufen verbreiteter Brauch. W i r finden ihn in China, J a p a n , Indien, S i a m , B o r neo, in A f r i k a , bei den Semiten, auf Neuseeland, T a h i t i , H a w a i i , den Fidschi-Inseln u n d d e n C h i b c h a s in S ü d a m e r i k a . Bei allen europäischen V ö l k e r n ist es im M A . v e r b r e i t e t und l e b t v i e l f a c h noch bis z u r G e g e n w a r t in einzelnen B r ä u c h e n 2 ). D e r Glaube, j e d e r N e u b a u fordere ein Opfer, b e r u h t auf dem G e d a n k e n , d a ß d ä m o n i sche M ä c h t e (Erd- u n d F l u ß g ö t t e r ) v e r s ö h n t w e r d e n müssen, in deren H e r r s c h a f t s b e r e i c h der Mensch d u r c h seine B a u t e n eingreift. So b e s t e h t in S c h o t t land der G l a u b e , d a ß bei g r o ß e n B a u t e n , ζ. B . alten B u r g e n , M e n s c h e n o p f e r Geb r a u c h seien. E i n e gaelische T r a d i t i o n , d a ß zur V e r s ö h n u n g der Geister des B o d e n s bei einem K l o s t e r b a u ein Mensch eingemauert sei, zeigt n o c h d e u t l i c h den ursprünglichen S i n n des B . s s ). Besonders bei slawischen V ö l k e r n ist das B . bis zur G e g e n w a r t als B r a u c h erh a l t e n 4 ). Zweifellos w a r e n die ursprünglichen B . Menschen, die lebend in die F u n d a m e n t e e i n g e m a u e r t w u r d e n 6 ). Besonders das O p f e r v o n K i n d e r n ist hier a u ß e r o r d e n t lich h ä u f i g ·). Bei weiterer E n t w i c k l u n g
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bauten—Beatus
mildert sich der B r a u c h ; es treten Tiere 7 ), Eier, Geld 8 ), Spielkarten®), sogar der Schatten 1 0 ) als B . auf und allerlei Ablösungsbräuche n ) lassen das Opfer ganz zurücktreten. Besonders das Kinderopfer bei Bauten tritt stark hervor in Sagen wie auch in Funden. Durch Einmauern eines K i n des wird eine Burg unüberwindlich gem a c h t 1 2 ) , und bei Dammbrüchen gelingt das Schließen der Lücke erst durch das Hineinwerfen eines Kindes, das bisweilen von armen Müttern oder Zigeunerinnen dazu gekauft wird 1 3 ). Das Kinderopfer soll öfter freiwillig gebracht sein 1 4 ). Auch zum Tode Verurteilte kommen als B . vor1S). S. a. A b w e h r z a u b e r 5 (i, 146 f.) ; Einmauern; Kinderopfer. ') Als allgemeine Darstellungen vgl. Τ y 1 o r Cultur ι, 94 ff. ; F r a ζ e r 3, 90 ff. ; A η d r e e Parallelen ι (1878), 1 8 f f . ; Glimm Myth. 1, 37; 2, 813. 956 ff.; 3, 451 Nr. 499; R. M. M e y e r Relig.gesch. 200f. 426; R e u s c h e l Volkskunde 2, 61; B o c k e l Volkssage 144 f.; S c h w e η η Menschenopfer 197 ; J a h n Opjergebräuche 340; S o l d a n - H e p p e 2, 425; L e w a 11 e r - S c h 1 ä g e r 2, 254 A; K u h n und S c h w a r t z 77. 479; M e i e h e Sagen 444 Nr. 580, 933 Nr. 1140; H e l l w i g Aberglaube h i ff.; S t r a c k Blut 203 ; S a r t o r i 2, 195; ZÍEthnol. 30 (1898), ι ff.; Kurt K l u s e ni a η η Das Bauopfer. Eine ethnographischprähistorisch-linguistische Studie. Graz 1919. a ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 287. Für Indien: Urquell 4 (1893), 195; C r o o k e Northern India 297; ZfVk. 23 (1913), 149. Semiten: M a r t i Altes Testament 27; Urquell 5 (1894), 188; S e l i g m a n n 2, 291; Siam: L i p p e r t Christentum 457. 3) L i e b r e c h t Gervasius 170 *) Κ r a u Β Religiöser Brauch 158 ff.; Mitteil. d. Anthropol. Ges. in Wien 17 (1887), 16 ff.; K a i n d l Hausbau und Bauopfer bei den Ruthenen in Urquell 1, 83 f. und ZfVk. 1 (1891), 1 1 4 ; für Polen: Urquell 3 (1892), 165; S t r a u ß Bulgaren 5 1 1 . 5) Einmauerung eines Gefangenen im Detmolder Schloß: ZfrwVk. 9 (1912), 229. Menschenopfer bei Deichbruch im friesischen Recht: Urquell 2 (1891), 190. ·) Kinderopfer bei Bauten: A n d r e e Parallelen 1 (1878), 18; Urquell 2 (1891), 110; S t r a c k e r j a n 1, 126. 133; B a r t s c h Mecklenburg 1, 283; S c h u l e n b u r g IF. S. 39; K u h n Westfalen I, 1 1 5 Nr. 122. Bei Brückenbau: W u t t k e § 440; W i t z s c h e l Thüringen 1, 281 Nr. 5; 2, 63 Nr. 74; B e c h s t e i n Thüring. Sagenbuch I, 92. 246. ') Urquell 2 (1891), 110; 3 (1892), 165. 209. 233; 4 (1893), 195; D r e c h s l e r Schicsien 2, 1; J o h n Oberlohma 164;
F r i s c h b i e r Hexenspr. 106; S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 20. 66. ') Urquell 2 (1891), 190. 8) Karten verschiedener Farben bei Stallbau eingemauert: J o h n Westböhmen 24s. 10 ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 60; ZfVk. 21 (1911), i n . n ) S e l i g m a n n 2, 285; ZfEthnolog. 1898, 49; ZfrheinVk. 5 (1908), 173. 12 ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 326 Nr. 6 (Anm.); G r i m m Myth. 2, 956; M ü l l e n h o f f Sagen 331 ; G r i m m D. 5. 182. " ¡ U r quell 2 (1891), 1 8 9 f . 25; S t r a c k e r j a n ι, 127 f.; W u t t k e 300 § 440; >4) M ü l l e n h o f f Sagen 242 Nr. 331 ls ) W i t z s c h e l Thüringen ι, 282 Nr. 280. Stiibe.
bäutetl s. b e s p r e c h e n . Bazarachiel, Stammgeist *), einer der mit E l - G o t t zusammengesetzten Geisterund Engelnamen. Es ist wohl eine mit E i n f ü g u n g der Silbe ζα gebildete Erweiterung von Βαραχιήλ, Vulg. Barachel Hiob 32, 2, d. i. „ G o t t hat gesegnet". Oder es ist an den Namen des Engels Baragiel Βαρακιήλ2) zu denken, der auf "PIS „mein Glanz, Blitz ist G o t t " , vgl. auch "¡5"¡a „Morgenstern", zurückgeht; * und χ werden oft vertauscht. Die Zusatzsilbe ζα z. B . in dem Gottesnamen B«XUX — Β α ζ«χοχ 3 ) oder in dem Engelnamen Ίαζαχαήλ 4) usw. l ) K i e s e w e t t e r Faust 446. ') Das Buch Henoch ed. F l e m m i n g - R a d e r m a c h e r (1901), 24. 25. 87; vgl. MjdVk N. F. 2 (1906), 1 1 7 ; R e i t z e n s t e i n Poimandres (1904), 292. 3) Le Musée Belge 18 (1914), 23 ff. 4 ) R e i t z e n s t e i n a. a. O. 298. Jacoby.
B e a t r i x s.
Abdontag.
Beatus, hl. Bekenner, Fest 9. Mai, gehört zu den alten Patronen des Schweizerlandes *), wo er als Einsiedler lebte und seine Zelle in dem später nach ihm benannten S a n k t Batten (Beatushöhle) am Thunersee hatte, einer uralten Siedlungs- (und Kult-?)stätte, geschichtlich dunkel, da eine alte Vita fehlt und eine solche erst in des Basler Minoriten Agricola Heiligenbüchlein, der 1 5 1 1 in Basel gedruckten V i t a Beati, vorliegt. Seit Beginn des 13. J h . s als Patron der Kirche von Beatenberg nachweisbar. Das Augustinerkloster Interlaken hatte die Gebeine des Heiligen mit Silberdraht aneinanderfügen und in einem silberbeschlagenen Sarg in der Höhlenkapelle Beatenberg beisetzen lassen 2 ). Um 1 3 0 0 wurde er auch durch einen Altar im
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Becher—Becken
Fraumünster zu Zürich geehrt. Das alte Sankt Batten war bis 1528 der größte Wallfahrtsort Berns. Besonders in Pestzeiten wallfahrtete man zum Haupt und zu den Gebeinen des Iii. Beat, sonst auch wegen Heilung erkrankter Kinder oder Erwachsener, wie das Sprüchlein eines Knaben zeigt: „ G o t t grüeß di, Sant B a t t ! Diesen Chääs schickt dir myn Att. E r het böösi Scheichen, Weltist (wollest) Besserung verleichen" 3 ). 1 ) S t ü c k e l b e r g Die schweizer. Heiligen 14 f.; K ü n s t l e Ikonographie 122 ; vgl. weiter R. S t e c k Zur Beatusfrage in BlfBernische Gesch. 12 (1916), 273—295; Bächtold Stretlinger Chronik (Frauenfeld 1877), L H ; B u c h m ü l l e r Beatenberg 26 ff. ; G e 1 ρ k e Sagengeschichte ι — 2 4 ; W y ß Reise 1, 297 ff.; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 5 ff. ! ) S t ü k k e 1 b e r g Reliquien in der Schweiz 1, X X X V I 80. 104; 2, 32. 3) Β u c h m ü 1 1 e r a. a. O. 52. Wrede,
Becher. Auf Grund der genaueren Fundkritik in der Vorgeschichtsforschung kann es als erwiesen gelten, daß die Sagen von B., die den Elben, Zwergen und Geistern, oft bei Gelegenheit eines Gelages in einem Grabhügel, entführt wurden, auf tatsächliche Bodenfunde zurückgehen, wenn auch das Motiv in seiner volkstümlichen Entwicklung zunächst als Wandermotiv überprüft werden muß *). Der aus vorgeschichtlicher Zeit fortgeerbten Form des Maserb.s schrieb man vielleicht giftabwehrende K r ä f t e zu 2 ). Außer den ledernen oder hölzernen B.n zum Würfeln kennt unser Volk diesen Gefäßtypus aber kaum. Seit der Vorgeschichte ist er vielmehr den höheren Ständen eigen 3 ), und so ist denn der B. auch in den hergebrachten Komplex magischer Handlungen nicht einbezogen worden. Trünke aus einem B . schildert uns das Volksmärchen freilich oft genug als verhängnisvoll oder irgendwie bedeutsam, doch eigentlich nur in jener lebensnahen Art, in der sie in älterer Zeit tatsächlich im gesellschaftlichen und politischen Leben Europas und namentlich des Orients eine solche Rolle spielten 4). Es ist wohl kein Zufall, daß eine Sage von einem in neun Ecken gearbeiteten wundertätigen Pokal der Familie
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Neuneck 111 Württemberg diesen als Geschenk des Patriarchen von Konstantinopel an einen Vorfahren des Geschlechts gelegentlich eines Kreuzzugs bezeichnet s ). ») W o l f Beitr. 2 , 154; M ü l l e n h o f f Sagen 293 ff. 576 f.; L i e b r e c h t Gervasius 129; R a n k e Volkssagen 1 3 1 ; S e p p Sagen 26 Nr. 10; H e y 1 Tirol 409 Nr. 95; K ö h l e r Voigtland 554; M e i c h e Sagen 31 Nr. 29; M ü l l e r Siebenbürgen 140 f. s) IllVk. 3, 374. s ) Vgl. W o l f Beitr. 2, 275. *) M e y e r Germ. Myth. 218; S c h u l t z Zeitrechnung 3 2 f t . ; S é b i l l o t Folk-Lore 4, 296. ') B i r 1 i η g e r Volhsth. ι, 228. Haberlandt.
Becherpilz s. P i l z . Becherwahrsagung s. L e k a n o m a n t i e. Becken (Musikinstrument), ι . Ausschwärmenden Bienen (s. d.) soll man, damit sie sich sammeln und anlegen, mit klingenden B. folgen *). Die Ansicht geht auf Angaben antiker Naturforscher 2) zurück und wird auch durch Vergil und O v i d 3 ) vertreten; ein Teil der Schriftsteller rät unbestimmt oder allgemein zu Geklingel mit Erz 4). Furcht oder Musikliebe der Bienen soll der Grund für die Wirksamkeit des Mittels sein. Tharsander 5 ) bezweifelt aus rationalistischen Gründen die Richtigkeit der Anschauung; Réaumur β) hat sie experimentell widerlegt. ') [N i k e 1 J a c o b ] Gründllicher vnd nützlicher vnterricht von wartunge der Bienen (Görlitz 1593) cp. V ; A n d r e a s P i c u s Ein Büchlin oder Tractetlin j von den Ihmen / . . . o. O. 1595, der ander Theil, Kap. 2 (Bl. B V); J o h. C o l e r u s Oeconomia ruralis 1 (Mayntz 1645), 547 u. 554; B e c h e r Erster Theil des klugen Hausvaters (1708), 186 = BIPomVk 2 (1893), 26 = H e c k s c h e r 2, 384; Z e d i e r Univ. Lex. 2 (1732), 980; s. ferner: Bartholoraaei A n g l i c i de . . . rervm proprietatibus (Francofurti 1601) lib. X V I I I cp. I i (S. 1019) ; [F i s c h a r t] Bienenkorb deß heil. Rom. Immenschwarms [1588] 7. Stück 6 Kap., S. 265 b; bildlich dargestellt auf dem Titelblatt von Τ h o m a e C a n t i p r a t a η i Bonum Vniversale de Apibus (1627). DEr veldtbaw od' das buch von der veld arbeyt . . . von dem Kayser Constantino dem vierdten / . . . beschriben, Vnd yetz newlich durch D. Michael Herren / . . . vertolmetscht. Straßburg 1545 Bl. cxxxj v°; U l y s s i o A l d r o V a η d i Philosophie de A nimalibvs insectis libri Septem. Francofvrti M.DC. X X I I I S. 18.
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Beckenzauber—bedecken
Sp. b; in einem Gedichte Harsdörfers von 1657 auf die Bienen, s. a. Idunna und Hermode, hgg. von Gräter, Jg. 1814, 109. Angeblich noch heute geübt: J a k o b M a y e r Fachlicher Sachkommentar zu Vergils Preisgedicht auf die Bienen (Budweis 1902), 29; H. S e e m a n n Annotationes in Vergila Georgicon . . . (Neisse 1870), 5; Hmtl. I i (1924), 40 mit weiterer literatur. *) Geoponicorum lib. XV, cp. 3 , 7 ; V a r r ò rerum rusticarum lib. III, 16, 7. * ) V i r g i l Georgicon lib. IV, 64; O v i d fasti lib. III, 739 if. 4) Belege aus der Antike bei Ρ a u 1 y - W i s s o w a 3, 444; V i n e . B e l l o v a c e n s i s Spec. nat. (s. 1. e. a.) lib. X X X , cp. 77 u. 86; M e g e n b e r g ed. Pfeiffer 292; A l b e r t u s M a g n u s á í animalibus lib. V i l i •tract. 4, cp. 4 (ed. Stadler ι, 645/6); J o h. J o n s t o n u s Historiae Natvralis de Insectibus lib. III, S. 12; Insectorvm sive minimorum Animalium Theatrvm T h o . M o v f e t i (London 1634), S. 17 usw. ') Schauplatz 3, 383. ·) Mémoires pour servir à l'histoire des Insectes, Tome 5ème sec. Partie (Amsterdam 1741), 299. — s. w. Β i e η e § 4. 2. Bei vielen Völkern herrscht der Glaube an die d ä m o n e n a b w e h r e n d e K r a f t des B.klangs ; er w a r auch in der A n t i k e verbreitet und führte zu kultischer V e r w e n d u n g des B . s 8 ) . Die Herstellung aus Erz (s. d. und Glocke) und der lärmende K l a n g des Instrumentes (s. Lärm) gaben A n l a ß zu dieser Vorstellung. W e n n bei manchen deutschen, der Dämpnenabwehr dienenden .Umzügen Blechdeckel als Lärminstruj n e n t e Verwendung finden 9 ), so gibt sich darin ein auf gleicher Grundlage erwachsener Aberglaube zu erkennen. ') Beispiele bei S a m t e r Geburt 58 ff. ; dazu ARw. 3, 108. 141 ; F r a ζ e r Scapegoat .147. ·) P a u l y - W i s s o w a 11, 2152 ff. (Pfister); R o s c h e r Lex. d. Myth. I I , 1. 1615; C u r t S a c h s Reallex. d. Musikinstrumente (Berlin 1913) 42 b; D e r s . Die Musikinstrumente (Breslau 1923), 22. ·) Z. B. „Martini weiwel": BadHmt. 14, 278; Einglöckeln des Kasmandels: A d r i a n Von Salzburger Sitt und Brauch (Wien 1924), 211; bei Hochzeitsgebräuchen: ZfVk. 10, 202. 402. Seemann. Beckenzauber s. H y d r o m a n t i e . B e d a venerabilis s. K r e u z w ö r t e r , sieben.
bedauern, beklagen, beweinen. Wie man Sterbende (s. d.) nicht beklagen darf, weil es das Sterben erschwert x ), und die Mutter das Kinderwehe nur vergrößert, wenn sie ihren Säugling mitleidig anblickt 8), darf man auch Vieh, das ge-
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schlachtet wird, nicht bedauern, weil es sonst nicht sterben kann 3) und dadurch zu lange gequält wird 4 ). s. a. s c h l a c h t e n , Sterbender, Tr.änenkrüglein, weinen. ') S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 215 ; Α η ' d r e e Braunschweig 315. *) R o c h h o l z Kinderlied 334 Nr. 906. ') Rockenphilosophie 561 Nr. 19 (Nr. 319) = G r i m m Myth. 3, 444 Nr. 297; W o l f Beiträge 1, 220 Nr. 218; F o g e 1 Pennsylvania 160 Nr. 758; W u 1 1 k e 450 § 710 ; S é b i 11 o t Folk-Lore 3,89. *) G r o h m a n n 143 Nr. 1049; M ü l l e r Isergebirge 13. Bächtold-Stäubli. bedecken. Im religiösen K u l t hat das B. und Verhüllen der Häupter eine ebenso tiefe Wurzel in der Scheu vor der Majestät des Göttlichen, wie die Barh ä u p t i g k e i t ; Moses verhüllt sein A n t litz vor Gott 1 ) ; denn der Mensch kann nicht Gott sehen und leben 2) ; so wurde auch Tiresias nach einer v o n Callimac h u s 8 ) überlieferten Version in seiner Jugend geblendet, als er A t h e n e nackt im B a d e sah; während die Griechen aperto capite b e t e t e n , führte nach V a r r ò 4 ) Aeneas die Sitte velandi capitis ein, „ z u r A b h a l t u n g profaner E i n d r ü c k e " und innern S a m m l u n g ; im Germanischen K u l t waren die Priester der Goten nach Jordanis' Getica c. X I : pilleati geheißen: „sacerdotes, nomen illis pilleatorum contradens, ut reor, quia opertis capitibus tyaris, quos pílleos alio nomine nuneupamus, l i t a b a n t " 6 ) ; bei Leutkirch e ) im bayrischen Allgäu umschreiten die Verwandten beim Seelenamt für einen Verstorbenen mit bedecktem H a u p t den A l t a r (Verhüllen bei Trauerfällen ?), ebenso im badischen Kinzigtal 7 ). Im R e c h t s · leben finden wir einen eigentümlichen, nur durch Sagen belegten Brauch; darnach kann man eine solche Fläche Landes in Besitz nehmen, welche mit Erde, Samen oder einer Tierhaut (Dido!) 8 ) bedeckt werden k a n n ; Widukind v o n Corvey beschreibt in seinen Res gestae Saxonicae®), wie nach der L a n d u n g ein junger Sachse v o n einem Thüringer Erde kaufte, einen „ s i n u s " voll; „ s u m p ta humo per vicinos agros quam potest subtiliter sparsit et castrorum loca occ u p a v i t " 1 0 ) ; neben dem Bestreuen mit
bedecken
Erde ist bezeugt: Besäen mit Gerste oder Leinsamen und B. mit O c h s e n h a u t u ) . Außerdem wird als B u ß e für einen erschlagenen Hofhund auferlegt: man soll den Hund aufhängen, bis er mit der Schnauze den Boden berührt, und er soll mit rohem Weizen begossen werden, bis er bedeckt i s t 1 2 ) . Der heutige Primitive kennt das B. des Körpers oder der Körperteile vor allem als Hauptmittel gegen den b ö s e n B l i c k oder sonstigen Schadenzauber v o n Dämonen und bösen Menschen; und auch im deutschen Aberglauben haben sich Reste erhalten. Seligmann hat hier das meiste Material zusammengestellt; ob sich die Süditalienerin 13 ) die S c h ü r z e über den Kopf deckt, wenn sie einen Fremden sieht, und die Frau auf N e u g u i n e a 1 4 ) vor dem Weißen das Gesicht mit den Händen bedeckt, oder ob viele Stämme A f r i k a s die Trinkgefäße verdecken und das Gesicht verhüllen, wenn der Häuptling speist 1 5 ), oder ob die B r a u t 1 6 ) mit einem r o t e n Schleier verdeckt wird, oder ob in Schweden 17 ) und auch sonst 1 8 ) beim Eintritt verdächtiger Personen das K i n d mit einem Tuch bedeckt wird, immer ist die A n g s t vor dem bösen Blick die Ursache. Zimmermann berichtet (1. c. 4) a!s eine der Maßnahmen nach dem Genuß des Abendmahles, man dürfe drei T a g e nicht mit bloßen Füßen gehen und „ m a n müsse etliche T a g e noch darnach eine w e i s s e (s. weiß) Haube aufsetzen / und dörffe 3 T a g e nicht mit blossem Haupte g e h e n " ; hier ist die w e i ß e Farbe apotropäisch und das Bedecken. Zimmermann f a ß t die Zeremonie im Sinne der jüdischen Vorschrift auf (vgl. A 1). Als apotropäische Maßnahme ist wohl ursprünglich auch die bei B u x torf 1 9 ) und auch in der Schweiz 2 0 ) belegte Vorschrift zu erklären, daß die Wöchnerin die Brust und das H a u p t nicht entblößen soll; Buxtorf erklärt dieses Gebot mit der A c h t u n g vor der göttlichen Majestät. In Deutschland bedeckt man die B u t t e r , M i l c h oder Milch- und Buttergefäße, die man über den Hof oder die Straße tragen muß, mit einem Tuch oder der Schürze 21) (vgl. Butter, Milch), und
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im Norden deckt man über das B i e r , sobald man das böse A u g e fürchtet, ein T u c h 22) (vgl. Backen, Brauen). In Oldenburg und Ostpreußen 24) bedeckt man die Schweine mit einem Stück Zeug. In Norwegen 25) wird das W a s s e r zugedeckt, das für die kalbenden K ü h e bestimmt ist, während man in Estland 2e) die F i s c h e mit einem Tuch oder einer Schürze zudeckt. Entsetzliche A n g s t haben die meisten Völker vor dem A u g e der T o t e n : der Grieche 2 7 ) bedeckte die Leiche, das altindische w ) Zeremoniell schreibt B e d e c k u n g aller Gesichtsöffnungen vor, die Mongolen 2 9 ) nähen die A u g e n der Leiche zu und b. sie mit einem schwarzen Tuch, der K r o a t e M ) bedeckt das A u g e mit einem Kreuzer, bei den Germanen 31 ) m'uß te der Leichnam unbedingt bedeckt werden, sogar der Mörder achtete dieses Gebot; der Nordländer 3 2 ) nähert sich der Leiche nur v o n rückwärts und mit bedecktem K o p f ; in Mecklenburg 33) muß in dem Zimmer, in dem eine Leiche liegt, sofort nach dem T o d e der Spiegel verhängt werden, damit die Leiche nicht durch Abspiegelung sich verdoppelt, d. h. jemand im Hause stirbt. Die Juden in Galizien b. den K r a n k e n mit einem schwarzen Tuch 34 ). Menschen, besonders F r a u e n , welche sich b e w u ß t sind, einen gefährlichen Blick zu haben, b. selbst das Gesicht oder man verbindet ihnen die Augen ( H e x e n 3 5 ) , Verbrecher); das ist besonders bei den Frauen in menstruis der Fall; der Römer glaubte ja, daß der Blick der menstruierenden Frau bewirken könne, daß trächtige Stuten abortieren; Frazer 37) und Seligmann Μ ) bieten alles Material, besonders für primitive Völker. In der nordischen S a g e 3 9 ) wird erzählt, wie Svanhild v o n Pferden zertreten werden soll, wie aber die Pferde ihren Blick fürchten, worauf man ihr H a u p t mit einem Sack b e d e c k t ; eine Hexe in Norwegen m ), der man die Binde v o n den A u g e n nimmt, versengt Felder und Wiesen; ebenso m a c h t Stigandi in der L a x d a e l a - S a g a 4 1 ) durch ein Loch des Sackes, den man über seinen Kopf geworfen hat, eine Wiese unfruchtbar.
971
bedecken
I m F r u c h t b a r k e i t s r i t u s finden wir das rituelle B . anläßlich des Einholens des K r e u z b a u m e s bei den E l b w e n d e n 42 ). Der gefällte B a u m wird, mit den R ö c k e n der H a u s w i r t e b e d e c k t , ins Dorf gefahren. Die R o c k e n p h i l o s o p h i e schreibt v o r : „ W e r g r o ß k ö p f i g t e H ü h n e r w ü n s c h t , tue beim A n s e t z e n der G l u c k henne einen feinen großen Strohhut a u f " 4 3 ) ; derselbe G e b r a u c h l e b t noch in B a d e n **). I m H e i l z a u b e r e r w ä h n t S e l i g m a n n 4S ) das B . des Gesichtes eines K r a n k e n m i t einem w e i ß e n T u c h (Indier). Der G e s p e n s t e r a b e r g l a u b e n der B ö h m e n 4 e ) schreibt vor, d a ß m a n das G e s i c h t b. m u ß , sobald man ein Irrlicht v e r s p o t t e t , sonst k r a t z t dies einem die A u g e n aus (vgl. dagegen b a r h a u p t A 5). Vgl. b a r h a u p t , bloß, blößen, verhüllen.
ent-
') Moses II. Buch 3, G; vgl. III, 21,10; über die Entblößung des Hauptes als Zeichen der Ehrfurcht vgl. B r e v i n u s N o r i c u s Fago Villanus 5 f.; der Bramane bedeckt das Haupt beim Verrichten der Bedürfnisse : S e l i g m a n n 1, 173. *) Moses II, 33, 20; vgl. III, 16,13; Richter 13, 22; S e l i g m a n n Blich 1,184— χ 85· 8) Hymnus auf das Bad der Ρ a 11 a s : 5, 75—82, p. 47 Wilamowitz; vgl. Anchises: R o s c h e r Lexikon 1,337 ff· 4) Bei M a c r o b i u s Saturnalien 3, 6, 17 = 181, 9 ff Eyssenhardt; S i 1 1 1 Gebärden 177; vgl. dagegen die berühmte Stelle Paulus an die Korinther I, 11, 3—8; dazu B r e v i n u s N o r i c u s 6; vgl. F e h r i e Keuschheit 39 A ; über andere Kultgebräuche vgl. P l e y de lanae usu 12. 14; C a s s e l Kirchenbuch 83 ff. 6) G r i m m Myth. 1, 26; J o r d a n i s Getica MG. auctores antiquissimi 5, 74. 22; R o c h h o l z Glaube 2, 233; die Seher auf den Hebriden aber amtieren mit unbedecktem Haupt: ZfVk. 1917, 1; vgl. ZfVölkerpsych. 18, 260. ") R e i s e r Allgäu 2, 302 ff. ') M e y e r Baden 595. ·) V e r g i l Aeneis 1, 368. ·) MGSS. 3, 418, 1 6 f f . 10) I.e. 418, 32. " ) G r i m m RA. 1, 124—127; Kloster 9, 992. , ! ) G r i m m 1. c. 2, 239 ff.; Kloster 12, 1125 (B. mit Gerste). " ) S e l i g m a n n Blich 2, 280; F e h r l e Keuschheit 39 A. " ) S e 1 i g m a η η ι , 47. vgl· Φ· 15) 1. c. ι , 239; F r a z e r 2 3 , 117 ff. 120. " ) S e 1 i g m a η η 2, 252 (Tartaren) ; vgl. 254. 224; ι , ι ο ί . io3¡ 2, 278 (zusammenfassend); R o c h h o 1 ζ 1. c. 2, 284. ") 1. c. 2, 279. 1S) 1. c. 2, 248 (Böhmen); vgl. ι , 132; auch die Wöchnerin: 2, 280; 2, 70 (hier auch Knoblauch als Apotropaion); 2, 243; W. 575. 1β) B u x t o r f Judenschul 151—152. M ) L f i t o l f Sagen 550. 535—36: die Wöchnerin, die noch nicht ausgesegnet ist, nimmt beim Verlassen des Hauses eine Schindel oder ein Brett auf den Kopf;
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eine schwangere Frau darf nicht mit unbedeckten Haaren ausgehen, sonst würde eine Frühgeburt erfolgen: G r o h m a n n 114 Nr. 847; ebenso darf eine Wöchnerin nicht mit unbedecktem Haupte ausgehen : ders. 115 Nr. 863 ; den Kopf mit dem Tuch b., bedeutet bei den Südslaven das Ende der Mädchenzeit : Κ r a u β Anthropophyteia 8, 118 ff. In Niedersachsen durfte früher keine Frau mit unbedecktem Haupte, ohne Mütze, vor die Haustür treten, sonst war sie den Zwergen verfallen : S c h a m b a c h - M ü l l e r 300. 23; vgl. F r a z e r 7, ι 3 , 22. 24. 25. 29. 44 ff. 48 ff. 90—92; wenn im Norden ein Verbrecher die bloße Brust einer Wöchnerin anschaut, geht die Milch aus: S e l i g m a n n Blick 1, 93. " ) L i e b r e c h t Zitr Volksk. 318, 45; B a r t s c h Mecklenburg 2, 136, 599; S e l i g m a n n 1, 167. 226. 236. 235. 280; W. 706. 709; Bavaria 2 a, 303; aber die Gefäße der Holdae müssen unbedeckt sein: Nach einem vor allem in französischen Quellen überlieferten, aber auch in Deutschland nachweisbaren Aberglauben vermehren die Dominae oder Holdae die Opferspeisen, si vasa escarum sint d i s c o o p e r t a et vasa poculorum non o b s t r u c t a eis in nocte relinquantur; die Stellen aus Guilelmus Alvernus bietet G r i m m Myth. 1, 237—38; weitere Parallelen auch für Deutschland: MschlesVk. 1915, 47—49 mit L-teratur; 1. c. 1926, 67 Nr. 17; auch der Tisch darf nicht über Nacht bedeckt bleiben, weil sonst die Engel, die daran wachen, im Himmel zu lange beten müssen: D r e c h s l e r 2, 12; W. 461. " ) ZfVk. 1901, 306. 321; S e l i g m a n n 1,236. 23) S t r a c k e r j a n I, 372 Nr. 210. " ) L e m k e Ostpreußen 1, 85; S e l i g m a n n I, 215; der Araber bedeckt sein Pferd: S e l i g m a n n 1, 214; vgl. 171. **) Ebd. 2, 226: mit Kittel, Hose oder Schürze; in Backnang muß eine frischmelkige Kuh zugedeckt werden, wenn man sie aus dem Stall führt; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18. " ) S e l i g m a n n 2, 279; auch in Ägypten: 1, 2 37- " ) S o p h o k i e s Aias 915 ff.; W ä c h t e r Reinheit 45 A. 53; in Rom bedeckte man die Leiche vor dem Pontifex Maximus: S e I i g m a η η ι, 185. «·) Ebd. ι , 161 ; «») Ebd. 1, 160. 30) Ebd. ι , 160; vgl. ι , 181; 2, 454. S1) P a u l Grundriß 3, 427. 3S) S e l i g m a n n 1, 160, 33) B a r t s e h 2, 89, 278; 90, 279; ZfVk. 1891. 157 (Südslaven); ι , 185 (Mark Brandenburg); F r a z e r 2, 94 ff; vgl. G r i m m Myth. 3, 492, 2 (Litauer); F o x Saarland 371. 31) Urquell 4 (1893), 17°· 124; in der alten christlichen Kirche bedeckte man den Kranken mit dem cilicium, das man auch über den Kopf des Toten legte: P l e y de lanae usu 18 u. 20 A. 35) S c h i n d l e r Aberglaube 292: Die Hexen werden rückwärts zum Verhör geführt wegen des bösen Blickes. 3·) Ρ 1 i η i u s 28, 79 = 4, 303. 14 Mayhoff: equas si sint gravidae, tactas abortium pati. 37) 2, 7, i 3 , 22—25. 44 ff. 48 ff. 55, 92. ·») ι , 95—96. 213; 2, 132. 279—284. 286. OT) S e l i g m a n n 1, 213; 2, 285. 40) Ebd. 2, 284; in Schweden bedeckt man den Kopf des Zau-
973
Beer—Befana, Befania
berers mit einem Seehundsfell: 1. c. 2, 2 3 2 . " ) 1. c. I, 2 2 3 ; 2, 284 Laxdaela-Saga, hrsg. von K r . K a i u n d (Halle 1896), 1 1 2 — 1 1 3 . " ) M a η η h a r d t 1, 1 7 4 . " ) G r i m m Myth. 3, 435. 1 9 ; F i s c h e r Aberglaube 1 9 7 ; nach der alten Weiber Philosophy (1612) muß man ,,den sack auff das haupt setzen, dass die zipfelein übersieh gewendet sind" : ZfdMythol. 3, 3 1 5 . 68; dagegen G r i m m I.e. 454. 5 7 5 (Ersatz für Nacktheit) vgl. Z f V k . 1893, 38 u. 9 1 . ") M e y e r Baden 4 1 2 . 1 5 ) Blick i, 3 3 1 . *·) G r o h m a n n 232, 1682. Eckstein.
Beer, J o h a n n e s , Sohn eines Schweidnitzer Bäckers, hat in Krakau die schwarze Kunst studiert, dann aber die Bücher der heidnischen und fürwitzigen Künste hinweggetan, fleißig die heilige Schrift und Tliauler gelesen. Um 1570 lebte er nicht weit von Bolkenhain, war Schulmeister in Reichenau und hauste in Schönberg. 1600 starb er und hinterließ eine Tochter, die mit dem Prediger in Adelsbach verheiratet war 1 ). Sein Schüler Johannes Springer, in schlechtgemeinem Dorfhabit nichtsdestoweniger ein gelehrter Philosophus und geübter Medikus, bewahrte eine von B. hinterbliebene Handschrift „Gewinn und Verlust" auf, die er 1624 Abraham v. Franckenberg übergab, der sie veröffentlichte. Springer war es auch, der über B.s Gang zu den drei Männern im Zobten berichtete 2). B. gehörte zu den Pansophen des 16. Jh., die des Mysterii biblici und Magisterii philosophic! nicht unkundig waren, die Gottes Wunder in der Natur auf philosophische Weise beschauten, und die durch Gebet endlich neben göttlicher und natürlicher Erkenntnis der Arznei auch die Gabe bekommen, in die untersten Orte der Erde einzugehen und den Geistern im Gefängnis zu predigen 3 ). ') Β o li η in MschlVk. 20, 109 ff. ; Ρ e u k k e r t Leben J. Böhmes l i o ff. Vgl. auch Peuckert Roscnkreutzer 1928, Register. £ ) G r i m m Sagen 1 4 4 = P e u c k e r t Schlesien 66; ausführlicher: K ü h n a u Sagen 1, 540 ff. = MschlVk. 20, 109 ff. Der allein noch benützbare Text P e u c k e r t Leben J. Böhmes i n ff. 3) Vgl. Pansophie. Peuckert.
Beere. I. Die eßbaren B.n des Waldes bildeten in der Urzeit eine wichtige und jedenfalls allgemein gesammelte Zukost. Funde in den steinzeitlichen Pfahlbauten beweisen ihre Beliebtheit 1 ). Es kommen
974
vor allem in Betracht Erd-, Preisel- und Himbeere (s. d.). *) H o o p s Botanik 57.
Reallex.
1,
203!;
Heidel-, Höf 1er
2. Weit verbreitet ist die Sitte der Kinder beim B.nsammeln die (drei) ersten gefundenen B.n auf einen Baumstumpf oder einen Stein zu legen oder über den Kopf (oder die linke Schulter) zu werfen; dann glauben sie, viele B.n zu finden. Diese ersten B.n „gehören den armen Seelen". In all diesen Bräuchen dürfen wir wohl den Rest eines Opfers an die Waldgeister sehen. Auch in den zahlreichen B.nliedern, wie sie beim Sammeln der Waldbeeren von den Kindern gesungen werden 2), finden sich oft noch Anspielungen auf die Waldgeister. Über all diese Bräuche hat in ausgezeichneter Weise Hepding 3) gehandelt. «) Vgl. z. B . M a r ζ e 1 1 Bayer. Volksbot. 75 ff. ) Hepding Die Heidelbeere im Volksbrauch in: HessBl. 22, 1 — 5 8 . Mit reichen Literaturangaben. Marzell. 3
Befana, Befania, die Fee B., eine der Holda, Perdita, Abundia (s. d.) verwandte, italienische Dämonin der Adventszeit, scheint auf den ersten Blick nichts anderes als die Personifikation eines Kalenderbegriffes, nämlich des Epiphaniasfestes (6. Jan.) zu sein, womit ihr Name natürlich auf jeden Fall zus a m m e n h ä n g t S c h o n J . Grimm äußert die Vermutung, daß ebenso auch die Figur der engverwandten Perdita im Deutschen aus der ahd. Übersetzung des Epiphanienfestes zi dem perchtun naht, perhlenabend, perchtentag abgeleitet sei 2 ) ; der Name des Tages ist dann als Tag der Perchta verstanden worden. Wenigstens was den Namen anbelangt, so ist diese Ableitung ebenso wahrscheinlich 3 ), wie die Ableitung der B. aus dem Epiphaniasfest sicher ist. Aber man darf nicht glauben, daß mit dem Namen auch schon die Figur der Dämonin selbst erklärt und gegeben sei. Es liegt in beiden Fällen der ältere Glaube an ein weibliches Gespenst, eine Totenführerin zugrunde, deren Erfindung der Name des Festes natürlich nicht erst veranlaßt hat, wie schon J. Grimm gleichfalls vermutete.
Befleckung·;—Begräbnis
975
976
E r verlieh ihr nur einen neuen N a m e n ; der u n b e s t i m m t k o l l e k t i v e Charakter solcher Gespenster und die numinose Scheu, ihren eigentlichen N a m e n zu nennen, m a g diesen U m s t a n d b e g ü n s t i g t haben.
f l e c k t e n B l ä t t e r n . W e n n sie im F r ü h j a h r nicht mehr austreibt, b e d e u t e t das den T o d eines H a u s m i t g l i e d e s l ) . Die B . stört, im Z i m m e r gehalten, den Frieden bei B r a u t l e u t e n und Jungvermählten (vgl. Hortensie) 2 ).
>) G r i m m Mythol. i , 234; L i e b r e c h t Gervasius 184; U s e n e r in Rhein. Museum 30, 197; Kl. Sehr. 4, 500; F e d o r S c h n e i d e r
')
Meyer
Mark.
Heide
Rom u. Romgedanke 31. 33. ') G r i m m Mythol. ι, 233; vgl. M a n n h a r d t 2, 185, woselbst
weitere
derartige
*) W a s c h n i t i u s
Perht
Personifizierungen.
148. 149. H. Naumann.
B e f l e c k u n g s.
unrein,
begegnen s. A η g a η g. begießen s. W a s s e r g u ß. begleiten, Begleiter. In zahllosen Geis t e r · und Gespenstergeschichten b e r i c h t e t das V o l k v o n Geistern, die n a c h t s in die N ä h e derjenigen k o m m e n , die noch a u ß e r h a l b des s c h ü t z e n d e n Hauses sind und sie in Menschen- oder T i e r g e s t a l t eine S t r e c k e w e i t begleiten, u m dann plötzlich wieder zu v e r s c h w i n d e n v ). In einer bergischen S a g e sah ein a b e n d s heimkehrender W e b e r einen Mann ,,an der andern W e g s e i t e dahinschreiten. Ging unser W e b e r schneller, so g i n g der geheimnisvolle Mann a u c h schneller, und ebenso v e r l a n g s a m t e er seinen Schritt, w e n n jener weniger schnell ging. B l i e b der W e b e r stehen, so a h m t e sein Begleiter das sofort nach. D a r n a c h w u r d e der räts e l h a f t e F r e m d e immer größer und größer, bis z u m S c h u l t e n h o f , w o er plötzlich vers c h w a n d " 2 ). N a c h t b u b e n oder Mörder, die einem Geistlichen a u f l a u e r n , sehen ihn plötzlich n i c h t allein, sondern in Begleit u n g U n b e k a n n t e r (d. h. Engel) 3 ). s. a.
Schutzgeist.
Vgl. z. B . E e i s e r Allgäu 1, 304 Nr. 387; 1, 336 Nr. 4; S c h e l l Berg. Sagen 168 Nr. 69; J e g e r l e h n e r 1, 69 Nr. 13 und Anmerkung
2, 298.
s)
S c h e l l Berg.
Sagen
167 Nr. 68.
3)
Ebd. 167 Nr. 68; 183 Nr. 109 und Anmerkung S. 580; vgl. C a e s a r i u s v . H e i s t e r b a c h
8, c. 43 ; G r i m m Mythol.
2, 729 f. Bächtold-St äubli.
Begonie (Schiefblatt; Begonia-Arten). H ä u f i g gezogene, a u s den T r o p e n s t a m mende Z i m m e r z i e r p f l a n z e m i t ungleichseitigen, schief - h e r z f ö r m i g e n , o f t ge-
Baden
178.
577.
Handtmann
Marzell.
Begräbnis. I. ι . Allgemeines. 2. Teil- u. Doppelbestattung. 3. Lebendig begraben. 4. Grab machen. 5. Offenes Grab. 6. Grab schließen. 6. Umwandlung. 7. Schießen. 8. Vorzeichen. — I i . B.ort. — III. B.zeit. — IV. B.wetter. — V. B.kosten.
I. I. D a s B . unter B e o b a c h t u n g aller R i t e n h a t ursprünglich den Z w e c k , die Ü b e r l e b e n d e n v o n der B e f l e c k u n g durch den L e i c h n a m zu befreien und zugleich dem V e r s t o r b e n e n den Ü b e r g a n g in eine andere W e l t , zu dem V o l k der T o t e n , zu erleichtern, d a m i t er nicht weiter die Ü b e r l e b e n d e n beunruhige oder gar durch seine Bosheit schädige (Trennungsriten). D a r u m f i n d e n wir zweierlei Gefühle, die o f t noch sehr deutlich aus den B e s t a t tungsriten d u r c h s c h i m m e r n : einerseits F u r c h t vor dem T o t e n , der sehr oft als böse vorgestellt wird, anderseits Liebe und P i e t ä t ihm g e g e n ü b e r * ) . Eine psychologische Erk l ä r u n g dieser entgegengesetzten Gefühle, dieser A m b i v a l e n z , versucht F r e u d 2 ) . A u s beiden Gefühlen erklärt sich die große Sorge der Hinterbliebenen, d a ß bei der B e s t a t t u n g alles richtig, der alten S i t t e g e m ä ß , hergehe, wobei oft noch der G l a u b e herrscht, der T o t e beo b a c h t e und fühle alles, w a s u m ihn her geschieht. D a r u m b e m e r k t m a n auch gerade bei den B . g e b r ä u c h e n ein besonders zähes F e s t h a l t e n an alter S i t t e 3 ) . H e u t z u t a g e ist es unmöglich bei j e d e m B r a u c h zu b e s t i m m e n , ob er durch F u r c h t oder L i e b e v e r a n l a ß t sei, weil o f t dieselbe H a n d l u n g v o n dem einen noch als A b w e h r gegen den T o t e n , v o n dem andern aber als p i e t ä t v o l l e P f l i c h t zur E h r u n g des V e r s t o r b e n e n e m p f u n d e n oder erklärt wird. S c h o n der L e b e n d e sorgt, d a ß f ü r seinen T o d alles N ö t i g e bereit sei (Bruder-
977
Begräbnis
Schäften), und daß alles nach a l t e m B r a u c h und nicht zu ärmlich zugehen werde (s. Leichenmahl). Das ist auch die Sorge der Hinterbliebenen, meist mit der Begründung, es sei eine Ehrung des Toten. Doch glaubt man auch, der Tote müsse sonst zurückkehren 4 ). Darum hat alles, was beim B. unerwartet, gegen den gewöhnlichen Brauch geschieht, schlimme Vorbedeutung. Vor allem war und ist es wichtig, daß der Tote überhaupt b e g r a b e n w e r d e n k a n n (s. unbegraben), und daß er i η d e r H e i m a t bei seinen Angehörigen liege. Drum werden alle Anstrengungen gemacht, ζ. B. die Leiche eines Ertrunkenen (s. d.) zu finden 5 ). Bleibt die Leiche aber verschwunden, so soll ein S c h e i η b. dem Toten Ruhe verschaffen. A u s alter Zeit stammt der Bericht des Paulus Diaconus, daß bei den Langobarden, wenn einer im Kriege oder sonstwo umgekommen, seine Verwandten auf ihre Gräber eine Stange (perticae, id est trabes erectae) aufstellten, auf deren Spitze eine hölzerne Taube befestigt war, die nach der Gegend schaute, wo der Betreffende gestorben (ut sciri possit, in quam partem his qui defunetus fuerat quiesceret) ®). Als Seelenvogel, als eine Bannung des Toten in die Stange, wird man das k a u m auffassen können. Eine sichere D e u t u n g scheint mir unmöglich; wahrscheinlich soll es ein „ H e i m w e i s e n " des T o t e n sein, damit er bei seinem Geschlechte ruhe. A m nächsten damit verwandt scheint mir ein bei Crooke erwähnter indischer Brauch e ). In Siebenbürgen begräbt man ein Kleidungsstück des in der Fremde Verstorbenen in die Erde eines Berges beim Heimatdorf 7 ). A u f Föhr hält man einen Trauergottesdienst 8 ), in Frankreich eine eigentliche Leichenfcier, wobei ein K r e u z den Toten v e r t r i t t 8 ) , ein Zeichen, daß man nur durch A u s f ü h r u n g der B.riten dem Toten zur Ruhe verhilft 10 ). Die B.pflicht liegt den Verwandten ob, aber auch jedem, der eine Leiche antrifft (Sagen v o m dankbaren Toten) u ) . Die Angehörigen sind am meisten den Angriffen des Toten ausgesetzt, und es heißt darum bis heute sehr oft, daß der
9 7 8
Tote einen v o n ihnen nachholt, falls irgend etwas beim B. versehen wird. Seit der Einführung des Christentums legte man W e r t auf regelrechte Bestattung, weil man die Auferstehung des Leibes davon abhängig ansah, und dann besonders, weil alle die Riten der Kirche, insbesondere die B e s t a t t u n g in gew e i h t e r E r d e , als Hilfe für das Seelenheil des Toten betrachtet wurden 1 2 ). In Sagen spuken Ermordete oder andere Tote, die in ungeweihter Erde begraben worden sind, bis man ihre Gebeine auf den geweihten Friedhof b r i n g t 1 3 ) . Die Juden glaubten, wer in fremden Ländern sterbe, müsse sich durch unterirdische K l ü f t e wälzen bis ins gelobte Land, sonst werde er nicht auferstehen M ). Verweigerung des „ e h r l i c h e n " Begräbnisses galt immer schon als Bestrafung und wurde gegen Verbrecher angewandt. Der Brauch geht in heidnische Zeit zurück und bestand wohl in der Versagung der üblichen Riten und im B. abgesondert von den Toten der S i p p e 1 5 ) . In der christlichen Zeit liegt die Bestrafung darin, daß der Tote ohne die kirchlichen Zeremonien und in ungeweihte Erde bestattet wird, ein Vorgehen, an dem auch die protestantische Kirche anfangs festhielt 16 ). Eine Verschärfung (in heidnischer und christlicher Zeit) war es, wenn die Leiche noch vernichtet oder weggeschafft, d. h. dem Feuer oder Wasser übergeben wurde; denn sie einfach liegen zu lassen, wäre zu gefährlich gewesen, da man gerade solche Tote besonders fürchten mußte. S. Leichenverbrennung, Selbstmörder, Wiedergänger 17 ). E R E .
4, 4 1 9 .
426;
2,
21 f.;
v.
G e η η e
ρ
Rites de passage 2 0 9 i f . ; L é v y - B r u h l Fondions mentales 352 f f . ; S c h e r k e Primitive 1 5 6 f f . ; W a s m a n s d o r f f Die religiösen Motive d. Totenbesiaitung ( P r o g r . B e r l i n 1 8 8 4 ) ; L e h r b u c h d . R e l . g e s c h . 4 2 , 5 6 3 f f . *) S . F r e u
Totem u. Tabu ( 1 9 2 2 ) 7 0 f f . Myth. 61 f. *) W i t t s t o 1 0 0 ; J o h n Erzgebirge 1 1 5 ; 2, 2 1 7 ;
B a u m g a r t e n
s)
c k
S t r a c k e r
Aus
der
112;
H o o p s
Sassen
kult
26;
P a u l y - W i s s o w a
347; ')
vgl.
F e i l b e r g
MschlesVk.
9.
119;
Dansk Heft
21.
L u c i u s
Bondeliv 53.
d
Germ. Siebenbürgen
M e y e r
87:
j a n
Heimat
3,
Heiligen3,
1,
333. I i i
f.
S a r t o r i
Sitte u. Brauch 1, 154; Κ ü h η a u Sagen 2, 281 ; W i t t s t o c k Siebenbürgen 6 0 ; F o g e 1 Penn-
979
Begräbnis
sylvania 135 Nr. 622; L e B r a ζ Légende ι , 395 ; vgl. D i e t e r i c h Mutter Erde 52. *) Ρ a ul u s D i a c o n u s 5, 34; vgl. M e y e r Germ. Myth. 63; E b e r t Reallex. 4, 2, 492; W e i c k e r Seelenvogel 10; G r i m m Kl. Sehr. 5 , 447; C r o o k e Northern India 223 f. ') W l i s l o c k i Magyaren 12; vgl. FFC. 41, 182; Mélusine 2, 418. ') ZfVk. 19, 277. ») HTrp. 12, 396; 14, 346; L e B r a ζ Légende ι , 424 ff. l0 ) ERE. 4, 428; S c h e r k e Primitive 60 u. 170; ZfVk. 14, 401; 1 5 , 5 ; L i e b r e c h t Ζ. Volksk. 398 f. ; P a u l y - W i s s o v a ] , 333 f. ; C r ο ok e Northern India 230 f.; FL. 8, 334 f.; 15, 123; Ζ e 1 e η i π Russ. Volksk. 326. u ) S i m r o c k Mythologie 1 1 7 f. ¡ B r u n n e r Deutsche Rechtsgeschichte2 ι , 127; P a u l y - W i s s o w a 3, 347; ERE. 4, 420; ZfVk. 14, 30 ff.; B o l t e P o l i v k a 3, 490ff. 5 i i f . ; S c h w e b e l Tod tt; ewiges Leben 328 f. ; ZfvglRechtswiss. 33. 359· " ) L u c i u s Heiligenkult 25 f. ; W a s m a n s d o r f f Die religiösen Motive der Totenbestattung I 7 Í . " ) M e y e r A berglaube 351; Κ ü h η a u Sagen ι , 44. 46 ff. 56; H a u p t Lausitz 1, 148 Nr. 169; M e i c h e Sagen 183 Kr. 251; S t e m p l i n g e r Aberglaube 60; M e i e r Schwaben I, 303; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 128 f. u. 132. " ) B u x t o r f Judenschul 617. 15) B r u n n e r Deutsche Rechtsgeschichte* 1, 244. 246 f.; A m i r a Grundriß 238. " ) B o d e m e y e r Rechtsalterlh. 176 ff. 17) AfdA. 28, 315 ff.; SAVk. 26, 145 ff. 2. Τ e i 1 - und Doppelbestatt u n g kommen in älterer Zeit noch vor. Bei Fürstenleichen wurden etwa Herz, Eingeweide, Kopf oder Gebeine besonders begraben. Dies wird ζ. B . von B a r barossas Leichnam berichtet 1 8 ). Oder nur der Kopf wurde begraben, wahrscheinlich, weil er als Sitz der Seele g a l t 1 9 ) . Noch Durand erklärt: „Religiosa sunt, ubi cadaver hominis integrum, vel etiam caput tantum sepelitur . . . corpus vero vel aliquod aliud membrum absque capite sepultum, non facit locum religiosum" Μ ) (s. Totenschädel). Doppelbestattung kann man es nennen, wenn nach der Verwesung die Gebeine wieder begraben oder sorgfältig in einem Β e i η h a u s gesammelt werden. E s scheint noch etwa der Glaube zu herrschen, daß an den Knochen etwas vom Toten haftet (s. Totenknochen). Ein Totengräber legt die Gebeine seiner Verwandten in das Grab eines unschuldigen Kindes mit der Behauptung, das tue den Toten noch im Himmel wohl, und es verkürze die B ü ß u n g 2 1 ) .
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>») Chron. d. Otto v. St. Blasien c. 35 ; Sitzb. Berlin 1920, 478; L ü n i g Theatr. Ceremon. 2. 765 f.; S i m r o c k Myth. 577; S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 244 f.; W i t z s c h e l Thüringen 2, 17; S c h u l t z Höfisches Leben 2, 464f.; noch bei Franz Joseph (nach Zeitungsberichten Nov. 1916). ") D e ο η η a Croyances 457; A m i r a Todesstr. 212; W e i n h o l d D. heidn. Totenbestattung 42 u. 128; E b e r t Reallex. 4, 455 f.; H e l m Religgesch. 1, 132 f.; vgl. G r a b e r Kärnten 168 Nr. 218. s0) D u r a n d Rationale (1565) 21b. S1) Alpenrosen, ein Schweizer-Almanach 1813, 180; vgl. J ö r g e r Vals 54; ERE. 4, 442; S c h e r k e Primitive 74 ££. ; L a m m e r t 109; P a u l y - W i s s o w a 3. 357; ZfVk. 18, 360; R o c h h o l z Sagen 2, 159; ZfVk. 14, 33; ARw. 9, 385 ff. 3. Daß Leute l e b e n d i g begrab e n wurden, findet sich in sagenhaften Berichten; besonders wird es von den alten „ H e i d e n " erzählt, oder es hat den Sinn eines Opfers (Bauopfer) 22 ). Als Rechtsstrafe kam es früher häufig vor 23 ). " ) S c h e 11 Berg. Sagen 506 Nr. 24 ; Κ o r t h Jülich i i 7 f . ; D e r s . Bergheim 26 f. ¡ M ü l l e n h o f f Sagen 537 Nr. 530; L ü t o 1 f Sagen 253; K u h n Westfalen 106 Nr. 109; K u h n u. S c h w a r t z 72 Nr. 74; T e t z n e r Slaven 377; G r a b e r Kärnten 208 Nr. 281; 423 Nr. 576; vgl. A m i r a Todesstr. 214. 23) G r i m m RA. 2, 274 ff. 4. Schon das G r a b m a c h e η ist mit Gefahr verbunden. Wenn es nicht A u f g a b e eines besonderen Totengräbers ist, so besorgen Nachbarn 24) oder die T r ä g e r 2 5 ) diese Arbeit. In Schwaben und Anhalt kam es vor, daß der jüngstverheiratete Bürger den Totengräberdienst übernehmen mußte, dafür aber jemand anstellte 2 e ). Seltener wurde es durch Verwandte besorgt 27 ), es ist Angehörigen im Gegenteil verboten, beim Graben und Zuwerfen des Grabes beschäftigt zu sein, sonst stirbt bald jemand aus der Familie 23 ). Manchmal bestimmt der Sterbende selbst noch die Leute, die das Grab fertig machen sollen, und keiner darf sich dieser Pflicht entziehen *·). Die Grabmacher essen und trinken fleißig; doch darf von den Speisen und Getränken, die man ihnen auf den Friedhof schickt, nichts ins Trauerhaus zurückgebracht werden, sonst stirbt bald jemand aus dem H a u s s o ) . Die Nachbarn gössen von dem gespendeten Branntwein ins offene Grab, wenn sie mit der Arbeit
Begräbnis fertig waren 3 1 ) . E s k o m m t auch vor, daß den L e u t e n eine Spende an Geld oder B r o t und Bier verabreicht wird 3 2 ). Als A b w e h r ist es aufzufassen, wenn zu Beginn oder E n d e der Arbeit, oder wenn das G r a b zur H ä l f t e gegraben ist, mit der Glocke ein Zeichen geläutet wird 3 3 ), oder wenn der Totengräber seine Arbeit mit einem Gebet b e e n d i g t 3 4 ) . D a s G r a b darf nicht zu f r ü h gegraben werden, erst am B . t a g e , sonst hat man v o r dem Toten keine R u h e 3 S ) , oder es soll nicht an einem T a g fertig gemacht werden, die A r b e i t muß dreimal unterbrochen und erst am B e e r d i g u n g s t a g fertiggestellt werden, damit der T o t e seine R u h e h a b e 3 6 ) . S c h a u f e l t man alle E r d e heraus, so f ä h r t ein feuriger Drache, der „ g e h e n " muß, ins Grab, und das hat die Folge, daß die ganze Ortschaft auss t i r b t 3 7 ) . E s liegt hier die F u r c h t v o r bösen Geistern zugrunde, die sich im offenen G r a b Verstecken könnten. U m gekehrt heißt es auch, m a n müsse das G r a b womöglich noch am A b e n d des Todestages beginnen, sonst könnte die arme Seele keine R u h e finden, müsse umherirren oder Angehörige und Totengräber belästigen Μ ) ; der T o t e oder die Seele muß also sofort die Wohnung bereit finden. Stößt einer der N a c h b a r n beim Grabmachen auf einen Knochen, so stirbt er im selben J a h r 3 9 ) . Wichtig ist auch, daß das G r a b tief genug sei; alte Verordnungen verlangen es meist aus sanitären G r ü n d e n 4 0 ) ; es heißt aber auch, der T o t e könne sonst u m g e h e n 4 1 ) ; drum findet ein spukender Toter Ruhe, als man seine Gebeine tiefer b e g r ä b t 4 2 ) . Wenn das G r a b zu klein gemacht worden, so gehört der T o t e nicht hinein, d. h. er ist scheintot 4 3 ). '*) J o h n Westböhmen 176; A n d r e e Braunschweig 3 1 7 ; ZfVk. 1, 220; W r e d e Eifler Volksk. 128; HessBl. 10, 109; Bavaria ι , 4 1 1 ; ZfVk. 19, 275; G a ß n e r Mettersdorf 87 ; W i r t h Beiträge 2/3, 61; F o n t a i n e Luxemburg 153; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 1 1 5 ; S t r a c k e r j a n 2, 218; SchwVk. 12, 5; Volkskunde 13, 98; D i e n e r Hunsriick 182; B o d e m e y e r Rechtsaltertümer 195; Volksleven 8, 17 u. 19; vgl. T h u r s t o n Southern India 210. ÎS) HessBl. 6, 102;
982
ZfVk. 8, 437. ») Β i r 1 i η g e r Volksth. 2, 208; W i r t h Beiträge 2/3, 6 1 ; vgl. Argovia 4, 421. ί7 ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 304; A n d r e e Braunschweig 3 1 7 ; S c h u l l e r Progr. v. Schäßb. 1863, 6 1 ; L e B r a z Légende 1, 294; B r a n d Pop. Ant. 2, 240; vgl. Globus 89, 197. M ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; Graubünden mündl. £β) Τ e t ζ η e r S laven 160. *>) HessBl. 6, i o 2 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 259; W i r t h Beiträge 2/3, 6 1 ; vgl. F r a z e r 3, 142. 31 ) W i t ζ s c h e i Thüringen 2, 258 f. «) Bavaria ι , 411 ; Graubünden mündl. «>) HessBl. 6, 102 ; Β r u η η e r Ostd. Vh. 192; L e Β r a ζ Légende ι , 357; O t t e Glockenkunde 4 1 ; Volksleven 8, 20; ZfVk. 30/32, 1 1 9 . " ) H ö h n Tod 348; vgl. ZfVk. 18, 368; vgl. F r a z e r 3, 141 f.; ZfEthn. 8, 190; Globus 69, 90. 35) G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 935; T e t z n e r Slaven 85; Volksleven 8, 19. »·) H ö h η Tod 344; D r e c h s l e r Schlesien 1, 288; P a n z e r Beitrag 1 , 2 6 3 . *') H ö h n Tod 344; L e B r a z Légende 2, 3 1 2 ; ZföVk. 7, 122. 38) H ö h n Tod 326. M) ZfrwVk. 15, 109. « ° ) L a m m e r t 1 1 1 ; Zürcher Stadtbücher 1 , 62; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 178 f.; HessBl. 24, 88 f. «) W u t t k e 466 § 739; SAVk. 2 1 , 5; S t r a c k e r j a n 1, 196. " ) G a n d e r Niederlausitz 83 Nr. 2 1 1 . *3) Bern schriftl. 5. E i n o f f e n e s G r a b ist gefährlich; denn, wie oben bemerkt, können sich böse Geister drin verbergen, besonders wenn es über N a c h t o f f e n s t e h t 4 4 ) , speziell über die N e u j a h r s n a c h t 4 δ ) . Dasselbe ist wohl gemeint, wenn es heißt, es sterbe bald j e m a n d , falls der Mond in ein offenes G r a b scheine 4 6 ). Man legt daher B r e t t e r d r a u f 4 7 ) oder einen schwarzgestrichenen Deckel als S c h u t z gegen böse G e i s t e r 4 3 ) . Der Gräber muß seine Grabwerkzeuge kreuzweis drüber legen, dann haben die H e x e n keine Macht über das Grab 4 9 ). F ä l l t eines der Werkzeuge hinein, so stirbt bald j e m a n d aus der F a m i l i e ; H a c k e oder Schaufel weisen auf M a n n oder F r a u wie beim Grabschließen 5 0 ). Besonders über S o n n t a g soll kein G r a b o f f e n sein, sonst stirbt noch in derselben Woche j e m a n d aus der P f a r r e 5 1 ), oder in den nächsten 4 Wochen 5 2 ), speziell ein Verheiratetes 53 ). A u c h über F r e i t a g soll kein G r a b offen sein, sonst erfolgt in der nächsten oder in den 3 folgenden Wochen ein T o d e s f a l l 5 4 ) , ebenso wenn am K a r f r e i t a g ein G r a b offen steht 5 5 ), und wenn dies in den Z w ö l f t e n der F a l l ist, gibt es im nächsten J a h r viel L e i c h e n 5 6 ) . Weiteres siehe bei B.zeit
(III, 4).
983
Begräbnis
Ist während einer Hochzeit ein Grab offen, so stirbt bald ein Teil des Brautpaares, oder die Kinder werden ihm sterben B7), im Thurgau heißt es: Brut und Bohr, Lieh übers J o h r M ) . Der Mann stirbt zuerst, wenn ein weibliches oder auch ein männliches Grab offen ist 5 9 ). Ist am Tauftag ein Grab offen, so stirbt der Täufling bald eo). Regnet oder schneit es in ein offenes Grab, so stirbt bald wieder jemand e l ). Was die Witterung beim B. für das Schicksal der Toten bedeutet, siehe unter B.wetter (unten IV). u ) K ö h l e r Voigtland 442 ; vgl. Κ ü h η a u Sagen 3, 2 5 5 . 4S ) Z A l p V . 54, 14. " ) P o l l i n g e r Landshut 295 ; vgl. S c h i l l e r Braut v. Messina V . 2 6 1 1 . 47 ) C a m i n a d a Friedhöfe 40. 18 ) Bern schriftl. Z i n g e r l e Tirol 50; W u t t k e 467 § 740; M ü l h a u s e 80; K n o o p Hinterpommern 166; K u h n Westfalen 2, 52 Nr. 1 4 7 . ®°) Ebd. M ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 1 0 3 ; W u t t k e 467 § 740; T h i e r s Traité (1679), 270; B F . 2, 364. " ) M e i e r Schwaben 2, 4 9 1 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 3 9 5 ; W u t t k e 2 1 4 § 299; S t a u b e r Zürich 1, 30; Schweizld. 2, 6 7 7 ; L ü t o l f Sagen 5 5 2 ; S A V k . 2 1 , 2 0 1 ; H ö h n Tod 3 4 5 ; RTrp. 1 5 , 1 5 2 . " ) H ö h n Tod 345. M ) Reiser Allgäu 2, 3 1 3 ; H ö h n Tod 3 4 4 ; RTrp. 1 5 , 1 5 2 ; vgl. L e B r a z Légende 1, 3 5 7 . " ) B i r Ii η g e r Aus Schwaben i, 386. " ¡ W u t t k e 2 1 5 § 300. " ) P o l l i n g - e r Landshut 2 5 6 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 9 3 ; MschlesVk. 1 1 , 94; R o t h e n b a c h Bern 47 Nr. 438; S t r a c k e r j a n r, 3 1 ; K ö h l e r Voigtland 438; D r e c h s l e r Schlesien 2, 200; J o h n Erzgebirge 96; J o h n Westböhmen 1 8 1 ; L a m m e r t 1 5 4 ; S A V k . 2 1 , 50; Peter österr.-Schlesien 2, 226. M ) Mündl. te) J o h n Erzgebirge 96. K ö h l e r Voigtland 4 3 6 ; J o h n Erzgebirge 62; vgl. H ö h n Tod 270; M e n s i n g Schlesw. Holst. Wb. 1 , 7 5 4 . « ) ZiVk. 14, 429; 8, 290; H ö h n Tod 344.
6. Das S c h l i e ß e n d e s G r a b e s ist ein wichtiger Augenblick, weil nun der Tote endgültig in seine neue Wohnung verwiesen wird und man sorgen muß, daß j a nichts unterlassen werde, ihn darin festzuhalten. Nicht mit dem Tod, sondern erst mit der Bestattung erfolgt die Trennung des Toten von den Lebenden. Das Grab wird noch manchmal im Beisein der Trauerversammlung geschlossen, die Träger besorgen es, indem sie ein Kirchenlied singen, oder die jüngsten Männer des Geleites 6 2 ), bei den
984
J u d e n die männlichen Glieder der Gemeinde ® 3 ). Der Rest einer älteren Sitte, daß alle Angehörigen, das ganze Gefolge oder die ganze Gemeinde, sich am Zuschütten des Grabes beteiligen mußten M ), wie es noch in einer Kärntner Sage vorkommt, wo jeder Soldat einen Helm voll Erde auf einen Toten w i r f t e s ) , ist wohl in dem weitverbreiteten Brauch erhalten, dem Toten einige Handvoll Erde nachzuwerfen. Der Priester ββ), die Verwandten ®7) oder alle Teilnehmer m ) werfen eine oder 3 Hand oder Schaufeln voll Erde in Kreuzesform 6e) auf den Sarg, damit man den Toten leichter vergesse 7 0 ), um die Ruhe des Toten zu befördern 7 1 ), damit der Verstorbene weniger Langeweile habe 72), in Bulgarien, damit die Verwandten hiermit die Seele loskaufen 7 3 ). Die Seele verläßt den Leichnam, wenn der Priester eine Handvoll Erde ins Grab wirft 7 4 ). Zwar wird dabei der Wunsch ausgesprochen: „Möge dir die Erde leicht sein", und es kommt vor, daß sogar zuerst Heu auf den Sarg geworfen wird, damit diesem Wunsch Genüge getan werde 7 5 ); doch wird der wahre Zweck im Gegenteil sein, den Toten festzuhalten 7 β ) ; darum sind vielleicht auch die Verwandten als die am meisten Gefährdeten von der Pflicht ausgenommen 77 ). Bei den Huzulen sprechen die 2 Männer, die zuerst eine Schaufel voll Erde ins Grab werfen: „ D a m i t du nicht wegläufst" und: „ D a m i t du nicht heraufsteigst" 7 8 ). Nach dänischem Glauben soll das Gebet des Geistlichen den Toten ins Grab bannen 79 ). Auch Kränze und Blumen werden hinuntergeworfen Wenn man von der Erde, die der Priester ins Grab geworfen, nimmt, sie in der Messe segnen läßt und über die Kirchtürschwelle legt, so können Hexen nicht drüber gehen, ein Glaube, der von der Friedhoferde (s. d.) her übertragen ist 8 1 ). Die Männer, manchmal nur Verwandte und Träger, müssen mit entblößtem Haupt das Grab umstehen. Die Angehörigen bleiben bis zuletzt auf dem Kirchhof, oder sie gehen zuerst hinaus 8 2 ). Als Vorsichtsmaßregel aufzufassen ist
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Begräbnis
es auch, wenn die Trauernden das Grab dicht umstellen müssen, weil sonst bald jemand nachstürbe 8 3 ), oder daß früher 2 Träger beim Zuschütten zugegen sein mußten, f ü r den Fall, daß etwas vorkommen sollte 8 4 ). Über das K l a g e n der Angehörigen, das die Wichtigkeit des Vorgangs beweist, siehe Totenklage. Kirchliche Maßnahmen, die R u h e des Toten zu sichern, sind das Besprengen des Grabes mit Weihwasser, im Wallis mit der Absicht, daß Gras und B l u m e n darauf gedeihen 8 5 ), das Aufstellen des Grabkreuzes 8 ®), und auch wohl das Andauern des Glockengeläutes, bis die letzten Rasenstücke aufs Grab gelegt sind 8 7 ). Das Grab muß geschlossen bleiben, der Tote darf nicht herauskommen; es ist ein schlimmes Zeichen, wenn eine Stelle des Grabes sich nicht schließen will 8 8 ). Darum werden noch verschiedene Maßregeln ergriffen. Wird einer in einem Erbbegräbnis beigesetzt, so muß man den Schlüssel wegwerfen, sonst sterben die andern bald nach 8 8 ). Schaufel oder Spaten und Hacke werden nach dem Zuschütten des Grabs darein gesteckt oder kreuzweise draufgelegt damit der Tote R u h e habe und der Böse nicht Macht darüber e r l a n g e e l ) . Das zuletzt benutzte oder hingeworfene Werkzeug deutet auf das Geschlecht der nächsten Leiche, meist bedeutet Hacke = Mann, Schaufel = F r a u 9 2 ) ; dasselbe gilt je nach dem Werkzeug, das beim Zuschaufeln zuerst benützt wird 93 ). Die Richtung, in der zuletzt gehauen wird, oder in der der Schaufelstiel liegt, zeigt an, woher die nächste Leiche kommen wird M ) . Geräte, die beim Grabmachen benutzt worden sind, werden unrein, oder erhalten Z a u b e r k r a f t 9 5 ) . Auch die B a h r e bleibt 8 Tage, oder B a h r e samt Werkzeugen einige Tage 9e ) auf dem Grab stehen, damit der Tote nicht wiederkomme 9 7 ); ferner ebenfalls das Heck mit den Kränzen 9 8 ). In Sargans wird ein Deckel, in Hannover ein schwarzes Holzkreuz in R a h m e n auf das fertige Grab gelegt 9 9 ); in Braunschweig wurde ein Totengestell aus Weidenruten, mit
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buntem Papier umwickelt und einer Wetterfahne aus Knittergold an der Spitze, aufgepflanzt. A n andern Orten geschieht dies nur bei ledigen Toten (s. Totenkrone) ; auch eine A r t Netz v o n farbigem Papier wird übers G r a b gelegt 10 °). Auch als Abwehr zu verstehen ist es wohl, wenn Kohlenstaub, Hammerschlag oder Eisenfeilspäne a u f s Grab gestreut 1 0 1 ) und brennende Lichter aufgestellt werden. Wenn im K t . Graubünden die B u t t e r aus der Lampe, die bei der Totenwache b r e n n t , aufs fertige Grab geschüttet wird, muß man es eher als Totenspeisung betrachten 1 0 2 ). Nach Durand wurden ins Grab Weihwasser, Weihrauch und Kohle geworfen, letztere ,,quod terra ilia ad communes usus amplius redigi non potest. Plus enim durât carbo sub terra quam a l i u d " 1 0 3 ) . Das Verschließen des Grabes sollte wohl auch dadurch verdeutlicht werden, daß man die ausgestochenen Rasenstücke über dem Grab sorgfältig zusammenlegte, oder ein Rasenstück auf den P l a t z setzte, wo das Gesicht l a g 1 0 4 ) . Daß solche Vorkehrungen zur Abwehr dienen, ersieht man deutlicher aus den Ausnahmeriten, besonders bei W ö c h n e r i n n e n . In Schlesien wurden anfangs des 18. J h . s ihre Gräber mit „ G e g i t t e r " umgeben 1 0 5 ), in neuerer Zeit werden vier Holzpflöcke ins Grab geschlagen und durch weiße Leinenbänder oder F a d e n verbunden, das soll die R u h e der Toten sichern 1 0 6 ). Oder es wurde ein Garngewinde um 4 aufs Grab gesteckte Spindeln geschlungen, ein sog. Garnschneller, den die Tote bei ihrer kirchlichen Aussegnung zu opfern gehabt hätte 1 0 7 ). Anderswo wurde das Bettuch,' worauf sie verstorben, aufs Grab gelegt, 3 Löcher hineingeschnitten und das Tuch mit Pflöcken oder Steinen befestigt; es blieb auf dem Grab, bis es vermodert w a r 1 0 8 ) ; in Meiderich wurde nur ein weißes Läppchen mit Schleifen an den 4 Enden aufs Grab gelegt 109 ). In Graubünden müssen einige J u n g f r a u e n während der Leichenrede das weiße Tuch, das man sonst ums B e t t der Wöchnerin hängt, über ihr offenes Grab h a l t e n u o ) . Tote Wöchnerinnen kehren
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besonders gern zurück, sie gehörten früher bei uns wie heute noch bei andern Völkern zu den gefürchteten Toten, nach Burchard v. Worms wurden ihre Leichen gepfählt. Die Fäden und Tücher sollten also wohl denselben Z w e c k erfüllen wie anderswo aufs Grab gelegte Dornbüsche U 1 ) (vgl. Grabbeigabe A 7). Auch Gräber u n g e t a u f t oder sehrfrüh verstorbener Kind e r (die nach weitverbreitetem Glauben als Irrlichter herumstreifen müssen) wurden ähnlich verwahrt, indem man eine Windel drauf befestigte, auch Tränentüchlein g e n a n n t 1 1 2 ) . Fetzen davon hatten Heilkraft, besonders gegen Zahnweh 1 1 3 ) . Drastische Mittel, um den Toten im Grab zu halten, waren außer dem Pfählen das Bedecken mit Gestrüpp oder D o r n e n , das man gegen gefährliche Tote anwandte. E s hat sich beim Lebendigbegraben von Verbrechern bis übers Mittelalter hinaus erhalten. Mit dieser Dornenbedeckung wird man auch das Pflanzen von Dornbüschen auf Gräbern zusammenstellen müssen, wie es noch in Bosnien v o r k o m m t 1 1 4 ) ; noch deutlicher ist der Z w e c k ersichtlich, wenn in Bulgarien eine Vampirleiche mit wilden Dornrosen umgürtet wurde, um ihr das Aufstehen zu verunmöglichen 1 1 6 ). *5) H ö h n Tod 347 ; J e n s e n Nordfries. Inseln 345 ; G a ß η e r Mettersdorf 93 ; Z£Vk. 8, 437. ·>) H ö h n Tod 347; vgl. B u x t o r f Judenschul 608. ·*) R o s é η död och begravning i i ; F e i l b e r g Dansh Bondeliv 2,118; Wellh a u s e n Reste 180; Z f V k . 14, 34; K r ü n i t z Encyclop. 73, 6 1 5 ; K o c h Animismus 96; ZfEthn. 30, 354; E R E . 4. 437. «') G r a b e r Kärnten 399 Nr. 552. ·*) Egerl. 9, 32; J o h n Westböhmen 176; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 223; J e n s e n Nordfries. Inseln 344 ; B r a n d Pop. Atti. 2, 284; Globus 69, 198; L e B r a ζ Légende ι , 365. ·') Bern u. Graubünden schriftl.; SAVk. 24, 63; ZfVk. 6, 410; G a ß η e r Mettersdorf 93; ZfVk. 14, 30 ff.; ZföVk. 7, 1 2 3 ; M e y e r Baden 594; Volksleven I i , 57; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 8 ; T h u r s t o n Southern India 166. ω ) Β r ü c le η e r Reuß 195; G r i m m Mythol. 3, 458; Globus 78, 322; L e m k e Ostpreußen 2, 279; W i r t h Beiträge 2/3, 66; J o h n Erzgebirge 128; F o n t a i n e Luxemburg 1 5 3 ; H ö h n Tod 346; B F . 2, 363; ZföVk. io, 106. «») N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 163. ,0 ) K ö h -
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1 e r Voigtland 254. '•) G r i m m Mythol. 3, 458; W i r t h Beiträge 2/3, 66. , 2 ) SAVk. 24, 63. " ) ZfVk. 14, 34. '«) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 223 ; vgl. L e Β r a ζ Légende 1 , 2 1 1 u. 234; RTrp. 12, 447; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 250; A n d r e e Juden 184; F L . 18, 366. " ) ZfVk. 13, 390; vgl. B F . 2, 362. '·) NieddZ. 1 , 93 f f . ; ZfVk. 14, 30; vgl. S c h e r k e Primitive 64; H e y l Tirol 3 1 3 Nr. 130. " ) MsclilesVk. 3, 7. 7e) Globus 69, 91 ; vgl. Ζ e 1 e η i η Russ. Volksk. 326. " ) F e i 1 b e r g Dansk Bondeliv 2, 119. u. 1 3 2 ; vgl. ZföVk. 10, 106. *°) J o h n Erzgebirge 128; B r a n d Pop. Ant. 2, 3 1 2 ; RTrp. I i , 3 1 1 . 81 ) Theatrum Diabol. (1569), 1 2 1 » ; B F . 2, 363. " ) H ö h n Tod 346 f.; vgl. G a ß η e r Mettersdorf 93 ; B r a n d Pop. A nt. 2, 274. ·*) D r e c h s l e r Schlesien ι , 304. ") H ö h n Tod 347; vgl. MschlcsVk. 25, 124; ·') O s e n b r ü g g e n Wanderstudien 4, 24; H o m e y e r Dreißigste 156; B F . 2, 363; Z f V k . 18, 367; SchwVk. 1 7 , 1 3 . " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 1 7 1 ; T h a l h o f e r Liturgik 2, 473. ·') SAVk. I, 46; W i r t h Beiträge 2/3, 63. ω ) ZfdMyth. ι , 189; M e i c h e Sagen 522 Nr. 668; Κ ü h η a u Sagen ι, 183 f. 8») Κ u h η Märk. Sagen 387 Nr. 1 0 1 = W u 1 1 k e 468. ,0 ) HessBl. 6, 102; B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; Ε η g e 1 i e η u. L a h n 249; W i r t h Beiträge 2/3, 63; vgl. F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . n ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 253. ,a ) E n g e l i e η u. L a h n 249; B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; K n o o p Hinterpommern 167; SAVk. ι , 46; W u 1 1 k e 214 § 299; Wallis u. Graubünden schriftl.; W o l f Beiträge 1 , 2 1 5 f.; K u h n Westfalen 2, 51 Nr. 146; W i r t h Beiträge 2/3, 52. · 3 ) J o h n Erzgebirge 1 1 7 ; K u h n u. S c h w a r t z 436 Nr. 303; L a m m e r t 106. '*) K u h n Märk. Sagen 368; G a ß η e r Mettersdorf 8 1 ; R o c h h o l z Glaube r, 198; W u 1 1 k e 214 § 299. ,ä ) W i r t h Beiträge 2/3, 63; K r a u ß Relig. Brauch 1 3 5 ; S c h e r k e Primitive 74; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 129; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . ") ZfVk. 8, 437; W i r t h Beiträge 2 /3. 63; Α η d r e e Braunschweig 3 1 8 ; Κ r ü n i t ζ Encyclop. 73. 4 1 1 · Z e l e n i n Russ. Volksk. 326. »') ZfVk. 13, 390. M ) S a r t o r i Sitte u. Brauch ι , 1 5 7 ; vgl. B F . 3, 32; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . M) SAVk. 6, 4 1 ; Τ e t ζ η e r Slaven 376; vgl. R e i s e r Allgäu 2, 304. " ' j A n d r é e Braunschweig 3 1 8 ; HessBl. 10, 1 1 2 ; Volksleven 8, 20; 10, 75; vgl. ZföVk. 6, 65. 1 0 1 ) Schweizld. 3, 1 0 1 4 ; H o v o r k a K r o n f e l d i , 188 f.; R e i s e τ Allgäu 2, 304; vgl. Ζ e 1 e η i η Russ. Volksk. 326. 1 M ) R e i s ev Allgäu 2, 304; vgl. ZfVk. 17, 375 ff.; SAVk. 14, 81. 103 ) D u r a n d Rationale (1565) 454; vgl. ZfVk. 18, 367. 104) W i r t h Beiträge 2/3, 63; HessBl. 10, 1 1 2 ; vgl. F e i I b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . 1 0 i ) MschlesVk. 7, Heft 13, 1 0 1 ff. " · ) Ebd. 7, Heft 14, 59 f.; H ö h n Tod 356; vgl. C r o o k e Northern India 225. 1( ") M e y e r Baden 586; vgl. R o c h h o l z 108 Kinderlieder 354. ) K o l b e Hessen 74; M ü l h a u s e 80; HessBl. 6, 106; Volksleven
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8, 20. m») ZfrwVk. 5, 270. »») SAVk. 18, 165 f. und miindl. Mitteilungen. m ) Globus 8o, u z ; NJbb. 49, 214 ff. 1 1 S ) M ü l h a u s e 80; HessBl. 6, 106; 10, 112. 1 1 3 ) HessBl. 10, 1 1 2 . ll1 ) ZföVk. 6, 65; B r u n n e r Deutsche Rechtsgesch.* ι, 246; G r i m m Kl. Sehr. 2, 244; G r i m m Myth. 3, 353; AfdA. 28 (1902), 3 1 6 f.; ZRG. 35, 354 ff.; 39, 264 ff.; U n w e r t h Totenkult 54; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 53; NieddZschr. r, 88 ff.; NJbb. 46, 205 ff.; K o c h Ammismus 9 8 ; L é v y - B r u h l Fonctions mentales 399 f.; C r o o k c Northern India 170. l l s ) ARw, 13, 159 f.
7. Ein selten gewordener Ritus ist die U m w a n d l u n g . Der Sarg wird einoder dreimal um die Kirche getragen 1 1 ®), speziell wenn die Tote eine Wöchnerin i s t 1 1 7 ) ; die Angehörigen oder nur die F r a u e n 1 1 8 ) gehen dreimal um das zugeschüttete Grab; den Hügel Beowulfs umritten 12 Edelinge 1 1 9 ). Der ursprüngliche Zweck ist Abwehr; der Tote soll an den Ort (Friedhof, Kirche, Grab) gebunden werden 1 2 0 ). Die Ausübung ist aber mit Gefahr verbunden, eine Schwangere darf die Umwandlung nicht mitmachen, sonst stirbt ihr Kind 1 2 1 ). Eine richtige E i n h e g u n g durch Zaun, Wall oder Graben wird in alter Zeit noch als Abwehr gebraucht m ) . 11β ) Κ η u c h e 1 Umwandlung 38 ff. (mit Lit.); Urquell 3, 300; C a m i n a d a Friedhöje 193; R o c h h o l z Glaube 1, 198; S a r t o r i Westfalen. 106; F i n d e r Vierlande 23; L e B r a z Légende 1, 296; Volkslcven 8, 2 1 ; vgl. ARw. 17, 486; B r a n d Pop. Ant. 2, 268. 117 ) Τ e m m e Pommern 338. l l s ) S t r a c k e r j a n 2, 218. lle ) K n u c h e l a . a . O . 43 f.; D i e n e r Hunsrück 185. 120) RTrp. 15, 154; K n u c h e l a. a. O. 1 2 1 ) W i 1 1 s t o c k Siebenbürgen 72. 122 ) Thüle 7, 88; D i e n e r Hunsrück 186; K n u c h e l Umwandlung 1 1 6 ; ZfVk. Ii, 266; K o c h Animismus 98; N J b b . 49, 214 ff.
8. Nicht als Ritus, sondern nur als Ehrung empfunden wird das dreimalige S c h i e ß e n beim B. eines Soldaten 1 2 3 ). Der Brauch kommt in unserer Zeit auch noch vor. 1M ) ZföVk. 4, 294; H ö r m a n η Volksleben 428; T e t z n e r Slaven 326; vgl. F i s c h e r SchwäbWb. 3, 777; K r ü n i t z Encyclop. 73, 828; vgl. Soldatenlieder ζ. Β. Β ö c k e 1 Handbuch 271.
9. Wie mit allen wichtigen Handlungen, die mit dem Toten vorgenommen werden, sind auch mit der Beerdigung allerlei
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V o r z e i c h e n verbunden. J e d e Störung im Lauf der B.handlungen wird als schädlich, gefahrbringend f ü r den Toten oder die Überlebenden empfunden. So heißt es, wenn beim offenen Grab Erde herunterfällt, ein Stück, eine Seite einstürzt, wenn beim Herausschaufeln die Erde immer wieder zurückfällt, so stirbt bald wieder jemand aus der Familie, der Tote holt einen nach l z 4 ). Die Seite, die einfällt, weist drauf hin, woher der nächste Tote aus dem Dorfe k o m m t 1 2 s ) . Wenn die Erdschollen, die man ins Grab wirft, auf dem Sarg dumpf oder stark poltern, so stirbt bald jemand aus der Familie oder dem Orte 1 2 e ) (vgl. die Vorbedeutung des dumpfen Tons beim B.läuten(s. d.)). Fällt die erste Scholle aufs Fußende des Sargs, so ist die nächste Leiche ein Kind, wenn aufs Kopfende, ein Erwachsener 127 ) ; wer von den Angehörigen die erste Schaufel Erde auf den Sarg wirft, stirbt zuerst 1 2 8 ). Reißt beim Hinabsenken des Sargs das Seil, so stirbt die ganze Familie aus 1 2 9 ); geht der Strick vom Sarg nicht los, so verwest der Tote bald 1 3 0 ). Man muß den Sarg recht gräd ins Grab senken, damit der Körper nicht schief liege l s l ) . Dreht sich der Pastor beim B . um, so stirbt bald jemand aus der Familie 1 3 2 ). Schlägt die Kirchenuhr, solange der Sarg noch nicht unter der Erde ist, so stirbt vor dem 30. Tag jemand aus der Verwandtschaft 1 3 3 ). Auf ein fröhliches Leichenbegängnis folgt ein trauriges 1 3 4 ). Ein übles Vorzeichen ist auch das Einsinken des geschlossen e n G r a b e s . Tritt dies bald ein, so stirbt bald jemand aus der Familie 1 3 5 ), oder die ganze Familie stirbt aus 1 3 e ) ; oder man sagt, der Tote habe Grenzsteine verrückt 1 3 7 ), er war ein Geizhals 1 3 8 ), der Tote sei in die Hölle gekommen 139 ). Hier liegt wohl der Glaube zugrunde, das Einsinken sei ein Zeichen, daß der Tote das Grab verlassen habe und umgehe. 124 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimo. з, 104; S c h m i t t Hetlingen 15; K u h n и. S c h w a r t z 436 Nr. 302; S c h u l l e r Progr. v. Schäßb. 1863, 30; Τ e t ζ η e r Slaven 339; W i t z s c h e l Thüringen 2, 257; MschlesVk. 8, Heft 15, 74; S t r a c k e r j a n
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ι, 33; SAVk. 21, 32; R o t h e n b a c h Bern 43 Kr. 390; S c h u l e n b u r g 1 1 4 ; M a n z Sargans 122; M e y e r Baden 595; Α η d r e e Braunschweig 314; L e m k e Ostpreußen 1, 59; Τ o e ρ ρ e η Μasuren 1 1 0 ; Schweizer. Merkur 2 (1835). 236; Graubünden miindl. 1 , ( ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 97. 1 M ) M e y e r Baden 595; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 104; W i t z s c h e l Thüringen 2, 253; L a m m e r t 107; Urquell 1, 17; K r ü n i t z Encyclop. 73, 359. " ' ) W u 1 1 k e 214 § 299. " » ( D r e c h s l e r Schlesien 2, 200. la) J o h n Erzgebirge 128; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 754. JM ) Τ e t ζ η e r Slaven 375. 1M ) K e l l e r Grab d. Abergl. 3, 57. 1 M ) T e t z n e r Slaven 239. 13a ) H a r t m a n n Dachau u. Bruck 228. 1«) Unoth r, 189; S t o 1 1 Zauberglauben X41 f. »») ZfrwVk. 15, n o ; MschlesVk. 8, Heft 15, 74; F o g e 1 Pennsylvania 126 Nr. 577; B r ü c k n e r Reuß 195; R e i s e r Allgäu 2, 314; M e i e r Schwaben 2, 5 1 1 ; H ö h n Tod 357; SAVk. 12, 214; L a m m e r t 107; B i r l i n g e r Volksth. I, 474; Z i n g e r l e Tirol 47; S c h u l t z Alltagsleben 235; Schweizld. 2, 352; K u h n Westfalen 2, 52 Nr. 148. " · ) M e y e r Baden 595 = R o c h h o I z G / a u i e r, 203. 1S7 ) D r e c h s l e r ι, 305. la>) G r o h m a n n 193. 13*) H ö h n Tod 357; umgekehrt RTrp. 15, 152. II.
B.ort.
I . Der B . o r t ist wichtig, weil bei E i n haltung aller R i t e n der Tote oder die Seele an den Ort, wo der K ö r p e r liegt, gebannt bleibt. J e nach den Gefühlen, die man beim Toten vermutet, oder die die Überlebenden ihm gegenüber haben, wird man den B.ort wählen, falls ihn nicht der Verstorbene zu Lebzeiten s e l b s t b e s t i m m t hat wie H r a p p r in der Laxdaelasaga 1 4 0 ). In alter Zeit scheinen Gräber und Friedhöfe an S t r a ß e n und Kreuzw e g e n gelegen zu haben; später galten letztere als entehrende B.plätze 1 4 1 ) (s. Selbstmörder). Seit der E i n f ü h r u n g des Christentums suchte man i η oder b e i d e r K i r c h e begraben zu w e r d e n 1 4 2 ) , und bis ins 19. J h . hielt sich der Brauch, daß vornehme Personen und Geistliche in der K i r c h e oder wenigstens außen an der Mauer begraben w u r d e n U 3 ) . In Graubünden soll es bis in die neueste Zeit vorgekommen sein, daß alle L e u t e in der Kirche begraben wurden (mündl. Mitt.). B . in der Kirche sollte es der Seele e r : leichtern, in den Himmel zu kommen 1 4 4 ). Wenn dies nicht möglich war, so wollte
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man wenigstens in geweihter Erde, im F r i e d h o f (s. d.) ruhen. Nur in Ausnahmefällen und in Sagen finden wir andere B.orte. Nach mündlichen Mitteilungen wurden im letzten J a h r h u n d e r t im Thurgau und Bern Frühgeburten und ungetaufte Kinder nachts im Keller beerdigt, in Schlesien (16. J h . ) unter der Schwelle 1 4 4 a ). Die Tiroler Sage berichtet, man habe in alter Zeit ein K i n d getötet und u n t e r dem H e r d begraben, das habe Glück gebracht 1 4 5 ) ; nur komisch gemeint ist jedenfalls der Spruch der PennsylvaniaDeutschen: Wenn der K o c h sich tot frißt, begräbt man ihn unter dem H e r d 1 4 6 ) . S a g e n h a f t ist auch das B . bei oder in dem Haus bei boshaften Menschen angewendet; sie werden dadurch des Vorteils der geweihten Erde beraubt und an ihr Haus g e b a n n t 1 4 7 ) . (Vgl. Arme'Seelen.) Schreuer vermutet, die Sitte der Friesen im 1 3 . J h . , den Leichnam eines Erschlagenen im Hause ü b e r den R a u c h z u h ä n g e n , bis Blutrache geübt war, sei noch ein R e s t des Brauchs, den Toten im Hause zu behalten und zu bestatten 1 4 8 ). U m eine alte Bestattungsart handelt es sich wohl auch, wenn AlboinsLeiche u n t e r e i n e r T r e p p e am Palast begraben wurde; der Tote wurde als Hüter des Palastes betrachtet 1 4 e ) ; ein Ausnahmeritus war am Platz aus zwei Gründen: es betraf einen König und einen gewaltsam Getöteten. Ein ähnlicher Ausnahmeritus einem toten K ö n i g gegenüber war es wohl, wenn die Westgoten den Alarich im F l u ß b e t t des Busento begruben und den Fluß wieder drüber leiteten; genau dasselbe Verfahren, auch beim Tode eines Häuptlings, wird aus A f r i k a berichtet, sogar mit derselben Begründung: daß man dadurch die Grabstelle geheimhalten wolle 1 5 0 ). Und in einer jüdischen Schrift des MA. (Toledoth Jeschu) heißt es, J u d a s habe die Leiche Christi in seinem Garten unter einem Wasserfluß begraben, den er zuerst ab- und dann wieder darüber geleitet habe 1 5 1 ) . Der ursprüngliche Grund wird wohl in einer Abwehr des mächtigen Toten durch das Wasser
993 liegen, eine V e r e i n i g u n g v o n und W e g s c h w e m m e n 1 M ) .
Begräbnis Begraben
" · ) C. 17; ZfvglRw. 34, 102 ff.; ZfrwVk. 14, I ff.; E R E . 4, 422; Urquell 3, 118. »«) E R E . 2, 26 ff.; MschlesVk. 11, 74; Λ m i r a Todessir. 215. "») L i ρ ρ e r t Christentum 263 f. ; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 61 ; Κ o η d ζ i e 11 a Volksepos 37; HessBl. 24, 65 ff.; W e t z e r u. W e l t e 7, 718 f.; H e r z o g - H a u c k 10, 494; P a u l u s D i a c o n u s 4, 4 7 . l " ) MschlesVk. 25, 87; C a m i n a d a Friedhöfe 22; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 177; SAVk. 24, 75; O s e n b r figge η Der Gotthard (1877) 112; P u p i k o f e r Gesch. d. Thurgaus· 2, 805. "«) K e l l e r Grab d. Abergl. 3, 104; 5, 4; L u c i u s Heiligenkult 305. 1,4 ») MschlesVk. 27, 143. "«) H e y 1 Tirol 597 Nr. 59; vgl. S c h r ä d e r Reallex* x, 334; F r a ζ e r ι , 104 f. 14 ·) F o g e 1 Pennsylvania 187 Nr. 909. " ' ) M ü l l e n h o f f Sagen 191 Nr. 262; E i s e 1 Voigtland 225 Nr. 572. 1«) ZfvglRw. 34, 91. 105. 128 f.; vgl. ZfEthn. 42, 231; E R E . 4, 423; W e i η h o l d Altnord. Leben 502 f. 1 0 ) ZfvglRw. 34, 102 ff.; K o c h Animismus 78 ff.; ZfEthn. 30, 352. lso ) J o r d a n e s c. 30; S p e n c e r Prinzipien 1, 199; R a t z e l Völkerkunde 1, 121; Journal Anthrop. Instit. 15, 65 f.; F r a ζ e r 3, 15. t u ) S c h w a r t z Volksglaube 271 ; The Jewish Encyclopedia 7, 170; vgl. Arch. f. Anthrop. NF. 12, 190 f. " · ) Vgl. E R E . 4 , 4 2 1 ; B r u n n e r D. Rechtsgesch.« r, 249f.; Germania 17, 215. 2. Besondere Β . o r t e erhielten a u c h V e r b r e c h e r , H i n g e r i c h t e t e , S e l b s t m ö r d e r , A n d e r s g l ä u b i g e , in christlicher Z e i t i m m e r in d e m Sinne, d a ß ihnen die g e w e i h t e E r d e u n d somit j e d e Hilfe zur E r l a n g u n g des Seelenheils v e r w e i g e r t w u r d e 1 5 8 ) . D o c h geht aus den S p u k g e s c h i c h t e n klar hervor, d a ß m a n den T o t e n d a m i t a n einen besonderen O r t g e b a n n t g l a u b t e . B.ort der Verbrecher ist meist die H i n r i c h t u n g s s t ä t t e , der S c h i n d a n g e r (vgl. Selbstmörder). W e n n gelandete L e i c h e n n i c h t i m Friedhof, sondern i m D ü n e n s a n d beg r a b e n wurden, so k o m m t dies wohl v o n der F u r c h t der L e u t e , es k ö n n t e sich u m einen Selbstmörder oder u m einen auf andere „ s c h l e c h t e " A r t Verstorbenen handeln154). Ü b e r Unterschiede, die m a n a u c h b e i m B . innerhalb des F r i e d h o f s machte, siehe Friedhof. E i n in S a g e n und L e g e n d e n h ä u f i g v o r k o m m e n d e r Z u g sind die w e i s e n -
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d e η Τ i e r e , die anzeigen, w o der T o t e b e g r a b e n sein will. O d e r der T o t e f i n d e t , w o h l mit göttlicher Hilfe, selbst den W e g , w i e die Leichen, die m a n der S a g e n a c h im S a r g die R h o n e h i n u n t e r s c h w i m men ließ, bis sie v o n selbst bei A r l e s in Alischanz ( = C a m p u s Elisius) haltm a c h t e n und in d e m besonders geheiligt e n Friedhof b e g r a b e n w u r d e n u s ) . "») R G G . i 1 , i o n ; K l a p p e r Erzählungen 114 Nr. 104; 164 Nr. 171; vgl. R o s é η Dödsrike 5 7 . 6 7 ; Z e l e n i n Russ. Volksk. 328 f. "') J e n s e n Nordfries. Inseln 352 ; vgl. M e y e r Baden 595; F e i 1 b e r g Dansk Bondeliv 2, 132. l i s ) L i e b r e c h t Gervasius 3, 90; M a n n h a r d t Germ. Mythen 360. I I I . Β . Ζ e i t. i . Hie und da e r k e n n t m a n noch, w i e sich die zwei A u f f a s s u n g e n b e k ä m p f e n : e n t w e d e r den T o t e n , dessen U n r e i n h e i t m a n f ü r c h t e t , möglichst schnell z u begraben, oder ihn möglichst l a n g e bei sich zu behalten, im Glauben, er k ö n n t e übergroße H a s t übel e m p f i n d e n , m a n müsse der Seele Z e i t lassen, sich v o m K ö r p e r zu t r e n n e n ; die A u s f ü h r u n g der verschiedenen R i t e n b e a n s p r u c h t a n sich schon eine gewisse Z e i t . N a c h kirchlicher L e h r e soll eine F r i s t eingehalten werden, damit m a n sicher den T o d k o n s t a t i e r e n k ö n n e 1 5 6 ) . Vielleicht liegt in älteren, obrigkeitlichen V e r b o t e n , den T o t e n v o r A b lauf einer b e s t i m m t e n F r i s t z u b e s t a t t e n , ein Hinweis, d a ß das V o l k es eilig hatte157). Bei Wasserscheuen gestattete die w ü r t t e m b e r g i s c h e R e g i e r u n g rasche B e e r d i g u n g 1 5 8 ) . L a n g e Fristen bis z u 5 T a g e n k a m e n im B e r g i s c h e n vor, und in W ü r t t e m b e r g w i r d a u s n a h m s w e i s e eine W ö c h n e r i n , deren K i n d lebt, 3 N ä c h t e im H a u s e b e h a l t e n , andere T o t e nur 2, vielleicht eine V o r s i c h t s m a ß r e g e l , u m ihre W i e d e r k e h r u n n ö t i g zu m a chen 1 5 β ). " · ) ZfVk. I i , 19 ff.; 14, 23; A n d r e e Juden 165. 184; W e l l h a u s e n Reste 178; ZföVk. 7, 122; B r a n d Pop. Ant. 2, 249; T h a l h o f e r Liturgik 2, 466; T h u r s t o n Southern India 207. " ' ) L a m m e r t 112; F r i c k a r t Kirchengebräuche 139; B o d e m e y e r Rechtsalterth. 188 f.; K r ü n i t ζ Encyclop. 73. τ72 (damit der Tote zur Ruhe komme). 1M ) B i r 1 i η g e Γ Λ κ ΐ Schwaben 2, 318. 1M ) ZfrwVk. 5, 258; H ö h n Tod 334.
995
Begräbnis
2. Als Tageszeit wird meist der V o r m i t t a g 1β0 ), auch der M o r g e n 1 β 1 ) gewählt, selten der Nachmittag 1 6 2 ). Man zog wahrscheinlich die zunehmende Hälfte des Tages vor. A b e n d s oder n a c h t s werden nur besondere Tote begraben. So die Selbstmörder. Kleine (ungetaufte) Kinder werden abends, während des Abendläutens, oder nachts bestattet 1 β 3 ), ein Abortus wird nachts auf den Kirchhof gebracht und neben einem Freunde begraben; man darf dabei niemand grüßen, dem man begegnet 1 4 4 ). Abend und Nacht werden wohl als gefährlich f ü r den Toten oder auch f ü r das Gefolge angesehen 1 · 5 ). lm
) Wallis, Thurgau schriftl.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 253; ZföVk. 4, 268; H ö h n Tod 3 3 5 ; SAVk. 25, 72; R e i s e r Allgäu 2, 298; S p i e ß Frdnk. Henneberg 1 5 4 ; Seefried-Gulgowski 222; Birl i n g e r Aus Schwaben 2, 3 1 5 . u l ) Unterwaldcn υ. Luzern schriftl.; v. R o d t Bern ». lg. Jh. 9 1 ; ZföVk. 4, 294; ZfrwVk. 4, 280; W r e d e Eifler Volksk. 1 2 7 ; H ö r m a η η Volksleben 427; B e c k e r Pfalz 237 f. 1 M ) G a ß η e r Mettersdorf 90; ZfrwVk. 5, 255. 1 M ) G a ß η e r Mettersdorf 86; S t r a c k e r j a n ι, 3 3 ; J . S t a f f e l b a c h Reiseskizzen (Luzern 1882) 3 1 ; vgl. L e B r a z Ligende 2, 36; L ü t o l f Sagen 554; Wallis, Graubünden, Thurgau mundi. Mitt. 1 M ) J e n s e n Nordfries. Inseln 341. "«) RTrp. 15, 1 5 2 ; F F C . 41, 96; E R E . 4, 426; P a u l y - W i s s o w a 3 , 336; S c h e r k e Primitive 62.
3. Gewisse T a g e werden für B. vorgezogen oder vermieden: So ist der Sonntag beliebt 1 β β ), gemieden werden Mont a g " 7 ) , Mittwoch 1 8 8 ), F r e i t a g 1 ί β ) , Samstag 17 °), sonst stirbt jemand aus der Familie oder aus dem D o r f 1 7 1 ) , oder es wird eine Ehe durch Tod geschieden (Mittwoch oder Freitag) 1 7 2 ). Doch kommt auch umgekehrt der Freitag als bevorzugter Tag vor17S). " ' ) J e n s e n Nordfries. Inseln 3 4 1 ; ZfVk. 19. 277; Appenzell u. Thurgau mündlich; im Gegenteil: B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 103; Η ö h η Tod 345. " ' ) ZfVk. 19, 276; Thurgau mündlich; H ö h n Tod 345; B F . 2, 364; ZföVk. 10, 106; F l a c h s Rumänen 55. " · ) ZfVk. 19. 276; H ö h n Tod 345. u>) Globus 59, 3 8 1 ; H ö h n Tod 344; B F . 2, 364; Graubünden mündlich; F L . lo, 268. 17°) ZfVk. 19, 276; Thurgau mündlich; H ö h n Tod 345. ln ) H ö h n Tod 344; Globus 59, 3 8 1 ; B F . 2, 364; ZföVk. 10, 106. " ' ) H ö h n Tod 3 4 4 f .
m
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) Jensen 19, 276.
Nordfries.
Inseln 3 4 1 ; ZfVk.
4. B . am Neujahr läßt im kommenden J a h r 1 2 Ehepaare auseinander sterben; wenn der Kirchhof offen ist zwischen Weihnacht und Neujahr, gibts viel Leichen im nächsten J a h r 1 7 4 ) . „ E i n e Leiche auf der Bahre zur Himmelfahrt — Bedeutet: die Gewitter haben keine A r t " , oder B . an Himmelfahrt, Karfreitag oder in der Marterwoche hält schwere Gewitter vom Orte f e r n 1 7 8 ) . Wird eine Leiche im Vollmond begraben, so nimmt sie den Segen aus dem Hause 1 7 6 ). lu ) J o h n Erzgebirge 128 ; F o g e 1 Pennsylvania 128 Nr. 584. 1 , J ) J o h n Erzgebirge 128. " · ) W u t t k e 5 8 5 6 5 ; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 754; L ü t o l f Sagen 552 f.
IV.
B.wetter.
Das Wetter beim B . wird meist als Anzeichen f ü r das Schicksal des Toten, der Seele, aufgefaßt. Manchmal aber steht es in anderem Zusammenhang, besonders mit der Todesart (Selbstmörder), und es ist der Tote selbst, der das Wetter macht. Weit verbreitet ist der Glaube, daß der Tote selig sei, wenn es vor oder beim B . ins Grab regnet, „ d e m Gerechten, Glücklichen regnets ins G r a b " 177 ), oder „die Engel weinen über den T o d " 1 7 8 ) . Zugrunde liegt ursprünglich der Glaube an die dämonenabwehrende Macht des Wassers 179 ), was später nicht mehr verstanden und anders ausgedeutet wurde. Drum heißt es auch: Regen am B.tag ist ein Zeichen, daß der Tote viel gelitten hat und nicht gern gestorben ist 1 8 0 ), oder ein Zeichen, daß über den nächsten Toten viel geweint w i r d 1 8 1 ) , oder daß der Tote gern Bier getrunken habe 1 8 2 ), auch, daß ein naher Freund sterben wird 183 ). Unwetter beim B . bedeutet fast immer, daß der Tote böse war und in die Hölle kommt 1 8 4 ). Ausnahmsweise verkünden Donner und Blitz, daß der Seele die himmlische Pforte geöffnet werde 1 8 5 ). Weht der Wind nach dem Gehöfte, so bleibt die Wirtschaft im alten Geleise, weht er vom Gehöft weg, so kommt sie zurück 1 8 6 ). ln ) G r o h m a n n 189; S c h m i t t Het· fingen 18; K o l b e Hessen 82; W o l f Beiträge
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Begräbnisläuten
ι , 216; 2, 367; L a m m e r t 105; M e y e r Baden 595; F o g e l Pennsylvania 91 Nr. 361; 135 Nr. 620; R o c h h o l z Glaube 1, 198; Globus 59, 381; ZföVk. 3, 373; ZfrwVk. 2, 498; B r a n d Pop. Ant. 2, 285 ; L e B r a z Légende ι . 365. " ' ) G r o h m a η η 189. "») ARw. 13, 20ff. «·) J o h n Erzgebirge 128. m ) T e t z n e r Slaven 375. w> ) G r o h m a n n 189. M») F o g e l Pennsylvania 126 Nr. 575. "«) R o c h h o 1 ζ Glaube ι. 198; SAVk. 8, 274: Bern mûndl.; G r o h m a n n 198; FL. 15, 453. K ü h n a u Sagen 1, 464; M ö l l e n h o f f Sagen 32 Nr. 30; M e i c h e Sagen 175 Nr. 238; 628 Nr. 773; L e B r a z Légende 2, 313; vgl. Klapper Erzählungen 176 f. Nr. 180. 1«) G r o ' h m a n n 189. »«) T o e p p e n M asuren 109. V. B.k o s t e n . U m a n s t ä n d i g b e g r a b e n zu werden, sparen sich die L e u t e schon bei L e b z e i t e n das G e l d z u s a m m e n ; n i e m a n d will „ v o n Armen wegen" bestattet werden187). „ W a s v o n T o t e n h e r k o m m t " m u ß ehrlich erworben und b a r b e z a h l t w e r d e n 1 8 8 ) . Die G e b ü h r e n a n P f a r r e r u n d L e h r e r sollen möglichst bald, schon a m Beerdigungstage, erlegt w e r d e n 1 8 i ) , d a m i t der T o t e seine R u h e h a b e und nicht wiederk o m m e n müsse l9 °). M a n f r a g t den Schreiner nicht n a c h der S c h u l d i g k e i t , sondern g i b t eine angemessene B e l o h n u n g 1 ? 1 ) . (Vgl. Sarg.) 18') S t r a c k e r j a η 2, 217. 1ββ) HessBl. 4, 10; io, h o . ls») G a ß n e r Metiersdorf 93; M e y e r Baden 596. 1M ) K e l l e r Grab d. Abergl. 5, 42; H ö h n Tod 348. M1 ) B i r l i n g e r Volkstk. 2,. 405. Geiger.
B e g r ä b n i s l ä u t e n , i . Selten wird das G e l ä u t e mit einem k u r z e n einseitigen A n schlagen der G l o c k e n ( K l e p p e n , K l e n k e n ) b e g o n n e n x ). H ä u f i g w i r d j e nach A l t e r oder G e s c h l e c h t der L e i c h e mit einer größeren oder kleineren G l o c k e a n g e f a n g e n 2 ). D a s G e l ä u t e erfolgt einige Z e i t v o r B e g i n n des L e i c h e n z u g s 3 ), oder b e i m A u f b r u c h 4 ) , w ä h r e n d des Z u g e s s ) , bis die L e i c h e z u m Dorf hinaus ist °), w e n n der Z u g ins K i r c h d o r f k o m m t 7 ) , solange er ein Dorf p a s s i e r t 8 ) oder bei einem Gotteshaus vorbeikommt8), und wenn die L e i c h e ins G r a b g e s e n k t und mit E r d e b e d e c k t w i r d 10 ). Die G l o c k e n sind geweiht, w e h r e n daher D ä m o n e n a b u ) ; das G e l ä u t e w i r d als Hilfe f ü r den T o t e n a u f g e f a ß t , so wohl
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auch, w e n n seine F r e u n d e es b e s o r g e n 1 2 ) . Die V e r w e i g e r u n g des G e l ä u t e s w i r d als S t r a f e e m p f u n d e n 1 * ) ; ungern h a t m a n einen T o d e s f a l l in der K a r w o c h e , weil d a n n nicht g e l ä u t e t w e r d e n d a r f 1 4 ) . D i e Seele v e r l ä ß t die E r d e in d e m A u g e n blick, w o der S a r g u n t e r G l o c k e n g e l ä u t e aus dem H a u s e g e h o b e n w i r d ; m a n l ä u t e t , u m die a r m e Seele leichter a u s d e m F e g f e u e r z u l u p f e n 1 5 ) ; der T o t e v e r ä n d e r t seine F a r b e erst, w e n n das G l o c k e n g e l ä u t e v e r k ü n d e t , d a ß das G r a b f e r t i g i s t 1 * ) . B e i der B e e r d i g u n g besonders f r o m m e r Menschen b e g i n n e n die G l o c k e n v o n selbst z u l ä u t e n 1 7 ) . D a s G e l ä u t e soll a b e r a u c h die L e b e n den v o r dem T o t e n oder den T o t e n g e i stern schützen, so w e n n b e i m Passieren eines Dorfes g e l ä u t e t wird. D e n n w e n n m a n einen T o t e n über die F e l d m a r k f ü h r t , ohne d a ß in dem O r t e g e l ä u t e t wird, so wird der H a g e l die Felder zerschlagen 18 ). ZfVk. 15, 93; Schweizld. 3, 660; O t t e Glockenkunde 44; Volksleven 8, 20; ZfVk. 30/32, 119. «) Η ö h η Tod 335. 341; M e r z Rechtsquellen d. Kt. Aargau I, 6, 115; SAVk. 6, 41; Volksleven 8, 20; S t a u b e r Zürich 1, 41 ff. *) H ö h n Tod 335; Bavaria 1, 994. 4) H ö h n Tod 335; J o h n Erzgebirge 126; ZfVk. 19, 275; DHmt. 4, 4; Egerl. 9, 30 f. ') D u r a η d Rationale (1565), 20b; W i t t s t o c k Siebenbürgen 101; H ö r m a n n Volksleben 427; Volksleven 8, 20. ·) J e n s e n Nordfries. Inseln 350; Egerl. 9, 31. ') H o o p s Sassenart 120. ·) R e i s e r Allgäu 2, 299. ·) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 163. 10) Unterwaiden schriftl.; ZfVk. 13, 390; 30/32, 120; H ö r m a n n Volksleben 427; B o d e m e y e r Rechtsalterth. 171 f.; W i r t h Beiträge 2/3, 62. n ) T h a l h o f e r Liturgik 1, 474ff.; L a v a t e r Von Gespänsten (1569), 119; M e y e r Aberglauben 185. " ) Bern schriftl.; H ö h n Tod 335; Volksleven 8, 20; vgl. D i e n e r Hunsrück 183; ZfVk. 30/32, 119; ZfrwVk. 6, 207; 7, 170. u ) S a r t o r i Sitte u. Brauch ι , 153; O t t e Glockenkunde 43; ZfVk. 8, 30. u) H ö r m a η η Volksleben 424; Eidgenöss. Abschiede VI, i , 1254. l5 ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 62; Bavaria 1, 412; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 113; vgl. F e i I b e r g Dansk Bondeliv 2, 117; G r i m m Myth. 3, 417. " ) ZfVk. 8, 35. " ) S c h e l l Bergische Sagen 8; H e y l Tirol 570 Nr. 25; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 71. H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 301. 2. B e i m B . w i r d H e i l z a u b e r get r i e b e n ; denn die G l o c k e n h a b e n , weil
Begräbnisläuten
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dämonenabwehrend, Heilkraft, und durch Spruch, Nachwerfen, Begraben, Wegschwemmen, wird dabei symbolisch das Leiden der Leiche mit ins Grab gegeben 1 '). Um Schmerzen zu beheben, reibe man den leidenden Teil mit dem Innern einer Speckschwarte und spreche: „Böses und Unrat, du sollst vergehn wie der Tot' im Grabe", und 3 Vaterunser; die Schwarte vergrabe man unter einer Dachtraufe *·). Wenn man Hühnerwurzeln hat, eile man während des Läutens hinter dem Sarg her, reiße die Hühnerwurzeln ab und werfe sie mit den Worten: „ S i e läuten einer Leiche, ich meine Hühnerwurzel streiche. Im Namen Gottes usw." in der Richtung auf die Leiche zu 2 1 ). Um Gewächse oder Hühneraugen zu vertreiben, muß man, wenn man einen alten Menschen begräbt und es läutet, sprechen: „Man läutet zu der Leich, und was ich greif das weich, und was ich greif nimm ab, wie der Tote im Grab f t t " · Dabei muß man den Schaden in der Hand halten oder mit dem Finger drüber streichen, und solange es läutet den Spruch wiederholen. Wie der Tote verwest, so vergeht das Leiden. Bei einem Mann muß ein Mann begraben werden, bei einer Frau eine F r a u M ) . Gegen Hühneraugen nimmt man ein Fußbad und sagt den Spruch M ). Einen Leibschaden oder Geschwüre wäscht man mit Bachwasser M ), oft genügt der einfache Spruch M ). Besonders häufig werden W a r z e n während des B.s vertrieben. Man reibt sie während des Läutens und sagt dazu den Spruch: Sie läuten einer Leiche, Meine Warze zu gleiche, Sie läuten ins Grab, Meine Warze geh ab "). Man bestreicht die Warzen 3mal mit Speck und vergräbt ihn während des Läutens unter Hersagen des Spruchs *7), oder man bestreicht sie mit Speichel und sagt den Spruch M ). Häufig muß man dabei die Hände waschen M ) im fließenden Wasser 80 ), worüber die Leiche gefahren wird 81 ), im Brunnen bei der Kirche **), im Bachschaum **), dazu den Spruch
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hersagen: „ S i e läuten den Toten wohl in das Grab, ich wasche mir meine Warzen a b " M ) . Es muß bei einer weiblichen Leiche geschehen u ) . Eine alte Vorschrift von 1790 lautet, man solle einem Toten zu Grabe läuten und dann die Warzen an fließendem Wasser waschen M ). u ) ZfVk. 8, 35; S e y f a r t h Sachsen 212. M ) H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 362. w ) MschlesVk. 25, 89. " ) L a m m e r t 184 u. 219; BayHfte. 6, 203. ·') S t o 11 Zauberglauben 77. »*) G r i m m Myth. 3, 462 Nr. 798; W o l f Beiträge 1, 256 Nr. 15; Z a h l e r Simmental 51. 100f.; W i t z s c h e l Thüringen 2, 273 Nr. 71. " ) ZfVk. 7, 165. »«) S e y f a r t h Sachsen 213 f.; B o h n e n b e r g e r Nr. x, 14; W e t t s t e i n Disentís 174; V e r n a l e k e n Mythen 314; W u t t k e 173 § 234; 335 § 497; W i r t h Beiträge 2/3, 58. r ) J o h n Erzgebirge n o ; W u 1 1 k e 331 § 492. ») T e t z n e r Slaven 163. ") Blätter f. Bernische Gesch. 9 (1913), 9; SAVk. 2, 280; ZfVk. ι, 203; 4, 325; ZfrwVk. 20/1, 44; H e s e m a n n Ravensberg 91 ; P o l l i n g e r Landshut 290. ZfrwVk. 5, 97. 270; W o e s t e Mark 55 Nr. 14; W i t z s c h e l sl Thüringen 2, 291. ) S t r a c k e r j a n 1, 90. ·») SAVk. 15, 8; Zug schriftl. " ) SAVk. 8, 147; Aargau mündl. **) SAVk. 8, 147; 2, 280; S t r a c k e r j a n 1, 90; ZfrwVk. 5, 97; 20/1, 44; ZfVk. 4, 325; I, 203; H e s e m a n n Ravensberg 91. " ) SAVk. 15, 8. " ) HessBl. 15,130. 3. Die Zeit, da der Tote hinausgetragen und begraben wird, ist besonders gefährlich; daher finden wir auch das V e r b o t , während des B.s zu e s s e n , sonst bekommt man Zahnweh 3 7 ) oder die Zähne fallen einem aus M ). Ebensowenig soll man s c h l a f e n , sonst stirbt man 3 ®). Doch heißt es auch, man solle während des B.s Obstbäume rütteln, um sie tragbar zu machen 40 ). (s. Leichenzug.) ») G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 39; S a r t o r i Totenspeisung 59; V e r n a l e k e n Alpensagen 349 Nr. 77; F o s s e l Volksmedizin X09f.; W o l f Beiträge 1, 224; W u t t k e 310 § 459; Wi r t h Beiträge 2/3, 63; W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 259 Nr. 73. " ) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 153; H ö h n Tod 345; ZfVk. 8, 30. **) W u t t k e 313 $ 462. «) W i r t h Beiträge 2/3, 63. 4. Aus dem B . entnimmt man allerlei V o r z e i c h e n , teils für den Toten, teils f ü r die Hinterbliebenen. Tönt das Geläute hell, so ist der Tote „ a n einem guten Ort" tì), tönt es dumpf, so ist der Tote schlecht gestorben 48 ). Zerspringt
ΙΟΟΙ
Behemoth—Beichte
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B e h e m o t h , das biblische Fabeltier, das Hiob 40, 15 ff. mit orientalischer Phantasie zur Verherrlichung Gottes geschildert wird, ist f ü r den A b e r g l a u b e n insof e r n v o n Bedeutung, als es die E n t w i c k lung der volkstümlichen Drachenvorstellung beeinflußt h a t 1 ) . Diese Beeinflussung zeigt sich vielleicht weniger in der Ü b e r t r a g u n g einzelner Züge, als vielmehr darin, daß in B. und seinem Genossen L e v i a t h a n die E x i s t e n z des Drachens biblisch sanktioniert ist und so der Glaube an das Vorhandensein ungeheuerlicher Drachenwesen auch in der Gedankenwelt christlicher Kreise lebendig blieb. B . selbst ist nicht zu einem Bestandteil des Volksaberglaubens geworden. Das unverletzbare, schnaubende U n getüm Bemoth, v o n dem die isländische Novellistik des 14. Jh.s weiß 2 ), steht v e r einzelt da. Ob der nordische Fenriswolf Züge v o n B. übernommen hat, wie E l a r d H u g o Meyer m e i n t 3 ) , ist doch recht zweifelhaft. Beiden sind vielmehr nur die allgemeinen Wesensmerkmale des Drachen gemeinsam, ohne daß unmittelbare A b h ä n g i g k e i t anzunehmen ist. W i r können heute mit Sicherheit sagen, daß B. ein Nilpferd ist, das in die Sphäre des Mythischen erhoben wurde — ein Motiv, das die alten Israeliten aus Ä g y p t e n über41 ) Β 3 u m g a r t e η der Heimat 3, 124; P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 247; Rocken- nommen haben. Frühere Geschlechter philosophie 630. " ) Wallis schriftl.; M e y e r hatten in völligem Mißverstehen des Baden 595 ; vgl. L e Β r a ζ Légende 2, 4. T e x t e s in B. den Teufel gesehen, ζ. B . ») J o h n Erzgebirge 128. " ) Ebd.; W i r t h Gregor der Große 4) und noch L u t h e r 6 ), Beiträge 2/3, 50; Rockenphilosophie 535; F e i l auch an den Elefanten hatte man geb e r g Dansk Bondeliv 2, 98. " ) P e t e r Österdacht 6 ). reichisch-Schlesien 2, 247. " ) Schweizer.Merkur 2 (1835), 235. ") ZfrwVk. 4, 271; vgl. ' j E . H . M e y e r German. Mythol. 9 6 . ! ) G e ZfVk. 8, 33; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. r i n g Aeventyri ι, 308 f.; 2, 244. s) E. H. 236. 48) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 153; J o h n Erzgebirge 116; W i r t h Beiträge 2/3, M e y e r Mythol. der Germanen 346. *) M i g η e Ser. Lai. 76, 644 if. ') K l i n g n e r Luther 26. 50. ") B ü h l e r Davos 1, 365; W i r t h Bei·) B r a e u n e r Curiositäten 584. Rühle. träge 2/3, 50. so) J o h η Erzgebirge 1 1 7 ; W i t z s c h e i Thüringen 2, 259; P e t e r Österreibehexen s. v e r h e x e n . chisch-Schlesien 2, 247. " ) G r i m m Myth. 3, 476; B a r t s c h Mecklenburg 2, 95. ·*) R o Beichtbücher s. P o e n i t e n t i a l e . t h e n b a c h Bern 43. u ) Ebd. ") Graubünden mündl. M) S c h i l d Grossätti 127; W i t z Beichte (ahd. bi-jiht-Bekenntnis, zu bis c h e i Thüringen 2, 257; B r ü c k n e r Reuß jehan) ist das vor dem Priester abgelegte 195; K e l l e r Grab des Aberglaubens 3, 64. ") G r i m m Myth. 3, 450; Β ü h 1 e r Davos Bekenntnis der Sünden. Zuerst geschah ι, 368; H ö h n Tod 345; M e i e r Schwaben dies öffentlich; seit dem 9. Jh. ist jedoch 2, 491; ZfVk. 8, 34; 13, 390; Ρ f i s t e r die geheime B. und B u ß e im A b e n d l a n d Hessen 165; HessBl. 15, 129; Schweizld. 2, völlig eingebürgert. V o n alters her ist 677; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 754. die Quadraeesimalzeit (AschermittwochGeieer.
gar die Glocke, so wird ein Mensch mit schwerbelastetem Gewissen begraben 43 ). W e n n es dumpf tönt, folgt bald ein Todesfall in der Familie " ) , es stirbt einer v o n den Begleitern 45 ), oder es wird beim nächsten Todesfall große Trauer sein 4β ). A b e r auch wenn die Glocken hell läuten, folgt bald ein Trauergeläute 47 ). W e n n eine Glocke ein wenig nachläutet, stirbt bald j e m a n d M ). T ö n t die große Glocke zuletzt, so ist die nächste Leiche ein Mann, ist's die kleine, eine F r a u 4 9 ) ; oder Nachklingen der großen Glocke zeigt T o d einer ältern Person an, das der m i t t l e m : T o d einer jiingern, das der kleinen: T o d eines Kindes, oder es betrifft Standesunterschiede ®°). A u f welche Seite der K l ö p p e l zuletzt anschlägt, v o n der wird die nächste Leiche im Dorf kommen B1 ). Schlägt eine Glocke an, wenn die Leiche schon ins Grab versenkt worden ist, so folgen bald Verwandte S3 ). W e n n ein H u n d ins Grabgeläute heult, stirbt bald jemand 8 3 ), ebenso wenn das Glockenseil beim L ä u t e n sonderbar zittert M ) . W e n n die Uhr ins Grabgeläute schlägt, so stirbt bald jemand aus der F a m i lie 5S) oder aus der G e m e i n d e s e ) . (Vgl. Sterbegeläute.)
Beifuß
Gründonnerstag) für B . und B u ß e reserviert. Seit 1215 ist jeder verpflichtet, um die österliche Z e i t * ) zu beichten. Sonstige Anlässe, bei denen das Volk in größerer Anzahl zur B . geht ( „ B . t a g e " ) sind: die Adventszeit, Anfang August (Portiunkula), das Kirchenpatronsfest und Allerheiligen; der Einzelne geht auch gerne vor A n t r i t t eines wichtigen Geschäftes 3 ). F ü r die Osterb. erhält mancherorts der Pfarrer noch seine , , B . e i e r " 4 ) , wohl die Ablösung des früher üblichen „ B . p f e n n i g s " . Andere Naturalien erhält er mancherorts bei der E r s t b . der Kinder 5 ). K a n n ein Schwerkranker nicht mehr beichten, so bekennt er wohl auch einem L a i e n seine Sünden. Diese , , L a i e η b . " war im Orient schon frühe beliebt, auch das MA. kannte und übte sie, j e t z t ist sie wohl in Abgang gekommen und dient nur noch Schwänken als Unterlage 6 ). Von besonderer Bedeutung sind die frühen B u ß b ü c h e r ' ) und B . spiegel 8 ). Zahlreich sind die Wirkungen, die man nach dem Volksglauben von der B . erwartete. Cäsarius v. Heisterbach erzählt viele Geschichten von solchen, denen ihre — meist sexuellen — Sünden von einem Besessenen vorgehalten werden. Gehen sie aber dann zur B . , so muß der Besessene nachher bekennen, daß er gelogen und der Betreffende rein s e i 9 ) . Ähnlich liegt der Fall bei den Ordalien. W e r sich einem solchen unterziehen mußte, der hoffte, trotz aller Schuld die Probe getrost bestehen zu können, wenn er seine Sünde vorher beichtete. Nur mußte er sich dann vor Rückfall hüten, sonst k a m die W a h r h e i t doch noch ans L i c h t 1 0 ) . Ferner glaubt man, wer ohne B . zum Abendmahl gehe, dem bleibe der Mund offen bis er gebeichtet u ) . Hexen, welche an einem Wallfahrtsort zur B . gehen, verlieren ihre K u n s t 1 2 ) . Der Sage nach sitzt auch der Teufel hie und da einmal im B . s t u h l 1 3 ) . Aus altdeutschem Glauben (Feueranbetung) ist es zu erklären, wenn ein •drückendes Geheimnis in den Ofen „geb e i c h t e t " wird oder in die Erde, einem S t e i n , einer P f l a n z e 1 4 ) .
1004
Die B . bei nichtchristlichen Völkern s. H a s t i n g s s. v. C o n f e s s i o n s . !) M e y e r Baden 5 2 2 . *) R o s e g g e r Steiermark 225 f. 3 ) M e y e r 1. c. 522. 4) W r e d e Rhein. Volksk. 1 8 6 ; auch vielerorts im Badischen. *) P o l l i n g e r Landshut 245. «) Z f V k . 8, 329. ') S c h m i t z Bußbücher u. Bußdisciplin 1883 und Bußbücher u. Bußverfahren 1898. e) M S D . 1 8 9 2 ; Z f V k . 22, 241 f. ·) C ä s a r i u s v. H e i s t e r b a c h 3, 2; 6 u. ö. 10 ) F r a n z Benediktionen 2, 330 ff. 1 1 ) Argovia 9 Nr. ι . l s ) S A V k . 3, 298. 1 3 ) M e i c h e Sagen 462 Nr. 599. 14 ) G r i m m Myth. 1, 523 f.; vgl. B ä c h t o l d - S t ä u b l i Ofenbeichte in SchwVk. 14, 73 ff. Schneider.
BeifuB. (Buck, S t . J o h a n n i s k r a u t , -gürtel, Sonnwendgürtel; Artemisia vulgaris.) ι . Botanisches. — 2. B . als Apotropaeum. — 3. B . am Johannistag. — 4. B. gegen Müdwerden. — 5. B . im Liebeszauber. — 6. Volksmedizinisches. — 7. B . verhindert das Abziehen des Bienenschwarmes. — 8. Kohlen unter dem B .
1. B o t a n i s c h e s . V2 bis 1V2 m hoher Korbblütler mit fiederteiligen, auf der Oberseite dunkelgrünen, unten weißfilzigen B l ä t t e r n . Die kleinen unscheinbaren Blütenköpfchen sind ährig oder traubig angeordnet. Der B . ist meist häufig auf Schutt, in Hecken, an Wegen, Zäunen und Mauern 1 ). Bei den antiken Schriftstellern 2 ) stand die „ a r t e m i s i a " 3 ) als Heilpflanze in hohem Ansehen; unter diesem Namen erscheint der B . auch öfter im deutschen Volksaberglauben (z. B . in Segensprüchen) 4 ). 1 ) M a r z e i l Kräulerb. 3 6 0 f . ') D i o s · k u r i d e s Mat.med. 3, 1 1 3 ; P l i n i u s Nat. hist. 25, 73. ') Bezeichnung für den B . und verwandte Arten, vgl. auch D e m i t s c h Russ. Volksheilmittel 182. ') M a r z e l i Heilpflanzen 2 2 2 ff.
2. Die „ a r t e m i s i a " ist (wohl wegen ihres aromatischen Geruches) zeitlich und örtlich als z a u b e r w i d r i g e s Mittel weit verbreitet. E i n griechischer Zauberpapyrus erwähnt ihren S a f t als Zaubermittel 5 ) und nach dem Kräuterbuch des (Pseudo-)Apuleius (4-/5· J h . n. Chr.) soll die im Hause aufgehängte artemisia die Dämonen vertreiben und den bösen B l i c k abwenden e ). Ebenso erwähnt V i n t l e r s Aberglaubenliste 7 ) den „pipffis", was m ö g l i c h e r w e i s e den B . (ahd. pipôz) bedeuten k ö n n t e 8 ) . E i n e Gießener Hs. v. J . 1400 9 ) und eine solche aus
loos
Beifuß
dem Schlosse Wolfsthurn bei Sterzing aus dem 1 5 . J h . 1 0 ) kennen gleichfalls die „ a r t e m i s i a " als Mittel gegen Zauberei u ) . Die Kräuterbücher des 1 5 . und 16. J h . s erwähnen, jedenfalls auf Apuleius zurückgehend, den B . als zauberwidriges M i t t e l 1 2 ) . Wenn auch der B.aberglaube zum Teil auf antike Überlieferung zurückgeht 1 3 ), so scheint der B . doch auch eine echt germanische Zauberpflanze gewesen zu s e i n 1 4 ) . Der B . wird gegen angezauberte Krankheiten verwendet (Solingen) 1 5 ). Behexte Milch und Eier werden durch B . e n t z a u b e r t 1 0 ) . Wenn das Vieh bezaubert ist, wird der am Philippus· und J a k o b u s t a g gesammelte B . im Stall a u f g e h ä n g t 1 7 ) . In Mittelfranken und im Fichtelgebirge 1 8 ) sowie in Tirol 19 ) hält der B . bösen Zauber fern. Gegen Blitz und Seuchen schützt der am Dachfirst aufgehängte B . (Steiermark) 20 ). Auch bei anderen germanischen Völkern stand der B . in hohen Ehren. Im altenglischen Neunkräutersegen (s. d.) wird er als „ M u t t e r der K r ä u t e r " ( „ m a t e r herb a r u m " im Mittellateinischen) angerufen 2 1 ), und auch in D ä n e m a r k 2 2 ) vertreibt er den Teufel. Ahnliches gilt auch f ü r F r a n k r e i c h 2 3 ) , Belgien 2 4 ), f ü r die Isle of Man 25 ). Die Ainos in J a p a n und die Chinesen verwenden eine ArtemisiaA r t gegen Dämonen 2 6 ). 5
) Denkschr. Akad. Wiss. Wien. Phil. hist. Kl. 42 (1893), 15. ·) Α ρ u 1 e i u s De medicam. herbarum ree. A c k e r m a n n 1788, 165 = Thesaurus pauperum 1576, 112. ') Pluemen der Tugent V. 7795. ®) ZfVk. 23, 118. ·) ZfdMyth. 2, 172. 10) ZfVk. ι , 323. l l ) Vgl. auch S c h ö n b a c h Berthold v. R. 148. 12) Z . B . Hortus Sanitatis, Mainz 1485, cap. 1 : Τ a b e r n a e m o n t a n u s Kreuterbuch 1588, 37. 13 ) H o o p s Pflanzennamen 48 f. 14) Η ö i 1 e r Botanik 74 ff.; ZfVk. 24, 14. " ) ZfrwVk. 11, 172. " ) M o n t a n i i s Volksfeste 141. 17 ) Saaltal: Schrift, d. Ver. f. Sachs.-Mein. Geschichte 1898, 54; Württemberg: E b e r h a r d t Landwirtschaft 2 1 1 ; Anhalt: Mitteil. Anhalt. Gesch. 1922, 20. lä ) M a r z e l l Bayer. Volksbotanik 201. 204. M) ZfVk. 15, 59. 20) K r o n f e l d Zauberpflanzen 1898, 18. s l ) H o o p s Pflanzennamen 47. 57. " ) F e i 1 b e r g Ordbog 1, 506. 23 ) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 483. 486; F r a ζ e r Balder 2, 58. " ) R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Ethnogr. Kur. 2 (1879), 142; F r a ζ e r Balder 2, 60. ») F r a ζ e r a. a. O. 59. »·) F r a i e r a . a. O. 60; S e l i g m a n n Blick 2, 55 f.
I006
3. Die apotropäische Verwendung des B.es gegen K r a n k h e i t e n wird besonders mit dem J o h a n n i s t a g , bzw. dem -f e u e r in Verbindung gebracht 27 ). B e i m Tanz um das J o h a n n i s f e u e r umgürtete man sich mit den Stengeln des B.es und warf diese dann ins Feuer. Das schützte das ganze folgende J a h r gegen K r a n k heiten 28 ). Das U m g ü r t e n mit der v o r Sonnenaufgang mit der linken H a n d ausgerissenen artemisia als Mittel gegen Lendenschmerzen erwähnt schon der Gallier Marcellus v o n B o r d e a u x (4. J h . n. Chr.) 29 ). Heutzutage scheint die Verwendung des B.es beim J o h a n n i s f e u e r nicht mehr bekannt zu sein, jedoch weisen Volksnamen wie Sonnwend- oder J o h a n nisgürtel auf die alte S i t t e hin. In Niederbayern werden zur Sonnwendzeit B . kränze in den Ställen a u f g e h ä n g t 3 0 ) . Auch in anderen L ä n d e r n werden dem an J o h a n n i gesammelten B . besondere K r ä f t e (vor allem gegen Zauberei und Krankheiten) zugeschrieben, so auf Sizil i e n 3 1 ) , in F r a n k r e i c h 3 2 ) , in M ä h r e n 3 3 ) , in B ö h m e n 3 4 ) . Als „ J o h a n n i s k r a u t " (s. d.) schützt der an J o h a n n i gesammelte B . das H a u s gegen den Blitz, wenn die Pflanze über die Haustür gelegt w i r d 3 5 ) , oder das Feld gegen Hagelschlag, wenn die vier E c k e n mit B . besteckt werden (vgl. Arnika) 30 ). In Vorarlberg schützt das aus dem B . verfertigte und über die H a u s t ü r gehängte , , J o h a n n i s s c h ä p p e l " das Haus v o r G e f a h r e n 3 7 ) . a7 ) G r i m m Myth. 1, 514; Z i n g e r l e Johannissegen 212 f.; M e y e r Germ. Myth. 99. a ) B r u n f e l s Kreuterbuch 1532, 237; F u c h s New Kreuterbuch 1543 cap. 13 ; M a t t h i o 1 i Kreutcrbuch 1563, 357; S e b a s t i a n F r a n k Weltbuch 1534, 5 1 b ; Β o e m u s Omnium gentium mores 1539, 219; vgl. auch ZfVk. 24, 13 f.; 29, 41 f.; S c h m e 11 e r Bair.Wb.' 2, 302 ; J a h n Opfergebräuche 42 ; G r i m m Myth. 2, 1013. ! ·) De medicamentos ed. H e l m r e i c h 26, 41; vgl. H ö f 1 e r Kelten 245. 30 ) M a r ζ e 11 Bayer. Volksbotanik 43. 31) Ρ i t r é Usi 3, 257. " ) F r a ζ e r Balder 2, 59; RTrp. 25, 464. «) Η o e 1 ζ 1 Galizien 153. 34 ) G r o h m a n n 90; H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 193; FL. 35, 43. 35) M o n t a n u s Volksfeste 1 4 1 ; ebenso in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 7, 64. 3β) S e b i ζ i u s Vom Feldbau 1598, 10 = M e y e r Baden 366. 37 ) V o n b u n Beiträge 13X.
BeifuQ
1007
4. A l s „ M a c h t w u r z " , wie Höfler 8 8 ) das englische m u g - w o r t (vgl. a u c h die niederdeutschen B e z e i c h n u n g e n Magert, Muggerk, Müggerk) d e u t e t . ( o b mit R e c h t ? ) , v e r l e i h t der B . K r a f t u n d S t ä r k e . N a c h einem v e r b r e i t e t e n Z a u b e r r e z e p t gibt der S a f t v o m B . , w e n n die Glieder d a m i t eingerieben werden, große Stärke 3e ). E s g e h t dies w o h l auf die A n g a b e des Plinius z u r ü c k , d a ß die a n die F ü ß e g e b u n d e n e artemisia den W a n d e r e r v o r M ü d i g k e i t s c h ü t z e . D a s Mittel ist (oft in der F o r m , d a ß der B . im S c h u h g e t r a g e n w e r d e n müsse) allgemein in die mittelalterliche Z a u b e r - und Medizinliteratur ü b e r g e g a n g e n 41 ) u n d erscheint h ä u f i g als „ d e u t s c h e r " A b e r g l a u b e 42 ). Der N a m e B . wird (wohl v o l k s e t y m o logisch) mit diesem A b e r g l a u b e n in V e r b i n d u n g g e b r a c h t (weil m a n die P f l a n z e „ b e i F u ß " t r a g e n müsse). Der gleiche A b e r g l a u b e gilt a u c h v o m E i s e n k r a u t (s. d.), das übrigens ebenfalls ein „ J o h a n n i s k r a u t " ist. Möglicherweise ist der den W a n d e r e r v o r M ü d i g k e i t s c h ü t z e n d e B . ursprünglich ein A p o t r o p a e u m . M)
Botanik
75. " )
J a h n
Hexenwesen
B u c k
Volksmedizin
33; W i i t h
6/7, 31.
" ) Nat.
26, 150.
M e g e n b e r g
hist.
Buch
")
d. Natur,
356;
Beiträge V g l . z. B .
hrsg.
von
P f e i f f e r 385; Meddygon Myddfai, transi, by Ρ u g h e 1861, 422; H o r t u s Sanitatis, Mainz 1485, cap. ι . " ) Ζ, Β . Ζ ί η g e r 1 e Tirol 1857, 64; SAVk. 7, 48; 19, 216; ZfrwVk. 8, 146; H ö h n
n e n b e r g e r
Volksheilkunde
I , 158;
113; W o e s t e
F o g e 1 Pennsylvania
Boh-
Mark
56;
284 (von d e r ä h n l i c h e n
Ambrosia artemisifolia!); vgl. auch ZfVk. 4, 154· 5. A l s „ J o h a n n i s k r a u t " (s. d.) wird der B. auch im L i e b e s z a u b e r geb r a u c h t . A u c h die a n t i k e V e r w e n d u n g der artemisia als g y n ä k o l o g i s c h e s Mittel 43) d ü r f t e hier m i t b e s t i m m e n d gew e s e n sein. A l s Z a u b e r m i t t e l , u m L i e b e und F r e u n d s c h a f t zu erlangen (vgl. Eisenk r a u t ) , wird die artemisia in einem griechischen Z a u b e r p a p y r u s ( P a p . L u g d u nensis) g e n a n n t 4 4 ) . Heiratslustige W i t w e n t r a g e n den B . als L i e b e s z a u b e r bei sich (Posen) 4S ). D a s „ B i f o t b r e c k e n " (B.brechen) der M ä d c h e n a n J o h a n n i , u m einen B l i c k in die Z u k u n f t , besonders in Liebesangelegenheiten, zu tun, d ü r f t e
I008
ebenfalls hierher gehören u ) . A u c h sonst w u r d e anscheinend die artemisia in der W a h r s a g e r e i b e n u t z t 47 ). **) P l i n i u s Nat. hist. 25, 73. " ) Fleckeisens J a h r b . 16. Suppl. B d . 1888, 784 = A b t Apuleius
92. " ) W u 1 1 k e 106. *β)
η e r Ostd. 1675, 316.
Vk.
234.
")
B r u n Mafiologia
P h i l o
6. In der a n t i k e n M e d i z i n w a r die artemisia ( K r a u t der A r t e m i s ! ) v o r allem ein g y n ä k o l o g i s c h e s Mittel48). Sie w i r d daher in den a l t e n K r ä u t e r b ü c h e r n 49) ein „ s o n d e r l i c h f r a w e n k r a u t " g e n a n n t . E i n K r a n z d a v o n gemacht, auf den N a b e l g e l e g t u n d hernach b a l d wieder a b g e n o m m e n , h i l f t in K i n d s n ö t e n 5 0 ) ; a u c h zur H e r v o r r u f u n g der Menses dient der B . in der V o l k s m e d i z i n ß l ). W e n n m a n den B . nach o b e n zu abschneidet, so stillt er den zu s t a r k e n M o n a t s f l u ß , wenn nach u n t e n (gegen die Erde), r u f t er diesen h e r v o r 52 ). Ü b e r h a u p t ist der B . ein Mittel, das B l u t (auch bei V e r w u n d u n g e n ) ζ u stellen ( S i m m e n t a l ) 6 3 ) , w a s offenbar auf die S i g n a t u r e n l e h r e z u r ü c k g e h t , da die S t e n g e l öfter r ö t l i c h überl a u f e n sind (daher auch in alten K r ä u t e r büchern als „ r o t e r B u c k " bezeichnet). In S c h o t t l a n d v e r k ü n d e t eine Meermaid die H e i l k r a f t des B . e s ( m u g w o r t ) 5 4 ) , v g l . Bibernelle. W e n n der B . einem K r a n k e n , ohne daß er d a v o n weiß, unter das H a u p t gelegt wird und der K r a n k e einschläft, so w i r d er genesen. W e n n kein Schlaf k o m m t , wird der K r a n k e sterben M ) . D a s gleiche gilt v o m E i s e n k r a u t (s. d.), mit dem j a der B . ö f t e r z u s a m m e n g e w o r f e n wird. V e r e i n z e l t s t e h t der A b e r g l a u b e , daß die a m T a g der hl. R o s a l i e g e s a m m e l t e W u r zel des B . e s unter das K o p f k i s s e n gelegt gegen Z a h n s c h m e r z e n g u t s e i 5 e ) . Vielleicht darf m a n hier a n die nicht seltene V e r b i n d u n g F e u e r (B. als P f l a n z e des J o hannisfeuers !) — B l i t z — Z a h n d e n k e n 5 7 ) . »)
M a r ζ e 1 1 Heilpflanzen
B r u n f e l s Kreuterbuch 237. der
Med.-Chym.
Apotheke
222. M
)
")
Ζ. Β .
Schroe-
1693, 881;
nach
P l i n i u s Nat. hist. 25, 73 f ü h r t die Pflanze ihren N a m e n nach der Artemis Ilithya, der Geburtshelferin ! " ) D i o s k u r i d e s Mat. med. 3, 1 1 3 ; Z a h l e r Simmenthai Zauberglauben
108.
1717. 991 M o s t
·«)
G o c k e l
Sympathie 161;
64; S t ο 11 Tractatus
Monta-
li U s Volksfeste 141 ; L a m m e r t 147. " ) S A V k .
1009
Beil—Bein
ig, 230. M ) G r i m m Myth. 1014; D y e r Folkl. of plants 296; B r i t t e n a n d H o l l a η d Plant-Names 346. " ) L a m m e r t 98. ··) G r o b m a n n 91. " ) Vgl. auch M a r z e 11 Bayer. Volksbotanik 45. 7. U m das A b z i e h e n d e s Bien e n s c h w a r m e s zu v e r h i n d e r n legt m a n B . in den S t o c k M ). Z u dem gleichen Z w e c k w e r d e n a u c h andere a r o m a tisch riechende P f l a n z e n wie die Melisse und der Quendel v e r w e n d e t M ). ") Urquell 5, 22. *) M a r ζ e 11 Heilpflanzen 151· 158. 8. Der Glaube, daß m a n a m J o h a n n i s t a g unter dem B . K o h l e n , die gegen E p i lepsie u n d Fieber w i r k s a m seien, finde, ist h ä u f i g in der älteren b o t a n i s c h e n und medizinischen L i t e r a t u r v e r z e i c h n e t w ) . Der A b e r g l a u b e wird a u c h a u s der neuesten Z e i t noch v i e l f a c h angegeben. Mit diesen unter dem B . g e g r a b e n e n K o h l e n bestreicht m a n ein S t ü c k V i e h , das m a n z u m M a r k t e f ü h r e n will, tags z u v o r , d a n n erhält es auf 48 S t u n d e n ein feistes, s t a t t liches A u s s e h e n 8 1 ) . Sie helfen gegen E p i lepsie und K r a m p f ®2). M a n f i n d e t diese K o h l e n a m J o h a n n i s t a g , w ä h r e n d es 12 U h r m i t t a g s s c h l ä g t ; h a t die G l o c k e ausgeschlagen, sind sie v e r s c h w u n d e n e 3 ). A u c h bei den L i t a u e r n helfen die in der J o h a n n i s n a c h t z w i s c h e n 11 und 12 U h r gegrabenen K o h l e n gegen F i e b e r . Sie werden v o n einem s c h w a r z e n H u n d bew a c h t M ) . Die „ B . k o h l e n " k e n n t a u c h der russische A b e r g l a u b e e 5 ). In E n g l a n d werden diese K o h l e n im L i e b e s z a u b e r g e b r a u c h t ββ ). D a der B . h ä u f i g auf Schuttstellen, verlassenen K u l t u r s t ä t t e n und a n ähnlichen O r t e n w ä c h s t , w ä r e der F u n d v o n K o h l e n r e s t e n erklärlich. N a c h anderen sollen unter den „ B . k o h l e n " die abgestorbenen W u r z e l r e s t e zu v e r s t e h e n sein® 7 ). V i e l l e i c h t weisen aber diese „ K o h l e n " , die a b und zu als „ g l ü h e n d " bezeichnet werden, auf den F e u e r k u l t der S o m m e r s o n n e n w e n d e h i n 6 8 ) . N a c h einem böhmischen A b e r g l a u b e n k a n n m a n a m K a r f r e i t a g an der W u r z e l v o m B . ein s c h w a r z e s Würmlein (Gegenstück zur s c h w a r z e n K o h l e ? ) finden, das m a n in ein F l ä s c h c h e n t u n und s o r g f ä l t i g a u f b e w a h r e n m u ß . Der Besitzer des W ü r m -
Ι0Ι0
leins darf neun T a g e l a n g nicht beten, sich nicht w a s c h e n u n d m u ß j e d e n T a g beim Mittagessen einen Bissen B r o t unter den T i s c h werfen. A m n e u n t e n T a g f ä n g t das W ü r m c h e n z u r e d e n a n und g e w ä h r t dem B e s i t z e r alles, w a s er w i l l β β ) . H i e r spielt deutlich der G l a u b e a n den A l r a u n (s. d.) herein ( „ G e i s t in der F l a s c h e " ! ) . ,0 ) Z . B . B r u n f e l s Kreuterbuch 237; Wolff Scrutinium amulet, medic. 1690, 371 ; S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 881; Ephemerides naturae Curiosorum 1706, 243 ff.; W o l f Beiträge 1, 235; B r a n d Pop. Ani. 183; S A V k . 15, 180. f l ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 154; ähnlich auch im oberen Frankenwald: M a r ζ e i l Bayer. Volksbotanih 43. ·*) Urquell 3, 67; K n o o p Hinlerpommern 181 ; J a h n Hexenwesen 361 = Κ η o r r η Pommern 123. ·3) B a r t s c h Mecklenburg 2, 290. M ) B e z z e n b e r g e r Lit. Forsch. 76. e s ) Y e rm o 1 o f f Volkskalender 295. ··) K u h n Westfalen 2, 176. ·') M a r ζ e 11 Heilpflanzen 224. M) M a r ζ e 11 Volksleben 92. «·) R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Böhmen 130; vgl. M a r z e i l Heilpflanzen 225. Marzeil.
Beil s. A x t Bein. Der Ausdruck: „ D e r Storch hat die M u t t e r ins B e i n g e b i s s e n " scheint auf die m y t h o l o g i s c h e V o r s t e l l u n g v o n der G e b u r t a u s dem B e i n z u r ü c k z u g r e i f e n 1 ) . O b es sich dabei ursprünglich u m einen A d o p t i o n s - b z w . L e g i t i m a t i o n s r i t u s handelt 2 ), oder dieser später erst a n g e k n ü p f t wurde, ist nicht zu erweisen. J e d e n f a l l s weisen m a n c h e a l t e r t ü m lichen B r ä u c h e noch auf einen solchen R i t u s hin. S o m u ß in n o r d d e u t s c h e n G e g e n d e n das K i n d z w i s c h e n den B . e n des V a t e r s h i n d u r c h g e h e n s ) ; i m M A . m u ß t e die D i e n e r s c h a f t z w i s c h e n den B . e n der H e r r s c h a f t d u r c h k r i e c h e n 4 ) ; beim T i e r k a u f soll das b e t r e f f e n d e Tier dreimal u m das r e c h t e B . des K ä u f e r s gehen 6 ) (s. a. durchziehen). E i n e r g a n z a n d e r n S p h ä r e gehört der B r a u c h an, bei gewissen Z a u b e r e i e n z w i schen den B . e n h i n d u r c h z u s c h a u e n . U r sprünglich spielt der A b s c h e u z a u b e r here i n 6 ) ; s p ä t e r blieb diese Geste nur mehr b e i m Z u k u n f t s o r a k e l erhalten. W e n n ledige L e u t e erfahren wollen, ob sie im k o m m e n d e n J a h r sich v e r h e i r a t e n oder nicht, müssen sie in der Silvestern a c h t sich r ü c k w ä r t s v o r den b r e n n e n d e n
ΙΟΙ I
Beinbruch—Beine kreuzen, verschränken
Ofen stellen und zwischen den B.en hindurch ins Feuer schauen (Pommern, Westfalen) 7 ). Geht ein Mann am Karfreit a g in Hemd und Unterhose auf den Friedhof und schaut durch die gespreizten B.e hindurch, sieht er seine zukünftige Frau (Ungarn) 8 ); auch in Niederbayern hat sich ein schwacher A n k l a n g an diesen Brauch erhalten 9 ). x) M a n n h a r d t Germ. Myth. 305. Dionysos reifte im Schenkel des Zeus (μηροτρεφής) ; schon Euripides (Bakch. 285) hatte eine rationalistische Deutung dieser Schenkelgeburt versucht. Ebenso ward nach iranischer Sage Aurva von seiner Mutter Vâmôru (d. i. Linksschenkel) in ihrem Schenkel verborgen gehalten worden; aus dem geriebenen linken Schenkel des toten Vena kam ein Mann hervor. L i e b r e c h t Z. Volksk. 490 ; SchwVk. 15 (1925), 21 ff. *) B a c h o f e n Mutterrecht § 16. s) Κ u h n u. S c h w a r t z 462. 4) M e y e r Abergl. 222. ' ¡ G r i m m Myth. 3, 474 Nr. 1061. e) So schreitet das isländische Zauberweib heute noch gebückt und durch ihre B. hindurchschauend rückwärts (ZfVk. 2, 426); in Rußland geht man am Johannisabend in den Wald, fällt eine junge Espe, sodaß sie nach Osten zu liegen kommt, bückt sich und spricht zwischen die B. hindurchschauend: „Onkel Ljeshy, erscheine nicht als Grauwolf, auch nicht als schwarzer Rabe oder als Föhre zum Brennholz, sondern in der Gestalt wie die meinige." (Ebd. 429). ') ZfVk. 11, 430; K u h n Westfalen 2, i n . 8) ZfVk. 11, 430. ·) P o l l i n g e r Landshut 135".
Stemplinger.
Beinbruch. Die Spur, welche ein Ehebrecher eingedrückt hat, heißt im Saterland eine „ q u a d e " ; wer hineintritt, bricht ein B e i n 1 ) . V o r B. schützen in Albeins bei Brixen die Papierschnitzel, die man in den Fußspuren des „ K e r z e n g e i s t e s " finden kann 2 ). In Hanstedt (Lüneburg) sammelt man Gaben für den „ P i n g s v o s s " , da er ein Bein gebrochen h a b e 3 ) . Die Mittel, gebrochene Beine zu heilen, sind recht mannigfaltig. Volksmedizinische *) werden oft v e r s t ä r k t durch Segen (s. d.), wie ζ. B. den folgenden aus dem obersten Murtale: B., ich segne dich auf diesen hl. Tag,/ daß du wieder werdest gerad,/ bis auf den 9. Tag,/ wie nun der liebe Gott Vater, Gott Sohn und Gott heiliger Geist es haben mag./ Heilsam ist diese gebrochene Wunde,/ heilsam ist dieser Tag,/ da Jesus Christus geboren ward./ Jetzt nehme ich diese Stunde, stehe über diese gebrochene Wunde,/ daß diese gebrochene Wunde nicht schwelle 5 ).
I0I2
Außerordentlich weit verbreitet ist der Analogiezauber, unter A n r u f u n g der hl. Dreifaltigkeit ein vorher zerbrochenes Stuhlbein wie ein gebrochenes Bein zu binden und zu verschindeln und den Stuhl so in die E c k e zu stellen; das Bein des Patienten heilt dann in ganz kurzer Zeit«), Der „ W a l s t e i n " oder „ B . " bei Besko (Lausitz) ist „ a u f mancherlei A r t gestaltet, bald wie ein Arm, bald wie ein Bein, oder auch ein Finger; ja einer dieser Steine soll ganz die Gestalt eines Menschen gehabt haben. Er ist besonders heilsam für die, welche einen A r m oder ein Bein gebrochen h a b e n " 7 ) . *) S t r a c k e r j a n 1, 53 § 50. ») H e y l Tirol 143 Nr. 35. s) S a r t o r i Sitte 3, 196 Anm. 21 = K ü c k u. S o h n r e y 8 134. *) Über volksmedizinische Mittel vgl. Η ο ν o r k a - K r o n f e l d 2, 408 ff. ; F o s s e 1 Volksmedizin 161 f.; H ö f 1 e r Volksmedizin 214 ff.; 5) Flügel Volksmedizin 75 f. F o s s e1 a . a . O . ; J a h n Hexenwesen· 88 f. Nr. 157 t. ·) G r i m m Myth. 2, 897; S e y f a r t h Sachsen 177; K o h l r u s c h Sagen 340; B u c k Volksmedizin 70; A R w . 5, 3; ZfEthnol. 17, 230; vgl. Mannhardt Germ. Mythen 72. ') H a u p t Lausitz 246 f. Nr. 300. Bächtold- Stäubli.
Beinkleid s.
Beine
Hose.
kreuzen,
verschränken.
Ein
mehrfach überlieferter Glaube besagt, es sei nicht gut, beim Essen die Beine über's K r e u z zu l e g e n 1 ) . T u t man es doch, so b e k o m m t man in Mecklenburg Leibschmerzen 2 ), oder wird bewirkt, daß die am Tische sitzende Gesellschaft nicht mehr spricht oder in Streit gerät 3 ). Deshalb pflegt man in der Oberpfalz 4) und in T i r o l 5 ) , wenn in einer Gesellschaft die Unterhaltung stockt und Stille eintritt, zu sagen: „ H a t gewiß jemand d i e B. ü b e r e i n a n d e r g e s c h l a g e n ! " , ähnlich wie anderwärts spaßhaft erklärt wird: „ E s geht ein Engel durchs Z i m m e r " e ). Der zauberische Z w e c k des B.kreuzens tritt bei den weitern Beispielen sofort klar z u t a g e : „ W e n n jemand in der M a r k 7 ) schncll reich wird, so sagt man v o n ihm, er habe einen Kobold, welcher ihm Geld und Getraide zubringe, und zwar fliegt er dann als feuriger Drache durch die
Beine kreuzen, verschränken
L u f t ; das Feuer ist von rother Farbe, wenn er Geld bringt, von blauer, sobald er Getraide trägt. Es gibt auch Mittel, um den durch die L u f t ziehenden Draak oder Drachen festzumachen; es müssen nämlich z w e i m i t gekreuzten B. s i c h g e g e n e i n a n d e r stell e n , dann wird der Drachen gezwungen, etwas von dem, was er trägt, abzugeben." Das B.kreuzen findet sich auch als Schutzmittel. Wiederum in Norddeutschland 8) hilft gegen das M ä r d r ü c k e n (Alpdruck) besonders, daß man Arme und B . vor dem Schlafengehen kreuze. Wenn man in Niederösterreich der wilden J a g d (dem Helljäger) begegnet, muß man sich schnell mit dem Angesicht zu Boden werfen und Hände und Füße kreuzen 9 ). Im Badischen legten die Leute früher im Wirtshause gern die Füße in Kreuzform übereinander und tranken nie aus dem Glase eines andern, ohne zu sagen: „ S t . Johannessegen", wegen der Hexen, und noch machen sie ein Kreuzzeichen über den Mund, wenn sie nachts draußen gähnen. Als (ebenfalls im Badischen) einem Bauern zu Anfang der i86oiger J a h r e alle Schweine krepierten, riet ihm einer, am nächsten Sonntag Nachmittag ein Päckchen in die Hände zu nehmen und die Füße übers Kreuz zu stellen, wenn die (von ihm auf diese Weise) „gestellte" Person erschiene. Bei der Mahlzeit fing nun daraufhin die gestellte Frau zu zittern an und stürzte fort. Von da an war alles in Ordnung im Schwei nestall 1 0 ). Auch bei anderen Zaubereien spielt das B.kreuzen eine Rolle. Der Zauberer Hans Träxler aus dem Lungau u ) , gegen den im J a h r e 1603 ein Prozeß geführt wurde, erzählte in gütlichem Verhör, daß ihm der böse Feind erschienen sei und von ihm begehrt habe, daß er sich in seinen Schoß setze, die Füße über den Stuhl kreuzweise halte und mit ihm ins Lurnfeld fahren solle. ,,. . . In ähnlicher Weise ist es ein Zauber", schreibt Agrippa von Nettesheim in seinen „Magischen Werk e n " 1 2 ), „wenn man die Füße übereinander schlägt, und es ist dies deshalb bei den Beratungen der Fürsten und anderer Machthaber verboten, als etwas, das allen
10X4
Handlungen ein Hindernis entgegensetzt". Agrippa schöpfte diese Stelle aus der Naturgeschichte des Plinius, der Buch X X V I I I , cap. 17 sagt: Noch schlimmer ist's, wenn man die Hände um ein oder beide K n i e l e g t , auch wenn man die B . übereinander schlägt. Daher haben die Alten verboten, dies in den Versammlungen der Feldherrn und Staatsmänner zu tun, weil dadurch jede Handlung vereitelt würde; ferner, in solcher Stellung Opfern und Gelübden beizuwohnen." „Der wahrhaftige feurige Drache", eines der Zauberbücher, aus denen das 6. und 7. Buch Mosis zusammengesetzt ist, empfiehlt (S. 64), beim Anschlagen des Gewehres „das linke Bein kreuzweise über das rechte" zu stellen und dazu einen Zauberspruch zu sprechen. Mehr als zweifelhaft ist ein Zeugnis aus J o h a n n Fischarts „Philosophisch Ehzuchtbüchlein" (Straßburg 1578), wo uns Fischart die „Mäßigung" wie folgt schild e r t 1 3 ) : „ W a s dan die Mäsigung berürt, hat man sie ganz schlecht vnd aynfaltig in Jungfrauengestalt angebildet, beydes an kleydern vnd geberden, auf dem Haupt mit eim kränz von allerhand Blumen, ausserhalb der Rosen, dieweil dieselben der Veneri verwandt sint: vnd war solcher kränz mit jrem eygenen Haar vmflochten, wie die Bräut des Landes pflegten: auch hett sie die Recht Hand auff die Brust gelegt, vnd mit der Lincken hielte sie das weisse dünne Gewand an sich, w i d e r d a s s t ü r m e n d a η w ä h e n der Wind, s c h r e n c k e t a u c h zum behelff d a r w i d e r d i e F ü s s , w e l c h e s o n d e r l i c h vor andern beschucht waren . . . " Goldmann gibt diese Fischartstelle so stark gekürzt wieder, daß sie ganz aus dem Zusammenhang gerissen ist und die Meinung entstehen kann, die „Mäßigung" kreuze ihre B., um eine Art von Windzauber auszuüben. Uns scheint aber hier von einem Zauber" keine Rede zu sein; die Beine werden wohl nur deshalb gekreuzt, um zusammen mit der linken Hand zu verhüten, daß „ d a s stürmend anwähen der W i n d " „das weiße dünne Gewand" zum Aufflattern bringe.
lois
Beinverrenkung—beißen, Biß
Gefährlich wirkte das B . als Zauberhandlung namentlich bei der Geburt. Der Verfasser des „ G r a b des A b e r glaubens" teilt m i t : „ B e y Gebährenden soll man weder mit ineinander geschlagenen Händen, noch mit übereinander gelegten Füssen sitzen. E i n Spruch, der in den Ohren der alten W e h e m ü t t e r ein Silberton i s t . " E r f ü h r t darauf die Stelle aus Plinius ( X X V I I I , 1 ; ) a n : „ W e n n man bey schwangern Weibern, oder wenn man j e m a n d A r z n e y eingibt, mit ineinander geschlagenen Fingern, wie ein K a m m , sitzt, so ist dies eine schändliche Zauberey, und wie man sagt, hat solches die Erfahrung gezeigt, als A l k m e n e den Herkules zur W e l t gebracht; noch schlimmer ist es, wenn man die Hände über eines oder beyde Knie zusammens c h l ä g t " 1 5 ). Reste dieses alten Glaubens finden sich noch da und dort. A l t e Hebammen, erfuhr Panzer l e ) in Niederbayern, rieten den Männern, deren Frauen schwere Geburten hatten, die K n i e aneinander zu drücken, in Unterfranken muß der Mann in solchen Fällen seine Frau so lange auf seinen Schoß setzen, bis die Geburt erfolgt, und oft werden die K n i e zusammengebunden, „ d a m i t er länger aushalten k a n n " 1 7 ) . Dadurch soll wohl das B. unmöglich gemacht werden? In einer norwegischen Sage kneift ein Mann seine Hände über die Knie, damit die Frau nicht gebären kann. Es wird ihm nun vorgegeben, sie habe geboren, da läßt er los und die Geburt geht v o n statten 18 ). Das B . ist eine alte Zauberhandlung (Hemmungszauber) und v e r w a n d t mit dem Flechten, Binden, K n ü p f e n oder Verschlingen (s. dd.). D e m Richter war nicht nur vorgeschrieben, daß er sitzen, sondern auch daß er „ a i n pain auf das ander l e g e n " müsse, gleich wie Walther v o n der Vogelweide in der Liederhandschrift dargestellt ist und wie der „ H e r zogsbauer" bei der K ä r n t n e r Herzogseinsetzung sich mit überschlagenen B . n auf den Fürstenstein setzen und den neugewählten Herzog so erwarten m u ß t e 1 9 ) . W o 1 i Beiträge ι (1852), 217 Nr. 188 (rheinisch). l ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 133 Nr. 574. 3) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 273
IOI6
§ 43; G r o h m a n n 222 Nr. 1550. ζ e r Beitrag
2, 303.
4)
*) A l p e n b u r g
Pan^ Tirol
372. ·) SchwVk. 4 (1914), 95. ') Κ u h η Mark. Sagen 373; vgl. die etwas andere, unklarere Redaktion bei K u h n u. S c h w a r t z 422 Nr. 219 = B a r t s c h Mecklenburg 2, 202 Nr. 976b. ·) K u h n u. S c h w a r t z 419 Nr. 189. ·) L a n d s t e i n e r Niederösterreich 22 f.; vgl. auch als Schutz vor dem Teufel: Κ ü h η a u Sagen 2, 691 Nr. 1316. " ( M e y e r Baden 559; vgl. weiter ausländische Parallelen bei S e l i g m a n n Blich 2, 354. 289; SAVk. 14, 264. l l ) G o l d m a n n Einführung 214. " ) ι (Berlin 1916), 233 f. " ) G o l d m a n n Einführung
214; S c h e i b 1 e
Kloster
10 (1848), 530. " ) K e l l e r Grab d. Aberglaubens 5 (Stuttgart 1786), 257«. " ) S a m t e r Geburt 121 f.; P a n z e r Beitrag 2, 336ff.; ZfVk. 25 (1915), 28 f. Nr. 28; F r a ζ e r Taboo (London 1919), 298 f. ( = The golden Bougha III). le ) P a n z e r Beitrag 2, 347. 17) Ebd. 2, 306 Nr. 72.
le)
G r i m m Myth. 3, 345 ; L i e b -
r e c h t Zur Volksk. 322 Nr. 72 ; vgl. F r a ζ e r Taboo 295. 298. ") G r i m m RA. 2, 375 § 17; G o l d m a n n Einführung 209ff.; B ä c h t o l d - S t ä u b l i in SAVk. 26 (1925), 47 ff. Bächtold-Stäubli. Beinverrenkung
s.
Verrenkung.
B e i n w u r m . Diese A r t K n o c h e n f r a ß (Caries) wurde v o m V o l k einem fressenden und zehrenden W u r m zugeschrieben; da v o m kariösen Bein Splitter abgehen, ähnlich denen eines wurmstichigen Holzes, k a m man zu dieser A n s c h a u u n g *) (vgl. Wurm). Man sucht dem Leiden durch Beinsegen (s. Segen) und sympathetische Mittel beizukommen. So nimmt man in Steiermark u m Mitternacht schweigend v o m Friedhof weg ein Totenbein, bekreuzt damit dreimal die leidende Stelle und verscharrt den K n o c h e n wieder nach einem Gebet f ü r die arme Seele 2 ). *) Η δ f 1 e r Krankheitsnamen
s e l Steiermark 314.
823. *) F o s -
Stemplinger.
Beischlaf s. G e s c h l e c h t s v e r k e h r , beißen s.
jucken.
beißen x ), Biß. i. Beim Z a h n e n gibt man dem K i n d e schon seit dem A l t e r t u m Iriswurzeln u. ä. z u m B. in den M u n d 2 ) ; ein Aberglaube ist es, wenn man dafür in der deutschen Schweiz Jungfernwachskerzen (s. Jungfernwachs) w ä h l t 3 ) . In Durlach heißt es, ein K i n d zahne leicht, wenn man es auf ein Ei b. läßt, das dann gebacken und v o n ihm verzehrt wird 4 ), eine Vorstellung, die sich offenbar aus
ιοί 7
beißen, Biß
dem bekannten Brauch entwickelt hat, dem Säugling beim ersten Besuch in einem befreundeten Haus ein oder drei Eier zu schenken und sie dabei ihm an den Mund zu drücken oder darin herumzudrehen 6 ). Im Zürcher Oberland beißt man mit den eigenen Zähnen einem lebenden Hasen die vorderen Zähne aus und hängt diese dem Kind um, damit das Zahnen leicht vor sich gehe ·), also ein ähnliches Amulett wie der abgebissene Mauskopf und die Maulwurfspfote (s. abb., Maus, Maulwurf). In Kurhessen bestreicht die Mutter dem Kind vor dem ersten Zahnen die sog. „ B ä l l e " stillschweigend mit drei Weckbrocken, die sie an ihrem Hochzeitstag von dem ihr beim Empfang in ihrem neuen Heim gereichten Milchbrot abgebissen und für diesen Zweck aufbewahrt hat 7 ). Das abgebissene oder abgeschnittene Brautränftel hat ja Heilkraft und bringt Segen 8 ). ») Vgl. SchwVk. 6, 14 f. *) Η ο ν o r k a u. K r o n f e l d 2, 832. ·) Ebd. 831 i. *) M e y e r Baden 50. ») Ζ. B . W u 1 1 k e § 599; Ρ r ö h 1 e
Hanbilder 83. ·) SAVk. 8, 144. ') M ü l h a u s e 10. ·) MschlesVk. 4, H. 8, 31 f. ; H ö s e r Volksheilkunde 20; K n o o p mern 160.
Hinterpom-
2. Wenn bei Z a h n w e h in Biel empfohlen wird, auf ein Nägeli (Gewürznelke) zu b. ·), so ist das kein Aberglaube. Das B. auf einen harten Gegenstand kann wohl in manchen Fällen ein Nachlassen der Schmerzen bewirken. Aber meist werden solchen volksmedizinischen Ratschlägen irgendwelche abergläubische Bestimmungen beigefügt, so heißt es z. B. in einer Predigt des Bernardino da Siena von 1443: „ c u m pulsantur campanae in die sabbati sancti, ponunt ferrum inter dentes" 10) (also in heiliger, durch Glokkenklang geweihter Stunde), oder in der Mark Brandenburg: man zerbeißt auf dem Kirchhof Erbsen und wirft sie in ein frisches Grab u ) ; hier wird durch das B. der Zahnschmerz auf die Erbsen übertragen und mit ihnen in das Grab geworfen, um dort zu vergehen oder zu ersterben 1 2 ). Ganz ähnliche Mittel gegen Zahnweh kommen auch ohne die Vorschrift des B.s auf den Zwischenträger vor 1 8 ). Auch der Berührung mit Leichen-
ΐοΐ8
teilen, besonders mit Totenknochen, schreibt man Heilkraft z u 1 4 ) ; statt des bloßen Berührens wird gelegentlich das B. auf ein Totenbein empfohlen, und zwar unberufen nachts 12 Uhr oder vor Sonnenaufgang"). Besonders beliebt bei Zahnschmerz ist natürlich die Verwendung eines Leichenzahns l e ), der aber nicht mit den Händen berührt werden darf 1 7 ), im 17. Jh. sogar einer aufgebahrten Leiche ausgebissen werden mußte **), ein Aberglaube, der ganz ähnlich auch für Nordengland bezeugt ist: Man trage immer einen auf dem Kirchhof einem Schädel ausgebissenen Zahn in der Tasche zum Schutze gegen Zahnschmerzen 19 ). Auch hier genügt es nach anderen Vorschriften, den kranken Zahn mit dem Leichenzahn zu berühren®0) oder diesen (in Island) in den Mund zu nehmen 21) (s. Totenzahn). In der Provinz Namur beißt man bei Zahnschmerzen in ein am Weg errichtetes Sühnekreuz 22). Auch das beliebte Krankheitsübertragen auf Bäume wird bei Zahnschmerzen in verschiedenen Formen geübt 2 3 ), eine besonders, intensive Verbindung wird dabei durch B. in den Baum hergestellt M ), wobei neben dem Holunder 2 S ) gern ein durch Blitzschlag geheiligter Baum gewählt wird **). Schon im Altertum wurde bei Zahnschmerzen empfohlen, die Hände auf dem Rücken, ein Stück von blitzgetroffenem Holze abzub. und an den Zahn zu bringen "J, und noch heute findet sich bei der Gewinnung von Zahnstochern aus Blitzbäumen M ) bisweilen der Brauch, sie mit den Zähnen herauszub. 2 i ). In Hirschberg (Schlesien) geht man an einen Bach, an welchem Weiden stehen, und umbeißt von einem Weidenbaum drei Ruten mit den Zähnen und trinkt darauf drei Schluck Wasser aus dem Bach 3 0 ) (häufiger ist das Verknoten des Zahnwehs in Weidenruten)' 1 ). In Warmbrunn geht man vor Sonnenaufgang an eine Stelle, wo drei zusammenstoßende Raine mit Getreide besät sind, und beißt die keimende Saat mit den Zähnen ab 32). Zugrunde liegt wohl dieselbe Vorstellung, die wir für das Verzehren der ersten Blüten gewisser Pflan-
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zen Μ ) voraussetzen müssen, denen man besondere Heil- und Schutzkräfte zuschreibt. So schützt man sich auch in der Gironde gegen Zahnweh, wenn man in das erste Farnkraut im Frühling beißt (dasselbe Mittel soll in der Bretagne vor Fieber bewahren) M ). Im Spreewald beißt man einem Rietwurm oder einem Molch den Kopf ab und spuckt ihn schnell aus 3S). Im Voigtland glaubt man sich von Zahnschmerzen befreien zu können, wenn man beim Genüsse des Abendmahls hinter dem Áltar in eine mitgenommene Semmel beißt *·). Wenn man damit ζ. B. den aus Beifort belegten Brauch gegen Zahnschmerzen, einen Apfel in die Mitternachtsmesse mitzunehmen und dann zu Hause zu essen 37 ), vergleicht, so darf man wohl annehmen, daß in dem voigtländischen Aberglauben das Abendmahl an die Stelle der heiligen Messe getreten ist. ·) SchwVk. io, 33. " ) Z f V k . 2 2 , 1 2 2 . n ) ZfVk. r, 193 = Correspondenzbl. f. Zahnärzte 34, 247. " ) Vgl. S e y f a r t h Sachsen 2 1 0 f f . " ) Z. B . S e y f a r t h a. a. O. 2 1 5 ; B a y H f t e i . 2 3 1 Nr. 42. u ) Vgl. S e y f a r t h a . a . O . 2 8 6 f f . , für Zahnschmerzen z . B . T o p p e n M asuren 54. " ) B i r l i n g e r Volksth. ι , 482 f. ; L a m m e r t 237. " ) Vgl. S e y f a r t h 290. « ) K ö h l e r Voigtland 418. " ) S e y f a r t h a. a. O. " ) W . H e n d e r s o n Northern countries of England 145. ,0 ) S e y f a r t h a. a. O. " ) Z f V k . 8, 287. » ) H a r t l a n d Perseus 2, 166. " ) S e y f a r t h 196 ff. " ) HessBl. 22, 2 1 . " ) D r e c h s l e r 2, 300. " ) Urquell ι , 19. « ) Ρ l i η. nat. hist. X X V I I I 45; vgl. HessBl. 22, 2 1 . " ) Ebd. Α. 3. α ) K r o h n Die folklorist. Arbeitsmethode 3 1 . Z f V k . 4, 270. " ) S e y f a r t h 196. *s) D r e c h s 1 e r 2, 301 (B. in die Saat im finnischen Schadenzauber s. F F C . 55, 17). » ) HessBl. 22, 38 f.; 23, 124. " ) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 490. " ) S c h a l e n b u r g 224. " ) K ö h l e r Voigtland 412. " ) S é b i 1 1 o t a. a. O. 3, 422.
3. Auch bei anderen Krankheiten kann man durch B. i n e i n e n B a u m das Übel auf diesen übertragen (Estland, Sizilien, Frankreich) M ) , und von Blitzbäumen abgebissene S p ä n e sind für vieles gut (Schweiz) 39). Gegen Keuchhusten läßt man in Posen das Kind vor Sonnenaufgang i n d e n S c h w e i n e t r o g b. 40). Μ
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beißen,ι, Biß
) F r a z e r ó ' , 5 4 ; S é b i l l o t Paganisme 1 3 7 . 138. *·) HessBl. 22, 2 1 ; vgl. auch unten § 10. " ) W u 1 1 k e § 5 4 4 ; vgl. den Brauch der Maori A R w . 10, 5 5 5 .
4. „Gegen B i ß hilft B . " nach altnordischer Überlieferung. Und in Schweden glaubte man noch in der neueren Zeit, ein erstgeborenes Kind, das mit Zähnen auf die Welt gekommen sei, könne durch B. über einen schlimmen Biß diesen heilen Gegen den Biß toller Hunde schützt man sich in Böhmen, wenn man sich sofort in den Daumen der rechten Hand beißt 42 ). Nach norwegischem Aberglauben soll ein Hirte, wenn ihn der W o l f zuerst sieht und dadurch bezaubern kann, sich über die beiden Gelenke des Daumens oder auch in den Rockkragen oder Handschuh, kurz in etwas Wollenes, b . t t ) . Die Südslaven lassen ein Ü b e r b e i n dreimal von einem nachgeborenen (posthumen) Kind behauchen und darein b. 44). 41 ) G r i m m Myth, 3, 344 zu 982; 2, 964 und 3, 478 Nr. 29. " ) W u t t k e § 450. " ) L i e b r e c h t Zur Volhsk. 3 3 4 ; vgl. Z f V k . Ii, 3x6. " ) Urquell N . F . 1, 24.
5. Wenn im Frühjahr infolge schlechten Futters ein Stück Vieh so abgemagert war, daß es vor Schwäche nicht aufstehen konnte, sagte man (am Hell weg): „ H e hett'n Wulf in'n Stiärt". Man ließ dann eine gewisse alte Frau kommen, die mußte dem Tier in den Schwanz b. Dann sprang die Kuh auf, und man glaubte, die Frau hätte d e n „Wolf" weggebiss e n 4B ). Im Visitationsbuch der Grafschaft Nassau-Idstein-Wiesbaden aus dem Jahre 1594 gesteht jemand, „wan ein gaul den Unflat hab, so b e i ß er denselben i η e i n O h r vnd Sprech einen gutten Segen" 4e). ts ) ZrwVk. 17, 4 1 ; vgl. das Zehenb. bei epileptischen Anfällen in Südslavien: Urquell N . F . ι . 25· " ) Volk und Scholle 5 (1927), 101 f.
6. Die Z w i e b e l spielt in der Volksmedizin eine große Rolle (s. Zwiebel). Im Land ob der Enns ließ man um 1787 die Wöchnerin sofort nach der Geburt des Kindes dreimal in ein Zwiebelhaupt b. «). ")
G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 732.
7. Für das Z e h e n b . bei Leichen sowohl, wie in Fastnachts- und Erntebräuchen s. Zehe, vgl. auch oben Anm. 44.
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beißen, Biß
8. Auf Regenbogen, Sonne, Mond und Sterne soll man nicht mit den Fingern d e u t e n H a t man es aus Versehen doch getan, so muß man sich sofort i η d e n F i n g e r b., dann schadet es nichts (Westfalen, Rheinland) »). Man will wohl durch Bestrafung des Fingers eine Genugtuung geben. ") Vgl. ζ. B. Volkskunde 17,46 f. " ) W u t t k e § Ii.
9. Wenn einem das linke Ohr klingt, soll man in der französischen Schweiz es mit dem F i n g e r berühren und dann auf diesen b., dann wird sich der Verleumder auf die Zunge b. In Schwaben beißt man sich dagegen auf die Z u n g e , dann soll der Tadler davon eine Blatter auf die Zunge bekommen 51 ), und in Oldenburg beißt man in den linken Rockoder Schürzenzipfel oder in den Ellenbogen, dann beißt sich der Verleumder auf die Zunge 52 ). 50) SAVk. 25, 282. H ) M e i e r Schwaben 2, 503 Nr. 362. " ) W u t t k e § 421; vgl. ZfVk. 20, 386.
10. Für den Hänselbrauch des , , K e t t e n b.s", der heute fast nur noch in der scherzhaften Drohung weiterlebt, mit der man Kinder, die zum erstenmal in die Stadt mitgenommen werden wollen, schreckt und hier sogar zu abergläubischem T u n führen kann 5 3 ), s. K e t t e . Hierhin gehört auch das Angstigen der Kinder von Schönau mit dem sog. Klepfstein, der von einem Bären bewacht werde: jeder, der zum erstenmal ins Todtmoos pilgert, muß durch einen B i ß i n d i e s e n S t e i n seine Würdigkeit erproben 84), und wohl auch der Glaube in Ostfranken, es verirre sich nicht beim Beerensuchen, wer in einen Stein beißt s s ). Denn in Hergersdorf (Oberhessen) muß das Kind, das zum erstenmal mit in die Heidelbeeren geht, in einen der Nägel einer alten Hainbuche am Wege b., „sonst hat es Unglück auf dem W e g e " . Aus derselben Gegend wird berichtet, daß Kinder beim ersten Gang in die Beeren von zwei alten Bäumen Β 1 ä t t e r a b r e i ß e n u n d z e r b . mußten. Das könnte eine abgeschwächte Form jenes Brauchs sein 66). Auf dem Wege in
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die Zerzeralpe steht der sog. D u n d e r b a m , der Stumpf eines Baumes, den der Donner gespalten h a t ; davon muß das Kind, das zum erstenmal auf die Alpe geht, zwei Splitter wegb., um vor dem Donner gesichert zu sein (Burgeis) M ). Hier hat sich das Necken des Neulings mit dem Glauben an die Schutz- und Heilkraft eines Spans aus einem Blitzbaum M ) 3 9 ) verbunden. Mit Recht wird auch das in der Basler Schmiedezunft 1674 geübte „ I n d e n Schlüssel b . " mit solchen Hänselbräuchen, die sehr nahe mit manchen Bräuchen bei der A u f nahme in Zünfte u. ä. verwandt sind, zusammengestellt M ). *») SAVk. 7, 305. M ) W a i b e 1 u. F l a m m 2, 162. " ) SchwVk. 6, 15. ··) HessBl. 22, 20; 23. ") Ζ i η g e r 1 e Tirol ι ο ί Nr. 866 = HessBl. 22, 21. w ) SchwVk. 6, 14 f.
11. Wer den e i s e r n e n K n o p f am Elisabethentor des Heidelberger Schlosses zu z e r b . vermag, wird Herr über das Schloß mit allem seinem Reichtum. Deutliche Beißspuren seien daran zu sehen M ). Ich könnte mir denken, daß diese Vorstellung auch auf einen Hänselbrauch, wie die in § 10 behandelten, zurückgeht, halte aber Hoffmann-Krayers Zusammenstellung mit dem im folgenden Paragraphen besprochenen Luxemburger Brauch unter dem Gesichtspunkt der Sicherung des Reichtums ®°) nicht für richtig. ") S A V k . 8, 224. «®) SchwVk. 6, 14 f.
12. In L u x e m b u r g biß das Volk früher auf die größeren G e l d s t ü c k e , namentlich auf die Kronentaler, in der Meinung, sich hierdurch ihren Besitz zu sichern; es geschah dies größtenteils aus Furcht vor den Zigeunern, denen man die Macht zutraute, sich fremdes Geld durch Zauberkräfte anzueignen e l ). H) L a F o n t a i n e Luxemburg 157. Entzauberndes B. auf Sichel oder Sense in Finnland s. F F C . 62, 16.
13. H a t man sich einen D o r n oder S p l i t t e r ausgezogen, so muß man ihn z e r b . , daß er nicht noch mehr schade ·*), die Wunde nicht schmerze und eitere (Schlesien, Schwaben, Bayern, Pommern) e3 ), oder damit er nicht noch andere Personen steche (Württemberg) M ).
Bekker—Belemnit
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**) Rockenphilosophie Cent. 4 K a p . 94 — G r i m m Myth. 3, 446 Nr. 362. M ) W u 1 1 k e § 516; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 405; Volksth. ι , 486; M e i e r Schwaben 2, 5 1 1 K r . (26; R e i s e r Allgäu 2, 445 Nr. 213; J a h n Hexenwesen 154 Nr. 477. M ) B o h n e n b e r g e r Nr. ι , 19.
14. Das „ S e m m e l b . " heiratslustiger Mädchen in Hof gehört zu den Liebesorakeln des Andreasabends (s. Andreas) : man aß auf der Straße in der Dämmerung, solange der Verkehr noch nicht ganz erstorben war, auf drei Bissen eine halbe Kreuzersemmel; dann ging man lautlos auf der Straße hin. Der erste Mann, welchem das Mädchen nun begegnete, mußte aufmerksam betrachtet werden, denn ganz nach seinen Verhältnissen im bürgerlichen Leben gestalteten sich auch die des künftigen Ehemannes e5 ). ·») Köhler
Voigtland 380.
15. Heiratslustige Mädchen b. in das eiserne G i t t e r v o r d e m Heil i g e n b i l d in der Wallfahrtskapelle N.-D. de Nabléhaye (zwischen Herve und Bolland, Liège) βί ). Man sieht darin — ob mit Recht? — eine Nachwirkung des Glaubens an die magische Kraft des Eisens. Auch hier könnte vielleicht ursprünglich ein Hänselbrauch wie das „ K e t t e n b . " (§ 10) zugrunde liegen, das wir auch bei Wallfahrtskirchen und Kapellen finden m ). **) R T r p . 22, 457; H a r t l a n d Perseus 2, 213, ι spricht von einer St. Josephskapelle bei Herve mit demselben B r a u c h " ) Β i r l i n g e r Volksth. ι , 249 Nr. 390.
16. In Schweden soll eine Braut, nachdem sie beim Hochzeitsmahl von allen aufgetragenen Speisen gekostet hat, i η s T i s c h t u c h b., dann wird sie nicht lüstern M ). **) D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch
2.
17. Wenn auf der Hochzeit die H u n d e s i c h b., so schlagen später die Eheleute einander ββ ). G r i m m Myth. 3, 448 Nr. 433 (aus der Rockenphilosophie). Hepding.
Bekker, Balthasar. Reformierter Prediger zu Amsterdam, gest. 1698 *). In seinem vierteiligen Werk De beioverde wereld (Die bezauberte Welt) *) bekämpft er, vom Teufelsglauben ausgehend, die
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gesamte Dämonologie. Der Teufel ist nach ihm keine Macht, sondern ein hilfloser gefallener Engel ohne besonderes Wissen und ohne die Fähigkeit, sich dem Menschen in sinnlich wahrnehmbarer Gestalt zu zeigen oder gar in seinem Dienst handelnd aufzutreten. Der ganze Glauben vom angeblichen Teufelspakt, von Zauberern und Hexen sei hinfällig. Wegen dieser Ansichten wurde B. als Leugner des wahren Glaubens durch die Synode von Alkmaar 1692 seines Amtes enthoben. Doch datiert von seinem Auftreten der Umschwung in der Stellung der protestantischen Theologie zum Hexenglauben. l) S o l d a n - H e p p e * 2, 233—243; M e y e r Aberglauben 333 ff. ') Leeuwen 1691 bis 1693; deutsch Leipzig 1693. Helm.
beklagen s. b e d a u e r n , bekleiden s. K l e i d , bekränzen s. K r a n z , bekreuzen s. K r e u z , belecken s. l e c k e n . Belemnit. Griech. βελεμνίτης (τό βέλεμνον = τ6 βαλλόμενον), das Geschleuderte, Geschoß, Blitz. Als vom Himmel unter Blitz und Donner herabgeschleuderte und gegen den Blitz schützende Steine gelten im Volksaberglauben die prähistorischen Donnerkeile, die Echeniten und B.en 1 ). Unter B.en versteht man die in der Jura- und Kreideformation häufig sich findenden versteinerten Reste von Vorläufern der Tintenfische. Es sind schlanke, nach oben spitz zulaufende, außen mit einem festen Feuersteinmantel bedeckte, innen meistens mit Kreidekalk gefüllte Hohlkegel, die genau der Form einer Zigarre gleichen *). Bei den Badegästen auf Rügen und an der Ostseeküste gelten sie noch heute als Blitzröhren, die durch die Glut einschlagender Blitze aus Kies und Sand zusammengeschmolzen sind 3 ). Das Volk aber glaubt, sie seien beim Gewitter herabgeschleudert worden; als Schutz gegen das Gewitter legt man sie deshalb, wenn ein Wetter heranzieht, auf den Tisch, Herd oder auch auf das Fensterbrett 4). Im Unterelsaß und Schaff hausen
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Belemnit
nennt man den Β.en wegen seiner Gestalt „Teufelsfinger", im Aargau kommt daneben der Name „Stechehörndli" vor (Vergleich mit den spitzen Hörnlein des Hörndlimä =Teufels), auch „ H ä m m e r l e " , „ G a l ü t z e l s t é i n " , „Donnerstein". Nach dem Glauben des Aargauer Landvolkes sollen die B.en vor ihrer Versteinerung Kohlen gewesen sein und den Zwergen gedient haben B ). In Schwaben hält man den B. für Abdrücke (Finger) einer Hand oder (der Zehen) eines Fußes; man nennt sie „ S c h r e t t e l f ü ß e " (Füße eines elbischen Wesens) e ). In der Oberpfalz heißen sie „Teufelszehe", im Jura „ A l p oder Strahlsteine", in Ostpreußen „ P i l lersteen", „ O t t e r t ö t t " (Otterzitze), „Mohrenzitzchen", „ M a r e z i t z e " ' ) . Gesnersagt: Der B. stellt die Figur eines Pfeiles dar, weshalb ihn die Sachsen „ A l p f e s c h t " , „ A l p s c h o ß " nennen und behaupten, er helfe bei Alpdrücken, gegen Behexung und nächtliches Blendwerk 8 ). Wahrscheinlich hielt man sie in der Urzeit für Geschosse elbischer Geister, die im Gewitter einherfuhren 9 ); an ihre Stelle traten später die Hexen (Hexenschuß!). Bei den Angelsachsen herrschte ζ. B. der Glaube, stechende Schmerzen rührten von dem Geschoß der Elfen oder Hexen her 10). Auch Gesner berichtet, daß man die „Schoßsteine" ( = B.) gegen die immer an einer Stelle stechenden Schmerzen der Pleuritis v e r w e n d e t e u ) . Einen gefundenen B.en soll man aufheben, denn er bringt Glück 12 ). Als vorzügliches Heilmittel galten die B.en bei den Nordgermanen, besonders wenn Runen darauf geritzt waren 1 3 ). Heute tragen in der Mark Brandenburg, wo B.en sich häufig im Kiessande finden, säugende Mütter sie als Schutzmittel gegen plötzliches Erschrecken, damit den Kindern die Milch nicht schadet 1 4 ) (vgl. Schreckstein). Im Jura und Harz gibt man kranken Kindern etwas vom B.en abgeschabtes Pulver ein 1 5 ); solches Pulver verwendet man in der Oberpfalz und in der Gegend von Wehdem zur Heilung von W u n d e n l e ) . Zu gleichen Zwecken benutzten es früher die Ärzte in Preußen und Pommern, in Sachsen zum Brechen des Blasensteins 17 ).
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Als Phallussymbole wurden B.en auch gegen Geschlechtskrankheiten, Sterilität usw. v e r w e n d e t w ) . Der Name Donnerkeil ist außer für die Steinbeile auch für die B.en in Gebrauch, und mit dem Namen werden diesen auch fast genau dieselben Eigenschaften beigelegt 1 9 ). Zu Gesners Zeiten hielten einige Arzte den B.en für den „ L u c h s s t e i n " der Alten *>). In der T a t entsteht, wenn man den B.en stark reibt, ein leichter, an ö l oder Ammoniak erinnernder Geruch; Abel bringt damit die Entstehung des Aberglaubens zusammen, die durch ihre hellgelbe, durchscheinende Farbe sich auszeichnenden B.en in der norddeutschen und niederländischen Kreide seien versteinerter Luchsurin, den diese Tiere in der Erde verscharrten 2 1 ). Schade berichtet, daß in den alten Offizinen weinklare B.en unter dem Namen „ L u c h s stein" verkauft wurden a 2 ). A u c h ein Bergmännisches Wörterbuch verzeichnet unter Luchsstein und Alpschoß den B.en 8S). Zu der vielseitigen Anwendung des B.en gegen mancherlei Krankheiten, besonders bei Harn-, Stein- und Blasenbeschwerden, vgl. M. B. Valentin! Naturund Materialienkammer (1705), s. v., u. P. Pomet, Histoire générale des Drogues (1694), 107, desgleichen Zedier s. v . Alpschoß ι, 1040 f. l) S a r t o r i 2, 13 f.; S e l i g m a n n 2, 25. ') Abbildungen bei S e l i g m a n n 1, 233; G e s n e r á . / . /. 91; W o s s i d l o Zoologie 322 ; Beschreibung b e i H o v o r k a - K r o n f e 1 d ι , 59. 3) mündlich; vgl. M ü l l e n h o f f Natur 21 Nr. 33 und H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 564. ') F i n d e r Vierlande 2, 243 u. ι , 226. ') S t ö b e r Elsaß 445 Nr. 330; R o c h h o l z Sagen 1, 193 Nr. 155 u. 2, 205; Naturmythen 118 oben; G r i m m Myth. 1, 149 u. 2, 860; M ü l l e n h o f f Natur 15 Nr. 23. ·) M e i e r Schwaben 172. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 248; M e y e r Germ. Myth. 119 § 162; F r i s e h b i e r Hexenspr. 107; Z f V k . 8 15 (i9°5). 92· ) G e s η e r a. a . O . 89; S c h ö n w e r t h a. a, O.; vgl. A g r i p p a v. Ν. ι , 93 (Luchsstein); S c h w e n k f e l d Catalogus 3, 369. ») G r i m m Myth. 1, 149. 381 u. 3, 363; vgl. M e y e r a. a. O. 91 § 126; M a n n h a r d t Germ. Myth. 48 ; S c h w a r t ζ Studien 410; A n d r e e - E y s n 25; S e y f a r t h 42. 10) F i s c h e r Angelsachsen 15. u ) G e s n e r a. a. O. 92. u ) Z f V k . 20 (1910), 384; vgl. Ausland 61 (i8qoì. s-u. Weinhold Altnord.
Belial—Belomantie
1027 Leben
(1856),
386.
") R o c h h o l z (1908), 95;
vgl.
») P l o ß
Weib
2, 399.
a . a . O . 2, 205; ZföVk. 13
S a r t o r i
Westfalen
71;
L e m k e 2, 278. ») S c h ö n w e r t h a . a . O . ; ZfrwVk. 5 (1908), 95; vgl. ZfVk. 15, 92 (Mohrenzitzchen). G e s n e r a . a . O . 91; H a a s Rügen 157. M) Vortrag in der Züricher Ges. f. Volksk. 16. 12. 1919. w ) ZfVk. 13 (1903), 35 2 : S e y f a r t h 261. so) G e s n e r a. a. O. 89 f.; v g l . Ρ l i n . nat. hist. 37 § 52 u n d 8 § 137; R u s k a Aristoteles 4 u. 5». " ) A b e l Fossi-
lien 114. »*) S c h a d e s . v . Luchsstein 1394. ") B e r g m a n n 336 u. 17. Olbrich.
Belial oder Beliar, N a m e des Satans II. Kor. 6, 15 Βελίαρ, aus hebr. „ N i c h t s n u t z " , h ä u f i g in den jüdischen A p o k r y p h e n *) ; nach Bousset 2) N a m e des Antichrist. G r e ß m a n n 3 ) v e r m u t e t Zusammenhang mit der babylonischen Unterweltgöttin Belili (Witt). A u s dem N T . übergegangen in den Volksglauben und Zauber *). Der Augsburger Büchsenmeister Zimmermann 5) bildete d a v o n das W o r t „ B e l i a l i a " zur Bezeichnung v o n Zaubermitteln. ») H a u c k RE. 2, 548. ») Β o u s s e t Der Antichrist (1895), 86 f i . 99 f f . ; D e r s. Die Religion des Judentums (1906), 292. 384 f f . ') R G G . 1,1021. ') A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 3, 109; K i e s e w e t t e r Faust 201·; B a n g Hexeformularer 647. 650 (bilial). 648 (Balligel, verstümmelt); F r a n z Benedihtionen 2, 431. 569; O h r t Trylleformler 1,521 Reg. 6) Bezoar, Hd. Gotha Nr. 566 (ca. 1591) iol. 75 b (Abschrift in meinem Besitz). Jacoby. Belomantie, W a h r s a g u n g durch Pfeile (βέλος = Wurfgeschoß, Pfeil). Die Bezeichnung findet sich in der ausgehenden A n t i k e nur einmal bei Hieronymus *) zu Ezechiel 21, 26: „ D e n n der K ö n i g zu Babel wird sich an die Wegscheide stellen, vorn an den zwei Wegen, daß er sich weissagen lasse, mit den Pfeilen das Los werfe, seinen A b g o t t frage und schaue die Leber an. Und die W a h r s a g u n g wird auf die rechte Seite zu Jerusalem deuten . . . " So L u t h e r ; Joh. Herrmann ü b e r s e t z t 2 ) : „ D e r K ö n i g . . . um das Losorakel einzuholen, hat die Pfeile geschüttelt . . . In seiner Rechten ist das Los J e r u s a l e m " . Hieronymus erklärt die Stelle so, daß die Pfeile mit dem Namen der anzugreifenden feindlichen Städte bezeichnet seien; der zuerst aus dem Köcher gegriffene Pfeil gäbe den
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Aufschluß. E r f ü g t hinzu, die Griechen hätten dafür die Bezeichnung B. oder Rhabdomantie. Über ihre A n w e n d u n g bei den Griechen ist sonst nichts bekannt, auch der Bericht Herodots 3 ) über die Losbräuche der S k y t h e n , der öfters in diesem Zusammenhange angeführt wird, spricht nicht v o n Pfeilen, sondern von Stäben. Dagegen war die B. im Orient seit alters weit verbreitet. F ü r die b a b y lonisch-assyrische K u l t u r beweist es die Ezechielstelle, andere Belege, wie angebliche bildliche Darstellungen v o n Lospfeilen in der Hand v o n Göttern 4 ), werden heute bezweifelt, auch die keilschriftlichen Quellen schweigen davon 5 ). Die K u l t e des Hubal bei der K a a b a und des Dhu 1 Chalaça in Tabâla und andere vorislamitische K u l t e waren ebenfalls mit einem Pfeilorakel (Istiqsâm) verbunden; die Pfeile waren hier mit „ j a " und „ n e i n " und anderen allgemeinen Aufschriften versehen und wurden aus einem Sack gezogen 6 ). Die 5. Sure des K o r a n verbietet diesen heidnischen B r a u c h 7 ) . Die Lospfeile waren stumpf und ohne Federn 8 ), also Stäbchen, so daß hier in der T a t zwischen B. und Rhabdomantie kein wesentlicher Unterschied besteht. Doch gab es bei den Arabern auch eine andere Methode, nach der ein Priester aufs Geratewohl zwölf mit brennendem W e r g umwickelte Pfeile abschoß, um j e nach der A r t ihres Niederfallens die Z u k u n f t vorauszusagen 9 ). Ob diese Form an zwei Stellen des A T . 1 0 ) vorauszusetzen sei, wie m< ist geschieht, erscheint zweifelhaft. V o n einer dritten F o r m der B. endlich berichtet der französische Reisende Thevenot (f 1697), die bei den berberischen Seeräubern Sitte war:·zwei Leute fassen je ein P a a r Pfeile, v o n denen eins die Türken, eins die Christen bezeichnet, an den Spitzen an und haken die Kerben gegenseitig ineinander; beim Verlesen einer Zauberformel beginnen die Pfeile sich spontan zu bewegen, das eine P a a r erhebt sich über das andere, und dementsprechend wird der Ausgang des bevorstehenden Gefechtes gedeutet. Eine nach Marco Polos Bericht vor Tschingiskhan mit einem gespaltenen Rohr in ähnlicher Weise vor-
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Beizebub
genommene Divination sah P. della Valle (t 1652) in Aleppo mit vier Pfeilen ausgeführt, deren Spitzen sich unter den Beschwörungen eines Zauberers spontan näherten. In Indien wurde eine fast genau entsprechende B . mit zwei Pfeilen unter dem Namen „ d a m o " noch 1833 zwecks Ermittlung eines Diebes angestellt " ) . In der Divinationsliteratur der neueren Zeit wird die B . nur selten genannt 1 2 ). Auf divinatorischen Gebrauch der Pfeile im deutschen Aberglauben des Mittelalters weist anscheinend nur das Verbot des Lanzkranna in der „ H y m e l s t r a ß " (1484) gegen „verborgen schâcz mit pfeilen sûchen oder mit andern vnzimlichen dingen" 1 3 ). Vgl. a. L o s e , Rhabdomantie. ») M i g n e PL. 25, 125 b. s) E. S e l l i n Komm. z. AT. 1 1 , 130. s) IV 67. ') L e n o r m a η t Magie u. Wahrsagekunst der Chaldäer, Dt. Ausg. (Jena 1878) 432. 6) U η g η a d Deutung der Zukunft 1 5 ; M e i ß n e r Babylonien und Assyrien 2 (1925), 275. ·) Β a t e in Indian Antiquary 12, ι ff.; W e l l h a n s e n Reste 45 ff. 131 ff. ') v. 4, 92. ») L e n o r m a n t a. a. O. 433. ') Ebd. 436. l0) I. Sam. 20, 20—22; II. Reg. 13, 14 ff. " ) H. Y u l e The Booh of Ser Marco Polo 1 (London 1874), 237 f. 12 ) F a b r i c i u s Bibliogr. antiqu. 3 (1760) 597. « ) SAVk. 27, 132. Boehm.
Belzebub, Name des Teufels, der im Volksmund durch das bekannte „ d e n Teufel mit B . austreiben" allgemein gebräuchlich ist. E r entstammt dem N T . Mrk. 3, 2 2 ; Mt. 10, 2 5 ; 1 2 , 24. 27; Luk. 1 1 , 15. 18. 19, wo aber in den Hdd. Βεελζεβοΰλ neben dem weniger häufigen Βεελζεβοΰβ steht; dagegen hat Vulgata und Syrus B . und 3131 'jm, auch belzebud. Nach d?r Erz ä h l u n g der E w . ist er άρχων των δαιμονίων,
woraus seine Rolle als Satan, Oberhaupt der Teufel, sich erklärt x ). Merkwürdig ist nur, daß der Name Beelzebul sich nicht außerhalb des NT. findet, es sei denn, daß er deutlich auf die nt. Stellen zurückgehe 2 ). Das macht auch die Ableitung aus ·?13! ^>B3 „ M i s t b a a l " als Spottname 8 ) schwierig; nirgends verraten die Rabbinen oder die jüdisch- apokryphe Literatur eine Kenntnis des Namens. Auch Reitzensteins 4) Hinweis auf jüdische Planetengebete, wo er als Dämon
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des Saturn erscheint, kann nicht helfen, weil die Gebete doch spät sind; daß der Dämon einer astrologischen Geheimlehre angehört, läßt sich nicht erweisen. Andererseits ist auch die Form 3137 bili der Vulg. und des Syrers kaum ursprünglich, sondern wohl eher eine Angleichung an den phönizischen Beelzebub, den Gott von Ekron. II. Kön. 1, 2. 6, wo Symmachus Βεελζεβοΰβ transskribiert, die Septuaginta
Βάαλ μοία, θ-ιος Άκαάρων,
also
„Fliegenbaal", von 213] „ F l i e g e " , übersetzen 6 ). Man sieht nicht ein, wie und warum der Stadtgott von Ekron im NT. zum Haupt der Dämonen wurde. Nach mittelalterlichen arabischen Berichten ist Beelzebul der König der Dschinnen, der stirbt und beklagt wird, vgl. das Motiv vom toten Pan, vielleicht ein Nachklang des Tammuz- oder Adoniskults e ). B a r Bahlul erläutert B . als elaha aziza verabba d. i. „starker und großer G o t t " 7 ) . Möglicherweise ist auch an das Wort „ W o h n u n g " zu denken im Sinne der Wohnung Gottes, des Himmels, also „ H e r r des Himmels", oder im Sinne v o n οίχοΐεαπότης Mt. 10, 24 „ H a u s h e r r " (Formen Baals); der vierte Himmel heißt so bist 8 ). Nebenformen sind Belzebuth, Belzebuc, Besebuci usw. Im Zauber begegnet der Name oft 9 ). H a u c k RE. 1, 514 ff.; R G G . 2, 1223; P a u l y - W i s s o w a 3, ι, 185. ») Ζ. Β. Η i ρ ρ o 1 y t Refut. omn. haer. 6, 3 4 , 1 Wendland 162 ; Ε ν . Nicod. 1, 1 : T i s c h e n d o r f Evangelia apocrypha (1876), 2 1 6 ; Testamentum Salomonis: M i g n e PG. 122, 1329; L . A l i a t i l i a de templis Graecorum (1645), 126 f. ·) B u x t o r i Lexicon Chaldaicum etc. ed. Fischer (1879), 1 7 5 ; D a l m a n Grammatik des jüd.-pal. Aramäisch (1905), 1 3 7 ; K l o s t e r m a n n im Handbuch z. NT. hrsg. von Lietzmann 2 (1919), 3 1 . *) Poimandres 75. ') Auch im Targum D a l m a n Aram.-neuhebr. Handwörterbuch (1922), 123. e) G r a f B a u d i s s i n Esmun und Adonis (1911), 1 1 9 . ') C a s t e l l i Lexicon Syriacum ed. Michaelis (1778), 290. ·) K l o s t e r m a n n a . a . O . ; D a l m a n Handw. 123. ·) H e e g Hermetica 38 Z. 5 ; V a s s i l i e v ^ i necdota GratcoByzantina 1 (1893), 336; R e i t z e n s t e i n Poimandres 299; L i e b r e c h t Gervasius 182; G o I t h e r Mythologie 410; G r i m m Myth. 3,295; A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m s , 108; Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 377 ff.; S e p p Religion 321 ff.; S c h m i d - S p r e c h e r 30; ZfVk. 22 (1912), 124. 237 f . ; G o e d e k e EveryMan (1865), 99; Κ r ο η f e 1 d 90; B a n g He-
IÖ31
bemalen—Benedikt
xeformularer 647. 648; O h r t Trylleformler 1, 521 Reg. Jacoby. bemalet! s. B i l d ,
tätowieren.
B e n e d i k t , hl., A b t , V a t e r des abendländischen M ö n c h t u m s , geb. 480 zu N u r sia (Umbrien), Einsiedler in der N ä h e v o n S u b i a c o , g r ü n d e t e 530 zu M o n t e Cassino das S t a m m k l o s t e r des n a c h i h m gen a n n t e n Benediktinerordens, gest. ebend a 543, F e s t 21. März. Übertragung eines Teiles der R e l i q u i e n des Heiligen n a c h F l e u r y ( S t . Benoît-sur-Loire) 653. P a r t i k e l n in B e n e d i k t b e u e r n , Einsiedeln, M e t t e n bei S t r a u b i n g a. d. D o n a u und a n d e r s w o *). 1) P o t t h a s t Bibliotheca histórica medii aevi 2 (1896), 1199; K o r t h Kirchenpatrone im Erzbistum Köln 33 ; Ν o r k Festkalender 227—230; S a m s o n Die Heiligen als Kirchenpatrone 143—144; L ' H u i l l i e r St. Benoît (1905); H e r w e g e n Der hl. Benedikt (1921).
I. D e r L e b e n s b e s c h r e i b u n g des Heiligen h a t G r e g o r d. Gr. das g a n z e z w e i t e B u c h seiner D i a l o g e (594) g e w i d m e t 2 ) . In dieser V i t a sind eine große Fülle bek a n n t e r u n d sich in der H a g i o g r a p h i e wiederholender L e g e n d e n m o t i v e über B . ausgebreitet. D e r Heilige m a c h t ein zerbrochenes G e f ä ß wieder ganz, heißt einen B r u d e r über einen See eilen, u m einen E r t r i n k e n d e n z u r e t t e n , f ü l l t durch G e b e t die leeren Ölfässer des K l o s t e r s , b e w i r k t d u r c h sein V e r t r a u e n u n d A u s harren im G l a u b e n a n H i l f e f ü r die darb e n d e n B r ü d e r 200 S ä c k e Mehl, f i n d e t G o l d s t ü c k e i m G e t r e i d e k a s t e n , u m einem A r m e n zu helfen, befreit d u r c h einen B l i c k einen g e f a n g e n e n a r m e n B a u e r v o n seinen Fesseln, r e t t e t sich selbst v o r dem i h m z u g e d a c h t e n G i f t b e c h e r und w i r k t vieles andere a n W u n d e r n und T a t e n , w i e sie d e m Z e i t g e i s t gefielen oder gar B e d ü r f n i s w a r e n . Infolgedessen w e r d e n B . a u ß e r A b t s s t a b und W e i h e l mancherlei A t t r i b u t e beigesellt: D o r n b u s c h , B e c h e r m i t S c h l a n g e , K i n d d a s er segnet, a u f geschlagenes B u c h , R a b e mit B r o t im S c h n a b e l u. a. s ), u n d f i n d e t er sich a u c h i m E i n g a n g v o n Z a u b e r s p r ü c h e n 4 ). ') M i g η e Patrol, lat. 77, 149—429. Auszug daraus MG SS. rer. Langobard. 6—10 (1878), 525—540. ') K ü n s t l e Ikonographie 123—125. *) A c k e r m a n n Shakespeare 100.
I032
2. D u r c h den v o n i h m g e g r ü n d e t e n , w e i t v e r b r e i t e t e n O r d e n gelangte der Heilige in der A n d a c h t des V o l k e s z u h o h e n E h r e n . D e r reiche L e g e n d e n k r a n z m a c h t e ihn zu einem z u g k r ä f t i g e n Volksheiligen, besonders in ländlich-bäuerlichen Kreisen. W e i l er sich neun T a g e v o r seinem T o d e das G r a b ö f f n e n und sich a m sechsten in die K i r c h e t r a g e n ließ, u m sich dort mittels E m p f a n g u n g des A l t a r s s a k r a m e n t e s auf die „ R e i s e zu r i c h t e n " , also in ebenso vorbildlicher wie vorsorglicher W e i s e sich auf den T o d v o r b e r e i t e t e , e m p f a h l m a n sich i h m f ü r die S t e r b e s t u n d e u n d e r b a t ihn als „ S c h i l d w ä c h t e r " f ü r die S t u n d e v o n „ 9 U h r des T a g e s bis auf 10 U h r " im F a l l e des T o d e s B ). ·) Geistl. Schild 113. 3. D e r F e s t t a g des Heiligen f ä l l t in die Z e i t der Frühlingssonnenwende, der T a g - und N a c h t g l e i c h e des Frühlings und des F r ü h l i n g s a n f a n g s . W a s dieser T a g als E i n s c h n i t t in das K a l e n d e r - und W i r t s c h a f t s j a h r i m G l a u b e n und B r a u c h des V o l k e s besonders a n sich t r u g oder noch t r ä g t , w u r d e gutenteils an den N a m e n des Heiligen g e k n ü p f t oder zu d e m Heiligen in B e z i e h u n g gebracht. E s ist nicht unwahrscheinlich, d a ß das dem N a m e n B . z u g r u n d e liegende benedicere, segnen, in der F o r m benedeien, m h d . benedîen in den deutschen W o r t s c h a t z a u f g e n o m m e n , den G l a u b e n b e s t i m m t e r V o l k s t e i l e u n d V o l k s k r e i s e a n die apot r o p ä i s c h e und ü b e r h a u p t a n die magische K r a f t des T a g e s oder der Z e i t s t ä r k t e und s t ü t z t e , wie dies in V o r s c h r i f t e n f ü r die L a n d w i r t s c h a f t herv o r t r i t t . Z w a r w e n n es z. B . nach dem V o l k s g l a u b e n der E s t e n e ) heißt, a m B . t a g e r w a c h e n die Schlangen, oder w e n n m a n bei den K r o a t e n in M u r a k ö z 7 ) an diesem T a g e die R o s s e nicht a u s dem Stall l ä ß t , d a m i t sie nicht b e h e x t werden, so spielt hier ohne Z w e i f e l der eigentliche K a l e n d e r t a g die b e s t i m m e n d e Rolle, ebenso w e n n n a c h der M e i n u n g der G u r k felder die j u n g e n H ü h n e r der a m B . t a g gelegten u n d a u s g e b r ü t e t e n Eier besonders f l e i ß i g l e g e n 8 ) , oder w e n n man in T s c h e r n e m b l meint, S c h n e e a m B . t a g
1033
Benedikt
deute auf eine gute Heuernte®). W e n n dagegen die steirischen und kroatischen Slowenen am B . t a g verschiedene K r ä u ter und Wurzeln weihen lassen, um mit diesen die Viehställe auszuräuchern und alles Hexenwerk zu vertreiben 10 ), dann eben spielt wohl mehr Benedictus-benedicere eine Rolle oder überdeckt Älteres in Glaube und Brauch. Halb Ernst, halb Scherz mag die Vorschrift oder Empfehlung sein, Mohrrüben am B . t a g zu säen, damit sie dick werden, „ b e n e d i k " (beinedick) u ) . A u c h setzt der Bauer Zwiebeln oder K n o b l a u c h an diesem Tage um so lieber, als er, durch den N a m e n Benedikt verleitet, wünschend glaubt, daß solche Gewächse dann besonders dick werden. „ B e n e d i c t , macht Zwiebel d i c k " , sagt man geradezu, oder ähnlich „ B e n e d i k macht Zwiewele und K n o w l i d i c k " 1 8 ) . Man erkennt, wie die naive Buchstabenoder Namensexegese vielleicht zunächst v o m Scherzhaften aus allmählich sich zu Glaubensvorstellungen entwickelt. Ä h n lich wie an andern Heiligentagen, früher und vielfach noch jetzt, wurden auch am B . t a g im K l o s t e r Chiemsee die sogenanntcn B.zeltel gereicht, kleine süße Brötchen in flacher Form, deren Genuß Segen bringen s o l l t e 1 3 ) . e) B o e d e r Ehsten 81. ') Ethnolog. Mitt. a. Ungarn 4, 173. ") Z f ö V k . 4 (1898), 145. ») V g l . andere Wetterregeln: B a u m g a r t e n Heini-at ι , 45; W e t t s t e i n Disentís 164. 10) Z f ö V k . a.a.O. u ) E n g e l i e n \1.Lahn271. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 1 6 7 ; M e y e r Baden 423 ; S c h m i t t Hellingen 18; L a c h m a n n 3 Überlingen 401. > ) H ö 11 e r Faste·,igebäcke 96; B a v a r i a ι , 367.
4. Das sogenannte B e n e d i k t e n k r a u t , spätmhd. benedictenkrût, eine besonders in ihrer Wurzel heilkräftige Pflanze (Geum reptans L.), sowie die Benedik tenwurz (Geum montanum L.), auch Blutwurz, Petersbart genannt, haben als vermutlich alte K u l t pflanzen ursprünglich zu dem T a g der Frühlingstag- und Nachtgleiche Beziehung 14 ) und wahrscheinlich mit fortschreitender volksmedizinischer Verwendung in christlicher Zeit ihre Anlehnung an B. erhalten. E r w ä h n t wird d i e , , B e n e dictenwurzei" in einem magischen Mittel,
1034
gestohlenes Holz erlangen 1 6 ).
(Stämme)
wieder
M ) Z f V k . ι (1891). 295. " ) W o I i 2 (1854), 1 1 7 .
zu
Beiträge
5. Durch des Heiligen N a m e n sind wie durch eine A r t Marke mehrere Dinge besonders charakterisiert, die zu bestimmten abwehrenden, schützenden und heilwirkenden Z w e c k e n v e r w a n d t wurden und noch werden, die B.s c h e 11 e sowie das B . k r e u ζ und der B . p f e η η i g oder die Β . m e d a i 11 e. Mit ersterer klingelte man in der E i f e l l e ) dem Sterbenden oder um das B e t t des Sterbenden in der Meinung und Absicht, böse Geister fernzuhalten. A u c h in W e s t b ö h m e n 1 J ) ging man (geht m a n ? ) klingelnd mit einem Glöckchen um das B e t t des K r a n k e n . Maß oder mißt man der Schelle allgemein apotropäische und ähnliche W i r k u n g e n zu (s. Glocke), wie dies aus Umzügen, z. B . aus dem Perchtenlaufen bekannt ist, so konnte man dies bei einer B.schelle genannten Schelle wegen des im N a m e n steckenden benedicere-segnen um so mehr. le)
Schmitz
Eifel
1, 65.
")
ZfVk.
17
(1907). 362.
6. S e h r starke V e r b r e i t u n g gewannen das B . k r e u z und der B . p f e n n i g im V o l k und spielten besonders in der Zeit der Hexenprozesse (17. Jh.) eine große R o l l e 1 8 ) . Über die K r ä f t e dieses zweigestaltigen (Kreuz- u n d . Pfennigform) A m u l e t t e s verbreiten sich ältere Zusammenfassungen und Beschreibungen ausführlich. Nach dem Volksglauben eignen ihnen therapeutische und p r o p h y l a k tische K r ä f t e mit W i r k u n g bei Menschen und Tieren, bei W e t t e r und Zauber aller A r t . Man t r ä g t die Medaille, h ä n g t sie auf in R ä u m e n und an Gegenständen oder an Tieren, v e r g r ä b t sie unter der Schwelle oder anderswo usw. Infolge ihrer großen Beliebtheit ist die literarische Überlieferung s t a r k 1 β ) . N a c h der geographischen Seite sind v o l k s t ü m licher Gebrauch und Überlieferung vorzüglich in Süddeutschland im weitesten Sinne nachweislich. 18) S A V k . 15 (1911), 182; D e t t l i n g Hexenprozesse 40. «) Geistl. Schild 36; S A V k . a. a. O. ;
Benediktenkraut—Benediktussegen
1035
P a n z e r Beitrag 2, 485—86; L e o p r e c h t i η g Lechrain 28. 222 ; A l p e n b u r g Tirol 325; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 311 ; 3, 105. 106; B i r l i n g e r ^ M i Schwaben 1, 428; ZiVk. 3 (1893), 173; Urquell 4 (1893), 154 u. genau so ZrwVk. i l (1914), 163 ; A η d r i a η Wetterzauberei 98; H e y l Tirol 292. 796; W e i n h o l d Neunzahl 35; ZföVk. 4 (1898), 231—32; ZfVk. 8 (1898), 339; M e y e r Baden 38. 290. 575· 560; J o h n Westböhmen 282; P o l l i n g e r Landshut 154; Niderberger Unterwaiden 3, 612; ZfVk. 19 (1909), 245; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 100. 126 (mit Abbildungen); S e l i g m a n n Blick 1, 151; 2 · 337 (mit einer Abbildung). 7. Besonders b e m e r k e n s w e r t ist die H i n e i n z i e h u n g des B . p f e n n i g s in das Gebiet des Liebeszaubers, wie es in einem S p r u c h „ S i c h lieb und w e r t zu m a c h e n " geschieht 20 ). °) G r i m m Myth. 3, 505 Nr. 4.
2
Benediktenkraut Benediktion
s.
s.
Wredc.
Nelkenwurz.
segnen.
B e n e d i k t s m i n n e . E i n Minnetrunk zu E h r e n des heiligen B e n e d i k t wird f ü r das f r ü h e 1 1 . J h . durch die miracula s. Benedicti *) bezeugt. Der B r a u c h ber u h t augenscheinlich auf der Legende, n a c h der verbrecherische Mönche v e r geblich versuchten, den Heiligen durch G i f t zu töten. A u ß e r dieser einen N a c h richt, die n a c h F l e u r y weist, ist die B . nicht b e l e g t 2 ) . *) Lib. II. Die Quelle entstammt etwa dem Jahre 1005. 2) Vgl. F r a n z Benediktionen ι, 291 und den Artikel Minne. Mackensen. B e n e d i k t u s s e g e n , ein D o p p e l s p r u c h in lateinischen gereimten Versen, der gewöhnlich nur mit den W o r t i n i t i a l e n geschrieben auf den B e n e d i k t u s k r e u z e n und -medaillen s t e h t : 1. Vade Retro Satana, Nunquam Suade Mihi Vana Sunt Mala Quae Libas Ipse Venena Bibas. 2. Crux Sacra Sit Mihi Lux Non Draco Sit Mihi Dux. Der erste S p r u c h dient auf den Medaillen als U m s c h r i f t , der z w e i t e als A u f s c h r i f t des K r e u z e s ; in den 4 K r e u z w i n k e l n steht noch: Crux Sancti Patris Benedicti. In den auf den B . b e z ü g l i c h e n S c h r i f t e n w e r d e n die S p r ü c h e auf den hl. B e n e d i k t , d e n S t i f t e r des Benediktinerordens, zu-
r ü c k g e f ü h r t : k ö n n e m a n a u c h den gen a u e n U r s p r u n g des unter B e n e d i k t s N a m e n gesegneten K r e u z e s nicht wissen, so ergebe sich doch die H e r k u n f t v o n dem Heiligen aus den W i r k u n g e n und N u t z b a r k e i t e n . Z u r B e k r ä f t i g u n g dessen wird auf ein Ereignis aus dem J a h r e 1647 verw i e s e n : damals sei in N a t t e r n b e r g (einem Schloß, nicht weit v o m K l o s t e r M e t t e n in B a y e r n gelegen) ein H e x e n n e s t ausgeh o b e n w o r d e n und die H e x e n h ä t t e n im V e r h ö r b e k a n n t , sie v e r m ö c h t e n nichts über Menschen und Orte, die durch dies K r e u z g e s c h ü t z t seien. Sie h ä t t e n a u c h keine M a c h t wider das K l o s t e r Metten, weil dort ein solches K r e u z v e r b o r g e n sei. Die d a r a u f h i n angestellten N a c h f o r s c h u n g e n ließen z u n ä c h s t nur B e n e d i k t u s k r e u z e der üblichen A r t z u t a g e k o m men, bis m a n auf eine H a n d s c h r i f t stieß, in der sich ein Bild des Heiligen fand, auf dem die bisher nur als B u c h s t a b e n r e i h e n b e k a n n t e n u n d daher u n v e r s t ä n d l i c h e n V e r s e a u f g e l ö s t w a r e n * ) . Dieses B u c h , mit G o l d und Edelsteinen, v o r allem aber mit R e l i q u i e n a u s g e s c h m ü c k t (in den Holzdeckeln), sei dann nach Ingolstadt, später nach M ü n c h e n an den K u r f ü r s t e n gesandt w o r d e n und h a b e an beiden Orten die A p p r o b a t i o n erhalten. Es folgen danach die A u s f ü h r u n g e n über V e r e h r u n g u n d G e b r a u c h des K r e u z e s durch den hl. B e n e d i k t , ferner die A n g a b e n über den N u t z e n der B e n e d i k t s k r e u z e , die gegen T e u f e l s w e r k , H e x e n , z u m S c h u t z der Tiere, b e i m M e l k e n und B u t t e r n , bei B e sessenheit helfen sollen. M a n h ä n g t sie um, t a u c h t sie ins Wasser, das m a n z u m T r i n k e n oder W a s c h e n b e n u t z t , h e f t e t sie a n die H a u s p f o s t e n oder v e r g r ä b t sie unter der Schwelle. A u f der a n d e r n Seite des K r e u z e s stehen 25 Charaktere, der Z a c h a r i a s s e g c n (s. d.). D e n H a u p t t e i l des S c h r i f t c h e n s , das a n o n y m ist, aber v o n einem B e n e d i k t i n e r s t a m m t , bildet die B e n e d i k t i o n der K r e u z e u n d Medaillen, eine S a m m l u n g v o n L i t a n e i e n u n d Geb e t e n usw. 2 ). A u f die G e s c h i c h t e des Mettener C o d e x I n i m m t d a n n B e z u g eine weitere Mettener H a n d s c h r i f t 3) des 18. Jhs. Der resignierte A b t J . R o m a n u s Senior b e r i c h t e t
Benediktussegen
dort, daß der nach München ausgelichene Codex nach vieler Mühe zurückgegeben wurde. Als ihn 1678 die U n i v e r s i t ä t Salzburg zur Einsicht erbat, gab m a n nur eine Zeichnung des Benediktbildes, und ebenso 1 7 1 2 im Z u s a m m e n h a n g mit A n griffen eines Klerikers auf die K r e u z e und Medaillen, w o der Codex wieder nach München sollte. Der gleiche A b t gab 1 6 8 2 ein A t t e s t a t de venerabili Cruce S. P. B e nedicti 4 ), in dem er mitteilt, die Prozeßakten von 1647 seien wohl „ i n hostiiibus irruptionibus" verloren gegangen, aber nach A n g a b e n zweier Greise hätte die V e r b r e n n u n g der H e x e n 1 6 2 2 stattgef u n d e n . Schorno gibt in seinem A u s zug 1643. A u s den Widersprüchen erhellt, was man v o n der Geschichte zu halten hat. Kritisch sehr wichtig ist f ü r die ganze Erzählung des Büchleins, was K ö h l e r 6 ) a n g i b t : „ E s hat der Cantzler Adlzreiter seine vortrefflichen Bayrischen Geschichtsbücher mit den herrlichen T h a t e n Churfürst Maximilians des grossen beschlossen, und hat dessen viele ReligionsU b u n g e n dabey sehr sorgfältig erzehlet. E r hat aber weder von dem A . 1647. vorgegangenen Straubingischen H e x e n P r o cess, noch auch von der darauf angestellten Churfürstl. Methenschen St. Benedicts Müntz Untersuchung nicht das geringste gemeldet, und weil er seine Historie aus lauter Archivischen U r k u n d e n geschrieben, so muß er davon nichts im A r c h i v gefunden h a b e n ; dadurch dann d e r W a r h e i t dieser Geschichte ein großes Zeugnuss abermals a b g e h e t . " Im J a h r e 1678 verbot die Indexkongregation das Büchlein „ E f f e c t u s e t c . " , v e r mutlich auch die Medaille e ). Daher rührt auch die große Seltenheit der Schriftchen, die auch de Vigneul Marvillc ') schon 1 7 2 5 bezeugt und ebenso C o f f i n e t 8 ) ; es sind nur A b s c h r i f t e n von manchen heute noch erhalten. Z u r nämlichen Zeit richtete T h i e r s 9 ) einen scharfen Angriff gegen S c h r i f t und Medaille, die er als abergläubisch b e k ä m p f t e . Auf die A n g r i f f e 1 7 1 2 ist oben hingewiesen. E i n Brief des Erzbischofs v o n Mecheln v o m 10. März 1745 handelt, unter B e r u f u n g auf eine B r o -
schüre: V e r a g t e n v a n de medaillen v a n den H. Benedictus, „ D e S. Benedicti m e · daliis prohibitis a card, T h o m a s Phil i p " 1 0 ) . 1 7 4 3 wehrt sich B e n n o L ö b e l (s. u.) gegen die Ä u ß e r u n g des Büchleins, daß der „ e r s t e U r s p r u n g " der Münze nicht feststehe. Der P r a g e r A b t setzte auch 1 7 4 1 in R o m die B e s t ä t i g u n g der Medaille durch B e n e d i k t X I V . durch; er und seine Nachfolger durften sie allein w e i h e n u ) . E b e n s o erhielt A b t Martin Schmidt von P r a g 1 7 5 6 f ü r sich und seine Nachfolger, Ä b t e , Priore und Mönche seines Visitationsbezirks das R e c h t priv a t i v e benedicendi n u m i s m a t a e t c . 1 2 ) . D a s vorgeschriebene Benediktionsexemplar nach einem D r u c k v o n Monte Cassino 1844 gibt G u é r a r i g e r 1 3 ) . Die L i t e ratur über das B e n e d i k t u s k r e u z ist sehr umfangreich, besteht aber z u m größten Teil nur aus erbaulichen, wissenschaftlich wertlosen A u s f ü h r u n g e n , kurzen Notizen und Veröffentlichungen älterer und neuerer K r e u z e und M e d a i l l e n 1 4 ) . Das ganze Material werde ich später a u s f ü h r lich zusammen mit einer B e h a n d l u n g des Zachariaskreuzes (s. d.) geben. 1 ) E s ist gemeint Cod. lat. Monac. 8201 (Cod. Mett. 1), eine Zimelie der Münchner Bibliothek vgl. den Catalogue Codd. lat. Bibl. regiae Monac. von C. H a 1 m u. W . M e y e r 2, 1 (1874), 7 ; B e r n h. P e z Thesaurus anecdotorum novissimus 1 ( 1 7 2 1 ) , X L V I I I Nr. 69 (mit dem interessanten Reliquienverzeichnis und einer Abbildung des Bildes Benedikts). *) E s handelt sich um ein Schriftchen des Namens: Effectus et virtutes crucis sive numismatis s. patriarchal Benedicti. Item medicamentum spirituale contra morbos et pestem in eoiem numismate characteribus expressum, cum addita benedictione. — Permissu superiorum. Einsiedlen, per Jacobum Ammon, A . 1668. Ein Original ist nicht auffindbar, dagegen besitzt die Bibliothek des Institut Grand Ducal, Sect, hist., Luxemburg, eine Abschrift aus dem Ende des 1 7 . Jh.s (Nr. 76 des Katal., 26 Seiten). Ein zweites E x e m plar, von dem gleichfalls ein Original nicht mehr zu finden ist, steht abgedruckt bei D o t o t h e u s A s c i a n u s Montes pietatis Romanenses historice, canonice, thealogice detecti (Lipsiae 1670), 6 1 1 — 6 1 8 , erschienen: Cum permissu superiorum, Salisburgi, typis J . B . Mayr, AulicoAcademiae Typography 1669. Eine Edition Salisburgi 1664 erwähnen B e n n o Löbel (s. u.) und Ρ i o 1 i η (s. u.). Eine verkürzte Ausgabe (ohne die Benediktion) von 1664 im Arzneibuch des W . S c h o r n o S A V k . 1 5 ( 1 9 1 1 ) ,
io39
Bcnediktussegen
182 in Abschrift; der gleiche Text Fulda 1674 (nachd. Geistl. Schild, E x . d. Straßburger Bibl. S. 6, vgl. auch Geistlich Schild-Wacht 1705) und in: „Hilff und Trost der Sterbenden oder: Heylsame Bruderschafft etc. So in . . . .Wessobrunn . . . An. 1734 eingesetzt ist worden", Ausgaben: Fridtberg in Bayern, A. Gugger; Augspurg, Α. M. Heiß, beide o. J . ; Kaufbeyren, Stark 1754; lat. : A uxilium et solatium morientium etc. Fridtbergac, s. a. Französisch: Les effets des vertus etc. Extrait de l'Imprimé d'Allemagne. Paris, Nicolas Bessin 1678, s. Τ h i e r s (s. u.), ebenso Troyes, Charles Briden 1700 nach einer Abschrift im Archiv der Société académique etc. du département de l'Aube in deren Mémoires (s. u.). Eine Benedictio numismatum crucis sanctissimi patris Benedicti erschien Tegernsee 1665; sie ist rein liturgisch und enthält das Historische nicht. 8 ) Cod. lat. Monac. 8250 (Cod. Mett. 50) fol. 21 b vgl. H a l m M e y e r Catal. 2, I, Ii. *) Auxilium et solatium morientium etc. 17 § 5; vgl. auch ChurBayerisch-Geistlicher Calender, Vierter Teil Das Rend-Amt Straubing etc. Verlegt durch Josephum Antonium Zimmermann (1752), 245 f. (darnach war der Codex von 1414 vergraben, als man ihn fand). 6) J o h a n n D a v i d K ö h l e r s P.P. Im Jahr ij34 wöchentlich herausgegebener Historischer Müntz-Belustigung Sechster Teil. Nürnberg, Christoph Weigel 1734, 105 ff. ·) Index librorum prohibitorum Innoc. X I . P.M. iussu editus. Üsque ad annum 1681. Eidem accedit in fine Appendix usque ad mensem Junij 1704. Romae, Typis Rer. Camerae Apost., 1704. Cum privilegio, p. 173, Catalogue des ouvrages mis à l'index contenant le nom de tous les livres condamnés par la cour de Rome avec les dates des décrets de leur condamnation. Bruxelles (3. éd. 1828), 128. Vermutlich auch in P e i g n o t Dictionnaire critique litéraire et bibliographique des principaux livres condamnés au feu, supprimés ou censurés. Paris 1806 (mir unzug.). ') Mélanges d'histoire et de littérature (4 éd., 1725) 3, 206 ff. ; K ö h l e r a . a . O . 105 ff. β) Mémoires de la société académique . . . du département de l'Aube 29 (1865 Troyes), 265. ·) T h i e r s 1, 303 ff. 10) Revue belge de Numismatique 31 (1875), 278 ff. n ) F i d . B u s u m in Stud. u. Mitt. a. d. Benediktiner- und Zisterzienser-Orden 24 (1903), 82 ff. 12) Rescripta authentica sacrae Congregationis Indulgentiis sacrisque Reliquiis praepositae. Schneider, Ratisbonn 2 (1885), 159 ff. Nr. 199. " ) Dom P r o s p e r G u é r a n g e r Essai sur l'origine, la signification et les privilèges de la médaille ou croix de Saint-Benoît. Paris 1890 (11. éd.), 179 ff. u) B u c e l i n u s Benedictus redivivus (Veldkirch 1679), 207; Benno L ö b e 1 (oder L o b i ) , Disquisitio sacra numismatica de origine, quidditate, virtute pioque usu numismatum seu crucularum S. Benedicti. (Wien, Kaliwoda 1743); M i g η e Nouvelle Encyclopédie theol., 2. sér. 26 (1862) s. v.; D o m P r o s p e r G u é r a n g e r Essai sur l'origine, la signification et les
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privilèges de la médaille ou croix de Saint Benoît (Paris,Oudin 1890, 10. Aufl.); P. L a u r e n z H e c h t Der St. Benediktspfennig (Einsiedeln u. New-York, Benziger 1858); Ders. St. Benediktus-Büchlein . . . nach dem Französ. d. Dom P. Guéranger (3. Aufl., Einsiedeln 1877, Benziger); Studien u. Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Zisterzienser - Orden 24 (1903), 82 ff. 321 ff. ; Monatsschrift f . d . Gesch. Westdeutschlands 7 (1881), 270 ff.; P. P i o l i η Recherches sur les origines de la médaille de St. Benoît Arras 1880 = Revue de l'art chrétien 13 (1880), 5—58; L. P a p i n D u p o n t Über den Ursprung und die wunderbaren Wirkungen der St. Benediktusmedaille·, D. F r a n c e s c o L e o p o l d o Z e l l i - J a c o b u z y Origine et mirabili effecti della croce 0 medaglia di S. Benedetto. Monte Cassino (auch französ. übers, von d'Avrainville, Paris i860); Magasin pittoresque 9 (1841), 32; F r . E. B r u c k m a n n Epistolae itinerariae (Wolfenbüttcl 1737), n ; R e v u e des sociétés savantes des départements pubi, s. 1. auspices du ministre de l'instruct. pubi. D 9 (1869), 418 ff.; F 5 (1877), 261 ff.; Mémoires de la société académique d'Agriculture, des sciences, arts et belles-lettres du départ, de l'Aube 29 (Troyes 1865), 253 ff. ; The medal or Cross of St. Benedict (London 1880); L i η ζ e r Theol. prakt. Quartalschrift 46 (1893), 876 ff.; P. C o r n . K n i e l Die St. Benediktsmedaille (Ravensburg 1895); ( G a b r i e l P e i g n o t ) Le livre des singularités par G. P. Philomnestre (1841), 98—100; P. H. C a h i e r Charactéristiques des saints dans l'art populaire (Paris 1867) I, 112. 219. 254. 282; 2, 549; Illustrierte Zeitung 1853, 30. April Nr. 513; K i n g Talismans and Amulets, in: The archaeological Journal 26 (1869), 230; C h e v a l i e r Répertoire des sources historiques du moyen-âge, Bio-Bibliogr. 5 i 8 f . ; Β . P i c a r t Cérémonies et coutûmes religieuses de tous les peuples du monde (Amsterdam 1723), I, 2, Taf. zu S. 176; F. H. R e u s c h Die deutschen Bischöfe und der Aberglaube (1879), 49 ff.; Publications d. 1. soc. p. 1. conserv. d. mon. hist, et d. oeuvres d'art dans la province de Luxembourg 4 (Arlon 1856), 55 ; Revue belge de numismatique 37 (1881), 446 f.; 38 (1882), 640 ff; 40 (1884), 318 ff. ; Numismatic Chronicle Ν. Ser. 3 (1863), 128; F r i e s e n e g g e r Ulrichskreuze (1885), 36 ff.; A. J . C o r b i e r r e Numismatique Bénédictine (Rom 1904), second album (o. J . ) ; Deutsches Archiv f. Gesch. d. Medizin u. medizin. Geographie hrsg. von Rohlfs 8 (1885), 465 ff.; Oberbayr. Archiv f. Gesch. 17 (1857), 39 ff.; 27 (1886), 6. 30; L. P f e i f f e r u. C. R u l a n d Pestilentia in nummis (1882); Mitteil. d. numism. Ges. Wien 14 (1918), 89. 120; 15 (1919), Taf. ι Nr. 1. 3. 4; B l u m Miscellanea (Luxemburg 1897), 3 6 =• Ons Hémecht 3 (Luxemb. 1897), 260 ff. 319 ff. H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 886 f.; B i r l i n g e r ^ K i Schwaben i , 397. 418. 424. 433; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 100. 126; P a n z e r Beitrag 2, 253. 485 f. ; G r i m m Myth. 3, 505. Jacoby.
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beneiden—Benno
beneiden s. Ν e i d. Benevent. J. Boite h a t die v o n den Brüdern Grimm 1821 aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnete Sage v o m N u ß b a u m zu B. behandelt. Sie l a u t e t : „ Z u B. stand bei einer Höhle ein großer N u ß b a u m , worunter die H e x e n nachts ihre Tänze und Z u s a m m e n k ü n f t e hielten. Zu R o m war ein Mann, dessen Frau war auch eine Hexe, ohne daß man es wußte, und war oft nachts in B. Einmal ist er noch nicht eingeschlafen, da sieht er, wie seine Frau aufsteht und den ganzen Leib mit einem gewissen Öl bestreicht und darauf die Zauberworte spricht: Öl, bring mich in der N a c h t geschwind / Zu dem N u ß b a u m v o n B. ! D a m i t verschwindet sie vor seinen A u g e n und k o m m t erst am andern Morgen wieder. Die folgende N a c h t paßt der Mann wieder auf und gibt genau A c h t u n g auf die W o r t e . K a u m ist seine Frau fort, so steht er auch v o m B e t t auf, streicht sich das Öl an den L e i b und spricht die Worte, und in der Minute befindet er sich zu B. unter dem N u ß b a u m in einer großen Gesellschaft Hexen, darunter auch seine Frau ist. Es geht lustig her, und er wird mit an den Tisch geführt, wo alles vollauf ist. Die Speisen wollen ihm aber nicht schmecken, weil sie alle ungesalzen sind; er bittet seinen Nachbar um ein wenig Salz, der hört aber nicht darauf; er wendet sich zu einem andern, der will sich auch keine Mühe geben; endlich wird ihm v o n einem dritten etwas gereicht. W i e er das Salz sieht, ruft er aus: ,Gottlob, daß Salz da i s t ' ! K a u m hat er das W o r t Gott gesprochen, so ist alles verschwunden, und er liegt ohne Kleider in der dunklen Höhle v o n B. Endlich bricht der Morgen an, er sieht nichts als ein einsames Feld und ein paar Ackerleute, die ihm einen Mantel schenk e n ; damit läuft er nach R o m z u m P a p s t und erzählt ihm, was er in der N a c h t gesehen und gehört hat. Der Papst läßt den N u ß b a u m zu B. abhauen, und seit der Zeit gibts keine H e x e n m e h r . " Das italienische V o l k nennt diese Zus a m m e n k u n f t b.ische Hochzeit. G r i m m f ü h r t die Sage auf den Glauben an den
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heiligen B a u m der L a n g o b a r d e n zu B . zurück, den der hl. B a r b a t u s im 7. J h . gefällt habe. Bolte verweist auf den Bericht des italienischen Juristen Paulus Grillandus 2 ), wonach ein sabinischer Bauer eine Frau hatte, die mit dämonischen Mächten in Verbindung stand. E r belauschte sie einmal, wie sie sich zur nächtlichen A u s f a h r t salbte. Das nächste Mal wurde er v o n ihr z u m Teufelsfeste mitgenommen, rief aber, als er beim Essen endlich das verlangte Salz b e k a m : ,,Hor laudato sia Dio, pure venne questo s a l e ! " Da verschwindet alles vor seinen A u g e n und er bleibt allein unter dem N u ß b a u m v o n B. Nach der Heimkehr v e r k l a g t er seine Frau und ihre Genossinnen beim Burgherrn. Dieser läßt alle beteiligten Frauen als H e x e n verbrennen. Der N u ß b a u m v o n B. ist, besonders in italienischen Quellen, öfters als Versammlungsort der H e x e n genannt (Stellen bei Bolte). Ein A r z t aus B. hat ihm eine Monographie gewidmet: De nuce maga Beneventana. Neapoli 1635 und 1647. Der Sage liegen verschiedenartige Bestandteile zugrunde: V o m N u ß b a u m geht nach dem Glauben der alten Griechen und Römer eine schädliche W i r k u n g aus, die nur teilweise auf physische Gründe zurückgeführt, teilweise wie die A u s strahlung einer dämonischen Macht erklärt wird 3 ). So lag es nahe, unter ihm die H e x e n ihre Feste feiern zu lassen. Möglich ist, daß auch die Baumhochzeit mitgewirkt h a t 4 ) . Bei B. mag ein N u ß b a u m besonders auffällig — der Bericht s a g t : bei einer Höhle — gestanden haben. Deshalb mögen die Sagenelemente, die sonst an keinen bestimmten N u ß b a u m gebunden waren, sich um ihn vereinigt haben. 1)
Z{Vk. 19, 312 ff.
!)
Tractatus
de hereticis
et sorlilegiis. Lugduni 1536, Bl. 39 b. qu. 7, 25. 3) Ρ 1111. Mor. 647 Β; vgl. Ρ 1 i η. Ν.Η. 17, 8g; V a r r ò res rust, τ, ι6, 6.
4)
R . C o r s o Folk-
lore. Roma 1923, 58 f.; vgl. La Pié 4 (1923), 151 ff. Fehrle.
Benno, hl., v o m hl. Bernward in Hildesheim erzogen eigentlich Berno, das als K u r z f o r m f ü r die mit Bern gebildeten
Bensozia—Berg
1043
Namen gilt, 1066 Bischof in Meißen, gest. dort 16. J u n i l i o 6 . Wie viele andere Orte im Mittelalter ihren eigenen Heiligen oder ihre eigenen Heiligen haben mußten und erstrebten, so begehrte auch Meißen einen solchen und förderte seit 1489 mit Eifer B.s Heiligsprechung, die 1523 ausgesprochen wurde 2 ). Seine Gebeine wurden 1576 nach München (Frauenkirche) überführt und er selbst dort als Stadtpatron adoptiert, da Meißen lutherisch geworden war. B . entwickelte sich seitr dem immer mehr als Patron Bayerns und ist auch Patron Sachsens. In seinem reichen Legendenkranz findet sich eine Variante zum alten PolykratesringMotiv: Aus seinem Bistum verjagt (Investiturstreit, Heinrich IV.) sollen nach seiner Weisung die Schlüssel zur Domkirche in die Elbe geworfen worden sein. Bei seiner Rückkehr wurden sie in einem Fisch oder an den Flossen eines Fisches wiedergefunden. B . gehört auch zu den Quellenerweckern, woran jetzt noch St. B.s Brunnen (in der Stadt Meißen) erinnert 3 ). 2 ') K ü n s t l e Ikonographie 126. ) Hieronymus E m s e r Vita S. Bennonis (1517); A A . S S . 16. Juni 3, 1 4 7 (Kanonisation). Gegen diese L u t h e r Wider den neuen Abgott; vgl. auch K l i n g n e r Luther. ') M e i c h e Sagen 641—646, wo eine ganze Reihe Legenden mitgeteilt sind. Wrede.
Bensozia s.
Herodias,
beräucheni s.
räuchern.
Berberitze s.
Sauerdorn.
Berchta s. Ρ e r c h t a. bereden s.
besprechen.
Berg. E i n l e i t u n g . Das einsame, öde 1 ) B.land und durch Lage, Form und Wolkenbildungen am Gipfel auffallende B.e werden überall seit alters als Tummelund Wohnplätze verschiedener Dämonen und Wohnsitze von Göttern angesehen 2). B.e, auf denen man sich Götterwohnungen dachte, wurden oft an den Himmel verlegt (z. B. Walhall), wobei die b.artigen Wolkenbildungen sicher eine große Rolle gespielt haben. Wilde Naturgeister, die den durch Anstrengung, oft auch durch Hunger geschwäch-
1044
ten, zu Halluzinationen neigenden einsamen Wanderer irreführen 3 ), bevölkern vor allem die B.e. Vielleicht hat gelegentlich besonders in jüngerer Zeit die B.krankheit 4), die einen geschwollenen Kopf und Schwindelzustände zur Folge hat, den alten Glauben scheinbar neu bestätigt. In alter Zeit wird man wohl kaum so hoch gestiegen sein, daß die B.krankheit beim Entstehen des Glaubens eine Rolle spielen kann. Teilweise knüpft sich der Glaube an Gräber Ermordeter oder Verunglückter. In flachen Gegenden fällt der Begriff B . und Grabhügel zusammen; Zwergensagen knüpfen sich an vorgeschichtliche Hügelgräber 4 ®). Der Erdbestattung entsprechend liegen Totenreiche unter der Erde oder in B.en. Aber auch unabhängig von der Grabstätte gehen Tote in B.e ein (z. B. Helgafell, s. u. 3). Die zahlreichen Glaubensvorstellungen, die sich auf deutschem Gebiet an B.e knüpfen, lassen einen ausgedehnten vorchristlichen B.kult vermuten. Wie er aber im einzelnen beschaffen war, läßt sich für manche weitverbreitete Züge nur aus der ausführlicheren nordgermanischen Überlieferung erschließen. ' ( W a n d t Mythus u. Religion 2, 40 f. *) A nd r i a n Höhenkultus passim; W u n d t Völkerpsych. 3, 3 3 4 ; G r i m m Myth. 1, 536; 3, 34. 37. 184 f.; W o l f Beiträge 2, 96. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275 § 45; S t ö b e r Elsaß ι (1852), 46 Nr. 3 7 ; M a n n h a r d t ι, 129. 140. 4) R o c h h o 1 ζ Naturmythen V I I . 4a ) ζ. B. ags. beorg = I. Hügel, 2. Grabhügel. N d Z f V k . 3, 88.
I. B. a l s A u f e n t h a l t s o r t v o n G e i s t e r n . Geister auf B.en gelten im allgemeinen als besonders boshaft und gefährlich 5 ). Zahlreiche B . e 8 ) auf deutschem Gebiet, ζ. B. der Pilatus 7 ) (s. d.), sind als Versammlungsort böser Geister bekannt. Aus diesem Grunde hat auch der Verkehr der Menschen mit dem Teufel hier die größte Wirkung, und die Nekromantcn weihen auf hohen, wilden B.en ihr gesegnetes Buch dem Teufel (s. u. ι, c). a) H e x e n b . e . Besonders Hexen halten ihre nächtlichen Versammlungen und Zusammenkünfte mit dem Teufel zu bestimmten Zeiten (s. Hexentage) auf B.en
Berg
1045
ab (s. Blocksb., Heub., Hexenb.e). Deshalb werden sie auf solchen B.en v o n jungen Burschen ausgepeitscht 3 ), d. h. durch Peitschenlärm vertrieben (s. Hexenpeitschen). b) G e i s t e r a u f B.e b a n n e n . Lästige Geister bannt man seit alters in „ d i e wilden B . e " , wie es schon in der Ilias h e i ß t 9 ) , man entsendet den D ä m o n in die Heimat der Geister. Diese Bannung wurde von den Christen beibehalten 10), im neueren Volksglauben ist sie sehr häufig b e z e u g t 1 1 ) . Besonders viele Geister sind auf den Feldb. gebannt 12 ). Auf den Belchen sind zahlreiche Feldmesser gebannt, die im Leben die Leute betrogen haben. Sie müssen immerzu den B. ausmessen und führen den Wanderer stundenlang irre 1 3 ). c) B. n i c h t besteigen. Aus Angst vor Dämonen darf man in Indien 14 ), in Bosnien 15 ) einen solchen B. nicht besteigen. So wird auch ein ziemlich unklarer und abgeblaßter Bericht aus Südhannover, man dürfe den Zwergenb. nicht b e s t e i g e n l e ) , zu verstehen sein. Die Besteigung des Nekromantenb.es Pilatus war bei hoher B u ß e und Gefangenschaft verboten. Nach dem Volksbuch von Pilatus (1478) entstand ein heftiges Unwetter, falls jemand die Besteigung versuchte 16 a ). s)
Ζ. B. bei den Siamesen: Α η d r i a η Höhen-
kultus
122.
·) P r a e t o r i u s
Blockesberges-
Verrichtung ι ff. (Aufzählung);
Rochholz
Naturmythen
93, 2 7 ; S é b i l l o t Folk-Lore
Oberpfalz
316.
τ,
237. ') L ü t o 1 f Sagen 4. 8) S c h ö n w e r t h 10)
1,
·)
P r a d e l
MschlesVk. 13/14, 27.
")
Gebete
104.
Pollinger
Landshut 99 a ; N i d e r b c r g e r Unterwaiden 2, 53. 82; J e c k 1 i η Volkstüml. 24; Κ u o η i St. Galler Sagen 35 N r . 7 7 ; 70 N r . 147. " ( B a a -
d e r Sagen 8. ") S t ö b e r Elsaß 1 (1852), 46 Nr. 37. " ) C r o o k e Northern India 36. 15 ) A nd r i a n Höhenkultus 342, 345. ιβ) E c k a r t Südhannover. Blätter 76.
Sagen
22 f f .
lsa)
Kluge
Bunte
2. B . k u l t . a) S p u r e n höherer R e l i g i o n s ü b u n g a u f B.e n. Die alten Isländer bauten ihre Heiligtümer vorzugsweise auf Anhöhen 17 ). Bei wichtigen Beschlüssen begaben sie sich auf einen heiligen H ü g e l 1 8 ) . B.e waren im Norden wie in Deutschland Gerichts- und
I046
K u l t s t ä t t e n 1 9 ) . In Deutschland 8 0 ) und England 21 ) sind B.e nach Odin als Windund T o t e n g o t t benannt. Der Zobtenb. ist wahrscheinlich eine K u l t s t ä t t e der germanischen Dioskuren gewesen 22 ). Vielleicht wurde auch der Gewittergott Thor auf B.en verehrt. Direkte Zeugnisse da für sind nicht erhalten. Das V o l k glaubt, der Donner komme aus dem B . e M ) (s. u. 10). F ü r den Norden läßt sich ein Zusammenhang zwischen B . k u l t und bestimmten Göttern nicht nachweisen. Auf eine ähnliche Vorstellung v o n Odin im B.e wie in Deutschland weisen nur die B.namen Walhall (s. u. 3). In der v o n Mythologien 24) mitunter zum Beweise herangezogenen Stelle, in der sich Odin „ d e r A l t e v o m B . " 25) nennt, ist B. nur als augenblicklicher Aufenthaltsort Odins aufzufassen 26). Die zahllosen Kirchen und Kapellen Deutschlands auf B.en deuten auf vorchristliche K u l t s t ä t t e n . b) B.p r o z e s s i o n e n . Auf alten K u l t weisen auch die B.prozessionen, die häufig um Ostern stattfinden. O f t wird dabei um Regen gebetet 28), das ist auch auf außerdeutschem Gebiet sehr verbreitet w ) . A b e r auch außerkirchliche B.prozessionen haben sich erhalten (zu Ostern — da konnte man morgens die Sonne tanzen sehen — , am Mariä Himmelfahrtstag) 31 ), wurden aber ζ. T. zu Kinderfesten 32 ), das Verkleiden und das Tanzen alter Leute wurde behördlich verboten 33 ). c) B.f e u e r . A n F a s t n a c h t 3 4 ) , zu Ostern 35 ), vor allem am Johannistag 36 ), auch zu Martini 3 7 ) entfacht man B.feuer. d) S t e i n o p f e r a u f B.en. W e n n ein K i n d das erstemal auf eine Alpe steigt, muß es einen Stein aufheben, ihn auf den Steinhaufen, unter dem die wilden Fräulein wohnen, werfen und sagen: „ I c h opfere dem wilden F r ä u l e i n " M ). In christlichem Gewände lebt das alte Opfer als B u ß ü b u n g weiter, schwere Steine werden zu hochgelegenen Wallfahrtsorten geschleppt und zu Hügeln, gewaltigen W ä l len aufgeschichtet se ). Solche Steinopfer sind sehr alt und auf der ganzen Erde
1047
Berg
üblich " ) . In einpr Beichtfrage des Burchard von Worms (f 1024) wird verboten, Steine zu Hügeln zusammenzutragen 4 1 ). e) O p f e r u m F r u c h t b a r k e i t . Die alten Isländer, wie heute noch die Dänen und Schweden zur Julzeit (s. d.), brachten Hügeln Opfer dar, um Fruchtbarkeit zu erlangen 4a ). Die Opfer gelten den Alven, Vegetationsdämonen, in alter Zeit auch Gräbern von Königen, in deren Regierungszeit besonders fruchtbare J a h r e waren; diese Fruchtbarkeit sucht man sich durch Opfer zu erhalten « ) . f) S a l b e n b.e. Von großer Wichtigkéit f ü r das Verständnis der nordischen Vorstellungen ist der Glaube der Lappen. Sie verehren heilige B.e, in denen die Toten wohnen. Sie dürfen nur in Feiertagskleidern zum hl. B., auf ihm kein Tier töten, nicht da schlafen. Frauen dürfen den B . nicht ansehen 4 4 ). Um ihrer Bewohner willen wurden die B.e mit Opfern geehrt, auf ihnen stand oft ein großer Stein, der mit Blut, vor allem mit Fett eingerieben wurde 4S ). Einzelne Züge dieser B.verehrung finden sich auch bei den alten Isländern: für den heiligen B. Helgafell hegte Thorolf so große Verehrung, daß niemand dorthin sehen sollte, ohne sich vorher gewaschen zu haben. Man sollte nichts auf dem B . töten, weder Mensch noch Tier 4e ). Fettopfer sind im Norden, ζ. T. in den Alpenländern, bis in die neuere Zeit üblich geblieben, sie gelten Steinen und Hausgötzen 47). Aber die in Schweden vorkommenden B.namen smörkulle, S a l b e n b . l a s s e n den Schluß zu, daß solche Opfer früher auch in Schweden auf B.en dargebracht wurden. Im ganzen muß man annehmen, daß die Opfer auf B.en nicht nur Toten, sondern auch Vegetations- und B.dämonen galten und daß sich der germanische B.kult, wie die angeführten Beispiele zeigen, nicht ausschließlich vom Totenkult ableiten läßt, wie Mogk annimmt 49). " ) H e l m Relig.gesch. 1, 260 = P B B . 35, 21 if. 1β) Eyrbyggjasaga 28; Gunnlaugssaga 4; ZfVk. 12, 206. « ) G r i m m ^ . 2 , 421 ff.; vgl. Eyrbyggjasaga 4; G r i m m Myth. 1, 126. 20 ) Meyer Germ. Myth. 2 5 1 . 2 1 ) H o o p s Reallex. s. v. B.kult. " ) MschlesVk. 27, 20 ff.
1048
") H o o p s Reallex. s. v. B.kult. Im späteren nordischen Volksglauben steigt Thor als B.schmied mit Zange und Hammer in der Hand aus dem B. E k 63. " ) M e y e r Relig.gesch. = G o l t h e r Mythol. 289. »») Reginsmàl 18. " ) D e t t e r - H e i n z e l zu Reginsmàl 1 8 = A f n F . 14, 200. Das von G o l t h e r Mythol. 298 herangezogene fjallgautr, Snorra Edda, Skaldskaparmàl 4 Vers 55, bezieht sich nicht auf Odin; es bleibt ein Beiname Odins fjallgeigupr Snorra Edda (Arnamagnaeanische Ausg.) 2, 555, einem Fragment aus der Mitte des 14. Jh.s, auf das man kein Gewicht wird legen können. " ) L a m m e r t 24; S e p p Sagen 140 Nr. 43; H ö f l e r Waldkult 3 6 f f . ; Z f V k . 5, 207 ff. ») Z f V k . 5, 208. " ) Τ y 1 o r Cultur 2, 261 ; A η d r i a η Höhenkultus 343 ff. 30 ) K u h n Westfalen 2, 142 Nr. 412. 4 1 3 ; M e i e r Schwaben 2, 401 Nr. 88. 3 1 ) M e i c h e Sagen 656 Nr. 8 1 4 ; R o c h h o l z Tell 12. M ) M e i e r Schwaben 2, 4 3 1 ; R o c h h o l z Tell 12. 33 ) M e i e r Schwaben 2, 43 r. 34 ) F e h r 1 e Volksfeste 3 1 ff. 3δ ) G r i m m Myth, ι, 5 1 1 ; F e h r 1 e Volksfeste 57 f. 3β) G r i m m Myth, ι, 5 1 3 . 37) S c h m i t z Eijel I, 46. " ) W o l f Beiträge 2, 279; ähnlich M e i e r Schwaben 3, 4. ε ·) A η d r e e - Ε ν s η Volkskundliches 13 ff. " ) A n d r e e Parallelen 1, 46; L i e b r e c h t Zur Volhsk. 267 ff. ZfVk. 12, 209 = G r i m m Myth. 3, 407 Nr. 195 b. *') Fornaldarsögur 2, 1 3 2 . " ) Heimskringla 40 f.; vgl. F o F . 12, Heft 2, 15. " ) U n w e r t h 8 ff. " ) Ebd. 10. « ) Eyrbyggjasaga 4. « ) NdZf V k . 4 (1926), 12. 1 3 ; Mitt. d. Anthr. G. Wien 56, 2. 4e) Fataburen 1910, 193 ff. " ) H o o p s Reallex. B.kult; vgl. F o F . 1 3 (1926), 169 ff.
3. T o t e n b.e. Besonders zahlreich sind die Zeugnisse, nach denen die Toten in B.en hausen 8 0 ). Im Altnordischen findet sich daher gelegentlich der Ausdruck „in den B. gehen", bzw. „in den B . sterben" 5 1 ). Das in den B.-Gehen wird aber öfter auch von Lebenden bericht e t S 2 ) (s. b.entrückt). Den Felsen, an dessen Fuß er sich auf Island ansiedelte, nannte Thorolf Helgafall (Heiligenb.). E r glaubte nach seinem Tode in ihn einzugehen (er wurde aber nicht in H. begraben) und ebenso alle seine Verwandten 53 ). Als sein Sohn Thorstein später ertrank, sah man, wie sich der B . öffnete und seine Insassen am Feuer fröhlich lärmend den Ertrunkenen empfingen 5 4 ). Flosi träumte, der B. öffne sich, ein Mann trete heraus, der die Namen der Leute rief, die dann im bald darauf folgenden K a m p f e fielen 6 5 ). Noch heute heißen mehrere B.e in Skandinavien Walhall, d. i. Halle der Schlachttoten 5 6 ). Z . T . auf diesen Vor-
1049
Berg
IO50
Stellungen bauen die über das ganze germanische Gebiet verbreiteten Sagen von Königen, Helden und Heeren, die im B.e fortleben sollen, sich auf, ζ. T . handelt es sich dabei um B.entrückungen (s. d.). Nach deutschem Glauben ruht der Sturm, d. s. die Seelen, das wilde Heer, im B., ζ. B. im Harlungen- und Eckartsb. M > ) . Im B. ist das Totenheim (s. Berchta, Holda, Hörselb, Rosengarten, Venusb.). Die Totenschar im B.e kann von Lebenden besucht werden, ζ. B. im Untersb. 6 7 ). Auch die Heimchen kann man im B. aufsuchen und dann wieder herauskommen M ), allerdings oft mit verstörtem Aussehen w ) . Ein Wilddieb hat die Toten in einer Nebelkirche auf dem B. Messe halten sehen und hören, er mußte aber neun Tage nachher sterben M ). Mit diesen Vorstellungen und der vom offenen B. hängt es zusammen, daß man am Karfreitag auf einem B. alle Engel und alle Verstorbenen sehen kann β 1 ). Soll der Burgbesitzer sterben, so löst sich im B. ein mächtiger Fels und poltert in den Burghof 6 2 ).
67 ff.; N e e k e l Walhall seitsmotive 55ft. **) wie s t e i n Thüringen 2, 215 b r e c h t Gervasius 152;
65 ff.; S i u t s JenAnm. 63; B e c h Nr. 355. ·») L i e W l i s l o c k i Zi-
w)
Mythen 209, 450; S c h ö n w e T t h Oberpfalz 2,
geuner 275. 325. ··) W o l f
Beiträge 2, 154;
SAVk. 25, 131; besonders Krater feuerspeiender B.e hielt man für Zugänge zur Hölle. M e y e r Aberglaube 126; G r i m m Sagen 227 Nr. 283. Außereuropäisch: Α η d r i a ή Höhenkultus 143. 305. 330.
5. D e r h o h l e Β. Im hohlen B. wohnen die Zwerge OT) mitten unter Gold und E d e l s t e i n e n w ) in einem B.palast w ) und haben oft ihre Schmiede da TO). Man kann auch aus dem B. öfter klopfen und hämmern hören, wahrscheinlich werden dann die Schätze anders aufgestapelt 71 ). Im Jura begann man im Glauben an die Zwergenwirtschaft, in den Strichenb.en nach Gold zu graben und stellte das Unternehmen aus Angst vor den Erdmännlein wieder ein 7 2 ). Der hohle B. ist auch noch der Sammelplatz von Kobolden, Erd- 75 ) oder Graumänn7 4 chen ). In oder auf dem B. kann man sie mit goldenen Kegeln spielen sehen 7S ). Aus dem hohlen B. k a m früher täglich M) ein Bulle und weidete mit der Herde 7 6 ). M a n n h a r d t Germ. Mythen 240; M e y e r Germ. Myth. 72; G o l t h e r MythoEin Mann sah einmal eine ganze Stadt logie 88 ff.; M e y e r Mythol. d. Germanen 43. im B. liegen 7 7 ). In heilige B.e, ζ. B. in 126; M e y e r Relig.geseh. 8 2; R a n k e Sagen den Untersb., verlegt der christliche 95 ff. ") Eyrbyggjasaga 4; Landnàmabòk 2, Glaube große Dome 7 8 ), oder einen gol5 . 1 6 ; 3, 7. " ) N e c k e 1 Walhall 65 ff. «*) Eyrbyggjasaga 4. " ) Ebd. 11; ähnlich Njàlssaga denen Altar 7 9 ). (Tiere, besonders Drachen 14. ") Njàlssaga 133. M) N e e k e l Walhall im B. u. 7 und 15; s. B.werk.) 51 ff. "») P a n z e r Heldensage. S7) ZfdA. w ) G r i m m Myth, ι, 376; S c h a m b a c h u. M 47, 67 f. ) E i s e 1 Voigtland ι ο ί Nr. 260. u) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 397. M ü l l e r 133 Nr. 149; M a n n h a r d t Germ. L a i s t η e r Nebelsagen 123 = Ρ r ö h 1 e
Harz ι, 96 ff. «) SchwVk. 10, 30. «) Κ u ο η i St. Galler Sagen 40 Nr. 87.
4. D a s Β.i η η e r e. Im Innern des B.es wird oft eine schöne Wiese, die zur germanischen Unterweltsvorstellung gehört, geschildert 63). Häufig ist das B.innere ganz aus Gold und Silber 61 ). Diese Vorstellung erklärt sich einerseits aus der wunderbaren Schönheit des Paradieses, oft wird die andere Welt als Gold- oder Glasb. es ) (s. u. 14) beschrieben, andererseits hängt sie mit dem B.segen, den die Zwerge verwalten (s. 5), zusammen. Durch christliche Umdeutung wird die Hölle in den B. verlegt ββ ). ·*) K u h n u. S c h w a r t z 217 Nr. 247; M a n n h a r d t Germ. Mythen 447; ZfdA. 47,
235; L ü t j e η s Zwerg 88 ff. 104; R a n k e Sagen 122 ff. ") K u h n u, S c h w a r t z 217
Nr. 247; M a n n h a r d t Germ. Mythen 447.
*·) S o m m e r Sagen 3. ") G r i m m Myth. 1, 379; R a n k e Sagen 132.
71 )
Κ ü h η a u Sagen
ι, 231. ") R o c h h o l z Sagen ι, 271. " ) V e r -
ή a I e k e η Alpensagen 291 Nr. 209. " ) E i s e 1
Voigtland 47 Nr. 105 ; 48 Nr. 106. ™) G r i m m
Myth. 2, 796; B e c h s t e i n Thüringen 2, 109
Nr. 242. '·) K u h n Westfalen ι, 287 Nr. 333 ff. ") R a n k e Sagen 109. Vgl. L e h m a n n F i 1h é s
Isländische
Volkssagen 2, 75 f.
'·) S e p p Sagen 3 Nr. 1 = G r o h m a n n 298. '·) Ebd. = P r ö h l e Harz 156; W i t z schei
Thüringen 1, 190.
6. B.k 1 i η g e 1 η. Die Musik manchmal auch den Gesang 8 1 ) der B.männlein kann man hören, mancherorts nennt man es B.klingeln oder Schellenpeter, es kündet gutes Wetter 8 2 ).
1051
Berg
I052
W o s s i d 1 o Β.sagen; K u o n i St. Galler Sagen 4 1 . 1 3 4 ; B i r l i n g e r Volkst. i , 2 3 9 =
Wer da hineingeht, kann so viel Geld nehmen,' als er tragen kann l o s ). Viele R o c h h o l z Sagen 1, 371. 368; F e i l b e r g wagen aber nicht im rechten Augenblick Bjaergtagen 1 2 2 . 8 1 ) B e c h s t e i n Thüringen loe 2, Ϊ79ΝΓ. 316; W o s s i d l o B.sagen.81) R o c h - zuzugreifen ), andere, die sich Geld h o l z Sagen 1, 371. holen, kommen schwerkrank heraus 107 ), 7. S c h a t z i m B . Vor allem sind im manche müssen sterben, wenn sie davon 108 B.e reiche Schätze verborgen M ). Der erzählen ). Eine Mutter vergaß über dem Gelde ihr Kind im B., erst nach Glaube steht ζ. T. in engster Verbindung 100 Jahren (gewöhnlich nach I Jahr) kam mit den Zwergen, oft aber liegt das Gold eis wieder heraus,, es war gut gepflegt und in einem versunkenen Schloß 8 4 ). Der 108 Schatz wird von einer J u n g f r a u , einer nur um ein J a h r älter geworden ). Verwandt ist die Erzählung, ein Schwein weißen Frau, einem schwarzen Hund, mitunter von Drachen behütet. Der Ein- einer Herde sei in einen B . gegangen und 110 gang zum B. zeigt sich nur zu bestimm- später wohlgemästet zurückgekommen ) (s. B.entrückt). Zu Zeiten öffnet sich der B . ten Zeiten, s. 9 {s. Schatz, Schatzhüter). auf einige Minuten einen *3) Z . B . B e c h s t e i n Thüringen 2, 254 und man sieht Kaufladen m ) . Nr. 391; S c h m i t z Eifel 2,53 ff.; Wo s s i d i o B.sagen. " ) Z . B . B e c h s t e i n Thüringen •5) K u h n u. S c h w a r t z 50 Nr. 54 ; E i s e 1 2, 162 Nr. 300; W i t z s c h e l Thüringen 2, Voigtland 173 Nr. 468. ··) B e c h s t e i n Thü60 Nr. 7 1 ; K ü h n a u Sagen 1, 2 3 1 .
8. B.ö f f η e η. Zwerge öffnen den B . mit der blauen Blume 8S ). Auch Menschen können mit Hilfe der blauen Blume 8 8 ), einer Springwurzel OT ), dem Kraute Lunaria M ), mit einem Zwergenhut i 8 ) den B. aufmachen. Eine Kröte öffnet ihn mit den Worten: „ E p r a i m tu dich a u f " 8 0 ) . Der B. öffnet sich auf das Wort der Venediger 91 ), mitunter können nur sie (s. Venediger) den Schatz heben *2) (s. Schatzheben). Für ihr Musizieren 83 ), Flötenblasen 84 ) werden manche im B . bewirtet und beschenkt. ·*) S c h a m b a c h u. M ü 1 1 e r 133 Nr. 149. »·) ZfdMyth. 3, 384. »') K u h n u. S c h w a r t z 178 Nr. 200, 2; B e c h s t e i n Thüringen 2,
ringen 2, 80 Nr. 2 1 0 . " ) M e i c h e Sagen 740 Nr. g i i . " ) Κ ü h η a u Sagen ι , 558 = G r o hm a η η Sagen 57. w ) W o s s i d l o B.sagen.
