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German Pages 1058 [1064] Year 2010
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 6 I Anfang 1785 – 3. September 1786 Texte
Herausgegeben von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch
Akademie Verlag
Gefo¨rdert und gedruckt mit Unterstu¨tzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Textredaktion wurde von der Richard und Effi Biedrzynski-Stiftung gefo¨rdert. Redaktion: Eva Beck Zitiertitel: GB 6 I Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet u¨ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-05-004594-8
# Akademie Verlag GmbH, Berlin 2010 Das eingesetzte Papier ist alterungsbesta¨ndig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der ebertragung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache u¨bertragen oder u¨bersetzt werden. All rights reserves (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form – by photoprinting, microfilm, or any other means – nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publisher. Gestaltung der Einba¨nde und Schutzumschla¨ge: deblik, Berlin Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Mu¨ntzer“ GmbH, Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany
Verzeichnis der Briefe 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.
An Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 5. Januar 1785?æ An Charlotte von Stein, Æ5.æ oder 6. Januar 1785 . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ5. oder 6. Januar 1785æ . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 6. ÆJanuaræ 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ6. oder 7. Januar 1785?æ . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 7. Januar Æ1785æ . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 5. und 8. Januar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ9. Januar 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Christian Kestner, 11. Januar 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 11. Januar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 12. Januar 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 20. Januar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 27. Januar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ30. Januar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ30. Januar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 2. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich 3. oder 7. Februar 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ2. oder 8. Februar 1785?æ . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 2. und 9. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 2. und 9. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 2. und 9. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 9. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . .
3 3 3 3 6 6 7 7 8 8 9 10 10 11 11 11 11 12 12 12 13 13 13 14 14 14 15
VI
28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60.
Verzeichnis der Briefe
An Johann Heinrich Merck, 13. Februar 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 19. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 20. Februar 1785 . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 2. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 3. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, Æ4. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 4. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . An Jacob Friedrich von Fritsch, 6. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 6. Ma¨rz 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 8. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 7. und 9. Ma¨rz 1785æ An Charlotte von Stein, 9. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 10. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 14. Ma¨rz Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 15. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 15. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 16. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 20. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ20. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 21. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 22. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 19. und 23. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 20. und 25. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, Æzwischen 21. Ma¨rz und 27. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 27. Ma¨rz Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 28. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 28. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . .
15 17 17 17 17 18 22 23 23 23 24 24 25 26 27 27 27 28 28 28 29 29 30 30 30 30 31 31 31 33 33 33 34
Verzeichnis der Briefe
61. An Charlotte von Stein, Æzwischen 28. Ma¨rz und 1. April 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . 62. An Charlotte von Stein, Æzwischen 28. Ma¨rz und 1. April 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . 63. An Charlotte von Stein, 1. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 64. An Charlotte von Stein, 2. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 65. An Carl Ludwig von Knebel, 2. April 1785 . . . . . . . . . . . . . 66. An Charlotte von Stein, 2. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 67. An Charlotte von Stein, 3. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 68. An Charlotte von Stein, 3. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 69. An Charlotte von Stein, 4. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 70. An Charlotte von Stein, 4. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 71. An Charlotte von Stein, 6. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 72. An Charlotte von Stein, 7. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 73. An Johann Heinrich Merck, 8. April 1785 . . . . . . . . . . . . . 74. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 29. Ma¨rz und 9. April 1785æ . . . 75. An Charlotte von Stein, 13. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 76. An Charlotte von Stein, 14. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 77. An Jacob Friedrich von Fritsch, Æ15. April 1785æ . . . . . . . . 78. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80. An Charlotte von Stein, Æ17. April 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . 81. An Charlotte von Stein, 17. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 82. An Charlotte von Stein, 19. April Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . 83. An Carl Ludwig von Knebel, 20. April 1785 . . . . . . . . . . . 84. An Charlotte von Stein, 20. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 85. An Johann Heinrich Merck, 20. April 1785 . . . . . . . . . . . . 86. An Charlotte von Stein, 21. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 87. An Charlotte von Stein, 23. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 88. An Charlotte von Stein, 24. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 89. An Charlotte von Stein, Æ24. April 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . 90. An Philipp Christoph Kayser, 25. April 1785 . . . . . . . . . . . 91. An Johann Christian Kestner, 25. April 1785 . . . . . . . . . . . . 92. An Charlotte von Stein, Æ26. April 1785æ . . . . . . . . . . . . . . .
VII
34 34 35 35 35 37 37 37 38 38 38 39 39 40 41 41 41 42 42 42 42 43 43 44 44 45 45 45 46 46 48 48
VIII
Verzeichnis der Briefe
93. An Charlotte von Stein, Æzwischen 27. und 30. April 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94. An Charlotte von Stein, Æzwischen 28. und 30. April 1785?æ 95. An Carl Ludwig von Knebel, 30. April 1785 . . . . . . . . . . . 96. An Charlotte von Stein, 1. Mai Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . 97. An Philipp Erasmus Reich, 3. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . 98. An Carl Ludwig von Knebel, Æ6.æ oder 7. Mai 1785 . . . . . 99. An Carl Ludwig von Knebel, 8. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . 100. An Charlotte von Stein, 10. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 101. An Charlotte von Stein, 11. Mai Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . 102. An Charlotte von Stein, 14. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 103. An Charlotte von Stein, 15. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 104. An Charlotte von Stein, 18. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 105. An Jacob Friedrich von Fritsch, 23. Mai 1785 . . . . . . . . . . 106. An Jacob Friedrich von Fritsch, 25. ÆMai 1785æ . . . . . . . . . 107. An Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ . . . . . . . . . . . . . . 108. An Johann Heinrich Merck, 30. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . 109. An Elisabeth Charlotte Constantia von der Recke, 30. Mai 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110. An Charlotte von Stein, Æzwischen 18. Mai und 1. Juni 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . 111. An Charlotte von Stein, Æ24. Mai oder zwischen 29. Mai und 1. Juni 1785æ . . . . . . 112. An Charlotte von Stein, 2. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 113. An Charlotte von Stein, 2. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 114. An Charlotte von Stein, Æzwischen 3. und 6. Juni 1785æ . . 115. An Charlotte von Stein, 7. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 116. An Charlotte von Stein, 7. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . 117. An Friedrich Heinrich Jacobi, 9. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . 118. An Johann Gottfried Herder, 11. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . 119. An Charlotte von Stein, 11. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 120. An Charlotte von Stein, Æ14. Juni 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . 121. An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen 17. und 19. Juni 1785æ . . . . . . . . . . . 122. An Charlotte von Stein, 19. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . 123. An Philipp Christoph Kayser, 20. Juni 1785 . . . . . . . . . . . .
49 49 49 50 50 51 51 52 52 52 53 53 53 54 54 59 60 61 61 62 62 62 63 64 64 66 66 67 68 68 68
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Verzeichnis der Briefe
IX
An Charlotte von Stein, 20. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 27. Juni 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ4. Juli 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 13. Juli 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 7. August 1785 . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ15.æ August 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 18. August 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Erasmus Reich, 22. August 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. August 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Gottlob Theodor Weber, 26. August 1785 . . . . . . . . . . An Christian Bernhard von Isenflamm, 30. August 1785 . . An Adolph Beyer?, 30. August 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 31. August 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 25. August und 1. September 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, 1. September 1785 . . . . . An Johann Christian Kestner, 1. September 1785 . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 1. September 1785 . . . . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 2. September 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. und 3. September 1785 . . . . . . An Charlotte von Stein, 5. September Æ1785æ . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 5. September 1785 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 8. und Æ9.?æ September Æ1785æ . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ8. September 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 11. September 1785 . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 11. September 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 11. September 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ16.æ und 17. ÆSeptember 1785æ . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æzwischen 8. und 20. September 1785æ . . . . . An Charlotte von Stein, 20. und 21. September 1785 . . . . An Charlotte von Stein, 22. und 23. September 1785 . . . . An Charlotte von Stein, 25. September 1785 . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 26. September 1785 . . . . . .
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X
156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185.
Verzeichnis der Briefe
An Charlotte von Stein, 1. Oktober Æ1785æ . . . . . . . . . . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 3. Oktober 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 3. Oktober 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 6. Oktober 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 7. Oktober 1785 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich 10. Oktober 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 14. Oktober 1785 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Oktober 1785 . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich 20. Oktober 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 20. Oktober Æ1785æ . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 21. Oktober 1785 . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ21. Oktober 1785æ . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. Oktober Æ1785æ . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 28. Oktober 1785 . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. November 1785 . . . . . . . . . . . . An Christian Bernhard von Isenflamm, 5. November 1785 An Charlotte von Stein, 5. November 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 6. November 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ6. November? 1785æ . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ7.æ und 8. November 1785 . . . . An Charlotte von Stein, 7. und 8. November Æ1785æ . . . . An Charlotte von Stein, 9.–11. November 1785 . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 11. November Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. November 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ15. November 1785æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich 17. November 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 18. November 1785 . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 17. und 20. November 1785æ . . . . . . . . . . . . . . .
100 101 102 102 103 103 104 104 104 104 105 105 105 106 107 107 108 108 109 109 109 110 110 112 117 117 118 119 119 120
Verzeichnis der Briefe
186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213. 214. 215. 216. 217.
An Charlotte von Stein, 20. November 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 23. November 1785 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 25. November 1785 . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 28. November 1785 . . . . . . An Charlotte von Stein, 29. November Æ1785æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Ævermutlich November 1785æ . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 1. Dezember 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ . . . . . An Charlotte von Stein, 3. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . . An Ludwig Albrecht Schubart, 3. Dezember 1785 . . . . . . An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, 4. Dezember 1785 . . . . . An Hans Moritz Graf von Bru¨hl, 4. Dezember 1785 . . . . An Philipp Christoph Kayser, 4. Dezember 1785 . . . . . . . An Johann Christian Kestner, 4. Dezember 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 4. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ4. oder 5. Dezember 1785?æ . . . An Johann Gottfried Mu¨ller?, 5. Dezember 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ5. oder 6. Dezember 1785æ . . . . An Charlotte von Stein, 9. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 11. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 12. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 12. Dezember Æ1785æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ13. Dezember 1785æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ15. Dezember 1785?æ . . . . . . . . . An Johann Nicolaus Ambrosius?, Æwahrscheinlich Ende November bis Mitte Dezember 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein Æwahrscheinlich 16. Dezember 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 16. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 22. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich 22. Dezember 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 22. und 23. Dezember 1785
XI
121 121 121 121 123 123 124 124 124 125 125 125 126 127 129 130 130 130 131 131 131 132 132 132 133 134 134 134 135 135 135 135
XII
Verzeichnis der Briefe
218. 219. 220. 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228.
An Charlotte von Stein, 23. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 26. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 27. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ27. Dezember 1785æ . . . . . . . . . . An Jacob Friedrich von Fritsch, 28. Dezember 1785 . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 28. Dezember 1785 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 28. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 30. Dezember Æ1785æ . . . . . An Charlotte von Stein, 30. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen Anfang November und Ende Dezember 1785æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 31. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 3. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 4. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 6. Januar 1786 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 6. Januar Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 7. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 8. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 11. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 12. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 14. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 15. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 16. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 19. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ19. Januar 1786æ . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 20. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 22. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 23. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 23. Januar 1786 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 26. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 30. Januar 1786 . . . . . . . . . . . . . . .
229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253.
139 140 140 140 140 141 141 142 142 145 145 145 145 146 146 146 147 147 148 148 148 149 149 149 149 150 150 150 151 151 151 151 152 157 157 159
Verzeichnis der Briefe
254. An Friedrich Heinrich Jacobi, Æwahrscheinlich zwischen 15. und 31. Januar 1786æ . . . . . 255. An Charlotte von Stein, 1. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . . 256. An Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 3. Februar 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257. An Charlotte von Stein, 3. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . . 258. An Jacob Friedrich von Fritsch, 4. Februar 1786 . . . . . . . . 259. An Jacob Friedrich von Fritsch, 4. Februar 1786 . . . . . . . . 260. An Charlotte von Stein, 6. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . . 261. An Charlotte von Stein, Æzwischen 6. und 12. Februar 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . 262. An Charlotte von Stein, Æzwischen 6. und 12. Februar 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . . . 263. An Charlotte von Stein, 12. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 264. An Charlotte von Stein, 13. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 265. An Charlotte von Stein, 15. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 266. An Johann Gottfried Herder, Æwahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1786æ . . . . . . . . 267. An Charlotte von Stein, 18. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 268. An Charlotte von Stein, 19. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 269. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, 19. Februar 1786 . . . . . . 270. An Charlotte von Stein, 20. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 271. An Johann Gottfried Herder, Æwahrscheinlich 20. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272. An Charlotte von Stein, 21. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 273. An Charlotte von Stein, 23. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 274. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 5. und 25. Februar 1786æ . . . . . 275. An Charlotte von Stein, 26. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 276. An Charlotte von Stein, 28. Februar 1786 . . . . . . . . . . . . . 277. An Philipp Christoph Kayser, 28. Februar und 1. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278. An Charlotte von Stein, 1. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 279. An Charlotte von Stein, 3. Ma¨rz Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 280. An Charlotte von Stein, Æ3. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 281. An Charlotte von Stein, Æ3. oder 4. Ma¨rz 1786?æ . . . . . . . 282. An Charlotte von Stein, 4. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . .
XIII
159 160 160 160 160 162 163 163 163 163 164 164 164 166 166 166 168 168 169 169 169 170 170 172 174 175 175 175 175
XIV
Verzeichnis der Briefe
283. 284. 285. 286. 287. 288. 289. 290. 291. 292. 293. 294. 295. 296.
An Charlotte von Stein, 6. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 12. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, 12. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ12. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 14. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 16. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 21. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 23. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 29. Ma¨rz 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 29. Ma¨rz und 7. April 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 30. Ma¨rz und 7. April 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 7. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æzwischen 29. Ma¨rz und 8. April 1786?æ . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 8. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 8. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 9. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 10. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 10. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 11. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 13. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 14. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 14. April 1786 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen Februar und 21. April 1786æ . . . . . . An Charlotte von Stein, 24. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 25. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . .
297. 298. 299. 300. 301. 302. 303. 304. 305. 306. 307. 308. 309. 310. 311. 312.
176 176 176 177 178 178 178 179 179 179 180 180 180 181 181 181 182 183 183 184 184 184 185 185 187 187 187 188 188 189
Verzeichnis der Briefe
313. An Carl Ludwig von Knebel, 30. April 1786 . . . . . . . . . . 314. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 29. April und 1. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . 315. An Charlotte von Stein, 2. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 316. An Charlotte von Stein, 4. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 317. An Charlotte von Stein, 5. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 318. An Friedrich Heinrich Jacobi, 5. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . 319. An Philipp Christoph Kayser, 5. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . 320. An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen Mitte Ma¨rz und Anfang Mai 1786æ 321. An Christian Friedrich Schnauß, 9. Mai 1786 . . . . . . . . . . 322. An Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch, 11. Mai 1786 . . . . . 323. An Carl Ludwig von Knebel, 12. Mai 1786 . . . . . . . . . . . 324. An Charlotte von Stein, 12. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 325. An Charlotte von Stein, 21. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 326. An Charlotte von Stein, 23. Mai 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 327. An Charlotte von Stein Æwahrscheinlich zwischen 19. und 25. Mai 1786æ . . . . . . . 328. An Charlotte von Stein, Æ25. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 329. An Charlotte von Stein, 4. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 330. An Charlotte von Stein, 8. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 331. An Samuel Thomas Soemmerring, 8. Juni 1786 . . . . . . . . 332. An Charlotte von Stein, 9. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 333. An Charlotte von Stein, 15. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 334. An Johann Christian Kestner, 16. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . 335. An Charlotte von Stein, 16. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 336. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 24. Januar und 20. Juni 1786æ . . 337. An Charlotte von Stein, 25. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 338. An Friedrich Justin Bertuch, Æ26. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . 339. An Charlotte von Stein, 28. Juni Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 340. An Friedrich Justin Bertuch, Æ28. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . 341. An Georg Joachim Go¨schen, Æ28. oder 29. Juni 1786æ . . . 342. An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen Ende Mai und Ende Juni 1786æ . . . 343. An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich Juni 1786æ . . . . . 344. An Carl Ludwig von Knebel, 4. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . .
XV
189 190 190 191 191 192 194 195 196 196 197 197 197 198 199 199 200 200 201 201 202 203 203 204 204 204 205 205 205 207 208 208
XVI
Verzeichnis der Briefe
345. 346. 347. 348. 349. 350. 351. 352. 353. 354. 355.
An Charlotte von Stein, 6. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 9. und 10. Juli 1786 . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 12. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . An Karl August von Hardenberg, 12. Juli 1786 . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 12. Juli 1786 . . . . . . . . An Cornelius Johann Rudolf Ridel, 12. Juli 1786 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 12. und 14. Juli Æ1786æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 17. Juli Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 21. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Christian Kestner, 21. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 12. und 23. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 23. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Juli 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, Æzwischen 29. August 1783 und 13. August 1786æ . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 13. August 1786 . . . . . . . . . An Johann Christoph Schmidt, 13. August 1786 . . . . . . . . An Philipp Seidel, 13. August 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 13. August 1786 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 16. August 1786 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 20. August Æ1786æ . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 22. und 23. August 1786 . . . . . . . An Charlotte von Stein, 27. August 1786 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 30. August Æ1786æ . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 30. August und 1. September 1786æ . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. September 1786 . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, Æ1.æ September 1786 . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 2. September 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, Æ2. September 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Joachim Go¨schen, 2. September 1786 . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 2. September 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 2. September 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
356. 357. 358. 359. 360. 361. 362. 363. 364. 365. 366. 367. 368. 369. 370. 371. 372. 373. 374. 375.
208 210 213 214 214 215 216 217 218 219 220 220 221 222 222 223 224 225 225 226 227 228 229 229 230 231 231 233 234 241 242
Verzeichnis der Briefe
376. An Charlotte von Stein, 2. September 1786 . . . . . . . . . . . 377. An Philipp Christoph Kayser, 3. September 1786 . . . . . . .
XVII
243 244
Erschlossene Briefe EB 1. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ12. oder 13. Februar 1785?æ . . . . . . . . . . . EB 2. An Justus Christian Loder, Æ28. Februar 1785?æ . . . . . . . . EB 3. An Gottlob Theodor Weber, Æ4. Ma¨rz 1785?æ . . . . . . . . . EB 4. An Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim, Æ28. Ma¨rz 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 5. An Samuel Thomas Soemmerring, Æ28. Ma¨rz 1785æ . . . . EB 6. An Philipp Christoph Kayser, Æ4. April 1785æ . . . . . . . . . EB 7. An Carl Ludwig von Knebel, Æ10. oder 11. April 1785?æ EB 8. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ20. April 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 9. An die Kapuziner Mo¨nche, Ævermutlich zwischen Februar und 25. April 1785æ . . . . . EB 10. An Johann Lorenz Streiber, Æzwischen Ende Ma¨rz? und 26. April 1785æ . . . . . . . . . . . EB 11. An Johann Heinrich Merck, Æwahrscheinlich zwischen 1. und 10. Mai 1785æ . . . . . . . EB 12. An Unbekannt, Æ14. Mai 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 13. An Johann Lorenz Streiber, Æ23. Mai 1785æ . . . . . . . . . . . EB 14. An Adolph Beyer?, Æ17. August 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 15. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ6.September 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 16. An Friedrich von Stein, Æ11.September 1785æ . . . . . . . . . EB 17. An Unbekannt, ÆOktober 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 18. An Unbekannt, ÆOktober 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 19. An Christian Daniel Friedrich Schubart, Æwahrscheinlich zwischen April und Anfang Dezember 1785æ . . . . . . . . . EB 20. An Adelheid Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, Æwahrscheinlich 4. Dezember 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 21. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XVIII
Verzeichnis der Briefe
EB 22. An Barbara Schultheß, Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 23. An August Prinz von Sachsen–Gotha und Altenburg, Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 24. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 25. An Justus Christian Loder, Æ1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 26. An Unbekannt, Æ2. Januar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 27. An Johann Lorenz Streiber, Æ2. Januar 1786æ . . . . . . . . . . EB 28. An Herbst, Æ5. Januar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 29. An Johann Lorenz Streiber, Æ17. Januar 1786æ . . . . . . . . . EB 30. An Friedrich Victor Leberecht Plessing, Æ17. Januar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 31. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ19. Januar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 32. An Justus Christian Loder, Æ1. Februar 1786æ . . . . . . . . . EB 33. An Carl von Stein, Æ6. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 34. An Richter, Æ6. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 35. An Graf von Beust, Æ9. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 36. An Johann Lorenz Streiber, Æ10. Februar 1786æ . . . . . . . EB 37. An Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld, Æ19. und 20. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 38. An Carl Wilhelm Ettinger, Æ19. und 20. Februar 1786æ . EB 39. An Friedrich Victor Leberecht Plessing, Æ19. und 20. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 40. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ19. und 20. Februar 1786æ . . . . . . . . . . . . EB 41. An Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt– Dessau, Æ2. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 42. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ3. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 43. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ6. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 44. An Jacob Friedemann Graf von Werthern-Neunheilligen?, Æ13. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . EB 45. An Friedrich Victor Leberecht Plessing, Æ13. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 46. An Ludwig Carl von Bibra, Æ13. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
EB 47. An Carl Ludwig von Knebel, Æwahrscheinlich 14. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 48. An Johann Georg Schlosser, Æ17. Ma¨rz 1786æ . . . . . . . . . EB 49. An Barbara Schultheß, Æ1. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 50. An Johann Lorenz Streiber, Æ1. April 1786æ . . . . . . . . . . . EB 51. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ3. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 52. An Eck, Æ13. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 53. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 54. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 55. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 56. An Friedrich Victor Leberecht Plessing, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 57. An Philipp Christoph Kayser, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . EB 58. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg, Æ14. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 59. An Madame Gallo?, Æ17. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 60. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ17. April 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 61. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ1. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 62. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, Æ8. Mai 1786æ . . . . . . . . EB 63. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ12. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 64. An Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim, Æ15. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 65. An Johann Georg Schlosser, Æ19. Mai 1786æ . . . . . . . . . . EB 66. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg, Æ19. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 67. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg?, Æ22. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 68. An Johann Lorenz Streiber, Æ29. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . EB 69. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ29. Mai 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
EB 70. An Barbara Schultheß, Æ3. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 71. An Johanna Louise Gra¨fin von Werthern-Neunheiligen?, Æ12. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 72. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ17. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 73. An von Taubenheim, Æ23. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 74. An Johann Georg Hartmann?, Æ23. Juni 1786æ . . . . . . . . EB 75. An Johann Lorenz Streiber, Æ23. Juni 1786æ . . . . . . . . . . EB 76. An Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ23. Juni 1786æ . . . . . . . EB 77. An Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ25. Juni 1786æ . . . . . . . EB 78. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æ25. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 79. An Unbekannt, Æ28. Juni 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 80. An Johann Mattha¨us Kayser, Æ3. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . EB 81. An Carl Wilhelm Ettinger, Æ3. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . . EB 82. An Gottlob Theodor Weber, Æ3. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . EB 83. An Johann Lorenz Streiber, Æ21. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . EB 84. An Barbara Schultheß, Æ21. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 85. An Franz Kobell, Æ21. Juli 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 86. An Christian Gottlob Heyne, Æ21. Juli 1786æ . . . . . . . . . EB 87. An Johann Georg Schlosser, Æ24. Juli 1786æ . . . . . . . . . . EB 88. An Emilie Gore, Æzwischen 12. und 23. Juli 1786æ . . . . .
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Amtliches A 1. A 2. A 3. A 4.
An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 15. Ma¨rz 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. April 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
A 5. A 6. A 7. A 8. A 9.
An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æwahrscheinlich zwischen Anfang April und 23. Mai 1785æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. Dezember 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 7. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 30. April 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 1. Juni 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Schriftarten, Siglen und Zeichen recte Kapit+lchen Sperrung Sper rung grotesk Sperrung
kursiv G? 666
abcd -------Æabcdæ Æ æ ‘ dabcde babcdc |abcd| dabcdd eabcde #abcd# Ð \
abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd efgh
gestr.
ab
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BRI E FE ANFANG 1785 – 3. SEPTEMBER 1786
TE XTE
1. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 1. und 5. Januar 1785?æ Ich komme diesen Morgen sobald als mo¨glich zu dir. Fritz brachte mir schon die Nachricht von deinem Ubel und mir ward auch gleich so weh. Adieu indessen beste. G
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2. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 5.æ oder 6. Januar 1785. ÆMittwochæ oder Donnerstag Gestern Abend da ich nach Hause kam wu¨nschte ich dich zu mir oder mich wieder zuru¨ck. Hier ein wenig Su¨sigkeit. Auf heut Abend will ich Herders laden. Wenn sie kommen laß ich dir’s sagen du siehst ia wohl wo du dein Fra¨ulein unterbringst. d‘. 6 Jan 85.
3. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 5. oder 6. Januar 1785. Mittwoch oder Donnerstagæ Du musst ia kommen l. Lotte sonst ist unsre Freude nichts. Hier ist der Brief. S c h a d e d a ß s i e n i c h t E n g l i s c h G e l d h a b e n . Es scheint eine Gesellschafft zu seyn die sich mo¨gte wohl werden lassen. Adieu. Komm ia! G
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4. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 6. Æ Januaræ 1785. ÆDonnerstagæ Nochmals Glu¨ck zum neuen Jahr, das ich mit guten Vorbedeutungen angetreten habe, mo¨gen sie auch meine Freunde gelten.
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Abb. 1: Goethe an Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 5. Januar 1785?æ (Nr 1)
JANUAR 1785
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Die scho¨ne Schlittenbahn ha¨tte uns zu dir hinu¨bergelockt wenn nicht Frau von Stein Gaste von Rudolstadt gehabt ha¨tte die hierhergekommen waren Fr. v. Reck zu treffen. Diese sonderbare Frau ist auch wieder weg. Sie war hier nicht in ihrem Elemente, sie mag gern alle und iede geniesen und sich u¨berall so gut aufgenommen sehn wie sie ieden aufnimmt. Man war ihr ho¨flich mehr als herzlich. Mir ist’s wenigstens nicht gegeben gegen die Menge und mit der Menge herzlich zu seyn. Hier schicke ich deine Ubersetzung zu¨ruck, sie ist sehr lesbar und scho¨n, fahre ia fort daß du wenigstens den Catilina vollendest. Gegen das Original konnt’ ich sie nicht halten. Wie geht es sonst? Du hast einige Besuche gehabt. / Schreibe mir doch manchmal und verzeihe wenn ich nicht antworte, wenigstens nicht gleich. Diese Tage war es mir unmo¨glich. Ru¨ckst du in der Mineralogie vor ich habe in diesem edlen Studio seit meinem letzten Ilmenauer Aufenthalt nichts gethan, desto frischer soll es gehn wenn ich wieder dran komme. In den andern Theilen der Naturlehre treibe ich mich mit Herdern durch disputiren immer weiter. Er ist fleisig an seinem zweyten Theile. Der alte Semmler sich auch in dieses Fach gewendet, es hat mich auserordentlich gefreut. Bey der offenbaren Nichtigkeit sovieler andrer Dinge und der Wahrheit und Wichtigkeit der sich ewig immer gleichen Natur giebt mich’s nicht wunder. Ich hoffe noch auf mehr Proselyten. Er hat angefangen eine N a c h l e s e z u r B o n n e t s c h e n I n s e c k t o l o g i e herauszugeben; / und ist derselbe wie er sich in seinen a¨ltern Schrifften gezeigt hat. Lebe wohl. Da mich der Frost nicht zu dir gebracht hat bringt mich vielleicht das Thauwetter. Eine Empfehlung an die Hausgenossen Hofr. Loder und Bu¨ttner. Adieu. Der Herzog macht noch nicht Miene zu kommen. W. d‘. 6 Dez. 1785 G
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BRIEFE 5–8
Imhofs Brief war mir angenehm zu lesen. Da sind die Fische recht im Wasser, schade daß sie keine Englische Flosfedern haben. Schicke mir doch Gerhardts Mineralogie zuru¨ck.
5. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 6. oder 7. Januar 1785? Donnerstag? oder Freitag?æ 5
Wie freut mich einzig deine Liebe. Gegen zwo¨lfe hohle ich dich ab und wir wollen spazieren gehn. Ich freue mich des scho¨nsten Tages nur wenn ich ihn mit dir zubringen kann. G
6. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 7. Januar Æ1785. Freitagæ
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H‘. Kriegsrath Merck wird Ihnen einen kleinen Osteologischen Versuch zugeschickt haben, woru¨ber ich Ihr Urtheil zu ho¨ren wu¨nsche, wenigstens werden Sie es als ein Zeugniß meiner Neigung zu einer Wissenschafft aufnehmen ko¨nnen, deren Reitze Sie vor andern empfinden. Der Elephanten Scha¨del ist hoffe ich glu¨cklich in Cassel angelangt, ob gleich etwas spa¨ter. Er musste durch Fuhrleute gehn da man die grose Kiste nicht auf der fahrenden Post annahm. Er ist von vier Seiten fu¨r Sie gezeichnet und zwar iede im Umriss und ausschattirt, ich hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Ich will nur die Zeichnungen mit wenig Worten kommentiren, und alsdann sollen Sie solche gleich erhalten, meine Gescha¨ffte erlauben mir selten einen Blick in dieses Reich. / Zugleich nehme ich mir die Freyheit Sie an die versprochnen Scha¨del zu erinnern, ich werde sie mit Danck bald mo¨glichst zuru¨ckschicken, meine Mutter in Franckfurt wird gern den weitern Transport u¨bernehmen, wenn Sie ihr solche zuschicken wollen. Allenfalls gescha¨he mir auch nur mit der Myrmekophaga ein besondrer Gefalle. H‘. Blumenbach spricht ihr das os intermaxillare ab und es ist gewiß an ihr zu entdecken.
JANUAR 1785
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Ich werde meine Beobachtungen u¨ber diesen Knochen fortsetzen und wenn meine Bemu¨hungen Beyfall finden, auch u¨ber die u¨brigen Knochen des Kopfes Vergleichungen anstellen und mittheilen. Das Feld ist so gros, daß man bey eingeschra¨nckter Zeit und Kra¨fften wohl thut sich ein Winckelgen auszusuchen und es zu bearbeiten. Wie geht es Ihnen in Ihrer neuen Lage? Lassen Sie bald etwas von Sich ho¨ren. Haben Sie Nachricht von Forster? Weimar d‘. 7 Jan. 1784. Goethe
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7. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 5. und 8. Januar 1785?æ Hier L. Lotte das Papier und einen Einfale g a n z g a n z fu¨r dich allein. Laß es ia niemand sehn.
8. An Charlotte von Stein
Æ Jena, 9. Januar 1785. Sonntagæ
Das Wetter ist so scho¨n und die Berge so freundlich anzusehn daß ich nur meine Liebste zu mir heru¨ber wu¨nschte. Morgen sehn wir uns. Gru¨se Herders Heute nur diesen Grus. Wir sind fleisich und ich bringe wieder artige Sachen mit. Adieu. Knebel gru¨st gru¨se Fritzen. Wenn du ihn in der Kutsche nach Ko¨tschau na¨hmst ko¨nnte er auf meinem gedultigen Pferde mit Go¨tzen nach Hause reiten. Frage Steinen ob es ihm recht ist. Dem Knaben wa¨re es Bewegung und grose Freude. G.
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BRIEFE 9–11
9. An Johann Christian Kestner Weimar, 11. Januar 1785. Dienstag
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Aus beyliegendem Blatte werdet Ihr mein l. Kastner sehen, was mich in diesem Augenblicke veranlasst Euch zu schreiben. Ich bitte mir auf das baldigste Nachrichten von der gedachten Person zu verschaffen. Sie sitzt in Mayland und kann Dienste haben wenn ihre Angaben wahr befunden werden, so daß man ihr auch wegen des u¨brigen Glauben beymessen kann. Die Capuciner auf dem Gotthart die sich meiner erinnerten haben auf Bitte ihrer Mayla¨ndischen Freunde an mich geschrieben, und da ich ihnen als ein beru¨hmter Mann bekannt war; so glaubten sie ich ko¨nne nichts anders als ein Professor in Gottingen seyn, und mu¨sste Relationen in Hanover haben. So ist der Brief nach Deutschland gekommen und hat mich endlich hier gefunden. / Dieses Jahr war ich nahe bey Euch und konnte nicht hinu¨ber. Wann werden wir uns einmal wieder sehn. Fast Alle meine Freunde haben mich einmal besucht. Gru¨set Frau und Kinder schreibt mir einmal wieder von Euch. Von mir ist nichts zu sagen wenn man nicht von Angesicht zu Angesicht steht. Lebet wohl! Antwortet bald und behaltet mich lieb. Weimar d‘. 11 Jan. 1785. G
10. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 11. Januar 1785. Dienstag
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Ich frage nach wie sich meine Liebe befindet und schicke ihr hier einen Griechen von Stolbergischem Geschlecht. Ich bin soweit verdorben daß ich gar nicht begreifen kann was diesem guten Mann und Freunde F r e y h e i t heist. Was es in Griechenland und Rom hies begreif ich eher.
3 b--baldigste 24 diefsem
JANUAR 1785
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Jeder sucht seinen Himmel ausserwa¨rts, wie glu¨cklich bin ich daß ich meinen so nah habe. Ich bin ganz wohl. d‘. 11 Jan. 1785 G
11. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 12. Januar 1785. Mittwoch Den Wein habe ich mir wohl schmecken lassen und noch nicht gedanckt. Verzeih ich bin lahm zum Briefschreiben. Das Gegenwa¨rtige dra¨ngt so auf mich zu daß ich nur sehen muß wie ich durchkomme. Wir haben neulich deine Gesundheit recht herzlich getruncken, mo¨gte die Wu¨rckung unsrer Wu¨nsche recht kra¨fftig zu dir gelangt seyn. Ich u¨be mich an Spinoza, ich lese und lese ihn wieder, und erwarte mit Verlangen biß der Streit u¨ber seinen Leichnam losbrechen wird. Ich enthalte mich alles Urteils doch bekenne ich, daß ich mit Herdern in / diesen Materien sehr einverstanden bin Theile ia alles mit was du von Haman empfa¨ngst. Gott erhalt ihn noch lange da uns Nathan entronnen ist. Die Crethi und Plethi sterben nicht aus, und der Kinder Zerujah sind soviel mit denen man nichts zu schaffen haben mag. Dancke der Fu¨rstinn fu¨r die H. Schrifften. Hier kommt Alexis. Eh ich eine Sylbe lesa sa utrija schreibe muß ich nothwendig die utrija besser absolvirt haben. In diesen bin ich fleisig wie es die Zeit und der Zustand meines hin und her gezerrten Gemu¨thes leiden. / Mein Osteologischer Versuch, wodurch ich den beru¨chtigten Zwischenknochen auch dem Menschen zueigne, ist an Campern fort. Wu¨nsche mir Glu¨ck zu dieser neu betretnen Laufbahn. Ehstens werde ich den Cassler Elephanten Scha¨del ku¨rzlich kommentiren und was alles darauf folgen wird. In meiner Stube keimt Arbor Dianae und andre metallische Vegetationen. Ein Mikroscop ist aufgestellt um die Versuche des v. Gleichen genannt Rußworm mit Fru¨hlings Eintritt nachzubeobachten und zu kontrolliren. Ich mag und kann dir nicht vorerza¨hlen / worauf ich in 3 17845 28 inst
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BRIEFE 12–17
allen Naturreichen ausgehe. Des stillen Chaos gar nicht zu gedencken das sich immer scho¨ner sondert und im Werden reinigt. Wenn mir nicht manchmal eine rythmische Schnurre durch den Kopf fu¨hre ich kennte mich selbst nicht mehr. Daß ich dir noch einmal fu¨r die Kobels dancke! sie sind ganz fu¨rtrefflich und rechte Sta¨rkung fu¨r den Ku¨nstler Sinn. Herder soll deine Bu¨ste haben. Ha¨tte uns Lehngen bey der Arbeit beygestanden, so wa¨re sie wohl besser. Es geht nichts u¨ber ein frisches liebendes Weiberauge. und hiermit noch einen Grus an die Deinigen und gute Nacht. W. d‘. 12 Jan. 1785. G Frau von Stein gru¨sst dich.
12. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. Januar 1785. Donnerstag
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Eben dacht ich ob ich hier oder bey dir die Zeichnung aufziehen wollte. Das scho¨ne Wetter lockt hinaus. Die R. Landsch. bring ich mit. Gestern Abend dachte ich du wu¨rdest mir noch durch Fritzen schreiben. Ich habe nicht recht Lust heute in die Commo¨die zu gehen. Ich sehe dich bald lebe wohl. d‘. 20 Jan 85. G
13. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 27. Januar 1785. Donnerstag 20
Sage mir auch etwas freundliches zum freundlichen Tage! Ich bitte dich um einen von den kleinen gru¨nen Blumen Aeschen, ich will etwas sa¨en. Lebe wohl. Ich lese Ackten und weis noch nicht welche Stunde des scho¨nen Tages ich mit dir geniesen werde. Liebe mich G d‘. 27 Jan. 1785.
22 wee- is
JANUAR/FEBRUAR 1785
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14. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 30. Januar 1785? Sonntag?æ Wie u¨bel ist es meine Beste da ich wohl unÆdæ vergnu¨gt bin daß du leidest. Ich kann nichts geniesen wenn dir u¨bel ist; und so wird das Glu¨ck durch noch eine Ha¨lfte zu einem gro¨sern und reichern Ganzen zu werden wieder balancirt. Lebe wohl. ich besuche dich. G
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15. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 30. Januar 1785? Sonntag?æ Beygehendes war schon geschlossen als dein Zettelgen kam. Es freut mich daß du wieder im Stande bist Cour zu machen. Mein Gemu¨th ist nicht dazu aufgelegt, ich will diesen Abend zu Herders gehen. G.
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16. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ Ich habe von Fr. geho¨rt was ich den ganzen Tag gefu¨rchtet habe, daß du dein Ubel nicht los bist. Wirst du diesen Abend zu hause seyn? So komm ich wie immer. G
17. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ Wie ein groses Verlangen hatte ich heute mit dir nach Hause zu fahren. Es war ein rechtes Opfer das ich den Papieren und Ackten brachte daß ich mich von dir trennte. Mo¨gte die gute Nacht die ich dir gebe, 9 ,. (Punkt aus Komma) 15 dich 17 Ne- acht
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BRIEFE 18–23
dir Ruhe von dem Ubel verschaffen. Lebe wohl. Das Essen hat mir recht gut geschmeckt G
18. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. Februar 1785. Dienstag
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Endlich kann ich m. Geliebte fragen wie sie sich befindet? Wie sie geschlafen hat. Ich wu¨nsche daß du mir nicht mit Bleystifft antworten mo¨gest. Lebe wohl! Gehst du heute Abend mit zum Herzog. Die kleine Schwa¨gerinn mo¨gte gerne bey der Vorlesung seyn. Ginge es wohl an. Ko¨nntest du die H. daru¨ber fragen. G d‘. 1 Febr. 85
19. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 2. Februar 1785. Mittwoch 10
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Der gestrige Wein hat wieder seine wohltha¨tigen Wu¨rckungen gezeigt, ich habe sehr gut geschlafen, und befinde mich wohl. Ich habe ein Mittagessen bey der Herzoginn ausgeschlagen um fleisig zu seyn diesen Abend bin ich bey dir. Auf morgen war ich zu Tische bey meinem Collegen Schmidt gebeten ich habe es auch abgelehnt. Adieu liebe vielleicht sehen wir Herders morgen. Sage mir wie du dich heute befindest. G d‘. 2 Febr 85
20. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 3. oder 7. Februar 1785æ Hier schicke ich einen guten Tischbeinischen Brief. Ungern seh ich Ædichæ erst in der Como¨die. Adieu Geliebte. G
7 grerne 12 M6ittagessen 13 zum 13 6meinem
FEBRUAR 1785
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21. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 2. oder 8. Februar 1785? Mittwoch? oder Dienstag?æ Ich freue mich recht noch etwas von dir zu sehn. Fritz und ich haben den Abend ganz friedlich zugebracht. Lebe wohl gedencke meiner. Morgen mußt du mich mit Herders besuchen. G
5
22. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ Je suis dans la necessite´ de copier un long discours francois qui ne m’interesse pas beaucoup. Cela me met en train d’ecrire et ma plume ne court jamais plus a son aise que quand il s’agit te te dire ce que tu aimes a entendre. Je te redis donc encore une fois ce soir que je t’aime exclusivement et que ta tendresse fait mon plus grand bonheur. Adieu Je souhaite comme le Prophete de Zuric que l’encre avec le quel ces lignes sont tracees puisse se changer en feu pour rendre un faible temoignage de mon ardeur. Adieu. J’attens quelque mot de reponse par Friz. G.
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23. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ Eigentlich wollte ich nur mit deinem Bruder sprechen, und dann zu dir gehen. Willst du aber den Abend dort seyn; so bleib ich, oder vielmehr ich komme spa¨ter. Wo du bist ist mir’s am liebsten. G
9 LJe 10 n--mon 11 qu6e 12 6sont
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BRIEFE 24–28
24. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ
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Jezt befinde ich mich ganz leitlich. Fritz schikt Ihnen dies Ra¨thsel zu rathen. Ich bleibe immer schon, und bleibe immer blind, Und mein Gefa¨hrte ist die Traurigkeit und Schmerz Ich bin ein iunger Greiß, ich bin ein altes Kind Nun rathe Leser mich, ich wohne in dem Herz. Leben Sie wohl. Goethe
25. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 9. Februar 1785. Mittwoch
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Wie befindet sich meine liebe heut? Kann ich hoffen sie bey mir zu sehen? Ich will es Herders sagen lassen. Da es so gar bo¨s Wetter ist ko¨nnte ja wohl dein Kutscher sie mitnehmen sie dich alsdenn abhohlen und ihr ka¨mt zusammen. Wo nicht so seh ich dich voraus im kleinen Stu¨bgen. G d‘. 9 Febr. 1785.
26. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. Februar 1785. Donnerstag 15
Ich bin eben wunderlich in der Welt dran L. L. ich dancke dir fu¨r dein Andencken, fu¨r deine Liebe. Hohle mich heut Abend in die Como¨die ab.
4w - -666mein (nach Rasur) 16 ., (Komma aus Punkt)
FEBRUAR 1785
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Es wird mein bester Augenblick seyn wenn ich dich wieder sehe. Glaube mir ich habe immer den stillen Genuß deiner Liebe. G. d‘. 10 Febr 85
27. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. Februar 1785. Sonntag Mit einem guten Morgen und Anfrage nach deiner Gesundheit schicke ich einen Brief mit dem ich F r . fu¨r den Figaro dancke. Wie sieht es mit dem heutigen Abend aus. G d‘ 13 Febr 1785.
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28. An Johann Heinrich Merck ÆWeimaræ, 13. Februar 1785. Sonntag Das Skelet der Giraffe ist erst gestern angekommen, ich dancke dir, es ist ein sehr interessantes Stu¨ck, recht gut und ausfu¨hrlich gezeichnet, schicke mir balde ein korrigirtes Exemplar. Daß dir meine Abhandlung einige Freude gemacht hat, giebt mir wieder Freude ob du gleich von der Wahrheit meines Asserti nicht durchdrungen zu seyn scheinest. Deswegen schicke ich dir hier eine gesprengte Obere Kinlade vom Menschen und vom Trichechus da vergleiche und nimm deine andern Scha¨del zu Hu¨lfe, und sieh am Affenscha¨del nach was denn das fu¨r eine Sutur ist die das Os intermaxillare von der Apoph. palatina maxillae superioris trennt, gieb nur auf die Lage der canalium / incisivor. acht und ich brauche nichts zu sagen. Von Sommr. habe ich einen sehr leichten Brief. Er will mir s gar ausreden. Ohe! Schicke mir die Kno¨chlein ia bald wieder ich brauche sie nothwendig, und gehe sa¨uberlich mit um sie geho¨ren zu ganzen Ko¨pfen. der Trichechus hat 4 Dentes incisores zwey auf ieder Seite. 1 h--sehe 17 dass (Schluss-s zu s) 17-18 inta- ermaxillare 23 edie
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BRIEFEE 29–32
In der Maxilla die ich dir schicke, sitzt einer noch im Osse Interma‘. vom andern siehst du die Lu¨cke. Mit drey Backenza¨hnen machts auf ieder seite fu¨nfe. den grosen Caninum nicht gerechnet. Der vordere Schneidezahn ist an einem grosen Kopf den ich besitze auf einer Seite sehr klein an der andern fehlt er ganz. Vielleicht fehlen an deinem die zwey vordern ganz, da du nur 2 dentes incis. uberhaupt / zugestehst. Auf Campers Wort bin ich neugierich. Die untre Maxille vom Caßler Eleph. habe ich leider nicht zeichnen lassen ich hatte mit dem Oberkopfe genug zu thun, da ich voriges Jahr so zerstreut war und doch alles recht akkurat haben wollte. Nun noch eine Bitte. Wir kommen end‘. Hier an die Zerschlagung der Gu¨ter, die bey euch etwas gemeines ist. ko¨nntest du mir einen Aufsatz verschaffen von den Grundsa¨tzen und der Art die Sachen zu behandlen und was man nach mehrerer Erfahrung fu¨r das beste ha¨lt. Wir haben hier ziemlich vor/gearbeitet nun mo¨gt ich auch noch von erfahrnen etwas ho¨ren. Was ist der Kammerath Martini fu¨r ein Mann? Ist er gefa¨llig und wu¨rde er mittheilend seyn wenn ich durch den Assessor Bu¨ttner, der ihn kennen gelernt, an ihn schreiben liese. Du machtest ihm ia wohl von mir ein Compliment. Alles nach deiner Weisheit daß ich meinen Wunsch erlange. Die Sache ist simpel, wir fangen aber mit einen sehr ansehnlichen Gute an und ich wollte daß der erste Versuch gleich zum besten ausfiele. Adieu. Schreibe bald. Verzeih mein Kritzeln. d‘. 13 Febr 1785 G Daß mir nur an den ossibus turbinatis des Trichechus kein Schade geschehe. Packe es wieder wohl ein.
1 si|t|zt 3 #den grosen Caninum nicht gerechnet.# 15 Grundsa¨|t|zen 25 Kri|t|zeln 26 17865 29 sie dese
FEBRUAR 1785
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29. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. Februar 1785. Sonntag Du bist eine liebe Verfu¨hrerinn. Ich will mit dir fahren, und das erstemal seit acht Tagen einer frischen Lufft in deiner Gesellschafft geniesen. Liebe mich Adieu. G d‘. 13 Feb. 1785.
30. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. Februar 1785. Donnerstag Der Wind der mich dise Nacht offters aufweckte hat mir mir das Bild meiner Geliebten das Andencken meiner Freundinn herbey gefu¨hrt. Wie befindst du dich? Gehn wir in die Commo¨die? Hier schickt Fritz etwas. Liebe mich. d‘. 17 Febr 1785. G
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31. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 19. Februar 1785. Samstag Ich bin so fleisig und dabey so vergnu¨gt, es geht mir so gut von statten daß ich meine ich sey gegen sonst im Himmel. In diesem Paradiese fehlt mir nichts als daß mein kleines Cabinet dich nicht beherbergt, und mein Windo¨fgen dich nicht wa¨rmt. Hier sind Knebels Briefe. Lebe wohl. Was treibst du heute. d‘. 19 Febr 1785. G
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32. An Johann Gottfried Herder ÆWeimaræ, 20. Februar 1785. Sonntag Dein Manuscr. habe ich auf heute fru¨h gespaart, um wenigstens die ersten Stunden des Sabaths zu feyern, und es mit reinen Augen zu lesen. Es ist fu¨rtreff‘. und wird gar gut auf s Publikum wu¨rcken. 4 deise 6 Fri|t|z 9 fleisichg 11 dirch 12 Beriefe
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BRIEF 33
Zu dem ganzen Innhalte sage ich i a und A m e n und es la¨sst sich nichts bessers u¨ber den Text: A l s o h a t G o t t d i e We l t g e l i e b t ! sagen. Es ist auch sehr scho¨n geschrieben, und was du nicht sagen konntest, noch ietzo schon wolltest, ist scho¨n vorbereitet und in glu¨ckliche Hu¨llen und Fernen gebracht. Ich dancke dir! Lebe wohl. Gru¨se die Frau. Ich sehe dich bald. Nur zwey Stellen hab ich angestrichen Lebe wohl. Geben vom Rade Ixions d‘. 20 Febr. 1785. G
33. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, 26. oder 27. und 28. Februar 1785. Samstag oder Sonntagæ und Montag
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Unsre Freude war von kurzer Dauer, und der Fall iedem unerwartet, es scheint als wenn das Schicksaal alle Arten von Unheil mit diesem Hause durchgehen wolle. Wenn es mo¨glich ist komme ich balde zu dir. ich habe einige Sachen zuru¨ckgelegt die ich in Jena am besten ausarbeiten kann und in einer Art von Abgeschiedenheit durchdencken muß. Ich ka¨me eines Sonnabends und zo¨ge in ein Zimmer neben dem Concertsaale, wenn wir vorher die Geister dieser Lustbarkeit wieder vertrieben ha¨tten, und so wohnten wir in bru¨derlicher Eintracht und Nachbarschafft beysammen. Ich ha¨tte acht Tage vor mir, bis die Music mich wieder vertriebe. / Es wird ein Mikroscop hier ausgespielt. Ich habe auch ein Loos fu¨r dich genommen. Denn das Werck ist recht artig und wa¨re fu¨r einen Thaler wohlzubrauchen. Unter vierzigen wird es Dienstag verloost. Montags. Ich habe Hoffnung Sonnabends zu dir zu kommen.
23 Mikrosscop (Schluss-s zu s) 24 ,. (Punkt aus Komma) 24 dam - -Denn
Abb. 2: Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 1
Abb. 3: Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 2
Abb. 4: Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 3
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BRIEFE 34–37
Der Herzog von Gotha ist hier und geht wahrscheinlich bis dahin weg. Graf. Mor. ist gesprengt. er hat seine Flucht im tiefen Schnee ergreifen mu¨ssen. Meine nothwendigsten Gescha¨ffte ru¨cken zusammen. Ich freue mich sehr dich wieder zu sehn. Herder will uns besuchen, und wenn / wir so kalt und eine rechte Schneebahn behalten wird es und wohl werden. Adieu bis dahin. Lasse ich nichts weiter wissen und sagen; so komme ich. G Gru¨se Lodern und gieb ihm innliegendes Bla¨tgen.
34. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 2. M]rz 1785. Mittwoch
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Der Herzog von Gotha der hier ist geht morgen weg. Wenn du also kommen wolltest fa¨ndest du von der Seite keine Hinderniß. Doch wollte ich dir fast rathen diesmal nicht zu kommen. Die Ursachen mu¨ndlich. Du wirst meinen Brief haben, worinn ich mich auf den Sonnabend anmelde, noch sehe ich nicht daß mich etwas abhalten ko¨nnte als daß die Fr. v. Stein seit einigen Tagen u¨bler ist. Kommst du Donnerstag oder Freytag so bleibe / ich hier und wir gehen nachher zusammen. Seckendorf hat das Mikroscop gewonnen, ob er es bey seinen Negotiationen wird brauchen ko¨nnen weis ich nicht. Von Imhofs ist auch Nachricht hier. Lebe wohl ich sehe dich auf eine oder die andre Weise bald. d‘. 2 Ma¨rz 1785. G
21 Mikrosscop
MkRZ 1785
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35. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. M]rz 1785. Donnerstag Ich habe es offt gesagt und werde es noch offt wiederholen die Causa finalis der Welt und Menschenha¨ndel ist Die Dramatische Dichtkunst. Denn das Zeug ist sonst absolut zu nichts zu brauchen. Die Conferenz von gestern Abend ist mir wieder eine der besten Scenen werth. Wie befindest du dich Gute? Ich will meine Sachen wegmachen und diesen Abend bey dir seyn. Lebe wohl und sag mir ein Wort. d‘. 3 Ma¨rz 1785. G
5
36. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, 4. M]rz 1785. Freitagæ Den Sonntag Nachmittag will ich hier wegfahren und zur rechten Zeit einlangen. Laß doch Hofrath Webern innliegendes Zettelgen zuschicken. Soulavie bring ich mit. Lebe wohl. Ich wu¨rde dich mit noch froherm Herzen besuchen wenn ich nicht Fr. v. Stein mit ihrem Ubel alleine lassen mu¨sste. G
37. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 4. M]rz 1785. Freitag
Schicke mir den Gleichen damit ich den Auszug wegen des Mikroscops machen ko¨nne. Wie befindest du dich? Heute Abend bringt mich die leidige Probe des Clavigo um ein Paar gute Stunden mit dir. G d‘. 4 Marz 85.
2 Der ie 16-17 Mikrosscops 19 685
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BRIEFE 38–40
38. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 6. M]rz 1785. Sonntag
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Da Serenissimus mir gestern zu ero¨ffnen geruhten daß Sie eine Promotion vorzunehmen resolvirt ha¨tten; so hielt ich es fu¨r Pflicht den Cammerassessor Bu¨ttner in Erinnerung zu bringen welchen es allzusehr niederschlagen wu¨rde, wenn er, da ihm die iu¨ngern Assessorn Mandelsloh und Hellfeld vorgezogen worden, auch hinter Schwaben zuru¨ckbleiben sollte. Ich empfehle ihn deswegen auch meinen Hochgeehrtesten Herrn Collegen. Sollte bey dieser Gelegenheit etwas fu¨r den Rath Go¨tze |:den ich iedoch Seren. nicht genannt habe:| geschehen ko¨nnen; so wu¨rden auch die von ihm lange gena¨hrten Hoffnungen erfu¨llt. / Da ich auf einige Tage nach Jena gehe um die Zerschlagung des Gutes Burgau und einige andre Angelegenheiten vorzubereiten; so ergreife ich diese Gelegenheit mich meinen Hochgeehrtesten Herren Collegen zu geneigtem Andencken gehorsamst zu empfehlen. W. d‘. 6 Ma¨rz 1785. Goethe
39. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 6. M]rz 1785. Sonntag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Hofgerichtsrath
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Ew. Wohlgeb‘. sende die verschiedenen Bu¨cher und Schriften, welche Sie mir nach und nach mitgetheilt, mit vielem Danke zuru¨k. Aus dem Camperischen habe ich mancherley Unterricht gezogen und freue mich so oft ich etwas von diesem auserordentlichen Manne lese und ho¨re. Ihre Abhandlung u¨ber die ko¨rperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europa¨er habe ich mit Vergnu¨gen gelesen. Es kann nicht fehlen daß nicht durch solche Beobachtungen die Naturlehre taglich mehr 5 vorgezie- ogen 13 e- mich
MkRZ 1785
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zunimmt. Geben Sie uns ia dergleichen mehr aus Ihrem Vorrathe und seyen Sie des Dankes eines ieden Freundes dieser edlen Wissenschaft gewiß. Des Herrn Professor Blumenbachs Briefe waren mir sehr willkommen. Sie werden leicht glauben daß sie mich in / meiner einmal gefaßten Idee noch mehr besta¨rkt haben. Es wundert mich daß er sich von der Spur auf die er gekommen war so leicht abbringen lassen. Da meine kleine Abhandlung gar keinen Anspruch an Publicita¨t hat und bloß als ein Concept anzusehen ist: so wu¨rde mir alles was Sie mir u¨ber diesen Gegenstand mittheilen wollen, sehr angenehm seyn. Sie haben Selbst daru¨ber gearbeitet und gedacht, wie viel interessantes mu¨ssen Sie daru¨ber unter Ihren Papieren besizen. Sie sollen nun nicht lange mehr auf die Zeichnungen des Elephantenscha¨dels warten. Es thut mir leyd daß Sie u¨ber diese Angelegenheit mit Ihrem Nachfolger einige Verdrieslichkeit gehabt haben. Ich wu¨nsche nur daß die Zeichnungen Sie vollig schadlos halten mo¨gen, wie ich denn meinen Dank fu¨r Ihre Gefa¨lligkeit nochmals wiederhole. Ich lege die Addresse meiner Mutter bey wenn Herr Merk solche noch nicht u¨bersendet haben sollte und bitte um baldige Ubersendung der versprochenen Scha¨del.
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Ew Wohlgeb‘ Weimar den 6 Merz. 1785.
40. An Charlotte von Stein
ergebenster Diener Goethe
Æ Jenaæ, 8. M]rz 1785. Dienstag
Bey Knebeln ist recht gut seyn. Ich habe ein artiges Stu¨bgen das eine freye muntre Aussicht hat. Ausser meinen Gescha¨fften erkundige ich mich nach mancherley Verha¨ltnissen der natu¨rlichen Dinge an denen mir gelegen ist. Das Cabinet, die Bibliothek, das alte lebendige Ency12 sSie
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BRIEFE 41–44
klopa¨dische Dicktionair, alles wird genutzt wie es die Ka¨lte und die Umsta¨nde erlauben. Wir haben Cocos Nu¨sse secirt und die Anfa¨nge dieses merckwu¨rdigen Baums untersucht. Ich freue mich immer so offt mir iede Erfahrung besta¨rckt daß ich auf dem rechten Weege bin, was ich dir davon erza¨hlen kann wird dir Vergnu¨gen machen noch mehr wenn du unsre Reihe von Pra¨paraten / sehn ko¨nntest. Du wirst sie im Cabinete finden wenn du einmal heru¨berkommst. Die Ka¨lte ist auserordent‘. und die Gegend Ho¨chst scho¨n bey dem Schnee und dem hohen Stand der Sonne. Knebel hat allerley neues von Journalen und sonst es ist ganz anmutig hier seyn. Wenn ich Hoffnung ha¨tte dich hier zu sehen wa¨re alles trefflich und gut. Auch unterbricht meine Ruhe der Gedancke daß du leidest. Ich erwarte recht sehnlich das scho¨ne Wetter das dich in’s Carlsbad fu¨hren soll. Lebe wohl. Schreibe mir bald. Gru¨se Fritzen. Er soll etwas von sich ho¨ren lassen. Gru¨se Herders und liebe mich. d‘. 8 Ma¨rz 1785. G
41. An Charlotte von Stein Æ Jena, zwischen 7. und 9. M]rz 1785æ
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Ich erblicke einen Dienstbaren Geist und muß dich durch ihn gru¨sen. Mir geht es recht wohl, meine Arbeit gera¨th in der Stille, und der natu¨rlichen Ding betrachtung bescha¨fftigt uns die u¨brigen Stunden. Du fehlst allein sonst wa¨re ein Vorhof des Himmels hier. Bu¨ttner ist gar gut und brauchbar. Knebel gru¨sst dich, er ist ein eifriger Schu¨ler und es wird ihm Licht. Gru¨se Fritzen. Schreibe mir wie du dich befindest mit dem Cammerwagen ho¨rst du von mir. Adieu G
3 6merckwu¨rdigen 6 umunsre 10 wWenn 11-12 6Ruhe 21 eine
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MkRZ 1785
42. An Charlotte von Stein
Jena, 9. M]rz 1785. Mittwoch
Nur mit wenig Worten kann ich dir fu¨r deinen Brief und dein Zettelgen dancken. Wie lieb ist mir’s zu ho¨ren daß du besser wirst. Meiner Arbeit nach ko¨nnte ich noch lange hier bleiben, meinem Gefu¨hl nach mu¨sste ich balde wieder zu dir. Kaum sind einige Tage herum; so fehlst du mir schon sehr mercklich. Gru¨se Fritzen ich werde ihm antworten. Der Cammerwagen hat dir etwas von mir gebracht. Lebe wohl. Geliebteste, unentbehrliche. Mich freut nichts als was ich mit dir theilen kann. Jena d‘. 9 ten Marz. 1785. G
5
43. An Charlotte von Stein Jena, 10. M]rz 1785. Donnerstag Ich kann dich versichern l. L. daß es mit mir hier nicht recht fort will, ich ha¨tte zu Hause mehr gethan. Die Einsamkeit mercke ich wohl ist nicht das ruhigste. Da ich von dir entfernt bin, fu¨hle ich einen Mangel den ich mit nichts u¨berwinden kann. Lebe wohl, ich komme bald. Jena. Donnerst. d‘. 10 Ma¨rz 1785. G.
44. An Friedrich von Stein ÆDruckæ
Jena, 10. M]rz 1785. Donnerstag
Wenn ich ein so fertiger Poet wa¨re, wie Du es bist, so antwortete ich Dir in Versen, mein ganzes Gemu¨th ist aber diesmal so prosaisch, daß Du mit Prosa vorlieb nehmen mußt. Deine Fabel ist jetzt um Vieles
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BRIEFE 45–49
besser, und Dein Favorit-Sylbenmaß geht ohne Reim ganz gut. Lebe wohl, ich komme bald wieder. J e n a , den 10. Ma¨rz 1785. G.
45. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. M]rz 1785. Sonntag 5
Mit Freuden sage ich Dir einen guten Morgen in der Na¨he und schicke dir das Buch. Der beste Theil meines Tags wird seyn den ich mit dir zubringe. d‘. 13 Ma¨rz 1785. G
46. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. M]rz Æ1785. Montagæ 10
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Ich bin fleisig und bin es gern weil meine freye Stunden dein sind. Bey der Schlittenfahrt bin ich nicht. Der Bereuter wird bey dir gewesen seyn, und na¨here Order verlangt haben. Lebe wohl wir fahren heute Abend in den Wissenschafften fort. G d‘. 14 Marz 1784.
47. An Friedrich Heinrich Jacobi ÆWeimaræ, 15. M]rz 1785. Dienstag Da ich gegenwa¨rtige Abschrifft anfangen lies glaubte ich reicher zu seyn als es sich gefunden hat, nimm also das wenige und verzeih daß es so spa¨t kommt. 12 verlan6gt
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MkRZ 1785
Laß doch manchmal von dir ho¨ren. Herder ist fleisig und wird auf Ostern eine vielfache Erscheinung machen. Es ist unglaub‘. was er arbeiten kann. Lebe wohl und gru¨se die deinigen. d‘. 15 Ma¨rz 1785.
G
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48. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 15. M]rz 1785. Dienstag Ich habe nur zwey Go¨tter dich und den Schlaf. Ihr heilet alles an mir was zu heilen ist und seyd die wechselsweisen Mittel gegen die bo¨se Geister. Ich gehe gern in die Commo¨die, und finde dich drinne. Diesen Nachmittag geh ich zu Seckendorf. Vielleicht zu deinem Bruder. Lebe wohl du einzige. Mich verlangt recht mit dir zu reden, ich habe vieles. G d‘. 15 Ma¨rz 1785.
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49. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 16. M]rz 1785. Mittwoch Ich dancke dir meine Geliebte fu¨r den Beystand den mir deine liebe Seele leistet. Es ist nicht gut daß der Mensch allein sey. Hier das erste Cahier von Herder. Lebe wohl ich sehe dich. d‘. 16 Ma¨rz 1785 G.
9 6finde
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BRIEFE 50–56
50. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. M]rz 1785. Donnerstag Hier m. l. die Fortsetzung von H. Sachen. Gedenck an mich. Heute der Abend ist fu¨r uns verlohren. Ich sehe dich wenigstens einen d‘. 17 Ma¨rz1785. Augenb‘. ich bitte um ein Wort. G
51. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. M]rz 1785. Sonntag 5
Wenn meine Geliebte es will so lade ich heute Herders ein und sie kommt mich besuchen. Es ist nothwendig daß ich zu Hause bleibe, denn mein Ubel vermehrt sich lebe wohl, laß mir ein Wort wissen. d‘. 20 Marz 1785. G
52. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 20. M]rz 1785. Sonntagæ 10
Herders kommen nicht. Und ich traue mir nicht auszugehn. Was sagt meine Liebe. Ich werde mich doch wohl entschliesen mu¨ssen gegen Abend zu dir zu gehn. G
53. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 21. M]rz 1785. Montag
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Mein Ubel ist eher besser als schlimmer, nur schlimmer dadurch daß ich es heute nicht in deiner Gegenwart tragen kann. Ich darf nicht wohl ausgehen, ich vermehre und verla¨ngre es sonst. Dencke an mich. Hier das Mikroscop und ein einzeln Glas das ziemlich vergro¨sert und helle macht. Lebe wohl. G d‘. 21 Ma¨rz 1785. 3 177--85 6 no|t|hwendig 7 w - -Wort
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54. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 22. M]rz 1785. Dienstag Was ich ohne dich habe und geniese ist mir alles nur Verlust, ich hab es am gestrigen Tage gespu¨rt. Herders will ich einladen lassen, und bitte daß du mir recht mo¨gest fu¨hlen lassen daß du mich liebst. Du erha¨lst Antwort. G d‘. 22 Marz 85.
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55. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 19. und 23. M]rz 1785æ Ich dancke dir meine liebe. Ich will erst sehen wo es heute hinaus will dann lass ich dir’s sagen, wann du mich besuchen sollst. Herders will ich lieber morgen sehn. Das Ubel ist heute noch in der Crise und es ist am besten ich halte mich still. Lebe wohl du beste G
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56. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 20. und 25. M]rz 1785æ Eh deine Gesellschafft kommt muß ich noch ein Wort von dir haben. Der Herzog war heute lang bey mir um sich in einer Sache rathen zu lassen die schon durch Leidenschafft bey ihm ausgemacht ist. Engelhardt hat mein Geschwu¨rgen aufgedru¨ckt und verku¨ndigt mir noch einen Zahn der wird mir doch endlich die Schwaben Weisheit bringen G
13 und um
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Abb. 5: Goethe an Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 20. und 25. Ma¨rz 1785æ (Nr 56)
MkRZ 1785
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57. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, zwischen 21. und 27. M]rz 1785æ Ich kann dir selbst sagen daß ich wieder auf guten Weegen bin. Mein Backen ist noch geschwollen, es wird aber auch sich balde geben. Ich dancke fu¨r deine Liebe, deinen Anteil, und freue mich der Zeit die uns zusammenbringen wird. Herders bu¨chlein ist ko¨stlich. Adieu. behalte mich in einem guten Herzen. G
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58. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 27. M]rz Æ1785. Sonntagæ Meine Beyden Verse hab ich fu¨r heute gefertigt und bin nun biß A s c h e r m i t t w o c h e n gekommen. Diese Kinderey hilft mir, und die leeren Tage im Kalender geben mir ein unu¨berwindlich Verlangen das versa¨umte nachzuhohlen. Nun will ich meinen Tag zum unpoetischen Wesen der Nothwendigkeit wiedmen und diesen Abend zeitig bey dir seyn. d‘. 27 Ma¨rz als am ersten Osterfeste G
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59. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 28. M]rz 1785. Montag Hier schicke ich das Bu¨chlein mit Danck zuru¨ck, ich habe es in einigen Tagen, da ein Weh an den Za¨hnen mich unta¨tig hielt, ganz durchgelesen und mich an der Willku¨hr eines Gemu¨ths voll Grazie sehr ergo¨tzt. Auch bin ich wieder fleisig an meinem grosen Gedichte gewesen und bin bis zur 40sten Strophe gelangt. Das ist wohl noch sehr im Vorhofe. Das Unternehmen ist zu ungeheuer fu¨r meine Lage, indess will ich fortfahren und sehn wieweit ich komme. 9 CKalender 9 vVerlangen 17 Gemuu¨ths 20 zumr 21 wohl einzu
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BRIEFE 60–65
Der Herzog ist nach Leipzig. Und wir sind still. Lebe wohl und sey fein fleisig, damit das Fru¨hjahr uns bereit finde. G d‘. 28 Ma¨rz 1785.
60. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 28. M]rz 1785. Montag 5
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Diesen Morgen habe ich mu¨ssen dem Briefschreiben geben und stehn also die Stanzen noch bevor wenn das Glu¨ck will. Dancke fu¨r das Mikr. Ich sehe dich heute. Hier ein Flaschgen und das Pol. Journal das Stein geho¨rt. Liebe mich. d‘. 28 Ma¨rz 1785 G
61. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. M]rz und 1. April 1785?æ Einige Nachricht von deinem Befinden meine Liebe. Ich habe allerley zu schaffen wie Martha. Sag ob heute dich etwa jemand besucht. Abends bin ich bey dir. G
62. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. M]rz und 1. April 1785?æ 15
Es freut mich von dir ein Wort zu sehen. An die Seid‘. will ich dencken. Vielleicht seh ich dich balde. Es that mir gestern gar zu leid von dir zu gehen. Adieu. G
4 22--8 13 besuchet
MkRZ/APRIL 1785
63. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 1. April 1785. Freitag
Ich bin dir noch Danck fu¨r dein Billet von gestern Abend schuldig es hat mich recht sehr gefreut. Schicke mir doch das Mikroscop ich muß verschiednes ansehn. Ich bin fleisig und habe nun ein Tischgen mit Erde worinn allerley Saamens liegen. Ich habe recht scho¨ne Offenbaarungen u¨ber dies Geschlecht. Lebe wohl. Liebe mich und schreibe wie du heute Abend bist und bleibst. G d‘. 1 Apr. 1785.
64. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 2. April 1785. Samstag
Hier meine gute schicke ich allerley zum Morgengrus. Sage mir ein freundlich Wort. Heute Abend schreiben wir vielleicht an der kl. Botanischen Abhand‘ fu¨r Knebeln. Ich bin wohl und gehe still meines Pfads. G d‘. 2 Apr. 85.
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65. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 2. April 1785. Samstag Hier einige Soulavie ich habe sie selbst noch nicht recht lesen ko¨nnen. Du wirst mir einen Gefallen erzeigen wenn du einiges notirst woru¨ber wir sprechen ko¨nnten. Gerne schickt ich dir eine kleine Botanische Lecktion wenn sie nur schon geschrieben wa¨re. Die Materie v o n S a a m e n habe ich durchgedacht, so weit meine Erfahrungen reichen wenn du mir nur den J o s e p h a b A r o m a t a r i i s aus Bu¨ttners Bibl. verschaffen ko¨nntest. Auch mo¨gte ich die L i n n a i s c h e D i s s e r t . d e s e m i n i b u s m u s c o r u m haben und was neueres u¨ber diese Materie da wa¨re.
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BRIEFE 66–68
Ich mag am liebsten meine freyen Augenblicke zu diesen Betrachtungen anwenden. Die Consequenz der Natur tro¨stet scho¨n u¨ber die Inconsequenz der Menschen. Hier das Portrait zuru¨ck. Es ist eine gute wackre Art von Menschen, der wohl in dem armseeligen Elemente unsrer kleinen Staaten schlecht fortkommen mo¨gte. Neulich war ein ehmalig-katho‘. Geistlicher bey mir der sich zur Pr. Kirche gewendet hatte und der nicht begreifen konnte daß alle Fu¨rsten des Reichs nicht / im Stande seyn sollten ihm Brodt zu geben. Er war schon an mehreren Ho¨fgen abgewiesen worden. Die Kriegslust die wie eine Art von Kra¨tze unsern Prinzen unter der Haut sitzt, fatigirt mich wie ein bo¨ser Traum, in dem man fort will und soll und einen die Fu¨se versagen. Sie kommen mir wie solche Tra¨umende vor, und mir ists als wenn ich mit ihnen tra¨umte. Eckelhafft ist mir aber des Pr. C. nachgeahmte Ruhmbegier. Er der nicht mehr moralische und physische Kra¨ffte hat, als sich von einer Hure auf die Parade zu schleppen will von Krieg reden. Laß ihnen den glu¨cklichen Selbstbetrug. Das kluge Betragen der Grosen wird hoffentlich den kleinen die Motion erspaaren die sie sich gerne auf andrer Unkosten machen mo¨gten. Ich habe auf dies Capitel weder Barmherzigkeit, Anteil, noch Hoffnung und Schonung mehr. Befleisige dich dies Kreuz auch auf dich zu nehmen und mir nachzufolgen. / Herder ist ganz vergnu¨gt. Ich habe 48 Stanzen an meinem Gedichte. Und muß nun schliesen. Lebe wohl. Gedencke mein. Ich freue mich auf unsre Fru¨hjahr und Sommer wandrungen. d‘. 2 Apr. 1785. G
1 machg 22 aufch
APRIL 1785
66. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 2. April 1785. Samstag
Nachdem ich mich scho¨n ausgezogen und in die beste Bequemlichkeit gesetzt habe, fu¨hle ich erst wieder recht daß ich zur Einsamkeit verurteilt bin und daß mir die Na¨he des lieben Herzens fehlt dem ich mich so gern und so alleine mittheilen kann. Wie mo¨cht ich mit dir u¨ber meinen heutigen Tag sprechen, der so unbedeutend er ist, doch Bedeutung und Lehre fu¨r mich genug hat. Gute Nacht m. Beste ich will sehen vor Schl. gehn noch einige Stanzen vor zuarbeiten. Lebe wohl. Liebe mich und glaub daß ich immer mit ganzer Herzlichkeit dein geho¨re. d‘. 2 Apr. 1785. G
67. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 3. April 1785. Sonntag
Hier meine Beste ein fru¨hes Wort. Der Schlaf heilt bey mir vieles ich bin Zeitig und wohl erwacht. Herzlich leid that mir es daß ich dich nicht begleiten konnt. Liebe mich, lebe wohl. G d‘. 3 Apr. 85.
68. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. April 1785. Sonntag Hier schicke ich wieder Blumen, heute hat uns der Hof. Ich sehe dich hier oder dort. Liebe mich. ich habe 3 Stanzen. G d‘. 3 Apr. 1785.
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BRIEFE 69–73
69. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 4. April 1785. Montag
Hier m. gute einen Blumenstock zur fru¨he. Wie ist heute dein Tag eingetheilt? Lebe wohl. Sage mir daß du mich liebst. d‘. 4. Apr. 1785.
70. An Charlotte von Stein
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G
ÆWeimaræ, 4. April 1785. Montag
Hier schicke ich dir allerley. Das liebe Zeichen mit dem du mich gestern Abend erfreut hast. Den neuen Figaro. Das Zeitungsblat. Bist du wieder wohl. Wirst du in die Oper gehn ko¨nnen? Wirst du nach der Oper bey mir seyn. Frage Steinen ob er auch kommen will. Adieu geliebte wie verlangt mich zu ho¨ren daß du wieder wohl bist. d‘. 4 Apr. 1785. G.
71. An Charlotte von Stein Weimar, 6. April 1785. Mittwoch
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Ja meine beste, ich habe dich recht lieb und war sehr froh daß dirs gestern Abend bey mir wohl war. Daß ich dich heute sehe ist gewiß. Ob im Conzert, ob nachher weis ich noch nicht. Es wird auf allerley Zufa¨lligkeiten des Tags ankommen. Eins aber muß ich thun damit ich nicht zu weit von der wahren Gestalt eines L. H. zuru¨ckbleibe. Ich schicke dir noch etwas vor Tische. Adieu du gute. W. d‘. 6 Apr. 1785. G 15 O ---Daß 20 aApr.
APRIL 1785
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72. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 7. April 1785. Donnerstag Eben steh ich erst auf und fu¨rchte der Tag wird nicht der besste seyn. Das Zahnweh ist nur ein Zeichen und nicht das Ubel selbst. Der Kopf ist mir eingenommen und ich fu¨rchte eine Art Flußfieber wie ich es manchmal in dieser Jahrszeit gehabt habe. Lebe wohl. Wie sehr fu¨hle ich zu solchen Stunden daß wir gebannt sind. Adieu. d‘. 7 Apr. 1785 G
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73. An Johann Heinrich Merck Weimar, 8. April 1785. Freitag Weimar den 8ten Aprill 1785. Ich danke dir fu¨r das u¨berschikte Kupfer. So sieht freylich das Thier um ein gutes Theil leichter und feiner aus. Ich wu¨nschte es einmal in Natur zu sehen, es ist ein ho¨chst wunderbares Gescho¨pf, im Grunde so einfach gestaltet und so abenteuerlich wegen seiner Gro¨ße. Ich bin recht neugierig auf deine Abhandlungen und habe nichts dagegen wenn du mich bey Gelegenheit des Wallrosses nennen und auf eine bescheidene und ehrbare Art in euren Orden einfu¨hren willst. Wenn ich sonst etwas finde will ich dir es auch schreiben und es soll mir lieb seyn wenn du Gebrauch davon machen kannst. Bey mir liegt so etwas und wuchert nicht. Ich habe noch in andern Wissenschaften z. E. in der Botanik, gar hu¨bsche Entdekungen und Combinationen gemacht, die manches berichtigen und aufkla¨ren, ich weiß aber auch nicht recht womit hin. Ich bin recht neugierig zu ho¨ren was So¨mmering gesagt hat, als du ihm die Knochen vorhieltest. Ich glaube noch nicht daß er sich ergiebt. Einem Gelehrten von Profession traue ich zu daß er seine fu¨nf Sin/nen abla¨ugnet. Es ist ihnen selten um den lebendigen Begriff der
11 gGrunde 15 Ortden 20 Er n|t|d6ekungen --
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BRIEFE 74–77
Sache zu thun, sondern um das was man davon gesagt hat. Auf Campers Antwort verlangt mich auch ho¨chlich. – Das Publikum, das so gerne Ko¨nige ein und absezt um nicht mu¨ssig zu seyn, hat auch Mosern uns zum Kanzler gegeben, wie ich solches auf dein Verlangen auch auf einem besonderen Zettel attestire. Sorge doch daß So¨mmering mir die versprochene Scha¨del schike. Er wird dir die Zeichnungen nach dem Cassler Elephantenscha¨del zeigen die ich dir geschikt habe. Ich wu¨nschte daß Waiz eine zeitlang bey Campern studieren konnte um recht in den Sinn der Sache zu kommen. Er hat scho¨ne Anlage und viel Fertigkeit. Lebe wohl. G. ÆBeilage, Abschrift, Auszugæ
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Das Geru¨cht, daß der Freyherr v. M. als Kanzler in unsere Dienste komme, ist soviel ich weiß durch eine kluge Combination unseres hiesigen P u b l i c i entstanden. Kurz nach dem Tode unseres Kanzlers sprach unser gna¨digster Herr den He. v. M o s e r in Mannheim, u. man zog sogl. die Folgerung daraus; die sich wie es zu gehen pflegt, alsobald weiter, u. an mehrere Orte Deutschlands verbreitete.
74. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 29. M]rz und 9. April 1785æ
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In die Como¨die will ich dir folgen wie u¨berall hin. Gestern Abend hab ich noch 3 Stanzen gemacht. Das Korn erha¨lst du wenn du Wenden auf die Cammer schickst anzeigen lassest wie viel du auf ’s Jahr verlangst und um Abgabe von einem Theil davon einsweilen bittest. Liebe mich. Lebe wohl. H‘. v Holz will ich wenn der herzog zuru¨ckkommt erinnern G
MkRZ/APRIL 1785
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75. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. April 1785. Mittwoch Es fehlte mir nichts am Tage als was du mir nun zusagst. Hier hast du das Bu¨chlein, es giebt noch weit volumino¨sere u¨ber Carlsbad, die ich auch schaffen will. Lebe wohl. Du machst mich recht glu¨cklich daß du kommst du einzige. d‘. 13 Apr. 1785. G.
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76. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. April 1785. Donnerstag Ich dancke dir meine Liebe ich habe recht wohl geschlafen und soll mir viele Freude seyn dich zu sehn. Es ist mir auch ganz wohl, nur fehlt mir eine gewisse Elastizita¨t des Gemu¨ths, die vielleicht der Fru¨hling bringen wird. d‘. 14 Apr. 85. Adieu beste.
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77. An Jacob Friedrich von Fritsch ÆWeimar, 15. April 1785. Freitagæ Da nunmehr die beyden nach Gotha bestimmten Ingenieurs auch angekommen, und Wibeking, ehe er solche hinu¨ber begleitet, eine gna¨digste Resolution wu¨nscht; so ersuche Ew Exzel‘ gehorsamst einen Entschluß in dieser Angelegenheit bey der heutigen Session zu bewircken, welches auch wohl ohne mein Ersuchen geschehen seyn wu¨rde. Die gefasste Resolution du¨rfte mir alsdenn nur unmasgeb‘ durch einen Extracktum Protokolli bekannt gemacht werden. Ew Exzel‘ gehorsamster Diener Goethe.
15 waelches 16 unma6sgeb‘
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BRIEFE 78–83
78. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte M]rz und Mitte April 1785æ Ich will doch lieber zu dir kommen. Ich wickle mich ein; so ko¨nnen wir doch etwas vornehmen. Etwa mit der El. Maschine. Lebe wohl liebe. G
79. An Charlotte von Stein. ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte M]rz und Mitte April 1785æ 5
Zur Noth habe ich gestern noch eine Stanze Hervorgebracht, und die u¨brigen gern deiner Liebe aufgeopfert die mich Herzlich freut, und herzlicher iemehr sie sich zeigen mag. Diesen Abend seh ich dich. Adieu. G
80. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 17. April 1785? Sonntag?æ 10
Da mir Hufland die Bewegung als die beste Arzeney anra¨th; so will ich mich gleich auf die Beine machen nach Belweder gehen und meine Botanische Augen und Sinne weiden. Lebe wohl. Heute fru¨h da du noch schliefst ging ich schon mit Fritz bey dir vorbey. G.
81. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. April 1785. Sonntag 15
Wir kommen von einem langen Spaziergange zuru¨k den wir viel vergnu¨gter gehabt ha¨tten wenn meine Gute mit uns gewesen wa¨re. 10 L--Da 10 anra¨|t|h
16 gGute
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Wir haben botanisirt, und Fritz war sehr vergnu¨gt, er la¨sst dich gru¨sen. Heute Abend wollen wir zu Hause bleiben, die Ruhe thut mir doch noch Noth. Adieu. Dich soll dies Zettelgen statt deiner Freunde empfangen. d‘. 17 Apr. 1785. G
5
82. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 19. April Æ1785. Dienstagæ Dieser Rosenstock soll dir einen guten Morgen bieten wie der gestrige eine gute Nacht. Mo¨gest du bey dem scho¨nen Wetter und Himmel vergnu¨gt seyn und fu¨hlen wie ich dich liebe. G d‘. 19 Apr.
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83. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 20. April 1785. Mittwoch Zu dem Fru¨hlingswetter bin ich wieder recht wohl. Ich wa¨re nach Jena gekommen, da ich ho¨re daß das Wasser wa¨chst, wenn ich glaubte dort zu etwas nu¨tze zu seyn. Castrop wird seine Sachen schon machen. Gru¨se ihn. Keinen Zelthimmel habe ich der kleiner wa¨re als 16 Fus breit und 22 lang. kannst du den brauchen so kannst du ihn haben mit den Wa¨nden. Er muß nur vorsichtig befestigt werden wegen der Winde. Lebe wohl. Sey fein fleisig. Liebe mich. Ich freue mich auf diesen Sommer mehr als iemals auf die gute Jahrszeit. Adieu. d‘. 20 Apr. 85. G Den Pack von Go¨tzen wirst du durch Helmershausen erhalten haben.
1 wWir 14 nu¨|t|ze 18 Esr
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BRIEFE 84–88
84. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. April 1785. Mittwoch
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Ich befinde mich wohl mein lieber Schutzgeist und freue mich deines Wohlseyns. Wir wollen immer zusammen bleiben meine Liebe. Daru¨ber sey ohne Sorge. Gegen Abend komme ich zu dir und wir schwa¨zen uns recht aus. d‘. 20 Apr. 85. G
85. An Johann Heinrich Merck ÆWeimaræ, 20. April 1785. Mittwoch Mit Danck fu¨r das u¨bersendete, schicke ich noch geschwind eine Zeichnung von dem os interm. meines grosen Trichechus. Vielleicht nutzt sie dir. Du schickst mir sie nach dem Gebrauche zuru¨ck. Erklarung der Buchstaben. 10
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a. b. c. d.
Os intermaxillare.
Ort des grosen Hundszahns. Erster kleiner Schneidezahn. Ort des gegenu¨berstehenden dessen Spur verwachsen ist. . der kleine Zahn c. sieht erst wie ein durchbrechender Zahn aus, ob vielleicht bey d. der Gegenpart noch drinne sta¨cke, und diese beyden Za¨hne so spa¨t ka¨men oder so spa¨t wechselten? Welches mir doch nicht wahrscheinlich ist weil bey allen Thieren soviel ich weis die ersten Schneideza¨hne zu erst wechseln. / e. Das zweyte Paar Schneideza¨hne. An Gestalt vo¨llig den Backenza¨hnen ahnlich welche f. bezeichnet sind. Er hat u¨berhaupt drey Backenza¨hne auf ieder Seite des Oberkiefers. Mit dem grosen Schneidezahn vier und mit dem kleinen, der hier auf der Rechten Seite nur sichtbar ist, fu¨nf in einer Reihe. Der grose Hundszahn steht ganz an der Seite ausser der Reihe. Sobald ich deine Giraffe gelesen schreibe ich dir meine Meynung. 1 meine 18 derstene 20 Dieas zweyten dPaare 20 gGestalt 25 rReihe
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Mit So¨mmring ist’s irgendwo nicht just, du wirst es gelegentlich finden und entdecken. Lebe wohl. Ich freue mich auf deine u¨brigen Abhandlungen. Schicke mir alles sobald mo¨glich. Adieu. D‘. 20 Apr. 85. G.
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86. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 21. April 1785. Donnerstag Nun mo¨gt ich auch wissen wie sich m. L. befindet, ich hoffte immer auf ein Wort von ihr diesen Morgen. Fritz ist durch sein Ubel an Muthwillen nicht geringer. Er hat mir auch abgeschrieben. Lebe wohl ich sehe dich. G d‘. 21 Apr. 85.
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87. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 23. April 1785. Samstag Fritz ist sehr lustig und wohlgemuth, und ich bin auch ganz wohl, nur wieder von dem unseeligen Wetter in die Hu¨lle hineingeschro¨ckt. Wenn du heute Abend kommst, wirst du uns beyde erfreuen. Lebe recht wohl. Du sagst mir nicht wie du dich befindest. G d‘. 23 Apr. 1785.
88. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. April 1785. Sonntag Du hast mich recht durch dein Briefgen erfreut, ich sehnte mich darnach. Ich bin wohl aber nicht freudig, wir wollen stille den zaudernden Fru¨hling abwarten. Fritz schickt hier auch ein Zettelgen. Er hat 9 BLebe
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BRIEFE 89/90
diese Nacht nicht gehustet. Wenn du mo¨gtest liese ich Herders auf heute Abend einladen. Bey Hofe habe ich absagen lassen. Nur ein Wort daru¨ber meine Geliebteste. Lebe wohl. d‘. 24 Apr 85. G
89. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 24. April 1785. Sonntagæ 5
Ich war heut mit Briefschreiben bescha¨fftigt seit Anfang dieses Monats hatte ich alle Auswa¨rtige vernachla¨ssigt. Morgen will ich nach Jena gehen, wegen der Wasserbaue und andrer Dinge willen. Ich komm vor fu¨nfen, vielleicht balde zu dir. Liebe mich auch abgesondert du einzige. G
90. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 25. April 1785. Montag 10
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Ich freue mich daß Sie an dem kleinen Singspiel eine Art von italia¨nischer Gestalt gefunden haben, geben Sie ihr nun den Geist damit sie lebe und wandle. Die litiganti habe ich leider noch nicht, sobald sie kommen sollen sie auch wieder an Sie fort. Vielleicht kann ich Ihnen auch die neuste Oper von Paesiello il Re Theodoro bald nachschicken. Sie thun sehr wohl solche Muster sich vor die Seele zu stellen, ein anders ist nachahmen, ein anders nach Meistern, die gewisse Formen des Vortrags durchstudirt Haben, sich bilden. Ich erwarte nun Ihre Fragen um nichts u¨berflu¨ssig zu schreiben. / Auf Ihre erste und vorla¨ufige folgendes. Ich habe im Rezitativ weder den Reim gesucht noch gemieden. Deswegen ist es meist ohne Reim, manchmal aber kommen gereimte Stellen in demselben vor, besonders wo der Dialog bedeutender wird, wo er zur Arie u¨bergeht, da denn der Reimanklang dem Ohre
5 aAnfang 23 ., (Komma aus Punkt) 23 edser 24 wda
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schmeichelt. Weiter ist keine Absicht dabey und gedachte Stellen bleiben deswegen immer Rezitativ, der Componist mag sie nachher trocken oder begleitet ausfu¨hren. Eben so zeichnet sich, was nach meiner Absicht, melodischer Gesang seyn sollte, durch den Rhytmus aus, wobey dem Componisten freybleibt bey einigen Arien zu verweilen und sie vollig aus/zubilden, andre nur als Cavatinen pp voru¨bergehen zu lassen, wie es der Carackter der Worte und der Handlung erfordert. Sollten Sie aber da wo ich Rezitativ habe, eine Arie, und wo ich Arie habe, ein Rezitativ schicklicher finden; so mu¨ssten Sie mir es erst schreiben, damit die Stelle geho¨rig vera¨ndert wu¨rde. Uberhaupt wu¨nschte ich daß Sie mir von Zeit zu Zeit schrieben, wie Sie das Stu¨ck zu behandlen geda¨chten, besonders wenn Sie es einmal im Ganzen u¨berlegt und wegen kluger Vertheilung des musikalischen Interesse sich einen Plan gemacht haben. So sind Z. E. obgleich das Stu¨ck auf Handlung / und Bewegung gerichtet ist, an schicklichen Orten dem Gesang die schuldigen Opfer gebracht. Wie die Arien: Hinu¨ber Hinu¨ber pp Sie im tiefen Schlaf zu sto¨ren p O kannst du noch Erbarmen p Eben so steht der Gesang: N a c h t o H o l d e ! zu Anfang des vierten Acktes als das, in den letzten Ackten der Ital. Stu¨cke, beliebte und Hergebrachte Haupt Duett da. u.s.w. und tausend solcher Absichten von Anfang bis zu Ende die Sie alle wohl ausstudiren werden. Musse nehmen Sie Sich so viel Sie wollen. Ko¨nnte das Stu¨ck ku¨nftigen Januar aufgefu¨hrt werden; so wa¨re es artig, ist’s nicht; so ist auch nichts verlohren. Von der Prosodie und anderm na¨chstens. Leben Sie recht wohl und schreiben bald. W. d‘. 25. Apr. 1785. G
6 s-bey 8 erfortdert 13 dSiee 14 vVertheilung 26 Musese 26 sSie
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91. An Johann Christian Kestner Weimar, 25. April 1785. Montag
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Vielen Danck mein l. Ka¨stner fu¨r die doppelte Nachricht. Ich habe den Capuzinern geantwortet und sie mo¨gen nun daraus nehmen was sie ko¨nnen. Daß ihr und die eurigen wohl seyd und in einem glu¨cklichen Ha¨uflein zusammen lebt, erfreut mich von Herzen. Erhalte Euch der Himmel dabey. Gru¨set Lotten und Malgen recht sehr, und den guten Georg. Er soll mir mehr schreiben. Es scheint ein wackrer Knabe zu seyn. Das Min. Cab. was unser Bergsecr. Voigt dem Publiko angeboten hat, ist eigentlich nicht fu¨r Kinder, sondern fu¨r Liebhaber, die sich einen anschaulichen / Begriff von den verschiednen Gebu¨rgsarten machen wollen, von denen ietzt immer soviel gesprochen wird. Wie beyliegendes Bu¨chlein ausweiset. Das Cabinet entha¨lt die in den Briefen beschriebne Steinarten und ist fu¨r iemanden den diese Wissenschafft interessirt und sich unterrichten will, das Geld wohl werth. Wollt ihr aber fu¨r eure Kinder ein klein Naturalien kabinet haben; so kann ich Euch ein’s zusammen machen lassen ich habe des Zeugs genug. Adieu. Gedenckt mein. W. d‘. 25. Apr. 1785. G
92. An Charlotte von Stein
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Æ Jena, 26. April 1785. Dienstagæ
Meine Liebe, die Hoffnung dich Morgen Hier zu sehn Ha¨lt mich Heute noch Hier. Der fru¨he Tag war so gar scho¨n daß wir euch her wu¨nschten.
23 Hofnfnung
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Thue was dich das Herz heist und was die Wittrung erlaubt, das Wetterglas ist ein wenig gefallen, doch sind ietzo Zeit und Stunde sehr vera¨nderlich. Lebe wohl mir geht es ganz gut. Gru¨se Fritzen. Und laß dem Herzog sagen ich ka¨me erst morgen wieder. Adieu. G
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93. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. und 30. April 1785?æ Meine liebe wird mich wie immer durch ihre Gegenwart erfreuen. Ich bin recht wohl und gedencke dein mit Liebe. Komme auch nicht zu spa¨te. G
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94. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. und 30. April 1785?æ Meiner guten sag ich zum Morgengrus daß ich mich sehr freue sie zu Mittage zu sehen. Wie ist es aber geworden daß Kl. heut nicht bey dir isst? Liebe! G
95. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 30. April 1785. Samstag Wie gut es ist vertraulich u¨ber seinen Zustand mit Freunden hin und wiederreden! ich ging mit viel freyerem Muthe von dir weg und habe meine Arbeiten wieder angegriffen als wenn es fu¨r ewig seyn sollte.
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BRIEFE 96–99
Ich dancke dir daß du mich hast fu¨hlen lassen daß ich so nah in dein Daseyn verwebt bin, fern sey es von mir solche Bande vorsetzlich zu trennen. Seckendorfs Todt wird dich unerwartet getroffen haben, wie uns alle. Es ist dieser Fall reich an nachdencklichem Stoff. Voigt freut sich dich zu besuchen, er wird dir von Nutzen seyn. Lebe wohl, und sorge daß Loder Voigten wohl aufnehme und daß dieser sein Wesen im Cabinete treiben ko¨nne. W. d‘. 30 Apr. 1785.
G
96. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. Mai Æ1785. Sonntagæ 10
Hier zum Fru¨hstu¨ck das Theurgische Wesen. Sag mir wie du dich befindest und liebe mich. G d‘. 1 May
97. An Philipp Erasmus Reich
Weimar, 3. Mai 1785. Dienstag
Ew Wohlgeb‘
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empfangen den lebhafftesten Danck fu¨r die Fortsetzung der gla¨nzenden Ausgabe eines gla¨nzenden Werckes. Wenn ich etwas dabey vermisse; so ist es das Portrait Dr Oberreits, welches die Stirne des dritten Bandes ha¨tte zieren sollen. Ich ho¨re wir haben balde Hoffnung Sie hier zu sehen. Weimar d‘. 3 May 1785. Goethe
2 vr- erwebt 5 einreich 10 Theur6gische 10 w - -Wesen
MAI 1785
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98. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, 6.æ oder 7. Mai 1785. ÆFreitagæ oder Samstag Ich schicke dir nebst einigen Bu¨chern, wenige Steine. Harzer Produckte die ich von meiner letzten Reise mitbrachte. Ehe wir nach dem Carlsbade gehen, kommst du noch einmal auf einige Tage heru¨ber damit wir die Gebu¨rgs lehre durchsprechen und uns vorbereiten ko¨nnen. Der Todt des Pr. Leopold wird dich geru¨hrt haben. Lebe wohl. Die Gothische Herrschafft ist hier. Behalte mich lieb. Ich flicke an dem Bettlermantel der mir von den Schultern fallen will. d‘. 7 Maj. 85. Auf oder nach Pfingsten gehts nach Ilmenau du kommst doch mit? G
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Laß mir doch die beygelegten drey Steine schleifen und schicke sie bald zuru¨ck. Der unscheinbarste ist der merckwu¨rdigste.
99. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 8. Mai 1785. Sonntag Die ersten warmen Tage habe ich angewendet meine Eroberungen von Vorigem Jahre zu ordnen und schicke dir hier deinen Theil. Es ist nicht alles gleich interessant. Einiges ilmenauische liegt dabey, damit du zum voraus etwas von Dorther in Besiz habest und sich die Lust mehre das vollsta¨ndige selbst zu hohlen. Wenn du heru¨ber kommst bringe doch deinen Catalogus mit, ich kan dir manches noch abgeben. Diesmal nicht weiter Nach Pfingsten wollten wir nach Ilm. Wenn du dich einrichtetest wa¨re es gut. Vielleicht hole ich dich ab und wir gehn den Saalgrund / hinauf. Den Ilmgrund habe ich so satt daß ich nicht dran
8 Bettler nmantel
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BRIEFE 100–105
dencken mag. Auch u¨ber Ordruff habe ich den Weeg schon so offt gemacht. G d‘. 8 Maj. 85.
100. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. Mai 1785. Dienstag 5
Du schreibst mir gar nicht mehr wenn ich dich nicht auffordre. Wie befindest du dich. Sage mir ein freundlich Wort. Liebe! G d‘. 10 May 85. Zwischen 4 und 5. steigt der Ballon.
101. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 11. Mai Æ1785. Mittwochæ
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Lebe wohl meine beste, wie angenehm war mirs gestern dein Angesicht noch einmal zu sehen behalte mich in einem feinen Andencken, du su¨se Geliebte. Das Wetter scheint gut zu werden. Begleite mich mit deinen Gedancken. G d‘. 11. May fru¨h 4 Uhr.
102. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. Mai 1785. Samstag 15
Ich freue mich deines Andenckens und kann dich recht herzlich meiner Liebe versichern. Wegen heut Abend sag ich’s dir noch. Lebe wohl. G. d‘. 14 May 85. Das Wetterglas fa¨llt und giebt Hoffnung auf Regen. 12 edeinen
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103. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 15. Mai 1785. Sonntag Ich dancke dir du meinigste fu¨r deinen Anteil und dein Andencken. Wir mu¨ssen noch eine Zeit zusehen und dann wird sich’s geben. Ich bin heute bey dir bey Herders lass ich anfragen. G d‘. 15. May 1785.
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104. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 18. Mai 1785. Mittwoch Sag mir liebe wie du dich befindest? Mein Herz fragt schon seit meinem Erwachen darnach G. d‘. 18 May 1785.
105. An Jacob Friedrich von Fritsch ÆWeimaræ, 23. Mai 1785. Montag ÆDruckæ
Es ist bey jberweisung der Cammerschulden an die Landschafften, die Absicht gewesen auch erstere von dem Capitale der 16 000 rh. zu befreyen, welche sie nach und nach der Kriegskasse schuldig geworden. Da gegenwa¨rtig ein neuer Status acktivus und passivus der Cammer meistens in’s reine ist; so wu¨nschte ich auch diese Post daraus auslo¨schen zu ko¨nnen. Wollten Ew. Exzell., etwa bey der heutigen Session, die Gnade haben und die desfalls no¨tigen Rescripte an die Kr. Komm. und Kammer zum Entschluß befo¨rdern. d. 23 May 1785. G.
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106. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 25. ÆMai 1785. Mittwochæ
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Die mir neuerdings ganz unerwartet zugesicherte Besoldungs Erho¨hung, fu¨hle ich mehr der Gnade Serenissimi und den gu¨tigen Gesinnungen des Geheimden Consilii, als meinen Verdiensten schuldig zu seyn, Ew Exzel‘. statte ich hiermit den verbindlichsten Danck ab, daß Sie zu einer Erweiterung meines ha¨uslichen Zustandes haben mitwu¨rcken wollen. Ich empfehle mich und das meinige auch fu¨r die Zukunft angelegentlich und unterzeichne mich mit Ehrfurcht Ew Exzel‘ vHß. d‘. 25. gehorsamster Diener Goethe
107. An Johann Heinrich Merck ÆWeimar, zwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ ÆKonzeptæ
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Ich habe Dir neulich vergeßen die Frage wegen der zweideutigen Sutur am Elephanten Scha¨del zu beantworten. Ich vermuthe, daß Du die Zeichnungen noch bei dir hast, deswegen will ich mich darauf beziehen, und erlaube Dir zum voraus von allem was Du daran merkwu¨rdiges finden magst nach belieben Gebrauch zu machen. Mit dem zweifelhaften Fleke verha¨lt es sich also: Nimm das Blatt vor dich, welches den Scha¨del von vorne vorstellt, und du wirst auf deiner Linken Hand, an der rechten Seite des Kopfes gleich neben den foramine infra orbitali einen kleinen besondern Knochen sehen, welcher zu der obern Kinnlade gerechnet werden muß. Es zeigte sich derselbe, vo¨llig so wie er im Profil gezeichnet ist, nur 4 der n 13 zweitdeudtigen 14 Elephandten 14 Scha¨tdel 17 dDu 17 Mdmeerkwu¨rdiges G1? 20 Scha¨tdel 20 fvorne 21 s-Seite 22 6gleich 22 orbitrali dbitalie G1? 23 nach allen 6zu 24 gezeigchnet
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mit dem Unterschiede daß meine Profilzeichnung die lincke seite des Kopfes vorstellt, wo in der Natur diese Theile schon zusammengewachsen waren / ich lies also der Bequemlichkeit wegen die Abweichung der rechten Seite hier heru¨ber zeichnen. Eben so verhielt es sich mit der Sutur u¨ber die du dich mit recht verwunderst. Leider habe ich, da der Kopf noch gegenwartig war nicht zeit gehabt eine beschreibung selbst zu entwerfen und das Geda¨chtniß ist in solchen Dingen nie ganz zu verla¨ßig du wirst also wenn du in Cassel jemanden hast durch den du et was zeichnen lassen kanst am besten thum, wenn du dir die rechte Profil Seite noch einmal zeichnen la¨st es ist auf alle fa¨lle der Mu¨he werth. Folgendes aus meiner Errinnerung Beyliegendes Bla¨tgen zeigt die Stelle von unten und von der Seite a, a, ist daß Os inter maxillare b, das merckwu¨rdige einzelne Kno¨chelchen c, eine Sutur die ein Stu¨ck der obern Kinnlade von dem ubrigen absonderte d, Das abgesonderte Stu¨ck e, der Ausgang des Foraminis in fra orbitalis F, vermuthlich noch ein apparter Knochen der obern Kinnlade / welcher durch eine Sutur ohngefehr in der Linie der rothen Puncte von dem Knochen d, getrennt ist. Ich beziehe mich hie wieden auf das was ich von der Theilbarkeit der Knochen in meinem vorigen gesagt habe und wu¨rde wenn ich so glu¨cklich wa¨re den Scha¨del eines Elephanten foetus zu besitzen noch weit mehr daru¨ber sagen ko¨nnen Soviel unterdessen vorla¨ufig wen du dein Manuscript u¨ber den Elephanten Scha¨del mir zu schicken wilst so kann ich alsden meine unvorgreifl‘ Meinungen daru¨ber gleichfals und gerne ero¨ffnen. 1 mit dem Unterschiede, daß meine Profil mit 1 Unterschied|e| 3 6lies 5 lLeider 8 ni|e| 9 wen ------durch 9 d6en 9 wa6s 10 Profiel 12 S Folgendes 13 b--Bla¨tgen 15 ist daß O a, 15 indter 15 maxi|l|lare 16 Kno¨chelichen 17 von der 17 der m 17 antdern dubrigene 18 absondderte 20 VForaminis 24 i- Ich eIche G1? 24 eauf dase G1? 26 Elepfhanten 26 dfoetuse G1? 26 ----------cohloß zu 26 no6ch 27 so eSoeviel G1? 28 indeßen dein 28 Manu|s|cript G1? 28 schu¨icken 28 wirlst 29 dir daru¨ber 30 da und 30 ero¨ffnnen
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Abb. 6: Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 1
Abb. 7: Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 2
Abb. 8: Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 3
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Wenn ich erst weiß was du u¨ber die Backenza¨hne denckst so kann ich dir auch mit einigen Ideen aufwarten die dir vieleicht brauchbar sind.
108. An Johann Heinrich Merck Weimar, 30. Mai 1785. Montag Uberbringern dieses, den Cammerkonsulent Schwabha¨user, empfehle ich dir. Ich habe ihn abgeschickt, damit er euer Zerschlagungs wesen in der Na¨he besehe, sey ihm ia fo¨rderlich damit er Ackten und alles no¨tige zu Augen und Nasen kriege. Die Steine sind endlich angekommen wofu¨r du H‘. C. R. Klippstein recht freundlich dancken musst. Nur waren sie leider von keinem za¨rtlichen Freunde eingepackt und sind ia¨mmerlich zerschu¨ttelt angekommen. Kaum hatte der Granit widerstehen ko¨nnen. Sobald ich von Ilmenau wieder kehre, schicke ich von dortigen und u¨berhaupt Thu¨ringerwald Produckten fu¨r H‘. Kl. eine Suite. Die khnlichkeit mit einigen mir u¨berschickten wird auffallen. Die Zeichnungen sind allerliebst. ich / dancke recht sehr. Hierbey ein Osteologikum was ich neulich vergaß. Lebe wohl. behalte mich in gutem Andencken. Ich gehe bald nach Carlsbad. W. d‘. 30 May 85. G. Euer Erbprinz der sich beym Ilmenauer Bergwerck mit 10 Kuxen unterzeichnet hatte, und dem ich darauf auch die Gewa¨hrscheine zuschickte, ist nicht allein zuru¨ckgetreten, sondern hat auch die Papiere verlohren, nun mu¨ssen wir wenigstens eine legale Erkla¨rung von ihm haben. Darum schicke ich dir beygehenden Mortif. Schein. Schaffe mir ihn oder ein Papier gleichen Innhaltes vom Erbprinzen unterschrieben. Ich bitte dich um Vergebung dieses Auftrags.
2 iIdenen 12 Soblald 12 dr- ortigen 14 a¨Yhnlichkeit 21 sie darauf
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109. An Elisabeth Charlotte Constantia von der Recke Weimar, 30. Mai 1785. Montag ÆFaksimileæ
Hochgebohrne Gra¨finn gna¨dige Frau.
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Erlauben Ew Gnaden daß ich Sie schrifftlich im Carlsbad willkommen heisse, und mich nebst noch einigen Freunden anmelde, die zwar spa¨ter, doch gewiß das Vergnu¨gen haben werden Sie bey der heilsamen Quelle aufzusuchen. Mo¨gten Sie doch indessen recht gutes Wetter haben und der besten Einflu¨sse zu Befestigung Ihrer Gesundheit geiessen. Von dem Befinden Ihrer hiesigen Freunde werden die fru¨her ankommenden Ew Gnaden gute Nachricht geben ko¨nnen, nur wird / es Ihrem theilnehmenden Herzen wehe thun zu vernehmen, daß der braven Burgemeister Bohl in Lobeda, welche Sie in Jena kennen lernen, ein trauriger Fall begegnet ist, der die Umsta¨nde ihrer Familie ga¨nzlich zu zerru¨tten Droht. Ihr Schwiegersohn Loeber ist vor kurzem gestorben und hinterla¨sst eine Witwe mit sieben Kindern, wovon das a¨ltste neun Jahre das iu¨ngste zwanzig Wochen alt ist. Tochter und Enckel fallen nun wieder, da er ohne Vermo¨gen war, auf die Grosmutter zuru¨ck, und diese gute Frau die keinen Wunsch hatte als, bey einer sehr eingeschra¨nckten Haushaltung, ihr Leben ansta¨ndig und ehrbar zu endigen, sieht sich beynahe in die a¨ngstliche Lage versetzt mit den ihrigen zu darben. / Ich weis daß Ew Gnaden, bey Ihrem Aufenthalte in Jena, Sich grosmu¨tig erkundigt: ob dieser, wu¨rcklich in ihrer Art seltnen Frau irgend eine Hu¨lfe no¨tig sey. Damals konnte sie mit einem ruhigen Vertrauen auf ihren Zustand sehn und mit danckbarer Bescha¨mung Ew Gnaden Grosmuth ablehnen. Wie verschieden steht es ietzo mit ihr! Sie ist in Sorgen fu¨r diejenigen von denen sie im Alter selbst Hu¨lfe erwarten konnte, und da sie bereit ist alles mit den ihrigen zu theilen, so kann sie leicht berechnen daß es ihnen bald allen zusammen an dem nothdu¨rftigen fehlen werde. Unsere gna¨digste Herrschafften haben sogleich der wackern Frau einen Theil ihres Kummers / weggenommen indem sie einige Kinder
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versorgt, nun bleibt fu¨r Freunde auch noch etwas zu thun u¨brig und ich glaube Ew Gnaden einen angenehmen Dienst zu erweisen wenn ich Sie davon benachrichtige. Denn ich weis daß Ihr edles Gemu¨th keine gro¨ssere Freude kennt, als wu¨rdigen Menschen, die das Glu¨ck verletzt, wohlzuthun, und Wunden, die das Schicksal schla¨gt, zu heilen. In Hoffnung bald selbst aufzuwarten, unterzeichne ich mich Hochachtungsvoll Ew Gnaden Weimar d. 30 May 1785.
ganz gehorsamster Diener Goethe
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110. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 18. Mai und 1. Juni 1785?æ So nahe bey dir Geliebte und die letzten Tage nicht einmal mit dir. Gar groses Verlangen habe ich darnach. Warum kannst du nicht bey mir sitzen indem ich arbeite. G
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111. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 24. Mai oder zwischen 29. Mai und 1. Juni 1785æ Der Herzog der wie bekannt ein groser Freund von Gewissens reinigungen ist, hat mir vor seiner Abreise noch eine Besoldungszulage von 200 rh gemacht und 40 Louisd‘. geschickt auf die Carlsb. Reise. Ich sehe dich doch im Garten Lebe wohl. G
13 bey mit 19 6Louisd‘.
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BRIEFE 112–115
112. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 2. Juni 1785. Donnerstag
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Lebe wohl geliebte das na¨chstemal scheide ich freudiger in der Hoffnung dich ienseit den Bergen wieder zu finden. Tausendmal Adieu. Liebe mich G d‘. 2 Jun 85.
113. An Charlotte von Stein Ilmenau, 2. Juni 1785. Donnerstag
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Meiner Geliebten muß ich durch den zuru¨ckkehrenden Postillon einen guten Abend sagen, den sie zum guten Morgen erhalten wird. Wir sind im Regen angekommen und es trieft gewaltig. Fritz mit Voigts ist noch nicht da; sie haben in Stadt Ilm gefu¨ttert. Wir werden mancherley zu thun finden und wollen erst die Stubengescha¨ffte abthun, bis dahin giebts gut Wetter. Knebel freut sich auf die Berge und in den Bergen, er ist ein gar guter Gesellschaffter. Lebe wohl. Gedencke an mich. Ich liebe dich mit lebhaffter, innig bleibender Liebe und freue mich immer auf die Tage, da ich am Fuse der alten Granit Berge mit dir wohnen werde, wie auf eine Himmlische Aussicht. Lebe wohl. Ilm. d‘. 2. Jun. 85. G
114. An Charlotte von Stein ÆIlmenau, zwischen 3. und 6. Juni 1785æ
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Da ich eine Gelegenheit nach Weimar habe, sage ich dir nur meine beste daß ich recht wohl bin, und schicke dir eine Schachtel hiesiger Botanick. Unsre Sachen gehen gut. Wir haben scho¨n Wetter. Fritz ist wohl und du bist mir durch ihn immer nah, wie du mir auch ohne 20 ., (Komma aus Punkt) 20 hier- siger 22 wire
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ihn bist. Du liebe meine durch Herz und Sinn. Lebe wohl. Ich erwarte auch ein Wort von dir. Hundertmal adieu. G
115. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 7. Juni 1785. Dienstag Du wirst nun auch meinen zweiten eilfertigen Brief mit den Schwa¨mmen erhalten haben, ich schreibe dir den Dritten immer auf dein Papier. Wa¨rest du mit mir du wu¨rdest dich meines Wohlseyns freuen, wenn ich nur auch des deinigen versichert seyn ko¨nnte. Ich habe wieder einige Capitel an Wilh. dicktirt, und etwas an meiner Gebu¨rgs Lehre geschrieben. Eine neue englische Mineralogie hat mich wieder aufgemuntert. Der Todt der W. ist wohl unvermuthet. Der Bergsekretair brachte ihn voreilig Knebeln vor, Der sehr frappirt war. Das ist das wunderlichste an dem Zusammenhang der Dinge daß eben die wichtigsten Ereignisse die dem Menschen begegnen ko¨nnen keinen Zusammenhang haben. K‘. Gesellschafft im Karlsb. wird wohl entbehrlich seyn, wenn er nur ein wenig Lufft zu Hause kriegt. Ich dencke er la¨ufft auch nicht lange. / An Wilhelm habe ich fortgefahren vielleicht thut er diesmal einen guten Ruck. Ich dencke immer dabey an die Freude die ich dir damit machen werde. Der Anfang dieses Buchs gefa¨llt mir selbst. Sonst sind wir fleisig hinter den Steinen her und Knebel wird recht wacker. Liebe mich du gute. Das na¨chstemal daß ich Felsen besteige bist du mir na¨her. Staff hat mir die scho¨nsten Morgeln geschenckt um mich zu bestechen. Ich bringe sie mit, um sie mit Dir zu verzehren. Fritz ist lustig und gut. Lebe wohl. Gru¨se Steinen und wu¨nsche ihm Glu¨ckliche Reise wenn es noch Zeit ist. Auch der Herzoginn empfiehl mich noch einmal. Dienstag. d‘. 7 Jun. 1785. G 12 ., (Komma aus Punkt)
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Ilmenau, 7. Juni 1785. Dienstag
Da ich eine Gelegenheit finde, schicke ich dir die Schwa¨mme, hebe einen Theil davon auf, daß wir sie zusammen geniessen. Du kannst mir durch den Boten antworten, denn er wird drinne warten. Die Tage werden scho¨n. Wir waren heute in Elgersburg. Wie wu¨nschte ich daß es deine Wohnung seyn mo¨gte. Unsre Expeditionen gehen gut und unsre Liebhabereyen laufen so ga¨tlich nebenher, es wa¨re Menschen und Gescha¨fften geholfen, wenn es immer so werden ko¨nnte. Ich bin recht wohl, habe an Wilh. weiter dicktirt, und habe Freude dazu. Lebe wohl. Liebe mich und sey meiner Liebe versichert. Ta¨glich und stu¨ndlich freue ich mich auf unsre Carlsbader Reise. Ilm. d‘. 7 Jun. 1785. G
117. An Friedrich Heinrich Jacobi Ilmenau, 9. Juni 1785. Donnerstag
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Schon lange haben wir deine Schrifft erhalten und gelesen. Ich mache Herdern und mir Vorwu¨rfe daß wir so lange mit unsrer Antwort zo¨gern, du musst uns entschuldigen, ich wenigstens erkla¨re mich ho¨chst ungern u¨ber eine solche Materie schrifftlich, ia es ist mir beynahe unmo¨glich. Daru¨ber sind wir einig und waren es beym ersten Anblicke, daß die Idee die du von der Lehre des Spinoza giebst derienigen die wir davon gefasst haben um vieles na¨her ru¨ckt als wir nach deinen mu¨ndlichen Au¨sserungen erwarten konnten, und ich glaube wir wu¨rden im Gespra¨ch vo¨llig zusammenkommen. Du erkennst die ho¨chste Realita¨t an, welche der Grund des ganzen Spinozismus ist, worauf alles u¨brige ruht, woraus alles u¨brige fliest. Er beweist nicht das Daseyn Gottes, das Daseyn ist Gott. Und wenn ihn
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andre deshalb Atheum schelten, so mo¨gte ich ihn theissimum / ia christianissimum nennen und preisen. Schon vor vierzehn Tagen hatte ich angefangen dir zu schreiben, ich nahm eine Copie deiner Abhandlung mit nach Ilmenau, wo ich noch manchmal hineingesehen habe und immer wie beym Ermel gehalten wurde daß ich dir nichts dru¨ber sagen konnte. Nun verfolgt mich dein Steckbrief hierher der mir schon durch Siegel und Innschrifft das Gewissen scha¨rffte. Vergieb mir daß ich sogerne schweige wenn von einem go¨ttlichen Wesen die Rede ist, das ich nur in und aus den rebus singularibus erkenne, zu deren na¨hern und tiefern Betrachtung niemand mehr aufmuntern kann als Spinoza selbst, obgleich vor seinem Blicke alle einzelne Dinge zu verschwinden scheinen. Ich kann nicht sagen daß ich iemals die Schrifften dieses trefflichen Mannes in einer Folge ge/lesen habe, daß mir iemals das ganze Geba¨ude seiner Gedancken vo¨llig u¨berschaulich vor der Seele gestanden ha¨tte. Meine Vorstellungs und Lebensart erlauben’s nicht. Aber wenn ich hinein sehe glaub ich ihn zu verstehen, das heist: er ist mir nie mit sich selbst in Widerspruch und ich kann fu¨r meine Sinnes und Handelns Weise sehr heilsame Einflu¨sse daher nehmen. Deswegen wird es mir schweer was du von ihm sagst mit ihm selbst zu vergleichen. Sprache und Gedancke sind bey ihm so innig verbunden daß es mir wenigstens scheint als sage man ganz was anders wenn man nicht seine eigensten Worte braucht. Wie offt hast du nicht ganze Stellen aus ihm untersetzen mu¨ssen. Du tra¨gst in anderer Ordnung mit andern Worten seine Lehre vor und mich Du¨nckt die ho¨chste Consequenz der allersubtilsten Ideen muß dadurch offt unterbrochen werden. Verzeih mir der ich nie an Metaphysische Vor/stellungsart Anspruch gemacht habe, daß ich nach solanger Zeit nicht mehr und nichts bessers schreibe. Heute mahne ich Herdern und hoffe der solls besser machen. Hier bin ich auf und unter Bergen, suche das go¨ttliche in herbis et lapidibus.
1 deshtheissimum 33 bimn (versehentlicher dritter Bogen nach dem n gestrichen)
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Knebel, Voigt und Fritz sind mit mir, es giebt genug zu thun und die Arbeit wird durch gemeinsame Freude an allem was vorkommt belebt. Balde gehts in’s Karlsbad. Ende August bin ich gewiß wieder zu Hause, wenn nur die Fu¨rstinn Gallizin mit ihren Begleitern nicht zu fru¨h kommt. Schreibe mir deswegen nach Karlsbad in der Ha¨lfte ku¨nftigen Monats trifft mich dein Brief dort in der Ha¨lfte ku¨nftigen Monats gewiß, ich richte mich alsdann darnach, denn ich will vom Bade aus in’s Erzgebu¨rge gehn. Lebe wohl gru¨se die deinigen. Ilmenau d‘. 9 Jun. 85. G
118. An Johann Gottfried Herder ÆIlmenauæ, 11. Juni 1785. Samstag
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Hier l. alter einen Brief der mir saurer geworden als lange einer! Auch das Mahneschreiben Jakobi das diesen Funcken aus meiner Harten und verstockten Natur herausgeschlagen. Thue nun das beste, sende, schreibe und befriedige. Ku¨nftigen Donnerstag kommen wir wieder, es geht hier alles gut und wir leben vergnu¨gt. Unser kleines Ha¨uflein ha¨lt sich zusammen. Gleiches Interesse macht uns gute Stunden. Lebe wohl. An Wilhelm hab ich vier Capitel geschrieben die u¨brigen werden folgen. Gru¨se die Frau. Adieu. Sonnab. d‘. 11 Jun 85 G
119. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 11. Juni 1785. Samstag Nach dem Anschein unsrer Expeditionen kommen wir vor ku¨nftigen Donnerstag nicht zuru¨ck. Es wird der 16te seyn und alsdann brauchen wir noch acht Tage um uns einzurichten und nach dem Fichtelberge
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zu gehen. Ich wu¨nsche also daß du vor dem 24 ten nicht abgehn mo¨gest. Wir sind recht wohl und vergnu¨gt bewegen uns viel und schlafen gut wenn wir nicht zuviel essen. Mein Verlangen dich wiederzusehen wa¨chst mit iedem Tage und meine Hoffnungen den na¨chsten Monat ganz an deiner Seite zuzubringen werden mir mit iedem Augenblicke theurer. Innliegenden Brief an Herdern lies mit den Einlagen dann schick ihn ihm. Du wirst allerley daraus sehen. Die Fu¨rstin G. kommt mit zwey guten Freunden, du hast dir doch nur einen ausgesucht. Der kleinen W. wollt ich auch lieber eine Wohnung bey ihrem Geliebten in Afrika als im Grabe go¨nnen. Ich glaub es nicht. / Zu unsrer Zeit ist ein solcher Entschluß seltner, wir wu¨rden es auch balde in den Zeitungen lesen. Knebel und Fritz gru¨sen. Donnerstag Abend wenn nichts merckliches dazwischen kommt sind wir in Weimar. Adieu du Geliebteste. Ich dencke immer an dich. Ilm. Sonnab. d‘. 11 Jun. 1785. G
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120. An Charlotte von Stein ÆIlmenau, 14. Juni 1785æ. Dienstag Mit Schmerzen erwart ich den Donnerstag der mich wieder zu dir bringen soll, ich habe nun keine Ruhe mehr hier. Der morgende Tag geht zum Schlusse mit mancherley Arbeiten schnell voru¨ber. Ich habe mich deiner Briefe sehr gefreut und immer noch einen erwartet. Besser wird’s seyn wenn wir zusammen sind und des Schreibens nicht bedu¨rfen. Fritz ist munter und brav, es interessirt ihn alles, und auf eine gute Weise, er wird in wenig Jahren unglaublich unterrichtet seyn. Ich freue mich seiner um deintwillen immer mehr. Die Tage sind scho¨n, ich beneide die jetzigen Carlsbad Ga¨ste. Wir haben hier eine Art von Ho¨herauch der sich an den Gebu¨rgen scho¨n zeigt.
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BRIEFE 121–123
Hier schicke ich einen Brief von Kaysern der gute Hoffnung giebt. Lebe wohl und liebe mich du einziges Wesen. Dienstag. G
121. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen 17. und 19. Juni 1785æ
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Die Herzoginn kommt heute Mittag herein. Ich werde also meine liebe besuchen ko¨nnen wann will sie mich haben
122. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 19. Juni 1785. Sonntag
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Wie sehr betru¨bt es mich daß ich schon Morgen um diese Zeit dir nicht werde einen guten Tag sagen ko¨nnen. Nur die Hoffnung tro¨stet mich dich in fremden Landen bald wieder zu finden. Heute will ich zum Abschiede mit dir essen. Lebe recht wohl. d‘. 19 Jun. 85. G.
123. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 20. Juni 1785. Montag
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Wenn meine zutrauliche Hoffnung auf Sie ha¨tte vermehrt werden ko¨nnen; so wu¨rde es durch Ihren letzten Brief geschehen seyn. Glu¨ck zu! daß Sie gleich an’s Werck gehn und mir den ersten Ackt vorausschicken wollen. Immer ist es besser versuchen als viel reden, in den Grundsa¨tzen sind wir einig, die Ausfu¨hrung ist Sache des Genies und ha¨ngt noch u¨berdies von Humor und Glu¨ck ab. Da unsre kleine Theaterwelt sehr im Schwancken ist, kann ich nicht bestimmt sagen wie es mit der Auffu¨hrung werden wird und Ihre sorgfa¨ltige Nachfrage wegen der weiblichen Stimme, kann ich nicht beantworten. Nur so viel. 8 be- ald
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Als ich das Stu¨ck schrieb, hatte ich nicht allein den engen Weimarischen Horizont im Auge, sondern den ganzen Teutschen, / der doch noch beschra¨nckt genug ist. Die drey Rollen wie sie stehen verlangen gute, nicht auserordentliche Schauspieler, eben so wollte ich daß Sie den Gesang bearbeiteten, fu¨r gute, nicht auserordentliche Sa¨nger. Diskant, Tenor und Baß, und was in dem natu¨rlichen Umfang dieser Stimmen von einem Ku¨nstler zu erwarten ist, der ein glu¨ckliches Organ, einige Methode und Ubung hat. Ich weis daß auch dies bey uns schon rar ist und daß die Sangvo¨gel sich nach reichlicherem Futter ins Ausland ziehen, das ich ihnen auch keinesweegs verdencke. Folgen Sie u¨brigens ihrem Herzen und Gemu¨the. Gehen Sie der Poesie nach wie ein Waldwasser den Felsra¨umen, Ritzen, Vorspru¨ngen und Abfa¨llen und / machen die Caskade erst lebendig. Dencken Sie Sich alles als Pantomime, als Handlung, eben als wenn Sie ohne Worte mehr thun mu¨ssten als Worte thun ko¨nnen. Die Alten sagten: saltare comoediam. Hier soll eigentlich saltatio seyn. Eine anhaltend gefa¨llige, melodische Bewegung von Schalckheit zu Leidenschafft von Leidenschafft zu Schalckheit. Bange macht mir daß es fu¨r drey Personen beynahe zu viel Arbeit ist. Ich habe mich bemu¨ht iedem Raum zum Ausruhen zu verschaffen, nehmen Sie darauf mit Bedacht. Wenn Sie Sich bey ieder Scene die theatralische Handlung lebhafft dencken, werden Sie noch manches finden was mit Worten nicht ausgedruckt ist. / So kann sich Scapine Z. E. in der Scene wo sie fu¨r todt liegt ihre Stellung sehr erleichtern und zugleich die Situation komischer machen wenn sie sich manchmal hinter dem Ru¨cken des Alten aufhebt ihn ausspottet, ihrem Manne zuwinckt daß er ia den Handel nicht zu wohlfeil schliesen sollen. Wie der Alte Mine macht umzukehren fa¨llt sie zuru¨ck. Wenn dieses in die Musick eingepasst wird und die Instrumente auch Scapinens Geba¨rden begleiten, so entsteht ein Terzett das viele Reitze haben kann.
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Leben Sie wohl und erfreuen mich balde. Ich gehe ins Carlsbad. Bis Ende Juli bin ich dort zu finden, vor Ende August komme ich schweerlich nach Hause. Die litiganti sind noch nicht da, es verdriest mich sehr. Den Re Theodoro haben wir, er ist u¨ber allen Ausdruck scho¨n. Weimar d‘. 20 Jun. 1785. G
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Dieses Blat soll dich in Carlsbad bewillkommen, wo du wohl keinen Brief von mir erwartest. Wenn du ihn erbrichst ru¨cke ich dir schon na¨her und habe lange so keine freudige Aussicht gehabt als dich zwischen den Bergen zu finden. Sorge daß wir nicht weit auseinander wohnen und daß wir zusammen essen ko¨nnen. Ich wu¨nsche dir scho¨nes Wetter und Gesundheit. Lebe wohl. Liebe mich ich bleibe dein. Hierbey ein Liedgen von Mignon aus dem sechsten Buche. Ein Lied das nun auch mein ist. W. d‘. 20 Jun. 1785. G
125. An Charlotte von Stein Neustadt an der Orla, 27. Juni 1785. Montag Neustadt an der Orla d‘. 27 Jun. 85.
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Ich schreibe dir gleich um dich aus der Sorge zu bringen in der du meintwegen seyn musst. Leider sind wir noch hier und verpassen die scho¨nen Tage. Du kannst dencken wie weh es uns anfangs that, die solang gespaarten und so glu¨cklich herbeygekommenen Stunden so schlecht zu zu bringen. 15 sech|s|ten 23 herbeykgekommenen
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Es war ein Ubel ienem im Winter a¨hnlich, nur nicht so starck noch so schmerzhafft. Jetzt ist es meist vorbey der Backen nur noch geschwollen NB. es ist die Gegenseite, die Rechte. Loder war heute hier und hat mir allerley zuru¨ckgelassen das weiter helfen soll. Bishierher hatte ich selbst gepfuscht. Alles kommt darauf an sagt Hamlet daß man gefaßt ist. Es waren bo¨se Tage, an sich selbst und durch den Gegensaz des was wir hofften. Gestern war die Hendrich bey mir und Mingen. Wenn ich dich nur wohl antreffe das ist meine na¨chste Sorge. Wir wollen doch u¨ber Hof gehn um nur unsre solange sehnlich im Geist besuchten Gipfel / wenigstens in der Ferne mit Augen zu sehen. Knebel ha¨lt gar treulich aus. Er sagte: Unsre Reise konnte nicht ganz gut ablaufen sie war zu vorsichtig und klug ausgedacht. Gru¨se Herders. Diese Tage sind fast ganz fu¨r mich verlohren. Ausser daß ich Hamlet viel studirt habe. Heut ist das scho¨nste Wetter von der Welt. Ich erlaube mir kein Murren. Wird die Sonne doch scho¨n leuchten wenn wir im Grabe liegen, warum sollt es uns verdriesen daß sie ihre Schuldigkeit thut, wenn wir Stube und Bette hu¨ten mu¨ssen. Ich rechne ku¨nftigen Donnerstags von hier abzugehn, du erha¨ltst auf alle Fa¨lle noch einen Brief von mir eh ich dich sehe. Knebel hat schon einen ganzen Kasten Steine zusammengebracht. Der alte Bu¨ttner war mit Lodern hier. Das ist all mein neues. Lebe wohl du liebes a und o du Inbegriff meiner Freuden und Schmerzen, da ich dich nicht habe was kann ich besitzen, da du mein bist was kann mir fehlen. G/ Mein Mikroscop bring ich mit, es ist die beste Zeit die Ta¨nze der Infusionsthiergen zu sehen. Sie haben mir schon groses Vergnu¨gen gemacht. Lebe wohl. Ach wer die Sehnsucht kennt!
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126. An Charlotte von Stein
Zwota, Æ4. Juli 1785æ. Montag Zwota Abends. 9 Uhr. Montags.
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Nur noch sechs Stunden von dir entfernt wie freut es mich daß ein Postillon durchgeht der dir diesen Brief beym Aufstehn u¨berliefern kann. Wir kommen von Wunsiedel, haben die Fichtelberge bestiegen, es ist uns recht wohl gegangen, ich bin auch wieder ganz wohl. Wir wollen morgen Zeitig abfahren und sind gegen Mittag bey dir. Mein Verlangen dich wieder zu sehen wa¨chst mit iedem Augenb‘. Lebe wohl. Knebel gru¨st. Gru¨se die Freunde. Ganz der deine. G.
127. An Friedrich von Stein Karlsbad, 13. Juli 1785. Mittwoch ÆDruckæ
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Man ist hier den ganzen Tag so sehr bescha¨ftigt, ob man gleich eigentlich nichts thut, daß ich Dir noch nicht habe schreiben ko¨nnen. Deinen Brief habe ich erhalten, und freue mich, daß Dich die Herren Straube’s mit nach Frankfurt nehmen wollen. Du mußt ihnen gleich dafu¨r danken, und es auf die Weise, wie sie es angeboten, annehmen. Wir haben viel Berge bestiegen, und bringen Dir auch mancherlei Steine und Stufen mit. Hr. v. Knebel gru¨ßt Dich, auch Deine Mutter. Sie ist recht wohl. Es sind sehr viele Menschen hier, auch einige Gescho¨pfe von Deinem Alter, –– ein Jeder kommt mit seinem To¨pfchen fru¨h Morgens an den Sprudel und genießt das heiße Wasser. Ich befinde mich wohl und wu¨nsche Dir auch wohl zu leben. Theile viel Gru¨ße von mir aus. C a r l s b a d , den 13. Juli 85.
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G.
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128. An Charlotte von Stein Karlsbad, 7. August 1785. Sonntag Carlsbad d‘. 7 August 1785 Wie leer mir alles nach deiner Abreise war, kann ich dir nicht beschreiben und brauch es dir nicht zu sagen. Ich bin schon einigemal die Treppe in den 3 Rosen in Gedancken hinaufgegangen. Ich lebe so fort, trincke und bade u¨ber den andern Tag. Heute sind die Rheingr. und die W. fort, sie waren recht gut und freundlich. Sie gru¨sen dich. Beyde ob sie schon sich herzlich lieb haben, hatten doch manches an einander auszusetzen und machten mir wechselsweise die Confidenz. Morgen geht die Bru¨hl, und ich will bleiben so lang die Fu¨rstinn und ihr Gefolge da ist. Sie klagte mir gestern Besonders u¨ber die Hypochondrie des Gr. Stanislas und wie no¨tig er habe zerstreut zu werden, und daß nun alles weggehe und so weiter. Ich sagte ihr darauf daß wenn ich ihr und ihrer Gesellschafft nu¨tzlich seyn ko¨nnte ich gerne bleiben wollte. So will ich aushalten und so wird / aus der zerstu¨ckten Badewirthschafft fu¨r mich ein Ganzes. Lebe wohl. Gru¨se Fritzen und Herders. Ich habe dich innig und einzig lieb. Nirgends finde ich eine Ubereinstimmung wie mit dir. Lebe wohl. G
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129. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Karlsbad, Æ15.æ August 1785. ÆMontagæ Eh ich von Carlsbad abreise muß ich Ihnen fu¨r Ihren lieben Brief dancken von dem ich eine Vorempfindung hatte und der mir viel Freude gemacht hat. Mo¨ge Reise und Cur Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn recht wohl bekommen! Bringen Sie uns alsdann noch einen geschickten Artzt Ich bin wa¨hmit; so werden wir mancher Sorge u¨berhoben seyn.
1 17788--5 3 sch6on 7 her|z|lich 13 dihrer 23 alsdeann
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BRIEF 129
rend meines hiesigen Aufenthalts in eine solche Faineantise verfallen, die u¨ber alle Beschreibung ist. Die Wasser bekommen mir sehr wohl, und auch die Nothwendigkeit immer unter Menschen zu seyn hat mir gut gethan. Manche Rostflecken die eine zu Hartna¨ckige Einsamkeit u¨ber uns bringt schleifen sich da am besten ab. Vom Granit, durch die ganze Scho¨pfung durch, bis zu den Weibern, alles hat beygetragen mir den Aufenthalt angenehm und interessant zu machen. Wie voll es hier war wird Ihre scho¨ne Correspondentinn schon gemeldet haben. Von Menschen zu reden enthalt ich mich bis zu meiner Ru¨ckkunft. Ich scha¨me mich wenn ich Ihren Brief ansehe und mich so ungeschickt / zum schreiben fu¨hle. Ich dancke fu¨r Ihren Herzlichen Antheil an dem Ubel das mich zu Neustadt 8 Tage hielt, es war eine Repetition meiner letzten Kranckheit, wir wollen hoffen daß es seltner kommen werde. Herder war recht wohl hier und auch meist zufrieden. Er hat sehr gefallen und man hat ihn auserordentlich distinguirt, besonders Fu¨rst Czartorisky. Die Fu¨rstinn Lubomirska, seine Schwester, ist erst vorgestern weg. Weil sie zulezt fast ganz allein blieb, hab ich meinen Aufenthalt um 8 Tage verla¨ngert, sie ist eine interessante Frau, wird auch nach Weimar kommen und sie und ihr Bruder haben, halb Scherz halb Ernst, versichert daß sie ein Haus dort haben wollten um eine Zeit des Jahrs daselbst zuzubringen. Es wird sich daru¨ber reden lassen und ich habe die Sache eingeleitet wie ich erza¨hlen werde. Viel Glu¨ck zur neuen Bekanntschafft der scho¨nen Engla¨nderinn, wenn anders Glu¨ck genannt werden kann, wieder auf ein gefa¨hrliches / Meer gesetzt zu werden. Auch ich habe von den Leiden des iungen Werthers manche Leiden und Freuden unter dieser Zeit gehabt. Ich freue mich nun noch zum Schlusse auf das Bildgen das Sie mir bringen. Die liebe Stein war meist wohl hier, und iedermann wollte ihr wohl.
7 Aufenth6alt 19 Czartoriski-y
Abb. 9: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ15.æ August 1785 (Nr 129), S. 1
Abb. 10: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ15.æ August 1785 (Nr 129), S. 4
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Knebel war sehr lieb, treu und gut, er ist zu Imhofs der wu¨rcklich sein Gut verkauft hat und der, wenn man ihm einiges Agrement machte wohl nach Jena zo¨ge. Knebel la¨sst sich’s recht angelegen seyn um Ihnen auch etwas nu¨tze zu werden und ich glaube daß wenn nur einmal ein Anfang ist; sich in Jena bald ein artiger Kreis versammeln soll. Edelsheim ist vorgestern angekommen, und ich muß ihn leider verlassen. Er hat mir von ihnen erza¨hlt, und wir sind sonst im politischen Felde weit herumspaziert. Morgen gehe ich weg, u¨ber Joachimsthal / und Schneeberg nach hause. Treffen Sie auch glu¨cklich wieder ein, und lassen Sie uns iede Neigung, Freude und Hoffnung beym Wiedersehn erneut empfinden. Leben Sie tausendmal wohl. Carlsbald d‘.
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130. An Charlotte von Stein Johanngeorgenstadt, 18. August 1785. Donnerstag Johanngeorgenstadt. d‘. 18. Aug. 1785. Endlich hier sechs Stunden von Carlsbad, wieder auf dem Weege zu dir meine Geliebte, meine Freundinn einzige Sicherheit meines Lebens. Was ist alles andre, was iedes andre menschliche Gescho¨pf. Je mehr ich ihrer kennen lerne, iemehr seh ich daß mir in der Welt nichts mehr zu suchen u¨brig bleibt, daß ich in dir alles gefunden habe. d‘. 13ten ist die Fu¨rstinn abgereist, wir haben noch sehr angenehme Stunden gehabt. Bru¨hls gingen den 14ten und ich vorgestern, und sah mich in Joachimsthal um. Darbes hat uns noch viel Spas gemacht.
2 vverkauft 8 Esr 8 erhza¨hlt 10 Jaoachimsthal 17 Joachimsthal dJohanngeorgenstadt.e
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BRIEFE 131–134
Wenn ich dich in Weimar gewusst ha¨tte, wa¨re mir wenig Freude in allem gewesen, meine Seele sucht dich in Kochberg und eilt offt zu dir hinu¨ber. Edelsheim kam die letzten Tage, fast ha¨tte ich mich bereden lassen zu bleiben. Denn in Staats und Wirthschafftssachen ist er zu hause und in der Einsamkeit wo er niemand hat gespra¨chig und ausfu¨hrlich, in zwey Tagen haben wir schon was rechts durchgeschwa¨zt. Morgen geh ich nach Schneeberg, sehe mich unter der Erde um, wie ich hier auch gethan habe, dann will ich eilig nach Hause. Wenn ich dich tra¨fe welche Freude.
131. An Philipp Erasmus Reich Weimar, 22. August 1785. Montag
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Ew Wohlgeb‘ ersuche um die Gefa¨lligkeit die beste Ausgabe meiner Schrifften, in vier Ba¨nde, in scho¨nen englischen Band, mit gru¨nem Schnitt binden zu lassen und mir solche wohlgepackt zu u¨bersenden. Es that mir sehr leid Sie bey Ihrem letzten hiesigen Aufenthalte nicht sehen und diejenige Hochachtung mu¨ndlich versichern zu konnen mit der ich mich unterzeichne Ew Wohlgeb‘ W. d‘. 22 Aug ergebensten Dr 1785. Goethe
132. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. August 1785. Mittwoch
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Es ist immer der liebste Augenblick meines Morgens wenn ich dir einen Grus schicke, einen von dir erhalte. Um Zwo¨lf Uhr will ich dich abhohlen sey aber auch hu¨bsch bereit. 24 Aug. 85. G. 6 ., (Komma aus Punkt) 13 din vier Ba¨nde,e
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133. An Gottlob Theodor Weber Weimar, 26. August 1785. Freitag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Hofrath, Unter Ew Wohlgeb‘ Gerichtsbarkeit hat sich seit kurzem ein gewisser K r a f f t aufgehalten, der vor einiger Zeit gestorben ist. Seine Umsta¨nde waren mir allein bekannt und ich habe, besonders gegen sein Ende, ihm Unterhalt verschafft und zuletzt sein Begra¨bniss besorgen lassen. Ew Wohlgeb‘ ersuche ich daher die geringe Verlassenschafft des Verstorbnen, Uberbringern dieses, meinem Sekretair Philipp Seidel, wenn solche vorher nach einer ihm gegebnen Instrucktion berichtigt worden, verabfolgen zu lassen. / Da ich sicher bin daß sich niemand finden werde der einige Anspru¨che an ihn zu machen hat; so kann ich um so eher dem Fu¨rst‘ Amte Jena die Versicherung geben dasselbe iedrzeit wegen Ausha¨ndigung der geringen Effeckte zu vertreten. Ich unterzeichne mich mit besonderer Hochachtung
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Ew Wohlgeb‘ Weimar d‘. 26 Aug 1785.
ergebensten Diener JWvGoethe
134. An Christian Bernhard von Isenflamm Weimar, 30. August 1785. Dienstag ÆDruckæ
Hochwohlgebohrner Insonders hochgeehrtester Herr, Ew. Hochwohlgeb. gefa¨lliges Schreiben nebst der Oper ist mir nach meiner Ru¨ckkunft aus dem Carlsbade beha¨ndigt worden, die Innlagen 15 Hochac6htung
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BRIEFE 135–138
habe sogleich besorgt und dancke gehorsamst fu¨r die gu¨tig u¨bernommene Bemu¨hung. Die fu¨r die Partitur ausgelegten 27 f sollen des na¨chsten u¨bermacht werden. Du¨rfte ich bitten mir eine sogenannte J u p p e d e c r i n , eine Art Damens Unterrock von Pferde haaren welcher ietzo statt aller Poschen, Reifgen und Hintertheile getragen wird, und ein unentbehrliches Stu¨ck der Damens Garderoben ist, gelegentlich zu u¨berschicken. Es liegt zwar dieser Auftrag ganz ausser dem diplomatischen Kreise, allein ich bin von Ihrer freundschafftlichen Nachsicht zum Voraus versichert. Mit unwandelbaarer, vorzu¨glicher Hochachtung unterzeichne ich mich Ew. Hochwohlgeb. ganz gehorsamster Diener Weimar d. 30 Aug. 1785. Goethe.
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Beykommendes Buch nehmen Ew Hochedelgeb‘. als ein Merckmal des Vergnu¨gens auf welches mir Ihre lehrreiche Unterhaltung verschafft, und erfreuen mich, wenn es Ihre Gescha¨ffte erlauben, bald mit den versprochnen Merckwu¨rdigkeiten Ihrer Gegend. Ich werde suchen dagegen etwas angenehmes fu¨r Ihre Sammlung zu u¨berschicken. Weimar d‘. 30 Aug 1785. vGoethe
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136. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 31. August 1785. Mittwoch Noch einen guten Morgen meine Beste und dann sind die guten Tage lange fu¨r mich hin. Wenn ich von dir bin fu¨hl ich so recht daß die ganze Freude meines Lebens auf dir ruht. Ein braunes la¨ngliches Buch mit Kupfern, Krystallisationen vorstellend liegt in deinem Mahlstu¨bgen, schicke mir es. Lebe wohl ich sehe dich. G d‘. 31 Aug. 1785.
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137. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 25. August und 1. September 1785æ Einen guten Morgen meine beste, bald wird mir es nicht mehr so wohl. Wenn ich allein seyn werde will ich recht fleisig seyn damit ich mir mehr Freyheit auf die Zukunft verschaffe. G
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138. An Christiane Gr]fin von Br^hl Weimar, 1. September 1785. Donnerstag Voila que je commence Tina charmante a tenir parole, sans bien scavoir comment finir. Il y a des moments si riches en esperances et en promesses q’une eternite´ paroit a peine suffisante a les accomplir, ce sont surtout les moments heureux de la jeunesse qui ont cet avantage, ils sont courts mais delicieux comme ceux que les Dieux nous donnent en nous rajeunissant quelque fois. Je Vous envoie les oeures d’un auteur connu, qui a ete´ favorise´ de la fortune plus qu’il ne meritoit et qui peutetre se seroit emancipe´, si elle n’avoit scu, en bonne mere, lui preparer des lec¸ons sur son chemin auxquelles il ne s’attendoit point du tout.
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Abb. 11: Goethe an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, 1. September 1785 (Nr 138)
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Que l’interet que Vous aves paru prendre a son existence ne puisse jamais diminuer. Conserves lui Vos bonte´s et soyes assure´e de sa parfaite reconnaissance Weimar ce 1 Sept. 1785. Goethe.
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139. An Johann Christian Kestner ÆWeimaræ, 1. September 1785. Donnerstag Euer Brief l. Kestner hat mich vergebens in ienen Gegenden gesucht, ich bin dem Hofe nicht gefolgt, und sas da Ihr ihn schriebt, ziemlich weit von Euch ab, in Carlsbad. Wieviel Freude wa¨re es mir gewesen Euch wiederzusehen, Theil an Eurer Freude und Eurem Kummer zu nehmen und die alten Zeiten wieder herbey zu rufen. Der Todt eures Ma¨dgens schmerzt mich sehr. Ich sehe was in Herders Familie so ein kleines Weibgen unter den vielen Knaben wohlthut. Da Ihr immer fruchttragende Ba¨ume seyd; so mu¨sst ihr den Verlust zu ersetzen suchen. Gru¨set Lotten herzlich, ich dencke sie ist mir noch gut und ich werde so lang ich lebe meine Gesinnungen gegen sie nicht vera¨ndern. Adieu. Alles liegt voll um mich von Papiren, deswegen nicht mehr. G d‘. 1 Sept. 85.
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140. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 1. September 1785. Donnerstag Endlich bin ich zuru¨ck l. Br. nachdem ich la¨nger als ich dachte in Carlsbad geblieben, es ist mir recht gut daselbst gegangen, die Fu¨rstinn und ich ging d‘. weg. Die scho¨ne Tina war auch blieb bis d‘.
6 Kaestner 7 iIhr 9 Fr ---Theil 12 undter
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BRIEFE 141/142
von der Gesellschafft, und schien am Ende mehr Anteil an mir zu nehmen als ich um sie verdient habe. Dich gru¨sst sie und ist voller Danckbarkeit fu¨r deine Gutheit gegen sie. sonst war alles fort was zu unsrer Generation geho¨rte auch Fr v. Rochau habe ich noch begraben. Edelsheim kam da ich wegging und machte mir den Abschied abermals schweer, mit ihm ist trefflich schwa¨tzen und in Politicis Erbauung zu hohlen. In Joachimsthal bin ich nicht eingefahren, hingegen habe ich mich viel in Joh. Georgenstadt umgesehn. In Schneeberg ist wieder verboten Fremde unter die Erde zu lassen. Das Cabinet des Bergmstr Beyers ist dagegen ho¨chst interessant. Speckstein, Hornstein, Feldspatkristallen in Menge / du wu¨rdest nicht weggekonnt haben. Und er eine sehr redliche Seele, wie es scheint guter Beamter und wohl unterrichtet. Fu¨r deine Sorgfalt mich vom Weege noch mit Gebu¨rgsarten zu versehen dancke ich dir, du sollst auch von dem meinigen etwas erhalten. Meine Hypothese freut mich immer mehr, es folgt gar leicht und gut alles daraus, und ich bin gewiss daß man auf diesem Weege zu scho¨nen Entdeckungen kommen kann. Der Herzog will gerne etwas thun um Imhofen herzuziehen. Ich glaube das beste wa¨re er ga¨be ihm ein gewisses in der Stille um den Leuten nicht das Maul aufzusperren. Sage mir deine Meynung und was du etwa glaubst. Hier gehts u¨brigens im Alten. schade fu¨r das scho¨ne Geba¨ude das stehen ko¨nnte, erho¨ht und erweitert werden ko¨nnte und leider keinen Grund hat. auf der beweglichen Erde. Prinz August ist hier, seine Gegenwart thut wohl. Heute verreist Fr. v. Stein / nach Kochberg und la¨sst mir eine grose Lu¨cke. Lebe wohl. Schreibe bald. Sinningssciold war hier. d‘. l Sept. 1785. G.
7 schwa¨|t|zen 9 Joachim|s|thal 14 Baeamter 17 Hypo6these 25 , ko¨nnte, G1? (erstes Komma gestrichen) 26 Prinz beweglichen 28 a- nach 29 Sinningssciod--ld
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141. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf Weimar, 2. September 1785. Freitag Ew Exzel‘ u¨berschicke die verlangte Accessions Ackte, verzeihen Sie nur daß sie so gesudelt ist. Es ist die Abschrifft die ich in der Geschwindigkeit nahm und die nachher in’s Concept geschrieben wurde. Meine unversta¨ndlichen Worte bezogen sich auf einige Au¨sserungen des H‘. v. B. er wollte wissen daß Ihr Hof bey dem Hanno¨vrischen einige Frist zum Beytritt verlangt habe. Aus dem was mir Ew Exzel‘ schreiben, seh ich wie es zusammenha¨ngt. Der Tracktat selbst wird Ihnen sehr wohl gefallen haben. Es ist gut daß es so weit ist. Es macht diese Verbindung gewiß Effeckt und Epoche in dem deutschen System, alles wird Ernst machen da man sieht daß es Ernst ist. Ernstlich empfehle ich mich zu fortdaurender Freundschafft. Seren. Augustus ist wohl und vergnu¨gt. W. d‘. 2 Sept. 1785. G
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142. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. und 3. September 1785. Donnerstag und Samstag d‘. 1 Sept. 1785. Heute bin ich den ganzen Tag zu Hause geblieben, auch hab ich niemanden nichts zu sagen. Dir muß ich noch einige Worte hinschreiben. Ich bin in meine Vorderstuben gezogen um die Scene zu vera¨ndern, ich will solange da wohnen biß Camin und alles fertig ist und die Winter Einrichtung im Stande. Verzeih daß ich gestern Abend nicht mit dir ging ich hatte meinen Zahn verbissen und wollte von dem Schmerz nichts mercken lassen, iezt ists wieder gut.
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Das Mikroscop ist ganz fu¨rtrefflich, und so bequem als mo¨glich, du kannst alles auf alle Weise drunter bringen und ich habe es noch wenig geu¨bt. Die dunckeln Obieckte besonders freun mich mit ihren natu¨rlichen lebhafften Farben. Es wird uns grose Freude machen. d‘. 3 Sept. fru¨h. Gestern habe ich mich Herzlich deines Briefgens und Andenckens erfreut und heute sollst du auch von mir ho¨ren, du innigst und einzig geliebtes Wesen, ich mag doch sehen und seyn wie ich will gegen dir ist mir alles fremd. Ich bin fleisig und packe auch nebenher meine Steine aus und bringe sie in Ordnung, und / bin den ganzen Tag fu¨r mich. Heute ist des Herzogs Geburtstag und Ausstellung. Eben erhalte ich dein liebes Briefgen, mit den gelinden Vorwu¨rfen. Du su¨se! laß dich nicht irre machen denn ich bin doch dein. Alles befestigt mich nur mehr an dich. Ko¨nnte ich nur indessen meinen Wilhelm ausschreiben! das Buch wenigstens, ich habe das Werck sehr lieb, nicht wie es ist, sondern wie es werden kann. Hier schick ich dir ein Gedicht zu meinem Geburtstage. Von Fritzen hab ich noch keine Nachricht. Lebe wohl. Ich bin immer in Gedancken und der beste Theil ist an dich gerichtet. Ich werde wohl nicht nach Ilmenau gehen sondern Voigts hinschicken. Adieu. Behalte mich recht im Herzen. Bleibe wohl. und laß mich offt von dir horen. G
143. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 5. September Æ1785. Montagæ d‘. 5. Sept. Abends. Ich war in Tiefurt unter den besten Menschen und wollte mir kein Stern scheinen, ich verlangte herein um mit dir zu bleiben. 1 Mikro--kscop 1 begquem 9 mir (versehentlich ein m-Bogen zuviel) 16 ,! (Ausrufezeichen aus Komma)
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Dieser Bote soll dir Fritzens Briefe bringen, kaum erwart ich es biß du siehst wie gut es ihm geht und wie er schon zu Hause ist. Ich habe eine recht elterliche Liebe zu ihm, denn ich habe die Bla¨tter wohl sechsmal gelesen, und freue mich daran nicht weil sie scho¨n und gut geschrieben sind, sondern am blosen Daseyn. Du wirst sehen was ihm die Reise gut thut. Gestern Abend habe ich ein recht Psychologisches Kunststu¨ck gemacht. Die Herder war immer noch auf das hypochon/drischte gespannt u¨ber alles was ihr im Carlsbad unangemes begegnet war. Besonders von ihrer Hausgenossin. Ich lies mir alles erza¨hlen und beichten, fremde Unarten und eigne Fehler, mit den kleinsten Umsta¨nden und Folgen und zuletzt a b s o l v i r t e ich sie und machte ihr scherzhafft unter dieser Formel begreifflich, daß diese Dinge nun abgethan und in die Tiefe des Meeres geworfen seyen. Sie ward selbst lustig dru¨ber und ist wu¨rcklich kurirt. Umsta¨ndlicher erza¨hl ich dirs und es wird dich noch mehr ergo¨tzen. Wie freut es mich daß Fritz einen Fluss mit Schiffen, und Ba¨ume gesehen hat die sich fu¨r der Last der Fru¨chte / zur Erde biegen. Wie lebst du? bist du wohl? Mein Gemu¨th ist bey dir und wu¨nscht sehnlich deine Wiederkehr. Ich bin recht allein. Sehr scho¨ne Indianische Geschichten haben sich aufgethan. Ich gehe nicht nach Ilmenau. Vogt mag allein reisen. Prinz August ist lieb und gut, wir haben aber diesmal einander noch nichts abgewinnen ko¨nnen. Der Herzog ist in seiner Meute glu¨cklich. Ich go¨nn es ihm. Er schafft die Hofleute ab und die Hunde an, es ist immer dasselbe, viel La¨rms um einen Hasen todt zu iagen. Adieu. Und ich brauche beynah soviel Umsta¨nde um einen Hasen zu erhalten. Nochmals lebwohl, und liebe. G Stein hat Fritzens Briefe gesehn auch deine Mutter.
3 er- lterliche 12 zule|t|zt 16 ergo¨|t|zen 18 vorfu¨r 23 hal-ben 27 Hoasen 27 A - -Und 28 Hoasen 30 Fri|t|zens
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144. An Friedrich von Stein Weimar, 5. September 1785. Montag ÆDruckæ
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Es freut mich sehr, daß Du wohl angekommen und wohl aufgenommen worden bist. Gedenke fleißig der Lehren des alten Polonius und es wird ferner gut gehen. Schreibe jeden Tag nur etwas, damit wir wissen, was mit Dir vorgeht. Deine Mutter ist in Kochberg, und Dein Vater hier. Ich bin sehr allein und packe indessen die Carlsbader Steine aus. Gru¨ße meine Mutter und erza¨hle ihr recht viel. Da sie nicht so ernsthaft ist, wie ich, so wirst Du Dich besser bei ihr befinden. Das gute Obst laß Dir schmecken und gru¨ße Alles fleißig von mir. We i m a r , den 5. September 1785. G.
145. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. und Æ9.?æ September Æ1785æ. Donnerstag und ÆFreitag?æ d‘. 8. Sept. fru¨h halb 4 Uhr.
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Ein Bote vom Geh. R. v Franckenb‘. hat mich aufgeweckt ich kann und mag nicht wieder schlafen und will die stille Stunde benutzen dir zu schreiben. Dein Brief hat mich herzlich gefreut, ich dencke doch du hast auch an Fritzens Briefen rechte Freude gehabt. Ich gehe in meinen Sachen fort und muß leider Voigten allein nach Ilmenau reisen lassen, wo ich auch gern das scho¨ne Wetter genossen ha¨tte. Neckers neues Werck macht mir viel Freude besonders da ich auch seine hefftigen Gegner lese. Wenn Stahl und Stein so zusammen kom14 umndag
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men springt der Funcke hervor von dem man sein Licht anzu¨nden kann / wenn man klug ist. Uberhaupt ist es in dieser Materie wie in allen: auf ’s t h u n kommt alles an. Orientalische Erza¨hlungen des Abt Blanchet und einige andre Schrifften machen mir ausser den Gescha¨fften gute Stunden. Zu Zeiten seh ich den Prinzen und unsere Fu¨rsten wo es denn ganz gut ietzt leben ist. Die neue Einrichtung geht fort und beym Mittag essen leidet man erba¨rmlich in dem kleinen Zimmer. Wie Franckenb‘ da waren mussten sich 25 Menschen in der kleinen Stube behelfen, versteht sich die Aufwartung mit gerechnet. So gehts meine L. wenn man / nicht zur rechten Zeit ab und zu zuthun weis. Es wird noch mehr kommen. Wie sehr du mir fehlst brauche ich nicht zu sagen. Ich habe niemand dem ich mich ganz ero¨ffnen kann, und da Fritz nicht da ist fu¨hre ich eine ganz neue Art von Leben, immer noch in meinen vordern Zimmern. Mein Camin ist nicht gelungen. Es raucht und wird nun dran gepfuscht es zurechte zu bringen. Die neue Bru¨cke ist bald fertig, es giebt ein groses Werck. An Wilh. ist auch geschrieben worden ob ich im November Wort halten werde weis ich noch nicht. Liebe mich du bestes aller weiblichen / Wesen das ich ie kennen gelernt behalte mich recht, recht einzig lieb und glaube daß ich dein bin und dein bleiben will und muß. Der Gedancke den Winter mit dir zu seyn kann alle tru¨be Tage heiter machen, und vielleicht wird es mo¨glich dich in Kochberg zu besuchen. Lebe wohl fu¨r diesmal. Die Musick der Operette wird ausgeschrieben, ich bin recht neugierig sie im ganzen zu ho¨ren. um 6 Uhr. An dem scho¨nen Morgen bin ich spazieren gegangen und ehe mein Tag weiter geht gru¨s ich dich noch meine Beste. G
1 an ---von 6 ie|t|zt 9 musste|n| 10 gereer rechnet 19 ba6ld 22 dWesene
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Freytag d‘. 8 ten. S. Ich gehe nach Jena und Æwu¨næsche dir wohl Æzæu leben. Ich laÆ:::æ
146. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 8. September 1785. Donnerstagæ
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Der Bote ist glu¨cklich um 3 Uhr fru¨h angekommen er getraut sich Mittag wieder in Gotha zu seyn und soll bald abgefertigt werden. Hier zufo¨rderst die Vollmacht. H‘. v. B. war wie Ew Exzel‘. sehen nicht namentlich auf diesen Tracktat bevollma¨chtigt, den er mitbrachte, sondern es heist: Ve r e i n i g u n g u n d B u¨ n d n i s s e z u v e r a b r e d e n u n d z u s c h l i e s e n n a c h I n s t r u c k t i o n . Welches am Ende da er den geschlossnen Tracktat producirte sich erkla¨rte und auf eins hinauslauft. / Ferner hatte er keine Vollmacht von den beyden andern Ho¨fen aufzuweisen und lud doch in ihrem Nahmen ein, und verlangte und erhielt Accessions Urkunden auch fu¨r sie, welches nach der strengen Form eine anomalie seyn mo¨gte. Da aber der von sa¨mtlichen Bevollma¨chtigten unterzeichnete Tracktat § 10 entha¨lt: daß w o h l g e s i n n t e z u d e m B u¨ n d n i s s e i n g e l a d e n w e r d e n s o l l t e n ; so erkla¨rt sich eins aus dem andern, und man konnte ohne dies, bey diesem Gescha¨ffte, wo an / der Sache selbst kein Zweifel war und der H‘. Gesandte mit dem Treiben Jehu des Sohnes Nimsi durcheilte, nicht allzugenau seyn. Nun noch einen herzlichen guten Morgen und nun auch noch fu¨r meinen Theil herzlichen Danck fu¨r Ihre Erscheinung. Sie haben mir doch mein Verschwinden, Meinen schrifftlichen Abschied verziehen. Empfehlen mich Ew Exzel‘ der Frau Gemahlinn auf das beste, und bleiben mir mit allen freundschafftlichen gu¨tigen Gesinnungen zugethan die mich so glu¨cklich machen. G
18 es ohne 21 hfu¨r
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147. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 11. September 1785. Sonntag Ich ha¨tte geschworen dir aus dem Carlsbade geschrieben zu haben, wenigstens hab ich mich offt mit dir im Geiste unterhalten. Es geht mir o¨ffters so wenn ich eine Zeitlang vernachla¨ssige die Briefe aufzuschreiben welche fortgehen, ich bin so fest u¨berzeugt daß ich diesem und ienem das gesagt habe was ich ihm nur zudachte. Verzeih! Es ist mir wohlgegangen und ich wu¨nsche dir ein gleiches. Du sendest mir deinen Spinoza. Die historische Form kleidet das Werckgen gut. Ob du aber wohl gethan hast mein Gedicht mit meinem Nahmen vorauf zu setzen, damit man ia bey dem noch a¨rgerlichern Prometheus mit Fingern auf mich deute, das mache mit dem Geiste aus der dich es geheisen hat. Herder findet lustig daß ich bey dieser Gelegenheit mit Lessing auf Einen Scheiterhaufen zu sitzen komme. Wir leben gut und freundlich hier zusammen, obgleich Frau v. Stein wieder auf ihr Gut ist. Fritzen hab ich nach Franckfurt geschickt damit / er Blanchard in die Lufft steigen sehe und in der Messe als einem trefflichen Theile des Orbis picti herumlaufe. Weist du was! ich will ihn deinem Ma¨dgen erziehen, einen hu¨bschern und bessern Mann kriegt sie doch nicht, da ich doch einmal dein Schwiegersohn nicht werden kann. Aber gieb ihr nicht Punsch zu trincken und des andern Quarcks, halte sie unverdorben wie ich den Buben, der an die reinste Dia¨t gewo¨hnt ist. Hill der wandernde Philolog, den Haman in die Welt sandte, ist bey uns auf seiner Ru¨ckkehr von Rom. Darf ich denn noch die Fu¨rstinn erwarten? Schreibe mir, damit ich mich darnach richte. Denn ich muß vor Winters noch einmal hinaus in’s Freye. Gru¨se die deinigen. Ich liebe dich herzlich. W. d‘. 11 Sept. 1785. G.
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148. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 11. September 1785. Sonntag
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Unter dem ersten Sept. habe ich dir nach Mo¨rlach geschrieben und nun auch deine beyden Briefe von Bareuth erhalten. Mo¨ge dir es doch recht wohl gehn und du immer der Freyheit geniessen ko¨nnen. Ich bin wieder gebunden, fu¨hle aber die Wu¨rckung des Bades sehr heilsam, mein Gemu¨th ist viel freyer, ich kann mehr thun und habe neben meinen Arbeiten viel gelesen. Necker und seine Antagonisten bescha¨fftigen mich ietzo. Ich finde viel Vergnu¨gen daran, obgleich dieses Studium wegen der vielen fremden Details beschweerlich, und im Ganzen ho¨chst abstrackt und fein ist. Fr. v. Stein ist nicht hier, Friz in Franckfurt und sieht vielleicht in dieser Woche noch Blanchard aufsteigen. Mit Herders bin ich viel. Prinz August ist auch bey uns. An Wilhelm fahr ich sachte fort, und dencke im November Wort zu halten. Beynah die Ha¨lfte des sechsten Buchs ist geschrieben, die andre Ha¨lfte geordnet und werden die Scheite dieses Holzstoses recht ausgedo¨rrt, damit sie desto schneller in Flammen schlagen. Darbes ist in Dresden und wechselt zwischen der Gallerie und Tina. Hemsterh. und die Fu¨rstinn lassen noch nichts von sich ho¨ren. / Wegen Imhof hab ich mit dem H. gesprochen, er ist gar nicht abgeneigt ihm einen Zuschuß in der Stille zu geben. Wie viel? hat er sich nicht gleich entschlossen wie es geht. Sprich noch einmal mit Imhofs und schreibe mir etwas bestimmtes ob und unter welchen Bedingungen er kommen mo¨gte, nur daß nicht wieder Schwiegermutter und alles drein gemischt wird. Oder schreibe dem H. selbst, er spricht mir doch davon alsdann, und ich will es betreiben. Die Rechnung soll gemacht und dir zugeschickt werden, mit Ludekus will ich abrechnen. Seckend‘. ist fort. Mir ist auch lieber er ist Reich Hofrath, als daß ich’s seyn sollte. Deine u¨berschickten Steine und Beschreibungen haben mir viel Freude gemacht fahre ia bey aller Gelegenheit fort. Unsre Wunsiedler
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Granite die u¨ber Hof gingen sind noch nicht hier, schreibe doch dem Spediteur. Ich habe nun auch die Specksteinkrystallen und werde na¨chstens noch reicher werden. Deine Liebhaberey an diesen Sachen hilft mir sehr mit auf. Ich war in Jena da war alles sehr leer. Lebe wohl gru¨se was um dich ist. W. d‘. 11 Sept. 85. G
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149. An Charlotte von Stein Weimar, 11. September 1785. Sonntag Wu¨sstest du liebste Seele wie sehr du mir fehlst du wu¨rdest wenig Ruhe in deiner Einsamkeit haben, du wu¨rdest iede Stunde wu¨nschen zu mir heru¨ber zu fliegen und ein Leben mit mir zu theilen das mir ohne dich ganz und gar abgeschmackt und unertra¨glich wird. Deine Entfernung ist mir ein rechter Probstein meiner Selbst. Ich sehe wie wenig ich fu¨r mich bestehe und wie nothwendig mir dein Daseyn bleibt daß aus dem meinigen ein Ganzes werde. Ich war in Jena und fand es einsam, ich kam zuru¨ck und fand es leer. Bey Herders bin ich und wir leben angenehm zusammen, manchmal mit dem Prinzen. u.s.w. Das wa¨re alles recht gut wenn du da wa¨rest, deine Gegenwart macht alles reizend deine Abwesenheit kan mir nichts ersezen. Noch immer les ich an Neckern und seinen Gegnern, es ist ein sonderbar Studium. Vielleicht kann ich Dir einmal die Resultate referiren. Von Friz ist hier der Brief aus Salmu¨nster, weiter hab ich noch nichts, ich schreib ihm heute / und schick ihm allerley Briefe und Billetgen die an ihn gekommen sind. Gru¨sse Steinen ich hab ihn seit Deiner Abreise nicht gesehen, er war nie zu Hause wenn ich ihn suchte.
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BRIEF 150
Der Herzog ist mit der Herzoginn nach Gotha um den Prinzen von Mecklenburg dort zu sehen, sie logieren bei Prinz August. Camper hat gar einen guten Brief u¨ber den ersten Theil der Ideen an Herder geschrieben. Ich mo¨gte alles Gute mit dir theilen. Jakobi macht mir einen tollen Streich. In seinem Gespra¨che mit Lessing kommt doch das Gedicht P r o m e t h e u s vor, ietzt da er seine Go¨tterlehre drucken la¨sst, setzt er das andre Gedicht: e d e l s e y d e r M e n s c h ! mit meinem Nahmen voraus, damit ia iedermann sehe daß P r o m e t h e u s von mir ist. Wie du aus beyliegendem Wercklein sehn kannst. An meinem Wilh. fahr ich fort, wo mo¨glich im November Wort zu halten. Ich habe nun gewisse Nachricht daß Blanchard auffa¨hrt. Vielleicht zu Ende dieser Woche. Sein / Ballon wird etwas gro¨ser als unsre Schnecke seyn. Es freut mich fu¨r Fr. unend‘. Sobald du zuru¨ckkommst musst du mit zu Lossius wird haben einige gute Stunden da zugebracht, du wirst dich an der Herrlichkeit des himmlischen Heers erfreuen. Eben erhalte ich eine scho¨ne Melone und fasse den Entschluß dir einen Boten zu schicken. Ich habe solange nichts von dir geho¨rt und das ist nicht natu¨rlich. Gute Nacht beste. Laß dir die innre Uberzeugung bleiben daß ich ganz dein bin. W. d‘. 11 Sept. 85. G
150. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 16.æ und 17. ÆSeptember 1785. Freitagæ und Samstag
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Noch habe ich wenig Hoffnung meine Beste zu sehen. Der alte Schnaus ist noch nicht wieder zuru¨ck und ieder Tag bringt seine Plage mit. Der iu¨ngere Forster war hier mit seinem iungen Weibgen, einer gebohrnen Heyne von Go¨ttingen, sie asen Abends bey mir mit Her-
1 unm 7 se|t|zt 11 wWort 21-22 uUberzeugung
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ders, Wieland und Amalie Seidler, die von Gotha aus eine Vertraute der ietzigen Forster ist. Sie waren beyde viel um die sterbende Schneider. Der Prinz ist noch immer hier, ich sehe ihn wenig, bin viel allein und lese viel. Mein Camin wird nun gut und ich freue mich schon im voraus dich daran zu bewirthen. Von Fritzen habe ich nichts weiter geho¨rt, es wird ihm nun recht wohlgehn, daß ich ihm sein Stillschweigen verzeihe. Daß du wohl bist und nicht leidest freut mich unendlich, denn ich kann nichts geniesen wenn du Schmerzen hast. Ich freue mich iedes Tags der voru¨ber ist weil das Ziel na¨her ru¨ckt, da ich dich wiedersehe. Du gute, treffliche, einzige liebe. Ich bitte dich liebe mich nicht nur sondern werde auch nicht mu¨de mich es fu¨hlen zu lassen. /
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Sonnabend d‘. 17 ten. Heute den ganzen Tag hab ich auf ein Wort von dir gewartet. Es ist nicht gekommen und ich will Morgen Go¨zen den Weeg schicken den ich so gerne ging. Edelsheim ist hier und das Wetter ist so bo¨se und es hindert mich alles. Wenn du doch balde wieder kommen ko¨nntest! da mir auch Fritz fehlt mo¨cht ich kranck werden fu¨r Sehnsucht. Ich kann dir nicht beschreiben wie mir zu Muthe ist. Was ich thue verschwindet mir und was ich schreibe scheint mir nichts. O komme wieder damit ich wieder mein daseyn fu¨hle. Gute Nacht beste. Wann werd ich dir es wieder mu¨ndlich sagen ko¨nnen. Adieu. Ich bin ewig dein. G
2 ie|t|zigen 10 sSchmerzen 16 Go¨|t|zen
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BRIEFE 151–153
151. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, zwischen 8. und 20. September 1785æ Es ist nichts inserirt worden als der Haupt Tracktat. Die 3 Vollmachten und den Separatartickel wegen des Rangs haben wir gar nicht gesehen. G.
152. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. und 21. September 1785. Dienstag und Mittwoch d‘. 20 Sept. 85.
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Die Fu¨rstinn Gallizin ist hier mit Fu¨rstenberg und Hemsterhuis die du also auch nicht sehn wirst. Es sind interessante Menschen und wunderbar sie mit einander zu sehen, du sollst das ausfu¨hrliche mu¨ndlich ho¨ren du weisst ich schreibe nicht gern u¨ber Menschen. Edelsheim ist auch hier und sein Umgang macht mir mehr Freude als iemals, ich kenne keinen klu¨geren Menschen. Er hat mir manches zur Charackteristick der Sta¨nde geholfen, worauf ich so ausgehe. Ko¨nnt ich nur ein vierteljahr mit ihm seyn. Da er sieht wie ich die Sachen nehme; so ruckt er auch heraus, er ist ho¨chst fein, ich habe aber nur wenig vor ihm zu verbergen und das soll er auch nicht vermuthen. Das alles da der Prinz auch noch mit uns lebt giebt mir Zerstreuung daß ich stundenlang weniger fu¨hle wie du mir fehlst. Doch wenn ich meine Augen nach einem Wesen kehre dem ich mich ganz offenbaren mo¨gte dann such ich vergebens etwas das dir a¨hnlich wa¨re. / Ich darf dir nicht sagen komme bald zuru¨ck, denn du la¨sst mich wenig hoffen. Fritzen werd ich dir aber nicht schicken um dich nicht in deinem Aussenbleiben zu besta¨rcken.
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Hier ein Brief von ihm der abscheulich gesudelt ist, ich habe ihm daru¨ber eine Lecktion zugedacht. Wie freu ich mich daß er die Welt so fru¨he schon so sieht. Auf den Sonntag steigt also Blanchard. Wie bin ich auf Fritzens beschreibung neugierig, der gewiss auch davon schreiben wird als wenn es nichts wa¨re. Hier auch einige Bu¨cher die dir gewiß Freude machen. d‘. 21 Sept. Ich will das Packet schliesen weil heut dein Bote kommen kann. Mit der Gallizin und uns will es noch nicht fort. Ich weis nicht sie ist unter uns nicht am Platze. Mit den Ma¨nnern geht es schon besser. / Lebe wohl. Soviel weis ich man soll nicht zu sehr aus dem Costume der Welt und Zeit worinn man lebt schreiten und ein Weib soll ihre Weiblichkeit nicht ausziehen wollen. Lebe wohl du su¨ses Herz komme bald zu ru¨ck damit mein Leben wieder anfange, und habe mich recht, recht za¨rtlich lieb. G
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153. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 22. und 23. September 1785. Donnerstag und Freitag d‘. 22. Sept. 85. Abends. Es regnet so sehr und ich dencke mir meine Liebe in dem alten Schlosse wo ich sie vor zehen Jahren zum erstenmal besuchte und wo sie mich durch ihre Liebe so fest hielt. Wie gerne wa¨re ich bey dir und ginge meinem Wesen in der Stille nach und erfreute mich an deinem Daseyn, wenn du noch lange aussenbleibst wird es u¨bel mit mir werden. Die Fu¨rstinn ist noch da und kranck und – ich weis nicht! Es will sich nichts machen. Mit den beyden Ma¨nnern geht es besser. Wir wollen es ruhen lassen und nichts hetzen. Am Ende wird sich’s zeigen. 4 Fri|t|zens 26 he|t|zen
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An Wilh. fahr ich langsam fort und ro¨ste das Holz. Endlich soll es hoff ich in Flammen schlagen. Hier Briefe von und u¨ber Fritzen die dich hoffent‘. wie mich freuen werden. Ich bin recht glu¨cklich einen glu¨cklichen Menschen zu wissen. d‘. 23. Nach Tische. Eben erwische ich den Bedienten deines Bruders der dir dieses bringen soll. Ich hoffe nun von dir zu ho¨ren. Lebe wohl! Liebe mich. Imhof macht Anstalt hierher zu kommen. G
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Eben wollt ich mich gegen dich beklagen daß du mich so allein lassen magst, denn ich bin doch allein mit alle denen Menschen und mein Herz verzehrt sich in Sehnsucht nach dir. Die Fu¨rstinn war kranck und es wollte die ersten Tage nicht gehen. Jetzt wird es etwas besser da sie auf der Abreise sind. Man hat mich gestern dazu gebracht daß ich meine Operette vorgelesen habe, und das hat sie sehr unterhalten. Es sind wu¨rcklich alle drey sehr interessante Menschen und es thut mir leid daß du sie nicht kennen lernest. Hemsterhu¨is besonders wa¨re fu¨r dich gewesen und man liest seine Schrifften gewiss mit mehr Interesse wenn man ihn kennt. Die Herdern ist gar gut mit der Fu¨rstinn, das ha¨lt die Gesellschafft am besten zusammen. Fritz muß um den Donnerstag daseyn und ich wu¨nschte herzlich du ka¨mest balde, daß mich dein Mund deiner Liebe versichern ko¨nnte. / Denn du musst mich sehr lieb behalten. Ich bin einigemal bis nach Mitternacht in den neuen Anlagen herumgegangen der Mond machte alles gar herrlich. Dieses Jahr werd ich nicht viel mehr mit dir spazieren ko¨nnen. Der Anfang des zweyten Akts ist komponirt angekommen. Er ist gar gut gerathen. Mit voller Musick habe ich den ersten noch nicht 1 solle
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ho¨ren ko¨nnen. Ich dancke fu¨r deine Briefe. Stein geht mit Wedeln auf den Mittwoch zu dir. Ich bedaure dich und das deinige um des bo¨sen Wetters willen. Die Endursachen sind dem Gemu¨the zu dencken so no¨tig daß du aus den Nichtendursachen erst eine rechte End-Ursache machst. Lebe Tausendmal wohl. Ich liebe dich von ganzem Herzen. d‘. 25. Sept. 85. Was mag Blanchard gestern fu¨r ein Schicksal gehabt haben? G
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155. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 26. September 1785. Montag Es war die Absicht meines letzten Briefes nicht dich in Verlegenheit zu setzen, oder dir eine Art von Vorwurf zu machen, wir wollen die Sache nun gehn lassen und die Folgen erwarten. Das beste wa¨re gewesen du ha¨ttest pure den Prometheus drucken lassen, ohne Note und ohne das Blat, wo du eine besorgliche Confiskation reitzest, alsdann ha¨ttest du auch wohl das erste Gedicht ohne meinen Nahmen drucken mo¨gen u.s.w. Nun aber da es geschehen mag denn die L e g i o n ausfahren und die Schweine ersa¨ufen. Mit einer Afrika Reise des wunderbaren Hompesch wird nichts werden Einsiedel ist schon mit seinen Bru¨dern u¨ber Meer, die Reise geschieht aus / eignen Mitteln und es ist noch eine dritte Ursache die ich nicht sagen kann warum ein Reisegefa¨hrte der sich noch anbo¨te nicht willkommen seyn du¨rfte. Schade daß ich so mitten im Lande sitze und keine Expedition zu dirigiren habe die werth wa¨re daß ein Mensch wie du ihn beschreibst hals und Beine dran wagte. Gru¨se ihn von mir. Die Fu¨rstinn mit den Ihrigen ist hier. Sie war die ersten Tage kranck und da stockte alles, zuletzt hat es sich recht scho¨n gegeben, und ich wu¨nschte es ginge nun noch vierzehn Tage fort. Wie es ihr u¨brigens mit uns ergangen, mag sie selbst erza¨hlen. Wieland, den wir Anfangs
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aus Honetteta¨t einluden, hat sich gra¨ulich prostituirt und schlecht empfohlen. / Die Herdern ist nach ihrer Art recht wohl, und ein wenig mehr Glaube, ein bisgen weniger Hypochondrie wu¨rde sie ganz herstellen. Lebe wohl. Ich bin auf allerley Art fleisig ohne viel zu fo¨rdern. Es ist eine verfluchte Art von Schifffahrt, wo man oft bey seichten Flecken aussteigen und den Kahn der einen tragen sollte ziehen muß. Adieu. Lebe ma¨sig auf daß du wohl lebest und dich zu ferneren Expeditionen schonest. Gru¨se die deinigen. W. d‘. 26 Sept. 85. G
156. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. Oktober Æ1785. Samstagæ d‘. 1. Oktbr fru¨h gegen Viere.
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Ein Feuerla¨rm hat mich aufgeweckt und ich will mich nicht niederlegen ohne meiner Geliebtesten guten Morgen gesagt zu haben. Das Feuer war auf dem Schweinsmarckte das Eckhaus des Schmids wenn man nach dem a¨ussern Erfurter Thore hingeht. Die Flamme war starck zwischen zwey Ha¨usern, die Ga¨nge, Schindelsta¨lle und Da¨cher brannten licht auf. Es wehte kein Lu¨fftgen und wie einmal die Spritzen da waren brannte nichts weiter. Unsre Anstalten haben sich gut bewiesen, und die Maschinen fu¨rtreff‘. Es ist mir lieb daß ich da war um der Erfahrung an der Sache und an mir selbst willen und seh es als eine Schickung an denn ich bin sehr wieder meinen Willen fu¨r diesmal hier, wie ich dir weiter erza¨hlen will. / Denn ich bin gestern in einer Art Verzweiflung von Jena heru¨bergefahren. Ich hatte die Fu¨rstin Gallizin mit den ihrigen dort aufgesucht und wollte sie nicht reisen lassen ohne ihnen alle Achtung zu bezeigen die 1 grau¨a¨ulich
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man ihnen schuldig ist denn es sind wu¨rcklich vorzu¨gliche Menschen. Die ersten Tage wollte es durch seltsame Schickungen nicht gehn, nach und nach gab sich’s und da ich ihnen nach Jena folgte ward alles zulezt recht gut und gewann ein menschliches Ende. Von da nahm ich mir vor zu dir zu reiten und konnte kein Pferd finden. Alles war auf den Buttsta¨dter Jahrmarckt. Endlich wollte ich gar zu Fuse fort, aber es fing an zu regnen, und der Wind war starck und kalt, ich musste also hierher, wo ich nun zum erstenmal / zur seltsamen Stunde, an meinem Camin sitzend dir dieses schreibe. Gute Nacht oder vielmehr guten Morgen Schlafe ruhig und tra¨ume von mir. Mo¨gte doch das Gefu¨hl wie no¨tig du mir bist recht lebendig in dir werden und dich bald zu mir fu¨hren. Adieu. d‘ 1. ten um 10 Uhr. Mein Tag hat spa¨t angefangen, ich schliese um zu ho¨ren ob die Botenfrau da ist. Hier ein Brief von Fritz. Blanchard ist vergangnen Sonntag nicht gestiegen, also wird Fr. auch noch nicht kommen. Adieu liebe mich wie ich dein bin. G
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157. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 3. Oktober 1785. Montag Sie haben mir liebe Mutter in diesem Jahre viele Wohlthaten erzeigt wofu¨r ich Ihnen herzlich dancke. Die gute Aufnahme des lieben Fritz und die Sorgfalt fu¨r ihn, macht mir Freude als etwas das ganz eigens mir zu Liebe geschieht. Sie werden finden daß es ein ko¨stliches Kind ist und mir machen nun seine Erza¨hlungen grose Freude. Wenn man nach Art Schwedenborgischer Geister durch fremde Augen sehen will, thut man am besten wenn man Kinder Augen dazu wa¨hlt, er ist wohl und glu¨cklich mit H‘. v. Niebecker angekommen. 10 sitztend 11 vielmee- hr
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Dancken Sie allen Freunden von mir –– Riesen schreib ich selbst. Leben Sie recht wohl, ehstens schicke ich etwas lustiges. Was haben die G e s c h w i s t e r fu¨r Effeckt gemacht? W. d‘. 3 Oktbr. 1785. G
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Ich schicke diesen Boten dir die Nachricht zu geben daß Fritz glu¨cklich wiedergekommen ist, und um von dir zu ho¨ren. Wollte Gott du bestimmtest deine Ru¨ckkunft denn ohne dich ist doch kein Leben. Fritz ist gar gut und klug, die Reise ist ihm von unsa¨glichem Werthe. Es wird dir viel Freude machen ihn erza¨hlen zu ho¨ren, wie viel und wie gut er gesehen hat. Komm nur bald zuru¨ck. Lebe wohl ich kann nicht mehr sagen und wu¨nsche nur herzlich daß du wohl seyn mo¨gest. d‘. 3 Oktbr. 85. G
159. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 6. Oktober 1785. Donnerstag
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So muß ich denn noch bis ku¨nftigen Mittwoch harren und werden mir die Tage still voru¨bergehn wenn Fritz nicht La¨rm macht. Er ist lustiger als iemals. Er hat in Fr.furt erst recht Freyheit kennen lernen, und meine Mutter hat ihn die Philosophie des lustigen Lebens erst noch recht ausfu¨hrlich kennen gelehrt. Du wirst dich wundern wie er in allem zugenommen hat. Er schickt hier der Fr‘. Lengefeld einen Brief, die du von mir gru¨sen magst, und entschuldigt sich daß er nicht auch dir schreibt. Komme ja bald und gesund zuru¨ck mein Gemu¨the gewo¨hnt sich nach und nach an’s alleine seyn, denn nur mit dir bin ich ganz wie ich bin. Lebe wohl Liebe mich du einziges Glu¨ck. d‘. 6 Oktbr. 1785. G 16 Fr.|furt| 17 ihmn (n aus m durch Streichung eines m-Bogens)
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160. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 7. Oktober 1785. Freitag Du sendest mir meine Liebe gar viel gutes auf einmal. Das Landscha¨fftgen gefa¨llt mir recht wohl, du hast wu¨rcklich etwas von der Oeserischen Manier erhascht und recht glu¨cklich angewendet, Es soll vor mir stehen bis du selbst kommst. Der Schwamm ist meiner doppelten Liebhaberey sehr beha¨glich. Ich war eben u¨ber diesem Geschlechte und den verwandten und Fritz hat mir heut eine Wassermoos art von dem Teich in der Teichgasse und noch dazu im Regen gehohlt. Wir sind gar gut mit einander, auch ist er recht artig, ich freue mich recht wenn du ihn wieder sehen wirst. Ich habe nun kein Verlangen als dich wiederzusehen, ich lebe den ganzen Tag stille fu¨r mich hin und bin fleisig / wie es gehen will. Ob das versprochne Buch Wilh‘. fertig werden wird weis ich nicht, die guten Einflu¨sse mu¨ssten mit dir erst wieder kommen. Lebe wohl. Behalte mich recht in einem warmen Herzen denn ich will und kann von Glu¨ck und Zufriedenheit ausser dir nicht wissen. d‘. 7 Oktbr. 1785. G
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161. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 10. Oktober 1785. Montagæ Es ist Zeit daß du kommest mich durch deine Gegenwart wieder zu erquicken, denn es will mir alle Lebensfreude ganz und gar ausgehn. Selbst der Anblick der Imhof hat mir weh gethan, da sie dir so a¨hnlich ist und doch nicht du. Sie ist wie eine Septime die das Ohr nach dem Akkorde verlangen macht. An Wilh. hab ich wieder geschrieben das Micros. ruht bis du kommst. Ich habe gute Sachen gesammelt. Adieu. Der Bote eilt. d‘. 10 Sept. 85. G 6 Vverwandten
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162. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. Oktober 1785. Freitag
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Ich freue mich in der Stille Herzlich deiner Na¨he, und schicke dir politica. Wenn du das Obst aufgegessen hast schick ich dir mehr, nicht zuviel auf einmal sonst giebst du es weg und das will ich nicht. Lebe wohl. Liebe mich. Was machst du heute? d‘. 14 Oktbr 1785. G
163. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. Oktober 1785. Montag Adieu meine Beste, heute Abend bin ich wieder bey dir. Behalte mich lieb. G d‘. 17 Oktbr. 85
164. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ 10
Zu der morgenden Fete schicke ich meiner Besten etwas in die Ku¨che und bitte um die fortdauer ihrer liebe. Adieu du su¨se. G
165. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ
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Recht sehr gerne will ich mit dir fahren, und dir erza¨hlen wie ich meinen Tag zugebracht und von dir die Bestimmung des u¨brigen Theils erwarten. G
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166. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 20. Oktober 1785. Donnerstagæ Die Fu¨rstinn Gallizin will dich kennen lernen und dich heute fru¨h besuchen. Ich habe sie gebeten heute noch hier zu bleiben und warte auf Nachricht. Du bist so gut dich einzurichten daß du sie allenfalls heute fru¨h sehn kannst. Ich sage dir noch weiter dru¨ber. Gestern bin ich mit schweerem Herzen von dir gegangen und weggeblieben. Adieu. Wenn sie bleiben, so seyd ihr bey mir. G
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167. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. Oktober Æ1785. Donnerstagæ Adieu meine liebe! gedencke mein. Das Wetter ist nicht das freundlichste, laß mich dein freundlich Bild immer begleiten. Lebe wohl. Morgen bin ich wieder bey dir. 20 Oktbr. G
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168. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 21. Oktober 1785. Freitag Mein Weimarisches Gewissen ist schon lang aus seinem Schlummer erwacht, dein letzter Brief hat ihm vo¨llig die Augen ero¨ffnet, indessen hat es sich auf eine unerlaubte Weise auf seinem Lager gedehnt, bis die zweyte Ankunft der Fu¨rstinn es vo¨llig auf die Beine und ihre Abreise an den Schreibtisch gebracht hat. Diese herrliche Seele hat uns durch ihre Gegenwart zu mancherley Gutem geweckt und gesta¨rckt, und die Ihrigen haben uns scho¨ne Stunden und Freude gegeben. Du kennst mich und sie und wenn ich dir sage daß wir diesmal ganz natu¨rlich gegen einander und offen gewesen sind; so kannst du dir das u¨brige wohl dencken. Am meisten freut mich daß Fr. v Stein und Sie sich haben kennen lernen. 18 iIhrigen 20-21 ge-swesen
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Herder war kranck und ist’s noch an Ru¨ckenschmerzen und hat nur wenig mit uns / seyn ko¨nnen. Der gute Hemsterhuis war auch nicht wohl, doch immer mittheilend und gefa¨llig. Fu¨rstenb‘ war sehr munter und alle schienen vergnu¨gt, das u¨brige muß dir die Fu¨rstinn schreiben. Daß ich dir u¨ber dein Bu¨chlein nicht mehr geschrieben verzeih! Ich mag weder vornehm noch gleichgu¨ltig scheinen. Du weisst daß ich u¨ber die Sache selbst nicht deiner Meinung bin. Daß mir Spinozismus und Atheismus zweyerley ist. Daß ich den Spinoza wenn ich ihn lese mir nur aus sich selbst erkla¨ren kann, und daß ich, ohne seine Vorstellungsart von Natur selbst zu haben, doch wenn die Rede wa¨re ein Buch anzugeben, das unter allen die ich kenne, am meisten mit der meinigen u¨bereinkommt, d i e E t h i c k nennen mu¨sste. Eben so wenig kann ich billigen wie du am Schlusse mit dem Worte g l a u b e n umgehst, / Dir kann ich diese Manier noch nicht passiren lassen, sie geho¨rt nur fu¨r Glaubenssophisten, denen es ho¨chst angelegen seyn muß alle Gewissheit des Wissens zu verdunckeln, und mit den Wolcken ihres schwanckenden lufftigen Reichs zu u¨berziehen, da sie die Grundfesten der Wahrheit doch nicht erschu¨ttern ko¨nnen. Du, dem es um Wahrheit zu thun ist, befleisige dich auch eines bestimmten Ausdrucks. Gru¨se die Deinigen! Liebe mich. Von Mineralien habe ich noch nichts erhalten. Viel Glu¨ck zu der Chymie und was draus folgt. W. d‘. 21 Oktbr. 85. G
169. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 21. Oktober 1785. Freitagæ 25
Ich sage meiner Besten noch eine gute Nacht, und wu¨nsche nur noch einen Buchstaben von ihrer lieben Hand zu sehen. Die Zeit die ich dir nehme wende ich wohl an. Ich habe an Jakobi geschrieben der wohl verdient daß ich ihm eine Stunde wiedme. Lebe wohl du einzige. G
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170. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. Oktober Æ1785. Montagæ Es wird nur auf meine Lotte ankommen wie und wo ich meinen Heutigen Tag zubringen soll. Bleibt sie zu Hause so komme ich zu ihr und bringe meine Arbeit mit und auch Nahrung fu¨r Mittag und Abend. Will sie sich der Welt wiedmen, so bleibe ich zu Hause, bin fleisig und geniese des Glu¨cks ihrer Na¨he erst wenn der Hof sie entla¨sst. Adieu geliebteste. d‘. 24 Oktbr. 1784. G.
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171. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 28. Oktober 1785. Freitag Wenn es so fort geht mein lieber Kayser, daß das letzte immer das angenehmste bleibt, so ko¨nnen Autor und Publikum mit der Gradation sehr wohl zufrieden seyn. Ich kann Sie versichern daß die Arie: Ein armes Ma¨dgen p ganz trefflich ist, und einen allgemeinen Beyfall erhalten hat und diese Entree der Scho¨nen, also recht wie es seyn soll, bey der Auffu¨hrung, viel Aufmercksamkeit und Freude erregen wird. Das Monolog des Docktors gefa¨llt auch sehr, und ich habe zum Ganzen das beste Zutrauen. Den ersten Ackt habe ich nun einmal mit den Instrumenten geho¨rt. Es war von mehr als einer Seite nur unvollkomme Probe und doch hat es mir sehr wohl behagt. Es ist kein Tackt den ich nicht mit schicklicher Acktion ausfu¨llen wollte, es geht mir eher an einigen Orten zu geschwind. Doch dem ist leicht zu helfen. Das Rezitatif soweit ich es beurtheilen kann finde ich sorgfa¨ltig deklamirt, ich muß nun einmal einige Stunden dazu wiedmen um es am Clavir mit einem Sanger durchzugehn. Unsre Ackteurs haben / nur fast keinen Augenblick Zeit weil sie immer neue Stu¨cken geben sollen. Wa¨ren Sie nur gegenwa¨rtig. Es sollte alles ganz anders gehn. Bey der Stelle: viel Bo¨ses zu erza¨hlen pp hatten Sie ganz recht die Gewalt auf: B o¨ s e s zu legen. Folgen Sie nur ungescheut Ihrem Ge11 sSie 27 erhza¨hlen
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fu¨hle. Mit Verlangen erwarte ich das weitere, werde indessen von vorne herein das Stu¨ck fleisig studiren, mein Urtheil sammeln und wenn ich das Ganze u¨bersehen kann, es ausfu¨hrlich schreiben. Wenn gethan ist la¨sst sich reden. Vorerst habe ich nur wenigen etwas ho¨ren lassen, ist es einmal so weit daß die Proben besser gehn, dann will ich mich mit Vertrauten hinein setzen und recht aufpassen. Leben Sie recht wohl. Erfreuen Sie mich balde mit etwas fernerm, und glauben daß Ihre Composition das beste Ingrediens meiner Winterfreuden werden kann. W. d‘. 28 Oktbr 85. G Alle mir zugeschickte Vera¨nderungen sind nachgebracht.
172. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. November 1785. Dienstag
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Ich habe vielerley zu kramen wobey wenig gethan wird. Ich liebe dich herzlich und habe von dir getra¨umt. Willst du mit der Schwester Heut Abend am Camine Thee trincken; so laß mir es wissen. Adieu. d‘. 1 Nov. 85. G
173. An Christian Bernhard von Isenflamm Weimar, 5. November 1785. Samstag ÆDruckæ
Hochwohlgebohrner, Hochgeehrtester Herr, 20
Das Steifro¨ckgen ist glu¨cklich angekommen und ich danke verbindlichst fu¨r die gefa¨llige Besorgung, die Auslage wird ehstens berichtigt werden. Wie steht es mit der teutschen Operette, die wie ich ho¨re der Wiener Stadtrath (–?–) unternehmen wird? Ich kenne einen jungen
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wackern Musikum, dem ich eine Gelegenheit wu¨nschte, sich bekannt zu machen. Ist die Entreprise schon im Gange? Und ko¨nnte man eine Operette bey ihr unterbringen? Wenn ich nur erst im allgemeinen unterrichtet wa¨re, wollte ich alsdann na¨here Auskunft geben. Ich bitte nur gelegentlich um einige Nachricht und unterzeichne mich mit vollkommenster Hochachtung Weimar Ew. Hochwohlgeb. d. 5. Nov. 1785 gehorsamster Diener Goethe
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174. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 5. November 1785. Samstag Gestern Abend ha¨tte mich die Sehnsucht bald wieder zu dir gefu¨hrt, wo bist du heute, ich sehe dich doch Abends noch. Liebe mich denn das ist der Grund von allem meinem Glu¨ck. d‘. 5 Nov. 85. G
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Die Lu¨gnerinn aus Liebe ist artig. Ich gehe gern hinein wenn ich dich drinne weis.
175. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 6. November 1785. Sonntag Ich gehe und mein Herz bleibt hier. O du gute daß Liebe und Sehnsucht sich immer vermehren soll. Ich habe dich unsa¨glich lieb und mo¨gte nicht von dir weichen, dich u¨berall wiederfinden. Lebewohl du beste und dencke recht fleisig an mich. d‘. 6 Nov. 85. G
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176. An Charlotte von Stein ÆStadtilm?, 6. November? 1785. Sonntag?æ Ich muß dir noch m. L. eine gute Nacht sagen und dich versichern daß ich dich recht herzlich liebe. Wie schweer ward es mir dich zu
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verlassen, du gutes, treues, einziges Herz. Ich bin bey dir und liebe dich u¨ber alle Worte G.
177. An Charlotte von Stein ÆIlmenau, 7.æ und 8. November 1785. ÆMontagæ und Dienstag
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Kaum hatte ich dir das Zettelgen in Stadt Ilm geschrieben als schon Wolcken vom Walde gezogen kamen, ich ritt noch bey Sonnenschein fort, und bin hier von einem gewaltigen Sturm empfangen worden. Ich konnte meine Neugier nur im allgemeinsten befriedigen, und habe angefangen die Leute zu sprechen, nun sag ich dir nur noch daß mein Herz und Sinn bey dir ist. Ich habe unterweegs das sechste Buch ausgesonnen und mir u¨berhaupt vielerley Ma¨hrgen erza¨hlt, auch eine alte Operette wieder vorgenommen, und sie reicher ausgefu¨hrt. Dieses grose Blat war bestimmt dir nach und nach viel zu schreiben. Es geht ein Husar und ich schicke dir das wenige. Du liebstes bestes einziges Wesen nimm mein ganzes Herz in diesem Morgengruse. d‘. 8 Nov. 85.
G.
178. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 7. und 8. November Æ1785. Montag und Dienstagæ d‘. 7. Nov.
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Das Wetter hat sich gebessert, noch sind Wolcken u¨ber den Bergen, der iunge Mond verbirgt sich, ich kann es ihm zulassen, denn eh er voll wird will ich ihn schon wieder an deiner Seite belauschen. O
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du gute! liebe! Wie hoffe ich daß du mir ein Briefgen zuschicken wirst. Meine Sachen gehen hier sehr gut, wie wu¨nschte ich einmal dich bey scho¨nem Sommerwetter hier zu sehn! Ach werden wir denn auch ie wieder Sommer haben? Noch ist an Wilh. nichts geschrieben, aber korrigirt hab ich in dem fertigen. Mit groser Sorgfalt habe ich es durchgegangen und finde doch daß man es noch besser machen ko¨nnte. Wills Gott sollen die folgenden Bu¨cher von meinen Studien zeugen. d‘. 8. Nov. Ich habe heute einen grosen Spaziergang gemacht, den ganzen Graben hinauf, wo mir die Wasser, die das Werck treiben sollen, entgegen kamen und zum erstenmal wieder seit vielen Jahren diesen Weeg machten. Alle Arten von Wolcken, Duft, Nebel Gesto¨ber, Geriesel, Schnee, Graupeln wechselten in der Atmospha¨re, doch war der Morgen freundlich und fro¨hlich und die Berge sehr scho¨n. / Hier schicke ich dir vom allerscho¨nsten Moos das artigste und beste Stu¨ckgen. Wie Albertingen nach Carlsruh ging, fand ich so ein Stu¨ck und schenckte es ihr als Zierrath auf den schwarzen Hut. Seit der Zeit habe ich es nicht wieder finden ko¨nnen. Jetzt erscheints auf einmal. Wahrscheinlich sind die Tellergen eine Art Befruchtung die in diesem Monat vorgeht, in welchem ich seit mehreren Jahren nicht hier war. Gute esbare Schwa¨mme bringe ich getrocknet mit, du siehst in welchen Classen der Vegetation ich hier lebe. Ich habe Linne´es Botanische Philosophie bey mir, und hoffe sie in dieser Einsamkeit endlich einmal in der Folge zu lesen, ich habe immer nur so dran gekostet. Ich habe wieder einige artige botanische Ideen, und habe ein Gelu¨bde gethan diesmal keinen Stein anzuru¨hren. In meinem guten warmen Stu¨bgen fehlt mir nur deine Gegenwart, alles ist sonst so ruhig und artig. Ein neuer Schreibtisch den ich mir
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BRIEF 179
letztes Fru¨hjahr bestellt giebt auch meinem ha¨uslichen Wesen mehr Anmuth und Bequemlichkeit. Es fehlt nichts als der Thee. Lebe wohl beste. Ich bin ganz und gar dein, nichts scheidet mich von dir. G Gru¨se die Schwester und Fritzen.
179. An Charlotte von Stein Ilmenau, 9.–11. November 1785. Mittwoch–Freitag Ilmenau d‘. 9 Nov. 85.
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Hier ist der vo¨llige Winter eingetreten und hat die ganze Gegend in sein weises Kleid gehu¨llt. Man sieht keinen Berg fu¨r Wolcken und es wa¨re recht heimlich wenn man nicht so allein wa¨re. Ich dencke mir den armen Ernst hier, es wa¨re ein Aufenthalt zum Erha¨ngen. Ich lese im Linne´ fort, denn ich muß wohl, ich habe kein ander Buch. Es ist das die beste Art ein Buch gewiss zu lesen, die ich offters prackticiren muß, besonders da ich nicht leicht ein Buch auslese. Dieses ist aber vorzu¨glich nicht zum lesen sondern zum recapituliren gemacht und thut mir nun treffliche Dienste, da ich u¨ber die meisten Punckte selbst gedacht habe. Noch finde ich in meinen Angelegenheiten hier nichts als was mir Freude machen ko¨nnte. Es geht gut was ich angelegt habe und wird ia¨hrlich besser werden. Wenn ich noch eine Zeitlang daure und aushalte, dann kann es wieder eine Weile von selbst gehn. Ach meine liebe wie viel wa¨re zu thun und wie wenig thun wir. Heute habe ich ein Capitel an Wilh. geschrieben und nun noch eins dann ist der Theil geschlossen. Wie freue ich mich euch diesen Abschnitt vorzulesen. Es soll Thee gemacht werden und Caminfeuer, damit es an Dekoration und Accompagnement nicht fehle. /
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d‘. 10 ten. Es geht mir ganz gut hier, nur daß ich dich Abends immer vermisse. Es ist die Art der Gescha¨ffte daß sie sich vermehren wie man tiefer hineindringt. Sie machen mir Freude, weil ich auf viele Seiten wu¨rcken kann und wenn man nur Licht wohin bringt schon viel gethan ist. Wenn ich rechne daß ich nur 8 Stunden auf Gotha habe, so mo¨gt ich wohl meinen Ru¨ckweeg u¨ber dort nehmen und meine Freunde mit dem Conradin besuchen. Ich komme einige Tage spa¨ter zu dir, das ist alles was mich abha¨lt. Hier ist nun vo¨llig Winter, alles u¨berschneit die Berge im Duft und nur landwa¨rts sieht man von der Sonne bestrahlte Ho¨hen. Es ist scho¨n und reitzend, obgleich fu¨r unsre Arbeiten zu fru¨h. Von mir kan ich dir nichts weiter sagen, wenn ich unbescha¨fftigt bin dencke ich an dich. Lebe wohl. Die Augen thun mir weh. Der Schnee hat mich geblendet und das Licht auf dem Weissen Papiere schmerzt mich. Gute Nacht. Eben erhalte ich noch deine wenigen Worte und dancke dir herzlich. /
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d‘. 11 ten. Heute hab’ ich endlich das sechste Buch geendigt. Mo¨ge es euch soviel Freude machen als es mir Sorge gemacht hat, ich darf nicht sagen Mu¨he. Denn die ist nicht bey diesen Arbeiten, aber wenn man so genau weis was man will, ist man in der Ausfu¨hrung niemals mit sich selbst zufrieden. Ich wu¨nschte nur du ha¨ttest noch nichts davon geho¨rt. Doch du bist gut und ho¨rst es wohl noch einmal, auch wenn es zusammen ist nimmt sich’s anders aus, besonders da dieses Buch wieder fu¨r sich ein Ganzes ausmacht. Ich freue mich auf Herders und die Imhof.
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BRIEF 179
Hab ich doch Wort gehalten d‘. 12 Nov vorigen Jahrs war das vorige Buch fertig. Wenn es so fort geht, so werden wir alt zusammen eh wir dieses Kunstwerck vollendet sehn. Meine Sachen sind soweit abgethan. Das scho¨ne Wetter lockt mich, ich will morgen auf Gotha reiten, um dort meinen Freunden auch einmal Freude zu machen und den Conradin zusehen. Der Anblick dieses, ienseits der Alpen gefertigten Wercks, wird mich auch auf den Thu¨ringischen Winter sta¨rcken helfen. Wenn ich es nur in deiner Gesellschafft sehen ko¨nnte. / Gru¨se Fritzen und die Imh. und denckt an mich. Fritzen dancke fu¨r sein Briefgen. Wenn seine Hand sich so ha¨lt und weiter bessert soll mich’s freuen. Lebe wohl. Meinen ersten Brief wirst du erhalten haben. Adieu. G. Ich habe noch eine ko¨stliche Scene gehabt die ich wu¨nschte dir wiedergeben zu ko¨nnen. Ich lies einen Buchbinder rufen um mir das Buch Wilh. in meiner Gegenwart zu heften, er erinnerte eine Bitte die er bey der Steuerkomm. angebracht und unter der Arbeit erza¨hlte er mir seine Geschichte und sprach u¨ber sein Leben. Jedes Wort das er sagte war so schweer wie Gold und ich verweise dich auf ein dutzend Lavaterische Pleonasmen um dir die Ehrfurcht auszudru¨cken die ich fu¨r den Menschen empfand. Lebe wohl meine Beste, ich hoffe daß meine verla¨ngerte Abwesenheit auch dir zur Freude gereichen werde, denn es wird mich aufmuntern mehr Menschen zu sehen. Adieu mein su¨ses bestes Herz, du fu¨hlst doch wie lieb ich dich habe, wie dein ich bin und wie ich mich durch alles hin nach dir sehne. d‘. 11 ten Abends.
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Abb. 12: Goethe an Charlotte von Stein, 9.–11. November 1785 (Nr 179), S. 1
Abb. 13: Goethe an Charlotte von Stein, 9.–11. November 1785 (Nr 179), S. 4
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180. An Johann Gottfried und Caroline Herder Ilmenau, 11. November Æ1785. Freitagæ Ilmenau d‘. 11 Nov. Heute ist das sechste Buch geendigt, und ich habe also Wort gehalten. Mo¨ge es euch nun Freude machen, wie es mir Sorge gemacht hat. Wenn man sich einmal auf die Reinlichkeit des Contours legt, macht man sich nie was zu Dancke. Meine Sachen gehn Hier hu¨bsch und gut, es wird doch; regt sich, entwickelt und ordnet sich, fu¨r das u¨brige sollten die Go¨tter sorgen. Das scho¨ne Wetter macht ganz froh. Hier ist vo¨llig Winter, alles eingeschneit und starcker Frost, ihr werdets wohl auch nicht besser haben. Morgen will ich auf Gotha reiten, um nicht das verhasste Ilmthal sogleich wieder durchzustreifen, um unsern guten Epimetheus zu besuchen, Conradin zu sehen, u.s.w. Ehe ich in Weimar wieder einwintre. Meine beste Aussicht ist doch am Ende wieder zu euch. Am Kamine soll Wilh. gelesen werden, und sogar Thee dazu, damit es ha¨uslicher sey. Glu¨ck auf zu allen Epigrammen und was sonst guts vor ist und Adieu. G.
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181. An Charlotte von Stein Gotha, 13. November 1785. Sonntag Gotha d‘. 13 ten Nov. 85. nachts 11. Den ganzen Tag habe ich in Gesellschafft zugebracht und nun noch ein Wo¨rtgen mit dir. Lass dich die paar Tage la¨ngerer Abwesenheit nicht reuen, ich komme und eile wo mo¨glich mit vollerer Seele zu dir zuru¨ck.
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BRIEFE 182–184
Wie glu¨cklich werde ich seyn dir ausdrucken zu ko¨nnen wie sehr ich deinen Werth fu¨hle und wie allein du vor allen Wesen der Welt mich glu¨cklich machen kannst. Die Schicksale meiner Wanderschafft werden dich, wenn ich sie dir erza¨hle, mehr davon u¨berzeugen als die wa¨rmsten Versicherungen kaum thun konnen. Ich bin dein und muß dein seyn. Alles leitet treibt, dra¨ngt mich wieder zu dir. Ich mag nichts weiter sagen. Dienstag Abend bin ich wieder bey dir wenn nichts sonderliches vorkommt. Ich bin schon bey dir, mein Herz verzehrt sich fu¨r dich. G.
182. An Charlotte von Stein ÆGotha, 15. November 1785. Dienstagæ
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Ich habe dir geschrieben Beste daß ich Dienstag Abends bey dir seyn wu¨rde, ich muß noch diesen Tag bleiben, man verlangt es zu eifrig. Ich habe Conradin noch nicht bey Tage gesehen, der Herzog hat einige phisikalische Instrumente aufstellen lassen und so w. Damit du nicht vergeblich wartest schicke ich dir diesen Boten. Denn eine Sorge um dich, ein Verlangen nach dir verla¨sst mich nicht einen Augenblick. Nur wu¨nsche ich daß du es recht fu¨hlen mo¨gest. Ich ha¨nge an dir mit allen Fasern meines / Wesens und freue mich ieden Tages des na¨chsten Winters wenn du mir nur wohl bleibst. Wie mancherley interessantes habe ich dir von meiner kleinen Wandrung zu erza¨hlen. Wenn du nur Conradin und die u¨brigen Sachen des Herzogs sehen ko¨nntest. Du gute, liebe, einzige! Mein Herz ha¨ngt mit der innigsten Leidenschafft an dir. Ich bin dir ganz verwandt und verbunden. Mittwoch Abends bin ich gewiß bey dir. Wie freu ich mich auf den Empfang. Daß ich doch nichts von dir vernehmen kann! Adieu Montag Nachts. Halb. 1. G
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183. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 17. November 1785. Donnerstagæ Herders kommen und ich sehe dich auch bey mir und die Schwester. O du liebe einzige wie habe ich mich gefreut Dich wieder zu sehen. Wann geht oder fahrt ihr nach Oberw. Ich ha¨tte wohl lust euch zu begleiten und kehrte alsdann zuru¨ck. Lebe wohl. Liebe mich. G.
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184. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 18. November 1785. Freitag Mit Freuden habe ich wieder einmal einen Brief von dir erhalten und gerne daraus gesehn daß du in den Gebu¨rgen wohlgewesen bist. daß du noch vor Winters dir die Bilder so groser und scho¨ner Gegensta¨nde eigen gemacht hast. Uber die Bergbewohner habe ich auch neuerdings besondre Spekulationen. Schreibe nun auch balde von Mu¨nchen etwas damit man erfahre wie dort der Ton ist, wie die Menschen sind und was sich auszeichnet, ich bin sehr neugierig darauf. Ich fu¨hre mein stilles Leben fort, bin manchmal in Jena wo ich dich immer vermisse. Erst ietzo komme ich von Ilmenau zuru¨ck wo alles sehr gut geht, bin u¨ber Gotha gegangen und habe einige freundliche Tage daselbst zugebracht. Das sechste Buch meines Wilhelms ist fertig, ich las es Fr. v. Stein, Imhof und Herders vor. Du fehltest, sonst wa¨re / mein kleines Publikum vollkommen gewesen. Ich war glu¨cklich viel Beyfall zu erhalten, und werde dir es nicht schicken, um dich wenn du zuru¨ckko¨mmst mit etwas bewirthen zu ko¨nnen. Schreibe mir doch auch vom Mu¨nchner Theater ausfu¨hrlich, besonders von der Operette. Erkundige dich nach dem Entrepreneur oder der Direcktion und ob es Leute sind die etwas anwenden ko¨nnen. Ich mo¨gte gar gerne meine letzte Operette die Kayser recht brav kompo-
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BRIEFE 185–189
nirt, irgendwo unterbringen, um dem iungen Ku¨nstler ein Stu¨ck Geld zu verschaffen und ihn in der Teutschen Welt bekannt zu machen. Deine Beschreibungen haben mir grose Lust gemacht auch Tirol einmal zu sehen, wie anders wu¨rden mir ietzt diese Massen als sonst erscheinen. / Fr v. Imhof ist hier. Sie wird dir selbst die Verlegenheit beschreiben in der ihr Mann sich mit Eccard befindet. Es ist ein bo¨ser Handel und ich sehe nicht wie er enden soll. Ubrigens kann ich dir wenig sagen. Ausser meinen gewo¨hnlichen Gescha¨fften, bin ich auch sonst fleisig. In der Botanick bin ich ziemlich vorgeruckt. An der Fu¨rstinn Gallizin, Hemsterhuis, v. Fu¨rstenberg, Sprickmann habe ich interessante Bekanntschafften gemacht. Jakobis metaphisisches Unwesen u¨ber Spinoza, wo er mich leider auch compromittirt, wirst du gesehen haben. Der Herzog geht im Januar nach Berlin, Klinkowstro¨m und Wedel begleiten ihn. Und ich weiche nun nicht vom Platze bis mich die gute Jahrszeit in’s Carlsbad / fu¨hrt. Verschma¨he uns nicht ganz denn wir lieben dich herzlich und wu¨nschen dich bey uns zu sehen. Lebe wohl. Schreibe bald wieder und laß mich Mu¨nchen wie im Schattenriß erblicken. Weimar d‘. 18 Nov. 85. G.
185. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. November 1785æ
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Guten Morgen Geliebte ich mo¨gte ein Wort von dir ho¨ren. Hier sind die Zeitungen. Die Tauscherey Wallensteins hat mir auch geholfen. Die Herzoginn Mutter hat die Partitur des Re Theod. wieder eingetauscht und mir geschenckt. Ich schicke sie Kaysern. G
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186. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. November 1785. Sonntag Beyliegenden Brief erhalte ich von Bru¨hl. Ich werde ihm schreiben daß fu¨r den Unterricht seines Sohnes hier der Ort gar nicht ist. Daß hier nur Unterrichtete Leute leben ko¨nnen. Hast du mich recht lieb? und was wirst du heute beginnen? Wo seyn? d‘. 20 Nov. 85. G
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187. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 23. November 1785. Mittwoch Ich habe mich lange nach einem Worte von dir gesehnt. Hier ist eine Pappe. Heut Abend muß ich in’s Conzert denn es wird ein Chor aus dem Re Teodoro wiederhohlt. Wenn du nicht hingehst bin ich sobald als mo¨glich wieder bey dir. d‘. 23 Nov. 85. G
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188. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 25. November 1785. Freitag Ich dancke dir daß du meinen Geist aus den alten Papieren zu dir rufst. Ich liebe dich Herzlich, und werde dich heute sehen wie immer. Vielleicht noch vor Tische, gewiß diesen Abend. Lebe wohl du beste und liebe mich. d‘. 25 Nov. 85. G
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189. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 28. November 1785. Montag Ich habe Ihnen mit der letzten Post u¨ber Ihr Werck und meine Absichten nur eilig geschrieben, damit Sie einsweilen weiter dru¨ber nachdencken mo¨gten.
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BRIEFE 190/191
Jetzo kann ich Ihnen etwas mehr sagen. Ihren zweyten Ackt hab ich nunmehr mit drey Stimmen am Claviere, wiewohl noch sehr unvollkommen geho¨rt, und habe sehr groses Vergnu¨gen daran gehabt. Sie verfolgen Ihren Weeg wie Sie ihn angetreten haben und sind auf die scho¨nste Weise im Steigen lassen Sie es bis zu Ende so fort gehn. Was mich bey der Auffu¨hrung sonderlich gefreut hat, war der Beyfall einiger Kenner, die ihr beywohnten und die u¨ber die Massen mit der Arbeit / zufrieden waren. Es ist auch die Sache des Rezitativs entschieden worden. Die Sa¨nger hatten sich bisher beschweert, daß solche ungewo¨hnliche und nicht leicht zu treffende Ausweichungen darinne vorka¨men. Es ward aber ausgemacht, daß da man deutlich sehe, der Componiste habe nicht aus Eigensinn oder Grille, sondern absichtlich, um der natu¨rlichen Deklamation na¨her zu kommen, dergleichen Uberga¨nge beliebt; so ha¨tten sie sich alle mo¨gliche Mu¨he zu geben diese Schwu¨rigkeiten zu u¨berwinden und sich den Ausdruck recht angelegen seyn zu lassen. Bey welchem Bescheid es verblieben. / Die Arie G e r n i n s t i l l e n pp ist allerliebst, und gefa¨llt gewiss allgemein –––– Genug wir sind durch aus zufrieden und erfreut Nur frisch gewagt Nur unverzagt Es ist fu¨rtreff‘ gut gegangen. Da es phisisch unmo¨glich ist daß nach dem Tanze, die Arie G e r n i n s t i l l e n p Da capo wiederhohlt werden ko¨nne, so werden Sie die Gu¨te haben, nur ganz kurz den Geist der Arie auszuziehen und die vier Zeilen nur einmal wiederhohlen zu lassen, da denn der Docktor einfallen kann: Nun nun bey diesem sanften Paroxismus pp. / Das Stu¨ck Arbeit das Sie zuru¨ckgelegt haben ist gros, aber es beweist daß Sie mit dem u¨brigen auch zu Rande kommen werden. Es wird nun ausgeschrieben und durchprobirt, versucht und beurteilt werden. Die Musici ho¨re ich, sprechen auch hinter meinem Ru¨cken guts davon. Ko¨nnten wir nur wenn es fertig ist, perso¨nlich dru¨ber konferiren! Ich warte mit Verlangen auf Antwort von Wien.
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Leben Sie wohl. Schreiben Sie mir bald, und schicken wieder ein Stu¨ck sobald Sie ko¨nnen. Wie freue ich mich wenn Sie den Re Teodor erhalten. Adieu. W. d‘. 28 Nov. 85. G Ubrigens sind Sie mit keinem Termine genirt arbeiten Sie mit Muse, ich dencke indes an etwas neues.
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190. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 29. November Æ1785. Dienstagæ Ich bin wohl und freue mich deiner Liebe. Wa¨rst du auch nur wieder hergestellt. Ich kann dich nicht begleiten. In bin im dicktiren begriffen, und muß noch vor Tische damit fertig werden. Lebe wohl es thut mir sehr leid dich allein auf dem Spaziergang zu wissen. G d‘. 29 Nov
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191. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich November 1785æ Wie nothwendig mir gestern Abend als ich nach Hause kam deine Gegenwart gewesen wa¨re kann ich dir mit Worten nicht ausdru¨cken, ich unterhielt mich lange im Geist mit dir. Habe Tausend danck fu¨r dein Briefgen ich komme noch vor Tische kann aber wegen einer dringenden Arbeit vor 12 Uhr nicht ausgehn. Diesen Abend sind wir zusammen und so immer fort. Lebe wohl. liebe mich es ist mein gro¨ßtes Bedu¨rfniß. G. Wegen der Maske will ich Friedrichen den Auftrag thun. Du hast die u¨brigen franzo¨sischen bon mots hier noch einige dazu.
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BRIEFE 192–197
192. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 1. Dezember 1785. Donnerstag
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Hier l. Bruder schicke ich das verlohrne Schaaf, und zugleich das Blancket zuru¨ck, damit du deines Nahmens Unterschrifft selbst vertilgen ko¨nnest. Was giebts sonst guts? Laß mich wieder von dir ho¨ren. Was hast du zu den Morgenstunden gesagt? und zu den ju¨dischen Pfiffen mit denen den neue Sokrates zu Wercke geht? Wie klug er Spinoza und Lessing eingefu¨hrt hat. O du armer Criste wie schlimm wird dir es ergehen! wenn er deine schnurrenden Flu¨glein nach und nach umsponnen haben wird! Machst du gegen Anstalten? Und wie? Wir sind stille und fleisig. Hast du Nachricht von der Fu¨rstinn? Es ist eine kostbare Seele und es giebt mich nicht Wunder daß sie die Menschen so anzieht. Ich ha¨tte sie da sie ging gerne halten mo¨gen. Es ward erst gut. Lebe wohl und gru¨se die deinigen. W. d‘. 1 Dez 85. G
193. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ 15
Was macht meine liebe? wird sie heute Abend kommen? Warum hat sie mir nicht ein Wo¨rtgen geschrieben? Ich habe sehr darauf gehofft. Lebe wohl. du kommst doch gegen sechse? G
194. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ Wie befindet sich meine Liebe? sag mir ein Wort? 20
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195. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. Dezember 1785. Samstag Was hat meine liebe heute vor daß ich meinen Abend darnach einrichten kann. G d‘. 3 Dez 85.
196. An Ludwig Albrecht Schubart Weimar, 3. Dezember 1785. Samstag Fu¨r die mir u¨berschickten Gedichte Ihres Herrn Vaters dancke ich recht sehr, ich wu¨nsche daß er bald mo¨ge fro¨lige Lieder in den Armen der Seinigen zur Harfe singen ko¨nnen. In einem Briefe an ihn, den ich H‘. von Sandrart u¨bersendet, habe ich einige Fragen gethan, die mir noch nicht beantwortet worden. Ko¨nnen Sie mir Nachricht geben ob er mein Schreiben, das mit einigen Herderischen Schrifften begleitet war, erhalten? Ich wu¨nsche Ihnen wohl zu leben und empfehle mich Ihrem Andencken. Weimar d‘. 3 Dez. 1785. v Goethe
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197. An Christiane Gr]fin von Br^hl Weimar, 4. Dezember 1785. Sonntag Mille remercimens charmante Comtesse pour toutes les belles choses que Vous aves eu la bonte´ de m’envoyer. Les Melodies de Naumann me sont une nouvelle preuve du pouvoir que Vous exerces sur l’esprit et sur toutes les faculte´s des hommes, Vous commandes a ce beau genie meme au dela de la mer, et son eloignement ne paroit qu’augmenter le sentiment de Votre superiorite´.