1β0
) V e r η a 1 e k e η Mythen 135. 10>) B e c h s t e i n Thüringen τ, 2ig Nr. 123. 10s) Ebd.; K u h n u . S c h w a r t z 50 Nr. 54; V e r n a 1 e k e η Mythen 109. 103) B e c h s t e i n Thüringen I , 2 1 9 N r . 1 2 3 . 1 M ) E b d . 2, 1 7 9 N r . 3 1 6 . 10S ) S o m m e r Sagen 3 ; E i s e 1 Voigtland 48
Nr. 108; M ü l l e r Siebenbürgen 93.
10β
) Pan-
z e r Beitrag 2, i 9 8 f . ; B e c h s t e i aThüringen 2, 80 N r . 2 1 0 . 10 ') E i s e 1 Voigtland 47 Nr. 105.
"») Ebd. 48 Nr. 106.
10
») M ü l l e r Siebenbürgen
93; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 241 ; V e r η a 1 e k e η Mythen 129.
I, 327 Nr. 3.
ul
1I0
) K u h n Westfalen
) M ü l l e r Siebenbürgen 95.
10. W e t t e r b . e . B.e, die durch ihre besondere Lage und Höhe Wolken an ihrem Gipfel ansammeln oder Gewitter teilen, Hut- oder Wetterb.e, gelten als 254 N r . 3 9 1 . ω ) M e i c h e Sagen 28 Nr. 27. '·) M a n n h a r d t Germ. Mythen 449 = W o l f Wetterpropheten. Der Alte zieht seine Deutsche Märchen u. Sagen 1 3 , 67 b. M ) M ü 1 K a p p e über, das bedeutet Regen, sagt 1 e η h o i i Sagen 287 Nr. 393; vgl. Sesam öffne m a n 1 1 2 ) . Vom Kyffhäuser, heißt es ζ. B . : dich. " ) S o m m e r Sagen 66 Nr. 158. M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2,238. · 3 ) Β e c h - „ S t e h t Kaiser Friedrich ohne Hut, so wird s t e i n Thüringen 2, 1 4 N r . 1 5 9 ; È i s e 1 Voigtgewiß das Wetter gut. Ist er mit dem ¡and 98 N r . 252. M ) P o l l i n g e r Landshut Hut zu sehen, wird das Wetter nicht be58 c. stehen" 1 1 S ). Solche B.e heißen Hutb.e (s. d.), Eisenhut (Dänemark), Sturm9. D e r B. s t e h t o f f e n . An bestimmten Stunden, oft über Mittag 8 5 ), um haube (Steiermark), Nebelhelm (Cumber114 Mitternacht 8 ®), meist zu heiligen Zeiten 87 ), land) ). Auch die zahlreichen Donnersb.e gehören hierher. Man hört im B. arges zu Weihnachten, am Karfreitag während Brausen und Tosen bevor ein Gewitter der Passion M ), am Ostersonntag 88), wenn lls zum Hochamt geläutet wird (Salzkam- ausbricht (s. o. 2 a) ) . Viele Wetterb.e 10 101 sind seit alters heilige B.e wie der K y f f mergut) °), amWalpurgis- ) und Johannistage 102 ) steht der B., mancherorts nur' häuser, Brocken, Zobtenb., Untersb. Die Gewitter abwehrende K r a f t wird in späalle drei 1 0 3 ) oder sieben 1 0 4 ) Jahre, offen.
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13. H e i l i g k e i t bestimmter B.e wird im Volksglauben anschaulich gemacht durch Erzählungen, er könne nicht abgetragen werden, was tagsüber weggenommen wird, ist am nächsten Morgen wieder da, oder wird von Kröten wieder zusammengetragen 1 2 e ). Verbreitet ist die Aus der Heimat 1 , 5 6 ; L a u b e Teplitz 4 7 ; K ü h n a u Sagen 2, 447; S é b i l l o t Folk- Sage, der hl. B . dulde nicht, daß eine Kirche auf ihm erbaut werde; trotz der Lore ι, 249. "*) Urquell 5, 213. l u ) R o c h h o l z Naturmythen 205 ff. 115 ) H a n k e Sagen Wächter wird bei Nacht der hinaufge96. " · ) BIBayVk. 8 (1920), 24. "») Ebd. 22. führte Baustoff immer wieder herunter11. P e r s o n i f i k a t i o n . Gerade geschafft 1 2 7 ). Hierher gehört wohl auch Wetterb.e werden leicht personifiziert die verbreitete Vorstellung, B.e seien mit (s. u. 12 b). Die verschiedenen Lagerun- Ketten umgeben; die Kette scheint als gen und Gestalten der Wolken werden Umfriedung des heiligen B.es vorgestellt Mantel, Kragen, Degen genannt 1 1 8 ). Be- zu werden (s. u. 15 c) 1 2 8 ). zeichnend sind Namen wie Altvater, " · ) W o s s i d l o B.sagen. "») B e c h Mönch, J u n g f r a u und zahlreiche B.namen s t e i n Thüringen 2, 213 Nr. 352. m ] M a a n auf -er wie Glockner, Eiger, die wie Per- h a r d t Germ. Mythen 6 4 7 ; M e i e r Schwaben 5 Nr. 3 ; Ρ a η ζ e r Beitrag i 5 5 ; S c h ö n w e r t h sonennamen gebildet sind.
terer Zeit einem Stein, der auf dem B . liegt, einem im B.innern schlafenden Einhorn 1 1 6 ), oft den auf Gipfeln errichteten K r e u z e n U 7 ) zugeschrieben. i») K u h n Westfalen 2, 89 Nr. 276; W i t ζ s c h e i Thüringen ι, 275 Nr. 285; 2, 56 Nr. 64; L a i s t n e r Nebelsagen 244; B a u m g a r t e n
118
) R o c h h o l z Naturmythen 205 ff.
12. Ä t i o l o g i s c h e S a g e n : a) B.r i e s e n . Nicht zum eigentlichen Volksglauben, sondern zur Volksdichtung gehören die B.riesen. Aus der Größe gewisser Felsbildungen, die man als Fußspur, Fingereindruck, Wohnstätten, auffaßt, schließt man auf riesische Urheber 1 1 9 ). Zu diesen Erklärungssagen gehören die verbreiteten Erzählungen von der b) E n t s t e h u n g d e r B.e. B.- und Talbildungen werden als Fußstapfen von Riesen 120 ), alleinstehende B.e oft als von Riesen m ) , noch häufiger vom T e u f e l 1 2 2 ) (s. d.) geschleudert gedacht. B.e werden auch als versteinerte Riesen (Watzmann) oder Menschen (Frau Hütt) angesehen 1 2 3 ). c) B.s t u r z. Erklärungssagen halten B.stürze für die Slrafe einer gottlosen Gemeinde 1 2 4 ). Auf Volksglauben beruht die Erzählung, ein B.sturz sei von Begeistern aus Rache an einem Menschen verursacht (s. 15 b) 1 2 5 ).
Oberpfalz 3 , 3 4 6 ; L ü t o 1 f Sagen 2 5 9 N r . 1 9 5 ;
Κ ü h η a u Sagen 2, 82; Unterwaiden ι , 90.
Niderberger
14. W e l t b . u n d Himmelss t ü t z e . Bei den asiatischen Völkern ist die Vorstellung, im Mittelpunkt der Erde stehe ein hoher Β . 1 2 e ) , auf dem die Gottheit wohnt 1 3 0 ), der sog. Weltb., weitverbreitet. Das P a r a d i e s m ) liegt auf ihm, er ist von Gold 1 3 2 ) oder Eisen 1 3 3 ), dasLebenskraut 1 3 4 ) wächst da, das Lebenswasser 1 3 5 ) oder der Göttertrank 1 3 e ) quillt aus ihm. Oft wird das Weltzentrum mit der Weltsäule, die den Himmel trägt, mit dem Weltb. vereinigt. Entsprechende Vorstellungen finden sich im altnordischen Himmelsb. {himinbjörg), dem Wohnsitze Heimdalls, der der östlichen Vorstellung von der Himmelsstütze entspricht 1 3 7 ) ; oder vom Dichtermet, den Odin aus dem B.e holt 1 3 8 ); oder auf deutschem Gebiet vom B., auf dem der Himmelsvater seit Jahrtausenden thront, und auf dem der hl. Oswald einen Jungbrunnen erweckte 139 ). Im Märchen kommt der goldene B., auf dem das Lebenskraut wächst, "») S y d o w Jättarna 21 ff. ; W u η d t Mythus u. Religion 1 , 6 4 2 f ; R a n k e Sagen 2 1 6 . vor 1 4 0 ). So entspricht auch die Vorstel"») S e p p Sagen 446 Nr. 120 = S c h ö n - lung, B.e ruhen auf 4 goldenen Säulen 1 4 1 ), w e r t h Gberpfalz 2, 263 ff.; R a n k e Sagen Pfeilern, Füßen 1 4 2 ), den Stützen des 216. »>) S é b i l l o t Folh-Lore I, 213 ff. >") Himmels bzw. der Weltsäule 1 4 3 ) (s. FirstE i s e 1 Voigtland 4 N r . 5 ; S é b i l l o t FolkLore ι , 2 1 4 . 1 S 3 ) G o I t h e r Mythologie 1 9 1 . säule), oder den Stützen der E r d e 1 4 4 ) . m ) B e c h s t e i n Thüringen 1, 46; Sé b Π - Wie die Erde von verschiedenen TieΙ o t Folk-Lore ι, 220. »·) A l p e n b u r g ren 1 4 S ), besonders Fischen 1 4 6 ), getragen Sagen 1 0 6 f.
1055
Bergentrückt
wird, so sind auch unter dem B. oder in ihm solche Tiere (u. 15). Wahrscheinlich gehört die goldene Ente oder Gans, die auf ihren Eiern unter dem B. sitzen soll, in diesen Vorstellungskreis 147 ). ll*) H o l m b e r g Baum des Lebens 33 if. »*) Ebd. 37ff. »«) T y l o r Cultur 2, 60 f.; G u η k e 1 Märchen 46. 50. "') R a d 1 o f f Sibirien 2, 6; in den Himmel verlegt: H o l m b e r g Baum des Lebens 39ff. " ' ) H o l m b e l g a , a. O. 52.65. 1M) Ebd. 64. " s ) Ebd. »«) K u h n Herabkunft 178. i n ) Studier i nordisk Filologi 16 (1925), 2; 17, 3; Budkavlen 6 (1927), ι ff. "*) Snorra Edda SkaldskaparmàI 1. «·) S e p p Sagen 16 Nr. 6. "·) L i e b r e c h t Gervasius 152; S é b i l l o t Folk-Lore ι, 251; S i u t s Jenseitsmotive 42 ff. 57. 141) S e p p Sagen ι Nr. ι. "«) Ebd. "») Ebd. 5 Nr. ι ; H o l m b e r g Baum des Lebens Reg. unter Weltsäule. 144) In Norwegen 2. T. verbunden mit Weltuntergangsvorstellungen s. 15; Budkavlen 6, r. 3. "·) O 1 r i k Ragnarök 278. »«) ObZfVk. 2 (1928), Heft ι. " ' ) S o m m e r Sagen 63 Nr. 56.
15. W e l t u n t e r g a n g s v o r s t e l l u n g e n . A u c h Weltuntergangsvorstellungen sind an zahlreiche B.e geknüpft. a) G e f e s s e l t e U n g e h e u e r i m B. Wenn der in einer B.höhle gefesselte Loki loskommt, so tritt nach nordischer Überlieferung der allgemeine Weltuntergang ein 1 4 S ). Wenn in Dänemark der Lindwurm 1 4 9 ), in Schweden eine gefesselte K u h u o ) aus dem B. bricht, geht die W e l t unter. b) B. s t u r z. In örtlich begrenzten Weissagungen heißt es : Wenn der Drache im B. den Schweif bewegt, wird das ganze Dorf verschüttet werden 1 5 1 ). Drei Drachen höhlen den B. aus, bis er zusammenstürzt 152 ). c) W a s s e r i m Β.i η η e r η. Wenn es einmal ausbricht, wird die ganze Gegend ü b e r f l u t e t 1 M ) . In anderer Fassung heißt es : ganz Thüringen werde einst durch aus dem B.e hervorbrechenden Wein aus verschütteten Kellern überflutet werden 154 ). Auf einem B. im Sumpf haust ein Drache; einst wird er aufsteigen und dann wird alles überschwemmt 1 6 5 ). Zum Teil gehören vielleicht auch die mit K e t t e n umgebenen B.e hierher (o. 13); auf diese Weise wird der gespaltene Bürgenb. zusammengehalten, oder mit einer Eisenstange. Wenn einmal das Stück in den
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See fällt, wird die Stadt Luzern untergehen 1 5 e ). "») O 1 r i k Ragnarök bes. 282. 1W) Ebd. 99. Ebd. 323 f. "») K u o η i St. Galler Sagen 75 Nr. 156. 1 U ) V e r n a l e k e n Alpensagen 259 Nr. 180. ">) K r u s p e Erfurt 1 Nr. 11/1 = B e c k s t e i n Thüringen 2, 153 Nr. 5; K u n z e Suhler Sagen 46 f. 1M) W i t z s c h e l Thüringen 2, 71 Nr. 82. "·) R a n k e Sagen 206. 1H ) L ü t o 1 f Sagen 259 Nr. 195. ,M )
16. V o r b e d e u t u n g . Aus dem Ringb. (Steiermark) sah man früher alle sieben Jahre in der Silvesternacht ein Schwein herauskommen. W a r es mager und hatte Stoppelhalme im Maul, so bedeutete es sieben Hungerjahre; war es fett und trug goldene Ähren im Rachen, eine segensreiche Z e i t l w ) . b. a u f. Träumt man, man gehe b.auf, so bedeutet es etwas Gutes, geht man aber abwärts, das Umgekehrte 1 5 8 ). Das vergebliche B.aufwälzen schwerer Gegenstände gilt als Strafe nach dem Tode für Viehschinder und ähnliche Ü b e l t ä t e r 1 M ) . lt7 )
151.
ZföVk. 2, 300 f. "·) L a i s t i e r
1M)
S p i e ß Henneberg Nebelsagen 41, 43 ff. Weiser.
Bergentrückt, χ. Geographische Übersicht. — 2. Namen und Stand der B.en. — 3. Gefolge und Heer. — 4. Betätigung im Berg; Schlaf. — 5. Langer Bart. — 6. Die Besucher. — 7. Zeitbegriff im Berg. — 8. Gründe der Entrückung. — 9. Ziel der Entrückung. — 10. Mythische Wurzel: Totenreich im Berg. — 11. Mischung mit anderen Motiven. I. Allenthalben auf germanischem Boden existieren Sagen, die vom Fortleben Einzelner, Mehrerer oder ganzer Scharen und Heere in Bergestiefen berichten. Wie weit dieser Glaube sich ausdehnt, mag eine knappe, topographische Übersicht lehren. Wir finden ihn: in SchleswigHolstein x) bis nach Dänemark 2 ), in Ostfriesland und Niedersachsen 8 ) , im Harzgebiet 4), in Westfalen 6), in Hessen und Nassau®), in Thüringen 7 ) und in der Provinz Sachsen 8 ), in Franken ·), Schwaben 9 a ), Bayern 10) und Tirol u ) , im Salzburgischen 12 ) und im Allgäu 13 ), in der Schweiz w ) und im Elsaß l s ), in B a d e n l e ) und in der Rheinpfalz " ) , in der E i f e l 1 8 ) und im Rheinland M ).
Bergentrückt
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Ebenso kehren diese Sagen auf dem K o lonialboden wieder: in der Mark Brandenburg*·) und in Mecklenburg 1 1 ), in Obersachsen M ), in der Lausitz* 8 ) und in Niederschlesien M ), im Sudetengebiet**), im Österreichischen *·) und in Kärnten " ) bis hin nach Siebenbürgen " ) , auf Rügen®9), in Pommern 3 0 ) und Ostpreußen 8 1 ). Gerade auf polnischem Boden hat sich der Glaube zäh erhalten: in Oberschlesien 82), im Posenschen M ) und bei K r a kau M ). ') M ö l l e n h o f f Sagen Nr. 504—507; Urquell 2, 42 ; M e y e r Rendsborg Nr. 9. ·) Κ r ο nf e 1 d Krieg 131; F e i l b e r g in DanSt. 1920, 97 ff.
*) L ü b b i η g Fries. Sagen 85 f. ;
S c h a m b a c h υ. M ü l l e r 328; K u h n u. S c h w a r t z Nr. 267; H a r r y s Niedersachsen ι Nr. 2 ; K u h n Westfalen Nr. 365 ;
Κ a h l o Harz Nr. 131; M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 2. 8. 16. 47. *) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 208; P r ö h l e Harz 2 f. 28 f.; V o g e s Braunschweig Nr. 19; Κ a h l o Harz Nr. 19; S i e b e r Harzlandsagen 70. ') S e p p Sagen 619;
K u h n Westfalen Nr. 49. 58. 233. 312; Ζ a u -
ηert
Westfalen 15 f. 38. 69 ff. 82 f. 162 ff.
245. 331. ·) L y n c k e r Sagen Nr. 6—8. 14; W o l f Sagen Nr. 1. 2; P f i s t e r Hessen 18; W e h r h a n Hessen-Nassau Nr. 170. ') W i t z s c h e l Thüringen 1, 126. 143 f. 180. 183 f. 258 f. 265 ff. 269; 2, I. 74. 108; B e c h s t e i n Thüringen Nr. 158. 300. 303; W u c k e Werra3 Nr. 79. 728; Q u e n s e l Thüringen 160 f. ·) S o m m e r Sagen Nr. 60; Κ a h 1 o
Nds. Sagen Nr. 28. 70. 311.
·) G r i m m
Sagen Nr. 22; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 56; B a a d e r Sagen Nr. 434. 481. *Λ) Zimmerische Chronik 2, 155; K a p f f Schwab. Sagen 15 f.
" J P a o z e r B e i t r a g 2 N r . 436; S c h ö p p n e r Sagen Nr. 476; Q u i t z m a n n i / f . ; S c h ö n werthOberpfalz3,344ff.351 ff. " ( A l p e n b u r g Tirol 232. u ) G r i m m Sagen Nr. 28; P a n z e r Beitrag 1 Nr. 15; 2 Nr. 54; W o l f Beiträge 59 f.;
Vernaleken
Alpensagen
Nr. 49. 50; ZfVk. ι, 215. ") Journal des Luxus und der Moden 1805, 38; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 231; L ü t o l f Sagen 56 f. 86 f.
91 ff.; R o c h h o 1 ζ Sagen Nr. 167; M ü l l e r Urner Sagen 1, 14 f. Nr. 9. 10;
Rochholz
Teil 133 ff.; S e p p Sagen Nr. 142; K u o n i
St. Galler Sagen 134; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 126 f. 129; H e r z o g Schweizersagen
ι, 154. 156. 191 f.; 2, 16. 62 f. u ) G r i m m Sagen Nr. 21; S t o b e r Elsaß (1852) Nr. 34. 35. 244; R o c h h o l z Sagen 1, 379; M e i e r
Schwaben Nr. 137. *·) B a a d e r Sagen Nr. 40.
67. " ) K u h n u . S c h w a r t z 497 f.; ZfdMyth. χ, 189. ") S c h m i t z Eifel 2, 57 ff. ") S c h e l l Berg. Sagen Nr. 54. 55. 58; D e r s . Rheinland Nr. 12. 13; Z a u n e r t Rheinland 2,
251 f. ,0) IC u h η u. S c h w a r t ζ Nr. 63. ") B a r t s c h Mecklenburg Nr. 440. B ä c h t o l d - S t i u b l i . Aberglaube I.
1058
" ) G r a e s s e Sachsen ι , 516; M e i c h e Sagen
Nr. 26—28. 32.. 35. 36; S i e b e r Sachsen
313· 315 ff· 342. " ) H a u ρ t Lausitz χ Nr. 198.
247. 258. 259. 263. 270. 271; 2 Nr. 135; Κ ü l i n a u Sagen 3, 613 f. ; S i e b e r Sachsen 3x5. 317. M ) Κ ü h η a u Sagen ι , 537 ff. " ) V e r η a l e k e n Mythen. 109 ff. 113. 116. 139;
Q u i t z m a n n 47 f. ; S e p p Sagen Nr. 142 ; G r o h m a η ηSagen.8 ff.; Egerl. 8,22; Κ ü h n a u Sagen ι, 554f.; K r o n f e l d Krieg 131 ; S i e b e r Sachsen 151. 315 f. " ) Journal des Luxus und der Moden 1806, 151 f.; M a i 11 y Nied.-Ost. Sagen Nr. 18—20; H e l l e r Nr. 43. 66c. " ) G r a b e r Kärnten 96 ff. 100 f. " ) M ü l -
l e r Siebenbürgen 29 f. 43 f. a ) ZfdMyth. 2, 500 ff. S e ρ ρ Sagen Nr. 142; T e t t a u u. T e m m e Nr. 265; K n o o p Hinterpommern Nr. 51. " ) R e u s c h Samland 130. '·) K n o o p Posen Nr. 5x; K ü h n a u Sagen 3, 519 f.; D e r s . Oberschles. Sagen Nr. 291. 329. 399. 516; P e u c k e r t Schles. Sagen 66. 68 f.
*') K n o o p Posen Nr. 52—54. 58—60. Vgl. C l a r a V i e b i g s Roman Das schlafende Heer (1904). '*) V e r n a l e k e n Mythen 121. 2. Wechselnd ist der N a m e der b.en Person; doch meist ist der Einzelne ein Held, ein Herrscher oder sonst eia Mächtiger der Erde. Häufig heißt er nur: ein Kaiser (so in Österreich, Franken, Thüringen, Harz) 8S ), ein K ö n i g (Posen, Hinterpommern, Sudeten, Rheinland, Fichtelgebirge) 8e ), eine Königin (Posen) " ) , ein Herzog (Mâhrèn) M ), ein Ritter (Österreich, Niedersachsen, Thüringen, Holstein) ··), der Burg- oder Schloßherr (Oberschlesien, Sudeten, Schweiz, Prov. Sachsen, Thüringen, Westfalen) der A m t mann (Niedersachsen) 4 1 ), die Bürgermeister (Lausitz) **). A u c h Heidenkönige (Hinterpommern, Rheinland, Westfa len) M ) und Riesen (Posen, Sudeten) **) werden erwähnt. Doch in sehr vielen Fällen ist dem B.en ein bestimmter Name gegeben, der an historische Persönlichkeiten anknüpft. K a i s e r K a r l d e r G r o ß e lebt auch da am wirksamsten in der Erinnerung fort (Schweiz, Rheinpfalz, Fichtelgebirge, Franken, Salzburg, Hessen, Westfalen) t 5 ), auch als König Karl oder einfach der Karle bezeichnet (Salzburg, Franken, Hessen) **) ; an ihn dachte wohl auch das V o l k meist, wenn es von „ d e m K a i s e r " sprach. In katholischen Gegenden wurde K a r l der Große in K a r l V . umgewandelt, der als Vorkämpfer des katholischen Glaubens im Bewußtsein der Unterschicht fortlebt
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Bergentrückt
( S a l z b u r g ) 4 7 ) ; er heißt mitunter direkt Karlquintes (Hessen) 48) oder Karl Quint (Westfalen) **). Eine merkwürdige A b spaltung v o n K a r l dem Großen ist der P r i n z K a r l , der im Fichtelgebirge und in der Schweiz erscheint 6 0 ). Hier liegt wohl eine Erinnerung an den österreichischen Erzherzog K a r l vor, welcher Süddeutschland und die Schweiz v o n der Franzosenherrschaft befreite und Napoleon I. bei Aspern schlug. Nächst K a r l dem Großen ist K a i s e r F r i e d r i c h B a r b a r o s s a ( R o t b a r t ) der populärste b.e Herrscher (Elsaß, Rheinpfalz, Salzburg, Kärnten, Harz, Prov. Sachsen) 61 ). Bei Harzburg sitzt er mit K a i s e r O t t o und K a i s e r H e i n r i c h im Berg 62 ). Der Sachse Heinrich I. taucht alsKaiser(!)HeinrichderVog1 e r bei Goslar und bei Hildesheim auf M ), während man in Wien v o n K a i s e r J o s e f spricht M ) und ein Κ ö η i g O t t e r ( O d e r ) sich im Otterberg (N.-Ö.) verbirgt 66) ; sollte bei diesem eine letzte Reminiszenz an den einst mächtigsten böhmischen K ö n i g Ottokar, den Gegner Rudolfs von Habsburg, nachspuken? D a ß Westfalen seinen K ö n i g W i t t e k i n d (W e k i η g), Jever sein F r ä u l e i n M a r i a h a t 5 e ) , erscheint ebenso begreiflich wie der W e n d e n f ü r s t Ζ i s ζ i b o r in der Lausitz B7). W e n n H e r m a n n d e r C h e r u s k e r in westfälischen Bergen schläft 6 8 ), scheint das erst durch gelehrten literarischen Einfluß geweckte Sage zu sein, und wenn gar im Elsaß des 17. Jh.s A r i o v i s t , A r min, W i t t e k i n d und Siegf r i e d als gemeinsam entrückte Helden genannt werden, so handelt es sich zweifellos um bewußte barockale Aufschwellung oder gar E r f i n d u n g 6 9 ) ; treten doch gerade diese vier Helden häufig in barocken Dicht- und Romanwerken als Mahner deutscher Vergangenheit und Größe auf. B a y e r n hat seinen vor dem Staufenkaiser in den Berg fliehenden W e i f e n E t t i c h o 8 0 ) , die Schweiz ihren W i l h e l m T e l l , der auch in der Dreizahl erscheint (s. u. § 3) β1 ). In Schleswig und Dänemark sitzt H o l g e r D a n s k e verzaubert im Berg ®2), der in Dithmar-
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schen zum K ö n i g D a n verkürzt erscheint e s ). Der im Fichtelgebirge ruhende K ö n i g S a l o m o n und der in den Nürnberger Schloßbrunnen gebannte K a i s e r N e r o 6 4 ) gehen wohl auf gelehrte ma.liche Erfindung zurück. Und ebenso wird der b.e Heerführer G o i M a g o i in Mähren β6), in Böhmen zu Meinhart umgedeutscht· 8 ), dem riesigen biblischen V o l k der Gog und Magog, das in der ma.lichen Alexandersage eine große Rolle spielt, seine Bezeichnung verdanken. A u c h die ritterlichen Herren erscheinen mitunter benamst: so der alte S c h l i p p e n b a c h in der Mark Brandenburg " ) , in der A l t m a r k H a c k e l b e r g 6 7 a ), G r a f B o d o v o n H o m b u r g M ) und der R i 1 1 e r Τ i 11 (Τ i 1 s , D i l l ) in Niedersachsen ®). A u s der Legende i s t d e r h e i l i g e D o m i n i k u s in eine Schweizer Bergentrückungssage hinübergewandert 7 0 ). Hie und da sind es auch einmal Gestalten aus der sozialen Unterschicht, die inden Berg gebannt sind : in Nebra an der Unstrut ein D i e n s t m ä d c h e n (Schlüsselkathrine) 7 1 ) , im Osnabrückischen ein S c h m i e d 7 2 ) , in der Lausitz ein W e b e r 7 S ) . *5) P r ö h l e HarzìSi.; S i e b e r Harzland 207 f.; B a a d e r Sagen Nr. 434; W i t z s c h e l Thüringen 1 Nr. 270; H e l l e r Nr. 660; M a i l l y Nied.-Öst. Sagen Nr. 19. ··) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 351; ZfdMyth. 1, 189; S c h e l l Berg. Sagen Nr. 55 ; D e r s. Rheinland Nr. 12. 13; Z a u n e r t Rheinland 2, 251 f.; S i e b e r Sachsen 315 f.; S e p p Sagen Nr. 142; T e t t a u u. l e m m e Nr.265; K n o o p Posen Nr. 60. »') Ebd. Nr. 59. V erηa1ekeη Mythen 139· aí) M e y e r Rendsborg Nr. 9; B e c h s t e i n Thüringen Nr. 158; Q u e n s e l Thüringen 161; Κ a h i o Nds. Sagen Nr. 131; M a i l l y Nied.-Öst. Sagen Nr. 18. 40) Z a u n e r t Westfalen 162 ff.; Κ a h l o Nds. Sagen Nr. 28; S o m m e r Sagen Nr. 60; V e r n a 1 e k e η Alpensagen Nr. 231 ; S i e b e r Sachsen 151; K ü h n a u Oberschles. Sagen Nr. 291. 399. 41) M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 2. **) H a u p t Lausilz 1 Nr. 247; M e i c h e Sagen Nr. 35. ") Z a u n e r t Westfalen 15; S c h e l l Berg. Sagen Nr. 58 a; K n o o p Hinterpommern Nr. 51. ") Egerl. 8, 22 (deutliche gelehrte Erfindung mit dem Ziel auf Wodan); V e r n a l e k e n Mythen 121. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 353 f.; Z a u n e r t Westfalen 82 f.; S e p p Sagen 619; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 56; G r i m m Sagen Nr. 22. 28; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 49.50; M e i e r
ιο6ι
Bergentrückt
Schwaben Nr. 1 3 7 ; K u h n u. S c h w a r t z 497 *· " ) L y n c k e r Sagen Nr. 6; Ρ f i s t e r Hessen 1 8 ; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 4 9 d u n d e . 4 ') Ebd. Nr. 4.J a ; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 54; G r i m m Sagen Nr. 28. ω ) L y η c k e r Sagen Nr. 6—8. Z a n n e r t Westfalen 245. s0 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 353 ; L ü t o 1 f Sagen 93. " ) Z f V k . i , 2 1 5 ; W o l f Beiträge 5 9 f . ; P a n z e r Beitrag 1 Nr. 14. 1 5 ; G r i m m Sagen Nr. 28; S i e b e r Harzland 207; R o c h h o l z Sagen 1, 379; Stöber Elsaß (1852) Nr. 35. 244; G r a b e r Kärnten 100 f. ·») P r ö h l e Harz 2 f.; Kaiser Otto allein im K y f f h ä u s e r und unter dem Quedlinburger Schlosse: S i e b e r Harzland 207. ·') S c h a m b a c h u. M ü l l e r 328; K u h n u. S c h w a r t z Nr. 208. M ) Journal d e s L u x u s und der Moden 1806, 1 5 1 f. '») H e l l e r Nr. 43; M a i 1 1 y Nied.-Ost. Sagen Nr. 20. M ) K u h n Westfalen Nr. 3 1 2 , ' Z a u n e r t Westfalen 69 f. 82 ; L ü b b i n g Fries. Sagen 85 f. " ) H a u p t Lausitz 1 Nr. 258; dazu 2, 2 3 1 . ™) Z a u n e r t Westfalen 16. M ) M o s c h e r o s c h Gesichte Philanders von Sittewald 2 (1665), 32. M ) M G H . S S . 6, 761 ; S c h ö p p n e r Sagen Nr. 476; Q u i t ζ m a η η 17 f. " ) Journal des L u x u s und der Moden 1805, 38; R o c h h o l z Teil 1 3 3 f f . M ) M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 504; K r o n f e l d Krieg 1 3 1 ; DanSt. 1920, 97 ff. ω ) M ü 1 1 e η h o f f Sagen Nr. 505 ; vgl. S i m r o c k Mythologie 200. M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 354 f . ; R o c h h o l z Tell 1 3 6 ; S i n g e r in ZfdA. 35, 177 ff. " ) V e r n a l e k e n Mythen 109 ff. 1 1 3 . 1 1 6 ; Q u i t z m a n n 47 f. " ) V e r n a l e k e n Mythen 109. " ) K u h η u. S c h w a r t z Nr. 63; S c h w a r t z Mark Brandenburg Nr. 8 1 . " a ) S i e b e r Harzlandsagen 70, ω ) M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 47. ") H a r r y s Niedersachsen ι Nr. 2; K u h n Westfalen Nr. 365; Κ a h 1 o Harz Nr. 1 3 1 . '») R o c h h o 1 ζ Tell 136. " ) Κ a h l o Nds, Sagen Nr. 70. " ) K u h n Westfalen Nr. 49; Ζ a u η e r t Westfalen 38. " ) S i e b e r Sachsen 3 1 7 .
3. Meist ist dem b.en Herrscher ein G βί ο 1 g e beigegeben. Dies schläft, gleich dem Herrn, mit oder auf den Pferden, und erwacht nur zu bestimmten Zeiten, um zu spielen oder zu schmausen; an manchen Orten reitet der Herrscher oder Feldherr nachts mit dem Gefolge a u s 7 1 ) . Oder eine, nicht zahlenmäßig angegebene, Anzahl von Personen ist in den Berg gebannt: entweder Ritter, die sich mit Kegeln, Würfeln, Kartenspielen, Zechen und Schmausen die Zeit vertreiben 75 ), oder eine höfische Gesellschaft von Herren und Damen, die sich im Tanze drehen 7β), oder auch überhaupt nur alte Männer, J ü n g linge, Jungfrauen, Kinder ohne nähere Bestimmung " ) .
1062
Eine besondere Stellung nimmt unter diesen unbestimmten Mengen das s c h l a f e n d e H e e r ein. Der Glaube, daß in irgendeinem Berg ein gewaffnetes Heer, mit oder ohne Anführer, schlafe, findet sich allenthalben und ist in der mannigfachsten Art ausgestaltet worden. Entweder wird nur allgemein von einem schlafenden Heer oder von schlafenden Rittern und Soldaten gefabelt 7 8 ). Mitunter wird dem Heer ein ungenannter König, Feldherr oder Offizier beigegeben w ) oder über seine Herkunft (Polen vor den Tataren oder Schweden oder Russen fliehend; Reiter von den Hussiten verfolgt; Schweden aus dem 3ojährigen Kriege) einiges erzählt 8 0 ). Am häufigsten jedoch wird ein bestimmter Feldherr oder Herrscher an die Spitze des Heeres gestellt: Karl der Große 8 1 ) oder „ P r i n z K a r l " 8 2 ) , die Söhne Ludwigs des Frommen 8 3 ), Friedrich Barbarossa 8 4 ), Holger Danske oder „ K ö n i g D a n " 85 ), die heilige Hedwig und ihre Söhne 8 e ), Goi Magoi oder „Meinhart" 87 ). Schließlich gehören noch hierher die b.en Klöster 8 8 ) und Dörfer 8 9 ), die samt ihren ruchlosen Bewohnern in solcher Art bestraft wurden und eine Parallele zu den versunkenen Ortschaften bilden (s. Viñeta). Daneben stehen die B.en in b e s t i m mt e r Mehrheit. Zunächst treten die „abergläubischen" Zahlen stark hervor: drei 90 ), sieben 81 ), zwölf 8 2 ), dreißig 82 ") (vgl. auch Zahlen Β 3, 7, I2, 30). Für Bösewichter findet sich auffallenderweise zweimal die Zahl zehn 9 3 ). Der Weife Etticho mit seinen 1 2 Vasallen liefert einen Beitrag zur Geschichte des „Dreizehnten" 9 4 ).
7i ) G r i m m Sagen Nr. 28; P a n z e r Beitrag Nr. 56; W i t z s c h e l Thüringen 1 , 267; P f i s t e r Hessen 1 8 ; Ζ a u n e r t Westfalen 69 f. 82 f.; M a i l l y Nied.-Öst. Sagen Nr. 19. 20; H e l l e r Nr. 43. 66 c. " ) B e c h s t e i n Thüringen Nr. 1 5 8 ; W i t z s c h e l Thüringen ι , 276; Κ u h n u . S c h w a r t z Nr. 63; W u c k e Werra 3 Nr. 79; M e i c h e Sagen Nr. 26; H e r z o g Schweizersagen ι , i g i f. ; K i i h n a u Sagen 3, 6 1 3 f . ; S i e b e r Sachsen 3 1 5 ; Ζ a u n e r t Westfalen 162 f f . ; Q u e n s e l Thüringen 1 6 1 . '·) S i e b e r Sachsen 3 1 3 ; W i t z s c h e l Thüringen ι , 258. " ) H a u ρ t Lausitz ι Nr. 270; R o c h h o l z Sagen Nr. 1 6 7 ; K a p f f Schwäb. Sagen 1 5 f. *>) ZfdMyth. 2, 146; Egerl. 8, 22;
BergentrQckt Κ fi h η a u Sagen ι, 554 f.; H a u p t Lausitz 2 Nr. 135; M e i c h e Sagen Nr. 36; B a a d e r Sagen Nr. 40. 481; Q u e n s e l Thüringen 160f.; L y n c k e r Sagen Nr. 14; W e h r h a η Hes· sen-Nassau Nr. 170; K u h n η. S c h w a r t z Nr. 267; G r a b e r Kärnten 96ff.; S c h e l l Berg. Sagen Nr. 55; N i d e r b e r g e r Unterwaiden ι, 126 ff.; R e i s e r Allgäu 1, 297 f.; W i t z s c h e l Thüringen x, 183; Urquell 2, 42 f.; V e r n a l e k e n Mythen 109ff. '·) B a a d e r Sagen Nr. 434; ZfdMyth. 1, 189; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 351 f. ; S c h e l l Rheinland Nr. 12. 1 3 ; D e r s. Berg. Sagen Nr. 54. 55; Z a u n e r t Rheinland 2 , 2 5 1 ; S i e b e r Sachsen 3 1 5 f.; K n o o p Posen Nr. 59. 60; M ü l l e r Siebenbürgen 43 f.; M ö l l e n h o f f Sagen Nr. 506. 507; V e r n a l e k e n Mythen 1 1 3 . 116. •·) K n o o p Posen Nr. 51—54. 58; S i e b e r Sachsen 316. 342; H a u p t Lausitz 1 Nr. 198. " ) V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 49 c; K u h n u. S c h w a r t z 497f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 353 ff.; M e i e r Schwaben Nr. 137; G r i m m Sagen Nr. 26; L y n c k e r Sagen Nr. 6. " ) L ü t ο 1 f Sagen 93; S c h ö n v e r t h Oberpfalz 3, 353. " ) S t ö b e r Elsaß (1852) Nr. 34. ··) P a n z e r Beitrag 1, 14 f.; ZfVk. ι , 215 ; G r a b e r Kärnten 100 f. ··) M ö l l e n h o f f Sagen Nr. 504. 505; K r o n f e l d Krieg 1 3 1 . " ) K ü h n a u Sagen Nr. 1929; D e r s. Oberschles. Sagen Nr. 329. 516; Ρ e u k k e r t Schles. Sagen 68. ·') V e r n a l e k e n Mythen 109. 113. 116. " ) P a n z e r Beitrag 2 Nr. 436; H e r z o g Schweizersagen 2, 16. " ) A l p e n b u r g Tirol 232. Drei Teile: Journal des Luxus und der Moden 1805, 38; R o c h h o l z Teil 133 ff.; M ü l l e r Urner Sagen r, 14; S e p p Sagen Nr. 142. Ferner: M e i c h e Sagen Nr. 34; H a u p t Lausitz 1 Nr. 259; K ü h n a u Sagen Nr. 590; Ρ e u k k e r t Schles. Sagen 66. Vgl. W e i n h o l d Festschrift 138. Die Dreizahl verdoppelt auf sechs Männer: B e c h s t e i n Thüringen Nr. 300; W i t z s c h e l Thüringen 2 Nr. 108; Quensel Thüringen 161. ·*) Wolf Sagen Nr. 2; H a u p t Lausitz 1 Nr. 263; M e i c h e Sagen Nr.32. 34; S i e b e r Sachsen 3 1 5 ; d e r s . Harzland 207. M ) B a a d e r Sagen Nr. 67; K a h l o Harz Nr. 19; W o l f Sagen Nr. x; W u c k e Werra » Nr. 728; Q u e n s e l Thüringen 160; M e i c h e Sagen Nr. 28; G r a e s s e Sachsen 1, 516; S i e b e r Sachsen 3 1 5 ; K ü h n a u Sagen Nr. 587; M ü l l e r Siebenbürgen igt. ·*») S i e b e r Harzland 206. »») M e i c h e Sagen Nr. 27; S i e b e r Sachsen 317. •*) S. Anm. 60. Vgl. W e i n r e i c h Triskaidekadische Studien (1916).
4. Verschieden ist, wie schon angedeutet wurde, die Existenz, welche die Entrückten im Berge führen. Mitunter wird bloß erzählt, daß sie unten um einen Tisch stehen oder sitzen, der hie und da schwarzverhangen ist* 5 ). Aber auch Tätigkeit herrscht. Die Bewaffneten exer-
zieren oder lärmen mit ihren Waffen, dann gibt es Krieg·*). Oder man tanzt, schmaust und zecht w ), kegelt M ), würfelt w ) und kartet 10°). Geizhälse, Räuber oder Münzfälscher müssen (feuriges) Geld zählen 1 M ), Handwerker ihf Amt ausüben 10t ). Dreimal kehrt der schreibende Mann wieder 1 M ), ohne daß ersichtlich wird, was und wozu er schreibt. Aber die meisten befällt nach ihrer Entrückung der m a g i s c h e S c h l a f . Die Herrscher und Feldherren mit Gefolge und Heer sind sämtlich in Schlaf versenkt, ebenso die Bewohner des entrückten schweizer Dorfes 1 0 4 ), die drei Teile l o s ), die zwölf Tempelritter im Drachenberg bei Meiningen 10e ) usw. Manche wachen zu Zeiten von selbst auf l 0 7 ), andere müssen daraus geweckt werden 108). Dies kann aus Versehen und Unachtsamkeit geschehen loe ). Werden sie durch einen Unbefugten aufgestört, so erfolgt ihrerseits die Frage nach der Zeit oder nach bestimmten äußeren Umständen (Raben oder Elstern um den Berg fliegend) ; ist es noch nicht so weit, versinken sie wieder in Schlaf 1 1 0 ). Manchmal ist eine Glocke dazu bestimmt, die Schläfer zum letzten Gericht, zur letzten Schlacht zu wecken m ) . Doch auch zum Jüngsten Tag, zum letzten Kampf erwachen manche von s e l b s t m ) . Mitunter können die Schläfer durch einen bestimmten Gruß, eine bestimmte Wahl, ein bestimmtes Tun für immer erweckt und damit erlöst werden "»). ··) V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 231 ; H a u p t Lausitz 1 Nr. 259. 270; H a r r y s Niedersachsen χ Nr. 2; K a h l o Harz Nr. 19. 1 3 1 ; S c h m i t z Eifel 2, 5 7 f f . ; W o l f Sagen Nr. ι ; K ü h n a u Sagen Nr. 590. »·) H a u p t Lattsitz 2 Nr. 135; L y n c k e r Sagen Nr. 14; B a a d e r Sagen Nr. 40; L ü t o 1 f Sagen 93; R e i s e r Allgäu 1, 297f.; V e r n a l e k e n Mythen 109f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 35*· 353.' K n o o p Posen Nr. 52 ff.; P a n z e r Beitrag x, 15. *") Zu Anm. 75 und 76 noch folgende Belege: P r ö h l e H a « 2 f . 28f.; M a i l l y Nied.-Öst. Sagen Nr. 20; H e l l e r Nr. 43; H a u p t Lausitz 1 Nr. 198; M e i c h e Sagen Nr. 28; B a a d e r Sagen Nr. 67. " ) P f i s t e r Hessen 18f.; S i e * b e r Sachsen 3 1 5 ; Q u e n s e l Thüringen 161; B e c h s t e i n Thüringen Nr. 158; W i t z s c h e l Thüringen x, 267; B a a d e r Sagen Nr. 67. " ) M e i c h e Sagen Nr. 76. 32 ; S i e b e r Sachsen 315. "") H a u p t
Bergentrückt
io65 Lausitz
ι N r . 247; Κ ü h η a u Sagen 3, 613 f . ;
u. S c h w a r t z Nr. 63; W i t z Thüringen 2 Nr. 108; B e c h s t e i n
Kuhn schei Thüringen
N r . 300;
161; S o m m e r
Q u e n s c l
Sagen Nr. 60.
Thüringen
101)
Haupt
Lausitz ι N r . 263; M e i c h e Sagen N r . 27. 34. 35; S i e b e r Sachsen 317; Τ e m m e Pommern
Nr. 211.
1M
) Vgl. Anm. 72 und 73.
Lausitz
ι
N r . 271 ; K u h n
(über
dem
Schreiben
">«) V g l . A n m . 89.
,05
10S)
Haupt
Westfalen
N r . 58
l ö s u n g oder die l e t z t e S c h l a c h t w e r d e n m i t u n t e r d a m i t v e r b u n d e n : w e n n der B a r t d r e i m a l 1 1 β ) oder s i e b e n m a l 1 1 7 ) oder neunmal 1 1 8 ) u m den T i s c h g e w a c h s e n ist, n a h t das J ü n g s t e G e r i c h t oder der E n t s c h e i d u n g s k a m p f gegen den A n t i c h r i s t e n oder den T ü r k e n .
365.
eingeschlafen!).
) V g l . A n m . 90. 10 ") Q u e η -
Ιθ66
IM
) G r i m m Sagen Nr.22.28;
Zaunert
Westfalen 82 f . ; Q u e n s e l Thüringen 160 f . ; Κ a h 1 o Harz 131; H a r r y s Niedersachsen 1
s e l Thüringen 160. ') K u h n u . S c h w a r t z Nr. 267. 497; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,
Nr. 2; P r o h l e Harz 2 f.;
353; M a i l l y
Sagen N r . 505; Ρ f i s t e r Hessen
18. N u r l a n g e
Sagen N r . 2.
(1852) N r . 35.
10
Nied.-Ost.
Sagen
N r . 18.
19;
H e l l e r Nr. 66 c. Bestimmte Zeiten: P a n z e r Beitrag 1, 14 f. ; M a c k e n s e n Nds. Sagen
N r . 47; Z a u n e r t
Westfalen
15;
Kah-
l o Nds. Sagen Nr. 28 (jede Mitternacht). 70 (jede Fastnacht) ; Z a u n e r t Westfalen 82 f. (jede Osternacht); H a u p t Lausitz 1 Nr. 270 (jede Christnacht); V e r n a l e k e n Mythen 116 (jedes J a h r einmal); M e i e r Schwaben Nr. 137 (alle 7 Jahre) ; L y n c k e r Sagen Nr. 6 (alle 7 oder 100 Jahre) ; Ρ f i s t e r Hessen 18 f. ; M e y e r Rendsborg Nr. 9 (alle 100 Jahre). 1M ) M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 507; V e r n a l e k e n Alpensagen N r . 49 c ; Κ ü h η a u Oberschles. Sagen N r . 516. 10») M ü l l e n h o f f Sagen N r . 505; S t ö b e r Elsaß (1852) N r . 34.
) Journal des Luxus u n d der Moden 1805, 38; S e p p Sagen Nr. 142; A l p e n b u r g Tirol 232 ; Urquell 2, 42 f.; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 506; S c h e l l Rheinland Nr. 12; D e r s. u0
Berg. Sagen N r . 55; Z a u n e r t 2, 251 f . ; Q u e η s e 1 Thüringen
Rheinland 160 f . ;
M e i c h e Sagen Nr. 36; ZfdMyth. 2, 146; K n o o p Posen N r . 52 f. ; Κ ü h η a u Qberschles. Sagen N r . 329; D e r s. Sagen N r . 1929;
V e r n a l e k e n Mythen 109. Eine Mischung aus eigenem Erwachen u n d Frage : K u h n u. S c h w a r t z Nr. 267; M a c k e n s e n Nds. Sagen N r . 2.
m
) K n o o p
Posen
N r . 51.
54· 59- "*) P a n z e r Beitrag 1, 15; ZfVk. ι , 215; B a a d e r Sagen Nr. 40; S i e b e r Sachsen 315f. 342; K u h n u. S c h w a r t z Nr. 208; Z a u n e r t Westfalen 16. 69 f.; L ü t o l f Sagen 93; R o c h h o l z Teil 133 ff.; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 504; K r o n f e l d Krieg
131.
113
)
W e h r ha η
Nr. 170; W u c k e sel
Thüringen
Hessen-Nassau
Werra * Nr. 728; Q u e n-
160; S i e b e r
Sachsen
151;
K u h n u . S c h w a r t z Nr. 208; S c h m i t z
Eifel 2, 57 f f . ; Κ a h í o Nds. Sagen N r . 28; M e i c h e Sagen N r . 31; R o c h h o l z Sagen
Nr. 167; M e y e r Rendsborg Nr. 9.
5. A l s Sinnbild des langen S c h l a f s gilt v i e l f a c h d e r l a n g e B a r t , der d e m B . e n durch oder u m den steinernen T i s c h gewachsen ist, an w e l c h e m er sitzt U 4 ) . Im E l s a ß hört m a n sogar den B a r t B a r barossas wachsen, der unter dem Bibelstein bei S e n n h e i m r u h t 1 1 5 ) . Die E r -
Müllenhoff
B ä r t e : M ü l l e r Siebenbürgen 29 f. (golden!); M e i c h e Sagen Nr. 28. 36; R o c h h o l z Teil 134; M e i e r Schwaben Nr. 137; W o l f lle
115
) S t ö b e r Elsaß
) G r i m m Sagen Nr. 28; V e r n a l e k e n
Alpensagen
N r . 49 a ; B a a d e r Sagen N r . 434;
V e r n a l e k e n Mythen 109 ff. ; Q u i t ζ m a n n 47 f.; ZfdMyth. 1, 189; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 351 ; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 56; ZfVk. ι , 215. " ' ) S e p p Sagen 619; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 355 f. u e ) E b d . 3. 353 f. 6. M a n c h e der B e s u c h e r erhalten S c h ä t z e oder Gold z u m L o h n l l e ) , m a n c h e kehren a u c h nicht wieder 12 °). Eine besondere Rolle spielt unter ihnen der Schmied, welcher in den B e r g geholt wird, u m die P f e r d e der B . e n zu beschlag e n ; a u c h er erhält seinen L o h n 1 2 1 ) . A n m a n c h e n Orten m u ß heimlich ein B ä c k e r j u n g e (oder ein M ä d c h e n ) 1 2 2 ) jeden Morgen B r ö t c h e n oder B r e t z e l n in den B e r g t r a g e n und wird d a f ü r mit uralten Münzen bez a h l t ; als er das g e l o b t e S c h w e i g e n seinem Meister gegenüber bricht, f i n d e t er den E i n g a n g z u m B e r g n i c h t mehr 12S ) oder k o m m t nicht mehr v o n dort z u r ü c k 1 2 4 ). In O s t d e u t s c h l a n d v e r k a u f t ein B a u e r H a f e r oder H e u an das schlafende Heer 1 2 s ). " · ) M e i c h e Sagen N r . 28. 34. 35; P f i s t e r Hessen 18 f . ; P a n z e r Beitrag 2 N r . 56; Κ a h í o Harz N r . 131; H a u p t Lausitz 1 N r . 259. 263. 270; W e h r h a η Hessen-Nassau
Nr. 170; Q u e n s e l Thüringen 160 f.; Z a u n e r t Westfalen 82 f. ; Β a a d e r Sagen N r . 67; Κ ü h η a u Sagen 3, 613 f. ; S i e b e r Sachsen
313· 315; P r ö h l e Harz 28 f.; S i e b e r Harz-
land 208; W o l f Sagen N r . i ; l K u h n Westfalen N r . 312; L y n c k e r Sagen N r . 8 .
,i0) M ü l l e r Siebenbürgen Nr. 44. Tod nach drei T a g e n : M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 2; Κ a ρ f f Schwöb. Sagen 15 f. ; nach 30 Tagen : Z a u n e r t Westfalen 162 f. ; nach drei J a h r e n : R e i s e r A llgäu 1, 297 f. ; R o'c h ' h ο 1 ζ Tell 136: nach Tahren: H a u n t Lausitz
IO 67
Bergentrückt
ι Nr. 198. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 351 f.; S i e b e r Sachsen 316. 342; Urquell 2, 42 f.; S c h e l l Berg. Sagen Nr. 54; D e r s . Rheinland Nr. 1 3 ; Ζ au η er t Rheinland2, 251t.; M e i c h e Sagen Nr. 36; K ú h n a u Oberschles. Sagen Nr. 329; D e r s . Sagen ι, 554 f.; 3, 519 f.; Egerl. 8, 22; Κ η ο ο ρ Posen Nr. 60; H a u p t Lausitz Nr. 247; W i t z s c h e l Thüringen i, 267. 1,a ) M e i e r Schwaben Nr. 137. l î 3 ) B a a d e r Sagen Nr. 434. Vgl. G r i m m Mythol. 2, 796. 1M) B a a d e r Sagen Nr. 481 ; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 56. >") ZfdMyth. 2, 146 f.; K n o o p Posen Nr. 52—54; Κ ü h η a u Oberschles. Sagen Nr. 329. m
7. Manche der Besucher glauben nur wenige Stunden weggewesen zu sein; als sie wieder ans Tageslicht gelangen, sind indes drei T a g e 1 2 e ), sieben 1 2 7 ), zehn 1 2 8 ), h u n d e r t 1 2 9 ) J a h r e oder gar mehrere J a h r hunderte 1 3 0 ) verflossen. "·) B a a d e r Sagen Nr. 67. "') L y n c k e r Sagen Nr. 7; M e i c h e Sagen Nr. 36; H a u p t Lausitz ι Nr. 247; K u h n u. S c h w a r t z Nr. 247. 128) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 351 f. 1!') V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 49 e ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 74. 108; Ρ r δ h 1 e Deutsche Sagen Nr. 220. la0) B a r t s c h Mecklenburg Nr. 440. 8. Die G r ü n d e der Entrückung gehen mannigfach auseinander. Entweder sollen dadurch Bösewichter, Verbrecher, Raubritter, Gotteslästerer gestraft werd e n 1 3 1 ) . Auch hohe Herren können deshalb v e r d a m m t s e i n 1 3 2 ) . Oder Herrscher, Feldherren, Ritter mit ihren Scharen flüchten sich in den Berg v o r den verfolgenden F e i n d e n 1 3 3 ) . A u s dem Märchen ist der Sage das Motiv der Verzauberung in den B e r g einverleibt w o r d e n 1 3 4 ) . m ) M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 2. 16; M e i c h e Sagen Nr. 26. 27; A l p e n b u r g Tirol 232; Κ a h l o Nds. Sagen Nr. 28. 70; S c h m i t z Eifel 2, 57 li.) V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 2 3 1 ; Zschr. d. Histor. V. ί. Niedersachsen 1877. 95 ΐ·; K ü h n a u Oberschles. Sagen Nr. 291. 399; S i e b e r Sachsen 3 1 7 ; Κ a h 1 o Harz Nr. 1 3 1 ; B e c h s t e i n Thüringen Nr. 158; Q u e n s e l Thüringen 1 6 1 ; Z a u n e r t Westfalen 38; M e i e r Schwaben Nr. 137; K ü h n a u Sagen 1, 540 ff.; P a n z e r Beitrag 2 Nr. 436; H e r z o g Schweizersagen 2, 16. 13>) Kaiser Karl: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 353 f. ; Kaiser ( !) Heinrich der Vogler: K u h n u. S c h w a r t z Nr. 208; Graf Bodo von Homburg : M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 47. 13') L y n c k e r Sagen Nr. 6; G r i m m Sagen Nr. 26; Urquell 2, 42 f.; S i e b e r Sachsen 316. 342; Q u i t z m a n n 17 f. 47 f.; V e r n a l e k e n Mythen 109 ff. ; K ü h -
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n a u Oberschles. Sagen Nr. 516; K n o o p Posen Nr. 51. 58; S c h ö p p n e r Sagen Nr. 476. 134) V e r n a l e k e n Mythen 121 ; M e i c h e Sagen Nr. 3 2 ; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 507; S i e b e r Harzland 207. 9. Dagegen ist das Z i e l , die Erlösung oder das E n d e der Bergentrückung, stets dasselbe: die Befreiung des Landes von seinen Feinden 1 3 S ) oder der Welt v o m Türken 1 3 e ) oder Antichristen 1 3 7 ). In letzterem Falle t r i f f t das Ende der Bergentrückung zusammen mit der Schlacht am Birkenbaum oder auf dem Walser Feld und mit dem J ü n g s t e n T a g . Vgl. Kaisersage. iss) f ü r das Deutsche Reich : G r i m m Sagen Nr. 21 (vgl. oben Anm. 59 und Text dazu) ; B a a d e r Sagen Nr. 67; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 353 ff. ; S c h e 11 Berg. Sagen Nr. 55 ; D e r s . Rheinland Nr. 12; Z a u n e r t Westfalen 16, 82 f. (Modernisierung: „bis Deutschland einig"!); S i e b e r Sachsen 316. — Österreich: V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 50. — Stadt Goslar : K u h n u . S c h w a r t z Nr. 208. — Stadt Löbau : H a u p t Lausitz 1 Nr. 247. — Schleswig: M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 506. — Böhmen und Mähren : S i e b e r Sachsen 315 f.; V e r n a l e k e n Mythen 109. 116. — Schweiz : R o c h h o l z Teil 133 ff. ; S e p p Sagen Nr. 142. — Dänemark: M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 504. 505; DanSt. 1920, 97 ff. "') B a a d e r Sagen Nr. 40; ZfdMyth. x, 189; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 507; K ü h n a u Oberschles. Sagen Nr. 516. 13') G r i m m Sagen Nr. 28; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 49 u. 50; P a n z e r Beitrag 1, 15; ZfVk. 1, 215; K u h n u. S c h w a r t z Nr. 208; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 355 f. ; L ü t o 1 f Sagen 93 ; DanSt. 1920, 97 ff. 10. Nachdem derart das Material bereitgestellt und analysiert ist, erhebt sich die Frage nach dem mythischen Fundament dieses Glaubens. Rohde 1 3 8 ) war der Meinung, daß diese b.en Helden an die Stelle alter Göttergestalten getreten seien, denen ewiges Leben in der E r d tiefe von jeher eigen gewesen wäre; die Götter seien vergessen worden, an ihre Stelle Helden getreten. Diese Deutung t r i f f t nicht zu. Denn, wie wir gesehen haben, sind es keineswegs nur Helden, sondern ebensogut Menschen aus mittleren und unteren sozialen Schichten sowie minderwertige und zweifelhafte Gestalten, die in den Bergen sich aufhalten müssen. Vielmehr lehren uns die Vergleiche mit anderen Völkern, daß der
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B e r g das T o t e n r e i c h , d e n A u f e n t h a l t s o r t der G e s t o r b e n e n , in sich b i r g t . S c h o n bei d e n B a b y l o n i e r n w i r d der L i c h t g o t t Bei (Marduk) eine b e s t i m m t e Zeit des J a h r e s i m Berg, d. i. i m T o t e n l a n d , f e s t g e h a l t e n 1 3 9 ) . N a c h H e r o d o t 4, 93· 94 g l a u b t e n die t h r a k i s c h e n G e t e n , d a ß die T o t e n ihres S t a m m e s zu d e m G o t t Z a l m o x i s g e l a n g t e n , der i m Berge sitze. Ewiges L e b e n n a c h d e m T o d e f ü h r e n viele griechische S a g e n h e l d e n in Bergen 140 ). Heilige M ä n n e r leben e n t r ü c k t in Bergen f o r t (wie die christliche Heilige Thekla) u n d k o m m e n d e r e i n s t wieder n a c h S a g e n m o h a m m e d a n i s c h e r Völker 141 ) ; bei den Z u l u s leben die T o t e n als Zwerge in der E r d e 1 4 2 ) , u n d bis n a c h Mexiko hin k e n n t m a n b.e H e r o e n 1 4 3 ) . Nach dem Hinscheiden verschwinden die Seelen der T o t e n in d e n h o h l e n Bergen u n d h a l t e n sich d o r t a u f . D e r Schlaf s y m b o l i e r t d a s G e s t o r b e n s e i n . I m Berge feiern die T o t e n Gelage, v o n d o r t b r a u s e n sie im S t u r m als „ w ü t e n d e s H e e r " (s. d.) d u r c h die L u f t 1 4 4 ) . W e n n m a n es in d e n Bergen b r o d e l n oder singen h ö r t 1 4 5 ) , so d e u t e t das auf dieselbe E i g e n s c h a f t als S e e l e n a u f e n t h a l t hin. Thorolf M o s t e r b a r t h o f f t m i t all seinen V e r w a n d t e n n a c h d e m T o d in d e n „ H e i l i g e n B e r g " (Helgafell) e i n z u g e h e n ( E y r b y g g j a s a g a c. 4 u. I i ) ; a u c h Snorres V o r f a h r e n n i m m t Helgafell a u f , u n d in der H&raldssaga g e h t K ö n i g H e r l a u g m i t zwölf M a n n e n in d e n Hügel, u m sich H a r a l d s A l l e i n h e r r s c h a f t n i c h t u n t e r w e r f e n zu m ü s s e n (vgl. o b e n d e n W e i f e n E t t i c h o , A n m . 60 u n d 94 m i t T e x t ) . In die S c h a t z h ö h l e v o n S t u b b e n k a m m e r auf R ü g e n k e h r e n die 1000 h i n g e r i c h t e t e n Genossen des S e e r ä u b e r s S t ö r t e b e k e r , mit d e m Kopf u n t e r d e m A r m , z u r ü c k u n d zählen ihre S c h ä t z e 1 4 6 ) : e b e n f a l l s eine E r i n n e r u n g a n d a s T o t e n r e i c h im Berge. E i n R i t t e r f l u c h t seinem K u t s c h e r : „ F a h r mich z u m T e u f e l ! " , s o f o r t ö f f n e t sich der B e r g u n d v e r s c h l i n g t d a s F u h r w e r k m i t den I n s a s s e n 1 4 7 ) . 1257 s a h ein Mönch in Sizilien, wie der v e r s t o r b e n e Kaiser F r i e d r i c h I I . m i t e i n e m glänzend e n Gefolge v o n 5000 R i t t e r n in d e n Ä t n a h i n e i n r i t t 1 4 8 ) . U n d es gibt der B e r i c h t e noch m e h r , n a c h d e n e n V e r s t o r b e n e in
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B e r g e n v e r s c h w i n d e n . A n den T o d des U-Bootführers Weddigen glaubte man vielfach n i c h t in W e s t f a l e n , s o n d e r n v e r s e t z t e i h n in einen B e r g 1 4 S ) . A u ß e r h a l b der irdischen Zeit leben die T o t e n im Berge. D a h e r s t a m m t die U n wissenheit in der Z e i t b e r e c h n u n g , welche d e r E i n d r i n g l i n g h e g t (vgl. oben § 7). D a h e r r ü h r t es, d a ß m a n c h e B e s u c h e r n a c h der R ü c k k e h r d a h i n s t e r b e n (vgl. A n m . 120) : sie h a b e n im T o t e n r e i c h geweilt u n d k ö n n e n d a s L i c h t der S o n n e u n d die L u f t der E r d e n i c h t m e h r v e r t r a g e n . D e n p l a u d e r h a f t e n B ä c k e r j u n g e n h a l t e n die T o t e n f e s t (oben § 6 u n d A n m . 124). D a s K i n d , welches die s c h ä t z e g i e r i g e M u t t e r oder Magd i m Berge v e r s e h e n t l i c h z u r ü c k l ä ß t , s t i r b t n a c h der W i e d e r f i n d u n g 1 5 0 ) , u n d der glückliche A u s g a n g der Sage 151 ) rep r ä s e n t i e r t n u r eine v e r c h r i s t l i c h t e A b s c h w ä c h u n g des u r s p r ü n g l i c h e n G e d a n kens. I m U n t e r s b e r g b e g e h e n die Zwerge d e n G e b u r t s t a g des e n t r ü c k t e n K a i s e r s K a r l d u r c h eine feierliche P r o z e s s i o n ; der Mensch, welcher d a z w i s c h e n g e r ä t , w i r d g e t ö t e t l s a ) ; d e n n er ist der M a c h t des T o t e n r e i c h e s v e r f a l l e n . In der P r i n z e n höhle bei S u n d w i g v e r s a m m e l n sich u m M i t t e r n a c h t die T o t e n aller S t ä n d e m i t K e r z e n zur Messe 153 ). A n f e u r i g e n G e t r ä n k e n , Speisen, Kleid u n g s s t ü c k e n e r k e n n t der m e n s c h l i c h e B e s u c h e r die V e r s a m m e l t e n als v e r d a m m t e Seelen: d a s h e i d n i s c h e T o t e n reich ist z u m F e g f e u e r oder z u r Hölle christianisiert1B1). A u c h die als W a c h e oder zur Begleit u n g d i e n e n d e n H u n d e , welche t y p i s c h c h t h o n i s c h e Tiere sind, b e z e u g e n die U n t e r w e l t 15S ). lS8 ) Psyche 1, 1 2 4 f. " · ) Η. Ζ i m m e r η B e richte der Sachs. Gesellscli. d. Wissensch, zu Leipzig, Phil.-histor. Kl. 70 (1918), Heft 5. "») R o h d e Psyche ι , 1 1 3 if. ; Ρ a u 1 y - W i s s o w a ι , 2, 1886 ff.; io, 2, 1504 f.; 1 1 , 2, 2 0 1 3 ; B e r t h o l d Unverwundbar keit 20 f. 1 4 1 ) A . v . Κ r e m e r Kulturgeschichtliche Streifzüge auf dem Gebiete des Islams 50; D e r s. Geschichte der lu herrschenden Ideen des Islams 3 7 5 ff. ) H. S c h u r t z in: Das Ausland 1 8 9 1 , 43. l « ) M ü l l e r Geschichte der amerikanischen Urreligion 582. 1 4 1 ) M e y e r Germ. Myth. 4 3 ; Simr o c k Mythologie 610; S c h w e d a Wilder Jäger 59 ff.; M a n n h a r d t Götter 149 f.;
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D e r s. Germ. Mythen 263. ' " ) E i s e 1 Voigtland (1871) Nr. 6 3 1 ; B e c k s t e i n Thüringen Nr. 3 1 6 ; Q u e η s e 1 Thüringen 158. Vgl. auch Venusberg. Μ ·) Τ e m m e Pommern Nr. 2 1 1 . » ' ) Κ a h 1 o Nds. Sagen Nr. 3 1 1 . »«) M G H . S S . 18, 568. 1 β ) B a r t s c h Mecklenburg Nr. 440; Vaterland. Archiv 2 (Hannover 1820), 2 5 1 f.; M a c k e n s e n Nds. Sagen Nr. 16. 1 3 7 ; Upstalsboomblätter 8, 44 f. 1 5 i ) B e c h s t e i n Thüringen Nr. 303 ; Q u e η s e 1 Thüringen 250; S i e b e r Sachsen 156. 330; M ö l l e n h o f f Sagen Nr. 472. 1 5 1 ) L y n c k e r Sagen Nr. 8; W o 1 f Sagen Nr. 2; Κ ü η ζ i g Nr. 2 5 5 ; Κ ü h η a u Oberschles. Sagen Nr. 52. I M ) V e r η a 1 e k e η Alpensagen Nr. 49 d. I " ) Ζ a u n e r t Westfalen 3 3 1 . I M ) S o m m e r Sagen Nr. 60; H e r z o g Schweizersagen 1, 191 f.; Ζ a u η e r t Westfalen 163 f. Vgl. die Ballade der A n n e t t e v. D r o s t e - H ü l s h o f f Das Fegefeuer des westfälischen Adels (Ausgabe von Arens 2, 16) und die des B ö r r i e s v. M ü n c h h a u s e n Das Fegefeuer des hannoverschen Adels im Süntel (Das Herz im Harnisch 1 9 1 1 , 64). 15 ®) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 3 5 1 ; K u h n Westfalen Nr. 365; Κ ü h η a u Sagen 3, 6 1 3 f.; M a i l l y Nied.-Öst. Sagen Nr. 18.
I I . Im L a u f e der Entwicklung haben die verschiedensten Mischungen und Kreuzungen der Bergentrückungssage mit anderen Motiven stattgefunden: Schätze, (weiße) J u n g f r a u e n , Zwerge sind beigetreten, das Erlösungsmotiv (vgl. A n m . 1 1 3 mit Text) hat sich eingedrängt. Das alles darf an dem ursprünglichen Charakter der Bergentrückungssage als mythischen Unterwelt- und Totenglaubens nicht irre machen. Vgl. ferner H ö r s e l b e r g , Kaisersage, K y f f h ä u s e r , Rattenfänger, R o d e n s t e i n e r , T a n n h ä u s e r , V e n u s b e r g , W ü t e n d e s Heer. Stammler.
Berggeister. I. Bergwerksgeister: r. Grundlagen. — 2. B . allgemein menschlicher Gestalt. — 3. Bergmönch. — 4. Bergmännchen. — 5. Weibliche B . — II. B . bäuerlicher A r t : 1 . Bergmännchen. — 2. Bergfräulein, Bergmütter. — 3. Bergriesen. — 4. Bergfeen, Weinbergsgeister.
I. I. Die oft geheimnisvolle, seltsam belebte Welt des Ble r g i η η e r η von Geistern anthropomorpher Gestalt bevölkert zu glauben, dieser Gedanke lag f ü r den nach einer Erklärung unverständlicher Geräusche suchenden Volksmenschen Von jeher nahe. E s muß eine
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Person sein, die in verlassenen Gängen, in denen niemand sonst weilt, klopft und hämmert, die zu Zeiten, in denen keine Menschenseele im Bergwerk ist, dort herumpoltert, deren Licht plötzlich am Ende des Ganges, wo bestimmt kein Gef ä h r t e arbeitet, aufblitzt, die Gruben verschüttet, schlagende Wetter schickt und ihren Lieblingen vergönnt, kostbare Metalladern im Gestein zu finden. Daß es sich dabei um Naturerscheinungen handeln könnte, diese nüchterne Erklärung genügt dem Bergarbeiter nicht; selbst beseelt, beseelt er auch seine Umwelt, und K l o p f - und Poltergeräusche können f ü r ihn, der aus seiner eigenen Arbeit weiß, wie solche Geräusche entstehen, nur von einer menschenähnlichen Hand erzeugt werden. Das Geheimnis, das diese Hand und die Person, der sie gehört, umgibt, befruchtet die ausschmückende Phantasie, die nun den B . mit allen bunten und erstaunlichen Farben umkleidet, die ihr nur irgend zu Gebote stehen. Damit sind die Grundlagen f ü r den Glauben an die B . kurz umrissen. Eine Entwicklung etwa dieses Glaubens aufzeigen zu wollen, wäre vergebliche Mühe: er ist nicht nur alt, sondern er ist ewig; er muß, wo immer ein Bergwerk neu entsteht, aufkeimen; daher gleichen sich auch die B.sagen der verschiedenen Länder so weitgehend. Dabei ist es natürlich, daß an den verschiedenen Orten verschiedene andere Sagenkreise befruchtend und ausschmückend den B.glauben beeinflußt haben: auch in dieser Hinsicht wird eine einheitliche fortlaufende Entwicklungslinie nicht festzustellen sein. So ist auch die F r a g e nach dem Alter der einzelnen Sagen geklärt: vor der Entstehung des Bergwerks kann es keine B . geben, wie sie auch den Bewohnern der Ebene naturgemäß unbekannt sind. A b e r in allen deutschen Gebirgen, in denen Bergbau getrieben wird oder wurde, sind sie zu Hause und treiben ihr gespenstiges Wesen. 2. In den ostdeutschen Mittelgebirgen hat dieser B . zumeist menschengleiche Gestalt; er sieht aus „ w i e ein richtiger Bergmann, nur hat er rote A u g e n " 1 ),
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oder er nimmt die Gestalt des Steigers 2), eines Bergamtsobern 3 ), eines Markscheiders 4) an. Sein Licht brennt heller als das anderer Bergleute s ) ; zu gelben Lederhosen trägt er große Stulpstiefel und Blechhandschuhe, deren spitze Haken beim Ohrfeigengeben besonders schmerzhaft wirken e ), oder er trägt zwar dunkle Bergmannstracht, aber weiße Strümpfe, glänzend schwarze Schuhe und einen Napoleonshut; auch hat er einen langen weißen Bart 7 ). Im Erzgebirge stellt man sich ihn mit ungewöhnlich großem Kopf und herkulischem Oberleib, jedoch kurzen Beinen vor 8 ). Gestalt und Eigenschaften gehen oft ins Riesenhafte, Furchteinflößende 9 ); der Herr der Kohlen und Metalle (poln. Skarbnik — Schatzmeister) 10) hat, wenn er zürnt, ein „Maul wie ein Spaten" u ) . Man tut deshalb gut, ihn nicht zu reizen: man soll seinen Namen nicht unter Tage aussprechen und sagt statt dessen lieber nur „ E r " (poln. on) 12); wenn er um Feuer bittet, tut man gut, es ihm auf einer Schaufel 1 3 ) oder dem Stiel der Keilhaue M ) zu reichen, sonst reißt er dem Dienstbeflissenen die Hand ab oder ohrfeigt ihn, daß das Gesicht anschwillt. Wer sich weigert, weiter zu arbeiten, wenn er es befiehlt, den frißt er lebendig auf 1S ); wer ihn nicht grüßt, den züchtigt e r w ) . Andern Orts wiederum heißt es, daß man seinen Gruß nicht beantworten dürfe 17). Er hält strenge Zucht im Bergwerk: Eigennutz, Trunkenheit. Wortbruch, Untreue, Faulheit, ganz besonders aber Pfeifen und Fluchen bestraft er streng l e ) ; trifft man ihn etwa in Steigers Gestalt bei der Arbeit, so darf man diese beileibe nicht tadeln w ) ; seinen Befehlen muß man unverzüglich Folge leisten 20). Zuweilen geht er auch geradezu darauf aus, die Bergleute zu töten, oder er setzt sie so kräftig auf einen Stein, daß alle Rippen krachen ! 1 ). Man kann jedoch, um sicher vor ihm zu sein, auch einen Vertrag mit ihm schließen: man bringt ihm täglich eine Semmel 22), wehe aber, wenn man dies einmal vergißt: der Tod ist dem Säumigen sicher, den seine Kameraden dann inmitten der vertrockneten Semmeln mit zerschmetterten Gliedern
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auffinden! Seine Begegnung bedeutfet meist Unglück ω ) ; schon Paracelsus weiß, daß er den Bergleuten den Tod ankündigt 24). Wen er um Feuer bittet, der muß sterben 2S) ; andrerseits ist ein dreimaliges Klopfen an der Wand ein gutes Omen 2e ). So fehlen auch liebenswürdige Züge dem Bilde nicht: er singt mit hoher, schöner Stimme zeigt seinen Lieblingen versteckte Metâlladern: man braucht nur die Hacke in die Gesteinsöffnung, die sich auf sein Geheiß auftut, zu werfen, so bleibt sie offen *·); er schenkt auch Zauberschlägel und Zaubereisen armen Häuern als P a t e n g a b e M ) , und wem er von seinem Öl abgibt, der braucht seine Lampe nie wieder aufzufüllen *>). Andere führt er stunden-, tage- oder gar jahrelang durch sein an Schätzen reiches unterirdisches Reich und erlaubt ihnen wohl gar, sich die Taschen mit Gold zu füllen 31 ). Zuweilen hält man ihn f ü r den Geist eines alten Bergmannes, der sich •— ähnlich wie Hackelbernd — im Tode selbst nicht von seiner geliebten Tätigkeit trennen mochte 32) ; so verschwindet er nach Geisterart wohl auch, wenn man an ihn herantritt 33 ). Nachts hört man ihn im Bergwerk rumoren 3 4 ), doch ist das Mundloch des Schachtes die Grenze seines Reiches 35 ). Daß dieser Ostmitteldeutsche B., dessen einzelne Wesenszüge ihre Herkunft leicht verraten, eine Mischung von Natur- und Seelengeist darstellt, zeigt auch der Umstand, daß er neben seiner menschlichen Gestalt sich zuweilen als Tier (Roß mit feurigen Augèn, Fliege, Spinne, Maus) 3e ), oder gar als Metall (Gold) 37), als Flamme oder Feuerrad oder -kugel *•) zeigt. ') Κ ü h η a u Sagen 2, 409 f. *) Ebd. 2, 419. 420; MschlesVk. 18 (1907), 7 1 ; E n d t Sagen 188 If. u. δ. *) Β e c h s t e i η Thüringen ι, 248. 4) Κ ü h η a u Sagen 2, 422 f. ') Ebd. 2, 420; M e i c h e Sagen 401. *) K u h n u. S c h w a r t z 207. ') M e i c h e Sagen 401. ») Ε η d t Sagen 188 ff. ·) Β e c h s t e i η Thüringen 1, 248; K ü h n a u Sagen 2, 410. w ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 169. ») K ü h n a u Sagen 2, 415. " ) Ebd. 2, 408. 1S ) Ebd. 2, 412. " ) Ebd.; D r e c h s l e r Schlesien 2, 170. JS ) Κ ü h η a u Sagen 2, 415. " ) E n d t Sagen 188 ff. " ) K ü h n a u Sagen 2, 409 f. " ) MschlesVk. 18 (1907), 7 1 ; B r ä u n e r Curiosi_
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täten (1737), 203 f.; D r e c h s l e τ Schlesien 2, 170; G r i m m Sagen Nr. 3; Κ ü h η a u Sagen 2, 413. 4 1 4 f . 415; \ V u t t k e 4 7 j i 5 1 . ") K ü h n a u Sagen 2, 415. M e i c h e Sagen 400. " ) Ebd. 402. ·«) Ebd. 401; G r i m m Myth. I, 370; K i i h n a u Sagen 2, 426. 427. »*) MschlesVk. 18 (1907), 7 1 ; K ü b n a u Sagen 2, 409 f. 422 f. 424. 416 f. 418 f.; E n d t Sagen 188 if.; D r e c h s l e r Schlesien 2,170. **) Vgl. M e y e r Mythologie der Germanen (1903), 65. , s ) MschlesVk. 18 (1907), 71. " ) E n d t Sagen 188 ff. ") Ebd. *·) M e i c h e Sagen 403 ; Κ ü h η a u Sagen 2, 415 t. **) M e i c h e Sagen 317. D r e c h s l e r Schlesien 2, 171 ; Κ ü h η a u Sagen 2, 419. *') Ebd. 2, 442. 443. 419; MschlesVk. 13 (1905), 71. *•) Β e c h s t e i η Thüringen ι , 248; Κ ü h η a u Sagen 2, 421 f. 408. •') D r e c h s l e r Schlesien 2, 170. »*) E n d t Sagen 188 ff. «) MschlesVk. 18, 71. *') M e i c h e Sagen 403; D r e c h s l e r Schlesien 2, 170; Κ ü h η a u Sagen 2, 409. *') Κ ü h η a u Sagen 2, 4 1 1 . " ) Ebd. 409.' 3. Diesem Β . ist der B e r g m ö n c h nah verwandt, der im Harz 3 9 ), in B a den 4 0 ), G r a u b ü n d e n 4 1 ) , Siebenbürgen 4 2 ) und Sachsen 4 3 ) sein Wesen treibt: auch er meist von übermenschlicher Größe, mit grauem oder weißem Haar, der Unrecht bestraft, besonders Pfeifen, Fluchen und Leuteschinden nicht duldet, dessen Hauch aber auch zuweilen grundlos Bergleute tötet. Seine Erscheinung bringt Unglück, sein Pochen kündigt ein Grubenunglück an. A m Freitag tollt er neckend in den Siebenbürger Bergwerken; verirrten Arbeitern gibt er neues Öl, doch verlangt er, daß sie über seine Hilfe strengstes Schweigen bewahren. Gespenstergleich haust er mit vielen Schicksalsgenossen auch in unterirdischen Klostergängen: mit Totengesichtern hocken da die Bergmönche an langer Tafel, die Wachskerzen schmükken; deutlich zeigt sich hier (Sachsen) 43 ) ältere Berggeistsage und jüngere Seelensage vermischt, und f a s t möchte man annehmen, daß diese Sagenform eine sozusagen volksetymologische Umbildung einer Zeit darstellt, die keine Beziehung mehr zum B e r g b a u hatte. Auch die Mönchsgestalt scheint aus der ursprünglichen Bergmannstracht, die die K a p u z e gegen Feuchtigkeit und zum Schutz gegen herabschlagendes Gestein kennt, entstellt zu sein: aus dem kapuzentragenden Bergmann entwickelt sich, wiederum gleichsam in volksetymologischer E n t -
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stellung, der Bergmönch, der somit die sagengeschichtlich jüngere Erscheinungsform darstellen würde 44 ). ") G r i m m Sagen Nr. 3 ; E c k a r t Südhannover. Sagen 6. 31. 33. 40) W a i b e l u. F l a m m 2, 250. 41 ) G r i m m Sagen Nr. 3. " ) M ü l l e r Siebenbürgen 218. 43) G r i m m Sagen Nr. 3; M e i c h e Sagen 307. **) Vgl. ferner: M e y e r Myth. d. Germanen (1903), 03; S i m r o c k Mythologie 486; M e y e r German. Mythologie 128; B o c k e l Volkssage 74. 4. Gleichen oder doch ähnlichen Geistes, aber in der Gestalt an die Zwerge angelehnt und vielfach von deren Wesen beeinflußt, sind die B e r g m ä n n c h e n (Bergteufelchen, Stollen-, Schacht-, Gruben·, Kêwesmânnlein). Schwenkfeld schildert sie, die Bewohner der Abendburg, als „kleine graue männdel", kaum drei Spannen lang tó), und die Beschreibung des Georg Agricola 4 β ) t r i f f t in ihren Hauptzügen auch heute noch zu: „ d a e mon subterraneus truculentus bergteufel, mitis bergmenlein, kobel, güttel. Oder daemon metallicus bergmenlein, dessentwegen man eine fundige zech liegen l ä ß t " 4 7 ) . Auch sie tragen Bergmannstracht mit spitzer K a p u z e auch sie verrichten polternd bergmännische Arbeit ω ) , oft freilich nur zum S c h e i n M ) , auch sie töten Knappen, die unziemlich lärmen 5 1 ) und bestrafen eitle Verschwendung streng 5 2 ), warnen vor G e f a h r 6 3 ) und zeigen den Tod des Bergknappen durch Pochen oder Erscheinen an 64 ), empfangen Opfer, über deren genaue Einhaltung sie eifersüchtig wachen M ) ; auch sie werden zuweilen als Totengeister angesehen 6e ), und durch das Zeichen des Kreuzes schützt man sich gegen sie w ) . Eine Reihe liebenswürdiger Züge haben sie von den Zwergen übernommen: sie zeigen bereitwilliger als jene zuvor besprochenen B . die Schätze des Berges M ), besonders gern armen oder kranken, frommen Bergleuten ä9 ), die ihnen dann wohl gelegentlich ein Ständchen bringen, um belohnt zu werden u > ). Durch den K l a n g einer Schafglocke können sie herbeigerufen werden e l ) ; auch Zauberbücher verschenken sie ihren Lieblingen e 2 ) und weissagen ihnen ® 3 ). Verirrten zeigen sie den rechten Weg M ) ; Holz, das zu Gold wird,
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ist manchmal ihr Geschenk* 5 ), und ihr Erscheinen bringt G l ü c k β β ) . W i e die Zwerge werden sie v o m Glockenklang oder durch die Täppischkeit der Menschen vertrieben " ) , v o m Kobold haben sie die Vorliebe für Neckerei und Schabernack 8 8 ), v o m Schatzzwerg die Sucht nach Edelmetall, das sie auch wohl stehlen M ), und mit den Wasserzwergen stehen sie in freundnachbarlichen Beziehungen TO) : es ist deutlich, woher diese Wesenszüge stammen. Zu ihnen gehören auch ζ. T. die V e n e d i g e r m ä n n l e i n (s. d.). D a ß sie gelegentlich in Roßgestalt erscheinen 71 ), erinnert uns an früher besprochene B. : so zeigt sich auf Schritt und Tritt die Mischung von Bergwerksgeist und Zwerg, und wir werden v o m sagengeschichtlichen Standpunkt aus die Bergmännlein für die jüngere Gestaltungsform halten müssen: Berggeist + Zwerg = Bergmännchen. — In der Schweiz soll neuerdings der Glaube an sie schwinden **). *') W e i n h o l d Festschrift 145. ") De re metallica libri XII (1657), 704 b. *')Vgl. G r i m m Sagen Nr. 37; DWb. χ, 1515; S c h e l l Sagen 527; H e y l Tirol 390; M e i c h e Sagen 120. 195 ff. 404; L ü t o l f Sagen 495; A l p e n b u r g Tirol 91 f.; ZfVk. 1, 216; V e r n a l e k e η Mythen 232; Κ ü h η a u Sagen 2, 430 f. 444. 425 (Gestalt eines kleinen Kindes) ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 169; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 328 f. ") A l p e n b u r g Tirol 91 f. ; W i t z s c h e l Thür. 1,192; M e i c h e Sagen 120. 195 ff.; G r i m m Sagen Nr. 37. *') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 324. 328 f. ; A l p e n b u r g Tirol 91 f. 50) M e i c h e Sagen 120; G r i m m Sagen Nr. 37. M) L ü t o l f Sagen 495. ") ZfdMyth. i, 267 f.; V e r n a l e k e η AIpensagen 40. ®3) V e r n a l e k e n Alpensagen 40; A l p e n b u r g Tirol 91 f.; Κ u o η i St. Galler Sagen 83; Walliser Sagen 2, 50; 1, 225; G e m p e l e r 5, 104; K o h l r u s c h Sagen 21. 28. 29 f.; J e g e r 1 e h η e r Sagen 2, 16. **) W u 1 1 k e 47 § 51 ; G r i m m Sagen Nr. 37. ") ZfVk. 14, 258 f.; G r i m m Sagen Nr. 37; M e i c h e Sagen 404; J e c k 1 i η Volkstümliches (1916), 188. ") M e i c h e Sagen 195 ff. 404; K u o n i St. Galler Sagen 83 f. ; K ii h η a u Sagen 3, 746 f. ") K o h l r u s c h Sagen 321. 6e) M e i c h e Sagen 195 ff. 855 ff. ") ebd. 195 ff. 404; J e c k 1 i η Volkstümliches (1916) 188; ZfdMyth. I, 266; Κ ü h η a u Sagen 2, 444. 430 f. ,0) W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 78. " ) A l p e n b u r g Tirol 123 f. ") M e i c h e Sagen 195 ff. " ( S e p p Religion 314 f. **) M e i -
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c h e Sagen 326; A ' l p e n b u r g Tirol g i f . ·*) M e i c h e Sagen 326. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 328 f.; M e i c h e Sagen 120. ") A l p e n b u r g Tirol 125; B e c h s t e i n Thüringen 1, 264 ff. *") G r i m m Sagen Nr. 37; G r a b e r Kärnten 24 ; M e i c h e Sagen 143 f. ·») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 324. ,0) Ebd. 2, 180. ") Κ ü h η a u Sagen 2, 425. ") SAVk. 21 (1917). 52 ί·
5· A l l diese Β. tragen männlichen Charakter. Weibliche Stollengeister sind sehr selten: als feenhafte Mädchen tanzten sie ζ. B., durch ihr Erscheinen reiche Ausbeute verheißend, vor den Stollen der Chemnitzer Bergwerke 7 3 ). Das märchenh a f t e Kolorit und die Vereinzeltheit des Auftretens läßt Zweifel an der Echtheit des Zeugnisses nicht unberechtigt erscheinen. ") ZfdMyth. ι, 266 f.
II. I. V o n diesen unter I besprochenen B.n, die den Bergwerken und Bergarbeitern ihre Entstehung und Ausschmückung verdanken, unterscheiden sich sehr deutlich andere, die offensichtlich bäurischer, dörflicher K u l t u r entstammen. Man darf sich nicht durch manche wesensverwandte Züge irre machen lassen; freilich gehen Beziehungen hinüber und herüber, aber die Unterschiede sind deutlich und schwerwiegend: während jene nur im Berginnern hausen und mit der Ausfahrt des Stollens ihre Macht verlieren, wirken diese hauptsächlich außerhalb der Berge, treten mit Menschen in mannigfachen Wechselverkehr, und nur ihre Wohnung, in die sie höchst selten einmal ein Glückskind mitnehmen, ist im oder am Berge gelegen. So zeigen diese B e r g m ä n n c h e n schon meist durch ihre Tracht, daß sie nicht im Kreise der Bergleute, sondern der Bauern entstanden sind. Eine einheitliche G a t t u n g bilden sie — wieder im Gegensatz zu jenen — nicht; meist kennzeichnen sie sich durch Gewandung und Gesittung als bloße Zwerge, Kobolde oder Hausgeister, und in diesen Artikeln wird also des Näheren v o n ihnen zu reden sein. Einzig die A l m g e i s t e r l e i n der Alpen haben eine individuellere Ausprägung erhalten: kleine, gesellige und gefällige Gesellen, die verstiegene K ü h e retten und aus D a n k v o n den Sennleuten
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verpflegt werden, die sich auch wohl einmal A l m v i e h zu Arbeit ausleihen und diesen Dienst reich lohnen durch Geld oder unerschöpfliche Wundergaben, die auch wohl selbst K u h - oder Gemsenzucht treiben und dann, wie sie überhaupt leicht erregbar und reizbar sind, die Verfolgung ihres Viehs streng und grausam bestrafen. Sie locken wohl auch Wanderer an A b g r ü n d e und spielen Menschen und Vieh mancherlei Schabernack, doch zeigt ihr Erscheinen (Tanzen) im allgemeinen ein fruchtbares Jahr an, daher man ihnen denn auch K o r n und Verpflegung beim A b z u g v o n der A l m bereitstellt. Andere wieder werden durch Geschenke nach Zwergenart beleidigt und vertrieben. Sie singen gern, aber nicht immer schön; mitten im Heu können sie (wie die Zigeuner) Feuer entzünden, ohne Brandschaden zu stiften. Armen Kindern und Sennen, auch Verirrten, zeigen sie sich oft hilfreich 7 4 ). Die anderen B. sind nur Spielarten anderer Geister, v o n denen sie meist nur der N a m e unterscheidet; es genüge hier, die Fülle der Motive und ihre H e r k u n f t anzudeuten: a) Z w e r g e : tragen T a r n k a p p e 7 S ) , N a m e : „Rotmännlein" 7 ®), leben in ¡Familien 7 7 ), können keinen L ä r m vertragen 7 8 ), daher oft Auswanderung, schenken unscheinbare Kostbarkeiten' 9 ), helfen Armen durch Geschenke oder Hilfeleistung 8 0 ), entleihen auf Wunsch und gegen strikte zu bezahlenden L o h n kostbare alte Geräte (Braupfanne) 8 1 ), schrecken Kinder 82), bringen Wanderer zum Verirren 8S), lassen sich nicht schlecht behandeln Μ ) . b) Z w e r g s c h m i e d e : in Bergen wohnend, erledigen für menschliche K u n den Reparaturen, die auf einen bestimmten P l a t z gelegt werden müssen, von wo sie am nächsten T a g e gegen Bezahlung abgeholt werden können. Besonders ausgeprägt: der westfälische Grinkenschmied 85 ). c) S c h a t z z w e r g e : hüten in Bergen oder Ruinen Schätze 8β), feurige Gestalt 8 7 ), wohnen in prächtigen Palästen oder S ä l e n M ) , h i n d e r n w ) oder unterstützen M ) Schatzgräber, können be-
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schworen oder gefangen werden n ) , geben 3 Wünsche auf®2), haben Zauberbücher · 3 ), sind verwunschen M ). d) S c h r a t , A l p : Kinderstehlen·*), Rumpelstilzchenmotiv M ), Pferdefüße OT). e) H a u s g e i s t e r : nächtliche Hilfe * ) gegen Lohn " ) ; verbunden mit dem Gehöft, mit dessen Vernichtung sie verschwinden 10°) ; Opfer 101 ) ; besonders ausgeprägt: Napfhans 1 0 2 ). Zuweilen Annäherung an Teufel : Hilfe gegen Verschreibung der Seele, Überlistung 103 ). '*) Vgl. A l p e n b u r g Tirol 109. 112; G r a b e r Kärnten 29 f. ; V e r n a l e k e n Alpensagen 204. 198. 223; W y ß Reise 2, 406; Alpenrosen 1826, i g ; K o h l r u s c h Sagen 27 f. ; Τ i s s o t La Suisse inconnue; S a r t o r i 2, 83. 154; H e r z o g Schweizersagen ι , 107 ff. 150 f. 70. 71 ; Κ u ο η i St. Galler Sagen 276; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 27 f. 29 ff.; M a n n h a r d t German. Mythen 54. 472; J e c k 1 i η Volkstümliches (1916), 155 f.; S A V k . 2, 2; 8, 297; V e r n a l e k e n Mythen 310; G r i m m Sagen Nr. 299. 7S) K u h n u. S c h w a r t z 297 f.; K ü h n a i i Sagen 2, 126 f.; R e i s e r Allgäu I, 147; mißverstanden : G r a b e r Kärnten 28. '·) D r e c h s l e r Schlesien 2, 171 (Szarlin). " ) MschlesVk. 18 (1907), 73; R e i s e r 7S Allgäu ι , 47. ) Ebd. '·) Ebd.; R o c h h o l z Schweizersagen 1, 2; V e r n a l e k e n Alpensagen 179 ff. u. ö. β0) Κ ü h η a u Sagen 2, 123. 142 f.; 3, 745 f.; R e i s e r Allgäu 1, 146; L ü t o l f Sagen 54; G r a b e r Kärnten 23 ff.; M e y e r German. Mythol. 127 f. " ) M e i c h e Sagen 209 ff. ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 87. «) R o c h h o 1 ζ Sagen ι , 284. " ) Β i r 1 i η g e r Volksth. 1, 293; Κ ü h η a u Sagen 2, 142 f. ·*) Knoop Hinterpommern 33; M e y e r Mythol. d. Germanen (1903), 81 ; G r a b e r Kärnten 40. " J K u h n Westfalen 1, 84; M a n n h a r d t 2, 110; vgl. ferner S i m r o c k Mythologie 486; M e y e r German. Mythol. 131 ; G r i m m Myth. ι . 379 G o I t h e r Myth. 149. 86) Z f V k . ι , 216; Η e r ζ o g Schweizersagen ι , 1 9 4 ; G r i m m Myth. 2, 818 s ; M e i c h e Sagen 133. 209 ff. «') Ebd. 133; B i r l i n g e r Volksth. i, 287; W u 1 1 k e 47 § 51. ω ) M ü l l e r Siebenbürgen 52 ; M e i c h e Sagen 41 f. H ) G r a b e r Kärnten 36 f.; V e r n a l e k e n Mythen 123. eo) G r a b e r Kärnten 23. ·') G r i m m Sagen Nr. 38; V o n b u n Beiträge 40; G r a b e r Kärnten 27 f. 25 f. , ! ) G r a b e r Kärnten 23. ,s) G r i m m Sagen Nr. 38; Ε η d t Sagen 177. ·') V e r n a l e k e n Mythen 123; M e i c h e Sagen 41 f. »4) S A V k . 24, 192; H e y l Tirol 500; K ü h n a u Sagen 2, 126 f. ··) L ü t o l f Sagen 475 f. ") K ü h n a u Sagen 2, 411 f. ,e ) S A V k . 23, 206; 21, 197; K u h n u. Schwartz 312; R o c h h o l z Sagen 1, W 277; A l p e n b u r g Tirol I i 1 f. )A 1 ρ e η b u r g Tirol n i f.; Z f V k . 8, 137. 1M ) A l p e n -
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Berggeister
b u r g Tirol h i f. ,β1 ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 276 f. , M ) K o h l r u s c h Sagen 144; „Hauri": ebd. 27; „Die frommen Leute": R o c h h o l z Sagen 1, 335. ,os ) G r ä b e r Kärnten 27. 28 f. 2. Z u dieser höchst uneinheitlichen, m a n n i g f a c h b e e i n f l u ß t e n und d u r c h a u s unselbständigen G r u p p e v o n B . n gehören a u c h die B e r g f r ä u l e i n (wilden F r a u e n , Bergwibli), die in R u i n e n oder Bergen wohnen, n ä c h t l i c h e W a n d e r e r irreführen, S c h ä t z e hüten, K i n d e r versorgen, aber a u c h K i n d e r stehlen, fleißige Spinnerinnen mit unerschöpflichen W u n derknäueln b e s c h e n k e n 1 0 4 ) . Hier w i e dort mischen sich die Z ü g e verschiedenster H e r k u n f t . Sie sind v ö l l i g verschieden v o n den B e r g m ü t t e r n , reinen N a turgeistern, die durch B r a u e n , Schießen, W a s s e r k o c h e n 1 0 5 ) und l ä r m e n d e s U m herlaufen l o e ) Nebel in W a l d und Gebirge e r z e u g e n : dies ihre einzige B e t ä t i g u n g , v o n der m a n zu erzählen w e i ß . Sie sind also lediglich zur E r k l ä r u n g eines besonderen N a t u r v o r g a n g s g e s c h a f f e n und spielen im übrigen keine Rolle im V o l k s glauben. 104) H e e r Altglarner Heidentum 20; M e i e r Schwaben ι , 14; V e r n a l e k e n Alpensagen 224; W a s c'h η i t i u s Per/it 166; S i n g e r Schweizer Märchen ι , 23. ,05) K u h n Westfalen 2, 88 = G r o h m a n n 32; M a a ß Mistral 8, I i . ,oe) R e i s e r Allgäu 1, 139f.
3. W i e die B e r g a r b e i t e r sich im B e r g mönch, im gespenstigen Steiger, im B e r g männchen Personifikationen des B e r g innern zur E r k l ä r u n g der dortigen geheimnisvollen Geräusche· und V o r g ä n g e gebildet haben, so m u ß t e das A u ß e r e der (hohen) Berge, ihre v i e l f a c h z e r k l ü f t e t e Gestalt, in die m a n menschliche F i g u r e n hineinsah, der sie u m g e b e n d e Nebel, die v o n ihnen herabpolternden Steinschläge und L a w i n e n und die schauerlich-geheimnisvolle E i n s a m k e i t ihrer Gipfel die A l m und T a l b e w o h n e r zu parallelem T u n anregen. Die l e t z t e K l a s s e der B., zu der w i r somit gelangen, u m f a ß t die P e r s o n i fikationen ganzer Berge oder B e r g z ü g e , a u c h dies G e s t a l t e n des A b e r g l a u b e n s , die überzeitlich sind und überall a u f t a u c h e n , w o ragende Gipfel der ewigen P r i m i t i v i t ä t des V o l k s m e n -
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schen eine B e s e e l u n g der N a t u r a u f drängen. S o stellen sich die Zeugnisse des lebenden d e u t s c h e n V o l k s g l a u b e n s neben die altnordischen B e r g r i e s e n (bergrisar, bergbúar, bergjarlar, bergdanir, bergmari, bergstjôrar, bjarga gœtir usw.) ; schon der heilige Gallus soll in B r e g e n z ein Z w i e g e s p r ä c h des dortigen „ d a e m o de culmine m o n t i s " mit d e m W a s s e r d ä m o n des Bodensees b e l a u s c h t haben 1 O T ). W e n n wir in den A l p e n den W a t z m a n n , F r a u H ü t t , den Serles 1 0 β ), im V o i g t l a n d den K a t z e n v e i t , im H a r z den Gübich, im Riesengebirge den R ü b e z a h l , im B ö h m e r B e r g l a n d H a n s Heiling 1 0 9 ), in den P y r e näen den „ G e i s t der P y r e n ä e n " 1 1 0 ) , in Skandinavien den D o v r e a l t e n 1 U ) als P e r s o n i f i k a t i o n e n v o n B e r g s p i t z e n oder -zügen a n t r e f f e n — die A u f z ä h l u n g ließe sich leicht v e r m e h r e n — , so wissen wir, d a ß zwischen diesen allen keine andere direkte B e z i e h u n g b e s t e h t als eben jener eben angedeutete, ewig-menschliche Gestaltungs- und Beseelungstrieb. Diese riesenhaften B . sind u n v e r w u n d b a r , K u geln gehen durch sie hindurch, und wer sie v e r n i c h t e n will, den s t o ß e n sie in den A b g r u n d 1 1 2 ) . Sie b e w i r k e n Steinschläge und w e r d e n K r ä u t e r s a m m l e r n gefährl i c h 1 1 3 ) ; sie m a c h e n das W e t t e r : wenn sie b a c k e n , b r a u e n oder rauchen, nebelt es, und erhalten sie v o n den A l m l e u t e n nicht die g e w o h n t e n O p f e r g a b e n ( K ä s e , B r o t , Schnaps), so s t o p f e n sie sich ihre T a b a k s p f e i f e n , und es gibt ein U n w e t ter 1 M ) . Die Gemsen sind ihre H e r d e ; w e r sie j a g t , wird v e r w a r n t oder streng b e s t r a f t l l s ) . Sie sind die Obersten aller Geister und B e r g s c h ä t z e l l e ) , helfen w o h l gelegentlich in veränderter, v e r m e n s c h lichter G e s t a l t B e d ü r f t i g e n 1 1 7 ), bestrafen aber V o r w i t z i g e streng 1 1 8 ). Diesen B . n v e r w a n d t ist zweifellos der Α 1 b e r , eine seltsame Mischung v o n Bergriese und Gelddrache, b a l d als f e u riger S c h a t z d r a c h e , der sich nur v o n G o l d nährt, bald als täppisch-riesenhafter A l m geist geschildert, dessen s c h m a l z i g e F ü ß e den A l m w i e s e n F r u c h t b a r k e i t spenden. E r ist sehr häßlich, h a l b Mensch, h a l b P f e r d ; j e d e N a c h t l ä ß t er sich v o m A l m k n e c h t den R ü c k e n kraulen. Manch-
Bcrgspiegel—Bergwerk
io83 m a l h e i ß t es a u c h , sei119). Die B e r g k ö n i u n d der m h d . E p i k höfischte Bergriesen zufassen l a o ).
d a ß er hinten hohl g e Skandinaviens sind w o h l als verdieser G a t t u n g a u f -
im ) W e 1 1 i Vita S. Galli 7 = MG. Scrip. Her. 4, 261. 10») G o I t h e r Mythol. 185 u. ö. 10») W u t t k e 47 § 51; MschlesVk. 18 (1917), 219 ff; M e y e r Relig.gesch. 101 ; K ü h n a u Sagen 2, 404 ff. 110) S é b i l l o t Folk-Lore ι , 223 ff. m ) M e y e r Mythol. d. Germanen (1903) 240. "*) So der „Schwarzbart": V e r n a l e k e η Alpensagen 195. l l 3 ) So der „graue Mann" an der Gonzenwand: SAVk. 25,230. l u ) J a h n Opfergebräuche 321 (Tirol) ; L a i s t n e r Nebelsagen 133 f. 307 f. ; M e y e r German. Mythol. 158 f.; vgl. den Artikel „Alte, der". ' " ) Κ. V. v. B o n s t e t t e n Schriften (1793), 1 1 8 f . ; G r i m m Sagen Nr. 301; Die Schweiz 3, 142; H e r z o g Schweizersagen 1, 73 ff. ; vgl. S c h i l l e r s Gedicht ,,Der Alpenjäger". 11β) G r a b e r Kärnten 31. 117) Ebd. 24; K ü h n a u Sagen 2, 405 f. l18) K ü h n a u Sagen 2, 404 f. "·) Vgl. W a s c h n i t i u s Perht 175. 176; A l p e a b u r g Tirol 283 f.; M a n n h a r d t 2, 104; R o c h h o l z Naturmythen 27; H ö r m a η η Tiroler Volksleben 199 ff. ; Quitzmann Baiwaren 167. 175; G r ä b e r Kärnten 31; G r i m m Myth. 3, 124; H e y 1 Tirol 36. 817; A m e r s b a c h Lichtgeister 8 f. ; H ö f 1 e r Waldkult 27. 134. , M ) M e y e r Mythol. d. Germanen (1904), 155; Urquell 2, 193; S e p p Altbair. Sagenschatz 16; G r i m m Myth. 1, 386.
4. K e i n H e i m a t r e c h t auf d e u t s c h e m B o d e n h a b e n anscheinend die in F r a n k reich m ) und bei den M a g y a r e n 1 M ) so beliebten B e r g f e e n , zu deren Geschlecht a u c h die B e r g k ö n i g i n V i r g i n a l der m h d . Dietrichepen g e h ö r t 1 2 3 ) . In einer K ä r n t n e r S a g e lehrt eine solche B e r g f e e die B a u e r n , in deren D i e n s t sie tritt, das S i n g e n ; als sie's gelernt haben, v e r s c h w i n d e t sie w i e d e r 1 2 4 ). A u c h diese S a g e scheint f r e m d e n Ursprungs. Weinbergsgeister, w i e das Schweiz. T r u b a m a n n l i 1 2 5 ) , sind keine vollw e r t i g e n m y t h o l o g i s c h e n G e s t a l t e n ; sie dienen als K i n d e r s c h r e c k und sind nur z u diesem Z w e c k e r f u n d e n worden. »») S é b i l l o t Folk-Lore ι , 224. "») W l i β ί ο c k i Magyaren 175; D e r s . Volksglauben 25 ff. »») L ü t j e η s Zwerg 41. m ) G r a b e r Kärnten 33 f. "*) SAVk. 25, 238. Mackensen.
Bergspiegel s. S p i e g e l .
1084
Bergwerk. Die Überlieferungen der Bergleute, die aus d e m alten E r z b e r g b a u h e r s t a m m e n und in den eingesessenen B e r g m a n n s f a m i l i e n v o n K i n d auf K i n d e s k i n d weitergegeben wurden, bilden ein festgeschlossenes Ganzes, das durch eine R e i h e m y t h i s c h e r Z ü g e ein hohes A l t e r v e r r ä t . Hierher gehören: I. D e r G l a u b e a n Berggeister, 2. die V o r stellung v o n einer U n t e r w e l t , 3. die W a lensagen. H ä u f i g t r i t t a u c h eine V e r m e n g u n g mit den Z w e r g e n - u n d S c h a t z sagen auf. Die m ü h e v o l l e und gefährliche A r b e i t in der Grube, w o die A b g e s c h i e d e n h e i t v o n der O b e r w e l t und dem T a g e s l i c h t einen m ä c h t i g e n E i n f l u ß auf den Menschen ausübte, m a c h t e die P h a n t a s i e des B e r g m a n n s f ü r abergläubische Vorstellungen e m p f ä n g l i c h . Diese gipfeln im G l a u b e n a n den B e r g g e i s t * ) (Bergmönch, s. Berggeister 3), der in verschiedenartiger menschlicher oder tierischer Gestalt, wie a u c h als F l a m m e erscheint 2 ). E r ist der H e r r des Bergsegens und t r i t t als solcher dem in sein R e i c h 8 ) eindringenden B e r g m a n n b a l d feindlich 4 ) und bald freundlich *) entgegen. Seine G a b e n behalten j e d o c h nur solange ihre Unerschöpflichkeit, als der B e s c h e n k t e das Geheimnis w a h r t 6 ) ; f u r c h t b a r e R a c h e j e d o c h n i m m t der D ä m o n an jenen, die seine Mithilfe bei der A r b e i t v e r r a t e n e ) oder ihn höhnen w o l l e n 7 ) . W e n n mehrere Berggeister (Bergmännlein) a u f t r e t e n , so liegt eine j ü n g e r e V e r m i s c h u n g mit der Z w e r gensage vor, die.leicht s t a t t f i n d e n konnte, da a u c h diese W e s e n im B e r g e w o h n e n d g e d a c h t w u r d e n und ihre B e s c h ä f t i g u n g der des B e r g m a n n s g l e i c h t 8 ) . Viele T r a d i t i o n e n der Bergleute, die ursprünglich in den Gold- und Silbergruben e n t s t a n d e n sind, lassen deutlich den Einf l u ß der S c h a t z s a g e n erkennen. Diese Beeinflussung erklärt sich aus dem V o l k s glauben, d a ß im B e r g e *) große S c h ä t z e zu f i n d e n sind, n a c h denen der S c h a t z gräber wie der auf E d e l m e t a l l schürfende B e r g m a n n t r a c h t e t . B e i d e n dient dabei die Wünschelrute 8 ®), die dem einen im realen und d e m andern im magischen Sinne den F u n d o r t erschließt. Bisweilen
1ο85
Bergwerk
öffnet auch der Berggeist vor den Augen des erstaunten Bergmanns eine Gold und Silber bergende K l u f t im Gestein ·), aber wenn dieser nicht mit rascher Hand ein Stück des Gezähes hineinwirft, so schließt sie sich wieder, so wie der sichtbar gewordene S c h a t z dem Finder entschwindet, wenn er ihn nicht durch einen daraufgeworfenen Gegenstand bannen konnte. Das oftmals vergebliche Suchen des Bergmanns nach der Gold- oder Silberader wurde also im Volksglauben dem Schatzgraben gleichgesetzt und von der Sage mit denselben Einzelheiten ausgeschmückt. Ungehobenes edles Metall im Bergesinnern 10) leuchtet und glüht wie ein verborgener Schatz u ) und zuweilen deutet die Erscheinung eines goldenen Tieres 12 ) bei beiden auf die Fundstelle hin. D a m i t stehen die K l u m p e n gediegenen Goldes in Tierform 13 ) in Zusammenhang, deren A u f f i n d u n g zur Errichtung von B.en A n l a ß gab. Hierher gehören auch die goldenen Tiere der Venediger mit denen sie ihre Gäste aus Deutschland und den Alpen beschenken. Diese Einzelzüge leiten zu der mythischen Vorstellung v o n einer U n t e r w e l t 1 4 ) zurück, in der alles aus edlem Metall und Gestein besteht, in der auch goldene und silberne Tiere und Pflanzen leben. Der Glaube an ein organisches W a c h s t u m der Erze und Gesteine kehrt noch in den Schriften der Gelehrten des ausgehenden MA. wieder 15 ). Zahlreiche Sagen berichten v o n der Entstehung der B . e l e ) , wobei die zufällige Bloßlegung des Erzganges durch einen glücklichen Finder oder durch ein Tier oft in dem Namen des Schachtes zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Sagent y p handelt von der glücklichen Errettung eingeschlossener Bergleute durch den Berggeist oder durch himmlische Mächte 1 7 ). Häufig ist ein ethischer Grundzug zu erkennen, der sich in der Zerstörung eines B.s wegen Gottlosigkeit 1 8 ) oder F r e v e l m u t 1 8 ) der Besitzer und in strenger Bestrafung unwürdiger Bergleute l e ) kundgibt. Der Bergsegen kann auch durch einen Meineid, Zauber oder F l u c h 2 1 ) zum Versiegen gebracht wer-
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den. (Das Pfeifen und Fluchen ist in der Grube verboten.) ') Siehe das betreffende Stichwort. ') W r u bei Sammlung bergmännischer Sagen 1883, 29 Nr. ι ff. ') Das Machtgebiet des Berggeistes erstreckt sich auf die unterirdischen Räume und den Schacht bis zur obersten Fahrt (W r u b e l a. a. O. 7). 4) Sein Erscheinen zeigt Erz an (W r u b e 1 a. a. O. 40 Nr. 23 ; 78 Nr. 44) ; verkündigt aber auch Unglück (W r u b e 1 54 Nr. 34. 35). *) W r u b e 1 32 Nr. 9. 10. 14. 16. 18. 21. 33. ·) Ebd. 46 Nr. 29; 57 Nr. 39; 81 Nr. 47. ') Ebd. 29 Nr. 3 mit Literaturangaben. ·) Wie lebendig der Glaube an die Zwerge und ihre Betätigung war, geht aus der Nachricht hervor, daß Bauern auf Grund alter Sagen und geringer Goldfunde in den Strichenberg einen Stollen zu treiben begannen, aber aus Angst vor der Rache der Erdmännchen die Arbeit wieder einstellten ( R o c h h o l z Sagen 1, 271 Nr. 184c). 8») Vgl. „Wünschelrute": H e c k s c h e r Volkskunde 386 Anm. 284; G o e t h e Faust II, 5898 ff. ·) W r u b e 1 32 Nr. 9. ,0) Z i n g e r l e Sagen 326 Nr. 569; vgl. G o e t h e Faust I 3913ft. " ) Z i n g e r l e 327 Nr. 572ff. (u. d. Anm.). " ) Ebd. 254Nr. 447; 349 Nr. 615; 351 Nr. 620 u. d. Anm.; W r u b e l 31 Nr. 6. ") J . v . S p a r g e s Tyrolische Bergwerksgeschichte 1765, 24. ") K ü h n a u Sagen 3, 68; MschlesVk. 8 (1906), 127 ff.; Ζ i η g e r 1 e Sagen 96 Nr. 159 u. Anm. " ) W r u b e l 154 Nr. 43. ") Ebd. 19 Nr. ι ff. ») Ebd. 125 Nr. 13; 136 Nr. 22. u ) Ebd. 143 Nr. 32. 33; 151 Nr. 39; 161 Nr. 49; M ü l l e r Uri ι, 272 ff. u ) W r u b e l 38 Nr. 19. »») Ebd. 145 Nr. 36. l l ) Ebd. 139 Nr. 27. A u c h an dem Bergmannsgruß „ G l ü c k a u f " , der seit 1684 literarisch nachzuweisen ist 2 2 ), h a f t e t der A b e r g l a u b e ; er ist glückbringend, während der gewöhnliche Gruß „ G l ü c k z u " Unheil auf das B. herabbeschwören würde. Das Leben des Bergmanns entbehrt nicht der Frömmigkeit. Die besondere Schutzpatronin der Bergleute ist die hl. Barbara. Zu Beginn der Schicht wird meist v o n den Einfahrenden ein Gebet gesprochen. Kirchliche und weltliche Feiern M ) 24) vereinigen die Bergleute in althergebrachter Weise zu gemeinsamer Begehung. Die Z u n f t der Bergleute bildet also seit alters eine geschlossene Körperschaft mit eigenen Sitten und Bräuchen, sowie eigener Sprache, in der die Wörter durchwegs deutscher Herk u n f t sind. Im L a u f e des MA. wurden deutsche Bergknappen zur Einrichtung v o n B . e n 2 8 ) nach Südtirol, Böhmen,
ιο8 7
Bernardino von Siena—Bernhard
Ιθ88
V a c a n d a r d Leben des hl. Β. von Clairvaux, deutsch von M. S i e r ρ (beste- Biographie) ; K a m p s c h u l t e Die westfäl. Ktrchen-Patrocinien 181; K o r t h Die Kirchenpatrone im Erzb. Köln 34; K ü n s t l e Ikonographie 127 bis 130. ι . B. aus Berinhard (bärenstark) ist als Taufname ehedem sehr verbreitet gewesen, ζ. B. in der Kurzform Bernet, Bernt (Bernd) u. ä., übrigens einer der wenigen altdeutschen Namen, die sich unter hagiologischem Einfluß bis in die Neuzeit hielten *). *) Vgl. dazu die allgemeinen Ausführungen bei N i e d Heiligenverehrung u. Νamen gebung 17. 26. 2. In einer aus dem Zisterzienserstift Hohenfurt in Böhmen stammenden lateinischen Segensformel für Gebärende wird neben der Geburt Samuels, Johannis d. Täufers, Mariae, Christi und des hl. Remigius auch die des hl. B. als Analogie zu dem Gegenstand der Bitte (leichte Entbindung) Bernardino (Albiceschi) von Siena. erwähnt, freilich nur hier ohne weitere T o u s s a i n t Das Leben des hl. B. RegensNachahmung 3 ), ein Beweis für das Beburg 1873; A l e s s i o Storia di S. Β. di Siena streben der einzelnen Zisterzienserklöster, e del suo tempore. Mondovi 1899. den Glauben an die Macht ihres großen B. 1380—1440, Franziskaner, berühmOrdensheiligen verbreiten zu helfen. ter Bußprediger. Seine Predigten χ ), na') F r a n z Benediktionen 1, 201. 203. mentlich die de Idolatrine cultu enthalten 3. Als Abzeichen (Attribut) führt B. 2 zahlreiche Zeugnisse ) zum ma.liehen außer andern einen Bienenkorb und wird Aberglauben, die zwar nicht direkt für nebst Ambrosius (s. d.) als BienenpaDeutschland in Betracht kommen, aber tron 4) (s. Biene) aufgeführt. Er hat es als Vergleichsmaterial von Wert sind. freilich als solcher ebensowenig wie Am') Hrsg. von P e t r u s R u d o l p h , 4 Bde. brosius zur Volkstümlichkeit bringen könVenedig 1591; die italienischen von L. B a n nen. In Wahrheit führt das Attribut auf c h i , 3 Bde., Siena 1880—1888. *) T h e o d . Z a c h a r i a e Abergläubische Meinungen und B.s große Wirksamkeit als theologischer Gebräuche des MA. in den Predigten B.s von Schriftsteller und als hinreißender RedSiena ZfVk. 22, 113—134. 225—244 = Kl. ner zurück. Schriften 339—386. Helm. *) Κ e r 1 e r Die Ρatronóte der Heiligen 27. Bernikelgans s. B a u m g a n s . 4. Unter den Taten und Wundern B.s Bernhard hl., A b t von Clairvaux, Kir- treten Beschwörungen und Heilungen bechenlehrer, geb. 1090 bei Dijon aus bur- sessener oder dämonischer Menschen sehr gundischem Hochadel, gest. 1153, viel- hervor 8 ). A m Beschwörungswesen selbst gerühmt und vielgesucht, mit dem Bei- besitzt er einen besonderen Anteil. Mehnamen „ D o c t o r mellifluus" geehrt, Fest rere Schriftverse, die Psalmen 12, 4. 5 20. August, Haupt im Dom zu Troyes, (Illumina oculos meos) und 115, 16 f. die andern Überreste zu Fontaines *). (Dirupisti, domine, vincula mea), ge>) A A S S . 20. Aug. 4, 256 ff.; MG SS. 26, hören zu den Psalmenstellen, die angeb95 ff.; Mi g n e Patrologia lot. 185, 469 ff.; lich ein Dämon dem hl. B. als kräftige P o t t h a s t Bibliotheca histórica 2, 1206; Abwehrmittel gegen Dämonen bezeichDer hl. Β., Predigten in altfranzös. Übertragung (Stuttg. Litt. Ver. Bd. 203) ; Α. Ν e a η - nete, in vielen Handschriften und gedruckd e r Der hl. Β. u. sein Zeitalter* (1891); E. ten Gebetbüchern ') aus dem Anfang des Mähren, Schlesien, Ungarn, Toskana und Schweden ϊβ ) berufen und brachten außer ihrer Fachkenntnis auch ihre Traditionen in die neue Heimat mit, so daß deutscher Einfluß für diese Gebiete als sicher angenommen werden kann. Ein Beispiel hierfür bietet der Berggeist Rübezahl, der, wie aus einer Tiroler Chronik des 17. Jh.s hervorgeht, im Harz heimisch war und von dort durch ausgewanderte Bergleute ins Riesengebirge übertragen wurde * ) . ·*) D r e c h s l e r MschlesVk. 7 (1905), 69 ff.; K i r n b a u e r in Forschungen u. Fortschritte 4 (1928), ι . '*) An ihrem Tage (4.Dez.) wurde dem Rauriser Bergmandl von den Bergleuten ein Speise- und Kleideropfer dargebracht. A n d r e e - E y s n Volkskundliches 205. M) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 167 ff. 205. ") J o h n Erzgebirge 191. 207. *·) K l o s t e r m a n n ZfBergrecht 13 (1872), 48 ff. ") S. Τ u η b e r g Stora Kopparbergets Historia 1 (1922), 93; MschlesVk. 7 (1905), 79 ff. Schömer.
Berndietrich—Bernhards minne 16. Jh.s überliefert. Ein Wettersegen, der aus einem Zisterzienserkloster der Salzburger Gegend s t a m m t und dem 15. Jh. angehört, t r ä g t den Namen des Heiligen wegen des ihm zugeschriebenen Exorzismus: Benedictio beati Bernhard! abbatis contra tempestates 7 ). ') F r a n z Benediktionen 2, 551. ·) H a i n Repertorium bibliographicum* 7507. ') F r a n z a. a. O. 2, 90. 5. A u c h die Tierbannung, ein beliebtes Legendenmotiv, kehrt in B.s V i t a wieder. Das W o r t des Heiligen ( „ E x c o m m u nico") genügte, bei der Einweihung des Klosters Foigny lästige Fliegenschwärme zu bannen 8 ). Einer förmlichen Beschwörung (Adiuratio) bedurfte es nicht, ebensowenig anscheinend bei der Vertreibung von Mäusen, v o n der in einer Sage aus Freiburg (Baden) die Rede ist 9 ). Hier hatte die bloße Anwesenheit B.s genügt, den Raum, den er bewohnte, f ü r immer von der Plage frei zu machen. 8) F r a n z a . a . O . 2, 144. ·) B a a d e r NSagen (1859), 35. 6. A u s dem Streben des Zisterzienserordens, die Verehrung für den großen A b t v o n Clairvaux möglichst zu verbreiten, mag der Brauch entstanden sein, B. im T o d e s k a m p f 1 0 ) anzurufen, seiner Fürbitte besonders teilhaftig zu werden, wenn die Sterbestunde zwischen 3 und 4 Uhr nachts fallen sollte 1 1 ). Sehr merkbar ist der Brauch in Wochern (Kr. Saarburg), die Hilfe des Heiligen bei Kinderkrämpfen zu erflehen, weshalb die K r a n k heit im Volksmund entweder Wochernkränkt oder nach dem Heiligen selbst Berenskränkt h e i ß t 1 2 ) . 10) F o n t a i n e Luxemburg 112. n ) Geistl. Schild 124—126. 12) F o η t a i η e a. a. O. 107. 7. B . t a g zählt am Rhein auch zu den Merk- oder Lostagen für die Landwirtschaft. „ B e r e n d s d a g as den eschte (ist der erste) S ä m a n n " 13 ). " ) RheinWb. 1, 624. Wrede. Berndietrich s. D i e t r i c h Bern.
v o n
Bernhardsminne. Die Sitte, die Minne des heiligen B e r n h a r d v o n C l a i r V a u χ zu trinken *), scheint verbreite-
ter gewesen zu sein, als die dürftigen Zeugnisse ausweisen. Der älteste Beleg, der dem 14. Jh. entstammt *), l ä ß t erkennen, daß es üblich war, bereits am frühen Morgen Bernhards Minne auszubringen; woher diese Beschränkung auf eine bestimmte Tageszeit, die bei den Minnen anderer Heiliger völlig unbekannt ist, kommt, läßt sich nicht erklären. Doch scheint die Sitte, die durch die T ä t i g k e i t der Zisterzienser verbreitet wurde, sehr bald Mißstände gezeitigt zu haben: aus dem F r ü h t r u n k wurde ein Gelage, das o f t sogar zur V e r s ä u m u n g der sonntäglichen Messe Veranlassung gab. Der hl. Bernhard geriet dadurch in den R u f , Schutzpatron der Trunkenbolde zu sein, wie denn auch ein S c h w a n k des 15. Jh.s (,,Ein pantaiding im Himmel") ihm aus diesem Grunde die größte Schuld an der T r u n k s u c h t zumißt. Die Zimmernsche Chronik deutet an, daß die B. zeitweise sogar der Beliebtheit der Johannisminne Eintrag getan habe: „ Z u unser Zeiten wil man an teil orten nit vergüt haben, da man eim Sant Johannessegen darbeut , sonder es ist v o n etlichen hofleuten ein anderer segen darfür uf die ban kommen, haißt S a n t Bernhardtssegen. ich h a b auch gesehen, das zu unser lebzeiten etliche, do S a n t Bernhartsegen so überflüssig angenommen, derhalben unter die ros gefallen, arm und bain des segens wol empfunden h a b e n " 3 ). Man nannte diese Sitte „einen Bernhart t r i n k e n " 4) und erhoffte v o n ihr Schutz gegen Ung l ü c k s f ä l l e s ) und — wie v o n der Gertruden- und Johannisminne (s. dd.) — einen kurzen und glücklichen Verlauf einer vorgenommenen Reise 6 ). Diese letzte Bedeutung der B. ist zweifellos v o n der Johannisminne, mit der die Minne des Bernhard j a in W e t t b e w e r b s t a n d 7 ) , herübergenommen. Mit dem Beginn des 18. Jh.s scheint die Sitte auszusterben; der letzte Beleg s t a m m t v o n 1729 e ). ') Vgl. den Artikel Minne. Benediktionen
1, 292 f.
3)
2)
Bei F r a n z
Vgl. B o c k e l
Volks-
lieder 39. *) Vgl. G o e d e k e in Weimjb. 6, 30; AltdBl. ι, 413; Z i n g e r l e Johannissegen 190 Anm. ι. ') Vgl. AltdBl. 1, 413: „se hin, trink ein guten Pernhart, das dir kein celuek
Bernkes Jagd—Bernstein schad". ·) Germania 21, 215: „was, sagt der und Blutfluß und Durchlauf bewähren andere, -was schere ich mich um des Hänßl sei- soll 9 ). Im MA. wurde B. innerlich genen seegen; ich halt mehr auf Bernhards namen, so kommen wir bald wieder zusammen" (Jahr:. braucht bei Herzzittern, Magenschmer1729). ') V g l . A n m . 3 u n d 6. ·) Abrahamisches zen, Wassersucht; B.öl wird bei hohlem Gehab dich wohl; v g l . A n m . 6 . Mackensen. Zahn und als Abortivum verwendet, B.rauch als geburtsförderndes Mittel 1 0 ). In Bernkes Jagd s. w i l d e J a g d . Westfalen tragen Frauen und Mädchen Bernstein, Agtstein. Die Griechen B.ketten als Schutz gegen allerlei Übel, nannten das versteinerte Nadelholzharz vornehmlich H a l s b e s c h w e r d e n u ) ; im aus der Tertiärzeit ήλεκτρον, weil es dieK a n t o n Bern trägt man B.halsbänder selbe Färbung und Wertschätzung wie gegen den K r ö p f 1 2 ) . diese Goldsilbermischung besaß, die RöLonicer bringt den Agtstein mit dem mer succinum (Saft, Harz) oder mit Herebenfalls gelbfarbenen Luchsstein zusamübernahme der altgermanischen Bezeichmen und behauptet, er ziehe das Eisen nung glesum (Glas, Glanz). Die deutsche aus den Wunden, sei heilsam bei GelbBezeichnung war bis ins 18. Jh. (weißer) sucht, Verstopfung usw. M ). (Vgl. LuchsAgtstein (Achatstein, A c h a t ? ) ; daneben stein s. v . Belemnit.) tritt seit dem 13. Jh. ndd. bornstein, Sagen des Samlandes, Pommerns und börnstein (Brennstein) auf, das dann ins Mecklenburgs zeigen, wie der B. die PhanNhd. als B. übernommen wurde *). tasie des fabulierenden Volkes lebhaft Glanz, Farbe, Verbrennbarkeit, elekanregte 14 ). trische Eigenschaft hoben den B. vor an') Ρ1 i η i u s η. h. 37 § 20 ff.; S c h r ä d e r deren Steinen heraus und führten frühReallex* ι, 94 ff.; K l u g e EtWb., s. ν. Bernzeitig zu dem Aberglauben, er schütze stein und Glas; F i s c h e r Altertumsk. 90 f.; G r i m m DWb. 1, 1526 u . Myth. 2, 1019·; gegen Krankheiten und Dämonen. Seine K a u f f m a n n Altertumsk. 1, 113; M ö l l e r Verwendung als Gegenzauber war beNord. Altert. 2, 110; M u c h Heimat d. Indoreits im Altertum verbreitet 2 ). Umgegerm. 140; H o o p s Reallex. 1, 260; B e r g hängte K e t t e n aus B.perlen galten im m a n η 14 s. v. Agtstein; H o v o r k a - K r o n f e 1 d ι, 59 f. *) Ρ1 i η i u s a. a. O. § 51 ; D a frühen MA. als Schutzmittel. Kirchliche r e m b e r g - S a g l i o 2, 535; M e y e r AberVerbote bekämpften es als heidnischen glaube 258. 3) SchwVk. 10,13 (8. Jh.); G r i m m Brauch s ). Noch heute wird in Dänemark Myth. 3, 402 u. 407; S a u p e Indiculus 14; ein B.herz den Kindern als Schutz gegen B o e s e Superst. Arelat. 15, 24. 28; 55 c a p . 33. Beschreiung umgehängt *). Die bereits *) F e i 1 b e r g Dansk Bondeliv 2, 84. «) Ρ 1 i η i u s η. h. 37, § 50 = M e y e r Aberglaube im Altertum geübte Sitte, Kindern B.257; Β o e s e a. a. O. 69 f . ; Z f ö V k . 13 (1907), ketten um den Hals zu legen, lebt heute 113; J o h n Erzgeb. 54; H o v o r k a - K r o n noch in ganz Deutschland weiter; urf e 1 d ι, 60. ·) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 282; ι, 60; L a m m e r t 269; S c h u l e n sprünglich ein Abwehrmittel, sollen sie M o s t Encyklopádie582. ') W u t t k e jetzt das Zahnen erleichtern 5 ). B. gilt b u r g 100; 355 § 53 1 ; S t e m p l i n g e r Sympathie 86; besonders als Vorbeugungs- und Heilvgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 115 (Rußmittel bei gichtig-rheumatischen Leiden, land). s) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 785; L a m m e r t 229 u. 232; Frauenzimmerlexikon dem Fluß, dem Reißen und Ziehen in den 42 s. v. Agtstein; Urquell 4 (1893), 2 1 1 u n d 1 Gliedern; der K r a n k e trägt ihn im Ring, als K e t t e oder im Hemd öder in ein Säckchen eingenäht e ). In Norddeutschland trägt man ein Stück gelben B. am Halse oder am bloßen Leibe gegen Gelbsucht (similia similibus curantur) '). B. ketten gelten auch als wirksam bei Kopfweh, Ohrenfluß, Augenentzündungen und Zahnschmerzen 8 ). Überhaupt wird dem B. eine anhaltende K r a f t beigemessen, die sich bei übermäßigem Harnen, Samen-
(1890), 19. ») Z e d i e r 2,1397; K e n n t m a n n i Nomenclaturae rer. foss. (1565), 10. 10) Η o -
v o r k a - K r o n f e l d 1, 164 u. 2, 838; M e g e n b e r g B.d.N. 384 u. 397; L o n i c e r 62; S e y f a r t h 231; H ö h n Volksheilkunde 1, 99; S t a r i c i u s Heldenschatz
m e r t 169; F r a n z
(1679), 409; L a m -
Benediktionen 2, 499;
U r q u e l l 5 (1894), 252;
L e m k e
Mecklenburg
J a h n
Ostpreußen
ι, 53· ") S a r t o r i Westfalen 35; vgl. M e y e r Aberglaube 258 (Italien). ") SAVk. 8,152 u. 272. 1S) L o n i c e r 62 f. ; vgl. Ρ 1 i η i u s η. h. 37 § 52. 14) R e u s c h Sagen 52 Nr. 46; B a r t s c h ι , 390 f. ;
Pommern
492
1093
Berserker—Berthold von Regensburg
Nr. 612 u. 194 Nr. 244; H a a s Rügen 612. Zu der Bezeichnung des B.s als gelbe Ambra vgl. Ambra und ZfdA. 18 (1875), 409 c. 14. Olbrich.
Berserker, altnord. ber- B ä r und serkr Hemd, also B ä r e n h ä u t e r (s. d.), gleich dem Werwolf (s. d.) eine Gestaltnahme der in der Ekstase (s. d.) ausgesandten menschlichen Seele. In der altnord. Saga ist B. schon meist verblaßt zum Helden, der sich in „ E k s t a s e " und tierische Raserei, eine Art A m o k l a u f e n s von oft krankhafter Entstehung, zu versetzen v e r m a g , oder zum prahlerisch einen jeden herausfordernden Kämpfer, schließlich zum tapfern Streiter überhaupt x ). In Deutschland findet sich nur die Vorstellung des Werwolf s ; die besondere Art des B.turns ist rein nordisch (auch irokeltisch), in Deutschland erst seit Beginn des 19. J h . bekannt 2 ). Doch eine Art wilder B e r u f s k ä m p f e r , ähnlich den altnord. B., erwähnt Tacitus bei den Chatten 3 ). Der B.w u t (berserksgangr) entspricht bei den deutschen Germanen noch später einigermaßen die fast berufsmäßige Tollheit mancher leidenschaftlicher Raufer in gewissen Gegenden, besonders in Bayern und Tirol, die gleich den wikingischen B.n um jeden Preis „anbandeln" wollen 4 ). Auch tirolische Frauenzimmer können in solche unbändige, wahnsinnige Raserei verfallen und, alles scheltend, mit zerrauften Haaren und zerrissenen Kleidern herumlaufen, eine „ F ü a " oder „ F u i r e " ® ) . Schon vor Tacitus hat Lucanus den Ausdruck f u r o r T e u t o n i c u s geprägt®), der um 1 1 0 0 nach ihm in der lateinisch gebildeten Welt recht geläufig geworden ist und gerne die oft sinnlose Kampfeswut der Deutschen bezeichnet, in Deutschland mit trotzigem Stolz genannt, im Ausland ringsum aber mit verächtlichem Haß, bis diese Wendung im 15. J h . allmählich wieder in Vergessenheit gerät, um im 19. J h . eine zweite, politisch - gelehrte Auferstehung zu erfahren 7 ). Sie erweist eine der nordischen verwandte Anlage auch der deutschen Germanen. ' ) H o o p s Reallex. 1, 260 f. ; H. G ü n t e r t Ober aliisländische B.geschickten. Progr. Heidel-
1094
berg 1912, bes. 9. 19. 23. 27; W e i s e r Jünglingsweihen 4 3 — 6 1 : Weiser faßt, im Gegensatz zu Güntert u. a., die B. nur als „in Bärenfell gekleidete Krieger" auf und versucht, sie gleich den Chattenhelden als Männerbünde kultischen Ursprungs zu deuten, die einst in Tiermasken das Totenheer darstellten, später zu rein kriegerischen Verbänden wurden, zuletzt durch die Wikingerbünde ersetzt; G o 1 1 h e r Mythologie 100 ff. ; M e y e r Germ. Myth. 69 § 9 9 ; F i s c h e r Altertum.sk. 1 1 9 ; M a n n h a r d t Götter 166; M e y e r Relig.gesch. 78. 130; v. d. L e y e n Sagenbuch 75. 172; K e l l e r Tiere 1 2 1 ; MschlesVk. 18 (1917), 14 f.; ZfVk. 7, 342. 347. s) G o e t h e s Werke 29, 87 (Dichtung und Wahrheit). ») Germania c. 3 1 ; M ü l l e n h o f f Altertumsk. 4, 418; W e i s e r a.a.O. 3 5 f f . «) ZfVk. 7, 343. ») V e r n a 1 e k e η Mythen 45 ; vgl. schwäb. fure n ; Furie! ·) De bello civ. ι, 255 f. ') E. D ü m m 1 e r Über den furor Teutonicus, Sitzb.Berl. 1897, i r 6 — 1 2 4 ; F . V i g e n e r Bezeichnungen für Volk und Land der Deutschen vom 10. bis zum 13. Jahrhundert. Heidelberg 1901, 69. 86 ff. 261; vgl. ferner MG.SS. 25, 351 f.; ZfGORh. N. F. 22, 3 1 1 . Müller-Bergström.
Berthold von Regensburg. Jac. G r i m m Kleine Schriften 4, 296—360; H a m b e r g e r in ADB. 2, 546—549; K . R e h o r n in Germania 26, 316—338; Ant. E. S c h ö n b a c h Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt Stück 2—5. 7. 8 in Sitzb. Wien 142. 147. 1 5 1 . 152. 154. 155 (1900—1907).
Geb. um 1220 wahrscheinlich zu Regensburg, Schüler des Predigers David von Augsburg, Franziskanermönch zu Regensburg, dann etwa seit 1250 als Wanderprediger in einem großen Teil Deutschlands (Mittelrhein, Oberdeutschland, Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren, Schlesien, Thüringen, Franken) tätig und weit berühmt. Gest. zu Regensburg 1272. B.s Predigten x ) sind voll von Zeugnissen zur Volkskunde, die von Schönbach zusammengetragen und z. T. erläutert 2) sind. Außer Nachrichten über Spielleute, Volkslieder, Sprichwörter und mancherlei Volksbrauch enthalten sie vieles über abergläubische Vorstellungen, die der Bußprediger bekämpft (a. a. O. S. 7—55). E r spricht von Geistern und gespenstischen Tieren, u. a. vom Werwolf, von Wahrsagerei, Wahrsagérinnen und ihrem betrügerischen Treiben, von Hulden und Unhulden, von nächtlichen Dämonen böser und freundlicher Art, von Krankenheilung, von Angang, Orakel
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Berufe—berufen, beschreien
1096
Mönch, Müller 10 ), Nachtwächter, Nonne, Richter, Scharfrichter (Henker, Nachrichter), Schiffer 1 1 ), Schlosser, Schmied 18 ), Schneider 1 2 ), Schreiner, Schuhmacher 1 3 ), Schüler, Soldat 1 4 ) (Heer, Militär), Spielmann, Steinhauer, Taucher, Tischler, Totengräber, Waschfrau (Wäscherin), Weber, Wilderer, Wirt und Zimmermann u ) . Zahlreiche B. haben sich, oft an die Heiligenlegende anknüpfend, bestimmte Schutzpatrone 1 5 ) erkoren, z. B. : St. Leonhard (u. a.) s ), Barbara 3 ), Martin *), Notburga B), Isidor 5 ), Wendelin e ), Hubertus 7 ), Laurentius 8 ), Johannes d. T. ®), Katharina10), Nikolausu), Eligius 1 2 ), Crispinus 13 ), J o s e f 1 4 ) . Die für den künftigen Lebensgang des ') Vollständig herausgegeben sind nur die deutschen, von Franz P f e i f f e r und Jos. Kindes wichtige B.swahl suchte man S t r o b l , 2 Bde., Wien 1862 und 1880; von durch O r a k e l l e ) zu erforschen. Einzelne den weit zahlreicheren lateinischen nur die 17 Sermones ad religiosas XX von H ö t ζ 1. Mün- B. haben Sondersprachen ) ausgebildet, denen bei Fischern, Schiffern und Jägern chen 1882. Vgl. ferner dazu Georg J a k o b Die lateinischen Reden des seligen Berthold von zum Teil magische Bedeutung zukommt Regensburg. Regensburg 1882; S c h ö n b a c h (s. Handwerker, Heilige, Orakel, SonderÜber eine Grauer Hs. lateinisch-deutscher Predigten 1890 und desselben Studien (s. o.), Stück sprachen, Tabu). Volkskundlich wichtig sind die B.sschelten, von denen manche 2—5. ') Studien Stück 2. ®) a. a. O. 35—50. *) a. a. O. 121 ff.; Ζ a c h a r i a e Kl. Sehr. 334. als Deckname für die eigentliche, jedoch Helm. anstößig gewordene Bezeichnung dienen 18 ). Berufe. Zu den ältesten B.n, die durch die Eigenart ihres Brauchtums noch an ') s. Handwerker. s) bis u ) Diese Verweise beziehen sich auf die im nächsten Absatz anprimitive Kulturstufen gemahnen, zähgeführten Schutzpatrone. ,6) Vgl. A η d r e e len der Hirt, Fischer und Jäger, wie auch Votive 10ff.; s. Heilige. ") W u t t k e 241 der Bauer, der seit alters in seiner Wirt§ 346; J o h n Westböhmen 2; W e t t s t e i n schaft viele Tätigkeiten ausübt, die mit Disentís 174, 43; F o g e l Pennsylvania 43 ff.; s. Sondersprachen, Tabu. ") s. fortschreitender Besiedelung eigenen s. Orakel. Abdecker, \ Scharfrichter; Κ 1 e η ζ ScheltenHandwerken 1 ) zugewiesen wurden. 1 Wb. . Schömer. Alter Glaube und Brauch sind vielen berufen, beschreien. ι. A l l g e m e i B.n eigen, so daß eine stattliche Anzahl n e s : b. (auch behexen, verhexen, bevon ihnen in diesem Werke behandelt zaubern, verschreien, bereden, vermeiwird und zwar: nen vermalen 2) u. ä. genannt) bedeuAbdecker (Schinder), A d v o k a t , A m t t e t : be- oder verzaubern (s. a. verhexen), mann, Arzt, Bäcker, Bader und Barbier, ist also ein Besprechen im bösen, SchaBauer 2), Bergmann 3) s. Bergwerk, Bettden zufügenden Sinn (s. besprechen, bes. ler 4 ), (Bierbrauer, s. Bier, brauen), BriefI und ' B \ ) . träger, Buchdrucker, Dachdecker, Dieb, Dienstboten 6 ) (Gesinde), fahrendes Volk, Der bloße Wortzauber erscheint hier Fährmann, Feilenhauer, Fischer, Försehr häufig mit Blickzauber (dem bösen ster, Fuhrmann, Gärtner, Gauner, GeistBlick) verbunden, dem mitunter allein licher (Pfarrer, Priester), Hausierer (Mausschon die Wirkung des B.s zugeschrieben fallenhändler), Hebamme, Hirte (Hüter, wird. Schäfer, Senne)®), Jäger 7 ), Kaminfeger, Die Bezeichnungen besprechen, beKoch 8 ), Köhler, Küfer, Küster (Meßner, rufen, beschreien, lassen sich nicht immer Sigrist), Landmesser, Maurer 9 ), Metzger, streng auseinanderhalten. Mitunter wird und Unglückstagen, von incantatio, Zauber und Besprechung aller Art, Zauber mit Pflanzen (wichtig die Betonie s )) und Tieren, Bildzauber, Mondzauber, Zauber mit Totenknochen, Gebetzauber (Mordbeten) usw. Die Frage nach den Quellen all dieser Angaben ist noch nicht voll befriedigend beantwortet. In vielen, j a den meisten Fällen wird B . von Dingen sprechen, die ihm und seinen Hörern aus den Erfahrungen des wirklichen Lebens bekannt waren. Hinzu tritt aber mit Sicherheit in noch nicht festgestelltem Umfang auch Material, das aus literarischer Überlieferung (Beichtbüchern u. a.) s t a m m t 4 ) .
berufen, beschreien
ιορ;
b. auch für Dämonenvertreibung gebraucht s ), während umgekehrt besprechen auch Be- oder Verzauberung bedeuten kann. Im allgemeinen hat jedoch besprechen neben der umfassenden Bedeutung v o n Wortzauber überhaupt die besondere von Entzauberung (s. besprechen), während B. für Be- oder Verzaubern gebraucht wird. ») Z. B. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 185 ff. 310; 3, 260; A l p e n b u r g Tirol 291; Β r ο η η e r Sitt' u. Art 158. J) S c h ö n w e r t h a.a.O. 1, 188 Nr. 13; 3, 260. a) S e y f a r t h Sachsen 45; H o v o r k a - K r o n f e l d ι, 62. 2. W i e w i r d b e r u f e n ? Das B. kann durch böse W o r t e (Zaubersprüche, abfällige Bemerkungen u. ä. m.), aber auch durch gute W o r t e , insbes. durch L o b und unvorsichtiges Bewundern erfolgen. Es geschieht also absichtlich wie auch unabsichtlich, j a wider Willen der lobenden Person. Zur V e r h ü t u n g v o n Unheil pflegt man daher bei rühmendem Hervorheben v o n Glück, Gesundheit, Schönheit, K r a f t oder guten Eigenschaften irgendwelcher Art, sei es bei andern oder sich selbst, meist ein „unberufen, unbeschrien" (s. d. ; vgl. a. u. 5 a) hinzuzufügen. Erfolgt das B. durch bloßes (blinzelndes, von der Seite her, düsteres, scharfes, feindseliges, aber auch bewunderndes) Anschauen, so wird es gleichsam als A u s f l u ß des bösen B l i c k s betrachtet, als der gewissermaßen in W o r t e übersetzte böse B l i c k 4 ) . Die Verbindung von Wort- und Blickzauber ist beim B. die denkbar engste. 4) D r e c h s l e r 2, 258; Alemannia 37 (1909), 4; W u 1 1 k e 165 § 224; Κ r a u ß Relig. Brauch
41.
3. a) W e r b e r u f t ? B. kann jeder den andern, wie auch sich selbst. Besonders verstehen es die Hexen, zu deren Haupttätigkeiten es gehört, sowie jene Menschen, die mit dem bösen Blick behaftet sind; daneben alte Weiber, insbesondere, wenn man ihnen morgens, beim Ausgehen begegnet, und unreine oder ungewaschene, sowie auch nicht zum Haus gehörige Personen. Mitunter erscheint diese Fähigkeit an besondere Umstände g e k n ü p f t : so beschreit, wer in ein
1098
fremdes Haus tritt und unter der Stubentür stehen bleibt, alle Menschen, deren er drinnen ansichtig wird 5 ), kann b., wer zweimal Muttermilch getrunken hat *), u. dgl. m. b ) W e r w i r d b e r u f e n ? B. werden kann jedermann und alles. Ganz besonders gefährdet erscheinen Kinder, v o r allem Neugeborene und im Schlafe befindliche, dann Wöchnerinnen, Verlobte, Brautleute, wie überhaupt Personen in Übergangsstadien 7 ). Mit besonderer Vorliebe wird auch das Vieh im Stall, besonders J u n g v i e h , b. und dadurch den Kühen, bzw. Ziegen die Milch entzogen und anderswohin übertragen, „verh e x t " 8 ). Laufende Pferde werden durch B. z u m Stehen 9 ), bellende Hunde zum Schweigen gebracht 1 0 ). A u c h der Wetterund der Liebeszauber (s. d.) gehört zum Teil hieher (vgl. besprechen 7 b). A b e r auch leblose Gegenstände sind dem B.werden ausgesetzt, ζ. B. W a f f e n , Getreide 1 1 ), B u t t e r 1 2 ) , trocknende Wäsche, die bis Sonnenuntergang auf den Stangen hängen gelassen wurde — wer sie anzieht, b. alles 1S ) u. dgl. m. e)
S c h ö η w e r t h a. a. O. 3, 261 Nr. 5.
·) G a ß η e r Mettersdorf 19. ') Vgl. S a r t o r i Sitte u. Brauch r, 19. 50. 59. 124.
e)
G r i m m Myth. 3,409 Nr. 199d. *) S a r t o r i Westfalen 74. 10) ebd. ») ζ. Β. H e 11 w i g Aberglaube 9. 12) G r o h m a n n 155. ls) G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 406; S c h ö n w e r t h a . a . O . 1, 188 Nr. 15. 4. Die W i r k u n g e n des B.seins machen sich rasch bemerkbar. Kleine Kinder beginnen abzunehmen, gähnen viel und weinen häufig, werden immer schwächer und siechen endlich ganz dahin 1 4 ). A u c h Erwachsene werden v o n allerlei Übeln befallen; insbesondere gelten als beschrien: Hexenschuß, Hitzschlag, Seitenstechen, Gicht u. ä. plötzlich und ohne erkennbare Ursache auftretende K r a n k h e i t e n und L e i d e n 1 5 ) . W ö c h nerinnen verlieren durch B. die Milch und werden s c h w i n d s ü c h t i g 1 6 ) . In manchen Gegenden ist es geradezu sprichwörtlich, Menschen, deren Aussehen sich plötzlich verschlechtert, zu sagen: „ D u siehst aus, wie wenn du b. w ä r e s t " 1 7 ) . Beschriene Tiere beginnen zu zittern und
berufen, beschreien
I099
zu schwitzen, werden immer magerer, bis sie hinfallen und verenden 1 8 ). Leichtere S y m p t o m e sind: Verweigerung der N a h r u n g s a u f n a h m e , Lockerwerden der Zähne, wodurch sie am Fressen gehindert werden, oder, wenn die K ü h e keine, oder auffallend wenig, oder rötliche Milch geben 1 9 ). So verwandelt sich Gesundheit in Krankheit, Glück in Unglück, Gutes in Böses. " ) H a 1 1 r i c h Siebenbürger
Sachsen
259 f.
") S e y f a r t h Sachsen 44; vgl. H e 11 w i g Aberglaube
9.
1β )
H a 1 t r i c h
a. a. O.
") S c h ö η w e r t h a. a. O. x, 185 Nr. 1. M) D r e c h s l e r a.a.O. 2, 252; S t r a c k e r j a n ι, 374. ") S c h ö η w e r t h a. a. O. 1, 310;
L e h m a n n
Sudetend.
H e l l w i g A ber glaube 9 u. 11.
Volksk.
118;
5. Die Zahl der S c h u t z m i t t e l gegen das Β. ist außerordentlich groß. Sie lassen sich naturgemäß in 2 H a u p t gruppen teilen: in die prophylaktischer und in die therapeutischer Natur. Es kehren die auch gegen andre Übel und Gefahren immer wieder angewendeten zauberischen Mittel hier wieder. a) Als v o r b e u g e n d gilt : Das Räuchern, insbesondere mit K e h richt aus den 4 Winkeln, Abschabsein v o n den 4 Tischecken, mit neunerlei Holz u. dgl. m., das Tragen bestimmter K r ä u ter, ζ. B. von W e r m u t 21 ) und verschiedener Amulette, unter denen metallene Gegenstände eine besondere Rolle spielen. So werden dem Kind^alte Münzen 22) um den Hals gehängt, oder am Häubchen über der Stirn aufgenäht, Messer, verrostetes Eisen, Stahl, Scheren 23) u. ä. m. in die Wiege oder ins B e t t gelegt. A l s schützend wird auch Korallenpulver oder Korallenschnüre 24) angesehen, auch sog. „ B e s c h r e i b ä n d c h e n " 28), die den Kindern ums Handgelenk gebunden, — gewöhnlich 3 eckige — Stoffsäckchen, die, mit stark riechendem Gewürz, oder Weihrauch oder Getreidekörnern u. dgl. m. gefüllt 2e ), auch mit eingesticktem Natternkopf versehen 27 ), umgehängt werden; kleine Kinder, besonders Säuglinge, nicht allein zu lassen M ) ; das Lecken des Kreuzzeichens M ) auf die Stirn des Kindes durch die Mutter oder A m m e ; das Aussprengen v o n Weihwasser, K r e u z e schlagen ®°) und
IIOO
verschiedene, teils obszöne {Dämonenabwehr 31 )), teils segnende Redensarten, vor allem aber das apotropäische Ausspucken 32) des Besuchenden beim A n blick des Säuglings. Die wirksamste Vorbeugung bei gehörtem oder gesprochenem L o b ist die sofortige Verwahrung, das Hinzusetzen von „unberufen, unbeschrien" (s. d.) verbunden mit meist 3maligem an den Tisch (besonders die untere Seite der Tischplatte) klopfen (s. abklopfen), ausspucken, an anderes denken, A b w e h r w o r t e murmeln, auf das vorher Gelobte schimpfen, Daumen halten, u. ä. m. 33 ). Gegen das B. ist weiters gefeit, wer ein S t ü c k Wäsche verkehrt, oder v o n links anzieht 34 ), wer unter seiner eigenen T ü r steht 35 ), Brautleute, die sich am Hochzeitstag übers K r e u z waschen 3e ), u. dgl. m. A u c h Schweigen, Verweigerung der A n t w o r t an fremde Besucher der Wöchnerinnenstube 37 ), die A n w e n d u n g bildlicher Ausdrücke bei den Verlobungs- und Hochzeitsgebräuchen " ) , dient als Schutzmittel. b) h e i l e n d : Ist das B. bereits erfolgt, sucht man den Schaden teils durch Worte, teils durch Manipulationen, bzw. durch beides, wieder gut zu machen. Hieher gehören: Verschiedene Zauber- und mehr noch Segensformeln und Gebete, meist wieder mit Ausspucken, Bekreuzen u. ä. m. verbunden. Die Sprüche weisen den charakteristischen A u f b a u der Zauberformeln überhaupt (s. d.) auf; nach A u f z ä h lung der verschiedenen Möglichkeiten, durch die das B. erfolgt sein konnte, wird diese, meist unter A n r u f u n g göttlicher Personen, vor allem der hl. Dreifaltigkeit, zum Schwinden aufgefordert 3 8 ). A u c h Beschwören und V e r w ü n s c h e n m ) des B.s wird erwähnt. Die W i r k u n g des B.s wird aufgehoben, wenn man dem Beschreienden ins Gesicht sagt, daß er beschrien habe 4 1 ), oder wenn man dem Frevler etwas Böses anwünscht 42 ). Unter den Handlungen begegnet wieder: R ä u c h e r u n g 4 3 ) des Kindes mit neunerlei Holz, Umhängen vonAmuletten,
berufen,
noi
z . B . sog. „ F r o a s z e t t e l n " 4 4 ) , Umhüllung mit dem sog. „ C h r i s a m h e m d " (d. i. ein Hemd, das 3 ehrliche Mütter für ihre K n a b e n gebraucht haben) 4 5 ), Verwendung von (Pflug-) Eisen 46 ), Belecken der Stirn *'), wiederholtes S p u c k e n ω ) über K o p f und Rücken, auf die Seite, meist mit Hersagen eines Spruches verbunden. Als Heilmittel dient weiters: das Streichen oder A b w i s c h e n ω ) v o n Gesicht, R ü c k e n usw. mit Windeln, nassen, in ekelerregende Substanz getauchten Tüchern M ), Auflegen v o n Hühnerdarm 5 1 ), K o t 62) u. dgl. m., Baden in einem A b s u d v o n sog. „Beschrei- und B e r u f k r a u t " 63) (s. d.), in gekochtem Frauenflachs, Süßholz u. ä. m. M ), Waschen des K o p f e s oder anderer Körperteile in Wasser, in welchem glühende Kohlen gelöscht wurden 6S ), Trinken d a v o n B e ) , Eingeben v o n sog. „ Ä s c h e r c h e n " S7), von Geschabsei, K e h richt aus den 4 Winkeln, A b g e s c h a b t e m v o n den 4 Tischecken 8S), v o n pulverisierten Teilen der getrockneten Nabelschnur Ββ ), Riemenstückchen M ) , sowie endlich die Backofenprodezur e l ) : das K i n d wird 3 mal schnell in den B a c k o f e n hinein- und wieder herausgelegt. Es stirbt dann entweder bald, oder gedeiht wieder. Dies ist eine uralte, heidnische Sitte, filium in fornacem ponere ®2). M)
G r i m m
Myth.
3, 434 N r . 2 ;
V e r n a -
l e k e n Alpensagen 413. ") G r i m m Myth. з, 442 Nr. 234. 2>) W i t t s t o c k Siebenbürgen 73 f.;
H a l tri eh
a. a. O .
")
H a l t r i c h
a. a. Ο.; Ρ 1 ο ß Kind ι, 132 f. ") Η ο ν ο r k a Κ r ο η £ e 1 d a. a. O . »·) H a 1 1 r i c h a. O.;
S e l i g
s t o c k N r . 4. и.
m a n n
a. a. Ο .
») Ebd.
«°) »')
" ) D r e c h s 1 e r 2, 2 6 5 .
a. a. O . ; ω
W i 11 s t o e k
Blick
)
W i t t -
Η a 1 t r i c h
a. a . O .
S c h ô η w e r t h a. a. O .
Ebd.
186
S c h w a r t z
S c h w a r t z
N r . 5.
459
459
«)
N r . 438.
Nr.
438;
Ebd.; 33 )
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42.
W u t t k e
G r i m m
w e r t h a. a. O . a.a.O. Brauch
K u h n
a. a . O .
3, 2 6 1
186
488.
Nr. 7.
N r . 5. ")
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Z f V k . 23, 134.
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G r i m m
S c h ö η w e r t h
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157.
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130.
")
Nr. 13.
ebd.;
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S c h ö n w e r t h
w e r t h
a.a.O.
A l p e n b u r g
a.a.O.
a. a. Ο .
Nr.
« ) H a 1 1 r i c h a. a. O . W i t t s t o c k
S c h ö n w e r t h
S c h ö n
ι,
187
··) E b d .
11.
" ) E b d . 260;
a. a. O . 78; H i l l n e r
Sieben-
bürgen 22. ") S c h ö η w e r t h a. a. O. Nr. 11; ι , 310.
)H a l t r i
M
a. a . Ο .
ω)
Alpensagen Nr. 13.
e h a. a. O . ; W i t
H a l t r i c h
ebd. " )
t s t o c k
V e r n a l e k e n
343 ; S c h ö n w e r t h a. a. O. 187
e2 )
S c h ö η w e r t h
ebd.
6. Will eine Mutter w i s s e n , ob ihr K i n d b e s c h r i e n ist, so lecke sie an seiner Stirn; ist es b., schmeckt die Stirn gesalzen ®3). Daher lecken Mütter jeden Morgen die Stirn ihres Kindes 64 ). A u c h stellt man unter seine W i e g e ein Gefäß mit fließendem Wasser und wirft ein Ei hinein; schwimmt es oben, dann ist das K i n d b.. im andern Falle sinkt es unter 6 5 ), oder man steckt ein Messer ins Brot, wird es rostig, ist das K i n d b. 6e ) u. ä. m. " ) G r i m m a. a . O . 3 , 434 N r . 2 ; a.a.O.
w e r t h
ebd.
Nr. 966;
H o v o r k a - K r o n f e l d
")
186
N r . 9.
S c h ö n -
w e r t h
G r i m m
") L e o p r e c h t i n g
")
S c h ö n -
a.a.O.
Lechrain
3,
470
a.a.O.
18.
7. Die Furcht vor dem B.werden läßt sich psychologisch dahin erklären, daß, wie bösen W o r t e n : B o s h e i t s z a u b e r , so L o b und Schmeichelei: versteckter N e i d innewohnend gedacht wird. Dieser Gedanke liegt dem Egoismus des Naturmenschen besonders nahe, der, was er lobt, was ihm gefällt, auch besitzen will. W i e Fluch und Segen, so wird auch dem Neid nach allgemeinem Volksglauben unmittelbare W i r k u n g zugeschrieben. Man fürchtet also, daß das gelobte K i n d oder Vieh oder sonstige Stücke des Eigentums infolge des Neides des Lobenden zugrundegehen müßten. U m dies zu verhüten, muß der Lobende die früher erwähnten Vorsichtsmaßregeln beachten 6 7 ). ·') v g l . W u t t k e Aberglaube
Meyer
g;
166
§ 224;
S t r a c k e r j a n
Rclig.gesch.
H ell 1, 47.
w i g Dazu
139.
186
Per k mann.
Ebd.
u.
155.
H a l t r i c h 3ΐο;
a.a.O.
a.a.O.
H a l -
Sitte
dort an-
a. a. O . i ,
Nr. ι ι ,
t r i c h
8. Zur L i t e r a t u r (vgl. a. besprechen) sei noch hingewiesen auf P a u l y W i s s o w a , A r t . 'fascinum'; P l o ß , K i n d I, 1 2 2 — 1 3 6 ; W u n d t , M y t h u s u. Religion 1 , 4 8 8 f f . ; W S . 7 ( 1 9 2 1 ) , 1 0 2 f f . ; Schnippel 0 . - u. W.preußen 1, 9 ff.
S c h ö η w e r t h a. a. O .
S c h ö n w e r t h
") Ebd.
§ 453.
Ζ . B . U r q u e l l 2 ( 1 8 9 1 ) , 63.
G r o h m a η η a . a. O .
ι, 187 Nr. i l .
u.
Schön-
S a r t o r i
«)
a. a. O .
S5 )
τ, 5 4 ; v g l . a u c h 2, 8 1 u n d d i e
geführten Stellen.
185
Niederöster-
§ 4 1 3 ; 308
a. a . O . 3 , 4 3 4 N r . 3 .
3, 4 5 0 N r . ι,
282
1,
K u h n
S e l i g m a n n
a. a. O. 2, 287; L a n d s t e i n e r reich
a.
2, 98. « )
1102
beschreien
Berufkraut—berühren
Berufkraut (blaue Dürrwurz; Erigeron acer). ι. B o t a n i s c h e s . Korbblütler mit lineallanzettlichen Blättern und blaßrot oder lila gefärbten, innen gelben Blütenköpfen. Die Früchte tragen eine weißliche Federkrone. Häufig an Wegrändern, an Rainen, an Mauern, an sandigen Plätzen usw. x). Der Name B. gilt auch noch für eine Anzahl anderer Kräuter, die im Aberglauben gegen das „Berufen" gebraucht werden, so für das Christophskraut (Actaea spicata), die Dürrwurz (Inula conyza), den Frauenflachs (Linaria vulgaris), das Kreuzkraut (Senecio vulgaris), die Sumpfgarbe (Achillea ptarmica), den Wundklee (Anthyllis vulneraria), den Ziest (Stachys recta), s. diese. Im gleichen Sinn wird für die genannten Pflanzen die Bezeichnung 'Beschreikraut' gebraucht. ') M a r ζ e 11 Kräuterblich
309 f.
2. Ist ein Kind beschrien, so wäscht es die Mutter mit dem Absud des „Beschreikrautes" (welche Pflanze?). Wird die Brühe nach dem Waschen gallertartig, so war das Kind beschrien, bleibt sie klar, so war dem Kind auf andere Weise etwas angetan 2 ). Wer B. bei sich hat, dem kann niemand etwas antun. Wenn B. im Stall ist, ist auch das Vieh geschützt 3 ). Das kanadische B. (Erigeron canadensis) wird als „Widerruf" zum Räuchern (des behexten Viehs) verwendet (Jena) 4). Auch in Berliner Apotheken soll diese Art gegen das „Beschreien" verkauft werden. Die Verwendung des kanadischen B.s im deutschen Aberglauben ist insofern bemerkenswert, als diese aus Nordamerika stammende Art sich erst im 18. Jh. bei uns einbürgerte 5 ). *) W i t z s c h e l Thüringen 2, 251 ; ähnlich bei den Slowenen : H o v o r k a - K r o n ί e 1 d 2, 228 f. ; vgl. auch M e y e r Baden 569. 3 ) S c h u l e n b u r g Volkstum 162. *) Irraischia 2 (1882), 38. 5) Über B.er im allgemeinen vgl. G r i m m Myth. 2, 1000; H o v o r k a K r o n f e l d 1, 61 f.; S e l i g m a n n Blick 2, 56; M a r ζ e 11 Pflanzenwelt I i i f.
3. Gegen den D o n n e r steckt man B. an die Fenster und in die Ställe (Oberösterreich) 6), oder hängt es unter das Dach oder an den Dachsparren ').
II04
•) Η o e f e r Etym. Wb. der in Oberdeutsehl. üblichen Mundart, ι (1815), 146; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 129. ') Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 14.
Vgl. auch D ü r r w u r z .
Marzell.
berühren. I. B. als magische Handlung gedacht, vermittelt den Übergang geheimer, einem überirdischen oder irdischen Wesen, bzw. leblosen Ding, innewohnender Kräfte auf ein anderes und stellt dadurch eine engere Beziehung zwischen diesen beiden, bzw. zwischen einer größern Gemeinschaft, her. Die magische Kraft (das Orenda) ist nach primitiver Vorstellung etwas Körperliches, eine Art Stoff (Fluidum), der ausstrahlt und sich dem Berührten mitteilt; seine Rezeption glaubt man mitunter sogar durch Gewichtszunahme feststellen zu können 1 ). Durch B. kann alles, körperliche und geistige Eigenschaften, übertragen werden, so z. B. auch die Weisheit des Lehrers auf den Schüler 2 ); durch B. wird die persönliche Verbindung mit der Gottheit herbeigeführt 3 ): „die Heiligkeit ist ein Fluidum, das durch B. übergeht" 4 ). Das B. wird vor allem unmittelbar gedacht, verstärkt wird seine Wirkung durch Essen und Trinken (s. d., vgl. auch Kommunion), kann aber auch mittelbar (durch Anwesenheit im selben Raum) erfolgen 5 ). Die Übertragung des Orenda erfolgt in erster Linie durch die Gottheit, bzw. das von göttlicher Kraft erfüllt gedachte Objekt selbst, weiterhin aber, in logischer Fortführung des Gedankens, auch durch Objekte, die mit jenem in B. gebracht wurden, also mittelbar. Darauf beruht die christliche Praktik der "künstlichen Reliquien (s. d.; vgl. auch weihen, segnen). Aus der sakramentalen Bedeutung hat sich die kathartisch-apotropäische entwickelt. Die magische Kraft geht auf alles über, was mit ihr in B. kommt. So z. B. haben Kleider und Marterwerkzeuge eines Märtyrers 6), die Fußspur, die er getreten (vgl. den „Herrgottstritt") 7 ), ja sogar sein Schatten 8) Wunderkraft.
berühren Durch gemeinsames Β . eines von göttlichem Geist erfüllt gedachten Wesens oder Gegenstandes seitens mehrerer Menschen wird ein B u n d dieser Menschen hergestellt 8 ). Hieher gehört ζ. B . die Verwendung des Fürstensteins der Slovenen bei der Herzogswahl 1 0 ) (vgl. a. die K u l t steine der S e m i t e n ) 1 1 ) , oder die K e t t e n bildung zwischen Lehrer und Schülern behufs Gedankenübertragung 1 2 ). ') vgl. Reliquien. 2) ARw. 14, 314 f.; 17, 666 f. ») G o l d m a n n Einführung 148 und die dort zitierten Stellen. 4) S m i t h Rei. d. Semiten 155 Anm. 304; O l d e n b e r g Rei. d. Veda 332. 482. 498 f.; vgl. ARw. 14, 314 f. 5 ) ARw. 14, 314 f.; vgl. P f i s t e r i n P a u l y W i s s o w a Ii (Kultus). ·) Ζ. Β. Matth. 9, 20; Marc. 5, 25; Luk. 8, 43; Apostelgesch. Act. 19, 12. ') z.B. P f i s t e r Schwaben 43 f. ') Apostelgesch. Act. 5, 15. ») Ρ f i s t e r in P a u l y W i s s o w a ebd. ,0) G o l d m a n n ebd. ») S m i t h ebd. ») ARw. 17, 666 f. 2. Die W i r k u n g des B . s hängt von der A r t der rezeptierten K r a f t ab. a) Das B . einer Gottheit bringt nach antikem Glauben den Tod 1 3 ) ; hier ist das Orenda offenbar zu „ s t a r k " , als daß es von einem Sterblichen ertragen werden könnte. Ebenso wirkt das B . eines von der Gottheit erfüllt gedachten Objekts (Nerthuswagen und -schiff 1 4 ), Bundeslade der Israeliten l s ), Schmackosterrute 1 6 ) u. ä. m.). b) Das B . als H e i 1 ζ a u b e r , prophylaktischer wie auch therapeutischer A r t gedacht, liegt den Bräuchen zugrunde, die sich auf den Zweigsegen beziehen (Schlag mit der Lebensrute, s. d.), verschiedenen Gebräuchen bei Geburt, Hochzeit und Tod " ) , Weihe- und Segnungsriten (vgl. Kuß), der Anwendung sympathetischer Mittel in der Volksmedizin 1 8 ) (s. a. Amulett, Reliquien) und tritt am deutlichsten beim Handauflegen hervor (s. d.). c) Als S c h a d e n z a u b e r verursacht das B . alle erdenklichen Übel und S c h ä d e n " ) , Krankheit ») und T o d 2 1 ) . Hier sind es besonders bestimmte Wesen, die als Träger des schadenbringenden Orenda immer wiederkehren: Dämonen, geisterhafte Tiere (ζ. B . Frosch 2 2 ), K r ö t e 2 3 ) , Eidechse 2 4 ), Teufel 2 5 ), Hexe 2 6 )) bzw. in Verruf stehende Personen 2 ').
πο6
d) Durch B . eines v o n göttlicher K r a f t erfüllten Gegenstandes werden auch D i e b e g e b a n n t M ). e) Das B . kann auch Zauber **) und Heilkraft aufheben 80 ), e n t z a u b e r n d und e n t w e i h e n d wirken (vgl. unten die Verbote). f) Schließlich wird es als G e g e η ζ a ub e r gegen die Wirkung des bösen Blicks angewendet. Durch B . des Objektes, das er ansieht, verhindert der Besucher eine etwaige schädliche Beeinflussung desselben durch seinen Blick 3 1 ). ,3 ) M a η η h a r d t i, 595 (vgl. den Schlag durch Erlkönigs Tochter! s. a. Schlag). u ) T a c i t u s Germ. 40; dazu M a i i n h a r d t 1, 575. 595- ") IV. Mos. 4, 15 u. 19 f.; II. Sam. 6, 6 f.; 1. Chron. 14, 9; 16, 13. ") M a n n h a r d t 1, 595. ") Z.B. G r i m m R.A. i, 96 ff. «) z.B. H e y l Tirol 788 Nr. 147. " ) z . B . S t r a c k e r j a n 1, 345; M e y e r Aberglaube 253; H e y l Tirol 795 Nr. 207. S t r a c k e r j a n ebd. ; Β i r I i η g e r Volksth. ι, 145; ZfdMyth. 2 (1854), 69; F o g e 1 Pennsylvania 333 Nr. !773 ; L e n g g e n h a g e r Sagen 57; Κ ü h n a u Sagen 2, 561. 21) Alemannia 37 (1909), 9; SAVk. 2, 106; IC ü h η a u Sagen 2, 562; M e i c h e Sagen 44; Me y er Aberglaube 153. ") H e y 1 Tirol 787 Nr. 142." «») Ebd. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 259. ") Κ ü h η a u Sagen 2, 561. *·) S e l i g m a n n 2,561. 288; Alemannia 37 (1909), 9; M e y e τ Aberglaube 253; ZfdMyth. ebd. ; L o h m e y e r Saarbrücken 14; S t r a k k e r j a n 1, 345. **) S e l i g m a n n 2, 288. ") W o l f Beitr. 1, 50; Menschen sich willenlos zu eigen gemacht: H e y l Tirol 787 Nr. 142; vgl. dazu M e i c h e Sagen 44. îS) G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 884. m ) L ü t o 1 f Sagen 139; vgl. auch Kuß. 31) S e 1 i g m a η η 2, 288.
3· Die schädlichen Wirkungen des B.s haben die Aufstellung verschiedener V o r sichtsmaßregeln und Verb o t e zur Folge gehabt. Träger des göttlichen Numens oder eines Dämons dürfen nicht mit bloßer H a n d berührt werden, sonst stirbt der Berührende. Ebenso Gegenstände, die f ü r Geister bestimmt sind, ζ. B . Nixenspeise, Allerseelenspeise u. ä. Den K ö r p e r der Drud darf man nicht anrühren, da sie sonst s t i r b t 3 2 ) (Entzauberung). Zunder darf man nicht mit den Fingern b., sonst f ä n g t er nicht 3 3 ) ; gefundene Hufeisen 3 4 ), sympathetische Mittel verschiedener A r t 3 5 ) verlieren durch B . ihre K r a f t , wiederkehrende Tote entschwinden 3 e ).
1107
berußen—Beryll
II08
S i e h t m a n a n J e m a n d e m einen ä u ß e r n S c h a d e n , ein G e s c h w ü r u. ä. oder beschreibt m a n dies, so darf m a n weder sich noch andere a n der b e t r e f f e n d e n Stelle b., sonst b e k o m m t m a n dasselbe Leiden 37 ). U n t e r den S c h u t z m a ß r e g e l n spielt das sofortige Z u r ü c k b . als A b w e h r z a u b e r eine besondere R o l l e M ). G e g e n m a ß r e g e l n solcher A r t t r e t e n im Z a u b e r i m m e r wieder h e r v o r (vgl. den A r t . besprechen).
und Heilung, im Recht als Sicherung des Eides und der Besitznahme (vgl. G r i m m RA. 1, 96 ff.; 2, 126 ff. 545 ff.), im Symbol des Backenstreichs (bei der Firmung), des Ritterschlags, wie des Handschlags im Alltag. u ) P f i s t e r in P a u l y - W i s s o w a a. a. O.
82) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 217; vgl. dazu L ü t o 1 f Sagen 481. n ) G r i m m Myth. 3, 443 Nr. 270. 31) F o g e 1 Pennsylvania 332 Nr. 1764. " ) G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 884; H e y 1 Tirol 758 Nr. 41; ZföVk. 9, 216. " ) K i i h η a u Sagen 2, 91. ") D r e c h s l e r 2, 264 f. " ) S e l i g m a n n 2, 288.
60) S c h r ä d e r Reallex. i, 66. " ) I.Mose 24, 2; 47, 29. M) s. a. ARw. 15, 348; vgl. G r i m m RA. 2, 545 ff. Perkmann.
4. Der G l a u b e a n den B . z a u b e r ist sehr alt und w e i t v e r b r e i t e t . E r f i n d e t sich bei N a t u r - 3e ) und K u l t u r v ö l k e r n : in Ä g y p t e n 40), Indien 4 1 ), Griechenland 4 i ), bei J u d e n 4 3 ) , bei G e r m a n e n 4 4 ) , im alten C h r i s t e n t u m 45 ) wie im Μ Α . 4β ). E r l e b t auf im Z e i t a l t e r der R e n a i s s a n c e 47) und später zu B e g i n n des 19. Jhs. durch die L e h r e v o m tierischen M a g n e t i s m u s und ist a u c h h e u t e noch keineswegs ausgestorben ω ) . Die ursprüngliche B e d e u t u n g des B.aktes, d u r c h w e l c h e n der rezeptierende Teil gänzlich d e m G e b e n d e n verfällt, in seine G e w a l t ü b e r g e h t (vgl, oben 2 d mit A n m . 29), h a t sich a m k l a r s t e n bei der E i d a b l e g u n g e r h a l t e n : hier b. der S c h w ö rende den v o n göttlicher K r a f t erfüllt g e d a c h t e n S t a b (s. d.), w o d u r c h er ihr v e r f ä l l t . Ist er ein Meineidiger, wird er t a b u im schlechten Sinne, stirbt. Die magische K r a f t n i m m t d a n n B e s i t z v o n i h m 4e ). L e h m a n n Aberglaube 28. «») F. P r e i s i g k e Vom gòtti. Fluidum nach ägypt. A nschauung (Papyr. Inst. Heidelb. 1, 1920). " ) ARw. 14, 314 if. " ) Ebd.; ZfVk. 15,76 u. die "dort angeführten Stellen ; Ρ f i s t e r Art. Kultus, Ρ a u 1 y - W i s s o w a 11, 2, 2169 ff. *>) ARw. 17, 666 f. " ) T a c i t. Germ. 40; dazu M a n n h a r d t ι , 575. 593. «) Z . B . Matth. 9, 20; Mark. 5, 25; Luk. 8, 43; Act. 3, 6f.; 5, 15; 6, 6; C l e m e n Reste 119. 128. " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 40 f.; P f i s t e r Schwaben 42 ff.; D e r s.. P a u 1 y - W i s s o w a a. a. O. 2158. " ( S p r e n g e l in E r s c h - G r u b e r τ, 192 ff. ω ) Ζ. Β.: Β. im Kult zur Weihe
A l s E i d z e r e m o n i e b e g e g n e t uns das B . bei den Indogermanen ®°) und in der Bibel s l ) , und f ü r ihre W i c h t i g k e i t spricht a u c h die Möglichkeit einer E t y mologie, die das S c h w ö r e n geradezu nach d e m A n f a s s e n benennt 62 ).
beru&en s. M a s k e ,
Ruß.
B e r y l l ( A q u a m a r i n ) . Griech. βήριιλλος lat. beryllus, mhd. berille, wegen seiner meergrünen F a r b e a u c h A q u a m a r i n genannt. I m M A . setzte m a n geschliffene durchsichtige A b a r t e n des Halbedelsteins (ebenso wie den v i e l f a c h m i t ihm v e r w e c h s e l t e n Bergkristall) in Monstranzen und R e l i q u i e n b e h ä l t e r ein, u m den Inhalt s i c h t b a r zu machen. Dies f ü h r t e durch B e o b a c h t u n g der optischen W i r k u n g u m 1300 zur V e r w e n d u n g des B.s zu der nach i h m g e n a n n t e n B r i l l e 1 ) . Die A l t e n schrieben dem B . H e i l k r ä f t e bei A u g e n e r k r a n k u n g e n zu. E r sollte auch die E i g e n t ü m l i c h k e i t haben, in den H ä n den falscher Z e u g e n s c h w a r z zu w e r d e n *). W i e der K r i s t a l l w u r d e der durchsichtige B . als Zauberspiegel v e r w e n d e t , der dem Hineinschauenden die Z u k u n f t enthüllen sollte (vgl. K r i s t a l l ) 3 ) . Paracelsus erw ä h n t wiederholt diese V e r w e n d u n g des B.s in der S c h w a r z k u n s t 4 ) . I m M A . g l a u b t e man, Wasser, in dem ein B . gelegen, sei gut f ü r die A u g e n , beseitige, get r u n k e n , den Schlucken, v e r h i n d e r e das A n s c h w e l l e n der Halsdrüsen und heile H a l s e n t z ü n d u n g e n . A u c h andere Heilw i r k u n g e n , v o r allem bei K r a n k h e i t e n des Magens und der Leber, w u r d e n ihm beigemessen 6 ). Eine gelbgrüne A b a r t des B.s galt nach dem G r u n d s a t z e similia similibus c u r a n t u r als besonders w i r k s a m gegen G e l b s u c h t und Leberleiden e ). Der B . ist Monatsstein f ü r die im O k tober G e b o r e n e n ; noch heute wird er als solcher gern getragen. E r soll dem, der
1109
beschrcien—Beschwörung, beschwören
ihn trägt, Ansehen verleihen und Liebe und Einigkeit zwischen Eheleuten erhalten 7 ). ·) S c h a d e s. v. berille 1 3 2 4 f. ; S c h r ä d e r Reallex. 2, ι , 2 1 1 ; K l u g e EtWb. s . v . Brille; G r e e f Nie. v. Cusa de beryllo — Ztschr. f. ophthalmol. Optik 1 9 1 7 , 4 2 ff. ') P a u 1 y - W i s s o w a 3, 320 f. ¡ S c h r ä d e r Reallex. а. a. O.; G r i m m Myth. 2 , 1 0 1 9 f. ») S c h i n d l e r Aberglaube 2 5 3 ; G r i m m DWb. 5, 2483 s. v. Kristall. 4) P a r a c e l s u s 1 2 5 . 1 5 5 . 1 1 4 ; vgl. P a n z e r Beitrag 2, 270. ·) Z f d A . 1 8 (1875), 4 3 1 Nr. 1 1 ; M e g e η b e r g Buch der Natur 3 7 5 ; M a r b o d 203 f. ; L o n i c c r 60; Z e d i e r 2, 1 4 5 5 s. v . ; S c h a d e a. a. O. «) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 107. ') L o n i c e r 60; M e g e n b e r g a. a. O.; s. Monatssteine u. Th. K ö r n e r Die Monaissteine Str. 10. Olbrich.
beschreien s. b e r u f e n . Beschreikräuter s. B e r u f k r a u t .
Beschwörung, beschwören. ι . Begriff. — 2. Β . bei den Primitiven. — 3. B . bei den alten Kulturvölkern. — 4. B. im germanischen Altertum. — 5. Arten der B . — б. Person des Beschwörers. Vorbereitung. — 7. Hilfsmittel zur B . — 8. B.sformel. a) Magische K r a f t der Worte und Namen, b) Magische Kraft der Sprache und Musik, c) Die erzählende Formel, d) Die befehlende Formel, e) Christliche Elemente. — 9. Die begleitenden Handlungen. — 10. Erscheinung der beschworenen Macht. Rück-B. Gefahren der B . — Ii. Ort und Zeit der B . — 12. Zweck der B.
I. B. ist die mit magischen Worten und Handlungen erfolgende Herbeirufung einer stärkeren Macht, um diese dem Willen des Beschwörers Untertan zu machen. Häufig tritt hinzu ein Sichberufen auf ein noch Stärkeres, z . B . : „ I c h beschwöre dich, du Gicht oder Gesicht, bei dem unschuldigen Blut unseres Herrn J e s u Christi" Von diesem Gesichtspunkte aus geschah im Deutschen die Wahl des Wortes; b. heißt, jemand unter Anrufung eines heiligen oder geliebten Gegenstandes dringend, inständig bitten 2 ). Diese Bedeutung hat das Wort, neben der noch heute gebräuchlichen Bedeutung: beteuern, schon im Ahd. und wird so zugleich mit den Ausdrücken: munigôn und manôn gebraucht: „ S i s bimunigôt thuruh then himilisgon got, bisuoran thuruh thes forahta, ther alla worolt w o r a h t a ! " 3 ) .
uro
Die B . soll den Willen eines andern mit Gewalt beugen, sie ist ein aufgenommener K a m p f . Dadurch unterscheidet sie sich im Prinzip von Β e s ρ r e c h u η g (s. d.) und S e g e n (s. d.), die, ohne persönliche Auseinandersetzung mit der beschworenen Macht und ohne den großen Hintergrund der Magie nur zu Heilzwekken geübt, stets volkstümliche Zauberhandlungen bleiben, während die Kunst der B . mehr den gesellschaftlich höherstehenden Kreisen, den Alchimisten und „Gelehrten", zukam und großen Anteil hat an den Geheimwissenschaften des MA.s, über die hinweg ihre Fäden zur Theurgie der Antike und Ägyptens laufen *). In der Praxis freilich gehen die genannten Übungen oft ineinander über. Doch haben Besprechung und Segen, wie auch der Ε χ o r c i s m u s (s. d.) stets den Zweck, den beschworenen Dämon zu verjagen, während er bei der Β a η η u η g (s. d.) festgehalten wird. Die Β . ist auch dem G e b e t (s. d.) verwandt, doch tritt sie nicht demütig an die Gottheit heran, sondern fordert von ihr oder ruft ihre Hilfe im bevorstehenden K a m p f e an 5 ). ') Formel aus d. Böhmerwalde s. Z f V k . 1, 2 1 0 . ') G r i m m DWb. 1 , 1607. *) O t f r. 4, τ 9· 47· *) L e h m a n n Aberglaube * 144. ») Z f V k . 5, 4 ff.
2. Die B. ist schon in den niedrigsten Kulturschichten vorhanden. Sie gehört zu den primitivsten menschlichen Affektäußerungen, die den Kultus erst vorbereiten e ). Durch B . wird ein beliebiges Objekt zum F e t i s c h erhoben '), und sie bleibt stets ein wesentlicher Bestandteil des Fetischkults 8 ). Die Intichiumazeremonien der Australier sind B.en der T o t e m - tiere und -pflanzen 9 ). Auf a n i m i s t i s c h e r Stufe ist die B. eine dem Opfer ähnliche kultische Handlung, um Götter oder Dämonen zu gewinnen 10 ). Die B. ist dem Primitiven Beherrschung der ihn umgebenden Welt. Nach australischen Mythen haben die Kulturbringer der früheren Zeit die Menschen die B . gelehrt 1 1 ) ; namentlich die ärztliche Kunst des Primitiven ist reich an B . e n 1 2 ) , und der Geist des Toten wird durch B. von
Beschwörung, beschwören
m i
den W o h n s t ä t t e n gehalten l s ) .
der
Lebenden
fern-
·) W u η d t Mythus u. Religion 2, 62. ') V i s s c h e r Naturvölker 1, 234. ') W u n d t i 8 , 310. ·) F r a z e r Totemism 1 , 1 0 5 if. 10) W u n d t 3, 26. 64. 78. 106 u. a. " ) E b d . 2, 342. " ) V i s s c h e r 2, 462. 1S) W u n d t i*, 246.
3. V o n den a l t e n K u l t u r v ö l k e r n h a t t e n s c h o n die v o r g e s c h i c h t lichen B e w o h n e r M e s o p o t a m i e n s eine reiche B . s l i t e r a t u r e n t w i c k e l t 1 4 ) , die a l t e n Ä g y p t e r b e s a ß e n eine a u s g e b i l d e t e G ö t t e r - B . s k u n s t 1 5 ) , die J u d e n k a n n t e n , obwohl der G r u n d s a t z des A T . w a r : alles Z a u b e r w e s e n ist H e i d e n t u m , doch T o ten- und D ä m o n e n - B . l e ) , und besonders reich ist unsere K e n n t n i s v o n B . e n der Griechen 1 7 ) und R ö m e r l s ) . In der hellenistischen Z e i t n a h m der N e u p l a t o n i s m u s die G ö t t e r - B . , die T h e u r g i e , in sein philosophisches S y s t e m auf, j a er m a c h t e sie zur G o t t e s v e r e h r u n g l e ) . V o n der A n t i k e h a t das C h r i s t e n t u m die P r a x i s der B . ü b e r n o m m e n 20 ). D a s D ä m o n e n b . w u r d e sogar zu einem A k t e des kirchlichen A m tes g e m a c h t 21 ), und a u c h h e u t e noch ist eine der niederen W e i h e n des k a t h o l i schen Priesters das E x o r z i s t a t . " ) L e h m a n n Aberglaube3 44 fi.; S o l dan-Heppe 1, 16 f. l5 ) Lehmann3 140 ff. " ) ι . Buch Samuelis, cap. 26.; S o l d a η - Η e ρ ρ e ι , 27 ff. ") Odyssee 11, 23 ff.; P i n d a r Pyth. 4, 214; Platon Theätet 149; Euthydem 209; T h e o c r i t Pharmaceutriai·, A p o l l o n i u s Argonaut. 3,1032. " j O v i d Fast. 3, 321 ff.; Ρ 1 i η i u s nat. hist. 28, 2; L u c a n Pharsal. 6, 554 ff.; V i r g i l Ecloge 8. L e h m a η η 3 83 f. 144 f. «») Τ e r t u l i . A pol. 23; S t e m p l i n g e r Volksmedizin 50 f. 21) D ö l l i n g e r Lehrb. d. Kirch. 1, 49.
4. A u c h das g e r m a n i s c h e Alt e r t u m k e n n t B.en, w e n n a u c h n i c h t auf derselben dämonologischen G r u n d lage wie der O r i e n t 2 2 ) . D e r Z a u b e r e r der eddischen H a v a m á l r ü h m t sich, 18 B.sformeln zu w i s s e n 2 3 ) ; m i t D r o h u n g und B . bricht Skirnir G e r d a s W i d e r s t a n d gegen die V e r e i n i g u n g mit F r e y r 24 ), in der E i r i k s s a g a stellt die Z a u b e r i n einen magischen K r e i s v o n Menschen her und l ä ß t ein M ä d c h e n ein Geisterlied, v a r d h lok(k)a, singen, das Geister herbeizieht, a u s deren Erscheinen sie die Z u k u n f t ' weissagt 2S ). Besonders h ä u f i g aber wer-
1112
den T o t e n g e i s t e r beschworen 2e ). Diese a l t g e r m a n i s c h e B., die sich a u c h in den beiden Merseburger Z a u b e r s p r ü c h e n 2 7 ) und einigen gleichzeitigen angelsächsischen ZauberliedernM) widerspiegelt, mischte sich i m M A . mit der kirchlichen B . s ü b u n g w ) . A u s diesen Quellen fließt also die B . s p r a k t i k des deutschen V o l k e s . . " ) ' L ' e h m a η η Aberglaube 3 107. " ) v. 1 4 7 bis 164. " ) Skirnisför, ν. 25—36; M e y e r Relig.gesch. 134. " ) Ebd. 146 f.; Z f V k . 27, 98 f.; MoM. 1916, ι ff. " ) G r i m m Myth. 2, 1027 f ; 3, 368. *') Ebd. 2, 1029 f. ") M e y e r Mythol. d. Germanen 33. " ) Ebd. 33 f. 58 f.
5. Die A r t e n der B . richten sich nach dem beschworenen O b j e k t . Es g i b t : K r a n k h e i t s - , Toten-, Geister- und T e u fels-B.en, B . e n zur B a n n u n g v o n Dieben und H e r b e i z i t i e r u n g geliebter Menschen, B . e n v o n F e u e r und W e t t e r , H a f t l i e d e r und ähnliche F o r m e l n z u m Ö f f n e n verschlossener Dinge, W a f f e n b . e n , B . e n v o n Tieren, insbesondere Schlangen, und v o n Pflanzen. Krankheitsb.en s. Z f V k . 5, 1—40; W u t t k e 4 § 227 ff.; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 442 ff.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 27 ff.; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 861 ff.; Urquell 2 (1891), 43 ff.; 5 (1894), 225; Z f V k . 8, 56ff. 379ff.; S e y f a r t h Sachsen 72 ff. ; vgl. W u n d t Mythus u. Religion I*, 280; s. auch die Artikel Krankheitssegen und besprechen. Zum weiteren s. auch die Artikel Toten-B., Geister-B., Diebssegen, Liebessegen, Feuersegen, Wettersegen, Schlangensegen, Wünschelrute (Segen). Toten-B.en s. Vegtamskvidha, V. 4; G r i m m Myth.12, ιθ2γί.; vgl. Odysee 11, 23 ff.; Β o I l a η d A eta Sanctor. Mart, ι , 438. 439; Vitae patrum 2, 37; K l a p p e r Erzählungen Nr. 24. 158; Z f V k . 27, 100 f. A . I . ; K ü h n a u Sagen 3, 191 f. 203. 214 f. Geister-B.en s. HessBl. 4, 167 ff. ; B i r 1 i η g e r A us Schwaben ι , 360 ff.; K l a p p e r Schlesien 236 f.; vgl. L u k i a η Philopseudes cap. 30 u. P l i n i u s Ep. 7, 27; C a s a r i u s v. H e i sterbach Dialogus 5,3; Benvenuto C e l l i n i Selbstbiogr. libers, ν . Goethe 2, c. r. 2. Teufels-B.en s. V i n t 1 e r Pluemen v. 35 ff. ; Z f V k . 9, 271. 361 f.; K l a p p e r Erzählungen Nr. 63. 120. 194; G r a b e r Kärnten 34 f. 281 f. 2 8 9 ! 304 f.; S A V k . 14, 233 Í.; G r o h m a n n 2 1 1 ; K i e s e w e t t e r Faust 499 f.; K ü h n a u Sagen 2, 690. Diebssegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 112 ff. ; B i r l i n g e r J4 US Schwaben r, 452 f. ; F e h r 1 e Zauber 11. Segen 58 f. Feuersegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 109 f. Wettersegen s. G r i m m Myth. 1028; F e h r l e ebd. 58; P a n z e r Beitrag 2, 272 Nr. 13; S é billot Folk-Lore ι , 108. Liebessegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 161 ff.; Z f V k . 8,
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Beschwörung, beschwören
398; D r e c h s l e r ι, 13; K ü h n a u Sagen 3, 260 f.; M e y e r Baden 16 7 i.; ZfVk. 26, 194 ff.; vgl. K r a i ß Sitte u. Brauch 168 f. Haftlieder s. G r i m m Myth. 1029. Β. von Schloß und Riegel s. G r i m m Myth. 1028. B.en der Schatzsucher und -gräber s. Κ ü h η a u Sagen 3, 772 f. und 769; G r a b e r Kärnten Ii.·}. 234 f.; B i r l i n g e r - / 4 « i Schwaben 1, 456; P a n z e r Beitrag 2, 279 Nr. 22; M ü l l e r · B ä c h t o l d Uri ι, 276 Nr. 384; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore ι, 775. Waffen-B. s. K l a p p e r Schlesien 233 ; Ztschr. f. histor. Waffenkunde 8 Heft 1. 2; Frischbier Hexenspr. 121 f. B. von Tieren s. A t t e n h o f e r Sursee 94; Zimmerische Chronik hrsg. v . B a r a c k j (Stuttgart 1869), 272 ff.; MSD. 8; F r i s c h b i e r Hexenspr. 137 f. ; P a n z e r Beitrag 2, 272; SAVk. 14, 214 f.; vgl. auch die feierliche Verfluchung der Würmer zu Lausanne: A η s h e 1 m Berner Chronik ι (Bern 1825), 206 und S t e t t i e r Schweitzer Chronic ι (Bern 1626), 278; Zbornik za nar. 2iv. 15, 132—140; F r a z e r Totemism 1, 105 ff. Schlangen-B. s. RhMus. 1905, 315 ff.; vgl. R e i t z e n s t e i n Wundererz. 4; L u k i a n Philopseudes c. 12; Philipp-Acten, BonnetLipsius 102, 39 f. B.sformel beim Ausgraben von Heilkräutern s. K l a p p e r Schlesien 99 f. ; B i r l i n g e r ^ M i Schwaben 1, 458. Beim Abschneiden der Wünschelrute s. MschlesVk. 7 Heft 13, 53 ff. ; Β i r 1 i η g e r Aus Schwaben ι, 455 f.; vgl. F r a z e r Totemism r, X07.
6. Der B e s c h w ö r e r selbst eigne sich geistig und körperlich zur B. Er trage ein bestimmtes G e w a n d , das nach Agrippa v o n Nettesheim v o n reiner weißer Leinwand und nach allen Seiten geschlossen sei 30). Nach dem Aberglauben in Böhmen darf ein Hagelbeschwörer kein gestärktes Hemd anhaben 31 ). Auf ehemalige N a c k t h e i t des Beschwörers geht wohl die Forderung im A b e r glauben Preußens zurück, die B. entblößten Hauptes vorzunehmen M ), ferner einige Bräuche im badischen Liebeszauber, wenn das Mädchen nackt oder im bloßen Hemd in der Andreas- oder Thomasnacht ihr Sprüchlein sagt oder die Stube kehrt, um die Erscheinung des Geliebten herbeizubeschwören 33 ). A u c h wenn nach jütischem Aberglauben ein unheilbar Kranker, während der Priester auf der K a n z e l steht, ganz nackt in die Kirche treten muß, dreimal auf die Altarstufen laufen und den Namen der K r a n k heit laut sagen muß 34 ), liegt wohl eine B . des Krankheitsdämons durch einen nackten Beschwörer vor dem Angesichte
III4
Gottes, also unter Beistand Gottes, vor. Besonders wichtig ist die geistige Eignung des Beschwörers, der sich vor allem durch R e i n h e i t d e r S i t t e n auszeichnen soll 3 S ). In Sagen aus K ä r n t e n , Südtirol, Schlesien usw. werden ihm v o m erschienenen Geiste seine Sünden vorgeworfen 3e ), und bei Caesarius v o n Heisterbach ist das Motiv dahin umgebildet, daß der D ä m o n eines Besessenen jedem die noch nicht gebeichteten Sünden vorwirft 37 ). Ja, dem sündigen Beschwörer kann der beschworene Geist sogar gefährlich werden; so wird bei den Darmstädter B.en v o n 1717 und 1718 ein Kreis gezogen, „ d a m i t w a n einer darbey, so nicht in statu gratiae, nicht etwan ihm durch den geist ein schaden geschehe" 3 8 ). O f t wird auch das R ü c k - B . des gerufenen Geistes schwierig, da sich dieser nur von einem Beschwörer a b d a n k e n läßt, v o n dem er nicht den geringsten Fehltritt weiß. S. darüber unter R ü c k - B . Der Beschwörer darf auch k e i n e B e l o h n u n g annehmen 3 9 ) oder erst nach glücklichem Gelingen der B . 4 0 ) . Mit der geistigen Eignung des Beschwörers hängt auch die Vorbereitung zusammen, die zuweilen der B. vorangeht. Nach einer Hs. der Breslauer Stadtbibliothek aus dem 16. Jh. m u ß der Beschwörer 7 T a g e und Nächte keusch und züchtig leben 41 ), und nach den Gerichtsakten v o n B l a n k e n b u r g a. d. Sieg gilt 3tägiges Fasten als V o r b e r e i t u n g zur B. 42 ). Diese Anordnungen gehen auf die Magie des MA. zurück, wie Agrippas v o n Nettesheim ähnliche Forderungen beweisen 43 ), und finden sich im Volksglauben dahin weitergebildet, daß einer, der den Teufel b. will, 9 T a g e nicht beten und Weihwasser nehmen d a r f 4 4 ) . Die Vorbereitung ist nach A g r i p p a notwendig, „ u m die nötige Disposition zu erhalten, einen Geist zu sehen und dessen Gedanken in sich aufnehmen zu k ö n n e n " 4S ). Die Zeit der Vorbereitung ist bei ihm gar ein Monat 4e ). Der B. k u n d i g gelten im V o l k e namentlich gewisse Stände, so die Hirten und die A b d e c k e r 47 ). Besonders Frauen sind in dieser K u n s t erfahren In
III5
Beschwörung, beschwören
manchen Häusern vererbt sich durch Zauberbücher die K u n s t der B. **). A u c h Geistliche gelten als der B. k u n d i g w ) . Bei Besessenen w a n d t e man sich im MA. lieber an den Geistlichen als an den Arztsl). Besonders den katholischen Geistlichen, und unter diesen namentlich den Kapuzinern, traut man geheime Kenntnisse zu und wendet sich an sie auch in protestantischen Gegenden S 2 ). Zuweilen nimmt der Geisterbeschwörer ein M e d i u m mit in den Kreis, das die dem Beschwörer unsichtbaren Geister wahrnimmt. Bei den Darmstädter B.en ist es ein Mann, der im Quatember geboren ist 6 3 ), in der Magie meist ein reiner, unschuldiger K n a b e s l ) . ") A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 4 4, 97. G r o h m a n n 34. 3a) Frischbier Hexenspr. 26. ") M e y e r Baden 168 f.; s. auch G e r h a r d t Franz. Novelle 129. 3t) M e y e r a. a. O. 575. 36) Für das MA. s. M e y e r Aberglaube 294. ") G r a b e r Kärnten 35. 169; M ü l l e r Uri τ, 290 Nr. 405; ZfVk. 9, 77 f.; Κ ü h η a u Sagen 2, 690. 37) C a e s a r i u s v. H e i s t e r b a c h Dialogus 3, 1. 2. M) HessBl. 4, 169. 3·) Urquell 2, 14. 40) Κ ü h η a u Sagen 3, 203. 41) K l a p p e r Schlesien 236. ") ZfVk. 16, 174. *') A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4. 95 i- " ) ZföVk. 3, 279 Nr. 9. «) A g r i p p a ν. Ν e 1 1 e s h e i m 4 4, 95 f. ") Ebd. 96. 47) F r i s c h b i e r Hexenspr. 24; HessBl. 15, 18f. *·) F r i s c h b i e r Hexenspr. 24; vgl. ZfVk. 8, 379 u. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 863. "J M e y e r Baden 573. M) Für Frankreich s. G e r h a r d t Franz. Novelle 127 ff. ") M e y e r Aberglaube 292 f. K ) Ebd. 2 9 5 ! ; F r i s c h b i e r Hexenspr. 24 f.; HessBl. 4, 174; S é b i l l o t Folk-Lore i, 108 ff. ") HessBl. 4, 169. H ) K i e s e w e t t e r Faust 421 ff.; B r u g s c h - P a s c h a Aus dem Morgenlande 44. 31)
7. Der Beschwörer verwendet bei seiner B . gewisse H i l f s m i t t e l . In einer K ä r n t n e r Sage hält jeder der drei Beschwörer ein T a l g 1 i c h t in der Hand 6S ), und in schlesischen Sagen werden schwarze und andere K e r z e n zur B. verwendet 5e ). Bei der sog. „Jenaischen Conj u r a t i o n " , einer 1715 in einem Rebhäuschen bei J e n a u m eines angeblichen Schatzes willen vorgenommenen B., wurde ein großes K o h l e n f e u e r entfacht; als infolge des dabei entstandenen Kohlendampfes mehrere Teilnehmer erstickten und auch die in der folgenden N a c h t aufgestellte Totenwache in O h n m a c h t fiel,
IIl6
schrieb man dies alles dem Teufel zu s '). A u c h in der A n t i k e nimmt der Geisterbeschwörer ein Licht zu seiner B. m i t M ) , und ebenso werden in der gelehrten Magie des MAs. bei der B. Lichter nach den vier Weltgegenden a u f g e s t e l l t M ) . Licht und Feuer scheinen einen Schutz des Beschwörers darzustellen; daher drehen im Märchen die Gespenster jedem den Hals lim, der versucht Feuer zu machen Das in der ma.ljchen Magie, bei Agrippa v o n N e t t e s h e i m 6 1 ) und in Fausts „ H ö l l e n z w a n g " 62) geforderte Räucherw e r k , „ e i n e starke Geißlung der Geister, damit man sie zwingen k a n n " , hat sich vielleicht in einem Brauch des preußischen Landvolkes erhalten, schädliche Tiere im Felde auszuräuchern 63 ). Das wichtigste Hilfsmittel des Beschwörers ist der K r e i s . Er hat sich auch der Volksphantasie am schärfsten eingeprägt und fehlt selten in Sagen und Berichten, die eine B. erwähnen. Der Kreis dient zum Schutze des Beschwörers v o r den gerufenen Mächten. Besonders bei Geister- und Teufels-B.en tritt o f t sinnfällig hervor, wie die Macht der Dämonen am R a n d des gezogenen Kreises endet (s. Asyl, Kreis). Meist steht der Beschwörer in dem Kreis, doch kann der Kreis auch der A u f e n t h a l t sein, den der Beschwörer dem beschworenen D ä m o n anweist, um ihn darin festzuhalten. Bei den Darmstädter B.en wird ein Kreis für den Beschwörer, ein zweiter für den Dämon gezogen M ). In einer schlesischen B. aus dem 16. Jh. wird der Geist in ein mit Wasser gefülltes Glas beschworen 6 5 ), vgl. Flaschengeister. A n Stelle des Kreises findet sich bei nordischen Toten-B.en ein viereckiges Gehege, das zur Verstärkung des Schutzes v o n neun Linien umzogen wird 6 6 ), und im faerörischen Aberglauben sitzt der Beschwörer auf einem Tierfell 67). Bei einer spätgriechischen B. gräbt der Beschwörer eine Grube 6 8 ). Zuweilen hat der Beschwörer ein Zauberbuch bei sich, aus dem er die B. abliest 6 9 ) (s. Zauberbuch). V o n den Gegenständen, die nach ma.licher Magie der Beschwörer als weitere Hilfsmittel bei sich haben soll, wie heilige Tafeln, Bilder, Szepter, ein
Π17
Beschwörung, beschwören
Schwert, Kleider usw. w ) , ist nichts in den Volksglauben übergegangen. Nur im eben erwähnten faerörischen Aberglauben hat der Beschwörer eine A x t und ein S c h w e r t bei s i c h 7 1 ) . " ) G r a b e r Kärnten 289. M ) Κ ü h η a u Sagen 3, 192. 769. 772 f. " ) Κ e i 1 Geschichte d. jenaischen Studentenlebens 189 ff. κ ) Ρ 1 i -
η i u s Ep. 7, 27. ") K i e s e w e t t e r Faust 397; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m * 4, 100. *>) B o l t e - P o l i v k a 1 , 2 5 ! " ( A g r i p p a ν. Ν e 1 1 e s h e i m 4, 97 ff. ") K i e s e w e t t e r Faust 398 f. ,s ) F r i s c h b i e r Hexenspr.
138; vgl. K i e s e w e t t e r
Faust
502 Α. ι . ·*) HessBl. 4, 169. ··) K l a p p e r Schlesien 236. ") ZfVk. 27, 100 f. A. 1. ") Ebd. 103 f. ") L u k i a n Philopseudes c. 14. ··) K ü h n a u Sagen 3, 192. 769. 773; G r a b e r Kärnten 289. '"j A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m * 4, 105. ") ZfVk. 27, 103 f. 8. a) Die B. selbst zerfällt in das Hersagen der B.sformel und in die begleitenden Handlungen. V o n der B.s f o r m e 1 sei nur soviel, erwähnt, als zum Verständnis der B.sformel als magischen Instruments in der H a n d des Beschwörers notwendig ist. (Weiteres s. Segen, Besprechung.) Die aus W o r t e n bestehende Formel ist ein starkes und keineswegs geistiges, sondern durchaus materielles Zaubermittel 7 2 ). „ N o c h stärkere Macht als in K r a u t und Stein liegt in dem W o r t " 73 ), groß ist die Gewalt der verba et incantamenta carminum auch in der A n t i k e , 4 ) , und dem indischen Magier ist die B.sformel eine „ m ä c h t i g e W a f f e " , mit der er den Beschworenen z w i n g t : „ D i e Alându und Çalanu (d. s. Würmer) zermalmen alle wir durchs W o r t ! Mit mächtiger W a f f e töt' ich die A l â n d u — " 7 S ) (s. Wort). Nicht selten ist jeder Buchstabe des Zauberwortes das S y m b o 1 u m eines ganzen Wortbildes, wie dies bei den Abracadabra-, Sator- und ähnlichen Formeln der Fall ist. Doch gibt es auch B.s- und überhaupt Zauberformeln, denen Sinn und Verständlichkeit gänzlich mangeln, deren geheimnisvolle Macht aber für den Abergläubischen gerade in der U n v e r s t ä n d l i c h k e i t liegt und die vergleichbar sind dem Zaubergerät, das sonst zu keinem sinnvollen, alltäglichen Gebrauche dient. Solche unverständliche Formeln sind
IIl8
Griechen 7 6 ) und R ö m e r n ' 7 ) , dem deutschen V o l k e 7 8 ) und anderen V ö l k e r n " ) bekannt. Besonders die N a m e n d e r bes c h w o r e n e n M a c h t sind starke W a f f e n in der H a n d des Beschwörers. W e r den N a m e n kennt, hat Macht über seinen Träger, denn der N a m e drückt das Wesen des Trägers aus (s. Name). Im täglichen Gebrauch scheut man sich oft, die Namen gewaltiger Mächte zu nennen, daher die Geheimnamen der Dämonen *"), bei der B. aber wird der N a m e ausdrücklich genannt und wirkt schon so als B. So zwingt der griechische Magier nur mit „ 7 heiligen N a m e n " die Schlangen des ganzen Umkreises herbei 8 1 ). U m sich eines Dämons besonders gut zu versichern, werden alle seine Namen genannt, ζ. Β. : ,,Ν. N. ich begreife deine Gicht, die Markgicht, Beingicht, Adergicht, Blutgicht, Fleischgicht" 8 2 ). Mit der möglichst vollständigen A u f z ä h lung der Namen im Zusammenhang steht auch das Nennen v o n „neunerlei F e u e r " und andere Zahlenangaben 8 3 ). Die zu beschwörende Macht wird auch „ g e f a ß t " durch Nennung ihrer Eigenschaften 8 4 ), ihres Geschlechts und ihrer H e r k u n f t 8 6 ) , Schilderung ihrer W i r k u n g e n 8 6 ) und Erwähnung ihres Sitzes, weshalb bei K r a n k heits-B.en zuweilen zahlreiche Körperteile aufgezählt werden 87 ). Doch auch der Mensch ist mit seinem Namen innig verk n ü p f t ; daher wird bei Krankheits-B.en oft der Name des K r a n k e n genannt und zwar wird er meist an den A n f a n g gesetzt M ). A u c h die N a m e n Gottes u n d a n d e r e h e i l i g e N a m e n werden von den „Beschwerern und Segensprechern m i ß b r a u c h t " 89), um Gott und andere heilige Mächte zum Beistand in dem aufgenommenen K a m p f e anzurufen (s. unten Christliche Elemente). '») W u t t k e « § 225. " ) G r i m m Myth. 1023. '*) Ρ 1 i η i u s nat. hist. 28, 2. " ) Julius G r i l l Hundert Lieder des Atharva-Veda 6. " ) W e s s e 1 y Ephesia grommata 22 Nr. 210.
") C a t o De re rustica 160. *>) ZfVk. 8, 60 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 52. 104; ZfVk. 20, 385 Nr. 3, 3 u. 10. '») ZfVk. 5, 39 f. ·») G ü η t e r t Göttersprache 5 ff. β1) L u k i a n Philopseudes c. 12. ,2 ) ZfVk. ι , 209 Nr. 10; s. auch
Beschwörung, beschwören
1119
208 N r . 6 u . 9; F r i s c h b i e r Hexenspr. 49. 74; S t e m p l i n g e r Volksmedizin 46. ·*) F r i s c h b i e r Hexenspr. 63. ι ο ί ; Z f V k .
5, 33; ebd. ι , 194 d. 211. ·*) Vgl. die christlichen Litaneien. " } ZfVk. 5, 32 f. " ) S o 1 dan-Heppe ι , 17. ") HovorkaK r o n f e l d 2 , 864; Β i r 1 i η g e r .s
) Z f V k . ι , 203 N r . 6;
Ho-
v o r k a - K r o n f e l d 2, 864.
c) Die B.sformel ist als Anrufung und Zwang einer Macht ihrer Natur nach befehlend. Doch ist sie zuweilen auch e r z ä h l e n d , d. h. sie weist, meist am Anfang, einen epischen Teil auf, der dann in die befehlende B. übergeht, doch auch
1120
allein vorkommt. Die erzählende Formel, deren klassische Beispiele die 2 Merseburger Zaubersprüche9®) sind, beruht auf der Anschauung von der Sympathie alles Seins : aus der Erzählung einer früheren Heilung, Diebsbannung usw. leitet sich die magische K r a f t für den vorliegenden Fall ab. So hat auch bei den Primitiven die bloße Erzählung schon Zauberwirkung 97 ). Wuttke 9 8 ) hält daher die erzählende Form für die ältere, während Hälsig 99 ) und Seyfarth 10°) die befehlende für ursprünglicher ansehen. Die Erzählung hat gewisse stereotype Formen angenommen. Gerne wird, namentlich in Krankheits-B.en, ein D i a l o g gebracht: Gott, Jesus, Maria oder ein Heiliger, die alle den alten Wodan der 2. Merseburger Formel verdrängt haben, begegnen dem Krankheitsdämon 101 ), dem Erkrankten 10Z), einer erkrankten göttlichen Person 103), 3 Brüdern, die ein Heilkraut suchen 1 M ), einer göttlichen Person, die eben heilen geht l o s ), dem Beschwörer loe ) usw. Zuweilen wird auch von einem S t r e i t zwischen der Krankheit und einer anderen Sache, wobei die Krankheit verdrängt wird, erzählt 107 ). Von magischer Kraft ist auch die Anführung eines V e r g l e i c h e s 108), der am häufigsten mit dem ab- und zunehmenden Monde, der auf- und untergehenden Sonne angestellt wird und zwar nach dem Schema: „Wie der Mond abnimmt, so soll die Krankheit abnehmen", oder „wie der Mond zunimmt, so soll umgekehrt die Krankheit abnehmen". Auch der Vergleich setzt eine Sympathie des Seins voraus. ··) G r i m m Myth. 1029 f . ; s. a u c h F e h r 1 e Zauber u. Segen 35 f f . Religion 2, 110. » ) W u spruch 8 . 10 °) Sachsen Hexenspr. 59 N r . 1 ;
" ) W u η d t Mythus u. t t k e * § 226. m) Zauberln 73. ) F r i s c h b i e r M e y e r Baden 574;
W u t t k e 4 §228; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 865. 1 0 î ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 90 N r . 2;
9X N r . 3; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 863. ,04 10») ZfVk. 8, 289. ) s. Dreibrüdersegen
ω ' ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 55 N r . 11; 57. »"·) E b d . 83 N r . 4. »«') G r i m m Myth. 1043; F r i s c h b i e r Hexenspr. 57. 80f.; 10e M e y e r Baden 574. ) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 46 f . ; F r i s c h b i e r Hexenspr. 61. 95 f . 99 f . ; Β i r 1 i η g e r Aus Schwaben 1,
443. 443. 448. 450; S e y f a r t h Sachsen 94 f f .
1121
Beschwörung, beschwören
d) Die b e f e h l e n d e B.sformel wendet sich direkt an die zu beschwörende Macht und teilt in klaren Worten den Willen des Beschwörers mit: „Ich bes wer ewch ruetten pey der macht des vaters das Ir mich firt und laittet!' 1 0 8 ), „Nun ruffe ich N. dich Hölle, das Höllische Feuer und alle höllischen Quahlen und Martern und euch vorgesetzten der Hölle , daß ihr alsobald vor meinem Creysse erscheinet" 110 ), „Herzwurm und Fruchtwurm und Darmgicht, ich gebiete dir bei Gottes Gericht, daß du dich sollst l e g e n " m ) , „Ich gebiete dir, Feuer , du wollest stille stehen und nicht weiter gehn" 112), „Ihr Immen, Wis' und Bienen , ich gebiete euch und beschwöre euch, daß ihr herunter kommt" 113). „Somit beschwöre ich allen Stahl und Eisen, Pulver und Blei damit sie mir keinen Schaden noch Leid t h u n ! " 1 M ) . Noch unmittelbarer ist der bloße Imperativ: „Gang ut nesso mid nigun nessiklinon" 115 ), „Fahr' aus Gicht, alle böse Gesicht" u e ) , „Schwinden, du sollst stille stehen" 117). Bei Verletzungen und Verrenkungen taucht eine alte, scheinbar indogermanische Formel immer wieder auf, die ebenfalls befehlend ist: „Bein zu Beine, Blut zu Blute, Glied zu Gliede" U8 ) ! Namentlich die Krankheits - B.en sind reich an Variationen des Befehls: die Krankheit wird h ö f l i c h aufgefordert sich zu entfernen, ihr wird zur Sicherheit ein ferner A u f e n t h a l t s o r t angewiesen (s. Verbannung), der Wald, das Meer, „Unstätten", d. s. unwirtliche Gegenden, und andere Orte, ihr wird schließlich g e d r o h t 1 1 9 ) . Die Drohung wird weiter zur B e s c h i m p f u n g , V e r w ü n s c h u n g lao ) und V e r f l u c h u n g : „Du verfluchtes Fieber, ich beschwöre dich " m ) . Die magische Kraft des Fluches beweist der Aberglaube in Böhmen, daß einer, der den Teufel b. will, diesen in einem Kreise 24 Stunden lang verfluchen muß 122). »»·) MschlesVk. 7, Heft 13, 54. ln
1W
) Kiese-
w e t t e r Faust 406 f. ) S e y f a r t h Sachsen 75. 11') B a r t s c h Mecklenburg 2, 357 f. 1U
) Ebd. 2. 452. "*) F r i s c h b i e r H e x e n s p r .
m.
1122
11S
) G r i m m Myth. 1032.
u
·)
Sey-
f a r t h Sachsen 79. "') Ebd. 81 ; weitere Beispiele s. F e h r 1 e Zauber
und
Segen 6 ff.
"«) G r i m m Myth. 1030!; G r i l l Hundert Lieder des Atharva-Veda 18 Nr. 4, 12. "·) S e y -
f a r t h Sachsen 78 ft.; ZfVk. 5, 14 ff.; zur4 Drohung1Kvgl. A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 109.
) Skirnisför v. 25 ff.; s. S i m r o c k
Mythologie ' 62.
m
) Frischbier
55 Nr. 10. 1 ") G r o h m a n n 211.
Hexenspr.
e) Wie in der Antike Dichterverse in die B.sformeln aufgenommen werden m ) , so sind in späterer Zeit B i b e l s p r ü c h e und c h r i s t l i c h e G e b e t e von großer magischer Kraft. Durch das Evangelium Johannis wird das Fieber vertrieben 124), das Vaterunser, Ave Maria, De Profundis, Avete omnes, Requiem hilft bei Geister-B.en 12S ), die Passio Christi heilt den Krampf 12e) und beschwichtigt das Wetter 1 2 7 ), nach dem Walenbüchlein des Hans Man von Regensburg aus dem Jahre 1615 verhelfen 5 Paternoster, 5 Ave Maria und I Credo dem Schatzsucher dazu, den Schlüssel zur Felsentür zu finden 1 2 8 ). Conr. Wolff Platz 1 2 9 ) zählt als die „guten und göttlichen Wort", welche zum „Beschweren und Segensprechen" benutzt werden, noch folgende auf: „die ^ Wort Christi, da er am Stamm des heiligen Creutz gesprochen, die Uberschrifft, welche Pontius Pilatus an das Creutz oberhalb Christo gehefft hat. Item das Evangelium Johannis am χ. Cap. und andere Sprüch aus dem Evangelisten. Item der Englische Gruß, das Ave Maria, das heilige Vatter Unser und wer kann es alles erzählen Diese gute, gottselige, göttliche W o r t ? " Andere christliche Elemente in B.sformeln sind folgende: Bei Krankheits-B.en wird gern das G e t a u f t s e i n des Kranken betont l s o ) ; denn über den Getauften hat der „heidnische" Dämon keine Gewalt. Häufig werden auch G l o c k e n g e l ä u t e und k i r c h l i c h e Z e r e m o n i e n erwähnt m ) . Die B. beginnt oft mit einer Anrufung Gottes 1 3 2 ) und endet „ I m Namen G. d. V., d. S. u. d. h. G." 13S). Zahllos aber sind die h e i l i g e n N a m e η und D i n g e , die der Beschwörer a n r u f t , um H e l f e r im B.skampfe zu gewinnen: „Das unschuldige Blut
Ï123
Beschwörung,[, beschwören
Christi, die hl. 5 Wunden, das hl. Grab, die Stricke, Bande und Nägel, das Kreuz, Christi Marter, diejenigen die das Kreuz umstanden, die hl. Namen Christi" 134 ), „die hl. Dreifaltigkeit, die "Menschheit Christi, seine Geburt, Beschneidung, Taufe, seine Predigten, seinen Tod, sein Begräbnis, seine Himmelfahrt, die Gewalt Gottes, der T a g des Urteils" 13S ) u. a. m. 1 3 β ). Überhaupt alles Christliche ist zur B. gut 1 3 7 ). Das alles erklärt sich wohl damit, daß sich so manches abergläubische Gemüt über das Sündhafte seines Tuns beruhigt fühlte, wenn es die B. in ein christliches und kirchliches Gewand gehüllt sah. Die Kirche selbst erklärt die Verwendung heiliger Namen und christlicher Gebete Zur B. einerseits für Aberglauben und S ü n d e 1 3 8 ) , andererseits sucht sie die alten Formeln mit christlichem Gehalt zu erfüllen 134 ) und sieht nur solche B.eh für sündhaft an, die nicht durch Gottes „heiliges Wort" 1 4 0 ) oder mit „christlichen geistlichen zulässigen Mitteln" 141 ) geschehen und wird schließlich mit ihren ma.liehen Benediktionen und Exorcisationen V o r b i l d für die volkstümlichen B.en 1 4 î ).
II24
handlung einer alten sumerischen Formel die darin beschworene Krankheit Tiu als Kopfrose diagnostizieren können. Die Handlung ist nämlich da in der B.sformel selbst überliefert, sie wird v o r g e s a g t und b e s c h r i e b e n , was bei Krankheits-B.en öfters vorkommt. Diese Beschreibung ist entweder ein Bericht darüber, was jetzt während der B. geschieht 144 ), oder eine Erzählung, was ein heilender Gott befohlen 146 ) oder einst selbst getan. Namentlich letzteres scheint dem Volke eine eigene B.shandlung zu ersetzen, daher die Häufigkeit der erzählenden Formel (s. oben). B.shandlungen finden sich meist bei Krankheits-B.en. Der Krankheitsdämon wird g e s c h l a g e n , geschnitten, g e b u n d e n 14β ). Andere begleitende Handlungen sind: A n h a u c h e n , Blasen, A n s p e i e n , B e r ü h r e n , H a n d a u f l e g e n , Streichen, Kneten, Drücken und namentlich B e k r e u z e n (s. die betr. Art). Im altgermanischen Zauber s c h n e i d e t Skirnir während seiner B. Runen 147 ). Schatzsucher s c h l a g e n unter B. an den Felsen 148), welchen Bergund Waldgeister durch bloßes S c h w e n "') S t e m p l i n g e r Volksmedizin 48. k e n des Zauberstabes oder B e r ü h 1M) F i s a s s k i r e n ohne B. öffnen 14i ). Um Gewitter zu Von einigen Überbleibseln des Heidenthums «. Pabstthums in Preußen, b., s c h l a g e n im französischen AberKönigsberg 1756, Nr. 24 § 15. m ) G e r glauben die Winzer mit Rebpfählen auf h a r d t Franz. Novelle 124. "·) ZfVk. 22, ihre Kiepen und die Schnitter lassen ihre 123 i. I H ) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 109. 1 U ) Κ û h η a u Sagen 3, 750. ,s») Bericht v. d. Sensen k l i r r e n 1 5 0 ) . Auch Ä h n l i c h zauberischen Beschweren u. Segensprechen p. 6 f. k e i t s z a u b e r wird mit der B. verF r i s c h b i e r Hexenspr. 33. 35. 61. 63. bunden 1S1 ). Doch handelt es sich in allen 65.67. 131) S e y f a r t h Sachsen 91 f. ¡ F r i s c h b i e r Hexenspr. 59 Nr. 1 ; 101 Nr. 7. m ) Vgl. den Fällen, wo die Zauberhandlung in K l a p p e r Schlesien 236 f. "') S e y f a r t h den Vordergrund tritt und nicht dem Sachsen 75 ff. »«) ZfVk. i, 209ff. '») K l a p - Spruch, sondern ihr die magische Wirp e r Schlesien 237. "·) S. auch ebd. 234ff.; kung zugeschrieben wird, nicht mehr S c h i n d l e r Aberglaube 114ff.; Anrufung um B., sondern um Zauber. S. die Arvon Sonne und Mond s. S e y f a r t h Sachsen 93. »») ZfVk. 2, 385. "») Conrad Wolff P l a t z tikel Schlagen, Lärmzauber, AnalogieBericht v. d. Zauberischen Beschweren «. Segenzauber. Die B. wird mit einem O p f e r sprechen p. 7 u. 33. , *·) M e y e r Mythologie verbunden in einer von Fausts „Höllender Germanen 31 ff. 14°) ZfVk. 9, 271; vgl. die Rück-B.sformel. m ) P a n z e r Beitrag 2, 271 zwang" beeinflußten Sage, nach welcher Nr. 8. "») S c h i n d l e r Aberglaube 114 ff.; bei der B. von Zwergen für diese ein Klapper Schlesien 234. Mahl gerichtet wird, das sie anlocken 9. Die H a n d l u n g e n , die die B. soll "*). begleiten, stehen natürlich mit dem Zweck "») Zeitschr. f. Assyriologie 8,179 ff. 1 U ) ZfVkder B. in einem gewissen Zusammen5, 26 f. 34 ff.; S e y f a r t h Sachsen 84 ff.; hang, der zuweilen noch deutlich erkennSkirnisför r. 34—36; s. S i m r o c k Mythologie* b a r ist. So hat Bartels 1 4 s ) nach der B e - 217 f. 1M) ZfVk. 5, 39; F r i s c h b i e r 47.
II25
Beschwörung, beschwören
"«) S e y f a r t h Sachsen 85 u. 87. " ' ) Skirnisför v. 34—36. "*) Κ ü h η a u Sage» 3, 773. "») Ebd. 3, 746; G r a b e r Kärnten 112. 1 M ) S é b i l l o t Folk-Lore ι , 108. ">) ZfVk. 26, 194 f.; vgl. Κ r a u ß Siile und Brauch 168 f. 620, Α. ι ; Tonpuppe bei Krankheits-B.en s. ZföVk. 8,240. "») K i e s e w e t t e r Faust 280. 10. I m B . s k a m p f e w e i g e r t sich o f t die beschworene M a c h t zu gehorchen. D a n n wird die B . 2 — 3 m a l w i e d e r h o l t 1 5 3 ) , j a a u c h ö f t e r ; denn B e h a r r l i c h k e i t verm e h r t die K r a f t und A u t o r i t ä t des B e schwörers m ) . D a h e r w e r d e n viele F o r meln gleich 3 m a l gesprochen. D i e W e i g e r u n g eines zitierten D ä m o n s z e i g t sich a u c h darin, d a ß er in seltsamen, f u r c h t erregenden G e s t a l t e n e r s c h e i n t : als feurige K u g e l 1 5 5 ) , in einem F l a m m e n meer 1 5 e ), als m ä c h t i g e r K ö n i g , v o n einer Ritterschar umgeben167), in Tierges t a l t 1S8 ) und anderen a b e n t e u e r l i c h e n G e s t a l t e n 1 6 9 ) , als R ä u b e r , als H e u w a g e n 1 8 0 ) , als K u t s c h e , die über den B e schwörer zu f a h r e n scheint oder als Reiter, der ihn überreiten w i l l l e l ) . A n d e r e r seits erscheinen o f t a u c h u n g e r u f e n e Geister bei einer B . 1 M ) . Bei Geister- u n d T e u f e l s - B . ist eine R ü c k - B . , d . i . eine a u s d r ü c k l i c h e E n t l a s s u n g des dämonischen W e s e n s d u r c h den Beschwörer, n o t w e n d i g . N a c h den L e h r e n der ma.liehen Magie soll sie a u c h geschehen, w e n n kein Geist erschienen ist; denn er k a n n u n s i c h t b a r v o r h a n d e n sein u n d dem a u s d e m K r e i s e T r e t e n d e n S c h a d e n z u f ü g e n l e 3 ) . Die R ü c k - B . ges c h i e h t durch R ü c k w ä r t s l e s e n der B . s f o r m e l 1 M ) oder durch eine eigene F o r m e l , die die E n t l a s s u n g a u s d r ü c k t l e 5 ) (s. A b d a n k u n g ) . In der Magie k o m m t d a z u n o c h R ä u c h e r n mit Dingen, deren G e r u c h dem Geiste w i d e r w ä r t i g i s t l e e ) . Die R ü c k - B . ist o f t sehr schwierig. In einer K ä r n t n e r S a g e müssen die B e s c h w ö r e r 3 T a g e im K r e i s e bleiben, d a die Geistlichen, die m a n holt, nicht i m s t a n d e sind, die R ü c k B . a u s z u f ü h r e n , weil ihr Gewissen n i c h t rein ist; erst einem alten K l o s t e r g e i s t lichen gelingt es, den Bösen f o r t z u schicken 167 ) (s. oben Sittenreinheit des Beschwörers). In einer andern K ä r n t n e r S a g e n e n n t der zitierte Geist selbst den Geistlichen, der ihn wieder w e g b r i n g e n
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k a n n i e s ) . H ä u f i g f i n d e t sich das M o t i v , daß S c h ü l e r g e g e n V e r b o t des Z a u b e r m e i s t e r s oder U n b e r u f e n e in A b w e s e n h e i t des K u n d i g e n leichtf e r t i g eine B . v o r n e h m e n und die Geister, die sie riefen, n i c h t mehr los w e r d e n k ö n n e n . V o n einem S c h ü l e r der Magie Ä g y p t e n s w i r d solches e r z ä h l t ι ω ) , ebenso v o n A g r i p p a s 170 ) u n d F a u s t s m ) Schülern, und a u c h h e u t e n o c h b e g e g n e n w i r dem M o t i v in einigen A l p e n s a g e n 1 ' 2 ) . Die B . b i r g t ü b e r h a u p t g r o ß e G e f a h r e n f ü r den B e s c h w ö r e r . Sie ist eben ein K a m p f , u n d w i e der B e s c h w ö r e r d e m D ä m o n droht, ihn z u t ö t e n 1 7 3 ), so k a n n die B . i h m selbst das L e b e n kosten, w e n n er sich e n t w e d e r z u s c h w a c h erweist, w i e in den u n t e r R ü c k - B . gen a n n t e n Beispielen, oder sich n i c h t g e n a u a n alle B.sregeln u n d -Vorschrift e n h ä l t . H a g e l b e s c h w ö r e r , die sich n u r m i t einem W o r t v e r s p r e c h e n , t ö t e t d e r H a g e l 1 7 4 ) , und Geister- und T e u f e l s b e schwörer, die aus dem K r e i s e treten, s i n d v e r l o r e n 1 7 S ). A b e r a u c h der B e s c h w ö r e r , der keinerlei V e r s t ö ß e b e i m B.sr i t u a l b e g a n g e n , s c h w e b t bei der B . in G e f a h r . F a u s t 1 7 e ) u n d W a g n e r 1 7 7 ) w e r d e n v o n den b e s c h w o r e n e n Geistern a r g b e d r ä n g t und n a c h schlesischem u n d Tiroler A b e r g l a u b e n n i m m t sich der zitierte Geist einen der B e s c h w ö r e r m i t 1 7 8 ) . A u c h A x t u n d S c h w e r t , die i m F ä r ö r i schen A b e r g l a u b e n der B e s c h w ö r e r bei sich h a t , w a r e n w o h l ursprünglich V e r t e i d i g u n g s w a f f e n des B e s c h w ö r e r s im B.skampfe17i). " ' ) K l a p p e r Schlesien 237; HessBl. 4, 170. JM ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m * 4, 106 f. "») G r o h m a n n 1 , 211. "«) K i e s e w e t t e r Faust 499. " ' ) K l a p 1M p e r Erzählungen Nr. 120. ) HessBl. 15, 19. »·) S o l d a n - H e p p e i , 148 f.; K i e s e 1M w e t t e r Faust 102. 502. ) ZföVk. 3, 279. »·) SAVk. 14, 189. »") K r o n f e l d Krieg 117 f. "») A g r i p p a v. N e t t e s h e i m « 4, 107 f. 1M ) ZfVk. 9. 271; M e y e r Baden 573; M ü l l e r - B ä c h t o l d Uri 1, 221 Nr. 325; G. L. W e i s e 1 Aus dem Neumarher Landestor 79. l " ) ZfVk. 9, 271 ; Κ 1 a ρ ρ e r Schlesien 237. 1M ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 107. " ' ) G r a b e r Kärnten 289. l «) Ebd. 35. " ' ) L u k i a η Philopseudes cap. 34 ff.; danach G o e t h e s Zauberlehrling. "») M e y e r A ber· glaube 290 f. »") K i e s e w e t t e r Faust 499 f.
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Beschwörung, beschwören
' " ( G r a b e t Kärnten 35; M ü 11 e r - Β ä c h t o l d Uri τ, 221 Nr. 325: vgl. 276 Nr. 384; ZfVk. 9, 271 f.; s. auch M e y e r Baden 573. "») ZfVk. ι, 208 f. Nr. 9. »·) G r o h m a η η 34- " ' ) Ebd. 211 ; C â s a r i u s ν. H e i s t e r b a c h Dialogus $, 3; ZfdMyth. 2, 29; P a n i e r Beitrag 2, 72; vgl. K i e s e w e t t e r Faust 503. "·) W i d m a η η s Faustbuch von 1681, p. 44. *") K i e s e w e t t e r Faust 502 f. "») Κ ü h η a u Sagen 3, 191 f.; Z i n g e r l e Tirol1 128. "·) ZfVk. 27, 104; 2, 13 Nr. 15.
I I . Der O r t der B. soll ebenfalls beitragen, die B. gelingen zu lassen. Im germanischen Altertum werden Zauberhandlungen meist unter f r e i e m H i m m e 1 vorgenommen u o ). Die in der altnordischen Literatur oft erwähnte ,,útiseta" m ) , das „ D r a u ß e n s i t z e n", eine Art der Divination (s. d.), die der Β. oahekommt, hat sogar den Namen davon erhalten. Auch im deutschen Volke findet sich ein entsprechendes „Sitzen" auf Kreuzwegen und an anderen O r t e n m ) und überhaupt Zauberhandlung im Freien 1 8 3 ). Zu Kreisstehen s. Kreis. Unter freiem Himmel sind die Geister leichter zu zwingen; daher beschwört der Faust des Faustbuches den Teufel erst im Freien, um ihn zur festgesetzten Stunde in seine Behausung zu bestellen. Der Ort der B. soll aber auch der N a t u r d e r b e s c h w o r e n e n M a c h t e n t s p r e c h e n 1 8 4 ) . DieTotenB. erfolgt an den G r ä b e r n und Hügeln der Toten 18 ®), und gespenstige Orte sind der Geister- und Teufels-B. günstig, da sie der Aufenthaltsort dieser Dämonen sind. Namentlich der K r e u z w e g , der schon von alters her 1 8 ·) Gespenster beherbergt, ist ein häufiger B.sort. Ein „landtgebott" von 1 6 1 1 kehrt sich gegen die, „welche bey nächtlicher weil sich auf die creutzstrassen begeben, dasselbs craiss machen, · inn denselben die böse geister beschweren" 187 ), und im heutigen Volksglauben wird der Teufel meist dort beschworen "*) s. Kreuzweg. Besonders ein Kreuzweg, der zugleich ein Totenweg ist, d. h. zu Kirchen und also auch Friedhöfen führt 1 W ), und ebenso F r i e d h ö f e 1 8 0 ) sind zur B. geeignet. Der Ort der B. soll auch e i n s a m sein, „heimlich" 1 M ), abgeschieden vom Welttreiben und fremden Blicken unzugänglich" U 2 ).
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Daher wird der Teufel zuweilen im Κ e 1 1 e r 1 M ) beschworen, auch in einer alten, abgelegenen S"c h e u η e m ) . Höhlen als Stätten der B. finden sich bei Primitiven *·*) und im französischen Aberglauben 1 M ), doch im deutschen nicht. Die Wolfsschlucht des Kind'schen Freischütz ist nur vom Dichter willkürlich gewählt, während die Quellen Kreuzwege haben l w ). Dagegen sind B e r g g i p f e l , die sowohl einsam als auch nach allen Seiten frei sind und den Raum beherrschen, als B.sorte in Fausts „Höllenzwang" und im Wagnerbuche l w ) genannt, und auf dem Pilatus vermeint das Volk heute noch die Kreise der Beschwörer zu sehen ""J. Die Z e i t der B. ist meist die m i t t e r n ä c h t i g e Stunde * )1 ) 1 zwischen 12 und ι Uhr "»), oder 1 1 und 12 Uhr *»). Auch v o r S o n n e n a u f g a n g oder n a c h S o n n e n u n t e r g a n g wird sie vorgenommen "*), schließlich aber auch „bey lichte und aller zeit" m ) . Gut ist der Donnerstag *°e) zur B., ferner Tage bei zunehmendem m ) , abnehmendem **) oder vollem Mond**). Die in Kinds „Freischütz" genannte totale Mondfinsternis 210 ) dürfte konstruiert sein. Der B. günstig sind ferner die W e i h n a c h t s n a c h t m ) , die Osternacht und O s t e r zeit überhaupt * 12 ) und die alte D r e i z e h n t e Nacht î 1 3 ) (s. Tagewählerei). M e y e r Relig.gesch. 148. M1 ) ZfVk. 27, 100ff·. "*) Ebd. 27, 102. 1M ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. "«) Vgl. A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 4 4, 104. " ' ) G r i m m Myth. 1027 f. "«) Hekate am Kreuzweg: S o p h o k l e s fragm. 491. m ) P a n z e r Beitrag 2, 272. "») W u t t k e 4 § 384; G r a b e r Kärnten 282. "») ZfVk. 2. 13; 27. 104. 1W) ZfdMyth. 2, 29. m ) K l a p p e r Schlesien 237. " ' ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 96. ,M ) G r a b e r Kärnten 289; vgl. K l a p p e r Erzählungen Nr. 120. lM ) K i e s e w e t t e r Faust 499· " ' ) F r a z e r Totemism 1. 105. "·) S é b i 11 o t FolkLore i, 478. i n ) K r o n f e l d Krieg 116. " » ( K i e s e w e t t er Faust 278. 1W) Ebd. 501 f. "") SAVk. 14, 234. »1) W u t t k e 4 § 384. Kt ) G r a b e r Kärnten 281. 289; K i n d s Freischütz; K i e s e w e t t e r Faust 402. *·*) Ζ i η g e r l e Tirol1 97. 125; ebenso im Vorbild des K i n d ' s c h e n Freischütz, der 1. Novelle des 1810 erschienenen Gespensterbuches. Mt) K l a p p e r Schlesien 237; F r i s c h b i e r Hexenspr. 26; K i e s e w e t t e r Faust 502. "') Κ 1 a ρ -
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Besen
p e r Schlesien 237; HessBl. 4, 170; K i e s e w e t t e r Faust 278. 280. «··) F r i s c h b i e r Hexenspr. 7. 43. 77. ,07) Ebd. 61. 95 f· 99 f. «•) Ebd. 77. ,M ) W i d m a η η s Faustbuch v. 1681, p. 43. *10) ι , 6. «") Κ ü h η a u Sagen τ, 245; 3, 26ο; ZföVk. 3. 27g; W u t t k e 4 § 384. 12 · " ) Z i n g e r l e Tirol11,97· 5> M e y e r Baden 503. »") ZfVk. 2, 13. 12. Der Z w e c k der B . k a n n sehr verschieden sein, doch f i n d e n sich gewisse M o t i v e häufiger wiederholt. B . e n w e r d e n a u s bloßer Neugier v o r g e n o m m e n 214 ), u m reich zu w e r d e n 215 ) u n d geheime K r ä f t e in seine G e w a l t zu b e k o m m e n 2 l e ), oder u m A u f k l ä r u n g über die Z u k u n f t 2 1 7 ) , das J e n s e i t s 2 1 8 ) oder andere, d e m B e schwörer u n b e k a n n t e D i n g e 2 l e ) zu erlangen. Sehr o f t b e z w e c k t die B . e t w a s N e g a t i v e s , nämlich die V e r j a g u n g der beschworenen M a c h t 22 °). î u ) K i i h n a u Sagen 3, 191. 214 f.; C a e s a r i u s v. H e l s t e r b a c h Dialogus 5, 3. 215) V i n t 1 e r Pluemen der tugent v. 35 ff.; ZfVk. 9, 271. 362; G r a b e r Kärnten 35. 281. 289 f.; vgl. K l a p p e r Erzählungen Nr. 120. "·) K l a p p e r Schlesien 99 f. ; MschlesVk. 7, Heft 13, 53 ff. *") Vegtamskvidha v. 4, s. G r i m m Myth. 1028; vgl. Odysee 11, 23 ff. "•) K ü h n a u Sagen 3, 191. 203; vgl. K l a p p e r Erzählungen Nr. 24. "·) ZfVk. 27, 100 f. A. 1; SAVk. 14, 233 f.; G r o h m a n n 2 i r ; vgl. K l a p p e r Erzählungen Nr. 194. 22°) Besonders Krankheits-B.en und Dämonen-Exorcismen. Schusser.
B e s e n . Der B . ist nicht nur in D e u t s c h land, sondern weit über E u r o p a h i n a u s Gegenstand reichlichen A b e r g l a u b e n s . E s leiten sich seine B e d e u t u n g s g r u n d l a g e n n a t u r g e m ä ß v o n der F u n k t i o n des F e g e n s und A b s t r e i f e n s her, soweit seine p r a k tische V e r w e n d u n g in B e t r a c h t k o m m t ; indes v e r b l i e b e n ihm dabei auch jene Q u a litäten, die sich aus seiner E r n e u e r u n g a u s Baumreisern im U m l a u f des V e g e t a t i o n s und W i r t s c h a f t s j a h r e s bei einer darauf eingestellten W e l t a n s c h a u u n g g a n z folgerichtig ergeben haben. W i r stecken zunächst den U m f a n g dieser B e z i e h u n g e n ab. I. a) D a s M a t e r i a l f ü r den B . sind im deutschen V o l k s g e b i e t in erster Linie B i r k e n r u t e n , doch wird auch die B u c h e und T a n n e herangezogen (Schweiz, Mecklenburg). E. K u n z e x ) h a t sogar gemeint, die magischen E i g e n s c h a f t e n des B . s
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v o n denen, die dem Birkenreis u n d der B i r k e (s. d.) im europäischen V o l k s g l a u r ben zugeschrieben werden, im besonderen und elementar a b l e i t e n zu können, wobei er die B i r k e als B a u m des D o n a r , den B . als sein S y m b o l a u f f a ß t e . A b e r mit solchen vereinheitlichenden Ideologien wird m a n den k o m p l e x e n und kollektivistischen G e d a n k e n g ä n g e n , m i t denen das V o l k arbeitet, nicht gerecht. S c h o n seit J a h r tausenden tritt z u d e m der B . a b e r g l a u b e in weitester V e r b r e i t u n g auf, im griechisch - römischen A l t e r t u m sowohl, wie in China u n d J a p a n , w o sich f a s t Z u g u m Z u g E n t s p r e c h u n g e n z u m europäischen A b e r g l a u b e n nachweisen lassen, v o n a u f f ä l l i g e n Gleichungen a u c h in Indien, Indonesien, i m K o n g o g e b i e t und bei den N e g e r n J a m a i k a s ganz zu schweigen. Der deutsche A b e r g l a u b e ist somit nur als ein A u s s c h n i t t eines w e i t v e r b r e i t e t e n Vorstellungskreises a u f z u fassen, f ü r dessen Z u s a m m e n h ä n g e u n d V e r b r e i t u n g s w e g e uns v o r l ä u f i g nur geringfügige A n h a l t s p u n k t e vorliegen. Einzelne A n s c h a u u n g e n scheinen allerdings nur in T e i l g e b i e t e n des deutschen V o l k s bereichs e n t w i c k e l t zu sein 2 ). b) Mehrfache B e z i e h u n g e n ergeben sich zwischen dem A u f s t e c k e n v o n B . in den Feldern, dem A b s t r e i f e n und Umschreiten u. dgl. (s. u.) u n d d e m A u f s t e c k e n und der A n w e n d u n g des B i r k e n g r ü n s als L e b e n s r u t e , P f i n g s t m a i , und es scheint a u c h der E r w ä h n u n g wert, d a ß in J a p a n das W o r t f ü r B . „ h a h a k i " sich in „ h a h a k i " , d. i. „ M u t t e r - B a u m " auflösen l ä ß t , w a s den g a n z e n Vorstellungskreis dem des L e b e n s b a u m e s noch näher angliedern w ü r d e 3 ). Es g e h t aber doch zu weit, w e n n E. H. M e y e r meinte, der gewöhnliche, meist a u s B i r k e n r e i s g e b u n d e n e B . sei nichts anderes als die rohere, n i c h t v e r k i r c h l i c h t e F o r m der P a l m e n 4 ). E r ist v i e l m e h r als G e g e n s t ü c k d a z u anzusehen u n d d a r u m ihnen in der W i r k u n g vielf a c h entgegengesetzt. E r ist der „ K e h r ^ a u s " m a c h e n d e W i s c h der V e r g a n g e n heit gegenüber dem z u k u n f t v e r h e i ß e n den grünen Reis, d a r u m auch Sinnbild und A t t r i b u t winterlicher Gestalten, des K r a m D u s . K n e c h t R u o r e c h t usw.. denen
Besen Frühling und Sommer mit der Lebensrute und im grünen Laubkleid gegenüberstehen, wenn auch vielfach ein Ineinanderspielen ihrer magischen Beschaffenheit festgestellt werden kann und Eigenschaften des Baumes (Birke) auch am grünen und alten Rutenbündel als wirksam angenommen werden. Im Faschingsaufzug wird in Tirol, Steiermark, in der Eifel, wie bei den Deutschen Ungarns ein B. vorangetragen; auch kehrt man den W e g mit ihm 5 ). Mit k o t i g e n B. werden in Tirol die Zuschauer abgekehrt. A m I. Mai wird in Baden wie anderwärts unbeliebten oder anrüchigen Mädchen statt des Maibaums der Stallb. vor die Tür oder auf den Dunghaufen gesteckt®). Vermengung der Heilwirkung n e u e r B. mit dem P a l m b r a u c h ist mehrfach eingetreten. Im Lüdenscheidschen werden am ersten Pfingsttage den K ü h e n weiße B. mit weißem Stiel ans Horn gebunden, manchmal zwei, ein großer und ein kleiner. Mit diesen B. wird in manchen Ortschaften einmal durchs Haus gekehrt, worauf man sie vor, über oder neben der Haus- oder Kuhstalltür aufhängt Sie werden mit Eichen- oder Stechpalmenzweigen, sowie mit goldsmeele (Briza) geschmückt. Ähnlich werden im Braunschweigischen zur Fastnacht von den Gaben sammelnden K n e c h t e n B. mit Bändern und Schleifen herumgetragen und in der folgenden N a c h t als heilkräftig v e r k a u f t 8 ) . In Westfalen gab es unter den K n e c h t e n und Mägden des Klosters Welwer eine B.f a s t n a c h t . Der Hauptscherz bestand in einem Wettziehen an einem großen B. 8). Ungleich dem Maiengrün erscheint der B. nur ganz ausnahmsweise als A b wehrmittel gegen Gewitter10), was um so auffälliger ist, als er als Schutzmittel gegen Hexen aller A r t eine besondere Rolle spielt. Auch wird das A u f rühren eines Gewitters im Wassertopf mit B. viel seltener vorgenommen als mit Ruten, Reisern u. dgl. 1 1 ). c) Die Stellung im Ü b e r g a n g s r i t u s von jederlei A r t im Menschendasein wird letzten Endes durch den schlesischen
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B . t a η ζ verdeutlicht. Ein überzähliger Partner im Kreis junger Leute hält einen B. in der H a n d und tanzt zunächst allein mit diesem. Plötzlich wirft er ihn weg und ergreift das ihm passende Mädchen, alle andern Paare trachten sich zu finden, der Überzählige behält den B., worauf sich das Spiel bei der nächsten Runde wiederholt 1 2 ). Im deutschen Recht ist ferner das B . t r a g e n eine Ehrenstrafe namentlich für Ehebrecher und scheltende Weiber geworden. Über letztere konnte jedermann auch hinwegschreiten, während sie an der Kirchentür lagen, und sie dabei mit einem B. schlagen. In Holland wurde dem vor Gericht geschleppten Dieb Schere und B. (Sinnbild des Stäupens!) auf den R ü c k e n gebunden 13 ). d) P e r s o n i f i k a t i o n e n des B.s treffen wir nur vereinzelt an. Man erinnere sich an Goethes Zauberlehrling, bzw. dessen Vorbild aus dem Altertum. Eine Erzählung aus dem Riesengebirge kennt den B. als Helfer einer Bäuerin, an Stelle der im Walpurgistreiben entrückten Magd. In der Oberpfalz erzählt man v o m T a n z eines B.s mit der Ofengabel, und im Erzgebirge meint man, daß V e r s t o r b e n e ihre Strafe unter anderm in B., Strohbündeln ( ! ) , Misthaufen ausstehen müssen und daß man sie durch Zerstörung des B.s erlösen k a n n 1 4 ) . In anderer A r t verbindet der deutsche Aberglaube den B. mit H a u s g e i s t e r n , sofern man den Kehricht als Seelensitz ansieht und meint, daß sich beim Kehren die Geister in den Ruten verfangen und dann in irgendeiner Gestalt (Nadel) sichtbar werden 1 6 ). Nach schlesischer Vorstellung sitzen die a r m e n S e e l e n mit Vorliebe im Kehrb. Man darf darum nie einen B. werfen noch mit einem harten Gegenstand darauf schlagen l e ). M I A E . 13 (1900), 81 f f . 125 ff. ») S a m t e r Geburt 29 f f . ; F L . 30, 169 f f . ; Anthr. 12/13, 709 f. s) Ausland 52 (1879), 908 f.; F L . 30, 201. 4 ) Baden 97. ') H ö r m a n n Volksleben 12; Z f V k . 8, 441; S c h m i t z Eifel 1, 20; 2, 41 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 99; Anz. Ungar. Mus. 6, 145; K u h n Westfalen 2,168; R e i n s b e r g Festkalender 213. A u c h in Schottland trägt der Anführer den „ G u i s a r s " an manchen Orten einen B . voran, mit dem er hernach einen magischen Kreis ausfegt, in dem er mit
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Besen
seinen Genossen tanzt: H e c k s c h e r 10. ·) M e y e r Baden 223; M a n n h a r d t 1, 167. ') ZfdMyth. 2 (1857), 86 = K u h n Westfalen
2, 167 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 195. ·) Α η d r e e Braunschweig 238. ·) S a r t o r i Westfalen 146. ,0 ) G r o h m a η η 3 7 - 3 8 =
W u t t k e 131 § 17S; 303 § 445; IAE. 13, 93 If· 145 ff·! Ausland 52, 908 f. u ) G r i m m Myth. 2, 897, 910; L i e b r e c h t Gervasius 2 1 8
(Thiers Nr. 7).
") MschlesVk. 21, 175 f.
" ) Gr i m m Weist, ι , 504; d e r s. RA. § 7 1 4 g. u ) Κ ü h η a u Sagen 3, 102; E i s e l Voigtland 167; S c h ö n w e r t h Oberpfalz χ, 387;
G r o h m a n n 198 = W u t t k e § 755. In Japan werden an aufrecht stehenden B., denen man ein Kopftuch, auch Gürtel oder Schürze umbindet, regelrecht Beschwörungen zur Abschaffung lästig werdender Gäste, auch zur Eintreibung von Schulden, wenn sie abgereist sind, sowie zur Übermittlung von Nachrichten entfernter Hausangehöriger vollzogen. FL. 30, 1 8 7 ! 193 f. 16) ZfVk. I i , 263; M e s s i k o m m e r 1, 189. ") D r e c h s l e r 2, 236. 2. D e r n e u e u n d d e r a l t e B . a) E r n e u e r u n g d e r B , Brachte ein rauher Frühlingstag in der Schweiz nochmals Schnee, so blieben die Kleinen in der Stube, spielten und sangen im Ringelreihen den „ Z u g ins B.reis", mit einem auf den noch nicht vollendeten Jahresübergang anspielenden T e x t " ) . F ü r das praktische Leben gilt Erneuerung in den J a h resanfangszeiten. In Mecklenburg, Westfalen und wohl auch anderwärts schützen B., in den Zwölften gebunden, gegen Hexen, helfen die Milch entzaubern, kurzum bringen Glück 1 8 ). In Böhmen findet die Erneuerung zu Ostern statt, in Oberösterreich auch zu Georgi. In R o m werden zu Johanni neue B . mit der Eigenschaft, Hexen zu vertreiben, v e r k a u f t U m die gleiche Zeit findet das V e r b r e n n e n der alten B . in den kultischen Feuern statt, zu Ostern in Oberschlesien wie im wendischen Gebiet 2 1 ), zu Walpurgis („Hexenbrennen") in Tirol, im Erzgebirge, Voigtland, Altenburg, Mecklenburg 22 ), zu Johanni in den Sudetenländern, auch in Oberösterreich 2 3 ); in der Eifel erscheinen sie als Fackeln zu Michaeli 24 ). b) A u f s t e c k e n v o n B . Bei den Jahresfeuern s c h w e n k t man die brennenden B . im Kreis, w i r f t sie in die L u f t , der Aberglaube macht sie in Polen zum Teufel, oder T e u f e l s g e f ä h r t
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bei den Slowenen, in Steiermark usw. 2 5 ). Man schwenkt sie beim nächtlichen F a k k e 1 1 a u f durch die Fluren (Thüringen, Sachsen, Böhmen, Niederschlesien) 2 e ) und steckt die halbangebrannten Stumpen gleich den Palmbuschen in die Felder, so allgemein in den Sudetenländern zu J o hanni, um U n g e z i e f e r ferne zu halten. Dasselbe geschieht auch sonst (Oberösterreich, Böhmen, Lausitz) mit alten B . ; in der Lausitz, „ d a m i t der böse Anblick nicht schadet" Bezeichnenderweise sind es außer den Ackern immer wieder die Flachsfelder und die hausnahen, den Weibern überantworteten K r a u t g ä r ten, denen dieser Schutz zuteil wird. Im Erzgebirge steckt man, wenn K r a u t gepflanzt wird, in eine E c k e des Feldes einen B . bis zum Oswaldtage (5. August), so kommen die R a u p e n nicht hinein, und auch in der Schweiz muß man, wenn man den K a b i s und Kohl vor den Graswürmern bewahren will, am Freitag vor Sonnenaufgang vier B.stiele kreuzweise gegeneinander in den vier Ecken des Platzes aufstellen Weitergehende magische Handlungen sind das S t r e i c h e n über die Felder (s. u.) und das Umreiten mit dem B . (s. B.ritt). Es knüpft diese B.magie übrigens noch des öftern an Jahresfeiern und Hauptstufen des Menschendaseins an. In der Walpurgisnacht darf man keinen B . im Freien lassen, damit ihn die Hexen nicht brauchen. Auch das Kreuzweislegen der B . vor der Haus- oder Stalltür, auf dem Dunghaufen, wird in manchen Gegenden Deutschlands f ü r diesen Termin, wie das Aufstellen in der Küche zu den Zwölften, besonders hervorgehoben. In Ostpreußen und der Lausitz gilt dies f ü r J o h a n n i 2 8 ) . Auf Rügen stellt man sie ohne solche Zeitbeschränkung in die Getreidehaufen, da ziehen die Unterirdischen fort. In Böhmen schützt der B . , unter Dach gestellt, gegen Hagel und böses Wetter. Auch bei Sturm stellt man einen B . vors Haus (ähnlich bei rumänischen Zigeunern) 30 ). In nördlichen Gauen Deutschlands wird anstatt des sonst üblichen Kranzes oder Bäumchens ein B . auf die Giebelspitze gesteckt. In und bei Hamburg tut man es aber nur,
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wenn beim Richtfest die Bauleute nicht bewirtet werden 31 ). In der Wesergegend bindet man beim Verkauf eines (alten) Schiffes einen alten B. an den Mast 32 ). In der englischen Marine f ü h r t e n ihn die Schiffe solchermaßen auch bei kriegerischer F a h r t in den Seeschlachten 33 ). Im preußischen Werder wird der vom Altar heimkehrenden B r a u t zuvörderst ein B. überreicht, ganz so wie in Unterkrain und bei den Slawen Istriens. Der Brauch, der sich auch auf anderes Hausgerät erstreckt, h a t Entsprechung auch im Westen, wo der B. ganz besonders b u n t ausgeputzt und von einem K n a b e n oder Mädchen der B r a u t f u h r e vorangetragen wird. Am Niederrhein p r a n g t er, mit b u n t e n Bändern geschmückt, auf dem K a m m e r wagen selbst (so auch in der französischen Schweiz). In den Niederlanden wiederum wird das „ F ü r z i e h e n " mit ihm g e ü b t 3 4 ) . Unheilvoll offenbart sich seine H a n d h a b u n g aus dem B . s t e h e n . U m Schaden t u n zu können, stellt man sich auf einen Misthaufen, n i m m t einen B., nach oben gekehrt, in die H a n d und r u f t : „Hier steh ich auf dem Mist und entsage J e s u m Christ." In der T h o m a s n a c h t stecken diè Mädchen in Österreich einen B. in die Erde und stellen die Schuhe unten hin; m a n findet sie a m Morgen nach einer bestimmten Richtung (gegen den Kirchhof zu usw.) verschoben. Auf dem B. stehend k a n n m a n losen, oder in Böhmen die Smrt (Drud) den K r a n k e n bearbeiten sehen 3S ). c) Der aufrecht an die H a u s t ü r oder vor den Stall gestellte B. gewährt nun auch dem Hause ganz im allgemeinen Schutz. Die vorangestellten Gepflogenheiten des Aufsteckens und aufrechten Tragens, den Palmbuschen analog, erklären zur Genüge die Bedeutsamkeit dieser Stellung, wogegen die Vermutung, es handle sich dabei u m eine Abschwächung des Fegeritus, ebensowenig als befriedigend angesehen werden kann, wie die, daß die Hexen, denen diese Abwehr gilt, im B. einfach ihr eigenes Wahrzeichen achten 3e ). d) Als Abwandlung des Aufrechtstellens des B.s a n der Tür, aber auch im
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Winkel der Stube (Schlesien, Rußland), k a n n das „Kreuzweislegen" zusammen mit einer A x t u. dgl. angesehen werden; auch k o m m t Verdoppelung der B. an der Türe vor. Alt bedeutungsvoll ist auch das Bestreuen der B. mit Salz (s. u.). Auch der vor den Eingang oder unter das Bett, in, über und unter die Wiege einfach hingelegte B. bewahrt letzten Endes in Deutschland seine Wirksamkeit 8 7 ). D a ß sich das Aufrechtstellen vor der T ü r besonders zäh im Haushalt erhalten zeigt, ist wohl nicht zuletzt praktischen Erwägungen zuzuschreiben, die den B. vor unnötiger A b n ü t z u n g bewahren wollen und so dem Aufrechtstellen über allen Aberglauben hinaus in jedem ordentlichen H a u s h a l t Fortdauer sichern. Schutz wird nach dem alten Aberglauben d a m i t Mensch und Tier (besonders der Wöchnerin und dem Neugeborenen) Μ ) gewährt vor Hexen, den Druden und Alpen, vor einer Wöchnerin 3 9 ), schließlich ü b e r h a u p t vor lästigen Gästen, so Zigeunern 4 0 ). In Westfalen und Niedersachsen verschließt der a u f r e c h t an die Tür gelehnte Besen, oder eine R u t e wie auch ein grünes Reis im Türring, in Abwesenheit seiner Bewohner nach altem Herk o m m e n das H a u s jedem Fremden 41 ). d) Aus dem Voranstehenden erklärt sich eine ganze Reihe von kleinen Zügen im Hausbrauch, die zugleich auch das Obsoletwerden der Bedeutung veranschaulichen. In Westfalen soll der B. des Abends nicht verkehrt gestellt werden, sonst zieht das die Hexen herbei 4 2 ). Der Segen des Hauses schwindet, wenn der B. in der Stube bleibt (Erzgebirge); man k a n n nicht schlafen (Bayern). Dagegen hält man ihn in Franken, Hessen und Tirol ständig in der Stube. Einen auf der S t r a ß e liegenden B. darf man nicht in die Stube tragen, sonst kommen einem die Hexen bei; ein Fremder bringt d a m i t Zank ins H a u s (Erzgebirge) 43 ). In ein neues H a u s m u ß man einen alten B. tragen, d a n n entsteht kein Heimweh; doch ist m a n auch gegenteiliger Ansicht 4 4 ). Sucht m a n eine W o h n u n g und es stehen Schaufel u n d B. vor der Tür, so b e k o m m t m a n sie nicht 45 ).
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In M e c k l e n b u r g l o c k t ein a u f r e c h t e r Β . H ü h n e r z u r ü c k ; im R u d o l s t ä d t i s c h e n erfüllt ein an die R a u f e n k e t t e g e b u n d e n e r B . bei verirrten R i n d e r n den gleichen Z w e c k . In P o m m e r n wird der B . unter d a s B u t t e r f a ß gelegt (gegen das V e r h e x e n der B u t t e r ) , a u c h in der S c h w e i z b r a u c h t m a n die noch grünen, neuen B . bei der Milch- und B u t t e r w i r t s c h a f t 4 e ) . " ) SAVk. 25, 120; Z ü r i c h e r Kinderlieder Nr. 2572 ff.; W o l f Beiträge 1, 120; 2, 127. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 231. 248 f.; K u h n Sagen 286 Nr. 79; D e r s . Westfalen 2, 28 Nr. 75 = K u h n u. S c h w a r t z 410 Nr. 155 = S a r t o r i Sitte «. Brauch 3, 23. M) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 23. w) S e l i g m a n n Blick 2, 93. 21) ZfVk. 1, 233. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 89; Grimm Myth, ι , 522; W u t t k e § 89; K u h n und S c h w a r t z 377 Nr. 37, 512; IAE. 13, 151. ,a ) V e r n a l e k e n Mythen 307; Peter österr.-Schlesien 2, 287; E n d e r s Kuhländchen 7 7 = W u t t k e §658; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 26. " ) S c h m i t z Eifel i, 44; 2,45; Κ u h η Westfalen 2, 99.135. " ) B a u m g a r t e n Heimat 1 , 2 6 ; K ü h n a u Sagen 2, 31; S t r a c k e r j a n 2 , 233 Nr. 493; H e y 1 Tirol 221 Nr. 31; IAE. 161, Anm. 3; BlfH. 2 (1924), 9 ff. " ) ZfdMyth. I, 79; Urquell 6, 155 ff.; R e i n s b e r g Böhmen 221 ff. = I A E . 1 3 , 1 5 1 . 2') B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 24. 28; R e i n s b e r g Böhmen 307; S c h u l e n b u r g Wend.Volkstum 117 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 69; Ausland 52, 908. ίβ) W u t t k e 425 §665; SAVk. 21, 51; Frankreich: L i e b r e c h t Gervasius 231. 241 (Thiers Nr. 147, 264); Finnland: FFC. Nr. 55, 96 ff. *·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 265; J o h n Erzgebirge 197; Urquell 5, 107; ZfVk. 4, 84; 12, 424 ff.; W u t t k e § 17. 24. M) ZfdMyth. 2, 145; G r o h m a n n 38 Nr. 222; Ausland 52, 909; W l i s l o c k i Zigeuner XIII. 31) IAE. 13, 153; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2,7. ,s ) S t r a kk e r j a n 2, 233. 33) H e c k s e h e r 485. M ) IAE. 13, 159 f.; R e i n s b e r g 103; d e r s . Hochzeitsbuch 77. 87. 92. 106. 35) SAVk. 2, 269; W u t t k e 333 § 332; V e r n a l e k e n Mythen 345; ZfVk. I, 162; Rogasener Familienblatt 3 (1899), 12. Gleichfalls hierher gehört es wohl, wenn es in der talmudischen Tosefta (3. Jahrh. n. Chr.) heißt: „Setze dich auf den Kehrb., damit du Träume habest" (oder) : „Setze dich nicht auf den Kehrb., damit du keine Träume habest" — das gehört zu den emo'ritischen Gebräuchen, womit zugleich Licht auf das Alter des Gebrauches fällt: ZfVk. 3, 32. ") W u t t k e 330 § 178 ; IAE. 137. " ) W u t t k e 286 § 420 (allgemein) ; IAE. 136; W o l f Beiträge t, 226; G r i m m Myth.
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ι , 188; 2, 177. 250; J o h n Erzgebirge 52. 55; ZfVk. Ii, 263; G r a b e r Kärnten 34; R e i s e r Allgäu 2, 426; H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 73. So auch in Frankreich, Italien, Zakynthos, Indien, Japan. In China hängt man sie zu Neujahr vor die Tür, begnügt man sich damit, sie zur Wöchnerin hinzulegen u. dgl. mehr. M) G r ü n e r Egerland 35 ; M ü 1 h a u s e 3; M e y e r Baden 36; W u t t k e 382 § 581 ; H ö h n Geburt 4, 261 ; S a m t e i Geburt 35, 36; H i l i n e r Siebenbürgen 28; F L . 30, 202 f. 40) D r e c h s l e r ι , 204. 41) V e r n a l e k e n Alpensagen 417 f.; M ü l l e r Isergebirge 35; V e c k e n s t e d t Sagen 468; G r o h m a n n Nr. 830. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 861; W u t t k e 397 § 609; England in Abwesenheit der Frau auf Hauskamin, im Fenster FL. 30, 181; ZfVk. 5, 416. Ostengl. Abergl.: Stellt man den B. in eine Zimmerecke, so kommt Besuch, F L . 30, 187. 43) J o h n Erzgebirge 35 f.; P a n z e r Beitrag 1, 259. 266 = W u t t k e 397 § 610. M ) F o g e 1 Pennsylvania 147 Nr. 166; 148 Nr. 693; W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 285; K ö h l e r Voigtland 429; S p i e ß Fränkisch-Henneberg 148. " ) W u t t k e § 222. *·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 334; K n o o p Hinterpommern 171; R o c h h o l z Glaube 2, 42. *') L i e b r e c h t Gervasius (Thiers Nr. 308); S a m t e r Geburt 36; F L . 30, 202 ff. 3. Ü b e r s c h r e i t e n des B.s. a) S c h o n in den p y t h a g o r ä i s c h e n L e h r e n b e g e g n e t das V e r b o t , den B . zu überschreiten 4 8 ). N a c h d e u t s c h e m V o l k s g l a u ben überschreiten die H e x e n keinen B., wohl aber wird es sonst in der verschiedensten A r t nicht nur a u s g e d e u t e t , sondern auch a n g e w e n d e t . M a n darf in dem Glauben, d a ß die H e x e n dieses T a b u streng befolgen, vielleicht die A n s c h a u u n g l e b e n d i g sehen, d a ß die H e x e n eben dem vorchristlichen G e d a n k e n k r e i s sich durchaus ergeben zeigen. Der A b e r g l a u b e bet o n t auch, d a ß sie a n diesem V e r m e i d e n e r k e n n b a r w e r d e n (Hexenprobe). Des H e x e n s v e r d ä c h t i g e n Personen w i r f t m a n deshalb einen B . v o r den Z u g a n g ; in Polen h ä l t m a n einen in einen B ä r e n v e r w a n d e l t e n B a u e r n in gleicher Weise v o m H a u s e fern 49 ).
V e r k e h r e n bzw. Aufrechtstellen des B.s, w ä h r e n d die H e x e im H a u s ist, hindert diese a m W e g g e h e n 80 ). W ä h r e n d oben die H e x e d a r a n k e n n t l i c h wird, d a ß sie den B . meidet, einen U m w e g m a c h t , 3, 477 Nr. 1007; K u h n u. S c h w a r t z einen andern E i n g a n g b e n ü t z t , ihn a u f 215, 494; B a r t s c h Mecklenburg 2, 132; K ü h n a u Sagen 3 , 1 0 8 , 1 2 5 ; D r e c h s l e r i h e b t oder ihn w e g s t ö ß t 5 1 ), h a t der nüch-
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terne Hausverstand des Landvolkes aus dem Hinlegen des B.s aber auch ein D i e n s t b o t e n o r a k e l gemacht, bei dem der Sinn des Aberglaubens stellenweise völlig in sein Gegenteil verkehrt ist. So erzählt eine Bauerngeschichte aus dem Voigtland v o n der Brautschau eines reichen Bauern für seinen Sohn, es sei ihm bekannt gewesen, daß alle H e x e n über einen hingelegten B. springen müßten. Das letzte Mädchen, das beim Besuche im Hause dies nicht tat, ihn vielmehr aufhob und in die E c k e stellte, wurde des Sohnes Frau 52 ). Ebenso glaubt man in Böhmen und Kärnten, daß der neu einstehende Dienstbote, der einen eigens zu diesem Z w e c k hingelegten B. nicht liegen läßt, sondern a u f h e b t und ins Haus trägt, fleißig wird 6 3 ). Zur B e g r ü n d u n g dessen, daß Hexen durch den B. aufgehalten werden, spinnt man den Gedanken so aus, daß sie die R u t e n des Bündels oder auch die ausgestreuten Salz- oder Hirsekörner zählen müßten, ein Zug, der auch in Sizilien wiederkehrt M ) . Nur aus Franken belegt ist die B e g r ü n d u n g , daß man über einen B. nicht hinwegschreiten solle, sonst können einem die Hexen etwas a n h a b e n 5 5 ) . Besonders während der Entbindung darf niemand über einen B. schreiten, sonst gebiert die Frau schwer — genau so in B o m b a y — , und das K i n d wird ein B ü t t ling (bleibt klein mit dickem Kopf) ; ist aber doch jemand darübergeschritten, so muß er wieder rücklings zurückschreit e n 6 6 ) . Rücklings über den B. schreitet man in Böhmen auch, um es wieder gut zu machen, wenn man in der Früh ein altes Weib begegnet hat 57 ). G e b o t e n ist der Wöchnerin, über den B. zu schreiten, wenn sie zur Vorsegnung das erste Mal in die Kirche geht (Oberösterreich) 5S ). A u c h wenn der T a u f z u g in Ostpreußen und Westfalen zur Kirche geht, müssen alle Teilnehmer über einen auf die Schwelle gelegten B. schreiten; ebenso vielfach das Brautpaar in Hessen beim Heraustreten aus dem Hause oder bei der Rückkehr aus der Kirche 6 9 ), in Tirol beim Eintritt ins neue Haus. In
Böhmen, Schlesien, Mecklenburg, Siebenbürgen l ä ß t man das Vieh beim ersten Weidegang ebenso wie neugekauftes Vieh oder solches, das man zum Markt treibt, gleichfalls an der Schwelle über einen B. schreiten 60). b) Die Hintergründe dieses Aberglaubens dürften verschiedene sein. Scheint es sich in den letzterwähnten Fällen um einen typischen Übergangsritus zu handeln, sofern man üblen Einwirkungen, wenn man sich verändert, damit eine Schranke setzt, so deutet anderseits ein englischer Aberglaube darauf hin, daß hier magische Einwirkungen des B.s selbst in Frage kommen; man befürchtet dort v o m Ueberschreiten des B.s unerwünschte Schwangerschaft 61 ). A m Rhein herrscht der Glaube, daß man Zahnschmerzen loswerden und auf andere übertragen kann, wenn man einen B. in die Kirche legt; sie gehen auf denjenigen über, der zuerst darüber hinwegschreitet e2 ). In Schlesien legt, wer aus Rache einem andern etwas antun will, unter Verwünschungen einen alten B. aus. Schreitet der Betreffende darüber, so wird er krank. Man nennt das die böse Spur M ). Im Sarganserland stellt man, offenbar mit dem gleichen Hintergedanken, gegen Furunkulose einen B. hinter die Türe, oder einen neugekauften B. des Morgens vor dem Betzeitläuten in die K i r c h e 6 4 ) . Es geht auch hier kaum an, das häufig vorkommende „Kreuzweis"-legen als das primär Wirksame anzusehen; vielmehr hängt der Brauch mit dem Abstreifen (s. d.) zusammen (s. 4 c). ω)
Z f V k . 3,33; P l u t a r c h Qu. Rom. 112. F r i s c h b i e r Hexenspr. 10; Η ü s e r Beiträge 2, 10. so) Z f V k . 8, 397; ZfrwVk. 2, 202 f.; K ü h n a u Sagen 3 , 1 2 9 ; B i r l i n g e r Volksth. ι , 329. S1) Z f V k . 4, 304; ZfrwVk. 3, 202; S t r a c k e r j a n 1, 422 f. ; J o h n Erzgebirge 27; D r e c h s l e r 2, 236; V V u t t k e 258 § 376. ") K ö h l e r Voigtland 646. «) J o h n Westböhmen 29; S c h r a m e k Böhmerwald 124; Carinthia 92 (1902), 107. In den französischen Alpen und der Lombardei gehört das A u f heben des B.s durch die Braut zum Hochzeitsbrauch: R e i n s b e r g Hochzeitsbuch 104. 254. M ) S A V k . 2, 270; K ü h n a u Sage» 256; R o c h h o l z Glaube 2, 177; D r e c h s l e r 1, 30; S c h r a m e k Böhmerwald 256; F L . 30, 198. "} W u t t k c 397 § 610. " ) D e r s . 378 § 5 7 8 ;
Besen FL. 30, 201. ") G r o h m a n n 220. 5Í) G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 746. *·) C u r t z e Waldeck 376; M ü l h a u s e Hessen 200; Z i n g e r l e Tirol 21; W u t t k e § 563; F o g e l Pennsylvania 72 Nr. 245 ff. ·°) W o l f Beitr. 120; ZfVk. 8, 391 ; 23,182 ; 26, 61 ; Β o h η e η b e r g e r ι, 24; S c h m i t t Hetlingen 15; D r e c h s l e r 2, 103. 236; S c h r a m e k Böhmerwald 241; J o h n Erzgebirge 226; Haltrich Siebenb. Sachsen 276 f.; W u t t k e 452 § 713; S e 1 i g m a η η 2, g2 f. β1) FL. 3°. 201 (mit Anm.). cs) W u t t k e 130 § 178. ·») D r e c h s l e r 2, 236; ZfVk. 4, 312. ") M a n ζ Sargans 68.
4. S t r e i c h e n , Abstreifen, S c h l a g e n , a) Im F l u r r i t u s ergeben sich hier mehrfache Übereinstimmungen mit dem Umschreiten und Schlagen mit dem Maienbuschen, Schlagen mit Birkenruten u. dgl. Mit dem Zwölftenb. oder überhaupt einem neuen B. hält man Maulwürfe v o m Garten ab (Tirol) und j a g t Raupen aus Rüben und Kohl, indem man an einem Freitagmorgen vor Sonnenaufgang (Schweiz), Sonnabend nach Sonnenuntergang (Baden und Mecklenburg), darüber hinwegstreicht ; in Solothurn glaubt man damit auch den Mehltau abzuhalten es ). Im Spreewalde fegt man die Raupen v o m Kohl, wenn eine Leiche vorbeikommt und spricht: „ N i m m mit, nimm m i t " ββ ). Im Brandenburgischen werden vor Sonnenaufgang die Obstbäume prophylaktisch mit einem B. umkehrt, so kommen keine Raupen in den Garten β7 ). Im Oldenburgischen wird der K o h l zu Johanni gefegt Nach Berliner Aberglauben bindet man den B. an einen F u ß und zieht ihn so auf dem A c k e r herum (Abklingen des B.rittes?) ββ). In Westfalen kehrt man das Getreide mit dem Zwölftenb. nach dem Dreschen zusammen, dann kommt kein Brand hinein 7 0 ). Im Unterharz wird es vorsichtiger beim K a l k e n mit einem neuen B. gewendet. Selbst vor Käsemaden schützt der Besen: „ M a n lege Birkenlaub oder einen newen Besen auff die K e s e " 7 0 f ) . Dieser Schutz vor Ungeziefer begegnet auch beim Fegen des Hauses. b) Bei M e n s c h u n d T i e r hat das Streichen Heilwirkung. Schon 1584 ist für Mecklenburg das Kurieren von Pferden bezeugt, indem man ihnen mit
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einer Segensformel über den Leib f e g t 7 1 ) . In Ostpreußen steckt man einen K r a n k e n unter ein Tischtuch und streicht mit dem B. kreuzweis darüber 7 2 ). In der Priegnitz wird eine K u h , wenn sie v o n einem Wiesel ins Euter gebissen wurde, dreimal mit einem Zwölftenb. gestrichen und dieser schweigend unter die K r i p p e gelegt. A u c h wenn die Milch einer K u h l a n g ist, heilt man sie in Mecklenburg durch dreimaliges Streichen über den Rücken, der B . wird hinter die K u h gestellt 7 3 ). In Oldenburg streicht man die K u h , die kalben soll, mit dem B. über den Rücken, streut kreuzweis Salz darüber und murmelt einen Segensspruch. Hier begegnet sich der Ritus mit dem des Schlagens; die Esten schlagen die Hühner, damit sie Eier legen 7S ). c) S c h l a g e n schafft im übrigen überall Schwundwirkung. Kinder darf man nicht mit Rutenb. schlagen, sonst wachsen sie nicht mehr, magern ab, siechen hin (Westfalen, B a d e n , Lausitz, Sudetenländer) 76 ), Erwachsene heiraten nicht oder bekommen die Auszehrung das Vieh siecht hin, oder es stirbt Hausherr oder Hausfrau im neuen Jahr 7 8 ). In der Schweiz soll man das Vieh mit einem B. nicht einmal jagen (Bern) 7 β ). Schweine soll man nicht schlagen, sonst bekommen sie Finnen und es sitzen die Würmer im Speck (Unterharz) 80). Wohl aber schlägt man den Wechselbalg, der dann schleunigst v o n den Geistern umgetauscht wird, oder schlägt ein K i n d , das Fraisen hat, mit den W o r t e n : „ W i e der Gast, so die B e w i r t u n g " 8 1 ) . In Bayern schützt das Schlagen ( „ K i n d e i n " ) mit B.reisern die Frauen vor dem Aussätzigwerden 82). Milch, die gerinnt, schüttet man in Ostpreußen auf drei Schwellen und schlägt mit einem B. solange darauf, bis sie trocken ist 8 3 ). Warzen werden in Böhmen vertrieben, indem man sie mit einem B. streicht, den man vor dem Brotbacken zum Ausfegen des Backofens verwendet hat. In Westpreußen soll man das Streichen dreimal üben und den B. schweigend wieder zurücklegen 84). So erklärt es sich wohl, wenn in Schwaben (auch im bayrischen Anteil) und in der
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Besen
S c h w e i z Β . gegen A i ß e n in K a p e l l e n , n a m e n t l i c h des heiligen V e i t , g e o p f e r t w e r d e n ; m a n t r ä g t sie heimlich hin und s t e c k t sie an einen Ort, w o w e d e r S o n n e noch Mond hinscheint, oder l e g t sie zu H a u f e n A u f einen B . zu urinieren und diesen w e g z u w e r f e n , wird F r a u e n e m p f o h l e n bei S c h r e c k e n u n d B r e n n e n in der V a g i n a 8 0 ) . A u c h w i l d der B . n a c h g e w o r f e n . D a s geschieht a u c h b e i m A u s g a n g zu w i c h t i g e n U n t e r n e h m u n g e n (Schweiz) 87). B e i den W e n d e n soll m a n j e m a n d , der z u m Fischen ausgeht, einen B . nachwerfen, doch so, d a ß er es nicht m e r k t 8 8 ) . F ü h r t der A b d e c k e r ein S t ü c k gefallenes V i e h z u m H o f e hinaus, so soll m a n ihm einen alten B . nachwerfen, dann f ü h r t er nichts mehr aus diesem H a u s hinaus 8 9 ). In S c h o t t l a n d w i r f t m a n gleicherweise einen alten B . auf das V i e h , w e n n m a n es z u m M a r k t e führt 9 0 ). N o c h deutlicher wird der G e d a n k e endgültiger V e r a b s c h i e d u n g in Schlesien: einem F r e m den, d e m m a n nicht t r a u t , einem unbes c h e n k t e n Bettler, der eine V e r w ü n s c h u n g ausspricht, m u ß m a n einen alten B . oder eine H a n d v o l l S a l z n a c h w e r f e n oder W a s ser kreuzweise hinter i h m hergießen, d a n n k a n n m a n nicht b e h e x t w e r d e n 9 1 ) . d) D u r c h den B . .wird in U n t e r f r a n k e n bei U r i n v e r h a l t u n g g e h a r n t 9 2 ) ; ein alter A b e r g l a u b e e m p f i e h l t ähnliches, u m die M a n n e s k r a f t wiederherzustellen 93 ). In Schlesien w e r d e n K ü h e , w e n n sie ein k r a n k e s E u t e r h a b e n oder b l u t i g e Milch geben, in M e c k l e n b u r g a u c h solche die l a n g e Milch geben, durch einen B . gemolken, in M e c k l e n b u r g f ü t t e r t m a n a u c h H ü h n e r , die Schaleier legen, durch einen B., d. h. m a n streut das F u t t e r auf einen s o l c h e n 9 4 ) . A u c h wird in M e c k l e n b u r g das F u t t e r d u r c h einen Z w ö l f t e n b . gegossen ( K r a n k h e i t s s c h u t z ) , ebenso W a s s e r gegen die B e h e x u n g 9S ). 5. F e g e n s. k e h r e n , Kehricht. 6. W i e die E r n e u e r u n g der B . ist auch ihre V e r n i c h t u n g dem V o l k s e m p finden nach ursprünglich anscheinend so s t a r k im J a h r e s b r a u c h v e r w u r z e l t , d a ß ein A b w e i c h e n v o n dieser O r d n u n g ohne N o t mit abergläubischer S c h e u und positiver B e d e u t s a m k e i t u m g e b e n w u r d e .
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a) In leicht erklärlicher G e d a n k e n v e r b i n d u n g w u r d e in F r a n k r e i c h (Dep. Loire et Cher) das B . b r e n n e n auf die H o c h z e i t ü b e r t r a g e n . E s begleitet dort den A b schied der T o c h t e r v o m Elternhaus. A l l e erreichbaren B . im D o r f e w e r d e n auf einen H a u f e n z u s a m m e n g e s c h l e p p t , und der B r a n d wird im R e i g e n umtanzt 9 8 ). In D e u t s c h l a n d heißt es allgemein, m a n solle alte B . nicht verbrennen, und in B a y e r n heißt es, wenn m a n alte B . nicht v e r b r e n n t , dann bleibt m a n v o r R o t l a u f geschützt 9 7 ). Im E g e r l a n d e geht 1823 der A b e r g l a u b e bei den H a u s m ü t t e r n der S t a d t und des L a n d e s so w e i t : sie lassen nicht zu, d a ß j e m a n d im H a u s einen alten B . g a n z verbrenne, sondern m a n m u ß allzeit das B u n d w e r k aufschneiden und ö f f n e n ; denn sie b e h a u p t e n , d a ß in dem B . die a r m e n Seelen zu leiden h a b e n u n d auf diese Weise erlöst w e r d e n 9 8 ) . In S c h w a b e n wie in M e c k l e n b u r g zieht das B . v e r b r e n n e n U n g l ü c k h e r b e i : die H e x e n b e k o m m e n Macht, m a n b e k o m m t „ B e s u c h " ; im Berner Oberland g i b t es, mit Stallb. geübt, Höllenfeuer. In S c h w a ben s c h r ä n k t m a n das B r e n n e n auf den H e r d ein, v e r b r e n n t m a n sie im Ofen, so k ö n n e n H e x e n und böse L e u t e einem e t w a s a n t u n . In Münchingen w u r d e noch v o r 20 J a h r e n b e i m Sieden des B r ü h w a s sers ein alter B . v e r b r a n n t , u m H e x e n zu v e r s c h e u c h e n " ) . Anderseits g l a u b t m a n in Mecklenburg, Thüringen, B ö h m e n , Schlesien, man bekäme Besuch von Frauensleuten, w e n n m a n alte B . verbrennt 1 0 0 ). In S c h w a b e n v e r b r e n n t m a n gegen Frostbeulen einen alten B . bei N a c h t ungesehen auf dem H e r d und h ä l t den F u ß über das Feuer. D a n n wird der F u ß gesund. Mit einem a n g e b r a n n t e n B . heilt m a n in B ö h m e n a u c h W a r z e n . U m r ü h r e n des K o t e s einer v e r h e x t e n K u h , R ä u c h e r n und V e r g r a b e n des B . b r i n g t der H e x e im S a m l a n d sicheres V e r d e r b e n . In S k a n d i n a v i e n w u r d e ein K r a n k e r m i t einem brennenden B . dreimal der Sonne entgegen u m k r e i s t und sein H a a r e t w a s angesengtlül). b) Schließlich f i n d e t m a n das Besenv e r b r e n n e n auch als W i n d z a u b e r in Frankreich, N o r d d e u t s c h l a n d wie in
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Besen
Pommern, wo der Stiel in die Richtung des erwünschten Windes gestellt wird, in Schlesien oder etwa in Oberösterreich um gutes Wetter zu erlangen 102 ). Ferner wird der Besen gegen den Wind geworfen (ebenda und in Brandenburg) 1 0 8 ). Typisch ist im Nordseegebiet wie an der Ostsee schließlich auch das Windmachen dadurch, daß man einen B. vom Schiff aus ins Meer w i r f t 1 0 4 ) ; man wirft ihn nach der Seite, von der man den günstigen Wind herbeiwünscht, und die Schiffer auf der Weser und Elbe (Hamburg) glauben sogar, daß man damit den Wind drehen und einem entgegenfahrenden Schiff abwendig machen könne, was zu allerhand Mißhelligkeiten Anlaß gibt und als unerlaubtes Manöver gilt 1 0 S ). Auf sprachliche Beziehungen („Donnerb.", „Himmelsb.") in diesem Vorstellungskreis hat bereits Wuttke hingewiesen loe ). Früher wurden neue Reisb. auch dadurch eingeweiht, daß man sie über das Feuer hielt, neuerdings ist Einschneiden eines Kreuzes hinzu oder an die Stelle getreten 107 ). Schließlich waren und sind wohl noch im Böhmerwald beim Gang zur Christmette alte B. zur Wegbeleuchtung in Gebrauch — ein Sinnbild überwundenen Heidentums loe ). ·«) B.H.V. 1, 230 Nr. 36; SAVk. 24, 64; M e y e r Baden 422 = W u t t k e 425 § 664; B a r t s c h Mecklenburg 2, 249,458 = W u t t k e 64 § 74, 2; S t r a c k e r j a n 2, 233; Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 18; IAE. 13,146. " ) S chu 1 e η b u r g Wend. Volkstum 242. " ) E n g e l i e n und L a h n 273. M) S t r a c k e r j a n 1,76. Ahnliche Riten übt man in Frankreich mit B., die in besonderer Art gebunden werden müssen, auch in Finnland. ·*) ZfVk. 264. ">) ZfdMyth. ι, 394. ' · ») „Des deutschen Landmanns Practica" von Grässe. S. 60. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 26. **) F r i s c h b i e r Hexenspr. 27. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 248. ™) L i e b r e c h t Gervasius (Thiers Nr. 197, 264) ; FFC. Nr. 55, 96 if. " ) S t r a k k e r j a η ι, 433 Nr. 231 ; Β o e c 1 e r Ehsten 35. 123. '·) G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1096; ZfdMyth. 2 (1854), 86; Urquell 3, 41; K u h n Westfalen 2, 189 Nr. 535 a; M e i c h e Sagen 126; J o h n Erzgebirge 56; G r o h m a n n 1 1 2 ; D r e c h s l e r 1, 211 = W u t t k e 393 $ 603. ") ZföVk. 3, 22. »·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 144; E n d er s Kuhlândchen 79; D r e c h s l e r 2, 103; J o h n Erzgebirge 224; ») R o t h e n b a c h Bern 35. " ) ZfVk. 8, 307; 10, 209. .") K ü h n a u Sagen 2, 158;
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Urquell 1, 203. ··) P a n z e r Beitrag 2, 307. " ) W η 1 1 k e § 706. ·«) IAE. 13, 147; V e k k e n s t e d t Wend. Sagen 457. •*·) Β i r 1 i η g er Volksth. ι , 4841.; 2, 444; D e r s. Aus Schwaben ι, 55. 66f.; M e i e r Schwaben 389 Nr. 54; L ü t o l í Sagen 367; L a m m e r t 206; H ö f 1 e r Waldkult 138. »·) Rockenphilos. I I Nr. 3 = Urquell 4, 141. «*) S t o l l Zaubergl. 194. M) S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 114. ") J o h n Westböhmen 242. ·°) S e l i g m a n n 2, 93· " ) D r e c h s l e r 2, 251. ·*) L a m m e r t 286. ·») J a h η Hexenwesen 188. M ) W u t t k e §700; B a r t s c h Mecklenburg 1,227 it.; 2, 248. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 278. " ) RTrp. 15,375. ") P a n z e r Beitrag 1, 267; G r i m m Myth. 3, 458 Nr. 693; 460 Nr. 731; 477 Nr. 388. •») ZföVk. 6, 110. ··) B i r l i n g e r Volksth. 1,495; M e i e r Schwaben 2, 498; M e y e r Baden 334; SAVk. 8, 271; B a r t s c h Mecklenburg 2, 132. ,0 °) B a r t s c h a.a.O.; W u t t k e 212 §296; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 97 Nr.90;w l J o h n Erzgebirge 3 3 ; D r e c h s l e r 2 , X 9 9 . ) B i r l i n g e r Volksth. I, 485; G r o h m a n n 173; F r i s c h b i e r Hexenspr. 91 ; ZfVk. 7, 52. ·»') S é b i l l o t Folk-Lore ι , 103; W u t t k e 302 §443; K u h n u. S c h w a r t z 454 Nr.401; L e m k e 2,289 ; H e i m s Seespuk 70; IAE. 13, 160; Ε η g e 1 i e η - L a h n 283 ; Ausland 52, 882; D r e c h s 1 e r 2, 199; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1M ι, 57. "") B a u m g a r t e n a. a. O. I, 39. ) H e i m s Seespuk 70. ,05 ) S t r a c k e r j a n 1 , 1 0 6 ; 2,233 Nr. 493; W u t,0t k e § 326 ; L ü b b i η g Fries. Sagen 184. ·) W u t t k e 131 § 178. «*) L i e b r e c h t Zur Volksk. 314. 320. 10») J o h n Westböhmen 20. 7. Die sympathische und homöopathische Medizin machte auch von den T e i l e n d e s B.s Gebrauch. In Österreich wird in das zum Schutze bei einer Geburt entzündete Feuer ein Reis des Hausb.s gegeben; auch in den Wundsegen bindet man eines ein (Westfalen) 1 0 e ). Jungen, siechen Hunden legt man den Weidenreif eines noch ungebrauchten B.s um den Hals (Schaffhausen) n o ) . Wenn ein Mädchen sich eine vom B. eines Essenkehrers heimlich losgelöste Rute in den Schuh steckt, vergnügt es sich trefflich beim Tanze 1 U ) . Neun oder drei Knospen vom (Zwölften-) B. gibt man der Kuh ein, wenn ihre Milch „ l a n g " ist (Mecklenburg, Hessen) 1 1 2 ). Die Asche des B.s, auf Flechten gestreut, macht diese schwinden (Siebenbürgen) 1 1 3 ). B. begegnet als Schimpfwort für alte Weiber in der älteren Studentensprache. Der Volkswitz ist kaum ur-
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Besenginster—Besenritt
sprünglich auf die Zusammenstellung gekommen l u ) . "*) G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 731 ; K u h n und S c h w a r t z 438 Nr. 313. n 0 ) Unoth 184. m ) J o h n Erzgebirge 76. "») B a r t s c h Mecklenburg 2, 248, 434; W u t t k e § 406. lls) W l i s l o c k i Siebenb. Volksgl. 91. m ) S c h ö p p n e r Bayr. Sagenb. 2, 228; S c h o l l e m Volkstümliches Nr.50; P e n t h e Deutscher Slang 1892 Nr. 7; R o c h h o l z Glaube 2, 82. Haberlandt.
Besenginster s. G i n s t e r . Besenritt. Der B . darf nicht ohne weiteres v o n den magischen Eigenschaften des Reisbesens, wie wir sie oben (s. Besen) kennengelernt haben, abgeleitet werden. Er ist vielmehr anscheinend ursprünglich an den Gebrauch einer Zaubergerte, eines Stengeis oder Stabes geknüpft, wobei sich allerdings der Stiel des Reiserbesens ob dessen vielseitiger und bedeutsamer W i r k s a m k e i t besonders empfohlen haben mag. D a z u k o m m t dann noch das Besenwerfen, die Vorstellung von fliegenden, feurigen Besen (s. d.) und anderes. I. a) In besonders u r s p r ü n g l i c h e r F o r m begegnen Vorstellungen v o n einem magisch-kultischen Durchdie-Lüfte-Reiten auf einem Stock noch heute im Osten Europas und in Zentralasien *). A u c h die indischen H e x e n fahren auf Besen durch die L u f t 2 ). Bei den Baikalburjäten haben die Schamanenstäbe am oberen Ende einen Pferdekopf und am unteren einen Huf, um die schnelle Fortbewegung der Schamanen zu verkörpern, wenn sie zu den Geistern fahren Die Inselesten behaupten gleichfalls im Besitz v o n Stöcken zu sein, die sich in Pferde verwandeln, wenn sie auf Locksberrile reiten (wörtliche Entsprechung z u m Blocksberg), und der Lappenzauberer reitet auf einem Stock, den er mit Zauberöl bestreicht, so wie die Hexe hiezu eine Zaubersalbe verwendet*). b) Bezüglich der V o r g e s c h i c h t e des deutschen Aberglaubens sind wir, abgesehen v o n solchen rezenten Zeugnissen altartiger Vorstellungen, in weiterer Verbreitung k a u m über die seinerzeitigen Feststellungen v o n J . G r i m m hinausgelangt, der s a g t : „ i c h kann wirklich
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nur ein ziemlich altes Zeugnis für das Reiten auf Rohr und Binsen, die sich aber in ein leibliches Pferd verwandeln, beibringen. Guilelmus alvernus pag. 1064: „ s i vero quaeritur de equo quem ad vectigationes suas facere se credunt malefici, credunt inquam facere de canna per characteres nefandos et scripturas, quas in eá inscribunt et impingunt, dico in hoc, quia non est possibile malignis spiritibus de canna v e r u m equum facere vel formare, ñeque cannam ipsam ad hanc ludificationem eligunt, quia ipsa aptior sit, ut transfiguretur in equum, vel ex ilia generetur equus, quam multae aliae materiae. Fortisan autem propter planitiem superficiel et facilitatem habendi earn alicui videatur ad hoc p r a e e l e c t a . . . sic forsan hac de causa ludificationem istam efficere in canna sola et non alio ligno permittuntur maligni spiritus, ut facilitas et vanitas eorum per cannam hominibus insinuetur . . . si quis autem dicat, quia canna et calamus habitationes interdum malignorum spirituum sunt. . . ego non i m p r o b o . " Schließlich werden in künftige Untersuchungen auch die seit der A n t i k e bekannten S t e c k e n p f e r d r i t t e in allerlei Festbrauch einzubeziehen sein. A u c h hiefür hat J. Grimm schon die geistige Brücke auf Grund der nordischen Ueberlieferung geschlagen (Sage v o n Thorsteinn boearmagn, 15. J h . ? ) : „ T h o r steinn lag im Ried verborgen und hörte einen K n a b e n in den Hügel rufen: „ M u t ter, reiche mir K r u m m s t a b und Bandhandschuhe, ich will auf den Zauberritt (gandreid), es ist Hochzeit unten in der W e l t i " D a wurde aus dem Hügel alsbald der krôkstafr gereicht, der K n a b e bestieg ihn, zog die Handschuhe an, und ritt wie K i n d e r pflegen. Thorsteinn nahte sich dem Hügel und rief dieselben W o r t e : sogleich k a m S t a b und Handschuh heraus, Thorsteinn stieg auf den S t a b und ritt dem K n a b e n nach. Sie gelangten an einen Fluß, stürzten sich hinein und fuhren zu einer Felsenburg, wo viele Leute an Tafel (siel) saßen und alle W e i n tranken aus Silberbechern, K ö n i g und Königin waren auf einem goldnen Thron. Thorsteinn,
Besenstiel
den sein Stock unsichtbar gemacht h a t t e , e r k ü h n t e sich, einen kostbaren Ring und ein Tuch zu ergreifen, verlor aber darüber den Stock, wurde von allen erblickt und verfolgt. Glücklicherweise k a m jedoch sein unsichtbarer Reisegefährte auf dem andern Stock, den nun Thorsteinn mit bestieg, und so e n t r a n n e n b e i d e " (fornm. sög. 3, 176—178). „ H a t auch diese Dichtung kein echtnordisches Gepräge" f ä h r t Grimm fort, „so lehrt sie nichtsdestoweniger, welche Ansicht m a n im 14. oder 15. J h . mit solchen Zauberritten v e r b a n d ; kein Teufel t r i t t dabei a u f " . Wir dürfen hinzufügen, daß mit dem „ H ü g e l " offenbar ein vorgeschichtlicher Grabhügel gemeint war, wie ihn die Volksüberlieferung ganz richtig auch mit dem Beiwerk zum Festmahl in der Totenwelt auss t a t t e t e . „Aber S t a b und Stock scheinen erst spätere Behelfe des Hexentums. Weder die Nachtfrauen, noch das wütende Heer, noch die valkyrien bedürfen eines Geräts, u m die L ü f t e zu durchziehen, den N a c h t f r a u e n wurden schon Kälber und Böcke beigelegt." Hiezu wäre zu bemerken, daß derB. eine schamanistische, nicht aber eine Geisterhandlung ist, wenn sie auch manchen vorzeitlichen Geschlechtern zugeschrieben wurde. Auch die „ G u t e n L e u t e " schneiden sich aus Gerten Rosse (Erin I, 136). So bedarf es nur einer Formel, einen Zaunstecken zu wecken, der zum Bock werden und die Geliebte herholen soll, und in bayrischen Akten ist oft des sogenannten Mäuseoder Fackel- (Ferkel-)Machens erwähnt, wobei von der Hexe ein dunkelgelbes, hartes, unbiegsames, vierbeiniges Gestell mit übergeworfenem Tuch durch Besprechung zum Tier gemacht wird. Auch die irische Sage kennt Binsen und Halme, aus denen, sobald m a n sie beschreitet, Rosse werden *). In neuerer Zeit sind es d a n n eben Haus- u n d W i r t schaftsgeräte, die als Fahrzeuge dienen, so nach dem Zeugnis des Stricker oder eines seiner Lands- u n d Zeitgenossen Hausbesen, auch Ofenstäbe, nach H a r t lieb (1455) Bänke, Säulen, Ofengabeln oder Rechen, in Böhmen auch (Ofen-)
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Krücken oder Spinnrocken®). „Besenreiterin" ist aber örtlich geradezu ein S y n o n y m f ü r Hexe geworden®). *) N i o r a d z e Schamanismus 78f. ') Nature 25 (London 1863). *) Ausland 52, 882. «) G r i m m Myth. 2, 906if. «) Ebd.; K u h n u. S c h w a r t z 478; S t r a c k e r j a n 2, 233 Nr. 493; K ö h l e r Voigtland 418; J o h n Westböhmen 73; W. 130 § 178. ·) G r i m m Myth. 2, 895; H e c k s c h e r 122, 468. Anm.; J A E . 13, 139.
2. M a g i e des B.s: In Böhmen u m reitet der Bauer a m K a r f r e i t a g die Wiesen, d a m i t sie die Maulwürfe nicht durchwühlen (etwas anders in Schlesien). Analog b a n n t m a n in Serbien zu Weihnachten die Felddiebe 7 ). Gegen Fieber m u ß m a n in Ostpreußen auf einem Besen schweigend zu einem Kreuzwege reiten u n d den B. liegen lassen oder zweimal durch die S t a d t reiten, ohne sich umzusehen, d a n n verliert m a n es 8 ). U m zu „ l o s e n " reiten Mädchen vielfach in der N a c h t auf einem B. zum Stall, wo die L a u t e der Tiere den Zukünftigen kennzeichnen. So reiten die Mädchen in Mecklenburg z u m Schweinstall (in der Uckermark t u n das auch die Burschen), in Ostpreußen (Samland) zum Pferdestall, in Hessen zum Hühnerstall oder sie bleiben hier im O f e n h e c k · ) . In der Ukraine reitet die B r ä u t i g a m s m u t t e r , bevor der Hochzeitszug sich auf den W e g begibt, auf Gabel oder Rechen dreimal u m den Backtrog u n d „ t r ä n k t ihr R o ß " 10 ). ') G r o h m a n n 59; MschlesVk. 1, 52; 4, 63 = W. 416 § 647; S c h n e e w e i s 7. ') F r i s c h b i e r Hexenspr. 51 = W. 339 §508; Urquell 3 (1892), 68. ·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 490; F r i s c h b i e r Hexenspr. 163; W. § 3 4 1 ; §358. 10 ) Ζ e 1 e η i η Russ. Vk. 308. Haberlandt.
Besenstiel wird m a n c h m a l in der gleichen Anwendung wie der Β e s e η (s. d.) an u n d f ü r sich erwähnt. Also: Ein Tier soll m a n nicht mit einem B. schlagen 1 ); der J ä g e r darf seine Flinte nicht neben einem B. a u f h ä n g e n oder hinstellen, sie t r i f f t sonst neun Tage nicht 2 ). B.e kreuzweise in den Ecken von Kohlpflanzungen schützen diese vor Graswürmern s ). l ) K o h l r u s c h Sagen 341. >) B a r t s c h Mecklenburg 2, 128. ») SAVk. 21 (1917), 51. Haberlandt.
Besessenheit—Besitz Besessenheit. Das ganze Altertum war von der sog. B. einzelner Menschen überzeugt, d. h. von dem Glauben, man könne Dämonen durch geschlechtliche Vereinigung oder durch den Genuß ihnen eigentümlicher Objekte in sich aufnehmen, oder dämonische Wesen könnten direkt und von selbst v o n Menschen Besitz ergreifen. Denselben Glauben treffen wir im N T . a n : Hellseherei, Tobsucht, Epilepsie, Stummheit u. dgl. gelten als dämonisch; Jesus treibt wiederholt die „ u n reinen D ä m o n e n " aus. Das Christentum übernahm diese A n sichten x ). Karl, Ludwigs des Deutschen Sohn, galt dem Chronisten als teufelsbesessen *). In Frankfurt a. M. steckte eine besessene Magd (1536) Kleidungsstücke, Münzen, Nadeln, Nägel u. dgl. in den Mund s ). „ E i n halbjährig Knäblein, einem Burger zu Lucern ao 1590 gebohren, ward verzauberet durch Hundshaar, in einem Müeßlein gegeben, und also ist es mit dem bösen Geist besessen worden" *). Ungeheures Aufsehen erregte ein ^ j ä h riges Mädchen zu Löwenberg in Schlesien, „welche der vermaledeyte Schandteufel 1605 . . . l e i b h a f t i g besessen" 8 ). Ebenso bekannt wurde 1892 der Fall eines angeblich besessenen K n a b e n in Wemding (Bayern), den ein Kapuzinerpater exorzisierte, der noch mehr A u f sehen erregte, als die Teufelaustreibung in Unterwaiden 1848 e ); vgl. auch die Heilung der Gottliebin durch Chr. Blumhardt senior 7 ). V o n der eigentlichen Geisteskrankheit wird im Volke die B. streng geschieden und gilt für viel schrecklicher 8 ). Die B. äußert sich in sehr mannigfaltiger Weise: Der Besessene redet in Sprachen, die er nie erlernt 9 ), er heult wie ein wildes Tier 1 0 ), bellt wie ein Hund u ) , weiß künftige und verborgene Dinge 12 ), hat Riesenk r ä f t e , weigert sich beharrlich, den Namen Christi oder Gottes auszusprechen 13 ), läuft an den glatten Wänden hinauf 1 4 ). Die Hexenprozesse lieferten massenhaftes Material von Besessenen, die andere der Verzauberung beschuldigten. So erklärten mehrere Nonnen des Klosters Unterzell bei Würzburg 1749
durch die aus ihnen redenden Dämonen, die Subpriorin Maria Renata habe durch böse Praktiken den Teufel in sie gezaubert. Die Angeschuldigte wurde verbrannt 15 ). In verschiedener Gestalt nimmt der Teufel von den Besessenen Besitz l e ). Er kommt als Fliege aus den Nasenlöchern eines Exorzisierten 17 ), er erscheint als Fledermaus 1S ), fährt als „blauer D u n s t " aus «). Der Teufel oder der Dämon wird durch Priester gebannt (s. Exorzismus), seitdem die Kirche „ d a s Dämonenbeschwören zu einem A k t des kirchlichen Amtes gemacht und schon im 3. Jh. eine Klasse von Exorzisten zum Klerus gerechnet h a t " 20). Der Teufel kann in Grashalme gebannt werden oder fährt aus Besessenen dahinein (besonders in das Schmielengras), weil er auf diese Weise ins Vieh und durch den Fleischgenuß wieder in Menschen gelangen kann ; man darf daher solche Grashalme nicht als Zahnstocher benützen, warnt man in Tirol 8 1 ) und Schwaben M ). ') Über die kirchliche Auffassung und Behandlung der B.: F r a n z Benediktionen 2, 514; RGG. ι *, 948 f. ; auch H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 233. 243. *) P e r t ζ MG. ι, 495. *) S t e m p l i n g e r Aberglaube 83. 4) C y s a t 60. •) „Überaus schreckliche Historie" . . . Zu Wittenberg erstlich gedruckt 1605. ·) Ν i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 555. ') s. Ζ ü η d e 1 Leben Chr. Bl.s.') H ö h n Volksheilk. 1, 135. ·) S c h o t t Physica curiosa 4, 7; 4, 9. 1. ,0) Ebd. 4, 9. 2. ") So heilte der hl. Bernhard einen solchen ( W i l h e l m u s abbas Vita S. Bernardi 2, 3). ") S c h o t t a. a. O. 4, 7; 4, 9. 2; M e i c h e Sagen 452 Nr. 590. u ) S c h o t t 4,9.2. ") Dies erzählt W e i e r de praestig. daemon. 4, 10 von einer Klosterfrau im Brigittenkloster bei Xanten. ") H o r s t Zauberbibl. 3, 165. ") G r i m m Myth. 2, 848; 3. 299. I?) Acta Benedict. 1, 238; M e i c h e Sagen 57 Nr. 65. u ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 133. ") So beim Räuber Hardemente im Osnabrückischen: S t r a c k e r j a n i , 319. ,0) D ö l l i n g e r Reden 1, 216. «) Z i a g e r l e Tirol 63. ·*) M e i e r Schwaben 247. Stemplinger. Besitz. Die Begriffe B. und Eigentum decken sich nicht. Mit B. bezeichnet man das Verhältnis tatsächlicher Herrschaft, welches der Besitzer über Dinge oder Personen ausüben will, ausübt.
" S 3
Besitz
Nach moderner Rechtssprache wird es charakterisiert durch den animus possedendo, den „ W i l l e n zum B . " . Selbstverständlich muß aber dieser Wille auch der A u ß e n w e l t gegenüber in sichtbarer und eindeutiger Weise z u m A u s d r u c k e gebracht werden. Dies muß nicht nur z u m Schutze des Besitzers geschehen, sondern auch zum Schutze der Fremden. Denn wer sich aus dem B.e eines andern etwas aneignet, kann durch dessen Seelenstoff, der sich an alles Eigen des Menschen anhängt, geschädigt werden. B. und T a b u hängen eng z u s a m m e n 1 ) . Das Besessene steht mit dem Besitzer in magischer Wechselbeziehung, die auch durch den Tod nicht ohne weiteres gelöst wird. Der vergrabene Schatz hält die Seele fest 2) (s. Animismus II). Ebenso ist der Besitzer bei Lebzeiten und auch noch nach dem Tode mit seinem teuersten B. verbunden, insbesondere Eheleute, B r a u t leute untereinander, Mutter und Kind, so, daß eine Einwirkung auf das B . t u m auch den Besitzer trifft. Die Loslösung des Besitzers v o m B. herbeizuführen, wenn man es will, ist gar nicht leicht. Es m u ß deshalb den Bienen und anderem Hausvieh der T o d v o n Hausvater und Hausmutter angesagt werden, damit sie nicht sterben, ihnen nicht weiterhin (in das Totenreich) nachfolgen. W e n n ein Toter im Hause liegt, muß man den Leinsamen verkaufen oder vertauschen oder rütteln, oder dem T o t e n einige Körnlein in den Sarg geben; das Mehl muß man umschaufeln, den Blumentopf von der Stelle rücken, die Bierfässer rühren, alles Mittel, um die Dinge v o m T o t e n z u lösen. W o man der N a t u r der Sache nach solche Loslösung nicht vornehmen kann oder will (die tote Wöchnerin und das mitsterbende Kind), muß man dem T o t e n seinen ganzen B . oder die ihm liebsten, am häufigsten benützten Sachen (Weib, Kind, Knechte, Hausgeräte, Arbeitsmaterial) in das Grab mitgeben. Bei primitiven Völkern wird das Haus, in welchem ein Toter gelegen ist, zerstört 3 ). Zur Lösung solcher Verbindung dient z. B. auch der Brauch, ehe man fremden Leuten Milch gibt, oder
v e r k a u f t , die Kanne, worin man sie fortträgt, zu w e i h e n 4 ) . W a s man am W e g findet (s. finden), soll mari deshalb auch nicht ohne weiteres aufheben 5 ). In primitiven Verhältnissen entschließt man sich daher nur sehr schwer, fremde Sachen an sich zu nehmen und aufzuheben. Der Fluch, der an einem Haus oder Gegenstande (vgl. das Rheingold) haftet, ergreift nämlich alle Besitzer oder doch eine Reihe v o n Generationen k r a f t der oben erwähnten sympathetischen Wechselwirkung ·). Ein Bananenschnitzelmesser würden viele des besonders starken, ihm anhaftenden T a b u s wegen nicht aufzuheben w a g e n 7 ) . Deswegen verwendet man zum Zaubern womöglich Erbsachen (s. Erbe), v o n denen man weiß, daß an ihnen kein hausfremder und daher möglicherweise widriger Stoff hängt. ') L a n g
Magic
and Religion
261 u n d p a s -
sim. ») L ü t o 1 f Sagen 61 Nr. 22. ') S c h ö n W e r t h Oberpfalz 1, 247. ») S p e n c e r and G i 1 1 e η Northern
Tribes
of Central
Australia
517 f. *) L i e b r e c h t Zur Volhsk. 315. 6) S c h ö n w e r t h i , 380. ·) Η e y 1 Tirol 168 N r . 77. ') G u t m a η η Recht der Dschagga
423.
2. Das Wesen der B.e r g r e i f u n g und -festhaltung besteht daher darin, daß der Besitzer das betreffende O b j e k t mit seinem Seelenstoff erfülle, es tabu mache. Dies geschieht sehr häufig, indem das betreffende Familienzeichen oder ein heiliges Zeichen an dem Tier angebracht wird. So werden Kreuze, wahrscheinlich A b ä n d e r u n g e n der früher verwandten Hammerzeichen, aber auch die drei heiligen Namen, K a s p a r , Melchior und Balthasar sowohl als Schutz- (s. A b wehrzauber) wie als B.ergreifungszeichen durch die heilige K r a f t des Christentums an Haus- und Stalltüren a n g e b r a c h t 8 ) . A u c h das B r o t wird mit dem Kreuzeszeichen besegnet. J u n g e Enten werden durch den Bausch des Gewandes durchgezogen 9 ), ehe man sie z u m ersten Male z u m Bache treibt. Fremde Hühner gewöhnt man ans Haus durch den Spruch: „peleib hie haim als die f u t (vulva) pei meinem p a i n " 10 ). D a m i t die Hühner die Eier nicht verlegen, macht man an F a s t nacht ein Nest aus Stroh, steckt es drei-
Π55
Besitz
mal durch die Beine und spricht: „ B l e i b beim Haus, wie's Bein beim L e i b " u ) . Nicht nur zufällig erinnern diese Bräuche so auffallend an Adoptionsriten (s. Adoption); in beiden Fällen soll bisher Fremdes mit dem Seelenstoff des Besitzenden, bzw. des Hauses, erfüllt werden. In anderen Bräuchen muß sich die B.ergreifung von Grund und Boden vollziehen. Für die älteste Zeit kommt an diesem ein Individualb. überhaupt nicht in Betracht. Der Gemeinb. der Gemeinschaft wird auf die Gottheit zurückgeführt. Gott Thor erwarb den B . der Erde, welchen er den Menschen vermittelt durch den H a m m e r w u r f 1 2 ) . Hammerwurf bestimmt daher auch die Mark (Grenze) des anzusiedelnden B.es. Mit dem Werfen des Hammers (Blitzhammer) hängt auch die B.ergreifung durch Feuer, Notfeuer (Blitz) zusammen 1 3 ). Hammer bedeutet ursprünglich Stein, hängt also mit Steinmesser zusammen M ). Der Messerwurf dient daher demselben Zweck wie der H a m m e r w u r f 1 S ) , eine Vorstellung, die sich auch heute noch im Kinderspiel erhalten h a t l e ) . Auch Stahl und Schwert fungieren als Symbole dieser A r t 1 7 ) . Frau Huldra geht einer Herde voran, deren Eigentum der erwirbt, welcher einen Stahl über sie w i r f t 1 8 ) . Auch wer einen Schatz sieht, muß etwas darauf werfen, um ihn dauernd zu erwerben 19 ). Sollen Landstriche aus der im Gemeinb. befindlichen Flur an einzelne Gemeindemitglieder f ü r längere oder kürzere Zeit zur Bebauung oder zu dauernder B.nähme (Allod, Sonnenlehen) überlassen w e r d e n w ) , so erfolgt dies durch Einhegung. Diese typische Einhegung geschah in mannigfachen Formen; meist durch Umreiten 21 ), durch Umpflügen 22 ), auch durch Umgehen wobei die Zeit, innerhalb welcher die B.nähme erfolgen muß, meist begrenzt ist. So umspannte Dido mit einer Ochsenhaut das Gebiet von Karthago M ). Nicht hierher gehören die verschiedenen Sagen, in denen ein Streit über die Grenze zwischen benachbarten Kantonen dadurch entschieden werden soll, wo sich die beiden Boten
1156
begegnen. Denn dies ist keine eigentliche B.nahme, sondern eine Wette. Machtsymbol 2 5 ) bei der B.ergreifung ist auch das Aufsetzen des Fußes auf das betreffende Land 2e ), ein Ritus, der ebenfalls bei der Adoption vorkommt; auch haftet an der Fußspur der Seelenstoff H ), so daß die indischen Gurus mit der Fußsohle den Segen erteilen. «) L i e b r e c h t Zur Volksk. 3 1 1 . ») Urquell 4 (1898), 143. 10) L i e b r e c h t a. a. O. 356. " ) W u 1 1 k e § 674. ») M a n n h a r d t Germ. Mythen 132. 13 ) S i m r o c k Mythol. 243. ") G r i m m Myth, ι, 165. " ) L i e b r e c h t Gervasius 98ff. I8) R o c h h o l z Sagen 2, 67. " ) G o l d m a n n Einführung 20 ff. " ) E. H. M e y e r Germ. Mythol. 281. «) L ü t o l f Sagen 66 Nr. 25. Max W e b e r Agrarverhältnisse des Altertums im Handwb. der Staatswissenschaften; August M e i t ζ e η Siedlungsu. A grarwesen der Germanen ; Karl L i m p recht Deutsches Wirtschaftsleben im MA. " ) K u h n u . S c h w a r t z ; ; , 479; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 15. 330; E c k a r t Südhannov. Sagen 131. **) M ö l l e n h o f f Sagen 65 Nr. 70. " ) G r i m m RA. τ, zig ff. " ) Κ η uc h e 1 Umwandlung 106. " ) H o o p s Realle χ. Art. Rechtssymbole. " ) ZfVk. 4 (1894), 173. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 200.
3. Eine magische Abart der B.ergreifung ist das Ziehen eines Zauberkreises, in den nichts Fremdes, Feindliches eindringen kann (s. Asyl und Abwehrzauber). Der Graf von Wolffstein zieht durch einen Schwertwurf einen magischen Kreis eine halbe Stunde im Umkreis von seinem Schloß, damit der Teufel sich nicht nähern und das ihm verfallene Kind nicht holen könne " ) Ebd. 3, 65 f.
4. Zufolge des Wesens des B.es muß bei jeder Änderung in der Person des Besitzers aufs neue eine B.ergreifung stattfinden. Der Erbantritt geschieht in feierlicher Weise. Ererbtes Land wird auch vom König M ) feierlich umwandelt und umritten. Bei B.Übernahme von Fremden wurde ein besonders ausführliches Zeremoniell geübt, bei dem das Auslöschen und Wiederanzünden des Feuers eine große Rolle spielte ®°). Es wurde dabei besonderes Gewicht darauf gelegt, alle wichtigen Einzelbestandteile besonders in B . zu nehmen, seine Verfügungsgewalt zu zeigen 8 1 ). Der Erwerber eines
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besprechen
Grundstückes mußte sich auf diesem als Herr benehmen, indem er auf dreibeinigem (d. h. altväterlichem, zum Melken wie zu allerlei Zauberbrauch ebenfalls verwendetem) Stuhle dort saß und Gäste bewirtete oder Feuer anzündete. Das Ackergrundstück wird in gleichem Sinne mit einem Pflug oder Wagen befahren. Oder man tritt über die Schwelle des Hauses 3 a ). Bezieht man ein Haus und will sich vergewissern, daß die früheren Mieter nicht das „ G l ü c k " weggenommen haben, so läßt man eine Henne vorher hineinflattern S3). *») Κ η u c h e 1 Umwandlung 107. ») ZrwVk. l i (1914), 222 f. ") S t r a c k e r j a η 2, 222 Nr. 469. »») Η ο ο ρ s Reallex. 3, 478. »») L i e b -
r e c h t Zur Volhsk. 358.
M. Beth.
besprechen. ι. Begriff. — 2. Bezeichnungen. — 3. Besprechende Personen. — 4. Vorgang. — 5. Zeit und Mittel. —• 6. Formeln. — 7. Anwendung. —8. Erklärung. — 9. Geschichte und Literatur. I. B e g r i f f . B. bedeutet: Ausübung des W o r t z a u b e r s (s. a. Wort, Zauberformel, -segen, -Spruch, Zauber und Zauberei), vielfach begleitet von H a u chund Berührungszauber und bildet schon in den ältesten Zeiten einen wesentlichen Bestandteil des Zaub.erns überhaupt. J. Grimm schreibt hierüber *) : „Noch stärkere Macht als in Kraut und Stein liegt in dem Wort 2) und bei allen Völkern geht aus ihm Segen oder Fluch hervor. Es sind aber gebundene, feierlich gefaßte Worte, wenn sie wirken sollen, erforderlich, Lied und Gesang. Darum hängt alle K r a f t der Rede, deren sich Priester, Arzt, Zauberer bedienen, mit den Formen der Poesie zusammen. Ausdrücke des Sagens und Singens treten über in den Begriff des Zauberns, die àoibr¡ wird έπαοιίή (Od. IÇ), 457), έπψΐή, sprechen, singen, wird b., besingen, cantare, incantare. Dem Segen gegenüber steht der Fluch, dem Heil der Schade" 3 ). B. kann sowohl b e z a u b e r n oder v e r z a u b e r n (s. a. verhexen), als auch e n t z a u b e r n bedeuten. Weitaus überwiegend wird es im zweiten (guten) Sinne gebraucht.
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A. Unter b. im Sinne von e n t z a u b e r n (s. a. Zauber, -kunst) versteht man nach antikem wie christlichem Glauben das Vertreiben eines Dämons, der in einem Menschen, Tiere oder Gegenstand hausend als die unsichtbare Ursache eines dort vorkommenden oder von dort ausgehenden Übels angesehen wird. Als solches ist es das ä l t e s t e m a gische Heilverfahren. Denn Krankheit oder Gebrechen aller Art galten, auch wenn die Ursache deutlich erkennbar war, im Volksglauben von jeher als durch einen bösen Geist (Dämon) hervorgerufen, „angehext". Zahlreiche Bezeichnungen, w i e : Hexenbanner, Teufelsbanner , Geisterbanner, Hexenmeister u. ä. 4 ) für den das B. Ausübenden, sowie das Anreden des Übels mit Schmeichelworten, um die feindlichen Mächte nicht zu erzürnen 8 ), weisen auf die Auffassung der Krankheit als Dämonenwirkung noch deutlich hin. Sie zu vertreiben, d. i. den bösen Geist (Dämon) zu überwältigen, bedurfte es daher besonderer, übernatürlicher Mittel: des Zaubers und zwar des entsprechenden Gegenzaubers. Gelang es, den Geist — sei es im Guten, sei es im Bösen — zu entfernen, so erfolgte die Genesung. Die Heilung ist im Grunde also immer ein Kampf ®), eine Dämonenbändigung bzw. -austreibung, oder eine Dämonenversöhnung, ein „ B ü ß e n " , wie es der märkische Bauer noch nennt 7 ). Nächtliche Beklemmung verursacht der Alp, er heischt ein Opfer, eine „ B u ß e " . Dies bezeichnet Lippert 8 ) als die älteste Auffassung einer Krankheit und ihrer Heilung. Besprechung und Zauberspruch wurde als heidnischer Brauch vom Christentum bekämpft, „meist freilich mit dem geringen Ergebnis, daß die Sprüche entweder christianisiert oder durch christliche Gebete und Sprüche ersetzt wurden, oder sich gar völlig unverändert, mehr oder minder verborgen, im Gebrauch erhielten" 9 ). Prinzipiell ist zwischen Zauberspruch und Gebet kein Unterschied, da beide Sprüche oder Worte enthalten, die mit wunderbarer K r a f t erfüllt sind. Das Heidentum bannt die Dämonen
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besprechen
durch Zaubersprüche, das Christentum durch Gebete. Nur daß im Gebet eine höhere Macht angerufen und zur A u s f ü h r u n g des Gewünschten veranlaßt wird, während der Zauberer es aus eigener Machtvollkommenheit unmittelbar erreichen k a n n 9 » ) . ') Myth. 2 4, 1023. ») Vgl. auch L e h m a n n Aberglaube· 101 ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 81 f.; P f i s t e r Schwaben 3 1 . s) Vgl. W u n d t Mythus u. Religion 1, 499. 4) z . B . H ö h n Volksheilkunde 1, 78; S a r t o r i Westfalen 74. *) M a η ζ Sargans 68. ·) Ρ f i s t e r a. a. O. 53 ; L i ρ ρ e r t Christentum 177; J o h n Westböhmen 268; L a u f f e r Niederd. Vclksk. 73. 77. 79. ') L i ρ ρ e r t a. a. O. ") ebd. ·) P f i s t e r in P a u l y - W i s s o w a Suppl. Bd. 4 (1924) .Epode'; vgl. dazu: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 230; L a m m e r t 28; Hess. Bl. 1 (1902), 2; F o x Saarl. Volksh. 300; S t e m p l i n g e r Volksmedizin 50. , a ) P f i s t e r ebd. 2. Vielerlei B e z e i c h n u n g e n sind f ü r das B . im Gebrauch, aus denen allein schon die mannigfaltigen Formen, in denen es geübt wird, erkennbar sind. Ζ. T . tritt aus ihnen der bloße Wortzauber, ζ. T . der damit verbundene ganze Handlungskomplex hervor; manche Bezeichnungen sind von einem bloßen Bestandteil des Heilverfahrens her genommen. Bloßer W o r t zauber, später allerdings vielfach auch mit Handlung verbunden, liegt folgenden Bezeichnungen zugrunde: B . (über die Etymologie des Wortes ,sprechen' (,b.') s. F . Sommer, Beschreien und B . beim idg. U r v o l k ) 1 0 ) , ansprechen u ) , versprechen 1 2 ) ; anreden 1 3 ), bereden w ) , r e d e n 1 5 ) ; a b r a t e n 1 8 ) , r a t e n 1 7 ) ; ansegnen 1 8 ), besegnen 1 9 ), segnen 2 0 ), versegnen 2 1 ) ; daneben verschiedene Dialektformen wie .utsiägen' (aussegnen) im Landkreis Dortmund a2 ) u. ä. ; beten (davon Beter, Beterin) **), mit verschiedenen mundartlichen Nebenformen wie ,biän', wiägbiän' M ) u. ä . ; v e r b e t e n 2 5 ) ; vertreiben (syn. mit verbeten) 2e ) ; festsetzen (syn. mit b., besegnen) B ) ; binden (syn. mit segnen und versprechen) Μ ) ; bannen M ) ; berufen 30 ) (s. a. dieses) ; pröpeln 3 1 ) (nach J . Grimm 32 ) : murmeln, verwirrt und unverständlich reden, plappern); bewispeln M ), pischbern 3 4 ), pespern 35 ) (flüstern) u. ä. m.
Il6o
Auf H a n d l u n g e n , die das Wort begleiten, deutet eine Reihe von Bezeichnungen hin, die absichtlich ganz allgemein und unbestimmt gehalten sind, wie es im Zauber mit Vorliebe geschieht: B r a u c h e n (nach J . Grimm 3e ) : uti, anwenden, üben) im Sinne von .zaubern', durch S y m p a t h i e heilen, ist besonders im Schwäbischen, aber auch in andern deutschen Gegenden b e k a n n t , davon die Subst. , Braucher', , Brauchbüchlein' (Büchlein mit solchen Rezepten) 37 ), Brauchspruch, Brauchebaum (vgl. unten 4). Das Wort [die nächstliegende Herleitung von (gebrauchen', d. i. Sprüche u. ä. gegen K r a n k h e i t gebrauchen, vertritt neben Grimm u. a. Massing in Z f r w . V k . (2, 1 4 1 , vgl. Helm ebd. 5, 287 f.), während es von Esser (ebd. 5, 102. 207) künstlich von ,berauchen' = ,beräuchern' unter Annahme des Beräucherns als ursprünglicher Begleithandlung hergeleitet wird. In jüngster Zeit wird die in den Kreuzn. Heimatbl. I ( 1 9 2 1 ) Nr. 1 2 v o m I I . August ausgesprochene Vermutung, wonach deutsch ,brauchen' mit hebräisch ,berech', d. i. .segnen', zusammenhängen solle, von A. Becker befürwortet 3 8 ). Vgl. dagegen die klare Behandlung bei F . Pfister a. a. O.] wird in mannigfacher Weise angewendet. Niederd. ,wat brûken' bedeut e t : Arznei nehmen 3 9 ), die K r a n k e n .lent sich brûche' m ) (lassen sich brauchen), alte F r a u e n brauchen d e n (Dat. I) Leuten, der Sympathiedoktor braucht d e m (Dat.!) K r a n k e n « ) . P f i s t e r 4 ä ) weist auf die verblüffende Übereinstimmung zwischen dem deutschen Wort .brauchen' und der entsprechenden Bezeichnung im Griechischen (χρ£σ9·αι) hin, die auch neben der gewöhnlichen Bedeutung ,machen', ,tun', die magische: weissagen und zaubern hat und gibt eine geniale Interpretation von Od. 8, 7 9 ; 5, 396; 10, 64. Ebenda wird auf den Zusammenhang von χρδσ9·αι mit χείρ als dem Organ, mit dem vorzüglich gebraucht wird, hingewiesen. F ü r ,brauchen' wird noch angewendet: (im elsäß. Sundgau) schirmen (mit .retten, conservare' zusammengestellt) 43 ) ;
besprechen
nói
,schurmen' (Breisachisch) aus dem frz. ,charmer' abgeleitet 44 ), jiid. ,schormen' = massieren 4 5 ); ,stillen' (ältere Bezeichnung für br. 4e ), ferner: dafür tun, was tun, dafür können, an einen Ort gehen u. dgl. unbestimmte Bezeichnungen mehr «). Daneben tritt ,b ü s s e η' (ahd. puozan, betan = emmendare aber auch mederi, dem Übel abhelfen, heilen 4 8 ). Mhd. büezen, bûzen (mit Dat. !) : das K o p f w e h durch B. heben 4 8 ). Die buoze (das Zaubermittel) versuochen, Morolf 916. Sühte büezen, Freidank 163, 16; de tene böten (Zahnschmerz stillen) bei J. Grimm M ). B ü ß e n heißt .heilen', ,sanare' wie B u ß e : Heilmittel. Nebenformen: niederd. böten, boeten (im Teuthonista ,zaubern'), m n l : u t boeten = sanare. Gefken boiten, bäute daun = eine Besprechung vornehmen 61 ), beuten, altn. b y t a 82), bauten u. a. m. V o n einem T e i l v e r f a h r e n hergenommen sind die Bezeichnungen: anblasen M ), b l a s e n M ) , B l a s e r M ) , anhauchen 6 6 ), anpusten 5 7 ), pusten, streichen 5 8 ), von damit verbundenen Hantierungen: messen B9) u. ä. m. 10) WS. 7 (1921), 102 if. ") S c h r a m e k Böhmerwald 284, auch .onsprechen' ebd. 280; ZfrwVk. 5 (1908), 207; J o h n ebd.; S c h ö n -
b a c h Berthold υ. R. 35. " ) S e y f a r t h Sachsen 68; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 274;
ZfrwVk. ebd.; J o h n a . a . O . ;
r u s
Siebenb.-Sachs.
Volksk.
Schulle-
41 f.
1S )
Vgl.
P r e u ß Psych. Forsch. 2 (1922), 170ÎÎ.ll) Seyί a r t h a. a. O. " ) S c h u l l e r u s a. a. O. le ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. ") Ebd.; Urquell ι (1890), 204; S c h u l l e r u s a. a. O. ") P a n z e r Beitrag 2, 265. 275. ") Z a h l e r
Simmenthai
96; M a η ζ
Sargans
61. 68; F r i s c h b i e r a . a . O . ; ZfVk. 16 (1906), 170; B r u n n e r Ostd. Volksk. 247. so) H a l t r i c h a . a . O . ; G r ü n e r Egerland 36; B a r t s c h 2, 318 f. ") H e 1 1 w i g Aberglaube sa)
57 f.
!!)
S a r t o r i a. a. O. 72.
Allgemein, ζ. B. S t r a c k e r j a n ι, 78; Ρ í i s t e r a. a. O. ") S a i t o r i a.a.O. 25) J o h n a . a . O . 268; W e i s e l Landstor (Beitr. ζ. sudetend. Volksk. XVII) 35. 2i) W e i s e 1 ebd. ») ZfVk. 16 (1906), 170. ») H a l t r i c h a. a. O. *>) B r u η η e r a. a. O. Μ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 62; B r u n n e r a. a. O. S1) S e y f a r t h a. a. O. M) G r i m m DWb. «) S a r t o r i a. a. O. " ¡ D i e n e r Hunsrück 93. " ) S c h u l l e r u s a . a . O . ») G r i m m C W . *') z . B . Ρ f i -
IIÔ2
s t e r a. a. O. "J B e c k e r Diener
Hunsrück
92; F o x
Pfalz 137. Vgl. Saarl.
Volksk.
296 ff. » ( M e y e r Baden 563. «) Ebd. ") Ρ f i s t e r a.a.O.; M e y e r a.a.O.; B a r t s c h a. a. O. M) a. a. O. «) ZfrwVk. 3 (1908), 207. ") M e y e r Baden 563. " ) F o x a. a. O. " ) B a r t s c h 2, 318 f. «) B o h n e η b e r g e r ι, 12; L i ρ ρ e r t a. a. O. 177; Z a h l e r a. a. O. 96; E n g e l i e n u . L a h n 251; S e y f a r t h a. a. O. 68. «) G r i m m Myth. 2 *, 866. ω)
L e x e r Mhd.Wb. u. .büzen'; s. ZfrwVk. 1908, 207. M) Myth. 3 304 f.; vgl. S c h m i t t Hettingen 16. M) A n d r e e a. a. O. ; L a u f f e r a.a.O. •*) G r i m m DWb. M) L a u f f e r a. a. O. 84. M) H ö h η a. a. O. 72. »«) Ebd.; B o h n e n b e r g e r ι, 12; P f i s t e r a. a. O. 27 f. ··) Allgemein, ζ. B. B o h n e n b e r g e r a. a. O. ; P f i s t e r a. a. Ο. ") Ε η g e 1 i e η u. L a h η a. a. O. ; B r u η η e r a. a. O. ") Β o h n e n b e r g e r ebd. " J B n i u n e r ebd. 3. B e s p r e c h e n d e Personen. Nur wenige verstehen die geheimnisvolle K u n s t des B.s und erfreuen sich daher sehr starken Zuspruchs ®°). H ä u f i g sind es Schäfer, die durch ihre innige Berührung mit der N a t u r über die wunderbare Gabe v e r f ü g e n e l ) . Daneben verstehen sich aber auch Schmiede 6 2 ), Metzger e3 ), Scharfrichter ®4), Schinder, H e b ammen 6 5 ), Bauern e e ) , Kapuzinermönche 67) u. a. m. auf diese K u n s t . Solche Leute haben eine förmliche Praxis und daher auch eine Berufsbezeichnung wie: Braucher8·), B l a s e r ee ), Β ü s s e r 7 0 ) , B e t e r 7 1 ) (auf das Analogon im griechischen άρητήρ s. bei Beter), oder einfach, wieder möglichst unbestimmt: „ d e r M a n n " 7 2 ) . Sie halten Sprechstunden ab wie berühmte Ä r z t e und haben einen ausgedehnten Kundenkreis 7 3 ). Der R u h m vieler v o n ihnen ist weit über die Grenzen der G e m a r k u n g hinausgedrungen und lockt oft aus weiter E n t f e r n u n g R a t - und Heilungsuchende herbei 7 4 ). E s gibt Leute, die nur für dieses oder jenes Übel, andere, die „ f ü r alles k ö n n e n " 7S ). Das B. kann in der ganzen Gegend o f t nur eine Person, die die Formel sehr geheim h ä l t 7 6 ) . Man weiß auch in der Umgebung: dieser kann f ü r das, jener für jenes, und die Leute helfen sich gegenseitig aus 7 7 ). Nach einigen Gewährsmännern besorgen das Brauchen „ f a s t ausschließlich Männer" 7 8 ), nach andern hingegen
ix63
besprechen
„ ä l t e r e Personen, namentlich F r a u e n " w ) , endlich „meist alte L e u t e beiderlei Geschlechts" M ). Das B. ist eine g e h e i m e K u n s t , die e r b 1 i c h ist und sich o f t durch Generationen in einer Familie f o r t e r b t 8 1 ) . Der berühmte Bauer v o n Feichten (Bayern) erweist urkundlich, daß seine A h n e n seit 200 Jahren durch heilkünstlerische T ä t i g k e i t sich auszeichneten 82 ). Sie kann aber auch d u r c h M i t t e i l u n g ü b e r t r a g e n werden, jedoch nur v o n Mann auf Frau und umgekehrt, wie mitunter auch nur ein Mann „ a m Weibsbild b r a u c h t " und umgekehrt 8 3 ). Nach der Meinung mancher dürfen die Formeln nur Jüngern mitgeteilt werden, aber nicht zu vielen, sonst verlieren sie ihre K r a f t 8 4 ) . N a c h Ansicht andrer sind sie „ z u s t a r k " , als daß man sie jedem preisgeben könnte 8 5 ). Ihre wunderbare K r a f t k o m m t auch in der Sage zum Ausdruck, daß sie v o n Göttern oder Heroen den Menschen offenbart worden seien. — Das Brauchen soll den Brauchenden sehr angreifen 8 6 ). Manche sind darum nicht gern geneigt, eine Besprechung vorzunehmen, weil die Gefahr besteht, daß sie selbst v o m Übel befallen werden 8 7 ). : F ü r das B. d a r f n i c h t s verl a n g t w e r d e n , sonst hilft es nicht 8 8 ). Wohl aber darf der Besprechende das, w a s man ihm unaufgefordert und freiwillig gibt, annehmen 8 9 ). Früher hieß es allerdings, sie dürfen nicht mit Geld bezahlt, j a nicht einmal bedankt werden 9 0 ). (Ein Heilmittel, für das man dem Geber dankt, hilft nicht) 9 1 ). „ H e u t e schaut man darauf schon weniger, doch wird ihnen vielfach noch das Geld nicht direkt in die H a n d gegeben, sondern irgendwo, wo man glaubt, sie finden es leicht, liegen gelassen" 92 ). M) M a n ζ a . a . O . 61; ZfrwVk. 1907, 121; ebd. 1908, 93 und die dort angeführten Stellen. β1) L a u f f e r a. a. O.; Ρ f i s t e r a. a. O. 26; ZfVk. 23, 59; H ö h n a. a. O. 77; F o x a. a. O. «97. «2) H ö h n ebd.; F o x a . a . O . 297. ") H ö h n ebd. ·4) B e c k e r a. a. O. 134. •5) F o x a.a.O.; H ö h n ebd. «) H ö h n ebd. •7) S a r t o r i Westfalen 72. K ) ZfrwVk. 1908, 206; H ö h n a . a . O . ; P f i s t e r a. a. O. 24; B o h n e n b e r g e r a . a. O. ") H ö h n 72; P f i s t e r ebd. 27; B o h n e n b e r g e r a . a. O.
1164
">) Η a l t r i e h 258; ZföVk. 6, 115; J o h n a. a. O. 268; P f i s t e r ebd. 31 ; ZfrwVk. ebd. ") H ö h n a.a.O. 70; P f i s t e r 29. ") B o h n e n b e r g e r a. a. O.; H ö h n ebd. 72. 78. " ( H ö h n ebd. ¡ B o h n e n b e r g e r ebd. 74) B o h n e n b e r g e r a. a. O.; ZfVk. 23 (1913), 290 f.; Urquell 4 (1893), 25 f. »») H a i t i i c h a. a. O.; W e i s e l a. a. O. 76. '«) ZfrwVk. 1908, 93; SAVk. 17, 63. ") Z a h l e r a.a.O. 97. ,β) B o h n e n b e r g e r a.a.O.; S t r a c k e r j a n a. a. O. 73; S c h r a m e k a . a . O . ") S t r a c k e r j a n a . a . O . ; ZfrwVk. I 9°5, 141; 1913. 194; A n d r e e Braunschweig 4 1 7 ;
u)
W r e d e Rhein.
Volksk.
132.
Volksh.
266;
S e y f a r t h a.a.O. 68; M e y e r a.a.O. 565. 81) Allgemein, ζ. Β. A η d r e e a. a. O.; ZfrwVk. 1907, 121; Z a h l e r 1. c. u. Anm. 4; Ρ f i s t e r a. a. O. 31; ZfVk. 23 (1913), 290 f. ; D i e n e r Hunsrüch 42. 82) Bavaria χ, ι, 460. ί3 )
M e y e r a. a. O . ;
d e r s.
F r i s c h b i e r Hexensp. 26; ZfrwVk. 1905, 74; ZfVk. 16 (1906), 170; A n d r e e a. a. O.; S t r a c k e r j a n a . a. O. ; L a u f 1 e r a. a. O. 85; W r e d e Rhein. Volksh. 132; Bavaria 4 (1866), 222; S a r t o r i Westfalen 72. '*) M a n z a . a . O . 58; B a r t s c h Mecklenburg 2, 323; Z a h l e r a. a. O. 97. 85) Vgl. Ρ r e u ß Relig. tt. Mythol. ι (1921), 16. »·) ZfrwVk. 1920, 56. »') ZfVk. 7 (1897), 411; M a n z a . a . O . 68. 8a) G r i m m Myth. 975; ZfVk. 1 (1891), 198; 9 (1899), 210; 23 (1913), 290 f.; M a n z a. a. O. 59; S t r a c k e r j a n a. a. Ο. ι, 72; S e y f a r t h a. a. O. 70 mit Anm. 2 ; Z a h l e r a. a. O. 97 und die dort angeführten Stellen. 8S) ZfVk. 1 (1891), 198; S e y f a r t h a. a. O. 80) Z a h l e r a. a. O. 97; S t r a c k e r j a n ebd. 81) Schweizld. in Z a h l e r a.a.O., Anm. ") Ζ a h 1 e r a. a. O.; ZfVk. a. a. O. 4. Der V o r g a n g findet gewöhnlich i n A n w e s e n h e i t des Patienten (in seinem Haus, beim A r z t , aber auch andernorts, z. B. im Wirtshaus) statt, kann aber auch a u s d e r F e r n e erfolgen. A l s Vorbereitung wird mitunter erw ä h n t : eine Räucherung des Hauses, bzw., wo es sich um Viehkrankheit handelt, des Stalles 94) ; das Entzünden eines Feuers am offenen Herd, das mit bestimmten Kräutern, z. B. Wermuth, Fitzbohnenkraut u. ä., genährt werden muß 95) u. dgl. m. Anwesende werden meist vorher hinausgeschickt. W e n n sie geduldet werden, müssen sie sich ganz ruhig verhalten, mitunter sogar das H a u p t entblößen 9 6 ). Der Erfolg der Behandlung wäre gefährdet, wenn j e m a n d während des B.s hineinredete 9 7 ). Kinder dürfen der Bespre-
besprechen chung nicht b e i w o h n e n 9 8 ) . Die helfende Person darf auf dem W e g e zum K r a n k e n , während sie die B e s p r e c h u n g v o r n i m m t und m a n c h m a l sogar beim W e g g e h e n , keinen Menschen anreden und auch nicht grüßen, da die H a n d l u n g sonst erfolglos w ä r e " ) . Auch der K r a n k e soll während des Vorgangs schweigen und von der K u r , die oft W o c h e n und M o n a t e in Anspruch n i m m t , n i e m a n d e m etwas m i t t e i l e n 1 0 0 ) . S o m u ß alles möglichst unauffällig und geräuschlos vor sich gehen 1 0 1 ). D a s Geheimnis spielt, wie im Z a u b e r ü b e r h a u p t , so auch hier eine hervorragende R o l l e ( V e r h ü t u n g von Gegenzauber). In unzähligen F o r m e n und V a r i a t i o n e n wird das B . geübt. S e l t e n ist es ein bloßes Murmeln102) geheimnisvoller S p r ü che 103 ) und G e b e t e 1 0 4 ) ; meist sind m i t dem gesprochenen W o r t allerlei H a n d lungen v e r b u n d e n . Als solche sind zu nennen: A n h a u c h e n der leidenden K ö r perstelle 1 0 5 ) (s. a. H a u c h , hauchen, A t e m ) , B e n e t z e n l o e ) und B e s t r e i c h e n d e r s e l b e n mit Speichel107), auch bloßes B e r ü h r e n 1 0 8 ) , Kneten109), U m k r e i s e n der k r a n k e n Teile mit den F i n g e r n 1 1 0 ), A u f l e g e n der H ä n d e m ) (s. Handauflegung), M e s s u n g e n 1 1 2 ) (so ζ. B . A b z ä h l e n des Geäders der H a n d des K r a n k e n zur Feststellung des Übels und H e i l m i t t e l s dagegen) l l s ) u. dgl. m . S e h r häufig i s t das, gewöhnlich wiederholte, K r e u z s c h l a g e n 1 1 4 ) und A n r u f e n heil i g e r P e r s o n e n 1 1 5 ) , wie sich überh a u p t Christliches und Heidnisches in b u n t e m Gemisch teils nebeneinander findet, teils ineinander aufgegangen i s t 1 1 6 ) . W u r d e b e i m B . der N a m e dessen gen a n n t , ,für den' g e b r a u c h t wurde, so m u ß t e es der richtige T a u f n a m e sein, nicht der R u f - oder der Name, unter dem die Person sonst wohl b e k a n n t war. Deshalb k a m e n in früheren Zeiten oft die L e u t e und ließen sich im K i r c h b u c h e nachschlagen, mit welchem N a m e n die einzelnen Personen in der T a u f e belegt waren 1 1 7 ). Mehrfach wird erwähnt, d a ß der B e sprecher den P a t i e n t e n während der B e -
Il66
handlung s c h a r f f i x i e r t 1 1 8 ) ; auch erhält dieser m i t u n t e r die Aufforderung, dem A r z t ins A u g e zu sehen, bis er sein ,Augen-Mannli' (Spiegelbild im Auge) s i e h t 1 1 9 ) . In V i l t e r s warf sich ein des W a r z e n v e r t r e i b e n s K u n d i g e r vor V o r n a h m e der B e s p r e c h u n g in einen m i t einem auffallend großen K n o p f versehenen R o c k , worauf der P a t i e n t den K n o p f fixieren m u ß t e 1 2 0 ) (über Mittel zur F ö r derung der H y p n o s e vgl. u. 8.). W o F r a u e n die K u n s t ausübten, b e s t a n d sie gewöhnlich darin, daß die B e t e r i n die r e c h t e H a n d auf die k r a n k e Stelle legte und betete, oder d a ß sie, n a c h d e m sie die k r a n k e S t e l l e b e r ü h r t h a t t e , hinausging und draußen b e t e n d auf und a b wandelte m ) . H ä u f i g ä u ß e r t sich die Vorstellung, daß die K r a n k h e i t auf andere, selbst leblose Gegenstände übertragen, so ζ. B . auf ein S t ü c k B a u m s t a m m , genannt „ B r a u c h e b a u m " 1 2 2 ), v e r p f l ö c k t werden k a n n 1 2 3 ) (s. verpflöcken). Die B e h a n d l u n g k a n n auch durch F e r n w i r k u n g erfolgen, auf Grund genauer B e s c h r e i b u n g der A r t und des S i t z e s des Ü b e l s 1 2 4 ) . S p r u c h und G e b e t wirken a b e r n i c h t nur gesprochen; sie können, da die ihnen innewohnende magische K r a f t auf Gegens t ä n d e ü b e r t r a g b a r ist, a u c h i n ges c h r i e b e n e r F o r m m i t Speise und T r a n k eingenommen, bzw. als A m u l e t t e getragen werden 1 2 5 ). Zur V e r s t ä r k u n g der W i r k u n g dient die Wiederholung126). S o wird die B e h a n d l u n g auch m e h r m a l s h i n t e r einander v o r g e n o m m e n . M
) J o h n a. a. O. 268; ZfrwVk. 1908, 208. " ) ZfrwVk. 1909, 293. ··) E n g e l i e n u. L a h n 251 Nr. 130; F r i s c h b i e r a. a. O. "') S e y f a r t h a.a.O. 70. «») ZfrwVk. ebd. »») ZföVk. 13, 121 ; W r e d e Rhein. Volhsk. 96; Η ο ν o r k a K r o n f e l d 1, 63; ZfrwVk. 1913, 194; nach der Behandlung ist das Reden erlaubt : S t r a k 1 0 0 k e r j a n i , 73. )Hovorka-Kronf e l d a . a . O . ; ZfrwVk. 1913, 194. "») ZfVk. 102 16 (1906), 170. ) Geschrei und lautes B. zur Vertreibung der Krankheitsdämonen wird erwähnt bei H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 62. 1M ) S e h r a me k a . a . O . 280.284; ZfrwVk. 1908,206; H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 1 0 4 ; Urquell 1 (1890), 204; S e y f a r t h a . a . O . 68; M a η ζ a. a. O. 6 1 ; H ö h n 74; ZfrwVk,
1167 1905, 142;
1908, ι ο ί ;
1909, 293. 107.
121.
) ZfrwVk. 1907, 121; 1908, 101; S c h r a m e k a. a. O. 284; S t r a c k e r j a n ι, 73. ">«) ZfrwVk. 1907, 121; 1908, ι ο ί ; 1909, 293; 1913, 194 mit Anm. 38; ZfVk. 5 (1895), 34· ,(") ZfrwVk. 1908, 101. "') ZfVk. ebd.; ZfrwVk. 1905, 142. loe ) S c h r a m e k a. a. O. 280; S t r a c k e r j a n a. a. Ο. ι, 78; ZfrwVk. 1907, 121; 1908, 101; 1909, 293. 1OT) ZfVk. ebd. n 0 ) M a n z a. a. 0.67. nl ) ZfrwVk. 1908, 206; ZfôVk. 6 (1900), 115; S t r a c k e r j a n a . a. O. ; H o v o r k a K r o n f e l d 1, 144. n s ) S c h r a m e k a.a.O. 113) Urquell 4 (1893), 25 f- "«) L a m m e r t 28; ZfrwVk. 1913, 194; S t r a c k e r j a n I, 73; ZfVk. ebd.; ZfôVk. 6 (1900), 115; H o v o r k a - K r o n f e l d a. a. O. »«) ZfVk. ebd.; H ö h n 74; ZfrwVk. 1905, 280. "·) A η d r e e a. a. O. 303; L a u f f e r a. a. O. 86; L a m m e r t a. a. O.; ZfrwVk. 1905, 280. 11β ebd. ) Z . B . M a n z a . a . O . 61. 67. "·) D e r s. und die dort angeführten Stellen. 1M ) M a η ζ a. a. O. 61 ; vgl. dazu L e h m a n n a . a . O . 647; B r u n n e r Ostd. Volksk. 251. m ) S t r a c k e r j a n I, 78. 12s) ZfVk. 19 îM
(1909), 246.
1168
besprechen
"»)
H o v o r k a - K r o n f e l d
I, 184; L a u f f e r a. a. O. 85. Auf eine Axt „aus dem Glied und ins Holz" ZfVk. 5 (1895), 195; u. Anm. 4; auf ein Beil: B a r t s c h 2, i n u . a . m . 1M) S t r a c k e r j a n 1, 72; ZfVk. 9 (1899), 209. ' " ) P f i s t e r i n P a u l y - W i s -
s o w a Ii, 2156 (Kultus).
ise
) ebd. 2155.
5. Z e i t u n d M i t t e l . A u c h für die Z e i t , in welcher eine Besprechung vorgenommen werden soll, gelten verschiedene Bestimmungen. V o n ausschlaggebender Bedeutung für die W i r k u n g ist Phase und Stand des M o n d e s . K r a n k h a f t e Auswüchse werden mit Vorliebe in der Zeit des abnehmenden Mondes zum Schwinden gebracht 1 2 7 ), auch Zahnschmerz 128 ) (Analogiezauber) u. ä. m. Freilich mitunter auch bei zunehmendem Mond 1 2 9 ). Daneben gilt als günstig für die Besprechung: Vollmond 1 3 0 ), Neumond 1 3 1 ) oder ganz allgemein: die zweite Monatshälfte 1 3 2 ). Unter den Wochentagen spielt der Freitag133) die Hauptrolle, insbesondere die K a r f r e i t a g n a c h t 134 ) als besondere Hexennacht. A l s günstigster Zeitpunkt wird überh a u p t die N a c h t z e i t (der A b e n d nach Sonnenuntergang 1 3 5 ), der Morgen vor Sonnenaufgang 1 3 β ), um Mitternacht) U 7 ) betrachtet. Als ein besonders heilkräftiges M i t t e 1 zum B. wird der Überrest des Schmalzes gerühmt, „ i n dem an F a s t n a c h t oder
Aschermittwoch die Schmalzküchlein gebacken w u r d e n " 1 3 8 ) . A u c h Butter oder ein Becher voll Branntwein, vor der Handlung in die Hand genommen 1 3 9 ), fördert die Wirkung. Außerdem spielt die Verwendung gew. Kräuter, z. B. des Dills 14°) (vgl. auch oben 4), von Erde aus einem neuen Grabe (Strackerjan a. a. 0.), sowie von allerlei Talismanen, sog. „ B r a u c h s t e i n e n " 1 4 1 ), deren es eine große Zahl gibt, eine Rolle. "') M a n z a. a. O. 58; H o v o r k a K r o n f e l d I, 63; P a n z e r Beitr. 2, 300. 1M ) L a u f f e r a. a. O. 85. »») Z. B. Warzen L a u f f e r ebd. ,3°) S t r a c k e r j a n 1, 78. m ) A n d r e e a. a. O.; ZföVk. 6 (1900), 115; H o v o r k a - K r o n f e l d ι, 144; D i e n e r Hunsr.
Volksk.
93 f.
13iì
) Urquell
4 (1893),
25 f. 133) Α η d r e e a. a. O.; ZföVk. a. a. O.; H o v o r k a - K r o n f e l d a. a. O.; H ö h n a. a. O. 74. 88. 102. 108.
134
) Κ a ρ f f
Festge-
bräuche 2, 14; Η a l t ri e h a. a. 0 . 1 3 5 ) L a u f f e r a.a.O.; S c h u l l e r u s a.a.O.; A n d r e e a. a. O.; F r i s c h b i e r a. a. O. ; H a l t r i c h a . a . O . 13e) F r i s c h b i e r a, a. O.; H o v o r k a - K r o n f e l d a.a.O.; S t r a k k e r j a η ι, 72. 13') H a 1 t r i c h ebd.; S t r a c k e r j a n ebd. Zu allen 3 Zeiten wird die Handlung vorgenommen H a l t r i c h ebd.; S t r a c k e r j a n ebd.; H o v o r k a K r o n f e l d ebd. u. a. 13β) Β o h η e η b e r g e r ι, 24. 13") Urquell 4 (1893)» 8. ιω ) L a u f f e r a.a.O. 86. »>) ZfrwVk. 1911, 65;' B e c k e r Pfalz 116; D i e n e r Hunsrück 93. 6. Unübersehbar ist die Zahl der B.f o r m e 1 η , die noch heute im Volke im Umlauf sind. W i e das B. ein Bestandteil des Zauberns, so ist die B.formel ein Teil der Zauberformel, s. daher Beschwörung Sp. I I 17 ff. und Zauberformel, Segen. 7. A n w e n d u n g , a) Ein Überblick über die K r a n k h e i t e n u n d L e i d e n bei Mensch und Tier, gegen die das B. angewendet wird, zeigt, daß es so ziemlich alle, namentlich auf dem Lande v o r k o m m e n d e n , sind. A m häufigsten werden genannt: B l u t u n g e n 1 4 2 ) , W u n den 143 ), insbesondere B r a n d w u n d e n 1 4 4 ) , Brand 14S ), Fieber 146 ), Rose (Rotlauf) 1 4 7 ), insbesondere Gesichtsrose 1 4 8 ), Auswüchse und Hautkrankheiten, wie Flechten 14s ), Hautausschlag 1 5 °), Geschwüls t e 1 5 1 ) , G r i n d 1 5 2 ) , R ä u d e 1 5 3 ) , Fingerw u r m 1 5 4 ) , Zitterrochen155), „Schußp l a t t e m " 15β ), Warzen 1 5 7 ) , Kröpf 158 ), Leichdorn 1 5 9 ), dann: Schlangenbiß 16 °),
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besprechen
Zahnschmerzen161), Augenübel162). A n inneren K r a n k h e i t e n und L e i d e n : S c h a r bock (Skorbut)163), abzehrende Sucht164), W a s s e r s u c h t 1 6 5 ) , G i c h t 1 β β ) , Muskelzerrung 1OT), K n i r r b a n d 168 ), B r ü c h e 1 6 9 ) , V e r stauchungen170), Fluß171), Nagelfluß172), Drüsenschwellungen'· 7 3 ), Gliederreißen 1 7 4 ), K o p f s c h m e r z 1 7 S ), Magen- und G e d ä r m e g r i m m e n 176 ), R a c h i t i s 1 7 7 ) und alle übrigen K i n d e r k r a n k h e i t e n 1 7 8 ) ; Unfälle, ζ. B . ein im Halse s t e c k e n gebliebener K n o c h e n (oder eine G r ä t e ) 1 7 9 ) . — A u c h bei E r k r a n k u n g des V i e h s n i m m t m a n mit V o r l i e b e seine Z u f l u c h t z u m B., ζ. B . bei Milzbrand 1 8 0 ), „ W i l d - und Z w a n g w ü r z e n " (das sind s c h m e r z h a f t e Gebilde zwischen den K l a u e n des R i n d v i e h s , welche die T i e r e a m L a u f e n h i n d e r n ) 1 8 1 ) , geschwollenen E u t e r n 1 8 2 ), gegen das „ W a m b e t " der K ü h e (d. i. ein A n f a l l v o n Wildheit, in d e m sie a n den W ä n d e n emporspringen) 1 8 3 ), bei Säuen, die ihre neugebornen F e r k e l a u f f r e s s e n 1 M ) und u n z ä h l i g e m a n d e r m 1 8 5 ). b) A n d e r e F ä l l e , in welchen das B . a n g e w e n d e t wird, zeigen deutlich dessen eingangs e r w ä h n t e n Doppelsinn und somit die B e g r i f f s g l e i c h h e i t v o n B . mit Z a u b e r n ü b e r h a u p t . D ä m o n e n V e r t r e i b u n g (Entzauberung) bezweckt das B . einer F e u e r s b r u n s t 1 8 β ), herb e i r u f e n (Ver- oder B e z a u b e r u n g , s. u. A b s c h n i t t B) das B . v o n l a u f e n d e n Pferden, u m sie z u m S t e h e n 1 8 7 ) , v o n bellenden H u n d e n , u m sie z u m Schweigen zu bringen 188) ; v o n W a f f e n , d a m i t sie nicht losgehen 1 8 9 ); hieher gehört auch der G l a u b e , sich durch B . u n s i c h t b a r m a c h e n zu k ö n n e n 19 °), der L i e b e s z a u b e r (s. d.) u. a. m. D a s B . v o n S t u r m und W e t t e r k a n n sowohl V e r - als a u c h E n t zauberung bezwecken. 14S) ZfrwVk. 1907, 120; 1913, 194; M e y e r Baden 566; M a n z a , a. O. 72; S t r a c k e r j a n ι, 72 u. 74; Urquell 3 (1892), 116. 236; Hovorka-Kronfeld a. a. Ο. ι, 63; Z a h l e r a. a. O. 54; H ö h n a. a. O. 69; S c h r a m e k a. a. O. 284; ZfdU. 6, 2, 124ff.; B r u n n e r a . a . O . ; L a u d e r a. a. O. 85. »») ZfrwVk. 1913, 194. "«) Z a h l e r a. a. O. ; H ö h n a . a . O . ; ZfrwVk. a . a . O . ; W r e d e Eifler Volhsk. 94. "») ZfdU. ebd.; Urquell a. a. O. 236; D i e n e r Hunsrüch 93 f. 14·) ZfrwVk. 1907, 120; 1913, 194; S t e m p l i n g e r
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Aberglaube Βλ. l i 7 ) K u h n u. S c h w a r t z 44Ό Nr. 324; ZfrwVk. 1909, 293; HessBl. 1920, 120; ZfVk. 7 (1897), 411; K u h n u. S c h w a r t z ebd.; S c h n i p p e l Volhsk. 1 , 5 6 . 1 3 4 . 1 3 6 . 1 Λ ) M e y e r Baden 566; ZfrwVk. ebd. "·) ZfrwVk. 1905,142; M a η ζ Sargans 67 u. die dort angeführten Stellen. 1M ) ZfrwVk. 1907, 120. 151) Urquell 1 (1890), 204; S t r a c k e r j a n a. a. O. 1, 73; ZfVk. 9 (1899), 209; H o v o r k a - K r o n f e l d a. a. O. ; D i e n e r Hunsrück 94. , 6 ! ) Z a h l e r a. a. O. 54. "») Ebd. l M ) M e y e r a. a. O. ' " ) S c h r a m e k 281. " · ) M e y e r ebd. »') M a n ζ a. a. O. 58. 61; Z a h l e r ebd.; L a u f f e r ebd.; H ö h n a. a. O. 69; M e y e r a . a . O . ; S t o l l Suggestion 414ft. 542 f. 1M ) Z a h l e r ebd.; Bavaria 3, 2 (1865), 944. 1 M ) L a u f f e r ebd. '») W u t t k e 346 § 517. 1 H ) S t e m p l i n g e r a. a. O. 82 ; Z a h l e r ebd.; ZfrwVk. 1913, 194; M a n z a. a. O. 57 (und die dort zitierten Stellen). ZfdU. ebd.; Urquell ebd.; S c h m i t t Hetlingen 16; F r i s c h b i e r a. a. O. 100; L a u f f e r a. a. O. m ) M e y e r a. a. O. ; H o v o r k a - K r o n f e l d ι , 144; ZföVk. 6 (1900), 115; ZfrwVk. 1908, 206; Z a h l e r a . a . O . ; Urquell a . a . O . ; ZfdU. a . a . O . ; P f i s t e r a . a . O . 27; S t e m p l i n g e r a. a. O.; L a u f f e r a . a . O . 84. "») M e y e r a. a. O. 1M ) Ε η g e 1 i e η u. L a h η 251 ; L i ρ p e r t a . a . Ο . le5 ) ZfrwVk. 1907, 120. »«) Ebd.; S c h r a m e k a. a. O. 284; S t e m p l i n g e r a. a. O.; vgl. L e s s i a k Gicht; Urquell a. a. O. ; ZfdU. a . a . O . ; S c h r a m e k a . a . O . ; D i e n e r Hunsrück a. a. O. 93· Ie ') ZfVk. 5 (1895), 195. ' « ) E b d . ; B a r t s c h 2, π ι . 1,β ) H ö h n 69. 1,0 j Hess. Bl. ι (1902), 2 ff.; S a r t o r i Westfalen 72. »») W u t t k e 356 Nr. 533. "«) M e y e r a. a. O. "») Ebd. "*) ZföVk. a. a. O.; H o · v o r k a - K r o n f e l d 1, 144; ZfrwVk. 1908, 206 f. " 6 ) Ebd.; H o v o r k a - K r o n f e l d ι, 144. »·) ZföVk. a . a . O . ; ZfrwVk. a.a. 0.; H o v o r k a - K r o n f e l d a.a.O.; H ö h n 69; M e y e r a. a. O. "') H ö h n a. a. O. 1,e ) S c h u l l e r u s a. a. O. 40; D i e n e r Hunsrück 93 f.; ZfrwVk. 1913, 194 f.; 1918, 194; W r e d e Rhein. Volksk. 153. "') Urquell ι (1890), 204. 1β°) F e h r l e Baden 1, 65. >«) SAVk. 17, 63. 1 K ) F e h r l e a. a. O. l " ) L a u f f e r a. a. O. 86. 1M ) ZfrwVk. 1908, 99; Urquell 3 (1982), 256. W5) ZfrwVk. 1905, 141 u. 280; 1907, 121; 1908, 13 u. 101; 1918, 194; M e y e r a . a . O . 563; H o v o r k a K r o n f e l d ι , 184; P a n z e r Beitrag 2, 265; S c h r a m e k a . a . O . 280; ZfdU. a . a . O . ; Ζ a h 1 e r a. a. O. 54 u. Anm. 4; Urquell a. a. O. 1β·) G r i m m DWb.; D r e c h s l e r 2, 141; L a u f f e r a . a . O . ; M o g k Mythologie 404: ZfrwVk. 1907, 121 ; D i e n e r a. a. O. 95. »') S a r t o r i a. a. O. 1M) Ebd. '»») G r i m m ebd. '») L a u f f e r a. a. O. 86. 8. E r k l ä r u n g . Die T a t s a c h e , d a ß sich das B . bis auf unsere Z e i t erhalten k o n n t e und n o c h w e i t v e r b r e i t e t ist, f i n -
Π7ΐ
besprengen—Besuch, besuchen
det ihre E r k l ä r u n g darin, d a ß in vielen F ä l l e n w i r k l i c h e Heilerfolge d a m i t erzielt w u r d e n 1 9 1 ) . Sie beruhen auf W e s e n und W i r k u n g der S u g g e s t i o n , die sow o h l aus d e m F i x i e r e n der A u f m e r k s a m k e i t m ) als a u s der ü b e r e i n s t i m m e n d e n A n g a b e erwiesen ist, d a ß der G l a u b e a n die H e i l k r a f t die unerläßliche V o r b e d i n g u n g f ü r deren W i r k s a m k e i t s e i 1 9 3 ) . M a n v e r s t e h t j a unter S u g g e s t i o n „ e i n e solche E i n w i r k u n g auf einen A n d e r n , d a ß durch Mitteilung, Ü b e r r e d u n g , m i t u n d ohne angeschlossenen B e f e h l , A u f t r a g usw. sich ein f r e m d e s Erlebnis derart in den geistigen B e s i t z s t a n d des S u g g e s t i b len einfügt, als ob es ein Selbsterlebtes, Selbsterlittenes, eine d u r c h die E v i d e n z erwiesene T a t s a c h e sei, welche sogleich oder s p ä t e r b e s t i m m e n d auf sein H a n deln e i n w i r k t " 1 M ) . W i r sehen v o m V o l k u n w i l l k ü r l i c h die Besprechung mit Zeremonien umgeben, die der S u g g e s t i o n entgegenkommen. D a h i n gehört a u ß e r dem F i x i e r e n der A u f m e r k s a m k e i t a u c h das Geheimnis, m i t d e m m a n die F o r m e l und die H a n d l u n g u m g i b t 1 9 S ) . — Die meisten Heilerfolge w u r d e n bei K r a n k h e i t e n nervöser A r t , d a n n a b e r a u c h besonders bei, selbst l e b e n s g e f ä h r l i c h e n , B l u t u n g e n 19e ) und H a u t ü b e l n erzielt, wie ζ . B . bei W a r z e n , deren H e i l b a r k e i t „ m i t U m g e h u n g des m e d i k a m e n t ö s e n und chirurgischen W e ges d u r c h S u g g e s t i v b e h a n d l u n g a u c h die e x a k t e W i s s e n s c h a f t ohne weiteres zug i b t " 197 ). Es darf i m ü b r i g e n nicht übersehen werden, „ d a ß sich die N a t u r o f t auch selbst h i l f t und H e i l u n g h e r b e i f ü h r t " 1 9 8 ) und d a ß w o h l die verschiedenen Heilerfolge, nicht aber die u n z ä h l i g e n N i e t e n b e k a n n t g e w o r d e n sind, die a u c h die magische B e h a n d l u n g zweifellos z u r ü c k gelassen h a t . ) Vgl. S t o l l Suggestion 414 if.; H e l l w i g Aberglaube 74; Z a h l e r a . a . O . 96; ZfrwVk. 1905, 142; 1913, 194 f.; Urquell 3 (1892), 256; S t r a c k e r j a η a. a. Ο. ι , 73. ,2 ) M a n z a. a. O. 61. 67; L e h m a n n a. a. O. 642. lM ) A n d r e e a . a . O . ; S e y f a r t h a . a . O . 70; M a n z a. a. O. 58 u. die dort angeführten Stellen; ZfrwVk. 1905, 74. 142; Z a h i e r a . a . O . 9Ó f. ; S t r a c k e r j a η a. a. Ο. ι , 78. l M ) R e i n m
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Enz. Hdb. d. Pddag. 9 2, 73 ff. 195) M a n z a. a. O. 58; Z a h l e r a. a. O. 97 u. die dort angeführten Stellen; ZfrwVk. 1911, 65; SAVk. 63. " · ) S t o 1 1 Suggestion 542; Geschlechts-
leben 234; M a n z a. a. O. 72. i n ) M a n z 61. 1M) S c h r a m e k a. a. O. 280. 9. G e s c h i c h t e u n d L i t e r a t u r . Die G e s c h i c h t e d e s B.s ist so a l t wie die Geschichte des Z a u b e r s überh a u p t . D a s älteste Zeugnis bietet die B . der W u n d e des O d y s s e u s bei H o m e r (Od. 19, 457). E i n e ausgezeichnete und ers c h ö p f e n d e B e a r b e i t u n g des griechischrömischen Materials mit reichen Liter a t u r n a c h w e i s e n b i e t e t P f i s t e r in seinem A r t i k e l „ E p o d e " in P a u l y - W i s s o w a , Erg.B d . 4 (vgl. ders. A r t i k e l „ K u l t u s " § 9, ebd. B d . I i ) , w o r i n er als die einzigen zus a m m e n f a s s e n d e n B e h a n d l u n g e n des antiken S t o f f e s : W e l c k e r , K l . S c h r i f t e n 3, 64 ff. und A b t , Apuleius, e r w ä h n t ; v g l . n o c h : Stemplinger, S y m p a t h i e 76 ff. — Bei den G e r m a n e n ist das B . nicht e t w a als aus d e m klass. A l t e r t u m übernommen, sondern als bodenständiger B r a u c h anzusehn, wie ü b e r h a u p t schon bei den ältesten N a t u r - und K u l t u r v ö l k e r n Spuren d a v o n n a c h w e i s b a r sind. Ü b e r das B . im germanischen A l t e r t u m und M A . v g l . Hälsig, Z a u b e r s p r u c h ; s. a u c h F o x a. a. O. 300. W e i t e r e einschlägige Liter a t u r : E b e r m a n n , B l u t s e g e n ; Bartels, Medizin; Stoll, Suggestion; Sudhoff, H d b . d. Gesch. d. Medizin (1922); F l ü gel, V o l k s m e d i z i n ; Lessiak, G i c h t . F ü r das S t u d i u m des B.s im M A . und in der N e u z e i t bis J. G r i m m sei v o r allem auf theologische H a n d b ü c h e r , insbesondere auf Hefele, Conziliengeschichte verwiesen. B . Ü b e r B . im Sinne v o n b e - oder v e r z a u b e r n (vgl. i) s. berufen, beschreien. Perkmann. besprengen s.
Wasserguß.
B e s t a t t u n g s.
Begräbnis.
Bestiarien s.
Tierbücher.
B e s u c h , b e s u c h e n . I. A u ß e r o r d e n t l i c h zahlreich sind die V o r z e i c h e n , die k o m m e n d e n B e s u c h anzeigen. F a s t allgemein v e r b r e i t e t ist die Meinung, daß die sich p u t z e n d e K a t z e B e s u c h an-
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Besuch, besuchen
künde 1 ); wäscht sie sich von vorne, dann kommt ein Mann, wäscht sie sich von hinten, eine alte F r a u 2 ) ; leckt sie sich am Schwanz, so kommt ein unwerter Gast, schleckt sie sich aber am ganzen Leib, kratzt mit der Pfote hinter dem Ohr und streicht sich über die Nase, dann kommt werter Besuch 3 ) usw. (s. a. Katze). Wenn die E l s t e r n ungewöhnlich lebhaft um das Haus fliegen, bedeutet es die Ankunft eines Bekannten oder Verwandten 4 ). Nach der Berner Chronik Justingers sind H e u s c h r e k k e η züge und reicher S a 1 m e η fang Vorzeichen fremder Gäste®). Die Deutschen Pennsylvaniens haben noch die Kenntnis einer Reihe anderer Besuche anzeigender Tiere bewahrt: Wenn morgens eine S p i n n e gegen einen kommt, kann man B. erwarten®). Dasselbe trifft ein, wenn der H u n d sich in der Stube wälzt 7 ), der H a h η in die Stube kommt 8 ) usw. — Β. ist ferner zu erwarten, wenn man etwas S p i t z i g e s (s. d.) fallen (s. d.) läßt und es dort stecken bleibt, sich „ a u f s p i e ß t " 9 ) ; wenn sich am Stubenboden S p l i t t e r ablösen 1 0 ) ; wenn morgens beim Kehren ein S t r o h h a l m in der Stube liegen b l e i b t 1 1 ) ; wenn das F e u e r im Ofen prasselt 1 2 ) oder brennende Kohlen oder Scheiter aus dem Ofen f a l l e n 1 3 ) . Die Rockenphilosophie (898 Nr. 28) u ) berichtet: „Wenn sich Abends der Respel am Span l i c h t sperret, so kommt des andern Tages ein Gast; und wenn man Salz darauf streuet, so muß sich derselbige Gast am Hindern kratzen", während „ D a s Grab des Aberglaubens" 4 (1778), 246 bezeugt: „Wenn sich eine Krone von allerhand Farben, wie ein Regenbogen, um das Licht zeiget, und die Flamme am Tocht schwarz scheinet: so bedeutet es den B . eines Gastes." — Fällt einem während des K a f f e e t r i n k e n s das Brot in die Tasse, so kommen G ä s t e l s ) ; bei den Deutschen Pennsylvaniens 1 6 ) kündet ein T e e b l a t t im Tee dasselbe an, die Zahl der Kaffeeringe in der Untertasse, die sich nach dem Kaffeetrinken gebildet haben, gibt die Zahl der Gäste a n 1 7 ) , usw. 1 8 ).
') M e i e r Schwaben 2, 493 Nr. 306; SAVk. 21 (1917), 59 (mit weiterer Literatur); R e i s e r Allgäu 2, 436 Nr. 1 1 0 ; Alemannia 33 (1905), 303; FischerOstsieirisches 1 1 4 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 1 Nr. 556; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 97 Nr. 9; J o h n Erzgebirge 33 ; K u h n Märk. Sagen 386 Nr. 87 ; M ü 11 e r Isergebirge 13 ; G r i m m Myth. 1, 422 Anm. 2; 3, 437 Nr. 72 = Rockenphilosophie 95 Nr. 74; d e C o c k Volksgeloof I, 100 (mit Literatur). *) SAVk. 24 (1922), 66; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 1 Nr. 556 c; vgl. J o h n Erzgebirge 33. s) SAVk. 12, 1 5 1 Nr. 450; vgl. 12, 279; S t o 1 1 Zauberglaube 1 3 5 ; M a n z Sargans 118. ') R a n k Böhmerwald 1, 160; G r o h m a n n 6 ; Nr. 468; Fischer Ostsieirisches 114; Grimm Myth. 3, 437 Nr. 73 = Rockenphilosophie 97 Nr. 75; 3, 467 Nr. 889; 3, 473 Nr. 1028. ·) Nach G r i m m Myth. 2, 9 5 1 ; 3, 328. ·) F o g e l Pennsylvania 80 Nr. 288; 95 Nr. 384. ') Ebd. 92 Nr. 365 u. 366. 8) Ebd. 87 Nr. 337. ·) Alemannia 33 (1905), 303; M e i e r Schwaben 2, 493 Nr. 306; S c h m i t t ffitft'wge» 18; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 281 ; P o l l i n g e r Landshut 166; B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 1 Nr. 557; K u h n Mark. Sagen 386 Nr. 88; D ä h η h a r d t Volkst. 1, 97 Nr. 8; J o h n Erzgebirge 33 ; K ö h l e r Voigtland 395 ; Ε η d e r s Kuhländchen 90; F o g e 1 Pennsylvania 94 Nr. 379. 10 ) P a n z e r Beitrag r, 262 Nr. 89; G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 71 = Rockenphilosophie 94 Nr. 73. u ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 132 Nr. 558 a; D ä h n h a r d t Volkst. i, 97 Nr. 7; 2, 86 Nr. 344; D r e c h s l e r 2, 199 Nr. 569; K u h n Westfalen 2, 60 Nr. 180; M ü l l e r Isergebirge 34. " ) G r o h m a n η 42 Nr. 261. 264; Urquell 4 (1893), 159 Nr. 153. 13 ) Urquell 4 (1893), 274 Nr. 16; 4, 74 Nr. 1 5 ; J o h n Erzgebirge 33. " ) = G r i m m Myth. 3, 448 Nr. 435; s. a. weiter 3, 475 Nr. 1094; vgl. R a n k Böhmerwald 1, 159; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3. 274 § 44, 5. 1S ) SAVk. 1 2 (1908), 279; P o l l i n g e r Landshut 167. " ) F o g e 1 Pennsylvania 87 Nr. 336 (mit weiterer Literatur). ») Ebd. 378 Nr. 2032. " ) Vgl. weitere Orakel bei S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 178; F o g e 1 Pennsylvania 81 Nr. 294; Dähnhardt Volkst. 2, 86 Nr. 343 f. ; J o h n Erzgebirge 33. 252; K ö h l e r Voigtland 395; Urquell 4 (1893), 74 Nr. 21.
2. Man hat die ganze Woche auf Gäste zu rechnen, wenn am M o n t a g sich ein solcher eingestellt hat 1 9 ) ; dagegen herrscht auch der Glaube, daß, wenn man jemanden Montag vormittags besucht, man ihm Unglück ins Haus bringe Wenn man jemanden im Z e i c h e n d e s F i s c h e s besucht, so regnet es immer 2 1 ). " ) Urquell 1 (1890), 46; vgl. D ä h n h a r d t Volkst. ι , 97 Nr. 6. »·) ZiVk. 1(1891), 219 (Obersteiermark). " ) F o g e 1 Pennsylvania 245 Nr. 1273.
117 5
Besuch, besuchen
3. W e n n man in einen Ort kommt, und die S c h a f e ziehen zugleich von der Weide ein, so ist man ein willkommener G a s t 2 2 ) . Stolpert der B. beim Eintritt ins Haus mit dem rechten F u ß , so ist er willkommen; stolpert er mit dem linken, so geht er besser wieder h e i m E i n leer entgegenkommender W a g e n l ä ß t unsern B. nicht willkommen erscheinen M ). Will man B . haben, so muß man drei Besen in den Ofen stecken, dann kommt welcher 8 5 ). " ) K u h n u. S c h w a r t z 463 Nr. 468. F o g e 1 Pennsylvania 85 Nr. 324. M) J o h η Erzgebirge 33. ") D ä h n h a r d t Volkst. 1, 97 Nr. 10; D r e c h s l e r 2, 199 § 569. M)
4. Es ist eine weitverbreitete Vorschrift, daß der B.er sich s e t z e n muß, und wäre es auch nur f ü r einen Augenblick, weil er sonst die „ R u h e v e r t r ä g t " ; das gilt namentlich dann, wenn eine Wöchnerin und ihr Neugeborenes besucht werden 26). Der Glaube ist schon aus dem 18. Jh. als verbreitet belegt 27 ); wenn m a n , wie es auch h e i ß t , bei einem B.e das H a u s der B.ten schnell wieder verläßt, so nimmt man ihnen den sanften S c h l a f 2 8 ) . Ein Mädchen darf sich aber gelegentlich eines B.es nicht auf das K a n a p e e setzen, sonst heiratet es erst in sieben Jahren 28). — Eine weitere Vorschrift überliefert die Rockenphilosophie (823 Nr. 88): „ W e n n j e m a n d b e y gehaltener Mahlzeit in die Stube kommt, so soll es mit e s s e n , und solte es auch nur ein einiger Bissen çeyn" 3 0 ). Es ist strenge Regel, daß man dem B.e etwas z u m Essen und Trinken vors e t z t 3 1 ) (s. u. 6); läßt der B.er das vorgesetzte Essen stehen, so wird schlecht W e t t e r 32 ) oder b e k o m m t er Zahnweh 33 ). — W e n n j e m a n d auf B. kommt, wo Federn gerissen werden und hilft nicht, so b e k o m m t er einen A u s s c h l a g 3 4 ) . W e n n man abends jemanden besucht, so darf man nicht a n k l o p f e n , es würde sehr übel aufgenommen werden; auch ruft niemand herein, es möchten Hexen oder gar der Böse hereintreten 35 ). 2>) Meyer Baden 36. 391 ; S c h m i t t Hetlingen 14; B o h n e n b e r g e r 18; L a m m e r t 91; R o s e g g e r Steiermark 64; F i s c h e r Oststeirisches 116; K ö h l e r Voigt-
1176
land 424; D r e c h s l e r 2, 22; J o h n Erzgebirge 55; H i 11 η e r Siebenbürgen 21 ; G a ß n e r Mettersdorf 17; M ü l l e r Isergebirge 34; G r o h m a n n 139 Nr. 1017; S t r a c k e r j a n 1 , 5 1 ; A n d r e e Braunschweig 405 ; ZfVk. 24 (1914). 155; ZföVk. 13 (1907), 133; F o g e l Pennsylvania 51 Nr. 139 f. ; 105 Nr. 440 f. ; Urquell 3 (1892), 247 Nr. 23; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 176. !7) Β r ä u η e r Curiositaeten (1737), 489; Rockenphilosophie 26 Nr. 15 = G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 15; Grab des Aberglaubens 4 (1778), 249. «·) ZfVk. ι (1891), 219. «) ZföVk. 13 (1907), 135. ào) = G r i m m Myth. з, 447 Nr. 407; vgl. auch das Orakel: Rockenphilosophie 622 Nr. 55. ") S a r t o r i Sitte и. Brauch 2, 177; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 379; M e y e r Baden 347; G r o h m a n n 146 Nr. 1080; D r e c h s 1 e r 2, 22. " ( K ö h l e r Voigtland 395. " ( P a n z e r Beitrag ι, 258 Nr. 34. al ) Ε η g e 1 i e η u. L a h η 273 Nr. 208. 3S) M e i e r Schwaben 2, 492 Nr. 303 = Sart o r i Sitte u. Brauch 2, 177.
5. Ehe die Gäste das Haus verlassen, soll die Hausfrau den Tisch abzuräumen versuchen, damit jenen auf dem Heimwege nichts Übles widerfahre 3 6 ). Geht der B. fort, so muß man an der T ü r um ihn herumgehen, ohne ihn zu berühren, damit er das Glück nicht forttrage ; es hütet sich der Begleiter, zuerst hinauszukommen, weil dann der B. nicht wieder k ä m e Schaut der B.er beim W e g gehen oft zurück, so lebt er nicht mehr l a n g M ) . Bei den Siebenbürger Sachsen wirft man Salz auf den R ü c k e n des Gastes, so kann er das Glück nicht aus dem Hause forttragen •'J. In Norwegen öffnet man nach des Gastes Abschied nochmals die Tür, damit dessen F y l g j e nachkommen könne 41 ). ,e) J o h n Erzgebirge 31. ") W u t t k e 404 § 624. " ( K ö h l e r Voigtland 424. 3") SchwVk. 8, 71. t0) H a 11 r i c h Siebenb. Sachsen 298. 41) M e y e r Germ. Myth. 67; L i e b r e c h t Zur Volksk. 323.
6. W e n n in Lippborg (Westfalen) jemand zum ersten Male einen Bauernhof betritt, so werden ihm zwei gekochte Eier vorgesetzt. H a t er keinen guten Eindruck gemacht, so wirft man ihm die Schalen der verzehrten Eier nach, das heißt: „ D u brukst mi nich wier int Hus to k u o m e n . " Ein Ei empfängt auf dem Heiweg auch derjenige, der einen B., den man erwarten durfte, erst allzu spät macht. Das Geschenk bedeutet eine
1178
beten—Beter
scharfe Rüge, die so peinlich empfunden wird, wenn es in Gegenwart vieler Zeugen überreicht wird 4 2 ). Auch das Kind erhält, wenn es an einem Orte seinen ersten B. macht, ein Ei, das sog. „Plauderei" (s. a. Ei). Die Deutschen Pennsylvaniens schmieren dem Kinde, das seinen ersten B. macht, den Gaumen mit Bratenfett aus der Pfanne ein; dann zahnt es leichter «). «) S a r t o r i 311 Nr. 1652.
Westfalen
130.
«)
F o gel
7. Eine besondere Stellung nehmen die B.er einer W ö c h n e r i n ein (s. a. d.). In der Oberpfalz bleiben sie an der Türe stehen und sprechen: „Zayges Christes!", worauf die Wöchnerin: „ I n Aiwigkeid, A m e n i " erwidert. Nun fährt der B., noch immer unter der Türe stehend, fort: I winsch da Glick in W i n k l , Mach di bal vira U n d afs Gauar wida hinti.
Dann erst tritt er vor. Wer auf B. kommt, darf nicht schwarz gekleidet sein, vor allem nicht die Hebamme; es wäre der Mutter wie dem Kinde zum Tode. Damit bei den B.en nicht Drud, nicht Hexe sich einschleichen könne, steckt in der Tür das Messer und liegt in der Lade das Brot auf dem Gesichte 44 ). Wird bei den Siebenbürger Sachsen eine Wöchnerin von einer säugenden Frau besucht, so kann ihr diese die Milch nehmen; um dieses zu verhüten, muß die Besuchende aus ihren Brüsten ein paar Tropfen auf das Bett der Wöchnerin drücken. Unterläßt sie es, sich zu setzen oder irgend etwas (etwa ein entbehrliches Stückchen von ihrer Kleidung) „abzuzupfen" und auf das Wochenbett zu legen, so nimmt sie dem Kinde den Schlaf 4S). ") S c h ö n w e r t h Siebenbürgen 21.
S. weiter
ι , 158.
«) H i l l η e r
Fremder,Bettler. Bächtold-Stäubli.
beten s. a b b e t e n ,
Amen,
Ge-
bet.
Beter. In Württemberg wird der Wunderdoktor gelegentlich auch B. genannt 1 ).
Diese Bezeichnung ist von einem wesentlichen Bestandteil des Heilens und Zauberns genommen, dem Sprechen der Gebete (s. d.) und Zaubersprüche (s. d.). Die Kenntnis solcher Sprüche ist immer und überall eine Hauptsache für den Zauberer, Medizinmann und Priester. Daher finden wir genau so wie beim württembergischen B. es auch in andern Sprachen, daß die Bezeichnung eines solchen Mannes etymologisch mit einem Wort zusammenhängt, das auf Gebet und Zauberspruch hinweist. So heißt im homerischen Epos 2) der Priester Άρητήρ = der B. (zu άράομαι, àpi, orare). Das Wort γίης (Zauberer) und γοητβία (Zauberei) gehört zu γόος (Geheul), γοάω (klagen), altindisch havas (Ruf, Anrufung). Weiter gehören hierher έπψΐίς und έπαστής (zu ίπφδή Zauberspruch) und θ·ηρεπφίό{ (Tierbeschwörer). Letzteres Wort entspricht dem angelsächsischen wyrmgalere·, denn galan (s. auch galstern) heißt singen, insbesondere Zauberlieder singen, galeni ist der Zauberer, eigentlich der Singer®). Genau ebenso im Lateinischen incantator der Zauberer von incantare besingen. Ebenso sind Spxot die Zaubersprüche, wonach der Zauberer έπορκιστής und έξορχιστής genannt wird 4)· Weiterhin ist auf das altindische brahman zu verweisen, das Zauberspruch und Zauberer, Priester bedeutet 6 ). Im Mhd. hieß die Zauberformel segen, der Zauberer segener, die Zauberin sêgenerin *). Im Altbulgarischen bedeutet bajati sprechen und besprechen, balija ist der Zauberer 7 ). Überall also (einiges andere führt noch O s t h o f f an) weist hier die Bezeichnung des Zauberers etymologisch auf den Zauberspruch hin 8 ). Und wie die aktive Bezeichnung des Zauberers der B. ist, so ist das passiv Besprochene und Angerufene, Gott, in seiner Etymologie wahrscheinlich auch als „das angerufene Wesen" incantatus zu erklären*). !) H ö h n
Volksheilhunde 1, 78; P f i s t e r
Schwaben 29. a) Ilias 1, x i ; 5, 78; P a u l y W i s s o w a 1 1 , 2 1 3 3 . *) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 323; J e n t e Anglist. Forsch. 56, 3 1 5 f . ; B r i e Engl. S t u d i e n 4 1 , 2 0 f . *) P a u · l y - W i s s o w a Suppl. 4, 340. ·) O s t h o f f Bezzenbergers Beiträge 24 (1899), 113 f f . ; O 1 -
d enberg
Weltanschauung
der
Brahmano-
U79
Betglocke—Betonie
Texte 1919, 1 3 3 « . ·) O s t h o f f 124. ') D e r s .
124; W a l d e Latein. EWb. 273 •) S. auch L e s s i a k ZfdA. 53 (1912), 144 f. ') O s t h o f f 191 f.; D e l i t z s c h Babel und Bibel 1921, 76. Piister. Betglocke. Die Glocke (s. d.) hat nach katholischem Glauben durch die bischöfliche Weihe, die sog. Glockentaufe, besondere Kräfte erhalten, die im Bund mit dem Gebet der Gläubigen apotropäisch gegen Unwetter und böse Geister wirken. Die protestantische Kirche schließt sich diesem Glauben nicht an und kennt deshalb auch nicht den solche Kräfte verleihenden Weiheritus. Gleichwohl vermochte der Protestantismus z. B. das Läuten der Wetterglocke (s. d.), das auf dem Glauben an die apotropäische K r a f t der Glocke beruht, nicht völlig abzuschaffen. Und so ist auch heute noch, unabhängig von der Konfession, der Glaube an die magische K r a f t der Glocke weit verbreitet. Die zweite Bedeutung der Glocke ist die zeichengebende. Beide Bedeutungen spielen auch bei der B. eine Rolle, d. h. bei dem allgemein verbreiteten Morgen-, Mittag- und Abendläuten (Angelusläuten), das je nach der Gegend zu verschiedenen Zeiten stattfindet. Die Sitte der B. reicht bis ins spätere MA. zurück Die B. zeigt einmal die Zeit an, Anfang der Schulstunde, Mittagspause, Feierabend und mahnt zum Gebet 2 ), aber die der Glocke innewohnende K r a f t heiligt auch die Zeit durch ihr Läuten. Insbesondere morgens und abends scheidet die B. den T a g von der Nacht, das Licht von der Dunkelheit und bezeichnet dadurch die gefährliche Zeit des Spuks; s. auch Abend und Morgen.
Il8o
pischen Sprache" (s. Geheimsprachen) 1 ). Der Name begegnet in der Clavicula Salomonis (s. d.) 2), ferner im Buch Arbatel (s. d.) ®) ; in der erstem sind die 7 Planetengötter nach altem alchemistischem Schema mit den 7 Metallen verbunden, B.-Jupiter mit dem Zinn 4 ). B. ist hebräischen Ursprungs und wohl als HK rva „Lichthaus" (gr. heißt Jupiter Φαέβ-ων „der Leuchtende") zu erklären. x) K i e s e w e t t e r Faust 2 (1921), 72. ') S c h e i b l e Kloster 3, 200. 210. 3) Ebd. 3, 243. 246; A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 5, 110. 112, ') Ε. Ο. v. L i p p m a n n Entstehung und Ausbreitung
der Alchemie
(1919), 210 ff. Jacoby.
Betonie (Zehrkraut; Betonica officinalis). I. B o t a n i s c h e s . Lippenblütler mit unverzweigtem Stengel, eiförmigen, am Rande gekerbten Blättern und purpurroten Blütenähren. Die B. ist besonders in Mittel- und Süddeutschland auf trockenen Waldwiesen, an sonnigen Hängen usw. häufig 1 ). Ob die vettonica (betonica) der Antike wirklich unsere Art ist, bleibt sehr zweifelhaft. Vielleicht ist darunter ein verwandter Lippenblütler (Stachys alopecurus?) zu verstehen. Als ,,w e i ß e Β . " erscheint in den Kräuterbüchern des 16. Jhs. die Schlüsselblume (Primula officinalis), die ja noch heute im Oberdeutschen als Platenigl, Badenkeli (aus „betonica") usw. bezeichnet wird. ') M a r z e i l Kräuterbuch 464.
2. Im klassischen A l t e r t u m genoß die „vettonica" als Heilpflanze ein großes Ansehen. Ρ 1 i η i u s 2), der ihren Namen von dem Volksstamm der Vettonen in Spanien ') Über geschichtliche Entwicklung und ableitet, nennt sie „ante cunetas (herbas) kirchliche sowie volkstümliche Anschauung: O t t e Glochenkunde * (1884), 36 if. ; W e t ζ e r laudatissima" und sagt, daß das Haus, in u. W e l t e I, 846 ff.; 5, 6g7ff.; H e r z o g - dem sie gepflanzt sei, vor allem UngeI i a u c k 6, 703 ff. ; Ρ f i s t e r Schwaben 58 ff. ; mach („a piaculis omnibus") geschützt K l a p p e r Schlesien 264. ! ) M e y e r Baden sei. Wenn die Schlangen in einen Kreis 530; ZfVk. 6 (1896), 15 f.; B i r l i n g e r aus B. eingeschlossen sind (vgl. Esche), Volksth. 2, 442; P a n z e r Beitrag 2, 12; H e y 1 töten sie sich selbst 3 ). Auch das κέστρον des Tirol l i 5 . 116 f. D i o s k u r i d e s 4 ) , das der vettonica der S. w. A b e n d - , M i t t a g - , MorRömer entsprechen soll, wird als schlangenläuten. Pfister. genwidrig gerühmt. Danach erscheint die Bethor, einer der „Olympischen GeiB. als ein Apotropaeon. Die noch erster", der Planet Jupiter nach der „olym- haltene Schrift „ D e Vettonica", in der
Betraf 47 Heilkräfte der B. aufgezählt werden, wurde dem Leibarzt des Kaisers Augustus, A n t o n i u s M u s a , zugeschrieben, ist aber jedenfalls viel jünger. Auch im P s e u d o - A p u l e i u s 6 ) spielt die B. eine große Rolle. Der „Hortulus" des Mönches W a 1 a h f r i d von der Reichenau vom Jahre 827 ·) handelt im 20. Kapitel ausführlich von den Heilkräften der „bettonica", die im Klostergarten angepflanzt wurde.
1182
Heutzutage scheint die B. nirgends mehr im Volksglauben eine Rolle zu spielen w ), nur hie und da wird sie noch als Heilpflanze gegen Auszehrung usw. verwendet. In einer altenglischen Bearbeitung des Kräuterbuches des Apuleius (vgl. oben) wird die im August ohne Anwendung von Eisen gegrabene B. (ae. bêtônice) gegen nächtliche Visionen empfohlen 17 ). Ebenso scheint der altengl. Name Jêos wyrt ( = Bischofswurz) auf hohe Verehrung hinzuweisen. Wie hoch ») Ρ ] i η i u s Nat. hist. 28, 84. ») Ebd. 25, ιοί ; vgl. auch H e r t z Abhandl. 178; auch in die B. im Volksglauben der Italiener gehandschriftliche Arzneibücher übergegangen: schätzt wird, zeigt das Sprichwort „Venda SAVk. 6, 57. *) Mat. med. 4, 1. ·) De medic, la tonica e compra la betonica" (Verkauf herbarum ree. A c k e r m a n n 1788, 128if. ·) Münchn. Beitr. z. Gesch. u. Literat, d. Na- dein Gewand und kauf Β.). Zusammenturwissensch. u. Medizin. 1. Sonderheft 1926, fassend kann gesagt werden, daß die B. 19 f. ein Schulbeispiel gibt für den gelehrt3. Auf die antike Wertschätzung der literarischen, auf die Antike zurückgehenB. geht m a.e r A b e r g l a u b e , der den Pflanzenaberglauben. mit der Pflanze getrieben wurde, zu') H o o p s Pflanzennamen 44 f. ; S c h r ä rück 7 ). Das „ B a t h o η i e η g r a b e η " d e r Reallex.1 1, 136. ») S c h ö n b a c h Ber(offenbar zu zauberischen Zwecken) wurde thold v. R. 35 ff. 138; F r a n z Benediktionen 1, 420; MschlesVk. 15 (1905), 24; 16 (1906), 81. im MA. häufig geübt, „patonnyerinn" ') Vgl. G r i m m Altdeutsche Wälder 2, 56. 68; war die Bezeichnung für Weiber, die sich ZfVk. 23,16.10) Germania 2 (1837), 64 ; Grimm 3, 411. n ) H e i m Incantamenta 503. mit Zauberei abgaben 8 ). ,,Vnd etlich kin- Myth. 12) Physica I, 128. ») AfdA. 24, 335. ") De dent patonicken graben" heißt es in V i η tVegetabilibus 5, 118; 6, 289. 15) Buch der Natur. l e r s „Pluemen der Tugent" (v. 7758)®). Hrsg. v. P f e i f f e r 386. ") Der Naturforscher In alten Gewissensspiegeln wird das „ P a - 2 (1925/26), 81 f. ") G r i m m Myth. 3, 355; tonigengraben" als sündhaft verboten C o c k a y n e Leechdoms 1,71; P a y n e Engl. Med. in the Anglo-Saxon Times 1904, 119; (14. Jh.) 1 0 ). Eine „precatio Vettonicae" H o o p s Pflanzennamen 47. Marzell. aus dem 11. Jh. bringt der Cod. Vind. Betruf. In verschiedenen AlpenlänNr. 93 u ) . Die hl. Hildegard (12. Jh.) " ) empfiehlt die „bethania" gegen Liebe, dern besteht die Sitte des abendlichen Β.es. Der Senne stellt sich dazu auf einen die durch Zauberworte erregt worden ist. Ebenso deutet eine Bemerkung in einem Hügel und ruft durch den Milchtrichter das die Gedichte der Klara H ä t z l e r i n (15. ein Gebet um Schutz der Alpe Jh.) darauf hin, daß die B. im Liebes- Form einer Litanei hat, an die auch der zauber verwendet wurde 1 3 ). Auch A l - singende Tonfall erinnert. Im ganzen b e r t u s M a g n u s (13. Jh.) berichtet, wird der Text in gleicher Tonhöhe ausdaß die B. von den „nigromantici" viel gerufen, stellenweise sinkt die Stimme gesucht und mit einer Beschwörung des um eine Terz oder Quart 2). Die Absicht des B.s ist die Abwehr feindlicher GeÄskulap gepflückt werde 14 ). Ähnlich walten, gegen die der Schutz Gottes, drückt sich der mittelbar vielfach auf A l b e r t u s M a g n u s zurückgehende Jesu, der Maria und vieler Heiligen anK o n r a d v o n M e g e n b e r g (14. Jh.) gerufen wird für Mensch und Vieh, Hütte aus; er sagt zudem, daß er eine „mai- und Matte, Grund und Grat s ). Gefährrinn" (Meierin) wisse, „die vil mit dem lich ist es, den B. zu vergessen; der Senne kraut würkt und gar wunderleichen muß es schwer büßen *). Auch daß die dinch". Er wolle aber davon nicht re- Kühe nach solcher Versäumnis Kornähren zwischen den Klauen hatten (s. den u ) . Die Kräuterbücher des 16. Jhs. kennen die B. nur mehr als Heilpflanze. Viehrücken), wird berichtet 6 ). öfter wird
dem Β. eine Verfluchung angefügt e ). A l s ζ. B. ein Älpler beim B. einen auf die A l p getriebenen Schimmel von dem Schutz für „ L e u t e und V i e h " ausnahm, lag das Tier am nächsten Morgen t o t 7 ) . Der T e x t des B.es hat in verschiedenen Gebieten etwas abdeichende Gestalt. Ein altertümlicher T e x t aus dem Oberwallis ist in einer Handschrift v o m Ende des 16. oder Anfang des IJ. Jhs. erhalten 8 ). Gelegentlich treten Züge aus der Sage im B. auf 9 ). Im allgemeinen : N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3 , 4 4 1 f f . ; V e r. η a 1 e k e η
Alpensagen
417·, H o f f m a n n - K r a y e r 67; W e t t s t e i n Disentís 162 ff. ') SAVk. 6, 294 ff. (mit reicher Schweiz. Lit.); Ii (1907), 251: M a n z Sargans 89; H o f f m a n n - K r a y e r 67; N i d e r b e r g e r
Unterwaiden
2, 42 ; A 1 ρ e η b u r g St. Galler
77 u. 143; B a u m b e r g e r
Tirol Land
*59· *) S a r t o r i 2, 149; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 377; ZfVk. 12 (1902), 13; R e i s e r Allgäu 2, 379 f. s) SAVk. 11 (1907), 251; W o l f Beiträge 2, 149. 4) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 29; L ü t ο 1 f Sagen 50; SAVk. 2, 252. *) Alpsegen aus Sargans: L. T o b l e r Schweiz. Volkslieder Schweizersagen 1,
i,
197 f.
e
)
R o c h h o l z
SAVk. 6, 295. ) SAVk. ι, 240. ») ZfVk. 8 (1898), 339. ·) W o 1 f Beitr. 2 , 1 4 9 ; SAVk. 2, 295 f. " ( H o f f m a n nK r a y e r 67 f.
7
II84
Bett
ix83
326. 387;
Der schönste unter den deutschen B.en ist der von den Sarganser Alpen: Ave Maria! usw. B'hüet's Gott und üser lieb Herr Jesu Christ, Liber, Hab und Guet und alles, was hier um ist ! B'hüet's Gott und dr lieb heilig Sant Jöri (Georg), Der wohl hier uf wachi und höri! B'hüet's Gott und dr heilig Sant Marti, Der wohl hier uf wachi und warti! B'hüet's Gott und dr lieb heilig Sant Gall Mit sinen Gottsheiligen all! B'hüet's Gott und dr heilig Sant Peter! Sant Peter! Nimm die Schlüssel wohl in die rechti Hand: B'schließ wohl uf dem Bären sin Gang, Dem Wolf dr Zahn, Dem Luchs dr Chräuel (Klaue), Dem Rappen dr Schnabel, Dem Wurm (Drache) dr Schweif, Dem Stein dr Sprung! B'hüet üs Gott vor solcher böser Stund, Daß solche Tierli mögen weder kratzen noch biissen. So wenig als die falschen Juden unsern liebe Hergott b'schiissen ! B'hüet Gott Alles hier in üserm Ring Und die liebe Mueter Gottes mit ihrem Chind!
B'hüet Gott Alles hier in üserm Tal, Allhier und überall. B'hüet's Gott und das wait Gott und das tue der lieb Gott! Ave Maria! usw. S. a. A 1 ρ s e g e η. Stübe.
Bett. I. Auf den Besitz eines eigenen guten B.es hielt man auf deutschem Volksboden seit alters her ein gutes Stück. Das Capitulare de villis Karls des Großen schreibt es als s t ä n d i g e n E i n r i c h t u n g s g e g e n s t a n d vor, und wie man es bei Lebzeiten nicht missen wollte, so begegnet eine B.statt als B e i g a b e ( „ S a r g " ) in den frühgermanischen Gräbern von Oberflacht in Württemberg, was gewiß keine vereinzelte Erscheinung bedeutet *). Daß auch vorgeschichtliche Gräber selbst von der Volksüberlieferung als „ B . e n " angesprochen wurden, ist bekannt und der Schritt zu den Steinb.en und G e i s t e r b.e η (s. d.) der Sage nicht w e i t 2 ) . Die Begründung des Eheb,es im Hause erscheint nicht nur in der antiken Überlieferung der Odyssee als besonders bedeutsam, sondern auch in der germanischen des Nordens, wo das Holz für das Brautb. trocken, aber von lebenden Bäumen gewonnen sein soll 3 ). *) H e y n e Wohnungswesen 56 f. 111 f. ; S t e p h a n i Wohnbau 308f.; F o r r e r Reallex. s. u. Oberflacht. ·) S i m r o c k Myth. 407; S é b i l l o t Folk-Lore 1, 392 ff. s ) G r i m m Myth.
2,
933.
2. a) Beim Schlafen, das die Brücke zur Geisterwelt schlägt und das Traumerlebnis auf den Alltag sich auswirken läßt, erscheinen S c h u t z m i t t e l (Pantoffel verkehrt unterm Β . , kein leerer Stuhl daneben) zumal aber für das B. von Kindern und sonst gefährdeten Personen angezeigt (vgl. A x t , Besen, Messer, Schneidendes, Spiegel, Drud, Drudenfuß), auch gegen Hexenkränze muß man sich vorsehen 4 ). Tief ist hierin das G e b e t verwurzelt, das sich gegebenenfalls auf eine Schutzformel beschränkt 5 ). b) Bei B e g r ü n d u n g eines neuen Hausstandes wird im Erzgebirge, wie vielfach anderwärts, das B. zuerst in das neue Heim getragen e ) ; man darf damit nicht auf dem halben
U8S
Bett
W e g e umkehren, sonst m u ß m a n f r ü h e r oder später in das alte H e i m z u r ü c k . A u c h legt man die B.en, d. h. w o h l das B.zeug, erst einmal auf den Tisch oder die Stubendiele 7 ). D a s Β r a u t b. richten die weiblichen P a t e n zurecht und jede H a n d v o l l S t r o h wird einzeln eingelegt, aufs B . darf nicht geschlagen, nur darüber gestrichen werden, sonst bek o m m t die F r a u Schläge. T r ä u m e im neuen B. sind v o r b e d e u t e n d (heute noch allgemein). W e r zuerst v o n den Eheleuten aus dem B. steigt, stirbt z u e r s t 8 ) . c) Ä h n l i c h b e d e u t s a m bis in den Glauben der Gebildeten hinein erscheint allenthalben die O r i e n t i e r u n g d e s B.es im S c h l a f r a u m , wobei die A r t des Hinaustragens des T o t e n aus der T ü r mit dem K o p f oder den F ü ß e n v o r a n zuvörderst f ü r die stets gegensätzlich erwünschte S t e l l u n g des B.es zur T ü r , b z w . z u m Friedhof, der m a n c h m a l ausdrücklich genannt wird, m a ß g e b e n d erscheint 9 ). Die Nachrichten widersprechen sich dabei in einigen L a n d s c h a f t e n . D a s F u ß ende soll man nicht nach der T ü r stellen, noch das B. so tragen in Schlesien, im Erzgebirge, Voigtland, Hessen, im Harz, Braunschweig, L a u e n b u r g 1 0 ) , j a m a n stellt im Erzgebirge das B . eines Sterbenden absichtlich so, u m ihm das Sterben zu e r l e i c h t e r n 1 1 ) . D a g e g e n soll in Oldenburg nicht das K o p f e n d e zur T ü r stehen, ähnlich in L ü b e c k , B ö h m e n , Slawonien, auch in Ö s t e r r e i c h 1 2 ) . In Oldenburg soll der darin Liegende nicht ins L i c h t schauen, weil Leichen so a u f g e b a h r t werden, in W ü r t t e m b e r g das F u ß e n d e nicht gegen das Fenster stehen, sonst b e k o m m t man die A u s z e h r u n g (1788) 1 3 ). d) D a s B. einer W ö c h n e r i n soll nicht v o n der Stelle g e r ü c k t werden, sonst erhält das K i n d im L e b e n keine Ruhe, bei K i n d e r k r ä m p f e n der W ö c h nerin stellt man das B . über einen W e c h sel u ) . E i n e m K r a n k e n m a c h t es Schmerzen, wenn das B. unter dem T r a g b a l k e n in der S t u b e steht, wohl aber stellt man das B. e i n e s S t e i b e n d e n (s. sterben) unter den H a u p t b a l k e n oder unter den Hausfirst (Glarus); mindestens r ü c k t m a n es v o n der W a n d w e g oder es wird
Il86 dreimal u m g e w e n d e t l s ) . Man wechselt dem Sterbenden auch das B. (vgl. B . s t r o h ) 1 β ) . In einem E r b b. k a n n man nicht sterben (so schon 1786) 17 ). e) A n der G e w o h n h e i t d e s Z u b e t t e g e h e n s hält offenbar auch der G e i s t des Verstorbenen noch z ä h in f o r m e l h a f t festgelegten Fristen f e s t 1 8 ) , m a n scheut sich — begreiflicherweise — eine Zeitlang, das B . eines Verstorbenen zu b e n ü t z e n 1 9 ) . Sagen erzählen v o n B.en, die einem Geist täglich frisch g e m a c h t werden müssen ^ und Schläfer, denen die D e c k e entrutscht, besorgen, daß ein Geist sie ihnen w e g z i e h e 8 1 ) . 4 ) M ü l l e n h o f f Sagen 220 Nr. 304. 558 lt. ; ZfVk. 4, 304 f.; R o s e g g e r Steiermark 64; S t r a c k e r j a n 1, 382; 2, 227 Nr. 480; S c h e l l Berg. Sagen 132 Nr: 27 ; M e y e r
Baden
107. *) S A V k . 2, 271 ; 21, 217. ') J o h η
Erzgebirge 105 ; ZfVk. 6, 256. ') J o h n Erzgebirge 28. ') G r i m m Myth. N r . 485. 486. ·) W o 1 ί Beiträge
§ 463; ZfrwVk. 2, 121.
10)
2, 960; 3, 450 1, 214; W . 313
Drechsler
1,
287 f . ; 2, 266; J o h n Erzgebirge 28.103; Κ ö h 1 e r Voigtland 426; G r i m m Myth. 3, 461
Nr. 779; A η d r e e Braunschweig 404. " ) J o h n Erzgebirge 120, 12) S t r a c k e r j a n 2, 227; ZfVk. ι , 157; 24, 55; G r o h m a n n 224. 13) S t r a c k e r j a n i , 5 3 ; G r i m m Myth. 3, 457 Nr. 655. " ) H ö h n Geburt 4, 260; J o h n Erzgebirge 53. lä) W. 343 § 511 ; ZfdMyth. 4, 4 ; K ö h l e r Voigtland 440; G r o h m a n n 187; J o h n fVestböhmen 166. le ) Urquell 1, 9'. ") G r i m m Myth. 3, 459 Nr. 723; P a n z e r Beitrag 19)
1,
259.
l8)
G r ü n e r
G r o h m a n n 192.
20)
Egerland
40.
R o c h h o 1 ζ Sagen
ι· 2 . Ι35'. M e i c h e Sagen 228 N r . 289; 249 N r . 320; V e r n a l e k e n Alpensagen 89;
S c h a m b a c h u. M ü l l e r 25 f. 331 f. ; Κ ü h η a u Sagen ι , 119; L i e b r e c h t
Gervasius
112 f.
sl)
S c h e 1 1 Berg.
Nr. 61 ; M ü l l e r Siebenbürgen 59.
Sagen
167
3. Der p ä d a g o g i s c h e A b e r g l a u b e gebietet darum, das B . tagsüber nicht offen zu lassen, sonst legt sich ein Geist hinein 22) ; einem K i n d e m a c h t man damit das G r a b auf, in der Osterwoche legt man sich ü b e r h a u p t ins u n g e m a c h t e B . 24 ). W e n n der B a u e r in Island eine Reise m a c h t , darf die F r a u sein B . a m ersten A b e n d nicht machen, sonst k o m m e n sie nie wieder z u s a m m e n 8 5 ) . W e r d e n die B . e n abends gemacht, k o m m t Ungeziefer ins H a u s 2e ). Unter dem B. darf man nicht fegen, wenn j e m a n d darin liegt, sonst s c h l ä f t er neun T a g e nicht mehr (Lauenburg) 27 ). H a n d -
ιι8;
betteln
werkszeug darf nicht aufs B . gelegt werden, Gegenstände von fremden Personen auf dem B . soll man weglegen, sonst wird einem die R u h e genommen, K a u f mannsware wird im gleichen F a l l nicht v e r k a u f t , d . h . die G e i s t e r e r g r e i f e n v o n i h n e n B e s i t z 2 8 ) . Wenn dem K i n d e ein Zahn beim Wechsel f r ü h ausfällt, w i r f t ihn die Mutter unter die B . s t a t t , damit das K i n d kein Zahnweh bekomme, d. h. wohl als Opfer an die Geister M ). V e r k e h r t mit beiden Beinen zugleich oder mit dem linken F u ß aus dem B . gestiegen zu sein, ist als ungünstiger T a g e s a n f a n g sprichwörtlich geworden 30 ). In Angeln muß man sich stets rückwärts zubette legen, was sich wohl auf die dortigen Schrankb.en bezieht 8 1 ), " ) ZfVk. 23, 289; W. 286 § 419; 385 § 586. ") J o h n Erzgebirge 55 = W. 385 § 586. " ) Κ a ρ i i Festgebräuche 2 , 1 4 . " ) ZfVk. 8,162. " ) J o h n Erzgebirge 37 ; vgl. S t r a c k e r j a n 2, 227 Nr. 480; F o g e 1 Pennsylvania 372 Nr. 1994: 364 Nr. 1945; 365 Nr. 1950. " ) W. 3 1 3 § 463. M) L i e b r e c h t Z,ur Volksk. 3 1 4 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 2 ; K ö h l e r Voigtland 4 3 1 ; D r e c h s l e r 2, 194. s>) M e y e r Baden 50. «·) G r i m m Myth. 3, 436 Nr. 61 ; Rogasener Fam.Bl. 3, 40; A n d r e e Braunschweig 403; Urquell 1, 65. " ) ZfVk. 24 (1914),
55· 4, Die B . s t a t t oder B.l a d e braucht man nur zu r ü t t e l n oder zu treten, um die Geister zu wecken, bzw. den Wunschtraum nach dem Z u k ü n f t i g e n herbeizuführen, was besonders in der Thomas- oder in der Andreasnacht von Mädchen, aber auch von jungen B u r schen (Baden) geübt wird 82 ). Der S p r u c h : „ B . l a d (oder B.staffel) i tritt di, — Hl. Thomas i bitt di — laß mir erschein* — den Herzallerliebsten m e i n " , kehrt mit unbedeutenden Abwandlungen von Nord bis S ü d wieder. Die B.lade wird entweder gerüttelt, man stößt dreimal mit den Füßen an das untere Ende, tritt wohl auch auf ein oder zwei herausgezogene und angelehnte, bzw. übers K r e u z gelegte, K o p f b r e t t e r , während man den Spruch h e r s a g t 3 3 ) . Letzterer f ü r die Oberpfalz und Österreich zuvörderst charakteristische Brauch hält die Erinnerung an die h o h e η B . s t e i -
Ii88
l e n d e s a u s g e h e n d e n M A . fest, zu deren Besteigung ein Schemel oder S t a f f e l nötig war. Ganz rationalistisch ist die Gepflogenheit in Schlesien dem nüchternen A r beitsleben der Gegenwart angepaßt: wenn man sich nicht verschlafen will, muß man mit der großen Zehe so oft an den B.pfosten klopfen, als die gewünschte Stunde ist, zu der man erwachen s o l l M ) . " ) SAVk. 21 (1917), 42; 24 (1922), 65; M e y e r Baden 168; Urquell 1 (1890), 65. " ) V e m a l e k e n Mythen 336; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage i860, 5; L e o p r e c h t i n g Lechrain 205; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 141 ff.; Mitt. Anh. Gesch. 14, 18. " ( D r e c h s l e r 2, 265 f. Haberlandt.
betteln. Gebettelten wie gestohlenen und gefundenen D i n g e n x ) werden vom Volk besondere K r ä f t e zugeschrieben, und sie finden in der volkstümlichen Heilkunde häufig Verwendung. Weit verbreitet ist der Glaube, daß man Kindern, die schwer reden lernen, B e t t e l b r o t 2 ) oder B e t t e l b u t t e r 3 ) geben solle; das erstere Mittel hilft auch gegen Zahnweh 4 ). Drüsen werden mit erbetteltem Speck s ) geheilt, gegen Abzehrung hilft erbetteltes Fleisch®);, in einem Ameisenhaufen vergraben, ist erbetteltes Kalbfleisch ') f ü r entzündete Augen gut. Gegen Warzen wird erbetteltes (oder gestohlenes) Schweinefleisch 8 ) angeraten. Ein aus erbettelten Münzen angefertigter (silberner) Ring®), am Finger getragen, hilft wider allerlei Krankheit, besonders gegen Gicht 1 0 ). Diese K r a n k h e i t vertreiben auch 3 gebettelte Kartoffeln, am bloßen Leib getragen 1 0 ). Ein Kuchen aus gebetteltem M e h l u ) , auf einen Kreuzweg gelegt, ist ein Mittel gegen Abmagerung. Ohrenschmerz vergeht durch Umschläge mit heißen Brosamen erbettelter Wecken 1 2 ), 3 Schluck erbettelten Weines 1 3 ) vertreiben den Schlucken. Gegen Geschwulst soll der Urin des K r a n k e n in einer erbettelten Schweinsblase 1 4 ) geräuchert werden. Gebetteiter K ä s e 1 5 ) und solches B r o t sind gut gegen Eiterungen an der Handfläche (panaritium). Wird das f ü r die Opfergabe bei Krankheiten nötige Geld oder Getreide w ) erbettelt, so k o m m t ihm besondere Heilkraft zu.
II89
Bettag—Bettelumzüge
Gegen das gefürchtete Versiegen der Milch soll man der K u h Bettelbrot 1 7 ) geben oder 3 Stücke gebetteltes Holz 1 8 ) in die Milchhäfen legen. Ist die Milch fettarm, so wird geraten, Rahm von einer gestohlenen, einer gebettelten und einer gekauften Milch l e ) hineinzuschütten. Bettelbrot ^ hilft auch, wenn die Büchse „beschissen" ist, und nach der Volkssage benötigt der Schatzgräber zu seinem Vorhaben einen mit solchem B r o t 2 1 ) gemästeten Ziegenbock. Manchmal muß auch das zur Erlösung einer armen Seele nötige Geldopfer 2 2 ) zusammengebettelt werden. Ferner heißt es, daß gebettelter Schnittlauch 2 3 ) gut gedeihe, und die Braut soll Glück haben, wenn sie sich die Federn zum Brautbett erbettelt. Häufig glaubt man durch Anwendung gewisser Zaubermittel die Hexe zum Erscheinen im Hause des Geschädigten zwingen zu können, wo sie sich durch ihr Verlangen, etwas zu erb. oder zu leihen, verraten müsse 2S ). Mit vielen volkstümlichen Bräuchen, die meist die Förderung der Fruchtbarkeit bezwecken, sind Heischegänge 2e) der Jugend und bestimmter Berufe verbunden, wobei mit formelhaften Sprüchen und Liedern hauptsächlich Lebensmittel gesammelt und dann gemeinsam verzehrt werden. Auch das Holz f ü r das Sonnwendfeuer wird auf diese Weise zusammengebracht 27). s. a. B e t t l e r . *) Vgl. den Artikel „Almosen" ; G r i m m Myth. 2 , 9 5 2 ; ZfVk. 14 (1904), 139; B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 25. ! | G r i m m a. a. O. 3, 435 Nr. 13 (aus d. Chemnitzer Rockenphilosophie); P a n z e r Beitrag 1, 2 6 1 ; W u t t k e 395 §606; A l p e n b u r g Tirol 350; D r e c h s l e r 1 , 2 1 4 ; M ü l l e r Isergebirge 22; S t r a k k e r j a n 1, 48; B a r t s c h Mecklenburg 2, 53 Nr. 136 (nach R a a b e Plattdeutsches Volksbuch 35). 3) M e y e r Baden 32. 4) Z a h l e r Simmental 90. ') H ö h a Volksheilkunde 1, 139. ') B o h n e n b e r g e r 1, 25; Jiihling Tiere 345; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 258. 8 ') B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 25. ) a. a. O. 1, 104. ') G r i m m a. a. O. 3, 446 Nr. 352 (Rokkenphilosophie); S e y f a r t h Sachsen 268. " ) W u t t k e 356 §534. ») a. a. O. 361 § 545. 12 ) L a m m e r t 231. u ) a. a. O. 241. " ) a. a. O. 204. l s ) V ο η b u η Beiträge 132. ιβ ) Α η jd r e e Votive 3 3 ; F o n t a i n e Luxemburg 106; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 335; ZfrvvVk. i l (1914), 174. " ) H ü s e r Beiträge
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2 , 2 6 . " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18. ») a. a. O. Nr. 3, 17. «») SAVk. 19 (1915), 229 Nr. 76; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 94 (ähnlich). «) S c h e l l Bergische Sagen 85 Nr. 4; E i s e l Voigtland 182 Nr. 484. ") B a a d e r Sagen 42; vgl. den Artikel „ A l mosen". " ) V ο η b u η Beiträge 132. " ( W u t t k e 374 § 568. " ) Vgl. den Artikel „Hexe". " ) Vgl. den Artikel „Bettelumzüge" ; M e u 1 i in SAVk. 28 (1927), i ff.; P a n z e r Beitrag 2, 2 5 1 ; SAVk. I i (1907), 257; ZfVk. l i (1901), 462; M e i e r Schwaben 2, 3 7 5 ; Κ a ρ í i Festgebräuche Nr. 2, 18; M e y e r Baden 116. " ) G r i m m a . a . O . 1, 514. Schömer.
Bettag s. Β u ß t a g. Bettelumzüge werden zu verschiedenen Zeiten und Gelegenheiten meist von jüngeren, noch nicht ganz selbständigen Personen allein oder in Gruppen unternommen, um unter Absingung herkömmlicher Lieder meist Eßwaren, an deren Stelle auch Geld tritt, einzusammeln und gemeinschaftlich zu verzehren Oft wollen Geber und Empfänger auf diese Weise ein enges G e m e i n s c h a f t s g e f ü h l bekunden, wie ζ. B . beim Ersatz aufgezehrter Speisen während der Hochzeitsfeier 2 ), oder bei der Besteuerung Neuvermählter oder bei Schlachtfesten. Das Einsammeln des Brennstoffes f ü r die verschiedenen J a h r e s f e u e r ( wozu jede Haushaltung beizutragen verpflichtet ist, gehört ebenfalls hierher. Auch zur V e r g ü t u n g für gewisse der Gemeinde geleistete Dienste sind Heischegänge durch die Sitte verstattet. So den Mädchen und Burschen nach der Brunnenreinigung 3 ) und den Vertretern einzelner Handwerke und Berufe zu Neujahr und Fastnacht, auch den Frauen bei bestimmten Veranlassungen *). Oft ist aber auch der Ertrag von Bettelgängen eine Belohnung für Leistungen, die auf dem Gebiete m a g i s c h e r Hilfe liegen. Dahin gehört die Umführung der M a i - und P f i n g s t b r a u t und des Pfingstbutzen und was damit zusammenhängt, sowie das zu verschiedenen Zeiten auf mancherlei Weise geübte S o m m e r e i n b r i n g e n in Gestalt des M a i b u s c h e s (wozu vielleicht aüch das S p i e ß e i n r e c k " e n bei der Hochzeit 5 ), bei Schlachtfesten, zu Fastnacht 6 ) usw. zu rechnen ist) oder
Bettfedern—Bettler
in Gestalt eines T i e r e s 7 ) . Oft erwerben sich die Bettelnden ein Anrecht auf die Gabe durch den „ S c h l a g m i t d e r Lebensrute"8), durch dämonenscheuchenden L ä r m mit K l o p f e n (s. Klopfnacht), Peitschenknallen 9 ), Herumstampfen auf den Ackern 10 ) u. ä. Manchmal stellen diese Lärmmacher selbst G e i s t e r dar, um dadurch um so besser die bösen Mächte verscheuchen zu können und ihre eigenen Anrechte um so stärker zu betonen. Sie sind dann m a s k i e r t und oft tritt an die Stelle des Betteins R a u b und D i e b s t a h l . Wenn an einer Tür eine A b w e i s u n g erfolgt, so pflegt das mit groben V e r w ü n s c h u n g e n beantwortet zu werden, und man glaubte einst gewiß an die Möglichkeit ihrer Verwirklichung. Vgl. die grundsätzlich bedeutungsvolle Arbeit von M e u 1 i Β. im Totenkultus, Opferritual u. Volksbrauch im S A V k . 28 (1927), 1 — 3 8 . >) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 3 1 4 , Reg. unter ,.Heischegang". F ü r das Altertum: R a d e r m â c h e r Beiträge 1 1 4 f. ! ) S a r t o r i 1, 1 1 8 . 3 ) Ebd. 3, 1 7 4 . 207. *) E b d . 3, 1 1 9 ; M e i c h e Sagen 963 ; W r e d e Rhein. Vkde 245 f. ; S a r t o r i Westfalen 1 4 7 . *) S a r t o r i Sitte u. Brauch I, 7 3 . e) Ebd. 3, 93 f. ') E b d . 3, 50. 96. 1 2 7 . 140. 1 5 5 . 269. 8) Ebd. 3, 1 0 1 . 1 5 4 f. ·) Ebd. 3, I i f. 45. 58. 160. 168. 1 9 1 . 10 ) Ebd. 3, 14. 78. Sartori.
Bettfedern vgl. B e t t s t r o h ,
Kissen.
Bettler. Der milde Gaben heischende B . spielt im Volksglauben vieler Länder eine große Rolle, die auf alte Überlieferungen zurückführt. Bei den alten Griechen stand er, wie der Gast, unter dem besonderen Schutze des Zeus 1 ), und bei den Orientalischen Völkern genießt er heute noch gewisse Vorrechte. Der B. erscheint auch in germanischen Ackerbauriten alter und neuer Zeit; so nennt schon der ags. Pflugsegen 2 ) aus dem 10. J h . neben anderen magischen Mitteln von B.n genommenen, unbekannten Samen, dem wohl besondere Eigenschaften zugeschrieben wurden. Der vielgestaltige Vegetationsdämon wird auf deutschem und nordischem Gebiet auch als B. 3 ) (armer Mann, arme Frau) vorgestellt, weil ihm durch die Ernte sein Eigentum geraubt wurde. In mehreren deutschen Gegenden ist der (1. vorüber-
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kommende) B . der Empfänger des Pflugbrotes 4 ), das im Frühjahr zu Beginn der Pflügezeit auf den Pflug, unter denselben oder in die erste Ackerfurche gelegt wird. Hier zeigt sich ein uralter Fruchtbarkeitsbrauch, denn dieses Brot stellt den künftigen Erntesegen dar, wie aus der schwedischen ,,sâkaka" B) und den damit verbundenen Bräuchen noch deutlich hervorgeht. Vielfach wird diese Brotspende heute als Almosen e ) im christlichen Sinne aufgefaßt, und derselbe Bedeutungswandel hat bei den Armenspenden stattgefunden, die nach Beendigung der Ernte und des Drusches ausgeteilt werden. Es sind ursprünglich alte Opfergaben, die B . und Arme heute stellvertretend empfangen. Sicher ist es ein alter Zug, wenn häufig der I. des Weges kommende B. die Spende erhalten soll und wenn mit dem Austeilen des Weihnachtsbrotes 8) an B . in Oberösterreich f ü r die betreffende Magd ein Heiratsorakel verbunden ist. Auch bei dem Allerseelengebäck, das in vielen Gegenden an die Armen verteilt wird, ist ein altes Seelenopfer unverkennbar, dessen ursprünglichere Form in dem mit Speisen besetzten keltisch-germanischen Seelentisch seit 1300 Jahren bekannt ist 9 ). Auch zu anderen heiligen Zeiten und bei wichtigen Anlässen wird der Armen und B . gedacht 1 0 ). 1 ) D a r e m b e r g - S a g l i o 3, 1 7 1 0 . ") G r i m m Myth. 2, 1035 ff. ; Z f V k . 14 (1904), 3 139 ff. ) Die letzte Garbe und der Binder derselben führen diesen Namen. Vgl. M a n n h a r d t Forschungen 48 ff. ; F r a ζ e r 5, ι , 2 3 1 ff.; F e i l b e r g Jysk Ordbog 3, 5 8 1 . *) J a h n Opfergebräuche 7 4 f f . ; Z f V k . a. a. O.; S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 62 ; manchmal kommt zu dem Brote noch E i und Geld : J o h n Westböhmen 186. 5) C e l a n d e r Frân Midsommar tili Kyndelsmässa 20 ff. 50 ff. (Västsvensk forntro och folksed). 6) S a r t o r i a. a. O. 2 , 6 0 . ') Vgl. d. Art. „Almosen" i, 276 ff. e ) Baumgarten Das Jahr 9 ; H ö f 1 e r Weihnacht 2 1 . ") N i l s s o η Studien z. Vorgesch. d. Weihnachtsfestes A R w . 19 (1919), 122 ff.; W e i s e r Jul 45 ff.; S a r t o r i a. a. O. 3, 262 ff.; vgl. d. Art. „ A r m e Seelen" 1, 590 ff. 10 ) Vgl. u. a. die Art. Neujahr, Fastnacht, Ostern, Kirchweih, Weihnachten, Hochzeit, Leichenmahl. Ferner Z f V k . 3 (1893), 53 u. S c h r ä d e r Realle χ. ι , 3 5 : Ahnenkultus § 16.
Das Volk sieht in dem B . manchmal einen Glücksbringer, öfter aber einen
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Bettler
Träger von Unheil und richtet sich darnach. Gern gesehen ist er daher während des Hochzeitsessens 1 1 ) oder als A n g a n g 1 2 ) (erste Begegnung) am Morgen, besonders Neujahrsmorgen, doch kann auch das Gegenteil eintreten. Eine übelabwehrende K r a f t wird dem Almosen 1 3 ) im allgemeinen, wie insbesondere der Gabe zugeschrieben, die der erste bei wichtigen Anlässen auftretende B. empfängt (Geburt eines Kindes 14 ), erstes Bad des Neugeborenen l s ), erste Milch einer jungen K u h 1 8 ) , Viehkauf 1 7 )). Brot, das einem B . geschenkt, um Gotteswillen zurückerbeten und gegen 3 Pfennige umgetauscht wird, schützt das Vieh vor allem bösen Einfluß 18 ). Es kommt auch vor, daß der Bauer seinem jungen Hunde von dem ersten des Weges kommenden B . den Namen geben läßt 1 9 ). Ein Kreuzer, als Almosen gegeben, hilft etwas Verlorenes wiederfinden 20). Aber man darf einem B . weder das Oberste noch das Unterste von einem Brote geben, sonst muß man selbst betteln gehen 2 1 ), und es heißt auch, wenn eine Leiche im Haus ist 22 ) oder eine K u h gekalbt h a t 2 3 ) , darf kein B . etwas bekommen. n ) J o h n Erzgebirge 1 0 1 . 1 2 ) G r i m m Myth. 2, 9 4 2 ; S a r t o r i a. a. O. 3, 64 Anm. 41 u. 4 3 ; W u 1 1 k e 208 § 288; D r e c h s l e r ι , 48; M ü l l e r Isergebirge 32. 1 3 ) S. d. Art. „Almosen". " ) J o h n Westböhmen 108; Sartori a. a. O. 2, 1 7 0 ; Seligmann Blick 2, 290. " ) G r i m m a. a. O. 3, 460 Nr. 7 3 5 : Oberösterreich 1 7 8 7 . 1β ) G r i m m a . a . O . Nr. 736 (1787); Z f V k . 24 (1914), 6 2 ; Bohnenberger Nr. 1, 24. " ) K u h n Westfalen 2, 63 Nr. 192 ; S a r t o r i a. a. O. 2, 170 Anm. 10. 18 ) A l p e n b u r g Tirol 3 4 9 ; S e l i g m a n n Blick 2, 94 u. 290. " ) K u h n Westfalen 2, 62 (188 a); ZfdMyth. 2, 98; R o c h h o l z Kinderlied 294; \ V u t t k e 4 3 4 § 680; S a r t o r i a. a. O. 2, 1 2 8 Anm. 2. a0 ) B i r l i n g e r Volksth. 1 , 1 2 5 . " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 5 , 5 8 7 ; D r e c h s l e r 2, 1 6 ; W u 1 1 k e 405 § 625. " ) G r i m m a. a. O. 3, 465 Nr. 860; W u t t t e 461 § 730. ") G r i m m a.a.O.; K ö h l e r Voigtland 426; ZföVk. 4 (1898), 2 1 5 .
In vielen Ländern hält man die B . für zauberkundig 24 ), man glaubt ihnen, wenn sie sich f ü r Werwölfe ausgeben 25 ), auch hütet man die kleinen Kinder und das Vieh vor alten Bettelweibern aus Furcht vor dem bösen Blick 2 6 ). Ein Almosen
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bietet Schutz gegen solches Unheil, dann kann einem kein B. mehr etwas anhaben 27), oder ein alter Besen, eine Handvoll Salz soll ihm nachgeworfen, Wasser kreuzweise hinter ihm hergegossen werden 28). Es gilt aber auch im christlichen Sinne jedes Vergeltsgott des Beschenkten als eine Stufe zum Himmel *·), und dem Gebet der Armen wird besondere K r a f t beigemessen 30 ). Zur Ausrüstung des B.s gehören seit alters der Bettelstab 3 1 ) und -sack, denen wie ihrem Träger Zauberkräfte zugeschrieben werden. Gegen schweißige Hände wird empfohlen, an einen Bettelsack 3 2 ) zu greifen; K r ö p f 3 3 ) , Überbein 3 4 ), großer Nabel 35 ) (stillschweigend, dreimal kreuzweise) mit einem Bettelstab gedrückt, sollen vergehen, eine störrische K u h damit geschlagen 36 ), soll sich fortan ruhig melken lassen. Der Bettelstab teilt diese Eigenschaft mit dem Wanderstab ®7), von dem er herstammt, und wie bei diesem wird die magische K r a f t durch ' die Entblößung von der Rinde bewirkt. Abergläubische Furcht schützt die Lappen und Fetzen, die von herumziehenden B.n als Verständigungsmittel f ü r die nachkommenden aufgerichtet werden 3 8 ). Die alte Pharmakopoe kennt eine B.salbe 3e ) (unguentum mendicorum) und die Volksmedizin, die vor nichts zurückschreckt, empfiehlt eine B.laus als Heilmittel gegen Zahnweh Von diesem Ungeziefer, das wohl besonders häufig bei B.n vorkommt, heißt es auch, daß es seinen Wirt bei herannahendem Tode verlasse 4 1 ). 21 ) G r i m m e l s h a u s e n Wunderbarl. Vogelnest 1 6 7 2 (Bibliothek d. Litter. Vereins in Stuttgart 66, 698); S e l i g m a n n Blick 1, 9 1 . 2 7 1 u. Zauberglaitbe 1 2 5 f f . ; S t r a c k e r j a n 1, 3 7 4 ; Z f V k . 6 (1896), 2 5 2 u. i l (1901), 3 2 i ; W u t t k e 156 § 2 1 3 . Die slavischen Sprachen zeigen einen interessanten Bedeutungsübergang von B . zu Zauberer: russ. kalika u. sbkrt. koldus gegenüber russ. koldovátí ( S c h r ä d e r Reallex. 2, 228). ! S ) W u t t k e 2 7 9 § 408. Strakkerjan 1, 3 7 3 ; W u t t k e 156 § 2 1 3 ; Z f V k . i l (1901), 3 1 9 . 3 2 1 ; Seligmann Blick I, 2 1 6 . ") Z i n g e r l e Tirol 222; S a r t o r i a. a. O. 1 7 0 Anm. 10. î8 ) D r e c h s ler 2, 2 5 1 . l») J o h n Westböhmen 2 5 3 . 30 ) M e y e r Baden 3 4 7 . 3 1 ) Die Bezeichnungen für den B . in den nordischen Sprachen (dän. „stakkel", schwed. „stackare" u. norweg.
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Bettnässer
,,stakkar") gehen auf altnord. „stafkarl", umherziehender B., zurück, von „stafr" in der Bedeutung B.-Stab u. „karl" (alter Mann). S. F a l k - T o r p Norweg.-dän. etymol. Wb. 2. 1146; H e l l q v i s t Svensk etymol. ordbok 855. Auch der B. Skidi kommt mit Bettelstab und Stangen nach Walhall, Skidarime 104—05. " ( D r e c h s l e r 2, 288 (670). 33) Ebd. 2, 295. **) a . a . O . 294 (676); W u t t k e 3 4 1 § 508 u. 348 § 521; S e I i g m a η η Blick ι , 336· " ) G r i m m a . a . O . 3. 474 Nr. 1068; D r e c h s l e r 1,210(238). 3β) Nach dem Geständnis eines hess. Hexenmeisters i. J. 1628 soll eines „Siechmanns Stecken" verwendet werden: ZfdMyth. 1 ( 1 8 5 3 ) , 2 7 6 ; K e l l e r Grab d. Abergl. 2, 199; D r e c h s l e r 2, 106 (478); H ü s e r Beiträge 2, 2 7 ; Panzer Beitrag 2, 297; R o t h e n b a c h Bern 33 Nr. 268. »') A m i r a Der Stab 5 ff.; G o l d m a n η DLZtg. 3 1 (1910), 2565 ff.; P u n t s c h a r t Mitteil. d. Instit. f. österr. Gesch.Forsch. 3 5 (1914), 339 ff. 38) S c h u k o w i t ζ Globus 74,5 ff.; S c h w i c k e r Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen 384. 3 ') B a u m g a r t e n Aus d. Heimat ι , 153; H o v o r k a u. Κ r o η i e 1 d 2, 24. ω ) W u t t k e 352 § 527. ") M ä n n l i n g 337; M e y e r Aberglaube 138.
Die Gestalt des B.s tritt auch in Sagen und Märchen auf, die häufig eine ethische Tendenz enthalten: Mildtätigkeit 42) wird belohnt, Hartherzigkeit 4 3 ) schwer bestraft. Volksglaube und -sage stehen auch hier in enger Beziehung zueinander: Der Fluch 44) des B.s, vor dem man sich in abergläubischer Furcht schützen will, geht in der Sage wirklich in Erfüllung. Aber auch den B., der ohne Not Almosen heischte und dadurch wirklich Bedürftigen die Gabe entzog, ereilt die Strafe; nach seinem Tode kann er keine Ruhe finden 4 S ). Mehrfach wird der Ursprung frommer Stiftungen zugunsten von Armen und B.n auf ein Gelöbnis 4e) zurückgeführt, das in schwerer Bedrängnis abgelegt wurde. Verspricht der vom Alp Befallene diesem eine bestimmte Gabe, so läßt der Druckgeist von seinem Opfer ab und erscheint am anderen Morgen als B., um das Versprochene zu holen 47 ). Andere Sagen berichten, daß Bettelkinder bei der Belagerung eines Schlossès oder in Pestzeiten geopfert wurden 4 9 ), wohl aus dem Grunde, weil sie rechtlos waren und man f ü r sie keine Buße zu gewärtigen hatte. Dem Namen „Bettelmann" 5 0 ) f ü r einen Felsblock in Schwaben, bei dem eich schon viele Wanderer verirrten, muß
eine vergessene Sage zugrunde liegen. Beim Schneien sagt man in Schwaben „es fliegen Bettelleut'" oder „es kommen Bettelbuben" " ) . s. a. b e t t e l n . 42 ) W o l f Beiträge 2, 41: Die gutherzige, arme Frau darf bis zum Sonnenuntergang Tuch herabschneiden. " ) B o l t e - P o l i v k a 3, 462 : Das aus Geiz zurückgehaltene Brot verwandelt sich in Kröten, von denen die schuldige Frau schrecklich getötet wird ; S t r a c k e r j a n ι , 47: Die reiche Frau, die freventlich eine Ladung Weizen ins Meer schütten läßt, statt sie den Armen zu schenken, verarmt zur Strafe gänzlich und muß selbst betteln gehen; vgl. den Artikel „Bäcker". " ) S t r a c k e r j a n ι , 131: Die Geschichte von den 7 Welpches; V e r n a l e k e n Alpensagen 11 Nr. 4; 22 Nr. 1 3 b ; 28 Nr. 19; 30 N r . 2 1 ; R a n k e Sagena 2 4 1 ff. " ) SAVk. 2 (1898), 6; auch I i (1907), 1 3 2 dürfte hiehcr gehören. " ) S. d. Art. „Almosen" 1, 274 ff.; P f i s t e r Hessen 135; Walliser Sagen 2, 25 Nr. 34; V e r n a l e k e n Alpensagen 253. ") K ü h n a u Sagen 3. 135; v g l · d. Artikel „Almosen". 48) B o h n e n b e r g e r 1, 21. ") G r i m m Myth. 2, 994. 50) B i r l i n g e r Volhsth. 1, 165. 51 ) M e i e r Schwaben 1, 261. Schömer.
Bettnässer. Die Volksphantasie beschäftigt das lästige Bettnässen*) der Kinder ganz besonders. Verschiedene Ursachen werden angegeben. Die Paten dürfen, solange sie das „Dotengeld" in der Tasche haben 2) (Schweiz, Württemberg) oder den Patenzettel bei sich tragen (Samland) 3 ) nicht pissen oder müssen zur Taufe ein frisches Hemd anziehen 4), sonst wird der Täufling ein B. Fährt der Taufzug über eine Brücke und das Kind schläft, so gibt es einen B. 6 ). Kinder dürfen nicht „zündeln", d. h. mit Feuer spielen, sonst können sie das Wasser nicht halt e n 6 ) . „Welcher mit einem finger, oder stecken, in die äsch schreibet, oder mit dem feuwer spielet, das ist ein wahrhafftig zeichen, dass er ins beth gebronzt hat, oder wirdts thun", erklärt der Alten Weiber Philosophey 7 ). Die Kinder sollen auch nicht mit dem Löwenzahn spielen (Urinaria, franz. Pisse-en-lit) 8 ). Wenn man das Kind in einem rinnenden Gefäße badet, mag es später das Wasser nicht h a l t e n ' ) . Wird das Neugeborene vom Monde beschienen, wird es zum B. 1 0 ). Verschiedene M i t t e l dagegen werden genannt. Insbesondere gilt die Maus
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Bettnässer
als spezifisches G e g e n m i t t e l u ) . Der B . soll einer lebenden Maus den Kopf abbeißen 1 2 ), oder man fängt Mäuse, tötet und schindet sie, siedet sie weich, nimmt aus dieser Suppe ein Beinchen heraus und gibt dies dem Patienten ein (Isental) 1 S ). Ein anderes Mittel ist, in ein leeres Grab zu pissen 1 4 ), oder ein Glas mit dem Urin des Kranken einer Leiche ins Grab mitzugeben (Ostfriesland, Oldenburg) 1 5 ), oder einen Totenkopf in den Strohsack des B.s zu stecken (Schwaben) 1 6 ). Im Amt Crailsheim soll der B . seinen Urin in einen Spalt zwischen zwei Steinen im Wasser, wo Leid und Freud (Leichenund Hochzeitszug) darübergehen, vor Sonnenaufgang machen und 3 Vaterunser dazu beten 17 ). In Steiermark 1 8 ) und im Alemannischen l e ) rufen B. den hl. V i t u s (Veit) (s. d.) oder die armen Seelen an. Im Badischen ruft der B . während der Wandlung in der Christmette seinen Fehler laut in die Kirche hinein und bittet die Anwesenden laut um ihre Fürbitte zum hl. Veit 8 0 ) oder bläst am Freitag vor Sonnenaufgang dreimal ins Schlüsselloch der Kirche oder läßt, während der Prediger den Segen spendet, dreimal sein Wasser kreuzweis an die Kirchentüre 8 1 ). Nach siebenbürgischem Glauben hilft es dem B., wenn man ihm Taufwasser, das beim Taufen im Taufstein oder Schüsselchen zurückbleibt, fleißig zu trinken gibt oder ihn durch einen Donnerstein pissen läßt 22 ). Im schweizerischen Freiamt steht ein „Bettsaierchäppili", in dem für B . gebetet wird und Leute, die daheim solche Patienten haben, pflegen das Kapellchen mit frischen Blumen zu zieren 23 ). Im Böhmerwald und bei den pennsylvanischen Deutschen nimmt man zwei Laibe Brot, die beim Backen im Ofen so zusammenkleben, daß sie aneinanderhaften, und zerbricht sie über dem Kopfe des B.s M ). Ein um 1602 angeklagter Zauberer in Luzern hatte in seinem Inventar eine „ R u t h e , womit einer ausgestrichen worden. Sollte verbrannt und die Asche einem Kinde wider das Bettpissen eingegeben werden" 25 ).
Gegen Bettnässen dienen weiter Kellerasseln 2 β ), der Kopf der Weinbergschnecke w ), Hasenhirn M ), Urin eines verschnittenen S c h w e i n e s e ) , die Geschlechtsteile eines Schweins (für Knaben) oder Bären (für Mädchen) 30 ). Schon Staricius 3 1 ) empfiehlt 1679 Schweine usw. 32 ). *) L a m m e r t 1 3 5 f . ; H o v o r k a - K r o n f e i d 2, 672. 2 ) H ö h n Volhsheilk. 1, 1 1 G ; S A V k . 24, 62; MschlesVk. 9 (1902), 48; Κ u h η Westfalen 2, 34 Nr. 93. 3 ) Urquell 1, 1 5 2 Nr. 3 9 ; W u 1 1 k e § 5 9 3 ; vgl. S t r a c k e r j a n 1 , 5 3 . 4 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 6 7 3 ; L a m m e r t 1 3 5 . 5) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 1 2 2 . ·) So in Schlesien, Thüringen, Erzgebirge, Rheinland: W u t t k e § 606; Lammert 1 3 5 ; Η i 1 1 η e r Siebenbürgen 5 2 Nr. 1 6 ;W o l í Beiträge ι , 209 Nr. 6 5 ; F o g e l Pennsylvania 359 Nr. 1 9 1 4 ; S t r a c k e r j a n 1, 49; de C o c k Volksgeloof 1 (1920), 2 3 1 N r . 2 4 2 ; S p i e ß Fränhisch-Henneberg 1 0 1 ; das Zündeln als Ursache des Bettnässens erwähnt bereits Aristoteles (Aul. G e l l i u s noct. Att. 19, 4). ') ZfdMyth. 3, 3 1 2 Nr. 33. ' ( L a m m e r t 1 3 5 Anm. 2 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 672. ·) W e i t s t e i η Disentís 1 7 2 Nr. 6 7 ; Pollinger Landshut 243. 10 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 66. " ) S t o 1 1 Zauber gl. 7 9 ; M e s s i k o m m e r ι , 1 7 3 ; Z r w V k . 1 1 (1914), 1 6 6 ; D G . 1 2 , 1 4 9 ; L a m m e r t 1 3 5 ; nach P l i n i u s (30, 47) suchte man in Rom das Bettnässen durch Verabreichung gekochter Mäuse zu heilen. ll ) W u t t k e § 540; R e i s e r Allgäu 2, 4 4 5 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 270; P o l l i n g e r Landshut 2 8 5 ; F o g e 1 Pennsylvania 2 8 1 (1480). 282 (1483); Η ο ν o r k a - Κ r ο η f e 1 d 2, 2 7 3 . 1 3 ) SchwVk. 1 1 , 4 7 ; vgl. S t o l l Zauber gl. 79. u ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 270; Urquell 3 (1892), 247 Nr. 26; S t r a c k e r j a n ι , 89 Nr. 98; MschlesVk. 9 (1902), 84; D G . 1 2 , 1 4 9 ; W u t t k e § 496: Mecklenburg, Schlesien, Schwaben, Franken; F o g e 1 Pennsylvania 2 8 1 (1481). " ) W u t t k e § 496. l e ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 273. " J H ö h n Volksheilk. 1 , 1 1 7 . 1 8 ) F o s s e l 2 i 6 . " ) SchwVk. 7, 3 1 ; hier betet man: „Heiligi S a n t - I d d a weck mi bi Zite not z'früeh ond nöt z'spot. Wenn s'Sääche-n-aagoht." Das I d d a ist vielleicht aus „ V i t e " verdorben; vgl. F i s c h e r SchwäbWb. 2 , 1 0 3 0 ; Schweizld. i, 1 1 3 4 ; L a m m e r t 1 3 5 f. W u t t k e § 198; H o f f m a n n Ortenau 1 1 3 ; Schweizld. 7, 146. ") M e y e r Baden 5 7 6 ; dasselbe von Mecklenburg: B a r t s c h Mecklenburg 2, 103. «*) H a l t r i c h Siebenbürgen 268. " ) S A V k . 21 (1917), 207 f. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 2 8 3 ; F o g e 1 Pennsylvania 283 Nr. 1488. " ) L ü t o 1 f Sagen 234 Nr. 168 b. M ) S t o 1 1 Zauber gl. 7 8 ; s. a. unter Assel Sp. 628. " ) Stein am Rhein,
Bettstaffel—Bettzeug
Π99
mündlich. " ) H ö f 1 e r Organotherapie 6o. '*') S t r a c k e r j a n i, 97. F o g e 1 Pennsylvania 282 Nr. 1482; L a m m e r t 136. n ") Heldenschatz 441 f. ) F o g e l a.a.O. 282 f. 1484 ff.; Urquell 3 (1892), 1 5 ; L a m m e r t 136. Stemplinger u. Bächtold-Stäubli.
Bettstaffel vgl.
Bett.
Bettstroh. Ein Streu- oder Laublager, wie es als Unterlage in der Bettlade, als Füllung von Polstern noch heute vielfach volkstümliche Geltung hat, muß als Lagerstätte f ü r Weitaus ursprünglicher angesehen werden, als das Liegen zubett (s. Bett) *). Im „Weihnachtsstroh" — wie im Hochzeitsstroh 2 ) — sehen wir kultische Bedeutsamkeit daran angesponnen, und auch der Sterbende findet sich mancherorts auf dieses Lager zurück 3 ). Erzählt Neocorus (16. J h . ) doch von einem pestkranken Dithmarscher, den die Leute nicht zu pflegen wagten, daß er sich selbst das Stroh geholt, ausgebreitet und sich daraufgelegt habe und alsbald verschieden sei. In Siebenbürgen und auch anderwärts ersetzt man dem Todkranken das Federbett durch einen Strohsack, auf dem sichs leichter stirbt 4 ) (s. sterben). Pflanzen mit übernatürlichen Kräften bezeichnet man als das Lieb-Frauen-B. u. dgl. M. Höfler sieht darin Erinnerung an ein kultisches Sti^eulager f ü r den Geisterbesuch 5 ). Löst man nicht die Knoten an den Bändern des B.s, so kann man nicht schlafen®). Die Rockenphilosophie meinte auch, man solle das B. nicht verbrennen, sonst hätte man keine Ruhe. Insbesondere soll man dies nicht auf einem Kreuzweg tun, man bekommt sonst die Fallsucht 7 ). A n Walpurgis zum Nachbarn geworfen, nimmt es die Flöhe mit 8 ). Dagegen wird das Stroh, auf dem der Tote gelegen, weitum noch heute auf dem Felde verbrannt, damit der Tote Ruhe habe, ähnlich an der Dorfgrenze, auf dem Grabe; es wird nicht angefaßt, man „ v e r l i e r t " es bei der Rückkehr vom Wagen (s. Leichenstroh) 9 ). Steckt man Wische davon auf das Feld, so kommt kein Vogel in die S a a t 1 0 ) . Hühner, die sich ein Nest aus des Mannes oder Weibes B . machen, werden je nachdem einen
1200
Hahn oder Hühner a u s b r ü t e n u ) . In einer Sage rettet eine Sechswöchnerin, die auf einen Kirschbaum stieg, Stroh aus dem Wochenbett, das sie in die Schuhe gegeben hatte, vor dem Teufel 1 2 ). ') W e i n h o l d Frauen 2, 106. 108. *) S c h n e e w e i s Weihnacktsbräuche 212 f. ; L i ρ ρ e r t Christentum 394 f. ') S a r t o r i Sitte u. Brauch ι, 126 Anm. 1 3 ; D i e t e r i c h Mutter Erde 25 ff. ') M e y e r Volkskunde 268; W. 457 § 723. 5) ZföVk. 18, 146 ff. ·) G r i m m Myth. 3, 438 Nr. 1 1 3 . ') Ebd. 3, 443 Nr. 268; vgl. W. § 729; H ü s e r Beiträge 2, 29 Nr. 34. e) D ä h η h a r d t Volkstümliches 2, 78 Nr. 312. ·) G r i m m Myth. 3, 464 Nr. 846; R o c h h o l z Glaube ι, 179 f.; V e r n a l e k e n Mythen 3 1 2 ; S c h ö n w e r t h ι, 2 5 1 ; K n o o p Hinterpommern 164; D r e c h s l e r 1, 293; B a r t s c h Mecklenburg 2, 97; Urquell 3, 300; ZfrwVk. 5, 256 f.; W· § 739· 10) M e y e r Aberglaube 226. u ) G r i m m Myth. 3, 474 Nr. 1069. 1 ! ) K i i h n a u Sagen 2, 582. Haberlandt.
Bettzaierli. Einige in Südwestdeutschland (durch junge, schriftliche Verpflanzung auch in Schlesien) *) verbreitete Fassungen des Alpdrucksegens (s. d.) reden anstatt des Alps, Trudenkopfes oder dgl. das B . an, das also als Alpdämon gedacht ist 2 ). Die Etymologie ist dunkel; weder F i s c h e r s 3 ) Herleitung aus dem Hebräischen (b'z'r „bedrängen") noch H ö f 1 e r s 4) Anlehnung an Zarge [ = Bettgestell) befriedigen. Da der B.segen auch gegen das Bettnässen gesprochen wird 5 ) und auch vom Alp berichtet wird, daß er „ p i ß t " °), ist B. vielleicht als Bettseicherli zu erklären 7 ) ? ') D r e c h s l e r 2, 264. ·) L e o p r e c h t i n g Lechrain 26; SAVk. 13, 151 ( = AfRw. 13, 160); SchwVk. 12, 47; HcssBl. 19 (1920), 126 Anm. *) F i s c h e r SchwäbWb. i, 977. ') H ô f 1 e r Krankheitsn. 844. 5) M e y e r Baden 53. ') L a i s t n e r Sphinx 2, 233. ') Zum Lautlichen vgl. das Bettsaierchäppeli im schweizer. Oberfreiamt (SAVk. 21, 207) und die im Schweizld. 7, 146 angeführten Formen. Ranke.
Bettzeug. Daß Dinge, die mit den physischen Gewohnheiten so verwachsen sind und mit dem körperlichen Ich Tag um Tag in so innige Berührung treten wie das B . zählebigster Beachtsamkeit unterworfen werden, darf nicht wunder nehmen. In Schwaben durften früher die Männer nicht zugegen sein, wenn die Bet-
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Beulen—Beutelmann
ten mit Federn gefüllt wurden; die alteingelebte Weiberarbeit, die dies vorstellt, hat Tabucharakter gewonnen Nach schon altdeutscher Gepflogenheit sind es Gänsefedern, auf denen man zu ruhen liebt 2 ). Man soll sie aber nicht bei wachsendem Mond ins B. füllen, sonst schliefen sie wieder heraus 3 ). A u c h aufgelesene Federn soll man nach der Rockenphilosophie nicht nehmen, ein K i n d k o m m t darin nicht zur Ruhe, Eheleute laufen sonst auseinander 4 ). A u c h Federn v o n anderm Geflügel (Tauben, Hühner) darf man nicht heranziehen, besonders die des unruhigen Hühnervolkes bringen Zank und Streit, man kann auf ihnen nicht ruhig sterben 5 ). Auf neuem ungewaschenem B. zu schlafen, läßt Epilepsie befürchten e ). In Ungarn soll man B. am Georgstag nicht lüften noch im Freien liegen lassen, damit die Hexen keinen Schaden stiften können 7 ), so wie man in Dithmarschen g l a u b t , daß in den Zwölften oder (pädagogisch!) auch des Abends sonst der Vogel „ K r ä f " darüber hinwegfliege 8 ). Wird das B. der Eheleute am Sonntagsmorgen gelüftet, so gibt es eine Ehescheidung (Island) 9 ), kommt es in den Monaten, die ein , , r " haben, ins Freie, so stirbt der darin Schlafende eines schnellen T o d e s 1 0 ) (Erzgebirge). Doch hängt man oder hält man B. zum Fenster, um bei einem Gewitter die Gefahr zu entfernen — aus diesem Grund soll man auch bei einer Feuersbrunst das B. nicht zuerst retten — oder umherlaufende Hühner und K a t z e n zurückzubekommen n ) . Viele schwarze Kreuzchen oder ins K r e u z gelegte Falten, die man zufällig im B e t t u c h findet, bedeuten Tod 12 ). Ist es aber auch A b e r glaube, daß ordentlich geplättete Deckbetten einen offenen und geraden Sinn ergeben, und daß B., in dem jemand verschieden ist, eine Zeitlang aufgehoben und unbenützt gelassen werden 13 ) ? s. F e d e r . ' ) B i r l i n g e r Schwaben i , 414. ' ¡ H e y n e Wohnungswesen 57. 3) G r i m m Myth. 3, 468 4) Ebd. 2, 953; Nr. 914. 3, 445 Nr. 346. 5) S c h ö n w e r t h Ober pjalz 1, 353 f. ; Z f V k . 8, 162; A n d r e e Braunschweig 291 ; G r i m m Myth. 3, 443 Nr. 281; 454 Nr. 593; W o l f
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Beiträge 1, 221; B a r t s c h Mecklenburg i, 133. 159; T o p p e n Mastiren 106. ·) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 226. ') Z f V k . 4, 397. ») Ebd. 23, 282. ') Ebd. 8,162. 10) J o h n Erzgebirge 38. u ) Ebd. 26; M e i c h e Sagen 563 Nr. 699; B o h n e n b e r g e r 1, 21; MschlesVk. (1905), 87 f. " ) W o l f Beiträgei, 213; W . 2 1 3 § 297. " ) J . o h n Erzgebirge 54 ; H ö h n Tod 7, 322. Haberlandt.
Beulen. Man darf in den Zwölfnächten keine Hülsenfrüchte essen, sonst bek o m m t man B . ; das gleiche hat man zu gewärtigen, wenn man am Himmelfahrtst a g näht x ). U m B. zu vertreiben, martert man in Böhmen ein Wiesel langsam zutod 2) ; in Schwaben heißt e s 3 ) : „ G e h zu einem Metzger, der eine Sau metzget, sprich ihn an, aber bitte ihn dreimal um Gottes willen, gebt mir die Blater mitsamt dem Wasser, laß das Wasser auslaufen, hernach laß dem kranken Menschen sein Wasser in die Blater laufen, danach hänge die Blater in den R a u c h samt dem Wasser, es hilft g e w i ß . " Eine B. soll man mit einem Geldstück 4), mit einem breiten Messer 5) oder Schlüsselbart e ) eindrücken; dadurch m a g wohl eine sofortige Kompression bewirkt werden, die einen größern Blutaustritt verhindert. Abergläubisch ist es aber, wenn man das Messer kreuzweise darauf d r ü c k t 7 ) , oder wenn man es dreimal tun und dabei ebenso oft auf die Erde spucken muß 8), wenn man es mit einem „Dreikreuzmesser" ausführen muß, wie die Rockenphilosophie (372 Nr. 25) empfiehlt 9 ). In Ostpreußen werden B . mit einem stählernen Messer, überhaupt mit Stahl gestrichen. Dies erregt eine angenehm kühlende Empfindung, und der Druck verteilt zugleich die Beule 10 ). Segen gegen B. s. z. B. G r o h m a η η 182 Nr. 1275; S c h u l e n b u r g 98. ') W u t t k e § 519. 2) Ebd. § 170. 3) Η o vorka-Kronfeld 2, 394. *) M e i e r Schwaben 2, 510 Nr. 418. 5) ZrwVk. 11, 173; e Urquell 4 (1893), 155. ) P o l l i n g e r Landshut 280. ') F o g e 1 Pennsylvania 286 Nr. 1515. 8) L i e b r e cht Zur Volhsh. 312 Nr. 5. ·) G r i m m Myth. 3, 441 Nr. 211. 10) Urquell 3 (1892), 15. Stemplinger u. Bächtold-Stäubli.
Beutelmann, Personifizierung des Fiebers in B a y e r n 1 ) , s. R i t t . Schmeller
BayrWb.
1, 215. H. Naumann.
1203
Bewegungswahrsagung
Bewegungswahrsagung. Die spontane B e w e g u n g unbelebter Gegenstände wird vielfach als zukunftweisendes Zeichen angesehen. A u c h die A n t i k e kannte diese Vorstellung: in R o m galt es als besonders bemerkenswertes Prodigium, wenn sich die heiligen, in der Regia aufbewahrten Lanzen des M a r s o d e r die heiligen Schilde (ancilia) 2) bewegten, wenn die Türen eines T e m p e l s s ) oder eines Gemaches 4) plötzlich aufsprangen, wenn bei der Götterbewirtung (lectisternium) eine Schüssel hinunterfiel s ), wenn W a f fen auf den Boden fielen oder Mauerzinnen hinunterstürzten e ). Für diese antiken Vorstellungen bietet der deutsche Aberglaube ζ. T. genaue Entsprechungen: Das Handwerkszeug des Totengräbers oder des Sargtischlers ') oder des Scharfrichters 8) bewegt sich, wenn neue Arbeit bevorsteht, das Hinabfallen eines heiligen Gerätes beim A b e n d m a h l ®) oder des Weihwasserkessels 10 ), das selbsttätige Aufspringen oder Zuschlagen einer T ü r u ) gilt als unheilvolles, meist als todkündendes Vorzeichen. Die a m häufigsten in diesem Vorstellungskreise auftretende F o r m der Bewegung ist das spontane Um- oder Auf-die-Erde-fallen vorher feststehender Gegenstände, das als unheilvolles Zeichen angesehen wird, entweder ohne Unterschied des fallenden Gegenstandes 1 2 ) oder mit B e v o r z u g u n g gewisser Objekte. Unter diesen tritt besonders häufig das von der W a n d fallende Bild 13 ) auf, wobei es besonders übel ist, wenn es sich um das Bild eines K r a n k e n 14 ) oder um ein Heiligenbild 1 6 ) handelt; schon das bloße Schwanken eines Jesusbildes l e ) ist ein schlimmes Vorzeichen. Desgleichen das Hinabfallen des Spiegels oder Glases 17 ), der Uhr 1 8 ), des W a p p e n s in der Kirche 1 8 ). Das Hinabfallen eines Löffels oder anderen Eßgeräts wird meist ebenfalls ungünstig oder gar auf einen bevorstehenden Todesfall gedeutet doch werden hier bisweilen auch harmlosere Deutungen zugelassen 21 ). T o d k ü n d e n d ist ferner das Umfallen des unter dem Hausdach aufbewahrten Besens, mit dem bei der letzten Leiche ausgekehrt worden i s t 2 2 ) ,
1204
eines Grabsteins oder eines Totenbrettes 23 ), das Hinabfallen eines Kranzes v o m Sarge vor einem Hause 24), der Türklinke 25), des Ofenrohrs 2e ), des Lampenzylinders, wenn er dabei nicht zerbricht 27), eines Strohbündels v o m Boden oder eines Brotes v o n der Brothänge der K e t t e v o m Fuhrwerk *·), ungünstig auch das des Eherings bei der T r a u u n g 3 0 ) . Andere Arten unheil- oder todbedeutender Bewegungen sind: das W a c k e l n von Decksteinen auf einem Erbbegräbnis 31 ), das Zuklappen eines Sitzbrettes während der Mettenpredigt 3 2 ), das Herumspringen auf den Tisch gefallener Nähnadeln 3 3 ), die Bewegung des an der W a n d aufbewahrten Geschirrs 3 4 ) oder des Pferdegeschirrs im Stall 35 ), das Zerspringen v o n Spiegeln, Fensterscheiben, Lampenzylindern, Trinkgläsern 3 6 ), das Nachsinken der Erde in ein frisches G r a b 3 7 ) . Eine Neuigkeit kündet nach heutigem Wiener Glauben das Herunterfallen einer festgeschraubten Jalousie 38). A u c h das unvermutete A u f h ö r e n einer B e w e g u n g ist ein schlimmes Vorzeichen, so das Stehenbleiben einer U h r 3 β ) . In vielen Fällen sind die Bewegungen auch mit Geräuschen (s. d.) verbunden. *) L i v i u s 40, 19, 2; vgl. a. 22, I, 1 1 ; 24, 10, 10; G e l l i u s 4, 6. 2; C a s s i u s D i o 54, 17, 2; O b s e q u e η s 6. 36. 44. 47. 50. η Ebd. 44 a. 3) Ebd. 13. 4) Ebd. 67. s) Ebd. 7. ·) C i c e r o ad Att. 15, 9, 2; de divin. 1, 74; O b s e q u e n s 48; weiteres s. S c h i n d l e r Aberglaitbe 215. Auch die spätere Divinationsliteratur kennt diese Form, s. C a m e r a r i u s Commentarius de generibus divinationum (1575), 6. Für die B. bei den Chaldäern vgl. M a u r y Hist, des rei. de la Grèce 2, 442, ') A η d r e e Braunschweig 376; B a r t s c h Mecklenburg 2, 95; D r e c h s l e r 1,286; S t r a c k e r j a n ι , 143; S A V k . 21, 32. 8) P r a e t o r i u s (1678) in Msä Vk 7, 202 ; H u ß Λ ber glaube 21; Κ r i e g k Deutsche Kulturbilder (1874) 120. ·) J o h n Erzgebirge 114. 10) M e y e r Baden 579. " ) D r e c h s l e r I, 286; J o h n Erzgebirge 113; W Z f V k . 32, 85. l2 ) A a d r e e Braunschweig 372; J o h n a . a . O . l i ó ; MsäVk. 7, 113; MschlesVk. 7, 76 Nr. 65 h. " ) D r e c h s l e r a. a. O.; F o g e 1 Pennsylvania 118 Nr. 527; J o h n Westböhmen 165; K l a p p e r Schlesien 300; vgl. die bekannte Szene in Webers Freischütz. " ) J o h n Erzgebirge 113. 15) M e y e r Baden 579. le ) J o h n a. a. O. " ) D i e n e r Hunsrück i8o; M e y e r a. a. O.; W Z f V k . 33, 13. l8) J o h n a. a. O. 252. ") B i r l i n g e r Schwaben x, 275 (aus
beweinen—Bezoarstein
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der Zimmernschen Chronik 2, 46; 3, 132). 20) J o h n Erzgebirge 31; A n d r e e Braunschweig 315. " ) F o g e l Pennsylvania 83 Nr. 308: Teelöffel = Ärger, Nr. 309: großer Löffel = bevorstehender Besuch eines großmäuligen Menschen, 94 Nr. 377: Gabel = einer Mannsperson, Nr. 378: Schlachtermesser = eines Pfarrers, Nr. 379 : Messer = einer Weibsperson; vgl. W Z f V k . 32, 85: Wenn ein Deckel vom Hafen fällt, kommen Gäste. ss ) J o h n Erzgebirge 114. M ) D e r s . a . a . O . ; John Westböhmen 165. 168; D r e c h s l e r 1, 286; Klapper Schlesien 300. ") J o h n Erzgebirge 115. " ) Ebd. 113. «·) Ebd. «) Ebd. 114. '*) Z f V k . 3, 381; D r e c h s l e r a. a. O. 1, 287; W Z f V k . 32, 82. «') ZfrwVk. 5, 245. »>) B o d i n F i s c h a r t Desmonomania (1698) 78; J o h n a. a. O. 97. " ) Β i r 1 i η g e r Schwaben ι , 275 (aus der Zimmernschen Chronik 3 , 131). " ) J o h n a . a. O. 117. " ( M e y e r Baden 579. 3S) ZrwVk. 5, 245. " ) J o h n a . a . O . 252. u) D r e c h s l e r 1, 286; J o h n a. a. O. 113. 114; W Z f V k . 33, 13. 3') A n d r e e Braunschweig 314; B a r t s c h Mecklenburg 2, 97 Nr. 345; B i r l i n g e r Schwaben 1, 474 Nr. 700 ; F o g e 1 Pennsylvania 126 Nr. 577; D r e c h s l e r ι , 286; M a η ζ Sargans 122; M e y e r Baden 595; K o c h h o l z Cteiòe ι , 203; S A V k . 12, 214; 21, 32. M ) W Z f V k . 32, 90. a») D r e c h s l e r ι , 286; F o g e l Pennsylvania 118 Nr. 532; J o h n Erzgebirge 113; J o h n Westböhmen 165.
Der Glaube an die Vorbedeutung zufällig eintretender, spontaner Bewegungen ist in einer Anzahl von Weissagungsarten in ein System gebracht worden, in denen unter Vornahme bestimmter Zeremonien auf magischem Wege Bewegungen lebloser Körper herbeigeführt werden; meist handelt es sich hier um Nachklänge niederer Formen antiker Mantik. s. A x i n o m a n t i e ' , Daktyliomantie, Klidomantie, Kosk i n o m a n t i e , T o d es ν or ζ e i c h e η, W ü n s c h e l r u t e .
beweinen s.
Boehm.
beklagen,
bewundern s. l o b e n . bezahlen. Nach allgemein verbreiteter Anschauung darf der Zauberer (Braucher, Quacksalber, Zauberer, s. d.) für seine Arbeit keine Bezahlung verlangen, sondern nur annehmen, was man ihm freiwillig schenkt; sonst helfen seine Kuren nichts*). Vielleicht beruht auf diesem Glauben derjenige der Deutschen in Pennsylvanien, daß man den A r z t nicht ganz b. dürfe, weil man ihn sonst sofort wieder brauche 8). In Berlin ging man nach
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W u t t k e (132 § 181) s. Z. um Heiserkeit, bösen Hals, Kehlkopfkrankheit u. dgl. zu heilen, in einen Posamentierladen unter den Linden und forderte ein Stückchen Floretband, man erhielt ein solches schweigend, bezahlte nichts und dankte auch nicht — es soll ein Vermächtnis sein — und machte sich oder einem andern das Bändchen um den Hals, worauf die Schmerzen verschwanden; wenn man bezahlte oder dankte, so wirkte es nicht 2 ). Gegen Fieber trinkt man in einem Wirtshaus Wein und geht dann weg, ohne etwas zu sagen und ohne zu zahlen 4 ). Eine neugekaufte K a t z e darf man, soll sie nicht davonlaufen, nicht sofort bezahlen 5 ). *) F o g e 1 Pennsylvania 382 Nr. 2050 ; W u t t k e 324 § 480. 2) F o g e 1 283 Nr. 1490. 3) Vgl. ähnlich ebd. 337 Nr. 1794. 4) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 272 Nr. 12; Germania 29 (1884), 86 Nr. 2. δ) M ü l l e r Isergebirge 13.
s. a. d a n k e n , k a u f e n , v e r k a u fen, feilschen, besprechen, Zauberer. Bächtold-Stäubli. bezaubern s.
verhexen.
Bezoarstein. (Gamskugel.) Persisch bazahar „gegen G i f t " . B.e sind kugelförmige oder ovale Gebilde von der Größe einer Erbse bis zu der eines Taubeneis. Sie finden sich im Magen oder in den Gedärmen verschiedener Säugetiere. Der echte B. stammt von der Bezoarziege. In Deutschland finden sich B.e bei Gemsen und Steinböcken, selten bei Pferden. Sic bestehen aus Haar- und Pflanzenresten, die ' durch eindringende Salzlösungen K a l k absonderten, der sie steinartig zusammenkittete. B. oder Tränenstein heißen auch die zu festen Massen zusammengeballten Drüsenausscheidungen in den Tränenhöhlen der Rothirsche *). Der Stein, der sich in der Blase eines Ochsen befindet, reinigt, gepulvert an sich oder mit Rautensaft vermischt, den Kopf (wohl Gehirn) 2 ). Steinchen, manchmal von gelber Farbe, finden sich im Balg des Ochsen; zerkleinert und getrunken, verkleinern sie den Blasenstein, heilen Stöße, werden, mit Betensaft zerrieben, gegen Epilepsie verwendet und stärken das Sehen s ). Steine in Rossen, nicht genau rund, aber glatt und wie künstlich po-
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liert, gleichen dem B . 4 ). Auch in der Blase von Schweinen findet sich manchmal ein Stein von dunkler Wasserfarbe δ ). Alle echten B.e sind nach dem Volksglauben ein unfehlbares Mittel gegen Gift. Viel gerühmt wurden seit jeher die Tiroler „Gamskugeln". Sie gelten dort als wertvoller als jedes andere Schutzmittel wegen ihrer Zauberkraft gegen Gift und böse Geister; auch sollen sie den, der sie bei sich trägt, für vierundzwanzig Stunden hieb- und schußfest machen. Sie werden auch gegen fast alle Krankheiten verwendet. Wirft man eine Gamskugel gegen die Mauer, so kann man durchschauen und alle Geheimnisse des Hauses wissen. Vergoldete B. trug man in einem Beutelchen bei sich, damit sie gegen den Sturm schützten e ). In der Volksheilkunde wurde der orientalische B . viel verwendet, so gegen Übelwerden, Magenbeschwerden, R u h r , Schwindelanfälle, Vergiftungen, Pest, Epilepsie u . a . ; man bereitete auch eine Bezoartinktur 7 ). In den alten Apotheken wurde er (oft verfälscht) dauernd geführt und wegen seiner vielseitigen Wirkungen, auf die das Volk großes Vertrauen setzte, viel begehrt. Heute ist er völlig vergessen 8 ). Zu den heilkräftigen B.en rechnete man früher auch den lapis porcinus oder lapis Malacensis, einen seltenen Stein, den die Portugiesen aus Ostindien nach Europa brachten. E r stammte vom Stachelschwein und führte seinen Namen Malacensis nach seiner Heimat 9 ). P i e r e r Universallex. s . v . Haarballen; P e t e r s Pharmazeutik 1, 4 7 f f . ; G e s n e r d. f. I. 160 f. mit Abbildung; Bressl. Samml. 5, 1 5 2 9 f. u. Regb. 424 f. u. 598 s. v. Haarballen. a ) S c h w e n c k f e l t Catalogas 2, 64. 3 ) Ebd. 2 , 7 3 . 4) Ebd. 2, 9 1 . 6) Ebd. 2 , 1 2 7 . " ^ S t a r i c i u s Heldenschatz (1706), 424 ; A l p e n b u r g Tirol 381 f. ; Η ο ν o r k a - Κ r ο η f e 1 d ι , 64; G r ä s s e Jägerbrevier I, 2 1 0 ; Jägerhörnlein 1 3 2 f.; B e c h s t e i n Mythen 1, 1 7 2 f.; Z e d i e r 3, 1659. ') Z e d i e r 3, 1 6 5 6 ; H o v o r k a K r ο η f e 1 d r, 65 u. 2, 836; Z f r w V k . 2 (1908), 100; vgl. S t e r n Türkei ι , 2 ΐ ο f. u. 664 (Β. im Orient Amulett und Heilmittel); H e l l w i g 24 u. 7 4 ; P o r t a Magie 2 5 2 . 8) P e t e r s a. a. O. ; S t e m p l i n g e r Sympathie 40; vgl. Z f d A . 18 (1875), 404 ff. ») Z e d i e r 3 , 1661 f.; 16, 748; Breßl. Samml. 16, 22 u. 24. Olbrich.
Bibel. I. Einleitendes. — 2. Die B . und das deutsche Volk. — 3. Inspiration: Die B . als heiliges Buch. — 4. B . und Volksglaube. — 5. Die B . im Aberglauben. — 6. B.orakel. — 7. B.ordal.
1 . Die B., die heilige Schrift der Christenheit, ist das weitaus am meisten verbreitete Buch der Weltliteratur. In etwa 835 Sprachen und Dialekte übersetzt, ist sie, d. h. ihr wichtigster Teil, das NT., ungefähr vier Fünfteln der Menschheit zugänglich '). Und ihr Inhalt ist eine einzigartige Macht im geistigen Leben der Völker geworden. Die biblisch-christliche Gedankenwelt ist neben Antike und Germanentum das entscheidende Bildungselement der abendländisch-faustischen Kultur. Religionsgeschichtlich ist die B . als Quelle von unschätzbarem Wert, weil wir in ihr eine religiöse Entwicklung von der primitiven Stammesreligion der alten israelitischen Nomaden bis zur Höhe der christlichen Erlösungsreligion verfolgen können. Auch an religiös unterwertigen, abergläubischen Vorstellungen ist die B . reich und als Quelle für folkloristische Forschungen sehr ergiebig 2 ). Indessen gehen wir darauf nicht näher ein, vielmehr soll im folgenden gezeigt werden, welche Bedeutung der B. in ihrer Gesamtheit f ü r Volksleben und Volkstum zukommt, welche Vorstellungen sich an sie als Gegenstand des Aberglaubens knüpfen. *) Einzelheiten bei R . K i l g o u r The Gospel in many years. London 1925. s ) J . G. F r a z e r Folk-Lore in the Old Testament. 3 Bde. 19.18; P. S a i n t y v e s Essais de Folklore biblique. Paris 1922.
2. Abgesehen von den Anregungen, Vorwürfen und Motiven, die biblische Stoffe der deutschen Kunst von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart gegeben haben, ist die B . für das deutsche Volkstum insofern in hervorragendem Maß bedeutsam geworden, als an ihr diejenige deutsche Sprache erwachsen ist, die alle deutschen Stämme mit ihren verschieden gearteten Dialekten als einheitliches Band umschließt: die Schriftsprache der lutherischen B.Übersetzung.
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W e l c h h e r v o r r a g e n d e n E i n f l u ß die B . auf die V o l k s s p r a c h e ü b t , z e i g e n die v i e l e n b i b l i s c h e n R e d e w e n d u n g e n , die ins Deutsche übergegangen und noch heute g e b r ä u c h l i c h sind, o h n e d a ß m a n i m m e r d a r a n d e n k t , w o h e r sie s t a m m e n . A t . l i e h e Wendungen wie Fleischtöpfe Ä g y p t e n s ( E x . 16, 3), ä g y p t i s c h e F i n s t e r n i s ( E x . 10, 22), der T a n z u m d a s g o l d e n e K a l b ( E x . 32, 4 ff.), d a s g e l o b t e L a n d ( D e u t . 34, 4), u m ein L i n s e n g e r i c h t v e r k a u f e n ( G e n . 25, 33 f.), sind d e m V o l k s m u n d e b e n s o geläufig wie etwa aus dem N T . das Heulen u n d Z ä h n e k l a p p e r n ( L u k . 13, 28), v o n P o n t i u s z u P i l a t u s l a u f e n , sein L i c h t u n t e r den S c h e f f e l stellen ( M a t t h . 5, 15) oder ein B u c h m i t sieben S i e g e l n ( O f f b g . J o h . 5, 1). A u f H e r z u n d N i e r e n p r ü f e n ist P s a l m 7, 10 e n t n o m m e n ; K r e t h i u n d Plethi, häufig gebraucht für Hinz und K u n z , h i e ß e n die L e i b w ä c h t e r des K ö n i g s D a v i d (I. S a m . 30, 14). W e n n ein V o r r a t über E r w a r t e n l a n g e a u s r e i c h t , s p r i c h t m a n v o m nie v e r s i e g e n d e n Ö l k r ü g l e i n der W i t w e (I. K ö n . 17, 14). E i n e n ins T a l J o s a p h a t (s. d.) l a d e n b e d e u t e t : die E n t s c h e i d u n g irgendeiner S t r e i t s a c h e d e m G o t t e s g e r i c h t ü b e r l a s s e n ( J o ë l 3, 7: G o t t als R i c h t e r der V ö l k e r im T a l e J o s a p h a t ) . V i e l e unserer g e b r ä u c h l i c h s t e n N a m e n sind b i b l i s c h e n U r s p r u n g s ; gen a n n t seien n u r J a k o b , J o s e p h , M a r i a , E l i s a b e t h , A n n a , oder sind b i b l i s c h e Namen zu Bezeichnungen für menschliche T y p e n g e w o r d e n ; a m b e k a n n t e sten ist E v a , die m i t ihren g u t e n u n d w e niger g u t e n E i g e n s c h a f t e n z u m P r o t o t y p des W e i b e s w u r d e ; f e r n e r der alte M e t h u s a l e m ( G e n . 5, 27), der h a a r i g e E s a ù ( G e n . 25, 25), der weise S a l o m o (I. K ö n . 3, 28), der a r m e L a z a r u s ( L u k . 16, 20), der u n g l ä u b i g e T h o m a s ( J o h . 20, 25). In ähnlicher W e i s e s p r i c h t m a n v o m h e u c h lerischen P h a r i s ä e r ( M a t t h . 23, 13 ff.), von Kainstat, Hiobsbotschaft, Judaslohn. Im V o g t l a n d s a g t m a n v o n einem, der nie g e n u g k r i e g e n k a n n , er ist v o m Stamme H a m (Dialektform für Haben) oder N i m m (vgl. die V ö l k e r t a f e l Gen. 10). D e r S p i t z n a m e der eingesessenen T ü binger Weingärtner, „ G o g e n " , wird mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t auf den m y t h i -
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s c h e n K ö n i g G o g ( E z e c h . 38 f.) z u r ü c k geführt. Das semitische G o g bedeutet soviel wie Nordländer, Barbar, „ R a u h b e i n " — in der T a t ein sinniger u n d treff e n d e r N a m e , den die a l l e z e i t z u m S p o t t g e n e i g t e n T ü b i n g e r S t i f t l e r den derbrassigen Tübinger Bürgern angehängt h a b e n 3 ). ·) F i s c h e r
SchwäbWb.
3, 16.
3. E s g e h ö r t z u m W e s e n heiliger S c h r i f t e n , d a ß sie f ü r i n s p i r i e r t , d. h. v o n G o t t eingegeben, gehalten werden. D a s A v e s t a der Perser, die v e d i s c h e L i t e r a t u r der Inder, der K o r a n g e l t e n ihren Gläubigen gleicherweise für göttliche O f f e n b a r u n g w i e e t w a den J u d e n ihr G e s e t z u n d ihre p r o p h e t i s c h e L i t e r a t u r . Das werdende Christentum hat jüdisches E r b e ü b e r n o m m e n , i n d e m es die S c h r i f t e n des A T . z u r g e i s t g e w i r k t e n O f f e n b a r u n g G o t t e s m a c h t e . A l s s i c h die B i l d u n g des nt.liehen K a n o n s i m 2. J h . v o l l z o g e n h a t t e , w a r a u c h die L e h r e v o n der g ö t t l i c h e n I n s p i r a t i o n der heiligen S c h r i f t fertig. Schüchterne Versuche, verschiedene G r a d e v o n I n s p i r a t i o n z u u n t e r scheiden, s c h e i t e r t e n ; d a s g a n z e M A . hind u r c h w i r d die B . als einheitliches O f f e n b a r u n g s b u c h b e t r a c h t e t . A u c h der R e f o r m a t i o n ist die T a t s a c h e der Inspiration selbstverständlich. Luthers Stell u n g ist n i c h t g a n z e i n d e u t i g ; auf der einen S e i t e m a c h t er U n t e r s c h i e d e in der W ü r d i g u n g der b i b l i s c h e n S c h r i f t e n , erk l ä r t z. B . d e n J a k o b u s b r i e f f ü r eine „ s t r o h e n e E p i s t e l " ; a u f der a n d e r e n S e i t e k a n n er s a g e n : „ A n e i n e m B u c h s t a b e n , j a a n e i n e m e i n z i g e n T i t e l der S c h r i f t ist m e h r u n d g r ö ß e r e s gelegen, denn an Himmel und E r d e " (Erklärung des G a l a t e r b r i e f s ) . C a l v i n h ä l t a n der unbedingt göttlichen Lehrautorität der S c h r i f t f e s t . In der l u t h e r i s c h e n O r t h o d o x i e des 17. J h s . w i r d die L e h r e v o n der V e r b a l i n s p i r a t i o n (d. h . w ö r t l i c h e E i n g e b u n g ) g e r a d e z u z u m H a u p t p u n k t der g a n z e n D o g m a t i k . A u c h h e u t e n o c h geh ö r t I n s p i r a t i o n z u den d o g m a t i s c h e n L e i t b e g r i f f e n . D o c h s c h e i d e n sich hier die G e i s t e r der T h e o l o g e n . W ä h r e n d die rechtsgerichteten Gelehrten mindestens die P e r s o n a l i n s p i r a t i o n (d. h. E r l e u c h -
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tung der biblischen Schreiber) festhalten, lehnt die historisch-kritische Theologie der letztvergangenen Generation j e d e Lehre v o n der Schrift schlechthin a b ; denn die Schrift als solche ist Menschenwerk, kann demnach nur literarisch beurteilt, nicht aber dogmatisch gewertet werden. Die jüngste Entwicklung, die dialektische Theologie, scheint sich wieder zur L e h r a u t o r i t ä t der Schrift als W o r t Gottes hinzuwenden. Der Katholizismus hat die A n g r i f f e des Modernismus auf das Inspirationsdogma siegreich abgeschlagen. 4. Das D o g m a v o n der Inspiration der B. durch Gott oder den heiligen Geist w i r k t sich naturgemäß im Volksg l a u b e n dahin aus, daß die B. als absolut geltende Norm f ü r alles menschliche T u n anerkannt wird. Durch das ganze MA. hindurch bis herauf zur Schwelle der neuen Zeit ist die B. selbstverständliche Richtschnur f ü r das private wie f ü r das öffentliche Handeln, so weitgehend, daß selbst B.stellen zur Rechtfertigung der scheußlichsten Grausamkeiten herhalten müssen. Die offizielle K i r c h e scheut sich ζ. B . nicht, die massenhaften Verbrennungen v o n Weibern, die das Unglück hatten f ü r H e x e n gehalten zu werden, unter B e r u f u n g auf E x . 22, 18 ( „ D i e Zauberinnen sollst du nicht leben lassen") gutzuheißen. U m ähnliche Mißbräuche der B. für den gemeinen Mann auszuschließen, hat die Kirche v o m Ende des 12. Jhs. an das B.lesen unter Kontrolle gestellt. Ein allgemeines B.verbot, v o n dem vielfach geredet wird, hat es indessen nie gegeben, wenn auch die Zensur verschärft wurde, nachdem Reformatoren und K e t z e r sich f ü r ihre häretischen Lehren auf die B. beriefen. Heute wenden sich große Teile des Volkes mit verächtlichem Lächeln v o n dem Kinderglauben der B. ab. A b e r in den Kreisen, die v o n Überkultur und Zivilisation noch nicht ganz zersetzt sind, also in weiten Schichten des Bauerntums v o r allem, gilt die B. als Richtschnur f ü r die Lebenshaltung, wie es bei den V ä t e r n Sitte gewesen ist. In allen Lebenslagen wendet man sich an die B., im Leid um R a t , Trost und Hilfe,
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in der Freude mit D a n k . D e m Bauern ist die B. das Familienbuch, das v o n Geschlecht zu Geschlecht vererbt wird und damit die Familienchronik, die hinten drin steht, späteren Geschlechtern kündet. A n langen Winterabenden sitzt der Bauer hinter dem warmen Ofen und liest seine B. Bauern, welche die B. mehrere Male v o n A n f a n g bis zu Ende durchgelesen haben, sind keine Seltenheit, wohl aber solche Theologen! Es ist noch heute in den meisten deutschen, evangelischen Landeskirchen Sitte, daß jedes junge P a a r bei der Heirat v o m Pfarrer seine T r a u b . bekommt. Die B. als HochzeitSr geschenk ist übrigens vereinzelt schon im ausgehenden MA. b e z e u g t 4 ) . Die B., zumal ein altes vererbtes Stück, gilt als unantastbar. Man gibt sie nicht gern aus dem Haus ®). Selbst vor dem Zugriff des Gesetzes ist die B. sicher. Neben einem Tisch und zwei Stühlen bleibt sie beim V e r k a u f des Hauses I n v e n t a r e ) . Diese Vorkehrungen, sich die Hausb. unter allen Umständen zu erhalten, haben ihren Grund nicht so sehr in einer A n w a n d l u n g von Pietät, als vielmehr in einer durchaus dinglich-magischen Vorstellung von der H e i l i g k e i t der B., in dem naiven Glauben, mit der B. „ d e n Herrn s e l b s t " realiter zu besitzen 7 ). Diese Auffassung bedingt die häufige Verwendung der B. zu abergläubischen Zwecken. 4) F a l k Ehe 10 if. «) Christi. Welt 1908, 450. ·) ZfVk. 1896, 15. ') Christi. Welt 1908,
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5. Die B . wird ebenso wie das Gesangbuch oder andere Erbauungsbücher häufig im Ζ a u b e r zur A b w e h r böser Geister und als Heilmittel bei K r a n k h e i t 8 ) gebraucht. Je älter die B. ist, desto stärkere magische K r ä f t e birgt sie. A u c h herrscht mancherorts der Glaube, daß bestimmte B. drucke besonders wirksam seien. Ein Schatzgräber in A u g s b u r g brauchte zur Hebung eines geheimnisvollen Schatzes neben einer reinen Jungfrau und einem Geistlichen eine Meibomische B . 9 ) . A u s K ä r n t e n ist überliefert, daß herumziehende Italiener alte Weimarer B . n teuer bezahlen, um sie zu Teufelsbeschwörungen zu benützen 1 0 ).
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Ganz allgemein wird die B. z u m Geisterbannen verwendet. W e r sein Vieh vor dem Einfluß böser Geister bewahren will, hängt ein S t ü c k v o n einer B. im Stall a u f l l ) . B . oder Psalmbuch in der Tasche schützt vor Geistern 1 2 ). S p u k geister werden dadurch gebannt, daß ein Prediger die N a c h t mit B.lesen an dem gefährlichen Ort v e r b r i n g t 1 3 ) . In T h ü ringen geht eine S a g e : In einer H ü t t e im W a l d wohnte ein Mann mit seiner Frau. O f t k a m ein Feuermann, der immer winkte. Die Leute hatten große A n g s t . Endlich f a ß t e sich die Frau ein Herz und folgte dem Geist, nahm aber z u m S c h u t z die B. mit. Plötzlich machte der Feuermann halt und deutete auf eine Stelle hin. D a vergrub die F r a u die B . und lief nach Hause. Sie erzählte alles ihrem Mann, starb aber noch in derselben Nacht. Der Mann grub an der Stelle, wo die Frau die B. vergraben hatte und fand einen großen S c h a t z 1 4 ) . Eine B. vor dem Schlüsselloch aufgehängt, schützt vor Alpdrücken 1 5 ). Ungetaufte Kinder bewahrt man v o r bösen Geistern, indem man ihnen die B . u n t e r l e g t l e ) . So sind sie sicher vor H e x e n und Zwergen, die sie „ v e r w e c h s e l n " könnten 17 ). W e n n die Mutter das K i n d allein läßt, muß sie die B. auf das B e t t chen legen 18 ). Justinus Kerner, ein feinfühliger Kenner des schwäbischen Volkslebens, sagt von einer A m m e in den,,Höllenbildern": Manches Kind verhexte sie, Daß es zappelte und schrie. Bis man schob dem armen Tropf Eine Bibel untern Kopf M). In W ü r t t e m b e r g k o m m t es vor, daß zum Schutz vor Hexen auf dem G a n g zur T a u f e ein B l a t t aus dem N T . in dás Tragkissen gelegt w i r d M ) , wie überhaupt Blätter aus der B. zu Wunderzetteln aller A r t benützt w e r d e n 2 1 ) . In der Kirchheimer Gegend wird zum Unterlegen gerne das B l a t t mit dem Spruch „ I c h will Feindschaft setzen zwischen dir und dem W e i b e " benützt 22 ). Will ein K i n d nicht schlafen, liest man ein K a p i t e l in der B. und läßt sie aufgeschlagen über N a c h t liegen. Dann b e k o m m t das K i n d
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Ruhe 2 3 ). D a ß die B. aufgeschlagen untergelegt oder überhaupt b e n ü t z t wird, iSt vielfach V o r b e d i n g u n g f ü r die rechte W i r k u n g 2 4 ) . A u s Marokko wird bericht e t : A n den ersten 8 A b e n d e n nach ,der Geburt eines K n a b e n versammeln sich die nächsten V e r w a n d t e n im Zimmer der Wöchnerin. Der V a t e r verschließt sorgfältig die Türen, liest mehrere Stunden l a n g aus der B. vor und zieht dann mit der Spitze seines Degens einen Kreis um das B e t t v o n Mutter und K i n d Hier ist also ganz deutlich die B . wesentlicher Bestandteil eines Abwehrritus. Gegen Geister und K r ä m p f e , die als dämonische Wesen gelten, hilft bei kleinen Kindern die B. oder das N T . im K i n d e r k o r b 2e ). A u c h Erwachsenen legt man bei K r a n k heit die B . unter, gegen Gicht wird etwa das K a p i t e l v o n der Heilung des Gichtbrüchigen aufgeschlagen " J . Die B. unter dem Kopfkissen hilft der Kindbetterin zu leichter Geburt " ) . W e n n die W e h e n beginnen, legt man der Kreissenden die Erbbibel unter 2 9 ). Der A b w e h r v o n Unheil dient auch der weitverbreitete Brauch, beim Gewitter in der B. zu lesen, u m die Gefahr zu bannen 30). Ein Mann, dessen K ü c h e immer wieder einstürzte, mauerte schließlich eine B. ein 31 ) (Bauopfer). A b e r nicht nur zur V e r h ü t u n g v o n Unheil, auch zur Erlangung v o n Heil wird die B . benützt. Der Segen Gottes zieht mit ein, wenn man neben Salz und B r o t die B. als erstes in das neue Haus trägt 32 ). Ein K i n d wird gelehrt und fromm, wenn man es nach der T a u f e auf die B. legt 33 ), oder wenn man es z u m erstenmal auf der B . w i c k e l t 3 4 ) . A u c h wenn man die B. ins Bettchen oder unter das Kopfkissen legt, wird das K i n d fromm SB ). Oder man bindet ihm ein B l a t t aus der B . auf die Brust 3e ). Die untergelegte B . v e r m i t t e l t dem K i n d Schriftkenntnis " ) und m a c h t es geschickt 3 8 ). In der Schweiz wurde mit dem ersten Brei ein aus der B . gerissenes B l a t t in ganz kleinen Stücken gekocht; dadurch wird das K i n d fromm 39 ). Dieser höchst primitive B r a u c h scheint schon im frühen MA. im Schwange gewesen zu sein. Die trullanische S y n o d e v o n 692
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verbietet nicht nur das Vernichten und Zerreißen v o n B.blättern, sondern auch den Verkauf an solche, die sie vernichten, ζ. B. Salbenhändler «). Als Besonderheit sei noch erwähnt, daß in der Neckarsulmer Gegend früher den Verstorbenen ein N T . aufs Herz gelegt w u r d e 4 1 ) , als Talisman für eine gute Reise ins Jenseits, vielleicht auch als eine A r t Legitimation vor dem göttlichen Richter. In Schlesien legt man dem Sterbenden zur Erleichterung des Todeskampfes e i n e B . unter das Kissen 4 2 ). Einen ähnlichen Brauch kennen die Deutschen in P e n n s y l v a n i e n 4 3 ) . Dieselbe Rolle wie die B . selbst spielen im Volksglauben allerlei Auslegungs- und Erbauungsbücher, allen voran das „ S t a r k e n b u c h " (Joh. Friedr. Starks Tägliches Handbuch) und A r n d t s „ W a h r e s Chris t e n t u m " 44 ). ') W u t t k e 455; S e y f a r t h Sachsen 150. • j B i r l i n g e r ^ u s Schwaben 1, 269. 10) W u t t k e 144. " ) S A V k . 2, 272. ») Z a h l e r Simmenthal 41 = W u t t k e 144. " ) M ü l l e n h o f f Sagen 194 Nr. 266 = 258 Nr. 348 = K u h n Westfalen 1, 357 Nr. 396. ») B e c k s t e i n Thüringen 1, 82 f. l s ) W u t t k e 285. ls) J o h n Erzgebirge 52. 17 ) M ü 11 e η h o í í Sagen 310 Nr. 421 = W u t t k e 383. ι β ) M e y e r Baden 39. u ) Werke (Ausg. Hesse) 2, 247. *>) H ö h n Geburt 269. " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 13. »*) H ö h n Geburt 262. " ) ZfrwV k . 1905, 180. " ) H ö h η Geburt 262 = W u 1 1 k e 483. " ) S e l i g m a n n Blick 2, 339. ") Meyer Baden 40 = J o h n Erzgebirge 52 = S c h w V k . 10, 4. " ) M e y e r Baden 39. ΐβ) Höhn Geburt 265 = M e y e r Baden 389. S e y f a r t h Sachsen 150. »"l W u t t k e 305. " ) ZfEthnologie 1898, 26. 32) Mündlich aus dem V o g t l a n d ; ähnlich J o h n Erzgebirge 28. M ) S c h w V k . io, 37 = S A V k . 24, 62 = R o t h e n b a c h Bern 14. " ) Η o f f m a η η K r a y e r 25 = R o c h h o l z Kinderlieder 282 = K o h l r u s c h Sagen 339. " ) H ö h n Geburt 232 = J o h η Erzgebirge 52 = W o 1 f Beiträge ι , zoy. 3β) K e l l e r Grab des Aber gl. 5, 69. 3 ') H ö h n Geburt 262. ») R o t h e n b a c h Bern 14 = S A V k . 21 (1917). 39· 3e) S A V k . 24, 61. 10) H e f e l e Conzilien geschickte 3, 339. « ) H ö h n Tod 321. **) D r e c h s l e r Schlesien i , 290. " ) F o g e 1 Pennsylvania 133. " ) S A V k . 25, 1 1 8 ; v g l . B o h n e n b e r g e r 24 und H ö h n Geburt 133.
6. Ein K a p i t e l für sich ist das B.orakel, d. h. diejenige zauberische Praxis, die mittels der B. die Z u k u n f t erforschen will. Man schlägt aufs Gerate-
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wohl die B. auf und schließt aus der Stelle, auf die das A u g e oder der Finger zuerst trifft, auf die Z u k u n f t . Man heißt das im V o l k s m u n d „ D ä u m e l n " . Diese A r t des Losorakels aus heiligen Schriften ist uralt; begreiflicherweise, denn die heiligen Bücher eignen sich zum Wahrsagen vermöge der ihnen innewohnenden Heiligkeit und K r a f t besonders. Die Chinesen wahrsagen seit Jahrtausenden aus dem uralten „ B u c h der W a n d l u n g e n " (Yih King) 45 ), die Mohammedaner aus dem K o r a n 4 6 ) . V o n den Griechen wissen wir, daß sie mit Homer orakelten 4 7 ) ; die Römer benutzten vornehmlich die sibyllinischen Bücher und Vergil (s. d.) 48) ; die alten Germanen übten in ähnlicher Weise Runenzauber 4 9 ). Nach der Christianisierung der abendländischen W e l t ersetzte die B. die mancherlei Losbücher. Das Wahrsagen mit heidnischen Zauberbüchern verwerfen die Christen 5 0 ); denselben U n f u g treiben sie aber unbedenklich mit ihrer B. und suchen diese Ü b u n g durch Vergewaltigung v o n B.stellen wie L u k . 4, 17 (wo es von Christus heißt „ U n d da er das Buch aufschlug") oder Apostelgesch. ι, 26 (wo der durch Judas' Selbstmord freigewordene 12. P l a t z unter den Aposteln durch das Los besetzt wird) zu rechtfertigen 6 1 ). Schon im frühen MA. spielt das B.orakel eine hervorragende Rolle, v o n Geistlichen und Laien wird es gleicherweise g e ü b t 6 2 ) . Kirchliche A u t o ritäten wie Augustin 53 ), Hieronymus 54 ), Gregor der Große 65), wandten sich gegen diesen Aberglauben, v o m 5. Jh. an wurden auf zahlreichen Synoden Verbote gegen das sortilegium erlassen 6 e ), K a r l der Große bestimmte im Capitularium v o m 23. März 789: ut nullus in psalterio vel in euangelio vel in aliis rebus sortire praesumat 6 7 ). Alle diese obrigkeitlichen Maßnahmen waren umsonst. Der Volksglaube ließ sich nicht mit Gewalt brechen. Bei der Installation v o n Bischöfen und Ä b t e n wurde feierlich das „Prognostik o n " nach der B. gestellt 5 8 ). Und selbst ein religiöser Heros wie Franz von Assisi k a m zu seiner Ordensstiftung erst auf Grund eines dreifachen B.Orakels 5 9 ). Berthold von Regensburg predigt gegen
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das „ D ä u m e l n " ·°), auf der Synode v o n Trier 1310 werden scharfe Maßnahmen gegen die sortes sanctorum, apostolorum vel psalterii beschlossen β1 ), das Tridentinum wendet sich gegen den abergläubischen Mißbrauch der heiligen S c h r i f t e 2 ) . Nicht minder lebendig als im katholischen Volk blieb das B.orakel beim evangelischen e3 ). In pietistischen Kreisen wird es vielfach geübt, um Gottes Willen zu erforschen und die Heilsgewißheit zu erproben β1 ). Die täglichen Losungen der Herrenhuter Brüdergemeinde als abgeklärte Form des B.orakeis anzusehen es ), geht zu weit. Schließlich muß nicht jede gute, christliche Sitte auf einen alten Aberglauben zurückgeführt werden. W a r um können die täglichen Losungen nicht aus dem Grundsatz nulla dies sine linea entstanden sein ? Sicherlich werden viele Leser die Sprüche als Vorbedeutungen betrachten, aber das ist nicht der Sinn des Losungsbüchleins. Noch heutigen T a g s ist es vielfach üblich, daß man am Neujahrsmorgen die B. aufs Geratewohl aufschlägt und den ersten besten Spruch als zielgebend f ü r das neue Jahr b e t r a c h t e t β β ) . V o r allen wichtigen Entscheidungen wird „der H e r r " in der B. befragt, vor jeder Reise, jedem Geschäft " ) , besonders gern wird an kirchlichen Festtagen gedäumelt W e n n man v o n der K i n d s t a u f e aus der Kirche nach Hause kommt, schlägt die Mutter die B. auf; aus dem gedäumelten Vers wird auf das Leben des Kindes geschlossen Μ ). A n die Entscheidungen des B.Orakels glauben die Leute, und mögen sie noch so abenteuerlich sein. Schlägt man etwas v o m Tode auf, so ist dies eine Todesvorbedeutung 7 0 ). A u s Regensburg wird v o n einer Frau im W o c h e n b e t t berichtet, daß sie beim Däumeln etwas v o m T o d aufschlug; die suggestive K r a f t ihres Glaubens war so stark, daß sie bald darnach s t a r b 7 1 ) . U m Träume zu deuten, wird mit dem Psalter gedäumelt 7 3 ). Will man ganz präzis zu W e r k e gehen, so nimmt man nicht den Finger, der doch immerhin gleich mehrere Verse auf einmal zeigen kann, sondern durchsticht eine L a g e Blätter mit einer Nadel. Der
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Vers, auf den die Nadelspitze a u f t r i f f t , ist ein zuverlässiger K ü n d e r der Zuk u n f t 7 2 ) . Besonderer Beliebtheit erfreute sich das B.orakel im K r i e g e 7 4 ) . «·) R . W i 1 h e 1 m Y Gingi «, 234 ff. " ) V g l . W . L a n e An account of the manners and customs of the Modern Egyptians Ch. 1 1 . *') S o 1 d a n - H e p p e 1 , 9 8 . " ) G e r h a r d t Franz. Novelle 104. " ) S a u ρ e Indiculus 19 f. = Q u i t z m a n n Baiwaren 284. *·) V g l . A u g u s t i n Konfessionen 4, 3. "JMeyer Aberglaube 146; H e r ζ o g - H a u c k * 18, 537. " ) V g l . G r e g o r v . T o u r s Hist. Franc. 4, 16; 5, 14. " ) Epist. 55, 37. " ) M S G . 25, I i 8 0 . ••) Epist. 9, 204. I i , 33. " ) M a n s i Coll. Cone. 7. 955; 8, 332; M G L L . I I I 1, 9 (can. 180). *») M G L L . I I I , 64 (can. 20). M ) S t e m p l i η g er Aberglaube 52. ") Legenda secunda des T h o m a s v . C e l a n o 15. M ) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 33. " ) H e f e l e Conzilien· geschickte 6, 492. M ) Sess. 4. , 3 ) F r i c k a r t Kirchengebräuche 160 f. ·*) A . R i t s c h 1 Gesch. des Pietismus 2 (1884 ff.), 160 f f . ; 3, 155. ··) v . D o b s c h ü t z in H e r z o g - H a u c k 1 8 , 5 7 9 . ··) M e s s i k o m m e r ι , 135. " ) ZrwV k . 1914, 268 = W u 1 1 k e 242 = S t e m p ω) W u t t k e l i n g e r Aberglaube 52. 242. «·) R o t h e n b a c h Bern 14. *>) S A V k . 2, 217. ") K e l l e r Grab des Aber gl. 5, 397. '») Ρ r a d e l Gebete yo i. '*) S t r a c k e r j a n ι , 107. " ) MschlesVk. 1918, 60 f.
7. W a r bei der bisher besprochenen F o r m des B.orakels der Inhalt der B. und B.stellen das wesentliche, so soll im. folgenden noch kurz die Rede sein v o n einem B.orakel, bei dem die B. als' heiliger, kraftgeladener Gegenstand dazu benutzt wird, um etwas V e r b o r g e n e s a n s T a g e s l i c h t zu bringen. U m dies zu ermitteln, nahm man in der Wesselburener Gegend eine B., legte einen Schlüssel hinein und rièf die Namen der Verdächtigen auf. U n d richtig! bei einem Namen fiel der Schlüssel heraus. Das war der D i e b 7 S ) . In einem andern Fall wird der Schlüssel auf Ps. 50, 18 ( „ W e n n du einen Dieb siehst, so läufst du ihm nach") gelegt, die B. zugebunden und an einer Schnur aufgehängt. Die Person, zu der der Schlüssel sich hinwendet, ist der D i e b 7 6 ) . Oder man hängt die B., in der ein Schlüssel festgebunden ist, an der Decke auf, nejint die Namen aller Hausbewohner. W e n n man den rechten sagt, dreht sich die B. " ) . In Mecklenburg f r a g t man die aufgehängte B . :
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Bibelamulett—Biber
Arfbok, ik frag di De Worheit sag mi: Hat Ν. Ν. dat ηη dat verbraken ? Ist der Verdacht unbegründet, so hängt die B. ruhig. Hat man den Namen des Verbrechers getroffen, fällt sie zur Erde n ) . Auf ähnliche Weise sucht man in Westfalen herauszubringen, wer die Kühe verhext hat 7 9 ). Von ausschlaggebender Wichtigkeit ist es, daß man zu diesen B.ordalen alte Erbb.η und Erbschlüssel benutzt, deren Fähigkeiten erprobt sind. W o der Zauber mit Erbsieb und Erbschlüssel geübt wird, hat die Erbb., die nicht fehlen darf, den Sinn, dem Sieb und dem Schlüssel magische K r a f t zu spenden 80 ). Weiter befragt man die Erbb., die mit einem Erbband an einem Erbschlüssel befestigt ist, wieviele Jahre man noch zu leben hat. Die Zahl der Drehungen des Buches gibt die Zahl der Jahre an 81 ). Auf dieselbe Weise sucht man zu erkunden, wie lange wichtige Ereignisse noch auf sich warten lassen 82 ). Mädchen befragen etwa am heiligen Abend die Erbb., die mit einem Erbband kreuzweise verschnürt am Erbschlüssel hängt, wie lange sie noch ledig bleiben müssen 83 ).
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s o w a i l , 2156 f.; H e l m HessBl. 10 (1911), 40 ff. ; Ρ f i s t e r Schwaben 35 ; Philol. Wo· chenschr. 1925, 921 f. Pflster.
Biber (Castor f i b e r ) 1 . Der Β. war in früherer Zeit, wie zahlreiche Ortsnamen, ζ. Β. Biberach, Bibern, Bebra, Beverley (England) usw. bezeugen 2 ), in Europa stark verbreitet (nur im eigentlichen Griechenland und Italien kam er nicht vor) und seines Pelzes und des B.geils (s. u.) wegen sehr geschätzt; heute ist er bei uns fast ganz ausgerottet. Megenberg 8 ) berichtet von ihm, daß der B. „ m a g niht lang beleiben", er „hab denne den zagel oder den sterz in dem wazzer, wan der geleicht ains visches zagel"; er wurde deshalb von den alten Zoologen meist zu den Amphibien gerechnet *). In der V o l k s m e d i z i n alter und neuerer Zeit spielt der B. eine sehr große Rolle s ). „Des B.s renne (d. h. Gerinsel, Coagulum, das in seinem Darme vorkommt) ist für die vallenden suht guot", erklärt Megenberg e ). Die G a l l e wird in Westböhmen gegen „Herzschmerz" (d. h. Magenkrampf) verwendet 7 ) ; die Kniescheibe schützt vor Zahnschmerzen 8 ); ein Rezeptbuch des 16. bis 17. Jhs. empfiehlt: „ V o r die Rothe ") Urquell2 (1891), 126. '·) T y l o r Cultur wehe (Ruhr, Dysenterie) : Nim die L e b e r I, 128. " ) S c h e l l Bergische Sagen 210. " ( B a r t s c h Mecklenburg 2, 341. ") H. S t a h 1 aus einem Bieber. Zu Stich (zerstich) die Westphälische Sagen 1831, 127. ") M ö l l e n woll mit einer grossen Nadell vnnd Lege h o f f Sagen 200 = W u t t k e 255. ") J o h n die In wein, das der wein gar vber die Erzgebirge 118. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 35· M) j J o h η Erzgebirge 152. Rühle. Leber gehet vnnd Lass Eine Nacht darinnen Liegen, vf den Magen thue Sie in einem Netzlein" 9 ). Eine Hs. des 16. Jhs. Bibelamulett 1 ). Seit dem christlichen Altertum bis zur Gegenwart galt die rät: „ v o r das feber. nim die Schoppen ( S c h u p p e n ) von einem beberBibel, einzelne Bücher daraus oder einzelne Bibelstellen, als Schutz- und Ab- schwantz, die polfer das klein, das dringke mit karlebenedigkte wasser" 1 0 ). wehrmittel. So läßt sich ζ. B. der Gebrauch des 90. Psalms als B. von den früh- Das F l e i s c h hilft gegen Gallfieber 1 1 ), christlichen Papyri bis zum Weltkrieg aus den Haaren machte man Hüte, welche gegen Krankheiten schützten 12 ). verfolgen. Wie bei uns die Maus mit ihren scharfen s. auch A m u l e t t , B i b e l . ') W i l c k e n Arch. f. Pap. 1, 429ff.; E. Zähnen im Analogiezauber des Zahnens eine große Bedeutung hat, so bei außerN e s t l e ZfneutWiss. 7, 96; D e i ß m a n n Licht vom Oslen 32. 167. 297; E i t r e m u. europäischen Völkern der B. mit seinen F r i d r i c h s e n Ein christl. A mulett auf PapyZähnen 13 ). rus (Videnskapsselsk. Forhandl. 1921 Nr. 1) 16; S c h ä f e r Papyri Jandanae 1 (1912); F r a n z ') Vgl. im allgem. E b e r t Reallex. 2, 14f.; Benediktionen 2, 57. 436; B e i B e i Gesch. der H o o p s Reallex. 1, 277f.; P a u l y - W i s Evangelienbücher (Stimmen aus Maria-Laach s o w a 3, 1,400ff.; S c h r ä d e r Reallex. 85. Erg.-H. 92—93, 1906), i f f . ; P a u l y - W i s - ') H o o p s ι, 277; F i s c h e r Allertumsk.
I22I
Biber
13; DWb. ι, 1806 f. ') Buch d. Natur ed. Pfeiffer 127, 9 ff.; vgl. Β r a u η e r Curiositäten (1737), 033. 4) P a u l y - W i s s o w a 3, I, 400; B r a u n e r a. a. O. 633; BlpommVk. 4, 60. ') Vgl. P a u l y - W i s s o w a 3, x, 401 f.; Η ö f 1 e r Organotherapie 1x4. 181 usw.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,65 f. ·) 127, 8 f. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2,85. ") J ü h l i n g 1 0 = M a r s h a l l Arznei-Kästlein 28. ·) J ü h l i n g 9 = H ö f l e r Organother. 181. 10) J ü h 1 i η g 9. l l ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 106. ») Ebd. ι, 66. ") Ebd. ι, 66; F r a ζ e r ι, 180.
2. Eine der verbreitetsten naturgeschichtlichen Fabeln des Altertums ist die Geschichte von der Klugheit des B.s: „Wenn er verfolgt wird, beißt er sich seine Hoden selbst ab und opfert sie so seinen Verfolgern, weil er weiß, daß ihm deshalb nachgestellt wird; denn, so glaubte man, die Hodensäcke sind der Sitz des so begehrten Heilmittels, des B . g e i l s " 1 4 ) . Die Geschichte findet sich auch im MA. und geht bis in die neue Zeit hinein 1 8 ). In Wirklichkeit wird das B.geil in besondern Drüsen des männlichen und weiblichen B.s, die im Unterteile der Bauchhöhle neben den Geschlechtsteilen liegen, abgesondert; es ist eine wachsähnliche Masse, von starkem Geruch und bitterem Geschmack, das in der Volksmedizin der Antike, des MAs. und auch der Neuzeit eine große Bedeutung h a t t e 1 4 ) ; es enthält größtenteils Harz, dazu etwas ätherisches Öl, Cholesterin, Kastorin, Fette usw. Das beste B:geil kam aus Pontos, Galatien und Afrika; das spanische wurde geringer geschätzt; heute unterscheidet man russisches und englisches B.geil 1 7 ). „ D a z pibergail ist ze vil erznei guot", schreibt Megenberg l s ), es „macht haiz und trucken und hat die Kraft, daz ez die gaist und die fäuhtin vertreibet, die den krampf mâchent, ez ist auch nütz den die hend pidment von der krankheit der ädern, sô man wein wellt mit dem b.gail und sich der siech dâ mit salbt und bestreicht und das b.gail pei im helt und dar zuo oft smeckt, daz ist den siechen glidern von dem paralis guot." Hugo von Trimberg erklärt im Renner (V.9933) : Vür gegihte wart nie niht sô guot Als lützel sorgen und frôer muot. Dar nâch bringet ein ander heil Warm ziegel, baber und b i b e r g e i l .
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Die handschriftlichen und gedruckten Arzneimittelbücher des 16.—19. Jhs. empfehlen das B.geil für mannigfache Leiden: Es wird, schon im Gargantua, zur E r l e i c h t e r u n g der Geburt eingegeben w ), bei F r a u e n l e i d e n verschiedenster Art, auch nur als Riechmittel, verwendet 2 0 ), es wirkt heilsam bei I m p o t e n z 2 1 ) , „so die zung vom S c h l a g getroffen, lege man jm gepülfferte B.geylin under die Zungen" «*), es hilft bei F a 11 s u c h t a ) und W a h n s i n n 2 4 ) , M a g e n l e i d e n 25 ), namentlich Verstopfung 2e) und „Kröten im Bauch" 2 7 ), bei K o l i k 2 8 ) , P o d a g r a und Ischias a ) ; auch H e r z g e s p e r r und Atemnot heilte man mit B.geil M ), ebenso Z a h n w e h 3 1 ) usw. S2 ). Im Osterspiel von Muri (13. Jh., Vers 43) wird es als Mittel zum Liebeszauber aufgeführt. Auch zur Abwehr der Raubbienen und zur Produktionssteigerung der Bienen ist B.geil ausgezeichnet 3S ). ") P a u l y - W i s s o w a 3, 1, 400 f.; Ρ 1 i n i u s Nat.Hist. 32, 12; 8, 47; H ö f 1 e r Organother. 114. ") I s i d o r Etymol. 1?, 2: castores, quum praesenserint venatorem, ipsi se castrant; M e g e n b e r g ed. Pfeiffer 127; Physiologus in H o f f m a n n Fundgruben χ (1830), 3 i ; lat. Text: Münchener Texte ed. F r . W i l h e l m 8 (München 1916). 33 f.; H u g o v. T r i m b e r g Renner V. 19 529 ff. ; K o n r a d v. W ü r z b u r g MSD. 2. 335; F r i d a n k s Bescheidenheit 139, 5 f. ; C a r u s Zoologie 124; BlpommVk. 4, 60; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 255 ; Schatzkammer der Kauffmannschaft χ (1741), 507: (Es gibt zweierlei B.geil): „eines kommt von dem B. selbst, das andere aus denen sogenannten B.Geilen. Beyde werden ausgeschmolzen und äußerlich wider Nerven-Krankheiten, Glieder-Reissen und Schmerzen, wider Mutter-Weh, fallende Sucht, Schlag, Krampff, etc. gebrauchet; wiewohl das letztere durchdringender, aber auch viel theurer ist." le ) Β r ä u η e r Curiositäten (1737), 633 f.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 6 5 ! ") P a u l y W i s s o w a 3, 1,400; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,66. ") Ed.Pfeiffer 127. ») F i s c h a r t Gargantua (ed. Alsleben) 156; Jühling 9 (16./17. Jh.); F o s s e l Volksmedizin 88. ") J ü h l i n g 6. 7. 9; F o s s e l 55; H o vorka-Kronfeld I, 164. " ) J ü h l i n g 5 . 9 f . ; K r ä u t e r m a n n 164; H ö h n Volksheilkunde i, 120. n ) J ü h l i n g 5; F o s s e l 90; S c h m i d t Mieser Kräuterbuch 37 Nr. 13; Hovorka-Kronfeld 2, 247. ") J ü h l i n g 5. 8. " ) Urquell 3 (1892), 4. «) J ü h l i n g 8. 9. ») Ebd. 6. (Gesner). ") Alemannia 26, 264. ") J ü h -
1224
Biber neHe
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l i n g 9; K ö h l e r Voigtland 353. ··) J ü l i l i η g 8. «·) Ebd. 6. " ) Ebd. 5. M) Ebd. 5. 7. 8. *») Urquell 5 (1894), 22 Nr. 11. 12. Bächtold-Stäubli.
Im Riesengebirge verrät Rübezahl das Pestmittel mit den Worten 1 0 ):
Bibernelle (Pimpinella saxífraga). 1. B o t a n i s c h e s . Doldengewächs mit einfach gefiederten Blättern, deren Fiederblättchen eiförmig und am Rande gezähnt, sind. Dolden und Döldchen entbehren der Hüllblätter. Die Blüten sind weiß. Nah verwandt mit der kleinen B. und vom Volk meist nicht weiter unterschieden, ist die große B. (P. magna) mit kantig gefurchtem, oben unbeblättertem Stengel. Beide Arten sind auf trockenen Wiesen, an Rainen und lichten Waldstellen meist nicht selten 1 ). Als welsche, schwarze oder Gartenb. wird auch ab und zu der ähnliche Blätter besitzende Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) bezeichnet, der jedoch als Rosengewächs mit der obengenannten B. nicht verwandt ist. Bei den antiken Schriftstellern wird die B. nicht erwähnt 2 ). Der Name „pipinella" wird anscheinend zum erstenmal von dem Arzt Benedictus r i s ρ u s (7. Jh. η. Chr.) erwähnt.
und in Tempelburg (Kr. Neustettin) ruft die geheimnisvolle Stimme u ) :
M a r ζ e l l Kräuterbuch Heilpflanzen 104.
245 f.
!)
Ders.
2. Im späten MA. erscheint die Bhäufig als Pestpflanze 3 ). Ungewöhnlich häufig (besonders im südlichen und östlichen Deutschland) sind Volkssagen, in denen die B., oft zusammen mit anderen Pflanzen wie der Blutwurz („Armetill"), dem Baldrian, dem Wacholder („Kranewitt"), der Eberwurz, der Strenze, bei einer Pestepidemie von einer geheimnisvollen Stimme (einem Vogel, einem Zwerg) als Heilmittel empfohlen wird. Über die B. in der Pestsagé haben T r e i c h e l 4 ) , E. L e m k e 6 ) , H o f f m a n n - K t a y e r ' ) und in letzter Zeit besonders M a r z e i l 7 ) gehandelt. Der Spruch des rettenden Vogels, Zwerges usw. lautet ζ. B. im Prättigau (Graubünden) 8) : „Esset Eberwurz und Bibernell, Damit ihr sterbet nit so schnell!"
in Owen (Schwaben)·): „Bibernell, ist gut für all".
„Kocht Bibernell und Baldrian Wird die Pest ein Ende han!"
„Brükt Bibernell, brûkt Bibernell, Dat ji nich stärft so schnell!"
Ahnliche Sagen sind auch im Slavischen bekannt i a ). *) ζ. Β. Β r u η f e 1 s Kreuterbuch 1532, 244; Fuchs New Kreuterbuch 1543 cap. 232. ') Armetill, Bibernell und andere Pestpflanzen. Eine ethnologisch'botanische Skizze. 1887. ®) Brandenburgia 18 (1909), 33 ff. = Asphodelos ι (1914), 65—75. *) SchwVk. r, 19 f. ') Heilpflanzen 104 ff.; Bayr. Volksbotanik 183—187; ZfVk. 35/36, 164—174, an letztgenannter Stelle mit reichlichen Literaturangaben. 8) U l r i c h Volksbotanik 30. ·) M e i e r Schwaben 248. 10) ZfVk. I i , 141. ") J a h n Pommern 1886, 38. l i ) G r o h m a n n 14; K r a u ß Slav. Volkforschung 95.
3. Im Busen getragen, gilt die B. als Mittel, die Milch zu vermehren 13 ). Die B. soll die Schwangerschaft verhüten, wenn eine Frau sie bei sich trägt M ). Die Wurzel, einem Mädchen in die Tasche getan, ohne daß es davon weiß, bewirkt, daß es der betreffenden Person nachlaufen muß (vgl. Knabenkraut) 15 ). Hier erscheint die B. offenbar wegen des bocksartigen Geruches ihrer Wurzel (der Bock als geiles Tier!) als Aphrodisiacum. ») Stettin: Urquell 6, 172; Ungarn: Tern e s ν a r y Geburtshilfe 108. ") M a η ζ Sargans 85. ls ) W a r t m a n n St. Gallen 56.
4. Das „Pimpinellengraben", wie es früher am Himmelfahrtstag in der Mark stattfand1®), weist vielleicht darauf hin, daß die B. eine alte Zauberpflanze ist und in Fruchtbarkeitskulten Verwendung fand (vgl. oben ihre Anwendung als Aphrodisiacum, ferner den ebenfalls am Himmelfahrtstag gegrabenen Aronstab, s. d.). Ein aus Oderberg in der Uckermark stammender Alraun (s. d.) war aus der B.wurzel gefertigt, die man zu bestimmter Zeit feierlich auszugraben pflegte 1 7 ). Die Pflanze „bibenella" (ob hier allerdings unser Doldenblütler gemeint ist?) erwähnt die hl. H i l d e g a r d 1 8 ) als zauberwidriges Mittel. Als solches gilt die B. auch in England 19 ).
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Bibi—:•Biene
») Κ u h η Mark. Sagen 328 if. 17 ) ZfVk. 19, 127. " ) Physica 1, 1 3 1 . " ) Ν o r t h a 1 1 FolkRhymes 1 8 9 2 , 1 4 3 = MschlesVk. 16,34. Marzell.
B i b i 1 ) (von 'bibelot'?), eine kleine Figur mit fratzenhaftem Gesicht, die im Kriege Glück bringen soll und während des Weltkrieges viel verkauft wurde. >) Vgl. Κ r ο η f e 1 d Krieg 75. Bächtold- Stäubli.
Bibiabinka, Babiabinka, ein Eigenname in Kinderliedern, den Mannhardt, Mythol. Forschungen 464 ff. 656. 663 ff., aus mhd. babe, avus, avia, mater x ) herleitet und dem er den Sinn von parca gibt. s. a. B a b a . 1) D W B . I, 1057.
Bächtold-Stäubli.
biblische Worte im Zauber. Wie man
im Altertum Verse aus Homer und Virgil als Amulette und sonst zu magischem Gebrauch benutzte was auch noch im MA. 2) und darüber hinaus in neuerer Zeit 3 ) üblich war, so hat man auch schon frühzeitig Sprüche und Verse der Bibel in gleicher Weise verwendet. Chrysostomus 4 ), Isidor von Pelusium 5 ), das Opus imperf. in Matth. 6) sprechen von kleinen Evangelienzetteln (δέλτια έυαγγέ-
λια), die man als Schutz trug, Gregor der Große ') von einer „lectio sancti evangelii theca persica inclusa". Besonders gern gebrauchte man das Johannesevangelium (s. d.) und die Psalmen (s. d.), die noch heute im Zauber eine große Rolle spielen. Gegen Nasenbluten, Wetterschaden usw. diente J o h . 19, 30: consummatum est 8 ) ; gegen Verrenkung usw. J o h . 19, 36, vgl. Lev. 12, 46, Num. 9, 1 2 : os non comminuetis ex eo 9 ). Der Todesschrei Jesu Mt. 27, 46, Me. 15, 34: Eli, E l i , lamma sabaethani (auch in der griech. Form) begegnet schon in einem koptischen Zaubertext 1 0 ), in einem griech. Wettersegen n ), dann in lateinischen Exorzismen und Wettersegen 1 2 ), Luk. 1, 79: illuminare his qui etc. in einem Geburtssegen 1 3 ), Luk. 4, 30: Jesus autem transiens etc. als Schutz gegen Feinde in Waffensegen, Geburtssegen usw. M ). Act. 9, 4: Saule, Saule, quid me persequeris? fand Verwendung gegen Feuerwaffen 1 5 ), Jerem. 10, 2: a signis coeli quae timent gentes etc. eeeen Pest und Waffen 1 6 i.
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Mk. 5, 6—9 gegen Bezauberung des Viehs 17 ). Die Beispiele zeigen die weite Verbreitung des Gebrauchs von Bibelworten im Zauber 1 8 ). J ) H e i m Incantamenta 514 if.; S t e m p l i n g e r Aberglaube 82. ') F r a n z Benediktionen 2, 201. 203. s ) Τ h i e r s 1, 362. 363. 378. 406. 4) Ad pop. Antioch. hom. 19 M i g η e P. Gr. 49, 195; in Matth, hom. 72 M i g η e P. Gr. 58, 669. 5) Epist. 1. 2, 150 M i g η e Ρ. Gr. 78, 604; Opp. Chrysostomi ed. Montfaucon 6 (Paris 1724), 184 des Anhangs. ') Ep. 14, 1 2 M i g η e P. lat. 77, 1 3 1 6 . 8) C a r d a n u s De varietale rerum (Basel 1581), 1042; L u d o l p h u s d e S a x o n i a Vita Jesu Christi (Antwerpen 1618), p. 2. c. 63, 127 S. 658; T h i e r s r, 361. 377. 4 1 3 ; D e l r i o Disquisitiones tnagicae (Köln 1679), 492; SAVk. 15 (1911), 179; S e y f a r t h Sachsen 152; J o h n Westböhmen 274; K ö h l e r Voigtland 409; Germania 24, 73; B a r t s c h Mecklenburg 2, 376; Ons Hémecht Festschrift 18; O h r t Trylleformler 2, 26 Nr. 1 1 2 8 ; H a u e k RE. 1, 475. ·) T h i e r s ι, 356. 365; S e y i a r t h Sachsen 174; W i e r De praestigiis daemonum (Basel 1583), 1. 5 c. 4, S. 5 1 1 ; K i e s e w e t t e r Die Geheimwissenschaften 653; Revue archéologique 1 (1892), 56. 10 ) Gnost. Traktat von Turin fol. 9 ( R o s s i Cinque manoscritti, in: Mem. Accad. Tor. ser. 2 vol. 43). u ) E . L e g r a n d Bibliothèque grecque vulgaire 2 (1881), 20 ff. (zu Ps. 102 u. 103). u ) F r a n z Benediktionen 1, 4 3 1 ; 2, 77. 80; Aufruf 16. ls ) F r a n z a. a. O. 2, 200. " ) W a k k e r n a g e l Altdeutsche Predigten 6 1 1 ; v. d. Hardt Historia litteraria reformations 3 (in einer Synodalrede des 15. Jhs.); F r a n z a. a. O. 2, 431 ; Τ h i e r s ι, 365. 4 1 1 ; K i e s e w e t t e r Faust 449 ; D e r s. Die Geheimwissenschaften 653; O h r t Trylleformler 2, 70 Nr. 1263; The Reliquary 1893, 201; Württ. Vjh. 1 3 (1890), 252 Nr. 382. 247 (im Colomansegen). 1S ) T h i e r s I, 365. «) D e r s . 1, 355. 378. 17 ) Württ. Vjh. 13, 231 Nr. 336. 1S) Vgl. noch H a u c k RE. 1, 469. 475 ; F r a n z Benediktionen 1, 469; 2, 90; K r o n f e l d Krieg 95; F r a n z Nicolaus von Jawor 159. 186; G e r h a r d t Franz. Novelle 1 2 3 ; G a n z l i n Sachs. Zauberformeln 19 Nr. 28; B i s c h o f f Kabbalah 2, 191 f.; S e l i g m a n n Blick 2 , 3 4 0 ; W u t t k e 72; M e y e r s ber glaube 103 ; L a mm e r t 193. 272 ; Z a h l e r Simmenthai 109.
Jacoby.
Biene, i. B.z u c h t . In deutschen und überhaupt in germanischen Landen ist die B.nzucht sehr alt. Bestimmte Nachweise reichen bis ins 4. J h . v. Chr. zurück (Pythias von Massilia), wie auch die Namen ,B,', , Imme', ,Drohne', ,B.nmutter', .Weisel', ,Wabe', ,Huve' echt germanischen Ursprungs sind. Honig, Met und Wachs fanden schon früh Verwendung.
Biene
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M ü l l e n h o f f Zur Gesch. d. B.nzucht in Deutschland : ZfVk. 10, 18 ff. (mit N o t i z e n über B . n z u c h t aus germ. Rechtsquellen; vgl. M ü l l e n h o f f Altert, ι , 396. 398); A . G m e I i η Die Β. von d. Urzeit bis z. Neuzeit, in : W i t z g a l l Das Buch von d. B. S t u t t g . 1899 (dazu vgl. A f K u l t g . 7, 142) ; Β e ß 1 e r Gesch. d. B.nzucht. Ludwigsburg 1886; H e y n e Das deutsche Nahrungswesen. Leipzig 1901, 2 1 4 ft.; H o o p s Reallex. 1 , 2 7 7 . — A l t e r t u m : P a u l y W i s s o w a 3, 450 ff. — Mittelalter : Τ h o m a s Cantimpratensis (13. Jh.) Liber qui dicitur bonum universale de proprietatibus apium ; A l b e r t u s M a g n u s De Anim. (ed. Stadler) I n d e x ; ausführlich, aber f a s t ganz auf antiker Literatur beruhend: V i n c e n t i u s B e l l o v a c e n s i s Speculum Naturale cap. 7 7 — 9 6 ; M e g e n b e r g Buch d. Natur (ed. Pfeiffer) 287 ff. Vgl. a u c h die Literatur a m Schluß.
c) Die Ansicht, der W e i s e l sei ein M ä n n c h e n („König", „ K a i s e r " ) herrschte bei den Naturforschern seit Aristoteles bis in die zweite Hälfte des 17. Jhs. 5 ). In Unterprechtal (Baden) heißt die Königin „der Meister" 6). Anderseits schon ags. beomôdor „ B . n m u t t e r " ; mlat. mater apis; tschech. matka1). d) Nach alter Volksanschauung ist die B. ein V 0 g e 1 8 ). e) Von den D r o h n e n glaubte man, daß sie die B.n aus b r ü t e n (holl. broetby en)9). f) Gut mit Haaren bewachsene B.n haben gute A r t 1 0 ) .
2. N a t u r g e s c h i c h t l i c h e r A b e r g l a u b e , a) E n t s t e h u n g der B. Von der antiken Vorstellung, daß sich die B. aus dem A a s (s. d.) von Rindern bilde *), finden sich auch auf deutschem Boden vereinzelte Spuren. M e g e n b e r g , Buch der Natur (Pfeiffer) 292 : ,,Εζ werdent peinen (Β.) aus frischen waltrinder päuchen, die man aurochsen h a i z t . . aber man muoz die päuch mit mist bedecken, so komment die peinen da von." Ohne Angabe der Quelle Aegidius Albertinus in der, Welt Tummel- und Schauplatz' (München 1612) S. 372: ,man sagt, daß die Impen auß den todten Leibern der Ochssen wachsen / Deswegen pflegt man die Kälber zuschlachten vnd jhr Fleisch vnnd Blut verfaulen zu lassen, auff dass Würm darin wachsen / welche hernacher Flügel vberkommen vnd Impen werden.' Und das Zauberbuch eines Heinrich v. Gerstenbergk enthält die Notiz: „ I n vielen Gegenden Deutschlands herrscht unter den Landleuten der Glaube, daß, wenn man ein Stück Aas von einem Rindvieh in wohlriechendes Gras, Blumen oder Heu legt, B.n daraus entstünden" s ). Die P a r t h e n o g e n e s i s der B.n 3) spricht Fr. Spee in seiner ,,Trutz Nachtig a l " aus:
') P a u l y - W i s s o w a 3, 434. 447 ; G r i m m Myth. 2, 579; 3, 202; Globus 39, 2 2 1 ; ZfVk. 10, 19. B . n entstehen aus d e m B l u t geopferter Stiere oder hausen i m H a u p t des Onesilos, K ü s t e r Schlange 63 A. 2 (zit. W e i c k e r Seelenvogel 29) ; ausführlich i n e i n e m V i e h a r z n e i b u c h v o n 1 5 3 5 („ausz Varrone, Plinio, Vergilio, Palladio") : Alemannia 3. 73 f- Vgl. die B . n i m Aas des v o n Simson get ö t e t e n L ö w e n : Richter 14, 8. 2) S c h r a m e k Böhmerw. 262. 3) P a u l y - W i s s o w a 3, 3 3 4 ; F r a n z Bened. 2, 135 A. 2 (zit. Ambrosius u n d R u f i n u s ; vgl. auch I s i d o r u s Etym. [ M i g n e P.L. 8 2 , 4 7 0 ] ) ; G r i m m Myth. 3, 202: „wird âne hîleichiu dine geborn"; A 1 b e r t u s M. Anim. 17, 5 1 ff. ; M e g e n b e r g (ed. Pfeiffer) 288; vgl. noch G i h r Meßopfer 263. ') BIPomVk. 9, 174. s ) N o c h A η d r. Ρ i c u s Von den B.n (Erfurt 1677), lt. C a r u s Zool. 460. — Vgl. ferner G r i m m Myth. 2, 580; 3, 203; P a u l y - W i s s o w a 3, 433; ZfVk. 10, 20. I n Ä g y p t e n wurde das Bild der Β . als Hieroglyphe für den König gebraucht: P a u l y - W i s s o w a 3, 447. ·) M e y e r Baden 4 1 5 . ') G r i m m Myth. 2, 580; 3, 203; 8 SAVk. 16, 20. ) S a r t o r i 2, 1 3 2 ; vgl. Jes. Sirach 11, 3. ') C o c k Volkgeloof 1, 145. 10 ) B l p o m V k . 2, 42.
Sie h ä u f f i g sich vermehren. D o c h keusch, o h n h e y r a t h sein; Ohn lieb sie sich beschwären Mit süssen Kinderlein.
b) G e s t o r b e n e stechen (Pom.) 4).
B.n können noch
3. K u l t u n d E h r u n g . Die Organisation, die lange Zeit rätselhafte Sexualität (s. 0. Anm. 3) und der nutzbringende Fleiß der B.n haben naturgemäß zu dem Glauben geführt, daß sie mit höheren, ü b e r n a t ü r l i c h e n Eig e n s c h a f t e n begabt seien. Sie können r e d e n (Westf.) n ) , in der Christnacht zwischen 1 1 und 12 Uhr wachen die B.n auf und kriechen trotz der Kälte aus dem Stock 1 2 ), oder sie s i n g e n (Meckl.) ,8 ) oder summen zum Preise des Erlösers ein Lied (Schles.) 14 ). Auch vermögen die B.n zu unterscheiden zwischen g u t e n u n d
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Biene
b ö s e n Menschen ¡ L e i c h t s i n n i g e Weiber (s. u. A. 22—27) und T r i n k e r werden von ihnen gern gestochen, während gute Menschen verschont bleiben (verbr.) 1 5 ) ; geschminkte Mädchen und Dirnen sind ihnen zuwider 1 ®). F l u c h e n und S t r e i t e n ist in ihrer Nähe zu vermeiden (Baden, Schwaben, Schweiz) 1 7 ). Fluchende werden gestochen oder haben als Züchter kein Glück (ObPf., W ü r t t . , Schwz.) 18 ), und von einer unfriedlichen Familie ziehen die B.n weg (Bad., Schwb., Pom., Erzgeb.) l e ). E n t s t e h t wegen der B.n Streit, so fallen sie a b (Bad., Pom., Schwz.) au ). Da m a n im MA. (wie im Altertum) an eine geschlechtslose Erzeugung der B.n glaubte (s. ο. A. 3), was dann weiterhin die B. zum Symbol f ü r die jungfräuliche Geburt des Erlösers machte (s. u. Nr. 9) 21 ), gilt die B. als besondere Beschützerin der K e u s c h h e i t . Keusche J u n g f r a u e n (Meckl.) 22) und Jünglinge werden nicht gestochen (Pos., Bö.) 22), U η ζ ü c h t i g e (s. o. 5) dagegen gehaßt (Schwb.) 24 ). Beim Einfangen der B.n muß ein Keusches anwesend sein (Bay.) 2S ); Mädchen geben wohl auch ihren Geliebten eine Tugendprobe, indem sie sich zu einem Bienenschwarm stellen (Pos.) 2e ). Alles U n r e i n e ist den B.n zuwider 27 ). K o m m t eine M e n s t r u i e r e n d e in ihre Nähe, so sterben sie (Schles., Öst.) Μ ) (ihr Pfleger ist daher stets ein Mann, mit dem ehrenden Namen „ B i e n e n v a t e r " ) . Ü b e r h a u p t sind sie gegen üble oder starke G e r ü c h e (Schweiß, Knoblauch u. ä.) sehr empfindlich M ). B.n sind p r o p h e t i s c h . Dem Herzog Leopold von Österreich verkündeten sie 1386 die Niederlage bei Sempach: ,,do kam ein imb (Schwärm) geflogen . . . ans hertzogen waffen . . . das d ü t e t f r ö m b d e geste, so redt der gmeine m a n " auch wenn sich die B.n verfolgen und totbeißen, bedeutet das K r i e g (Schwz.) 31 ). Vor dem B e r g s t u r z von Plurs (Graubünden) flogen alle B.n weg 3 2 ). S e u c h e n oder U n g l ü c k gibt es, wenn die B.n in großer Zahl sterben (ObPf., Schwz.) 33), wenn sie hoch fliegen (Ob.Öst.) 34) oder sich an einen ungewöhn-
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lichen Ort setzen (Voigtl.) 3S ). „ S o ein mann, auff dem seinen einen binenschwarm findt, in einem bäum, so ist es ein böß zeichen, es sey dann, daß er sie behandgabe mit einem stück geldts. wo einer änderst die binen neme, dem würden sie nimmermehr gut t h u n " 3e ). Anderseits bedeutet das Ansetzen eines f r e m d e n Schwarms G l ü c k 3 7 ) . S. auch u n t e n Nr. 4, A. 159 ff. Nach einer vereinzelten Angabe ist auch der ein Glückskind, an den im Schlafe eine Β. fliegt 3 8 ). H ä n g t sich ein Schwärm an einen Gartenbaum, besonders an einen dürren Ast, so bedeutet es Τ o d im Hause 39) ; fliegt ein Schwärm fort und k o m m t in 3 Tagen nicht wieder, so deutet das auf den Tod der Kinder des Hauses (Schwz.) 40 ). Den Tod des Imkers zeigen die B.n an, wenn sie unruhig werden und s t a r k s u m m e n 41 ). Wenn die B.n verderben (Tir.) 42) oder wenn man von schwärmenden B.n t r ä u m t , stirbt jem a n d aus der Familie 4 3 ), oder es gibt sonst ein Unglück in ihr 44 ). Die B.n merken den Tod des B.nvaters, kommen vors Fenster geflogen und nehmen mit j a m mernden Tönen Abschied (Schwz.) 45 ). „ V o r f ä 11 e " im Haus des Meisters sind zu erwarten, wenn die W a b e n in der Mitte verbunden s i n d 4 6 ) . Feuersb r u η s t bedeutet es, wenn ein Schwärm sich an ein H a u s h ä n g t (Schi., Tir.) 47) oder wenn m a n von B.n t r ä u m t (Pos., Sieb.) 48 ). Starke B r u t zeigt ein f r u c h t b a r e s J a h r an (Schwz.) 49) ; ebenso, wenn die B.n s u m m e n 6 0 ) . „ E i n B.nschwarm im Mai / Ist wert ein Fuder H e u ; / Doch a m J o h a n n e s t a g / Ich keinen geschenkt mehr m a g " (Inntal) 6 1 ); ähnlich im OA. Ellwangen 62 ), in P o m m e r n (ohne Johannis) 53 ), im Odenwald 64 ). Besonders glückbringend sind Himmelfahrtschwärme (OA. Weinsberg) 65 ). Einen strengen W i n t e r gibt es, wenn die B.n ihren K o r b dicht verschließen und umgekehrt (Schi., F l a n d . ) 6 6 ) . W e n n die B.nvölker den Winter über keine N a h r u n g haben, so daß sie mit Honig g e f ü t t e r t werden müssen, so wird es auch den Menschen im nächsten J a h r e unglücklich gehen 6 7 ). Alle 7 J a h r e gibt es ein gutes Honigjahr, wenn die B.n a m Klee saugen, was n u r
Biene alle 7 J a h r e geschehen darf 5 8 ). ,Stehen die B.n spät auf', so bleibt das W e t t e r , ,spannen sie vor' (beeilen sie sich), so ändert es, , stürmen sie lang', so gibt es rauhes Wetter (Schwz.) 69), 'machen die B.n arges Gesumm, gar bald schlägt dann das Wetter um' (Pos.) M ). Fliegen die B.n morgens hastig aus und kehren schnell wieder, so wetterts bald; sind sie zornmütig und gereizt, so wird es heiß und bleibt einige Tage s o 8 1 ) . Wenn ein Schwärm sich nicht niederläßt, sondern zum Muttervolk zurückkehrt, steht heißes, trockenes Wetter in Aussicht 4 2 ). Der Beginn der Drohnenschaft wird als das Vorzeichen ungünstiger Witterung betrachtet e3 ). Wenn die B.n ihre Drohnen bald töten, rechnet man auf einen schlechten Nachsommer und umgekehrt 84 ). Ein Gewitter befürchtet man, wenn die schwärmenden B.n gemeinschaftlich in den Stock zurückkehren und nicht, wie meist, eine natürliche Wasserstelle aufsuchen, sondern von dem bereitgestellten Wasser saugen. Als Anzeichen eines Wetterwechsels oder nahen Sturmwindes betrachtet man das Bemühen der im Kasten befindlichen B.n, diesen an Rißstellen, statt durch das Flugloch, zu verlassen e5 ). Wenn die B.n leer zum Bau zurückkehren , so ist Gewittersturm im Anzüge 6 8 ). Manche Parallelen bietet die Antike CT). Vereinzelt ist die Voraussage der Κ i η d e r ζ a h 1: Eine Bauernmagd half einst einer B . auf die Beine. Als die Magd später heiratete, summte ihr eine B . bei der Vorsegnung vor der Kirche ins Ohr: „Sieb'n, sieb'n". Die Bäuerin bekam 7 Kinder 8 8 ). Zu der Prophezeiung der D i c h t e r g a b e s. u. Nr. 8 A. 245 f f . Die übertierisch scheinenden Eigenschaften machen aus der B . ein höheres, j a geradezu h e i l i g e s Wesen89) (vgl. u. Nr. 4, A. 123 f. und Nr. 7). Hiefür kommt besonders in Betracht, daß sie der Kirche das Wachs f ü r die geweihten Kerzen liefert 7 0 ). Man glaubt sogar, daß sie an Fronleichnam eine Monstranz, an J o hannis einen Kelch aus Wachs b a u e 7 1 ) ; dazu vgl. unter Nr. 8 die Sage von dem Wachstempel um die Hostie.