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BRIEFE 198/199
Je suis bien heureux d’avoir pu composer quelque piece de poesie qui pouvoit avoir du rapport a sa situation presente. Reellement ce n’est pas le Musicien, c’est l’homme qui a exprime´ le desir de revoir l’objet cheri, c’est l’ami qui a senti les douleurs de la separation. Dites lui bien de belles choses de ma part, ie Vous en prie. J’avois concu le dessein de lui / ecrire, mais j’ai change´ d’avis, ie Vous fais interprete de mes sentimens, et qui pourroit mieux faire ses eloges que Vous. Que ne puisje Vous entendre chanter ces petits airs! Car on sent bien qu’ils sont composes pour Vous. Dans la lettre cy jointe Vous trouveres une reponse cordiale aux demandes que le bon Maurice a voulu me faire, j’espere qu’il voudra me continuer sa confiance dans une affaire qui Vous interesse tant tous les deux. L’etat de Votre sante´ m’afflige, j’espere que le petit voyage de Leipsic Vous fera du bien. Adieu charmante amie, embrasses Lolo de ma part, souvenes Vous quelques fois de moi, et conserves moi un petit coin de Votre coeur. W. ce 4 Dec. 1785. Goethe.
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Mille compliments a Darbes.
198. An Hans Moritz Graf von Br^hl Weimar, 4. Dezember 1785. Sonntag Monsieur et cher ami,
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En retournant d’Ilmenau je trouve Votre chere lettre qui m’a fait bien du plaisir, je vois que Vous m’aimes encore et que les Muses ne Vous abandonnent pas. L’idee de vouloir Vous etablir ches nous pour quelque tems est charmante, je souhaite que l’execution puisse contribuer a Votre bonheur. Vous connoisses Notre societe, elle a peu change´ depuis le tems de Vo7 intr-erprete 13 a6ffaire 25 etst
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DEZEMBER 1785
tre dernier sejour, Vous scaves ce que Vous pouves en attendre, Vous trouves des amis, Vous en aures bientot d’autres, Votre honettete, Votre belle humeur Vous feront aimer, tout le monde sera content / de Vous je souhaite que Vous puissies l’etre de tout le monde. Pour ce qui est de l’instruction de Mr Votre fils je crains que Vous ne trouveres pas si bien Votre compte. Nous sommes asses bien eleves ici, asses bien instruits, mais il ne paroit pas etre notre fort de bien elever de bien instruire les autres. L’education de quelques jeunes gens m’etant confie´e j’ai mille chagrins sur ce point la. Je ne scaurois donc Vous bien conseiller la dessus, surtout comme les facultes et les connoissances du cher Lolo ne / me sont connues que superficiellement. Il faudroit scavoir ce que Vous cherches pour lui et je Vous dirai franchement ce que Vous pourres en trouver ches nous. Mr Kettner me pourroit envoyer un petit detail et je ne manquerois pas de consulter des personnes sages et scavantes, sur une matiere qui doit tant Vous interesser. Adieu mon cher Comte conserves moi Vos bontes et soyes assure´ que je Vous suis bien sincerement attache´.
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Weimar ce 4 Dez. 1785. Goethe.
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199. An Philipp Christoph Kayser ÆWeimaræ, 4. Dezember 1785. Sonntag Ich mo¨gte Ihnen lieber K. recht offt und viel sagen wie sehr uns Ihre Composition Vergnu¨gen macht. Ich gehe sie nun mit den Sa¨ngern durch und es gehn ihnen auch Lichter auf, sie haben Freude daran und bemu¨hen sich um den Ausdruck. Mit Freunden u¨berlege ich das Werck und wenn es ganz fertig ist sollen Sie eine ausfu¨hrliche Rezension nach unsrer Art davon erhalten.
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Abb. 14: Goethe an Philipp Christoph Kayser, 4. Dezember 1785 (Nr 199)
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Das Terzett ist sehr brav und die letzte Arie Æhæerzlich artig. Die Uberga¨nge aus dem Rez. Æzæur Arie haben Sie recht glu¨cklich behandelt. Der Einfall bey Z a u d r e n i c h t d i e Z e i t v e r g e h t p ist launig und unerwartet. u.s.w. Fahren Sie ia recht fleisig fort, und schicken mir sobald als mo¨glich etwas. Die Arie A c h w a s s o l l i c h d a n n g e s t e h e n ist gut behandelt und N u r i n s t i l l e n p wird immer angenehmer ie o¨ffter man’s ho¨rt, man wird die Melodie nicht wieder los. Leben Sie wohl! Wir mu¨ssen nun auf alle teutsche Opern Theater Anschla¨ge machen. Von Mu¨nchen hab ich Nachricht, dort sind sie im moralischen Geschmack; das ist der schlimmste fu¨r den Ku¨nstler und der glu¨cklichste fu¨r den Pfuscher. Man kann ihnen doch auch etwas nach dem Gaumen brauen. d‘. 4 dec 85. G.
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Weis Fr. Schulthes etwas von unserm Unternehmen?
200. An Johann Christian Kestner Weimar, 4. Dezember 1785. Sonntag Seit dem Empfang Eures Briefes lieber K. habe ich mich u¨ber Euer Schicksal nicht beruhigen ko¨nnen, das Ihr mit sovielem guten Muthe ertragt. Bisher wart Ihr mir eine Art von Ideal eines durch Genu¨gsamkeit und Ordnung Glu¨cklichen und Euer musterhafftes Leben mit Frau und Kindern war mir ein fro¨hliges und beruhigendes Bild. Welche traurige Betrachtungen lassen mich dagegen die Vorfa¨lle machen die euch u¨berrascht haben und nur Euer eignes scho¨nes Beyspiel richtet mich auf. Wenn der Mensch sich selbst bleibt, bleibt ihm viel. Seyd meines herzlichen Anteils u¨berzeugt, denn mein manigfaltiges Weltleben hat mir meine alten Freunde nur noch werther gemacht. Ich dancke Euch fu¨r den umsta¨ndlichen Brief und fu¨r das sichre Gefu¨hl meiner Theilnehmung. Lebet wohl. gru¨st Lotten und die
2 u--¨ Uberga¨nge 3 dbeye 9 wWir 17 eEures 20 gGlu¨cklichen 22 dieagegen
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BRIEFE 201–206
Kinder. Das Bad hat gute Wu¨rckung hervorgebracht und ich bin recht wohl. W. d‘. 4 Dez. 85. G.
201. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 4. Dezember 1785. Sonntag 5
Hier dein Brief und der meinige, schicke mir beyde wieder zuru¨ck. Diesen Abend bin ich bey dir du beste, ich hoffe wir werden ungesto¨rter seyn. d‘ 4 Dez. 1785 G
202. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 4. oder 5. Dezember 1785? Sonntag? oder Montag?æ 10
Hier liebe L. einen Brief in anderm Geschmack, ich hoffe er soll dir auch gefallen. Besonders wenn du dich erinnerst daß ich dir nie einen in so sorgfa¨ltigem Style geschrieben. G
203. An Johann Gottfried M^ller? Weimar, 5. Dezember 1785. Montag
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Schon vor einigen Jahren habe ich das Werck Famiani Stradae de bello belgico von der Universita¨ts Bibliotheck zu Jena entlehnt, dessen erste Decas mir von Handen gekommen. Ich schicke also hier die zweyte Decas und die erste von einer andern Edition, mit Bitte solche einsweilen hinzustellen, bis ich mich im Stand finden werde, das Exemplar
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geho¨rig zu kompletiren, oder ein kompletes, gegen Austauschung des gegenwa¨rtigen, der Akad. Bibliotheck zu u¨berreichen. Ew Wohlgeb‘ verpflichten durch diese Gefa¨lligkeit Dero Weimar d‘. 5 Dez 1785.
ergebensten Diener
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Goethe
204. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 5. oder 6. Dezember 1785. Montag oder Dienstagæ Nimm dich beym Zusiegeln in Acht wenn du mir den Brief wiederschickst. Der gestrige an die Fu¨rstinn war an das Siegel angeklebt. G
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205. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 9. Dezember 1785. Freitag Ich habe nur preservative eingenommen. Und es thut mir leid daß ich einen so scho¨nen Tag gewa¨hlt habe. Indess ists auch gut. Ich komme um 4 Uhr zu dir und freue mich deiner Gegenwart. Gestern Abend hab ich den Plan auf alle 6 folgende Bu¨cher Wilhelms aufgeschrieben G d‘. 9 Dez 85.
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206. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. Dezember 1785. Samstag Was macht meine Liebe? ist sie wohl. Das gestrige scho¨ne Wetter brachte den heutigen Reif. Gegen Mittag wirds doch scho¨n. ich komme dich abzuhohlen. Liebe mich. d‘. 10 Dez 85. G
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BRIEFE 207–210
207. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 11. Dezember 1785. Sonntag
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Ich muß dir noch einen guten Morgen geben u. dir fu¨r deine Zartlichkeit und treue Liebe dancken. Leb wohl du su¨se mein Herz bleibt bey dir. d‘. 11 Dez. 85. G
208. An Charlotte von Stein Jena, 12. Dezember 1785. Montag
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Dein Bruder eilt weg und ich kann dir nur ein klein Wo¨rtgen sagen. Dancke fu¨r das liebe Briefgen, ich erwartete mir’s. Das Wetter ist sehr scho¨n und ich hoffe es soll anhalten. Ich habe so mancherley zu thun gefunden daß ich erst Mittwoch oder Donnerstag Abends kommen werde. Sag es doch dem Herzog. Behalte mich lieb. Meine innerste Seele geho¨rt dein. Wenn du hier in der Stille bey mir seyn ko¨nntest, sollte es mir ein recht glu¨cklicher Aufenthalt werden. Lebe wohl. Gru¨se die Schwester und Fritzen. Ich habe artige Sachen gelesen und erfahren die ich dir erza¨hlen werde Jena d‘. 12 Dez. 1785. G.
209. An Charlotte von Stein Æ Jenaæ, 12. Dezember Æ1785. Montagæ
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Morgen fru¨he geht Gu¨sfeld von hier ab, und meine liebe soll einige Zeilen durch ihn erhalten. Die Tage sind sehr scho¨n, wie der Nebel fiel, dachte ich an den Anfang meines Gedichts. Die Idee dazu habe ich hier im Thale ge-
12 sStille
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funden. Ha¨tte ich dir nur die angenehme Aussicht zeigen ko¨nnen! Zum Wilh. hab ich nichts gefunden als einen N a h m e n . Dagegen aber habe ich im heru¨berreiten fast die ganze neue Oper durchgedacht auch viele Verse dazu gemacht, wenn ich sie nur aufgeschrieben ha¨tte. Bey Lodern habe ich v o m M a g e n s a f t neue Observ. vernommen, und habe die Abh‘. von Hill u¨ber die Blumen gelesen, die wieder neue Blumen aus ihrer Mitte hervortreiben. Wer doch nur einen aparten Kopf fu¨r die Wissenschafften ha¨tte. Lebe wohl du Su¨sse. Ich liebe dich ausschlies‘. Adieu. d‘. 12. Dez. Abends. G
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210. An Charlotte von Stein Æ Jena, 13. Dezember 1785æ. Dienstag Da ich meiner Liebsten ausbleibe, soll es ihr wenigstens an einem Gruse nicht fehlen. Jetzt da das Wetter so scho¨n wird verdriest michs daß ich dich nicht gebeten habe heru¨ber zu kommen. Meine Sachen gehen gut und in Ordnung, meine Gegenwart war nothwendig und ich werde bis den Donnerstag bleiben und Abends bey dir seyn. Ich habe die scho¨nsten Stunden im freyen gehabt. Das Thal ist im Nebel und halb Lichte gar scho¨n. Auch hab ich viel an der neuen Operette geschrieben, und freue mich schon darauf sie euch vorzulesen da es mit Wilh. doch langsam geht. Adieu du liebe. Behalte mir dein Herz, ich bin dein. Dienstag Abends. G
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BRIEFE 211–217
211. An Charlotte von Stein Æ Jena, 15. Dezember 1785? Donnerstag?æ
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Ich werde gewiß noch vor der Commo¨die bey dir seyn und alsdenn dir dahin folgen, es freut mich eine gute Musick zum Empfang zu ho¨ren. Der beste Empfang aber wird mir von dir seyn. La¨nger ha¨tt ich es hier nicht ausgehalten, so artig still es auch hier ist. Lebe wohl. liebe mich. Ich sehe dich balde. G
212. An Johann Nicolaus Ambrosius? ÆWeimar, wahrscheinlich Ende November bis Mitte Dezember 1785æ ÆDruckæ
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Hier sende ich die Verse . . Besorgen Sie gefallig das Unterlegen und die Abschriften. Letztere wu¨nschte ich eher zu sehen als sie denen Sangern hingegeben werden, damit diese nicht wie es so oft geschieht falsch einlernen. G.
213. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 16. Dezember 1785. Freitagæ
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Wie glu¨cklich unterscheidet sich dieser Morgen von denen na¨chstvergangnen daß ich dich wieder in der Na¨he begru¨sen und dir sagen kann wie unendlich ich dich liebe Mit Freuden hoff Æichæ dich balde zu sehen Lebe wohl. ich kam gestern erst 11 Uhr vom H. Adieu. G Dein Brief von Polln. ist wieder da.
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214. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 16. Dezember 1785. Freitag Der Herzog verlangt ich soll morgen mit nach Gotha gehn und ich will mich dem nicht entziehen. Es kommen Umsta¨nde vor, die eines dritten Gegenwart no¨tig machen. Heute Abend seh ich dich. Lebe wohl. Liebe mich. d‘. 16 Dez 85. G
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215. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 22. Dezember 1785. Donnerstag Dein Andencken deine Liebe erquicken mich, ich bin wohl, und soll heute mit dem H. essen. Ich sehe dich vor Tafel noch einen Augenblick. Du bist mir herzlich lieb und es ist mir immer traurig dich zu verlassen. d‘. 22 Dez 85. G.
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216. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 22. Dezember 1785. Donnerstagæ Ich bin recht wohl und bitte dich um Halb vier Uhr bey mir zu seyn, ich esse mit dem Herzog und die Musici nebst Herders werden sich zur genannten Stunde einfinden. Ich habe wieder eine Versuchung gehabt auf dem Theater zu erscheinen, solche aber glu¨cklich abgelehnt. G
217. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 22. und 23. Dezember 1785. Donnerstag und Freitag Aus dem vorigen sehen Sie in wiefern ich wagen darf u¨ber den Theil Ihrer Arbeit zu urtheilen den ich so unvollkommen kenne. Und gewiß
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BRIEF 217
es ist innre Uberzeugung wenn ich neuerdings erst ein Kunstwerck zu mir sprechen und es gleichsam ausreden lasse. Ein originelle Arbeit muß sich erst selbst den Weeg zu Aug, Ohr und Herzen bahnen den Sie gehn will, wenn man sie und sich u¨bereilt, kommt man in Gefahr in Beyfall oder Tadel zu straucheln. Neulich ward die E n t f u¨ h r u n g a u s d e m S e r a i l , componirt von M o z a r t gegeben. Jedermann erkla¨rte sich fu¨r die Musick. Das erstemal spielten sie es mittelma¨sig, der Text selbst ist sehr schlecht und auch die Musick wollte mir nicht ein. Das zweyte mal wurde es schlecht gespielt und ich ging gar heraus. Doch das Stu¨ck erhielt sich und iedermann lobte die Musick. Als sie es zum fu¨nftenmal gaben, ging ich wieder hinein. Sie agirten und sangen besser als iemals, ich abstrahirte vom Text und begreiffe nun die Differenz meines Urteils und des Eindrucks aufs Publikum und weis woran ich bin. Uber Ihren zweiten Ackt ist nur Eine Stimme, man wu¨nscht nichts anders und nichts bessers. Mo¨gten Sie ho¨ren was Herder daru¨ber sagt, der mir unter allen nahen Musickfreunden der wertheste und zuverla¨ssigste ist, auch verschaff / ich Ihnen seine Gedancken schrifftlich wenn er einst das Ganze geho¨rt hat. Er kann Ihnen mehr sagen als ich, er ist eine musicalischere Natur als ich. Der erste Ackt ist ihm und andern problematischer, er hat ihn aber auch nur einmal geho¨rt. Lassen Sie mich u¨ber den ersten Ackt ausfu¨hrlicher seyn, ob ich gleich dieses alles lieber bis zu letzt wenn alles fertig aufgeschoben ha¨tte, um Sie in Ihrem Auffluge nicht durch Ru¨ckblicke zu irren. Da Sie aber mein Zuru¨ckhalten u¨bler deuten; so sag ich meine Meynung. Der erste Ackt ist wie Sie ihn ganz recht benennen Prolog, ich habe ihn soviel mir mo¨glich war in Acktion gebracht Sie sind dieser Handlung bescheiden gefolgt, Sie haben ihn wie Sie sagen, und mich du¨nckt mit recht, l e i c h t behandelt, er soll nur gefa¨llig, leicht, voru¨bergehend, unterrichtend seyn. Ich fu¨r meine Person bin auch u¨berzeugt daß er im Ganzen gut und zweckma¨sig ist, und daß er an Ort und Stelle den rechten Effeckt thun wird. Lassen Sie eine gefallende Actrice ihre Waaren ausbieten, mit Eifer die Exposition vortragen, dro2 origie- nelle 3 dAug,e 10 sStu¨ck 11 aAls 28 Ssind 28-29 hHandlung 33 deinee 34 ausbi6eten 34 eEifer
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hen pp. Scapin mit a¨chter Laune vom Kru¨pel zum lu¨sternen Ehmann, vom Kru¨pel zum Docktor u¨bergehn, sein Abentheuer nicht erza¨hlen sondern agiren, die Beschreibung der Stube und der Gestelle recht bedencklich machen und das fro¨hlige Duettgen dieses Vorspiel kro¨nen, ich mu¨sste das theater nicht kennen wenn es nicht Effeckt machte, Ihre Musick nicht Effeckt machte, eben weil sie hier nichts will, sondern nur den Geschmack / die Laune, das Geschicke der schelmischen Ehleute begleitet. Von der Arie: A r m u n d e l e n d finden Sie in der Beylage mehr. Alle diese Wu¨rckung wird aber in Camera sehr geschwa¨cht, wo man kommt um zu h o¨ r e n . Wo man nicht s c h a u t pp. Dazu kommt noch mein detestabler Scapin und daß die Steinhart nicht ganz bequem die Ho¨he erreicht, so ma¨sig sie auch ist. Herder hat sich deswegen den ersten Ackt noch einmal verlangt und ich werde ihn na¨chstens wiederhohlen. Wieland den ich bey solchen Proben nicht gerne sa¨he, kam zufa¨llig dazu. Der erste Ackt wollte ihm nicht zu Halse. Beym zweiten kam er ohne daß ein Mensch ein Wort sagte so zuru¨ck, daß er ganz und gar auf ho¨chste davon eingenommen ward. Auch von ihm sollen Sie wenn das Werck fertig ist ein schrifftlich Wort haben. Sonst hat niemand bedeutendes ausser H‘. v. Einsiedel die Musick geho¨rt auch er fand wie ich den ersten Ackt gefa¨llig und angenehm, wenn auch in einem andern Geschmack wie den zweyten den er ho¨chlich preist. Die Musici gelten bey mir am wenigsten. Es ist nichts beschra¨nckter als ein mittelma¨siger Artiste. Besonders ein Musicus der nur ausfu¨hren sollte und verfu¨hrt wird selbst zu komponiren, doch sind sie das na¨chste / Publikum und nicht zu verachten. Mo¨gte ich doch durch alles dieses Sie beruhigt und Sie na¨her zu mir heru¨ber gebracht haben. Da wir mehr mit einander arbeiten werden, ist mir sehr daran gelegen daß es mit Freyheit des Gemu¨ths und offner Ubereinstimmung geschehe. Noch eins, ich sehe aus Ihrem Briefe wie auch aus einigen vorigen, daß Sie manches allgemeine was ich einmische auf Ihre Arbeit anwen1 Ehmann|,| 2 dvom Kru¨pel zum Docktore 5 ma|c|hte 24|.den er ho¨chlich preist.| 26 mittelma¨sig|er| 32 sgeyschehe
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BRIEF 218
den und es als Wincke ansehen die ich geben will. Ich erkla¨re aber feyerlich hiermit fu¨r immer: daß ich, was ich allgemein sage, nicht auf Ihre Arbeit angewendet haben will, wenn ich etwas daru¨ber zu sagen habe, versprech ich es grade zu sagen. So weis ich zum Exempel nicht bey welcher Gelegenheit ich von Ubereilung der Handlung gesprochen habe. In Ihrer Composition ist mir nichts zu geschwind noch zu langsam, das einzige Duett: A u s d e m B e c h e r , gefa¨llt mir am besten wenn ich es Andante grazioso vortragen lasse. Das Pedantisch einladende des Docktors, Scapinens danckbare Weigerungen nehmen sich mir da am besten aus. Auch liebt man das Duett so sehr daß man sich gerne dabey verweilt. Das Terzett macht grosen Effeckt und wird noch gro¨sern machen, wenn die Handlung das durcheinanderrennen, stille stehn! pausiren, aushalten der Geba¨rden dazukommt. Morgen werde ich endlich das Ganze zusammenho¨ren. Ein gutes Waldhorn kommt wie gerufen aus Paris. d‘. 22. Dez. 85. / Nachdem ich ausfu¨hrlich genug gewesen, fange ich doch noch ein neues Blatt an. Seyn Sie nun auch so bald als mo¨glich mir mit Ihren Anmerckungen zur Hand das Lyrische Drama selbst betr‘. denn ich arbeite immer fort und ie eher Sie mir Ihre Ideen mittheilen desto eher kann ich sie nutzen. Sie sehen an unserm Stu¨cke wo ich hinaus will. Sie ko¨nnen wenn Sie es mit Erwin, mit Claudinen zusammenhalten sehen und urtheilen wie ich zugeruckt bin und wie ich u¨ber diese Art Kunstwercke dencke. Auch bey diesem letzten habe ich wieder gelernt, und ich wu¨nschte sehr von Ihnen auch hieru¨ber zu ho¨ren. Ich habe schon wieder eine neue zu sieben Personen angefangen, also thun Sie bald dazu eh ich fortfahre. In dieser werde ich auch fu¨r die Ru¨hrung sorgen, welche die Darstellung der Za¨rtlichkeit soleicht erregt und wornach das gemeine Publicum so sehr sich sehnt. Es ist auch natu¨rlich ieder Laffe und La¨ffinn sind einmal za¨rtlich gewesen und an diesen Saiten ist leicht klimpern, um ho¨here Leidenschafften und Geist, 3 dzue 9 spvortragen 9 Dochktors 11 dsehre 14 d|a|zukommt 26 gzugeruckt 32 gsich
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Laune, Geschmack mit zu empfinden muß man ihrer auch fa¨hig seyn, sie auch besitzen. Meine sieben Personen und ihr Wesen durcheinander unterhalten mich manchmal besonders wenn ich zu Pferde Tagereisen machen muß und unterweegs nichts klu¨gers zu dencken habe. Einigen / geschmackvollen Personen habe ich den Plan vorgelegt und ich kann Beyfall hoffen. Jetzt da ich Ihre Probe habe macht mir das Lyrische Theater mehr Muth. Ko¨nnte ich nur um Ihrentwillen meine Sprache zur Italia¨nischen umschaffen, damit ich Sie schneller in’s grose Publicum bra¨chte. Indessen was nicht zu a¨ndern ist! Behalten Sie nur guten Muth und seyn Sie u¨berzeugt daß Sie mir grose Freude machen. Mich vergnu¨gt sehr daß Sie Frau Schulth. wie sie mir schreibt Theil an unserm Wercke nehmen lassen. Ich habe es heimlich gewu¨nscht doch sagte ich nichts davon weil ich Ihr Verha¨ltniß zu ihr nicht kannte. Gru¨sen Sie die liebe Frau, sie wird ein Briefgen vom 4. Dez. von mir erhalten haben. Ich muß schliesen und siegeln. Heut Abend ist Probe. Hierbey kommt die Verbesserung einiger Stellen im 4 ten Ackte. Uber die Arie a r m u n d e l e n d na¨chstens ich will sie heute noch einmal ho¨ren. Adieu. Schreiben Sie mir balde. Weimar d‘. 23 dez. 1785. G
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218. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 23. Dezember 1785. Freitag Wie befindet sich meine beste? Mein Schnuppen ist noch nicht vorbey, ich bin lange im Bette geblieben. Heute komm ich um deine Gegenwart einen Augenblick seh ich dich doch und mein Gemu¨th ist immer bey dir. G d‘. 23 Dez. 85.
1 d--enn ihrer 1 seymn 15 vVerha¨ltniß 19 54 24 n|i|cht 26 se6h
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BRIEFE 219–224
219. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. Dezember 1785. Samstag
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Mir geht es wieder ganz leidlich beste. Hier was du Fritzen zu seinem Heiligen Christe beylegen wirst. Erst wird mir bey der H. bescheert dann komm ich zu dir. Wie befindest du dich lebe wohl. G d‘. 24 Dez 85.
220. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 26. Dezember 1785. Montag
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Ich wusste wohl am Hei‘. Abend daß ich dir noch etwas zu bescheeren hatte, konnte mich’s aber nicht besinnen. Hier schick ich’s nach. Ich sehe dich nicht vor dem Conzert. Wenn du daraus zuru¨ckkehrst findest du mich. d‘. 26 Dez. 85 G
221. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 27. Dezember 1785. Dienstag
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Ich mo¨gte dir immer etwas schicken und etwas sagen damit du meines Andenckens gewiß bliebest. Es schmerzt mich nur so immer von dir getrennt zu seyn. Ich gehe nicht auf die Redoute und will um siebene in deinem Zimmer seyn. Adieu beste. G d‘. 27. Dez. 85.
222. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 27. Dezember 1785. Dienstagæ Ich will meinen Kunstrath nicht entziehen, und diesen Nachmittag ein wenig kommen.
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Diesen Abend hoffe ich bey dir zu seyn, wenn nur dein Schnupfen dich nicht zu sehr plagt. Bis sieben will ich zu H. Mutter gehn, meinen Fehler vom Weynachtsabend wieder gut zu machen. Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz dein. G
223. An Jacob Friedrich von Fritsch ÆWeimar, 28. Dezember 1785. Mittwochæ ÆDruck, Fragmentæ
Ew. Exzell. gefa¨lliger Einladung zu folge, werde ich nicht ermangeln Morgen fru¨he aufzuwarten, und noch heute einige Papiere und Auszu¨ge complettiren, welche ich schon in Bereitschafft gelegt habe Æ:::æ Goethe
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224. An Philipp Christoph Kayser ÆWeimaræ, 28. Dezember 1785. Mittwoch Nunmehr l. Kayser habe ich die beyden Ackte mit Music geho¨rt und freue mich derselben recht sehr, das neue Waldhorn das sich Sta¨rcke und Delikatesse in Paris gehohlt hat merckte man gar eigen. Die Arie A r m u n d E l e n d ruckt auch zu, ich habe bemerckt daß mir alles was Scapin als Bettler singt recht ist, nur des Docktors Person scheint mir nicht gut ausgedruckt, ich bin deswegen mit Herdern zugleich auf den Gedancken gekommen es als Duett einmal probiren zu lassen. Ho¨chstwahrscheinlich liegts am Sa¨nger. Herder sagte: es / sey ho¨chst unwahrscheinlich daß der Componist der den Docktor selbst so launisch eingefu¨hrt, ihn in seinem Representanten verfehlt haben sollte. Denn gewiß an der Rolle des Docktors ist nichts zu erinnern. Herder wu¨rde mich sehr schelten, wenn er wu¨sste daß ich Ihnen das alles schriebe, er verlangt ausdru¨cklich, daß ich Sie nicht sto¨ren
2 ge6hn 14 si als 17 da es 18 dDocktor
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BRIEFE 225/226
solle. Sie glauben nicht wie sehr ihn die Musick immer mehr und mehr einnimmt. Es geht auch iedermann so; / Sie ko¨nnen zufrieden seyn. Ich bin es sehr und freue mich auf die folgenden Ackte. Ist mir doch wie ich hoffte Ihre Composition eine der besten Freuden des Winters geworden. Ihre Accomp. sind sehr glu¨cklich und entspringen so innerlich aus der Melodie wie die Melodie aus dem Gedichte daß alles zum scho¨nsten Ganzen wird Ich schreibe Ihnen das nur flu¨chtig, und hoffe bald von Ihnen zu ho¨ren. Leben Sie wohl, und freuen Sie Sich der Freude die Sie machen. G d‘. 28 Dez 85.
225. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 28. Dezember 1785. Mittwoch
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Ich dancke dir fu¨rs Fru¨hstu¨ck du beste. Ich hatte erst Lust in die Commo¨die zu gehen um die Deutschheit in ihrem Glanze zu sehen werde aber wohl bey dir bleiben. Allenfalls gucke ich nur hinein. Adieu du Geliebte G d‘. 28. Dez. 85
226. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 30. Dezember Æ1785. Freitagæ
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Mit vieler Freude hab ich deinen langen Brief erhalten der mich Mu¨nchen na¨her bringt und mir dein Leben dort gleichsam im Spiegel sehen la¨sst. Deine Briefe an unsre Freunde hab ich auch gelesen, mir auch das meinige daraus genommen, und lebe so auch in der Entfernung mit dir fort. Deine Miner. Bemerckungen durch Tirol waren mir werth, du bist auf dem rechten Weege und siehst auch wie nothwendig iene ersten grosen Begriffe sind auf denen ich ruhe und zu ruhen empfehle, um u¨ber grose und neue Gegensta¨nde der Natur und Cultur richtig und
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leicht zu urtheilen. Der Mensch ist mit seinem Wohnorte so nah verwandt daß die Betrachtung u¨ber diesen auch uns u¨ber den Bewohner aufkla¨ren muß. Deine Beschreibung vom Mu¨nchner Publiko in Absicht aufs Theater versetzt mich in’s Schauspielhaus, leider ist auch da fu¨r meine Absicht wenig zu thun, doch gebe ich nicht alle Hoffnung auf. Meine Sache ist diese, die ich dir ans Herz lege u¨berdencke sie und schreibe mir deine Gedancken. Kayser in Zu¨rch hat mich von / Jugend auf interessirt, sein stilles zuru¨ckhaltendes Wesen hat mich gehindert ihn fru¨her in die Welt zu bringen, das wie ich nunmehr sehe sehr glu¨cklich war. Ich merckte aus seinen Briefen die er auf seiner italia¨nischen Reise schrieb, daß er den Geist der komischen Oper wohl gefasst hatte, ich machte das bekannte Stu¨ck und er ist nun dru¨ber. Zwey Ackte habe ich und es wird gewiss alles Beyfalls werth. Nun ist leider das deutsche Lyrische Theater u¨berall erba¨rmlich, wer singen und spielen kann zieht sich zum italia¨nischen und das mit Recht. Du glaubst selbst es sey in Mu¨nchen fu¨r unser Stu¨ck nichts zu thun. Das schadete aber im Grunde nichts man kan ein anders machen. Was sagst du aber dazu? Wenn das Stu¨ck fertig wa¨re, wollte ich ihn nach Mu¨nchen schicken, er sollte dort vor Kennern und Liebhabern nur in Conzerten einzelne Arien ohne Pra¨tension produziren, da er selbst ein trefflicher Clavierspieler ist, sich ho¨ren lassen ohne den Virtuosen zu machen ohne sich bezahlen zu lassen, solle sich empfehlen, den Geschmack des Publici studiren / mir seine Gedancken schreiben und ich ko¨nnte ihm alsdann, wenn ich besonders durch deine Bemerckungen was dort gefa¨llt, was von Ernst und Scherz am meisten Effeckt macht genugsam unterrichtet wa¨re, ein Stu¨ck machen das gewiss wu¨rcken sollte. Uberdencke es und lass es mit Entzweck deines dortigen bleibens seyn. Ich kommunizire dir meinen Plan, lese dir das Stu¨ck und du mußt in die Seele des Mu¨nchner Publicums votiren. Ein a¨hnliches habe ich auf Wien mit ihm vor, er kann und wird sich poussiren.
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BRIEFE 227–230
Du thust mir einen wesentlichen Dienst wenn du ihm auch Freunde vorbereitest, und dich um die Verha¨ltnisse des Virtuosen Wesens erkundigst, damit er in ein Bekannt Land komme. Setze gelegentlich Punckte auf die ihm zur Instrucktion dienen ko¨nnen, damit alles leichter und geschwinder gehe. Welches ist die beste Jahrszeit? Wieviel brauchte er wohl um ein Viertel Jahr zu existiren. Dies ists was mir iezo sehr am Herzen liegt hilf mir es ausfu¨hren. / Der Kasten mit Mineralien ist an dich schon abgegangen ich wu¨nsche guten Tausch. Wir ko¨nnen mehr schicken. Verschreibe auch die Turmalin Stufe ich will das Geld an Ludekus zahlen. Was mit mir das na¨chste Jahr werden wird, weis ich noch nicht. Grosen und weiten Aussichten mag ich den Blick nicht zu wenden. In’s Carlsbad geh ich auf alle Fa¨lle, ich bin dieser Quelle eine ganz andre Existenz schuldig. Ubrigens bin ich fleisig, meine Gescha¨ffte gehn ihren Gang, sie bilden mich indem ich sie bilde. Wilhelms 6 tes Buch ist fertig, ich schicke dirs aber nicht. Ich habe wieder ein Singspiel angefangen, das aber leider auch nicht fu¨r Mu¨nchen ist. Mache mir doch einmal eine Beschreibung der singenden Schauspieler und ihrer Fa¨higkeiten. Lebe wohl. Liebe mich, ich bin dir herzlich getreu. Hier ein Brief vom Herzog, i c h h a b e i h n a u s d e m C o u v e r t e g e t h a n o h n e h i n e i n z u s e h n , d a ß i c h d a s Po r t o ve r m i n d re. Adieu. Alle Freunde sind wohl. d‘. 30 Dez
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2 wWesens 6 Zei Jahrszeit 13 dieses ddas na¨chstee 15 Carl|s|bad
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227. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 30. Dezember 1785. Freitag Hier Liebste. Ein Brief von Kn. und Zeitungen. Wann werden wir wieder ruhige Abende und gesellige Tage zusammen leben? Ich liebe dich herzlich G d‘. 30 Dez 85.
228. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Anfang November und Ende Dezember 1785æ Es ist mir gar nicht wohl zu Muthe daß ich dich den ganzen Tag entbehren soll. Wenn es meinen Wu¨nschen nachginge du du¨rftest keinen Augenblick von meiner Seite. Hier das Buch. Der H. will der Seid‘. noch ein Jahr ihres Gehaltes als Hochz. Geschenck geben. G.
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229. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 31. Dezember 1785. Samstag Ich freue mich iedes Blicks iedes Buchstabens von dir. Laß uns einander auch im neuen Jahre bleiben. Wir wollen in Mackbeth gehn. Um so etwas wenigstens gesehen zu haben. G d‘. letzten 85.
230. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. Januar 1786. Sonntag Guten Morgen Geliebte. Ich bleibe zu Hause und richte mich ein. Gebe uns der Himmel ein gutes Jahr Ich liebe dich herzlich. bleibe 15 le|t|zten
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BRIEFE 231–235
mir wenn auch ietzt getrennter als sonst, das mir offt fast zu schweer wird. Lebe wohl. ich bin dein. G d‘. 1. 86.
231. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. Januar 1786. Dienstag 5
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Wie wa¨re es wenn m. liebe diesen Nachmittag gleich nach Tische zu mir ka¨me? Es ist so scho¨n Wetter und du ko¨nntest dich mit dem Mikroscop unterhalten. Auf den Abend lu¨d ich die Imhof und Herders. Wie sehr wu¨nscht ich wieder einmal ein Paar Stunden mit dir zu seyn. d‘. 3 Jan 1786. G
232. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 4. Januar 1786. Mittwoch Wie vergnu¨gt ich war dich wieder gestern zu besitzen kann ich dir nicht ausdru¨cken, da ich um dich zeither soviel Unruhe gehabt habe. Hier ist der Kalender Lebe wohl. d‘. 4 Jan. 86 G.
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Da wie ich ho¨re ein Rescript an das Oberkonsistorium die Schulverbesserung betr‘. nach deinen Vorschla¨gen ergangen; so will ich, dem guten Exempel deiner Hausfrauen zu Folge, meine pa¨dagogischen Wu¨nsche fu¨r das Jahr 86 nicht la¨nger bey mir behalten. 1) Ersuche ich dich deinen Plan auf die Militar Schule zu erstrecken, und daru¨ber nach Belieben zu schalten. 6 wWetter 7 I- die
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2) Wu¨nschte ich du dirigtest mit einem Finger die Erziehung der Mandelslohs. Erst waren sie bey H e r z e n wie die Schweine, ietzt sind sie bey L o s s i u s wie die Schafe, und es will nichts menschlichs aus den Knaben werden. 3) Empfehle ich dir Ernst Stein und wollte du na¨hmst auch einmal Fritzen vor. Damit man die Zukunft einleitete und vorbereitete. Ich will dir u¨ber beyde meine Ideen sagen, Da ich aber selbst nichts weis, verstehe ich mich auch nicht drauf was andere und besonders Kinder wissen sollen. Ist dir’s recht; so sende ich dir den Kr. Reg. Seeger, um dich wegen der zwey ersten Punckte in forma ersuchen zu lassen, damit ich was zu d e n A c k t e n kriege. Lebe wohl. vhß d‘. 6. Jan. 86. G
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234. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 6. Januar Æ1786. Freitagæ Schon lange sage ich dir einen guten Morgen ohn dir ihn schreiben zu ko¨nnen, nimm ihn ietzt, obgleich spa¨t doch herzlich. Ich war fleisig, und werde diesen Nachmittag fortfahren, gegen Abend bey dir seyn und mich deiner Liebe freuen. Gestern lies ich dich gar ungerne. Lebe wohl. d‘. 6. Jan. 1785. G
235. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 7. Januar 1786. Samstag Hier das Zettelgen das mir so zuwider ist. Meine Noten mu¨ndlich. Liebe mich meine Gute. Heut Abend bin ich bey dir. Lebe wohl. G d‘. 7 Jan 86
13 856 19 6dich 22 gGute
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236. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. Januar 1786. Sonntag
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Ich bin fleisig, habe ein Gescha¨ffte das mich interessirt und werde den Tag damit zubringen. Auf den Abend steht mir die Freude bevor an deiner Seite den Hamlet durchzugehn und dir auszulegen was du lange besser weisst. Liebe mich. Immer dein G d‘. 8 Jan 86
237. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. Januar 1786. Dienstag
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Ich habe mich kurz und gut resolvirt nach Jena zu fahren, da die Wasser gros sind und ich den Effeckt der neuen Wasserbaue gern sehn mo¨gte ich lasse mir bey Stein ein leichtes Wa¨gelgen ausbitten. Wenn du glaubst daß es Ernsten nicht schadet; so laß ihn / sich geschwinde anziehen. Ich will ihn abhohlen. Er kann ja sein Knie verwahren. Abends bin ich wieder bey dir. G d‘. 10 Jan 86.
238. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 11. Januar 1786. Mittwoch 15
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Danck meine beste fu¨r das spatefru¨he Zettelgen. Mein Herz ist dir za¨rtlich ergeben was auch mein Auge fu¨r einen Blick haben mag. Ist nicht der letzte Theil von Schmidts Teutscher Geschichte bey dir? Schicke mir ihn. Hier ein guter Brief vom Prinzen. d‘. 11 Jan. 86 G
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239. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 12. Januar 1786. Donnerstag Einen guten Morgen und einen Wunsch daß ich bey meiner Ru¨ckkehr meine Liebe recht wohl antreffen mo¨ge. d‘ 12 Jan 86 G
240. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. Januar 1786. Samstag Meiner lieben schicke ich hier Zuckerwerck und Blumen damit sie ein Bild habe wie su¨s und scho¨n meine Liebe zu ihr sey. Gehst du heute zu deinem Bruder er hat mich einladen lassen? d‘. 14 Jan 86 G
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241. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 15. Januar 1786. Sonntag Ich freue mich deines Gruses, und schicke dir ein Fru¨hstu¨ck. Wie gern ware ich bey dir und tha¨te was ich zu thun habe in deiner Na¨he. Heute ordne ich und weis nicht ob ich Abends in das Conzert komme. Lebe wohl ich sehe dich doch. d‘. 15 Jan 86. G.
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242. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 16. Januar 1786. Montag Hier schicke ich die Zeitungen und einen Brief des Prinzen. Gingst du wohl um zwo¨lfe spazieren? Es ist zwar ein wenig Wind. Ich kann
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es kaum mehr ertragen so von dir getrennt zu seyn. 1786.
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243. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. Januar 1786. Dienstag
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Gestern Abend meine Gute ist es nicht zum schlimmsten gegangen wenngleich nicht zum Besten. Im Ganzen fehlt Pra¨cision und Energie wodurch sich der Meister auszeichnet und wird immer fehlen. Bey Tafel wars lustig. Hier ein Brief von K. an die Herzoginn. Schicke mir ihn balde wieder. Imhof hat mir scho¨ne Mineralien geschickt. Diesen Abend komme ich. Liebe mich wie du mich liebst. d‘. 17. Jan 86. G
244. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. Januar 1786. Dienstag
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Die reg. H. hat mich zur Tafel gebeten, vorher komme ich ein wenig zu dir, dir zu sagen wie sehr ich mich deiner Liebe freue. d‘ 17 Jan 86 G
245. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 19. Januar 1786. Donnerstag
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Herders kommen und also erwarte ich meine Liebste auch. Wa¨re es hell Wetter so lu¨d ich dich auf einige Mikroscopische Betrachtungen fru¨her ein. Lebe wohl. Stein kommt doch auch. G d‘. 19 Jan 86 18 fru¨h6er
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246. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 19. Januar 1786. Donnerstagæ Es thut mir recht weh daß du nicht kommst. Weil ich H. vor meinem Gothaischen Absch. nicht wohl wieder haben kann will ich sie nur kommen lassen in der Hoffnung daß du heut Abend zum Essen kommst. Lebe wohl, Liebe mich. G
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247. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. Januar 1786. Freitag das Wetter ist so schon daß ich mit dir auszufahren wu¨nschte. Wir wollten nach Belweder wo ich mit Reichardten allerley botanica zu tracktiren habe. Wie freu ich mich deiner Liebe. d‘. 20 J. 86. G Ich will um halb 11 bey dir seyn.
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248. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 22. Januar 1786. Sonntag Hier m. liebe, Kaysers Brief und meine Antwort. Da es so scho¨n Wetter ist wirst du wohlthun mich um 11 Uhr mit dem Wagen abzuhohlen. Bis dahin trinck ich Crystallwasser. Lebe wohl! liebe mich! G d‘. 22 Jan 86. Eben erhalte ich dein Zettelgen gern will ich mit dir nach Hause fahren mit dir essen und so lang es geht bey dir bleiben.
249. An Charlotte von Stein Weimar, 23. Januar 1786. Montag Ich bin ganz leid‘. m. Gute und will morgen reisen. Diesen Abend seh ich dich. Hast du etwa meinen Egmont, die Vo¨gel oder sonst et-
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BRIEF 250
was von meinen dramatischen schrifften? die benandten Sachen fehlen mir und noch mehr. W. d‘. 23 Jan. 86. G
250. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 23. Januar 1786. Montag
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Sie haben mir meinen langen Brief, dergleichen, wie ich wohl sagen darf, seit Jahren nicht geschrieben durch Ihre Antwort reichlich vergolten und bewegen mich abermals ausfu¨hrlich zu seyn. Ihre Bemerckungen zeugen von Ihrem Nachdencken u¨ber die Sache, von Ihrer Kunstgewissenhafftigkeit und gutem Geschmack. Hier, was ich zu erwiedern habe. Den ersten Ackt, da¨cht ich liesen wir nun wie und wo er ist, bis Sie mit dem ganzen Stu¨cke durchsind, es selbst als ein Ganzes u¨bersehen, hernach wollen wir weiter dru¨ber reden und Sie werden ohne viel zu reden das Beste thun. Ganz recht sagen Sie von meinem Stu¨cke daß es gewissermasen komponirt sey, man kann in eben dem Sinne sagen daß es auch gespielt sey. Wenn Sie bey dem Gleichnisse bleiben wollen: die Zeichnung ist bestimmt, aber das ganze helldunckel, in so fern es nicht auch schon in der Zeichnung liegt, die Farbengebung bleibt dem Componisten. Es ist wahr er kan in die Breite nicht ausweichen aber die Ho¨he bleibt ihm bis in den dritten Himmel, wie hoch haben Sie Sich u¨ber den Gemeinplatz der Melodien und Melancholien, des Wasserfalls und der Nachtigall erhoben. Ich habe das Stu¨ck in Absicht auf Sie gemacht, Sie verstehn mich und u¨bertreffen meine Erwartungen / mein na¨chstes ist wieder fu¨r Sie, wenn Sie’s wollen, wir werden uns schon besser verstehn, und sonst habe ich mit niemand fu¨r’s erste zu schaffen. Die andre Bemerckung ist leider eben so richtig. Daß das Stu¨ck fu¨r ein musikalisch Drama zu angezogen, zu angestrengt ist. Zu viel Arbeit fu¨r drey Personen.
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Dazu kann ich nun nichts sagen, als daß ich keins wieder machen werde. |:ob ich gleich ein allerliebstes Su¨jet zu 3 Personen noch habe, das fast noch reicher und toller als dieses ist:| Jede Erfindung hat etwas willku¨hrliches. Mein ho¨chster Begriff vom Drama ist rastlose Handlung, ich dachte mir das Su¨jet, fing an und sah zu spa¨t daß es zum musikalischen Drama zu u¨berdra¨ngt war, ich sann auf Mittel und lies es u¨ber ein halb Jahr liegen. Endlich endigt ich’s und so ists nun. Es ist ein Bravourstu¨ck, haben wir keine Ackteurs dafu¨r; so mo¨gen sie sich daran und dazu bilden. Es ist wahr der Sa¨nger will phisisch mehr Ruhe haben, zu laufen, zu springen zu gestikuliren, sich zu balgen und zu singen, so etwas geht wohl in einem Final, aber durch aus fu¨hl ich wohl ists zu toll. Das na¨chste ist in allem Sinne s e d a t e r . / Ihre Erinnerungen wegen des Rhytmus kamen zur rechten Zeit. Ich will Ihnen auch daru¨ber meine Geschichte erza¨hlen. Ich kenne die Gesetze wohl und Sie werden sie meist bey gefa¨lligen Arien, bey Duetts wo die Personen u¨bereinstimmen oder wenig von einander in Gesinnungen und Handlungen abweichen, beobachtet finden. Ich weis auch daß die Italia¨ner niemals vom eingeleiteten fliesenden Rhytmus abweichen, und daß vielleicht eben darum ihre Melodien so scho¨ne Bewegungen haben. Allein ich bin als Dichter die ewigen Jamben, Trocha¨en und Dacktylen mit ihren wenigen Maasen und Verschra¨nckungen so mu¨de geworden, daß ich mit Willen und Vorsatz davon abgewichen bin. Vorzu¨glich hat mich Gluckens Composition dazu verleitet. Wenn ich unter seine Melodien statt eines franzo¨schen Textes einen deutschen unterlegte, so mu¨ßte ich den Rhytmus brechen den der Franzose glaubte sehr fliesend gemacht zu haben, Gluck aber hatte wegen der Zweifelhaftigkeit der franzo¨schen Quantita¨t wu¨rcklich la¨ngen und Ku¨rzen nach Belieben verlegt und vorsa¨tzlich ein andres Sylbenmas eingeleitet als das war dem er nach dem Schlender ha¨tte folgen sollen. Ferner waren mir seine Compositionen der Klopstockischen Gedichte / die er in einen musikalischen Rytmus gezaubert hatte merckwu¨rdig. Ich fing also an den fliesenden 19 wenig abweichen 21 dihree 21-22 die Melodien 24 vVerschra¨nckungen 29 zZweifelhaftigkeit
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Gang der Arie wo Leidenschafft eintrat zu unterbrechen, oder vielmehr ich dachte ihn zu heben, zu versta¨rcken, welches auch gewiss geschieht, wenn ich nur zu lesen zu deklamiren brauche. Eben so in Duetten wo die Gesinnungen abweichen, wo Streit ist, wo nur voru¨bergehende Handlungen sind den Paralellismus zu vernachla¨ssigen, oder vielmehr ihn mit Fleis zu zersto¨ren, und wie es geht wenn man einmal auf einem Weege oder Abweege ist man ha¨lt nicht immer Maas. Noch mehr hat mich auf meinem Gange besta¨rckt daß der Musickus selbst dadurch auf Scho¨nheiten geleitet wird, wie der Bach die lieblichste Kru¨mme durch einen entgegenstehenden Fels gewinnt. Und haben Sie nicht selbst Rezitativstellen auf eine unerwartet glu¨ckliche Weise in Rytmischen Gang gebracht. Doch es ist genug daß Sie es erinnern daß es Ihnen hinderlich ist und ich will mich wenigstens in acht nehmen und ob ich gleich nicht ganz davon lassen / kann, so will ich Ihnen in solchen Fa¨llen eine doppelte Lesart zuschicken und wenn ich es ia versa¨umen sollte auf Ihre Erinnerung ieder Zeit nachbringen. Uberhaupt wollen wir an der na¨chsten nicht eher zu komponiren anfangen, biß wir u¨ber das Stu¨ck einige Briefe gewechselt, beym ersten war s gut zu thun und nicht zu reden. Wie wu¨nscht ich Ihnen u¨berhaupt den Plan der neuen Oper vorlegen zu ko¨nnen, im Model kann man noch rucken und drucken, wenn der Stein zugehauen ist nicht Hand und Fus mehr wenden. Eigensinnig bin ich gar nicht, das wissen Sie, ehe zu leichtsinnig in diesen Dingen. Lassen Sie mich noch einiges sagen was hierher einschla¨gt. Meisterma¨sig haben Sie das Duett: a u s d e m B e c h e r behandelt und auf das glu¨cklichste den Parallelismus der Worte genutzt, und es ist mir schon auf das Duett: N i m m o n i m m zum Voraus wohl, wo Sie gewiss das Ihrige gethan haben. Meine Idee dabey war daß der Ackt auslaufen sollte und indem beyde Scapinen auf dem Rollsessel hineinschieben, dieses Final mit dem: stille! stille! fort! fort! / gleichsam verklingen sollte, damit das Final des ganzen Stu¨cks desto brillanter vorsteche und
12 u-r nerwartet 13 wWeise 13 gebra-tcht 18 zZeit
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u¨berhaupt ieder Ackt anders endige. Die Trompeten und Paucken nehmen sich herrlich am Ende des zweiten und alle Weiber freuen sich u¨ber das: w i r h a b e n i h n und singen g e f a n g e n , g e f a n g e n Chorus mit. Neulich haben wir in der Ordnung die Arie G e r n i n s t i l l e n , nach dem Tanze dal segno wiederhohlt wo sie sich herrlich und befriedigend ausnimmt. Uberhaupt wird iedermann iedesmal die Musick lieber, und unsre Proben sind fu¨r uns indessen gut, die wir nicht Partituren lesen und uns wie der glu¨ckliche Componist eine Oper im Kopfe auffu¨hren ko¨nnen. Ob ich gleich nie ohne heimlichen Aerger noch eine Probe verlassen habe. Daß Scapin im vierten Ackte gewissermassen sich der Za¨rtlichkeit na¨hert werden Sie schon leiten und fu¨hren. Der Musikus kann alles, das ho¨chste und tiefste kann, darf, und muß er verbinden, und blos in dieser Uberzeugung habe ich mein Proteus artiges Ehpaar einfu¨hren ko¨nnen und wollte noch tolleres Zeug wagen, wenn wir rechte Sa¨nger Ackteurs und ein groses Publikum vor uns ha¨tten. / Die Stelle im ersten Ackte: i c h s a h i h n a n pp nimmt sich recht gut aus. Mit Erwin und Elmire habe ich vor Statt Mutter und Bernardo noch ein Paar iunge Leute einzufu¨hren die auf eine andre Weise in Liebes Uneinigkeit Leben, also zwey Intriguen die sich zusammenschlingen und am Ende beyde sich in der Einsiedeley auflo¨sen. Vom Gegenwa¨rtigen bliebe nichts als die singbarsten Stu¨cke die Sie auswa¨hlen ko¨nnten. Von Claudinen bliebe auch nur was an der Fabel artig und interessant ist. Dem Vater wu¨rde ich mehr dumpfen Glauben an das Geister und Goldmacher Wesen geben wie er in unsern Zeiten herschend ist. Den Basko zu einem klugen mystischen Marcktschreyer und Betru¨ger machen. Crugantino behielte seinen Charackter, eben so Claudine u. Pedro. Die Nichten wu¨rden karackteristischer und stufenweise subordinirt auch in die Intrigue mehr eingeflochten. Die Vagabunden, die man durch Nachahmung so eckelhafft gemacht hat, wu¨rde ich durch eine neue Wendung aufstutzen, sie machten das ma¨nnliche Chor, ein weibliches wollte ich auch noch anbringen. pp.
6 AUberhaupt 8 umns 28 M - - - machen
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BRIEFE 251/252
Wenn Sie Zeit und Lust haben lesen Sie doch das Stu¨ck sagen Sie mir was Ihnen bezu¨glich auf Musick darinne gefa¨llt und misfa¨llt, vier Augen sehn mehr wie zweye / Auch ist mir drum zu thun daß ich in beyden Stu¨cken nichts wegwerfe was Ihnen lieb ist. In C‘. wu¨rde ich den Sebastian wegwerfen den Pedro tha¨tiger machen und wir haben immer noch Leute genug. Da ist denn allerley zum Nachdencken und auf Jahre hinaus Arbeit. Es kommt nur drauf an wenn unser erstes Stu¨ck fertig ist, daß wir uns ein Publikum suchen, damit alles lebendig werde und auch etwas eintrage. Die Leichtigkeit die Sie am Re Teoodoro ru¨hmen giebt sich blos durch die lebendige Ubung, sie fehlt mir selbst noch bey meinen Arbeiten. Der Einsame mo¨gte gern das Werck in sich vollkommen haben und erschweert sich’s selbst, wer fu¨r Menschen arbeitet, sieht daß eine relative Vollkommenheit wu¨rckender ist und bequemer hervorgebracht wird, dieser Begriff leitet ihn und seine Wercke werden wu¨rcklich vollkommner indem sie mehr lebendige Folge haben. Leben Sie wohl und schicken und schreiben balde. W. d‘. 23 Jan 86. G Wegen der Prosodie lassen Sie Sich nicht bange seyn was einer schreiben kann wissen wir alle, und das feinere ha¨ngt mehr vom Geschmack ab als von irgend einer Regel, wie in ieder lebendigen Kunst. ÆBeilageæ Essai sur l Union de la poesie et de la musique.
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In den Hamburger Unterhaltungen steht eine Ubersetzung davon. G. d‘. 23 Jan 86.
12 AUbung 23 ., (Komma aus Punkt)
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251. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. Januar 1786. Dienstag Ich befinde mich wohl und gehe mit besserem Zutraun Lebe wohl ich nehme dich im Herzen mit. Hier der Schlu¨ssel der alle deine Papiere beschliest. Liebe mich ich bin dein Wahrlich bin ich an der Operette kranck, denn ich habe schon heute fru¨he daran schreiben mu¨ssen. d‘. 24 Jan 86 G
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Ich schicke dir den Ring, laß mir ihn doch machen.
252. An Charlotte von Stein Gotha, 26. Januar 1786. Donnerstag Nun muß ich meiner Liebsten ein Wort sagen. Ich bin u¨ber Hoffen wohl und es geht mir recht gut. Die Herzoginn sieht u¨bel aus und spricht sehr heiser. Des Abends wird gelesen und man scheint mit mir zufrieden, der Wind saußt entsezlich auf dem Schlosse, und bla¨st mein ganzes Zimmer durch, so daß ich am Ofen sitze, an der einen Seite brate, an der andern erstarrt bin. Der Theater Calender, den ich gelesen hat mich fast zur Verzweiflung gebracht; noch niemals hab ich ihn mit Absicht durchgesehn wie ietzt und niemals ist er mir und sein Gegenstand so leer, schaal, abgeschmackt und abscheulich vorgekommen. Man sieht nicht eher wie schlecht eine Wirthschafft ist, als wenn man ihr recht ordentlich nachrechnet und alles umsta¨nd‘. bilancirt. Mit der desolantesten Ka¨lte und Redlichkeit, ist hier ein Etat aufgestellt / woraus man deutlich sehen kann daß u¨berall, besonders in dem Fache das mich ietzt interessirt, u¨berall nichts ist und nichts seyn kann.
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Meine arme angefangne Operette dauert mich, wie man ein Kind bedauern kann, das von einem Negersweib in der Sclaverey gebohren werden soll. Unter diesem ehrnen Himmel! den ich sonst nicht schelte, denn es muß ia keine Operetten geben. Ha¨tte ich nur vor zwanzig Jahren gewusst was ich weis. Ich ha¨tte mir wenigstens das Italia¨nische so zugeeignet, daß ich fu¨r s Lyrische Theater ha¨tte arbeiten ko¨nnen, und ich ha¨tte es gezwungen. Der gute Kayser dauert mich nur, daß er seine Musick an diese barbarische Sprache verschwendet. Unglu¨cklicher Weise habe ich den Pariser Theater Almanac auch hier gefunden, von dem der deutsche eine deutsche Nachahmung ist. Du kannst dir / das Elend dencken, Seckendorfs Prolog des Improvisatore, Vulpies Lob Gedichte auf H‘. Kurz und Mad. Ackerm. ein Prolog von Kotzebue auf dem Jen. Bubentheater machen die Gedichte aus. Mit den Exkrementen der Weimarischen Armuth, wu¨rzt H‘. Reich. seine oder vielmehr die deutsche Theater Miserie. Lebe wohl. Ich habe niemanden als dich dem ich meinen grosen Verdruß klagen kann. Ich lese nun meine Sachen hier vor und scha¨me mich von Herzen in dem man sie bewundert und darf nur gegen den Prinzen meine Herzens meynung sagen, der sehr brav und sehr Kranck ist. Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz und gar dein, du mußt mir eben alles ersezen, ich halte mich an dich. G. d‘. 26. Jan 86. G Gru¨se Stein und Fritz. / Ich komme wohl erst Sonntag Abends, da mich der Gen. Sup. so gedultig anho¨rt, denn er ist alle Mittag und Abend da; so muß ich auch so ho¨flich seyn und ihn ho¨ren. Nach der Kirche setz ich mich ein und fahre fort. G
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253. an charlotte von Stein ÆWeimaræ, 30. Januar 1786. Montag Du bist sehr lieb sagst mir aber nichts von deinem Befinden. Ich freue mich dich zu sehen und dir allerley zu erza¨hlen, wozu man allein seyn muß. d‘. 30 Jan 86 G
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Dancke fu¨r’s Fru¨hstu¨ck.
254. An Friedrich Heinrich Jacobi ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 15. und 31. Januar 1786æ Deinen Brief habe ich wohl erhalten und die Litteratur Zeitung gleich bestellt. Es wundert mich daß sie noch nicht ankommt, ich will sie gleich erinnern. Die Rechnung lege ich bey was du mir noch schuldig bist. Wieland hat ich weis nicht welch Bedencken die Recension einzuru¨cken, also ists recht gut. Mendelsohns Todt hat war sehr unerwartet, die zuru¨ckgebliebnen werden nun fu¨r den Todten fechten und sie haben dadurch gut Spiel. Da ich ausser Herdern niemand sehe noch ho¨re den diese Angelegenheit interessirt; so weis ich nicht was was deine Schrifft und M. Betragen im Publiko fu¨r Sensation macht. Uberhaupt liegt die Sache zu sehr ausser dem Gesichtskreis der meisten. Der Herzog ist nach Berlin, dort wie natu¨rlich wohl aufgenommen. Der abgelebte Lo¨we mag ihn mit seinem letzten Athem seegnen. / Der Fu¨rstinn hab ich geschrieben und etwas geschickt. Sende mir doch was sie von Fr. v. Stein schreibt, du kannst dencken daß ich neugierig bin. Ich verspreche daß n i e m a n d es sehen, noch dessen Daseyn erfahren soll.
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255. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. Februar 1786. Mittwoch
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Was macht meine Beste? Ich werde dich heute nicht sehen. Durch meine Abwesenheit bin ich sehr zuru¨ckgesetzt. Mein erster Rechnungs Monat ist um und ich muß heute Abend nothwendig arbeiten und rechnen. Lebe wohl sage mir etwas gutes. G. d‘. 1 Febr. 86
256. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 1. und 3. Februar 1786?æ
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Ich bin wohl und fleisig und liebe dich durch alles durch. Um 11 Uhr kommt Wieland meine Orest Maske liegt schon da und wird der Alceste aufgeopfert werden. Ich sehe dich heute Abend. G
257. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. Februar 1786. Freitag
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Ich erkundige mich ob m. Geliebte in die Gesellsch. Geht? Wonicht, so komme ich gegen sieben. Schicke mir den Schlu¨ssel den ich dir aufzuheben gab. Ich bin wohl und gru¨se dich herzlich. d‘. 3 Febr. 86 G
258. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 4. Februar 1786. Samstag Zugleich bringe ich den iungen Batsch in Erinnerung der Ew Exzel‘ nicht unbekannt ist und dessen ich neulich erwa¨hnte. 11 Ge6liebte
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Beyliegender von ihm auf meine Veranlassung gefertigter Aufsatz wird ihn noch mehr, als einen bescheidnen iungen Mann, der innerlichen Trieb zu seiner Wissenschafft empfindet und sie im Stillen ohne Aufmunterung immer verfolgt empfehlen. Die Absicht wa¨re ihn sobald als mo¨glich nach Jena hinu¨ber zu bringen, damit er wieder in den Gang des Akademischen Lebens ka¨me und durch lehren sich u¨ben und gemeinnu¨tzig machen ko¨nnte. Er wu¨rde zugleich einen Plan zu einem botanischen Garten u¨berdencken und vorlegen ko¨nnen und diese dru¨ben fast ga¨nzlich vermisste Wissenschafft wieder einfu¨hren und in die Ho¨he bringen. Unter seiner Aufsicht ko¨nnte ein Theil des Fu¨rstengartens zu diesem Gebrauch gewiedmet werden und man wu¨rde nach und nach / so wohl dadurch daß man das was hier und in Jena an Pflanzen zerstreut ist versammelte, als auch durch Tausch und andre Gelegenheiten ohne grose Kosten dem Institute einen soliden Grund geben konnen. Sollte alsdenn der junge Dietrich den durch‘ bey dem Hofga¨rtner Reichardt in die Lehre gethan, wie er sich anla¨sst, gut einschlagen, so wu¨rde man in der Folge auch um einen botanischen Ga¨rtner nicht verlegen seyn. Zu den nothwendigsten Bedu¨rfnissen wu¨rde Batsch bey seinem Jenaischen Aufenthalte gegen zweyhundert Thaler brauchen und es fragt sich nur was Durch‘ der Herzog ihm an dieser Summe gna¨digst bewilligen wollen, um einen wahrhafft guten und brauchbaren Menschen aus dem Drucke eines a¨ngstlichen Lebens herauszuziehen und ihn in eine Laufbahn zu versetzen wo er sich zum Vortheile der Akademie fu¨r die soviel geschieht bilden konne. Von dem gn. Entschlusse erbitte ich mir einige gefa¨llige Nachricht. W. d‘. 4 Febr. 1786 Goethe
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259. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 4. Februar 1786. Samstag Ew Exzel‘
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werden mir einen gehorsamsten Vortrag mit einer Anfrage erlauben. Der Geh. Cammerrath Bu¨ttner wird ta¨g‘. stumpfer und hat am Ende des verflossnen Jahrs, gleichsam Abschied von dem Collegio genommen und wird vor der Hand zu Hause bleiben. Die Pachtsachen waren sein vorzu¨glichstes Referat, und ob er gleich das nothwendigste durch seinen Sohn besorgen la¨sst, so wu¨nscht ich doch diesen Haupttheil der Cammergescha¨ffte in eines tha¨tigen Mannes Ha¨nden um alle Stockungen beseitigt zu sehn. Er hat auch die Aufsicht u¨ber das Archiv gehabt wofu¨r er 100/ Emolument erha¨lt. Beyde Gescha¨ffte wu¨rde der G. C. R. Gu¨licke gern u¨bernehmen, und der iunge Bu¨ttner konnte die Aufsicht auf das Schloßbrauwesen u¨berkommen die sein Vater auch / bisher gefu¨hrt hat. Es fragt sich also ob man ihn veranlassen do¨rfe um vo¨llige Dispensation von der Arbeit nachzusuchen? und ob man ihm Hoffnung machen ko¨nne, daß er die Bisher genossnen Emolumente bis an seinen Todt geniesen solle? Oder ob ihm wenigstens die 100/ - fu¨r die Archivs Aufsicht abzunehmen und dem Geh. K. R. Gu¨licke zuzulegen seyn mo¨gten? Ich werde sobald mir Seren. gna¨digste Gesinnungen daru¨ber bekannt geworden, das no¨tige zu besorgen ohnermangeln Mich mit vollkommenster Ehrfurcht unterzeichnend Ew Exzel‘
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9 daiesen 11 ha6t 12 Emolumet-nt
ganz gehorsamsten Diener Goethe
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260. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 6. Februar 1786. Montag Hier Geliebte den Brief wie er an Carlen abgehn soll. Heut Abend seh ich dich beym Thee und freue mich deiner. d‘ 6 Febr 86 G
261. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 6. und 12. Februar 1786?æ Ich dancke dir liebe, und komme noch zu dir. Fritz war heute so lange artig bis er sah daß ich nicht nachgeben wollte. Es bleibt beym S o n n a b e n d . auch nicht den D o n n e r s t a g wenn dies der eine Tag seyn sollte. ich erkla¨re mich dru¨ber na¨her. Lebe wohl. G
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262. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 6. und 12. Februar 1786?æ Es kommt die Stunde in der ich leider nicht vergnu¨gt seyn kann wenn ich dich nicht sehe, und fu¨rchte doch ich werde heut Abend alleine bleiben. Sag mir wenigstens ein Wort, auch lade ich dich und Stein auf Morgen Abend. Liebe mich. G.
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263. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 12. Februar 1786. Sonntag Laß mich ho¨ren meine Gute was du machst? und was du heute vorhast. Ich sollte heute Abend in das Conzert wenigstens um die neue Parforce horn Symphonie zu ho¨ren, wenn ich meine Cour ma-
7 ni|c|ht
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chen wollte. Lebe wohl. Liebe mich! Wie hast du geschlafen? 12 Febr. 86 G.
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264. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. Februar 1786. Montag
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Wirst du denn heute Abend zur Feyerlichkeit kommen? Ich bitte gar sehr drum. d‘. 13 Febr 86
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265. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 15. Februar 1786. Mittwoch
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Ich bin zum Herzog eingeladen sonst ka¨m ich zu dir. Ich bin wohl und freue mich wenn du es auch bist und meiner in Liebe gedenckst. Eh ich an Hof gehe komme ich dir einen guten Tag zu sagen. d‘. 15 Febr. 86 G
266. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1786æ
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In beyliegendem Blatte wirst du etwas von Moses M. Testament finden. Ich bin sehr neugierig auf das Ganze. Die ausgezogne Stelle finde ich sehr brav. Der Garnison Informator ist bey mir gewesen und hat dringend gebeten daß bey einer Vakanz die sich ietzt ereignet fu¨r ihn gesorgt werden mo¨ge. Ich weis nicht inwiefern er die na¨chsten Anspru¨che dazu hat. Ko¨nnte man nicht mit der Verbesserung der Garnisonschule auch seine Verbesserung verknu¨pfen. Sage mir u¨berhaupt ein Wort u¨ber die Sache die ich gar gerne los seyn mo¨gte.
Abb. 15. Goethe an Johann Gottfried Herder, Æwahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1786æ (Nr 266)
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BRIEFE 267–269
Es ist iezt etwas von einer heimgefallnen Besoldung da, ehe das auch wieder einen andern Weeg nimmt. G
267. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 18. Februar 1786. Samstag
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Den ganzen Morgen hofft ich auf ein Wort von dir. Du erfu¨llst diesen Wunsch du Gute. Habe du nur mit mir Geduld und laß dich nicht irren wenn mir’s manchmal fatal wird. Du bist mein bestes. Das einzige recht zuverla¨ssige auf Erden. In die Como¨die will ich gehn. G d‘. 18 Febr 86.
268. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 19. Februar 1786. Sonntag
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Ich weis noch nicht was ich machen werde, bey Hofe geh ich nicht. Ich mag dem Hofe gern alles zu gefallen thun nur nicht bey Hofe. Mit Noth und Angst habe ich einige Pinselstriche gemacht und lasse nun Ra¨hmgen ziehen die sollen das beste thun. Ich suche dich auf fru¨h oder spat. Jetzo schreibe ich an dem duzend Briefe. Lebe wohl du Liebste. d‘. 19 Febr. 86 G
269. An Christiane Gr]fin von Br^hl Weimar, 19. Februar 1786. Sonntag Vous etes bien bonne charmante amie de vouloir penser a un ingrat, de lui donner de Vos nouvelles et de l’assurer de Votre souvenir. Il est vrai que je ne le merite pas, cependant Vos lettres me font toujours un plai-
17 s- nouvelles
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sir sensible, continues moi Vos bontes et ne me laisses pas trop longtems dans l’inquietude sur Votre sante´. On racconte une histoire qui m’affligeroit beaucoup, si elle etoit vraie, c’est que Naumann a fait une perte considerable qu’on lui a vole´ quelques mille ecus. Vous ne m’en parles pas, et je la crois fausse car surement Vous l’auries scu et Vous m’en auries dit un mot. J’ai lu les Vers de Mr Neumann, adresses au Sprudel et au rochers du Carlsbad. |: Il me vien l’idee de parler de Neumann en parlant de Naumann, on les a vu si long/tems s’unir pour chanter Vos louanges qu’on est accoutume´ a les regarder comme freres rivaux inseparables :| J’ai donc lu ces poesies ou il y a de bien belles choses, surtout l’idee des pleurs sublime´s par la chaleur du Sprudel jusques au cieux, ma paru tout a fait neuve et sublime, il y a encore d’autres mais qui ne valent pas celle la. Mon esperance de Vous retrouver aussi dans ces strophes a ete´ satisfaite vers la fin. La Reine des Rossignols n’auroit pu etre mieux placee´ et je souhaite qu’elle se porte bien dans son L o rbeernest. Notre Duc et revenu de Berlin toutafait content, il a vu Darbes et il a ete´ tres content du peintre et de ses peintures. On me dit que ce Maitre coquin cache tres bien son pied fourchu, qu’il con/trefait le sage, le complaisant, le modeste, enfin qu’il plait a tout le monde. A ces traits je reconnois mon admirable Mephistophele. Deux actes de mon opera sont compose´s par un homme de genie, d’ailleurs solitaire et inconnu, mais qui ne fait que revenir de l’Italie. Je serois curieux de savoir ce ce que diroit ma bonne amie de cette composition. Surement il y a des airs qui ne devroit etre chante´s que par Vous. J’attends avec impatience le troisieme Acte dont la moitie devroit deja etre arrive´e. On se porte passablement bien ici cet hyver, Mad. la Duchesse Mere nous donne des inquietudes depuis quelques iours, elle est malade d’une fievre dont elle a ete´ saisie tout d’un coup. / Le printems nous donne les plus belles esperances, le tems se calme et il paroit que les beaux jours vont nous surprendre, puissies Vous en sentir toute l’influence. 2 vVotre 3 racoconte 8 a- du 9 dlese 14 aussis 14 da6ns 15 avers 24 d’alilleurs 24 mne 25 |de| dsavoir cee 31 saiseie
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BRIEFE 270–274
Si Vous aimies Vos amis tant que Vous voules nous le faire accroire, Vous auries plus de soin pour Votre sante´, Vous ecarteries toutes les ide´es facheuses et Vous ne Vous occuperies que du plaisir d’etre aime´e de tant de personnes, qui trouvent leur bonheur dans Votre felicite´. Mille Compliments a Maurice et a Lolo. Sansdoute que ce petit personnage aura grandi. Aves Vous deja forme´ des Plans pour cet ete´, je ne scais pas encore ce que je pourrois entreprendre, je depends trop des circonstances. Adieu que Votre amitie ne s’altere jamais, c’est ce qu’on peut demander a une jolie femme. Adieu. W. ce 19 Febr 86
G
270. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. Februar 1786. Montag
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Ich wu¨nsche daß du glu¨cklicher mit des Juden Testament seyn mo¨gest als ich, denn ich habe es nicht auslesen ko¨nnen. Ernsten will ich bedeuten sobald ich ausgehe, schrifftlich wird es zu weitla¨ufig. Adieu liebe mich du gehst doch heute in die Como¨die, damit wir wenigstens zusammen leiden. d‘. 20 Febr. 86 G
271. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, wahrscheinlich 20. Februar 1786. Montagæ
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Ich vermelde daß ich das Ju¨dische neuste Testament nicht habe auslesen konnen, daß ich es der Fr v. Stein geschickt habe die vielleicht glu¨cklicher ist, und daß ich gleich den Spinoza aufgeschlagen und von der Proposition: qui Deum amat, conari non potest, ut Deus ipsum contra amet, einige Bla¨tter mit der gro¨sten Erbauung zum Abendsegen studirt habe. Aus allem diesem folget daß ich euch das Testament Jo-
2 po--lus 3 occupperi|e|s (p durch Rasur fast unkenntlich). 5 Sasnsdoute 15 ., (Komma aus Punkt) 23 diesenm
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hannis aber und abermal empfehle, dessen Innhalt Mosen und die Propheten, Evangelisten und Apostel begreift. Kindlein liebt euch. und so auch mich. Lebt wohl. G
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272. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 21. Februar 1786. Dienstag Hier meine Liebe die neusten Acktenstu¨cke! Wie klein wird das alles und wie armseelig. Kann doch nicht einmal ein armer Jude ohne geneckt zu werden aus der Welt gehn. Liebe du mich und das recht herzlich, denn ich bin dir ganz eigen. d‘. 21 Febr 86 G
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273. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 23. Februar 1786. Donnerstag Gar zu gerne ha¨tte ich dich gestern begleitet, Es that mir das Herz recht weh dich alleine gehn zu lassen. Ich gru¨se und liebe dich und hoffe dich heute zu sehen. Lebe wohl. Hier der Rahm. d‘. 23 Febr. 86 G
274. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 5. und 25. Februar 1786æ Hier meine Gute etwas in die Ku¨che, zu Mittage bin ich beym Herzog, dann such ich dich auf. Liebe mich wie du mir im innersten Herzen ewig werth und lieb bist. G.
1 ganzer Innhalt
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BRIEFE 275–276
275. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 26. Februar 1786. Sonntag
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Ich muß zu Hause bleiben, es will mir gar nicht recht werden. Schon war ich frisirt und im Begriff mich anzuziehen. Wie befindest du dich meine Liebe und was hast du heute vor? Schicke mir meine Zeichnung und deine Pinsel ich habe Lust. Adieu. Liebe mich d‘. 26 Febr 86. G
276. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 28. Februar 1786. Dienstag ÆCatharina Elisabeth Goethe an Goetheæ
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Æ:::æ N. S. Schon am 1ten Jenner dieses Jahrs, habe ich die Juwelen und Spitzen an Frau von Stein mit dem Postwagen u¨berschickt –– Ich hoffte von Zeit zu Zeit auf antwort des glu¨cklichen ankommens –– aber Vergebens –– da nun die Garanti des Postamts bald zu Ende geht so erbitte mir nur Zwey Zeilen, um aus der Verlegenheit zu kommen.
H
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Hier ein Wort von meiner Mutter. Es soll mir sehr angenehm seyn euch heute zum thee bey mir zu sehen zu Tisch kann ich euch nicht behalten. Wenn Imhof mit ka¨me wa¨re es recht artig ich will es Herdern sagen lassen, ihr mu¨sstet aber bey Zeiten kommen. Du hast mich doch recht lieb wie ich dich. Gestern Abend hat mir deine Gegenwart rechte wahre stille Freude gemacht. d‘. 28 Febr. 86. G
3 ha|s|t 18 gGestern 18 Sstille
Abb. 16: Goethe an Charlotte von Stein, 28. Februar 1786 (Nr 276)
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BRIEF 277
277. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 28. Februar und 1. M]rz 1786. Dienstag und Mittwoch Weimar den 28ten Febr: 1786
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Wenn wir uns noch eine Zeitlang wechselsweise erkla¨ren, so werden wir uns gewiß verstehen und vereinigen. Mir sind die Meinungen eines Ku¨nstlers, der das mechanische seiner Kunst verstehet immer ho¨chst wichtig, und ich setze sie u¨ber alles. Es komt nicht darauf an, was man mit dem einmal gegebenen Organe machen will, sondern was man machen kan. Sie werden in der Folge sehen in wie fern Sie mich bekehrt haben, und ie mehr wir zusammen arbeiten, ie u¨bereinstimmender werden wir wu¨rcken. Laßen Sie uns iezt, vor allen Dingen die erste Oper endigen, Sie sollen alsdenn einige Stu¨cke, und eine jbersicht von der zweyten erhalten, und auch nach Belieben sogleich daran anfangen. Sodann bin ich bereit auch zu einer ernsthaften Oper zu helfen, u¨ber deren Manier wir uns zum voraus vergleichen mu¨ßen. Wir werden am besten thun den Fußpfad des Metastas zu folgen, ein erhabenes ru¨hrendes Sujet zu wa¨hlen, nicht u¨ber sechs Personen zu steigen, weder allzugroße Pracht noch Dekorationen verlangen, fu¨r Cho¨re zu sorgen, und so weiter. Das alles wird sich finden wenn wir der Sache na¨her kommen, und uns durch die Opera Buffa erst mit und an einander gebildet haben. Fu¨r unser gegenwa¨rtiges Werck laßen Sie sich nicht bange seyn, es wird sich schon forthelfen, es werden sich Entreprenneurs und Akteurs finden, um die Auffu¨hrung mo¨glich zu machen. Haben sie doch ietzo in Mannheim den Go¨tz von Berlichingen wieder hervorgesucht, nachdem man ihn zehn Jahr als einen allzu/schwehren Stein hatte liegen laßen. Der Anfang des dritten Akts ist endlich auch angekommen. Ich bin ho¨chst neugierig ihn zu ho¨ren, ich habe ihn mir noch nicht einmal 6 Organen 17 Ssechs
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ko¨nnen am Clavier vortragen laßen. Daß Sie die ho¨chste Raserei unserer Heldin in den Kahn gestellet, und die jberfarth u¨ber den Cozith gleichsam mit stu¨rmender Hand geschehen laßen, dagegen die Arie wo sie den Mißetha¨ter vor Plutos Trohn schlept, auf einen flehenden Vortrag angelegt, und also dadurch den Gang des Dichters umgekehrt haben, mo¨gen Sie verantworten, oder vielmehr wird Ihre Ausfu¨hrung rechtfertigen. Was Sie u¨brigens in dem der Partitur beigelegten Blatte empfehlen, will ich bestens besorgen, und Ihnen zur Zeit von allem bestimmte Nachricht geben. Zu der Pantomime nach der Arie, i n e u r e m f i n s t e r n H a u s e , ha¨tte ich folgendes zu erinnern und zu rathen. Scapine fa¨llt ohnma¨chtig in den Seßel, der Docktor bleibt ihr zu Fu¨ßen liegen, endlich springt er auf, ist a¨ngstlich, sie scheint sich zu erholen, er stehet ihr bei, la¨uft hin und wieder, bringt ihr zu riechen, sie fa¨llt wieder in Geba¨hrden des Schmertzens, und sto¨ßt von Zeit zu Zeit Seufzer und a¨ngstliche Laute aus. / So wu¨nschte ich daß Sie die gedachte Stelle, in dem geschriebenen Exemplar der Oper erst korrigirten. Dieses stumme Spiel, kan wenn es no¨thig ist wiederholt werden, und solten Sie es nicht in verschiedenen Theilen mit Reprisen setzen ko¨nnen? wie es bei Balleten geschiehet, so daß es alsdenn von dem Akteur und der Aktrice abhienge, ob sie die Pantomime verla¨ngern oder abku¨rtzen wollen. Zulezt wo sie in die To¨ne des Schmertzens ausbricht, kan ia der Doktor mit dem folgenden Gesang einfallen, und es dadurch zu einer Art von Duett werden. Skapin la¨ßt sich dann von außen ho¨ren, sie klagt und iammert auch noch wenn dieser hereintritt, und ich dencke es soll keinen u¨beln Effeckt thun, wenn Sie die Interiektionen, ach! weh! weh mir! o Schmertz! u.s.w. in den u¨brigen Gesang gleichsam hineinsa¨a¨en. Ich schicke Ihnen hier eine Arie des vierten Akts, wie ich sie vera¨ndert habe. Vieleicht finden Sie solche iezt rithmischer, und ich ha¨tte große Lust einige andere auch auf diese Weise zu behandeln, und sie
1 bClavier vortragen laßenc (ausradiert) 4-5 fliehenden 21 ,? (Fragezeichen aus Komma) 21 denm 25 denm
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BRIEFE 278–282
dadurch Ihrem Wunsche na¨her zu bringen. Ha¨tten Sie u¨berhaupt noch etwas u¨ber den vierten Akt zu sagen, so wa¨r es noch Zeit. / Still ist es, stille Stille so stille Regt sich doch kein Ma¨usgen! Ru¨hrt sich doch kein Lu¨fftgen! Nichts, Nichts. Regt sich doch und ru¨hret sich doch nichts. War es der Donner pp. Ich habe diesen Brief dicktirt weil ich nicht wohl bin und keine Lust zu schreiben habe, und Sie doch nicht lange wollte warten lassen. Ihr Vater hat das Geld. Sie wohl auch. Leben Sie wohl, lieben Sie mich und arbeiten fleisig fort. W. d‘. 1 Ma¨rz 1786. G Gru¨sen Sie Frau Schulthes. Noch eins, wie steht es mit dem Italia¨nischen? Uben Sie Sich fleisig in dieser einzigen Sprache des Musikers.
278. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. M]rz 1786. Mittwoch
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Es scheint als wenn mir die Arzeney recht wohl bekommen wollte, es wurde mir gestern Abend nach 8ten noch viel besser. Liebe mich du gutes Herz und bleibe mir. Ich will so in der Stille fort weben. d‘. 1 Ma¨rz 1786 G Knebel hat mir sehr scho¨ne Zeichnungen von Kobel mit gebracht.
8 ru¨h|r|et 10 di|c|ktirt 22 2--1
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279. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 3. M]rz Æ1786. Freitagæ Es ist mir heute ganz leidlich du bist auch nicht recht fu¨hle ich an deinem Briefgen. Liebe mich und laß dir es eine Freude seyn daß ich dich Herzlich liebe G d‘. 3 Marz
280. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 3. M]rz 1786. Freitagæ Bis ietzo hoffte ich zu dir zu gehen, sehe aber wohl es ist besser ich bleibe und warte mich ab. Die gestrige Commo¨die bekam mir u¨bel. Gern lu¨de ich dich ein bey mir einen bissen zu essen und alsdenn auf die Redoute zu fahren. Du mu¨sstest dich freylich hertragen lassen. Stein ka¨me ia wohl auch. Mach es wie du kannst und willst ich liebe dich herzlich. G
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281. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 3. oder 4. M]rz 1786? Freitag? oder Samstag?æ Hier schicke ich meine Krabeleyen. Schicke mir sie zuru¨ck wenn du sie durch die Lorgnette betrachtet hast, damit ich weiter drein kritzle. Lebe wohl und liebe mich. G
282. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 4. M]rz 1786. Samstag Ich dancke dir fu¨r dein Wort, vielleicht komme ich gegen Mittag gelaufen, sonst habe ich nicht Hoffnung dich zu sehen. Ich freue mich 5 sehr- e
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BRIEFE 283–286
deiner Liebe, und dencke an dich. Ubrigens halt ich mich stille und treibe mein Wesen. Die Ostindischen Ha¨ndel hab ich durch. G d‘. 4 Ma¨rz 86.
283. An Charlotte von Stein
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Weimar, 6. M]rz 1786. Montag
Ko¨nnte ich mich doch recht offt deiner Gegenwart freuen wie gestern Abend, ich habe gut geschlafen und bin wohl. Knebel will gerne mitfahren, Laß mir doch auch einen Platz leer daß ich mich allenfalls einschieben ko¨nnte. Liebe mich wie ich dich. W. d‘. 6 Ma¨rz 1786 G
284. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. M]rz 1786. Freitag
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Dieser Tag ist vorbey gegangen ohne daß ich etwas von dir gesehen noch geho¨rt ha¨tte. Ich will dann auch so still fu¨r mich endigen. Sag mir ein Wort. Ich war fleisig um das nachzubringen was ich bisher versa¨umte. Lebe wohl. Liebe mich. d‘. 10 Ma¨rz 86 G
285. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 12. M]rz 1786. Sonntag Sag mir beste wie es mit deiner Gesundheit ist und daß du an mich denckst und mich liebst. G d‘. 12 Marz 86.
5 aAbend
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286. An Christiane Gr]fin von Br^hl Weimar, 12. M]rz 1786. Sonntag Si les hommes etoit ne´s avec un peu de conscience, surement ils seroit confondus et desole´s par la loyaute´ des femmes. La veste plus que belle que Vous aves eu la bonte´ de m’envoyer charmante amie, me prouve combien Vous etes esclave de Votre parole, ou plustot combien le devoir de la remplir Vous est cher. Mille et mille remercimens pour ce beau present, j’y reconnois Votre gout, Votre main, Vous meme, pardonnes! il y a un je ne scai quoi qui Vous resemble et qui me fait un plaisir infini. Les graces ont preside´ a ce travail, diroit notre cher Wieland et j’entends en meme tems Mephistophele s’ecrier: voila de ce Firlefanz enchanteur qui me fait sauter et rire! / J’ai d’abord envoye´ ce chef d’oeuvre au tailleur le plus entendu et j’attends avec impatience le moment de me voir pare´ de Vos mains. Vous aves bien devine´ que ce don m’arriveroit pour un jour de fe´te et de gala. Mdme la Duchesse Mere apres une maladie dangereuse nous est rendue et nous pouvons esperer de la voir bientot entierement retablie. C’est en me presentant devant Elle pour la feliciter, pour lui offrir mes voeux, que je porterai pour la premiere fois la piece la plus precieuse de ma garderobe presente et avenir. Pour d’autres feˆtes je n’en connois pas et je crains fort que nous en resterons la. Cette lettre devoit partir il y a quinze jours Vous pardonneres le retard, la maladie / de notre chere Duchesse nous a tenu en suspends jusqu’ici, presque tous les jours critiques jusqu’au 21. ont ete´ marque´s par quelque accident facheux et ce n’est que depuis avanthier que nous respirons librement. Adieu charmante amie. Bien des compliments pour Maurice. Notre Duc ne lui a point ecrit, a ce que j’ai pu scavoir. Embrasses le bon Lolo plus qu’a l’ordinaire, et que ce soit pour moi que Vous l’embrasses. S’il
12 d|’|abord 12 oeurvre 18 Llui 18 porter -------- offrir (erstes Wort durch Rasur unkenntlich) 18 ve- oeux
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BRIEFE 287–292
m’aime un peu c’est parceque je l’aime beaucoup, imites ce bon exemple. Adieu encore une fois. W. ce 12. Mars 1786. G
287. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 12. M]rz 1786. Sonntagæ Daß ich dich nicht besuche wirst du nicht tadeln wenn ich dir sage daß mich ein guter Geist anweht und ich an Wilh. schreibe. Ich bringe diesen Abend allein zu in Hoffnung dadurch einen recht guten mit euch zu haben. Ich hoffe es soll gut werden. Nur auch ein Wort von dir. G
288. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. M]rz 1786. Montag 10
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Mir ists gestern Abend recht wohl gelungen und ich will sehen, ob es heute wieder so geht. Doch seh ich dich vorher. Wenn ich dich nur recht wohl wu¨sste. Ich habe Hoffnung mit dem na¨chsten Buche vorzurucken, wenn ich es auch nicht sobald endige. Der Anfang ist immer das Schweerste, das u¨brige giebt sich lebe wohl, gru¨se Steinen auf die Reise G. d‘. 13 Marz 1786.
289. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. M]rz 1786. Dienstag
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Einen guten Morgen und hier den Avant coureur. in dem 8ten Blatte wirst du u¨ber We r t h e r n etwas finden das mit dem u¨bereinstimmt was ich dir offt gesagt habe. Werde nicht mu¨de wenn ich dir offt wie12 s mit
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der hohle daß ich dich herzlich liebe. Gestern Abend ist an der Operette geschrieben worden. G. d‘. 14 Ma¨rz. 86.
290. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 16. M]rz 1786. Donnerstag Ich bitte um dein Mikroscop ich will es mit dem meinigen verbinden und einige Beobachtungen machen ich habe Infusions thiergen von der scho¨nsten Sorte. Heute Abend seh ich dich bey der Imhof. Ich gehe noch erst in die Commo¨die, halte sie aber nicht aus. Liebe mich. G. d‘. 16 Ma¨rz 86
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291. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. M]rz 1786. Freitag Ich habe mich recht herzlich gefreut gestern mit und neben dir zu seyn. Dancke fu¨r das Fru¨hstu¨ck. Was mir heute der Geist zurufen wird weis ich nicht mein Herz spricht aber immer von der Liebe zu dir. G d‘. 17 Ma¨rz 86
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292. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 21. M]rz 1786. Dienstag Ich bleibe nur zu Hause um dir Freude zu machen. Die Operette und Wilhelm rucken zusammen. Du musst mich recht lieb haben. Heute essich beym Herzog und nach Tafel besuche ich dich Abends schreibe ich wieder und hoffe Donnerstags dir und Herders etwas zu lesen. d‘. 21. Ma¨rz 86 G. 4 mein|i|gen 19 Donnerstasg|s|
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BRIEFE 293–298
293. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 23. M]rz 1786. Donnerstag Mit einer Anfrage wie du geschlafen hast, schicke ich den Brief von Miss Gore. Liebe mich obgleich meine Gestalt sich vera¨ndert hat. d. 23. Ma¨rz 86. G
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Æ Jenaæ, 24. M]rz 1786. Freitag
Da die Boten gehn will ich meiner Geliebten ein Wort schreiben. Ich bin glu¨cklich angekommen der Abend war gar scho¨n und ich fand Knebeln unter den Steinen. Er gru¨st dich recht sehr. Wir schwa¨tzen viel und was ich auch ho¨re und rede; so sehe ich doch daß es am besten ist dich recht lieb zu haben. Gute Nacht. Ich habe allerley Gedancken und Erfindungen die dich zur Rechten Zeit unterhalten sollen. Adieu. d‘. 24 Ma¨rz 86 G
295. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 29. M]rz 1786. Mittwoch
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Wie befindet sich meine Beste. Es war mir gestern eine rechte Freude dich vergnu¨gt bey mir zu sehn. Es schien mir auch als wenn du mich recht lieb ha¨ttest. Heute hab ich viel zu thun, gehe auch gegen Abend zur Herzoginn Mutter. Dann seh ich dich wenigstens einen Augenblick, ich mo¨chte gern an meinem Werckgen schreiben. G d‘. 29 Ma¨rz 86.
11 r- Rechten
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296. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. M]rz und 7. April 1786?æ Diesen Mittag bin ich bey dir und freue mich herzlich darauf du einzige liebe. G
297. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 30. M]rz und 7. April 1786?æ Ich bin doch hereingegangen und da ich meine Gute nicht fand, habe ich Fritzen Botanika dicktirt und nun ist Knebel gekommen. Gute Nacht beste. Wie wu¨nsche ich daß es dir besser seyn mo¨ge. G
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298. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 7. April 1786. Freitag Ich bin recht unglu¨cklich daß ich Ihrer Einladung nicht folgen kann und zu Hause bleiben muß. Ein Kno¨tgen an dem Zahn der mir vorm Jahr in Neustadt soviel zu schaffen machte und das ich schon eine Woche dissimulire, ist nun zum Knoten geworden, spannt und zuckt so daß ich mich ieden Augenblick eines u¨beln Anfalls versehe. Garten und Wiese habe ich verlassen und bin mit Papieren und Ackten wieder heraufgezogen. Ihre Expedition ko¨nnen Sie zwar gar wohl ohne mich vornehmen und ich werde Wetken der die Sache inne hat hinauf schicken, nur thut es mir leid daß ich Sie nicht in unsre Gru¨ffte einfu¨hrn soll. / Ihre Frau Mutter gru¨st und la¨sst sagen: sie u¨be sich Ihnen entgegen zu kommen, wenn Sie zuru¨ck kehren. Ihrer Frau Gemahlinn ist sie heute schon entgegen gegangen.
14 Expetdition 15 hinnnauf
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BRIEFE 299–301
Hier ist die Note zuru¨ck. Die Situation des fr. Ministerii, scheint mir sehr richtig geschildert, und ebendeswegen glaube ich nicht daß etwas zu befu¨rchten ist. Wenn man auch im einzelnen zu schwancken und der Gegenpartey nach zugeben scheint; so wird man gewiß doch in Hauptpunckten fest halten und den Kayser nicht gewa¨hren lassen. Wer Franckreich bereden will, es ko¨nne ohne Schaden in den Umtausch von Bayern willigen, glaubt es selbst nicht, und / kein vernu¨nftiger Mensch wirds ihm glauben. Auerha¨hne und Schnepfen und die Begattung dieses wilden Geflu¨gels werde ich diesmal weder zu ho¨ren noch zu sehen kriegen, es scheint als wenn mir nur die Jagd der Infusionsthiere beschieden wa¨re. Heute Abend ist das grose Ehrenfest der Schauspieler. Die Frauen werden gezogen, wir wu¨nschen Wielanden alle die Metzner. Einsiedel ist sehr verdru¨s‘. und die Schro¨ter in Verzweiflung! der Baron Charles tracktirt die bewusste Rolle mit der gro¨sten Negligenz und will erst drey Tage vor der Auffu¨hrung zu lernen anfangen. Aus seinem Lesen in der ersten Probe hat man nicht die geringste Hoff/nung scho¨pfen ko¨nnen. Leben Sie recht wohl und vergnu¨gt und behalten uns empfohlen. W. d‘. 7. Apr. 86. G.
299. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. M]rz und 8. April 1786?æ
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Ich bin solang in der Lufft geblieben daß mir zuletzt gar nicht wohl davon ward und ich nach Hause gegangen bin und mich ausgezogen habe. Ich dancke dir noch durch dieses Zettelgen fu¨r alles Gute was du heute an mir gethan hast. Werde nicht mu¨de ich bitte dich und glaube daß ich dich herzlich liebe. G.
5 Keayser 12 scheit-nt
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300. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. April 1786. Samstag Mein Backen ist dick doch ohne Schmerzen. Ich brauche ein Mundbad, und dencke es soll voru¨ber gehn. Liebe mich. Ich hoffte gestern fast dich noch zu sehn. Ich lasse Infusionsth. zeichnen. Wollt ihr etwa Thee bey mir trincken. d‘. 8 Apr. 86. G.
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301. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. April 1786. Samstag Es thut mir sehr leid daß ich Ihre Parthie verderbe und das Gescha¨fft hindre, mit meinem Ubel ist es geworden wie ich voraussah, der Backen ist dick und ich bin geno¨tigt mich mit Kra¨uterkisslein zu zieren. Knebel empfiehlt sich, er ist heute nach Jena, sehr schlecht erbaut von seinem patriotisch theatralischem Schmaus. Wielanden ist wu¨rcklich ein Streich passirt er zieht ein Loos wen er zu Tische neben sich haben und eigentlich versorgen soll, er liest Mad Ackermann und ist ho¨chst glu¨cklich. Nachher findt es sich daß Knebel diese Scho¨ne gezogen und wie der Alte sein Billet besieht ists H ‘. Ackermann. / Er will mit aller Gewalt wieder eine Oper machen, ich glaube er hat schon angefangen. Dagegen ist Herder herabgestiegen und hat ein ABC Buch geschrieben das recht sehr gut und trefflich gedacht ist. Hierbey schicke ich die verlangte Charte und wu¨nsche ein freundliches Leben. W. d‘. 8ten Apr. 86. G.
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302. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. April 1786. Samstag
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Gar su¨s wa¨re es mir gewesen dich bey mir zu sehen, allein du bist auch kranck und stille bey dir. Ich habe den ganzen Nachmittag gezeichnet, es wandelte mich wie ein Fieber an. Nun noch eine gute Nacht, und laß mir auch ein | Wort von dir ho¨ren. G d‘. 8 Apr. 86.
303. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 9. April 1786. Sonntag
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Ich bin immer im stillen bey dir und habe nie sehnlicher gewu¨nscht mit dir unter einem Dache zu seyn als ietzt. Ich fange nun wieder an zu zeichnen und will wenigstens auf dem Papier leben. Mein Backen ist noch ein wenig dick ohne Schmerz wenn ich dich doch recht wohl wu¨sste. d‘ 9 Apr G 86.
304. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 10. April 1786. Montag
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Der Geschwulst vermindert sich und ich bin noch immer ohne Schmerzen. Sehr wohl wa¨re mirs wenn du bey mir seyn ko¨nntest. Gestern Abend war Herder bey mir und wir haben viel durchs Mikroscop gesehen. Liebe mich, ich habe dich herzlich lieb. d‘. 10 Apr. 86 G
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305. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 10. April 1786. Montag Wie gut war es daß Sie mein Ubel fu¨r dem gestrigen Ritte bewahrt hat, in Ilmenau mag es nicht freundlich aussehn. Noch besser ists daß Sie Sich auf dem alten Schlosse wohlbefinden und Sich dort ein Quartier bereiten. Der Bauinspecktor soll kommen. Hier folgen die verlangten Ackten und das Buch. Zugleich das Bu¨chlein aller Bu¨cher das Abc. Die Briefe werden bestellt. Ich muß zu Hause bleiben, mein Ubel dauert noch, ohne Schmerz. Hier schicke ich einen Traum aus hiesiger Gegend, und wu¨nsche zur stillen Woche ein still glu¨ckliches Leben. d‘. 10 Apr. 86. G. Vielleicht sind beykommende Bu¨cher Wilh. eben in der Jahrs Zeit. Im sechsten werden Sie einige Schreibefehler entschuldigen. Den zweyten Feyertag will eine Gesellschafft iunger Leute auch zu Ehren der wiedergnesnen Herzoginn essen und tanzen und bittet um Erlaubniß ihr Fest im hintern untern Zimmer des Commo¨dien Hauses halten zu du¨rfen.
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306. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 11. April 1786. Dienstag Hier einige Briefe von den scho¨nen Frauen und auch meine Berechnung wegen Fritz. Wie lebst du der Tag scheint heute scho¨n zu werden. Wenn du ausgehst besuchst du mich doch, ich halte mich noch zu Hause. Liebe mich. G d‘. 11 Apr 86.
1 dasß 3 sSich 15 e- Ehren
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Abb. 17: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 10. April 1786 (Nr 305)
APRIL 1786
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307. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 13. April 1786. Donnerstag Ich gru¨se meine Gute und werde sie heute sehn. Gestern freute mich deine Gegenwart recht herzlich. Ich habe noch eine Arie zur Operette gemacht. Vielleicht komm ich auch ein wenig zu Herders. Die Oliva sollst du haben. Alle Ma¨hrgen sobald sie erza¨hlt sind haben den Reitz nichtmehr als wenn man sie nur dunckel und halb weis. Lebe wohl. Liebe mich. G d‘. 13 Apr 86.
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308. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 14. April 1786. Freitag Einen Guten Morgen meine Beste und den Brief an die Rheingra¨finn. Siehe zu daß du das Mem. der Oliva von der reg. Herzoginn erha¨ltst. Der Herzog hat es weggenommen. Was hast du heute vor. Gegen 12 will ich spazieren gehn, es ist herrliches Wetter. Adieu. G d‘. 14 Apr 86.
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309. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 14. April 1786. Freitag Ich weis nicht mehr wo ich mit dir bin lieber Br. solange habe ich nicht geschrieben und so vielerley ist mir durch den Kopf gegangen. Meinen gewo¨hnlichen Gescha¨fften gesellet sich so manche Liebhaberey zu, daß ich offt nicht weis wo hinaus. Botanick und Microscop sind ietzt Hauptfeinde mit denen ich zu ka¨mpfen habe. Dagegen lebe ich auch in einer Einsamkeit und Abgeschiedenheit von aller Welt die mich zuletzt stumm wie einen Fisch macht. Hier ist der Fu¨rstinn Brief der einen glu¨cklichen Humor hat, ich wollte es ka¨m ihr auch der Humor mir einmal ein Wort zu sagen. Die Silhouette hat mir viel Freude gemacht und dir dancke ich fu¨r das 17 hHauptfeinde
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BRIEFE 310–313
scho¨ne Kupfer und den Pendant. Eine neue komische Oper von mir die jetzo komponirt wird macht mir viel Freude. / Es wird mit derselben ein Componiste hervortreten, dergleichen sich nicht viele im Stillen bilden. Hier ist denn endlich auch einmal meine Note, du schickst das Geld gelegentlich. Was machst du alter Metaphysikus? Was bereitest du Freunden und Feinden? Gru¨se die Deinigen! Liebe mich. Wenn dir mit Infusionsthiergen gedient wa¨re ko¨nnte ich dir einige Millionen verabfolgen lassen. Lebe wohl, und schreibe bald. W. d‘ 14 Apr. 86. G
310. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Februar und 21. April 1786æ 15
Es ist mir um so mehr leid daß du heute Abend nicht allein bist, da ich morgen Abend Probe bey der Herzoginn habe. Willst du um 12 Uhr spazieren Gehn so komm ich. Ich liebe dich herzlich G
311. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 24. April 1786. Montag 20
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Eben wollt ich dir schreiben um etwas von dir zu ho¨ren. Heute der Tag geht mir ohne dich hingehn. Doch seh ich dich einen Augenblick. Du bist mir herzlich lieb, und ich habe dir recht scho¨ne neue Sachen zu erza¨hlen. d‘. 24 Apr 86 G 1 Penda|n|t 1 ckomische 10 Infusiodn --esthiergen 13 614 23 6bist
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312. An Charlotte von Stein
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Æ Jenaæ, 25. April 1786. Dienstag
Wie offt hab ich heute gewu¨nscht diesen Tag mit dir hier zuzubringen, er war ganz ko¨stlich. Ohne in Jena anzuhalten, ritt ich gleich nach dem Durchstich und von da nach Lobeda, und fand die gute Bohl, aber ach wie! Ich muß dir ihre Wirtschafft ihr Wesen und Zustand im Detail beschreiben es ist ein seltsam Tableau. Das Saal Thal hab ich noch nie gesehn in solcher Scho¨nheit, ich bin einen Weeg zuru¨ckgekehrt den ich dich fu¨hren muß, es ist an einem Platze wu¨rcklich ein gros Bild. Nachher hab ich vielerley Menschen gesehen, bin mit Magister Batsch spazieren gegangen, wo wir u¨ber Pflanzen, Infusionen u s.w gar viel gutes gesprochen und beyde gelernt haben. Ich werde die besten Bu¨cher mitbringen die u¨ber das Infusionswesen geschrieben worden. Nun bin ich in Paulsens Garten eingekehrt, im Schlosse war mir’s unmo¨glich zu bleiben, es ist ein ko¨stlich scho¨ner Abend. Mit Knebeln hoffe ich von dir zu ho¨ren. Liebe mich. Alles bringt mich dir na¨her und deutet auf dich hin. Gru¨se Fritzen und lebwohl. d‘. 25 Apr. 86 G
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313. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 30. April 1786. Sonntag Ich schicke dir das Mikroscop das du durch Hu¨lfe des H‘. Cammerr. Wied‘. bald in Ordnung bringen kannst. Die Linse No 1 fehlt. Ich dancke fu¨r deine Liebe und Bewirthung. Morgen geht es im Regen nach Ilmenau, damit ich der scho¨nen Jenaischen Tage in Ehren eingedenck bleibe. Ich fu¨rchte fu¨r den Merckur. Lebe wohl. Liebe mich. d‘. 30 Apr. 86 G 3 ., (Komma aus Punkt) 7 Pla|t|ze 10 Plflanzen 15 aAbend
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BRIEFE 314–317
314. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, zwischen 29. April und 1. Mai 1786æ ÆAugust von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goetheæ ÆDruckæ Journal de Paris No. 107. Lundi 17 Avril 1786. p. 434.
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Sciences. Traite´ d’anatomie et de Physiologie, avec de Planches colorie´es, par M. Vicqd’Azyr. Ne trouve-t-on pas e´videmment ici, continue-t-il, la marche de la Nature, qui semble ope´rer d’apre`s un modele primitif et ge´ne´ral, dont elle ne s’e´carte qu’a` regret et dont on rencontre partout les traces? –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– Peut-on s’y refuser enfin, en conside´rant les os maxillaires ante´rieurs, que j’appelle incisifs dans les quadrupe`des, avec cette pie`ce osseuse qui soutient les dents incisives supe´rieures de l’homme, ou` elle est se´pare´e de l’os maxillaire par une petite felure tre`s-remar / quable dans les foetus, a` peine sensible dans les adultes, et dont personne n’avoit connu l’usage. Vielleicht wird Ihnen, bester Go¨the diese schmutzige Abschrift nicht undienlich seyn. Irre ich mich, so war wenigstens mein Wille gut. Ich halte die Mutter von ihrem Abendessen ab, und muss also schliessen und Sie herzlich umarmen. . / . A. Gotha d. 27ten April 1786. Die Mutter gru¨ßt Sie. /
Da Camper noch immer schweigt freut mich nur dass mir der Franzose mit lauter Stimme entgegen kommt. Ich theile des theilnehmenden Prinzen Billet hir mit und wu¨nsche wohl zu leben. G.
315. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 2. Mai 1786. Dienstag Ich wu¨nsche Dir und mir Glu¨ck zum scho¨nen Wetter. Wenn die Sonne Donnerstags so aufgeht so wird sich Merkur gar scho¨n pra¨sen27 Donnerstag|s| 27 kwird
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tiren. Liebe mich und lebe wohl. Ich habe dich herzlich lieb du einziges Wesen dessen Zartlichkeit kein qui pro quo zula¨sst. Adieu. d‘. 2 May 86 G Nimm doch ja Fritzen mit.
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316. An Charlotte von Stein Ilmenau, 4. Mai 1786. Donnerstag Wie sehr habe ich mich beym Erwachen gefreut daß die Sonne hell schien und daß du das Himmlische Schauspiel recht scho¨n wirst gesehen haben. Zu spa¨t fiel mir’s ein daß ich durch mein kleines Perspecktiv auch etwas wu¨rde sehen ko¨nnen aber ich sah nur die Sonnenflecken und Merkur war schon verschwunden. Ko¨nnt ich doch den scho¨nen Tag mit dir in Jena zu bringen, es wird mir aber nicht so wohl werden, eh uns das Carlsbad vereinigt mit dir zu seyn und ein ruhiges Leben zu fu¨hren. Der Herzog von Meiningen ist hier. Was der Herzog thun wird weis ich nicht, ich bleibe bis Ende der Woche. Lebe wohl Liebe mich, gru¨se Fritzen. Ilm. d‘. 4 May. 86. G
317. An Charlotte von Stein
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ÆIlmenauæ, 5. Mai 1786. Freitag
Von meiner lieben habe ich gar nichts geho¨rt, wenn es ihr nur in Jena recht wohl geworden ist. Hier ist auf Waldweise gelebt worden, doch ziemlich ma¨sig. Der Herzog ist auf Meiningen mit dem Herzog Georg der ihn hier besucht hat. Heute werde ich noch mit allerley Angelegenheiten zubringen und Morgen bey Zeiten wegreiten wenn ich fertig werde, wonicht so komme ich Sonntags.
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BRIEF 318
Laß mich deine Liebe immer gleich finden, es will mit vielem andern nicht recht mehr fort. Lebe wohl gru¨se Fritzen und Liebe mich wie ich dich herzlich liebe. G d‘. 5 May 86 5
318. An Friedrich Heinrich Jacobi Ilmenau, 5. Mai 1786. Freitag Ilmenau d‘. 5. May 86.
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Dein Bu¨chlein habe ich mit Anteil gelesen, nicht mit Freude. Es ist und bleibt eine Streitschrifft, eine Philosophische und ich habe eine solche Abneigung von allen litterarischen Ha¨ndeln, daß Raphael mir einen mahlen und Scha¨ckespear ihn dramatisiren ko¨nnte und ich wu¨rde mich kaum daran ergo¨tzen, was alles gesagt ist. Du musstest diese Bogen schreiben, das seh ich und erwartete sie, nur ha¨tte ich gewu¨nscht die Species Fackti wa¨re simpler vorgetragen, alles Leidenschafftliche dabey kann ich nicht billigen und die vielen Um und Anha¨nge thun auch nicht gut wenn man ka¨mpft. Je knapper ie besser. Du wirst sagen es ist meine Manier, ieder hat die seine! Gut ich muß es geschehen lassen. Dann lieber Bruder, daß ich aufrichtig sey, das Strauseney will mir gar nicht gefallen. Als Wort und Rede mo¨gt es noch hingehn wenn es nur nicht hinten noch als Siegel / aufgedruckt wa¨re. Wenn die Gegner nur halb klug sind; so machen sie auf den langha¨lsigen Verfasser Jagd, der in unendlicher Selbstzufriedenheit aus den Bu¨schen heraussieht und im Schatten sich seiner Superiorita¨t u¨ber Elstern und Raben erfreut, und sie haben das ganze Publikum auf ihrer Seite. Lieber Freund man hat Exempel daß Adler Eyer im Schoose Jupiters fu¨r einem Pferdeka¨fer nicht sicher waren. Wenn Selbstgefu¨hl sich in Verachtung andrer, auch der geringsten ausla¨sst, muß es widrig auffallen. Ein leichtsinniger Mensch darf andre zum besten haben, erniedrigen, wegwerfen, weil er sich selbst einmal 21 halt- machen
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Preis giebt. Wer auf sich etwas ha¨lt scheint dem Rechte entsagt zu haben andre gering zu scha¨tzen. Und was sind wir denn alle daß wir uns viel erheben du¨rfen. / Daß dir deine edlen Infusionen so gut gerathen sind, und dir die Thiergen zu Freuden heraufwachsen, go¨nn ich dir herzlich und ich wu¨rde dich beneiden, wenn ich in meiner Seele einen Wunsch aufkommen liese nach irgend einem Gut das mir das Schicksal versagt oder geraubt hat. An dir ist u¨berhaupt vieles zu beneiden! Haus, Hof und Pempelfort, Reichthum und Kinder, Schwestern und Freunde und ein langes pppp. Dagegen hat dich aber auch Gott mit der Metaphisick gestraft und dir einen Pfal ins Fleisch gesetzt, mich dagegen mit der Phisick geseegnet, damit mir es im Anschauen seiner Wercke wohl werde, deren er mir nur wenige zu eigen hat geben wollen. Ubrigens bist du ein guter Mensch, daß / man dein Freund seyn kann ohne deiner Meynung zu seyn, denn wie wir von einander abstehn hab ich erst recht wieder aus dem Bu¨chlein selbst gesehn. Ich halte mich fest und fester an die Gottesverehrung des Atheisten p. 77. und u¨berlasse euch alles was ihr Religion heisst und heissen m u¨ s s t ibid. Wenn du sagst man ko¨nne an Gott nur g l a u b e n p. 101. so sage ich dir, ich halte viel aufs s c h a u e n , und wenn Spinoza von der Scientia intuitiva spricht, und sagt: Hoc cognoscendi genus
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procedit ab adaequata idea essentiae formalis quorundam Dei attributorum ad adaequatam cognitionem essentiae rerum; so geben mir diese
wenigen Worte Muth, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen die ich reichen und von deren essentia formali ich mir eine ada¨quate Idee zu bilden hoffen kann, ohne mich im mindsten zu beku¨mmern, wie weit ich kommen werde und was mir zugeschnitten ist. Lebe wohl. Vergieb daß ich so hingeschrieben habe wie mirs eben um’s Herz war, ich bin hier so allein und schriebe wohl noch viel mehr wenn ich mich nicht scheute ein neu Blat zu nehmen. Leb wohl. G.