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Die B.n heißen Herrgotts- oder Marienvögel 7 2 ) und werden mit E h r f u r c h t behandelt 73 ). Man darf n i c h t nach ihnen s c h l a g e n 74), oder sie gar t ö t e n 7 S ) . Wie von Menschen, sagt man von der B . : sie ' s t i r b t', 'i ß t', ' t r i n k t' (verbr.) 78 ) ; Leute, die gröbere Ausdrücke brauchen, werden von den B.n gestochen oder haben kein Glück 7 7 ). Vor B.n wird das H a u p t e n t b l ö ß t (Schwz.) 7 8 ), die C h r i s t n a c h t wird ihnen angezeigt (Schles.) 79), ebenso das N e u j a h r durch Schießen (Odenw.) 80 ); an L i c h t m e ß , wo j a die Wachsweihe gefeiert wird, klopft man an die Körbe mit dem Spruch: „Bineli freued-ich (euch), Lichtmess ist d o " (Bad.) 81 ), und im preuß. Kreise Braunsberg sagt man den B.n sogar a l l e F e i e r t a g e an 8 2 ). Der Tod83) des B.n v a t e r s 8 4 ) oder anderer Familienglieder 8 5 ) wird den B.n gemeldet. Gewöhnlich geschieht diese Meldung durch (meist dreimaliges) Klopfen 88) an den B.nstöcken und Sprechen eines Spruches (Prosa oder Vers) 8 7 ), die Stöcke werden auch angerührt M ), von der Stelle gerückt oder geschüttelt 89 ), „ g e l ü p f t " 9 0 ) ; in Posen wird 3mal in das Flugloch geblasen 9 1 ). Geschieht die Ansage nicht, so sterben die B.n 9 2 ), leiden Schaden 9 3 ), ziehen weg 9 4 ), oder es stellt sich ein Unglück ein 9 5 ), oder es gibt „Meisterb.n" 9 8 ). Seltener werden die Stöcke zum Zeichen der Trauer mit einem schwarzen Läppchen oder Flor versehen 97 ). In einem Fall war die Folge der Unterlassung die Geburt eines taubstummen Kindes M ). Zuweilen geschieht das Klopfen, Rücken, Lüpfen der Stöcke auch, wenn die L e i c h e d a s H a u s v e r · 1 ä ß t, über die Dachtraufe hinaus kommt 9 9 ). Im Tirol heißt es: Wenn eine Leiche bei einem Hause vorübergetragen wird, muß man die B.nstöcke umkehren, sonst werden sie „malefiziert" 10 °). Ebenda werden die B.n zur S e e l e n m e s s e eingeladen 1 0 1 ). Wenn der Hausvater gestorben ist, muß sich der neue Hausherr d e n B.n v o r s t e l l e n 102 ). Hier sei auch die Gewohnheit und der Glaube einer Witwe in Neckargartach (Heilbronn) angeführt, welche, so oft sie
>233
Biene
in ihren B.nstand geht, sagt: „ D e r Heinrich (Name ihres verstorbenen Mannes) ist bei m i r " , dann tun ihr, wie sie glaubt, die B . n nichts, vergesse sie es aber zu sprechen, so werde sie unfehlbar gestochen 1 0 3 ). In Forstweiler (Ellwangen) werden die B . n nach Eintritt des T o d e s aus d e m H a u s geschafft, weil sie sonst keinen Honig mehr geben oder gar zugrunde gehen; auch in Fachsenfeld (Aalen) werden sie an einen andern Ort gebracht, und nur, wenn dies nicht möglich ist, sollen sie gelüpft w e r d e n 1 0 4 ) . Die Pennsylvania-Deutschen glauben, daß, wenn einer nicht sterben könne, man zur Erleichterung des T o d e s die B.nstöcke rücken solle l o s ). In der Schweiz: Nachdem der H a u s v a t e r den B . n seinen n a h e n T o d angezeigt, verlassen die B . n ihre S t ö c k e 1 0 6 ) B.n, deren Herr gestorben, soll man n i c h t k a u f e n , denn sie sterben ihrem Herrn nach (ObPf., Pos.) 1 0 7 ). B r a u t leute werden den B . n mit einem Spruche vorgestellt (Westf.) 1 0 8 ); auch von einer H o c h z e i t erhalten sie K u n d e 1C!)) und die B.nstöcke werden mit einem roten Tuche geschmückt ( B a y . , Bö.) 1 1 0 ). Die junge F r a u stellt sich den B . n v o r U 1 ) . Überhaupt werden ihnen Familienereignisse (auch Geburten) gemeldet 1 1 2 ) . B.n, die man sich s c h e n k e n läßt, gedeihen nicht; denn das ist eine M i ß a c h t u n g U 3 ) , anderwärts sollen im Gegenteil B . n n i c h t g e k a u f t (s. o. Anm. 107) oder v e r k a u f t werden; geschenkte oder geerbte B . n gedeihen am besten 1 1 4 ) ; namentlich aber hat man Unglück mit B.n, deren Besitzer innert J a h resfrist gestorben i s t 1 1 S ) . Jedenfalls darf beim Kauf nicht b e t r o g e n oder g e f e i l s c h t werden (verbr.) 1 1 β ). B e i g e i z i g e η Menschen gehen die B.n ein U 7 ), und wer B . n s t i e h l t , hat Unglück, wird durch K r a n k h e i t bestraft, kann nicht ruhig sterben oder muß gar nach dem Tode umgehen (Westf., P o m . ) 1 1 8 ) . Wenn ein B.nkorb gestohlen ist, und man hat noch etwas von dem Werg aus dem Korbe, so legt man dieses mit etwas Quecksilber in ein Glas oder in einen
1234
hohlen Knochen, p f r o p f t das Behältnis fest zu und wirft es in ein fließendes Wasser. Dann wird der Dieb fortan von Angst und Unruhe gequält. U m das Mittel mit Sicherheit anwenden zu können, nehmen B.nhalter aus jedem K o r b etwas Werg und stellen es in einer Reihe auf, damit, wenn ein K o r b gestohlen wird, das Werg gleich zur H a n d i s t 1 1 9 ) . Die PennsylvaniaDeutschen sagen umgekehrt, man solle B . n stehlen, damit die eigenen gedeihen (s. a. Nr. 4 A n m . 52) 1 2 °). Im bad. Bauland gedeiht ein g e f u n d e n e r Schwärm (doch s. Nr. 4 A n m . 1 5 2 ) nicht, wenn man ihn nicht dem rechtmäßigen Besitzer z u r ü c k g i b t 1 2 1 ) . Während man einen bevölkerten B.nstock über die Straße t r ä g t , soll man sich weder umsehen, noch ein Wort sprechen, noch einen Gruß erwidern, sonst fliegen die B . n f o r t 1 M ) . " ) K u h n Westf. 2,65. " ) F o g e l Penn-
sylv. 2 1 6 . " ) W o s s i d l o Meckl. 2 N r . 1 0 6 2 .
") D r e c h s l e r
Lore of the Ν.-E.
2, 86; vgl. G r e g o r Folk-
of Scotland 1 8 8 1 , 1 4 7 ; Η e η -
d e r s o n Folk-Lore (1879) 3 1 1 . " ) ZfVk. 10, 18; M e i c h e Sagen 567; vgl. S é b i l l o t 3, 318. ls ) H o v o r k a - K r o n f e l d ι, 67. " ) M e y e r Baden 4 1 4 ; Urquell 6, 2 0 ; Κ i r c h h o f e r
Wahr-
heit und Dichtung (Zürich 1824) 359; Schweizld. ι , 235; SAVk. 2, 223; vgl. Ons Volksleven 1 1 , 32; S é b i l l o t 3, 3 1 7 Í . 1β) S c h ö n w e r t h Oberpf. i , 3 5 4 ; L ü t ο 1 f Sagen 3 5 8 ; S A V k . 2, 2 2 3 ; 1 6 , 2 0 ; E b e r h a r d t Landw. N r . 3 , 2 1 ;
Germania 36, 385; vgl. S é b i l l o t 3, 318. " ) M e y e r Baden 414; Urquell 6, 20; E b e r h a r d t I.e.; M e i e r Schwaben 1, 223; SAVk. 25, 216; K n o o p Hinlerpom. 175; BIPomVk. 2, 42; J o h n Erzgeb. 1 2 1 ; streitsüchtige Klosterbrüder : M e y e r Abergl. 154; vgl. H e n d e r s o n a. a. O. 309; L e a t h e r
Folkl. of Herefordshire ( 1 9 1 2 ) 28.
20
) Schmitt
Hetlingen 15; BIPomVk. 6,74; Schweizld. 4,909. 2I ) P a u l y - W i s s o w a 3, 434; F r a n z Bened.
2,
135.
is
) Wossidlo
Meckl.
3
Nr. 1188. «) W u 1 1 k e § 284. " ) Β i r 1 i η g e r Vt. ι, 127; Germania 36, 385; schon bei A e li a η
land 147;
5, l i ; v g l . G r e g o r
Sébillot
3, 318;
Ν.-E.
Keuschheit 56 f f . 1 0 1 . 1 5 6 . 209. « )
Scot-
Fehrle
Panzer
Beitr. 2, 173. *·) Urquell 6, 20. i7 ) Alemannia 39, 45 ; vgl. S é b i l l o t 3, 320. *·) D r e c h s l e r 2,86. »·) Schon im Altertum: P a u l y W i s s o w a 3, 453. — Ferner: M e y e r Abergl.
154;
H o v o r k a - K r o n f e l d
Volksl.
ι , 1 2 5 ; vgl. G r i m m
67; ZföVk. 4, 216; ">) L i l i e n c r o n Myth.
1,
Hist.
2, 9 5 1
(Plin. 1 1 , 1 8 ; C a s s i u s D i o 5 4 , 3 3 ; J u l i u s O b s e q u e n s de prodig. 1, 132); vgl. weiter: K r o n f e l d Krieg 193. 195; S t e m p l i n -
1235
Biene
g e r Abergl. 32 ; H o p f Tierorakel 205 f. Auch allg. auf das H e r a n n a h e n v o n F r e m d e n deutend : V e r g i 1 A en. 7,64 f. ; σειρήν (Wildbiene) μην φίλον άγγέλλει, ξεΐνον 8è μέλιααα. P h o t i o s s . v . σειρήν. , ι ) L ü t o 1 f Sagen 358; J o s . I n e i e h e n Luzern, hs. " ) R o c h h ο 1 ζ Naturmythen 84 (nach Β. A n h o r π Zornzeichen Gottes a. 1665). 33) S c h ö n w e r t h ι . 355 ! L ü t o 1 f Sagen 358. 3 1 ) B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1, 109. a5) K ö h l e r Voigtl. 587; ZfVk. 9, 337 (Engl.). Schon in der A n t i k e bedeutet es Unheil, wenn sich ein Schwärm irgendwo, aber besonders a n einem Altar, anhängte, Hopf Tierorakel 205. *·) ZfdMyth. 3, 3 1 1 . 37) M e y e r Baden 4 1 5 ; F o g e 1 Pennsylv. 102. 2 1 7 ; ZfVk. 9, 337. Vgl. S é b i I l o t Folk-Lore 3, 308. «) S t e m p li n g e r Abergl. 50. 30) SchwVk. 5, 1; M e i c h e S a p * 11. 40) R o c h h o l z Glaube ι , 148; vgl. L i ν i u s 2 1 , 4 6 ; T a c i t u s Λ««. 12, 64; H e n d e r s o n Folk-Lore 309. « ) H ö h n Tod 308. « ) Z i n g e r l e Tirol 45; H ö h n Tod 308; L a m m e r t 100; SAVk. 25, 283. " ) K n o o p Tierkult 4. " ) Veclcenstedts Zs. 3, 395; Rogas. F a m . b l . 2, 48. " ) Schweizld. ι , 235. " ) J o s . I n e i c h e n Luzern, hs. *') G r i m m Myth, 3, 439, Nr. 160 (aus Rockenphilos.). 3, 328 (Claudian) ; Wuttke § 284; D r e c h s l e r 2, 86; Z i n g e r l e Tirol 91 ; H o p f Tierorakel 207. 8 * ) K n o o p Tierwelt 4; W l i s l o c k i Siebenb. 185; ZfVk. 4, 86; Rogas. Fam.bl. 2, 48; Veckenstedts Zs. 3, 395. , ä ) L ü t o l f Sagen 358. 60) D r e c h s l e r Haustiere 10; guten 61 Honigertrag: ZöVk. 6, 174. ) Zingerle Tirol Nr. 1 3 3 1 ; vgl. R o l l a n d Faune 3, 266 (Engl.). " ) E b e r h a r d t Landw. 22. " ) BIPomVk. 2, 42. M ) H m t l . 11, 4 1 , wo auch Trinitatis- u n d Jakobisch wärme als glücklich bezeichnet werden. K ) E b e r h a r d t 1. c. •·) D r e c h s l e r 2 , 8 6 ; W a n d e r Sprichw. ι , 373 Nr. 38; Ons Volksleven 11, 3 1 ; „ H a b e n t a u t e m industriam apes praesentiendi h y e m e m e t qualitates eius et praesentiendi pluvias. Huius a u t e m signum est, quoniam a n t e pluviam non evolant longe a b alveari." A l b e r t u s M. Anim. 8, 183. ·') D r e c h s l e r 2, 86. " ) SAVk. 2 1 , 58. " ) Schweizld. x, 2 3 1 . œ ) K n o o p Tierw. 4; vgl. M e g e n b e r g (ed. Pfeiffer) 289. e l ) B a r t s c h Meckl. 2,206 2 • ) D G . 14, 277. « ) BIPomVk. 2, 27. " ) H o p f Tierorakel 205. , 5 ) M ü l l e r Isergebirge 15. " ) BIPomVk. 2, 26; ZfVk. 10, 211. " ( P a u l y W i s s o w a 3, 447; H o p f Tierorakel 204; G r u p p e Griech. Myth. 801 ff. «») R e i t e r e r Ennstalerisch 100. ") K o l b e Hessen 27; Schlosser Galgenmännlein 99; Antike: Pauly-Wissowa 3, 447; Sonstiges: D ä h n h a r d t Nat. Sag. 1, 127. '») SAVk. 16, 20; B l a s s Die B. 2; F r a n z Benediktionen 2, 709 (Register). " ) S c h m i t z Eifel 1, 40. 43; F o n t a i n e Luxemb. 1 1 9 ; Schell Berg. Sagen 5 2 1 ; H m t l . 11, 4 1 ; vgl. R T r p . 17, 219. " ) M e i e r Schwaben 1, 223. " ) S a r t o r i Sitte 2, 132 (mit Literatur). 74 ) SAVk
1236
16, 20. " ) D r e c h s l e r Haustiere 10 (man verfällt dem Teufel); R o c h h o l z Kinderlied 3 1 9 (Kinder bekommen graue Haare). " ) S a r t o r i Sitte 2, 1 3 2 ; S c h m i t t Hetlingen X5; L e o p r e c h t i n g 80; E b e r h a r d t Landw. Nr. 3, 2 1 ; P a n z e r Beitr. 2, 1 7 3 ; S c h ö n w e r t h 1, 354; B i r l i n g e r Vt. I, 126; D G . 5, 200; M e y e r Baden 414; Drechsler 2, 85; K n o o p Tierw. 3; G r o h m a n n 84; J o h n Westböhmen 214; Lütolf 358; Schweizld. 1, 235; 4, 909; SAVk. 16, 20. " ) R o c h h o l z Kdl. 333; R o t h e n b a c h 36. 7S) Schweiz.Id. 4, 909; SAVk. 16, 20. 7Í ) D r e c h s l e r ι, 38; 2, 86. ω ) H m t l . n , 40. 81) M e y e r Baden 4 1 5 ; F e h r 1 e Volksfeste 29. 8î ) M e y e r Vkde 216. M ) Todansagen ü b e r h a u p t , u n d den B.n insbesondere: S a r t o r i in ZrwVk. ι , 39 (mit reicher Lit.). β4) G r i m m Myth. 3, 202 (auch aus England); Birlinger Aus Schw. r, 400; Dirksen Meiderich 49; F l ü g e l Volksmed. 80; Frischbier Hexensprach 132; Höhn Tod Nr. 7, 324; Hovorka-Kronfeld ι , 67 ; K n o o p Tierwelt 3; Köhler Voigtl. 254; K u h n Westfalen 2, 47. 65; K u h n u. S c h w a r t z 435; Kühnau Sagen 3, 470; L a m m e r t 105; M a a c k Lübeck 57; M e y e r Baden 414; S c h ö n w e r t h ι , 248; S t r a c k e r j a n 2, 175. 2 1 5 ; W o e s t e Mark 52; W o l f Beitr. 2, 450 (Westf.); Wrede Rhein.Vkde 136; Wuttke Sachs. Vkde 565; Zeitschriften Deutschi.: Alem. 27, 240 (Baden); BIPomVk. 2, 27; D G . 14, 277; Urquell 1 , 1 0 (Ditmarschen) ; Veckenstedts Zs. 3, 395 (Posen); ZfVk. 4, 327 (Rheinl.); 16, 174 (Rheinl.); ZrwVk. 2, 195; 4, 273; 5, 247; 9, 444. — A n d r i a n Altaussee 1 1 8 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1 , 109; G r ü n e r Egerland 60; Haltrich Siebenb. 295; H a r t m a n n Dachau 228; J o h n Oberlohma 1 6 1 ; D e r s . Westböhmen 2 1 4 ; V e r n a l e k e n Mythen 3 1 4 ; Wittstock Siebenb. 60. -— Schweizld. 4, 909; H o f f m a n n - K r a y e r 43; L ü t o l f Sagen 358; Rothenbach 36; V o n b u n Beiträge 1 1 4 ; SAVk. 15, 1 1 ; 12, 154; 13, 182; 16, 20; 25, 2 1 5 ; ZfMyth. 4 , 1 8 0 (Luzern; Unterwaiden). — Vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3 , 3 1 5 ; D e r s . Paganisme 2 3 1 ; H e n d e r s o n Folk-Lore (1879) 309; L e a t h e r Folk-Lore of Herefordshire (1912) 28. β5) H ö h n Tod Nr. 7, 324; M e y e r Baden 414; S a r t o r i Westf. 196; Alemannia 25, 43; BIPomVk. 2, 43; ZrwVk. 4, 1 2 1 . 273; ZfdA. 3, 366 (Thür.); V e r n a l e k e n Alpens. 401 ; S t a u b e r Zürich 1, 28; SAVk. 8, 274; 10, 279; F o g e l Pennsylv. 216. 217. F r a n k r e i c h : Wolf Beitr. 2, 456; M e y e r Abergl. 232 (n. G r i m m Myth.)', SAVk. 25, 282 (franz.Berner Jura). u ) H ö h n ; Knoop; Kuhn Westf. ; K u h n und S c h w a r t z ; L a m m e r t ; M e y e r Baden-, Schön werth; Wolf; Wrede; Alemannia 27, 240; DG. 14, 277; ZfVk. 16, 174; ZrwVk. 4, 273; 5, 247; G r ü n e r ; H a l t r i c h ;
12 37
Biene
1238
J o h n Westböhmen ; V e r n a l e k e n My- Waldeck 402; BIPomVk. 2, 25; England: then·, W i t t s t o c k ; SAVk. 16,20. ") K u h n W o l f Beitr. 2, 456. 114) S c h ö n w e r t h x Westf.·, K u h n u. S c h w a r t z ; Meyer » 355! K n o o p Tierw. 3; ZrwVk. 2, 208; Baden-, W o l f ; W o e s t e ; W r e d e; vgl. B r a n d Pop. Ant. 2 (1841), 183; ZfdMyth. W u t t k e Sachsen] Urquell 5, 21; 6, 20; 2, 419. ,15 ) R o t h e n b a c h 36 Nr. 306. Z f V k . 1 0 , 1 6 ; 16,174; Z r w V k . 5 , 2 4 7 ; G r ü n e r ; "*) S a r t o r i Sitte 2, 132; K n o o p Hinter8e John Oberlohma. ) BIPomVk. 2, 27; pommern 175 ; BIPomVk. 2, 42 ; Β i r 1 i η g e r ZrwVk. 4, 273. 89) F l ü g e l ; H ö h n ; M a a c k ; Aus Schw. ι , 399; S c h ö n w e r t h ι, 355; M e y e r Baden·, S t r a c k e r j a n 2, 175; M e y e r Baden 414. " ' ) G r o h m a n n 233. 11β Alemannia 25, 43; ZfdA. 3, 366 (Thür.). ) F r o m m a n n Mundarten 6, 49; Urquell ZrwVk. 2, 195; 4, 121; J o h n Westböhmen·, 5,21; K u h n Westf. 2, 65; S t r a c k e r j a n Schweizld. 4, 909; H o f f m a n n - K r a y e r ; 2, 175; E c k a r t Südhann. Sg. 57; BIPomVk. Lütolf; Rothenbach; Stauber; 2, 25. Vgl. H e n d e r s o n Folk-Lore 309. n SAVk. 12, 154; 25, 215; ZfdMyth. 4, 180; · ) S t r a c k e r j a n 1, 122 f.; ähnlich, mit F o g e 1.. V g l . B r a n d Pop. Ant. 2 (1841), 183. Varianten: B a r t s c h Meckl. 2, 331 f. ,0 12 ) Β i r 1 i η g e r; H ö h n ; Hartmann; °) F o g e l 217 Nr. 1099. »") S c h m i t t Schweizld. 4, 909; R o t h e n b a c h ; SAVk. Hettingen 15. " ' ) W u t t k e §671; ZrwVk. 2, 10, 279; 13, 182; 15, Ii. M ) Veckenstedts 208; Schweizld. 4, 910. Zeitschr. 3, 395. ,2 ) G r i m m ; Β i r 1 i η g e r ; Dirksen; F r i s c h b i e r ; Höhn; Ho4. P f l e g e . Damit die B.n gedeihen V o r k a - Κ r o η f e 1 d; K n o o p ; K ü h n a u ; und reichen Ertrag liefern, muß man sie L a m m e r t ; M à a c k; S t r a c k e r j a η 2, vor Gefahren schützen und um ihr Wohl 215; Alemannia 27, 240; ZfVk. 4, 327; 5, 455 besorgt sein. So werden sie der Fürbitte (Bay.); 16, 174; ZrwVk. 2, 195; 4, 273; 5, 247; ZfdA. 3, 366 (Thür.); G r ü n e r ; H a l t r i c h ; der H e i l i g e n (s. 3, Anm. 69) empJ o h n Oberlohma·, V e r n a l e k e n Mythen-, fohlen, wie sie schon im römischen AlterSchweizld. 4, 909; H o f f m a n n - K r a y e r ; tum und anderwärts unter dem besonR o t h e n b a c h ; S t a u b e r ; SAVk. 8,274; deren Schutze von Göttern standen 12, 154; 13, 182; 15, l i ; 16, 20; M e y e r Abergl. : Β r a η d Pop. Ant. 2 (1841), 183. " j H ô h n ; (Pan, Priapus, Mellona) 1 2 3 ). Ihr HauptL a m m er t (ihr Honig unbekömmlich) ; patron ist Ambrosius (s. d.) 1 2 4 ), in LuS a r t o r i Westf.-, R o t h e n b a c h ; F o g e l . •4) K u h n u. S c h w a r t z ; K ü h n a u Sag. xemburg Johannes d. T . zu Gentin3, 470; V e r n a l e k e n Alpensagen·, Schweiz- gen 125 ). Daher werden auch V o t i v ld. 4, 909; L ü t o l f ; V o n b u n ; ZfMyth. 4, B.n aus Eisen (Böhmerwald), Votivkörbe 180; S é b i l l o t ; L e a t h e r . · 5 ) H a l t r i c h . aus Blech (Oberbayern), Votivwaben aus ββ ) Schweizld. 4. 909. 911. ") F r i s c h b i e r ; Wachs (Tirol) dargebracht 12e ). Als H o v o r k a - K r o n f e l d ; K ü h n a u ; BIG r a b b e i g a b e sind goldene B.n im PomVk. 2, 43; M e y e r Abergl. 232; W o l f Beitr. 2, 456; ZrwVk. 1, 47 (mit Lit.) ; HmtKiel Grabe des fränkischen Königs Childerich 24, 300; Volkskunde 23, 124. Vgl. S é b i l l o t in Doornik gefunden worden 1 2 7 ). Zum 3, 315; SAVk. 13, 182 (franz. Schweiz). m S c h u t z e gibt es manche Vornehmun) S t r a c k e r j a n 2, 215. ·*) M e y e r gen. Bevor die B.n am „ G e r t r u d a t a g " Baden 414; H o f f m a n n Ortenau 19; P a n z e r Beitr. 2, 303 ; P o l l i n g e r Lands- (17. März) ausgestellt werden, besprengt hut 299; ZfVk. 5, 455 (Bay., wo aber die B.n, man den Stock mit Dreifaltigdurch die Störung gereizt, über den Leichenzug keitswasser; auf das Bodenbrett herfallen; ein ähnlicher Vorfall bei B r a n d Pop. Ant. 2 [1841], 183 f . ) ; D G . 5, 200 ( O b e r legt man gerade vor das Flugloch D r e i pfalz) ; 12, 147 (Mainburg) ; F o g e l Pennsylv. k ö n i g s s a l z 128 ). A n Lichtmeß wer134 N r . 615. 10 °) H e y 1 Tirol 781 N r . ι ο ί . den die Stöcke mit brennenden Kerzen,01 ) Z i n g e r i e Tirol 49. 1M) H ö h n Tod lichtern u m s c h r i t t e n 129 ), an Ostern 324. 103) Ebd. 1M) Ebd. 10S) F o g e l 132. 10 «) SAVk. 16, 20. " ' ) S c h ö n w e r t h 355; mit O s t e r w a s s e r besprengt 1 3 0 ) ; K n o o p Tierw. 3; schon C o l e r 1645 ( R o c h neue Stöcke werden mit W eihwasser h o l z Glaube 1, 148). 108) W o e s t e Mark besprengt und mit W e i h rauch be53; S a r t o r i Westf. 196; W e i n h o l d räuchert m ) . P a l m s o n n t a g s p a l Frauen ι, 382; BIPomVk. 2, 43. los ) ZrwVk. i, 48. 110) ZfVk. 10, 16; G r o h m a η η 84. men werden auf die B.nstöcke geVgl. S é b i l l o t Folh-Lore 3, 315 (bei Geburt, steckt 132 ), ebenso geweihte Zweige von Hochzeit, reicher Ernte wird der Stock rot oder F r o n l e i c h n a m 1 3 3 ). A u c h sonstiger weiß geschmückt). n l ) F e h r l e Volksfeste m B l u m e n s c h m u c k (s. u. Anm. 189) 99. , ) M e y e r Baden 414; H ö h n Tod 324. Vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 315. mag dem Schutze dienen oder als Ehrung i " ) ZfVk. 10, 225; Urquell 6, 20; C u r t z e aufgefaßt werden 134 ). Damit sie der Ha-
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bicht nicht hole, soll man die B . n am A s c h e r m i t t w o c h mit Speiseresten füttern 13S ), um sie vor Ameisen zu schützen, F i s c h e i n g e w e i d e vor das Flugloch l e g e n 1 3 e ) , gegen Raubb.n (über dieses, u. A n m . 1 9 1 ff.) bestreiche man das Flugloch mit Biestmilch (Colostrum) oder Zimmt, oder füttere die B . n mit Honig, dem Bibergeil, K a m p f e r , Pfeffer beigemischt i s t 1 S 7 ) . D a m i t sie nicht die R u h r bekommen, gebe man ihnen Honig mit Menschen- oder Ochsenhaaren 1 3 8 ). Totenhaare werden in den K o r b geflochten 1 3 9 ), ein „ K r ö t e n s t e i n " (versteinerter Seeigel) unter oder in den K o r b gelegt 1 4 0 ). Gedeihen. B e k o m m t man einen Stock aus dritter Hand, so muß man beim H e i m t r a g e n recht laufen, damit er fleißig a r b e i t e t 1 4 1 ) (s. o. 3, A n m . 122). W e n n die B . n m i t e i n e m Andern zur Hälfte gehalten wurden, so haben sie bessere A r t (Pom.), das Gegenteil glaubt man in Schlesw. 1 4 2 j. Eine H o r n i s s e , in S t ü c k e gerissen und unter den Honig gemischt, v e r a n l a ß t die B . n z u m A n setzen recht vieler Weiselzellen 14S ). Wessen B . n durch eine W o l f s g u r g e l fliegen, der b e k o m m t f e t t e Schwärme 144 ) (s. u. 193). A m K a r f r e i t a g werden die K ö r b e mit S c h r o t m e h l (s. u. A n m . 174) umstreut, das bringt Glück, am K a r s a m s t a g s c h ü t t e l t oder b e g i e ß t man beim ' A u f e r s t e h e n der Glocken' die Stöcke, damit sie schwer werden ( B ö . ) 1 4 5 ) . G e r e i n i g t werden die Stöcke an P e t r i S t u h 1 f., was in Mecklenburg scherzhaft als P . „ S t u h l f e g e " gedeutet w i r d 1 4 8 ) ; in Ungarn gilt, daß B.n, deren K ö r b e am K a r f r e i t a g geputzt werden, reichlichen Honigertrag bringen 1 4 T ). Nach dem „ k l u g e n Hausv a t e r " von Becher (1708) muß man, um viele B.n zu bekommen, die Brüten mit M e n s c h e n f e t t bestreichen, das man v o m Scharfrichter erhalten h a t 1 4 8 ) . Stirbt jemand im Hause, so m u ß man der L e i c h e etwas aus dem B.nstock mit in den Sarg legen, dann geraten die B.n und werden nicht gestohlen (Old.) 1 4 9 ); anderseits heißt es, wenn man einem S t e r b e n d e n Honig gebe, so s t e r -
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b e n die Bienenstöcke aus (Bad., B a y . , Schi.) 1 8 0 ). Glück hat man in der B.nzucht, wenn man Honig v e r s c h e n k t (doch s. u. A n m . 190) 1 S 1 ), aber auch wenn man den ersten B.nstock s t i e h l t (vgl. o. 3, A n m . 120, aber auch 118) oder einen auf dem Felde g e f u n d e n e n B.nschwarm einstockt (doch s. 0. 3, A n m . 121); wer dagegen später B.n stiehlt, hat U n g l ü c k 1 5 2 ) . G e s t o h l e n e B.n erlangt man zurück, indem man W a c h s v o m Stande an ein M ü h l r a d , eine A l t a r k e r z e und einen P e r p e n d i k e l streicht (Rhl. ?, Meckl.) 153 ) oder v o n dem ' R a s t ' (Werg) eines gestohlenen B.nstocks unter die M ü h l e n w e l l e l e g t 1 5 4 ) oder etwas W e r g aus dem K o r b mit Quecks i l b e r in ein Glas oder einen hohlen K n o c h e n legt und in ein fließendes Wasser w i r f t (Old.) 1 S 5 ). W e n n im Gifhornischen (Braunschweig) B.nkörbe gestohlen werden, so nehmen alte Imker den an der Stelle des gestohlenen B.nkorbes zurückbleibenden M ü l l (Strohabfälle usw.) und hängen ihn in einem Säckchen in den Herdrauch. Nun vergeht der Dieb an der Auszehrung l s e ). A u s dem germanisierten Wendland sind 2 Rezepte des 18. Jhs. überliefert: „ W e n n dir ein immenstock gestohlen ist, so m u ß t du dich bemühen, daß du einen η a g e 1 krigst, der auf einer (!) kirchhof ausgegraben v o n einen s a r g , dieser nagel wird auf der stelle, wo der gestohlene stock gestanden, vor der sonnen a u f g a n g eingeschlagen, bis es der dieb nicht mehr aushalten kann, wenn er nicht sterben wil. — Auf eine ànder a r t . . : so suche zusammen das schrotteis oder die t o d t e n i m m e n , die auf der stelle ligen; aber nicht mit blossen händen angefasset, in einen läppchen gemachet, einem todten i m s a r g unter die arme geleget, so muss der dieb vergehen, wie der stock im zaun. meldet er sich aber, so kann er wider geholfen werden, so muss er drei messer-spitzen voll erden v o n den (!) grab, wo es eingebracht, einnehmen und solches drey m a l ; die erde muss vor der sonnen aufgang geholet werden" 157 ). Besondere A u f m e r k s a m k e i t wird dem Schwärmen gewidmet, d. h. dem
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Ausziehen der alten Königin mit ihrem Schwärm, wenn im Stock eine neue Königin mit einem Neuvolk herangewachsen ist. Bei den sich an das Schwärmen knüpfenden Anschauungen ist es unmöglich, Wahnglauben und Erfahrungsglauben zu scheiden, wie hier auch die Imker selbst vielfach in ihren Meinungen auseinandergehen. Über V o r b e d e u t u n g e n schwärmender B.n s. o. Nr. 3 Anm. 30 ff. Gehen die B.n beim Schwärmen durch, so bedeutet das ein schlechtes Honigjahr 1 S 8 ). Wenn man am C h r i s t a b e n d die B.nstöcke an einen andren Ort trägt oder sie schüttelt, so werden sie zwar viel Honig haben (Meckl.), aber nicht schwärmen (Böhmen) 164 ). Die B.n schwärmen gern im Sternbild der W a g e 1 ® 0 ) . Um sie frühzeitig zum Schwärmen zu bringen, bestreicht man die Körbe im Mai mit S c h a f m i l c h m ) , daß sie schon vor Pfingsten schwärmen, wirft man vor Ostern eine Handvoll A m e i s e n in den Stock le2 ), daß sie „ g u t " schwärmen, bespritzt man sie am 1. Mai mit Z i e genmilch ( P o m . ) m ) . Wenn man beim ersten Füttern der B.n etwas E r d e unter den Futterhonig mischt, so verhütet man dadurch, daß der künftige Schwärm sich an einen zu hohen Gegenstand setzt (Dötl.). Künstlicher heißt es in Visbeck: Wenn ein Imker am Gründonnerstag morgen vor Sonnenaufgang seine B.n füttert und etwas Erde von einem Maulwurfshaufen, welcher in der letzten Nacht aufgeworfen ist, in das Futter gibt, so fliegen ihm im ganzen Jahre keine B.n weg, und seine B.n setzen sich beim Schwärmen niedrig 1 4 4 ). Zum gleichen Zweck müssen die K o r b s p i e t e η nicht hoch von Stämmen und Bäumen abgeschnitten werden, sondern stets an der Erde 1 M ). Am D r e i e i n i g k e i t s f e s t e gehen die Schwärme meist durch; gelingt es aber doch, einen zu fassen, so sind es die besten Honigb.n, da sie auch den Rotklee befliegen können (vgl. u. 8 A. 238) 1M ). An Petri Stuhlfeier oder L i c h t m e ß soll der B.nvater n i c h t
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verreisen, sonst schadet er den B.nvölkern oder sie ziehen aus l e 7 ). Sehr verschieden sind die Mittel, das W e g f l i e g e n des Schwarms aus dem Besitztum des B.nvaters zu verhindern 1ββ). A m häufigsten ist das Erzeugen von G e r ä u s c h e n : sei es nun ein „fein Getöne", sei es der Lärm auf metallenen Geräten (s. Becken), seien es gar Schüsse 1 ®). Zuweilen wirft man E r d e 1 7 0 ) , Sand 1 7 1 ), den Staub von der Spur einer Schlange 172 ) unter die B.n, oder W a s s e r in die Luft 17S ), dabei wird manchmal ein Zaubersegen gesprochen (s. Bienensegen). In Masuren nimmt man zur Vermeidung des Wegflugs einen Teller Schrotmehl vor Sonnenaufgang, umwandelt damit die B.nstöcke, indem man das Mehl in den B.ngarten streut und den Spruch sagt: „ I h r B.n und Königinnen, setzt euch auf eures Herren Acker und Wiesen, wie es der Herr Christus geboten, zum Sammeln von Wachs und Honig. Im Namen . . . f f f " (s. o. Anm. 145) 1 7 4 ). Verbreitet ist das Einlegen von Wurzeln weißer oder blauer L i l i e n in die Stöcke 1 7 6 ) oder man bestreicht den Stock mit T h y m i a n 1 7 8 ) oder F e n c h e l 1 7 7 ) . Der Korb, in dem die B.n gefaßt werden, muß vorher mit Kümmel- oder Haberstroh ausgebrannt und mit Quend e l , Honig und süßer Milch eingerieben werden 178 ). In Schleswig (?) wird von einer S t e i n a x t der abgeschabte Staub in den schwärmenden Stock geschüttet, oder es wird Β e i f u ß in den Stock oder S t a h l darauf oder eine ungebrauchte N ä h n a d e l darein gelegt, oder vor das Flugloch wird Mist von einem ' F ä h r k a 1 b' (Stierkalb ?) geschmiert (Schlesw. ?) 1 7 i ). Wenn eine junge Kuh das erste Kalb kriegt, so nimm die Nachgeburt und ziehe damit dreimal um das B.n s c h a u e r herum, so können die B.n nicht wegziehen 180 ). In Dithmarschen steckt man ein B r o t m e s s e r dicht vor dem Korbe in die Erde, mit der Schneide dem Korbe zugekehrt M 1 ). Wenn die B.n recht hoch fliegen oder sich zum Wegfliegen anschicken, kehrt man den Brotlaib um (und steckt ein Messer hin-
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ein [Pennsylv.]), so kommt der Schwärm stark seien, in andere B.nstöcke ein1M zurück (Baden, ObPf., Rhl., Schwaben, brechen und den Honig rauben ). Zum ω2 Pennsylv.) ). Ist der Schwärm unruhig, Schutz vor Raubb.n vgl. oben Anm. 137. so nimmt man in Dörnbach (Mitten- Rezepte zum Rauben aus dem 18. J h . s. berg) den B a c k o f e n w i s c h , steckt MsäVk. 3, 120. 140 f. Die B.n s t e r b e n (s. o. 3, Anm. 92. ihn umgekehrt in den Backofen und schlägt drei Kreuze; dann setzt sich der 104, 107; 4, Anm. 150), wenn der B.n197 Schwärm 183 ). Im Oberamt Mergentheim vater gestorben ist (Obpf.) ), oder wenn 198 nimmt man zu diesem Zweck 3 Z i e g e l er eine Leiche berührt hat (Polen) ) ; m auch soll der Schreiner nicht gleichzeitig vom Dache des B.nhauses heraus ) . Gegen die tückischen Dämonen richtet einen Sarg und einen B.nkasten machen 1W sich das E n t b l ö ß e n d e s H i n - (Württ.) ). Wenn sich die B.n an t e r n und zwar muß das, um wirksam dürres Holz setzen, so sterben sie bald 200 zu sein, von einem Weibe geschehen 186 ), (Bern) ), ebenso, wenn sie auf die letzten 201 oder man ziehe das Hemd aus und blicke Herbstblumen fliegen ). Um einem dem Schwärm durch den Ärmel nach weisellosen Volke zu einer K ö n i g i n zu verhelfen, nehme man eine tote Köni(Siebenb.) ω β ). Rinde einer E i c h e , die vom B l i t z gin, zerstoße diese fein in einem Mörser, getroffen ist, im Garten aufgehängt, ver- rühre etwas Honig und Wasser auf einer hindert das Wegfliegen des Schwarme Untertasse zusammen und schütte die über den Zaun (Schlesw.) ω 7 ). An Maria pulverisierte Königin dazu. Dieses Futter Verkünd. werden die t o t e n B.n ge- reiche man den B.n, welche sich sofort sammelt, am Karfreitag vor Sonnenauf- beruhigen, und in 8 Tagen ist Brut im 2 gang an jeder Ecke des Gartens vergra- Stock (Pom.) » ). ben, dann fliegen die B.n beim Schwär,M ) Pauly-Wissowa 3, 454. Über men nicht weg (Pom.) Jeder Stock, Götter in B.ngestalt und B.ngötter s. G r i m m aus dem ein 'Bien* schwärmt, wird mit Myth. 2, 580f.; 3, 203. »*) K e r l e r Pattoeinem Kränzchen aus F e l d b l u m e n nate (1905) 37. l " ) F o n t a i n e Luxemb. 107. 1 " ) A n d r e e Votive 155; ZföVk. io, 132. geschmückt (Bad.; vgl. o. Anm. 134) 18 *). Ein einfaches Mittel das Durchgehen zu " ' ) G r i m m Myth. 2, 580; abgebildet in Eccard Fr. Or. 1, 39. 40. Β i r 1i ηger verhindern ist es auch, das V e r s c h e n - Aus Schw. ι, 400. " · ) R e i n s b e r g Böhmen ,M k e n des Honigs zu unterlassen (OA. 40 Α. ι. ) K n o o p Hinterpommern 179. la> ) S c h r a m e k Böhmerw. 243. m ) M a n n Weinsberg) (doch s. o. Anm. 1 1 3 ) 19°). Es kommt vor, daß B.n in fremden h a r d t χ, 289 (nach K u h n Westf . 145); S a r t o r i Wesif. 196; Urquell 5, 21; J o h n Stöcken auf Honigraub ausgehen ( „ R a u b- Westböhmen 214. Französ. Vogesen: S a u v é b.n"). Um das zu veranlassen, werden n o . " ' ) J o h n Westböhmen 83; S c h r a die Stöcke an Silvester zwischen I I und m e k Böhmerwald 156; S a r t o r i 3, 220 Eis. Jahrb. 10, 229). Vogesen: S a u v é 12 Uhr angerührt oder Habichtsfedern (nach 166. >**) M e y e r Baden 415; E b e r h a r d t hineingelegt 191 ), oder es wird im Flug- Landw. 22. 1M ) B o h n e n b e r g e r 20. loche die Luftröhre eines Marders 1M ) BIPomVk. 2, 42. »") Urquell 5, 22. Ein lse m 1M MsäVk. 3, 117. ) Ur(Pomm.) ) oder Fuchses (Brandenb.) ) Rezept gegenRaubb.n: 5, 23. l ») Ebd. 4, 98. "") Ebd. 6, 20; so befestigt, daß die B.n beim Aus- und quell U1 BIPomVk. 2, 42. ) S c h ö n w e r t h x, 355. Einfliegen durchkriechen müssen, oder 1 U ) Urquell 6, 20; BIPomVk. 2, 42; vgl. man nehme einen kleinen Handbohrer uG r i m m RA. 2, 138. i a ) Urquell 5, 22. «) H a l t r i c h Sieb. 295; Wlislocki („Frittbör"), stecke denselben in das Sieb. 122; vgl. W l i s l o c k i Magyaren 150. Flugloch und drehe damit, je nachdem >") J o h n Westböhmen 63. 214. " · ) B a r t s c h die B.n rauben sollen oder nicht, vor- Meckl. 2,253. " ' ) ZfVk.4, 395. 1 U ) BIPomVk. u t t l e §671 (nach S t r a c k e r wärts oder rückwärts ( P o m . ) m ) . In 2,26. »») W 1M Mecklenburg hält man einen Fuchskopf j a n ι, 68). ) ZfVk. 5, 213; M e y e r Baden 414; D r e c h s l e r 2, 86; vgl. SAVk. 14, 291. im Schauer (B.nhütte) 19s ). In Polen l " ) G r i m m Myth. 3, 476Nr. 1102; D r e c h s glaubt man, daß B.n, welche im Rachen l e r 2, 86. , M ) Urquell 5,21 ; s. a. Nr. 3 A. 120. 1W ) Urquell 3, 249; B a r t s c h Meckl. 2, 331. eines getöteten Wolfs nisten, ungemein
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Biene
Urquell 5, 22. 15t ) S t r a c k e r j a n 1, 123. 1S ·) A n d r e e Braunsthu). 406. " ' ) MsäVk. 3, 141 f. 1M ) M e y e r Baden 415. " · ) B a r t s c h Meckl. 2,228; G r o h m a n n 1 M 84. ) F o g e 1 Pennsylv. 216 Kr. 1094. lel) A m e i s b a c h Grimmelshausen 2, 59. >·») W l i s l o c k i Magyaren 149. »») BlPomVk. 2, 26. 1 M ) S t r a c k e r j a n ι , 67; Urquell 4, 243. 1 H ) Urquell 5, 22. — Ein Rezept ausd. 18. Jh.:MsäVk. 3,140. »··) E b e r h a r d t Landwirlsch. 22. ' " ) H e ß l e r Hessen 2, 383; ZrwVk. 2, 208; F o g e 1 Pennsylv. 216. ι ω ) Vermischtes in ZfVk. 7, 359. "») P a n z e r Beitr. 2, 173. 388 (mit antiker Lit.) ; S c h ö n w e r t h ι , 355; B i r l i n g e r Aus Schw. 2, 526; B i r l i n g e r Volkstüml. 1,126; Messikommer 1, 22; BIPomVk. 2, 26 (1708); D G . 14, 277 (Odenwald); Alemannia 15, 114; F o g e l Pennsylv. 217 Nr. 1098; F r . S ρ e e Trutz Nachtigal: „Her, her nun pfann und becken, / Schlagt auf, dass gütlich kling, / Und laßt den Schwärm erschrocken, / Daß nit er gar entspring. / Schlagt auff tingtang: ting-tyren: / T i n g - t a n g : ting-tyrentang ! / Laß ihm noch baß hoffieren / Mit Undem becken-klang."— Mittelalter: Est autemcommunis opinio, quod strepitus delectat apes exeuntes: et ideo in emissione examinis custodes plaudunt manibus et tinnitum faciunt conpercussioneaeramentorum, bei A l b e r t u s M. Anim. 8,179; Die peinen fräwent sich, wenn man die hend ze samen klopfet, und wenn man klingelt mit gesmeid, so sament si sich, bei M e g e n b e r g (Pfeiffer) 292 ; L e x Β aj u v . (Mon. Germ. Leges 3, 333). Altertum: P a n z e r I.e.; P a u l y - W i s s o w a 3,447. Vgl. A u b r e y Remaines of Gentilisme (Ausg. von 1881) 15. 87; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 319; R o l l a n d Faune 3, 266 f. "·) BIPomVk. 2, 26 (1708). 44. Bei den Angelsachsen: F i s c h e r Angelsachsen 21. Römer: V e r g i l Geórgica IV, 87; Ρ l i n i u s NH. X I , 58. m ) ZfVk. 7, 359. "*) A g r i p p a v. N. 1,215. »·) ZfVk. 7, 359. 174) Τ o e ρ ρ e η Masuren 102. " · ) E b e r h a r d t Lanini. 22; Urquell 5, 22; 6, 21; BIPomVk. 2, 26; S A V k . 25, 155. »·) F r . S p e e Trutz Nachtigal·. „Der stock soll sein bcstriechen / Mit edlem Thymian; / Wans nur das Kräutlein riechen, / Sie gern sich halten lan." " ' ) S A V k . 27, 89. «») E b e r hardt Landw. 22. 1,a ) Urquell 5, 22. »») Ε η g e 1 i e η und L a h n 273. , H ) Urquell 6, 21. 182) S c h ö n w e r t h 1, 355; ZrwVk. 2, 208; M e i e r Schwaben 2, 514; P o l l i n g e r Landshut 157; Hmtl. 11, 41; F o g e l Pennsylv. 217 Nr. 1097. "*) D G . 14, 277; Hmtl. Ii, 41. , M ) E b e r h a r d t Landw. 22. 1M ) L i e b r e c h t Z. Volksh. 355 f. (nach Germ. 1, 109); E b e r h a r d t Landw. 22; W e i n h o l d Ritus 45; J a h n Pommern 17; BIPomVk. 2,26; 6, 75; W l i s l o c k i Siebenb. 121; ZfVk. 11,428. M«) W l i s l o c k i Siebenb. 121. 1,? ) Urquell 6, 21. "*) Ebd. 6, 71; BIPomVk. 2, 26. "•) M e y e r Baden 415. Die Angelsachsen hingen die B i e n e n w u r z (beowyrt,
Kalmus) an den B.nkorb, um das Schwärmen zu verhindern: F i s c h e r Angelsachsen 32. M0) E b e r h a r d t Landw. 22. — R e z e p t e aus dem 18. Jh.: MsäVk. 3 , 1 4 1 . 1 , 1 ) BIPomVk. 2, 26; S c h u l e n b u r g Wend. Sagen 267 (Habichtsflügel). l M ) BIPomVk. 2, 42. >") E n g e l i e η und L a h n 273. 1M ) BIPomVk. 2, 42; 6, 72. 1M ) B a r t s c h Meckl. 2, 160. 1M ) Urquell 3, 272. m ) S c h ö n w e r t h 1, 248. "·) Urquell 3, 53. "·) H ö h n Tod 332. M0 ) R o t h e n b a c h 36 Nr. 307. "») MsäV k . 3 , 1 1 7 . M 1 ) Bienenwirtschaftl. Centralbl. 29 (1893), 278, zit. in: BIPomVk. 2, 25, wo auch auf B e c h e r Kluger Hausvater 1 (1708), 156 verwiesen ist, 5. Z a u b e r . A m K a r f r e i t a g w i r d der Z w e i g von einem Baume, an welchen sich ein S c h w ä r m a n g e s e t z t h a t t e , a b g e schnitten und aufgehoben. Beim Markttreiben wird das V i e h damit gepeitscht, dann stellen sich viele K ä u f e r ein ( V o i g t l . , Schles.) a o 3 ). E r d i e n t a u c h z u m L i e b e s z a u b e r * · * ) : im Voigtlande nehmen Mädchen S t ü c k e d a v o n mit auf den Tanzboden, u m viele T ä n z e r zu f i n d e n 206 ). W e r v o r G e r i c h t eine u n g e r a d e Z a h l B . n bei s i c h t r ä g t , f i n d e t sein R e c h t ( w o ? ) » « ) . W e n n m a n den ersten S c h m e t t e r l i n g , den m a n im Frühj a h r sieht, f ä n g t u n d d u r c h d a s A r m l o c h des R o c k e s f l i e g e n l ä ß t , so f ä n g t m a n i m S o m m e r einen B . n s c h w a r m i t n ) . B . n z ü c h t e r stehen im Rufe, zaubern z u k ö n n e n (Old.) **) u n d m i t d e m T e u f e l i m B u n d e z u s t e h e n , d e r i h n e n z u einer reichen Honigernte verhilft (Brauns c h w . ) 209 ). H a t t e eine H e x e , b e v o r sie e r g r i f f e n w u r d e , eine B . n k ö n i g i n gegessen, d a n n k o n n t e sie der T o r t u r w i d e r s t e h e n 2 1 0 ). H e x e n , w e n n m a n sie in der K i r c h e sieht, sind o b e n w i e B . n k ö r b e g e s t a l t e t (Old.) 2 U ) . A u f (nicht deutschen) A m u l e t t e n i s t z u w e i l e n eine B . d a r g e s t e l l t 2 1 2 ) . Über
B i e n e n s e g e n
s. d.
,0») K ö h l e r Voigtl. 371. 412; D r e c h s l e r 2, 86. 108. 220. *°*) D r e c h s l e r 1. c. (ohne nähere Angaben). " ' ) K ö h l e r I.e. 417. " · ) Urquell 5, 21. m ) S t r a c k e r j a n ι , 124. , M ) Ebd. ι , 60; 2, 176. " · ) A n d r e e Braunschw. 398. «·) W o l f Beitr. 2, 455 (n. W i e r De praestigiis daemonum V I c. 7). *") S t r a c k e r j a n 1 , 4 2 0 : 2 , 1 7 5 . "*) S e l i g m a η η Blick 2, 13 (zu Fig. 24 in Bd. 1, 180). 152 (zu Fig. 120 in Bd. 2, 101).
Biene
1247
6. V o l k s m e d i z i n . Β.η s t i c h ist nach allgemeiner und wohl kaum abergläubischer Ansicht 2 1 3 ) gut gegen R h e u m a t i s m u s und Gicht Auf Ü b e r b e i n e lege man tote, zerquetschte B.n (Tir., Schwz.) 2 l s ). Ein Dutzend lebende B.n in Wasser gekocht, heilen die M a g e n krankheit kleiner Kinder (Pom.) 2le ). Waben sind gut gegen G e s c h w ü l s t e (Oböst.) 217). Bei G e s c h w ü r e n empfiehlt Bock als Zugpflaster die B.narznei, die aus dem K i t t hergestellt ist, mit dem die B.n an den Standbrettern die Öffnungen verstopfen 2 1 8 ). Gegen H a a r a u s f a l l (?) : „nim B.n, tödte sie vnnd tuncke sie vnnd reibe sie zu pulver, darnach temperier sie mitt honig vnnd salbe damitt die glatzende stadt" (Stelle) 21>). Eine Frau, die eine B. ißt, wird nicht s c h w a n g e r (Pom., Schwz.) 220) (vgl. o. 3 Anm. 21), in Pommern aber auch umgekehrt : Wenn eine unfruchtbare Frau B.n verzehrt, wird sie bald schwanger 221 ). Flieder, der über B.nstöcken wächst, ist besonders heilkräftig (nordisch?) 222). Im F i e b e r segen: 'Die B.n ohne Lungen* usw. (Pom.) m ) . — G e g e n B.ns t i c h soll man dreimal an den — (penis?) greifen (Wend.) m ) . Sonst werden als Mittel genannt: Tabaksaft oder Erde, mit Speichel vermischt 225), Zigarrenasche oder Erde oder Ohrenschmalz mit Speichel 22β ), schwarze Erde oder Kuhkot auflegen, oder mit dem eigenen Urin waschen 227), Tabak oder mit Urin vermischter Ton 228), den Stachel ausziehen und die B. auf dem Stich zerquetschen 22i ), Schöllkrautmilch auflegen iao ). Während man gestochen wird, soll man nicht lachen, sonst bleibt der Stachel stecken 231 ). In älterer Zeit mag es auch ein Volksglauben gewesen sein, daß sich der B ä r von der B. s c h r ö p f e n ließ 232). «») H o v o r k a - K r o n f e l d
lu)
Η δ f 1e r
Volksmed.
153 ;
1 , 67 f.
J ü h 1i η g
Tiere 88 f. ; 6. u. 7. Buch Mosis 42 ; B u c k Volksmedizin 42; H ö h η Volksheilkunde
142;
ZrwVk. 10, 186; BIPomVk. 2, 27. ·") J ü h 1 i η g Tiere 88; ZfVk. 8, 176; SAVk. 10. 268. »·) J ü h 1 i η g 89; BIPomVk. 2. 43. *") B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1, 109. »") Urquell 3,69. »·) J ü h l i n g 88. "») BI-
1248
PomVk. 6, 74; M e s s i k o m m e r i, 176. *") J ü h l i n g 88; vgl. dieses Wb. 1, 530 s. v. Aphrodisiaca. '") G r i m m Myth. 2,979. u>) W a t t k e § 227. "*) S c h u l e n b u r g 267. «") Manz Sargans 70. ·") P c l l i n g e r Landshut 280. »") S c h m i d t Kräuterb. 48. •") F o g e 1 Pennsylv. 290 Nr. 1535. " · ) 6. u.
7. Buch Mosis 43. ,M ) F o g e l 289 Nr. 1532. m ) R o s e g g e r Steiermark 66. '") G r i m m e l s h a u s e n Simplizissimus 2. B. 12. Kap. 7. S e e l e n t i e r S 3 3 ) . Die menschliche Seele erscheint nach dem Tode als B. (Schwb.) 234) ; als solche wandert sie in 24 Stunden zum Himmel (Sieb.) 23S). Auch aus lebenden Körpern, namentlich von H e x e n , fliegt sie zeitweilig aus, währenddessen der Körper leblos liegt (Schwz.) 2M ). Vgl. H e x e , H u m m e l , Seele. *") Allgemeines : W e i c k e r Seelenvogel 29; A l y Volksmärchen 147; M e y e r Myth. 63; N o r d e n Aeneis VI 17 ,M )
Germ. 306;
ARw. 16, 353; ZfVk. 15, 2. Wuttke § 62. ·") W l i s l o c k i Sieb. 185; W i t t s t o c k Sieb. 60. "') R o c h h o l z Glaube 1, 147; K o h l r u s c h Sagen 245; H e r z o g Schweizer sagen 1, 128; J e c k l i n
Volkstüml.
ι, 59; F i e n t Prättigau 250. Vgl. l o c k i Sieb. 184 (Mücke).
Wlis-
8. L e g e n d e u n d S a g e . Die B. ist das einzige Lebewesen der Schöpfung, das unverwandelt aus dem Paradies übriggeblieben ist 237 ). Das Vermeiden des R o t k l e e s wird, mit unwesentlichen Varianten, nach einer weit verbreiteten Legende dadurch erklärt, daß Gott wegen ihrer Sonntagsarbeit die B. mit dem Verbot, den süßen Rotklee auszubeuten, bestraft habe (Schwb., Sachs., Schi., Pos., OPr., Pom., Meckl., Öst., Schwz.) Die B.n hat J e s u s e r s c h a f f e n , indem er ein Hölzchen in einen Korb warf. Petrus wollte es ihm nachmachen, da entstanden Wespen (ObÖst.) **·) ; nach einer deutschböhmischen Legende hat Jesus eine Made in einen hohlen Stamm gesetzt, woraus die B. entstand *"). Verbreitet ist die Legende von der H o s t i e , um die die B.n eine Kapelle (var, : einen Altar, einen Behälter) aus Wachs bauen 241 ). Nach der einen Version ist die Hostie von einer Frau (var. : einem Klosterbruder) zur Mehrung des Honigertrags in den B.nstock gelegt M2 ), nach der andern von einem Diebe weggeworfen
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Biene
worden 2 1 3 ). Nach einer schweizerischen Alpensage machen B . n in einer Höhle Waben so groß wie S t a d t t o r e , nach griech. Sage einen T e m p e l aus Wachs und Federn, und im Märchen „ D i e beiden W a n d e r e r " (Grimm Nr. 107) ein S c h l o ß aus Wachs 244 ). Dagegen scheint die Legende von A m brosius 245 ), auf dessen L i p p e n sich B . n gesetzt haben und ihre antiken Vorbilder 24e ) auf deutschem Boden nicht vorzukommen; eine schwedische Version erwähnt Grimm 247 ). In dem Märchen von der „ B . n k ö n i g i n " (Grimm Nr. 62) setzt sich diese auf den Mund desjenigen Mädchens, das Honig gegessen hat. A l t scheint die Sage von den B.n, welche den F e i n d a n g r e i f e n oder a b w e h r e n . Eine belagerte S t a d t wird befreit, indem B.nkörbe auf die Angreifer geschleudert werden 248 ). Die Nonnen des Klosters Beyenburg setzten B.nkörbe v o r das bestürmte Kloster, und als diese von den angreifenden Rittern umgestoßen werden, vertreiben die gereizten Bienen den Feind ***), nach einer andern Fassung waren die Feinde Schweden t s o ). Andernorts sind es Pfarrhäuser, die verteidigt werden 2 S 1 ). Seltener ist es der belagernde oder angreifende Feind, welcher B.nkörbe in die S t a d t oder auf den Gegner schleudert 252 ). Die Festung „ D e r Hohe S c h w a r m " hat ihren Namen von den B.n, die bei der Gründung aus der umgehauenen Eiche flogen 2 5 3 ). Nach einer alten Sage, die in das J a h r 770 verlegt wird, habe ein armer Mann einmal einen B.nkorb mit Honig gestohlen und dem Kloster St. Gallen als Weihegabe gebracht; aber der H o n i g wurde in eine h a r t e M a s s e verwandelt 264 ). In einem B.nkörbe befindet sich verzaubertes G o l d der Z w e r g e 2 S S ) . Ein B.nkorb mit darinhängendem Fuchsschwanz dient als G l o c k e 2 5 e ) . B.n wohnen im T u r m h e l m des Doms von Regensburg 257 ). In Röttingen (Bay.) sitzt seit dem Schwedenkrieg hinter einem Steinwappen ein B.nstock, der , , S c h w e d e η - Β i e η " genannt 2 S 8 ). Der F r ü h l i n g erscheint in Gestalt
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einer B . Dazu findet sich eine Parallele bei P a u s a n i a s 2 s e ) . Andere antike Mythen s. bei Pauly-Wissowa 3, 448 f . und Roscher, L e x . 2, 2641 (mit Literatur). A u ß e r d e u t s c h e B.nlegenden und -sagen auch bei Dähnhardt, Natursagen I (Altes Test.) 2 f. 42 f. 1 2 7 — 1 3 0 . 166 f. 2 1 5 · 2 3 1 . 333 f . ; 2 (N. Test.), 129. 225. 285; 3, 158. 170. 189. 2 1 4 . 250. 467 f . ; 4, 200. 203. 208. 266 f f . ,B ) Dähnhardt Nalursagen x, 215 ( G r i m m Myth. 755 ; H . L e o Die malbergische Glosse 119; L e o p r e c h t i n g Lechr. 80). ,3e ) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 306; M ü l l e n h o f f Natur 68; B a e s s l e r Legenden 488ff.; K n o o p Hinterpom. 87; BlPomVk. 2, 42; B a r t s c h Meckl. 2, 160; M e i e r Schwaben 1, 222; Alemannia 16, 73; Germania 36 (1891), 385 (Steiermark) ; P e t e r Oesterreichisch-Schlesien 2, 32; Schweizld. 4, 910; K u o n i St. Gallen 57; E s t e r m a n n Rickenbach 188; SAVk. 21, 57 f. "») Β a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1, 108. Vgl. D ä h n h a r d t Nat. S. 1, 167; S é b i I l o t Folk-Lore 3, 300. ««) ZfdU. 14, 416. «") S. namentlich K l a p p e r Erzählungen 82 (deutscher Text). 288 (lat. Text nach der Breslauer Hs. I. F. 115, aus dem 14. Jh.), wo 10 mittelalterliche Quellen angegeben sind; AnSpr. 118 (i9°7). 335; W . M e n z e l Christi. Symbolik 1, 130. Die Geschichte soll auf einem Bild in S. Antonio zu Padua dargestellt sein ( M ü l l e r und M o t h e s Archäol.Wb. 1, 195). "») K l a p p e r I.e.; M e y e r Abergl. 183 f. (n. T h o m a s C a n t i m p r a t e n s i s Bottum uni-' versale de proprietatibus apum II, 40, 1) ; W o l f Beitr. 2, 452 (n. C a e s a r i u s v. H e i s t . Dial. 2, 172 [Dìst. IX, c. VIII] und M o s · t a n u s Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark usw. 2 [1837], 191, der auch von G r ä s s e Preußen ι Nr. 7 und B e c h s t e i n Dt. Sagenb. 100 benutzt ist); Z a u n e r t Rheinland 1, 213 f. Vgl. auch W o l f 2,45 t. *") G r i m m Myth. 3, 202 (nach ZfdA. 7, 533; Predigermärchen io, 12; B o y e s Rod. de Habsb. 257); P a n z e r Beitr. 2, 8 (n. I c h t e r s h e i m Elsäss. Topogr. 2 [1710], 19.) 381; W o l f Beitr. 2, 435; S t r a c k e r j a n 2, 7 f.; S c h e l l Bergische Sagen 349. Ähnlich H e n d e r s o n Folk-Lore 310. tlt ) G r i m m Myth. 2, 580; 3, 202; Siecke Götterattribute 209. ,4S ) S.dieses Wb i, 360 (s. v. Ambrosius) ; Ρ a u 1 i η i Vita S. Ambrosi* 3 (vgl. die Sage von Sophokles: P a u l y W i s s o w a 3, 448); Passionai (ed. Köpke) 241, 24 ff. *") P a u l y - W i s s o w a 3,447; P a n z e r Beitr. 2, 385; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 400f.; S t e m p l i n g e r Antiker Abergl. 9. 50 (auch hl. Isidorus, Dominicus und Rita). »«') Myth. 3, 202. t a ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 75 (erwähnt K u h n Westf. 1, 161; B a a d e r Sagen 157 [„Muckensturm"] ; S i mr o c k Rheinland 4 326 [nicht eingesehen] ;
Bienenfresser
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A 1 l g. L i t . J. W i t ζ g a 11 Das Buch von der B. Stuttg. 1899; J. d e S o i g n i e L'Abeille à travers les âges. Bruxelles 1900; M a e t e r l i n c k Vie des abeilles (1901); S c h r ä d e r Reallex. 85. 1012; Archiv f. B.nkunde. Neumünster i. H. 1919 ff. Vgl. ob. Lit. zu ι. V o l k s k u n d e : A l l g . : G r i m m Myth. 2, 579; R o l l a n d Faune 3, 262 ff. ; H a b e r l a n d B. und Honig im Volksglauben: Globus 39 (1881), 220.235. 268; J. Ph. G 1 o c k Die Symbolik der B.n u. ihrer Produkte in Sagen, Dichtung, Kultus, Kunst und Bräuchen der Völker. 2. A. Heidelberg 1891; Urquell 3, 95. 205. 249; 4, 50. 66. 98. 144. 243; 5 , 2 1 . 280; 6, 20. 70. 140; Ons Volksl. 4, 85; 11, 31. Ä g y p t e n : Arch. f. B.nkunde III, H. 1/2. A n t i k e : R o b e r t - T o r n o w De aptum mellisque apud veteres significatione et symbolica et mythologica. Beri. 1893; P a u l y 2 6 0 9. S y m b o l i k ) . Wegen ihrer ver- · W i s s o w a ι, 68; 3, 431 ff.; R o s c h e r Lex. meintlich ungeschlechtlichen Erzeugung 2, 2641 (beide mit reicher Lit.). Bei Aristoteles: ist die B . das Sinnbild der Keusch- Arch. f. B.nkunde 1, H. 6; bei Varrò u. Virgil, ebd. 2, H. 7; bei Columella u. Plinius, ebd. 3, heit M 1 ) . (s. 0. Nr: 3 A . 22 f.) und der j u n g H. 8. Antike Beziehungen zu Maria: fräulichen Geburt des Erlö- P a n z e r Beitr. 2, 382 ff. Eine gute Zusam2 2 sers ® ) (s. o. Nr. 3 A . 2 l ) , wegen ihrer menfassung der antiken Anschauungen bei H. O. Lenz Zoologie d. alten Griechen und staatlichen Organisation das der e i n i Römer (1856) 562—599. — D e u t s c h l a n d : g e n G e m e i n d e 2 e 3 ). Schon AmbroΒ 1 a a s Die B. in der deutschen Volkssitte und sius vergleicht die K i r c h e mit einem Meinung. Progr. v. Stockerau in NÖsterr. B.nkorb, und dieses Bild hat sich bis in 1883 (nicht erhältl.); G. D e i l e Aus dem Immenheim. Progr. Realgymn. Erfurt 1911 (podie neuere Literatur erhalten 2 M ). In die pulär); Η ο ο ρ s Reallex. τ, 277 ff. E n g l a n d : A n t i k e reicht zurück der Vergleich der Bergen Animal and Plant Lore 1899. S t e r n e mit goldenen B . n 2 e s ). F r a n k r e i c h : S ê b i l l o t Folk-Lore 3, Verschiedenes : P a u l y - W i s s o w a 315 ff. S l a v e n : V i n o g r a d o v Aber3, 446 f.; K o s c h e r Lex. 2, 2641 (mit Litera- gläubisches aus der B.nzucht (russ.). Kostroma 1905; Β 1 ü m m 1: ZföVk. 5, 187 ff. (tw. wörttur) ; M e n z e l Christi. Symbolik i, 130. " ' ) F e h r 1 e Keuschheit 57 f. "») F r a n z lich = K r a u s s : Urquell 3, 95 ff.). — Vermischtes, namentlich Mythen, bei G u b e r Benediktionen 2, 135. M3 ) P a u l y - W i s η a t i s Tiere 506 ff. Hoffmann-Krayer. s o w a 3, 446. , M ) Vgl. die Lit. in ob. Anm. ; Ρ h. v. M a r η i χ De Biênkorf der Heilige Bienenfresser, Immenwolf, Seeschwalbe, Roomsche Kercke (1569); darnach F i s c h a r t Spint, Merops apiaster (Linn.). Da dieser Binenkorb des Heyl. Römischen Imenschwarms ( I 579)· ' " ) S c h w a r t z Volksglaube 23 f.; Vogel erst im 16. J h . nördlich der Alpen d e r s . Studien 118. beobachtet worden ist *), lassen sich aber10. R e c h t . Das B.nrecht enthält gläubische Vorstellungen von ihm auf nichts f ü r den Aberglauben Bemerkensdeutschem Sprachgebiet nicht mit Sicherwertes, sondern betrifft vorwiegend ei- heit nachweisen. Gesner hat über ihn, aus gentums- und besitzrechtliche Fragen, unbekannter Quelle, die v o l k s m e d i von denen diejenige nach dem Eigentum z i n i s c h e Notiz: „ e r ist dienstlich f ü r des sich niederlassenden Schwarms im die bösen bläst (Winde) im leyb. Sein gall Brennpunkte steht 2 M ). Nach den alten mit b ä u m öl auß vnzeytigen oliven verBußordnungen sollen B.n, die einen Menmischt, machet das haar seer s c h w a r t z " . schen getötet haben, selbst getötet werVerwechslungen des Merops mit dem den 2β7 ). Specht (s. d.), speziell mit dem Grünspecht (s. d.), sind im MA. *··) B r u n n e r Rechtsgesch. 2 (1892), 639. 641. 644 A. 49; A m i r a Germ. Recht* 203; vielfach vorgekommen 3 ). Albertus MagΗ e u s 1 e r Privatrecht 2, 194; G r i m m nus 4) übernimmt mit dem Namen Merops RA. 2, 135 f.; ZfVk. 10, 225 f. (N.-Österr.); die auf ihn bezügliche äußere und bioS a r t o r i 2, 132 ; B i r l i n g e r Aus Schw. 2, logische Beschreibung der antiken Natur526; Alemannia 15, 1x4. " ' ) F r i e d b e r g 17,
W i d u k i n d Res gestae Saxon. 1. I I c. 23); S c h u l t z Höf. Leben 2, 437 (nach Ann. Austriae 1289). "*) S c h e l l Berg. Sag. 170. *") Ebd. 171. "») M ü l l e n h o f f Sagen 81; G τ ä s s e Preuß. Sg. 1, 427. , M ) L i e b r e c h t 1. c. 75 (nach Chevalier au Cygne y. 26703 ff.; E l l i s Specimens of Early English Metrical Romances 299) ; S c h u l t z Höf. Leben * 2, 401 (nach Guil. Tyrius V, 9; Godefr. de Bouillon v. 26887) ; S é b i 11 o t Folh-Lore 4 , 3 1 3 . " ' ) W i t z s c h e l Thüringen i, 203. , M ) Β i r l i n g e r Volkst. r, 431 (n. G o l d a s t Alem. rer. script. I, 260; R u c k g a b e r Gesch. v. Rotweil 1, 20. , s s ) S t r a k k e r j a n 1, 494. ' " ) Ebd. 2, 426. · " ) P a n z e r Beitr. 2, 477. ,6a ) S c h ö p p n e r Sagen 3, 71. ,5>) Dazu die Parallele aus Pausanias. Panzer Beitr. 2, 477.
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Bienensegen
forscher ( A r i s t o t e l e s 6 ) , A e l i a n ·), P l i n i u s 7 ) ) , identifiziert ihn aber mit d e m G r ü n s p e c h t . D e r B e r i c h t K o n r a d s v . Meg e n b e r g 8 ) über den Merops, den er m i t „ B a u m h ä c k e 1" v e r d e u t s c h t , ber u h t mittelbar auf P l i n i u s e ) , der aber den P i c u s Martius (s. S p e c h t ) und nicht den B . meint. >) B r e h m * 8, 159 f. ») Vogelbuch 1582 fol. 160 b. ') D i e f e n b a c h Glossarium lat.-germ. (1857) S. 358 c; Merops.: specht, groner speht, poumheckel usw.; SuoI a h t i Vogelnamen 33. ') De anim. 23, 128. Auch I s i d o r Elym. 12, 7, 34 beruht wohl auf Aristoteles. 6) Hist. An. 9, 13. (40). ·) De an. I i , 30. ') N. H. 10, 51, 1; V i n c e n z v. B e a u v a i s Speculum naturale 1. 16 c. 106 stimmt zu Plinius und zitiert insbesondere Isidor u. Jorath. ·) Buch d. Natur ed. Pfeiffer 380. ·) N. H. 10, 20. Hoff mann-Kray er. B i e n e n s e g e n . Diese wollen v e r h i n d e r n , d a ß die B i e n e n f o r t z i e h e n oder sich z u hoch ansiedeln, und m a h n e n sie z u fleißiger A r b e i t 1 ) . D a ß schon die A n t i k e B i e n e n s p r ü c h e v e r w e n d e t e , ist w a h r scheinlich 2 ). Im M A . sind die B . f a s t d u r c h g ä n g i g v o n christlichem G e p r ä g e und sicher v o n K l o s t e r l e u t e n , den I m k e r n jener Zeiten, v e r f a ß t . N u r ein a l t e n g lischer, stabreimender S p r u c h ist n i c h t christlich s ). Gern wird die P r o d u k t i o n v o n W a c h s f ü r g e w e i h t e L i c h t e r bet o n t . K i r c h l i c h rezipiert w u r d e aber im W e s t e n keiner v o n diesen r e c h t v o l k s t ü m l i c h g e f a ß t e n Segen 4 ). V o n l a t . T e x ten liegen zwischen 800—1200 f ü n f v o r ; zwei v o m 9. J h . bezeichnen den W e i s e r als weiblich [mater) gegen die v o n der A n t i k e ererbte A n s c h a u u n g ; in d e m einen s t e h t u. a. „ n o n te in a l t u m l e v a r e nec longe v o l a r e " und „ h a b e o b o n a v a s a p a r a t a " ; in dem anderen u. a . : , , m a t e r matricula, qui ceram c a n d i d a m facis et l u m e n ueracis ante d o m i n u m p o r t a c i s " s ). Eine Formel des 10. (?) J h . s a g t : „ U o s estis ancille domini, v o s f a c i a t i s opera d o m i n i " etc.®); ein p a a r T e x t e sind a u s dem 14. J h . Ältester d e u t s c h e r T e x t ist der liebliche „ L o r s c h e r B . " , 10. Jh. 7 ), der die Immen, des G e b o t e s S. Marias eingedenk, h e i m k o m m e n heißt und in die W o r t e ausl ä u f t : „sizi vilu stillo, uuirki godes uuillon".
V o n diesem und v o n wenigen T e x t e n u m 1500 abgesehen sind aber die meisten d e u t s c h e n B . erst in den l e t z t e n J h . a u f gezeichnet, v o r w i e g e n d im p r o t e s t a n t i schen N o r d d e u t s c h l a n d ; diese F a s s u n g e n sind k ü r z e r und d ü r f t i g e r als die alten. E i n e F o r m ohne kirchl. G e p r ä g e ist die f o l g e n d e : „ B i e n ' u n d W i e s ' — s e t z t euch a n B a u m und Ries — s e t z t euch a n L o v u n d Gras — u n d t r a g e t ein H o n i g und W a c h s " 8 ). E i n Z u s a t z k a n n noch i m m e r den k i r c h l i c h e n B r a u c h des W a c h s e s h e r v o r h e b e n , z. B . „ d a m i t alle K i r chen und K l ö s t e r gezieret w e r d e n " ·) (ähnlich in f r a n z ö s i s c h e n 1 0 ) u n d dänischen V) B.) oder „ z u Mariä W a c h s l i c h t " i a ) . E r s t im 15. Jh. 1 9 ) w i r d in den B . der H o n i g g e n a n n t , doch w i r d nie sein alter kultischer G e b r a u c h (für die Neug e t a u f t e n ) e r w ä h n t , d a g e g e n ö f t e r s sein weltlicher N u t z e n , z. B . „ d e n H o n i g f ü r Menschenspeis — das W a c h s zu G o t t e s E h r und P r e i s " 1 4 ), oder „ d a t W a s s f ö de Hilligen un H o n n i g f ö uns K i n n e " 1 6 ). E i n besonderes M o t i v ist Β i e η e und P a r a d i e s : „ D i e B i e n e n und Wiese(n) — die k o m m e n a u s d e m P a r a d i e s e " l e ) f oder „ . . . f l i e g t n a c h d e m P a r a d i s ' . . . holet H o n i g und W a s s " 1 ? ). Hier klingen die alten V o r s t e l l u n g e n v o n der H e i l i g k e i t u n d F r ö m m i g k e i t der B i e n e n (s. d.) nach. E i n französischer B . schildert die G e b u r t der B i e n e n a u s d e n W a s s e r tropfen, die a m J o r d a n v o n J e s u s fielen 18 ) ; in finnischen Zauberliedern soll die B i e n e a u s G o t t e s K e l l e r oder aus d e m H i m m e l S a l b e n h o n i g holen M ) . Einige B . b e t o n e n die M a c h t M a r i a s über die B i e n e ; m a n vergleiche, d a ß a u c h die lieblichen und heilsamen K r ä u t e r unter ihrem S c h u t z e stehn. Der Lorscher S e g e n : „sizi, sizi, bina, i n b o t dir sánete M a r j a " . 16. J h . : „ M a r i a s t u n d auf eim sehr hohen b e r g ; sie sach einen s u a r m bienen k o m m e n phliegen . . . sie s a z t im dar ein fas, das Z e n t J o s e p h h a t gem a c h t " M ). D i e B i e n e darf nicht ohne G o t t e s und Marias G e n e h m i g u n g ausfliegen 2 1 ). ') M ü l l e n h o f f ZfVk. 10,16 ff.; F r a n z Benediktionen 2, 135 ff.; bes. wichtig E b e r m a η η in Festschrift für Ed. Hahn (Stuttg.
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Bier
1 9 1 7 ) 334 ff. (nebst Nachtrag in Mitt. z. Gesch. d. Medizin 19, 267 f.) mit vielen Texten und Hinweisen. *) Urquell 6, 1 4 1 . ') Z u p i t z a in Angl, ι , 190; G r e n d o n in J A m F l . 22, 168. 2 1 6 ; M e i s s n e r in Angl. 40, 3 7 5 f f . *) Byzant. kirchl. Text, 1 5 . J h . : Urquell 3, 205 verdeutscht. ') Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtsforsch. 8, 3 5 7 ; SitzbWien 69, 35 f. Das Motiv „Nicht zu hoch", deutsch E b e r m a n n 1. c. 338 Nr. 23. ·) M S D . 2, 92; vgl. G a 1 1 e e Die altsächsischen Sprachdenkmäler 208; ZfdA. 52, 1 7 . ') M S D r, 34 Nr. X V I . Erläut. u. Lit. P f e i f f e r SitzbWien 52, 3; M S D . 2, 9 0 f f . ; K ö g e l Gesch. d. deutschen I.it. I, 2, 1 5 4 f f . ; S t e i n m e y e r 396f.; G r i e n b e r g e r P B B . 45, 4 1 5 ff. ") Urquell 6, 2 1 ; vgl. 5, 2 2 ; K u h n Westfalen 2, 208 Nr. 592; Germania 1, 109. ·) W o l f Beiträge 2, 4 5 1 ; Nds. 15, 306. Flämisch: ZfdA. 7, 533. 10 ) S é b i l l o t Folk-Lore 3 . 3 1 9 . l l ). O h r t Danm.Tryllefml. Nr. 736 f. " ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 1 3 1 . — Vgl. noch BIPommVk. 9· 3 ( J · 1539)· " ) MschlesVk. 1 3 (1905) 28 lat. " ) A η d r e e Braunschweig 387; S t r a c k e r j a n ι, 125 Nr. 1 4 6 ; J a h n Hexenwahn 142. IS ) BIPommVk. 2, 4 3 ; Urquell 6, 2 1 ; W o e s t e Mark 53. 1β) B a r t s c h Mecklenburg 2, 451 Nr. 2073; S t r a c k e r j a η ι , 78; BIPommVk. 2 , 2 7 ; J a h η Hexenwahn 142. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2 , 4 5 0 Nr. 2071 ; BIPommVk. 2 , 4 3 . ") R o l l a n d Faune 13, 32. " ) Κ r o h η Magische Ursprungsrunen der Finnen (FFC. Nr. 52) 267. ,0 ) G r i m m Myth. 3, 3 7 1 ( J . 1570) ; vgl. W 1 i s 1 o c k i Sieb. Volksgl. 1 2 5 . « ) Z f V k . 2, 86. Ohrt.
Bier. ι . Geschichtliches. — 2. Β . u. Brauen in der Mythologie. — 3. Das Brauen der Vegetationsdämonen. — 4. B . und Hexe. — 5. ·Abwehrmittel gegen den Schadenzauber der Hexen. — 6. Mittel gegen Sauerwerden. — 7. Gebräuche und Aberglauben beim Ausschenken. — 8. Gebräuche und Aberglauben beim B . trinken. — 9. B . bei Rechtsgeschäften. — 10. Allerlei Aberglaube. — n . B.opfer. — 12. B . bei Hochzeit und Schwangerschaft. — 1 3 . B . im Liebeszauber. — 1 4 . B . im Schadenzauber. — 15. Bier im Wider-, Schieß-, Diebeszauber. — 16. B . in Volksmedizin und Heilzauber.
I. G e s c h i c h t l i c h e s 1 ) . Auf Grund von Hehns Forschungen 2 ) und der bis zu intimen s ) Einzelheiten bekannten Bedeutung des B.es in der ägyptischen *) und babylonisch-assyrischen s ) Kultur, wobei uns vor allem der Ethnograph Hekataeus v . Milet als ältester Zeuge f ü r die Ägypter ·), Thraker und Phryger 7 ) hilft, ist erwiesen, daß das B., dessen Domäne heute im Norden und Nordosten Europas zu suchen ist, einst von Osten
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über Ägypten und Spanien zu den Kelten und Germanen kam 8 ). Die Spanier und Gallier 9) hatten zu des Plinius Zeiten eine hohe Vollkommenheit in der Bereitung eines Weizengetränkes erreicht, das cerevisia bei den Galliern genannt wird und bei den Numantinern celia, später (9. Jh.) hören wir von cerbesia 1 0 ). Über das B . der Kelten gibt Julianus Apostata u ) in einem erhaltenen Epigramm ein interessantes Urteil ab 1 2 ). Abgesehen von der ganz allgemein gehaltenen Notiz des Pytheas von Massilia 1 3 ) bietet Tacitus' Germania das erste Zeugnis für einen aus Getreide bereiteten Gärtrank bei den Germanen 1 4 ) : potui humor ex hordeo aut frumento in quandam similitudinem vini corruptus. Die B.bereitung mit Hopfenzusatz lernten die Germanen in der Zeit der Völkerwanderung von den Slaven kennen 1 5 ). Das deutsche Wort B. steht zuerst als 'beor' in der Zusammensetzung 'peorfa'4' = cadus in dem rhabanischen Glossar l e ) ; es drang in das slavische Sprachgebiet und ins Romanische ein, wo. es die bodenständigen Ausdrücke verdrängte (bière, birra). Bei den Ostfranken stieg das B. erst allmählich zu der Stellung empor, die es im MA. bekam 17 ). Daß aber die Bedeutung des B.s als Volksgetränk und Nahrung auch bei den Deutschen im frühesten MA. größer war als Schräder 1 8 ) meint, scheint die berühmte Brot-B.-Vermehrung in der Vita Columbani anzudeuten, wo Brot und B . als d i e N a h r u n g bezeichnet werden 1β ), wie diese Vorstellung etwa heute in holsteinischen 20 ) Wendungen lebendig ist. B . ist j a auch in der lex Alamannorum tributum der servi an die Kirche 2 1 ). Wenn die Ansprüche der Beamten in der Karolingerzeit geregelt werden, so wird immer B . erwähnt, so im Capitulare: tractoria de coniectu missis dando (829) 22 ) ; bei Fastenvorschriften finden wir B . neben Fleisch, so in einem Brief des Erzbischofs Richolfus von Mainz an den Suffraganbischof Egino v . Konstanz (810) 2 3 ); sonst ist bei schwerer Buße Enthaltung von cervisa mellita vorgeschrieben 2 1 ). ') Die 1 9 1 3 gegründete G e s e l l s c h a f t für die G e s c h i c h t e und B i b l i o -
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Bier
graphie des B r a u w e s e n s h a t bisher 3 H e f t e herausgegeben: Bier und Bierbereitung bei den Völkern der Urzeit. Berlin 1926 f f . ; eine A r t Vorarbeit ist die v o n F . S c h o e l l h o r n , dem Begründer dieser Gesellschaft f. d. G. u. B . d. B „ v e r f a ß t e Bibliographie des Brauwesens, I. Teil, 1926, gedruckt als Manuskript bei Benziger in Einsiedeln. ') H e h n Kulturpflanzen 1 141 ff. ; S c h r ä d e r Reallex. 88—92; H o o p s Reallex. i , 279 ff. ; S c h r ä d e r Sprachvergleichung 2, 253—4; P a u l y - W i s s o w a 5, 457 ff. ; Weinhold Frauen 2, 5 7 — 6 1 ; Coler Oeconomia 20; E b e r t Reallex. 2, 20 ff. 3 ) Zeitschr. f. ä g y p t . Spr. u. A l t e r t . 28, 66 f f . ; 17, 79; M e i ß n e r Babylonien und Assyrien ι (1925), 406. 419; Ausland 64, 929 f f . ; E b e r t I . e . 2, 2 1 — 2 2 . *) P a u l y - W i s s o w a 5, 457—60; Aeg. Zeitschr. 17, 79. 5) M e i ß n e r 1. c. ι , 239—41 ; 2, 70. ·) fr. 323 = J a k o b y Fragm. hist. Graec. i , 41. ') fr. 154 = J a k o b y 1. c. ι , 27; S c h r ä d e r Sprachvergleichung 2, 254. ') H e h n I.e. 141—142. ·) D e r s . I.e. 143—44; P a u l y - W i s s o w a 5, 462 bis 463; Ausland 64, 931; I s i d o r Origines 20, 3, 18; V i n z e n z v . B e a u v a i s 1. X I I . c. 109. " ) P a u l y - W i s s o w a 5, 463—64. n ) Anthologia Palatina I X , 368 = 3, 1, 338 Z. 10 ff. Stadtmüller. " ) Übersetzung bei H e h n I . e . 147; F i s c h e r Altertumsh. 58 bis 59. , s ) bei S t r a b o 4, 201. u ) c. 23; " ) Ausland 64, 6 1 3 — 1 6 (mit L i t . ) ; Globus 60 Nr. 24, wo Argumente für und wider erörtert werden; H o o p s Waldbäume 614 ff. ; 649 ff. ; H e h n I . e . 473—480; H e y n e Hausaltertümer 2,341 ff. ; Annalen d. hist. V . f. d. Niederrhein 85, 133 ff. ; weitere Literatur bei S c h ö l l h o r n (s. Α . ι ) 34 ff. " ) S t e i n m e y e r S i e v e r s Ahd. Glossen 1, 83; die ganze F r a g e ist v o n G ü η t e r t Göttersprache 150 ff. eingehend geprüft und entschieden worden gegen S c h r ä d e r in H o o p s Reallex. 1, 279—80. 1T ) Lehrreich ist hier eine Stelle i m zweiten B u c h der Causae et curae der hl. H i l d e g a r d i s , ed. Kaiser (L. 1903) 150, 16 f f . ; vgl. 169, 16 ff. >·) H o o p s Reallex. 1, 279. ») M G Scr. rer. Merov. 4, 84 Z. 1 1 : ait (Columbanus z u den ackernden Mönchen) : Sit vobis a Domino conlata refectio; minister a i t : non sunt nobis amplius q u a m duo panes e t paulolum cervisae. i0 ) M e η s i η g Schleswig-Holst. Wb. 5 2 5 (vgl. 265) : den B e e r p o t t höger hangen = den B r o t k o r b höher hängen; v g l . M e i c h e Sagen 135 Nr. 179. " ) M G leg. sect. I torn. 5, X, 82 Z. 15. " ) E b d . I I torn. 2, 11 Z. 6. " ) 1. c. torn, ι , 249 Z. 26. " ) 1. c. torn. 2, 189 Z. 19; 242 Z. 26; 244 Z. 16; 245 Z. 2 0 — 2 1 .
2. Wie das Backgeschäft überträgt der Germane auch das Braugeschäft auf die kosmisch-mythologischen Vorstellungen ; denn backen und brauen gehören zusammen 25) und sind wichtige Geschäfte der Hausfrau 2 6 ), und zu dem. womit sich die
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Phantasie immer beschäftigen muß, sieht sie überall A n a l o g a . Natürlich soll nicht behauptet werden, daß jedes witzige Bild in das Gebiet der kosmischen Mythologie fällt. Die Wolken am Himmel sind ein gewaltiger Braukessel, in dem Thor beim Gewitter braut, der herabströmende Regen ist das Wolkenb. (vgl. Wolkenwasser = Milch) w ) ; oder die Riesen brauen in einem gewaltigen Kessel B. 28 ) ; solch einen Kessel nimmt T h o r dem Riesen H y m i r im Gewitterkampfe a b ; dieser K a m p f zwischen Thor und dem Riesen spielt besonders beim Gastmahl der Asen eine Rolle; Thor muß mit T y r zusammen den gewaltigen Braukessel des Riesen H y m i r holen, damit man B. brauen k a n n ; es gelingt ihm mit Hilfe v o n T y r s Mädchen, sich als den stärkeren zu zeigen, und er stülpt den Kessel über den K o p f und geht zu den Asen zurück 29 ). Die Verbindung v o n G e w i t t e r Vorgängen und B a c k e n = Brauen erkennen wir besonders in W e t t e r r e g e l n und volkstümlichen W e t t e r s p r ü c h e n . Der Mecklenburger sagt : W e n n der Scharpenwewer "O) am A b e n d brummt, trägt er „ S ü e r b o r n " ( = Hefe zum Brotbacken), es wird heiß; b r u m m t er aber am Morgen, so t r ä g t er „ B r u g b o r n " ( = Hefe z u m B.brauen), „ d e n n w a r d ' t denn' D a g noch regen, wil he brugen w i l l " 3 1 ) ; in Schleswig 3 2 ) sagt man im V o l k s w i t z : „ d e V o ß b r u u t B e e r " , wenn abends die Nebel steigen; in der Oberpfalz brauen beim Nebel die Berge 33) ; in W a l d h e i m hat Petrus „ d e B.teppeln umgeschmissen", wenn ein Gewitter donnert 34) ; wenn der Nebel steigt, braut die H e x e 3 5 ) . Zu beachten ist auch, daß die Wolken einen Goldschatz in sich bergen 3 6 ), und daß der Braukessel der Riesen mit Gold gefüllt ist 3 '). " ) In Mecklenburg backen und brauen die Unterirdischen: B a r t s c h Mecklenburg 1, 41 Nr. 6 1 ; interessant ist, d a ß die Litauer, wie P r ä t o r i u s Deliciae Prussiae 32 erwähnt, einen G o t t R a u g u p a t i s verehrten, der „ h i l f t , wenn das bier wohl giret, der teich wohl s ä u r e t " ; er heißt auch „ H e r r des Sauerteiges": U s e η e r Götternamen 100, vgl. 85. î 8 ) Vgl. den alten B r a u t s p r u c h in B a r t s c h Mecklenburg 2, 65 Nr. 236; v g l . M e η s i η g Schleswig-Holstein. Wb. i . l i ó ff. I n einem finni-
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Bier
sehen Epos ist die Erfindung des Bierbrauens schön beschrieben; zur Gährung verwendet man zuerst vergeblich Schaum des Bären, zuletzt Honigseim: R o c h h o l z Glaube 1, 28 bis 29. ") M a η η h a r d t Germ. Mythen 92 {f. ι ο ί . 1 0 3 — 1 0 4 · 235; vgl- 234·: K u h n Herabkunft 64. 164 ff.; Edda 50 (Simrock); S c h w a r t z Studien 1 5 3 — 1 5 4 ; P f a n n e n Schmid Erntefeste 138. 429—30; vgl. H o c h h o l z Glaube 1 , 2 9 . 267. Meyer Germ. Mythen 89 ff.; vgl. den B.saal in Okolni in der Voluspa Strophe 43 = 8 Simrock; in der Olaf T r y g j a - S a g a wird dem Odin B. gegeben und den Asen zugetrunken: Kloster 9, 193. *·) S i m r o c k Mythologie* 263—65; E. H. M e y e r Myth. d. Germanen (1903) 238 ff.; Μ o g k Mythologie-, D c r s . Relig.gesch. 91 ff.; S c h w a r t z Mythologie (186c) 201. 223. 226; E d d a Hymiskvidha 46 ff. Simrock; Kloster 9, 309; M e y e r Germ. Mythol. 145; das Brauen nehmen die Götter überhaupt sehr wichtig: W e i n h o l d Altnordisches Leben 153. *>) B a r t s c h Meckl. 2,187 Nr. 897 a. 31) D e r s . 2, 210 Nr. 1044. 32) M e n s i n g SchlsswigHolst. Wb. I, 537; vgl. M e i e r Schwaben 1, 264 Nr. 296: die Hasen oder Füchse backen; ebenso im Rheinland : den Foss braut : M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 929; vgl. S c h w a r t z Mythologie 223. 33) S c h ö η w e r t h Oberftfah 2, 133 Nr. 15, 1; ebenso in Obersachscn Müller31 ) M ü 1 1 e r Fraureuth Wb. 1, 146. F r a u r e u t h i, 106. 35) Z.f.Völkerpsychol. 37)
399. 3S) M e y e r Germanische Mythol. 91. D e r s . 89; vgl. S c h w a r t z Myth. 248. 273.
3. Entsprechend dem kosmischen Braugeschäft der Riesen brauen auch die V e g e t a t i o n s d ä m o n e n B. Verbreitet ist die>Sage, daß die Zwerge, Bergmäinlein, Hollen, die grauen Männlein, ihren Braukessel herleihen; als Lohn verlangen sie gewöhnlich eine Semmel und eine Silbermünze wie die Bergmännlein auf dem Stromberge in der sächsischen L a u s i t z ; fast immer wird die gute Freunds c h a f t dadurch zerstört, daß einer die Semmel herausnimmt und einen Dreck hineinlegt 39) ; in Pommern 40) wird ein weniger feiner Lohn v e r l a n g t : ein Brot und eine Flasche B . ; auch hier hört die Freundschaft auf, als jemand zum Schabernack B r o t und B. f o r t n i m m t ; zu betonen ist, daß z. B. in der Lausitzer Sage das Brauen und B a c k e n der Zwerge zusammen erzählt werden 41 ). In Mecklenburg leihen die Unterirdischen die Braupfanne und bringen sie blank geputzt zurück 42 ). K n e c h t e bekommen auf dem A c k e r B. und Brot 43) ; im Voigtland ha-
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ben die grauen Männlein eine Braupfanne mit B. 44 ) ; in der sächsischen Schweiz trinken die Querxe B. und schieben Kegel 45 ). Die Osenberger Zwerge in Oldenburg 4 6 ) kaufen v o m warmen Hausgebräu; ein Männlein, das über den Durst getrunken hat, läßt den K r u g stehen 47 ), an dem der Segen des Hauses h ä n g t ; ähnliches wird aus Pinnow in Mecklenburg berichtet 4 8 ). In Oldenburg 49) naschen die Zwerge B., in Schleswig-Holstein δ®) lecken sie als K r ö t e n 51 ) (vgl. Butter und Milch) das vorschüttete B. auf oder stehlen für den K r a n k e n „ P i n g e l " B. v o m F a ß 5 8 ) ; in H u s u m 5 3 ) stehlen die Pulce vom G e b r ä u , auf S y l t 6 4 ) die „Önnerkens", die, von der Bäuerin beim B.hahnen ertappt, zum Dank, daß sie unbelästigt bleiben, bewirken, daß die B.-tonne nie leer wird. Im Voigtland schützen sich die, welche im Keller B. holen, mit Dost und Dorant gegen die b.gierigen K o b o l d e 5 5 ) . So trinkt die wilde J a g d 5 6 ) in Thüringen einem Manne die B.fiasche aus, wclche nie leer wird (vgl. Goethes Getreuer Eckart) 57 ), und die Weiber aus Frau Holies 58) Zug lassen die B.kanne nie versiegen. Im Voigtland trinkt die Perdita den Mädchen das B. aus; zum Dank läßt auch sie das B. nie ausgehen; als aber das Geheimnis verraten wird, ist der K r u g leer 5 9 ). Die Elben verlangen das B. 60 ) als ständiges Opfer (vgl. auch 11 b), wie der B.wetzcl 61 ) im Riesengebirge, der alles zusammen wirft, wenn er sein B. nicht bekommt, ebenso der B.esel 6 2 ) (s.d.) ; diese treten wie die Kobolde und Elfen in Eselsgestalt auf und hocken dreibeinig auf dem Rücken der Wirtshaushocker 63) ; und den Studenten in der Mühle zu Rinteln e4) geht es sehr übel, als sie dem K o bold das B. austrinken (vgl. den Chimmeke, Milch). Zu den Elben gehören auch die herumgeisternden S e e l e n Verstorbener, die nach der Labe des Lebens lechzen (vgl. Butter, Milch). Im A n f a n g des 19. Jhs. bettelte in Ratibor ein Gespenst B. von den Vorübergehenden und trank gierig 6 5 ); in Schwaben geht der , , B . a p p e l " u m 6 6 ) ; daher fängt man Geister gerne in B.flaschen, weil sie nach B. gieren, wie ein Geistlicher in
Bier Cament die Seele einer Geizigen in einer B.flasche fing e7) ; daß in Bayern und im Voigtland ein Geist als B.faß herumpoltert, ist nicht erstaunlich 6 8 ). Die weiße F r a u im Kloster Lehnin spukt im Brauhaus, und wenn es mit dem B . nicht geheuer ist, gibt man ihr die Schuld 68) ; im Voigtland hockt ein Gespenst den b.holenden Mägden a u f 7 0 ) . Sonst hören wir von g e i s t e r h a f t e n Brauereien71), oder man deutet Gesteinbildungen als Braupfannenn). Wenn wir an die goldgefüllten Braukessel der Wolkenriesen denken, so paßt es auch zum Bilde der Erdmännlein, daß diese in der Johannisnacht im Herrlaberg 7 3 ) bei Langenbielau Braukessel mit Gold zeigen, oder im S t r o m b e r g 7 4 ) ; freilich überwiegt hier die Vorstellung von den die Metallschätze der Erde bearbeitenden und hütenden Zwergen; Schätze in Braupfannen finden sich sehr häufig, so der Schatz in einer großen Brauhütte bei Königsmartha 7S ) ; ein Brauer in Vogtsdorf hatte den Bund mit dem Teufel und eine ganze Braupfanne voll Gold 7 6 ). M ) Κ ü h η a u Sagen 2, 72 Nr. 739 = M e i c h e Sagen 210 Nr. 276 vgl. H a u p t Lausitz I, 37 Nr. 39; R o c h h o l z Sagen ι , 365 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 87 Nr. 107; K u h n Westfalen 1, 200 Nr. 224. 3 ») Κ ü h η a u Sagen 2, 67 Nr. 733 = M e i c h e Sagen 337 Nr. 438 vgl. R o c h h o l z Sagen 1, 282 Nr. 1095. «) BlpomVk. 3, 38 Nr. 18; K n o o p Hinterpommern 32 ff. " ) M e i c h e I . e . 210; vgl. B a r t s c h Meckl. 1 , 80. «) D e r s. ι , 80—8x. 82. 89. «) D e r s. i , 41 Nr. 61, vgl. backen. **) E i s e 1 Voigtland 43 Nr. 94. *s) M e i c h e Sagenb. d. sächs. Schweiz 2 1 Nr. 8. " ) G r i m m Sagen 30 Nr. 43; vgl. die Unterirdischen in Mecklenburg : B a r t s c h l . c . ι , 80 Nr. 88. «) B a r t s c h 1. c. 1, 88 Nr. 94; vgl. M ü l l e n h o f f Sagen' 3 1 0 Nr. 464. «) B a r t s c h 1. c. ι , 80 Nr. 88. «) S t r a k 60 k e r i a η 2, 226 Nr. 476. ) M ü l l e n h o f f Sagen 343 Nr. 508. " ) Sonst als dreibeinige Hasen: M a n n h a r d t Germ. Mythen 4 1 1 ; B a r t s c h Meckl. t, 168 Nr. 207; E i s e i 1. c. 120 Nr, 3 1 1 — 1 2 ; 139 Nr. 3 7 1 ; 140 Nr. 376; 141 ff.; 289—290 Nr. 726. " ) M ü l l e n h o f f 1. c. 3 1 0 Nr. 464; vgl. 309 Nr. 463. «) D e r s . 352 Nr. 518. " ) Ebd. 355 Nr. 521. " ) E i s e i Voigtland 3 1 Nr. 6 1 ; 53 Nr. 1 1 8 ; vgl. 85. «) W i t z s c h e l Thür. 1 , 189 Nr. 184. 57) Eckart mit seinem Zug begegnet b.holenden Kindern; die Weiber des Zuges trinken das B . aus, das nicht mehr versiegt: W a s c h n i t i u s Perht 106. 174. Witz-
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s c h e l 2, 76 Nr. 89 = ι , 189 Nr. 184. «·) E i s e l Voigtland 104 Nr. 264. Über Gebäcknamen als Reste alter Opfer an Kobolde: NddZfVk. 1926, 14. , l ) Κ ü h η a u Sagen 2, 50 Nr. 710. ·*) H. L . F i s c h e r Aberglauben (1790) 65; noch heute im Voigtland: E i s e l I.e. 123 Nr. 318. ·') M a n n h a r d t Germ. Mythen 411. ·*) G r i m m Sagen 52—53 Nr. 73. " ) K ü h n a u Sagen 1 , 210 Nr. 198. ··) B i r l i n g e r Schwaben i , 227; F i s c h e r Schwab. JVb. ζ, n o i ; vgl. den Kophamel in Mecklenburg: B a r t s c h 1. c. 1 , 1 6 8 Nr. 207. ·') K ü h n a u Sagen 1, 463 N r . 4 9 1 ; ferner 1, 1—2. 1 1 7 Nr. 129. 465—66. 469. 483. 489; 3, 2 1 5 ; vgl. MschlesVk. 1 3 — 1 4 ( 1 9 1 1 — 1 9 1 2 ) 1 1 3 ff. 98 ff.; L e o p r e c h t i n g Lechrain 76 erzählt, wie ein Branntweingeist in einer Flasche täglich einen Groschen für eine Halbe erhält; vgl. R o c h h o 1 ζ Sagen τ, ι86; Κ ü η ζ i g Badische Sagen 8 Nr. i r ; i t Nr. 19; 16 Nr. 32. ω ) P o l l i n g e r Landshut 128—129. ··) S c h w a r t z Sagen d. Mark Brandenburg7 (1921) 78, 44. ,0 ) E i s e l I.e. 85, vgl. 3 1 Nr. 6 1 ; 53 Nr. 1 1 8 ; M a n n h a r d t Germ. Mythen 4 1 1 . " ) K ü h n a u Sagen 3, 565 Nr. 1969; E i s e l Voigtland 66 Nr. 156; vgl. R o c h h o l z Sagen 1, 365. , a ) K ü h n a u 2, 621, 1 2 7 1 . " ) Ebd. 2, 84, 747. '*) Ebd. 3, 6i8, 2020. " ) Ebd. 3, 620 ff., 2022; vgl. 3, 565; sonstige Belege für Schätze in Braupfannen: ι , 240, 9. 243; 3, 166, 1546. 557,1969. 613, 2019. 622, 2025. 738 ff., 2 1 4 7 ; M e i c h e Sagen 135, 179. 691, 855. 703, 871. 718, 889. 738, 908; M e i c h e Sagenbuch d. sächs. Schweiz 55 Nr. 46; sehr häufig im Voigtland: E i s e l 1. c. 43 Nr. 94; 47 Nr. 105—106; 74 Nr. 185; 81 Nr. 208; 1 7 3 Nr. 468; vgl. Index 403; T h a r s a n d e r Schauplatz 1 (1737), 537 ; Schindler Aberglaube 143; Waschnitius Perht 1 2 5 ; Schatz im Brauhaus: E i s e l 1. c. 147 Nr. 402; 185 Nr. 492; M ü l l e n h o f f 102, 1 1 8 ; 583, 600; M a n n h a r d t G.M. 1 9 3 ; K ö h l e r Voigtland 56; H a a s Rügensche Sagen ' 36, 65 ; Ρ r ö h 1 e Harz * 2 1 7 ; M e y e r Germ. Myth. 102 § 1 3 7 ; vgl. B a r t s c h 1 , 2 4 7 , 3 2 2 ; K ü n z i g Sagen 93, 249. '·) K ü h n a u 2, 665 ff. Nr. 1298. 4. W i e sehr die H e x e n nach dem stärkenden Seelen- und Geistertrunk verlangen, zeigt eine Wismarer Sage 77 ) : Eine Milchhexe war durch Verpflöckung (s. d.) herbeizitiert; der Gegenzauber war aber machtlos, sobald es ihr gelungen war, von dem im Hause stehenden B.humpen zu trinken. Eine Mecklenburger Hexe bekennt 1 5 7 6 7 8 ) , „ u n d hetten (beim Hexenmahl) roth bier getrunken uth glesern"; ein J a h r später sagt eine Hexe aus, es habe Magdeburgisches und Garlebesches B . gegeben 78 ) ; nach Oberpfälzer 8 0 ) Glauben finden die B . - und Weinreste, die
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Bier
man im Glase stehen läßt, beim Hexenmahl Verwendung. Auch nach dem Aberglauben in Schleswig-Holstein trinken die Hexen beim Mahl B . ; in der Johannisnacht verbrennt man die Hexen, indem man warmes B . trinkt und den Hexen zuruft: „ K o m m t her, ihr alten Hexen ins F e u e r " 8 1 ) ; nach dem „höllischen Proteus" trinken die Hexen die B.fässer leer 8 2 ). Praetorius berichtet, daß Werwölfe = Hexen ganze Fässer B. und Meth aussaufen 8 2 i ) ; durch Austrinken eines mit Bier gefüllten Glases und durch ein Zauberwort wird ein Mann zum Werwolf 8 2 b ). Wie die Milchhexen treiben sie mit B . allerlei Schadenzauber; so wird eine Hexe in Eberswalde 8 3 ) wegen Zauberei mit B . und Molke angeklagt; nach dem Aberglauben in Mecklenburg machen die H. das B . sauer und die Milch lang 8 4 ); nach Gockelius werden die B.sieder durch die Ligaturen der Hexen in ihrem Handwerk behindert 8 5 ); eine andere wurde zum Feuertod verurteilt, weil sie fliegende Geister ins Brauhaus sandte. In Leobschütz 8 6 ) verbrannte man 1581 zwei Frauen, welche volle Fässer mit B . aus den Kellern der Bürger gezogen hatten, darauf eine L u f t f a h r t gemacht und sie auf den Turmspitzen ausgesoffen hatten; eine Königsberger 8 7 ) Hexe fährt mit andern Weibern als Katze in Braukübeln auf der Pregel, bis sie der Braubursche mit dem Kreuzzeichen zwingt, sich ins Gebräu zu stürzen; in einer andern Brauerei in Königsberg schlug immer das Gebräu um, bis die Hexe als Katze entlarvt wurde und zwar wieder von einem Brauburschen, der ein Sonntagskind war 8 8 ). Ein alter Braubursche verhexte aus Rache zu Brambach 8 8 ) durch ein Gartenkraut das B., daß es als braune Eiszapfen am Balken hing, und ein Schwarzkünstler verzauberte zu Freystadt 9 0 ) das B., daß es wie ein Ballen Wolle in den Sparren hing. Zu Budissin 91 ) in der Lausitz suchte eine Wirtin (1677) ihrer Konkurrentin die Gäste zu entziehen (vgl. Milchhexe), indem sie sich Kehricht vom Kegelloch und der Hausschwelle verschaffte. Der Brechschmied, ein Zauberer im Isergebirge 92 ), holte auf
1264 Grund einer Wette in seinem Mantel in Münchengrätz ein Faß B . ; aber unterwegs zog ihn der Teufel aus der L u f t herunter und soff mit ihm das Faß aus. Wie bei der Milch muß man sich auch beim B. an Hexentagen in Acht nehmen, so bei den Esten am Thomastage 9 9 ).
" ) B a r t s c h x, 1 1 7 , 1 3 5 . '») B a r t s c h 2 , 9 ; ebenso eine hessische Hexe (1597): ZfdMyth. 2, 66; vgl. P r a e t o r i u s Blockesb. Verrichtung 576. " ) E b d . 2, 1 3 ; vgl. 9 u. 20. ,0 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 179, 8. ei ) M ü l l e n h o l f Sagen » 229 Nr. 336. M ) F r a n c i s c i Der höllische Proteus (Nürnberg 1690) 279. M » ) 1. c. 148. 8 i b ) 1. c. 269. ·*) S o l d a n - H e p p e 1 , 4 8 8 . M ) B a r t s c h 1. c. 2, 244 Nr. 1 2 6 6 ; vgl. 1 4 8 Nr. 1 2 8 3 . ") Gockel Tractatus polyhistoricus magicomedicus curiosus (1699) 63. " ) K ü h n a u Sagen 3, 6, 1 3 5 2 ; 7, 1 3 5 3 . " ) K e u s c h Samland 130, ι . " ) E b d . 130, 2. *·) M e i c h e Sagen 494, 643. ,0 ) Κ ü h η a u 3, 1 9 7 — 8 , 1569. ·') H a u p t Lausitz ι , 195, 2 2 8 = M e i c h e 493, 641. M ) K ü h n a u 3, 239, 6. , 3 ) B o e d e r Ehsten 93.
5. Gegen solchen S c h a d e n z a u b e r legt man in Schlesien schon im 16. J h . eine von einer Schlange selbst abgestreifte Haut unter das Faß und wirft eine Schnur roter Korallen (vgl. Milch) in das verhexte B. 94 ). Auch sonst treibt man allerlei Zauber, um das B . vor Hexerei zu bewahren, es wohlschmeckend zu erhalten und Käufer (Gäste) anzuziehen: „ E i nes Gehangenen Finger im B.fass aufgehängt schafft dem B. guten Abgang" (aus der neuen Bunzlauischen Monatsschrift 1792) 9S ); ebenso zieht ein Lappen mit dem Blut eines armen Sünders im B . die Kundschaft an 98 ), oder gar das membrum virile eines Gehängten ( ! ) 9 7 ) . Harmloser ist das Glückssäckchen, das die geschäftstüchtige Wirtin zu Budissin unter das Schenkfaß legt M ). In der berühmten Sage vom Wunderblut zu Zehdenick wird erzählt, daß 1249 ein Weib, das einen B.schank hatte, „eine geweihete Hostie genommen, in Wachs gedrückt und vor ihrem B.fasse vergraben, im Aberglauben, daß sie so die Güte ihres B.es mehre und die Leute ihr B . lieber holen und trinken würden" " ) . Nach schwäbischem Aberglauben hat jeder B.brauer einen B.molch bei sich, der das B. säuft, es wieder von sich gibt und es so berauschend
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Bier
macht; noch 1 8 7 3 wurde ein Ravensburger Braumeister deswegen verrufen und mußte sich in der Zeitung wehren 10 °). ) D r e c h s l e r 2, 255. Als erster empfiehlt dieses Mittel Justus S t e n g e l : Bewerte B.känste·, welcher Maßen das B. in diesem Lande allerhand auffmerkungen. Erffurdt 1616, cap. 4; Stengel rät das Mittel gegen die Bezauberung gottloser Leute; auf Knaust und Stengel beruhen Colers Darlegungen. ,5 ) G r i m m Myth. 3, 474, 1065; E c k a r t Südhannov. Sagenbuch 83—85; E i s e i Voigtland 277, 698; D r e c h s l e r 2, 239; vgl. S c h ö n b a c h Berthold v. R. 148—49; 50—51; vgl. B r ä u n e r Curiositäten (1737) 236 ft.; nach Schweizer Aberglauben wird das B. dadurch schmackhaft: SAVk. 1900, 2. ·«) S t r a c k Blut 45. ·') D r e c h s l e r 2, 239; aus M ä n n l i n g 301; ebenso im Voigtland: E i s e i I.e. 277 Nr. 698. ») M e i c h e 493, 641. M) S c h w a r t z Sagen d. Mark Brandenburg1 146, 97. 10°) F i s c h e r Schwäb.lVb. 1, 1103. M
6. Gegen das S a u e r w e r d e n des B.es erwähnen schon die B.schriftsteiler des 16. u. 17. J h s . verschiedene M i t t e l 1 0 1 ) . Stengel befaßt sich besonders mit den Mitteln gegen saures und verdorbenes B . , „denn man findet bißweilen lose Leute, die einem ein Bubenstück t u n " 1 0 2 ); wenn das B . im Bottich nicht gärt, so soll man eine heiße, neue Pflugschar hineintun oder einen heißen Kieselstein 1 0 3 ) ; viele Mittel schöpft Stengel aus K n a u s t , so das Hineinhängen eines Haferbüschels. Die Gefahr des Sauerwerdens tritt vor allem bei Gewittern ein; schon Coler 1 0 4 ) rät, zum B . Brennesseln zu legen, wenn ein Gewitter heraufzieht; und auch in der Rockenphilosophie heißt es 1 0 5 ) : „ b e i m Brauen lege man einen Strauß großer Brennesseln aufs Faß, so schadet kein Donner dem B . " ; in Mecklenburg 1 0 6 ) legt man einen Besen auf das B., „ d e i in de Twölften bunnen i s " . Nach Stengel soll man reine Tücher auf den Bottich und darauf Salz, Kieselsteine und Lorbeerblätter legen 1 0 '). Wenn ein Toter im Haus ist, besonders wenn der Brauer stirbt, muß man in der Oberpfalz die Fässer rühren oder dreimal daran klopfen, damit das B . nicht abstehe 108 ). U m schlechtes B . wieder schmackhaft zu machen, soll man nach Staricius 109 ) zerstoßenen Weizen mit der H e f e vermengen und ins Faß schütten; nach dem schlesischen Wirt-
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schaftsbuch ( 1 7 1 2 ) soll man frischgebackenes Hausgerstenbrot auf den Spund legen 1 1 0 ) ; in Pommern hängt man gegen Faßgeschmack ein Bündel Weizen ins F a ß U 1 ) ; und dasselbe Neustettiner Zauberbuch rät prophylaktisch: „wirf einen spannlangen Kienspan in das B . , wenn es noch w a r m ist oder tue ein E i von demselben T a g e hinein und mache den Spund fest mit L e h m z u " 1 1 2 ) . ,01 ) C o l e r (407 c. 59) empfiehlt Nelkenöl; vgl. K r ü n i t z Enzyklopädie 5, 201; K n a u s t führt 63 ff. verschiedene Mittel an: wenn B. „abfeit oder sich verkehret", frisches Gerstenbrot auf den Spund; wenn das B. sauer ist, ein Büschel reifen Haber ins B. gehenkt; Centaurien und Bertram verhüten das Sauerwerden. 1M ) 1. c. cap. 3 u. 8. ,03 ) 1. c. cap. 4. 1M ) C o l e r 32; S t e n g e l cap. 8 empfiehlt Auflegen von Lorbeer. 105) G r i m m Myth. 3, 445, 336; aus der Rockenphilosophie schreibt Fischer ab: F i s c h e r Aberglauben 73; „bei entstehendem Gewitter legt man zum B. ein Stück Eisen, Nesseln oder andere Dinge": T h a r s a n d e r Schauplatz 2, 311 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 101 ; K e l l e r Grab 2, 147 ff. (mit Erklärung !); S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 16 u. 32; B a r t s c h 2, 133, 578 und 189, 907; M a n n h a r d t I.e. 101 bis 102; W i t z s c h e l Thüringen 2, 276, 1; D r e c h s l e r 2, 210; R o c h h o l z Glaube 2. 43· 10') B a r t s c h 2, 249, 1283 f. u. g. im ) I.e. cap. 8. 10β) S c h ö n w e r t h 1, 248, 13. 10·) Heldenschatz 572 ff. »·) D r e c h s l e r 2 , 1 5 = Wirtschaftsbuch 657; ebenso K n a u s t 63; vgl. auch: J. W. G u l d e n s c h r e i b e r Ein schönes herzliches und Nützliches auch Bewertes Weinbüchlein . . . (Ettlingen 1607) 96; Guldenschreiber schreibt Knaust zum Teil wörtlich ab. i n ) Schon K n a u s t p. 65 rät, ein Bündel von 35 Weizenkörnern ins Faß zu legen. "») BIPomVk. 4, 7 f. 7. Gebräuche und Aberglaube beim Ausschenken des B.es. Als noch jeder Haushalt das R e c h t hatte, zu brauen, wechselte das Recht, B . auszuschenken, von H a u s zu H a u s : Reihenschank; K ö h l e r 1 1 3 ) und J o h n l w ) beschreiben diese Sitte genau; nach J o h n war man im Erzgebirge an keinen T a g gebunden, in Blomberg ( L i p p e ) 1 1 5 ) wechselte man gewöhnlich am Montag; die Reihenfolge bestimmte der Brauausschuß durch das L o s ; manche v e r k a u f t e n dies; wer an der Reihe war, steckte das B . r e i s zum Dachfenster heraus, einen K r a n z l l e ) aus Blech oder Holz, auf dem ein B.glas aufgemalt w a r {im Rheinland :
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B.wisch 1 1 7 ), in H o r n ι ω ) bei Dortmund war es ein Hülsenbusch, in Lippe u · ) ein Strohbusch, in Preußen ein B.zweig {Tannen- oder Fichtenstrauß) 1 2 0 ), in Schlesien der B . k e g e l 1 2 1 ) ) ; die Frist betrug 20 Tage, dann wurde das Haus „übersteckt" (in Lippe wechselte die Brauereigerechtigkeit jede W o c h e 1 2 2 ) ; die Preise 1 2 3 ) waren genau vorgeschrieben. Ebenso war beim Wirtschaftsbetrieb die Zeit vorgeschrieben, bis zu der B. getrunken werden durfte; sobald die B.glocke ertönte, durfte nichts mehr ausgeschenkt werden 1 2 4 ). In der sächsischen .Schweiz 1 2 5 ) durfte jeder Bürger, dessen Frau ein Kind geboren hat, sechs Wochen lang ausschenken; das Zeichen war ein Strohwisch. Wie wichtig das B.ausschenken war, zeigt der Streit (1450) im Voigtland 1 2 e ). Solche, die zum erstenmal B. schenkten, gaben etwas zum Besten. Dafür mußte jeder Gast auf den Ofen steigen und dabei wurde er wacker mit,, Schleußen gepeitscht"; dieses hieß das Ofenbesteigen 1 2 7 ) (Thüringen); „wer B . schenkt, lege die erste Losung unter den Zapfen, bis ausgeschenkt i s t " 1 2 8 ) ; ebenso findet sich in der Rockenphilosophie auch folgender R a t : wer die erste Kanne B . aus dem Faß bekommt, soll geschwind fortlaufen, so geht dies B . bald ab 129 ). Die Rockenphilosophie r ä t 1 3 0 ) auch: Wer aus einer mitten in einem Ameisenhaufen gewachsenen Birke einen hölzernen Schlauch oder Hahn drehen läßt und zapft Wein oder B. hindurch, der wird geschwind ausschenken; derselbe Glaube lebt noch in Thüringen 1 S 1 ). Wenn ferner eine reine J u n g f r a u das erste B. vom Faß holt, geht es gut ab; vgl. auch die in 6 aufgezählten Mittel 1 3 2 ) (siehe Backen). Genau schrieben die Gesetze richtiges Maß beim Ausschenken vor 1 3 3 ). Welchen Wert das Volk auf die Ehrlichkeit beim B.brauen und Ausschenken legt, beweisen die S a g e n , die wir in den Gegenden, wo das B . als Volksnahrung eine große Rolle spielt, finden; das Ethos dieser Sagen ist den Strafen der geizigen Brotschändcr sehr ähnlich; die städtische Taberne zu Glatz hatte einen Brauer angestellt, der greulich fluchte und furchtbar betrog; der
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liebe Gott konnte das Treiben nicht mehr dulden, und zur Strafe mußte der unehrliche Brauer nach dem raschen Tode herumgeistern 134 ). Im Braunauer Ländchen nennt man die dämonischen Gespenster „unehrlicher Wirte" „ B . e s e l " 1 3 5 ) (s. d.); sie gehen in furchtbarer Gestalt um und lärmen und brechen jedem das Genick, der sich in ihre Nähe w a g t 1 3 β ) ; natürlich gibt es auch in Bayern unehrliche Wirte; so geht der Braumeister der Schloßkellerei zu Oberköllnbach 1OT), der falsches Maß ausschenkte, nachts im Schloßkeller um und sagt immer: „Zehn Daumen sind auch ein Maß." Interessant ist zum Vergleich eine Sage aus Duisburg, welche Caesarius v. Heisterbach in seinem Dialogus miraculorum erzählt 1 3 8 ) : „ I n Episcopatu Coloniensi opido imperiali, quod Duseburg dicitur, vidua quaedam cervisiam braxare ac vendere solebat. (Als ihr Haus vom Feuer bedroht ist), omnia sua vasa, quibus cervisiam emptoribus mensurare solebat, ad ostium domus contra flammas ponens . . . sie oravit dicens: Domine Deus iustus et misericors, si unquam aliquem hominum his mensuris decepi, volo ut domus haec comburatur" . . . . das Haus wird gerettet, während alles ringsum abbrennt. Nach Maennling läßt der Teufel einer gewinnsüchtigen B.schenkin Hufeisen aufschlagen 1S8 ). 11S ) Voigtland 208 ff.; aus Κ η a u s t 64 vgl. 65; bei S t e n g e l cap. 6. 1 1 Erzgebirge 2 1 7 — 2 1 9 ; vgl. W u t t k e Sächs.Vk. 448; H e y n e I . e . ; J A F 1 . 1 5 , 40—44; Globus 82, 19. 1 1 S ) Z r w V k . 4, 226. l l e ) Da^ war auch das Wirtshauszeichen: Z f V k . 1 7 , 195 ff. (m. Lit.) ; MschlesVk. 1900, Heft 7, 1 3 ff.; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 185. " ' ) M ü l l e r RheinWb. ι , 6 8 1 . "») ZrwVk. 1. c. " · ) 1. c. Nach einer alten Vorschrift (1450) mußte in Arnsberg der B.wisch (Strohbusch an einem Stock) ausgesteckt werden : Ρ i c k Aachen 8 ff. l20 ) F r i s c h b i e r PreußischesWb. 1, 83 nach H e η η i g s Preuß.Wb. 1 7 8 5 . m ) MschlesVk. 1900 Heft 7. 1 3 ff. ; 1698 wurden in Döbeln die grünen Reiser durch hölzerne oder blecherne ersetzt : M e r b i t z Chronica Doebclensia 1 7 2 7 bei M ü l l e r l Fraureuth ι , 106. " ) Z r w V k . I.e. m ) L a m m e r t 4 3 ; K ö h l e r 1. c. ; J o h n 1M 1. c. ) H e y n e 1. c. 1, 302 A . 304; L a m mert 43; Hovorka-Kronfeld 2, 349. ' " ) M e i c h e Sagenbuch d. sächs. Schweiz 1 1 9 — 2 0 . la6) E i s e l Voigtland 3 1 2 Nr. 7 9 1 .
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Bier
" ' ) W i t ζ s c h e 1 . Thür, 2, 287 Nr. 1 2 5 . "«) G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 394. »·) Ebd. 440 Nr. 164 (vgl. § 6 ) = F i s c h e r 1. c. 2 1 2 . 13 °) 2. Hundert p. 263—66 = G r i m m 1. c. 437 Nr. 98. l a l ) W i t ζ s c h e 1 1. c. 2, 277 Nr. 1 3 . ?") F i s c h e r Abergl. 2 1 2 . 1 3 3 ) L a m m e r t I.e. l s t ) K ü h n a u Sagen 1, 5 8 1 — 6 1 5 ; vgl. die Sage vom umgehenden Weinfälscher und der ungerechten Müllerin bei Κ ü η ζ i g Bad. Sagen 14 Nr. 28; 1 5 Nr. 5 1 . l s s ) M Q l l e r F r a u r e u t h 1,. 105. "·) Κ ü h η a u 1. c. ι , 144—46 Nr. 156. 1 3 ') P o l l i n g e r Landshut 95. 96; ebenso in Kärnten G r a b e r Kärnten 194 Nr. 256; der Wucherer in der Bergischen Sage mißt als Geist nach dem Tode Getreide : S c h e l l Berg. Sagen 92 Nr. 16. »«) X , 3t = II, 240 Stange; S c h e l l Berg. Sagen 465, 2; ebenso bittet die braxatrix zu Köln: Sancti Apostoli, si unquam vobis digne fideliterque servivi, custodite domum meam et vasa vestra: V i l i 62 = 2, 1 3 4 — 5 Stange. 13 ') M a e n n l i n g 390.
8. B . t r i η k e n : Wer das Β . bis auf den letzten Tropfen austrinkt, trinkt seine und eines andern K r a f t 14 °) ; andererseits sammeln, wie wir sahen, die Hexen alle B.reste (Oberpfalz). Wenn man den Schaum vom B.glas, bevor man trinkt, nicht abbläst, so haben die Hexen Gewalt über den Trinker 1 4 1 ); wenn man beim B.trinken den „Hetscher" bekommt, steckt man das Messer ins Glas und läßt es ziehen 142 ). „ B i s t du auf der Hochzeit und dein Glas ist noch nicht leer, so laß nichts zugießen, sonstgibtes unglückliche L i e b e " (Pommern) 1 4 3 ). Damit kommen wir zu den O r a k e l n : Zeigt sich beim Einschenken von B. oder Wein ein Schaumring, so bedeutet das Glück 144 ). Wirft ein Mädchen in einer Gesellschaft B . um, so bekommt sie ohne Heirat ein Kind 1 4 5 ). Über die Z e i t , da das B.trinken besonders anschlägt, weiß das Journal 1790 aus dem Saalfeldischen zu berichten 14e ) : „ W e r Neujahrstag zum B. geht, verjüngt sich und wird roth" (Anfangsfruchtbarkeitsaberglaube vgl. die Lucia-Bier-Bowle in Schweden I I c); in Westböhmen geht man an Neujahr „ a u f s neue B l u t " 1 4 7 ); an Fastnacht trinkt man in Norddeutschland viel B., um ein langes Leben zu erhalten 1 4 8 ). Im Egerland trinkt man am Aschermittwoch B., damit die Gerste gerät 1 4 9 ). 140 ) G r o h m a n n 226 Nr. 1604. 1 4 1 ) H o vorka-Kronfeld 2, 350. " ' ) P o l -
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l i n g e r Landshut 278—9. »") BIPomVk. 4, 48 Nr. 1 8 , 1 . 1 H ) W o l f Beiträge 1, 2 1 8 Nr. 1 9 1 . 14S ) G r o h m a n n 1. c. 2 2 3 Nr. 1566; ZfVolkerpsychol. 18, 362. M ") G r i m m Mythol. 3, 452 Nr. 527. »') J o h n Westböhmen 28. »«) W . 454 vgl. 97· " " ) Egerl. 4, 36.
9. Der feierliche B.trunk bei R e c h t s g e s c h ä f t e n : B . oder Wein dürfen bei einem wichtigen Rechtsakt (auch V e r b r ü d e r u n g ! Zeremonien) l s o ) nicht fehlen 1 S 1 ) ; im Altnordischen heißt die bei der V e r l o b u n g übliche Bewirtung „Befestigungsb." {festar-ol), im Angelsächsischen „ B r a u t b . " (bryd-ealu, neuenglisch bridal „Verlobung"), im Trierischen lovel-beer, jevel-beer, in Hessen Weinkauf 1 5 2 ) ; Knoop hat aus M. v . Normanns Wendisch-Rügianischem Landgebrauch (1530) nachgewiesen, daß man mit dem „Weddelb." eine W e t t e oder einen Pfandvertrag bekräftigte 1 M ) : „Thom Weddelb. gehört Nemand, ahne de Parte und de Borgen, sonst mögen se van beiden Siden Fründe bidden; Drünke sonst yemand ungebeden, deit Unrecht, möste ok dat B . op sin Andeel betalen." In einer schlesischen Quelle des 17. J h s . machen zwei Verbrecher aus, daß sie sich nicht verraten wollen: „die giessen B . auff den Tisch und tippen e i n " 1 5 4 ) . In Ingerda (Albenburg) gibt es jedes J a h r nach dem Dorfgericht einen B . t r u n k 1 5 5 ) . Im Erzgebirge gibt man beim Grundstückkauf B. zum besten 1 5 e ), und in Schwaben gibt es B. bei der feierlichen Einholung der neuen D i e n s t b o t e n am „ B ü n telistag" 157 ). lt0 ) In Ägypten gab es ein Freundschaftsb. : Veröffentl. d. Ges. f. Gesch. des Brauwesens I . H e f t , 43. Über Wein und B . bei Eidopfern und Verbrüderungszeremonien : Κ i r c h e r Wein 22. 80. 86. 1 H ) ZföVk. Suppl. 7 (1911), 5. 1 5 3 ) BIPomVk. 3, 37. 1 M ) MschlesVk. i l (1909), 208—9; über das Stupfen mit den Fingern: G r i m m RA. 2 , 1 4 6 — 4 7 . 15S ) ZfVölkerpsychol. 18, 383. 1 6 i ) J o h n Erzgebirge 1 7 . 15 ') B i r l i n g e r Schwaben 2, 3 3 4 — 5 .
10. A l l e r l e i A b e r g l a u b e : T r ä u m e n von B . bedeutet im Rheinland Streit 1 5 8 ) ; Coler in seinem Traumbuch erwähnt das B. nicht. Wasser, das man zum Brauen braucht, soll man nicht Wasser heißen, sonst wird das B. schlecht, man muß es „ L o n " heißen (Dänisch) 1 M ).
Bier W e n n der Hausherr stirbt, muß man nach der Rockenphilosophie die B.fässer im Keller rücken 1β0 ), »») ZrwVk. 1915, 58. "») J. M. T h i e l e Den
danske
Almnes
overtroishe
Nr. 225. 1«°) F i s c h e r
Meninger
I.e. 268.
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I i . B . o p f e r : a) In der v i t a Columb a n i l e l ) wird erzählt, daß der Heilige zu den Südschwaben k a m : „repperit eos sacrificium profanum litare velie vasque magnum, q u a m v u l g o c u p a m vocant, qui X X modia amplius minusve capiebat, cervisa plenum in medio p o s i t u m " ; und Laricius 1β2 ) „ d e deis S a m o t i g a r u m " berichtet v o n den L i t a u e r n : „ R a u g u z e m a pati offerunt posteaque ebibunt primum vel cervisae vel aquae mulsae et dolio haustum quem nulaidimos cognominant." Bis z u m Ende des 17. Jhs. brachten die Einwohner der Hebriden den Meeresgeistern ein Opfer dar; an Allerheiligen braute man Starkb., und der Priester goß davon mit einem Gebet ins Meer 1 β 3 ). A l s ein Opfer an den Wasserdämon ist wohl der Brauch auf den Orkneyinseln g e d a c h t : die Schiffer besprengen ihre Boote, wenn sie sie am Peterstag zu neuer Fahrt rüsten, mit B . 1 M ) . Die bei Telemarken aufbewahrten Donnersteine werden jeden Julabend mit B . Übergossen l e s ). B.opfer für die in B ä u m e n wohnenden Geister werden im Norden e r w ä h n t 1 6 6 ) ; für die Zeit 1 5 2 6 — 1 5 3 0 wird v o n einem unbekannten A u t o r über ein Opfer der Letten berichtet, das sie in Gestalt v o n B. und B r o t unter einem Holunderbaume dem Erdgott Puschkaitis darbrachten l e ' ) . Den Brunnendämonen opfern im wendischen Mollen 168) die Frauen das erste Glas B. v o m Faß. Gelegentlich des Bockopfers tranken, wie Waisselius l e 9 ) berichtet, die alten Preußen B. aus Hörnern; und Sepp l '°) f ü h r t auf den Opfertrank beim Opfern des Antlaßwidders das B o c k b . zurück; bis zum Jahre 1854 trank man in der Jachenau im Iserwinkel beim Schlachten des Widders stark gebrautes B . ; mit Unrecht aber vergleicht Sepp das Epigramm Julians (vgl. § 1), wo dieser das B. der K e l t e n wegen des Geschmackes als Bock bezeichnet. Wahrscheinlicher ist die von K l u g e 1 ' 1 ) und W e i g a n d 1 7 2 ) ver-
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teidigte Herleitung: Der Name findet sich seit dem 16. Jh. gekürzt aus „ A i m b o c k " = B. aus E i n b e c k 1 ' 3 ) ; Harring 1 7 4 ) lobt den „ B o c k " neben dem Stettiner B. Verbreitet über die ganze Erde und bei den Völkern der alten und neuen W e l t ist das B. a l s Totenopfergabe; den Sinn dieser Opfer beleuchtet ein Brauch der Permier in Rußland am besten: man gießt in eine Höhlung des Grabes B. und r u f t : „ T r i n k , Trink, wie Du früher getrunken h a s t 1 ' 5 ) . " Material für dieses weit verbreitete Opfer bietet reichlich Sartori, Die Speisung der T o t e n ; schon in einer altbabylonischen Inschrift lesen wir 1 7 6 ) zur Zeit von Urukagina (2900 v. Chr.): „ W e n n ein Leichnam ins Grab gelegt wurde, für sein Getränk 3 Urnen sikaru ( = Rauschtrank aus Getreide), für seine Nahrung 80 B r o t e " ; und in Phrygien sind B.service als Totengaben gefunden word e n 1 7 7 ) ; der Ä g y p t e r redet den Toten an: „ E m p f a n g e dein Brot, das nicht vertrocknet und dein B., das nicht sauer w i r d " 1 7 8 ) (Pyramideninschrift v. Sakkára um 3100 v . Chr.). Bei den Nordgermanen finden wir unter den üblichen Julopfern für die Toten-Vegetationsgeister auch das B.opfer; da stellt man im festlich gereinigten und gastlich offenen Hause f ü r die Verstorbenen das „Engelsb i e r " 17>) auf den Weihnachtstisch und für die A l f e n eine Oese B. neben die Speise 1 8 0 ). In Schweden bekommen am Julabend die W i c h t e B. und Milch von einer schwarzen K u h 1 8 1 ) ; ein norwegischer Bauer ließ an Weihnachten für das H u l d r e f o l k B. und Essen auf einen Birkenhügel tragen; am andern Morgen war alles leer 182 ). Beim Begräbnis war das B.opfer besonders bei den hannoverschen Wenden üblich (um 1700), bei denen überhaupt das B. in K u l t und Fest eine große Rolle spielte: nachdem man auf K o p f , Brust und Füße des Toten B. gegossen hat, wirft man nach dem Toten „sein warm B . t o p f " ; nach dem Begräbnis spenden die Angehörigen B . ; auf die letzte leere Tonne setzt man 2 Lichter, ein Glas B. und eine Semmel f ü r das Seelchen 183 ) ; die Litauer 1 8 4 ), die auch
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sonst viele Gebräuche mit den Wenden gemeinsam haben, setzen dem Toten Brot und eine Flasche B. zu H ä u p t e n , ä h n lich die Liven 1 8 S ). Bei den Esten goß man, bevor der Tote aus dem H a u s e getragen wurde, eine K a n n e B. vor die T ü r als „Rolls G a b e " 1 8 e ) . Alte Totenopfer leben im L e i c h e n s c h m a u s f o r t 1 8 7 ) : in der Oberpfalz 188) gibt es beim Leichent r u n k Leichenbrot und B. 188 ), je mehr man trinkt, um so besser ist es f ü r den T o t e n ; das ist eine uralte Anschauung, daß, je mehr m a n ißt und auf das Wohl der Toten trinkt, „plenius recreantur inde m o r t u i " 1 9 0 ) ; nach altem preußischen Brauch l n ) t r a n k man in der T o t e n s t u b e mit Schalen B. aus dem Backtrog, t r a n k auch dem dabeisitzenden Toten zu mit den W o r t e n : „ W a r u m bist du denn gestorben . . . ? " „ S e t z t e n auch zu den Gräbern der Verstorbenen B r o d t und eine Flasche Bier, damit die Seele nicht Hunger noch Durst leiden d ü r f e " (Maennling 1. c.). Noch heute gibt es bei den Ostpreußen einen Leichenschmaus mit Kuchen und B . m ) ; die Oldenburger 1 9 3 ) versammeln sich nach der Beerdigung beim „Tröstelb." 194), auf Sylt 1 9 S ) hieß früher der Leichenschmaus „ E h r b . " , ein Beweis, welche Rolle das B. beim Totenmahl spielte, wenn das ganze Mahl davon seinen Namen h a t ; im Voigtland vereinigt die B.suppe die Leidtragenden 1M ) ; in Westschleswig 1 9 ? ) trinkt man am Schluß des Leichenmahles auf das Wohl der seligen Leiche und löffelt schweigend das W a r m b . aus; bei den Letten 1 9 8 ) wird beim Leichent r a n k etwas B. auf die Erde gegossen. c ) B . im F r u c h t b a r k e i t s o p f e r : Eine Verbindung von Fruchtbarkeitsund Anfangszauber haben wir a m Luciat a g in Schweden; da tritt, wie H a m m a r stedt 1 9 e ) erzählt, die Luzienbraut mit dem ersten Hahnenschrei in die W o h n s t u b e und bringt eine Bowle von S t a r k b . ; je mehr man trinkt, um so üppiger wird das folgende J a h r . „Credentes quod hoc illis Kalendae J a n . praestare possint, u t per t o t u m a n n u m convivía illorum in tali a b u n d a n t i a p e r s e v e r e n t " , sagt jaCaesarius von Arles® 0 ) von den „ m e n s u l a e " in der Neujahrsnacht. Das älteste norwegische
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Gesetz bestimmt, daß m a n an Allerheiligen und a m heiligen Abend das B. Christo segnen soll und der heiligen J u n g f r a u , u m einen guten J a h r w u c h s zu e r h a l t e n 8 0 1 ) ; sogar die Pferde bekamen f r ü h e r vom Julb., wie sie v o m J u l b r o t erhielten Opfer an B ä u m e k e n n t m a n im Norden ebenfalls: a m Donnerstag opfert man unter Gebet einem bestimmten beim Hofe stehenden L a u b b a u m Milch und B., um das Unglück abzuhalten 203 ). F r u c h t b a r keitsübertragende B.spenden treffen wir auch beim M a i b a u m u n d Erntemaien. Wenn in Schönfeld (Bezirk Falkenau) der Maibaum gefällt wird, übergießt man die Säge mit B. 204 ); die Wenden opferten beim Aufrichten des Kreuzbaumes an Mariä H i m m e l f a h r t MS ) und des Kronenbaumes an J o h a n n i 2 o e ) gewaltige Mengen B., beim Kreuzbaumsetzen besprengten sie das Vieh mit B. 207 ). Im Rheinland f ü h r t man beim feierlichen Einfahren des Erntemais ein F a ß Beub. 208 ) mit, oder m a n begießt den Maien mit B. und Wein " · ) ; in Schweden bindet man in die erste Garbe eine B.flasche 2 1 0 ). Münchhausen beschreibt ein Opfer im Schaumburgischen, wo nach dem letzten Sensenschlag neben Milch und B r a n n t wein auch B. geopfert wurde, das m a n auf die Erde goß a l ) ; der schwedische Bauer 2 1 2 ) stellt, schon wenn die Saat reift, Grütze und B. schweigend vor Sonnenaufgang aufs Feld. Auf alten Opferspenden b e r u h t das Pfingstb. beim Aufrichten der P f i n g s t t a n n e in Mecklenburg 213 ), die B.gabe an den Graskönig in Stotternheim (Thüringen) 2 1 4 ), das auf einem Hügel abgehaltene B.fest in Gödewitz 21S ). Das Erntefest heißt direkt „Weiz e n b . " 21β ), E r n t e b . 21?) (in Lauenstein, auch sonst 218)) ; in Anhalt 219) gibt es am Martinsfest immer Bitterb. In Thüringen brauen die Dorfburschen das Kirmesb., und die Mädchen tragen es in ein Faß 220 ). In A l t e n m u h r 2 2 1 ) (Unterfranken) wird beim Kirchweihbegraben ein K u t t e r k r u g mit B. feierlich vergraben, u m im nächsten J a h r wieder ausgegraben u n d get r u n k e n zu werden; in Schalkhausen wird beim ,,Körbe"-Begraben ein F a ß B. eingescharrt 222 ).
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Bier
" ' ) MG. ser. rer. Merov. I V , 102, 1 5 f f . ; W e i n h o l d Frauen * 2, 58; S a u ρ e Indi· cuius 14 ; H o o p s 283 ; L i ρ ρ e r t Religionen d. europ. Kulturvölker ι 8 8 ι , 176; K i r c h e r Wein 4; G r i m m Myth. 1,45—46; Kloster 9, 193; 12, 242—43. Im heiligen Opferb. ruht der Gott: C b ' a n t e p i e 2, 579. l e s ) U s e n e t Götternamen 100, vgl. 85. 163 ) H e c k s c h e r 137. 1 M ) K u h n Westfalen 2, 1 2 2 ; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 90 Α. ι8. ,,s ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 1 0 1 . »") Ebd. 59—60. i " ) Ebd. 63. »«·) Globus 81, 2 7 1 . I m ) Chronica alter Preusscher, Eifflendischer und Curlendischer Historien 1599; bei Τ e t ζ η e r Slaven 383 Α. ι . S e p p Religion 144 ff. m ) K l u g e Studentensprache 22. m ) Wb. I , 260; vgl. S c h m e 1 1 e r Bayr.Wb. ι , 204. 1M ) Nach der Sage hat Einbeck den Kamen davon, daß. ein Kind, das eingemauert wurde, einen Zwieback erhielt und sagte: Nur ein B a c k ? : S c h a m b a c h und M ü l l e r 17 Nr. 23, ι . "*) Faust im Gewände der Zeit (1831)67. » ' ) Globus 7 1 , 3 7 2 ff. bei S a r t o r i Totenspeisung 39 1 — v g l . die Weiber am Nyassa, die mächtige B.krüge ausschütten und den Häuptlingsseelen zurufen: Schlaft wohl, ihr Götter, schlaft wohl: S a r t o r i 38 bei den Bagananoa führt eine Röhre auf den Schädel des Toten, durch die man ihm B . hinabträufelt: Ausland 48, 668; vgl. L i ρ p e r t Der Seelenkult in seiner Beziehung zur althebräischen Religion 29 ff. ; Liebrecht Zur Vk. 399, 6; Globus 7 1 , 380; A R w . 12, 89. Eine Verbindung von Ernte- und Totenfest feiern die Bari in Ostafrika; sie stellen beim Erntefest Krüge B . auf das Grab und trinken sie später aus: T y l o r Cultur 2, 35; S a r t o r i ι , 53; auch die Russen schütten nach der großen, pompösen Zeremonie des Leichenmahles B . aufs Grab: Globus 7 1 , 372 f f . ; vgl. das Hahnenb. bei den Tschuwaschen: Globus 63, 324; S a r t o r i 34 f. 19». " · ) Vorderasiatische Bibliothek I, 1 , 47; M e i ß n e r I . e . I, 239; Lit. auch bei S a r t o r i 37—38. » ' ) A R w . 8 , 1 5 3 . "») Deutsche Rundschau 84, 266. »·) Globus 72, 375; HessBl. 5 (1906), 3 1 . 35. 18°) M a n n h a r d t Germ. Mythen 725; ZfVk. 1900, 199—200; vgl. HessBl. 5 (1906), 3 1 : Julbier-, ZfVölkerpsychol. 18, 3 7 1 ; R o c h h o l z Glaube τ, 324. m ) Z f V k . 1900 1. c. "«) Ebd. 1898, 138. 183 ) Globus 81, 2 7 1 ; S a r t o r i Totenspeisung 26 », vgl. 24 %. 1M ) Globus 69, 375; vgl. 73, 1 1 4 ; S a r t o r i 1. c. I 2 1 ; ebenso M a e n n l i n g 372 von den Preußen. 18δ) S a r t o r i I . e . ; S c h w e n k Mythol. der Slaven 302. 1 8 ') B o e d e r Ehsten 58; Kloster 12, 243. 1B7) Ausland 1874, 682. 188 ) S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 257 § 5; vgl. P o l l i n g e r Landshut 300; berühmt ist das Leichenb. in Belgien (Brabant) : Ausland 1874, 472; S a r t o r i 2 3 * . m ) Die Bauern \n Skjave hielten früher das „ G r a b b . " vor dem Friedhof ab, eine Art Übergang vom Grabopfer zum Leichenschmaus: S a r t o r i 1 9 2 . 1β°) ZfVk. 1902, 496; R o c h h o 1 ζ Glaube
1276 ln
ι , 306. ) T e t z n e r Slaven 23' mit Lit.; Ausland 1874 Nr. t, 2 1 1 ; vgl. Kloster 9, 193, m ) Globus 75, 146. »") S t r a c k e r j a n 2, 1 3 1 if. ; M e y e r Myth. d. Germanen 1 1 6 ff. ; Z f V k . 1903, 268 f f . ; über die Ostfriesen: Globus 8 , 3 4 6 ; S a r t o r i 2 5 1 M ) Die Skandinavier halten ein E r b b. ab. : S a r t o r i 37 68 1 ; vgl. 19*; überErbb.: Arch. f. Anthropologie N F . 6, 96; Ε . H. M e y e r Mythologie 2 1 3 ; vgl. 73. ,,s ) J e n s e n Nordfries. Inseln 348; S a r t o r i 24 *; R o c h h o l z Glaube ι , 302; vgl. das G r a b b. in Schweden A. 189. ««) K ö h l e r Voigtland 256. »·') S a r t o r i 6». "") Ebd. 24 1 ; Ausland 1874 Nr. 1 , 2 1 3 . 1W ) Sveriger Rike 3, 6, 477 f f . ; Z f V k . 1902, 436. ·»») MG. Script. Merov. 3, 479 A. 6; vgl. R a d e r m a c h e r Beiträge 106. M 1 ) A R w . 19, 140; vgl. H ö f 1 e r Weihnachten 29. Globus 72, 375. ,03 ) ZfVk. 8, 1 4 1 — 1 4 2 . M 1 ) J o h n Westböhmen 75. sos ) Kloster 9, 290 f f . ; vgl. die B.spende in Thüringen: S o m m e r Sagen 149; R o c h h o l z Glaube 2, 294. soi ) Vgl. das B.heischen am Johannistag: B a u m g a r t e n Jahr 27. ,07 ) Ausführlich wird diese Sitte von dem Obersuperintendenten Hildebrand in einem Visitationsbericht vom Jahre 1672 beschrieben, zitiert v. T e t z n e r im Globus 81, 269—71 ; D e r s. Slaven 382 bis 385; M a n n h a r d t W. F. 1 , 1 7 3 — 7 4 ; K u h n Märkische Sagen 3 3 1 ff. 108 ) M a n n h a r d t 1. c. r, 200; M ü l l e r Rhein.Wb. 678; vgl. das Maisb.fest der Indianer: ZfEthnol. 49 (1917), 3 1 . "*) M a n n h a r d t 2 1 5 . «·) Ebd. *") J a h n Opfergebräuche 167—68; dem „Aswald" opfert man Brosamen und B. : R o c h h o l z Glaube I, 333. ««) ZfVk. 1898, 1 3 5 . 213 ) B a r t s c h Meckl. 2, 275 Nr. 1 4 1 1 ; das Pfingstgelage hieß Lümmclb. ebd. 2, 284 Nr. 1424 A. ' " ) W i t ζ s c h e i Thür. 2, 204—s Nr. 14. · " ) J a h n Opfergebräuche 3 1 6 = S o m m e r Sagen 149—50; vgl. das Fest an Himmelfahrt im Mansfeldischen: Kloster 9, 290—91. »") So in Österreich: ZföVk. 10 (1904), 109. " ' ) Gewöhnlich wird auch das schon von F r a n k Altes und neues Mecklenburg 1 , 5 7 erwähnte Wodelb. oder W e d d e 1 b. als Ernteb. mit Wodan zusammengebracht ( M e y e r Germanische Mythen 255; B a r t s c h 1 . e . 2, 301 Nr. 1480); dagegen hat K n o o p (BIPomVk. 3, 20—2i. 36 ff.) das Weddelb. als den feierlichen Trank nachgewiesen, mit dem man ein Rechtsgeschäft oder eine Wette feiert; v g ! · § 9: J a h n 1. c. 164. 170. , l B ) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 420 ff.; vgl. BIPomVk. 3, 90. " ' ) ZfVk. 10, 90. »») W i t ζ s c h e 1 Thür. 2, 323 Nr. 3; vgl. E i s e l Voigiland 299 Nr. 757. m ) Ρ f a η η e η s c h m i d 1. c. 306 f., nach P a n z e r Beitr. 2, 243 f f . ; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 255 Α. 6 i ; vgl. 254 A. 58. s " ) P f a n n e n s c h m i d 1. c. 307. 12. B. b e i H o c h z e i t 2 2 3 ) und Schwangerschaft. Das B., von dem K r a f t ausströmt (Brood un suur Beer gifft'n starken Minschen) 224 ), das für
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Bier
den nordischen Bauern wie das Brot zur Nahrung gehört, überträgt schon in den Frühjahrsgebräuchen, t wie wir sahen, Fruchtbarkeit, und so spielt es auch besonders auf Grund dieser Eigenschaft in den Hochzeitsgebräuchen eine Rolle. Natürlich soll nicht gesagt werden, daß jedes B.gelage bei der Hochzeit ein Fruchtbarkeitsopfer ist; oft gibt es B . an Stelle des teueren Weines ( „ B . h o c h z e i t e n " ) 225 ), oder es ist eben einfach der beliebteste Festtrank; nach Zimmermann ist B.hochzeit = mariage par conscience 22β ). Bei der Mahlzeit (der Esten) geht man mit dem B . vorsätzlich verschwenderisch um und gießt es bald hier bald dahin aus, damit auch bei dem neuen Ehepaar Überfluß eintrete 227) ; die Rockenphilosophie berichtet 228 ): „ V o r der Trauung soll der Bräutigam das B.faß anzapfen und den Zapfen zu sich stecken, sonst können ihm böse Leute etwas antun" (Kraftspender als Apotropaion). Andererseits sollen die Brautleute nach Ch. Weise 229) den Zapfen vom ersten B. und Wein in Acht nehmen; in der Altmark 23°) trinkt der Brautvater der Braut mit einem Glas B . zu, die Braut gießt den Rest über den K o p f ; auf dem Heimweg bittet die Brautjungfer den Bräutigam um ein Glas B . (Saalfeld 2 3 1 ) 1790). Bei Bautzen 232 ) läßt die Braut die Gäste aus Milchgefäßen B . trinken. In Pommern setzt man dem Brautpaar feierlich B . vor 233 ). In der Oberpfalz 234 ) wird der Braut, wenn sie den Brautsprung über den Tisch macht, ein Glas B . nachgegossen, das heißt man das Jungfernwasser. Eigenartig ist das B.stehlen in Schleswig-Holstein i s 5 ) : Die glückliche junge Mutter verteidigt einen K r u g heißes B. mit einem Knüppel gegen die Junggesellen, die ihr das B . zu rauben suchen. Eine Wöchnerin durfte bei den Wenden (um 1700) nicht in die Fußstapfen eines Mörders treten; um keinen Schaden zu nehmen, trank sie B., das der Mörder zuvor in der Hand hatte 23e ). Bei den Wenden gibt es zur Feier der K i n d s taufe das „ P a g g e l e i t z e n b . " m ) , die Mecklenburger nennen die Kindstaufe Kindelb. 238 ). Das erste Warmb. für die Wöchnerin darf niemand kosten, es muß
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mit den Fingern versucht werden, sonst bekommt sie Leibreißen*"). Geht die Wöchnerin das erstemal zur Kirche, so wirft man ihr auf der Diele den Topf nach, aus dem sie die sechs Wochen über Warmb. getrunken hat 24°). *") Vgl. den berühmten Vers des „Liubene"
bei S t e i n m e y e r - S i e v e r s 'Ahd. Sprach-
denkmäler 401 Nr. L X X X I I , ι .
«") M e n -
s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1 , 5 2 5 . · " ) S a r t o r i Sitte und Brauch 1 , 9 1 . m ) B r e v i n u s
Noricus Fago- Villanos
Den allzu-
abergläubischen Christen ( 1 7 2 1 ) 3 1 0 ; v g l . G o e decke Grundriß 3 , 242. " ' ) G r i m m Myth.
3, 488 Nr. 14. «») Ebd. 446 Nr. 354 = H. L. F i s c h e r Aberglauben 134; Kloster 12, 208. "») G r i m m
Myth. 3, 469 Nr. 942. *») Klo-
ster 12, 176. " ' ) G r i m m 1. c. 3, 451 Nr. 514. " 2 ) Kloster 12, 168; in England verkauft die Braut das Brautb.: Imago 1,459; vgl. die Wotjäken: ZiVölkerpsychol. i8, 385. ,33 ) T e m m e
Pommern 338. *84) S c h ö n w e r t h I . e . i , 1 1 0 .
«") M e η s i η g 1. c. ι, 268. «««) Globus 81, 271. " ' ) T e t z n e r Slave» 380. ,M ) B a r t s c h 1. c. ι , 237 Nr. 308. ϊ3β) G r i m m 1. c. 3, 461 Nr. 765. ««) Ebd. 3, 467 Nr. 885. 13. B . im L i e b e s ζ a u b e r. Wenn in Kottbus 241 ) das Mädchen heimlich ins B.glas des Geliebten speit, so gewinnt sie ihn für sich; gießt in Böhmen ein Bursche Fledermausblut ins B., das ein Mädchen trinkt, so ist ihm das Mädchen verfallen 242 ). "») S t r a c k Blut 31. «") G r o h m a n n 203 Nr. 1455. 14. Im S c h a d e n z a u b e r spielt das B . als Medium oft in den Hexenprozessen eine Rolle: In einem Prozeß in· Schlawe (1538) wird die Bürgermeisterin angeklagt, ihrer Stieftochter ein dickes schwarzes B . „ M o m y e " gesandt zu haben, worauf diese in Raserei ausbrach 243 ). " 3 ) Μ. v. S t o j e n t i n Aus Pommerns Herzogssagen (Stettin 1910) 4; S o l d á n H e p p e 1, 491; vgl. 287. 15. B . im G e g e n z a u b e r , S c h i e ß und D i e b e s z a u b e r : Im G e g e n zauber verwendet man das B . in Preußen: wenn ein Kind beschrien ist, so gieße man auf die Stelle des Hemdes, wo das Herz ist, B., verbrenne den herzförmig ausgeschnittenen Stoff zu Asche und gebe das dem Kind in Wasser 244) zu trinken. Nach böhmischem Aberglauben kann man den Spund eines B.fasses im
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Bier
S c h i e ß z a u b e r verwenden, indem man heimlich einen Splitter hinter das Zentrum der Scheibe steckt 24S ). In einem Prozeß zu W o h l a u (1661) kamen furchtbare Einzelheiten über V e r b r e c h e r aberglauben (Diebeskerzen !) zutage; u. a. h a t t e n die Unmenschen die Herzen v o n 3 genotzüchtigten Mädchen pulverisiert und in B . getrunken und andern zu trinken gegeben, teils um sich beherzt und fest zu machen, teils im Glauben, daß die, welche davon getrunken, ihnen nachlaufen würden, um sie dann zu ermorden M 6 ). ut) S e l i g m a n n Blick 1, 304. ,4S) J o h n Westböhmen 324. " · ) MschlesVk. 1919, 110. 16. B. in H e i l k u n d e und H e i l z a u b e r: 400 Jahre bevor K n a u s t und Coler über die heilsame K r a f t des B.es schreiben, preist die hl. Hildegard in ihren causae e t curae das B. 247 ) : „cerevisia autem carnes hominum incrassat et pulchrum colorem faciei eius praestat propter fortitudinem e t bonum sucum f r u m e n t i " 8 4 8 ) ; für einen homo de g u t t a paralysi **·) fatigatus empfiehlt sie 2S0) : „cerevisiam de hordeo aut de siligine ieiunus b i b a t " ; im K a p i t e l de amentia heißt e s t a ) : „ . . . cerevisiam b i b a t (der Kranke), quae destituios humores et sensus ipsius in rectitudinem continent et furorem amentiae ab ipso e v e r t u n t . " Coler, welcher das „ f e i n e Büchlein des Herrn H . K n a u s t " ausgiebig benutzt 252 ), schreibt schon den gewöhnlichen B.en Heilkraft 253) z u : der Güstrower „ K n y s e n a k " ist gut gegen Stein, Hamburger B. mit frischer B u t t e r genossen macht eine schöne glatte H a u t u n d verhütet den Stein 2 5 4 ); ebenso erhält man eine schöne H a u t , wenn man sich m i t Weißb. w a s c h t ; „ e i n Brei v o n Brot und B. gekocht und feist mit B u t t e r und Ö l gemacht und gewermet und des Morgens nüchtern gegessen . . erweichet den Leib und machet gelinde sanffte Stulg ä n g e 2 5 5 ) ; im „ a n d e r n T e i l " der oeconomia erwähnt Coler den W u n d e r t r a n k : warmes Hamburger B. und Maienbutter 25 ®). Besonders nahrhaft ist das Erfurter B. ; dann aber kennt er eine Reihe v o n Kräuterb.en 2 5 8 ), die gegen bestimmte Leiden verordnet werden, so z. B. das
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Wermutb. 2 5 9 ) : „ e s stärket den Magen, macht L u s t zu essen, treibt die Bilem durch, den Urin ab, vertreibt die Verstopfung der Leber und Miltzes, vertreibt und tödtet die W ü r m mit seiner Bitterkeit, hindert die Fäule, fördert die menses; ist auch ein guter T r a n k den Febrizianten und Wassersüchtigén, sonderlich wann die febres beginnen abzunehmen; so heilt jede A r t der cerevisiae medicatae besondere K r a n k h e i t e n : Salbeyenb. 280 ) „ s t ä r k e t H a u p t und Magen . . . nimbt das Zittern der Kniescheiben, B e y f u ß b . ist gut f ü r Frauenleiden, Roßmarinb. ist den „Melancholicis und Cordiacis" sehr gut, Lavendelb. stärket das Mark im R ü c k grat und die Nieren, Melissenb. 281 ) „ m a chet aus traurigen und melancholischen Leuten fröhliche Leute, Haselwurtzb. „ i s t gesund . . . den Geelsüchtigen und Podagrischen Leuten, den es nimbt den Tartarium, der sich zwischen die Gelenke gelegt h a t " ; „Wacholderb. 2 8 2 ) ist g u t . . . zu Mängel der Nieren und Blasen und provoziert den Weibern menstrua g e w a l t i g " ; so zählt Coler an die 20 Sorten auf, meist mit A n g a b e der Zubereitungsart. Gegen die medizinische Überschätzung des B.es schreibt Homeyer seine Dissertation; „ m i t Gottes H i l f e " legt er dar, wie die „ B a c h i v i s i a " für verschiedene Krankheiten schädlich ist, so für Fieberkranke (s. § 3—5), bei Nephritis, K o l i k und Podagra (s. § 6) » 3 ) . Im Henkenhagener Arzneibuch *·*) wird f ü r ein G e s c h w ü r folgendes R e z e p t empfohlen: Betonienblätter und K ü m m e l in altem B. gekocht 285) ; dasselbe Arzneibuch empfiehlt Disteln in B . gesotten gegen Gicht 2 β β ). Im zweiten Teil der Oeconomia verordnet Coler ferner: W a r m e s B. mit B u t t e r oder Tormentili als W u n d t r a n k 2W ), B. mit Eichenblättern gegen Dyssenterie 2 8 8 ), Eberraute in B. gesotten gegen die aufsteigende Mutter 268 ); F i s c h e r m ) kennt Feuerstein in B. gekocht gegen Rose, im Rheinland 2 7 1 ) kenpt man Leberkraut in B. abgekocht gegen Stein; die Magyaren 272) empfehlen neun Flaschen B. mit neun Süßigkeiten gegen Syphilis. Im Elsaß gebrauchen Mädchen das Jungb. zum Abtreiben *"). Gegen
Bieresel—Bild, Bildzauber Bettnässen brät man nach mecklenburgischem Aberglauben eine Maus zu Pulver und gibt das Pulver in warmem B. zu trinken m ) . Auch gegen katarrhalische E r k r a n k u n g e n m ) verordnet die Volksmedizin mit heißem Stahl erwärmtes B., die Mädchen verwenden das Tropfb. zum Haarkräuseln *") ; die Viehmedizin kennt B. als Mittel gegen Blutharnen der Pferde. Ein Arzneibuch vom Niederrhein {15. Jh.) rät®77): „nem bechelen eyn loit gewicht inde ein krusen guets biers, werme dat e wenich inde guyst de perde in den hals; dat dö dicke, so wirt eme bas." Coler empfiehlt, das Euter der K u h mit B. einzureihen *"). Im Heilzauber finden wir z. B. in einem Hexenprozeß zu Mecklenburg das B. erwähnt (1584) " · ) : eine Hexe r ä t , Herzspannkraut in einer Kanne B. zu sieden gegen Schwulst; gegen Magenbeschwerden gießt man auf ein glühendes, halbes gefundenes Hufeisen B. und trinkt es 180 ). Gegen Abzehrung verschreibt in Mecklenburg M 1 ) die Volksmedizin morgens nüchtern B., welches über eine Adder, einen Schweinigel und eine Kröte abgezogen ist oder über Urtica dioica gestanden hat (auch gegen Würmer) *8i). Eine Krankheit, welche das Volk kaltem B. zuschreibt, ist unter dem Namen „B.tripper" bekannt »»). *") Lib. Ildecerevisia = 150,16 if. K a i s e r vgl. 114, 24. "*) In einem etymologischen Werk des 13. Jhs. heißt es: cerevisium quasi dicitur Cereris vis in aqua: S c h m e l l e r Bayr.Wb. 1,265. "') In demselben Werk heißt es: homines habitantes in locis, ubi est cerevisia, raro incurrunt paralysim et lepram ¡ S c h m e l l e r I.e. tM ) I.e. 114, 32 fi. K a i s e r . ">) 1. c. 169, 16 if. Κ. »·*) C o l e r 1. c. 20. «») Über die Volksansicht von der Heilkraft des B.s vgl. F i n d e r Vierlande 2, 254. ,M ) C o l e r I.e. 23. "») I.e. 24; vgl. Krün i t z 5, 38—39· "') Ρ- 244· *") C o l e r I.e. 22. «») Ebd. 24 ff. "») Ebd. 25; Κ η au s t 67. ««·) K n a u s t 68. M1) C o l e r 26. M») Ein Wachholderb. als Ernteb. wird jetzt noch in Pommern gebraut: BIPomVk. 4, 71. ,M ) Dissertano inaugurates medica de cerevisiae potu in nonnullis morbis insalubri et adverso v . P . G.
H o m e y e r. Magdeburg 1743. *·*) BIPomVk. 3, 69; die römischen Mediziner verschrieben gegen geschwollene Drüsen Umschläge v. AttichblätternmitB.hefe: P a u 1 y - W i s s o w a 5,464. «·») BIPomVk. 8,128 Nr. 107. "«) Ebd. 136 Nr. 115. *") Oeconomia 2. Teil, 244. Bäohtold-Stäubli
Aberglaube I.
1282
···) Ebd. 2, 206. »«») Ebd. 2, 213. » ) F i s c h e r 1.e. 180. m ) ZrwVk. 1923—24,37. "*) W1 i s 1 o c k i Magyaren 143. m ) Anthropophyteia 2, 260. »·) B a r t s c h Meckl. 2,102 Nr. 1377. "») H o v o r k a - K r o n f e l d 2,19ff.; auch in der römischen Medizin gegen Husten: Ρ a u l y - W i s s o w a 5, 464. "·) S t o 11 Zauberglauben 96; K r ü n i t ζ 5,38—39. *") ZfVk. 1916, 199. m ) C o l e r 1. c. 407 cap. 59. "·) B a r t s c h 1. c. 2,16. "·) S e 1 i g m a η η Blick χ, 275. M1) B a r t s c h I.e. 2, 118 Nr. 459. »»») Vgl. P a u l y - W i s s o w a 5. 464. »') H ö h n Volksheilkunde 115 fi. Eckstein. Bieresel. Spuk in Tiergestalt (drei- oder vierbeiniger Esel) nach Art der Dorftiere (s. d.). In Thüringen, Sachsen und im Voigtland hockt der B. verspäteten Wirtshausgästen und Betrunkenen auf (s. A u f hocker), kommt aber auch ins Wirtshaus und trinkt den Gästen das Bier a u s 1 ) . Sein Gelächter ist sprichwörtlich (Voigtland). Bei Torgau schafft er wie ein Kobold Bier ins Haus und verrichtet andre Hausarbeit, verlangt dafür jeden Abend sein Glas Bier und poltert, wenn es ihm entgeht 1 ). In Deutschböhmen heißen die Geister gewissenloser Schankwirte, die imWirtshaus alsPoltergeister umgehen, B. ; Beschreibung: grauer Ochse mit dickem rotem Menschenkopf und riesigen Hörnern ; Begegnung mit dem B. bringt geschwollenes Gesicht und Fieber oder Tod *). ') Rockenphilosophie V, 37; W i t z s t h e l Thüringen 1,120; B e c h s t e i n Thüringen 1, 128. 204; M e i c h e Sagen 57 f. ( = G r a s s e
Sachsen τ Nr. 313; 2 Nr. 709); E i s e l Voigt-
land 123 Nr. 318. *) K u h n und S c h w a r t z 423 Nr. 221 ; vgl. 203 Nr. 225, 2. ') Κ ü h η a u Sagen ι , 146; L a u b e
Teplitz 103 Nr. 2.
Ranke.
Biereule s. P i r o l .
Bild ( = B.) und Bildzauber ( = Bz.) *). ι . B. u n d p r i m i t i v e Kultur. Ebensowenig wie heute ein primitives Volk existiert, das keine Religion besitzt, gibt es ein Volk, das nicht die Anfänge einer bildenden Kunst kennt. Wir finden eine solche daher bereits im Paläolithikum. Und zwar dient die primitive bildliche Darstellung einem dreifachen Zweck: A. Sie ist entsprungen dem ä s t h e t i s c h e n B e d ü r f n i s ; sie dient der Freude, der Unterhaltung, dem Schmuck; der Spieltrieb macht sich hier geltend, oft ai
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Bild, Bildzauber
auch die Langeweile. In diese Klasse der B.er gehören u. a. die zahlreichen sog. Petroglyphen, die sich in allen Erdteilen, zum Teil auch aus neuester Zeit, finden *). — B. Die bildliche Darstellung hat im p r a k t i s c h e n und logischen B e d ü r f n i s ihren Grund; sie dient der Mitteilung. Das Mitteilungsb. gibt eine ausgeführte Darstellung, und aus ihm entwickelt sich durch Abkürzung und dadurch, daß lediglich einiges Wesentliche hervorgehoben wird, die Bilderschrift (s. d.). Beispiele bei den nordamerikanischen Indianern, den Azteken, in der vorhieroglyphischen ägyptischen Schrift ®) usw. — C. Die bildliche Darstellung geht aus dem m e t a p h y s i s c h e n Bed ü r f n i s hervor und gehört dem Gebiet der Religion und Magie an. Als älteste B.er fallen in diese Gruppe die eiszeitlichen Höhlenb.er, die dem Analogiezauber (s. d. Anm. 22) dienen, und die sog. Inselidole (s. B.opfer Anm. 7), ferner die menschlichen B.er, meist in Wohnstätten des Paläolithikums und Neolithikums gefunden, die als Träger der „ K r a f t " des Verstorbenen aufzufassen Sind, die Vorläufer etwa der chinesischen und römischen Ahnenb.er 4 ) ; denn als Götterb.er möchte ich diese steinzeitlichen B.er nicht auffassen. — Gelegentlich bewirkt die zentripetale Kraft der Religion, d.h. diejenige K r a f t der Religion, die ursprünglich profane Dinge und profane Kulturfaktoren in den Bereich der Religion zieht, auch, daß bildliche Darstellungen der unter A. und B. genannten Gruppe in die Sphäre der Religion gerückt werden. Im folgenden sind also im wesentlichen die bildlichen Darstellungen der dritten Gruppe zu berücksichtigen. *) Zur gesamten Vorstellung : v . N e g e l e i n A R w . 5 (1902), i f f . ; P f i s t e r Bayerischer Heimatschutz 23 (1927), 29 ff. Speziell über die Vorstellungen vom Götterbild: C l e r c Les théories relatives aux cultes des images 1915; P a u l y - W i s s o w a 11, 2143. *) A n d r e e Parallelen 1, 258ff.; D a n z e l Anfänge der Schrift (Beitr. ζ. Kultur- u. Univ.-Gesch. 21, 1912), l i ff. ') J e n s e n Gesch. der Schrift 1925. 13 ff· ') P a u l y - W i s s o w a 11, 2145.
2. B. u η d R e 1 i g i o η . Da das Β. sowohl in der Religion als auch im Aber-
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glauben eine Rolle spielt und beide Gebiete hier, wie auch sonst, nicht ganz scharf zu trennen sind, ist zunächst zu sehen, welche Bedeutung das B. in der Religion hat. Unter Religion verstehe ich das in Handlungen (d. h. im Kultus) oder in Erzählungen (d. h. im Mythus) oder in künstlerischer Gestaltung (d. h. in d e r b i l d e n d e n K u n s t ) oder in begrifflicher Reflexion (d. h. in der Theologie) sich äußernde Verhältnis des Menschen zu einer nach dem Glauben des Menschen in irgendwelchen Wirkungen sich kundtuenden oder offenbarenden K r a f t oder zu solchen Kräften 6 ). Die mannigfache Bedeutung, die das B. in der Religion hat, läßt sich in drei Gruppen gliedern : A. Das B. ist ein krafterfüllter (orendistischer) Gegenstand; es ist also tabu oder heilig; es ist (zum mindesten für primitive Religiosität) selbst ein „ G o t t " . Dabei kann das B., wenn es eine Person darstellt, entweder einen Menschen darstellen; dann ist es im primitiven Glauben ein Doppelgänger dieses Menschen und ist zugleich Träger seiner Kraft, wie ζ. B. bei den oben genannten steinzeitlichen menschlichen Figuren; auch im Bz. tritt uns diese Anschauung entgegen. Oder das B. gibt einen anthropomorphen Gott wieder und enthält ebenfalls die Kraft dieses Gottes. — Da das B. Doppelgänger des Abgebildeten ist und über dieselbe Kraft wie das Abgebildete verfügt, so sind auch Nachbildungen heiliger B.er ebenso wundertätig wie diese selbst, zumal wenn man sie mit dem Urbild in Berührung gebracht hat, so daß dessen Kraft auf das Abbild übergehen konnte e ). So werden auch gerne Nachbildungen heiliger B.er als Amulett (s. d.) getragen. Ebenso erhält ein Brot (s. d.) oder Gebäck (s. d.) wunderbare Kraft, wenn es mit einem heiligen Bild verziert ist und kann etwa als Medizin eingenommen werden 7). Götzenb.er aus Teig wurden ζ. B. durch das Konzil von Leptinae (743) verboten 8 ). Und wie das ganze B. so ist auch der einzelne Teil desselben krafterfüllt, so daß man etwa abgeschabte Holzspäne eines Heiligenb.es als Medizin einnehmen kann (u. Anm.
1285
Bild, Südzauber
39 f.). Das Verhältnis des Menschen zum „heiligen" B., insbesondere zuf K r a f t des B.es, äußert sich in dreifacher A r t : τ. Im Mythus; es werden B.wunder erzählt; s. u. Nr. 4. — 2. Im Kultus; es werden irgendwelche Handlungen, die sich auf das B. beziehen, vorgenommen; s. u. Nr. 5. — 3. In der begrifflichen Reflexion; es wird theoretisch der B.erdienst erörtert, begründet oder verworfen, was bis zum B.erstreit und B.erstürm führen kann; s. u. Nr. 6. B. Das B. wird als Opfer der Gottheit dargebracht; s. Art. B.opfer Nr. I und 2. — Bei diesen beiden Gruppen ist das B. selbst das Wesentliche. C. Nicht das B. an sich ist die Hauptsache, sondern der Gegenstand, der durch das ad hoc angefertigte B. dargestellt wird. Das B. ist Ersatz für das Dargestellte. So spielt das B. in der Religion eine Rolle als Ersatzopfer; s. Art. B.opfer Nr. 3. ·) P f i s t e r Schwaben 97; BIBayVk. 10 (1925), 47. ·) P o l l i n g e r Landshut 77 f.; F o x Saarland. Volhsk. 254f.; Klapper Schlesien 35; s.u. Nr. 5 A. ') P o l l i n g e r 83. ') F e h r Der Aberglaube und die kaihol. Kirche des MA.s. 1857, 74 f.; W i d l a k Synode v. Li/tinae 33; W e i n h o l d Frauen 2 », 61.
3. B. u n d A b e r g l a u b e . Was von dieser dreifachen Bedeutung des B.es in der Religion auch als Aberglaube aufzufassen ist, hängt zum Teil von der Stellung des Beurteilenden ab. Der Rationalist, der B.erstürmer, wird jeden B.erglauben als Aberglauben bezeichnen; dem gläubigen Anhänger einer Religion, die die K r a f t des B.es anerkennt, ist das B. ein Gegenstand seiner religiösen Verehrung. Dazu kommt, daß auch der kirchlich gebilligte Glaube an B.er und der kirchlich gebilligte Gebrauch von B.ern nicht selten im volkstümlichen Glauben und Brauch derart sich ändert, daß das Gebiet der Religion unmerklich verlassen und das Gebiet des Aberglaubens betreten wird. Bei dieser unsichern Abgrenzung ist es das Beste, das oben gegebene System kurz durch Beispiele zu erläutern, zumal durch solche, die der volkstümlichen Überlieferung entnommen sind.
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Dazu kommt nun aber noch ein weiterer B.erglaube, der unbestritten dem Gebiet des Aberglaubens angehört, der eigentliche Bz. Wir haben gesehen, daß das B. als solches selbst eine Rolle im Glauben spielen kann, aber auch als Ersatz für etwas Wirkliches, das durch das B. dargestellt wird. Dies letztere ist auch beim Bz. der Fall. Das B. vertritt hier in irgendwelchen Handlungen, die mit ihm vorgenommen werden, einen Gegenstand, den es darstellt, in der Regel ein Lebewesen, Mensch oder Tier. Es dient als Mittel, um einen Zweck zu erreichen, der das Dargestellte betrifft; s. u. Nr. 7. So haben wir also der Reihe nach zu betrachten : 1. Das heilige B. in der Legende. 2. Das heilige B. im Kult. 3. Das heilige B. in der theologischen Erörterung. 4. Das B. als Opfer. (Ist im Art. B.opfer behandelt; s. a. B.stock.) 5. Das B. als Ersatzopfer. (Ist im Art. B.opfer behandelt; s. a. B.stock.) 6. Das B. im Bz. Bei den vier ersten Punkten ist das B. an sich das Wesentliche und die Hauptsache, bei den zwei andern tritt das B. für die Wirklichkeit ein. Das heilige B., von den? zuerst zu handeln ist, kann je nach detf Religion, der es angehört, das B. eines Gottes, einer göttlichen Person, eines Heros oder Heiligen sein, aber auch ein heiliges Zeichen (Symbol, sagt man gewöhnlich) wie die Doppelaxt bei den Hethitern und in der altkretischen Kultur, oder die Darstellung einer Szene aus der heiligen Überlieferung, aus dem Mythus oder der Legende. Bei heiligen B.ern ist die K r a f t e ) das wesentliche, die sich in Wirkungen und Offenbarungen äußert, von denen die Legende erzählt, an die der Kult sich richtet und die in den theologischen Erörterungen verteidigt und angegriffen wird; s. auch Bildstock, Götterb., Heiligenb. ·) P f i s t e r Reliquienkult 2, 531 f. 615 f.; P a u l y - W i s s o w a 11, 2143.
4. D a s h e i l i g e B. i n d e r L e g e n d e . In ihr wird das B. und seine K r a f t gefeiert; Legende ist ideeller K u l t
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Bild, Bildzauber
Es werden B.erwunder berichtet. Häufig ist schon der Ursprung des B.es von der Legende verklärt. Das B. ist vom Himmel gefallen oder von Engeln vom Himmel herabgetragen; es ist überhaupt nicht von Menschenhänden gebildet 10 ); es ist in einem Baum gefunden worden 11 ), von Tieren gezeigt worden ll ) ; es ist von selbst herbeigeschwommen " ) ; es zeigt den Ort an, meist durch Tiere, wo es aufgestellt werden soll M ), und kehrt, hinweggebracht, wieder an seinen alten Ort zurück und darf nicht von hier entfernt werden w ), oder es hat sonstwie wunderbaren Ursprung 1 *). Ganz ähnliche Sagen erzählt man auch von Glocken und andern heiligen Gegenständen. Ferner berichten Sagen von solchen B.ern, daß sie, verspottet oder mißhandelt, sich an dem Missetäter rächen und ihn bestrafen 17 ), daß sie sich bewegen, sich umwenden, mit dem Finger oder den Augen winken u ), daß ihnen ein Bart wächst "), daß sie bluten »), schwitzen oder Blut schwitzen Ά ), weinen **), sprechen **), singen **), schreien **), im Feuer nicht verbrennen **), vom Wetter nicht getroffen werden. Mit letzterer Eigenschaft hängt der Glaube zusammen, daß B.er vielfach das Unwetter abhalten, daher man gelegentlich auch beim Herannahen eines solchen ein heiliges B. ins Freie stellt tl ). Zu allen diesen Sagenmotiven lassen sich Parallelen aus allen Zeiten stellen*8). — Über B.er, mit denen nach der Sage das Schicksal eines Hauses oder einer Stadt verknüpft ist, s. Talisman. '·) v. D o b s c h ü t z Christusbilder (Texte u. Unters, zur Gesch. der altchristl. Lit. 3,1899), mit viel Material; M ü l l e n h o f f Sagen 121 f. «) B i r l i n g e r Volkstk. 1, 374. 380; M e i c h e Sagen 631 Nr. 777; P a n z e r
Beitr. 2,
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Legende 81 f.;
Pf i s t e r
Schwaben 62 f.;
P a n z e r 2, 14 f.; Wolf Niederl. Sagen 267. 423 f.; D e r s. Beiträge i, 152; H e y l 114 f. 324; R e i s e r 1,378ff.; S c h m i d t Kultübertr. 94 fi.; R i t z Bayer. Heimatschutz 22 (1926), 82 ff.; Ρ o 11 i η g e r 74 f.; M ü 11 e η h o f f Sagen i n ff. ii4f. ") B i r l i n g e r Schwaben 1, 61 ff. 64 ff.; Volksth. 1, 374.
399 ff. 418. 421 ; P a n z e r 2, 39; Ρ f i s t e r Schwaben 59 ff.; W o l f
Niedert. Sagen 265.
270t.; R e i s e r 1, 387t. 403ff.; H e y l 327f. 442. 550f.; B a r . t s c h Mecklenburg 1, 351 f.; K ö h l e r Voigtland 610; E i s e l Voigtland 201 f.; s. auch Art. B.stock, Anm. 11. ") B i r l i n g e r
Schwaben x, 65; Volkstk. 1 ,
416; Κ ü h η a u Sagen 2,101 ; R e i s e r Allgäu I. 389ft.; Wolf Niederl. Sagen 265 f.; D e r s. Beitr. 1, 153; H e y l 549 f.; P a n z e r 4.39; M ü l l e n h o f f 115. ") B i r l i n g e r Schwaben 1, 81 f.;
Volkstk. 1, 423 f. 426 f.
428ft.; M e i e r Sckwaben 1, 291t.; Wolf Niederl. 416. 657f.; R e i s e r 1,379; E i s e l 199ft.; H e y l 556; M e i c h e 256. 267; S t r a c kw e r j a n 2, 263; M ü l l e n h o f f 126 f. ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 376. 378. 428; Wolf Beitr. 2, 257f.; D e r s . Niederl. 420f. 657; E i s e l 200; H e y l 42t.; P o l l i n g e r Landskut 72 f. 89; S a i n t y v e s Les reliques et les images légendaires 1912.
") P o l l i n g e r 72; H e y l 398t. ·°) B i r l i n g e r A. Sckwaben x,8i; Volkstk. 1, 427;
Wolf Niederl. 416; M ü l l e n h o f f Sagen 126f.; R o c h h o l z Glaube 1, 48. ") B i r l i n g e r Sckwaben 1, 79; M e i c h e 252 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 128; M ü l l e n h o f f 124. ·*) B i r l i n g e r A.Sckw. 1, 58t. 64; Volkstk. I, 379; J ö r g e r Vals 14. ") Wolf Niederl. Sagen 2 7 1 . 4 2 5 t . ; B e c k e r
Pfalz*
140f.; Schwankhaft: B o l t e - P o l i v k a 3, 120 ff. M) B i r l i n g e r Volkstk. 1, 374. *·) D e r s . Volkstk. 1, 427f.; E i s e l 200. ") B i r l i n g e r A. Sckw. i , 66 f.; Volkstk. 1,
425; P a n z e r
2, 9; R e i s e r
1, 391t.;
L ü t o 1 f Sagen 530 f. ; H e r z o g Schweizer-
sagen 2,247 f.; B e c k e r Pfalz * 141. ") Birl i n g e r Volksth. I, 192. 195 t.; Pf i s t e r Schwaben 62 f. *") Beispiele aus dem Altertum: We I c k e r
Griech. Götterlehre 2,
121 ff.;
W e i n r e i c h Heilungswunder 146; Ρ a u 1 y W i s s o w a u , 2143. Aus dem MA.: M e y e r Aberglaube 178 ft.
5. Das h e i l i g e B. i m K u l t . Es Ï5; M e i e r Schwaben 323; Wolf Niederl. werden irgendwelche Handlungen vorgeSagen 264; Reiser Allgäu 1,388 f.; P a u l y W i s s o w a 3,157. " ) B i r l i n g e r Schwa- nommen, die sich auf das heilige B. und ben ι , 69; Volkstk. 1, 387 ff.; Ρ f i s t e r Re- seine Kraft beziehen, und mit diesen liquienkult 1 , 231 ; 2, 440; R e i s e r Allgäu 1, 384ff. ") B i r l i n g e r Schwaben 1, 58; Handlungen wird ein bestimmter Zweck Volhsth. 1, 379 f. 389 f. 416 f. ; Ρ f i s t e r Re- verfolgt, der vierfacher Art sein kann: liquien ι , 211 ff.; G ü n t e r Buddha in d. A. Die Kraft des B.es strahlt von ihm abendl. Legende 156f.; M e i c h e 259; H e y l aus wie ein Fluidum, und diese Kraft 8 Tirol 45; P a n z e r 2, 4f.; S c h a m b a c h und M ü l l e r 26; O b e r h o l z e r Thurgau ist ü b e r t r a g b a r · ) . Insbesondere 64. ") B i r l i n g e r Volhsth. 1, 403 f. 413 f.; durch Berührung kann diese Kraft überG ü n t e r Buddha 174 f. ; D e r s . Die christl. tragen werden. Man berührt also das B. r
Bild, Bildzauber
ein Gestus beim Beten, der weit verbreitet ist®0). Oder das B. wird geküßt: Auch der K u ß (s. d.) als sakrale Handlung hat ursprünglich den Zweck, solche K r a f t zu übermitteln, sich anzueignen, wenn das Geküßte über die heilige K r a f t verfügt, zu übergeben, wenn der Küssende sie besitzt 31 ). Oder man trägt das heilige B. bei sich 32) ; dann wirkt es ebenfalls stärkend oder übelabwehrend, s. Amulett, Heiligenb. Zeichnet man sich das B. oder Charaktere (s. d.) oder Zauberzeichen (s. d.) auf den eigenen Körper, so hat das dieselbe Bedeutung; s. Tätowieren. Natürlich kann man solche Zeichen und B.er auch an andern Gegenständen, Haustüren, Ställen usw. anbringen, um diese zu „ w e i h e n " oder um Böses von ihnen abzuwehren (s. Amulett, Talisman). Ferner kann man B.er, Zauberzeichen usw. essen oder in Wasser aufgelöst trinken, um sich ihre K r a f t zuzufügen M ). Und schließlich können B.er umhergetragen oder -gefahren werden (s. Prozession, Umgang), damit das von ihnen ausgehende Fluidum sich heiligend auf die Umgebung verbreitet 31 ). — W a s hier von B.ern allgemein gesagt ist, gilt auch im Besonderen für das Heiligenb. (s. d.). Kranken bindet man ein solches um den Hals, insbesondere das B. des Heiligen, der für die betr. Krankheit besonders hilfreich ist (Bayern) 35 ). Kleinen Kindern legt man Heiligenb. er ins Tragkissen, damit sie brav werden und gut lernen 3 e ) oder zum Schutz gegen Hexen 37). In Bayern werden vielfach bei Wallfahrtskirchen kleine Heiligenb.er verkauft, die bei Krankheiten verschluckt werden, „ u m durch die besondere, dem betreffenden Heiligen innewohnende K r a f t die Heilung herbeizuführen. Zu Mariazell in Steiermark werden derartige verkauft, welche das Gnadenb. der dortigen Muttergottes zeigen. Es sind A b drücke von einem alten Holzstcck, auf dem mehrere der ungefähr 2 cm im Geviert enthaltenden B.chen vereinigt sind. Man schneidet sie je nach Bedarf mit der Schere ab und verschluckt sie 3 8 )." Im Badischen gibt man gelegentlich Holzspäne von einem Heiligenb. dem K i n d
1290
im Brei zu essen se ). Denn auch ein Teil des B.es ist von derselben K r a f t erfüllt wie das ganze. So ist wohl auch die Stelle aus der Aberglaubenliste des Tirolers Hans Vintler 4 0 ) um die Wende des 14. zum 15. Jh. zu erklären, wo es kurz heißt: „etleich die sneiden ainen span aus unsers herren marter." W o z u dieser Span aus dem K r u z i f i x verwendet wird, wird hier nicht gesagt; aber diesem Brauch liegt sicher der Glaube zugrunde, daß auch ein kleiner Teil eines B.es wie auch der einer Reliquie (s. d.) mit der gleichen K r a f t wie das ganze erfüllt ist. In einem Hexenprozeß von 1546 kam zur Sprache als Mittel, sich unsichtbar zu machen: Die eine Angeklagte bohrte einem Kreuzb.e die Augen aus und sagte, wenn sie diese Augen bei sich habe, könne niemand sie sehen 4 1 ). Die Congregatio S. Officii hat in der Sitzung v o m 29. Juli 1903 entschieden, daß es gestattet sei, parvas imagines chariaceas Beata Maria Virginis in aqua liquefactas vel ad modum pillulae involutas ad sanitatem im-t petrandam deglutire, falls jeder Aberglaube und die Gefahr eines solchen dabei ausgeschlossen sei 42). Bei allen diesen Bräuchen gilt der Zweck, die K r a f t des B.es auf sich selbst oder auf etwas andres zu übertragen, sich selbst oder etwas andres mit der K r a f t des B.es zu vereinigen. Wir nennen dies den sakramentalen Zweck. Die Übertragbarkeit der K r a f t des B.es ermöglicht es auch, diese K r a f t in irgendwelchen Gegenständen, etwa Tuchlappen, einzufangen, die man mit dem heiligen B. in Berührung gebracht hat und die hierdurch „geheiligt", d.h. ebenfalls mit heiliger K r a f t erfüllt werden. So haben z. B. die Polynesier Götterb.er, die als Sitz wunderbarer K r ä f t e gelten. Bei einem Fest werden sie aus ihrem Tempel herausgetragen, die Priester legen rote Vogelfedern, die ihnen von den Leuten übergeben werden, in eine Höhlung der B.er. Hier saugen sie sich gewissermaßen voll an der K r a f t dieser B.er und können dann als ebenfalls krafterfüllte Substanzen (Amulette, Fetische) mit nach Hause genommen werden ^ i ^ y g l . die „angerühr-
Bild, Bild zauber
t e n " Amulette o. S. 384 und den Art. Reliquien. B . Eben ist uns bereits die a p o t r o p ä i s c h e Bedeutung des Β.es begegnet. Wenn man ein B . anhängt, kann es stärkend und übelabwehrend wirken (s. Amulett). So nagelt der Bauer das B . des heiligen Leonhard an seine Stalltür 4 4 ), wie man im Altertum das B . der Epona in den Ställen aufstellte oder anmalte 4 5 ). Heilige B.er jagen den Teufel in die Flucht, und schreckhafte B.er wirken ganz besonders apotropäisch 4e ). Über B.er auf Nothemden s. d. Art. Ebenso wirken auch B.er von Stierköpfen oder Stierhörnern, die man am Dach des Hauses anbringt, übelabwehrend (s. Stier). C. Ferner werden den B.ern O p f e r dargebracht 47), um die Gottheit milde zu stimmen, ihr zu danken, sie der Bitte geneigt zu machen. Diese Opfer können auch im Darbringen von Kleidern 48) bestehen, oder man zündet Lichter vor ihnen an ® ) . Zu diesem Kult gehört auch das Baden der Götterb.er κ·). Aber andrerseits, wenn man mit dem B. unzufrieden ist, beschimpft und mißhandelt man es auch. Solches geschah besonders mit dem B . des heiligen Urbanus, das man am Festtag des Heiligen, wenn es schönes Wetter war, hoch ehrte, bei schlechtem Wetter aber wurde es ins Wasser geworfen und beschimpft 5 1 ). Ähnliches findet sich auch sonst häufig M ). D. Schließlich können mit dem heiligen B. Handlungen vorgenommen werden, die man als Z w a n g s r i t e n bezeichnen kann. In der Regel handelt es sich dabei um einen Analogiezauber (s. d.). Das Baden der B.er kann zwar einen euergetischen Zweck haben genau so wie das Bekleiden des B.es (s. oben C). Aber wenn man das B. mit Wasser begießt, es im Wasser untertaucht, ist mit dieser Handlung häufig auch ein Analogiezauber, speziell ein Regenzauber (s. d.), verbunden. Besonders im MA. und später noch wurden solche Zauberhandlungen zum Zwecke des Regenzaubers, besonders in Frankreich und Spanien unter kirchlichen Formen, vorgenommen 53 ). Im Salzkammergut werden gelegentlich auch heilige
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B.er * ins Wasser geworfen, um eine Feuersbrunst zu löschen 8 4 ). Auch die Strohpuppen (s. d.), die Winterdämonen (s. d.) u. a. verkörpern oder dem Todaustreiben (s. d.) und ähnlichen Handlungen dienen, sind hier zu nennen. ") P a u l y - W i s s o w a 11,21581.216911.; Ρ 1 i s t e r Reliquienk. 2, 529 11. ® ) P a u l y W i s s o w a a. a. O.; A p p e l De Romanor. precat. ( R V V . V I I , 2, 1909), 192 If. " ) P a u l y W i s s o w a a . a . O . ; C l e m e n Neutestamentl. Studien f. Heinrici 1 9 1 4 , 29, 1 ; P a n z e r 2, 39; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 294 Nr. 3 2 5 ; s. Amulett Anm. 83. M ) B i r l i n g e r Schwaben I, 430; Altgermanisch: G o l t h e r My33 thologie 247. 605. ) Pauly-Wissowa x i , 2 1 7 1 11.; ZlöVk. 10 (1904!, 107 1.; S A V k . 2 1 (1917), 49, 7 ; s. Art. Bilderhändler. " ) G r i m m Myth, ι , 83. 1 7 6 ; M e y e r Religgesch. 40. 200; W o 11 Niederl. Sagen 428 1. ; Klapper Schlesien 2 7 1 ; F e h r Der Aberglaube und die haihol. Kirche des MA.s 76; W i d 1 a k Synode 3 3 1. " ) Z f V k . 8, 399. 3 ·) M e y e r Baden 26. M 3 7 I. " ) Η ö h η Geburt 269. ) A ηdr ee Votive 2 1 ; ZlöVk. 1 3 (1907), n i . •·) M e y e r Baden 38. 40) V i η 1 1 e r ed. Zingerle (1874) v . 8 2 2 9 1 . ; Z l V k . 2 3 (1913), 1 3 5 ; Grimm Myth. 3, 420. " ) Z l V k . 7 (1897), 189. " ) F r a n z Benediktionen 2, 454* " ) V i s s c h e r Naturvölker ι, 2 4 1 H. " ) A n d r e e Votive 52. " ) P a u l y - W i s s o w a 6, 2 2 8 « . « ) S e 1 i g m a η η Zauberkraft 2 1 8 1. 3 1 4 . 371 ; I> e r s. Blick 2, 304 11. 3 1 1 1 1 . 327. «) B i r l i n g e r Aus Schwaben ι , 295 Nr. 329. 48) E i s e i 200; Niderberger Unterwaiden 3, 4 3 7 1 1 . ; M e i c h e 2 6 5 ; Altgermanisch: Golther Mythologie 602 11.; s. auch Art. Bildmädchen. " ( B i r l i n g e r Schwaben 1 , 2 9 5 1 . M ) F e h r l e Keuschheit 1 7 1 1 1 . ; G e s e m a n n Regenzauber 9 0 1 1 . M ) J a h n Opfergebräuche 220 11. ; B i r l i n g e r Schwaben 2 , 1 6 2 ; Volksth. 1, 4 5 2 1 . ; P a n z e r Beitr. 2, 43 1. 2 8 2 ; G r i m m Myth. 2, 640. »·) J a h n 222, ι , 2 9 5 1. ; W ο 1 1 Beitr. 2, 109. 380; B i r l i n g e r Volksth. i, 4 5 3 ; 53 R o c h h o l z Sagen 2, 2 5 3 1 . ) Franz Benediktionen 2, 1 8 1 . ; F r a ζ e r 1, 307 11.; W o 1 1 Niederl. Sagen 694. " ) ZlöVk. 10 (1904), 107 1.
6. D a s h e i l i g e B. i n d e r t h e o l o g i s c h e n E r ö r t e r u n g . Solche ist für uns hier nur insoweit von Interesse, als die mit B.ern verbundenen Vorstellungen als Aberglaube bekämpft oder als berechtigter Glaube verteidigt werden. Der Kampf gegen den B.erdienst läßt sich schon durch die ganze antike Kulturwelt verfolgen S5 ), wurde von den christlichen Kirchenvätern aufgenommen 6 e ) und durch das ganze MA. bis zur Neuzeit fortgesetzt, wobei das Christentum den
1293
Bild, B i l d z a u b e r
heidnischen B.ern selbst wieder christliche entgegenstellte, deren K u l t aber seinerseits wieder v o n vielen Christen verworfen wurde 87). " ) C l e r k a. a. O. ; B o r r i e s Quid feteres philosophi de idolatria senserint. Diss. Göttingen 1918; G e f f c k e n A R w . 19 (1916 bis 1919), 286 ff. " ) H . K o c h Die altchristl. Bilderfrage nach den ¡iterar. Quellen (Forsch, zur Rei. u. L i t . des A . und N . T . 10, 19x7). «) H e r z o g - H a u c k 3, 217 ff. 221 f f . ; W e t z e r und W e l t e 2, 812 ff. 821 ff.
7. D e r Β z. E r beruht auf dem Glauben an den innigen, bis zur Identifikation gehenden Zusammenhang v o n B. und Dargestelltem. Dabei ist zweierlei zu unterscheiden: Entweder bewirkt die bildliche Darstellung allein für sich schon den gewünschten Vorgang (so etwa bei den Jagddarstellungen); oder es wird eine Handlung mit dem B. vorgenommen, die zum Gewünschten in Beziehung steht und es hervorbringen soll. In ersterem Fall (genauer besprochen 0. Sp. 389 f.) ist die bildliche, in letzterem Fall (kürzer besprochen o. Sp. 394 f.) ist die mimische Darstellung die H a u p t s a c h e : W a s man mit dem B. vornimmt, geschieht auch mit dem Dargestellten. Dieser letztere Glaube äußert sich in verschiedenen Handlungen und Erscheinungen und war zu allen Zeiten lebendig. Wir betrachten ihn hier im einzelnen; s. auch A t z m a n n ( ι , 671). A . S c h a d e n z a u b e r . Beispiel aus dem älteren MA. in der Historia Scotorum Β. X I des Boethius: Als K ö n i g Duff us krank war und langsam hinsiechte, fand man in einem Schlosse bei Fontes Moraviae zwei Weiber, welche ein wächsernes B. des Königs verfertigt hatten; die eine hielt dasselbe an einem Bratspieß über ein brennendes Feuer, die andere sang dazu Zauberlieder; die rechtzeitige Entdekkung der beiden Zauberinnen rettete dem K ö n i g das Leben 5 8 ). — Paracelsus 6 9 ): „ E t l i c h e Zauberer machen B.er in Gestalt eines Menschen, den sie vermeinen und in Gedanken haben, schlagen einen Nagel in die Fußsohlen; also ist der Mensch unsichtbar getroffen und trägt den Nagel unsichtbar in seinem F u ß e . " Hierfür gibt es zahllose weitere Beispiele
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aus allen Zeiten m ), wozu man viele Seiten Literatur anführen könnte (s. auch die A r t . D e f i x i o n , R a c h e p u p p e , Schadenzauber, Vergraben). Gelegentlich wird dabei das B. ausdrücklich auf den Namen des betreffenden Menschen, dem der Zauber gilt, getauft, oder es werden einige Haare der zu verzaubernden Person in das W a c h s eingeknetet. Das B. braucht nicht eigens z u m Zwecke des Zaubers verfertigt zu sein; so 61 ) hat eine Frau auf dem Hunsrück zur Zeit des K u l t u r k a m p f s die B.er Wilhelms I. und Bismarcks aus Zorn mit einer R u t e gepeitscht (zur Mitternachtsstunde der Dreifaltigkeitsnacht). Das B. braucht natürlich auch nicht photographisch getreu zu sein; es genügt eine Andeutung, etwa 3 Nägel in einen B a u m geschlagen, von denen je einer dem Kopfe, der Brust und dem B a u c h gilt 6a ). Schließlich kann man auch ein totes Tier, besonders eine Krähe, wie eine menschliche Leiche kleiden, durch eine A r t von T a u f e mit dem Namen der betreffenden Person belegen und damit den Schadenzauber ausüben β3) oder gar nur (persisch) den Fettschwanz eines Schafes dazu nehmen M ). V o n den Freimaurern (s. d.) wird häufig in Sagen erzählt, daß von jedem Mitglied ein B. in der Loge hänge; wenn es wackle, so sei dies ein Zeichen, daß das betr. Mitglied den B u n d verrate. Dann werde dies B. mit einem Schwert durchbohrt, und sofort sterbe dann der Schuldige 0 5 ). — A u c h um einen Dieb zu entdecken und ihn zu zwingen, den R a u b zurückzubringen, kann der Bz. angewandt werden 6 6 ). B. L i e b e s z a u b e r . Bei Rache wegen verschmähter Liebe handelt es sich nicht um eigentlichen Liebeszauber, sondern um Schadenzauber, dessen Formen hierbei auch angewandt werden. Beispiel aus der Oberpfalz: V o n ihren Geliebten betrogene Mädchen zünden zur Mitternachtszeit unter allerlei Beschwörungen eine K e r z e an und stechen dann mit Nadeln in dieselbe hinein, während sie dabei ausrufen: „ I c h stech' das Licht, ich stech' das Licht, ich stech' das Herz, das ich liebe." Dann muß der Ungetreue sterben. Ahnlicher Schadenzauber mit dem B. des
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Bild, Bildzauber
Geliebten aus W a c h s oder Stroh in J a p a n β 7 ) . — Richtiger Liebeszauber: E t liche machen sich B.er aus Erde, Wachs, Edelsteinen oder Mischungen von gewissen Dingen, taufen dieselben mit dem Namen der Person, der sie Liebe einflößen wollen, und dieses zwar mit denselben Zeremonien, welche die Priester bei der wirklichen T a u f e gebrauchen, nur d a ß sie dabei den Teufel anrufen und beschwören; auch fügen sie dazu noch gotteslästerische, schändliche Worte. Alsd a n n schmelzen sie dieselben, und zu gleicher Zeit wird das Herz des bis dahin nicht Liebenden, dessen Namen das B. trägt, mit Liebe entzündet M ). — Andere F o r m β*) : Liebende verfertigten Wachsb.er und gaben diesen den Namen der geliebten Person. Man öffnete alsdann die Brust des B.es, verfertigte aus irgendeinem vorgeschriebenen Material ein Herz u n d verschloß dieses unter allerlei Zauberformeln in das betreffende B. — A r a b i s c h : Man m a c h t zwei Wachskerzen und gibt ihnen die Gestalt zweier Menschen. D a n n vergräbt man sie insgeheim. W e n n dies n u n so geschieht, daß ihre Gesichter einander zugewendet sind, d a n n neigen sich die dargestellten Personen einander in Liebe zu; wenn sie einander den Rücken kehren, d a n n hört die Liebe der beiden a u f 7 0 ) . — Auch solcher Bz. als Liebeszauber ist weit v e r b r e i t e t 7 1 ) . C. H e i l z a u b e r . „Andere, w a n n etwa ein Mensch beschädiget worden, so machen sie ein B. von Wachs, darüber drey Messen an dreyen Freytagen gelesen werden; h a t nun der Mensch den Schaden im Auge, so stechen sie es in die Augen, ist's aber an den Schenkeln, Armen oder anderswo, so stechen sie auch das B. daselbst h i n ; darauf müsse d a n n die Hexe wider helffen u n d den Schaden wegn e h m e n " 72 ). Auch Paracelsus k e n n t den Heilzauber durch Wachsb.er 7 3 ). Andere A r t : Ist ein Kind krank, so wird ein Abdruck von ihm aus Brotteig gemacht und in den Backofen geschoben; d a n n wird es gesund; weit v e r b r e i t e t 7 4 ) . Man n e n n t dies k r a n k e Kinder „ b a c k e n " (s. d.). D. L e k a n o m a n t e i a . Eine besondere Art der L e k a n o m a n t e i a (s. d.)
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wird im Eingang des in der gesamten Weltliteratur, auch im MA. bekannten Alexanderromans geschildert, in den einzelnen Rezensionen freilich verschieden 7 5 ). Wenn der ägyptische König Nektanebos von einer feindlichen Flotte angegriffen wurde, setzte er Wachsmodelle von Schiffen und Menschen unter Zaubersprüchen 7β) in eine Wasserschüssel. D a n n versenkte er die B.er und ebenso ging auch die feindliche Flotte u n t e r ; nach andrer Version zogen seine B.er gegen den Feind. E. A b b i l d u n g s f u r c h t . Da der Bz. als Schadenzauber allgemein verbreitet ist, so findet sich auch häufig die Furcht, sich abbilden oder photographieren (s. d.) zu lassen. Denn der Besitzer des B.es h a t den Abgebildeten in seiner Gewalt oder, wie es auch ausgedrückt wird, das B. r a u b t die Seele. Diese Scheu ist bei Naturvölkern wie in Europa lebendig 7 7 ). Diese F u r c h t findet sich auch in der Form, daß m a n sich nicht malen lassen soll, sonst muß man sterben 7 8 ). Oder: Wer sein eigenes B. zeichnet, stirbt bald 7 9 ). Oder: Wenn sich Familien zusammen photographieren lassen, muß ein Glied der Familie in nächster Zeit sterben 8 0 ). Insbesondere soll man Kinder unter einem J a h r nicht abbilden lassen, sonst sterben sie 8 1 ). S. auch Spiegel. F. B. a n d e r W a n d . Auf dem Glauben an die engen Beziehungen der Person zu ihrem B. b e r u h t der Glaube, daß das Herabfallen des B.es eines K r a n ken dessen Tod anzeigt 8 2 ) oder allgemein Unglück b e d e u t e t 8 3 ) . Auch glaubt man gelegentlich, daß die B.er Verstorbener blaß werden und „ a b s t e r b e n " 8 4 ) . Die Sitte, bei einem Todesfall B.er und Spiegel (s. d.) zu verhängen oder umzukehren, „ d a m i t die Seele ungehindert entweiche" 85 ), schafft die K r a f t des Toten oder die Seele dadurch aus dem Haus, daß m a n das B. oder Spiegelb, beseitigt. G. Daher soll man auch d e n T e u f e l (s. d.) n i c h t a n d i e W a n d mal e n , sonst k o m m t er 8e ). Er ist mit seinem B. eng verbunden. Vgl. die Geschichte von dem Maler, der ein B. des Teufels malte u n d dadurch in U n a n n e h m -
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Bilderhändler—Bilderschrift
lichkeiten geriet, die ihn fast zum Galgen brachten " ) . N a c h t r a g : Es ist weit verbreiteter Glaube, daß gerade Bilder von hohem Alter über besondere K r a f t verfügen 8 8 ). Aber wie ist der Glaube M ) zu verstehen, daß B.er erst 60 Jahre nach ihrer Herstellung K r a f t erhalten? w) M e y e r Aberglaube 261 ; ZfVk. 23 (1913), 14. M ) S c h i n d l e r Aberglaube 3 5 0 f . eo ) Viel bei A b t Apuleius 82 f f . ; dazu G l o b u s 79, 1 0 9 f f . ; P h i l o l . 6 1 (1902), 6 1 f f . ; S A V k . 2 , 2 7 0 ; Z f d M y t h . 1 (1853), 6 . 2 4 2 ; Z f V k . 7, 2 5 2 ; 9, 3 3 2 f . ; 12, 1 0 ; 13, 4 4 0 f . ; 2 3 , 1 4 ; A R w . 5, 8 f f . ; 14, 2 2 3 ; 19, 2 8 6 f f . ; M s c h l e s V k . 1 3 / 1 4 , 5 2 5 f f . ; 17, 3 5 ; A r c h . f. A n t h r o p . 3 4 {1912), 104 Í ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 5 5 N r . 1 6 6 4 ; S e y f a r t h Sachsen 5 0 f f . ; K ü h n a u Sagen 3 , 1 9 5 ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 2 5 7 . 2 6 1 ; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 3 7 6 ; P a n z e r Beitr. 2, 272 f . ; S c h i n d l e r Aberglaube 132 f f . ; M e i c h e Sagen 4 8 8 f . ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 6 9 f f . ; G r o ß Handbuch 1, 542 ; Α η d r e e Parallelen 2, 8 f f . ; G r i m m Myth. 2, 9 1 3 f . ; M ü l l e n h o f f Sagen 2 2 3 ; P f i s t e r Schwaben 4 5 f . ; G e s t a R o m a n , c. 102, ü b e r s , v o n G r ä s s e 1, 1 8 1 ; 2, 2 6 6 ; H a n s e n Zauberwahn 252. 260; D e r s. Hexenwahn 7 0 2 . · ' ) Z f r w V k . 4 ( 1 9 0 7 ) , i i 8 f . " ) J o h n Erzgebirge 2 7 ; S e y f a r t h Sachsen 5 3 ; Z f r w V k . 1 9 0 5 , 2 9 1 . ·*) B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 2 9 . *') Z f V k . 13 (1903), 4 4 1 . • 5 ) S e y f a r t h Sachsen 5 3 ; M e i c h e Sagen 5 7 6 ; U r q u e l l 3 ( 1 8 9 2 ) , 4 f . ; M s c h l e s V k . 12 (1905), 6 8 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 171 f . ; M ü l l e r - B ä c h t o l d Uri τ, 2 4 5 ; A η d r e e Parallelen 2 , 9 . ") S e y f a r t h 5 3 ; J a c o b y A R w . 16, 122 f f . ; 18, 5 8 6 f f . ; P r e i s e n d a n z H e s s . B l . 12, 1 3 9 f f . ; A r c h , f. A n t h r o p . 3 4 (1912), 1 0 4 ; ν . K ü n s s b e r g J b h i s t V k . ι (1925), 9 1 . · ' ) U r q u e l l 3 ( 1 8 9 2 ) , 8 4 f. " ) D e 1 r i o Disquisitiones magicae 3 6 4 b e i W o l f Niederl. Sagen 3 6 7 f. ; v g l . Z f V k . 2 3 (1913), 14. ··) A n h o r n Magiologia bei M e y e r Aberglaube 2 6 3 . Z f V k . 13 ( 1 9 0 3 ) , 441. " ) K u h n e r t R h e i n . M u s . 40 (1894), 34 f f . ; A b t Apuleius 2 3 9 f . ; F a h ζ Doctrina magica 19 f . ; D e d o De antiquor. superstit. amatoria. D i s s . G r e i f s w . 1904, 2 3 f f . ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 7 0 f . H a r t m a n n Greuel des Segensprechens (1680) 9 5 b e i E b e r m a n n Z f V k . 2 3 (1913), 14. " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 71 ; H e c k e r Tanzwut 19 f . ") D r e c h s l e r 1,211; K l a p p e r Schlesien 2 8 9 . " ) A u s f e 1 d Der griech. Alexanderroman 30 f f . ; P a u l y - W i s s o w a Ii, 2178 f. Ä h n l i c h e s : A r c h . f. A n t h r o p o l . 39 (1912), 9 7 . ' · ) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4 . 3 3 5 · " ) Τ y 1 o r Culture (engl. A u s g . ) 2 4 , 169 f f . ; L u b b o c k Entstehung der Civilisation 17 f f . ; A n d r e e Parallelen 2, 18 f f . ; L e v y - B r ü h l Das Denken der Natur-
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völker 3 2 ; A R w . 5, 1 0 f . ; S e 1 i g m a η η Zauberkraft 2 2 1 f . ; S a m t e r Geburt 135, 2 ; S e y f a r t h Sachsen 5 4 ; Z f V k . 1 ( 1 8 9 1 ) , 1 5 2 ; G r o ß Handbuch 1, 5 2 4 , 2 . ' · ) K ö h l e r Voigtland 4 2 3 . " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, eo 126. ) S e y f a r t h 54. " ) E b d . ; D r e c h s l e r I , 2 1 2 ; W o l f Beiträge 1, 2 0 6 ; A R w . 5, 2 4 . M ) J o h n Erzgebirge 1 1 3 ; F o g e l Pennsylvania 118 N r . 527. •») S t r a c k e r j a n I , 3 8 ; 2, 2 3 3 ; E g e r l . 3 ( 1 8 9 9 ) , 5 9 ; G r o h m a η η 219. M) M e y e r Baden 581. ") D r e c h s l e r 1, 2 9 0 f . ; Ν e gelei η A R w . 5. 3 3 ; F o g e l Pennsylvania 135 N r . 6 1 8 . ·«) À R w . 5, u f . · ' ) V e r η a 1 e k e η 8β Mythen 378 f. ) Pf i st er Reliquienk. 1, 3 4 0 f f . ··) Z f V k . I i ( 1 9 0 1 ) , 2 7 7 ; 19 (1909), 1 4 5 . Pfister.
Bilderhändler, Verkäufer von heiligen oder magischen Bildern, die sie häufig im Umherziehen oder auch an Wallfahrtsorten feilhalten. Ein solcher B., der aufgegriffen wurde, hatte einen ganzen Sack voll Hexenmittel, darunter geschnitzte hölzerne Bildchen, mit Ton überzogen und vergoldet, die man in Mörsern zerstoßen mit einer gewissen Tinktur einnehmen sollte 1 ). Eine andere Person, die fast immer auf der Wanderschaft von einem Wallfahrtsort zum andern war, trug Pilgerstäbe, Weihwasser, Zellerrauch usw. bei sich und machte auch ein gutes Geschäft mit Amuletten, besonders Bildern, von denen eines als Krankheitsschützer verschluckt werden m u ß t e 2 ) . s. auch B i l d . ») S A V k . 2 1 ( 1 9 1 7 ) , 4 9 . ' ) Z f ö V k . 10 (1904), 107 f. Pfister.
Bilderschrift. Alle eigentlichen Buchstabenschriften (Alphabete) haben sich durch Vermittlung der altsemitischen Schrift aus der ägyptischen Hieroglyphenschrift entwickelt *). Diese ist keine reine B., aber sie ist aus einer B. durch Hinzutreten phonetischer Konsonantenzeichen und der Determinative entstanden. So ist also eine B. die Urmutter der uns bekannten Alphabete. Soweit wir die ägyptische B. kennen, wurde durch sie eine Geschichte oder ein Vorgang zwar durch ein Bild erzählt, aber nicht durch ein den Vorgang vollkommen darstellendes Mitteilungsbild, sondern in mehr oder minder abgekürzter, konventioneller, symbolischer Weise, so daß das Bild nur von dem ganz zu deuten war, der die Symbolik
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Bildflachs—Bildopfer
1300
B. ihren besonderen Ball hatten. Die Sitte des Flachsopfers ist in Warburg erloschen, hat sich aber in nahe gelegenen Ortschaften teilweise noch erhalten. Dabei kommen auch die Prozessionen mit den B. vor. So werden in Wormeln die Bilder der Mutter Gottes, der Agathe und der Katharina getragen, in Hohenwepel die Statuen der Mutter Gottes und der heiligen Margaretha. Häufig haben dabei die B. auch die Aufgabe, den Flachs bzw. Geld in den Häusern zu sammeln. In Perkelsheim soll früher auch ein Ball der B. stattgefunden haben, jetzt werden sie vom Pfarrer auf den Nachmittag zum Kaffee eingeladen. Ahnliches auch in andern Orten in W e s t f a l e n . — A u c h sonst werden die bei Prozessionen das heilige Bild (s. d.) tragenden Mädchen Bildj ungfern genannt. Dazu gewählt zu werden gilt als große Ehre, davon ausgeschlossen zu sein als Schande. Hieran knüpft sich manche Legende 2). Wohl ähnlich sind die R o s e n k r a n z j u n g f e r n von Clara Viebig, eine gleichOer Ursprung des Alphabets 1926; G a r d i n e r namige Novelle (s. S c h w l d 1, 1249). Im ZDMG. 77 (1923), 92 ff.; J e n s e n Gesch. der kathol. Appenzell heißen sie auch Τ ä f e 1 iSchrift (1925), 99 ff. *) E r m a η Die Hierooder G e h e i m n i s - J u m p f e r e (fehlen glyphen 1 9 1 7 ; B o n n e t Aegypt. Schrifttum im Id.). Sie tragen bei Prozessionen (na1919; P a u l y - W i s s o w a 8, 1468 ff.; J e n s e n 19. 40 ff. ') Ρ e t s c h Mitth. u. mentlich bei der Monatsprozession zu Umfr. zur bayr. Vk. 5 (1899), 4. 4) G r o ß Ehren der Mutter Gottes) Tafeln, Schilde, Handbuch 1 ·, 406 ff.; F r i e d e r i c h s Hessan denen eine Kerze angebracht ist, und Bl. 24 (1925), 106 ff. Pfister. auf denen je eines der 15 „Geheimnisse" Bildflachs s. B i l d m ä d c h e n . des Rosenkranzes abgebildet ist. In Lunkhofen: Sterne-Meitli, in Boswil: ChränzliBildtnädchetl heißen die Trägerinnen Meitli. der in Prozessionen verwandten heiligen s. J u n g f r ä u l i c h k e i t , K e u s c h Bilder. — Bericht *) aus Warburg (Westheit, Mädchen. falen) : Hier wurde von altersher am Feste der heiligen Lucia in ihrer Kapelle Flachs ») Η ü s e r ZfrtfVk. 7 (1910), 31 ff. Pfister. geopfert. Im Jahre 1652 wurde dieser *) D r e c h s l e r 1, 132 f. Bildopfer. Brauch auf die Altstädter Pfarrkirche I . B e g r i f f s b e s t i m m u n g . Unübertragen, wo sich das Flachsopfer bis in ter Opfer (s. d.) im engern und eigentdie neue Zeit erhielt. A m 5. Februar, dem T a g der heiligen Agathe, oder an dem lichen Sinn verstehe ich lediglich das sog. Geschenkopfer, d. h. die Darbringung darauffolgenden Sonntag wurde das Bild einer Gabe an eine Gottheit. Zweck des dieser Heiligen von den B. in Prozession Opfers ist ursprünglich, die K r a f t der um die Kirche getragen und auf dem Gottheit zu stärken, damit diese K r a f t Kreuzaltar spinnreifer Flachs geopfert, dem Menschen ganz besonders nutzbar der zum Besten der Kirche verkauft wurist. Die Gottheit ist auf das Opfer angede. Ursprünglich war dieser „ B i l d f l a c h s " wiesen; das Opfer hat also euergetische zur Ausstattung der Statuen bestimmt. Bedeutung. Dann entwickelt sich daraus In der Erinnerung lebt noch fort, daß die
kannte. Diese B. gibt also nicht Worte und Sätze, sondern einen Gedankeninhalt ideographisch wieder, der an keine bestimmte Sprache gebunden, sondern in jeder Sprache ablesbar ist. Dieser ägyptischen B. ging wohl auch die Verwendung eigentlicher Mitteilungsbilder, die wir von andern Völkern her kennen (s. Bild § 1), voraus 2). Die B. wird auch heute noch gelegentlich von schreibungewandten Bauern gebraucht s ), auch die „ Z i n k e n " der Zigeuner und Gauner sind solche piktographische Zeichen 4), ebenso die Eigentumszeichen und die Bau- oder Hausmarken (s. d.). Die B. kann auch magischen Zwecken dienen, etwa dem Analogiezauber (s. d.), indem man durch das in der B. Dargestellte etwas Analoges in Wirklichkeit erreichen will, oder sie kann apotropäisch oder K r a f t zufügend wirken. S. auch D a η ζ e 1 Über magisches und mitteilendes Zeichnen im Globus 98 (1910), 357 ff. und Art. Bild, Bildzauber. l) S e t h e GGN. 1916, 118 ff.; D e r s.
Bildstock
I30I
der Zweck, die Gottheit zu erfreuen und milde zu stimmen oder ihr zu danken. So haben wir insbesondere Wunsch- und Dankopfer zu unterscheiden 1 ). Unter Opfergaben in diesem Sinn fallen auch die Votive (s. d.) als Dankopfer und die Weihgeschenke als Wunschopfer. Denn beide Ausdrücke, Votive und Weihgeschenke, werden z. B. in Süddeutschland vom Volke gar nicht gebraucht, sondern beides wird als „ O p f e r " bezeichnet 2 ). Unter B. ist also die Darbringung eines Bildes an eine Gottheit, das Geschenk eines Bildes zu verstehen. Dabei ist zweierlei zu unterscheiden (s. auch Bild und Bildzauber § 2): Das Bild kann entweder selbst seinen Wert in sich haben; es stellt selbst für sich als Bild ein Geschenk an die Gottheit dar. Oder: Das durch das Bild Dargestellte soll eigentlich der Gottheit dargebracht werden, und das Bild gibt den Ersatz für das Wirkliche. So haben wir also das B. als Votiv und Weihgeschenk und das B. als Ersatzopfer. Über Opfer dagegen, die man den heiligen Bildern selbst darbringt, s. Art. Bild § 5. • ) P a u l y - W i s s o w a 11, 2180 ff. ' ( A n d r e e
Votive
ι.
2. D a s B i l d a l s V o t i v und W e i h g e s c h e n k . Das Bild wird als Opfer dargebracht, entweder um die Gottheit oder den Heiligen geneigt zu machen (Weihgeschenk als Wunschopfer), oder es wird als Votivgabe und Dankopfer, weil vorher gelobt, nach der Erfüllung des Wunsches gegeben. Über derartige Gaben des katholischen Volkes in Süddeutschland hat A η d r e e ausführlich gehandelt und zahlreiche Abbildungen beigefügt. Bei dieser A r t des B.s kann man folgendes unterscheiden: a) Das eigene Bild der Gottheit bzw. des Heiligen wird gestiftet. Dies war im griechisch-römischen Altertum der Fall wie heute noch. Ein großer Teil der Bildstöcke (s. d.) sind solche B., die etwa auf Grund eines Gelübdes errichtet sind. b) Es wird ein Bild aus der heiligen Überlieferung, dem Mythus, der Legende der Gottheit geweiht. Auch solche πίνακες, Votivtafeln, gab es im Altertum wie heute.
1302
c) Das Bild des Menschen, der bittet oder dankt, wird der Gottheit dargebracht. Häufig wurde dabei, besonders im MA., soviel Material zu dem Bild verwendet, als der weihende Mensch schwer war. S. auch Gewicht, Wägen, Würdin'ger. d) Bilder von Körperteilen werden als B. dargebracht. Beispiele aus der kretischen s ) wie aus der altgriechischen 4) Kultur wie aus der Neuzeit 6 ). S. auch Gebärmutter, Kröte. e) Bilder von Tieren werden geweiht, um Gesundheit und Vermehrung des Viehstandes zu erreichen ·). S. auch Leonhard. Selbstverständlich können B. auch als Dankopfer oder sonst aus frommer Gesinnung heraus dargebracht werden, die vorher nicht durch Gelübde versprochen waren. S. auch Bildstock. *) Bilderatlas zur Rel.gesch. 7 Abb. 25. 4)
Holländer
175 ff. ; K u t s c h 124ff.; S t e n g e l
') A η d r e e
Plastik
und Medizin
1912,
Heilgötter 6. 15 f. 48 ff. Kultusaltertümer 1 92, 7.
a. a. O. ;
H ey 1
Tirol
554 ;
P o l l i n g e r LandsKut 73. 79. 81 ; G r i m m Myth, ι, 65 f.; 2, 986f. P a n i e r Beitr. 2, 24 ff. ; J a h n Opfergebr. 51; P o l l i n g e r a . a . O . ; H e y l a . a . O . ; B l a u ZföVk. 10, 1904, 129 ff. 3. D a s B. a l s Ersatzopfer. Das Bild (s. d.) gilt für das Dargestellte. Die prähistorischen Inselidole wurden als Opfergaben den Toten mit in die Gräber gegeben, damit diese im Jenseits Sklavinnen h ä t t e n ' ) . So wurden häufig blutige Opfer durch B. ersetzt und Papierfiguren statt der Dinge selbst dargebracht 8 ). ') W .
Müller
Nacktheit
u.
Entblößung
61 f.; K a r o ARw. 12, 359t.; H e c k e n b a c h de nuditate 19 ff. 8) S m i t h - S t ü b e Rei. der Semiten
316;
Helm
Relig.gesch.
i,
51 f.; C h a n t e p i e 4 1, 331; 2, 145. 161; A n d r é e 99; S e h w e n η Menschenopfer 197; E i s 1 e r ARw. 13, 625 f. Pfister. Bildstock. Der B. im engern Sinn ist eine Holz- oder Steinsäule mit dem Bilde Cht isti oder eines Heiligen, im Freien aufgestellt. Da es jedoch mannigfache ähnliche Wahrzeichen an Wegen und Straßen, auf Feldern und im Wald, auf Anhöhen und an Friedhofsmauern gibt, Bilder oder Kreuze, die verschiedenen
1303
Bildstock
Zwecken dienen und aus verschiedenen Gründen errichtet sind, so seien die wichtigsten Gruppen hier kurz zusammengestellt. Es finden sich hierfür u. a. die Namen B., Bußkreuz, Cholerastein, Denkstein, Feldkreuz, Franzosenkreuz, Gedächtniskreuz, Hagelstein, Hussitenkreuz, Kreuzstein, Malefizkreuz, Marterl, Memorienkreuz, Pestkreuz, Pfaffenkreuz, Rabenkreuz, Rebellionskreuz, Schauerkreuz, Schwedenkreuz, Steinkreuz, Sühnekreuz, Tartarenkreuz, Wallfahrerstein, Wetterstein, Zigeunerstein usw., Namen, die oft unterschiedslos für die verschiedenen Gattungen gebraucht werden. Vielfach haben sich Sagen an diese Bildwerke angeschlossen, die, häufig nicht richtig, den Grund ihrer Erstellung angeben oder von Erscheinungen und Wundern, die sich bei ihnen ereigneten, berichten. Wir können folgende Hauptarten solcher Bildwerke unterscheiden: 1 . H e i l i g e B i l d e r , B . im engeren Sinn, Christus oder Heilige oder Szenen aus der heiligen Überlieferung darstellend, oder lediglich ein Kreuz. Häufig weisen Inschriften auf ihre Bedeutung hin, welche zu Gebet und Frömmigkeit auffordern oder selbst ein Gebet enthalten. Oft ist auch Stifter und Jahreszahl genannt *). Manchmal stellt ein solches Bild auch einen Stationspunkt eines alten Wallfahrtsweges dar 2 ). ') H e u f t ZirwVk. 1909, 2 8 4 « . ; 1 9 1 1 , 59 ff. : P o l l i n g e r Landshut 47 ff. ; Fox Saarland 249 f. ') K ö h l e r Voigtland 598 Nr. 249; M ei c h e Sagen 927 Nr. 1 1 3 0 ; Κ ü h η a u Sagen 1, 3 1 1 Nr. 284.
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Jahreszahl 1260; im 14.—16. J h . sind sie besonders häufig. — Hier haben wir wahrscheinlich den letzten Rest eines uralten Glaubens, nach welchem gewaltsam ums Leben Gekommene noch ganz besonders auf die Hinterbliebenen wirken und ihnen schaden können, daher sie vielfach einen besonderen Toten- und Heroenkult erhielten. Hat der Ermordete sein Recht nicht bekommen, d. h. ist, was germanische wie griechische Anschauung verlangte, die Blutrache nicht ausgeübt worden, so irrt der Geist des Erschlagenen ruhelos und zürnend umher. Nur durch einen Seelenkult oder, abgeschwächt, durch ein Sühnekreuz als Opfer kann sein Groll beschwichtigt werden s ). Gelegentlich herrscht noch der Brauch, an solchem Kreuz einen Zweig niederzulegen e ). Die Sühnekreuze sind über ganz Deutschland, Österreich, die Schweiz, Oberitalien, Frankreich und England verbreitet. ») F r . W i l h e l m MVerBöhm. 39 (1901), 195 ff.; A n d r e e - E y s n ZföVk. 3 (1897), 65 ff.; R a i c h in Katholik 84 (1904), 42 ff.; Ν e u m a η η Steinkreuze·, N ä g e l e Württemb. Jbb. f. Statistik 1 9 1 3 , 377 ff. und Z f V k . 1 9 1 2 , 2 5 3 ff., wo weitere Lit.; D G . an vielen Stellen; L a m m e r t 1 1 3 ; E i s e i Voigtland 288; K l a p p e r Schlesien 49 f.; Frauenstädt Blutrache u. Totschlagsühnen im deutschen Mittelalter 1 8 8 1 . ') Β i r l i n g e r Volksth. 1, 1 7 3 Nr. 267. •) P f i s t e r Schwaben 77 il. ') Bartsch Mecklenburg 1, 455 f-
3. E r i n n e r u n g s b i l d e r und U n f a l l k r e u z e , die an ein Unglück erinnern, das an dem Ort stattgefunden hat, wo der B . steht, oft als^Marterl im engeren Sinn bezeichnet. Vielfach ist eine bildliche Darstellung des Unglücksfalles angebracht, ebenso Inschriften, die Name, Zeit und Art des Unglücks angeben ').
2. S ü h n e k r e u z e 3 ) , meist einfache steinerne Kreuze (s. d.), Monolithe, in der Regel ohne weitere Zeichen, manchmal aber auch mit Jahreszahl, Inschrift oder figürlichen Zeichen. Sie sind, wie ') P o l l i n g e r Landshut 50 ff. ; E i s e 1 Voigtland 287. 2 9 1 ; M ü l l e n h o f f Sagen erhaltene Urkunden lehren und wie häufig 83 f.; N e u m a n n a. a. O. 8. im Volksbewußtsein noch lebendig ist 4 ), vom Mörder zur Sühne seiner Tat er4. D e n k s t e i n e für Gefallene, nach richtet, meist an der Stelle der Mordtat, der Überlieferung häufig an der Stätte manchmal aber auch an der Straße, um ihres Grabes errichtet. Solche B.e werden die Vorübergehenden zum Gebet für den besonders oft auf die Zeit des DreißigErmordeten aufzufordern. Das älteste, jährigen Kriegs zurückgeführt 8 ). Vielfach sicher datierbare Sühnekreuz findet sich führen sie die Bezeichnung Schwedenbei Varmissen im Hannoverschen mit der | kreuze oder Franzosenkreuze').
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Bildzauber—Bilsenkraut
In letzter Linie sind alle diese Bildzeichen Opfer, die Gott, den Göttern, Heiligen, den Seelen der Ermordeten oder Verunglückten dargebracht wurden. Häufig wird es ausdrücklich berichtet, daß sie zum Dank für Hilfe oder Heilung errichtet wurden 10 ) ; s. auch Bildopfer. Da aber die eigentlichen B.e in der Regel mit einem Bilde Christi oder eines Heiligen geschmückt sind, so werden sie vielfach selbst aus Opfern zu Heiligtümern, bei denen gebetet und Gelübde abgelegt werden. Der wirkliche Grund für die Errichtung des einzelnen B.s läßt sich oft nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Um so mehr haben sich volkstümliche S a g e n dieser B.e bemächtigt, die gelegentlich wohl das Richtige treffen können, in ihrer Mehrzahl aber keine historische Überlieferung bieten u ) . So kehrt häufig die Sage von der verfolgten Jungfrau wieder, die sich zu Tode stürzt " ) . Vielfach weiß auch die Überlieferung von mancherlei Spuk zu erzählen, der sich an solchen B.en ereignete 1S ), oder der sich dann einstellte, wenn man das Bild weggeschafft hatte, und erst wieder aufhörte, wenn es am alten Platze wieder stand M ). Über Bildlegenden s. auch Bild § 4. ·) B i r l i n g e r Volksth. i , 171 Nr. 266; Pollinger 53 f.; Köhler 594 fi.; M e i c h e 92t Nr. 1120; ZfrwVk. g, 298; E i s e l Voigtland 63. 283. ·) N ä g e l e a . a . O . 400. ,0 ) ZfrwVk. 7, Ί 1 2 f. ; Birlinger Volksth. I, 375 f. " ) N ä g e l e a . a . O. 400. M ) M e i c h e 914ff.; G r i m m Sagen Nr. 142. 321; P f i s t e r Reliquienk. 1, 360. " ) Κ ü h n a u ι , 60 ff. 307 ff.; M e i c h e 921 Nr. 1120. " ) K ü h n a u 1, 58 Nr. 59; M e i c h e 244 Nr. 312; 246 Nr. 315; 258 Nr. 335 f.; 268 Nr. 345; 270 Nr. 348; 930 Nr. 1135; Birlinger Volksth. ι , 297; Kuhn und S c h w a r t z 167 f. 1 7 : f. Pfister.
Bildzauber s. B i l d . Billeweis s. B i l w i s , S i b y l l e W e i s . Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). I. B o t a n i s c h e s . Zu den Nachtschattengewächsen (Solanazeen) gehörige, stark narkotisch wirkende, widrig riechende Giftpflanze, deren Stengel und Blätter mit klebrigen Drüsenhaaren besetzt sind. Die trichterförmige Blütenkrone besitzt einen fünflappigen Saum,
ist schmutzig gelb und von violetten Adern durchzogen. Die Frucht ist eine mit einem Deckel aufspringende Kapsel, die zahlreiche Samen enthält. Das B. wächst zerstreut und meist unbeständig auf Schuttstellen, an Dorfstraßen,, an Mauern usw. Seine Verbreitung verdankt das aus dem Osten stammende B. vielleicht ζ. T. den herumziehenden Zigeunern, die unsere Pflanze zu verschiedenen „Zauberkünsten" benutzt haben mögen 1)
Marzell
Kräuterbuch 346 f.
2. Das B. ist sicher eine der ä l t e s t e n den Indogermanen bekannte und von ihnen benutzte Gift- und Zauberpflanze*). Als Mittel gegen Z a h n s c h m e r z e n , als welches es sich vom Altertum bis in die heutige Volksmedizin nachweisen läßt, erscheint es nach ν. O e f e 1 e bereits in einem altbabylonischen Rezept *). Da der Genuß des B.es Sinnestäuschungen, Halluzinationen und andere Erregungszustände hervorruft, tritt es als ein Bestandteil der mittelalterlichen „Hexensalben" auf (vgl. Stechapfel): Die während der akuten Vergiftung erfolgten Halluzinationen (Fliegen in der Luft, Verwandlung in Tiergestalt) mögen nach dem Aufhören der Giftwirkung von dem Betreffenden als tatsächlich erlebt geglaubt worden sein 4). ') H o o p s Reallex. i , 284; S c h r ä d e r Reallex.* 1, 146; F o n a h n Histor. Bemerkn. om bulmeurten. In: Pharmacia 2 (Kristiania 1905), 197—205. 213—217. 224—227; Tschirch Pharmakognosie 3, 293 f.; M a r z e l l Heilpflanzen 165—170. ®) Η δ f 1 e r Botanik 91. *) Vgl. auch F & h η e r Solanazeen als Berauschungsmittel. In: Arch. f. exper. Pathologie u. Pharmakologie 11 (1925), 281—294.
3. B u r c h a r d von W o r m s (t 1024) berichtet von einem Regenzauber, der anscheinend im Anfang des II. Jhs. in Hessen oder am Rhein bei großer Dürre geübt wurde: Ein nacktes Mädchen mußte mit dem kleinen Finger der rechten Hand B. (belisa) ausreißen und es an die kleine Zehe des rechten Fußes binden. Das „Regenmädchen" wurde dann zum nächsten Fluß geführt, mit dessen Wasser besprengt und dabei wurden Beschwörungen gesungen, um Regen zu erlangen 5 ).
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Bilwis
Noch im Jahre 1825 sollen in einem Dorfe am Rhein abergläubische Landleute den erwünschten Regen dadurch herzuzaubern versucht haben, daß sie B.-Stäbchen in eine Quelle tauchten und dann die daran haftenden Wassertropfen auf den heißen Sand sprengten 6). H ö f 1 e r 7 ) vermutet, daß toxische Gehörhalluzinationen (Rauschen im Ohr, Geräusch des niederströmenden Regens) nach dem Genuß von B. der Grund waren, die Pflanze im Regenzauber zu verwenden. •) F r i e d b e r g Bußbücher 101 = M a η η h a r d t i , 330 f. = G r i m m Myth. 1, 493; 3, 410 f. = H a η s e η Hexenwahn 41 = G e s emann Regenzauber 18 = F L . 1 8 , 278. ·) M o n t a n u s Volksfeste 141. ') Botanik 91.
4. Auch sonst erscheint das B. vielfach als Ζ a u b e r m i 1 1 e 1. In einem pommerschen Hexenprozeß v. J. 1538 bekennt eine Hexe, daß sie es einem Mann „angetan" habe, indem sie ihm Erde vom Grabe des ertrunkenen Scharfrichterssohnes zusammen mit Knochen von einem Totenschädel, B.-samen, Salz und ihren Genitalhaaren heimlich in die Schuhe gelegt habe. Der Bezauberte habe ihr dann immer nachlaufen müssen 8 ). Nach Goslarschen Hexenprozeßakten bewirken die zwischen zwei Liebende gesäten B.samen, daß die beiden sich hassen; vor einen Laden gestreut, machen die B.samen, daß die Leute eifrig die Waren kaufen 9 ). Als „Jägerglaube aus den Vogesen", um das Wild anzulocken, wird berichtet, daß man den Saft des B.es mit dem Fett und Blut der zu erjagenden Tierart mischen und diese Salbe in die Erde vergraben müsse, dann käme eine Stunde später das betreffende Wild herbeigelaufen 10 ). Dieser Aberglaube geht wohl auf das „Buch der Versammlung" usw. des (Pseudo-) A 1 b e r t u s M a g n u s 1 1 ) zurück. ·) Ztschr. f. Kulturgesch. 2. Erg.-Heft 1898, 21. ·) Ztschr. d. Harzvereins f. Gesch. u. Altertumskunde 35 (1902), 415. 420. 10) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 487. " ) Straßburg 1508, cap. 8.
5. In der S y m p a t h i e m e d i z i n erwähnt schon der Arzt Alexander von Tralleis (am Pontus; 6-/7. Jh.) in seiner medizinischen Kompilation 12) das B. als Mittel gegen Podagra und Rheumatis-
mus. Es muß vor Sonnenuntergang, ohne daß man die Wurzel berührt, mit einer Beschwörung gegraben werden. Nach einem brandenburgischen Rezept aus dem 16. Jh. wird das am Johannistag geholte B. in einem Topf in die Erde vergraben und Öl dazu gegossen. In der Christnacht um Mitternacht wird der Topf ausgegraben; das Ol hilft dann gegen Gicht 18 ). Uralt ist das Mittel, durch Räucherung mit B.samen bei Zahnschmerz die „Würmer in den Zähnen" zu töten M ). Empirisch erklärt sich dieses Mittel aus der narkotischen, schmerzstillenden Wirkung des B.rauches. Um die Maden bei Schweinen zu. vertreiben, warf noch um 1870 der Hirte im Anhaltischen einen B.Stengel über den Kopf mit den Worten: „Murri, Murri, Murril" 1 6 ). Nach einer Schweizer Sage soll ein Zwerg die Heilkraft des B.es (vgl. Bibernelle) verkündet haben 1β). " ) Hrsg. v . T h . P u s c h m a n n 2 (1878), 584. ») Urquell 3, 194. ») M a r ζ e i l Heilpflanzen 167; R e i c h b o r n - K j e n n e r u d Laegeurter 83; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 838 f . " ) W i r t h Beiträge 6/7, 33 f. '·) ZfdMda. 1007, 55 = Schweizld. 4, 1219.
6. Als a p o t r o p ä i s c h e s Mittel wird das B. am Johannistag zwischen 11 und 12 Uhr gesammelt und damit das behexte Vieh geräuchert 17 ). Zu dem gleichen Zweck wird in Tirol das in der Dreißgenzeit gesammelte B. verwendet 18 ), oder es wird am Johannistag an alle Türen der Stallungen gesteckt (Ermland) l e ), auch in die Eckständer des Hauses wird es verpflockt (Holstein) M ) und in die Ecken der Scheùne gestellt gegen Mäusefraß 21). Das letztgenannte Mittel dürfte insofern eine empirische Grundlage haben, als die Mäuse durch den widrigen Geruch des B.es abgehalten werden. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2 , 2 9 1 . " ) A l p e η b u r g Tirol 284. M ) Neue Preuß. Provinzialbl. 6 (1848), 230. ,0 ) Die Heimat 19 (1909), 27. " ) W i r t h Beiträge 6/7, 7. Marzeil.
Bilwis. I. Namensformen u. Verbreitung (Singer). II. Wesen. 1. Naturdämon. 2. Zauberer, Hexe. 3. Korngeist. 4. Willweissen, Bielmann. (Makkensen).
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Bilwis
I. N a m e n s f o r m e n u n d V e r b r e i t u n g . Das Wort hat die zweite Lautverschiebung mitgemacht: es lautet mittelniederländisch beluwilte, beelwiite1), clevisch belewil/e(n)2). Aus einem nd. Dialekt hat es wohl das altpreußische und das litauische pilwitus, pilwittes) übernommen; denn eine Entlehnung des Deutschen aus dem Litauischen oder Slavischen, woran man auch gedacht hat, ist wohl ausgeschlossen: das verschobene t würde auf die Entlehnung vor der Lautverschiebung, das unverschobene p, das mit b wechselt, auf eine solche nach derselben weisen. Auch die Entlehnung ins Baltische anzunehmen, macht allerdings gewisse Schwierigkeiten, da deutsches b daselbst sonst nicht als p erscheint: man wird für den gebenden nd. Dialekt eine volksetymologische vorgängige Umgestaltung zu filuwit voraussetzen müssen, weil eben deutsch / in slavobaltischen Lehnwörtern als p erscheint. Außer diesen Belegen aus dem Nordosten und Nordwesten des deutschen Sprachgebiets ist das Wort in unverschobener Form nirgends erhalten. Doch dürfte es nur eine Substantivierung des im Altenglischen erhaltenen Adjektivs bilewit sein, dessen Bedeutung man etwa mit 'wohlwollend' wiedergeben kann 4), das wohl ursprünglich ein Epitheton ornans der heidnischen Götter, in den poetischen Denkmälern der christianisierten Angelsachsen zunächst auf den Christengott, dann auf seine Engel übertragen wurde, anderwärts mit Euphemismus (vgl. Eumeniden: Erinnyen) auf schadenbringende Naturdämonen. Das Produkt der Verschiebung ist zunächst hochdeutsches bilwiz mit kurzem i und spirantischem z. So reimt Wolfram, der zuerst im zweiten Jahrzehnt des 13. Jhs. das Wort belegt, es in seinem Willehalm 324, 6 auf biz, Biß 5). Auch in Bertholds von Regensburg Predigten II, 70, 32 schreibt die Hs. pilwis: das p für b im Anlaut ist nur oberdeutsche Orthographie. In einer Weimarer Hs. des Jahres 1483 e) heißen eine Art Hexen Bilbisse, wobei der weit verbreitete Übergang von Iw zu lb zu beachten ist. Unsicher in Be-
ziehung auf die Quantität des zweiten Vokals sind die Lesungen im Ackermann aus Böhmen, im Münchener Nachtsegen 7 ), bei Eiselein 8). Das einfache bilwiss ist in der Vergangenheit noch für das schwäbische Gebiet ·) nachgewiesen, noch lebend in Bayern 1 0 ) und im Egerland 1 1 ), häufiger in Komposition: Bilwisschniller, -Schneider 12 ), auch Bilversschnitler13), Bilwesund Bilfesschnitt im Böhmerwald M ), umgedeutet zu Pulverschnilt in Niederbayern 15 ), Bilwis-, Pilbisbaum schon bei Thomas Ebendorf er zu Ende des 14. Jhs. 1 ·), pilwiszoten bei Kaspar von der Rhön im Heldenbuch 17 ). Im ungrischen Bergland ist der Name zu Pilwins und Bolwesch entstellt 18 ), zu bulwehs in einer Variante des oben genannten Segens 19 ). Man begreift leicht, daß der in der Sprache isolierte zweite Bestandteil des Wortes Anlaß zu Umdeutungen gab. Entweder wurde das ζ als Affricata gefaßt oder das i gelängt. Das erste und damit die Anlehnung an das geläufige Wort wilze, Witz, schon in der einen der Hss. des Willehalm, dann in einem Nürnberger Fastnachtspiel des 15. Jhs.*0), wo das Wort auf blitz reimt. Hans Sachs bildet ein Wort pilbitzen vom Verwickeln der Haare a ) . Eine Hs. vom Jahre 1454 gibt einen Plural pilwitzen **). In neuerer Zeit finden wir die Form in Bayern, Steiermark, Sachsen und am Niederrhein * ) . Entstellt zu Perlebiiz, Berlewitz, Berlewitchen, Berlepiffchen in Kurhessen zu Bärlefäks in Siebenbürgen M ). In Komposition Bilwitzreiler 2e), Bilwizschneider in Oberbayern w ). Anderseits wird der zweite Teil durch Verlängerung des i an 'weiß' oder 'weise' angelehnt: so reimt es schon um die Mitte des 15. Jhs. bei Hermann von Sachsenheim auf prîs und ein Meistergesang des Michel Beheim hat pilweisen 2®). Gryphius hat im Horribilicribrifax pileweissin, dialektischer in der Dornrose Büleweesse weiblich, Püleweesser männlich. Anno 1699 nennt Lehmann 3 0 ) Bielweisen oder Bulweisen. In der Lausitz erscheinen 1529, 1567 und 1582 Bitweisen31), in der Mark 1656 Bihlweissen32), in einer Olmützer Hs.nach 1513 Pylweiszen33), in Glatz 1579 Pil-
13"
Bilwis
weissen9*), in einer Dresdener Hs. des 16. Jhs. Ptelweiszen in einer schwäbischen Bihlweisen3 Zauberer (Hexe) + Steir. Wortschatz 84; Grohmann 16. M) Belege unter 81 und 82. u) J o h n Westostischer Korngeist; das umrankende und böhmen 185. ·«) S c h ö n w e r t h Oberpfalz verwirrend bunte Beiwerk ist den verι, 428. ») Ebd.; W u t t k e 268 § 394; schiedensten angrenzenden Sagenkreisen W e i η h o 1 d Ritus 25 u. ö. ; siehe unter 8r entlehnt. und 82. ") P a n z e r Beitrag 2, 210 f. M) M e i c h e Sagen 288. β ·) J o h n Erzgebirge 225; Dabei müssen wir uns, wie mir scheint, als Hirsch: W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 221. bescheiden. Eine etymologische Deutung Q u i t z m a n n Baiwaren passim; M a n n des Namens, oft und stets mit unbefriedih a r d t 2, i7öff.; S a r t o r i 2,72; L e o gendem Ergebnis versucht, scheint angep r e c h t i n g Lechrain 20; M e y e r Germ. sichts der Fülle der Namenvarianten, die I Myth. 132 u. ö. ·') S e l i g m a n n ι, 156;
1323
Binde—Bindebrief
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M e i c h e Sagen 288. ·*) H o o p s Reallex. ι , 284f.; M e y e r Germ. Myth. 121. 132; W u t t k e 268 § 394; W i t z s c h e l Thüringen 2, 221 ; P a n z e r Beitrag ι , 240; 2 , 2 1 0 . 2 1 4 . 2 4 0 ; M e i c h e Sagen 2 8 8 Í . ; Meyer Myth, der Germ. (1903), 164; Pollinger Landshut 220 f . 116. 1 1 7 ; K ö h l e r Voigtland 343; B r o n n e r Silt und Art 1 4 6 f f . ; E i s e i Voigtland 209; daher a u c h in T h ü ringen „ J o h a n n e s s c h n i t t e r " : Witzschel Thüringen 2, no. ··) E i s e i Voigtland 209; Β r ο η η e r Sitt und Art 146 ff. ; Meiche Sagen 288 f. ·4) K ö h l e r Voigtland 373; Panzer Beitrag 2, 2 1 1 . *5) E b d . 2, 2 1 1 ; Pollinger Landshut 1 1 7 . ··) P o l l i n g e r 213. w ) W u t t k e 268 § 394. ·») E b d . M) H ö f 1 e r Ostern 12. 10°) J o h n Westböhmen 198, 261. l 0 1 ) E b d . 1 M ) J o h n ErzlM) gebirge 225. E i s e 1 Voigtland 209. l M ) P o l l i n g e r Landshut i i 6 f . 2 2 o f . ; P a n z e r Beitrag 1, 240; 2, 210; W u t t k e 268 § 394; Z f V k . 7, 362; L e o p r e c h t i n g Lechrain 19 ff. , o i ) M e i c h e Sagen 288. "·) P a n z e r Beitrag 2, 214. "") Vgl. unter 104. 1 M ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 10; W u t t k e 268 § 394· 1 M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 429. 110 ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 2 1 ; K ö h l e r Voigtland 374. m ) T h ü r i n g e n : G r i m m Myth, ι , 392; S o m m e r t Egerland 119. " * ) P a n z e r Beitrag 1 , 2 4 0 f . ; Z f V k . 9, 252; L e o p r e c h t i n g Lechrain 2 i ; R o c h h o l z Sagen 2, X L V I I I = Ρ a η ζ e r Beitrag 2, 536 f . ; B a v a r i a ι , 320; S o m m e r t Egerland 1 1 8 f . ; W u t t k e 259 § 378. "») B a v a r i a 1, 320;
Beitr. 2, 210; J o h n Westböhmen 255; W u t t k e 424 § 6 6 1 ; B e c h s t e i n Thüringen 2, 62 ; H o o p s Reali, ι , 284 f. ; M e i c h e Sagen 288. l M ) P a n z e r Beitrag 2, 210; o f t wiederholt. »") K ö h l e r Voigtland 388. l") E i s e l ebd. 2 1 1 .
a η ζ e r Beitrag 2, 536 f . ; 1, 240 t.; W u t t k e 268 § 394; E i s e 1 Voigtland 209 f . ; M e y e r Aberglaube 229 (thür.); K ö h l e r Voigtland 374 (thür.); G r i m m Myth. 1, 394; P o l l i n g e r Landshut 1 1 7 ; J o h n Erzgebirge 225. " ' ) S e l i g m a n n 1 , 1 7 8 . u · ) E i s e 1 Voigtland 209 f . ; J o h n Westböhmen 255; Volkskunst und Volkskunde 9, 85; P a n z e r Beitrag 2, 535; M e i c h e Sagen 287. 288. " ' ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 21. 118 ) B r o n n e r Sitt' und Art 146 ff. " · ) H o o p s Reali. ι , 284 f . ; P f i n g s t e n : P a n z e r Beitrag 2, 210 f. = M e y e r Germ. Myth. 1 3 7 ; krenzweis schießen - . D ä h n h a r d t Volkstümliches 2, 82. 1M) J o h n Oberlohma 162; D e r s. Westböhmen 185. m ) J o h n Erzgebirge 225. 1 M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 3 9 9 . l " ) J o h n Westböhmen 267; Rochholz Naturmythen 30 f. ; H ö f 1 e r Waldkult 133; Schönw e r t h Oberpfalz 1, 4 1 2 ; P a n z e r Beitrag 2, 210 f. " * ) M e i c h e Sagen 287. l i 5 ) B a v a r i a 2, 251 ; S o m m e r t Egerland 1 1 8 ; K a r samstagskohle : ebd. l s e ) K ö h l e r Voigtland 412. 1 B ) B e c h s t e i n Thüringen 2, 1 M 59. ) Ρ o 1 1 i η g e r Landshut 1 1 7 . »·) M e i c h e Sagen 287; K ö h l e r Voigtland 374; E i s e 1 E b d . 209 f . ; S o m m e r t Egerland 118. " " j J a h n Opfergebräuche 112. 158; P a n z e r Beitrag 2 , 2 1 4 . 1 3 1 ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 2 1 , 192 f. "») E b d . 13> ) V g l . Pollinges Landshut 117; Panzer
einem „ S c h u t z - und B. im N a m e n
4. D i e W i l w e i s e n Tirols, v e r w u n s c h e n e hilfreiche, z u k u n f t s k u n d i g e W e i b l e i n , die wohl
auch
als
letzte
verwunschenen ihre
Kinder
Angehörige
Geschlechts
mit
eines
gelten
und
Menschenkindern
ver-
tauschen137), gehören nicht hierher, ebensowenig =
wie
weißer
der
Star
wendische
Bielmann
1 3 8 ).
137 ) H e y 1 Tirol 411. 271. 415 f . ; Zing e r l e Sagen 288; L a i s t n e r Nebelsagen 315; Schönbach Berthold v. R. 24. ,3S ) S c h u l e n b u r g 95. Mackensen.
B i n d e s.
Band.
Bindebrief, n a m e n t l i c h aus d e m 17. Jh. b e l e g t , d o c h z. T . bis h e u t e e r h a l t e n , w i r d z u m N a m e n s - oder G e b u r t s t a g überreicht. „ W i r pflegen unsere Geburtstage freudig zu begehen", schreibt Samuel v. ky,
Pathmos
einander
in
(1677), gutem
brieflein, geschenkte Scherffer,
Gedichte
S . 5 x ),
Butsch-
„schicken
Anwunsche
Bünde-
Bändlein".
Wenzel
(1652),
F r a u e n g e s e t z e t , a l s sie e i n e n
253
sagt
in
einer
fürnehmen
Obristen a n seinem N a m e n s t a g 1639 beschankte": „ M ö c h t i c h doch auch etwas finden, Euer G n a d e n mitzubinden *)." I n B a d e n 3) h ä n g t e m a n f r ü h e r d i e B . e d e m G e f e i e r t e n a n d i e K l e i d e r (s. a n h ä n g e n ) oder w a r f sie i h m u m d e n H a l s , die H e l s e t e oder W ü r g e t e . D a h e r s t a n d auf solchem Glückwunschzettel: „ I c h binde dich nicht mit Seil und B a s t , Sondern mit diesem Brieflein f a s t " ( = fest). A u f den nordfriesischen Inseln w u r d e f r ü h e r a m P e t r i t a g e L e u t e n , die P e t e r h i e ß e n , v o n den K i n d e r n ein B . ins H a u s getragen. Derselbe lautet: „ H e u t e ist es Peters T a g , D a m a n Peter binden m a g W i r binden ihn nicht mit Seil oder B a s t , Sondern mit diesem Brieflein f a s t . " Der G e b u n d e n e m u ß t e sich mit einem Schilling zu K u c h e n w e r k lösen, „ u n d s c h e i n t " , m e i n t G h r . J e n s e n 4 ), „ d e r brauch eine B e z i e h u n g z u m A m t e
so Ge-
Petri
1325
binden
zu binden und zu lösen g e h a b t zu h a b e n " . Die D i e n s t b o t e n in A n g e l n k e n n e n eine seltsame A r t dieser B . e : Man m a c h t in einen seidenen F a d e n viele f e s t e K n o t e n und sendet ihn einem F r e u n d e , dessen N a m e an dem T a g e im K a l e n d e r steht, in einem Briefe. Gelingt es dem E m p f ä n g e r , die K n o t e n zu lösen, so ist er frei, sonst m u ß er sich d u r c h K a f f e e u n d K u c h e n oder durch eine B o w l e P u n s c h l o s k a u f e n . Ä h n l i c h e B r ä u c h e f i n d e n sich in E n g land 6 ). N e b e n diesen N a m e n s - und G e b u r t s t a g s g e b r ä u c h e n f i n d e t sich der B . a u c h in den E r n t e b r ä u c h e n (s. b i η d e η II) β ). Vgl. zu diesen Bräuchen Angebinde 435. w o e s Anm. 1 H a η u s und nicht H o r η u s heißen soll; M a n n h a r d t Germ. Mythen 698 ff. ; R eusche1 Volkskunde 2. 33." W. S p a n g e n b e r g / 4 nbinde- oder Fangbriefe, hrg. v.Behrend (Lit. Ver. CCLXII 1914); Els.Jb. 30, 109; BlpommVk. 9, 138. >) DWb. 2, 31. «) Vgl. D r e c h s l e r 219, wo noch weitere Literatur. *) M e y e r Baden 107. 4) J e n s e n Nordfries.
Inseln 357;
S a r t o r i 3, 90. s) M a a c k Lübeck 82 f. ·) Vgl. auch die sog. Bindelieder, z. B. D r e c h sl e r ι, 219; ZfVk. 4, 85; 7, 153; M e i e r Schwaben 2, 446; M a a c k Lübeck 82; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 94. 399 f. usw. Bächtold-Stäubli. binden. I. A l l g e m e i n e s : U n t e r allen abergläubischen V o r n a h m e n , die den V e r k e h r mit Mächten, die nicht v o n dieser W e l t sind, b e z w e c k e n und den daraus entw i c k e l t e n k u l t i s c h e n V o r s c h r i f t e n gehören B . und L ö s e n (s. d.) zu den bedeutsamsten. A l l e Mittel, die eine übernatürliche F e r n w i r k u n g s c h a f f e n , heißen schlechthin v i n c u l a B e i der großen W i c h t i g k e i t , die m a n diesen V o r s t e l l u n g e n beilegt, sieht der K u l t u s o f t die peinlichste B e s e i t i g u n g alles B i n d e n d e n oder a u c h den G e b r a u c h v o n b e s t i m m t e n B.mitteln vor, wie besonders die A r b e i t v o n H e c k e n b a c h 2 ) zeigt. J e nach den besonderen F o r m e n der entsprechenden H a n d lungen vergleiche m a n die A r t . B a n d , bannen, F a d e n , Fessel, K n o t e n u. a. Hier soll nur v o n der prinzipiellen B e d e u t u n g j e d w e d e n B.s die R e d e sein; bei der ungeheueren Masse des Materials k a n n nur ein kleiner A u s s c h n i t t g e g e b e n werden. B .
1326
ist ein A n a l o g i e z a u b e r , i n d e m j e d e s F e s t halten, B e h i n d e r n oder V e r e i n i g e n durch ein k o n k r e t e s B . dargestellt und z a u b e risch h e r v o r g e r u f e n wird. B . k a n n e t w a s Wünschenswertes a m Entweichen verhindern, e t w a s G e f ü r c h t e t e s in seiner B e w e g u n g s f r e i h e i t a u f h a l t e n u n d zwei zus a m m e n g e h ö r i g e oder a u f e i n a n d e r b e z o gene D i n g e z u s a m m e n b r i n g e n oder zus a m m e n h a l t e n . Die H a n d l u n g k a n n das Nichtlösenkönnen mit verschiedener S t ä r k e b e t o n e n . D a s s t ä r k s t e B a n d ist w o h l die Fessel, die ein V o n s e l b s t l ö s e n p r a k t i s c h u n m ö g l i c h m a c h e n soll. A u c h der K n o t e n k a n n , w e n n er f e s t a n g e z o g e n oder m e h r f a c h (3fach oder 7 f a c h o. ä.) a n g e b r a c h t ist, s t a r k b. D a es sich anderseits nicht u m ein reales B . h a n d e l t , t r e t e n alle jene E r s a t z e r s c h e i n u n g e n in ihr R e c h t , die m a n zu U n r e c h t als S y m b o l e zu bezeichnen pflegt, die f ü r den Z a u b e r g l ä u b i gen aber v o l l e n realen W e r t besitzen. S o k a n n ein s c h w a c h e r F a d e n durch die i h m innewohnende Zauberkraft genügen; w e r t v o l l e s Material v o r a l l e m a u c h unter B a n d . Selbst eine z a u b e r k r ä f t i g e H a n d l u n g oder H a l t u n g , in weiterer A b s c h w ä c h u n g d a s gesprochene oder geschriebene W o r t , k ö n n e n dieselbe W i r k u n g haben. W i r n ä h e r n uns d a m i t dertf Bereiche des Zauberkreises, des Ringes, der Schlange, die sich in d e n S c h w a n z b e i ß t , u. ä. S y m b o l e . a) H e m m u n g einer Beweg u n g : So werden Defixionspuppen ums c h n ü r t oder d e m z u B e h e x e n d e n e t w a s U m s c h n ü r t e s ins B e t t gelegt (s. D e f i x i o n ) , so wird der T o t e , d e s s e n W i e d e r k e h r m a n f ü r c h t e t , g e b u n d e n (s. Fessel). In diesem Bereiche h a t das N e t z - und Schiingenm o t i v eine über die g a n z e E r d e verbreit e t e A u s b i l d u n g e r f a h r e n 3 ) . Besonders K r a n k h e i t e n , d. h. die sie v e r a n l a s s e n d e n D ä m o n e n , w e r d e n gern so g e h e m m t 4 ) . Gegen Malaria e t w a w e r d e n e n t w e d e r S c h u l t e r n und L e n d e n m i t B i n d e n u m w i c k e l t oder a u c h nur der l i n k e kleine F i n g e r (für dessen B e d e u t u n g v g l . Finger) m i t der inneren E i h a u t , oder der K r a n k e t r ä g t den S t r i c k eines G e h e n k t e n u m den Hals, das schon kein B . mehr, sondern nur die örtliche N ä h e einer S c h l i n g e
132 7
tenden
ist ®) ; die ältesten Zeugnisse gerade dafür sind schon altassyrisch e ). In ähnlicher Weise kann Gefangenschaft durch ein dingliches Symbol, wie durch das Tragen eines Ringes ersetzt werden (Prometheusmotiv) 7) und dieses wieder durch die bloße Handlung des Umkreisens. Dahin gehören gewisse Formen des Abb.s (s. d.) in der Volksmedizin, aber auch jeder Flurumgang und viele andere Umwandlungen in Kult, Magie und Rechtsbrauch 8 ). Dafür nur zwei Beispiele: Das Vieh löst sich nicht, wenn man des Abends um den Tisch geht; ein Trunkenbold bleibt daheim, wenn man mit seinem H u t dreimal den Rauchmantel umkreist 9 ). Endlich genügt das bloße Wort in den zahlreichen Diebssegen (s. d.), die den Dieb am Fortlaufen hindern sollen 10). Wie das einfache B., so wirkt auch jedes Verschränken. Einen Zwang übt das in Deutschland verbreitete, aber schon im römischen Altertum bezeugte Daumendrücken aus u ) . Auch das Falten der Hände oder Kreuzen der Arme bedeutet in den meisten Fällen eine Hemmung. Bei der Geburt des Herakles sitzen die Geburtsdämonen mit verschlungenen Händen da, um so die „ E n t b i n d u n g " unmöglich, zu machen 1 2 ), während umgekehrt die ausgestreckte Hand die Entbindung befördert 1 3 ). Diese üble Folge des Händefaltens war in Rom bei allen offiziellen Akten verboten M ). Der christliche Gebetsritus dürfte in irgendeiner Weise damit zusammenhängen. Soweit man sich auf die Vollständigkeit der Zeugnisse aus älterer Zeit verlassen kann, scheinen sie zu lehren, daß das Zusammenlegen der Hände alt ist in Indien. Die Haltung vor dem byzantinischen Kaiser mit gekreuzten Armen bezeichnete sicher eine Selbstfesselung. Unter Karl d. Gr. kommt das Händefalten im Verkehr mit dem Lehensherrn in gleichem Sinne vor. Dieser Ritus scheint um das J a h r iooo von der weltlichen Obrigkeit auf den Herrgott übertragen zu sein 1 5 ). Der Schluß Heilers freilich l e ), daß sich hier altgermanischer Brauch erhalten habe (er denkt an die Selbstfesselung der Semnonen, s. Fessel), ist nicht ganz zwingend, da am Hofe Karls
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auch ein byzantinischer Brauch nicht ausgeschlossen ist. Vor allem aber hat der christliche Brauch mindestens Umdeutungen erfahren 17). Der Gedanke, durch das Falten die anwesend gedachte Gottheit zu binden (etwa wie beim Daumendrücken) hat immer nahe gelegen. Die Wollbinde spielt im antiken Kultus eine große Rolle 18) ; auch pflegen nicht bloß wir das Gebet mit einem bindenden Worte abzuschließen (s. Amen). Verpflichtende K r a f t hat auch der Zwiesel (s. d.), die Form des griechischen Kerykeions 19). Der antike Kult verwendet im gleichen Sinne den in sich zurücklaufenden Kranz, aber auch die Guirlande und Schlingpflanzen wie den Epheu 20). Eine schöne Sammlung zum B. und Lösen göttlicher Mächte bietet Eusebios praep. ev. V 8 u. 9. b) V e r e i n i g e n d e K r a f t : Die letzten Beispiele haben bereits in den Bereich hinübergeführt, wo das B. eine Vereinigung zum Ziele hat. Schon Tylor bringt Beispiele dafür, daß ein einfacher Strick genügt, um den Zauberarzt mit dem Kranken in wirksame Verbindung zu bringen 21). Das kann ebenso gut heilsame wie schädliche Wirkung haben. Auch die Hexe bindet ihr Opfer mit einem Faden und erlangt dadurch wirksame Verbindung 2 2 ). Alt ist die Vorstellung, Gegenstände durch sichtbare Verbindung der Gottheit besonders ans Herz zu legen (s. Faden). Liebrecht 2 3 ) erwähnt den französischen Brauch der Dedikation einer 'ceinture de cire', der sich bis ins J a h r 658 zurückverfolgen läßt (weiteres unter Angebinde). Etwas anders scheint die Vorstellung zu sein, wenn in Hessen das Patenkind zu Beginn oder bei Beendigung der Schulzeit eine rotseidene Schnur um den Hals gebunden und auf den Rücken der Länge nach angenestelt bekommt 2 4 ) (s. auch Lebensfaden). Endlich beruhen auf wirksamer Bindung ebensowohl die römischrechtliche obligatio — hier verleihen die solemnia verba der Bindung des Schuldners volle K r a f t •— wie die päpstliche Schlüsselgewalt nach den Worten bei Matth. 18, 18: Was ihr auf Erden b. wer-
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binden
det, das soll auch im Himmel gebunden sein. Wie bei der Eheschließung überhaupt Bindebräuche regelmäßig auftreten, so vereinigt die christliche Form derselben mit dem bindenden Symbol des Ringes und der bindenden Handlung des Ineinanderlegens der Hände das bindende Wort, wozu im katholischen Ritus noch die sakramentale Handlung des Verbindens oder Umwickeins der Hände mit der Stola kommt. Ein besonderes Gebiet des B.s ist der Liebeszauber, der eine geliebte Person herbeiziehen oder festhalten soll (s. d.) 25 ). M a n n h a r d t Zauberglaube 53 ff. ) H e c k e n b a c h de nuditate. ') S c h e f telowitz Schiingenmotiv. *) S t e m ρ l i n g e r Volksmedizin 56. ') H o v o r k a K r o n f e l d 2, 340 ff. «) Ebd. 878. ') G r i m m H A . 1 2 5 5 . ') K n u c h e l Umwandlung. ·) D e r s. 35. 10) SAVk. 2, 264 ; H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 274; Sammlung bei S c h i n d l e r Aberglaube. n ) Ρ 1 i η i u s Naturgesch. 28, 25; H o r a ζ Epist. ι, 18, 66. " ) O v i d Metam. 9, 299 ff. ; U s e η e r Kl. Sehr. 4 , 8 7 ; G ο η ζ e η b a c h Sizil. Märchen 2, 210. la ) W e i n 14 r e i c h Heilungswunder 9. ) Ρ 1iηius Naturg. 28, 59. l i ) S i t t l Gebärden 175 f. " ) H e i l e r Gebet 100f. " ) Vgl. z . B . Monatsschr. f. Gesch. d. Judentums 34, 43. ι») ρ 1 e y de lanae usu. " ) P a u l y - W i s s o w a I i , 335 f. 20) R ö c h l i n g de coronarum vi 9 ff. " ) Anfänge 1, 116. " ) Ζ a c h a r i a e Kl. Sehr. 229; P r a d e l Gebete 75; vgl. Luc. 13, 16 und den Choral: Ich lag in schweren Banden (P. Gerhard). " ) Z. Volksk. 309. " ) K o l b e Hessen 159; vgl. das hier abgedruckte Kinderlied: Storch, Storch, Steiner. •5) Vgl. vor allem Ρ 1 o s s Weib ι, 436; A b t Apuleius 71. s
II. Β . i m b e s o n d e r e n Sinne: Die mannigfache Bedeutung des B.s erschwert die Deutung desjenigen Brauches, der speziell , , B . " genannt wird. Es handelt sich um einen Akt, der vorwiegend beim Kornschnitt, aber auch bei einigen Erntebräuchen und sonst vorgenommen wird. Es ist nicht sicher, ob alle diese Riten von vornherein dieselbe Erklärung zulassen. Beim Kornschnitt (beim Dreschen scheint seltenere, sekundäre Übertragung zu sein) wird ein am Acker zufällig vorübergehender Fremder oder der Herr oder Verwalter oder jemand aus seiner Familie von den Schnittern in örtlich wechselnder Weise mit einem Stroh-
1330
seil gebunden und muß sich durch das Versprechen eines Trinkgeldes lösen. Der Brauch ist seit dem 17. J h . nachzuweisen, offenbar aber viel älter und heute noch weitverbreitet. Wir kennen ihn aus Westpreußen 26), Pommern 2J ), Mecklenburg 28 ), Lübeck 29), Oldenburg 30 ), Hannover 3 1 ), Braunschweig 32 ), Westfalen 33 ), Rheinprovinz 34 ), dem Erzgebirge s 5 ), Böhmerwald 3e ) und Egerland 3 7 ), Schlesien **), vereinzelt aus Baden (Tauberbischofsheim) 3e ) und der Schweiz 40). Für Hessen wird er ausdrücklich in Abrede gestellt 41 ), für Bayern und Tirol fehlt es an Zeugnissen, vgl. aber die unten erwähnten anderen Bindebräuche. Das B . geschieht mit einem Strohband 42 ), an dem sich gelegentlich noch Ähren befinden müssen 43 ), um den Arm oder die Hände oder die Füße, so daß der Betreffende sogar umfällt 4 4 ). Die Mäher streichen wohl dazu ihre Sensen 45) oder es wird ein Hut auf die Sensen gesetzt 4 e ). Dazu wird regelmäßig ein Heischespruch aufgesagt. Mannhardt hat zuerst auf diese Bräuche aufmerksam gemacht 47) und daran erinnert, daß sie irgendwie mit dem im Kornbock verkörperten Erntesegen zusammenhängen müssen. Es scheint, daß man in dem Vorübergehenden den Dämon zu erkennen glaubte, der entweichen will, da der Kornschnitt seinen Tod bedeutet. Mannhardt hat bereits auf den Lityerses des griechischen Altertums hingewiesen und auf Bräuche, wo der Erwischte ins Wasser geworfen wird, und' hält es f ü r möglich, daß der[Gebundene einst getötet worden sei. Diese Deutung wird durch die festgestellten Bräuche nicht eindeutig als richtig erwiesen n ) . Vor allem hat man auf die unten aufgeführten ähnlichen Vornahmen bei anderen Gelegenheiten hingewiesen 49). Aber auch das älteste Erntelied, das wir besitzen, der Lityerses des Theokrit 5 0 ), weist in etwas anderer Richtung. Lityerses ist der phrygische Kornbock 5 1 ). Die 7 b kurzen Strophen bitten Demeter, für den Griechen die Kornmutter, um Fruchtbarkeit, ermuntern zur Arbeit, raten, wie die Ernte am reichsten ausfällt, und sprechen von Hunger und Durst. In letzterem Punkte stimmt dieses
binden Lied mit den Arbeitsliedern der Neger überein, und tatsächlich ist das Ziel des norddeutschen Brauches immer ein Heischen. Es gibt Anhaltspunkte, daß auch beim Heischen gebunden wird, vgl. unten und im Rhodischen Schwalbenlied 6Z). Aber das erklärt nicht alles. Der damit verbundene Wasserzauber ist doch nur verständlich, wenn er mit dem Dämon selbst vorgenommen wird, so wie man sich etwa des Nocks oder des Silen bemächtigt, die sich durch Prophezeien loskaufen. Es gewinnt also den Anschein, als seien hier zwei Vorstellungsreihen kontaminiert, das Ergreifen des flüchtigen, im vorübergehenden Fremden erkannten Kornbockes und das B. des Herrn als Heischebrauch. Auf die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit solcher Riten muß immer wieder hingewiesen werden S3). Es ist merkwürdig, daß diesen Vorübergehenden, der seine Bemerkungen macht, schon Theokrit erwähnt, und daß dessen Worte die Deutung zulassen, daß der Erntesegen nicht eigentlich in den Ähren vorhanden ist, sondern (wahrscheinlich in Gestalt des Kornbocks) noch aus der reifen Ähre entweichen kann. Deshalb darf man ihn nicht entweichen lassen. Das scheint auf andere Erntevorgänge übertragen zu sein. Beim Rapsdreschen, das auf dem Felde in Segeltüchern geschieht, wird der Herr auf ein solches Segeltuch gesetzt M ). Beim Hanf- oder Flachsbrechen ist das B. eines Zuschauers belegt aus Westfalen 5 5 ), Tirol 5 8 ), vom Bodensee 67), aus dem Böhmerwald 5 8 ). Man sieht allerdings nicht recht ein, wie das Schnüren von dort auf den Besucher eines Bauplatzes übertragen sein soll, der dort gebunden wird in Baden 5 e ), Allgäu ·°), B ö h m e n w ) , in der Eifel e 2 ), in Westfalen ®3) und in Schlesien ®4). Die Schnürsprüche gehören nicht weniger zum Repertoire eines Zimmermanns wie die Richtsprüche es ). Mit der Ernte hat dieser Brauch unmittelbar nichts zu tun. Man könnte ihn f ü r ein bloßes Heischen halten, wie anderswo das „Schnüren" der Kinder, die im Erzgebirge den Weg mit einer Schnur sperren ®5), wenn nicht
1332
dieser Brauch wahrscheinlich von einem alten Hochzeitsbrauch hergeleitet wäre. Denn in Schlesien und Hessen (mdl). wird dies besonders vor dem Brautwagen geübt ®7) und es ist wohl keine bloß äußerliche Ähnlichkeit, wenn das B. auch am Namenstage in Schlesien ®8), am Rhein 69) und in Hessen TO) belegt ist. Hier kann der Spruch durch einen Bindebrief (s. d.) ersetzt werden. Die weite Verbreitung dieser Bräuche zeigt, daß sie einst allgemein gewesen sind. Das wird kaum auf sekundärer Übertragung beruhen, sondern es muß ein gemeinsamer Gedanke diese Gelegenheiten vereinigen, die alle einen neuen Anfang bedeuten, die Ernte ebenso gut wie der Neubau, Hochzeit und Namenstag. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man da Dämonen gegenwärtig dachte, die man festhalten oder gefangennehmen wollte. Daß besonders bei einem unfertigen Hause der Teufel sein Spiel treibt, zeigen zahlreiche Bausagen, wie etwa die vom Magdeburger Dom; nur beim Kornschnitt scheint sich mit diesen allgemeinen Vorstellungen die besondere des festzuhaltenden Kornbockes verbunden zu haben. Erst die Verdunkelung der ursprünglichen Absicht hat in allen Fällen den Heischebrauch in den Vordergrund treten lassen, der heute allein im Bewußtsein des Volkes lebt. ") Urquell x, 20. ") mdl. ") Mecklenburg
2, 486 f.
!l
Bartsch
) Maack
Lübeck
80 f. ») S t r a c k e r j a η 2, 128. »>) K r ü g e r Landw. Bindebräuche 15, 208; Kück Lüneburger Heide 75 f.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 398 f. »*) A η d r e e -Braunschweig
363. ") ZfrwVk. 1909, 192. ") Ebd. 4, 53. *·) J o h n Erzgebirge 221. *·) S c h r a m e k Böhmerwald 232. ") J o h n
œ
Westböhmen 192.
) D r e c h s l e r 2, 62; ZfVk. 12, 337 f.; MschlesVk. 8, 70. s») M e y e r Baden 436. ") S t a u b e r Zürich 2, 79. ") mdl. ") Vgl. Anm. 35, 36, 37 u. ö. ") Vgl. Anm. 38 und 29. ") ZfrwVk. ι, 1910, 43. *') S a r t o r i 2, 77. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 487 f. ") Korndämonen 3 4 Í . ; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 400. 4i ) S a r t o r i 2, 77. 4·) S a m t e r
Geburt 162 ff. M) 10, 42—55. ") Ρ a u 1 y W i s s o w a 13, 806 f. ") Anthol. lyrica VI C 32, 16. ") A b t Apuleius 71. ") K u h n und S c h w a r t z 400. «) ZfrwVk. 1909, 192; 1910, 43 f. ") H e y l Tirol 795 Nr. 211. ") L a c h m a n n Ueberlingen 280 f. M ) S c h r a m e k Böhmerwald 235. ") M e y e r
Bindfaden—Birke
1333 M
Baden 378. ) Reiser Allgäu 2, 395 f. ·') S a r t o r i a.a.O. ·*) Ebd. ·») Ebd. ·*) D r e c h s l e r i , 258. ") R o w a l d Bauleute 69; ZföVk. 10, 109; ZfrwVk. 1908, 1 7 3 . ··) J o h n Erzgebirge 206. " ) D r e c h s 1 e r Schlesien ι , 258. ·») Ebd. 1, 2 1 9 . ·«) W r e d e Rhein.Vk. 1 1 8 . n ) Hess. Chronik 9 (1920), 166 (Beleg für 1620). Aly.
Bindfaden s. F a d e n . Bindnagel Pflock von 1 — 1 % Fuß Länge, an beiden Enden zugespitzt, bestimmt, das Garbenband zu einer Schleife zu binden. Das B.holz ist ein Zaubergegenstand, der die Garben vor Ungeziefer, die Scheunen besonders vor Mäusen schützt. Es muß vor Sonnenaufgang oder in der heiligen Nacht 1 2 Uhr in drei aufwärts geführten Schnitten unberufen in den drei höchsten Namen im Walde geschnitten werden. Mit dem B . wird auch, durch rasches Drehen mit einem Seil, Feuer gebohrt *). 1 ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 386; Volksthüml. ι , 334. 466; F i s c h e r Schwäb.Wb. ι, 1 1 2 1 . Heckscher.
Binse (Juncus-Arten). ι . B o t a n i s c h e s . Die B.n, bei uns durch eine Anzahl von Arten vertreten, sind gekennzeichnet durch meist borstenoder pfriemenförmige, stielrunde Blätter und die sechsblättrige, unscheinbare Blütenhülle. Die B.n bewohnen meist feuchte Standorte *). 1
) Marzell
Kräuterbuch 400 f.
2. Nach einer verbreiteten Sage sind die Spitzen der B.n(blätter) deshalb dürr, weil der Herrgott damit den Blindschleichen die Augen ausgestochen h a t 2 ) . Mit den B.n darf man sich nicht die Zähne ausstochern, weil man sonst den Teufel bekommen kann, der in diese dürren Grashalme gebannt ist 3 ). *) M e i e r Schwaben 247 = Dahnh a r d t Natursagen 3, 20; vgl. ebd. 2, 322; ferner H a n d t m a n n Märk. Heide 43 ; Τ e i r 1 i η c k Folk-Lore flamand 1893, 37. 3) M e i e r Schwaben 247.
3. B.n, deren markige Stengel man zu Dochten für Tranlampen benutzt, darf man nur zur Zeit des Vollmondes pflükken, da sie dann voll Mark sind, bei abnehmendem Monde sind sie leer (Dithmarschen) *). Das gleiche gilt von den zum
1334
Anbinden des Hopfens verwendeten B.n, die bei abnehmendem Mond hohl und daher leicht zerreißbar w ä r e n 5 ) . *) Dbot.Monatsschrift 4 (1886), 4 5 ; ebenso Altpreuß. Monatsschr. N . F . 3 1 , 444. ') M a r z e l l Bayer. Volksbot. 102. Marzell.
Binsfeld, Peter, Suffraganbischof zu Trier. Schrieb 1589 einen Traktat de con· fessionibus
maleficorum
et
sagarum
1
),
worin er die Wahrheit der Hexenvorstellung zu erweisen sucht. l ) Gedruckt Trier H o p p e 2,21 f.
1596;
vgl.
S old anHelm.
Birke (Betula verrucosa). I. Botanisches. — 2. Mythologisches. B . als hexenabwehrend. — 3. B . als „Lebensrute". B . vertreibt Ungeziefer. — 4. B . im Ameisenhaufen. — 5. Volksmedizinisches. — 6. B. als Orakelbaum. — 7. Schlacht am B.nbaum.
1. B o t a n i s c h e s . Die Weißb., die an ihrer weißen Rinde und an den rautenförmigen Blättern ohne weiteres zu kennen ist, wird bei uns fast überall, besonders auf trockenem Boden, angetroffen. Die verwandte Moorb. (B. pubescens, B . odorata) unterscheidet sich von der Weißb. dadurch, daß die jungen Zweige und Blätter weichbehaart sind x ). In der antiken Volkskunde spielte die B. kaum eine Rolle, da sie in Südeuropa selten ist. ') M a r z e l l
Kräulerb. 88 f.
2. Die B . ist ein von den nördlichen Indogermanen (besonders auch von den Slaven) seit alters h o c h v e r e h r t e r Baum 2 ). In Skandinavien wurde B.n geopfert 3 ). Die von der A x t verletzte B . jammert wie ein menschliches Wesen 4 ). Als B a u m des Frühlings liefert sie die „Lebensrute" (s. d . ) s ) . Diese verleiht dem Vieh Gesundheit, vertreibt Ungeziefer e ) und schützt vor Hexen. A b und zu tritt der B.besen (s. Besen) an die Stelle der B.nzweige 7 ). Vielfach steckt man am Walpurgisabend B.nzweige an die Stalltüren oder auf die Düngerstätten, um den H e x e n den Eintritt zu verwehren 8 ). Im Volk wird diese hexenabwehrende Wirkung der B. öfter damit begründet, daß die Hexen die Blättchen der aufgestellten B.enzweige zählen müßten und es dabei Tag werde 9 ). Wenn eine K u h gekalbt hat, nagelt man drei B.n-
ms
Birke
zweige a n die S t a l l t ü r ( M i t t e l f r a n k e n ) 1 0 ) oder m a n s c h l ä g t einen Nagel aus B . n h o l z auf die Stelle, auf die das K a l b gefallen ist, so tief in die Erde, d a ß er nicht gesehen w i r d ; das s c h ü t z t gegen die Hex e n u ) . Bei den S ü d s l a v e n wird unter dem L a g e r der K u h , deren Milch versiegt ist, ein B . n k e i l in den B o d e n geschlagen. E b e n d o r t w i r d die auf frischer T a t ert a p p t e H e x e mit einem B . n b e s e n geschlagen, d a n n k a n n sie nicht mehr z a u bern 1 2 ). W e n n die Milch der v e r h e x t e n K u h mit B . n r u t e n geschlagen wird, dann k o m m t a m n ä c h s t e n T a g die H e x e 1 3 ) . W e n n eine j u n g e F a h r k u h aus dem Stalle geleitet wird, so m u ß sie über eine v o r die S t a l l t ü r gelegte B . n r u t e schreiten 14 ). ') ARw. 2, ι — 4 1 . ») ZfVk. 8,142. *) M a n n h a r d t I, 34; vgl. Baum. ') K u h n Herabkunft d. Feuers 189; M a n n h a r d t 1, 261. ·) M a r ζ e 11 Volksleben 46 f. ') Vgl. K u n z e Der Birkenbesen ein Symbol des Donars. In: Internat. Arch. f. Ethnogr. 13 (1900), 81—97. 125—161. Eine fleißige, aber unkritische Arbeit, die zu dem Ergebnis kommt, daß der B.nbesen eines der vorzüglichsten Symbole des germanischen Donnergottes war und zwar deswegen, weil er eine bündelartige Vereinigung von Ruten der dem germanischen Blitzschleuderer geweihten B. darstellt. Vgl. dazu ZfVk. 10, 454. 8) K n o o p Pflanzenwelt Ii, 54; MschlesVk. 13, 86; K ö h l e r Voigtland 427; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 183. 314; Fischer Schwäb.Wb. 4, 1398 = Κ a ρ í f Festgebräuche 60. ·) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 314; MschlesVk. 13, 86 = K ü h n a u Sagen 3, 69. 10) M a r ζ e 11 Bayer. Volksbot. 203. n ) H a l t r i c h Siebenbürger Sachsen 277. " ) Κ r a u ß Slav. Volksforl3 ) J o h n schung 74. Westböhmen 203. " ) D i e n e r Hunsrück 97. 3. Besonders im B a y e r i s c h e n und B ö h m e r w a l d wird a m 1. Mai das V i e h m i t einer B . n r u t e a u s g e t r i e b e n , die mit P a l m z w e i g e n usw. g e s c h m ü c k t ist (vgl. P a l m , W a c h o l d e r ) . Der S c h l a g mit dieser R u t e ( „ L e b e n s r u t e " ) soll das g a n z e J a h r ein H a u s t i e r v o r tödlicher V e r w u n d u n g s c h ü t z e n 1 6 ). U m das V i e h gesund zu erhalten, s c h l ä g t m a n es in S l a v o n i e n mit B.nreisern l e ) . A u c h in F i n n l a n d wird v o r allem ein B . n z w e i g als Peitsche f ü r das V i e h b e n u t z t , im H e r b s t wird er in die D e c k e des K u h s t a l l s gesteckt, u m die K ü h e zu b e s c h ü t z e n M ) . F e g t m a n m i t einem B.nbesen, der a m W e i h n a c h t s a b e n d b e i m
1336
G e l ä u t der G l o c k e n geschnitten ist, den K ü h e n den R ü c k e n , so bleiben alle L ä u s e und K r a n k h e i t e n dem V i e h f e r n 1 8 ) . Mit einem in den Z w ö l f t e n aus B.nreisern geb u n d e n e n Besen f e g t m a n das Ungeziefer aus der S t u b e 19 ). S t e c k t man in der Fastn a c h t B . n in den Hof, d a ß das V i e h sich daran reibt, so bleibt es v o m Ungeziefer f r e i 2 0 ) . Mit den an Petri K e t t e n f e i e r v o r S o n n e n a u f g a n g geschnittenen B . n b e s e n wird die S t u b e gekehrt, d a n n k o m m e n keine Flöhe hinein 21 ). W e r an Ascherm i t t w o c h mit B . n r u t e n recht viele Hiebe b e k o m m t , h a t das g a n z e J a h r keine F l ö h e 2 2 ) . D a s gleiche gilt im E r m l a n d v o n der „ O s t e r r u t e " 23 ): Übrigens sind auch die frischen B . n b l ä t t e r (wegen des s t a r k e n G e r u c h e s ? ) ein Mittel gegen Flöhe 2 4 ), und in P o m m e r n dienen R ä u cherungen mit den B l ä t t e r n der B . (besonders der an P f i n g s t e n als „ M a i e " verwendeten), u m a n g e h e x t e s Ungeziefer zu v e r t r e i b e n 25 ). D a m i t der K o h l nicht v o n E r d f l ö h e n befallen wird, s t e c k t man „ M a i e n " , über die der Segen dreimal gesprochen ist, an P f i n g s t e n ins K a p p e s land (Kohlfeld) ( R h e i n g a u im 17. Jh.) 2e ). A h n l i c h n i m m t m a n gegen die R a u p e n auf dem K o h l einen B . n z w e i g , der an P f i n g s t e n als „ M a i e " gedient hat, u m g e h t d a m i t dreimal das F e l d und s p r i c h t : „Rupen packt ju. De Man geit weg De Sunn kümmt" Z u dem gleichen Z w e c k wird der K o h l mit B . n r u t e n geschlagen ( P r o v i n z Sachsen, Nordthüringen) 2 8 ), oder die „ M a i e " wird u m das F e l d getragen **). M. L u t h e r 30) v e r s p o t t e t den A b e r g l a u b e n , mit den bei der Prozession a m M a r k u s t a g (25. April) h e r u m g e t r a g e n e n „ M a i e n " über die E r b s e n · und B o h n e n ä c k e r zu fegen, d a m i t die V ö g e l den F r ü c h t e n nicht schaden können. Die R a t t e n v e r t r e i b t man, indem m a n w ä h r e n d des G l o c k e n l ä u t e n s u m das H a u s l ä u f t , m i t einer B i r k e n r u t e an j e d e T ü r k l o p f t und dabei r u f t : „ H a l l o , Hallo, zur K i r c h e ! " (Mark B r a n d e n b u r g ) 3 1 ) . A u c h v o r dem Einschlagen des B l i t z e s sollen die Fronleichnams- b z w . P f i n g s t b i r k e n schützen 32 ). In vielen der oben a n g e f ü h r t e n Beispiele l ä ß t sich der Ü b e r -
Birke
1337
gang der Gesundheit und K r a f t spendenden B.nrute in das Apotropaeum deutlich verfolgen. " ) R a n k Böhmerwald i , 123; vgl. J o h n Westböhmen 2 1 1 ; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 59; Alemannia 23, 48. " ) K r a u Β Slav. Volksforschung75. " ) F F C . 30,94. le ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 227. " ) W i r t h Beiträge 6—7, 18. ») D r e c h s l e r 2, 217. " ) P f i s t e r Hessen 164. " ) Niederlaus. Mitteil. 1 (1888), 276. ") P h i l i p p Beitr. z. Ermi. Volkskde. 1906, 135. M ) W i r t h Tiere 26. " ) Bait. Studien 33, 145. *·) Ztschr. i. Kulturgesch. 2, 188. " ) K u h n Märk. Sagen 382. *') Veckenstedts Zs. 4, 388; Z f V k . 10, 212. " ) W i r t h Beiträge 6—7, 18. ») Werke, hrsg. v. Buchwald u. a. Volksausgabe ' Berlin 1898, 7, 64 = K l i n g n e r Luther 118. n ) ZfVk. i , 188. " ) MschlesVk. 4, 63; Baumgarten Aus der Heimat 1862, 64; S a r t o r i Westfalen 161.
4. W e r aus einer B., die in einem Ameisenhaufen gewachsen ist, hölzerne Schläuche und Hähne dreht und damit W e i n oder Bier verzapft, der wird geschwind ausschenken 33 ). Vielleicht soll hier eine Parallele zwischen dem Gewimmel des Ameisenhaufens und dem schnellen Ausschenken gezogen werden ? 33) Hockenphilosophie Grimm Myth. 3, 437.
2
(1707),
163
=
5. In der V o l k s m e d i z i n werden Krankheiten wie G i c h t 3 4 ) und Fieber 3S) auf die B. übertragen bzw. darin verknotet. 1678 verknotete ein Hexenmeister Zettel in eine B., so daß eine Frau in 14 T a g e n sterben m u ß t e 3e ). Seinem Feinde kann man schaden, wenn man zur Mitternachtsstunde drei neue Nägel in eine B. einschlägt (Nassau im 17. Jh.) 37 ). Gegen das kalte Fieber uriniert man auf Blätter einer Hängeb.; sind diese verdorrt, so ist auch die K r a n k h e i t geschwunden 3 8 ). Mit B.nruten werden die W a r ζ e η vertrieben; sobald die Reiser verfault sind, sind auch die Warzen verschwunden 3 9 ). Gegen Warzen bricht man v o n einer B. neun Zweigchen weg und schlägt damit die Warzen, wenn es zur Kirche l ä u t e t 4 0 ) . Mit einem Holzsplitter v o n einer Fronleichnamsb. stochert man den schmerzenden Z a h n und vergräbt den Splitter auf einem K r e u z w e g Gegen i r g e n d w e l c h e S c h ä d e n wird eine B. an-
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gebohrt, der S a f t getrunken und das Bohrloch mit einem Z a p f e n verspundet. W i e dieser anwächst, so heilt der Schaden 42 ). U m die v e r l o r e n e M a n n e s k r a f t wieder zu erhalten, uriniert man auf einen K r a n z aus B.nzweigen 4 3 ). Das Trinken des B.nsaftes macht gesund und in der Ehe f r u c h t b a r M ) . Dagegen bekommen die Kinder, die den B . n s a f t viel lecken, K o p f l ä u s e 4 5 ) (vgl. Ampfer). Die getrockneten Blätter der Pfingstmaien geben einen Tee gegen R h e u m a t i s m u s 4e ). Eine besondere Rolle spielt in der Volksmedizin der B . n b e s e n . Die mit einem B.nbesen abgekehrtén Spinnweben sind, übergelegt, gut f ü r das „ V e r g e h t " (Tirol im 18. Jh.) 47 ). Gegen Aißen bettelt man einen B.nbesen, opfert ihn in der K i r c h e und betet f ü r die armen Seelen (bayr. Schwaben) auch opfert man den Besen dem hl. Rochus 49), gegen B e t t nässen dem hl. Sigismund 5 0 ), gegen Drüsen dem hl. Fulgentius (Basier Jura) 5 1 ). Der ins B e t t genommene B.nbesen ist gut gegen W a d e n k r a m p f 52) ; schon M e g e nb e r g (14. Jh.) schreibt 5 3 ): „pirkenholz wer daz pei im tregt, daz ist für den krampf g u o t " . Im 17. Jh. erscheint das B.nholz deshalb als „ l i g n u m n e r v i n u m " ; es muß zu diesem Zwecke im Juli a m Gervasiustage gefällt w e r d e n 5 4 ) . Vielleicht liegt dem Aberglauben eine Homöopathie zwischen den beim leisesten Windzug z i t t e r n d e n B.nblättern und den im K r a m p f z i t t e r n d e n Glieden zugrunde 6S ). **) ZfrwVk. 5, 227. " ) T o p p e n Masuren 44; Τ r e i c h e 1 Westpreußen 9, 74. *·) Κ ü h n a u Sagen 3, 9. ") Zeitschr. f. Kulturgesch. N. F. 3 (1896), 225. *8) Mnböhm. Exc. 20, 134. ") S c h r a m e k Böhmerwald 282. 40) S c h u l e η b u r g 103. 41) Η δ s e r Volksheilkunde 24. " ) Β o h η e η b e r g e r 103. " ) J a h n Hexenwesen 356. ") G r o h m a n n 102. ") S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 163. " ) ZfrwVk. 12, 259; vgl. SAVk. 15, 242. ") Bay.Hefte 1, 230. 4S) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 166. *·) Bodenseebuch 2 (1915), 118. M) M a r t i n u. L i e n h a r t Elsaß.Wb. 2, 98. " ) SAVk. I i , 233. " ) S t r a c k e r j a η ι, 85. ") Buch der Natur hrsg. v. P f e i f f e r 331. " ) F a b r i c i u s De signatura plantarum 1653, 34. " ) M a r z e l l Heilpflanzen 47.
6. Die B. als O r a k e 1 b a u m. Drei vor dem Johannistag geholte B.nzweige,
von denen der erste seine Rinde behält, der zweite halb und der dritte ganz geschält sind, werden von den Mädchen am nächsten Morgen unter dem Kopfkissen hervorgezogen und zeigen dann, ob sie einen reichen, mittelmäßig begüterten oder einen armen Mann erhalten (Posen) se ). Das in der Neujahrsnacht als Eheorakel aus dem Holzstoß gezogene B.nscheit, bedeutet, daß das Mädchen einen Soldaten als Mann b e k o m m t w ) . Wessen „ P f i n g s t m a i e " in der Kirche umfällt, der stirbt im gleichen J a h r (Nassau im 1 7 . J h . ) M ). — Als W i t t e r u n g s orakel bedeutet es einen strengen Winter, wenn die B.nblätter lang am B a u m bleiben 5e ). ) MschlesVk. 13, 46 = K n o o p Pflanzen-
M
welt 9, 92. ") R u ß w u r m Sagen aus Haspal
1861, 153. ") Zeitschr. f. Kulturgesch. N.F. 3 (1896), 223. w ) G o t t s c h e d Flora prussica 1703, 26; W i l d e Pfalz 19; W i r t h Beiträge 6/7, 14; auch in Rußland spielt die B. als Orakel für Witterung, Saat und Ernte eine •wichtige Rolle: Y e r m o l o f f Volkskalender 113. 195. 249. 7. Als Baum, an dem die E n t s c h e i dungsschlacht amWeltende geschlagen wird, wird (besonders in Westfalen) auch die B . genannt e o ). Vgl. auch B a u m , Birnbaum. M ) K u h n Westfalen 1, 206 if.; S a r t o r i Westfalen 5 3 ; B e u c k e r Die Entscheidungsschlacht des europ. Krieges am B.baum. D o r t m .
1917.
Marzell.
Birkenbaumschlacht s. S c h l a c h t e n baum, Endschlacht. Birnbaum (und Birne) (Pirus communis). I. B o t a n i s c h e s . Der B . ist zur Blütezeit an den reinweißen Blüten und den roten (nicht gelben) Staubbeuteln vom Apfelbaum ohne weiteres zu unterscheiden *). Reste von Holzbirnen finden sich bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz und Italiens. Die Kultursorten der Birnen lernten die Deutschen (und Kelten) durch die Römer, die Skandinavier durch die Angelsachsen kennen 2 ). ') M a r z e l l Kräuterbuch 103. ') H o o p s Reallexikon
1340
Birkenbaumschlacht—Birnbaum
1339
1 , 288.
2. In kultischer und mythologischer Beziehung tritt der B . und seine Frucht viel weniger als der Apfelbaum (bzw. Apfel) hervor. Zeugnisse von heidnisch verehrten B.en sind selten 3 ). Im Wallfahrtsort Mariabirnbaum bei Sielenbach (Oberbayern) wurde „Unsere liebe Frau unterm B . " verehrt 4 ), vielleicht als Rest eines alten Fruchtbarkeitskultes (vgl. unten). In verschiedenen Volkssagen spielen B.e eine Rolle: ein gefällter Holzb. blutet 8 ), der Alp drückt zuerst einen Menschen, dann einen B. e ), ein B. grünt zum Zeichen für einen unschuldig Hingerichteten') usw. Am bekanntesten ist die Sage vom „Birnbaum auf dem Walserfeld" (vgl. Baum, Birke), dessen Blühen die große Weltschlacht verkünden soll 8 ). Myth.
») G r i m m
62;
H ö f 1er
Wald-
kult 73. 94; S c h u l e n b u r g Die Verehrung des B.es usw. In: Niederlausitzer Mitteil. 17, 84—100. 4) P a n z e r Beitrag 2, 14; Η δ f 1 e r Waldkult 94 ff. l ) R o c h h o l z Sagen 1, 69 ff.; vgl. Baum. ·) K ü h n a u Sagen 3, 143.
') Ebd. 3, 282.
')
Grimm
Sagen 16; F r e i s a u f f Salzburg 1 6 5 f f . ; Merkel Kaiser Friedrich Rotbart am Untersberg und der B. auf dem Walserfeld. I n :
Abhandl. d. liter. Ver. in Nürnberg 1862, 129 bis 139; A n d r e e - E y s n Der B. auf dem Walserfeld. In BayHefte 2, 185—188. 3. Im OA. Backnang (Württemberg) gab es einen alten B . („Hexenbaum"), dessen Zweige, am Karsamstag geholt und in die R a u f e gehängt, die Hexen vertreiben sollten ·) ; auch in Böhmen 1 0 ) und in F r a n k r e i c h l l ) gilt der B . als zauberbrechend. ·) E b e r h a r d t Landwirtschaft 13. 10 ) G r o h m a η η 135.
11
) S e l i g m a n n Blich 2, 56.
4. Wie der Apfel (s. d.), so erscheint auch die Birne (bzw. der B.) als F r u c h t barkeitssymbol. Wenn die B . e schlecht tragen, dann sieht es schlecht für die heiratsfähigen Mädchen des Hofes aus 1 2 ). Gibt es viele Birnen, so gibt es im nächsten J a h r e viele Mädchen 1 3 ). Überhaupt gilt häufig der B . (im Gegensatz zum Apfel, der das m ä n n l i c h e Geschlecht symbolisiert) als w e i b l i c h 1 4 ) . Wenn die Nachgeburt unter einen B . kommt, so folgt ein Mädchen 1 5 ). Auch das erste Badwasser der weiblichen Kinder
Birnbrot
wird unter einen Β . geschüttet 1 β ). Als „Kleinkinderbaum" (s. Baum, Esche, Holunder) erscheint der B . in der Schweiz 1 ') und in Siebenbürgen 1 8 ). Am Weißen Sonntag trägt man die kleinen Kinder unter einen B., damit sie groß und stattlich werden l e ). In der Silvester- oder Christnacht schüttelt das Mädchen den Ast eines B.s; aus welcher Richtung dann ein Hund bellt, aus der wird der Zukünftige kommen M ). Um die Zukunft zu erforschen, klopft man in der Thomasnacht an einen B., der dann von dem redet, was das kommende J a h r bringt 2 l ). Will man wissen, ob einem der ferne Geliebte treu ist, so geht man unter einen B. und sucht die abgefallenen Birnen: so viele man findet, so oft hat er bereits ein anderes Mädchen geküßt 2 2 ). In Oberfranken werden getrocknete Birnschnitze am Weihnachtsabend als Liebesorakel verwendet ω ) . Auch in Bosnien ist der B . ein Fruchtbarkeitssymbol M ). " ) H u n t e m a n n Die plattdeutschen Namen unserer Kulturgewächse usw. 1 9 1 3 , 75. " ) Egerl. 10, 1 3 2 . " ) Vgl. M a r z e l i Bayer. Volksbot. 1 5 6 ; dagegen A i g r e m o n t Pflanzenwelt ι , 70. " ) Β o h η e η b e r g e r 17. " ) Β a u m g a r t e η Aus d. Heimat 1862, 128. " ) R o c h h o l z Sagen ι , 87. »)Hillner Siebenbürgen 1 7 = G a ß n e r Mettersdorf 5. 1β ) Baumgarten Aus der Heimat 1862, 128. *°) E n g e l i e n u. L a h n 2 4 1 = D r e c h s l e r Schlesien 1, 4, ähnlich auch im Erzgebirg: W u t t k e 2 5 2 ; vgl. auch Pflaumenbaum. *>) Κ a ρ i f Festgebräuche 50. " ) Urquell N . F . ι , 278. *') M a r ζ e 1 1 Bayer. Volksbot. 10. " ) Urquell 3, 2 7 6 .
5. In der V o l k s m e d i z i n werden Krankheiten auf den B . übertragen bzw. in diesen verpflockt. So stand an der heiligen Quelle am Schauerberg (Fichtelgebirge) ein heiliger B., in den unzählige Namen eingeschnitten waren; der ganze Stamm, selbst viele Aste waren verbohrt und verpflockt, wodurch man sich von Krankheit zu befreien glaubte 2 5 ). Das „ R e i ß e n " 2e ), Zahnschmerzen M ) , die Gicht 28) werden auf den B. übertragen, indem man diesen umfaßt oder dreimal um ihn herumläuft. Das Fieber verliert man, wenn man rückwärts unter einen wilden B. geht 29). Der Auswurf des Schwindsüchtigen wird in einen B . (bei
1342
w e i b l i c h e n Kranken in einen A p f e l b a u m) verbohrt (obere Nahe) Blätter vom B . (bei F r a u e n vom A p f e l baum) stillen das Nasenbluten 3 1 ). Birnen erschweren die Niederkunft der Gebärenden 32 ), offenbar ein aus antiker Quelle (Dioskurides?) stammender Aberglaube. Konrad von Megeη b e r g M ) schreibt: „welheu fraw piren auf ir hab, wenn si gepern schüll, der werd ir gepurt gar swaer". **) G. S c h m i t t Aus dem Fichtelgebirg (1896), 94. " ) S e y f a r t h Sachsen 202. *') K u h n und S c h w a r t z 441 ; ZfrwVk. h , 1 7 1 ; Z f V k . 6, 2 1 6 . **) Elei Männern; Frauen müssen einen A p f e l b a u m umfassen: B a r t s c h Mecklenburg 2, 404. *·) G r o h m a η η 164. ·°) ZfrwVk. 2, 284. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 246. '*) M e y e r Aberglaube 61 ; J ü h l i n g Tiere 269. " ) Buch der Natur hrsg. von P f e i f f e r 340.
6. Der D i e b muß das G e s t o h l e n e z u r ü c k b r i n g e n , wenn man morgens vor Sonnenaufgang drei oder fünf Huf- oder Sargnägel mit einer Beschwörung in den B . schlägt (vgl. Wacholder) 34 ). M ) Z f V k . 346; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 1 3 ; MVerBöhm. 1 8 (1880), 1 5 7 .
7. T r ä u m t man von gelben Birnen, so bedeutet das einen T o d e s f a l l in der nächsten Verwandtschaft 3S ). >») W u t t k e
228 § 325.
Marzeil.
Birnbrot. Das B . oder K l e t z e n b. 1 ), ein Früchtebrot (vgl. Plumpudding) 2 ) mit eingebackenen Birnen oder Hutzeln, ist ein besonders in Süddeutschland beliebtes Weihnachtsb. 3 ). Die oberbayrische Bäuerin weissagt aus dem Aufgehen des Teiges 4) ; in der Schweiz versammelt sich die Familie am Altjahrsabend um Nidel und B . s ) ; in St. Vit ißt man an Weihnachten mit Vorliebe Brotscheiben mit Birnscheiben belegt, daher nennt man die Birnen Baumschinken ·). Besonders feierlich und vorbedeutend ist das A n s c h n e i d e n des B.s (vgl. Anschneiden A. 149). Im Allgäu geht man zum „Singatholen" '), in R a u n s und sonst „ i n d'Scherzen" 8). Der Anschnitt ist für den Burschen ein wichtiges L i e b e s p f a n d und wird ihm von den andern Burschen abgejagt. In Steiermark ißt man das Kletzenb. nach der Mette; die Hausfrau
1343
Bissen
drückt den Schlüsselbart hinein, sonst r u h t kein Segen d a r a u f · ) . Wer in Baden „Bierewecke" vor Weihnachten ißt, bekommt Eselsohren 10) (Ettenheim). *) L ü t o l f Sagen 554, 565; R e i s e r Allgäu 2, 2 5 , 2 9 ; K ö h l e r Voigtland 250; S e p p Altbayr. Sagenschatz 611 Nr. 166 (phantastisch I) ; D e r s . Religion 22 ff.; H ö f l e r Weihnachten 21. 29. 73—74; D e r s . Fastengebäche 11; über Kletzenb. vgl. G r i m m DWb. 5 , 1254. *) H ö f 1 e r Weihnachten 29—30. ') Β i r l i n g e r Volksth. 2, 69; in Saulgau Spende ans Gesinde: B i r l i n g e r 1. c. 7; vgl. Β i r l i n g e r Schwaben 2, 11—12: ,,und sol im och ze Wihennächten weder Bimenzelten ( = Birnenz. ?) . . . senden" (Konstanzer Verb o t v. 1460). *) L e o p r e c h t i n g Lechrain 2 1 0 — i i ; H ö f 1 e r Weihnachten 28; W. 300; K n o o p Hinterpommern 178; Globus 42, 105; vgl. Backen 250; 240—42. ') H e r z o g Volksfeste 204—05. ·) ZfrwVk. 17 (1920), 53. 7 ) R e i s e r 1. c. 2, 26—27; Bavaria 2 b , 830. ·) H ö f 1 e r Weihnachten 73; Bavaria i a, 387. ») ZföVk. ι , 249. ,0 ) O c h s Bad.Wb. Zettelkasten. Eckstein.
Bissen 1 ). Mit der Vorstellung, daß der Mensch bei der Einnahme der Speisen am wehrlosesten den bösen Geistern und jedem Schadenzauber (vgl. Essen) preisgegeben ist 8 ), hängen die meisten Gebräuche und Vorsichtsmaßregeln zusammen, welche sich auf den B. beziehen als die natürlichste und kleinste Mengebezeichnung fester Speisen; zugleich aber h a f t e t an dem abgebissenen Stück das persönliche Fluidum des Menschen (vgl. A. 13—15).
I. B. u n d E s s e n : Ein zur Erde gefallener B. wird als schlimme Vorbedeutung bei fast allen Völkern aufgefaßt, dieser Glaube besteht auch für die Antike 3) und die heutigen Primitiven 4 ); fällt jemand ein guter B. zur Erde, so war er ihm nicht gegönnt s ) ; dasselbe sagt man auch, wenn der B. drückt®); wenn an der Sklavenküste ') der König dem Gast den besten 8) B. in den Mund steckt, darf dieser ihn weder fallen lassen, noch berühren. Bei den alten Preußen 9) gehörten die zur Erde gefallenen B. den armen Seelen; die Südslaven 10) werfen einige B. von jeder Speise auf den Weihnachtsklotz; bei den J u d e n 1 1 ) darf man beim Essen nicht sprechen, damit der B. nicht in die falsche Kehle kommt. Wer Brot
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isset, davon ein anderer gebissen hat, wird dem andern feind und gram 1 2 ). Maennling 13) stellt dem entgegen, daß man ,,einem Hund einen angebissenen B. Brot oder seinen Speichel reichet, nur damit man solchen per Sympathiam verbinde, daß er uns liebe und anhänge"; die Rockenphilosophie berichtet 1 4 ) : Steckt man eine Gans dreimal durch die Beine und gibt ihr drei B. gekautes Brot mit den Worten: „Lauf hin in Gottes N a m e n " zu fressen, so kehrt sie wieder heim. In Schweden 15) gibt man dem Hund einen B. Weihnachtsbrot. *) G r i m m DWb. 2, 47; Imago 1927, 244. *) H a b e r l a n d i n : Z. f; Völkerpsych. 18 (1888), 13 ff. 22. 149; F r a z e r I I » 1 1 7 ff. zählt die ängstlichen Vorsichtsmaßnahmen beim Essen der afrikan. Könige auf. ') Ρ 1 i η i u s Nat. hist. X X V I I I , 27 = IV, 284—85 (M a y h o f f ) ; (vgl. Brosamen A. 21—23); Arch. f. Latein. Lexikogr. XV, 114; S a m t e r Familienfeste 108—09 und ARw. 10, 373, dagegen W i s s o w a in ARw. 7, 45 ; R o h d e Psyche ι · 245; H a b e r l a n d 1. c. 13 ff. 359. 4 ) H a b e r l a η d 1. c. 13 ff. 169. *) K e h r e i n Nassau 2 > 255» 66; M e i c h e Sagenbuch der sächs. Schweiz 125, 50; W i t ζ s c h e i Thüringen 2, 2 95ι I 7 o : wenn der Β. aus dem Mund, der H a n d oder von der Gabel fällt. ·) P a n z e r Beitrag 1, 266; M e i e r Schwaben 512, 430; B i r l i n g e r Schwaben 1, 413, 20; H a b e r l a n d I . e . 359; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 285,102. ') H a b e r l a n d 1. c. 169; vgl. 22; vgl. 149. ") Bei den Hiongnu erhielten die jungen Helden als E h r u n g die besten B.; vgl. H a b e r l a n d I . e . 1 4 1 ; der Araber steckt auch dem Gast die besten B. in den Mund: 1. c. 169—70. ') R o h d e Psyche 1, 245; Arch, f. Anthrop. N. F . 6 (1907), 95· " I H a b e r l a n d 1. c. 14; vgl. 360. " ) B u x t o r f Judenschul 289; H a b e r l a n d 1. c. 263; die B r a h m a n c n müssen bei den Opfern die Ehrenbissen zu gleicher Zeit schlucken; in Indostan glaubt man, daB Gott dem Adam, als er v o m Apfel essen wollte, a n die Kehle griff und daß ihm der B. im Halse stecken blieb: M a e n n l i n g 34; H a b e r l a n d 1. c. 142. " ) Rokkenphilosophie 2. H u n d e r t 279—81 c. 54 = G r i m m Myth. 3, 439, 146; M a e n n l i n g 304; in J a p a n dürfen zwei Menschen denselben B. nicht mit den Eßstäbchen anfassen, sonst gibt es Streit: Anthropos 7 (1912), 398. " ) M a e n n l i n g l . c , " ) 3. H u n d e r t 23 c. 7 = G r i m m Myth. 3, 441, 195. " ) Η ö f 1 e r Weihnachten 25 mit Lit.
2. D e r e r s t e B. Nach dem Aberglauben in Mähren 1β) kommt das Fieber meist mit dem ersten B. (vgl. den ersten Brei des Kindes) oder dem ersten Löffel
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Bissen
Suppe; in W e s t b ö h m e n 1 7 ) darf man den ersten B. Brot v o m neuen Getreide nicht direkt in den Mund stecken, sondern man muß dabei mit der rechten H a n d um den K o p f langen; unterläßt man das, so tritt Teuerung ein. W e r etwas Eßbares findet, der werfe nach ostfriesischem Glauben den ersten B . weg, sonst könnten die H e x e n schaden (Grimm 3, 477, 1120). W i c h t i g ist der erste B., den man bei Tagesbeginn zu sich nimmt. Früh morgens, ehe man einen B. B r o t genommen hat, soll man nichts in den Mund nehmen (Rockenphilosophie) w ) ; der nüchterne B., durch den sich der Este vor dem K u c k u c k s c h ü t z t , heißt „ K u c k u c k s m u n d v o l l " , bei den Schweden spricht man v o m „ V o g e l b . " 1 9 ) . In Pommern 2 0 ) werden die ersten B., welche B r a u t und B r ä u t i g a m aus dem Hochzeitsbrot herausbeißen, aufgehoben. In Mecklenburg 21 ) ist der erste „ H o c h tidenbeten" v o n großer B e d e u t u n g : Die Brautleute beißen v o n der Hochzeitssemmel ein tüchtiges Stück an der Spitze a b ; dieses Stück wird nach der Hochzeit nochmal gebacken, daß es nicht schimmelt; ist jemand krank, so b e k o m m t er ein Stückchen davon als Heilbrot. In Thüringen steckt die B r a u t dem Bräutigam 3 B. Brot in den Rock, damit es nie an Brot fehlt 2 2 ). Bei den Esten schneidet der Diener des Bräutigams einen kleinen B. von einem ganzen Brot, bestreicht ihn mit B u t t e r und steckt ihn der Frau in den Mund; das v e r s c h a f f t den Kindern einen glatten Mund 2S ). le ) G r o h m a n n 163 Nr. 1147. " ) D e r s. 144—45 Nr. 1068. 18) 3. Hundert 129 c. 53 = G r i m m 3, 442, 236. ") H a b e r l a n d I.e. 23; ZfdMythol. 3 (1855), 263. 279. 403. i0 ) Kloster 12, 169; bei den Slaven steckt die Slonka der Braut von jedem Gericht den ersten B. in den Mund: 1. c. 164. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 66, 238. »») W i t z s c h e l Thür. 2, 233, 65. ·») G r i m m 3, 488, 18 u. 24.
3. Im Heilzauber finden wir v o n der Rockenphilosophie folgendes Rezept empfohlen* 4 ): Für das Fieber: drei B. gestohlen B r o t in zwei Nußschalen gespien und das Brieflein geschrieben: K u h wilt du zu Stalle, Frörer so geh Du zu Walle. Gockelius 25) erwähnt gegen Viehbezauberung: N i m m W e y h r a u c h und
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Myrrhen und rothen Knoblauch, zerstoße es alles untereinander an einem Donnerstag nachmittag, wenn das V i e h ausgehet, alsdann nimm einen neugebakkenen L a i b B r o t und schneid etliche B . davon und thue in jedes ein wenig v o n selbigem darein, darauf auch ein wenig Salz gestreut. **) 2. Hundert 365—69 c. 93 = G r i m m 3, 440, 183; F i s c h e r Aberglauben (1790) 178, wie das meiste aus der Rockenphilosophie abgeschrieben. " ) Tractatus polyhistoricus 1699, 102—3; vgl. L ü t o l i Sagen 177, 1 1 3 , 1 .
4. A u s den Saturnalia des Prätorius haben wir ein A u g u r i u m mit B. 2 e ) : Einige kaufen Christnachts f ü r drei Heller Semmel, teilen sie in drei B. und verzehren sie durch drei Gassen, in jeder Gasse ein S t ü c k ; in dei dritten Gasse wird man den Liebsten sehen. Erasmus Francisci berichtet in seinem Höllischen Proteus (Nürnberg 1690), p. 815, daß in W i e n drei Edeljungfrauen auf den R a t einer K ö c h i n v o m Mittag- und Abendessen einige B . aufhoben und diese am A b e n d ,,nebst einem Trünklein W e i n s " auf den Tisch stellten, um die zukünftigen Cavaliere zu zitieren (vgl. Essen). ") G r i m m
3, 470, 959.
5. Über Brotb. im Rätsel siehe Urquell 27 ). ") 4 (1893), 251. 6. Der geweihte B. 2 8 ): Über die Geschichte des Gottesurteils mit dem g. B . (iudicium panis et casei, iudicium offae oder offa iudicialis) siehe Brot. Hier soll nur auf die Vorbereitung und die H a u p t z ü g e dieser Zeremonie eingegangen werden. Das Material liegt in der Ausgabe v o n Zeumer a9) in den Monumenta vor, ein guter Index hilft das Gewünschte leicht finden: Das Gerstenbrot muß trocken sein und der K ä s e v o n Ziegenmilch gewonnen **) ; nach einem Codex des 14. Jhs. muß sogar der Priester mit dem Diakon das Gerstenmehl mit Weihwasser anmachen und unter Gebeten backen S1 ) ; die B . wiegen gewöhnlich 9—12. 3 2 ) denarii = 41 g r 3 3 ) . Soll das iudicium stattfinden, so möge der Priester sein Meßkleid anlegen und eine Messe mit besonderem Gebet zelebrieren
bitten—Bittgang
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— gewöhnlich liegen die B . , in ein Leint ü c h l e i n eingeschlagen, auf der rechten Seite des A l t a r e s S4 ) — f i n i t a m i s s a r u m sollempnitate a d p o r t e t u r caseus et panis ordeaceus e t inscribatur in eo o r a t i o d o m i n i c a S 6 ) — oder p a t e r n o s t e r s e ) — et presentetur a n t e altare in p a t e n a argentea. R e s enim, q u a e f u r a t a sunt, inscribantur in b r e v i c u l o uno, simul et nom i n a eorum quibus i u r t a i m p u t a n t u r 9 7 ) ; eine andere F o r m e l s a m m l u n g S8) bes c h r e i b ^ u n t e r w e l c h e n Zeremonien u n d G e b e t e n der B . gereicht w i r d : E t p a n e m et c a s e u m insimul debes ponere in os s u u m et f a c e r e duas cruces de t r e m u l o et u n a m ponere s u b p e d e m eius d e x t r u m et a l i a m c r u c e m sacerdos m a n u sua super c a p u t eius t e n e a t et f u r t u m illud s c r i p t u m in t a b u l a super c a p u t illius iacere. E t q u a n d o i p s u m p a n e m in os eius mittis, debes c o n i u r a t i o n e m s u b s c r i p t a m dicere. E i n e n R e s t dieses G o t t e s u r t e i l s h a b e n wir b e k a n n t l i c h in der V e r w ü n s c h u n g : Der B . m ö g e mir im H a l s e s t e c k e n bleiben *•) G r i m m RA. 2 , 5 9 7 ; D e r s . Myth. 2, 929; M a t t h i a s Gottesurteile 5 ; G l i t s c h Gottesurteile 30—31, Übersetzung von MG. legum Sectio V (formulae) 645, 40—646; Kloster 12, 1097; weitere Literatur siehe Brot; S c h i n d l e r Aberglaube 232; P o l l i n g e r Landshut 164. " ) MG. leg. Sectio V (formulae). *°) Panis ordeatius esse debet siccus et caseus caprinus: Z c u m e r I.e. 650, i f f . ; vgl. T h a r s a n d e r Schauplatz 2 , 279—82. " ) Z e u m e r 691, 12 ff. »'·) I.e. 629, 18; 688, 10; 10 denarii: 671, 23. *') 1. c. 645, 40; 690, 22. " ) 646, ι ff. " ) 671, 22. »·) 688, 9. »') 668, 40 ff. ») 688, 8u. 671, 25 ff. »·) G r i m m DWb. 2, 47; P o l l i n g e r I.e.; vgl. Brot; W a n d e r Sprichwörterle χ. ι , 386. Eckstein. bitten s.
betteln.
BittersiiB ( A l p r a n k e n , Hinschkraut, Mausholz; Solanum dulcamara). ι. B o t a n i s c h e s . Nachtschatteng e w ä c h s (Solanazee) mit v e r h o l z t e m , w i n dendem Stengel und herz-eiförmigen B l ä t t e r n . Die v i o l e t t e B l u m e n k r o n e ist f ü n f z i p f e l i g und r a d f ö r m i g ausgebreitet. D i e F r u c h t ist eine rote Beere. Der Stengel schmeckt bittersüßlich. Das B. wächst nicht selten in f e u c h t e n H e c k e n , unter G e b ü s c h , a n U f e r n *). ') M a r ζ e 11 Kräuterbuch 431.
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2. Der N a m e A l p r a n k e (der aber a u c h f ü r das G e i ß b l a t t und f ü r die Mistel gilt) wird mit „ A l p " (Dämon) in V e r b i n d u n g g e b r a c h t 2 ). N a c h anderen soll der N a m e daher rühren, weil m a n mit dem a m Joh a n n i s t a g g e s a m m e l t e n S a m e n der „ A l f r a n k e " (ob wirklich S o l a n u m d u l c a m a r a ? ) den „ A l f " 8 ) z u heilen s u c h t e 4 ) . Im 17. J h . w u r d e B . den K i n d e r n gegen „ Z a u b e r e i " in die W i e g e n gelegt s ). Ist die Milch v e r h e x t , so d a ß sie sich nicht b u t tern l ä ß t , so m u ß m a n sie durch die Stengel der A l p r a n k e gießen e ). Die W e n den geben die P f l a n z e den K ü h e n , d a m i t diese besser Milch geben und die S a h n e besser z u s a m m e n g e h t 7 ) . I m E r m l a n d ist das B . ein B e s t a n d t e i l des K r ä u t e r b ü s c h e l s 8 ) . B e i den R u t h e n e n in Galizien s t e h t das B . als „ m a t r y g u i n a " ( = Mandragora, v g l . A l r a u n ) in z a u b e r i s c h e m A n s e h e n ·). ') G r i m m Myth. 1, 371; 3, 126. 360; H o o p s Pflanzennamen 49 ; vgl. auch Volkskunde 20, 52 f. *) Blutgeschwür an Händen und Füßen, vgl. Η ö f 1 e r Krankheitsnamen 13. ') K u h n Westfalen 2, 54. ') S c h r o e d e r Med.-chym. Apotheke 1693, 977; vgl. auch Montanus Volksfeste 140. e) Urquell 5, 282; ZfrwVk. 10, 271. ') S c h u l e n b u r g 229. 8) P h i l i p p Beitr. z. ermländ. Volkskunde 1906, 125. ·) H o e l z l Galizien 158. Marzeil.
Bittgang. ι . Bei den Alten. — 2. In der christlichen Kirche. — 3. Heutiger Brauch. — 4. Bittwoche. I. B . e sind z u n ä c h s t alle G e b e t s p r o zessionen, die das H e r a b f l e h e n v o n Heil in irgendeiner F o r m z u m Z w e c k h a b e n . Solche Prozessionen f i n d e n sich bei allen V ö l k e r n der E r d e . D o c h h a t der S p r a c h g e b r a u c h den A u s d r u c k „ B . " a l l m ä h l i c h b e s c h r ä n k t auf diejenigen U m z ü g e , die mit der L a n d w i r t s c h a f t in V e r b i n d u n g stehen. D e r a r t i g e F l u r b e g e h u n g e n , die dem Gedeihen der F e l d f r ü c h t e dienen sollen, sind uralt. Sie sind als B i t t o p f e r aus dem B e s c h w ö r u n g s o p f e r h e r v o r g e g a n g e n *), das d e m S c h u t z d ä m o n d e s A c k e r s d a r g e b r a c h t wird zur V e r s ö h n u n g seines Zornes über die v e r m e i n t l i c h e V e r l e t z u n g seines Hoheitsrechtes durch d e n die E r d e schürfenden A c k e r b a u e r n 2 ) . Besonders deutlich sind solche B . e in d e r
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Bittgang
ISSO
Diese K r a f t soll durch den Umzug auf die r ö m i s c h e n Religion erkennbar. Im Saaten und Fluren zu gutem Gedeihen Mai werden die Ambarvalien zu Ehren der Flurgöttin Dia Dea, die später mit übertragen werden. In G a l l i e n pflegCeres verschmilzt, gefeiert. Es sind Flur- ten die Bauern noch zur Zeit Gregors des Großen Götzenbilder, mit weißen Tüchern umgänge zur Reinigung und Entsühnung der Felder, wobei als Priester die Arval- umhüllt, durch die Fluren zu tragen u ) . Ebenso wurde das Bild der Muttergottbrüder (fratres arvales von arvus = Ackerland) fungieren ®). Sinn ihres Got- heit Berecinthia auf einem Wagen pro tesdienstes und ihrer Opfer ist die Für- salvatione agrorum et vinearum herumgeführt 12 ). bitte für das Gedeihen der Felder 4). Ihr Bittgesang, das Arvallied, ist uns als ') H e l m Religgesck. x, 49. ') W u n d t eines der ältesten lateinischen Sprach- Mythus H. Religion i, 554. ') Ρ a u 1 y W i s s o w a ι , 1796. 4) Ebd. 2, 1472. *) Cod. denkmäler erhalten 5), jedoch nicht recht verständlich. Offenbar ist der Text mit inscr. lat. 1, 28. ·) W i s s o w a Religion 196. ') S i m r o c k Mythologie 506. ·) Germ. 40. alten, sinnlosen Zauberworten durchsetzt. e) M e y e r Religgesch. 204 if. 10) S a u ρ e In alter Zeit wurde tatsächlich die ganze Indiculus zi. n ) S u l p i c i i S e v e r i Vita Flur in feierlicher Prozession umschritten, S. Martini cap. 12. " ) MGSS. rer. Merov. I, 2, wobei auch als rein praktischer Grund die 793· 2. Die c h r i s t l i c h e Kirche, Festsetzung der Flurgrenze eine Rolle der Bittprozessionen schon aus ihrem spielte. Als der Grundbesitz sich stark verisraelitisch-jüdischen Erbe 1 S ) her gegrößerte, wurde der Umgang um die ganze Flur aufgelöst in eine Anzahl Opfer, läufig waren, hat die Bräuche bei Feldbedie an den Grenzstellen gebracht wur- gehungen, die sie vorfand, verchristlicht. Derartige Sitten als heidnischen Aberden. Am 25-. April wurden in Rom die glauben auszurotten, hat sie gar nicht Robigalia gefeiert. Um den Rost von den erst versucht; vielmehr hat sie sich mit Getreidefeldern abzuwehren, fand ein der ihr in allen Situationen eignenden Zug zum Hain des Robigus statt, wo ein Anpassungsfähigkeit an die gegebenen Hunde- und Schafopfer dargebracht wurde. Galten diese Robigalia dem Schutz Tatsachen gehalten und an vorhandene Vorstellungen angeknüpft. Die Prozession, des sprossenden Getreides, so die vom heißt in der christlichen Frühzeit litania, 28. April bis 3. Mai gefeierten Floralia wohl von dem monotonen, aber gerade in dem Schutz des blühenden Getreides, wie seiner Monotonie ergreifenden Wechselüberhaupt dem Wachstum der Blumen e ). Auch die G e r m a n e n kannten Flur- gesang. Im Jahr 325 hatte Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erbegehungen und -b.e. Zu Mittwinter feierten sie ein Bittopfer, um für die Fel- hoben; und schon ein Menschenalter der Fruchtbarkeit zu erflehen. Die Schwe- später hat Papst Liberius (352—366) an Stelle der römischen Robigalien eine den brachten den Sühneber dar zur VerFeldprozession zum heiligen Markus auf söhnung der unterirdischen Götter, damit sie Mißwachs, Mäusefraß u. a. Schäden ab- den 25. April festgesetzt (litania maior) 14 ). hielten 7 ). Die Nerthus-Umfahrt, von der An die Stelle der alten Ambarvalien treten die litaniae minores, die um Christi Tacitus berichtet 8 ), trägt unverkennbar Himmelfahrt gefeiert werden. die Züge einer Flurprozession; Nerthus Im Volksglauben gilt der heilige Mamerwird als befruchtende Göttin durch die Felder gefahren'). Der Indiculus super- tus als Erfinder der christlichen Flurstitionum notiert unter can. 28: de simu- prozessionen u ) . Richtig ist daran soviel, daß er als Bischof von Vienne im 5. Jh. lacro quod per campos portant 1 0 ). Dieser die Sitte der Begehungen neu belebt Brauch, die Götterbilder durch die Felder zu schleppen, hat seine Wurzel in dem h a t ι β ) . Die Synode von Orléans ordnete primitiven Grundsatz des pars pro toto. für das fränkische Reich die drei Tage Man glaubt, das Bild berge die göttliche vor Himmelfahrt als Bittage (rogationes) an 1 7 ). Gregor der Große gab genaue VorKraft ebenso wie die Gottheit selbst.
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Bittgang
Schriften für die Handhabung des Zeremoniells u ) . Ein Kapitular aus der Zeit K a r l s des Großen verordnet, die B.e sollen demütigen und bußfertigen Herzens nach vorhergegangener Messe vollführt werden; aller Scherz und U n f u g habe zu unterbleiben u ) . V o n besonderem Interesse ist eine uns erhaltene Verordnung der Äbtissin Marksvith im westfälischen Kloster Schildesche aus dem Jahr 940, weil sie neben einem anschaulichen Bild von dem Flurumgang selbst in der Terminologie direkt an das altrömische Vorbild a n k n ü p f t : Statuimus ut annuatim secunda feria Pentecostes spiritu Sancto cooperante eundem Patronum in Parochiis vestris longo ambitu circumferentes et domos vestras lustrantes et pro gentilicis Ambarvali in lacrymis et et varia devotione vos ipsos mactetis et ad refectionum pauperum eleemosynam comportetis: et in hac curti pernoctantes super reliquias vigiliis et cantibus solennizetis ut praedicto fnane determinatum e vobis fimbitum pia lustratione complentes ad monasterium cum honore debito reportetis. Confido autem de Patroni huius misericordia quod sic ab eo gyrade terrae semina uberius provenient et variae aëris inclementiae cessent 2 0 ). Durch das ganze MA. herauf sind die B.e im Schwange. Die Reformation legt auf jede A r t von Prozessionen keinen Wert. Luther hält nicht viel davon, da sie j a doch in ein großes Saufen ausarten. W e n n man die Flurprozession doch begeht, so soll es mit Fleiß geschehen nach I . T i m . 4, 5: Die Kreatur wird geheiligt durch Gottes W o r t und Gebet a l ). Die reformierten Kirchen haben alle Begehungen radikal abgelehnt. Einige lutherische Kirchenordnungen (z. B. die mecklenburgische von 1540) haben die alten Umgänge beibehalten 22). Doch wurden in den evangelischen Kirchen die Umgänge mehr und mehr abgemildert und zu Ernte-Bettagen umgewandelt 2 3 ). ») Vgl. RGG. 1 2, 872. " ) U s i n e r Weihnachtsfest 294 ff. " ) A l b e r s Jahr 215. " ) S i d o n i i A p o l l i n . epist. 5, 14; 7, 1. 17 ) L i p p e r t Christentum 643. M) Vita i , 42. ι ·) Β a 1 u ζ e Capitularía regum Francorum 2 (1677), 1376. ,0) E c k h a r t Commentarli
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de Rebus Franciae Orient. 1 (1729), 437; vgl. J a h n Opfergebräuche 147; F r a n z Benediktionen 2, 9. " ) Sermon von dem gepeet und procession (1529) Weimarer Lutherausg. 2, 178. ") H e r z o g RE.' 3, 249. " ) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 391.
3. Beim katholischen Landvolk Deutschlands sind die B.e noch heute allenthalben in der Übung M ). Dabei ist die A b z w e c k u n g in den verschiedenen Gegenden je nach K l i m a verschieden. Steht in trockenen Gegenden die Bitte um Regen im Vordergrund, so in feuchten die Bitte um Sonnenschein. Vielfach wird um Schonung vor Hagel und Unwetter gefleht. Bei den Umzügen werden die geläufigen christlichen Lieder gesungen, die sich an Jesus und die Heiligen wenden. Lokal zugeschnittene Gesänge, wie der von den Lobensteinern überlieferte : „Greiz, Schleiz und Lobensteia Bitten dich um Sonnenschein. Und wollen die andern auch was haben, So mögen sie dirs selber sagen " ) "
sind verhältnismäßig selten. In Weingegenden wird zur Zeit der Rebenblüte das Bild des Rebenheiligen Urban in feierlicher Prozession durch die Weinberge getragen 2e ). Vielerorts werden bei den Flurbegehungen die Haustiere mitgeführt, um sie nach dem Volksglauben gleichfalls des göttlichen Segens teilhaftig werden zu lassen. Doch ist das schwerlich der ursprüngliche Sinn. Vielmehr haben wir hierin einen Überrest vom heidnischen Mitführen der Opfertiere. Wohl die bekannteste Flurprozession der Gegenwart ist der W e i n g a r t n e r Β 1 u t r i 1 1 am T a g nach Christi Himmelfahrt, dem sog. Blutfreitag. Seit Ende des 15. Jhs. nachweisbar, stand der Brauch bis Anfang des 19. Jhs. in hoher Blüte, wurde dann durch behördliche Maßnahmen so gut wie ausgerottet, bis der Blutritt durch königliches Dekret 1849 wieder freigegeben wurde. Heutigen Tages ist der Blutfreitag das größte Volksfest Oberschwabens. Bauern und Knechte aus weiter Runde beteiligen sich daran zu P f e r d . Über das Zeremoniell im einzelnen gibt die noch heute im wesentlichen gültige Prozessionsordnung von 1778—81
blasen
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Aufschluß; Die Feierlichkeit nimmt ihren Anfang am Freitag in der Früh um 6 Uhr. Die Mönche gehen zum Blutaltar, wo der Pater Custos, mit Chorrock und Stola angetan, das heilige Blut in einem silbernen Behältnis um den Hals hängt. Unter Gesang, Glockengeläut und Böllerschüssen steigt der Custos im äußeren Klosterhof, wo die Reiter ihn erwarten, zu Pferd. Dann bewegt sich der Zug in genau vorgeschriebener Rangordnung durch den Flecken in die umliegenden Felder, Musik erklingt, Standarten wehen. Während des Zuges werden viermal die heiligen Evangelien abgelesen und die Feldfrüchte mit dem heiligen Blut gesegnet, damit sie Gott vor Ungewitter bewahre. Unterdessen werden in der Kirche Messen gelesen, Beichten abgenommen, bis dann das heilige Blut von dem Konvent der Mönche nach dem Umzug feierlich eingeholt wird. Mit dem heiligen Blutamt findet die Feierlichkeit dann ihren Abschluß »). ") P a n z e r Sachs.
Volksk.
Beitrag 2, 83 ff.;
Wuttke
307 f f . ; K ö h l e r
Voigtland
629; Κ a ρ f f Festgebräuche 15; h a r d t Landwirtschaft 5 ; W r e d e
189; M e y e r
Baden 505;
Luxemburg 42 f.;
EberRheinVk.
Fontaine
Stracker jan
1354
mindestens eine Person zu diesen Messen 2*). In Baden heißt der Freitag nach Himmelfahrt der Hageltag Charakteristisch sind auch die norwegischen Bezeichnungen. Der 23. April heißt forste gangsdag = erster Prozessionstag, der Markustag (25. April) heißt store gangsdag = großer Prozessionstag. An diesen Tagen arbeiten die Bauern nicht, damit die aus der Erde hervorkriechenden Würmer der Saat nicht schaden 8 1 ). Ähnlich glaubt man in Mecklenburg, daß die in der Bittwoche gepflanzten Vietsbohnen mit schwarzen Köpfchen aus der Erde kommen 8 8 ), d. h. also nicht gedeihen. Überhaupt begegnen wir häufig der Vorstellung, daß die Bittzeit unheilbringend ist. Das mag damit zusammenhängen, daß in diesen Tagen die bösen Geister besonders gereizt sind. Vor allem Heiraten in der Bittwoche bringt Unglück M ). Ja, nicht einmal an dem den Bittagen vorhergehenden „Bittsonntag" lassen sich Brautpaare von der Kanzel verkünden 81 ). Auch waschen darf man nicht in der Bittwoche, sonst stirbt der Hausherr M ). vgl.
Flurumritt.
2, 79; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 371 f. S c h r a m e k *·) L e o p r e c h t i n g Lechrain 177 f. so Böhmerwald 152; R e i s e r Allgäu 2, 354; ) M e y e r Baden 505. al) P f a n n e n i2 H o f f m a n n - K r a y e r 94; SAVk. 2, 125 ; s c h m i d Erntefeste 372. ) S t r a c k e r j a n Η ö r m a η η Tiroler Volksleben 86 f f . ; S a r r, 54; 2, 79. ") J o h n Westböhmen 70; t o r i Sitte und Brauch 3, 164; MschlesVk. 9, S t r a c k e r j a n 2, 191. sl ) J o h n Westböh176; Egerl. 5, 30; 8, 13; S é b i l l o t Folk- men 70. 129. 260. '») SchwVk. 4, 12. Rühle.
J o h n Westböhmen 76. 87;
Lore
4, 480.
") J a h n
") K ö h l e r
Voigtland
Opfergebräuche 221.
Alb. S c h m i t t
Die Benediktinerabtei
garten (1924), 101 ff.
u)
629.
") Vgl. P. Wein-
4. Die Z e i t , in der die B.e abgehalten werden, ist nicht ganz einheitlich: entweder am Markustag (25. April) oder in der Himmelfahrtswoche. Entscheidend ist, daß die Umgänge in der Frühlingszeit stattfinden, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht. Die Himmelfahrtswoche heißt auch „Bittwoche", in Bayern „Schauerwoche" (Schauer = Hagel) a ) . Am Lechrain werden vom ersten Freitag nach der Heiligkreuz-Erfindung (3. Mai) an Schauermessen gelesen, wobei während der Wandlung die Wetterkerzen angezündet werden. Von jedem Haus geht
blasen (und h a u c h e n ) . Das B. hängt aufs Engste mit der Vorstellung von Seele oder Geist als Lufterscheinung zusammen *). Das unsichtbare Agens des Luftzuges wird zu einer Form des Geistes, griechisch Pneuma (s. G e i s t , hl.), um so mehr, als Leben und Atmen vielfach einander gleichgesetzt wird. Daher werden Geister im Winde gegenwärtig gedacht (s. Wind). Daraus erwächst die doppelte Bedeutung des B.s im Aberglauben: I. A n b . , d. h. Übertragung des eigenen Pneumas auf einen anderen, Erzeugung einer sichtbaren oder unsichtbaren Wirkung durch B., 2. F o r t b., d. h. Überwindung eines fremden W e u mas durch B.. Beseitigung einer von die-
blasen
1355
sem hervorgerufenen Erscheinung. Man spricht geradezu v o n einer B . k u n s t 2) ; ein solcher Künstler heißt Blaser; man rühmt v o n ihm: Er kann b. *). ·) E i s l e r
Weltenmantel 2, 786;
Hell-
w i g Aberglauben 9 ; Κ ö c h 1 i η g de coronarum vi 55; L i ρ p e r t Christentum 3 5 1 ;
P r a d e l Gebete 84; R e u s c h e l Volhsk. 2, 24; S c h w e n n Menschenopfer 90 ; S t e m ρ l i n g e r Sympathie 75 ; S t o r í e r Jungfräul.
Mutterschaft
Pfalz
136.
86;
W u η d t
4,
420;
Alemannia 37, 8; ZföVk. 1, 288. f ) B e c k e r ®) P f i s t e r
Schwaben
27.
I. Zunächst besitzt der G o t t oder D ä m o n diese Macht. Die primitive A n schauung steckt in Gen. 2, 7 : G o t t bläst d e m Menschen den Odem und damit die Seele ein. In der griechischen Anthropogonie ist diese A n s c h a u u n g nur bei den Orphikern nachzuweisen; körperliches Gedeihen s c h a f f t das Anhauchen Demet e r s 4 ) ; aber in Sparta heißt der Liebhaber eines K n a b e n , der ihm den rechten Geist einflößt, β'.επνήλας „ d e r Einbläser" 5 ). A u c h Namenstausch, d. h. Übertragung eines neuen Wesens, ist mit B. verbunden e ). Vergeistigt und doch an das fühlbare A n b . gebunden ist der V o r g a n g schon im Johannesev. 20, 22: Er blies sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den hl. Geist. Das ist in den Taufritus übergegangen, nachweisbar schon bei A u g u s t i n 7 ) , dann in der katholischen L e h r e 8 ) und bei L u t h e r noch 1523, nicht mehr 3 Jahre später, wo er es auch verwirft, den Kindern bei K r a n k h e i t e n in den Hals zu b.9) (s. K u ß und Speichel). W e n n jemand n a c h E m p f a n g der K o m munion, also v o m göttlichen Pneuma gesättigt, einem kleinen K i n d nüchtern in den Mund haucht, lernt es früh reden 10 ). Im A b e r g l a u b e n überwiegt die F u r c h t vor schädlichem A n h a u c h . Man spricht v o n Malaria, „ b ö s e r L u f t " ; eine K r a n k heit „ f l i e g t uns a n " , und Goethes W a g n e r l ä ß t alle 4 W i n d e unsere Gesundheit bedrohen u ) ; aber manches Unwohlsein ist auch wieder fort, „ w i e w e g g e b . " . Manche Krankheitsnamen sind davon hergeleitet 1 2 ) (vgl. A n w a t ) . A b e r auch das Neue T e s t a m e n t kennt schon die άκάθ-αρτα πνεύματα oder πνεύμα άο9·ίνε£ας 13 ). V o n besonderer K r a f t ist der H a u c h dämonischer
1356
Wesen, so der B e r c h t a 1 4 ) , der E l b e n l s ) , der weißen F r a u 1 8 ) , der Holzweiblein 1 '), der Zwerge 1 8 ), des Berggeistes 1 9 ), des sog. Wanzenschneiders ao) ; er ist zumeist tödlich 2 1 ) oder wenigstens betäubend 2 2 ). Des Teufels A n h a u c h läßt die Menschen erblinden 2 3 ); des Drachen H a u c h zerstört alles Lebende 2 4 ). Manchmal erscheint in Thüringen ein weißes Reh, das bei Nacht einem Reiter aufs Pferd springt und durch den bloßen Odem seine Haare plötzlich weiß werden läßt 25 ). W e n der gespenstige Jäger anbläst, der b e k o m m t einen geschwollenen K o p f 2 e ) ; wenn man Kinder anbläst, bekommen sie Ausschlag 2 7 ); wenn man in ein Vogelnest schnauft, faulen d i e E i e r 2 8 ) . In Mecklenburg darf man nicht in den Backofen b., sonst b a c k t das B r o t a b 2 9 ) . Diese Wirk u n g wurde später von den Dämonen auf die H e x e n übertragen, ihr Hauch ist giftig 3 0 ), faszinierend 3 1 ), manchmal tödlich 32 ). Ein Zauberbegabter vermag sogar durch bloßes Anhauchen und den entsprechenden Zauberspruch dem Nächsten alle K r a f t und Mannbarkeit zu nehmen 3 3 ). A n b . durch einen Geist 3 4 ), Teufel 34) oder Wiesel, K a t z e , Hermelin 3 5 ) (s. Name, Wiesel) ist ein Widerspiel zu dem belebenden A n h a u c h e Gottes. V e r w a n d t ist der A u s d r u c k : Einem das Lebenslicht (s. d.) ausb. So ist B. allgemein zum S c h a d e n z a u b e r geworden in Tirol: „ S o ein B. vergiftet die L u f t " 3 8 ) . Man darf daher auch den Kindern nicht in den B r e i b. 37 ). Das A n b . Berchtas macht b l i n d , das entspricht der in griechischer Mythologie häufigen Strafe der Blindheit (Teiresias, Phineus) 3 8 ) ; dies „ d i e A u g e n a u s b . " kennt Hans Sachs v o m Teufel 39 ), ebenso wie Goethe im F a u s t v o n F r a u Sorge und der Verf. v o m Weihnachtsmann 40). A u c h die S e e l e ausb. wird gesagt, weshalb der Jäger mit „ D u n s t " s c h i e ß t 4 1 ) . Sehr bedenklich ist es, wenn zweie gegeneinander ins Feuer b. 4 2 ); ins Feuer zu b. ist überh a u p t unter Umständen zu vermeiden, Beispiele bei Primitiven bei Frazer, wo die Erklärung nicht eindeutig ist 43 ). 4) Hymn. Horn. 5, 238. ·) Kallimachos F. 169. «) ZfVk. 4, 104. ') Ep. 105; N i d e r -
1357
blasen
berger Unterwaiden 3, 13; Stempling e r Volksmedizin 54. 8) Lehrbuch der kathol. Religion. München 1886. *) K l i n g n e r Luther 114; K o h l r u s c h 339; K u h n und Schwartz 431 Nr. 270; Seligmann 2, 216; W u 1 1 k e § 599. § 606; ,0) P e t e r österr -Schlesien 2, a n ; ZrvvVk. i , 59. l l ) Faust I im Osterspaziergang. ia ) L e s s i a k Gicht 153; Z f V k . 8,393. " ) I.e. 13, ix. ») M e y e r Germ. Myth. 276; G r i m m Myth. 2, 1120. l6) M e y e r Germ. Myth. 120. 1β) S o m m e r Sagen 22 Nr. 17. " ) M e i c h e Sagen 352 Nr. 411. 461. 18) G r i m m Myth. 1, 381; K o h l r u s c h 273. ") G r i m m ,0 Sagen 2 Nr. 2. ) R o c h h o l z Sagen 2, 151. ») H e r t z Abhandl. 190. " ) K o h l r u s c h 25. " ) E i s e i Voigtland 6 Nr. 8. " ) H e y 1 Tirol 484 Nr. 50. »*) W u 1 1 k e § 59. »·) R e i s e r Allgäu ι , 35; Schönwerth Oberpfalz ι , 267; Kuoni St. Galler Sagen 63. M) F o g e 1 «') R e i s e r 2, 232. Pennsylvania 385 Nr. 2068 f. **) B a r t s c h Mecklenso) M e y e r burg 2, 136. Aberglaube 253. *1) L a m m e r t 82. 32) M e y e r Abergl. 253; 3 B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 143. * ) D r e c h s l e r 2, 262; Frischbier Hexenspr. 6; Geistl. Schild 167; H o v o r k a - K r o n t e l d ι , 64; K u h n Westfalen 2, I ; I Nr. 542; W o l ' f Beiträge I, 257; Wuttke § 627 =• 399· " ) K u o n i 5 4 f . ; ZfdMyth. 2, 71 für das Jahr 1633. ss) S i t t l Gebärden 121 ; R a n k e Sagen 213; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 298. »·) A 1 ρ e η b u r g Tirol 348, 267. " ) Rockenphilosophie 53 Nr. 37; Birl i n g e r Aus Schwaben ι , 293. Grimm Myth, ι , 229; 3, 89. " ) D e r s . DWb. unter 40) ,.ausblasen". Faust I I 5 gegen Ende; Weihnachtsgeister schon Rockenphilosophie 6, 41 353· ) G r i m m DWb. unter „ausblasen 1". **) G r o h m a n n 42, 263. " ) F r a z e r 2, 136. 256, aus T a y l o r New Zealand 165.
2. In der Vorstellung des W e g b.s kreuzt sich die bisher besprochene Reihe mit dem Fortb. einer F l o c k e , antik Zeichen der V e r a c h t u n g M ) und der physiologischen Tatsache, daß B. auf eine schmerzhafte Stelle, zumal wenn sie angefeuchtet ist (s. lecken), den Schmerz lindert. A u f der Grenze steht der Kindervers: „ H e i l e heile Segen, drei T a g Regen, drei T a g Schnee, t u t dem Kindchen nicht mehr w e h " , der in vielen Fassungen überliefert ist 4S ). W i e konkret das zu verstehen ist, lehrt der Z u s a t z : D a fliegt's fort 4e ), oder daß man gleichzeitig mit der Hand darüberstreicht, als nähme man etwas fort. Ins Abergläubische übersetzt kann man alle Krankheiten, die angeb. sind, wieder fortb. 4 7 ). W i r kennen das schon aus den Zauberpapyri
1358
v o n ägyptischen Zauberern des A l t e r t u m s und v o n den Arabern **). D a m i t verbinden sich gern die bekannten R i t e n : Nennung der 3 hl. Namen, B . übers Kreuz, Zeit des abnehmenden Mondes oder Sonnenuntergangs u. ä. 49 ). Das gilt zunächst v o n Brandverletzungen s o ), dann von ähnlich aussehenden wie Rotlaufen der F ü ß e s l ) , Fieber 5 2 ) oder R o s e 5 3 ) . Bezeichnend ist der aus A s c h a f f e n b u r g belegte Glaube, daß dann zwar Blasen entstehen, das kann man nicht hindern, daß aber die Verbrennung nicht zur Auszehrung führe 5a ). Ein Beleg v o n 1792 weiß noch, daß man dabei nicht auf einen andern zub. darf 6 4 ). Weiterhin kommen Beulen in Frage 5δ ), die dann nicht anschwellen 56), Zahnweh B7) und Schnittwunden M ), wo bestimmte Verse das B l u t stillen s e ). K ü h n e r ist die A n w e n d u n g bei einem gebrochenen Bein, das gleichzeitig besprochen wird (s. besprechen). Ahnliches kennen die Magyaren e0 ). A b e r noch um 1850 hat ein Quacksalber in Halle solche K u r e n gemacht e l ). Hier ist das heilende Pneuma das entscheidende, das belebende Wirk u n g h a t M ) . E t w a s anders ist die Vorstellung, wenn eine Störung im Sehfeld weggeb. w i r d 6 3 ) . Bei Mensch und Vieh hilft es gegen drohende Erblindung, zuweilen mit gewiß ganz nützlichen R ä u cherungen verbunden e4 ). Gelbsucht.wird in Mosbach i. B. weggeb. 6 5 ) ; es hilft auch gegen Gichter ββ) und Halskrankheiten 67), beim Vieh gegen K o l i k M ), wobei die Bezeichnung „ v e n t du chrétien" sehr hübsch zeigt, daß man sich die K o l i k als ,,vent du diable" vorstellt. A n Stelle des B.s kann auch ein F ä cheln mit einem Blasebalg, Wedel oder Meßbuch treten, letzteres schon bei San Bernardino da Siena u m 1400 6e ). Das hilft allgemein gegen jede fascinatio, wie bei den W a k a m b o gegen den bösen Blick 7 0 ). Eine ominöse Stelle ist der B r o t a n b i ß , auf den man b. soll 7 1 ) (umgekehrt verbietet schon Plinius, das auf den Boden gefallene B r o t abzub., weil der L a r v o n ihm Besitz ergriffen hatte 7 2 )). Dasselbe gilt v o m Wasser bei N a c h t , 3 ) , dem fremden L ö f f e l 7 4 ) . Bei B r u n n e n schützt B. vor G i f t 7 5 ) ,
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Blasenstein—Blasius, hl.
bei G l a s gegen Liebeszauber 78 ). Haucht man ein Glas dreimal an (unter Anrufung der Dreifaltigkeit), dann zerspringt es, wenn der Inhalt schädlich war 7 7 ). Bei K a r t e n bringt es Glück 78). Selbst im Mützchen des Neugeborenen kann in Mecklenburg der Teufel sitzen, weshalb die Amme hineinbläst' 8 ). Daran knüpfen sich a l l g e m e i n e r e , z a u berische Wirkungen. Man kann Schlösser aufb.80). Und selbst das durchaus reale af/lavii deus et dissipati sunt bekommt einen besonderen Klang, wenn man an den renommierenden Soldaten bei Plautus 8 1 ) oder die Märchen von den großen Windmachern 82) denkt. Wenn der Bettnässer oder Fiebernde ins Schlüsselloch der Kirchtüre bläst oder die Schwangere in eine Flasche, so wird damit der störende Geist eingesperrt 83 ). " ) S i 1 1 1 Gebärden 97. " ) ζ. Β. Β i r linger Volksth. 1, 210 f.; Seyfarth Sachsen 245; D r e c h s l e r 2, 280. " ) Ebd. " ) B a r t e l s Medizin 147 ff.; Laistner Nebelsagen 204. 307; L e s s i a k Gicht 153; Alemannia 37, 8; Β i r 1 i η g e r Aus Schwaben ι , 441; ZfdMyth. 4, 118. 416. 973; Z f V k . 1, 202. *·) C e l s n s bei O r í g e n e s in Cels. 1, 68; Dieterich Abraxas 141; Reinfried Buchari 40 if. " ) Z f V k . 8, 201 ; Bartsch Mecklenburg2, 416; F r i s c h b i e r Hexenspr. M 86 u. s. ) L a m m e r t 209; Bartsch Mecklenburg 2, 387; ZfrwVk. 1, 205 usw.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 385 ; L a m m e r t 2 1 1 ; S A V k . 2, 210. " ) L a m m e r t 221f.; Pollinger Landshut 287. ««) W u t t k e 354 § 53°· u) B a r t s c h Mecklenburg 2, 416; Kuhn Mark. Sagen 377; Frischbier Hexenspr. 82; Z f V k . 17, 451. " ) Z f V k . 16, 172. ·') S e y f a r t h Sachsen 245. ··) Z f V k . 8, 56. " ) Ebd. 203; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 392; Rockenphilosophie 70 Nr. 54. 68) K u h n Westfalen 2, 198 Nr. 556. «·) Z f V k . 7, 57; S c h u l e n b u r g 96; B i r l i n g e r Volkst. 1, 480; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 7 1 ; Lammert 191. 193. 202; Romanusb. 1 7 ; Schramek Böhmerwald 269. 60) Z f V k . 5, 35. " ) ZfrwVk. 2, 96; vgl. L a m m e r t 213. •2) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m i , 277. , s ) G r i m m Myth. 3, 472 Nr. 1009; P f i s t e r Schwaben 27; ZfrwVk. I, 58; Drechsler 2, 281; G r i m m Myth. 3 , 501 Nr. 33; S c h m i t t Hetlingen ig-, W u t t k e §525. M) D r e c h s l e r 2, 297. ·*) M e y e r Baden 566. " ) B e c k e r Pfalz 136. ·') M a n ζ Sargans 76; K l i n g n e r Luther 124; andere Krankheiten vgl". 23. 29; Lammert 125; G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 873; Urquell 2, 44; F r i s c h b i e r Hexenspr. 50;
Lammert 204; Urquell 2, 1 7 7 ; Höhn Volksheilk. r, 100; R o c h h o l z Kinderlied 334; S A V k . 8, 149. " ) Z f V k . 24, 149; M ö l lenhoff Sagen 511 Nr. 50. -) Z f V k . 22, 133 f. n ) S e 1 i g m a η η 2, 217. " ) D r e c h s ler 2, 15. " ) P l i η. nat. hist. 28, 27. " ) G r o h m a η η 44. " ) D r e c h s l e r 2,12; S e l i g m a n n 2 , 2 1 6 ! ; Bohnenberger Nr. ι , 15; Meier Schwaben 2, 258; R e i s e r Allgäu 2, 448; Wuttke § 2 5 1 . " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 172. 212. '·) M a η ζ Sargans 143. " ) M e y e r Baden 170. n ) Urquell 5, 259. '·) W u t t k e β0 378 § 573· ) H e y 1 Tirol 73. m . 123; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 55 f. " ) Miles glor. 17 : legiones difflavisti s p i r i t «. «) G r i m m KHM. Nr. 71. »») M e y e r Baden 575; B a r t s c h Mecklenburg 2, 103; W u t t k e s. 33; H i l l n e r Siebenbürgen 25 Nr. ι . Aly.
Blasenstein. Gesner beschreibt eine Anzahl Steine, die sich in der Blase von Kranken befanden und durch Medikamente herausgetrieben wurden, auch die Breslauer Sammlungen handeln ausführlich d a r ü b e r E i n Aberglaube ist mit dem B. nicht verbunden. Eigenartig sind nur die vom Volk angewendeten Heilmittel. So soll vor allem genossener Rettich den Stein auflösen, woran das Tiroler Landvolk fest glaubt 2 ). Im Altertum brauchte man gegen den B. die Blase eines Schweines gleichen Geschlechts; bei Harnverhaltung wurde eine Schweinsblase, die die Erde nicht berührt hatte, auf das Glied gelegt*). ') G e s n e r d. f.l. 146 f. (mit Abbild.); Bressl. Samml. Regb. 332 f. ») M ü 11 e η h o f f Natur 71 Nr. 114. ») H ö h n Volksheilkunde 1, 116. Olbrich.
Blasius, hl. I. Sein Tag ist der 3. F e b r u a r , der Tag nach Maria Lichtmeß, dem Feste der Kerzenweihe. B. (Basilius), ein sehr volkstümlicher Heiliger, gehört zu den 14 Nothelfern und wird dargestellt mit zwei gekreuzten Kerzen in der Hand. Er erlitt um 316 den Märtyrertod und wurde, da er den Sohn einer Witwe rettete, der an einer Gräte (Kröte) x ) zu ersticken drohte, Patron der K e h l k o p f - und H a 1 s 1 e i d e n d e η. Als solcher soll er schon 550 angerufen worden sein 2 ). Kranke und alle, die sich vor Halsweh sichern wollen, werden an seinem Tage vom Geistlichen „eingeblaselt", indem er
i3öi
Blasius, hl.
1362
ihnen kreuzweise vor Gesicht und Kinn oder an die beiden Seiten des Halses geweihte Kerzen hält, das „Blasilicht" 3 ), oder sie anbläst 4). Wer dabei zuletzt an die Reihe kommt, bleibt das ganze Jahr der „ B l ä s e " und wird ausgelacht 5 ). Im Böhmerwald wird an diesem Tage der Segen mit zwei gekreuzten Kerzen erteilt e). Auch wenn einem ein Knochen im Halse stecken geblieben ist, wird B. angerufen '). In England heilt man Z a h n w e h durch Berührung des Zahnes mit der Kerze, die auf dem Altar der ihm geweihten Kirche gestanden hat. Dieselben Kerzen sind gut für H a l s s c h m e r z e n und Viehkrankheiten8). Vielleicht wird hier die Schätzung des Heiligen durch den Anklang seines Namens an engl, blaze = Flamme, Lichtschein unterstützt 9 ), wie im deutschen Sprachgebiet durch den an „blasen". Sonst wird B. auch gegen eiternde G e s c h w ü r e (bei den Siebenbürger Sachsen) 10) und gegen K o l i k zu Hilfe gerufen u ) . Übrigens gelten auch Β 1 a s ib r u η η e η 12 ), Blasiwasser13) und Β 1 a s i w e i η 14) als heilkräftig.
G ä n s e n zu trinken, damit sie der Fuchs nicht hole u ) . In Schwaben werden am B.tage die P f e r d e in die B.kapel· len geführt und gesegnet. Manchmal genügte es schon, wenn das Pferd während der heiligen Handlung nur draußen vor der Stalltür stand. In Rottenburg ließ man die Pferde in der Schmiede zur Ader M ). In Villars führt man Pferde, die von Kolik befallen sind, auf einem nach dem h. B. benannten Gelände um einen Stein 81 ). Im 16. Jh. wurde er zum Schutze der Herden gegen W ö l f e angerufen 22). Die K ü h e schützt er vor dem Verwerfen **). Auch in Italien ist B. Viehpatron M ) und vor allem bei den slavischen Völkern wie schon bei den byzantinischen Griechen M ). Vielleicht ist er, weil auch die S c h a f e seinem Schutze unterstehen — nach mittelalterlicher Küchenregel soll man am B.tage Lämmer essen M ) — , in England Patron der W o l l h ä n d l e r und W o l l a r b e i t e r geworden *") ; andere führen das darauf zurück, daß er im Gefängnisse mit eisernen Kämmen zerkratzt worden sei M ).
') M e y e r Baden 496. *) L a m m e r t 25 ; Meyer Baden 496. ·) S a r t o r i 3, 87; G r i m m Myth. 3, 467 (899) ; W r e d e Rhein. Vk. 243; D e r s. Eifler Vk. 206; Wüstef e l d Eichsfeld 45; H o f f m a n n - K r a y e r 124; H ö h n Volksheilk. 1, 85; R o c h h o l z Sagen 1, 376. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 4) B i r l i n g e r ι , 207. Volksth. i , 470; Usener Religionsgesch. Untersuch, i , 315. ·) S c h r a m e k Böhmerwald 133. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2,9. xo. ·) C o u r t n e y Cornish feasts and folk-lore 20. ·) Ν o r k Festkai. 151. »») Z f V k . 5, 5. ») Ebd. 24, 157. Auch gegen Blasenkrankheiten: M a c k e n s e n Name u. Mythos 27. " ) Z f V k . 1, 294; B i r l i n g e r A. Schw. ι , 188; R e i n s b e r g Böhmen 43. " ) Z f V k . 1, 294; F r a n z Beneu ) Z f V k . ι , 294; diktionen ι , 106. 202 ff. B i r l i n g e r A. Schw. 1, 420.
15 ) N o r k Festkai. 152; M a n s i k k a Ostslaven ι , 368. l*) M e y e r Baden 496; vgl. 408. «) M e y e r Abergl. 251 f. «) Z f V k . 23, 125; R o c h h o l z Sagen 1, 376; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 5, 43. " ) G r i m m Myth. 3, 417 {20). ">) B i r l i n g e r Volksth. 2, 2 0 f . ») S é b i l l o t Folk-Lore ι , 340. " ) Ebd. 3, 36. »») Ebd. 3, 81. " ) Τ r e d e Heidentum 3, 105. »*) M a n s i k k a Ostslaven 1, 3 8 8 f . " ) W ü s t e f e 1 d Eichsfeld 237. " ) M a n s i k k a 389. M ) N o r k Festkai. 151.
2. B. wird als Schutzpatron der H a u s t i e r e verehrt, was durch eine Legende begründet wird l s ). Auch das Vieh wird mit geweihtem Wachs „gewürgt" 1 8 ). Zum Schutz der S c h w e i n e schnitt man den Namen des B. in den Hirtenstab 1T) oder schrieb ihn auf einen Zettel 1 8 ). S t . B l a s e n - W a s s e r gab man im 14.—15. Jh. den jungen H ü h n e r n und
3. Wie das Agathabrot, so schützt auch das am B.feste geweihte B r o t die Äcker vor Ungeziefer und Menschen und Vieh vor Krankheit 2e). Nach dem „ E i n blasigen" werden auf dem Blasienberge bei Innsbruck Brötchen verteilt. Wer an Halsweh leidet, braucht nur ein Stück davon abzubeißen und zu verzehren. Die Brötchen sind, zu diesem Zwecke mit 5—6 Einkerbungen versehen ®°). In Faimingen werden sog. „Bubenschenkel" an Arme verteilt 81 ). ") B i r l i n g e r A. Schw. 1, 421 ; Z f V k . 14, 432 ; S a r t o r i Sitte u. Br. 3, 87. A η dree Votive 85; H ö f 1 e r Fastnacht 15. «) Z f V k . 14, 4 3 I f.; ι 5 , 319.
1363
Blasiussegen
4. Die volksetymològische Verbindung von B . und b l a s e n hat manche Beziehungen des Heiligen zum W i n d e hergestellt oder gefördert 3 2 ). E r ist Patron der W i η d m ü 1 1 e r und „ B 1 as i s t e n " (d. h. der auf Blasinstrumenten spielenden Musikanten), so gut wie der B ä c k e r 3 3 ) . A m B.tage darf nicht gesponnen werden, sonst zerreißt der Wind das Dach 34 ). Die Esten halten den T a g für unglücklich zum Fischen und Seefahren 3 8 ). In Steiermark werden recht viele Krapfen gegessen, damit die Winde das Dach nicht herunterwerf en 3β ). In Böhmen streut man Salz, Mehl und Asche in den Wind. Tut dies ein Sonntagskind, so ist die Wirkung desto sicherer: der Wind legt sich dann bald 3 7 ). In Neuern betet man ein Vaterunser für den h. B., daß der Wind den Flachs nicht hebe »). ») P a n z e r Beitr. 2, 453. 33) ZfVk. 14, 432. 31 ) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 18. " ) B o e d e r Ehsten 91. 3») ZfVk. 14, 432. " ) S e h r a m e k Böhmerwald 133. 38) J o h n Westb. IÇ7.
5. Daß mit der Zeit um Lichtmeß der Weihnachtsfestkreis abschließt und nun in der Ahnung des Volkes der V o r frühling emporzusteigen beginnt, zeigt sich auch darin, daß der B.tag die kommende W i t t e r u n g bestimmt. Es heißt: „ D e r h. B . macht den Winter us " 39 ); ,, St. Blas' und Urban ohne Regen folgt ein guter Weinsegen" 4 0 ); „ W e h t es S. B., so gibt es im J a h r viel W i n d " 4 1 ) . In Mecklenburg trug der Schäfer ein Bündel Erbsenstroh auf eine Anhöhe. Trieb der Wind es weg, so glaubte er, es werde ein gutes Frühjahr, weil das Stroh nun überflüssig sei 4 2 ). Hier und da beginnen die F r ü h l i n g s b e g e h u n g e n . In Münstereifel zogen die Wollweber auf den Radberg und rollten γοη dessen Gipfel ein R a d herunter. Auf der Straße vergnügte man sich damit, die Pritsche zu schlagen. In Köln „ s a g t e " oder „ j a g t e " man den B., und die Zunftgenossen sammelten den B. 4 3 ). In Recklinghausen ist das Blesemjagen üblich 44 ). In Luxemburg betteln am Vorabend Scharen von Kindern „ u m ein Wachs-
1364
licht", nehmen aber alles, was man ihnen gibt 4S ). Auch bei den Siebenbürger Sachsen finden solche H e i s c h e g ä n g e der Knaben am Vorabend statt, deren Erträge am B.tage gemeinschaftlich verzehrt werden 4e ). 38 ) H ö r m a η η Volksleben 40. " ) M e y e r Baden 442. " ) ZfVk. 24, 58 (Holstein). 4S ) B a r t s c h 2, 253. Ebenso in Holstein an Lichtmeß : ZíVk. 24, 58. " ) W r e d e Rhein. Vk. 243 í. " ) Alt-Recklinghausen 7 (1926), 48. " ) F o n t a i n e i 8 f . «·) F r o ni u s Siebenbürgen 44; S c h u l l e r u s Siebenbürgen 140 f." Sartori.
Blasiussegen. Der hl. Blasius gilt als Viehpatron x ), Wetterpatron 2) und als Helfer gegen Halskrankheiten 3 ). Schon im 6. J h . kennt der Arzt Aëtius von Amida 4) eine Besegnung im Namen des Blasius zur Entfernung eines Knochens aus dem Halse. In einer Hs. des 12. bis 13. J h s . steht eine lateinisch - deutsche Formel gegen Kehlschwellung 8 ), in einer andern des 14. J h s . eine solche gegen Blutung®), in einer weiteren wird Blasius gegen Viehkrankheiten angerufen 7 ): „ E s war ein gutt Stund, do Gott geborn wahr, also seye diss auch. Es komme der lieb St. Blasius mit seinem rechten Vir (?), er hube uff seine gebendeite handt, er segnete ihme die scholl und hauchen blatt und geschwell und alle ungefelle und den Zap u. blat und breunt und alle ungemach und zwo und siebentzig suchten, who dern ein darunder ist, behuet die Gott u. der heilig kirst" (danach Kerzenrauch in den Mund blasen im Namen des Vaters usw. Amen). Man schützte auch das Vieh vor Wölfen durch einen Stab, in dem ein Zettel mit des Heiligen Namen steckte und den man bei der Herde aufrichtete 8 ). St. Blasiuswasser·) gab den Tieren Gedeihen und Schutz 10 ). *) F r a n z Benediktionen 1, 202 ff. 2 7 1 ; 2, 129 f. 139; Acta Sanct. Boll. Febr. i, 341; S c h ö n b a c h Analecta Graeciensia 7, 32; B i r l i n g e r Volkstümliches 2,20 f. *) F r a n z a . a . O . 2, 17. 101. 104. 3) D e r s . a . a . O . 1, 202. 459; F o n t a i n e Luxemburg 18. 109; W u t t k e 95; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 87; E. H. M e y e r Deutsche Volksk. 254; W r e d e Rhein.Vk. 173; ZföVk. 4 (1858), 143; John Oberlohma 147. 4) H e i m Incantamento 525 Nr. 174; F r a n z a . a . O . i, 459. ®) F r a n z a. a. O. 1, 459 Anm. 2. ") Ons
Bläßhuhn—blau Hémecht Festschrift 14 f. ') Luxemburger Hexenprozeß von 1 6 1 4 (Ms. 222 des Archivs der Histor. Sektion des Großh. Instituts). 8) D e l r i o Disquisittones magicae (Köln 1679), 9 7 1 ; T h i e r s 1,359; Z i m m e r m a n n Bezaar f. 7 6 b (hd.); A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 5, 43, alle nach J o h . T r i t h e m i u s Liber odo quaestionum ad Maximilianum Caesarem. verf. 1508 (Acht fragstuckg, Ingolstadt 1 5 5 5 ) . ·) F r a n z a. a. 0 . 1 , 2 0 2 . 10 ) G r i m m Myth. 3, 4 1 7 ; B i r l i n g e r Volkstümliches 2, 20 f. Jacoby.
Bläßhuhn (Fúlica atra Linn.), ahd. belihha, belihho, mhd. belche, frühnhd. belchinen, bölhinen (Pluralform) u. ä.; außerdem 15 andere Benennungen 1 ). Aus dem h ä u f i g e n Erschein e n des B.s schließt man auf einen frühen W i n t e r 2 ) , wie es schon im Altertum als Wetterprophet galt 3). Volksmedizin: Das H e r z eines B.s wurde gegen Epilepsie roh gegessen, eine Vorschrift, die Gesner *) verzeichnet, aber wohl der antiken Literatur entnommen hat 8). ') B r e h m Tierleben4 7, 1 8 2 ; Suol a t i t i Vogelnamen 302; Schweizld. 4, 379. 1 1 9 3 ; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 8 3 2 ; 4, 1 7 5 4 . *) Schweizld. 4, 1 1 9 3 (Thurgau). 3 ) Wenn die Wasserhühner des Morgens schreien, verkünden sie Sturm. P l i n i u s NH. 18, 87. ,,So die Bölhinen frü singend / bedeutet es ein vngewitter: item so sy ausz dem wasser fliegend / so sy jre flügel schwingend / so verkündsnd sy wasser. So sy sich aber undertunckend / vund jre flügel erschwingend J gebend sy ein anzeigung eines winds." G e s η e r Tierbuch X X I a. Weiteres bei A l d r o v a n d u s Ornithologia 3 (1613), 41 (Praesagia). *) Tierbuch X X I I , darnach J ü h 1 i η g Tiere 244. ·) Ulysses A l d r o v a n d u s 1. c. 4 2 : Scribit ex plurimorum relatis A r e t a e u s illustris ille, ac nobilis Capadocum medicus, quem P a u l u s C r a s s u s interpretatus est, vulturis cerebrum, et crudae fulicae cor, et domesticos feles comesos epilepsiam discutere, sed graece legitur aethyiae, id est mergi. Hoff mann-Krayer.
Blatt s. P h y l l o m a n t i e . Blattern *), Seit Einführung der Schutzpockenimpfung haben die B. im Volke auch ihre Bedeutung verloren. Immerhin erhielt sich einiges volksmedizinisch Bedeutsame. So soll man, heißt es in Franken *), von B. befallene Kinder durch einen Seiher blicken lassen, dann erblinden sie nicht. Im Ennstal 3) hält man viel
1366
auf die unter das Krankenbett gelegte Sperrkette, welche das „ G i f t " anziehen soll. Ebendort trägt man auch ein Stück roten Schwefels um den Hals, hängt Zwiebel- und Knoblauchkränze im Zimmer auf. Außerdem gibt es verschiedene'B.segen. ') H ö f 1 e r Krankheitsnamen 49. *) L a m m e r t 126. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 746. Vgl. auch M a r t i n in Fortschritte der Therapie 1 9 2 7 Nr. 1 1 . Stemplinger.
Blatternstein s. P o c k e n s t e i n . Blattläuse (Aphis), mit Honig vermengt, kamen gegen Ohrenzwang' zur Anwendung. Auch gegen Zahnweh wurde der äußere Gehörgang mit einem Gemenge aus Rosenöl u. B.n eingerieben ')
J ü h l i n g
blau.
Tiere
99. Bächtold-Stäubli.
I. V o r b e m e r k u n g . Die etymologischen Zusammenhänge des Wortes sind nicht sicher geklärt 1 ). Die Farbentöne laufen von hellb. (Wasser und Eis, Stahl, Blei) bis zu dunkel- und schwarzb.2) (Wolke, Nacht, Sonnenfinsternis), nicht selten bis zu schwarz: anord. hrafnblár, blár sem Hei; Verg. Georg. I, 453 „caeruleus pluviam denuntiat igneus Euros" wird ahd. glossiert „ceruleus, niger [synonym!] color plâwiu". Hervorzuheben sind von Gegenständen wechselnder Färbung neben Himmel, Auge, Kleidung besonders die Hautfarbe blutunterlaufener Körperstellen und der in Verwesung übergehenden Leichen, die Färbung des Feuers 3 ). So taucht in den Sagen der Zug auf, daß ein Gerippe erst b., dann grün anlief 4 ). Die Feuerfarbe aber finden wir auch bei Krankheiten (,,es brennt wie Feuer") wieder: Rotlauf heißt auch B.feuer („et Bio" 5)). Von vornherein sei also hingewiesen auf den Bedeut u n g s w a n d e l vieler Farbennamen '), auf das Schwanken in der Bestimmung von g r ü n und b., das vielfache Zusammentreffen von b. und s c h w a r z , b. und r o t (B.- und Rotkohl). Sprüche wie „Bio un rut es Bauremud" mahnen überdies zur Vorsicht im Hinblick auf das Hineinphantasieren von Farben in ge-
blau
1367
wisse Vorstellungen und Erscheinungen (Anthropomorphismus) wie bei der Beurteilung farbiger Sinnestäuschungen. !) K l u g e EtWb. s. v. (zu flavus) ; vgl, F a l k - T o r p
Norw.-dän.
etym.
Wb. 1, 78;
H i r t Etymol. nhd. Spr. 239 (zu μέλας). *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 176: b. gilt dem Volke stets als dunkelb. ') S c h w e n t n e r Sprachgesch. Untersuch, über Gebrauch u. Bedeutung d. altgerm. Farbenbezeichnungen
(Göttingen 1915), 69 ff. *) M e i c h e Sagen 182 Nr. 249. «) Rhein.Wb. 1,761. «) K l u g e a . a . O . ; G r i m m DWb. s. v. b.; S c h r ä der
Reallex. * 1,
(Farbe).
148 ff.
(blau)
u.
296 ff.
Volksglauben. 2. F e u e r und L i c h t erscheinen bald rot, bald b., bald b. und rot in einem. D a ist zunächst B l i t z (s.d.) = B.feuer 7 ); man vergleiche im Sprachgebrauch: die Verstärkung blitzb., den Vergleich „ b . wie en Gewidder" 8 ), die Flüche „ P o t z B.feuer"») und „donners blösken h e l p ! " 10 ). Es macht Kreuzblitzer, daß einem das b.e Feuer vor den Augen h e r u m f l i e g t u ) . Der Teufel ruft bei herannahendem Gewitter: „ N u n ist's Zeit, daß ich mich fortpacke; denn da k o m m t der mit der b.en Peitsche" 12 ). Der Dunnerpiel (s. Donnerkeil), ein Steinchen von grauer oder b.er Farbe, besitzt Heilkraft und wird für das einzige Mittel gegen K r ä m p f e gehalten 1 3 ). Viele Pflanzen, wegen ihrer b.en (noch mehr natürlich wegen ihrer roten) Blüte mit dem Blitz in Beziehung gebracht, sind blitzabwehrend oder -anziehend, worauf mehrfach schon die Volksnamen hindeuten: Wetterbleami, Donnerrebe, Hausanzünder u s w . 1 4 ) . Viola odorata verliert nach dem ersten Donner den Geruch und wird zum Hundsveilchen 15 ). ') F i s c h e r
Schwäb.Wb.
1, 1207. ')
Rhein-
ι , 148 und 3, 66. " ) S c h ö n w e r t h
Ober-
Wb. ι, 759. ') Schärtlins Fluch; vgl. a. Hans S a c h s Fastnachtsp. 3, 127 und G o e t h e (Weim. Ausg.) 13, 1, 273. ,0) G r i m m Myth. pfalz 1!)
2,
124;
vgl.
Meiche
Sagen
640.
R e u s c h Samland 95 Nr. 81, 5. Der Blitz wird an einem weißen und einem b.en Wollfaden gehalten: S é b i l l o t Folk-Lore i, 106. 1S) BlpomVk. 10, 85. ») G r i m m Myth. 2, 1014 und 3, 357; B o h n e n b e r g e r 22; M a r ζ e 11
Kräuterbuch
270 f. 277. 474 und
Volksbotanik 132 ff; Weißenburger Hmtbüch. ι (1921), 48 (Glockenblume). " ) M a r ζ e i l
Kräuterb.
474.
1368
3. Auf Vorstellungen von Seele und Fegefeuer wie auf wirkliche Naturerscheinungen mannigfacher A r t („b.es Holz", = in der Dunkelheit leuchtendes, vermodertes H o l z l e ) ) oder entsprechende Sinnestäuschungen gehen die vielfältigen L i c h t g e s t a l t e n des Volksglaubens z u r ü c k 1 7 ) : die bläulich, „ w i e von einem Spanlicht" schimmernden und tanzenden Flämmchen der Irrlicht e r , all die verwunschenen und verbannten Geister, die Seelen der Bösewichter wie der Unglücklichen, das in b.en Lichtschein gehüllte Geisterschiff der Meeresküste l e ). F e u e r m ä n n e r (Landsknechte), leuchtend wie eine Fakkel, ruft man a n : „ H e , Landsmann, bal raud, bal b " w ) . Das „Sengwarder L i c h t " zeigt sich nachts als Mann mit b.en Strümpfen, feurigem Oberkörper und einem Dreimaster auf dem Kopf M ) (man sieht das Feuer von unten auf nach b., rot und R a u c h ζ. T . der Tracht gemäß ausgedeutet). Zu den Füßen eines aufrechten Gerippes kommt ein kleines b.es Lichtlein aus dem Erdreich hervor, steigt bis zur Brust, verbreitet sich über den ganzen (vorher in seinen Umrissen von der Phantasie konzipierten) Körper zur großen heitern Flamme, bis endlich alles miteinander erlischt a ) . A u c h der D r a k oder Drache, der nachts als b.er Streifen den Rauchfang ein- und auszieht M ), zeigt häufig rot und b. : entweder? sind die beiden Farben auf seine verschiedenen Körperteile verteilt (Kopf heileuchtend, Schwanz oder Flügel b. usw. 23)), oder aber er trägt rot: Gold, b. : Getreide oder U n g l ü c k M ) . Wir erkennen ihn, auch wenn als Teufel bezeichnet wird, was in Gestalt eines feurigen Wiesbaums daherstreicht und sich als b.er Gickel auf das Dach niederläßt 2 5 ). Auch auf Kob o l d e wird die b.e Farbe gelegentlich übertragen 26). Wenn in den Rahen ein b.liches Licht auf- und abtanzt, kommt bald der K l a b a u t e r m a n n und holt sein Opfer 27). Im Getöse der W i l d e n J a g d zuckt todbringend das b.e Flämmchen empor, und den Hunden schlägt b.liehe Glut aus dem Rachen (anders B.hütel; s. d.). A u c h der B e r g -
1369
blau
g e i s t kommt in grauem Gewände mit b.lichem Lichte oder schwebt als b.e Flamme im Schacht auf und ab; wen er erwürgt, dessen Gesicht ist b. M ). Der A 1 ρ zieht wie die Pest als b.er Rauch durchs Schlüsselloch 30 ) ; b.e Lippen gelten als Alpmerkmal 3 1 ). Die Z w e r g e tragen zu roten Hosen b.e Jacken oder umgekehrt 3a) (sind lichtb. oder stahlgrau gekleidet); M ) man sieht von ihnen nur den großen b.en Edelstein, den sie auf den Kappen haben, so daß bei Nacht lauter b.e Flämmchen auf der Wiese zu tanzen scheinen 34). Ahnlich stellt sich der norwegische Nisse graugekleidet dar, mit roter Pechhaube, ein b.es Licht bei Nacht tragend 3S ). Ein b.er Mantel kommt bei elbischen Wesen vor 3β), wie das E l l e f o l k auch Vieh von b.er Farbe hat 37). — Selbst b.e T i e r g e s p e n s t e r kommen vor 3 8 ). ") Rhein.Wb. 1, 760. " ) R a n k e Volkssagen 55 ff. " ) L fi b b i η g Fries. Sag. 150 f. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 98. Zwei feurige Männer mit einem b.en Ring am Kopf: Börner Im Bannkreis des Hesselbergs (1927), 134. !0) S t r a c k e r j a n 1, 220 f. = ZfVk. 4, 414. " ) L ü t o I f Sagen 133 Nr.67. ») K u h h u. S c h w a r t z 421 Nr. 208; BlpomVk. 4, 94. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz r, 393; W i r t h Beiträge 1, 10. 15. ,4 ) G r i m m Myth. 3, 492 Nr. 1 ; vgl. ebd. 491 Nr. 102 und R a n k e Volkssagen 159 ff. «) W o l f Sagen 75 Nr. 1 1 5 . »·) BlpomVk. 10, 36 (ein alter Mann in roter Jacke und b.en Strümpfen verkauft Hausgeister) ; ebd. 10, 78; W i r t h Beiträge 1 , 1 1 ; Z i n g e r l e Tirol 55 Nr. 470 (Pütze als b.e Flämmchen). " ) Urquell ι (1890), 135. M) G r a b e r Kärnten 84 Nr. 99; Knoop Hinterpommern 131; Mei che Sagen 426 Nr. 561 ; vgl. 844 Nr. 1047. '*) Α η d r e e - E y s n Volhskundl. 207; K ü h n a u Sagen 2, 410. 414; M e i c h e a . a . O . 405. ,0 ) G r a b i n s k i Sagen 40 f. s l ) MschlesVk. 7 (1905), 100. M ) BlpomVk. 8 , 2 . 3S ) T h i e l e Folkesagn 2, 194. M ) K ü h n s o a. a. O. 2, 149. n ) G r i m m Myth, χ, 420. *·) U n w e r t h Totenkult 1 5 2 ; b. als Farbe übernatürl. Wesen: F e i l b e r g Ordbog 4,52. " ) T h i e l e Folkesagn 2, 177. " ) F o x Saarland 287; A n d r e e Braunschweig 379.
4. Im Walenbericht sieht einer den andern „ganz b. unter dem Angesicht von der großen Glut der Metallen" *·) ; die Falschmünzerhöhle wird von b.em Feuer erleuchtet 40). Wo die b.e Flamme brennt, liegt ein S c h a t z , gehütet von dem
1370
Teufel oder den armen Seelen; oder sie ist selber der Schatz, der gerade b l ü h t . Wer so ein Geldfeuer sieht, muß etwas hineinwerfen: es u. a. mit einer neuen b.en Schürze bedecken 41 ). Die Schatzblüte wird, wie Ranke 4 2 ) überzeugend dargetan hat, zu der (recht häufig b.en) W u n d e r b l u m e , die den Zugang zu unermeßlichen Schätzen (im Totenberg) erschließt (s. Schatzblume, -feuer) und zum Symbol romantischer Dichtung und Malerei geworden ist. Auch nimmt die b.e Flamme die Gestalt eines grauen Männchens an mit einem großen Schlüssel in der Hand 4 3 ). B.e Zwetschgen, noch betaut, wandeln sich in der Tasche zu Talern M ). Vom Kreuzweg blickt man nach der b.en Flamme aus 4S), sucht nach ihr während des Gottesdienstes am Palmsonntag ( = B.ostertag?) 4e). Volksetymologisch wird die Schatzsage benutzt zur Herleitung des Namens Plauen < Blauen 47 ). Geht es auf natürliche Gesteinsfärbung zurück, wenn der Totenberg als „b.er Felsen" bezeichnet wird ® ) ? »·) M e i c h e Sagen 895 Nr. n o i . Schönw e r t h Oberpfalz 2, 407. " ) Annalen d. hist. Ver. Niederrhein 52 (1891), 44 Nr. 4 = K o r t h Jülich X23 Anm. ι. " ) Volkssagen 1 1 4 . 239 ff. 285 f. ») M e i c h e a.a.O. Nr.928. " ) S c h ö n w e r t h a. a. O. 2, 260. 4S) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 50. " ) J i r a s e k Hmtkde Hohenelbe (1907), 661. " ) M e i c h e a. a. O. 813 Nr. 994. 4®) G r a b e r Kärnten 109 Nr. 128.
5. Der schwarze Tod (vgl. frz. morbleu), die Ρ e s t (s. d.), zuerst als roter, b. getupfter Flecken unter dem Herzen sichtbar 4B ), zieht als b.er Dunst oder Rauch, b.es Wölklein oder Flämmchen heran ®°); sie heißt geradezu et b.9 Flämmche 81 ). Sie wird u. a. verkündet durch eine b.e Taube 52) ; die Einbeere, wegen ihrer b.schwarzen Früchte Pestbeere genannt, feit dagegen 83 ). Auch wird im 1 1 . J h . die b.e Farbe für das A n t o n i t e r k r e u z (Thau) doch wohl zur Dämonenabwehr gewählt worden sein 64). *·) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 19. j G r i m m Myth. 2, 990 ; Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 17. 95; Jahn Pommern Nr. 47. 48. 50; H a a s Pom. Sag* Nr. 1 1 9 ; BlpomVk. 4, 50; B o c k e l Volkssag. 32 (m. Lit.) ; E i s e 1 Voigtland Nr. 456—58; M e i M
blau c h e Sagen 806; ZfrwVk. 4, 218; M ü l l e r Urner Sag. 1, 56 Nr. 85, 3; S c h ö n w e r t h 3, 16; vgl. 3, 19 (Pest zieht in neugebackenes Brot und macht Rinde blau). Nach schwed. Glauben erscheint die Pestfrau in b.em Mantel: U n w e r t h Totenkult 152.
51 )
Rhein.Wb. s. v.
blau. ") S t r a c k e r j a η 2, 115. ") M i r z e l i Volksbotanik 157. 175 u. ZfVk. 24 (1914), M 6 (m. Lit.). ) HessBl. 11 (1912), 53. 6. Wie zu erwarten, wird nun die b.e Farbe nicht selten auch mit W a s s e r dämonen (s. a. grün, rot) in Beziehung gesetzt M ). Der Ν i χ erscheint am ganzen Leibe b. 5 6 ) ; er ist gelbkraus von Haar und bläulich von Augen ®7), wie auch das ganze Geschlecht, hervorgegangen aus der Verbindung von Mensch und Wasserfrau, kenntlich ist an dem besonderen B. der Augen M ). Das M e e r w e i b trägt über schneeweißem Rock en ljusblà tröja 8Í), ein rotes Leibchen mit b. eingefaßten Puffärmeln M ) ; der Wassermann läuft in b.er Hose und roten Strümpfen e l ) oder als Junge in b.er Hose, roter Jacke und grüner Mütze umher 62). Erwähnt sei, daß die Mexikaner solche Kinder, die sie gewissen, im Meere stehenden Felsen opferten, in b.e Gewänder kleideten *3). Was am Körper von Wasserleichen, vielleicht schon beim kalten Baden an der eigenen Haut beobachtet wurde, schrieb man natürlich auch Wasserdämonen zu: die Leichname Ertrunkener findet man „ganz voll b.er Flecken", ein Anzeichen der Ertränkung durch den N i x M ) . Ein vom Nickelmann geschnappter Knabe erschien am ganzen Leibe tief korn [blumen]b. M ). Um die Füße der ertrunkenen Braut prägten sich in b.en Flecken deutlich die Finger menschlicher Hände aus vom Griff des Wassermanns M ) ; sie taucht in b.er Nixentracht aus der Flut empor®7). Kein Wunder also, wenn b. im Abwehrzauber gegen Wasserdämonen erscheint (s. § I I ) .
") Das Meer wird bezeichnet als b.es Pferd, b.e Stute oder Kuh: S é b i l l o t Folk-Lore 2, 10; gefallene Engel als blue men im Meer: C a m p b e l l Highlands 199. " ) M e i c h e Sag. 359 Nr. 471. ") G r i m m Sag. Nr. 65. M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2 , 2 1 3 ; vgl. ebd. 224 (Märchenzug: Wasserfrau wirft b.en Sand). " ) H y l t é n - C a v a l l i u s 1, 245. M) MschlesVk. H. 9, 20. , l ) H a u ρ t - S c h m a 1 e r Wend. Volksl. 1, 64 N r . 34. E i n K e r l m i t b . e m
1372 und gelbem Strumpfe steigt aus dem Bach: G r i m m Myth. 1, 498 (estnisch). M) MschlesVk. H. 10, 26; vgl. 55. «) ZfVk. 23 (1913), 264. •4) G r i m m Sag. Nr. 307 ; vgl. 54 ; M e i c h e S"S· 375 494· " ) K u h n u. S c h w a r t z 174 Nr. 197, 4. ··) M e i c h e a . a . O . 387 Nr. 508. «') Ebd. 359 Nr. 471. 7. H i m m e l s gottheiten sind bei allen Völkern schwerlich denkbar ohne das Attribut der b.en F a r b e M ) . — Christus wurde auf PalmsonntagUmzügen mit b.em Mantel dargestellt w ). Und M a r i a , die Himmelskönigin, in der bildlichen Darstellung mehrfach in b.em Mantel oder Schleier auftretend, wird geradezu die „b.e Frau" genannt TO ). Sie sitzt in der Sonne, in der Hand ein b.es Kreuz oder Schwert 7 1 ) ; das Kind auf ihrem Arm trägt ein weißes Kreuz an b.em Bande 7 2 ). Sterben die Kinder nacheinander in früher Jugend weg, so geloben die Eltern, ihr nächstes bis zum 14. Jahre b. zu kleiden, Maria zu Ehren 73 ) (s. u. § I I ) . ·*) S i e c k e Götterattribute 159. Über Odins Mantel (z.B. Grimnism£l: i feldi blám) s. M u c h Der german. Himmelsgott 37; anders: U n w e r t h Totenkult 74. 150 ff. ··) Z i n g e r l e Tirol 146 Nr. 1263. Schönw e r t h Oberpfalz 3, 67; vgl. 312.317. " ) Ebd. 362.
") F o x
Saarland
253.
»») S e I i g -
m a η η Blick 2, 246 (Baden). Ein ähnliches Gelübde einer breton. Amme (blau und weiß) erzählt Chateaubriand: SchwVk. 1, 71. Kinder, die am Marientag nach Johanni in die Blaubeeren gehen wollen, warnt man vor Maria: Schulenburg Wend. M a r ζ e 11 Krâuterb. 484.
Volksth.
141
=
8. Wie stark auch die b.e Farbe mit allem T e u f e l s - , H e x e n - , Z a u b e r - , Diebes-, Lügen-und Bfendwerk verbunden ist („he lüggt, dat em de blage Damp ut'n Nacken treckt" ? 4 )), scheint doch der T e u f e l in Person (abgesehen von gewissen Redewendungen) 75 ), nur selten b., desto häufiger schwarz, rot, grün ausgestattet. Nur einmal finde ich die Bezeichnung „B.mantel" für ihn, weil er einen b.en Mantel trägt 7 8 ), während blámadr, wie er anord. zuweilen heißt, zugleich die gewöhnliche Übersetzung von „Aethiops" ist. B.er Dunst ist der Teufel wie die Pest " ) ; als b.licher Dunst zischt der in die Flasche gebannte böse Geist heraus w ) ; als schwarzer Kerl zählt
blau
1373 79
der Teufel bei b.em Licht Geld ) ; er stellt ein b.es Fläschchen auf den Tisch, als er die bösen Ritter holt, und das Schloß kracht zusammen w ) ; wem er das Genick umdreht, der trägt ein b.es Halsband 8 1 ). Unheimlich erscheint das B . in der gespenstischen Kirche: alle Lichter brennen mit b.er Flamme, die auch aus dem Kelch zuckt und dem Prediger aus dem Munde schlägt 8 2 ). — Durchaus typisch ist b.e Gewandung für Z a u b e r e r und H e x e n . Schon die Völven zogen in dunkelb.em Mantel umher 8 3 ). Von drei sagenhaften Zauberjungfrauen ist die im b.en Gewand am meisten gefürchtet und am schwersten zu bannen 8 4 ). Nach Prozeßakten wurden 1482 u. i486 Frauen „ i n einem bösen bläwen mantel" oder Rock als Hexen gefänglich eingezogen 85 ). Der Gefolterte sagt aus, wie sein „ B u l " „ein gesteift b. K r ö e ß " getragen 84 ). In b.en, rotgestreiften Röcken, ein Halbstrumpf rot, der andre schwarz — „so haben die Alten allemal die Hexen beschrieben" OT). Man sagt, „ h e kann hexen un b. farwen" 8 8 ). Die Zauberkraft scheint an ein b.es Steinchen gebunden, das die Hexe in der Tasche trägt 8 9 ); vor Gebrauch des Zauberspiegels breitete man vorerst ein b.seiden Tuch mit allerhand eingestickten wunderlichen Bildern über eine Tafel w ). Zu Walpurgis sind Tiere und nackte Hexen um ein b.lichtes Feuer versammelt 9 1 ); eine „schweflichte b.e F l a m m e " leuchtet ihnen bei der üblichen Ausfahrt 9 2 ). Die Wetterhexe läßt aus einer Grube seltsamen b.en Dunst aufsteigen, bis der ganze Himmel mit dunklem Gewölk überzogen ist 9 3 ). Wem die Hexe schaden will, wirft sie b.en Sand ins Gesicht 9 4 ); mit einer b.en Laterne kommt sie ans Bett der Wöchnerin, das Kind zu verzaubern 95 ). Wenn das Vieh von dem üppigen Klee der bezauberten Wiese frißt, gibt es Milch so b. wie Indigo 9 4 ); in den polnischen Brüchen wächst eine b.e Sternblume, mit der alte Weiber und Zigeuner die Kühe verhexen 9 7 ). B.e Milch scheint überall ein Zeichen dafür zu sein, daß die K u h verhext ist 9 8 ). Die Hexen erkennt, wer Walpurgis einen Kranz von b.em Gundermann aufsetzt und so zur Kirche geht 9 9 ).
1374
Brachte man einem Geisterbeschwörer „ungefreute" Kinder, so Schloß er aus dem b.en Schein verbrannter Haare, daß die Kleinen von lebenden Leuten verderbt waren, aus dem schwarzen hingegen, daß das Übel von bösen Geisiern und durch Zauberei verursacht war 10 °). Und dann kommt der Gegenzauber (s. § I i — 1 5 ) . " ) M e η si η g Schlesw.-Holst.Wb. ι, 376. '«) Ζ. B. Rhein. Wb. 1, 762. ») Bauern-Philosophie ι, 170 f.; „Blaustrumpf" für Teufel in S c h i l l e r s Räubern II, 3 geht nach K l u g e EtymWb. 57 auf schwäb Blaustrumpf für Angeber, Verleumder zurück: im 17./18. Jh. mußten die Gerichtsdiener vielfach b.e Strümpfe tragen. Wohl von der b.en SeeräuberJagge her heißt „das b.e Laken führen" soviel wie Dieberei treiben; vgl. G r i m m DWb. 2, 83; v. L i l i e n c r o n Histor. Volksl. 4, 46 Nr. 436; E r k - B ö h m e Nr. 1497 f.; JbndSpr. i8, 1 5 f.; L ü b b i η g Fries. Sag. 80. " ) S t r a c k e r j a n 2, 1 1 5 . " ) S t ö b e r Elsaß 1 , 1 0 6 Nr. 147. " ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 162 Nr. 178. S t ö b e r Elsaß i, 54 Nr. 74. " ) Z . B . H a r r y s Niedersachsen 2, 24. •·) Ebd. 14. M ) M o g k Myth.% 174; vgl.Eiriks saga rauda (ed. Storm); M a n n h a r d t Germ. Mythen 382 Anm. 6; ··) H e y 1 Tirol 410 f. Nr. 96. " ) ZfVk. 7 (1897), 327. ·«) F o x Saarland 246. »') M ü l l e r Urner Sagen 1, 135 f. Nr. 188; vgl. ebd. 163 Nr. 240, 2; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 175. ") M e n s i n g Schlesw.-Holst.Wb. 1, 376. '») MschlesVk. H. 13 (1905), 89. " ) A n h ö r η Magiologia 5 1 8 (nach Joh. Rist?) = T h a r s a n d e r 3, 1 7 t . Noch in Raimunds Verschwender 1, 1 1 tritt die Fee Cheristane „in ein lichtb.es Gewand gehüllt" mit dem Zauberstabe auf. " ) S c h ö n w e r t h Oberpf. 1, 384. ,s ) G r i m m e l s h a u s e n (ed. Borcherdt) 1, 128; vgl. A m e r s b a c h 1 , 3 0 . ·») S c h e l l Berg. Sagen 266 Nr. 25 = R a n k e Volkssag. 21. ,4 ) S c h ö n w e r t h a . a . O . 3, 176. •5) SAVk. 13, 88. 9e) M e i c h e Sagen 606. ") G r i m m Myth. 2, 1005 Anm. 1 ; über eine andere wunderwirkende Pflanze: ebd. 1017. " ) Z . B . F i s c h e r Abergl. 1 3 8 f . ; C u r t z e Waldeck 405. " ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 463; vgl. 2, 1014; ähnl. Bait. Stud. 33 (1883), 145 Nr. 273. »»») L û t o l f Sagen 237 Nr. 172.
Vorbedeutung, A b w e h r - und Heilzauber. 9. Durchweg ist die b.e Farbe von bösester V o r b e d e u t u n g . Wenn die Kerze (das Feuer) b. brennt, ist es ein Todeszeichen; die Neger glauben den Teufel nahe 1 0 1 ). Ebenso deuten T r ä u m e von b.en Pflaumen auf baldige Todesfälle hin 102 ). Im A η g a η g galt eine Person in b.em
1375
blau
Kleid im 17. Jh. für ungünstig 103 ). Beim L o s z i e h e n zu Neujahr bedeuten b.e „ P l ë t z " (Zeuglappen), daß man im folgenden Jahr in die Hölle k o m m t 1 M ) ; mit b.en Karten angeben bringt im Whistspiel Glück 1 0 5 ). Aus der Reihe fällt nur, daß ein günstiges Ereignis bevorsteht, wenn die weiße Frau eine b.e Blume trägt l o e ) (es sind hier zwei weiße Frauen zusammengefallen). Zu der ältesten und verbreitetsten Schicht der hierher gehörigen Vorstellungen gehört es offenbar, wenn b.e Flecken am Körper (morgens beim Erwachen!) als Dedningekneb aufgefaßt werden, die den nahe bevorstehenden Tod von Verwandten oder Freunden anzeigen 107) ; sie führen auch sonst bezeichnende Namen: „Kummermosen" 1 0 8 ), „Totenbäumchen", „Duadenläddschen", „ K i ß f a t t " (Sarg) 10e), „Kirchhofblümlein" 110) usw. Besonders achtet man bei Kindern darauf und prophezeit solchen, die b.e Adern auf der Stirn oder zwischen den Augen haben, kein langes Leben 1 U ). — Nur weniges noch mag kurz berührt werden. B.es B l u t beim Aderlaß bedeutet nach der Kalenderweisheit Milzweh oder Melancholie 112 ). Das adligb.e Blut scheint ursprünglich durch die hellere Hautfarbe und das durchschimmernde Venenblut des Adels gegenüber der maurischen Bevölkerung in Spanien veranlaßt zu sein 113 ). Vom vielen Wassertrinken wird spaßhaft behauptet, bekomme man b.e Därme; dazu sei erinnert an B.sucht = Bleichsucht 1 1 4 ). — Wenn im Spätherbst die Wolken stahlb. über-· laufen, ist es die Blüte des Schnees u s ) . Gutes W e t t e r prophezeit der Bauer, wenn man am Himmel soviel B. sieht, wie zu einem Paar Hosen g e h ö r t l l e ) . Auf Weiber t r e u e deutet es, wenn man im Frühling zuerst eine b.e Blume sieht 1 1 7 ) (auf Grund der bekannten Farbensymbolik) l l s ). 101) B e r g e n Superstitions 125 Nr. 1167 u. 147 Nr. 1451. Ind. Belege iür die Unglücksbedeutung der b.en F a r b e s. Wiener Zs. f. d. K d e . des Morgenl. 17(1903), 222 f . 1 M ) Z f V k . 30/32(1920—22), 1 5 1 ; ähnl. Z f r w V k . 4, 110. los) A m e r s b a c h Grimmelshausen 1, 75. 104) Schweizld.s. v . b . 1 0 ' ) S t r a c k e r j a n 2 , 1 1 5 . »»·) ZfdMyth. 3, 173. »»') T h i e l e Folkesagn 166 Nr. 657 (m. Lit.) = G r i m m Mvth. 48*
1376
Nr. 144. 1 M ) L ü t o l f Sagen 553 Nr. 553. "») Z f r w V k . 10, 166. »·) H ö h n Tod 313. »") S. hier A r t . Augenbraue; ferner: S c h ö n w c r t h ι , 180; MschlesVk. H. 1 4 , 7 4 ; J e n s e n Nordfries. Inseln 304; Β e r g e η Superstit. 34 Nr. 122 usw. l l t ) Z f r w V k . 10, 230; Pollinger Landshut 273 f. ; Schweizld. a. a. O. l l s ) P a u l DWb. 85; H a b e r l a n d t Deutschösterreich (1927), 197; G ü n t h e r Rassenkunde* 54. lu) F i s c h e r Schwäb.Wb. s. v . b.; vgl. Schweizld. a. a. O. " · ) S c h ö n w e r t h 1, 135. , 1 β ) Ζ. B . T h i e l e Folkesagn 22, i n : S é b i l í o t Folk-Lore ι , 131 (Marias Mantel). »») Hmtl. Ii, 135. »») Lit. s. Z f V k . 23, 146; vgl. a. Β e r g e η Superst. 26 f. 30. 33 ; M e η s i n g Schlesw.-Holst.Wb. 1, 376 (blaulacht). B . als Neidfarbe geht wohl auf lat. lividus zurück. Zur Verwandlung in eine b.e B l u m e : Wegwarte: E r k - B ö h m e 1, Nr. 10; H e i n e Werke (ed. Elster) 1, 90 Nr. 62; B o l t e - P o l i v k a ι , 501 ff.; vgl. 2, 125 f. u. 3, 259; Greth im Busch : M a r ζ e 11 Volksbotanik 229. Weitere Märchenmotive : das b.e Licht B o l t e - P o l i v k a 2, 535 ff. ; das b.e Band A s b j ö r n s e n ο. Μ o e 293 Nr. 58; HelgeH a l im b.en B e r g : B e r g h Folke-Eventyr (1879—82) 2, Nr. 42; der b.e Widder E l l e k i l d e Danske Folkeaeveniyr (1928) 53.
10. F e u e r glaubte man stillen zu können, indem man einen b.en Lappen hineinwarf und dazu sprach: Jeg staaer paa Jorden, hin gr0nne, Og seer til Himlen, hin ski0nne ! Vi see den lid at gi0re. O milde G u d Fader, S0a og Helligaand! Christus tog over sig kappen blaa, Slaa over Ilden og forbyd den langer at gaa! "·).
Auch warf man eine b.e Kornblume über das Haus 1 ϊ 0 ). "») T h i e l e f r w V k . ι , 152.
Folkesagn 33 Nr. 141.
"») Z-
11. Schon das neugeborene Kind legt die Hebamme in einem b.en Tuche unter den Tisch m ) . Man bindet abends die Tür mit einem b.en Schürzenbande zu (zur Sicherung gegen kinderraubende Wassermenschen oder Hexen) 1 M ) ; man tut in die Wiege ein Band aus b.er Schafwolle (gegen Hexen) 12S) oder Orant, b.en [!] Daust usw. (zum Schutz gegen den Nickert) 124 ). Kinder wie Tiere tragen am Halse b.e Perlen 125 ). Einem beschrienen Kinde legt man ein b.es Papierpflaster über den Magen, das man nach drei Tagen unter einem Holunder vergräbt 12e ). Ist das Kind vom bösen B l i c k einer Hure getroffen worden, so
1377
blau
muß am Schluß einer längeren A b w e h r behandlung seine Brust mit P f l a u m e n gerieben und mit einem S t ü c k Zuckerhutpapier bedeckt w e r d e n 1 2 7 ) . W e n n ein K i n d gefallen ist oder sich gestoßen hat, drückt die Mutter dreimal kreuzweise mit dem Zipfel einer b.en Schürze auf die Stelle, damit sich keine „ B r a u s c h e " bildet 1 2 S ). Einem stark hustenden K i n d e schenkt die P a t i n ein b.seidenes B a n d , das dann der Mutter Gottes geopfert wird 1 2 8 ). Gegen die B r ä u n e (s. d.) wickelt man die Kinder in ein b.es T u c h 13°) oder k n ü p f t ihnen einen b.en Wollfaden um den H a l s 1 S 1 ) . Die S y m p a t h i e der b.en Farbe wird angerufen gegen den gefürchteten Keuchhusten, weithin B.h u s t e n 132 ) genannt, weil die Gesichter im Erstickungsanfalle b. anlaufen. Ein Mädchen, das den b.en Husten hatte, gelobte, Maria zu Ehren ständig b.e Kleider zu tragen, niemals rote, die ihr doch besonders gut s t a n d e n 1 3 3 ) (s. § 7). A u c h hängt man „ u n b e r a f f e l t " einem Muttergottesbild ein b.es B a n d um den Hals 134 ) oder ans G i t t e r 1 3 6 ) ; man trägt ein gestohlenes b.es Band, trinkt Tee aus b.en Kleeblumen, trinkt aus einem gestohlenen b.en Glas, ißt aus b.em Geschirr, k ü ß t einen Neger 136 ), a t m e t den Dampf v o n b.en K a r t o f f e l n ein 137 ). Über ein in K r ä m p f e n liegendes K i n d breitet man ein b.es Leinentuch 138 ), hüllt es in eine b.e Schürze 139 ), legt ihm in „ O s t e r t a u f " getauchtes b.es Zuckerhutpapier auf die Brust 1 4 0 ). Oder man verbrennt ein S t ü c k von einer b.en Leinenschürze und gibt dem K i n d die Asche ein, darf es aber nur mit der b.en Schürze a n f a s s e n 1 4 1 ) . m ) G r o h m a n a 107 N r . 7 6 9 . i " ) W i t z s c h e i Thüringen = S a r t o r i S.u. Br. 2, 24; W § 581 = M e y e r Baden 40. I23 ) Ρ 1 ο ß Kind ι , 135; S e l i g m a n n Blick 2, 246. l") K u h n u. S c h w a r t z 431 Nr. 266. A u c h gegen die Wöchnerin können die Nicker vor dem b.en Orant nichts ausrichten: ebd. 94 f. Nr. 106; vgl. z u D o s t u. D o r a n t M a r s e l i S A V k . 23, 172 f. l í s ) S t r a c k e r j a n ι, 373. Eine Menge v o n Belegen sind, besonders f ü r den nahen Osten, zusammengetragen v o n S e l i g m a n n in seinen Schriften; vgl. a. Z f V k . 23 (1913), 263 f f . ; S A V k . 17, 1 5 ; W i e n e r Zs. f. K d e d. Morgenl. 17, 223 f; S c h ü r t ζ Tracht 85 f. (Neger). ««) D r e c h s 1 e r 1,209. Z f V k . I i Í1001I s ä « Män V 1281 IVMBlfVk.
1378
2 (1927), 98; ähnl. HessBl. 6 (1907), 58. "·) M e y e r Baden 35. l s o ) W e t t s t e i n Disentís 172 Nr. i o . " l ) W § 537 = S e l i g m a η η Blick 2, 246 (Mecklenburg) ; v g l . Η o v o r k a - K r o n f e l d 2, 697 f. l u ) Mittel dagegen : F o g e 1 Pennsylvania 336 ff. Nr. 1781 bis 1806. l M ) Miindl. aus d e m S c h w a r z w a l d ; v g l . W . § 424. 134 ) M e y e r Baden 5 7 1 . 135 ) Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 29. 1«) F o g e 1 a. a. O. Nr. 1790. 1 7 8 6 . 1 7 9 7 . 1 8 0 4 . 1791 f. ; Blauklee (Trifolium melilotus coerulea), geschätzt bei B r u s t k r a n k h e i t e n : Müller Kräuterbuch (1871), 324. " ' ) Z i m m e r m a n n a. a. O. l3> ) L a m m e r t 125 ; K o l b e Hessen 75. , s í ) M e y e r Baden 40 = W . § 542 = Z i m m e r m a n n a. a. O . 49. ' " ( M e y e r a . a . O . 37 = Zimmer mann a.a.O. líl) A η d r e e Braunschweig 421.
12. W e n n jemand durch Hexerei krank ist, soll man drei dreieckige Papierblätter, zwei schwarze und eins halb rot und halb b., in den Schornstein hängen; der H e x e werden dann auf ihrem gewöhnlichen Wege die A u g e n und Zähne ausgerissen 142 ). Leichtbewegliche Deckengehänge mit roten und b.en Glanzpapierstückchen zeigen durch ihre „ U n r u h " die Gegenwart v o n H e x e n an; auch ein ausgeblasenes Ei, beklebt mit roten oder b.en Seidenoder Papierstückchen, hing man an die Stubendecke oder an ein,em Pferdehaar vor die Stalltür, um die H e x e n a m Eintritt zu hindern 143 ). Ein K r a n k e r d u r f t e nur unter einer B e t t d e c k e v o n b.gedruckter Leinwand liegen; auf entzünd e t e Stellen band man eine neue, b.gefärbte, leinene Schürze; auch die K a millensäckchen machte man aus b.em Leinen 144 ). Gegen ein , , G e s c h w ü r r a m H a l β " legte man, auf Zuckerhutpapier gestrichen, eine bestimmte Mischung auf 145 ) ; gegen H a l s w e h wurde während der N a c h t der Hals mit einem b.en Strumpf u m w u n d e n 1 4 e ) , oder man t r u g ein b.es Schnürlein 1 4 7 ), ein indigob.es Seidenband 14S ). B.en Rittersporn gegen angezauberte K r a n k h e i t e n in die Schuhe zu legen, wird empfohlen 1 4 9 ). B.e K o r n blumen s t i l l e n das B l u t 1 5 0 ) ; eine a m Fronleichnamstag mit der W u r z e l ausgeraufte b.e K o r n b l u m e soll das N a senbluten stillen, „ w e n n man sie in der holen H a n d so lange an dieselbe hält, bis sie erwärmt i s t " 1 5 1 ). Ein Arznei-
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blau
buch verordnet: „Nimm ein Stück b. Laken, je höher die Färbe je besser es ist; brenne es zu Pulver; ein wenig von diesem Pulver in die Nase gezogen, stillet das Bluten der Nase" 1 M ). »«) MschlesVk. H. 14, 74 (poln.). »») A n d r e e - E y s n Volkskundliches 93. 82. 1 M ) HessBL 6 (1907), 58. " ' ) ZfrwVk. 1 2 (1915), 116. " · ) HessBl. a. a. O. » ' ) Ζ i η g e r 1 e Tirol 29 Nr. 187. " · ) H ö h n Volksheilkunde ι, 84. lt0 »») H a i t i i c h Abergl.297. ) Bartsch Mecklenburg 2, 372 Nr. 1740. 1 5 1 ) F i s c h e r A bergl. 228; vgl. M a r z e l i Krâuterb. 381; S c h e f f e l Ekkehard Kap. 22 (vgl. Z i m m e r m a n n Volksheilk. 85). 1 M ) BlpomVk. 8, 158.
13. Neben b.en Steinen (s. Saphir, Lasur) wurden, wie die wenigen herausgehobenen Beispiele zeigen sollen, namentlich b.e P f l a n z e n und Früchte in Fülle und mannigfacher Hinsicht akzessorisch oder ausschließlich wegen ihrer Farbe zu Abwehr und Heilung herangezogen. Der leicht adstringierenden, Geschwülste und Oedeme aufreißenden, Geschwüre zurückbildenden Heilkraft der I n d i g o pflanze, die schon bei den Ägyptern den Zunamen „vor Schaden bewahrend" trug 1 5 3 ), und des daraus gewonnenen, mit purpurner Flamme brennenden, b.en Farbstoffes — von wundervoll b.en (Indigo)Steinen und ihren glücklichen Findern wissen Sagen zu berichten 1 5 4 ) — gedenken Dioskurides, Plinius, die Araber u. a. 155 ) ; und ebenso bekannt ist, daß sich schon die alten Britannier mit dem altheilkräftigen Waid 1 5 e ) b. bemalten (s. Tätowierung) : „atque hoc horribiliores sunt in pugna aspectu" 1 6 7 ). Natürlich sind viele b.blühende Pflanzen wie Vergißmeinnicht, Rittersporn, Kornblumen besonders zu A u g e n wässern verwendet worden 158 ). Im Egerland blikken die Mädchen durch b.e Kornblumenkränze mit den Worten: „Johannesfeuer, guck, guckl Stärk* mir meine Augen . . . " 15 ·), was schon 1520 Joh. Boemus aus Franken ganz ähnlich vom Rittersporn erzählt leo ). „Rittersblumen dry in jungfrawenwachs gewirckt und an den Hals g e h e n k t . . . . : seyn äugen blyben gesunt die wyle der mensch lebet" 1 6 1 ). Ein Büschlein Rittersporn auch hing man über die Tür der Stube, um darin sehen zu können m ) .
1380
Neben Kornblumen 14S ) fanden noch Veilchen 1 M ), Wegwarte w s ) und Teufelsabbiß 1ββ ) mannigfache Verwendung. Wer die Augenkrankheit hat, gehe in b.er Schürze den Schafen beim Austrieb entgegen 1β7 ). Ein Quacksalber verkaufte eine Augensalbe, von der ein Teil in b.es Zuckerpapier eingewickelt war 1M ). Umgekehrt schützt man sich in Ländern, wo B.ä u g i g e fremdartig wirken, wo man sie für gefährlich hält, j a tötet — der Teufel ist im Orient b.äugig — gegen den bösen Blick dieser b.en Augen durch die b.e Farbe 1W ). B.e Augen, heißt es, sehen weiter als braune 17B ). Und noch etwas Vereinzeltes sei hier angeführt: die Hochzeitsmesse muß möglichst laut gesungen werden, dann gibt es in der Ehe lauter Buben mit b.en Augen 1 7 1 ). 1H ) B r u g s c h - P a s c h a Aus dem Morgenlande 20. , H ) H e y l Tirol 379f. Nr. 58 u. 651 f. Nr. 121. S c h r ä d e r Realie*. 1, 539; P a u l y - W i s s o w a 9, 2, 1 3 6 7 t . ; Β 1 ü m η e r Technologie der Griech. u. Rom. ι 1 , 1M 255. ) Schräder a . a . O . 2, 626f. Über Meletelle, die Göttin der b.en Farbe: P r a e t o r i u s Delicine pruss. 32. " ' ) C a e s a r De bell. Gall. V, 14. Die Belege für Tätowierung in Alteuropa sind bequem zusammengestellt: S c h r ä d e r a . a . O . 2, 5 1 1 . 16>) Schiern 1 (1920), 270. »») Land 18 (1910), 422 = M a r z e 11 Heilpflanzen 207. 1M ) Vgl. S c h m i d t Volkskunde 103 f. ; nach F r a η c k s Weltbuch 5 1 b , zitiert G r i m m Myth. 1, 514 f. ; M a r z e l i Heilpflanzen 207; ZfVk. 24, 16. *") Gart der Gesuntheit 1507, 50 a = ZfVk. a. a. O. » ' ) ZfVk. a. a. O. "») BlpomVk. 7, 102; Grohmann Böhmen 98 •= M a r z e l l Kräuterbuch 381 ; Oberpfalz 7 (1913), 216 = M a r z e l l Volksbotanik 179; Kuhländchen 9 (1927), 137. 1M ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 285 = M a r ζ e 11 a. a. O. "*) ZfVk. 24, 16. 1 M ) P a n z e r Beitrag 2, 205; gegen allen Zauber: Bait. Stud. 33 (1883), 145. " ' ) G r o h m a n n 174 Nr. 1234 (tschech.) = W. § 524. ι ω ) S t ο 11 Zauberglaube 86. »·) SAVk. 17 (1913), 15; ZfVk. 23 (1913), 263 f.; F r o b e n i u s Atlantis 2, 241; in Arabien gibt es Leute, die einen großen Abscheu vor der b.en Farbe haben: M a e n n 1 i η g 113. Z i η g e r ì e Tirol 48 Nr. 423. m ) Hager Chiemgau (1927), 273.
14. „ I η s c h 0 1 1 " (Milchversatz in der Brust) bespricht man: De De De De
Inschott dei plagt di, blag Schört dei schad't di, Inschott dei verswinnt, blag Schört gewinnt 1 ").
blau Nach einer bekannten Pflanzensage gab ein Waldfräulein einer kreißenden Tagelöhnersfrau die schöne b.e Blume „ N i m merweh" zu essen 1 7 S ). Wer am Ostermorgen die drei ersten Veilchen verspeist, bekommt das kalte F i e b e r nicht m ) , es hilft auch gegen den Β i ß toller Hunde 17S ) ; Gundermann, ins Badwasser getan, heilt alles R e i ß e n 176 ) ; Kornblumentee wird gegen W a s s e r s u c h t empfohlen 177 ). Zu dem bekannten W a r z e n zauber mit der Knotenschnur verwendet man b.seidene Bänder und versucht es so auch gegen Hühnera u g e n 178 ). Gegen M a g e n schmerzen legt man einen erwärmten b.leinenen Lappen auf den Leib 178 ) ; gegen O h r e n weh schreibt man seinen Namen mit b.er Kreide an die große Glocke im Kirchturm 1 8 0 ). Gegen Z a h n weh windet man einen warmen b.en Lappen um den Kopf 1 8 1 ) ; zum Festmachen der Zähne benutzt man Salz und eine b.e Schürze 1 8 2 ). Kopf · schwären behandelt man mit einer Mischung, zu der auch ein Teelöffel voll geschabten b.en Dachziegel gehört, oder man legt einen in Rüböl getränkten b.leinenen Lappen a u f 1 8 3 ) . Bei K o p f w e h ziehe man den S a f t von b.en Lilien (Iris germanica) in die Nase 1 8 4 ), oder man binde b.es Papier an den K o p f , das man vorher mit einer Nadel durchstochen und mit Weihrauch bestreut h a t 1 8 5 ) ; man trage eine Wegwurzel an b.em B a n d e 1 8 e ) . Dem vom S c h l a g Getroffenen hält man ein angebranntes Band von einer b.en Schürze unter die Nase 187 ). Ein Fieberkranker wickelt einen b.en Wollfaden neunmal um die Zehe des linken Fußes und bindet ihn dann unter Hersagen eines Spruches um einen Holunder 1 8 8 ). Das Mieser Kräuterbuch rezeptiert gegen R o t l a u f (s. § x): „ N i m b.es Papier, thue ein wenig Rockenmehl darauf und lege es über oder streiche Silberklett S ä l b e l 1 8 i ) darüber und nim ein paar mal ein zu schwitzen." Oder man legt auf die kranke Stelle b.es Zuckerhutpapier, das auch mit Bleiweiß und Baumöl eingerieben wird 1 9 0 ). l ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 435 Nr. 2016
1382
= MdBlfVk. 2, 100. "·) P a n z e r Beitrag 2, Nr. 357 = R a n k e Volkssag. 172 = M a r z e 1 1 Volksbotanik 228. " • ) B a r t s c h . Mecklenburg 2, 2 6 1 ; F o g e l Pennsylvania 2 7 3 N r .
1426. »") M ü l h a u s e 24. "«) Bait. Stud. 33 (1883), 145. " ' ) Kuhländchen 9 (1927), ϊ37· "') Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 73. 75. »·) ZfrwVk. ι (1904), 95. uo ) P o I l i η g e r Landshut 287. 181 ) ZfrwVk. 14 (1917), 184. lM ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 148. u») ZfrwVk. ι , 202. m ) D r e c h s l e r 2,309. 1 , s ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2,194. " ' ) P o l l i n ger
185.
a. a. O. ; v g l . ;M a r ζ e 1 1
1B
§ 533-
') G r o h m a n n 1M
Heilpflanzen
184 Nr. 1292 = W.
) W. § 488 = W e i n h o l d
zahl 32 = Η ο ν o r k a - Κ r o n f e l d 2, 18
Neun-
878I.
*) S c h m i d t denkt S. 61, Anm. 207 an eine Klettenart; allein es ist SilberglätteSalbe gemeint, vgl. im folg. Rezept Bleiweiß. 1M
) Ρ o 1 1 i η g e r Landshut 280.
15. Fand man im Magen verendeter T i e r e rote Zeuglappen, war also die Hexe schuld, dann sicherte der Abdecker vor seiner Hexenabwehrprozedur zunächst alle Fenster mit einem b.wollenen Faden und verstopfte auch die Schlüssellöcher damit m ) . B.en Rittersporn muß man über die Stalltüre (s. o. § 12) stecken, dann sprechen die Truden: „ H i e r sind b.e Rittersporn, hier haben wir unsere Spur v e r l o r n " m ) . Um das Vieh vor Krankheiten zu schützen, legt man in der Neujahrsnacht eine A x t in die Viehkrippe, umwickelt mit einer b.en Schürze m ) . Man läßt das Vieh drei blühende Blumen fressen, worunter auch die b.e, daß es n i c h t i n d e n B e r g v e r f ü h r t werde 1 M ). Beim ersten Austrieb im Frühling soll man die K ü h e durch einen K r a n z von Gundermann (s. d.) melken l e s ),auch über Beil und Feuerstahl, in eine b.e Schürze gewunden, schreiten lassen 1ββ ) und ähnlich verfahren, wenn man gekauftes Vieh zuerst in den Stall f ü h r t m ) . Das schlimme Euter einer K u h überstreicht man mit einer b.en Schürze 188 ), die auch bei der Besprechung der Würmer eine Rolle spielt 1 8 8 ). Ist das Euter einer K u h behext, soll man ihr drei Kränzlein von Gundelreben zu fressen geben und einen jeden Strich dreimal hinten durch die Füße melken a)0 ). Die Erstlingsmilch einer K u h muß man, mit einer b.en Schürze zugedeckt, aus dem Stalle tragen 201 ). — S c h a f e n , die sich nicht
1383
blau
begatten lassen sollten, band man ein Stück b.e Schurzleinwand vor die Geschlechtsteile; ebenso den Böcken nach der Deckzeit a02 ). H u n d e n gab man gegen die Seuche, mit Butter vermischt, neun Ellen b.e, mit Indigo gefärbte, gesponnene Wolle in drei Dosen ein m ) . Die brütende G a n s bedeckt man mit einer b.en Schürze, damit sie die Eier nicht ausschreie 204). H ü h n e r zu gewöhnen, läßt man sie ebenfalls über eine b.e Schürze gehen und sagt: „Geh hinaus in Adamsgarten, heute Abend will ich deiner erwarten" 208 ). Unter den B i e n e n korb lege man eine Wurzel von b.en Lilien *»).
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Knaben b., Mädchen rot — stirbt er bald 2 1 3 ). B. ist mitunter die Farbe der J u n g f r a u e n : sie tragen eine Kappe mit b.en Bändern M4) ; der Hochzeitsbitter trägt weiß-b.e Bänder (weiß-rote, wenn die Braut nicht mehr Jungfer ist) 2 1 S ); im „Dans der maegdekens" für eine gestorbene Gespielin spielt das Sargtucji von b.er Seide eine Rolle 2 1 8 ); auf Rügen wurde die Braut durch eine b.e Schürze gekennzeichnet 217 ). Darum hängten die Mädchen zum Zeichen ihrer Heiratslust gerade eine b.e Schürze vor die Tür 2 1 8 ). Vielleicht ist zu vergleichen, wenn anderwärts die Frau (der Mann) eine b.e Hose (Schürze) vors Haus hängt, sobald die Ehehälfte mehr als einen Tag 1«) V o g e s Braunschweig 83 f. Nr. 72. »») H a l t r i c h Abergl. 297. "') S e l i g auf eine fremde Kirmes gegangen ist 2 1 β ). m a n n Blick 2, 1 7 = MdBlfVk. 2, 100. Oder wenn man dem Mädchen eine b.e »") G r i m m Myth. 3, 360. >") Ebd. 3, 449 Hose vors Fenster hängte, sobald ihm der Nr. 462; vgl. 2, 1 0 1 4 ; ähnl. Bait. Stud. 33, 145. 1M Bräutigam untreu geworden 22°). Ander) G r i m m A/>/A. 3, 460Nr. 752; vgl. M a n n h a r d t Germ. Mythen 1 0 f f . ; R o c b h o l z seits gilt b. auch für V e r h e i r a t e t e : Glaube 2,275·, Bauern-Philosophie 2, 76; M ü 1 sie tragen als Hochzeitsgäste b.e (Ledige h a u s e 61. »") ZfrwVk. 2, 293. i m ) B a r t s c h rote) Markierung 221 ) ; sind Braut und Mecklenburg 2, 152. m ) K o l b e Hessen 90 f. Bräutigam ledig, trägt man ihnen zwei A l b e r t u s M a g n u s 2, 32 = M a r z e i l Kräuterb. 352; ähnl. MschlesVk. H. 6, 34; Stangen mit roten Bändern voran, anZfrwVk. 1 2 , 70. m l ) M ü l h a u s e 59; vgl. dernfalls ist ein Band oder sind beide ,M Z f V k . il, 329. ) W i r t h Beiträge 4/5, 1 5 Bänder b., je nachdem einer oder beide = MdBlfVk. 2 (1927), 98. M s ) B a r t s c h verwitwet sind 222 ). Vielerorts besteht Mecklenburg 2, 138. *") Globus 34, 77 (Böhmen); man legt ihr Gundermann unter, sie unter mancherlei Begründung ein ausvor Zauber zu schützen: D r e c h s l e r 2 , 9 3 . drückliches Verbot für die Braut, in b.em » • ¡ M e y e r Baden 4 1 3 ; Dt. Volksliedarchiv Kleide zu heiraten 22s ); nur Müllersleute A 15600; S c h m i t t Hettingen 1 5 ; ZföVk. t0 lieben eineweg das B.e 224). A b w e h r 8, 175. ") BlpomVk. 5 , 1 0 7 ; ähnl. E b e r li a r d t Landwirtsch. 22. also wird es sein, wenn die Braut doch während der Trauung eine alte b.e 807 16. L e i n säe man aus b.er Schürze ) Schürze unterbinden soll 22S). Geiger hat oder am Tage Maria Bekleidung (?) ""J, bereits darauf hingewiesen — T r a u e r man binde Fastnacht eine b.e Leinwand- f a r b e (s. d.) ist ja ursprünglich überschürze um 20 *) ; wenn die Veilchen lange haupt Gegenzauber —, daß es Abwehr Stiele haben, wird auch der Flachs sein wird, wenn gerade für Ledige, Wöchlang 2 1 0 ). nerinnen und Kinder vielfach b.e Särge, * Schlange > Drache > Schätzehüter zum Verständnis dieses Symbols. Möglich ist auch eine rationelle Deutung: die Vorstellung des Goldes, hervorgerufen durch die leuchtenden Reflexe auf der H a u t des Tieres 35 ). Wenn ein unverheirateter Mann drei B.n zusammengerollt liegen sieht, so kann er hoffen, daß er eine ruhige und stille Frau bekommen wird. Wenn ein verheirateter Mann drei B.n findet, die sich in eins zusammengewunden haben, so glaubt er, daß seine Frau einen Sohn gebären wird; denn man hält die B.n f ü r böse, des Weissagens kundige Tiere (Polnische Dörfer bei Gnesen) 3β ). M ) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 1205. 31) Natur u. Schule 6, 50. 32) Urquell a. a. O. (Polen). 33 ) S 1 o e t De Dieren 303. 3«) W o l f Sagen 119. 36) Vgl. den ital. Namen lucignola: G a r b i n i Antroponimie 2, 1370. 3') K n o o p Tierwelt 4 f. Nr. 31; Veckenstedts Zs. 3 (1891), 395· Riegler.
Blitz. I. Mythologisches. — II. Der B. im deutschen Volksglauben und die germanische Religion. I. Sagen u.a. a) Auf Donar-Gott-Vater zurückgehende B.sagen. b) B.sagen, in denen Naturdämonenglaube enthalten ist. 2. B.zauber im heutigen Volksglauben, a) Den Menschen schädigende Pflanzen und Tiere usw. b) DonarThor als Schutzgott im B.zauber. Pflanzen, Tiere, Stoffe. — III. Christlich-antiker B.aberglaube in Deutschland. — IV. In seiner Herkunft zweifelhafter B.volksglaube. — V. Erfahrungstatsachen als Ausgangspunkt für B.aberglauben.
I. M y t h o l o g i s c h e s , a) Ν a t u rd ä m o n e n g l a u b e n . Die noch primitiven Zeiten angehörige Erkenntnis der Abhängigkeit des Menschenlebens vom Wetter führte den Menschen hinaus aus dem sich dicht um ihn drängenden See-
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lenglauben in die unendliche Weite der Luftregion, die sehr bald zu einem alles Denken beherrschenden Mittelpunkt mythischer Phantasie wird. Außer Gewölk und Wind spielt vor allem das Gewitter (s. d.) bei der Bildung der Naturmythologie eine bedeutende Rolle. Die atmosphärischen Erscheinungen begreift man als irdische Naturgegenstände, ζ. B. als Berge oder Flüsse, dann bei steigender menschlicher Kultur als Geräte und Waffen, bis eine ganze mythische Landschaft ausgebildet ist, die von mythischen Menschen und Tieren bevölkert ist 1 ). Dem B. kommt in dieser mythischen Himmelslandschaft der Germanen meist entweder die Bedeutung einer B r ü c k e oder einer W a f f e zu. Auch als S c h l a n g e , springender G e i ß b o c k und H o r n wird der Β. angesehen 2 ). Andere Vorstellungen sind die glühender G e s c h o s s e ; als solche macht er alle Wandlungen menschlicher Kultur vom rohen Stein und der Keule der Urzeit durch Hammer, Beil, Speer bis zum vom Helden geführten Goldschwert 3 ). Auch als P e i t s c h e , R u t e u n d K u g e l in der Hand mythischer Gestalten dient der B. Dann wieder ist er die E i s e n s t a n g e, die ein Trollweib — so erzählt ein nordisches Märchen — hinter einem Mädchen her schleudert 5), oder auch der S c h l ü s s e l zu in Gewölben und Burgen (Wolken) verborgenen Schätzen, weil der B. die Wolken spaltet 6 ) (das »irdische Abbild ist die Haselnußgerte, s. u.). In einem schwedischen Märchen sind die B.e oder ihre Zacken die in die Burgmauer (Wolke) geschlagenen E i s e n k e i l e , an denen der Bräutigam hochklettern muß, wenn er ein in der Burg eingeschlossenes Mädchen sich zur Gattin erobern will 7 ) ; in der Edda ist das Wetter- und B.leuchten die L o h e , in der die Burgen (Wolken) der Riesen erglühen 8 ). b) Z i u . Donar-Thor (menschengestaltiger Götterg l a u b e ) . Bei der Weiterentwicklung des Glaubens vom Naturdämonenglauben zum menschengestaltigen Götterglauben wandelt sich der B. als Waffe, die von
Blitz Riesen und Elfen geschleudert, K r a n k heit und Verwüstung bringt, in das Attrib u t ] des höchsten Himmelsgottes ®), der, um A d a m s von Bremen Charakteristik des germanischen Gottes Thor anzuführen, „in der L u f t herrscht, Donner und B . e verwaltet, ferner die Winde und Regengüsse, das heitere Wetter und die Ackerf r ü c h t e " 1 0 ), und der der Menschheit und der Erde ein Schutz- und Segensgott ist. Nunmehr wird der B . zu einem segenspendenden Werkzeug; aus des Gottes Hand geschleudert wirft er jene Riesen nieder und schützt der Menschen Handel und Wandel. Wir kennen Märchen, in denen Thor ein dämonisches Wesen verfolgt, das er mit dem B . f ü r seine bösen Taten bestraft (s. I I b ) . Dieser Thor ist schon früh, vor allem bei den West- und Nordgermanen, an die Stelle des altgermanischen Obergottes Ziu getreten. Trotz der Absplitterung schimmert auch in der Überlieferung über Ziu noch das Bild des i n d o g e r m a n i s c h e n G e w i t t e r g o t t e s , mit dem auch Zeus, J u p i t e r und Digespitä in einer Linie stehen u ) , deutlich durch. Das charakteristische Zeichen des Gottes ist die B . w ä f f e , die ihm die A l f a r schmieden, um ihm die ewige Herrschaft zu sichern, wie ähnlich die K y k l o p e n in der griechischen Mythologie dem Zeus den B . anfertigen. Die W a f f e des Gottes ist in ältesten Zeiten ein dreikantiger Stein 1 2 ) oder Hammer und „ w i r d v o m Gotte gegen Unholde geschleudert, die den f ü r Götter und Menschen so erquicklichen Sommerregen in einem Kessel oder Berge neidisch zurückhalten" 1 3 ). Man verehrt den als Kriegs-, Rechts- und Ackergott angebeteten Ziu v o r allem in der E i c h e , weil sie den B . anzieht; in Gotland hämmert man, wenn der Regen ausbleibt, mit schweren Thorshämmern; die S y m b o l i k dieser Handlung ist k l a r : da der B . die Wolken spaltet, gewinnt man den Regen durch symbolisches Schwingen der göttlichen B . w a f f e 1 5 ). Die Hauptverehrungsstätte des Gottes w a r der Eichenhain im Gebiet der Mark Brandenburg. E r lag im Suevenland, und stand in der Obhut des mächtigsten deutschen Stammes, der
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sich über ganz Mitteldeutschland ausbreitete. Hier thronte der alte Gewittergott, dem man nur gefesselt nahen durfte 1 β ). Weitaus stärker wird die Feuernatur des germanischen Gewittergottes bei -seinem Sohn, D o n a r - T h o r , hervorgehoben, der Ziu ganz verdrängte und vor allem im Westen verehrt wurde, und dem man bis zum J a h r e 1000 die meisten Tempel unter allen germanischen Gottheiten im Norden weihte 1T ). Auch Thor schwingt den B . h a m m e r ; er f ä h r t auf einem Wagen, den die beiden Böcke Tanngniostr und Tanngrisnir, „ Z a h n k n i r scher", ziehen 1 8 ). Die B ö c k e sind wohl mythische Ausdeutung der springenden und knatternden B.e. Auf die Vorstellung des B.bockes gehen manche der noch in unsern Tagen Kindern bekannten Märchen zurück, in denen ein Goldbock vor einem Wagen, der geraubt wird, eine Rolle spielt; dies scheint eine letzte Erinnerung an die von Thor-Donar um ihrer bösen Absichten willen verfolgten Riesenund Naturunholde (s. u. I I b ) . Auch der rote B a r t Donars weist auf seine Feuernatur und B . n a t u r genügsam hin; so spiegeln die Thorgeschichten der E d d a im Grunde die mannigfachen und eindrucksvollen Gewittererscheinungen des Nordens wieder. Vor allem im Sommer entfaltet der Gott, wenn lange Dürre die Menschen gequält hat, seine K r a f t in B.en und Wetterleuchten: er spendet als segnender Himmelsherr d a s v o n Riesen undDrachen, die er im K a m p f e besiegt, zurückgehaltene Naß. Dieser Gott ist der kriegerisch - männliche Vorkämpfer der Menschen; der Vorstellung blieb das Volk noch lange nach der Christianisierung treu; manche Volksbräuche beim Gewitter sind nur aus der engsten Verbundenheit des Germanen mit seinem Donar zu erklären. Alles, was irgendwie der F o r m nach dem Donarhammer zu gleichen schien, hatte in dem Volksglauben schon der ältesten Zeiten segensreiche Wirkung. Pflanzen, wie die Haselrute, symbolisierten den B . und waren Donar heilig; an ihre glückbringende Wirkung glaubt man noch heute. Nicht anders
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geht es einer Masse Tieren, vor allem Vögeln, den Störchen, Hähnen usw., die mit ihrem Schnabel dem B., mit ihrer roten Farbe der Feuernatur des DonarThor entsprechen 1 8 ). Doch f ü h r t das bereits in das Gebiet des heutigen Volksglaubens. M e y e r Germ. Myth. 80. *) Ebd. 81. 100/101. *) D e r s. Mythologie der Germanen 145. 4) E b d . ®) M a n n h a r d t Germ. Myth. 434. *) Ebd. 203. 341. ') Ebd. 212 Anm. 3. ») M e y e r Germ. Myth. 88/89. ') D e r s. Mythol. d. Germ. 356. " ) Mon. Germ. hist. SS. l T . V I I 379, 17 ff. ») M e y e r Mythol. d. Germ. 159 ff. " ) H e l m Religgesch. 187 ff. " ) M e y e r Mythol. der Germ. 341. " ) Die Erklärung dafür ist, daß der Β. Bäume mit dicker und rauher Borke, da sie in ihren Ritzen Regenwasser festhalten, am ehesten zur Erdung benutzen kann. ") M e y e r Mythol. d. Germ. 341. 1 β ) Ebd. 342. ») Ebd. 348. ») Ebd. 349. " ) Ebd. 357.
II. D e r B. i m d e u t s c h e n V o l k s g l a u b e n und die germ a n i s c h e R e l i g i o n . Der Volksglaube v o n heute zeigt in ungemein starker Weise das Nachwirken germanischer Religion, deren Vorstellungen zwar zuweilen christianisiert sind, aber doch deutlich ihren Ursprung aus dem DonarZiuglauben verraten. A u c h aus dem Naturdämonenglauben, dem der B. die W a f f e in der H a n d menschenfeindlicher böser Geister ist und dessen Nachwirken im Volksglauben zum B. gleichfalls noch spürbar ist, h a t sich manches die Übertragung ins Christliche gefallen lassen müssen; wie an Stelle des germanischen Acker- und Fruchtbarkeitsgottes Donar, der die Menschen beschirmt, Gott-Vater trat, r ü c k t an die Stelle der bösen Geister der Teufel. I. S a g e n u. ä. a) A u f Donar, Gott-Vater geht offenbar eine B.sage zurück, in der erzählt wird, daß der B. den Menschen straft, der B r o t (s. d.) mit Füßen tritt, eine K r u m e wegwirft oder Kügelchen aus B r o t dreht *>) ; denn Thor-Donar als Gott der Feldfrucht rächt mit dem B. jede Beleidigung und Mißachtung des Korns. Später wird Gott-Vater dem Donar als Feldgott substituiert, wie Maria die Göttin F r e y a als Feld- und Korngöttin ersetzt (s. Atmosphäre 2) : ein bekanntes Zeugnis
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ist die Tiroler Sage v o n der F r a u H ü t t (s. d.), deren Sohn sich einst eine Tanne zum Steckenpferd knicken wollte, dabei aber in einen Morast stürzte. Als er schwarz wie ein Köhler und heulend heimkam, wies Frau H ü t t einen Diener an, den Buben mit weichen Brotkrumen sauber zu waschen. K a u m aber hatte dieser damit begonnen, so zog ein schweres schwarzes Gewitter auf, das den ganzen Himmel bedeckte. Plötzlich schlug grell der B. ein, ein furchtbarer Donner folgte — als es darauf klar wurde, war die Gegend in eine W ü s t e verwandelt, in deren Mitte Frau H ü t t versteinert stand 21 ). A u c h andere V e r g e h e n werden durch B.schlag gestraft. Im Wendischen existiert ein Märchen, in dem ein L u d k vorkommt, dessen Genossenschaft „ S ü n d e " getan hat, wofür jedes Jahr der B. ein Opfer fordert 8 2 ). Kirchenraub, Sonntagsschändung, Meineid, Undank gegen Gott, Zauberei kurz alles, was die soziale Ordnung der menschlichen Gemeinschaft, die sich zu Gott als ihrem Schutzherrn bekennt, zu zerstören oder zu schädigen imstande ist, wird durch B.schlag gesühnt. In diesen Zusammenhang gehören noch zwei Sagen. Die eine stammt aus Hessen 2 i ) : „ A m Samstag vorm Pfingstenfeste des Jahres 1670 stieg ein Wetter auf. Eine Bäuerin aus Obersuhl nahm eine Ackes, drohete damit gen oben, machte wohl auch sonst allerhand Gaukelei, die Wolken zu zerteilen. In dem Augenblicke traf sie ein B., fuhr durch ihren Zopf, als wäre selber v o n einer Büchsenkugel durchlöchert, berührte auch ihren Schoß und zeichnete sie allda — tötete sie aber wunderbarlich nicht. Also daß sie erkennete und lebenslang sich darnach entsinnen möchte: Gott lasse sein nicht spott e n " . Die andere, der vorigen ähnliche Sage s t a m m t aus dem nordöstlichen Böhmen (Braunauer Ländchen) 25) : Im Dreißigjährigen Kriege verfolgte eine Abteilung des Lichtensteinschen Korps einen dänischen H a u p t m a n n mit seiner Geliebten, die sich vor der Verfolgung der Kaiserlichen in die Felsenstadt zu einem protestantischen Priester gerettet hatten. Indes werden sie entdeckt, und schon will
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ein Verfolger den Hauptmann und seine Geliebte erschlagen, als ein fürchterlicher B: und Donnerschlag einen Felsen löste und den Verfolger mit sich in die Tiefe riß. Der Anführer der Krieger, des Hauptmanns Vater, erkannte Gotteshand, segnete das Paar und ließ in den herabgestürzten Felsen den Spruch eingraben: „Hier strafte Gott und warnte." Derartige Sagen sind über das ganze deutsche Sprachgebiet verbreitet M ). Ganz christlich ist dann die Anschauung, daß, wo sich jemand e n t l e i b t hat, im gleichen Jahre in der Umgebung der B. einschlage. Hier liegt die christliche Verdammung des Selbstmordes zugrunde w ). Der Volksglaube läßt den Menschen die Sünde tun durch einen in ihm hausenden bösen Geist So sind es in Wahrheit die b ö s e n G e i s t e r , die von Gott im Gewitter verfolgt werden, damit sie die menschliche Gemeinschaft nicht schädigen und Recht und Sitte aufrecht erhalten bleiben. Auch dies ist ein letzter Rest uralter germanischer Mythologie von Thor-Donar. So ist der vom B. Erschlagene ein Bösewicht: Aus dem schwäbischen Ertingen wird die Anschauung mitgeteilt, daß ein vom B. Getöteter der Leute Lob nicht habe "). Wenn es dagegen in Böhmen als ein besonderes Glück gilt, vom B. erschlagen zu werden und man darin ein Seligwerden des Menschen sieht wenn man ebenda der Ansicht ist, daß dem Toten, bei dessen Begräbnis es blitzt und donnert, der Himmel zugesichert sei 31), so geht das auf andere Wurzeln zurück und nähert sich vielmehr dem antiken, vor allem römischen Glauben, daß der B. von Gott Erkorenes weiht und heiligt. In Rom wurden Orte, in die der B. eingeschlagen hatte, als gottberührt und heilig dem Verkehr entzogen und eingehegt 32). Verwandt mit den böhmischen Anschauungen ist der Glaube des Erzgebirges, daß der Tod eines Familienmitgliedes dadurch ange7.eigt werde, daß der B. im Hausgarten den Gipfel eines Baumes herunterschlägt S3). Wie der B. als Warnungszeichen in der Hand Gottes ist, ist er auch W e i s s a g u n g s z e i c h e n . In Tirol bedeutet ein dicht neben einem einschla-
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gender B. bevorstehende Hochzeit: es liegt ein Weissagungszeichen Thors vor, der wie Gott des Feldes, so auch Gott der Hochzeit ist M ). Lebendiger Glauben an die Allgewalt des Himmelsgottes und seine Sorge um der Menschen Wohlergehen läßt den B. zum heiligen Warnungszeichen und zur strafenden Waffe werden. Gott spricht durch ihn mit den Menschen. So wird es klar, daß man teilweise in dem Aufsetzen eines B.ableiters aus Eisen auf das Haus einen Frevel sieht, da ein solches Tun einen Eingriff in die Rechte Gottes bedeutet ss ). b) S a g e η , die auf den N a t u r · * dämonenglauben zurückgehen, gibt es nur noch in ganz geringer Zahl. Diese Sagen sehen den B. als Waffe (Kugel, Peitsche, Eisenstange) in der Hand eines bösen Geistes an, der mit derselben die Menschen, mit denen er in Berührung kommt, zu schädigen sucht: einige dieser Sagen s. I. Der Sieg des Donarglaubens über den Naturdämonenglauben a e ) brachte Erzählungen vom Siege Donars über die bösen Riesen in Umlauf. Manche Sage bildete sich, in denen Donar den Unholden ihre Waffe, die sie nur zum Unrechttun gebrauchten, abjagte. In einem dänischen Märchen erobert der ausziehende Held (Donar) in einem Riesenhaus von einem Riesenweibe ein L i c h t ( = B.), das ohne Leuchter brennt, indem er sie in einen Brunnen stürzt usw.37). In dem schwedischen Märchen vom Pinkel besitzt ein Riesenweib einen G o 1 d b o c k (Bock als B. betrachtet s. I b). Der Bock hat goldene Hörner, an denen kleine Glocken befestigt waren, die einen schönen Klang gaben, wenn das Tier sich bewegte. Er mußte nachts immer in der eigenen Stube der Riesin schlafen. Pinkel, der nachher die Königstochter heiratet, erobert diesen Bock 38 ). Derartige Sagen gibt es noch massenhaft; immer wieder sind es G o l d s c h ä t z e (Harfen, Böcke, Schwerter, Hügel, Felle, Pelze, Lampen, Pferde), die die Riesen oft zu Unrecht verbergen (meist symbolisieren sie den B.) und die zu erobern die
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rechttuenden Helden (Donar) ausziehen, wobei die Riesen sich zur Wehr setzen 89 ). Schon in der Edda begegnet der Riese Thrymr ( = Donner) ; er hat Thors Hammer gestohlen und tief in der Erde verborgen. Er begehrt die Wasserfrau Freyja, a a deren Stelle Thor als Weib verkleidet zu ihm kommt, worauf ihm der Hammer auf den Schoß gelegt wird. Als sich Thrymr lüstern naht, ergreift der Gott den Hammer und erschlägt den Riesen samt seinen Genossen 40 ). Deutung: Durch den Diebstahl des B.s hat der Riese dem Thor die Möglichkeit genommen, für die Befruchtung der Erde durch Gewitterregen zu sorgen. Im Kampfe (Gewitter) jagt der Gott seine Waffe dem Unhold ab und erschlägt ihn 4 1 ). Die parallele Sage der Griechen vom Kampfe des Zeus mit Typhon 42) ist bekannt. Nach einer andern Versión des Mythus kommt Thor zu einem Riesen, um ihm drei Haare, die gleichfalls den B. bedeuten, auszureißen. Dieser alte, schon von Saxo überlieferte w ) Mythus, dessen Inhalt ohne weiteres verständlich ist, schimmert noch heute in der Volkssage vom Jüngling durch, der auszog, um drei goldene Haare eines bösen Dämons, Riesen oder Drachens (bzw. christianisiert des Teufels) zu erbeuten. Nach mancherlei Fährnis findet der Jüngling den Bösen, der einen Schlüssel geraubt, einen Baum und Brunnen unfruchtbar gemacht hat, und zieht ihm die drei Haare aus. Nachdem er durch diese Schwächung M ) (das Haar ein Symbol für den B., der dem Riesen abgejagt wird) gezwungen wurde, die Ursache jener Unfruchtbarkeit anzugeben, tötet der Jüngling den Riesen. Der Schlüssel wird gefunden, der Baum trägt wieder, der Brunnen fließt erneut **). An der Deutung des Schlüssels ist kein Zweifel: es ist der von Thor verlorene B., der wiedergewonnen wird, wie in der Eddasage der geraubte Hammer. Auch diese Sagen haben sich die Übertragung ins Christliche gefallen lassen müssen. Noch heute erzählt man in Mecklenburg von den Guten oder Engeln, die den Teufel mit dem B. verfolgen 4e ).
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M ) Mitteil. Anhalt. Gesch. 14,16. " ) Deutsche Sagen, ges. v. Gebr. G r i m m , nacherz. von R. Münchgesang. Reutlingen (Enßlin und Laiblin) 61 f. " ) S c h u 1 e η b u r g Wendisch. Volkstum 172. " ) Kirchenraub: M e i e h e Sagen 124 Nr. 161; Z f V k . 7 (1897), 272; Sonntagsschändung: B e c h s t e i n Thüring. Sagen ι , 45; Meineid: M ü l l e r Siebenbürgen 154; Undank gegen Gott (seitens der Wöchnerin, die ihren ersten Ausgang nicht in die Kirche macht) : H ö h n Geburt, 266; Zauberei s. w. u. " ) Ρ i i s t e r Hessen 133. " ) Κ ü h n a u Sagen 3, 457 f. " ) Z f V k . 9 (1899), 385 aus Stillfiied in Österreich. " ) W u t t k e 475 §756. ») G r o h m a n n 36 Nr. 203. ») Β i Γ Ι i η g e r Volksth. ι, 194· Grohmann 36 Nr. 204. *ι) S t e m p l i n g e r Aberglaube 28. " ) Stellen bei W i s s o w a Religion 107. ") John Erzgebirge 115. " ) M e y e r Germ. Myth. 213. " y P a n z e r ' Beitrag 2, 297; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 12; S A V k . 21 sí) (1917), 45. H e l m Religgesch. 198. 37) M a n n h a r d t Germ. Mythen 212. " ) Ebd. 176. »») Ebd. 175. ω ) Thrymskvida ι fi. (Übs. in der Thuleausgabe: Edda 2, 11 ff.). ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 179 f. ; H e l m Religgesch. 200 f. " ) Η e s i o d Theog. 820—868. «) M a n n h a r d t Germ. Myth. 203; J e g e r l e h n e r Sagen ι , 135 Nr.29; 2,304. " ) S c h w a r t z Ursprung d. Myth. 143 f. " ) W o l f D. Hausmärchen 184; M ü l l e n h o f f Sagen 427 ff. Nr. 13. *·) M e y e r Myth, der Germanen 356.
2. B.z a u b e r im heutigen Volksglauben. Indes haben die meisten der heute noch im Volksmunde verbreiteten Meinungen über den B. einen mehr praktischen als moralischen Inhalt. Das führt hinüber in das Gebiet des Zaubers. Zauberei liegt mehr oder weniger allen im folgenden aufgezählten Bräuchen zugrunde. Auch hier dominiert die germanische Religion. Wie bei allem Zauber ist das ganze Pflanzen- und Tierreich, sind Mineralien, Metalle und Stoffe eingeteilt in solche, die den B. a n z i e h e n und solche, die ihn a b w e h r e n . Alle abwehrenden Kräfte stehen meist unter Donars Schutz; alle anziehenden gehen auf den germanischen Naturdämonen glauben und seine Anschauung vom B. als Waffe in der Hand der menschenfeindlichen Wesen zurück. So liegt im tiefsten Grunde auch diesen Zaubervorstellungen der alte mythische Kampf Donars gegen die Riesen zugrunde. a) D e n Menschen schädig e n d e P f l a n z e n , T i e r e usw.
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In erster Linie ist es gefährlich, gewisse P f l a n z e n zu brechen oder Tiere zu fangen und ins Haus zu bringen, da diese Handlung den mit der Pflanze oder dem Tiere in Sympathie stehenden Dämon ins Haus zieht und B.schlag verursacht. So wird aus Österreich berichtet, daß man bei Gefahr des B.es die M ä n n e r t r e u oder D o n n e r b l u m e genannte Pflanze nicht pflücken darf: ins Haus gebracht, verursacht sie B.schlag 4 7 ). Aus Kärnten hören wir, daß man F e u e r lilien wegen drohenden B.schlages nicht abreißen d a r f u ) . In Westböhmen wird es streng gemieden, H o l z eines vom B. getroffenen Baumes ins Haus zu nehmen, da sonst der B. dort einschlüge 49 ). Ebenda kann man Einschlagen des B.es verschulden oder veranlassen, wenn man R e i s i g , das der Regen im Walde zusammengeschwemmt hat, im Hause verbrennt. Es scheint sich um Holz zu handeln, das vom Gewitterregen berührt ist und dadurch in eine Beziehung zu der bösen Natur des dämonischen B.es getreten ist Ähnliches gilt unter den T i e r e n vom H i r s c h k ä f e r S1 ), den die Heidebewohner für gefährlich halten. Man nennt ihn dort Fürbouter oder Füerklemmer ( = Feueranzünder). Man warnt zuweilen die Kinder, das Tier ins Haus zu bringen, da es während des Gewitters mit seinen Zangen feurige Kohlen auf das Strohdach tragen und den B. anziehen soll. In Westböhmen ist die Ansicht verbreitet, daß >in W ö c h n e r i n n e n k l e i d den B. anziehe. Die Deutung ist unklar. Ist die Wöchnerin als unrein angesehen? Auch darf die Wöchnerin in Westböhmen nicht nähen bis zur Vorsegnung, weil Kleider, die in dieser Zeit gefertigt seien, der Trägerin den Tod durch B.schlag bringen würden M ). Macht die Wöchnerin hingegen ihren ersten Ausgang nicht zur Kirche, so erschlägt sie der B., weil es ein Undank gegen Gott ist, s. o. Weiter vertreten die den Menschen feindlichen B.e E u l e n und F l e d e r m ä u s e . Um das Haus vor B.schlag zu bewahren, nagelt man Eulen, Eulenflügel oder Fledermäuse an die Haustüren 83).
b) D o n a r - T h o r a l s S c h u t z g o t t i m B.fc a u b e r . Gegen diese bösen Geister setzt der Mensch sich zur Wehr, indem er sich unter Donar-Thors Schutz stellt und als äußeres Zeichen seiner Zugehörigkeit zum Himmels- und Hausgotte eine d e m G o t t e heilige P f l a n z e oder ein T i e r usw. als Amulet (s. B.amulett, B.baumhölzer) bei sich trägt bzw. auf sein Haus setzt. Diese b.abwehrenden Pflanzen, Tiere, Hölzer usw., die wir im folgenden durchgehen, haben alle auch ihrerseits eine Beziehung zum B., den sie als Schutzwaffe Donars symbolisieren. P f l a n z e n : Weitaus am verbreitetsten ist der Glaube an die b.abwehrende K r a f t des H a s e l n u ß s t r a u c h e s M ), vor allem der P a l m k ä t z c h e n 6 5 ) , besonders wenn die Zweige in der Kirche am Palmsonntag geweiht sind. (Auch wirklichen Palmzweigen wohnt, wenn sie kirchlich geweiht sind, apotropäische K r a f t inne). Man legt die Palmzweige in die Stube (Österreich) 6e) ; in den Niederlanden verbrennt man sie B7 ), ebenso in der Heide Μ ) ; ähnlich berichtet Leoprechting vom Lechrain, daß ein am Palmsonntag kirchlich gewèihter und bei Unwetter ins Herdfeuer geworfener Palm-, busch vor B. schützt 6e). Aus Grüt bei Geltwil (Schweiz) wird berichtet, daß hinter einem Häuschen noch Oktober 1913 ein am Palmsonntag des gleichen Jahres gesegneter Palmzweig mit drei Stechpalmenkränzen an einen Pfosten des Gartenzauns genagelt war e0). Der Zweig soll dort bis zum folgenden Frühjahr bleiben, um dann durch einen neuen ersetzt zu werden β1 ). Die Lechtaler essen am Palmsonntag drei von einem Palmboschen stammende Kätzchen mit dem Glauben, durch diese Zeremonie den B. fernzuhalten ®2). In Achau (Allgäu) brechen viele Leute von den Bäumen, die am zweiten F r o n l e i c h n a m f e s t die Kirche schmükken (meist sind es Buchen oder Espen), Z w e i g e ab, um sie an die Fensterscheiben zu heften und so das Haus vor B. zu schützen 63). Ähnliches berichtet Wuttke von der b.abwehrenden K r a f t der von der
Blitz K r ä u t e r weihe stammenden B ü s c h e l M ) . Bei diesem Brauche scheint es sich um eine Übertragung des Palmsonntagsbrauchs zu handeln, die in die Zeit der Christianisierung fällt e s ). Diese Entstehungsursache schimmert noch aus einem anhaltischen B r a u c h durch : hier hängt man Blumen an Stall und Haus gegen den B . auf, die man am T a g e der A b e n d m a h l s f e i e r gepflückt und mit in die K i r c h e genommen hat, darunter besonders K a t z e n p f ö t c h e n ··). Dagegen ist der Glaube an den J u 1 b l o c k vollkommen heidnisch. Das J u l fest war das dem Donar-Thor heiligste und lag um die Zeit des neu beginnenden Sonnenlaufs. E s ist namentlich der B i t t e um Wachstum gewidmet und wird als die Wiedergeburtszeit des Wachstumsgottes Thor aufgefaßt " ) . Damit hängt zusammen, daß B . im J a n u a r (schwed. Thorsmânad) gute Ernte bedeutet β8). Das J u l feuer mit dem von einer Eiche genommenen J u l b l o c k bedeutet das wiedererweckte B.feuer, das die Verderblichkeit des Gewitters abwehrt, aber den Feldern die •Fruchtbarkeit sichert 8 9 ). Im Westfälischen nennt man solche Scheite Christbrand 70 ). Bei Gewitter legt man dieselben ins Feuer, um auf diese Weise dämonische B . e vom Hause fernzuhalten. Ein ins B e t t gelegter Splitter des Brandes hat dieselbe W i r k u n g 7 1 ) . Davon abgeleitet scheint der Glaube an die den B . abwehrende K r a f t der W e i h n a c h t s t a n n e zu sein. Im Erzgebirge hebt man sie in der Bodenkammer a u f 7 2 ) , im Kreise Ülzen (Lüneburger Heide) verbrennt man die Nadeln vom letztenWeihnachtsbaum bei Gewitter auf dem H e r d e , s ) . Wenn man beim Richtfest eines Hauses ein Tannenbäumchen auf dem First errichtet, so soll das in der Schlußrede beschworene Bäumchen den B . vom Hause fernhalten: das Haus ist Donar als dem Schirmgotte der Familie unterstellt 7 4 ). Andere Pflanzen, die auf den B . apotropäisch wirken, sind die sog. ,,H a η s b 1 u m e η " 7S ) = Kornblume, Klatschrose oder Rittersporn. Bei den beiden letzten ist die Beziehung zu Donar und seiner Feuernatur durch die rote F a r b e der Blüten deutlich. Weiter zeigt
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der Glaube an Donar als Schutzgott des Feldes und Hauses der Brauch des Dorfes Bodenteich (Kr. Ülzen, Lüneburger Heide), bei herannahendem Gewitter eine d o p p e l t e Ä h r e hinter den'Spiegel zu stecken 7 β ). Uralt ist der Glaube an die b.abwehrende K r a f t der Hausw u r z (Sempervivum tectorum), deren Beziehung zum Gewittergotte Donar Namen wie Donnerstock (Oldenburg) 7 7 ), Dönnerkrut (Lüneburger H e i d e ) w ) verraten. Man setzt die Pflanze auf das Dach des Hauses in ein Gefäß und läßt sie dort wachsen 7 9 ). Das MA. übersetzte ihren germanischen Namen Donnersbart (od. ähnl.) mit J o v i s barba, J u p i t e r b a r t . Die Sitte, den Donnersbart auf das Hausdach zu setzen, ist f ü r viele Gegenden des deutschen Sprachgebietes bezeugt; wir habeil in dem Capitulare de villis K a r l s d e s Großen ein altes Zeugnis dieses B r a u c h s : et ille hortulanus habeat super domum suam J o v i s b a r b a m (Mon. Germ. hist. ed. Pertz, Leg. torn. I 187, i). In der Lüneburger Heide ist der Glaube im Abnehmen begriffen 80). Wie der Norden an die b.abwehrende K r a f t des Jupiterbartes glaubt das braunschweigische Gebiet an die schützende Wirkung der Flechten an Kiefern und F i c h t e n 8 1 ) , deren Entstehung man dem B . zuschreibt. Diese D o n n e r b e s e n pflanzt man gegen den B . auf die Hausdächer 8 2 ). Verbrennt man solche Flechten, so schlägt der B . ins Haus, wohl weil sich darin eine Mißachtung Donars ausspricht, die er mit seinem B . rächt. Hier sei auch die b.abwehrende K r a f t des F a r n k r a u t s a m e n s erwähnt, die uns f ü r die südl. Lüneburger-Heide und den Kreis Burgdorf bezeugt ist 8 3 ). Auch sonst hat im Lüneburgischen der Farnkrautsame amulettartige Bedeutung 84 ). Ob Beziehung zu Donar auch hier maßgebend ist, weiß ich nicht. T i e r e . Unter den Tieren haben v o r allen Dingen Vögel b.abwehrende K r a f t . B a l d ist es die rote Farbe, bald der scharfe Schnabel, der sie in Beziehung zum B . treten läßt. So gilt vor allem der S t o r c h als Gewittervogel; ein Storch, der auf einem Hause nistet, bringt diesém
Blitz nicht nur Kindersegen, sondern schützt auch vor B. 85 ). Beim Storch wird der rote Schnabel als B. a u f g e f a ß t ; beim S p e c h t , der gleichfalls als Gewittervogel bekannt ist, der scharfe Schnabel und die rote Haube 8S ). Weiter gilt als vor B. schützend die H e e r s c h n e p f e 8 5 ) , vor allem aber der H a h n 8 5 ) (roter K a m m ) , dessen Verwendung als Wetterhahn auf Häusern und Kirchtürmen hinreichend bekannt ist. Ein eingemauerter oder im Keller gut unterhaltener Hahn bringt gutes Wetter. Bei Gewitter sieht man eine Henne auf goldenen Eiern sitzen; verfolgt man sie, so brennt einem das Haus nieder 86 ). In engem Zusammenhang mit der Verehrung des Hahns als Donarvogel steht so der in Tirol und Böhmen verbreitete Glaube an die b.abwehrende K r a f t eines G r ü n d o n n e r s t a g s e i s , welches man auf den Hausboden legen bzw. über das Haus werfen und an der der Stelle, wo es niederfiel, vergraben soll 8 '). Nester von Schwalben gelten in Oldenburg und der Lüneburger Heide als Apotropaia (näm [ = wo] aein Swoefelk nest, slait dai Β. nich in: A m · linghausen, K r . Lüneburg; in Brackel, K r . Winsen, werden Schwalben als Gotteskinder bezeichnet) M ). Hier sei der Vollständigkeit halber gleich auch die K a t z e erwähnt, wenn auch ihre Beziehung zu Donar nicht nachzuweisen ist. Eine in drei Farben blitzende K a t z e (blitzend = elektrische F u n k e n aus dem Fell sprühend) nennt man Blitzkatze. Sie steht in dem Ruf, den B.schlag fernzuhalten. Die Tiere scheinen teuer bezahlt worden zu sein (bis zu 3 Mark) M ). Die Wurzel dieses Glaubens ist vielleicht antik. Darauf führt weniger das , , B . e n " in den drei Farben als die Beziehung der K a t z e zu den Hexen und zur Hekate als der Göttin derselben 9 0 ). A u c h die V e r s t e i n e r u n g e n sind zum Teil b.abwehrend. In Nordbaden (Helmstadt) steckt man versteinerte Muscheln, die sich gelegentlich auf den Feldern finden, wider den B. unter einen Dachsparren 9 l ). Die Beziehung zu Donar ist unsicher. Sicher aber ist sie-bei den
sog. D o n n e r k e i l e n , d. h. Belemniten und Echineten (jene Versteinerungen der Arme des Tintenfischs, diese versteinerte Seeigel), die man in Oldenburg und der Lüneburger Heide v o n Donar während eines Gewitters herabgesandt g l a u b t ; als A m u l e t t getragen schützen sie gegen B. Wer einen solchen, in Oldenburg G r u m m e l s t e i n genannten 8 2 ), Donnerkeil verschenkt, wird v o m B. getroff e n 9 3 ) . Vgl. die v e r w a n d t e Lehre des antiken Amulettglaubens 9 4 ). A u c h Obstbäume werden durch A n h ä n g e n von Donnerkeilen gegen B. geschützt 9 5 ). Stoffe. Der Idee nach heidnisch, dem Brauch und Zeremoniell nach wohl christlich, ist das Vertreiben des B.es durch Entzünden schwarzer (Gewitterfarbe) und roter (Feuerfarbe) Kerz e n 8 8 ) . Derartige Kerzen konnten noch bis vor 15 Jahren am L i c h t m e ß t a g auf dem Markte gekauft werden (an diesem Zeitpunkt feierte man im Norden früher das Julfest 9 7 )). Ahnliches wird aus E g e r land berichtet 9 8 ). D e m böhmischen Glauben, eine brennende während eines Gewitters zum Fenster herausgehaltene K e r z e verhindere den B. am Einschlagen 8 9 ), liegt Christliches zugrunde (Kerzenlicht als Reinheitssymbol Christi), wie wir überhaupt die interessante Wahrnehmung machen, daß B ö h m e n und das Erzgebirge eine Menge Volksaberglauben zum B.schlag kennen, der seine Wurzeln nicht im deutschen (germanischen) Götterglauben hat. Im Basel-Land glaubt man, daß die b r a u n e F a r b e der Dächer den B. abhalte 1 M ). «') ZföVk. 13 (1907), 134. ") W u t t k e 304 § 447· ") J o h n Westböhmen 240. M) W u t t k e 304 § 447. ") K i i c k Wetterglaube 145; M e y e r Germ. Myth.
113. " ) J o h n
Westböhmen
240,
Auch die Oberpfalz kennt den Glauben, daß das Wöchnerinnenkleid den B. anzieht: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 159 ff. ") Nachteulen, in Bayern Holzweibel, sonst auch Nachtraben genannt, gelten als Unglücksvögel: M e y e r Germ. Myth. 112; Lüneburger Heide: K ü c k Wetterglaube 148 f.; Südbaden: Alemannia 24, 144. ") M e y e r Germ. Mythol. 86. ") ZfVk. 11(1901), 5. " ) Z f ö V k . 13 (1907), 134.
«JVer-
n a l e k e η Mythen 316. ») K ü c k Wetterglaube 142. '·) L e o p r e c h t i n g Lechrain
170; vgl. noch K a p f f
169.
Festgebräuche Nr. 2,
1415
Blitz
15. " ) SAVk. 21 (1917), 202. " ) Vgl. J o h n Erzgebirge 205: Gegen Β. wird das Haus zu Johannis mit Kränzen behängt; s. a. Κ a ρ f f Festgebräuche Nr. 2 ,i6 (Kranzmotiv). ·*) R e i s e r Allgäu 2, 108; ZiVk. 23 (1913), 117. ·') H e i s e r Allgäu 2,147; vgl. S c h r a m e k
K r a f t des Kreuzzeichens ist in ganz Süd- und Mitteldeutschland, der Schweiz, B ö h m e n und Schlesien verbreitet 1 M ). In Böhmen legt man S c h a u f e l n k r e u z w e i s e übereinander 1 0 5 ). Böhmerwald 156. **) W u 1 1 k e 304 § 448. Ein bekanntes Abwehrmittel alles ,s) Blunt Ursprung religiöser Zeremonien Zauberglaubens ist das Rezitieren v o n u. Gebräuche der röm.-kath. Kirche. L e i p z . und Darmst. (1826) 186. ··) Mitteil. Anhalt. Gesch. heiligen S p r ü c h e n , d. h. B i b e l - und 14, 15. ·') M e y e r Germ. Myth. 197. ω ) E b d . G e s a n g b u c h v e r s e n . V o r allem die 218. «») Ebd. '») Ebd. " ) M a n n h a r d t Naturpsalmen mit Schilderungen Gottes I, 229. " ) J o h n Erzgebirge 26. " ) Jelmstorf Kr. Ülzen: K ü c k Wetterglaube 142. " ) M a n n - im Gewitter haben beschützende Wirh a r d t 1,220. " ) K a p f f Festgebräuche 2, kung, weil der Inhalt dieser Verse stark 19; s.a. 16. '·) K ü c k Wetterglaube 148. die Donarfigur der germanischen Mytho") S t r a c k e r j a n 2, 109. ") K ü c k Wetlogie s t ü t z t l o e ) . In die gleiche Sphäre geterglaube 146. '») Urquell N. F. 1 (1897), hören die H i m m e l s b r i e f e 107), die 268. M ) V g l . K ü c k Wetterglaube 145 ff. " ) G r i mm Mythol. 1, 168. " ) ZfVk. 19 (1909), den Träger wie gegen Stich und Hieb, so 429. ·') K ü c k Wetterglaube 149; Heimatauch gegen B.schaden schützen sollen. klänge aus dem Kreis Burgdorf 5,21. " ) K ü c k a. a. O. " ) M e y e r Germ. Mythol. 110; D e r s . Endlich gewisse b.beschwörenden Charakter tragende W o r t e , die beim A u f Mythol. der Germ. 357. ··) D e r s . Gem Myth. i n . ·') ZfVk. 8 (1898), 340. ») K ü c k Wetleuchten des B.es zu sprechen sind und terglaube 148; S t r a c k e r j a n 2, 109. den Schutz Christi erflehen: ,,Helf is ··) ZfVk. 21 (1911), 259. M) H o p f η e r G o t t " oder (bezeichnend!) „ H e l f is Gott Offenbarungszauber 1, § 437. ") M e y e r un verzeih is G o t t " 1 0 8 ) . Ähnlich im Baden 361. ·') S t r a c k e r j a n 2, 178. •3) Lüneburger Heide : K ü c k Wetterglaube 154. K a n t o n Schaffhausen : „ H e l f is G o t t " 1 0 9 ) . ··) B o l l Offenbarung 28 : Zitat aus Cat. cod. Im Bergischen hat sich ein alter Spruch astr. VII, 179, 24. " ) K ü c k Wetterglaube erhalten: „ J i s e s Wahles! Herus Wahles! 150ff. »·) ZfVk. 15 (1905), 315. »') M e y e r Jodes W a h l e s ! " , dessen Wortsinn indes Germ. Myth. 217. ,β) Egerl. 4 (1900), 33. ") S c h r a m e k Böhmerwald 237. 10°) Schwunklar i s t 1 1 0 ) . Vk. 5, 2 (Baselland). Die D e u t u n g des B.ens in einem religiös-christlichen Sinne ist mir nur aus dem Südosten Deutschlands und aus III. C h r i s t l i c h - a n t i k e r B.Böhmen (s. o. Sp. 1414) bekannt. Das a b e r g l a u b e . W o wir christlichen B.en wird dort als Öffnen des Flammenoder auch durch das Christentum mitgehimmels angesehen. „ W e n n es blitzt, t u t brachten antiken B.Vorstellungen begegsich der Himmel ganz auseinander, dann nen, f a ß t man den B. als bösen D ä m o n auf, wird er f r e i " , heißt es bei den Wenden l u ) ; den man mit allerlei Zauberhandlungen „ w e n n es blitzt, dann öffnet Gott ein Fenv o m Hause fernhalten muß. In erster ster oder eine Türe des H i m m e l s " (BöhLinie soll man sich beim B.en b e k r e u men) 1 1 2 ). In Böhmen glaubt man auch, z i g e n , ferner nicht unter d e r T ü r e die Helligkeit des B.es entspreche der stehen bleiben, Fenster und Helligkeit des Himmels; beim Öffnen des Türen s c h l i e ß e n 1 0 1 ) , ,,daß der Flammenhimmels vermochte man EngelGlast den Auge nit w e h t u e t " (Hebel) 1 0 2 ). chöre zu sehen 1 1 3 ). Zu dem letzten GlauEs muß wohl daran gedacht sein, daß ben ist als Parallele zu notieren, daß man G o t t sich im B. und Donner offenbart in jüdischen Schriften der nachtalmudiund es profan ist, dann nach ihm neuschen Zeit die Engel als B.e bezeichnet 1 1 4 ). gierig zu schauen oder nach ihm zu zeigen, d e n n w e r n a c h d e m B. m i t d e m Rein antiker B.aberglaube hat sich nur F i n g e r z e i g t , dem wird derselbe versehr wenig erhalten, trotzdem im späten letzt 10 ») (Öhlstorf, K r . Winsen, Lünebg. H.). M A . 1 1 5 ) und der Reformationszeit die anAndrerseits f a ß t man ihn als bösen Dämon, t i k e n , vor allem etruskischen B.lehren der vor dem Kreuzeszeichen weicht wie der verbreitet waren, wie die weitläufigen Teufel. Der Glaube an die b.abwehrende Auseinapdersetzungen bei Conrad v. Me-
1417
Blitz
genberg 1 1 β ), die im wesentlichen aus Plinius 1 1 7 ) stammen — dieser wieder excerpierte für die abergläubischen Vorstellungen den Etrusker Caecina U 8 ), — beweisen. Auch das W e t t e r b ü c h l e i n (s. d.) von 1549 bietet einiges: „Werden aber mer plitzem gesehen dann donner gehört, so wirt der wind von dem tail, da die plitzen hergeen" * 19 ); vgl. Cat. cod. astr. IV 129, 5: (ε)1 έν χαρκίνφ βροντήσω, άνεμοι μεγάλοι πνεϋσουσι. Beziehungen zwischen B.richtung und Erdgegend spielen in der etruskischen B.literatur eine große Rolle 1 2 0 ). Von sonstigen B.Weissagungen ist wenig bekannt: in Schlesien prophezeit man aus B.wahrnehmung in der Kirschblütezeit ein kirschenarmes J a h r 1 2 1 ), während man in Württemberg im Gegenteil darin ein Zeichen für großen Obstreichtum sieht (so in Geislingen) 1 2 2 ). Antik scheint mir aber ein Berner Brauch zu sein: Gegen B.schlag, heißt es da, muß man bei einem Gewitter ein L e i n t u c h mit drei Zipfeln unter die Dachtraufe halten 1 2 3 ), dazu vgl. Geoponica I, 1 6 : ίπποποτάμου ίέρμα κατόρυξον έντός τοδ χωρίου, και où πεοεΤται κεραυνός έκεΐαε: hier wohnt einer Haut b.abwehrende K r a f t inné. Ob die Sitte, durch G e r ä u s c h den Β. zu bannen (s. Wetterläuten), wie man einen Dämon bannt, dem antiken Zauberglauben entstammt 1 2 4 ) oder aus einem allen Völkern in einer Stufe gemeinsamen Zauberglauben heraus bei uns bodenständig war, vermag ich nicht zu entscheiden. Man neigt dazu, sie als antik anzusehen. Pauken, Klappern und Bekken sind bei der Zeremonie von hervorragender Bedeutung 1 2 5 ). Seit dem MA. verwendet man geweihte Glocken zur Abwehr der B.dämonen. Viele Glockeninschriften sagten dies von ihren Glocken aus: Waldenburgertal : ad fugandos daemones; St. Martino zu Ponte Valentino: huius campanae sonus vincit tempestates, daemones repellit. Die Glokke des Erfurter Doms (1497) rühmt sich der B.- und Dämonenabwehr: fulgur arcens et daemones malignos. Schaffhausen (sog. „Schillerglocke") und St. Johann (Schweiz): fulgura f r a n g o 1 2 6 ) .
101 ) ZfVk. l i (1901), 152; B a r t s c h Mecklenburg 2, 20g. 102) Statthalter v. Schopfheim Z. 6. 10 ») K ü c k Wetterglaube 145; vergi. Alemannia 2 4 , 1 5 5 . Selbst nach B. wölken zu deuten ist gefährlich: S c h r a m e k Böhmerwald 236. 1M ) J o h n Westböhmen 239; ZföVk. 1 3 (1907), 134; Urquell 3 (1892), 108; M a n ζ Sargans 87, >°5) W u 1 1 k e 304 § 448. «·) K ü c k Wetter* glaube 145. 107) S t r a c k e r j a n 2, 109; Kück Wetterglaube 149 f. "">) Südbaden: H e b e l Statthalter v. Schopfheim Z. 5; M e y e r Baden 363. "») Unoth 188; SAVk. 1 1 (1907), 230. lie ) M o n t a n u s Vorzeit 1, 21. U 1 ) S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 164. »«) G r o h « m a n n 36 Nr. 205. Dort aus slavischer Mythologie erklärt; vgl. aber Chantepie de la S a u s « s a y e Lehrb. der Relig. 2, 509 f. u ») G r o h m a n n 37 Nr. 208. l u ) ZfVk. 7 (1897), 2 3 7 · us ) Vgl. auch E i n h a r d Vita Caroli c. 32 : der B. schlägt vor dem Tode Karls d. Gr. ins Aachener Münster. " · ) M e g e n b e r g Buch der Natur 76 ff. " ' ) Ρ 1 i n. nat. hist. II, 1 1 2 . 1 3 5 . ne ) Ebd. II, 1 3 7 — 1 4 8 ; vgl. P a u l y - W i s s o w a 7, 2441 ff. n e ) Wetterbüchlein Ausg. v. 1510, S. 9 Mitte. 1 M ) P a u l y - W i s s o w a 7, 2442. m ) Urquell 3 (1892), 108. 12s ) E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 1 3 ; ZfVk. 4 (1894), 400. »«) SAVk. 7, 139. »") S t e m p l i n g e r Aberglaube 86. »") Ebd. ««) Ebd,
IV. I n s e i n e r H e r k u n f t z w e i f e l h a f t e r A b e r g l a u b e . Wuttke berichtet aus Baden u. der Lausitz: „ S o lange ein Kind im Hause ist, welches noch nicht sprechen kann", schlägt der B . nicht ein 127 ). Verwandt ist die Scheu des B.dämons (?) vor einem Leichenzug in Dimbach-Weinsberg (Württemberg) 128 ). Höhn, der die letztgenannte Anschauung beibringt, glaubt, die B.sicherheit eines Leichenzuges auf das dabei stattfindende dämonenabwehrende Glockengeläute zurückführen zu können 129 ). Wichtig ist auch der Glaube der Erzgebirgler, daß das Haus eines, der in der Passionswoche begraben wurde, vor B.schlag behütet ist 130 ). " ' ) W u t t k e 305 § 448. " 8 ) H ö h n Tod Nr. 7, 345. "») S. oben unter I I I Ende. 1M ) John Erzgebirge 128.
V. Als Erfahrungstatsache endlich ist es aufzunehmen, wenn von der apotropäischen Wirkung des Eisens gesprochen wird. Es kann kaum Aberglaube in Betracht kommen, wenn man im Allgäu gegen B.schlag unweit vom Hause eine S e n s e a u f s t e l l t 1 3 1 ) . Diese stellt in ihrer Art einen primitiven Blitzableiter
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Blitzamulette—Blitzbaumholz
dar (dem wirklichen B.glauben ist das Aufstellen eines B.ableiters ein Eingriff in die Rechte Gottes s. ο. II, i, a). Nicht anders scheint man die Gewohnheit mancher Gegenden werten zu dürfen, die M e s s e r n , G a b e l n , B e i l e n oder Scheren b.abwehrende K r a f t zuschreiben 1S2 ) oder deren Bewohner wie im Berner Gebiet gegen B.schlag ein B e s t e c k unter die Dachtraufe legen 1 3 3 ). Das Vertrauen in die schützende W i r k u n g dieses T u n s scheint sich doch aus der Erfahrung, daß Eisen den B . ableitet, zu erklären. Mit andern W o r t e n : es ist kein Volksglauben bei diesen Bräuchen im Spiel, da sie nach ihren Wurzeln keinen Z u s a m m e n h a n g mit religiösem Gefühl haben. l M ) R e i s e r Allgäu 2, 430. " · ) S t e m p l i D g e r Aberglaube 81. " ' ) SAVk. 7, 139.
Stege mano.
Blitzamulette sind entweder D o n n e r s t e i n e (sog. Grummelsteine) = versteinerte Belemniten und Echineten, die als Thorhämmer flur- und hausbeschützende K r a f t haben (s. Blitz II, 2, b) oder B l i t z b a u m h ö l z e r (s. d.). Ein anderes B., dessen Wurzeln k a u m in der germanischen Mythologie zu suchen sein dürfte, beschreibt S t o l l : „ D r e i junge Kleeblätter, drei junge Erdbeerblätter, jedes an sich wieder drèiteilig und am Johannistag (s. d.) gepflückt, müssen in ein weißes viereckiges Täschchen eingenäht werden. Das Täschchen muß mit einem Kreuzstich (!) vernäht s e i n " 1 ) . ') S t o l l Ζauberglaube 170. Stegemann. Blitzbaumholz nennt man die von blitzgetroffenen B ä u m e n stammenden Späne. Obgleich es in Westböhmen heißt, man dürfe H o l z v o n einem blitzgetroffenen B a u m e nicht im Hause aufbewahren (verbrennt man gar solches B., so läuft einem das Feuer aus dem Ofen heraus) *), weil es den Blitz ins Haus ziehe (s.Blitz II, 2, a), ähnlich wie man in der Oberpfalz von dem weiteren Gebrauch von blitzgetroffenem Ackergerät warnt 3 ), gelten B. er doch in den meisten deutschen Gegenden als Schutz, nicht nur g e g e n d e n B l i t z selbst, sondern auch gegen andere Übel, vor allem K r a n k h e i t e n . Die Er-
1420
klärung des einzelnen B.zaubers ergibt sich meist aus der germanischen Mythologie. So ist außerordentlich weit der Brauch verbreitet, ' durch Eingraben 4) eines solchen B.es oder durch Eintreiben desselben in den P f l u g 5) die Felder vor U n k r a u t (Disteln) zu schützen. Damit ist eine speziell württembergische Anschauung verwandt, daß B. vor Würmern sicher sei ( O . A . Marbach) *). Besonders gern werden B.er als Mittel gegen Ζ a h ns c h . m e r z verwendet. W i r kennen den Brauch aus der Mark, Westfalen, Böhmen, Pfalz, Voigtland, Sachsen und L i t a u e n 7 ) . Man fertigt sich beispielsweise (in Bayern) Zahnstocher an aus dem Holz eines im F r ü h j a h r zuerst v o m Blitz getroffenen Baumes 8 ). Die gleiche Heilkraft für kranke Zähne haben Zahnbürsten 9 ), die aus solchem Holze hergestellt sind. Ein Zettel, der 1811 v o n einem Bauern in der Nähe v o n Leipzig geschrieben worden ist, enthält folgende interessante Anweisung: „ F ü r Zahnschmerzen. Man nehme von einem S t ü c k Holz, das der Donner Blitz berieret hat, es m a g von einem Baume oder sonst woher es wolle . . . . ein Stück wie eine halbe welsche N u ß groß und nehme es in den Mund auf den Zahn. Dieses hilft ganz gewis, bis auf eine Viertelstunde kann man wohl brauchen, bei mir hat es aber viele Mal in fünf Minuten geholfen, welches ich gewis bei iooten selbst getan habe, mir aber keinen Nutzen gebracht hat. ist sehr probat. I. III. 1811 Heinrich S c h m i d t " 10 ). Weiter bannt man Zahnschmerz durch Einnageln (s. vernageln) von Holzstiften aus B. Dieselben werden unter Beobachtung gewisser Formeln am K a r f r e i t a g vor Sonnenaufgang in einen B a u m geschlagen (Voigtland) u ) . Weiter heilen B.er K r ä m p f e , Gicht und B r ü c h e 1 8 ) . Im Voigtlande vernagelt man zur B a n n u n g der K r a n k h e i t das B . 1 3 ) , in Sachsen vergräbt man es. Einem bruchkranken K i n d e legt man einen Splitter von einer Weide, in die der Blitz geschlagen hat, dreimal drei Tage lang auf und vergräbt ihn an einem abgelegenen Ort, wo niemand hinkommen k a n n 1 2 ) . A u c h in anderer Weise ist der Besitz v o n B. sehr v o n Nutzen. W e r solche
Blitzfeuer—Blitzsteine
Späne mit sich trägt, erlangt große Stärke (Böhmen) 14 ), in das H e f t eines Schwertes eingeschlossen, verleihen sie diesem die K r a f t , jedes andere Schwert in Stücke zu schlagen I ä ). Pappelholz, v o m Blitz getroffen, schützt den S o l d a t e n vor feindlichen K u geln, hinter eine Schießscheibe gelegt, kann der S c h ü t z e dieselbe nicht treffen 17 ). Holzhauer im Voigtlande machen aus B . Keile, um beim Holzspalten Erleichterung zu haben; so ist ihnen Donar behilflich, wie der Name Donnerkeile für dieses Hilfsmittel beweist 1 8 ). Zum Schluß sei noch ein wotjakischer Glaube notiert: Wenn Du das von Inmar blitzgetroffene Holz zu einer KirezHarfe (halbkreisförmige Harfe) verarbeitest, wird die Harfe gutklingend sein M ). ') J o h n Westböhmen 240.') Böhmen: W u t t k e 97 § 121. *) E M . 14 § I i . 4) S i r t o r i Sitte und Brauch 2, 64; W u 1 1 k e 415 § 646 (ebd. 99 § 121). ·) ZfVk. 14 (1904), 137. 146. ·) B o h n e n b e r g e r Nr. i, 23. ') Mark: W o e s t e Mark 54; Westfalen usw.: W u t t k e 97 § 121; Voigtland: K ö h l e r Voigtland 4 1 3 t . ; Sachsen: S e y f a r t h Sachsen 249; Litauen: F r i s c h b i e r Hexensp. 103. ·) L a m m e r t 236. ·) W u t t k e 351 § 526. " ) S e y f a r t h Sachsen 249. " ) Köhler Voigtland 413 f. " ) Krämpfe: H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 208; Gicht: ZfVk. 21 (1911), 259; Bruch: J o h n Erzgebirge 110. " ) K ö h · 1 e r Voigtland 413 f. 14) G r o h m a n n 40 Nr. 239. " ) W o i f Beiträge 1 ,67. ») S A V k . 19, 217. " ) SAVk. 19, 217; Mitteil. Anh. Gesch. 14, 9. w ) K ö h l e r Voigtland 417. " ) Urquell 4 (1893), 89. Stegemann.
Blitzfeuer. Ist es trotz aller Schutzmittel nicht möglich gewesen, das Einschlagen des Blitzes zu verhüten, so entsteht das B. Es hat die unheimliche Eigenschaft, mit Wasser nicht gelöscht werden zu können. Übergießt man es mit Wasser, so kann man Gefahr laufen, wie es bei den Wenden heißt, den Blitzbrand noch zu vergrößern *). Zu löschen ist ein B. nur durch saure Milch oder durch Jauche, ferner durch Blut, Salz oder Bier *). Für das Letztere ist die Erklärung wohl darin zu suchen, daß man dem Blitz als A t t r i b u t Donars ein Fruchtbarkeitsopfer darbringen muß, um den G o t t z u
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versöhnen. In Schwaben glaubt man, daß ein B. überhaupt nicht zu löschen sei, ebenda ist (wie ähnlich auch in Böhmen und Schlesien) die Ansicht verbreitet, daß der Blitz" das B. nur selbst wieder auslöschen kann, indem auf den ersten sogleich ein zweiter, sog. kalter Streich folgt 3 ). Der Glaube, daß B. nicht durch Wasser gelöscht werden kann, ist vielleicht (?) auf eine naturwissenschaftliche Theorie des Aristoteles, die über Plinius und Seneca im MA. in Deutschland Eingang fand *), zurückzuführen. Aristoteles vertrat nämlich die Ansicht, daß der Blitz in den regenschwangeren Gewitterwolken entsteht, indem die in ihnen eingeschlossenen Feuerausstrahlungen der Erde durch das Aneinanderstoßen der Gewitterwolken frei werden und zur Erde niederfahren 8 ). Die Feuerausstrahlungen sind demnach durch den Wasserdampf der W o l k e n nicht beeinflußt. ») S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 164. *) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 18 ; Β i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 401; Urquell 4 (1893), 89; ZfVk. 16 (1906), 171; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 12;. ») M e i e r Schwaben 2, 502 Nr. 354; ι , 258 Nr. 289, 1; G r o h m a n n 37 Nr. 215; D r e c h s l e r 2, 138. *) M e g e n b e r g Buch der Natur (ed. Pfeiffer) gibt seitenweise die aristotelischen Lehren aus Plinius wieder. 5) O. G i l b e r t Die metereologischen Theorien des griech. Altertums 629f. Stegemann.
Blitzsteine (Strahlsteine). B. sind alle bei einem Gewitter v o m Himmel angeblich herabfallenden Steine, wie Donnerkeil, Belemnit, Echenit (s. d.). Im besonderen versteht man unter B.n spitzige Quarzkristalle, die sich in B ä u m e n vorfinden sollen, in die der Blitz schlug *). In K ä r n t e n glaubt man noch heute, beim Gewitter fielen kleine Bergkristalle v o m Himmel h e r a b 2 ) . Gesner berichtet, in manchen Gegenden der Schweiz werde der Kristall v o n den Leuten „ S t r a h l stein" genannt, da sie überzeugt seien, er falle v o m Blitz herab oder werde durch ihn erzeugt; die Gestalt des Kristalls habe diesen A b e r g l a u b e n v e r a n l a ß t 3 ) , vielleicht auch die Beobachtung, daß der Quarz, mit Stahl geschlagen, F u n k e n gibt. s. a. Β 1 i t ζ f e u e r.
1423
Blocksberg
') M e i e r Schwaben 1, 2 5 4 ; Schönw e r t h Oberpfalz 2, 1 2 4 Nr. 4; W u 1 1 k e 9 1 I in; Stemplinger Aberglaube 63. *) M a n n h a r d t Germ. Myth. 109 4 = ZfdMyth. 3 (1855), 29, I i . ») G e s η e r d.f. I. 66; vgl. B e r g m a n n 534 (Strahlstein); B o h · n e n b e r g e r 2 3 ; L ü t o l f Sagen 385. Olbrich.
Blocksberg.
I. N a m e . Der Brocken gilt seit dem 17. J h . hauptsächlich als Versammlungsort der Hexen und wird als solcher meist B. genannt. Der Brocken ist als höchste Erhebung des Harzes weithin sichtbar und durch besondere Wolkenbildungen am Gipfel (Wetterprophet, s. Berg 10) auffallend. Auf dem baumlosen Gipfel ragen hohe Felsen empor, zwischen denen ein angeblich nie versiegender Quell hervorsprudelt. Hier soll die wilde J a g d ihr Spiel treiben z). Auch die Höhlenbildungen haben dazu beigetragen, daß man den Berg seit alter Zeit als Sammelplatz böser Geister und als Verwünschungsberg angesehen hat. Der ältere an dem Berge haftende und bei den Anwohnern gebräuchliche Name ist Brocken. Die Bezeichnung B. ist auch außerhalb des Harzes — in der Oberpfalz 3 ), bei Ansbach 4), im Bergischen 5 ), f ü r zahlreiche Hügel in Schleswig-Holstein e ), in Hinterpommern '), in Ost- und Westpreußen 8 ), bei Budapest 9) — gebräuchlich, stets für Berge, die als Verwünschungsberge und Sammelpunkt von allerlei Unholden gelten 10 ). Im Braunschweigischen wünscht man etwas nicht ins Pfefferland, sondern auf den B . 1 1 ) . Ob im Münchner Nachtsegen (Anfang des 14. Jhs.), der ältesten bekannten Erwähnung, der brochelsberg als Aufenthaltsort (Verbannngsort) 1 2 ) nächtlicher Geister und Hexen oder als Versammlungsplatz der Hexen im späteren Sinne aufzufassen ist, wird aus der Stelle nicht klar. In einem Beichtbuche (Hs. aus dem Ende des 14. Jh.) wird der brockesberg schon als Hexenversammlungsort erwähnt 1 3 ). J . Grimm nimmt an, daß B . durch Übergang des r in l aus Brocksberg — vgl. Broccenbergns (1581) und Bloccenbergus (1588) u ) — entstanden ist und sich mit dem schwedischen Blàkulla nicht berührt 1 S ). Eine Etymologie der Namen
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ohne mythologische Beziehungen deuten Grimm (DWb s. v. Brocken), ähnlich (aber ausführlicher) Grienberger 1 5 ·) an. ') P r a e t o r i u s B . 82 f f . ; S a h l g r e e n in N o B . 1 9 1 5 , 1 2 8 f f . *) B e h r e n s Hercynia curiosa (1703), 1 3 6 ; vgl. M e y e r Religgesch. 68. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 383 Nr. 1 7 . *) Ebd. 3, 178. ') S c h e l l Ber i Sagen 1 3 1 Nr. 2 1 . ·) M ü l l e n h o f f Sagen 564 Nr. 570. ') K n o o p Hinterpommern 68. ·) ZfdMyth. 3, 3 2 1 ; F r i s c h b i e r Hexenspr. I i . ') W l i s l o c k i Magyaren 1 1 2 . 10 ) Α η d r e e Braunschweig 274 = Zs. d. Harzver. 3, 827. » ) E b d . 274. » ) Z f d A . 4 1 , 3 4 3 . " ) G r i m m Myth. 879, fälschlich ins 1 5 . J h . verlegt; s. MschlesVk. 1 7 , 44. » ) ZfdMyth. 3, 3 2 1 . » ) G r i m m Myth. 878 Anm. 2. Zu Blàkulla N o B . 1 9 1 5 , 100 ff. 1 5 a ) Z f d A 4 1 , 344.
2. Z e i t . Prätorius gibt als B.zeiten Johannis, Allerheiligen, I. Mai, Fastnacht, St. Michael, Weihnacht, 25. März an l e ). Im neueren Volksglauben fahren die Hexen vor allem in der Walpurgisnacht (die Nacht zum I. Mai) 1 7 ), dann in der Johannisnacht 1 8 ), zu Weihnachten 19 ), St. Michael *•), in der Neujahrsnacht 21 ), zu nicht näher bezeichneten, aber jährlichwiederkehrenden Zeiten 22) auf den B. (s. Hexentage). ") P r a e t o r i u s B. 513. " ) A n d r e e Braunschweig 274; Müllenhoff Sagen 2 1 2 ; P o l l i n g e r Landshut 2 1 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 383 Nr. 1 7 ; K u h n Westfalen 2, 1 5 5 Nr. 4 3 4 ; F r i s c h b i e r Hexenspr. ι f. " ) S t r a c k e r j a n 1 , 3 8 6 . 1β) F r i s c h b i e r Hexenspr. li. J0 ) K u h n u. S c h w a r t z 375 f. 2 1 ) K n o o p Hinterpommern 68. **) ZfVk. 4, 2 1 4 .
3. B. f a h r t. Die Hexen reiten auf Böcken, Ziegen, Kälbern, Säuen, Wölfen, Katzen, Hunden, Rocken, Ofenkrücken, Ofen-, Mist-, Heugabeln, Schaufeln, Besen, Raufen, Backmulden, Kleidern, Bürsten, Hüten, Mänteln 23 ), auf Elstern 21 ), häufig auf Menschen (s. Hexenzaum), auf einem schwarzen dreibeinigen Pferd 25), auf dem Satan 2e), durch den Schornstein ihres Hauses ausfahrend mit Windeseile auf den B. Darauf anspielend sagt man beim unvorsichtigen Handhaben scharfer Geräte oder bei stumpfen nicht mehr gebrauchsfähigen Gegenständen : darauf könnten die Hexen,nach dem B. reiten 27 ). Oft schmieren sie sich oder die Gegenstände mit der Hexensalbe (s. d.) dazu
1425
Blocksberg
ein a ) und sagen: oben aus und nirgend an (s. Hexenfahrt). Mitunter heißt es, nur der Teufel hätte sie hingeführt *>). Eine ganze Gesellschaft fährt, sich in aller Teufel Namen auf eine Schwinge setzend, f o r t 3 1 ) . Unterwegs ruhen sie an Dornhecken aus, brechen die Spitzen des Weißdorns aus und essen sie 32 ). Während die Hexe auf der Fahrt ist, liegt an ihrer Stelle ein Baumstrunk oder Besen im Bett S 3 ). Nach anderer Überlieferung fährt nur die Seele der Hexe aus, ihr Körper liegt wie tot im Bett 34 ). " ) P r a e t o r i u s B. 295. " ) K u h n u. S c h w a r t z 378 Nr. 46. ,5 ) F r i s c h b i e r
eine gekommen sei (Ülzener Hexenprozeß 1 6 1 1 ) 3 8 ) . Außerdem gibt es zahlreiche Geschichten von Neugierigen, die Hexen bei der Ausfahrt belauschen, sich mit der Salbe schmieren und den Spruch falsch nachsagen: oben aus und überall an, sich deshalb halb oder ganz totschlagen, oder seltener schließlich doch auf dem B . ankommen 3 e ) (s. Hexenfahrt). Solche Eindringlinge müssen, besonders wenn durch die Nennung Gottes die ganze Hexenversammlung verschwunden ist, oft sehr weit wandern, um wieder in ihre Heimat zurückzukommen 40). Um die B.fahrt mitmachen zu können, braucht man Hexenspr. 1 f. *·) B a r t s c h Mecklenburg 2, im Braunschweigischen nur zu sagen: 23. " ) M a a c k Lübeck 98. " ) P r a e t o M Ik verswàre ûsen Hergott un glöwe an r i u s Β. 295. ") Ebd. 301. ) B a r t s c h düssen pott 41 ). Die B.fahrt wird jetzt naMecklenburg2,17. 31 ) Urquell 3,101. " ) K u h n Westfalen 2, 1 5 5 Nr. 434. " ) N i d e r b e r g e r türlich oft ins Scherzhafte gezogen, so Unlerwalden 2, 1 5 4 . ®4) M ü 1 1 e η h o f i Sagen ruft man am 1 . Mai den Frauen zu: Na 5 6 4 ^ . 5 7 0 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 128; biste ôk hüte nacht up'n B . west 4 í ) ? S t r a c k e r j a n 1 , 1 3 1 ; vgl. K l a p p e r Schlesien 2 1 6 . ·*) Svenska Landsmâl 1922 H. 2, 9 ff. s «) So I d a η - H e p p e 2,228.246. " ) P r a e 4. T e i l n e h m e r . Oft werden junge t o r i υ s Β. 129. ω ) S o l d a n - H e p p e 2, Mädchen überredet mitzufahren, um dem 106. «·) ZfrwVk. 1906, 201. «) B r ä u η e r Teufel neue Anhänger zu verschaffen. Curiositäten 44ff. = P r a e t o r i u s Β. Kap. 1 ; K u h n u. S c h w a r t z 154, 217. " ) A n Diese müssen sich dann meist in ein Buch eintragen (s. Hexenzunft), werden aber d r e e Braunschweig 276. " ) E b d . 274. oft durch die Nennung des Namens Got5 . A b w e h r . Zu Walpurgis werden tes oder Jesus gerettet. Noch im vorigen alle Besen und Ofengeräte versteckt 43 ), Jahrhundert (i860 und 1872) meldeten damit sie die Hexen nicht als Reittier besich in mehreren Gemeinden in Dalarne nützen können. Ebenso werden Ziegen (Schweden) bis zu 83 Kinder, die angeb- und Böcke aus dem Stalle genommen und lich von älteren Frauen auf den B . mit- irgendwo zusammengesperrt. Eggen wergenommen worden waren, bei den Pfar- den mit den Spitzen nach oben aufgestellt, rern 35 ). In der Zeit der Hexenprozesse Maien gesetzt, Fenster und Türen mit lauteten viele Anschuldigungen dahin, die Kräutern besteckt, Kreuze an die StallBetreffenden seien auf dem B . gesehen türen gezeichnet **). Wenn die Hexen worden. Im nördlichen Deutschland wur- schon nichts anderes mitnehmen, so de aber Ende des 17. J h s . nachgeforscht, Späne von der Tür zum Feueranmachen 45 ). ob eine Anschuldigung auf gutem Grunde Zur Abwehr dient auch das sog. B.reiten beruhe oder nur auf teuflischer Verblen- verkleideter Knaben, die auf Besen reidung, wozu auch die Beschuldigung ge- tend durch die Straßen toben 4e ) (s. Hehörte, jemand auf dem B. gesehen zu xenschutz, -vertreiben). haben 3e ). Als Teilnehmer der B.fahrten «) K u h n u. S c h w a r t z 35. " ) F e h r werden alte Leute, unverständige Kinder, l e Volksfeste 63. " ) M a n n h a r d t Germ. Β. 437. Weiber, Männer, geringen und hohen Mythen 25 = P r a e t o r i u s Standes, Kaiser, Fürsten, Freiherren, " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 264 f.; F e h r l e Volksfeste 63. Edelleute, Päpste, Bischöfe, Priester und 3 Doctores aller Fakultäten genannt '). 6. H e x e n s e h e n . Man kann die Eine Versammlung sei so groß ge- auf den B. fahrenden Hexen sehen, wenn wesen, daß bei der Verteilung von man einen Kranz von Tausendguldeneinem Hinten Erbsen auf jeden nur kraut aufsetzt, oder einen Kreis aus
1427
Blockziehen
S c h l a n g e n h a u t u m sich legt, oder K o p f und L e i b mit D o s t und B a l d r i a n u m w i n det 47 ), oder aus einem ziemlich v e r f a u l t e n S a r g ein Gestell m a c h t und sich d a m i t auf d e m B . unter eine E g g e stellt 4 8 ), w e n n m a n sich in der Geisterstunde a n einem Kreuzweg verbirgt49). ^ *') M e y e r Germ. Myth. 141 = Ρ r δ h 1 e Harzsagen 39 f. " ) K n o o p Hinterpommern 68. **) A η d r e e Braunschweig 274.
7. B . f e s t (s. H e x e n f e s t ) . E i n T e i c h mit grünem W a s s e r geht u m den B., und es s c h w i m m t eine goldene K r o n e darauf, aber es ist nur des T e u f e l s T r u g 8 0 ) . A u f dem B . ist ein T e i c h m i t K a r p f e n 8 1 ) und anderen F i s c h e n 8 Î ) . N e b e n der nie versiegbaren Quelle s t e h t ein m u l d e n f ö r m i g ausgehöhlter G r a n i t b l o c k , der sog. T e u f e l s n a p f . N a c h d e m R i t t e k ü h l e n sich die H e x e n in diesem W a s c h b e c k e n . Der T e u f e l besprengt sie a u c h daraus z u m A n f a n g und v o r dem H e i m r i t t mit W a s s e r 8S ). Mitten auf d e m F e l d s t e h t ein T h r o n mit einem B o c k , den alle A n w e s e n d e n auf das H i n t e r teil küssen müssen M ) . Die H e x e , die als l e t z t e k o m m t , m u ß sich v o m T e u f e l als H a c k b l o c k , auf d e m er seine W ü r s t e bereitet, b e n ü t z e n lassen 88 ). Die H e x e n erzählen d e m T e u f e l ihre T a t e n 8e ) und erhalten R a t s c h l ä g e v o n i h m 8 7 ) . Mit dem T e u f e l und anderen bösen Geistern treiben sie U n z u c h t 8 8 ) . a) E s s e n . M a n setzt sich auf Grasb ä n k e , die in die E r d e gegraben sind, es stehen K i r s c h e n , Ä p f e l , B i r n e n da 8β ), der T i s c h ist m i t Gras b e s t r e u t O c h s e n w e r d e n g e s c h l a c h t e t und W e i n wird get r u n k e n e l ) . B r a t e n und B i e r t r ä g t der S c h w a r z e selbst auf e 2 ). A b e r a u c h W i s c h t ü c h e r w e r d e n g e b r a t e n und gegessen M ) . D a s Mahl wird ohne S a l z g e n o s s e n · 4 ) . M i t g e n o m m e n e Speisen erweisen sich a m nächsten T a g als K o t e 8 ) . b) T a n z . W e n n eine H e x e beim T a n zen hinfällt, s a g t der T e u f e l : du wirst dieses J a h r b r e n n e n M ) , oder nun m u ß t du sterben w ) . Eine H e x e stellt der T e u f e l auf den K o p f , sie m u ß als L i c h t h a l t e r dienen, die anderen t a n z e n u m sie heru m M ). E s wird auf einer g e s p a n n t e n Leine linksherum m ) , oder mit d e m Gesicht n a c h a u ß e n g e t a n z t 7 0 ) . Es heißt, die
1428
H e x e n m ü ß t e n auf dem B . den Schnee w e g t a n z e n 7 1 ) oder w e g k e h r e n 7 2 ) . c) M u s i k . G u t e M u s i k a n t e n werden gerne auf den B . m i t g e n o m m e n . D a s Ins t r u m e n t , das sie erhalten, scheint den Spielern besonders g u t zu klingen, erb i t t e n sie es sich z u m Mitnehmen, ist es hinterher ein toter K a t e r 7 3 ) . A u f dem S c h w a n z einer lebenden K a t z e 7 4 ) , auf einer T r o m m e l , einem S c h w e i n s k o p f 7 5 ) wird musiziert; es wird g e p f i f f e n und pos a u n t 7 e ). D a s F e s t dauert drei S t u n d e n , bis 12 U h r ' 6 » ) oder bis z u m Hahnenschrei 7 7 ) (eine F r a u w u r d e u m 1 U h r wieder zur ü c k g e b r a c h t ) 78) oder zwölf T a g e 7 i ). S.Berg, B r o c k e n , H e x e n a b w e h r , - a u s t r e i b e n , -b e r g , -fahrt, - s a b b a t , - s a l b e , - s c h ü t z , -tanz, -zaum, -Zusammenkunft. M) B a r t s c h Mecklenburg 2, 27. " ) Ebd. 2, 26. " ) Ebd. 2,19. " ) P f a η η e η s c h m i d
Weihwasser 108 = B r e d e r l o w
Der Harz ·
299. " ) P r a e t o r i u s B. 205 mit Abbildung. «) Ebd. 35. " ) Ebd. 392. " ) P o l l i n g e r Landshut 109. " ) P r a e t o r i u s B. 83. 85; P o l l i n g e r Landshut 109. «) B a r t s c h Mecklenburg 2, 19. M) Ebd. 2, 10. ·>) Ebd. 2, 17. ·») Ebd. 2, 20. " ) Ebd. 2, 264. M ) P r a e t o r i u s B . 279. " ) A n d r é e Braunschweig 277. ··) B a r t s c h Mecklenburg 2, 20. ·') E b d . 2, 10. a ) E b d . 27. 29.
·») F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 f. *>) P f a n n e n S c h m i d Weihwasser 108. " ) K u h n u. S c h w a r t z 35. ») ZfVk. 9, 234. '») Α η dree Braunschweig 277. " ) B a r t s c h Mecklenburg ι , 115 ί . ; K n o o p Hinterpommern 68. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 f.
'·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 16. "e) P r ò h l e Unterharz i i 8 Nr.311. " ) P r a e t o r i u s B. 520. n) B a r t s c h Mecklenburg 2, 16. '») K u h n u. S c h w a r t z 375. Weiser.
B l o c k z i e h e n , eine Belustigung, die in S ü d d e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z an b e s t i m m t e n T a g e n der Faschingszeit oder in ihrer N ä h e v o r g e n o m m e n wird, a m Montag nach Invocavit (Blochmäntig, B l ö c h l i t a g , Blochfest), a m D o n a t u s t a g e , a m „ u n s i n n i g e n P f i n z t a g " (Donnerstag v o r A s c h e r m i t t w o c h ) u. a. Sie b e s t e h t darin, d a ß die B u r s c h c n einen B a u m s t a m m aus dem W a l d e holen, b e k r ä n z e n und s c h m ü c k e n , auf einen W a g e n oder S c h l i t t e n l a d e n und unter J a u c h z e n u n d Schreien durchs Dorf f ü h r e n . A u f d e m
1429
Blödsinniger— bloß
Block sitzt der Leiter des Festes, oder ein Narr läuft darauf hin und her. Rundum tummeln sich allerlei Masken *). In Naunders (Tirol) bohrt man ein Loch hinein und setzt ein verziertes Bäumchen hinein. Der Block wird dem Landrichter oder dem Geistlichen verehrt 2 ). Das Ganze ist eigentlich eine Form der M a i b a u m e i n h o l u n g , ein Zauber, der die Fruchtbarkeit des Frühlings übermitteln soll. Manchmal wird das Fest nur begangen, wenn längere Zeit oder während des Faschings keine Hochzeit stattgefunden hat 3 ), und mitunter werden die M ä d c h e n , die das J a h r über nicht unter die Haube gekommen sind, zum B. verurteilt *). Dann soll wohl der Vertreter der vegetativen Fruchtbarkeit auch die der Menschen günstig beeinflussen. Im St. Galler und Appenzeller Lande sammeln die Jünglinge Sägeblöcke und fahren sie in die Sägemühle oder den Müllern und Zimmerleuten vors Haus und lassen sie sich mit Wein abkaufen 5 ). *) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 103 f. *) P a n z e r Beitr. 2, 246. *) S a r t o r i 3, 104 A . 58. In Steiermark am Ostermontag: R o s e g g e i Steiermark 238 ff. *) S a r t o r i 3, 104. A . 59. *) V e r n a l e k e n Alpensag. 3 5 3 ; S A V k . I i , 253 f.; R o c h h o l z Naturmythen 6. Sartori.
Blödsinniger s. heit.
Geisteskrank-
bloß. Die Auswahl der hier zu behandelnden Fälle ist ganz zufällig abhängig von dem willkürlichen Gebrauch der Epitheta „ b l o ß " und „ n a c k t " ; das Entblößen eines Körperteiles beruht auf der aus rituellen, oft auch moralischen Gründen b e s c h r ä n k t e n Nacktheit des K ö r p e r s bei Trauer x ), Bußund Krankheitswallfahrten, Zauber- und Gegenzauberhandlungen der verschiedensten Art. Während nach Andree 2 ) ζ. B . 1 5 1 8 eine Wallfahrt nackend und mit ausgebreiteten Armen gelobt wurde, kennen wir zwei Fälle, wo man mit nackten Knien um den Altar geht (vgl. barfuß 2). Bei Zauberhandlungen spielt besonders das Entblößen oder Verhüllen der H a n d eine Rolle : Will man in der L o t t e r i e 3 ) gewinnen, so muß man vor Georgi einen
1430
Schmetterling mit bloßer Hand fangen, und dann setze man das Datum und die Zahl der schwarzen Flecken, die er hat; häufiger ist das Verbot, mit bloßer Hand eine Zauberhandlung vorzunehmen: Beim Pflücken gewisser Pflanzen zu Zauberzwecken tritt oft zum Gebot der Barfüßigkeit (s. barfuß) noch die Auflage, beim Pflücken die Hand mit einem (weißen) Tuch zu umwickeln 4) : auf diese Weise pflückt in Böhmen der Bursche das vierblätterige Kleeblatt 5 ), das er dem Mädchen in die Schuhe legt; nach einem Liebeszauber e ) darf man den grünen Laubfrosch, den man zum Zauber braücht, nicht mit bloßer Hand anfassen. Im Gegenzauber darf man das unter der Schwelle versteckte Liebeszaubermittel 7 ) nicht mit bloßer Hand anrühren, sondern muß es in ein altes Tuch hüllen und ins Wasser werfén; dagegen muß das Mädchen das Kleeblatt 8) mit bloßer Hand aus dem Schuh nehmen und herauswerfen, damit der Zauber aufhört. Die Wurzeln eines ausgegrabenen Baumes, den man versetzen will, darf man nicht mit bloßer Hand berühren, sonst gedeiht er nicht 9 ). Ein säugendes Weib soll das Herz nicht entblößen 10 ), damit die Milch nicht erkalte und das Kind keinen Schaden nehme; sie soll auch nicht mit bloßen Füßen den Boden b e r ü h r e n u ) . Nach Zimmermann herrschte zu seiner Zeit der Aberglaube, man dürfe nach dem Abendmahle drei Tage nicht mit bloßen Füßen auf den Boden treten 1 2 ), nicht mit bloßem Haupte gehen, sondern eine w e i ß e Haube aufsetzen. Im Heilzauber l 3 ) treffen wir gegen Fieber die Vorschrift an, vor Sonnenaufgang auf dem Rasen auf bloßen Knien 3 Tage dreimal 3 Vaterunser und Ave-Maria zu beten. s. b a r f u ß , b a r h a u p t , s
nackt.
') S a m t e r Geburt n i . ) Votive 3 1 bis 3 2 ; vgl. K r a u ß Relig. Brauch 42; J u v e n a l erwähnt das Rutschen auf nackten Knien zum Zeichen der Buße: Satire VI, 525 bis 9 526 = 1 5 4 Jahn-Bücheler-Leo. ) Grohm a η η 85, 6 1 7 . *) Vgl. ders. 91, 639 u. 92, 640 ; für die Römer gilt dieselbe Vorschrift : Ρ li ni u s Nat. hist. 24, 103 = I V 88, 7 Mayhoff; vgl. D i e t e r i c h Der Ritus der verhüllten Hände
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blühen—Blume
in Kleine Schriften 440—448; B ä c h t o l d in SAVk. 20, 6 ff. *) G r o h m a η η 1. c. 92, 640; ebenso im Schadenzauber : G r o h m a η η 200,1403. ·) ZfdMyth. 3 (1855), 328. ') G r o h m a n n 209, 1451. ') D e r s. 92, 640. ») D e r s. 143, 1055. 10) Β u χ t o r í Judenschul 151. n ) G r o h m a n n 115, 859; vgl. barfuß Α. 48 u. 49; S e l i g m a n n Blick τ >93· " ) B r e v i n u s Noricus4f.; siehe bedecken. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 337; vgl. barfuß Α. 66 u. 67. Eckstein.
blühen. ι . W e n n ein (Obst-)Baum im Jahr (Herbst) z u m zweitenmal, oder wenn er überhaupt zu einer ungewöhnlichen Zeit, blüht, so gilt dies als Zeichen, daß ein Familienmitglied bald s t i r b t x ) . Es bedeutet Krieg, wenn ein Kirschbaum zweimal b l ü h t 2 ) . B l ü h t eine vereinzelte Blume auf unfruchtbarem Boden, so fällt die nächste Ernte reichlich aus 3 ). H ö h n Tod 309; ZrwVk. 4, 271; 5, 245; vgl. auch Hauswurz. ») G r i m m Myth. 3, 477. 3) ZfdMyth. 2, 418. 2. Kinder dürfen nicht zur Zeit der Baumblüte entwöhnt werden, sonst bekommen sie weißes Haar 4 ). Ein K i n d , das zur Zeit der B a u m b l ü t e geboren wird, bek o m m t frühzeitig weiße Haare s ). *) G r i m m Myth. 3, 461 ; W u 1 1 k e 393 § 601 ; F o g e 1 Pennsylvania 46. 49. 5) J o h n Erzgebirge 50. Marzell.
Blume. ι . Ebenso wie die B ä u m e (s. d.) so gelten im Volksglauben auch die B . n nicht selten als „ b e s e e l t " *). Im Volkslied werden Menschen in B . n verwandelt 2 ), die Seele erscheint als B. 3 ). A u s dem Blute bzw. dem Grabe unschuldig Getöteter wachsen B.n 4 ). A m hl. A b e n d werden die B.nstöcke (ebenso wie die Bäume) b e s c h e n k t 5 ) ; auch Neujahr wünscht man den B.nstöcken an 6 ). Sieht man einen B.stock mit neidischen A u g e n an, so s t i r b t er a b ' ) . Eine Wöchn e r i n (die j a als unrein gilt) darf keine B.n begießen 8 ). Besonders deutlich zeigt sich der Glaube an die Beseeltheit der B.n in verschiedenen Bräuchen beim T o d eines Menschen. Die B . n des Verstorbenen gehen ein 8) ; sie werden daher bei einem Todesfalle geschüttelt oder in ihren Töpfen von der Stelle g e r ü c k t 1 0 ) oder aus dem Sterbezimmer hinausge-
1432
tragen u ) . Umgekehrt stirbt auch jemand, wenn die B . n im Zimmer eingehen 1 2 ). Man muß dem Toten sämtliche B.nspenden mitgeben, sonst holt er sie sich 13 ). Die dem Toten geschenkten B.nstöcke setzt man teils auf den Grabhügel, teils pflegt man sie daheim. D a m i t sie nicht eingehen, werden sie 4 Wochen lang mit einem schwarzen Bändchen umwunden " ) . ») G r i m m Religgesch.
97.
») H o c k e r
Myth. 2)
2, 689 f.;
Β ö c k e1
Volksglaube 233.
Meyer
Handbuch 4)
57.
Kober-
stein Über die in Sage und Dichtung gangbare Vorstellung von dem Fortleben abgeschiedener menschlicher Seelen in der Pflanzenwelt. I n :
Weimar. Jahrb. 1 (1854), 73—100, dazu Nachtr. v. R e i i i h . K ö h l e r ebd. 479—483; G o l · t h e r Myth. 90; B e r t h o l d Unverwundbarkeit 53; B e c h s t e i n ') J o h n Erzgebirge 163.
Thüringen ·) F o g e l
2, 3 f. Penn-
sylvania 214. ') ZfrwVk. 2, 207. ·) H ö h n Geburt
266.
Zürich
I, 28;
10)
*) M a a c k
Lübeck
54 f f .
B a r t s c h Mecklenburg 2, 89; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1,248; M e i e r Schwaben 489; M e y e r Baden 584; Stauber u)
Fogel
Pennsylvania
131.
Andree Braunschweig 315; Höhn Tod 232. " ) SAVk. 12, 150. ») ZfVk. 13,390.
J4)
John
Erzgebirge
129.
2. Einer besonderen Beachtung werden die G r a b e s b.n (s. d.) teilhaftig. Sie gehören demToten unddürfennichtgepflückt werden, sonst erscheint einem der Tote im T r a u m l s ) oder streckt die H a n d aus dem G r a b e 1 6 ) . W e n n man an den Grabesb.n riecht, verliert man den Geruch 17 ). Wenn man B . n v o n einem fremden Grabe pflückt, so b e k o m m t man Kopfschmerzen und schwere Träume l s ), nimmt man sie mit nach Hause, kann man v o n der nämlichen Krankheit, an der der Tote gestorben ist, befallen werden 19 ). Bei den Wanderzigeunern gilt es sogar als todbringend, B.n v o n einem Grabe zu pflücken Vielfach gelten B.n überhaupt als T o d e s z e i c h e n : einem K i n d e unter einem Jahre darf man keine B.n geben, sonst stirbt es 21 ), auch verliert es sonst den Geruch (Erzgebirge) 22 ). Bei einer T a u f e dürfen frische B . n nicht als Schmuck verwendet werden, das hieße dem K i n d B . n aufs Grab s t r e u e n M ) . W e n n kleine Kinder mit B . n spielen, dann werden sie nicht a l t 2 4 ) . Solange
1433
Blümlisalp—Blut
man kleinen Kindern keine B.n. in die Hände gibt, können sie sich in der Handfläche wie in einem Spiegel betrachten, nachher nicht mehr A u c h dem Kranken darf man keine B.n bringen, sonst wird es schlimmer mit ihm 2e ). B.n einer Wöchnerin geschickt, werden Nägel zu ihrem Sarg 2 7 ). " ) S c h r a m e k Böhmerwald 248. 1 ' ) M a r z e 1 1 Bayer. Volksbot. 70. " ) P a n z e r Beitrag ι , 262; L a m m e r t 232; Urquell 3, 41. 200; 4, 52; M a r z e i l Bayer. Volksbot. 70. ») S A V k . 8, 269. " ) M a r ζ e 1 1 Bayer. Volksbot. 70. Z f V k . 10, 133. " ) D r e c h s l e r ι,212; ZiVk.3,149; S p i e ß Fränkisch-Hennebergioo-, S c h w V k . 10, 32; H ö h n Geburt 277; m a n denkt hier w o h l an die B . n als S c h m u c k der Kinderleiche. " ) W u t t k e 394 § 604. »») Z f r w V k . 2, 183. " ) E n g e l i e n u. L a h n 25ο.» 5 ) S A V k . 15, 10; S c h w V k . 10, 37; vgl. auch Rochholz Kinderlied 318. " ) S t r a k k e r j a n * r, 55; 2, 185; D r e c h s l e r 2, 283. " ) S t r a c k e r j a η 1 ι , 55.
3. O r a k e l mit B.n werden vor allem in L i e b e s a n g e l e g e n h e i t e n befragt. Das Auszupfen der Strahlblüten der Wucherblume (s. d.) gibt den Stand der Liebe kund. A u c h sonst werden B.n (ζ. B. Werfen eines B.nkranzes) als E h e orakel benutzt 2 8 ). Ein K r a n z von neunerlei B.n wird an Johanni unter das Kopfkissen gelegt, dann träumt das Mädchen vom Bräutigam 2 9 ). Ebenso erkennt man den Zukünftigen, wenn man sich in der Nacht v o m Pfingstsonntag auf -montag einen K r a n z von neunerlei B.n aufs Haupt setzt Träume von B.n bedeuten Freude 31 ), aber auch Trennung einer B e k a n n t s c h a f t 3 2 ) . Weiße B.n künden den bevorstehenden Tod (s. Rose). ") G r i m m Myth. 2, 936; 3, 464; MschlesV k . 13, 46; F r a ζ e r 11, 52 ff. 61. *») K ö h ler Voigtland 376; D r e c h s l e r 1, 145. 30) M e y e r Baden 165. 31 ) Urquell 1, 203; G a ß n e r Mettersdorf 46. 3i ) M e y e r Baden 165.
4. In vielen Sagen wird die W u η d e r b , genannt, mit deren Hilfe man v e r b o r g e n e S c h ä t z e finden kann. Dabei wird meist erzählt, daß der Finder der Schätze vergißt, die B. wieder mitzunehmen, obwohl ihm eine Stimme z u r u f t : „ V e r g i ß das Beste n i c h t ! " Dann kann er den Eingang zur Schatzhöhle nicht mehr finden 3 3 ). Der Besitz der
Wunderb, macht geistersichtig 3 4 ). auch Farn, Schlüsselblume.
1434 Vgl.
w) G r i m m Sagen 169; Mannhardt Germ. Mythen 1 5 3 ; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 133; E i s e i Voigtland 195 f . ; W o I i Beitr. 2, 242 f . ; Ρ f i s t e r Hessen 1 9 ; B e c h s t e i n Thüringen 1, 2 1 2 ; P a n z e r Beitrag 2, 159; B i r l i n g e r Volksthüml. 1, 78 f. (mit weiteren Literaturangaben) ; B a a d e r N.Sagen 7 7 ; K o c h h o l z Sagen 1 , 261. ") Sommer Sagen 4.
5. G a r t e n b.n , die am Gründonnerstag oder Karfreitag gesät wurden, erhalten schöne Farben oder werden gefüllt 3S ). A u c h Ableger nimmt man am Gründonnerstag von den B.n 3e ). B.n, bei Vollmond gesät bzw. gesteckt, werden gefüllt („voll"), bei abnehmendem Monde werden sie einfach 37 ), vgl. auch Levkoie, Nelke. Vgl. noch b l ü h e n , Heilkräuter, Pflanzen. *') W u t t k e 73. 426; M a r ζ e 1 1 Bayer. Volksbot. 23; S c h m i t t Hetlingen 13; M e y e r Baden 502 f. ; R e i s e r Allgäu 2, 1 1 6 ; F o g e 1 Pennsylvania 197. 205 f. »·) W u t t k e 73. " ) D e r s. 58. Marzell.
Blümlisalp. Die Sagen v o m Untergange einer A l p wegen Sünde sind im Alpengebiete außerordentlich verbreitet *). s. a. V e r g l e t s c h e r u n g . ') J e g e r l e h n e r Sagen 2, 8 Nr. 1 1 u. A n m . S. 309; Κ u o η i St. Galler Sagen 123 f.; Wyss Reise 2, 902; V o n b u n Beiträge 133 f . ; R o c h h o l z Naturmythen 224 f f . ; Ranke Volkssagen 234; S i m r o c k Mythologie 433; S é b i l l o t Folk-Lore ι , 2 1 7 ; S A V k . 19, 89 ft. Bächtold-Stäubli.
B l u t D a s B. verkörpert nach alter, schon bei Moses (V, 12, 23; III, 17, 11) geäußerter Ansicht das Lebensprinzip; entfließt das B., entschwindet das Leben, sah schon der Urmensch und zog daraus den Schluß. Diese primitive Anschauung kehrt wieder in den vielen Sagen von der S t i m m e des B.es 2 ). W e n n das K i n d seinen rechtmäßigen Vater sucht, der angeblich tot ist, so holt man aus seinem Grab einen Knochen und läßt des Kindes B. auf des angeblichen Vaters Knochen fließen. Saugts der Knochen a u f , so war der Tote der Vater, sonst nicht 3 ). Dieselbe Sympathie zwischen Mutter und K i n d
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Blut
verrät die Tiroler Sage v o n Andreas, dem K i n d v o n Rinn; es wurde 1459 v o n Juden getötet und zur selben Zeit fiel der Mutter auf dem Felde ein B.stropfen (s. d.) auf die H a n d ; v o n schrecklicher A h n u n g herumgetrieben fand sie ihr langgesuchtes K i n d endlich am sog. Judenstein *). A u c h bei Ehegatten zeigt sich die Seele des B.es. : So erzählt man in Oldenburg v o n zwei Ertrunkenen, deren Leichen unkenntlich wurden. Da brachte man eine davon mit einer der hinterbliebenen W i t w e n in Berührung und siehe, der Leiche flöß warmes B. aus der Nase; so ward ihr Mann erkannt 5 ). Demselben Gedankenkreis entspringt die B.probe beim sog. Bahrrecht (s. Gottesurteil) und die Sage von dem b.enden Knochen (s. d.) eines Erschlagenen. Ist nun das B. die Verkörperung der Persönlichkeit, so bringt jede künstliche Vermischung verschiedener B.substanzen eine Seelen- und B.sverwandtschaft. Auf diesem Glauben beruht die B.sbrüderschaft (s. d.). D a m i t hängt der Aberglaube zusammen, mit B. könne man sich d e m T e u f e l v e r s c h r e i b e n , d. h. mit ihm einen B u n d schließen. So schneiden sich, sagt der sächsische Aberglaube e ), Leute, welche mit dem Bösen einen P a k t schließen wollen, in den Finger und schreiben mit dem B. ihren Namen auf einen Zettel. Mit andern W o r t e n : sie überliefern symbolisch ihre Seele dem Teufel. In dem B.e liegt die Seelenkraft. A u s diesem andern Grund war das B.t r i n k e n üblich; denn man glaubte, „ d u r c h das Trinken des B.es könne man die seelische K r a f t des Menschen oder Tieres gewinnen" 7 ). D a v o n erzählt schon das Nibelungenlied, V . 2054: „ D ä von gewan vil krefte ir etliches l i p . " V o n den Ungarn schreibt die Chronik des A b t e s Regino v o n P r ü m : „ S i e trinken B., verschlingen als Heilmittel die in Stücke zerteilten Herzen derer, die sie zu Gefangenen g e m a c h t " 8). Daher rührt auch die Sitte, das B. gewisser Tiere zu trinken. So trinkt der obersteirische Jäger das B. des frisch aufgebrochenen Wildes, um sich eine „ f e s t e B r u s t " zu erhalten 9 ). Ochsenb. mit W e i n und Honig gemischt ist ein altgermanischer K r a f t t r a n k 10 ).
1436 Moses verbot umsonst das B.trinken u ) ; auch der K o r a n untersagt den Genuß des B . e s 1 2 ) ; ebenso kämpfen die Bußverordnungen des MA.s aufs heftigste dagegen. Ein Zweig dieses Aberglaubens blühte bis in die Neuzeit herein, das B.trinken im Liebeszauber. Das Poenitentiale Parisiense (18) sagt: „ W e r sein B. um der Liebe wegen einen Mann oder eine Frau trinken macht, soll 3 Jahre b ü ß e n . " Diese Beichtvorschrift 13 ) wurde so streng eingehalten, daß eine damit zusammenhängende Bestimmung häufig wiederkehrt: Sanguinem sine volúntate sugere e dentibus non est peccatum 14 ). Noch heute wird das B. im Liebeszauber getrunken: Im Badischen schreibt der Bursche nicht bloß den ersten Brief an sein Mädchen mit B., er tröpfelt ihr auch davon in den Wein, während das Mädchen ihr Menstrualb. (s. d.) zu gleichem Zweck gebraucht 1 B ). In Hessen, Böhmen, Oldenburg schneidet sich das Mädchen in der letzten Jahresstunde in den Finger, mischt 3 Tropfen in einen T r a n k und gibt diesen dem Geliebten 1 ®); im Wendischen läßt das Mädchen Tropfen des Fingerb.es in ein Bierglas oder in einen Apfel oder eine Semmel tropfen, damit sie der Bursche trinkt oder i ß t 1 7 ) ; auch in der Steiermark will auf diese Weise das Mädchen die Untreue des Geliebten verhüten 1 8 ). Weil dem B. eine besondere K r a f t innewohnt, sind besonders die T o t e n darauf aus, damit gestärkt zu werden; diesem Glauben entsprang der entsetzliche Glaube an V a m p i r e (s. Nachzehrer). Andrerseits hat das B.o ρ f e r die Bedeutung, das Orenda (s. Orendismus) der Götter und Dämonen wieder aufzufrischen; später verblaßte es zu der Meinung, man erfreue und versöhne sie damit (s. Opfer) M ). Ganz besonders aber ist das B. zu Heilzwecken dienlich und wirksam Μ ). In den „sieben weisen Meistern" des MA.s lesen wir, daß „ d e r Meister den kranken K ö n i g Alexander mit dem B.e seiner 5 K i n d e r w u s c h " ; „ d a ward er auf einmal frisch und ganz gesund". In der „Curiösen H a u s a p o t h e k e " (1700 S. 40) lesen wir von einem „ E l i x i e r v i t a e " aus
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Blut
dem Geblüt eines jungen Menschen gemacht, das alte Männer wieder verjünge, Sterbenden noch die K r a f t verleihe, ihr Testament aufzusetzen. W e r warmes B. über einen unsichtbaren Schmerzensort fließen läßt, heilt ihn, heißt es in Schwaben 21 ). In Sachsen bestreicht man sich die Warzen mit dem B. eines andern, dann verschwinden sie M ). Das Berliner Tageblatt v o m I i . November 1891 brachte eine Zuschrift aus Elbing in der Kassubei, wonach die Nachbarn einer kranken Frau v o n einem A n v e r w a n d t e n derselben warmes, rotes B. forderten und nicht eher nachließen, als bis er sich in den Mittelfinger schnitt M ). O f t wird auch das e i g e n e B. in der Volksmedizin v e r w e n d e t 2 4 ) . Der Glaube, daß Menschenb. den Aussatz (s. d.) heile 25 ), k a m v o m Orient ins Abendland; so rät ein J u d e dem aussätzigen K ö n i g Richard von England, sich zur Lösung von der K r a n k h e i t im frischen B. eines neugeborenen und getöteten Kindes zu baden 2e ). Der Grundgedanke des armen Heinrich beruht auf dieser Vorstellung 2 7 ). Gegen Kinderkrämpfe sticht sich in B a y e r n der Vater in den Finger und gibt dem Patienten drei B.stropfen auf den Mund M ) ; das gleiche tut der Neustettiner V a t e r wider die Staupe bei kleinen K i n d e r n M ) . Aber auch das B. gewisser T i e r e ist heilkräftig zunächst der Opfertiere, wie heute noch bei den Naturvölkern 81 ). Dioskurides (II 97) hebt bei den einzelnen Tieren die Heilwirkungen hervor. A b gesehen v o n den Opfertieren, die durch die Zuweisung an Götter ohnehin mit einem außerordentlichen Orenda ausgestattet werden, werden einzelne Tiere wegen ihrer besonderen Eigenschaften bevorzugt (s. d. einzelnen Tiere) ; noch Hufeland empfiehlt frisches Tierb. gegen Epilepsie. Einige Beispiele: Wer die Augenbrauen mit Fledermausb. bestreicht, sieht nachts so gut wie bei Tag. Bocksb. ist gut für Impotente. Die Wechselbeziehungen sind offensichtlich 32). Insbesondere wurde das B. H i n g e r i c h t e t e r (s. d.) geschätzt 33 ). Mit B. einem gesunden Jüngling im Mai durch
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Aderlaß entzogen — dasselbe Prinzip — wurde das oleum rectificatum hergestellt und damit wieder ein balsamus antipodagricus (gegen Gicht) und ein spiritus antiepilepticus (gegen Fallsucht). Eine bedeutende Rolle spielt der B.z a u b e r . Zunächst ist's -ein mächtiges Abwehrmittel gegen Dämonen und Hexen. In R o m beschmierte man die Pfosten der Haustüren deswegen mit B . und F e t t . Der Ritus der B . t a u f e wurde durch orientalische K u l t e weit verbreitet und gelangte so zu den Germanen **). Nach mittelalterlichem Glauben hielt das B. der Hyäne, eines schwarzen Hundes, das Menstruationsb., auf die Türpfosten gestrichen, alle Hexen fern 3S) ; das B. des Basilisken schützte überhaupt vor jedem Zauber 3e ) — eine Übertragung antiken Dämonenglaubens auf die Hexen. A m 13. Juli 1784 wurden in H a m b u r g zwei Weiber gerädert, welche einen Juden umgebracht hatten, „ u m sein B. zur B a n nung des Teufels und zu anderen Hexereien zu brauchen" 3 7 ). Ein mit Uterinb. getränktes Hemd, heißt es in Franken 88), macht fest gegen Hieb und Stich und stillt, in die Flammen geworfen, Feuersbrünste. In der Lausitz heißt es, Suppe aus dem Herzb. ungeborener Kinder mache stichfest 39). W e n n eine Flinte behext ist, bestreicht man sie mit dem B. eines erschossenen Tieres (Böhmen) 4 0 ). In Mittelfranken glaubte man, das B. aus den Genitalien eines unschuldigen K n a ben aufgefangen und mitgetragen mache bei Diebstählen unsichtbar 4 1 ). Als die Stadt Crossen am 27. Juni 1481 abbrannte, blieb nur die Sakristei stehen, weil man das B. eines eiligst abgestochenen K a l b e s hineingoß 42 ). Die Hexe verliert aber auch ihre Macht, wenn man ihr B. entzieht. W e n n man also in Schweden 4 3 ) auf eine Person den Verdacht hat, sie habe den bösen Blick und könne hexen, dürfe man sie nur bis aufs B. schlagen und jede Gefahr sei vorüber. Dasselbe glaubt man in England und Schottland 44 ). Mit dem B. eines Menschen kann auch Schadenzauber getrieben werden 45 ). Darum darf man ζ. B. Aderlaßb.
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nicht in ein fließendes Wasser schütten, sonst können Hexen damit Unfug treiben 4e) ; wenn ζ. B. Vögel davon fressen, wird der Patient schwermütig oder verrückt 47). Will man einer Person schaden, so eignet man sich unvermerkt etwas B. von ihr an und schmiert dies auf die linke Fußsohle eines Toten kurz vor der Beerdigung; dann magert die Person immer mehr ab und stirbt bald Stellt man Aderlaßb. in einem Gefäß in den heißen Ofen, so muß der Patient heftige Fieberschmerzen erdulden *·). Es sind das lauter Belege für den festen Glauben, daß im B. die Lebenskraft des betreffenden Menschen oder Tieres wohnt. Zweifellos sind schon viele Morde aus B.aberglauben begangen worden; im MA. beschuldigte man insbesondere die J u d e n dieses Verbrechens 51 ). In Ungarn glaubt man heute noch, die Juden raubten jedes Jahr im Herbst eine christliche Jungfrau oder ein christliches Kind, welches sie dann mit ihren Gebetriemen erdrosseln; dann zapfen sie das B. ab, mit dem sie die Genitalien ihrer Kinder einschmieren, damit sie fruchtbar würden 52). Juden müssen sich in Christenb. waschen, heißt es in Oldenburg 6S). Oder, sagte eine siebenbürgische Zigeunerin, die Juden gäben christlichen Weibern B. unschuldiger Kinder — mit einem Geheimmittel vermischt — ein, damit sie unfruchtbar würden. Daß die Frage der jüdischen Ritualmorde immer noch nicht verschwunden ist, lehren Prozesse neuerer Zeit 5 4 ). Daß u n s c h u l d i g vergossen e s B. sich durch wunderbare Erscheinungen äußert, ist ein uralter, weitverbreiteter Glaube. Vergossenes B. schreit zu Gott um Rache, sagt die Bibel 5 5 ) : „Die Erde gibt das B. wieder". In einer großen Zahl von Sagen kehrt der Zug wieder, daß B.flecken unschuldig Ermordeter sich nicht mehr austilgen lassen. So weiß die Zimmernsche Chronik (II 262) zu melden, daß an den „zwe Scheffellin"" (lanceola), Vomit Graf von Sonnenberg 1511 ermordet worden war, „die Masen des Schweiß (Blut) nit megen ausgeputzt oder ausgefegt werden, da hat kein Ar-
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beit an geholfen"; ebenso (I 333), daß „das unschuldig B. des alten Grafen (v. Kirchberg) etlich hundert Jahr uf der Stegen gesehen worden, das es nit megen außgedilket werden und also pliben ist bis um 1400". Auf den Färöerinseln heißt es, wo unschuldig B. vergossen wurde, wächst kein Gras mehr oder nur rotes, daß Quellen ausbleiben, die mit solchem Blut in Berührung kommen 5 e ). In amerikanischen Kreisen kursiert der B.zauber besonders stark. Auf einer neuschottischen Bark hatte um das Jahr 1870 die Besatzung den Kapitän nebst Familie, die Steuerleute, den Koch und Zimmermann umgebracht und dann das Schiff verlassen. Später suchte man die B.flecken durch Abhobeln der Bretter, ja durch neue Bretter zu entfernen, vergebens; die Flecken erschienen sofort wieder S7 ). Aber auch die B.s p u r e n d e r v o m Teufel geholten Menschen bleiben erhalten M ). Einen Herrn von Hagemeister (Mecklenburg) entführte der Teufel in einer stürmischen Nacht durch die Decke des Wohnzimmers; von ihm sah man nie mehr eine Spur; nur der große B.fleck an der Zimmerdecke zeigte die Stelle seiner Höllenfahrt an 5 i ). In einer Luzerner Sage fährt der Teufel mit einem Frevler durchs Fenster, daß das B. an den Scheiben hängen bleibt und nicht mehr abgewaschen werden kann ®°). Der B.kultus, der aus dem Heidentum bewußt oder unbewußt im MA. weitergepflegt wurde, erklärt auch die verschiedenen B. w u η d e r. Dazu ' gehört in erster Linie, daß sich das B. unschuldig Hingerichteter in M i l c h verwandelt; das bekannteste Beispiel gibt G r i m m in seiner Sagensammlung (Nr. 97) von der Gemahlin Kaiser Ottos III. Aber auch die Heiligenlegende verwendet das Motiv: so flöß ζ. B. Milch aus den Wunden der Märtyrerin Martina und aus dem Halse der hl. Katharina. Daß verletzte H e i l i g e n b i l d e r b.e η , ist ein oft erwähntes Wunder 6 1 ); ebenso daß durchstochene Hostien b.en e2). Im MA. wurden auch viele Legenden von b . s c h w i t z e n d e n C h r i s t u s s t a t u e n erzählt, ζ. B. zu Wal-
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Blüte—Blutegel
p e r s b a c h a m S t a i n f e l d (Österreich); der Geschichtschreiber dieses Kirchleins ( J o h . R a s c h 1588) f ü h r t v i e l e a n d e r e dera r t i g e Beispiele a u f u n d die v i e l e n K i r c h e n „ z u m hl. B . " ( B . k i r c h e n ) w a r e n ehemalige W u n d e r s t ä t t e n M). A m meisten A u f s e h e n v e r u r s a c h t h e u t e n o c h das W u n derb. des hl. J a n u a r i u s in der K a t h e d r a l e zu Neapel M). Endlich hat das B. p r o p h e t i s c h e B e d e u t u n g . In der S c h w e i z s a g t m a n e s ), B . v o n V e r b r e c h e r n , das a m z w e i t e n J a n u a r f l i e ß t , k ü n d e T e u e r u n g an. T r ä u m t m a n v o n B . , so b e d e u t e t das F e u e r , h e i ß t es in D i t h m a r s c h e n ··), so w i r d ein B . s v e r w a n d t e r b a l d s t e r b e n , s a g t m a n in T h ü r i n g e n O T ) . D a g e g e n ist's ein g u t e s Z e i c h e n in P o l e n , w e n n m a n t r ä u m t , m a n t r i n k e B . oder s a m m l e solches M ) . l ) Das grundlegende Werk ist L. Strack Das Blut im Glauben u. Aberglauben der Menschheit' (München 1900); vgl. W u n d t Mythus und Religion 1, 578; 2, 484; H a s t i n g s 2, 714 if. ») Vgl. Germania 7 (1862), 413: „ d a s schreiende B l u t " . ») H o v o r k a - K r o n f e l d 1,87. «) SchweizVk. 5, 28. ») S t r a k k e r j a n 1 , 3 4 . ') S e y f a r t h Sachsen 39; ausführlicher berichtet darüber Wuttke § 3 8 1 ; S t r a c k e r j a n 2, 180. ') W u n d t Elemente der Völkerpsychologie 207. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 80. Als der Herzog von Montmorenci 1632 in Toulouse hingerichtet wurde, tranken Soldaten sein Blut, um sich seine Tapferkeit anzueignen (Chateaub r i a n d Mém. d'outre tombe 3, 120). Als 1649 der Jesuit Jean de Brébeuf von den Irokesen zu Tod gemartert nicht ein einzigesmal zuckte, kamen die Indianer von allen Seiten herbei, um die Tapferkeit eines solchen Feindes mit seinem Blut einzuschlürfen (P a r k m a η Jesuits in North America 389). Ein verwundeter Somali trinkt sein eigenes Blut im Glauben, die entströmende Lebenskraft dadurch wieder zu ersetzen (Ph. P a u l i t s c h k e Ethnogr. Nordafrikas 186). ») H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 29. 10) Ebd. ι, 79. " ) 3. Mos. 17, Ii. ") Sure 6, 146—47. " ) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 135. " ) F r i e d b e r g 49. " ) M e y e r Baden 171. ») W u t t k e §552. ») S c h u l e n burg Wend. Volkst. 117. " ) R e i t e r e r Ennstalerisch 100. " ) S t r a c k 10 ff. ·°) Ebd. 27 ff. " ) B u c k Volksmedizin 44. " ) S e y f a r t h Sachsen 276. " ) Ähnliche „Heidenbräuche" werden vom nördlichen Italien erzählt ( A n d r e e Parallelen 1, 18). " ) S t r a c k 40 ff. ») Ebd. 36 ff. " ) Marbachs Volksbücher (1841), 22. P. C a s s e l Symbolik des B.s u. der Arme Heinrich. 1882; D. Med. Wochenschrift 44 (1918), 9 1 8 f . ; M a r t i n Badewesen 203. *·) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 81.