24 icog6niteionem 26 denren 26 dessentia formalie 27 dzue 27 ehoffene 28 kwaenr nde
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BRIEFE 319/320
319. An Philipp Christoph Kayser Ilmenau, 5. Mai 1786. Freitag
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Ich habe nun den ganzen fu¨nften Ackt und wu¨nschte ich ko¨nnte Ihnen alles gute sagen was ich daru¨ber dencke. Auch bey dem Schlusse hat Ihnen der gute Geist beygestanden und ich muß mich in Geduld fassen daß ich ihn nicht sobald mit allen Instrumenten ho¨ren kann, es wird mir gewiss die gro¨sste Freude seyn wenn er einmal ganz vor meiner Seele erscheinen wird. Ich sehe schon wie bewegt mein Sommer seyn wird. Der Gedancke den ich letzthin a¨usserte daß ich Ihnen zu Ende Juni Partitur und Stimmen zuru¨ckschicken wollte, trifft mit Ihrem Wunsche zusammen. Vom Juni an werd ich nicht zu Hause seyn und wir ko¨nnen vor der Hand die Abschrifft spaaren. Vielleicht vera¨ndern Sie eins und das andre und ich erhalte eine reine Abschrifft oder mein korrigirt Exemplar zuru¨ck. Nun aber was diese Vera¨nderungen betrifft, diese mu¨ssen / Ihre Sache bleiben. Sie verstehen Ihr Handwerck, was soll und kann man Ihnen einreden und Sie meistern, wenn Sie fertig sind, sehen Sie Ihre Arbeit nocheinmal an und geben Sie Sich auch noch Rechenschafft vom Ganzen, dann sehen Sie wie ein groses Publikum es aufnimmt. Der Dichter eines musikalischen Stu¨ckes, wie er es dem Componisten hingiebt, muß es ansehn wie einen Sohn oder Zo¨gling den er eines neuen Herren Diensten wiedmet. Es fragt sich nicht mehr was Vater oder Lehrer aus dem Knaben machen wollen sondern wozu ihn sein Gebieter bilden will, glu¨cklich wenn er das Handwerck besser versteht als die ersten Erzieher. Was ich u¨brigens an dieser unsrer ersten gemeinsamen Arbeit gelernt habe, wird das zweyte Stu¨ck zeigen das ich ausarbeite und auch bey diesem wird wieder zu lernen seyn und so immer weiter. / Was Sie von dem Gange der Oper sagen finde ich sehr gut. Die Momente sollen nicht so rasch wie im andern Schauspiele folgen, der Schritt muß schleichender ia an vielen Orten zuru¨ckgehalten seyn. Die Italia¨ner haben die gro¨sten Effeckte mit einzelnen Situationen ge-
15 seihnd 17 gGanzen 21 Er- s 29 wie im 30 zuru¨ckgehaltnerdene
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macht, die nur so zur Noth am allgemeinen Faden des Plans ha¨ngen. Man verlangt nicht vom Flecke weil das Ganze nicht interessirt, weil einem an iedem besondern Platze wohl wird. Doch hat auch das seine Unbequemlichkeiten, unter andern ist diese Manier an dem vo¨lligen Diskredit des Dritten Ackts schuld. Kluge Ko¨pfe der neuern Zeit haben dagegen gearbeitet wie der Verf. der Filosofi ignoranti und des Re Teodoro pp. Auch davon mag das neue Stu¨ck zeugen, und mag uns Gelegenheit geben unsre Begriffe mehr zu entwickeln. / Die Arie: s e h t d i e B l a¨ s s e , wird wohl eine meiner Favoritten werden. Mit dem Duett bin ich gar sehr zufrieden, das Rondeau ist allerliebst. pp. Gewiß ich bin Ihnen recht viel Danck schuldig, an einem glu¨cklichen Ende zweifle ich nicht und wu¨nsche nur eine glu¨ckliche Auffu¨hrung. Ihre Gedancken u¨ber meine Vorschla¨ge das Stu¨ck zu produciren erwarte ich und habe noch so tausenderley zu sagen. Wenn nur das Schreiben nicht so eine halbe Sache wa¨re. Acht Tage Gegenwart wu¨rde ein scho¨ner Genuß, ein scho¨ner Vortheil seyn. ha¨tt ich die Italia¨nische Sprache in meiner Gewalt wie die unglu¨ckliche Teutsche, ich lu¨de Sie gleich zu einer Reise ienseits der Alpen ein und wir wollten gewiß Glu¨ck machen. Leben Sie wohl, Sie einziger mir aus meiner Jugend uberbliebner, in unglaublicher Stille herangewachsner. Leben Sie wohl. d‘. 5 May 86. Ilmenau. G Warum habe ich von dem Terzett nichts gesagt? Was hilft aber alles namentliche hererza¨hlen, auch hab ich es so gut wie gar nicht geho¨rt.
320. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Mitte M]rz und Anfang Mai 1786æ Ich hatte gestern Abend das gro¨ste Verlangen dich zu sehn, zumal da ich dir die ko¨stlichste Gescho¨pfe zu zeigen hatte. Hatte ich nur meinen Vorsatz ausgefu¨hrt, ich wollte nach Hof schicken und dirs sagen lassen. 5 s-Dritten 6 dieer 6 Ph - - -Filosofi 15 wWenn
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BRIEFE 321–325
Ich habe nunmer schon Thiere die sich den Polypen nahen fressende Infusionsthiere. Liebe mich. G
321. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 9. Mai 1786. Dienstag
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So wenig mich der Innhalt Ew Hochwohlgeb‘ Billets ergo¨tzt hat, so sehr erfreut und ru¨hrt mich, das mir darinn bezeugte Vertrauen. Vielleicht habe ich Gelegenheit u¨ber eins und das andre bald mu¨ndlich zu sprechen. Fahren Sie fort mir Ihre Freundschafft und Gewogenheit zu schencken und glauben daß ich unvera¨nderlich sey wie Sie mich schon Jahre her kennen. Mich mit der vollkommensten Hochachtung unterzeichnend Ew Hochwohlgeb‘ v Hß. d‘. 9 May 1786.
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ganz gehorsamen treuen Freund und Diener Goethe.
Das kommunizirte Votum sende sobald ich es gelesen mit Danck zuru¨ck.
322. An Elisabeth Margarete H^ttenrauch Weimar, 11. Mai 1786. Donnerstag
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Hier schicke ich etwas in die Ku¨che, meine liebe Frau Hu¨ttenrauchinn, zugleich auch einige fremde Schnecken von verschiedner Art, damit Sie noch mehr Lust kriegen soll die Coffee deuten zu studiren. Ich wu¨nsche recht wohl zu leben. W. d‘. 11 May 86. Goethe 5 so--ehr 10 unterzeichnenderd
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323. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 12. Mai 1786. Freitag Schon war gepackt und gesattelt wie dir Sutor sagen wird, als der Fu¨rst von Dessau kam. Ich bleibe also hier. Der Fu¨rst bezeigte ein Verlangen dich zu sehn und der Herzog sagte mir ich sollte dirs zu vernehmen geben. Thu also wie du kannst und magst. Gern ha¨tt ich diese Paar Tage bey dir zugebracht. Lebe wohl. Mu¨ndlich mehr. Der Fu¨rst geht Montags weg. Lebe wohl. G d‘. 12 May 86.
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324. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 12. Mai 1786. Freitag Ich dancke dir meine Gute fu¨r das u¨berschickte. Es ist Wort fu¨r Wort was mir der gute Geist schon lange sehen lassen und ich habe grose Lust mit H‘. Vicq d Azyr mich zu liiren. Ich wollte nach Jena. Der Fu¨rst von Dessau ist da. Ich wollte noch zu Mittage mit dir essen, und weis nicht wie es gehn wird ich sehe dich bald. Leb wohl. G d‘. 12 May 86.
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Jena, 21. Mai 1786. Sonntag
Wie danck ich dir meine Liebe fu¨r das Briefgen, ich bin hier still und wohl. Ich habe einige Gescha¨ffte besorgt und den Wissenschafften obgelegen. Algebra ist angefangen worden, sie macht noch ein grimmig Gesicht, doch dencke ich es soll mir auch ein Geist aus diesen Chiffern sprechen, und wenn ich den nur einmal vernehme; so wollen wir uns 3 v--Verlangen 6 Mu¨dnedlich 11 wWort 15 ., (Komma aus Punkt) 22 ., (Komma aus Punkt)
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BRIEFE 326–328
schon durchhelfen. Einige botanische Kenntnisse sind auch zugewachsen und so gehts dann immer weiter. Behalte mich nur recht lieb. Uber Ernsten bring ich Starckens Meynung mit. Die Engla¨nder finden sich hier ganz wohl. Sie haben ein scho¨nes Quartier bey Griesbach bezogen und scheinen eine gute Sorte Menschen. / Knebel gru¨ßt und hofft auf eine Ubung zur Italia¨nischen Sprache. Ich habe eine Stunde bey Valenti mit abgewartet er hat eine gute Methode. Mein Mund ist besser, ich hoffe bald wieder menschlich auszusehn. An Wilhelm hab ich geschrieben und bey ieder Seite hoffe ich auf die Freude sie dir vorzulesen. Einige Sorge hab ich doch fu¨r dieses Buch. Lebe wohl Liebe mich, wie du mir im Herzen bist und bleibst. Gru¨se Fritzen und Stein und Ernsten und die schwesterliche Liebe. Adieu. Jena d‘. 21 May 86 G
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Jena, 23. Mai 1786. Dienstag
Ich muß noch einige Tage bleiben es ist mir so ruhig und still hier und ich mo¨gte doch die 4 Spezies in der Algebra durchbringen. Es wird alles darauf ankommen, daß ich mir selbst einen Weeg suche u¨ber diese steile Mauren zu kommen. Vielleicht treff ich irgendwo eine Lu¨cke durch die ich mich einschleiche. Ubrigens hat Wiedeburg eine treffliche Methode. Wir haben dich o¨ffter zu uns gewu¨nscht die Gegend ist gar annehmlich leider das Wetter nicht zum besten. Von Personen, Charackteren, Geschichten hab ich dir allerley zu erza¨hlen. Die Engla¨nder bleiben hier es sind gute Leute, doch werden sie nicht das Glu¨ck / machen wie iener Schweizer. 3 istch 6 Quart|i|er
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Ich habe an Wilhelm geschrieben und dencke nun bald auch dieses Buch soll glu¨cken, wenn es nur nicht mit allen diesen Dingen so eine gar wunderliche Sache wa¨re, es la¨sst sich daran nicht viel sinnen und dichten, was freywillig kommt ist das beste. Vielen Danck fu¨r dein Briefgen. Gru¨se auch meinen italia¨nischen Freund. Knebeln verdriests daß mehrere sind die auch nach diesem Lorbeer laufen. Heute ist hier Jahrmarckt, leider gar schlecht Wetter, sonst wa¨re es doch Lustig. Lebe wohl Donnerstag oder Freytag seh ich dich. Behalte mich lieb gru¨se Ernsten, Steinen und die Schwester. Jena d‘. 23 May 86 G
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327. An Charlotte von Stein Æ Jena, wahrscheinlich zwischen 19. und 25. Mai 1786æ Der Tag war unendlich scho¨n besonders der Abend. Wie sehr wu¨nschte ich dich bey mir, du ha¨ttest rechte Lust empfunden zu zeichnen, denn einige neue Gegenden habe ich gesehen die sehr reizend sind. Ich dencke an dich und freue mich deiner Liebe. In Kneb. Stu¨bgen ist’s gar angenehm, wu¨sste ich dich nicht dru¨ben ich mo¨gte wohl hier eine Weile bleiben. Adieu. Gru¨se Fritzen und die Schwester. G.
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328. An Charlotte von Stein Æ Jena, 25. Mai 1786æ. Donnerstag Da ich Gelegenheit finde meiner Guten ein paar Worte zu schicken; so will ich ihr vermelden daß ich morgen, wird sein Freytags fru¨he von hier abgehe. Wir haben die vier Species durch und wollen nun sehen was geblieben ist; soviel mercke ich es wird historische Kenntniß bleiben und ich 1 abald 2 ., (Komma aus Punkt) 12 Jena - - - Jena
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BRIEFE 329–332
werde es zu meinem Wesen nicht brauchen ko¨nnen, da das Handwerck ganz ausser meiner Spha¨re liegt. Doch ohne Nutzen wird es nicht seyn. Sonst sind allerley Scherze vorgefallen und Knebel ist guter Laune. / Ubrigens haben wir die scho¨nen Tage mehr verlebt als daß wir viel gethan ha¨tten, doch sind mir einige Dinge geworden die Wilhelmen zieren sollen wenn auch gleich nicht das na¨chste Buch. Lebe wohl nun seh ich dich balde wieder. Gru¨se die deinigen. Ich bin recht wohl nur meine Lippe ist noch nicht in ihre Gra¨nzen zuru¨ck. Adieu. Gru¨ndonnerstag 86 G
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Æ Jenaæ, 4. Juni 1786. Sonntag
Nur wenige Worte. Ich freute mich der scho¨nen Zeit in der scho¨nen Gegend noch mehr wenn du bey mir wa¨rest, wie vieles mo¨gt ich dir zeigen, es ist doch hier ein ganz ander Wesen der Natur. Das Entgen hat trefflich geschmeckt. Knebel gru¨st. Ich bin heute fru¨h schon weit umher geritten und schon bey der Burgemster gewesen. Ich werde bey den Herrschafften um ein auserordent‘. Geschenck fu¨r die Enckel an Leinwand, Cattun pp bitten. Die Menschen drucken sich iammerlich. Lebe wohl Knebel treibt und will spazieren gehn. Adieu Gru¨se die Deinigen. d‘. 4 Juni 86 G
330. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. Juni 1786. Donnerstag Ich bin gestern zu Hause geblieben, und werde auch heute vor Abend nicht auskommen. Ich muß ernst machen sonst bleiben viele Sachen liegen, da ich Sonntag oder Montag nach Ilmenau gehe. Bey Imhofs
6 Wihlhelmen
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seh ich dich und freue mich darauf. Liebe mich! Am meisten freu ich mich auf unser Zusammenseyn im Carlsbade. d‘. 8 Juni 86 G
331. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 8. Juni 1786. Donnerstag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr,
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Die mir anvertrauten Scha¨del nebst dem Co¨rper in Spiritus kommen spa¨t, aber mit destomehr Danck zuru¨ck, sie sind mir sehr nu¨tzlich zu verschiedene Beobachtungen geworden und haben meine Neigung zu dem scho¨nen Studio nur vermehrt. Nach Ew Wohlgeb‘ hab ich mich offt erkundigt und mit Vergnu¨gen geho¨rt daß Sie Sich wohlbefinden. Ich bin eben im Begriffe in’s Carlsbad zu gehen und empfehle mich aufs beste Ew Wohlgeb‘ W. d‘. 8 Jun. 86 ergebenster Dr JWvGoethe
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ÆWeimaræ, 9. Juni 1786. Freitag
Sage mir wie du geschlafen hast m. Liebe ich ha¨tte dich gestern gerne begleitet als du gingst. hier das Ko¨pfgen. Schicke mir doch das kleine Portefeuille das dir Fritz geschenckt hat, ich will probiren ob es bequem ist zur Reise. d‘. 9 Jun 86 G Um 12 Uhr will ich spazieren gehn vielleicht gehst du mit.
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333. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 15. Juni 1786. Donnerstag
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Durch den Cammersekretair Gu¨sfeld, der von hier abgeht kann ich meiner Geliebten ein Wort zu bringen und ihr sagen daß ich recht wohl bin. Meine Sachen gehn so fort und ich habe Heiterkeit genug ihnen nachzugehen und nach zu helfen. Das scho¨ne Wetter hilft zu allem. Ich hab auch den Triumph der Empfindsamkeit bearbeitet und frisch abschreiben lassen, ich dencke er soll nun producibler geworden seyn und eh gewonnen als verlohren haben. Wie lesbar mir das Buch der Natur wird kann ich dir nicht ausdru¨cken, mein langes Buchstabiren hat mir geholfen, ietzt ruckts auf einmal, und meine stille Freude ist unaussprechlich. Soviel neues ich finde, find ich doch nichts unerwartetes es passt alles und schliest sich an, weil ich kein System habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen. / Wie sich das nun vermehren wird daran denck ich mit Freuden. Behalte mich nur recht lieb damit ich von dieser Seite des gewohnten Glu¨cks nicht entbehre. Ernst liegt mir am Herzen, besonders wenn ich dencke was ich den Sommer mit ihm vorhatte. Gru¨se ihn. Auch Fritzen und Stein und die Schwester. Lebe wohl. Wenn das Wetter scho¨n bleibt geh ich wohl u¨ber Gotha nach Hause und komme Dienstags an. Dann wollen wir uns zur Reise bereiten. Adieu Geliebte. Wenn du doch Wielanden dein Exemplar der Iphigenie zum Durchgehen schicktest, er weis schon was er damit soll. Die kleinen Gedichte hab ich unter allgemeine Rubricken gebracht. Lebe wohl und liebe. d‘. 15. Jun 86. G Empfiel mich dem Herzog und melde daß ich u¨ber Gotha zuru¨ckgehe.
1 dDurch 10 a- unaussprechlich 23 Rubri|c|ken
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334. An Johann Christian Kestner ÆIlmenauæ, 16. Juni 1786. Freitag Euer Docktor Riedel hat mir sehr wohl gefallen, und hat u¨berhaupt hier Beyfall gefunden. Schreibt mir doch etwas na¨heres u¨ber ihn, seine Familie, seinen Charackter, seine Schicksaale und Aussichten, besonders ein na¨heres von diesen letzten, vielleicht fa¨nde sich etwas fu¨r ihn in unserer Gegend, sagt aber weder ihm noch sonst iemand davon. Ich wu¨nschte sobald mo¨glich daru¨ber einige Nachricht, denn ich gehe mit Ende dieses Monats in’s Carlsbad, schreibt aber nur auf alle Fa¨lle hierher. Ich bin wohl und liebe euch. Wann werden wir uns einmal wiedersehn! Gru¨ßt Lotten und die Eurigen und behaltet mich lieb. Weimar d‘. 16 Jun 86 G.
335. An Charlotte von Stein
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Ilmenau, 16. Juni 1786. Freitag
Voigt geht zuru¨ck und ich gru¨se dich durch ihn. Das Wetter la¨sst sich scho¨n an, ich will morgen auf Gotha. Hier ist soweit alles in Richtigkeit daß wir reisen ko¨nnen ob ich gleich um der Sachen willen gern viel la¨nger bliebe. Der Triumph der Empf ist bis auf den ersten Ackt fertig, den ich zuletzt gelassen habe, ich wu¨nsche mir soviel Laune zu Durcharbeitung der u¨brigen. Das Stu¨ck hat eine Gestalt, und ich hoffe es soll einen b e s o n d e r n E f f e c k t thun. Nun denck ich an Stella und will nicht ruhen biß auch die nach meinem Sinne ist. Du sollst alles sehn und urtheilen. Diese Dinge durchzugehn und wieder in mir zu erneuen macht mich halb fro¨hlig halb traurig. Wenn ich es nicht mu¨sste ich tha¨t es nicht. Liebe mich! Leb wohl. I. d‘. 16 Jun 86 G
13 zuruu¨ck 15 dgerne
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BRIEFE 336–341
336. An Charlotte von Stein Æ Jena, Ilmenau oder Gotha, wahrscheinlich zwischen 24. Januar und 20. Juni 1786æ Du fu¨hlst doch immer wie lieb du mir bist und wie sehr ich mich immer um deintwillen nach Hause freue. Lebe wohl du gute und gru¨se Fritzen, Stein und die Imhof.
337. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 25. Juni 1786. Sonntag
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Thue meine Liebe was und wie dir’s recht ist und es soll mir auch so seyn. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind wo wir dessen nicht geniessen ko¨nnen. Ich korrigire am Werther und finde immer daß der Verfasser u¨bel gethan hat sich nicht nach geendigter Schrifft zu erschiesen. Heute Mittag ißt Wieland mit mir, es wird u¨ber Iphigenien Gericht gehalten u.s.w. Lebe wohl und liebe d‘. 25. Jun 86. G.
338. An Friedrich Justin Bertuch ÆWeimar, 26. Juni 1786. Montagæ
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Hier sende ich den noch sehr unzusammenha¨ngenden Versuch der Nachricht damit er mir durch Ihre gu¨tige Theilnehmung lebendiger und ganzer werde. Haben Sie die Gu¨te quoad materiam et formam was Ihnen beygeht ad marginem zu notiren. Vielleicht kommen Sie Morgen Abend etwas fru¨her daß wir das Opus und einige andre Dinge bereden ko¨nnen. G.
10 6Wieland 11|u.s.w.| 15 quodad 16 einbeygeht 17 oppus
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339. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 28. Juni Æ1786. Mittwochæ Ich dancke mein bestes Herz! Die Nacht war scho¨n der Morgen auch. Ich freue mich daß du noch einige Tage bleibst. Ich sehe dich balde. d‘. 28 Jun. G
340. An Friedrich Justin Bertuch ÆWeimar, 28. Juni 1786. Mittwochæ Hier ein Entwurf zu meiner Erkla¨rung! Sie werden die Gu¨te haben ihn in die Nachricht einzuschalten. Wenn alles von Leipzig zuru¨ckkommt, seh ich es ohnedies noch einmal durch und kann noch einige Kleinigkeiten andern. Ko¨nnten Sie mir Ihren Entwurf zur Nachricht eh er nach Leipzig geht zuschicken; so wu¨rde mir es angenehm seyn, und ich wu¨rde ihn balde zuru¨cksenden G
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341. An Georg Joachim G_schen ÆWeimar, 28. oder 29. Juni 1786. Mittwoch oder Donnerstagæ ÆFriedrich Justin Bertuch im Auftrag Goethesæ ÆDruckæ Ihnen sind die Ursachen bekannt, welche mich endlich no¨thigen eine Sammlung meiner sa¨mmtlichen Schriften, sowohl der schon gedruckten, als auch der noch ungedruckten, herauszugeben. Von der einen Seite droht wieder eine neue Auflage, welche, wie die vorigen, ohne mein Wissen und Willen veranstaltet zu werden scheint, und jenen wohl an Druckfehlern, und andern Ma¨ngeln und Unschicklichkeiten a¨hnlich werden mo¨chte; von der andern Seite fa¨ngt man an meine ungedruckten Schriften, wovon ich Freunden 1 He|r|z 2 Isch 7 eich 8 mno|c|h 10 dwu¨rdee
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BRIEF 342
manchmal eine Copie mittheilte, stu¨ckweise ins Publikum zu bringen. Da ich nicht viel geben kann, habe ich immer gewu¨nscht das Wenige gut zu geben, meine schon bekannten Werke des Beyfalls, den sie erhalten, wu¨rdiger zu machen, an diejenigen, welche geendigt im Manuscripte daliegen, bey mehrerer Freyheit und Muse den letzten Fleiß zu wenden, und in glu¨cklicher Stimmung die unvollendeten zu vollenden. Allein dieß scheinen in meiner Lage fromme Wu¨nsche zu bleiben; ein Jahr nach dem andern ist hingegangen, und selbst jetzt hat mich nur eine unangenehme Nothwendigkeit zu dem Entschluß bestimmen ko¨nnen, den ich dem Publiko bekannt gemacht wu¨nschte. Sie erhalten in dieser Absicht eine Vertheilung meiner sa¨mmtlichen Arbeiten in acht Ba¨nden. Erster Band. Zueignung an das deutsche Publikum. Die Leiden des jungen Werthers. Z wey t e r B a n d . Go¨tz von Berlichingen. Die Mitschuldigen. Dritter Band. Iphigenie. Clavigo. Die Geschwister. Vierter Band. Stella. Der Triumph der Empfindsamkeit. Die Vo¨gel. F u¨ n f t e r B a n d . Claudine. Erwin und Elmire. Lila. Jeri und Ba¨tely. Die Fischerin. Sechster Band. Egmont, unvollendet. Elpenor, zwey Akte.
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Siebenter Band. Tasso, zwey Akte. Faust, ein Fragment. Moralisch politisches Puppenspiel. Achter Band. Vermischte Schriften und Gedichte. Von den vier ersten Ba¨nden kann ich mit Gewißheit sagen, daß sie die angezeigten Stu¨cke enthalten werden; wie sehr wu¨nsche ich mir aber noch so viel Raum und Ruhe um die angefangnen Arbeiten, die dem sechsten und siebenten Bande zugetheilt sind, wo nicht sa¨mmtlich doch zum Theil vollendet zu liefern; in welchem Falle die vier letzten Ba¨nde eine andere Gestalt gewinnen wu¨rden. Das u¨brige werden Sie nach Ihrer gefa¨lligen Zusage gu¨tig besorgen.
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342. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Ende Mai und Ende Juni 1786æ Ich vermuthe daß du von mir noch einen guten Abend vermuthest, und es ist mir als wenn unsre Geister sich auf halbem Weeg begegneten. Chr. Rosenkreuz Hochzeit habe ich hinaus gelesen, es giebt ein scho¨n Ma¨hrgen zur guten Stunde zu erza¨hlen, wenn es wiedergebohren wird, in seiner alten Haut ists nicht zu geniesen. Adieu Liebste, gieb mir doch die Samm‘. meiner Kleinigkeiten heraus, heute Abend ha¨tte ich gern etwas eingeschrieben. Liebe mich denn es steht geschrieben. Woher sind wir gebohren Was hilft uns u¨berwinden? Aus Lieb. Die Lieb. Wie wa¨ren wir verlohren Kann man auch Liebe finden? Ohn Lieb. Durch Lieb. Was la¨sst nicht lange weinen? Die Lieb. Was soll uns steets vereinen Die Lieb.
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BRIEFE 343–345
343. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich Juni 1786æ
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Es ist das auch gut und wenigstens ein vorteilhafftes Interim. Das u¨brige wird sich finden. Liebe mich ich krame meine alte Papiere durch sondre und sehe was zu thun ist. Des Menschen Wesen ist mu¨hseelig doch u¨berwiegt das Leben alles wenn die Liebe in der Schaale liegt. Adieu. Ich sehe dich G.
344. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 4. Juli 1786. Dienstag
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Der Herzog wu¨nscht daß die Engla¨nder heru¨ber kommen den Erbprinzen von Braunschweig und den Herzog Ludwig zu sehen. Mit dem letzten ist ein Kapitain Klewe hier der auch in Amerika und Gen Adj. beym Gen. Riedesel gewesen. Also – und so weiter. Geht es an; so komme mit ihnen, wo es ihre Konvenienz nicht ist; so lehne es auf eine gute Weise ab. Sag mir auch ein Wort – Ich bin auch als ob ich gebohren werden sollte. Geb uns Gott allen eine glu¨ckliche Geburt und Wiedergeburt! W. d. 4 Juli. 86. Ihr mu¨sstet aber gleich kommen. G.
345. An Charlotte von Stein Weimar, 6. Juli 1786. Donnerstag 20
Ich wu¨nschte du ko¨nntest sehen wie du mir u¨berall fehlst. Wem soll ich sagen was ich dencke? Wem soll ich meine Bemerckungen vertrauen. Der Erbprinz von Br. ist nun hier, gleicht sehr seiner Mutter 3 o--sondre 5 u¨bertrifftdwiegte 21 Wennm
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und ist ein offnes, fro¨hliches, redliches Wesen. Der alte Herzog Ludwig ist auch angekommen, von dem mu¨ndlich. Noch la¨sst die reg. Herzoginn uns harren, u¨brigens ist alles munter. Der Herzog macht Plane mit seiner Gemahlinn nach den Wochen nach Eisenach zu gehen u.s.w. Und ich habe nun den na¨chsten Plan dich wieder zu sehen. Mit Go¨schen bin ich wegen meiner Schrifften einig, in Einem Punckte hab ich nachgegeben, u¨brigens hat er zu allem ja gesagt, er wird auf einer Reise nach Wien durch Karlsbad kommen. So mag denn das auch gehn. Herder hat den Werther recht sentirt und genau herausgefunden wo es mit der Composition nicht just ist. Wir hatten eine gute Scene, seine Frau / wollte nichts auf das Buch kommen lassen und vertheidigte es aufs beste. Wieland geht die Sachen auch fleisig durch und so wird es mir sehr leicht, wenigstens die vier ersten Ba¨nde in Ordnung zu bringen, die vier letzten werden mehr Mu¨he machen. Du hast mir die Epigramme nicht abgeschrieben noch den Brief, vielleicht hast du sie mitgenommen. Tina wird nicht liebenswu¨rdiger, sie fa¨ngt an sich gehn zu lassen, und das will sie gar nicht kleiden, sie kennt weder Maas noch Ziel und wird gelegentlich ho¨chst gemein und abgeschmackt. Mit Ernsten geht es nicht besser, Fritz dagegen ist lustig und wohl, hier ein Brief von ihm, er hat sich schon in meine Stube einquartiert. Ich selbst bin schon nicht mehr hier, ich mag fast nichts mehr thun, ob ich gleich noch zu thun habe und sehne mich fort. Der Herzog ist noch unruhiger, und wenn die Fremden nicht / wa¨ren, er verginge daß er solang aushalten muß. Lebe wohl, liebe mich! Ich komme bald. W. d‘. 6 Jul 86 G. Da Fritz den Brief wieder aufgebrochen hat, kann ich dir auch noch ein Wort sagen. Wegen Carlen freut es mich sehr, er kommt dadurch
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BRIEF 346
in den Gang des Lebens und da er leicht ist wird er auch leicht durchkommen. Ich habe mit Schwester und Schwa¨gerinn zu Nacht gegessen, wir waren ganz allein und s i e sehr freundlich und gut. Knebel mit den Engla¨ndern ist hier, sie thun ihm wohl. Die Blumen haben mir wieder gar scho¨ne Eigenschafften zu bemercken gegeben, bald wird es mir gar hell und licht u¨ber alles Lebendige. Ich habe Herdern neulich mit der Pflanze, deren Blume zuletzt fortfliegt, bey Tafel regalirt, und sie hat ihm viel Vergnu¨gen gemacht. / Lebe nun wohl meine Geliebteste. Da dieser Brief langsam geht, komm ich ihm wohl balde nach, ich freue mich herzlich dich wieder zu sehen. Leider werdet ihr u¨bel Wetter haben, bey uns regnets ta¨glich. Gru¨se Franckenb‘. und Ziegesarn aufs beste.
346. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 9. und 10. Juli 1786. Sonntag und Montag 15
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Sonntag d‘. 9 Jul 86. Ich bin nun fast so u¨berreif wie die fu¨rstliche Frucht, und harre eben so meiner Erlo¨sung; meine Gescha¨ffte sind geschlossen und wenn ich nicht wieder von vorne anfangen will muß ich gehen; nun kommt dein Brief und vermehrt die Sehnsucht dich wiederzu sehen. Heute hab ich Go¨tz v. Ber‘. durchgegangen, und Wiel und Herders Bemerckungen verglichen und mich u¨ber verschiedne Korreckturen decidirt. Hierbey liegt Herders Zettelgen womit er mir das Stu¨ck zuru¨cksandte; ich fahre nun fort; was ich hier thue hab ich im Carlsbad zu gut und kann dort meine Gedancken zur Iphigenie wenden. Die Schwester und Schwa¨gerinn sind sehr artig, sie haben bey mir gegessen, ich habe ihnen gelesen und deine Gesundheit ist getruncken worden. Wielands Frau hat eine Tochter gebohren, er hat die scho¨ne Gra¨fin nicht zu Gevatter gebeten. 7 lLebendige 20-21 bBemerckungen 28 ehr
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Der Herzog Ludwig bleibt biß zur Taufe die wir alle erwarten. Nun ein Wort von des Afrikaner Einsiedels Negotiation! Er war bey der Werthern Bruder und hat freundschafftlich mit ihm getruncken. Dieser edle Bruder ist des Morgens du¨ster, nachmittage Betruncken und das Resultat der Unterhandlungen ist sehr natu¨rlich und sehr sonderbar ausgefallen. / Mu¨nchhausen erkla¨rt: daß wenn seine Schwester von ihrem Manne ordentlich geschieden, mit ihrem Liebhaber ordentlich getraut seyn werde, er sie fu¨r seine Schwester erkennen und bey der Mutter auswu¨rcken wolle daß sie auch als Tochter anerkannt und ihr das Erbtheil nicht entwendet werde. Fu¨r einen Truncknen ein sehr nu¨chterner Vorschlag. Nun aber unsre Flu¨chtlinge! Wie abscheulich! – Zu sterben! nach Afrika zu gehen, den sonderbarsten Roman zu beginnen, um sich am Ende auf die gemeinste Weise scheiden und kopuliren zu lassen! Ich hab es ho¨chst la¨stig gefunden. Es la¨sst sich in dieser Werckeltags Welt nichts auserordentliches zu Stande bringen. Diese und andre Geschichten verlangt mich sehr dir zu erza¨hlen, da ich nie recht schreibseelig bin. Diesmal sitz ich am Kamine und trotze der Ka¨lte und Na¨sse. Ich bin von tausend Vorstellungen getrieben, beglu¨ckt und gepeinigt. Das Pflanzenreich raßt einmal wieder in meinem Gemu¨the, ich kann es nicht einen Augenblick loswerden, mache aber auch scho¨ne Fortschritte. Da ich meine alte Schrifften durchgehe, werden auch viel alte jbel rege. Es ist eine wunderbare Epoche fu¨r mich, in der du mir eben fehlst. Heut u¨ber acht Tage hoff ich nicht weit von dir zu seyn. Das schlimmste ist, ich habe in Jena noch drey Tage zu thun. Ha¨tt ich die Verspa¨tung / unserer Hoffnungen ahnden ko¨nnen; so wa¨re ich indessen hinu¨ber gegangen und ha¨tte meine Sachen vollendet und wa¨re von hier gerade auf Carlsbad abgereist. Auf alle Fa¨lle kann’s nicht la¨nger als diese Woche dauern und ich bitte dich, mir wenn du diesen Brief erha¨lst ein Quartier in deinem Hause etwa vom 16 ten an zu akkordiren, ich bringe Vogeln mit und brauche zwey Betten. Wenn ich in deiner Na¨he bin ist mir’s wohl. Wa¨re es in deinem Hause nicht; so sieh dich sonst um, du brauchst aber alsdenn nicht abzuschliesen.
2 eEr 9 wollte 15 ausserordentliches 18 schreibseel|i|g 34 al|s|denn
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BRIEF 347
Fritz ist sehr lustig, Ernst geduldig, mit seinem andern Fuße ists zweifelhafft, die Chirurgi behaupten es sey auch gut ihn aufzumachen, nur getrauten sie sich es nicht um der Vorwu¨rfe willen. Ich verstehe nichts davon, und da mein Wunsch ihn im Carlsbad zu wissen nicht erfu¨llt worden; so habe ich fu¨r den armen Jungen keinen mehr zu thun. Seine Leidenskrafft geht u¨ber alle Begriffe. Voigt besucht ihn und schafft ihm Bu¨cher, und wie er nur keine Schmerzen hat ist er lustig. Der alte Herzog – daß ich doch ein Wort von ihm sage – ist eben von den Kindern dieser Welt, denen ich ihr Wesen gerne go¨nnen mag, ich will dir ihn recht mahlen wenn ich komme; Schade daß er nicht regierender Herr war. Denn ich sage immer wer sich mit der Admistration abgiebt, ohne regierender Herr zu seyn, der muß entweder ein Philister oder ein Schelm oder ein Narr seyn. Diesen, wa¨re er Prinz von Oranien gewesen; ha¨tten sie vergo¨ttert; s o war er des Prinzen v. Or. Verstand, nun haben sie ihn zum teufel geschickt. Uber diese Materie mach mich reden wenn ich zu dir komme; Zu schreiben ist’s nicht, man sagt / zu viel oder zu wenig. Und ich mo¨gte dir doch gerne mancherley sagen und das bestimmteste. Am meisten freut mich ietzo das Pflanzenwesen, das mich verfolgt; und das ists recht wie einem eine Sache zu eigen wird. Es zwingt sich mir alles auf, ich sinne nicht mehr dru¨ber, es kommt mir alles entgegen und das ungeheure Reich simplificirt sich mir in der Seele, daß ich bald die schwerste Aufgabe gleich weglesen kann. Wenn ich nur jemanden den Blick und die Freude mittheilen ko¨nnte, es ist aber nicht mo¨glich. Und es ist kein Traum keine Phantasie; es ist ein Gewahrwerden der wesentlichen Form, mit der die Natur gleichsam nur immer spielt und spielend das manigfaltige Leben hervorbringt. Ha¨tt ich Zeit in dem kurzem Lebensraum; so getraut ich mich es auf alle Reiche der Natur – auf ihr ganzes Reich – auszudehnen. Nun lebe wohl du Geliebteste einzige, der sich meine ganze Seele enthu¨llen und hingeben mag; ich freue mich deiner Liebe und rechne darauf, fu¨r alle ku¨nftige Zeiten. Ich bringe dir ein Geschenk in’s Carls-
15 ihn vergo¨ttert
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bad mit das dich freuen wird, ich war recht glu¨cklich es zu finden. Lebe wohl. Ich lasse den Brief noch auf weil ich vor Abgang der Post noch auf einen fu¨rst‘ Erben hoffe. Leb wohl. d‘. 10 Jul 86. G. Es ist zehn Uhr und noch alles wie es war. Die Imhof giebt mir ihren Brief mit der Bedingung daß ich ihn nicht lese.
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347. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 12. Juli 1786. Mittwoch Du bist in England und wirst des Guten viel geniesen; wenn du wiederkommst werde ich nach einer andern Weltseite geruckt seyn, schreibe mir nicht eher bis du wieder einen Brief von mir hast der dir den Ort meines Aufenthaltes anzeigt. Ich bin indeß stille und fleisig. Im Pflanzenreiche werd ich nach und nach recht einheimisch; und da ich, so zu sagen, u¨ber die Mauer gestiegen bin; so komme ich von neuen Seiten und auf sonderbaren Wegen zur Erka¨nntniß. Jetzt plagt michs ein wenig daß ich meine Schrifften herausgeben muß. Es ist mir von jeher eine unangenehme Empfindung gewesen, wenn Dinge, die ein einzelnes Gemu¨th, unter besondern Umsta¨nden bescha¨fftigten, dem Publiko hingegeben werden sollen. Es sey dann! da ich’s nicht a¨ndern kann. Die herumfliegenden Nachrichten werden dir das weitre sagen. / Die Wildenberger Mineralien sind angekommen, ich Dancke dafu¨r; es war nichts ausserordentliches, aber scho¨ne wohlerhaltne Stu¨cke. Vielleicht bist du so artig mir aus England etwas mitzubringen. Noch lieg ich immer hier und warte auf der Herzoginn Niederkunft. Lebe wohl, liebe mich. W. d‘. 12 Jul 1786. G.
1 dars 2 aAbgang 13 einheimißsch 25-26 nNiederkunft
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BRIEFE 348–350
348. An Karl August von Hardenberg Weimar, 12. Juli 1786. Mittwoch Ew Exzel‘
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haben mir durch Ihren gefa¨lligen Brief einen neuen und ho¨chstscha¨tzbaren Beweis Ihrer Freundschafft gegeben, ich wu¨nschte nur daß ich dem H‘. Bruder mehr als geschehen zu seinen Absichten ha¨tte fo¨rderlich seyn ko¨nnen. Den Anfang unsres Bergbaues hatte er schon gesehen und sein hiesiger Aufenthalt war kurz bey u¨bler Witterung. Indessen habe ich einige angenehme Stunden mit ihm zugebracht und wu¨nsche daß sie ihm nicht ganz ohne Nutzen mo¨gen gewesen seyn. / Unsere liebe regierende Herzoginn la¨sst uns noch immer auf ihre Entbindung warten und diese Hoffnung, die sich immer zeigt und entfernt, la¨sst bey uns jetzt fast keinen andern Gedancken Raum. Ich empfehle mich Ew Exzel‘ auf das angelegentlichste und bitte die freundschafftlichen Gesinnungen zu erhalten Ew Exzel‘
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ganz gehorsamsten Diener Goethe
349. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 12. Juli 1786. Mittwoch 20
Nur mit wenig Worten kann ich Ew Wohlgeb‘ fu¨r die u¨berschickte Disputation dancken die mir sehr lehrreich und angenehm gewesen ist. Desto unangenehmer war mir die Nachricht daß die Knochen nicht ganz wohlbehalten angelangt und daß eine falsche Unterkinnlade dem Cameelscha¨del beygelegt worden.
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Ich kann nicht begreifen wie es zugegangen. Denn ob ich ihn gleich nicht selbst eingepackt, so ist doch nichts a¨hnliches unter meiner kleinen Knochensammlung, auch hab ich bey allem Nachsuchen und Nachsinnen noch nicht so glu¨cklich seyn konnen den a¨chten Kiefer zu entdecken. Ich werde aber / alle Sorgfalt anwenden um es mo¨glich zu machen. Fahren Ew Wohlgeb‘ ia fort uns von Zeit zu Zeit mit Ihren Beobachtungen und Entdeckungen bekannt zu machen. Von H‘. Pr. Camper habe ich einen sehr interessanten Brief erhalten. Geh. Jakobi ist wie Sie wissen in England, was wird er uns mitbringen? Ich bin eben im Begriff in’s Carlsbad zu reisen und wu¨nsche von Herzen wohl zu leben. Ew Wohlgeb‘ Weimar d‘. 12 Jul 86.
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350. An Cornelius Johann Rudolf Ridel Weimar, 12. Juli 1786. Mittwoch Sie erwarten wohl werthester H‘. Docktor nicht diesen Brief von mir, der Ihnen ero¨ffnen soll daß man in Weimar Absichten auf Sie hat und Sie hierher zu ziehen wu¨nscht. Es ist die Frage ob Sie Sich unserm Erbprinzen wiedmen wollen, der gegenwa¨rtig im vierten Jahre steht. Man wu¨rde Sie auch ausserdem so zu placiren suchen, daß Sie in einen Gescha¨fftsgang ka¨men und in eine Carriere eintra¨ten, wo Sie dem Staate nu¨tzlich werden, und wegen Ihres Schicksals auf alle Fa¨lle beruhigt bleiben ko¨nnten.
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Weiteres zu sagen wu¨rde gegenwa¨rtig u¨berflu¨ssig seyn, bis man weis inwiefern Sie Neigung zu einem solchen / Anerbieten haben und ob Sie anderwa¨rts nicht schon zu fest gebunden sind. Schreiben Sie mir auf ’s baldigste deshalb und adressiren Ihren Brief nach K a r l s b a d i m S c h w a n e n a n d e r B r u¨ c k e . Es sollte mir sehr angenehm seyn wenn unsre zufa¨llige Bekanntschafft Ihr Glu¨ck zu befo¨rdern Gelegenheit geben sollte. Ich wu¨nsche recht wohl zu leben und bitte mich dem H‘. Grafen zu empfehlen. Weimar d‘. 12 Juli 1786 Goethe
351. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 12. und 14. Juli Æ1786æ. Mittwoch und Freitag
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Mittwoch den 12ten Jul. Soweit sind wir und noch alles stille; es ist eine gute Geduldsprobe fu¨r uns alle. Stein hat die besten Hoffnungen und fu¨r Mutter und Kind sind wir ruhig. Sehr sonderbar ists mir daß ich durch diese Verzo¨gerung gebunden werde, da ich aber einmal auf diese Entbindung wie auf einen Orackelspruch compromittirt habe; so soll mich nichts zur Unruhe, nichts ausser Fassung bringen. Es scheint ich werde gezwungen Lavatern zu erwarten, es kommen Briefe an ihn schon bey uns an. Wie gerne wa¨r ich ihm auf seinem apostolischen Zug aus dem Wege gegangen, denn aus Verbindungen, die nicht bis in’s innerste der Existenz gehn, kann nichts kluges werden. So wie ich dein bin, ists die alleinige Freude iemanden anzugeho¨ren; wenn ein Verha¨ltniß nicht aufgehoben werden kann. Was hab ich mit dem Verfasser des Pontius Pilatus zu thun, seiner u¨brigen Qualita¨ten unbeschadet. Wir wollens / abwarten und unser Auge Licht seyn lassen. Fritz setzt sich eben zu mir und la¨ßt sich gekochte Kirschen mit einer recht su¨ßen Sauce herrlich schmecken; er gru¨ßt dich da er ho¨rt daß ich an dich schreibe und will auch ein Blatt beylegen. Es sind auch scho¨ne Kirschen und Melonen angekommen, wie sehr wu¨nscht ich
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sie dir. Ich will sie der Schwester schicken damit die sich erfreue die deine Abwesenheit so sehr fu¨hlt. Fritz freut sich sehr daß ich ihn an’s Camin zu mir sitzen lasse, das nicht immer gestattet wird weil er unruhig ist und Unfug macht. So sitzen wir zusammen, die deinigen. Freytag d‘ 14 ten So geht ein Tag nach dem andern hin und Geburt stockt mit der Wiedergeburt. Diese Tage sind noch an Begebenheiten schwanger, der Himmel weis ob es gute Hoffnungen sind. Im Vertrauen! – Herder ist sondirt worden ob er einen Ruf nach Hamburg an die Ober-Pfarrerstelle anna¨hme. Er will es nicht ablehnen, und ich kann nichts dagegen sagen. Er / verbessert sich nicht, aber er vera¨ndert sich doch, und seines Bleibens ist hier nicht. Laß niemanden nichts mercken, es ist auch noch entfernter Antrag. Ich verliere viel wenn er geht, denn ausser dir und ihm wa¨re ich hier allein. Ich habe viele, viele Gedancken und bin ein wenig dunckel drum wirst du heute nicht mehr von mir ho¨ren. Lebe wohl. Gru¨se die zu gru¨senden. Ich mag gar nicht dran dencken wie viel Zeit von deiner Curzeit verstreicht. Richte dich ia ein, daß du mit mir noch bleiben kannst. Ich ho¨re ungerne auf, muß aber doch enden denn es wird spa¨te. Leb wohl und liebe. G
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352. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 17. Juli Æ1786. Montagæ Montag d‘. 17 Jul. Nun weis bald kein Mensch mehr woran er ist und es bleibt uns nichts mehr u¨brig als die Vernunft gefangen zu nehmen. Deine Curzeit geht voru¨ber und ich muß auf eine schma¨lige Weise diese Tage hier verpassen. Ich habe auch fast nichts mehr zu sagen, denn ich dencke und thue kaum etwas und alle Empfindungen lo¨sen sich in’s allgemeine Warten auf. Ich will heute nach Jena gehn einige 3 si|t|zen 5 si|t|zen 12 dazu ddagegene 19 de- ran
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Sachen bey Seite zu schaffen. Knebel ist nicht recht wohl, ich habe lang nichts von ihm geho¨rt. Gestern erhielt ich deinen lieben Brief vom du wirst nun auch die meinigen haben, einen vom 6ten und einen vom 14ten. Gru¨se Dr Scherer recht vielmals und sage ihm es thue mir herzlich leid ihn wahrscheinlich nicht mehr zu finden. Gru¨se Franckenb‘. und Zigesar. Wegen des u¨blen Wetters hab ich dich sehr bedauert, wir konnten es schliesen denn es war hier eben so. Lebe wohl. Liebe mich du beste! Wie viel hab ich dir nicht zu sagen und zu erza¨hlen. Leb wohl. G.
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Endlich meine liebe ist das Kindlein angekommen, ein Ma¨gdlein und der Prophet gleich hinter drein. Die Go¨tter wissen besser was uns gut ist, als wir es wissen, drum haben sie mich gezwungen ihn zu sehen. Davon sollst du viel ho¨ren. Er hat bey mir gewohnt. Kein Herzlich, vertraulich Wort ist unter uns gewechselt worden und ich bin Haß und Liebe auf ewig los. Er hat sich in den wenigen Stunden mit seinen Vollkommenheiten und Eigenheiten so vor mir gezeigt, und meine Seele war wie ein Glas rein Wasser. Ich habe auch unter s e i n e Existenz einen grosen Strich gemacht und weis nun was mir per Saldo von ihm u¨brig bleibt. Montag denck ich von hier, Dienstag von Jena zu gehn; wenn es der Wille der Himmlischen ist, die seit einiger Zeit gewaltsam liebreich u¨ber mich gebieten und so wa¨re ich Donnerstag Abends bey dir. Wie lang wirst du mir bleiben? Stein wird Morgen erwartet. Die Herzoginn ist wohl. Adieu meine beste. Gru¨se deinen Bruder danck ihn fu¨r seine Sorgfalt fu¨r mich. Ich habe seiner Frau gerathen ihm gerade zu die Confidenz von einer Thorheit zu machen die sie begangen hat, er soll es artig aufnehmen sag ihm. . Der Prophet hatte sehr auf dich gerechnet es hat ihn ge30 l-es
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schmerzt daß du seinen Netzen entgangen bist, es ist mir lieb und leid daß du ihn nicht gesehen hast. Liebe mich! mein Herz ist dein! d‘. 21 Jul 86 G. / Ich mache den Brief wieder auf da ich deine lieben Zeilen vom 16ten erhalte. Wir erwarten Steinen in einigen Tagen und ko¨nnte wohl wegen Ernstens Transportirung Resolution gefasst werden. Nur stimmt leider Starcke selbst ietzt nicht mit ein, oder wenigstens verspricht er nicht viel davon. Der andre Fus ist nicht aufgemacht worden, aber es ist und bleibt ein trauriger Zustand. Wenn Stein kommt wird sich’s zeigen, ich bin nun selbst irre und unentschlossen, so sehr ich vor sechs Wochen entschlossen und gewiß war. Lebe wohl. Heute ist das Kind getauft worden. Herder hat scho¨n gesprochen. Die Herzoginn ist wohl. Gru¨se Franckenbergs und Zigesar.
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354. An Johann Christian Kestner Weimar, 21. Juli 1786. Freitag Mit der heutigen Post geht ein Antrag an Dr. Riedel ob er sich unserm Erbprinzen wiedmen will, nur im allgemeinen, indeß wird sich nach seiner Antwort das Na¨here geben. Sagt noch niemand nichts davon. Unsre Herzoginn ist glu¨cklich von einer Prinzess entbunden, die heute getauft wird. Lavater war hier, es freut mich daß er u¨berall guten Eindruck gemacht hat. D‘. 24ten werde ich endlich in’s Carlsbad abreisen wenn nicht neue Hindernisse sich in den Weeg legen. Lebet wohl gru¨set Lotten und die Eurigen und behaltet mich lieb. W. d‘. 21. Jul 86. G. Dies in Antwort Eures Schreibens vom 16 Jul. das ich heute erhalte.
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BRIEFE 355–357
355. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimar, zwischen 12. und 23. Juli 1786æ
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Hier schicke ich den verlangten Auszug was von Baumaterialien zu Ihren Anlagen abgegeben worden, mit der Bemerckung: daß man wu¨nscht Sie mo¨chten den Betrag davon nicht gleich, sondern am Ende des Jahrs im Ganzen der Baukasse restituiren. Die Ursache davon ist diese: weil alsdann erst der Bauschreiber das davon erlangte Geld der Hauptkammerkasse abliefern kann, er mu¨sste es also diese Zeit u¨ber bey sich liegen lassen und wu¨rde auf diese Weise eine Art von Kasse kriegen welches nicht gut ist. Er kann aber wo¨chentlich Ihnen einen Auszug liefern was an Jentschen abgegeben worden und kann von Zeit zu Zeit zusammentragen was zu iedem Bau erforderlich gewesen; so wissen Sie iederzeit wieviel Sie an Materialien schuldig sind und sehen was am Ende des Jahrs zu restituiren seyn wird. Auch liegt ein Brief an Dr Riedel, bey den ich abschicken will, wenn Sie und Ihre Frau Gemahlinn noch des Sinnes sind. Zugleich bitte ich den Brief an Miss Gore gelegentlich einzuschliesen. G.
356. An Philipp Seidel
Weimar, 23. Juli 1786. Sonntag Auftra¨ge an Seideln
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Er erbricht in meiner Abwesenheit alle unter meiner Addresse ankommende Briefe. Wenn darinne etwas vorkommt was die Kriegskommission angeht und eine baldige Expedition erfordert hat er es an des Herrn Geheimen Assistenzrath Schmidt Hochwohlg‘ zu melden.
6 restituiren dablieferne 7 wWeise 14 iein 15 sich ---nd 24 wen ------melden
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Ing‘. in Sachen den Weegebau betr‘ an des Herrn Kammerh‘. v. Hendrich Hochwohl‘ und in Sachen das Bergwerk oder I‘. Steuerwesen an des H‘. Hofrath Voigts Wohlg‘. in besondern Fallen an Frau Oberstallmeister von Stein Die Gelder welche von dem Buchha¨ndler Go¨schen an mich ankommen soll er an den Herrn Kommerzienrath Paulsen auf Rechnung u¨bermachen. Wenn er selbst Geld braucht hat er sich an den Kammermeister Lo¨schner zu wenden. An H‘. Commerzienrath Paulsen sind fu¨r Rechnung H‘. Joh. Philipp Mo¨ller 200 rh zu bezahlen. 2. Kasten und 1 Packet gegen Schein auf das Archiv. Bu¨cher nach beyliegendem Verzeichniß nach Go¨ttingen. NB eins hat Waiz. Weimar d‘. 23 Jul 1786 JWvGoethe
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357. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Jena, 24. Juli 1786. Montag Die Hoffnung den heutigen Tag noch mit Ihnen zuzubringen hat mich nicht allein geta¨uscht, sondern auch um ein Lebe wohl gebracht. Eben war ich im Begriff Ihnen zu schreiben als der Husar ankam. Ich dancke Ihnen daß Sie mich noch mit einem freundlichen Worte beurlauben wollen. Behalten Sie mich lieb, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn, die ich mit Herzlichen Freuden wohl verlassen habe, und Leben selbst gesund und froh. Ich gehe allerley Ma¨ngel zu verbessern und allerley Lu¨cken auszufu¨llen, stehe mir der gesunde Geist der Welt bey!
13 e2.e 13|1| 26 lLu¨cken
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BRIEFE 358–360
Die Witterung la¨sst sich gut an und ich freue mich derselben sehr. Leben Sie noch und abermals wohl. Jena d‘. 24 Jul. 1786. Goethe
358. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆWeimar oder Karlsbad, zwischen 29. August 1783 und 13. August 1786æ ÆFaksimileæ
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Wenn ich die zu Superlativen zugestutzte Feder des grosen Lavaters und sein phosphorescirendes Dintenfaß ha¨tte, was viel gesagt ist, so wu¨rde ich kaum im Stande seyn den Tausendsten Theil der Fu¨rtrefflichkeit eines Traums auszudru¨cken den ich gestern gehabt habe und zu dessen Anho¨rung ich euch auf heute Abend einlade. Fr. v Stein wird auch kommen und wir sind wenigstens einige Stunden beysammen. G
359. An Carl ludwig von Knebel ÆKarlsbadæ, 13. August 1786. Sonntag
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Ich schreibe dir nur einen Grus, denn was von mir und unserm hiesigen Wesen zu sagen ist, wird Frau von Stein weit besser erza¨hlen. Ich bin wohl und werde nach dem Bade noch eine Zeitlang der freyen Lufft und Welt geniessen, mich geistlich und leiblich zu sta¨rcken. Von Dresden aus habe ich die Erlaubniß in Schneeberg an zu fahren, welches mich sehr freut und eine ganz besondere Gunst zeigt. Da werde ich denn also die Kobolde in ihrem eigensten Hause sehen und das innre eines Gebu¨rgs das mir ho¨chst interessant ist. Bisher kann ich fast sagen: ich habe keinen Stein angeru¨hrt, wenigstens habe ich keinen gekauft. Von Opalen war nichts zu spu¨ren. Fr. v Stein erza¨hle dir von H‘. v. Racknitz und Pr. Titius aus Dresden, zwey werthen neuen Bekanntschafften. 8 ehr ---uch 9 6sind 17 dane
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AUGUST 1786
Lebe dein Leben wohl. Wills Gott komme ich nicht zuru¨ck als mit gutem Gewinnst. Lebe wohl. d‘. 13. Aug 86.
360. An Johann Christoph Schmidt Karlsbad, 13. August 1786. Sonntag Ew Hochwohlgeb‘ schreibe schuldiger und versprochner maßen einige Worte aus dem Carlsbade, obgleich das warme Wasser und die Zerstreuung schlechte Correspondenten bilden. Die Ankunft Serenissimi hat uns alle u¨berrascht und erfreut, der gna¨digste Herr befindet sich wohl und ich bin u¨berzeugt daß ihm das Bad viel Vortheile verschaffen und ihn von manchen Ubeln befreyen wird. Er giebt durch seine Gegenwart der abnehmenden Gesellschafft neues Leben und unterha¨lt andre gar wohl durch sein muntres und gefa¨lliges Wesen, indem er sich selbst wohl amu¨sirt. In einigen Tagen erwarten wir die Prinzess Mariane von Sachsen. / Morgen werde ich eine Exkursion nach Schneeberg machen. Ich habe, von Dresden aus, die Erlaubniß erhalten die dortigen Koboldgruben zu befahren, welches eine auserordentliche Vergu¨nstigung ist, indem sowohl Fremde als Einheimische auf das strengste davon entfernt gehalten werden. Die Kur schla¨gt mir wohl an, nur wu¨nschten wir sa¨mmtlich besser Wetter, es wechselt mit Sonnenschein und Regen gar zu offt ab. Leben Sie recht wohl theuerster H‘. Collega, und bleiben mir gewogen; nach gendigter Badecur werde ich von Serenissimo noch um Verla¨ngrung meines Urlaubs bitten; behalten Sie mich lieb und zweifeln nicht an meiner Treue und Ergebenheit Ew Hochwohlgeb‘ Carlsbad d‘. 13 Aug 86.
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ganz gehorsamster Diener Goethe
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361. An Philipp Seidel
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BRIEFE 361–363
Karlsbad, 13. August 1786. Sonntag
Ich habe die Auszu¨ge, deinen Naturhistorischen Brief, und das letzte Packet Durch H‘. v. Imhof erhalten. Noch hat sich nichts zugetragen, das mich an Ausfu¨hrung meines Plans hindern ko¨nnte. Gegen Ende des Monats werde ich die Reise antreten. Mit der Post welche Freytag den 18. von W. abgeht schicke mir das letzte von Briefen oder Auszu¨gen, alsdann sammle und schicke nicht eher bis du von mir ho¨rst. Ehe ich hier weggehe, schreibe ich dir noch die Nahmen, wo mich im Nothfall ein Brief aufsuchen mu¨sste. – Hast du Paulsen das Geld ausgezahlt? Bitte H‘. Prof. So¨mmring, in meinem Nahmen, daß er die Unterkinlade, die zu dem Ochsenscha¨del geho¨rt, wieder zuru¨ckschicke. Wenn eine Partitur, L a g r o t t a d i Tr o f o n i o , von Wien ankommt; so schicke sie gleich an Kaysern nach Zu¨rch, durch seinen Vater Organisten in Franckfurt. Der Steg u¨ber die Mu¨hllache kommt oberhalb des Gartens, das heist: zwischen den Garten und den Eisrechen, an den schicklichsten Ort. Deine Mu¨nzschrifft mo¨gt ich noch im Manuscript finden, man druckt nie zu spa¨t, wohl aber leicht zu fru¨h. In das Feld der Naturgeschichte, wu¨rde ich dir zu treten nicht gerathen haben, es ist zu weit und fordert daß man ihm viel Zeit widmen ko¨nne. Wenn du weiter vorwa¨rts / darinn kommst, wirst du anders von Linne´ dencken, und seine unsterblichen Verdienste erkennen lernen. Selbst das was ein auserordentlicher Mensch thut, kann als unzula¨nglich angesehen, und von gewissen Seiten ungu¨nstig beurtheilt werden. Auf innliegendes Schreiben antworte: daß gegenwa¨rtig von einer solchen Anstalt nicht die Rede sey. Ich bin wohl und wu¨nsche dir wohl zu leben; wenn du schreibst, schreibe auch von Fritzen. Carlsb. d‘. 13 Aug. 86 G. 2 aDurch 13 ., (Komma aus Punkt) 13-14 |durch Æ:::æ in | bFranckfurt.c 20 tred--ten
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AUGUST 1786
362. An Friedrich von Stein Karlsbad, 13. August 1786. Sonntag ÆDruckæ
Oft verlang’ ich nach Dir, und wu¨nsche Dich bei mir zu haben; doch hoffe ich, daß es Dir zu Hause wohl gehen, und Du in meiner Stube glu¨cklich residiren wirst. Das Wasser schla¨gt mir recht gut an, und ich bin wohl. Laß Dir Deine Mutter Vieles erza¨hlen, ich begleite sie morgen bis Schneeberg, das zwo¨lf Stunden von hier liegt und wo ich die Bergwerke besehen werde. Sie bringt Dir einige scho¨ne Steine mit. Lebe wohl und gru¨ße Deinen Vater und Ernsten. Mit der Freitagpost kannst Du mir noch einmal schreiben. Sey fleißig und ordentlich und liebe mich.
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363. An Charlotte von Stein Schneeberg, 16. August 1786. Mittwoch Ich muß fu¨r meine Geliebte einen Brief in Schneeberg lassen, denn sie wird ihn fru¨her erhalten als wenn ich von Carlsbad schriebe. Hier habe ich viel interessantes gesehen, nur zuviel fu¨r die zwey Tage, und doch mag und will ich nicht la¨nger, ich will von meinem Vorsatze nicht abgeleitet seyn. Heute fru¨h lies ich beym Einfahren in die Grube deinen Ring vom Finger, es fehlte mir immer etwas, so ist mir’s auch da mir deine Gesellschafft fehlt und ich dir immer etwas zu sagen habe. In der Mineralogie kann ich ohne Chymie nicht einen Schritt weiter das weis ich lange und habe sie auch darum / Beyseite gelegt, werde aber immer wieder hineingezogen und gerissen. Es ist mir recht bunt im Kopfe von den vielen Ideen der zwey Tage. 16 Vorsa|t|ze
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BRIEFE 364/365
Du bist nun zu Hause und es regnet wie ausgiesend. Wenn die Geister nicht besondere Anstalten machen, kann ich morgen den Felsen von Neideck nicht zeichnen, woru¨ber ich in sehr u¨blen Humor gerathen werde. Nun lebe wohl und liebe mich, eh ich von Carlsbad gehe schreib ich dir, ich bin dir herzlich nah. Du solltest immer mit mir seyn wir wollten gut leben. Schneeberg d‘. 16 Aug 86 G
364. An Charlotte von Stein ÆKarlsbadæ, 20. August Æ1786æ. Sonntag Sonntags d‘. 20. fru¨h.
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Nur wenig Worte denn die Post geht und ich bin im dicktiren begriffen. Von Schneeberg, ob ich gleich halbsechs ausfuhr bin ich doch erst nach eilfen hier angelangt und habe den Weeg ganz abscheulich gefunden. Es regnete den ganzen Tag und den Turnfels habe ich ohne beyhu¨lfe der Geister aus einer gegenu¨berstehenden Scheune gezeichnet. Ich habe viel Freude daß ich dir ihn schicken kann. Unglu¨cklicher Weise war mein Papier zu klein und es geht also ein Rief durch die Zeichnung die dich aber doch freuen soll. Es ist ein recht interessanter Gegenstand. Nun hoffe ich sollen mehr folgen. Ich lasse mir ein gro¨sser Portefeuille machen, das kleine ist zu sehr ausser meinem Format. Die Freude die ich hatte mit dir zu seyn und deine Liebe zu fu¨hlen drucke ich nicht aus. Lebe wohl du erha¨lst noch bald Briefe von mir. Die Prinzess ist angekommen, und der Obermarsch. Studnitz von Gotha. Sonst ist alles im Alten. Lebe wohl. Liebe mich damit ich mich des Lebens freue. Mit Werthern geth’s vorwa¨rts. G
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AUGUST 1786
365. An Charlotte von Stein Karlsbad, 22. und 23. August 1786. Dienstag und Mittwoch Dienstag d‘. 22 Aug. 86. Nun muß ich auch meiner Liebsten schreiben, nachdem ich mein schweerstes Pensum geendigt habe. Die Erza¨hlung am Schlusse Werthers ist vera¨ndert, gebe Gott daß sie gut gerathen sey, noch weis nichts davon, Herder hat sie noch nicht gesehn. Kaum ist’s physisch mo¨glich daß ich vor meinem Geburtstag fertig werde, doch hoff ich noch, geht es; so erleb ich diesen Tag nicht hier. Nun freu ich mich wenn du das alles gedruckt sehn wirst, ich dencke immer an dich bey allem was ich mache. Hier siehts recht gut aus. Die Prinzess sieht niemand bey sich und sto¨rt niemanden. Der Herzog ist lustig und thut der Gesellschafft wohl; wa¨re er nicht manchmal roh gegen die Frauen, er wa¨re ganz unbezahlbar. Ich lese alle Abende vor, und es ist ein recht scho¨nes Publikum geblieben. Gestern haben die Vo¨gel ein unsa¨gliches Glu¨ck gemacht. Heute les’ ich Iphigenien wieder, morgen noch etwas und u¨bermorgen gehn Harrachs fort. Graf Carl ist hier, ein sehr braves Wesen. / Imhof hat den famosen Juden sehr, die scho¨ne Gra¨finn weniger glu¨cklich gemahlt, ich freue mich noch u¨ber den Felsen und Thurm den du erhalten wirst. Heute hofft ich auf Briefe von dir, sie kommen erst Freytags. Stein hat der Waldner na¨rrisch geschrieben. Die arme Waldner leidet, die Herder ist auch nicht ganz recht; aber das Menschenvolck ist auch darnach, sie wissen alle nicht was ihnen frommt. Herders sind gar gut. d‘. 23. Aug. Gestern Abend ward Iphigenie gelesen und gut sentirt. Dem Herzog wards wunderlich dabey zu Muthe. Jetzt da sie in Verse geschnitten ist
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BRIEFE 366–368
macht sie mir neue Freude, man sieht auch eher was noch Verbesserung bedarf. Ich arbeite dran und dencke morgen fertig zu werden. Auf alle Fa¨lle muß ich noch eine Woche bleiben, dann wird aber auch alles so sanfte endigen und die Fru¨chte reif abfallen. Und dann werde ich in der freyen Welt mit d i r leben, und in glu¨cklicher Einsamkeit, ohne Nahmen und Stand, der Erde na¨her kommen aus der wir genommen sind. / Lebe wohl. Freytags hoff ich einen Brief von dir. Gru¨se Fritzen und Stein, Ernst und die Imhof. Ich habe dich herzlich lieb und das Leben wird mir erst werth durch dich. Der alte Ko¨nig soll todt seyn. Das mu¨ßt ihr nun schon gewiß wissen wenns wahr ist. Adieu. G.
366. An Charlotte von Stein ÆKarlsbadæ, 27. August 1786. Sonntag
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Meiner lieben schicke ich durch Wagnern den Umriß und die kleine Zeichnung an der ich weiter nichts gemacht habe. Mehr soll folgen und noch mehr, sobald ich meine vier Ba¨nde eingesiegelt habe. Morgen geht der Herzog u¨ber To¨plitz und so weiter, ich dencke die Tour wird la¨nger als er sich sie vorsetzt. Wenns ihm nur wohl dabey ist, er war zuletzt noch recht vergnu¨gt. Ich bleibe noch acht Tage und solang hab ich noch zu thun; Herder hilft mir treulich, noch wird an Iphigenien viel gethan. Es macht sich und ich hoffe es soll leidlich werden. Liebe mich und gru¨se die deinigen. Deinen Brief habe ich nach acht Tagen erhalten. Ich dancke dir. Brauchen sie Ernsten den Magensafft? bestehe doch drauf, und laß einmal wo mo¨glich ein Conseil mit Lodern halten. Gru¨se Fritzen ich dancke ihm seinen Brief. Eh ich von hier weg gehe schreib ich dir noch und hoffentlich mit freyer Seele, das alles abgethan ist. Adieu. G. d‘. 27 Aug 86.
2 a6rbeite 4 ab endigen 6 sStand 11 m - -wissen
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AUGUST/SEPTEMBER 1786
367. An Charlotte von Stein ÆKarlsbadæ, 30. August Æ1786. Mittwochæ d‘. 30 Aug. Nun geht es mit mir zu Ende meine Liebste, Sonntag d‘. 3ten S. denck ich von hier wegzugehn. Die u¨brige Gesellschafft bleibt wohl Sie haben noch bis d‘. 11ten und dann geht alles miteinander. meinen Geburtstag gefeyert, die Waldner soll dir alles erza¨hlen wie es war und die Gedichte und Geschencke mitbringen; du hebst mir sie auf bis ich wiederkomme. Die Asseburg hat im Nahmen der Vo¨gel, als Papagey, eine recht artige Gratulation gemacht, die einen guten Ton hat und u¨berhaupt wohl gerathen ist. Sonst sind wir fleisig, Herder hilft treulich und bis den Sonnabend ist alles fertig; mir wird recht wohl seyn wenn ich im Wagen sitze. Zuletzt wards zu toll, das Pensum war zu gros. An der Iphigenie ist viel gea¨ndert worden. Sie wird noch einmal abgeschrieben. Ich bin recht wohl, die andern meist auch. Die Waldner hat bessere Hoffnung. Wann werd ich nun wieder von dir ho¨ren. Ich bin mit ganzem Gemu¨the dein und freue mich des Lebens nur in dir. Von Hieraus schreib ich dir noch einmal. Gru¨se Fritzen und die deinen. G.
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368. An Johann Gottfried Herder ÆKarlsbad, zwischen 30. August und 1. September 1786æ Ich bin in grose Noth gerathen, die ich dir sogleich anzeigen und klagen muß. Nach deinem Abschied laß ich noch in der Elecktra des S. Die langen Jamben ohne Abschnitt und das sonderbare Wa¨lzen und Rollen des Periods, haben sich mir so eingepra¨gt daß mir nun die kurzen Zeilen der Iphigenie ganz ho¨ckerig, u¨belklingend und unlesbar werden. Ich habe gleich angefangen die erste Scene umzua¨ndern. Damit ich aber nicht zu weit gehe und Maas und Ziel festgesetzt werde,
6 6sie 11-12 Zule|t|zt 23 u¨belkli6ngend
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BRIEFE 369–371
bitt ich dich etwa um 5 Uhr um eine Lecktion. Ich will zu dir kommen! G
369. An Charlotte von Stein ÆKarlsbadæ, 1. September 1786. Freitag
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Nun noch ein Lebewohl von Carlsbad aus, die Waldner soll dir dieses mitbringen; von allem was sie erza¨hlen kann sag ich nichts; das wiederhohl ich dir aber daß ich dich herzlich liebe, daß unsre letzte Fahrt nach Schneeberg mich recht glu¨cklich gemacht hat und daß deine Versichrung: daß dir wieder Freude zu meiner Liebe aufgeht, mir ganz allein Freude ins Leben bringen kann. Ich habe bisher im Stillen gar mancherley getragen, und nichts so sehnlich gewu¨nscht als daß unser Verha¨ltniß sich so herstellen mo¨ge, daß keine Gewalt ihm was anhaben ko¨nne. Sonst mag ich nicht in deiner Na¨he wohnen und ich will lieber in der Einsamkeit der Welt bleiben, in die ich ietzt hinaus gehe. Wenn meine Rechnung nicht tru¨gt; kannst du Ende Septembr. ein Ro¨llgen Zeichnungen von mir haben, die du aber niemanden auf der Welt zeigen mußt. Du sollst alsdann erfahren wohin du mir schreiben kannst. Lebe wohl! Gieb Fritzen inliegendes. Gru¨se Ernsten, Steinen, die Schwester und laß niemand mercken daß ich la¨nger aussenbleibe. Liebe mich, und sage mirs damit ich mich des Lebens freuen ko¨nne. d‘. 1 Sept 86. G/ Die vier ersten Ba¨nde recht auszuputzen hat noch viele Mu¨he gemacht; sogar Iphigenien nehm ich noch auf die Reise mit. Herder hat sehr treulich geholfen, und u¨ber das Ende Werthers ist die Sache auch entschieden. Nachdem es Herder einige Tage mit sich herumgetragen hatte, ward dem Neuen der Vorzug eingera¨umt. Ich wu¨nsche daß dir die Vera¨ndrung gefallen und das Publicum mich nicht schelten mo¨ge. Liebe mich herzlich und mit Freude mein ganz Gemu¨th ist dein. Du ho¨rst bald von mir, Adieu.
4 sad--g 23 War ist (nach Rasur) 23 Baldauch (nach Rasur)
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SEPTEMBER 1786
370. An Friedrich von Stein Karlsbad, Æ1.æ September 1786. ÆFreitagæ ÆDruckæ
Eh’ ich aus Carlsbad gehe, muß ich Dir noch ein Wort schreiben. Ich habe Dich sehr vermißt, und wollte, ich ha¨tte Dich bei mir, auch jetzt, da ich noch meinen Weg weiter mache. Ich bin recht wohl und hoffe, Du sollst es seyn und bleiben. Ich bin auch sehr fleißig gewesen, und die vier ersten Ba¨nde meiner Schriften sind in Ordnung. Der August soll Dir viel erza¨hlen; gehe manchmal zu Herders und mit Augusten spazieren, er ist ein gar gutes Kind. Du sollst Holz haben, wenn Deines noch nicht angekommen ist, gedenke meiner am Camin. Lebe wohl, wenn ich zuru¨ckkomme, erza¨hle ich Dir viel. C a r l s b a d , den 3. September 1786.
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371. An Philipp Seidel
Karlsbad, 2. September 1786. Samstag
Dein Brief, und auch die Briefe von meinen beyden H‘. Collegen sind mir geworden; gehe zu H‘. Geh. R. Schnaus und Schmidt dancke fu¨r ihr Andencken, und empfiel mich ihnen aufs beste, auch ersuche Seegern mich H‘. Geh. R v. Frittsch der noch nicht zuru¨ck seyn wird zu empfehlen. Fahre nur in deinen Studien fort, wenn ich wiederkomme wird sich daru¨ber allerley reden lassen. H‘. v. Hendrich sage: es mo¨chten keine Weiden weggeben werden; sie seyen zum Wasserbau ho¨chst no¨tig. Gru¨se H‘. Hofr Voigt auf das beste. Ich dencke zu Ende Septembers sollst du Nachricht von mir haben. Sage Sutorn er soll Fritzgen Holz geben wenn er im Camin, oder sonst Feuer anmachen will. / 19 ers 21 Septembrbers
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BRIEF 372
Wenn jemand nach mir fragt: so sag ich ka¨me bald. Der Graf Harrach wird von Wien eine neue Oper la Grotta di Trofonio in Partitur an mich schicken, der Herzog hat das Bu¨chelchen dazu, das mein geho¨rt. Wenn die Partitur ankommt; so bitte dir in meinem Nahmen das Bu¨chelchen beym Herzog aus und schicke beydes an Kaysern nach Zu¨rch. Du kannsts nach Franckfurt an seinen Vater den Organisten adressiren. Wenn ich alles u¨berlege; so kann ich dir keine fru¨here Adresse als nach Rom geben und zwar: A Monsieur Monsieur Joseph Cioja pour remettre a Mr Jean Philippe Mo¨ller a Rome /
du schreibst mir aber nicht dorthin als bis du wieder einen Brief von mir hast, es mu¨sste denn ein Nothfall seyn. Verwahre diesen Brief wohl, und la¨ugne u¨brigens alles gegen alle: aus meinem Munde weis n i e m a n d ein Wort. Was du wegen meiner Schrifften zu besorgen hast, sagt dir ein besonder Blat, auch hat Vogel einige Packete an dich die du bis zu meiner Ru¨ckkunft aufbewahrst. NB. Die vier ersten Ba¨nde meiner Schrifften bringt auch Vogel mit. Carlsb. d‘. 2 Sept. 86 G/ Noch einige Auftra¨ge
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Zufo¨rderst hefte meine Briefe, die ich dir schreibe, zusammen, damit wenn ich wiederkomme, wir ein anhaltendes haben, und ich mich erinnere, was ich dir aufgetragen. 1.) Vogel bringt einen Kasten Steine mit, diese mu¨ßen sogleich an den BergSecretair u¨bergeben werden um sie ein zu rangiren, in der Tiefe des Kastens ist eine Abtheilung, worunter das Miscrocop einge2-3 To- rofonio 4 Bu¨chelgchen 8 Aderesse 18 u¨brige|n|s 18 ,: (Doppelpunkt aus Komma) 28 dund
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packt ist, es muß sogleich ausgepackt und wenn es ja feicht geworden wa¨re von einem Kunstversta¨ndigen, etwa von Bo¨bern gepuzt werden, damit der Stahl nicht anlaufe. A.) Ferner bringt Vogel ein Packet, an meine Mutter addreßirt, mit, das du, in Wachstuch eingena¨ht, sogleich abschicken mußt / Dem H‘. v. Imhoff bezahlst du die Summe von 40 f hiesig Geld oder 20 Conventionsthaler ingleichen was er fu¨r Vogeln auf der Reise auslegt. Das heist an Postgeld denn Diaten hat Vogel schon.
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372. An Philipp Seidel ÆKarlsbad, 2. September 1786. Samstagæ ÆKonzeptæ
An den Cammer Calculator Seidel die Ausgabe meiner Schriften betr‘: 1.) Erha¨ltst Du hier einen Brief an H‘. Go¨schen, welchen du ihm sogleich nach Leipzig zu schicken Hast und ihm dabey schreibst, daß er sich wegen dieser Angelegenheit bis zu meiner Ru¨ckkunft an dich wenden mo¨ge. Damit du wißest was in dem Packet enthalten, so liegt sub Nro 1. das Concept des Briefes hier bey ingleichen sub Nro. 2. verschiedene Bemerkungen u¨ber die Manuscripte. Mache Dir sogleich ein Fascicul Acten und hefte alles was diese Sache betrift, ein. 2.) Zugleich erha¨ltst Du ein Exemplar des von mir unterschriebenen Contracktes auch das Concept des Contracktes sub Nro 3 liegt bey, wenn er dir ein g l e i c h l a u t e n d e s von ihm unterschriebenes Exemplar einha¨ndigt, so kannst du ihm alsdenn das von mir unterzeichnete u¨berliefern und zugleich mit selbigem die gleichfalls beyliegende von ihm unterzeichnete Punktation, den von ihm unterschriebenen Contrackt verwahrest du bis zu meiner Ru¨ckkunft wohl / 3.) Bringt dir Vogel 4 versiegelte Packete mit, worinn die vier ersten Ba¨nde meiner Schriften bis auf einige Ausnahmen enthalten sind, die zwey ersten Ba¨nde giebts du an Go¨schen sobald er sie verlangt gegen die ersten 100 Louisd’or, ich werde die Iphigenie sobald als mo¨glich 3 6Stahl 5 daß d das du 14 ,. dDamit (Komma aus Punkt) 14 Brief Packet 19 eNB. auch das Concept des Contracktes sub Nro 3 liegt beye 26 i-einige
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schicken diese schiebst du in das Packet des 3ten Bandes und giebst als denn auch den 3ten und 4ten Band gegen die 2ten 100 Louisd’or hin, wa¨re noch etwas weiter zu bemercken, so wird Vogel dir es mu¨ndlich sagen. 4.) Ueberhaupt mit dieser ganzen Sache besprich dich mit dem Herrn General-Superint. Herder, der meine ganze Absicht kennt und weiß. Sollte mir sonst noch was einfallen, so schreib ich dir es noch
373. An Georg Joachim G_schen Karlsbad, 2. September 1786. Samstag ÆKonzeptæ
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Es thut mir leid, daß ich nicht mehr das Vergnu¨gen gehabt habe Sie in Carlsbad zu sehen, besonders da ich den Morgen, da Sie abreißten, Ihnen unbewußt, schon angekommen war, und ich schreibe gegenwa¨rtiges vor meiner Abreise um Sie von der Lage unsers Negotii vo¨llig zu unterrichten. Da ich noch eine kleine Reise vorhabe und nicht bestimmt weiß, wann ich nach Hause zuru¨ck kehre, so habe ich den Cammer-Calculator-Seidel in Weimar, der Ihnen auch diesen Brief u¨bermachen wird vo¨llig unterrichtet und ihm deshalb die no¨thigen Auftra¨ge gegeben. Es hat derselbe den ersten und zweyten Band in zugesiegelten Packeten schon in Ha¨nden, und wird Ihnen selbigen gegen Erlegung des vierten Theils des honorarii ausha¨ndigen. Am ersten Bande fehlt nur noch die Zueignung ans Publikum, die aber ho¨chstens einen Bogen starck und ganz zulezt mit dem Titel gedruckt werden kann, auch ko¨nnen die Seiten-Zahlen mit ro¨mischen Zahlen bezeichnet oder auch ganz und gar weg gelaßen werden. Die zwey folgenden Ba¨nde ko¨nnen um Michaelis, wenigstens bald nach Michaelis abgeliefert werden und Sie mo¨chten solche alsdenn vielleicht noch nicht einmal 8 Carlsbad d‘. 2 Sept 86 G1 (nachtra¨glich erga¨nzt) 10 mMorgen G1 10|d|woa 12 aus dem Carlsbade um G1 15 demn (durch Streichung des letzten m-Bogens) 22 werden und 26 nicht noch |nicht|
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brauchen. Wegen der vier leztern haben wir bis Ostern Zeit, und es wird sich davon reden laßen. Gegen Neujahr werd ich schon sagen ko¨nnen wie es damit werden kann. Ich habe keine sonderliche Lust die Stu¨cke wie sie angezeigt sind, unvollendet hinzugeben, weil man denn doch am Ende wenig Dank / davon zu erwarten hat. Genug, was an mir liegt, um auch die vier lezten Ba¨nde interessant zu machen, soll gewiß nicht fehlen. Ich lege verschiedene Bemerckungen hier bey, die Bezug auf den Druck haben, machen Sie davon beliebigen Gebrauch, ein kluger Korrektor muß am Ende doch das beste thun. Ka¨me ja ein Fall vor, u¨ber den man sich nicht zu entscheiden wu¨ßte, so ersuch ich Sie deshalb, direckt bey dem Herrn Generalsuperintendent Herder in Weimar anzufragen. Da ich nicht immer zu Haus’ bin, so mo¨cht’ es einen Aufenhalt machen, er wird entweder mit mir u¨ber die Sache reden, oder sie selbst entscheiden, welches ich zum voraus alles genehmige. Eben so bitt ich auch, die Proben des Drucks, und in der Folge die Aushengebogen an H‘. Generalsuper. zu u¨berschicken. Es liegt auch hier eine Abschrifft des Contracktes bey welche Sie gefa¨llig unterschreiben und gegen ein ander Exemplar welches von meiner Hand unterschrieben in des Cammerkalculator Seidels handen ist auswechseln werden. /
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ÆBeilageæ ÆDruckhinweise; Konzeptæ Verschiedene Bemerckungen zu denen an Herrn Go¨schen auszuliefernden Manuscripten 1.) H‘. Go¨schen wird ersucht, die Packete mit einiger Beda¨chtlichkeit aufzumachen, weil hie und da Bla¨tter eingelegt sind; man hat sie 1 ,. (Punkt aus Komma) 1 heaben 3 ,. iIch G? (Punkt aus Komma) 5 6doch 8 auchf 11 Ka¨m|e| G? 12 hHerrn 14 Hauss’ 19 Der Cammerkalkulator Seidel wird Ihnen eine Abschrifft des Contracktes Es liegt auch hier eine Abschrifft des Contracktes bey Æ:::æ G 19 sSie G
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jedoch jederzeit so bezeichnet daß sie auf allen Fall auf die bestimmten Stellen weisen. 2.) Diejenigen Stu¨cke, die in das gedruckte Exemplar der vorigen Ausgabe korrigirt sind, werden von einem sorgfa¨ltigen Setzer zu setzen seyn. Sie sind theils korrigirt, als wenn es ein Korrektur-Exemplar eines im Druck befindlichen Werks wa¨re, theils auch ohne die gewo¨hnlichen Zeichen, als wenn es blos Manuscript wa¨re: man hofft aber, daß alles deutlich seyn wird. 3.) Man hat zwar die Rechtschreibung meistentheils u¨berein zu korrigiren gesucht; allein es mo¨gen doch noch hie und da einige Abweichungen stehen geblieben seyn. Im Ganzen ist die Absicht: der Adelungischen Rechtschreibung vollkommen zu folgen, ein sorg/fa¨ltiger Korrecktor wird also bey jedem zweifelhaften Fall sich nach derselben zu richten haben. So hat man z. E. die z. und zz. statt tz die k und kk statt ck zwar alle zu korrigiren gesucht; es ko¨nnen deren aber doch noch stehen geblieben seyn, welche vera¨ndert werden mu¨ßen. So werden auch die Namen, wie sie einmal geschrieben worden, durchaus zu korrigiren seyn, besonders in Go¨tz von Berlichingen: B i s c h o f immer mit Einem f . Die Worte Ko¨niginn, Gemahlinn Postmeisterinn, durchaus mit n n 4.) Alles was in jedem Exemplare mit rother Dinte korrigirt und nicht wieder ausgestrichen ist, wird eben so angesehn, als wenn es mit schwarzer Dinte korrigirt wa¨re; eben so werden auch die Worte, so mit rother Dinte unterstrichen sind, mit andern Lettern gedruckt, eben als wenn sie mit schwarzer Dinte unterstrichen wa¨ren. 5.) Alles, was den Druck, dem Auge angenehm macht, das rechte Maas z. E. der Absetzung der Briefe im Werther, die Abwechselung der verschiedenen Schriftarten, um in den Schauspielen den Ort, die auftretenden Personen, die sprechenden Personen und, das was ge1 ich sie 4 mit einigen von 15 ad 3.) So 20 dwie 23 Ko¨nigin|n| 23 Postmeisterin|n| 23 ----nur mit 23 Einem dZweye n|n| n n G? 15-24 dSo hat man Æ:::æ durchaus mit n n d / 4.) Alles (auf einer neuen Seite) 30 Abs6etzung 31 und dume 32 dunde G?
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schieht zu unterscheiden, muß man blos dem Geschmack des H‘. Verlegers u¨berlaßen; in den vorigen Ausgaben ist sehr dagegen gesu¨ndigt worden. 6.) Es wa¨re sehr zu wu¨nschen daß alle Ba¨nde einerley Bogenzahl ha¨tten / ich glaube, daß jeder Band bequem ein Alphabet fu¨llen wird, beym Werther kommts auf die erste Anlage an, was fu¨r Lettern man nehmen, und wie man das Ganze eintheilen will, die u¨brigen dramatischen Schriften, kann man ohnedies mehr oder weniger ausdehnen oder zusammen rucken. 7.) Bey den Mitschuldigen kommt ein besonderer Umstand vor, daß sie in Alexandrinern geschrieben sind. Am scho¨nsten ist es wenn diese Versart, wegen der abgebrochenen Reden in Eine Zeile gedruckt werden kann, es wird aber in dem kleinen Format schweer ia unmo¨glich fallen, oder man mu¨ßte zu kleine Buchstaben nehmen, welches auch wieder u¨bel aussieht. Wegen dieses Stu¨cks, bittet man also besonders den Herrn Verleger, Sorge zu tragen, daß die kurzen Reden und das was gethan wird, sich sowohl den Lettern als der Stellung nach wohl unterscheiden. Im Manuscripte steht das, was gethan wird nicht / immer am rechten Ort. 8.) I m Tr i u m p h d e r E m p f i n d s a m k e i t ko¨nnte durch Abwechselung der Schrift verschiedenes anschaulicher und auffallender gemacht werden. Der gewo¨hnliche Dialog ha¨tte die Lettern wie die u¨brigen dramatischen Stu¨cke. Der Prolog zum 4 ten Akt ko¨nnte eine andere etwa Schwabacher, das Monodram P r o s e r p i n a , eine scho¨ne, gro¨ßere als der u¨brige Dialog haben; so mu¨ßen auch die Ausspru¨che des Orakels sich unterscheiden. Doch wird alles dieses dem Kunstversta¨ndigen u¨berlassen, dieser allein kann beurtheilen, ob man das bunte abwechselnde launige des Stu¨ckes dem Leser gleich bey dem ersten Anblick sinnlich und auffallend machen kann ohne den guten Geschmack, der in den Ganzen herrschen muß, zu beleidigen.
1 d- - des 2 u¨berlie- aßen 2 :; (Semikolon aus Doppelpunkt) 26in 2 der n 5 jede|r|dre dBande G 7 na¨hm dnehmene G? 8 odhnedies 8 zusammen ausdehnen 11 ,. amAm (Punkt aus Komma) 13-14 eia unmo¨gliche G 15 ,. (Punkt aus Komma) 15 ealsoe G 16 die abgerissenen Stu¨cke der Verse edie kurzen Redene und G 17 so6wohl 18 ,. (Punkt aus Komma) 18 e- Im 20 ko¨nnetne 23 ,. (Punkt aus Komma) 23 Was der Prinz in abgetheilten Ve Der 25 mu¨ßten
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Noch bemerk’ ich, daß das Monodram Fol. 50, wo Mandandane als Proserpina
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auftritt; auf einer neuen Seite anfangen muß. / 9.) Die Anreden an g e g e n w a¨ r t i g e Personen, es sey D u , I h r , E u e r , E u c h , S i e , I h n e n pp als auch in den Mitschuldigen, wie schon auf der ersten Seite angemerkt ist, das E r , I h m , S e i n pp sind immer mit einem großen Anfangsbuchstaben zu drucken, wie auch schon in der Berliner Edition von 1779. geschehen; nur hat der Korrektor wohl in Acht zu nehmen, daß gedachte Anfangsbuchstaben klein bleiben; wenn a b w e s e n d e Personen angeredet werden, oder, wenn diese Wo¨rtchen in irgend einer andern Beziehung vorkommen. 10.) In der Berliner Ausgabe von 1779 ist dasjenige, was geschieht klein gedruckt, welches ganz gut und zweckma¨sig ist, habe; aber es ist zugleich in Hacken eingeschlossen, und ich gebe zu u¨berlegen, ob das leztere no¨thig sey, und ob sichs nicht, wenn man eine kleine Schrifft, die wohl absticht, wa¨hlet, schon genug ohne Hacken aus/zeichnen sollte ÆBeilageæ ÆVerlagsvertragæ
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Der Herr Geheimerath von Go¨the giebt dem Buchha¨ndler, Herrn Georg Joachim Go¨schen in Leipzig seine Schriften in Verlag und zwar folgendermasen: 1. Die nunmehr gedruckte und hierbey geheftete Anku¨ndigung entha¨lt das Verzeichniß derjenigen bisher sowohl gedruckten als ungedruckten Schriften, von welchen Herrn Go¨schen der Verlag zugesi-
1 dFol. 50e 2 Mand Mandandane 3 jetzo auftritt 6 Ihn,m, 10 ,; (Semikolon aus Komma) 11 pronomina dWo¨rtchene in G 13 10.) Bey den Mitschuldigen ist zu bemercken, daß manchmal bey kurz|en| abge Reden von dem Namen der sprechenden Person bis zu denen in einiger Entfernung abgerukten 10.) 14 dagegen ich nichts zu erinnern ewelches ganz gut und zweckma¨sig ist,e habe G 16 ist dseye G 17 wa¨hl|e|t 17 eohne Hackene G
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chert wird; sie entha¨lt auch das bedingte Versprechen: daß der Verfaßer, wenn es ihm an Musse nicht fehlen sollte, das mo¨glichste thun wird, um den vier lezten Ba¨nden eine vollkommnere Gestalt zu geben, als es der Anzeige nach geschehen wu¨rde. Es versteht sich von selbst, daß alsdann, wenn einige der noch unvollendeten Stu¨cke vollendet wu¨rden, andere dagegen aus der Sammlung bleiben mu¨ßten, wovon man gegenwa¨rtig jedoch noch nichts sagen kann; genug, daß es des Verfaßers Absicht ist, die vier letzten Ba¨nde denen vier ersten an innerm Gehalt so viel als mo¨glich gleich zu machen. 2. Die zwey ersten Ba¨nde liegen zur Ablieferung / bereit; zwey ko¨nnen um Michaelis abgeliefert werden, die vier leztern verspricht man nicht vor Ostern, doch wird man es sich durchaus zur Pflicht rechnen, den Herrn Verleger nicht aufzuhalten. 3. Ueberhaupt mo¨chten drey Ba¨nde gedruckter, fu¨nfe ungedruckter Schriften gerechnet werden ko¨nnen. 4. Dafu¨r erha¨lt der Herr Verfaßer u¨berhaupt Zwey Tausend Rthlr: in Louisd’or zu 5. Rthlrn. welches honorarium gegen das Manuscript, wie solches abgeliefert wird, theilweise zu bezahlen ist. 5. An jeder ku¨nftigen Auflage beha¨lt der Autor sein Recht und zwar 1.) daß keine ohne sein Wissen und Einwilligung gemacht werden kann, 2.) daß ihm jeder Bogen Druck mit Einem Louisd’or, neuere zukommende Aufsa¨tze aber der Bogen mit drey Louisd’ors bezahlt / werden. 3.) Vergreift sich aber eine neue Ausgabe innerhalb drey Jahren, und ist sie 2000. stark, so zahlt der Verleger oder seine Erben an den Verfaßer oder seine Erben 21/2 r‘. von den schon gedruckt gewesenen Wercken nach. 4.) Wa¨re die erste oder irgend eine folgende Ausgabe vergriffen, und es wa¨re die Convenienz des H‘n. Go¨schen oder seiner Erben nicht eine neue zu veranstalten; so bleibt es dem Herrn Verfaßer oder den Seinigen unbenommen einen andern Verleger zu suchen.
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6. Das Format ist wie das vorige Himburgische, klein Octav mit deutschen Lettern, neue Schrift auf scho¨nes Schreibpapier, sauber und geschmackvoll gedruckt. Die Anzahl der Exemplarien, verlangt der Verfaßer nach geendigtem Druck zu wissen, ob er gleich den Verleger nicht einschra¨nken will. 7. Ingleichen giebt der Herr Verfaßer zu, daß / eine Auflage in groß Octav fu¨r Liebhaber scho¨nerer Exemplare gedruckt werden, zu welcher er ein nochmals genau revidirtes Exemplar der kleinern Auflage dem Herrn Verleger zu stellen wird; damit auch der geringste Fehler, der sich allenfalls in die kleinere Auflage einschleichen ko¨nnte aus der großen entfernt bleibe. Wie starck die grose Auflage gemacht worden, wird dem Verfaßer auch nach deren Beendigung angezeigt. 8. Von jeder dieser beyden Auflagen bedingt sich der Verfaßer Vierzig Exemplare aus, zwanzig auf holla¨ndisch Papier und zwanzig auf ordina¨res Schreibpapier zusammen 80. Exemplare, ingleichen von jeder, fu¨nf Exemplare, in englischen Band, jeden Band besonders gebunden. 9. Uebrigens u¨berla¨ßt der Verfaßer die Einrichtung des Drucks und die Verscho¨nerung des Werks ganz dem H‘n. Verleger, doch wu¨nscht er einige Proben von Prosa und Versen gedruckt zu sehen; dazu der H‘. Verleger einige Stellen nach Belieben wa¨hlen kann. 10. Seine folgenden Schriften wird der H‘. Verfaßer H‘n. Go¨schen vor Andern anbiethen; beha¨lt sich aber nach den Umsta¨nden vor deshalb besondere Bedingungen zu machen. / 11. Nach vollendeten Druck, werden die Manuscripte, in welchem Zustande sie auch seyn mo¨gen, dem H‘n. Verfasser zuru¨ckgegeben. Leipzig d‘ 1ten 8br 1786 Georg Joach. Go¨schen
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374. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆKarlsbadæ, 2. September 1786. Samstag Ich lasse Euch meinen Besten Danck, Wunsch und Segen zuru¨ck indem ich im stillen scheide. Ich muß enden und eilen um der Witterung und anderer Umsta¨nde willen. Wohin ich auch gehe werdet Ihr mich begleiten und das Andencken Eurer Liebe und Treue. Lebet recht wohl! ich freue mich Euch wieder zu sehn. Gru¨ßet und ku¨sset den guten Gustel und kommt glu¨cklich nach Hause. Saget den Uberbleibenden viel Scho¨nes und wo mo¨glich etwas Vernu¨nftiges in meinem Nahmen, damit sie mir den heimlichen Abschied verzeihen. Nun mag ich noch ein kurzes Wort von dem Hamburger Ruf sagen. Das Pro und Contra erwa¨hn’ ich nicht, das kennen wir beyde. Nur Eine Betrachtung sag ich: Die zehen Weimarische Jahre sind dir nicht verlohren wenn Du bleibst, wohl wenn du a¨nderst, denn du mußt am neuen Ort doch wieder von vorne anfangen und wieder wu¨rcken und leiden bis Du dir einen Wu¨rckungskreis bildest; ich weis daß bey uns viel, wie u¨berhaupt, auch Dir unangenehm ist, indessen hast du doch einen gewissen Fus und Standort / den du kennst u.s.w. Es kommt doch am Ende darauf an daß man ausha¨lt und die andern ausdauert. Wieviel Fa¨lle sind nicht mo¨glich, da sich das Gesicht unsrer Existenz in’s Beßre vera¨ndern kann. Genug das ist heut und immer meine Meynung wenn von meiner Meinung die Rede ist. Ein andres wa¨re wenn du dich sicher sehr verbessertest und ein ruhigeres, freyeres, deinen Gesinnungen angemesseneres Leben vor dir sa¨hst. Die Sache werden zu lassen halt ich fu¨r gut, damit nur einige Bewegung in die Schicksale komme, dem Ruf zu folgen aber kann ich nie rathen. Dies noch zum Abschied. das u¨brig mo¨ge Euch Euer Geist sagen. Lebt noch und nochmals wohl und behaltet mich lieb. Bald ho¨rt Ihr wieder von mir. d‘. 2 Sept. 86 G
1 eEuch 5 Gru¨sßet 11 eEine 13 fvorne 14 dDu 15 dDir 18 wWieviel ¨ hrt) 22-23 angemessenr neres 20 -M - - meiner (M nicht vollsta¨ndig ausgefu
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375. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Karlsbad, 2. September 1786. Samstag
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Verzeihen Sie daß ich beym Abschiede von meinem Reisen und Außenbleiben nur unbestimmt sprach, selbst ietzt weiß ich noch nicht was aus mir werden soll. Sie sind glu¨cklich, Sie gehen einer gewu¨nschten und gewa¨hlten Bestimmung entgegen, Ihre ha¨usliche Angelegenheiten sind in guter Ordnung, auf gutem Weege, und ich weis Sie erlauben mir auch daß ich nun an mich dencke, ja Sie haben mich oft selbst dazu aufgefodert. Im Allgemeinen bin ich in diesem Augenblicke gewiß entbehrlich, und was die besondern Gescha¨ffte betrifft die mir aufgetragen sind, diese hab ich so gestellt, daß sie eine Zeitlang bequem ohne mich fortgehen ko¨nnen; ja ich du¨rfte sterben und es wu¨rde keinen Ruck thun. Noch viele Zusammenstimmungen dieser Constellation u¨bergehe ich, und bitte Sie nur um einen unbestimmten Urlaub. Durch den zweyja¨hrigen Gebrauch des Bades hat meine Gesundheit viel gewonnen und ich hoffe auch fu¨r die Elasticita¨t meines Geistes das Beste, wenn er eine Zeitlang, sich selbst gelassen, der freyen Welt genießen kann. / Die vier ersten Ba¨nde sind endlich in Ordnung, Herder hat mir unermu¨dlich treu beygestanden, zu den vier letzten bedarf ich Muse und Stimmung, ich habe die Sache zu leicht genommen und sehe ietzt erst was zu thun ist, wenn es keine Sudeley werden soll. Dieses alles und noch viele zusammentreffende Umsta¨nde dringen und zwingen mich in Gegenden der Welt mich zu verlieren, wo ich ganz unbekannt bin, ich gehe ganz allein, unter einem Fremden Nahmen und hoffe von dieser etwas sonderbar scheinenden Unternehmung das beste. Nur bitt ich laßen Sie niemanden nichts mercken, daß ich aussenbleibe. Alle die mir m i t und u n t e r geordnet sind, oder sonst mit mir in Verha¨ltniß stehen, erwarten mich von Woche zu Woche, und es ist gut daß das also bleibe und ich auch abwesend, als ein immer erwarteter, wu¨rcke. 11 Ssterben 15 bBeste 18 dDie 26 n|i|emanden
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Hier schicke ich Riedels Brief, wenn es Ihnen um ihn Ernst ist; so laßen Sie etwa durch Schmidten mit ihm Handeln. Das beste wa¨re, / du¨nckt mich, da er ohnedies den Grafen verlassen will, Sie ließen ihn kommen, bezahlten ihm die Reise, ließen ihn ein wenig pru¨fen, durch Herdern und sonst, und sa¨hen wie Sie alsdann mit ihm einig wu¨rden. Imhofs Jahr geht auch zu Ende, ich habe auf alle Fa¨lle dem Rath Go¨tze gesagt er solle 300 rh bey Seite legen, vielleicht wu¨rden sie Ew Durch‘ gegen eigenha¨ndige Quittung abhohlen lassen. Sonst fa¨llt mir nichts ein was ich zu erinnern ha¨tte. Leben Sie wohl das wu¨nsch ich herzlich, behalten Sie mich lieb und glauben Sie: daß, wenn ich wu¨nsche meine Existenz ganzer zu machen, ich dabey nur hoffe sie mit Ihnen und in dem Ihrigen, besser als bisher, zu genießen. Mo¨gten Sie in allem was Sie unternehmen Glu¨ck haben und Sich eines guten Ausganges erfreuen. Wenn ich meiner Feder den Lauf ließe mo¨gte sie wohl noch viel sagen, nur noch ein Lebe wohl und eine Bitte mich Ihrer Frau Gemahlinn angelegentlich zu empfehlen. Carlsb. d‘. 2 Sept. 86 G. / Noch Ein Wort! Ich habe den Geh. Ass. R. Schmidt bey meiner Abreise wie gewo¨hnlich gebeten sich der Kriegskomm.sachen anzunehmen, er pflegt aber alsdann nur pressante Sachen abzuthun und la¨ßt die u¨brigen liegen. Wollten Sie ihn wohl veranlassen daß er die kurrenten wie sie einkommen sa¨mtlich expedirt, ich habe ihm ohnedies geschrieben daß ich Sie um verla¨ngerten Urlaub gebeten. Seeger ist von allem genau unterrichtet und Schmidt thut es gerne.
376. An Charlotte von Stein ÆKarlsbadæ, 2. September 1786. Samstag Morgen Sonntags d‘. 3ten Sept geh ich von hier ab, niemand weiß es noch, niemand vermuthet meine Abreise so nah. Ich muß machen daß ich fortkomme, es wird sonst zu spa¨t im Jahr.
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Die Gesellschafft ist noch recht artig hier, die Lanthieri gar gut und brav. Sonst geh ich nicht aus, und habe mich der Prinzess nur Einmal pra¨sentirt. Der Herdern hab ich die P h i l i n e n Silhouette recht ernstlich gezeigt und sie sehr neugierig gemacht. Verrathe es ja nicht. Wenn du ein Packet oder eine Rolle von mir erha¨lst; so mache sie nicht in Gegenwart andrer auf, sondern verschließ dich in dein Ka¨mmerlein. Vogel bringt dir noch ein Pa¨ckgen mit, von dem gilt es noch nicht. / Nachts eilfe
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Endlich, endlich bin ich fertig und doch nicht fertig denn eigentlich ha¨tte ich noch acht Tage hier zu thun, aber ich will fort und sage auch dir noch einmal Adieu! Lebe wohl du su¨ses Herz! ich bin dein. G d‘. 2 Sept. 86.
377. An Philipp Christoph Kayser ÆKarlsbadæ, 3. September 1786. Sonntag 15
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Zum Abschied aus Carlsbad auch Ihnen einige Worte. Ihr Brief hat mir herzliche Freude gemacht und die Beschreibung wie Sie den Anfang des vierten Ackts tracktiren, macht mein Ohr recht lu¨stern. Heben Sie mir es auf und sobald ich zu Hause bin schreib ich Ihnen. Daß ich Ihnen nichts weiter u¨ber die vorige Arbeit sagen will, dahinter hab ich nichts, als daß ich aus Erfahrung weis, daß sich schrifftlich u¨ber solche Dinge beynahe nicht zu expliciren ist. Steh ich einmal hinter Ihnen am Klavir, oder sind wir bey einer Auffu¨hrung gegenwa¨rtig, dann sag ich gern alles, weil man sich wechsels weise gleich versteht und modifizirt. / So haben mir Ihre Accompagnements immer viel Freude gemacht, immer sehr glu¨cklich und empfunden geschienen, und doch finden Sie selbst vielleicht Hie und da etwas zu a¨ndern. Ich weis das an meinen Dichtungen. Wer nicht das mechanische vom Handwerck kennt, 1 L6anthieri 7 Die Waldnern dVogele 21 sSteh
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kann nicht urtheilen, den Meister kann niemand, oder ho¨chstens das gesammte Handwerck, und den Gesellen nur der Meister meistern. Auf den Re´ Teodor ist die Grotta di Trofonio gefolgt. Ich erhalte sie von Wien und sie soll gleich zu Ihnen. Die Worte sind wieder von Casti, die Musick von Salieri. Leben Sie wohl. Von der Ausgabe meiner Schrifften hat Ihnen die Buchha¨ndler Fama wohl schon etwas zugetragen. Leben Sie recht wohl. G d‘. 3 Sept. 86
1-2 doder ho¨chstens das gesammte Handwerck,d (auf S. 3) 3 R6e´ 4 dDie 6 WVon
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E RSCHLO SSE NE B R IEFE
Das folgende Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis einer Auswertung der Briefe Goethes sowie der Portolisten (Rechnungsbelege) der Chursa¨chsischen Post (P/Ch Post), der Kaiserlichen Reichspost (P/KR Post) und der Herzoglich Sa¨chsischen Post (P/HS Post) in Weimar aus den Jahren 1785 und 1786, in denen die einund ausgegangenen Brief- und Paketsendungen Goethes eingetragen sind. Außerdem wurden Umkreisbriefwechsel und weitere fu¨r die Kommentierung herangezogene Quellen ausgewertet. Verzeichnet werden einzelne nicht u¨berlieferte Briefe Goethes, deren Existenz durch konkrete Anhaltspunkte belegt ist. Aufgenommen wurden auch entsprechende Paketsendungen sowie verschickte Ka¨sten, Schachteln oder Gefa¨ße, da anzunehmen ist, dass auch diesen Sendungen Begleitbriefe beilagen. Zu beachten ist, dass die angegebenen Absendedaten nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten der Briefe identisch sind. Unberu¨cksichtigt blieben nicht u¨berlieferte Briefe oder Briefgruppen, auf deren Existenz es lediglich allgemeine Hinweise gibt, z. B. wenn in den Portolisten (vgl. P/HS Post [4. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 22; P/HS Post [29. Dezember] 1786, in: GR/Belege 1786, Bl. 62) oder in Goethes Rechnungsbuch von 1785 (GR/RB 1785) und vom Januar 1786 (GR/RB 1786, 1, Bl. 3) nur summarische Eintra¨ge ohne Adressaten- und Ortsbezeichnung aufgefu¨hrt werden. Die in spitzen Klammern erga¨nzten Zitate stehen anstelle der im Original verwendeten Wiederholungszeichen.