I442
··) Ebd. ») S t r a c k 55 ff. «) B a r t e l s Medizin 197. M) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 62. »») S t r a c k 43 ff. " ) Belege bei G r i m m Myth, ι , 49. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d Ϊ.79- " ) S e l i g m a n n 2,217. *') G e i g e r Gesch. d. Juden 5 (1892), 398. *•) L a m m e r t 147. **) H a u p t Lausitz 1,204. Wuttke § 714. " ) L a m m e r t 84. " ) Schles. Merkwürdigk. (1742), 28. " ) Urquell 3 (1892), 1. " ) S e l i g m a n n 2 , 2 1 8 . " ) Zu Verbrechen verwendetesB.: S t r a c k 71 ff. " ) D r e c h s l e r 2,249. " ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 332. " ) Urquell 3 (1892), 268f. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 383. M ) S t r a c k 58 ff. 71 ff. " ) Ebd. 85 ff. " ) Urquell 3 (1892), 93. " ) S t r a c k e r j a n 1, 451 Nr. 247. " ) Urquell 3 (1892), 94. " ) I. Mos. 4, 10; Jesai. 26, 21. " ) Urquell 3 (1892), 5; vgl. W a i b e 1 und F l a m m 1 , 1 8 9 . " ) Urquell 4 (1893), 134. 68) H a u p t Lausitz 102. ") B a r t s c h Mecklenburg 1, 104; G r a b e r Kärnten 295 ff; vgl. weiter G r ä ß e Preuss. Sagen 38 Nr. 25; Urquell 3 (1892), 5; SchwVk. 5, 29. «·) W o l f Beitr. 2, 18. " ) M ü 1 1 e η h o f i Sagen 126 Nr. 165.·«) S t r a c k 34 ff. ; S c h e i b l e Kloster 12, 1048; A D B . 19, 369 von L u d e c u s Math., der eine Geschichte der Hostienblutsverehrung zu Wilßnagk schrieb. " ) Vgl. auch F r i e d b e r g 60. Zu den Reliquien des Passionsb.es s. W e t ζ e r und W e l t e ' 2 , 9 2 8 ff. **) Unter den älteren Nachrichten ist am objektivsten F l e c k Wissenschaftl. Reise durch Italien I I , 1 , 117 ff. ·«) K o h l r u s c h Sagen 339. " ) Z f V k . 20 (1910), 387. ·') H ö h n Tod 311. ·») Urquell 3 (1892), 147. Stemplinger. (mit Nachträgen von E. Hoffmann-Krayer). B l ü t e s.
blühen.
Blutegel. I . B i o l o g i s c h e s . Ä h n l i c h w i e den A a l (s. d.) g l a u b t d a s V o l k a u c h den z u den Ringelwürmern gehörigen B. (Hirudo medicinalis) a u s P f e r d e - oder W e i b e r h a a r e n e n t s t a n d e n , die l a n g e i m W a s s e r l a g e n *). A l s i m a g i n ä r e r G e h i r n w u r m h a t er i m G e h i r n des M e n s c h e n s e i n e n S i t z (s. W u r m ) u n d v e r u r s a c h t G e i s t e s s t ö r u n g e n 2 ). D a s realistische V o r b i l d dieses i m a g i n ä r e n E g e l s ist n a t ü r l i c h n i c h t d e r B . , s o n d e r n der z u d e n S a u g w ü r m e r n gehörige Leberegel (Distomum hepaticum), der z w a r n i c h t i m G e h i r n , w o h l a b e r — w i e s c h o n der N a m e s a g t — in der L e b e r verschiedener Haustiere schmarotzt und, w e n n er sich v e r m e h r t , n a m e n t l i c h bei S c h a f e n , die s o g e n a n n t e E g e l s e u c h e oder Leberfäule erzeugt8). Es gibt übrigens einen w i r k l i c h e n G e h i r n w u r m , d. i. die
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Blutkugel
L a r v e eines B a n d w u r m s , der bei S c h a f e n die D r e h k r a n k h e i t h e r v o r r u f t (s. W u r m ) . A u f diesen pathologischen E g e l b e z i e h t sich b a y r i s c h e g e 1 η im Sinne v o n „ b e sinnungslos s e i n " , „ t a u m e l n " , „ p h a n t a s i e r e n " *). A b e r a u c h im Unterleibe des Menschen k a n n er sich einnisten und als „ F e u e r i g e l " ( „ I g e l " hier = Egel) H i t z e und K o l i k verursachen. Im D o r f e L a n g e n holdinghausen (Siegerland), heißt er äbißdtr, d . h . A n b e i ß t i e r , in anderen Dörfern derselben G e g e n d bloddîr „ B l u t t i e r " B ). ' ) U r q u e l l 4 , 1 5 9 . *) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 1 0 9 ; W S . 7 , 1 3 5 . *) M a r z e l l Pflanzennamen χ 7 2 N r . 7 6 . *) S c h m e 1 1 e r BayWb. χ , 5 2 . · ) J . H e i η ζ e r l i η g Wirbellose Tiere ( S i e g e n 1 8 7 9 ) . 2. V o l k s m e d i z i n . Der B . spielt schon in der Medizin des A l t e r t u m s eine sehr b e d e u t e n d e R o l l e . B e i den alten J u d e n w u r d e n gegen Milzanschwellung g e t r o c k n e t e B . in den W e i n gelegt und g e t r u n k e n ' ) . 63 v . C h r . f i n d e n wir ihn als gewöhnliches Mittel zur B l u t e n t z i e h u n g 7 ) bei vielerlei K r a n k h e i t e n , wie Pleuritis, Epilepsie, H u n d s w u t . Plinius erzählt v o n einem Mann, der sich B . an die K n i e gel e g t h a t t e 8 ) . B e d i e n t e m a n sich so des Tieres einerseits als Heilmittels, so g a l t es andrerseits als lebensgefährlich. V i e l e klassische Schriftsteller wie Cassianus, Columella, Plinius geben Mittel a n f ü r den Fall, d a ß ein Mensch oder ein S t ü c k V i e h beim T r i n k e n einen B . verschluckt 9 ). I m v o r r ö m i s c h e n G e r m a n i e n w a r der h e i l m ä ß i g e G e b r a u c h des B.s nicht üblich, w e n n a u c h das T i e r selbst, ahd. egala m h d . egele, egei w o h l schon b e k a n n t w a r 1 0 ) . W a n n m a n anfing, ihn z u Heilz w e c k e n zu gebrauchen, l ä ß t sich nicht feststellen. S o viel ist sicher, d a ß sowohl Ä r z t e w i e L a i e n d a v o n ü b e r z e u g t waren, der B . s a u g e das u n g e s u n d e B l u t weg, w i e dies a u s Stellen bei T h o m a s v o n Chantimpré und K o n r a d von Megenberg h e r v o r g e h t u ) . B e i den N o r d g e r m a n e n w a r der A d e r l a ß d u r c h B . sehr beliebt, w o r a u f noch h e u t e im Englischen der N a m e des B . s h i n w e i s t : lech < altengl. leece „ H e i l e n d e r , A r z t " 1 8 ) . Die V e r w e n d u n g des Tieres zur B l u t e n t z i e h u n g erh ä l t sich nicht nur in der Volks-, sondern a u c h in der wissenschaftlichen Medizin
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bis in die neuere Zeit. W e l c h e r Mißbrauch m i t d e m „ E g e l s e t z e n " getrieben wurde, ist allgemein b e k a n n t . Die B e l i e b t h e i t des B . s erklärt sich aus d e m Glauben, m i t dem B l u t e s c h w ä n d e j e d e Unreinigkeit aus dem K ö r p e r 1 3 ) . H a u p t s ä c h l i c h w a n d t e m a n das T i e r bei L u n g e n e n t z ü n d u n g e n oder sonstigen großen Entzündungen a n w ) . B e i Z a h n s c h m e r z e n setzte m a n den Egel in den Mund, sonst auch in den Schlund, j a selbst in die V a g i n a 1 6 ). D e m Herzen d u r f t e das Tier nicht nahe k o m men, d a m a n sonst b e f ü r c h t e t e , es sauge das „ H e r z b l u t " aus l e ) . A u c h gegen H a a r ausfall 1 7 ) u n d W a r z e n l s ) v e r w e n d e t e man den Egel. ·) H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 2 6 8 . ' ) D a h e r heiOt der B . i m Altgriech. βδέλλα v o n βΐάλλβιν „ s a u g e n " , l a t . sanguisuga, d a s d a s a l t i t a l . hirudo v e r d r ä n g t e . V g l . d i e s t e i r i s c h e n N a m e n Blulsugel, Blutsutzel ( U n g e r - K h u l l ) . 8) K e l l e r Antike Tierwelt 2, 5 0 2 f . ») K e l l e r a. a. O. " J H o o p s Realle»:. 1 , 2 9 5 . ") Ebd. " ) S c h ü t t e Dänisches Heidentum 1 4 3 . " ) H o v o r k a - K r o n i e l d 1 , 8 8 . " ) Z f ö V k . 9, 241. 1S) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 389. » ) E b d . 2, 26. " ) S t a r i c i u s Heldenschatz 4 8 0 f . ; Z f V k . 8 , 1 7 9 . » ) S t e m ρ linger Sympathie 15. 3. S o n s t i g e r A b e r g l a u b e . In O l d e n b u r g h ä l t m a n das Tier als W e t t e r propheten in W a s s e r f l a s c h e n ( R u h e = gutes W e t t e r , U n r u h e = schlechtes W e t ter) l e ) . Ä h n l i c h e s wird aus Mecklenburg berichtet w ) . V o n B . n zu t r ä u m e n ist ein gutes Zeichen, es deutet auf pekuniären G e w i n n 2 1 ) . D a s S c h r ä t t e l i (Alp) k a n n auch die G e s t a l t eines B.s annehmen 22 ). " ) S t r a c k e r j a η 2 , 1 7 Nr. 402. B a r t s c h Mecklenburg 2 , 2 0 6 . , l ) U r q u e l l ι , 2 0 3 N r . 3 . ' » ) L a i s t n e r Sphinx 1 , 4 4 . Kiegler.
î0)
B l u t k u g e l . U n t e r B . n v e r s t e h t der J ä g e r Zaubergeschosse, die, losgefeuert, B l u t h a b e n müssen. Sie treffen, selbst blindlings in den W a l d abgeschossen, das W i l d ; f i n d e n sie keines v o r , so sausen sie gegen den S c h ü t z e n und t r e f f e n diesen x ). N a c h Tiroler A b e r g l a u b e n m u ß m a n die B . in der Christnacht auf einem K r e u z w e g e zur M i t t e r n a c h t s s t u n d e gießen, ohne sich v o n d e m dabei a u f t r e t e n d e n Teufelsspuk schrecken zu lassen *). Ein ausführliches R e z e p t zur Herstellung v o n B . n ist uns
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Blutregen
aus Westböhmen überliefert 3 ). In Steiermark verbindet sich die Anschauung von den B.n in der Form mit dem Glauben an Freikugeln (s. d.), daß man annimmt, letztere müßten noch am Tage ihrer L a dung auf „etwas von Fleisch und B l u t " abgeschossen werden; wenn nicht, gehe der Schuß auf den J ä g e r selbst und überliefere ihn dem Teufel *). In rheinischen Sagen B ) unterscheidet sich die B . nur noch durch ihren Namen von einer Freikugel. *) Joh. Ludw. H a r t m a n n Neue Teuffels-Stücklein (Frankfurt 1678), 35; Der Gewehrgerechte Jäger (Stuttgart 1762), 239; vgl. noch H a r t m a n n a . a . O . 19 = G r a s s e Jägerbrevier1 (Wien 1869), X54; F r . K i n d Freischützbuch (Leipzig 1843), 223. s) Z i n g e r l e Tirol 193. ·) ZföVk. Ii, 174 = John Westböhmen ' 325 unten. 4) A n d r i a n Altaussee 132. 5) S c h e l l Bergische Sagen a 250 Nr. 668; Gottfried H e n ß e n Neue Sagen aus Berg und Mark (Elberfeld 1927), 77; desgleichen in einer Ueberlief erung aus der Schweiz : SchwVk. 17 (1927), 66. Seemann.
Blutregen. Unter B. (auch Wunderregen, Staubregen usw. genannt) ist ein meist rötlich gefärbter Staubfall zu verstehen, der sich aus Kieselsäure, Tonerde, Eisen- und Kupferoxyden in feinsten Teilen zusammensetzt. E r ist ein Verwitterungsprodukt der Sahara, wo er durch ungeheuere Winde in einer Ausdehnung von ca. 10 Breitengraden aufgewirbelt und im westlichen Küstengebiet Afrikas niedergeschlagen wird. Durch hohen Luftdruck wird zuweilen ein Teil dieser Staubmassen in hohe Regionen emporgehoben, hier von andern von S. nach N. streichenden Winden mitgerissen und über Südeuropa, gelegentlich auch über Nordeuropa abgelagert, zuweilen mit Regen untermischt, aber auch trokken. Nach Verdunstung des Wassers bleiben vom Staubregen die Staubsubstanzen in rötlicher oder gelblicher Farbe zurück. Diesem durch P a s s a t s t a u b gebildeten B. steht der d u r c h T i e r e hervorgerufene B . gegenüber, der dadurch hervorgerufen wird, daß B i e n e n und S c h m e t t e r l i n g e beim Ausfliegen bzw. Auskriechen aus der Puppe einige Tropfen Blut lassen. Ferner veranlaßt das massenhafte Auftreten der B l u t -
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a l g e sowie der Wundermonade roten Flüssigkeitsfall Der B . ist als Ρ r o d i g i u m von allen antiken Völkern, den Arabern und den Völkern des abendländischen MA.s anerkannt worden. Vor allem den Römern galt, wie aus der zu vielen Jahren römischer Geschichte von Livius gegebenen Prodigienliste hervorgeht ( X X I I 1 ; X L I I I 13), der B . — meist übrigens mit Meteorfall und Erdbeben verbunden — als Wunderzeichen des Himmels, das entweder den Zorn der Gottheit ankündigte oder Krieg bzw. ein anderes Unglück als dem Staate drohend ansagte (vgl. die Prodigien bei Caesars Ermordung: Ovid. Met. X V 788 : saepe inter nimbos guttae cecidere cruentae). Die erste Nachricht von einem B . in Deutschland stammt aus dem J a h r e 640. Auch in Deutschland wurde B . im allgemeinen als böses Wunderzeichen Gottes aufgefaßt. Mit Weihungen und frommen Stiftungen suchte man den Zorn Gottes zu versöhnen. Da so die Kirche diesen Wunderzeichen Beachtung zu schenken scheint, wird der an den B . anknüpfende deutsche Aberglaube auf antiken Einfluß zurückgehen und mit der Christianisierung nach Deutschland gekommen sein., Auch für die Deutschen bezeichnete B . vor allem kommenden K r i e g . Als Guis nach Spanien auszog, regnete es Blut, wie wir in den Chansons de geste lesen. Erasmus Franziscus „ L u f t k r e y s " berichtet zum J a h r e 1668, daß auf den in dieser Zeit beobachteten B . der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gefolgt sei. — Ob die Verse in Schillers Wallenstein: „ U n d aus den Wolken blutigrot, hängt der Herrgott den Kriegsmantel runter" hierher gehören, bezweifle ich; ich möchte sie lieber auf das Krieg kündende Abendrot (s. Abendröte) deuten. Außer Krieg und Blutvergießen weissagte man aus niedergefallenem B . gelegentlich auch die P e s t. In diesem Sinne deutete man den 1646 in Schäßburg in Siebenbürgen niedergegangenen B . Den 1349 in Süddeutschland und Österreich beobachteten B. sühnte man in Kelheim a. Donau, wie Lycostenes in seinen
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Blutsauger—Blutsbruderschaft
Prodigiá berichtet, durch einen steinernen Tempel, den man „zum heiligen Blute" benannte, wohl mit Beziehung des B.s auf das Blut Christi. Gelegentlich begegnet sogar die Nachricht, daß man die Erscheinung, zumal mit Blitz, Donner und Sturm wahrgenommen, als Ankündigung des jüngsten Gerichts auffaßte. Die Vorstellungen sind bis auf unsere Zeit unverändert im Volksmunde weiter überliefert worden. Aus Böhmen-Mähren und andern deutschen Gebieten ist immer die Vorstellung vom Krieg und Blutvergießen als Folge von B. zu belegen 2 ). l ) E h r e n b e r g Passat staub u. B. in Abhdl. Beri. Ak. 1847; H e i l m a n η und M e i n a r d i Der große Staubfall vom 9.—12. 3. 1901. Abhdl. Beri. Ak. 1901; HandWb. d. Naturwiss. ι (Jena 1912), 623 s. v. Passatstaub. Einzelbeobachtungen lokaler Art in Meteorol. Zeitschrift 1903. ') Viel Material zu datierten B.erscheinungen findet man bei E h r e n b e r g 1. c., ferner bei L y c o s t e n e s Prodigia (stets in Verbindung mit Krieg). Ich verweise auf die Notizen zu folgenden Jahren (die Angaben in der Klammer bezeichnen den Ort, wo der B . beobachtet wurde): 541 (Gallien), 1 1 1 4 (Oberitalien), 1 1 6 5 (Dali [England]), 1 1 3 7 (ohne Ortsangabe), 1 5 3 1 (Lissabon) 1539 (Belgien), 1542 (bei Warendorf [Westfalen]), 1 5 5 2 (Frankreich). Vgl. auch A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 73 (mit vielen Zitaten) ; K e l l e r Grab des Aberglaubens 3, 167 t.; 4, 90 ff. Stegemann.
Blutsauger s. N a c h z e h r e r .
Blutsbruderschaft. I. Der blutsfremde Gott Loki, der in die Gemeinschaft der Asen Aufzunehmende, wird Odins Blutsbruder x).Denn Blutmischung bildete bei den Germanen wie auch anderswärts das gebräuchliche Zeremoniell des Friedens- oder Freundschaftsschlusses (s. Frieden) 2). Die zugrunde liegende Vorstellung ist uralt. Ein Blutbund umschließt die Volksgemeinschaft 8) und umfaßt auch den Gott des Stammes 4 ), von welchem die Helden und Könige oft direkt abzustammen glauben, ein Glaube, der auf totemistischer Stufe am deutlichsten ausgeprägt erscheint 6 ). Gemeinsame sakramentale Mahle, bei welchen ein Opfertier (häufig der Gott selbst) verzehrt und sein Blut getrunken wird, dienten der Erinnerung und Verstärkung dieses Blutbandes. Wer
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nun in ein enges Friedens- und Freundschaftsverhältnis mit einer Einzelperson, einer Sippe oder einem Volke treten will, muß künstlich gleichen Blutes gemacht werden, eben durch den Blutbund, der das wichtigste und älteste Element der Gruppenbildung gewesen ist e ). ') S i m r o c k Mythologien. *) Ebd. 226; V i s s c h e τ Naturvölker 2, 1 5 1 . ') Η a r t l a n d Primitive Paternity 1, 258 ff. ; W u n d t Mythus «. Religion 1, 431, 578. 4) R e u t e r s k i ö l d Speisesahramente 16.76; ι.Mose34, i j f . 5 ) v. G e η η e ρ Le problème du totemisme. ·) G u t m a n n Recht der Dschagga 252 ff. ; Urquell 3 (1892), 82; H e r o d o t 4, 70; S c h w e η η Menschenopfer 198.
2. Da nach animistischer Anschauung (s. Animismus) auch kleinste Teile den Seelenstoff übertragen, insbesondere beim Blut in jedem einzelnen Tröpfchen „die Seele", das „Leben" ') stecken kann 8 ), so genügt schon der Austausch einer verhältnismäßig kleinen Blutmenge, um das Band der Bluteinheit um die Wahlbrüder herzustellen. Als einseitiger Blutbund, wobei der andere Partner ein übernatürliches Wesen ist, ist die Beschneidung zu werten·). Beim zweiseitigen Bund besteht oft die Sitte, gegenseitig einige Tropfen Blutes zu trinken, ursprünglich ohne jede Beimischung 10 ), später meist mit Wein 1X ) vermengt. Ein Nachklang dieses Brauches ist das „Bruderschafttrinken", wobei noch in späterer Zeit studentische Kreise des Blutzusatzes nicht vergaßen. Einen einseitigen Blutbund schließt auch der Teufel mit dem Menschen, der sich mit seinem eigenen Blute in des Teufels Buch (das Gegenstück zu dem göttlichen Buch des Lebens) eintragen muß (Faust). Echt germanisch ist der Ritus, daß beide Freunde ihr Blut in eine Grube zusammenrinnen lassen, daß es sich mit der Erde (ist die Erde hier der dritte Bundespartner?) vermische 1 *). Oervarodd und Hjalmar treten unter den Rasen und lassen ihr Blut in ihrer Fußspur zusammenfließen. Solche Fußspur zeigt dann, je nachdem sie sich mit Erde, Wasser oder Blut füllt, das Ergehen des andern 1 3 ). B. erzeugt das engste Freundschaftsband, das bis über den Tod verpflichtet u ).
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Blutschande
Wollen zwei Freunde in die Ferne sich Nachricht geben, so lassen sie in gegenseitig gemachte Narben Blut voneinander träufeln; wenn einer in vorher verabredeter Zeichengebung in die Narbe sticht, spürt es dann der andere. ') 2.Mose4,25 ·) R o c h h o l z Glaube i, 4off. ·) L i ρ ρ e r t Christentum 25. 83. 10) Urquell 3 (1892), 83. l l ) L i ρ p e r t Christentum 687; C i s z e w s k i Künstl. Verwandtschaft 60 it. ; K i r c h e r Weiny 9. " ) G r i m m RA. 1, 265 ff. " ) R o c h h o l z Glaube 1, 52. " ) E . H . M e y e r German. Mythol. 72 ; vgl. im allgemeinen : Η e 11 w a l d Ethnogr. Rösselsprünge 327 ff.; H a m · marstedt Brorskäl och blodsfärbund in Fataburen 1908, 220 ff. ; S t r a c k Blut 22 ff. M. Beth.
Blutschande ist eine Verletzung der von der Gesellschaft vorgeschriebenen Regeln der geschlechtlichen Beziehungen, insbesondere eine Übertretung der Eheverbote zwischen Verwandten gewisser Grade, wobei freilich der Kreis bei verschiedenen Völkern sehr verschieden weit gezogen wird. Schon die Primitiven legten der Korrektheit der sexuellen Beziehungen den größten Wert bei. I. Die ganze totemistische Organisation ist auf der Voraussetzung aufgebaut, daß der Stamm mit seinen verschiedenen Unterabteilungen den Kosmos repräsentiert und daß es zur Erhaltung des Gleichgewichtes der Natur notwendig ist, daß immer ein Glied der einen Stammeshälfte ein Glied der anderen Stammeshälfte heirate, bzw. mit ihm in geschlechtliche Beziehung trete, damit der entsprechende magische Einfluß auf den Kosmos ausgeübt werde *). Tritt im Gegenteil ein Mitglied des Stammes in geschlechtliche Verbindung mit einem anderen Mitglied, das zu heiraten ihm verpönt ist, so ist die Folge davon ein vernichtender Einfluß auf die Harmonie des Weltalls, insbesondere auf die Wohlfahrt des Stammes 2). Solche B. wird bei den primitiven Völkern mit grausamsten Mitteln ausgetilgt: die Frevler werden verbrannt 3 ), ertränkt 4 ), lebendig begraben B ). Auch aus Irland sind Sagen überliefert, daß Münster im 3. J h . unserer Zeitrechnung von einem schweren Mißwachs und anderem Unglück heimgesucht worden sei, und zwar infolge der von dem König mit seiner
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Schwester begangenen B . Diese konnte nur dadurch gesühnt werden, daß die zwei Sprossen dieser unheiligen Verbindung verbrannt und ihre Asche ins Wasser geworfen wurde e ). Eine andere irische Legende erzählt von der B . des Cairbre Muse mit seiner Schwester. Hier mußten die Sprossen wohl außer Land gebracht werden, konnten aber durch einen merkwürdigen Ritus Entsühnung finden 7 ). Auch nach deutschem Glauben bringt B . Unglück, nicht nur denen, die sie begehen, sondern auch denen, welche nach ihnen ζ. B . dasselbe Haus bewohnen 8). Die Strafe der B . war der Tod durch Einmauern®). Über das Grab hinaus finden solche Frevler keine R u h e 1 0 ) . Eine bezeichnende Sage erzählt, daß die K ö p f e der Grabfiguren auf dem Leichenstein eines solchen Geschwisterpaares immer wieder verschwunden seien u ) . 1 ) Beth Die Exogamie bei den Naturvölkern. Bericht der anthropologischen Gesellschaft (1912). *) F r a z e r Psyches Task 4 4 f t . : S o p h o c l e s Oedipus Tyrannus 22 ff. 95 ff.; s ) Leviticus 20, 14; C. H. W . J o h n s Babylonian and Assyrian Laws, Contracts and Letters 54 und 56. 4) G. J . ν a η D ο η g e η De Koeboes, Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neederlandsch-Indië (1910), 293. ') G. A. W i 1 k e η Verspreide Geschriften 2, 481 f. «) P. W . J o y c e Social History of Ancient Ireland 2 (London 1903), 5 1 2 ff. ') J o h n R h y s Celtic Heathendom (London and Edinburgh 1888), 308 ff. ») S t r a c k e r j a n ι, 46. *) G r o h m a n n Sagen 42. l0 ) S c h e l l Bergische Sagen 405 Nr. 20. ") G r i m m DS. 253 Nr. 357.
2. Die Gruppe jener Menschen, welche zueinander in einem solchen Verhältnis gedacht werden, daß eine geschlechtliche Beziehung zwischen ihnen ausgeschlossen werden soll, umfaßt bei totemistischexogamischen Stämmen sowohl Menschen, welche nach unseren Begriffen in einem ebenfalls die Ehe ausschließenden Verwandtschaftsverhältnis, wie auch solche, welche überhaupt nicht in einer Blutsverwandtschaft, sondern nur in einer totemistischen Verwandtschaft zueinander stehen. Andererseits kann es dort geschehen, daß Verbindungen gebilligt werden, welche nach unseren Begriffen ganz unmöglich sind, so daß der Großvater mit der Enkelin oder die Groß-
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Blutschink—Blutsegen
mutter mit dem Enkel in geschlechtliche Beziehungen treten können 1 4 ). A b e r nicht nur solche T o t e m v e r w a n d t s c h a f t schafft Ehehindernisse, sondern auch das Blutband (s. Blutsbrüderschaft) durch Bündnis ohne wirkliche V e r w a n d t s c h a f t 1 3 ) , j a die zufällige Berührung mit dem Blute des anderen M ) . Weiterhin wird auch das Band, welches durch Schwägerschaft eintritt, als ein geschlechtliche Beziehungen ausschließendes sehr häufig a u f g e f a ß t 1 6 ) . A u c h die Milchbruderschaft wirkt bisweilen in dieser Richtung le)._ Bei den Südslaven ist B l u t v e r w a n d t s c h a f t Ehehindernis bis z u m achten bzw. neunten Grad, eine nahezu V e r w a n d t e zu heiraten, bringt Unglück über das ganze Haus, verkrüppelte Kinder gelten noch heute dort als Strafe dessen. " ) S p e n c e r and G i 11 e η Native Tribes of Central A ustralia 63, 73; W e s t e r m a r c k History of Human Marriage ?, 40 if. I3 ) H a r tl a n d Primitive Paternity 1, 261. 14) Ebd. " ) W e s t e r m a r c k History of Human Marriage 151 fi. 1β) Κ r a u ß Sitte «. Brauch 14. " ) Ebd. 172. 197. 221.
3. Andererseits aber gibt es genug Berichte v o n Verbindungen, welche wir als blutschänderisch auffassen würden. Eine der bekanntesten ist die v o n den Beziehungen Lots mit seinen T ö c h t e r n 1 8 ) , zwischen S m y r n a und M y r h a w ) . Diese Verbindungen sind z u m Teile sicherlich dadurch erklärlich, daß gerade im Mittelmeerkulturkreis sich ziemlich lang die Endogamie (s. Mutterrecht) erhalten haben muß, welche in Ä g y p t e n bis in unsere Zeitrechnung hinauf im Königshause die Regel blieb *>). A b e r auch in streng exogamischen Ländern wird bei gewissen Feierlichkeiten und zu gewissen Zwecken, so insbesondere bei den magischen Fruchtbarkeitsriten und bei den Jünglings- und Mädchenweihen die sonst so strenge Trennung zwischen den verbotenen Graden aufgehoben und gerade die sonst verbotenen Beziehungen müssen zum magischen Zweck vollzogen werden. Freilich wird hiebei ein Verkehr zwischen wirklichen Blutsverwandten in unserem Sinne bisweilen noch immer vermieden 21 ). A b e r auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos, und es ist eine ganze Reihe
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v o n Fällen überliefert, wo zur Erzielung eines besonderen E f f e k t e s auf der Jagd , 2 ) oder bei anderen Gelegenheiten 8 3 ) ein A k t wirklicher B. verübt werden muß. A u c h in der deutschen Mythologie spielt die B. in der Wölsungensage eine eigentümliche Rolle, indem sie sowohl die höchste Blüte als auch den Untergang des Geschlechts herbeiführt. 1β) Genesis 19, 30—48; Gunkel Genesis 217 f. " ) R o s c h e r Lexikon 1,69. M ) W i l k e η Die Ehe zwischen Blutsverwandten, Globus 59, 8. 20. 35; E r n s t Kornemann Die Stellung der Frau in der vorgriechischen Mittelmeerkitltur (Orient und Antike, Heft 4) 1927. ") S p e n c e r and G i 11 e η The Native Tribes of Central Australia 92 if. 97 ff.; D i e s . The Northern Tribes of Central Australia 136. " ) F r a z e r Psyches Task 57. ·») Ebd. 59. M. Beth.
Blutschink. Tiergestaltiger Wasserdämon in Tirol und Kärnten, erscheint als Bär, auch halb Bär, halb Mensch. Seinen Namen hat der B. nach seinen stets blutigen Füßen. Man warnt vor ihm die Kind e r 1 ) . — Der B. überfällt die Menschen im Schlaf, würgt sie und schleppt sie in den See a ). — Der Vergleich mit Grendel liegt nahe 8 ). *) ZfdMyth. ι , 237; 3, 30 Nr. 21. 2) A l p e n b u r g Tirol 58 ff. 421; H e y 1 Tirol 791 Nr. 179. s) S i m r o c k Mythol. 418; Laistn e r Nebelsagen 90. Ranke.
Blutsegen *). Segen, die rinnendes Blut (aus Wunden, Nase, menses) still e n sollen (s. Wundsegen). Einige Segen werden bald als B.-, bald als Wundsegen verwendet. Deutsche und (christl.-) lateinische B.- und Wundsegen liegen durch tausend Jahre v o r ; ein deutscher aus dem 10. Jh. ist der Trierer: „Christ uuarth g i u u n d " usw. 2 ) (die Sprachform weist vermutlich auf eine ältere Vorlage); ein lateinischer um 900 der sog. „ J o r d a n segen" (s. d.). — Die Hauptmotive lassen sich zum Teil nach dem Prinzip des zugrunde liegenden (ausdrücklichen oder latenten) Vergleiches ordnen. >) Lit. s. Wundsegen.
s)
ZfdA. 52, 171.
I. Vergleich des S t e h e n s (Wasser 0. a. stand oder steht, Blut steht). So schon in einigen Blutsprüchen aus dem klass. A l t e r t u m , z. B . „sisti debere cruo-
1453
Blutsegen
rem, ut lapis ¡lie (ein Mühlstein) viae solitos iam destitit orbes" s ) ; solche einfache Vergleiche sind aber in deutschen B. (und Wundsegen) sehr selten; fast immer gilt der Vergleich einem biblischen oder fiktiven Vorfall. Das Blut soll stehen a) wie der J o r d a n (s. Jordansegen). b) Wie C h r i s t u s a m K r e u z e 4 ) , z. B. „Blude, du mußt stille stan, wie Jesus am Kreuze stand" B). Dieser weithin bekannte e ) Segen ist urspr. sicher lateinisch, in dürftigen Reimen, verfoSt: „ S t a n s (Sta) sangwis ui te — sicut stetit Jesus in se, stans sangwis fixus — sicut J . stetit crucifixus, st. s. in tua vena (vena tua) — sicut J . stetit in morte sua (auch: in sua pena)", von 1349 '). Fast in derselben lat. Form war er vom 14. bis ins 19. J h . auch in Deutschland üblich. Deutsche Fassungen liegen seit dem 16. J h . vor, gew. in gekürzter F o r m 8 ) . Das „stetit, s t a n d " will natürlich sagen: (Jesus) „stand f e s t " , wohl anstatt zu fliehen, oder: statt seiner früheren freien Beweglichkeit. Einige spätere Varianten setzen „ m a n e " für „ s t a " oder sagen (Chr. ist) „gestanden mit hertten banden" 9 ). Das Bild an sich, J . „ s t a n d " , entspricht der bis um 1250 in der Kunst und noch viel später in der Andachtsliteratur üblichen Darstellung (resp. Ausdrucksweise), nach welcher Jesus am Kreuze nicht „ h ä n g t " , sondern auf einem. Fußbrett festgenagelt steht. In einigen modernen Formen, wo dies nicht mehr verstanden wurde, ist dann das „ S t e h e n " auf die Wunden übergeführt, z. B. „ B l u t , stehe s t i l l . . . wie . . . Christi hl. fünf Wunden am Kreuze still standen" 10 ). c) „ Z u H i e r u s a l e m i m D o h m e dar steiht ein rosenen blome: so stil als die steith, so schal (soll) dith bluth" ( J . 1584) u ) ; der Segen scheint auf Norddeutschland begrenzt; hierzu paßt sehr wohl, daß hinter demselben nach Ebermann 1 2 ) die norddeutsche Fassung des Rätsels vom Ei liegt: „ T o W i t t e n b o r g in'n Doom, dar steit 'ne gale Bloom" usw. (ganz anderer Schluß). Der Segner denkt wohl an eine „ B l u t r o s e " auf J e s u Grab (vgl. Dreirosensegen). d) D r e i B r u n n e n . „ I n dem hai-
1454
ligen Jordan do stene drei edelen brunnen; der ein flos, der ander gos, der dritt stunde still; also verstehe" (usw.), 16. J h . l s ) , mit dem Anfang „ I n Gottes Reich stehen" später durch ein gedrucktes Buch verbreitet w ) (die älteste bekannte Fassung, 15. J h . , scheint von den Dreiblumensegen beeinflußt) 1 S ). — Liegen die zwei Jordanquellen, über die im MA. öfters geschrieben wurde, dahinter? a ) S e r e n u s S a m m o n i c u s De medicina v. 651 (Poetae latini minores ed. B a e h r e n s III). 4) Lit. : E b e r m a n n Blutsegen 75 if. ; O h r t Vrid og Blöd, 128ff. *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 375 Nr. 1754. ·) Ital. : Ρ r a d e 1 Gebete 2 4 ; ndl.: E b e r m a n n
Blutsegen
77;
engl. : G 1 y d e The Norfolk Garland 39 ; nord. : Ohrt Danmarks Trylleformler B a n g Norske Hexeformularer
1
Nr. 100; Nr. 1 2 5 5 ;
finnisch: L e ν ó η Verensulkusanat 58 ff, ') S c h ö n b a c h HSG. Nr. 848; vgl. z . B . B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 514; T h i e r s Traité 1, 469. B) Urquell N.F. 2, 102 und (als Wurmsegen) B a r t s c h Mecklenburg 2, 25 (16. Jh.); J a h n Pommern 69; K u h n und S c h w a r t z 438 usw. ·) S c h ö η b a c h HSG. Nr. 918. l0) W u t t k e §230. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 18. Andere Belege: E b e r m a n n Blutsegen n o f f . ls ) E b e r m a n n ebd. " ) Urquell N.F. 2, 105. ») Ζ. B. WürttVjh. 13, 218 Nr. 258. " ) E b e r m a η η 70. 107. 2. G l e i c h h e i t im W i r k e n oder V e r l a u f (Heilung damals, Heilung jetzt o. ä.). a) E l i a s : epischer deutscher Segen, im 1 4 . — 1 6 . J h . belegt. Elias ,,saz in der ainöde" und rief zu Gott wegen seines Nasenblutens: „betwing diez pluot, als du betwunge den Jordan, ê daz dich S. Johans dar us t a u f f e t " " ) . Vgl. I. Kön. 19, 4 mit 20, 37 f. oder vgl. I. Kön. 17, 1 (Luc. 4, 25) ? b) Der Name V e r o n i c a will an die Geschichte des blutflüssigen Weibes, Matt. cap. 9, erinnern; mit dieser Person wurde nämlich Veronica (das Weib mit dem Schweißtuch Jesu) schon in den Gesta P i l a t i 1 J ) gleichgesetzt. Als B . fast nur in (byzant. 1 8 ) u.) lat. gefaßten Texten; in einer Trierer Hs. schon im lo. J h . „nomen Beronice" mit Zitierung von Matt. 9, 21 »). c) Hierher gehört weiter das Wort „ C o n s u m m a t u m e s t " oder „ E s ist vollbracht", (lat.) vom 14· J h . an a») ; alte
1455
Blutstein
Aufzeichnungen v o n „Christus wund und wieder g e s u n d " , gew. als W u n d segen (s. d.) ; endlich D r e i f r a u e η -, Dreiblumen-, Dreirosensegen, Philipp von Flandern ( T u m b o ? ) (s. diese). ") MSD. 2, 275 f.; vgl. AfdA. 1865, 350; Urquell N.F. 2, 105; J ü h l i n g Tiere 288 usw. ; anders griech. : Catalogue codd. astrol. VI App., 88. ") Evang. Nicodemi A cap. 7. 1β ) Nicolai M y r e p s i (13. Jh.) Medicamento,, trad. F u c h s (Basel 1549), 118.
") S t e i η m e y e r 392;
F r a n z Benediktionen 2,510 f. ; vgl. S c h ö n b a c h H S G . Nr. 730.1009.
m)
Vgl. J a c o b y
in Ons Hémecht 1924, 18; auch Germania 24, 73 (15· J M ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 376 Nr. 1764. 3. G e g e n s a t z , a) C h r i s t i B l u t — dieses B l u t : „ I c h b e u d t . . . bei dem hl. rosenfarben bluet, das . . . Christo durch sein hl. fünf wunden w n d t (lies: w u d t „ w a t e t e , f l ö ß " ) , das du still stest . . . " 21 ), 16. J h . ; eine Parallele aus dem 14. Jh. 2 2 ) hat diese Pointe nicht. b) A d a m s B l u t — C h r i s t i Blut 2S ), vgl. R o m . 5, 9. 12. 17. V o n der hl. Hildegard im 12. Jh. empfohlen und v e r m u t lich auch v e r f a ß t : „ I n sanguine A d a e orta est mors, in sanguine Christi extincta est mors; in eodem s. Chr. impero t i b i " e t c . 2 4 ) . Verdeutschungen 1 5 . — 1 9 . J h . ; auch englisch 28 ). c) W a s s e r s t e h — B l u t g e h 2 e ) (nach Joh. 19, 34?). L a t . vereinzelt im 14. Jh. „ S a n g u i s (sc. Veronicae, v o n der der A n f a n g des Segens spricht?) obstitit, unda p e r f l u i t " »). Deutsch viele aber späte Aufzeichnungen; entweder k u r z : „ B l . steh, W . g e h " ; oder mit epischer (recht ungeschickter) Einleitung, wie „ I c h ging durch eine Gasse, da fand ich B l u t u. W a s s e r " M ) ; auch ,,. . . Christus ging über die Brücke, das B l u t flöß wie W a s s e r " »). 4. O h n e V e r g l e i c h einer heilkräftigen Macht wird erwähnt. Hier ist bes. zu merken: Die „ g 1 ü c k s e 1 i g e (η) S t u n d e(n)" oder Orte (s. d.) s. a. B l u t s t e i n , Blutstillen. » ) Urquell N.F. 2, 103. » ) ZfdA. 13, 216. **) Lit. E b e r m a n n Blutsegen 78 ff. mit Belegen; F r a n z Benediktionen 2, 511 f. ") F r a n z ebd.; vgl. S c h ö n b a c h HSG. Nr. 921 (14. J h . ) .
") D a l y e l l
The darker
superstitions
1456 of Scotland
320.
,β)
Lit.:
E b e r -
ma η η Blutsegen 64 ff. mit Belegen. ") S c h ö n b a c h HSG. Nr. 730. «) K u h n Westfalen 2, 197 Nr. 555. s") E n g e l i e η
L a h n 251.
u.
Ohrt.
Blutstein (Hämatit). Griech. αιματίτης (τό αΓμα = Blut), mhd. emathites, nhd. B., in der Bergmannssprache „ R o t e r G l a s k o p f " . Der echte B. ist ein K o n glomerat, dessen Hauptbestandteil Roteisenstein ist. Seine schwarze Außenseite gleicht geronnenem Blute, man glaubte deshalb, er sei daraus entstanden. In Leonberg heißt er „Geronnenblutstein". W i r d der Stein abgeschabt oder zerstampft, so tritt seine innere blutrote Farbe hervor, die ihm den Namen B . verschaffte und nach dem Grundsatze similia similibus curantur Veranlassung zu dem Aberglauben gab, der Stein sei ein treffliches Mittel bei Blutungen jeder A r t 2 ). Diese Meinung herrschte bereits im A l t e r t u m , geht durch das ganze MA. hindurch und reicht bis in die neuere Zeit hinein 3 ). Man verwendete ihn bei Nasenbluten, vor allem aber bei starken Uterusblutungen der Frauen 4 ). Bei diesen Blutbesprechungen wird er entweder in der rechten H a n d g e t r a g e n 5 ) oder aufgelöst getrunken e ). A m Lechrain gehört er z u m Handwerkszeug der Hebammen, die ihn, abgeschabt und aufgelöst, der Wöchnerin eingeben 7 ). A u c h wenn eine Frau die Menstruation verloren hat, soll man ihr gepulverten B. eingeben 8 ). In der Volksheilkunde wird der Stein außer gegen Blutungen, Blutgerinnsel, Frauenleiden auch bei Magen- und Nierenbeschwerden u . a . v e r w e n d e t 9 ) . In das Magische gehört es, wenn man den blutigen Schaden unter Hersagen eines Zauberspruches mit dem roten B . bestreicht, oder über einem Gewächse mit ihm das Kreuzeszeichen m a c h t und neunmal mit ihm über die Stelle fährt 1 0 ). Die gelegentliche W i r k u n g des echten H ä m a t i t s als blutstillendes Mittel steht mit seinem Eisengehalt in Verbindung; Eisenverbindungen sind j a noch heute blutstillende M i t t e l 1 1 ) . Als B. gelten auch der B l u t a c h a t , roter M a r m o r , der r o t e J a s p i s ; in der Steiermark und Oberösterreich werden
1457
Blutstillen
diese Steine als Amulett gegen den Rotlauf getragen i a ). ') Q u e n s t e d t 6 1 7 ; B e r g m a n n 102; Bohnenberger 1, 23. *) G e s n e r d.f.l. 149; L a m m e r t 196; P o l l i n g e r Landshut 282; ZfVk. 23 (1913), 256; S t e m p l i η g e r Sympathie 46 ; vgl. M a u r e r Island. Sagen 184. ') P a u l y - W i s s o w a 7, 2 2 1 5 f.; P l i n . η. h. 36, § 144 f. ; M e g e η b e r g Buch der Natur 382; L o u i ce r 59; S c h a d e 1 3 3 1 f. s. v. ematites; D e M é l y 201. 1 7 9 . 1 8 5 ; Z e d i e r 4,269f.s. v.Blutstein; G r i m m DWb. 2, 192 f. *) Z e d i e r a. a . O . ; Heimatgaue 1 (1919), 50; A n d r ee - E y s η 139; ZföVk. 13 (1907), 102; HessBl. 20 (1921), 33. 5) L a m m e r t 167; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 468 f. ; ZföVk. a. a.O.; F o s s e l Volksmedizin 147. ·) Alemannia 3 1 , 181 Nr. 15. ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 92. e) Alemannia a. a. O.; ZföVk. a. a. O. ') M e g e n b e r g a . a . O . ; P e t e r s Phartnazeutih 2 , 1 0 9 ; Z e d i e r a. a. O.; L e m k e 1 , 5 4 . 1°) D r e c h s l e r 2, 288; H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 395; F o s s e l a. a. O. 157. n ) G r ab i η s k i Mystik 72. 12 ) S t a r i c i u s Heldenschatz (1706), 467; ZföVk. a. a. O. 103 und 1 1 2 f.; Z a c h a r i ä Kl. Sehr. 348. Über den Blutstein als „Schreckstein" s. dort u. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 680; S e l i g m a n n 2, 30. Olbrich.
Blutstillen. Blutungen zu stillen, gehört zu den wichtigsten Heilmethoden. Das erste Bestreben zielt stets darauf hin, den ausströmenden „Lebensgeistern" Einhalt zu tun, indem man das Entweichen des kostbaren Lebenssaftes einzudämmen sucht. Die meisten Vorschriften der volkschirurgischen Blutstillung beziehen sich auf die am wenigsten gefährliche Gewebeblutung; spritzende Blutgefäße kommen ja meist nur bei schwereren Verletzungen vor. Die Volksmedizin kennt eine sehr große Zahl b.der Mittel; viele derselben aus dem Pflanzen-, Tier- und Steinreich mögen tatsächlich wirksam sein, viele andere aber abergläubischen (analogischen) Anschauungen entspringen x ). In Landshut ζ. B. legt man auf die blutende Stelle eine Kupfermünze, und verwendet man Blutstein oder Hundszunge 2 ), anderwärts einfach etwas Rotes z. B. Blutstein (s. d.) 9), Gauchheil (mit roter Blüte) (s. d.) 4), in Böhmen bindet man einen Groschen oder Öhr auf die Wunde, auf die ein Marienbild geprägt ist usw. Das „Artzney-Büchlein vor Carl Ludwig Schneidemann Ao
1458
1768 in Pforzheim" empfiehlt: „Nim einen Kuchen Lumpen, je schmoziger er ist je besser es ist, diesen verbrenne zu Aschen, nim und streue sie in die Wunden so stehet das Blut zur Hand und wann man ein Roß schneidet und das Blut nicht kan gestilt werden, so ist es gewiß gut. Oder auch vor Menschen und Vieh: Schreibe untenstehende Buchstaben mit seinem eigenen Blut an die Stirn es seye Menschen oder Vieh: I. N. R. I . " e ). In der Grazer Gegend schreibt man mit dem Blute o i ρ u 1 k (s. d.) auf die Stirne. Wiederum um Landshut fängt man, wenn die Menstruation (im übrigen s. d.) krankhaft auftritt und der Blutverlust zu groß ist, einen Löffel voll des Blutes auf und verschluckt das Blut, und, wenn bei Geburten (s. d.) ein so starker Blutverlust eintritt, daß Gefahr für das Leben besteht, muß man drei Löffel voll davon auffangen und das Blut der Gebärenden eingeben 7 ). „Were es", schreibt Staricius 8), „daß man das Blut nit stillen köndte / am Menschen oder Viehe / so nimb einen Keyl aus einer Sprossen von einer Leiteren / oder sonst einen Keyl / da ein fuß eines Schemels / oder eine Banck ist mit eingepflöckt / besudel den K e y l mit dem Blut / schlage ihn umgekehret widerumb in das Loch / da er vorhin gesteckt / so gestehet das Blut / das ist gar gewiß / unnd ist mir ein guter Freund bekandt / der mit Verwunderung vieler Leut einem Landherrn in Mähren ein Roß durch diß Mittel bey den Leben erhalten / so nach dem Schnitt 3. gantzer Tag geblutet hat". Ein weitverbreitetes Mittel ist, daß man ein Stück von einem Obstbaumzweige aufwärts abschneidet, dies an die frische Wunde hält, so daß das Blut daran kleben bleibt, und es dann an einen Ort des Hauses legt, wo es ganz finster ist ; dann hört die Blutung auf 9 ). Wer im Allgäu am Karfreitag vor Sonnenaufgang mit einem Streich ein „eldernes" Ästle abhaut, kann damit b. ; er braucht das Ästle nur auf die Wunde zu legen 1 0 ), oder: Man suche am Karfreitag vor Sonnenaufgang Froschlaich und reibe damit eine Hand ein, so erhält man in derselben die K r a f t ,
1459
Blutstropfen
B l u t zu stillen; man braucht mit dieser H a n d nur die blutende Körperstelle zu b e s t r e i c h e n u ) . Nasenbluten (s. d.) wird im Baulande (Hettingen) 1 2 ) gestillt, wenn man das Blut auf zwei übers K r e u z gelegte Strohhälmchen tropfen läßt. Ebenda werden Blutungen v o n W u n d e n gestillt mit einem Steinchen, das man unter der Dachtraufe wegnimmt und mit dem man die blutende Stelle in den drei höchsten Namen u m f ä h r t ; das Steinchen muß genau an seinen früheren Ort wieder zurückgebracht werden. Die Deutschen in Pennsylvanien glauben, daß man B. könne, indem man das Taschenmesser aus dem einen Sack des Rockes in den andern tue 13 ), oder indem man die W a n d starr und ohne zu blinzeln anschaut und v o n f ü n f z i g bis drei rückwärts zählt u ) . In der Oberpfalz verwendet man zum B. „ a l t e E h e " , d. h. Leichenfett aus Gräbern, Öl aus Regenwürmern, Froschhaut usw. 1 B ), in Pommern „ e i n kleines Beinlein v o n einem Menschen" 1β ). s. a. Blutsegen, Geburt, Menstruation, Nasenbluten, verpflöcken. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 369 ff. ·) P o I i i η g e r 282. 3) W u t t k e § 477. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 371. 6) H u ß Aberglaube 18 Nr. 9. e) W e i η h o l d Festschrift 117 Nr. 12. ') P o l l i n g e r 282. ") Heldenschatz (1679), 123 f. ') Κ u h η S c h w a r t z 437 Nr. 308. 10) R e i s e r 2, 116 Nr. 25. ») Ebd. Nr. 26. " ) S c h m i t t 16; vgl. auch K u h n Mark. Sagen 384 Nr. 65. «) F o g e 1 289 Nr. 1528. " ) Ebd. 304 Nr. 1615 (schon 1820 belegt). l í ) S c h ö n w e r t h 3, 233 ff. ¡ H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 371. ") J a h n Hexenwesen 163 Nr. 535, nach Egypt. Geheimn. 2, 7. Bächtold-Stäubli.
Blutstropfen. I. „ N a c h einer besonders in Schwaben vielfach kreisenden Meinung sind im Gehirne an ganz feinen Fäden „drei B. aufgehangen", welche eine Reihe von Leiden hervorrufen. Fällt ein B. herab, so entsteht Schwindel, welchen ein Aderlaß beseitigt. Fällt der zweite herab, so wird der Betreffende v o m Schlage „ g e r ü h r t " , „ b e r ü h r t " und, nach der seitlichen Richtung des Tropfens, die eine oder andere Körperhälfte gelähmt, wo noch ein ergiebiger
1460
Aderlaß gemacht werden muß. Fallen aber alle drei Tropfen zugleich herab, dann hat „ d e r Schlag getroffen", und um diese Gefahr, in welcher alle Menschen wegen der zarten Fäden, die plötzlich zerreißen können, sich befinden, fernzuhalten, muß periodisch zur Ader gelassen w e r d e n " 1 ) . Im K a n t o n Bern herrscht der Glaube: Über den Augen in der Stirne hangen an einem Knöchlein drei B., davon fällt der erste ab nach Verlauf der Kindheit, der zweite, wenn die Jugend vorüber ist, der dritte beim Tode 2 ). Eine Frau, die den Boden scheuerte, hielt sich plötzlich die Hände vors Gesicht und blieb einige Zeit ganz unbeweglich; als man sie frug, was sie habe, antwortete sie, sie habe sich in den drei höchsten Namen besegnen müssen, denn die drei höchsten B. seien „fürers gialle" 3 ). Ähnlich heißt es in Tirol: Im K o p f e hangen drei B. Fällt jener, der rechts ist, wird die rechte Seite gelähmt; fällt der linke Tropfen, ist die linke Seite lahm. Das Fallen des mittleren bringt den T o d 4 ) . Wenn das Ohr klingt, sagt man im Voigtlande, so hängt in demselben ein B. an einem H a a r ; fällt er herunter, so trifft einen der Schlag; man muß deshalb beim Klingen des Ohres ein Vaterunser beten 6 ). Solcher Glaube scheint alt zu sein; denn schon Geiler schreibt im E v a n g e l i b u c h : „ S i e sagen das der brest im hirn sei, vnd die ederli, die zuo dem hirn gond, wenn sie gantz verstopffet sein von wuost, so werd sant Veltins siechtag daruß, so sprechet ir, es hangen drei tropffen am h i r n " e ). A u s diesen Anschauungen konnte Schadenzauber entspringen, wie im westfälischen Segen z. B . : „ E i n e m die K r a f t zu nehmen: Ich N. N. thu dich anhauchen, Drei Blutstropfen thu' ich dir entziehen, Den ersten aus deinem Herzen, Den andern aus deiner Leber, Den dritten aus deiner Lebenskraft, Damit nehme ich dir deine Stärke und Mannschaft. Habi Massa denti lantien ').
D a m i t kontaminiert sich sehr oft der Segen von den hl. (drei) B. Christi (s. Christus in der Segen) 8).
I4ÖI
Blutwurst
1462
J
) Lammert 225 = HovorkaK r o n f e l d 2, 245; F o s s e l Steiermark 89. a ) R o c h h o l z Glaube 1, 40 = L i e b r e c h t Zur Volksk. 352 Nr. 19. ») SAVk. 7, 139 Nr. 95. *) Ζ i η g e r 1 e Tirol 48 Nr. 420. «) K ö h l e r
oder aus dem linken Ohre eines schwarzen S c h a f e s l e ) . Um ihre Zauberkraft, Feuersbrünste zu löschen, auf die Tochter zu übertragen, tropfte die Siebenbürgerin Voigtland 397. ·) R o c h h o l z Glaube 1 , 41 ihrer auf frçiem Felde nackt vor ihrliegen= L i e b r e c h t a.a.O.') K u h n Westfalen 2, den Tochter drei B . in die linke, offene 191 Nr. 542; vgl. W o l f Beiträge 1, 257 Nr. 20; Hand 1 7 ). Drei B., dem andern auf irgendG r i m m Myth. 3, 505 Nr. X L I X ; H o c k e r Volksglaube 220 Nr. 1 5 ; H a l t r i c h Siebenb. eine Weise eingegeben, spielen auch eine 275 Nr. 3. ' ( K u h n Westfalen 2, 196 Nr. 548; Rolle im Liebeszauber 1 8 ) (s. d.). L o s c h Balder 141 f. s. a. F r e i s c h ü t z , H o s t i e , v e r2. Drei B . sind entsprechend dem oben pflöcken. ls skizzierten, aber abgeschwächten Glau) L a m m e r t 125; ZrwVk. 2 (1905), 181. 1β ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 7 3 , 2 2 . " ) W 1 i s ben auch vorbedeutend: Den SchleitVolksgl. 81 = W e i n h o l d heimer Wildschützen Strauhannes warn- 1 o c k i Siebenb. Ritus 35. 18) SchwVk. 12 (1922), 66 (Beleg von ten drei B., die er schwitzte, davor, an 1588); S A V k . 7 , 1 3 2 Nr. 7; Germania37 (1892), das Freischießen nach Donaueschingen h 8 Nr. 34 (Lüneburger Heide); D r e c h s l e r ι, 231. Bächtold-Stäubli. zu gehen, wo er gerichtet werden sollte ·). Wer das „Steinenkreuz" bei Rüdlingen, Blutwurst *). B . aus Hafergrütze (Brot), das zwei Brüder setzten, welche die ReRosinen, Korinthen, Gewürz und Fett mit formation getrennt hatte, entfernen will, Ochsen- oder Schweineblut ist in Schlesdem schießen drei B . aus der Nase, d. h. wig-Holstein 2 ) ein beliebtes Wintergeer stirbt 1 0 ). richt, in Ostpreußen 8 ) ißt man an WeihDer alte Glaube entwickelt sich aber nachten B . und Backobst, im Rheinnoch weiter: Fast allgemein heißt es, daß, land 4 ) den Bönek, eine Speise aus Blut, wenn einem Familiengliede drei B. aus Mehl und Leber. Daß die Wertschätzung der Nase tröpfeln oder ihm ein solcher auf der B . auf die Heiligkeit und Heilkraft 6 ) die Hand fällt, jemand aus der Familie des Blutes der Opfertiere zurückgeht, oder der Freundschaft stirbt oder gemöchte Höfler®) vermuten; für bestimmte storben ist u ) . Drei aus der Nase fallende Fälle mag es zutreffen, und folgender B. bedeuten auch einfach „ w a s sonderGlaube könnte darauf hinweisen, wenn lichs" 1 8 ); einem Mädchen zeigen sie, nicht auch von andern Fastnacht- und daß ihm der Schatz untreu i s t 1 3 ) . Drei Frühlingsspeisen die Heilkraft betont B. am Messer beim Essen sind im islän- würde (vgl. Bratwurst, Brei, Bretzel) : A m dischen Märchen dem einen Bruder ein Fastnachtdienstag gibt man abends dem Zeichen, daß der andere in Gefahr Vieh in der Oberpfalz 7 ) B . oder gebrateschwebt oder gar tot i s t 1 4 ) . nes Blut, damit es keine Blattern im Maul bekommt; wer in Bayern, Franken und ') Unoth I, 127 f. = H e r z o g Schweizersagen 2, 240 f. 10) Unoth I, 128 f. " ) UrNiederdeutschland vor Sonnenaufgang quell 4 (1893), 19; G a s s η e r Mettersdorf 8 1 ; Hirsebrei und B . ißt, hat das ganze J a h r P e t e r Österr.-Schles. 2, 246; D r e c h s l e r i , Geld und ist fieberfrei 8) ; wer in West288; L a m m e r t 99; S t r a c k e r j a n 1, 34; böhmen und auch in Bayern nüchtern B . R o t h e n b a c h Bern 45 Nr. 419; ZfdMyth. 2, 100; häufig auch in Sagen ζ. Β. H e y 1 Tiißt, der ist gegen R o t l a u f 9 ) geschützt und rol 18 Nr. 14; Z i n g e r l e Sagen 194 Nr. 323; gegen Flohstiche 10 ). G r i m m Sagen Nr. 353; M ü l l e n h o f f x ) G r i m m DWb. 2, 197. ») M e n s i n g Sagen 184 Nr. 2 5 1 . 1 J ) G r i m m Myth. 3, 477 Nr. 1130. 1S) B a r t s c h Mecklenburg 2, 58 Schleswig-Holstein. 4Wb. 1 , 399. *) H ö f 1 e r Nr. 182; W o l f Beiträge 1, 210 Nr. 77. " ) Ur- Weihnachten5 13. ) ZfrwVk. 1905, 39; H ö f l e r 1. c. 18. ) J a h n Opfergebräuche 317 bis quell 3 (1892), 5. 3. Drei Β . des Vaters oder des Paten dem Säugling eingegeben heilen ihn von Gichtern 1 6 ) (vgl. Spalte 1437), im Samlande verwendet man dafür 3 B. von einer Sau, die zum ersten Male geferkelt hat,
3 1 8 ; S e l i g m a n n Blick 2, 217. ·) Organotherapie 247 Α. I. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz I, 3 1 1 , 8. ') H ö f 1 e r Fastnacht 30;
P a n z e r Beitrag 2, 304; W. §§ 453. 97. ·) J o h n Westböhmen 41; J i i h l i n g Tiere 181; S e l i g m a n n 1. c.; H ö f l e r Fastnacht 28. 10) Bavaria 2, 300. Eckstein.
Blutwurz—Bodin, Jean
1463
Blutwurz (Armetill, Birkwurz, Tormentili; Potentiila erecta, P. tormentilla). ι . B o t a n i s c h e s . Rosenblütle; aus der Gattung der Fingerkräuter mit schwarzbraunem, innen rötlichem Wurzelstock, drei- bis fünfzähligen Blättern und gelben vierblättrigen (nicht fünfblättrigen!) Blüten. Die B . ist häufig an lichten Waldstellen, an Waldrändern und in Mooren. I n d e r V o l k s m e d i z i n wird sie gegen Durchfall, Blutfluß usw. häufig gebraucht *). *) M a r z e l l Kräuterbuch 469; ders. Heilpflanzen 67.
2. In Hessen 2 ) wird die B . am Himmelfahrtstag (vgl. Aronstab, Katzenpfötchen) zusammen mit „ M a n n e s k r a f t " (s. Nelkenwurz), in der Provinz Sachsen 8 ) in der Johannisnacht gepflückt, was auf zauberische Verwendung (Liebeszauber?) schließen läßt. Auch auf Island wird die B . („blodrot") zu magischen Künsten gebraucht 4 ). Das Tragen der Wurzel soll im Riesengebirge 5 ) vor Zauber bewahren. Auch A l r a u n e (s. d.) sollen aus der B . geschnitzt worden sein. ä
*) K o l b e Hessen 90. ) Veckenstedts Zs. 3, 308. *) M a u r e r Island. Volkssagen 1860,179. ') S c h r e i b e r Wiesemio.
3. In der S y m p a t h i e m e d i z i n gilt die B . vorzüglich als ein Mittel gegen ansteckende Krankheiten (Pest usw.). Gegen diese wird sie angehängt ®), auch kommt sie in die „ A u g e - B ü n d e l i " 7 ) . Wenn eine J u n g f e r ihre Zeit (menses) nicht hat, soll sie ein Stück Mannshemd zu Zunder brennen, mit gleichviel Pulver vom Tormentillkraut, Hauswurz und Lilienöl mischen und einnehmen 8 ). Auch Besegnungen der B . („crementilla") aus dem 15. J h . sind bekannt 9 ). Öfter wird die Tormentine (Armetill) zusammen mit der Bibernelle (s. d.) im „Pestspruch" genannt. ·) M a η ζ Sargans 84. ') Schw.Id. 4, 1364. ) Zauberbüchlein der Iglauer Sprachinsel: ZföVk. 3, 277. ·) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 148; MschlesVk. 13, 25. Marzell.
8
Bobole s. P o p p e l e ,
Boppelgebet.
Bochselnächte s. K l o p f n ä c h t e . Bock s. Ζ i e g e η b o c k.
1464
Bocksmahrte s. M a h r .
Bocksschnitt s. B il wis. Boden s. E r d e . Bodensee. Ein Fußgänger oder Reiter soll über den gefrorenen B. gegangen sein, ohne es zu wissen, daß die glatte Fläche der See sei. Als man ihn am Ufer darüber aufklärte, fiel er vor Schreck über die bestandene Gefahr um und war tot. 1 ) Die Sage, die durch G. Schwabs Gedicht namentlich weiter bekannt wurde, wird auch von anderen Seen erzählt. Im B . soll ein Nebelmännlein wohnen (s. Nebelmännchen), im sog. Löchle, einem Fleck, der bei größter Kälte niemals zugefriert. Nach einer schwedischen Volkssage steht der B . in geheimnisvoller Verbin dung mit dem Wettersee. 8 ). *) Paul B e c k Eine Quelle für Gustav Schwabs Gedicht: Der Reiter und der Bodensee in Alemannia 34, 225 ff.; vgl. weiter ZfVk. 18, 91. 305 f.; L a c h m a n n Überlingen 26 ff. ! ) L a i s t n e r Nebelsagen 78. 258. Fehrle.
Bodin, Jean. F. v o n B e z o l d Jean Bodin als Okkultist und seine Dimonomanie, Hist. Zeitschr. 105 (1910), ι—64; D e r s . Aus Mittelalter und Renaissance (1918), 294 ff.
Der bekannte französische Philosoph (1530—1596). E r stellte sich in dem von Agrippa von Nettesheim (s. d.) und J o h . Weier (s. d.) eingeleiteten Kampf gegen die Hexenverfolgungen ganz auf den Boden der herrschenden Wahnvorstellungen. Von Jugend auf hatte er Informationen über Zauberei und Hexenwesen gesammelt, war dadurch zu der Überzeugung von der Realität dieser Dinge gekommen und faßte den Entschluß, mit dem ganzen Gewicht seines Ansehens diese Realität auch literarisch zu begründen und zugleich schärfste Maßnahmen gegen diese todeswürdigen Verbrechen zu fordern. Dies geschah in dem zuerst französisch geschriebenen Werk über die Dämonologie der Hexen *). Weiers Gegenargumente wurden in einem Anhang eifrig bekämpft. In den Beispielen ist reiches Material zur Geschichte der Hexenprozesse enthalten; deshalb ist bei der inter-
Boel—Bögg
1465
nationalen Verbreitung der Erscheinung das Werk des Franzosen von allgemeiner Bedeutung. Wie viele andere galt auch B. seinen Zeitgenossen selbst als Schwarzkünstler, dem ζ. B. ein Dämon dienstbar gewesen sein soll 2). In Deutschland wurde B.s Werk bekannt durch die Übersetzung 8 ) Joh. Fischarts (s. d.). ' ) Traiti
de la dimonomanie
des
sorciires.
Paris 1580; lateinisch (von Franziscus
Ju-
n i η s) De magorum demonomania et opinionum Jo. Wieri confutatio. Basel 1581. ·) Β e ζ o 1 d
in Hist. Zs. 105, 2 Anm. ι. *) De Demonomania magorum. Vom ausgelassenen, wütigen Teufelsheer der Besessenen, Unsinnigen, Hexen und Hexenmeister, Unholden, Teufelsbeschwerer, Wahrsager, Schwarzkünstler, Vergifter, Nestel-
verknipfer usw. Straßburg 1581 ; H a u f f e η
in Euphorion 4, 1—16. 251—261. Helm. Boel 1 ), Booel s ), auch Baël 8 ), Name des 7. Engels, des Planeten Saturn. Schon in den hellenistischen Zauberpapyri wird der Name genannt: 6 Ιαωθ-εν, δ κύριος Βουήλ κτλ. *) und „der du thronst innerhalb der sieben Pole . . . . dein Name ist Βαρβαριήλ· Βαρβαραϊήλ * θεός Βαρβαραήλ · Βήλ· Βοοήλ" ®). Danach ist es Dehnung aus Βήλ, der babyl.-assyr. Form des Namens Baal*); Baal wurde in der Tat mit Κρόνος, Saturn identifiziert 7 ). Es dürfte Partizip von bm „herrschen" sein, bçla „der Regierende", κύριος, als Deutung von „Herr"; palmyrenisch hieß der Gott bla Βώλ, auch Βόλ8); weniger wahrscheinlich ist Zusammensetzung aus der Kürzung des bin in 3 oder ia, wie wir sie aus Eigennamen (KB"YO, kb-13 = Bôl-rapha *), "òsa und mp^isa = Βομίλκας Βοομίλκας 10) kennen und = Gott. Baël ist wohl aram. Aussprache des Partizips In einer Lekanomantie wird der Name ΒελζεβούλBelzebul (s. d.) geschrieben Βερζββουήλ u ) (Bep = Ββλ mit Wechsel der Liquidae ρ und λ, wie oft) ; das ist wohl zu deuten als ·?»13 nr bra „Bei, das ist der Herrschende"; vgl. der Teufel = der Fürst dieser Welt Joh. 12, 31.14, 30.16, 11 usw. Als préposé au 7® trône céleste ou à la 2e partie du 4e parvis céleste kommt nach Schwab 12 ) ein Engel bxia vor, was Schwab als „in ihm (ia) ist Gott" erklärt; man kann dafür auf Ex. 23, 21
1466
verweisen: „Mein Name ist in ihm (dem Engel)", aber vielleicht ist es auch nur andere Orthographie für Tuia mit Vertauschung von ΰ und K, die nicht selten ist. Castelli 18) nennt einen syrischen Namen iÒKia, den er erklärt „i. q. Lacón. Βέλο, Sol" vgl. dazu die Hesychiusglosse1*): Βέλα, ήλιος καΐ οόγή. Baal — Bèi ist auch Sonnengott 16 ). Nicht zu verwechseln ist damit der Engelname Βαηλ auf einem koptischen Fresko 18 ), dessen Bildung auf dem Alphabet beruht; 1 ) S c h e i b 1 e Kloster 3, 325 (im Buch Semiphoras Salomonis Regis). *) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 148 (im Heptameron des Petrus von Abano). ') K i e s e w e t t e r Faust 2 (1921), 108 (in W i e r s Pseudomonarchia Daemonum). *) W e s s e l y 1 , 6 9 Ζ. 972.
») Ebd. ι, 70 Ζ. Ι030 f.; vgl. auch Η o pf n er Offenbarungszauber 2 (1924), § 216. 219. 264.
295. ·) H a u c k RE. 2, 324. ») Ebd. 2, 331 333 ¡ M o v e r s Die Phönizier 1 (1841), 185 ff. β ) H a u c k RE. 2, 324. ·) v. B a u d i s s i n Adonis und Esmun (1911), 318.10) M. A. L e v y Phönizisches
Wörterbuch
(1864), 10. " ) ARw.
12 (1909), 149. l l ) Vocabulaire 193. " ) C a -
s t e l l i - M i c h a e l i s Lexicon Syriacum (1788), 85. ") M ο ν e r s a. a. O. 1, 169. ") H a u c k RE. 2, 330 if. ») D o r n s e i i f Alphabet 143.
168.
Jacoby.
Bögg (alemann. Form). Die Bedeutungen sind: I. Popanz, Schreckgespenst: gemein-schweiz. B.1), Lungern (Kt. Unterwaiden) (Nacht-) Bökel2). 2. Maske: a) an Fastnacht: gemein-schweiz. B. 8 ), daneben 4 Brögg ) ; bei Seb. Brant: böuck: „jnn böucken wisz" 8 ); Zusammensetzungen: Blätzli-, Rölleli-B*); Eifel Bokert7) und 8 (Fastnacht-) Book ) ; bayr. ( ?) (Fasnacht-) Bäck·); b) am Sechseläuten (s.d.) in Zürich 10). 3. Die den Winter darstellende Strohpuppe, die am Sechseläuten auf öffentlichem Platze verbrannt w i r d u ) . 4. Trockener Nasenschleim 12 ) ; vgl. dazu deutsch Popel, dän. Bussemand, in denen auch Bedeutung I., 2. u. 4. enthalten ist. Vielleicht gehört hieher die Bedeutung: 5. Nachteule, Uhu: im kämt. Lesachtal pòggi, im Tirol bögl18). Etymol o g i s c h wird B. weder zu BockM) 18 noch zu Pauke ) gehören, sondern symbolisch einen furchterregenden Laut ausd r ü c k e n , w i e Bölimann, Baubutz, (Bo-) Bau, Bobé, Babo, Butzibau, Baubau u . v . a . Zu Bed. 5. vgl. lat. bubo, gr. βύας*
Bohemus—Böhme
146;
*) Schweizld. 4,1083. ') L ü t o 1 f Sagen 125. ') Schweizld. 4,1082 f. (Luzern anno 1417 und weiteres); SAVk. 1, 186 (Basel a n n o i 4 i 8 ) ; L ü t o 1 f 34; V e r n a l e k e n Alpens. 363. *) SAVk. I, 184. 6) Narrenschiff n o b, 7 (dazu Ζ a r η c ke in s. Ausg. 469). «) SAVk. 1, 184. ') ZfdMa. (Frommann) 6, 13, wo auch ni. bokene „Phantasma, spectrum" erwähnt wird. ®) S c h m e l l e r BayWb. ι, 205; ZrwVk. 12, 103. ·) S c h m e l l e r I.e. 10) V e r η a 1 e k e η Alpens. 361, nach S e n n Charakterbilder 2 (1871), 151. " ) Schw. Id. 3, 1 5 1 2 ; 4, 1083; SAVk. ι, 178; i l , 239; H o í f m a n n - K r a y e r 137; S e n n I.e. " ) Schweizld. 4, 1083 u. Anm. 13 ) F r o m m a n n Dt. M da. 4, 493. 54. " ) R o c h h o l z Sagen 2,201. " ) Ζ a r η c k e zu B r a n t s Narrenschiff 464. Hoffmann-Krayer.
Bohemus (Boemus), Johann, geboren zu A u b in F r a n k e n um 1485, Theologe und Humanist, 1 5 1 5 Deutschordensprediger zu Ulm, später (nach 1522) lutherisch, gest. 1 5 3 5 zu Rothenburg 0. d. T a u ber. Über eine frühe Verwechslung mit einem älteren J o h . Behaim, Cantor zu Ulm, vgl. Schmidt a. a. 0 . 80 f f . Schmidt
Volhsk. 2, 60—107.
B . schrieb, außer einigen verlorenen Werken, Briefe und Carmina, darunter ein volkskundlich interessantes Gedicht über die vier Jahreszeiten *). Sein Hauptwerk Omnium gentium mores leges et ritus *) ist eine Völkerkunde, f ü r die er das Material einigen alten und neueren Schriftstellern, soweit Deutschland insbesondere Schwaben, F r a n k e n und Sachsen in Betracht kommt, aber auch eigener E r f a h r u n g verdankt. Das dritte B u c h dieses Werkes ist eine Darstellung des deutschen Volkes in seinen Lebensverhältnissen, eine systematische Darstellung der deutschen Volkskunde. In das Gebiet des Aberglaubensfallen seineAngaben über Nixen, Teufels- und Hexenabwehr und allerlei abergläubische Bräuche des Volkslebens. B . s Werk war mehrere Generationen wohl bekannt s ) ; auf seinem volkskundlichen Teil f u ß t ·) sehr stark, o f t in wörtlicher Übertragung, Seb. F r a n c k (s. d.) und durch diesen indirekt auch Seb. Münster (s. d.). •) S c h m i d t a . a . O . 66—68. ·) Zuerst gedruckt 1520. 3) S c h m i d t verzeichnet S. 147 f. bis zum Jahre 1620 nicht weniger als
43 Drucke. *) D e r s . ZfVk. 3, 369—372.
1468 a.a.O.
119 ff.; vgl. Helm.
Böhme, Jakob. B., der philosophus Teutonicus, geb. 1 5 7 5 in Alt-Seidenberg OL., f 16. I i . 1624 zu Görlitz, jüngster Sohn eines Bauern, erlernte das Schuhmacherhandwerk, das er in Görlitz bis etwa 1 6 1 3 ausübte; später lebte er von gelegentlicher Arbeit und von Unterstützungen seiner Anhänger. Seit 1600 verkehrt er mit Schwärmern und Pansophen und hat 1600 seine Erleuchtung, nachdem er schon einmal sieben T a g e entzückt gewesen sein soll. Bei dieser Erleuchtung 1600 sieht er durch das Außere ins Zentrum, durch den Schein ins Wesen der Dinge (s. Signatur). Ein Melancholicus, zergrübelte er sich über den Gegensatz Gut und Böse, Gott und Teufel, bis er Gott erkannte an allen Kreaturen, sowohl an K r a u t und Gras, wer der sei und wie der sei und was sein Wille sei. 1 6 1 2 schrieb er diese seine Erkenntnisse im B u c h „Morgenröte" nieder, das aber nicht vollendet wurde. Der R a t nahm ihm das Manuskript fort. Doch war es vorher von einem pansophisch interessierten Edelmann abgeschrieben worden. E r geriet nun in dessen Kreis, wurde mit den Büchern der Paracelsus, Weigel bek a n n t ; ein Alchimist, Balthasar Walter, teilte ihm aus der K a b b a l a , die er selbst nicht lesen konnte, mit. Die späteren Schriften (drei Prinzipien, dreifaches Leben usw.) zeigen den Einfluß dieser Studien. Endlich ringt er sich durch zum Christosophen, der in Gottes Herz stille ruht, dessen Begier nur nocir auf metaphysische Erkenntnis gerichtet ist. Den Alchimisten v o m Schlage des Staricius wurde er ein Spott. Einer seiner adligen Freunde ließ eine Schrift B.s drucken; der K o n f l i k t von 1 6 1 3 wiederholte sich; B . wurde auf Betreiben der Geistlichkeit vor den R a t gefordert und ihm bedeutet, er möge sich beiseite machen. Die seelische Erschütterung dieser Wochen ist wohl die Hauptursache seines Todes gewesen l ). Schon zu Lebzeiten hat man gemunkelt, B . habe einen Geist, den er seinen Anhängern durch Einblasen übermittle,
1469
1470
Bohne
wobei er sich auf den Novizen lege, Glied auf Glied*). Ebenso wußten seine Anhänger, und er selbst glaubte es, daß er die Natursprache 3 ) verstünde, in der die Eigenschäften der Dinge im Namen und Wort gekennzeichnet seien. Den Glauben Paracelsi an Gespenster, magische Künste, an elementarische Wesen, teilte er *) ; er war Alchimist 6 ) und hielt die Astrologie hoch e ). Eine Übersicht über das, was wir heut Aberglauben zu nennen pflegen, in B.s Schriften, habe ich gegeben 7 ). Die schönsten und bekanntesten B.Sagen 8) hat Abraham von Franckenberg, sein Schüler, 1651 in feiner erneuten Ausgabe der von ihm verfaßten Vita gegeben: der Gang in den hohlen Berg (nicht die Landeskrone, sondern der Burgberg von Seidenberg 9 ), die Begegnung mit dem Fremden und der Schuhkauf 10 ), das Simon - Maguserlebnis u ) , B . weissagend bei David v . Schweinitz in Seifersdorf bei Liegnitz 1622/23 1 2 ); s e ' n Tod bei himmlischer Musik 1 S ), — Sagen, wie sie zwar mehr oder weniger allen Propheten eigen sind, von Franckenberg aber pansophisch gewendet. Heut erinnert man sich nur noch des Propheten B. 1 4 ), obwohl er fast nie prophezeit hat, außer auf Drängen seiner Freunde 16 ). Da man aber solche Propheten für von Gott inspiriert hält, schimmert noch etwas vom theosophischen Sinn seines Lebens durch l e ). ') Festschrift d. Stadt Görlitz z. 300. Todestage 1924; P e u c k e r t Das Leben Jakob Böhmes 1924; ders. Rosenkreutzer 1928, 256 bis 294. *) P e u c k e r t Leben 63. ») Ebd. 60 ff. *) Ebd. 161 ff. Vgl. MschlesVk. 27, 99—130. ') D e r s . Leben 56ff. 86f. 164ff.; A. v. H a r l e ß J. Böhme u. d. Alchimisten 1870 ist nicht immer zuverlässig. ·) Vgl. Morgenröte, Einleitung. ') P e u c k e r t Leben 1 5 6 f f . ') Einige davon sind abgedruckt: H a u p t Lausitz 1, 265 ff. = Κ ü h η a u Sagen 3, 522 ff. = P e u c k e r t Schlesien 73 f. ') P e u c k e r t Leben 109 ff. ; die Angabe, es sei die Landeskrone gewesen ( K ü h n a u 3, 557 f. = II a u ρ t Lausitz 1, 219) ist falsch; G o e d s c h e Riesengebirge 3 mit 1575 als Jahr des Eingangs in die Höhle vollends unsinnig. B. wurde 1575 geboren! Vgl. auch S e p p Altbayr. Sagenschatz 1 f. Nr. ι. P e u c k e r t Leben 12 f.; vgl. 8. ») Ebd. 64; vgl. 8. " ) Ebd. 138 f. 181 f. ») Ebd. 142 f. ») Ebd. 154 Nr. 3. ») Ebd. 6 ff. ,e ) Man vgl. auch spätere Legenden aus
dem Kreise seiner Anhänger: Leben 148 ff.
Peuckert Peuckert.
Bohne (Vicia f a b a und Phaseolus vulgaris). 1. B o t a n i s c h e s . Die meist ,im Großen auf Feldern angebaute Saub. (Vicia faba) ist eine der ältesten Ackerfrüchte der Indogermanen, während die aus Südamerika stammende Gemüseb. (Phaseolus vulgaris) erst seit dem 16. J h . in Deutschland bekannt i s t 1 ) . Unter der „ B . " der Antike sind die Saub. bzw. Vigna-Arten zu verstehen. Bei volkskundlichen Angaben wird häufig zwischen Sau- und Gemüseb.η kein Unterschied gemacht. *) M a r z e i l
Kräuterbuch 193. 234.
2. Die B . spielt im antiken T o t e n k u l t eine große Rolle. Ihr Genuß war den Pythagoreern verboten 2 ). In romanischen Ländern spielt die B . im Volksglauben eine größere Rolle, wie sich nach ihrer Verwendung im Seelenkult der alten Römer erwarten läßt 3 ). Zur Zeit der fränkischen Christianisierung wurde die B. auch bei den Germanen ein häufiges Traueressen (ζ. B. in der Karwoche). In Wälschtirol ist die B.nsuppe eine Allerseelenspeise 4 ). Auf die B . als Totenspeise geht vielleicht auch der Glaube in Kärnten zurück, daß die „ S a l i g e n " gern B.n essen 6). A n das antike Speiseverbot für B.n erinnert der deutsche Volksglaube, daß man in den „ Z w ö l f t e n " keine B.n (und andere Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen, s. d.) essen dürfe, sonst bekomme man Geschwüre ·). Andrerseits heißt es aber: Wer am Weihnachtsabend keine B.n ißt, wird zum Esel "). Auch a p h r o d i s i s c h e Bedeutung scheint die B. im Altertum gehabt zu haben, worauf vielleicht die B.nlieder, -feste usw. Bezug nehmen 8 ). ·) Vgl. F . Β o e h m De symbolis Pythagoreis 1905, 14 ff. ; W i s s o w a Religion 235 ; C l e m e n Pers. Religion 1 8 8 f . ; Wiener Zs. f. Kunde d. Morgenl. 15, 1 8 7 — 2 1 2 ; Fleckeisens Jahrb. 16. Suppl.-Band 1888, 784; W ä c h t e r Reinheit 102. 8) ZfrwVk. 1 1 , 34. *) S c h n e l l e r Wälschtirol 238; vgl. auch S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 362. 6) G r ä b e r Kärnten 55. *) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 392. ') P r a e t o r i u s Philosophia Colus 1662,
Bohne 226 (für Leipzig angegeben) ; Rockenphilosophie 3 (i7°7). 2 1 6 ; v g!· G r i m m Myth. 3, 443; M a n n h a r d t German. Mythen 412. *) ZfVk. 14,272; 27, 35—48; B e c k e r Pfälzische Vk. 117; R o c h h o l z Sagen 1,243. 3. S a a t u n d G e d e i h e n der B.n. Durch das ganze deutsche Sprachgebiet ist der Glaube verbreitet, daß die B.n am Bonifaziustag (5. bzw. 14. Juni) gesteckt werden müssen (etymologischer Aberglaube!), sonst werden noch genannt der Gründonnerstag („dann erfrieren sie nicht") (Ravensburg), Karfreitag (Schweiz), Gordianstag (10. Mai) ·), Mariä Verkündigung 1 0 ), der M a r k u s t a g u ) , die drei Tage vor Christi Himmelfahrt („dann steigen sie mit Christus in die Höhe") 1 2 ), der Abend vor Himmelfahrt 1 3 ). Was die Sternbilder betrifft, so ist günstig das der Wage („da werden die B.n dick und voll") " ) , der Zwillinge l s ), der J u n g f r a u w ) . Vielfach wird jedoch das letztgenannte Sternbild für ungünstig gehalten, weil die B.n „ d a n n immer blühen und keine Früchte ansetzen" (s. Erbse) 1 7 ). Zu vermeiden ist auch das Sternbild des Krebses, denn sie werden darin „krebsig" 18). Im Steinbock gesetzt, werden die B.n h a r t 1 9 ) . A u c h im zunehmenden „ L i c h t e " (Mond) gesetzt, blühen die B.n immerfort 2 0 ). Viele B.n gibt es, wenn sie zu einer „hohen S t u n d e " (zwischen I I und 12 Uhr Vormittag), oder wenn sie in ungerader Zahl gesteckt werden (ganz Deutschland). Beim B.nstecken muß man recht viel l ü g e n 2 1 ) , vgl. K ü m mel, Pilz, Zwiebel. A m B a c k t a g dürfen keine B.n gepflanzt werden 22). ·) ZfrwVk. 12, 241. ,0 ) Schweizld. 4, 1310. ») ZfrwVk. 12, 129. 1S) F o l I m a η η Wb. der deutsch-lothring. Mundarten 1909, 505. " ) F i s c h e r SchwäbWb. 3, 1592. " ) W i l d e Pfalz 29; F o g e l Pennsylvania 196; vgl. Kartoffel. " ) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 1287. " ) SAVk. 15, 7; F o g e l Pennsylvania 196. " ) M a r ζ e i l Bayer. Volksbot. 100; F i s c h e r SchwäbWb. 1, 128; JbElsLothr. 8, 179; Alemannia 19, 166; F o g e l Pennsylvania 205. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 203 ; A η d r e e Braunschweig 412; Veckenstedts Zs. 1, 399; ZfrwVk. 6, 184. " ) W i l d e Pfalz 29; vgl. Kartoffel. *) W r e d e Eifel. Vk* 176; bei den alten Römern mußten die B.n im Vollmond gesteckt werden : Pauly-Wissowa ι , 40. " ) F e r k Steiermark 39. " ) F o g e l Pennsylvania 188.
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4. O r a k e l . Bekommt eine B. weiße oder gelbe Blätter, so bedeutet das einen Todesfall in der Familie Μ ), ein Glaube, der vom Auftreten weißer Blätter bei vielen Kulturpflanzen gilt, vgl. ζ. B. Klee, Kohl. B.n, die über die Stäbe hinauswinden, sollen ebenso hohen Schnee anzeigen (Gottschee) **). Um zu erfahren, welche Nummern beim Lotteriespielen Glück haben, werden mit Nummern versehene B.n neben einem Sarg eingegraben (ζ. B. eine Kapsel mit 90 B.n neben dem Sarg einer 90jährigen Frau) und nachher die Glücksnummern aus ihnen herausgelost ( K t . 'Zürich) M ). A m Neujahrstag steckt man Saüb.n für sich und die Geliebte unter den Balken der Stubendecke. Grünen beide, so erfolgt die Hochzeit, verdorren beide, so tritt der Tod zwischen das Paar, grünt eine B. und die andere verdorrt, so stirbt eines, das andere heiratet anderwärts (preuß. Samland) 2e). Träumt man von B.n, so gibt es Not und Zwietracht " ) oder es stirbt jemand in der Familie (Kroaten in Nieder Österreich) " ) Weit verbreitet, ζ. B. B a r t s c h Mecklenburg 2, 124; P r o h i e Harzbilder 82; S t o l l Zauberglaube 136; ZfVk. 5, 98; 30/32, 150; ZfrwVk. 5,245; SAVk. 21, 202. " ) ZföVk. 15, 176, ähnlich auch W a r t m a n n St. Gallen 55. " ) Schweizld. 4, 1311. ··) Neue Preuß. Prov.-Bl. 1848, 219. *») R y f f Traumbuch 1551. 59. ") ZföVk. 3, 216. 5. In der sympathetischen M e d i z i n dienen die B.n (ebenso wie die Erbsen, s. d.) vorzüglich zum Vertreiben der Warzen (Vergleich in der Gestalt!), indem man diese mit B.n (oder deren Hülsenschalen) reibt und die B.n dann unter der Dachtraufe vergräbt **). Auf ähnliche Weise weiden die Hühneraugen durch Reiben mit B.nblättern vertrieben Den „ F i n g e r w u r m " (panaritium) heilt man durch Bähung mit einer u n g e r a d e n Zahl dicker B.n (Vicia faba) 81 ). Gegen Zahnweh trägt man eine B. am Hals, in die man eine Kopflaus verbohrt h a t 8 2 ) . w ) Ζ. B. ZfrwVk. 4, 301 ; 11, 28. 167; F o g e 1 Pennsylvania 318. ">) ZfVk. 7, 288. " ) Urquell 4, 154 β ZfrwVk. i l , 167. **) S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 27; als ,.Tiroler" Volksmedizin: ZfVk. 8, 177.
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Bohnengeld—Bobnensonntag
6. V e r s c h i e d e r i e s . Als Mittel um S c h ä t z e z u s e h e n ss ), sich unsichtbar 34 ) oder stichfest 35 ) zu machen, dienen B.n, die auf einer in die Erde vergrabenen (schwarzen) Katze (bzw. aus deren Augen) gewachsen sind (wohl aus einem alten Sympathiebuch; vgl. Erbse, Knoblauch). Um jemand tot zu beten, muß man 7 Wochen lang jeden Morgen und Abend um die gleiche Zeit in den drei heiligen Namen drei dürre B.n über die Achsel auf den Mist werfen; so wie die B.n verfaulen, muß die betreffende Person auch verfaulen 3e ). ") ZfdMyth. 3, 331. M ) V o n b u n Beitrag 106. ") SAVk. 19, 217. ") Schweizld. 4, 1311. Marzeil. Bohnengeld. Auf Thomas und Cyrill (7. u. 8. März?) nahm man, wie Cysat berichtet, um die Wende des 16. Jhs. in Luzern „das Bonengelt uff, uff der Hoffbrugk". Ein Stadtknecht hielt in einem Geschirr Bohnen. Wer nun für die in der Schlacht für das Vaterland Gefallenen beten wollte, nahm eine Bohne und legte dafür ein Geldstück hinein. Das gesammelte Geld gab man der Frau eines Schultheißen, und diese verteilte es unter andächtige Weibspersonen, um Gott für solche Abgestorbenen zu bitten *). Hier gilt die Bohne wohl als T o t e n s p e i s u n g . Wer in Venedig und den dalmatinischen Küstenstädten am A l l e r s e e l e n t a g e einem Bekannten begegnet, der bittet ihn, ihm etwas für die Toten zu geben, worauf er gewöhnlich eine Bohne (oder eine Feige) erhält 2 ). s. auch B o h n e n s o n n t a g . η SAVk. 14, 278. ») ZfVk. 14, 273. Sartori. Bohnenkäfer (Bruchus), im obern Illergebiet „Bohnenstier" genannt. Nach dem Analogieglauben ist es dort verboten, die Bohnen im Zeichen des Stiers zu legen, weil sonst der „Bohnenstier" hineinkommt x). R e i s e r Allgäu 2, 353. Bächtold-Stäubli. Bohnenkönig. Nach einem bis in die erste Hälfte des 16. Jhs. zurückzuverfolgenden Brauche, der namentlich in
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Frankreich, Belgien, Elsaß, Deutschland und England geübt wird x ), backt man am D r e i k ö n i g s t a g e oder seinem Vorabend in einen Kuchen eine Bohne hinein, und wer in einer Familie oder größeren Gesellschaft beim Zerteilen das Stück mit dieser erhält, wird „König", wählt sich eine Königin (wenn diese nicht auf die gleiche Weise bestimmt wird) und hat gewisse Vorrechte, namentlich beim Tanze a). Statt der Bohne nimmt man oft eine Münze oder andere Dinge. Nicht selten wird der „ K ö n i g " auch durch Zettel oder sonstige Lose erwählt. Der B. wird emporgehoben und muß mit Kreide ein Kreuz oder die Namen C. M. B. an die Balken in Haus und Stuben schreiben, was alle Übel und bösen Geister abwehren soll 3). Man hat in der Bohne eine Erinnerung an Seelenspeisung gesehen, die sich in ein Geldopfer verwandelt habe *). Sie ist jedenfalls mit dem Brauche in Deutschland von außen eingeführt worden und wohl nur ein Losmittel, wie auch sonst oft 5 ). Der B. ist wahrscheinlich eine Abart des Narrenkönigs der Saturnalien und ähnlicher Gestalten. In Viersen (Rheinl.) wird das Bohnenfest von den Bruderschaften, ζ. B. den Schützen, am Ende der Ernte gefeiert®). In Ostpreußen ist der Brauch zu der Meinung abgeblaßt, daß die Jungfrau, die die Bohne im Kuchen trifft, die erste sei, die freien werde 7 ). >) ZfVk. 14,271.*) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 74 f.; W r e d e Rhein. Volksk. 239 f.; ders.
Eifeler Volksk. 205; ZfrwVk. 11, 30ff.; F r a ζ er 9, .313 ff. s) J a h n Opfergebr. 279; ZfVk. 14, 270; H o f f m a n n - K r a y e r 122; N o r k Festkai. 63; F r a z e r 9, 314. «) ZfVk. 14, 272t.; N o r k Festkai. 64; ZfrwVk. ix, 32 f. ·) Volkskunde 12, 169. «) ZfrwVk. Ii, 31. ') ZfVk. 7, 316. Sartori. Bohnensonntag. So heißt im Luxemburgischen der e r s t e S o n n t a g i n der F a s t e n z e i t (Invocavit) *). Desgleichen in Solothurn, weil man an diesem Tage allen Personen, die zum Gottesdienste in St. Ursen Münster kamen, zum Gedächtnis der Erhebung der thebäischen Legion eine Bohne gab, um dafür etwas zu beten 2) (vgl. Bohnengeld).
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Bölimänn—Bonifatius
A m Sonntag Lätare (Sonntag nach Mittfasten) müssen in Luxemburg die im letzten Jahre Verheirateten allen Hochzeitsgästen, die noch ein Stück des Strumpfbandes besitzen, das der Braut während des Hochzeitsmahles geraubt wurde, die sog. Fastenbohnen, d. h. frischgebackene Bretzeln, verabreichen. Auch die Kinder singen vor den Wohnungen der jungen Eheleute und erhalten dafür Fâschtebuonen, d. h. Bretzel und Geld. A u c h der Sonntag Lätare heißt daher „ F a s t e n b . " . A n der Mosel und Sauer heißt er dagegen Bratzelesonndéch, weil die Burschen ihren Mädchen Bretzeln schenken '). ») ZfrwVk. Ii, 35. ») V e r n a l e k e n Alpensag. 371. ') F o n t a i n e 32. Sartori.
Bölitnann. Poltergeist und Kinderschreck in der Schweiz *). Der B. sitzt (als ursprünglicher Korndämon?) *) im Getreidefeld und lauert den Kindern auf, poltert auch als Kobold nachts im Haus *) ; dem Heu- oder Strohdieb pflanzt man einen riesigen B. mit Stroh- und Heubündeln aufs Dach; desgl. dem ehrvergessenen Mädchen *). Name : von Schweiz, holen = poltern, werfen (ahd. bolön)·); doch s. a. B ö g g (Schluß). >)Lütolf 125 Nr. 5 9 b ; Rochholz Sagen 2, 198f.; SAVk. 22, .246. ') S i n g e r Märchen 1, 24. ») Schweizld. 4, 271. ') Ebd. ») Ebd. Ranke.
Bolsternacht s.
Klopfnacht.
Bonifatius I, hl., Märtyrer in Tarsus auf Sizilien, enthauptet 307 nach einer Passio, deren romanhaft - dichterische Schilderung erst viel spätere Überlieferung ist, Fest 14. M a i x ) . Dieser italische B . aus der Zeit Diokletians bildet mit Pancratius (12. Mai) und Servatius (13. Mai) die Gruppe der sogenannten Lateiner *), der gestrengen Herren, der Eisheiligen, der Eismänner ·), deren Tage wegen der häufig um diese Zeit eintretenden Spätfröste mit Recht sehr gefürchtet sind, weil die Hoffnungen auf mancherlei Ernte dann zerstört werden. Auch die Redensart „ V o r Servaz kein Sommer — nach Bonifaz kein F r o s t " 4) weist auf die natürliche Erscheinung und ihre Verknüpfung mit den Lateinern hin. Vgl.
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auch die Redensart: „ E i n guter Servatius macht einen guten Bonifacium" ®). Um den Flachs recht hoch zu erhalten, werden „ i n Bonndorf (Überl.) zur Aussaat auch die drei Fazi (B., Pankratius und Servatius), der 1 1 , — 1 3 . Mai, gewählt, weil sie die längsten Männer gewesen seien" e) ; der Brauch würde also in das Gebiet des Analogiezaubers hineingehören. In welcher Überlieferung die Vorstellung von der Länge und somit die Analogie beruht, ist freilich nicht zu erkennen. ') Ν o r k Festkalender 346; G ü n t e r Legenden-Studien 22—23. 41. 83. *) H o f f mann-Krayer 162. s) R e i n s b e r g Böhmen 237. *) L e o p r e c h t i n g Lechrain 178 (1855); nach dem Neuen Prager Kalender von 1854, 20: Vor Servatius kein Sommer, nach Servatius kein Frost. Im RheinWb. 1, 868 „kene (kein) Rif no Servaz, kene Schni no Bonifaz" (Bonn-Dransdorf) auf Bonifatius 5. Juni bezogen. 5) M e i s i n g e r Hinz und Kunz 88. ·) M e y e r Baden 421. Die Reihenfolge der Eisheiligen wie der Maitage weicht von der sonst üblichen ab. Wrede.
Bonifatius II, hl., Märtyrer, Apostel Deutschlands, ursprünglich Wynfreth (Winfrid), ungefähr um 675 im Königreich Wessex (Südengland) aus angelsächsischem Adel geb., versuchte zum ersten Male 716 als Mönch die Friesen zu bekehren, am 15. Mai 719 von Papst Gregor II. zum Apostolischen Missionar ernannt und mit dem römischen Namen des hl. Märtyrers B. 1 ) geschmückt, dessen Fest am Tage vorher (14. Mai) gefeiert worden war, seitdem rastlos als Bekehrer und strenger Eiferer gegen die germanische Volksreligion wirksam in Thüringen und Friesland, im Lahn- und Hessengau, an der Sachsengrenze, in Franken und Bayern, dazwischen zum Missionserzbischof und Metropolitan für die östlichen (germanischen) Gebiete berufen, Bischof von Mainz seit 746, ermordet auf seiner letzten Friesenfahrt am 5. Juni 754 unweit der heutigen Stadt Dokkum, Fest 5. Juni *). *) L e ν i s o η Neues Archiv 33 (1908), 9—14 überzeugend zu der Frage: Wann und weshalb wurde Wynfreth Bonifatius genannt ? *) Η a u c k Kirchengeschichte Deutschlands1 x, 320—594, mit vollständiger Literaturangabe bis 1904; G. S c h n ü r e r Bonifatius (Welt·
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Bonifatius
geschichte in Charakterbildern) 1909; L a u χ Der heilige Bonifatius. Freiburg i. Br. 1922, mit ausführlicher, kritischer Behandlung der Quellen (Vitae usw.), der neueren Literatur und strittiger Einzelfragen 271—283 bzw. 284 bis 297. 1. Unter den Werken des hl. B . sind die Briefe s ) von ihm (und an ihn) wegen ihres hohen Quellenwertes ganz besonders zu nennen, zumal da sie manchen Einblick in die germanische Volksreligion gestatten. Wir erfahren aus ihnen von Göttern allgemein und hören v o n J u piter 4 ), wohl einer interpretado f ü r Donar, vgl. u. 2, Donareiche = arbor J o v i s . Mehrfach ist die R e d e v o m Götterkult mit Opfern und Opferspeisen, v o m Genuß des Fleisches bestimmter Tiere, vorzüglich der Pferde s ), die in dem A n t w o r t schreiben des Papstes Gregor I I I . v . J . 732 besonders als unrein und verabscheuungswert bezeichnet werden, weiter von Totenopfern und Leichenmahlen, v o n „gotteslästerlichen" Feuern (Niedfyor), v o m Osterfeuer, von Zauberei und B e schwörung, Losdeutung und Wahrsagerei, Amuletten und von anderm mehr. Das im April 742 einberufene erste fränkische Nationalkonzil, das sogenannte Concilium Germanicum, schritt unter besonderer Mitwirkung des hl. B . gegen diese Dinge mit strengen Verboten ein. ') L a u χ a. a. Ο. ; Τ a η g 1 Die Briefe des hl. B. in Auswahl übersetzt (GddV. Bd. 92) 1912; Muus/Iitgerm. Religi(1914), 6. ') Τ a η g 1 a. a.O. 40, Brief des Papstes Gregor III. v. J. 732 als Antwort auf Anfragen des hl. B. „ . . . solche, die von einem Priester getauft sind, der daneben dem Jupiter opfert oder Opferfleisch ißt, [sollen] wieder getauft werden". •) D e r s. a.a.O. 40. 193. Über die tiefeingewurzelte germanische Sitte des Pferdeopfers und Pferdeessens, die hier zugrunde liegt: G r i m m Myth. 2, 546; χ, 272; 2, 877; G o l t h e r Mythologie 565. 2. A n des Heiligen Wirksamkeit, v o r züglich an die Zerstörung v o n Götzenbildern, an T a u f e n und Predigten und an die Errichtung v o n Kirchen k n ü p f t sich ein reicher Legendenkranz. Hierhin gehört zu allererst der berühmte Bericht, wie B . die Donareiche (arbor J o v i s ) im Hain von Geismar wunderreich fällt 6 ). Die meisten Legenden enthalten bekannte und beliebte Motive, z. B . die Bannung
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lästiger T i e r e 7 ) , den grünenden S t a b 8 ) , bestrafte Hartherzigkeit durch Verwandlung von B r o t (des Geizigen) in Stein®), die Fußspur im S t e i n 1 0 ) , die von einem Vogel gebrachte W u n d e r s p e i s e u ) , die Erweckung von Q u e l l e n 1 2 ) durch H u f schlag des Rosses oder den S t a b des Heiligen oder an der Stelle seines Martyriums, und andere. Besondere Gruppen bilden die Legenden, in denen die Entstehung v o n Kirchen, z. B . die auf dem sagenumsponnenen Christenberg bei Wetter, sowie die Benennung v o n Berghöhen, z. B . des höchsten Gipfels des Vogelsberges als Taufstein und der Herchenhainer Höhe als B.kanzel, auf B . zurückgeführt w e r d e n l s ) . Neue Sagen woben sich in späteren kriegsreichen Zeiten um ihn, z. B . im Siebenjährigen K r i e g e M ) . Das sehr verbreitete Legendenmotiv, dem gemäß die Reliquien v o n Heiligen an einem bestimmten Ort, an der gewünschten oder ausgewählten Grabstelle ruhen wollen, findet sich auch in den Berichten über die Übertragung der Gebeine des heiligen B . Weder in Utrecht, dem Stützpunkt der Friesenmission, an den sie zunächst gelangten und wo sie sehr begehrt wurden, noch in Mainz, das als sein Bischofssitz weit mehr Ansprüche geltend machte, konnten sie aus dem Schiff genommen oder festgehalten werden, da der Heilige in F u l d a bestattet sein wollte 1 S ). ·) Aus der V i t a B o n i f a t i i . Vgl. dazu K ö h l e r Bonifatius in Hessen in Ztschr. f. Kirchengesch. 25 (1904), 204; v. d. L e y e η Sagenbuch 1, 24; M e y e r Religgesch. 288; Sagen über Zerstörung anderer Bäume und Abgötter bei W i t z s c h e l Thüringen 1, 24. 25. ') G r i m m Sagen 209 Nr. 290. Vgl. dazu G ü n t e r Die christliche Legende 57. 63. 82; ferner andere Heilige hier, ζ. B. Bernhard; F r e η k e η Wunder u. Taten der Heiligen 212. Die in der von G r i m m und W i t z s c h e l Thüringen 22 Nr. 15 angezogenen Sage erwähnten Vögel (Raben, Dohlen, Krähen) erinnern an die Dohlen, Krähen und Störche, deren Fleisch für den Genuß verboten sein soll, s. Τ a η g 1 a. a. O. 193. ·) W i t z s c h e l Thüringen 1, 23 Nr. 16. ') W o l f Beiträge 2, 37. 10) G r i m m Sagen 145 Nr. 180; L y n k k e r Sagen Nr. 266; B i r l i n g e r Volksth. ι, 409. " ) W i t z s c h e l a.a.O. 23 Nr. 16. 1! ) W o l f Beiträge i, 133; D e r s. Niederländische Sagen 28 Nr. 19; Witzschel
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Boppelgebet
a . a . O . ι, 26; Β i r l i n g e r Volhsth. ι , 408. Vgl. auch P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 91. " ) B i n d e w a l d Sagenbuch (1873), 19. u 20. ) L y n c k e r a. a. O. Nr. 264. l s ) V i t a s. S t u r m i i (geschr. um 820) auctore Eigilio, MG. SS. 2, 372; Β e i s s e 1 Heiligenverehrung ι . 43·
3. Aus der legendären Überlieferung gelangte B. in die mythologische. Wie der getreue Eckart als Warner dem wilden Heer voranschreitet, so reitet B. dem wilden (Nacht-) Jäger als guter Geist zur Seite und mahnt ihn zur Umkehr oder schreitet ihm und seinem wilden Gefolge voran, offenbar gelehrte oder pseudogelehrte Übertragung oder Identifizierung 18 ). " ) M e i c h e Sagen 422. 424 Nr. 555 u. 556; M a n n h a r d t Germ. Mythen 94; M e y e r Germ. Myth. 258.
4. Dem Β.tage maß man in der Landwirtschaft gewisse Bedeutung zu. Ganz seltsam erscheint die Meinung, alles Vieh, das an diesem Tage zur Welt komme, werde verunglücken 17 ). Da man in dem Namen B. das Wort Bohne (s. d.) wiederzufinden glaubte, galt der B.tag als am besten geeignet für das Bohnensetzen, an sich begreiflich, weil um diese Zeit Nachtfröste nicht mehr zu fürchten sind 18 ). ") H ü s e r Beiträge 2, 26. ") E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 2; R o c h h o l z Naturmythen 7; F o g e l Pennsylvania 199 Nr. 976; ZfrwVk. 12 (1916), 129; RheinWb. 1, 837; SAVk. 25, 72. Wrede.
5. Kleine rundliche Steine, die abgelösten fossilen Stielglieder eines Haarsterns (Encrinas liliiformis), die sich häufig in der Muschelkalkformation fin den, werden in Thüringen B.pfennige genannt, weil der Heilige einst alles Gold und Geld der Thüringer zu Stein verwünscht hatte und darauf jeder Pfennig zu einer Linse wurde 19 ). ") B e c k s t e i n Thüringen 2, 263; MschlesVk. 2, Heft 3 (1896), 69; B a i l Mineralogie (Leipzig 1884), 90. Bächtold-Stäubli.
Boppelgebet. Die Seelenmutter zu Küßnacht, gegen die 1573 ein Prozeß wegen Hexerei angestrengt wurde, verwendete bei ihren Beschwörungen ein Gebet, B. oder der „starke Bopfart" genannt 1 ); auch ihre Jüngerin Verena Lisibach verrichtete für Verstorbene Gebete, nament-
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lich das B., das auch unter dem Namen „der starke Bopfart" bekannt war a ). Nach dem Luzerner Thurmbuch 1573 ist der st. B. oder das B. ein Gebet, womit man „die lüt sollt ze tod betten" 8). Poppart 4) oder Pophart 5 ) ist nach Fischart, Gargantua 25 ein Klopfgeist; dort stehen nebeneinander : rumpelstilt {Rómpele stilt) oder der pophart {Poppart), jenes der „Klopfgänger" von stelt, stilt, stelze, Stelze vgl. Bach-, Wasserstelze ®) und rumpeln = poltern, Pophart eigentlich der „starke Poppe" (rumpelstilt ist auch aus Grimms Märchen Nr. 55 bekannt). Auch als Popel, Pöpel, Poppele, Böppel, Popelmann, Poepelmann, Poperlein, livländ. Bubbul, wird der Poltergeist bezeichnet 7), von popeln, boppeln = klopfen, poltern, bullern, zittern u. ä.8). Nach Grimm und Weigand 9 ) hängt damit auch Popanz = Pophans zusammen, während Kluge 1 0 ) die Ableitung aus czech. bubak empfiehlt. Es wird erklärt als larva, terriculamentum u ), Butze, Wichtel usw. 12 ), im Schwäbischen als Teufel 1 3 ). Appellativ begegnet der „starke Boppe, Poppe" (so heißt auch ein Basler Dichter) u ) für einen starken Mann, Großsprecher, Schweiger 16 ). Man wird danach das B. als ein Gebet zu deuten haben, mit dem die als Klopfgeister umgehenden Seelen der Abgestorbenen erlöst werden l e ) und das vielleicht auch durch die Beschwörung von Geistern zum Totbeten (s. d.) Lebender benutzt wurde. 1) D e t t l i n g Hexenprozesse 17. *) a. a. O. 22. ®) Schweizld. 2, 1645. 4) S c h e i b l e Kloster 8, 309. ') DWb. 7, 2001 ; G r i m m Myth, ι, 418; D e r s. Grammatik 3, 707. ·) F. Κ 1 u g e EtWb. (1915), 436. 30. ' ( P a n z e r Beitrag 2, 107; B a a d e r Sagen Nr. 5; D e r s. NSagen Nr. 2; M e i e r Schwaben 76; S c h e r z Glossarium German, med. aevi ed. J. J. Oberlin (1784), 1235; J. H. C a m p e Wb. d. deutsch. Spr. 3 (1809), 673; DWb. 7, 2000. e) DWb. 7, 2001; G r i m m Myth. 1, 418; M a r t i n u. L i e n h a r t Elsäss.Wb.2 (1907), 70. ·) G r i m m Myth. 1, 418 A. 2; W e i g a η d DWb. 2 (1910), 451. 10) K l u g e a. a. O.349. 11) DWb. 7, 200; S c h e r ζ a. a. O.; W e i g a n d a . a . O . 1! ) E . H . M e y e r Mythologie der Germanen (1903), 213 f. 218. 13) C a m p e a . a . O . ") W a c k e r n a g e l Altdeutsches Handwörterbuch (1878), 40. " ) D e r s . a. a. O.; Lexer MhdWb. 2 (1876),285. ") D e t t l i n g a.a.O.17.
Jacoby.
i48I
borgen— Botanomantie
borgen s. l e i h e n . Borggabe. „ W i e v o n der weißen Frau, die dem L a n d v o l k Speisen verordnet, so erzählt man v o n einer Frau B., die dürftigen Menschen Geld und Getreide g a b oder borgte, wenn sie zu ihrer Höhle gingen und riefen: gnädige F r a u B . 1 ) " >) So G r i m m Myth. 3, 89 ohne Quellenangabe; weiteres Material fehlt. H.Naumann.
bös. Im Denken des schlichten Volkes ist alles, was sich auf den Begriff des Bösen bezieht, praktisch bestimmt. Das einfache Denken fühlt mit untrüglicher Sicherheit heraus, daß das Böse das moralisch Gesetzwidrige, also das V e r a b scheuenswerte sei. Das ist ein sicherer Besitz einfacher Gemüter, weil das V o l k gewillt ist, seine Pflicht, seine Schuldigkeit unter allen Umständen zu erfüllen *). Doch hält man sich frei v o n einer Überspannung, indem praktisch nach dem Grundsatz gehandelt wird, daß Neigungen erst da verwerflich werden, wo sie die Erfüllung der Pflicht hindern 2 ). Eine philosophische B e g r i f f s b i l d u n g 3 ) lehnt das schlichte Denken durchaus ab. Die praktischen Motive genügen zur Bestimmung der Handlung. — A u s früheren heidnischen Zeiten lebt im V o l k e die Idee, daß das Böse eine dem Menschen übelwollende Macht, die Macht der Dämonen sei. W e n n auch diese A u f f a s s u n g nicht mehr klar vorhanden ist, so lebt sie doch in den Vorstellungen v o m bösen Sämann, der durch das Licht der Fackeln vertrieben werden muß 4 ), ferner in den W o r t e n mancher Beschwörungsformeln, ζ. B . : Böse Augen sahen dich, Falsche Herzen gönnens dir, Jesus Christus helfe dir s ), und in manchen Handlungen, die beim Übergang v o m Winter zum Frühling, etwa um die Fastenzeit, beobachtet werden. Das Böse wird hier gleich dem Schädlichen gesetzt, wobei die naive Meinung zum Vorschein k o m m t : W a s dem Menschen schadet, ist böse, was ihm nützt, ist gut. Auf anderem Gebiete liegt es indes, wenn in Tirol der Satz gilt: W e n n eine Mutter ihrem K i n d e etwas Böses anwünscht, v e r m a g keine K r a f t mehr, das K i n d davon zu befreien. Die Vorstellung ist ursprünglich nach der W i r k u n g des
1482
Zaubers gedacht, doch ist sie moralisch nach dem Gesetz der V e r g e l t u n g weitergebildet e ). Das Böse, das Widrige, das Unheilbringende und d e r B ö s e hängen eng zusammen. Der Glaube an das Böse entwickelte sich zum Begriff der b.en persönlichen M a c h t 7 ) . Der Glaube an den Teufel ist noch lebendig im V o l k . Er ist der b.e Feind. „ A n dieser Gestalt des mittelalterlichen Teufels wiederholt sich im wesentlichen die E n t w i c k l u n g der Tiergötter und Tierdämonen v o m Tier z u m Menschen" 8 ). Ohne Zweifel ist der Teufel dem V o l k e eine Gestalt, die aus Furcht und Spott gemischt ist. A b e r während die Satansvorstellungen des Alten Testamentes unbestimmt verschwinden, so trägt der Teufel im deutschen V o l k e sehr bestimmte Züge und ist an bestimmten Zeichen zu erkennen 9 ). Die Personifizierung des Bösen nach A r t des Hexenglaubens 1 0 ) findet sich in der Vorstellung v o m b.en Weibe S l a c z o n a 1 1 ) , an den b.en Blick, oder im Glauben an den b.en W i n d 1 2 ) Siarkan. Solche Vorstellungen sind im Osten lebendiger als im Westen. Doch fehlt es nicht an Sagen, daß manche Menschen v o n starkem Willen und weitreichender Macht dem V o l k e wie eine Verkörperung des Bösen, des Teufels, erscheinen konnten 1 3 ). ') B o e t t e Kants Erziehungslehre. Diss. Langensalza 1899, 92 u. 79. ') D e r s. Reli8 giöse Volkskunde 7 — 1 3 . ) R o h d e Psyche 2, 429; A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m s , 333 ff. *) J a.hn Opfergebräuche 340. *) F r i s c h b i e r Hexenspr. 31; B a r t s c h Mecklenburg 2, 16. ·) H e y 1 Tirol 803 Nr. 263. ') M e y e r Abergl. 348. ·) W u n d t Mythus u. Relig. 1, 376; M e y e r Abergl. 237. ») ZfVk. 7 (1897), 192; ZfdMyth. 2 (1854), 337. 10) G r i m m Myth. 3, 434. u ) K ü h n a u Sagen 2, 4 y i. ") H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 247 f.; B a r t e l s Medizin 41. 1S) K ü h n a u Sagen 3, 162. Boette.
böser Blick s. A u g e , Spalte 685 ff., V e r h e x u n g (Segen). Bosheitszauber s. S c h a d e n z a u b e r . Bosselnächte s. K l o p f n ä c h t e . Botanomantie, Kräuterweissagung (ßoτάνη = K r a u t ) . Die f ü r die A n t i k e nicht zu belegende Bezeichnung findet sich ohne weitere Er-
1483
Botanomantie
klärung bei Agrippa*) ; eine unklare Beschreibung bietet sein Schüler Pictorius 2 ) : man schrieb unter freiem Himmel auf Salbeiblätter unter Zauberformeln die Namen der befragenden Person und der Sache und glaubte auf diese Weise einen Diebstahl aufzuklären. Der Anonymus in Agrippas Werken 8 ) nennt andere Kräuter [Verbena = Eisenkraut, Valeriana = Baldrian, Pervinca = Bärwurz (?), Filix = Farn, Lunaria = Silberblatt], bringt aber keinerlei spezielle Angaben über die Methode, sondern führt nur einige Stellen aus der antiken Literatur an *), in denen diese Kräuter bei magischen Handlungen vorkämen. Auch Delrio's Schilderung 6 ), der zu den bei der B . verwendeten Pflanzen noch die Tamariske und die Feige hinzufügt, ist unklar; deutlicher berichten Bodin e ) und besonders Boissard ') : Auf Salbei- oder Feigenblätter, die man unter freiem Himmel nebeneinander legte, schrieb man den Namen der fraglichen Person oder Sache und setzte sie dem Wehen des Windes aus. Aus den nicht verwehten, z. T . an andere Stellen versetzten Blättern und Buchstaben kombinierte man die Antwort, also eine der Tephramantie (s. d.) verwandte Methode. Ob es sich um einen wirklich geübten Brauch oder um eine bloße Gelehrtenkonstruktion handelt, ist nicht festzustellen; die späteren Kompilatoren folgen, soweit sie sich nicht auf bloße Registrierung und Worterklärung beschränken 8 ), der Beschreibung bei Bodin und Boissard ®). Nur vereinzelt und nicht unter dem Namen B . findet sich ein Hinweis auf die bereits im Altertum bekannte mantische Bedeutung des Knallens von auf den Arm oder die Hand geschlagenen Blumenblättern 1 0 ). Unter der Bezeichnung Phyllo- und Sykomantie (s. d.) beschrieb man andere mit Pflanzen geübte Wahrsagungsmethoden. E s ist wohl anzunehmen, daß man ursprünglich unter B . jede mit Hilfe von Kräutern vorgenommene Mantik und nicht jene in ihrer tatsächlichen Ausführung schwer vorstellbare Schreibmethode verstand. So verurteilt schon im 1 5 . J h . ein Traktat des Thomas von Haselbach
1484
die, „qui querunt futura et occulta in herbis" u ) . Solche Zukunftsdeutungen aus Erscheinungen der Pflanzenwelt waren im Altertum und sind auch noch heute verbreitet; am häufigsten ist der Glaube, daß weiße, chlorophyllose Pflanzen auf dem Felde oder im Garten Unheil bedeuten l 2 ), andere Vorstellungen der Art knüpfen sich an den Mauerpfeffer (s. d.), der geradezu Prophetenkraut genannt wird, und andere Sedumarten, sowie das Johanniskraut (s. d.). Liegt z. B . ein Kranker im Hause, so wird ein Bündelchen Mauerpfeffer mit einem Faden an die Stubendecke gehängt: wächst und blüht er fort, so wird der Kranke gesund, wird er dürr, so stirbt e r 1 3 ) . Zwei Exemplare von Sedum Teluphium werden von Verliebten in eine Mauer gepflanzt: wachsen sie aufeinander zu, so gilt es als glückliches Zeichen 1 4 ). Am Johannistag pflückt man Johanniskraut oder Sedum: wessen Stengel zuerst verdorrt, der stirbt zuerst 1 6 ). Oder man pflückt Hypericum am Johannisabend, legt es in ein weißes Tuch und zerdrückt es: ist der S a f t rot, so bedeutet es glückliche Liebe, „ist die Liebe alle, kommt die grüne G a l l e ! " 1 6 ) . Auch die Begonie 17 ), Brennessel 1 8 ), Orchis u ) , Petersilie *>), Calla 2 l ) und der Flieder 2 2 ) geben Vorzeichen; näheres s. bei den einzelnen Pflanzen. Diese Meinungen, vielleicht auch das bekannte Blumenzupforakel (s. Blume), mag der gelehrte Erfinder der Bezeichnung B . im Sinne gehabt haben. Vgl. a. D a p h n o - , P h y l l o - und Sykomantie. Opera ed. Bering 1, 529. ») De speciebus Magiae 1559 cap. X V I p. 67, bei A g r i ρ ρ a Op. ι, 486, Dt. Ausg. Berlin 1916, 4, 177'· v g ! · a. C a r d a n u s De Sapientia IV, Op. Lugd. 1663, ι, 566 a; H a b e l a i s Gargantua 3 cap. 25, Dt. Ausg. v. Gelbke 1, 399, vgl. G e r h a r d t Franz. Novelle 110. ') Opera ed. Bering 1, 6, 692, Dt. Ausg. 5, 362. 4) Ο ν i d. Metam. V I I 224 ff.; L u c a n . Phars. VI, 438 ff.; V e r g i l . Bue. 8, 65 f. Die Verbena, im Altertum oft als Sammelbegriff für Zauberkräuter gebraucht, zeigt dem Arzt, ob sein Patient am Leben bleiben wird: Hs. des 13./14. Jhs. im Archiv f. d. Gesch. d. Medizin 12, 83. •) Disqu. mag. lib. IV cap. 2 quaest. 7 sect, ι , Mainz 1603, 2, 176. ·) D¿monomanie (Lyon 1598)97· ') In dem posthum 1605 veröffentlichten Tractatus de divination«
Bovist—Brachvogel
1485
(Ausg. v. J. 1615) p. 97. ·) Z a η c h i u s divinations
(1610) 3 6 ;
Pf uel
Electa
De
Physica
(1665) 148; F a b r i c i u s Bibliogr. antiqui (1760), 597. ») Β u 1 e η g e r u s Opuse. Lugd. 1621,
215;
N e u h u s i u s
Divinatio
sacra
1486
pfannkuchen, in den B.pulver gebacken ist 7 ). ·) Z f ö V k . 1 3 . 1 3 a . ') H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 113. Marzell.
(Amst. 1658) 333; Potter Antiquities ι (Oxford 1697), 321 ; F r e u d e n b e r g Wahr-
Böxenwolf s. W e r w o l f . Brachse s. B r a s s e n . t e r a . a . O . ; F a b r i c i u s a. a. O. l l ) ZfVk. Brachvogel, R e g e n v o g e l , Κ i e 12, 8. " ) M e y e r Baden 576 f.; S t a u b e r l o c h , D o p p e l s c h n e p f e u. a. 1 ), Zürich I, 30; Frankenland 2 (1915), 240. 13) W i t z s c h e l im Münsterlande W e h l o p , B r o d e r Thüringen 2, 291 Nr. 146; G e ß m a η η Pflanze 44. " ) ZfrwVk. 3, 64 D i r k 2 ) ; Numenius arquatus Bodd.3). Nr. 10, verboten durch ein Edikt des Großen Conr. Gesner 4) sagt über ihn: „Die TeutKurfürsten v. J. 1669, ähnliches Verfahren mit schen vmb Oppenheim / nennend disen zwei Kohlstauden ebd. Nr. 11 und 12, 85. 15) J o h n Erzgebirge 117. " ) ZfrwVk. 12, 85. also („Brachvogel") vom Brachmonat / ") M e y e r Baden 576. " ) M a r z e i l in zù welcher zeyt er dann kumpt: wiewol Naturwiss. Wochenschr. N.F. 10 (1911), 405. ein anderer vogel kleiner dann diser / »·) H e y l Tirol 190. ») Unoth i , 188. " ) A R w . auch also genennt wird (Numenius 12, 576 " ) Wiener ZfVk. 33, 7. Boehm. phâeopus) 6) . . . . Etliche nennend den Rägenvogel (windvogel) oder wättervogel Bovist (Lycoperdon-Arten). / darvmb dasz man sich eines winds vnd 1. B o t a n i s c h e s . Pilze (Ordnung vngewitters ausz seiner zükunfft (Erder Bauchpilze) mit kugeligem oder eiförmigem Fruchtkörper, deren Inneres scheinen) versieht". Der Glaube, daß bei der Reife in die einen braunen Staub sein Ruf R e g e n oder U n w e t t e r darstellenden Sporen verfällt. Verschie- v e r k ü n d e , ist auch heute noch verbreitet e ). Nach einer bretonischen Ledene Arten sind auf trockenen Wiesen, auf 1 gende haben B. der heiligen Familie vor Grasplätzen oder in Wäldern häufig ). l) M a r z e l l der Seefahrt nach Ägypten Sturm verKräuterbuch 310. kündet und erhielten zur Belohnung von 2. Die B.e wachsen an den nächtlichen Jesus die Vergünstigung, daß ihr Nest T a n z p l ä t z e n d e r H e x e n 1 ) (vgl. von den Knaben unauffindbar sei 7). In Pilz). In England heißen die B.e „ElfenEngland bedeutet ihr unheimlicher Ruf, knöpfe". Wenn sie im Innern schwarz der wie ein heulendes Bellen klingt, sogar werden, hat der Teufel seine Hand aufden T o d 8 ) , und wird mit der wilden gelegt und die Elfen vertrieben a). DeutJagd in Verbindung gebracht 8 ). sche Volksnamen wie Hexeneier, -staub, In Nordthüringen wird sein Ruf zur Trudengakele ( = Trudenei), Teufelsfist Erntezeit ausgelegt als „Kornriep, Kornfür den B. (bzw. den Sporenstaub) weisen riep"»). auf ähnliche Anschauungen hin. Nach dem estnischen Glauben werden ') B u c k Volksmedizin 71. ·) Β a r t e 1 s die alten Jungfern (s. d.) zu B.n, wie in Pflanzen 11. andern Gegenden die Kiebitze (s. d.) 10). 3. Allgemein glaubt man bei uns *), daß Von manchen wird der C h a r a d r i u s der in die Augen geratene Sporenstaub (s. d.) als B. bezeichnet u ) , doch wohl mit der B.e b l i n d mache e ). Unrecht; freilich gehen in älterer und 4) Auch in Dänemark : F e i 1 b e r g Ordbog neuerer Zeit verschiedenartige Vögel 3, 972, auf Island: Z f V k . 8, 450, in England: unter diesem Namen 12 ). sagekunst
39.
l0 )
Τ h e o k r . 3, 28 f . ;
P o t -
B a r t e l s Pflanzen 11. •) Ζ. B. S t r a c k e r-
jan
Oldenburg 2, 1 3 2 ;
ZföVk. u , ElsWb.
52;
i, 1 4 6 ;
W i l d e
Martin
u.
W a r t m a n n
Pfalz
196;
Lienhart St. Gallen 4 7 .
4. Als Sympathiemittel wird der Β. zum Vertreiben verschiedener Krankheiten verwendet (Nordböhmen) e ). Gegen Gelbsucht ißt der Kranke einen Eier-
') S u o l a h t i Myth.
2,
562;
Vogelnamen 281; R o l l a n d
Grimm
Faune
pop.
2,
351; S w a i n s o n British Birds (1886) 200. ') S t r a c k e r j a n 2, 167. ») B r e h m Tierleben4
7, 286 f f .
*) Vogelbuch
1582, 23.
') Ebd. 107 b. ·) G r i m m Myth. 2, 562; Hopf Tierorakel 171; S w a i n s o n I.e. 200.
')
S é b i 11 o t
Folk-Lore
3,
170 f.
Auch in England fahren die Fischer nicht gern
1487
Brand—Brandopfer
hinaus, wenn sie ihren R u i hören: S v a i n s o n 201. •) S w a i n s o n 201. ·) Z f V k . 10, 210. ») Τ o b i e r Kl. Sehr. (189 7), 140. " ) Z . B . ZfdMyth. ι , 319; H ö f 1 e r Organo1S ther. 131. ) S u o l a t i t i 281 ; D W b . 2, 288 f. Hoffmann-Krayer.
B r a n d 1 ) (einer Wunde). B. ist im Volksausdruck ein sehr dehnbarer B e g r i f f : „ k a l t e r " B . in der Hauptsache Krebs, wirkliche Gangraena „ h e i ß e r " B. 2 ); aber auch Ruhr, Fieber, K n o c h e n f r a ß u. dgl. heißt B. s ). Das beste Mittel dagegen sind B.s e g e n (s. d.). ') Η ö f 1 e r Krankheitsnamen 66. ») So Η o ν o r k a - Κ r o η f e 1 d 2, 414 u. G r i m m DWb. 2, 295; das Schweizld. (2, 99; 3, 240) bezeichnet Gangrän als „kalten Brand". 3) W u t t k e § 476. Stemplinger.
Brand s. F e u e r s b r u n s t , G e t r e i d e . Brandader heißt ein unfruchtbarer Fleck auf dem Acker, wo das Getreide keine Körner ansetzt und t r o c k n e t 1 ) . Bei den W e n d e n heißt sie „ D y t e r bernatowy p u c " , d. h. D i e t e r Bernhardts Weg2). s. D i e t r i c h v. B e r n , B i l w i s . >) D W b . 2, 296. ») H a u p t Lausitz 1, 124 Nr. 138 = Κ ü h η a u Sagen 2, 446. Bächtold- Stäubli.
Brandopfer ist unter diesem Namen aus dem A l t e n T e s t a m e n t bekannt, wo es auch Ganzopfer heißt, weil gewöhnlich ganze Tiere auf dem A l t a r verbrannt wurden, damit der Gott Jahweh es verzehre*), in späterer Zeit, um ihm einen „ s ü ß e n G e r u c h " zu bereiten s ). Solche B. wurden in vielen Religionen vollzogen. Da die Opfer jedoch ursprünglich feuerlos waren, so gehört das Verbrennen nicht wesentlich zum Opfer, sondern verleiht ihm eine bestimmte Eigentümlichkeit 3 ). Das F e u e r hat nämlich 1. eine s u b l i m i e r e n d e K r a f t : das Stoffliche der Opfergabe wird durch das Feuer so verfeinert, daß es „gleichsam auf dem W a g e n des F e u e r s " z u m Himmlischen emporgetragen und mit ihm vermischt wird 4 ); oder das den himmlischen Göttern Gehörige wird, wie die in gereinigter D a m p f f o r m aufsteigende verfeinerte Materie zeigt, durch das Feuer
1488
unsterblich g e m a c h t 5 ) ; 2. eine a ρ o t r o p ä i s c h e K r a f t , sofern es das Unheilvolle a b w e n d e t ; in diesem Sinne wurden auch Speisen, von denen eine Gottheit genossen hatte, wegen der nunmehr mit ihrer Wesenheit berührten oder beteilten Bestandstücke für unheilvoll angesehen und deshalb ins Feuer geworfen. Es werden aber auch 3. die S i n n b i l der der U n h e i l s d ä m o n e n selbst verbrannt, damit der D ä m o n selbst ausgetilgt werde. Das Feuer v e r n i c h t e t überhaupt am wirksamsten gefährliche Substanzen und ist daher das reinigende Element, die reinigende Gewalt an sich, stärker in dieser Beziehung als Wasser, das v o n ihm nach und nach verdrängt wird. Uberreste v o n diesen religiösen K u l t e n der B. finden sich in den Volksbräuchen, zum Teil freilich so sehr verwischt, daß nicht mehr zu ermitteln ist, welcher Sinn des B.s zugrunde gelegen war, so daß wir in der Regel nur durch vermutendes Schlußverfahren die Grundbedeutung des Näheren zu vermitteln vermögen. B e i F e u e r s b r ü n s t e n wird in Siebenbürgen B r o t in die Flamme geworfen, um sie zu stillen 6 ), in Tirol N u d e l n und K r a p f e n 7 ) , in Belgien und der Oberpfalz ein am Ostertag gelegtes E i , das rückwärts in die Flamme geschleudert werden m u ß 8 ) , auch eine d r e i f a r b i g e K a t z e 9 ) . In Hessen hilft gegen die Feuersbrunst das dem Feuer übergebene B e t t u c h einer W ö c h n e r i n oder das Hemd einer r e i n e n M a g d 1 0 ) . U m die Scheunen und die Felder vor Brandschaden im vorhinein zu schützen, w i r f t man in Böhmen, wenn man v o m neuen K o r n das erstemal bäckt, ein S t ü c k des Gebäckes ins F e u e r 1 1 ) . Ähnliche Bräuche des Opferns ins Feuer verbinden sich mit den verschiedenen Feuerriten, die in der Bevölkerung bewahrt worden sind. Im Elsaß soll es noch vorkommen, daß beim Osterfeuer eine lebendige K a t z e in die F l a m m e geschleudert wird, angeblich zu dem Zweck, die H e x e n zu v e r j a g e n ; ursprünglich mag es sich hier um die Verbrennung des Winterdämons gehandelt haben, damit der
1489
Brandopfer
Frühlingsgeist ungehindert seinen Einzug halten kann i a ). Zahlreich sind die B. g e g e η H a g e l s c h a d e n in Verwendung. In der Rheinpfalz zündet die Jugend noch heute an vielen Orten am Sonntag I n v o c a v i t eine v o n ihr angefertigte P u p p e aus Erbsenstroh zusammen mit einem strohumwickelten Faßreifen auf einer Anhöhe an und läßt das brennende R a d herablaufen, um auf diese Weise dem ganzen von der Anhöhe erspähbaren Umkreise und sonderlich den v o m Feuerrade durchlaufenen Fluren Schutz gegen jeglichen Wetterschaden zu v e r s c h a f f e n 1 3 ) . Das ist eine der mannigfachen Formen des H a g e l f e u e r s oder H a i f e u e r s . Weiter nördlich am Rhein, in der Gegend von Düsseldorf, wird die Puppe zur Fastnachtszeit aus ungedroschenen K o r n halmen gemacht und verbrannt. Zu Dhorn und Pier im Kreise Düren wird ein Mann als E r b s e n b ä r verkleidet und seine Erbsenhülle v e r b r a n n t 1 4 ) , oder ein K n a b e wird als Winter eingekleidet und seine Hülle dann unter Jubel und T a n z v e r b r a n n t 1 S ) . Im Nassauischen fällt man am Faschingsmontage drei Fichtenstämme und stellt sie auf einem Sandhügel pyramidenförmig aneinander, hängt oben einen verschlossenen K o r b mit einer l e b e n d i g e n K a t z e oder einen S t r o h m a n n auf und zündet das ganze am Dienstag unter Vaterunserbeten mit Strohfackeln an, unter dem R u f e : „ W i r verbrennen den H a i " , d. i. den Hagel, zur Erzwingung eines fruchtbaren Jahres l e ). Ahnlich werden K a t z e n auf Holzpfählen in den Vogesen v e r b r a n n t 1 7 ) . Beim Amechtfest (s. d.) in L u x e m b u r g wird ein Erntefeuer angezündet, indem eine in einem K o r b e befindliche lebende K a t z e verbrannt wird l e ), während in anderenGegenden des Rheinlandes ein leerer K o r b verbrannt wird (offensichtlich also eine Herabmilderung des Ritus) 1 *). Das Verbrennen des lebenden Tieres, der unausgedroschenen Korngarbe zeigt deutlich, daß es sich um alte Opferbräuche handelt, die sich in Bräuche umgewandelt haben, deren Opfercharakter zum Teil dem Bewußtsein entschwunden ist. Ehe-
1490
mals wurde beim Frühlingsfeuer dem D ä m o n des W i n t e r s oder des Frühlings geopfert, oder der W i n t e r d ä m o n zugunsten des Frühlingsdämons — in jedem Falle, um die volle E n t f a l t u n g der Spriessungskräfte zu ermöglichen. D a ß >das Opfer des W i n t e r s oder f ü r den Winter sich auf den G o t t W o d a n bezogen haben mag, ist durchaus wahrscheinlich; noch heute wird hie und da dem „ H e l l j ä g e r " eine K u h herausgelassen zur Zeit der wilden J a g d "J, und man erzählt davon, daß „ d a s nachtfahrende V o l k " , d. i. W o dans wilde J a g d , die schönste K u h aus den Ställen des Ortes heraushole und bis auf die K n o c h e n verzehre 21 ). Gegen den Bilmesschnitt und den Hagelschaden hilft aber, wie sonst die Verbrennung oder A u f pfählung der l e t z t e n G a r b e , so auch ein durch die e r s t e G a r b e gebundenes und geweihtes B r o t oder Α η t 1 a s s e i oder Antlaßkranzl, wenn diese Dinge ins Feuer geworfen werden M ). W i e diese letzterwähnten ist auch im wesentlichen apotropäischer R i t u s das Verbrennen der Strohhexe oder des „ A l t e n Weibes" oder des Winters Großmutter in Schwaben am Fastensonntag, dem Funkensonntag. Die Reste der verbrannten P u p p e werden in der N a c h t auf den Flachsacker gesteckt. Woher der W i n d während des Brennens der Hexe weht, daher weht er das ganze Jahr. In der Richtung, in welche die Hexe fällt, nehmen die Gewitter das ganze Jahr hindurch ihre Richtung, ohne zu schlagen. Die Saat wird gegen Blitz und Hagel auf diese Weise geschützt M ). Ahnliches Fastnachtfeuer ist in Baden 24) und der Schweiz 25) aus früherer Zeit bekannt. W e n n in Meißen und Thüringen das V o l k um das Johannisfeuer tanzt und singt, schleudert einer einen P f e r d e k o p f in die Flamme, um die „ H e x e n " zu zwingen, v o n dem Feuer zu nehmen und daran zugrunde zu gehen M ) . A u c h aus dem Bergischen L a n d e wird das Hineinwerfen des Pferdekopfes bekundet " ) . N i c h t sicher ist, daß dieses B. ursprünglich etwa zur A b w e h r v o n V i e h s e u c h e n , vor allem unter den Pferden, veranstaltet wurde, wobei dann die
Brandopfer D a r b r i n g u n g des H a u p t e s des Tieres als G a b e f ü r die G o t t h e i t a n heiliger S t ä t t e , auf d e m D a c h f i r s t , zu gelten h ä t t e . W e n n m a n b e i m J o h a n n i s f e u e r das H a u p t des P f e r d e s v e r b r e n n t , so w i r d m a n im A u g e behalten, d a ß die reinigende u n d vertreibende K r a f t des F e u e r s das T i e r des W o d a n , der z u m D ä m o n des W i n t e r s und der E i s w i n d e g e w o r d e n war, d a m i t die K r a f t des W o d a n selbst, den W i d e r p a r t des sprießenden Lenzes, v e r n i c h t e t . A u s der G r a f s c h a f t Mansfeld u n d der M a r k wird b e r i c h t e t , d a ß T i e r k n o c h e n v e r b r a n n t wurden 2 ®). N o c h 1462 k l a g t Bischof G e b h a r d v o n H a l b e r s t a d t , d a ß die L e u t e einer A r t G o t t h e i t , d e m „ g u t e n L u b b e n " auf d e m B e r g e S c h o c h w i t z T i e r k n o c h e n darreichen30). Bed e n k t man, d a ß in alter Religion die K n o chen und u n v e r z e h r b a r e n Teile der O p f e r tiere deshalb v e r b r a n n t w u r d e n , weil sie v o n den G ö t t e r n ü b r i g gelassen, aber doch b e r ü h r t und s o m i t mit ihrer W e s e n h e i t infiziert waren, so w i r d a u c h dieser übriggebliebene R i t u s ursprünglich eine ähnliche B e d e u t u n g g e h a b t h a b e n und der R e s t eines a l t e n heidnischen B . s sein. In vielen G e g e n d e n Mittel- und S ü d d e u t s c h lands wird v o n den K i n d e r n w ä h r e n d der Ostertage das Osterfeuer oder der B o c k s h o r n u n t e r h a l t e n . In B r a u n schweig u n d L ü n e b u r g w u r d e ebenfalls im 17. J h . d r a u ß e n v o r den S t ä d t e n und F l e c k e n der „ B o c k s h o r n oder das a b g ö t tische O s t e r f e u e r " v o r g e n o m m e n und noch j e t z t s t e c k t m a n i m O b e r h a r z a m A b e n d des ersten O s t e r t a g e s einen Scheit e r h a u f e n an, in den m a n früher leb e n d e E i c h h ö r n c h e n warf. Das V o l k g l a u b t e , d a ß die R a u p e n und Insekten v o n den O b s t b ä u m e n und F e l d e r n dadurch vertrieben werden31). A m Johannistag wird nach Sebastian Francks „ W e l t b u c h " e i n S i m e t f e u e r gemacht und K r ä u t e r wie B e i f u ß und R i t t e r s p o r n hineingeworfen mit den W o r t e n : „ E s gehe h i n w e g und w e r d e v e r b r a n n t mit diesem K r a u t all mein Ü b e l " 3 2 ) . In Österreich, in S t e i e r m a r k und a u c h in S c h w a b e n w e r d e n unter ähnlichen S p r ü c h e n d e m F e u e r B l u m e n übergeben 33 ). Es sind l a u t e r K r ä u t e r , denen
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große H e i l k r a f t zugeschrieben wird, und darin, d a ß m a n sie den G ö t t e r n und Geistern z u r ü c k g i b t , b e k u n d e t sich der alte religiöse (mystische) G e d a n k e der Rezip r o z i t ä t , der W e c h s e l b e z i e h u n g und W e c h s e l w i r k u n g zwischen göttlicher und menschl i c h e r K r a f t und W e s e n h e i t . T h i e t m a r v o n Merseburg und A d a m v o n B r e m e n e r w ä h n e n eine Reihe v o n Sühneopfern zur S ü h n u n g des Landes, wobei „ H u n d e und H ü h n e r an Stelle v o n H a b i c h t e n " v e r w e n d e t werden 34 ). E i n i g e B . - B r ä u c h e n e h m e n sich wie D a r b r i n g u n g e n a n die E l e m e n t e aus. S o das V e r b r e n n e n v o n F a s c h i n g s k r a p f e n in Österreich zur F a s t n a c h t wie eine S p e n d e a n die E r d e 3 6 ) ; ähnlichen Sinnes ist vielleicht die schwedische L i c h t m e ß s i t t e , d a ß auf den G ü t e r n v o m „ d r i c k a E i d b o r g s s k à l " K u c h e n und G e t r ä n k e ü b r i g bleiben, u m ins F e u e r gew o r f e n z u werden 3 ®). A u c h die E r s t lingsopfer, deren schon eines e r w ä h n t w u r d e , m ö g e n z u m Teil einen solchen Sinn g e h a b t h a b e n . D i e erste G a r b e wird bisweilen, mit einem T r o p f e n W e i n bespritzt, in N i e d e r b a y e r n und Mittelfranken zuerst auf den W a g e n geladen, ausgedroschen und d a n n i m O f e n v e r b r a n n t . G e w ö h n l i c h h e i ß t es, „ d a m i t der Bilmesschneider den S a a t e n keinen S c h a d e n t u n k a n n " . Der christliche Geist h a t freilich dieses O p f e r z u einem D a n k o p f e r an G o t t u m g e b i l d e t , wie aus dem S p r u c h e hervorg e h t : „ G o t t wird uns w o h l bewahren. D a s ist unsere erste G a r b e n " S7 ). Z u erwägen ist, ob nicht die B e s p r e n g u n g der G a r b e mit W e i n gleichfalls einen spezifisch christlichen Z u g des V o l k s g e d a n k e n s bed e u t e t : B r o t und W e i n . A u c h sonst werden die erste G a r b e oder die zuerst ge s c h n i t t e n e n H a l m e v e r b r a n n t s s ). In Loching in O b e r b a y e r n w u r d e ein rotes Gründonnerstagsei, ein K r a n z l , geweihtes Salz, alles mit einigen T r o p f e n J o h a n n i s w e i n besprengt, in ein P ä c k c h e n z u s a m m e n g e bunden, in die erste G a r b e gelegt und nach dem D r e s c h e n ins F e u e r g e w o r f e n 30 ). Der D a r b r i n g u n g der Erstlinge i m B . reiht sich d a s V e r b r e n n e n der v o m F l a c h s und Hanf b r e c h e n
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Brandpilze—Brandsegen
übrigbleibenden W e r g h a u f e n d u r c h die M ä d c h e n unter j u b e l n d e m U m t a n z e n a n (Allgäu, Oberbayern) u ) . Als Empfänger dieses Opfers müssen, n a c h J a h n 4 1 ) , B e r c h t a , F r e y a , H o l d a angesehen werden, auf die a u c h der heilige T a n z hinweist. E i n ausgesprochenes O p f e r des Erstlings des gesponnenen Flachses, des Hàrs, f i n d e t sich in Tirol und E l s a ß f ü r die „ W a l d f r a u " , wobei das H à r i m O f e n v e r b r a n n t wird. Die W a l d f r a u k a n n wieder nur j e n e G ö t t i n sein, und der noch g e b r a u c h t e N a m e „ d a s O p f e r s p i n n e n " zeigt, w i e n a c h h a l t i g hier der G e d a n k e des Opfers geblieben ist 42 ). Die V e r w e n d u n g des B . s bei V i e h s e u c h e n und K r a n k h e i t e n ist sicherlich z u m e i s t aus der V e r n i c h t u n g des D ä m o n s d u r c h das F e u e r h e r v o r g e g a n g e n . Bei R i n d e r k r a n k h e i t wird in N o r t h a m p t o n s h i r e ein F e u e r a n g e z ü n d e t und dabei ein K a l b g e t ö t e t , u m die H e r d e v o r dem gänzlichen U n t e r g a n g z u bew a h r e n 4 3 ) . In der Eifel wird bei einer S c h w e i n e s e u c h e eines der gefallenen Tiere v e r b r a n n t , w o r a u f die noch gesunden T i e r e zu dieser Stelle getrieben werden, d a m i t sie die A s c h e z u s a m m e n mit H a f e r fressen 44 ). Ä h n l i c h wird auf dem H u n s r ü c k ein gefallenes T i e r auf einem K r e u z w e g e v e r b r a n n t und die A s c h e den anderen Tieren e i n g e g e b e n 4 5 ) . In der G e g e n d v o n S p e y e r w u r d e noch gegen E n d e des 18. Jhs. bei raschem S t e r b e n v o n Gef l ü g e l und S c h w e i n e n ein F e u e r im B a c k ofen a n g e z ü n d e t und eins der befallenen Tiere hineingeworfen. N a c h d e m V o l k s g l a u b e n w i r d dabei die H e x e m i t v e r b r a n n t 4 e ). D a s ist in der T a t ein genaues Überbleibsel des G e d a n k e n s , d a ß der K r a n k h e i t s d ä m o n selbst mit dem Tiere z u s a m m e n v e r n i c h t e t wird. N i c h t unerw ä h n t möge sein, d a ß die E r i n n e r u n g an altheidnische Opferriten a u c h darin sich deutlich b e w a h r t hat, d a ß an vielen O r t e n noch bis in die j ü n g s t e Z e i t das a n z u z ü n dende (Mai-, Johannis-) F e u e r auf prim i t i v e W e i s e v o r sich gehen m u ß , e n t weder durch Aneinanderreiben trockener Hölzer oder z u m i n d e s t durch S t a h l schlag a m Feuerstein 47 ). ') ι . Mose 15, io f.; Richter 6, 19. *)i.Mose 8, 21 ; 3. Mose 3, 16. *) G r u p p e Grieth.
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Mythol. u. Religgesch. 2, 729f. ') E u s t a t h i u s Kommentar z. Ilias i , 52. ·) P o r p h y r i n s Opera 2,5. ·) P a n z e r Beitrag 2, 527; Bavaria 3, r, 322 und 340. *) Z i n g e r l e Tirol 288 Nr. 933. ») W o l f Beiträge 1, 288 Nr- 333· ') W u t t k e § 300. «) W o l f Beiträge 1, 236 Nr. 423; D e r s . Sagen 129. 200. u) Jahn Opfergebräuche 249. ») Β i r l i n g e r Volksth. 2, 82. 106; M e i e r Schwaben 395. " ) Bavaria 4, 2, 356; G r i m m Myth. 594. " ) M a n n h a r d t Baumkultus 499. " ) M o n t a n u s Volksfeste 24 f. " ) Κ e h r e i η Nassau 142 ff. " ) M a n n h a r d t Baumkultus 515. " ) G r e d t Das Amecht (1871), 56. " ) M o n t a n u s 52. 55. ") K u h n u. S c h w a r t z Nr. 310, 3. ") J a h n Opfergebräuche 103. " ) P a n z e r Beitrag 2, 214 und 535. *») B i r l i n g e r Schwaben 1, 384, 41. 54. 58. 62; D e r s . Volksth. 2, 108 f. 133 f.; P a n z e r 2, 240. " ) B i r l i n g e r Schwaben 2, 31. " ) V e r n a 1 e k e η Alpensagen 3 1 6 f . ; R o c h h o l z Sagen 1,159. " ) G r i m m Myth. 585; J a h n 40. ") M o n t a n u s 34. *·) J a h n 41. " ) K u h n Märk. Sagen 311. 323. Jahn 41. " ) D e r s . 123; Ρ r ö h 1 e Harzsagen 284 f.; Harzbilder63. M ) J a h n 43. " ) B a u m g a r t e η Aus der Heimat 1,29; M o n t a n u s Volksfeste 33; V e r n a l e k e n Mythen 307. *4) J a h n 68. ») Β a u m g a r t e η Heimat 1, !5· " ) J a h n 120. " ) P a n z e r 2, 2x1 ff.; Bavaria 3, 2, 937. " ) J a h n 160. '·) Z i n g e r l e Tirol Nr. 926; P a n z e r 2,207.362; 212, 379. ">) Bavaria 3, 2, 969 f.; R o c h holz Sagen 2, X L I f. " ) J a h n 203. " ) D e r s . 204. «) D e r s . 25. **) S c h m i t z Eifel ι , 99. " ) W u t t k e § 235. " ) J a h n 25; K u h n Westfalen 2, 138 A. «) J a h n 133 f. K . Beth. Brandpilze s.
Getreide.
B r a n d s e g e n *) w e r d e n teils gegen B r a n d w u n d e n , teils gegen den „ B r a n d " (s. d.) als K r a n k h e i t verw e n d e t ; ersterenfalls k ö n n e n sie mit dem S p r u c h „ D u sollst n i c h t e c k e n " usw. (o. ä.) v e r b u n d e n sein (s. W u n d s e g e n ) , letzterenfalls besprechen sie ö f t e r s den „ k a l t e n " und den „ w a r m e n " B r a n d ; selten ist der Z w e c k das Stillen einer F e u e r s b r u η s t (s. u. 1). Die B., besonders die meisten nicht-epischen, t r a g e n v i e l f a c h d a s G e p r ä g e mündlicher Ü b e r l i e f e r u n g und d a m i t reicher D i f f e renzierung i m einzelnen, n a m e n t l i c h im Schluß. Neben zahlreichen wenig vert r e t e n e n F o r m e n sind f o l g e n d e die ü b lichsten: ') Lit.: S e y f a r t h
Sachsen 102.
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Brandsegen
1 . D e r H e i l i g e und der Brand, episch. a) Ältester Beleg, kurz nach 1400: „ F ü r den prand. Unser her gieng über land, da sach er riechen (od. rauchen) ainen brand, uff huob er sin hand, er segnet den brand, daz er u s r o c h " 2 ). Der T e x t mag urspr. als Feuersegen v e r f a ß t sein (?), wird aber v o m 16. Jh. an durch Zusätze oder in Überschrift gewöhnlich als , , B . " im obigen Sinne bezeichnet, ζ. B. (16. J h . ) : Vnser 1. F r a w ginge . . . vff hube sie ir schneweis h a n d t . . . sie sprach B r a n d t du solt aus riehen v n d . . . werden glat als ein aichel (am R a n d e : äiche) vnd am dritten tage anheben zu heilen" s ). Wenige Varianten gelten der Feuersbrunst 4 ). — Die Normalform des epischen Teiles war bis heute im Gebrauch, also mit diesen H a u p t z ü g e n (jedoch nicht immer a l l e erhalten) : Eine gute Macht (Gott, Christus, Maria, auch zwei, z. B. G o t t und Petrus) geht über Land, sieht (findet) einen Brand, hebt die Hand, segnet ihn 8 ). b) Häufig hat sich das B e g e g n u η g s s c h e m a eingenistet (s. Segen § 5), seltener so, daß sich zwei Heilige oder ein Heiliger und ein Leidender begegnen ·), öfter als Begegnung mit der bösen Macht, dem Brande selbst 7 ). Tiefer umgestaltend wirkt der sehr häufige Umtausch der Aussage „ s a h einen B r a n d " mit „ h a t t e (trug o. dgl.) einen Brand in der H a n d " ; derselbe bewirkt Wegfall der Zeile v o m A u f h e b e n der Hand (oft auch derjenigen v o m Segnen, Stillen des Brandes), ζ. B. „ G o t t der Herr ging über L a n d und hatte einen Brand in der H a n d ; Br. brenn n i c h t " usw. 8 ). Ist hier an das Prinzip „similia similibus" ged a c h t ? (In einer späten A u f z e i c h n u n g · ) trägt Maria einen „ H i m m e l b r a n d " , K ö nigskerze). Endlich trägt in einigen späten Varianten dieses T y p u s die hl. Person statt des Brandes einen „ B r a n d b r i e f " oder ein Buch (auch einen Stock) zur Stillung des Brandes 10 ). 2. L a u r e n t i u s s e g e n
(s. d.).
Birlinger Aus Schwaben i , 459. ·) S c h ö n b a c h H S G . Nr. 194 (vgl. Z f V k . 5 ) 294). *) Z f d M y t h . ι , 279; Z f d A . 32, 250 (beide
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u m 1595); Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 12. ») Z . B . Z f V k . 7, 66; M e i e r Schwaben 2, 5 1 7 ; M ü l l e n h o f f Sagen 5 1 7 ; vgl. S A V k . 2, 260; Z f r w V k . 4 (1909), 289; M o n e Übersicht der niederländischen Volksliteratur 336. ·) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 462 f . ; vgl. Z f d M y t h . I, 279; Z f r w V k . 1, 206; Köhler Voigtland 405; F r z . : T h i e r s Traiti 1 (1720), 471. *) B I P o m m V k . i , n o N r . 10; Z f V k . 7, 67; K ö h l e r Voigtland 403. ·) S e y f a r t h Sachsen 107. V g l . ebd. 106; Z f d M y t h . i , 279; Z f d A . 32, 250; K ö h l e r Voigtland 404; B a r t s c h Mecklenburg 2, 283 N r . 1802 f . ; J o h n Erzgebirge 104; B i r l i n g e r Volksth. 1 , 2 1 1 . ») P a n z e r Beitrag2, 13. i0 ) Ζ. B . J a h n Pommern 86; Alemannia 25, 239. 241.
3. B e s p r e c h u n g e n , fast lauter späte Aufzeichnungen, a) Die kalte H a n d (Hand des Segners, Totenhand, oder beides); bes. in Norddeutschland vertreten. Einzelformen: „ K a l t ist die Hand, kalt ist das Wasser (usw.) . . . der Sand . . . der B r a n d " u ) . „ B r a n d , ik boet di, Mannes Dodenhand f o t d i " 12 ). „ R a u t ist da K r e b s (d. h. der kalte Brand), kolt is döi Tautnhand, damit stült ma(n) an kaltn B r a n d " 13 ) (vorausgehn kann „ H o c h ist der H i m m e l " ; dann fehlt aber oft die Zeile v o n der Hand).· A u c h episch geformt, z. B . : „ I c h ging mal einst an den Strand, da fand ich eines Mannes Totenhand, damit vertrieb ich diesen B r a n d " 1 4 ) (s. Leiche). Der Spruch von der kalten Hand will, mit Anhauchen oder kühlender Handauflegung begleitet, suggestiv wirken. V g l . noch Marias (später a u c h : Jesu) s c h n e e w e i ß e Hand oben u. 1. Ahnliches bes. im Finnischen, z . B . : „ R e i f Mann, Eis-Frau ziehen Reif-Schlitten . . , tragen noch Eisblock in der H a n d " usw. 1 5 ). Wohl auch auf den Orkney-Inseln: „ A dead wife out of the grave arose, and through the sea she s w i m m e d " usw.1®). Weniger deutlich in beliebtem englischem Segen, ζ. Β . : „ T h e r e came t w o Angels from the East, the one brought Fire, the other brought Frost. Out Fire, in F r o s t " 1 7 ) . Vgl. dagegen im römischen Spruch gegen B r a n d w u n d e n : „ F e r r e m (ferruml) candens linguam restringat, ne noceat" u ) . b) „ B r a n d , f a l l i n d e n Sand, und nicht in Fleisch". In dieser oder ähnlicher F o r m in fast allen deutschen Gauen
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Brandwunde-ι—Branntwein
beliebt 1 9 ). Die Worte „ B r a n d , fall in den S a n d " schon 1602 beurkundet 2 0 ). c) „ W e i c h a u s , Brand, und j a nicht ein, du seiest kalt oder warm, so laß das Brennen sein" usw. Weit verbreitet in obiger Form des Romanusbüchleins 21 ). Auf seltenere Formen 2 a ) kann hier nicht eingegangen werden. " ) S t r a c k e r j a n 1, 76. ») ZfVk. 7, 65. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 402 (Böhmen). Vgl. ZfVk. 7, 64f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 387 Nr. i 8 n f i . ; 391 f. Nr. 1831 ff. " ) ZfVk. 7,64; B a r t s c h Mecklenburg 2, 390 Nr. 1824. " ) H ä s t e s k o Län-sisuomalainen loitsurunous 36. M ) County Folk-Lore (London) 3, 146. ") Notes and Queries V 2 (London 1858 bis59), 84. ") H e i m Incantamento501.18) ZfVk. 7, 63 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 389 Nr. 1820; Urquell 1, 186; K u h n Westfalen 2, 200f. Nr. 567 f.; E n g e l i e n u . L a h n 256 f.; ZfVk. i, 190 (Tirol), »o) P a n z e r Beitrag 2, 13. " ) Romanusbüchlein 15. " ) So ZfVk. 5, 27; F r i s c h bi e r Hexenspruch 41; S t r a c k e r j a n I, 76 Nr. 80; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 419; W u t t k e § 235; ZfrwVk. 1905, 286; ZfdA. 7, 536 Nr. 14. S. auch Judas in den Segen. Ohrt. Brandwunde. B.n heilt man gern homöopathisch; z. B. hä^t man die verbrannte Stelle an ein heftiges Feuer oder reibt sie mit einer Kohle von einem abgebrannten Hause oder streut ein Pulver davon auf oder nimmt es ein 2 ). Auch Befeuchten mit Branntwein wird geraten *). Im Zürcher Gebiet wird die Anrufung des hl. Lorenz empfohlen, der bekanntlich auf einem Rost gebraten worden sein soll *). In der Lausitz schmiert man das Ofenloch mit Butter ein s ), in der Oberpfalz legt man das vordere Viertel einer Kröte auf e ). Vielfach braucht man gegen B.n den B r a n d s e g e n (s. d.). ') H o v o . ! k a - K r o n f e l d 2, 416. ·) W u t t k e §477. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 417. ') M e s s i k o m m e r i, 173. 5) H a u p t Lausitz 1, 62. ·) S c h ö n w e r t h Oberpf. 3, 266. Stemplinger. Branntwein I. Die K u n s t der B. destination kam vom Orient über Italien 2) nach Europa und Deutschland 3) ; wie bei den arabischen Ärzten, so spielt ér auch im Arzneischrank der deutschen Ärzte seit dem
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14. Jh. eine große Rolle 4 ). Aber sehr bald wird er auch als Genuß- und Berauschungsmittel geschätzt, und schon 1496 muß z. B. der Nürnberger R a t 5 ) den Sonntagsverkauf wegen der schädlichen Wirkung auf die Gesundheit verbieten. Besonders seit dem 16. Jh. ist der Genuß des B.s in Verbindung mit dem Abnehmen des Hausbieres e ) sehr verbreitet 7 ) ; in den Vierlanden 8 ) wird 1753 das Brennen untersagt. Zedier·) führt Belege für den übermäßigen B.genuß im 16. und 17. Jh. an. A u c h jetzt huldigt man z. B. im badischen Kinzigtal und im Renchtal sehr dem B. 10 ). ') Über aqua vitae: D u C a n g e i, 339; G r i m m DWb. 2, 305 (vinum stillatum) ; Werner Über zwei Handschriften der Stadtbibliothek in Zürich. Diss. Zürich 1904, 155: De vino stillato : Mester Ypokrates . . . . nennet in den win des Lebens (Sammelmappe des G a l l u s K e m l y , geb. 1417). Im Schwäbischen heißt B. „Brennts": Birlinger Volksth. 2, 69; über Herstellung der verschiedenen B.-Arten: C o l e r Oeconomia ruralis 60 it.·, 29/30; Z e d i e r Universallex. 4, 1088—91; Übersicht bei: H e y n e Hausaltertümer 2, 380 ff. ; über die Geschichte des B. in Schleswig-Holstein: L o r e n z e n in: Die Heimat 1 (1891), 233—39; für Baden: M e y e r Baden 3. 341; nach K o h l Nordwestdeutsche Skizzen 2 (Bremen 1864), 191 sind die Schwarzbrotländer auch die ausgesprochenen B.lander, vgl. ZfVk. 1899, 291. *) 1320 wird gebranntes Wasser aus Modena in Deutschland gegen die Pest eingeführt: L a m m e r t 44; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 350; Genueser führten 1398 in Rußland unter andern Waren auch B. ein: Die Heimat τ (1891), 237 f.; über B. in Rußland: Z e l e n i n Russische Volksk. 127. 3) H e y n e 1. c. ; F i s c h e r Altertumsk. 60; in einem Frankfurter Statut zum erstenmal 1360 erwähnt : F i η d e r Vierlande 2, 254 ; vgl. F o n t a i n e Luxemburg 102. *) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 350; H e y n e 1. c. ; F i s c h e r 1. c. 6) H e y n e I . e . ; ein ähnliches Verbot 1537 im dithmarsischen Landrecht: Heimat 1. c. 234 f. ·) Heimat 1. c. 234. ') H e y n e 1. c.; C o l e r 1. c. 60 ff. e) F i η d e r 1. c. *) I.e. 4, 1086. w ) M e y e r Baden 3. 341; im Kinzigtal brannte man schon im 17. Jh. Kirschwasser: ZfdGesch. d. Oberrheins 13, 260 ff.; M e y e r 1. c. 384 ; vgl. F o n t a i n e 1. c. ; für die Zeit J. Gotthelfs: SAVk. 18 (1914), 185; über die verschiedenen Bezeichnungen des B.s im Schweizer Volksmund: SchwVk. io, 12. 2. B. a l s O p f e r f ü r Kobolde u n d a n d e r e G e i s t e r . B. ist der gierig ersehnte Trank der Seelen-,
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Branntwein
V e g e t a t i o n s - und Hausgeis t e r (vgl. Bier). In J i i t l a n d u ) gießt man die letzten Tropfen Schnaps auf den Boden; in Schweden 12 ) will der Hauskobold am Julabend auf dem Platz des Hausherrn sein Glas Schnaps sehen. Diesem für seinen Herrn Butter und Milch und Geld heranschleppenden Hauskobold entspricht der Spiritus familiaris am Lechrain 1S ), ein Käfer, der in einem Glas mit scharfem Branntwein aufbewahrt ist. In Zell 1 4 ) sollen einmal am Dreikönigsabend drei „Pechtrne" mit Schnaps bewirtet worden sein. Zu Windisch-Bleiberg 1 5 ) naschte ein Zwerg aus der B.flasche eines Bergmannes, bis er von einem Liter B. berauscht am Boden liegen blieb; entdeckt, versprach er dem Bergmann, er werde ihm eine Goldader für ein Fläschchen B. zeigen. Auch der Waldmann l e ) im Rosental berauscht sich mit Schnaps, den eine Bäuerin in die Milch schüttet; der „wilde Mann" im Sagwald 1 7 ) trinkt ein ganzes Fäßchen B. Den pommerschen Kobold M ) lockt der B. an. n ) L. W e i s e r in NiederdZfVk. 1926, 14. " ) 1. c.4. *') L e o p r e c h t i n g Lechrain 76; in Hausen a. d. Möhlin badet eine Bauersfrau täglich ihr Geldmännlein, eine Kröte, in einem Glas Kotwein: W a i b e l - F l a m m 2 , 2 6 8 ; über G e i s t im Glase vgl. Bier, Geist; K ü η ζ i g Badische Sagen 8. 1 1 . 19. 16. 32; M e i c h e Sagenbuch d. sächs. Schweiz 37, 22 u. B o l t e - P o l i v k a 2, 414—16; in Schlesien erscheint der Teufel als Käfer in einer Flasche den Holzhauern und holzt den Wald ab: G r a b i n s k i Sagen 25 f. l4 ) G r a b e r Kärnten 94, 1 1 5 . " ) I.e. 42, 49. " ) I.e. 79, 94- " ) 1. c.; H e y 1 Tirol 240 Nr. -2. "). BlpommVk. 4, 56.
3. Β. a l s T o t e n o p f e r : Vor allem verlangen die Totengeister nach diesem Lebenstrank; in Ostpreußen u ) trinkt man bei der Leichenwache keinen B. ; denn man glaubt, daß der Geist des Toten die Finger hineinstecke und davon koste; bei den Kassuben " J in Pommern legt man den Säufern eine Flasche B. in den Sarg; in Königsberg a ) legt man heimlich eine Flasche B. dem Sarge bei, um in den Himmel zu kommen, ähnlich in Ungarn M ), in Kurland ω ) und Schweden M ). In Schönborn bei Neustadt an der Orla gössen
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früher die Verwandten, die das Grab aushoben, von dem bei dieser Arbeit genossenen B. in das fertige Grab; bei den Letten ίβ ) wird am Grabe Erbsenbrei gereicht und B. ins Grab gegossen. In Ablösung dieses Opfers wird am Rhein **) bei der Totenwache und beim Begräbnismahl B. gereicht, auf Sylt M ) bekommen die Sargleger B., in Westschleswig gingen bei der Sarglegung Mädchen mit Sirup-B. herum und reichten den Anwesenden einen Löffel davon ; im Stubaital ®°) (Tirol) erhalten die Leichenwächter B. " ) Urquell 2, 80; S a r t o r i Totenspeisung 8 l . 59 ·; die Bulgaren glauben, daß die Totenseelen als Vampyre während der Fastenzeit B . trinken: S t e r n Türkei 1, 381 ; auf Formosa gießt man B . in den Mund des erbeuteten Chinesenkopfes: Globus 77, 68; S a r t o r i I.e. 44l. Temme Pommern 337; Sart o r i I.e. 1 2 * . " ) Urds-Brunnen 7, 154. " ) V e r n a l e k e n Mythen 312. **) S a r t o r i I . e . 12 ·*) 1. c. 1 2 * ; W e i n h o l d Altnord. Leben 493; vgl. S a r t o r i 1. c. 3 ». 5 2 ». " ) W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 258, 69; in der Ukraine gießt man am Thomassamstag B . in den Grabhügel: Urquell 6, 26; S a r t o r i 1. c. 52 *; an der Wolga gießt man B. ins Grab und sagt: „ D a hast du B . ! trink! möge er bis zu dir gelangen" : S a r t o r i 1. c. 19 f. ; vgl. 21 f.; vgl. S a r t o r i 39 53 *. 9 l . 13 Globus 74, 272; S a r t o r i i o ' . " ) Globus 82, 368; S a r t o r i 1 9 * ; beim Leichenschmaus gießen die Letten B. auf den Boden : S a r t o r i 24 1 ; die Zigeuner trinken bei dieser Gelegenheit B . : S a r t o r i 6>; vgl. 18». 23 ». " ) M ü l l e r RheinWb. i, 9 1 1 . m ) J e n s e n Nordfriesische Inseln 337 ff. ; S a r t o r i 6 a. " ) F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 106; S a r tori 6 «o) ZfVk. 1893, 175·
4. Β. a l s V e g e t a t i o n s o p f e r : Nach dem Bericht von v. Münchhausen tröpfelten die Schnitter im Schaumburgischen* 1 ) vor 150 Jahren nach dem letzten Sensenschlag B. auf den Ackerboden für den Wold. Wenn der Bauer in Marksuhl M ) am ersten Dienstag im Mai den Lein sät, findet er als Frühstück neben Eierkuchen B. im Leinsack; das Frühstück muß er, auf seinem Acker sitzend, verzehren; in Mecklenburg 83 ) suchen die Mähder an dem Tag des Roggenschnittes die B.flaschen in einem mit Wasser gefüllten Zuber zu erhäschen, der vor dem Herrenhaus steht. Am Fastnachtmontag gibt es, wenn die Lechrainer 84 ) mit dem Dreschen fertig sind, zu den „Loos-
Branntwein kuechel" Β . ; in Tirol M ) feiern die Sennen die letzten 8 Tage auf der Alm bei Melkermus und Schnaps; der „ B r a u t t r ä g e r " (Träger der letzten Getreidegarbe) wird in Tirol mit Schnaps und Honig festlich bewirtet 8 ·). Beim Kirmesbegraben wird in Thüringen 87 ) ein Loch gegraben und B . hineingeschüttet oder eine Flasche mit B. wird vergraben; im Saarland 8 8 ) ist B . das bevorzugte Kirmesgetränk. ") J a h n Opfergebräuche 168. »·) W i t z s c h e l Thüringen 2,218, 36. " ) L e o p r e c h t i η g Lechrain 166. M) Ζ i η g e r 1 e Tirol >73. 1454· ") l e. 174, 1455· ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 487; ganz klar ist das Opfer im Regierungsbezirk Gumbinnen, wo in die letzte Garbe eine Flasche mit B. oder Bier gebunden wird, die man beim Dreschen leert: M a n n h a r d t ι, 215 mit weiteren Parallelen aus Dieppe und Schweden; vgl. S t r a c k e r j a n 2» 78, 362. ") W i t ζ s c h e 1 1. c. 331, 9; vgl. P r ò h i e Harzbilder 54; S c h m i t z Eifei 1, 50; M a n n h a r d t 1,411. '*) F o x Saarland 424. 5. B. u n d J a h r e s f e s t e : Am heiligen Abend trinkt man in Schlesien 8e ) Schnaps, damit einem der Arger im nächsten J a h r nichts schadet; das heißt man den Wurm „begießen"; im Erzgebirge 40 ) trinkt man drei Schluck B., um gesund zu bleiben; in Schlesien wird das Schnapstrinken, um den Wurm zu ersäufen, auch auf den letzten 41 ) Tag des Jahres gelegt. Wenn man in der Oberpfalz 42 ) an Fastnacht Schnaps trinkt, beißen einen die Schnaken nicht, auch in Westböhmen a ) ; im Böhmerwald **) schüttet der Knecht dem Vieh am Fastnachtdienstag B. in die Ohren, um den Mißbildungen am Huf vorzubeugen; in Tirol 45 ) finden wir B. als Spende für den Faßreiter am Fastnachtdienstag. w ) D r e c h s l e r 1, 30. ">) J o h η Erzgebirge 156; J o h n Westböhmen 17. " ) D r e c h s l e r 1. c. ι, 45; vgl. ZfrwVk. 1907, 10. " ) DG. 13,183. «) J o h n Westböhmen 41; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 112 Α. 93. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 136. ") Ζ i η g e r 1 e 1. c. 136, 1196. 6. Β . u n d F a m i l i e n f e s t e : Wie bei den Sippenfesten und Hochzeitsfeierlichkeiten der Südslaven 4 ®), so spielt der B. auch in Deutschland besonders bei den Werbe- und Vermählungsgebräuchen eine große Rolle. Wenn auch die Stärkung des
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Tirolerburschen 47 ), der beim Fensterin von seinem Schatz B . bekommt, eine einfache, rein menschliche Erklärung finden kann, so ist die Bedeutung des B.s als Fruchtbarkeitssymbol bei den mecklenburgischen Bräuchen klar: Wenn die Brautleute zur Kirche fahren, reichen die Brautjungfern jedem Begegnenden ein Glas oder eine Flasche B. 48 ). Bei der Rückkehr von der Trauung hielt man früher an der Grenzscheide bei Kritzkow *·) an, aß wagenradgroße Kringel und trank B . aus einer Gießkanne. In Thüringen w ) nehmen die Brautleute auf dem Wege zur Trauung eine Bouteille Β . mit und lassen jeden Begegnenden trinken; weist jemand den B. zurück, so wird die Ehe unglücklich. In Westfalen S 1 ) reichte früher der Brautvater der Braut neben Brotrinde ein Glas B., die Braut warf das Glas B . über den Kopf weg auf die Erde. Im Saalfeldischen eilte früher eine Brautjungfer dem von der Trauung heimkehrenden Hochzeitszug voraus und bot dem Bräutigam ein Glas Bier oder B., dieser leerte das Glas aus und warf es rückwärts; zerbrach das Glas, so war es gut 6 8 ). Bei der Werbung im Westerwald M ) gibt der Bursche beim ersten Versuch der Annäherung Geld, damit das Mädchen Schnaps im Gasthaus hole; dieser Brauch ist wohl in der Vorliebe dieser ärmlichen Bevölkerung für B . begründet. In Ostpreußen M ) flicht sich die Braut einen Groschen ins Haar und kauft dafür nach der Trauung B. und trinkt ihn aus; dann wird der Mann nie mehr als für einen Groschen trinken. Wenn an der Saar die junge Mutter beim „Kindches - K a f e " eingeweibert ist, muß sie den Freundinnen Zucker und Schnaps spenden i 5 ). '·) Dreimal gebrannter B. ist im Volkslied der größte Genuß : Κ r a u ß Volksforsch. 336 v. 22; zum Sippenfest lädt man zu einem Glas B. ein: K r a u ß Sitte u. Brauch 53; bei der Werbung ( K r a u ß 1. c. 375, 366), beim Brautlager (1. c. 225), bei der Hochzeit (1. c. 376) finden wir den B. in symbolischen Zeremonien. *') Z i n g e r l e Tirol 13, 108; die Südslavinnen verwenden Menstruationsblut in B. zum Liebeszauber : Anthropophyteia 5, 251, 18. *•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 62 Nr. 217. ») I.e. 83 Nr. 266. M) W i t z s c h e l Thür. 2, 233 Nr. 68. «) G r i m m Myth. 3, 466, 884.
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Branntwein
•«) G r i m m 3, 451, 514. " ) ZfVk. 1903, 382. M ) W. 562. " ) A u b i n - F r i n g s - M ü l l e r Kulturslrömungen und Kulturprovinzen des Rheinlandes (Bonn 1926), 191; eine B.-Spende der Frauen haben wir auch beim Frauenbier in Nordhastedt: Heimat 2 (1892), 44.
7. B. u n d B r ü d e r s c h a f t : Wie bei Bier und Wein, so schließt man auch bei B. Verträge und Freundschaften ab. Nach einem schlesischen Zeugnis aus dem 17. J h . machen zwei Bauern, die ein Verbrechen begangen haben, aus, daß sie sich nicht verraten; „sie gießen Bier auff denTisch und tippen ein" ; wenn jetzt noch zwei Männer zusammen Schnaps trinken, so halten sie das Glas empor und schauen sich an und lassen die Fingerspitzen sich berühren M ); das Anstoßen mit den Fingern und Tipfen ist als Rechtsgebrauch auch sonst belegt w ). Wenn bei den Kleinrussen zwei Männer ewige Brüderschaft schließen wollen, so schwören sie vor dem Heiligenbild Treue und trinken Schnaps; sie heißen Schnapsbrüder M ). M ) MschlesVk. 1 1 (1909), 208—9. " ) G r i m m RA. 2, 146—47. M) O l s z e w s k i Känstl. Verwandtschaft 55.
8. B . t r i n k e n : In Schlesien 5 ·) ist es Sitte, nach jedem Schluck sich zu schütteln und das Gesicht zu verziehen. Um einem B.trinker das Laster abzugewöhnen, gibt es verschiedene Mittel: ein Bauer in Wien probierte folgendes Rezept aus: er legte eine Nadel, mit der ein sezierter Körper zugenäht wurde w ), in B. und trank davon; die Medici raten, Mäuse, Frösche oder Aale in B. zu ersäufen und davon dem Saufbruder vorzusetzen β1 ) ; nach einem drastischen Rezept in Mecklenburg e2 ) soll man im Munde eines Toten B. 24 Stunden lassen und davon dem Trinker geben; nach Fischer ®3) gibt man dem Säufer B. zu trinken, der durch einen Totenlappen geseiht ist; über andere ähnlich schmackhafte Mittel, die auch die Berauschung verhindern, siehe Hovorka-Kronfeld M ). «·) D r e c h s l e r 1. c. 2, 24. «°) Z e d i e r Universallex. 4, 1086. " ) I.e.; vgl. AfdA. 27, 220. ··) B a r t s c h Mecklenburg 2, 355 Nr. 1668a; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 32. ,s ) F i s c h e r Aberglauben (1790), 270; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 350. M ) 2, 350.
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9. B. i m Ζ a u b e r: Wenn ein Mädchen einem Burschen gefallen will, muß es an einem Sonntag im Fasching mit der Mutter in Sonntagskleidern eine Tollkirschwurzel ausgraben und an Stelle der Wurzel Brot, Salz und B. in die Erde legen; auf dem Heimweg muß es die Wurzel auf dem Haupte tragen und darf mit niemand streiten M a ). Im Schadenzauber wird B. als Medium der Hexen erwähnt: 1672 wurde eine Hexe zu Burkhardsfelden M ) beschuldigt, einen Mann durch B. und eine Frau durch Sauerkraut zu Tode gehext zu haben; ein andermal wird ein Mann durch B. des Verstandes beraubt ββ ). Im Waffenzauber gebraucht man Β. ζ. B. in Mecklenburg " ) : „Nimm Blei und Kupfer nach Deinem Wohlgefallen, mache eine Kugel daraus und lösche sie in spiritus vini a b " ; diese Kugel geht durch alle Harnische. Eine Art Liebeszauber treffen wir in Württemberg; um frisch eingestelltes Vieh an das alte zu gewöhnen, reibt man allen das Maul mit Schnaps ein M ), ähnlich bei den DeutschAmerikanern " ) . «*») ZföVk. 1897, H e p p e 2, 87. «·) 2, 347 Nr. 1632. M) schaft Nr. 3, 15. " ) Nr. 748.
117. 174. ·») S o l d a n · I.e. 1, 287. " ) B a r t s c h E b e r h a r d t LandwirtF o g e 1 Pennsylvania 158
10. Β. i m H e i l z a u b e r u n d i n d e r V o l k s m e d i z i n ' 0 ) : Wie alles Kraftspendende 7 1 ) wird der B. als Lebenswasser zum Apotropaion und Abwehrer der Krankheitsdämonen. Rein apotropäisch ist der Vogelschluck in Schweden; man nimmt morgens zuerst einen Schluck B., um sich vor bösem Einfluß zu schützen 72 ). Vor der Taufe wird das Kind in der Wetterau am Kopf mit B. gewaschen, damit die Hexen keine Gewalt haben 73 ). Früher wurde B., mit Wachholder und andern Kräutern angesetzt, vor allem gegen die Pest und Seuchen verwendet, jetzt noch B. mit „Kranewit" gegen alle ansteckenden Krankheiten am Lechrain 74 ); eine Handschrift des Schultheißen von Frickenhausen (1320) empfiehlt gebranntes Wasser, aus Modena eingeführt, gegen die Pest 7 5 ). Nach Mylport 7β ) ist der B. (aqua-vit)
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Bran atwein
„schleimiger B r u s t und Magen a m bequemsten, der Lebersüchtigen aber ärgster Feind und Widersacher". Zedier zählt mit Quellenangabe die unzähligen Tugenden des Spiritus vini a u f 7 7 ) . Allgemein wendet man (Wachholder-, E n zian- 7 8 ), Arnika-) B . oder Kornschnaps, Kirschwasser gegen erkälteten Magen und K o l i k an 7 9 ), „ i t e m , welcher mensch den steyn in der blasen h a t " , „ i t e m wer alle monat eyn mal trinkt gebranthen weyn, so stirbt der wurm, der den menschen wechst bey dem h e r c z e n 8 0 ) " ; im Winter nüchtern ein L ö f f e l aqua vitae mit Zucker und Brot erhält Hirn und Leber gesund 8 1 ). B . schützt v o r Schlag 82 ), auch gegen Fieber nach Schnapsrausch 8 3 ) (1), in Schlesien trinkt man gegen Fieber ein Glas B . und geht am selben T a g e über neun R a i n e 8 1 ) . Gegen Epilepsie 8 5 ) zieht man K a t z e n - oder Hasenkot über B . ab oder 7 Hasenknochen, 7 Krebssteine usw., oft wird B . als Mittel gegen Zahnweh erwähnt 8 6 ). Äußerlich gebraucht man B . zum Einreihen 8 7 ), „ w e r trübe und rothe äugen h a t t " Μ ) , bei Magenweh 8 9 ), f ü r Aufschläge bei Brandwunden und K o n tusionen 9 0 ), hier bes. Franzb. 9 1 ), diesem mischt man Rotstein bei und reibt den Kopfwirbel bei Gelbsucht ein 9 2 ). Ohrensausen vertreibt man in Schlesien, indem man die noch heiße K r u s t e eines neugebackenen Brotes mit B . begießt und ans Ohr h ä l t 9 3 ) . Gockel verwendet B . bei einem Haupthäublein gegen Besessenheit 94 ), oder Knoblauch mit B . auf den Kopf gebunden gegen zauberische U n sinnigkeit 9 5 ). Verhängnisvoll ist die verbreitete Ansicht, daß die Schwangere B . trinken müsse, damit das K i n d 9 8 ) schön werde oder um die Entbindung zu erleichtern 9 7 ). Bei der Kopfblutgeschwulst 9 8 ) der Kinder macht man B.-Aufschläge, bei Soor (Aphthae) " ) reinigt man die Mundhöhle mit B . Allgemein ist der heilsame Glaube, man dürfe den Kindern keinen B . geben, weil sie sonst nicht wachsen 10 °). Wenn in Schleswig-Holstein eine K u h gekalbt hat, bekommt sie eine Sechslingsschale ( = Schale, die früher einen SechsIi ng kostete) B . und Brotkrumen 1 0 1 ) ; um das Bullen zu verhindern, gibt
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man der K u h einen Schluck B . oder Essig102). '») Darüber H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 350/51 ; H ö f 1 e r Volksmedizin 129; Romanusbüchlein 49 ff.; Arzneibuch aus dem 15. bis 16. Jh.: Wie man den branntweyn nutzen soll, ediert bei J ü h 1 i η g Tiere 283 ff. ; Bartholomaeus V o g t e r Wie man alle gepresien und Krankheiten des menschl. leibs . . . vertreiben soll, mit ausgebranten Wassern. Augsburg 1541; Heinr. M y 1 ρ o r t Gründliche u. nützliche Erklärung, anderer Teil, was wohl vom Gebrauch des Brannteweins zu halten. Breslau 1624 c. 1; C o l e r Oeconomia 30—31; Z e d i e r Universallexikon 4, 1083 ff. ; viele Tränklein und Tinkturen mit B. erwähnt auch der württembergische Arzt Eberhard G o c k e l Tractatus polyhistoriens, magicomedicus curiosus (Anhang: Geheime Artzneymittel p. 135 ff.) Frankf. Leipz. 1699; H. B r a u n s c h w e i g Ars destillandi oder Diestellier-Kunst. Frankf. 1610; Joh. Jac. B r ä u n e r Arczney-Mittel s. v. Branntwein; S c h u l t z Höfisches Leben 2, 256. ") Im dänischen Märchen stärkt sich Hans Meernixensohn, als er Erich bekämpfen soll, mit einem Backofen Brot, einem Viertel Butter (siehe Butter § 4), einer Tonne Bier und einem Anker B.: ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 5. ») ZfdMyth. 3 (1855), 247 u. 403. 263; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 23; vgl. Jühling Tiere 284. ™) W. 591. 74) L e o p r e c h t i n g Lechrain 96; nach einer slavonischen Sage sind Essig, Wachholder und B. die besten Mittel gegen Pest: K r a u ß Volksforschungen 102. 356; dagegen Z e d i e r 4, 1086. ") L a m m e r t 44.256; F i n d e r Vierlande 2, 254—55; H o v o r k a - K r o n f e l d i.e. 350. ™) 1. c. c. i. ") I.e. 1083 f. »·) H ö r m a n n Volkstypen 152 f. ") H ö h n Volksheilkunde 1, 102; L a m m e r t 44; M a n z Sargans 78; L a mm e r t 252 ff.; S c h r a m e k Böhmerwald 281 ; C o l e r I.e. 31. M ) J ü h l i η g 1. c. 284; vgl. v Α. 4θ—4ϊ. β1) C ο 1 e r 1. c. 3 ° gl· J ü h l i n g 1. c. · · ) C o l e r 1. c. 30f. ") H o v o r t a K r o n f e l d 2, 332: δ τρώσας Ιάοεχαι. Μ ) D r e c h s l e r 2, 3°3· ") Β a r t s c h 1. c. 2, 106 Nr. 393; ein noch abstruseres Mittel bei S t r a c k Blut 18: die Asche einer Krähe, einer Turteltaube, 2 Lot gebrannte Hirnschale eines Gehängten, 2 1. Löwenkot in B. •·) M ü l l e r RheinWb. 1, 911; P o l l i n g e r Landshut 281 f.; ZfrwVk. ι (1904), 93; 14 (1917), 183; Z e d i e r 1. c. 1087 mit Literatur. 8') H ö h n Volksheilkunde I, 137; M e y e r Baden 388; Romanusbüchlein 50—52. 88) J ü h l i n g 1. c. 284. 8 ») ZfrwVk. ι (1904), 95. ») Z a h l e r Simmenthal 214; L a m m e r t 214; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 374. ") Romanusbüchlein 49 bis 52: innerlich gegen Kolik, äußerlich zum Einreihen von Schläfen, Auswaschen der Wunden, Vollfüllen der Ohren, bei Geschwülsten; W e r n e r 1. c. zitiert aus Kemlys Sammelmappe: sin geschwolsch weschen damit. ··) ZfrwVk. ι (1904), 96. M ) D r e c h s 1 e r 2,
Brassen
1507
298. M) 1. c. 154. " i l . c. 170. ") M e y e r I.e. 388; L a m mer t 161; H ö h n Geburt Nr. 4, 257. ") M e y e r I.e.; S t e r n Türkei ι, 311 erwähnt B. als Stärkungsmittel für Entbundene; vgl. ι, 185. ") L a m m e r t 1x5.
") 1. c. 121. 10°) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 1402; K n o o p Hinterpommern 158, 28; R e i s e r Allgäu 2, 233 ; Z i n g e r l e Tirol 8,
57; ZfrwVk. io (1913), 182; ZfEthnologie 15 (1883), 85 (Berlin). ,01) ZfVk. 1914, 61 Nr. 19;
M e η s i η g
1M)
Schleswig-Holst.Wb.
ι,
506.
Heimat 37 (1927), 113, 21 (Lübeck). Eckstein.
Brassen masc., Β r a c h s (m) e (η), Blei, Sunnfisch, Lesch, K l e s c h ; A b r a m i s b r a m a L. Der in die Familie der Karpfen gehörige S ü ß w a s s e r - B . hat im neuzeitlichen Aberglauben des deutschen Sprachgebiets keine Bedeutung. Die Kaschuben sagen von dem „Bressen" aus, er sei dem Teufel verschrieben: man könne häufig beobachten, wie er vom Satan scharenweise im See herumgetrieben werde *). Gesner widmet in seinem Tierbuch (deutsch 1575) dieser Art nur 3 Seiten 2), während er die zu der Unterordnung S t a c h e l f l o s s e r gehörigen B. („Brachßfische") in zahlreichen Arten zur Darstellung bringt s ). Die bei ihm erwähnten biologischen und medizinischen Anschauungen dürften aber zumeist auf antiker Überlieferung beruhen. Wir führen sie in Kürze an. B r a n d - B . , Sparus Melanurus. M e d i z i n : schärft das Gesicht; seine Brühe ist gut für das Bauchgrimmen oder „Möter vertreyben" (22 a). B r a u n e r M e e r - B . , Cantharus lineatus. B i o l o g i s c h e s : „Disefisch söllend eyfferen umb jre weyber / sich artig paren [ keine frömbde lieben / auch gantz grausam ein yeder vmb die seine kempffen: auch reinigkeit stetigklich halten" (22 b). M e d . : „Gesotten bewegt er den stftlgang" (23 a). G o 1 d - B., Chrysophrys aurata. Β i οί ο g. : trägt Stein im Kopf (23 b). M e d . : „hilft denen so vergifft / oder gifftig honig gefrässen haben" (23 b). S ρ a r - B., „Sparus stagni marini", eine Species der Sparidae. M e d . : leicht zu verdauen, „bewegt den harn" (24 a). G e i ß - Β., Sparus Sargus. B i o l . :
1508
Von dem Geruch der Ziegen angezogen (24 b; nach Aelian 1, 23. 424 u. Oppian 4, 308). M e d . : „Die zän von den fischen angetragen / nemmend hin allen Schmertzen der zänen. Sein fleisch sol ein gebürliche speyß seyn den wassersüchtigen" (25 a). Kleiner roter Meer-B., „Erythrinus Rubellio" (Sparus erythrinus L. ?). M e d . : Gut für das Fieber, „gestellend den bauchfluß / bewegend zü vnkünschheit. In weyn ertrenckt / der selbig getruncken / sol bringen ein ver druß weyn zetrincken" (25 b). G r o ß e r r o t e r M e e r - B . , Pagrus vulgaris. M e d . : „Die gall von den fischen wirdt vnder etliche arztneyen gemischt / wider die stächenhaar der augbrawen" (26 a). Z a h n - B . , Dentex vulgaris. M e d . : Gibt „gesund schön geblüet / vnd macht einen satten stulgang" (26 b). F l e c k - B . , „Acaman" (?). M e d . : „gut geblüet" (26 b). M ü n c h - B . , „Orphus" (? vgl. Plin. NH. 9, 54; Ovid. hai. 104). M e d . : „ S y werdend gelobt zû den Kranckheiten so von heisser / scharpffer / beyssender/gälsüchtiger feuchte entspringend" (27 a). M e e r s c h a t t e n , „Umbra" (Umbrina cirrhosa ? Sciaena nigra ? vgl. Varr. LL. 5. 77; Ov. hai. i l i ; Col. 8, 16, 8; Auson. Mos. 90). B i o l . : Stein im Kopf (28 a). M e d . : Die Steine „werdend in silber vnd gold eyngefasset / getregt als ein sonder secret wider das bauch grimmen vnd die Mûter / doch söllend sy n i t t k a u f f t /sondergeschencktworden seyn" (28 b). L a t - B . , „Latus" (Sciaena?). M e d . : „gebärend ein gilt geblüet" (29a). M e e r r a b e , „Coracinus" (Sparus chromis). M e d . : „Das F l e i s c h der fischen ist krefftig wider den stich der Scorpionen aufgelegt. Sein g a l l in die äugen geschmiert / nimpt hin die tünckle / finstere der äugen / die fläcken vnd anmäler / stelt die flüß der äugen (vgl. Plin. NH. 32, 24, 1). Die s t e i n auß seinem Kopff pflägt man in gold vnd silber eynzefassen / welche krafft söllend haben wider den stich der seyten / das or
1509
Braten—Bratwurst
damit berüert / auch bauchgrimmen vnd mûter / sollend hindern die stein der nieren / vnd so sy gewachsen / außtreyben / gepülffert vnd eyngegeben" (29 b). Auch die Angaben von H ö f 1 e r 4) über die volksmedizinische Verwendung des B.n k ο ρ f s gegen Geschwüre, Hühneraugen, Feigwarzen und einer Sülze von S c h n a u z e n - B . (Sparus smaris) gegen Ähnliches beruhen auf antiken Quellen (Dioscurides, Plinius, Marcellus Sidetes u. a.). ') S e e f r i e d - G u l g o w s k i 102. ·) Fol. 165 ff. ') Fol. 21 a—32b. *) Organotherapie 147 f. Hoffma an- Krayer.
Braten 1 ). B. ist der Hauptbestandteil der Festspeise und für den einfachen Mann auf dem Lande der Inbegriff alles Festlichen und Köstlichen, ζ. B. der W e i h n a c h t s - 8 ) und O s t e r b . 3 ) , der B. beim E r n t e f e s t 4 ) und Η o c hz e i t s f e s t s ) ; L i c h t b. ·) ist ein Herbstfest der Handwerker auf Rügen gewesen, „ B r o t i s g i g e r " heißt in Schlatt ') bei Staufen der an Festen aufspielende Musikant; auch die auf B. sich beziehenden Sagen 8 ) und Sprichwörter·) beweisen diese Hochschätzung des B.s; das an das Brustbein des Gansb.s an Martini 10 ) sich knüpfende Orakel deutet auf den einstigen Opfercharakter der Handlung des B.s. Wie die Z w e r g e und Unterirdischen backen und kochen, so ist auch B. ihre Lieblingsbeschäftigung: Auf R ü g e n u ) duftet es in der Nähe eines Hünengrabes nach Schweineb. ; der dort ackernde Knecht bekommt von den Zwergen B. vorgelegt (vgl. Backen, Brot, Kuchen) ; den Farnröder 1 2 ) Neujahrssängern reicht ein Männlein B.; dieser wird bei dem, der davon ißt, zu G o l d (vgl. Brot, Kuchen) ; die wilde Jagd zu Schönermark 1S ) gibt dem Bauern eine Ochsenkeule; in Mecklenburg 14 ) versieht ein Unterirdischer das Geschäft des B.wenders in der Herrschaftsküche; dieses Geschäft war nach einer von Grimm 1 8 ) zitierten Urkunde (1454) früher ein besonderes Ehrenamt. Auch ein besonderer Glaube knüpft sich an die B.geräte: in Tirol M ) läßt die Bäuerin den Pfannknecht nach dem Gebrauch nicht leer auf dem
Feuer, sonst müssen die armen Seelen darauf braten. Die Siebenbürger Sachsen legen den Bratspieß apotropäisch in den Ofen, um den Schaden vom Kind abzuwehren 17 ). In Lichtenberg 18 ) bei Ruppin gebraucht man das in der Pfanne haftende B . f e t t als E i n r e i b e m i t t e l gegen Herzgespann der Kinder; nach Ekkehards 1 9 ) benedictiones ad mensas war B ä r e n b. h e i l k r ä f t i g . ») G r i m m DWb. 2, 309 f. ; G r a f f Summurium Heinrici in S t e i n m e y e r - S l e v e r s ; E k k e h a r d Benedictiones ad mensas v. 1 1 7 — 1 3 5 in Mitt. d. antiquar. Gesellsch. Zürich 1846—47, 110 f. 1 1 8 f.; H e y n e 2, 290 ff.; S c h u l t z Das höfische Leben i , 55. 384; D e r s. Alltagsleben 145; W e i n h o l d Frauen 2, 69. *) L e ο ρ r e c h t i η g Lechrain 208. ·) Der Osterbraten wird in Tirol geweiht: Zingerle Tirol 150, 1295. *) M e y e r Baden 434. ') Der Hochzeitsbraten in Thüringen wird am Ehrentisch vom Schulmeister zerlegt: W i t z s c h e l Thüringen 2, 237, 68; in Bayern bekommt die Braut vom Schweinebraten stets das Schwänzlein: DG. 13, 95; bei den Südslaven ist der B. als Fruchtbarkeitssymbol bedeutsam: vor dem Brautlager legt man einen Teller mit Wurst und einer gebratenen Henne auf den Schoß der Braut: Κ r a u ß Sitte und Brauch 460. ·) Jahrb.d.Ver.f.ndd. Sprachforschung 1875, i n ; Bremer Wb. 2, 889; BlpommVk. 3, 165 ff; Weiberb. heißt ein Fest für die Frauen zu Berghausen bei Speier: Bavaria 4 b, 388. ') M e y e r 1. c. ·) Die Greifswalder heißen Lammsbraten, weil sie 1429 dem dänischen Admiral Lammsbraten sandten: T e m m e Pommern 162, 1 2 1 ; den bekannten Brotsagen (vgl. Brot) anzugliedern, ist eine Erzählung bei K l a p p e r (343, 1 4 2 ) : Der Sohn verweigert dem hungernden Vater den B., der B. wird zur Kröte. ·) G r i m m I.e.; ZfVk. 1915, 301. 10) G r i m m Myth. 3, 445, 341 (vgl. 433); 468, 9 1 1 . ») H a a s Pommersche Sagen* 30, 59. " ) W i t z s c h e l l.'c. 1, 125, 1 2 3 ; dagegen kann der chinesische Wassergeist keinen B . riechen: M a e n n l i n g 128. " ) S c h w a r t z Sagen der Mark Brandenburg Í29, 81. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 469 Nr. 660; vgl. B o l t e - P o l i v k a 2, 298. ») RA. ι, 487; vgl. G r i m m DWb. 2, 3 1 1 ; S c h u l t z Alltagsleben 144—45; vgl. Walliser Sagen 1 2 3 Nr. 96; über B. als Apparat: Z e d i e r Universallexikon 4, 1 1 2 2 ; G r i m m 1. c. " ) H e y 1 Tirol 783, i n ; vgl. Z i n g e r l e Tirol 38, 306. " ( M ü l l e r Siebenbürgen (1857), 44. 60. " ) ZfVk. 1897, 288, 6. " J 1. c. v. 1 1 9 = p. 110, 119. Eckstein.
Bratwurst ^. B.e werden in Anhalt 2) bei den Weihnachts- und Neujahrsumzügen spendiert, meist zusammen mit
Brauch und Sitte—Brauchbüchlein Hirsebrei; in der Gegend von Hilchenbach s ) (Arnsberg) setzen die Wirte den Stammgästen B . e vor. In Saalfeld darf man am Weihnachtsabend nicht spinnen, sonst gibt es lauter B . 4 ) . A n M a r i a L i c h t m e ß 8 ) muß man in B a d e n und Hessen Hirsebrei und eine lange B . essen, damit der Flachs recht gut gerät (vgl. Brei). A n F a s t n a c h t gehört B . zu den besonders beliebten Speisen: Ezt chund die lustig Fasnachtzit, Wos Brotwürst regnet und Chüechli schnit *). Im 16. und 1 7 . J h . trug man große Riesenwürste bei den Umzügen h e r u m 7 ) . Im Pfingstzug reitet L u t h e r mit ein paar B.en, welche er zu zahlen vergaß 8 ). Der Stelle bei Tharsander 9 ), wo die Zauberer sich in K a t z e n verwandeln und die B . auffressen, darf man wohl keine besondere Bedeutung beimessen (vgl. Wurst). Nach R o c h h o l z 1 0 ) legt man in Galizien den Verstorbenen B . in den Sarg neben Getreidekörnern. Über die B . im Märchen : B o l t e - P o l i v k a 1 1 ) . 1 ) Zur Geschichte der B. : H e y n e Hausaltertümer 2, 294; Steinmeyer-Siev e r s Ahd. Glossen 3, 613, 27 ff.; G r i m m DWb. 2, 313; A. S c h u l t z Das höfische Leben I, 384; C o n r a d v. W ü r z b u r g Von alten Wibes List bei F . H . v . d . H a g e n Gesamtabenteuer I, 196 v. 37 ff. ; am Mittwoch vor Michaeli 1480 errichtete der Magistrat der Stadt Gerolshofen eine B r a t w ü r s t e - O r d n u η g über Beschaffenheit undPreis der B.e: Archiv des historischen Vereins f. d. Untermainkreis 3 (1836), ι. Heft, 162; L a m m e r t 41; C o l e r Oeconomia 1, 78, 468. 2) H ä r t u n g in ZfVk. 1896, 429—31. Im Kalender des K. v. Dankrotsheim lesen wir : Do kam der heilige Sylvester und braht ein brotwürst in der hende : S c h m e l l e r Bayr. Wb. 1, 271; zum Sammeln der Würste bei Umzügen: J a h n Opfergebräuche 88. 104. 8) K u h n Westfalen 2, i n , 331; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 54; ZrwVk. 1907, 10. 4) P r a e t o r i u s Blocksberg 457. 5) ZfVk. 1905, 317 f.; M e y e r Baden 274; W. 95. 658. ·) Der Kanton St. Gallen, Denkschrift zur Feier seines hundertjährigen Bestandes (St. Gallen 1903) 626; Rockenphilosophie 2. Hundert, 336. ') H ö f 1 e r Fastnacht 28. 61. ·) Bavaria la, 376. ») T h a r s a n d e r Schauplatz 2, 475. 10) Glaube 1, 325. 1I) i, 204 ff. 3. 558 ff. Eckstein.
Brauch und Sitte. Die eigentliche
Volkssitte hat zum größten Teile ihre Wurzel in der R e l i g i o n (im weitesten Sinne), oder ist doch früher oder später eine enge
Verbindung mit ihr eingegangen. Sie ist, wie man gesagt hat, „ d e r K u l t u s des täglichen Lebens geworden" *). D a r u m können S. u. B . zu einer so zwingenden Macht werden, daß ein Verstoß gegen sie als „ S ü n d e " betrachtet wird. Diese Anschauung hat nicht bloß etwa ein Volk wie die B a t a k , f ü r die jeder, der „ e t w a s tut, was noch nie da w a r " , ein Verbrecher gegen Götter und Ahnen ist *) ; auch in Tirol heißt es, wenn jemand eine neue Mode aufbringt, muß er nach dem Tode so lange herumleiden, bis die Mode wieder abgekommen ist 3 ). Vielen Bräuchen liegen freilich am letzten E n d e bloße äußerliche R e a k t i o n e n gegen starke G e f ü h l s r e i z e zugrunde 4 ). Sobald aber die Reflexion in Tätigkeit tritt, stellen sich m a g i s c h - r e l i g i ö s e Beweggründe ein, die dann entweder die A b w e h r der bösen Mächte oder die Herbeiführung von F r u c h t b a r k e i t und G e d e i h e n im A u g e haben und die, wenn der Glaube zur Anerkennung v o n Dämonen und Göttern vorgeschritten ist, deren Gunst zu gewinnen und Feindseligkeit zu brechen trachten. Namentlich alle Ü b e r g ä n g e im menschlichen Leben, in der Arbeit, in den Zeitabschnitten des J a h r e s pflegen von magisch-religiösen Formen umkleidet zu werden 8 ) (s. Trennungsritus, Übergangsritus). Dabei macht sich eine starke Neigung zur H ä u f u n g der zauberischen Mittel geltend 8 ). Groß ist auch die M a c h t d e s B e h a r r e n s in diesen Bräuchen, die sich durch allen Wandel des religiösen Bekenntnisses hindurch zu halten v e r m ö g e n 7 ) , wenn ihnen auch oft ein anderer Sinn untergeschoben wird 8 ). *) S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 7 ff. *) W a r n e c k D. Relig. der Batak 114. 129. ») Z i n g e r l e Tirol 53 (453). 4) V i e r k a η d t im Globus 92, 21 ff. ') A. v a n G e η η e ρ Les rites de passage. Paris 1909. ·) H e l m in SAVk. 20, 177 ff.; S a r t o r i ι, 8 f. ') A n d r e e in ZfVk. 21, 113 ff. ·) S a r t o r i 1, 11 ff. Sartori.
Brauchbüchlein. Die B. sind meist geschriebene und v o n Geschlecht zu Geschlecht überlieferte Bücher, die Heil- und Zaubermittel, Segen und Beschwörungsformeln usw. enthalten *). Das Wort
1512
brauchen—brauen
„ b r a u c h e n " wird i m Sinne v o n „ b e s e g nen, b e s p r e c h e n " v e r w e n d e t *) und k a n n z u r ü c k g e h e n auf den Sondersinn des W o r tes, wie er sich e t w a a u s einem S a t z e : „ d a s m a n kein Zauberei, abersegen n o c h Beschwerung, der c r e a t u r e n soll p r a u c h e n " 8 ) ergibt, oder auf das jüdischdeutsche „ B r o c h e , Broiche, B r u c h e " a u s b e r a k h a „ S e g e n , G l ü c k " *). *) F e h r l e Feste 83. ») W u t t k e 166 § 2 2 5 ; B e c k e r Pfalz (1925), ΐ34· Ι37Γ A. L a m b s Über den A berglauben im Elsaß ( 1880), 51 ; M a r t i n - L i e n h a r t ElsWb. 2 (1904), 179; M e y e r Deutsche Volksk. (1898), 266. ·) G r i m m DWb. 2, 317. ') M a r t i n L i e n h a r t a . a . O . ; B e c k e r a . a . O . 137. Dagegen vgl. BlBayrVk. 11 (1927), 64. Jacoby. b r a u c h e n s.
besprechen,
brauen. I. D a s Bierb. 1 ) w a r ebenso E h r e n a u f g a b e der H a u s f r a u 2 ) wie das B a c k e n (s. d.): A l s die beiden W e i b e r des K ö n i g s Alrek von Hördaland zankten, veranstaltete der K ö n i g einen W e t t b e w e r b im B i e r b . ; die j ü n g e r e siegte, da ihr O d i n seinen Speichel z u m G ä r e n des Bieres g a b 3 ) ; a u c h sonst wird e r w ä h n t , wie der Götterspeichel das Bier z u m S c h ä u m e n b r i n g t ; nach der S a g e der E s t e n b r a c h t e N o a das Bier mit dem S c h a u m e des E b e r s z u m G ä r e n 4 ) . Die B r a u t b e t e t in M e c k l e n b u r g beim E i n t r i t t ins H a u s 6 ) : Help Herr Gott! Wenn ik bru, so hew ik Bier, Wenn ik back, so hew ik Brot Wenn ich starw, so bun ik dot. Mit diesem G e b e t will die eben g e t r a u t e H a u s f r a u Gelingen und G l ü c k erflehen f ü r ihre H a u p t t ä t i g k e i t e n : B a c k e n u n d B . ; w o wir in S c h l e s w i g - H o l s t e i n A u f z ä h l u n g e n v o n w i c h t i g e n H a u s g e r ä t e n haben, w e r d e n immer die B r a u g e r ä t e angeführt®). N a t ü r l i c h g i n g das g e w e r b s m ä ß i g e B r a u g e w e r b e i m m e r mehr auf M ä n n e r über, aber a u c h hier ü b e r w o g e n die F r a u e n oft, und sogar kirchliche B e h ö r d e n mit B r a u recht h a t t e n b r a x a t r i c e s angestellt, wie die E r z ä h l u n g v o n der w u n d e r b a r e n R e t t u n g des H a u s e s der b r a x a t r i x ecclesiae s a n c t o r u m A p o s t o l o r u m bei Caesarius v . H e i s t e r b a c h zeigt ') ; doch f i n d e n w i r schon im C a p i t u l a r e de villis K a r l s des
1514
G r o ß e n (um 800) u n t e r der A u f z ä h l u n g der H a n d w e r k e r , w e l c h e der i u d e x in seinem D i e n s t b e r e i c h h a b e n soll, s i c a v a tores, id est qui c e r v i s a m . . . . f a c e r e s c i a n t 8 ) ; f ü r die P f a l z soll der i u d e x g u t e s Malz (bracios) stellen „ e t simul v e n i a n t magistri qui c e r v i s a m b o n a m i b i d e m f a c e r e d e b e a n t " 9 ). N o c h bis z u m 15. J h . weist B ü c h e r 10 ) f ü r F r a n k f u r t ein Ü b e r w i e g e n der F r a u e n i m B r a u g e w e r b e nach. Im N o r d e n h a b e n w i r 1282 d a s erste E d i k t , das d e n H a u s b e s i t z e r n das B r a u r e c h t z u e r k e n n t u ) . In W e s t f a l e n b r a u t e bis ins 19. J h . j e d e H a u s f r a u ihr eigenes Bier 1 2 ). I m M A . b l ü h t n e b e n d e m H a u s b . ein b e d e u t e n d e s B r a u g e w e r b e , d a s B . w i r d P r i v i l e g i u m der K l ö s t e r , S t ä d t e 1 S ) und A d l i g e n 1 4 ), eines der f r ü h e s t e n P r i v i legien ist das G r u t r e c h t , d a s O t t o II. a m I i . A p r i l 999 der b i s c h ö f l i c h e n K i r c h e v o n U t r e c h t v e r l e i h t u n d das v o n H e i n r i c h II. 1002 erneuert w i r d 1 5 ) ; seit d e m 13. J h . e n t b r e n n t z w i s c h e n den d u r c h g u t e s B i e r b e r ü h m t e n S t ä d t e n ein rühriger W e t t eifer l e ) ; die B i e r b r a u e r m u ß t e n als A b g a b e den Bierpfennig 1 7 ) ( R a v e n s b u r g 1639) oder B i e r h e l l e r 1 8 ) (Aulendorf 1680) entr i c h t e n ; n e b e n diesen E i n n a h m e n w a r v o r allem das G r u t m o n o p o l , v e r g e b e n a n S t ä d t e , K l ö s t e r und A d e l i g e , eine g u t e E i n n a h m e q u e l l e 1 8 ) ; der H a u p t s i t z des G r u t b i e r b . s w a r e n die K l ö s t e r ; seit 1300 d r ä n g t aber das H o p f e n b i e r d a s G r u t b i e r z u r ü c k Μ ) ; a u c h viele D ö r f e r hatten ö f f e n t l i c h e B r a u h ä u s e r 2 1 ) ; die B a u e r n b r a u t e n bis in die j ü n g s t e Z e i t besonders z u r E r n t e 2 2 ) , bei H o c h z e i t e n u n d T a u f e n 2 3 ) ihr Bier selbst, o f t n u r aus M o h r r ü b e n , Z u c k e r und H o p f e n 2 4 ) ; s c h o n L i u b e n e b r a u t e sein G r u t b i e r , als er seine T o c h t e r v e r h e i r a t e t e z s ). Ü b e r die B r a u e reianlagen der K l ö s t e r sind wir d u r c h den St. Galler P l a n sehr g u t u n t e r r i c h t e t 2 e ); wie die B a u e r n S c h l e s w i g - H o l s t e i n s noch h e u t e b., d a r ü b e r g i b t M e n s i n g B ) eine kurze Schilderung mit den volkstümlichen B e z e i c h n u n g e n der B r a u g e r ä t e , bei J o s t e s s t e h t alles W ü n s c h e n s w e r t e über W e s t f a l e n 2 8 ) . K n a u s t b e f a ß t sich w e n i g e r miç d e m B . des B i e r e s d a g e g e n g e h t S t e n g e l näher auf die B r a u m a ß r e g e l n , auf B e -
151S
brauen
handlung der Fässer und L a g e r u n g des Bieres ein aus beiden schöpft Coler 3 1 ). *) In einer litauischen Version der Wechselbalgsage staunt der Wechselbalg die Hausfrau beim Brauen von alus an: A R w . 6 (1903), 160. *) W e i n h o l d Frauen3 2, 5. 9; H o o p s Reallex. 1, 283. 3) Altnordische Sagabibliothek herausg. v. G. Cederschiöld, H. Gering und E. Mogk, H e f t 14: Halfs-Saga v. A. Le R o y Andrews. Halle 1909, 6 9 — 7 1 . 4) E b e r t Reallex. 2, 21; Z f V k . 1906, 392—93; bei den Göttern spielen das B. und die Braukunst eine große Rolle : Edda : Die Sage von Hymir = 46 ff. Simrock u. Oegirs Trinkgelage = 52 ff. Simrock; vgl. Veröffentlichungen der Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens : Bier und Bierbereitung bei den Völkern der Urzeit 1, Babylonien u. Aegypten (Berlin 1926) 24 ff. 5) B a r t s c h Mecklenburg 2, 65, 236; F i n d e r Vierlande 1, 168. ·) M e s s i n g Schlesw.-H.Wb. i , 536 ff.; F i s c h e r Schwdb.Wb. 1, 1367 (Augsburg 1324). ') Dialogus miraculorum V I I I , 62 = II, 1 3 4 — 1 3 5 Strange; vgl. X , 31 = II, 240 Strange. ') MG. legum sectio I I torn. I, 87, 18. ') 1. c. 88, 38 bis 39; vgl. 86, I i . " ) B ü c h e r Frauenfrage im Mittelalter» 80, II. ") W e i n h o l d Altla nordisches Leben 153. ) J o st es Westfälisches Trachtenbuch 81; S a r t o r i 2, 32; vgl. W u 1 1 k e Sächs. Volksk. 188. " ) H e y n e Hausaltertümer 2, 341 ff. ; vgl. Bier A. 1; S c h u l t e in den Annalen des hist. Vereins f. d. Niederrhein, H e f t 85, 130 ff.; Wuttke Sachs. Volksk. 156. " ) AKultg. 1919, 4; auch andere Güter: W u t t k e I.e. 448; 457—59. " ) M G . Diplomata regum et imperatorum II, 739, 17/18 = III, 18, 5. »«) H e y n e I.e. 349 ff. " ) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 1104. " ) 1. c. 1103. " ) S c h u l t e I.e. 133—139. ™) D e r s. 140. ") H e y n e 1. c. 1, 195. " ) M e n s i n g 1. c. ; J o s t e s l . c . ; BlpommV k . 4, 71. " ) F i η d e r Vierlande 2, 207; Z f V k . 1893, 399 (Saterland). " ) Z f V k . 1901, 469 (Mark); E b e r t Reallex. 2, 21. ") S t e i η m e y e r Ahd. Sprachdenkmäler (1916), 401 Nr. 82, ι . " ) H e y n e 1. c. 2, 343. " ) 1. c. 536 ff. ») J o s t e s 1. c. 78 ff. 2ί ) Κ η a u s t Fünff Bücker von der Göttlichen und Edlen Gabe, der Philosophischen, hochthewren und wunderbaren Kunst, Bier zu brawen. 1573; hier wird die spätere Erfurter Ausgabe 1614 (Exemplar in der Frankfurter Stadtbibliothek) zitiert: p. 8 ff. u. 14 ff. 3°) Bewerte Bierkünste·, welcher Maßen das Bier in diesem Lande allerhand auffmerkungen beschrieben durch Justum Stengel, Erffurdt 1616; cap. 1 — 6 ; Stengel bringt auch viele Mittel gegen Schadenzauber böser Leute. 31) C o l e r 20 ff.; 31 ff.
2. Das B., vor allem das B. der Hausfrau im Norden, wird infolge der A n g s t vor Dämoneneinwirkung und vor dem bösen Blick gehässiger Nachbarn zu einer
1516
mit Vorsichtsmaßregeln umrahmten Zeremonie, wie das B a c k e n ; beide Geschäfte stören die bösartigen Kobolde, diese werden beschuldigt, wenn das B r o t oder das Bier nicht gerät; in Niederdeutschland heißt schlecht gebackenes B r o t Quarges back ( Q u a r g = Zwerg) und mißratenes Bier Quargesbier 3 2 ) ; nach sächsischem Aberglauben wohnt die B r a u k a t z e M ) im Brauhaus, ein Kobold, der aber besonders die N a c h t w ä c h t e r ärgert (vgl. Bier 4—5), und schon die alten Ä g y p t e r hatten ihren B i e r d ä m o n 3 4 ) ; die Litauer verehrten einen besonderen Gott, ,,Raugupatis, der gott, der die gehr hilfft, wenn das bier wol giret, der teich wol säuret", nach Matthäus Praetorius 3S ), und Lasicius berichtet 3β) : R a u g u z e m a p a t i offerunt posteaque ebibunt primum vel cervisiae vel aquae mulsae e dolio haustum. Heute wird Nikolaus 37) von den Bierbrauern verehrt; in Flandern verehrt man den Gambrinus 3 8 ) ( s . d . ) ; bei den Esten durfte man am T h o m a s t a g nicht b., weil sonst der schwarze Thomas im K ü w e n saß und das Gebräu verdarb 39 ). Als Gegenmittel gegen Schadenkobolde legt man in Gotland ein Steinbeil in den Braukessel ; die Braugefäße werden aus Vogelbaumholz g e m a c h t 4 1 ) (vgl. Butter und Milch); der Kessel wird in Norwegen geweiht, bevor das Malz hineinkommt 42 ). In Schleswig 43) legte man beim B. ein Holzkreuz auf den Bottich und streute auf jedes Ende Salz gegen Verrufen des Bieres; Stengel 4 4 ) empfiehlt gegen Donner, reine Tücher auf den Bottich zu legen und ins Gebräu Salz, Kieselsteine und Lorbeerblätter; auch stellte man einen Querbaum in die Türe, um Unreine fern zu halten, die das Bier verderben konnten 45 ). Stengel 4β) bringt schon die Ansicht, daß eine foemina menstrualis das Bier sauer werden lasse, und in Thüringen heißt es: W e n n eine Frau die Menstruation hat, soll sie keine Brauerei betreiben, sonst schlagen Bier (s. Milch), Wein und Essig um 47 ). Feilberg berichtet, wie sehr die nordische Hausfrau 4 8 ) beimBierb. (wie beim Backen) den bösen Blick f ü r c h t e t ; eine Hexe kann bewirken, daß das Bier v o n Ungeziefer wimmelt ; kommt eine verdäch-
1517
braun
tige Person, so d e c k t m a n rasch den B o t tich zu 4 ·) ; der S c h w e d e s t e c k t beim E i n tritt eines F r e m d e n einen F e u e r b r a n d in die B i e r p f a n n e w ) . Ist ein B r a u g e i ä ß in E s t l a n d beschrien, so l ä ß t m a n ein P f e r d darauf nießen 5 1 ), ist es v o m bösen B l i c k besehen, so rührt m a n mit d e m S t o c k eines B e t t l e r s d a r i n " ) . „ B e i m B . lege m a n einen S t r a u ß großer Brennesseln a u f s F a ß , so s c h a d e t kein D o n n e r dem B i e r " , s a g t d i e R o c k e n p h i l o s o p h i e B3) ; diese rät a u c h : „ b e i m B . gesungen, gerät das B i e r " 54 ) (vgl. Bier § 7). E h e m a n die Bierhefe in die Maische legt, w i r d sie mit einem grünen E i c h e n z w e i g e bestrichen 5 5 ) ; w e n n m a n die H e f e ins B i e r w i r f t , m u ß man kreischen, d a m i t das Bier g ä r t 6 6 ) . W e n n das Bierb. mißlingt, t r i f f t U n g l ü c k ein w ) . 3i ) NddZfVk. 1920, 5; Lauf fer Ndd. Volksk. 79. " ) M e i c h e Sagen 53, 53. Sphinx 15, 130 ff.; ARw. 17, 208; über Bier im Gütterkult de' Babylonier vgl. die A. 3 zizierte Abhandlung. " ) S. 32; U s e η e r Götternamen 100. '·) J o h . L a s i c i i Pol o n i de diis Samogitarum libellus hg. v. VV. M a η η h a r d t. Kiga 1868, 122; U s e n e r 1. c. ") A l b e r s Das Jahr 311. Ableitung von Herzog J a n p r i m u s von Brabant ist bestechend: Monatsschrift f. d. Gesch. Westdeutschlands 4 (1878), 88—89; IC G. Andersen Über deutsche Volksetymologie 5 241; aber wahrscheinlicher ist die Herleitung von cambrarius: Thes. L. L. s. v. cambarius; S c h u l t e 1. c. 145—146; H e y n e 1. c. 2, 371 f. ; natürlich ist eine spätere volksetymologische Verbindung mit Jan primus nicht ausgeschlossen, vgl. C ο 1 e r 20 ff. ; über Dionysos als Gott des Bieres vgl. F r a z e r 5, 1, 2 A. 1; Classical Review 15 (1901), 23. *·) B o e ç l e r Ehsten 93; in Norwegen darf man am Sonnwendtage nicht backen und b., weil sich sonst der Rost im Brauhause umdrehen würde: L i e b r e c h t Zur Volksh. 315, 32. 40) M o n · te li us Kulturgeschichte Schwedens 69; NddZfVk. 1926, 5 A. I. " ) Germ. Mythen 101. " ) L i e b r e c h t I.e. 315,30. 43) M e ns i η g 1. c. 537 mit Literatur; ZfVk. 1914, 56, 28; vgl. L i e b r e c h t 1. c. 315, 31 ; H e c k s c h e r 383; S e l i g m a n n Blick 2, 16. " ) I.e. cap. 8; vgl. C o l e r I.e. 406 c. 58. *') M e η s i η g 1. c. 1, 537; vgl. A. 43. " ) 1. c. cap. 8. ·') W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 278 Nr. 24. ω ) Aus ähnlichen abergläubischen Motiven wird bei den Birmanesen das B. zur heiligen Aufgabe: Zwei Weiber werden ausgelost; sie dürfen nichts Saueres essen und keinen Geschlechtsverkehr haben, sonst wird das Bier sauer: F r a z e r 2 200. " ) ZfVk. 1901, 306; 321—22; F e i 1 b e r g Dansk Bondeliv i*,
1518
89 i f . ;
S eli g m a n n
Blich
ι,
236;
vgl.
Sartori
Sitte u. Brauch 2, 32. ··) M a n a · h a r d t GM. 1 0 1 . " ) S e 1 i g m a η η ι , 289. " ) D e r s. r, 336. " ) G r i m m Mythologie 3, 445. 3 3 6 ; 2, 1 6 Α .
vgl. Bier Α . 1 3 4 — 1 3 5 ; 34; vgl. Α .
42 a .
")
S a r t o r i
G r i m a
I.e.
3, 4 4 5 . 3 4 7 · ") S t r a c k e r j a n ι, 126; W. 717; S e l i g m a n n 1. c . 2 , 6 0 ; S a r t o r i 2 , 3 2 ; vgl. S t r a c k e r j a n 2, 226,
477.
")
K n o o p
Hinterpommern
P o m m V k . 4, 7 1 ; S a r t o r i 4 (1893). 1 5 9 . 145·
2,32.
183; »')
Bl-
Urquell
3. W e n i g e r r o m a n t i s c h und n i c h t abergläubisch, a b e r nicht w e n i g e r gewissenh a f t w a r die Sorge der S t a d t b e h ö r d e n b e i m B . ; n a c h den N ü r n b e r g e r Polizeigesetzen w u r d e der B r a u m e i s t e r v e r e i d i g t ; ungenießbares B i e r s c h ü t t e t e der H e n k e r ö f f e n t l i c h a u s M ) ; in S c h w a b e n m u ß te der B i e r k ü s t e r 59 ) d a s G e b r ä u besichtigen und p r ü f e n ( V e r o r d n u n g v o n 1543); schlechtes B i e r w u r d e d u r c h die Polizei a u s g e r u f e n ®°) ; d a h e r die R e d e n s a r t : einander das B i e r v e r r u f e n = einander schlecht m a c h e n ( A u g s b u r g e r V e r ord. v . J . 1552). Die B i e r b r a u e r h a b e n ihre besonderen Zunftgepflogenheiten, besonders die B r a u b u r s c h e n e l ), w e n n sie auf W a n d e r s c h a f t eine G a b e heischen. ")
P e t e r s
s c h e r
1104.
Pharmazeulik
SchwäbWb. β1 )
1,
L a c h m a n n
MschlesVk.
(1920), 154.
1897
Heft
2, 209 f f .
1103. 4,
M)
F i -
D e r s .
Überlingen
i,
313;
61; Erl. H m t b l t .
3
Eckstein.
braun. F ü r den U r s p r u n g der F a r b e n b e z e i c h n u n g b. im e n t s p r e c h e n d e n T i e r f e l l sprechen älteste und h ä u f i g s t e V e r w e n d u n g wie a u c h E t y m o l o g i e : zur n ä m lichen W u r z e l gehören „ M e i s t e r B r a u n " (s. Bär) und B i b e r (s. d.); v g l . a u c h «fpüvij (s. K r ö t e ) !). V o r b e d e u t u n g . Alte Bauernbeo b a c h t u n g schließt aus d e m W i n t e r p e l z der Tiere auf das E i n t r e t e n rauher W i t t e rung. B e h a l t e n im S p ä t h e r b s t die W i e s e l l a n g e Zeit ihren b.en Pelz, wird der W i n ter m i l d ; f ä r b t sich der P e l z a b e r bald weiß, g i b t es einen s t r e n g e n W i n t e r mit viel S c h n e e 2 ) . A u s d e m B r u s t b e i n der Martinsgans, gegen d a s L i c h t gehalten, k a n n m a n schließen, w i e der W i n t e r werden w i r d : w e i ß e F l e c k e n d e u t e n auf Schnee, b.e (seltener: rote) auf F r o s t und K ä l t e , und z w a r so, d a ß der v o r d e r e {am
braun
Halse) bzw. der hintere Teil des Brustbeins die Winterzeit vor bzw. nach Weihnachten bezeichnet 3 ). Die Bauernregel weiß das auch in Reimen auszudrücken: Ist's Brustbein der Gans b., Wirst du viel Kälte schaun, Ist's aber weiß, Viel Schnee und Eis 4).
Schon 1455 klagt der Leibarzt des Herzogs Albrecht von B a y e r n : „ V o r zeiten giengen die alten pawren uff den ainöden damit umb, nun ist der ungelaub gewachsen in küngen fürsten und dem ganzen adel, die an sölich sach gel a u b e n 5 ) . " — Begegnet man einem Schimmel und einem B.en, sieht man heut noch seinen Geliebten e ). Volksmedizinisches. Man nagle eine b.e Schnecke mit hölzernem Hammer an den Türpfosten; sobald sie vertrocknet, dörren auch die W a r z e n a b 7 ) . Gegen die „ h ä u t i g e " B r ä u n e (s. d.) 8 ) kocht man sieben rote Schnecken in Weinessig und bindet den darein getauchten Leinlappen möglichst warm um den Hals mit den Worten: Tod und Bräune gingen durch das Land, Da begegnete ihnen der göttliche Heiland Und jagte sie über die Felder In alle Wälder ·).
Der S a f t der B r u n e l l e (s. d.), auch „ B r a u n h e i l " genannt, ist als Gurgelwasser ein altbewährtes Mittel gegen Bräune und Mundfäule 10 ) ; auch gegen Frauenleiden u ) und als Augenwasser 1 2 ) fand die Pflanze Verwendung. — Mit B r a u n k o h l — wer dies verbreitete Gericht zu Weihnachten nicht ißt, bekommt Eselsohren — füttert der Knecht am Heiligabend oder in der Silvesternacht die P f e r d e , möglichst mit gestohlenem, um das ganze J a h r wohlgenährte, glänzende Tiere zu h a b e n 1 3 ) ; deutlich wird gesagt: jede K u h und auch jedes Pferd bekam ein Blatt Braunkohl, die Schweine dagegen nicht 1 4 ). Verschiedenes. B.e Augen behalten im Tode ihr Licht, blaue brechen *?). Sonst ist die Wertschätzung b.er und blauer Augen landschaftlich natürlich sehr verschieden 1 8 ). — Auf Rügen unterscheidet man neben weißen und schwarzen auch b.e U n t e r i r d i s c h e 1 7 ) .
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— In Besprechungsformeln spielt die b.e Farbe eine geringe Rolle einmal zur Bezeichnung der erkrankten Tiere, dann um j a keinen der in Betracht kommenden, durch die Farbe zu kennzeichnenden Krankheitsdämonen zu übersehen (Schlangen, Würmer, R o t l a u f ) 1 8 ) . — Oft schwankt b. nach s c h w a r z (s. Trauerfarbe), r o t (s. a. Anm. 8) und g e l b , wie j a die Einzelsprachen das B. oft im Hinblick auf diese Farben benennen 19 ). Dafür noch einige Beispiele. Wer träumt, er sehe viel schwarze oder b.e Dinge, hat viel schwarze Galle oder Melancholie im Leibe M ). Die Zigeuner ver^ nageln gegen Feuer b.e Kugeln an den Hauptbalken der Scheune 2 1 ). Gelbsucht wird von Gegenständen gelber, b.er oder schwarzer Farbe angezogen oder auf dieselbe übertragen 22 ). Vereinzelt gegenüber gelb (s. d.) heißt es: wer b.e Finger bekommt, stirbt bald 2 S ). Wo der Bilmschnitter ging, sind die Halme ganz b. 24 ). ') S c h w e n t n e r Untersuch. über Gebrauch u. Bedeulg. d. altgerm. Farbenbezeichn. 56 ff. ; S c h r ä d e r Reallex. * 1, 1 6 1 ; K l u g e EtWb. 67. Mhd. kann b. auch violett und purpurrot bedeuten. s) P o l l i n g e r Landshut 229 und 230; vgl. Z i n g e r l e Tirol 92 Nr. 785 und 1 1 8 Nr. 1055. a) Τ h i e 1 e Folkesagn 11 Nr. 53 (m. Lit.); W i r t h Beiträge 4/5, 19 und 40; ZfrwVk. 10, 22 ; F o g e 1 Pennsylvania 238 f. Nr. 1233 (m. Lit.) ; G r i m m Myth. 3, 445 Nr. 341 (Rockenphilos.) und 468 Nr. 9 1 1 ; S t e i n e r Tiere 2, 245; T e t t a u u. T e m m e 279 Nr. 1 5 ; rot: Jahrb. d. Ver. f. mecklenb. Gesch. u. Altertumskde 9 (1844), 219 (m. Lit.); BaitStud. 33 (1883), 123; C u r t z e Waldeck 403 Nr. 164 (m. Lit.); K u h n u. S c h w a r t z 455 Nr. 414. ') BlpomVk. 8, 1 1 8 Nr. 16; vgl. a. Nr. 17 und 18. s) G r i m m Myth. 3, 433. ·) M ü l l e r RheinWb. 1, 930. 7) G r i m m Myth. 3, 471 Nr. 975. e) Imallgem. bezeichnete man mit Bräune eine ganze Anzahl von Krankheitserscheinungen, nicht nur Halserkrankungen; man „beutete" die Kopfrose noch 1905: „ O Β r a u η , wo webst du ? . . . Ich will Kräuter suchen und dich vertreiben." (ZfrwVk. 5, 94.) Bräune = Kotlauf: A r n d t s Schrift. 3, 5 1 2 f. (bei Hëckscher 126. 140). 9 ) M e y e r Baden 575 = Z i m m e r m a n n 10 Volksheilkde 30. ) M ü l l e r Kräuterbuch (1871), 528 f. ; F r i s c h b i e r Preuß. Wb. 105; Schweizld. 5, 652; SchwVk. 7, 10 (15. Jh.) ; M a r ζ e 1 1 Krâuterb. 275. " ) Z a h l e r Simmenthai 68 f. Ist dabei etwa an die Gleichung mit mhd. briune (vulva) zu denken? " ) Schwld. 5, 187. ls ) K u h n Mark. Sag. 379 Nr. 27; Abergl. und Sympathie in d. Alt-
Bräune—Braut, Bräutigam mark (Bismark 1894), 6; Ε η g e l i e η u. L a h n 239; W i r t h Beitr. 4/5, 13; 6/7, 5. ») ZfVk. ι (1896), 430. ») Z i n g e r l e Tirol 48 Nr. 423. ») Vgl. ζ. B. F i s c h e r SchtväbWb. ι, 1180 und Schweizld. 5, 647. ") E. M. A r n d t (ed. Meisner u. Geerds) 5, 104; vgl. dazu und zu den schottischen „brownies" G r i m m Myth, t, 368; 3, 125; H e c k s c h e r Keg. ; B. als Farbe übernatürl. Wesen: F e i l b e r g Ordbog 4, 67. ") ZíVk. 1895, 29; BlpomVk. 7, 114 Nr. 12; 117 Nr. 5. ") S c h r a d e r a. a. O. so) M e g e η b e r g Buch der Natur 41. ") F i s c h e r Aberglaube 280 f. ") L a m m e r t 248. ") R e i s e r Allgäu 2, 314. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 428; vgl. a. die Hexentanzringe (gelb und rot). Schewe.
B r ä u n e . F ü r A n g i n a und Diphtheritis gab es früher die Bezeichnung „ H ä u t i g e B . " *). Zunächst gilt die H o m ö o p a t h i e : Man bindet ein mit B u t t e r bestrichenes blaues Zuckerpapier um den Hals des kranken Kindes (Unterfranken) 2) oder ein blaues T u c h (Schweiz) s ). In Mecklenburg bewahrt man sich vor der B., wenn man einen blauen Wollfaden um den Hals gebunden trägt *). In Tirol hängt man dem K r a n k e n einen roten Faden, mit dem eine Kreuzotter erwürgt wurde, u m den Hals 8 ). Oder man macht einen Umschlag aus einem frischen, in W e i n oder Milch gekochten Schwalbenneste e ) oder aus dem Hirn einer schwarzen K a t z e 7) ; oder man ißt am Palmsonntag P a l m k ä t z c h e n 8 ) . Als Heilpatrone gelten St. B l a s i u s e ) und Jodocus 10 ). 1 ) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 65 ; H ö h n Volksheilk. I,. 139; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 697; H o o p s Reallex, 1, 311. ') H o v o r k a - K r o n f e l d ebd. ») W e t t s t e i n Disentís 172. ') B u s c h Volksabergl. 76. 5) ZfVk. 8, 172. ·) S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 523; Schwalbennester empfehlen schon C e l s u s (4, 4) u. P l i n i u s (30, 4). ') W u t t k e § 537. ·) F o s s e 1 Steiermark 99; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 262. ·) S c h l i c h t Bayrisch Land und Volk 72; Fontaine Luxemburg 19; 10) W r e d e Eifler Volksk. 65. Stemplinger.
B r a u n w u r z (Scrophularia nodosa). ι . B o t a n i s c h e s . Einen halben bis einen Meter hohes, zu den B.gewächsen (Skrofulariazeen) gehöriges K r a u t mit vierkantigem Stengel und gegenständigen, eiförmigen Blättern. Die Blüten sind
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schmutzig-braun. Die B . wächst häufig an Gräben, Bächen und im feuchten Gebüsch *) M a r ζ e 11 Kräuterb.
359 f.
2. Die a m Hals getragene B. soll ein gutes Mittel gegen K r ö p f e s e i n 2 ) . Sie wird gegen Skropheln verwendet, und zwar m u ß sie zu diesem Z w e c k zwischen den beiden Frauentagen gesammelt sein 3 ). Jedenfalls gab der knollig verdickte W u r zelstock der B. A n l a ß zu diesem A b e r glauben (signatura rerum!). A u s dem gleichen Grunde (oder wegen der Ä h n lichkeit der Blüten) wird die B. gegen Blutgeschwüre in der Tasche getragen *), ferner wird sie beim Blutharnen der K ü h e g e b r a u c h t 6 ) . Früher scheint überhaupt die B. häufig zu sympathetischen K u r e n gebraucht worden zu sein, denn B o c k ®) schreibt, daß die „ W e i b e r seltzamer superstition" damit treiben. In der mährischen Walachei gebrauchen die Schafhirten die P f l a n z e gegen V e r z a u b e r u n g 7 ) . *) Ζ. B. T a b e r n a e m o n t a n u s Kräuterbuch 1731, 930; ZföVk. 6, i n ; vgl. Ampfer. «) S a t t e r Gottschee 18. ·) W a r t m a η η St. Gallen 71; in Bosnien wird die B. auf Karbunkel aufgelegt: Wiss. Mitt. Bosn. Herceg. 7, 363. 5) K r ü g e r Mecklenburg 77. ·) Kräuterbuch 1551, 71 r. ') ZföVk. 13, 24. Marzeil.
Braut ( = B.), Bräutigam ( = Bg.). ι. Bedeutung des Brautstandes. — 2. In Erwartung der Brautzeit. — 3. Gewinnung der Braut. — 4. Das glückhafte Brautpaar. — 5. Das gefährdete Brautpaar. — 6. Allerlei Aberglauben im Hinblick auf die Ehe. — 7. Fortwirkendes Brautglück in der Ehe. — 8. Braut als Glückstitel, Maibraut. — 9. Gottes- und Teufelsbraut.
I. Der B. s t a η d gilt als ein Stand des Glückes, verleiht tieferes Lebensgefühl, erhöhte Lebensmacht. Der Volksglaube sucht das W a n n und W i e dieser Glückszeit zu erkennen, sie herbeizuführen, ihren Segen f ü r Gegenwart und Z u k u n f t auszunutzen und ihre Gefahren abzuwehren. B.zeit ist mehr noch als Geburt der Gegenpol zu Sterbezeit; die Wege, auf denen B. und B a h r kommen, sind bedeutungsvoll. Selbst die Kirche, wo sie den weltlichen Sinn gemeistert und das w a h r e Leben ins Jenseits verlegt hat, f ü h r t die Seelen als B r ä u t e dem himmlischen B g .
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Braut, Bräutigam
zu, so dem Volksglauben das tiefbegründete R e c h t auf eine besondere B e a c h t u n g der B.zeit als einer Zeit der notwendigen Erlösung des Ich im Du nachdrücklich bestätigend. „ D a t is man 'ne ulle siechte Dirn, de kenen Broegam h e t t " , sagt man in der Lüneburger Heide l ). W i e in Indien heute auch die untersten Kasten, vornehmlich aus abergläubischer F u r c h t vor der „ S c h a n d e " , ein unverheiratetes Mädchen im Hause zu haben, immer mehr zu den Kinderheiraten übergehen 2 ), so duldet auch bei uns der Volksglaube keine L e d i g e n (s. d.) 3 ), daher gibt man dem unverlobt verstorbenen Jüngling eine schwarz-verschleierte,, B . " mit ins Trauergefolge 4) und ledig gestorbenen Mädchen, j a selbst Kindern, den B.kränz ins Grab, oder man richtet zum Leichenbegängnis dem T o t e n die versäumte Hochzeit zu 6 ). Andererseits glaubt man, daß Mädchen, die als Bräute sterben, auf Kreuzwegen so lange tanzen, bis ihnen der Bg. nachgestorben ist e ). Der alte Aberglaube an die bindende Gewalt des gegebenen Versprechens und an die Notwendigkeit seiner Erfüllung, weniger aus sittlicher Freiheit als aus der zwingenden Wirkungsk r a f t des gesprochenen Wortes selbst (vgl. W i k i n g e r g e l ü b d e , Weissagungen und Verwünschungen im anord. Schrifttum), zeigt sich hier noch wirksam. Ihren vor tausend Jahren gefallenen Verlobten erneuern nach französischer Sage die ,,Dames des P r é s " alljährlich einmal das einst gegebene Gelöbnis 7 ), und eine andere Sage deutet drei menschenähnliche Felsenriffe als drei treue Bräute, die hier einst am Meerstrand auf ihre Verlobten vergeblich warteten 8 ). Das Märchen erzählt v o n verzauberter B. oder verzaubertem Bg. in Tiergestalt, die durch Treue erlöst werden, v o n vergessener und untreuer B. 8 ). Eine B., die sich verschwur: „ W e n n ich einen anderen denn Dich nehme, so hole mich der Teufel auf der H o c h z e i t " , wird, da sie es dennoch tut, v o m Teufel pünktlich abgeholt 1 0 ), und Volkslieder singen v o m höllischen Reiter, der die untreue B. in seinen ewigen Unfrieden e n t f ü h r t u ) .
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l ) Κ ii c k Lüneburg 154. *) J o l l y Recht u. Sitte 58; ®) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 38 ff. 4) L a u b e Teplitz 33. ') S c h w V k .
II, 13 ff. ') R o c h h o l i Sagen i, 291. ') S é b i l l o t Folk-Lore 2, 204. ·) Ebd. 2,95. ·) T e g e t h o f f 10)
Amor u. Psyche
M e i c h e Sagen 466. ") ι, 625—O31.
27 ff. 50 ft.
Erk-Böhme
2. W e n n um das Haus die Schwalben fliegen, wird bald ein Mädchen darin B . ; denn über jeder B., sie mag sein, wo sie will, fliegen die Schwalben 12 ). In Dithmarschen glaubt man eine heimliche B. im Hause, wenn das Schüssel-Aufwaschwasser k o c h t 1 3 ) . In Weingarten (Schwaben) gibt's eine B. im Haus, wenn an einem Gefäß ein hölzerner Reifen s p r i n g t 1 4 ) . Brennen drei Lichter in einer Stube, so wird ein Mädchen B. 1 5 ), und wen's in der Nase juckt, der „ r i e c h t " eine B. oder erfährt sonst eine große N e u i g k e i t l e ) . Zerbrechen beim Nähen viele Nadeln, so wird das Mädchen B., noch ehe das K l e i d abgetragen i s t 1 7 ) . Bleibt ein Zweiglein am Kleid eines Mädchens hängen, so wird sie bald B . l ä ) ; ein junges Mädchen, das Trauzeuge ist, wird binnen Jahresfrist B. 19 ), desgleichen, wenn es beim Essen zwischen zwei Schwestern oder zwei Brüdern oder an der Tischecke zu sitzen kommt 30). Hierher gehören auch die vielfachen Versuche bei Mädchenzusammenkünften (Flachsrupfen, Spinnen, B . k a f f e e u. a.), die nächste B. herauszubekommen. W e r in seinem Anteil (Kuchen u. a.) einen bestimmten, versteckten Gegenstand findet, wird die nächste B. Beim B.kranzaustanzen pflegt in Niederschlesien die B. mit verbundenen Augen einer Gefährtin den K r a n z aufzusetzen, und diese ist dann die nächste B. 2 1 ). Wer beim Zerreißen des Kranzes die erste Blume b e k o m m t 22) oder ein Stück v o m Brautschleier erhascht 2 3 ), h o f f t selbst bald solchen S c h m u c k zu tragen. Und Stücke v o m B.kuchen, der über dem Kopf der B. zerbrochen und unter die Mädchen verteilt wird, legen sich die Heiratslustigen unter das Kopfkissen, um den Z u k ü n f t i g e n im T r a u m zu sehen M ). V o n der T h o m a s n a c h t bis zur Weihnacht brauchen die Mädchen nur ein Wachskerzchen in den Schuhen
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Braut, Bräutigam
zu tragen und es dann während der Mette anzuzünden, und der zukünftige Bg. stellt sich ihnen zur S e i t e 2 5 ) . Besonders sind die Andreas-, Matthias- und Thomasnacht (s. d.) geeignet zu solcher Bg.schau. Nacktheit und Wasser (Quell, fließendes, stehendes Wasser, Waschschüssel) 2e ), aber auch Kranz, L a u b und Lichter u. a. spielen dabei eine wesentliche Rolle 2 7 ). Dem Mädchen, das sich im Bache wäscht, über den ,,B. und B a h r " ziehen, und sich mit nassem Gesicht ins B e t t legt, wird im T r a u m der Z u k ü n f t i g e erscheinen, es abzutrocknen M ). Die Vielfältigkeit dieser B.orakel und Vorstellungen v o m Bg. als Traumgast macht vollständige A n g a b e unmöglich (s. a. Liebesorakel). Bedeutungsvoll ist der letzterwähnte W u n s c h t r a u m v o m Zukünftigen als eine Wurzel des Märchent y p u s von A m o r und Psyche 29), in klassischer D i c h t u n g verklärt durch Kleists K ä t h c h e n v o n Heilbronn (IV, 2). " ) G r o h m a n n 71. " ) Z f V k . 24 (1914), u) B i r l i n g e r 55. A u s Schw. 1, 415. 15) Unoth 183 Nr. 61. '«) Ebd. 184 Nr. 93. ls ) SchwVk. " ) Ebd. 183 Nr. 55. 3, 74. " ( S t r a c k e r j a n 1, 31. so) M e i e r Schwaben 2, 506. ! 1 ) D r e c h s l e r 1, 277; J o h n Erzgebirge 101. " ) ebd. " ) Ebd. 102. aä " ) M a n n h a r d t Forschtingen 361. ) F r a n z i s c i Kärnten 32. 2e) K u h n Westfalen 2, 123 ff. S7) ZfrwVk. 3, 63 ff. ») F r a η z i s c i Kärnten 32. 2β) T e g e t h o f f Amor u. Psyche 85.
3. Die W o r t e , , Β . " und „ B g . " , heute bei uns vorwiegend auf die V e r l o b t e n angewandt, bezeichneten ursprünglich nur die B.leute am Hochzeitstage, daneben dann auch die Jungverheirateten. Erst im späten MA. k o m m t der Gebrauch der W o r t e für die „ V e r l o b t e n " auf, in England und Skandinavien bleibt er überhaupt unbekannt 3 0 ). Gleichwohl sind nach altgermanischei Sitte „Verlöbnis und V e r m ä h l u n g " durchaus nicht „ e i n s " 3 1 ) ; die anord. Quellen berichten viel volkskundlich Beachtliches über die B.zeit 32 ), die durch bösen Zauber gestört, durch Treue geheiligt wird. Die Form der B.gewinnung, der B . k a u f (s. Verlobung), — das W o r t „ K a u f " gemäß der Bedeutung des anord. k a u p a genügend weit g e f a ß t 3 3 ) , — hat als Unterhandlung zwischen Bg., bzw. Werber, und B.,
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bzw. deren Sippenvertreter, in geschichtlicher Zeit keine wesentliche Änderung erfahren, und ist nur in Zeiten, wo eine strenge sittliche Ordnung und hohe Persönlichkeitsgeltung der Frau (wie im heidnischen Island) durch Sittenverfall und Herabsetzung der Frau abgelöst wird, von freier Übereinkunft zu rohem Geschäft ausgeartet. Der B . p r e i s kann im Altgermanischen, wo jeder Gabentausch innerlich bindende K r a f t h a t t e 3 4 ) , nur die nötige Gegenleistung der Sippe d e s B g . s zur Vollendung des mit der V e r l o b u n g bedingten Sippenbündnisses gewesen sein 3S ). „ E s kann also nicht davon die Rede sein, daß der germanische V a t e r seine Töchter an die Schwiegersöhne verhandelt h a b e " 3β ). Der in der B.zeit beliebte Austausch v o n Geschenken verrät gleichfalls nur das Bestreben, „ e i n künstliches Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden Familien zu begründen und so fest wie möglich zu k n ü p f e n " 37 ). Der B.r a u b (s. Verlobung) ist bei germanischen Völkern nicht als Entwicklungsstufe nachweisbar, sondern war immer nur eine je nach der herrschenden Gesellschaftsordnung und dem Stand der Sitten in verschiedenem U m f a n g e mögliche Trotzhandlung abgewiesener oder aussichtsloser B e w e r b e r , die im heidnischen Norden v o n Menschen und Gottheit (Thor) geahndet wurde. W i r deuten die im V o l k s b r a u c h fortlebenden B.kaufbräuche und B.raubspiele falsch, wenn wir diese Bräuche als Reste einer „ b a r b a r i s c h e n " Sitte betrachten, und wir können die Glücksmacht, die der Volksglaube gerade der B. zuschreibt, und die sorgende Liebe, mit der die sie umgebende Gemeinschaft sie auf dem W e g e zur Hochzeit begleitet, nicht verstehen, wenn wir sie s t a t t aus ererbter A c h t u n g vor jenem heidnischen „ s a n c t u m et p r o v i d u m " aus Veredelung durch christliche Z u c h t erklären. Der B.l a u f , ursprünglich der Z u g des Bg.s mit der B. ins eigene H e i m 3 S ) , später vielfach ein feierlicher U m z u g , wurde schließlich vielerorts ein Wettlaufspiel am Hochzeitstage (s. d.). A u c h die merkwürdige Sitte der B.s-
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Brant, Bräutigam
s c h a u , im alten T e s t a m e n t erwähnt, a m byzantinischen Hofe im 8. und 9. Jh. bezeugt, v o n da mit dem Byzantinismus und der orientalischen Bewertung der F r a u an abendländische Höfe übertragen 3e ), ist auf germanischem Boden fremd. Die in der Snorra-Edda mitgeteilte Sage v o n der Riesentochter Skadi, die sich aus der Schar der Götter einen Gatten nach den schönsten F ü ß e n wählen darf, und so statt dem erhofften Baldr den N j ö r d bekommt, zeigt im Gegenteil eine A r t Bg.sschau, die sich aber freilich ebensowenig als altgermanische Sitte nachweisen läßt. Ländliche B . m ä r k t e am Himmelfahrtstage, wie jener aus Kindleben bei Gotha bezeugte sind entsprechend zu beurteilen.
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diese Zeit übernormaler Lebensmacht. Das Fräulein v o n Karpfenstein (Grafschaft Glatz) erscheint alle hundert Jahr einmal einer B., und diese zieht aus der A r t der Erscheinung Schlüsse auf den Ausfall der Ehe 4e ). Und nach einer Thüringer Sage ging ein armes B.paar, auf sein Glück v e r t r a u e n d , zur „ P r i n z e s s i n " in den K y f f h ä u s e r , dort Teller und Schüsseln z u m Hochzeitsschmaus zu leihen, und k a m nach kurzweiliger Bewirtung — 200 Jahre später — wieder ans L i c h t der Sonne»). ") G r ö n b e c h Anwander
Vor Folkeaet I.
Die Religionen
der
" ) A.
Menschheit
128. ·*) R e i s e r Allgäu 1, 45. " ) M e y e r Baden 22. " ) H ö h n Geburt 207; ZfVk. 23, 279. " ) D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89. *') J o h n Erzgebirge 96. ") SchwVk. 4, 46. M) B e c h ®°) H o o p s Reallex. i, 510. al ) M ü l l e n - *') K ü h n a u Sagen 1, 233 ff. s t e i n Thüringen 2, 252. h o f f Altertumskunde 4, 304. s2 ) Vgl. K o r mákssaga, Gunnlaugssaga, Bjarnarsaga Hit5. Man sagt, „ B . l e u t e dürfen einander doelakappa u . a . **) G. N e c k e 1 Altgerm. nicht zu sehr lieben, sonst gibt es eine Kultur 45 ; " ) V . G r ö η b e c h Vor Folkeaet unglückliche E h e " s l ) . Wieweit hier Lei oldtiden 3, 60 ff. " ) A m i r a Ν. O. R. ι, 533 ff.; 2, 659 ff. ··) N e c k e l Altgerm. Kulbenserfahrung , wieweit „ A n g s t vor dem tur 45. ") B ä c h t o l d Hochzeit 1, 232 ff. Neid des Schicksals" den Aberglauben " ) H o o p s Reali. 1 , 5 1 1 . »') D i e t e r i c h gebildet hat, bleibe dahingestellt. Im Byzanz 10. ">) M a n n h a r d t 1, 449. allgemeinen gilt nicht schon der B.stand, sondern erst Hochzeitstag und Hochzeits4. Der im Germanischen so wichtige nacht (s. d.) dem Aberglauben als eine G l ü c k s b e g r i f f 4 1 ) , „ e i n P u n k t im Herzbesonders gefährliche Zeit, die dem Neid blatt germanischen L e b e n s " 42 ), hilft den des Schicksals und der Macht der bösen Aberglauben an die besondere GlückGeister besonders ausgesetzt ist. Zumal haftigkeit v o n B. und Bg. erklären. Dem die V e r m u m m u n g der B. und das VerB.paar mit seiner vereinigten und ertauschen der B. (bei P r i m i t i v e n s 2 ) und höhten Glücksmacht, die nach der Hochdann besonders auf slavischem Gebiet) 53) zeit hin ständig sich zu vermehren gehören hierher. In der A n g s t davor, daß scheint, kann, wie man im A l l g ä u glaubt, Feinde der B. sie „ b e r u f e n " und zur Ehe selbst die Wilde F a h r t nichts anhaben tó). untauglich machen könnten, zieht sich Gern wählt man aus demselben Grunde die bulgarische B. schon tagelang vor ein B.paar zu P a t e n 44) und glaubt, das der Hochzeit abends sorgsam zurück S4 ), getaufte K i n d werde nun besonders viel und auch der Bg. wird dort vielfach in Glück haben 45 ). W e n n einem ein B.paar den letzten Tagen v o n ähnlicher A n g s t an begegnet, hat man Glück 47), andererseits das Herdfeuer gebannt und darf nichts schließt man, wenn einem Hochzeitszug arbeiten s s ). Die A n g s t vor der B e h e x u n g ein anderes B.paar begegnet, auf frühe (besonders vor der „ i m p o t e n t i a ex maleT r e n n u n g der geschlossenen Ehe durch f i c o " ) ist auch in Deutschland, besonders den T o d 47 ). In Basel soll als altes Heila m Hochzeitstage, vielerorten groß gemittel gegen Überbeine empfohlen worwesen (s. Hochzeit und Geschlechtsverden sein, das Überbein reibend auf ein kehr). N a c h einem Schweizer Brauch soll B.paar zu blicken, und diesem durch der Bg. zwei W o c h e n vor der Hochzeit die einen Spruch das Übel anzuwünschen, D a c h t r a u f e nicht überschreiten, und die d. h., es damit aus der W e l t zu schaffen 4 8 ). Sage weiß v o n einem, der das Gebot überSagen und Märchen knüpfen sich gern an
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Braut, Bräutigam
t r a t und heimwärts d a n n von einem Dämon übel zugerichtet wurde M ). Ob m a n zum Vergleich auf gewisse Tabu-Vorstellungen Primitiver verweisen darf, wonach der Bg. kurz vor der Hochzeit (Malabar) oder das B.paar eine gewisse Zeit nach der Hochzeit (Borneo) B7) den Boden nicht berühren darf, ist angesichts der Tatsache, daß T a b u - V o r s t e l l u n g e n auf germanischem Gebiete nicht einwandfrei bezeugt sind, von vornherein zweifelhaft. ") W u t t k e 367 § 553. M) F r a temismi 4, 256 ff. ") U s e n e t Kl. 94 f. M) S t r a u ß Bulgaren 88. ") ··) R o c h h o l z Sagen 2, 24. ") 10, 5·
ζ e r ToSehr. 4, Ebd. 63. Fraser
6. Künftiges Glück u n d Unglück, vor allem in der erhofften Ehe, hängen von allerlei Zufälligkeiten, aber auch vom Beobachten oder Außerachtlassen bestimmter Vorschriften ab M ). Sprichwörter wie: „ L a n g e r B.stand — kurzes E h g l ü c k " oder: „ A u s einem langen B.stand wird kein E h s t a n d " , m a h n e n zur baldigen H e i r a t 5 e ) . Nach Mitternacht k a n n eine B. vor einem Haus, in dem keine Mannsperson ist, e r f a h r e n , wie sich der Bg. in der Ehe geben wird 8 0 ). W ü n s c h t die B. einem Wiegenkind Böses, so stirbt sie im ersten K i n d b e t t 61 ), u n d m a c h t sie einem Kind ein unfreundliches Gesicht, so b e k o m m t sie selbst böse Kinder e2 ). Das B.paar — oder nur die B. — darf an den Sonntagen des Aufgebotes die Kirche vielerorts nicht besuchen (Münsterland 6 3 ), Mecklenburg e4) u. a. 0.), sonst wird die Ehe nicht glücklich 65 ), oder es gibt viel ehelichen S t r e i t β β ) . Bisweilen dürfen selbst die Verwandten nicht beim Aufgebot zugegen sein w ) . Teilnahme des B.paares àn einer Beerdigung h a t baldige Trennung der künftigen Ehe durch f r ü h e n Tod zur Folge Μ ). Allerlei Vorschriften knüpfen sich an die Vorbereitungen der Hochzeit (s. d.). Die Ausstattungswäsche darf die B. nicht mit dem künftigen F r a u e n n a m e n zeichnen, sonst geht die P a r t i e auseinander β ·). Beim Nähen des B.h e m d e s darf die Β. nicht eher aufhören, als bis es fertig ist, sonst stirbt sie beim ersten Kind 7 0 ), — und wenn sie einst Glück bei
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den Gänsen h a b e n will, m u ß sie es im Gänsestall anziehen 7 1 ). S t u r m wetter bei der B.w ä s c h e b e d e u t e t Unfrieden in der E h e 7 2 ) . Dem Bg. ist jeder Blick in das Zimmer, in dem der B.s t a a t angefertigt wird, streng v e r w e h r t 7 3 ) , und die B. darf sich ihm nicht vor der Zeit im B.staat zeigen, sonst gibt es eine unglückliche E h e 7 4 ) . Vom B. k 1 e i d , das unbedingt ein neues sein m u ß 7 6 ) , darf kein Flick fortk o m m e n 7β) ; auch meint m a n (Bern), daß es Unglück bringt, wenn eine B. ihr B.kleid selbst n ä h t 7 7 ) . Auch den Hochzeitskuchen darf sie bisweilen nicht selbst backen 78) ; ü b e r h a u p t darf, besonders auf slavischem Gebiet, weder B. noch Bg. bei der Zubereitung der Hochzeitsspeisen helfen 7 9 ). Aber m a n schenkt der B., wenn sie selbst (oder der Hochzeitslader) die Gäste einlädt, aus jedem H a u s h a l t eine Schnitte Brot f ü r die erste Suppe in der Ehe, u m ihr d a m i t ein glückliches Eheleben zu sichern 8 0 ). Wichtig ist das W e t t e r a m Hochzeitst a g (s. d.), denn Regen in den B.k r a n z bedeutet zwar bisweilen (und wohl ursprünglich) Glück, R e i c h t u m u n d Kindersegen 81) (s. d.), meist aber T r ä n e n und Unglück 8 2 ). Deshalb soll nach allgemeinem Brauch die B r a u t die K a t z e n gut f ü t t e r n 8 3 ) . Dabei an eine Beziehung zur altgermanischen Göttin Frigg = F r e y j a zu denken 84 ), weil in spätnordischer Mythologie die K a t z e n als Zugtiere von F r e y j a s Wagen a u f t r e t e n , erscheint sehr gesucht. Von allen den Kleidungsstücken und Gegenständen, die, von der B. a m Hochzeitstage getragen, ihre abergläubische B e d e u t u n g außer durch die Trägerin durch den festlichen T a g gewinnen, B.b a n d (s. Band), B.gürtel, B.haube, B.hemd, B.kleid, B.ring (s. Trauring), B.schleier, B.schuhe, B.schürze, B.seide, spielt der B.kränz eine besondere Rolle. Er m u ß mit Fröhlichkeit gebunden werden, wenn die E h e gedeihen soll 8 5 ), er m u ß frisch ins H a a r kommen 8 ®); bek o m m t die B. zwei Kränze, so m u ß sie beide in einen zusammenbinden 8 7 ) und Getreide aller Art soll, k o m m e n d e F r u c h t -
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Braut, Bräutigam
barkeit wirkend, hineingeflochten werden 88 ). Dieser Schmuck, als Ehrenzeichen am Ehrentag, steht nur Würdigen zu. Mit der Drohung: „Wer einen B.kränz aufsetzt, ohne B . zu sein, wird nie B . " , verhütet der Aberglaube jeden Mißbrauch " ) . Da die Sitte dieses B.kranzes (u. der B.k r o n e ) wahrscheinlich durch die Kirche vermittelt wurde ·°), um sich über germanisches und slavisches Gebiet gleichmäßig zu verbreiten, lag seine Anwendung als Tugendzeichen aus erzieherischen Gründen nahe: Der „gefallenen B . " ist er verwehrt, und die fromme Nachbarschaft wacht gern darüber, daß keine ihn trägt, die ihn nicht verdient. „ D a s Kränzel reißen die Buben ihr, und Häckerling streuen wir vor die T ü r ! " (Faust I, Am Brunnen). Nach einer Sage aus Polnisch-Oberschlesien sprachen die Leute einst einer tugendsamen B . auf dem Wege zur Trauung die Berechtigung, den Kranz zu tragen, ab. „ D a möge er verdorren" rief sie, und warf ihn fort. Aber er grünte an der Kirchhofsmauer viele J a h r e lang 9 1 ) (vgl. a. August Strindberg: Die Kronb.). Es ist in diesem Zusammenhange bedeutsam, daß aus Östergötland der Aberglaube bekannt ist, daß ein Mädchen, das einmal die Pfingstb. (s. d.) gespielt hat, nie eine wirkliche B.krone tragen wird 9 2 ). (Weiteres s. u. Trauung und Hochzeit.) Eine reizvolle Dramatisierung des verbreiteten Volksliedes: „ E s trieb ein Schäfer oben rein" 93 ), im Anhaltischen beim Mädchentanz aufgeführt® 4 ), läßt den Teufel der B., die durch ihr verstecktes und vom Schäfer gefundenes Kind als des Kranzes unwürdig erwiesen wird, denselben wieder zum Vergnügen der Zuschauer abjagen. ») M e y e r Aberglaube 219. «») W i t t s t o c k Siebenbürgen 91. Strackerj a n I, 109. " ) R o c h h o l z Kinderlied 316. ·») Ebd. 316. «) S t r a c k e r j a n 2, 193. M) B a r t s c h Mecklenburg 2, 58. " ) B i r l i n g e r Volksth. 2, 342; J o h n Erzgebirge 89; J o h n Westböhmen 255. **) W η t t k e 369 § 559. n ) A η d r e e Braunschweig 298. ") J o h n Erzgebirge 89. ·») Urquell ι , 12. ">) ZfrwVk. 3, 117. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 60. " ) Ebd. und A n d r e e Braunschweig296. " ) ZfrwVk.
1532 M
5, 119. ) Ebd. ») SAVk. 8, 268. '·) Urquell ι, 12. ") SAVk. 7, 132. ") W u t t k e 369156ο. '·) T e t z n e r Slaven 258. «®) H ö h n Nr. 5, 14 (ι). " ) W u t t k e 371 $ 563; D r e c h s l e r 2, 149. ··) A n d r e e Braunschweig 304 ; Urquell 3, 165; S t r a c k e r j a n 2, 199 u.a. M) D i r k s e n Meiderich 48; ZfVk. 4, 326; S t r a c k e r j a n 1, 21 u. a. " ) S i m r o c k Mythol. 601. ·«) B a r t s c h Mecklenburg 2, 60. M) Ebd. " ) A n d r e e Braunschweig 304. *•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 60. m) SAVk. 7, 134. ») ZfVk. 12, -473. M ) Κ ü h η a u Sagen 3, 283. " ) M a n n h a r d t M1, 432 if. M) E r k - B ö h m e Nr. 212 a—f. ) ZfVk. 7, 88. 7. Auch in der Ehe (s. d.) sucht sich die Frau und Mutter die Glückskräfte ihrer B.zeit und besonders des Hochzeitstages noch nutzbar zu machen. Sorgsam werden B.hemd, Schürze, Band, Strümpfe, Schuhe, Kranz, Strauß u. a. aufbewahrt; die in diesen Dingen geborgenen Heilskräfte sollen die einstige Trägerin und Urheberin dieser Kräfte bis ins Grab begleiten 95 ). Das B.band der Mutter muß zur ersten Windel genommen werden M ) ; das Halstuch der einstigen Braut heilt jetzt das Kind von Beschwerden " ) , bes. von.jGichtern" 9 8 ). DasvonKrämpfen gequälte Kind erlöst die Mutter, indem sie es mit ihrem Brautkleid zudeckt 99 ). Streifen davon, um die Handwurzel gebunden, heilen die Fraisen bei den Kindern Auch zieht die Bäuerin, um Flachs zu säen, einen Teil ihrer Hochzeitskleidung an 1 0 1 ). Der B. kränz, der Gebärenden in die Bettdecke genäht, befördert die Geburt; dem Kinde aufgelegt, erleichtert er das Zahnen 102 ) und vertreibt Fieber, Krämpf e 1 0 3 ) und jedes Gebrechen m ) . Auch zu Viehkuren ist er zu gebrauchen 1 ® 6 ), und die Milch, durch den B.kranz geseiht, gerinnt nicht M e ). Sein rasches Vergilben kündigt baldigen Tod WT). Ahnliche Heilkraft hat außer dem Trauring (s. d.) auch der B.Schleier ^ und die B.schürze u e ). In Siebenbürgen (Propstdorf) muß der Täufling in die B.schürze gewickelt und mit dem B.tuch zugedeckt werden u o ). Auch die Zöpfe der „B.wocken" können „als Heilmittel gegen das kalte Fieber" g e l t e n 1 U ) . Und von den B.schuhen glaubt man hier und da, daß
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Braut, Bräutigam
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Grundgebet anord. Bauernfrömmigkeit: „ t i l ars ok iridar" 1 ®) (um gute Ernte und Frieden) und zum saatensegnenden U m Nr. 7, 320. M ) K u h n Mark. Sagen 364. zug der Gottheit (Nerthus ;— Freyr) wie W u t t k e 360 § 542. ") M e y e r Baden auch zum altgermanischen Glauben an 40. ··) F r i s c h b i e r Hexenspr. 73; H o die besondere Eignung des weiblichen J0 V o r k a π. K r o n i e l d 2, 206. °) G r o h m a n n 182; S c h r a m e k Böhmerwald 284. Geschlechtes zur Vermittelung des Hei»«") J o h n Westböhmen 196. 1M) D r e c h s - ligen sind hier offenbar vorhanden. Bel e r ι , 279. M·) J o h n Erzgebirge 53. achtenswert ist die vereinzelte Darstelι«) W u t t k e 360 $ 542. »») Ebd. 375 § 569. lung einer verlassenen B . i n ) oder eines >") W n t t k e 448 $ 406. im) H ö h n Tod von seiner B. verlassenen B u r s c h e n 1 M ) . Nr. 7, 313. "·) S e y i a r t h Sachsen 274 u. a. lw ) M e y e r Baden 40; D r e c h s l e r ι, 211; In Westböhmen bekommt das MädW u t t k e 360 $ 542. 1M) W i t t s t o c k chen, das zum Fest beim Johannisfeuer l n Siebenbürgen 82. ) A η d r e e Braunschweig den schönsten K r a n z beigesteuert hat, 302. "*) ZfVk. 4, 160. den Glückstitel „ B . " l î s ) , oft heißt die letzte, für das Glück des nächsten Jahres 8. In teilweise übertragener Bedeutung erscheint der Glückstitel „ B . " in man- bedeutungsvolle Garbe die B . m ) , oder sie muß von einer B. gebunden werden, cherlei Volkssitten. Wir haben vielleicht bei den vielfältigen F r ü h l i n g s - die dann als Roggen-, Weizen; oder Hab r ä u c h e n die mimische Darstellung ferb. ausgeschmückt und gefeiert wird. einer himmlischen oder dämonischen A u c h im letzten Büschel Flachs sitzt die „ B . " l i 5 ) , oder es heißt „ B g . " , und gehört Hochzeit (s. d.), die bis zum symbolischen Beilager {s. d.) als Fruchtbarkeitszauber jener Brechlerin, die am letzten Brecheltage zuerst fertig w a r 1 W ) ; und im Chiemgetrieben werden kann; aber die Tatgau bindet ein Mädchen in eines der letzsache ist beachtenswert, daß sich der ten Flachsbündel ein als „ B . " bezeichdeutsche Volksglaube dabei oft mit dem B.paar oder der B. begnügt, und also netes Geschenk von Äpfeln, Birnen, Nüsmehr an die der B. als solcher innewoh- sen oder Zigarren für den zu erwählenden „Hochzeiter"; (Brechelb.), l w ). — A u c h nende Glücksmacht, als an eine grobe die hübsche Sitte des B . e i n l ä u t e n s Beziehung zwischen menschlicher und in einigen Alpentälern gehört hierher. W e r „natürlicher" Fruchtbarkeit denkt. Ein das letzte Bündel in die Scheune bringt, „ B . p a a r " , nicht ein Ehepaar, sucht „ h a t die B. gekriegt" und wird gefeiert man „ i m G r ü n e n " 1 1 3 ) und holt es im D a ß auch diese Sitten, wie auch die Ehfröhlichen Zug ins D o r f 1 M ) . O f t sind darungen der schlesischen W e i z e n b . , der bei zur Erhöhung des Vergnügens (oder deutsch-ungarischen E r n t e b . usw. „auf im Anklang an die Sitte des B.vertauder mythischen Grundlage des Dankes schens [s. o. 5] zur Irreführung dämonigegen die mütterliche Erde beruhen" 1 M ) , scher Angriffe) die Rollen vertauscht, die also in altheidnische Frömmigkeit zurückB. stellt ein Bursche, den Bg. ein Mädchen d a r U 5 ) . Oft, besonders bei den „Mäd- weisen, ist möglich, wenn man auch jede direkte Anknüpfung an eine bestimmte chentänzen", sind beide B.leute Mädmythologische Gestalt besser vermeidet. chen u e ) . Ledig müssen die Spieler dieser Posse immer sein. Oft ist es auch nur die Wie sehr aber noch religiöses Gefühl B. (s. Maib., Pfingstb.), die von Haus zu an den Maib.bräuchen beteiligt ist, beHaus ihren segnenden Umgang h ä l t 1 1 ? ) , weisen die „ B . p f a d e", die man am oder man trägt eine schön geschmückte Himmelfahrtstage mit Blumen und Grün Puppe als „ B . " umher 1 1 β ), wie man auf von Tür zu Tür legt oder streut zuden Hebriden (am 2. Februar) die aus gleich eine Erinnerung an das Einholen einer Hafergarbe hergestellte Puppe als der Maib. und eine Huldigung an den A u f B. willkommen hieß und sich von ihrer erstandenen. Gunst gute Ernte und glückliches Jahr " ' ) M a n n h a r d t 1, 431ft. "«) D e r s . v e r s p r a c h u · ) . Innere Beziehungen zum ι, 607; S o m m e r Sagen 151 f.; S a r sie, solange sie nicht zerrissen sind, die Frau vor Schlägen schützen 1 1 V ). ·«) G a ß η e r Mettersdorf 84; H ö h n Tod
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Braut in Haaren—bräutlen
t o r i Sitte u. Brauch 3, 204—205. ll«) ZfVk. 7, 88. »·) Ebd. 7, 87 fi. "») M a n n h a r d t 1,437. ll8 ) D r e c h s l e r 1,71. "·) M a n n h a r d t ι, 436. l t t ) G r ö η b e c h Vor Folheaet 4, 48 f. 1H ) M a n n h a r d t 1, 435. 446ft. »") Ebd. I, 434. "») J o h n Westböhmen 86. l M ) M a n n h a r d t Forschungen 173. ' " ) Ebd. 112. m ) S c h r a m e k Böhmerwald 235. »') ZfVk. 16, 322. ι ω ) ZfdMyth. 3, 340. 1M ) Q u i t z m a n n Baiwaren 122. 1M) Urquell 2 (1891), 174; R e u s c h e l Volkskunde 2. 57· 9. Das alttestamentliche Bild von der Ehe Israels mit seinem G o t t und v o n der Hurerei mit anderen G ö t t e r n 1 3 1 ) hat ebenso wie der himmlische ιερός γάμος der Griechen und ihre gottesbräutlichen M y s t e r i e n m ) auf altgermanischem Gebiete aus einleuchtenden Gründen (s, Geschlechtsverkehr) kein Gegenstück. Daher hat , ob auch alte Kirchenschriftsteller argumentierten, daß die Kirche nicht nur B., sondern Fleisch Christi sei — damit die Forderung der Ehelosigkeit ihrer Diener begründend 133 ) — , ob auch die fromme A n d a c h t vor der unerkannten Erotik des Hohenliedes und seine Deutung als „ u n i o m y s t i c a " die Grenzen zwischen Sinnlichem und Übersinnlichem stark verwischten und mittelalterliche Nonnen ihres Seelenbg.s Umarmungen „ e r l e b t e n " 134 ), sich doch bei uns die Vorstellung v o m nur erwartenden B.stand der Seele gegen die andere v o m sinnlichen Einswerden mit der Gottheit siegreich behauptet. Dieser abendländische Begriff der Gottesb. gehört aber in keiner Weise in das Gebiet des Aberglaubens. A u c h eine „Liebesgeschichte desHimmels" im astralmythologischen Sinne (weißes und schwarzes Mondmädchen als B. des Sonnengottes u. a . ) 1 3 5 ) ist nur mit Gewalt dem wenig astrologischen Germanentum aufzudrängen und spielt deshalb im Volksglauben keine Rolle. Die Teufelsb. dagegen (s. Teufel) erscheint hier und da, W e n n der W i r b e l wind einherbraust, so sagt man, darin fahre die B., die sich der Teufel v o n der Erde holt (bes. in B ö h m e n ) 1 3 e ) . In Masuren meint man, „ d e r Teufel fährt zur Hochzeit", in R u ß l a n d sieht man im Wirbelwind den T a n z des Waldgeistes mit seiner B. In Deutschland hieß die
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Erscheinung seit alters auch Windsb., Pfaffenhure, Concubina sacerdotis 1 3 7 ), und der wilde Jäger, der verkommene W o d a n , j a g t noch hier und da seine B. im sturmgepeitschten W a l d 1 3 8 ) ; es ist gefährlich, dem B r a u t z u g dieser unholden Geister zu begegnen 1 3 9 ). Nach sächsischen Sagen 14°) sucht sich der Teufel auch gern ein braves Mädchen als B. durch außerordentliche Hilfeleistung zu verdienen, wird aber gleich jenem Riesen, der den nordischen Göttern um F r e y j a s H a n d die B u r g baute 1 4 1 ), schließlich geprellt. lal) D i e t e r i c h Milhrasliturgie 131. "») Ebd. 124 f. "») H a r n a c k Lehre der
zwölf Apostel Frauen 69.