EB 1. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 12. oder 13. Februar 1785? ! Gothaæ Quelle und Datierung: Brief an Charlotte von Stein vom 13. Februar 1785 aus Weimar (Nr 27): Mit einem guten Morgen und Anfrage nach deiner Gesundheit schicke ich einen Brief mit dem ich Fr. fu¨r den Figaro dancke. (15,5–6.) – Da der Brief als Beilage zu Nr 27 geschickt wurde, ehe ihn Goethe an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg nach Gotha sandte, ist anzunehmen, dass Goethe ihn unmittelbar zuvor, also wahrscheinlich am 12. oder 13. Februar 1785, geschrieben hat. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 2. An Justus Christian Loder
ÆWeimar, 28. Februar 1785? ! Jenaæ
Quelle und Datierung: Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 26. oder 27. und 28. Februar 1785 aus Weimar (Nr 33): Gru¨se Lodern und gieb ihm innlie-
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gendes Bla¨tgen. (22,12.) – Das erwa¨hnte Bla¨tgen, das in Goethes Briefpassage vom 28. Februar 1785 genannt wird, ist nicht eindeutig identifizierbar. Wahrscheinlich handelt es sich um eine an Loder gerichtete Nachricht in Briefform, die Goethe seinem Brief an Knebel beischloss. – Goethe pflegte mit dem Professor fu¨r Anatomie und Medizin an der Universita¨t Jena, Justus Christian Loder, eine enge, oft auch u¨ber fachliche und dienstliche Belange hinausgehende Beziehung. EB 3. An Gottlob Theodor Weber
ÆWeimar, 4. M]rz 1785? ! Jenaæ
Quelle und Datierung: Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 4. Ma¨rz 1785 aus Weimar (Nr 36): Laß doch Hofrath Webern innliegendes Zettelgen zuschicken. (23,11.) – Das erwa¨hnte Zettelgen ist wahrscheinlich eine Nachricht in Briefform an den Jenaer Amtmann Gottlob Theodor Weber in Zusammenhang mit der bevorstehenden Dienstreise Goethes nach Jena vom 6. bis 12. Ma¨rz 1785. Da sie Goethe seinem Brief an Knebel vom 4. Ma¨rz 1785 beischloss, ist anzunehmen, dass sie wahrscheinlich ebenfalls am 4. Ma¨rz 1785 geschrieben worden ist. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 133. EB 4. An Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim ÆWeimar, 28. M]rz 1785 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „1. pac‘. a` Mad. de Bechtolsheim a` Eisenach; am 28. Mart 1785.“ (P/HS Post [21. April] 1786, in: GR/Belege 1785, 1, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346.) Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – Goethe hatte die literarisch dilletierende Frau des Kanzlers der Landesregierung in Eisenach, Johann Ludwig von Bechtolsheim, Anfang 1776 u¨ber Christoph Martin Wieland kennen gelernt und stand mit ihr in einer lockeren Verbindung. EB 5. An Samuel Thomas Soemmerring ÆWeimar, 28. M]rz 1785 ! Mainzæ Quelle und Datierung: „1 Æpac‘.æ an H‘. So¨mmering a` Mainz, am 28. Mart 1785.“ (P/HS Post [21. April] 1786, in: GR/Belege 1785, 1, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346.) Paketsendung, wahrscheinlich mit
M_RZ/APRIL 1785
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Begleitbrief, an Samuel Thomas Soemmerring. – Goethe sandte Soemmerring anatomische Zeichnungen des so genannten Kasseler Elefantenscha¨dels (vgl. GB 6 II, Datierung zu Nr 107). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 6. EB 6. An Philipp Christoph Kayser
ÆWeimar, 4. April 1785 ! Z^richæ
Quelle und Datierung: „1 Æpac‘.æ an H‘. Kayser zu Zu¨rch, am 4. Apri‘. d. a.“ (P/HS Post [21. April] 1786, in: GR/Belege 1785, 1, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346.) Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Philipp Christoph Kayser. – Goethe u¨bersandte Kayser sein Libretto zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. GB 6 II, zu 46,10). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 90. EB 7. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, 10. oder 11. April 1785? ! Jenaæ Quelle und Datierung: „Antwort von Goethe.“ (Knebel, Tgb. [11. April] 1785, Bl. 16.) – Am 8. April 1785 hatte Carl Ludwig von Knebel an Goethe nach Weimar geschrieben, wie er in seinem Tagebuch festhielt: „An Goethe, an Frau v. Schardt“ (ebd., Bl. 16). Der Antwortbrief, wahrscheinlich vom 10. oder 11. April, traf am 11. April 1785 in Jena ein. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 4. EB 8. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 20. April 1785 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „1 Br‘. a` M r de Franckenberg, a` Gotha, am 20. Apri‘. 1785.“ (P/HS Post [21. April] 1786, in: GR/Belege 1785, 1, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346.) – Na¨heres u¨ber den Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 9–14
EB 9. An die Kapuziner M_nche ÆWeimar, vermutlich zwischen Februar und 25. April 1785 ! St. Gotthart oder Mailandæ Quelle und Datierung: Brief an Johann Christian Kestner vom 25. April 1785 aus Weimar (Nr 91): Vielen Danck mein l. Ka¨stner fu¨r die doppelte Nachricht. Ich habe den Capuzinern geantwortet und sie mo¨gen nun daraus nehmen was sie ko¨nnen. (48,1–3.) – Goethe hatte Ende 1784/Anfang 1785 eine Anfrage von Kapuzinermo¨nchen aus Mailand mit der Bitte um Informationen u¨ber eine Carolina Stieler aus Hannover erhalten, die er am 11. Januar 1785 an seinen Freund Johann Christian Kestner in Hannover weiterleitete (vgl. GB 6 II, Beilage zu Nr 9). Kestner schickte seine Antwort mit den Ergebnissen seiner Recherchen wahrscheinlich zwischen dem 19. Januar und 20. April 1785 an Goethe nach Weimar (vgl. GB 6 II, zu 48,1). Goethe reichte diese Informationen in einem Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Februar und dem 25. April 1785 an die Kapuzinermo¨nche in Mailand oder an die in der Sache vermittelnden Kapuziner auf dem St. Gotthart weiter (vgl. GB 6 II, zu 48,2).
EB 10. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, zwischen Ende M]rz? und 26. April 1785 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: Brief von Johann Lorenz Streiber an Goethe vom 27. April 1785 aus Eisenach: „Ew Hochwohlgeb‘. gna¨digen Befehl zufolge habe heute mit dem o r d i n a i r e n Postwaagen an des Herrn Geheimden Raths von Donnop Excellentz nach Sonneberg f 105 Rhein‘ an 43 3/4 st‘ C o n v s-Thaler u¨bermacht, mit gehorsamster Bitte Ew Hochwohlgeb‘. vom richtigen Empfang sogleich Nachricht zu geben Æ:::æ“ (H: GSA 28/899; vgl. RA I, 103, Nr 197). – jber die von Goethe veranlasste Geldu¨berweisung ist nichts Na¨heres bekannt. – Der Eisenacher Kaufmann und Bankier Streiber war seit den 1780er Jahren fu¨r Goethe vor allem in Finanzangelegenheiten ta¨tig.
EB 11. An Johann Heinrich Merck ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 1. und 10. Mai 1785 ! Darmstadtæ Quelle und Datierung: Brief an Johann Heinrich Merck zwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785 aus Weimar (Nr 107): Ich habe Dir neulich vergeßen die Frage wegen der zweideutigen Sutur am Elephanten Scha¨del zu beantworten. (54,13–14.) – Der Anfangssatz aus Goethes Brief an Merk weist darauf hin, dass Merck in der letzten Aprilwoche oder in den ersten Tagen des Mai
FEBRUAR–AUGUST 1785
253
in einem nicht u¨berlieferten Brief an Goethe die Diskussion u¨ber zuvor im April 1785 erhaltene anatomische Zeichnungen des so genannten Kasseler Elefantenscha¨dels gesucht und dazu Fragen gestellt haben muss (vgl. GB 6 II, zu 54,13–14). Goethe hat darauf wahrscheinlich umgehend mit einem ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief geantwortet (vgl. GB 6 II, zu 54,13) und dies dann noch einmal erga¨nzt durch die Erkla¨rungen im Brief aus dem Zeitraum von Mitte Mai bis 30. Mai 1785 (Nr 107). Bei Goethes erster, nicht u¨berlieferter Antwort handelt es sich also um einen Brief an Merck wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 10. Mai 1785. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 28. EB 12. An Unbekannt
ÆWeimar, 14. Mai 1785 ! Frankfurt a. M.æ
Quelle und Datierung: „P. nach Frankfurt“ (GR/RB 1785, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Unbekannt nach Frankfurt a. M. vom 14. Mai 1785. – Mo¨glicherweise war die Paketsendung an Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe gerichtet. EB 13. An Johann Lorenz Streiber
ÆWeimar, 23. Mai 1785 ! Eisenachæ
Quelle und Datierung: Brief von Johann Lorenz Streiber an Goethe vom 8. Juni 1785 aus Eisenach: „Aus Ew. Hochwohlgeb‘. gna¨digen Schreiben vom 23. vor. Mths ersahe, wie daß ich fu¨r Hochdero Rechnung von denen von Franckfurt zu erhalten habenden Geldern, R‘ 92.16 g‘ hiesig C u r r e n t an Herrn Johann Gotthardt Schmidt allhier entrichten soll, welchem Befehl auch sogleich nachgelebet.“ (H: GSA 28/899; vgl. RA I, 103, Nr 198). – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 14. An Adolph Beyer? Æ Johanngeorgenstadt, 17. August 1785 ! Schneebergæ Quelle und Datierung: „17. ÆAugustæ / Vor einen Brief auf Schneeberg“ (GR/ Karlsbad 1785, Bl. 8). – Goethe befand sich seit dem 16. August 1785 auf der Ru¨ckreise von seinem Badeaufenthalt in Karlsbad nach Weimar und machte seit dem 16. oder 17. August Station in Johanngeorgenstadt (vgl. GB 6 II, zu 77,18). Von da wollte er weiter nach Schneeberg reisen, um die dortigen Kobaltgruben zu besichtigen. Am 19. August traf er in Schneeberg ein. Mit dem Brief
254
ERSCHLOSSENE BRIEFE 15–20
ku¨ndigte Goethe wahrscheinlich seine Ankunft in Schneeberg bei dem kursa¨chsischen Bergmeister Adolph Beyer an, der seine Kontaktperson fu¨r die geplanten Bergwerksbesuche war. Die Besichtigung der Gruben blieb ihm jedoch verwehrt (vgl. GB 6 II, zu 84,10–11). – Zu Beyer vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 135. EB 15. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 6. September 1785 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Brief an Sylvius Ludwig von Frankenberg vom 8. September 1785 aus Weimar (Nr 146): Sie haben mir doch mein Verschwinden, Meinen schrifftlichen Abschied verziehen. (90,22–24.) – Franckenberg war mit seiner Frau am 6. September 1785 nach Weimar gekommen. Zur Fu¨rstlichen Tafel, an der die Franckenbergs teilnahmen, war auch Goethe geladen, musste aber vorzeitig gehen, so dass er sich mit einem Billet von Franckenberg verabschiedete (vgl. GB 6 II, zu 90,23–24). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB II 6, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 16. An Friedrich von Stein ÆWeimar, 11. September 1785 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Brief an Charlotte von Stein vom 11. September 1785 aus Weimar (Nr 149): Von Friz ist hier der Brief aus Salmu¨nster, weiter hab ich noch nichts, ich schreib ihm heute und schick ihm allerley Briefe und Billetgen die an ihn gekommen sind. (93,25–27.) – Friedrich von Stein hielt sich seit Anfang September 1785 in Frankfurt a. M. auf und kehrte erst am 2. Oktober nach Weimar zuru¨ck (vgl. GB 6 II, zu 86,19–20). Goethe beantwortete einen ersten Brief Friedrichs von der Reise (vgl. GB 6 II, zu 93,25). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 44. EB 17. An Unbekannt
ÆWeimar, Oktober 1785 ! Nordhausenæ
Quelle und Datierung: „ÆOktoberæ 1 P. n. Nordh‘.“ (GR/RB 1785, Bl. 62; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346.) Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Unbekannt vom Oktober 1785 nach Nordhausen. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt.
SEPTEMBER–DEZEMBER 1785
EB 18. An Unbekannt
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ÆWeimar, Oktober 1785 ! Eisenachæ
Quelle und Datierung: „ÆOktoberæ 1 Rolle nach Eisenach“ (GR/RB 1785, Bl. 62; vgl. auch Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Unbekannt vom Oktober 1785 nach Eisenach. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. EB 19. An Christian Daniel Friedrich Schubart ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen April und Anfang Dezember 1785 ! Festung Hohenaspergæ Quelle und Datierung: Brief an Ludwig Albrecht Schubart vom 3. Dezember 1785 aus Weimar (Nr 196): Fu¨r die mir u¨berschickten Gedichte Ihres Herrn Vaters dancke ich recht sehr Æ:::æ. In einem Briefe an ihn, den ich H‘. von Sandrart u¨bersendet, habe ich einige Fragen gethan, die mir noch nicht beantwortet worden. Ko¨nnen Sie mir Nachricht geben ob er mein Schreiben, das mit einigen Herderischen Schrifften begleitet war, erhalten? (125,5–11.) – Der erwa¨hnte Brief Goethes an den Dichter Christian Daniel Schubart, der 1785 im wu¨rttembergischen Staatsgefa¨ngnis Hohenasperg einsaß, ist vor dem 3. Dezember 1785 geschrieben und u¨ber die Adresse von Karl Johann Wilhelm Sandrart in Ludwigsburg an Schubart gesandt worden (vgl. GB 6 II, zu 125,8). Goethes Hinweis auf die mitgeschickten Herderischen Schrifften la¨sst vermuten, dass es sich dabei um die zur Ostermesse im April 1785 neu erschienenen Werke Herders handelt (vgl. GB 6 II, zu 125,11). Goethe konnte die Bu¨cher Herders also fru¨hestens Ende April 1785 an Schubart geschickt haben. Daraus ergibt sich, dass der Brief an Schubart wahrscheinlich im Zeitraum zwischen Ende April und Anfang Dezember 1785 geschrieben worden ist. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 196 und zu 125,5). EB 20. An Adelheid Amalia F^rstin von Gallitzin ÆWeimar, wahrscheinlich 4. Dezember 1785 ! Angelmodde bei M^nsteræ Quelle und Datierung: Brief an Charlotte von Stein vom 4. Dezember 1785 aus Weimar (Nr 201): Hier dein Brief und der meinige, schicke mir beyde wieder zuru¨ck. (130,5.) – Gemeint sind ein Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 4. Dezember 1785 und ein Brief Goethes wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785, jeweils an Adelheid Amalia
256
ERSCHLOSSENE BRIEFE 21–27
Fu¨rstin von Gallitzin gerichtet (vgl. GB 6, II, zu 130,5). Goethe berichtet u¨ber die Sendung an die Fu¨rstin auch in seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi aus dem Zeitraum zwischen dem 15. und 31. Januar 1786: Der Fu¨rstinn hab ich geschrieben und etwas geschickt. (159,21.) – Goethe hatte die Fu¨rstin wa¨hrend ihres Weimar-Aufenthaltes im September 1785 perso¨nlich kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 66,5) und korrespondierte gelegentlich mit ihr. EB 21. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 1785 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „Ein Brief nach Gotha H‘. v Franckeberg“ (GR/Belege 1785, 1, Bl. 67). In der Liste der Postsendungen in der Weimarer Ausgabe wird der Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg unter der Datumsangabe 20. April 1785 gefu¨hrt (vgl. Postsendungen 1785, WA IV 7, 346). Fu¨r diese Datierung fehlt aber der Beleg. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 22. An Barbara Schulthess
ÆWeimar, 1785 ! Z^richæ
Quelle und Datierung: „Ein Brief an Frau Schultess Zu¨rrich“ (GR/Belege 1785, 1, Bl. 67). In der Liste der Postsendungen in der Weimarer Ausgabe wird der Brief an Barbara Schultheß unter der Datumsangabe 20. April 1785 gefu¨hrt (vgl. Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Fu¨r diese Datierung fehlt aber der Beleg. – Goethe hatte Barbara Schultheß wa¨hrend seiner ersten Reise in die Schweiz Mitte Juni 1775 in Zu¨rich im Kreise um Johann Caspar Lavater kennen gelernt. Nach dieser Begegnung entwickelten sich eine u¨ber 20 Jahre wa¨hrende Freundschaftsbeziehung und Korrespondenz. EB 23. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 1785 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „Auslagen fu¨r eingegangene Briefe Æ:::æ nach Gotha an Pz. August“ (GR/Belege 1785, 2, Bl. 72). In der Liste der Postsendungen in der Weimarer Ausgabe wird der Brief an August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg unter der Datumsangabe 23.(?) Dezember 1785 gefu¨hrt (vgl. Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Fu¨r diese Datierung fehlt aber der Beleg. – Goethe und der Prinz waren gut befreundet (weiter vgl. GB 6 II, zu 85,13).
1785–JANUAR 1786
257
EB 24. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 1785 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „Auslagen fu¨r eingegangene Briefe Æ:::æ nach Gotha an Pz. August Æ:::æ desg‘. Franckenberg“ (GR/Belege 1785, 2, Bl. 72). In der Liste der Postsendungen in der Weimarer Ausgabe wird der Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg unter der Datumsangabe 23.(?) Dezember 1785 gefu¨hrt (vgl. Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Fu¨r diese Datierung fehlt aber der Beleg. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 25. An Justus Christian Loder
ÆWeimar, 1785 ! Jenaæ
Quelle und Datierung: „Auslagen fu¨r eingegangene Briefe Æ:::æ nach Gotha an Pz. August Æ:::æ desg‘. Loder, Jena“ (GR/Belege 1785, 2, Bl. 72). In der Liste der Postsendungen in der Weimarer Ausgabe wird der Brief an Justus Christian Loder unter der Datumsangabe 23.(?) Dezember 1785 gefu¨hrt (vgl. Postsendungen 1785; WA IV 7, 346). Fu¨r diese Datierung fehlt aber der Beleg. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 2. EB 26. An Unbekannt
ÆWeimar, 2. Januar 1786 ! Gothaæ
Quelle und Datierung: „Brief nach Weimar v. Gotha desgl. Retour“ (GR/RB 1786 1, Bl. 3). – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. EB 27. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 2. Januar 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „a` Mr. Streuber a` Eisenach, am 2. Jan. 1786.“ (P/HS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786 1, Bl. 51; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347.) – Wahrscheinlich Brief mit der Aufforderung an Johann Lorenz Streiber, die Abrechnung von angelegtem Geld Goethes fu¨r 1784 und 1785 vorzulegen. Streiber antwortete Goethe am 7. Januar 1786: „Nach Ew Hochwohlgebohren mir gegebenen gna¨digen Befehl habe die Ehre die verlangte Rechnung hiebey zu u¨bersend‘. und ich verhoffe, daß die bey dem nach sehen
258
ERSCHLOSSENE BRIEFE 28–34
richtig seyn wird.“ (H: GSA 28/899; vgl. RA 1, 105, Nr 204.) – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 28. An Herbst
ÆWeimar, 5. Januar 1786 ! P_ssneckæ
Quelle und Datierung: „5. Æ Januar.æ 1. ÆSt.æ a` M r Herbst. a` Po¨seneck“ (P/KR Post, 31. Januar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 29; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief und den Adressaten konnte nicht ermittelt werden. EB 29. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 17. Januar 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „17. Æ Januar.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. Streiber. Eisenach“ (P/KR Post, 31. Januar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 29; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Lorenz Streiber ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 30. An Friedrich Victor Leberecht Plessing ÆWeimar, 17. Januar 1786 ! Wernigerodeæ Quelle und Datierung: „17. Æ Januaræ 1. ÆSt.æ a` Mr. Plessig. a` Wernigerode“ (P/ KR Post, 31. Januar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 29; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Friedrich Victor Leberecht Plessing ist nicht bekannt. – Goethe kannte den Philosophen und Werther-Enthusiasten Plessing seit einer Begegnung auf der Harzreise Anfang Dezember 1777 und stand seitdem mit ihm in brieflichem Gedankenaustausch. Vermutlich hatte Goethe dem weitgehend mittellosen Plessing Geld geliehen, das er erst 1787 zuru¨ckerhielt (vgl. Brief an Go¨schen, 20. Februar 1787; WA IV 8, 199). EB 31. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 19. Januar 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „19. Æ Januar.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. le Baron de Franckenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. Januar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 29; vgl.
JANUAR/FEBRUAR 1786
259
auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Wahrscheinlich eine Antwort Goethes auf den Brief von Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg vom 16. Januar 1786 (H: GSA 30/63; vgl. RA 1, 105, Nr 205), in dem er auf die Neupra¨gung einer Louisd’or-Mu¨nze aufmerksam gemacht und um seine Meinung zur geplanten Nichtanerkennung der Mu¨nze im Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg gebeten wurde. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 32. An Justus Christian Loder
ÆWeimar, 1. Februar 1786 ! Jenaæ
Quelle und Datierung: „1. ÆFebruaræ Brief Hofr. Loder“ (GR/RB 1786, 3, Bl. 4). – Na¨heres u¨ber den Brief an Justus Christian Loder ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 2. EB 33. An Carl von Stein
ÆWeimar, 6. Februar 1786 ! G_ttingenæ
Quelle und Datierung: „6. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` M r le Baron de Stein. Go¨thingen“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Goethe hatte mit einem Brief an Charlotte von Stein vom 6. Februar 1785 (Nr 260) sein Schreiben an deren Sohn Carl von Stein vor der Absendung nach Go¨ttingen zur Kenntnis gegeben: Hier Geliebte den Brief wie er an Carlen abgehn soll. (163,1.) Goethe forderte darin Aufkla¨rung u¨ber Carl von Steins Schulden (vgl. Carl von Stein an Goethe, 19. Februar 1786; RA 1, 106, Nr 207 a). – Carl von Stein war der a¨lteste Sohn Charlotte von Steins und studierte in Go¨ttingen. EB 34. An Richter
ÆWeimar, 6. Februar 1786 ! ?æ
Quelle und Datierung „1. derg‘. ÆSchreibenæ an H‘. Richtern d‘. 6 ten ÆFebr.æ“ (P/ChS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 46). – Na¨heres dazu sowie u¨ber den Adressaten und den Empfangsort konnte nicht ermittelt werden.
260
ERSCHLOSSENE BRIEFE 35–41
EB 35. An Graf von Beust
ÆWeimar, 9. Februar 1786 ! ?æ
Quelle und Datierung: „1. derg‘. ÆSchreibenæ a` Ms. le Cte de Beust den 9ten ÆFebr.æ“ (P/ChS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres dazu sowie u¨ber den Adressaten und den Empfangsort konnte nicht ermittelt werden. EB 36. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 10. Februar 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „10. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. Streiber. a` Eisenach“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Lorenz Streiber ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 37. An Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld ÆWeimar, 19. und 20. Februar 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „20. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` M r de Hellfeld. Eisenach“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Goethe berichtet in seinem Brief vom 19. Februar 1786 an Charlotte von Stein (Nr 268): Jetzo schreibe ich an dem duzend Briefe. (166,13.) Dazu za¨hlten sicherlich auch dieser an Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld gerichtete Brief sowie EB 38, 39 und 40, desgleichen Brief Nr 269 an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl vom 19. Februar 1786. Alle genannten Briefe sind in der Portoliste unter dem Absendedatum 20. Februar 1786 aufgefu¨hrt. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – Hellfeld war seit 1785 Regierungsrat in der Landesregierung zu Eisenach. EB 38. An Carl Wilhelm Ettinger ÆWeimar, 19. und 20. Februar 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „20. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` M r Ettinger. Gotha“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Goethe berichtet in seinem Brief vom 19. Februar 1786 an Charlotte von Stein (Nr 268): Jetzo schreibe ich an dem du-
FEBRUAR/M_RZ 1786
261
zend Briefe. (166,13.) Dazu za¨hlte sicherlich auch dieser an Carl Wilhelm Ettinger gerichtete Brief (weiter vgl. EB 37). Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – Ettinger war Buchha¨ndler und Verleger in Gotha. 1790 erschien in seinem Verlag Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erkla¨ren“.
EB 39. An Friedrich Victor Leberecht Plessing ÆWeimar, 19. und 20. Februar 1786 ! Wernigerodeæ Quelle und Datierung: „20. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` M r Plessig. Wernigerode“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Goethe berichtet in seinem Brief vom 19. Februar 1786 an Charlotte von Stein (Nr 268): Jetzo schreibe ich an dem duzend Briefe. (166,13.) Dazu za¨hlte sicherlich auch dieser an Friedrich Victor Leberecht Plessing gerichtete Brief (weiter vgl. EB 37) Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 30.
EB 40. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 19. und 20. Februar 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „20. ÆFebr.æ 1. ÆSt.æ a` M r le Baron de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 28. Februar 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 41; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Goethe berichtet in seinem Brief vom 19. Februar 1786 an Charlotte von Stein (Nr 268): Jetzo schreibe ich an dem duzend Briefe. (166,13.) Dazu za¨hlte sicherlich auch dieser an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg gerichtete Brief (weiter vgl. EB 37). Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141.
EB 41. An Leopold III. Friedrich Franz F^rst von Anhalt-Dessau ÆWeimar, 2. M]rz 1786 ! Dessauæ Quelle und Datierung: „1. derg‘. ÆSchreibenæ an Ihro regier. Durch‘. zu Deßau von 2. Mart.“ (P/ChS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786 1, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347.) – Na¨heres u¨ber den Brief an Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau konnte nicht ermittelt werden.
262
ERSCHLOSSENE BRIEFE 42–49
EB 42. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 3. M]rz 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „3. ÆMa¨rt.æ 1. ÆSt.æ a` M r le Baron de Franckenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. Ma¨rz 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 48; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 43. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 6. M]rz 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „1. pac‘. nach Gotha an Sr. Durch‘. den Prinz August das. am 6. Mart d. a.“ (P/HS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 51; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347.) Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 23. EB 44. An Jacob Friedemann Graf von Werthern-Neunheiligen? ÆWeimar, 13. M]rz 1786 ! Neunheiligen?æ Quelle und Datierung: „1. derg‘. ÆSchreibenæ a` Ms. le Cte de Werthern Æd‘ 13ten Martæ“ (P/ChS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786 1, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Der Adressat des Briefes ist vermutlich Jacob Friedemann Graf von Werthern-Neunheiligen, der auf Schloss Neunheiligen bei Langensalza lebte. Na¨heres konnte nicht ermittelt werden. – Goethe kannte den Grafen vor allem u¨ber dessen Frau, Johanna Louise Gra¨fin von WerthernNeunheiligen, die in engem Kontakt zum Weimarer Hof und Herzog Carl August stand. EB 45. An Friedrich Victor Leberecht Plessing ÆWeimar, 13. M]rz 1786 ! Wernigerodeæ Quelle und Datierung: „13. ÆMa¨rt.æ 1. ÆSt.æ a` M r Plessig. Wernigerode“ (P/KR Post, 31. Ma¨rz 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 48; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Friedrich Victor Plessing ist
M_RZ/APRIL 1786
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nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 30. EB 46. An Ludwig Carl von Bibra ÆWeimar, 13. M]rz 1786 ! Meiningenæ Quelle und Datierung: „1. pac‘. a` M r. de Bibra a` Meiningen eod. Æ13.ten Martæ“ (P/HS Post, 1. April 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 51; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Ludwig Carl von Bibra in Meiningen. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – Bibra war Reisemarschall am Meininger Hof und hatte gute Kontakte nach Weimar. EB 47. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, wahrscheinlich 14. M]rz 1786 ! Jenaæ Quelle und Datierung „Briefe von Wieland und Goethe.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 5). – Na¨heres u¨ber den Brief an Carl Ludwig von Knebel ist nicht bekannt. – jber Knebel und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 4. EB 48. An Johann Georg Schlosser ÆWeimar, 17. M]rz 1786 ! Emmendingenæ Quelle und Datierung: „17. ÆMa¨rt.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. Schlosser. Emmedingen“ (P/ KR Post, 31. Ma¨rz 1786, in: GR/Belege 1786, 1, Bl. 48; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Georg Schlosser ist nicht bekannt. – Goethe und der zehn Jahre a¨ltere Schlosser kannten sich seit Frankfurter Kinder- und Jugendtagen. Der auch literarisch ambitionierte Jurist hatte 1773 Goethes Schwester Cornelia geheiratet und u¨bernahm 1774 die Stelle eines Oberamtsverwesers der Markgrafschaft Hochberg im badischen Emmendingen. EB 49. An Barbara Schulthess
ÆWeimar, 1. April 1786 ! Z^richæ
Quelle und Datierung: „1. ÆApr‘.æ 1. St. a` Mad. Schulthess. Zu¨rch“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 50–57
1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Barbara Schultheß ist nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 22. EB 50. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 1. April 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „1. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` M r Streiber. Eisenach“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Lorenz Streiber ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 51. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 3. April 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „3. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` M r de Franckenberg. a` Gotha“ (P/ KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – In seinem Antwortbrief vom 6. April 1786 nahm Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg Bezug auf die Anfrage Goethes u¨ber den Umgang mit dem neuen Louisd’or im Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg und u¨ber Spekulationen zum erwarteten Ableben des preußischen Ko¨nigs Friedrich II. (H: GSA 30/63; vgl. RA I, 106, Nr 209). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 52. An Eck
ÆWeimar, 13. April 1786 ! ?æ
Quelle und Datierung: „1 derg‘. ÆSchreibenæ an H‘. Eck, vom 13ten ÆAprilæ“ (P/ChS Post, 6. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres dazu sowie u¨ber den Adressaten und den Empfangsort konnte nicht ermittelt werden. EB 53. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 14. April 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ an den Prinzen August v. S. Gotha“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an August Prinz
APRIL 1786
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von Sachsen-Gotha und Altenburg ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 23. EB 54. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 14. April 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ an den Reg. Herzog a` ÆGothaæ“ (P/ KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg ist nicht bekannt. – Zwischen Goethe und dem u. a. als Kunst- und Wissenschaftsma¨zen hervortretenden Herzog entwickelte sich besonders seit den 1780er Jahren ein engeres und vertrauensvolles Verha¨ltnis. EB 55. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra ÆWeimar, 14. April 1786 ! Zellerfeldæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` M r de Trebra. a` Zellerfeld“ (P/ KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra konnte nicht ermittelt werden. Mo¨glicherweise handelt es sich um eine Anfrage wegen bergwerkstechnischer oder geologischer Probleme bei der Wiedereinrichtung des Ilmenauer Bergwerks. – Trebra war kurhannoverscher Bergmeister in Zellerfeld. EB 56. An Friedrich Victor Leberecht Plessing ÆWeimar, 14. April 1786 ! Wernigerodeæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` M r Plessig. Wernigerode“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Friedrich Victor Leberecht Plessing ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 30. EB 57. An Philipp Christoph Kayser ÆWeimar, 14. April 1786 ! Z^richæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1 ÆSt.æ a` Mr. Kayser. Zu¨rch“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786;
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 58–64
WA IV 7, 347). – Der Brief befasste sich wahrscheinlich wie alle anderen 1785/ 86 an Philipp Christoph Kayser gerichteten Briefe mit den laufenden Kompositionsarbeiten an Goethes Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ (vgl. GB 6 II, zu 46,10). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 90. EB 58. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingr]fin von Salm-Kyrburg ÆWeimar, 14. April 1786 ! Grumbachæ Quelle und Datierung: „14. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` Mad. La Rhingrave de Salm. a` Grumbach“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg ist nicht bekannt. – Goethe hatte die Gra¨fin wa¨hrend seines Badeaufenthaltes im Sommer 1785 in Karlsbad kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 73,5–6). EB 59. An Madame Gallo?
ÆWeimar, 17. April 1786 ! Kasselæ
Quelle und Datierung: „17. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` Md e Gallo. a` Cassel“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief und die Adressatin konnte nicht ermittelt werden. EB 60. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 17. April 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „17. ÆApr‘.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. de Franckenberg. a` Gotha“ (P/KR Post, 30. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise bescha¨ftigte sich der Brief weiter mit der Problematik der neuen franzo¨sischen Louisd’or-Mu¨nzen (vgl. EB 31; EB 51). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141.
APRIL/MAI 1786
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EB 61. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 1. Mai 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „1. ÆMay.æ 1. St. an Se. Durch‘. Prinz August v. S. Gotha“ (P/KR Post, 31. Mai 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 23. EB 62. An Christiane Gr]fin von Br^hl ÆWeimar, 8. Mai 1786 ! Seifersdorfæ Quelle und Datierung: „1 derg‘. ÆSchreibenæ a` Md. Ctsse de Bruhl d‘. 8. May.“ (P/ChS Post, 6. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347.) – Seit dem gemeinsamen Badeaufenthalt in Karlsbad im Sommer 1785 korrespondierten Goethe und Christiane Gra¨fin von Bru¨hl miteinander (vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 138). Dieser Brief Goethes ko¨nnte im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Aufenthalt der Gra¨fin und ihres Gatten, Hans Graf von Bru¨hl, im Juni 1786 in Weimar gestanden haben. EB 63. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 12. Mai 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „12. ÆMay.æ 1. ÆSt.æ a` M r le Baron de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. Mai 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Frankenberg ist nicht bekannt (vgl. EB 60). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 64. An Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim ÆWeimar, 15. Mai 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „1 pac‘. a` Mad. de Bechtolsheim a` Eisenach eod. Æ15. Mayæ“ (P/HS Post, 4. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 4.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 65–72
EB 65. An Johann Georg Schlosser ÆWeimar, 19. Mai 1786 ! Emmendingenæ Quelle und Datierung: „19. ÆMay.æ 1. ÆSt.æ a` M r Schlosser. Emmedingen“ (P/ KR Post, 31. Mai 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Georg Schlosser ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 48. EB 66. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingr]fin von Salm-Kyrburg ÆWeimar, 19. Mai 1786 ! Grumbachæ Quelle und Datierung: „19. ÆMay.æ 1. ÆSt.æ a` Mad. la Rhingr. de Salm. a` Grumbach“ (P/KR Post, 31. Mai 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Vermutlich Anku¨ndigung der jbersendung einer Kiste an Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg fu¨r die na¨chsten Tage (vgl. EB 67). – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 58. EB 67. An Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingr]fin von Salm-Kyrburg? ÆWeimar, 22. Mai 1786! Grumbachæ Quelle und Datierung: „1 Kisten nach Grumbac, am 22ten ÆMayæ“ (P/HS Post, 4. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). Eine Kiste, wahrscheinlich mit Begleitbrief, vermutlich an Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 58. EB 68. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 29. Mai 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „29. ÆMay.æ 1. ÆSt.æ a` M r Streuber. Eisenach“ (P/KR Post, 31. Mai 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Wahrscheinlich die Bitte Goethes um eine Abrechnung in Finanzangelegenheiten, die Johann Lorenz Streiber fu¨r ihn besorgt hatte. Streiber antwortete am 31. Mai 1786: „Ew Hochwohlgeboren Hohen Befehl zufolg
MAI/JUNI 1786
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u¨ber mache ich beigehent einen Auszug HochDeroselben Rechnung, an deren vo¨lliger Richtigkeit ich nicht zweifle.“ (H: GSA 28/899; vgl. RA I, 107, Nr 212.) – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10. EB 69. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 29. Mai 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „1 pac‘. a` M r. de Franckenberg a` Gotha am 29 ten ÆMayæ“ (P/HS Post, 4. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt (vgl. EB 60). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 70. An Barbara Schulthess
ÆWeimar, 3. Juni 1786 ! Z^richæ
Quelle und Datierung: „3. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ a` Madame Schulthes. a` Zurch“ (P/ KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347). – Na¨heres u¨ber den Brief an Barbara Schultheß ist nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 22. EB 71. An Johanna Louise Gr]fin von Werthern-Neunheiligen? ÆWeimar, 12. Juni 1786 ! Neunheiligen?æ Quelle und Datierung: „1 derg‘. ÆSchreibenæ a` Md. Ctsse de Werthern, den 12. Juny.“ (P/ChS Post, 6. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 347.) – Na¨heres u¨ber den Brief vermutlich an Johanna Louise Gra¨fin von Werthern-Neunheiligen, die mit ihrem Mann, Jacob Friedemann Graf von Werthern-Neunheiligen, auf Schloss Neunheiligen bei Langensalza wohnte, konnte nicht ermittelt werden. – Die Gra¨fin pflegte enge Kontakte zum Weimarer Hof und war auch mit Goethe befreundet. EB 72. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 17. Juni 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „1 pac‘. und 1 Scht‘. nach Gotha a` M r. le prince Aug. den 17. Juny. 1786“ (P/HS Post, 4. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3,
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 73–79
Bl. 22; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). Paketsendungen, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 23. EB 73. An von Taubenheim
ÆWeimar, 23. Juni 1786 ! Schleusingenæ
Quelle und Datierung: „23. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ a` M r de Taubenheim. a` Schleußingen“ (P/KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief sowie den Adressaten konnte nicht ermittelt werden. EB 74. An Johann Georg Hartmann? ÆWeimar, 23. Juni 1786 ! Stuttgartæ Quelle und Datierung: „23. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ a` Mr. Hartmann. a` Stuttgardt“ (P/ KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief vermutlich an Johann Georg Hartmann konnte nicht ermittelt werden. – Den wu¨rttembergischen Hofund Doma¨nenrat Johann Georg Hartmann (vgl. Goethe an Knebel, 5. Juni 1780; WA IV 7, 358) hatten Goethe und Herzog Carl August auf der Ru¨ckfahrt von ihrer Reise in die Schweiz im Dezember 1779 in Stuttgart kennen gelernt und ließen sich von dem Kunstliebhaber und Fo¨rderer der Wissenschaften in der Residenzstadt fu¨hren. EB 75. An Johann Lorenz Streiber ÆWeimar, 23. Juni 1786 ! Eisenachæ Quelle und Datierung: „23. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ a` M r Streiber. Eisenach“ (P/KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Lorenz Streiber ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10.
JUNI 1786
271
EB 76. An Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 23. Juni 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „23. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ an die Reg. Herzogin v. S. Gotha“ (P/KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg ist nicht bekannt. – Goethe hatte die Herzogin vor allem bei seinen ha¨ufigen Besuchen in Gotha in den 1780er Jahren na¨her kennen gelernt, zumal er mit Herzog Ernst II. Ludwig und seinem Bruder, Prinz August, in engerem Kontakt stand. EB 77. An Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆWeimar, 25. Juni 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „25. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ derg‘. Æan die Reg. Herzogin v. S. Gothaæ“ (P/KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23). – Na¨heres u¨ber den Brief an Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg ist nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 76. EB 78. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 25. Juni 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: „25. Æ Juny.æ 1. ÆSt.æ a` M r de Franckenberg. a` Gotha“ (P/KR Post, 30. Juni 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg ist nicht bekannt (vgl. EB 60). – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 141. EB 79. An Unbekannt
ÆWeimar, 28. Juni 1786 ! Eisenachæ
Quelle und Datierung: „1 Br‘. nach Eisenach, am 28 ten Æ Junyæ“ (P/HS Post, 4. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres ist dazu nicht bekannt.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 80–87
EB 80. An Johann Matth]us Kayser ÆWeimar, 3. Juli 1786 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: „am 3. July 1786. 1. pac‘. in Wchst‘. a` Mr. Keyser a` Franckfurth“ (P/HS Post, 29. Dezember 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 62; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Johann Mattha¨us Kayser. – Es ko¨nnte sich um eine Sendung fu¨r Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich, den Sohn Johann Mattha¨us Kaysers, gehandelt haben, mit dem Goethe seit seinen Jugendtagen in Frankfurt befreundet war und der fu¨r ihn seit April 1785 an der Komposition des Singspiellibrettos von „Scherz, List und Rache“ arbeitete. EB 81. An Carl Wilhelm Ettinger
ÆWeimar, 3. Juli 1786 ! Gothaæ
Quelle und Datierung: „Æam 3. July 1786æ Æ:::æ mit 9 f. –. a` M r Ettinger a` Gotha“ (P/HS Post, 29. Dezember 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 62; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). Geldsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Carl Wilhelm Ettinger. – Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 38. EB 82. An Gottlob Theodor Weber
ÆWeimar, 3. Juli 1786 ! Jenaæ
Quelle und Datierung: „Den 3. Æ Jul.æ fu¨r 1 Paket an Hofrath Weber“ (GR/RB 1786, 6, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). Paketsendung, wahrscheinlich mit Begleitbrief, an Gottlob Theodor Weber. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. – Weber war Amtmann in Jena und in dieser Eigenschaft wahrscheinlich ha¨ufiger in Kontakt mit dem Hofbeamten Goethe (weiter vgl. GB 6 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 133). EB 83. An Johann Lorenz Streiber
ÆWeimar, 21. Juli 1786 ! Eisenachæ
Quelle und Datierung: „21. Æ July.æ 1. ÆSt.æ a` M r Streiber. a` Eisenach“ (P/KR Post, 31. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Lorenz Streiber ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 10.
JULI 1786
EB 84. An Barbara Schulthess
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ÆWeimar, 21. Juli 1786 ! Z^richæ
Quelle und Datierung: „21. Æ July.æ 1. ÆSt.æ a` M. Schulthes. a` Zu¨rch“ (P/KR Post, 31. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Barbara Schultheß ist nicht bekannt. – jber die Adressatin und ihre Beziehung zu Goethe vgl. EB 22. EB 85. An Franz Kobell
ÆWeimar, 21. Juli 1786 ! M^nchenæ
Quelle und Datierung: „21. Æ July.æ 1. ÆSt.æ a` M r Kobel. a` Mu¨nchen“ (P/KR Post, 31. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Franz Kobell konnte nicht ermittelt werden. – Goethe scha¨tzte Kobell vor allem als Landschaftsmaler und hatte bereits Zeichnungen von ihm erworben. Der Versuch Goethes, Kobell auf der Reise nach Italien wa¨hrend seines Aufenthaltes in Mu¨nchen am 6. September 1786 perso¨nlich kennen zu lernen, scheiterte. EB 86. An Christian Gottlob Heyne ÆWeimar, 21. Juli 1786 ! G_ttingenæ Quelle und Datierung: „21. Æ July.æ 1. ÆSt.æ a` Mr Heyne. Go¨thingen“ (P/KR Post, 31. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Goethe ku¨ndigte in dem Brief an Christian Gottlob Heyne vermutlich die Ru¨ckgabe von zuvor aus der Universita¨tsbibliothek Go¨ttingen ausgeliehenen Bu¨chern an (vgl. GB 6 II, zu 221,14). – Heyne war Philologieprofessor und Universita¨tsbibliothekar in Go¨ttingen. EB 87. An Johann Georg Schlosser ÆWeimar, 24. Juli 1786 ! Emmendingenæ Quelle und Datierung: „21. Æ July.æ 1. ÆSt.æ a` M r Schlosser. Emmedingen“ (P/ KR Post, 31. Juli 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). – Na¨heres u¨ber den Brief an Johann Georg Schlosser ist nicht bekannt. – jber den Adressaten und seine Beziehung zu Goethe vgl. EB 48.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 88
EB 88. An Emilie Gore
ÆWeimar, zwischen 12. und 23. Juli 1786 ! ?æ
Quelle und Datierung: Brief an Herzog Carl August aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 23. Juli 1786 (Nr 355): Zugleich bitte ich den Brief an Miss Gore gelegentlich einzuschliesen. (220,16–17.) – Im Ma¨rz 1786 hatte Emilie Gore mit einem Brief Kontakt zu Goethe gesucht, den ihr Goethe mit dieser Antwort gewa¨hrte. – Herzog Carl August hatte die damals 29-ja¨hrige Tochter des englischen Kaufmanns und Kunstliebhabers Charles Gore wa¨hrend seines Aufenthaltes in Spa und Pyrmont im Sommer 1785 kennen gelernt und stand seitdem mit ihr in brieflichem Kontakt.
AM TLI C HE S
A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. Februar 1785. Donnerstag Untertha¨nigstes Pro Memoria! Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: haben u¨ber verschiedene Vorschla¨ge, nach welchen eine Topographische Carte von Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: Landen auf das baldigste gefertiget werden soll, meine unmaßgebliche Gedancken verlangt, ich ermangle nicht solche hier untertha¨nigst vorzulegen, und zugleich einige diese Angelegenheit betreffende Papiere welche mir von Ho¨chst-Denenselben mitgetheilt worden, anzuschliesen. Die Nu¨tzlichkeit eines solchen Unternehmens ist allgemein anerkannt, es ist schon bey mehreren Gelegenheiten der Wunsch gewesen, eine Carte, welche sich auf eine richtige Vermeßung gru¨ndet zu besitzen, es wird also u¨ber die Frage, ob man diesen Vorsaz ins Werck setzen solle, nicht mehr gestritten werden, und es scheinen Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: auch hieru¨ber entschieden zu seyn. Eben so wu¨nschenswerth / ist es hingegen, daß dieses Gescha¨fte in Verbindung mit andern die dahin einschlagen, die dadurch gefo¨rdert werden ko¨nnen, und auf eine Weise ausgefu¨hrt werde, daß man sich den gro¨ßten Nutzen davon versprechen du¨rfe. Es ist Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: bekannt, daß das Amt Illmenau na¨chsten Sommer wegen bevorstehender Steuer-Revision vermeßen werden muß, und ich wollte deswegen den untertha¨nigsten Vorschlag thun, daß man mit diesem Amt einen Anfang machte. Es wu¨rde deswegen gut seyn, da der Fu¨rst‘. S. Forst-Sekretarius Gu¨ßefeld den ihm deshalb gethanen Antrag abgelehnet, wann der von dem H‘. Graf Schmettau vorgeschlagene Ingenieur sich auf das baldigste hierher verfu¨gte, eine general Notiz von dem Amte na¨hme, die wu¨rcklich schon vorhandene Meßungen sich bekannt machte – und reducirte, um bey ersterer gu¨nstigen Witterung seine Operationen anzufangen. Da aber nicht nur von einer generellen Carte gedachten Amtes die Rede ist, sondern jede Fluhr, und in selbiger die einzelnen Grundstu¨cke der Besitzer ausgemeßen werden / mu¨ßen; So wird dieses freilich mehr Zeit wegnehmen, und es mo¨chte wohl schwehrlich ein einzelner Mann mit seiner Bedienung das Ganze in einem Sommer vollenden ko¨nnen, ob ich gleich noch kein Maas der Geschwindigkeit habe, mit welcher ein, in einer so guten Schule gebildeter Ingenieur, ein solches Gescha¨fte zu vollbringen im Stande ist.
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Das na¨here, ob und wozu er etwa noch einen Gehu¨lfen brauchen mo¨chte, wu¨rde sich am besten nach denen vorliegenden – und von ihm selbst eingesehenen Umsta¨nden abreden laßen. Das einzige Nothwendige mo¨chte dabey seyn, daß der Herr Graf Schmettau einen andern Maasstab anzeigte, wornach ein solcher Mann seine Belohnung empfienge, da der in den Vorschla¨gen nach quadratMeilen angegebene, nicht paßen wu¨rde. Vieleicht wa¨re es nicht u¨bel, wenn man ihn gleich auf 6. Monathe engagirte, und ihm alsdann monathlich etwas festsetzte, man wu¨rde ihn auf eine und die andere Weise so lange gewiß bescha¨ftigen ko¨nnen. Bey einem Manne der von so guter Hand empfohlen ist, der sich bemu¨hen wird, dieser Empfehlung Ehre zu machen, / der eine Aussicht hat vieleicht selbst in Ihro HochFu¨rst‘: Durch‘: Dienste zu treten, ist nicht zu besorgen, daß er deswegen la¨ßiger arbeiten werde, weil er einen fixen monathlichen Gehalt zu erwarten hat. Der Ursachen welche mich wu¨nschen machen, daß das Amt Illmenau diesen Sommer zur Probe genommen, und eine specielle Ausmeßung deßelben vor der general-Ausmeßung Ho¨chst-Ihro Lande, voraus gehen mo¨ge, sind, außer denen obenangezeigten, noch mehrere, welche ich Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘. mu¨ndlich vorzulegen nicht verfehlen werde. Ich fu¨hre nur eine noch an. Wenn es die Absicht ist mit jenem Mann, dem Forst-Secretaire Gu¨ßefeld das Ganze gemeinschaft‘: bearbeiten zu laßen; So muß ich gestehen, daß ich nach der Kenntniß der Gemu¨thsArt dieses letzten, welcher zwar wegen seiner Geschicklichkeit und Treue alles Lob verdienet, aber die Eigenheiten eines Ku¨nstlers nicht verla¨ugnen kann, befu¨rchte, es mo¨gte das Gescha¨fte auf mancherley weise stocken, und vieleicht gar vom Endzweck nur entfernt werden, dagegen wird sich, wenn man erst jenen Fremden bey einer Probe na¨her kennen lernt, und Versuche / macht, beyde einander na¨her zu bringen, vielleicht ein Mittel finden, sie zu vereinigen, und nach einerley Grund-Sa¨tzen arbeiten zu machen, fa¨nde man, daß dieses auf keine Weise angienge; So ko¨nnte man alsdenn noch immer ku¨nftiges Fru¨h-Jahr 1786 durch zwey Fremde nach des Herrn Grafen von Schmettau Vorschlag die Vermeßung ernstlicher angreifen laßen. Man ha¨tte sich indeßen selbst mit dem Gescha¨fte na¨her bekannt gemacht, man wu¨rde solches beßer vorzubereiten, alle Hinderniße aus dem Wege zu ra¨umen, und zu u¨berlegen Zeit gehabt haben, wie solches, da man es doch nur einmal unternimmt, recht vollsta¨ndig, und in Verbindung anderer Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: als 33 d1786e
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Landes-Herrn und als Besitzer mehrerer Gu¨ter intereßirenden Gegensta¨nde vollbracht werden ko¨nne. Der ich in tiefster Ehrfurcht beharre. Ew Hochfu¨rst‘. Durch‘.
Weimar, den 24. Februar: 1785.
untertha¨nigster treugehorsamster Johann Wolfgang Goethe
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A 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. Februar 1785. Donnerstag Untertha¨nigstes Pro Memoria!
Aus beiliegendem an Endes unterzeichneten gerichteten Pro Memoria, werden Ew: Hochfu¨rst‘: Durch‘. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Bergrath Bucholz von Ew: Hochfu¨rst‘. Durch‘. Absichten auf deßen bisherigen Provisor Go¨ttling, die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings ero¨fnet hat. Wie ich nun nicht zweifle, daß gedachter Go¨ttling, Ew: Hochfu¨rst‘: Durch‘: Absichten zu erfu¨llen, vo¨llig im Stande seyn werde; So habe ich es fu¨r meine Schuldigkeit erachtet, gegenwa¨rtiges einzureichen, und Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘: zu u¨berlaßen, was Ho¨chst-Dieselben etwa vorerst wegen der Summe die er wa¨hrend seines Aufenthalts in Go¨ttingen zu erhalten ha¨tte, an die Beho¨rde gna¨digst zu rescribiren geruhen wollen. Was den zweyten Punckt die Anschaffung der no¨tigen Instrumente betrift, so wird wohl selbiger am fu¨glichsten bis dahin ausgesetzt werden ko¨nnen, bis Go¨ttling sich mit / den Wißenschaften noch bekannter gemacht, sich wa¨hrend seiner Akademischen Laufbahn von dem, was zu einem Apparat am vorzu¨glichsten und nothwendigsten geho¨ret, unterrichtet, und auf seinen Reisen sich umgethan, woher man die Instrumente am besten und wohlfeilsten erhalten ko¨nne. Es mo¨chte also wohl die Anschaffung derselben bis dahin aufgeschoben werden, um so mehr, als von Jahr zu Jahr neue Entdeckungen gemacht, und solche Instrumente verfeinert und verbeßert werden. Indeßen bietet sich doch gegenwa¨rtig eine Gelegenheit an, wo man um einen leidlichen Preiß verschiedenes, was in der Folge sich nothwendig macht, anschaffen kann. Es hat nehmlich der Bergrath von Einsiedel, wa¨hrend seines Aufenthalts allhier ein chymisches Laboratorium eingerichtet, und solches bei
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Abb. 18: Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 1
Abb. 19: Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 2
Abb. 20: Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 3
MhRZ 1785
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seiner Abreise hinterlaßen. Es finden sich in demselben so wohl eine Anzahl guter und brauchbarer Werckzeuge und Gera¨thschaften, als auch solche Pra¨parate, welche zu den mannigfaltigen Untersuchungen dieser Kunst erforderlich und no¨thig sind, ingleichen einige gute Schriftsteller. / Alles ist nach einem ma¨ßigen Anschlage 122. rh. gewu¨rdet und Go¨ttling der selbiges in Augenschein genommen glaubt, daß man um den Preiß von 100. rh. eine sehr gute Acquisition machen werde. Wollten Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘. erlauben, daß man dafu¨r die erwehnten Stu¨cke erkaufe; So wu¨rde ich mir es zur Pflicht machen, zu sorgen, daß sie in geho¨rige Verwahrung gebracht, fu¨r die Zukunft aufbewahrt, und dereinst mit dem kleinen Laboratorio, welches Hofrath Bu¨ttner in Jena angelegt, an Go¨ttling u¨bergeben, und zum weiteren nu¨zlichen Gebrauch u¨berlaßen wu¨rden; Woru¨ber ich mir untertha¨nigste Verhaltungs-Maase erbitte, und mich mit lebenswieriger Verehrung und Treue unterzeichne,
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Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘. untertha¨nigster treugehorsamster Johann Wolfgang Goethe
Weimar, den 24. Februar: 1785.
A 3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 15. MOrz 1785. Dienstag Untertha¨nigstes Pro Memoria
Jemehr ich mir das Gescha¨ft der Zerschlagung des Gutes Burgau bekannt mache, von desto gro¨ßerer Wichtigkeit finde ich es, sowohl an sich, als in Absicht auf den Einfluß welchen es in manche andere Angelegenheiten haben wird. Es kommen dabey verschiedene politische, iuristische und o¨konomische Betrachtungen vor, welche wohl zu erwa¨gen sind, damit man wenn das Gescha¨ft angefangen oder gar beendigt worden, nicht alsdann erst Bedenklichkeiten zu heben und Hindernisse aus dem Weeg zu ra¨umen habe. Deswegen hat man um solches vorzubereiten aller‘. gethan und unter andern auch nach Darmstadt an den Kammerrath Martini geschrieben, welcher in dieser Art Gescha¨ften sehr bewandert ist und solche seit dreyzehn Jahren in der dortigen Landgrafschaft betreibt.
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Es hat auch derselbige vor einigen Tagen eine Antwort hierher erlassen, welche nichts weniger als genugthuend ist, / vielmehr hat man Noth solchen zu verstehen und muß den Zusammenhang nur errathen und die eigentliche Meinung herausklauben. Ein Brief den ich zu gleicher Zeit von einem guten Freunde dorther erhielte, versichert mir, daß von gedachtem Kammerrath Martini nur auf der Stelle Nuzen zu ziehen seyn mo¨chte, indem derselbe, als bey der Feder nicht hergekommen, das Schreiben so viel als mo¨glich vermeide und sich nicht glu¨klich ausdru¨ke. Da nun ferner, aus obgedachtem Martinischen Briefe, zu ersehen gewesen, daß dorten die herrschaftlichen Gu¨ter weder erb und eigenthu¨mlich an einzelne verlassen, noch auf einen Erbbestand, das heißt Stammva¨tern und ihren Familien ausgegeben worden; sondern daß man die Art vorgezogen habe die zu zerschlagende Gu¨ter auf lebensla¨ngliche Leihen fu¨r Mann und Frau auszuthun, welche leztere Art in hiesigen Gegenden ganz unbekannt ist: so wird man es nur um desto no¨thiger finden sich nach der dortigen Einrichtung auf das genauste zu erkundigen. / Es wa¨re deswegen zu wu¨nschen daß man die a¨ltere Art wie man dorten zerschlagen, zuerst genau in Erfahrung bringen ko¨nnte, alsdann die neuere und warum man diese iener vorgezogen, die Folgen die beyde gehabt und noch haben und was sonst noch bey diesem Gegenstande vorkommen mo¨chte. Es ko¨nnte diese Absicht wohl nicht besser erreicht werden, als wenn man iemand dorthin absendete, der sich die Akten vorlegen ließe, die no¨thigen Extrakte daraus fertigte, sich mu¨ndlich nach allem befragte und die Gegensta¨nde selber in der Natur kennen lernte, es wu¨rde dieses durch einen geschikten Mann gar leicht und in kurzer Zeit vollbracht werden ko¨nnen. Man weiß iezo niemand besser als den Kammerkonsulent Schwabha¨ußer vorzuschlagen. Seine Sagacita¨t und Leichtigkeit im Arbeiten sind bekannt und er mo¨gte wohl derienige seyn, der in der ku¨rzesten Zeit / die meisten und sichersten Nachrichten einzusammeln fa¨hig seyn mo¨chte. Nichtweniger wu¨rde er, da es seine Pflicht ist in dergleichen Gelegenheiten fu¨rst‘. Kammer mit Rath an Handen zu gehen, solches in der Folge desto sicherer und standhafter zu thun in den Stand gesezt werden. Da man mit Einleitung des Gescha¨ftes keine Zeit zu verliehren hat, sondern sobald als mo¨glich die Absicht o¨ffentlich bekannt zu machen wu¨nscht; so wu¨rde derselbe auf das baldigste abzuschiken seyn.
5 einen--m 7 dass (s zu Schluss-s) 11 Vverlassen 28 Kammerkonsutlent ¨chtefa¨hig 33 dzue 31 eindzuesammeln 31 mo -----------
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Wegen seiner u¨brigen ihm aufliegenden Gescha¨fte wu¨rde er wohl solche Einrichtungen treffen ko¨nnen, daß ihn solche nicht hinderten eine kur Zeit abwesend zu seyn. Was die Unkosten betrift welche auf diese Absendung zu verwenden seyn mo¨chten, diese kommen bey einem so wichtigen und weit aussehenden Gescha¨ft in wenigen Betracht. / gbrigens ist man u¨berzeugt daß gedachter Kammerkonsulent, in mehr als einer Ru¨ksicht, dieses Gescha¨ft mit der besten Sorgfalt auszufu¨hren sich angelegen seyn lassen werde. Ist es vollbracht, so wird man alsdann davon Gelegenheit nehmen ihn Serenissimo zu weiteren Gnaden zu empfehlen, indem er fu¨r seine viele Arbeit etwas mehreres als er bißher genossen auf alle Weise verdient, und seine fleißigere Mitwu¨rkung bey fu¨rst‘. Kammer sich immer nothwendiger macht. So u¨berzeugt man u¨brigens von der Nu¨zlichkeit und Nothwendigkeit oberwa¨hnter Absendung seyn mag; so hat man doch dazu keine Anstalten machen ko¨nnen ohne von den Gesinnungen Serenissimi und Ho¨chstihro geheimen Consilii vorher unterrichtet zu seyn. / Der ich mich in Erwartung gna¨digster Befehle in unbegra¨nzter Ehrerbietung unterzeichne
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Ew Hochfu¨rst‘. Durch‘. Weimar d‘. 15 Ma¨rz 1785.
untertha¨nigst treugehorsamste JWGoethe
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A 4. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. April 1785. Freitag U n t e r t h a¨ n i g s t e s P r o m e m o r i a . Der von dem H‘. Grafen Schmettau empfohlne Ingenieur Friedr. Wibeking ist, wie Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘ schon bekannt, hier angekommen und scheint, so viel man ihn hat pru¨fen ko¨nnen, ein brauchbares Subjeckt zu seyn. Er ist in seinem Metier wohl erfahren, an dasselbe attachirt und zeigt sein Bestreben nach Vollkommenheit, indem er was ihm noch abgeht offenherzig gesteht, und die Ho¨here Analysis bey Hofrath Karsten in Halle noch zu studiren wu¨nscht. Dabey Hat er sich in der
10 vfou¨r 16 hHo¨ch|st|ihro (Einfu¨gung G1) 20 v. - -WeHaimar (Verbesserung auf Rasur)
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Baukunst Mu¨he gegeben und an seinem Ernste sich ausbilden zu wollen ist wohl kein Zweifel. Wie er aber von dieser Seite, seine Talente u¨ber den Kreis des Handwercksma¨sigen Schlendrians hinaus zu erweitern, mit Klarheit und Sicherheit sich bestrebt, eben so bestimmt ist er von einer andern, und weis genau wie hoch er seine Dienste anzurechnen gedenckt, und was / er zu der Lebensart braucht, die er zu fu¨hren gewohnt ist. Als ich ihm daher fu¨r seine Bemu¨hungen ta¨glich einen Thaler anbot, erkla¨rte er sogleich daß er davon nicht subsistiren ko¨nne, und da ich ihm daru¨ber Bedenckzeit gegeben hatte, wiederhohlte er jene Erkla¨rung, zwar auf eine bescheidne, jedoch entschlossne Weise und versicherte: daß er unter solcher Bedingung das Gescha¨ffte nicht u¨bernehmen ko¨nne. Es wurde hierauf von der Preusischen Cammertaxe gesprochen, welche mir aus dem Pr. Feldmesser Reglement vom 25 Sept. 1772 schon bekannt war, und er versicherte daß er aus Erfahrung wisse, wie er sich nach solcher u¨ber 500 rh ia¨hrlich verdienen ko¨nne. Er wolle daher den Vorschlag thun und bitten ihm 500 rh fu¨r das Jahr auszusetzen, dabey er die Erlaubniß wu¨nschte, die Winter Monate in Halle zu bringen zu du¨rfen, damit er neben den Ausarbeitungen derer Sommer Aufnahmen, noch / des Unterrichtes des Hofr. Karsten geniesen ko¨nnte. Er hoffte zugleich die Direcktion der Aufnahmen in dem Herzog‘. Gothaischen fu¨hren zu du¨rfen, versprach dagegen mit mo¨glichstem Fleise zu arbeiten, und durch die abgelegten Proben seines Diensteifers und seiner Fa¨higkeiten, sich Ew Durch‘. Gnade und Dienstes wu¨rdig zu zeigen. Nach dem was bisher zwischen Ew Durch‘ und dem H‘. Grafen Schmettau verhandelt worden war, gestehe ich, daß mir eine solche Erkla¨rung nicht unerwartet kam. Man hatte zuerst auf eine topographische Karte gerechnet bey welcher Arbeit wenn sie nach Meilen bezahlt wird ein Ingenieur sich in der guten JahrsZeit gegen 360 rh verdienen sich auch wohl noch ho¨her stehen kann. Da nun dieser Maasstab wegfiel gab H‘. Gr. Schmettau nicht wie ich gewu¨nscht / hatte, einen andern an, und es war gewissermassen um Ew Durch‘ nicht vorzugreifen und doch einen bedeutenden Winck zugeben, daß derselbe in seinem letzten Schreiben die Hoffnung a¨ussert: Ew Durch‘ wu¨rden dem mehrgedachten Wibeking einen r e i c h l i c h e n Gehalt reichen lassen.
9 ., (Komma aus Punkt) 11 mitund 21 Er ---Direcktion 21 n --der 21 denm kam 30 3 gegen 32 und um 34 L letzten 22 ab--rbeiten 27 vor ----
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Erlauben Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘ daß ich einem untertha¨nigen unmasgeb‘. Gutachten, einige Betrachtungen vorausschicke worinn die Gru¨nde desselben liegen. Durch ein perso¨nliches Verha¨ltniß zu dem H‘. Grafen Schmettau haben Ew Durch‘ dem ganzen Gescha¨ffte Anfang und Einleitung gegeben, Der H‘. Graf scheint ein besondres Zutrauen und Neigung zu diesem iungen Menschen zu haben, er hat ihn Ew Durch‘ selbst auf ’s beste empfohlen, und es ist leicht vorauszusehen daß er bald mit einem Vorschreiben die Wu¨nsche des iungen Mannes unterstu¨tzen und auf eine Weise, die nicht wohl mit Anstand abzulehnen seyn / mo¨gte, die Erfu¨llung derselben dringend machen werde. Ferner wird die Nothwendigkeit einer baldigen und sichern Vermessung des Amtes Ilmenau, immer einleuchtender, zu der, unter Ew Durch‘ Dienerschafft, wegen andern Gescha¨fften derer hiezu geschickten Ma¨nner, sich gegenwa¨rtig niemand ganz zuverlassiges befindet. Dagegen la¨sst Mehrgedachter Wibeking bey einer sehr festen Theorie und guten Ubung von sich das beste hoffen. Was seinen Unterhalt betrifft; so hat er als ein Fremder und der keinen ganz festen Wohnort aufschlagen kann, immer ein schweereres Auskommen als ein Einheimischer, der seinem Dienste zu Hause obliegen und sich einrichten kann. Auch wird er nicht lange sich hier aufhalten, um zu erfahren, daß diejenigen, denen er sich gleich rechnen darf, wenn auch ihre fixe Besoldungen nicht sehr in die Augen fallen, sich doch durch Dia¨ten, Remunerationen und Neben/verdienste so hoch und vielleicht ho¨her stehen als der Betrag der Summe ist auf welche er seine Wu¨nsche gerichtet hat. In diesen Ru¨cksichten lege ich folgende unmasgeb‘. Vorschla¨ge zu ho¨chster Pru¨fung hin. Ew Durch‘ verwilligen mehrgedachtem Friedr. Wibeking, aus einer von Ho¨chstIhro Kassen, 365 rh. und erlauben daß die Summe von 135 rh aus der Ilmenauer Steuerkasse zugeschossen werde, welche eigentlich zu dem vorseyenden Gescha¨ffte mehreres zuzuschiesen ha¨tte, und auch die u¨brigen dabey vorkommenden Kosten zu tragen haben wird. Ew Durch‘ verwilligen diese Summe auf ein Jahr, binnen welchem wahrschein‘. die Vermessung des Amtes Ilmenau beendigt werden kann.
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Dagegen leistet offtgedachter Ingenieur alles dasjenige was bey diesem Gescha¨ffte in sein Metier einschla¨gt, weswegen er von Fu¨rst‘ Kammer und der Illm. Steuer / kommission Instrucktion zu erwarten hat. Wenn die Vermessung geendigt, seine Gegenwart am Orte unnu¨tze und die bo¨se Witterung eintritt, erlauben ihm Ew Durch‘ sich nach Halle zu begeben, unter der Voraussetzung daß er daselbst das noch zuru¨ckgebliebene und unvollendete seiner Auftra¨ge vo¨llig aus arbeite und zu Stande bringe. Die Direcktion der Gothaischen Ausmessung haben Ew Durch‘ schon, so viel mir bekannt, zugesagt. Ubrigens werde ich mir angelegen seyn lassen daß die vorseyende Arbeit so vollsta¨ndig und zweckma¨sig geschehe, daß sie ku¨nftigen a¨hnlichen Gescha¨fften zum Muster und Maasstab dienen ko¨nne. Was zuletzt den Wunsch des H‘. Grafen Schmettau, oftgedachten Ingenieur in Ew Durch‘ Diensten vollig angenommen zu wissen, und eine topogra/phische Vermessung des ganzen Landes betrifft, so wird darauf wohl die Entschliesung bis zu na¨herer Bekanntschafft mit der Person und dem Gescha¨ffte nicht zu u¨bereilen seyn. Gna¨digste Resolution hieru¨ber erbittend unterzeichnet sich in Untertha¨nigkeit Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘
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Weimar d‘. 1 Aprill 1785.
unterthanigst treu gehorsamster JWGoethe
A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Anfang April und 23. Mai 1785æ ÆDruckæ Als Durchl. der Herzog im Jahre 1779 das Walchische Naturalien Cabinet acquirirten und sich ein Aufseher u¨ber selbiges no¨tig machte, ward diese Stelle dem Magister Lenz konferirt und er erhielt von Ostern 80 an fu¨r seine Bemu¨hung 50 Thlr. In der Folge ward die hiesige Kunst5 Er erlauben 6 vVoraussetzung 19 EntschliesungResolution 23 unter|t|hanigst 24 MAprill
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kammer dazu geschlagen, das Cabinet durchaus umrangirt und die Arbeit vermehrte sich, und Hofrath Loder, als Oberaufseher bat, daß Durchlaucht die Gnade haben mo¨gten, den Lenzischen Gehalt zu erho¨hen. Ich erinnere mich ganz eigentlich, daß Joh. 1783 davon die Rede war und daß Seren. Absicht dahin ging, das Quantum so auf das Cabinet verwendet werden sollte, bis auf 300 Thlr. zu erho¨hen und von dieser Summe Mag. Lenzen 50 Thlr. abzugeben. Wegen des ersten Punktes erging ein Rescript an die Cammer unter dem 7. Januar 84, in welchem der Lenzischen Zulage nicht gedacht wurde. Sie ist ihm jedoch mit meinem Vorwissen seit Joh. 83 gereicht worden und ich stand in dem Wahne, als wenn in erst angefu¨hrtem Rescripte das no¨tige deßhalb an die Kammer ergangen wa¨re. Nur jetzo bey Justification der Rechnungen kommt das Monitum zum Vorschein, daß zu dieser Abgabe kein ausdru¨cklicher Befehl vorhanden und Durchl. werden wol die Gnade haben, etwa durch ein gn. Rescript an die Cammer oder einen Extr. Protokolli an Hofrath Lodern oder durch beydes zugleich das damals vergessen, nachbringen und die Abgabe der 50 Thlr. von dem quanto der 300 Thlr. an Sekret. Lenz von Joh. 83 an gna¨digst genehmigen zu lassen. Goethe.
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A 6. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Dezember 1785. Donnerstag ÆDruckæ Nach dem mir ertheilten gna¨digsten Auftrag habe ich mich bemu¨ht, die zu dem Rittergute Daasdorf bey der Beichlingischen Lehnskurie zu pra¨sentirenden Mitbelehnten ausfu¨ndig zu machen. Serenissimus werden wohl geneigt seyn, Ihres Herrn Bruders des Prinzen Constantin Durchl. als den ersten zu pra¨sentiren. Sodann hat sich, wie die Beylage zeigt, Herr von Lyncker zu Denstedt willig erkla¨rt. Einen dritten bin ich aber nicht im Stande anzugeben, indem die Personen an die ich den Antrag gethan, aus Sorge und Bedencklichkeit ihn abgelehnt. Welches ich hierdurch anzuzeigen fu¨r Schuldigkeit erachte. Weimar den 1. Dez. 1785. Goethe.
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A 7. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 7. April 1786. Freitag
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Landsmannschafften und andre Verbindungen der Studierenden ko¨nnen vielleicht nicht ganz ausgerottet, sie ko¨nnen aber geschwa¨cht werden. Aus denen vorliegenden Votis, die sehr verschiedne Gesinnungen enthalten und deren wenige mit einander u¨bereinstimmen, ziehe ich folgendes in’s Kurze. Anhaltende Aufmercksamkeit und fortdaurende Wu¨rckung auf denselben Zweck ko¨nnen das Ubel mindern, ihm Einhalt thun, dessen Ausbru¨chen zuvorkommen. Wie sollten Ma¨nner die ihre Lebenszeit an Einem Orte zubringen, Erfahrung und Gewalt haben, nicht mit iungen Leuten die la¨ngstens alle drey Jahre wechseln fertig werden ko¨nnen? Aber Uneinigkeit und La¨ssigkeit dieser Ha¨upter, la¨sst das Ubel einschleichen und einwurzeln. Die besten zu vereinigen, suche man die Form des Concilii arctioris auszudehnen und seine Gewalt zu vermehren. / Zu dem Prorecktor und den vier Dekanis ko¨nnte man noch vier Beysitzer aus den vier Fakulta¨ten hinzusetzen. Z.B. vorerst: Griesbach Reichart Loder Eichhorn. Zum Versuch auf ein Jahr. man wu¨rde die Aufsicht auf die Landsmannschafft‘. Verbindungen diesem Collegio zur Hauptpflicht und da es sich zugleich mit allem dem bescha¨fftigte was bisher die Incumbenz des concilii arctioris gewesen wu¨rde solches durch eine natu¨rliche Folge bald die ganze Disciplin umfassen. Es bestu¨nde aus 9 Personen, eine Anzahl die weder zu starck noch zu schwach ist, man ko¨nnte sich mehr darauf verlassen, als auf das bisherige concil. arct. es ha¨tte nicht die Unbequemlichkeit einer perpetuirlichen Commission pp. Zum Anfange wu¨rde keine weitla¨ufige Instrucktion no¨tig seyn, wenige Hauptpunckte wa¨ren festzu setzen. / Wenn obengenannte Ma¨nner eine Zeitlang auf Einen Punckt gemeinschafftlich wu¨rcken, wird sich die beste Handelsweise von selbst zeigen. Dieses neue concilium arctius ha¨tte verbunden mit dem Prorecktor 2 dvielleichte 2 dganze 15-16 Ha- Beysitzer 23-24 eda es sich Æ:::æ gewesene 24 es wu¨rde 24 dsolchese 26 109 28 u--Unbequemlichkeit
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1. Auf vorsichtige A n n a h m e zu halten. Arme kann man nicht geradezu abweisen, so wenig als Studenten die von einer andern Akademie ohne Zeugniß, aber zur rechten Zeit anlangen; iedoch Aufsicht soll man auf derg‘. Leute mehr haben als auf andre. Hingegen die zwischen den halben Jahren ankommen, die von einer andern Akademie relegirte, oder durch ein consil. abeundi entfernte ko¨nnen eher zuru¨ckgewiesen werden. 2. Wa¨re die A u f s i c h t auf das Betragen der iungen Leute / der Klugheit des Concil. arct. zu u¨berlassen. Fragt sich ob man die Anzahl der Pedellen vermehren, oder den gegenwa¨rtigen etwas zulegen solle? Das Pro und contra liegt in den Votis. 3. Die We g s c h a f f u n g scha¨dlicher Mitglieder auf die glimpflichste Weise, wa¨re sodann das Hauptgescha¨ffte des neuen Collegii. Das gegenwa¨rtige Conc. arctius hat schon das Recht einen unfleisigen, untauglichen Studenten brevi manu wegzuschaffen, weil aber das Gesetz nur gegen solche gerichtet ist, die keine Collegia besuchen, so ist es durch simulirten Fleis der Landsmannsch. Senioren eludirt worden, und es hat ein solches Consil. abeundi bisher nicht statt gefunden. Man erstrecke die Gewalt auf die Landsmannschafft‘. Verbindungen, und damit man fu¨r Misbrauch sicher sey, / lassen sich verschiedne Bedingungen festsetzen. Z.B. daß ein solches cons. abeundi nicht auf einen einzigen Fall gegeben werde, sondern nur solche Studenten treffen ko¨nne, deren Lebenswandel schon mehrmal zur Sprache gekommen und die man als scha¨dliche Glieder der Akademie la¨ngere Zeit beobachtet. Die Vota so wohl derer Glieder die bey einer solchen Ertheilung des Cons. abeundi zu als derer die abstimmen, wa¨ren zu den Ackten zu geben. Die Majorita¨t von 5 gegen 3, denn der Prorecktor hat kein Votum, sicherte an sich schon vor dem Misbrauch. Das Cons. abeundi wu¨rde erst nur als Rath, sich binnen einer gewissen Frist wegzuverfu¨gen, ertheilt. Im Weigerungsfall erst mit dem fo¨rm‘ C. Ab. vorgeschritten. / 1A - -1 25 Stun --denten 27 Zei6t 29 oder dals derer diee 31 4 d3e (4 durchgestrichen) 31 edenn der Prorecktor hat kein Votume 34 sich wegzuverfu¨gen
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gberhaupt wa¨re der Prorecktor mehr an das Conc. arctius zu knu¨pfen. Er ha¨tte in Zukunft demselben die Untersuchungs Ackten vorzulegen und nicht blos wie bisher daraus zu referiren. Um die Untersuchungen fo¨rmlicher zu machen wa¨ren die Verho¨re im concil. Zimmer anzustellen. Dem neuen akademischen Syndico ko¨nnte man bey seiner Annahme zur Pflicht machen dem Verho¨re beyzuwohnen und dem Prorecktor zu assistiren. Noch manches wird sich bey na¨herer Pru¨fung, das sicherste aber durch einen Versuch finden. Nach diesen Vorschla¨gen wa¨re, wenn sie Beyfall fa¨nden, ein Projeckt zu entwerfen und an die mitna¨hrenden Ho¨fe zu communiciren, und zwar sollte es nur das allgemeinste enthalten, damit man in keine Contestationen geriethe und die Sache bald durchginge. / Wa¨re das Concil. arctius einmal instituirt; so wu¨rde man von hier aus mit demselben immer in connexion bleiben und ohne Aufsehn die academische Disciplin dirigiren ko¨nnen. Die eingesendeten Vota enthalten noch manche gute Vorschla¨ge die Theils zugleich mit diesem, Theils nach und nach in’s Werck gesetzt werden ko¨nnten. Nur mu¨sste man sich hu¨ten nicht zu viel thun zu wollen und nicht zu sehr in’s kleine zu gehn. Von der Ve r l a¨ n g e r u n g d e r P r o r e c k t o r a t e schwiege man noch ganz und bra¨chte diese Einrichtung nicht eher zur Sprache, als bis ein Prorecktor im Amte wa¨re, den man zu behalten wu¨nscht. Gegenwa¨rtig ist es Hennings, auf ihn folgt der Theo‘. Schmidt auf diesen ein Juriste, unter diesen ko¨nnte sich die neue Form des Conc. arctioris fest/ setzen, so dann folgen Loder, Eichhorn und Griesbach aufeinander und man ko¨nnte durch Verla¨ngerung dieser drey Prorecktorate, auf mehrere Jahre hinaus vieles Gute schaffen. d‘. 7 Apr. 86
G.
ÆVotum von Johann Christoph Schmidtæ 30
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Ich habe zwar gegenwa¨rtig die von denen singulis membris des academischen Senats abgelegte Vota nicht vor mir; ich erinnere mich aber, daß mir, bey deren vorhin geschehener Durchgehung, die in dem Eichhornischen Voto enthaltene Vorschla¨ge am meisten durchgedacht, und daher auch der Aufmercksamkeit und Genehmigung vorzu¨glich wu¨rdig zu seyn geschienen. Ob ich gleich gantz gern zugebe, daß die Landsmannschaftliche und andere verbotene Verbindungen auf denen Academien schwerlich gantz werden ausge17 wWerck 18 nitcht 21 dalse 27 gGute
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rottet werden ko¨nnen: So glaube ich doch, daß, da das gbel auf der Jenaischen Academie schon so tiefe Wurzel geschlagen, es nicht genug sey, gegenwa¨rtig das Absehen bloß auf deßen succeßive Untergrabe und Schma¨hung zu richten sondern daß die ohnumgangliche Nothdurft erfordere, alle nur mo¨gliche Wege einzuschlagen, um die bereits subsistirende Verbindungen dieser Art zu entdecken, und solche, soweit es nur immer, ohne ein fu¨r die Academie nachtheiliges Aufsehen, geschehen kan, auf einmahl vo¨llig und von Grund aus zu trennen. So lange diese Verbindungen im Verborgnen bestehen, werden alle Vorkehrungen zu nichts weiter dienen, als einzelne junge Leu¨te, die nicht vorsichtig genug sind, und sich erwischen laßen, unglu¨cklich zu machen und von dem Ubel wird es heißen:
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ab ipso
sumit opes animumque ferro.
s. m!
JCSchmidt
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A 8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 30. April 1786. Sonntag Eichhorn, Griesbach und Loder welche ich u¨ber diese Materie gesprochen sind gleicher Meinung daru¨ber und wu¨nschen alle dreye daß Seren. Sich zu diesem Schritte entschliesen mo¨gten. Sie glauben daß Durch‘ der Herzog ohne die u¨brigen Ho¨fe zu fragen gar wohl als Landesherr als Rector Magnificentissimus eine solche provisorische Verfu¨gung treffen ko¨nnten, und glauben u¨berhaupt daß Durch‘ viel gutes stifften ko¨nnten, wenn Sie eben diese Eigenschafft eines Rectoris manificentissimi in Disciplin Sachen manchmal wollten gelten machen. Nach diesen Voraussetzungen fragt sich’s ob es Seren. gefa¨llig seyn sollte ein Rescript an die Academie zu erlassen des Innhalts: / Sie ha¨tten ungerne vernommen daß das Ubel der Landsmannschaftlichen Verbindungen, ta¨glich u¨berhand na¨hme und es sey Ihr Wille daß gegen solche ernstliche Vorschritte gescha¨hen. Die Academie habe also dem Prorecktor aufzugeben daß solcher conjunction mit dem conc. arctiori, welches ad hunc actum mit 4 Commissarien |:welche zu benennen wa¨ren:| versta¨rckt werden solle, gegen gedachte Verbindungen vorschreite. Es sollten die als Glieder derselben verda¨chtigen vorgefordert und von ihnen die eidliche Versicherung verlangt werden: daß sie wenn sie in kei16 s welche 17 wuu¨nschen 18 sSich
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ner Landmannsch. Verbindung sich befa¨nden sie in keine jemals treten; wenn sie aber schon in / eine sich eingelassen solche sogleich aufgeben, und solche nie wieder erneuern wollten. Uber dies sey dasjenige was sonst noch dem Prorecktor denen Beysitzern und Commissarien beygehe nach bester Einsicht dem Entzwecke gema¨ß vorzunehmen und auszufu¨hren. Alles Ho¨chster dijudicatur und Entschliesung u¨berlassend Weimar d‘. 30 Apr. 86
Goethe
A 9. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 1. Juni 1786. Donnerstag 10
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Untertha¨nigstes Promemoria. Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen u¨ber das einreissende Landsmannschafftliche Wesen vernehmen mu¨ssen, und ich binn auf das dringenste veranlasst worden, ho¨chsten Orts deshalb Vorstellung zu thun. Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigentliche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden ko¨nnen; so ist doch bereits der gro¨ste Theil der Studirenden theils verfu¨hrt Theils gezwungen worden sich in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwa¨rtig noch freyen und wohl gesinnten, gehen ta¨glich gut denckende Professoren an, mit der Bitte, daß Anstalten getroffen werden mo¨gten sie fu¨r der Zudringlichkeit der u¨brigen zu schu¨zen, damit sie nicht auch geno¨tigt seyn mo¨gten / dem Strome zu folgen. Ein groser Theil der Studirenden ist ietzo in den Ferien abwesend, kommen diese zuru¨ck und die neuen akademischen Bu¨rger treten zugleich ein, eh eine Vorkehrung getroffen ist; so wird das Ubel immer sta¨rcker und unu¨bersehlicher. Der ietzige Prorecktor Hennings ist ein guter aber schwacher Mann, das Concilium arctius besteht aus den beyden Schmidt, Gruner und Wiedeburg und diese zusammen werden wohl schweerlich eine Resolution fassen die dem Ubel steuern ko¨nnte. Man bittet daher um Ho¨chste Hu¨lfe. 4 al - -dasjenige 4 nodch 4-5 Beysi|t|zern
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Man ha¨lt fu¨r den Moment fu¨r das Beste: wenn nur Commissions weise, ad hunc actum, noch einige Glieder dem conc. arct. zugesellt wu¨rden, und wenn sodann der Prorecktor / angewiesen wu¨rde, mit diesem versta¨rckten Concilio gegen die Landsmannsch. zu wu¨rcken. Man ha¨lt fu¨r no¨tig alle diejenigen welche der Landsmannschafftlichen Verbindungen verda¨chtig sind und welche von den Pedellen gar sicher angegeben werden konnen, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und ohne weiteres abzulegendes Beka¨nntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich anzugeloben ha¨tten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befa¨nden, daß sie selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten, befa¨nden sie sich nicht darinne so ha¨tten sie nur das letzte anzugeloben. Man ko¨nnte ihnen anku¨ndigen daß man die Widerspa¨nstigen und Ubertreter mit Strafen ernstlich anzusehn nicht la¨nger sa¨umen wu¨rde. / Ein tha¨tiger Prorecktor wu¨rde dieses von selbst thun ohne anzufragen, allein der gegenwa¨rtige muß in Bewegung gesetzt werden. Man verspricht sich von einer solchen Operation wenigstens fu¨r den Moment alles Gute, diejenigen welche ungern in die Landsm. Verbindungen getreten werden frey, die ietzo noch u¨brigen freyen beruhigt und die neuen bleiben ohne Anfechtung alles wenigstens fu¨r den Moment. Man wu¨rde sich freylich sehr betru¨gen wenn man glauben wollte daß eine solche Operation nachhaltig seyn ko¨nne, allein fu¨r den Augenblick ha¨lt man sie ho¨chst no¨tig um Lufft zu gewinnen und hofft daß denen ho¨chsten H‘. Erhaltern gefa¨llig seyn werde, eine Einrichtung zu treffen wodurch in der Folge durch anhaltende Aufmercksamkeit die Ru¨ckkehr des Ubels verhindert werde. / Was endesunterzeichneter, bey seinem Letzten Aufenthalte in Jena, u¨ber die Landsm. Verbindungen geho¨ret, kommt mit dem, was die Akademie berichtet, vollkommen u¨berein. Man sieht die nunmehr geschehene Operation als den Anfang einer Cur an, als eine Vorbereitung, die nur durch das was darauf folgt Heilsam werden kann. Man wu¨nscht vorerst ein gescha¨rftes gn. Rescript gegen die L. Verbindungen, damit die Studiosi sehen es sey nicht allein der Betrieb der Akademie, oder einiger Professoren, sondern Serenissimi und der u¨brigen ho¨chsten Erhalter Ernst. Wenn Serenissimus noster nicht gegenwa¨rtig, aus landesherr‘. Gewalt und als Rector magnificentissimus, ein solches, durch die Akademie anzuschlagendes, Rescript gedachten / Innhalts ergehen zu lassen sich ent7-8 6Untersuchung 10 hatt und 11 Ssie 39 sSich
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schliesen wollten; so wu¨rde sich die eilige Communication mit den u¨brigen Ho¨fen desto nothwendiger machen. Diese Communication wa¨re nun auch, ohne Aufschub, wegen der Hauptsache anzutreten, ein Projeckt in den allgemeinsten Terminis zu kommuniciren und auf baldige Rescripte deshalb an die Akademie und auf u¨bereinstimmende Antworten dringend anzutragen. Ist das versta¨rckte Conc. arctius einmal instituirt, so wird man bald die gedeihlichen Folgen davon spu¨ren. Inzwischen ko¨nnten Seren. noster durch ein gn. Rescr. der Commission, welche gegenwa¨rtig geendigt hat, und ohne neuen Auftrag nicht weiter beysammen bleiben kann, unter Bezeugung Ihro Zufriedenheit u¨ber das bisher gefu¨hrte Geschafft, befehlen, sich noch ferner mit genauer Aufsicht auf / das Landsm. Wesen zu bescha¨fftigen, u¨berall Erkundigungen einzuziehen und sich die scha¨dlichen Glieder der Akademie genau bekannt zu machen, damit in der Folge desto sicherer gegen das Ubel gewu¨rckt werden ko¨nne. d‘. 1 Jun 86
JWGoethe
3 und ein 5 daufe 11-12 eunter Bezeiugung Æ:::æ gefu¨hrte Geschafft,e
A N H AN G
Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „A“ verweist auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Ambrosius, Johann Nicolaus 212* Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von EB 41 Bechtolsheim, Juliane Auguste Christiane von EB 4, EB 64 Bertuch, Friedrich Justin 338, 340 Beust, Graf von EB 35 Beyer, Adolph 135*; EB 14* Bibra, Ludwig Carl von EB 46 Bru¨hl, Christiane Gra¨fin von 138, 197, 269, 286; EB 62 Bru¨hl, Hans Moritz Graf von 198 Eck EB 52 Ettinger, Carl Wilhelm EB 38, EB 81 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig von 141, 146, 151; EB 1, EB 8, EB 15, EB 21, EB 24, EB 31, EB 40, EB 42, EB 51, EB 60, EB 63, EB 69, EB 78 Fritsch, Jacob Friedrich von 38, 77, 105, 106, 223, 258, 259 Gallitzin, Adelheid Amalia Fu¨rstin von EB 20 Gallo, Madame EB 59* Go¨schen, Georg Joachim 341, 373 Goethe, Catharina Elisabeth 157 Gore, Emilie EB 88 Hardenberg, Karl August von 348 Hartmann, Johann Georg EB 74* Hellfeld, Bernhard Gottlieb Huldreich von EB 37 Herbst EB 28
Herder, Caroline, geb. Flachsland s. Herder, Johann Gottfried und Caroline Herder, Johann Gottfried (s. auch Herder, Johann Gottfried und Caroline) 32, 118, 233, 266, 271, 314, 368 Herder, Johann Gottfried und Caroline 180, 358, 374 Heyne, Christian Gottlob EB 86 Hu¨ttenrauch, Elisabeth Margarete 322 Isenflamm, Christian Bernhard von 134, 173 Jacobi, Friedrich Heinrich 11, 47, 117, 147, 155, 168, 192, 254, 309, 318, 347 Kapuziner Mo¨nche EB 9 Kayser, Johann Mattha¨us EB 80 Kayser, Philipp Christoph 90, 123, 171, 189, 199, 217, 224, 250, 277, 319, 377; EB 6, EB 57 Kestner, Johann Christian 9, 91, 139, 200, 334, 354 Knebel, Carl Ludwig von 4, 33, 34, 36, 57, 59, 65, 83, 95, 98, 99, 140, 148, 184, 226, 313, 323, 344, 359, EB 7, EB 47 Kobell, Franz EB 85 Loder, Justus Christian EB 2, EB 25, EB 32 Mauchenheim, Juliane Auguste Christiane von s. Bechtolsheim, Juliane Auguste Christiane von
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Verzeichnis der Adressaten
Merck, Johann Heinrich 28, 73, 85, 107, 108; EB 11 Mu¨ller, Johann Gottfried 203* Plessing, Friedrich Victor Leberecht EB 30, EB 39, EB 45, EB 56 Recke, Elisabeth Charlotte Constantia von der 109 Reich, Philipp Erasmus 97, 131 Richter EB 34 Ridel, Cornelius Johann Rudolf 350 Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von EB 23, EB 43, EB 53, EB 61, EB 72 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von EB 54 Sachsen-Gotha und Altenburg, Maria Charlotte Amalie Herzogin von EB 76, EB 77 Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von 129, 298, 301, 305, 355, 357, 375; A 1, A 2, A 3, A 4, A 5, A 6, A 7, A 8, A9 Salm-Kyrburg, Johanna Franziska Antonia Wild- und Rheingra¨fin von EB 58, EB 66, EB 67* Schlosser, Johann Georg EB 48, EB 65, EB 87 Schmidt, Johann Christoph 360 Schnauß, Christian Friedrich 321 Schubart, Christian Daniel Friedrich EB 19 Schubart, Ludwig Albrecht 196 Schultheß, Barbara EB 22, EB 49, EB 70, EB 84 Seidel, Philipp 356, 361, 371, 372 Soemmerring, Samuel Thomas 6, 39, 331, 349; EB 5 Stein, Carl von EB 33
Stein, Charlotte von 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 35, 37, 40, 41, 42, 43, 45, 46, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 78, 79, 80, 81, 82, 84, 86, 87, 88, 89, 92, 93, 94, 96, 100, 101, 102, 103, 104, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 119, 120, 121, 122, 124, 125, 126, 128, 130, 132, 136, 137, 142, 143, 145, 149, 150, 152, 153, 154, 156, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 169, 170, 172, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 181, 182, 183, 185, 186, 187, 188, 190, 191, 193, 194, 195, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 213, 214, 215, 216, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 251, 252, 253, 255, 256, 257, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 267, 268, 270, 272, 273, 274, 275, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284, 285, 287, 288, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 299, 300, 302, 303, 304, 306, 307, 308, 310, 311, 312, 315, 316, 317, 320, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 332, 333, 335, 336, 337, 339, 342, 343, 345, 346, 351, 352, 353, 363, 364, 365, 366, 367, 369, 376
Verzeichnis der Adressaten
Stein, Friedrich von 44, 127, 144, 362, 370; EB 16 Streiber, Johann Lorenz EB 10, EB 13, EB 27, EB 29, EB 36, EB 50, EB 68, EB 75, EB 83 Taubenheim, von EB 73 Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von EB 55
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Unbekannt EB 12, EB 17, EB 18, EB 26, EB 79 Weber, Gottlob Theodor 133; EB 3, EB 82 Werthern-Neunheilligen, Jacob Friedemann Graf von EB 44* Werthern-Neunheiligen, Johanna Louise Gra¨fin von EB 71*
Verzeichnis der Faksimiles Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11 Abb. 12
Goethe an Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 5. Januar 1785?æ (Nr 1); Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Goethe an Carl Ludwig von Knebel, Æ26. oder 27. und 28. Februar 1785æ (Nr 33), S. 3; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Goethe an Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 20. und 25. Ma¨rz 1785æ (Nr 56); Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Goethe an Johann Heinrich Merck, Æzwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ (Nr 107), S. 3; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ15.æ August 1785 (Nr 129), S. 1; Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . 75 Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ15.æ August 1785 (Nr 129), S. 4; Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . 76 Goethe an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl, September 1785 (Nr 138); Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Goethe an Charlotte von Stein, 9.–11. November 1785 (Nr 179), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Verzeichnis der Faksimiles
Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15
Abb. 16 Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19
Abb. 20
Goethe an Charlotte von Stein, 9.–11. November 1785 (Nr 179), S. 4; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Philipp Christoph Kayser, 4. Dezember 1785 (Nr 199); Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Gottfried Herder, Æwahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1786æ (Nr 266); Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Charlotte von Stein, 28. Februar 1786 (Nr 276); Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 10. April 1786 (Nr 305); Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 1; Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 2; Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Pro Memoria Goethes an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. Februar 1786 (A 2), S. 3; Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . .
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165 171
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Inhalt Verzeichnis der Briefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Siglen und Zeichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe Anfang 1785 – 3. September 1786 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 247 275
Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 6 II Anfang 1785 – 3. September 1786 Kommentar
Herausgegeben von Volker Giel unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch und Gerhard Mu¨ller
Akademie Verlag
Gefo¨rdert und gedruckt mit Unterstu¨tzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Redaktion: Wolfgang Ritschel Zitiertitel: GB 6 II Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet u¨ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-05-004594-8
# Akademie Verlag GmbH, Berlin 2010 Das eingesetzte Papier ist alterungsbesta¨ndig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der dbertragung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache u¨bertragen oder u¨bersetzt werden. All rights reserves (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form – by photoprinting, microfilm, or any other means – nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publisher. Gestaltung der Einba¨nde und Schutzumschla¨ge: deblik, Berlin Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Mu¨ntzer“ GmbH, Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany
Zu diesem Band Band 6 der vorliegenden Ausgabe entha¨lt 377 Briefe an 32 Adressaten aus dem Zeitraum von Anfang 1785 bis zum 3. September 1786. Nachgewiesen werden außerdem 88 erschlossene Briefe an 41 Adressaten, von denen nur neun mit den Adressaten der u¨berlieferten Briefe identisch sind. Fu¨r fu¨nf erschlossene Briefe ließen sich die Empfa¨nger nicht ermitteln. Da nur Einzelbriefe aufgenommen wurden, die sich quellenma¨ßig belegen lassen, nicht aber Briefgruppen, auf deren Existenz es lediglich allgemeine Hinweise gibt, und da vor allem die Portolisten (Rechnungsbelege) der Weimarer Posta¨mter nicht vollsta¨ndig u¨berliefert sind, ist anzunehmen, dass die Zahl der nicht u¨berlieferten Briefe deutlich ho¨her liegt, ebenso die Zahl der Adressaten (vgl. die Vorbemerkung zu den erschlossenen Briefen, GB 6 I, 249). – Im Anhang „Amtliches“ finden neun Dokumente Aufnahme, die eindeutig dienstlichen Charakter tragen. Sie sind allesamt Schreiben Goethes an seinen Dienstherren Herzog Carl August, die keinerlei perso¨nlichen Bezug aufweisen, mithin also keine Briefe im Sinne unserer Ausgabe darstellen (vgl. Editionsgrundsa¨tze. 1. Inhalt). Es handelt sich vielmehr um amtliche Berichte, Stellungnahmen oder Vorschla¨ge zu verschiedenen administrativen Vorga¨ngen, die in den entsprechenden Aktenu¨berlieferungen der herzoglichen Verwaltungsbereiche, vor allem des Geheimen Consiliums, enthalten sind. Fu¨nf davon tragen sogar die eindeutig dienstliche Bezeichnung „Pro Memoria“. Sie fanden nur deshalb in unserer Ausgabe Platz, weil sie in die Weimarer Ausgabe (WA IV 7; WAN 1) aufgenommen wurden und daher seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe za¨hlen, deren Textkorpus auf jeden Fall gewahrt werden sollte. Der Bearbeiter und die Herausgeber sind sich der damit verbundenen Problematik bewusst, zumal sich in den herzoglichen Verwaltungsakten noch eine Vielzahl solcher oder a¨hnlicher Dokumente Goethes finden ließen. Den 377 u¨berlieferten Briefen Goethes stehen lediglich 27 u¨berlieferte Briefe an ihn gegenu¨ber (vgl. RA 1, 103–108, Nr 197–217 sowie RA Erga¨nzungsbd zu den Ba¨nden 1–5, 552 f., Nr 199*, 202*, 103a+, 206*, 207* und 210*). Dieses Missverha¨ltnis erkla¨rt sich vorrangig aus der Tatsache, dass Goethe mehrfach, zuletzt im Juli 1797 kurz vor der geplanten dritten Italienreise, ,Autodafe´s‘ der seit 1772 erhaltenen Briefe veranstaltete (vgl. Tgb. vom 9. Juli 1797; GT II 1, 120 und „Tag- und Jahres-Hefte“ [1797]; WA I 35, 73).
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Drei Briefe Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind in der Weimarer Ausgabe (WA) nicht enthalten (Nr 85, 151 und 322), zwei davon waren bis vor kurzem noch unvero¨ffentlicht (Nr 85 und 322). Vier Briefe (Nr 223, 344, A 1 und A 4) erschienen erst 1990 im Nachtragsband 51 der Weimarer Ausgabe (WAN 1). In zwei Fa¨llen konnten die Namen der bisher unbekannten Adressaten mit großer Wahrscheinlichkeit ermittelt werden (Nr 135 und 212). Knapp ein Drittel der Briefe, na¨mlich 125, musste neu datiert werden, da sie beinahe zur Ha¨lfte u¨berhaupt keine Datierungsangaben aufwiesen oder andernfalls unvollsta¨ndig oder falsch datiert waren. Dies betrifft vor allem Briefe an Charlotte von Stein, die u¨ber drei Viertel der neu zu datierenden Briefe ausmachen (vgl. dazu auch die Vorbemerkung zur Datierung zu Nr 1). 13 Briefe wurden nach einem Druck, drei nach Konzepten von Schreiberhand und zwei nach einem Faksimile wiedergegeben. In allen anderen Fa¨llen ist die Handschrift der Ausfertigung Textgrundlage. Im Vergleich zur WA konnte damit zusa¨tzlich fu¨r 15 Briefe statt eines Drucks die Handschrift selbst zugrunde gelegt werden. Zwei bisher nur unvollsta¨ndig vero¨ffentlichte Briefe wurden erstmals originalgetreu abgedruckt (Nr 65 und 226). Die Handschriften der Ausfertigungen von Goethes Briefen aus dem Zeitraum dieses Bandes sind auf 15 verschiedene Standorte verteilt. Den mit Abstand gro¨ßten Teil verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar mit 299 Briefen und zusa¨tzlich drei Konzepten. 19 Briefe befinden sich in der Biblioteka Jagiellon´ska in Krako´w (bis 1945 Autographensammlung der Preußischen Staatsbibliothek Berlin), 16 im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, 13 im Thu¨ringischen Hauptstaatsarchiv Weimar und sechs in der Universita¨tsbibliothek in Leipzig. Zu den Besta¨nden der Pierpont Morgan Library in New York geho¨ren drei Briefe sowie je zwei zu denen des Goethe-Museums in Du¨sseldorf und des Thu¨ringischen Staatsarchivs Gotha. Die Thu¨ringer Universita¨ts- und Landesbibliothek Jena, das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Merck-Archiv Darmstadt, die Dr. Williams’s Library London, die Biblioteca Apostolica Vaticana Rom (Vatikanstadt) und das Sta´tnı´ okresnı´ archiv Jindrˇichu˚v Hradec (Neuhaus) in Tschechien besitzen jeweils einen Brief. Maßgebend fu¨r die Textkonstitution ist das Versta¨ndnis der Briefe als perso¨nlicher Dokumente, die ihre Adressaten in exakt der a¨ußeren Gestalt erreichten, in der sie von Goethe abgesandt worden sind. Daraus folgt, dass keinerlei Ein-
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griffe in den Text (Lautstand, Orthographie, Interpunktion) vorzunehmen sind, ebenso wenig Vereinheitlichungen, Gla¨ttungen und Emendationen, wie es noch zu den editorischen Gepflogenheiten der WA geho¨rte. Auch bei echten Schreibversehen erfolgt eine Berichtigung ausschließlich im Kommentar. Streichungen und Korrekturen werden als Bestandteile des Textes betrachtet und daher nicht von diesem getrennt in einem gesonderten Apparat im Kommentarband, sondern als Autorvarianten im Textband mitgeteilt. Der Dokumentcharakter eines Briefes verlangt schließlich auch die Beru¨cksichtigung der Beilagen. Die Briefe Goethes, die als Nachschrift zu Briefen Dritter verfasst und verschickt wurden (Nr 276 und 314), werden in ihrer vollsta¨ndigen qberlieferung, also auch mit dem Briefteil, der nicht von Goethe stammt, wiedergegeben; zur visuellen Unterscheidung erscheint der Goethe nicht zugeho¨rige Text in Petitdruck. Auch Textbeilagen, die den jeweils vorliegenden Brief unmittelbar erga¨nzen, wurden in den Textband aufgenommen (vgl. Nr 73, 250, 373 und A 7). In Band 6 II werden die Briefe Goethes erstmals umfassend wissenschaftlich kommentiert. In der Briefabteilung der WA finden sich dafu¨r nur ansatzweise Vorarbeiten. Verpflichtet sieht sich der Kommentar selbstversta¨ndlich neueren kommentierten Ausgaben sowie der Forschungsliteratur. Besondere Beru¨cksichtigung fanden u. a. die vorausgegangenen Ausgaben der Briefe Goethes an Charlotte von Stein (Scho¨ll, Goethe-Stein 1–3 [1848–1851]; Fielitz, Goethe-Stein 1–2 [1883–1885]; Du¨ntzer, Goethe-Stein [1886]; Wahle, Goethe-Stein 1–2 [1899–1900]; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 1–3 [1908]; Petersen, Goethe-Stein 1–2.1 [1923] und Fra¨nkel, Goethe-Stein2, 1–3 [1960– 1962]), deren Vorleistungen vor allem bei den Datierungen der Briefe zu Rate gezogen und verglichen wurden. Seit ihrem Ersdruck durch Adolf Scho¨ll wurde ein Großteil dieser Briefe immer wieder umdatiert, so auch in der WA und zuletzt zu Beginn der 1960er Jahre von Jonas Fra¨nkel, vielfach allerdings ohne verifizierbare Begru¨ndung. Sa¨mtliche bislang erschlossene Datierungen, hier fu¨r knapp 100 Briefe, waren daher zu pru¨fen und, wenn no¨tig, mit gegebener Begru¨ndung zu korrigieren. Begriffs- und Sacherkla¨rungen, die Identifikation von Personen und der Nachweis von Zitaten dienen der mo¨glichst lu¨ckenlosen Erschließung der Sachinhalte der Briefe. Konnte etwas nicht ermittelt werden, wird dies dem Leser expressis verbis mitgeteilt. Ein besonderes Augenmerk gilt den sprachlichen Erkla¨rungen dort, wo Goethes Sprache von alten Bedeutungsbesta¨nden der Zeit gepra¨gt ist und Missversta¨ndnisse leicht mo¨glich sind.
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Die Briefe Goethes aus den Jahren 1785 und 1786 bis zum Beginn seiner Reise nach Italien Anfang September 1786 sind Dokumente eines rastlos Ta¨tigen, der auf der einen Seite fest eingebunden ist in die Belange der Weimarer Residenz, des Hofes wie der Administration, und auf der anderen Seite darum bemu¨ht bleibt, gezogene Grenzen immer wieder vornehmlich durch Dichtung und Wissenschaft zu u¨bersteigen, ein wachsender und schier unlo¨sbarer Widerspruch, der schließlich im Ausweg Italien mu¨ndet. Die Fu¨lle der Dienstgescha¨fte beanspruchte u¨ber Gebu¨hr: Geheimes Consilium, Kammer, Wege- und Wasserbau, Gu¨terzerschlagung, das Ilmenauer Bergwerk, der Beitritt SachsenWeimar und Eisenachs zum Fu¨rstenbund – u¨berall war der Beamte Goethe und enge Vertraute des Herzogs gefordert. Die Naturlehre blieb stete Herausforderung. Zu Anatomie, Geologie und Mineralogie trat das Studium der Botanik. Der Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ wuchs Kapitel um Kapitel, ein neues Singspiel, „Die ungleichen Hausgenossen“ wurde begonnen und die entstehende Komposition Kaysers zu „Scherz, List und Rache“ ließ keine Ruhe. Goethe reist des Sommers ins Kurbad nach Karlsbad und bereitet schließlich seine erste Werkausgabe „Schriften“ im Go¨schen-Verlag vor. An allem eng beteiligt und Halt gebend die Frau des ersten Weimarer Jahrzehnts: Charlotte von Stein. Sie ist Goethes wichtigste Bezugsperson. Die fast ta¨glich geschriebenen Briefe sind Zeugnisse innerer Befindlichkeit und Wandlung ebenso wie Spiegel der a¨ußeren Ereignisse. Wichtige Briefpartner sind außerdem Herzog Carl August sowie die engen Freunde Johann Gottfried Herder und Carl Ludwig von Knebel aus dem Weimarer Umfeld, dazu Friedrich Heinrich Jacobi in Du¨sseldorf, Johann Christian Kestner in Hannover, Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich und Johann Heinrich Merck in Darmstadt. Aber auch der Briefwechsel mit dem Mainzer Anatomen Samuel Thomas Soemmerring wird fortgesetzt und der mit dem Leipziger Verleger Georg Joachim Go¨schen begonnen. qber den Sachkommentar hinaus, der allein fu¨r das Versta¨ndnis der Briefe nicht ausreichend erscheint, widmet sich die Kommentierung vor allem dem sich vera¨ndernden perso¨nlich-biographischen Umfeld des Absenders wie auch den Perso¨nlichkeiten der Adressaten und deren Beziehungen zu Goethe. Auf diesen sozial-kommunikativen Aspekt eines perso¨nlichen Briefes, der als Teil eines schriftlich gefu¨hrten Dialogs verstanden wird, gehen u¨bergreifende Erla¨uterungen ein, die sich auf den Brief als Ganzes beziehen, aber auch zusammenfassende qberblickskommentare, die u¨ber den Einzelbrief hinaus die Gesamtkorrespondenz Goethes mit einem Adressaten beleuchten. Sie informieren, in der
Danksagung
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Regel in Zusammenhang mit dem ersten Brief Goethes an den jeweiligen Empfa¨nger, u¨ber dessen Biographie, u¨ber Beginn und Verlauf der Beziehung zu Goethe sowie u¨ber Charakter und Entwicklung des Briefwechsels. Soweit mo¨glich, wird der Verlauf des Briefwechsels dokumentiert, und zwar durch Mitteilung der Korrespondenzstelle eines Briefes, also durch Hinweise auf Bezugs- und Antwortbriefe, und durch die Verknu¨pfung mit der Regestausgabe der Briefe an Goethe (RA).
Danksagung Die Herausgeber erfuhren Hilfe von vielen Seiten, durch Mitarbeiter von Archiven, Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, durch den Kreis der Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, insbesondere des Goethe- und Schiller-Archivs, sowie durch verschiedene Fachgelehrte. Fu¨r die großzu¨gige Bereitstellung der Handschriften von Briefen Goethes sowie die freundliche Betreuung bei der Arbeit ist Dr. Andrzej Obre˛bski und Joanna Jaskowiec von der Biblioteka Jagiellon´ska in Krako´w (Krakau) zu danken, ebenso Inge Dupont, Handschriftenkuratorin der Pierpont Morgan Library in New York, der Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethe-Museums Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, der ehemaligen Leiterin der Handschriftenabteilung des Hochstifts Dr. Renate Mo¨hring und ihrem Mitarbeiter Hans Gru¨ters, den Archivdirektoren des Thu¨ringischen Hauptstaatsarchivs Weimar Prof. Dr. Volker Wahl und Dr. Bernhard Post sowie Dr. Katja Deinhardt von dessen Abteilung rltere Besta¨nde, Steffen Hoffmann von der Handschriftenabteilung der UB Leipzig, dem Direktor des Goethe-Museums Du¨sseldorf, Anton-und Katharina-Kippenberg-Stiftung Prof. Dr. Volkmar Hansen und der fu¨r die Handschriften zusta¨ndigen Kuratorin Heike Spies sowie den Kolleginnen des Goethe- und Schiller-Archivs Dr. Silke Henke, Karin Ellermann, Barbara Hampe, Marita Prell und Susan Wagner. Schließlich bedanken wir uns bei dem Privatbesitzer einer Handschrift, der ungenannt sein mo¨chte. Herrn Dr. G. (Frankfurt a. M.) danken wir fu¨r die freundliche Unterstu¨tzung unserer Arbeit. Dank fu¨r vielerlei Recherchen und Ausku¨nfte gilt Matthias Hagebo¨ck und Frank Sellinat von der Abteilung Restaurierung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Gisela Maul und Margarete Oppel, Kuratorinnen im Goethe Nationalmuseum Weimar, und den wissenschaftlichen Mitarbeitern
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Danksagung
des Goethe- und Schiller-Archivs Evelyn Liepsch, Dr. Ulrike Mu¨ller-Harang, Ju¨rgen Gruß und Dr. Alexander Rosenbaum. Von großem Nutzen war die kollegiale Zusammenarbeit mit Dr. Ulrike Leuschner in Darmstadt, der Herausgeberin des Merck-Briefwechsels. Fu¨r die wertvolle Beratung und uneigennu¨tzige Unterstu¨tzung bei der Erarbeitung der naturwissenschaftlichen Kommentare ist der Mitarbeiterin der Leopoldina-Ausgabe in Halle a. S. Dr. Jutta Eckle zu danken, fu¨r spezielle Ausku¨nfte Prof. Dr. Dorothea Kuhn in Weimar. Zahlreiche Hinweise zur Kommentierung einzelner Briefe sind den Kolleginnen und Kollegen der Editionsabteilung des Goethe- und Schiller-Archivs zu verdanken, insbesondere Dr. Wolfgang Albrecht und Dr. Edith Zehm von der Edition der Tagebu¨cher Goethes, Dr. Gu¨nter Arnold, dem Herausgeber von Herders Briefen, sowie Dr. Ulrike Bischof, Sabine Scha¨fer und Dr. Manfred Koltes von der Ausgabe der Briefe an Goethe in Regestform. Fu¨r ihre zeitweilige Mitarbeit an der Erarbeitung des Bandes ist Hanna Verena Kissel (Mu¨nchen) Dank abzustatten, ebenso Dr. Bettina Zschiedrich vom Goetheund Schiller-Archiv Weimar fu¨r die Hilfe bei der Erstellung des Registers und die technische Vorbereitung des Druckmanuskripts, an der auch die Volonta¨rin Maria Stroh beteiligt war. Dank gilt auch Dr. Judith Steiniger (Zu¨rich) fu¨r die qbersetzungen aus dem Italienischen. Dr. Diedrich Deseniss (Hamburg) verdanken wir das erga¨nzende Verzeichnis zum zeitgeno¨ssischen Mu¨nz- und Wa¨hrungswesen sowie wichtige Hinweise zu einzelnen Erla¨uterungen in diesem Sachzusammenhang. Nicht zuletzt haben wir Dr. Jochen Golz, bis 2007 Direktor des Goetheund Schiller-Archivs, und seinem Nachfolger Dr. Bernhard Fischer zu danken, die uns mit ihrer Fachkompetenz beratend zur Seite standen und das Zustandekommen der Ausgabe nach Kra¨ften befo¨rderten.
Editionsgrundsa¨tze 1. Inhalt Die Ausgabe entha¨lt sa¨mtliche u¨berlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarba¨nden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d. h. eigenha¨ndig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich u¨berlieferten Texte. Sie mu¨ssen perso¨nliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfu¨llen. Adressaten ko¨nnen Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen oder im Auftrag anderer Personen verfasste, sofern sie nicht amtlichen Charakter besitzen, sowie von Goethe verfasste Teile (z. B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen und in seinem Auftrag von anderen niedergeschriebene Briefe. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische Werke in Briefform und amtliche Schriftstu¨cke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u. a¨., die Goethe in Ausu¨bung der ihm u¨bertragenen Kommissionen und sonstigen rmter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstu¨cke zusa¨tzliche u¨ber Anrede und Grußformel hinausgehende perso¨nliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang („Amtliches“) erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe (WA) edierten amtlichen Schriftstu¨cke, die seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe za¨hlen.
2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der beha¨ndigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht u¨berliefert und auch nicht in Form einer Fotokopie oder eines Faksimiles zuga¨nglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z. B. Abschrift, Druck) mit dem ho¨chsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept u¨berliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes.
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Der Text gibt die zugrunde liegenden Vorlage buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. La¨sst der graphische Befund die Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstabe nicht zu (z. B. D–d, F–f, H–h, T–t), sind der semantische Kontext wie auch zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten fu¨r die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch fu¨r die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abku¨rzungen, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht erga¨nzt, das Abbruchzeichen (wie in Wohlgeb‘, Exzel‘, derg‘) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Bei mehrdeutigem Befund erscheinen die erga¨nzten Endungen in Winkelklammern, so z. B. bei Dativ- oder Akkusativformen oder bei Singular- oder Pluralsuffixen. Der Geminationsstrich (n¯, m ¯ ) wird zur Doppelschreibung aufgelo¨st. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich in e – u¨bel). Dittographien bei Seitenwechsel werden der heute u¨blichen Form (ubel ausgeschieden.
2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Sa¨mtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der Schriftarten, Abku¨rzungen, Siglen und Zeichen im edierten Text).
2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Za¨hlung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift u¨ber einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das spa¨teste Datum ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag u¨berliefert, dienen inhaltliche und/oder u¨berlieferungsgeschichtliche Krite-
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rien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. La¨sst sich fu¨r einen undatierten Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das gleiche gilt sinngema¨ß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr oder wenn lediglich ein bestimmter Zeitrahmen von mehreren Tagen, Wochen oder Monaten ermittelt wurden, in dem der Brief verfasst worden ist. In den Textba¨nden erscheinen sa¨mtliche u¨berlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollsta¨ndig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden am Ende des Textbandes fu¨r den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigensta¨ndige Za¨hlung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Absendeort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Hat Goethe den Brief gemeinsam mit anderen Personen verfasst, z. B. mit August von Goethe, heißt es im Briefkopf in der Adressatenzeile „Mit August von Goethe an :::“. Briefe, die nicht nach der Handschrift der beha¨ndigten Ausfertigung abgedruckt werden ko¨nnen, erhalten unter der Datumszeile in spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z. B. ÆKonzeptæ, ÆDruckæ, ÆAbschriftæ). Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingefu¨hrten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Ma¨dchennamen gefu¨hrt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gu¨ltigen Familiennamen. Die ra¨umliche Textanordnung der Textgrundlage wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftragsbrie-
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fe, die andere Personen in Goethes Auftrag verfasst haben oder die Goethe im Auftrag anderer Personen verfasst hat, erscheinen in kleinerer Geradschrift.
3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Absendeort und Datum. Zusa¨tzlich ist nach Absendeort und Datum der Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollsta¨ndig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfa¨nger gegenu¨ber dem in der Weimarer Ausgabe (WA) angegebenen Empfa¨nger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die fu¨r oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.
3.2 Kberlieferung Im Abschnitt „qberlieferung“ erscheinen alle handschriftlich u¨berlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der beha¨ndigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgeno¨ssische und spa¨tere Abschriften) in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung. Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besitzer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusa¨tzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“. Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermo¨glichen. Zusa¨tzlich ko¨nnen Angaben zur Schrift erfolgen (z. B. „flu¨chtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite6Ho¨he) angegeben, dazu Besonderheiten wie Zier- oder Trauerra¨nder u. a¨., Bescha¨digungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies fu¨r den Nachweis relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht.
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Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Erga¨nzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollsta¨ndigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der qberlieferung mitgeteilt. Die gedruckte qberlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch und/oder u¨berlieferungsgeschichtlich relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Drucku¨berlieferung bis zum ersten vollsta¨ndigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 :::). Ist die Handschrift der beha¨ndigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgefu¨hrt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der qberlieferung bilden der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe (WA) als Referenzausgabe. Erla¨uterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begru¨ndung bedarf.
3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Varianten der Konzepte und Schemata, die nicht dem edierten Text zugrunde liegen, erscheinen im Kommentarband nach den Mitteilungen zur qberlieferung. Schemata und Konzepte, die sich aufgrund ihrer Textvarianz nicht mehr auf den edierten Text beziehen lassen, werden vollsta¨ndig abgedruckt und, falls no¨tig, kommentiert. qberlieferungsvarianten, d. h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden nur mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der beha¨ndigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag. 3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden an dieser Stelle des Kommentars buchstabenund satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zula¨sst, und im unmittelbaren Anschluss analog zur qberlieferung der Briefhand-
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schriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z. B. Zeitschriften, Bu¨cher, Ausha¨ngebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z. B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht u¨berliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie an dieser Stelle des Kommentars aufgefu¨hrt.
3.5 Erla¨uterungen Den Erla¨uterungen eines jeden Briefes gehen Angaben u¨ber Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwa¨hnungen im Tagebuch und/oder in den Postabsendelisten. Die Erla¨uterungen liefern die zum Versta¨ndnis des Textes notwendigen sprachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlu¨sse. Am Beginn der Erla¨uterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende qberblickskommentare zur Person des Adressaten und zu den Besonderheiten der Korrespondenz, die sich nicht an ein Lemma binden lassen. Direkte oder indirekte Zitate werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erla¨uterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, soweit es zum Versta¨ndnis des Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwa¨hnte Briefe u¨berliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind zum Versta¨ndnis des Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erla¨uterungen ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Erga¨nzung und Entlastung der Erla¨uterungen dienen Register der erwa¨hnten Personen und deren Werke, der Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.
Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z. B. solche zur Provenienz. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelba¨ttern jeweils auf die Gro¨ße des Einzelblatts (Breite6Ho¨he in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 :::) gelten diese jeweils nur fu¨r die qberlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht u¨berliefert“ ist synonym mit ,verschollen‘ zu verstehen, d. h., zum Zeitpunkt des Erscheinens eines Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief u¨berhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind ohne Anspruch auf Vollsta¨ndigkeit als zusa¨tzliche Information gedacht. Der Kommentar bietet qberlieferungsvarianten, also Varianten, die nicht auf den Autor selbst zuru¨ckgehen, in all den Fa¨llen, in denen ein Brief nicht nach einem autorisierten Textzeugen, sondern nach einer von mehreren nicht autorisierten Abschriften oder nach einem von mehreren nicht autorisierten Drucken wiedergegeben werden muss. Damit soll der Benutzer in die Lage versetzt werden, die Entscheidung der Herausgeber nachzuvollziehen und den Text auch derjenigen Textzeugen zu rekonstruieren, die mutmaßlich weniger zuverla¨ssig sind, die aber gleichfalls auf autorisierten Textzeugen, meist der Handschrift der Ausfertigung, basieren. Die Erla¨uterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler Verweise fu¨r sich allein versta¨ndlich kommentiert sein soll. Verweise in den Einzelstellenerla¨uterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Ku¨rzere Erla¨uterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 25,3–5“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 25, Zeile 3–5), Verweise in
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Hinweise zur Benutzung
der Form „vgl. zu 25,3–5“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, na¨mlich auf die der Lemmazahl (25,3–5) folgende Erla¨uterung. Bei Verweisen in andere Ba¨nde tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (z. B. GB 2 I, 25,3–5; vgl. GB 2 II, zu 25,3–5). Zitate aus Goethes Werken folgen der Weimarer Ausgabe (WA), es sei denn, es gibt eine verbesserte Edition, wie im Fall der Tagebu¨cher die von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Do¨hler und Edith Zehm herausgegebene historisch-kritische Ausgabe (GT), im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW) oder im Fall des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (AA Wilhelm Meister) der ebenfalls im Rahmen der Akademie-Ausgabe von Renate Fischer-Lamberg erschienene Textband. Goethes naturwissenschaftliche Schriften werden nach der Ausgabe „Die Schriften zur Naturwissenschaft“ (LA) der Akademie der Naturwissenschaftler (Leopoldina) in Halle a. S. zitiert. Fu¨r Werke Dritter sind die von Goethe benutzten Ausgaben maßgebend. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zuga¨nglich, treten andere zeitgeno¨ssische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben an deren Stelle. Bibelstellen sind nach einer zeitgeno¨ssischen Luther-Bibel zitiert (Luther-Bibel 1768), da gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden u¨bersetzt, gelegentlich auch fremdsprachige Titel, wenn diese besonders lang sind und/oder wenn sie Hinweise auf den Inhalt der oft entlegenen Werke geben. qbersetzungen ohne Angabe des qbersetzers stammen von den Herausgebern. Angaben zu Postsendungen, im Fall des vorliegenden Bandes v. a. Eintra¨ge in Portolisten und Rechnungsbu¨chern, erfolgen dann, wenn sie fu¨r die Datierung und/oder das Versta¨ndnis des Briefes wichtig sind. Der Entlastung des Kommentars dienen die kommentierten Personen- und Werkregister sowie eine Reihe vorangestellter Verzeichnisse, die sowohl von den Herausgebern als auch von Goethe verwendete Abku¨rzungen auflo¨sen sowie Informationen zu Geld und Wa¨hrungen enthalten.
Schriftarten, Abku¨rzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden recte Sperrung Sper rung
grotesk Sperrung Sperrung
G? 666 abcd -------Æabcdæ Æ æ ‘ dabcde babcdc |abcd| dabcdd eabcde Ð#abcd# \
abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd
gestr. aA / |:abcd:|
Text Goethes Hervorhebung doppelte Hervorhebung lateinische Schrift Hervorhebung in lateinischer Schrift doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift zweifelhafte Eigenha¨ndigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im Text Goethes und in den Varianten unsichere Lesung im Text Goethes und in den Varianten Zusa¨tze des Editors im Text Goethes Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen u¨ber der Zeile erga¨nzt unter der Zeile erga¨nzt in der Zeile erga¨nzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte erga¨nzt am linken Rand oder in der linken Spalte erga¨nzt am unteren Rand erga¨nzt nachtra¨gliche Trennung nach Zusammenschreibung nachtra¨gliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) spa¨ter ersatzlos gestrichen (Tilgung) Stu¨tzwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a u¨berschrieben durch A oder korrigiert zu A Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen
Schriftarten, Abku¨rzungen und Siglen im Kommentar Kursiv Sperrung Abb. Anm. Bd, Bde bes. Bl. D E egh. H h H. Hd Jg K N. F. Nr o. J. o. Nr o. O. o. S. Rs. S. Sign. Slg Sp. St. Tgb. T., Tle Vs. / ‘
Editortext Hervorhebung im Editortext (z. B. in Zitaten) Abbildung, Abbildungen Anmerkung Band, Ba¨nde besonders Blatt textgeschichtlich bedeutsamer Druck Erstdruck Goethe eigenha¨ndig Handschrift; in der rberlieferung der Briefe Goethes: beha¨ndigte Ausfertigung, eigenha¨ndig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand Jahrgang Konzepthandschrift Neue Folge Nummer ohne Jahresangabe ohne Nummerierung ohne Ortsangabe ohne Seitenza¨hlung Ru¨ckseite Seite Signatur Sammlung Spalte Stu¨ck Tagebuch Teil, Teile Vorderseite Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten Abbrechungszeichen in Zitaten
DLA FDH/FGM
Deutsches Literaturarchiv Marbach Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum
Schriftarten, Abku¨rzungen und Siglen im Kommentar
GMD GNM GSA HAAB KSW, Direktion Museen StA ThHStA ThULB UB
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Goethe-Museum Du¨sseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek Klassik Stiftung Weimar/Kunstsammlungen Staatsarchiv Thu¨ringisches Hauptstaatsarchiv Weimar Thu¨ringer Universita¨ts- und Landesbibliothek Jena Universita¨tsbibliothek
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Archivalien Fa¨rber-Calender 1786 FB 1784
FB 1785
FB 1786
FB Gotha 1785
FB Gotha 1786
GR/Belege 1785, 1 GR/Belege 1785, 2 GR/Belege 1785, 3
Neuer verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr nach der Geburt Christi 1786. Jena Æ1785æ. [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Fa¨rber.] ThULB Jena, Sign.: Nachlass Martin. Q 20: 2. Fourier-Buch / auf das Jahr 1784. Dermalen gefu¨hret von Johann Christoph Waitz Hof Fourier, und Johann August Christian Martini Reise Fourier. (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach.) 168 Bl., pag. 1–327. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4533. Fourier-Buch / auf das Jahr 1785. Dermalen gefu¨hret von Johann Christoph Waitz Hof-Fourier, und, August Christian Martini Reise-Fourier. (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach.) 148 Bl., pag. 1–295. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4534. Fourier-Buch / des Jahres 1786. Dermalen gefu¨hret von Johann Christoph Waitz, Hof-Fourier und August Christian Martini Reise-Fourier in Weimar. (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach.) 177 Bl., pag. 1–341. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4535. Gothaer Fourierbu¨cher des Herzoglichen Hofes 1785. Forschungsbibliothek Gotha, Sign.: Nr 1751. (Dauerleihgabe des Thu¨ringischen Staatsarchivs Gotha. Oberhofmarschallamt, Nr 681c/1785). Gothaer Fourierbu¨cher des Herzoglichen Hofes 1786. Forschungsbibliothek Gotha, Sign.: Nr 1752. (Dauerleihgabe des Thu¨ringischen Staatsarchivs Gotha. Oberhofmarschallamt, Nr 681c/1786). Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und AusgabeRechnung 1785. Nr 1–70. GSA, Sign.: 34/VI, 3,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1785. Nr 71–140. GSA, Sign.: 34/VI, 3,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung. Januar–Dezember 1785. GSA, Sign.: 34/VI, 4,1.
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Archivalien
GR/Belege 1786, 1 GR/Belege 1786, 2 GR/Belege 1786, 3 GR/Belege 1787, 1 GR/Karlsbad 1785 GR/RB 1784 GR/RB 1785 GR/RB 1786, 1 GR/RB 1786, 2 GR/RB 1786, 3 GR/RB 1786, 4 GR/RB 1786, 5 GR/RB 1786, 6 GR/RB 1787, 1 GR/Separat 1786–1788 Knebel, Tgb. 1784–1787 Kurliste Karlsbad 1785–1786
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Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1786. Nr 1–60. GSA, Sign.: 34/VI, 8,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1786. Nr 62–99. GSA, Sign.: 34/VI, 8,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1786. Nr 101–156. GSA, Sign.: 34/ VI, 8,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1787. Nr 1–50. GSA, Sign.: 34/VII, 3,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Reise nach Karlsbad. 21. Juni–27. August 1785. GSA, Sign.: 34/ VI, 2,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgaben Januar–Dezember 1784. GSA, Sign.: 34/V, 2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgaben Januar–Dezember 1785. GSA, Sign.: 34/V, 6. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Einnahme Januar–Juli 1786. Ausgabe Januar 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgabe Januar– Juli 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgabe Februar 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgabe Ma¨rz 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,4. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Einnahme und Ausgabe April–Juni 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,5. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Einnahme und Ausgabe. Einnahme Juli 1786–Juni 1787. Ausgabe Juli–September 1786. GSA, Sign.: 34/VI, 5,6. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbu¨cher. Ausgabe Januar– Ma¨rz 1787. GSA, Sign.: 34/VII, 1,1. Goethe. Rechnungen. Abschlussrechnung Separat-Rechnung Juli 1786–Juni 1788. GSA, Sign.: 34/VI, 6. Carl Ludwig von Knebel: Tagebu¨cher 1784–1787. GSA, Sign.: 54/361, 54/362, 54/363, 54/364. Specification derer Bade-Ga¨ste welche sich sowohl Hohen und Niederen, als auch Geist- und Weltlichen Standes in
XXIV
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Archivalien
der ko¨nigl. Stadt Kaiser-Carls-Bad der heilsamen Gesundbrunnen-Cur dieses 1785 ten [und] 1786 ten Jahres bedienet haben. Sta´tnı´ okresnı´ archiv Karlovy Vary, Sign.: K 955, K 956. P/ChS Post Portolisten der Chur Sa¨chsischen Post. Weimar. P/HS Post Portolisten der Herzoglich Sa¨chsischen Post. Weimar. P/KR Post Portolisten der Kayserlichen Reichspost. Weimar. Theaterzettel Weimar Weimarer Theaterzettel. 1784–1967. Einzelblattsamm1784–1967 lung. HAAB, Sign.: ZC 120.
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: rberlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. AA Wilhem Meister Goethe: Wilhelm Meisters theatralische Sendung. Bearbeiter des Bandes: Renate Fischer-Lamberg. Wilhelm Meister. Bd 1 (Akademie-Ausgabe). Berlin 1957. Adelung Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wo¨rterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit besta¨ndiger Vergleichung der u¨brigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. AS Goethes Amtliche Schriften. Vero¨ffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Hrsg. von Willy Flach. 4 Bde. Weimar 1950–1987. – Erster Bd: Goethes Ta¨tigkeit im Geheimen Consilium. Teil 1: Die Schriften der Jahre 1776– 1786. Bearbeitet von Willy Flach. Weimar 1950. – Zweiter Bd: Goethes Ta¨tigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788–1797. Weimar 1968; 2. Halbbd: 1798–1819. Weimar 1970. – Dritter Bd: Goethes Ta¨tigkeit im Geheimen Consilium. Erla¨uterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1972. – Vierter Bd: Goethes Ta¨tigkeit im Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1987. Aumu¨ller Gerhard Aumu¨ller: Zur Geschichte der Anatomischen Institute in Kassel und Mainz. In: Medizinhistorisches Journal. Bd 5. H. 1–3. Hildesheim, New York 1970, S. 59–80, 145–160 und 268–288. Aus Herders Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und Nachlaß dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock, Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Du¨ntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856– 1857.
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Bei Goethe zu Gaste BG
Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen Bra¨uning-Oktavio, Zwischenknochen Briefe aus Italien Briefe des Herzogs Briefwechsel Katharina Goethe Carl AugustAnna Amalia Charlotte von Schiller Corpus
Bei Goethe zu Gaste. Neues von Goethe aus seinem Freundes- und Gesellschaftskreise. Ein Schwa¨nchen zum 150ja¨hrigen Geburtstage des Dichters. Hrsg. von Karl Theodor Gaedertz. Leipzig 1900. Goethe: Begegnungen und Gespra¨che. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin 1965– 1966. – Bd 3–6. Begru¨ndet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–1999. Hermann Bra¨uning-Oktavio: Vom Zwischenkieferknochen zur Idee des Typus. Goethe als Naturforscher in den Jahren 1780–1786. Nova Acta Leopoldina. Abhandlungen der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina). Hrsg. von Kurt Mothes. N. F. Bd 18. Nr 126. Leipzig 1956. Hermann Bra¨uning-Oktavio: Die Zeichnungen und Tafeln (1784–1831) zu Goethes Abhandlung u¨ber den Zwischenknochen und die Textredaktion der Nova Acta 1831. In: GJb N. F. 16 (1954), 289–311. Tagebu¨cher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg. von Erich Schmidt (SchrGG 2). Weimar 1886. Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an Knebel und Herder. Hrsg. von Heinrich Du¨ntzer. Leipzig 1883. Frau Rath. Briefwechsel von Katharina Elisabeth Goethe, nach den Originalen mitgetheilt von Robert Keil. Leipzig 1871. Briefe des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar an seine Mutter die Herzogin Anna Amalia. Oktober 1774 bis Januar 1807. Hrsg. von Alfred Bergmann. Jena 1938. Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Hrsg. von Ludwig Urlichs. 3 Bde. Stuttgart 1860, 1862, 1865. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Corpus der Goethezeichnungen. Bearbeiter der Ausgabe: Gerhard Femmel. 7 Bde in 10 Tlen. Leipzig 1958–1973. – Bd I. Nr 1–318: Von den Anfa¨ngen bis zur italienischen Reise 1786 (1958); Bd. II. Nr 1–416: Italienische Reise 1786 bis 1788. Die Landschaften (1960); Bd III. Nr 1–271: Italienische Reise 1786 bis 1788. Antiken- und Anatomiestudien. Architektur und Perspektive (1965); Bd IVa. Nr 1–348: Nachitalienische
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
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Landschaften (1966); Bd IVb. Nr 1–271: Nachitalienische Zeichnungen 1788 bis 1829. Antike. Portra¨t. Figurales. Architektur. Theater (1968); Bd Va. Nr 1–390: Die Zeichnungen zur Farbenlehre. Bearbeiter der Ausgabe: Rupprecht Matthaei (1963); Bd Vb. Nr 1–264: Die naturwissenschaftlichen Zeichnungen mit Ausnahme der Farbenlehre. Besta¨nde der Nationalen Forschungs- und Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar sowie aller u¨brigen o¨ffentlichen und privaten Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe: Dorothea Kuhn, Otfried Wagenbreth, Karl Schneider-Carius. Gesamtredaktion Gerhard Femmel (1967); Bd VIa. Nr 1–302: Zeichnungen aus den Besta¨nden des Goethe- und Schiller-Archivs (1970); Bd VIb. Nr 1–285: Zeichnungen außerhalb der GoetheInstitute der Nationalen Forschungs- und Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Nachtra¨ge. Berichtigungen zu CÆorpusæ I–VIa. Abschreibungen. Gesamtkonkordanz (1971); Bd VII: Die Zeugnisse (1973). Dechant Johann Wolfgang Goethe: Scherz, List und Rache. Singspiel in vier Akten. Musik von Philipp Christoph Kayser. Klavierauszug. Erstausgabe nach dem Urtext von Hermann Dechant. Wien 1999. Deneke, Schriften Otto Deneke: Goethes Schriften bei Go¨schen 1787–1790. bei Go¨schen Der Go¨ttinger Beitra¨ge zur Goethebibliographie Vierter. Go¨ttingen 1909. Deneke, Werke Otto Deneke: Die Einzeldrucke Goethe’scher Werke bei bei Go¨schen Go¨schen 1787–1790. Der Go¨ttinger Beitra¨ge zur Goethebibliographie Fu¨nfter (letzter). Go¨ttingen 1909. Du¨ntzer, Charlotte von Stein. Goethe’s Freundin. Ein Lebensbild. Charlotte von Stein Mit Benutzung der Familienpapiere entworfen von Heinrich Du¨ntzer. 2 Bde. Stuttgart 1874. Du¨ntzer, Goethes Liebesbriefe an Frau von Stein. 1776 bis 1789. Goethe-Stein Hrsg. mit Uebersichten und Anmerkungen von Heinrich Du¨ntzer. Leipzig 1886. Du¨ntzer, Goethe Goethe und Karl August. Studien zu Goethes Leben von und Karl August Heinrich Du¨ntzer. 2 Tle. Leipzig 1861 und 1865. – Erster T.: Goethe und Karl August wa¨hrend der ersten fu¨nfzehn Jahre ihrer Verbindung (1861); Zweiter T.: Goethe und Karl August von 1790 bis 1805 (1865). Einundvierzig Briefe Einundvierzig Briefe von Goethe nebst 2 Briefen der Frau Rath und 1 Brief von K. Ph. Moritz. Mitgetheilt von
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Fielitz, Goethe-Stein Forster, Werke
Fra¨nkel, Goethe-Stein1 Fra¨nkel, Goethe-Stein2 Fra¨nkel, Marginalien GB
GJb
W. Arndt, K. Bartsch, L. Geiger, R. Ko¨hler, G. v. Loeper, F. Muncker. In: GJb II (1881), 237–315. Goethes Briefe an Frau von Stein. Hrsg. von Adolf Scho¨ll. Zweite vervollsta¨ndigte Auflage bearbeitet von Wilhelm Fielitz. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1883 und 1885. Georg Forsters Werke. Sa¨mtliche Schriften, Tagebu¨cher, Briefe. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1958–1972), von der Akademie der Wissenschaften der DDR (1973–1990) und von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2003). 18 Bde. Berlin 1958–2003. – Bd 12: Tagebu¨cher. Bearbeitet von Brigitte Leuschner (1973); Bd 18: Briefe 1784 – Juni 1787. Bearbeitet von Brigitte Leuschner (1978). Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hrsg. von Jonas Fra¨nkel. Kritische Originalausgabe. 3 Bde. Jena 1908. Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hrsg. von Jonas Fra¨nkel. Umgearbeitete Neuausgabe. 3 Bde. Berlin 1960– 1962. Marginalien zu Goethes Briefen an Charlotte von Stein. Hrsg von Jonas Fra¨nkel. Jena 1909. Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Bd 1 ff. Berlin 2008 ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008); Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008). Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913. – Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Gra¨f (Bd 10–21 hrsg. von Max Hecker). Bd 1–21. Leipzig (Bd 8–21: Weimar) 1914–1935. – Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u. a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937. – Bd 3–9: Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u. a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Go¨schen, Anku¨ndigung
GoetheCarl August1 GoetheCarl August2 Goethe-Friedrich von Stein Goethe-Handbuch, Supplemente 1
XXIX
1944. – Bd 10: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947. – Bd 11: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl y und Andreas BÆrunoæ Wachsmuth. Weimar 1950. – Bd 12–33: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas BÆrunoæ Wachsmuth. Weimar 1951–1971. – Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973. – Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer y und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974. – Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–1989. – Bd 107: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn y und Jo¨rn Go¨res. Weimar 1990. – Bd 108–116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109 ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1991–1999. – Bd 117–118: Im Auftrage des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2000–2001. – Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. – Bd 120 ff.: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2002 ff. Georg Joachim Go¨schen: Des Herrn G. R. von Go¨the zu Weimar sa¨mmtliche Werke in acht Ba¨nden, bey Georg Joachim Go¨schen in Leipzig. In: Journal von und fu¨r Deutschland. 3. Jg. 6. Stu¨ck. Hrsg. von Siegmund Freyherrn von Bibra. o. O. 1786, S. 575–578. Briefwechsel des Großherzogs Carl August von SachsenWeimar-Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1775 bis 1828. ÆHrsg. von Carl Vogelæ. 2 Bde. Weimar 1863. Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von Hans Wahl. 3 Bde. Berlin 1915. Briefe Goethes und dessen Mutter an Friedrich Freiherr von Stein, nebst einigen Beilagen. Hrsg. von Johann Jacob Heinrich Ebers und August Kahlert. Leipzig 1846. Goethe-Handbuch. Supplemente. Bd 1. Musik und Tanz in den Bu¨hnenwerken. Hrsg. von Gabriele Busch-Salmen
XXX
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
unter Mitarbeit von Benedikt Jeßing. Stuttgart, Weimar 2008. Goethe-Jacobi Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. Goethe-Knebel Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel. (1774–1832) ÆHrsg. von G[ottschalk] E[duard] Guhrauer.æ 2 Tle. Leipzig 1851. Goethe-Lavater Goethe und Lavater. Briefe und Tagebu¨cher. Hrsg. von Heinrich Funck (SchrGG 16). Weimar 1901. Goethe-Seidel Goethe’s Briefe an Ph. Seidel, 1–12, 13–18, 19–29. ÆHrsg. von Carl August Hugo Burkhardtæ. In: Im neuen Reich. Wochenschrift fu¨r das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Hrsg. von Dr. Alfred Dove. Jg 1. Bd 1. Leipzig (Januar bis Juni) 1871. Nr 9 vom 3. Ma¨rz, S. 331–341; Nr 12 vom 24. Ma¨rz, S. 331– 341; Nr 17 vom 28. April, S. 628–634. Goethe und Ilmenau Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen o¨ffentlichen Materials dargestellt von Julius Voigt. Mit einem Geleitwort von Karl-Heinz Hahn und einem Nachwort von Rosalinde Gothe. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912. Leipzig 1990. Goethe und Kayser Goethe und der Komponist Ph. Chr. Kayser. Von C. A. H. Burckhardt. Mit Bild und Kompositionen Kaysers. Leipzig 1879. Goethe und Goethe und der Kreis von Mu¨nster. Zeitgeno¨ssische Briefe Kreis von Mu¨nster und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Waltraud Loos hrsg. von Erich Trunz (Vero¨ffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens XIX. Westfa¨lische Briefwechsel und Denkwu¨rdigkeiten. Bd 6). Mu¨nster 1971. Goethe und Werther Goethe und Werther. Briefe Goethe’s, meistens aus seiner Jugendzeit, mit erla¨uternden Documenten. Hrsg. von AÆugustæ Kestner. Suttgart und Tu¨bingen 1854. Goethe-Wolf Goethes Briefe an Friedrich August Wolf. Hrsg. von Michael Bernays. Berlin 1868. Goethes Briefe an Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Hrsg. von Otto Jahn. Leipziger Freunde Leipzig 1849. Goethes Mikroskope Dietrich Germann, Hans Kno¨ll und Ludwig Otto: rber Goethes Mikroskope. In: Beitra¨ge zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin. Festschrift fu¨r Georg Uschman. Direktor des Archivs der Akademie zum 60. Geburtstag am 18. Oktober 1973. Hrsg. von Kurt Mothes
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Go¨tting Goschen
Gra¨f
Greve, Buchbindekunst
Grimm GT
XXXI
und Joachim-Hermann Scharf (Acta Historica Leopoldina. Abhandlungen aus dem Archiv fu¨r Geschichte der Naturforschung und Medizin der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Hrsg. von Georg Uschmann. Nr 9). Halle/Saale 1973, S. 361–401. Franz Go¨tting: Die Bibliothek von Goethes Vater. In: Nassauische Annalen. Bd 64. Nassau 1953, S. 23–69. Das Leben Georg Joachim Go¨schens. Von seinem Enkel Viscount Goschen. Deutsche, vom Verfasser bearbeitete Ausgabe, u¨bersetzt von ThÆomasæ A. Fischer. 2 Bde. Leipzig 1905. Goethe u¨ber seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Aeusserungen des Dichters u¨ber seine poetischen Werke von Dr. Hans Gerhard Gra¨f. 9 Bde. Frankfurt a. M. 1901–1914. – Erster T.: Die Epischen Dichtungen. 2 Bde (1901 und 1902); Zweiter T.: Die dramatischen Dichtungen. 4 Bde (1903, 1904, 1906 und 1908); Dritter T.: Die lyrischen Dichtungen. 3 Bde (1912 und 1914). Hand- und Lehrbuch der Buchbinde- und FutteralmacheKunst. In Briefen an einen jungen Kunstverwandten nach vielja¨hrigen eigenen Erfahrungen gru¨ndlich und mo¨glichst vollsta¨ndig ausgearbeitet von Ernst Wilhelm Greve, Buchbindemeister und Papparbeiter in Berlin. Mit nu¨tzlichen Anmerkungen, Verbesserungen und einer Vorrede von Dr. S. F. Hermbsta¨dt. 2 Bde. Berlin 1822 und 1823. – Erster Bd: Die Buchbindekunst (1822); Zweiter Bd: Futteralmachekunst (1823). Deutsches Wo¨rterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854-1961. Johann Wolfgang Goethe: Tagebu¨cher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik Æab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimaræ hrsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Do¨hler und Edith Zehm. Bd I ff. Stuttgart, Weimar 1998 ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Do¨hler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Do¨hler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
GWb
Hagen
Haym HB Hirzel, GoetheBibliothek 1874 IR I, II, III Italia¨nische Reise I, II, III
Jacobi, Werke
Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V 1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007). Goethe Wo¨rterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Go¨ttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Ko¨ln, Mainz 1978–1989. – Bd 3 ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Go¨ttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Ko¨ln 1998 ff. Die Drucke von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen. 2., durchgesehene Aufl. Berlin 1983. Rudolf Haym: Herder. 2 Bde. Berlin 1954. Johann Gottfried Herder: Briefe. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek y und Gu¨nter Arnold. Bd 1–12. Weimar 1977– 2005. Salomon Hirzel: Neuestes Verzeichniß einer Goethe-Bibliothek. (1767–1874). Leipzig 1874. Italia¨nische Reise. I. II. III. (= WA I 30–32). Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Erster Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tu¨bingen 1816. – Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Zweyter Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tu¨bingen 1817. – Zweiter Ro¨mischer Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788. Goethe’s Werke. Vollsta¨ndige Ausgabe letzter Hand. Neunundzwanzigster Band. Stuttgart, Tu¨bingen 1829. Friedrich Heinrich Jacobi: Werke. Gesamtausgabe. Hrsg. von Klaus Hammacher und Walter Jaeschke. Stuttgart, Bad Cannstatt 1998 ff. – Bd 1.1: Schriften zum Spinozastreit. Hrsg. von Klaus Hammacher und Irmgard-Marion Piske (1998); Bd 1.2: Anhang. Hrsg. von Klaus Hammacher und Irmgard-Marion Piske (1998); Bd 2.1: Schriften zum transzendentalen Idealismus. Unter Mitarbeit von Catia Goretzki hrsg. von Walter Jaeschke und Irmgard-Marion Piske (2004); Bd 2.2: Anhang. Unter Mitarbeit von Catia Goretzki hrsg. von Walter Jaeschke und Irmgard-Marion Piske (2004); Bd 3: Schriften zum Streit um die go¨ttlichen
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
JB
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Dinge und ihre Offenbarung. Hrsg. von Walter Jaeschke (2000); Bd 4.1: Kleine Schriften I. 1771–1783. Unter Mitarbeit von Mark-Georg Dehrmann hrsg. von Catia Goretzki und Walter Jaeschke (2006); Bd 5.1: Kleine Schriften II. 1787–1817. Hrsg. von Catia Goretzki und Walter Jaeschke (2007); Bd 6.1: Romane I. Eduard Allwill. Hrsg. von Carmen Go¨tz und Walter Jaeschke (2006); Bd 7.1: Romane II. Woldemar. Unter Mitarbeit von Dora Tsatoura hrsg. von Carmen Go¨tz und Walter Jaeschke (2007). Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Gesamtausgabe. Hrsg. von Michael Bru¨ggen und Siegfried Sudhof (ab Bd 3: Begru¨ndet von Michael Bru¨ggen und Siegfried Sudhof y. Hrsg. von Michael Bru¨ggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider; ab Bd 4: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Begru¨ndet von Michael Bru¨ggen und Siegfried Sudhof y. Herausgegeben von Michael Bru¨ggen und Heinz Gockel; ab Bd 5: Herausgegeben von Walter Jaeschke). Reihe I ÆTextæ. Bd 1–5; Reihe II ÆKommentaræ. Bd 1–5. Stuttgart, Bad Cannstatt 1981–2005 – Bd I 1: Briefwechsel 1762–1775. Hrsg. von Michael Bru¨ggen und Siegfried Sudhoff in Zusammenarbeit mit Peter Bachmeier, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider (1981); Bd II 1: Briefwechsel 1762–1775. Kommentar von Michael Bru¨ggen und Reinhard Lauth unter Mitwirkung von Peter Bachmeier, Albert Mues und Isabel Schmidt (1989); Bd I 2: Briefwechsel 1775–1781. Hrsg. von Peter Bachmeier, Michael Bru¨ggen, Reinhard Lauth und Siegfried Sudhoff y in Zusammenarbeit mit Peter-Paul Schneider (1983); Bd II 2: Briefwechsel 1775–1781. Kommentar von Michael Bru¨ggen unter Mitwirkung von Reinhard Lauth sowie Albert Mues und Gudrun Schury (1997); Bd I 3: Briefwechsel 1782–1784. Hrsg. von Peter Bachmeier, Michael Bru¨ggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider (1987); Bd II 3: Briefwechsel 1782–1784. Kommentar von Michael Bru¨ggen unter Mitwirkung von Albert Mues und Gudrun Schury (2001); Bd I 4: Briefwechsel 1785. Nachtrag zum Briefwechsel 1764–1784. Hrsg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (2003); Bd I 5: Briefwechsel 1786. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann. Unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (2005).
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Journal von Tiefurt Katalog Goethe-Ausstellung
Knebel, Nachlaß und Briefwechsel Koch, Goethe-Jena
Koch, Jena-Aufenthalte Krosigk
Kru¨nitz, Enzyklopa¨die LA
Das Journal von Tiefurt. Mit einer Einleitung von Bernhard Suphan. Hrsg. von Eduard von der Hellen (SchrGG 7). Weimar 1892. Verzeichniß v. Goethe’s Handschriften, Zeichnungen und Radirungen, Drucken seiner Werke, Compositionen und Illustrationen seiner Dichtungen, Bu¨sten, Medaillen und Gema¨lden, Portraits aus seinem Freundeskreise, Andenken und Erinnerungszeichen, welche im Conzertsaale des Ko¨niglichen Schauspielhauses vom 19ten Mai 1861 an ausgestellt sind. Berlin 1861. K. L. von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von KÆarlæ AÆugustæ Varnhagen von Ense und ThÆeodoræ Mundt. 3 Bde. Leipzig 1835 und 1836. Herbert Koch: Goethes Ministerta¨tigkeit in ihren Auswirkungen auf Jena. In: Dem Tu¨chtigen ist die Welt nicht stumm. Beitra¨ge zum Goethe-Bild. Hrsg. von Herbert Preisker (Festschrift 1949. Hrsg. vom Rat der Universita¨t Jena und von der Friedrich-Schiller-Universita¨t unter Mitwirkung von Heinz Stolte und Benno von Hagen). Jena 1949, S. 121–136. Herbert Koch: Goethes Jena-Aufenthalte 1779–1798. In: GJb 28 N. F. (1966), 315–318. Karl Graf von Bru¨hl. General-Intendant der Ko¨niglichen Schauspiele, spa¨ter der Museen in Berlin und seine Eltern. Lebensbilder auf Grund der Handschriften des Archivs zu Seifersdorf. Bearbeitet von Hans Krosigk. Berlin 1910. Oekonomisch-technologische Enzyklopa¨die, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Land-Wirthschaft, und der Kunstgeschichte, in alphabetischer Ordnung von D. Johann Georg Kru¨nitz. T. 33. Berlin 1793 [1785]. Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollsta¨ndige mit Erla¨uterungen versehene Ausgabe. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begru¨ndet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt und (seit 2005) Irmgard Mu¨ller. 1. Abteilung: Texte. 2. Abteilung: Erga¨nzungen und Erla¨uterungen. Weimar 1947 ff. – 1. Abteilung. Bd 1: Schriften zur Geologie und Mineralogie. 1770 bis 1810. Hrsg. von Gu¨nther Schmid (1947); Bd 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd 10: Aufsa¨tze, Fragmente, Studien zur Morpho-
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
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logie. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1964); Bd 11: Aufsa¨tze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970). – 2. Abteilung. Bd 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anfa¨ngen bis 1805. Erga¨nzungen und Erla¨uterungen. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd 9. T. A: Zur Morphologie. Von den Anfa¨ngen bis 1795. Erga¨nzungen und Erla¨uterungen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1977); Bd 10. T. A: Zur Morphologie. Von 1816 bis 1824. Erga¨nzungen und Erla¨uterungen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1995). Luther-Bibel 1768 Biblia das ist die ganze Heilige Schrift alten und neuen TesAT/Apokryphen/ taments nach der deutschen Uebersezzung D. Martin Luthers mit vorla¨ufigen Einleitungen in jedes biblische Buch NT und eingeschalteten Erkla¨rungen unter einer Vorrede Sr. Hochwu¨rdigen Magnificenz Herrn D. Johann Christian Stemmlers Æ:::æ hrsg. von Johann Salomon Braun Æ:::æ. Erfurt 1768. Matouschek Erich Matouschek: Erkrankungen Goethes (1749–1812). Stuttgart, New York 1999. Mendelssohn, Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubila¨umsausSchriften gabe. Begonnen von I. Elbogen, J. Guttmann, E. Mittwoch. Fortgesetzt von A. Altmann, E. J. Engel. In Gemeinschaft mit F. Bamberger, H. Borodianski (Bar-Dayan), S. Rawidowicz, B. Strauss, L. Strauss, W. Weinberg. Bd 1 ff., Stuttgart, Bad Cannstatt 1971 ff. – Bd 22: Dokumente I. Entlegene zeitgeno¨ssische Texte zu Moses Mendelssohns Leben und Wirken. Bearbeitet von Michael Albrecht (1995). Merck, Briefe1 Briefe an Johann Heinrich Merck von Go¨the, Herder, Wieland und andern bedeutenden Zeitgenossen. Mit Merck’s biographischer Skizze hrsg. von Karl Wagner. Darmstadt 1835. Merck, Briefe2 Briefe an und von Johann Heinrich Merck. Eine selbsta¨ndige Folge der im Jahr 1835 erschienenen Briefe an J. H. Merck. Aus den Handschriften hrsg. von Karl Wagner. Darmstadt 1838. Merck, Briefwechsel Johann Heinrich Merck: Briefwechsel. Hrsg. von Ulrike Leuschner in Verbindung mit Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Ame´lie Krebs. 5 Bde. Go¨ttingen 2007. Mick Ernst Wolfgang Mick: Goethes umra¨nderte Bla¨ttchen. Dortmund 1982.
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NA
Pasque´ Petersen, Goethe-Stein Pfeiffer-Belli
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen y und Gerhard Fricke. Weimar 1943. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen y und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958. – Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begru¨ndet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979. – Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begru¨ndet von Julius Petersen. Fortgefu¨hrt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und SchillerArchiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980– 1991. – Bd 15 I, 26: 1940 begru¨ndet von Julius Petersen. Fortgefu¨hrt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel y. Weimar 1992–1993. – Bd 2 II B, 5 N, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begru¨ndet von Julius Petersen. Fortgefu¨hrt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik ÆBd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimaræ und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993 ff. Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasque´. 2 Bde. Leipzig 1863. Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Neue, vollsta¨ndige Ausgabe auf Grund der Handschriften im Goethe- und Schiller-Archiv. Hrsg. von Julius Petersen. 2 Bde (in drei: Bd 1., Bd 2. T. 1, T. 2). Leipzig 1923. Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus. Erster Erga¨n-
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Politische Correspondenz Baden Politischer Briefwechsel
Post-Bericht Prescher, Goethes Sammlungen Preußisches Reglement, Ingenieurs
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zungsband der Goethe-Gedenkausgabe. Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zu¨rich und Stuttgart 1960. Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden. Bd 1–6. Hrsg. von der Badischen Historischen Commission. Bearbeitet von B[ernhard] Erdmannsdo¨rffer und K[arl] Obser. Heidelberg 1888–1915. – Bd 1: 1783–1792. Bearbeitet von B[ernhard] Erdmannsdo¨rffer (1888). Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Hrsg. von Willy Andreas. Bearbeitet von Hans Tu¨mmler. 3 Bde (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd 37–39). Stuttgart 1954–1973. – Bd 1: Von den Anfa¨ngen der Regierung bis zum Ende des Fu¨rstenbundes 1778–1790 (1954); Bd 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundszeit 1791–1807 (1958); Bd 3: Von der Rheinbundzeit bis zum Ende der Regierung 1808–1828 (1973). Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neueingerichteter Schreib-Calender auf das Jahr 1785, Weimar [1784], Bl. 19. Hans Prescher: Goethes Sammlungen zur Mineralogie, Geologie und Pala¨ontologie. Katalog. Berlin 1978. Reglement fu¨r die Ingenieurs und Feldmesser bey der Ko¨nigl. Churma¨rkischen Kriegs- und Domainen-Cammer, und was dieselben bey Vermessung der Aemter, Pertinenzien, Forsten, Stro¨hmen, Gra¨nzen, und bey Auseinandersetzungen der Gemeinheiten zu beobachten haben. De Dato Berlin, den 25. Sept. 1772, in: Novum Corpus Constitutionum Prussico-Brandenburgensium Praecipue Marchicarum, Oder Neue Sammlung Ko¨nigl. Preuß. und Churfu¨rstl. Brandenburgischer, sonderlich in der Chur- und Marck-Brandenburg, publicirten und ergangenen Ordnungen, Edicten, Mandaten, Rescripten etc. etc von 1771, 1772, 1773, 1774 und 1775, als der Fu¨nfte Band. Erster Theil, betreffend die Jahre 1771 und 1772. Berlin 1776. Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut fu¨r Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Aus-
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
gabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Einzeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984). RA Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform ÆRegestausgabeæ. Bd 1–5: ÆIm Auftrag deræ Nationalen Forschungsund Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Erga¨nzungsband zu den Ba¨nden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Scha¨fer. Weimar 1995; Bd 6 und 7: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Scha¨fer. Weimar 2000 und 2004. Refardt, Edgar Refardt: Der „Goethe-Kayser“. Ein Nachklang Goethe-Kayser zum Goethejahr 1949. CXXXVIII. Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zu¨rich auf das Jahr 1950. Zu¨rich 1950. Reichard, HÆeinrichæ AÆugustæ OÆttokaræ Reichard. Seine Selbstbiographie. rberarbeitet und hrsg. von Hermann Uhde. StuttSelbstbiographie gart 1877. Reichardt-Herder Georg Schu¨nemann: Reichardts Briefwechsel mit Herder. In: Festschrift Max Schneider zum 60. Geburtstag u¨berreicht von Kollegen, Freunden und Schu¨lern. In Verbindung mit Arnold Schering, Walther Vetter, Hans Hoffmann, Walter Serauky hrsg. von Hans Joachim Zingel. Halle 1935, S. 110–117. Ruppert Goethes Bibliothek. Katalog. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Hans Ruppert. Weimar 1958. Schmidt, Geschichte der preußisch-deutschen Unionsbestrebungen seit Unionsbestrebungen der Zeit Friedrichs des Großen. Nach authentischen Quellen im diplomatischen Zusammenhange dargestellt von Dr. W[ilhelm] Adolf Schmidt. Berlin 1851. Scho¨ll, Goethe-Stein Go¨the’s Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826. Zum erstenmal herausgegeben durch A. Scho¨ll. 3 Bde. Weimar 1848 und 1851.
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
SchrGG Schubart, Briefwechsel
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Schriften der Goethe-Gesellschaft. Christian Friedrich Daniel Schubart: Briefwechsel. Kommentierte Gesamtausgabe in 3 Ba¨nden. Hrsg. von Bernd Breitenbruch. Konstanz 2006. Schuchardt ChrÆistianæ Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen ÆBd 3: Goethe’s Sammlungen. Mit einer Vorrede der Gebru¨der von Goethe (1849)æ. Bd 1–3. Jena 1848–1849 (Reprint: Hildesheim, New York 1976). Sigismund, Volker L. Sigismund: Ein unbehauster Prinz – Constantin Prinz Constantin von Sachsen-Weimar (1758–1793), der Bruder des Herzogs Carl August. Ein biographischer Essay. In: GJb 106 (1989), 250–277. So¨mmerrings Leben Samuel Thomas So¨mmerring’s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Hrsg. von Rudolph Wagner. Erste Abteilung: Briefe beru¨hmter Zeitgenossen an So¨mmerring. Leipzig 1844. Soemmerring, Samuel Thomas Soemmerring: Werke. Begru¨ndet von GunWerke ter Mann. Hrsg. von Jost Benedum und Werner Friedrich Ku¨mmel. Bd 1 ff. Stuttgart, Jena, Lu¨beck, Ulm 1990 ff. Spinoza, Opera Benedictus de Spinoza: Opera. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hrsg. von Carl Gebhard. 4 Bde. Heidelberg 1925. Stunden mit Goethe Stunden mit Goethe. Fu¨r die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hrsg. von Dr. Wilhelm Bode. 10 Bde. Berlin 1905–1921. – Bd 6 (1910); Bd 9 (1913). Suphan Herders Sa¨mmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. Tobien, Merck Heinz Tobien: Johann Heinrich Merck als Naturforscher. Pala¨ontologische und osteologische Studien mit 4 Tafeln. In: Mercksche Familien-Zeitschrift. Bd 21. Darmstadt 1912, S. 117–148. Tu¨mmler Hanns Tu¨mmler: Goethe in Staat und Politik. Gesammelte Aufsa¨tze (Ko¨lner historische Abhandlungen. Bd 9). Ko¨ln, Graz 1964. Ulrich, Charlotte Oskar Ulrich: Charlotte Kestner. Ein Lebensbild. NachKestner druck der Ausgabe Bielefeld und Leipzig 1921 mit neuen Abbildungen und einem Nachwort von Hartmut Schmidt. Goslar 1987. Vierte Nachricht Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau. Womit zugleich ein auf den Sechsten Junius 1791
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Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Voigt, Drey Briefe Von und an Herder
Vor hundert Jahren
WA
Wagner
Wahle, Goethe-Stein WAN WB
zu ero¨ffnender Gewerkentag ausgeschrieben wird. Weimar, den 24. Februar 1791. Johann Christian Wilhelm Voigt: Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre fu¨r Anfa¨nger und Unkundige. Weimar 1785. Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Du¨ntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Leipzig 1861–1862. – Bd 1: Herders Briefwechsel mit Gleim und Nicolai (1861); Bd 2: Herders Briefwechsel mit Hartknoch, Heyne und Eichhorn, Briefe an Grupen, Herders Gattin und Mu¨ller, nebst Briefen von FrÆiedrichæ WÆilhelmæ Meyer und von Einsiedel (1861); Bd 3: Herders Briefwechsel mit Knebel, Karl von Dalberg, JohÆannæ FriedrÆichæ Hugo von Dalberg, einzelne Briefe an Herder, ungedruckte Gedichte und Uebersetzungen Herders, hodegetische Abendvortra¨ge Herders, aus Briefen von Herders Gattin an GÆeorgæ Mu¨ller, Herders Antwort an den Kirchenconvent der Petersgemeine zu Petersburg (1862). Vor hundert Jahren. Elise von der Reckes Reisen durch Deutschland 1784–86 nach dem Tagebuche ihrer Begleiterin Sophie Becker. Hrsg. von GÆeorgæ Karo und MÆoritzæ Geyer. Stuttgart o. J. Æca. 1884æ. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen ÆWeimarer Ausgabeæ. 143 Bde. – I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde. Weimar 1887–1918; II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. Weimar 1890–1904; III. Abtheilung: Goethes Tagebu¨cher. 15 Bde. Weimar 1887–1919; IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde. Weimar 1887–1912. Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe, Herder, Ho¨pfner und Merck. Eine selbsta¨ndige Folge der beiden in den Jahren 1835 und 1838 erschienenen Merckischen Briefsammlungen. Aus den Handschriften hrsg. von Dr. Karl Wagner. Leipzig 1847. Goethes Briefe an Frau von Stein. Hrsg. von Adolf Scho¨ll. Dritte umgearbeitete Auflage besorgt von Julius Wahle. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1899 und 1900. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachtra¨ge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. Mu¨nchen 1990 (WA IV 51–53). Wielands Briefwechsel. 18 Bde. Berlin 1963–2005. Bd 1–2: Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissen-
Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wiss. Literatur
Wenzel, Goethe-Elefant
Wenzel, GoetheSoemmerring
Wielands Schriften
Zedler
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schaften zu Berlin/Institut fu¨r deutsche Sprache und Literatur (Bd 2: durch Hans Werner Seiffert); Bd 3–5: Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut fu¨r Literaturgeschichte durch Hans Werner Seiffert; Bd 6–18: Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. – Bd 8: Juli 1782–Juni 1785. Erster T.: Text. Bearbeitet von Annerose Schneider (1992). Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Annerose Schneider (1994); Band 9: Juli 1785–Ma¨rz 1788. Erster T.: Text. Bearbeitet von Uta Motschmann (1996). Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Uta Motschmann (1997). Manfred Wenzel: Der „Goethe-Elefant“ in Kassel, 1773– 1993. In: Samuel Thomas Soemmerring in Kassel (1779– 1784). Beitra¨ge zur Wissenschaftsgeschichte der Goethezeit (Soemmerring-Forschungen. Beitra¨ge zur Naturwissenschaft und Medizin der Neuzeit. Hrsg. von Jost Benedum und Werner F. Ku¨mmel. Bd IX). Stuttgart, Jena, New York 1994, S. 267–312. Goethe und Soemmerring. Briefwechsel 1784–1828. Textkritische und kommentierte Ausgabe. Bearbeitet und hrsg. von Manfred Wenzel (Soemmerring-Forschungen. Beitra¨ge zur Naturwissenschaft und Medizin der Neuzeit. Hrsg. von Gunter Mann, Jost Benedum und Werner F. Ku¨mmel. Bd V). Stuttgart, New York 1988. Wielands Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Deutschen Kommission der Ko¨niglich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Erste Abteilung: Werke. 15 Bde. Berlin 1909– 1935. Grosses vollsta¨ndiges Universal-Lexicon Aller Wissenschaften und Ku¨nste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. Æ:::æ. Leipzig und Halle, Verlegts Johann Heinrich Zedler. 64 Bde. 1732–1750. 4 Supplementbde. Leipzig 1751– 1754.
Abku¨rzungen in Goethes Briefen ausschlies‘. Br. Carlsb. d‘, d‘., D‘, D‘. duch‘, Durch‘ Erst‘ Ew, Ew. Ex, Ex., Exem, Exemp., Exempl., Exemp‘. Fol., fol. Fr, Fr., Fr‘, Fr‘. fu¨rst‘., Fu¨rst‘. H., H:, H‘, H‘., H‘n., Hrn, Hrn., Hr., Hr‘. H. Herzog‘. Ilm. l., L. m. Mad., Mdme Mr , . p., pag p, p. pp, pp., pppp. u, u. v, v. W. z. E., Z. E.
ausschließlich Bruder Carlsbad den Durchlaucht Erstens Eurer Exemplar(e) Folio (lat.: auf Blatt) Frau fu¨rstlich, fu¨rstliche, fu¨rstlichen, fu¨rstlicher, fu¨rstliches Herr(n) Herzog, Herzogin Herzoglich Ilmenau liebe, lieber, Liebe, Lieber mein, meine Madame (franz.: Frau) Monsieur (franz.: Herr) lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! lat. pagina, franz. page: Seite lat. perge: fahre fort; im Sinn von ,usw.‘ lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ,usw.‘ und von Weimar zum Exempel
Abku¨rzungen in den Mitteilungen zur Yberlieferung Acc., acc. prs, prs., prs‘.
‘, ‘.
lat. accepi: ich habe empfangen lat. pra¨sentatum: eingereicht, u¨berreicht, Tag der rbergabe Abbrechungszeichen
Mu¨nze und Geldrechnung in Goethes Briefen Anfang 1785–3. September 1786 von Diedrich Deseniss A b k u¨ r z u n g e n C. M. f., fl. gr. Ldor rh., rh‘, rt. thlr.
/
Conventionsmu¨nze Gulden (Florin) Groschen Louisd’or (Reichs-)Thaler (Reichs-)Thaler (Reichs-)Thaler
G o l d m u¨ n z e n Carolin (franzo¨sischer Louis neuf a` 24 livres) (Weimarisch Courant: rt. 6/ 12) Der Louis neuf wurde seit Herbst 1785 mit unvera¨ndertem Wertverha¨ltnis zu dem silbernen E´cu a` 6 livres und gleichem Durchmesser, jedoch 1/16 geringerem Gewicht ausgebracht, um dem seit Jahren erheblich gestiegenen Goldpreis Rechnung zu tragen, und lo¨ste in Deutschland zuna¨chst Unsicherheit aus. (Alter) Louisd’or, Friedrichd’or, Pistole (1786) Dukat (1786)
rt. / gr. C. M. 6/ –
5/ 6 3/–
S i l b e r m u¨ n z e n Laubthaler (franzo¨sischer E´cu a` 6 livres) (Weimarisch Courant: rt. 1/ 15) Conventions- oder Speciesthaler (Weimarisch Courant: rt. 1/ 14)
1 / 12 1/ 8
XLIV
Mu¨nze und Geldrechnung in Goethes Briefen
Rechnungseinheiten Reichsthaler Conventionsmu¨nze oder Sa¨chsisch Courant (1 rt. 8 gr. Conventionsmu¨nze = 1 Conventionsthaler) Weimarisch Kassegeld (bei o¨ffentlichen Kassen, faktisch) (1 rt. 9 gr. Weim Kassegeld = 1 Conventionsthaler) Weimarisch Courant (faktisch) (1 rt. 10 gr. Weim. Courant = 1 Conventionsthaler) Goldvaluta: 5 Reichsthaler auf 1 (Alten) Louisd’or Hannoverisch Courant (z. B. in Go¨ttingen) (12 rt. Hannov. Courant = 10 Conventionsthaler) Gulden Conventionsmu¨nze (z. B. in Karlsbad) rheinisch (in Su¨ddeutschland) Rechenstufen 1 Gulden = 60 Kreuzer = 240 Pfennig = 480 Heller 1 Reichsthaler = 24 (gute) Groschen = 288 (gute) Pfennige
1/ – rund
– / 23 1/4
rund
– / 22 1/2 1 / 2 2/3
– / 16 – / 13 1/3
BRIEFE ANFANG 1785 – 3. SEPTEMBER 1786
KOM M E N TA R
1. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 1. und 5. Januar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Vorbemerkung Die Handschriften der im vorliegenden Band abgedruckten Briefe an Charlotte von Stein sind bis auf wenige Ausnahmen (Nr 111, 170, 342, 366, 367, 369, 376) in einem gebundenen, nach den Jahrga¨ngen 1785 und 1786 sowie 1788 und 1789 geordneten Konvolut (vgl. yberlieferung) u¨berliefert, das wie die anderen sechs Konvolute mit Briefen an Charlotte von Stein in den 1840er Jahren chronologisch angelegt wurde. Ein Großteil der Briefe darin ist nicht oder nur unvollsta¨ndig datiert und wurde zwischen datierte Briefe eingefu¨gt. Trotz aller damit offenkundig verbundenen Verschiebungen hat sich so wahrscheinlich die noch von der Adressatin selbst stammende urspru¨ngliche Ordnung teilweise erhalten. Deshalb werden die undatierten Briefe, in denen weder inhaltliche noch sonstige Anhaltspunkte fu¨r eine genauere Datierung gegeben sind, im zeitlichen Umfeld der im Konvolut vorgefundenen Einordnung belassen. Die damit verbundene Unsicherheit wird im Briefkopf durch ein Fragezeichen nach der Jahresangabe kenntlich gemacht. Seit der Erstvero¨ffentlichung der Briefe Goethes an Charlotte von Stein durch Adolf Scho¨ll 1848 bis 1851 (Scho¨ll, Goethe-Stein 1–3) wurde in sechs weiteren Ausgaben und der WA versucht, die u¨berlieferte Chronologie zu revidieren (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 1–2 [1883–1885]; Du¨ntzer, Goethe-Stein [1886]; WA IV 7 [1891]; Wahle, Goethe-Stein 1–2 [1899–1900]; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 1–3 [1908]; Petersen, Goethe-Stein 1–2 [1923]; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 1–3 [1960–1962]). Sa¨mtliche in den vorausgegangenen Ausgaben vorgenommenen Datierungen wurden gepru¨ft. Ist ein Brief im vorliegenden Band ohne letzte Sicherheit abweichend datiert, werden jeweils die nicht vo¨llig auszuschließenden Datierungen mitgeteilt (vgl. insgesamt GB 3 II, Vorbemerkung zur Datierung des ersten Briefes an Charlotte von Stein). Datierung des vorliegenden Briefes Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief als erster des Jahrgangs 1785 eingeordnet, noch vor dem Brief vom 5. oder 6. Januar (Nr 2; vgl. yberlieferung). Die Datierung folgt dieser Einordnung, da sich aus dem Inhalt ein genaues Datum nicht erschließen la¨sst. Die erwa¨hnte Unpa¨sslichkeit der Adressatin (vgl. 3,2) reicht dafu¨r nicht aus, da Charlotte von Stein 1785 wie auch in anderen Jahren sehr ha¨ufig leidend war. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 1. – 1 Bl. 13,9(–14,1)611,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „10“. – In einem
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BRIEF 1
gebundenen Handschriftenkonvolut mit festem Pappeinband (Ru¨cken mit braunem, Deckel mit schwarzem Leder bezogen), 22,7(–23,3)637,5(–37,7) cm, vorderer Deckel mit Goldpra¨gung: „Briefe von Goethe / 1785, 1786, 1788, 1789.“, daru¨ber Papieretikett, Beschriftung von fremder Hd, Tinte: „VI“; eingeheftet 122 elfenbeinfarbene Tra¨gerbla¨tter, 22637 cm, durchgehend foliiert, Bleistift; ein Vorsatz- und ein Nachsatzblatt sowie vier (unfoliierte) braune Zwischenbla¨tter mit gedruckter Jahrgangsangabe, nach dem Vorsatzblatt: „1785.“, nach Bl. 72: „1786.“, nach Bl. 115: „1788.“ und nach Bl. 119: „1789.“; insgesamt 261 Briefe, jeweils bis zu 4 Briefe aufgeklebt auf einem Tra¨gerblatt; rechts oben auf der Vs. der einzelnen Briefhandschriften Nummerierung von fremder Hd, Tinte; die Briefe jedes Jahrgangs zusa¨tzlich auf dem Tra¨gerblatt jeweils rechts oben u¨ber der aufgeklebten Handschrift von fremder Hd durchgehend nummeriert, Bleistift; hier: Bd VI, Jg 1785, Nr 1. – Vgl. insgesamt GB 3 II, Vorbemerkung zur yberlieferung des ersten Briefes an Charlotte von Stein. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 159. WA IV 7 (1891), 281, Nr 2447. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Nachdem Goethe Anfang November 1775 nach Weimar gekommen war, entwickelte sich mit Beginn des Jahres 1776 rasch eine intensive perso¨nliche Beziehung zu der sieben Jahre a¨lteren Charlotte von Stein geb. von Schardt (1742– 1827), der Frau des herzoglichen Oberstallmeisters Ernst Josias von Stein. Durch nahezu ta¨gliche Begegnungen, gegenseitige Besuche, gemeinsame Unternehmungen sowie steten Austausch entstand u¨ber die Jahre hin ein Verha¨ltnis von Na¨he und Vertrautheit, das sowohl in emotionaler wie geistiger Hinsicht in Goethes Leben einmalig bleiben sollte. Fu¨r den Dichter war damit, wie seine insgesamt u¨ber 1700 Briefe an Charlotte von Stein belegen, auch das Erlebnis einer außergewo¨hnlichen Liebe verbunden. Daran a¨nderte sich bis zur Abreise Goethes nach Italien Anfang September 1786 nichts grundlegend (weiter vgl. GB 3 II, einleitende Erla¨uterung zum ersten u¨berlieferten Brief an Charlotte von Stein). Obwohl beide unweit voneinander wohnten – im Juni 1782 war Goethe in das Haus am Frauenplan gezogen, das keine 300 m vom Wohnsitz der von Steins im so genannten Striedervorwerk am unteren Ende der Ackerwand entfernt lag – und sich in der Regel jeden Tag sahen, hat Goethe der Freundin fast ta¨glich geschrieben, manchmal sogar mehrmals. Der Austausch der in Weimar und Jena verfassten Briefe erfolgte u¨ber Boten. In der Regel siegelte Goethe das Geschriebene, gelegentlich faltete er die kleinformatigen Bla¨tter als Fidibus, d. h. in Form eines mehrfach in sich geknickten Ro¨llchens, im Nachhinein erkennbar am netzartigen Muster im Papier, wodurch Fremden die Einsicht verwehrt war (vgl. u. a. yberlieferung zu Nr 18, 52, 61, 94, 100). Diese Nachrichten von Haus zu Haus umfassten meist
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kaum mehr als vier bis fu¨nf Zeilen. Sie waren ganz auf die eigentliche Kommunikation beider ausgerichtet: auf die Begegnung und das perso¨nliche Gespra¨ch. Das fand in der Regel am spa¨ten Nachmittag in gemeinsamen Teestunden oder am Abend bei gegenseitigen Besuchen statt. Wiederholt verabredete man sich auch in den dienstfreien Stunden Goethes am Mittag oder zum Spaziergang, zu einem Theaterbesuch, zum Gespra¨ch mit Freunden oder zu einer Ausfahrt. So genu¨gen in den Briefen oft nur kurze Mitteilungen, die u¨ber Andeutung und Hinweis kaum hinausgehen. Trotzdem spiegeln die Briefe insgesamt ein Gutteil der Alltagsrealita¨t Goethes wider. Goethe berichtet von seinen literarischen Projekten, so etwa von der Arbeit am Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ und am Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“, oder er informiert die Freundin u¨ber die Musikproben zu „Scherz, List und Rache“ sowie die Vorbereitungen zu seiner ersten selbstverantworteten Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Go¨schen in Leipzig. Er kommt auf seine jeweils aktuelle Lektu¨re zu sprechen, z. B. Shakespeare, Stolberg, Spinoza, Jacobi oder Mendelssohn, und la¨sst Charlotte von Stein an seinen wissenschaftlichen Studien, wie dem Mikroskopieren und der Bescha¨ftigung mit botanischen oder geologisch-mineralogischen Themen, teilhaben. Er weist auf Begegnungen mit Besuchern Weimars hin, wie Georg Forster, Wilhelm von Edelsheim und die Fu¨rstin Amalia von Gallitzin, oder bespricht Ereignisse des Weimarer Hoflebens. Auch das gemeinsame Interesse am Zeichnen bietet die Mo¨glichkeit zum gegenseitigen Austausch. Ebenso a¨ußert sich Goethe zu Privatangelegenheiten, etwa zur Erziehung der So¨hne Charlotte von Steins. Kennzeichnend ist daru¨ber hinaus sein ostentatives Liebesbekenntnis zu Charlotte, das vielfa¨ltig variiert und poetisch u¨berho¨ht die Briefe an die Freundin durchzieht. Dies trifft auch auf die Briefe zu, die Goethe schrieb, wenn er oder Charlotte von Stein auf Reisen waren. Allerdings a¨nderte sich in diesen Fa¨llen der Charakter der Briefe. Sie wurden ausfu¨hrlicher und nahmen teilweise die Form tagebuchartiger Erlebnisberichte an, hatten sie doch die sonst gewohnte Begegnung und das Gespra¨ch zu ersetzen. Wa¨hrend der gemeinsamen Badereisen nach Karlsbad im Sommer 1785 und 1786 ruhte die Korrespondenz. – Charlotte von Stein sammelte Goethes Briefe von Anfang an und bewahrte sie geschlossen auf (vgl. GB 3 II, einleitende Erla¨uterung zum ersten Brief an Charlotte von Stein). Aus den gut anderthalb Jahren von Anfang 1785 bis zum Beginn der italienischen Reise Goethes Anfang September 1786 sind insgesamt 260 Briefe u¨berliefert, darunter solche, die sich trotz fehlender oder unvollsta¨ndiger Datierung diesem Zeitraum zuordnen lassen. Charlotte von Steins Briefe an Goethe sind nicht u¨berliefert. Mit Goethes auch Charlotte von Stein verheimlichtem Aufbruch nach Italien im September 1786, der fu¨r die Freundin einen tiefgreifenden Vertrauensbruch darstellte, begann die allma¨hliche Lo¨sung der bisherigen Beziehung, die nach Goethes Ru¨ckkehr aus Italien im Juni 1788 keine Fortsetzung mehr wie zuvor fand. Goethe ging schon im Herbst 1788 eine Beziehung zu Christiane Vulpius ein. Der
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BRIEF 2
Briefwechsel mit Charlotte wurde sporadischer sowie im Ton unperso¨nlicher und distanzierter. Schließlich kam er voru¨bergehend ganz zum Erliegen (vorla¨ufig letzter Brief Goethes vom 8. Juni 1789; WA IV 9, 126–128, Nr 2756). In den Jahren seit 1795 wurde gelegentlich wieder miteinander korrespondiert, ohne dass sich die vorherige enge Bindung wieder einstellte. Charlotte von Stein lebte nach dem Tod ihres Mannes 1793 allein in Weimar, bis sie 1827 starb. 3,2 Fritz] Friedrich von Stein, Charlotte von Steins ju¨ngster, 12-ja¨hriger Sohn. Seit Ende Mai 1783 lebte er unter Goethes Obhut mit in dessen Haus am Frauenplan (vgl. auch die einleitende Erla¨uterung zu Nr 44). Er fungierte o¨fter als Briefund Nachrichtenbote zwischen seiner Mutter und Goethe. 3,2 Nachricht von deinem Ubel] Gemeint sein ko¨nnten Kopf- oder Zahnschmerzen, unter denen Charlotte von Stein in dieser Zeit ha¨ufig litt. 2. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, 5.æ oder 6. Januar 1785 ! ÆWeimaræ
Der vorliegende und der nachfolgende Brief (Nr 3) sind sowohl in ihrer zeitlichen Abfolge als auch vom Inhalt her im Zusammenhang zu sehen. Sie wurden am gleichen Tag geschrieben. Die inhaltliche Klammer bilden die Einladung Goethes zu einem gemeinsamen Abend mit Caroline und Johann Gottfried Herder sowie der Bezug zu einem von Carl Ludwig von Knebel an Charlotte von Stein und Goethe nach Weimar gegebenen Brief Carl von Imhoffs an Knebel vom 5. Dezember 1784 aus London. Am 4. Januar 1785 u¨bersandte Knebel den Brief Imhoffs an Charlotte von Stein, die ihn noch am gleichen Tag oder spa¨testens am 5. Januar erhalten haben du¨rfte: „An Frau v Stein, nebst Imhofs Brief.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 2.) Bereits am 5. und 6. Januar antwortete Charlotte von Stein und schickte Imhoffs Brief an Knebel zuru¨ck: „Mit vielen Danck vor Imhoffs Brief schließ ich ihn hier wieder bey Æ:::æ“ (H: GSA 54/274,1, Bl. 40). Im selben Brief erwa¨hnt Charlotte von Stein auch das geplante Treffen mit dem Ehepaar Herder bei Goethe, allerdings fu¨r den 5. Januar: „Ich werde heute Abend mit Herders beym Goethe seyn Æ:::æ“ (ebd.). Sie hielt ihren Brief dann aber noch bis zum 6. Januar zuru¨ck, ehe sie ihn nach Jena schickte: „6 ten Noch einen guten Morgen setz ich hinzu und einen Gruß vom Goethe er gedenckt bald nach Jena zu kommen.“ (Ebd.) Diesem Brief zufolge wurde das Treffen mit dem Ehepaar Herder von Goethe nicht erst fu¨r den 6. Januar, sondern bereits fu¨r den 5. Januar arrangiert. Brief Nr 3, mit dem Goethe den vorher von Charlotte von Stein erhaltenen Brief Imhoffs an Knebel zuru¨ckschickt, wa¨re demzufolge ebenfalls am 5. Januar geschrieben worden, wozu auch die nachdru¨cklich ausgesprochene Aufforderung Goethes passt, doch zu dem gemeinsamen Abend mit Herders zu kommen. Die
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Datumsangabe im vorliegenden Brief wa¨re danach ein Schreibversehen Goethes und auf den 5. Januar zu korrigieren, was auch eine Datierung des Briefes Nr 3 auf den 5. Januar nach sich zo¨ge. Diese Auffassung vertrat im Gegensatz zu allen anderen Herausgebern von Goethes Briefen an Charlotte von Stein nur Petersen (vgl. Petersen, Goethe-Stein 2 I, 155 und 2 II, 661 f.). Bleibt man hingegen bei der von Goethe angegebenen Datierung 6. Januar, so lassen sich die Zusammenha¨nge nur dann sinnvoll ordnen, wenn ein geplanter gemeinsamer Abend mit den Herders und Charlotte von Stein, dessen urspru¨nglicher Termin der 5. Januar gewesen war, kurzfristig abgesagt und von Goethe am Folgetag, dem 6. Januar, fu¨r den Abend neu verabredet wurde. Fu¨r diese Annahme spra¨che die Tatsache, dass am 5. Januar „Cour und Concert bey Durch‘. Herzogin Frau Mutter“ anberaumt war (FB 1785, S. 5), woran teilzunehmen fu¨r Charlotte von Stein als ehemalige Hofdame Anna Amalias sicherlich immer noch eine Verpflichtung war. Ein gemeinsamer Abend Goethes mit dem Ehepaar Herder wa¨re bei einer Teilnahme Charlotte von Steins an der „Cour“ unwahrscheinlich. Aus dieser insgesamt nicht ganz eindeutigen Lage heraus wird fu¨r beide Briefe (Nr 2 und Nr 3) der 5. oder 6. Januar 1785 als mo¨gliches Schreibdatum angenommen. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 1. – 1 Bl. 9,768(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „11“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 2), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 230. WA IV 7 (1891), 3, Nr 2041. BEI LAG E
Su¨sigkeit (3,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 3,8 Herders laden] Vgl. Datierung. Zu den gemeinsamen Abenden mit Herders Anfang 1785 vgl. auch zu 14,10. 3,8 laß ich dir’s sagen] Goethe hat am gleichen Tag auf den hier vorliegenden Brief noch einen weiteren folgen lassen, in dem er Charlotte von Stein noch einmal nachdru¨cklich zum Besuch bei ihm aufforderte (vgl. 3,10). Mo¨glicherweise lag dazwischen sogar noch ein weiterer, nicht u¨berlieferter Brief Goethes, in dem er, wie versprochen, Charlotte von Stein u¨ber die wahrscheinliche Zusage von Caroline und Johann Gottfried Herder fu¨r den Abend informierte, denn in Brief Nr 3 wird eine solche Zusage nicht explizit erwa¨hnt.
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BRIEFE 3/4
3,9 dein Fra¨ulein] Gemeint ist die 18-ja¨hrige Charlotte von Lengefeld aus Rudolstadt, die zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrem Schwager an den Weihnachtsfeiertagen 1784 zu Besuch bei Charlotte von Stein war, wo sie nach der Abreise ihrer Familie am 1. Januar 1785 noch weiter blieb (vgl. zu 5,2). 3. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 5. oder 6. Januar 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Vgl. Datierung zu Nr 2. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 7. – 1 Bl. 18,3610,6 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „26.“; Rs. unten Mitte rote Siegelreste; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1783.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 18), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 353. WA IV 7 (1891), 3, Nr 2042. BEI LAG E
Brief Carl von Imhoffs an Carl Ludwig von Knebel, 5. Dezember 1784, nicht u¨berliefert (vgl. zu 3,10–11). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 3,10 Du musst ia kommen] Gemeint ist das geplante abendliche Treffen mit Caroline und Johann Gottfried Herder bei Goethe, zu dem dieser eingeladen hatte (vgl. zu 3,8). 3,10–11 der Brief] Der nicht u¨berlieferte Brief von Carl von Imhoff an Carl Ludwig von Knebel vom 5. Dezember 1784 aus London (vgl. Datierung zu Nr 2). 3,11 n i c h t E n g l i s c h G e l d ] Carl von Imhoff und seine Frau Louise, eine ju¨ngere Schwester Charlotte von Steins, waren Ende November 1784 zu einer Reise nach London aufgebrochen, die zur Lo¨sung der finanziellen Probleme der verschuldeten Familie fu¨hren sollte (vgl. die folgende Erla¨uterung). In seinem Brief an Knebel vom 5. Dezember 1784 hatte Imhoff vermutlich u¨ber die ersten Erfahrungen nach der Ankunft in London berichtet. Die Schwierigkeiten der Finanzierung des Aufenthalts waren schon in Imhoffs Brief an Knebel vom 1. November, in dem Imhoff die London-Reise angeku¨ndigt und Knebel zum Mitkommen zu u¨berreden versucht hatte, ein zentrales Thema gewesen: „Wan Sie Geld mit nehmen
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wollen, so lassen Sie es lieber an mich in Nurenberg durch Merkel, oder Scheidlin, oder die Bethman in Frankfurth bezahlen, und ich gebe es Ihnen in London wieder, oder Anweisung an meine Bankers Das Geld ist zur Last wan man mehr hat als man braucht und ich nehme dan Ihres zur Reiße, und lasse meines wo es ist.“ (H: GSA 54/180, Bl. 110.) 3,12 eine Gesellschafft] Imhoff versuchte, mit seiner fru¨heren Frau, der jetzt in London lebenden und mit dem englischen Generalgouverneur von Ostindien, Warren Hastings, verheirateten Marianne Hastings geb. Chapusset, in Kontakt zu kommen, um eine Apanage oder eine andere Art von Geldleistung von ihr zu erhalten. Imhoffs vorrangiges Ziel war es, sich einen Anteil von den ja¨hrlichen Zuwendungen an Mariannes Mutter in Ho¨he von 10000 Talern zu sichern. Die Verbindung stellte Louise von Imhoff her, die bald Zugang zum Haus der Hastings erhielt, dort das luxurio¨se Leben einer der ersten Familien des Landes kennen lernte und in Kontakt zu weiteren Mitgliedern der Londoner Oberschicht treten konnte (vgl. auch zu 6,1). So berichtet Imhoff in seinem Brief an Knebel vom 18. Januar 1785: „Meine Frau Æ:::æ war heute zum 4ten mahl bey Mrs Hastings, um sie in ihrer Pracht zu sehen, denn heute ist der Geburts Tag der Ko¨nigin Sie war mit Amalgen da, deren Pracht aber kann sie mir nicht beschreiben Æ:::æ Mrs Hastings macht Ein u¨bertrieben Staath Æ:::æ ich glaube ich habe schon fu¨r 1000 rh‘. gekauft, und ich weis noch nicht was ich habe.“ (H: GSA 54/180, Bl. 114.) 4. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 6. Æ Januaræ 1785 ! Æ Jenaæ
DAT I ERUNG
Dass die Angabe Dez. (5,32) auf einem wohl durch den Jahreswechsel motivierten Irrtum beruht, ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes: Der 6,1 erwa¨hnte Brief Carl von Imhoffs vom 5. Dezember 1784 war erst am 3. Januar 1785 bei Knebel eingetroffen: „Von Imhof, London 5. Xbr. Antworten Imhof nach London Æ:::æ“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 2). Am folgenden Tag schickte er den Brief Imhoffs an Charlotte von Stein („An Frau v. Stein, nebst Imhofs Brief“; ebd.), die ihn an Goethe weiterreichte, worauf auch die Erwa¨hnung im Brief an Charlotte von Stein vom 5. oder 6. Januar 1785 (Nr 3) hindeutet (vgl. zu 3,10–11). Knebel erhielt den Brief Imhoffs mit Charlotte von Steins Antwort vom 5. und 6. Januar 1785 wahrscheinlich am 8. Januar zuru¨ck (vgl. Datierung zu Nr 2; Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3: „Brief von Frau v. Stein.“). y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 62–63.
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BRIEF 4
– Doppelblatt 18,6627,4 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 zwischen Semmler und sich (5,20) von fremder Hd, Bleistift „hat“ u¨ber der Zeile erga¨nzt. – In einem 6,5(–8,5) cm starken Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,5629 cm). Auf dem vorderen Deckel des Konvoluts das Wappen der ko¨niglich preußischen Bibliothek. Auf dem Ru¨cken des Konvoluts oben in Goldpra¨gung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“; unten ein rotes Lederschildchen mit der Signatur: „Ms. Germ. Quart. 521.“. Auf der Innenseite des vorderen Deckels mit Tinte: „Acc. 3083.“, auf dem Vorsatzblatt oben ebenfalls mit Tinte: „Ms. Germ. 4 " . 521.“ Kein Titelblatt. 22 eingebundene (nicht paginierte) starke Zwischenbla¨tter mit Jahreszahlen. 485 Bla¨tter; Paginierung oben rechts mit Bleistift, oben links Nummerierung meist mit Bleistift nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. E). Bla¨tter einzeln auf Falz geklebt; Papier mu¨rbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert. Wasserscha¨den, besonders in den Jahrga¨ngen 1828– 1830. Siegel auf den Adress-Seiten oft dreieckig ausgeschnitten, Ausschnitt meist unter der Adresse aufgeklebt. Nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift in Tinte: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Go¨the und Knebel Ævgl. Eæ, Bd 2. Leipz. 1851. 8 " ; und No. 5–14, ungedruckte“. Auf der Innenseite des hinteren Deckels mit Bleistift: „482 gez Bll. / 485 gez Bll; dazu Bll. 441a u. 449 a“. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 58–60, Nr 54. WA IV 7 (1891), 1 f., Nr 2040. BEI LAG E
Erster Teil von Knebels Sallust-ybersetzung (vgl. zu 5,9). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 17. Dezember 1784 (vgl. Knebel, Tgb. 1784, Bl. 102). – Der Antwortbrief vom 12. Januar 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3). Seit ihren ersten Begegnungen in Frankfurt a. M. und Mainz im Dezember 1774 blieben Goethe und der damals als Prinzenerzieher am Weimarer Hof ta¨tige Carl Ludwig von Knebel (1744–1834) in Verbindung. Nach Goethes Ankunft in Weimar im November 1775 entwickelte sich rasch ein enges Freundschaftsverha¨ltnis (vgl. GB 2 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 175). Neben regelma¨ßigen gegenseitigen Besuchen – Knebel wohnte seit Sommer 1784 als Pensiona¨r des Herzogs in Jena – pflegten beide auch einen intensiven brieflichen Kontakt. Aus dem Zeitraum zwischen Januar 1785 bis zum Aufbruch Goethes zu seiner Italienreise Anfang September 1786 sind 19 Briefe Goethes an Knebel u¨berliefert. Die Gegenbriefe Knebels sind nicht erhalten. Da sich aber nach den Angaben in Knebels Tagebuch fu¨r diesen Zeitraum mindestens 30 Briefe an Goethe nachweisen lassen, ist zu vermuten, dass auch Goethe in dieser Zeit mehr als nur 19 Briefe an
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Knebel geschrieben hat. Goethe und Knebel tauschten sich nahezu u¨ber alle sie interessierenden Themen und perso¨nliche Angelegenheiten aus. Das enge Beziehungsgeflecht zur Welt des Weimarer Hofes und die Verbindung zu Perso¨nlichkeiten der Jenaer Universita¨t spielten dabei eine ebenso große Rolle wie der Austausch u¨ber Fragen von Kunst und Literatur. Daru¨ber hinaus bemu¨hte sich Goethe, Knebel auch an seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten teilhaben zu lassen, und versuchte, ihn besonders an die Gebiete der Mineralogie und Botanik heranzufu¨hren. Wa¨hrend Knebels Reise nach Bayern und Tirol im Anschluss an einen gemeinsamen Aufenthalt in Karlsbad vom August 1785 bis Februar 1786 bat Goethe immer wieder um Berichte des Freundes u¨ber dessen Reiseerlebnisse. 3,16 mo¨gen sie auch meine Freunde gelten] Wahrscheinlich bewusst gewa¨hlte Akkusativkonstruktion in der Valenz von gelten, hier im Sinne von ,fu¨r jemanden Geltung haben‘. 5,1 uns zu dir hinu¨bergelockt] Nach Jena. Es hatte Mitte Dezember und am ersten Weihnachtsfeiertag 1784 kra¨ftig geschneit (vgl. Knebel, Tgb. [14., 25. Dezember] 1784, Bl. 102, 104). In einem Brief vom 26. Dezember hatte Goethe Herzog Carl August schon von Pla¨nen zu einer Schlittenfahrt berichtet, die wahrscheinlich mit den Weimarer Ga¨sten Elisabeth von der Recke und Sophie Becker unternommen werden sollte (vgl. WA IV 6, 419). 5,2 Gaste von Rudolstadt] Louise von Lengefeld, eine Freundin Charlotte von Steins, war mit ihren To¨chtern Charlotte von Lengefeld und Caroline von Beulwitz sowie ihrem Schwiegersohn Friedrich von Beulwitz wahrscheinlich am 25. oder 26. Dezember 1784 aus Rudolstadt zu Besuch nach Weimar gekommen (vgl. Charlotte von Stein an Knebel, 26. Dezember 1784 und 1. Januar 1785; H: GSA 54/274,1, Bl. 38). Bis auf Charlotte von Lengefeld reisten die anderen Familienmitglieder am 1. Januar 1785 wieder ab: „Heute sind meine Ga¨ste fort Æ:::æ“ (ebd.). 5,3 Fr. v. Reck] Die Schriftstellerin Elisabeth von der Recke befand sich seit Juli 1784 mit ihrer livla¨ndischen Freundin Sophie Becker auf einer Reise durch Deutschland. Seit dem 12. Dezember 1784 hielten sie sich in Weimar auf (vgl. FB 1784, S. 309). 5,3–4 Diese sonderbare Frau ist auch wieder weg.] Elisabeth von der Recke war am 4. Januar 1785 wieder von Weimar abgereist (vgl. Vor hundert Jahren, 91). Goethe hatte versucht, ihr gegenu¨ber auf Distanz zu bleiben (vgl. Brief an Herzog Carl August, 26. Dezember 1784; WA IV 6, 418 f.; ebenso an Charlotte von Stein, 28. Dezember 1784; WA IV 6, 421). Er hatte sie wa¨hrend ihres fast vierwo¨chigen Aufenthaltes in Weimar nur zweimal getroffen, am 29. Dezember 1784 und am 2. Januar 1785 (vgl. Vor hundert Jahren, 88 und 90). Die scho¨ne und gebildete 28-ja¨hrige Elisabeth von der Recke, die den Umgang mit der ho¨fischen Gesellschaft ebenso suchte wie den mit beru¨hmten Ku¨nstlern und Geistesgro¨ßen, war offensichtlich nicht frei von Galanterie bedeutenden Ma¨nnern gegen-
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u¨ber. In seinem Brief an Herzog Carl August vom 26. Dezember 1784 berichtet Goethe u¨ber sie: Die Aufmercksamkeit unsers Publici wird ietzo durch Frau von Reck bescha¨fftigt, die Urtheile sind verschieden nach Verschiedenheit der Standpunckte woraus dieser scho¨ne Gegenstand der auch verschiedene Seiten haben mag betrachtet wird. Ich kann gar nichts von ihr sagen denn ich habe sie nur ein einzigmal gesehn. Jederman behauptet aber Sie wu¨rden nach Ihrer Zuru¨ckkunft der Dame die Cour machen (um mich dieses trivialen Ausdrucks zu bedienen) und die Dame wu¨rde nicht abgeneigt seyn galantfu¨rstliche Gesinnungen zu erwiedern. Denn ob sie gleich ein Muster der Tugend und (ohngeachtet einer manchmal seltsam scheinenden Bekleidung, durch welche selbst Wieland zu viel vom Nackten gewahr wird) ein Muster der Erbarkeit ist; so hat sie doch gestanden daß ihr Herz ihr schon einigemal Streiche gespielt habe, und daß sie eine besondere Freundinn und Verehrerinn von Fu¨rsten sey die ihre Menschheit nicht ausgezogen haben. (WA IV 6, 418 f.) In a¨hnlicher Weise a¨ußerte sich auch Johann Gottfried Herder: „Die Recke ist gemein Gut: eine geistige lupa, die sich mit allen beru¨hmten Ma¨nnern in Freundschaft bela¨uft u. von nichts in der Welt was fu¨hlet.“ (Herder an Knebel, 15. Dezember 1784; HB 5, 85.) 5,9 deine Ubersetzung] Knebel hatte Ende 1784 begonnen, das Werk des ro¨mischen Historikers Sallust zu u¨bersetzen, und sich dabei zuerst dessen Schrift „De coniuratione Catilinae“ (um 40 v. Chr.; Die Verschwo¨rung Catilinas) angenommen. Den ersten Bogen der ybersetzung schickte er am 14. Dezember 1784 an Johann Gottfried Herder (vgl. Von und an Herder 3, 15). Herder gab sie bis spa¨testens 19. Dezember an Goethe weiter (vgl. Herder an Knebel, 19. Dezember 1784; HB 5, 87), der sie auch Charlotte von Stein zeigte (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 29. Dezember 1784; WA IV 6, 421). 5,9 zu¨ruck] Wahrscheinlich versehentlich fu¨r ,zuru¨ck‘. In den fru¨hen Briefen Goethes sind ha¨ufig auch wechselnde Umlautschreibungen in der orthographischen Konvention des 17. und 18. Jahrhunderts zu beobachten. 5,10 daß du wenigstens den Catilina vollendest] Knebel setzte seine Sallustybersetzung zwar noch fort (vgl. Knebel an Herder, 1. April 1785; Von und an Herder 3, 20), stellte sie aber nie fertig. Ein Fragment seiner ybersetzung befindet sich im GSA (H: 54/34). 5,12 einige Besuche] Der Weimarer Kammerherr Carl Friedrich Sigismund von Seckendorff hatte am 27. und 28. Dezember 1784 seinen Abschiedsbesuch bei Knebel in Jena gemacht, bevor er im Februar 1785 preußischer Gesandter in Ansbach wurde. Am 28. Dezember war auch der Kammerherr der Herzoginmutter Anna Amalia, Friedrich Hildebrand von Einsiedel, aus Weimar nach Jena gekommen (vgl. Knebel, Tgb. [27. und 28. Dezember] 1784, Bl. 104). 5,13 Schreibe mir doch manchmal] Goethes letzter Brief an Knebel stammte vom 15. Dezember 1784 (vgl. WA IV 6, 407 f.). Knebel hatte am 17. Dezem-
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ber geantwortet (vgl. Knebel, Tgb. 1784, Bl. 102). Der Kontakt war also seit drei Wochen unterbrochen. Bis Ende Februar schrieb Knebel Goethe fu¨nf Mal, am 7. und 12. Januar sowie am 15., 17. und 22. Februar (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3 und Bl. 8–9). 5,14 Diese Tage war es mir unmo¨glich.] In den Tagen vor und nach Weihnachten 1784 sowie Anfang 1785 war Goethe durch viele Konsiliumssitzungen stark in Anspruch genommen (vgl. AS 1 I, LXXVII f.). 5,15 Ru¨ckst du in der Mineralogie vor] Seit Oktober 1784 versuchte Goethe neuerlich, Knebel das Studium der Mineralogie nahezubringen: Knebel Æ:::æ soll mit dem Mineralgeist getauft werden. (Brief an Jacobi, 18. Oktober 1786; WA IV 6, 369.) Anfangs war dessen Interesse nur ma¨ßig: Æ:::æ das Steinreich lockt ihn nicht, er ist ein Freund des Menschlichen Wesens Æ:::æ (Brief an Charlotte von Stein, 26. Oktober 1784; ebd., 376). Allma¨hlich fand er aber immer besseren Zugang. Goethe wollte Knebel so den Einstieg in eine Bescha¨ftigung mit der Naturlehre und Naturforschung insgesamt ero¨ffnen. An Herzog Carl August schrieb er am 26. November 1784 daru¨ber: Bey Knebeln bin ich einigemale gewesen, er findet sich nach und nach in die Einsamkeit und in die Naturlehre. Diese Wissenschafft hoffe ich soll ihm von grosem Nutzen seyn sie ist sicher, wahr, manichfaltig, lebendig; Æ:::æ immer ist sie befriedigend und bleibt doch immer unendlich, der Beobachter und Dencker, der ruhige und strebende ieder findet seine Nahrung. Im Anfange kam sie ihm fremd vor da er nur an Dichtkunst und Geisteswesen gewo¨hnt war, ietzt aber wird ihm nach und nach der Sinn aufgeschlossen mit dem man die alte Mutter verehren muß. (WA IV 6, 398.) 5,16 seit meinem letzten Ilmenauer Aufenthalt] Vom 4. bis 15. Oktober 1784 hatte sich Goethe in Bergwerksangelegenheiten in Ilmenau aufgehalten. Solche Reisen nutzte er immer auch zum Sammeln von Gesteinen. 5,17 wenn ich wieder dran komme] Erst auf der na¨chsten Reise nach Ilmenau vom 2. bis 16. Juni 1785, an der auch Knebel teilnahm, konnte sich Goethe wieder mineralogischen Studien und entsprechender Sammelta¨tigkeit widmen (vgl. 63,20–21). Im Mai 1785 erhielt Goethe von Philipp Engel Klipstein eine Gesteins- und Mineraliensammlung aus Hessen-Darmstadt (vgl. zu 59,8). 5,18–19 In den andern Theilen der Naturlehre Æ:::æ zweyten Theile.] Im Mai 1784 war im Verlag von Johann Friedrich Hartknoch in Riga und Leipzig der 1. Teil von Johann Gottfried Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ erschienen. Den 2. Teil wollte Herder zur Ostermesse 1785 erscheinen lassen. Durch ha¨ufige Krankheiten zuru¨ckgeworfen, arbeitete er Ende 1784 und Anfang 1785 intensiv an der Fertigstellung des Manuskripts (vgl. Goethe an Knebel, 15. Dezember 1784; WA IV 6, 408), das Mitte Februar 1785 weitgehend abgeschlossen war (vgl. Herder an Hartknoch, 14. Februar 1785; HB 5, 107). Goethe begleitete die Entstehung des Werks kritisch. Von Anfang an
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sprach er mit Herder einzelne Textpassagen durch und diskutierte vor allem erdgeschichtliche und anthropologische Fragen (vgl. Suphan 14, 694–704). Noch im Druckprozess nahm Herder Korrekturen vor, die zum Teil auf den Gedankenaustausch mit Goethe zuru¨ckgingen (vgl. Herder an Hamann, 23. April 1785; HB 5, 121). Auf naturkundlichem Gebiet bescha¨ftigte sich Goethe Ende 1784/Anfang 1785 besonders mit anatomisch-osteologischen Studien (Zwischenkieferknochenaufsatz) sowie mit Geognosie, u. a. mit dem Theorienstreit zur Erdentstehung. Das Buch Herders erschien Ende Juni 1785. 5,20 Der alte Semmler sich auch in dieses Fach gewendet] Versehentlich fu¨r: der alte Semler ,hat‘ sich Æ:::æ. – Der fast 60-ja¨hrige in Halle wirkende evangelische Theologieprofessor und Kirchenhistoriker Johann Salomo Semler bescha¨ftigte sich seit Anfang der 1780er Jahre von einem physikotheologischen Ansatz her auch mit naturgeschichtlichen Themen, vor allem auf den Gebieten der spa¨teren Biologie (Entomologie) und der spa¨teren Chemie. 5,23–24 Proselyten] (In Glaubens- und Religionsfragen) Neubekehrte (griech. pqorgŁktso|: Hinzugekommener, Anko¨mmling). 5,25–26 N a c h l e s e z u r B o n n e t s c h e n I n s e c k t o l o g i e ] D. Johann Salomo Semlers Nachlese zur Bonnetischen Insektologie. 1. Stu¨ck. Nebst Anzeige einiger neuen Beobachtungen. Halle 1783. – Semler fu¨hrte dieses Werk nicht weiter. Das Buch befindet sich im Bestand von Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 733, Nr 5112). Schon ein Jahr zuvor war Semler mit ersten insektologischen Studien hervorgetreten: „Versuch eines Diariums u¨ber Oekonomie mancher Insecten im Winter“ (Halle 1782). 5,26–27 in seinen a¨ltern Schrifften] Semler, der als Hauptvertreter einer rationalistisch aufkla¨rerischen Theologie galt, vollzog in den 1780er Jahren einen Positionswechsel von einer historisierenden zu einer wieder sta¨rker orthodox-dogmatischen Ausrichtung. Zu den fru¨hen Hauptwerken Semlers, der sich vor allem in der historisch-kritischen Bibelexegese und Dogmenkritik einen Namen gemacht hatte, za¨hlen: „Vorbereitung zur theologischen Hermeneutik, zur weiterer Befo¨rderung des Fleisses angehender Gottesgelehrten“ (4 Tle. Halle 1760–1769), „Abhandlung von freier Untersuchung des Canon“ (4 Tle. Halle 1771–1775), „Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte des neuen Testaments“ (3 Bde. Halle 1773–1778). 5,28–29 Da mich der Frost Æ:::æ das Thauwetter.] Nach dem Schneefall zu Weihnachten hatte sich zum Jahreswechsel trockenes und kaltes Wetter durchgesetzt (vgl. Knebel, Tgb. [29.–31. Dezember] 1784, Bl. 106). Am 4. und 5. Januar 1785 begann es zu tauen (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 2). Goethe kam am 8. Januar fu¨r zwei Tage nach Jena (vgl. ebd., Bl. 3). 5,30 Hofr. Loder und Bu¨ttner] Hofrat Justus Christian Loder war seit 1778 Professor fu¨r Medizin, Anatomie und Chirurgie an der Universita¨t Jena und enger Vertrauter Goethes bei dessen Anatomiestudien. Christian Wilhelm Bu¨ttner, ehe-
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maliger Professor fu¨r Natur- und Sprachkunde in Go¨ttingen, lebte seit 1783 in Jena und erhielt gegen die yberlassung seiner umfangreichen wissenschaftlichen Bibliothek eine Leibrente von Herzog Carl August (vgl. auch zu 35,20). Goethe pflegte perso¨nlichen Umgang mit Bu¨ttner und lieh sich oft Bu¨cher bei ihm aus. Knebel, Loder und Bu¨ttner wohnten im Jenaer Alten Schloss, einer gotischen Wasserburg, die die Nordostecke der mittelalterlichen Stadtbefestigung bildete (Schlossgasse) und von 1672 bis 1690 auch als Residenz der Herzo¨ge von Sachsen-Jena gedient hatte. 1905 wurde das Schloss fu¨r den Neubau des Universita¨tshauptgeba¨udes abgerissen. 5,31 Der Herzog macht noch nicht Miene zu kommen.] Carl August befand sich seit Anfang Oktober 1784 auf einer diplomatischen Reise in Su¨dwestdeutschland und der Schweiz vor allem in Angelegenheit des geplanten Fu¨rstenbundes (vgl. zu 77,7; 85,2). Auf der Ru¨ckreise hielt er sich seit Anfang Dezember am landgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt auf. Das Datum seiner Ru¨ckkunft stand noch nicht fest, obwohl dringende Regierungsgescha¨fte seine Anwesenheit in Weimar erforderten. Er kehrte schließlich am 11. Januar 1785 zuru¨ck: „Heute Abend nach 5. Uhr kahmen Durch‘ Herzog nach Ihrer 3. Monat‘. Reiße wiederum gesund und wohl hier an!“ (FB 1785, S. 10.) 5,32 Dez.] Versehentlich fu¨r ,Januar‘ (vgl. Datierung). 6,1 Imhofs Brief] Gemeint ist ein nicht u¨berlieferter Brief des im fra¨nkischen Mo¨rlach ansa¨ssigen ehemaligen britischen Offiziers Carl von Imhoff an Knebel vom 5. Dezember 1784 aus London (vgl. Datierung). Imhoff, der sich in finanziellen Schwierigkeiten befand, erhoffte sich Unterstu¨tzung von Knebel bei geplanten Unterhandlungen mit seiner ersten Frau, Marianne, die inzwischen mit dem englischen Generalgouverneur von Ostindien, Warren Hastings, verheiratet war und in London lebte. Eine entscheidende Vermittlerrolle war dabei Louise von Imhoff, der zweiten Frau Carl von Imhoffs und Schwester Charlotte von Steins, zugedacht (vgl. zu 3,12). Knebel war Louise von Imhoff freundschaftlich zugetan. 6,2 Englische Flosfedern] Flosfedern: Fischflossen, in bildlicher Ableitung von Vogelflu¨geln (vgl. GWb 3, 766). Vermutlich eine Metapher fu¨r (englisches) Geld, an dem es den Imhoffs in London weitgehend mangelte (vgl. zu 3,11). 6,3 Schicke mir doch Gerhardts Mineralogie zuru¨ck.] Carl Abraham Gerhard: Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. 2 Tle. Berlin 1781–1782. – Mo¨glicherweise hat Knebel das Buch schon mit seinem bereits vor dem Empfang des vorliegenden Briefes am 7. Januar geschriebenen Brief an Goethe zuru¨ckgesandt: „An Go¨the Æ:::æ“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3). Goethe hatte es Knebel vermutlich im Zusammenhang mit dessen neu aufgenommenen Studien der Mineralogie geliehen (vgl. zu 5,15). – Zu Goethes Bescha¨ftigung mit dem Werk vgl. auch seinen Text „Granit und Generalia“ (LA II 7, 142–147).
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5. An Charlotte von Stein
BRIEFE 5/6
ÆWeimar, 6. oder 7. Januar 1785?æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom Æ5.æ oder 6. Januar (Nr 2) und vom 11. Januar 1785 (Nr 10) eingeordnet. Inhaltlich weist er kaum Anhaltspunkte fu¨r eine genaue Datierung auf. Lediglich Goethes Hinweis auf das offensichtlich gute Wetter (vgl. 6,5) bietet im Zusammenhang mit der Einordnung im Briefkonvolut etwas Orientierung. Im Januar 1785 herrschte weitgehend freundliches Winterwetter. Fu¨r die Zeitra¨ume vom 6. bis 8., vom 10. bis 13. und vom 17. bis 28. Januar vermerkt Knebel in seinem Tagebuch ausdru¨cklich scho¨ne, sonnige Tage (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3–6). Da die Einordnung des Briefes im Konvolut eher auf ein fru¨hes Datum im Januar als auf ein spa¨tes hindeutet und sich Goethe vom 8. bis 10. Januar in Jena aufhielt (vgl. ebd., Bl. 3), ist zu vermuten, dass der Brief wahrscheinlich schon am 6. oder 7. Januar 1785 geschrieben worden ist. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 2. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „7“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Bleistift: „1784“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 4), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 174. WA IV 7 (1891), 281 f., Nr 2448. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 6,4 Gegen zwo¨lfe hohle ich dich ab] Die Mittagszeit war meist fu¨r ein paar Stunden frei von dienstlichen Verpflichtungen (vgl. auch 78,23–24; 149,15–16; 188,17). 6. An Samuel Thomas Soemmerring DAT I ERUNG
Weimar, 7. Januar Æ1785æ ! ÆMainzæ
Der Brief wurde am 7. Januar 1785 geschrieben. In der Jahresangabe u¨bernahm Goethe wie mehrfach am Jahreswechsel versehentlich die Zahl des Vorjahrs. Das Jahr ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes, so der Erwa¨hnung des Ende 1784
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fertiggestellten Zwischenkieferknochenaufsatzes von Goethe und anderem (vgl. zu 6,8–9; zu 6,13; zu 6,16; zu 7,6; zu 7,8). y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 5007. – 1 Bl. 18,5627,5(–27,8) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: So¨mmerrings Leben (1844), 3, Nr 1. WA IV 7 (1891), 3 f., Nr 2043 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief Soemmerrings wahrscheinlich von Ende Januar oder Anfang Februar 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 15,21–22). Den Anatomen und Physiologen Samuel Thomas Soemmerring (1755–1830) hatte Goethe wa¨hrend eines Aufenthaltes in Kassel Ende September/Anfang Oktober 1783 kennen gelernt, wo Soemmerring als Professor fu¨r Anatomie ta¨tig war. Die Beziehung mit dem spa¨ter in Mainz, Frankfurt a. M. und Mu¨nchen wirkenden fu¨hrenden deutschen Anatomen blieb bis 1828 bestehen. In den ersten Jahren ihrer Bekanntschaft zwischen 1783 und 1786 bildeten vergleichende Anatomie und Osteologie die Schwerpunkte des Briefwechsels. Goethe, dessen Interesse an anatomischen Forschungen in dieser Zeit besonders stark war, erhoffte sich vor allem Unterstu¨tzung fu¨r seine vergleichenden Studien zum Zwischenkieferknochen und die dabei gemachte Entdeckung eines solchen auch beim Menschen. Soemmerrings Ablehnung von Goethes These fu¨hrte Anfang 1785 zu Irritationen und voru¨bergehend fast zum Erliegen der Korrespondenz. Aus dem Jahr 1785 sind lediglich drei Briefe Goethes bekannt (Nr 6, 39, EB 6), aus dem Jahr 1786 nur zwei (Nr 331, 349). Soemmerrings Briefe aus dieser Zeit sind nicht u¨berliefert, es du¨rften aber kaum mehr als die goetheschen gewesen sein. Erst ab 1791 setzte wieder ein kontinuierlicher Briefwechsel ein, wobei versta¨rkt Fragen der Optik und Farbenlehre ins Zentrum des Gedankenaustauschs ru¨ckten. – Zum Briefwechsel insgesamt vgl. Hermann Bra¨uning-Oktavio: Vom Zwischenkieferknochen zur Idee des Typus. Goethe als Naturforscher in den Jahren 1780–1786. In: Nova Acta Leopoldina. N. F. Bd 18. Nr 16. Leipzig 1956; Manfred Wenzel: Goethe und Soemmerring. Briefwechsel 1784–1828 (Soemmerring-Forschungen, Bd V). Stuttgart, New York 1988. 6,8 Kriegsrath Merck] yber Johann Heinrich Merck, der ebenfalls mit Soemmerring in wissenschaftlichem Austausch stand, vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 28. Den Titel Kriegsrat hatte Merck 1774 verliehen bekommen. 6,8–9 kleinen Osteologischen Versuch zugeschickt] Goethes Aufsatz „Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den u¨brigen Thieren gemein sey“. Goethe hatte die in Halbleder gebundene Prachthandschrift der Abhandlung, erga¨nzt durch eine la-
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teinische ybersetzung und Zeichnungen zum Zwischenkieferknochen, unmittelbar nach ihrer Fertigstellung am 19. Dezember 1784 an Merck zur Weiterleitung an den holla¨ndischen Anatomen Pieter Camper geschickt (vgl. WA VI 6, 409 f.). Zudem hatte er Merck beauftragt, sie vorher noch Samuel Thomas Soemmerring in Mainz vorzulegen (vgl. ebd., 410). Merck gab die Schrift am 15. Januar 1785 an Soemmerring weiter (vgl. Merck an Soemmerring, 15. Januar 1785; Soemmerring, Werke 19.1, 99 und zu 15,21–22). – Das Originalexemplar der Prachthandschrift ist heute im Besitz des GSA (H: 26/LVI,1, yF 350; vgl. auch Erla¨uterungen dazu in: LA II 9A, 470–492). 6,9 Ihr Urtheil] Goethe erhoffte sich von Soemmerring wissenschaftliche Anerkennung fu¨r seine Hauptthese, dass auch der Mensch einen Zwischenkieferknochen besitzt. Soemmerrings Urteil hatte nicht nur deshalb Gewicht, weil er als einer der fu¨hrenden Experten auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie galt, sondern auch selbst Untersuchungen zum Zwischenkieferknochen durchgefu¨hrt hatte (vgl. zu 25,11). Der Brief Soemmerrings an Goethe von Ende Januar oder Anfang Februar 1785 mit seinem Urteil ist nicht u¨berliefert. In seiner Einscha¨tzung du¨rfte er eher zuru¨ckhaltend und in Bezug auf die Hauptthese bei einer grundsa¨tzlichen Ablehnung geblieben sein. Wie Soemmerrings Argumentation angelegt gewesen sein mag, zeigt sein Brief an Merck vom 27. Januar 1785, mit dem er Goethes Aufsatz zuru¨cksandte: „Hier ist Goethes in manchem Betracht sehr artiger Aufsatz. Die Hauptidee hatte schon Blumenbach. Im § der sich anfa¨ngt ,Es wird also kein Zweifel‘ – sagt er ,da die u¨brigen ÆGrenzenæ verwachsen‘, schade nur daß d i e s e n i e m a l s d a g e w e s e n . Ich habe nun Kinnbacken von Embryonen von 3 Monathen biß zum Adulto vor mir, und an keinem ist jemals eine Grenze vorwa¨rts zu sehen gewesen. Æ:::æ Ja wenn die Natur als ein Schreiner mit Keil und Hammer arbeitete! – Es ist eine alte Theorie aus der man z. B. auch die Vestigia der Blutgefa¨ße aufm Scha¨del erkla¨rte, wogegen aber Albin sehr scho¨n geschrieben. und die Tabula Terminorum. – sieht sie nicht ein wenig schulfu¨chsig aus – Sie kostete ihm Schwu¨rigkeit. Freylich! Aber wozu nu¨zt sie –“ (Soemmerring, Werke, 19 I, 113). 6,13 Der Elephanten Scha¨del] Auf Goethes Bitte hatte ihm Soemmerring Anfang Juni 1784 einen im Naturalienkabinett des Kasseler Friderizianums (heute Naturkundemuseum Kassel) aufbewahrten Elefantenscha¨del leihweise zur Benutzung fu¨r seine anatomischen Studien u¨berlassen (vgl. Goethe an Charlotte von Stein, 7. Juni 1784; WA IV 6, 288; ebenso an Soemmerring, 9. Juni 1784; WA IV 6, 292 f.). Goethe untersuchte den Scha¨del vor allem in Hinblick auf den Zwischenkieferknochen sowie die Za¨hne und ließ ihn aus verschiedenen Perspektiven zeichnen (vgl. zu 6,16). Der Scha¨del dieses asiatischen Elefanten war fu¨r die Zwischenkieferknochenproblematik besonders interessant, weil es sich um ein Jungtier handelte, an dem alle Suturen (Knochenna¨hte) und Harmonien der Kieferknochen noch gut zu erkennen waren (vgl. Wenzel, Goethe-Elefant, 300; LA II 9A, 292 f.).