44 f. 1 M ) S. u. a. W e i n h o l d S i e c k e Liebesgeschichte
,3S)
des Himmels bes. 7 ff. 1J·) G r o h m a n n 35 ; M a η η h a r d t 2, 96. " ' ) M a η η h a r d t 2, 96. 1M) Ebd. 1, 445. »») Ebd. 2, 39.
141 )
I40 )
M e i c h e Sagen
In. E. c. 41.
462 f.
Nr. 600.
Kummer.
Braut in Haaren s. S c h w a r z k ü m m e l . Brautbad s,
Hochzeitsbad.
Brautball s. B a l l s p i e l .
Bräutigamskraut s. E r d r a u c h . bräutlen, Bräutlingsbaden. Dem B. oder Bb., besonders in Sigmaringen bekannt, müssen sich alle seit Jahresfrist verheirateten Männer unterziehen. Im Fastnachtszug und als Teufel und Hexen v e r m u m m t ziehen die Bräutler, den Narren voran, durchs Dorf, holen den jungen Ehemann aus seiner W o h n u n g oder einem Versteck und führen ihn z u m Rohrbrunnen, ihn nach dreimaligem U m g a n g hineinzuwerfen. W ä h l t er auf die F r a g e : „ W a s s e r oder W e i n " das letztere, so muß er für das ihm ersparte B a d die Zeche im Wirtshaus bezahlen *). Dieser Fastnachtsscherz, teilweise auf den Hochzeitstag und den jeweiligen B r ä u t i g a m ü b e r t r a g e n 2 ) (s. Hochzeitsbad), hat sicher nicht v o n je den ihm beigelegten sittlich-religiösen Sinn, daß der junge Mann nun „alles Unmännliche ablegen und ein rechter und ehrenfester Bürger werden s o l l " 3 ) , — wohl k a u m aber auch eine Beziehung zum Regenzauber und Vegetationsritus 4 ), sondern
brechen—Brei
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gehört eher z u den F e s t e n der K n a b e n weihe s ) (s. d.). i) Β i r 1 i π g e r Volkst. 2, 49 ff. ») Ebd. 2, 46. ») Ebd. 2, 45. «) M a n n h a r d t 1, 488 ff. 6 ) G e s e m a n n Regenzauber 74. Kummer. brechen s.
zerbrechen.
B r e c h o m a n t i e . W a h r s a g u n g aus dem R e g e n (βρέχειν = regnen). Gelehrte B e z e i c h n u n g der aus d e m R e g e n (s. d.) gefolgerten W i t t e r u n g s - u n d sonstigen V o r aussagen *). A l s ύΐτόμαντις wird die K r ä h e bei E u p h o r i o n (3. J h . v . Chr.) und der R e g e n b o g e n bei O l y m p i o d o r o s (6. J h . n. Chr.) bezeichnet *). Der 2. Teil des àuguralwissenschaftlichen Werkes des K ö n i g s Sargon w a r anscheinend den V o r b e d e u t u n g e n der R e g e n g ü s s e g e w i d m e t 3 ) . l ) Fabricius Bibliogr. antiqu* (1760) 597. *) M e i n e k e Analecta Alexandrina (1843) 1 0 5 ; S c h e i d w e i l e r Euphorionis fragmenta (Diss. Bonn 1908); L e n o r m a n t Magie und Wahrsagekunst der Chaldäcr *. Jena 1878, 455. Boehm.
Brei. I. Der B . w a r besonders i m A l t e r t u m und M A . die H a u p t n a h r u n g der germanischen und ü b e r h a u p t der a c k e r b a u t r e i b e n d e n V ö l k e r ; viele U m s t ä n d e weisen darauf hin, d a ß die B . n a h r u n g x ) älter ist als das B r o t , das z u n ä c h s t nichts anderes als in A s c h e gerösteter G e t r e i d e b . w a r a ) (vgl. B r o t ) ; so b e d e u t e t B . ü b e r h a u p t N a h r u n g *). N a c h Plinius w a r die H a u p t n a h r u n g der G e r m a n e n H a f e r b . 4 ) : Prim u m o m n i u m f r u m e n t i v i t i u m a v e n a est et h o r d e u m in e a m dégénérât sic u t ipsa f r u m e n t i s i t i n s t a r , q u i p p e c u m Germaniae populi serant e a m neque alia p u l t e v i v a n t ; und i m R h e i n l a n d 8 ) w a r H a f e r b . bis 1850 die H a u p t n a h r u n g der B a u e r n , ähnlich der „ B r i e " in Schleswig-Holstein e ). In der E d d a wird der B . b e s u n gen 7 ), und nach der S a g e des S a x o G r a m m a t i c u s b e k o m m t B a l d r d u r c h einen Z a u b e r b . g e w a l t i g e K r ä f t e 8 ) . U n t e r den a u f f a l l e n d vielen Gottheiten, die P r ä t o rius a u f z ä h l t , f i n d e n wir a u c h W u r s z kaitis, den G o t t der Milchspeisen 9 ). l ) Auch für die Römer bezeugt P l i n i u s , daß sie vor dem Brot die B.nahrung gekannt haben: Nat. hist. XVIII, 83 = III, 165, 15 Mayhoff: pulte autem, non pane vixisse longo tempore Romanos manifestum est ; B l i i m -
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n e r Römische Privataltertümer* 162. *) S c h r ä d e r Reallex. JII; F i s c h e r AUertumsk. 56; W e i n h o l d Frauen * 2, 5 8 — 5 9 ; ZfVk. 1904, 265; 1905, 318; Beilage zur allgemeinen Zeitung 1901 Nr. 271, 2; L i p p e r t Christentum 421. ®) F r e i d a η k 58, 22 = 120 Bezzenberger; 83, 27 = 143 B.; B r a n t Narrenschiff 13, 2 = 15 Zarncke, vgl. 323; W e i n h o l d I.e.; Kloster 6, 1078; B o l t e - P o l i v k a 2, 438 Α. ι ; Summarium Henrici bei S t e i n m e y e r S i e v e r s Ahd. Glossen 3, 284, 21 ; 306, 24; G r a f f Ahd. Sprachsch. 3, 261; H e y n e Hausaltert. 2, 266 u. 323; G r i m m DWb. 2, 353—4; die Beliebtheit der B.nahrung beweisen auch die B.sagen: M ü l l e n h o f f Sagen' 71, 78; B a r t s c h Mecklenburg 1, 340, 464; L ü t o l f Sagen 38Γ, 359; Heimat 2 (1892), 88; S c h a m b a c h - M ü l l e r 178, 3; M ü l l e r Siebenbürgen 106, 143 (Ausgabe 1857); H a a s Rügen7 26, 46; im Märchen essen Königin und Magd von demselben B. und gebären Söhne : B o l t e - P o l i v k a x, 545 ; in Siebenbürgen heißt der Welschkornb., seitdem Paulus und Lukas damit bewirtet wurden (Philemon-Baucis-Motiv), Palukes: Müller Siebenbürgen 133, 173. *) Η. N. XVIII, 149 = III, 183, 19 ff. Mayhoff; Kloster 1.e.; vgl. W e i n h o l d Altnordisches Leben 150; E b e r t Reallex. 5, 1 7 f f . ; H ö f 1 e r Weihnachten 18; S c h r ä d e r I.e. 320 ff.; über H i r s e b.: H o o p s Reallex. 2, 529 ff.; H o o p s Waldbäume 235. 323. 355; L ü t o l f 380, 359; in Süddeutschland heißt die Hirse B.: H e h n Kulturpflanzen' 545;. Archiv für Anthropologie N. F. 6 (1907), 1 0 1 ; M e y e r Baden 273 ff.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 603; C o l e r Oeconomia 47; E b e r t Reallex. 5, 327 ff. ; nach E k k e h a r d s Benedieiiones ad mensas ist Hirseb. für Fieberkranke schädlich: v. 1 7 3 — 7 4 = Mitteil, der Antiquarischen Gesellschaft Zürich 3 (1846—47), 112. Für die Römer vgl. W ü n s c h s berühmten Aufsatz: Glotta 2 ( 1 9 0 9 — 1 0 ) , 219 — 230; Β 1 ü m η e r Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern 1 * (L. 1912), 9 5 — 9 6 . *) W r e d e Rhein. Volksk. 197. ·) M e n s i n g Schlesw.-Holst. Wb. 1,519; in Tirol gibt es jetzt das Mues zum Frühstück: ZfVk. 1894, 78. ') W e i n h o l d Altnordisches Leben 150. ·) Ausgabe v. P. H e r r m a n n 2, 231. ·) Deliciae pruss. 25; U s e η e r Götternamen 104. 2. W i e bei den R ö m e r n 1 0 ) , so ist auch bei uns diese H a u p t k r a f t n a h r u n g die gegebene O p f e r s p e i s e für Götter, Hausgeister, K o b o l d e und V e g e t a t i o n s geister; l e t z t e r e b a c k e n u n d kochen j a selbst gern (s. backen) ; in Oberhessen s a g t m a n den K i n d e r n , das H ü n n e l c h e koche am Hünnsteine H i r s e b . u ) . In S c h w a b e n k o c h e n die Engel d e m K i n d B . 11
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a) A l l g e m e i n e Opfer für H a u s g e i s t e r : Vor allem im Norden ist dieser K u l t noch sehr lebendig; J a h n 1 2 ) hat die Literatur für seine Zeit vollständig zusammengestellt; zur Charakteristik dieser Hausgeister vergleiche man Feilberg 1 3 ) und Lily Weiser 1 4 ). Der Nische P u k in H u s u m 1 6 ) half bei der Heuernte und wollte dafür seine Butter im B . haben; als er sie einst nicht fand, drehte er der K u h den Hals herum. Da haben wir alle charakteristischen Züge dieser nach der Seelenspeise gierigen Seelen- und Hausgeister; sie werden boshaft, die als Heinzelmännchen gutartig im Hause helfen, sobald sie ihre Butter l e ) in B . und Grütze oder gar den B . nicht finden; der Onnerbänkis 17 ) auf Amrum verschwindet, als die Frau die Butter vergißt; in Schweden und Norwegen erhält der Niß besonders am Julabend 18 ) seine Grütze mit Honig. Auch Zwerge essen B . und machen den Rest zu Gold l e ) ; man opfert ihnen in den Zwölften ; die Billeweiß im Görtschitztal bekommt von der Bäuerin ,,Stérz" gekocht 2 1 ); der hungernde Waldmann erhält vom Bauern Milchsuppe; ein andermal verbrennt er sich durch heißen B. die Hand 22 ). Die unsichtbaren Zwerge in Kohnsen essen den Hochzeitsreisb. a u f M ) . In Baabe auf Rügen bitten die „witten W i w e r " um Hochzeitsgrütze 2 4 ). Auch der Wechselbalg will B., verschwindet aber, sobald Schuhsohlen anstatt Speck darin sind 2S ). Ins Dämonische hinüber spielt die Erscheinung des Drachen im Erzgebirge, der Hirseb. bekommt und dafür Geld in die Schüssel legt 2 e ), oder er bringt Hirseb. an das Fenster " ) (vgl. die Butterschlepper und -speier, s. Butter). So schleppt der S k r a t e k i n Görz (Steiermark) Geld herbei und alles, was man wünscht, indem er als glühender Besen durch die L u f t saust; man muß ihm aber aufs Fenster Hirseb. stellen. Die Alraunwurzel, welche goldausbrütende K r a f t besitzt, verliert diese Eigenschaft, wenn man sie nicht in Wein badet und mit Milchb. füttert 28a ). Nach Schweizer Prozeßakten (1454) macht eine Hexe aus wenig Hirse viel B . w ) ; das nähert sich dem Motiv
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des Märchens vom Töpflein, das überkocht i 0 ). Im Blankenhäger Forst in Mecklenburg muß einem schatzhütenden Geist B. geopfert werden; als einer einen Topf mit steifer Grütze hinstellt, ist am andern Morgen Schatz und Topf verschwunden 3 1 ). b) Besonders an hohen Festen bekommen die Vegetations- und Seelengeister ihren Teil vom Festmahl, namentlich B. 3 2 ). Die Hauptkultzeit fällt in die Rauchnächte, die ausgesprochene Domäne der Seelen- und Wachstumsdämonen, und da ist es fast ausschließlich die Perchta, der man Versöhnungs- und Huldigungsopfer darbringt. a. O p f e r in d e r Z e i t der R a u c h n ä c h t e : Während am Nikolausfest 33 ) das B.opfer fehlt, opfert man im Bergischen 3 4 ) den Zwergen in den heiligen Nächten B. Dagegen berichtet Fischer, der gewöhnlich die Rockenphilosophie abschreibt: wer in den Zwölften Erbsen ißt, wird krank 3 5 ), und in der Christnacht darf man keine Erbsen, Linsen oder andere Früchte essen, sonst bekommt man Krätze und Schwären 3 e ), ebenso an Karfreitag 37 ). Über das B.opfer an Weihnachten hat Höfler **) ausführlich gehandelt. Im Pinzgau 3 9 ) ißt am Bachabend (24. 12.) die ganze Familie das „ B a c h l k o c h " ; wer bei diesem heiligen Kultmahl fehlt, dem zürnt die Perht; mit dem Rest des Koches tritt die Bäuerin unter die Bäume und ruft: „Bäum* e ß t ' s " ; auch Heyl 4 0 ) berichtet von einem schneeweißen Weihnachtsb.; in Oldenburg 41 ) treffen wir Milchreis mit Rullken (Röllchen aus Rindfleisch usw.); in Pommern 42 ) gibt es am ersten Feiertag Buchweizengrütze, Fleisch und Mehlklöße, in Anhalt am zweiten Tag Hirseb. und Bratwurst 43) ; in Schottland erhält jedes Familienmitglied am Weihnachtsmorgen süßen Haferb. 4 4 ); in Neuhaus (Böhmen) muß jeder Bettler Semmelmilch essen 4 5 ). In Glatz (Schlesien) hebt man Semmelmilchb. für „die E n g e l " auf 4e ). Sogar die Tiere nehmen am Kultsegen teil: 1793 gab man den Hühnern Hirseb., damit sie viel Eier legten 4 7 ). Wer am Neujahr Hirseb. ißt, hat das
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ganze J a h r Geld 48). Am heiligen Abend des neuen Jahres muß man Poise 4 0 ) (Zemmede) K ) essen, sonst reißt die Werre den Bauch auf und füllt Kieselsteine hinein, und die Perht zürnt denen, welche am Silvesterabend nicht Grütze und Hering essen 5 1 ). In Thüringen essen viele Leute an Neujahr Klöße und Hering, weil sonst die Perchta den Bauch aufschneidet und mit Pflugschar und Rühmkette zunäht 52 ). Im Voigtland wird die Rache der Werre auch auf Dreikönig übertragen; sie füllt den Bauch mit Häckerling und näht ihn mit Pflugschar und Kette z u 5 3 ) . Über die B.opfer an Lichtmeß handelt Höfler M ) ; in Hessen und Baden muß man Hirseb. und eine lange Bratwurst verzehren, damit der Flachs gut gerate 55 ). ß. Der Hirseb. spielt auch an Fastnacht 5e ) eine Rolle, daneben das Fastenmus 5? ) aus Frühlingsgemüsen. Wer (nach dem Journal) im Ansbachischen Hirseb. aß, dem ging das Geld nicht aus M ) ; und die' Rockenphilosophie rät: Fastnacht Hirsen gegessen, quillt das Geld 5e) ; ein gereimter Index superstitionum sagt 6 9 "): Wer an Fastnacht Hirseb. ißt. Dem wächst das Geld auf dem Mist. Vor Sonnenaufgang muß man Hirseb. und Blutwurst essen, das schafft Geld und bewahrt vor Fieber 6 0 ). In Hessen 6 1 ) ißt man Erbsenb. und Schweinsrippchen; die abgenagten Knochen steckt man in den Leinsamen, um diesen durch die Opferreste fruchtbar zu machen; auch im Egerland 62) ißt man an Fastnacht Erbsenb.; in Thüringen ®3) muß man an Fastnacht, Aschermittwoch und Donnerstag B., Schmalzkrapfen und Sauerkraut mit Schweinefleisch essen und die Knochen 64) in den Samenlein stecken. Am vierten Fastensonntag ißt man in England Weizenb. gegen Saatunglück 6 5 ). γ. Der Genuß von Erbsenb. am Gründonnerstag 6e) ist segensreich für das Gedeihen der Erbsen (Böhmen); nach A. J o h n 6 7 ) bringt bei den Westböhmen Linsenb.genuß an diesem Tage Geld (vgl. Neujahr). Nach Chr. Weises Drei Erznarren muß man an Aschermittwoch
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„gèlbe m u ß " essen, sonst wird man vor Martini zum Esel M ). Berühmt ist die B.stiftung der weißen Frau zu Neuhaus in Böhmen, der Perhta von Rosenberg 6 9 ); diese baute als Witwe ein Schloß und versprach den Arbeitern einen süßen Brei, wenn sie den Bau zu Ende führten ( = festl. Mahlzeit) TO); sie hielt ihr Wort und machte eine Stiftung, daß alljährlich die Rosenberge den Armen B. spenden sollten; in Teltsch wurde eine gleiche B.stiftung zuletzt X 783 erfüllt 7 1 ) ; die Perhta hält sehr auf die Erfüllung dieser Stiftung, und als einst im Dreißigjährigen Krieg die Schweden das Schloß eroberten und die B.spende unterblieb, machte sie einen großen Tumult 7 2 ) ; diese weiße Frau v. Rosenberg ist auf irgendeine Weise mit der Perhta und dem B.opfer an diese zusammengebracht worden; eine genau ebenso motivierte Holunderb.Stiftung haben wir zu Spachendorf 7 3 ). Ähnlich wie in Neuhaus wurde auch zu Strakoniz in Böhmen ein uraltes B.opfer f ü r Seelenund Vegetationsgeister durch die Stiftung eines früheren Vorfahren der Besitzer motiviert 7 4 ). Am Osterdienstag ißt man in Westböhmen B . aus Milch und Semmeln, um sich gegen Mückenbisse bei der Heuarbeit zu schützen 75 ). c)B. als W i n d - u n d Vegetationsopfer: Ein B.opfer am S o n n w e n d f e s t erwähnt J a h n 7 e ) ; in der Oberpfalz streut ein Sonntagskind, wenn der Wind stark weht, eine Handvoll Mehl f ü r den Wind und sein K i n d ins Freie für einen B. 7 7 ); in Munderkingen stellte eine Frau schwarzès Mus zum Dach hinaus, um die Windhunde zu füttern 7 8 ). In Bayern 7 9 ) und am Niederrhein genießt man nach dem Flachsbrechen Hirseb. und Mehlkuchen. Bei einem Maivegetationsfest in Selva (Schweiz) essen die Kinder auf einer Anhöhe süße Polenta; dann singen sie ein Lied: „ D e r Gedanke an die Rahmpolenta wird uns Mut und K r a f t stärken"; zum Schluß fällen sie eine Lärche und hängen den Mehlsack in die Krone 8 1 ). Als Abschluß der Almtätigkeit feiern die Sennen im Unterinntal die Schoppwoche, wobei es Braten, Melkermus und Schnaps gibt 8 2 ).
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d) B. a 1 s Τ o t e η ο ρ f e r: Während wir in Rußland 83 ), bei den Albanesen M ) und in Limburg 8B) deutliche Beweise von B.opfern für die Toten haben, finden wir in Deutschland 8e ) nur spärliche Reste: In MecklenburgOT) wird beim Leichenschmaus Erbsenb. aufgetragen, in der Priegnitz 88 ) Hirseb.; Heulgrütze 89 ) heißt ein pommersches Begräbnismahl. Die Deutsch-Österreicher zwischen Brenta und Dreve stellten bis zur Zeit Josefs II. am Allerseelentag Bohnenb. in hölzernen Töpfen auf das Grab der Angehörigen; der B. blieb mehrere Stunden und wurde dann an die Armen verteilt mit der Begründung, daß die Toten nichts genießen wollten ·°) ; bei den Letten bekommen die Toten von der Grütze ihren Teil 91 ) ; in Dänemark 92 ) treffen wir auch die Grütze beim Totenmahl an der Grabstätte. e) B. a l s H o c h z e i t s f e s t s p e i s e : Diese uralte Kraftnahrung, insbesondere der Hirseb., fehlt bei keiner Festmahlzeit und spielt bei der Hochzeit als Fruchtbarkeitssymbol eine große Rolle 93) ; die Absicht, mit dem Hirseb. Fruchtbarkeit zu übertragen, ist ganz klar, wenn ζ. B. die Brautleute mit Hirseb. beworfen werden' 4 ) (vgl. das Überschütten mit Reis und Getreide); in Westböhmeri 95 ) wird der Hirseb. in der Stube herumgeschleudert, das bedeutet für die Brautleute Glück in der Ehe (Opfer, das apotropäisch wirkt, da alles, was Fruchtbarkeit und Kraft spendet, apotropäisch 9Sa ) wirkt); in Thüringen liest man am Sonntag vor der Hochzeit Hirse für den Hochzeitsb., in Hessen Erbsen 9β) ; im Saarland gibt es als Nachtisch beim Hochzeitsmahl stets Reisb.97). ») Ρ 1 i η i u s Ν . Η . X V I I I i g = Mayhoff : et hodie s a c r a p r i s c a a t q u e n a t a l i u m p u l t e fritilla c o n f i c i u n t u r ; der O p f e r b . wird z u m heilkräftigen Zauberbrei : Wünsch I . e . 226—228; W i s s o w a Religion* 411; L i e b r e c h t Zur Volksk. 259; vgl. F r a ζ e r 3 (2), 1 1 2 . 176 u. A.]95 a : B . a l s A p o t r o p a i o n . u ) HessBl. X, 1 0 ; H ö f 1 e r Fastnacht 31; in einer altenglischen Sage wird ein K i n d v o n zwei b l o n d h a a r i g e n Zwergen m i t safrangef ä r b t e m B . b e w i r t e t : H a u p t ' s Zeitschr. 6, 534; R o c h h o l z Glaube 2, 269; in F r a n k r e i c h löscht m a n auf d e m Felde d a s Feuer nicht aus, d a m i t die J u n g f r a u d e m Jesuskind seinen B .
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kochen k a n n : R T r p . i 8 , 1 2 2 Nr.4. ») B i r l i n g e r Volksth. I, 198, 3 1 3 , I . " ) Opfergebräuche 290 f. A. 2. » ) Hess. Bl. 5 (1906), 3 1 . ») N d d Z f V k . 4 ( 1 9 2 6 ) , 4. l 5 ) M ü l l e n h o f f Sagen* 343, 507; vgl. 3 5 1 , 5 1 7 . 3 5 3 , 5 i 8 . 337, 499; M e n s i n g 1. c. I , 460; W e i s e r 1. c. 9. " ) ZfVk. 189S, 130 ff. 138. " ) M ü 11 e η h o f f 1. c. 354, 520, 2. " ) W e i s e r 1. c. 3; F e i 1 b e r g 1. c. ; vgl. die schwedische Sage bei W e i n h o l d Weihnachtsspiele 1 5 ; R o c h h o l z Glaube 2, 48. " ) S c h e l l Bergische Sagen 254, 4. Die schweizer E r d m ä n n c h e n essen gern Ziberlis t u r m , d a f ü r besorgen sie das Vieh : L ü t o 1 f Sagen 474, 436 a u n d b ; vgl. 369, 335. M ) 1. c. 374, 1 3 a. S1) G r ä b e r Kärnten 66, d. » ) 1. c. 75, 85 u. 86. » ) S c h a m b a c h · M ü l l e r 1 2 4 , 1 4 6 , 1 . 24) H a a s Rügen 4 44, 79. " ) S c h w a r t z Sagen der Mark Brandenburg 7 67, 39. " ) M e i c h e Sagen 3 0 3 , 3 9 4 ; W . 49; K ö h l e r Voigtland 360, 422; W . 126. E i n e F r a u in einem Dorfe bei H o h n s t e i n wird v o n 2 K n e c h t e n beobachtet, wie sie zum D r a chen s a g t : „Matzel, Matzel, hier s t e h t deine Semmelmilch, gieb die W u r s t h e r " ; als es a m a n d e r n T a g Milchbrei u n d W u r s t gibt, verlassen die beiden den Dienst : M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 19, 5. " ) M e i c h e Sagen 303, 393. *') Κ r a u ß Volkforschungen 88 Α. ι . «») R o c h h o 1 ζ Glaube ι , 8. ») SAVk. 1899, 36. *) C u r t 2 e Waldeck 170, 29; B o l t e - P o l i v k a 2, 438; das gleiche Motiv in der E r z ä h l u n g von der überkochenden Milchs u p p e : Kloster 9, 946—7. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 4 7 1 , 665. " ) G r i m m Myth. ι , 48; vgl. J a h n 1. c. 290. ») ZfVk. 1902, 83. M ) S c h e l l Bergische Sagen 374, 1 3 a ; ZföVk. 9 ( I 9 ° 3 ) , 18· " ) F i s c h e r Aberglauben (L. 1790), 3 3 7 ; vgl. Braunschweiger Anzeiger 1760, p . 1392 = G r i m m Myth, ι , 226 A. 3; vgl. B r e v i n u s N o r i c u s 444; R o c h h o l z Glaube 2, 47.. *·) F i s c h e r 330 Rockenphilosophie ι . H u n d e r t c. 57, p. 86; W i t z s c h e l Thüringen 2, 174, 26; vgl. 156, 8; bei G r i m m 3, 436, 56. 458, 687. 463, 8 1 4 ; S a r t o r i Totenspeisung 59 Α. 2; S c h w a r t z Sagen der Mark Branden7 burg 70, 40 ; a n einer a n d e r n Stelle heißt es a b e r : W e r a n W e i h n a c h t - oder Christabend keine B o h n e n isset, der wird z u m Esel: 3. H u n d e r t c. 94, p. 2 1 5 ff. = G r i m m 3, 443, 274; wer in A n h a l t in den Zwölften Hülsenf r ü c h t e i ß t , wird t a u b : ZfVk. 1896, 430; in T h ü r i n g e n m u ß m a n Linsen u n d Fische essen: W i t z s c h e l Thüringen 2, 187, 85. *') W o 1 f Beiträge 2, 324; H ö f 1 e r Ostergebäcke 1 3 . 38 ) H ö f 1 e r Weihnachten 16—20; G r i m m Myth. I , 226—27. 3β) A n d r e e - E y s n Volkskundl. 160; Archiv f. Anthropologie 3 (1904), 1 2 5 ; H ö f 1er Weihnachten 18; P a n z e r Beitrag 2, 5 1 5 ; im Norden erhält der Niss a m J u l a b e n d H o n i g u. G r ü t z e : HessBl. 5 (1906), 3 1 ; H ö f 1 e r Weihnachten 19; vgl. 1 7 ; vgl. den Segen des Grünkohlgerichtes (vgl. A. 67) u n d das Märchen bei K u h n Mark. Sagen N r . 1 3 0 ; Kloster 9, 4 9 6 f . ; W e i -
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s e r . l . c . 3 . 40) H e y l Tirol 764, 65. " ) H o o p s Sassenarl 23. « ) BlpommVk. 3, 184. « ) ZfVk. 1896, 430. " ) H ö f 1 e r I . e . 72. " ) I . e . 19. *·) 1. c. 20; in Böhmen stellt m a n den Mäusen (Elben) Erbsenbrei h i n : Vernaleken Mythen 315. *') Τ i 11 e Weihnachten 179; M e y e r Baden 273. " ) M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 124, 38; ZfVk. 1896, 432; H ö f 1 e r Weihnachten 16 f.; ZföVk. 9 (1903), 188 f.; ZfVk. 1904, 265; W . 451; Meyer I.e.; L ü t ' o l i Sagen 381, 359; K u h n - S c h w a r t z 408, 145. " ) E i s e 1 Voigtland 104, 262 Α.; G r i m m Myth. ι, 226 A. 1; 3, 29; M e y e r Germ. Myth. 275; Kloster 9, 458; zur Gastrotomie: Kloster 9, 841 f.; W a s c h n i t i u s Perht 155; ZföVk. 1896, 303. " ) G r i m m I . e . 227; W i t z s c h e i Thüringen 2, 173, 1 3 ; E i s e i I . e . Beim Kindstaufschmaus wird der Mann gezwungen, die Schüssel mit Brotzemmede zu leeren: W i t z s c h e l 1. c. 251, 68. " ) Kloster 9, 4 5 7 f . ; G r i m m I . e . 226; in Hessen Hering u. H a f e r b . : B a s t i a n Elementargedanke I, 21 ; W . 25; W i t z s c h e l Thüringen 2 , 1 8 7 , 8 2 ; M ü h l h a u s e 119. 229; bei den Römern m u ß t e m a n a m 1. 6. Schweinefleisch mit Bohnen u n d Spelt essen, d a m i t nicht die Eingeweide verletzt werden : O ν i d Fast. 6, 181 ff.; P a u l y - W i s s o w a 1 , 4 5 . M ) W i t z s c h e l Thür. 2, 134, 166; G r i m m 3, 452, 525; Linsen u n d Fische essen bringt Geld: W i t z s c h e l 2, 187, 85. " ) W e i n h o l d Weihnachtsspiele 25; G r i m m 1. c. 1, 227; E i s e 1 1.e.; ZfVk. 1904, 265; G r i m m Sagen 197, 268; S i m r o c k Mythologie 394—95; Kloster 9, 458; vgl. die Sage von der B e r c h t i a in K ä r n t e n : wer a m Perchtentag keinen Mohnkuchen ißt, d e m schneidet die Percht den B a u c h a u f : G r a b e r Kärnten 91, i n . " ) ZfVk. 1905, 317 f. *5) ZfVk. 1905,317—18; M e y e r Baden 274; W . 95 u. 658, vgl. Bratwurst. ·') D a r ü b e r ausführlich : H ö f 1 e r Fastnacht 30 ff. " ) H ö f l e r 1. c. 72; M. J . K o c h Coniecturae de spirts pistoriis vulgo von Bretzeln. Drssdae 1733 (Exemplar in München): nach d e m Todaustreiben bekamen die K n a b e n Bretzeln u n d elixa legumina p. 12. " ) G r i m m Myth. 3, 458, 682; H a u p t Lausitz 320; Lütolf Sagen 381, 359; M a n n h a r d t Germ. Myth. 152; H ö.f 1 e r 1. c. 30; B o l t e - P o l i v k a 3, 438 A. " ) G r i m m I . e . 442, 225 = Rokkenphilosophie 3. H u n d e r t c. 40, p. 102—104. 59a ) B r e v i n u s N o r i c u s 444; vgl. R o c h h o 1 ζ Glaube 2, 49. Μ ) Η ö f 1 e r Fastnacht 30; W . 453. 97; P a n z e r Beitrag 2, 304. β1) M ü h l h a u s e Hessen i n . 322; W . 98; J a h n I . e . 104—5 mit Literatur. I n Marksuhl steckt m a n ebenfalls Knochen u n d Rippen des a n F a s t n a c h t verzehrten Schweinefleisches in den Leinsack: Witzschel Thür. 2, 218, 36. " ) Η δ f 1 e r 1. c. 2. ") W i t z s c h e l Thüringen 2, 189, 11; vgl. Kuhn-Schwartz 411, 161: Schweinskopf in den Zwölften u. GrÜDkohl; dazu das Märchen bei K u h n Mark. Sagen N r . 130;
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Kloster 9, 496 f. ·») I n Österreich steckt m a n nach dem Pfingstritt die Knochen des geopferten Schafes ins K o r n ; Vernaleken Mythen 306, 28; M a n n h a r d t 1, 400; vgl. ,5 A. 51. ) H ö f 1 e r I . e . 8 9 f . ; vgl. Erbsenb.: 90 f. u. 96; vgl. das B.opfer f ü r die E r d geister nach der Aussaat bei den Tschuwa,e schen: Globus 63, 322. ) Reinsberg Böhmen 93 ; H ö f 1 e r Oslergebäcke 3 ; ebenso bringt der Genuß von Linsenb. (nach dem Journal für Pforzheim) a m K a r f r e i t a g Geld: G r i m m 3, 454, 586. ·') Westböhmen 61 ; H ö f 1 e r 1. c. ; vgl. den Gründonnerstagsb. aus 9 K r ä u t e r n : R o c h h o l z Glaube 2, 43; vgl. A. 39. " ) G r i m m 3, 469, 940, vgl. A. 36. 6e) Sage u n d Quellen ausführlich bei Κ ü h η a u Sagen ι , 98—105 N r . 1 1 5 ; G r i m m Sagen 197, 267; Kloster 7, 70; 9, 475, vgl. 458 u. 496; L i ρ ρ e r t Christentum 421 f.; E . H . M e y e r Germ. Mythologie 285; G r i m m Myth, ι, 232; S i m r o c k Mythologie 394—95; T h a r s a n d e r Schauplatz 1 I ( 737). 280; vgl. Kloster 9, 628; H ö f 1 e r Oslergebäcke 3; genaue Schilderung der Mahlszene im Höllischen Proteus (vgl. A. 70) 84—89. ,0 ) S i m r o c k 1. c. ; die Mahlzeit besteht aus folgenden Speisen: „erstlich wird ein dreipfündiges Brot aufgelegt, hernach eine Suppe von Bier oder anderer B r ü h e aufgesetzt, . . . demnächst zweyerlei Speisen von Karpffen u n d endlich der sogenannte süße Brey u n d zuletzt jedwedem auch sieben Pretzel von Semmel-Meel" n a c h : Der höllische Proteus durch E r a s m u m F r a n s c i s c i (Nürnberg 1690) 85 ff. « ) Kloster 9, 628. ») Β r ä u η e r Curiositäten 531 f.; Κ ü h η a u 1. c. 104 f. " ) Κ ü h η a u 1. c. 2, 138, 5. " ) Kloster 9, 839 f.; L i ρ p e r t 1. c. 422. " ) J o h n Westböhmen 69; H ö f 1 e r Ostergebäcke 61 u n d 63. ">) J a h n Opfergebräuche 60. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 105, 1. ™) B i r l i n g e r Schwaben 1, 191 u. Nr. 301 ; Rochholz Gaugöttinnen 22. " ) J a h n 1. c. 200; vgl. das B.opfer der Tschuwaschen nach der Aussaat: A. 65. »») E b d . 202. 81) H e r z o g Volksfeste 242 f. ·*) Z i n g e r l e Tirol 226, 1790. ·') Der Tote bekommt eine Portion Reis- oder Weizenb.: T y l o r Cultur 2, 35; Kloster 12, 472; S a r t o r i Totenspeisung 68; vgl. 2—3. 4. 61 f.; vgl. H ö f 1 e r im Arch. f. Anthropol. N. F . 3 (1904), 99; N. F. 6 (1907), 101; vgl. Globus 66, 43 ff.; S a r t o r i 1. c. 50 A. 1. " ) Arch. f. Anthr. N. F . 3 (1904), 99; vgl. N. F . 6 (1907), 101; Globus 80, 381. ·») S a r t o r i I . e . 23. β ·) Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901 Nr. 271, 2; Arch. f. A n t h r . N. F . 6 (1907), 101. Am Lechrain opfert m a n an Allerseelen auf d e m Seitenaltar Muesmehl : Leoprechting Lechrain 199 (Seelnapf). S7) Kloster 9, 194; R o c h h o l z Glaube 2, 47. **) Kloster 1. c. eo ) BlpommVk. 3, 112. M ) Z i n g e r l e Tirol 226,1790; R o c h h o l z Glaube 1, 318; vgl. 303. β1) S a r t o r i I . e . 24; Globus 82, 367. 370. °2) Archiv f. Anthrop. N. F . 6, 95. " ) D a r über ausführlich : Η ö f 1 e r in ZföVk. SUDDI.
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7 (1911), 13—16; M e y e r Baden 273 f.; für das Rheinland: ZrwVk. 10 (1913), 87; S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 92; vgl. Hirseb. als besondere Festspeise an Maria Geburt in Unterfranken: Bavaria 4a, 254. ·*) D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch 125,187. ··) J o h n Westböhmen 153; dieselbe Sitte in Mähren: Kloster 12, 187; vgl. 205 f.; vgl. H ö f 1 e r 1. c. 14 u. 16. Bei den S e r b e n prophezeit man am Vorabend des Barbaratages aus den Formen des aufkochenden B.s über den Ertrag des Erntejahres: K r a u ß Relig. Brauch 165 f.; vgl. das B.orakel bei den M a g y a r e n : W l i s l o c k i Magyaren 83. ·»») Interessant ist, wie man in Afrika sich mit Mehlb. (weiße Farbe!) beschmiert, wenn man auf die Heise geht, und wenn man zurückkehrt: F r a z e r 3 (2), 112. 176; vgl. A. 10; für die weiße Farbe, mit der man sich apotropäisch bestreicht: ZfVk. 1913, 158. ··) D ü r i n g s f e l d 1. c. 149. 251. ") F o x Saarland 365. Der Kirchweihtag heißt an der Eifel B.tag ( S c h m i t z Eifel ι, 51), weil es früher am Kirmestag auf dem Maifelde B. gab; in Eupen gibt es nach dem Martinsfeuer B. und Waffeln : Ρ f a η n e n s c h m i d Erntefeste 504.
3. B . o r a k e l : Diese beweisen, wenn es noch nötig ist, den Opfercharakter des Festb.s 9 8 ). Im Papierkodex aus der Bibliothek zu St. Florian lesen wir " ) : Item a n dem vaschangtag, so werfeyt sy prein an die dillen, velt er herab, so stirbt er des jars. F ü r Dreikönig berichten Krainz u n d Höfler von einer Sitte in Steiermark: die Dirne, deren Löffel im Milchb. während der N a c h t herunterfällt oder die Lage verändert, m u ß sterben 1 0 0 ). Am Andreasabend gehen die Mädchen mit einem Löffel Hirseb. vor die T ü r e ; wer zuerst von den ledigen Burschen vorbeigeht, der wird der Zukünftige 1 0 1 ). In Tirol essen die Mädchen a m Weihnachtsa b e n d auf 9 Türschwellen gesalzenes Mus, wobei sie 9 H ü t e auf dem Kopf h a b e n ; d a r n a c h achten sie auf das Geräusch im Mohnmörser 1 M ). In Schweden stellen die Mädchen beim • ι J u n g f e r n b . " Orakel an, ob sie in demselben J a h r e noch B r ä u t e werden 1 0 3 ). In der Rockenphilosophie lesen wir 1M ) : ,, Ißt eine ledige J u n g f r a u das A n g e b r a n n t e v o m B. aus d e m Topf, so regnet's auf ihrer Hochzeit u n d so es regnet, werden die neuen Eheleute reich." I ß t eine Magd gesotten Milch oder B. aus der Pfanne, so regnet's bald und «ie b e k o m m t einen Mann sauer wie S a u e r k r a u t m ) . Wer nach
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norwegischem Aberglauben zuerst aus der B.schüssel ißt, wird nicht selig oder stirbt von den Mitessenden z u e r s t l o e ) . M ) Vgl. das B.orakel der Serben und Magyaren: A. 95; wenn in der Bukowina der Maisb. verschüttet wird und sich in zwei Hälften teilt, stirbt jemand: ZföVk. 1897, 20, 98. ·») G r i m m Myth. 3, 415 F. 2; J a h n Opfergebräuche 117·, H ö f 1 e r Fastnacht 30. 1 ) Steierer Slovenen: ZföVk. 4, 148. 152; ebenso angeblich in Ungarn und Piémont: G u b e r n a t i s Myth, des plant. 2, 271. 274. ") Τ r e i c h e 1 Westpreußen 12, 426. "') .Ye r m o 1 o f f Volkskalender 292.
3. Β. und Blitz (Donner, Gewitter) werden oft miteinander in Verbindung gebracht. „ W e n n man Bier brauet, soll man einen guten Strauß B.n auf den Rand des Bottichs legen, so schadet der Donner dem Bier nicht" 25). Eine rationalistische Erklärung dieses besonders in Mecklenburg häufigen Aberglaubens versucht bereits Ρ a u 11 i 2β), ebenso K e l l e r 2 7 ) . Möglicherweise hemmen tatsächlich die in der B. vorhandenen chemischen wirksamen Stoffe (Ameisensäure, Glykoside?) die Entwicklung der Essigsäure- (Bacterium aceti usw.) und der Milchsäurebakterien (vgl. oben die Verwendung der B. im Milchzauber), die vor allem bei schwüler Witterung (also vor Gewitter) ihre Tätigkeit entfalten (Oxydation des Alkohols zu Essigsäure). In der Antike legte man Lorbeerblätter zum Wein, damit dieser bei Gewitter nicht umschlägt 2 8 ). Es bestehen jedoch sicher auch Beziehungen der B. (wegen des Brennens) zum Blitz (Feuer) daher auch der niederdeutsche Volksname „Dunnernettel" W o B.n stehen, schlägt der Blitz nicht ein 3 1 ). A m Gründonnerstag (Tag des Gewittergottes !) gesammelte B.n, auf dem Dachboden verwahrt, schützen das Haus vor Blitzschlag S2 ). Wenn es donnert, legt man den Eiern des Bruttieres Stahl und B.n unter, damit die Eier nicht taub werden 8Î ). Eine Beziehung zum Blitz (Feuer) ergibt sich auch, wenn am russischen Johannisfest über Feuer und Nesseln gesprungen wird s4 ).
4. Die Β. gilt schon in der Antike a 1 s a p h r o d i s i s c h e s (bzw. Fruchtbarkeits-) Mittel. Der Genuß des Samens reizt zum Beischlaf 35), vierfüßigen Tieren, die sich begatten wollen, reibt man die Genitalien mit B.n ein 3 8 ), was auch ins ma.liehe Schrifttum übergegangen ist 37). Von einem mannstollen Mädchen sagt man im Rheinischen, ,,dat let och en de Brennessle" M ). Die B.samen gelten in Schwaben als fruchtbarmachend 3 9 ). U m Liebe zu erwecken (,,ad amorem conciliandum") berührt man die zu gewinnende Person mit einer am Johannistag unter Hersagung von drei A v e Maria ausgegrabenen B.wurzel, die unter das Altartuch gelegt wird In der Mark schwenkte das liebesdurstige Mädchen einen abends gebrochenen Nesselbusch vor Lippen und Augen mit den Worten:
" ) Rockenphilosophie 1707,4,364 = Gr i m m Myth. 3, 445; ebenso D a n n e i l Wb. der altmärk.-plattd. Mda. 1859, 43; B a r t s c h Mecklenburg 2, 133; Κ η o r r η Pommern 145; D r e c h s l e r 2, 210. " ) Quadripartitum
") D i o s k u r i d e s Mat. med. 4, 93. »«) Ρ 1 i η i u s Nat. hist. 22, 36. »') Ζ. Β. „diu nezzel erwecket die unkäusch": M e g e n b e r g Buch der Natur hrsg. v. P f e i f f e r 423. ») M ü l l e r Rhein. Wb. i, 969. ») L a m -
„Kruskopp, treck den ICruskopp ran, Huch, wat's allcwiel fleddern kann!" (Krauskopf [ = Nessel], locke den Krauskopf [ = Burschen] heran, ach, wie das jetzt flattern kann). Der besprochene Ncsselbusch wurde dann auf die Türschwelle gelegt, die der Bursche am nächsten Morgen überschreiten mußte 4 1 ). A u c h die mohammedanischen Mädchen in Bosnien und in der Herzegowina benutzen die am Vorabend des Georgitages gesteckte B. als Liebesorakel 42 ). Vielfach gibt man den Hühnern den im Dreißiger gesammelten 43) B.samen, damit sie recht gut legen 4 4 ). Auch ist die B.wurzel ein Trächtigkeitsmittel 4 S ).
Brennessel
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m e r t 158. ) F r o m a η η de Fascina· itone 1675, 704; vgl. auch Anz. f. Kunde d. Vorzeit 1854, 190; Alemannia 17, 240; ferner F r a n z Frater Rudolf us 426 in MschlesVk. 17, 34. 41) H a η d t m a η η Mark. Heide 149. **) Wiss. Mitt. Bosn. u. Herceg. 3, 564; 4, 469; 7, 339· " ) M a r ζ e 1 1 Bayer. Volksbot. 58. " ) Z . B . MsächsVk. 2, 359; W i r t h Beiträge 6/7, 33; D r e c h s l e r 2, 210. *5) E b e r l i Thurgau 184. ,0
' 5 . D i e Β . a 1 s O r a k e 1 ρ f 1 a η ζ e. In den alten Arznei- bzw. Sympathiebüchern ist das Rezept zu finden, um zu sehen, ob ein K r a n k e r stirbt oder am Leben bleibt: Der Harn des K r a n k e n wird auf grüne Nesseln gegossen. Bleiben diese frisch, so wird der K r a n k e am Leben bleiben, verdorren sie, so wird der K r a n k e sterben ( 1 2 . / 1 3 . J h . ) 4e ), oder es wird unter das B e t t des K r a n k e n ein Topf mit Nesseln gestellt, bleiben sie grün, so wird er genesen, verwelken sie, so stirbt er 4 7 ). Einer Nessel wird ein Zettel mit dem Namen der Hausfrau angehängt und die Pflanze dann in eine mit feuchtem Sand gefüllte Strohschüssel gesetzt. A m I. Mai vor Sonnenaufgang sieht man nach: ist die Nessel verwelkt, stirbt die H a u s f r a u im Lauf des J a h r e s 48 ). Wachsen im Sommer und Herbst die B . n recht hoch, so gibt es einen strengen Winter 49). Blühen die Nesseln bald, so muß man bald säen; wie sie blühen, so fällt auch die Dinkelsaat aus, haben sie oben die meisten Samen, so wird die letzte Winterfrucht die beste i 0 ). Wenn im F r ü h j a h r die B . n mit durchlöcherten Blättern (infolge von Insektenfraß?) emporwachsen, so wird es im Sommer Hagelschlag g e b e n 5 1 ) . Wenn die Nesseln mit weißen Blättern (vgl. Bohne, Erbse, Kohl) am Haus oder Gartenzaun wachsen, so verkündigen sie einen Trauerfall H ) . Auch sonst wird die B . mit dem Tod in Verbindung gebracht, wie die aargauische R e d e n s a r t : ,,er ist i d'Nessla c h o " ( = sterben), beweist H ) . ··) P f e i f f e r Arzneibücher 135 ; O e f c 1 e Angebliche Practica des Bartholomäus 1894, 95b; W e c k e r u s De Secretis 1701, 124; W o l f Beiträge i, 251 ; vgl. auch A l b e r t u s M a g n u s 1 * Toledo 4, 14. *') G r i m m Myth. 3, 474; D r e c h s l e r 2, 210. *·) H e i n s b e r g Böhmen 207. «·) F i s c h e r SchwäbWb. 6, 858; ZföVk. 10, 53. ») F i s c h e r SchwábWb. i , I402. " ) SAVk. 2, 280. " ) H ö h n
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Tod 308. »>) Schweizld. 4, 805; in Frankreich ist ,,jardin aux orties" (Nesselgarten) eine Bezeichnung für Friedhof. 6. D i e B . a l s K u l t s p e i s e . Als Frühlings pflanze ist die B . , bzw. das aus ihr hergestellte Gemüse, eine Kultspeise, die Gesundheit und K r a f t verleihen soll M ). Bereits Ρ 1 i η i u s f s ) erwähnt die i m Frühjahr hervorsprießende Nessel als kultische Speise („multis etiam religioso in cibo"), die f ü r das ganze J a h r die K r a n k h e i t fernhält. B . n sind ein häufiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe 5 e ). Ein Gemüse von Nesseln, die am Gründonnerstag geholt sind, schützt vor Geldmangel 5 7 ). Unter den siebener- bzw. neunerlei Kücheln oder K r a p f e n (Kultspeise), die in Süddeutschland, Tirol usw. a m J o h a n n i s t a g gebacken werden, befinden sich meist auch Nesselkücheln M ). Wer ein gutes J a h r haben will, muß am ersten J a n u a r B.kuchen essen 5e ). " ) Η 6 f 1 e r Botanik 78. " ) Nat. hist. 21, 93. '·) Ζ. Β. D r e c h s l e r 2, 210. ") M a r z e l l Bayer. Volksbot. 23. ") ZföVk. 16, 92; ZfdMyth. 3, 339; Heimatgaue. Linz 1 (1919 bis 20), 292; M a r z e l i Bayer. Volksbot. 49; M a n n h a r d t Germ. Myth. 102. M) L e i t h ä u s e r Berg. Pflanzennamen 10. 7. In der sympathetischen M e d i z i n wird die B . häufig benutzt, um das F i e b e r zu bannen. Ρ 1 i η i u s " ) schreibt, daß die Wurzel der Herbstnessel (,,autumnalis Urtica") aufgebunden das drei- und viertägige Fieber heile, wenn man beim Ausgraben den Namen des K r a n k e n nenne und hinzufüge, wessen Sohn der K r a n k e sei. Mit verschiedenen Segensformeln (ζ. B . Nessel ich klage dir — Meine 77erlei Fieber plagen m i c h " usw. oder „ I c h streue den Samen durch Christi Blut, es ist für77erlei Fieber g u t " usw.) wird Salz auf die Nessel („unter der D a c h t r a u f e " ) gestreut. Vielf a c h heißt es, das Fieber vergehe, wenn die B . daraufhin vertrockne (osmotische Wirkung des auf die B l ä t t e r gestreuten Salzes!) " ) . U m G l i e d w a s s e r (Synovitis?) zu heilen, bespreche man die B . : B. ich will dich behalten Für das faule Fleisch Und für die Mutter und für das'Gliedwasser
Brennesscl Inwendig und auswendig D a ß du heilest allen Schmerz und alle Schäden.
(„Aus einem gedruckten Zauberbuch") 6 2 ). Eine an G e b ä r m u t t e r k r e b s Leidende soll B.samen vor Sonnenaufgang nach den vier Himmelsrichtungen streuen und sie wird genesen (Oberbayern) 63). Wenn man N e s s e l s u c h t (Similia similibus!) hat, so trinkt man Tee von B.n (Lunden) ·*) oder läßt seinen Harn auf B.n 65 ). Bei den Marchfeld-Slowaken gilt letztgenanntes Mittel als wirksam gegen Unterleibsbeschwerden β β ), in den Vogesen gegen Gelbsucht 6 7 ). Für „Hitze und B r a n d " bei Mensch und Vieh dient zusammen mit Schneckenschalenmehl und gepulvertem Schädelstück zerkleinerte B.wurzel, die unter der Dachtraufe gewachsen und an Maria Himmelfahrt (oder im Mai am ersten Tag des Krebses vor Sonnenaufgang) gesammelt sein muß ·*). Das Öl, in dem vor Sonnenaufgang gepflückte B.n abgesotten werden, schützt die Glieder vor dem Erfrieren 6i ). Vielfach wird die B. gegen V i e h k r a n k h e i t e n verwendet. Gegen Würmer und Maden beim Vieh knickt man drei Stengel der B. und spricht jedesmal: N e t t e l knick di D a t de oll Soeg (bzw. schwärt Schap usw.) D e Purrik ( = Wurm) rut g e h t " ) .
Gegen die Mauche bricht man durch den Zaun drei B.n und spricht dazu: D i e ist for den Ochs D i e andere ist for den F u ß D i e dritte ist, die heilen m u ß (Birkenfeld) " ) .
H a t ein Tier die Fußfäule, so schneidet man ein Stück Rasen aus, nimmt drei Nesseln, zieht sie dem Tier zwischen den Zehen durch, macht einen Schnitt in das Rasenstück, steckt die B. hinein und stellt alles über die Feuergrube und läßt es verdorren (Emmental) 7 2 ). Die B. dient ferner zum „Verstellen" des Blutes beim Vieh 7 3 ). H a t man sich mit B.n gebrannt, so reibt man die schmerzende Stelle mit „Heimina" (Chenopodium bonus Henricus) und spreche: N o m i n i Patri Neßje machund Blattre Mit H e i m i n a rib'n, D a s t ü e t s sus vertrib'n
(Wallis) " ) .
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Ähnliche Beschwörungen sprechen die von B.n Gebrannten in England, wo die schmerzende Stelle meist mit den Blättern der großen Ampferarten gerieben wird 7 5 ). Ein „ w a h r h a f t e r " Jüngling oder eine solche J u n g f r a u können B.n angreifen, ohne sich zu brennen 7 6 ). Die B.n brennen nicht, wenn man beim Berühren den Atem anhält (häufiger Volksglaube) n ). Kein „deutscher" Volksglaube (sondern wohl aus alten Sympathiebüchern stammend) ist die Probe, um zu sehen, ob ein Mädchen noch J u n g f r a u ist: Man läßt es auf B.n pissen; verdorren die Pflanzen, so ist das Mädchen keine J u n g f r a u mehr 7 8 ). Hängt damit vielleicht die schweizer Redensart zusammen: „Die Dochter hat villicht in die Nessle brunzelt" (d. h. einen Fehltritt begangen) ™) ? Verdorrt die Nessel, auf die der H a r n der Frau geschüttet wird, so ist diese unfruchtbar 80). ") Nat. hist. 22, 38. «') ZfVk. 7, 69; J a h n Hexenwesen 258; Engelien u. L a h n 259; Geschichtsbl. f. Stadt u. Land Magdeburg 16 (1881), 250; M a r z e i l Bayer. Volksbot. 160; H ö h n Volksheükunde 1, 1 5 5 ; auch in England: Germania 7 (1846), 429. ·*) J a h n Hexenwesen 268. ") Originalmitteil. ·*) Urquell 4, 279; R e i c h b o r n - K j e n n e r u d Laegeurter 49. " ) D r e c h s 1 e r 2, 288. ") D . Land 5 (1897), 384. «') S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 497 = R o l l a n d Flore pop. 10, 16. M ) W a r t m a n n St. Gallen 80 = SchweizId. 4, 805. ω ) Handschr. Brauchbuch aus Schlesien: D r e c h s l e r 2, 2 1 0 ; das Mittel geht zurück auf eine Schrift des mittelniederdeutschen Magister Bartholomaeus : Η ö f 1 e r Botanik 77 i. B a r t s c h Mecklenburg 2 » 459· ") ZrwVk. 8, 7 1 ; ähnliche Besegnungen gegen Viehkrankheiten auch bei den Siebenbürger Sachsen: H a l t r i c h lSiebenbürgen 270, den transsilvanischen Zeltzigeunern: Ethnol. Mitt. aus Ungarn 1 (1887), 144 f. und den Kroaten in Niederösterreich: ZföVk. 3, 214. ") SAVk. 1 5 , 8. » ) W i l d e Pfalz 32. ") SchwVk. 4, 1 5 ; einen anderen Segen: Pfälz. Museum 43 (1926), 60. ") G r i m m Myth. 3, 507; Germania 7 (1846), 429; D y e r FolkLore of plants 1889, 298; G u t e h County folkl. of Yorksh. 1 9 1 2 , 70; MschlesVk. 16, 12. '·) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 129. ") Auch in der franz. Schweiz: SAVk. 25, 283. »·) Vgl. G u b e r n a t i s Myth, des plant. 2, 273 f. '») Schweizld. 4, 805. ">) Ebd. 4, 1 4 1 5 ; vgl. damit den Glauben der Schwaben, daß die Empfängnis verhindert wird, wenn die Frau nach d e m Beischlaf den Harn auf B . n läßt: D . bot. Monatsschr. 14 (1896), 139. Marzeil.
Brephomantie—Bretzel
1561
Brephomantie, Kinderwahrsagung φος = Kind). Gelehrte Bezeichnung Wahrsagung aus den Eingeweiden Kindern, s. A n t h r o p o m a n t Paedomantie. 597.
Fabricius
Bibliogr.
antiqui
(βρέder von i e ,
(1760), Boehm.
Bretzel. I . H e r k u n f t u n d N a m e dieses Gebäckes sind v e r s c h i e d e n g e d e u t e t worden; K o c h 2 ) , A. v. Preter 3 ), Höfler 4 ) und F. Nork 5) zählen die zum Teil lächcrlichen Einfalle auf; v. Preter e ) und Gräter 7 ) deuten dieses Gebildbrot aus dem Sonnenrad 8), wobei Preter noch auf das ptolemäische Münzzeichen verfällt (!) e ); selbst ein Feind aller haltlosen Kombinationen wie A. Dieterich 10 ) hielt den Zusammenhang der B . mit dem Sonnenrad für möglich; ihn leitete offenbar der Gedanke, daß sich die Verwendung dieses Gebäckes beim Lätare-Umzug am besten so erkläre. Höfler u ) hat in einer besonderen Abhandlung das sprachliche und bildlich-monumentale Material und die literarischen Zeugnisse zusammengestellt und die B. als Teigsubstitut des früher dem Grabe beigelegten Totenschmuckes (Armring, Halsring und Spange) gedeutet. Das Glossarium Lindenbrogi ( i o . / i l . J h . ) e r k l ä r t 1 2 ) : brecita: crustulum, genus pañis oleo conspersus, in medio concavus et tortus. Diese Glosse fand nach den Angaben des Arevalo (1747/1824), eines spanischen Kommentators, Mazzocchi (1684/1771) in einer Handschrift der Origines 1 3 ) X X c 2 des Isidor v. Sevilla (570/636): crustula diminutivum est a crusta: pañis oleo conspersus in medio concavus et tortus 14 ). Daraus kann man schließen, daß — was man bis jetzt nur vermuten konnte — die B. vor der Entstehung der deutschen Klöster im Süden bekannt war; oder der Autor des Glossarium Lindenbrogi übertrug die bei Isidor gefundene Erklärung der crustula einfach auf die B. ; als Form dieser crustula torta ist wohl die der Marburger Neujahrskringel anzunehmen 1 5 ); auch E k k e h a r d 1 6 ) erwähnt eine torta pañis in seiner benedictio ad mensas;
1562
dagegen suchen wir bei ihm auffallenderweise das „brachiolum" vergebens. Eine andere Glosse (10. J h . ) l a u t e t 1 7 ) : prezitella: collyridam 1 8 ) panis, oder wir les e n 1 9 ) : prezita: colliridam (12. Jh.), oder crustula 2 0 ); auch das bekannte Summarium Henrici zitiert 2 1 ): crustula: brezita, brezitella. Als erster leitete Wächter 22 ) das Wort von brachile M ) ab, dachte also an Arm, Armschmuck. Besser ist die Beziehung zu brachiale Μ ), die auch Wächter freiläßt, und bracellus 25 ) zu bracchium gehörig, vgl. ital. bracciatello; Höfler zieht noch das Beugel- 2 6 ) und Kringelgebäck 2 7 ) heran und kommt so auf die Deutung, daß die B. eine alte Totengabe ist und die bekannten den Toten beigelegten Ringe und Spangen ersetzt. Zwei Stellen hat Höfler nicht beachtet, Grimm M ) und Du Cange a ) zitieren sie: in den Gesta abbatum Trudonensium (Kloster St. Trond im Haspengau) werden die Fastengerichte der Mönche aufgezählt 30) : Quatuor diebus nativitatis Domini, paschae et pentecostes ad prandium duas portiones piscis . . . et ad cenam prima die placentam cum bracchiolo; und die direkte Bezeichnung bracellus finden wir in den veteres consuetudines Floriacensis coenobii, wobei bracellus gedeutet wird: signum . . . . ut de duobus bracchiis facias unum ponendo super aliud. Daraus ist klar, daß man das Gebäck als „ A r m c h e n " 3 1 ) deutete; B . gehört sprachlich einwandfrei zu bracellus und das ahd. brezitella zu ital. bracciatello 3 2 ). Die Annahme, daß dieses klösterliche Fastengebäck ein von den Mönchen in frommer Phantasie als „ Ä r m c h e n " gedeutetes ursprüngliches Totengebildbrot und eine Ablösung der armillae und spirae ist, scheint manche Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Auch die Abbildungen 33 ) sprechen zunächst nicht dagegen. Es ist kein Gebildbrot, das die Hausfrau zubereitet, sondern erscheint immer als ,,genus pistoni operis" M ) ; daraus schloß man, daß die B . aus dem Süden eingeführt wurde 3S ). l ) Von den älteren Autoren sind besonders zu erwähnen J o . G e o r g i i ab Eckhart commentarti de rebus Franciae orienlalis et epi-
15Ô3
Bretzel
scopatus Wirceburgensis torn I (1729), 435: tempore ieiunii quadragesimalis panis tortilis coquitur, quem Braetzel hoc est armillam nominamus; n a m Barbaro-Latinis brachile et brachiale Gallice bracelet, Italice braccialetto dénotât armillam. P a n e m hune alii brace Hum alii brachiolum . . . v o c a n t ; er zitiert dann die v o n D u C a n g e 1, 729 zu bracellus und 730 zu brachiolum erwähnten Stellen u. möchte die B . n als ligamina superstitiosa erklären (vgl. 419). D a haben wir schon die ganze Argumentenreihe, die wir bei H ö f 1 e r antreffen werden, der dieses B u c h aus der v o n ihm benutzten Literatur wohl gekannt hat, aber nicht zitiert. ') M. J o h a n n i s Christiani Κ o c h i i Coniecturae de spiris pistoriis, vulgo von Bretzeln. Dresdae 1733; in dieser wohl ältesten Spezialabhandlung über die Bretzeln erwähnt der Verfasser nach langatmigen Untersuchungen über ,,spira" die Ableitungen v o n preculae und Brechen ( 1 1 — 1 2 ) und deutet selbst (21 ff.) das G e b ä c k als „ f i g u r a c r u c i s " ; ein Exemplar der seltenen Schrift ist in München. Die A b l e i t u n g des Wortes B . von preculae und pretiola bringt auch : B r e v i n u s N o r i cus F a g o - V i l l a n u s Den in vielen Stücken allzu abergläubigen Christen . . . Leipzig 1721, p. 139 (in München); vgl. P r a e t o r i u s Blockesbergs Verr. 491. s ) Mitteilungen der K . K . Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der B a u d e n k m a l e (Wien 1869) 14, 5; H ö f e r Etymologisches Wb. i , 1 1 5 ; Koch Dissertatio de spiris pistorum 22; zu brettstel: G r i m m DWb. 2, 378; Kloster 7, 135 A . 4) Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901 (München) Nr. 272, 6; Arch. f. Anthropol. N. F . 3 (1905), 104, i m folgenden zitiert: H ö f 1 e r Brezel·, Z f ö V k . 9 (1903), 195 f.; D e u t u n g des Wortes angenommen v . K l u g e EWb,10 73 und P a u l DWb. 3 97; G r i m m DWb. 2, 3 7 8 — 7 9 ; H ö f 1 e r Fastengebäcke 72. 91 f f . ; Ostergebäcke 19; B e c k e r Frühlingsfeiern 17; Frischbier Preußisches Wb. 2, 179; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 1412 f f . ; M ü l l e r Fraureuth Wb. der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten 1, 152; A d e l u n g 5) Kloster Wb. i , 1192. 7, 133 f f . ; noch Albers Das Jahr 123 leitet Brezel v o n „ p r e t i o l u m " a b ; H ö f 1 e r Fastengebäcke 88; Koch 14; zu brätstelle v g l . P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 495. ·) I.e. 5 — 6 . ') Iduna u. Hermode h. v . Gräter 1814 Nr. 5, 18—20. ') H ö f 1 e r Weihnachten 42 ff. ") D e r s. Brezel 104. 10) A R w . 8, Beiheft 102 A . 1 ; ebenso F o x Saarland 417; R o c h h o l z G / a a t i 2, 157; K o l b e Hessen 36. ") Brezel = Arch. f. Anthr. N. F. 3, 9 4 — 1 1 0 ; vgl. die Rezension v o n L a u f f c r : Z f V k . 16 (1906), 234 bis 235; H o o p s Reallex. i , 152. 12) G r a f f 13 ) Ahd. Sprachschatz 3, 317. Lobeck Aglanphumos 2, 1074 A x . " ) A b g e d r u c k t bei M i g u e Patrol, lut. 82, 1044 Ν. ι8. 15) Η ö f 1 e r Brezel 106 Nr. 22. 1β ) Benedictiones ad mensas Immoni abbati de sancto Gregorio fratri germano compiute roganti in Mitt, d antiquar.
1564
Gesellschaft Zürich 3 (Zürich 1846—47), 106, v . 8. " ) G r a f f 1. c. 18) I m Glossarium Aynardi ist collirida mit bracidelli erklärt: Corpus glossariorum latinorum ed. G o e t ζ 5, 6ι8, 18; vgl. Thesaurus linguae latinae 3, 1667; corpus gloss, lat. ed G o e t ζ 5, 380, 25 : panis collyri: panis quadrangulus. " ) G r a f f I.e. " ) 1. c. " J S t e i n m e y e r - S i e v e r s Ahd. Glossen 3 , 1 5 3 . " ) ν . Ρ r e t e r 1. c. 5 ; W ä c h t e r Glossarium germanicum 212. " ) bracile ist ein Gewandstück = zona, es kommt v o n braca: Thesaurus linguae latinae 2, 2162 und 2154; Isidor Origines ig, 33, 5; D u C a n g e I, 7 3 1 ; M G S . 10, 315, 7; daher p a ß t die v o n L i ρ ρ e r t Christentum 604—5 und andern zitierte Stelle aus der lex salica nicht: H . G e f f k e n Lex Salica (L. 1898) 27 § 10. 141. M ) D u C a n g e 1, 729 armilla; vgl. T o b l e r - L o m m a t s c h Altfranzösisches Wb. ι , 1104: bracel u. bracelet. • i ) D u C a n g e ι , 729 circuii e x auro. " ) Brezel 95 f . ; 109; ν . Ρ r e t e r 1. c. 5 f. " ) D a z u p a ß t die Glosse des M u r m e l l i u s (im Pappa piierorum cap. de cibi generibus) sehr g u t : spira: bretschel oder r i n g , genus pistoni opens ; vgl. S t e i n m e y e r - S i e v e r s 1. c. 3, 153; 617, 42; ι , 414: colliridam-halstan als Glosse zur V u l g a t a 2. Reg. 6, 19; vgl. H o o p s Reallex. 1, 152; A r c u l a t a , spirae und circuii, οτρεπτοί sind auch in der Antike belegt: L o b e k Aglaophamos 2, 1 0 7 3 — 7 5 ; arculata ( = fibulae) dicebantur circuii, qui ex farina in circulis fiebant (F e s t u s 16 = 15, 10 Lindsay); circuii sind Ringe aus Mehl, K ä s e und Wasser: V a r r ò Lingua latina 5, 106 = 33, 17 Goetz-Schoell; in Schwaben heißen die Neujahrsb.n Neujahrsringe : M e i e r Schwaben 470, 228; zu den στρεπτο! vgl. D e m o s t h e n e s Kranzrede 260; A t h e n a e u s 4, 130 d = I, 296, 8 K a i b e l ; Β e k k e r Anecdota ι , 302; unseren B . n sind wohl die arculata a m meisten zu vergleichen. S8) DWb. 2, 379· iu ) I, 729. ao) M G . Hist, scriptores tom. i o , 314, 40. 31) Vgl. W u 1 1 k e Sachs. Volksk. 304; J o h n Erzgebirge 190; F i s c h e r Altertumsk. 57; Kloster 7, 134; H e y n e Nahrungswesen 277; A . S c h u l t z Das höfische Leben 1 (1889), 395; J. L . F r i s c h DeutschLat. Wb. (1741), 136: spira pistoria panis figuram bracchiorum plicatorum habens; A d e l u n g Wb. der hochdeutschen Mundarten 1, 1073. 32) M . K r ä m e r Dictionarium TeutschItaliänischer Sprache 3, 297 f. 3α) H ö f 1 e r Brezel 105 ff.; zwei Abbildungen bietet uns die Äbtissin H e r r a d v o n L a n d s p e r g in ihrem Hortus deliciarum auf dem Bilde, das Esther und Mardochai an festlicher Tafel schmausend darstellt: E n g e l h a r d Herr ad von Landsperg T a f e l 4; H e n n e a m R h y n Kulturgeschichte ι (1886), 205; A. v. P r ê t e r I. c. ; \V e i n h o 1 d Frauen ' 2, 60; H e y n e Nahrungswesen 2 7 2 — 2 7 7 ; A . S c h u 1 1 ζ I . e . 376; vgl. Kloster 6, 1081 u. Abbild. 157 u. 159. Eine andere A b b i l d u n g zusammen mit und*.in G e l d d b r o t e n bei J o h a n n Placotomus
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Bretzel
( = Brettschneider) De tuenda bona valetudine, libellas Eobani Hessi, commentariis doctissimis illustratus p. 62; vgl. W r e d e Rhein. Volksk. 196. 237. a4) M u r m e l l i u s 1. c. ; R e i s e r Allgäu 2, 86, 305; J o h n Erzgebirge 190; Κ o c h 1. c. Ii. 13. 22 ff. ») W u t t k e Sachs. Volksk. 304; Globus 8o, 96.
2. Die D o m ä n e der B. ist die F a s t e n z e i t " ) vor Ostern odeT erweitert die Zeit von N e u j a h r S7) bis Ostern. Sie k o m m t besonders häufig als Schmuck der bei den F r ü h j a h r s r i t e n umhergetragenen Baumsymbole M ) (Lätare) 3Ï ) neben andern Gebildbroten (ζ. B. Vögeln) w ) und Eierschalen v o r ; und dazu p a ß t auch die Rolle der B. im F r u c h t barkeitsritus des Schlages mit der Lebensrutc, wobei sich die Mädchen
1566
birge bekommen die Träger nach dem Begräbnis B . n 4 4 ) ; in Bayern gibt es beim T o t e n m a h l B.n 4S), Bier u n d Brot. ") H ö f 1er Brezel 96 ff.; Fastengebäck 80 ff. 68; J o h n Erzgebirge 190. 219; W u t t k e Sachs. Volksk. 304. »') K ö h l e r Voigtland I70. w ) B e c k e r I.e. 17; M a n n h a r d t i, i55ff. 157, 223, 288. »·) Nach K o c h (12) erhielten die Kinder, nachdem sie an Laetare die larva mortis de Stramine facta verbrannt hatten, nach der Zeremonie B.n als Geschenk neben elixa legumina; Bavaria 2 a, 273; 4 b, 358. 40 ) C. C. v a n de G r a f t in Die maandelijksche Bladen 7, 3 ff.; Β e c k e r 1. c. 17. ") M a n n h a r d t 1,545—46. ") B i r l i n g e r Volkstüml. 2, 63—64. «*) D e r s. Schwaben 2, 136; Globus 80, 96; Beilage zur allg. Zeitung 1901 Nr. 272, 6; S a r t o r i Totenspeisung 68—69; H ö f 1 e r Brezel 102; G r i m m DWb. 10, 1, 6; E. H. Meyer Deutsche Volkskunde 115.
O
a) u. b) Formen im Vatic. 3867. c) Nördlinger Brezgen M). d) u. e) Formen bei Herrad v. Landsperg61).
durch B.n loskaufen 4 1 ); das will aber zur B. als Substitut der Grabgaben gar nicht passen; besonders eine ζ. B. in Schwaben 42) gebackene besondere Art der B., der „ F u n k e n r i n g " , den das Mädchen a m Funkensonntag ihrem Burschen schenkt, ist doch niemals S u b s t i t u t einer den Toten beigelegten Armspange gewesen, obwohl gerade diese nicht geflochtene Gebäckart der A r m b a n d f o r m äußerlich a m ähnlichsten ist. Wir werden später sehen, wie B.n allgemein als Liebeszeichen verschenkt werden. Daß die B. auch als T o t e n g a b e v o r k o m m t — das wäre f ü r die Fundierung der Höflerschen Theorie besonders wichtig — zeigt ein Brauch, der früher im Wertachgebiete geübt wurde, wo man „Seelenbrezgen" an den Grabkreuzen a u f h ä n g t e 4 3 ) ; im Erzge-
") J o h n Erzgebirge 127. *·) L e o p r e c h t i n g Lechrain 252; vgl. G r i m m DWb.
10, I, 6. 3. Gegen die Höflersche Theorie und die auf E c k h a r t f u ß e n d e Erklärung der B. als Totenschmucksubstitut k a n n man zusammenfassend kurz folgendes vorbringen; a) Das W o r t halstan, mit dem collyridam in einer alten Glosse erklärt wird (vgl. A. 27), h a t mit ags. heals nichts zu t u n 4e ), also fällt die Beziehung zu Halsring und d a m i t das H a u p t a r g u m e n t Höflers. b) Wieso k o m m t die B. als Totengebildbrot in die Frühlingsriten? c) W a r u m genügt die D e u t u n g der Mönche als bracchiolum = Ärmchen nicht?
1567
1568
Bretzel
d) Die Behauptung, daß wir unter den Abbildungen der römisch-christlichen Gebildbrote keine B . f o r m finden, daß wir es also mit einem erst in den Klöstern aufgekommenen Fastengebäck zu tun haben, kann nicht aufrecht erhalten werden. Wir besitzen nämlich eine Abbildung aus der frühchristlichen Kulturepoche, die rund 700 J a h r e älter ist als das Zeugnis mit Illustration, welches wir der Herrad v . Landsperg verdanken. Neben den typischen runden Kreuzbroten 4 7 ), die uns bes. auf Skulpturen begegnen (Fisch mit Broten), fällt eine Szene auf, die uns eine illustrierte Handschrift, der cod. Vaticanus 3 8 6 ; (5. J h . ) , bietet 4 8 ); dargestellt ist eine Mahlzeit .des Aneas und der Dido; auf dem Tischchen liegt ein Fisch, und am R a n d im Halbkreis sehen wir 3 Gebildbrote, von denen besonders das mittlere der aus dem hortus deliciarum bekannten F o r m entspricht; zu betonen ist, daß auch bei Herrad v . Landsperg Fisch und Brote auf dem Tischchen liegen; wir haben es also mit einem nach F o r m und Inhalt durchgehenden Motiv zu tun 48 ). Da haben wir also eine feste Überlieferungskette v o m 5. J h . über die mittelalterlichen Klöster bis auf unsere Zeit; darnach wäre die B . ein antik-christliches K u l t g e b ä c k (vielleicht die arculata, vgl. A . 28), das als Fastengebäck (in Ringund Armchenform) übernommen wurde. ") K l u g e erwähnt in seinem Angelsächsischen Lesebuch 183 'halstan' s. v. ,healstan' ohne Beziehung zu heals, ebenso O. G r ö g e r in seinen Ahd. Komposita. *') Abbildungen bei D ö l g e r 1ΧΘΓΣ III Tafel X X X V I I Nr. 6; X X X I X Nr. 3; X L Nr. 4; XLII Nr. 3 u. 4; LI; LVI Nr. 1; LVII Nr. 2 u. 3; LVIII; LXI Nr. 1; LXIII; LXXII; LXXVIII Nr. 7 u. 8; L X X X Nr. 4; XCI Nr. 1; die Hauptformen sind ® oder vgl. Jahreshefte des österreichischen Archäol. Institutes in Wien 17 (1914), 2. Heft 95 Tafel 70; 150 Tafel 135; ARw. 15, 160 Tafel 1 Nr. 6. ") Abbildung bei D ö l g e r I.e. Tafel LII; vgl. ARw. 15, 160 Tafel ι Nr. 6: vielleicht sind hier die 3 länglichen Gegenstände auf dem Tisch auch Gebildbrote dieser Art ; J o s . W i l p e r t Die Malereien der Katakomben Roms. F r e i b u r g 1903,
292; Tafelband Tafel 133; W e n d l a n d Hellenistisch-römische Kultur * 428 A b b . 4. *) A u c h
ein Bild des Codex Egberti (10. Jh.) hat dieses Sujet: H e y n e 2, 272. M) H ö f 1 e r Brezel
106 Nr.
41)
19;
D e r s. Fastnacht
92 Fig.
47.
Vgl. die Krackeling in Friesland : H ö f 1 e r
Brezel
Nr. 3 1 .
4. Ν e u j a h r s b.n 52 ) : Besonders in B a d e n M ) schenken die Burschen beim Neujahransagen dem Schatz B . n ; diese darf man am Kaiserstuhl S4) und im Elsaß M ) v o r Dreikönig nicht anschneiden; Neujahrsb.n schenken die P a t e n 6 6 ) den Kindern oder diese den Lehrern 6 7 ), die B ä c k e r M ) den Kunden. In München teilte der B.reiter in der Neujahrsnacht B . n aus S9 ). Zwischen Neujahr und Fastnacht liegt der Sebastianstag 6 0 ); die B.händler hatten neben dem Stand den B.b a u m ; man glaubte, daß der hl. Sebastian die B . n segne; daher k a u f t e jeder Bauer f ü r Familie und Gesinde Sebastiansb.n; man vergnügte sich mit dem B.reißen; f ü r die Bäcker war B . t a n z ; nach diesem wurden die B . n an Musikanten, Mädchen und Kinder verteilt. " ) H ö f 1 e r Z f ö V k . 9 (1903), 1 9 4 ; Brezel 1 0 3 ;
ZrwVk. 16 (1919), 47—49; Bavaria 3 b, 354. ") M e y e r Baden 201. 235; S c h m i t t Hetlingen 20: eine B. aus Stroh wird dem Mädchen ans Haus gehängt, das den Burschen mißleidig ist; M e i e r Schwaben 470, 228. ") M e y e r I.e. 201. •») JbElsaß-Lothr. 7, 202. Mj Β i r l i n g e r Schwaben 2, 18; W r e d e Rhein V i .
238—39;
F o x
Saarland
404.
") M e y e r I.e. 71. a ) Ders. 494; M e i e r 1. c. 470, 228; vgl. W r e d e 1. c. über das Herauskarten der Nb.: ZrwVk. 16 (1919), 47 u. 49; 13 U9I6), 213 f.; M e y e r Baden 71—72; M ü l l e r RheinWb. 1, 993. '») ZföVk. 9 (1903), 195; R a d e r m a c h e r Beiträge 107 A. 1; vgl. die Wallerb.n: v . P r e t e r 1. c. 5; ZföVk. I.e.; S c h m e l l e r BayrWb. 1, 376. DG. 14, 1 4 5 . 1 4 6 ff. 5. B . n d e r F a s t e n z e i t 6 1 ) : Im Allgäu 62 ) und im Erzgebirge 63 ) wechseln die B ä c k e r mit der „ B r e t z g e t " a b ; K o c h 6 4 ) bezeugt (1733), daß nur „ t e m pore quadragesimali" die B . n gebacken werden. Im Augsburger J a r e i n m a l (um 1750) lesen w i r 6 5 ) : Man hört in Reimen hübsch und fein Den Sommer und den Winter streiten, Welch'r besser sei zu diesen Zeiten. Auch nimmt jetzt mancher für den G'schlier Ein Fasten-Pretzen zu dem Bier.
In der Gegend von Aschersleben 6G) heißt es: Wer die Fastenb.n verachtet, bekommt Eselsohren 67 ). Das hat doch wohl
1569
Bretzel
den tieferen Sinn: Dieses spezielle Festgebäck bringt Glück und Gesundheit, wie die andern Fruchtbarkeitssymbole, mit denen zusammen die B. den Frühlingsbaum schmückt (vgl. Lätare- und Gründonnerstagsb.) ; die Fastnachtsspeisen M ) sind zudem als Frühlingsspeise (vgl. A. 78) von großer Bedeutung und mit Opfern verbunden; nach Praetorius (Verrichtung 1 1 2 . 1 1 5 ) vertreiben Β . η an Fastnacht, Gründonnerstag und Dreikönig Hexen (vgl. A. 60). Was in Anhalt ™) Spiel ist, das Schenken der Fastenb. am Aschermittwoch f ü r das Ausstäuben mit Ruten, war ursprünglich das Gegengeschenk f ü r eine Fruchtbarkeitsübertragung; bei Hall in Tirol peitscht ein maskierter Bauer die Buben durch und wirft B.n unter die Kinder' 0 ). In Württemberg verteilen die Narren an Fastnacht B . n 7 1 ) . Eine große Rolle spielt dieses Gebildbrot beim Vegetationsritus an Invocavit; in Schwaben 7 2 ) schenkt das Mädchen am „Funkensonntag" dem Burschen den Funkenring; beim Mädchenverschreiben an der M o s e l n ) brechen die Paare nach altem Brauch die B. ; auch f ü r das Rheinland 7 5 ) sind solche uralte Gebräuche speziell für Fastnachtsdienstag und Lätare bezeugt: die Mädchen sandten (1579) den Burschen B.n, und die Burschen stifteten Würzwein. Noch heute kaufen die Burschen den Mädchen an Lätare B.n; lehnt das Mädchen diese ab, so bedeutet das eine Absage 7 5 ). In Böhmen 7e ) hängt man am Vorabend des „Fuchssonntages" B.n (Bängeln) in die Äste der Bäume; zu den Kindern sagt man: Der Fuchs 7 7 ) hat die B.n verloren; die Kinder essen die B.n prophylaktisch gegen Zahnweh; also ruht auch hier Segen und Heilkraft auf der Opfergabe an die Vegetationsdämonen 78 ). A m Gregoriustag, der in der Rhön der B.tag heißt, erhalten seit alter Zeit die Schulkinder B.spenden 7 9 ); diese Gregoriusb.n erwähnt schon Koch 8 0 ): „patroni pueris in diligentiae praemium spiras d a b a n t " ; in Donaueschingen 8 1 ) bekommen die Schulkinder vormittags B.n, und am Nachmittag ist Volksbelustigung; über ein altes Schulfest am Gregoriustag mit
IS70
B.verteilung berichtet Vulpius in seinen Curiosi täten 8 2 ). A n Lätare, dem „ B r e t z gensonntag" im Allgäu 8 3 ) und sonst 8 4 ), „sollen . . . die Pretzel zuerst gebacken seyn, welche sie unter die Kinder außgetheilet und ihnen Anlaß gegeben fleißig zu beten oder prepari und preculas oder precationes sonderlich umb selbige Zeit abzulegen, daher sie auch sollen benahmet s e y n " M ) ; im Rheinland ist am Sonntag nach Halbfasten B.ziehen zwischen Lehrer und Schülern 8 ®). A n Lätare tragen nach dem Papistenbuch OT ) die Knaben Fastenb.η an langen Stecken herum. Diese Frühlingsbräuche sind in der Pfalz und am Rhein noch besonders lebendig, kein geringerer als A. Dieterich M ) hat diesen Ritus eingehend untersucht. Früher und auch jetzt an manchen Orten trieben die Knaben, „die B . in der Linken und einen hölzernen Degen in der rechten Hand, den Winter a u s " 8 9 ) ; in Eisenach war früher der „ S o m m e r " mit B.n und Eierschalen geschmückt 9 0 ); in Luxemburg heißt der Sonntag Lätare Fastenbohnensonntag; die Verheirateten müssen allen Gästen, die ein Stück vom Strumpfband der Frau geraubt haben, B.n geben 9 1 ). In Baden finden wir das B.umtragen auch an J u d i c a 9 2 ) . Am Palmsonntag sind die Palmen 9 3 ) in Tirol zuweilen mit B.n geziert, und beim Umzug ist der Zaum, den Christus auf dem Esel sitzend hält, mit einem Dutzend B.n geschmückt 9 4 ). Bei Altenrieth (Schwaben) wird ein B . m a r k t 9 5 ) abgehalten, wobei die Burschen den Mädchen ganze Schürzen voll B.n schenken, dafür bekommen sie an Ostern Ostereier 9e) ; beim „Bratzelt a n z " in Ottenhausen bei Neuenbürg holt der Bursch nur die Auserwählte zum Einzeltanz 97 ). Im Gothaischen erhalten die Schulkinder an diesem Tag B . von den Jungverheirateten 98). In der Gründonnerstagsnacht bringen die Burschen in Marbach den Mädchen B.n ans Fenster 99 ) ; wenn die Mädchen nüchtern davon essen, bekommen sie das Fieber nicht, und solange die B . nicht schimmelt, ist die Liebe echt 10 °) (vgl. die oben erwähnte K r a f t der Fastenb. als Kultspeise und den Genuß des Eis) 1 0 1 ) ; daß man am Gründonners-
1571
Bretzel
tag B.n gegen Fieber ißt, erwähnt schon J . Prätorius 1 0 2 ), ebenso die Rockenphilosop h i e 1 0 3 ) ; nach Prätorius hing man dieses Kultgebäck im Hause gegen Fieber und Zauberei auf, so noch heute in Braunschweig 1 M ) . B.n als Geschenk der Paten am Gründonnerstag sind 1601 am Rhein (Rüdesheim) b e z e u g t 1 0 4 ·). " ) H ö f 1 e r Brezel 98 ff. 103 ff.; ZföVk. 9 ( I 9°3). 80 ff· 91 ff- An der Elbe gibt es nach dem Fastenbeten B.n : M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 115; Pre ter I.e. ·*) R e i s e r Allgäu 2, 86; vgl. F i s c h e r SchwäbWb. i, 1413. ·*) J o h n Erzgebirge 190. M ) 1. c. 20. 23 ; f ü r Sachsen : M ü l l e r - F r a u - · r e u t h 1. c. ι , 152. ·') B i r l i a g e r Schwaben 2, 148. " ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 25. 412; W o l f Beiträge i, 79; J a h n Opfergebräuche 1 1 7 . 145; W . 97. " ) Wer in Waldeck a m Gründonnerstag kein „ G r ü n e s " ißt, bek o m m t Eselsohren: C u r t z e Waldeck 398, 134; J a h n I . e . 145; B e c h s t e i n 1 , 1 6 1 ; im Rheinland m u ß man Lauch essen: ZrwVk. 18 (1921), 36. ») J a h n 1. c. 116 f.; H o f i e r Brezel 103. ·») ZfVk. 1897, 75; M a n n h a r d t ι , 545; Ober die Ablösung des Schlages durch die B. a n Aschermittwoch: Bavaria 2 a, 273. ™) M a n n h a r d t i , 269; Z i n g e r l e Tirol 139; im Rheinland finden wir das B.schleudern unter die Kinder a m F a s t n a c h t sonntag : M ü l l e r RheinWb. 1, 993, nachmittags ist Wettlauf, wobei der Sieger eine Bretzel erhält; vgl. SAVk. 1 (1897), 190 ff. " ) Κ a ρ f f Festgebräuche Nr. 2,11 ; für die schles. F a s t n a c h t b . n : Mschles Vk. 1906 H . 15, 145. " ) Β i r 1 i η g e r Volksth. 2, 63 f. ; Schwaben 2, 6 2 f f . ; M a n n h a r d t 1 , 5 3 9 ; H ö f l e r Fastengebäcke 80 f. ; Brezel 99 f. ; M e i e r Schwaben 383, 25; vgl. F ο χ Saarland 418. '») M a n n h a r d t I, 453; vgl. F o n t a i n e Luxemburg 32; ZfVk. 1915, 301. » ) W r e d e RheinVk. 248—49. '») M ü l l e r 1. c. 994; f ü r das Saarl a n d : F o x Saarland 343: a m Lehenfest gibt das Mädchen dem Burschen eine B. als Liebeszeichen. *·) R e i n s b e r g Festl. Jahr 68; H ö f 1 e r Brezel 98; D e r s. Fastengebäcke 73. " ) Über Opfer a n den F u c h s : J a h n Opfergebräuche 118; M e i e r Schwaben 375, 9. '·) Über Opfergaben f ü r Vegetationsdämonen a n F a s t n a c h t : J a h n 1. c. 116. " ) H ö f l e r Brezel 100; D e r 8. Fastengebäcke 87 f.; vgl. V u 1 ρ i u s Curiositäten im Kloster 7, 207 ; H i 1 s c h e r wollte allen Ernstes den Namen der B.n davon ableiten, daß die Praeceptores a m Gregorsfest den Schülern B.n schenken (österlicher Aberglaube 20; ν . Ρ r e t e r 1. c. 5); A d e l u n g i , 1073 wies auf „preciuncula": Die Schüler, meint er, mußten f ü r die B.n b e t e n : Κ o c h 1. c. 13 f.; Kloster 7, 135 Α.; vgl. Α. 86; in Tirol gibt es Wein, Brot und Käse: Z i n g e r l e Tirol 142, 123t. M ) 1. c. 14. * l ) Alemannia 22, 145. ·*) Kloster 7, 206 f; vgl.
1572
B.examen: M ü l l e r - F r a u r e u t h 1, 152. " ) R e i s e r Allgäu 2, 1 1 2 ; vgl. 105; H ö f 1 e r Brezel 100. M ) M e y e r Baden 90 ff. •») Ρ r a e · t o r t u s Bloches-Berges Verrichtung (L. 1668) 491; über die Ableitung von precari vgl. A 2. «·) M ü 11 e r 1. c. 993- " ) H ö f 1 e r Brezel 100; K o c h I . e . 12—13; H ö f 1 e r Fastengeb. 92. M) Kl. Sehr. 324—352 = ARw. 8 (1905), Beiheft 82 ff.; B e c k e r Frühlingsfeiern 17; M e y e r 1. c. 87. 90 ff. ; H ö f 1 e r Brezel 100 ; D e r s. Fastengebäche 88. 92; Bavaria 4 b, 358. " ) D i e t e r i c h I.e. 325 ; auch a m „Fähnleinst a g " = St. Gregoritag h a t t e n früher die Knaben Holzsäbel: H ö f 1 e r Fastengebäcke 88. M a n n h a r d t 1, 1 5 6 f . ·') F o n t a i n e Luxemburg 32 ; vgl. den Brauch im Gothaischen : M e y e r I. c. 116. ·•) M e y e r 1. c. 116; Η δ f 1 e r Brezel ι ο ί . ·») Z i n g e r l e Tirol 146, 1260; M a n n h a r d t 1, 288; H ö f · 1 e r 1. c. M ) Z i n g e r l e 147, 1263; H ö r m a n n Volksleben 50 ff. •») M e i e r Schwaben 385, 36; B i r l i n g e r Schwaben 2, 65, 10; M e y e r I . e . 1 1 6 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 136. ··) M e i e r 1. c. 393, 67; vgl. M ü l l e r Rhein Wb. 1, 994. " ) K a p f f Festgebräuche 19; vgl. M ü l l e r 1. c. ·*) M e y e r 1. c. 116. ·*) B i r l i n g e r Schwaben 2, 71—72 ; M e y e r Baden 501. 10°) M e i e r 1. c. 387, 40; 388, 48; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 195, 10. "») M e i e r 386, 39 u. 389, 55; J a h n I . e . I38f. 1M ) Bloches-Berges Verrichtung214; Höfl e r Brezel 101 ; D e r s. Ostern 9 f. ; S e y f a r t h Sachsen 270; M a e n n l i n g 193. 10 ») G r i m m Myth. 3, 436, 44; ZfVk. 1891, 191 e ι (Brandenburg) ; M a n n h a r d t Germ. Mythen 134; K e l l e r Grab des Aberglaubens 5» 375; J a h n 1. c. 145 mit Literatur; F i s c h e τ Aberglauben (L. 1790), 228, schöpft fast alles aus der Rockenphilosophie; auch wer a m Gründonnerstag fastet, ist fieberfrei ; F i s c h e r 1. c. 217 = Rockenphilosophie 1. H u n d e r t c. 87, p. 130. 1M ) A η d r e e Braunschweig 341. ,04 ®) ARw. 24, 174; AfKulturg. 2 (1895), 183 if. 185.
6. A n Ostern 1 0 5 ), Johanni 1 0 «), der Kirchweih 107 ) und Martini 108 ), an Weihnachten 10*), am Konfirmationstag u o ) und an der Hochzeit m ) spielen die B.n eine weniger wichtige Rolle. Z u erwähnen ist noch ein eigenartiger Brauch in Möschlitz ( V o i g t l a n d ) 1 1 2 ) : man stellt hier die Gemeindebeamten durch Handschlag und Einhändigung von zwei Fastenb.n an, wie man etwa bei Wein und Bier Kontrakte abschließt. Ein eigentümliches Zeugnis über den medizinischen W e r t der B . bringt Koch " » ) . »•) H ö f 1 e r Brezel 103; D e r s. Ostern 18. 45 ff. 66. , 0 ·) A l b e r s Das Jahr 250. ) M e y e r Baden 233—36; Bavaria 4 b , 387;
10?
1573
Breve—Brief
H ö f 1 e r Β. io2. l°») H ö f 1 e r B. 102—3; M e y e r Baden 71 (Geschenk an die Paten). 10 ·) H ö f l e r Weihnachten 43; ZrwVk. 2 (1905), 161; K ö h l e r Voigtland 1 7 1 ; Κ a ρ f f Festgebräuche 8; am Lechrain gibt es am ι. Weihnachtstag nach der Vesper B. u. Bier: L e o p r e c h t i n g Lechrain 209 ; vgl. G ü η t e r t Kalypso 242. n o ) M e y e r Baden 1 1 7 ; vgl. B.spende beim Kirchgang: W i t z schei Thüringen 2, 3 1 2 . l u ) Η ö f 1 e r ZföVk. 1911 Suppl. 7, 39 ff.; Brezel 102; In Mecklenburg aß man früher an der Grenzscheide zweier Dörfer bei der Rückkehr von der Trauung Kringel, so groß wie Wagenräder, und trank Branntwein: B a r t s c h Mecklenburg 2, 83, 266; über B. und Rad: ν . Ρ r e t e r 1. c. 5 mit Literatur; G r i m m DWb. 2, 378 f. 112 ) K ö h l e r Voigtland 230; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 384. "») 1. c. 23 f. Eckstein.
Breve (Zimmerische Chron. ; tirol. Bref e, bayr.-österr. Alpen Breferl, steir. auch Brefel, k ä m t . Brefile, schwäb. (16. J h . ? ) ,Brevi-Zettel'). I. Amulett mit geweihten Sachen, welches man den Kindern umhängt *). 2. Gedenkpfennig, Anhängsel, Wallfahrtsandenken, Amulett, Agnus Dei usw. 2). 3. Ein Kindern umgehängtes Amulett, Talisman, bestehend aus einem geweihten viereckigen kleinen Pölsterchen s ). Auch mhd. ,brievelin* ist aus Glossen in der Bedeutung „ A m u l e t t " bezeugt 4 ). Die Zimmerische Chronik kennt B. als Zaubermittel s ), und in einer schwäbischen Quelle des 17. (?) Jhs. 6 ) heißt es: „Von den Brevi-Zettel. Seynd gut, und werden gebraucht, so wohl zum bey sich tragen, alsz zu legen, und einzugraben." Das Breferl ist heute noch in lebendem Brauch im bayerisch-österreichischen Alpengebiet 7 ), und als Sache, wenn auch nicht als Wort, weit über dieses Gebiet hinaus, wie süddeutsche und schweizerische Volkskundemuseen lehren. Sowohl kleine k i s s e n - u n d taschenf ö r m i g e Amulette mit religiösen Zetteln und Dingen, als auch (meist neunteilige) F a l t z e t t e l mit in Kupfer gestochenen Heiligenbildern, Segen usw. und aufgeklebten Dingen (Kreuzchen, Samen, Kräutern u. dgl.) werden Breferl genannt. Zuweilen sind unter einzelne Heiligenbildchen noch weitere Schutzzettel eingeschoben 8 ), oder der mittlere
1574
Teil mit den aufgeklebten Dingen ist von einem Heiligenbild bedeckt 8 ). Das bei Andree-Eysn abgebildete B. enthält: I. St. Franziscus Seraphicus, 2. ein Doppelkreuz mit den Initialen des Zachariasr segens (s. d.) und des Benedictussegens (s. d.) nebst den Pestpatronen St. Sebastian u. Rochus, Unterschrift ,contra pestem', darunter gelegt: Dreikönigszettel (s. d.), 3. St. Antonius von Padua, 4. St. Ignatius, darunter: lat. Gebet gegen Dämonen und in dieses eingeschlagen die Früchte von Widerton (Polytrichum commune), 5· St. Johannes von Nepomuk, darunter: Pestblatt 1 0 ), 6. St. Franciscus Solanus, 7. Anastasiushaupt (s. d.), darunter: Agathenzettel (s. d.), 8. Jacobus de Marchia, 9. (im Mittelfeld) kleine Sebastianspfeile, Kreuzesnägel, Gnadenmünzen, Nepomukszunge, Fetzchen von Heiligengewändern, Benedictuskreuz, Agnus Dei, Palmkätzchen, Same von Lithospermum arvense, rotes Tuchfleckchen (gegen Hexen), dreieckiges Zettelchen mit lat. Gebet. Darüber gelegt: Marienbildchen (Kupferstich). >) S c h ö p f Tirol. Idiotikon (1866), 36. ·) U n g e r u. Κ h u 11 Steir. Wortschatz (1903), 1 1 3 . ') L e x e r Kärnt.Wb. (1862), 40. « ¡ L e x e r Mhd. Wb. I, 353. *) 2, 380; nach F i scher Schwdb.Wb. 1, 1413. ·) Carnifex' exarmatus, bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 431. ') A n d r e e - E y s n Volkskdl. "67 ff. 100. 8) Ζ. B. ein Pestblatt, ebd. 69. ') Ebd. 67. ω ) Genaue Beschreibung ebd. 69 f. Hoffmann-Krayer.
Brief. Ein B. ist, wie die griechische Bezeichnung 4πιατολή, lateinisch episiula lehrt, zunächst ein mündlicher Auftrag. Diese Form ist nur bei Primitiven nachweisbar, wo die Kunst des Schreibens noch unbekannt ist. So töteten die Geten (in Thrakien) alle 4 J a h r einen Menschen als Boten an ihren Gott Zalmoxis, nachdem sie ihm die erforderlichen Aufträge gesagt hatten *). Sehr bald schreibt man dem Boten seinen Auftrag auf. Dadurch verbinden sich damit alle abergläubischen Vorstellungen, die an dem geschriebenen Wort haften. Solche Zettel — B., lateinisch breve, ist in der Erinnerung de» Volkes ein kurzes Schriftstück — verleihen dem gesprochenen Worte Dauer und
1575
Brief
intensive Wirkung. Diese A n s c h a u u n g ist älter als die Schrift; jedes A m u l e t t (s. d.) spricht durch Bild oder B u c h s t a b e n 2 ) . A b e r ein Fülle v o n Anwendungsmöglichkeiten ist daraus erwachsen, seit man mit W o r t e n seine A b s i c h t deutlicher auszusprechen gelernt hatte. Das A l t e r t u m kennt vornehmlich den B. an die Unterirdischen, um einen Feind zu verfluchen (s. Defixion). Das MA. benutzt sowohl eigentliche Briefe (Auftrag, Mitteilung an eine höhere Macht) als auch amulettartige Zettel und andere Gegenstände mit Worten, Buchstaben oder Zeichen in mannigfachen Nöten. Das erstreckt sich v o n der Zeit, da die Schrift den Germanen bekannt wurde und in den Runen (s. d.) frühzeitig abergläubische V e r w e n d u n g fand, bis in die Gegenwart. Ältester Beleg zufällig bei Beda, 3 ). Jüngste Belege in der Literatur u m 1900 4 ), ohne daß ein A u f h ö r e n dieses Glaubens anzunehmen ist. Die besondere W i r k s a m k e i t in Beziehung auf eine bestimmte Person erhält der Brief durch Berührung, indem man ihn auf der bloßen H a u t trägt oder indem er auch bloß im Hause des Betr. sich befindet 6 ). Eine besonders intensive S y m p a t h i e besitzt natürlich der blutgeschriebene B., den die Faustsage ·) aus der Zauberpraxis übernommen h a t (s. Blut). Besonders hervorstechende Anwendungsbereiche sind der Blutsegen z u m Stillen v o n B l u t u n g 7 ), eine intensivere F o r m des Besprechens (s. Blutsegen , besprechen). Daraus dürfte sich der kugelfest machende B . erst sekundär entwickelt haben, den man als „ A n h ä n g z e t t e l " (s. d.) um den Hals t r ä g t 8 ) oder in eine W u n d e einheilen l ä ß t oder v e r s c h l u c k t 9 ) . Es ist das die sog. Passauer K u n s t (s. d.), die 1611 aufgekommen sein soll 1 0 ). W i e zäh dieser Glaube im V o l k e wurzelt, zeigt eine Züricher Handschrift v o n 1393, wo solche B.e nur v e r s t a t t e t werden, wenn sie Glaubensbekenntnis und Paternoster, d. h. christliche T e x t e , e n t h a l t e n 1 1 ) . K o n n t e man sie nicht ganz verbieten, so zog man ihnen ein christliches Mäntelchen an. Es gab und gibt auch gedruckte Briefe, die f ü r sehr verschiedenartige Sachen ( G e b u r t 1 2 ) , Liebeszauber 13 ), Fieber 14 ),
1576 kalten Brand 15 )) angewandt werden. Ein schwacher Nachhall dieses schriftlichen Verkehrs mit den Unterirdischen, für den schließlich auch das Mene mene tekel ein Beleg sein dürfte, ist der B. an das Christkindchen, wie vielerorts der Weihnachtswunschzettel der Kinder genannt wird l e ). Andererseits knüpfen sich an den gewöhnlichen B., der soviel Gutes und Schlechtes enthalten kann, mannigfache Vorstellungen. Ein B. kommt, wenn sich die K a t z e hinter den Ohren w ä s c h t 1 7 ) , wenn ein Floh auf der Hand s i t z t 1 8 ) , wenn das L i c h t eine Schnuppe (Rose, Stern, Butzen) hat 1 9 ) oder einen zettelähnlichen Lappen 2 0 ), oder wenn die L a m pe f l a c k e r t 4 1 ) , oder wenn man v o n einem Pferde ( = reitender Bote) t r ä u m t 2 2 ) . Ein B. im Häubchen macht ebenso wie das B u c h unter dem Kopf ein K i n d k l u g 2 3 ) . D a ß ein B. rasch und allen Schwierigkeiten z u m T r o t z befördert wird, erfüllt die Phantasie der Sage; so ist der B . am Pfeil ein altes und verbreitetes W a n d e r m o t i v M ) ; auch Geister werden durch einen rasch beförderten B. erlöst M ) ; der Uriasb. 26 ) ist bekannt.Weiteres unter Bindeb., Freib., Gesundb., Hausb., Himmelsb., Michaelsb.e, Schutzb., Sonntagsb., Brevi-Zettel. ») H e r o d o t 4, 94. ») Ρ 1 i η i u s NH. 28, 29.
') Hist,
gentis Angl.
Benediktionen 2, 299, 3. Volksepos
159 f.
·) Deutsche Benz
4, 22 bei 4)
') J o h n
Volksbücher,
1 9 1 2 : Historia
Westböhmen
von D. Johann
Tiere 282;
8)
Kronfeld
173.
278.
herausg. von, R.
13. ') J ü h l i n g Sachsen
Franz
Kondziella
Fausten
Seyfarth Krieg
87.
·) Ebd. 10) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 370. ») G r i m m Myth. 3, 413. ") ZfdMyth. 2, 77. " ) Im Volkslied: Ein Brieflein schrieb sie mir usw.; s. auch Defixion. ") Alemannia 27, 114. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 390. ») Verf. mündl. ") SchwVk. 10, 36. «) F i s c h e r Oststeierisches 114; F o g e l Pennsylv. 91 Nr. 356. ") S p i e ß Fränkisch-Henneberg 151; W o e s t e Mark 57 Nr. 28; Meier Schwaben 2, 504; ZfVk. 11, 448. ») SAVk. 21, 141. ") ZfVk. 24. 55. " ) F o g e l Pennsylv. 78 Nr. 281. " ) H i 1 1 η e r Siebenbürgen 52 Nr. 17. " ) R o c h h o 1 ζ Tell 28; vgl. A 1 y Märchen 51. 145. 187. " ) S c h m i t z Eifel
2, 13; dazu auch S t r a c k e r j a n 2e )
2, 279.
G u η k e 1 Märchen 132; A l y Märchen 136,
2 ; ältester Beleg H o m e r V. 155 ff.
Ilias 6. Gesang Aly
1577
Briefträger—Brigittengebet
Briefträger. Der Β. wird wie der Bettler, Glöckner oder Totengräber am Neujahrsmorgen als schlechter Angang betrachtet In einer schlesischen Sage verhindert der Teufel in Gestalt eines B.s einen Bauer an der Gewinnung eines Schatzes 2 ). l) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64 Anm. 41. ) MschlesVk. H. 16 (1906), 94; Kühnau Sagen 3, 692. Schömer. 8
Brigitta, hl.
I. Die h. B., geboren in Schottland oder Irland (Ulster), war (die erste) Nonne in Irland. Sie soll um 521 gestorben sein. Ihr Tag ist der 1. Februar, der Tag vor Mariä Lichtmeß. Das, sowie der Anklang ihrer englischen Namensform Bride (Bridget) an bright = Glanz, hat wohl ihre Beziehungen zum Feuer unterstützt. Uber ihrem Wohnhause soll sich oft eine Flamme gezeigt haben, und bei dem Kloster Kildare soll ihr ewiges Feuer unterhalten worden sein Ihre Kirche lag unter einem Eichenbaum, und Frazer nimmt an, daß sie an die Stelle einer früheren Göttin getreten sei 2 ). Zahlreiche Mirakel werden von ihr erzählt 3 ). In Frankreich zeigt man Spuren ihrer Füße, Kniee und Hände 4 ). Auf den westlichen britischen Inseln gilt sie als Frühlingskünderin. Am I. Februar legt die Hausfrau eine Puppe aus Hafer in einen Korb und einen Knittel daneben, und alle heißen Bride willkommen. Am andern Morgen sieht man nach der Herdasche, und wenn man den Eindruck von Brides Knittel darin gewahrt, so gilt das als Vorzeichen guter Ernte und eines gesegneten Jahres 6 ). In der Erzdiözese Köln und im Bistum Trier, wo B. seit dem 10. J h . Kirchen und Kapellen hat, vertraut man ihr besonders die Kühe an, und in den Legenden von ihr spielen die Haustiere eine große Rolle®). Die Bauern bei Lüttich holen von ihren K a pellen geweihte Erde für sich und ihr Vieh, um die Ställe vor bösem Zauber zu schützen'). Im 15. J h . hinderte ein Gebet zur Sainte Bride allzu gewaltsame Bewegungen der Kühe beim Melken 8 ). Auch in Tirol hilft ein Gebet zu ihr (und Kirchhofserde) gegen „Vermeinung" des Viehes 9 ). Das Hersagen ihres Stamm-
1578
baumes sichert (in England) gegen Verwundung und bösen B l i c k 1 0 ) . Die „ B r i gittenkrone" beten schützt vor allen Teufeln u ) . Sie füllt die leeren Scheunen mit Getreide und ist Nothelferin für gebärende Frauen 1 2 ). Vielleicht sind Züge von ihr (und von der h. Elisabeth) auf die Sage von der Gattin des Ritters von Hohinrot übergegangen 1 3 ). ') Ν o r k Festkai, 140 f. *) 2, 240. 242. ) Lady W i l d e Ancient legends of Ireland 222 f.; R o c h h o l z Naturmythen 255 ff. ; HessBl. 10, 72. «) S é b i l l o t Folk-Lore ι , s 366. 372. 376. ) S a r t o r i Sitte u. Br. 3, 85. «) W ' r e d e EifelerVk. 84; RheinVk. 333; in Belgien:v. H e u r c k u. B o e k e n o o g e n Histoire de l'imagerie populaire flamande 50 f. 363. ' J S é b i l l o t ι , 209. *) Ebd. 3, 1 1 0 . ·) A l p e n b u r g Tirol 362; S e l i g m a n n Blick 2, 326. 10) S e 1 i g m a η η 2, 3 5 * · ») B i r l i n g e r ι , 44. » ) ZfVk. 15, 3 1 4 . ") B a a d e r NSagen 5 5 f. 3
2. Eine zweite Β . war eine königliche Prinzessin aus Schweden, machte sich durch viele Offenbarungen bekannt und starb 1373 auf der Rückreise von Jerusalem. Man hat 8 Bücher von ihren Weissagungen. Verwechslungen mit der irischen B . kommen v o r 1 4 ) . 14 ) Vgl. ζ. Β . v. H e u r c k g e n a. a. O. 50 f.
u. B o e k e n o o Sartori.
Brigittengebet. Der schwedischen Heili-i gen B r i g i t t a 1 ) wurde schon im 15. J h . ein apokryphes Gebet bzw. ein Zyklus von 1 5 Gebeten zugeschrieben, der eine Offenbarung an sie, die hl. Elisabeth (vermutlich die Visionärin E . von Schönau t 1164) 2 ) und die hl. Mechthild (M. von Magdeburg f 1280 oder M. von Hacke born-f 1 3 1 0 , beide Visionärinnen) 3 ) durch J e s u m über seine Passion enthält (quinde cim orationes de passione domini — revelate a domino Jesu — sánete Brigitte, regine Suecie) 4 ). Es werden darin alle Wunden, Schläge, Martern des Heilands mit genauen Zahle'nangaben aufgezählt und dem Ganzen, das als Amulett getragen wurde („Kleiner Seelenschatz, allezeit bey sich zu tragen"), eine Fülle von Gnaden und Schutz vor allerlei Übel zugeschrieben. Wie der Himmelsbrief (s. d.), die Länge Christi (s. d.) u. ä. Zettel soll das Gebet 1555 (was aber zu seinem früheren Auftreten nicht paßt) im hl. Grab
1579
Brocken
zu Jerusalem gefunden worden sein. Auch die Zusammenstellung der 3 Frauen zeigt zeitliche Widersprüche, die den apokryphen Charakter des Schutzzettels ohne weiteres erkennen lassen. Die Kirche hat das Gebet frühzeitig auf den Index gesetzt und verurteilt 6 ), ohne daß sie dadurch verhindern konnte, daß es bis heute umläuft und benutzt wird e ). Auch nach China hat es, wohl durch die Jesuiten, den W e g gefunden und seine Spuren in einem taoistischen Leben Jesu vom Jahre 1701 n. Chr. hinterlassen 7 ).
1580
daran ist die B.fahrt schuld (s. Blocksberg 3) e ). A u c h Fremde können mitfahren, ein Mädchen nahm ihren Bräutigam m i t 7 ) (s. Blocksberg 4). Wenn man Kopf und Leib mit Dost und Baldrian umwindet, kann man die Hexen auf den B. fahren sehen 8) (s. Blocksberg 6). Auf dem B. müssen die Hexen den Schnee wegtanzen 9 ) (s. Blocksberg 7 b). Das Fest wird ähnlich wie das Blocksbergfest geschildert (s. Blocksberg 7). Auch ein Hexenaltar, -brunnen und -Waschbecken wird erwähnt. „ B e i m Hexenaltar sieht man am I.Mai Besen, K a t z e n und Hunde ') H a u c k RE. 3, 239. ') a. a. O. 5, 308. und den Tanz der Erwachsenen mit Fak*) a. a. O. 12, 482 ff. 4) Trierer Hd. von 1570 keln. Unter dem Hexenaltar soll sich Liturg. Hdd., Verzeichnis Heft 4 (1897), 53; S a l i c e t u s Antidotarías animae (Straßburg ein unterirdischer Gang befinden; eine 1490, Grüninger, 14ff.; T h i e r s 4, 65; A r t Licht, K o b o l z genannt, kommt zuD o r o t h e i A s c i a n i Montes pietatis Roa manenses historice, canonice, theologice detecti weilen darunter v o r " · ) (s. u. 5). i) ZfdA. 41, 301 ff. ») Ρ r ö h 1 e Unterharz (Lipsiae 1670) 401 § 123 nach einer Edition 118 Nr. 311; 121 Nr. 316. ') 119 Nr. 312. Trident 1648; Geistl. Schild 109; A. L a m b s *) 119 Nr. 313. 5) 120 Nr. 314. «) 117. ') 119, Über den Aberglauben im Elsaß (1880), 74. 121 Nr. 315. ·) Analecta Ecclesiastica Roman. 3 (1895), 353 Nr. 313. ') 119 Nr. 312. ·) 117. Indulg. Nr, 665; T h i e r s 4,25; SAVk. 17 2. T a n z w i e s e . A m frühen Morgen (1913), 186 f. *) Z. B. in einer italienischen Lettera di Gesù Cristo, gedruckt zu Fiorenzuola des 12. Mai kamen Leute auf den B . ; da d'Arda 1893, Tip. Pennaroli. ') Zeitschr. für hörten sie schon Musik von oben. Aber es Missionskunde u. Relig.wiss. 40 (1925), 285 f. waren nur Katzen, die spielten und zechJacob}'. ten. Als die Leute davon in der Hütte erzählten, stürzten die K a t z e n herein und Brocket!. Als höchste und weithin sichtwollten sie zerreißen 10 ). bare Erhebung des Harzes, durch auffal10 ) Ρ r ö h 1 e Unterharz 121 Nr. 316. lende Wolkenbildungen am Gipfel, durch großartige Felsen und Höhlen die Phan3. B r u n n e n . Aus dem Brunnen auf tasie anregend, ist der B. seit Alters von dem B. (vgl. Blocksberg 1 und 7) soll zahlreichen Sagen umwoben (s. Berg). Wein quellen u ) . Die älteste bekannte Erwähnung des B. ") P r ö h l e Unterharz 122 Nr. 318. (brochilsberg) als Aufenthaltsort und Sam4. B r a u t k l i p p e . A m I. Mai, melplatz böser Unholde und Hexen steht wenn die Hexen den B. bekränzen, wird im Münchner Nachtsegen (14. Jh.) x ). die sogenannte Brautklippe, hauptsächSeit dem 17. Jh. ist der Name Blockslich von Beerensucherinnen, unter Singen berg (s. d. I.) für den B. als Versammvon Liebesliedern bekränzt. Dadurch lungsplatz der Hexen gebräuchlich gewerden sie Glück beim Aufsuchen der worden. Doch wird auch, besonders im Beeren haben 12 ). Harz selbst, von der B.fahrt der Hexen ") P r ö h l e Unterharz 136 Nr. 347. oft am 12. Mai, an Idem die Hirten im 5. L i c h t. Im Juli brennt zuweilen Harz ins Gebirge ziehen, erzählt. ein Licht auf dem B., das bedeutet 2 I. B. f a h r t . A m 12. Mai ) reiten die Krieg l 3 ). Hexen auf Enten, Gänsen, Mulden, Ofen1S ) P r ö h l e Unterharz 122 Nr. 317. gabeln, Mistgrepen 3 ), auf einem Puter4 hahn ) auf den B., oder ein Schluck aus 6. B.- G e s p e n s t . Die Erscheinung einem kleinen Glase versetzt sie im Audes B.gespenstes, der Schatten des Begenblick dahin s ). In der Walpurgisnacht obachters oder anderer Personen auf springen die Spitzen des Weißdorns ab, einer Nebelwand M ), liegt folgenden Er-
Brombeere
IS8l
zählungen zugrunde: Alle Jahre zu einer gewissen Zeit läßt sich das B.gespenst, eine Riesengestalt, sehen. Es vertreibt die Leute vom B. und ist eine Frau lä ). Ein Hirt sah in einem besonders trockenen Sommer einen riesigen Mann über den B. schreiten, dessen Schritte das Gras versengten 10 ). " ) MtdöAlpenver. 1890, 49; ZAlpV. 1880, 1S 121. ) P r o h i e Unterharz 136 Nr. 348. le ) K u h n u. S c h w a r t z 179 Nr. 201.
7. Außerdem knüpfen sich Sagen von Venedigern, verborgenen Schätzen, von der Springwurzel, von Werwölfen, der Johannisblume, verschiedenen Spukgestalten, vom Teufel und von einem Wunschsumpf, an den B. l : ). >') P r o h l e Unterharz 1 2 2 — 1 3 5 .
Vgl. B e r g ,
Blocksberg,
n e d i g e r.
VeWeiser.
Brombeere (Rubus fruticosus). 1. B o t a n i s c h e s . Die B. (botanisch in eine große Anzahl von Arten gegliedert) ist überall häufig im Gebüsch, in Hecken und in Wäldern. Die Beeren sind schwarz, bei der auf Ackern zu findenden Kratzbeere (R. caesius) blau bereift. Die Schößlinge vieler Arten hängen bogig über und bewurzeln sich dann meist im Herbst an der Spitze (vgl. unten das „Durchkriechen") 1 ). ') M a r z e i l
Kräuterbuch 132.
2. Das D u r c h k r i e c h e η (s. d.) durch einen (an der Spitze bewurzelten, vgl. oben) B.schößling s c h ü t z t v o r K r a n k h e i t und V e r z a u b e r u n g . Das Mittel wird angewendet (an drei Freitagen), wenn ein Kind nicht gehen lernen will 2), gegen Eißen (am Karfreitag vor Sonnenaufgang) 3 ), gegen Husten 4). Auch von Eheleuten, die durch Zauber einer Dorfhexe einander Spinnefeind geworden sind, wurde das Mittel angewendet (17. Jh.) s ). Besonders häufig findet sich das Durchkriechen durch einen B.schößling in England e) und in Frankreich 7 ). Bei den Slowaken Ungarns ist das dreimalige Durchkriechen ein Mittel gegen Alpdrücken 8 ). ä s ) G r i m m Myth. 3, 463. ) S A V k . 2, 260; 15, 5; als Mittel gegen Schwären schon ge-
1582
nannt im Tractatus v. Erkanntnus der Magnet. Ursachen usw. beschrieben durch einen Naturae Curiosum. Frankf. a. M. 1 7 0 1 . 4) F o g e l Pennsylvania 294. *) S e y f a r t h Sachsen 209. e) Schon in einem angelsächs. Arzneibuch angegeben als Mittel gegen Ruhr : C o c k a y n e Leechdoms 2, 2 9 1 ; ferner F r a ζ e r Balder ι , 242; 2, 180; F L . 13, 1 7 2 ; B a r t e l s Pflanzen 10, 19; S t e r n e Sommerblumen 1884, 189. ') Vor allem auf keltischem Boden : Η ö f 1 e r Kelten 29; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 385; vgl. auch M a n n h a r d t 1, 226. 237. *) DbotMonatsschr. 10 (1892), 82.
3. Die „Walridersken" 9 ) setzen sich in einen B.strauch, der dann verdorrt 1 0 ). Offenbar liegt hier die Vorstellung zugrunde, daß die B. vom Alp gedrückt wird. Andrerseits dient der B.strauch zum E r k e n n e n und zum V e r t r e i b e n (s. Dornsträucher) der Hexen. Wenn man an Pfingsten einen Kranz von B.wurzeln in den Hut legt, so erscheinen einem die Hexen mit einem Achtelfaß auf dem K o p f 1 1 ) (vgl. Gundermann). Ein angelsächsisches Rezept gegen Verzauberung enthält neben anderen pflanzlichen Mitteln B.(-zweige?), die unter das Altartuch gelegt und über die neun Messen gelesen werden müssen 1 2 ). Ein im Halbkreis gebogener, an beiden Enden bewurzelter (vgl. oben!) B.zweig über der Stalltür schützt das Vieh vor Verhexung (Frankreich) 1 3 ). Das Einfüllen der Federn in das Ehebett geschieht durch einen aus B.zweigen geflochtenen Rost, dann sind die Eheleute vor Hexerei geschützt (Slowaken Nordungarns) 1 4 ). ') M e y e r Germ. Mythen 1 1 8 . l °) S t r a k k e r j a η ι, 390. n ) D e r s. 1, 342; Aus dem Posener Land 3 (1908), Nr. 1 1 ; vgl. auch ZfVk. 3, 389. " ) C o c k a y n e Leechdoms 2, 139. » ) R o l l a n d Flore pop. 5, 187. u ) D botMonatsschr. 10 (1892), 82.
4. N a c h Bartholomaei (24. August) darf man k e i n e B.n mehr e s s e n und man sagt, der „Barthel habe sie voll gemacht" ( = mit seinem Kot verunreinigt) 1 5 ). „Wenn Bartholomäus over de Brambeere gekropen es, dann ös der Worm drin" 1β ). 16 ) K u h n u. S c h w a r t z 400, 5 1 6 ; HessBl. 22, 9; der Glaube ist besonders häufig in England: W o l f Beiträge i, 5 5 ; F L . 16, 454; D ä h n h a r d t Natursagen 1, 203. Ganz ähnliche Anschauungen gehen auch über die Heidelbeere (s. d.). l i ) M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 903.
Brosamen
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5. U m die T a u b e n a n den S c h l a g zu fesseln, muß man am Gründonnerstag vor Sonnenaufgang stills c h w e i g e n d einen B . s t r a u c h holen und ihn ins G e g i t t e r f l e c h t e n 1 7 ). Hier liegt vielleicht der G e d a n k e z u g r u n d e , d a ß die stachligen B . r a n k e n die T a u b e n festhalten sollen. " ) W i t ζ s c h e 1 Thüringen
2, 195.
6. U m Β.s t r ä u c h e r ( R u b u s caesius) v o m A c k e r z u e n t f e r n e n , dengle m a n die P f l u g s c h a r a m K a r f r e i t a g v o r S o n n e n a u f g a n g u n d p f l ü g e d a n n damit das L a n d 18 ). In F r a n k r e i c h m u ß m a n zu d e m gleichen Z w e c k die B . s t r ä u c h e r a m V o r a b e n d v o n Mariae H i m m e l f a h r t ausreißen 19 ). " ) W i t ζ s c h e 1 Thüringen 2, 195. l a n d Flore pop. 5, 183.
"(Rol-
7. W i e v o n a n d e r e n B a u m - und S t r a u c h f r ü c h t e n (vgl. ζ. B . B u c h e , Eberesche, Eichel, Hasel) heißt es a u c h v o n den B . n , d a ß ihr z a h l r e i c h e s Auftreten einen h a r t e n W i n t e r v e r k ü n d e a o ) . Viele B . n im H e r b s t versprechen eine g u t e ^ R o g g e n e r n t e 2 1 ) oder ein reiches W e i n j a h r 2 2 ) (vgl. E f e u ) . B . n d e u t e n einen T r a u e r f a l l in der F a m i l i e (wohl weg e n der s c h w a r z e n F a r b e ) a n 23 ). S t r a c k e r j a n ' 2, 120; D r e c h s l e r 2, 218; K n o o p Hinterpommern 181. «) S t r a c k e r j a η « ι , 28. ») W i l d e Pfalz 35. " ) H ö h n Tod 3 1 1 . Marzell.
B r o s a m e n . F ü r die heilige V e r e h r u n g der B . u n d die kultliche B e d e u t u n g derselben als Opfer und A p o t r o p a i o n gilt genau dasselbe, w a s über B r o t gesagt ist. I. W e r die B . nicht a c h t e t , a c h t e t die B r o c k e n nicht Schon Ekkehard IV h a t in seiner interessanten B e n e d i c t i o a d mensas einen besonderen A b s c h n i t t „ s u per f r a g m e n t a " 2) e i n g e f ü g t : Nil leve nil vanum violet tot fragmina panum. Fratrum fragntentis assit manus omnipotentis.
In der S c h w e i z s a g t m a n : lieb h a b e n es k l y s Brösemli 3 ). W e n n m a n B r o t k r u m e n w e g w i r f t , ohne d a ß die H ü h n e r sie fressen können, ist das eine S ü n d e 4 ) oder der S e g e n des H a u s e s v e r s c h w i n d e t s ) ; w e n n die K i n d e r mit ihnen w ü s t e n , müssen sie alle B . nach d e m T o d e mit b l u t e n d e n A u -
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gen suchen®); wer sie schändet, wird mit H u n g e r und Mangel v o n G o t t g e s t r a f t 7 ) ; wer auf d e m K i r c h w e g essend B . fallen l ä ß t , m u ß sie nach dem T o d e s a m m e l n 8 ); f i n d e t m a n ein unter den T i s c h gefallenes K r ü m c h e n nicht, so b e t e t m a n (in Hessen) ein 9) oder drei 10) V a t e r u n s e r ; in R u m ä n i e n n ) k i i ß t m a n jedes heruntergefallene S t ü c k l e i n B r o t . Besonders in Tirol a c h t e t m a n ängstlich darauf, kein Bros ä m c h e n auf dem B o d e n liegen zu lassen; denn alle v e r u n e h r t e n B . s a m m e l t der T e u f e l in einem S a c k und schlägt diesen dem S c h ä n d e r auf dem T o d b e t t u m die Ohren 1 2 ); er b a c k t daraus einen L a i b Brot, den der F r e v l e r g l ü h e n d essen m u ß 1 3 ) , oder w i r f t sie diesem glühend ins Gesicht M ), oder w i r f t den a u s den B . g e b a c k e n e n L a i b in die W a g s c h a l e der S ü n d e n 1 5 ) , oder jede B r o t krume, die u n b e a c h t e t auf dem B o d e n liegen bleibt, wird in der Hölle zu einem g l ü h e n d e n S c h e i t l e ) ; nach dem A b e r g l a u b e n in Nassau m u ß einer bald sterben, sobald er ein K r ü m c h e n B r o t aus dem M u n d e fallen l ä ß t 1 7 ) . Die S a g e v o n der F r a u H ü t t 1 8 ) , welche ihre b e s c h m u t z t e n K i n d e r mit B . und S e m m e l k r u m e n reinigen l ä ß t , zeigt, wie schwer die Schänder der B . b e s t r a f t w e r d e n ; die badische S a g e 19 ) berichtet, d a ß die E i n w o h n e r einer S t a d t beim Titisee v e r s a n k e n , weil sie d e m V i e h B . f ü t t e r t e n und die Brotkruste als S c h u h b e n u t z t e n (siehe B r o t § 7b). W e n n m a n auf B r o t k r u m e n tritt, müssen die a r m e n Seelen leiden oder die B., über die m a n f ä h r t , schreien so l a u t , d a ß m a n t a u b wird 21 ). S c h o n in einer S c h r i f t des H u m a n i s t e n G i r a l d i 2 2 ) a u s F e r r a r a wird ein angebliches s y m b o l u m P y t h a g o r e u m überliefert: m i n u t a pañis pedibus conculcare turpe. Ζ i π g e r 1 e Tirol 37, 304. ! ) Veröffentlicht von K e l l e r in den Mitt. d. antiquar. Gesellschaft Zürich 3 (1846—47), 107 v. 29 f.; über tot steht die Glosse sacra. >) Schweizld. 5, 804. *) R e i s e r Allgäu 2, 447, 233. *) J o h n Erzgebirge 30. ') D r e c h s l e r 2, 15; vgl. MschlesVk. 1897, 8; W . 458; genau so in Böhmen: G r o h m a n n 103, 716. ') L ü t o l f Sagen 554, 563; vgl. B r o n n e r Sitt' u. Art 203. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 136, 593; v g ' · H e y l Tirol 815, 322. ·) S t a u b Brot 10 A. 2; vgl. F i s c h e r Aberglauben
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(1790), 239. ) M ü h l h a i i s e 56; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69. n ) F r a ζ e r 7, ι 3, 13 ; dasselbe in Böhmen : G r o h m a n n 102, 714. 12) Ζ i η g e r 1 e Tirol 37, 299; H e y l 1. c. 815, 322. ") Z i η g e r ì e I.e. 37, 297; H e y l 1. c.; W. 458 ") Ζ i η g e r 1 e I. c. 37, 298; W. 548. lb ) Ζ i η g e r 1 e 1. c. 300; nach böhmischem Aberglauben nimmt der Satan die Seele, sobald die verunehrten B. mehr wiegen als der Mensch : G r o h m a n n 10 3 . 7τ5'· W. 458. l e ) B a u m g a r t e n Jahr 7. ") K e h r e i n Nassau 2, 269, 238; fällt dem Serben beim Brechen des Weihnachtskuchens ein Stück zu Boden, so bedeutet das einen Todesfall: ZfVölkerpsychoI. 18 (18S8), 360. ") Literatur siehe Brot (Brotsagen) ; ausführlich bei A l p e n b u r g Tirol 239—40; vgl. Kloster 9, 540; G r i m m Sagen 174, 233; R a n k e Volhssagen 230. >·) W a i b e 1 - F 1 a m m 2, 123—24. 20) G r o h m a n n 103, 717. W. 458; vgl. 769; H e c k s c h e r 2, 378 (Salz21 körner). ) Grohmann I.e. 103, 718. 2Ï ) Philosophi Pylhagorae symbolorum interpretatio: symbolum Nr. 18 ediert ν. Β o e h m in ZfVk. 1915, 26 u. 21 f. 2. A l s O p f e r k o m m e n die B . den armen Seelen z u g u t e , denen m a n a u c h sonst die A b f ä l l e v o m Tische o p f e r t ; diese V o r s t e l l u n g ist schon a n t i k und allgemein. B e k a n n t ist das s y m b o l u m P y t h a goreum 23) : TÙ πισόντ im à της τριιπ(ζης μη ùviuQÌìaO-iu, das gehörte alles den H e r o e n oder Totenseelen; die R ö m e r 2 4 ) spendeten das den Laren, sie v e r b r a n n t e n v o n jeder Mahlzeit eine A b g a b e im Herdfeuer 2S ). S c h o n F r a t e r Rudolphus2β) tadelt, d a ß m a n den Hausgeistern auf dem Herde o p f e r t ; in K r e m s 2 7 ) w a r f e n früher die alten W e i b e r täglich e t w a s v o n jeder Speise ins Herdfeuer f ü r die armen Seelen; in S c h l e s w i g - H o l s t e i n 2 8 ) b e k o m men die Unterirdischen die B., w e l c h e v o m Tisch f a l l e n ; die alten P r e u ß e n 2 9 ) v e r g r u b e n nach dem großen D o r f f e s t B . und K n o c h e n . In der O b e r p f a l z 30) sammelt man die W o c h e über die B . im Tischt u c h 31 ) und v e r b r e n n t sie a m S a m s t a g f ü r die armen Seelen. „ W e l c h e r (nach der alten W e i b e r P h i l o s o p h e y , 1612) des abends das t i s c h t u c h lasset liegen, auff dem tisch g e d e c k e t und die m ä u s darauff k o m m e n und essen die brosam, der w i r d s c h w a r t z e z ä h n kriegen und w e r d e n ihm f a u l " 32 ). In Tirol s a g t man, w e n n eine B . zur E r d e f ä l l t 3 3 ) : I0
Arme Seelen rappet, Daß 's der Tuifel nit dertappet.
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A m T r e f f e l s t e i n (Oberpfalz) stellt man W e i h w a s s e r mit B . a m A l l e r s e e l e n t a g a u f s G r a b 34 ). W i e m a n Mehl und B r o t dem S t u r m und W i n d opfert ( S t u r m und W i n d = Seelengeister) 3 5 ), so auch B . ; in der S c h w e i z 3e ) und in B a d e n S7 ) -legt man gegen S t u r m und G e w i t t e r B . v o r das F e n s t e r ; 1675 wird in Tirol ein Topf mit B . und Speiseresten auf die T o r säule in der D r e i k ö n i g s n a c h t gesetzt M ), „ d e m w i n d t d a m i t z u f u e d e r n , d a ß selbiger das g a n z e J a h r h i n d u r c h seine (des Bäckermeisters) G r ü n d t und sachen kheinen schaden z u e f ü e g e n m ö g e n " . N a c h altem T i r o l e r M ) Aberglauben muß man gegen Donner in drei R a u c h n ä c h t e n die „ B r o t p r e s l n " im T i s c h t u c h s a m m e l n (Opfer und A p o t r o p a i o n ) . Im S c h a u m b u r g i schen s t r e u t e n die W e i b e r b e i m E r n t e f e s t v o r 140 J a h r e n B . auf die Stoppelfelder, gerade wie sie eine L i b a t i o n v o n Bier oder B r a n n t w e i n d a r b r a c h t e n ( F r u c h t b a r keitsopfer). O p f e r a u g u r i u m f i n d e n wir in Elbestal-Zell 4 1 ), w o die Großdirn mit B . und Speiseresten auf d e m W e i z e n f e l d E h e a u g u r i e n a n s t e l l t ; in P o m m e r n 4 2 ) schließt m a n a u s B . und Speiseresten auf das k o m m e n d e J a h r . In F r a n k r e i c h erp r o b t m a n mit B . die G ü t e des W a s sers 43 ). *3) A t h e η a e u s 10, 427 E : τοις τετελευτηκόσι των φίλων άπένεμον τά πίπτονια της τροφής άπό των τραπεζών ; vgl. D i o g e n e s L a e r t i u s 8, 34 = 2 Ι 2 ι 19 fi- C o b e t ; alle Stellen bei R o h d e Psyche ι, 245 Α. ι ; Β ο e h m De symbolis Pythagoreis (1905), 26f.; D e r s. ZfVk. 1915,26; U s e n e r Götternamen 249 ( E u r i p i d e s fr. 667 = 3, 179—80 Nauck); D ö l g e r Ichthys 2, 514 Α. ι ; S a m t e r Familienfeste 108 f.; ARw. 7, 45; dagegen 10, 373; NddZfVk. 1926, 14; P a u l y - W i s s o w a 1, 91; ZfVölkerpsychoI. 18 (1888), 13 ff.; MschlesVk. 1908, Heft 19, 9 f.; Archiv f. Anthropol. N.F. 6 (1907), 95. ") Ρ 1 i n i u s Nat. hist. 28, 27 = 4, 284—85 Mayhoff: Cibus etiam e manu prolapsus reddebatur utique per mensas vetabantque munditiarum causa deflare et sunt condita auguria quid loquenti cogitantive id acciderit, inter execratissima, si pontifici accidat dicis causa epulanti; in mensa utique id reponi adolerique ad Larem piatio est; ZfVölkerpsychoI. 18, 359. ") S e r ν i u s zu Aeneis ι, 730 = S e r v i i G r a m m a t i c i Commentarti ed. T h i l o - H a g e n 1, 204, 1 ff. : apud Romanos etiam cena edita sublatisque mensis primis silentium fieri solebat, quoad ea, quae de cena libata fuerant, ad focum ferrentur
1587
Brosamen
e t i n i g n e m d a r e n t u r ; vgl. P a u l y - W i s s o w a I, 30. *·) MschlesVk. 1 9 1 5 , 36 N r . 43, vgl. 51 u. 1908 H e f t 19, 13. " ) L a n d s t e i n e r Niederösterreich 32 ; L i ρ ρ e r t Christentum 44Γ; S a r t o r i Totenspeisung 47b; w a s v o m B e e r d i g u n g s s c h m a u s d e r A l t l e t t e n zu B o d e n fiel, g e h ö r t e d e n a r m e n Seelen: A u s l a n d 1874 N r . ι , 2 1 3 ; vgl. Β o e h m 1. c. 27 ( F r a n k reich). I n Schlesien l ä ß t m a n a m C h r i s t a b e n d Speisereste f ü r die a r m e n Seelen s t e h e n : P e ter Österreichisch-Schlesien 274; ZfVölkerp s y c h o l . 18, 3 7 2 ; o d e r die a r m e n Seelen essen d i e V o r r ä t e a u f : MschlesVk. 1903 H e f t 9, 26; vgl. Z f V ö l k e r p s y c h o l . 1. c. 1 3 f.; S c h ö n W e r t h Oberpfalz 1, 286; Z f V ö l k e r p s y c h o l . 1. c. 267. - ) M ü l l e n h o f f Sagen 2 343, 508; N d d Z f V k . 1926, 3; i n der O b e r p f a l z die H o l z f r ä u l e i n : B a v a r i a 2, 238; Z f V ö l k e r p s y c h o l . 18 (1888), 373 u. 1 3 1 15 (Chinesen). " ) T e t z n e r Slaven 384 A. ; vgl. R o h d e Psyche ι , 245 Α. ι ; a u c h F r a t e r R u d o l p h u s 1. c. w e t t e r t gegen d a s E i n g r a b e n v o n O p f e r n f ü r die „ S t e t e w a l d i u " . I n novis d o m i b u s si ve q u a s d e n o v o i n t r a r e c o n t i g e r i t ollas p l e n a s r e b u s diversis diis p e n a t i b u s , q u o s S t e t e w a l d i u v u l g u s a p p e l l a i , s u b t e r r a in diversis a n g u l i s e t q u a n d o q u e f o d i u n t r e t r o l a r e m . 30) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 284 f . ; 403, 3; 2, 88 N r . 4; a l l g e m e i n : MschlesVk. 1908, H e f t 19, 9 f . ; A r c h i v f. A n t h r o p o l . N . F . 6 (1907), 95; R o c h h o l z Glaube 1, 3 2 3 ; Z f V ö l k e r p s y c h . 18 (1888), 3 7 3 ; vgl. 366 ( B r o t r e s t e v o m P a s c h a f e s t v e r b r a n n t ) ; vgl. 370 ( R e s t e v o m Man e n k u c h e n , B r a m a n e n ) ; Z i n g e r l e I . e . 37, 301; D r e c h s l e r 2, 12. 1 3 9 ; W . 458; Z f ö V k . 1897, 116; J o h n Westböhmen 247; B a u m g a r t e n Jahr 7; G r o h m a n n 41, 2 5 7 ; 198; 1 3 9 2 : d a m i t die a r m e n Seelen K ü h l u n g e r h a l t e n ; vgl. W . 430; Sartori I. c. 47 b ; L i ρ ρ e r t Christentum 441; N d d Z f V k . 1926, 1 6 ; d a z u d i e A. 22 z i t i e r t e L i t e r a t u r ; s o n s t siehe A r t i k e l „ A r m e Seel e n " . S1) I n G r a u b ü n d e n s a m m e l t m a n die B . in e i n e m ü b e r d e m T i s c h h a n g e n d e n K o r b : S t a u b Brot 1 3 ; vgl. R o c h h o l z Sagen τ, 303 ; a u c h bei R e g e n s b u r g w i r f t m a n die B . ins F e u e r : B a v a r i a 2, 305. S2) Z f d M y t h . 3, 316, 82. as ) Zingerle I . e . 37, 300; vgl. Liebr e c h t Zur Volksk. 399 ff. ; Β o e h m I . e . 26 ; Beilage zur Allg. Z e i t u n g 1901 N r . 2 7 1 , 1 f. äl ) S c h ö n w e r t h I . e . ι , 283; Sartori I . e . 54 a ; Bavaria- 2, 3 1 2 ; L i ρ p e r t Christentum 4 4 1 ; vgl. die E s t e n : K l o s t e r 12, 243. ·*) B e i l . z . A l l g . Z e i t u n g 1901 N r . 2 7 1 , 2; M e y e r Baden 367; H ö f 1 e r Weihnachten 27ff.; J a h n Opfergebräuche 57. 3e ) W e 1 1 s t e i η Disentís 174, 45. " ) S c h m i t t Hetlingen 17. M ) J a h n Opfergebräuche 59 f . ; Z f V k . 1897, 195 f. «») B a y H f t e 1 (1914), 230 N r . 34 (18. J h . ) . "j J a h n 1. c. 168. ") B a u m g a r t e η Jahr 9; H ö f 1 e r Weihnachten 21 f.; vgl. Z f V ö l k e r p s y c h o l . 18, 2 6 8 f . : w e i t e r e A u g u r i e n m i t B . u . Speiseresten. *') B I P o m m V k . 3, 185. *3) S é b i l l o t 2, 2 1 5 : si les m i e t t e s d e p a i n etées s u r l ' e a u v o n t t r a n q u i l l e m e n t e t v i t e a u
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f o n d , o n p e u t e n boire en t o u t e c o n f i a n c e ; vgl. 2, 298. 3 . Besondere K r a f t h a b e n die B . des W e i h n a c h t s f e s t b r o t e s , „die prosen, die ze Weihnachten über werden, di gib ze essen dem, der tob v o n hunden oder a n d e r s " 4 4 ) ( 1 3 . J h . ) . N a c h Maennling 4 5 ) haben die B . , die m a n a m Christa b e n d „ b e y die W u r t z e l n der B ä u m e schüttet, die K r a f t , sie tragend zu m a c h e n " . Die B . g i b t m a n z w e c k s Ü b e r t r a g u n g v o n F r u c h t b a r k e i t auch dem V i e h 4 6 ) . Die Rockenphilosophie bericht e t 4 7 ) : „ w o m a n Weihnachten das tischtuch nach der mahlzeit auf die bloße erde a u s s c h ü t t e t unter freiem himmel, da wächst brosamkraut" (B. volksetymologisch als B r o t s a m e n gedeutet nach H ö f l e r 4 8 ) ) . D a s T i s c h t u c h , worauf gegessen w u r d e , räuchere m a n mit abgefallenen B . und w i c k l e das K i n d h i n e i n 4 9 ) . **) Sitzber. W i e n . 71, 488; H ö f 1 e r Weihnacht 25. " ) M a e n n l i n g 201 ; H e c k s c h e r 398; D r e c h s l e r Haustiere 16; in S c h w e d e n B . v o m J u l b r o t : G l o b u s 72, 3 7 5 ; H ö f 1 e r 1. c. 27. " ) S c h ö n w e r t h 403, 2; W . 458; R e i s e r Allgäu 2, 447, 2 3 3 ; dagegen W a i b e l - F l a m m 2, 1 2 3 f . ; K ü h n a u Sagen 2, 32, 685 (Skrzolek v e r t r i e b e n ) ; a u c h die B r a m a n e n g e b e n die R e s t e des M a n e n k u c h e n s d e m V i e h : Z f V ö l k e r p s y c h o l . 18, 370. ·') G r i m m Myth. 3, 446, 369; Ζ i η g e r 1 e I. c. 187, 1 5 4 7 : w e n n m a n Β . v o m h l . A b e n d in d e r hl. N a c h t s ä t , g e h t d a s B r ö s m e n k r a u t auf (Zillertal); vgl. 188 N r . 1548: s ä t m a n in der hl. N a c h t B., gehen sie a u f ; Z f d M y t h . 2, 4 2 2 , 6 4 ; Β i r l i η g e r Schwaben 1, 382; F o g e l Pennsylvania 261, 1362; S t a u b Brot 55 (B. w e r d e n ω zu B l u m e n ) , vgl. 148. ) H ö f 1 e r 1. c. 27. *·) L a n d o b der E n z , J o u r n a l : G r i m m 3, 4 6 ° . 7434. W i e durch B r o t , so erhalten die H e x e n 8 0 ) a u c h d u r c h B . M a c h t über die M e n s c h e n ; zu S e m l i n m u ß t e einer, der v e r h e x t e K r u m e n aß, die f ü r die H ü h n e r b e s t i m m t w a r e n , E i e r legen 6 1 ). «») K ü h n a u Brot 29; W . 458. " ) K u h n S c h w a r t z 106, i 2 t , 2 ; vgl. BolteP o l i v k a 3, 365. 5. A l s A p o t r o p a i o n sind B. ebenso w i r k u n g s v o l l w i e B r o t : N a c h dem J o u r n a l 1 7 8 6 t r u g m a n im A n s b a c h i s c h e n 5 2 ) „ d r e i b r o d k r u m m e n , drei S a l z körner, drei K o h l e n bei sich wider z a u b e r " ; u m immer Geld zu haben t r ä g t
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Brosamkraut—Brot
man 3 Β . bei s i c h M ) ; in England M ) legt man gegen bösen Blick 3 B . ins Kopfkissen (vgl. Brot) ; nach der Rockenphilosophie 55 ) soll man die drei Christabende alle B . aufheben; „sie sind gut, wenn man sie einem eingibt, dems geteuscht h a t " ; auch in Ungarn 6e ) sind die B . vom Weihnachtsbrot besonders übelabwehrend und glücksbringend f ü r das Haus und die Hühner; wenn die Hühner verlegen, stiehlt man 3 Strohbänder, macht ein Nest und legt 3 Federchen und 3 B . vom oberen Brotrand hinein 6 7 ); am Lechrain M ) verpflöckt man 3 Brösele Osterbrot u. a. in der Stalltürschwelle, um das Vieh zu enthexen. Wenn die Butter nicht zusammengehen will, legt man 3 B . unter das Faß (Mergentheim) 5 β ) oder wirft 3 B . in den 3 höchsten Namen hinein w ) (vgl. Milchhexe). Damit der Schatz in seiner wahren Gestalt erscheint, w i r f t man B . auf ihn, so auf den Schatz unter der Hochburg e l ), der in Gestalt von Bohnenschoten gesonnt wird. Auch im Schießzauber wirken B . bannlösend: „ W e n n ein Hase Männlein macht und deshalb die Flinte nicht losgeht, soll man B . hineinladen e2 ) ; der Jägerbursche aus Makkensen lädt 3 Brotkrumen in die Flinte und erlöst ein verzaubertes Reh durch zwei Schüsse ® 3 ) ; wenn man mit Brotkrumen nach Gewitterhexen schießt, fallen sie in Menschengestalt tot zur E r d e M ) . Wie das Brot, so wirken auch die B . apotropäisch und reinigend: Ungesundes Wasser verliert die K r a f t , wenn man B . hineinstreut e s ). Im S c h a d e n z a u b e r werden die B . ebenfalls erwähnt: Im J a h r e 1675 gestand ein Bäckermeister in Steiermark, daß er „ z u r Kirchtagszeit v o r A u f g a n g der Sonne S t a u b und B . aus den Fenstern zusammengewischt und v o r sein Haus gestreut habe, damit seine Wirtschaft gedeihe und die des Nachbarn Schaden l e i d e " ββ ).
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schaft 18. B i r 1 i η g e r Volksth. ι, 497, 23 ; F o g e 1 Pennsylv. 376, 2020; W. 707 dagegen 708. n ) W a i b e l - F l a m m 2, 328; vgl. S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 405, 10; R o c h h o l z Sagen ι, 143, 226; B a u m g a r t e n Jahr 7; \V. 640. ·*) Ζ i η g e r 1 e 1. c. 92, 787; vgl. Κ ü h η a u Brot 27 ; S t r a c k e r j a n 2, 224, 475; 1,473, 252; W. 415; vgl. W e t t s t e i n Disentís 175, 54: gegen verhexte Tiere wird die Flinte mit Brot geladen. , s ) E c k a r t Südhannov. Sagenb. 204. M) ZfVk. 1893, 389; vgl. W e i n h o l d Ritus 14. ··) Bavaria 2, 305 ; vgl. S éb il l o t 3, 215; 2, 298. «·) ZfVk. 1897, 195. Eckstein.
Brosamkraut Brot.
s.
Mutterkraut.
A. r.—3. N a m e , U r s p r u n g , A r t . — Β. Β. i m V o l k s g l a u b e n u n d i n d e r S a g e . 4—6. Das heilige B. 7. B.schänder und Geizige. 8. Blutendes B. — C. B. im A b e r g l a u b e n u n d Z a u b e r r i t u s . I. 9. bis n . Weihaachts-, Neujahrsopferfest, Julfest. 12.—15. Acker- und Saatriten. 16. Opfer für Wasserdämonen. 17. Auffindung Ertrunkener. 18. Opfer für Wind- und Wetterdämonen. 19. Opfer für Feuer. II. 20. B. und Salz. 21. B. als Apotropaion. 22.—30. B. als (apotropäisches) Opfer. III. 31.—34. B. im Liebes-, Schaden-, Schieß- usw. Zauber. 35.—38. B. im Heilzauber (s. Heilb.e). IV. 39.—43. B.orakel. — D. B. i n L i e b e , E h e u n d F a m i l i e . 44. Allgemeines. 45. Hochzeitsb. (s. d.) 46. Taufb. (s. d.) 47. Tod u. B. (s. Totenopfer). 48. Heimwehbrot (s.d.). 49. Kind, ι. Schulgang (s.d.). 50. Vieh angewöhnen. 51.—57. B.zeremonie. 58. B. im Traum. A.I.Name, Ursprung, Art. Das älteste germanische Wort ist L a i b 1 ) ; der Name B . findet sich zuerst in der Zusammensetzung bîebrot 2 ). Die Verwandtschaft von B . mit B r a u e n 8 ) lehnen Paul und K l u g e ab und neigen eher zu Sievers Ableitung von ags. bread. Eine Vorstufe des gebackenen B.es ist der heute noch im Norden sehr geschätzte B r e i aus bestimmten Fruchtarten. Brei bedeutete früher wie B . so viel wie Speise s ). Als dann die Germanen und überhaupt die indogermanischen Völker den gekochten oder rohen Brei in der heißen Asche buken oder rösteten e ), entstand so das flache, ungesäuerte 7 ) F 1 a d e η b. 8 ) (derbes Β.) ·). Im Rigsmal der E d d a nimmt ·*) Grimm Myth. 3, 459, 713 ; S t a u b die alte E d d a einen L a i b aus der Asche, 1· c · 55; 3 Brotbrosmen als Amulett in der Schweiz: Schweizld. 5, 806. ") W. 633. schwer und klebricht und voll von ") S e l i g m a n n Blick 2, 94. " ) G r i m m K l e i e n 1 0 ) . Später kam das erhabene B . 1. c. 449, 446. *·) Η ö f 1 e r Weihnacht 26. auf (Panis fermentatus), mit Hilfe eines ") SAVk. 24, 65. «) L e ο ρ r e c h t i η g Gärungsmittels gebacken u ) . Lechrain 28. M) E b e r h a r d t Landwirt-
Brot >) K l u g e EtWb290; P a u l DWb.3 93; H o o p s Reallex. i , 3 3 0 — 3 1 ; H e h n Kulturpflanzen* 540—41; G r i m m DWb. 2, 399 bis 400. *) G r a f f Ahd. Sprachschatz 3, 232; L e x e r Mhd. Wb. 1, 266. ·) H ö f l e r Fastengebäcke 32; d e r s . Ostern 27; ZföVk. 1903, 1 8 9 f f . ; S c h r ä d e r Reallex. i n ff. 4) W e i η h o 1 d Frauen 2, 52—53 ; W i s s o w a Religion s 145 ; ZfVk. 1904, 265; B l ü m n e r im Handbuch v. Iwan Müller 4, 2, 2 * p. 162; O. B e n n d o r f im Eranos Vindobonensis 375; Schräder Reallex. i n ; M o m m s e n Römische Gesch.* 19; Z f V k . 1904, 265; ZföVk. 9 (1903), 18. ®) F r e i d a n k 83, 27: „ I s t dem Toren Brei zur Hand, was kümmert ihn das Vaterland ?" G r i m m DWb. 2, 354; vgl. Kloster 6, 1078. ·) Die Zubereitung kann man sich etwa so vorstellen, wie die s c h w e d i s c h e Kavall e r i e im MA. ihre B.e in der Asche röstete : Argovia 1886, 57; Bartholomäus C a r r i c h t e r Der Teutschen Speiskammer (Straßburg 1614), 100; vgl. S c h u l l e r u s Siebenbürgen 76; K l a p p e r Erzählungen 252, 19: panis cinereus; für die Antike: P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2, 2090 ff. ') Über die kultlichc Verwendung des u n g e s ä u e r t e n B.es vgl. J a c o b y A R w . 13 (1910), 559; G i h r Meßopfer" 456—57; der flamen dialis in Rom durfte kein gesäuertes B . berühren: F r a 2 e r 2, 1 3 mit Lit.; E k k e h a r d I V Benedictiones ad mensas — Mitt. d. antiquar. Gesellsch. Zürich I I I (1846—47), v. 17 p. 106: azima signetur cruce paschaque commemoretur; vgl. MG. script. Meroving. 4, 266 Z. 6 = 297 Z. 1 7 : panes azymi ( = non fermentati: I s i d o r Origines X X , 2, 1 5 (Lindsay). 8) ZföVk. 1 9 1 4 , 23—35 m. Lit.; S c h r ä d e r 1. c. ; H o o p s 1. c. ; B e n n d o r f 1. c. ·) G r a f f Ahd. Spr. 2, 291 ; S t e i n m e y e r S i e v e r s A hd. Glossen 3, 153 (summarium Heinrict, X I I . Jahrh.) ; M u r m e l l i u s Pappa puerorum : de cibi generibus (Ausgabe von G e r vasius S o p h e r u s Brisacensis 1 5 1 7 ) : panis subcinericius; vgl. auch die B.arten, welche E k k e h a r d I V benedictiones ad mensas aufführt v. 10—28 (p. 106—107 und 1 1 7 ) : panis frixus, „gebregelt in oleo vel but y r o " ; p. fermentatus; p. de spelta; p. triticeus; p. sigalinus; p. de hordeo; p. de avena; p. s u b c i n e r i t i u s ; vgl. I s i d o r Origines X X , 2, 1 5 (Lindsay). >») N e c k e l 276 f.; S i m r o c k Edda X V , 4 = p. 97; Kloster 6, 1079; vgl. G r i m m e l s h a u s e n Simplizissimus ι , c. 9. l l ) W e i η h o 1 d Frauen 3 2, 52 ff. ; H ö f 1 e r Ostern 27—28; G r a f f 1. c. 2, 291 bis 292; H e c k s c h e r ι , 292—93 und 525 bis 526; ZfVk. 1914, 369; S t a u b B . 129 u. ö.; H e h n * 540 ff. ; B l ü m n e r I.e. 74 ff. ; F i s c h e r Altertumsk. 57; Glotta 1 5 , 6 2 ; A. M a u r i z i o Die Getreidenahrung im Wandel der Zeiten. Zürich 1 9 1 6 ; ZfVk. 1917, 163. 260; ZföVk. 1914, 23 ff. ; Ε . H a h η Unser tägliches Β. im Wandel der Völker und Zeiten Lübecker Blätter 60, 106 ff.; M ü 1 1 e η h o f f Altertumsk. 4 (1920), 150 ff.; H e y n e H ausaitertümer 2, 270 ff. ; L i ρ ρ e r t Kulturgeschichte
1592
d. Menschheit ι , 588; 2, 194 ff.; C o l e r I 3 f f . (Β.arten); W e i n h o l d AItnordisches Leben 149 f. Über bayr. B.arten, B.sitten: Erlanger Heimatblätter 4 (1921), 185 ff. 189 ff. 193; vgl. auch Alte und neue Welt, Einsiedeln 1922, 506—510. Über B . und B.arten ist auch der Anfang der Physica der Äbtissin Hildegard interessant = M i g n e Patr. lat. 197, I i 3 0 ff.; über Notb.e, die man in Zeiten der Not zubereitet, Kräuter- und Rindenb.e vgl. H ö f 1 e r Engel-, Not-, Hungerb. in ZföVk. 20 (1914), 77—84; Kloster 6, 237; auch C o 1 e r 20. Zu den russischen Hungcrb.en vgl. ZfEthnol. 1892, 506 ff. Über frühere B.formen vergleiche man die Abbildung bei J o h . P l a c o t o m u s ( = Brettschneider) De tuenda bona valetudine, libellus Ε o b a η i H e s s i commentaries doctissimis illustratus p. 62; dazu Kloster 6, 1081 (Abbild. 157 und 159). 1096; C a r r i c h t e r I. e. 93 ff. 96—104; über christliche B.arten s. D ö 1 g e r Ichthys. 2. A m meisten K r a f t hat nach deutschem Volksglauben das Schwarz-Hausbackenb. 1 2 ) ; die Seele des Hauses sitzt im grauen oder schwarzen Haus- oder Heimb. 1 3 ) ; das Weißb. wird noch in vielen Gegenden, z. B. im Schwarzwald, wie ein Leckerbissen gegessen 1 4 ). Aber auch das gewöhnliche B . ist ein Leckerbissen: „disen sumer hat er si gekowen gar für b . 1 5 ) " . Auf Island heißt ein Kuchenfest 'B.mahlzeit' 1 6 ). Die Flitterwochen heißen im nl. 'witteburetsweke' 1 7 ), in Westfalen 'Stubenwiäken' 18 ) (vgl. Kaswochen in Kärnten) 1 9 ). Mathias Kramer 2 0 ) berichtet (1676), daß man von einem Ehegatten, der mit dem andern nicht fürlieb nehmen wolle, sagt, er wolle Beckenb. ( = Weißb.) essen; also Hausb. Symbol für Familie und E h e ; dies hat auch mehr Gehalt als das Beckenb. Beckebroud macht Backe doud, Bauernbroud macht Backe roud " ) . 1S ) G r i m m Sagen 176 Nr. 236; S t r a k k e r j a η 2, 225; Eifelvereinsblatt 29, 3 1 — 3 2 ; MschlesVk. 1906, Heft 15, 145; K r a u ß Südslaven 658. ,a ) M e y e r DVolksk. 209; W r e d e RheinVk. 194; vgl. P l i n i u s N.H. 22, 138; P e t r o n i u s Satiren c. 66. u ) B i r l i n g e r Schwaben 2, 380; Meyer Baden 371. 15 ) W e i n h o l d Frauen 1, 212. ») ZfVk. 1896,390. " ) W e i n h o l d I.e. 2, I. " ( S a r tori Westfalen 1 1 0 ; vgl. „Wääkwochen" : W r e d e EifelerVk. 169; d e r s . Rheinische Vk. 184. '») S t a u b B. 9. 20) M. K r a m e r Dictionario tedesco-italiano 1 (Nürnberg 1676), 753. *') S c h m i t t Hettingen 16; vgl. F r i s c h b i e r Preuß.Wb. 1, 1 1 0 ; besondere K r a f t hat die B.rinde: M ü l l e r Rhein.Wb. 1, 1 0 1 8 ; vgl. A.423.
Brot
1593
3. A l s v e g e t a t i v e s F r u c h t b a r k e i t s s y m bol des A c k e r b a u e r s , als S u b s t i t u t der konzentrierten K r a f t , wobei noch besonders die S y m b o l i k der G o t t e s g a b e B. 2 2 ) im V a t e r u n s e r für Nahrung einwirkt (vgl. P s a l m 41, 10), b e d e u t e t das B . die tägliche N a h r u n g 24) : V e r s ö h n u n g s b . = V e r s ö h n u n g s m a h l z e i t 25 ) ; T r ä n e n b r o t = L e i c h e n m a h l 2 e ) . In weiterer E n t w i c k l u n g ist B . = L e b e n " ) : Nun hab ich mich getan vom B., seht, Lieber, seht, ich bin steintot "). B e i den S ü d s l á v e n ist das B . besonders hoch gehalten als S y m b o l der Familie, der N a h r u n g und Eixistenz: Bei der T e i l u n g einer H a u s g e m e i n s c h a f t zerschneidet der bisherige H a u s v o r s t a n d einen L a i b B . in so viel Teile, als P a r t i e n d a s i n d ; v o n j e t z t an m u ß jede Familie ihr eigenes B . erwerben und essen ; zu ergänzen ist diese s y m b o l i s c h e B e d e u t u n g des B.es durch die Zeremonie b e i m S i p p e n m a h l mit Orakel, v o n K r a u ß g e n a u beschrieben *>). " ) B. und Wein ist ein Geschenk Gottes, welches dieser jährlich aus der Erde hervorsprieOen läßt: A n h o r n Magiologia (1675), 789 (Psalm 104, 14—15); das gilt besonders für die Völker, bei denen B. und Wein die einfachste Form der Mahlzeit ausmachen, ζ. B. bei den Griechen und Römern: Glotta 15, 64; ARw. 14, 25 ff.; B a s t i a n Elementargedanke 1, 121. " ) M a t h a e u s ö , 11; L u c a s 11,3. M ) S t a u b Β. ι — 6 . i l A. 3. 47; G r i m m DWb. 1, 400; H ö f 1 e r Ostern 49; Κ r a m e r 1. c. 2, 1178; W. v. E s c h e n b a c h Parzival 803, 26; W e i n h o l d Frauen 1, 212; G r y p h i u s Peter Squenz p. 22 (Ausgabe v. 1663) ; H e c k s c h e r 1,466. ,s ) S t a u b 1. c. 18; vgl. das Anbieten von B. als Zeichen der Versöhnung in Italien : M a n z o n i I promessi sposi cap. 4 ; vgl. D i e I s Vorsokratiker * I, 279 Z. 43: bei Β. versammeln sich die Freunde, jetzt die Barbaren ( = D i o g e n e s L a e r t i u s 8, 35 = 212, 31 ff. Cobet); vgl. P a u l y - W i s s o w a 1,50. " ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 108. " ) G r i m m fllf/i. 1,400—401; S t a u b I.e. 2; K r a u ß Südslaven 55 (Märchen). ,e ) G r y p h i u s Peler Squenz p. 36 = p. 37 Neudrucke; M. K r a m e r 1. c. 3, 300; vgl. die Redensarten: Sein (letztes) B. ist ihm gebacken und avoir ses carottes cuites = er muß sterben; G. W u s t m a n n Sprichwörtliche Redensarten ' 85. ») K r a u ß Südslaven 128. 55. s«) Ebd. 55—57; vgl. ZfVölkerpsychol. i8, 377 ff. in
Β. B . i m V o l k s g l a u b e n der Sage.
und
1594
4. D a s h e i l i g e B . Dieses l e t z t e und beste P r o d u k t (die l e t z t e Gabe, der l e t z t e Bissen B., ü b e r h a u p t alles, w a s zul e t z t ü b r i g bleibt, h a t die g r ö ß t e K r a f t ) 3 1 ) des Getreides ist f ü r alle, besonders die a c k e r b a u t r e i b e n d e n V ö l k e r aller K u l t u r stufen, das S y m b o l konzentriert e r K r a f t und die lebenserhaltende Speise ®2). D e r vitalistische Mensch sieht in ihm die V e r e i n i g u n g aller F r u c h t b a r keit der E r d e ; im Seelen- und D ä m o n e n k u l t ist es die beste G a b e der chthonischen Geister u n d F r u c h t b a r k e i t s d ä m o n e n a3 ) ; s p ä t e r w i r d es z u m heiligen G e s c h e n k der G ö t t e r ; als L e b e n s b r i n g e r dringt es in die K u l t e ein 34 ). M) Reuterskiöld Speisesakramente 115; ZfVk. 1891, 189; P a u l y - W i s s o w a II, 2185; B e e r Άπαρχαί. Würzburg 1913; NiederdZfVk. 1926, 15. " ) R e u t e r s k i ö l d 115—125; Glotta 2, 226—228. *') K ü h n a u B . 5 ff. " ) R e u t e r s k i ö l d 122; ARw. 7, 114 ff.
5. Im deutschen V o l k s g l a u b e n lagern die verschiedenen S c h i c h t e n der B.Vere h r u n g und des B . k u l t e s über- und durche i n a n d e r : der P f l u g r i t u s zeigt ältestes G u t 3S ). Der K r a f t v e r m i t t l e r B . b e k o m m t das K r e u z z e i c h e n 3 e ), die kirchlichen W e i hen, w e l c h e nun der T r ä g e r dieser K r a f t w e r d e n 37 ). D a s C h r i s t e n t u m m a c h t sich die dem heidnischen A c k e r b a u e r innewohnende Scheu vor dem Fruchtbarkeitserhalter und -spender d i e n s t b a r : Christus, das B . des L e b e n s 38 ), der W e i zen auf d e m A c k e r Marias 3 ·) in der mittelalterlichen M y s t i k , w i r d z u m S c h i r m herr der G o t t e s g a b e ; diese ist seit der S p e i s u n g der 5000 g e w e i h t . D a h e r s ä t t i g t n a c h Männling ( 2 1 6 — 1 7 ) das L ä t a r e b . a m meisten. Dieses W u n d e r w i r k t auf die L e g e n d e n ein, so h a b e n w i r dieses M o t i v in der Tiroler S a g e v o m B r u d e r B a t h o 42 ) und in den B . w u n d e r s a g e n des D i a l o g u s m i r a c u l o r u m des Caesarius v o n Heisterb a c h , w e l c h e r z u m J a h r e 1 1 9 7 berichtet, d a ß kleine T e i g l a i b e i m O f e n zu großen B . e n a u f g i n g e n 4 3 ) . Z u vergleichen ist a u c h die S a g e v o m W u n d e r m e h l bei Freib e r g a n l ä ß l i c h einer T e u e r u n g 4 4 ) , die S p e i s u n g eines v e r i r r t e n K i n d e s in B a den 4S ), die S a g e v o m f r o m m e n B ä c k e r in T h ü r i n g e n 4e ) ; a u c h in der V i t a Co-
Brot
1595
l u m b a n i ist eine E p i s o d e eingefügt, w o der hl. C o l u m b a n B . und Bier v e r m e h r t n a c h dem V o r b i l d Christi 47 ). ") M a n n h a r d t 1, 158. ") H e c k s c h e r ι, 135 ff. ; 2, 393 ff. ") F r a n z Benedictionen 1, 262—278 und 2, 138;
Rügen 44;
Reuter-
skiöld
121; H a a s
RheinWb.
1, 1015. ") G u η k e 1 Märchen 58 f.
Müller
•·) In den mittelalterlichen Predigten ist Maria der Acker, welcher durch Gottes Tau Korn trägt: S c h ö n b a c h Predigten 3, 217, 6; ZföVk. 1912, 138; vgl. die Madonna mit der Weizenähre: S e p p Sagenschatz 6 1 7 — 6 1 9 . 40
) Mannhardt
1, 230—243;
Reuters-
k i ö 1 d 121 ff. ; F o n t a i n e Luxemburg 37; A R w . 13, 558 ff.; L i ρ ρ e r t Christentum 209. ") M e y e r Baden 372. ") H e y 1 Tirol 561,
14; über Engel- und Wunderb.e: ZföVk. 20 ('914). 77—79- ") IV, 65 = I, 23, 4 Strange; vgl. Κ1 a ρ ρ e r Erzählungen 344, 4. ") M e i c h e Sagen 625, 770; vgl. 660, 818; vgl. Κ ü h η a u
Sagen 3, 455, 1835. 1δ) W a i b e l - F l a m m 2, 106; vgl. H a u p t Lausitz 1, 253, 314: Engel speist Kinder mit Wunderb. 4 ·) B e c h s t e i n Thüringen 280, 146. ") MG. script. Meroving. IV, 84, Ii ff.; vgl. H a u p t Lausitz 1, 278, 3 676. Diese G o t t e s g a b e 4 8 ) , in ältester Zeit Opfer auf dem T i s c h als H a u s a l t a r 49 ), ' d a t leiwe B . ' , ('uns H e r r g o t t ist dor baben') M ), das tägliche B. 5 1 ), G o t t e s Speise 52 ), ist so heilig und verehrungswürdig, d a ß m a n in seiner G e g e n w a r t nicht f l u c h e n d a r f 6 3 ) . W e n n m a n die H i m m e l s g a b e fallen l ä ß t , m u ß m a n sie küssen und u m V e r z e i h u n g b i t t e n 6 4 ) . Im R h e i n l a n d s a g t man, w e n n das K i n d B . fallen l ä ß t : ' D a s H e r r g ö t t c h e r k o m m t ' 55 ). In D ä n e m a r k heißt es, eine f r o m m e M u t ter soll ihre K i n d e r dazu anhalten, herabgefallenes B . a u f z u h e b e n und zu küssen 5 6 ) ; wer auf B . tritt, h a t U n g l ü c k 67) ; n a c h dem G l a u b e n in N a s s a u m u ß er b a l d sterben 7 *). A u f j e d e r M i ß a c h t u n g s t e h t die schwerste S t r a f e w ) . W e n n m a n drei T a g e nicht a n G o t t d e n k t und kein W e i h wasser n i m m t und sich a m z e h n t e n T a g e auf einen L a i b B . setzt, so ist m a n dem Teufel verfallen A u c h B.reste und B.k r ü m c h e n (s. B r o s a m e n ) dürfen nicht w e g g e w o r f e n w e r d e n β 1 ) . In einem Indiculus der H u m a n i s t e n z e i t , welcher auf V o r s c h r i f t e n der P y t h a g o r ä e r z u r ü c k g e h t (Plinius X X V I I I , 2 ; = D i o g . L a e r t i u s V I I I , 34), lesen w i r : m i n u t a pañis pedibus conculcare, t u r p e β 2 ) . D a r a u f geht eine
1596
Stelle der M a g i o l o g i a : A b e r g l ä u b i s c h e L e u t e halten es f ü r ein U n g l ü c k , w e n n einer ein S t ü c k B . fallen l ä ß t und das w i e d e r a u f g e h o b e n e „ n i c h t auf alte heidnische p y t h a g o r e i s c h e Weise mit diesen W o r t e n : Ό du heiliges B . ' k ü ß t " ω ) . B.reste w e r d e n im F e u e r den a r m e n Seelen ®4) g e o p f e r t e s ) . Mit B . k u g e l n spielen ββ ), j a schon sie f o r m e n β 7 ) , ist ein Sakrileg. S c h i m m l i g e s B . m u ß man essen M ) (pädagogisch), verdorbenes verbrennen w ) ; wer mit B . wirft, k o m m t nicht in den H i m m e l 7 0 ) . ) Β r ο η η e r Siti u. Art 203;
Finder
Vierlande 2, 222; S c h ö n w e r t h
Oberpfalz
4β
ι, 403 ff.; R o s e g g e r Reiser
Steiermark 1, 61 ff.;
Allgäu 2,447; K ü h n a u
Brot 5;
L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 32; Globus 42, 76 if.; SAVk. 5, 92; L e s s i η g Sinngedichte Nr. 109; Drechsler 2, 14 ff.; M e y e r Baden 371 ff.; R o s e g g e r Steiermark 1, 6 1 — 6 6 ; Unoth I, 453; B u x t o r f Judenschul 191; SchwVk. 5, 92; M e i c h e Sagen 607, 749; G r o h m a η η ιο2 ff. *·) ZfEthnolog. 34. 62 ff. 65; ZfVk. 25, 341; P a u l y - W i s s o w a 1, 49. 50) B a r t s c h Mecklenburg 2, 134; F r i s c h b i e r Hexenspruch 122 ff. ; D e r s. PreußWb. 1, 110. 5l ) M ü l h a u s e 55 ff.; F r i s c h b i e r PreußWb. 1, 110. ") B o l t e P o l i v k a 3, 4 6 1 — 6 3 ; Germania 1857, 247; Meiche
Sagen
607,
749.
H)
K ü h n a u
B. 5; vgl. F r a z e r 7, 1, 13; vgl. BlpommVk. 4, 73; B. verschwenden ist Sünde: F o x Saarland 399. M) D r e c h s l e r 1, 287 und 2, 14; G r o h m a n n 102—03, 7 1 4 — 7 1 8 ; F i s c h e r Aberglauben (1790), 239; K ü h n a u B. 5; R e i s e r Allgäu 2, 447; S a r t o r i Sitte u. Brauch a, 33; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι,
403; Urquell 4, 116; V e r n a l e k e n Mythen 41 ff. ; L a i s t n e r Nebelsagen 302 ff. ; Ζ i η g e r l e Tirol 36, 289; W. 458; Globus 42, 90 ff.; S t a u b Β. i o ; W e t t s t e i n -Disentís 174, 38; ZfVk. 1893, 27; 1894, 291; 1895, 416; Köhler
Voigtland 395; F r a z e r
7,1,13;
B u x t o r f 191 ; vgl. denselben Glauben in Spanien: Bibliotheca de las traditiones populares ι (Sevilla 1883), 256, 153. ·*) M ü l l e r RheinWb. 1, 1015; ähnlich in Braunschweig: A n d r e e 402. ") J. M. T h i e l e Den danske Almues
overtroiske Meninger
41, 181.
*') 1. c. 41, 180; wer auf Β tritt, wird am linken Ohre taub: G r o h m a n n 103, 719. M ) K e h r e i n Nassau 269, 238; über die ehrfurchtsvolle Behandlung vgl. BlpommVk. 4> 73 ! O b e r h o l z e r Das B. im Glauben und Aberglauben unseres Volkes: Alte und neue Welt (Einsiedeln) 1922, 5 0 6 — 1 0 . Nach Berliner Glaube zieht es schwere Strafe nach sich, wenn man B.reste wegwirft: ZfEthnol. 15, 91. M ) ZfVk. 1S94, 291; S t a u b B. 10; A n d r e e
159 7
Brot
Braunschweig 402; H e y l Tirol 815, 322; S t r a c k e r j a n 1, 49; W o l f Beiträge 1, 218. " ) B a u m g a r t e n Heimat 2, 103. ·>) L i e b r e c h t Zur Volksk. 399; Z i n g e r l e Tirol 37 Nr. 297—300; G r o h m a n n 102—03; ZrwVk. 1913, 244; D r e c h s l e r 2, 12 und 15; L ü t o l f Sagen 554, 563; Globus 42, 90; Urquell 4, 118; ZfVk. 1914, 56; W. 458; H e y l Tirol I . e . ; S t r a c k e r j a n 1 , 4 9 . ·*) ZfVk. 1915, 22 und 26; vgl. B u x t o r f Judenschul 191: angelum nomine Nabel huic muneri propositum esse, ut illos observet, quibus panis in terram excidit, ita ut pedibus conculcetur: illos enim in paupertatem conicit. ") A n h o r n M agiologia 147. ·*) M a n n h a r d t ι, 8i—82; G r o h m a n n 198, 1392. " ) Wenn die armen Seelen die Brosamen nicht holen, freut sich der Teufel darüber : Ζ i η g e r l e Tirol 37 Nr. 297—301. ··) S t a u b i o ; W. 458; Τ e m m e Pommern 340; L ü t o l f Sagen 554 Nr. 563; S t r a c k e r j a n ι, 49; J o h n Erzgebirge 31; in Mecklenburg werden Hirtenknaben, die mit B.kugeln spielen, zu Stein: B a r t s c h 1, 427 Nr. 599. ·') SAVk. 1925, 103. ") Ebd. *·) G r o h m a n n 103, 717. 727; S eh r a m e k Böhmerwald 254; vgl. F r a ζ e r 7, ι, 13. " ) S t r a c k e r j a n ι, 49. 7. E n t s p r e c h e n d der heiligen-Verehrung und dem K u l t e , w e l c h e n das V o l k mit dem B.e treibt, b e r i c h t e t die V o l k s s a g e ' 1 ) v o n der f u r c h t b a r e n B e s t r a f u n g der B . s c h ä n d e r ™ ) . S o f r e v e l t der böhmische W i n d d ä m o n Banadietrich, der so f r o m m und t u g e n d s a m , d a ß ihm der W i n d ( W e t t e r d ä m o n ! ) den Mantel t r u g ; als er aber wegen eines V e r g e h e n s sich das Mißfallen G o t t e s zuzog, beschloß er die größte S ü n d e zu begehen und B . in seine S c h u h e zu legen, u m so die G o t t e s g a b e mit F ü ß e n z u treten. G a n z parallel geht die Sage, nach der Friesland ü b e r s c h w e m m t wurde, weil ein Priester die Hostie mit F ü ß e n t r a t 7 3 ) und ein Friese die Hostien v e r s c h ü t t e t e . A l s S t r a f e m u ß t e B a n a d i e t r i c h bis zum j ü n g s t e n T a g e j a g e n 7 4 ) . N a c h anderer Version e n t f ü h r t e ihn ein W a g e n in die L u f t (Siebengestirn) 7 6 ). N o c h b e r ü h m t e r ist die Sage v o n V i ñ e t a s U n t e r g a n g , dessen E i n w o h n e r die Mauerlöcher mit B . ausbesserten 7e ). Es gibt viel ätiologische W a n d e r s a g e n , welche sich, natürlich mit einigen K o m p r o m i s s e n , inhaltlich und geographisch, in vier G r u p p e n zerlegen lassen: a) In einem v o r w i e g e n d norddeutschschlesisch-österreichischen K r e i s besudeln
1598
oder schlagen H i r t e n b u b e n a u s U n zufriedenheit über das einfache schwarze H a u s b . die G o t t e s g a b e , oder Fuhrm ä n n e r v e r w e n d e n es als B r ü c k e und R a d s c h u h ; zur S t r a f e wird der F r e v l e r in Stein v e r w a n d e l t ( A u s d e u t u n g bizärrer Gebirgsformen), er v e r s i n k t oder m u ß umherirren. S o erzählt m a n sich v o n den Hirtensteinen bei Kieslingswalde (Glatz) w ) : Die b . s c h ä n d e n d e n Hirtenb u b e n w e r d e n zu Stein. V o m V e r s i n k e n b e r i c h t e n die vielen Versionen über den Moosbruch bei Reihwiesen (Oberschlesien) w ) , w o a u c h die S t r a f e n g e h ä u f t werden. A u c h die s a g e n h a f t e S t a d t Niniv e h bei Greifswald geht z u g r u n d e und v e r s i n k t , weil eine F r a u B . in einen Wasserlauf warf80). b) In einer süddeutsch-rheinischen G r u p p e (vgl. die A l p e n s a g e n über S c h ä n d u n g v o n B u t t e r und K ä s e ) 8 1 ) v e r u n ehren n a m e n t l i c h R i t t e r f r ä u l e i n oder g a n z e G e m e i n s c h a f t e n in L u x u s und Ü b e r m u t das B . , indem sie darauf gehen und T ü m p e l d a m i t a n f ü l l e n n ) . A l s S t r a f e f o l g t V e r s i n k e n und E n t s t e h u n g eines Sees. O f t k l i n g t das alte P h i l e m o n - B a u c i s M o t i v an, das j e d o c h in F r a n k r e i c h ins Christliche übersetzt rein sich f i n d e t M ) . In einer S a g e in P o m m e r n * 4 ) b i t t e t ein B e t t l e r v e r g e b e n s u m B . ; er v e r f l u c h t das Schloß, welches v e r s i n k t . In Tirol wird erzählt, wie ein z a u b e r h a f t e r B e t t l e r (Ank l a n g a n die christliche Version) nur v o n einer alten W i t w e a u f g e n o m m e n w i r d ; das g a n z e Dorf v e r s i n k t w ) . Die Schloßb e w o h n e r bei St. Georgen (Baden) ließen sich eine E i s b a h n a u s S a l z herstellen und gingen bei s c h l e c h t e m W e t t e r in ausgehöhlten 8e ) B . l a i b e n 87 ). Die B e w o h n e r der B u r g A l t h o r n b e r g f o r d e r t e n das S t r a f g e richt G o t t e s heraus, i n d e m sie a m W e i h n a c h t s a b e n d t a n z t e n und sich B a t z e n w e c k e unter die F ü ß e b a n d e n 8 8 ) . L a i s t n e r deutet diese S a g e n meteorologisch w ) . Spärlicher berichten darüber böhmischschlesische niederrheinische 81 ) und h o l s t e i n i s c h e , 2 ) S a g e n . S o g a r die N o t d u r f t v e r r i c h t e n die F r e v l e r ins ausgehöhlte B.· 3 ). A u c h das R e i n i g e n der K i n d e r mit B.· 4 ) und Ä h r e n ·*) gehört z u diesen Ursprungssagen. D i e S a g e , die er-
Brot
1599
klärt, w e s h a l b die Getreidehalme nur o b e n Ä h r e n tragen, h a t in Schlesien die Version, d a ß der Engel Gabriel die S t r a f e vollzieht. In F r a n k r e i c h wird eine F r a u , w e l c h e den T i s c h mit B . a b w i s c h t , v o n Jesus und d e m Erzengel Gabriel bes t r a f t 9 6 ) . In Tirol s a g t m a n zu den K i n d e r n : S p a r t euere B r o s a m e n f ü r die A r men, d a m i t es euch nicht g e h t wie der F r a u H ü t t . Diese ließ durch einen Diener ihr K i n d mit B r o s a m e n reinigen und w u r d e z u r S t r a f e v e r s t e i n e r t w ) . V o n einer a n d e r n S t r a f e f ü r dieses V e r b r e c h e n erzählt die oberpfälzische Sage 4 8 ). c) In den Z e i t e n der H u n g e r s n o t wird diese H a u p t n a h r u n g den A r m e n v e r s a g t " ) . D a s B . wird zu S t e i n 1 0 0 ) (und blutet) oder z u S c h l a n g e n W 1 ), oder der Geizige wird v o n Mäusen a u f g e f r e s s e n 1 0 2 ) . Diese S a g e n f i n d e n sich überall. In der T h ü r i n g i s c h e n S a g e s i t z t nach d e m T o d e des V a t e r s , dem die K i n d e r das B . verweigern, eine K r ö t e auf d e m B . s c h r a n k . D a s B . mit der K r ö t e w i r d in S t e i n gezeigt a m R a t h a u s z u N e u s t a d t 1 0 3 ) . A u c h i m V o l k s l i e d hören w i r o f t v o n der unb a r m h e r z i g e n reichen Schwester, welche der a r m e n S c h w e s t e r B . f ü r die sechs Kinder verweigert104) : Und als der Herr aus der Kirche kam, Wollt er aufschneiden das B. : Das B. war -wie die Steine, Das Messer von Blut so rot. Die steinernen L a i b e w e r d e n sogar noch g e z e i g t l 0 S ) . A n d e r s e i t s h a t die Versteiner u n g des B . e s in der S a g e einen g u t e n Z w e c k : A l s der m i l d t ä t i g e T o r w a r t Seemoser v o m Freisinger D o m das f ü r die A r m e n b e s t i m m t e B . d e m geizigen B i schof Gerold zeigen sollte, v e r w a n d e l t e sich das B . in S t e i n 1 0 6 ) . d) In der Schweiz, in Schlesien und in K ä r n t e n w i r d die G o t t e s g a b e in schweren Z e i t e n den S c h w e i n e n gegeben 107 ) ; oder es wird z u W u c h e r g e s c h ä f t e n b e n u t z t , so v o m Metzger v o n H o r b in Schwaben 1 0 8 ) ; z u r S t r a f e m u ß der Geizige herumgeistern (als S c h w e i n ) 1 0 i ) . 71)
S i e g h a r d t
Nordbayr.
Brotsagen
u.
Sitten, Erl. Hmtbl. (1920), 185 f t 189 ff. 193; vgl. SAVk. I i , 49. 20. «) Κ ü h η a u Β. 5 ff.; Globus 42, 91—92; vgl. auch Kornfrevler- und Wucherer und ihre Strafe: SAVk. 17 (1913),
1600
133—34;
Τ emme
Κ ü η ζ i g Badische
Pommern
Sagen
130 Nr. 94;
13 N r . 25. " ) C a e -
s a r i u s Dialogus 2, 4 c. 3; 2, 209 c. 55. " ) ZfVk. 1894, 291 ; vgl. G r o h m a n n Sagen
7 5 f f . 7 9 . 90. 9 5 ; L a i s t η e r Nebelsagen 302 f f . ; Ε . Η M e y e r Germ. Mythologie 237;
D r e c h s l e r Sagen
2, L I V .
2, 15. " )
R o c h h o l z
*·) R a u m e r
Insel
Wollin
Sagen
12—13;
(1851) 24; vgl. G r i m m Sagen 177 Nr. 238 bis 39; R a n k e Sagen 236. " ) Κ ü h η a u ι, 575: 3, 327—330· 331 ff· 335· 336—37· 338. 374· 388. 391—93· 396; B o c k e l Volkssage
104;
Kühnau
G r a b i n s k i
B. 5; ZfVk. 1902, 68. vgl. 67;
K u h n Mark. Sagen 2 4 8 ; D e r s. Mark. Märchen 2 3 3 ; D e r s . Westfalen 1, 287 N r . 336;
308 Nr. 348; K u h n - S c h w a r t z 109.475. 482 Α.; G r i m m Sagen 176 Nr. 236; T e πιπί e Altmark
100; M ü l l e n h o f f
Sagen
* 153
Nr. 227; B a r t s c h Meckl. i, 427. 429; ZfVk. 1897, 103. '·) K ü h n a u Sagen 3, 393 bis 397; vgl. i, 576; 2, 202. 610; 3, 336. 340. 374; in seinem Index ( = Sagen 4, 112—113) bietet Kühnau eine gute Übersicht über die Art der Freveltaten; D e r s . Brot 5; ZfVk. 1897, 193; zum Spielen mit B.kugeln oder B.kegeln vgl. Bartsch Meckl. 1, 427. 599; Schell Berg.
Sagen
349 N r . 5 3 ; Κ u h η - S c h w a r t ζ
54 Nr. 57. '») K ü h n a u
Sagen 3, 371—82;
vgl.
Rügensche
ι,
575 ff.
M)
H a a s
Sagen *
134 Nr. 234; vgl. 135 Nr. 236. " ) W a i b e 1 F l a m m 2, 75—77. 123—25. 294—95. 333 bis 335; O c h s BadischesWb. ι, 127; R e i s e r Allgäu
ι , 2 3 3 ; v g l . G r a b e r Kärnten
245 f f . ;
Alpenburg Tirol 191 Nr. 61; E n g e l i e n u. L a h n 1, 64. ·') O v i d M et am. 1. V I I I v. 610—698; vgl. S é b i I l o t 2, 392 bis 394: Jesus wird als Bettler überall abgewiesen, nur eine alte Frau nimmt ihn auf; diese und ihre Ziege werden zu Stein, das Dorf versinkt. »*) BlpommVk. 3, 38 Nr. 18. " ) A 1 ρ e η b u r g Tirol 233, 4 (Lago santo) ; nach einer Siebenbürgischen Sage bittet der Heiland eine Frau um B. ; als diese ihn abweist, wird sie zur Schildkröte: M ü l l e r Siebenbürgen 128 Nr. 168; nach S h a k e s p e a r e Hamlet IV, 5 wird eine Bäckerstochter, die dem Heiland B. verweigert, zur Eule; vgl. Kloster 9, 384 ff., nach der schlesischen Sage bittet ein Berggeist um B. und tötet, abgewiesen, den Frevler: MschlesVk. 1906 Heft 15, n o . ··) K ö h l e r Kl.
Sehr,
ι , 437 A .
")
W a i b e 1- F1 a m m
2, 75—77; nach einer Pommerschen Sage wird eine Prinzessin, die den Armen B. verweigert und auf Salz Schlitten fährt, vom Blitz getötet und die Stadt bei Werben versinkt: Τ e m m e Pommern 207 Nr. 164; auch die Nonnen bei Bergen versinken, weil sie auf Salz Schlitten fahren: H a a s Rügensche Sagen 6 85 Nr. 147. " ) O c h s Bad.Wb. 1, 127. •») L a i s t i e r Nebelsagen 246 ff. 302 ff. ; G r o h m a n n 32 Nr. 178; K u h n - S c h w a r t z 475^.57; Bedenken gegen Laistners Methode äußert mit Recht: R. M. M e y e r Religgesch. 34. 624. "") K ü h n a u Sagen 3, 370 ff.; 2, 498. 507;
ιβοι
Brot
Mschles. Vk. 1908 Heft 20, 84: Grimm Sagen 176 Nr. 235 und 237; P e t e r österreichisch-Schlesien 88; G r o h m a n n Sagen 78. M ) S c h e l l Berg. Sagen 552 Nr. 25; 553 Nr. 28; K u h n Westfalen 168 Nr. 174 a; G r i m m Sagen 174 Nr. 234. " ) M ü l l e n h o f f Sagen* 153 Nr. 226; Montanus Volksfeste 1, 218. " ) K ü h n a u Sagen 3, 337 Nr. 1 7 1 7 ; vgl. Grabinski Sagen 1 3 ; B o l t e - P o l i v k a 3, 417; nach einer niedersächsischen Sage bestreicht die Gräfin das B . mit Kot: S c h a m b a c h u. M ü l l e r 51 Nr. 71. " ) G r i m m Sagen 174, 233; A l p e n b u r g Tirol 122. 238, 11. 239—40; R e i s e r Allgäu ι , 239 und 263; T e t t a u und T e m m e 208—209; K u h n Westfalen 1, 287; D e r s . Mark. Sagen 81; L a i s t n e r Nebelsagen 159 und 303. *5) L ü t ο 1 f Sagen 376 Nr. 348; W i t z s c h e l Thüringen 2, 34, 25; in der schlesischen und oberpfälzischen Version reinigt die Frau das Kind mit B . : G r a b i n s k i Sagen 1 3 ; Schönwerth Oberpfalz 1, 408, 20; zur Literatur: B o l t e P o l i v k a 3, 417—20; vgl. die Berchtesgadener Ährensage bei S e p p SagenschaU 617 ff. Nr. 169. ··) S é b i 1 1 o t 3, 448. " ) G r i m m Sagen 233; A l p e n b u r g 238, χι; 240, ι ; R a n k e Volkssagen 230; B o c k e l Volkssage 104. Nach einer türkischen Sage wird die Frau, die ihr Kind mit B . reinigt, in eine Schildkröte verwandelt, das Kind in einen Affen: S t e r n Türkei 1. 15. 399 ff.; in den Cevennen reinigt kein Mädchen den Teller mit einer B.rinde, sonst regnet es am Hochzeitstag: ZfdMyth. 2, 418, 12. M ) S c h ö n w e r t h I, 408, 20. w ) M e i e r Schwaben I, 319, 361; P o l l i n g e r Landshut 84 mit A.; G r i m m Sagen 180, 240; G r a b e r Kärnten 251, 340; M ü l l e n h o f f Sagen * 1 5 1 — 5 2 Nr. 224 und 225; W a i b e l - F l a m m 2, 92; vgl. die Sage von der geizigen Schloßjungfrau bei Κ ü η ζ i g Bad. Sagen (L. 1925) 4, 7 und ebenda vom geizigen Kaufmann und der geizigen Müllerin: 14, 27 und 15, 50; die Bergische Sage weiß von der hartherzigen Bäuerin zu berichten ( S c h e l l 84, 3) und dem Getreidewucherer S c h e l l 92, 16. 10°) Ρ o 11 i η g e r Landshut 84; G r i m m Sagen 180, 240; Kloster 9, 982 ff.; hier spielt ebenfalls wie in den oben erwähnten Sagen das Philemon-Baucis-Motiv herein, indem der Heilige bei der armen Witwe in einer großen Stadt um Almosen bittet; vgl. R o c h h o 1 ζ Glaube ι , 5°· 101 ) W a i b e l F l a m m 2, 79—80; ZfdMyth. ι , 243; K l a p p e r Erzählungen 343, 13 ff. bringt eine Sage, nach der der Braten, der aus Hartherzigkeit vom Sohn vor dem Vater verborgen wird, sich in K r ö t e n verwandelt ; für Brot : B o l t e P o l i v k a 3, 462 Α. ι ; 168 Α. ι . l 0 2 ) G r i m m Sagen i8i, 241; L i e b r e c h t Zur Volksk. ι ff. ; S e p p Religion 308 ff. ; in einer Sage Mecklenburgs wird ein Bauer, der B . verweigert, von Ratten in einem Haus auf einem See verfolgt: B a r t s c h 1, 299, 398. 103 ) W i t z 6 c h e 1 Thüringen 1, 233, 234. , M ) E r k -
1602
B ö h m e i , N r . 2 0 9 a—f mit Anmerk.; B o l t e P o l i v k a 3,· 461 f. zu Nr. 205; 462 Α. χ ; Müllenhoff Sagen' 152—53, 224—25; BlpommVk. 4, 122—24 mit Literatur; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 32 ff. 105 ) M e i e r Schwaben χ, 319, 361 ; P o l l i n g e r Landshut 84 m. Α.; Kloster 9, 982; ein anderes Motiv liegt dem steinernen B . auf dem Wappen im Friedhof zu Hofen bei Cannstatt zugrunde; Birlinger Volkstüml. 1, 155, 241; vgl. Arch. f. Anthropol. N. F. 4 (1906), 148. In der Sage vom frommen Bäcker wird das B . zu Hobelspänen vor den Augen des Abtes: Bechstein Thüringen 1, 281 ; W i t z s c h e l ι, 146, 142. Dieses Motiv ist vor allem aus der Legende von der Landgräfin Elisabeth von Thüringen bekannt; die mildtätige Fürstin antwortet auf die Frage, was im Korbe sei: „Herr, Blumen"; und im Korbe sieht der Landgraf Blumen: B e c h s t e i n 1. c. 1, 171 ; auffallend dasselbe in Frankreich : S é b i 11 o t 3, 440—42; das B . der Verena verwandelt sich in einen Kamm: R o c h h o l z Gaugöttinnen 96. 121—22. 10 ') R o c h h o l z Sagen 2, 136, 362; SAVk. 1925, 125; S t a u b B. 5—6; Kühnau Sagen 1, 116; dagegen 2, 32 G r a b i n s k i Sagen 24; M e i e r Schwaben 269 Nr. 301; vgl. G r a b e r Kärnten 166, 215; S c h e l l Berg. Sagen 84, 3. 1M ) M e i e r Schwaben i , 275, 309; R o c h h o l z Sagen 2, l37, 363; nach der badischen Sage verlangt ein Priester im Kloster zu Ottersweier einen Acker für einen Laib B . : Κ ü η ζ i g Bad. Sagen 8 Nr. i l . 103) G r a b e r Kärnten 1. c. ; S t ö b e r Elsaß 2, 96, 1 3 1 ; Κ ü η ζ i g 1. c. 4, 7; 14, 27; 15, 50; vgl. 14, 28; vgl. S c h e l l Berg. Sagen 84, 3 und 92, 16. 8. Das b l u t e n d e B. 1 1 0 ) : Diese Wandersage, beeinflußt durch die E r z ä h lungen von der blutenden H o s t i e 1 U ) , treffen wir in zwei grundverschiedenen Versionen: a) In der schlesischen Sage von der Schändung des lieben B.es durch die Kühjungen bei Reihwiesen wird das B. f wie wir gesehen haben, zu Stein; aber eine Variation der Sage berichtet auch, daß Blut heraustropfte und eine Stimme erscholl: „ W e i l du meine Gabe mit Peitschenhieben entwürdigt hast, so sollst du zur Strafe . . . umherirren" 1 1 2 ) . In der Kärntner Sage von der Kirche zum heiligen Blut zu Wolfsberg ( 1 3 3 8 ) stechen die J u d e n die Hostien mit Messern, worauf Blut f l i e ß t 1 1 3 ) . In Niederbayern wird aus dem Ja.hr 1908 ein Fall erzählt, wo eine Hostie das Bier blutig färbte 1 1 4 ) . b) Eine andere, in Oberdeutschland 1 1 5 ), Schleswigne), S a c h s e n 1 1 7 ) und Dort-
1604
Brot m u n d 1 1 8 ) a u f t a u c h e n d e S a g e erscheint i m m e r in V e r b i n d u n g mit M i ß w a c h s (feuchtes Jahr), K r i e g l l e ) , H u n g e r s n o t oder der d a m i t v e r b u n d e n e n H a r t h e r z i g keit. S o berichtet T h i e t m a r 12 °) v o n Merseburg a u s seiner Z e i t ( 1 1 . J h . ) : A l s einmal w ä h r e n d einer m ü h v o l l e n E r n t e die e r m ü d e t e n S c h n i t t e r sich erheben wollten, sahen sie, wie ein eben angeschnittener L a i b B . B l u t v e r g o ß . Im J a h r e 1016 f l ö ß bei einem L a n d m a n n in Meißen m ) B l u t aus d e m B . ; es f o l g t K r i e g und vergossenes Menschenblut. A u c h a u s dem B . der H a r t h e r z i g e n f l i e ß t B l u t : i m V o l k s lied v o n der u n b a r m h e r z i g e n S c h w e s t e r wird in drei V a r i a t i o n e n 1 M ) das B . zu Stein und das Messer blutig, eine B e a r b e i t u n g 123 ) spricht nur v o m b l u t e n d e n B.e, und d a m i t s t i m m t eine spanische B a l l a d e a u f f a l l e n d überein, v o m L o k a l kolorit abgesehen und v o m Schlüsse 1 M ) : Tomo, un pan y lo partió, Lollo que sangue vertía! R o c h h o l z 1 2 5 ) erklärt den U r s p r u n g dieser S a g e aus der E i g e n a r t eines B a c t e r i u m prodigiosum. Diese B a k t e r i e n sollen in neuester Z e i t (1841 in Paris, 1869 in Chemnitz) als b l u t r o t stinkende Masse auf d e m B . nachgewiesen w o r d e n sein, in oberdeutscher M u n d a r t spricht m a n v o n Speiseblut i a e ) . Z u vergleichen ist eine L a u s i t z e r B l u t w u n d e r s a g e , nach welcher 1 6 1 6 auf Ä c k e r n und K o r n h a l m e n B l u t g e f u n d e n w u r d e u n d ein erkalteter Mehlbrei m i t B l u t b e d e c k t w a r 127 ). B l u t , als A n a l o g i e o r a k e l blutiger K r i e g e , f l i e ß t a u s H o l z 1 ® ) , a u s einem F u h r m a n n s l ö s e r 1 2 9 ) . Eine Parallele zur bretonischen S a g e ' L e pain c h a n g é en une tête de mort', bietet die deutsche S a g e n i c h t 1 3 ° ) . »») Zur Literatur: B o l t e - P o l i v k a 461—63 ;
Tharsander
(1737). 305. Caesarius
m
Schauplatz
3, 1
) Argovia 1886, 48—53 dazu
Dialogus 2, 183, c. 25, w o die
geschändete Hostie in sanguinem coagulum verwandelt ist; vgl. das Wunderblut zu Wilsnack: W . S c h w a r t z Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg' (B. 1921) 173, 116, d a z u
Caesarius
Dialogus
9, c. 16 =
2, 178
Strange; auch in einer Mecklenburger Sage blutet die geschändete Hostie : B a r t s c h 1, 355. 4 8 3 : v 8l· H e y l Tirol 678, 154, wo aus der gestochenen Hostie Blut fließt; zur Literatur: S t r a c k Blut 35—36; T h a r s a n -
d e r 1. c. ι, 317; Brevinus Ν o r i c u s (1721), 4 If.; F r a n z i s c i
Der höllische
Proteus
(1690)
47ff. "*) K ü h n a u Sagen 1, 576 = 3, 374; vgl. Mecklenburg 1, 427, 599. In Pom-
Bartsch
mern sagt man : Wenn man mit dem Messer ins B. sticht, sticht man dem heben Gott ins Herz : Τ e m m e Pommern 340; vgl. ZfVölkerpsychol. i8, 279.
113
) Gräber
Kärnten 404 Nr. 559;
333 Nr. 467; in mittelalterlichen Erzählungen durchbohren Juden das Christusbild, worauf Blut fließt : K l a p p e r Erzählungen 307, 12 und 324, 13; H e y l Tirol 678, 154; Kloster 12, 323 ff. 1048. 114) DG. 10, 15. »«) R o c h h o l z Glaube 1, 50; Argovia 1886, 48 ff.; vgl. S c h ö p p n e r Sagenbuch Nr. 882 und R e i ser
Allgäu
ι,
419.
"·)
Müllenhoff
Sagen » 151 N r . 224. " ' ) M e i c h e Sagen 637, 789; 633, 779; v g l . W o l f Niederländ. Sagen
Nr. 153. u a ) G r i m m Sagen Nr. 240. "·) Literarisch verwertet von L ö η s Werwolf c. ι. 1S0 ) M e i c h e I.e. 633, 779 = M G . S S . 3, 858, 40. m ) D e r s. 1. c. 637, 789. >") E r k - B ö h m e ι, Nr. 209 a—c. 123) Ebd. Nr. 209 d. 1M ) Abh. Wiener Akad. phil.-hist. Kl.31 (1859), 143—45; vgl. B o l t e - P o l i v k a 3, 462. l i s ) Argovia 1886, 60—65; v g l . S t r a c k
Blut 35—36 m i t
Literatur. "·) Argovia 1886, 60. »») K ü h n a u
1ίβ ) Sagen 3, 429, 1797. Meiche Sagen p . 638 (im J. 1636). «») E b d . 1. c. 622, 766 (im J. 1587). 13 °) K ö h l e r Kl.Schr. 1, 154.
C. D a s B. i m A b e r g l a u b e n und Zauberritus. I. A b e r g l ä u b i sche V o r s t e l l u n g e n und rituelle Z a u b e r h a n d l u n g e n , welche auf der E i g e n s c h a f t des B.es als Opfer und als O p f e r s u b s t i t u t beruhen (über die Gebildb.e dieser K u l t zeiten s. Gebildb.e) und als Ü b e r t r a g u n g s medium. 9. W e i h n ä c h t e - , N e u j a h r s o p f e r f e s t , J u l i e s t. U r a l t e W a c h s t u m s f r u c h t b a r k e i t s r i t e n haben sich in diesen R a u c h n ä c h t e n mit versöhnenden O p f e r n f ü r die Seelendämonen verbunden, und beides lebt in O p f e r n f ü r das Christkindchen und die heiligen Personen der christlichen W e i h n a c h t s z e i t weiter (s. Speiseopfer). Die F r u c h t b a r k e i t s d ä monen w e r d e n zur P e r c h t , F r a u Holle, j a zur D i a n a 1 3 2 ) . D i e O p f e r g a b e dieser O p f e r (der W e i h n a c h t s t i s c h als Opferaltar bleibt im N o r d e n bis D r e i k ö n i g f ü r die Speisung der Geister gedeckt) 133 ) ist vorzugsweise das B., neben Brei im Norden 134 ). H ö h e p u n k t ist das „heilige M a h l " a m W e i h n a c h t s a b e n d 135 ) (s. d.). »») ZföVk. 1903, 15 ff. 186 ff.; Weihnachten
terskiöld
H ö f 1er
1—6. 10. 74; W . 74 ff. ;
Reu-
118 ff.; für den Einfluß der rö-
Brot mischen Neujahrsgebräuche: i m A R w . 20, 8 2 — 8 7 m . L i t .
Weihnachtsfralzen 395· 403·
Schneider
1M
)
I33
P r ä t o r i u s
)
Schubert
Reisen 3, 202; Globus 72, 375; i n H e s s B l . 5 (1906), 35. 28 f f . ;
Feilberg Männling
205. 1 S 1 ) H ö f 1 e r Weihnachten 1 8 — 1 9 . 29 b i s 30. D e r s. 1. c . 1 3 — 1 4 ; Z f V k . 1894, 7 8 ·
10. Der älteste B e l e g f ü r das B . O p f e r an W e i h n a c h t e n in D e u t s c h l a n d ist eine Stelle in der sog. Homilía sancti A u g u s t i n i de sacrilegia, der P r e d i g t eines Heidenmissionars136). „Quicumque in K a l e n d a s J a n u a r i a s mensas ρ a η i b u s et aliis c y b i s ornat et per n o c t e m p o n e t et diem i p s u m colit et a u g u r i a aspicet . . " E t w a s später fallen die C a p i t u l a c u m italicis episcopis d e l i b e r a t a 1 3 7 ) : „ u t nullus K a l e n d i s Januariis . . a u t mensas c u m lapidibus in domibus praeparare . . nisi v o l u e r i n t ad ecclesiam p a n e m off e r r e , simpliciter offerant, c u m aliqua de ipsa impia c o m m i x t i o n e " (offenbar Opferb., mit besonderm R i t u s zubereitet). N a c h der Sage ist es ein ausnehmend fein schmeckendes B., das m a n gemeinsam v e r z e h r t 1 3 8 ) . Bereits im 12. J h . wird es aus W e i ß m e h l h e r g e s t e l l t 1 3 9 ) . Als B . - S u b s t i t u t früherer Tieropfer h a t es neben der einfachen L a i b f o r m m a n n i g f a l tigeGebildformen (s.Gebildb.e)vonTieren, welchc auch beim A c k e r r i t u s 1 4 1 ) eine Rolle spielen. N e b e n d i e s e n F e s t g e b ä c k e n d a r f das H a u s b . nicht fehlen, sonst geht der Segen aus dem H a u s 142 ). Es darf a m hl. A b e n d nicht aus dem H a u s e getragen w e r d e n 1 4 3 ) . 1Je ) ARw. 20, 110; ein B.opfer an Quellen, dargebracht an Neujahr, erwähnt auch M a r t i n v o n B r a g a vgl. A. 268. "') MG. leg. 2 tom., 202 Z. 21 ; ZfVk. 1904, 262 ff. Ι3β) H ö f -
1er
I.e.
24;
Jahr
B a u m g a r t e n
8.
?39) H ö f l e r I.e. 30. "·) Ebd. 6. 59 u. passim; Globus 72, 371 ff.; Ν i 1 s s ο η Jahresfeste 50;
Reuterskiöld 437—39. " ' )
bildb.e. Erzgebirge
M!
116—118;
R e u t e r s k i ö l d
ZfVk. 1902, I.e.;
) Drechsler
1, 33. 35;
155.
I.e.
14S)
John
s. G e -
John
114.
11. D u r c h Größe zeichnen sich besonders die S p a l t g e b ä c k e aus, so das 24 P f u n d schwere J u l b r o t der D ä n e n 144 ) und das westfälische Mittwinterb. 1 4 5 ). D a s Gesinde b e k o m m t in S c h w a b e n W e i ß und Birnb. 1 4 4 ) (s. Birnb.). In B a d e n bek o m m e n die Hausgenossen das Mettenb. 1 4 7 ).
l6ò6
Viele Beispiele zeigen, wie das Christent u m a u c h beim B . - O p f e r die alten G e b r ä u c h e ü b e r n i m m t (das beweisen v o r allem die Gebildb.e). Die hl. drei K ö n i g e ü b e r n e h m e n die Rolle der tres illae sorores (Parcae = Nornen). Im F r a n k e n w a l d stellt der B a u e r v o r dem B e t t g e h e n einen K r u g W a s s e r u n d einen B . l a i b auf den T i s c h und l ä d t die heiligen D r e i k ö n i g e e i n 1 4 7 a ) ; dasselbe stellte f r ü h e r der B a u e r im K a n t o n B e r n den H a u s g e i s t e r n hin 1 4 7 b ). S e b a s t i a n F r a n k (1567) e r z ä h l t v o n einem ähnlichen Opfer, erweitert auf Christus und Maria mit A u g u r i u m 1 4 7 °). A n andern Orten s c h l ä g t m a n ein S t ü c k B . f ü r C h r i s t u s 1 4 7 d ) ein, und z w a r in ein weißes T u c h (s. w e i ß und Speiseopfer).. E i n e schlagende Parallele zu diesem B.w e i h n a c h t s o p f e r in D e u t s c h l a n d , das auf antik-römischen Brauch zurückweist, hat Usener im b ö h m i s c h e n B r a u c h des larg u m sero a u f g e z e i g t : m a n stellt B . e m i t Messern f ü r die G ö t t e r hin, ut in noct i b u s v e n i a n t di et c o m e d a n t 1 4 7 ®). Im flandrischen Volksliede b a c k e n die drei K ö n i g e selbst B . in der B ä c k e r e i 1 4 7 ) ; in S t e i e r m a r k 1 4 9 ) ziehen die Dreikönigssängerinnen gabenheischend u m h e r ; und in Obersteiermark erhalten die P e r c h t e n neben Milch a u c h B. 1 5 0 ), v o n dem m a n z u v o r g e k o s t e t hat. In Schlesien b l e i b t nach dem Mahl B . und ein P f e n n i g auf dem T i s c h liegen, d a m i t m a n im n ä c h s t e n J a h r nicht Mangel h a b e 1 S 1 ). Die Haustiere, w e l c h e sonst kein B . erhalten sollen, b e k o m m e n a m hl. A b e n d B . und P f e f f e r n ü s s e oder B . s c h n i t t e n 188 ) mit S a l z b e s t r e u t in Schlesien oder J u l b . im N o r d e n 1 5 3 ) . I m A l l g ä u besprengt man dieses B . noch mit W e i h w a s s e r 1 5 4 ) . Diese S p e n d e a n das H a u s v i e h wird in U n g a r n in naiver B e d i n g u n g mit dem W i n d o p f e r v e r b u n den 1 5 5 ). In B a y e r n b e k o m m t das V i e h nach der M e t t e oder w ä h r e n d derselben K l e t z e n b . oder B . l s e ) . I n S t e i e r m a r k d r ü c k t die F r a u in das nach der M e t t e genossene K l e t z e n b . v o r dem B a c k e n einen Schlüsselb a r t ein; sonst l ä ß t die P e r c h t das B. v e r brennen oder e9 r u h t kein Segen d a r a u f 1 8 7 ) . In M e c k l e n b u r g f ü t t e r t m a n d e m V i e h N e u j a h r s b . , „ L i w b . " . Dasselbe t a t m a n f r ü h e r
X6O7
Brot
in Frankreich, um der K u h das K a l b e n zu erleichtern 1 5 8 ). In Muggensturm (Baden) erhalten an Dreikönig alle Glieder der Familie und das Vieh B . und Salz, beides geweiht 1 5 9 ), im Erzgebirge bekommen die Pferde und K ü h e B.schnitten mit Salz und Zwiebeln l e o ), in Österreich am Stephanstag B . mit geweihtem Salz 1 6 1 ). Auf dem K u l t b . ruht reichster Segen. E s ist heilig und besonders schmackhaft, verdirbt und schimmelt nicht, zumal v o m Christtau b e n e t z t m ) . „ D a s B . so auff Weihnachten gebacken wird, soll sich sehr lang h a l t e n " ( 1 6 6 3 ) l e 3 ) . E s hat wunderbare, durch die Weihen der Kirche 1 M ) ' besonders zauberhafte Heil- und andere K r ä f t e 1 β 5 ), ζ. B . im Krieg 1 β β ). Im 1 3 . J h . gab man die „ B r o s e n , die ze Weihnachten über werden dem, der toi von hunden oder a n d e r s " 1 6 7 ). Besonders das Mettenb. ist ein Heilmittel (Pfalz) 1 β β ), in Schlesien der Christstriezel l e 9 ) und das v o m Christtau benetzte 1 7 0 ) B . (wie die Christgarbe m ) bis 1 5 2 3 in Stralsund). Schon Gervasius v . Tilbury schreibt über die alten Brit a n n i e n „ s e d et de pane nocte illa (natalis Domini) sub dio composito compert u m habeo, quod febricantibus proderit, si tarnen adsit fides, quae o p e r a t u r " 1 7 2 ). Dasselbe bei den Deutschamerikanern 1 7 3 ) und in N a s s a u 1 7 4 ) . Dieses gesegnete K u l t b . wirkt apotropäisch: mit Honig beschmiert oder Dill bestreut wurde es in Mitteldeutschland im 17. J h . gegen Verzauberung a n g e w a n d t 1 7 δ ) . Coler schreibt: ,,Β., welches an Weihnachten gebacken ist, hält sich bis Pfingsten, gibt aus, soll dem Haus sehr schutzlich sein, schimmelt nicht; in Wälschland gibt man es den Kindern a m St. Paulstag, um sie v o r Schlangenbissen zu b e w a h r e n . " Und ein alter Tiroler Aberglaube m e i n t 1 7 8 ) : „ E i n laib Weinachtb. über den thenn heibn, bleibn keine Mäus* mehr, ist gut firs f i e b e r . " In Schweden 179 ) schützt das J u l b., in Frankreich 18 °) das in den drei Weihnachtsmessen geweihte B . v o r Unglück im Krieg. Als Opfer f ü r die Vegetationsdämonen streicht die Bäuerin in Tirol und Mähren die mit Teig beklebten Finger an den B ä u m e n 1 8 1 )' ab. Im Kreise Alienstein
1608
steckt man Neujahrsgebäck ins Stroh, mit dem man die B ä u m e umwickelt 1 8 2 ), in Pommern neben Backobst und Geld v o r allem B. 1 8 3 ). In Österreich füttert man die E r d e mit einem daumenförmigen (Phallus ?) 1 8 4 ) B . , und an der Nahe ist das Opfer f ü r die Fruchtbarkeitsgeister dem Christkind geschenkt w o r d e n 1 8 S ) . Oft sind diese Opfer durch B.-Spenden an A r m e oder Kinder abgelöst, so nach dem Rastetter Hofrecht von 1378 18β ), wonach das aus den ausgescharrten Teigresten hergestellte Mutschellaiblein, das f ü r die Hausgeister bestimmt ist (vgl. backen), den Armen gegeben wurde. Vielleicht ist auch der Chiemgauer Mettenlaib, den der Meßmer f ü r langes, dämonenabwehrendes L ä u t e n erhält, eine Ablösung der die Dämonen vertreibenden Opfer in der Christnacht 187 ). Werden die Vegetationsgeister nicht gespeist, so rächen sie sich durch Schadenzauber und verursachen eine Mißernte 188 ). In Elbestalzell kann man mit dem Störilaib den B r ä u t i g a m (die Braut) herbeizaubern 189 ), die Großdirn stellt mit den Speiseresten Liebesauguria an 19 °), mit B., Kohle und Kränzlein auguriert man in Egerland m ) . Alle Arten von Opfer- und Kultgebräuchen (Geschenke, Augurien, abgelöste Opfer in F o r m von Armenspenden, Vegetationsspenden und Fruchtbarkeitsriten) kristallisieren sich um den W e i h n a c h t s s t ö r i ; dieser ist so gewissermaßen das Muster eines Gemeinschaftsopfers und K u l t b . s 192 ). Baumgarten hat folgende Gebräuche unterschieden 1 9 3 ) : Neben dem Störilaib backt man 1 . einen kleinen Laib, den der erste Arme bekommt (die Großmutter reicht ihn mit einem Geldstück, einem E i und Fleisch), 2. mehrere Laibchen f ü r das Vieh. 3. vier bis fünf daumenförmige B.e f ü r L u f t , Wasser, Feuer, Erde. A m Abend vor Dreikönig steckt man ein B . auf einen B a u m , ein anderes wirft man in die Hauslache, 4. Brosamen, Abfälle und Backofenwisch trägt die Großdirn in einem Tischtuch auf das Weizenfeld; in der Richtung, wo sie einen Mann sieht, heiratet sie.
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Brot
Die verschiedenen Spaltgebäckarten des Weihnachtfestb.s und die andern Gebildformen werden unter Gebildb. aufgezählt. H ö f 1 e r I . e . 31. »«) Ebd. 1. c. 29—31 ; S a r t o r i Westfalen 137; IC. Ch. L. S c h m i d t Idiotikon 43. l i e ) B i r l i n g e r Volkstüml. 1,7; Herzog Volksfeste 204—205 ; H ö f 1 e r I . e . 2 9 ; ZföVk. 9 (1903), 18. "») M e y e r Baden 488; H ö f 1 e r 1. c. 24. ""») Bavaria 3, T > 3°9! J a h n 1. c. 279; H ö f 1 e r Weihnachten. 31. U 7 b ) SAVk. 1897, 219; über das Julb. im Norden vgl. NddZfVk. 1926, 14 ff. 147 °) J a h n I.e. 279; vgl. Weihnachtsgebildb.e, Bohnenkönig; zur Erweiterung auf Christus u n d Maria vgl. U s e n e r Kl. Sehr. 4, 428. 1,7 d ) J o h n Erzgebirge 156; in Schlesien f ü r die Engel: G r a b i n s k i Sagen 51. 1 1 7 β) U s e n e r Religionsgeschichtliche Untersuchungen 2 (189), 46ff. ; ARw. 20, 376 ff.; vgl. ZfVk. 1904, 265 ff.; T i l l e Weihnachten 49; H ö f 1 e r I.e. 31; über B.opfer in den Rauchnächten h a n delt ausführlich H ö f 1 e r : ZföVk. 9 (1903), 18—20; ZfVk. 1904, 258. l i e ) ZfVk. 1904, 263; NdlTVk. 8, 3; Ii, 124. "») ZföVk. 1896, 304. 1E0) J a h n Opfergebräuche 283; ZfdMyth. 4, 300; W e i n h o l d Weihnachtsspiele 25; ZfVk. 1Ç04, 266 ff.; im Mölltal b e k o m m t die Percht a n Dreikönig B. u n d gefüllte Nudeln; wenn sie davon genießt, gibt es ein gutes J a h r : G r a b e r Kärnten 91 Nr. 1 1 1 . l i l ) D r e c h s l e r ι , 35; F e h r i e Feste 15; a n manchen O r t e n läßt m a n das B. für die Engel liegen: G r a b i n s k i Sagen 51. 1S2) D r e c h s l e r 35—36; D e r s. Haustiere 13; Brunner Ostd. Volhsk. 208; vgl. ZfVk. 1502, 438; vgl. Bavaria 2 a , 302. 15S) H ö f 1 e r I . e . 25—26 12; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 32 Α. 34 ; Β o e e 1 e r Ehsten 93; W. 683. 692; J a h n Opfergebräuche 118; B a r t s c h Mecklenburg 2, 24; M e y e r Baden 488; Z a h l e r Simmenthai 47. 154 ) Η ö f 1 e r 1. c. 25. 1 5 5 ) Ebd. 26. 15 «) B a u m g a r t e n Jahr 11; B a y H f t e . 1 (1914), 230 Nr. 35; vgl. BlpommVk. 3, 184; in der Pfalz das „Gelecker": geweihtes B. u. Salz: Bavaria 2 a , 302. 157) ZföVk. ι , 249. lc8 ) B a r t s c h Meckl. 2, 241 Nr. 1253 ff.; L i e b r e c h t Gervasius 228 N r . 106; 239 Nr. 243; 233 Nr. 160. «») M s y e r Baden 494. 160) J o h n Erzgebirge 162; auch bei den Schwaben im B a n a t erhalten die Pferde a m ersten Weihnachtstage B. : B e l l Banat = D. Deutscht u m im Ausland (1926), 124. 1βι ) ZföVk. 1, 251. le2 ) J a h n Opfergebräuche 2S0—81; B i r l i n g e r Schwaben 1, 382 ; S t r a c k e r j a n 2, 224; W . 175; H ö f 1 e r I . e . 24; B a u m g a r t e n Jahr 8; L i e b r e c h t Gervasius 233 Nr. 160. le3 ) H ö f 1 e r I . e . 23. lal ) F r a n z Benediktionen 1, 593—94. 1β5) H ö f l e r I . e . 25—28; Globus 72, 375; J a h n I . e . 277; J o h n Erzgebirge 154; S e y f a r t h Stuhsen 269. leo ) Globus 72, 375; S e l i g m a n n Blick 2, 329. 1C7) Sitzb. Wiener Akad. t>hil. hist.
l6l0
Kl. L X X I 488. 1«) Η ö f 1 e r 1. c. 24. ) D r e c h s l e r 1 , 3 4 Nr. 27; S c h r a m e k Böhmerwald 116. l7°) W. 78; Η ö f 1 e r 1. c. 24. 26; im Rheinland essen es Vieh und Menschen ZrwVk. 16 (1919), 55. m ) M a n n h a r d t 1, 233; H e c k s c h e r 2,397—98. 172) L i e b r e c h t Gervasius 2 c. X I I de rore coeli; vgl. T h a r s a n d e r Schau-Platz x, 86. 17a) F o g e l Pennsylvania 261 Nr. 1362. m ) K e h r e i n Nassau 2, 259 Nr. 116; vgl. B a y H f t e . 1 (1914), 233 Nr. 65. 175) Η ö f 1 e r I. c. 26. 27—28. 17e ) C o l e r I.e. 13 e.3. 177) S c h n e l l e r Wälschtirol 240 37. 17e) B a y H f t e . 1 (1914), 233, 65; vgl. T h i e r s bei L i e b r e c h t Gervasüis 237, 2 1 0 : B-, gesegnet in den drei Weihnachts179 messen, heilt alle Krankheiten. ) Globus 72, 375; v g l · 373· 16°) S e l i g m a n n Blick 2, 329. In Frankreich backte m a n nach Thiers vor Noël ein gros pain, le pain de calende; m a n schnitt es in Stücke u n d machte auf die Stücke m i t dem Messer 3 oder 4 Kreuze; diese Stücke bewahrte m a n als heilkräftig a u f ; der Rest wird f ü r den jour des rois aufgehoben: L i e b r e c h t Gervasius-153. '") H ö f · 1 e r 1. c. 27; W . 431; Globus 72, 375. 1ί2 ) H ö f 1 e r Neufahrsgebäcke = ZföVk. 1903, 201. 183) BlpommVk. 7, 89. 1M) J a h n Opfergebräuch. 279; M ä n n l i n g 201; B a u m g a r t e n Heimat 1, 42 ; D e r s. Jahr 1S5 9 ff. ) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 47 A. 110; H ö f 1 e r 1. c. 32 vgl. 17. , M ) H ö f 1 e r I . e . 21. 27. 17—18; G r i m m RA. I , 497; ZfVk. 1904, 262—63; vgl. SAVk. 1898, 69. 142: nach einem Legat von 1762 werden les miches de noël a n die Armen verteilt. 187 ) DG. 13, 182 ff. 16ä) H ö f 1 e r I . e . 22; ZfVk. 1897, 188. 1M) H ö f 1 e r I . e . 22; B a u m g a r t e n Jahr 9. ,0°) H ö f 1 e r 1. c. lel 21—22. ) Ebd. 25; vgl. S a r t o r i S.u.B. 3, 36. " 2 ) H ö f l e r 1. c. 21 ff. "») B a u m g a r t e n Jahr 9 ff. ; ZfVk. 1904, 259 ff. ; vgl. N a u m a n n Gemeinschaftskv.ltur 72 ff. le9
12. A c k e r und Saatriten: Als Fruchtbarkeitssymbol eignet sich das J u l - und Weihnachtsb. besonders für die private Pflug- und Säezeremonie; J a h n (Opfergebräuche) betont zu sehr den Opfercharakter dieser heiligen Handlungen; dagegen hebt Reuterskiöld (Speisesakramente) mit Recht die zentrale Bedeutung des Übertragungszaubers im Bewußtsein der Menschen hervor; beide Vorstellungen verschlingen sich hier. Das Kultb. der Rauchnächte erhält und bewahrt die Fruchtbarkeit (Analogiezauber und Übertragungszauber), der magische Zauber, in dem es verwendet wird, zwingt die Erde zur Fruchtbarkeit 1 9 4 ), wie das J u l b . , das in den Saathaufen gesteckt wird, die Körner keimkräftig erhält ] 9 ä ). In Ost-
ι6ιι
1612
Brot
preußen bindet man in einen Zipfel des Säetuches B., Geld, Salz und F e n c h e l (Musterbeispiel f ü r die Verbindung von .Fruchtbarkeitsübertragung, Opfer und Apotropaion), dann gedeiht die S a a t 1 M ) . Sogar das Säetuch wird auf den Opfertisch am Weihnachtsabend gelegt 1 9 7 ), und ein bayrischer Beichtspiegel (1468) berichtet 19e ), daß man eine Pflugschar unter den Weihnachtstisch legte, um die Geräte f ü r die Ackerbestellung recht fruchtbar zu machen. U m auch auf sich selbst, das Gesinde und das Vieh den Segen zu übertragen, bewahrt der Bauer v o m Festb. f ü r Mensch und Tier einen Teil a u f ; so bel i c h t e t der pommersche Bürgermeister Wessel (um 1500): „ D a d t nyejar dadt se backeden, dadt wart thom dele vorwaret beth de meyer meyen wolden, so ethen se darvon; meneden se konden sick denne nen verdrot d h o n " l w ) . Als K r a f t b . wird es besonders beim Pflügen an Menschen und Hausvieh ausgeteilt 200) ; in St. Gallen bekommen nach dem ersten Pflügen alle Beteiligten ein Stück B. 2 0 1 ), das an Ort und Stelle gegessen wird. Der erste Pfluggang und das Ziehen der ersten Furche ist f ü r den ackerbautreibenden Germanen eine heilige H a n d l u n g 2 0 2 ) mit Opfer an die A l l m u t t e r 2 0 3 ) oder später an die W a c h s t u m s d ä m o n e n , das teils aus Korn 204 ), welches über den P f l u g geschüttet wird, teils aus B . besteht, wenn irgend möglich aus dem aufbewahrten F e s t b . 205 ). Daß diese Zeremonie gemeingermanisch war, können wir aus einer alten Ackerbuße ersehen, welche um das J a h r 1000 aufgezeichnet ist, ein Musterbeispiel dafür, wie Christliches auf Altheidnisches a u f g e p f r o p f t wurde; E . H. Meyer hat dieses Dokument interpretiert Ι Ο β ). Nachdem der P f l u g besonders geweiht ist, heißt es (1. c. 1 3 1 ) : „ N i m m dann jeder A r t Mehl und ein Mann backe einen L a i b von der Breite der innern Handfläche und knete ihn mit Milch und heilig e m Wasser und lege ihn unter die erste Furche . . . . " ; Meyer führt ( 1 3 9 — 1 4 4 ) die modernen Parallelen an m ) ; die Opferspende ist in Baden und Schwaben durch eine Spende an Kinder und A r m e abgelöst ( „ G l ü c k s b . " , „ M e n e b . " ) 2 0 e ) . In
B a d e n ist das erste Pflügen noch eine Zeremonie 2 0 *). Eine Sage kündet von der tieferen Bedeutung des „ G l ü c k s " - oder „ M e n e b . e s " beim Pflugritus: Ein Bauer verweigerte einst das Meneb. f ü r die Menebuben, welche die Pflugtiere trieben; als er aber allein mit den Ochsen das Feld pflügte, fielen diese tot um 2 1 °). Man legt auch unter den ausfahrenden P f l u g ein B., so in Böhmen 2 1 1 ) ; alle diese B.e erhalten meistens die Armen 2 1 2 ) ; besonders segenund fruchtspendend ist geweihtes B . ; so heißt es im carnifex exarmatus, daß „ d a s in festis St. Blasii und St. Agathae geweihte B . g u t ist vor die Aeckher, auf welchen die Früchtengewaechs wegen den Ungeziefer Schaden l e y d e n " 2 1 3 ). In den Niederlanden spielt das St. Pauls-Brötchen als P f l u g b . und Apotropaion gegen Würmer eine R o l l e 2 1 4 ) . Auch das dem Körneraugurium ähnliche B . a u g u r i u m fehlt nicht: „ B l e i b t die Schüssel mit Mehl, B . und einem E y unversehrt, so ist es ein gutes Zeichen f ü r die E r n t e ; die Schüssel wird dann unter die Armen verteilt, damit sie beten f ü r das Gedeihen der S a a t ; die Gabe heißt Ρ f 1 u g s b . " 2 1 5 ). 1M ) B a u m g a r t e n Jahr 9. l35) Globus 72> 375! M ä n n l i n g 205: Die Schweden backen an Weihnachten Kuchen und mischen davon unter das Getreide, damit der Acker fruchtbar wird; vgl. J.G. ab E c k h a r t Com-
mentarti de rebus Franciae oricntalis et episcopatus Wirceburgensis 1 (1729), 409 ff. 1M ) J a h n Opfergebräuche 3 3 2 ; W . 652. «') W. 652. "*) Zf-
Vk. 1904, 144. 259.
Schilderung
sund
1W
) Franz
des hathol. Gottesdienstes
(Stralsund 1837) 4;
Wessels in
Stral-
J a h η 1. c. 162.
281; BlpommVk. 5, 55; ZföVk. 1903, 201. °) Globus 72, 375: ZfVk. 1914, 141; H ö f l e r 1. c. 39; R e u t e r s k i ö l d 117; D u C a n g e 7, 491—92 (simulacrum). 201) SAVk. 20
il (1907), 2 5 1 . S02)' S a r t o r i Sitte u. B. 2, 54. 60 ff.; W. 428 ff. *«) D i e t e r i c h Mutter Erde « 97 ff. 107 ff. í M ) F i s c h e r
A ngelsachsen
7
î0t
) Globus
72, 375 ; H ö f -
1 e r Ostern 50; D u C a n g e 1. c. 1904, 130 ff. "') J a h n
77; M a n n h a r d t
20e
Opfergebräuche
) ZfVk. 74 ff.
i, 158. 317. 538 ff.;
R e u s c h e 1 Volkskunde 2, 30.
208
) Meyer
Baden 119. 417; ZfVk. 1004, 139. 2°») M e y e r 1. c.
417.
21
°) L a c h m a n n
Überlingen
2n 442 ff. ) G r o h m a n n 143 Nr. 1056: in Mähring an der bayrischen G.enze legt man unter den ersten Pflug ein Ei und ein Stück B.# das man dem ersten Battler gibt; vgl. 1057: ein Ei u. B. aufs Feld gelegt, damit es gute Früchte bringt. 91>) M e y e r
Brot I.e. 140; M e y e r Baden 417; J a h n I.e. 75. ,13 ) Β i r 1 i η g e r Schwaben τ, 421. "*) Η ö f 1 e r Fastnacht 14; eine ähnliche fruchtbarkeitsübertragende Bedeutung hatte nach Höfler der Meiuradswecken für die Winzer (?) I.e. 12; in Rußland bindet man B., das an Maria Verkündigung geweiht ist, an das Saatgefäß: H ö f 1 e r Fastnacht 97 ff. Sl5 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 400 Nr. 2; J a h n 1. c. 75. 76—78. 1 3 . Analogiezauber beim Ritus der ersten F l a c h s - , H i r s e a u s s a a t 216) : Parallel zur Pflug- und Säezeremonie wird auch hier neben Samen oder Eiern B . geopfert; von den Festb.en wird das A n t o η i u s b. b e v o r z u g t 2 1 7 ) ; vom Weihnachtsfestessen werden f ü r Bauer und Gesinde Eierkuchen aufbewahrt und beim Säen v e r z e h r t 2 1 8 ) (s. Ei).
,M ) W. 438; in Pommern wird in die letzte Hafergarbe das Vesperb. gebunden: BlpommVk. 3, 3 1 ; NiederdZfVk. 1926, 15. 1. c. 163 bis 193. *") Speisesakramente 1 1 2 ff. m ) Waldu. Feldk. I, 158. 209. 217; D e r s. Forschungen 21 ff. 30. 35 ff. «") ι, 2, 46 ff.; 8, 51. »») S a r t o r i Sitte u. Br. 2, 88 ; M a η η h a r d t 1, 209; J a h n 1. c. 158. 160. 172. 180. 248; W. 433 ff. "«) L i e b r e c h t Zur Vh. 437; M a n n h a r d t 1. c. 1, 205. Dieses Gebildb. hat Zauberkraft, wie das am Palmen angebrachte B. : F e h r l e Feste 54; vgl. Bretzel; bei den Römern heilen die am Oktoberroß angehängten B e : C h a n t e p i e de l a S a u s s a y e 2, 424; vgl. 435. "·) M a n n h a r d t 1. c. ι, 209; J a h n 1. c. 176; W. 434. , w ) J a h n 1. c. 165. 228) H a a s Rügensche Sagen6 64 Nr. 114. SAVk. 24, 102. "") G r a b e r Kärnten 56 Nr. 63. 2ao) J a h n 1. c. 197—204; W. 435. J a h n 1. c. 205—206. »«) Ebd. 321—22; R o c h h o l z Sagen 1, 384; A l p e n b u r g Tirol 13. 104.
1 5 . V o m neuen Mehl bringt man ein "·) H a l t r i c h Siebenbürgen 299. S17) S a r t o r i Sitte M. B. 2, 1 1 2 ; W. 175; J a h n Erstlingsopfer dar (schon bei den Römern S1S 194 ff. 204; Janus 7, 234—236. ) Jahn die mola salsa) 2 3 3 ), um den Segen des 1. c. 196. ersten Teiles der Hauptnahrung zu er14. B . beim E r n t e r i t u s : B . wird zwingen (Anfangszauber) (vgl. die reisals Fruchtbarkeitssymbol in die e r s t e 2 1 9 ) pflanzenden Völker) 234 ) ; an der Wolga 2 3 5 ) oder l e t z t e Garbe gebunden ( J a h n 22 °) verteilt der Priester das neue B . mit einer f a ß t diese Zeremonie zu einseitig als reines Zeremonie unter die Dorfgemeinde, verOpfer auf, dagegen Reuterskiöld 2 2 1 ) und bunden mit Segensspruch; Chateaubriand wieder anders Mannhardt 222 ) und F r a erzählt Ähnliches v o m Herbstfest der zer 2 2 3 )) oder stellvertretend in die letzten N a t c h e z 2 3 β ) am Mississippi, welche die 224 (drei) H a l m e ) ; in L a Palisse (Dép. de ersten Maiskolben auf dem Altare opfern l'Allier) hängt man an die Spitze der im und aus dem neuen Mehl ungesäuertes B . letzten Getreidefuder aufgestellten Tanne bereiten, um es in feierlicher communio zu einen Mann aus Brotteig, der nach Erntegenießen. J n Langenbielau 2 3 ') in Schleschluß unter das Volk verteilt wird 22S ) sien bereitet man aus dem Mehl der letz(siehe Gebildb.e § 3); auch in die drei ten Garbe einen L a i b , der Zauber- und Ähren f ü r den Oswald steckt man B. 2 2 e ) Heilkraft hat und unter die Familie verund in B a y e r n 227 ) f ü r die Waudlhunde. teilt wird. Mannhardt 238 ) hat (OktoberNach der Rügenschen Sage verzehrt der roß) den römischen Gebrauch, das H a u p t Roggenwolf gern das Frühstück- und des Pferdes mit einem B.kränz zu schmükVesperb. der Schnitter, das diese verken, in Parallele zu deutschen Gebräugebens verbergen 228 ). Schnitterb. bechen so gedeutet, daß das Oktoberroß den kommt in der Schweiz jeder Schnitter Getreidegott symbolisieren soll (ihm folgt nach der Sichellöse 228 a ). Nach der K ä r n t Frazer) 239 ), dagegen Wissowa 2 4 0 ) und ner Sage läßt ein Bauer f ü r die Saligen Höfler 2 4 1 ). Das Opfer aus dem neuen Mehl Ähren liegen; diese backen B . daraus, ist jetzt durch die Armenspende abgelöst; das nie ausgeht 229 ). Dieselben Fruchtin Westfalen stellte man in alter Zeit bei barkeitsriten schließen die Flachs- 23 °) der ersten „ B a c k e t e " vom neuen K o r n und H e u e r n t e 2 3 1 ) a b ; ein reines Opfer „ L i e w e K e u k e n " her, die man an Nachhaben wir beim W e i d e s c h l u ß auf barn und Verwandte verteilte 242 ), in Sieder Alm, wo man B . , Milch und K ä s e f ü r benbürgen 2 4 3 ), der Schweiz 2 4 4 ) jetzt noch die Vegetations- und Fruchtbarkeitsan Ortsarme; in der Stargarder Gegend dämonen zurückläßt 2 3 2 ). werden v o m neuen Mehl halbmondförmige
Brot
Brötchen gebacken, worauf eine Kirsche eingedrückt ist 2 4 S ). Die ganze Familie nimmt am Opfer teil, so in Schottland, wo man f ü r den Erzengel einen großen K u chen backt, von dem jeder in dem Hause bekommt 246) ; wie hier an die Stelle der Fruchtbarkeitsdämonen ein Heiliger tritt, so hat die kath. Kirche überhaupt dieses Erstlingsopfer in der benedictio panis novi 247) in ihren K u l t aufgenommen; dieses B . bringt Gesundheit. Prätorius zählt unter den auffallend vielen Göttern der Preußen und Litauer auch „ S k a l s a " auf, die Göttin des Getreidesc^ens, welcher vom ersten ausgedroschenen Getreide B.e gebacken werden; einen Teil bewahrt man in der Vorratskammer auf als Gewähr für den Segen des Hauses 248 ). Eine oberpfälzische Sage erklärt, warum man Hund und Katze des Hauses das Erstlingsopfer darbringt 249). Auch das Augurium fehlt nicht: Wenn man in Böhmen zum erstenmal vom neuen B. ißt, steckt man es mit der rechten rückwärts um den Kopf gedrehten Hand in den Mund; geschieht dies leicht, so wird ein billiges J a h r , sonst kommt Teuerung 250) ; in Böhmen opfert man ein Stück vom neuen B . dem Feuer, damit das B . nicht verbrennt 2 5 1 ). ,33 ) W i s s o w a Religion8159; in Griechenland brachte man an den Thargelien den θ-αργηλός δρτος als Erstlingsopfer dar : Athenaeus 3, 1 1 4 a; P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2, 2097; vgl. Bavaria 4, 3 8 1 ; ZfVölkerpsychol. i8, 18. ä34) A R w . 9, 268; auf Celebes ist das Essen des ersten Reises eine heilige Zeremonie: F r a z e r 5 , 2 , 5 4 . 55—56. 23S) F r a z e r 5, 2, 5 1 ; vgl. das Fest der Litauer: F r a z e r 5 , 2 , 4 9 — 5 0 . *") Ebd. 136; dazu 360. S37) D r e c h s l e r 2, 67; F r a z e r 5, ι 3 , 148—149; M a n n h a r d t Forschungen 334 ff. ; in Schlesien herrscht der Glaube, daß man vom neuen B. nicht viel essen darf, sonst wird man nicht recht satt : ZfVölkerpsychol. i8, 18. 83») Forschungen 156—201; bes. 169 ff. 281 ff.; diese B.e haben Heilkraft : C h a n t e p i e de la S a u s s ay e - Β e r t h o 1 et 2, 424, vgl. 435. "») F r a z e r 5, 2 3, 42—43. "") Religion 145. BayHfte. 1914, 1 5 1 — 5 2 . '") S a r t o r i Westfalen n o ; F r a z e r 8, 136 ff. « 3 ) J a h n 1. c. 249. s " ) S t a u b Β. 6o ff. s«) BlpommVk. 3, 149; 4, 73. ««) J a h n 1. c. 250. 332 Α. '") F r a n z Benediktionen ι, 268—69. 2 ω ) P r ä t o r i u s 68; U s c n e r Götternamen ιοί ; "») S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 408 Nr. 20; vgl. A. 94—96. , : o ) W . 339; J a h n 1. c. 249; Grohmann 144—45 Nr. 1069. %u ) G r o h m a n n 103 Nr. 721.
16. B . a l s O p f e r f ü r W a s s e r d ä m o n e n : Das Wasser ist nicht nur das reinigende apotropäische Element 2 5 2 ), sondern auch der Sitz von Dämonen (Wasser entgiftet man durch B.) 253 ), namentlich von Fruchtbarkeitsdämonen, welche mit Vorliebe an Quellen 254 ) verehrt werden. Schon der Indiculus 25S ) cap. I i erwähnt die Opferquellen, gegen die auch die admonitio generalis 25e ) sich wendet (789), welche auch schon die bei solchen Gelegenheiten angestellten Augurien verdammt 257 ). Die Sagen (auch französische) 25S ) weisen darauf hin, daß man ursprünglich den Wassergeistern Menschen opferte, besonders bei Wasserbauten 259 ). „ A m Himmelfahrtstage verlangt die Enz bei Vaihingen und Bietigheim einen Laib B., ein Schaf und einen Menschen als Opfer, weshalb sich an diesem Tage niemand badet" 2 6 0 ); nach den meisten Sagen ist der Johannistag 2 6 1 ) der Opfertag 262 ). Das jetzige B.opfer (auch antik) 263 ) ist also ein Substitut für Menschen- oder Tieropfer; nach dem Dämonenglauben empfangen bestimmte Wassermänner oder Nixen das Opfer, der Diemelnix bekommt B., der Nickelman einen schwarzen Hahn, einen Hund und eine Katze 264 ). Diese B.opfer an Quellen fand schon Burchard von Worms v o r : V e n i s t i . . . . ad fontes vel ad lapides 2 6 S ) vel ad arbores . . . aut panem aut aliquam oblationem detulisti aut ibi comedisti aut aliquam salutem corporis 2ββ) aut animae ibi requisisti 267 ). Der älteste früh-mittelalterliche Beleg für B.opfer (an Neujahr) an Quellen steht bei Martin v. Braga (f 580) de correctione rusticorum 268 ) : Vulcanaliaet Kalendas observare, mensas ornare, lauros ponere, pedem observare, effundere in foco super truncum frugem et vinum et panem in fontem mittere, quid est aliud nisi cultura diaboli. Ein schönes Beispiel für die Ablösung alter B.riten durch kirchliche Zeremonien haben wir in Österreich an der Salzach, wo der Geistliche nach feierlicher Prozession geweihte Hostien in den Fluß wirft 269). Der ursprüngliche Opfergedanke ist zugunsten der dämonenabwehrenden K r a f t des B.es in den Hinter-
ι6ι 7
Brot
grund getreten, wenn in Schlesien neunmal geweihtes Johannisb., in die Kleider genäht, gegen denWassermann 2 7 0 ) schützt, auch sonst belegt 2 7 1 ). Anderseits verlangt der Wassermann B . f ü r bestimmte Dienste 272 ). Wichtel versprechen f ü r die Überf a h r t über dasWasser B. 2 7 3 ). Andere Opfer richten sich an das Wasser als Fruchtbarkeitsfaktor im großen Backofen der Natur. Wasserfräulein backen in Baden 274 ) Kuchen und geben den Mähdern P f l a u m kuchen. Im Elsaß legt man in der Silvesternacht eine W a f f e l und Flachs auf den Brunnenstock 2 7 S ), eine schlagende Parallele zu der Braga-Stelle. A n alte Quellopfer gemahnt auch der Kuchenritt in Schwaben 2 7 β ). Noch vor 70 J a h r e n warfen die Kinder in den Ilkenborn bei Sievershausen B., Zwieback und B l u m e n ; und ebenso ließen die Mütter ihre Kinder in den Reinhardsbrunnen bei Göttingen Kuchen werfen, als Gabe f ü r die ungeborenen Kinder 2 7 7 ). B . - u n d Kuchenopfer, mit denen man sich von Übeln befreien oder vor solchen bewahren will, kennt man besonders in Frankreich 278 ). Zu vergleichen ist die Sitte in St. Georgskirchen 279), wo man a m Georgitag (da sammelt man auch Tau) B . in einen Brunnen taucht und dem Vieh gibt; apotropäisch aber ist es, wenn man am selben T a g dem Pferde etwas v o m Palmbusch und etwas B . gibt 280) ; dagegen hat der B r a u c h in Schöten bei Apolda offenbar den Sinn, daß man durch das Essen des in den Brunnen getauchten B.es an der K r a f t des Frühlingstaues, -wassers teilnehmen will 2 8 1 ). Den Opfercharakter beweisen auch die J a h r e s - und Liebesauguria, so wirft man Gebäck ins Wasser (vgl. A. 263) und prophezeit aus dem Wasserstand 2 8 2 ) ; typische B.auguria über Schicksal, Liebe und Treue haben wir besonders in F r a n k reich 283 ). 252
1618
2, ι, 59 c. 65. " ' ) Vgl. das Capitulare MG. 1. c. 104, 5. · " ) S é b i 1 1 o t 2, 170—171.
"·) G r i m m Myth, r, 37 Α. 2 ; S é b i l l o t 2, 170. 2β0) M e i e r Schwaben 400 Nr. 86
und 87; H. L. F i s c h e r Aberglauben 309. 2 " ) Johanni in Thüringen: W i t z s c h e 1 Thür. 2, 2 1 2 Nr. 35.
1 e r Speisegeselze 148 ff. 156 ff. 259 ff. ; F r a n z Benedihtionen 1 , 43 f f . ; Η ö f 1 e r
Volksmedizin
' ) M e i e r Schwaben,^24) ; Bettlerb. *°6) dient als Amulett fürs Vieh. U m das Haus und die eigene Person prophylaktisch vor Hexen zu schützen, steckt man ein Stück der oberen B.rinde ein *0?) oder bricht zwei zusammengebackene B.e auf dem Kopf *°7) oder trägt (mit der hl. Dreizahl) : drei Brosamen, drei Salzkörner 408)l dazu drei Kohlen ) M e i e r Schwaben 2, 498, 324; P a n z e r Beitr. 1, 264; W. 705. · " ) B i r l i n g e r Schwaben x, 410; R o c h h o 1 ζ Glaube ι , 5°. "*) G r o h m a n n 25, 125; W. 403; ZfVölkerpsychol. 18, 278. •«») D r e c h s l e r 2 , 1 6 ; W. 458. ,ïït ) SAVk. 3 (1899), 192. · " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 34. Nach P r a e t o r i u s Blockesberg 246 macht eine Hexe mit vergiftetem B. Schadenzauber; ungewiß ist, ob auch das in einem Frankfurter Prozeß (1494) erwähnte Mittel
Brot für Schadenzauber bestimmt war ( H a n s e n 1. c. 594, 16 if.) : Recipe kole quinte, i firtel von eyn appel in der appoteken, solich uff eyn snyd brots geleet.
33. c) Im J ä g e r - , S c h i e ß - und W a f f e n z a u b e r : B. ins eigene Blut getaucht 52e ), besonders geweihtes Festb., macht kugelfest „gtrorn": In diesem Glauben wird das Lammlb., zusammengeknetet mit dem Blute eines während der Christmette abgestochenen Lammes, von den Pustertaler Wildschützen gegessen S27), ebenso Osterkuchen 52S ) mit Lammblut; wie man Hexen mit B.krumen schießen 529) kann (s. Brosamen), so steckt man B. in die Flinte gegen verhexte Tiere (Hasen) 53°). Auf eine Elster, welche einem nachfliegt ( = Hexe), darf man nicht mit gewöhnlicher Ladung schießen, sondern muß B. darunter mischen 531 ). Wenn das Gewehr gebannt („g'leidwärchet") ist, legt man im Sarganser Land Agathenb. unter den Lauf 6 3 1 e ) ; sogar Waffen konnte man mit Osterb. zauberkräftig machen 832). Zschokke erwähnt im „Adderich im Moos" c. 20 ( = Werke IV, 161), daß der Degen sicher sticht, wenn er vorher in warmes B. gesteckt wird. •'·) G r o h m a n n 205, 1 4 2 7 ; W . 475. ZfdMyth. 3, 3 4 3 ; A l p e n b u r g I.e. 358. 381 ; Ζ i η g e r 1 e Tirol 75, 627; Η ö f 1 e r Weihnachten 6 3 ; D e r s. Ostern 29; Globus 42, 77. W . 475; S e p p Religion 142. "») W e i η h o 1 d Ritus 14. tM ) W e t t s t e i n Disentís 175, 54; M e i e r Schwaben ι , 250. 278. M 1 ) S A V k . 2 (1898), 219. 47; vgl. S o 1 d a n - Η e p p e 2, 40. 1 4 0 « . ; S A V k . 1925, 136. «31») S A V k . 1925, 288. "*) F r e y t a g Bilder a. deutscher Vergangenheit 2 (1859), 7 3 ; F r a n z Benediktionen 2, 299 ff.
34. d) Durch g e w e i h t e s B. werden sogar nach einer Handschrift (1390) G e f a n g e n e b e f r e i t 533 ) : Item ist dir ein frind gefangen: Man näht einen gemischten Bissen B. in den Achselbesatz eines Hemdes und sendet dieses dem Gefangenen ; das Mittel ist bei Friedrich 534) dem Schönen probiert worden, als er in Trausnitz gefangen saß (1322). Dieser Aberglaube, der in diesen strenggläubigen Kreisen durch die kirchliche B.weiheformel (ut sit contra universas cunctorum inimicorum insidias auxilium et
1640
lutamen) 53S ) noch gestützt wurde, war offenbar auch in Frankreich gebräuchlich; denn J. B. Thiers s3e ) berichtet darüber; man muß nüchtern eine B.kruste essen, auf der die Worte stehen : Senozam, Gozoza, Gober usw. »3) Argovia 5, 70; Germania 21, 80; S t a u b 5 5 ; vgl. A . 539. «»·) Argovia 5, 346 f. »«) Ebd. 347; vgl. F r a n z Benediktionen 1, 270: salvos fac eos in omni periculo. ·>·) L i e b r e c h t Gervasius 253 Nr. 418.
35. e) S o n s t i g e r Z a u b e r : Anhorn schreibt in seiner Magiologia 537) : Es ist Aberglaube, dafür zu halten, wann einer ein von einem Aussätzigen gebetteltes Stück B. esse, könne einem solchen niemand mehr kein Almosen mehr versagen, ob ers gleich weder wert noch dürftig sei. Als einer den Stein der Weisen finden wollte, setzte er nach Anhorn einen umständlichen B.zauber ins Werk: Einer, der in der Christnacht um die Gnade betete, den Stein der Weisen zu finden, hörte die Worte: „ B . , B., B . " ; hierauf knetet er Mehl mit Maientau und macht daraus große runde B.e; die Rinde schenkt er den Armen, die heiße Krume destilliert er 83S). Eine Hexe gestand 1602, daß ihr der Teufel einen Zettel in B. gebacken gab, wodurch sie Schlösser öffnen konnte 839 ). Auch zum Lösen des Bannes wird B. erwähnt : Der verzauberte Kater in Malchow wird erlöst, weil ihn die Frau mitnahm und mit B. speiste 539 ®). 638 "') Magiologia 149. ) 1. c. 905—907. «») ZfVk. 1897, 190· " e a ) K . R o s e n o w Sagen des Kreises Schlawe 7 1 , 78.
36. f) D i e b e s b a n n z a u b e r : Die Verwendung des B.es im Diebeszauber geht auf das iudicium offae (panis adiurati) zurück; das Ordal mit B. und Käse war ursprünglich kirchlich anerkannt; es entartete aber immer mehr zu einer abergläubischen Zeremonie, welche die Kirche schließlich streng verfolgen mußte. Während Patetta 540) in seinem Werk über das Gottesurteil behauptet, daß nur die „leges anglo-sassoni" diese Institution kennen, beweist Jacoby 5 4 1 ) in einem grundlegenden Aufsatz, daß das iudicium offae christlichen Ursprunges ist; Jacoby erweist den Zusammenhang zwischen
1641
Brot
Abendmahlsprobe und der Probe mit dem geweihten Bissen, die in Anlehnung an abergläubische Verwendungen der Eucharistie entstand. Beim iudicium offae (offa = bizzo) 542 ) oder offa iudicialis wird dem Angeklagten, der fast immer ein Dieb ist, unter Gebeten und Beschwörungen trockenes Gerstenb. und Schafs- oder Ziegenkäse gereicht; auf das B. (oft auch auf den Käse) setzt man eine Inschrift M 3 ) (Psalmzitat oder Vaterunser, aber auch andere Buchstaben); kann der Angeklagte den Bissen hinunterschlucken, so ist er unschuldig, bleibt ihm der Bissen im Halse stecken, so ist er schuldig; daher kommt die Verwünschungsformel: Das Stück B. soll mir den Tod bringen, wenn ich die Unwahrheit gesagt (Baden und öfters) S44) ; und die Rockenphilosophie sagt: wer gestohlen Käse oder B. ißt, bekommt das Schlucken davon S 4 5 ) ; die Zeremonien und Formeln sind alle im fünften Band der MG legum sectio 629 ff. zusammengestellt, auch für die Probe mit dem hängenden B . 646) ; der Gang des Ordals ist immer ungefähr also 547) : incipit probatio a cunctis furtis probandis: Antequam incipias, canitur missa de sancta Trinitate . . . Domine. . . . te invocamus, ut, quicumque de isto furto culpabilis est, aponatur ei panis et caseus, ut te iubente constringantur fauces illius et guttur eius claudatur, ut qui istud furtum comisit, antea removat quam pertranseat, ut sciat, quod tu es deus . . . . Daß Ordale mit Erfolg durchgeführt wurden, ist erwiesen, und nur so kann man die Zähigkeit begreifen, mit der diese Zeremonie sich hielt 648). Nach Hartlieb war zu dessen Zeit (das Buch ist 1455 geschrieben) das Käseordal noch im Volke üblich 649). Auch Bartsch berichtet davon, wie man einst in Mecklenburg einen Dieb mit Käse überführte 55 °) : Ein Familienbuch aus dem J a h r e 1566 schreibt vor: Auf einen weißen Käse schreibt man die Worte: -f- deus + meus + max + pax + v i v a x ; der Dieb kann den Käse nicht essen, wird im Gesicht wie eine Kornblume, und sein Mund schäumt wie der eines Bären. In einem isländischen
Zauberbuch vom J a h r e 1664 ist bei Diebstahl das B.'-Käseordal angeraten; man soll auf B. oder Käse die Worte makk, rakk, fenakk ritzen und dem Verdächtigen geben 8S1 ). Es ist wohl kein Zweifel, daß die wichtige Rolle des B.es im Diebesordal auf dessen Verwendung im Diebesbannzauber eingewirkt hat. Anhorn erwähnt einen Zauber, um Entwendetes zu bekommen : Wann einer bey einemBecken ein B . ohne Reden kauffte, dasselbige in ein Gut-Leut- oder Siechenhaus trage, daselbst auf den Tisch lege und wiederumb hinweggehe, niemanden grüße, keinem grüßend danke . . . . dem solle . . . . was ihme entwendet worden, widerumb zu hauß kommen 663 ). Eine Genfer Prozeßurkunde, zitiert bei Hansen 526, bietet das Geständnis einer Hexe (10. Mai 1401), die von Bestohlenen um den Zauber ersucht wurde: Sie zitiert den Teufel in einer K a m m e r ; darin steht ein Tisch, bedeckt mit einem Tuch, und B . darauf; auf einen Zauberspruch erscheint der Teufel und nennt den Tag des Diebstahles. Die Szene hat Ähnlichkeit mit dem A. 572 erwähnten Augurialzauber (vgl. Essen) ; dieser Zauberapparat kann völlig unabhängig vom B.ordal entstanden sein. Schon Hartlieb warnt 663) vor, einem im Liebeszauber geläufigen Sym-i pathiezauber, der wohl auch vom Iudicium offae kaum beeinflußt ist: es ist aber ain ungelaub, wann man ain Verlust tuet, so sind lüt, die beswern ein prot und stechen darein driu messer in driu crütz und ain spindel und ainen enspin daran und halten das zwain person uf den ungenannten vinger und beswert bei den hailigen zwölfboten. Um den Dieb zu zwingen, das Gestohlene zu bringen, ist folgender Sympathiezauber in der Schweiz, in Mecklenburg (hier mit kurzer Beschwörung, ebenso in Pommern) und öfters belegt 654) : „ N i m 3 Bröcklein Β r 0 d und drey Sprätlein ( = Prise, kleines Maß) Salz und 3 Bröcklein Schmalz: mache eine Starke glut, und Lege alle Stücke darauf und Sprich dise Worte drey mahl dazu und bleibe allein: Ich lege dir Dieb oder Diebin. Brod. Salz und Schmalz auf die
Brot
1643
Glut, wegen deiner Sünde und Übermuth. ich lege es Dir auf die L u n g Leber und Herzen, das dich a n k o m m t ein großer Schmerzen, es Sol dich anstosen eine grosse Noth, als wen es dir t h ä t der bitere T o d ; es Solen dir alle ädern K r a c h e n und Todes Schmerzen machen, das du keine R u h e nicht hast, bis du das gestohlene bringst, und hinthust wo du es gestohlen h a s t ; dis 3 mal gesprochen und jedesmahl die 3 höchsten Namen dazu gesprochen." U m v o m Dieb zu t r ä u m e n , bindet man B. und K n o b l a u c h unter den A r m (Pommern) S55 ). »") P a t e t t a Le Ordalie 202; F r a n z Benediktionen 2, 358. " ' ) J a c o b y Der Ursprung des Judicium offae i m A R w . 13 (1910),
524—566; F r a n z Benediktionen 2, 335 ff. 341 ff. 358ff.; G r i m m RA. 2,597; Kloster 12, 1097. ·") S t e i n m e y e r - S i e v e r s Ahd. Glossen 3, 154 (Summarium Henrici). ·") D i e t e r i c h Abraxas 159. ' " ) M e y e r Baden
372;
Pollinger
Landshut
164;
S t a u b B. 54 ; A. d e C o c k Oude Gebruiken 112 ff. «") G r i m m Myth. 3, 440, 188 = F i s c h e r 213; bleibt einem das B. im Halse stecken, so soll man davon in beide Ohren tun : T h a r s a n d e r 3, 489. · " ) F r a n z 1. c. 2, 360 ff. M') MG. leg. scotìo 5, 633, 33 ff. "·) J a c o b y I.e. 563—66; Schindler Aberglaube 232; vgl. W. v. E s c h e n b a c h Parzival 803, 26; M ä n n l i n g 283—84; in der Weltliteratur finden wir das iudicium offae bei B o c c a c c i o : In der 6. Geschichte des 8. Tages seines Decamerone werden anstatt Käse und B. Weißwein mit Ingwerpillen zum iudicium verwendet, durch das zum Scherz der Bestohlene selbst als Dieb eines Schweines erwiesen werden soll; in Rußland Proben mit Kreuzb. : F r a n z 1. c. 2, 336. M·) G r i m m Myth. 3, 428, cap. 51. , M ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 340, 1624; v g l . A R w . 13, 539
bis 542. 5 ") ZfVk. 1903, 271, 10. " 2 ) Α η h o r n Magiologia 771—72; vgl. 786: von 9 Häusern mit bloßen Gebärden . . . B. . . . betteln "') G r i m m Myth. 3, 428, cap. 50. «") SAVk. 1898,266,144; B a r t s c h Mecklenburg 2, 339, 1623; ZfVk. 1905, 145; BlpommVk. 4, 47, 13; W. 241. 643; eine andere Zaubermethode mit B. gibt T h i e r s Traité bei L i e b r e c h t Gervasius 222, 38; T h o mas
( Welsh fairy book p. 296) erwähnt eine
Art B.orakel, um den Namen des Diebes festzustellen: man wirft B. ins Wasser und nennt dis Namen der vermuteten Diebe; das B. sinkt, sobald man den Namen des wahren Diebes Dennt; dasselbe Orakel bei S é b i l l o t 2, 223 (vgl. B.orakel); vgl. das B.-Weinopfer bei M ä n n l i n g 291. "*) BlpommVk. 4, 120,5; vgl. ZfVk. 1903, 271, 10. 37. g) B. im Heilzauber s. Heilb.e
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IV. V e r w e n d u n g d e s B.e s ζ u A u g u r i e η. Tief in den alten Ritus und das Zauberwesen hinein führt uns das mit dem F e s t b. angestellte A u g u rium besonders in den R a u c h n ä c h ten"·), 38. a) W e i h n a c h t s - und N e u j a h r s augurien (Opferweissagung und Anfangszauber), beeinflußt v o m gewaltigen römischen Augurial- und Anfangsritus 8W ), werden schon beim Backen angestellt (s. backen), besonders aber beim Weihnachtskultb. Ein sehr altes Zeugnis haben wir in einem Papierkodex des 14. Jhs. zu St. Florian in Oberösterreich 6M ) : Item in der letzten Rauchnacht (d. i. am Dreikönigsabend) tragent sy ain ganezen laib und ches umb das haus und peissent darab. Als manig pissen man tan hat, so vil schober wernt im auf dem veld. A u s dem Messer, welches man ins B. steckt, weissagt man ein trockenes oder feuchtes Jahr 559) oder man auguriert, je nachdem die Percht v o m B. und den Nudeln ißt oder nicht 6 e o ). Sebastian Frank (bei J a h n 1. c.) berichtet in seinem Weltbuch, daß man am Dreikönigst a g in einen „ g u t e n leckkuchen oder l e b z ä l t e n " einen Pfennig hineinbackte; beim Verteilen bekamen Christus, Maria und die drei K ö n i g e j e ein S t ü c k ; wer v o n den Hausgenossen das S t ü c k mit dem Pfennig erhielt, wurde K ö n i g u n d schützte das Haus durch Kreuze an den Balken vor Unglück (vgl. auch Neujahrsgebäcke). W e n n bei den Wenden die Hausfrau z u m erstenmal backt, macht sie in das schönste B. soviel Löcher, als Seelen zur Familie gehören, und schüttet in jedes Loch ein paar Salzkörner; wessen Loch nach dem B a c k e n schwarz ist, der stirbt zuerst; ist es aufgesprungen, so wird er k r a n k ; ist es sehr breit, so wandert er a u s H 0 Ä ) . ·") Man kann hier in weiterem Sinne die Zeit vom Andreastag bis Dreikönig zusammenfassen: vgl. ZföVk. 9 (1903), 15 ff. Für die Silvesterb.orakel der Russen vgl. Globus 63, 77. " 7 ) ARw. 20, 86 ff. u. ö.; R a d e r m a c h e r Beiträge
100 ff.
55a)
J a h n Opfergebräuche 280;
G r i m m Myth. 3, 418, 33; über Neujahrsauguria, mit Β. unter drei oder zwölf Dingen, wobei B. Zufriedenheit bedeutet und Wohl-
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Brot
stand vgl. D à h η h a r d t Volhstüml. ι , 28 Nr. 53; am Klöpfelabend in Tirol orakelt man mit B., Hafer und Erde: Z i n g e r l e Tirol 183 Nr. 1519. »") J a h n I.e.; W. 329; D r e c h s l e r 1,26—27. , M ) W. 437; G r a b e r Kärnten 91, i n : wenn die Percht ißt, gibt es ein gutes Jahr; vgl. J a h n I.e. 279. 288. "»») S c h u l e n b u r g W. V. 133.
39. b) B.auguria im L i e b e s z a u b e r . Die meisten Orakel stellen die Mädchen in der Andreasnacht M 1 ) an, daneben auch in der Thomasnacht, Christ- und Neujahrsnacht. Eine Sage zeugt von dem hohen Alter dieser mit dem alten OpferrituszusammenhängendenWeissagung 582 ): Das Mädchen geht mit einem Stück Rinde einer Semmel in der Christnacht ins Bett, nachdem es die Rinde tagsüber unter dem rechten A r m M S ) getragen hat, und sagt: „ J e t z t hab' ich mich gelegt und B. bei mir, wenn doch mein feins Lieb käme und äße mit mir." Ist am Morgen die Semmel abgenagt, so bringt das Jahr die Heirat. Im Emmental betteln die Mädchen Mehl aus drei Häusern und backen B. davon; mit diesem sehen sie den Schatz im Traum; es genügt auch, B. und Käse auf den Tisch zu stellen SM ). In Bayern βββ) legt man B.kügelchen in einen Kreis; wessen Kügelchen eine Gans zuerst frißt, dieses Mädchen heiratet zuerst; man kann so erfahren, ob man im kommenden Jahr heiratet, indem man mit dem Störilaib 6M ) Auguria anstellt, oder ob man den Geliebten zum Mann bekommt i V > ) ; ja sogar über Beruf und Namen des Zukünftigen kann man das B.orakel befragen, indem man B.kugeln ins Wasser wirft, und ihn im Traum zitieren M7 ). Eine Kärntner Sage erzählt, daß die Mädchen auf Grund eines Zaubers mit B. und Messer nackt (vgl. Weinhold, Ritus) ihren Zukünftigen schauen könnten und erwähnt einen Fall, wo das „Leas'ln" sich b e w ä h r t e ί ω ) . In Frankreich auguriert man aus dem „flottement" der ins Wasser geworfenen B.stückchen i7°), auch die Ehemänner orakeln so, ob die Frau treu ist 6 7 1 ). Ein eigentümliches Orakel stellte eine Züricher Meistersfrau an, welche auf 4 Tische je ein B. und ein Maß Wein setzte; sie sprach die Einsegnungsworte des Abendmahles und
1646
ssh als Vision den Tod ihres alten Mannes und die Heirat mit einem jungen Burschen m ) (s. essen). Wenn man im B. ein Roggenkorn findet und es auf die Türschwelle legt, wird man den heiraten, der zuerst darauf tritt 6 7 S ). M1) G r i m m Sagen 95, 114; W e i n h o l d Ritus 6; D e r s. Frauen i , 261; J o h n Westböhmen 247; B r e v i n u s Noricus 1 0 — 1 1 ; Β r ä u η e r Curiositáten 87 f f . ; T h a r s a n d e r ι , 84. " ' ) G r i m m Sagen 6 f. Nr. 115 und 116; Mythol. 3, 470, 957; vgl. W i t z s c h e l 1, 209, 208; eine ähnliche Einladung bei T h a r s a n d e r i, 84. «·») Vgl. Liebeszauber A. 504. "«) S A V k . 15 (1911), 3. *·*) P o l l i n g e r Landshut 195; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 176. »") H ö f 1 e r Weihnachten 21—22. " ' ) Urquell 1890, 12. ·») D r e c h s 1 e r 1. c. ι , 7 . 1 3 . 49; J o h n Westböhmen 2; S t a u b 56; vgl. W 1 i s 1 o c k i Magyaren 88. " · ) G r a b e r 1. c. 201, 268; vgl. T h a r s a n d e r 1, 84. "«) S é billot 2, 243—44. 223. B 1 ) 1. c. 253. *'») S t a u b B. 56. ' " ) M e η s i η g 1. c. 529.
40. c) B r a u t b.a u g u r i u m S74) : Die Zürcher Kirchensynode Î 7 B ) klagt 1861 darüber, daß man das Brautb. zur Weissagung mißbrauche; man gab dem Brautpaar bei der Rückkehr von der Trauung, B. und der Teil, dessen B. zuerst s c h i m m e l t e , mußte zuerst sterben (vgl. Hochzeitsb.). Dieses Orakeln aus dem Hochzeitsb. ist verbreitet, man weissagt sogar, je nachdem das „ K ö p p l " unten oder oben schimmelt, für den „ineubus" und die „ s u c c u b a " ϊ 7 β ) . In Westfalen sagte man früher nach Weddigen: schimmelt die Rinde des aufbewahrten Hochzeitsb.es, so steht eine unzufriedene Ehe bevor S77). " ' ) Vgl- das Brautb.orakel in Rumänien: S t e r n Türkei 2, 12—13. "») S t a u b 1. c. 53. »") H ö f 1 e r Hochzeit 18; B a u m g a r · t e n Jahr 7; dasselbe in Frankreich: S é b i l · l o t 2 , 2 5 1 . 1 9 4 . ' " ) G r i m m Mythol. 3, 466, 883.
41. d) Auch bei der P f l u g z e r e m o n i e und mit dem aus dem neuen Korn gebackenen B. stellt man Augurien an (s. backen). Bäckt man das erste B. aus neuem Korn, so werden in einen Laib vier Ähren gesteckt, davon jede ein Vierteljahr bezeichnet; je verbrannter eine Ähre ist, desto teuerer wird der durch sie bezeichnete Zeitabschnitt 478).
1647
Brot
e) Nächst diesen Opferaugurien stehen die t ä g l i c h e n O m i n a aus der Art des B.abschneidens, Lage der Brosamen und andern Begleiterscheinungen des B.gebrauches im Leben; diese Vorbedeutungen S79) beziehen sich auf das Auffinden von K o r n m ) im B., was Glück bedeutet; wer im B. gebackene Getreidekörner findet, kanndieHexen erkennen 581 ), oder man hat einen hungrigen Freund Μ2 ) zu erwarten, wenn man „doppelt abschneidet", man auguriert über Wünsche MS ) ; wenn man fünf B.kügelchen dreimal so wirft, daß ein Kreuz entsteht, .erfüllen sich alle Wünsche M4 ) ; man befragt das B. über Teuerung, Glück und Unglück M6 ), man findet sogar eine Bedeutung dahinter, wenn ein Stück B. in den K a f f e e fällt 5 8 e ) ; wenn das B . auf der braunen Seite liegt, bedeutet das Unglück und Streit (vgl. § 53). Wer die kleine Seite einer B.schnitte bestreicht, heiratet einen Witwer oder gibt eine schlechte Stiefmutter 587) ; bestreicht jemand in Gedanken ein zweites B., ehe das erste aufgezehrt ist, so ist Besuch zu erwarten B88).
1648
einem Fuß nicht unbekleidet sein, sonst kommen sie nie zu B.(=Lebensunterhalt). B.preisorakel 594) stellt man an aus der Beobachtung der Bahn des Heerewagens 5 9 5 ) ( = Bär) bei Rorschach, aus dem Ruf der Wachtel 69e), aus dem Spielen der Kinder 597), aus der Punktierung des Pferdewürmchens 598), aus der Rükkenlage des B.es 599) (vgl. § 53); wenn die Kinder mit dem Finger im B.e bohren oder mit dem Messer hineinstechen, gibt es eine Teuerung 600). B ») S t a u b 19. «·») W. 126; D r e c h s l e r 2, 43. 5S1) S t a u b 53. 6»2) B a r t s c h Mecklenburg
2,
230,
1 1 9 7 b.
si3
) W.
606.
S t a u b 52 ff. MS) D e r s . I.e. «»•) I.e.; M ü l l e r RheinWb. 1, 1015. *") Urquell 3 (1892), 39; M ü l l e r I.e. m ) J o h n 1. c. 31. 6M ) Urquell 1892, 40; E n g e l i e n u. L a h n 271.
eo
°) E n d e r s
Kuhländchen 80.