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6,13–14 in Cassel angelangt, ob gleich etwas spa¨ter] Den Kasseler Elefantenscha¨del hatte Goethe nicht, wie urspru¨nglich angeku¨ndigt, schon nach vier Wochen oder, wie im Juni versprochen, Anfang September 1784 zuru¨ckgeschickt, sondern erst Ende Oktober, nach Abschluss der Zeichenarbeiten durch Johann Christian Wilhelm Waitz (vgl. Goethe an Soemmerring, 14. Mai 1784 und 9. Juni 1784; WA IV 6, 277 f. und 292 f.). 6,14 durch Fuhrleute] Den Ru¨cktransport u¨bernahm ein eigens beauftragter Fuhrmann: Dem Fuhrmann f. d. Elefantenscha¨del. (GR/RB 1784, Bl. 63.) 6,16 von vier Seiten fu¨r Sie gezeichnet] Gemeint sind die vier Bla¨tter mit Tuschfederzeichnungen des Kasseler Elefantenscha¨dels von Johann Christian Wilhelm Waitz, an denen dieser zwischen Anfang August und Ende Oktober 1784 gearbeitet hatte und die urspru¨nglich auch fu¨r Goethes Aufsatz zum Zwischenkieferknochen vorgesehen waren. Goethe hatte durch Waitz jeweils eine Ansicht von vorn, hinten, von der Seite und von unten nach der so genannten Methode von Pieter Camper zeichnen lassen. Er schickte die Zeichnungen wahrscheinlich am 28. Ma¨rz 1785 an Soemmerring (vgl. Datierung zu Nr 107; EB 5). – Die Zeichnungen befinden sich heute im Archiv der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle a. S. (Ansicht von vorn, Ansicht von hinten; Sign.: Cb 4: 403a [1] 126) und in der Universita¨ts- und Landesbibliothek Halle (Ansicht von der Seite, Ansicht von unten; Nachlass Gu¨nther Schmid, Sign.: 1/E c/3). Goethe hatte sie gemeinsam mit anderen anatomischen Bla¨ttern von Waitz zum Zwischenkieferknochen und einigen Kupferstichplatten Ende 1822 der ,Leopoldina‘ geschenkt. Sie waren in der Kriegs- und Nachkriegszeit um 1945 aus ihrem urspru¨nglichen Standort, dem Archiv der Leopoldina, entfernt worden und wurden erst 1999 wiederaufgefunden. Die von den Zeichnungen angefertigten Kupferstiche wurden erstmals 1824 mit dem Aufsatz „Zur vergleichenden Osteologie, von Goethe, mit Zusaetzen und Bemerkungen von Dr. Ed. d’ Alton“ vero¨ffentlicht (in: Nova Acta Physico-Medica. Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae. Naturae Curiosorum. Vol. XII. Part. 1. Bonn 1824, S. 323–332, Tafel XXXIII und XXXIV; vgl. LA I 10 Tafel XIII und XIV). – Zur Sache vgl. auch LA II 10A, 966–971; Bra¨uning-Oktavio, Zwischenknochen, 301 f. und 308 f. 6,18 mit wenig Worten kommentiren] Die Zeichnungen blieben unkommentiert. Lediglich an einer Entwurfsskizze der Ansicht von vorn sind Bezeichnungen einzelner Knochenpartien vorgenommen worden (vgl. KSW, Direktion Museen, GNM, Inv.-Nr: GGz 1801; LA II 10A, 966). 6,21–22 die versprochnen Scha¨del] Nach dem Erhalt des Kasseler Elefantenscha¨dels hatte Goethe schon im August 1784 um weitere Scha¨delpra¨parate bei Soemmerring nachgesucht: Wollten Sie mir ein Verzeichniß der Scha¨del schicken, die Sie mir zum Vergleichen ko¨nnten zukommen lassen, so gescha¨he mir ein großer Gefallen. (Brief an Soemmerring, 5. August 1784; WA IV 6, 330.) Am 31. August 1784 schickte Soemmerring die gewu¨nschte Scha¨del-
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liste. Die Liste und der Begleitbrief sind nicht u¨berliefert. Goethe bedankte sich in einem Brief vom 16. September fu¨r die Zusendung und bat um yberlassung einiger Tierscha¨del: Wollten Sie mir von denen verzeichneten Ko¨pfen die Gu¨te haben folgende zu schicken, so wu¨rden Sie mir viel Vergnu¨gen machen. Wilde Katze, Lo¨we, junger Ba¨r, Incognitum, Ameisenba¨r, Kameel, Dromedar, Seelo¨we. (Ebd., 357.) Soemmerring u¨bersandte die Scha¨delpra¨parate aber erst im Fru¨hjahr oder Sommer 1785, nachdem Goethe seine Bitte noch mehrmals wiederholt hatte (vgl. WA IV 6, 411; 25,19–20; 40,5–6). Welche Scha¨del und Knochen Goethe im Einzelnen erhielt, ist nicht bekannt. 6,23–24 meine Mutter Æ:::æ Transport u¨bernehmen] Catharina Elisabeth Goethe wohnte damals noch am Großen Hirschgraben (heute Nr 19) in Frankfurt a. M. Soemmerring griff Goethes Vorschlag auf. Am 12. Januar 1785 erkundigte er sich bei Merck nach der Adresse von Goethes Mutter (vgl. Soemmerring, Werke 19.1, 95). Merck antwortete am 15. Januar (vgl. ebd., 99). 6,25 Myrmekophaga] Griech. ltqlgjouaŁco|: Ameisenba¨r. – Schon in seinem Brief an Soemmerring vom 5. August 1784 hatte Goethe bei der Bitte um Tierscha¨delpra¨parate auf das vom Myrmekophagen besonderen Wert gelegt (vgl. WA IV 6, 330) und immer wieder bei Soemmerring und bei Merck danach gefragt (vgl. Briefe an Merck, 6. August 1784 und 19. Dezember 1784; WA IV 6, 333 und 411; ebenso an Soemmerring, 16. September 1784; WA IV 6, 357; Merck an Soemmerring, 13. August 1784; Soemmerring, Werke 18, 562). 6,26 Blumenbach spricht ihr das os intermaxillare ab] Os intermaxillare: Lat.: Zwischenkieferknochen. – Das Interesse Goethes, gerade diese Tierart im Hinblick auf den Zwischenkieferknochen zu untersuchen, gru¨ndete sich vor allem auf die Tatsache, dass der Go¨ttinger Anatom Johann Friedrich Blumenbach, der den Zwischenkieferknochen schon 1776 in seiner Go¨ttinger Dissertation „De generis humani varietate nativa“ (yber die urspru¨ngliche Verschiedenheit des Menschengeschlechts) bei verschiedenen Sa¨ugetieren nachgewiesen hatte, ihn beim Ameisenba¨ren wie auch beim ausgewachsenen Menschen ostentativ leugnete (vgl. ebd., S. 33). 7,1–3 meine Beobachtungen Æ:::æ mittheilen.] Dies geschah nicht. Goethe stand zwar noch bis Mai 1785 sowohl mit Soemmerring, vor allem aber mit Merck in regem Austausch u¨ber diese Themen (vgl. Nr 39, EB 5 und Nr 28, 73, 84 sowie 107), weitere vergleichende Scha¨deluntersuchungen fu¨hrte er aber vermutlich nicht mehr durch. Seit Anfang 1785 widmete sich Goethe vor allem dem Mikroskopieren und wandte sich fu¨r die na¨chsten Jahre in erster Linie der Botanik zu (vgl. zu 39,20). Seine Schrift zum Zwischenkieferknochen vero¨ffentlichte er erst 1820 (Zur Naturwissenschaft u¨berhaupt, besonders zur Morphologie. Erfahrung, Betrachtung, Folgerung, durch Lebensereignisse verbunden. Von Goethe. Zur Morphologie. Bd 1. H. 2. Stuttgard, Tu¨bingen, S. 201–212; vgl. auch Bra¨uningOktavio, Zwischenkieferknochen, 65–128; Wenzel, Goethe-Elefant, 308–325).
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Deren Hauptthese, das Vorhandensein des Zwischenkieferknochens auch beim Menschen, wurde von den meisten Fachgelehrten abgelehnt. 7,6 in Ihrer neuen Lage] Soemmerring hatte sich im Mai 1784 auf eine Professorenstelle an der Universita¨t in Mainz beworben und war dort im September zum ordentlichen Professor fu¨r Anatomie und Physiologie ernannt worden. Im Oktober siedelte er nach Mainz u¨ber und nahm seine Lehrta¨tigkeit am 1. November auf (vgl. Aumu¨ller, 77–80). 7,8 Haben Sie Nachricht von Forster?] Der Naturforscher und Schriftsteller Johann Georg Adam Forster war ein enger Freund und Kollege Soemmerrings am Collegium Carolinum in Kassel gewesen. Er erhielt im Sommer 1784, kurz vor Soemmerrings Weggang nach Mainz, einen Ruf als Professor fu¨r Naturgeschichte an die Universita¨t Wilna (heute Vilnius, Litauen) und siedelte Mitte November 1784 dorthin u¨ber (vgl. Forster, Werke 12, 189). Forster und Soemmerring standen seitdem in engem brieflichen Kontakt. 7,9 1784] Versehentlich fu¨r ,1785‘. 7. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 5. und 8. Januar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom Æ5.æ oder 6. Januar (Nr 2) und vom 11. Januar 1785 (Nr 10) eingeordnet. Die Datierung folgt dieser Einordnung. Da sich Goethe vom 8. bis 10. Januar aber in Jena aufhielt (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3), ist die Niederschrift des Briefes noch auf den Zeitraum vor dem Jena-Besuch einzugrenzen. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 2. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 2/3 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „8“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „Jan. 1784“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 5), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 13. WA IV 7 (1891), 282, Nr 2449. BEI LAG EN
1) das Papier (vgl. zu 7,11). 2) Einfale (vgl. zu 7,11).
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BRIEFE 8/9
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 7,11 das Papier] Nicht ermittelt. 7,11 einen Einfale g a n z g a n z fu¨r dich allein] Nicht u¨berliefert. Dem Kontext nach ko¨nnte es sich um eine kleine poetische Arbeit, vielleicht nur einige Verse oder ein ganzes Gedicht, fu¨r Charlotte von Stein handeln. 8. An Charlotte von Stein
Æ Jena, 9. Januar 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief im Zeitraum von Goethes Reise nach Ilmenau vom 2. bis 16. Juni 1785 eingeordnet, und zwar zwischen die datierten Briefe vom 2. Juni (Nr 113) und vom 7. Juni 1785 (Nr 116). Die inhaltlichen Bezu¨ge im Text verweisen aber auf eine andere Datierung. Goethe war am 8. Januar 1785 nach Jena gereist und kehrte am 10. Januar zusammen mit Carl Ludwig von Knebel nach Weimar zuru¨ck. Auf halber Strecke kam es in Ko¨tschau zu einem Treffen mit einigen Freunden aus Weimar, unter denen sich auch Charlotte von Stein befand. Knebel berichtet daru¨ber in seinem Tagebuch: „Um 10. Uhr mit Go¨the nach Ketschau geritten. Schnee Sonnenschein u. scho¨n. Frau v. Stein, v. Schardt u. Herder da. Zu Mittag. Gegen 5. Uhr hier.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3.) Da Goethe schreibt, er werde Charlotte von Stein Morgen (7,15) sehen, stammt der vorliegende Brief vom 9. Januar 1785. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 33. – 1 Bl. 15,7616 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „77“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 87), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 254. WA IV 7 (1891), 5, Nr 2044. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 7,14 zu mir] Goethe war seit dem 8. Januar in Jena: „Go¨the kommt nach dem Essen. Spaziergang mit ihm. Abends im Concert.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3.) 7,15 Morgen sehn wir uns.] Am Tag von Goethes Ru¨ckreise aus Jena, dem 10. Januar, fand ein Treffen mit Caroline Herder, Charlotte von Stein und ihrer
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Mutter, Concordia Elisabetha von Schardt, oder ihrer Schwa¨gerin, Sophie von Schardt, in Ko¨tschau statt (vgl. Datierung). 7,15 Herders] Johann Gottfried Herder und seine Ehefrau Caroline waren damals eng mit Goethe und Charlotte von Stein befreundet. 7,15–16 Wir sind fleisich und ich bringe Æ:::æ Sachen mit.] Goethe nutzte seinen Aufenthalt in Jena zu naturhistorischen Studien, wahrscheinlich in erster Linie anatomisch-osteologischer Art in Fortsetzung seiner Arbeiten zum Zwischenkieferknochen. Fu¨r den 9. Januar vermerkt Knebel in seinem Tagebuch den gemeinsamen Aufenthalt im Naturalienkabinett der Universita¨t Jena sowie Treffen mit dem Naturforscher und Sprachkundler Christian Wilhelm Bu¨ttner sowie dem Medizin- und Anatomieprofessor Justus Christian Loder: „Mit Go¨the im Cabinet. Nachmittags Bu¨ttner, Æ:::æ Abends bei Loder“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 3). Wahrscheinlich brachte Goethe anatomische Pra¨parate aus der reichhaltigen Sammlung des Jenaer Naturalienkabinetts mit nach Weimar. 7,16 Knebel] Knebel, der auch zu Charlotte von Steins engsten Freunden geho¨rte, wohnte seit dem 30. August 1784 in einer Wohnung im Jenaer Alten Schloss (vgl. Knebel, Tgb. 1784, Bl. 70; zu 5,30). 7,17 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 7,17–18 Wenn du ihn in der Kutsche nach Ko¨tschau na¨hmst] Da Knebel in seinem Tagebucheintrag u¨ber das Treffen in Ko¨tschau die Anwesenheit Friedrich von Steins nicht erwa¨hnt, ist zu vermuten, dass Charlotte von Stein ihn nicht mitgenommen hatte (vgl. Datierung). – Ko¨tschau: Dorf auf halbem Weg zwischen Jena und Weimar. 7,18 Go¨tzen] Goethes Diener und Laufbursche Johann Georg Paul Go¨tze. 7,19 Steinen] Charlottes Ehemann, der herzogliche Oberstallmeister Ernst Josias von Stein. 9. An Johann Christian Kestner
Weimar, 11. Januar 1785 ! ÆHannoveræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,4, Bl. 12. – Doppelblatt 18,8(–19,2)6 27,8(–28) cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe und Werther (1854), 263 f., Nr 124 (ohne Beilage). WA IV 7 (1891), 5 f., Nr 2045 (ohne Beilage). BEI LAG E
Auskunftsersuchen u¨ber Maria Carolina Stieler, Beilage zum nicht u¨berlieferten Brief der Kapuziner vom St. Gotthard oder aus Mailand an Goethe (vgl. zu 8,8).
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BRIEF 9
Maria Carolina Stieler Tochter Johann Stielers Seiden-Ha¨ndlers in Hannover, der vor ungefa¨hr 20 Jahren Burgemeister der Stadt soll gewesen sein. Ihre Mutter Hieß Gertrude Rempa, sie hatte einen Bruder mit Nahmen Friederich, ist gegenwa¨rtig 33 bis 34 Jahr Alt und ist vor ihrem 15 tn Jahr mit einer Irrla¨ndischen Gra¨fin von ihrem Geburths Orte weggegangen. Mann wu¨nscht zu erfahren ob diese angegebene Umsta¨nde in der Wahrheit beruhen und u¨berhaupt wu¨rde jede Nachricht von ihr oder ihrer Familie Intereßant sein. Auch wu¨nscht man zu mehrerer Beglaubigung ihren Taufschein. H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,4, Bl. 13. – Doppelblatt 18,9(–19,1)6 27,7(–27,9) cm, 2/3 S. beschr., Tinte. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief Kestners ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum vom 19. Januar bis 20. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 48,1). Erhalten haben sich zwei Beischlu¨sse zu Kestners Antwort: eine Abschrift der Anfrage Kestners an den Stadtbeamten E. A. Heiliger (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 13–14) und die Antwort Heiligers (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 16; beides abgedruckt in der Erla¨uterung zu 48,1). Goethe hatte Johann Christian Kestner (1741–1800) aus Hannover im Fru¨hsommer 1772 in Wetzlar kennen gelernt. Nach kurzer Zeit verband ihn mit Kestner und dessen Verlobter Charlotte Buff eine enge Freundschaft. Besonders in den ersten zwei Jahren nach Goethes Weggang aus Wetzlar von September 1772 bis Ende November 1774 geho¨rte Kestner zu Goethes wichtigsten Briefpartnern. Von den insgesamt 83 u¨berlieferten Briefen Goethes an Kestner stammen allein 63 aus diesem Zeitraum. In der Folgezeit schwa¨chte sich der Briefkontakt immer sta¨rker ab, bedingt vor allem durch die Vero¨ffentlichung von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774), in dem das Ehepaar Kestner zu starke {hnlichkeiten mit den eigenen Biographien zu erkennen glaubte (zum Verha¨ltnis Goethes zu Kestner vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 99). – Der vorliegende Brief ist der erste von insgesamt sechs u¨berlieferten Briefen aus dem Zeitraum von Januar 1785 bis Juli 1786. Kestner, der als Archivsekreta¨r im Kurfu¨rstentum Hannover arbeitete, wurde von Goethe wiederholt um Informationen u¨ber Personen aus dem hannoverschen Umfeld gebeten (vgl. zu 8,3; zu 203,1). 8,1 Aus beyliegendem Blatte] Vgl. Beilage. 8,1 Kastner] Flu¨chtig fu¨r ,Ka¨stner‘. 8,3 Nachrichten von der gedachten Person] Gemeint sind Informationen u¨ber Maria Carolina Stieler aus Hannover (vgl. Beilage), die offenbar in Mailand in ein Dienstverha¨ltnis treten wollte, vermutlich bei den dort angesiedelten Kapuzinern. – Zur Anfrage Kestners vgl. zu 48,1.
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8,7 Die Capuciner auf dem Gotthart] Die Kapuziner (lat. Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum: Orden der Minderen Bru¨der der Kapuziner) wurden als selbststa¨ndiger Zweig des Franziskanerordens 1528 offiziell von Papst Clemens VII. anerkannt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann sich der Orden auch in der Schweiz anzusiedeln. Das am Hang des St. Gotthard u¨ber der Gemeinde Altdorf 1581 erbaute Kloster mit Hospiz (erbaut 1683) war eine der ersten Niederlassungen der Kapuziner no¨rdlich der Alpen. 8,7 die sich meiner erinnerten] Goethe war wa¨hrend seiner beiden Schweizreisen 1775 und 1779 jeweils zu Gast im Hospiz der Kapuziner auf dem St. Gotthard gewesen. Am 21. Juni 1775 hatte er dort u¨bernachtet. Am 13. November 1779 hatte er mit Herzog Carl August das Hospiz besucht. 8,8 ihrer Mayla¨ndischen Freunde] Vermutlich sind die Mo¨nche des Kapuzinerordens in Mailand, dem Hauptsitz des Ordens, gemeint. 8,8 an mich geschrieben] Der nicht u¨berlieferte Brief der Kapuziner auf dem St. Gotthard an Goethe war durch eine Anfrage der Maila¨nder Ordensbru¨der zur Person Maria Carolina Stielers veranlasst (vgl. Beilage). Die Beilage stammte entweder von den Maila¨nder Mo¨nchen und wurde dem Brief aus St. Gotthard beigelegt, oder sie war von den Mo¨nchen in St. Gotthard selbst auf der Grundlage der Anfrage aus Mailand vermutlich in der zweiten Jahresha¨lfte 1784 verfasst worden. 8,10–11 Professor in Gottingen Æ:::æ Relationen in Hannover] Relationen: Beziehungen, Verbindungen. – Die Professoren der Universita¨t Go¨ttingen waren Landesbedienstete des Kurfu¨rstentums Hannover. In Go¨ttingen lehrten viele der beru¨hmtesten Professoren Deutschlands wie etwa der Staatsrechtslehrer Johann Stephan Pu¨tter, der Physiker und Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg und der Historiker August Ludwig von Schlo¨zer. 8,13 Dieses Jahr war ich nahe bey Euch] Goethe hatte vom 8. August bis 1. September 1784 Herzog Carl August auf dessen Reise an den Hof des Herzogtums Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel nach Braunschweig begleitet, das etwa 70 km von Hannover entfernt liegt. 8,14 Wann werden wir uns einmal wieder sehn.] Seit seinem Weggang aus Wetzlar Anfang September 1772 hatte Goethe Kestner nur zweimal wieder gesehen: am 22. September 1772 wa¨hrend eines Besuchs Kestners in Frankfurt a. M. und wa¨hrend eines Aufenthaltes Goethes in Wetzlar vom 6. bis 10. November 1772. Zu einer weiteren Begegnung kam es nicht mehr. Kestner starb am 24. Mai 1800. 8,16 Frau und Kinder] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte Kestner geb. Buff verheiratet. Das Ehepaar hatte Anfang 1785 sieben Kinder: Georg (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1775), Karl (geb. 1776), August (geb. 1777), Theodor (geb. 1779), Charlotte (geb. 1783) und Eduard (geb. 1784). Bis 1795 wurden noch weitere fu¨nf Kinder geboren (vgl. zu 83,14).
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BRIEFE 10/11
8,16 schreibt mir einmal wieder von Euch] Kestner antwortete wahrscheinlich im Zeitraum vom 19. Januar bis 20. April 1785. Der Brief ist nicht u¨berliefert, nur seine Beilagen (vgl. zu 48,1). 10. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 11. Januar 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSAWeimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 3. – 1 Bl. 18,6(–18,8)614,5(–15) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „13.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 7), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 139 f. WA IV 7 (1891), 6, Nr 2046. BEI LAG E
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolbergs Drama „Timoleon“ (vgl. zu 8,23). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 8,23 einen Griechen von Stolbergischem Geschlecht] Die Erstausgabe von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolbergs antikisierendem Drama „Timoleon. Ein Trauerspiel mit Cho¨ren“, das 1784 in Kopenhagen im Sonderdruck als „Manuscript fu¨r Freunde“ erschienen war. 8,24–25 was diesem guten Mann und Freunde F r e y h e i t heist] Goethe war seit 1775 mit Stolberg befreundet. Dessen weltanschauliche Hinwendung zu einem orthodoxen christlichen Offenbarungsglauben seit den 1780er Jahren fu¨hrte trotz einer zeitweisen Wiederanna¨herung wa¨hrend und nach Stolbergs Besuch in Weimar vom 27. Mai bis 4. Juni 1784 zu einer immer gro¨ßer werdenden Entfremdung. In seinem Drama „Timoleon“ behandelt Stolberg einen der entscheidenden Lebensabschnitte des Heerfu¨hrers und Staatsmannes Timoleon (4. Jh. v. Chr.) im antiken Korinth, das Mordkomplott an seinem Bruder, dem korinthischen Herrscher Timophanes. Stolberg stellt die Tat als Akt der Selbstbefreiung des korinthischen Volkes von einem absolutistischen Tyrannen dar, den Timoleon im Auftrag eines go¨ttlichen Gesetzes vollzieht. Stolberg versuchte in diesem wie auch in weiteren Dramen aus dieser Zeit die Antike als Vorla¨ufer des Christentums zu deuten.
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11. An Friedrich Heinrich Jacobi
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Weimar, 12. Januar 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2685. – Doppelblatt 17,6(–17,8)6 21,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 12.t Jan. 1785. / Goethe. / empf ‘ d‘ 10.t Febr – / beantw d‘ 12.t April.“ E: Goethe-Jacobi (1846), 82–84, Nr 32. WA IV 7 (1891), 7 f., Nr 2047. BEI LAG E
Manuskript zu „Alexis, ou de l’aˆge d’or“ von Frans Hemsterhuis (vgl. zu 9,18). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis vom 29. Dezember 1784 (vgl. Antwortvermerk auf Goethes Brief an Jacobi, 3. Dezember 1784; H: FDH/FGM, Sign.: 2684). – Der Antwortbrief vom 12. April 1785 (vgl. yberlieferung) ist nicht u¨berliefert. Goethe kannte Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) seit Juli 1774 (vgl. GB 2 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 134). Die freundschaftliche Beziehung war immer wieder Belastungsproben ausgesetzt. Nach Jacobis Besuch in Weimar Ende September 1784 begann durch einen regelma¨ßigen brieflichen Austausch wieder eine intensivere Phase der Beziehung. Von 1785 bis zu Goethes Abreise nach Italien im September 1786 sind elf Briefe Goethes an Jacobi u¨berliefert. Dem stehen mindestens ebenso viele Briefe Jacobis gegenu¨ber, von denen aber nur zwei u¨berliefert sind (9. Oktober 1785 und 13.–14. Dezember 1785; JB I 4, 198–200, Nr 1244 und 274–277, Nr 1288; vgl. auch RA 1, 103, Nr 199, und 104 f., Nr 202). Gegenstand des Briefwechsels war vor allem der beginnende Pantheismusstreit zwischen Jacobi und dem ju¨dischen Aufkla¨rungstheologen Moses Mendelssohn in Berlin. Jacobi hatte ihn ausgelo¨st mit den Grundthesen seines Buches „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785): Gotthold Ephraim Lessing, Mendelssohns verstorbener Freund, sei Spinozist gewesen, der Spinozismus aber sei als eine Form des Atheismus anzusehen, und nur der geoffenbarte Glaube biete die Mo¨glichkeit zur wahren Erkenntnis von Gott und der Welt. Goethe, selbst ein Anha¨nger Spinozas, blieb gegenu¨ber Jacobis Haltung auf Distanz und versuchte sich von den o¨ffentlichen Auseinandersetzungen fernzuhalten, obwohl er fu¨rchten musste, durch den unautorisierten Abdruck von zwei seiner Gedichte (Edel sey der Mensch Æ:::æ; „Prometheus“) in Jacobis Schrift in die Streitigkeiten hineingezogen zu werden.
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BRIEF 11
9,6–7 Das Gegenwa¨rtige dra¨ngt so auf mich zu] Goethe war bis Mitte der 1780er Jahre zum wichtigsten und meistbescha¨ftigten Beamten am Weimarer Hof aufgestiegen. Seit Juni 1776 war er Mitglied im Geheimen Consilium, der obersten Landesbeho¨rde des Herzogtums, die dem Herzog bei allen administrativen und politischen Entscheidungen beratend zur Seite stand (vgl. zu 54,3). Er leitete die Bergwerkskommission (seit November 1777), die Kriegskommission (seit Januar 1779), die Wegebaukommission (seit Januar 1779), war aufsichtsfu¨hrend in der herzoglichen Kammer, der zentralen Finanz- und Verwaltungsbeho¨rde (seit Juni 1782), und hatte seit Juli 1784 die Steuerkommission fu¨r das Amt Ilmenau u¨bernommen. Hinzu kamen kontroverse Debatten mit Herzog Carl August um die zuku¨nftige politische Ausrichtung des Herzogtums. Anfang 1785 zeigten sich erste Anzeichen von Amtsmu¨digkeit (vgl. zu 49,16). Demgegenu¨ber setzte Goethe nach Abschluss seiner Untersuchungen zum Zwischenkieferknochen im Dezember 1784 (vgl. zu 15,12) seine naturwissenschaftlichen Arbeiten in anderen naturkundlichen Gebieten intensiv fort (vgl. zu 7,1–3; zu 9,27; zu 9,28; zu 9,28–29). 9,8 deine Gesundheit] Offenbar hatte Jacobi in seinem nicht u¨berlieferten Brief u¨ber sein Befinden geklagt. An Herder schrieb er bereits am 1. Dezember 1784: „Ich leide seit einiger Zeit sehr von meinem hypochondrischen ybel, oder was es ist.“ ( JB I 3, 393.) Auch Anfang Januar 1785 berichtete Jacobi noch u¨ber anhaltendes Unwohlsein (vgl. Jacobi an Hamann, 11. Januar 1785; JB I 4, 14). 9,11 Spinoza] Durch Jacobis Aufenthalt in Weimar vom 18. bis 29. September 1784 war Goethe neuerlich zu einer intensiven Lektu¨re Spinozas angeregt worden. Herder berichtete daru¨ber am 20. Dezember 1784 an Jacobi: „Go¨the hat, seit Du weg bist, den Spinoza gelesen; u. es ist mir ein großer Probierstein, daß er ihn ganz so verstanden wie ich ihn verstehe. Du mußt auch zu uns heru¨ber.“ (HB 5, 91.) Goethe konzentrierte sich dabei auf Spinozas Hauptwerk „Ethica ordine geometrico demonstrata, et in quinque partes distincta“ (Die Ethik mit geometrischer Methode begru¨ndet und in fu¨nf Abschnitte geteilt). Nachdem er zuna¨chst fu¨r seine gemeinsam mit Charlotte von Stein durchgefu¨hrten Studien eine deutsche Ausgabe benutzt hatte (vgl. Brief an Knebel, 11. November 1784; WA IV 6, 387), brachte er am 20. November 1784 eine ausgeliehene lateinische Ausgabe aus Jena mit, wo alles viel deutlicher und scho¨ner ist (Brief an Charlotte von Stein, 19. November 1784; WA VI 6, 392). Am 25. Dezember schenkte Herder Goethe und Charlotte von Stein die Erstausgabe von Spinozas „Opera posthuma, Quorum series post Praefationem exhibetur“ ([Amsterdam] 1677), in der auch die „Ethica“ enthalten ist (S. 1–264; vgl. Ruppert, 457, Nr 3133). Aus dieser Bescha¨ftigung entstand die so genannte „Studie nach Spinoza“, worin sich Goethe mit den Begriffen vom Dasein, von der Vollkommenheit sowie der Unendlichkeit und Beschra¨nkung auseinandersetzt (H: GSA 26/LIX, 18a, 2; vgl. auch LA I 11, 6–8).
JANUAR 1785
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9,12 biß der Streit u¨ber seinen Leichnam losbrechen wird] Anspielung auf die von Jacobi erwartete Auseinandersetzung u¨ber die Bedeutung der Philosophie Baruch Spinozas, die er selbst mit einer Streitschrift anstoßen wollte (vgl. zu 120,13–14). Goethe nimmt hier Bezug auf den Bericht im so genannten Judasbrief aus dem Neuen Testament, in dem vom Streit des Erzengels Michael mit dem Teufel u¨ber die Bestattung des Leichnams von Mose erza¨hlt wird. Von ihr wird abha¨ngig gemacht, welches weiterwirkende Verma¨chtnis von dem Fu¨hrer des Volkes Israel ausgehen kann, Abgo¨tterei oder wahrer Gottesglaube (vgl. Epistel St. Juda¨, V. 9). Jacobi griff dieses Bild in seinem Brief an Moses Mendelssohn vom 26. April 1785 wieder auf, der die ybersendung einer ersten Manuskriptfassung fu¨r die spa¨tere Streitschrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785) mit dem Titel „An Herrn Moses Mendelssohn, u¨ber deßelben mir zugeschickte Erinnerungen“ ( JB I 4, 68–88) begleitete: „Vielleicht erleben wir es noch, daß u¨ber den Leichnam des Spinoza sich ein Streit erhebt, wie jener u¨ber den Leichnam Moses zwischen dem Erzengel u Satanas.“ ( JB I 4, 67.) Auszu¨ge des Briefes vom 26. April 1785, die auch die hier zitierte Stelle aufwiesen, nahm Jacobi dann auch in seine Streitschrift auf (Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn, Breslau 1785, S. 168; vgl. Jacobi, Werke 1.1, 119). Goethe war u¨ber die Pla¨ne Jacobis zu dessen Streitschrift seit dessen Besuch im September 1784 in Weimar gut informiert. Deshalb bleibt offen, ob Goethe hier nur eine Aussage Jacobis aufgreift oder ob er damit die Verwendung des Vergleichs im Brief von Jacobi an Mendelssohn selbst anregte. 9,13–14 mit Herdern in diesen Materien sehr einverstanden] Herder war ein Kenner der Werke Spinozas und stand selbst einer pantheistischen Weltauffassung nahe. Er begleitete Goethes Spinoza-Studien Ende 1784/Anfang 1785 als eine Art Mentor (vgl. zu 9,11). Nachdem Jacobi das erste Manuskript seiner Mendelssohn-Streitschrift u¨ber Spinoza Ende April 1785 an Herder und Goethe nach Weimar gesandt hatte (vgl. zu 64,14), u¨berließ es Goethe Herder, darauf ausfu¨hrlich zu antworten (vgl. zu 66,15). Er selbst bezog nur kurz und ganz allgemein Stellung (vgl. Nr 117). Die Grundauffassungen zur Lehre Spinozas, etwa die {ußerungen zum Seins- und zum Gottesbegriff, sind in beiden Antwortschreiben aber nahezu identisch (vgl. 64,24–26 und Herder an Jacobi, 6. Juni 1785; HB 5, 127). 9,14–15 Theile ia alles mit was du von Haman empfa¨ngst.] Jacobi hatte Johann Georg Hamann in Ko¨nigsberg am 22. Oktober 1784 die wichtigsten brieflichen Dokumente zum bisherigen Verlauf der Spinoza-Auseinandersetzung mit Moses Mendelssohn zukommen lassen und ihn um eine Stellungnahme gebeten: „Das einliegende Heft ist bestimmt, allerhand von mir an Sie auszurichten. Rede, daß ich dich sehe! Ich rede – Das Sehen ist an Ihnen.“( Jacobi an Hamann, 18.– 22. Oktober 1784; JB I 3, 372.) Es handelte sich dabei wahrscheinlich um Ab-
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schriften der Briefe von Jacobi an Moses Mendelssohn vom 4. November 1783 ( JB I 3, 227–246), von Herder an Jacobi vom 6. Februar 1784 (HB 5, 27–29), von Jacobi an Herder vom 30. Juni 1784 ( JB I 3, 325–329), von Moses Mendelssohn an Jacobi vom 1. August 1784 ( JB I 3, 339–347) und von Jacobi an Frans Hemsterhuis vom 7. August 1784 ( JB I 3, 349–359). Am 28. November erhielt Jacobi eine erste Antwort Hamanns (vgl. Hamann an Jacobi, 14. und 15. November 1784; JB I 3, 385–390) und leitete sie am 1. Dezember nach Weimar an Herder weiter (vgl. JB I 3, 393). Eine zweite detaillierte Auseinandersetzung Hamanns mit Jacobis Dokumenten erhielt dieser am 25. Dezember 1784 (vgl. Hamann an Jacobi, 1. und 5. Dezember 1784; JB I 3, 393–400; Jacobi an Hamann, 30.–31. Dezember 1784; JB I 3, 410). Einer Aufforderung Jacobis, „u¨ber das System des Spinoza mir Ihre Herzensmeynung zu sagen“ ( JB I 3, 413), kam Hamann am 16. Januar 1785 nach (vgl. JB I 4, 22 f.). Diesen wie auch weitere Briefe Hamanns schickte Jacobi nicht mehr nach Weimar, da er mit einem baldigen Besuch Herders rechnete (vgl. Jacobi an Herder, 9. Februar 1785; JB I 4, 39 f.). 9,15 Gott erhalt ihn noch lange] Der Anfang 1785 54-ja¨hrige Hamann starb am 21. Juni 1788 in Mu¨nster. Er war erst 1787 von Ko¨nigsberg nach Mu¨nster gegangen, um sich dort dem so genannten ,Kreis von Mu¨nster‘ um die Fu¨rstin Gallitzin und Jacobi anzuschließen. 9,15–16 da uns Nathan entronnen ist] Anspielung auf den Tod Lessings, der am 15. Februar 1781 im Alter von 52 Jahren gestorben war. Nathan ist der Titelheld von Lessings Drama „Nathan der Weise“ (Berlin 1779). 9,16 Crethi und Plethi] Als geflu¨geltes Wort Bezeichnung fu¨r einen großen Haufen von Menschen, die große Menge, Leute ohne besonderes Ansehen und Wert. Die Wendung geht zuru¨ck auf die Leibwache Ko¨nig Davids im Alten Testament, die sich vorrangig aus Angeho¨rigen des urspru¨nglich von Kreta gekommenen nichtju¨dischen Stammes der Philister rekrutierte, die Crethi und Plethi (Kreter und Pleter) genannt wurden (vgl. 2 Samuel 8,18; 15,18; 20,7). 9,16–17 Kinder Zerujah] Abischai, Joab und Asae¨l, die So¨hne Zerujas, der Halbschwester Davids, im Alten Testament stets nach ihrer Mutter genannt. Sie dienten als Heerfu¨hrer bei Ko¨nig David, der sich nach der Ermordung Abners, des ehemaligen Heerfu¨hrers Ko¨nig Sauls, durch Joab von den Kindern Zerujas abwandte (vgl. 2 Samuel 3,24–39). 9,18 Dancke der Fu¨rstinn fu¨r die H. Schrifften.] Goethe hatte Jacobi wa¨hrend dessen Weimar-Aufenthaltes im September 1784 um Werke des Philosophen Frans Hemsterhuis gebeten. Jacobi wandte sich daraufhin mit dieser Bitte an die mit ihm befreundete Adelheid Amalia Fu¨rstin von Gallitzin in Angelmodde bei Mu¨nster, zu deren Protege´s Hemsterhuis geho¨rte (vgl. Jacobi an Fu¨rstin Gallitzin, 11.–12. Oktober 1784; JB I 3, 367). Wahrscheinlich Anfang November 1784 konnte Jacobi ein Paket mit einer Sammlung der Schriften von Hemsterhuis an
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Goethe schicken, deren Empfang Goethe in seinem Brief vom 12. November 1784 besta¨tigte (vgl. WA IV 6, 387). Zu der Sendung hatten mindestens die Abhandlung „Lettre sur l’homme et ses rapports“ (Paris [eigentlich: Harlem oder Den Haag] 1772) und die philosophischen Dialoge „Sophyle ou de la Philosophie“ (Paris [eigentlich: Den Haag] 1778) und „Ariste´e ou de la Divinite´“ (Paris [eigentlich: Harlem oder Den Haag] 1779) geho¨rt (vgl. Jacobi an Fu¨rstin Gallitzin, 11.–12. Oktober 1784; JB I 3, 367; Goethe an Jacobi, 12. November 1784; WA IV 6, 382), wahrscheinlich aber noch weitere Schriften des Philosophen: Jakobi hat mir alle Wercke des Hemsterhuis geschickt. (Goethe an Knebel, 11. November 1784; WA IV 6, 387.) In Goethes Bibliothek ist noch ein weiteres Werk von Hemsterhuis aus der Zeit vor 1784 u¨berliefert: „Description philosophique du caracte`re de feu, M. F. Fagel“ (o. O. 1773; vgl. Ruppert, 13, Nr 84). 9,18 Alexis] „Alexis, ou de l’aˆge d’or“. – Der philosophische Dialog von Frans Hemsterhuis erschien erst 1787 in Riga. Jacobi hatte im September 1784 eine Manuskriptfassung mit nach Weimar gebracht und sie Goethe zur Lektu¨re u¨berlassen: Die na¨chsten ruhigen Stunden wende ich an, die Manuscripte die du mir zuru¨ckgelassen durchzulesen. (Brief an Jacobi, 18. Oktober 1784; WA IV 6, 369.) Der Alexis hatte uns sehr in diesen Geschmack versetzt Æ:::æ, besta¨tigte Goethe seine Lektu¨reeindru¨cke von der Schrift im November 1784 (Goethe an Jacobi, 12. November 1784; WA IV 6, 387). 9,19 lesa sa utrija] Griech.: Metaphysik; Lehre von dem u¨ber die Naturdinge Hinausgehenden. 9,19–20 utrija] Griech.: Physik; Lehre von den Naturdingen. 9,20 In diesen bin ich fleisig] Gemeint sind Goethes naturwissenschaftliche Arbeiten (vgl. zu 9,6–7). 9,22–23 Mein Osteologischer Versuch Æ:::æ ist an Campern fort.] Goethe hatte seine Schrift u¨ber den Zwischenkieferknochen am 19. Dezember 1784 mit dem Auftrag an Merck geschickt, sie an den holla¨ndischen Anatomen Pieter Camper weiterzuleiten (vgl. zu 16,8). 9,25–26 Cassler Elephanten Scha¨del Æ:::æ folgen wird.] Den so genannten Kasseler Elefantenscha¨del hatte sich Goethe von Ma¨rz bis Oktober 1784 fu¨r seine anatomischen Studien vor allem zum Zwischenkieferknochen von Samuel Thomas Soemmerring ausgeliehen (vgl. zu 6,13). Der Scha¨del war also wa¨hrend Jacobis Besuchs in Weimar im September 1784 noch bei Goethe gewesen. Die beabsichtigte Kommentierung der anatomischen Zeichnungen des Scha¨dels unterblieb (vgl. zu 6,18). Goethe setzte seine anatomischen Studien zuna¨chst nicht fort (vgl. zu 7,1–3). 9,27 In meiner Stube keimt Arbor Dianae] Als Arbor Dianae (lat.: Baum der Diana) oder Silberbaum wurden seit dem Mittelalter insbesondere in der Alchemie baum- oder pflanzena¨hnlich ausgefa¨llte Kristallbildungen bezeichnet, die durch
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Einwirken von Reduktionsmitteln auf Lo¨sungen der Metallsalze und Amalgame entstehen. Goethe unternahm solche Versuche, um Aufschlu¨sse u¨ber die Rolle der Kristallisation bei der Gesteinsbildung zu gewinnen, ein Thema, das ihn im Zusammenhang mit der Theoriediskussion u¨ber die Erdentstehung stark bescha¨ftigte. Anregungen dazu hatte er sich vor allem aus entsprechenden Arbeiten des Chemikers Wilhelm Homberg geholt. Daru¨ber hinaus sind die Versuche aber auch in einem u¨bergeordneten naturwissenschaftlichen Interesse begru¨ndet, anorganische und organische Naturbereiche hinsichtlich ihrer Analogien und Besonderheiten zu untersuchen und strukturelle Gemeinsamkeiten zu erkennen. Vgl. dazu LA II 7, 133–136. 9,27–28 andre metallische Vegetationen] Wegen ihrer bildlichen {hnlichkeit mit Pflanzen oder Ba¨umen wurden die chemisch erzeugten Kristallisationen verschiedener Metalle auch ,metallische Vegetationen‘ genannt (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). Neben dem so genannten Silberbaum gab es entsprechende Bezeichnungen wie Gold- oder Bleibaum und andere mehr. Mit welchen Metallen Goethe noch experimentierte, ist nicht bekannt. Auch dendritische Kristallformen aus nicht-metallischen Substanzen werden als ,Vegetationen‘ bezeichnet. 9,28 Ein Mikroscop ist aufgestellt] Goethe besaß Anfang 1785 zwei Mikroskope: ein Sonnenprojektionsmikroskop (Lichtmikroskop) mit verstellbarem Planspiegel und Lupenobjektiv zur Bildprojektion und ein so genanntes Universalmikroskop, eine Konstruktion nach einem Entwurf von Wilhelm Friedrich von Gleichen (gen. Rußworm). Bei Letzterem handelt es sich um ein Instrument fu¨r Durch-, Auf- und Mischlicht mit zllampe oder Sonneneinstrahlung als Leuchtquelle und einer angeschlossenen camera obscura als Hilfsmittel zum Aufzeichnen der im Okular sichtbar gewordenen Bilder (vgl. Goethes Mikroskope, 373–383). Mit diesem Gera¨t begann Goethe spa¨testens ab Fru¨hjahr 1785 seine mikroskopischen Untersuchungen vor allem zu Pflanzen und Infusionstierchen (vgl. die folgende Erla¨uterung). 9,28–29 um die Versuche des v. Gleichen Æ:::æ nachzubeobachten] Angeregt von den Untersuchungen des naturwissenschaftlichen Autodidakten Wilhelm Friedrich von Gleichen (gen. Rußworm), der seit den 1760er Jahren vor allem mit Arbeiten zu mikroskopischen Forschungen an Pflanzen und Kleinstlebewesen hervorgetreten war, begann Goethe spa¨testens ab Ma¨rz 1785 damit, die Keimung von Pflanzensamen zu untersuchen sowie Infusionstierchen zu beobachten. Goethe benutzte dazu wahrscheinlich Beispiele und Versuchsanordnungen aus von Gleichens Darstellungen „Das Neueste aus dem Reiche der Pflanzen oder mikroskopische Untersuchungen und Beobachtungen der geheimen Zeugungstheile der Pflanzen in ihren Blu¨ten und der in denselben befindlichen Insekten, nebst einigen Versuchen von dem Keim und einem Anhang vermischter Beobachtungen“ (Nu¨rnberg 1764) und „Auserlesene mikroskopische Entdeckungen bei Pflanzen, Blumen und Blu¨then, Insekten und anderen Merkwu¨rdigkeiten“ (H. 1–6, Nu¨rnberg 1777–
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1781) sowie ab Juni 1785 auch die „Abhandlung u¨ber die Saamen- und Infusionsthierchen“ (Nu¨rnberg 1778). 10,5 fu¨r die Kobels dancke] Schon im Brief an Jacobi vom 3. Dezember 1784 hatte sich Goethe fu¨r eine kurz vorher erfolgte Zusendung mit Zeichnungen des von ihm verehrten Mannheimer Landschaftsmalers Ferdinand Kobell bedankt (vgl. WA IV 6, 403). Im Bestand von Goethes Kunstsammlungen im GNM Weimar sind zwei Kupferstiche sowie elf Zeichnungen Kobells u¨berliefert (KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr: GGr 20822, GGr 20823 und GHz 28013–GHz 28023; vgl. dazu auch Schuchardt 1, 129 und 271, Nr 254, 255 und 387, 388). Bereits Anfang 1781 hatte Goethe von Kobell perso¨nlich Zeichnungen erhalten (vgl. Goethe an Kobell, 5. Februar 1781; WA IV 5, 46 f.). Eine eindeutige Zuordnung der kobellschen Bla¨tter zu den Schenkungen von 1781 und 1784 ist nicht mo¨glich. 10,7 Herder soll deine Bu¨ste haben.] Der Hofbildhauer und Lehrer an der Weimarer Zeichenschule Gottlieb Martin Klauer hatte wa¨hrend Jacobis Aufenthalts in Weimar im September 1784 dessen Portra¨tbu¨ste modelliert. Am 12. November 1784 berichtete Goethe an Jacobi, dass die Gipsabgu¨sse davon fertig seien und als Geschenke fu¨r Jacobis Freunde zur Verfu¨gung stu¨nden (vgl. WA IV 6, 387 f.). Neben Goethe sollte auch Herder ein Abgussexemplar erhalten. Am 20. Dezember 1784 hatte Herder an Jacobi geschrieben: „Æ:::æ wir denken in jeder Zusammenkunft voll treuer Liebe Deiner, u. haben uns, meine Frau mit eingeschloßen, an Deinem Bilde, das in Go¨thens Saal steht, als an einem Denkmal Deiner Gegenwart gelagert.“ (HB 5, 89.) Dies war fu¨r Jacobi wohl der Anlass, auch Herder eine der Bu¨sten zukommen zu lassen. Wie aus einem Quittungsbeleg Klauers gegenu¨ber dem die Rechnung u¨ber fu¨nf Bu¨sten verauslagenden Goethe vom 1. Juni 1785 hervorgeht, ist das dann auch geschehen: „Von Ihro, des Herrn Geheimden Rath von Goethe Hochwohlgebohrnen Gnaden, ist mir Endes benannten vor 5 St‘. roth angestrichne Bu¨sten, als 3. St‘. nach Disseldorf vor des Herrn Geheimden Rath Jacobi Hochwohlgeb‘. 1 St‘ derg‘. an Herrn General Superitendent Herder, und 1 St an H‘. Clodius nach Wansbeck Æ:::æ richtig gezahlet worden Æ:::æ“ (GR/Belege 1785, 3, Bl. 9). yberliefert sind heute noch zwei Abgu¨sse der Bu¨ste, eine im GNM Weimar (KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr: GPI/00186) und eine in der Kippenberg-Sammlung im Goethemuseum Du¨sseldorf (Inv.-Nr: 0). Vgl. auch Walter Geese: Gottlieb Martin Klauer. Leipzig 1935, S. 103–106 und Abb. 16, 17. 10,7 Lehngen] Susanna Helene Jacobi, die 1753 geborene ju¨ngere Halbschwester Friedrich Heinrich Jacobis. Sie stand seit dem Tod von Jacobis Frau Helene Elisabeth am 9. Februar 1784 dem Hausstand des Bruders in Pempelfort bei Du¨sseldorf vor. Sie hatte ihren Bruder auch auf seiner Reise nach Weimar im September 1784 begleitet. Goethe kannte sie schon seit 1774. 10,9 die Deinigen] Neben Susanna Helene Jacobi lebte zeitweilig auch Jacobis zweite Halbschwester Anna Catharina Charlotte Jacobi (geb. 1752) in der Familie
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ihres Bruders in Pempelfort. Aus der Ehe Jacobis waren acht Kinder hervorgegangen, von denen 1785 aber nur noch vier lebten, Johann Friedrich (geb. 1765), Georg Arnold (geb. 1768), Carl Wigand Maximilian (geb. 1775) und Clara Franziska (geb. 1777). Zum erweiterten Familienkreis geho¨rten auch die Geschwister Johann Georg Jacobi (geb. 1740) und Johanna Maria Catharina Jacobi (verh. Winckelmann; geb. 1745) und der Halbbruder Johann Peter Jacobi (geb. 1760). 10,12 Frau von Stein] Jacobi hatte Charlotte von Stein wa¨hrend seines Aufenthaltes in Weimar im September 1784 nicht perso¨nlich kennen lernen ko¨nnen, da sie sich zu dieser Zeit gerade auf ihrem Landgut in Kochberg aufhielt (vgl. Goethe an Charlotte von Stein, 20.–25. September 1784; WA IV 6, 362). 12. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 20. Januar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 3. – 1 Bl. 17,6611,8(–12,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „14“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 8), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 140. WA IV 7 (1891), 9, Nr 2048. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 10,13 die Zeichnung] Es ko¨nnte eine eigene Zeichnung Goethes, aber auch die im Folgenden erwa¨hnte R. Landsch. gemeint sein (vgl. zu 10,14). 10,13 aufziehen] Hier: aufspannen (einer Zeichnung) auf Leinwand oder Papier (vgl. GWb 1, 1046). 10,14 Die R. Landsch.] Wahrscheinlich eine Landschaftszeichnung eines Ku¨nstlers mit dem Anfangsbuchstaben ,R‘. Bisher wurde vermutet, damit ko¨nnten die Maler Ruysdael oder Rembrandt gemeint sein (vgl. Petersen, Goethe-Stein 2 II, 662; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 3, 135). Die Weimarer Ausgabe zieht daru¨ber hinaus noch die Varianten ,Radirte‘ und den Plural ,Landschaften‘ in Erwa¨gung (vgl. WA IV 7, 298). 10,15 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 10,16–17 heute in die Commo¨die zu gehen] In Weimars neuem Komo¨dienhaus, das außerhalb der ehemaligen westlichen Stadtbefestigung am Ausgang der Esplanade gegenu¨ber dem Wittumspalais (heute Theaterplatz) stand und am 7. Januar 1780 ero¨ffnet worden war, spielte seit 1784 die Theatertruppe Joseph Bellomos in der Regel dreimal pro Woche, dienstags, donnerstags und samstags.
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Am 20. Januar wurde zur gewo¨hnlichen Anfangszeit um halb sechs Uhr abends eine deutsche Bearbeitung der Oper „Les fausses apparences ou L’amant jaloux“ (Urauffu¨hrung: Paris 1778) des Pariser Hofkomponisten Andre´ Ernest Modeste Gre´try unter dem Titel „Der falsche Liebhaber“ aufgefu¨hrt. Ob Goethe und Charlotte von Stein die Auffu¨hrung besuchten, ist nicht bekannt. 10,17 Ich sehe dich bald] Mo¨glicherweise abends in der Komo¨die. – Belegt ist ein Besuch Charlotte von Steins bei Goethe fu¨r den 23. Januar: „Goethe gru¨ßt Sie Æ:::æ. Gestern Abend bin ich mit Herders bey ihm gewesen wa¨ren Sie doch auch in unsrer Mitte Æ:::æ.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 24. Januar 1785; GSA 54/274,1, Bl. 42; vgl. auch Petersen, Goethe-Stein 1, 540.) 13. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 27. Januar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 4. – 1 Bl. 18,869,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „15.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 9), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 140 f. WA IV 7 (1891), 9, Nr 2049. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 10,21 Blumen Aeschen] Blumento¨pfe; Asch: oberdt. fu¨r ,Topf‘, ein nach unten enger zulaufendes Gefa¨ß (vgl. Adelung 1, 445). 10,21–22 ich will etwas sa¨en] Goethe hatte sich seit Anfang des Jahres 1785, inspiriert von den Arbeiten Wilhelm Friedrich von Gleichens (gen. Rußworm), dem Mikroskopieren zugewandt (vgl. zu 9,28). Besonders ab Ma¨rz/April 1785 ru¨ckten dabei Untersuchungen zur Keimung von Pflanzensamen in den Mittelpunkt (vgl. zu 35,17–18; zu 35,18–19). Goethe begann fu¨r entsprechende Versuchsreihen auch selbst Pflanzen zu zu¨chten (vgl. zu 35,4–5). 10,22 Ich lese Ackten] Wahrscheinlich in Vorbereitung der Sitzung des Geheimen Consiliums am folgenden Tag. Goethe geho¨rte diesem Gremium seit 1776 an (vgl. zu 9,6–7). Aufgrund einer mehr als dreimonatigen Abwesenheit des Herzogs Carl August von Weimar – er war am 11. Januar zuru¨ckgekehrt – waren die meisten Regierungsgescha¨fte liegen geblieben. Um das Wichtigste aufzuholen und um administrativ wieder handlungsfa¨hig zu werden, tagte das Geheime Consilium seit Mitte Januar 1785 ha¨ufiger als u¨blich (wo¨chentlich), so am 14., 15., 18., 21., 25., 28., 29. Januar sowie am 1. und 4. Februar 1785 (vgl. AS 1 I,
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BRIEFE 14/15
LXXVIII). Allein an den drei unmittelbar bevorstehenden Sitzungstagen am 28., 29. Januar und 1. Februar wurden insgesamt nicht weniger als 85 verschiedene Sachthemen beraten, was ein umfangreiches Aktenstudium voraussetzte. Meist wurden Verwaltungsangelegenheiten, wie Entscheidungen u¨ber Antra¨ge von Gemeinden und einzelnen Bu¨rgern, oder Besoldungsfragen verhandelt. Fu¨r Goethe von besonderem Interesse waren sicherlich die Berichte u¨ber den laufenden Ausbau des Saaleufers und die Entwicklung der Studentenzahlen an der Universita¨t Jena (vgl. dazu insgesamt: Registrande zu den Sitzungen des Geheimen Consiliums 1776– 1786; ThHStA Weimar). Hinzu kamen Anfang 1785 zusa¨tzliche Verpflichtungen fu¨r Goethe, der als Vorsitzender der Bergwerkskommission den ersten Jahresbericht u¨ber das im Februar 1784 wiederero¨ffnete Ilmenauer Kupferbergwerk vorlegen und im Auftrag der Kammer die Zerschlagung des Schatullgutes Burgau vorbereiten musste (vgl. zu 16,23–24).
14. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 30. Januar 1785?æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 27. Januar (Nr 13) und 1. Februar 1785 (Nr 18) eingeordnet. Er steht inhaltlich und chronologisch im Zusammenhang mit den Briefen Nr 15, 16, 17 und 18, in denen direkt oder indirekt von Charlotte von Steins Ubel (11,12; 12,1), ihren Zahnschmerzen, die Rede ist (vgl. Datierung zu Nr 16). Der inhaltliche Bezug zu Nr 15 legt zudem nahe, dass der vorliegende Brief diesem beigeschlossen war und ebenfalls am 30. Januar 1785 geschrieben wurde (vgl. zu 11,7). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 5. – 1 Bl. 9,668 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „3.“; Buchstabenverlust durch Tintenfraß. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 13), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss zu Nr 15? (vgl. zu 11,7). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 141. WA IV 7 (1891), 282, Nr 2452. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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11,1–2 daß du leidest] Charlotte von Stein litt Ende Januar/Anfang Februar 1785 unter Zahnschmerzen (vgl. Datierung zu Nr 16). 11,5 ich besuche dich.] Dieses Versprechen lo¨ste Goethe nicht ein, wenn der Brief, wie angenommen, am 30. Januar geschrieben wurde. Am Abend dieses Tages besuchte er Caroline und Johann Gottfried Herder, nachdem Charlotte von Stein angeku¨ndigt hatte, zur Cour an den Hof gehen zu wollen (vgl. zu 11,8; zu 11,9). 15. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 30. Januar 1785?æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 27. Januar (Nr 13) und 1. Februar 1785 (Nr 18) eingeordnet. Aus dem Inhalt geht hervor, dass der Brief wahrscheinlich am 30. Januar 1785 geschrieben worden ist. Goethe erwa¨hnt die Absicht Charlotte von Steins, den Abend die Cour zu machen (11,8), d. h., an einem offiziellen Empfang am Weimarer Hof teilzunehmen. Eine ,Cour‘ mit anschließendem Konzert war aus Anlass des 28. Geburtstages von Herzogin Louise am 30. Januar vorbereitet, dann aber kurzfristig wegen des angegriffenen Gesundheitszustandes der schwangeren Herzogin abgesagt worden: „Cour u. Concert ward abgestellt.“ (FB 1785, S. 23.) Gestu¨tzt wird die Datierung durch den Hinweis auf die Besserung des seit Ende Januar durch akute Zahnschmerzen beeintra¨chtigten Gesundheitszustandes Charlotte von Steins (vgl. zu 11,8). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 6. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „4.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 14), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: Nr 14? (vgl. zu 11,7). E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 243, Nr 579. WA IV 7 (1891), 283, Nr 2453. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 11,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 11,7 Beygehendes] Wahrscheinlich ist der am selben Tag geschriebene Brief Nr 14 gemeint. Er ist im Konvolut der Briefe unmittelbar vor dem vorliegenden Brief eingeordnet.
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11,7 dein Zettelgen] Nicht u¨berlieferter Bezugsbrief Charlotte von Steins. 11,8 daß du wieder im Stande bist] Charlotte von Stein litt Ende Januar/ Anfang Februar 1785 an Zahnschmerzen (vgl. Datierungen zu Nr 14, 17, 18 und bes. Nr 16). 11,8 Cour] Franz.: Hof, Hofhaltung. Zur Sache vgl. Datierung. 11,9 diesen Abend zu Herders] yber den beabsichtigten Besuch Goethes bei Caroline und Johann Gottfried Herder ist nichts Na¨heres bekannt. Zu den gemeinsamen Abenden mit den Herders Anfang 1785 vgl. auch zu 14,10. 16. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 27. Januar (Nr 13) und 1. Februar 1785 (Nr 18) eingeordnet. Fu¨r diese Datierung spricht auch der inhaltliche Zusammenhang mit den Briefen Nr 14, 15, 17 und 18, in denen direkt oder mittelbar von Charlotte von Steins Ubel (11,12) die Rede ist. Offenbar hatte die Adressatin Ende Januar/Anfang Februar wieder unter Zahnschmerzen zu leiden, wie aus ihrem Brief an Knebel vom 2. Februar 1785 hervorgeht: „Ich schreibe Ihnen nur die paar Worte bis etwas Stilstand meines ewigen Zahnwehs mich des Vergnu¨gens mich mit Ihnen zu unterhalten ungetru¨bter geniesen laßt.“ (H: GSA 54/274,1, Bl. 46.) y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 5. – 1 Bl. 9,768(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „1“; am rechten Rand und an den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 11), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein (1885), 243, Nr 576. WA IV 7 (1891), 282, Nr 2450. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 11,11 Fr.] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 11,12 dein Ubel] Vgl. Datierung. 11,12–13 So komm ich wie immer.] Goethe und Charlotte von Stein besuchten sich in der Regel fast ta¨glich gegenseitig und zwar, wenn man sich nicht schon zuvor an einem anderen Ort getroffen hatte, zumeist am spa¨ten Nachmittag oder in den fru¨hen Abendstunden (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 1).
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17. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. Januar und 1. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 27. Januar (Nr 13) und 1. Februar 1785 (Nr 18) eingeordnet. Fu¨r diese Datierung spricht auch der inhaltliche Zusammenhang mit den Briefen Nr 14, 15, 16 und 18, in denen direkt oder indirekt von Charlotte von Steins Ubel (12,1) die Rede ist (vgl. Datierung zu Nr 16). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 5. – 1 Bl. 18,8610(–10,3) cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „2“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 12), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 243, Nr 577. WA IV 7 (1891), 282, Nr 2451. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 11,15 mit dir nach Hause] Vermutlich hatten Charlotte von Stein und Goethe gemeinsam eine abendliche Veranstaltung in Weimar besucht. Mo¨glicherweise ist eine der Theaterauffu¨hrungen gemeint, die am 27. Januar, 31. Januar und am 1. Februar 1785 im Weimarer Komo¨dienhaus stattfanden, oder auch die zweite Jahresredoute des Hofes am 28. Januar: „Heute Abend war die 2te Redoute.“ (FB 1785, S. 22.) 11,16 Opfer das ich den Papieren und Ackten brachte] Vgl. zu 10,22. 12,1 dem Ubel] Zahnschmerzen (vgl. Datierung zu Nr 16). 18. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 1. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 6. – 1 Bl. 13,268,5(–8,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „5.“; am unteren Rand beschnitten, an den Seitenra¨ndern und der linken oberen Ecke rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 15), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 141. WA IV 7 (1891), 9 f., Nr 2050.
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 12,4 wie sie sich befindet] Mit Bezug auf Charlotte von Steins Zahnschmerzen (vgl. Datierung zu Nr 16). 12,5 nicht mit Bleystifft antworten] Charlotte von Stein schrieb demnach, wenn sie krank oder unpa¨sslich war, ihre Nachrichten an Goethe oft nur mit Bleistift vom Krankenlager aus und nicht mit Tinte an ihrem eigentlichen Schreibplatz. 12,6 heute Abend mit zum Herzog] Wie aus Knebels Tagebuch vom 1. Februar 1785 hervorgeht, las Goethe an diesem Abend aus seinem gerade entstehenden Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“. Neben Herzog Carl August und Knebel war auch die Herzogin Louise anwesend: „Bey Herzog, Go¨thens Singstu¨ck, Schertz, List u. Rache. Herzog. L. da. Abends bey Frau v Stein.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 6.) – Die Art der Erwa¨hnung Charlotte von Steins in Knebels Tagebuch scheint darauf zu verweisen, dass sie die Lesung nicht besuchte. 12,6–7 Die kleine Schwa¨gerinn mo¨gte gerne bey der Vorlesung sein.] Die damals 29-ja¨hrige Friederike Sophie Eleonore von Schardt geb. von Bernstorff, seit April 1778 mit Charlotte von Steins Bruder Carl verheiratet und selbst literarisch ta¨tig, geho¨rte zum erweiterten Freundeskreis um Goethe. In einer auf zeitgeno¨ssischen Mitteilungen beruhenden Lebensbeschreibung wird von ihrem {ußeren mitgeteilt: „Dem Ko¨rper nach ist diese edle Dame sehr klein und zart gebauet. Der Wuchs ist dabei zierlich und voll Ebenmaaß, ihre Gesichtsbildung angenehm und gefa¨llig.“ (Bei Goethe zu Gaste, 115.) Ob sie bei der Lesung Goethes dabei war, ist nicht bekannt. 12,8 die H.] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 19. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 2. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 7. – 1 Bl. 18,9613,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „27.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 19), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 141 f. WA IV 7 (1891), 10, Nr 2051. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 12,11–12 ein Mittagessen bey der Herzoginn] Wahrscheinlich war Goethe zu einem privaten Diner bei der Herzogin Louise geladen, die laut Fourierbuch
FEBRUAR 1785
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am 2. Februar 1785 nicht an der offiziellen Hoftafel teilnahm: „Durch‘: Herzogin im Zimmer“ (FB 1785, S. 25). 12,12 um fleisig zu seyn] Seit Mitte Januar 1785 tagte das Geheime Consilium mehrmals wo¨chentlich, die na¨chste Sitzung fand am 4. Februar statt. Das Konsiliumsmitglied Goethe sah sich dadurch einem erho¨hten Pensum an entsprechendem Aktenstudium ausgesetzt; er war zudem in seinen Funktionen in den verschiedenen Kommissionen seit Anfang 1785 stark gefordert (vgl. zu 10,22; 11,16). 12,14 Collegen Schmidt] Der langja¨hrige Weimarer Hofbeamte, Konsiliumssekreta¨r und -referendar Johann Christoph Schmidt war 1784 zum Geheimen Assistenzrat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium ernannt worden und somit Amtskollege Goethes. 12,15 sehen wir Herders] Daru¨ber, ob eine Begegnung mit Caroline und Johann Gottfried Herder wie avisiert stattgefunden hat, ist nichts bekannt. Zu den gemeinsamen Freundschaftsrunden mit Herders Anfang 1785 vgl. auch zu 14,10. 12,15–16 Sage mir wie du dich heute befindest.] Charlotte von Stein litt seit Tagen unter Zahnschmerzen (vgl. Datierung zu Nr 16).
20. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 3. oder 7. Februar 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Eine Grundlage der Datierung ist die Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die Briefe vom 1. Februar (Nr 18) und 2. Februar 1785 (Nr 19). Aus dem Hinweis auf die Como¨die (12,19), die Goethe und die Adressatin offenbar besuchen wollten, ergibt sich die Eingrenzung auf den 3. oder 7. Februar 1785: Im Weimarer Komo¨dienhaus fanden am 1., 3. und 7. Februar 1785 Theatervorstellungen statt. Da Goethe am Abend des 1. Februar zu Gast bei Herzog Carl August war (vgl. zu 12,6), stammt der Brief wahrscheinlich von einem der beiden anderen Tage (vgl. zu 12,19). – Nicht vo¨llig auszuschließen, wenngleich nicht zu belegen ist Fra¨nkels Datierung auf den Zeitraum zwischen dem 13. und 15. Ma¨rz 1784 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 182; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 14). Er stu¨tzt sich dabei auf den beigeschlossenen Tischbeinischen Brief (12,18) und nimmt an, dass dieser aus dem Ma¨rz 1784 stammt, da Goethe in einem Brief an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 15. Ma¨rz 1784 schreibt, er habe von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein einen Transport von Zeichnungen Æ:::æ und die zwey mlgema¨lde erhalten (WA IV 6, 255). Dass der dem vorliegenden Billett beigeschlossene nicht u¨berlieferte Brief Tischbeins damit im Zu-
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sammenhang steht, ist spekulativ, da sich aus der Zeit zwischen Februar 1783 und Juli 1787 keine Briefe Tischbeins an Goethe erhalten haben. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 7. – 1 Bl. 17,9(–18,3)66,8 cm, 3 Zeilen beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „25.“; in der Mitte des Blattes Papierausschnitt (161 cm), dadurch Buchstabenverlust: 12,19 Ædichæ. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 17), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 117. WA IV 7 (1891), 283, Nr 2454. BEI LAG E
Brief Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins an Goethe (vgl. zu 12,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 12,18 Tischbeinischen Brief] Nicht u¨berliefert. – Johann Heinrich Wilhelm Tischbein hielt sich seit Anfang 1783 in Rom auf. Mo¨glicherweise stand der beigeschlossene Brief im Zusammenhang mit der yberstellung des Monumentalgema¨ldes Tischbeins „Konradin von Hohenstaufen (Schwaben) und Friedrich von zsterreich (Baden) vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil“ aus Rom an den herzoglichen Hof nach Gotha im Januar 1785 (vgl. zu 113,9). 12,19 in der Como¨die] Vgl. Datierung. Am 3. Februar wurden in einer Doppelvorstellung „Die yberraschung“ von Christian Gottlieb Neumann, eine Szene aus Anlass des zweiten Geburtstages des Erbprinzen Carl Friedrich, und Goethes Trauerspiel „Clavigo“ zum ersten Mal in Weimar aufgefu¨hrt (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). Ein Theaterbesuch Goethes und Charlotte von Steins an diesem Tag ist deshalb als sehr wahrscheinlich anzusehen. – Am 7. Februar spielte man im Weimarer Komo¨dienhaus „Das Ma¨dchen im Eichthale“, ein Lustspiel aus dem Englischen mit Musik, Gesang und Tanz (vgl. ebd.). 21. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, 2. oder 8. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25) eingeordnet. Einzig verwertbarer Anhaltspunkt fu¨r das Schreibdatum ist die erwa¨hnte Einladung an Charlotte von Stein zu einem gemeinsamen Besuch
FEBRUAR 1785
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mit dem Ehepaar Herder bei Goethe am na¨chsten Tag (vgl. 13,3–4). Solche Treffen fanden seit der Wiederanna¨herung zwischen Herder und Goethe nach dessen 34. Geburtstag am 28. August 1783 in unregelma¨ßigen Absta¨nden recht ha¨ufig statt. Allein im Zeitraum 1785 bis 1786 vor Goethes Reise nach Italien sind 13 dieser Treffen bekannt, die zumindest geplant waren. Auch im Zeitraum zwischen dem 2. und 9. Februar 1785 sind zwei gemeinsame Abende mit dem Ehepaar Herder und Charlotte von Stein beabsichtigt gewesen, am 3. und am 9. Februar 1785 (vgl. zu 12,15; zu 14,10). Unter Beru¨cksichtigung seiner Einordnung im Konvolut ko¨nnte sich der vorliegende Brief auf eine dieser Verabredungen beziehen, also entweder am 2. Februar oder am 8. Februar 1785 geschrieben worden sein. – Scho¨ll setzte den Brief in der Erstausgabe in den Zeitraum zwischen dem 26. November und 1. Dezember 1783 (vgl. E). Fra¨nkel datierte ihn auf den 18. Januar 1786 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 317; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 138). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 10. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „19“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1783.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 25), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 353. WA IV 7 (1891), 285, Nr 2460. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 13,1 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 13,3–4 Morgen mußt du mich mit Herders besuchen.] Vgl. Datierung. 22. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25). Gestu¨tzt wird dies durch die im Brief erwa¨hnte Abhandlung, ein „Me´moire“ des badischen Ministers Wilhelm von Edelsheim zur Fu¨rstenbundproblematik, das, nachdem Goethe eigenha¨ndig eine Kopie angefertigt hatte, am 10. Februar 1785 von Weimar aus an Leopold III. Friedrich
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BRIEF 23
Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau geschickt wurde (vgl. zu 13,6–7; zuerst bei Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 257 f. und 385). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 9. – 1 Bl. 18,8(–19,5)617,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „7“; Rs Mitte Adresse, Tinte: Frau v. Stein, darunter und an der oberen rechten Ecke rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 23), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 144 f. WA IV 7 (1891), 284, Nr 2458. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ybersetzung: Ich sehe mich geno¨tigt, eine lange franzo¨sische Abhandlung, die mich nicht sehr interessiert, zu kopieren. Das bringt mein Schreiben in Schwung, und meine Feder la¨uft niemals williger, als wenn es sich darum handelt, Dir zu sagen, was Du gerne ho¨rst. Ich sage Dir also noch einmal heute Abend, dass ich Dich ausschließlich liebe, und dass Deine Za¨rtlichkeit mein gro¨ßtes Glu¨ck ist. Leb wohl. Ich wu¨nsche wie der Prophet von Zu¨rich, dass die Tinte, mit der diese Zeilen geschrieben sind, sich in Feuer verwandeln ko¨nnte, damit sie ein schwaches Zeugnis meiner Glut ablegen. Leb wohl. Ich erwarte irgendeine Antwort durch Fritz. G. 13,6–7 Je suis dans la necessite´ de copier Æ:::æ pas beaucoup.] Der Minister fu¨r auswa¨rtige Angelegenheiten und Finanzen in der Markgrafschaft Baden Wilhelm von Edelsheim hatte im November 1784 ein „Me´moire“ in franzo¨sischer Sprache zu Stand und Problemen bei der Bildung eines deutschen Fu¨rstenbundes unter preußischer {gide aus su¨ddeutscher und badischer Sicht verfasst (vgl. Politische Correspondenz Baden 1, S. 83–88). Es war die Fortsetzung einer ersten Denkschrift Edelsheims zu der Thematik, dem ,badenschen Unionsentwurf‘ vom November 1783, mit der er als Erster die Schaffung einer Fu¨rstenunion der Kleinund Mittelstaaten zur Sta¨rkung des Alten Reiches und seiner Verfassung mit Preußen sowie Frankreich und Russland als Garantiema¨chten angeregt hatte (H: ThHStA, D 1653, Bl. 1–4; vgl. auch Schmidt, Unionsbestrebungen, 17–21). Zur weiteren Diskussion war das zweite edelsheimische „Me´moire“ vermutlich Ende 1784 oder Anfang 1785 nach Weimar gelangt. Goethe als enger Vertrauter und politischer Berater von Herzog Carl August wurde mit der Abschrift des „Me´-
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moires“ und der Zusammenstellung und Abschrift weiterer darauf Bezug nehmender Dokumente, wie verschiedener Briefe, Promemoria oder Vota, beauftragt. Goethes Abschrift des edelsheimischen „Me´moires“ samt der zehn dazugeschlossenen Dokumentenanlagen ist in den Akten zur auswa¨rtigen Politik des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach u¨berliefert (H: ThHStA, D 1654, Bl. 21–39). Goethe war mit der Abwicklung dieser Kopistenarbeit wahrscheinlich Ende Januar/ Anfang Februar 1785 bescha¨ftigt. Spa¨testens am 9. Februar war er fertig geworden. Am 10. Februar 1785 wurden die Originaldokumente, das „Memoire des H‘. v. Edelsheim mit 10 Beylagen“, und weitere Materialien an Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau geschickt („Verzeichnis von Schriften, die in ein am 10. Febr. 1785 an den Fu¨rsten von Dessau abgeschicktes Paket gelegt worden sind.“; ebd., Bl. 40). 13,10–12 Adieu Je souhaite comme le Prophete de Zuric Æ:::æ en feu] Goethe distanzierte sich zunehmend von dem christlichen Offenbarungsglauben seines fru¨heren Freundes Johann Caspar Lavater und machte sich insbesondere u¨ber den schwa¨rmerisch u¨berbordenden Sprachstil in den Schriften und literarischen Werken des Zu¨rcher Theologen lustig. So schrieb er ebenfalls um diese Zeit an Johann Gottfried und Caroline Herder mit a¨hnlich ironischem Unterton: Wenn ich die zu Superlativen zugestutzte Feder des grosen Lavaters und sein phosphorescirendes Dintenfaß ha¨tte Æ:::æ (222,4–5). 13,13–14 reponse par Friz] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 23. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und 9. Februar 1785 (Nr 25). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 9. – 1 Bl. 19,2611,3 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „18“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 24), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 244, Nr 583. WA IV 7 (1891), 284 f., Nr 2459. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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13,16 deinem Bruder] Ernst Carl Constantin von Schardt, der zwei Jahre ju¨ngere Bruder Charlotte von Steins, seit 1776 Geheimer Regierungsrat und Mitglied der Hochfu¨rstlichen Landesregierung von Sachsen-Weimar und Eisenach. yber das beabsichtigte Gespra¨ch Goethes mit Schardt ist nichts Na¨heres bekannt. 13,16–17 dann zu dir gehen] Das Haus des Ehepaars von Stein lag am unteren Ende von Seifengasse und Ackerwand gegenu¨ber dem Park an der Ilm. 13,18 dort seyn] Sophie von Schardt geb. Bernstorff hatte im Zusammenhang mit ihrer Eheschließung und ihrer ybersiedlung nach Weimar 1778 (vgl. zu 12,6–7) das so genannte rentschische Vorwerk am Frauenplan gekauft, das nach dem Zuzug ihrer Tante Charitas Emilie von Bernstorff ein Jahr spa¨ter auch unter dem Namen ,Bernstorffsches Palais‘ bekannt wurde. 24. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 2. und 9. Februar 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und 9. Februar 1785 (Nr 25). – In den nach E entstandenen Ausgaben wird der Brief in einen spa¨teren zeitlichen Zusammenhang geru¨ckt. Fielitz, Wahle und Petersen setzten ihn in den Zeitraum zwischen dem 22. und 27. Ma¨rz 1785 (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 250; Wahle, Goethe-Stein 2, 148; Petersen, GoetheStein 2 I, 167). Fra¨nkel bestimmte die Tage vom 21. bis 23. April 1785 als Zeitraum der Abfassung des Briefes (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 270 f.; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 95 f.). Die Datierungen sind nicht explizit begru¨ndet, stu¨tzen sich wahrscheinlich aber auf die vage Anspielung Goethes auf seinen labilen Gesundheitszustand (vgl. 14,1). Goethe litt im Ma¨rz und April Mai 1785 unter einer hartna¨ckigen Zahnentzu¨ndung (vgl. zu 30,7). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 10. – 1 Bl. 18,3(–18,5)6 12,8(–13) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f. Nr 7), 3/4 S. beschr., Schreiberhd (Friedrich von Stein), Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Frau v. Stein; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „20“; am rechten Seitenrand Mitte rote Siegelreste und Siegelausriss, in der Mitte leicht bescha¨digt durch Siegelo¨ffnung; Rs. Mitte rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 26), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 142. WA IV 7 (1891), 285, Nr 2461.
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 14,1 Fritz schikt Ihnen dies Ra¨thsel] Friedrich von Stein, der 12-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, lebte seit Ende Mai 1783 mit in Goethes Haus. Da er der Schreiber des Briefes war, erkla¨rt sich auch die im 18. Jahrhundert fu¨r die Eltern u¨bliche respektvolle Anredeform ,Sie‘. Des Ra¨tsels Lo¨sung ist: die Liebe.
25. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 9. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 11. – 1 Bl. 16,169,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „28“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 28), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 142 f. WA IV 7 (1891), 10, Nr 2052. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 14,10 Ich will es Herders sagen lassen.] Gemeinsame abendliche Runden mit Charlotte von Stein und dem Ehepaar Herder fanden in unregelma¨ßigen Absta¨nden immer wieder statt. Solche Treffen sind z. B. auch fu¨r den 5. oder 6. Januar, den 23. Januar, den 30. Januar und den 3. Februar 1785 geplant gewesen (vgl. zu 3,8; zu 10,17; zu 11,9; zu 12,15). 14,10 bo¨s Wetter] Am 7. Februar 1785 hatte kaltes, stu¨rmisches Wetter mit ha¨ufigen Schneefa¨llen eingesetzt, das u¨ber eine Woche anhielt (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 7–8). Fu¨r den 9. Februar vermerkte Knebel in seinem Tagebuch: „Schnee u. Schlackwetter.“ (Ebd., Bl. 7.) 14,11 dein Kutscher] Nicht ermittelt. 14,12–13 im kleinen Stu¨bgen] Goethe ko¨nnte den Empfang der allein zu ihm kommenden Charlotte von Stein in der privaten Atmospha¨re der kleinen Stube im Hinterhaus oder auch im so genannten kleinen Kabinett in der ersten Etage des Vorderhauses seiner damaligen Wohnung im Haus am Frauenplan vorgesehen haben. Nicht auszuschließen ist auch, dass Goethe Charlotte von Stein in ihrem Haus an der unteren Ackerwand aufsuchen wollte. In diesem Falle wa¨re hier wohl an das kleine Mahlstu¨bgen (81,4–5) Charlottes zu denken.
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26. An Charlotte von Stein
BRIEFE 26–28
ÆWeimaræ, 10. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 11. – 1 Bl. 13,8613,4(–13,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „29.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 29), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 143. WA IV 7 (1891), 11, Nr 2053. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet mo¨glicherweise einen Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 14,16). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 14,15 L. L.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Liebe Lotte‘. 14,16 Andencken] Erinnerungsstu¨ck, -zeichen; auch Erinnerungsvorgang, anteilnehmendes Gedenken (vgl. GWb 1, 489 f.). – Na¨heres nicht ermittelt. 14,16 in die Como¨die] Im Weimarer Komo¨dienhaus wurden am 10. Februar das Lustspiel „Getroffen“ von Salomo Friedrich Schletter und die komische Oper „Die Colonie“ nach Antonio Sacchini aufgefu¨hrt (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). Ob Charlotte von Stein und Goethe die Vorstellung besuchten, ist nicht bekannt. 27. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 11. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „30.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 30), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 143. WA IV 7 (1891), 11, Nr 2054. BEI LAG E
Brief Goethes an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg (vgl. zu 15,6) ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom selben Tag ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 17,1).
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15,6 einen Brief mit dem ich F r . fu¨r den Figaro dancke] Gemeint ist ein nicht u¨berlieferter Brief Goethes an den befreundeten Geheimen Rat am herzoglichen Hof von Sachsen-Gotha und Altenburg Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg wahrscheinlich vom 12. oder 13. Februar 1785 (vgl. EB 1). Franckenberg hatte Goethe eine Abschrift der durch die Zensur unterdru¨ckten Komo¨die „La folle journe´e ou Le mariage de Figaro“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais zukommen lassen, die nach der ersten und großes Aufsehen erregenden Theaterauffu¨hrung des Stu¨cks an der Come´die Franc¸aise in Paris im April 1784 angefertigt worden war. Goethe hatte den Text auch an Charlotte von Stein weitergeliehen. Sie berichtete in einem Brief an Carl Ludwig von Knebel am 15. Februar 1785 davon: „Ich habe das beru¨hmte Stu¨ck le mariage de Figaro gelesen nehmlich wie man es bey der Vorstellung nachgeschrieben hat. Goethe sagt es komme ihm wie ein Feuerwerck vor: Æ:::æ Goethe mus es gleich den Geh. Franckenberg nach Gotha zuru¨ck schicken sonst ha¨tten Sies auch haben sollen.“ (H: GSA 54/274,1, Bl. 44.) Das Stu¨ck erschien wenig spa¨ter im Druck (Paris 1785; vgl. zu 38,6) sowie in zwei deutschen ybersetzungen: „Der lustige Tag oder die Hochzeit des Figaro“ (o. O.) und „Der tolle Tag oder Figaro’s Hochzeit“ (Berlin). 15,7 Wie sieht es mit dem heutigen Abend aus.] Vgl. zu 11,12–13. Goethe und Charlotte von Stein verabredeten sich daru¨ber hinaus fu¨r den Nachmittag zu einer Spazierfahrt (vgl. zu 17,1). 28. An Johann Heinrich Merck
ÆWeimaræ, 13. Februar 1785 ! ÆDarmstadtæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Merck-Archiv Darmstadt, Bestand: A/129. – Doppelblatt 17,7621,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Merck, Briefe1 (1835), 439–441, Nr 217. WA IV 7 (1891), 11–13, Nr 2055. BEI LAG EN
1) Oberkiefer eines Menschen (vgl. zu 15,15). 2) Oberkiefer eines Walrossscha¨dels (vgl. zu 15,15). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Mercks wahrscheinlich von Ende Januar/Anfang Februar 1785 (vgl. zu 15,12). – Der Antwortbrief Mercks wahrscheinlich von Ende Februar oder aus dem ersten Drittel des Ma¨rz 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 284,4–5).
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BRIEF 28
Goethe hatte den als Kriegszahlmeister in der Geheimen Kanzlei am landgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt ta¨tigen Johann Heinrich Merck (1741–1791) Ende Dezember 1771 in Frankfurt a. M. kennen gelernt, als Merck sich darauf vorbereitete, ab 1772 die Redaktion der „Frankfurter gelehrten Anzeigen“ zu u¨bernehmen (vgl. GB 2 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 94). Zwischen Merck und Goethe entwickelte sich rasch eine enge Freundschaft, die mit gegenseitigen Besuchen und einer intensiven Korrespondenz fast anderthalb Jahrzehnte andauerte. Wa¨hrend vor allem in Goethes ersten Weimarer Jahren gelegentlich Spannungen auftraten, ergaben sich seit Anfang der 1780er Jahre neue Anknu¨pfungspunkte durch Mercks Bescha¨ftigung mit naturhistorischen Themen, vor allem auf dem Gebiet der Pala¨ontologie und Osteologie. Mercks Sammlung fossiler Tiere, seine anatomischen Untersuchungen und vergleichenden Studien fu¨hrten zu einer regen Korrespondenz u¨ber Fragen der vergleichenden Anatomie. Beide vertraten mit einer historisch funktionalen Betrachtungsweise und von ihrem evolutionstheoretischen Grundansatz her a¨hnliche Standpunkte. Goethe gelang im Ma¨rz 1784 mit dem Nachweis des Zwischenkieferknochens beim Menschen als evolutiona¨ren Bindeglieds zur Tierwelt eine bahnbrechende wissenschaftliche Leistung. Noch bis ins Fru¨hjahr 1785 wa¨hrte der intensive wissenschaftliche und freundschaftliche Austausch. Danach kam es zu wachsenden Meinungsverschiedenheiten u¨ber Goethes Forschungsergebnisse, so dass der Briefwechsel ab Mitte des Jahres vorla¨ufig beendet wurde. Von Goethe sind aus den ersten fu¨nf Monaten des Jahres 1785 noch weitere vier Briefe und ein Konzept u¨berliefert. Mercks Antwortbriefe fehlen. Im Februar 1787 meldete sich Goethe noch einmal bei Merck aus Rom. Der Briefwechsel kam aber nicht wieder in Gang. Es mehrten sich depressive, neurotische Krankheitssymptome bei Merck, die durch den Konkurs seines 1787 gegru¨ndeten Textilunternehmens versta¨rkt wurden. Nach la¨ngerer Krankheit nahm sich Merck am 27. Juni 1791 das Leben. 15,9 Das Skelet der Giraffe ist erst gestern angekommen] Zwei Bogen eines Probedrucks, die ein Giraffenskelett zeigen, das Merck gezeichnet und Jean Fran¸cois Gout in Kupfer gestochen hatte. Merck hatte die Zeichnung Ende Juni/Anfang Juli 1784 im naturkundlichen Kabinett des Regentstatthalters der Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, in Den Haag nach einem dort verwahrten Giraffenskelett angefertigt. Am 13. August 1784 berichtete er daru¨ber in einem Brief an Samuel Thomas Soemmerring: „Und denn so kennen Sie Herrn Voesmare. Von diesem Menschen habe ich nicht allein die Erlaubniß sondern den Auftrag bekommen, das 17 Fuß hohe Skelett der Giraffe zu zeichnen, um ihm ein Bildchen davon zu der Suite seiner Thiere abzugeben. Ich habe mir 3 tage unsa¨gliche Mu¨he gegeben, u¨ber 25.–30 Studien u¨ber alles einzelne gemacht, ich habe das Thier von einem Echaffaud mit einer Brille gezeichnet. Nachher hab ichs auseinander schrauben lassen, u. auf die Erde gelegt, nun besonders den Kopf u. die Halswirbel gezeichnet. Es ist wie sichs versteht alles auf ein Haar mit dem Cirkel ausgemessen.
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Ich lass’ es fu¨r meine Freunde auf eine Platte von 2 Fuß hoch stechen, damit alles deutlich wird.“ (Merck, Briefwechsel 3, 568.) Von dem Probedruck des Stichs hatte Merck einem Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 20. Januar 1785 zwei Abzu¨ge fu¨r Goethe beigelegt: „Gegenwa¨rtige ProbeBogen der Giraffe u¨bergeben Sie dem Herrn GehR. v. G.“ (Ebd., 664.) Die Exemplare befinden sich heute im GSA (26/LXIII, 9,5; vgl. auch zu 39,9). 15,11 ein korrigirtes Exemplar] Goethe bedankte sich am 8. April 1785 bei Merck fu¨r den vergro¨ßerten Kupferstich der Giraffenskelettzeichnung (Folioformat) in Mercks Brief von Anfang April und lobte dessen Qualita¨t (vgl. 39,9–10). Das Exemplar befindet sich ebenfalls im GSA (26/LXIII, 9,5). 15,12 meine Abhandlung einige Freude] Seine Abhandlung „Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre, daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den u¨brigen Thieren gemein sey“ hatte Goethe am 19. Dezember 1784 an Merck geschickt (vgl. zu 6,8–9). yber die Reaktion Mercks auf Goethes Schrift ist nichts bekannt. Die Ausfu¨hrungen hier deuten aber darauf hin, dass Merck sich in einem Antwortbrief wahrscheinlich von Ende Januar/Anfang Februar 1785 fu¨r die Abhandlung bedankt und kritisch Stellung bezogen hatte. 15,13–14 ob du gleich Æ:::æ Asserti nicht durchdrungen zu seyn scheinest] Asserti: Behauptung; von lat. assertio: Versicherung, Feststellung. – Mercks Urteil u¨ber die von Goethe selbst sehr hoch gescha¨tzte Abhandlung muss zuru¨ckhaltend oder gar skeptisch gewesen sein. Zum einen vertrat Merck wie die fu¨hrenden Anatomen der Zeit Pieter Camper und Samuel Thomas Soemmerring die Auffassung, dass ein Zwischenkieferknochen beim Menschen nicht existiere (vgl. zu 15,21–22; zu 16,8). Zum anderen war Merck perso¨nlich verletzt, denn Goethe hatte ihm das genaue Thema seiner Arbeit immer vorenthalten, obwohl er wusste, dass Merck auf ganz a¨hnlichem Gebiet forschte. Er hatte in seiner Schrift Mercks Anregungen und Verdienste am Zustandekommen seiner wissenschaftlichen Entdeckung in keiner Weise gewu¨rdigt, ihn noch nicht einmal erwa¨hnt (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 111–116). 15,15 gesprengte] In einzelne Teile aufgelo¨st. 15,15 Obere Kinlade vom Menschen und vom Trichechus] Goethe versuchte weiterhin, Merck von der Richtigkeit seiner Zwischenkieferknochenthese zu u¨berzeugen. Dazu schickte er ihm die genannten Kieferknochenteile, anhand deren er seine Untersuchungsergebnisse nachpru¨fen sollte. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um dieselben Stu¨cke, die Goethe fu¨r seine Untersuchungen zum Aufsatz u¨ber den Zwischenkieferknochen verwendet hatte. Vgl. dazu die zum Aufsatz geho¨rigen Zeichnungen (Tafel IV. und V., in: LA I 9, Tafel XXVI, 1 und XXVII, 1–3). Goethe hatte in seinem Aufsatz nach der Beschreibung des os intermaxillare am Oberkiefer des Menschen unmittelbar den Vergleich mit den entsprechenden Partien des Walrossscha¨dels folgen lassen: Tab. X. ist ein halber Oberkiefer eines gesprengten Menschenscha¨dels und zwar dessen inwendige Seite,
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durch welche beyde Ha¨lften mit einander verbunden werden. Æ:::æ Man halte diese Tafel gegen Tab. VII. und man wird es bewundernswu¨rdig finden, wie die Gestalt des ossis intermaxillaris eines solchen Ungeheuers wie der Trichechus rosmarus ist, lehren muß denselben Knochen am Menschen zu erkennen und zu erkla¨ren. (H: GSA 26/LVI,1 [yF 350]; vgl. auch LA I 9, 159.) Der Scha¨del des Walrosses stammte wie die meisten der untersuchten Knochenpra¨parate aus dem Naturalienkabinett der Universita¨t Jena (heute aufbewahrt in der Anatomischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universita¨t Jena; vgl. Rosemarie Fro¨ber: Museum Anatomicum Jenense. Jena 1996, S. 81). Schon am 13. April 1784 hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt, dass man dort Knochen eines Walrosses gefunden habe (vgl. WA IV 6, 264). Die obere Kinnlade des Menschen hatte Goethe wahrscheinlich ebenfalls aus dem Jenaer Naturalienkabinett mitgebracht. Die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen war Goethe am 27. Ma¨rz 1784 ebenfalls mit Hilfe von Menschenscha¨deln des Jenaer Naturalienkabinetts gelungen (vgl. Goethe an Herder, 27. Ma¨rz 1784; WA IV 6, 258). Am 9. Januar 1785 hatte Goethe gemeinsam mit Carl Ludwig von Knebel zuletzt das Kabinett aufgesucht und an Charlotte von Stein berichtet, dass er anatomische Pra¨parate aus der Sammlung mitbringen werde (vgl. zu 7,15–16). 15,15 Trichechus] Lat. Trichechus rosmarus: Walross; noch in der Bezeichnung nach Linne´; in heutiger Terminologie: Odobenus rosmarus. 15,16 nimm deine andern Scha¨del zu Hu¨lfe] Merck besaß in Darmstadt eine reichhaltige naturkundliche Sammlung vor allem mit osteologischem Material (vgl. Tobien, Merck 117–133 und 144 f.). 15,17 Sutur] Von lat. sutura: Naht. – Knochennaht, Grenzfuge zwischen benachbarten Knochen. 15,17–18 Os intermaxillare] Lat.: Zwischenkieferknochen; auch os incisivum (lat.: Schneideknochen) genannt, da bei Wirbeltieren daraus die oberen Schneideza¨hne wachsen. 15,18 Apoph. palatina maxillae superioris] Lat. apophysis palatina maxillae superioris: Auswuchs des Gaumens am Oberkieferknochen. – Gemeint ist der Gaumenknochenfortsatz des Oberkiefers. 15,19 canalium incisivor.] Lat. canalium incisivorum: Schneidezahnkanal; zwischen Eckzahn und zweitem Schneidezahn verlaufend. 15,21–22 Von Sommr. habe ich einen sehr leichten Brief Æ:::æ ausreden.] Goethe hatte Merck in einem Brief vom 19. Dezember 1784 gebeten, seine Schrift u¨ber den Zwischenkieferknochen sowohl dem holla¨ndischen Gelehrten Pieter Camper als auch dem Merck vertrauten deutschen Anatomen Samuel Thomas Soemmerring in Mainz zu u¨bergeben (vgl. WA IV 6, 410). Urspru¨nglich war die Schrift sogar in Briefform, adressiert an Soemmerring, konzipiert gewesen (K: GSA 26/LVI, 13). Merck war dem Wunsch Goethes Mitte Januar nachgekom-
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men, allerdings erst nach einer Aufforderung durch Soemmerring selbst (vgl. Soemmerring an Merck, 12. Januar; Merck an Soemmerring, 15. Januar 1785; Soemmerring, Werke 19 I, 95, 99), dem Goethe seine Schrift angeku¨ndigt hatte (vgl. 6,8–9). Ende Januar oder Anfang Februar schrieb Soemmerring Goethe einen Antwortbrief, in dem er dessen These von der Existenz eines Zwischenkieferknochens beim Menschen ablehnte. Der Brief Soemmerrings ist nicht u¨berliefert. Seine Einscha¨tzung u¨bermittelte er auch an Merck in einem Brief vom 27. Januar 1785 (vgl. zu 6,9). Die grundsa¨tzliche Ablehnung von Goethes Nachweis des Zwischenkieferknochens beim Menschen durch Soemmerring geht auch aus seinem Brief an Johann Heinrich von Fischer vom 7. Februar 1785 hervor: „Goethe hat mir im Manuscript einen artigen Versuch u¨ber das os intermaxillare zugeschickt. Er glaubt es sey auch beym Menschen – das meine Æichæ nicht; die beygefu¨gten Zeichnungen sind sehr scho¨n.“ (Soemmerring, Werke 19 I, 125.) 15,23 Schicke mir die Kno¨chlein ia bald wieder] Wann Goethe die Knochenpra¨parate zuru¨ckerhalten hat, ist nicht bekannt. 15,24–25 der Trichechus hat 4 Dentes incisores] Vgl. zu 16,5–7. 16,1 Maxilla] Lat.: Kinnbacken; genauer: Kieferknochen oder auch Kinnlade. 16,1–2 Osse Interma‘.] Lat. os intermaxillare: Zwischenkieferknochen. 16,3 Caninum] Lat. dens caninus: Hundszahn (lat. canis: Hund); gemeint ist der Eckzahn. 16,4 grosen Kopf den ich besitze] Im Naturalienkabinett der Universita¨t Jena befand sich neben den hier mitgeschickten Kopfteilen eines Jungtieres noch ein zweiter Scha¨del eines ausgewachsenen Walrosses, der auch erhalten geblieben ist und von dem Goethe spa¨ter, am 20. April 1785, zur weiteren Untermauerung seiner Thesen eine Zeichnung an Merck u¨bersandte (vgl. zu 44,7). – Zur Sache vgl. auch Rosemarie Fro¨ber: Museum Anatomicum Jenense. Jena 1996, S. 81. 16,5–7 Vielleicht fehlen Æ:::æ zugestehst.] Goethe hatte bei seinen Untersuchungen an den Jenaer Walrossscha¨delpra¨paraten vier Schneideza¨hne festgestellt und dies auch in seinem Aufsatz u¨ber den Zwischenkieferknochen mitgeteilt: Dem Trichechus rosmarus und dem Kamele hat man sie bisher abgesprochen und ich mu¨ßte mich sehr irren, wenn man nicht jenem vier und diesem zwei zueignen ko¨nnte. (LA I 9, 161.) Merck folgte dieser These nicht und hatte in seiner Antwort an Goethe (vgl. zu 15,12) wahrscheinlich darauf verwiesen, dass er nach wie vor beim Walross, wie bei den meisten heutigen Sa¨ugetieren u¨blich, von lediglich zwei Schneideza¨hnen ausging, wie er es auch schon in seinem Brief an Goethe vom 29. April 1784 bezu¨glich seiner Untersuchungen zu Elefantenza¨hnen dargelegt hatte (vgl. Merck, Briefwechsel 3, 482 f.). Merck hatte sogar Camper auf die Stelle in Goethes Aufsatz aufmerksam gemacht (vgl. die folgende Erla¨uterung). 16,8 Auf Campers Wort bin ich neugierich.] Merck war von Goethe beauftragt worden, die Schrift u¨ber den Zwischenkieferknochen an den holla¨ndischen
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Anatomen Pieter Camper weiterzuleiten (vgl. zu 6,8–9). Zuna¨chst beließ es Merck lediglich bei einer vagen Anku¨ndigung gegenu¨ber Camper, ohne Goethes Hauptthese vom Nachweis des Zwischenkieferknochens beim Menschen zu erwa¨hnen: „Mr. de Goethe Poete celebre, Conseiller Intime actuel du Duc de Weimar, vient de m’envoier vn Specimen Osteologicum qui doit vous eˆtre envoie´ apre`s que mr. Somring L’aura vuˆ. Vous sere´s etonne´ Monsieur de voir L’application d’un amateur, qui charge´ de la Presidence d’une chambre de finances, et de l’amite´ particulie`re du Prince trouve asse´s de loisir, pour faire quelque chose, qu’on osat vous pre´senter. Cest vn petit traite´ sur L’os intermaxillaire, qui nous apprend entre autres la verite´ que Le Trichecus a 4 dents incisives, et que le Chameau en a deux.“ (Merck an Camper, 17. Januar 1785; Merck, Briefwechsel 3, 653. – „Herr von Goethe, ein beru¨hmter Dichter und gegenwa¨rtig Geheimer Rat des Herzogs von Weimar, hat mir soeben ein ,Osteologisches Probestu¨ck‘ zugeschickt, das an Sie weitergeleitet werden soll, sobald Herr Soemmerring es durchgelesen hat. Sie werden, Monsieur, u¨ber den Fleiß eines Amateurs erstaunt sein, der neben seinen Verpflichtungen als Pra¨sident einer Finanzkammer und enger Freund des Fu¨rsten noch genu¨gend Zeit findet, eine weitere Ta¨tigkeit auszuu¨ben, deren Ergebnisse Ihrer Aufmerksamkeit fu¨r wu¨rdig befunden werden. Es handelt sich um eine kleine Schrift u¨ber den Zwischenkiefer, in welcher er uns unter anderem mit der Tatsache konfrontiert, daß das Walroß vier Schneideza¨hne besitzt und das Kamel zwei.“ Ebd., 659.) Erst im Ma¨rz versuchte Merck, den Aufsatz an Camper gelangen zu lassen (vgl. Merck an Camper, 10. Ma¨rz 1785; ebd., 680), obwohl er ihn schon Ende Januar von Soemmerring zuru¨ckerhalten hatte (vgl. zu 15,21–22). Da Merck ihn u¨ber mehrere Personen weiterreichte (Curt Heinrich Graf von Callenberg, Johann Wilhelm Job, Adriaan Gilles Camper), erhielt Camper den Aufsatz erst am 15. September (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 113). Goethe ging davon aus, dass Merck den Aufsatz unmittelbar an Camper geschickt habe. In seinem na¨chsten Brief an Merck vom 8. April 1785 hoffte Goethe deshalb immer noch auf eine baldige Antwort aus Holland (vgl. zu 40,1–2). Goethes Brief vom 30. Mai, der bereits ku¨hl und gescha¨ftsma¨ßig gehalten war, ging auf den Sachverhalt schon gar nicht mehr ein. Danach kam der Briefwechsel zwischen ihm und Merck fast ein Jahr lang vollsta¨ndig zum Erliegen (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 113). Umgehend nach dem Erhalt des Aufsatzes bezog Camper in zwei ausfu¨hrlichen Briefen vom 16. und vom 19. September 1785 an Merck zu Goethes Untersuchung Stellung (vgl. Merck, Briefwechsel 4, 101 f. und 117 f.). Camper bescheinigte Goethe, im Detail interessante Ergebnisse erbracht zu haben, blieb jedoch bei seiner yberzeugung, dass der Mensch keinen Zwischenkieferknochen besitze. Goethe selbst teilte Camper seine Meinung erst u¨ber acht Monate danach, in einem Brief von Anfang Juni 1786, mit. Kurz zuvor, im Mai 1786, hatte Merck Goethe erstmals von einem Brief Campers vom 2. Mai 1786 berichtet, den Goethe fu¨r Campers erste {ußerung zu seinem Aufsatz gehalten
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haben muss. Diese Briefe sind nicht u¨berliefert (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 119). 16,9–10 Die untre Maxille vom Caßler Eleph. Æ:::æ genug zu thun] Den so genannten Kasseler Elefantenscha¨del hatte sich Goethe 1784 von Samuel Thomas Soemmerring ausgeliehen (vgl. zu 6,13). Er ließ ihn in vier Ansichten von Johann Christian Wilhelm Waitz zeichnen (vgl. zu 6,16). In seinem Brief vom 19. Dezember 1784 hatte Goethe Merck daru¨ber informiert: Ich habe einen Casselschen Elephantenscha¨del hier gehabt, an dem fast alle Suturen noch sichtbar sind. Ich habe ihn von vier Seiten zeichnen lassen, werde ihn ku¨rzlich kommentiren und So¨mmerring eine ihm versprochene Kopie schicken, die du dann auch sehen sollst. (WA IV 6, 411 f.) Die Zeichnungen erhielt Merck Ende April 1785 zur Ansicht, nachdem Goethe sie wahrscheinlich Ende Ma¨rz 1785 an Soemmerring geschickt hatte (vgl. zu 54,15). 16,13–14 Wir kommen Æ:::æ bey euch etwas gemeines ist.] ,Gemein‘ hier im Sinne von ,u¨blich‘, ,gewo¨hnlich‘, ,einfach‘ (vgl. GWb 3, 1414 f.). – Die Zergliederung landesherrlicher Gu¨ter (Kammergu¨ter, Schatullgu¨ter) durch Aufteilung in mehrere kleinere Erb- oder Rentenpachten zur effektiveren und fu¨r den Landesherrn gewinnbringenderen Nutzung war ein im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland versta¨rkt aufgekommenes sozialo¨konomisches Pha¨nomen (vgl. Kru¨nitz, Enzyklopa¨die 33, 321–383). In Weimar bescha¨ftigte man sich seit Anfang der 80er Jahre ebenfalls mit diesem Thema. Herzog Carl August hatte Merck bereits um Informationen u¨ber die konkreten Erfahrungen mit der Gu¨terzerschlagung in Hessen-Darmstadt gebeten (vgl. Carl August an Merck, 31. Januar und 27. Februar 1780; Merck, Briefwechsel 2, 363 f. und 377 f.). Merck ließ vier Aktenstu¨cke u¨ber die Zerschlagung des Roßdorfer Hofgutes und a¨hnliche Angelegenheiten anfertigen und schickte sie nach Weimar (vgl. Merck an Carl August, 6. Ma¨rz 1782; Merck, Briefwechsel 3, 19 f.). Aber erst nachdem Goethe 1782 die Kammeraufsicht und de facto die Direktion der Finanzbeho¨rde u¨bernommen hatte, ru¨ckte das Thema aufgrund der angespannten Kassenlage im Herzogtum wieder in den Vordergrund. Goethe wurde mit der Vorbereitung und Durchfu¨hrung der notwendigen Maßnahmen betraut. Er war u¨ber die ersten Kontakte zwischen Merck und dem Herzog in der Sache informiert und wusste auch, dass die Zerschlagung von Gu¨tern in Hessen-Darmstadt bereits seit Jahren praktiziert wurde. – Weiter vgl. zu 284,13; zu 284,17. 16,14 Aufsatz verschaffen] Literatur u¨ber das Recht und die Praxis der Zerschlagung von landesherrlichen Gu¨tern existierte damals kaum. Erschwerend kam hinzu, dass es unterschiedliche Rechtsauffassungen u¨ber den Status der landesherrlichen Gu¨ter in Deutschland gab und in jedem Einzelstaat andere Verwaltungs-, Bewirtschaftungs- und Besitzrechtsverha¨ltnisse existierten, die praktisch jeden Fall zum Sonderfall machten. Mo¨glicherweise auf Empfehlung Mercks hin erwarb Goethe am 3. Juni 1785 in der Hoffmann’schen Buchhandlung in Weimar eine der
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wenigen Abhandlungen zum Thema, Heinrich Arnold Langes „Kurze Abhandlung von Zerschlagung der Domainen- und Bauern-Gu¨ther“ (Bayreuth 1778; vgl. Rechnung der Hoffmann’schen Buchhandlung, 3. Juni 1785; GR/Belege 1785, 2, Bl. 4). 16,18 Was ist der Kammerath Martini fu¨r ein Mann?] Der zkonom Johann Ludwig Martin war als Kammerrat seit La¨ngerem in der Finanz- und Verwaltungsbeho¨rde des landgra¨flichen Hofes zu Hessen-Darmstadt ta¨tig und dabei auch mit der Zerschlagung von landesherrlichen Gu¨tern befasst. Martin war Herzog Carl August auch schon als Sachversta¨ndiger in der Angelegenheit der Ansiedlung hessischer Mennoniten bei Eisenach behilflich gewesen (vgl. Merck an Carl August, 6. Dezember 1783; Merck, Briefwechsel, 414 f.). Goethe unterrichtete den Herzog in seinem Pro-Memoria-Schreiben vom 15. Ma¨rz 1785 davon, dass man sich wieder an Kammerrat Martin als ausgewiesenen Experten gewandt hatte (vgl. zu 283,29–30). Merck lieferte die gewu¨nschte Einscha¨tzung seines Kollegen Martin, die aber recht ambivalent ausgefallen sein du¨rfte und in der er insbesondere auf die unsystematische und oft nur schwer fassliche Darstellungsart des Spezialisten hinwies (vgl. zu 284,4–5). Dieses Urteil fand Goethe durch ein bald darauf eintreffendes Antwortschreiben Martins auch besta¨tigt (vgl. 284,1–2). 16,19–20 Assessor Bu¨ttner Æ:::æ an ihn schreiben liese] Der Weimarer Kammerassessor Friedrich Carl Bu¨ttner war bereits im Sommer 1780 in Amtshilfeangelegenheiten von Herzog Carl August an die Darmsta¨dter Kammer geschickt worden, wo er eng mit Martin zusammengearbeitet hatte (vgl. Carl August an Merck, 30. Juni 1780; Merck, Briefwechsel 2, 456). Das avisierte amtliche Schriftstu¨ck, das Bu¨ttner an Martin nach Darmstadt schicken sollte, ist wahrscheinlich zwischen Mitte Februar und Anfang Ma¨rz 1785 ausgefertigt worden (vgl. zu 283,29– 30). Die Antwort Martins traf noch in der ersten Ma¨rzha¨lfte in Weimar ein (vgl. zu 284,1). yber Bu¨ttner vgl. auch zu 24,3. 16,23–24 ansehnlichen Gute] Fu¨r das Schatullgut Burgau su¨dlich von Jena mit seinen Acker-, Wiesen- und Waldfla¨chen sowie einem Vorwerk und einer Scha¨ferei, das erst Ende 1781 durch Zukauf in den alleinigen Besitz des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach u¨bergegangen war, gab es bereits seit Fru¨hjahr 1783 Zerschlagungspla¨ne (vgl. „Geheimde Canzley-Acta / Die von S: Meiningen und Heßen-Philippsthal demhiesig Fu¨rstl. Hauß angetragene Kauff ‘.-yberlaßung ihrer Besizenden 2/3 an den gemeinsch‘. Guth Burgau / betr ‘. / 1778 bis 1796.“; ThHStA, B 8088oo D, bes. Bl. 118–119 und Bl. 123–124). Das Vorhaben unter der Leitung der Kammer des Weimarer Hofes trat Anfang 1785 in die Phase der Umsetzung, nachdem besitzrechtliche Details gekla¨rt und wichtige Verhandlungen mit den Sta¨ndevertretungen u¨ber die Sanierungspla¨ne der Kammerfinanzen abgeschlossen worden waren. Durchgefu¨hrt wurde die Zerschlagung aber letztendlich nicht, da sich weder das Darmsta¨dter Modell der Lehensverpachtung auf Lebenszeit noch das urspru¨nglich favorisierte Verfahren der Erbpachtteilung un-
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ter den rechtlichen wie o¨konomischen Bedingungen im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach als praktikabel erwiesen. So blieb es bei der bisherigen Form der Verpachtung des Gutes als Gesamtkomplex. Mit dem weiteren Aufschwung der landwirtschaftlichen Produktion in den 1790er Jahren wurden die Zerschlagungspla¨ne im Herzogtum endgu¨ltig aufgegeben (vgl. Fritz Hartung: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts. 1775–1828. Weimar 1923, S. 80). 16,28 ossibus turbinatis] Lat. ossa turbinata: kegel- oder kreisfo¨rmige Knochen; gemeint ist die untere Nasenmuschel.
29. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 12. – 1 Bl. 16,169,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „31.“; an den unteren Ecken rote Siegelreste, untere linke Ecke beschnitten durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 31), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 144. WA IV 7 (1891), 13 f., Nr 2056. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 17,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 17,1 Ich will mit dir fahren] Charlotte von Stein hatte Goethe wahrscheinlich in einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben Tag zu einer gemeinsamen Spazierfahrt eingeladen. Na¨heres ist daru¨ber nicht bekannt. 17,1–2 das erstemal seit acht Tagen Æ:::æ in deiner Gesellschafft] Die ganze vorangegangene Woche hatte stu¨rmisches Wetter mit Ka¨lte und Schneefall geherrscht. Erst zum Wochenende hin ließ zumindest der Schneefall nach, und es lockerte etwas auf (vgl. Knebel, Tgb. [7.–13. Februar] 1785, Bl. 7–8). Goethe war zudem Anfang Februar noch immer stark von dienstlichen Angelegenheiten in Anspruch genommen (vgl. zu 12,12).