43. g) In Holstein gesteht eine Hexe (1584): „ S i e habe drei Bissen B. gebissen, von dem B.e, das Donnerstags gebacken in tausend f Namen, habe Wasser gefüllt in deren Namen, die Bissen auf das Wasser aus dem Munde fallen lassen, den Satan beschworen, er solle ihr sagen bei dem Brote und Wasser, ob der Abwesende lebend oder tot sei; wenn lebend, so liefe "') J o h n Erzgebirge 31. "") G r i m m das B . rund umher, wenn tot, gingen die ωο Mylhol. 2, 9 3 7 . ) John Erzgebirge 30. M1 M1 ) S c h i n d l e r Aberglaube 290. M2) P r ä - Bissen zu Grunde" ). «01) B a r t s c h Mecklenburg 2, 21 ; im t o r i u s Phil. 166; W o l f Beiträge 2 1 8 ; M e n 17. Jh. stellte man auf diese Weise in Franks i n g 1. c. 429. M3) W. 328; M e i e r SchwaM4 reich Orakelan: S é b i l l o t 2, 223. ben 2, 504, 367. ) C u r t ζ e Waldeck 3 7 3 , 1 5 . M ») P a n z e r Beitr. 1, 266; SAVk. 1917, 44; β D. Β . i n L i e b e , E h e u n d FaAlemannia 33, 303 ; L a m m e r t 99. °® ) SAVk. 7, 133; 12, 214. 279. M e η s i η g 1. c. m i l i e . 528; F o g e l Pennsylvania 369,1974. "·) Men44. Die Verbindung der die Fruchtbars i n g 1. c. keit der Erde bedingenden Vegetationsvorgänge mit dem B.kultus läuft mit 42. f) Endlich beziehen sich eine Reihe Opferriten und andern Vorstellungen von Vorzeichen auf G e d e i h e n des B.(vor allem Versöhnung der Geister) ®°2) getreides und B.p r e i s e s. Den Wachtelin der Bedeutung des B.es f ü r L i e b e , ruf deutet der Bauer m ) : Gib mer Brod, E h e u n d F a m i l i e zusammen; das 'shet kei Nod; wenn man im Frühjahr die Zeugen und Werden in der Natur und das ersten erblickten Kornähren durch den menschliche Fruchtbarkeits- und Liebes* Mund zieht oder die abgestreiften Ähren verzehrt, wird man an B . nicht Mangel leben werden durch Analogie verbunden e03)I Backen (s. d.), Wachstum, Zeuhaben S9°) (Fruchtbarkeitszauber mit Augen und Gebären in Bildern und Redegurium). „Großi Mutten (Erdschollen), wendungen gleichgesetzt 604 ) ; dazu kommt großi Stücki B r o d " sagt der Schweizer 591 ) ; die Vorstellung von B. als Symbol der in Mecklenburg 592) muß an „Nijorsabend K r a f t , der Speise, des Haussegens, dei dat Gasselgeschir unnert Dak bröcht Hausehre (vgl. A. 20) und die übelabwar'n, süs gerät 't B . nich in dat J o r . " wehrende K r a f t dieses HauptnahrungsIn Ostpreußen B93) dürfen die Kinder an
Brot
1649
m i t t e l s ; denn nirgends sind die übelwollenden D ä m o n e n gefährlicher als bei der L i e b e und Hochzeit 6 0 5 ), so v e r b i n d e t sich hier F r u c h t b a r k e i t s und Ü b e r t r a g u n g s z a u b e r (sonst Ü b e r s c h ü t t e n mit Reis und W e i z e n ) ®°e) und A n a l o g i e z a u b e r mit apotropäischer K r a f t , zugleich soll das B . o p f e r die alten Hausgeister versöhnen und die neuen gewinnen. • 0J ) ZfVk. 1915, 33;, 8. «»·) Κ ü h η a u Β . 14. 20 ff.; J a h n Opfergebräuche 31; vgl. backen. ,04 ) S t a u b 38—39; D r e c h s l e r I, 181, 206; Κ ü h η a u Β. 2o—21; H ö f 1 e r Neujahr
198.
· 0 5 ) D ö 11 e r
74—76.
153 f f . ;
B a r t s c h ι , 63 — 65; H ö f 1 e r Hochzeit 22, 58. ,oe ) Ilbergs N J . 27 ( 1 9 " ) , 501; H ö f l e r I . e . 58; Globus 60 (1891), 354; Kloster 12, 187. 195 f . ; vgl. Τ e m m e
Altmarh
74;
Kloster 9, 492; RVV. 14, 3, 13—14; Β. u n d Korn über die B r a u t ausgeworfen: SAVk. 1, 49 ff. 20 ff. ; man legt auch Getreidekörner in die Schuhe der B r a u t : Kloster 9,4 92. 45. B . bei der H o c h z e i t s. H o c h zeitsb. 46. B . bei der T a u f e s. T a u f b . 47. T o d u. B . s. T o t e n o p f e r . 48. H e i m w e h b. (s. d.). 49. K i n d (s. d.), I. S c h u l g a n g (s. d.). 50. G a n z dieselbe V o r s t e l l u n g wie b e i m H e i m w e h b . und G e w ö h n b . liegt zugrunde, w e n n m a n dem V i e h , das j a , a b g e sehen v o m segenbringenden W e i h n a c h t s k u l t b . , die Gottesspeise nicht erhält e07 ), beim Wechsel des Besitzers B . g i b t ; einer neu eingestellten K u h oder einem sonstigen in, die H a u s g e m e i n s c h a f t neu a u f g e n o m m e n e n T i e r gibt m a n geweihtes βοί ) ( S c h w a b . , B a y . , L u x . ) oder gewöhnliches B.®10), o f t mit Weihsalz® 1 1 ) (apotropäisch wie a u c h das g e w e i h t e B . ) ; klar ist die apotropäische B e d e u t u n g a u c h in D ä n e m a r k , w o das neue S t ü c k V i e h S c h w a r z b . und ein S t ü c k c h e n Eberesche erhält ®12). B e i m A u s s c h e i d e n a u s der H a u s g e m e i n s c h a f t gibt der V e r k ä u f e r dem T i e r B . mit ( H e i m w e h b . !), welches das Tier oder der K ä u f e r v e r z e h r t ®13) (Frk., O b e r p f a l z , W e s t f . , Bad.), G l ü c k s b . in B a d e n ®14), W i n n e b . in W e s t f a l e n ®15). A n dieses B . k n ü p f t sich o f t ein A u g u rium f ü r V i e h und K ä u f e r β1β ). U m das V i e h beim A u s t r e i b e n z u s a m m e n z u h a l t e n
und an die W e i d e zu gewöhnen, b e k o m m t es B.®17) v o m „ G e w ö h n g e t r e i d e " ; apotropäischen Sinn h a t das B . u n d das g e w e i h t e S a l z b e i m ersten A u s t r i e b oder A n s p a n n gegen g i f t i g e K r ä u t e r u n d böse D ä m o nen ®18). Die Mittel f ü r das G e w ö h n e n v o n H u n d e n und S c h w e i n e n erinnern a n den L i e b e s z a u b e r : M a n d u r c h t r ä n k t das B . mit dem S c h w e i ß ®le) des H a u s h e r r n unter der A c h s e l ( W e t t e r a u , W e s t f . , Schles.) oder im Stiefel (Böh.). In P o m m e r n 62°) v e r w e n d e t m a n a u c h ein S t ü c k K r i n g e l , auf das m a n dreimal g e s p u c k t h a t , oder m a n s c h a b t e t w a s v o n der Z u n g e a b und g i b t es auf B . d e m H u n d e ; u m z w e i K ü h e aneinander zu gewöhnen, g i b t m a n jeder ein S t ü c k B . mit ein p a a r H a a r e n der a n d e r n ®21). D a m i t sich die K u h nach dem K a l b e nicht zu t o t schreit, reißt m a n dem K a l b drei (Büschel) H a a r e a u s und gibt diese im B . der K u h zu fressen ®22). Der St. Florianer P a p i e r k o d e x e n t h ä l t a u c h diese N o t i z : i t e m so aine ain c h a l b verc h a u f t , so s n e y t s y d e m c h a l b das wedl ab, a b seinem swenczl, und des hars ab d e m r e c h t e n arm, und gibts der chue ze essen, so rert s y nicht noch dem c h a l b ®23). H u n d e n gibt m a n die B . m a r k e zu fressen, d a m i t der D i e b ihnen das Bellen nicht n e h m e n k a n n ®24) ; natürlich w i r k t das W e i h n a c h t s b . besonders apotropäisch mit K n o b l a u c h ®25). H e n n e n g i b t m a n B., d a m i t sie sich a n g e w ö h n e n und g u t legen β2β ) ; A b e n d m a h l s b . s c h ü t z t gegen den H a b i c h t ®27) ; w e n n die H ü h n e r verlegen, so stiehlt ®28) m a n einige Strohbänder, m a c h t ein N e s t d a v o n u n d legt drei F e d e r c h e n und drei B . k r u m e n (von der oberen Rinde) hinein ®29). ·»') D r e c h s l e r 2 , 1 6 . «°s) S a r t o r i 2, 141 ff.; Globus 42, 80. «°s) P o l l i n g e r Landshut
155; E b e r h a r d t
Landwirtschaft
18; F o n t a i n e Luxemburg 64. ,10 ) W . 175; 679; S t a u b 54; S t r a c k e r j a n 1 , 1 2 4 ; Birlinger Schwaben 1, 403 ; Meier Schwaben 498; B a r t s c h 2, 144, 640, hier zusammen mit Kreuzdorn rein apotropäisch. U1 ) Eberhardt u n d B i r l i n g e r 1. c. •>2) ZfVk. 1912, 185. · " ) W . 690 und 687; Η ü s e r Beiträge 1, 26; Bayernland 29, 20; Bavaria 2 a , 300. · 14 ) M e y e r 373. ·") S a r t o r i Westfalen 112. «·) J o h n Westböhmen 211 u n d 247—48 ; W . 690. · " ) J o h n
1. c. 211 u. 248. °18) E b e r h a r d t schaft 19; B a r t s c h
Landwirt-
Mecklenburg 2, 167, 793
1651
Brot
1652
ans dem Jahre 1572; S c h r a m e k Böhmervor allem soll man einen ganzen Laib wald 238 und 254 ; W. $75. 693; B i r l i n g e r nicht unaufgeschnitten (Messer im ange Volkst. χ, 122; ausführlich Heimat 37 (1927), schnittenen B. schützt gegen Hexen und i n , 2; 112, 3; B r e v i n u s Noricus 352 ff. Teufel) e 3 6 ) vom Tisch tragen, sonst gehen «·) W. 687. 679; D r e c h s l e r 2, 16—17. 96; K ö h l e r Voigtland 429; J o h n Erzdie Leute hungrig davon Me ), e contrario gebirge 233; ZrwVk. 1909, 269; D r e c h s l e r an Weihnachten M7 ) (Erzgeb.) : „ w e r von Haustiere 10. *") BlpommVk. 7, 44; D r e c h s der mahlzeit aufsteht, soll das brot, davon l e r 2, 16—17; S é b i l l o t 3, 109 (16. Jh.); er gegessen, nicht liegen lassen; nimmt es in Frankreich gibt man auch, um die Hatten zu vertreiben, diesen B. vom Nachbarhaus, dann ein anderer und wirft es über den Galgen, ziehen die Tiere in dieses Haus um : S é b i l l o t so kann jener dem Galgen nicht ent3,31. *") P o l l i n g e r Landshut 155; Zrwgehen" e s 8 j; wer den letzten Bissen B. Vk. 2, 293; S a r t o r i Sitte und Brauch 2, einem Hund oder einer K a t z e gibt, dem 141. ·") W. 699; G r o h m a n n 137, 995; D r e c h s l e r 2, 102 ; D e r s. Haustiere 7. schwinden die K r ä f t e ·*·). Wenn man ver"·) G r i m m Myth. 3, 417,21. *") W. 680; reist, muß man das B. vom Tisch nehmen K u h n Mark. Sagen 381, 42. Über den zauund in den Schrank legen ) Urquell 2 (1891), 50. l l ) S t r a u ß Bulgaren 53. ") ZfVk. 3 (1893), 105 f. ") Κ i r c h e r Wein 83 f. ") C i s z w e s k i 41 ff.; Κ r a u ß Sitte u. Brauch 630; ZfVk. 20 (1910), 144. ") UrquellNf. ι (1897), 253 li. ; v. G e η η e ρ Rites de passage
72 Anm. ι. ") ZfVk. 3 (1893), 103. ") R o c h h o l z Sagen 2, 48. ") Urquell 2 (1891), 49. ») ZfVk. 3 (1893), 105. 2. Auf einer anderen, wenn auch verwandten Grundlage beruhen die männerbundartigen B.en w ). Sie gliedern sich bisweilen nach Berufen, wie die B.en der Bergknappen 21), die B. der Kästräger in Hagenau am See 2 2 ) ; oder sie dienen Wohltätigkeitsbestrebungen e ) . Diese Gebilde zeigen einen offenbaren Zusammenhang mit den germanischen Gilden 84 ). Eine Zwangsgenossenschaft, nach Stand bzw. Alter gegliedert, ist die B. der konfirmierten unverheirateten Burschen in Siebenbürgen M ). Die Aufnahmebräuche versinnbildlichen, daß die Aufgenommenen sich unter allen Umständen der strengen Zucht zu fügen haben, s. a. Knabenschaft. Eine Parallele bilden die schweren Mannbarkeitsprüfungen bei den Primitiven, sowie das B.sband, welches alle zur selben Altersklasse gehörigen Männer umschließt, noch enger aber diejenigen, welche zugleich die Riten durchmachten 2e ). Eine losere, moderner anmutende Form unter einem selbstgewählten Führer wurde in Afrika e n t w i c k e l t d i e den Übergang zu Wahlbrüderschaftsbildungen zeigt. i0 ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 457 ff. sl
) J o h η Erzgebirge 202. 210. s s ) S a r t o r i 2, 188. *3) de la C h e η e 1 i è r e Les Charités
en Normandie in RTrp. 6, 423. **) M e y e r Baden 527. »*) F r ο η i u s Siebenbürgen 8, 48 ff.; W i t t s t o c k Siebenbürgen 81 ff. ««) G u t m a η η Recht der Dschagga (1926),
309 ff.; S c h u r t ζ Altersklassen passim. ") F r o b e n i u s
Die
(Jena 1926), 37 f. Brunelle s.
atlantische Göiterlehre
M. Beth.
Knabenkräuter.
Brünhild. i. Zu der problematischen Gleichung Br. = Dornröschen s. d. Hier handelt es sich um das Vorkommen des
1671
Brunnen
Namens Β. in der Naturnamengebung in Deutschland (und Frankreich) und damit um Zeugnisse für ihre Existenz im Volksglauben. Diese -Zeugnisse sind: I. das Brunhildenbett auf dem Feldberg im Taunus, belegt in einer Urkunde des Erzbischofs Bardo von Mainz vom Jahre 1043 : e t ' " d e in medium montem veltberc fed eum lapidem qui vulgo dicitur lectulus Brunihilde *) ; 2. ad Brunhildenstein aus der Markbeschreibung des Klosters Bleidenstatt, Zeit des Willegis 9 7 5 — i o n , zurückzuführen bis 812, betrifft einen Fels in der Nähe von Wörsdorf, die jetzige ""Hohe Kanzel' von Engenhahn, welches lo km nördlich Wiesbaden liegt *); 3. die Brunihiltwisi in einer Wormser Urkunde von I 1 4 1 *) und vieil, der Brûnhiltegraben in einer Wormser Urkunde von 1355«); 4. der Brûnoldesstuol bei Bad Dürkheim in einer Amorbacher Urkunde von 1360 e ); 5. der Pierre Brunehaut im Felde bei Tournai ·) und 6. vielleicht der Breundelstein bei bayr. Wasserburg 7 ). Besonders die Komposition mit -bett, •stein, -stuhl macht eine Beziehung auf die B. der Heldensage wahrscheinlich. Hat das 9.—12. J h . riesenhafte Felsbetten auf Bergen nach Br. benannt, so ist damit bezeugt, daß das Motiv von B.s Zauberschlaf und Erlösung, die Figur der schlafenden Kampf jungfrau auf der Felsenburg und die Erweckungssage, vor der Abfassung und Kodifizierung der Epen, die das Motiv nicht mehr kennen, in Deutschland, besonders in der Rhein-Maingegend, volkstümlich war 8 ). — Wie der Name Brunhille in einen Blutstillsegen neueren Datums aus der Mark Brandenburg geraten ist®), ist damit freilich noch nicht erklärt. *) S a u e r Cod. dipl. Nassoicus 1, 61 Kr. 1 1 7 = Β o e h m e r Regesta archiep. Magunt. I, 172 ; W. G r i m m Heldensage * 169. •) S a u e r ι , 14 Nr. 46; vgl. ι, 15 ff. = G u d e η Cod. dipl. 1, 479; S c h 1 i e ρ h a k e Gesch. von Nassau ι, 471 Nr. 4; χ, 1 1 4 ff. 120 ff. 406 ff. *) B o o s Wormser Urkunden 2, 717. *) D e r s. 2, 322, 13. e) H e n n i n g ZfdA. 49 (1907), 482; S ρ r a t e r Pfalz. Museum 36, 34—37; S ρ r a t e r u. B e c k e r Der Β.stuhl bei Bad D. 1917. ·) Κ. Η of m a n n MSB. 1871, 675 t.; S é b i 1 1 o t Folk-Lore 4, 329. ') S e p p Sagen 96. ·) John M e i e r P B B . 16 (1892), 81;
1672
W. B r a π η e P B B . 23 (1898), 246 ff.; H e n n i n g ZfdA. 49 (1907), 480; früher W. M ü 1 1 e r Mythologie d. dt. Heldensage 85. ·) ZfVk. 1 (1891). 195.
2. Auf die Merowingerkönigin B.e indessen sind vielleicht die bei Sébillot 1 0 ) undatiert notierten Bezeichnungen de Brunehaut zu beziehen, die in Frankreich Römerstraßen, Schlösser, Türme tragen (falls nicht ein Mannsname Brunehaldus zugrunde liegt) ; auch die Milchstraße heißt in Nordfrankreich und Belgien chaussée de Brunehaut, ndl. ver Broeneldenstraete u ) . Aus dem 14. J h . belegt ist der Name der Straße de Cameraco usque ad mare Witsantum mit calceria Brunechildis, ausdrücklich auf die Königin bezogen 1S ). Vgl. noch Pharaild. 10 ) S é b i l l o t Folk-Lore 4, 102. 329. ) V e r d a m Mnd. Woordenb. 7, 2278; G r i m m Myth. 1, 326; 3, 106; M e i ß n e r ZfdA. 56 (1919), 83. " ) Johannis L o n g i Chronicon S. Bertini (MG. SS. X X V 759); G r i m m Kl. Schriften 8, 498; M e i ß n e r a. a. O. H. Naumann. 11
Brunnen. ι . Abgrenzung des Gebiets. — 2. Heilende und wunderbare Kraft. — 3. Wunderbare Spenden. — 4. Weissagung. — 5. Schädliche Wirkung. — 6. Dämonen und Gottheiten. — 7. Heilige. — 8. Eingang in die Unterwelt und Hölle. — 9. Entstehungssagen. — 10. Kultische Bräuche und Verehrung.
1 . A b g r e n z u n g des Gebiets. „ B . " bedeutet im Deutschen sowohl die Quelle x ) als die künstlich gefaßte oder mechanisch erschlossene Wasserader. Wenn seit dem 16. J h . in der nhd. Schriftsprache „Quelle" u. „ B . " geschieden werden, so ist das nie volkstümlich geworden; wir betrachten daher beide gemeinsam. Anderseits ist „ B . " ein Teil des Gebietes „Wasser" u. berührt sich somit vielfach mit „Meer", „ S e e " , „Teich", „ S t r o m " , „ F l u ß " , „ B a c h " (s. dd.). Wir haben hier in erster Linie von dem Glauben zu reden, der sich an die Quelle als den Ursprung des Wassers und den B. als wichtigen Teil einer Siedlung knüpft. Grimm
Myth? 550; DWb. 2, 433 f.
2. H e i l e n d e u. w u n d e r b a r e K r a f t . Der Glaube an die Heilkraft des B.wassers knüpft sich an natürliche Beobachtungen: das Wasser reinigt, der
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Brunnen
Trunk frischen Quellwassers erquickt, manche Quelle (Mineralquelle) bietet heilende Bäder und heilenden Trunk. Somit sind es meist ganz bestimmte B., denen man diese K r a f t zuschreibt. Das Volk glaubt jedoch öfters an die Heilkraft des B.wassers überhaupt zu bestimmten heiligen Zeiten, besonders zu Beginn eines neuen Abschnittes, an Neujahr, an den beiden Sonnwendfesten (Johannis und Weihnachten), am 1. Mai, an Fastnacht (s. auch Osterwasser, Pfingstwasser), oder an den Tagen bestimmter Heiliger, an Peter und Paul, am Maria-Magdalenentag, an Jakobi, im Allgäu auch am Mange(Magnus-)tag (6. Sept. 2 )). „Wasser, zu heiliger Zeit, mitternachts, vor Sonnenaufgang, in feierlicher Stille geschöpft, führt noch späterhin den Namen heil(a)wâc, heilwœge"
(s. d.) 3 ). D a s W a s s e r ist
da am heilkräftigsten, wo es unmittelbar aus dem Schoß der Mutter Erde hervorquillt; besonders wird dies von f l i e ß e n d e m B.wasser betont 4 ). Bestimmte B . helfen gegen bestimmte Krankheiten: gegen Fieber 5 ) (vereinzelt heilt Fieber dasselbe B.wasser, durch das man es sich zugezogen hat) 6), Lausweh, Zahnweh, Reißen im Kopf 7 ), Augenleiden 8 ), Hundebiß 9 ), Sommersprossen 10 ), Kröpfe 1 1 ),· den weißen Fluß der Frauen 1 2 ), Unfruchtbarkeit der Frauen 1 3 ) ; sie schaffen Kindbetterinnen Erleichterung 1 4 ), sind gut f ü r kranke Kinder 1 5 ); das Hänschesbörnchen bei Vadenrod (Hessen) verhilft zu besonderer Schlauheit 1 6 ). Der Gesundbrunnen bei Dünschenberg (Mecklenburg) tat den Ärzten solchen Abbruch, daß sie einen Schäfer zwangen, seinen Hund hineinzuwerfen; die Heilkraft des Wassers hörte a u f 1 7 ) . Der B., der aus der mütterlichen Erde hervorquillt, liefert auch die kleinen Kinder (s. Kinderb.). 2 ) Reiser Allgäu 2, 165. s ) G r i m m Myth.3 5 5 1 . *) S i t t e w a i d Aberglauben 804 s) G r o h m a n n 1 6 3 ; M e y e r Baden 4 1 ; Β i r 1 i η g e r Aus' Schwaben ι, 1 9 2 ; 6 Z f V k . 5, 2 1 2 . ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 335· ') Ebd. 8) S A V k . 8, 146. ») S é b i l i o t Folk-Love 2, 245. 10 ) R o c h h o l z Drei Gaugòtiinnen 60 f. " ) P a n z e r Beitrag 2, 295. 12 ) W o l f Beiträge 2, 186 f. 13 ) W e i n h o l d Quellen 2 5 ; Z f r w Y k 1905, 249; HessBl. 16, 7. " ) K ö h l e r Voigtland-¡fib. l s ) R o c h h o l ζ
a. a. O. 60. " ) HessBl. 16, 8. " ) Mecklenburg ι , 3 5 7 .
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3. W u n d e r b a r e Spenden. Aber der B. gibt nicht nur gewöhnliches Wasser. Im Kalotaszeger Bezirk holen sich die Mädchen in der Dämmerung am B . „goldenes" Wasser. Wer sich damit wäscht, wird schön. Aber der Neid gönnt diese Gabe den Genossinnen nicht: die erste, die dort ist, wirft Spreu hinein, so daß die andern kein goldenes Wasser bekommen können 1 8 ). Die Tatsache, daß in manchen Landstädten beim Empfang des neuen Landesfürsten aus dem Marktb. Wein flöß, ließ den Wunsch entstehen, der B. möge dieses edle Naß selbsttätig spenden. So schöpft man Wein aus dem B., wenn man nicht hineinsieht, in der Christnacht 1 9 ) oder in der Osternacht um 1 2 Uhr 2 0 ) (s.Wasser u.Wein). Aus dem B. der heiligen Hunna im Elsaß flöß in einem armen J a h r e aus allen Röhren Wein 2 1 ) (auch das Märchen kennt einen Marktb., aus dem Wein fließt) 2 2 ). Einen Milchb. kennt das Elsaß 23 ). Aus einem B. bei Cronweißenburg quoll „ K a r c h s a l b " und Wagenschmiere 24 ). " ) Z f V k . 4, 3 1 9 . ») S i t t e w a l d Aberglaube 804; D r e c h s l e r 1, 2 3 ; Kapff 20 Festgebräuche 9 Nr. 2. ) HessBl. 16, 8. " ) W o l f Beitr. 2, 5. « ) G r i m m KHM. 29. " ) S t ö b e r Elsaß 1, 3 8 Nr. 57. « ) R o c h -, holz Sagen 2, 242.
4. W e i s s a g u n g . Neben diesem Wunderbaren haftet dem B . noch manch Geheimnisvolles an: er wirft das Spiegel·! bild zurück, und in der Dunkelheit scheint es oft ein anderes zu sein; er führt hinab in das Reich der Unterirdischen (s. 8); er versiegt plötzlich oder läuft über, oder die Quelle ändert ihren Lauf : deshalb schreibt man ihm die Gabe der Weissagung zu. 731 verbot Papst Gregor I I I . in seinem Erlaß an die Fürsten und an das Volk der germanischen Provinz die fontium auguria 25 ). Durch Trinken erfährt man die Zukunft: wer in der Weihnachtszeit während des Zusammenläutens der ersten Messe an drei B . unangeredet trinkt, aber noch während des Läutens in die Kirche kommt und über die rechte Ahsel ζ urückschaut, sieht sein Zukünftiges (Wol-
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perdingen bei St. Blasien), und Heiratslustige trinken aus einem B. Wasser und warten bei der K i r c h t ü r e : wer zuerst herauskommt, ist Braut oder Bräutig a m 2e ). In der Westschweiz muß ein Bursche aus 7, 9 oder 11 B. je drei Schluck Wasser trinken, im Simmental muß dies zwischen I i und 12 Uhr nachts geschehen, im Emmental dürfen dabei keine B.leitungen überschritten werden: dann sieht er die ihm bestimmte Frau vor der Kirchentür stehen *7). — Die Eisfiguren des gefrorenen Wassers, in einem Geschirr aus 3 oder 7 laufenden B. beim Betzèitlâuten des heiligen Abends geholt und unter die Dachtraufe gestellt, zeigen am Schluß der Engelmesse anderen Tages den Stand des Zukünftigen M ). In Böhmen wirft man in der K a r w o c h e Kreuzchen aus Zweigen geschnitzt in den B., um die Z u k u n f t zu erraten M ). — Ein anderes Mittel ist das B.sehen. D e m Mädchen zeigt sich so der Zukünftige am heiligen Abend 3 0 ), in der Neujahrsnacht 3 1 ), am Silvesterabend (es muß sich aber mit einem Brautschleier und einem Licht, das bei einer T r a u u n g gebrannt hat, ausrüsten), am Andreasabend in der Dämmerung 32 ), in der Andreasnacht um 12 Uhr (es sieht aber zugleich den Teufel) 33 ), im Elsaß in gewissen B. zwischen I i und 12 U h r 3 4 ) . W e n n man an 11 B. Wasser trinkt, dabei aber jedesmal rücklings z u m B. tritt, erscheint beim I i . B. das Bild des Zukünftigen 35 ). W ä s c h t sich das Mädchen zwischen 11 und 12 Uhr nachts an drei Morgenb. (die nach Morgen fließen), dann steht er an der Kirchentür mit einem Tüchel in der Hand, sie abzutrocknen 3e ). Zuweilen erfährt man auch anderes, wenn man in den B. sieht. Eine Weibsperson, die in den B. sah, hörte Musik, weinen, lachen, „ u n d noch anderes muß sie gesehen und gehört haben, weil sie ganz blaß und krank in die Stube zur ü c k k a m " 37 ). — W e i t verbreitet, bes. in Oberdeutschland, sind die Hungerb.: sie fließen nur dann, wenn ein unfruchtbares Jahr bevorsteht 38). Seltener zeigt ein B., der ganz voll ist, ein fruchtbares Jahr a n 3 9 ) . — Den Tod verkündet der B. eines adligen Stammhauses in F r a n k e n :
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wenn jemand aus dem Geschlecht sterben soll, versiegt auf einige Wochen sein Wasser ®) ; bei einem andern fränkischen Geschlecht wird bei bevorstehendem Todesfall der Quell durch einen unbekannten W u r m g e t r ü b t 4 1 ) . Verlangt ein K r a n k e r nach Wasser aus dem Ehlborn zu Gambach (Hessen), so ist dies ein Zeichen des nahen T o d e s 4 2 ) . Verändert der B. seinen Lauf, so wird bald eine große Schlacht im Lande geschlagen 4 3 ). — Über die unmittelbare Weissagung des B.geistes s. 6 (s. auch „ W a s s e r o r a k e l " ) . " ) W e i η h o 1 d Quellen 28. »·) M e y e r Baden 199. ") SchwVk. 3, 88. ») M e y e r a. a. O. 199. ") G r o h m a η η 49· 30) ZföVk. 4, 146. 31) B a r t s c h Mecklenburg 2, 238. a! ) H o v o r t a u. K r o n f e l d 2, 177. ") M e i e r Schwaben 2, 454. '*) Urquell N F . ι, 71. " ) S A V k . 8, 267 ί. 3β) Z f V k . 8, 250. ") V e r n a l e k e n Mythen 346. »«) G r 1 m m Myth.3 557 f.; B i r l i n g e r Volksth. I, 141; L a m m e r t 47 f.; H e i s e r Allgäu 1, 236; Meier Schwaben 1, 262. "') Ebd. 1, 263. 40) G r i m m Sagen Nr. 104. " ) L a m m e r t 47. " ) HessBl. 16, 22. " ) R e i n Brunnen im Volksglauben 122.
5. S c h ä d l i c h e W i r k u n g . Aber auch Unheil kann der B. bringen. Hier sind ebenfalls wieder natürliche Beobachtungen der A u s g a n g s p u n k t : ein kalter T r u n k schädigt den erhitzten Menschen, mancher B. hat ungesundes Wasser, verunreinigte B. bringen K r a n k h e i t ; der überlaufende B. richtet Schaden an, mancher hat durch Sturz in den B. sein Ende genommen. Vor fremdem Wasser (in anderen Dörfern) soll man sich in acht nehmen, es verursacht leicht K r a n k heiten, bes. Hautausschlag; wer aus dem Krockeborn bei Allmenrod (Hessen) trinkt, bekommt Grinder 44), wer aus dem K r o p f b . bei Grieningen (Bayern) trinkt, einen Kröpf 45 ). Das Vieh erkrankt, wenn man an Sonntagen den B.trog auswäscht 46 ). Die Hühner vertragen die Eier, wenn die Hausfrau an Fastnacht zum B. g e h t 4 7 ) . Unglück in der Familie ruft es hervor, wird am ersten Weihnachtstage und Neujahr Wasser aus dem B. geholt 4 3 ). Tödlich wirkt die Berührung des schwarzen Wassers eines B.s am Fuße des Radelsteins in Böhmen; an heißen Tagen kommt dichter Nebel aus ihm hervor, und
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daraus entsteht Hagel und Unwetter 4 0 ). Über einen B. darf man kein Haus bauen, da sonst bald jemand darin stirbt Die letzten Beispiele führen uns schon zum Glauben an den B.dämon (s. 6.). " ) HessBl. 7 f. 15) P a n z e r Beitrag 2, 295. «) SAVk. 21 (1917), 42. «) W u t t k e 83 § 98. 48) B a r t s c h Mecklenburg 2, 314. *') G r o h m a n n Serge« 255. S'J) Urquell i, 9. 6. D ä m o n e n und Gottheit e n . Diese wunderbaren Eigenschaften, die dem B. anhaften, die guten wie die bösen, haben schon in alter Zeit den Glauben an im B. waltende Wesen veranlaßt. Die B.dämonen vermischen sich jedoch vielfach mit anderen: Wasserfrauen, die die Menschen besuchen und ihnen helfen, aber vor 1 2 Uhr zu Hause sein müssen, Wassermänner, die die Menschen schrecken und zu sich hinabziehen [der „ H a k e n m a n n " zieht Kinder mit einem Haken hinunter); solche, die auf dreimaligen Anruf das Wasser überlaufen lassen und der rufenden Person den Tod bringen, sind für den B. nicht bezeichnend (s. Wasserelben, Wasserfräulein, Wassergeist, Wassermann). Häufig herrscht hier auch die Vorstellung, daß Seen, Flüsse und B. durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind, so daß der B. für den Wassergeist nur ein Ausgang zur Oberwelt ist (vgl. Mörikes „Historie von der schönen L a u " ) . Die Tatsache spielt mit herein, daß von manchen B. unterirdische Gänge ihren Anfang nehmen. — Andere B.dämonen sind unterirdische Gottheiten, da der B. der Eingang zur Unterwelt ist (s. 8). Besonders deutlich wird dies bei Holda oder Holla (s. d.), in deren unterirdisches Reich es durch den B. geht und die auch Kinder schenkt (s. „ K i n d e r b . " ) . Bei Frischborn (Hessen) heißt ein B . „ F r a u - R o l l e - L o c h " (entstellt aus,, Frau-Holle-Loch") 5 1 ). Zum Wesen der Unterirdischen paßt auch das Weissagen der B.geister 5 2 ) (und der Wassergeister überhaupt, vgl. Hagen und die Meerfrauen im Nibelungenlied). — Und schließlich vermengen sich die B.geister öfters mit verwünschten Gestalten. Manchmal hüten sie auch Schätze, die schwer zu heben sind. Veranlassung
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zu diesem Glauben mögen mancherlei Funde gegeben haben; in Kriegszeiten wurde Geld und Gut, mitunter auch die Kirchturmglocke in B. und Seen versenkt (s. Schatz, Glocke). — Die B.gottheiten sind, dem nährenden, reinigenden und heiligenden Wesen des Wassers entsprechend, meist weiblich B3 ). Die badenden Jungfrauen sind ein Zeichen für gutes Heuwetter, d. h. die Nebel und Wolken haben sich gesenkt. Während diese auch an Flüssen und Seen zu Hause sind, gehören die waschenden Jungfrauen vielleicht enger zum B. „ D i e Handlung des Waschens selbst dieser geisterhaften Weiber ist von dem Plätschern des Wassers abgeleitet" S4 ). Der Nebel veranlaßt wieder die Vorstellung, daß sie ihre Leinenwäsche an den Nußhecken trocknen, wie beim Seileborn am Roteberg (Hessen) 5S ). — Altertümliche B.geister sind Tiere im B., Kröte, Krebs, Forelle u. a., die den B. rein halten 5 e ); giftige Dünste, die dem B. entsteigen, kommen von einem giftspeienden Lindwurm B 7 ) (s. Lindwurm; vgl. auch die Kröte im B. bei Grimm K H M . 29). — Böse B.geister sind auch die Frauen im B. in der Gegend von Merklin (Böhmen), die Fieber über die Menschen bringen. Will man sich davon befreien, so muß man das ausgezogene Hemd zu einer bestimmten Stunde der Nacht über das Dach werfen; gelingt dies auf den ersten Wurf, ist man fieberfrei, muß der Wurf wiederholt werden, so verliert sich das Fieber erst nach einiger Zeit. Man darf sich aber inzwischen nicht nachts im Freien blicken lassen, denn der Geist lauert einem auf, um sich zu rächen (beruht auf der Erfahrung, daß der Aufenthalt abends im Freien in Sumpfgegenden gefährlich ist) 58). — In manchen Gegenden nimmt es der B.geist übel, wenn man in den B. hineinblickt; er zieht einen hinunter 59 ), bedeckt einen mit einem Ausschlagoder schlägt einen über den Kopf 8 0 ) ; wer in Trachenberg (Schlesien) in der Christnacht um 1 2 Uhr in den B. sieht, wird von den Nixen hinabgezogen 61 ). Erwähnt sei hier noch der Mimirsb. der Edda, wiewohl es fraglich bleiben muß, wie viel davon auf alten Volksglauben zurückgeht.
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«) HessBl. 16, 22. «*) W e i η h o Id Quellen 28 f. «») Ebd. 17. ") Ebd. 22. ") HessBl. i6, 35. ") Ebd. 8 f. »') P a n z e r Beilrag 1,233 f. Andere solche Tiere : W e i n h o l d a. a . O . 2 5 ; Basilisk: M a i l l y Niederösterreich 27 Nr. 61. 5 , ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 330. ") M ü l l e r Siebenbürgen 34 f. «·) SAVk. 25, 50. el ) D r e c h s l e r 1, 23. 7. Η e i 1 i g e. Die christliche Kirche konnte diesen B.dämonen gegenüber zweierlei Stellung einnehmen: sie konnte sie bekämpfen oder durch Heilige ersetzen. Der heilige Remaclus vertrieb ein heidnisches Wasserweib aus einem B.®2). Meist ließ sich aber das V o l k seine B.geister nicht nehmen, und so treffen wir zahlreiche B.heilige, den heidnischen B.frauen entsprechend meist heilige Jungfrauen 63 ), neben bekannten Heiligen wie Hedwig, Walburgis u. a. zuweilen „drei J u n g f r a u e n " 64 ). Hier liegt die Beziehung nahe zu den drei Schicksalsschwestern, die am B. spinnen (vgl. auch die drei Nornen der E d d a an Mimirs B.). Im Salzburger L a n d und in Tirol verdrängten die Geistlichen die alten B.heiligen durch die Notre Dame de Lourdes 65 ). Die Muttergottes gibt Mariabrunn den Namen ββ ), sie tränkt die mutterlosen Kinder im Milchb. 87 ), sie sitzt mit dem heiligen Johannes im B. und geigt und spielt mit den Kindern ω ) . -
,s)
Rochholz
Drei
Gaugöttinnen
130.
•3) ZfVk. Ii, . 201. ") G r o h m a η η 47! W o l f Beitr. 2, 187. β6) M e y e r Baden 533. «·) W o l f Beitr. 2, 415. ·») S t ö b e r Elsaß I, 38 Nr. 57. M) W o l f a . a . O . 1, 165. 8. E i n g a n g in die Unterw e l t u n d H ö l l e . Die gewaltige, unheimliche Tiefe vieler B. vergrößert die Volksphantasie ins Ungemessene, die christliche K i r c h e verwandelt das unterirdische Reich, in das sie führen, in die Hölle und die unheimlichen Wesen, die dort weilen und durch den B. heraufkommen, in Teufelsgestalten. Das,.Schiffsl o c h " bei Nieder-Florstadt (Hessen) ist so tief, daß eine K i r c h e mit ihrem T u r m hineingehen soll e9) ; bei Volkartshain (Hessen) ist ein tiefer B. ; die Bauern schütteten einmal hundert W a g e n voll Steine hinunter, und man merkte nicht, wo sie hinkamen 70). In Ried bei Petersbrunn (Oberbayern) hat man einen B. so
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tief gegraben, daß die Arbeiter den H a h n krähen h ö r t e n 7 1 ) , in Graustein hörten die grabenden Arbeiter Gänse schreien 72 ). Der Escherb. in Kreutzendorf (Schlesien) ließ sich nicht zuschütten, in seiner grundlosen Tiefe sah man alle möglichen Gestalten 7 3 ) (s. auch unergründlich). Namen wie Erdmännlisbronnen 74 ), Wichtelb. 7 5 ), Doggelib. 7 β ) weisen auf die Unterwelt, Teufelsborn heißt ein B. in Zell (Hessen) 77 ), zahlreiche B. werden als Eingang zur Hölle betrachtet 7 8 ). In Holsterschlag in Böhmen entstiegen dem Kellerb. grünröckige Männer mit einem Pferdefuß, also Teufel 7 9 ). Der B. erscheint als „ h e l l e " in dem mhd. Gedicht „ R e i n h a r t F u c h s " 8 0 ) . ·») HessBl. 16, 10. *>) Ebd. 56. ") P a n z e r Beitrag 2, 135. sches Volkiïhum
n)
Schulenburg Wendi168. ™) Κ ii h η a u Sagen 3,
304 f. 'M Zimmernsche Chronik 4, 229. ") Zeitschr. f. hess. Gesch. 7, 210. '·) R o c h h o l z Sagen 1, 270. ") HessBl. i6, 59. W e i η h o 1d
Quellen
m a n n Sagen 167. 7 V. 910.
β0)
23 f.
»») G r o h -
Altdeutsche Textbibl.
9. E n t s t e h u n g s s a g e n . Die heilige Scheu, die man vor der Wunderk r a f t des B.wassers und den B.gottheiten und -heiligen empfand, veranlaßte mancherlei Sagen über Entstehung der B. Das Ä l t e s t e ist vielleicht, daß man sie durch den Blitz des Himmels ins Dasein treten läßt, dann ist es der Speer oder S t a b eines Helden oder Heiligen, der die Quelle hervorsprudeln läßt, auch durch Gebet entsteht sie, manchmal auch durch den Hufschlag eines Rosses oder eines anderen Tiers; ein Drache wühlt sie auf, eine T a u b e läßt einen Tropfen aus dem Schnabel fallen, der den Fels aushöhlt und mit Wasser anfüllt. Meist veranlaßt Wassersnot die Entstehung, mitunter ist sie ein göttliches Zeichen zur Bestätigung einer T a t s a c h e 8 1 ) . Hervorgerufen sind solche Sagen ζ. T. wohl auch durch die , , B . s c h m e c k e r " 82 ); schon die Alten spürten Quellen durch magische Mittel auf; es ist nicht immer die Wünschelrute (s. d.). 81) Zahlreiche Belege für all diese Sagen bei W e i η h o 1 d Quellen 4 ff. 82) SAVk. 3, 174.
10. K u l t i s c h e B r ä u c h e und V e r e h r u n g . Die Heiligkeit des B.s
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v e r a n l a ß t verschiedene B r ä u c h e . Die ungeheure W i c h t i g k e i t , die der B . seit alters f ü r Mensch und Vieh, f ü r die g a n z e Siedl u n g hat, m a c h t es zur P f l i c h t , f ü r seine R e i n h a l t u n g zu sorgen. D a h e r f i n d e n alljährlich B.reinigungen s t a t t , meist zu P f i n g s t e n oder zu Johannis 83 ), im s c h w ä bischen R o t t e n b u r g a m D i e n s t a g nach T r i n i t a t i s ; dort m u ß t e der z u l e t z t in die N a c h b a r s c h a f t G e k o m m e n e in den B . steigen und helfen a u s p u t z e n ; w a r e n mehrere neue N a c h b a r n da, so w u r d e gelost, jeder B . n a c h b a r s t i f t e t e einen K r e u z e r , ein T r i n k g e l a g e Schloß sich an 84 ). A n d e r s wo tun es die j u n g e n L e u t e : die B u r schen reinigen die B . und streuen S a l z hinein, die j u n g e n M ä d c h e n müssen dann mit ihren S c h ü r z e n den B u r s c h e n die F ü ß e a b t r o c k n e n 8 5 ) . Die M ä d c h e n entfernen mit ihren H ä n d e n den S c h l a m m (in Böhmen 8 6 ) und in der Eifel) 8 7 ). A n den beiden S o n n w e n d e n wird der B. b e d e c k t , d a ß ihn der D r a c h e nicht v e r g i f t e oder verunreinige 8 8 ), auch bei Sonnenfinsternissen, weil w ä h r e n d dieser Z e i t G i f t fällt 8 9 ), und bei Mondfinsternissen 9 0 ). Weiterhin m u ß der B . g e s c h ü t z t werden gegen böse Geister, die das W a s s e r unrein und schädlich m a c h e n f ü r Menschen und V i e h , in den Z w ö l f t e n : man s c h i e ß t in der Christnacht und S i l v e s t e r n a c h t ein F e u e r gewehr in den B . a b 9 1 ). In den s y n o d a l e n S t a t u t e n der Diözese v o n M e a u x heißt es: „ D i e Quellen sollen durch einen Riegel verschlossen und b e w a c h t werden w e g e n der Z a u b e r e i " 9 2 ) . A u c h F e u e r b r ä n d e w i r f t man in der C h r i s t n a c h t in den B . z u m S c h u t z gegen H e x e n , oder ein n a c k t e s Mädchen wird hinabgelassen und w i r f t Stahl und Feuerstein hinein, u m das H a u s gegen B l i t z zu s c h ü t z e n 9 3 ) . Der B . versiegt, wenn eine „ u n r e i n e " F r a u daraus s c h ö p f t : w ä h r e n d sie in der P e r i o d e ist 9 4 ), w ä h r e n d der S c h w a n g e r s c h a f t 9 5 ) , in den sechs W o c h e n n a c h der Niederk u n f t 9 6 ) ; im V o i g t l a n d m u ß sie v o r h e r ein kleines G e l d s t ü c k h i n e i n w e r f e n 9 7 ) , andernorts drei B r o t r i n d e n 9 S ) oder eine H a n d v o l l Salz 99) ; das W a s s e r wird rot, wenn die W ö c h n e r i n s c h ö p f t 10°), es bek o m m t U n g e z i e f e r 1 0 1 ) , sie selbst wird a u ß e r d e m lausig 102 ), das K i n d wird ein
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B e t t n ä s s e r 1 0 3 ) . — „ W e r in eine Quelle s p u c k t , speit d e m lieben G o t t ins Ges i c h t " 1 M ) . K i n d e r dürfen keine Steine in den B . werfen, „ d e n n es ist G o t t e s A u g e d a r i n " 105 ). A u c h sonst w i r d A c h t u n g v o r der Heiligkeit des B . s v e r l a n g t . W e r dem B . in G l o t t e r b a d „ W a s s e r " sagte, m u ß t e ein F u d e r W e i n zahlen l o e ). W i e vielerorts dem V i e h , wird in Schlesien d e m B . der T o d des H a u s h e r r n a n g e s a g t 1 0 7 ) . Eine neu a u f z i e h e n d e M a g d m u ß in den B . sehen, u m recht lange bei der H e r r s c h a f t zu bleiben 1 0 8 ). — D e m B . d ä m o n m ü s s e n O p f e r g e b r a c h t werden, d a ß er keinen S c h a d e n a n r i c h t e t und weiterhin G u t e s spendet. Selten f o r d e r t er alljährlich ein Menschenopfer, w i e der B . a m Mainzer T o r in F r i e d b e r g 109 ) ; sonst v e r l a n g e n dies F l u ß g e i s t e n Gelegentlich h a b e n wir noch die A b l ö s u n g des Menschen d u r c h ein T i e r 1 1 0 ) ; w e n n der überquellende B . durch ein s c h w a r z e s Tier, das hineing e w o r f e n wird, sich beruhigt, k l i n g t wied e r u m der G l a u b e an die U n t e r i r d i s c h e n an (s. a u c h Menschenopfer, Tieropfer, Wasseropfer). Bei der V e r n i c h t u n g des H e i d e n t u m s in B ö h m e n w u r d e n ausdrücklich die O p f e r am B . v e r b o t e n , die man zu F r ü h l i n g s b e g i n n d a r z u b r i n g e n p f l e g t e 1 U ) . — Die H a u p t s o r g e ist, d a ß der B . nicht versiege. D e s h a l b w i r f t man Geld hinein a m heiligen A b e n d l l z ) und zur W i n t e r s o n n e n w e n d e 1 1 3 ) , die W ö c h nerin t u t es beim K i r c h g a n g 1 1 4 ) , und w e n n sie z u m erstenmal z u m B . g e h t 1 1 5 ) . S o n s t s p e n d e t m a n Speisen. I m B ö h m e r w a l d steckt man am Fasttag vor dem Weihnachtsfest B r o t in die B.röhre, dann g e h t das W a s s e r das g a n z e J a h r nicht a u s 1 1 6 ) ; in den neugegrabenen B. w i r f t m a n S a l z 1 1 7 ) , ebenso in den B . zur O s t e r z e i t 1 1 8 ) , a n Weihnachten S a l z 1 1 9 ) , B r o s a m e n 12 °), 1 2 1 Honig ), v o n j e d e r Speise einen L ö f f e l voll auf einem besonderen T e l l e r 1 2 2 ) ; auf K ä s e o p f e r weisen N a m e n wie „ K ä s e b . " 1 2 3 ). Teilweise v e r m i s c h t sich bei diesen B r ä u c h e n die O p f e r h a n d l u n g mit einer Z a u b e r h a n d l u n g . — A n der H o c h zeit w i r f t bei den Esten die B r a u t Geld und B ä n d e r in den B. 1 2 4 ), in B u l g a r i e n speit sie eine M ü n z e h i n a b und s c h ü t t e t Hirse hinein 125 ) ; bei T a u b e r b i s c h o f s h e i m
1683
Brunnen
wirft die Hebamme ein Stück Zucker in den B., damit die Frau ein Kind bekommt {Kinderb. !). — Auch zwecks Heilung von Krankheit müssen dem B. Opfer gebracht werden: neben Geld häufig Metallgegenstände, besonders gebogene Nadeln, die an die Fibeln erinnern, die den Nymphen geopfert wurden 126 ), dem Quell des heiligen Quirinus getrocknetes Schweinefleisch gegen Augen- und Hautkrankheiten 1 2 7 ). Bei Krankheiten kommen öfters noch andere Bräuche in Frage. In Unterfranken wird der Fieberkranke zur Ader gelassen, ein reines Tüchlein mit dem Blute benetzt und in den B . gelegt: so wird das Fieber des Kranken gekühlt 128 ). Hat eine Wöchnerin keine Milch, netzt eine alte Frau ein Weizenkringel des Morgens an drei B., wobei sie nicht reden darf, damit die badenden Nymphen sie nicht gewahren. Dies Weizengebäck ißt die Wöchnerin, damit ihre Milch fließe wie das Wasser vom Β. 1 2 e ). — Hierher gehören auch die vielen Brunnenwallfahrten und der Umgang um den B . : dreimal (auch sechs-, neun- oder zwölfmal) muß der B. umgangen oder umritten werden von Osten nach Westen l 3 0 ), drei Vaterunser werden dabei gebetet 1 3 1 ), dreimal wird der Mund dabei voll Wasser genommen. Wer die Wallfahrt in Stellvertretung übernimmt, wäscht sich den Körperteil, an dem der Kranke leidet 1 3 2 ). Die Kranken hängen Kleidungsstücke (wohl die des kranken' Körperteils) an Bäume und Büsche und lassen sie zurück 1 3 3 ). — Auch Zaubersprüche werden am B. gesprochen zur Behebung von Krankheiten: gegen Fieber 1 3 4 ), gegen Zahnschmerzen (das Zahnweh soll in den B . fallen) 1 3 5 ); ein krankes Roß wird bespritzt und besprochen 13β ) (s. auch Heilzauber). Treibt der Hirt am Pfingsttage zum erstenmal das Vieh auf die Weide, führt er es erst zum B. und schreit ihm ins Ohr: „ K o m m t wieder nach H a u s ! " 137 ). Oder er betet mit abgezogenem Hut am B . 1 3 8 ) . — Auch der Dorf- oder Stadtb. wird an vielen Orten umwandelt und umritten (wie die Heilquelle, s. o.), und zwar an Neujahr,· Fastnacht, Pfingsten 138 ) ; manchmal auch
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beim Kirchweihfest 1 4 0 ). Es handelt sich hier um einen Fruchtbarkcitszauber, der — in Oberdeutschland ζ. T. bis in die Gegenwart — mit der B.tauche verbunden ist, einem alten Regenzauber (s. d. u. Wasserguß). Zwei ledige Burschen oder der jüngstverheiratete Mann mußten am Aschermittwoch in den Marktbrunnen springen, dann rannten sie unter die Menge und küßten einige Mädchen 1 4 1 ). In Scheer und Sigmaringen wurden an Silvester oder am Fastnachtmontag die im letzten J a h r e Neuvermählten in den B . getaucht 1 4 2 ). Als Gesellentaufe finden wir den Brauch in Bayern: die freigesagten Gesellen waschen so alle Unarten der Lehrlinge von sich ab 143 ). Am Aschermittwoch springt der Fastnachtsnarr in den B. (in Waldshut bis 1869 üblich); heute wird vielfach statt dessen eine Strohpuppe verbrannt oder ersäuft (am Montag nach Aschermittwoch geschah dies in Zürich) 1 4 4 ) (s. Fastnacht begraben); der „Pfingstdreck" in St. Georgen mußte in allen B.trögen ein Bad nehmen. Eine Spur der B.tauche hat sich in dem Hildesheimer Maigrafenritt „über den B . " noch erhalten 1 4 5 ). — Ein anderer Fruchtbarkeitszauber ist das B.schmükken. Im M a i 1 4 e ) oder an Ostern 147 ) oder an Pfingsten 148 ) wird der B. mit Blumen und Kränzen geschmückt, ein Baum wird an Neujahr 140 ) oder am I. Mai auf den B.rand gesteckt 15 °) ; mancherorts wird das Vieh am 1. Mai aus dem bekränzten B. getränkt 1 S 1 ). Die Fruchtbarkeit des Baums soll auf den B. übertragen werden, daß das Wasser nicht versiegt (s. Maien). — Aus B.reinigen, B.tauche und B.schmücken sind somit vielerorts B.feste entstanden, die heute noch vielfach bestehen, ohne daß die Bräuche noch verstanden werden. Bisweilen finden sie bei der Wahl des neuen B.herrn statt, und das anschließende Gelage, manchmal verbunden mit nachfolgendem Tanz, ist die Hauptsache geworden 1 5 2 ). 83 ) W e i n h o l d Quellen 34. " ) B i r l i n g e r 8ä Volksth. 2,205. ) ZfVk 7, 93. " ( G r o h m a n n 52. «') S c h m i t ζ Eifel ι, 99. ββ) W o l f Beiträge 2, 387.
βί
) Panzer
Beitrag 2, 3 1 5 ;
W u t t k e 301 Nr. 442; G r o h m a n n 28. e3 ) S a r t o r i 2, 27. ") B a r t s c h Mecklen-
Brüste—brüten
1685 burg 2, 226. 244. ") S e l i g m a n n
1, 237.
") W u t t k e 68 § 78; ZfVk. 4, 402; S a r t o r i 3, 232.
M
) Β i r 1 i η g c r Aus
Schwaben
1, 192. t5) W u t t k e 376 § 571 ; H ö h n Geburt Nr. 4, 258. ,0) P a n z e r a.a.O. I, 259; Κ ü h η a u Sagen 2, 690. ") K ö h l e r Voigtland 437. ") W u t t k e 379 § 576. ") D r101 e c h s l e r i, 204 f. 10!>) HessBl. 16, 28 f. ) B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 3. 21. 102 ) L a m m e104r t 173. " 3 ) H ö h n a. a. O. Nr. 4, 266. ) R o c h h o l z Drei Gaugôttinnen 131. 10105) W u t t k e 14 § 12. l o eΙ0β)Meyer Baden 569. ') D r e c h s l e r 1,291. ) Ebd. 2, 149. 1M) HessBl. 16,21. ηο) L i e b r e c h t ul Zur Voìksk. 335. ) Vgl. G r o h m a n n 74 f. 113 ,la ) J o h n Erzgebirge 163. ) Grohmann 50. 114) J o h n a. a. O. 65. I15) W u t t k e 293 § 429; K ö h l e r Voigtland 419. "•) S c h r a m e k Böhmerwald 114. ' " ) S a r -
t o r i 2, 27. "·) Β i r 1 i η g e r a. a. O. 2, 82. "·) S c h r a m e k a. a. O. 116. "") J o h n Westböhmen 16.
m
) Drechsler
1, 40;
S a r t o r i 2, 27. m ) G r o h m a n n 50. ,23 ) S e p p Sagen 331; R o c h h o l z a.a.O. 6. 124) W u t mt k e 292 § 428. m ) M e y e r Baden 11. ) W e i n h o l d a.a.O. 60. »') Ebd.13 41. »") L a m m e r t 198. 12β) ZfVk. 4,146. °) Sé b i l l o t 2,245.295; M o o r e in: F L . 5, 224.
131
) Müller
Siebenbürgen
216. 132) Sé b i l l o t 2,277.134 133) Η o v o r k a u. Kl35 r o n f e l d ι, 268. ) Grohmann 163. ) W u t t137 k e 3365501. 13e) D r e c h s l e r l3S2, 114. ) K u h n u.13 S c h w a r t z 389. ) M e y e r Baden 138. ») Κ η u c h e 1 Umwandlung 90. 14°) M a n n h a r d t 1,430. ul
) B i r 1 i η g e r Volksth. 2, 30 fi. " ! ) M a n n -
h a r d t 1,488. 143) P a n z e r a.a.O. 1,229. 144 ) V e r n a l e k e n Alpensagen 364. 145 ) M a 147 n n h a r d t 1,377. "') SAVk. 2, 16 f. Ι4β i l , 36. ) S a r t o r i 3, 14152. ) Meyer a. a. 0.157; ZfVk. 14, 421. ·) M a n n h a r d t 1M ι, 241. ) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 70. >") M e y e r a. a. O. 220. 152) W o l f a. a. O. ι, 229 f.; NddZfVk. 4, 245 ff. Hünnerkopf. Brüste 1 ). Volle B. werden gerne gesehen; im Niederbayrischen 2 ) wendet man, um solche zu bekommen, Weihwasser an; im Österreichischen 3) stellen sich Mädchen, die vollbusig werden wollen, nachts bei Vollmond unverhüllt ans Fenster und sagen: „Herr Man (Mond) Schein mei Brust an, Daß 's wird wie ein Essigkrug, Hab i mei Lebtag Brust genug." Die Brustdrüsenentzündung gehört zu den gefürchtetsten Erkrankungen von Wöchnerinnen. Es wird geraten, den rechten Schurzzipfel oben in das Schurzband zu stecken oder Milch aus der Brust
1686
auf ein heißes Bügeleisen zu träufeln 4 ). Bei Brustschwellungen (Einschuß) soll der Mann früh morgens einen Feldstein nehmen, dreimal das Kreuzzeichen über die B. machen, dann den Stein wieder genau einsetzen, wie er vorher lag 5 ). Gegen Brustwarzen verwendet man im Ennstal sog. Menschenschmalz, d. h. aus Frauenmilch bereitete Butter 6 ). Bei Wochenbettfieber glaubt man in Bayern, „daß die Spinn der Kranken zum Kopf gestiegen sei" 7). Häufig findet man V o t i ν b. (s. Votiv) in Wallfahrtskapellen 8 ). ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 606. P o l l i n g e r Landshut 248. ») ZföVk. 3, 7. H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 606. ) W u t t k e § 495. ·) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 607. ') Ebd. «) A n d r e e
s ) 4 ) 6
Votive 117.
Stemplinger.
brüten. Von Bedeutung ist der Tag, an dem man die Henne ansetzt. Am Ostermorgen zwischen II und 12 Uhr gesetzte Eier geben Hühner, die jedes Jahr die Farbe wechseln, Gründonnerstag gesetzte geben bunte Hühner '). Die Küken gedeihen gut, wenn man die Eier an einem Kirchtag unterlegt 2), am Sonntag während des Läutens 3 ), zwischen 11 und 12 Uhr, wenn der Pastor den Segen spricht 1 ), wenn die Leute die Kirche verlassen 5) : solche Hühner laufen nicht auseinander®). Günstig ist es, Hennen Freitag mittags 11 Uhr 7 ) oder an allen Wochentagen von II bis 12 Uhr anzusetzen 8 ). Morgens um 6 Uhr und mittags um 12 Uhr gesetzte Eier geben lauter Hennenküken 9 ). Der Sophientag gilt als günstig, der Valentinstag als ungünstig für den Brutbeginn 10). Man muß die Eier bei neuem 1 1 ) oder wachsendem Lichte ansetzen 12) und zwar in ungerader Zahl 1 3 ), dann gibt es mehr Hennen- als Hahnenküken 14). Bevor man die Henne setzt, muß man die Eier in eine Mütze, am besten die eines Juden, legen 15 ). Will man Hühner mit einem Schöpf haben, muß man beim Ansetzen einen hohen Hut tragen 16) oder der Henne einen solchen wie auch eine große Mütze aufstülpen 1 7 ). Legt man einen Reifen um das Brutnest, so nehmen die Küken später keinen Schaden 1 8 ). Wenn man Eier setzt, darf man bei Tisch
Bryonia—Buch
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nicht davon reden, sonst kommen sie nicht aus l e ). Will man mehr Hennen als Hähne haben, so muß man das Brutnest von Stroh machen, das man aus einem Frauenbett zieht, in einem Neste von Männerbettstroh ausgebrütetes Geflügel wird männlich 20 ). Aus einem Neste, auf dem eine Gans brütet, darf man keinen Strohhalm ziehen, sonst verderben die E i e r 2 1 ) , wie man überhaupt Geflügelnester nicht mit der Hand berühren darf, weil sonst die Hennen nicht hineingehen 22 ). Der brütenden Gans wird Quendel untergelegt 2 3 ). Besonders empfindlich ist die keimende Frucht gegen Lärm. Wo das Geflügel brütet, darf nicht mit Peitschen geknallt und mit Wagen gerasselt werden 2 4 ). Während des Gewitters stellt man einen großen Kessel neben die Nester, der den Schall auffangen soll 2S ). In der Brutzeit darf kein Nagel in die Wand geschlagen werden und ist alles Schießen verboten 26 ). Hühner b. leicht, wenn man sie mit den Resten füttert, die nach der Frühlingssaat im Sack bleiben 27 ). ') H e c k s c h e r Hann. Volksk. i , ') S ρ i e ß Fränkisch - Hennebergisch
§ 79. 152.
') J o h n Erzgebirge 234. *) F o g e l 183. 5 ) D r e c h s l e r 2, 87; G r i m m Myth. 3, 18. ·) H e c k s c h e r Hann.Vk. ι, § 79.
') B i r l i n g e r
Aus Schwab. 1 , 473.
*) F o -
g e l 183. e) Ebd. 180. ") D r e c h s l e r 2, 87; J o h n Westböhmen 216. n ) G r o lim a n η 141; D r e c h s l e r 2, 88. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 150. u ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 5 9 ;
Schmitt
Hetlingen 1 5 ;
Alemannia 27,241; F o g e l 183. " ) J o h n Erzgebirge 234.
ll
) Τ o e ρ ρ e η Masuren
ιοί.
" ) R e i s e r Allgäu 2,79; D r e c h s l e r 2, 88. ») D r e c h s l e r 2, 88. le) Ebd. 2, 85. ") F o g e l 183. 20) B a r t s c h Mecklenburg 2, 159; D r e c h s l e r 2, 88. " ) G r o h m a n n 140. " ) F o g e l 180. " ) G r o h m a n n 140; D r e c h s l e r 2,88. " ) H e c k s c h e r 124, 369; B a r t s c h Mecklenburg 2, 158. " ) H e c k s c h e r 370. ··) Ebd. 370 = Birlinger Aus Schwaben 1, 403. *') M e y e r Baden 411. Heckscher. Bryonia s. Z a u n r ü b e . Buccomantie (Mundwahrsagung, bucca = Mund). Eine um die Mitte des 19. J h s . von dem Zahnarzt Rogers nach antikem Muster geprägte Bezeichnung f ü r „die Kunst, die Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft eines Menschen auf Grund der Betrachtung seines Mundes zu erkennen", also einer Unterabteilung der Physiognomonik *). ') William R o g e r s La Buccomancie (Paris 1851); nach dem Französischen bearb. von H. G a u ß (Weimar 1853, mit Abb.) Boehm.
Buch.
I. Neben der Bibel (s. d.), dem Gebetund Gesangb. (s. d.) spielt auch das gewöhnliche B. eine Rolle in Glaube und Brauch des Volkes; es ist in manchen Fällen einfach an die Stelle derselben getreten. So legt man gegen das Berufen in Siebenbürgen ein B. in die Wiege unter das Hauptkissen des Kindes; es hilft auch gegen den Alp x ). Gegen Krankheit steckt man die ererbten (handschriftlichen) Hefte (Büchlein) mit Rezepten und Segen dem Patienten unter den K o p f 2 ) . Das Beisichtragen von Zauberbüchlein (wie ζ. B. des Geistlichen Schildes) sichert „ v o r allen Feinden, sie seien sichtbar oder unsichtbar und auch den, der dieses Büchlein bei sich hat, der kann ohne den ganzen Fronleichnam J e s u Christi nicht ersterben, in keinem Wasser ertrinken, in keinem Feuer verbrennen, auch kann kein unrecht Urteil über ihn gesprochen werden" 3 ). — Meist verwendet man jedoch heute die heiligen Bücher (Bibel, Gebetund Gesangb.), wenn man sich gegen Gefahr schützen oder Unheil abwehren will, mit dem gewöhnlichen B. (oft muß es aber ein „ E r b b . " sein) verfolgt man andere Zwecke: In Westböhmen steckt man vor dem Gang zur Taufe zwei Messer oder zwei Gabeln oberhalb der Tür in den Türstock und legt ein B . darauf; dann lernt das Kind leichter lesen 4 ); die Siebenbürger glauben, daß ein Kind gelehrig wird, wenn man ihm ein B. unter das Köpfchen legt oder wenn man ihm einen Brief in sein Häubchen steckt 6 ); in Pommern lassen die Angehörigen das neugeborene Kind bald nach der Geburt in ein B. sehen; dann lernt es später sehr gut 6). Das erste B . soll ein Kind von seinen Paten bekommen 7 ). Das sind zweifellos sekundäreAbwandlungendes ursprünglichen Schutzmittels. — Weit verbreitet ist der Glaube, daß, wenn man
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Buchdrucker
etwas auswendig lernen will, man abends das B . unter das Kopfkissen legen müsse 8 ). Läßt man ein B . nachts offen liegen, so vergißt man alles, was man daraus gelernt hat"). — Schon die Rockenphilosophie 1 0 ) erklärt: „Wenn ein Bräutigam seiner Braut ein B . kauft oder schenkt, so wird dadurch die Liebe verblättert"; der Glaube ist noch heute weitverbreitet u ) . — Kirchlich gelehrten Ursprungs, aber volkstümliche Übung geworden, ist das dem Bibelorakel (s. d.) entsprechende B. orakel, das uns aus dem MA. 1 2 ) und der Neuzeit 1 S ) viel belegt ist: man öffnet wahllos ein B . und glaubt aus dem, worauf das Auge zuerst fällt, die Zukunft zu erkennen. — Wie Erbbücher (Bibel, Gebetb.) so dienen auch gewöhnliche oder aber Zauberbücher zur Entdeckung eines Diebes: man nahm im obern Nahetal ein B . und ging morgens vor Sonnenaufgang ins Freie, schlug dann in dem B . Blatt für Blatt herum und nannte bei jedem Blatt den Namen eines des Diebstahls Verdächtigen. Sobald der Name des wirklichen Diebes genannt wurde, schlug das Blatt von selbst herum, wenn sich auch sonst kein L ü f t chen regte u ) . 1 ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 260 Nr. 3; S e l i g m a n n Blick 2, 302. *) S e y f a r t h Sachsen 149. ») Geistl. Schild. 170 f. *) J o h n Westböhmen 263. 5) H i l l n e r Siebenbürgen 52 Nr. 1 7 ; vgl. auch R o c h h o l z Kinderlied 282; H ö h n Geburt 278; F o g e l Pennsylvania 37 Nr. 46 ff. ·) Urquell 5 (1894), 279. ') F o g e 1 3 7 Nr. 45 ff. ·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 1 4 Nr. 1 5 3 6 ; S t r a c k e r j a n 1, 1 1 4 ; D r e c h s l e r 2 , 2 6 7 ; Urquell 1 (1890), 165 Nr. 59; S a r t o r i Sitte u. Brauch i , 45 ; F o g e 1 Pennsylvania 360 Nr. 1920; L a m m e r t 92. ·) F o g e 1 a. a. O. 365 Nr. 1 9 5 3 ; vgl. L i e b r e c h t Ζ. Volksk. 3 3 1 Nr. 159 (Norwegen). 10) 106 Nr. 83 = G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 80. " I P a n z e r Beitrag 1, 261 Nr. 72; K ö h l e r Voigtland 438; D r e c h s l e r ι, 232. " ) ZfVk. i l (1901), 277 f.; MschlesVk. 21 (1919), 83 f. Nr. 19. " ) W u t t k e 242 § 349. " ) ZfrheinVk. 2 (1905), 298.
2. In einer unterfränkischen Schatzsage gesteht der schatzhütende Geist: ,,Den Schatz kann nur derjenige heben, welcher das B. d e s L e b e n s mitbringt und anwendet; das wird im Kloster der schwarzen Karmeliter in Würzburg
1690
aufbewahrt." Weil aber die Karmeliter das B . nur gegen ein P f a n d von zehntausend Gulden herausgeben wollten, die Schatzgräber aber diese Bürgschaft nicht leisten konnten, ist der Schatz noch heute ungehoben 1 5 ). Nach Cäsarius von Heisterbach (VII, 38) halten Enoch und Elias das B . des Lebens; wird die letzte weiße Seite desselben gefüllt, so ist der Untergang der Welt gekommen l e ). In einer niedersächsischen Sage besitzt der Teufel ein B . des Lebens 1 7 ). » ) ZfdMyth. ι (1853), 3 0 3 t . ») K a u f m a n n Caesarius 142. " ) H a r r y s Sagen Niedersachsens Nr. 33. Über das Buch des L e bens vgl, H a s t i n g s 2, 792 ff. ; G u η k e 1 Märchen 104.
3. Die grüne J u n g f e r auf dem Mausberge kann nur erlösen, wer das B . lesen kann, das ihre und des Schlosses Geschichte enthält. Doch ist es in so alter Schrift geschrieben, daß noch niemand es zu lesen vermochte. Wenn aber einst jemand das B . wird lesen können, so wird sich das Schloß aus dem Berg auf den Gipfel desselben heben und die J u n g f e r wird erlöst sein 1S ). Bergentrückte haben oft ein B . bei sich 19 ). Über vom Himmel gefallene Bücher s. Himmelsbriefe. ") S o m m e r Beiträge 2, 70.
Sagen 17 Nr. 12. " ) W o l f Bächtold-Stäubli.
Buchdrucker (Schriftgießer und Schriftsetzer). Bei den B.n hat sich noch ein Rest der alten Gesellenweihe *) erhalten, die seit dem MA. in vielen Handwerken üblich war und die letzten Endes auf uralte, primitive Jünglingsweihen zurückgeht. Es ist dies das sog. „ G a u t s c h e n " wobei der Lehrling nach Beendigung seiner Lehrzeit von den in derselben Offizin arbeitenden Gesellen in einem mit Wasser gefüllten Gefäß oder mittels nasser Schwämme gründlich befeuchtet wird. Zur Bestätigung wird ihm ein sog. „ G a u t s c h b r i e f " ausgestellt, den (der Prinzipal und) alle Gehilfen unterzeichnen, wofür der neue Geselle ihnen einen Trunk spenden muß. In früherer Zeit wurde die Aufnahme in den Gesellenstand von einem Spiel, der „Depositio cornuum" 3 ), begleitet, wofür
1691
1692
Buche
aber in diesem Falle nicht der verwandte Handwerksbrauch, sondern die akademische Deposition, der sich die jungen Studenten an der Universität unterziehen mußten, das nächste Vorbild abgab. Diese Beeinflussung erklärt sich aus den Beziehungen der B., denen eine gewisse Bildung und die K e n n t n i s der alten Sprachen nicht fehlen durften, zu den Universitätskreisen. Angehörige dieses Berufes waren an den Hochschulen eingeschrieben, und heute erinnert noch der Titel Universitätsb. an diese Verbindung. Der j u n g e Geselle, der nach seinem mit Hörnern versehenen H u t „ C o r n u t " (Gehörnter) genannt wurde, mußte erst eine Reihe grotesker und beschämender Zeremonien über sich ergehen lassen, bevor er der A u f n a h m e in den neuen Stand würdig erachtet wurde. W i e bei anderen derartigen Bräuchen sollte er durch fingiertes Behauen, Behobeln, Befeilen, Haar- und Bartscheeren, Zahnreißen, durch Ohrfeigen, Abschlagen des Cornutenhutes, Beichte und T a u f e symbolisch zu einem neuen Menschen gemacht werden. A u s dem 17. und 18. Jh. sind mehrere Depositionsspiele f ü r B. erhalten, von denen das älteste aus dem Jahre 1621 v o n dem Danziger B. Paulus de Vise stammt, nach welchem der Dichter Joh. Rist sein S t ü c k v o n 1655 verfaßte. D a ß die B . k u n s t einst v o n einem gewissen Nimbus umgeben war, zeigt die früher allgemeine Verwechslung des Mainzer B.s Joh. F u s t mit Dr. Joh. Faust, wovon sich (neben der Beziehung auf die B.schwärze) die scherzhaften Bezeichnungen Schwarzkünstler und schwarze K u n s t für die B. und ihre Tätigkeit herleiten dürften 4 ). ι *) Z . B . die Lehrlings- u n d Gcsellenweihe zünftiger H a n d w e r k e , das Hänseln der K a u f und F u h r l e u t e , die W e h r h a f t m a c h u n g der Jäger v g l . S c h a d e W e i m a r . J a h r b u c h 4, 258 fr.; 6, 292 f f . ; O t t o D. altd. Handwerk* 1 1 3 ff. «) S c h w e i z V k . 7, 17 f f . ; W . F a b r i c i u s Die akad. Deposition 1895, 65 A n m . ' ) S c h a d e a. a. O. 6, 369 ff. ; G ä d c r t z A k a d . B l ä t t e r 1884, 385 ff. ; F a b r i c i u s a. a. O. ; Κ 1 e η ζ Die deutsche Druckcrsprach'e 1900, 62 ff. «) Κ l e n z a . a . O . 96. Schömer.
B u c h e (Rot-, W a l d b . ; Fagus silvatica). 1. B o t a n i s c h e s . Die B., leicht kenntlich an der glatten silbergrauen Rinde, hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im westlichen Europa (etwa bis zur Linie Königsberg-Kaukasus). In der Urzeit war sie wegen ihrer ölhaltigen Früchte (Bucheckern) ein wichtiger Nahrungsbaum. Schon in der vorgeschichtlichen Zeit hat sich die B. auf Kosten der Eiche weit ausgebreitet *). Die Rotb. darf nicht mit der zu den Birkengewächsen gehörigen Weißb. (Hainb. ; Carpinus betulus), die etwas gefaltete, am Rande scharf gezähnte Blätter hat, verwechselt werden 2 ). ') H o o p s Reallex. Kräuterb. 88. 97.
1, 344.
*) M a r ζ e 11
2. Die Sage kennt verschiedene wunderbare B.n, so Η e χ e η b. η, unter denen die Hexen tanzten 8) und Blutb.n (botanisch ist darunter die var. purpurea mit rötlichen Blättern zu verstehen) *). Unter der Zauberb. in Unter-Seeland (Kärnten) wurde den Vorübergehenden allerhand Schabernack angetan 6 ). A u c h in der christlichen Legende spielt oft die B. eine Rolle (Wallfahrtsort, heiliger B a u m usw.) ·). In Westfalen ist die B. der „ K l e i n k i n d e r b a u m " (vgl. Esche), aus dem die kleinen Kinder geholt werden 7 ). Vielleicht schimmert hier noch die Anschauung von der B. als einem F r u c h t b a u m durch, vgl. die Volksmeinung in der Franche-Comté: W e n n es viele Bucheckern gibt, wird es viele uneheliche Kinder geben 8 ) (s. Hasel). Gehört auch der Glaube hieher, daß neugeborenen Mädchen, die in einer buchenen Wanne gebadet werden, später einmal die Männer sehr nachlaufen (Stettin) 8) ? Oder denkt man an einen »Vergleich der glatten glänzenden Buchenrinde mit der H a u t der Mädchen ? ·) Z.B. Meier Schwaben 195. 1 H e i · z o g Schweizersagen 1, 2 5 1 ; S c h w c i z l d . 4, 982. ») G r a b e r Kärnten 21. «) H ö f 1 e r Waldkult 73 f f . ; S c h ö p p n e r Sagen i , 274; G r e d t Luxemburg 273. 278. ') Urquell 5, 287; S c h e l l Berg.Volksk. 108; S a r 1 o r i Westfalen 77. β) Β e a u q u i e r Faune et M-lei e 2, 63. ·) Urquell 5, 279.
3. W e i t verbreitet ist der Volksglaube, daß die B.n nicht v o m B l i t z getroffen
Buchfink—]-Buchsbaum
1693
werden, und daß man sich daher bei einem Gewitter unter einer B. unterstellen könne („doch die Buchen m u ß t du s u c h e n " ) 1 0 ) . Es ist übrigens durch die wissenschaftlichen Untersuchungen des Botanikers E. S t a h 1 u ) festgestellt, daß die Β. (ζ. B. im Gegensatz zur Eiche) v o n starken Blitzschäden meist verschont bleibt. Besonders die B.n (vgl. Birke), die an Fronleichnam zum Schmuck der A l täre gedient haben, sollen vor Blitz schützen 12 ). ··) Z . B . G r i m m Myth. 3, 64; Schweizld. 4, 980; ZfrwVk. 1908, 227; M a r ζ e 11 Bayer. Volksbot. 138; ebenso in den Ardennen und in Lothringen: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 381. '·) Die Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten 1912, 52 " ) R e i s e r Allgäu 2, 147;
Andrian
AUaussee 125.
4. Ein B.nblatt mit Τ bezeichnet 1 S ), einem Menschen oder Vieh eingegeben, heilt allen Schaden und schützt vor Behexung 14 ). K n i e t man an Weihnachten während der Mitternachtsmesse auf ein neues buchenes Stühlchen, worauf noch niemand kniete, so sieht man die Hexen 1 5 ) (vgl. neunerlei Holz). H a t das Vieh Läuse, so besiebt man es mit gebrannter Zwölften-B.nasche 1β ). ") Τ als Schutzmittel vgl. A n d r e e E y sη
Volkskundliches
Volksfeste 118.
'·) Bartsch
65. " ) Μ o η t a η u s
" ) JbElsaß-Lothr.
Mecklenburg
io, 237.
2, 152.
5. B.nholz, im N e u m o n d gehauen, ist dauerhaft und wird v o m W u r m nicht leicht zerfressen 17 ) oder die Nachtriebe treiben, wenn es im zunehmenden Mond geschlagen worden, besser und kräftiger aus 18 ). ") B a r t s c h Mecklenburg 2,200. ") W i 1d e Pfalz
37.
6. In der V o l k s m e d i z i n wird die B. nur wenig verwendet. Die hl. H i l d e g a r d 1 9 ) bringt eine „ B e s c h w ö r u n g " gegen Gelbsucht, in der die B. eine Rolle spielt. Durch das „ u n g e b o h r t e " Loch einer alten B. bei Fischbach (Pfalz) steckte man „ r a u h l i c h e " Kinder, die nicht gedeihen wollten (vgl. Durchziehen). Ein A b s u d v o n dem Holz der Wunderb, bei K a t t e n b u c h ( B A . Weissenburg in Bayern) sollte bei schwangeren Weibern die Geburt eines K n a b e n , der
1694
A b s u d v o n dem Holz der Linde aber die eines Mädchens bewirken a i ). ") Physika 3. 26. Becker " ) J ä c k e 1 Oberfranken 178.
Pfalz
136.
7. A m Mittag des J o h a n n i s t a g e s tun sich die Bucheckern auf, und wenn es dann r e g n e t , werden die F r ü c h t e t a u b 2 2 ) . Andrerseits heißt es aber gerade im Gegenteil, daß die B . n m a s t g u t werde, wenn es am Johannistage regne **). Viele Bucheckern im Herbst bedeuten einen folgenden strengen und harten Winter M ) oder ein Mäusejahr M ), daher der Schweizer Spruch: „ V i l Buech, vil F l u e c h " M ). W e n n die B . bald austreibt, dann gibt es eine frühe Ernte 2 7 ), oder so lang der B . n w a l d v o r oder nach Georgi (23. April) grün wird, so l a n g v o r oder nach J a k o b i (25. Juli) fällt die Ernte M ) . W e n n die B . n zuerst unten ausschlagen, so steigen die Getreidepreise, grünen sie aber zuerst oben, so sinken die Preise " ) . Will man wissen, wie der kommende W i n ter wird, so schneide man an Allerheiligen (1. November) einen Span aus einer B . : Ist er trocken, so gibt es einen trockenen, warmen Winter, ist der Span naß, so folgt ein sehr kalter Winter (in verschiedenen Gegenden) *>). " ) K u h n Westfalen 2, 176; B a r t s c h Mecklenburg
2, 2 7 1 ; A n d r e e
Braunschweig
410; JbElsaß-Lothr. 10, 231. " ) K u h n und S c h w a r t z 393; B a r t s c h Mecklenburg 2,292. " ) Schweizld. 4, 983; W i l d e Pfalz 37; vgl. auch Eberesche, Esche, Hasel. " ) Schweizld. 4, 983; ebenso in Ungarn: Verh. d. Ver. f. Natur- u. Heilkunde zu Preßburg. NF. 7 (1887-91), 100. " ) Schweizld. 4, 983. ") F i s c h e r Schwäb.Wb. 2, 828. «") Ebd. 3, 374. *·) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 412; Schweizld. 4, 980. ·>) Bereits bei C o 1 e r u s Oeconomia oder Hausbuch
τ (1604), 2o6; ferner
ZfVk. 10, 211; W r e d e Rhein.Vk. 90; W i r t h Pflanzen 14; Heimatblätter χ (Kufstein 1923 bis 1924) H. Ii, 9; Y e r m o l o f f Volkskalender 457. Marzoll.
Buchfink s. F i η k. Buchsbauttl (Buxus sempervirens). ι. B o t a n i s c h e s . Strauch mit lederartigen, eiförmigen immergrünen Blättern und kleinen unscheinbaren gelblichweißen Blüten. Die H e i m a t des B.s ist das südliche und westliche Europa, im südlichen Mitteleuropa k o m m t er an ein-
1695
Buchsbaum
zelnen Stellen wild vor. Sonst wird der B. häufig in Gärten, Anlagen und in Friedhöfen angepflanzt *). Den Germanen der Urzeit war der B. anscheinend nicht bekannt ') M a r ζ e 11 Kräuterbuch 138. *) H o o p s Reallex. ι, 347—349.
2. Die Zweige des B.s bilden besonders im westlichen Deutschland einen häufigen Bestandteil des P a l m s (s. d.) und teilen mit diesem die a n t i d ä m o nischen Eigenschaften s ). Der B. vertreibt den Teufel, weshalb ein niederdeutscher „ G a r t der Gesundheit" (Ortus Sanitatis) 4 ) berichtet: „Bußboem v e r tí r y f f t den d u ν e 1 dat he neene Stede mach in dem huße. vnde darumme leth men an velen enden gemeynliken bußboem wyghen up dem P a l m d a c h meer wen ander kruet" 5 ). Das Kräuterbuch des Hieronymus B o c k v. J. 1546 bildet neben dem Holzschnitt des B.s den davoneilenden Teufel ab. Vielleicht hängt damit auch die sprichwörtliche Redensart zusammen „einen Ketzer mit B. bestecken und dem Pluto (Teufel) zum Neujahr schenken" ®). Die geweihten B.zweige s c h ü t z e n v o r Blitzg e f a h r 7 ) , bewahren das Vieh vor Krankheit und bösem Zauber (Aargau) 8 ). Der B. bringt Glück, daher stecken ihn die Burschen bei der Aushebung zu sich, um frei zu werden, oder nehmen davon ein Astchen, wenn sie eine Reise tun, zu sich (Siebenbürgen) ·).
1696
einen mit Wasser gefüllten Teller so viele B.blätter gelegt, als Familienmitglieder vorhanden sind, und jedes Blatt wird mit dem Namen eines solchen bezeichnet. Wessen Blatt am Morgen grün ist, bleibt gesund, ein fleckiges Blatt bedeutet Krankheit, ein schwarzes Tod 12 ). Wölbt sich das auf einen heißen Ofen oder in die heiße Feuerstelle gelegte B.blatt, so kommt der Soldat gut vom Krieg nach Hause, schrumpft es zusammen, so wird er verwundet, wird es schwarz, so stirbt er 1 S ). Die bulgarischen Mädchen legen zwei B.blätter auf den warmen Herd; kommen die beiden Blätter beim Trocknen und Rollen zusammen, so bedeutet dies bäldige Heirat 1 4 ). Auch in Frankreich sind Orakel mit den auf den heißen Ofen gelegten B.blättern gebräuchlich. Es wird hier besonders auf das Knistern der eintrocknenden Blätter geachtet 1 8 ). 10) Orakeltag in Liebesangelegenheiten vgl. S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 90. " ) H e ß 1 e r Hessen 2, 93. " ) S c h u l l e r u s Pflanzen 84. " ) Ebd. 89. " ) A r η a u d o f f Bulgar. Festbräuche 1917, 21. " ) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 296; R o l l a n d Flore pop. 9, 248.
a) Z. B. F r a n z Benediktionen 1, 487; M a n n h a r d t i , 287; D i e n e r Hunsrüch 230. *) Lübeck 1520. ') S c h i l l e r Tierbuch 2, 23; ebenso im Ortus Sanitatis, deutsch, Mainz 1485, Kap. 70. ·) G r i m m e l s h a u s e n Simpl. 3. Buch, 5. Kap.; vgl. auch W a n d e r Sprichwörterle xikon 1, 500. *) L e i t h a e u s e r Berg. Pflanzennamen 11. *) Schweizld. 4, 999; ebenso in Frankreich: S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 381 ; R o l l a n d Flore pop. 9, 247 f. ·) S c h u l l e r u s Pflanzen 88.
4. In der S y m p a t h i e m e d i z i n werden „Fieberpackerln" benutzt, die 72 B . b l ä t t e r w ) enthalten. Sie werden vom Kranken abends um den Hals gehängt und dann morgens weggenommen 1 7 ) oder nach dem „Abzählen" (s. zählen) von 72 bis ι in fließendes Wasser geworfen 18). Die Blätter des als „ P a l m " geweihten B.s werden gegen starkes Fieber gekaut w ). In die vom Boden aufgenommene und in einen Topf geworfene Fußspur eines Menschen wird B. gepflanzt. Wie dieser wächst, so muß der Mensch vergehen 21 ). Unter einem B. schlafen gilt als gefährlich 21 ). „Paternoster" (Rosenkränze), Löffel oder Messerhefte aus B.holz benehmen die Lust zur Unkeuschheit M ).
3. Als O r a k e l p f l a n z e wird der Β. am Matthiastage (24. Febr.) 10) von den Mädchen benutzt: Wenn sie mit verbundenen Augen an den auf den Tisch gelegten B.zweig kommen, so werden sie noch in demselben Jahr B r a u t l l ) . An Weihnachten oder Neujahr werden in
») Zur Zahl „ 7 2 " vgl. ZfVk. 23, 69 f. ") F o s s e 1 Volksmedizin 130. ") A η d r i a η Altaussee 134. ") W i l d e Pfalz 38; übrigens wurden die B.blätter in der älteren Medizin gegen Wechselfieber verwendet. Schill e r Tierbuch 2, 23. s l ) B u c k Volksmedizin 33; der B. enthält tatsächlich giftige Alkaloide. **) Ortus Sanitatis, deutsch, Mainz 1485, Kap. 70. Marzeil.
Buchstabe
IÓ97
Buchstabe. Die einzelnen B . n des A l phabets (s. d.) dienen in mannigfacher Weise zu Zauber und Symbolik. Anregung dazu kann kommen v o n antiken Zaubervorschriften, v o n dem A und O und anderen geheimnisvollen Wörtern in der Bibel, aus der K a b b a l a , v o m Runenzauber oder gelegentlichen Anlässen, indem bestimmte Wörter, Sätze oder Sprüche mit den betreffenden B . n anfingen. O f t handelt es sich natürlich um einfachen Humbug, und die Hexenmeister setzen irgend etwas geheimnisvoll Aussehendes hin. Denn seit den frühsten Zeiten, schon bei den alten Ä g y p t e r n , „ w a r die Unverständlichkeit der Worte die Vorbedingung für die Zauberkraft der F o r m e l " *). Unsprechbare B.nzusammenstellungen, denen nur schwer ein Sinn abzugewinnen ist, werden empfohlen für sehr verschiedenartige Zauberhandlungen, zur Blutbesprechung 2 ). „ V o r das Reissen" empfehlen die „ N e u n z i g Geheimnisse" sechs Zeilen, in denen, nur leise verstellt, u. a. sich die Worte „ d i e D u m m e n werden nicht alle" verbergen. Sie müssen auf einen Zettel geschrieben, neun T a g e angehängt und ins fließende Wasser getragen, dem Wasser entgegengeworfen werden s ). Wenn ein Vieh bezaubert ist, so nagle über die Stalltüre I + I, von weiteren Kreuzen umgeben 4). Auf dem Tridentinum trugen geistliche Herren gegen die Pest den Zachariassegen (s. d.): + Z. + D. I. A . + B. I. Z. + S. A . B. + Z. H. G. F. + B. F. R . S. B ). Gegen Krampf soll ein ähnlich beschriebenes Papier in ein Stücklein ungebleichtes Tuch eingeschlagen und in einer ungeraden Stunde umgehängt werden (in Berghüllen-Blaubeuren) e ). Ein Himmelsbrief enthält dergleichen Zeichen '). U m „ i m m e r viel Glück zu haben", soll man bestimmte Buchstaben bei sich tragen 8), und aus Württemberg wird empfohlen: „ W e r die sieben Buchstaben: A . M. U. L. E. T. S. (also: AmuletsI) auf der rechten Seite trägt, der kann v o n keinem bösen Menschen betrogen w e r d e n " 9 ) . A u c h soll man das Papier oder die andern
1698
Gegenstände, auf die die B . n geschrieben sind, verzehren 1 0 ). W i e solche B.nzusammenstellungen zu verstehen sind und woher sie jeweils stammen, ist naturgemäß oft nicht oder schwer zu sagen. A u s dem antiken Z a u b e r stammen die dort κλίματα genannten Figuren. Ein Zauberwort, e t w a abracadabra (s. d.), wird immer wieder u m einen B . n an einer oder beiden Seiten verkürzt Zeile unter Zeile hingeschrieben, so daß ein Dreieck entsteht, an dessen unterer Spitze sich nur das a noch befindet ( S c h w i n d e f o r m e l ) u ) . A u c h das bekannte B . n q u a d r a t aus sator arepo tenet opera rotas (s. d.), das die K r ä f t e der verschiedenen Gruppierungen dieser Wörter entfesselt 1 2 ), s t a m m t aus antiker Zeit, ebenso Pentagramme (s. d.), Hexagramme (s. d.), die mitunter durch B.n geziert vorkommen l s ). A u s der B i b e l begegnet außer dem A O das I N R I (s. d.) als Zauberschutz M ), das Ananisapta (s. d.), z. B. als Tiroler Hausspruch 15 ), u. a. m. K a b b a l i s t i s c h e Umdeutung v o n B . n zu Zahlen scheint im deutschen Volksglauben k a u m vorzukommen, und unmittelbares Fortleben des R u n e n Z a u b e r s ist natürlich schwer zu beweisen; beides kann aber jederzeit auftauchen und ist bei Entzifferung rätselhafter B.nreihen mitunter vielleicht heranzuziehen. B.n sind ferner sicherlich oft als W o r ta η f a η g f ü r damit gemeinte W o r t e , Verse, Sprüche hingeschrieben, vgl. ζ. B. oben das zweimalige I wohl f ü r Jesus. So mögen oft kirchliche Benediktionen dahinterstecken l e ), oder Zeilen aus Losbüchern l 7 ), wie sie in vielen Literaturen entstanden sind. ') H ä 1 s i g Zauberspruch 20. *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 381. Seyfarth Sachsen 155; G a η ζ I i η 21 Nr. 39. «) Romanusb. 35· Ein ähnlicher Viehschutz : Frischbier Hexenspr. 1 3 — 1 4 ; G a n ζ I i η ig Nr. 30. 6) Geistl. Schild 19. ·) Η ö h η Volksheilkunde ι , 129. ') G a η ζ 1 i η 15. ") K ö h l e r Voigtland 410· ') W u 1 1 k e 179 § 244. ,0) S e y f a r t h Sachsen 152; Andrian Über Wortaberglauben. Korresp.Bl. d. dt. Ges. f. Anthropol., Ethn. u. Urgesch. 27 (1896), 112 Nr. IO. D o r n s e i ff Alphabet 6* ff.:
Buchweizen—Buko
1699
W u t t k e a. ¡a. O. l l ) D o r n s e i f f ebd. 79 mit Nachtr. Dort Übersicht über die Erklärungsversuche. Dazu noch F r i e d e n t h a l Menschhcitshunde. Leipzig 1927,102; W u t t k e 180. " ) W u t t k e 179. " ) Ebd. ») HessBl. 20 (1921), 6; ZfVk. ι (1891), 104, zur Art der dortigen Deutung (Notarikon): D o r n s e i f f Alphabet
137.
") Ebd. 152 ff.
") D o r n s e i f f
Alphabet
78.
Dornseiff.
Buchweizen ( F a g o p y r u m esculentum). 1. B o t a n i s c h e s . Der B. ist ein Knöterichgewächs mit pfeil- bis herzförmigen Blättern und weißen oder rötlichen Blüten. Seine Früchte sind dreikantige Nüßchen. E r wird in manchen Gegenden (z. B. Ostpreußen, Nordwestdeutschland, Tirol) auf dürftigem Sand- oder Heideboden gebaut. Seine H e i m a t ist das mittlere Asien. Erst gegen Ende des Ma.s k a m er nach Europa *). M a r z é l l Kräuterbuch 213 f. 2. Im westlichen Deutschland liefert der B. ein F e s t g e b ä c k , so am Donnerstag vor F a s t n a c h t 2 ) oder am Martinit a g 3 ) . A m Neujahrstag muß man den K ü h e n B.stroh zu fressen geben, daß sie bald trächtig werden 4 ). Hier scheint der B. ähnlich wie die Hirse (s. d.) ein F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l zu sein. s) W r e d e Ei fei * 206; ebenso im Vlämischen: H ö f l e r Fastnacht 38; R o l l a n d Flore pop. 9, 271. s) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste
216.
*) B a r t s c h
Mecklenburg
2,
233. 3. Über S a a t und Gedeihen des B.s findet sich nur wenig deutscher Aberglaube. A m Weihnachtsabend taucht man ein Fichtenreis in Weihwasser und steckt es über N a c h t ins Freie. H a t das Reis am Christtag viel Eisperlen, so wird der B. der ersten A u s s a a t recht gut, sind keine Eisperlen daran, so wird die B.saat nicht gut ausfallen. In entsprechender Weise gilt Silvester als Orakel für die zweite und Dreikönig für die dritte Aussaat (Steiermark) δ ). Das Orakel scheint südslavischer H e r k u n f t zu sein e ). Der B. soll ausgesät werden am Urbanstag 7 ), am Siebenschläfertag (27. Juni) 8), bei Mondenschein 8 ). W i e die Vizebohnen (Phaseolus vulgaris) geraten, so gerät auch der B. 10 ). W e n n es viel donnert und blitzt, so setzt der B. wenig K o r n an (Frankfurt a. 0.) u ) .
1700
«) ZföVk. 6, 173. ·) S c h n e e w e i s Weihnachtsbräuche 131. ') Dithmarschen: ZfVk. 24, 58; Posen: Rogasener Familienblatt 1 (1897), 18. *) Freiburg i. B.; Pennsylvanien: F o g e 1 Pennsylvania 202. ·) S t r a c k e r j a n ι, 106. 10) D e r s. 2, 130. " ) W a n d e r Sprichwörterlexikon ι, 674; in der BasseBretagne glaubt man das Gegenteil: R o l l a n d Flore pop. 9, 182. 4. Der Fieberkranke schüttelt eine Handvoll B. zwischen den Händen und streut ihn dann aus; geht der B. auf, so verschwindet das Fieber 12 ). ") S t r a c k e r j a n ι, 74. Marzell. Buckliger. Der A n g a n g krüppelhafter Menschen (Lahmer, Einäugiger, Blinder, B.) galt schon im A l t e r t u m als unheilv o l l 1 ) . Das Christentum rottete diesen Glauben nicht aus; so gelten Bucklige als „ v o n Gott gezeichnet", denen man aus dem W e g e gehen soll z ) ; deswegen denkt man sich auch die Hexen hinkend und buckelig s ). Gegen den Buckel schneidet man in Deutschböhmen v o n einer kräftigen vollbelaubten Eiche im F r ü h j a h r bei zunehmendem Mond éinen A s t mit einem Schnitt ab, bestreicht damit den Buckel und bewahrt den A s t an einem kühlen und dunklen Ort auf 4 ). 1 G r i m m Mytkol. 2, 942; Stempling e r Abergl. 45. *) W u t t k e §307. 8 ) H e y l Tirol 305 N. 122. 4) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 471. Stemplinger. Buddejäger s. E w i g e r Buddemann s. B ü h n e s.
Jäger.
Scheuche.
Schauspieler.
B u k o . In einem weitverbreiteten, ursprünglich niederdeutschen Kinderliede wird ein B., meist mit einer näheren Ortsangabe (von Halberstadt, Halle, Bremen u. ä.), aufgefordert, dem Kinde Geschenke mitzubringen *). — D a m i t ist wohl ein hilfreicher Hausgeist gemeint, der mit kinderfreundlichen historischen Persönlichkeiten (Bischof Bucco v o n Halberstadt) vermengt wurde 2 ). Andere denken an den Marienkäfer (coccinella septempunctata) 3 ), obgleich es unklar erscheint, weshalb dieser als Geschenkspender auftreten soll. Ob alte mythologische Er-
Bulle—Bullkatcr
IJOl
innerur.gen zugrunde liegen, ist zweifelhaft «). ' ) Reichste Variantensammlung bei W o s s i d 1 o Mecklenburg 3, 30 ff. 298 if. Dazu Ergänzungen durch D e i t e r Korrbl. f. nd. Sprachf. 3 4 , 3 6 f. ; M e η s i η g SchleswigHolstein.Wb. 1, 5 6 5 ff. ») Z f r w V k . 1 9 0 5 , 3 1 6 . ') W o s s i d l o a. a. O. 302 f. *) G r i m m Myth. 2, 5 5 2 . Stammler.
Bulle s. Stier. Bullkater, zu Bull, vgl. mhd. bullen, bullen „heulen" (vom Winde), bellen, brüllen. Nächstverwandt sind Worte wie bullern, „bollern, poltern". Kater oder Katze ist eine gängige Bezeichnung für Wetterwolken. I. G r u η d ν o r s t e 1 1 u η g. Β. ist ursprünglich (in Norddeutschland heute noch) die am Himmel aufziehende schwarze W i n d - und Gew i t t e r w o l k e , ein Relikt germanischen Naturdämonenglaubens In der Provinz Sachsen nennt man die Gewitterwolken M u r r k a t e r oder S c h w a r z e K a t e r („da kommt ein schwarzer Kater herauf", „da steht ein Murrkater", Liegnitz: „Ach die grauen Wolken, das sind die rechten Katzen") 2). M e y e r Germ. h a r d t 2, 1 7 3 A .
Myth.
104.
*)
Mann-
II. A b g e l e i t e t e Vorstellungen. Infolge der mannigfachen Einwirkungen der Wetterwolken (Gewitterregen usw.) auf das menschliche Leben hat der B. in mehrfacher Form als D ä m o n d e r F r u c h t b a r k e i t (in Tier- und Menschengestalt) bei den Deutschen und einem Teil der West- und Nordfranzosen Gestalt gewonnen. I. B. a l s K o r n d ä m o n . Aus dem Empfinden des Naturmenschen für die das Korn befruchtende Wirkung des Gewitterregens ist die Übertragung der Bezeichnung B. auf einen im K o r n w o h n e n d e n Fruchtbarkeitsdämon leicht verständlich. Die Vorstellung von der Katze bleibt erhalten. So spricht man davon, daß „der Kornkater im Korn geht" 3 ) (Kr. Buttstädt). Die langen Wellenlinien, die besonders beim aufziehenden Gewitter der Wind durch die großen Getreidefelder Norddeutschlands jagt,
1702
versteht man als eine Regung der Korndämonen. So spricht man davon, daß „die Windkatzen im Getreide laufen, die Wetterkatzen im Korn sind" (Umgebung Bremens, Lüneburger Heide). Mäht man das Getreide, so heißt es im Kreise Freistadt (Schlesien), „man hasche den Kater". Beim Dreschen heißt ebenfalls in Schlesien (Grünberg) der, der den letzten Flegelschlag tut, „der Kater" *). Dieser Anschauung liegt wohl der Gedanke zugrunde, den Getreidesegen einer Ernte zum eigenen Nutz und Frommen festhalten und genießen zu wollen. 3 ) N a c h einigen Erklärern ist der Ausdruck dann gebraucht, wenn man das oft über Heide, Wiesen und großen Feldern i m Hochsommer zu beobachtende Flimmern der heißen L u f t wahrnimmt: K ü c k Wetterglaube 1 3 6 ; s. Wetterkatze. *) Die gleichen Vorstellungen von den Korndämonen in Katzengestalt existieren in Westfrankreich, wo man ζ. B . in der U m gebung von Vesoul beim Abernten des letzten Halmes sagt: nous tenons le chat par la queue, vgl. M a n n h a r d t 2, 1 7 3 Α .
2. Β. a l s Bullemann (böser Mann, heimtückisches Gespenst). Andrerseits hat die mit dem Aufziehen von Wetterwolken drohende Gewittergefahr und das unberechenbarem Blitzschlag gegenüber sich äußernde Ohnmachtgefühl des Menschen den B. zu einem b ö s e n M a n n werden lassen, dessen Stimme dumpf wie das ferne Grollen des Donners tönt 6 ). Mit der Drohung seines Kommens schreckt man vor allem Kinder s ) ; vgl. die verwandte Vorstellung von der Holzkatze, einem katzengestaltigen Walddämon, den man in Eisfeld (Meiningen) kennt: sind unfolgsame Kinder auf dem Felde, so schreckt man sie mit dem Rufe „die Holzkatze kommt"®). Um den in der Ferne grollenden Donner nachzuahmen, schlägt man in Mecklenburg so gegen die Türe, daß es ein dumpfes Geräusch gibt, oder ruft ein langgezogenes grausiges „buu", indem man hinzusetzt: „hürst du, de B. kümmt" 7 ). ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 2 7 . ·) M a n n h a r d t 2, 1 7 2 A . 3. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 2 7 . Dieser Glaube ist auf Mitteldeutschland und Norddeutschland beschränkt. Ich trage daher große Bedenken, ohne weiteres mit dem B . genannten Gespenst den südd.
1703
Bullkater
„Bullemann" zusammenzustellen, von dem R e i s e r Allgäu i , 83 f. berichtet, daB derselbe sich überall in Schluchten, Tobein, unter Brücken zumal vor dem Hereinbruch der Nacht aufhalte, um Kinder, die kein reines Gewissen haben, zu ängstigen.
3. M i s c h v o r s t e l l u n g e n . Endlich seien einige Volksanschauungen vom B. erwähnt, in denen der getreidespendende Dämon und der böse Mann verbunden erscheinen. Hieraus ergibt sich auch noch eine andere Möglichkeit der Erklärung, wie B. zu einem Gespenst wurde. Um das Korn vor dem unnützen Betreten durch Kinder zu schützen, macht man die Kleinen bei Probstei (Umgebung von Kiel) glauben, „der B. sitze im K o r n " ®). Der B. im Korn ist launisch: ein fauler Schnitter beklagt seine Mühen mit der verpönten Formel, „die Katze wolle ihm auf den Buckel springen" 9 ). Mit diesem Betonen des Bösartigen im Korndämon steht wohl der gelegentlich bezeugte Brauch in Zusammenhang, nach dem Ausdreschen der letzten Halme auf dem Gutshofe eine Katze totzuschlagen, eine übrigens auch in Nordfrankreich bekannte Sitte. (Umgebung von Amiens: On va bouffer [tuer] le chat). Aus dem andern Erntebrauch, der das Einführen des Korndämons zum Segen des Hauses darstellt (s. u.), entwickelte sich die Anschauung vom B. als lebenspendendem, aber auch ängstigendem Dämon, die wir noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts in Schweden bezeugt haben in demErscheinen des B.s zur Weihnachtszeit 1 0 ), vielleicht heute noch gefeiert im Kreise Franzburg, Reg.-Bez. Stralsund u ) . A m Weihnachtsfeste, dem alten Julfest, kommt ein Mann mit fürchterlicher Maske auf einem Ziegenbocke in die Häuser; in der Hand führt er eine Rute. Dieser Brauch muß in engstem Zusammenhang mit einem aus Schlesien bezeugten Erntebrauch stehen 1 2 ) : Hier schmückt man den Schnitter, der zuletzt fertig wird — auch er erhält den Namen „ K a t e r " — , mit Roggenhalmen, grünen Reisern und einem langen Schwänze. Hinter diesem „gehaschten K a t e r " ziehen alle Erntearbeiter zum Hof ein. Der Kater muß bei dem Zuge alle in Sicht kommenden Personen, namentlich Kinder, mit
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Rutenschlägen (die Rute ist die Wachstum verleihende Lebensrute s. u.) vertreiben. So liegt vermutlich auch dem Umgehen des B.s an Weihnachten ein Rest alten Segens- und Erntezaubers (Donarkult?) zugrunde; über die Rute s. 0.; der Ziegenbock ist doch wohl der Blitz (s. d.) 1S ), aus dessen erstem Erscheinen beim Jahresanfang die Fruchtbarkeit geweissagt wurde (s. Blitz). — Unter dem Einfluß des Christentums ist der alte B. allmählich verdrängt worden. Man begann ihn einfach zu ersetzen durch den Heiligen des 6. Dezember, St. Niklas, der aber ganz den Charakter des alten Erntedämons angenommen hat 1 4 ). Die Süßigkeiten, die er bringt, deuten die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres a n 1 S ) (dann übertragen, daß alles im Jahre wohl vonstatten gehe; letztere Auffassung leitet sich aber sicher von den antiken Neujahrsbräuchen her) 1 β ), die Rute in seiner Hand ist die das Wachstum fördernde Lebensrute 1 ? ) wie bei dem B. genannten Weihnachtsgespenst 18 ). ·) M a n n h a r d t 2, 173 A. ·) Ebd. 2, 173 A. E. M. A r η d t Erinnerungen aus Schweden. Beri. 1818, 366. Die Erklärung als Stierkater ist sicher falsch: M a n n h a r d t 2, 174 A. oben. u ) M a n n h a r d t ebd. " ) Ebd.2,173 A. u) M e y e r Germ. Myth. 100 f. 110; M a η η b a r d t 2, 173 ί· " ) M a n n h a r d t 2, 184 Α. 2 (sehr eingehend). Macht sich hier die Einführung des gregorianischen Kalenders geltend ? Vgl. Art. Bauernregeln. " ) M e y e r Germ. Myth. 101. In Schwaben formt man das Gebäck zu T i e r e n (Springerle), hauptsächlich B ö c k e n (s. Habergeiß). " ) O ν i d Fast. I 185—189; B i l f i n g e r Das germ. Julfest 58 ff. "(Mannhardt 2, 187 A. «) Vgl. auch M e y e r Germ. Myth, ι ο ί unten. ,0)
4. M e t a p h o r i s c h wird Β. in Redensarten gebraucht, in denen ebenfalls die Anschauungen des Erntedämons und des Gewitterdämons noch deutlich erkennbar nachwirken M ). Alle drei Zeugnisse stammen aus Norddeutschland: „ 1 . Sick to 'η Β. maken" sagt man, wenn man einen z o r n i g e n und g r a u s a m e n Charakter beschreiben will; 2. „se hebben mal ens bullkatert", wenn man das W e i h n a c h t s f e s t etwas wild gefeiert hat 20 ) ; 3. „Morgen frouh könnt s* de Wërkatten danzen hören" in der Lüneburger Heide
1705
Bumann—Bündelchen
von dem Katzenjammer d. h. Schädelb r u m m e n (Kater!) am folgenden Tage nach übermäßigem Alkoholgenuß a i ). Vgl. A t m o s p h ä r e , Wolke. " ) Ε . M. A r n d t Nebenstunden 4 4 2 ; Hinweis bei H e c k s c h e r 2 1 2 . 20) Ε . M. A r n d t Ν ebenstunden 443; H e c k s c h e r ebd. ") K ü c k Wetterglaube 1 3 8 . Außerdem manches bei Heckscher 1 7 4 . 1 7 5 aus Ε . M. A r n d t s Schriften mit E r gänzungen der modernen Parallelen (ζ. T . falsch) 426. Bullemann und Butzemann gehören ihrem Ursprung nach so wenig zusammen wie Bullemann und Bullkater. Stegemann.
Bumann, auch Bukcrl, Bomann (Quedlinburg), Bäumann (Köln). Kinderschreck (s. d.) in Niederdeutschland, „schwarzer Mann" ohne deutlich umrissene Gestalt. „ D e r B. haust in Wassergräben, Tümpeln, Brunnen oder in dunklen Winkeln des Kellers, Stalles, Bodens; zuweilen reitet er auch auf einem großen Pferd umher, eine große Rute in der Hand, dann dürfen die Kinder nicht mehr draußen spielen, sondern müssen ins B e t t " !). Schreiende Kinder werden bedroht: Β kümt un nimt di mit, stickt di in Sackl 2) Der Name stammt aus der Kinderstube (bü ist Schrecklaut) 3 ). — Dem ndd. B . entspricht in Oberdeutschland der Böliund Bullemann (s. Bullkater II, 2) .und Butzemann (s. d.). ') M e n s i n g Schlesw.-Holst.Wb. 1, 5 7 8 . ) M ü l l e n h o f f Sagen » 5 4 5 zu N r . 499. ) Mensing Wb. 1, 5 5 6 . I m übrigen vgl. noch z . B . R i c h e y Id. Hamburgense 28; Brem.Wb. 1, 1 5 3 ; S t r a c k e r j a n 1, 4 2 2 ; Ndd. Jahrb. 29, 1 4 5 (Quedlinbg.); H ö n i g Köln 1 3 . 22 ; andre Literatur s. H e c k s c h e r 426. Ranke. s
s
Bündelchen. Unter B ü n d e l e , B ü n t e 1 i versteht man in Süddeutschland und in der Schweiz S ä c k c h e n mit amulettähnlichen Dingen; sie finden im Heil- und Abwehrzauber Verwendung und kommen unter anderen Bezeichnungen auch im übrigen Deutschland vor. Es handelt sich dabei um eine Häufung der Zaubermittel ; Gegenstände, deren jeder für sich schon bei bestimmten Gelegenheiten als zauberkräftig gilt, werden, ebenso wie Kräuter und aufgeschriebene Segensformeln, zusammengetan. Mit jedem neuen Ding erhöht sich
1706
die K r a f t des Ganzen, und der Träger oder Besitzer sichert sich auf diese Weise gewissermaßen ein U n i v e r s a l m i t t e l g e g e n a l l e U n g l ü c k s f ä l l e , die ihn, seine Familie und seine Habe heimsuchen könnten. Amuletthäufungen von T i e r - , P f l a n z e n - und M i n e r a l t e i l e n finden sich schon in Gräbern der Bronzezeit 2). Gregor von Tours erzählt von einem Betrüger, der statt spanischer Reliquien einen Sack voll merkwürdiger Dinge bei sich führte: W u r z e l n und Kräuter, Ma u1w urf sζ ä hη e, Mä usek ηocheη, Bärenklauen u n d - f e t t 3 ) . 1 7 1 5 kam zu J e n a in einei Gerichtsverhandlung über eine Schatzgräberei, die mit dem Tode zweier der Beteiligten endete, eine ganze Mustersammlung verschiedenartigster Amulette zutage. Darunter waren auch zwei B., und zwar eine hölzerne länglich rund gedrechselte Büchse mit drei I n s c h r i f t s i e g e l n , zehn in Papier gewickelten P f e n n i g e n , einem „böhmis c h e n " D i a m a n t e n , einem b e s c h r i e b e n e n Zettel, einem Fetzen von einem weißen W i e s e 1 f e 1 1 , einem M e s s i n g s t ü c k m i t magischen Zeichen und etwas Baumwolle, sowie ein viereckiges ledernes Beutelchen, an einem Riemen um den Leib zu tragen, mit einer in den Anfang des Johannisevangeliums gewickelten Glückshaube, einem B l e i s i g i l l u m mit Inschrift, einem B i l d des h e i l i g e n Nikolaus, einem Stück L e i n w a n d m i t M e n strualblut, einem Z e t t e l mit des Schatzgräbers Geburtsstunde, vier kleinen K o r a l l e n z i n k e n , zwei Stückchen Hyazinth und einem Stückchen L a p i s l á z u l i 4 ) . Um 1800 pflegten die Mönche des Klosters Beurig in den Dörfern Lebensmittel gegen sogenannte „Deibelsgäschel" einzutauschen. Eine solche Teufelspeitsche 6 ) galt als Abwehrmittel gegen alle Angriffe des Bösen und bestand aus einer Unterlage mit neun B i l d feldern auf der Vorderund zwei auf der Rückseite, ferner dem Allerheiligsten: einer Madonnen-
1707
Bündelchen
s t a t u e aus Gips und andern K l e i n amuletten, und schließlich noch einem, mannigfaltige K r ä u t e r enthaltenden, zusammengefalteten Papier mit denselben Heiligen wie auf den Bildern und der Unterschrift: Contra Maleficiam Contra Ignem Pestem et Tempes t a t e m e ) . Volkstümliche Arzneibücher des 18. Jh. empfehlen B. gegen die verschiedensten inneren und äußeren K r a n k heiten sowie als Mittel, kugelfest oder beliebt zu werden 7 ). Dieser Abwehrzauber durch A m u l e t t h ä u f u n g e n hat sich bis in die Gegenwart hinein erhalten. In Böhmen hängt man der Wöchnerin ein solches P ä c k c h e n an einer Schlinge u m den H a l s 8 ) . In Oberbayern gebraucht man gegen K r a n k h e i t e n , besonders gegen K r ä m p f e , die F r a i s - u n d Gichtbeten, mit einem roten Faden zusammengebundene A m u l e t t e verschiedener A r t 9 ) . Dabei kann das einzelne Glied einer solchen K e t t e wiederum aus einem B. bestehen, wie die „FleischlisT ä f a l a " im Frankenwald, ein etwa einen Quadratzoll großes messingblechumrandetes Ledersäckchen mit höckerigem Inhalt (Wurzel oder Samen) 1 0 ). Im Samland bindet man der Wöchnerin und ihrem K i n d e B. an, die T h a r a n t , B a l d r i a n , Kreuzkümmel, Teufelsdreck, K n o b l a u c h , S a l z , B r o t , Stahl und G e l d e n t h a l t e n 1 1 ) . In B a d e n t u t man P a p i e r s t r e i f e n mit Bibelsprüchen hinein 12 ) ; in' der Schweiz sollen „ d r e i e r g a t t i g " (dreierlei) Sachen darin sein 13 ) ; ein altes Simmenthaler Mittel zur Gewöhnung der Säuglinge an die Mutterbrust empfiehlt dreifach Rauten, Immergrün und Allermannsharnisch, daraus ein „ b ü n d e l i n gemacht und dem kind daß Mul gereiben der Mutter daß B ü p p y (Brustwarze) und der Mutter a n g e h e n k t " 1 4 ) . Sind in den meisten dieser Beispiele Gegenstandsund W o r t - oder Zeichenamulette in dem B. miteinander vereint, so treten die letzteren auch allein in der H ä u f u n g auf. Schon die Anschauung, daß ein geschriebenes oder gedrucktes Z a u b e r b u c h mit seinen verschiedenartigen Rezepten und Anweisungen als Ganzes abwehr-
1708
kräftig sei gegen allerlei Übel, weist darauf hin, daß neben dem gelegentlichen Gebrauch des einen oder andern Segens das Buch selbst als Kollektivschutz gewertet wurde. Und ebenso ist es mit gewissen H a u s - o d e r S c h u t z b r i e f e n , die aus einer Reihe v o n Einzelsegen und -bitten zusammengesetzt und mit den Bildern von Schutzpatronen für ganz verschiedene Fährnisse geschmückt sind 15 ). Je nach dem besonderen Z w e c k des B.s ist seine V e r w e n d u n g eine andere. D e n k t man ganz allgemein an die Beschirmung des Hofes und seiner Insassen, so hängt man es wie den Schutzbrief im Hause auf, nagelt es an die Tür oder Schwelle des S t a l l e s o d e r verwahrt es sonstwie. Ist es in erster Linie auf den Schutz eines Einzelmenschen abgesehen, so trägt es der Eigentümer bei sich und zwar auf dem bloßen Leibe l e ). D e m K r a n k e n bindet man's um den H a l s 1 2 ) 8 ) u ) 1 7 ) ; einem Kindlein wurde es in solchem Falle „ a m dritten T a g Neumond vor Sonnenaufgang angelegt und am 9. T a g wieder vor Sonnenaufgang abgenohmen und in ein Rührendt Waser gew o r f e n " 18) oder auch ungeöffnet verg r a b e n 1 2 ) . Den Inhalt darf der K r a n k e nicht kennen 7) ; deshalb kann er auch das B. nicht öffnen, ohne es zu zerstören 1 0 ). Sofern man ein B. nicht ererbt hat, muß man es schon v o m Nachbarn oder gar aus dem nächsten Dorfe entleihen 1 0 ). Quacksalber halten es auch wohl feil 7 ), doch kann man es meistens nur erhalten von solchen Leuten, denen man auch sonst übernatürliche K r ä f t e beimißt " ) oder vielleicht gar eine Verbindung mit dem Teufel nachsagt. Bei dem Gebrauch aber soll man sich durch nichts abschrecken lassen. Als man einst im K a n t o n Zürich ein solches B. einem behexten K i n d e in die Tasche tat, krachte es durchs ganze Haus, und als das K i n d es herausnahm und fortwarf, flog es in der Stube herum, daß man es k a u m wieder einfangen konnte. Daraufhin nähten es die Eltern dem K i n d e ins Futter, und die K r a n k h e i t verging 1 8 ). S. A m u l e t t , B r e v e . ') II c 1 m
DU
Häufung
der Zaubermittcl
in
SAVk. 20, 177 if. Vgl. Amulett"). ») Ebd. 177.
1709
®) G r e g o r v. Τ o u r s Historia Francorum lib. g, cap. 6. «) SAVk. 20, 179. ') Ebd. 28, 81 ff. «) ZfrwVk. 7, ι ff. Ganz ähnliche „ G w c i c h t e l " einer Fraiskctte mit Abb. bei V i l l i e r s - P a c h i n g e r Amulette und Talismane. München (1927), Taf. 8. ') M e s s i k o m m e r i , I 7 4 Í . ·) J o h n Westböhmen 105 ff. 273. *) A η d r e e E y s η Volkskundl. 144 ff. 136. »·) F l ü g e l Volksmedizin54. u ) Urquell 1, 133. l a ) M e y e r Baden 564. " ) SAVk. 21, 48 f. » ) Z a h l e r Simmenthai 59. " ) Vgl. Andree-Eysn Volkskundl. 67 ff. ») SAVk. 21, 54. " ) HessBl. 25, 194 ff. 1S) SAVk. 2, 262. ") SAVk. 2, 273. Fieudenthal. b u n t s. F a r b e .
Burchard von Worms. Vita Burchardi
episcopi
ed. W a i t ζ
SS. 4, 829—846; neu herausg. von Η.
MG.
Boos
Quellen der Wormser Geschichte 3 (1893), 97 b i s
127. Herrn. G r o s c h Burchard /., Bischof zu Worms. Diss. J e n a 1895; Η . Β o o s Geschichte
der rheinischen Städtekultur 1, 253—309;
tenbach
1710
bunt—Burchard von Worms
χ 7 , 397—399; A . M .
Wat-
Königer
Burchard I, von Worms und die deutsche seiner Zeit 1905.
Kirche
1. Geboren u m 960 im H e s s e n g a u , Schüler des A l b e r t v o n G e m b l o u x z u Lobbes, später K a n o n i k u s zu M a i n z und P r o b s t des · V i k t o r s t i f t s ; Bischof v o n W o r m s seit 1000, gestorben 1025. A l s Bischof ausgezeichnet durch seine rege T ä t i g k e i t , die allen Gebieten der V e r w a l t u n g und kirchlichen E i n r i c h t u n g zug u t e k a m . Ihr v e r d a n k t a u c h sein H a u p t w e r k seine E n t s t e h u n g , das er mit Hilfe A l b e r t s und w o h l a u c h anderer Mitarbeiter in den J a h r e n zwischen e t w a 1 0 I i und 1023 v e r f a ß t e die Decretorum libri viginti 2). ') G r o s c h 55. 2) Zuerst gedruckt Köln 1548; jetzt bei M i g n e Pair. lat. 140, 537 1058. 2. Β.s W e r k w a r die bis dahin vollständigste S a m m l u n g kirchlicher S a t z u n gen, die in einem w e n n a u c h nicht i m m e r geschickten doch übersichtlichen Sys t e m z u s a m m e n g e s t e l l t sind. Die S a m m l u n g u m f a ß t , mit A u s n a h m e des D o g m a tischen, die ganze Menge der in der kirchlichen P r a x i s b e g e g n e n d e n F r a g e n , besonders a u c h die Poenitentialbestimmungen. V o m A b e r g l a u b e n wird dabei an verschiedenen Stellen g e h a n d e l t s ) . B u c h I
e n t h ä l t in K a p i t e l 94 die B u ß f r a g e n , die der Bischof oder sein V e r t r e t e r bei der B e r e i s u n g der Diözese stellen soll; die F r a g e n 9. 4 2 — 4 5 . 4 9 — 5 2 u n d 54 beziehen sich auf a b e r g l ä u b i s c h e B r ä u c h e . D a s g a n z e B u c h X [de incantatoribus et auguribus) w e n d e t sich gegen Z a u b e r e i und W a h r s a g u n g . D a s B u c h X I X mit dem T i t e l Corrector et Medicus 4 ) e n t h ä l t in K a p . 5 s i e b e n u n d v i e r z i g B u ß f r a g e n , die sich m i t A b e r g l a u b e n b e f a s s e n ; hinzu k o m m t noch K a p . 152. *) Gesammelt abgedruckt bei Grimm Myth. 3, 404—411. *) Separatdruck von Kap. 5 bis 33 (mit anderer Zählung als bei Migne); von W a s s e r s c h l e b e n Bußordnungen 624 bis 676. Kritische Ausgabe von Kap. 1—33 bei H . J . S c h m i t z Die Bußbücher und das kanonische
Bußverfahren
(Düsseldorf
1898) 407
bis 467 (mit vorausgestellter Untersuchung 381 ff.). Die den Aberglauben betreffenden Abschnitte aus Kap. 5 m i t besonderer Zählung auch bei F r i e d b e r g Bußbücher 82 bis 101. Es entsprechen sich bei Friedberg bzw. Schmitz jeweils die folgenden N u m m e r n : F r . ι — I i = Schm. 60—70; 12—14 = 90—92; 15—20 = 94—99; 21—24 = 101—104; 25—29 = 149—153; 30—37 = 166—173; 38—40 175—177; 41—43 = 179—181; 44—45 = 185—186; 46—47 = 193—194· 3. B . s W e r k ist eine K o m p i l a t i o n s arbeit 6 ). E r nennt selbst zu B e g i n n einige seiner H a u p t q u e l l e n : K i r c h e n v ä t e r , ältere C a n o n e s s a m m l u n g e n ( w i c h t i g der P s e u d o - Isidor), K o n z i l s a k t e n , Papstdekrete, das P o e n i t e n t i a l e R o m a n u m , Poen. T h e o d o r i und Poen. B e d a e . A n d e r e treten hinzu e ) : R e g i n o v o n P r ü m (s. d.), M a r t i n v o n B r a c a r a , H r a b a n u s Maurus (s. d.), Caesarius v o n A r e l a t (s. d.), u. a. Meist nennt B . a u ß e r d e m v o r j e d e m K a pitel seine Quelle, w e n n a u c h nicht i m m e r richtig, doch g e w i ß k a u m , w i e Grosch a n n a h m , absichtlich u n r i c h t i g 7 ) . Es erg i b t sich d a r a u s 8 ) , d a ß a u c h seine A n g a b e n über den A b e r g l a u b e n f ü r deutsche V e r h ä l t n i s s e nur b e d i n g t e n und sehr verschiedenen W e r t haben, da das meiste aus älteren auch a u ß e r d e u t s c h e n V o r lagen n a c h z u w e i s e n ist. Eine A u s n a h m e bildet ein Teil des Materials in B u c h X I X . Z w a r ist a u c h dieses als G a n z e s eine E r w e i t e r u n g ®) der Cánones des römischen K o n z i l s v o n 743. A b e r hier h a t B. in kleineren Ä n d e r u n g e n des W o r t l a u t s und
1711
Burchard von Würzburg—Burkhard
g r ö ß e r e n Z u s ä t z e n o f f e n b a r auf den heimischen Brauch Rücksicht genommen. H i e r b e i h a n d e l t es sich u m die f o l g e n d e n abergläubischen Bräuche und Anschauu n g e n 1 0 ) (die b e i g e g e b e n e n N u m m e r n v e r weisen auf F r i e d b e r g ) : N e u j a h r s b r ä u c h e (3. 24; vgl. a u c h S c h n e i d e r a. a. 0 . ) , Zauber und Besprechung beim Spinnen (5), Z a u b e r m i t L e i c h e n u n d L e i c h e n teilen (17), m i t H e r d f e u e r u n d - r a u c h (16. 21), K r a n k h e i t s e r r e g u n g (38) u n d -heil u n g (16. 41), Liebes- u n d I m p o t e n z z a u b e r (35—37· 39· 45· 46), R e g e n z a u b e r (47), H e x e n (34), n ä c h t l i c h e E n t r ü c k u n g Í34- 35), B e h e x u n g der H a u s t i e r e (32. 33), O r a k e l m i t Bibelstellen (8), A n g a n g (25), W a h r s a g u n g ü b e r K r a n k h e i t s a u s g a n g (22), T o t e n o p f e r (15), T o t e n b a n n u n g (42. 43), s o n s t i g e T o t e n b r ä u c h e (18), d ä m o n i s c h e W e s e n (23), W a l d w e i b e r (28), Werwolf (27), H u l d a u n d n a c h t f a h r e n d e F r a u e n (11. 12), S c h i c k s a l s f r a u e n (27), Geisterb a n n u n g d u r c h H a h n e n s c h r e i (26), Speis u n g v o n Seelen u n d D ä m o n e n (29), Quell-, B a u m - u n d S t e i n k u l t (15). ·) G r o s c h 5 7 f.; E . D i e d e r i c h Das Dekret des Bischofs Burchard von Worms. Beträge zur Geschichte seiner Quellen. Diss. Breslau 1908 (nicht ausreichend). ') Vgl. B o e s e Superst. Arel. 5 3 — 5 6 ; Fed. Schneider A R w . 20, 362 f. ') Alb. H a u c k Über den liber decretorum B.s von Worms. Sitzb. Leipzig 46 (1894), 65 fi. «) Vgl. S c h ö n b a c h Sitzb. Wien 14 , 7, 1 2 5 . ·) S c h n e i d e r a. a. O. 360 ff. 10) Herausgehoben bei F r i e d b e r g a. a. O. 82 ff. Helm.
Burchard (s. B u r k h a r d ) v o n Würzburg. Vita Burchardi. A A . S S . Oct. V I , 5 5 7 — 5 9 4 ; H a h n A D B . 3, 564—566.
B. I., e r s t e r Bischof v o n W ü r z b u r g , gest. 754· D a s i h m z u g e s c h r i e b e n e H o m i l i a r i u m * ) e n t h ä l t einige P r e d i g t e n m i t M a h n u n g e n gegen Z a u b e r , Lose u n d W a h r s a g u n g (Nr. 19. 23. 25), gegen heidnische O p f e r u n d K u l t s t ä t t e n (Nr. 23) u n d gegen N e u j a h r s b r ä u c h e (Nr. 3). Diese P r e d i g t e n s c h e i n e n v o n Caesarius v o n A r e l a t (s. d.) a b h ä n g i g zu sein 2 ). 1 ) Im Auszug bei E c k h a r t Commentarla de rebus Franciae orientalis 1 (Wiirzburg 1729), 8 3 7 — 8 4 7 . *) B o e s e Superst. Arelat. 3 6 — 3 7 . Helm.
Burgbrennen h e i ß t in der Eifel u n d in L u x e m b u r g d a s A b b r e n n e n der F e u e r a m
1712
e r s t e n S o n n t a g in d e n F a s t e n , vereinzelt a u c h a m S o n n t a g v o r F a s t n a c h t oder a n H a l b f a s t e n *). D a s W o r t B u r g b e d e u t e t (wie in d e m k u r z e n Sigurdliede der E d d a ) d e n h o c h g e t ü r m t e n S c h e i t e r h a u f e n . In H e r s c h e i d bei P r ü m s e t z t m a n auf d a s die B u r g k r ö n e n d e K r e u z eine S t r o h k a t z e 2 ). Die G l a u b e n s v o r s t e l l u n g e n , die m a n m i t diesen F e u e r n v e r b i n d e t , sind die gleichen wie bei d e n F a s t n a c h t s f e u e r n ü b e r haupt. ') S c h m i t z Eifel r, 2 1 ; 2, 148 f.; F o n t a i n e 28 ff.; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 108 f.; W r e d e RheinVk. 2 5 1 ff.; EifelerVk. 2 1 0 f. 2 ) W r e d e EifelerVk. 210. Sartori.
Burkhard ( s . a . B u r c h a r d ) , hl., a n g e l s ä c h sischer H e r k u n f t , einer der b e k a n n t e s t e n S c h ü l e r u n d v e r t r a u t e s t e n M i t a r b e i t e r des hl. B o n i f a t i u s , e r s t e r Bischof v o n W ü r z b u r g (741) u n d E r b a u e r des S a l v a t o r d o m e s d o r t , d e s h a l b a u c h m i t einem K i r c h e n m o d e l l in der R e c h t e n a b g e b i l d e t , gest. 2. F e b r u a r 754, F e s t a m 14. Okt o b e r , d e m T a g e der T r a n s l a t i o seiner Gebeine (1033) in die i h m zu E h r e n e r b a u t e K i r c h e ( B u r k h a r d i - K i r c h e zu W ü r z b u r g ) 1 ). D e r B . t a g sowie die g a n z e B.w o c h e g a l t e n als u n g ü n s t i g f ü r die S a a t , d a sie in die Zeit fallen, in der „ d i e Seelen b e s o n d e r s r ü h r i g " sind 2 ). I m H e n n e b e r g s c h e n w a r in der B . w o c h e ein b e s o n d e r e s G e b ä c k üblich, d e r B o r k e l s w e c k („Zwick"), ein langes, schmales, keilförmiges B r o t a u s m ü r b e m oder e i n f a c h e m Teig m i t vielen Q u e r f u r c h e n . M a n b r a c h t e es a u c h v o m B . m a r k t in der B . w o c h e als P a t e n b r o t m i t . In Meiningen w ü n s c h t e n sich den B . w e c k K i n d e r u n d j u n g e L e u t e oder w u ß t e n i h n sich zu v e r d i e n e n 3 ) . D a s B r o t wird als „ S i p p e - O p f e r b r o t " a u f g e f a ß t u n d in die R e i h e der K u l t b r o t e zu B e g i n n des n e u e n W i r t s c h a f t s a b s c h n i t t e s u m S t . Michael gestellt 4 ). U r s p r ü n g l i c h s t a m m e n die hier a u f g e f ü h r t e n Volksm e i n u n g e n u n d B r ä u c h e v o m Michaelst a g e her, v e r b a n d e n sich a b e r seit E i n f ü h r u n g des G r e g o r i a n i s c h e n K a l e n d e r s m i t d e m B . t a g u n d der B.woche. D a s ist d e u t l i c h zu e r k e n n e n a n der V e r l e g u n g der sog. Muswiese, eines V o l k s f e s t e s zu Musdorf bei R o t h a m See ( S c h w a b e n ) , u n d des M i c h a e l s m a r k t e s in die B.woche.
I7I3
Biirstcnorakel—Buschgroßmutter, Buschweibchen
Am Mittwoch dieser Marktwoche tanzen die Metzger dort um ein großes Feuer, das wiederum auf die Michaelsfeuer hinweist s ). Noch an andern Orten wurde oder wird der B.tag durch Feste mit Schmausereien gefeiert 6 ).
1714
h a r d t 1 , 9 2 ; K ü h n a u Soge« 2, 74; W o If ZfdMyth. 4, 2 1 2 ; G r ä s s e Preußen 401). H. Naumann.
Buschgroßmutter, Buschweibchen, eine Walddämonenfigur primitivster Art, von den Mythologen des 19. J h s . in viel zu hohe Sphären gerückt. Die Hauptquellen, ') Die ältere Vita Burchardi in MG. S S . X V , auf denen im wesentlichen auch die Dar47 ff. Die jüngere Lebensbeschreibung ( Vita S. Burchardi) mit einer Untersuchung über den stellung bei Grimm, Mannhardt, SimHeiligen neu herausgeg. von Β e η d e 1 (Paderrock, Ε. H. Meyer ^ beruht, findet man born 1 9 1 2 ) ; H e f n e r Das Leben des hl. heute bei Grohmann, Vernaleken, Meiche, Burchard von Würzburg. S A . a. d. Archiv d. Kühnau, Eisel 2 ) verzeichnet. Im 19. J h . Ver. f. Unterfranken und Aschaffenburg 45 (I9°3)> 5—63; S a m s o n Die Heiligen als scheint der Glaube sich auf Thüringen, Kirchenpatrone 1 5 4 — 1 5 5 . s ) K e l l e r Grab Sachsen, Deutsch-Böhmen, Schlesien zu des Aberglaubens 2, 1 9 1 ; K ö h l e r Voigtland beschränken. Die niemals sämtlich zu3 7 8 ; W u t t k e 4 1 8 5 6 5 1 . ») S p i e ß Frängleich bezeugten, hier aber zusammengekisch-Henneberg 100. 4) Z f V k . 1 1 (1901), 197 (mit Abbildung). 5) M e i e r Schwaben 1, 450; tragenen Züge der Dämonin sind: sie nach diesem R e i n s b e r g - D ü r i n g s wohnt im tiefsten Wald, läßt sich nur 2 f e l d Das festliche Jahr (1898), 378. ·) M e i alle 100 J a h r e sehn, ist ein steinaltes, s i n g e r Hinz und Kunz 1 2 — 1 3 . Wrede. runzliges, kleines, tiefgebücktes, häßBürstenorakel. Eine hsl. in Rheinau er- liches Weiblein mit langem, schneeweißem, verwildertem, verlaustem Haar, haltene Predigt x) bekämpft folgenden Neujahrsbrauch: „ E s sint súntlich frò- mit Moos auf den Füßen, mit Stock, Schürze, Hucke auf dem Rücken. Von wen, die nemen zwo bürsten und legent si crútzwis úber enander an die glflt; und ist ihrem Herdfeuer steigt der Nebel auf, der das sich die bürsten rimpfend gegen an den Bergen hängt. Sie will gekämmt und gelaust sein. Willfährigen und Guten enander, so sôllent zwei zesamen komen, die enander holt sind; und sôliche ketzer- ist sie gut und belohnt sie mit Laub, das zu Gold wird, oder mit unerschöpflichem liche ziperwerk tribent si uff die zit." Garnknäul. Sie ist böse gegen Böse und ») S A V k . 26, 2 8 1 . Boehm. Spötter, ihr Anhauch bringt Ausschlag, Busch, brennender, der aber durch das sie hockt auf. Völlige Bosheit gegen Feuer nicht verzehrt wird, zeigt die Stelle beerenpflückende Kinder oder gegen an, wo ein Schatz liegt und gehoben werHirten, deren Kühen sie die Milch ausden kann 1 ). Aus einem B. im K t . Baselmelkt, ist ein besonderer Zug 3 ), zu dem land stieg eine Rauchwolke, aber nirgends der dämonische Eisenkopf 4) paßt. Sonst war Feuer zu sehen; als Zauberworte über ist das unberechenbare Zugleich von Bösihn gesprochen wurden, war ein Gepolter artigkeit und Güte ein grade besonders hörbar und hörte das Rauchen a u f 2 ) . bezeichnender primitiver Zug. Aus SieWohl entlehnt aus 2. Mose 3, 2. benbürgen werden noch eigentümliche Züge erwähnt: der Walache kennt eine ') Eckart Südhannov. Sagen 1 3 3 ; M e i c h e Sagen 726 Nr. 898. *) L e η g g e η h a g e r Buschmutter, bald altes Weib, bald Sagen 6 1 . Bächtold-Stäubli. schöne J u n g f r a u , vermummt, mit stieren Buschmännchen, identisch mit Zwer- Augen, bei Mondschein an dunklen Stellen im Walde auftauchend 6 ). Aber ebenso gen. Mit einer typischen, viel zitierten oft erscheint die Dämonin kollektivisch e ), Zwergensage verbunden, erscheint der 1 als Horde von Busch-, Wald-, Holz-, Name, soweit bekannt, nur bei H a u p t ) ; Moosweibchen, Buschrülpen mit densie stammt aus Königshain bei Görlitz (es sei an den bes. in Görlitz verbreite- selben Zügen, zu denen noch 'Plotschten Namen Buschmann, Puschmann er- füße' und wimmernde Sprache kommen, vom Nachtgeist, wilden J ä g e r oder Teufel innert). Buschmann s. wilder J ä g e r . gehetzt, vor dem dann ein durch Gebet ') H a u p t Lausitz 1, 40 (danach M a n n -
Bussard
oder K r e u z zufällig geheiligter Baumstumpf ihre einzige R e t t u n g ist. Holzfällern, Hirten, erfrierenden Jägern, armen A l t e n und K r a n k e n sind sie hilfreich, sie geben den Leuten v o n ihrem im Berg gebackenen K u c h e n , sie treten mit den Ackerleuten in Brottausch ein; sie verschwinden, wenn der W a l d sich lichtet oder wenn die Obrigkeit den Holzsammlern und Streuholern die Wälder sperrt, denn sie lieben den Verkehr mit den Menschen. — Ganz vereinzelt findet sich schließlich auch die Vorstellung von einer Horde mit Führerin, Moosfräulein und B . ' ) . A b e r der im 19. Jh. gern gebrauchte Begriff Königin der Moosfräulein 8 ) oder gar die Identifizierung mit den großen altgerm. Göttinnen ·) erscheint für diese außerordentlich primitive und landschaftlich beschränkte Dämonenfigur ganz unangebracht. Solche Beziehung scheint sich im wesentlichen auf den etwas romantischen Bericht Bergemanns 1 0 ) v o n 1836 aus Schlesisch - Löwenberg zu stützen, der von schönen, verliebten, launenhaften Holzjungfern redet und der ihnen eine Königin mit K r o n e und Hofdamen zuschreibt. Die Gesellschaft sonnt sich zur Mittagsstunde am Bergeshang und lustwandelt an schönen Morgen und A b e n den. *) G r i m m Myth. 1, 400; M a n n h a r d t ι , 86; S i m r o c k Mythologie 440; Ε. H. M e y e r Germ. Myth. 159. s) G r o h m a n n Sagen 132 = V e m a l e k e n Mythen 242; M e i c h e Sagen Nr. 460. 461 ; Κ ü h η a u Sagen 2, 187; E i s c I Voigtland 105. 8) Κ ü tiri a u Sagen 2, 187. 4) Ε. H . M e y e r Germ. 6) M ü l l e r Myth. 159. Siebenbürgen 206. β) Μ e i e h e Sagen Nr. 459. 460; MschlesVk. 10 (1908), 18; Κ ü h η a u Sagen 2, 190; 2, 187; 2, 193; 2, 185; 2, 189; T a u b m a n n Nordböhmen 15, 16. ') G r i m m Myth, ι , 400. 8) M a n n h a r d t Germ. Mythen 478; S i m r o c k Mythologie 440. ') K u h n u. S c h w a r t z 481. 10) Jetzt bei K ü h n a u Sagen 3, 811. H. Naumann.
Bussard x ), namentlich M ä u s e b u s s a r d , auch M a u s e r (ahd. mûsâri, m h d . müser
u n d mûjœre
2)),
vielleicht
ur-
sprünglich mûs-aro „ M ä u s e - A a r " , Buteo buteo
Linn.3).
I. B i o l o g i s c h e r A b e r g l a u b e . " Im griechischen A l t e r t u m wurde der B.
τ?ιίρχτ,ς genannt, weil man glaubte, er besitze d r e i H o d e n 4 ) . Conr. Gesner s ) erwähnt diese Überlieferung, stellt aber ihre Unrichtigkeit fest. Seine F a u l h e i t hat zu der sprichwörtlichen Redensart geführt: ,,Du sitzest wie ein B . " , weil er ,,nit ab statt w e y c h t / ob man schon z w e y oder drey mal nach j m geschossen h a t " 6 ) ; auch Albertus Magnus sagt von ihm „pigri v o l a t u s " , „ t r ä g e n Fluges" 7 ), was freilich zu den Schilderungen Brehms nicht stimmen will. 1 ) Dieser Name, der aus dem afranz. bussart stammt, wurde auf deutschem Gebiet zuerst von Conr. G e s n e r Hist, avium (1555) gebraucht , im deutschen Vogelbuch (1582) l fol. 142 b : Bushard. ) B e n e c k e glaubt in seiner Anmerkung zu H a r t m a n n s Iwein V. 284 die beiden Formen auch in der Bedeutung trennen zu sollen. 3) S u o l a h t i Vogelnamen 352 ff.; B r e h m Tierleben* 6, 380; S w a i n s o n Folk-Lore of British Birds 133; R o l l a n d Faune pop. 2, 11 ff.; A l b e r t u s M a g n u s De antm. 23, 29; brobuxen, d. i. wohl = bröchbuxen, bröch = bruoch „Moor"; s. S u o l a h t i 354 f. *) Ρ 1 i η i u s Ν . H. io, 9, ι . «) Tierbuch 1582, Fol. 142 b f. ·) Ebd. 143 a. ') De Animal. 23, 29.
2. Schon im A l t e r t u m galt der B. als vorbedeutend, und zwar, nach Plinius 8), in günstigem Sinne. Auf deutschem Sprachgebiet wird mehrfach von der Vorbedeutung des B.s gesprochen; doch scheint er hier vorwiegend Unglück zu bedeuten. Die älteste Stelle in dem St. Trudperter „ H o h e n L i e d " (12. Jh.) 9) läßt uns über den Sinn im unklaren: „derwerder des fiur sehennes oder des hant sehennes odir der agelsteren oder des m u s a r e s odir so dich din ore iueket odir din ouge . . . " Stellen aus Hartmanns v o n A u e „ E r e k " und Wirnts von Grafenberg „ W i g a l o i s " zitiert Grimm in seiner Mythologie 1 0 ); eine andere findet sich bei Berthold von R e g e n s b u r g u ) : „ s o geloubent etelîche an den miusearn. sô ist dem der hase übern wec geloufen." In England verkündet der B. Regen und Sturm " ) . 8) NH. 10, 9, 1; s. a. H o p f Tierorakel 96. ·) Herausg. v. Haupt 95, 15. 10) 2, 939: Erek V. 8130; dazu Anm. von Jos. Haupt in seiner Ausgabe; Wigalois V. 6187. n ) Herausg. von Pfeiffer ι , 265, 4. " ) S w a i n s o n 1. c. 133.
3. V o l k s m e d i z i n .
Der
Genuß
Bußbücher—Buße
1717
des B.fleisches macht wahnsinnig (Schwaben) ω ) . ") J ü h I i η g Tiere 248 (nach B u c k Volksmedizin
52).
4. S a g e n ätiologischer A r t über den B. sind nur auf außerdeutschem Boden überliefert 1 4 ). u) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 11 ff. 256; 4, 54. Hoffmann-Krayer.
Bußbücher s. Ρ o e η i t e η t i a 1 e. Buße (eigentl. „ B e s s e r u n g " ) bedeutet ursprünglich nur A b t r a g u n g einer Schuld, rechtlich die Ablösung der nach dem Grundsatz der Vergeltung verschuldeten Strafe durch Zurückführung des Schadens auf den Geldwert. In dieser rein materiellen Bedeutung hat sich das W o r t B. bis auf den heutigen T a g erhalten. W i e es im mosaischen R e c h t hieß: „ A u g e um Auge, Zahn um Z a h n " (Exod. 21, 23—25), so bestimmten die Leges X I I tab. (7, 9): si membrum rupsit, ni cum eo pacit, talio esto. Eine Parallele dazu bildet die deutsche Viehb. für genommenes Wild, während sonst in Deutschland eine weniger strenge A u f f a s s u n g herrschend wurde {Wergeid) *). Folglich bezeichnet büßen die Handlung der A b t r a g u n g einer Schuld. Einen Nachhall einer solchen K u l t h a n d l u n g haben wir in der im norddeutschen und im süddeutschen Sprachgebiet belegten Verwendung von büßen in der Bedeutung v o n besprechen (s. d.), heilen. So nennt der märkische Bauer das Besprechen einer K r a n k h e i t büeten 2) ; in Hettingen (Baden) versteht man unter „ d i e Zähne b ü ß e n " , die Zähne segnend u m f a h r e n 3 ) . Kirinsb. heißt in der Ortenau und im Elsaß eine Skrofelkrankheit an Armen, Füßen oder im Gesicht *). U m sie zu heilen, muß nicht nur der K r a n k e allerhand strenge Übungen vornehmen, sondern seine ganze Verwandtschaft muß 40 Tage lang beten und fasten. Ein eigener Bußzettel verzeichnet die Zeichen der K r a n k h e i t und gibt Verhaltungsmaßregeln. Hierher gehört auch die (in Baden) weit verbreitete Redensart de giuste biesse = seinen Willen erfüllt bekommen. Endlich bedeutet alemann, büetze (bietze) = nähen, flicken, ausbes-
1718
sern, womit der verbreitete Familienname Albietz (also = Flickschuster) zusammenhängt5). Das B ü ß e n einer K r a n k h e i t ist ein K u l t a k t , der die Vertreibung oder Versöhnung des Krankheitsdämons z u m Ziel hat. So ist auch bei der Kirinsb. der hl. Quirinus als der zürnende Dämon aufgefaßt, der die K r a n k h e i t gesandt hat, die ihm deshalb auch a b g e b ü ß t werden muß. In der Leibs A r t z n e y des Georg Pictorius (1566) ist 156 b und 159 b die Rede v o n den B.närzten (die heiigen sehender und büssenärtzt), d. h. von Betrügern, die v o n den Heiligen die Herk u n f t der K r a n k h e i t e n herleiten. Der Begriff B. in seiner zunächst rein materiellen Bedeutung als Ersatzleistung f ü r eine Schuld — buzer (Büßer) heißen um 1360 nach dem Villinger Stadtrecht 25 die R ä t e als Richter über U n f u g 6 ) — tritt auch in der kirchlichen B u ß p r a x i s des Ma.s in Erscheinung, wenn z. B. nach den Bußbüchern bei Körperverletzungen die Arztkosten bezahlt werden sollen, was im Unvermögensfall durch einjähriges Fasten ersetzt werden kann. Die schweren Auswüchse aber, die in der kirchlichen B u ß p r a x i s des Ma.s, namentlich in der Verwendung der Bußgelder, zutage traten, haben mit Aberglauben nichts zu tun, sondern sind als offenkundige Mißbräuche anzusehen. A l s H a u p t w e r k hierüber ist an Stelle des ganz unkritischen Friedberg, Bußbücher, in erster Linie Herrn. Jos. Schmitz, Die Bußbücher und die B u ß p r a x i s der Kirche, 1883 und 1898, zu benützen. Im Anschluß an die B ü ß - und Bittfahrten, die im frühen Ma. reuige Sünder an besondere Gnadenstätten (Rom, Palästina u. a.) ausführen mußten, entstanden wohl auch die harten B.n und K a steiungen, die bei Wallfahrten bis ins 17. Jh. üblich waren und in Einzelfällcn noch in der jüngsten Zeit fortwucherten 8 ). So tat in Tirol ein früherer Hexenmeister aufrichtig B. und hob seine A u g e n nie mehr zum Himmel empor, sondern senkte den K o p f ständig so zur Erde, daß er nach ein paar Jahren einen Buckel bekam, daß man darauf hätte reiten können 9 ). In
Buße Bayern war das Schleppen schwerer Holzkreuze in Nachahmung der Kreuztragung Christi nach einem oft weit entfernten Gnadenort sehr beliebt. Die Bußübung war vor allem nachts vorzunehmen, wobei man sich auf den Knien fortzubewegen hatte. Dieses Rutschen auf den Knien ist ein uralter, schon vom römischen Heidentum geübter Brauch. So stieg Julius Cäsar nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug gegen Scipio und Cato auf den Knien die Treppe zum Tempel des J u p piter Capitolinus hinauf (Dio Cassius X I V 21). Die blutenden Knie beweisen, wie ernst man diese Bußübung nahm (Juvenal Sat. V I I 525). Daß die Erduldung körperlicher Schmerzen dabei die Hauptsache war, zeigt auch das Gelübde, das im J a h r e 1446 ein Mann für die Heilung seiner geisteskranken Frau dem hl. Leonhard gelobte und erfüllte: eine sechs Pfund schwere eiserne Kette und eine eiserne Figur trug er auf bloßem Leib in fünf Tagereisen nach Imhenhofen. Noch im J a h r e 1904 trug der etwa 70jährige , , J o c h e i " (Joachim Hasenknopf) in Obersalzberg bei Berchtesgaden Tag und Nacht eine 36 Pfund schwere Eisenkette mit 7 cm langen Gliedern um den Leib (Andree, Votive Fig. 5). Auch ganz nackt, die Arme oft in Kreuzform ausgespannt, machten die Männer in früheren Zeiten ihre Bußfahrten. Aber auch die Wallfahrt „in Wolle" oder „ i m härenen Gew a n d " galt als Bußverschärfung 10 ). Andere machten die Wallfahrt auf Erbsen, die sie sich in die Schuhe getan hatten. Was in diesem Leben nicht gebüßt wurde, muß nach dem Tode gesühnt werden (s. Arme Seelen). Die Strafe steht dann meist in enger Beziehung zu dem einstigen Vergehen u ) . So wandert der Grenzfrevler die Grenze auf und ab und trägt den Markstein auf seiner Schulter; Knappen eines Goldbergwerks, die Sonntags, statt den Gottesdienst zu besuchen, mit goldenem Kegelspiel spielten, müssen nach dem Tod alljährlich am Vorabend des hohen Frauentags, wie auch am Festtag selbst, das goldene Kegelspiel aus dem Grund des Wassers heraufholen, in wel-
1720
ches das Bergwerk versank, und müssen oben kegeln, bis die Sonne untergegangen i s t 1 2 ) . Manche solcher Büßer können von mutigen Menschen erlöst werden 1 3 ). Aber Siechtum, ja sogar Tod ist manchmal der Lohn f ü r die Erlösung eines büßenden Geistes 14 ). Oft ist der B. eine zeitliche Grenze, 100 J a h r e oder gar J a h r hunderte, gesetzt 1 5 ), in anderen Fällen dauert sie bis zum Jüngsten Tag oder gar in alle Ewigkeit 1 β ). Die bekanntesten Büßergestalten des griechischen Altertums sind Tityos, dessen Leib zwei Geier zerhacken, Tantalos, der trotz der herrlichen Früchte, die zum Greifen nah über ihm hängen, und trotz des klaren Wassers, dessen Spiegel ihm fast die Lippen netzt, ewig hungern und dürsten muß, und Sisyphos, der einen gewaltigen Felsblock ohne Unterlaß einen Berg hinaufwälzt, um ihn kurz vor dem Ziel immer wieder in die Tiefe rollen zu sehen. Zum Unterschied von den wesenlosen Schatten müssen die Seelen dieser Büßer volles und dauerndes Bewußtsein besessen haben, um die Strafe überhaupt empfinden zu können 17 ). Merkwürdigerweise spielt das Sisyphosmotiv auch im deutschen Volksglauben eine Rolle: Ein ungetreuer Hirt ließ die K u h einer armen Frau absichtlich in einen Abgrund stürzen und jauchzte darüber vor Freude. Nun muß er nach seinem Tod die K u h mit Ächzen und Stöhnen den steilen Berg hinaufschleppen. Ist er oben angelangt, so fällt ihm das Tier wieder hinunter, und er muß dazu jauchzen 1 8 ). l ) G r i m m RA. 2, 210; L i ρ p e r t Christentum 22 ί. 33g; F r a z e r 12,409; S é b i l -
1 o t Folk-Lore 4, 474.
2
) L i ρ ρ er t
Christen-
tum 22 i. 177. 3) O c h s Bad.Wb. handschr. 4 ) Schweizld. 4, 1751; 5, 1305. ') O c h s Bad.Wb. handschr. 6) Ebd. ') L i ρ p e r t
Christentum 340 f. ') A n d r e e Votive 3 3 f. ) Η e y 1 Tirol 670 Nr. 1 4 6 ; v g l . 667 Nr. 1 4 3 .
β
10
) A n d r e e Votive 28 if. n ) R a n k e Sagen 46; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 99. 12 ) H e y 1 Tirol 271 Nr. 84. ») K ù h n a u Sagen ι, 252. 255. 410. 581; S é b i l l o t
Folk-Lore 1, 125. " ) SAVk. 1 1 (1907), 134. ls
) M e i c h e Sagen 225 Nr. 284; 4 1 1 N r . 543.
18
) Grimm
Sagen 120 Nr. 143; 122 Nr. 146;
R a n k e Sagen 46. " ) R o h d e Psyche ι , 61 f. 3 1 8 , 4 . >8) Κ u ο η i St Galler Sagen 168
Nr. 302; R a n k e
Sagen 46.
Mengis.
\ηι\
Bußordnungen—Butte
1722
Bußordnungen, -splegel s. Ρ o e η i t e η - — Gebote, die der F u r c h t v o r der R a c h e tiale.
des d u r c h S a b b a t s c h ä n d u n g G o t t e s entspringen.
verletzten
B u ß t a g e u n d B e t t a g e als besondere kirchliche F e i e r t a g e sind a u s der N o t geboren. N a c h d e m V o r b i l d des A l t e n T e s t a m e n t s ( „ V e r s ö h n u n g s t a g " L e v . 16) werden sie a n g e o r d n e t in gefährlichen Zeiten, bei Seuchen, K r i e g s g e f a h r , T e u e rung. D a b e i ist charakteristisch, d a ß es sich um behördliche M a ß n a h m e n , weniger u m den s p o n t a n e n A u s d r u c k gesteigerter Religiosität h a n d e l t . S o h a b e n ζ . B . Theodosius der Große und K a r l der G r o ß e B . angeordnet. Die erste evangelische B e t t a g s f e i e r w u r d e 1532 in S t r a ß b u r g gehalten. Die S c h r e c k e n des 30jährigen K r i e g e s ließen die B . höhere B e d e u t u n g gewinnen. In Hessen ζ. B . g a b es v o n 1 6 3 2 — 4 8 j ä h r l i c h nicht weniger als 64 B e t t a g e . Die evangelischen L a n d e s k i r chen h a b e n mit A u s n a h m e des E l s a ß alle ihren B ü ß - und B e t t a g , doch herrscht keine Einheitlichkeit in der G e s t a l t u n g , die einen m a c h e n einen S o n n t a g z u m B., die andern einen W e r k t a g . E n d e des vorigen J a h r h u n d e r t s h a t m a n in 28 L a n d e s kirchen 47 verschiedene B . a n 24 über das g a n z e J a h r v e r t e i l t e n T a g e n gezählt *). Die E i n r i c h t u n g des B ü ß - und B e t t a g s h a t i m V o l k keinen festen F u ß g e f a ß t . Im G r u n d e ist ein besonderer B . mit dem W e s e n des evangelischen C h r i s t e n t u m s a u c h nicht r e c h t vereinbar, denn nach L u t h e r soll das ganze L e b e n eine s t ä n d i g e B u ß e sein. Indessen sind sich die w e n i g sten Menschen des B u ß e r n s t e s dieser Forderung b e w u ß t . Der D u r c h s c h n i t t s c h r i s t d e n k t ans B u ß e t u n erst, w e n n es i h m schlecht g e h t ; und d a n n t u t er B u ß e , nicht aber a n dem T a g , f ü r den es i h m v o n der K i r c h e vorgeschrieben ist. So k a n n man sagen, d a ß B ü ß - und B e t t a g im V o l k s l e b e n k a u m eine andere Rolle spielen als der gewöhnliche S o n n t a g . Der B . steht unter dem G e b o t der S o n n t a g s heiligung. J e d e nicht lebensnotwendige A r b e i t ruht. M a n darf nicht nähen, sonst b e k o m m t m a n schlimme F i n g e r 2 ) ; nicht einmal ein W e i z e n f e l d darf m a n betreten, sonst k o m m t der B r a n d in den W e i z e n 3 )
M R G G . 1 r, 1494 ff. >) B a r t s c h Mecklenburg 2, 256. ') Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 20. Rühle. B u t t e I f., B u t t m. ( R h o m b u s ) , spez. S t e i n b u t t , T u r b o t (Rhombus maximus). L e g e n d e n und T i e r g e s c h i c h t e n z u r E r k l ä r u n g des s c h i e f e n Mauls, der Einseit i g k e i t und der S t u m m h e i t h a t D ä h n h a r d t in den „ N a t u r s a g e n " zus a m m e n g e s t e l l t *). Sie sind teilweise identisch mit den G e s c h i c h t e n v o n der Flunder, Scholle (s. d.); z. B . als der B a r s c h der S t e i n b . mitteilte, d a ß der H e r i n g z u m K ö n i g der Fische g e w ä h l t w o r d e n sei, z o g sie den M u n d schief und s p r a c h : ,,Is de Hiring 00k 'n F i s c h ? " W ä h r e n d d e s s e n k r ä h t e der H a h n , und deshalb blieb der Steinb. der M u n d schief stehn. Im M ä r c h e n v o n d e m Fischer und seiner F r a u ( G r i m m Nr. 19) ist es eine B., die der Fischersfrau die W u n s c h g e s c h e n k e v e r s c h a f f t . Sie wird mit d e m V e r s herangerufen: Manntje, Manntje, Timpe Te, Butt je, Buttje in der See, myne Fru de Ilsebill will nich so as ik wol will *). V o l k s m e d i z i n . „ D a s fleisch obgenannter fischen ( D o r n b u t t und G l a t t b u t t ) zerstossen / a u s z h u n g w a s s e r (Honigwasser) g e t r u n c k e n / ist n u t z denen so den ritten (Schüttelfieber) h a b e n d " s ) . s. a. S c h o l l e . ') Legenden: schiefes Maul: 2, 253 (Norw. Isl.); 3, 25 (Estl.); Einseitigkeit: 2, 269 (Estl.); Stummheit: 2, 253 (Estl.); Tiergeschichten: schiefes Maul 3, 24 (Meckl., nach Woss i d l o Mecklenb. 2, 23); 4, 195—97 (Pom., Holl., Vlaml., Engl.). s ) Vgl. Β o I t e - P o 1 i ν k a ι, 138 ff., wo auch andere Fische genannt werden. ') G e s η e r Fischbuch 1575, 51 b. Hoff mann-Krayer. B u t t e I I f., a u c h W e c h s e l b . , W a s s e r b . = W e c h s e l b a l g (s. d.). Die B e z e i c h n u n g scheint auf fränkisch-oberpfälzisches Gebiet b e s c h r ä n k t *), ist aber e t y m o l o g i s c h k a u m v o n ndd. a d j . butt „klumpig, s t u m p f " , m. butt(je) „ k l e i n e r K n i r p s " 2 )
und damit von hd. butz (s. d.) zu trennen, bedeutet also ursprünglich Klotz, kurze, dicke Gestalt 3 ) (anders L a i s t η e r : von mnd. buten = tauschen 4) und Η ö f 1 e r : von bütte = Bauch) 5 ). ') ZfdPh. 3, 333; P a n z e r Beitrag 2, 101; L a m m e r t 142; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι, 190 Nr. 9; 194 Nr. 18; Bavaria 3, ι, 308; 2, 935. *) M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. I, 600 f. *) F a l k u . T o r p Etym.Wb. 1, 119 s. v. bussemann.
1724
Butter
1723
*) L a i s t n e r
Nebelsagen
335 und ZfdA. 32, 159 ·) Η ö f 1 e r Krankheitsn. 86. Ranke.
Butter. I. Geschichtliches. — 2. Heiligkeit der B. und Strafe der Schänder. — 3. B. und Vegetationserscheinungen. — 4. bis 7. Die B.hexe. — 5. u. 6. B.raub. — 7. Schadenzauber beim Buttern. — 8. Gegenzauber. — 9. B.hexe und Schmetterling. — 10. Das Buttern. — 11. Zeit des Butterns. — 12. Vorsichtsmaßregeln beim B.verkaufen. — 13. Maien-, Bartholomäusb. — 14. B.opfer. — 15. B. im Schadenzauber und als Apotropaion. — 16. B. im Fruchtbarkeitszauber. — 17. B. im Heilzauber und in der Volksmedizin. — 18. B.sieden. — 19. Allerlei Aberglaube. — 2o.B.reime. I. G e s c h i c h t l i c h e s 1 ) : Die älteste Nachricht über dieses wichtige Produkt der milchwirtschafttreibenden Völker bringt uns Hekataios von Milet, welcher in seiner περίοδος τής Εδρώπης von den Paioniern berichtet 2) : άλείφονται ίέ έλαίψ &nb γάλακτος; das Wort selbst überliefert der Verfasser des Werkes über die Krankheiten, welches unter dem Namen des Hippokrates geht 3 ) : Die Skythen gewinnen aus Stutenmilch ein Fett, 8 ßothupov xaXéouoLv. Die Kunde von der B. brachten offenbar die Kolonialgriechen 4) aus dem Pontos nach der Heimat, wo man statt tierischer Fette das Olivenöl zum Kochen gebrauchte e ). Auch die R ö m e r 6 ) gebrauchten die B. sehr wenig; die Barbaren galten ihnen 7) wie den Griechen 8) als ,,B.esser", besonders war die B. die Nahrung der Reichen 8 ); daneben diente die B. vor allem als Salbe 10). Zu diesem Zweck wurde sie auch ursprünglich bei den Germanen benutzt; sie heißt ja ahd. c h u o s m e r o u ) (noch jetzt in Skandinavien „Schmeer"), und die in Südwestdeutschland jetzt noch f ü r B. übliche Bezeichnung A n k e n 1 2 ) (ahd. ancho) hängt mit unguentum zusammen; es ist
auch kein Zufall, daß Plutarch 1 3 ) von den kleinasiatischen keltischen Galatern berichtet, ihre Frauen salbten sich mit B., dasselbe wissen wir von den Burgundionen 14). Als Nahrungsmittel drang die B. erst spät in Mittel- und Oberdeutschland durch l s ). >) Zur Geschichte der B. vgl. : H e h η Kulturpflanzen 153 ff.; Ρ a u 1 y - W i s sowa s. v. Β. (3, io8g—1092) ; Α η d r e e Braunschweig 245 if.; S c h r ä d e r Reallex. 121 ff.; H o o p s Reallex. 1, 364 ff. ; W e i η h o 1 d Frauen 2, 50 ff. ;
L i ρ ρ e r t Kuliurgesch. 1, 538—39; F i s c h e r Altertumsk. 55; M a r t i η y Molkerei-, D o r s . Kirne u. Girbe. Bremen 1895; S a r t o r i 2, 144; W a l t e r
Medizinische
u. oeconomische
Abhandlung vom B. Erlangen 1751; M a r t i η y Die B.bereitung, Sehr. d. milchwirtschaftl. Ver. Nr. 1, Danzig 1874; M ü l l e n h o f f Altertumsk. 4 (1920), 348; S c h u l t z Alltagsleben 148 ff.; H e r d i Käse 3 fi. 11. 24.
31. 34; H öf 1er Volksmedizin (1883) 139 ff.; W i r t h Beiträge 4—5, 5 ff. ; interessant sind auch die Abschnitte über B. bei C o l e r und J o h a n n P I a c o t o m u s (Brettschneider): De tuenda valetudine, libellus Eobani Hessi commentants doctissimis illustratus 67; über B. bei
den Russen: Ze 1 a ni η Rus s. Volksk. I27ff.; über das B.geschäft im Kt. Bern: SAVk. 13 (1909), ¿ff.; vgl. 9 (1905), 182. 264 ff.; über die Geschichte der B.bereitung in Holstein: Heimat 37 (1927), 108 ff. »)fr. 154, J a k o b y; vgl. H er o d o t 4, 2. ') P a u l y - W i s s o w a 3, 1089. 4) H e h n* 15·». ·) Ebd. 158 und S c h r ä d e r 1. c.; Mart i n y Molkerei 30—31; ZfEthnol. 1894, 9. ·) B l ü m n e r Rom. Privataltert. (1911), 191; Ρ a u 1 y - W i s s o wa 3, 1090. ') P l i n i u s 28, 133; B l ü m n e r i . c. ') A t h e n i e u s ^ 131 b; P a u l y - W i s s o w a 3, 1090; H e h n · 153; ') Pli n i u s 1. c.; S c h r ä d e r 1. c. 123; M a r t i η y Kirne u. Girbe 21 ff. ; W e i η h o 1 d
Frauen 2, 50. ") P a u l y - W i s s o w a I.e.; S c h r ä d e r 1. c. ; H e h n · 156; H ο ο ρ s 1. c. ") H e h n « 156; G r a f f Ahd. Spr. 1,345! G r i m m DWb. 2, 582. ") G r i m m 1. c.; P a u l DWb. 8 23; K l u g e EWb. " 19; S c h r ä d e r 1. c.; H i o p s l . c.; W e i r h o l d Frauen 2,50; O c h s Bad. Wb.ï, 53. i a ) P l u t a r c h adversus Colot. 4 = Ber nadakis ; H e h η ·
157. ") Si d ο η i u s A p o l l i η a r is carm. 12, 6; H e h n · 157; F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1566. " ) M a r t i η y Kirne u. Girbe I2i ff.
2. Wie das Brot, so ist die B. bei den B. und Käse produzierenden Völkern und Stämmen heilig, und der B.s c h ä n d c r wird wie der Brotschänder in der Sage mit schwerer Strafe verfolgt; von solchen Strafgerichten wissen besonders dieKärntner Sagen zu berichten: An der Stelle, wo heute die Hochalmspitze 16) sich erhebt,
Butter
1725
w a r e n einst b l ü h e n d e A u e n , die den B e w o h n e r n Milch u n d goldene B . spendeten 17 ) ; aber die Ä l p l e r w u r d e n ü b e r m ü t i g , und a m S o n n t a g schoben die B u r s c h e n mit K ä s e k u g e l n n a c h B u t t e r k e g e l n ; zur S t r a f e v e r s a n k e n die A u e n u n d ihre B e wohner in der Erde, a n der Stelle erhob sich die H o c h a l m s p i t z e ; entweder kegeln ü b e r m ü t i g e A l m e r M ) mit K ä s e k u g e l n nach B . k e g e l n , oder K n a p p e n l e ), die das Gold frech g e m a c h t hat, treiben dieses f r e v e l h a f t e Spiel ; der H i r t e auf der B l ü m lisalp b a u t eine T r e p p e aus K ä s e und reinigt sie mit Milch 2 0 ) ; ein O r k a n v e r s c h ü t t e t das Haus, der Senn geht als Geist um. A u c h das P h i l e m o n - B a u c i s · Motiv wird in einer Sage des V i s p e r t a l e s a n g e s c h l a g e n : Der H e r r g o t t b i t t e t eine B ä u e r i n u m B . ; als diese eine G a b e h a r t herzig verweigert, wird das Dorf vers c h ü t t e t 21 ) ; das H a u s eines B . z a u b e r e r s wird v e r s c h ü t t e t , a n seiner Stelle s t e h t der „ A n k e n s t e i n " 22 ). A n k e n f ä l scher müssen, wie die N a h r u n g s f ä l scher ü b e r h a u p t , u m g e h e n und herumgeistern, so der Choli im Sennhof M ) . Z u diesen Sagen gehört auch die E r z ä h l u n g , n a c h der seit dem F l u c h eines z a u b e r h a f t e n B e t t e l m a n n e s die B . beim Einsieden v o n da an, w o der S c h a u m im Sieden ist, bis zu d e m P u n k t , w o sie g e n u g gesotten hat, im „ A b g e h e n " i s t 2 4 ) . •·) G r a b e r Kärnten 239, 327. " ) Sagenhafter B.reichtum herrschte auch auf dem OberHeidacherhof in Tirol: H e y l Tirol 625, 90; über andere B.sagen in der Schweiz: SAVk. 16 (1912), 137.
>·) H e y l .
240, 328; 241, 329;
A l p e n b u r g Tirolzy>, 1; 409, 12. ") A l p e n b u r g 241, 330. Auch eine Sage Mecklenburgs berichtet von der Schändung von B., Brot und Käse: B a r t s c h 1, 94. 107. , 0 ) G r i m m Sagen * 84, 92. " ( D e r s. 244, 344. " ) Z f E t h n o l . 1894, 15. *3) R o c h h o 1 ζ Sagen
2, 144·
3 7 ° b . " ) H e r z o g Schweizersagen ι , 127 = J e c k l i n Volkstüml. (1916) 331; G r i m m Sagen 244 N r . 344; K l o s t e r 9, 981.
3. W i e das Bild des B r o t b a c k e n s bei der B e z e i c h n u n g der a t m o s p h ä r i s c h e n V o r gänge im S p r a c h s c h a t z und im W o r t w i t z des deutschen V o l k e s geläufig ist, so übert r ä g t a u c h die P h a n t a s i e der S t ä m m e , welche ihren U n t e r h a l t durch B.- und K ä s e h a n d e l bestreiten, analoge Bilder aus dem B . g e s c h ä f t (vergleichen k a n n m a n
1726
ein R ä t s e l der S ü d s l a v e n 2 S ) , w o n a c h die Sonne ein B . b a l l ist) auf die W e t t e r - u n d V e g e t a t i o n s e r s c h e i n u n g e n 2e ) (vgl. a u c h Milch). Der T a u ist die H i m m e l s m i l c h , w e l c h e auf die E r d e g e t r ä u f e l t wird, mit M a i e n t a u treiben die H e x e n B . z a u b e r 27) ; w e n n es regnet und hagelt, s a g t m a n in S c h w e d e n 28) : j e t z t sind die H e x e n a m B . n ; in E s t l a n d e r b i t t e t m a n in einem r h y t h m i schen Zauberlied R a h m v o m H i m m e l a u s den W o l k e n *·) ; a m S t e i n h u d e r m e e r s a g t man, w e n n es d o n n e r t : use H e r r g o t t mangelt ®°) ; die K o r n m u t t e r 3 1 ) z e r s t a m p f t die K i n d e r in einem eisernen B . f a ß ; die Z w e r g e erblickt m a n b e i m B . n und a m B . f a ß 32 ), sie v e r s c h e n k e n B . b r o t e 33 ), die Heinzelmännchen 3 4 ) s c h e n k e n einem krank e n M a n n B . m i 1 c h , dieser g e s u n d e t ; w e n n die „ S a l i g e " in Tirol 3 5 ) b.t, gibt es noch einmal so viel B . ; in F r a n k r e i c h 3e ) bringen die Z w e r g e k o s t b a r e B . in die H ü t t e n der A r m e n ; die schlesischen Erdmännlein m a c h e n 37 ) S t e i n b r o t und Steinb. ; in S c h l e s w i g 38) singen die K i n d e r an Stellen, w o die U n t e r i r d i s c h e n n a c h der Sage b . t e n : R u m m e l , r u m m e l tut, smiet'n B o d d e r b r o o t h e r u t . Die Z w e r g e w o h n e n in B . b e r g e n 3 9 ) ; i m „ B . f a ß " 4 0 ) (einem Granitfelsen bei L e u c h t e n b e r g in der Oberpfalz) r ü h r t der T e u f e l seine B. 4 1 ). Riesen b a u e n B . k u p p e n 42 ) oder schleppen S c h m a l z in K r a x e n über die B e r g e 43) ; die A l r a u n e heißen in S c h w e d e n 4 4 ) B . b r i n g e r ; ein P i l z in E n g l a n d heißt Trollb. 4 5 ), a u c h ein Beweis f ü r die V e r b i n d u n g E l f e n = B . ; eine A b a r t der V e g e t a t i o n s e l ben ist der P u k im Holsteinischen, ein Hausgeist, welcher f ü r seine kleinen Dienste ein S t ü c k B . in d e r G r ü t z e h a b e n will 4 6 ). *') K r a u ß Religiöser Brauch 18. *«) Ü b e r d a s B u t t e r n d e r E l e m e r t e : Κ u h η Herabkunft 12 f f . n i . 161. 204. 247; S c h w a r t z Studien
290; die Figur im Monde d e u t e t m a n als eine Predigersfrau, die den Sonntag durch B u t t e r n entheiligte und nun ewig mit d e m B.faß im Mond stehen m u ß : M e n s i n g SchleswigHolst.
Wb. I, 463; M ü l l e n h o f f
Sagen1
549;
306—07; bei den Indern ist die Verbindung Vegetationsgötter-B. sehr häufig: O l d e n b e r g Religion
des
M a r t i η y
Veda1
Molkerei
h a r d t Germ.
Myth.
70—71.
116.
4 ff. 7 ff.
")
330.
444;
M a n n -
4—5 ; M a r t i η y
Mol-
kerei 4 — 1 1 ; Z f E t h n o l . 1894, 7—9. 13 f f . ; i n
Frankreich h a t das Wasser der B.teiche b.vermehrende K r a f t : S é b i l l o t 2, 462 u. 3, 83.
Butter
1728
" J M a n n h a r d t Forschungen 309 A . 3 . *·) B ü c h e r ^ rbeitu. Rhythmus 107—108; M a r t i π y Molkerei^. *°) K u h n I.e. 14. M ) M a n n h a r d t Forschungen 309. **) M ü l l e n h o f f Sagen 306, 458; L a i s t n e r Nebelsagen 234; Κ ü h η a u Sagen ι , 75. 89; P a n z e r Beilrag ι , 1 0 1 , 1 2 1 ; E i s e 1 Voigtland 96, 244. u ) M ü l l e n h o f f 1. c.; vgl. 316, 475. " ) G a n d e r Niederlausitz 44 Nr. i n . 155. " ) Ζ i D g e r 1 e Kinder- und Hausmärchen (Innsbruck 1852) 55; M a n n h a r d t Germ. Mythen 52. »·) S é b i l l o t ι , 2 3 1 . " ) K ü h n a u 2, 3 1 . M ) M e n s i n g 1. c. 1 , 462; M ü l l e n h o f f Sagen * 543. **) M ü l l e n h o f f 306, 458; K ü h n a u 2, 1 3 1 , 765; R o c h h o l z Sagen 2, 224, 435; Ρ r ö h 1 e Harzsagen 2, 96; Α η d r e e Braunschweig 90; Ε . Η. M e y e r Germ. Mythologie 126; vgl. die B.teiche in Frankreich: S é b i l l o t 2, 462 u. 3, 83. *') Bei Frauenstein heißt ein Fels B.töpfchen: M e i c h e Sagen 826, 1 0 1 5 ; vgl. des Teufels B.faß auf Rügen: H a a s Rügen 67, 119. " ) P a n z e r Beitrag 1 , 1 0 1 . 1 2 1 . " ) W i t z s c h e l Thüringen i , 255, 266. " ) L a i s t n e r Nebelsagen 54—55, aus A l p e n b u r g 3 1 ; vgl. M e i c h e Sagen 826, 1 0 1 5 . " ) M a n n h a r d t German. Mythen 53. " ) D e r s . 54; in Frankreich dürfen die Kühe keine Pilze fressen, weil diese von den tireurs de beurre stammen: S é b i l l o t 3, 482. " ) M ü l l e n h o f f I . e . 354, 520; 349, 5 1 5 ; 343> 5°7'i 34°. 5 ° 2 : M e η s i η g 1. c. ι , 40; so auch der nordische Niß: Z f V k . 1898, 130 ff. 138; vgl. den shetländischenHausgeist: H e c k s c h e r 88; das „Koberchen" bei Dresden verschafft dagegen reichlich B . : M e i c h e Sagen 298, 387; NddZfVk. 1926, 3. 4; A l p e n b u r g Tirol 1 1 3 , 24: das Garlos-Manndel bittet um B . und gibt dafür Lehmkugeln, die zu Gold werden: K ü h n a u Sagen 3, 125.
rahmt, welcher der Furcht vor schädigenden Dämonen entspringt; wir unterscheiden zwei Arten von B.hexen: a) die einen ziehen große B. mengen auf Kosten anderer an sich; b) andere bewirken durch Schadenzauber, daß die B . anderer Frauen nicht zusammengeht M ) .
4. Die B.h e x e 4 7 ) oder Β i h 1 w e i s e (nach Coler) **). Sie giert sehr nach B., weil sie besonders zu den fetten Mahlzeiten **) B . braucht. Hier laufen zwei Vorstellungen zusammen: Einmal führt ein direkter W e g von den b.nden Vegetationsdämonen zu den Hexen, die mit B . Zauber treiben®°) ; diese Verwandtschaft zwischen Vegetationsgeistern und Hexen zeigt klar die Holsteinische Geschichte von den Unterirdischen, die B . brot anbieten; dieses wird kohlschwarz und aufgequollen, ähnlich wie die Hexenb. zu einer übelriechenden Masse wird 6 1 ) ; wenn die „ S a l i g e " b.t, gibt es wie bei der B.hexe eine doppelte B.menge 5 2 ); i m , , B . f a ß " bei Leuchtenberg b.t ausgerechnet der Teufel 5 3 ) ; dann aber ist dies hochwichtige Geschäft der Hausfrau wie das B a c k e n von allerhand Aberglaube um-
5. ad. a) In den Hexenprozessen spielt der Vorwurf, daß eine Person Milch an sich zieht 6B) und viel B. 6 e ) macht, eine große Rolle. Eine Graubündener Hexe rühmt sich, ihr gebe es mehr als „ d i e Krine Schmaltz von der gebseten" w ) , und bereits im Poenitentiale des Burchard von Worms werden die Hexen erwähnt, welche Milch und Bienen vom Nachbar zu sich zaubern M ). Fecisti . . . . ut si vicinus eius lacte vel apibus abundaret, omnem abundantiam lactis et mellis . . . . ad se et sua ammalia . . . e suis fascinationibus et incantationibus se posse convertere credant ? Literarische Verwertung findet dieser Aberglaube schon in der Aberglaubenliste von Vintlers B e ) Pluemen der Tugent v. 7 7 3 1 — 2 :
*') S c h w a r t z Die B.hexe von Wagnitz in ZfEthnol. 1894, ι — 1 9 ; M ü l l e r in ZrwVk. 10 (1913)» 2 6 7 f f . ; G r i m m DWb. 2. 585; M a r t i n y Molkerei 19 ff. ; F o g e 1 Pennsylvania 177 f f . ; W. 2 1 7 u. 4 1 7 ; G r i m m Myth. 2, 897; Q u i t z m a n n Baiwaren 226; vgl. B.hase: B a r t s c h Mecklenb 2, 39. 37. **) M a r t i η y 1. c. 32; C o l e r Oeconomia; Klingner Luther 77. Die Billeweis in Kärnten bietet einem Bauern B., Honig und Weißbrot ap, wenn er bei ihr bleibe: G r a b e r Kärnten 66 c. **) S c h w a r t ζ 1. c. 1 6 — 1 7 ; W. 2 1 7 ; M a r t i η y Molkerei 22; B r o n n e r Sitt' u. Art 1 5 7 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 10. 19; um eine ins Haus kommende Hexe glücklich wieder hinauszubekommeu, muß man ihr B . oder Fett geben: B i r l i n g e r Volksth. ι , 327. 536; die südslavische Hexe braucht zum Fliegen S t u t e n b . : K r a u ß Relig. Brauch 117; D e r s . Volkforschungen 73 f f . ; die Hexensalbe besteht u. a. aus Gallenkraut und B . : M a η η h a r d t 1. c. 36 A 4. M ) M a η η h a r d t Germ. Myth. 54. " ) M ü 1 1 e η h o f f 3 1 7 . 475: vgl. 306, 458 und 3 1 1 , 467. ·») M a η nh a r d t 1. c. 52. " ) Ρ a η ζ e r Beitrag ι , ior, 1 2 1 ; vgl. H a a s Rügen 67, 1 1 9 . **) S c h m i d » S p r e c h e r 60; H a n s e n Hexenwahn 2 1 0 ; 260, 24; 288, 25; vgl. 289, a 6 f f . ; . 7 0 — 7 1 : Prozeß 1458 in Konstanz; 584—85: i486 Prozeß in Tiersberg (Baden); 597; 612 Nr. 257.
Und etlich stelen auß den Kübeln Das schmaltz, die weyl mans ruert.
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Die Mittel, mit denen die Β.hexen, die immer auffallend viel B. zu Markt tragen *>), die B. aus andern Häusern herzaubern e l ), sind mannigfaltig: Ein roter L a p p e n e 2 ) unter dem B.faß, die erste Spitzweide e3 ) beim Almauftrieb, ein Zauberspruch e4 ) aus dem Hexenbuch e5 ) bewirken, daß das B . f a ß sich rasch füllt. Die österreichische B.hexe stellt ihr B.f a ß auf den Wechsel (die Stelle, wo die Dielen zusammenstoßen) 6e ). Nach altem württembergischen Aberglauben bekommt man viel B., wenn man das B . f a ß auf eine Handzwehl (Handtuch) stellt und einen H a a r k a m m darunter legt ®7) ; die B.hexe v o n Tegerfelden hat unter dem K ü b e l einen K a m m und murmelt: Us jedem Hus en Löffel M ) ! Die B . h e x e b.t a m Sonntag w ), sie stiehlt die B. mittels des Zauberschlüssels 70). In der Oberpfalz rührt eine Bäuerin nach der Sage n a c k t die B. mit dem Spruch 71 ) : Kühr di, Küberl, rühr di. Von hier bis nach Ram (Rom) Von jedem Haus a Tröpfl, Kimd denna -r- ebbas zam.
In dem B.topf der B.hexe zu W a g n i t z sitzt eine „ M u g g e l " (Kröte) 7 2 ). In einer Brandenburgischen Sage gewinnt eine B.hexe zu Lenzen mit einem gegabelten Haselzweig, an dem eine K r ö t e in die Rinde eingeschnitten ist, viel B. 7 3 ); in Fleischwangen (Schwaben) schlägt man, wenn es beim B.n keine B. gibt, eine K r ö t e tot und hängt sie im Stall a u f 7 4 ) . Die Hildesheimer B.hexe hat ein „ D ü w e l e t g e n " ( = Kröte) »). Sehr verbreitet, besonders in Schlesien und im Allgäu, ist folgende Sage 7β) : Ein Schneider " ) , K a u f m a n n 7 8 ) , Schuhmacher 7e ), K n e c h t M ) , einmal auch ein Liebhaber 81 ), Gymnasiasten 8 2 ), beobachten die B.hexe, welche (nackt 8 3 ) oder nur mit einem Hemd 8 4 ) bekleidet) mit Zaubersalbe 85) oder Zauberpulver 8e) oder einem K a m m unter dem K ü b e l 8 7 ) riesige B.mengen b e k o m m t ; der Beobachter macht die Zauberzeremonie nach, worauf der Teufel die Unterschrift verlangt; meistens wird der Teufelsbann mit dem Namen Jesu 8 8 ) oder Jesu v o n Nazareth 8 8 ) zuschanden gemacht; überhaupt wird He-
1730
xenb. durch Dreifaltigkeitswachs 9 0 ), die Einwirkung G o t t e s 9 1 ) oder das K r e u z zeichen 9ä) und indem man sie im N a m e n Gottes anschneidet 9 3 ), zu Pferde- und K u h d r e c k . So prüft nach einer sächsischen Sage (um 1650) ein Soldat die B . einer B.hexe, indem er sie auf ein Messer mit drei Kreuzen spießt; die B u t t e r wird zu K u h f l a d e n 9 4 ) . H ä u f i g kehrt der Z u g in den Sagen wieder, daß ähnlich dem Motiv im Zauberlehrling, der, welcher die abgelauschte Zauberzeremonie nachahmt, die Zauberformel nicht genau sagt und der rauschenden B.fülle nicht Einhalt gebieten k a n n 9 5 ) . Die B . h e x e n b.n auch am B a c h 9 8 ) neben dem Haus, aus welchem sie die B. herausziehen oder auf einer B r ü c k e 9 7 ) ; einmal verrät auch das Töchterlein der B . h e x e das Zauberöl dem Sennen 9 8 ), der v o m Teufel geholt w i r d ; das „ H a g s b e r g w e i b l e " " ) sitzt auf einem Tannenstrunk und b . t ; in Böhmen b.t der Geist der verstorbenen B.hexe 10 °); einem P r i e s t e r , der den Zauberspruch der Hexe nachsagt, fließt die B. aus dem Ä r m e l 1 0 1 ) . Ein Rest des Aberglaubens v o n der B . h e x e steckt noch in den B.arbeitsliedern 102 ), welche die Mädchen beim B . n herleiern, ohne an den ursprünglichen Sinn zu denken: Ein Liedchen, welches im Rheinland 103) gerade so gut belegt ist, wie bei den Deutschamerikanern 104 ), singt man noch in Diersheim 106) (Bad.) : Butter dich, butter dich, 's gibt kein größ're Hex" als ich. ") Ζ i η g e r 1 e Tirol 39, 325. ") H a n s e n 1. c. 303, 29; 536, 30: die Milch gab keineD Nutzen; S c h m i d - S p r e c h e r 59—60 und 40 (aus dem J. 1657). n ) S c h m i d - S p r e c h e r 40. u ) S c h m i t z 2, 446, 168; H a η s e n i . c. 42; K o e n i g e r 236: dazu eine Predigtstelle: S c h ö n b a c h Berthold v. R. 30; G r i m m Myth. 2, 837; 3, 409; G r o h m a n n 135,980. ")ZfVk. 1913,6 und 117. » ) K ü h n a u Sagen 3, 58,1418; O c h s Bad. Wb. (Diersheim) Zettelkatalog. ei) S t r a c k e r j a n 2, 225, 476; W. 216; P r a e t o r i u s Blocksberg 95 bis 148 (Hexen stehlen B.). " ) ZfdMyth. 2 (1854), 303; M a n n h a r d t Germ. Myth. 16 fi.; K n o o p Hinterpommern 130, 264. Eine badische Sage veröffentlicht M ü l l e r : Christi. Familienblatt 1925 Nr. 39, Beilage des Achener und Bühler Boten 1925 Nr. 85; Festschrift Cimbria. Dortmund 1926, 106; M ü l l e r Rh. Wb. ι, 267. Zum roten Tuch unter dem Faß kommt meist der Spruch: Aus iedem
Butter H a u s ein Löffelchen: H ü s e r Beiträge 2, 21, 62; vgl. K u h n Westfalen 2, 224, 5; D G . 15, 206; Β i τ 1 i η g e r Volkstüml. ι , 3°7. 493 Α. ι ; andere Mittel: L û t ο If Sage» 210. 354. ·») ZfVk. 1895, 408. " ) Urquell N. F . 1 ( 1 8 9 7 ) , 20; A l p e n b u r g Tirol 2 8 9 ff.; T h a r β a η d e r 2, 371 ; ZfVk. 1908, 183, 5; M ü l l e r RhtinWb. ι . 267 ·») K ü h n a u 3, 70, 1429; MschlesVk. 1 9 0 5 , H e f t 1 3 , 8 8 — 8 9 . 9 0 ff. ·') ZföVk. 1907, 132. ·') G r i m m Myth. 3, 457, 667. · ) S t e p h a n Askanische Vk. X12. 258—59; R o c h h o l z Sagen 2 , 1 6 9 , 3 9 3 ; H e r z o g Schweizersagen 2 , 1 7 9 — 8 0 ; vgl. A. 6 2 . «·) ZfdMyth. 2 ( 1 8 5 4 ) , 7 3 , 5 ; vgl. M e n a i r g 1. c. ι , 463. ">) H e y l Tirol 294, 112. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 372; 3 7 6 f f . 3 8 2 , 1 5 ; B a v a r i a 2 , 2 4 9 . 3 8 2 ; ZföVTc. 1 8 9 7 , 1 1 5 . Ein Vogelvers, der in Villingen der Wildtaube zugeschrieben wird, heißt nach O c h s Bad. Wb. Zettelkatalog: Bi z ' R o m gsi, ha B. kauft, isch dier gsi. I m Hotzenwaldreim steht Bern für R o m : We i η h o l d Ritus 43; vgl. B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 108. Die B.hexen zu Völs entziehen der Bäuerin mit folgendem Spruch die B . ( A l p e η b u r g 290): Die Bäurin schlegelt den B, juchhei Doch m a c h t sie koan B., koan Β., o weh! Sie b u t t e r t u n d schlegelt und schlegelt, o Graus— S t a t t d'n B. im Kübel — a gräuliche Maus. ")
S c h w a r t z
1.
c.
7,
17;
S c h a m -
b a c h u. M ü l l e r 166. 184; 167, 185. »*) S c h w a r t z Brandenburg' 176—78 Nr. 119. " ) Β i r 1 i η g e r Volksth. 1, 488 Nr. 46. ") S c h a m b a c h - M ü l l e r 167. '·) S c h w a r t ζ 1. c. 1 0 ff. " ) Κ ü h η a u 3 , 26, 1379; 3, 79, 1436; R o c h h f l z Sagen 2, 169 und 188; S e h ö n w e r t h ι , 36) ff.; ZfVk. 1 9 0 0 , 5 1 — 5 2 ; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 59 ff. ; Ε η d t Sagen u. Schwanke 192; diese Sage ist auch in Baden bekannt : M ü l l e r 1. c. Nr. 2 5 ; vgl. B a a d e r Sagen ( 1 8 5 1 ) N r . 107. 135. 294. rt) K u h n Westfalen 2, 224, 5; vgl. H ü s e r Beiträge 2, 21, 62. '·) R e i s e r Allgäu I, 183. 185, 3. 195. M ) Κ ü h η a u 3, 43, 1 4 0 0 . " ) E b d . 3 , 8 6 , 1 4 4 1 . »«) Ebd. 3 , 4 8 , 1 4 0 4 . ·*) S c h ö n w e r t h χ, 369 u n d 372; ebenso bei den Südslaven: K r a u ß Relig. Brauch 5 5 — 3 6 ; W e i n h o l d Ritus 4 3 — 4 4 ; W. 2 1 7 ; Anthropophyteia 6 , 2 0 7 — 0 8 . • · ) K ü h n a u 3 , 86, 1 4 4 1 . ") Ebd. 3 , 2 6 , 1 3 7 9 ; 3, 4 3 , 1 4 0 0 ; S c h ö n w e r t h 1, 369 ff. und 372 ff. ··) K ü h n a u 3, 48, 1404; L a n d s t e i n e r Niederöst. 59 ff.; P r o h l e Unterharz 164, 426; Urquell 5 ( 1 8 9 4 ) , 2 8 2 . " ) R o c h h o l z Sagen 2 , 169; vgl. A. 67. " ) K ü h n a u 3, 48, 1404; vgl. K u h n - S c h w a r t z 26, 32 u n d K n o o p Hinterp. 130 f. »•) K ü h n a u 3, 26, 1379; L a n d s t e i n e r Niederöst. 59 ff. ; K u h n Westfalen 2, 224, 5; H ü s e r Beiträge 2, 21, 62. K ) L e o p r e c h t i n.g 10. " ) K ü h n a u
vgl. Urquell N. F . 1 ( 1 8 9 7 ) , 2 0 . " ) Κ ü h n a u 3, 81 ; E n d t Sagen 192; vgl. G r ò l i m a η η 95, 662; vgl. Α. ιο6. ·*) K ü h n a u Sagen 3 , 7 9 , 1 4 3 6 , vgl. 4 6 ; vgl. B a r t s c h 1, 2 8 8 , 3 8 1 . M ) M e i c h e Sagen 484, 629; vgl. W a i b e 1 F l a m m 2, 50; vgl. M e i c h e 1. c. 232, 342; K r u s p e Erfurt 2, 88 ff.; P r o h l e Unterharz 164, 426; Hexenb. sinkt im Wasser: F i s c h e r Aberglaube 124. " ) M ü l l e n h o f f * 2 4°> 355; S c h ö n w e r t h 1, 371; R o c h h o l z 2, 169; S c h w a r t z 1. c. 15 ¡ B a r t s c h ι , 120, 141. ··) M a n n h a r d t Germ. Myth. 27; M ü l l e n h o f f Sagen 239, 355; in Finistère bildet die Bachgrenze eine Schranke f ü r die Macht der B.hexerei: S é b i 1 l o t 2, 373; in Mecklenburg b u t t e r t die Hexe, so oft nebenan die Bäuerin b u t t e r t ; sie wird d a d u r c h zitiert, daß sich die Bäuerin aufs F a ß s e t z t : B a r t s c h x, 119, 139. Die Erzählung in Sprengers Hexenhammer u n d die Ansicht von Trithemius bei R o c h h o 1 ζ Gaugöttinnen 74 ί· " ) K ü h n a u 3> 41» ϊ398; 54. 1413; R o c h h o l z Gaugöttinnen 74· Reis e r Allgäu ζ, 185, 2. ") Ebd. ι , 112—113. 10 I01 °) Κ ü h n a u 3, 76. ) M a r t i n y Molkerei 30. 10î ) B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 107 f. ; ,03 M ü l l e r I.e. Α.62. ) M ü l l e r Rh. Wb. ι , 268; W r e d e Rhein. Vk. 135; D e r s . Eifeler Vk. 93; M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 1170 und 1185. 101 ) F o g e 1 Pennsylvania 177, 849. 105) O c h s Bad. Wb., Zettelkatalog; ein anderer Spruch in B r a n d e n b u r g : S c h w a r t z Brandenburg* 1 7 7 Nr. 1 1 9 : 3, 46;
Botter botter dick, Botter jrot Stück. F ü r Schlesien: Mschles Vk. 1905, H . 14, 23; bek a n n t ist der Spruch in der Oberpfalz: S c h ö n w e r t h I, 382, 15. 372. 376. 6. Eine Gruppe von Sagen berichtet von B . schleppenden Hausgeistern loe ) (vgl. A . 4 6 ; 7 2 — 7 5 ) , welche der Hexe B. verschaffen; es ist der „ T e u f e l " , welcher in Sachsen als Quarkdrache 1 0 7 ), in Baden als Knöpflekröte 1 0 8 ), welche Knöpfle scheißt, in Schleswig als Roggenkatze 1 0 9 ) für seine Hexen stiehlt. Eine alte Frau in Schleswig-Holstein u o ) hatte einen Hausgeist auf dem Boden, dem sie nur zu sagen brauchte: „ M a t t ' n schiet B o d d e r " ; diese B. speienden Hausgeister sind vor allem im Norden 1 U ) (Schweden und Norwegen) bekannt; in Schweden sagt man zum Alraun 1 1 2 ) : B u t t e r u n d Käse sollst D u mir bringen, Und d a f ü r soll ich in der Hölle brennen. Diese b.raubenden Hauskobolde sind eine Vorstufe der B.hexen, denen sie dienstbar sind. In einem G r u o b e r u l )
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H e x e n p r o z e ß (1653) s i t z t der T e u f e l als K r ö t e auf dem S c h m a l z f a ß ; diese sitzt nach der niedersächsischen S a g e im B . t o p f 1 U ) oder unter dem B . f a ß l l f i ) , sie spritzt in der O b e r p f a l z 1 1 β ) B . in die Pfanne, n a c h einer Schweizer 1 1 7 ) Version „ c h o t z e t ein H u n d A n k e n " ; S c h w a r t z 1 1 8 ) erklärt diesen A b e r g l a u b e n meteorologisch; dieser D e u t u n g h a f t e n die V o r z ü g e und S c h w ä c h e n an, w e l c h e L a i s t n e r s B u c h „ N e b e l s a g e n " h a t ; auf G r u n d v o n ein paar wirklich t r e f f e n d e n D e u t u n g e n werden alle möglichen E r s c h e i n u n g e n in dieselbe Z w a n g s j a c k e g e p r e ß t . Singulär ist der B r a u n s c h w e i g e r l l e ) A b e r g l a u b e , d a ß die H e x e n in G e s t a l t v o n Hermelinen die Milch u n d den K ü h e n den N u t z e n r a u b e n und d a ß man, u m das B . n zu fördern, das E u t e r mit H e r m e l i n p e l z reiben m u ß ; das ist der S y m p a t h i e z a u b e r 1 2 0 ) : 6 τρώαας xai läosxat ; die R ö m e r h ä n g t e n den K ü h e n gegen den B i ß der S p i t z m a u s und die daraus entstehende Geschwulst eine tote S p i t z m a u s u m m ) . U m B.segen zu erzwingen, treiben die B . h e x e n v o r allem mit dem M a i e n t a u Zauber; sie heißen in Holstein D a u s t r i k e r 1 2 2 ) ; „ M a i m o r g e n m u ß es g e t a u t h a b e n 1 2 3 ) , d a n n gibt es ein gutes B . j a h r " ; an einem Maimorgen n a h m im Holsteinischen. 1 2 4 ) eine H e x e v o r S o n n e n a u f g a n g auf den Feldern der N a c h b a r n den T a u mit großen T ü c h e r n auf und s a m m e l t e ihn in eine K r u k e ; d a v o n n a h m sie j e d e s m a l einen L ö f f e l voll, w e n n sie b . n wollte und goß ihn ins F a ß , indem sie dabei s p r a c h : „ U t elk H u u s en Lepel v u l l !" ; der T a u als H i m m e l s m i l c h v e r m e h r t die B. 1 2 5 ) ; allgemein k a n n nach o s t f r i e s i s c h e m 1 2 β ) A b e r g l a u b e n „ d i e h e x e d e m vieh d a d u r c h schaden, d a ß sie auf seiner W e i d e den T a u v o m Grase s t r e i c h t " . Mit diesem T a u z a u b e r h ä n g t o f f e n b a r ein Gegenz a u b e r z u s a m m e n , w e l c h e n m a n in Holstein v o n zwei K n e c h t e n e r z ä h l t 1 2 7 ) : Sie w ä l z t e n sich in der J o h a n n i s n a c h t nakkend im T a u , und sie k o n n t e n d a r a u f h i n in der K i r c h e die Milch- und B . h e x e n erkennen, indem jede eine M i l c h b ü t t e auf dem K o p f e trug. G e n a u dieselben V o r stellungen v o n der Z a u b e r k r a f t des Maientaues f ü r die B . g e w i n n u n g t r e f f e n wir in
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F r a n k r e i c h m ) . A m gefährlichsten sind die B . h e x e n in der W a l p u r g i s n a c h t 1 2 9 ) und a m J o h a n n i s a b e n d 13°) (24. 6.), w o die H e x e n auch sonst frei w a l t e n k ö n n e n ; daher töteten die F r a u e n Irlands 1 3 1 ) n a c h einer N a c h r i c h t des 16. J h s . a m 1 . 5 . alle Hasen auf ihrem Gebiet, weil sie diese als milchraubende Hexen ansahen ; in D e u t s c h l a n d legt m a n einen Besen v o r die S t a l l t ü r 1 3 2 ) und t r i f f t sonstige G e g e n m a ß n a h m e n 1 3 3 ); einen p r o p h y l a k t i s c h e n Z a u ber an W a l p u r g i s f i n d e n wir i m Bezirksa m t Wunsiedel, w o b e i m a n Feuereisen und K a m m v e r w e n d e t ; auf diese beiden A p o t r o p a i a stellt m a n das B . f a ß , in welches drei Steine gelegt w e r d e n ; diese überg i e ß t m a n mit h e i ß e m W a s s e r 1 S 1 ) . In B ö h m e n reinigen die H a u s f r a u e n a m K a r s a m s t a g das B . f a ß i m B a c h 1 3 S ); v o n einem großen p r o p h y l a k t i s c h e n Z a u b e r a p p a r a t a m G e o r g s t a g (23. 4.) b e r i c h t e t S e l i g m a n n 1 3 β ). In Schlesien gruben früher die B a u e r n a m J o h a n n i s t a g „ T o t e n t ö p f e " aus und g o ß e n Milch darein, u m den B . g e w i n n . zu v e r m e h r e n 137 ) ; ähnlichen A b e r g l a u b e n treibt m a n in Holstein 138 ) m i t den U r n e n alter Gräber, die m a n f ü r T ö p f e der Unterirdischen hält. Im V o i g t l a n d reiten die H e x e n in der W a l p u r g i s n a c h t auf d e m B . s t ö ß e l 1 3 e ) . In der Oberp f a l z streichen sie a m J o h a n n i s t a g T a u und erhalten die Milch v o n j e n e n K ü h e n , w e l c h e das Gras der a b g e s t r e i f t e n W i e s e n fressen 140 ). In Österreich rühren die B . h e x e n a m G e o r g i t a g unter der T r a u f e , d a m i t sie immer Milch h a b e n 1 4 1 ) ; i m E g e r l a n d reibt m a n mit gestohlener Milch das E u t e r der K ü h e ein (1. 5. oder S a m s t a g und S o n n t a g ) 1 4 2 ) ; n a c h s k a n d i n a v i schem A b e r g l a u b e n stehlen die H e x e n a m G r ü n d o n n e r s t a g die Milch 1 4 3 ). 10e ) Am bekanntesten ist der B.Schlepper als Drache in Thüringen: W i t z s c h e l 2 , 276, 2; 2 7 ° . 55; T> 3 2 3i 336; Steifchen bringt B. und Rahm zum Kuchenbacken: 2, 292, 150; über Stöpgen : B r e v i n u s N o r i c u s 196 ff.; S c h a m b a c h - M ü l l e r 163, 182 (Stöpke). Läßt der Drache den Raub fallen, so sieht man eine stinkende, milchige Masse, das Drachenschmalz : S c h ö n w e r t h i , 394. 396 ; G r o h -
mann
23, 107;
R o c h h o l z Gaugötitnnen
75; vgl. A. 90 ff.; wenn man den Namen des Heilandes ruft, läßt er alles fallen: G r i m m Myth. 3, 452, 520; über B.schlepper vgl. ferner;
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Butter
S c h w a r t z Brandenburg 60, 34; 131, 83; M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 18, 5; ZföVk. 1900, 125 (Egerland); ZfVk. 1892, 78 ff.; vgl. Speck, Eier. "") M e i c h e Sagen 314, 413; vgl. 304, 395; 298, 387; vgl. ZföVk. 1900, 125. 108) W a i b e l - F l a m m 2, 166 bis 167; Κ ü π ζ i g Sagen 63, 184; 65, 189; vgl. den Knödelhund in der Oberpfalz: S c h ö n · w e r t h ι , 377, 7; vgl. R o c h h o l z Sagen 2, 172, 396. 1M ) M ü l l e n h o f f * 222, 327. 110 ) M e η s i η g ι , 460; Urquell 6, 194 ¡ M e i c h e 298, 387; ZfVk. 1892, 80; vgl. Κ ü η ζ i g 1. c. In Mecklenburg bringt der Drache B. ( B a r t s c h i , 260. 337), ebenso in Thüringen ( W i t z s c h e l 2, 292, 150); andere B.bringer sindhasengestaltig (vgl. M i l c h ) : M a n n h a r d t Germ. Mythen 52—53 ; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 39, 37. In Brandenburg buttert ein dreibeiniger Hase für die Frau: S c h w a r t z Brandenburg 7, 131, 83; bei Erfurt hat eine Bäuerin ein kleines rotes Männlein, das sie unter das B.faB stellt : Κ r u s ρ e Erfurt 2, 88 ff.; in Mecklenburg finden wir den Dümmling im B.faß: B a r t s c h 2, 478, 39. I U ) NddZfVk. 1926,4 mit Literatur; ZfVk. 1892, 78—80. "*) M a η η h a r d t 1. c. 56. ,13 ) S c h m i d - S p r e c h e r 36; vgl. H a n s e n Hexenwahn 535, u f f . l u ) S c h a m b a c h M ü l l e r 166, 184; S c h w a r t z 1. c. ι ; G r i m m DWb. 2, 585. "«) S c h a m b a c h M ü l l e r 167, 185, vgl. p. 359. η β ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 376, 6. "*) SAVk. 1925, 138, 96. "») 1. c. 8 f. 17 ff. »») A n d r e e Braunschweig 401 ; vgl. D r e c h s l e r 2, 106, 478. ι ω ) Ρ a u 1 y - W i s s o w a 1, 36. m ) C o l u m e l l a 6, 17, 5. m ) M ü l l e n h o f f * 240; G r i m m Myth, ζ, 897; 3, 477» ΐ " 8 ; 3 " ; R o c h h o l z Gaugöttinnen 72—73 · M a n n h a r d t Germ. Myth. 5. "*). M ü 11 e η h o f f » 239» 355. 2; M a n n h a r d t 1. c.; W. 88. l M ) M ü l l e η h o f f 1. ç.; W. 88; vgl. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 172, 27; B r o n n e r Siti' u. Art 157; R o c h h o l z Gaugöttinnen 74—76. , I 5 ) M a n n h a r d t 1. c. 5—7. 27; vgl. S é b i l l o t ι , 95; 2, 241. ,2β ) G r i m m Myth. 3, 477, 1x18. " ' ) M ö l l e n h o f f * 230, 338; S c h i n d l e r Aberglaube 291 ; in Braunschweig erkennt man die B.hexe durch die Erbegge an den B.fässern: A n d r e e 381; vgl. K u h n - S c h w a r t z 378, 45. 1SS) S é billot 2, 439; 3, 85. "») KuhnS c h w a r t z 393 ff.; D r e c h s l e r 1, 109; F r a z e r 1, 2, 52. 127; 6, 267; 7, 1,154; B r o nn e r Sitt' u. Art 156—58. Ähnlich ist das Gegenmittel in Bayern (Bavaria 2 a, 309): Am 1. 5. geht die Bäuerin aufs Feld, streicht dreimal mit der Sichel in die Luft und schneidet drei Grashalme ab und sagt: O du guter Walberntau Bringe mir, soweit ich schau, In jedem Hälmlein Gras Ein Tröpflein Schmalz. P a n z e r Beitrag 2, 301 ; R o c h h o l z Gaugöttinnen 62. 74. lS0) Die Esten bitten in einem
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Zauberlied am Johannistag um B. so gelb wie die SonDe: F r a z e r 7, 1, 176—77; 180 und 185; bes. ι , 2, 127 A. 2 und A 3. mit Literatur und 7, 2, 74. 131) F r a z e r i, 2, 53; heute umwinden die Iren das B.faß am 1 . 5 . mit einem Kranz aus den Zweigen des Vogelbeerbaums: F r a z e r 1, 2, 52—53. 13a) K u h n Herabkunft 163; ZfVk. 1891, 181; KuhnS c h w a r t z 393 ff. 133) S a r t o r i 3, 170 A. 3; K ü h n a u Sagen 3, 39, 1394; Α η d r e e 381; W i t z s c h e l Thüringen2, 262ff.; Κ e h r e i η Nassau 2, 258, n o . 134) DG. 12, 148; vgl. B û c h e τ Arbeit u. Rhythmus 108. 13S) G r 0 h m a n n 46, 296; in Schlesien b.t die Bäuerin am Karfreitag vor Sonnenaufgang nackt: D r e c h s l e r 2, 105; vgl. K r a u ß Relig. Brauch 55; W e i n h o l d Ritus 43—44. " · ) S e 1 i g m a η η Blick 2, 378; vgl. Κ r a u û Relig. Brauch 127. ι η ) D r e c h s l e r 2, 240, 617. 1!B) M ü l l e n h o f f 302, 450. "») F r a z e r 6, 160 und 7, 2, 73—74. 14°) S c h ö n w e r t h 3, 172, 27. m ) B a u m g a r t e n Jahr 24. Daß Hexen auf dem Dach b.n, erwähnt besonders P r a e t o r i u s Blocksberg 455· 1M ) ZföVk. 6 (1900), 124. l " ) M a n n h a r d t 1. c. 27. 7. a d . b). Die H e x e n — das böse W e i b S l a c z o n a 1 4 4 ) (Lausitz) — bewirken, d a ß der R a h m nicht zu B . wird 14S ) ; in den H e x e n prozessen w e r d e n die F r a u e n besonders a u c h des B . s c h a d e n z a u b e r s a n g e k l a g t : Die Milch g a b keinen N u t z e n 1 4 e ) , eine G r a u b ü n d n e r H e x e s p e r r t das,, A c h e n " 1 4 7 ) ; eine andere wird v e r n o m m e n , weil „ d e r r ä u m sich nit wellen achen, sondern über das K ü b l i us w e l l e n " 1 4 8 ); eine d r i t t e t u t P u l v e r in das „ A c h k ü b e l i , d a ß es inen nit h a b e g e a c h e t " 149 ). V o r 70 J a h r e n g a b es i m S t i f t zu Einsiedeln ein „ T e u f e l a u s t r e i b u n g s k o l l e g i u m " f ü r und gegen das „ A n k e n m a c h e n " 150 ). S c h o n der Schweizer A u s d r u c k : ,,'s A n k e isch mer g ' n ô " , d e u t e t auf die A n s i c h t v o m f r e m d e m bösem E i n f l u ß a u f s B . n 1 6 1 ) ; wie ernst m a n die G e f ä h r l i c h k e i t dieser B . h e x e n n a h m , zeigt eine Stelle aus einem Ger i c h t s a k t des 15. J h . : modus tollendi maleficium impedimenti Butyrizationis, correptionis l a c t i s ; es f o l g t O r e m u s und E x o r z i s m u s 1 5 2 ) . Einen v o n den H e x e n gerne a n g e w a n d t e n S c h a d e n z a u b e r erw ä h n t das J o u r n a l 1 5 3 ) und die R o c k e n philosophie 1 H ) : M a n z ä h l t die R e i f e n a m B . f a ß v o n u n t e n a u f w ä r t s und wieder v o n oben h e r a b ; es g e n ü g t sogar, d a ß eine böse F r a u ins B . f a ß s c h a u t 1 6 5 ) ; den bösen B l i c k f ü r c h t e t m a n v o r allem in Schles-
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Butter
wig-Holstein 15β ), viel Material bietet Seligmann 157 ) ; nach einer schlesischen 158 ) Sage ist es ratsam, das B.faß nicht ins Freie zu stellen, weil sonst die Hexe hineinlangt und das Faß verzaubert; in der Neißer und Leobschützer Gegend reiten die Hexen des Nachts das Dorf entlang und verhexen das B.geschäft 1 5 9 ) ; sie reiten auf dem B.faß auf den Blocksberg 1 8 0 ); sie waschen ihre B.fässer an Karfreitagmitternacht 1 β 1 ) ; gefährlich ist auch das Loben oder „ Ü b e r r u f e n " des B.fasses während des B.ns 1 6 2 ): tritt eine zum B.faß und überruft sie mit den Worten: „ D a s ist ein schön Faß Milch!" soschäumt die Milch und bringt wenig B . ; man entgegne: „ W ä r e dein groß Maul nicht, so geriete sie noch besser"; nach isländischem Aberglauben vereitelt ein Stückchen Zucker das B.n, offenbar ein empirischer Spruch 1 6 3 ). Es gibt auch böse Leute, welche die B . „festmachen", daß sie unzerschneidbar ist wie Stahl m ) . So macht nach Tharsander l c 5 ) ein Zauberer die B. fest, daß kein Messer hindurchgeht. Behexte B. erkennt man daran, daß sie schäumt und stinkt 1 6 6 ). Literarisch verwendete ζ. B. Hölty 167 ) in seiner Ballade Leander und Ismene den Schadenzauber mit dem B . f a ß : Sie hexte Froschlaich, Ruß und Haar ins Butterfaß des Küsters.
In Frankreich läßt Cyrano von Bergerac 168 ) in einem seiner Lettres diverses (1654) Agrippa von Nettesheim seine Künste proklamieren, darunter auch einen Spruch für B.schadenzauber: „ N o lite fieri". Luther glaubt offenbar an die Existenz der B.hexen: possunt butyrum, lac, caseum aliis furari 1 6 9 ); und kein geringerer als Shakespeare verwendet diesen Glauben an den Schadenzauber der Vegetationskobolde und Hexen im Sommernachtstraum, wo die Elfe dem Troll seine Untaten vorhält (II, 1, 32 ff.) : So bist Du jener schlaue Poltergeist, Durch den der Brau missrät und mit Verdruß Die Hausfrau atemlos sich b.n muß l '°). 1H ) Κ ii h η a u Sagen 2, 48, 707. I , s ) S c h r am e k Böhmerwald 258; vgl. F o g e 1 Pennsylvania 179, 860 und Ζ i η g e r 1 e 39, 325. Nach W i e r u s Opera omnia (Amsterdam i66ol de
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diabolo c. 1 2 bewirkt der Teufel, daß die Milch nicht buttert. - " · ) H a n s e n Hexenwahn 536, 30; die Milch bleibt „ g a l t " : S A V k . 1898, 109; M e i c h e Sagen 306; 399; auf dem Hexenplatz berichtet eine Hexe dem Teufel, daß sie das B.n verhinderte: S A V k 1925, 287. ,17 ) S c h m i d - S p r e c h e r 40; vgl. 171. lle ) Ebd. 4 1 ; vgl. 87; ebenso in Böhmen: G r o h m a n n 138, 1 0 1 3 ; dazu 155, 1 1 2 0 und 156, 1 1 3 2 ; eine Luzerner Hexe bewirkte, daß, wenn man einen halben Tag ankte, ein Schum oben war: S A V k . 1899, 96. 103. 112. 14
")
S c h m i d - S p r e c h e r
54—55;
vgl.
139. 1 5 0 — 5 1 ; T h i e r s erwähnt einen französ. Schadenzauber: 3mal aufs Β faß schlagen mit Psalmspruch : L i e b r e c h t Gervasius 2 2 5 > 399· 1S0 ) R o c h h o l z Sagen 2, 1 5 3 ; vgl. läl lH 171. ) Schweizld. 1, 344. ) Niederb e r g e r Unterwaiden 3, 554 ff. 1S3 ) G r i m m 1M Myth. 3, 461, 759. ) Ebd. 3, 444, 286; vgl. M ü l l e n h o f f 2 239, 355 ; in Pommern zählt man als Gegenzauber von unten nach oben: BIPommVk. 3, 107; ZfVk. 1914, 56, 25; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 3 7 ; K n o o p Hinterpommern 1 7 1 ; E n g e l i e n u. L a h n 273, 210; M a r t i n y 22. l 5 5 ) ZfVk. 1901, 322 vgl. 307 ff. ; B a r t s c h Meckl, 2, 136, 599; M a r t i n y 22. 1 M ) Wenn eine alte Frau ins B.faß schaut, kann man nicht „afboddern": M e n s i η g ι , 463, vgl. 464. 470; die Gegenzaubermittel gegen den bösen Blick sind 470—71 aufgezählt; vgl. Urquell 5 (1894), 282. 157 ) S e 1 i g m a η η 2, 484: Β. und B.faß. 16β) Κ ü h n a u Sagen 3, 72, 1 4 3 2 ; D r e c h s l e r 2, 253. I5Í ) K ü h n a u 1. c. 41, 1 3 9 7 ; vgl. A n d r e e Braunschweig 381. 1β0) L a i s t n e r Nebelsagen 234. m ) Κ ü h η a u 3, 50, 1409. 1β2 ) G r i m m Myth. 3 , 4 6 3 , 823, dazu 2, 897; ZfVk. 1914, 56, 18; Urquell 5 (1894), 281 ff. "») ZfVk. 1903, 2 7 1 . 1 M ) M e i c h e Sagen 559. 693· " · ) Τ h a r s a η d e r 2, 700. ιββ ) ZfVk. 1914, 56, 18; W . 391 ; K l i n g n e r Luther 77; in Böhmen läuft diese B. beim Auslassen über den Topf: G r o h m a n n 138, 1 0 1 3 ; vgl. A . 90ff. u. 106. 16? ) M a r t i n y 22; G r i m m DWb. 2, 584; vgl. F r e n s s e n lœ Jörn Uhi cap. 25. ) ZfVk. 1904, 414 = S é b i 1 1 o t 3 , 8 7 . «») Κ 1 i η g η e r 1. c. 7 7 . l, °) A c k e r m a n n Shakespeare 123.
8. Gegen diesen Schadenzauber läßt der Volksaberglaube eine stattliche Front von Gegenzaubermitteln171) aufmarschieren. Wir finden eine ganze Skala vom einfachsten Gegenmittel bis zum feierlichen rituellen Gegenzauber 1 7 2 ) : wenn der Rahm nicht brechen will, wirft man Brotbröcklein 173 ) in den drei höchsten Namen hinein oder S a l z 1 7 4 ) oder Salz und B r o t 1 7 5 ) als Apotropaia; man legt auch alte 176 ) B. ins Faß oder solche ven einer ncumelkiccn Kuh oder Ear
Butter
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tholomäusb. 178 ) oder Β. aus der Kreuzwoche 17e) ; man pfeift 1 8 0 ) wohl auch ins B.faß oder gießt die Milch durch die „ R a n k e n der Alfranken" 181). Der Aberglaube kennt noch wirksamere Abwehrmittel: Das verhexte Faß zu Lewin (Schlesien) wird entzaubert, indem man dasselbe mit Seife ausschmiert und kochendes Wasser hineingießt und mit einer glühenden Eisenstange hineinfährt 182). In einem Graubiindner Hexenprozeß halfen sich die Leute, denen man das Schmalzen sperrte, damit, daß sie ein Roßeisen „ins Feuer legten und rot werden ließen und dann in den drei heiligen Namen in das Kübeli legten und ankten; da sei Trina Müller an die Türe gekommen und habe rätz angestoßen, sie aber rätz geanket" l 8 3 ); als das B.n nicht geraten wollte, ging nach einer Tiroler 184) Sage der Bauer zu einem, der die Zauberbücher kannte 185) ; auf dessen R a t stellte die Bäuerin den B.kübel unter die Dachtraufe 18e) und stieß während des Schlagens einen glühenden Spieß in das Faß, worauf der Schadenkobold einen Seufzer ausstieß und entwich; in einer Kärntner l87 ) Sage wirft man glühende Nägel (Eisen) 188) ins Faß. In Württemberg 188) wird ein Segen mit drei Nägeln auf den Boden des Fasses genagelt; in Tirol 19°) gießt man Weihwasser, welches am Sonntag neunmal gekocht ist, in den Kübel und gräbt in den Boden folgendes Zeichen ein : a Ig (s. Agía). Man brennt I. Ν. R. I. am B.kübel ein 191 ). In Schleswig 192) fährt man mit einer glühenden Eisenstange hinein, im Allgäu steckt man glühende Teile der Pflugschar ins Rührfaß m ) , in Oldenburg eine glühende Mistgabel 1M ); überhaupt verwendet man die apotropäische K r a f t des Metalls 19S) im Gegenzauber, um das B.n zu ermöglichen. Die Rockenphilosophie rät 1 9 6 ) : ein weib, das butter rühren will, soll ein dreikreuziges messer ans fass 1OT) stecken, so gerät die butter; in Friesland 198) steckt man Messer um den Deckel des B.fasses, in der Oberpfalz 198) wirft man einen Ehetaler ins F a ß ; in
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Baden 200) eine Kupfermünze (Benedictuspfennig), in Mecklenburg 201) einen Erbschlüssel, in Tirol 202) eine glühende Eisenkette; im Rheinland tunkt die Bäuerin ein Markstück, den Ehering ins Drehfaß 203). Ererbte Sachen werden beim Abwehrzauber bevorzugt: In Thüringen 2°*) muß mán Milch in einem neuen Topf kochen und etwas von der Milch auf einer Erbschaufel mit der Erbsichel schlagen; das muß man dreimal tun; beachtenswert ist hier die Häufung der Apotropaia: Stahl, Ererbtes 205 ), Feuer — Dreiheit! Oder man legt in der Oberpfalz unter das Faß ein Stück Eisen 20e), eine Feuerzange 207), in Dithmarschen 208) einen Sargnagel, in der Mark kreuzweise zwei Stricknadeln 20i ) l in Mecklenburg 210) einen Feuerstahl. Auch das Journal berichtet aus dem Saalfeldischen: will das B.n nicht fort, so legen sie Feuerstahl oder Messer unters F a ß 2 U ) ; in Schlesien steckt man das Küchenmesser in die Tasche 212 ); man wirft auch einen Kieselstein ins B.faß, welchen man am Ostermorgen von einem Kreuzweg geholt hat 2 1 3 ); oder in Mecklenburg 2 1 4 ) soll man an „Maidag un Johanninacht ne Schal mit Melk na'n Krüzweg dreg'n un'n Kreis mit drei Krüzen dor rüm maken, denn wart't beter." Besonders häufig ist der Widerzauber mit apotropäischen Holzarten: ein in Graubünden angeklagter Hexenmeister, „der Pfründ", r ä t 2 1 5 ) : „Wenn einer nicht schmalzen könne, soll er den Rahm ins Kübeli schütten, ein groß Feuer machen, das Kübeli zwischen die Beine nehmen und etliche Züge tun und es mit drei in demselben J a h r gewachsenen, in den heiligen drei Namen gebrochenen Haselschossen in des Teufels Namen schmützen." In Braunschweig beschleunigt ein im F r ü h j a h r abgeschnittener und geweihter, gabelförmiger Haselzweig das B.n 21β) ; in Schwaben legt man drei Reiser vom Besen und einen Kamm unters Faß 217 ); in Schweden verwendet man die Flugesche, am Himmelfahrtstage geschnitten, gegen B.verhexung 218). Nach der Bunzlauischen Monatsschrift 219) peitscht man das B.faß mit einer Weidenrute 22°), die aber nicht mit dem Messer
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Butter
geschnitten werden darf, im Egerland mit Dornzweigen 2 2 1 ). Am meisten Verwendung findet der Vogelbeerbaum 222) ; prophylaktisch umwindet die irische Bäuerin 223) am 1.5. das B.faß mit einem Kranz aus den Zweigen des Vogelbeerbaumes; mit einem solchen Zweig umwindet sie den Griff des B.stößels 224) beim B.n; in Schleswig 22S) war früher der Stiel des Stößels aus dem Holz des Vogelbeerbaumes gemacht, ebenso in Schottland 22e) ; auf Rügen 227) macht man ihn aus Kreuzdorn, in Frankreich 228) aus Ginster; in der Oberpfalz 230) verfertigt man den Rührstecken aus Wacholderholz 231), woran das Wild die Rinde mit dem Geweih abgestoßen h a t ; die B.dirne schneidet das Holz am Walperntag; hier peitscht 232) man auch die Milch mit Schlehen oder Hagedorn; gegen den Milchraub verbrennt man die H a u t 233), heute noch „ H e x e " genannt. Oft muß ein Hexenmeister 234) einen Gegenzauber inszenieren, wie der Thiseheiri von Schweissingen 2 3 5 ); in Tirol 2 3 6 ) besprengt man den Schwengel der größten Kirchenglocke auf der rechten Seite mit R a h m ; der erste Schlag trifft die Hexe; in der Oberpfalz 237 ) reinigt man das Geschirr mit Schmiedzunder oder räuchert den Stall aus, in Mecklenburg 238) hantiert man mit den bekannten drastisch-unappetitlichen Apotropaia; in Bayern 239) legt man Knoblauch, geweiht am Dreikönigstag, ins B.faß mit einem Spruch; nach einem Mittel der Zuger Mönche 240) schürt man während des B.nS unter einemumgestürztenKesselFeuer 2 4 1 ). Um die Hexen 242 ) zu überlisten, welche die Reifen zählen, zählt man die Reifen von oben nach unten oder legt einen Zwirnsfaden unter das Eisenband um das Faß 2 4 3 ) oder bindet eine Schürze 244) um das Faß oder legt einen roten 2 4 5 ) Lappen darunter. In Tirol schoß ein Mann in den Treibkübel und tötete die Hexe 24e ). Zuweilen f ä h r t man das B.faß auf einem Wagen im Galopp bis zur Grenze der Feldmark 247) und dann wieder zurück 24S). Um sich vor dem Schadenzauber eines Hexenmeisters zu schützen, gibt man ihm Schmalz auf einem Stück Brot (Apotropaion) 249). Schließlich treffen wir auch noch das
Verpflöcken 2 ä 0 ) als Gegenmittel an : In Mecklenburg 2 5 1 ) verpflöckt man Menschenkot in drei Löchern des B.stabes, in Böhmen 252) Rahm im „Hackeklotz", im Allgäu sticht man Wasen aus, gießt Rahm in das Loch und legt den Wasen wieder darauf 253). In Schleswig 254) legt man einen Donnerkeil neben das B.faß (vgl. Milch) ; man legt auch wohl anderswo die Wurzel des Kreuzkrautes 2 5 S ) in den Rahm, in Tirol den „Höllenbrand" unter das Faß 25e) ; in Pommern 257) gibt man den Kühen Branntwein, der von geborgtem Geld gekauft ist, damit sie b.reiche Milch geben; in Siebenbürgen läßt man zu demselben Zweck die Kühe an Salz lecken und vergräbt dies unter der Gemeindetürschwelle 258). Um den Urheber des Schadenzaubers zu entdecken, hängt man am Bodensee 26 ') das B.faß ins Kamin. Es ist nicht verwunderlich, daß dem von diesem festen Ring von Zauberriten umgebenen B.faß selbst Zauberkraft zugeschrieben wird, wie dem Faß von Poppendorf in Steiermark, welches dem, der das Ohr an die Öffnung legt, die Z u k u n f t verkündet 2eo ). Am Thomastag — in der Thomasnacht b.t man in Westfalen 2 6 1 ) und backt Kuchen — geht man nach Baumgartens zuverlässiger Mitteilung zum B.faß und hört hinein, um zu orakeln („Leiralosn") 2β2 ). Daher ist das B.faß der Stolz der (Eifeler) 2β3) Hausfrau 2β4 ); sie gibt es nie her, sonst wird ihr der Rock gestohlen 265 ). "') M a r t i η y 1. c. 26 f f . ι " ) F r i s c h b i e r
Hexenspruch
124;
S a r t o r i
Sitte
u.
Β.
2,
144—45· m ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 497; auch bei den Deutschamerikanern belegt : F o g e l Pennsylvania
376, 2020; dagegen G r o h -
m a n n 139, 1015, wonach kein Brotkrume chen ins B.faß fallen darf. l ") W r e d e Eifeler Vk. 9 3 — 9 4 ; L i e b r e c h t
17S
Gervasius
220,
24.
) Schweizld. 1, 344 = L ü t o 1 f Sagen 225 d;
M e i e r Schwaben 177, 15.
17e
) ZfrwVk. 1913,
2 7 1 — 7 2 ; Urquell 5 (1894), 282. '") ZfrwVk.
1 9 1 9 , 2 7 2 . "") E b d . 1 7 (1920), 4 4 ; v g l . 1 3 ( 1 9 1 6 ) ,
142. «») W r e d e Eifeler Vk. 94; M ü l l e r
Rhein. Wb. 1, 1 1 7 0 ; ZfrwVk. 1 9 1 3 , 2 7 1 . 1 M ) W r e d e 1. c. 1βΙ ) Urquell 1. c. 18a) Κ ü h D a u Sagen
3, 72, 1432; D r e c h s l e r 2, 105; vgl. einen ähnlichen Zauber: D r e c h s l e r 2, 254, 634 und i n , 484; F o g e l Pennsylvania 179, 861; Z i n g e r l e Tirol 64, 554. M3) S c h m i d »
Butter
1743
S p r e c h e r 54—55, vgl. 87. ) H e y 1 Tirol 227, 38; 8οι, 250; Z i n g e r l e 64, 554; noch jetzt bei den Deutschamerikanern: F o g e l '78, 853 ; vgl. M a n n h a r d t Germ. Myth. 17. I85 ) ZfVk. 1901, 307—08. 1M) Wer in den Rauchnächten unter der Dachtraufe rührt, dem kann keine Hexe schaden : B a u m g a r t e n Jahr 14. " ' ) G r a b e r Kärnten 221, ¿98; in Böhmen verwendet man eine glühende Gabel: G r o h m a n n 139, 1018. 18i) Noch 1850 in den Vierlanden belegt : H e c k s c h e r 383; V ο η b u η Beiträge 82 ; auf den Shetlandinseln wirft man rotglühende Steiue ins B.faß : Η e c ks c h e r 530. ,8») E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18; man legt auch das Schellenaß unter das Faß : B i r l i n g e r Schwaben i , 399. 1M ) A l p e n b u r g Tirol 362; Z i n g e r l e 39. 324. I m Grießtal in Tirol benediziert der Pfarrer das B.faß, wenn es am Geweihten fehlt: ZfVk. 1894, 79. l n ) Z i n g e r l e 39,326. m ) ZfVk. 1914, 56, 24; M e n s i n g 1, 470 f. " 3 ) R e i s e r Allgäu 2, 440, 157. "«) S t r a k k e r j a η ι, 347; F o g e l 178, 852; W. 708; F i s c h e r Osisteirisches 125. m ) In Frankreich verwendet man eine Steinaxt: S é b i l l o t 4, 75; vgl. P a u l y - W i s s o w a i , 50—51 ; L i e b r e c h t Gervasius 100. m ) Gr i m m Myth. 3, 437. 7 o ; ebenso M a e η η 1 i η g 301 ; F i s c h e r Aberglaube 124; noch heute bei den Deutschamerikanern belegt: F o g e l 177, 851; vgl. H e c k s c h e r 383; mit einem Messer, welches 3 Kreuze gehabt, prüft einer (um 1650) in Leipzig die Hexenb. : M e i c h e Sagen 484, 629; in Böhmen entzaubert man die Teufelsb. mit Weihwasser: G r o h m a n n 95, 662; vgl. Z i n g e r l e 39, 324. 19') D r e c h s l e r 2, 254, 635. l M ) M ü l l e n h o f f 2 Sagen 228, 335. ,M ) S c h ö n w e r t h 1, 338; oder einen Silbergulden: Schramek Böhmerwold 240; S e l i g m a n n 2, 22; L ü t o l f Sagen 22,5, 159 d. "") M e y e r Baden 403 ; S c h m i t t Hetlingen 17; F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1565; H a a s Rügener Vh. 43; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18; B a r t s c h Mecklenburg 2, 137, 603; Z i n g e r l e 39, 3 1 1 : am B.kübel soll ein Benediktuspfennig sein; im Saarland legt man einen Benediktuspfennig ins Wasser, das die Kühe saufen: F o x Saarland 281. Nach dem carnifex exarmatus ist der Benediktuspfennig gut, wenn die Kühe rote Milch oder keinen Rahm geben: B i r l i n g e r Schwaben I, 428. S01) B a r t s c h 2, 136, 596; F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1565; H e c k s c h e r 383; D r e c h s l e r 2, 255, 635; S e l i g m a n n 2, 7—9. 2 2 ° ) H e y 1 Tirol 801, 250. 2°3) ZfrwVk 1913, 272; D r e c h s l e r 254, 634. 201) W i t z s c h e l 2, 271, 64; S c h e l l Berg. Sagen 51 205 ) G r i m m Myth. 2, 928; 3, 441, 202; 470, 954. 20δ) S c h ö n w e r t h ι, 394; DG. 12, 148. 2< ") S c h ö n w e r t h 1, 338; W. 707; eine Ofenzange: Bavaria 2 a, 303. 20") ZfVk. 1914, 56, 23; B a r t s c h 2, 355, 1670; M e η s i η g ι , 6 0 . 4 7 1 ; S e 1 i g m a η η 2, 14. 18.. 2 0 S ) ZfVk. 1891, 185. 21°) B a r t s c h 2, 136, 596; H a a s Rügener Vk. 43; S e l i g m a n n 2, 1 5 ; 1M
1744
in Oldenburg legt man unter das B.faß ein Hufeisen mit ungerader Löcherzahl, das schweigend vor Sonnenaufgang geschmiedet ist: S e l i g m a n n ι , 75; über das heilige Schweigen: RVV. 20, Heft 2, IC2. «») G r i m m Myth. 3, 452, 529; vgl. R o c h h o l z Glaube 2, 230; B a a d e r Sagen Nr. 107; in Waldeck Messer oder Gabel: C u r t z e Waldeck 390, 104. 212 ) D r e c h s l e r 2, i n ; vgl. 254, 635. 2 1 3 ) B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 108; S e l i g m a n n 1, 281—82; 2, 378; D r e c h s l e r 2, i n , 484; vgl. ZföVk. 1897, 1 1 5 . S14) B a r t s c h 2, 136, 597; i47> 661 b. î l 5 ) S c h m i d - S p r e c h e r 9 1 ; B ü c h e r 1. c. 108; M a r t i η y 1. c. 27; W. 142; vgl. K ü h n a u Sagen ι, 249; 3, 263 bis 264; S e l i g m a n n 1, 286; im Egerland mit Dornhecke geschlagen: ZföVk. 6 (1900), 124; zu Hasel als Apotropaion vgl. B o l t e P o l i v k a 3, 477 Nr. 210. 21e) A n d r e e Braunschweig 246; H e c k s c h e r 386; ZfVk. 1901, 9; K r a u ß Slav. Volksforsch. 74—75 A. 1. 217 ) F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1565; K ü h n a u Sagen 4, 108. " · ) M e y e r Germ. Myth. 84—85; vgl. M a n n h a r d t 1, 11 und 56. 21 ") G r i m m Myth. 3, 475, 1058; D r e c h s 1 e r 2, i n , 484. 22°) M a n n h a r d t 1, 270. 288—89; in der Schweiz soll man mit einer „ R u t h e " dreimal an die Krippe schlagen: L ü t o l f Sagen 222, 157. *21) B ü c h e r 1. c. 108; ZföVk. içoo, 124; vgl. G r o h m a n n 139, IC16: Schläge mit Dornstöcken; B a r t s c h ι. 117. !35; 2, 38, 27; 144, 640; ZfVk. 1891, 185. 222) M a n n h a r d t Germ. Mythen τγίΐ.·, W. 145; F r a z e r 7, 2, 281; ! 3 . 2, 53; M a n n h a r d t 1, 271—72. 298. 223 ) F r a z e r i 3 , 2, 52—53. 221) D e r s. 1. c. 53 Α. i . 225) M ü l l e n h o f f 2 239, 355, 1; M a n n h a r d t 1. c. 18; nach anderem Bericht ist in Holstein die Scheibe aus diesem Holz: Urquell 5 (1894), 192. 22β) F r a z e r ι», 2, 53- 8S7) H a a s Rügener Vk. 43; H e c k s c h e r 395; S t r a c k e r j a n 1, 427, 229: Β ü c h e r 1. c.; W. 707; K u h n Herabkunft 204; auch in Pommern macht man den B.stab aus Kreuzdorn: T e m m e Pommern 342. "") W i t ζ s c h e 1 Thüringen 184, 181. 22») S é ,3 b i l l o t 3, 386. °) S c h ö n w e r t h ι, 337; W. 707; am Lechrain aus dem Holz des Kranewit ( = Wachholder): L e ο ρ r e c h t i η gg6; M a r t i η y 27—28. 231) M a n n h a r d t 1, 265. 267; Bavaria 2 a, 303: außerdem stellt man das Rührfeß auf die Ofenzange und wirft geweihtes Salz ins F a ß ; BIPommVk. 4, 102, 6; H ö f 1 e r Waldkult 113; K u h n 1. c.; Z i n g e r l e 108, 931. 232) Sonst schlägt man die Milch mit Messern: W r e d e Rhein. Vk. 135; vgl. A. 204 und 182. 233) S c h ö n w e r t h ι, 394; B r u n n e r l . c. 156—57; Bayr. Hefte 1914, 233, 64 (alter Tiroler Aberglaube); Urquell 5 (1894), 282. 234) SAVk. 21 (1917), 2 1 5 ; hier wirft der Meister etwas in die Lire und zitiert die Hexe, vgl. ZfVk. 1901, 31g; ein Bauer an der ^Wupper geht zur weisen Frau von Hagen; er muß der Kuh etwas eingeben und dem Tier über den Rücken streichen ; die Hexe
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Butter
•wird auch hier zitiert : S c h e l l Berg. Sagen 168, 70 " 5 ) R o c h h o 1 ζ Sagen 2, 153. 3 7 8 ; die irische Hexe geht dreimal gegen die Sonne um das B.faß : Η e c k s c h e r 328. " · ) H e y 1 Tirol 801, 250; auf Wangerooge macht man mit Rahm 4 Kreuze auf die Haustür: M a n n h a r d t Germ. Mythen 25. " ' ) Schönw e r t h ι , 338. ">) B a r t s c h 2, 136, 598; vgl. ZfVk. 1914, 56, 19; in Schleswig verrichtete man früher die Notdurft in das B.faß: M e n s i n g 1 , 470—71; dieses drastische Mittel erwähnt auch Luther gegen Milchzauber: Κ 1 i η g η e r 38. 78; Κ e 1 1 e r Grab 5, 320—21; B i r l i n g e r Schwaben 1 , 409; Z i n g e r l e 65, 555; P r a e t o r i u s Blocksberg 148; G o c k e l Traclalus polyhistoricus (F. u. L. 1699) 1 1 4 ! . " · ) Ρ o 1 1 i η g e r Landshut 158; M a r t i η y 28. R ο c h h o 1 ζ Sagen 2, III > 395, v gl· 188; vgl. S c h a m b a c h - M fils l e r 175, 3. " ) In Norwegen setzt man eine Tasse Rahm aufs Feuer: ZfVk. 1901, 323; vgl. F i s c h e r Ostsleiriscl.es 126; im Muotatal (Schweiz) wirft man der Katze ( = Hexe) heiße B . ins Gesicht, worauf eine Bäuerin Brandwunden bekommt: SAVk. 1898, 109; in Mecklenburg tötet man die h e x e , indem man die Milch anzündet: B a r t s c h 1, 120, 140. *") D r e c h s l e r 2, i n , 484; BlPommVk. 3, 107. " 3 ) M ü l l e n h o f f 239, 255, 1 ; ZfVk. i8gr, 185; 1914, 56, 25; S c h w a r t z Brandenburg7 176—77 Nr. 1 1 9 ; B a r t s c h 2, 39, 38; Urquell 5 (1894), 282; Heimat 37, 1 1 3 , 24; M e η s i η g 1. c. ι , 470; Bavaria 2 a, 303. " " ) E n g e l i e n u. L a h n 273, 2 1 0 ; M e n s i n g 1 , 470—71. *") K n o o p Hinterpommern 1 7 1 , 149; S i m r o c k Mythologie 154 bis Ι 5 5 · 558; Κ ü h η a u Sagen 4, 1 7 5 ; in Holstein wird, wenn man nicht „abboddern" kann, ein rotes Tuch übers Faß gelegt: M e η s i η g ι , 47°—71 ! Urquell 5 (1894). τ») A n d r e e Braunschweig 246. I n Schleswig-Holstein w i r d eine Predigersfrau so b e s t r a f t : M e n s i n g i , 463; M ü l l e n h o f f 1 549; Urquell 1, 85. •l0) G r i m m Myth. 2, 597 ff. ; G r o h m a n n 28—31 ; Κ r a u ß Südslaven 12 ff. ; S c h ö n w e r t h 3, 137, 16. 3 1 1 ) W . 89. 31«) M ü l l e r Isergebirge 27; sie ist besonders heilsam : D r e c h s · 1 e r 2, 2 3 5 , 6 1 1 . 3 1 3 ) K u h n Westfalen2, 159, 446. ««) Z f r w V k . 1913, 271. » 1S ) D r e c h s l e r 2, 254, 634; i n , 484. " · ) G r a b e r Kärnten 65, 73. 3 " ) Z f V k . 1898, 138. " · ) W . 707. 31 ») M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 1184; v g l . F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1565: wenn die B . nicht z u s a m m e n g e h t , g i b t es R e g e n : G r o h m a n n 38, 225. M1
12. W e n n der B.wecken 320) geraten ist, wobei sich die Kirnerin rühren muß — „ d e n n de boter k ö m t schier, wenn se schwet s ü h t " 321 ) — und gepfundet wird, so macht man auf das vollgestrichene P f u n d m a ß in Mecklenburg 322) zwei kreuzweise Eindrücke mit der Kelle; die niederrheinische 323) Hausfrau drückt, wenn sie die B. im Topf einmacht, ein K r e u z in die Oberschicht ein; beim B.verkauf übt die Bäuerin v o m Nahetal 324) die gleiche Vorsicht wie beim Milchverkauf: die gek a u f t e B. muß sofort nach Hause getragen werden, ohne daß man noch in ein anderes Haus eintritt; sonst würden die Kühe, v o n denen die B . stammt, v e r h e x t werden. Die schlesische Bäuerin v e r k a u f t nach Sonnenuntergang keine B. 325 ). Die erste B. darf nicht v e r k a u f t oder v e r schenkt werden, sonst gibt man den Nutzen der K u h fort; die B. darf nur verdeckt über die Straße getragen werden 3 l e ) ; wenn man B. verschenkt, muß dafür B r o t und Salz gegeben werden 327 ). «») Ü b e r die F o r m : J . P l a c o t o m u s De tuenda bona valetudine, libellus Eobani Hessi commentants doctissimis illustratus p. 67. 3 " ) Zfr w V k . 19x3, 272. 3 " ) B a r t s c h 2, 136, 600; vgl. Z f V k . 1896, 388. I n B r a n d e n b u r g wird die B . gegen d e n T e u f e l m i t D o p p e l k r e u z g e r i t z t : O . S t e p h a n Ashanische Vk. 112; vgl. U r quell 5 (1894), 282 A . " 3 ) D e r Niederrhein 1880, 112; Z f r w V k . 1913, 272. " ' ) Z f r w V k . 1905, 203; vgl. H e c k s c h e r 379; cine a l t e R o t t weiler S a t z u n g s a g t : W e r d e m H e n k e r u n d dem Schinder abkouffet h a t Schmalz oder
1
751
1752
Butter
Unschlitt, dem soll die Zunft verboten sein ein Jahr: B i r l i n g e r Schwaben 2, 445. 3a5 ) D r e c h s l e r 2, 253, 633 = G r i m m Myth. 3, 473, 1023 (aus der bunzlauischen Monatsschrift 1791); H e c k s c h e r 379 aus Richter (1702). 326) W. 709; S e 1 i g m a η η 2, 28ο; vgl. Bavaria 2 a, 303. 32') ZföVk. 1S97, 183, 298 (Bukowina). 13. Β. m i t b e s o n d e r e r E i g e n s c h a f t : Schon Coler 328 ), bei dem sich sehr gute Beobachtungen neben abstrusestem Zeug finden, begründet die besondere K r a f t der „ M a y e n b . " 329 ) damit, daß die K ü h e da die besten K r ä u t e r fressen 330 ) ; zu dieser rein empirischen Feststellung gesellt sich der am 1. Mai besonders lebhafte Glaube an die Tätigkeit der Hexe, also auch der B . h e x e ; in Schwaben spielt der Maianken, die Maib. eine große Rolle; im Allgäu 3 3 1 ) wird am I. 5. in jedem Haus Maib. gerührt; diese wird, mit grünen K r ä u t e r n dekoriert, mittags nach dem Essen aufgetragen, und jedermann streicht sich davon aufs Brot (siehe B.opfer); auch in Tirol 3 3 2 ) ißt man Maib. in Menge, und in der Meraner 3 3 3 ) Gegend ist es Sitte, am Pfingstsamstag nach dem Nachtessen die Maib. auszuschnellen. Im A a r g a u ist schon 1 2 2 3 die Ankenschnittenprozession erwähnt, ein Flurumritt a m Himmelfahrtstag, wobei man den Pferden Ankenschnitten ins Maul stößt, damit sie gesund bleiben 3 3 4 ). A m Lech 3 3 5 ) ist das B . n am 1. 5. sogar vorbedeutend: am 1. 5. soll man recht schmalzen, dann hat man das ganze J a h r Schmalz im H a u s ; in Hessen 336 ) gibt man den K ü h e n am Walpurgisabend B.blumen, damit die B . das ganze J a h r schön gelb ist. Von der Frühjahrsb. hat auch die B . der Kreuzwoche 337 ) eine besondere (Heil-) K r a f t , in Finistère 338 ) schreibt man der B . pendant la semaine des R o gations ebenfalls eine besondere Eigenschaft zu. In Tirol (Pitztal) ist die B., die um J o h a n n i gerührt wird, heilsam und wird aufbewahrt 339 ). Coler 340 ) hebt auch die B . hervor, welche man im , , 0 h s t " ( = August) einlegt; das ist die Bartholomäusb. 3 4 1 ) (24. 8.) oder der im alemannischen Süden als heilkräftig gepriesene B a r tholomäusanken 342 ), den man nicht v e r - ' k a u f t und der sich jahrelang hält 3 4 3 ); er
hat den Namen davon, daß der Apostel Bartholomäus zur Salbung seiner Wunden nach B . verlangte 344 ). 32i ) C o l e r Oecononiia 1, 403. 410 c. 66; d e r s . Astrologia 61 und 59; Barthol. C a r -
r i c h t e r Der
Teutschen
Speiskammer
(1614)
63; L a m m e r t 206 Α 1 ; vgl. M ö l l e n h o f f 239, 355, 2; S t a r i c i u s Heldenschatz (1679),
129;
Rochholz
Gaugöttinnen
23
bis 24. 32e) Auch in Frankreich: S ¿ b i l l o t 3,88. 3M) Man soll den Kühen im Mai Nesseln füttern: C o l e r Astrologia 59. S31 ) R e i s e r Allgäu 2, 138, 8; B i r l i n g e r Schwaben 2, 9 3 ; d e r s . Volkst. 2 , 9 5 , 1 2 6 ;
mert
206;
Lam-
H i 11 η e r Siebenbürgen 50;
F e h r 1 e Feste 63.
33!!
Volksleben
) Hör ma ηη
95; vgl. S a r t o r i 3, 191 und 217. 33a) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 488. 334) M a n n h a r d t
ι,
399—400 ; R o c h h o l z
Gangöt-
tinnen 24. 78; vgl. das Maibutterausschnellen an Pfingsten bei Meran: Z i n g e r l e Tirol 161 Nr. 1368. 335) L e o p r e c h t i n g Lechrain 177; vgl. S c h u l e n b u r g W. Volksth. 76; J o h n Westböhmen 73 ; in Tirol geht man zum Maibutteressen aufs Land : Z i n g e r l e 1. c. 155 Nr. 1313; im Zillertal wird an Fasching Fastnachtsb. aufgetragen; wird das unterlassen, so zieht Not ins Haus: Z i n g e r l e 138 Nr. 1208. 33") H e s s l e r Hessen 2, 327 ff. ; S a r t o r i 3, 182 Α. 57. " ' ) M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 1170; ZfrwVk. 1913, 271; S c h m e 11 e r Bayr.
Wb. 1, 3 1 1 .
33>
) S é b i 1-
1 o t 3, 88; G r i m m DWb. 5, 2201. "») Z i n g e r l e 160, 1362. »") 1. c. 410. 3 ") ZfrwVk. I I 9 3. 271; A. B a u m g a r t e n Jahr 29—30; M ü l l e r Rhein. Wb. 1, 1170; M e η s in g ι, 240. 3 ") M e y e r Baden 403. 509; ZfVk. 1898, 439; S a r t o r i 3, 244. 343) O c h s ι, 121; vgl. M ü l l e r Rhein.Wb. ι, 484; W a n d e r Sprichwörterlex. ι, 521, B. Nr. 4. 3 ") M e y e r 1. c. 403; in Schleswig heilt man mit Barrameesbodder Wunden : M e n s i n g 1. c. 14. Das B . o p f e r : In Norwegen 345 ) opfert man noch heute der Sonne Β . ; Β . als Fruchtbarkeitssymbol opfert man den Vegetationsdämonen; im Riesengebirge 346 ) finden wir unter den Opfergaben f ü r Wind 347 ) auch B . ; dem Alp 348 ) verspricht man B . und K ä s e . Über die Opfer an die Hausgeister und Vegetationskobolde vgl. § 3 u. A. 46 ; über das B.opfer f ü r Hausgötzen handelt L . W e i s e r 349 ); in Telemarken 35 °) wird der Donnerkeil jeden Donnerstag mit B . bestrichen; wie die alte germanische 3 5 1 ) Gewohnheit, die Göttersymbole mit F e t t zu bestreichcn, im Christentum fortlebte, zeigt eine bis ins 17. J h . in B a y e r n geübte Sitte, das Karfreitagskruzifix mit Eiern und Schmer
1753
Butter
zu bestreichen 352 ). Diese Opfer für die Fruchtbarkeitsgeister sind in der Laufener 353 ) Gegend abgelöst durch Gaben an die Kirche 3 5 4 ): Bis zur Mitte des 19. J h s . opferten dort die Bäuerinnen B. auf dem Altar als Dank für den Wettersegen; diese Gabe brachten die Gläubigen besonders gern dar, wenn der Pfarrer im R u f e stand, wettergerecht zu sein; und eine Ablösung zweiten Grades fand statt, indem man die B. später in den Pfarrhof brachte. Über B. als Votivgabe gegen Kropfleiden (1591) und als Opfer f ü r St. Leonhard gegen B.Zauber siehe Andree 355 ). Als Erstlingsopfer von der wunderkräftigen M a i b . . — als Dank f ü r die Benediktion, welche der Pfarrer dem Vieh spendete—bringt man im Allgäu 3 5 8 ) einen B.ballen ins Pfarrhaus, auf welchen man den Namen J e s u eingepreßt hat; die erste B . von der Milch der Erstlingskuh wird in Ostpreußen 357 ) dem Hospital 358 ) gespendet, in Österreich, Schlesien und Westböhmen für die Kirchenlampe S 5 9 ). Die Kirche 3 β 0 ) selbst segnet die Frühlingsb. am Ostersamstag schon im MA. Auch zum Erntedankopfer verwendet man B. : im Oberamt Leutkirch s e l ) brachten die Bauern dem heiligen Martin B . und Eier dar; zur Speisung der Alpendämonen läßt man in Tirol 3β2 ) bei der Abfahrt von der Alm neben Brot und Käse 3β3 ) auch B. zurück. Auch zur Ablösung des Hausbauopfers ist das B.opfer belegt 3 M ). B . als Opfer an Allerheiligen für die armen Seelen kennt man in Böhmen 3β5 ), Β. als Totenopfer während des Seelenamtes in Graubünden 3 e e ). Am Vorabend des Allerseelentages wird in Tirol (Alpach) nach dem Rosenkranz eine mit Schmalz gefüllte Lampe auf den Herd gestellt, damit sich die armen Seelen mit dem Fett die Wunden lindern 387). Im Zillertal wird am Samstag nach dem Krapfenbacken ein Stück B . auf den Dreifuß gelegt, damit sich die armen Seelen die Brandwunden schmieren können 3e8 ). Wird Schmalz aus dem Kessel verschüttet, so schenkt man das den armen Seelen 369) (wie die Brosamen und Speiseabfälle). B. ist das Fruchtbarkeitssymbol und
1754
die Speise des Lebens, nach der die Seele am meisten verlangt; das ist bei den Bulgaren 370) wohl der Grund, warum sie der herumirrenden Seele drei Tage lang B . und Wein in die Sterbekammer stellen; die H i n d u 3 7 1 ) begießen die Leiche mit B., Milch und Honig; die Chewsuren 372 ) legen den Toten B.gebäck auf die Brust; bei den Ditmarschen 373 ) und auf J ü t land 374 ) finden wir die Ablösung durch B.brotspende an die Gäste. »«) H e l m Religgesch. 1, 1 8 7 ; ZfVk. 1898, 1 4 3 ; M e y e r Religgesch. 106 A. 1. 4 1 7 A. 1 ; vgl. F r a ζ e r 7, ι , 1 8 0 ; vgl. das Kinderliedchen an die Sonne bei M e y e r Germ. Mythen 389 d; die Sonne wird bei den Südslaven mit einem B . ball verglichen: K r a u Β Relig. Brauch 18; die Indier opfern dem Indra Β . : M a n n h a r d t Germ. Mythen 4. · " ) G r o h m a n n 3, 1 2 . ® 47 ) Über B.opfer an Wasserdämonen: O l d e n b e r g Religion des Veda' 1 1 8 . 352. 418. 444; für Frankreich: S é b i l l o t 2, 3 0 2 ; vgl. 3, 8 3 ; 2, 289. 439. 462; über Β. als Vegetationsopfer unter Eichen bei den Litauern vgl. Chantepie de la S a u s s a y e - B e r t h o l e t L e h m a n n 2, 536; in den Niederlanden opfert man dem Kabouterchen B . und Eier: W o l f Niederl. Sagen Nr. 560; Kloster 9 , 2 0 ο . 3 1 8 ) L i p p e r t Christentum 452 ; B.brot : Κ ü h η a u Sagen 3, 1 2 5 Nr. 1494; vgl. 1 4 9 5 ; B.brot für den Wolf beim Getreidemähen : J a h η Opfergebräuche 179. 3ω ) NddZfVk. 1926, 1 2 und 1 3 — 1 4 mit Literatur; B.fladen an Paulibekehrstag in Niederland deutet Η ö f 1 e r Fastnacht 13 als Opfer; über B.opfer an Marienkäfer: M a n n h a r d t Germ. Mythen 3 5 5 ; Alraunwurzel-Puppen werden mit ö l gesalbt: M e i c h e Sagen 302, 392; vgl. 391 (Brotopfer). a5 °) M a n n h a r d t Germ. 3Sl Mythen 29. ) G r i m m Myth. 1 , 5 1 . · " ) Q u i t z m a n n Baiwaren 247; P a n z e r Beitr. 2, 2 8 1 ; vgl. S a u s s a y e - B e r t h o l e t Lehrbuch der Religionsgeschichte 1, 1 8 3 ; vgl. R o c h h o l z G M e ï , 3 1 9 . "») D G . ix, 3M 215. ) L i p p e r t l . c. * " ) Votive 1 6 5 ; auch die Bulgaren bringen B . in die Kirche als Opfergaben bei Krankheitsfällen: S t r a u B Bulgaren 99. 3 M ) Β i r 1 i η g e r Volksth. 2, 95, 1 2 6 ; R e i s e r Allgäu 2, 1 3 8 , 9 . 3 5 ') T o e p p e n M asuren 1 0 0 ; J a h n Opfergebräuche 3 0 3 ; S a r t o r i 2, 1 4 5 A 1 9 ; W. 424. 353 ) Das erste Kalb gehört dem Hospital: S a r t o r i 2, 1 3 8 . 3M ) J a h n Opfergebräuche 304; J o h n Westböhmen 2 1 1 ; D r e c h s l e r 2, iox; S a r t o r i 2, 1 4 5 . In Frankreich opfert man diese B. der Jungfrau Maria: S é b i l l o t 3, 83 ; vgl. 3, 36. 35 °) F r a n z Benediktionen 1, 592. 3ei ) ZfdMyth. ι, 441 ff.; J a h η 1. c. 320. 3 « s ) A l p e n burg Tirol 104, 1 3 ; J a h n 1. c. 3 2 1 . 3 3 « ) R o c h h ο 1 ζ Sagen ι, 384. 3 " ) R o s e g g e r Steiermark 10; vgl. ZfEthnol. 1S98, 26; T e t t a u u. T e m m e 98; G r i m m Sagen 1 4 5 , 1 7 9 ; vgl. 494; F r i s c h b i e r PreußWb.
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Butter
ι , 1 2 4 ; S e l i g m a η η 2, 292. · α5 ) G r o h m a η η 198,1391· *") H o f f m a n n - K r a y e r 48; vgl. S A V k . 14, 79—80; Caminada Friedhöfe 1 2 1 — 2 2 ; S A V k . 1 5 ( 1 9 1 1 ) , 2 2 7 ff. " ' ) Z i D g e r i e Tirol 1 7 6 Nr. 1 4 7 0 ; vgl. R o c h h o l z Glaube ι , 3 2 4 ; ZföVk. 1906, 1 5 0 bis 1 5 1 ; in Bayern -wird am .Adlerseelentage dem Kloster u. a. ein Wachssto;k und ein B.ballen geschenkt: K o c h h o l z Glaube 1, 3 1 9 ; die Brahmanen reiben die Toten mit B . ein: R o c h h o l z 1. c. I , 2 3 5 . SM ) Z i n g e r l c 1. c. 1 2 4 Nr. 1 1 2 4 . 3CB) D e r s . 56 Nr. 476. • 70 ) Z f V k . 1 9 0 1 . 20 ff.; S a r t o r i Totenspeisung 42 »; A R w . 24, 291 f f . ; S t r a u ß Bulgaa71 ren ι ο ί ) S a r t o r i I . e . 1 1 . »") Globus 76, 209; S a r t o r i 1. c. t í 1 . * " ) Urquell ι , 48 ff.; S a r t o r i I . e . 24*; vgl. ZföVk. 4 (1898), 1 1 4 ; S a r t o r i 1. c. 25 a . · « ) F e i l b e r g Dansk Bonddiv i , 359 ff. ; S a r t o r i 1. c. 6».
15. B . im Schaden- und Gegenzauber (abgesehen vom Schadenzauber beim B.n): eine Graubündner 37s ) Hexe (1702) „gesteht" : ins Schmalz habesie ein „löchly gemacht und pulver ingelegt und ordentlich vermacht; habe er dies Schmalz wäggenommen, wissy aber nit, wär davon thot". In einem Hexenprozeß (i486) gesteht die Köchin des Junkers Hans Röder von Diersburg, dessen Kind beseitigt werden soll 37β ) : Sie habe die Kunhin geheißen, B. 377 ) und Milch zu nehmen und das Kind des Junkers damit zu bestreichen und zu salben, damit es zu Gott fahre und man seiner abkomme. Eine Schweizer Hexe macht einen Knaben mit einem B.brot krank 878). Eine bayrische Hexe tötete die Nachbarin, indem sie das mit drei Nägeln durchbohrte Herz einer K u h in B . sott und es in den Lech warf S7e). Im Gegenzauber wird B . in Verbindung mit Brot gebraucht 380 ). Auch im judicium offae findet B.brot offenbar als Substitut M 1 ) f ü r Käse Verwendung: 1 6 1 8 unterwirft sich eine Lincolner Hexe dem Ordal mit B.brot und erstickt 382 ). B. als Fruchtbarkeitssymbol ist natürlich a p o t r o p ä i s c h ; in einer bei Gockel erwähnten Salbe gegen Zauberei findet sich B . aus Pferdemilch 383 ). Wenn in der Schweiz ein geschälter Haselzweig, mit frischer B. gesalbt, ins Faß gehängt wird gegen den schimmlichen Geschmack, so ist wohl auch hier der apotropäische Zweck primär SM ).
" ' ) S c h m i d - S p r e c h e r 1 5 1 . *") Freiburger Diözesan-Archiv 1 5 (1882), 9 7 — 9 8 ; H a n s e n Hexenwahn 585. s " ) E c k s t e i n Z. Gesch. Oberrheins 1927, Ö35—36. »·) S A V k . 1927, 3 4 ; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 18 (27. 7. 1584); 34, 1 2 (1681); A n d r e e Braunschweig 3 8 3 ; W . 395. a " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 43. M 0 ) D e r s . 1 8 . a " ) N e g e l e i n i n Z f Ethnol. 1902, 6 1 . A R w . 13, 531 ; S o 1 d a η Η e ρ ρ e ι , 386. 399 ff· **) Tractalus poly historiens 1 4 9 ; die Ovampo streichen sich, um sich beim Essen vor Schadenzauber zu schützen, B. zwischen die Augen: ZfVölkerpsychol. 18, 150. ··«) L ü t o l f Sagen 3 7 1 Nr. 340 d.
15. B . in Fruchtbarkeitsu n d L i e b e s z a u b e r : B. als reinigendes- und Fruchtbarkeitssymbol war schon in der Antike bekannt: Bei den Babyloniern 3 8 5 ) wirkte sie reinigend; und Athenäus erzählt, daß die aus Lybien zurückkehrende Aphrodite s®*) die Gegend um den E r y x mit B.duft erfüllte. Daß man auch damals schon die B. bei Hochzeiten besonders bevorzugte, geht aus einer Stelle des Anaxandrides 387) hervor, nach der an einer thrakischen Hochzeitstafel (382 v. Chr.) b.essende Männer saßen. Heute wird in Makedonien 888) der Braut B. gereicht, mit der sie die Schwelle (vgl. Fett) bestreicht **), in Böhmen 39°) und bei den Südslaven 3 9 1 ) wird sie beimLiebeszauber verwendet. Im Rheinland 392) wird die B. beim Hochzeitsmahl von Braut und Bräutigam angeschnitten. In Schleswig bringen die Nachbarn am Tag vor der Hochzeit (Bodderbeersdag) einen B.ballen von 8 bis 10 Pfund 393 ). In Mecklenburg stand früher ein aus B. geformter Hahn auf der Hochzeitstafel 394 ); in Schleswig 395 ) führt die zuletzt verheiratete Frau mit der B.,auf derein Stäbchenkreuz 396) ist, einen Tanz auf; vgl. auch die B.zeremonien bei der Hochzeit der Esten 397 ). Einen offenbaren Fruchtbarkeitsritus haben wir in der Schweiz **), wo das Kind nach dem ersten Bade mit B . eingerieben wird (vgl. Fett). Zum Fruchtbarkeitszauber tritt die Analogie in einem mecklenburgischen 399) Gebrauch: „ I s t ein Mädchen geboren, so wird ein B.faß in die Stube gebracht, die Händchen des Kindes an den B.stab gelegt und so einige Male auf und nieder geführt. Dann bekommt das Kind im späteren Leben immer schnell und leicht B . ;
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Butter
nach einer andern Version findet die Zeremonie vor der T a u f e statt m ) . Ein Musterbeispiel für einen Übertragungszauber mit B. haben wir in SchleswigHolstein 401) : auf einer nicht ergiebigen Weide vergräbt man ein Messinghorn, mit B. gefüllt, mit den W o r t e n : gel blank Bodder; über den Fruchtbarkeitsritus der Ankenschnittenprozession im Aargau siehe § 13. "«) A R w . 17, 401 und 408 A . 5. " ' ) A t h e n a e u s 9, 3 9 5 a ; P a u l y - W i s s o w a 3, 1091 oben, " l A t h e n a e u s 4 , 131 b ; Ρ a u l y - W i s s o w a 3, 1090. m ) S t e r n Türkei i , 107. *··) N a c h Ρ 1 i η i u s 18, 135. 142 bestrich die B r a u t die Pfosten apotropäisch mit F e t t . »·») G r o h m a n n 210, 1459. »«) K r a u ß Slav. Volkforsch. 1 6 6 — 6 7 . " ' ) Z f r w V k . 12 (1915), 46. > " ) M e n s i n g 1, 461; das Hochzeitsfest heißt „ B o d d e r k ö s t e n " : H e i m a t 37, 114 ff. «") B a r t s c h 2, 66, 239. »") M e η s i n g ι , 465. "*) H ö f 1 e r Weihnachten 69. ·") G r i m m Myth. 3, 488, 18; B o e d e r Ehsten 40. " · ) H o f f m a n n - K r a y e r 24; a n t i k : P I i n i u s 11, 239. *-) B a r t s c h 2, 42, 53. 40°) D e r s. 2, 44, 7 1 . 401 ) M e η s i η g
ι, 464. 17. Β. i m V o l k s m e d i z i n - u n d H e i l z a u b e r : Schon die S k y t h e n 40i ) glaubten, daß B., auch in kleinen Mengen genossen, Hunger und Durst stille und besondere K r ä f t e verleihe, während die Griechen u a ) B. für schädlich hielten und noch halten. Dagegen gilt bei uns die B. als Kräftigungsmittel, besonders in Tirol 404). Nach einer Schweizer Erzählung werden drei Brüder durch B.genuß riesenstark 4 M ). Schon Coler «β) rühmt Maienb.407) als Arznei und W u n d t r a n k , weil sie ungesalzen von innen heraus heilt; des Morgens nüchtern gegessen, nützt sie gegen „ S t i c h eines giftigen Wurmes und gegen Pestilenz" 4oe ). Als Wundsalbe wird vor allem die „ N e u n t a g b . " (Maib. v o n erstkalbenden K ü h e n in den ersten 9 T a gen bereitet) geschätzt 40 ®). A u c h i m „ O h s t " (August) eingelegte B. ist heilkräftig; in der Eifel 41°) rühmt man B. aus der Kreuzwoche 4 n ) und Bartelmisb. 4 U ) große Heilwirkung nach, in Deutsch-Killmes (Westböhm.) solcher B., die v o m hl. A b e n d a u f b e w a h r t wird 4 U ) ; der Schlesier 414 ) gebraucht Karfreitagsb. bei Verletzungen, und der Deutschamerikaner 4 1 5 )
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sieht ungesalzene B . für W u n d e n als gutes Mittel an; der Märker 41 ®) schwört auf ungesalzene Gründonnerstagsb. Besonders gerne gebraucht man B., oft mit Zutaten, als Salbe f ü r alle möglichen Schäden, wie schon die Inder 4 1 7 ) die W u n d e n der Elefanten mit B. behandelten, während die römischen 418) Ä r z t e sie bei gynäkologischen Entzündungen empfahlen. Die heilige Hildegard kennt B. nur als Salbe; in den P h y s i c a erwähnt sie eine Salbe gegen K o p f - und Augenweh 4 1 4 ) : accipe folia et corticem ipsius (Fickbaum) et ea modice contunde et in aqua valde coque et tunc etiam arvinam ursi et parum minus de angssmêre (wohl angosmêre?) et sie fac unguentum; in den causae et curae erfahren wir v o n einer Salbe aus fenum graecum und B. ( K u smalz) gegen tumor in virilibus 420). In Schlesien 4 2 1 ) mit Spitzwegerichsaft gemischt, in B a y e r n 422) auf ein Salatblatt gestrichen, dient die B. als Wundsalbe. Im Schweizer J u r a verwendet man B. und Salz mit einem Zauberkreis gegen Verrenkung 423 ). Gegen Brandschaden ist das Dreimonatsschmalz 424) als unfehlbares Mittel b e k a n n t ; es wird aus Mai-, Juni- und Julib. zu gleichen Teilen und feinem Baumöl 42S) zubereitet; in Tirol wird Junib. als heilsam a u f b e w a h r t 42e ). In W ü r t t e m b e r g tó7) ist Schmalz der Holderküchle v o n Sommerjohanne heilkräftig; bei Wassersucht 4 2 8 ), bei Krupp 4 2 9 ), bei Gesichtsrose 4S0) angewandt, heilt die B. durch Sympathiezauber im Lippischen 4 3 1 ) „ F r o s t b a l l e n " , in W ü r t t e m b e r g 432) läßt man dagegen heißes Schmalz auf ein Eisstück tropfen; im Rheinland n 3 ) vertreibt das aus ungesalzener B. fließende Wasser rote Flecken am K i n n . Insbesondere gilt B.schnitte als Heilmittel namentlich als Medium, um zauberkräftige Formeln zu essen (vgl. essen) 434 ): W e n n man in Pommern das Fieber hat, muß man v o m Pfarrer oder sonst einem vornehmen Herrn ein B.brot fordern und fortgehen, ohne sich zu bedanken; gegen H u n d s w u t zeichnet man in Liebenthal (Schles.) 48S ) auf eine fettgeschmierte B.schnitte folgendes K ä s t c h e n mit einer Stecknadel:
Butter
1759 X 6 X 6
S X SSS X
X 6 C SSS
M X X c
X 5 6 X
Das Brot schneidet man in drei Teile und gibt es im Namen Gottes usw. In Mecklenburg bekommen die Hunde an Weihnachten, Neujahr und Dreikönigabend B.brot mit geschabtem Silber gegen T o l l w u t 4 M ) . Anhorn erwähnt in seiner Magiologia, daß die „segner" gewisse Zeichen auf (Brot und) B. machen und das den Kranken geben 437 ). Man kaut B.brot gegen Geschwüre 43S ) und böse Brust 4 3 e ) ; gegen Fieber ißt man im Kreise Schweidnitz 440) ein B.brot im Namen der hl. Dreifaltigkeit mit einer Zauberformel; in Mecklenburg 4 4 1 ) verzehrt man ein B.brot, auf das mit dem Finger geschrieben ist: Fieber bleib aus, Ich bin nicht zu Haus. B.ruß wurde als Augenarznei gebraucht 4 4 2 ); B.dämpfe werden bei Schwindsucht eingeatmet 443 ). B.milch vom Kübel vertreibt alle Übel 4 1 4 ) ; gegen Kopfschmerzen trinkt man am Christabend u s ) B.milch; man gebraucht sie als Schönheitsmittel 44e ), auch gegen Flechten 447 ) ; aber in Holstein ^ macht B.milch träge, und in der Oberpfalz *49) bekommt der, welcher im Winter B.milch trinkt, im Frühjahr den „Schüttler". In der Viehmedizin 45 °) gibt man der Kuh beim Kalben B.brot mit Salz; in der Schweiz schmierte man (1563) den Leib des Hundes mit B. 4 5 1 ). In einer von Schönbach 462 ) exzerpierten Handschrift ( 1 7 . — 1 8 . Jh.) finden wir die Notiz: wenn eine Frau ihre Katze nicht verlieren will, so schmiere sie ihr die Tatzen des Abends mit B., das paßt zu dem A . 436 erwähnten antiken Aberglauben. 4M ) Ρ 1 i η i u s r i . 284 ; 25, 82—83. ^ H e r m a n n Privataltertümer 3 229; S o r a η u s 258, 7 ff. (Rose) : den Kindern soll man keine B . geben; vgl, Ü s e n e r Kleine Sehr. 4, 415 f. ; dagegen ist bei A s t h i m i i s B. für Phthisiker verboten: § 77 = p. 20 Rose. "