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30. An Charlotte von Stein
BRIEFE 30/31
ÆWeimaræ, 17. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 12. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „32.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 32), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 144. WA IV 7 (1891), 14, Nr 2057. BEI LAG E
Zeichnung oder Text von Friedrich von Stein (vgl. zu 17,6–7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 17,4 mir mir] Versehentliche Doppelschreibung. 17,6 Gehn wir in die Commo¨die?] Im Weimarer Komo¨dienhaus wurde an diesem Abend die Oper „Eifersucht auf der Probe“ gegeben, eine deutsche Adaption Johann Joachim Eschenburgs von Pasquale Anfossis italienischer Buffa-Oper „Il geloso in cimento o la vedova galante“ (Der Eifersu¨chtige auf der Probe oder die galante Witwe). Ob Goethe und Charlotte von Stein die Auffu¨hrung besuchten, ist nicht bekannt. 17,6–7 Hier schickt Fritz etwas.] Friedrich von Stein lebte seit Ende Mai 1783 in Goethes Haus und wurde von ihm miterzogen (vgl. auch zu 3,2). Bei der Beilage ko¨nnte es sich um eine Zeichnung, eine kleine literarische Arbeit oder eine Sprachu¨bung Friedrichs gehandelt haben. 31. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 19. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 12. – 1 Bl. 16,1610 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „33.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 33), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 144. WA IV 7 (1891), 14, Nr 2058.
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BEI LAG EN
Briefe Carl Ludwig von Knebels an Charlotte von Stein mit unbekannten Beischlu¨ssen oder Beilagen (vgl. zu 17,12). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 17,9 Ich bin so fleisig] Goethe war auch in der zweiten Februarha¨lfte 1785 stark durch seine amtlichen Gescha¨fte in Anspruch genommen, vor allem in Angelegenheiten der Kammer und seiner {mter in den verschiedenen Kommissionen. So hatte er z. B. am 16. Februar eine Stellungnahme zur notwendigen Sanierung des Fu¨rstenhauses abgegeben, berichtete am 20. Februar u¨ber die Revision der Steuern und des Erbzinses in Ruhla und unterbreitete am 24. Februar einen Vorschlag zur Neukartographierung des Herzogtums (vgl. auch zu 10,22). 17,9 vergnu¨gt] Hier im urspru¨nglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘, ,(einem Verlangen) Genu¨ge getan‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 17,11 mein kleines Cabinet] Das so genannte kleine Kabinett befand sich in der ersten Etage des Vorderhauses von Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan und wurde von Goethe vornehmlich als Arbeits- und Studierzimmer genutzt. 17,12 Hier sind Knebels Briefe.] Carl Ludwig von Knebel schickte am 17. Februar Briefe an Herzog Carl August, an Goethe und auch an Charlotte von Stein, die nicht erhalten sind (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 9). Charlotte von Stein hatte gegenu¨ber Knebel in ihrem Brief vom 15. Februar die Bitte gea¨ußert: „Ko¨nte ich wohl den Brief der Imhoff an Ihre Fr‘ Schwester zu lesen kriegen Æ:::æ“ (H: GSA 54/274,1 Bl. 45). Gemeint ist ein nicht u¨berlieferter Brief von Louise von Imhoff, der Schwester Charlotte von Steins, aus London an Henriette von Knebel, vermutlich vom Januar 1785, von dem Knebel wahrscheinlich in seinem ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief an Charlotte von Stein vom 11. Februar 1785 berichtet hatte. Diesen Brief gab er vermutlich mit seiner Sendung vom 17. Februar an Charlotte von Stein weiter. Diese war schon vorher durch Knebel u¨ber die Reise von Carl und Louise von Imhoff nach London in Kenntnis gesetzt worden, und Knebel ließ ihr entsprechende Briefe Carl von Imhoffs aus London zukommen, so etwa am 4. Januar und 4. Februar 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 2 und 7). Charlotte von Stein gab die Informationen Knebels offenbar auch immer an Goethe weiter (vgl. Datierung zu Nr 2). Demzufolge sandte Goethe hier wahrscheinlich den letzten Brief oder die letzten Briefe Knebels an Charlotte von Stein und den beigeschlossenen Brief Louise von Imhoffs an die Freundin zuru¨ck, die sie ihm zum Lesen u¨berlassen hatte.
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32. An Johann Gottfried Herder
BRIEF 32
ÆWeimaræ, 20. Februar 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 17,7621,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch bescha¨digt, zum Teil restauriert. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 83, Nr 39 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 14 f., Nr 2059 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Johann Gottfried Herder (1744–1803) und Goethe kannten sich seit einem gemeinsamen Aufenthalt in Straßburg 1770/71 und standen seitdem im Briefwechsel (vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 80). Goethe hatte auch die Berufung Herders zum Generalsuperintendenten des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach im Jahre 1776 betrieben. In Weimar vertiefte sich ihre Freundschaft, obwohl ihr Verha¨ltnis zeitweise auch nicht frei von Spannungen war. Im vom vorliegenden Band umfassten Zeitraum 1785/86 geho¨rten Herder und seine Ehefrau Caroline zu den engsten Vertrauten Goethes in Weimar. Herder war Goethes erster Ansprechpartner in allen Fragen a¨sthetisch-ku¨nstlerischer und philosophisch-weltanschaulicher Natur. Aber auch private Angelegenheiten, die Amtsgescha¨fte sowie der Austausch u¨ber die jeweilige schriftstellerische Arbeit sind Themen der Korrespondenz. So berichtet Goethe z. B. u¨ber den Fortgang des gerade entstehenden Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, lobt Herders Arbeit an den „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ und tauscht sich mit dem Freund u¨ber die notwendigen Umarbeitungen seiner Werke fu¨r die seit Juni 1786 entstehende Gesamtausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen aus. Breiten Raum nimmt die Reflexion u¨ber den sich 1785/86 zuspitzenden Spinozastreit zwischen Moses Mendelssohn und Friedrich Heinrich Jacobi ein. Daru¨ber hinaus stimmen sich Goethe und Herder u¨ber Angelegenheiten des Schulwesens und Herders pa¨dagogische Reformpla¨ne ab. – Der vermutlich recht umfangreiche Briefwechsel ist nur noch teilweise erhalten. Aus dem Zeitraum 1785/86 bis zur Abreise Goethes nach Italien Anfang September 1786 sind lediglich noch zehn Briefe Goethes u¨berliefert. Die tatsa¨chliche Zahl war vermutlich um ein Vielfaches ho¨her. Herder und seine Frau Caroline haben wahrscheinlich regelma¨ßig auf Goethes Briefe geantwortet, u¨berliefert ist aber nur ein Brief Herders von Anfang Juli 1786 (HB 5, 182). 17,15 Dein Manuscr.] Gemeint sind Teile einer zweiten Manuskriptfassung des 2. Teils der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“. Nachweislich geho¨rte dazu der Text zum 5. Kapitel des 8. Buches (vgl. Suphan 14, 698 f.). Zum Entstehungs- und Erscheinungsprozess des Werkes und Goethes Mitwirkung daran vgl. zu 5,18–19.
FEBRUAR 1785
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17,16 Sabaths] Sabbat: Ruhe- und Feiertag der gla¨ubigen Juden (hebr. sˇa¯vat: aufho¨ren, etwas zu tun; ruhen); Samstag, hier mit Bezug auf den christlichen Feiertag, den Sonntag, an dem der vorliegende Brief geschrieben wurde. 17,17 fu¨rtreff‘ .] Vortrefflich. 18,1 sage ich i a und A m e n ] Sprichwo¨rtlich gewordene Redewendung, die auf a¨hnliche Formulierungen in der Bibel zuru¨ckgeht, mit denen bedingungslose Zustimmung und Unterordnung ausgedru¨ckt wird (vgl. 5 Mose 27,15–26; Mattha¨us 5,37; Offenbarung 22,20). 18,2 A l s o h a t G o t t d i e We l t g e l i e b t ! ] Anfangszeile von Kapitel 3, Vers 16 des Johannes-Evangeliums im Neuen Testament in der ybersetzung Martin Luthers: „Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Luther-Bibel 1768 NT, 191.) 18,6–7 die Frau] Die Ehefrau Herders, Caroline Herder. 18,7 Ich sehe dich bald.] Die na¨chste Begegnung Goethes mit Herder fand wahrscheinlich im Laufe der folgenden Woche statt. In Vorbereitung von Goethes seit Ende Februar geplanter Jena-Reise vom 6. bis 12 Ma¨rz 1785 berichtete er am 28. Februar an Knebel, dass Herder in dieser Zeit ebenfalls nach Jena kommen wolle (vgl. zu 22,6), was eine Absprache zwischen Goethe und Herder vermuten la¨sst. 18,8 Nur zwey Stellen hab ich angestrichen] Das Manuskript vom 5. Kapitel des 8. Buches von Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ weist einen roten Anstrich Goethes an der folgenden, spa¨ter von Herder u¨berarbeiteten und schließlich in der Druckfassung aufgegebenen Textstelle aus: „Je mehr der Mensch indeßen der Natur treu bleibt und die ritzenden Dornen nicht kennet, womit der Geiz, die Wohllust, die Ehre oder gar der Fußtritt eines Despoten ihn verwunden: desto glu¨cklicher lebt er, wenn irgend Glu¨ckseligkeit auf der Erden blu¨het.“ (Zitiert nach: Suphan 14, 698.) Der Text schloss im Abschnitt „3.“ an den Satz an, der beginnt: „Der Europa¨er hat keinen Begrif Æ:::æ“ (Suphan 13, 338). Weitere Anstreichungen Goethes sind auch aus einer a¨lteren Fassung der „Ideen“ bekannt, so etwa im 7. Buch (vgl. Suphan 14, 699–701). 18,8–9 Geben vom Rade Ixions] Anspielung auf Ko¨nig Ixion, in der griechischen Mythologie Tischgenosse der Go¨tter im Olymp. Als er sich der Liebe zu Hera ru¨hmte, wurde er von Zeus bestraft, indem er dazu verdammt wurde, an ein sich ewig drehendes feuriges Rad gefesselt zu bleiben. – Hier mit Bezug auf eine Stelle von Herders Manuskript: „Ja endlich, da, wie alle Staatslehrer sagen, jeder wohleingerichtete Staat eine Maschiene seyn muß, die nur der Gedanke Eines regieret; welche gro¨ßere Glu¨ckseligkeit ko¨nnte es gewa¨hren, in dieser Maschiene als ein Gedankenloses Glied mitzudienen? Oder vielleicht gar wider besser Wissen und Gefu¨hl, Lebenslang in ihr auf ein Rad Ixions geflochten zu seyn, das dem traurig-verdammten keinen Trost la¨ßt, als etwa die letzte Tha¨tigkeit seiner selbstbestimmenden, freien Seele wie ein geliebtes Kind zu ersticken und in der Unemp-
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BRIEF 33
findlichkeit einer Maschiene sein Glu¨ck zu finden – o wenn wir Menschen sind, so laßt uns der Vorsehung danken, daß sie das allgemeine Ziel der Menschheit nicht dahin setzte.“ (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 8. Buch. 5. Kapitel; Suphan 13, 340 f.) 33. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, 26. oder 27. und 28. Februar 1785æ ! Æ Jenaæ DAT I ERUNG
Die Andeutung Goethes am Anfang des Briefes bezieht sich auf den Tod des neugeborenen Prinzen der Herzogsfamilie in Weimar am Samstag, dem 26. Februar 1785 (vgl. zu 18,12). Da der zweite Teil des Briefes Montags (18,26) geschrieben wurde und Goethe darin seinen Jena-Aufenthalt vom 6. Ma¨rz anku¨ndigt, kommt als Schreibdatum des Briefes fu¨r den ersten Teil nur Samstag, der 26. Februar, oder Sonntag, der 27. Februar 1785, infrage. Der Schluss wurde am 28. Februar 1785 geschrieben. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 17,7621,2 cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch und an den Seitenra¨ndern stellenweise restauriert; S. 1 oben rechts spa¨tere Datierung von fremder Hd, Bleistift: „[27. Februar 1785.]“; oben links spa¨tere Datierung von fremder Hd, Tinte: „1786 o. 89“. – Beischluss: nicht u¨berlieferter Brief(?) an Justus Christian Loder (vgl. zu 22,12). E: Unbekannte Mittheilungen aus Goethe’s Leben. Von Dr. Hermann Uhde (Fortsetzung.), in: Hamburger Nachrichten. Morgen-Ausgabe. Nr 60. Hamburg, Sonntag, den 11. Ma¨rz 1877, S. [1]. WA IV 7 (1891), 17 f., Nr 2061 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“; vgl. WA IV 30 [1905], 256). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 22. Februar 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 9). – Ein Antwortbrief Knebels ist nicht bekannt. 18,12 Unsre Freude war von kurzer Dauer] Anspielung auf den Tod des neugeborenen Sohnes der Herzogsfamilie am Morgen des 26. Februar 1785 gegen 10 Uhr, fu¨nf Stunden nach der Geburt: „Heute fru¨h einviertel auf 5. Uhr sandte uns Gott die Stunde und erfreute das ganze Hochfu¨rst‘. Hauß nebst Diener und Unterthanen mit einer fro¨h‘. Geburth eines Prinzens! Aber mit was fu¨r Schrecken vernahm man um 10. Uhr das uns Gott diesen edlen Zweig wiederum von dieser Weldt abgefodert hat!“ (FB 1785, S. 47.)
FEBRUAR 1785
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18,13–14 das Schicksaal Æ:::æ mit diesem Hause durchgehen wolle] Bereits am 10. September 1781 hatte Herzogin Louise ein Ma¨dchen nur tot geba¨ren ko¨nnen. Am 24. Ma¨rz 1784 war ihre Tochter Louise Auguste Amalie im Alter von 5 Jahren verstorben. 18,15 komme ich balde zu dir] Goethe reiste am 6. Ma¨rz nachmittags nach Jena und blieb bis zum 12. Ma¨rz 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11–12). 18,15–16 ich habe einige Sachen zuru¨ckgelegt] Offizieller Anlass der JenaReise war die Vorbereitung der geplanten Zerschlagung des Schatullgutes Burgau bei Jena (vgl. zu 24,11–12). Außerdem wollte Goethe den Aufenthalt auch zu weiteren naturwissenschaftlichen Studien, vor allem auf dem von ihm neu zu erschließenden Gebiet der Botanik, nutzen (vgl. 25,25–26). 18,18 Ich ka¨me eines Sonnabends] Vgl. zu 18,27. 18,18–19 ein Zimmer neben dem Concertsaale] Wahrscheinlich war die Dienstwohnung fu¨r Hofbeamte im ersten Stock des Residenzhauses vom Alten Jenaer Schloss gemeint. 18,20–21 wohnten wir Æ:::æ beysammen] Knebel wohnte ebenfalls im Alten Schloss. 18,23 Es wird ein Mikroscop hier ausgespielt.] Goethe besaß zu dieser Zeit selbst schon ein so genanntes Universalmikroskop und ein Sonnenprojektionsmikroskop (vgl. 9,28). Nach dem Abschluss seiner Arbeiten am Aufsatz zum Zwischenkieferknochen (vgl. zu 15,12) begann er sich im Januar und Februar 1785 auf mikroskopische Untersuchungen vor allem auf dem Gebiet der Botanik und der Kleinstlebewesen vorzubereiten (vgl. zu 9,28–29). Goethe ließ Knebel nicht nur an seinen naturwissenschaftlichen Studien teilhaben, sondern versuchte auch, ihn zu einer eigensta¨ndigen Bescha¨ftigung mit entsprechenden Themen anzuregen (vgl. auch zu 5,15). Im Februar und Ma¨rz 1785 hielt sich der Optiker J. B. Oppelt aus Ansbach in Weimar auf, um Mikroskope, Brillen und andere optische Gera¨te zu verkaufen. Er veranstaltete auch eine Lotterie mit einem Mikroskop als Hauptpreis. Der Ziehungstag war der 1. Ma¨rz 1785. Der Lospreis betrug einen Taler (vgl. Goethes Mikroskope, 365). 18,26 Montags.] 28. Februar 1785 (vgl. Datierung). 18,27 Sonnabends zu dir] Der na¨chste Samstag war der 5. Ma¨rz. Goethe reiste am 6. Ma¨rz nach Jena. Den Hinweis auf seine Ankunft hatte er schon im vorher geschriebenen Teil des Briefes gegeben (vgl. 18,18). Die Ru¨ckkehr nach Weimar erfolgte am darauf folgenden Samstag, dem 12. Ma¨rz. 22,1–2 Der Herzog von Gotha Æ:::æ bis dahin weg.] Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg kam am 27. Februar 1785 nach Weimar: „Heute Abend gegen 10 Uhr kamen Durch‘: Herzog von Gotha, hier an“ (FB 1785, S. 48). Er reiste am Morgen des 3. Ma¨rz 1785 wieder ab: „Heute Morgen halb 7 Uhr reisete Durch‘: Herzog von Gotha von hier ab; und dahin zuru¨ck.“ (Ebd.)
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BRIEF 34
22,3–4 Graf. Mor. ist gesprengt. Æ:::æ ergreifen mu¨ssen.] ,Sprengen‘ hier im Sinne von ,verjagen‘, ,eilends fortschicken‘ (vgl. Grimm 10 II 1, 30). – Am 12. November 1784 war mit Empfehlungen vom Braunschweiger Hof ein angeblich in franzo¨sischen Diensten stehender und sich als ,Graf Morelli‘ ausgebender Abenteurer nach Weimar gekommen (vgl. FB 1784, S. 294). Dieser sich als Ku¨nstler, Diplomat, Geheimbu¨ndler oder Spiritualist drapierender Hochstapler zog anfangs am Hof in Weimar große Aufmerksamkeit auf sich und fand auch Goethes Beachtung (vgl. Goethe an Charlotte von Stein, 13. November 1784; WA IV 6, 389; ebenso an Carl August, 26. November und 26. Dezember 1784; WA IV 6, 397 f. und 420). Die Identita¨t des unter verschiedenen Namen (Saint Germaine, Welldome, Gugonos u. a.) auftretenden und die Ho¨fe Europas bereisenden ,Grafen‘, seine Herkunft wie auch sein Alter sind unbekannt. yber die Umsta¨nde seiner Entlarvung und u¨ber seine Flucht aus Weimar Ende Februar ist nichts Na¨heres bekannt. 22,5 Meine nothwendigsten Gescha¨ffte] Vgl. zu 18,15–16. 22,6 Herder will uns besuchen] Nach Goethes Mitteilung im vorliegenden Brief hatte Knebel Herder noch einmal perso¨nlich eingeladen. Der Besuch kam aber nicht zustande: „Ich danke Ihnen tausendmal, Lieber, fu¨r Ihre freundschaftliche Einladung, die ich zum Unglu¨ck aber wieder nicht genießen, noch mein Wort an Go¨the wahrmachen kann. Æ:::æ Ich stecke voll Schnupfen u. Schwere, daß ich Euch nichts bin u. Euren guten Muth nur sto¨ren wu¨rde.“ (Herder an Knebel, 10. Ma¨rz 1785; HB 5, 115.) 22,7 wenn wir so kalt und eine rechte Schneebahn behalten] Seit Mitte Februar herrschte strenger Frost mit immer wieder ergiebigen Schneefa¨llen. Das Winterwetter hielt noch den ganzen Ma¨rz und bis Anfang April an. Erst um den 10. April begann es zu tauen (vgl. Knebel, Tgb. [13. Februar–13. April] 1785, Bl. 8–16). 22,12 Lodern] Der Jenaer Medizinprofessor Justus Christian Loder (vgl. zu 5,30). 22,12 innliegendes Bla¨tgen] Wahrscheinlich ein Brief Goethes an Loder vom 28. Februar 1785 (EB 2); mo¨glicherweise aber auch eine anatomische Zeichnung oder ein anderes Dokument.
34. An Carl Ludwig von Knebel y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 2. Ma¨rz 1785 ! Æ Jenaæ
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 64. –
MnRZ 1785
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1 Bl. 16,6619,5 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 60, Nr 55. WA IV 7 (1891), 19, Nr 2062. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief Knebels ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 4. Ma¨rz 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11). 22,13 Der Herzog von Gotha Æ:::æ geht morgen weg.] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg hielt sich vom 27. Februar bis 3. Ma¨rz 1785 in Weimar auf (vgl. zu 22,1–2). 22,13–14 Wenn du also kommen wolltest] Knebel war zuletzt vom 28. Januar bis 2. Februar 1785 in Weimar gewesen (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 6). Wahrscheinlich beabsichtigte er, nach dem Tod des neugeborenen Prinzen am 26. Februar einen Kondolenzbesuch beim Herzogspaar in Weimar abzustatten (vgl. zu 18,12). 22,14 keine Hinderniß] Knebel scheute nach Mo¨glichkeit den Kontakt zu den offiziellen Hofgesellschaften. 22,15–16 Die Ursachen mu¨ndlich.] Nicht ermittelt. 22,16 meinen Brief] Der Brief an Knebel vom 26. oder 27. und 28. Februar 1785 (Nr 33). 22,18 Fr. v. Stein seit einigen Tagen u¨bler] Charlotte von Stein litt seit Ende Januar 1785 wiederholt unter Zahn- und Kopfschmerzen (vgl. Nr 14, 16, 17, 18, 19, 25, 27, 29, 30 und 22). 22,18–20 Kommst du Æ:::æ wir gehen nachher zusammen.] Knebel kam, wahrscheinlich auf Goethes Rat hin, nicht nach Weimar (vgl. 22,14–15). Goethe reiste ohne seine Begleitung am Sonntag, dem 6. Ma¨rz 1785, zu seinem angeku¨ndigten Aufenthalt nach Jena (vgl. zu 18,15). 22,21 Seckendorf] Der ehemalige Offizier Carl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff hatte von 1774 bis Ende 1784 als Kammerherr des Herzogs Carl August in Weimar gelebt. Im Februar 1785 war er zum preußischen Reichstagsgesandten fu¨r den Fra¨nkischen Kreis mit Akkreditierung auch fu¨r „die Sa¨chsischen Ho¨fe“ berufen worden (Knebel an Herder, 25. Februar 1785; Von und an Herder 3, 19). In seiner neuen Funktion als preußischer Gesandter war Seckendorff am 23. Februar 1785 zu einem Antrittsbesuch und Verhandlungen u¨ber den Fu¨rstenbund nach Weimar zuru¨ckgekehrt, wo er bis zum 18. Ma¨rz blieb. 22,21 das Mikroscop gewonnen] Bis Ende Februar lief in Weimar eine Lotterie des Optikers Oppelt, an der von Seckendorff offensichtlich erfolgreich teilgenommen hatte. Goethe hatte fu¨r Knebel auch zwei Lose erworben (vgl. zu 18,23). 22,21–22 Negotiationen] Von franz. ne´gociation: Unterhandlung, Angelegenheit. Hier im Sinne von ,(diplomatischen) Gescha¨ften‘, ,Verhandlungen‘.
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BRIEFE 35/36
22,23 Von Imhofs ist auch Nachricht hier.] Carl und Louise von Imhoff hielten sich seit Ende 1784 in London auf, um bei Imhoffs erster Frau, die inzwischen wieder reich verheiratet war, Unterstu¨tzung in ihrer finanziellen Notsituation zu suchen (vgl. zu 3,12). Mit der angesprochenen Nachricht war vermutlich ein nicht u¨berlieferter Brief der Imhoffs nach ihrer Ru¨ckkehr aus London im Februar 1785 an Charlotte von Stein gemeint.
35. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 13. – 1 Bl. 19,4617,6(–17,8) cm, /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „34“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 34), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 145. WA IV 7 (1891), 19 f., Nr 2063.
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 23,1–2 Causa finalis] Lat.: Letzte Ursache, Endursache (dasjenige, um dessentwillen etwas bewirkt wird). Terminus aus der Ursachenlehre der Scholastik. Goethe bezieht sich hier vermutlich auf die teilweise gemeinsam mit Charlotte von Stein durchgefu¨hrten Studien zur Philosophie Baruch Spinozas von Anfang 1785 (vgl. zu 9,11). Spinoza verwendet den Begriff z. B. in Bezug auf die Kla¨rung der Frage nach dem Endzweck der Natur und weist nach, dass ein Denken in Kategorien der letzten Ursachen immer nur aus menschlichen Zweckbezu¨gen und nicht aus den Sachen selbst ableitbar bleibt. 23,3–4 Die Conferenz von gestern Abend] Vermutlich ist eine politische Verhandlung zu Fragen der Ausgestaltung des geplanten Fu¨rstenbundes unter Fu¨hrung Preußens bei Herzog Carl August gemeint. Das herzogliche Fourierbuch zeigt sowohl fu¨r den 1. Ma¨rz wie den genannten 2. Ma¨rz 1785 an: „Abends 4. Personen bey Durch‘. Herzog.“ (FB 1785, S. 51.) Teilnehmer der vertraulichen Beratungen waren vermutlich der neu ernannte preußische Gesandte in Sachen des Fu¨rstenbundes fu¨r die fra¨nkischen und sa¨chsischen Ho¨fe Carl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff, der schon seit dem 23. Februar in Weimar weilte (vgl. zu 22,21), und der am 27. Februar eingetroffene regierende Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig (vgl. zu 22,1–2), sowie Goethe als Carl Augusts enger Vertrauter in der Fu¨rstenbundangelegenheit.
MnRZ 1785
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23,4–5 Wie befindest du dich Gute?] Charlotte von Stein litt seit Ende Februar unter Kopfschmerzen. Am 4. Ma¨rz hatte sie an Charlotte von Lengefeld nach Rudolstadt geschrieben: „Endlich kann ich ein paar Zeilen zu Papier bringen da mich zeither ein heftiger Fluß im Kopf an allen gehindert hat Æ:::æ“ (H: GSA 83/ 1856,1). Im Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 3. Ma¨rz hatte Goethe ebenfalls schon berichtet, daß die Fr. v. Stein seit einigen Tagen u¨bler ist. (22,18.) 23,5 meine Sachen] Amtsgescha¨fte. Goethe bereitete seinen Aufenthalt in Jena vom 6. bis 12. Ma¨rz in Angelegenheit der geplanten Zerschlagung des Schatullgutes Burgau vor (vgl. 24,11–12). 36. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimar, 4. Ma¨rz 1785æ ! Æ Jenaæ
DAT I ERUNG
Am Donnerstag, dem 3. Ma¨rz 1785, hatte Knebel Goethes Brief vom Vortag erhalten (Nr 34; vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11), in dem dieser dem Freund von einem kurzfristigen Besuch in Weimar abriet und seine Reise nach Jena fu¨r das kommende Wochenende besta¨tigte (vgl. zu 22,18–20). Knebel antwortete am Freitag, dem 4. Ma¨rz, mit einem Expressbrief (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11). Goethe nutzte wahrscheinlich die Gelegenheit, seine Antwort unmittelbar nach Erhalt des Briefes von Knebel, also noch am 4. Ma¨rz, zu verfassen und mit zuru¨ck nach Jena zu schicken. y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 70. – 1 Bl. 10,4(–10,6)617,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). – Beischluss: Brief an Gottlob Theodor Weber (vgl. zu 23,11). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 63, Nr 59. WA IV 7 (1891), 20, Nr 2064. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 4. Ma¨rz 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11). – Der Antwortbrief vom 18. Ma¨rz 1785 ist ebenfalls nicht u¨berliefert (vgl. ebd., Bl. 13). 23,9 Den Sonntag Nachmittag will ich hier wegfahren] Bisher hatte sich Goethe schon fu¨r Samstag, den 5. Ma¨rz, angeku¨ndigt (vgl. zu 18,27). Den jetzt genannten Reisetermin hielt Goethe ein: „Goethe kommt Nachmittags.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11.)
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BRIEFE 37/38
23,11 Hofrath Webern] Gottlob Theodor Weber war als Amtmann und o¨rtlicher Konsistorialrat der fu¨hrende Beamte der Lokalverwaltung (Amt) in Jena und fu¨hrte als solcher auch den Titel eines Hofrates. 23,11 innliegendes Zettelgen] Wahrscheinlich handelte es sich um ein Auftragsschreiben oder ein a¨hnliches von Goethe verfasstes amtliches Schriftstu¨ck vom selben Tag in Bezug auf seine in Jena zu erledigenden Angelegenheiten (vgl. zu 18,15–16); nicht u¨berliefert (vgl. EB 3). 23,12 Soulavie] Gemeint ist ein Teil oder auch mehrere Teile der von 1780 bis 1784 in Paris erschienenen erdgeschichtlich-geologischen Untersuchung in acht Teilen von Abbe´ Jean Louis Giraud Soulavie: Histoire naturelle de la France me´ridionale (Naturgeschichte des su¨dlichen Frankreich). Sie waren fu¨r Knebels mineralogische Studien vorgesehen (vgl. auch zu 35,14). – Goethe kannte Teile des Werks nachweislich schon Ende 1782 (vgl. Brief an Merck, November 1782; WA IV 6, 82). Im November 1784 erwarb er die gerade erschienenen Teilba¨nde 5 und 7 u¨ber die Buchhandlung Treuttel in Straßburg (vgl. GR/Belege 1785, 2, Bl. 34; vgl. auch LA II 7, 337). Vermutlich hatte er auch schon die vorherigen Teile gekauft. 23,13 Fr. v. Stein mit ihrem Ubel] Vgl. zu 23,4–5. 37. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 4. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 13. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, S. 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „35.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 35), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 146. WA IV 7 (1891), 20, Nr 2065. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 23,16 Schicke mir den Gleichen] Eine der zahlreichen naturwissenschaftlichen Arbeiten Wilhelm Friedrich von Gleichens (gen. Rußworm), die Goethe fu¨r seine seit Anfang 1785 begonnenen mikroskopischen Versuche benutzte (vgl. zu 9,28– 29). Goethe ließ auch Charlotte von Stein an seinem neuen Interessengebiet teilhaben und animierte sie zum Mikroskopieren (vgl. zu 30,16). yber die Ru¨cksendung einer Schrift von Gleichens durch Charlotte von Stein ist nichts bekannt. 23,16–17 Auszug wegen des Mikroscops] Goethe plante fu¨r seinen kommenden Aufenthalt in Jena ab dem 6. Ma¨rz 1785 auch Arbeiten im Naturalienkabi-
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nett der Universita¨t, u. a. auch mit dem Mikroskop (vgl. zu 26,2). Vermutlich dafu¨r wollte er sich noch aus einer von Gleichens Schriften Exzerpte fu¨r Versuchsanordnungen, Mikroskophandhabung oder Pra¨paratherstellung machen. 23,17 Wie befindest du dich?] Seit Ende Februar 1785 litt Charlotte von Stein wieder unter Kopfschmerzen (vgl. zu 23,4–5). 23,18 die leidige Probe des Clavigo] Goethes Trauerspiel „Clavigo“ war am 3. Februar 1785 im Komo¨dienhaus in Weimar auf den Spielplan gekommen. Die erwa¨hnte Probe fand wahrscheinlich in Vorbereitung der fu¨r den 8. Ma¨rz 1785 vorgesehenen zweiten Auffu¨hrung des Stu¨ckes statt (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). 38. An Jacob Friedrich von Fritsch
Weimar, 6. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,6(–19,1)6 27,8(–28,2) cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 7 (1891), 22 f., Nr 2067 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Mit dem Adressaten des vorliegenden Briefes, Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch (1731–1814), arbeitete Goethe seit seinem Eintritt ins Geheime Consilium im Juni 1776 zusammen. Fritsch geho¨rte dem zentralen Beratungs- und Entscheidungsgremium des Herzogtums seit 1762 an und hatte seit 1767 de facto dessen Leitung inne. Der einflussreiche Beamte stand dem 27-ja¨hrigen Dichter zuna¨chst ablehnend gegenu¨ber, konnte aber nicht verhindern, dass der junge Herzog Carl August mit Goethe einen von Fritschs Patronage unabha¨ngigen Vertrauensmann im Geheimen Consilium etablierte. Beide, Goethe und der Herzog, waren andererseits als Neulinge in Politik und Verwaltung noch jahrelang auf die loyale Zusammenarbeit mit dem Routinier Fritsch und auf dessen enorme Erfahrung angewiesen. Erst seit 1779 begann Fritsch, der sich 1770 mit der Generalpolizeidirektion zu Weimar eine eigene, aus der Zusta¨ndigkeit der Weimarer Landesregierung ausgegliederte Exekutivbeho¨rde fu¨r die innere Verwaltung geschaffen hatte, einige seiner Kompetenzen an Goethe abzugeben, der die Leitung einiger wichtiger Verwaltungskommissionen u¨bernahm. Wa¨hrend sich Goethe auf diese Weise ein vom Geheimen Consilium unabha¨ngiges Beta¨tigungsfeld in der Landesadministration schuf, emanzipierte sich Carl August seit 1782 mit seinem Fu¨rstenbundprojekt vor allem auf außen- und reichspolitischem Gebiet vom Einfluss Fritschs. Als deutliches Anzeichen des schwindenden Einflusses von Fritsch im Weimarer Machtgefu¨ge ist auch Goethes Dispensierung von der Pflicht zur sta¨ndigen Teil-
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BRIEF 39
nahme an den Sitzungen des Geheimen Consiliums Ende Februar 1785 zu werten. Der administrative Kontakt Goethes zum Geheimen Consilium erfolgte nun vorwiegend auf dem Aktenweg, so dass er seine Voten schriftlich formulieren und auch ha¨ufiger an Fritsch schreiben musste. Die Schreibanla¨sse ergaben sich so aus der ta¨glichen Verwaltungsarbeit. Aus der Zeit des 15-ja¨hrigen gemeinsamen Wirkens Goethes und Fritschs in der Weimarer Administration zwischen 1776 und 1800 sind insgesamt 55 Briefe Goethes an Fritsch, aber nur vier Gegenbriefe u¨berliefert. Aus dem Zeitraum 1785/86 bis zum Aufbruch zur Italienreise Goethes im September 1786 liegen sieben Briefe Goethes vor. Fritsch hat wahrscheinlich nicht auf jeden Brief Goethes geantwortet, da diese Schreiben oft nur dienstliche Stellungnahmen waren. Dabei ging es fast ausschließlich um Verwaltungsbelange, vor allem um Entscheidungen in Personalangelegenheiten, Besoldungsfragen und um andere administrative Maßnahmen. Das Verha¨ltnis zwischen Goethe und Fritsch blieb dabei fo¨rmlich und reserviert, war aber immer von gegenseitiger Anerkennung und Respekt gepra¨gt. Als Carl August seit Beginn der 1790er Jahre dazu u¨berging, aus dem Kabinett heraus zu regieren, die kollegialische Beratung im Geheimen Consilium immer seltener heranzog und den dynamischen Christian Gottlob Voigt zu seiner rechten Hand in der Administration machte, verlor Fritsch immer mehr von seiner ehemaligen Machtposition. 1798 gab er de facto seine {mter auf, zog sich auf seine Gu¨ter zuru¨ck und bekam 1800 schließlich auch offiziell die Entlassung. 24,1 Serenissimus] Der Durchlauchtigste (von lat. serenissimus, Superlativ von serenus: heiter, hell, klar); Anrede fu¨r einen regierenden Fu¨rsten, abgeleitet von dem Titelbeinamen der Kaiser des Ro¨mischen Reiches: Serenus: der Durchlauchtige. Gemeint ist Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 24,1–2 Promotion] Befo¨rderung (von lat. movere: bewegen); hier: Befo¨rderung eines Beamten. 24,2 resolvirt] Resolvieren: einen Beschluss fassen (von lat. resolvere: auflo¨sen, befreien). 24,3 Cammerassessor Bu¨ttner] Der 42-ja¨hrige Friedrich Carl Bu¨ttner war 1767 als Kammerregistrator in den Dienst der herzoglichen Kammer, der zentralen Finanz- und Steuerbeho¨rde, eingetreten. In seinem 18-ja¨hrigen Dienst hatte er es dort bis zum Kammerassessor cum voto (mit Stimmrecht) gebracht (seit 1780). Am 4. Ma¨rz 1785 war er zum Landkammerrat ernannt worden (vgl. „Decret fu¨r Herrn Land-CammerRath Bu¨ttner alhier.“, 4. Ma¨rz 1785; ThHStA, B 25654, Bl. 147). Goethe scha¨tzte den erfahrenen Beamten und arbeitete in der Angelegenheit der Zerschlagung des Schatullgutes Burgau eng mit ihm zusammen (vgl. zu 16,19–20). 24,4–5 ihm die iu¨ngern Assessorn Æ:::æ vorgezogen worden] Der 23-ja¨hrige Carl Friedrich Wilhelm von Mandelsloh, Regierungsassessor cum voto in der herzoglichen Landesregierung in Weimar und Hofjunker, wurde 1785 zum Regie-
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rungsrat und Kammerjunker ernannt. Der 26-ja¨hrige Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld, Regierungsassessor in Eisenach, wurde 1785 ebenfalls zum Regierungsrat befo¨rdert. 24,5 Schwaben] Der ehemalige Hofadvokat und Regierungsassessor cum voto in der herzoglichen Landesregierung in Weimar Traugott Leberecht Schwabe, nebenher Bu¨rgermeister von Jena, erhielt 1785 als 48-Ja¨hriger ebenfalls die Befo¨rderung zum Regierungsrat. 24,6–7 Hochgeehrtesten Herrn Collegen] Goethes weitere Kollegen im Geheimen Consilium, Christian Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt. 24,8 Rath Go¨tze] Wahrscheinlich ist Johann Gottlieb Go¨tze gemeint, der als Rat und Kriegskassierer in der Kriegskanzlei, der zentralen Administration in der von Goethe geleiteten herzoglichen Kriegskommission in Weimar, ta¨tig war. Eine Befo¨rderung Go¨tzes fand 1785 nicht statt. Nicht ganz auszuschließen ist auch, dass Goethe von Johann Christian Carl Goetze sprach. Dieser war seit 1764 Finanzbeamter am Weimarer Hof, die letzten zehn Jahre als Landrentmeister und Landschaftskassierer in der Expedition des Landschaftskassedirektoriums Weimar. 24,9 Seren.] Serenissimo, Dativ zu Serenissimus (vgl. zu 24,1). 24,11–12 nach Jena gehe um die Zerschlagung des Gutes Æ:::æ vorzubereiten] Als mit der Fu¨hrung der Kammergescha¨fte beauftragtes Mitglied des Geheimen Consiliums war Goethe seit Anfang 1785 damit befasst, die geplante Zerschlagung des herzoglichen Schatullgutes Burgau vorzubereiten (vgl. zu 16,13–14; zu 16,23–24). Zu diesem Zweck reiste er noch am gleichen Tag fu¨r eine knappe Woche nach Jena (vgl. zu 23,9). Am 12. Ma¨rz kehrte er nach Weimar zuru¨ck: „Mit Go¨the Nachmittags nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 12.) 39. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 6. Ma¨rz 1785 ! ÆMainzæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 5012. – 1 Bl. 18,6(–19)6 27,7(–28,1) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Seidel), mit egh. Schlussformel und Unterschrift, Tinte; die Zeile Ich lege die (25,18) ist durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert. E: So¨mmerrings Leben (1844), 8 f., Nr 6. WA IV 7 (1891), 20–22, Nr 2066 (nach E). BEI LAG EN
1) Bu¨cher und Schriften (vgl. zu 24,19). 2) Addresse (25,18) von Catharina Elisabeth Goethe in Frankfurt a. M. (vgl. zu 25,18–19).
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BRIEF 39
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Soemmerrings wahrscheinlich von Ende Januar oder Anfang Februar 1785 (vgl. zu 15,21–22). – Ein Antwortbrief Soemmerrings ist nicht bekannt. 24,18 Hofgerichtsrath] Soemmerring, von 1779 bis 1784 Professor am Collegium Carolinum in Kassel, bemu¨hte sich seit Anfang 1784 um den Titel eines Hofrats. Er hatte diesen schließlich mit seinem Wechsel an die kurfu¨rstliche Universita¨t in Mainz im November 1784 erhalten (vgl. Soemmerring an Camper, 24. Mai 1784; ebenso an Friedrich II. Landgraf von Hessen-Kassel, 23. August 1784; Soemmerring, Werke 18, 478 und 586). Offenbar wollte Goethe diesem Umstand mit der Anrede Rechnung tragen, war aber nicht genau u¨ber den neuen Titel Soemmerrings informiert. 24,19 Ew. Wohlgeb‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer‘ Wohlgeboren; von vorzu¨glichem Stande, von edler Geburt. Im 18. Jahrhundert als Anrede fu¨r Personen aus dem niederen Adel wie auch bu¨rgerlichen Standes gebraucht (vgl. Adelung 4, 1596). 24,19 Bu¨cher und Schriften] Neuere Arbeiten zur vergleichenden Anatomie und Physiologie u. a. von Pieter Camper und Soemmerring. Auf einige davon weist Goethe im Folgenden hin (vgl. die beiden folgenden Erla¨uterungen). 24,21 Aus dem Camperischen Æ:::æ Unterricht gezogen] Mit Bezug auf Goethes Untersuchungen zum Zwischenkieferknochen kommen mehrere Arbeiten Campers in Betracht, so z. B. die Schrift „Oplossing der Vraage door het Bataafsch Genootschap te Rotterdam“ (Amsterdam 1783. – Auflo¨sung der Frage von der Batavischen Gesellschaft zu Rotterdam) u¨ber den Zusammenhang von Tier- und Menschenkrankheiten, um die Goethe bei Soemmerring nachgesucht hatte (vgl. Brief an Soemmerring, 16. September 1784; WA IV 6, 357), oder die Sammlung „Sa¨mmtliche kleinere Schriften die Arzney-Wundarzneykunst und die Naturgeschichte betreffend“ (3 Bde. Leipzig 1784–1788), deren ersten Band Goethe in seinem Zwischenkieferknochenaufsatz erwa¨hnt und die sich auch in Goethes Besitz befand (vgl. LA I 9, 154 und Ruppert, 638, Nr 4442). 24,24 Ihre Abhandlung] „yber die ko¨rperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europa¨er“ (Mainz 1784). – Soemmerring untersuchte darin unter anatomischen, physiologischen und neurologischen Gesichtspunkten die Frage nach mo¨glichen unterschiedlichen anthropologischen Entwicklungsniveaus zwischen Schwarzafrikanern und Europa¨ern. Trotz Unterschieden in Details kommt Soemmerring zu dem Schluss, dass zwischen den so genannten Rassen eine relative Gleichwertigkeit besteht. Goethe scheint sich mit der Schrift intensiver auseinandergesetzt zu haben. Darauf deuten zumindest Ro¨telanstreichungen in seinem u¨berlieferten Bibliotheksexemplar hin (vgl. Ruppert, 736, Nr 5128). 25,4 Blumenbachs Briefe] Die Briefe des Go¨ttinger Anatomen Johann Friedrich Blumenbach an Soemmerring vom 24. Ma¨rz 1781 und vom 5. Mai 1781 (Soemmerring, Werke 18, 322 und 324). Darin wurde von Blumenbachs Unter-
MnRZ 1785
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suchungen an menschlichen Embryonen und Kleinkindern in Hinblick auf das Vorhandensein des Zwischenkieferknochens berichtet. Goethe hatte die Briefe wahrscheinlich in Auszu¨gen oder in vollsta¨ndigen Abschriften erhalten, und zwar mit Soemmerrings nicht u¨berliefertem Brief von Ende Januar/Anfang Februar 1785, der auch sein Urteil u¨ber Goethes Aufsatz zum Zwischenkieferknochen enthielt (vgl. zu 6,9). Goethe zitierte die entsprechenden Stellen, in denen vom Vorhandensein des Zwischenkieferknochens im embryonalen Zustand beim Menschen die Rede ist, ohne na¨here Quellenangabe spa¨ter in „Auszu¨gen aus alten und neuen Schriften“, die er der Vero¨ffentlichung seines Zwischenkieferknochenaufsatzes 1820 anschloss (in: Zur Naturwissenschaft u¨berhaupt, besonders zur Morphologie. Erfahrung, Betrachtung, Folgerung, durch Lebensereignisse verbunden. Von Goethe. Zur Morphologie. Bd 1. H. 2. Stuttgard, Tu¨bingen 1820, S. 217–219; vgl. LA I 9, 165 f.). 25,5–6 daß sie mich Æ:::æ besta¨rkt haben] Goethe sah in Blumenbachs Untersuchungsergebnissen Ansa¨tze, die geeignet waren, seine These von der Existenz des Zwischenkieferknochens beim Menschen zu stu¨tzen. Soemmerring dagegen interpretierte Blumenbachs Ergebnisse in ganz gegenteiligem Sinn, da er aus wissenschaftsmethodischer Sicht einen nur embryonalen Befund als nicht beweiskra¨ftig ansah und das spa¨tere Verwachsen der Suturen (Knochenna¨hte) faktisch mit der Nichtexistenz des Zwischenkieferknochens beim Menschen gleichsetzte (vgl. Wenzel, Goethe-Soemmerring, 53). yber Soemmerrings Ablehnung von Goethes Zwischenkieferknochenthese vgl. auch zu 6,9. 25,6–7 daß er sich Æ:::æ abbringen lassen] Trotz seiner Befunde zum Zwischenkieferknochen beim menschlichen Embryo vertrat Blumenbach in ybereinstimmung mit Soemmerring und im Gegensatz zu Goethe nicht die Ansicht, dass auch der erwachsene Mensch einen Zwischenkieferknochen besitzt. Vielmehr widersprach er dieser Auffassung mehrfach, so etwa in seiner Dissertation von 1776 „De generis humani varietate nativa“ (Go¨ttingen; 2. Auflage 1781), in seinem „Handbuch der Naturgeschichte“ (Go¨ttingen 1779) und in der „Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Ko¨rpers“ (Go¨ttingen 1786). Erst viel spa¨ter, etwa ab 1820, begann er seine Meinung zu revidieren (vgl. Wenzel, Goethe-Soemmerring, 54). 25,8 meine kleine Abhandlung] Goethes Zwischenkieferknochenaufsatz (vgl. zu 6,8–9). 25,9 als ein Concept anzusehen ist] Goethe spielte nach der ablehnenden Aufnahme seiner Abhandlung durch Soemmerring den wissenschaftlichen Charakter der Arbeit herunter, u. a. wohl um dadurch weitere Argumente oder Anregungen Soemmerrings zu erhalten. 25,11 Selbst daru¨ber gearbeitet] Soemmerring hatte in seinen Studien zur vergleichenden Anatomie immer wieder das Problem des Zwischenkieferknochens behandelt. Explizit war er auf dieses Problem als Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier vor allem in seinem Aufsatz „Etwas Vernu¨nftiges vom
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BRIEF 40
Orang Utang“ eingegangen (in: Go¨ttinger Taschen-Calender. Go¨ttingen 1781, S. 40–64). 25,13–14 auf die Zeichnungen des Elephantenscha¨dels warten] Goethe schickte Soemmerring die Zeichnungen vom so genannten Kasseler Elefantenscha¨del wahrscheinlich am 28. Ma¨rz 1785 (vgl. zu 6,16). 25,15 mit Ihrem Nachfolger einige Verdrieslichkeit] Der Nachfolger Soemmerrings im Amt als Anatomieprofessor am Collegium Carolinum in Kassel war seit dem Herbst 1784 der Arzt Christian Friedrich Michaelis aus Go¨ttingen. Nach der ybergabe des Anatomischen Instituts an Michaelis bezichtigte dieser Soemmerring, er habe anatomische Pra¨parate widerrechtlich an seine neue Wirkungssta¨tte nach Mainz mitgenommen. Diese Behauptungen fu¨hrten in der Folge zur perso¨nlichen Feindschaft zwischen Michaelis und Soemmerring und zur Einsetzung eines offiziellen Untersuchungsausschusses (vgl. Aumu¨ller, 79). Zu den Pra¨paraten, die nach Michaelis’ Ansicht fehlten, geho¨rte auch der Kopf des Kasseler Elefantenscha¨dels. Der Scha¨del befand sich zu Beginn der Kontroverse noch bei Goethe in Weimar. Er wurde erst Ende Oktober 1784 nach Kassel zuru¨ckgeschickt (vgl. zu 6,13–14), zu einem Zeitpunkt also, als Soemmerring Kassel bereits verlassen hatte (vgl. zu 7,6). Spa¨ter stellte sich heraus, dass die fehlenden Pra¨parate in der Hauptsache in die anatomische Sammlung der Universita¨t Marburg, seit 1786 Nachfolgeeinrichtung des Collegium Carolinum in Kassel, gegeben worden waren (vgl. Pra¨parate, welche Herr Hofrath Soemmerring jetzt zu Mainz, dem anatomischen Theater zu Cassel 1784 zuru¨ck ließ. In: Medicinisches Journal. Von E. G. Baldinger. Bd 4. XVI. St. Go¨ttingen 1787, S. 16–23). 25,17 Ihre Gefa¨lligkeit] Gemeint ist die yberlassung des Kasseler Elefantenscha¨dels an Goethe (vgl. zu 6,13). 25,18–19 Ich lege die Addresse Æ:::æ nicht u¨bersendet haben sollte] Merck hatte die Adresse bereits an Soemmerring u¨bermittelt (vgl. zu 6,23–24). 25,19–20 baldige Ubersendung der versprochenen Scha¨del] Seit August 1784 bemu¨hte sich Goethe darum, weitere Tierscha¨delpra¨parate von Soemmerring leihweise fu¨r eigene anatomische Untersuchungen zu erhalten. Sie trafen erst im Fru¨hjahr oder Sommer 1785 ein (vgl. zu 6,21–22).
40. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
Æ Jenaæ, 8. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 14. – 1 Bl. (Ha¨lfte eines Doppelblattes, am Falz des linken Randes eingeklebt) 17,5(–17,8)621,1(–21,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „36“. – In einem gebun-
MnRZ 1785
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denen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 36), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 146–148. WA IV 7 (1891), 23 f., Nr 2069. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 8. oder 9. Ma¨rz 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 27,1–2). 25,24 Bey Knebeln ist recht gut seyn.] Goethe hatte fu¨r seinen Aufenthalt in Jena Quartier im Zimmer neben dem Concertsaale (18,18–19) in unmittelbarer Na¨he zur Wohnung seines Freundes Carl Ludwig von Knebel im Alten Schloss bezogen. Wahrscheinlich war die aus zwei Zimmern bestehende Dienstwohnung fu¨r Hofbeamte im ersten Stock des Residenzhauses gemeint (vgl. auch zu 5,30). 25,25 meinen Gescha¨fften] Goethe war in der Angelegenheit der geplanten Zerschlagung des Schatullgutes Burgau nach Jena gekommen (vgl. zu 24,11–12). 25,25–26 erkundige ich mich Æ:::æ der natu¨rlichen Dinge] Goethe nutzte den Aufenthalt auch zu wissenschaftlichen Studien im Naturalienkabinett der Jenaer Universita¨t, vor allem zu botanischen Untersuchungen mit dem Mikroskop (vgl. zu 26,2). 25,27 Das Cabinet] Das Naturalienkabinett der Universita¨t mit seinen anatomischen, osteologisch-zoologischen und botanischen Sammlungen. 25,27 die Bibliothek] Die Universita¨tsbibliothek Jena (vgl. zu 131,2). 25,27–26,1 das alte lebendige Encyklopa¨dische Dicktionair] Gemeint ist der damals 69-ja¨hrige Naturwissenschaftler und Sprachkundler Christian Wilhelm Bu¨ttner, der nach seiner Emeritierung 1783 mit seiner einzigartigen, 40000 Ba¨nde umfassenden wissenschaftlichen Privatbibliothek unter Gewa¨hrung einer Apanage von Herzog Carl August von Go¨ttingen nach Jena gezogen war (vgl. zu 5,30; zu 35,20). 26,1 die Ka¨lte] Wa¨hrend Goethes Aufenthaltes in Jena vom 6. bis 12. Ma¨rz 1785 herrschte bei klarem Wetter durchgehend strenger Frost (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 11–12). 26,2 Wir haben Cocos Nu¨sse secirt] Wahrscheinlich hat Carl Ludwig von Knebel Goethe bei seinen Vorbereitungen der Kokosnusspra¨parate fu¨r die geplanten mikroskopischen Untersuchungen unterstu¨tzt. Goethe war im Fru¨hjahr 1785 insbesondere am Problem der Pflanzenkeimung interessiert und untersuchte dazu die Samen und Fru¨chte der verschiedensten Pflanzen (vgl. Goethes botanische Aufzeichnungen dieser Zeit, in: LA II 9A, 30–39). 26,6 Reihe von Pra¨paraten] Welche Pra¨parate außer den genannten Kokosnu¨ssen mo¨glicherweise noch aufbereitet wurden, ist nicht bekannt. 26,9 allerley neues von Journalen] Um welche von Knebel gelesenen Zeitschriften es sich hier handelt, ist nicht bekannt.
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BRIEF 41
26,12 daß du leidest] Wahrscheinlich litt Charlotte von Stein immer noch unter Kopfschmerzen (vgl. zu 23,4–5). 26,13 das dich in’s Carlsbad fu¨hren soll] Charlotte von Stein hatte fu¨r 1785 erstmals einen Kuraufenthalt im bo¨hmischen Karlsbad geplant, zu dem sie am 20. Juni 1785 aufbrach (vgl. zu 68,6). Goethe reiste am 23. Juni nach. 26,14 Schreibe mir bald.] Am 9. Ma¨rz bedankt sich Goethe fu¨r einen Brief und ein Zettelgen (27,1–2) von ihr (vgl. zu 27,1–2). 26,14 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 26,14–15 Er soll etwas von sich ho¨ren lassen.] Dieser Bitte ist Friedrich durch die ybersendung einer kleinen dichterischen Arbeit am 8. oder 9. Ma¨rz 1785 nachgekommen (vgl. zu 27,18–28,1). 26,15 Herders] Caroline und Johann Gottfried Herder.
41. An Charlotte von Stein Æ Jena, zwischen 7. und 9. Ma¨rz 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Juni (Nr 113) und vom 7. Juni 1785 (Nr 116) eingeordnet. Diese Einordnung ist offenkundig falsch, da Goethe sich vom 2. bis 16. Juni 1785 in Ilmenau aufhielt, u. a. mit Carl Ludwig von Knebel und Friedrich von Stein, nicht aber mit Christian Wilhelm Bu¨ttner. Im Brief gegebene Hinweise, die Nachrichten u¨ber Bu¨ttner und Knebel sowie die Gru¨ße an Friedrich von Stein, sprechen eindeutig dafu¨r, dass der Brief in Jena geschrieben worden ist. Die geplante Inanspruchnahme des Kammerwagens durch Goethe, die im Brief vom 9. Ma¨rz 1785 aus Jena aus der Ru¨ckschau besta¨tigt wird (vgl. zu 27,6), la¨sst ferner den Schluss zu, dass der vorliegende Brief in den ersten Tagen von Goethes Jena-Aufenthalt vom 6. bis 12. Ma¨rz 1785 verfasst worden ist. Der Kammerwagen verkehrte auf der Strecke zwischen Jena, Weimar, Erfurt und Gotha immer Mittwoch vormittags, so auch am 9. Ma¨rz 1785 (vgl. zu 26,24–25). – Eine Datierung, durch den Vermerk auf dem Brief (vgl. yberlieferung) angedeutet, auf den Zeitraum zwischen dem 12. und 14. Dezember 1785, als sich Goethe ebenfalls in Jena aufhielt, ist zwar nicht vo¨llig auszuschließen, aber durch keine Belege abzusichern. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 33. – 1 Bl. 15,2(–15,4)617 (–17,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „78.“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „geho¨rt nach
MnRZ 1785
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dem / 12. Dezember / ?“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 88), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 146. WA IV 7 (1891), 23, Nr 2068. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 26,18 Dienstbaren Geist] Nicht ermittelt. 26,19 meine Arbeit] Vgl. zu 25,25. 26,20 der natu¨rlichen Ding betrachtung] Vgl. zu 25,25–26. 26,22 Bu¨ttner] Der aus Go¨ttingen zugereiste ehemalige Professor fu¨r Naturund Sprachkunde Christian Wilhelm Bu¨ttner. Goethe pflegte perso¨nlichen Kontakt mit Bu¨ttner und lieh sich oft Bu¨cher aus dessen einzigartiger wissenschaftlicher Privatbibliothek aus (vgl. zu 25,27–26,1). 26,22 Knebel] Knebel wohnte seit Sommer 1784 im Alten Schloss in Jena (vgl. auch zu 5,30). 26,22–23 er ist ein eifriger Schu¨ler] Goethe versuchte wa¨hrend seiner verschiedenen Phasen naturwissenschaftlicher Bescha¨ftigung, Knebel zu entsprechenden Studien anzuregen, so auch auf dem seit Anfang 1785 neu erschlossenen Gebiet der Botanik. Goethe unterrichtete den Freund u¨ber seine mikroskopischen Untersuchungen und fasste seine Ergebnisse in einer kleinen Abhandlung fu¨r ihn zusammen (vgl. 35,10–11). Wie aus Knebels Tagebuch hervorgeht, nahm dieser schließlich sogar Unterricht in Botanik bei Justus Christian Loder: „Abends Loder hier, gibt mir Unterricht in Botanik und menschlichem Scha¨del.“ (Knebel, Tgb. [6. April] 1785, Bl. 15.) 26,24 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 26,24 Schreibe mir wie du dich befindest] Charlotte von Stein hatte bis zu Goethes Abreise nach Jena am 6. Ma¨rz unter Kopfschmerzen zu leiden (vgl. zu 23,4–5). Am 9. Ma¨rz erhielt Goethe einen Brief Charlottes (vgl. zu 27,1–2). 26,24–25 mit dem Cammerwagen ho¨rst du von mir] Der so genannte Kammerwagen war eine geschlossene Reisekutsche mit gro¨ßerem Stauraum im Besitz des Hofes, die sowohl von der jeweiligen Herrschaft wie von den wichtigsten Hofleuten genutzt werden konnte (vgl. Adelung 2, 1488). Er wurde auch zum regelma¨ßigen Reise- und Posttransport eingesetzt. Zwischen Jena und Weimar verkehrte er immer Mittwoch vormittags: „Mittwochs Mitt. 10 U. der Cammerwagen v. Jena. Æ:::æ Mittwochs der CammerWagen von Jena um 12 Uhr nach Erfurt und Gotha, allwo Personen und Paquete mitgehen ko¨nnen.“ (Post-Bericht, Bl. 19.) Der na¨chste Kammerwagen von Jena nach Weimar fuhr also am 9. Ma¨rz 1785. Sein Versprechen, auf diesem Wege etwas an Charlotte von Stein zu schicken, hielt Goethe ein (vgl. zu 27,6).
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42. An Charlotte von Stein
BRIEFE 42–44
Jena, 9. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 15. – 1 Bl. 16,6(–17)617,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „37“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 37), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 148. WA IV 7 (1891), 24 f., Nr 2070. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 8. oder 9. Ma¨rz 1785 (vgl. zu 27,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 27,1–2 deinen Brief und dein Zettelgen] Nicht u¨berliefert. – Goethe hatte Charlotte von Stein im vorausgegangenen Brief (Nr 41) um eine Nachricht gebeten (vgl. zu 26,24) und daraufhin umgehend, entweder am 8. oder am 9. Ma¨rz 1785, Post von der Freundin erhalten. Charlottes Antwort lag wahrscheinlich auch ein nicht u¨berlieferter Brief ihres Sohnes Friedrich von Stein bei, mit einer kleinen selbstverfassten Fabel des Jungen (vgl. zu 27,18–28,1). 27,2 daß du besser wirst] Charlotte von Stein hatte in ihrem Bezugsbrief wahrscheinlich von einer Besserung ihrer Kopfschmerzen berichtet, unter denen sie schon seit Ende Februar litt (vgl. zu 23,4–5). 27,3 Meiner Arbeit] Goethe war offiziell in der Angelegenheit der Zerschlagung des Schatullgutes Burgau nach Jena gekommen (vgl. zu 25,25) und nutzte den Aufenthalt gleichzeitig noch zu botanischen Studien im Naturalienkabinett der Jenaer Universita¨t (vgl. zu 25,25–26). 27,4–5 einige Tage herum] Goethe hielt sich seit Sonntag, dem 6. Ma¨rz, in Jena auf (vgl. zu 23,9). 27,5 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 27,5–6 ich werde ihm antworten] Goethe hatte Charlotte von Stein am 8. Ma¨rz um ein Schreiben Friedrich von Steins gebeten (vgl. zu 26,14–15) und daraufhin wahrscheinlich mit dem Bezugsbrief Charlottes einen literarischen Text Friedrichs erhalten (vgl. zu 27,1–2). Goethe antwortete Friedrich mit einem Brief am 10. Ma¨rz 1786 (Nr 44). 27,6 Der Cammerwagen hat dir etwas von mir gebracht.] Zum Kammerwagen vgl. zu 26,24–25. Goethe hatte Charlotte von Stein also bereits am selben Tag mit dem Kammerwagen einen Brief, wahrscheinlich den vom 8. Ma¨rz 1785 (Nr 40), und mo¨glicherweise auch ein Geschenk zukommen lassen.
MnRZ 1785
43. An Charlotte von Stein
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Jena, 10. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 15. – 1 Bl. 16,8(–17)614,2 cm, /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „38“; am rechten Seitenrand unten rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 38), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 149. WA IV 7 (1891), 25 f., Nr 2072. 3
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 27,10 l. L.] Abgeku¨rzt fu¨r ,liebe Lotte‘. 27,10 daß es mit mir hier nicht recht fort will] Goethe hielt sich seit dem 6. Ma¨rz 1785 in der Angelegenheit der geplanten Zerschlagung des Schatullgutes Burgau in Jena auf (vgl. zu 24,11–12). Daneben nutzte er die Zeit vor allem fu¨r botanische Studien und Untersuchungen im Naturalienkabinett der Universita¨t (vgl. zu 25,25–26). 27,13 ich komme bald] Goethe kehrte am Samstag, dem 12. Ma¨rz 1785, aus Jena nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 24,11–12). 44. An Friedrich von Stein
Jena, 10. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 27, Nr 1. WA IV 7 (1891), 25, Nr 2071 (nach E). Textgrundlage: E ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich vom 8. oder 9. Ma¨rz 1785 (vgl. zu 27,18–28,1). – Ein Antwortbrief Friedrich von Steins ist nicht bekannt. Gottlob Friedrich (Fritz) Constantin von Stein (1772–1844) war das sechste von insgesamt sieben Kindern und der dritte und ju¨ngste Sohn Ernst Josias und Charlotte von Steins. Durch den engen Kontakt seiner Mutter zu Goethe hielt sich Friedrich ha¨ufig in dessen Na¨he auf. Goethe fo¨rderte schon fru¨h die Bildung und Entwicklung Friedrichs, der zuna¨chst gemeinsam mit seinen Bru¨dern Gottlob Carl
80
BRIEF 45
Wilhelm Friedrich und Gottlob Ernst von dem Hofmeister und spa¨teren Pageninformator Johann Friedrich Ka¨stner unterrichtet wurde. Am 25. Mai 1783 nahm Goethe den Zehnja¨hrigen mit in sein Haus auf, wo er fu¨r dreieinhalb Jahre blieb. Goethe ku¨mmerte sich in umfassender Weise um die Erziehung des Jungen. Durch gemeinsame Lektu¨re, Zeichnen, das Durchsehen von Rechnungen und das Fu¨hren von Korrespondenzen, das behutsame Heranfu¨hren an literarische wie naturwissenschaftliche Themen sowie gemeinsames Reisen sollte Friedrich ohne es zu mercken in die Welt hineingefu¨hrt werden (Goethe an Charlotte von Stein, 17. Juni 1784; WA IV 6, 303). Nachdem Goethe Anfang September 1786 unerwartet nach Italien aufgebrochen war und bald klar wurde, dass er la¨nger ausblieb, kehrte der 14-ja¨hrige Friedrich Ende November oder Anfang Dezember 1786 in sein Elternhaus zuru¨ck. Die freundschaftlich-va¨terliche Beziehung zu Friedrich von Stein erhielt sich u¨ber die Zeit in Italien hinweg auch noch nach der Abku¨hlung des Verha¨ltnisses von Goethe zu Charlotte von Stein ab 1788, wenngleich sich die beiden seit Friedrichs Weggang nach Breslau 1795 nur noch sporadisch wa¨hrend kurzer Besuche in Weimar sahen. Goethe unterstu¨tzte unmittelbar den Werdegang seines Ziehsohnes und zeigte sich bis ins hohe Alter interessiert an seiner Entwicklung. – 1791 begann Friedrich von Stein in Jena ein Jurastudium, besuchte 1793 die Handelsakademie von Johann Georg Bu¨sch in Hamburg und reiste 1794 fu¨r ein Jahr nach Holland und England. Noch im selben Jahr von Carl August zum Kammerjunker und Kammerassessor ernannt, ging Friedrich von Stein 1795 als Volonta¨r an die preußische Kriegs- und Doma¨nenkammer in Breslau und wurde dort 1798 Kriegs- und Doma¨nenrat. 1810 erhielt er die Stellung eines Repra¨sentanten der Schlesischen Generallandschaft und war zeitweise auch Leiter der Bauund Kunstschule. 1819 zum Pra¨ses der Schlesischen Gesellschaft fu¨r vaterla¨ndische Kultur avanciert, u¨bernahm er 1820 die Direktion der Schlesischen Blindenunterrichtsanstalt, die er 1818 mit gegru¨ndet hatte. Friedrich von Stein, der 1803 das preußische Gut Strachwitz erwarb, heiratete 1804 Helene von Stosch, die nach der Geburt des dritten Kindes 1808 im Kindbett verstarb. 1810 schloss er eine zweite Ehe mit Gra¨fin Amalie von Schlabrendorf, von der er jedoch nach kurzer Zeit wieder geschieden wurde. Friedrich von Stein starb am 3. Juli 1844 in Breslau. – Von Goethes Briefen an Friedrich von Stein sind insgesamt 42 aus dem Zeitraum zwischen 1785 und 1828 bekannt. Davon ist allerdings nur ein Brief im Original u¨berliefert, der vom 15. Ma¨rz 1796 (H: GSA 29/495,I; vgl. WA IV 11, 47–49, Nr 3289). Alle u¨brigen Briefe sind entweder als Konzept (14 Briefe) oder nur als Druck (27 Briefe) u¨berliefert. Sie wurden zuerst zwei Jahre nach Friedrich von Steins Tod auf Grundlage der damals noch im Nachlass u¨berlieferten Originale von Johann Jacob Ebers und August Kahlert herausgegeben (Goethe-Friedrich von Stein). Im vorliegenden Band sind die ersten drei Briefe Goethes an den Zwo¨lfja¨hrigen aus dem Jahr 1785 und zwei Briefe vom Sommeraufenthalt Goethes 1786 in Karlsbad enthalten. Die yberlieferung der Gegenbriefe Friedrich von
MnRZ 1785
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Steins setzt erst im Oktober 1792 ein. Ihre relativ dichte Folge und fast doppelt so hohe Anzahl gegenu¨ber den 42 Briefen Goethes la¨sst den Schluss zu, dass auch die Anzahl der Goethe-Briefe an Friedrich von Stein insgesamt wesentlich ho¨her als bekannt gewesen ist. 27,18–28,1 Deine Fabel ist Æ:::æ ohne Reim ganz gut.] Gemeint ist die literarische Arbeit Friedrich von Steins, die er an Goethe nach Jena geschickt hatte. Friedrich von Stein war von Goethe am 8. Ma¨rz 1785 zum Schreiben aufgefordert worden (vgl. zu 26,14–15). Der gewu¨nschte Brief lag wahrscheinlich dem Brief der Mutter vom 8. oder 9. Ma¨rz bei (vgl. zu 27,5–6). Die genannte Fabel konnte nicht ermittelt werden. yberliefert sind an anderer Stelle zehn von Friedrich von Stein verfasste Fabeln und ein Ra¨tsel, die er der befreundeten Charlotte von Lengefeld in einem selbst gefertigten Heftchen u¨bereignete („An Lottchen Fra¨ulein von Lengefeld“; H: GSA 83/1857). Die Natur- und Tierfabeln darin sind in Prosa abgefasst, so dass sich von daher keinerlei Ru¨ckschlu¨sse auf das erwa¨hnte Favorit-Sylbenmaß ziehen lassen. 28,2 ich komme bald wieder.] Goethe kehrte am Nachmittag des 12. Ma¨rz 1785 nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 24,11–12). 45. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 16. – 1 Bl. 16,169,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „39.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 39), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 149. WA IV 7 (1891), 26, Nr 2073. BEI LAG E
Ein Buch (vgl. zu 28,6). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 28,5 in der Na¨he] Goethe war am spa¨ten Nachmittag des Vortages von einem fast einwo¨chigen Aufenthalt in Jena wieder nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 24,11–12). 28,6 das Buch] Welches Buch Goethe Charlotte von Stein zukommen ließ, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise hatte er es aus der Jenaer Universita¨tsbibliothek oder
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BRIEFE 46/47
aus den Besta¨nden der wissenschaftlichen Privatbibliothek von Christian Wilhelm Bu¨ttner in Jena mitgebracht. 46. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 14. Ma¨rz Æ1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Bei der Jahresangabe 1784 (28,15) in der Handschrift kann es sich nur um ein Schreibversehen handeln. Goethes Hinweis auf eine Schlittenfahrt belegt eindeutig, dass der Brief am 14. Ma¨rz 1785 geschrieben wurde. Das herzogliche Fourierbuch von 1785 verzeichnet fu¨r den 14. Ma¨rz eine Vergnu¨gungsfahrt des Hofes mit Schlitten nach Tiefurt: „Heute Mittag fuhren Durch‘. Herzog mit vorangezeigten Cav. u. Dames in Schlitten nach Tiefurth, woselbst gespeiset wurde. Abends nach 6 Uhr fuhren Sie sa¨mt‘. zuru¨ck, jedes nach Hauße.“ (FB 1785, S. 63.) Innerhalb der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegebenen Datum nicht im Konvolut „1784“, sondern erst „1785“ eingeordnet. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 16. – 1 Bl. 16,269,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „40“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 40), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 248, Nr 599. WA IV 7 (1891), 26, Nr 2074. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 28,10 Ich bin fleisig] Wahrscheinlich meint Goethe sowohl die Wiederaufnahme seiner Amtsgescha¨fte in Weimar wie auch die naturwissenschaftlichen Studien vornehmlich auf dem Gebiet der Botanik und die in diesem Zusammenhang unternommenen mikroskopischen Untersuchungen, die besonders seit Ma¨rz 1785 immer breiteren Raum einnahmen (vgl. zu 35,17–18). 28,11 Schlittenfahrt] Vgl. Datierung. 28,11–12 Der Bereuter wird Æ:::æ Order verlangt haben.] Wahrscheinlich sind Absprachen fu¨r die geplante Schlittenfahrt nach Tiefurt am selben Tag gemeint (vgl. Datierung). Na¨heres ist dazu nicht bekannt. 28,12–13 wir fahren heute Abend in den Wissenschafften fort] Wie auch aus anderen Briefen hervorgeht, trieb Goethe gemeinsam mit Charlotte von Stein botanische Studien und mikroskopische Untersuchungen (vgl. zu 23,16). 28,15 1784] Irrtu¨mlich fu¨r ,1785‘ (vgl. Datierung).
MnRZ 1785
47. An Friedrich Heinrich Jacobi
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ÆWeimaræ, 15. Ma¨rz 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2686. – 1 Bl. 17,6(–17,9)6 21,1 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 15.t Marz 1785 / Go¨the / empf‘ d‘ 27.t – / beantw d‘ 12.t Apr.“. E: Goethe-Jacobi (1846), 84, Nr 33. WA IV 7 (1891), 26 f., Nr 2075. BEI LAG E
Kopie eines Schuldscheins oder Wechsels (vgl. zu 28,16). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief Jacobis ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 12. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. yberlieferung). 28,16 gegenwa¨rtige Abschrifft] Wahrscheinlich die Kopie eines Schuldscheins, Wechsels oder eines anderen finanztechnischen Papiers; nicht u¨berliefert. 28,17–18 nimm also das wenige und Æ:::æ so spa¨t kommt] Offenbar hatte sich Goethe bei Jacobi Geld geliehen und nicht rechtzeitig zuru¨ckgezahlt, wie schon fru¨her das eine oder andere Mal (vgl. Goethe an Johanna Fahlmer, 6. Ma¨rz 1776; WA IV 3, 37 f.; ebenso an Jacobi, 2. Oktober 1782; WA IV 6, 62). 29,1 Laß doch manchmal von dir ho¨ren.] Jacobi antwortete am 12. April mit einem nicht u¨berlieferten Brief (vgl. yberlieferung), in dem er sich nach den ausbleibenden Gipsabgu¨ssen seiner von Martin Gottlieb Klauer gefertigten Bu¨ste erkundigte (vgl. zu 10,7; Jacobi an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, 12. April 1785; JB I 4, 66). 29,1–2 Herder ist fleisig und wird Æ:::æ Erscheinung machen.] Herder arbeitete seit Ende 1784 intensiv an der Fertigstellung seiner Sammlung „Zerstreute Bla¨tter“ (Gotha 1785) sowie am 2. Teil der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (Riga, Leipzig 1785). Beide Werke sollten zur Ostermesse im April 1785 erscheinen (vgl. zu 5,18–19; zu 29,17). 29,2 unglaub‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,unglaublich‘. 29,4 die deinigen] Vgl. zu 10,9.
84
48. An Charlotte von Stein
BRIEFE 48/49
ÆWeimaræ, 15. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 16. – 1 Bl. 17,3(–17,5)613,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „41“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 41), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 149. WA IV 7 (1891), 27, Nr 2076. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 29,6 Ihr heilet alles an mir] Vermutlich eine Anspielung auf Goethes wachsendes Ungenu¨gen an seiner Situation einer abha¨ngigen Verwaltungsexistenz am Weimarer Hof, das sich im April und Mai 1785 immer mehr zu einer psychischen Krise ausweitete (vgl. zu 49,16; zu 51,7–8). 29,9 Ich gehe gern in die Commo¨die] Im Weimarer Ko¨mdienhaus wurde am 15. Ma¨rz 1785 „Robert und Kalliste“, eine deutsche Bearbeitung der Opera buffa „La sposa fedele“ (Venezia 1767) des italienischen Komponisten Pietro Guglielmi, gegeben (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). 29,10 geh ich zu Seckendorf] Wahrscheinlich handelt es sich um Franz Paul Christoph Albrecht Freiherr von Seckendorff, der seit 1773 in herzoglich-weimarischen Diensten stand und seit 1781 Kammerherr des Herzogs und als Hof- und Regierungsrat in der Fu¨rstlichen Landesregierung des Herzogtums ta¨tig war. Goethe suchte von Seckendorff vermutlich in einer dienstlichen Angelegenheit auf. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. Dass, wie bisher vermutet, Karl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff, ein Vetter Christoph von Seckendorffs, ehemaliger Kammerherr des Herzogs und neu ernannter preußischer Gesandter in Sachen Fu¨rstenbund, gemeint sein ko¨nnte, der sich vom 23. Februar bis 17. Ma¨rz 1785 in Weimar aufhielt, ist nicht ganz auszuschließen, aufgrund des Kontextes und der Beila¨ufigkeit der Erwa¨hnung aber eher unwahrscheinlich. 29,10–11 zu deinem Bruder] Ernst Carl Constantin von Schardt, der 1744 geborene a¨lteste Bruder von Charlotte von Stein, war seit 1776 Geheimer Regierungsrat und als solcher 1785 Kollege von Christoph von Seckendorff in der Fu¨rstlichen Landesregierung. Wahrscheinlich ging es in der geplanten Unterredung um das gleiche Thema, das auch mit Seckendorff besprochen werden sollte.
MnRZ 1785
49. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 16. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 17. – 1 Bl. 9,768(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „42.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 42), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 150. WA IV 7 (1891), 31, Nr 2078. BEI LAG E
Druckbogen der „Zerstreuten Bla¨tter“ von Herder (vgl. zu 29,17). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 29,15 den Beystand] Wahrscheinlich mit Bezug auf Goethes sich verschlechternde psychische Verfassung (vgl. zu 29,6). 29,16 Es ist nicht gut daß der Mensch allein sey.] Zitat aus dem Alten Testament, 1 Mose 2,18. 29,17 Hier das erste Cahier von Herder.] Franz. cahier: Heft, Schriftstu¨ck. – Gemeint ist der Band „Zerstreute Bla¨tter von J. G. Herder. Erste Sammlung“ (Gotha 1785), wovon wahrscheinlich kurz zuvor die ersten Druckbogen vom Verleger Carl Wilhelm Ettinger in Weimar eingetroffen waren. Das Buch sollte zur Leipziger Ostermesse im April 1785 erscheinen. Bereits am 2. Ma¨rz hatte Herder die Fertigstellung des Drucks fu¨r die na¨chsten Tage erwartet: „Die B l a¨ t t e r sind meistens gedruckt u. Sie sollen bald ein Exemplar erhalten.“ (Herder an Knebel; HB 5, 114.) Der Band enthielt eine Anthologie literarischer und theoretischer Schriften Herders: „Statt der Vorrede ein Gespra¨ch“, „I. Blumen, aus der Griechischen Anthologie gesammlet“, „II. Anmerkungen u¨ber die Anthologie der Griechen, besonders u¨ber das Griechische Epigramm“, „III. Ob Malerei oder Tonkunst eine gro¨ßere Wirkung gewa¨hre? Ein Go¨ttergespra¨ch“, „IV. Paramythien. Dichtungen aus der griechischen Fabel“, „V. Ueber die Seelenwandrung. Drei Gespra¨che“, „VI. Liebe und Selbstheit. Ein Nachtrag zum Briefe des Hr. Hemsterhuis u¨ber das Verlangen“.
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50. An Charlotte von Stein
BRIEFE 50–52
ÆWeimaræ, 17. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 17. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „43.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 43), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 150. WA IV 7 (1891), 31, Nr 2079. BEI LAG E
Druckbogen der „Zerstreuten Bla¨tter“ von Herder (vgl. zu 30,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 30,1 die Fortsetzung von H. Sachen] Gemeint sind wahrscheinlich weitere neu eingetroffene Druckbogen von Johann Gottfried Herders Sammelband „Zerstreute Bla¨tter. Erste Sammlung“ vom Verlag aus Gotha (vgl. zu 29,17). 30,1–2 Heute der Abend ist fu¨r uns verlohren.] Mo¨glicherweise war Goethe verhindert, weil ein Gespra¨ch mit dem kurz vor der Abreise stehenden preußischen Gesandten Carl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff und Herzog Carl August in Angelegenheiten des geplanten Fu¨rstenbundes anberaumt worden war (vgl. auch zu 23,3–4). Seckendorff, der sich schon drei Wochen in Weimar aufhielt, reiste am Morgen des folgenden Tages nach Ansbach weiter (vgl. FB 1785, S. 66). Goethe war einer der engsten Vertrauten Carl Augusts in Sachen des Fu¨rstenbundes. 30,3 Augenb‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Augenblick‘. 51. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 20. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 17. – 1 Bl. 16,169,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „45.“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; untere linke Ecke und Rs. rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 44), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
MnRZ 1785
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E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 150. WA IV 7 (1891), 31, Nr 2080. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 30,5 lade ich heute Herders ein] Wie aus Goethes folgendem Brief hervorgeht, konnten Herder und seine Frau die Einladung fu¨r diesen Tag nicht annehmen (vgl. 30,10). 30,5–6 sie kommt mich besuchen] Vgl. aber 30,11–12. 30,7 mein Ubel] Zahnschmerzen, die sich seit Mitte Ma¨rz versta¨rkt hatten (vgl. zu 33,1). 52. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 20. Ma¨rz 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 20. Ma¨rz (Nr 51) und vom 21. Ma¨rz 1785 (Nr 53) eingeordnet. Der inhaltliche Bezug zu der erwa¨hnten Einladung an das Ehepaar Herder in Nr 51 sowie zu den Mitteilungen u¨ber Goethes gesundheitliche Probleme dort und in Nr 53 sprechen fu¨r die Datierung auf den 20. Ma¨rz 1785. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 18. – 1 Bl. 8,3(–9,6)67,6(–8) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „46.“; an den unteren Ecken und den Seitenra¨ndern der Rs rote Siegelreste, beide untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 45), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 123. WA IV 7 (1891), 286, Nr 2463. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 30,10 Herders kommen nicht.] Vgl. 30,5. 30,10 ich traue mir nicht auszugehn] Offenbar wegen seiner Zahnschmerzen (vgl. zu 30,7; vgl. auch 30,14–15).
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BRIEFE 53–55
53. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 21. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 18. – 1 Bl. 16(–16,2)612,9 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „47.“; Rs. rote Siegelreste; in der unteren Ha¨lfte des Blattes in der Mitte Bescha¨digung durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 46), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 150 f. WA IV 7 (1891), 32, Nr 2081. BEI LAG E
Ein Mikroscop (vgl. zu 30,16). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 30,13 Mein Ubel] Goethes Zahnleiden (vgl. zu 30,7). 30,16 Hier das Mikroscop] Goethe besaß im Ma¨rz 1785 zwei Mikroskope, ein Universal- und ein Sonnenprojektionsmikroskop. Wahrscheinlich ist das Universalmikroskop gemeint (vgl. zu 9,28; zu 23,16). 30,16 ein einzeln Glas] Gemeint ist wahrscheinlich eine zusa¨tzliche Linse fu¨r das Mikroskop. 54. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 22. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 18. – 1 Bl. 16,169,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „48.“; an den unteren Ecken und den Seitenra¨ndern der Rs. rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 47), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 151. WA IV 7 (1891), 32, Nr 2083. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief von Charlotte von Stein vom selben Tag (vgl. zu 31,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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31,2 am gestrigen Tage gespu¨rt] Am 21. Ma¨rz hatte Goethe wegen seines Zahnleidens auf einen Besuch bei Charlotte von Stein verzichtet (vgl. 30,14–15). 31,2 Herders will ich einladen lassen] Das Ehepaar Herder hatte am 20. Ma¨rz 1785 einer Einladung Goethes zu einem abendlichen Treffen mit Charlotte von Stein nicht nachkommen ko¨nnen (vgl. zu 30,10). Die gewa¨hlte Formulierung la¨sst vermuten, dass Charlotte von Stein in ihrem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief vom selben Tag um die erneute Einladung der Herders gebeten hatte. 55. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 19. und 23. Ma¨rz 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25) eingeordnet. Der Brief wurde aber wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 19. und 23. Ma¨rz 1785 geschrieben. Anhaltspunkte fu¨r die Datierung sind die Erwa¨hnungen von Goethes Ubel (31,9) und des Treffens mit dem Ehepaar Herder. Davon ist auch in den Briefen vom 20. und vom 22. Ma¨rz 1785 (Nr 51, 52 und 54) die Rede. Der Brief ko¨nnte auf die erste Einladung an die Herders vom 20. Ma¨rz und damit auf die Briefe Nr 51 und 52 Bezug nehmen, also am 19., 20. oder 21. Ma¨rz geschrieben worden sein. Ebenso wa¨re es mo¨glich, dass er mit der zweiten Einladung in Verbindung steht und so erst am 22. oder 23. Ma¨rz verfasst wurde. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 10. – 1 Bl. 18,7610 cm, 1 S. beschr., egh., Bleistift; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „21“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1783“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 27), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 353 f. WA IV 7 (1891), 285, Nr 2462. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 31,8–9 Herders will ich lieber morgen sehn.] Goethe hatte vergeblich versucht, das Ehepaar Herder fu¨r den 20. Ma¨rz 1785 einzuladen (vgl. 30,5), und am 22. Ma¨rz einen erneuten Vorstoß in dieser Sache angeku¨ndigt (vgl. 31,2). Ob das Zusammentreffen stattfand, ist nicht bekannt. 31,9 Das Ubel] Goethes Zahnleiden (vgl. zu 30,13).
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56. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 20. und 25. Ma¨rz 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25) eingeordnet. Er wurde aber wahrscheinlich erst zwischen dem 20. und 25. Ma¨rz 1785 geschrieben. Dafu¨r sprechen die Erwa¨hnungen von Goethes Zahnleiden (vgl. zu 31,15) sowie des Besuchs von Herzog Carl August (vgl. 31,13). Goethe litt seit Mitte Ma¨rz unter einer Zahnentzu¨ndung, weshalb er etwa ab dem 20. Ma¨rz seine Wohnung nicht mehr verließ (vgl. zu 30,10). Herzog Carl August verreiste laut Weimarer Fourierbuch am 26. Ma¨rz fu¨r zwei Wochen in wahrscheinlich politisch-diplomatischer Mission (vgl. FB 1785, S. 72) und wollte vermutlich noch einiges mit Goethe beraten, weshalb er den Kranken perso¨nlich aufsuchte. – Nicht ganz auszuschließen, aber weniger plausibel wa¨re eine Einordnung des Briefes in den Zeitraum zwischen dem 30. Ma¨rz und 5. April 1786. Ende Ma¨rz/Anfang April 1786 war es bei Goethe erneut zu einer Zahnentzu¨ndung mit Kno¨tchenbildung gekommen (vgl. zu 183,1). Herzog Carl August begab sich am Morgen des 6. April fu¨r eine Woche zur Jagd nach „Mu¨nchen und Tannroda“ (FB 1786, S. 91). Allerdings erscheint ein Gespra¨ch mit Goethe im Vorfeld dieser Jagd weniger zwingend. – Fra¨nkel orientierte sich bei der Datierung in seinen Ausgaben an einer Einordnung ins Jahr 1786 und setzte den Brief in den Zeitraum zwischen dem 29. Ma¨rz und 8. April 1786 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 329; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 149). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 8. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „23“; linker Seitenrand, untere Ecken und Rs. rote Siegelreste, die unteren Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 21), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 151. WA IV 7 (1891), 283, Nr 2456. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 31,13 in einer Sache] Damit ko¨nnte das Vorhaben Carl Augusts gemeint sein, als Verbu¨ndeter Preußens in den geplanten deutschen Fu¨rstenbund einzutreten (vgl. zu 34,1). Goethe war einer der engsten Vertrauten des Herzogs in Fu¨rstenbundangelegenheiten.
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31,15 Engelhardt hat mein Geschwu¨rgen aufgedru¨ckt] Hofrat und Hofchirurg Johann Christian Daniel Engelhardt war der Leibchirurg von Herzog Carl August. Goethe litt seit etwa Mitte Ma¨rz unter einer Zahnentzu¨ndung. 31,15–16 verku¨ndigt mir noch einen Zahn] Ursache von Goethes Zahnleiden war die Ausbildung eines so genannten Weisheitszahns. 31,16 die Schwaben Weisheit] Anspielung auf das so genannte Schwabenalter oder auch die Schwabenweisheit, die spo¨ttische Behauptung na¨mlich, dass der Schwabe erst im vierzigsten Lebensjahr versta¨ndig werde (vgl. Grimm 9, 2146 f.). 57. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimar, zwischen 21. und 27. Ma¨rz 1785æ ! Æ Jenaæ DAT I ERUNG
Aus dem Inhalt des vorliegenden Briefes la¨sst sich sein Schreibdatum auf den Zeitraum zwischen dem 21. Ma¨rz und 27. Ma¨rz 1785 eingrenzen. Goethe litt im Ma¨rz 1785 an Zahnschmerzen. Sein Zustand begann sich am 21. Ma¨rz voru¨bergehend zu bessern (vgl. zu 33,1). Das im Brief erwa¨hnte bu¨chlein (33,4), Herders „Zerstreute Bla¨tter. Erste Sammlung“, war Mitte Ma¨rz vom Verleger aus Gotha nach Weimar geschickt worden (vgl. zu 33,4). Der na¨chste Brief Goethes an Knebel vom 28. Ma¨rz 1785 nimmt ebenfalls noch einmal Bezug auf Goethes Zahnleiden (vgl. zu 33,16).
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H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 12. – 1 Bl. 16,969,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 11, Nr 13 (Datierung: 1778). WA IV 7 (1891), 32, Nr 2082. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 18. Ma¨rz 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 13). – Der Antwortbrief Knebels vom 29. Ma¨rz 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. ebd., Bl. 14). 33,1 wieder auf guten Weegen] Goethe und Knebel waren vom 6. bis 15. Ma¨rz zusammen gewesen, erst bis zum 12. Ma¨rz in Jena und dann noch drei Tage in Weimar. Wahrscheinlich ist Goethe schon wa¨hrend dieser Zeit von seinem Zahnleiden befallen worden (vgl. 30,7). Am 21. Ma¨rz vermeldet er eine Besserung (vgl. 30,13).
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33,3–4 Zeit die uns zusammenbringen wird] Vermutlich hatten Goethe und Knebel wa¨hrend ihres letzten Zusammentreffens im Ma¨rz (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung) schon die gemeinsamen Reisen nach Ilmenau (2.–16. Juni 1785) und zum anschließenden Sommeraufenthalt in Karlsbad (23. Juni–28. Juli [Abreise Knebels]) geplant. 33,4 Herders bu¨chlein] Gemeint ist Johann Gottfried Herders Anthologie „Zerstreute Bla¨tter. Erste Sammlung“, die Mitte Ma¨rz vom Verlag in Weimar eingetroffen war (vgl. zu 29,17). Knebel erhielt den Band von Herder am 9. April 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 16). 58. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 27. Ma¨rz Æ1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Das Jahr wird durch den Zusatz am ersten Osterfeste (33,13) besta¨tigt, da der Ostersonntag 1785 auf den 27. Ma¨rz fiel. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 19. – 1 Bl. 17,8611,9(–12,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „49.“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; Rs. rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 48), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 152. WA IV 7 (1891), 33, Nr 2084. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 33,7–8 Meine Beyden Verse Æ:::æ A s c h e r m i t t w o c h e n gekommen.] Gemeint ist das Versepos „Die Geheimnisse“. – Im Juli/August 1784 hatte Goethe damit begonnen, das Gedicht (vgl. zu 34,6) fu¨r Charlotte von Stein zu verfassen, wobei fu¨r jeden Tag des Jahres jeweils eine Gedichtstrophe entstehen sollte (vgl. WAN 1, 71; WA IV 6, 350). Nach einer Unterbrechung etwa seit September 1784 nahm Goethe die Arbeit daran wahrscheinlich im Ma¨rz 1785 wieder auf. Um den entstandenen Ru¨ckstand aufzuholen, versuchte er, mindestens zwei Strophen pro Tag zu verfassen. Aschermittwoch fiel 1785 auf den 9. Februar, den 40. Tag des Jahres, so dass Goethe bis zum 27. Ma¨rz also bereits 40 Strophen gedichtet hatte, was er im Brief an Knebel vom 28. Ma¨rz 1785 auch besta¨tigt (vgl. 33,19–20). Zumindest in den na¨chsten Tagen versuchte Goethe dieses Schreibtempo beizubehalten. Am 2. April berichtet er Knebel, dass nun bereits
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48 Strophen fertig seien (vgl. zu 36,25). Das Werk wurde jedoch nicht vollendet (vgl. WA I 16, 169–183 und 436 f.). 33,9 die leeren Tage im Kalender] Dies ko¨nnte so zu verstehen sein, dass Goethe die Tages-Strophen jeweils in einem Kalender eingetragen hatte. Bis auf einige fragmentarische Reste aus dem Sommer 1784 fehlt fu¨r diese Dichtung die handschriftliche yberlieferung (vgl. WA I 16, 436 f.). 33,11–12 Nothwendigkeit] Die Amtsgescha¨fte Goethes. 33,13 am ersten Osterfeste] Ostersonntag. 59. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimaræ, 28. Ma¨rz 1785 ! Æ Jenaæ
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H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 65. – 1 Bl. 18,5(–18,8)621 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 60 f., Nr 56. WA IV 7 (1891), 33 f., Nr 2085. BEI LAG E
Bu¨chlein (vgl. zu 33,15). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief Knebels ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 1. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 15). 33,15 Bu¨chlein] Mo¨glicherweise sind Franc¸ois de Totts „Me´moires du Baron de Tott. Sur les turcs est les tartares“ (Amsterdam 1784) gemeint. Johann Gottfried Herder, der das Werk zuerst von Goethe zur Lektu¨re erhalten hatte, empfahl es schon am 2. Ma¨rz 1785 Knebel: „Ich lese jetzt die Memoires de Thott, die Trotz aller Merkwu¨rdigkeiten der Authenticita¨t selbst fu¨r mich etwas langweilig sind. Haben Sie sie noch nicht: so will ich Go¨the, von dem ich das Buch habe, an Sie erinnern, ob er wohl meine Erinnerung nicht braucht.“ (HB 5, 114.) Knebel erwa¨hnt den Titel in seinem Tagebuch am 23. Ma¨rz: „Me´moires du Br de Tott.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 13.) 33,15 mit Danck zuru¨ck] Sollte es sich um de Totts „Me´moires“ gehandelt haben, ha¨tte Knebel das Werk, nachdem er es von Goethe u¨berlassen bekommen hatte, noch einmal zur Lektu¨re zuru¨ckgegeben. 33,16 Weh an den Za¨hnen] Vgl. zu 30,10. Eine wirkliche Besserung trat erst ab Mitte April ein (vgl. zu 43,12).
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BRIEFE 60/61
33,19 an meinem grosen Gedichte] Das Versepos „Die Geheimnisse“ (vgl. zu 33,7–8). 33,20–21 Das ist wohl noch sehr im Vorhofe.] Die Formulierung ist im u¨bertragenen Sinne gemeint. Der ,Vorhof‘ ist der vordere oder erste Hof (unbedeckter, eingefasster Platz) bei einem Geba¨ude. In der Bibel kommen z. B. der Vorhof des Tempels, des Gefa¨ngnisses, des Pallastes usw. vor (vgl. Adelung 4, 1275). Goethe wollte fu¨r jeden Tag des Jahres eine Strophe verfassen. Er stand mithin noch am Anfang. 34,1 Der Herzog ist nach Leipzig.] Herzog Carl August war am 26. Ma¨rz 1785 zu einer zweiwo¨chigen Reise aufgebrochen, bei der er zuna¨chst in Leipzig Station machte und danach in Angelegenheiten des Fu¨rstenbundes wahrscheinlich auch einige nahe gelegene Residenzen, wie Dresden und Dessau, aufsuchte: „Heute Mittag verreißeten Durch‘. Herzog auf einige Tage Æ:::æ“ (FB 1785, S. 72). Am 10. April war er wieder in Weimar: „Heute Mittag um 1 Uhr, kamen Durch‘. Herzog von der Reise bei hohen Wohl zuru¨ck.“ (Ebd., Bl. 41.) Die Gru¨nde fu¨r den Aufenthalt in Leipzig sind nicht bekannt (vgl. Du¨ntzer, Goethe und Karl August 1, 215). 34,3 sey fein fleisig, damit das Fru¨hjahr uns bereit finde] Gemeint sind wahrscheinlich Knebels mineralogische Studien in Vorbereitung auf die geplanten gemeinsamen Reisen mit Goethe im Juni 1785 nach Ilmenau und anschließend nach Karlsbad (vgl. zu 5,15). 60. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 28. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 19. – 1 Bl. 16,269,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „50.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 49), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 152. WA IV 7 (1891), 34, Nr 2086. BEI LAG EN
1) Flaschgen (vgl. zu 34,7). 2) Pol. Journal (vgl. zu 34,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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34,5 dem Briefschreiben] Fu¨r den 28. Ma¨rz 1785 ist nur noch ein Brief an Carl Ludwig von Knebel u¨berliefert (Nr 59). Es ko¨nnten auch amtliche Schreiben gemeint sein. 34,6 die Stanzen] Aus der italienischen Literatur stammende achtzeilige Strophe (ottava rima) mit festem Reimschema (ab ab ab cc) und jambischer Langzeilenstruktur. Goethe hatte sich fu¨r jeden Tag die Produktion von zwei Stanzen zu seinem Versepos „Die Geheimnisse“ vorgenommen (vgl. zu 33,7–8). 34,7 Mikr.] Seit der Erstausgabe der Briefe Goethes an Charlotte von Stein wurde diese Abku¨rzung meist zu ,Mikroskop‘ aufgelo¨st (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 152 und z. B. WA IV 7, 34). Goethe hatte am 21. Ma¨rz 1785 ein Mikroskop an Charlotte von Stein verliehen (vgl. zu 30,16). Er forderte das Instrument aber erst am 1. April 1785 von der Freundin zuru¨ck (vgl. 35,3). Goethe mu¨sste das Mikroskop dann bis zum 1. April noch einmal an Charlotte von Stein gegeben haben. Es ko¨nnte daher auch ,Mikroskopisches‘ gemeint sein, etwa Pra¨parate oder Aufzeichnungen, die Charlotte von Stein wa¨hrend ihres Mikroskopierens in den letzten Tagen angefertigt hatte. 34,7 ein Flaschgen] Nicht ermittelt. 34,7 Pol. Journal] Politisches Journal; Na¨heres nicht ermittelt. 34,8 Stein] Ernst Josias von Stein, Charlottes Ehemann.
61. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. Ma¨rz und 1. April 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 28. Ma¨rz (Nr 60) und vom 1. April 1785 (Nr 63).
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 19. – 1 Bl. 9,567,9(–8,1) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „51“; an den Seitenra¨ndern und unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken beschnitten durch Siegelo¨ffnung, linke Seite Mitte ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 50), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 118. WA IV 7 (1891), 286, Nr 2464.
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BRIEFE 62–64
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 34,12 zu schaffen wie Martha.] In Anlehnung an die Bibelstelle im LukasEvangelium, in der Jesus von Martha, der Schwester von Maria und Lazarus aus Bethanien, bei einem Besuch in ihrem Haus mit großem Aufwand bedient wird, ohne dass sie dabei begriff, genau das Falsche zu tun, ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester, die nur den Worten Jesu lauschte: „Jesus Æ:::æ sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mu¨he, Eines aber ist noth. Maria hat das gute Theil erwa¨hlet das sol nicht von ihr genommen werden.“ (Lukas 10,41 f.; LutherBibel 1768 NT, 146.) – Offenbar eine Anspielung auf die von Goethe zunehmend als problematisch empfundene Ta¨tigkeit als vielbescha¨ftigter Beamter in der Verwaltung des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach. Seit Mitte Februar 1785 nahm Goethe z. B. nicht mehr an den Sitzungen des Geheimen Consiliums teil und stellte seine politische und amtliche Existenz in Weimar im Fru¨hjahr 1785 sogar grundsa¨tzlich infrage (vgl. zu 51,7–8). 34,12–13 Sag ob heute dich etwa jemand besucht.] Wer gemeint sein ko¨nnte, ist nicht bekannt. 62. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. Ma¨rz und 1. April 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 28. Ma¨rz (Nr 60) und vom 1. April 1785 (Nr 63). Die Erwa¨hnung von Amalie Seidler stu¨tzt die Datierung zusa¨tzlich (vgl. zu 34,15–16). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 20. – 1 Bl. 18,468,2 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „52“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 51), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 159. WA IV 7 (1891), 286, Nr 2465. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. 34,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 34,15–16 An die Seid‘. will ich dencken.] Gemeint ist Amalie Christiane Dorothea Seidler, die gute Kontakte zur Weimarer Hofgesellschaft hatte und zum
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entfernteren Bekanntenkreis von Charlotte von Stein und Goethe geho¨rte (vgl. zu 94,28–95,1). Amalie Seidler, eine ehemalige Gouvernante der am 24. Ma¨rz 1784 verstorbenen Prinzessin Louise Auguste Amalie von Sachsen-Weimar und Eisenach, war wahrscheinlich im Ma¨rz 1785 aus Gotha, wo sie voru¨bergehend bei ihrer Schwester gelebt hatte, zu ihrer Mutter nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. Reichard, Selbstbiographie, 185). Worauf sich ihre Erwa¨hnung bezieht, ist nicht bekannt. 63. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. April 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 20. – 1 Bl. 18,8(–19)613,1 (–13,4) cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „54“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 53), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 152 f. WA IV 7 (1891), 35, Nr 2089. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 31. Ma¨rz 1785 (vgl. 35,1). – Der Antwortbrief vermutlich vom 1. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. 35,6–7). 35,3 Schicke mir doch das Mikroscop] Goethe hatte am 21. Ma¨rz 1785 ein Mikroskop an Charlotte von Stein verliehen (vgl. zu 34,7). 35,3 ich muß verschiednes ansehn] Seit Anfang Ma¨rz 1785 beobachtete und untersuchte Goethe die Keimung von Pflanzensamen und stand Anfang April wahrscheinlich kurz vor dem Abschluss einer ersten Arbeit zu diesem Thema (vgl. zu 35,17–18; zu 35,10–11). 35,4–5 ein Tischgen mit Erde worinn allerley Saamens liegen] Bereits im Januar 1785 hatte Goethe mit botanischen Studien begonnen und seitdem versucht, selbst Pflanzen fu¨r entsprechende Pra¨parate zum Mikroskopieren zu ziehen (vgl. zu 10,21–22). 64. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 2. April 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 21. – 1 Bl. 16,4(–16,6)68 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „56.“. – In einem ge-
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BRIEF 65
bundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 54), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 153. WA IV 7 (1891), 35 f., Nr 2090. BEI LAG E
allerley (vgl. zu 35,9). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 35,9 schicke ich allerley] Nicht ermittelt; Goethe ko¨nnte der Freundin Blumen geschickt haben (vgl. 37,16; 38,1). 35,10 wir] Einbezogen wird hier wahrscheinlich Friedrich von Stein, der 12-ja¨hrige Sohn Charlottes, der seit Mai 1783 in Goethes Haus wohnte. Goethe zog ihn wa¨hrend seiner fru¨hen botanischen Studien zu Kopier- und Schreiberta¨tigkeiten heran (vgl. LA II 9A, 509 f.). 35,10 kl.] Abgeku¨rzt fu¨r ,kleinen‘. 35,10–11 Botanischen Abhand‘ fu¨r Knebeln] Um welche Abhandlung es sich hier handelt, ist nicht eindeutig zu kla¨ren. Goethes pflanzenkundliche Untersuchungen aus der Zeit flossen ein in seinen ersten botanischen Aufsatz „Von den Kotyledonen“, der zu Lebzeiten des Dichters unvero¨ffentlicht blieb (vgl. LA I 10, 41–49 und LA II 9A, 315 f., 513–519). Knebel war spa¨testens seit Goethes Aufenthalt in Jena vom 6. bis 12. Ma¨rz 1785 in dessen mikroskopische Experimente zur Untersuchung von Pflanzensamen einbezogen. Goethe hatte den Freund auch zur eigenen Bescha¨ftigung mit seinem neuen naturwissenschaftlichen Thema angeregt. Knebel las entsprechende Fachbu¨cher und nahm seit Anfang April zusa¨tzlich Unterricht: „Abend Loder hier, gibt mir Unterricht in Botanik und menschlichem Scha¨del.“ (Knebel, Tgb. [6. April] 1785, Bl. 15.) Am gleichen Tag, dem 2. April, ku¨ndigte Goethe im Brief an Knebel die botanische Abhandlung an (vgl. 35,17–18). 65. An Carl Ludwig von Knebel y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 2. April 1785 ! Æ Jenaæ
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 68–69. – Doppelblatt 18,6(–18,9)627,3(–27,6) cm, 2 1/4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4).
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E: Goethe-Knebel 1 (1851), 62 f., Nr 58 (Teildruck: 35,14–36,14 Hier einige Soulavie Æ:::æ ihnen tra¨umte.; 36,18–30 Laß ihnen den Æ:::æ 2. Apr. 1785. G). WA IV 7 (1891), 36 f., Nr 2091 (Teildruck: 35,14–36,14 Hier einige Soulavie Æ:::æ ihnen tra¨umte.; 36,18–30 Laß ihnen den Æ:::æ 2. Apr. 1785. G). BEI LAG EN
1) Ba¨nde von Jean Louis Giraud Soulavies „Histoire naturelle de la France me´ridionale“ (vgl. zu 35,14). 2) Portrait (vgl. zu 36,4). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 1. April 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 15). – Der Antwortbrief vom 8. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. ebd., Bl. 16). 35,14 Hier einige Soulavie] Weitere Ba¨nde von Jean Louis Giraud Soulavies „Histoire naturelle de la France me´ridionale“ (1.–8. partie. Paris 1780–1784). Goethe hatte Knebel schon am 6. Ma¨rz einige Ba¨nde davon nach Jena mitgebracht (vgl. zu 23,12). 35,17–18 Gerne schickt ich Æ:::æ Lecktion nur schon geschrieben wa¨re.] Seit Anfang Ma¨rz 1785 bescha¨ftigte sich Goethe mit der Pflanzenkeimung (vgl. zu 18,23), so auch wa¨hrend seines Aufenthaltes in Jena vom 6. bis 12. Ma¨rz (vgl. zu 26,2). Ende Ma¨rz/Anfang April intensivierte er seine Mikroskopierarbeiten (vgl. zu 34,7; zu 35,3), wohl auch, um Knebel erste Untersuchungsergebnisse vorlegen zu ko¨nnen (vgl. zu 35,10–11). 35,18–19 Die Materie v o n S a a m e n habe ich durchgedacht] Von den Fortschritten jener Arbeit hatte Goethe schon in seinem Brief vom Vortag an Charlotte von Stein berichtet (vgl. 35,3–6). Am 8. April schrieb er daru¨ber auch an Johann Heinrich Merck (vgl. zu 39,20). 35,19–20 den J o s e p h a b A r o m a t a r i i s ] Gemeint ist eine der Schriften des venezianischen Arztes und Botanikers Giuseppe degli Aromatari, vermutlich die „Epistola de generatione plantarum ex seminibus“. In der Universita¨tsbibliothek Jena hat sich die Schrift erhalten, und zwar in der Ausgabe: „Disputatio de rabie contagiosa. Cui praeposita est Epistola de generatione plantarum ex seminibus“ (Venedig 1625. – Untersuchung u¨ber den ansteckenden Wahnsinn. Vorangestellt ist der Brief u¨ber die Entstehung von Pflanzen aus Samen. Venedig 1625; ThULB, Sign.: 4 Med. XXI,18/1). Knebel hat diese wie auch die zweite erwa¨hnte Schrift vermutlich mit seinem Antwortbrief vom 8. April 1785 an Goethe geschickt. Am 7. April traf er jedenfalls mit Christian Wilhelm Bu¨ttner zusammen, aus dessen Bibliothek er die Bu¨cher ausleihen sollte (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 16).
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BRIEF 65
35,20 Bu¨ttners Bibl.] Der ehemalige Go¨ttinger Professor Christian Wilhelm Bu¨ttner (vgl. zu 5,30) besaß eine umfassende, rund 40000 Ba¨nde starke Privatbibliothek, eine Sammlung vor allem der wichtigsten zeitgeno¨ssischen Fachliteratur aus fast allen Wissensgebieten. Bu¨ttners Bu¨cher verblieben zuna¨chst nach seinem Tod 1801 im Jenaer Schloss, wurden katalogisiert (bis 1808) und schließlich in die Jenaer Universita¨tsbibliothek u¨bernommen (1817/1824). 35,21–22 L i n n a i s c h e D i s s e r t . d e s e m i n i b u s m u s c o r u m ] Die Dissertation des schwedischen Botanikers Peter Jonas Bergius war unter der Leitung Carl von Linne´s entstanden und 1750 in Uppsala erschienen: „Semina muscorum detecta“ (Samen [neu] entdeckter Moose). Die Arbeit wurde ebenfalls in Linne´s wissenschaftlicher Schriftenreihe „Amoenitates Academicae“ vero¨ffentlicht (Pars 2. Holmiae 1751, S. 284–306. – Auserlesene Abhandlungen. Teil II. Stockholm 1751). Beide Drucke befinden sich im Bestand der Jenaer Universita¨tsbibliothek (Sign.: 4 Hist. Nat. X,121(8); 8 Hist. Nat. VIII,1:2). 36,2–3 Die Consequenz der Natur Æ:::æ Inconsequenz der Menschen.] Eine a¨hnliche Formulierung hatte Goethe schon in seinem Brief an Johann Caspar Lavater vom 9. April 1781 verwendet: Die stille, reine, immer wiederkehrende, Leidenlose Vegetation, tro¨stet mich offt u¨ber der Menschen Noth, ihre moralischen mehr noch phisischen lbel. (WA IV 5, 109.) 36,4 Hier das Portrait zuru¨ck.] Mo¨glicherweise ein Portra¨t von Knebel selbst. Knebel erwa¨hnt drei Wochen spa¨ter ein solches in seinen Tagebuchnotizen: „Mein Portra¨t an meine Schwester mitgeschickt.“ (Knebel, Tgb. [23. April] 1785, Bl. 18.) 36,6 ein ehmalig-katho‘. Geistlicher] Na¨heres ist dazu nicht bekannt. 36,7 Pr.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Protestantischen‘. 36,11–12 Die Kriegslust die Æ:::æ unsern Prinzen unter der Haut sitzt] Mit Bezug auf die deutschen Fu¨rsten der Klein- und Mittelstaaten. – Anspielung auf die sich zuspitzenden Spannungen zwischen den Fu¨rsteninteressen und der Kaiserherrschaft der Habsburger im Deutschen Reich, die angesichts der Krise um die Thronfolge in Bayern in eine offene milita¨rische Konfrontation zu mu¨nden drohten. Viele der deutschen Fu¨rsten, darunter auch Carl August, waren zu diesem Zeitpunkt bereit, unter dem Schutz und der Fu¨hrung Preußens (Fu¨rstenbundidee) einen Reichskrieg mit nicht absehbaren Folgen gegen den Kaiser zur Wahrung der eigenen Souvera¨nita¨t zu fu¨hren. 36,12 fatigirt] Von lat. fatigare: ermu¨den, langweilen. 36,14–17 Eckelhafft ist mir des Pr. C. Æ:::æ von Krieg reden.] Mit Bezug auf den Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, den ju¨ngeren Bruder des Herzogs Carl August. Er diente seit Ma¨rz 1784 als Oberstleutnant in der kursa¨chsischen Armee. Knebel war von 1774 bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin gewesen. In Weimar hatte sich Constantin zuletzt vom 28. Februar bis 2. Ma¨rz 1785 aufgehalten. Seine Ansichten zum Krieg wurden in einem Brief
APRIL 1785
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an Knebel vom 30. Ma¨rz 1785 deutlich: „Fu¨r mich habe ich gute Aussichten – vielleicht jetzt, bei einem nahen bevorstehenden Krieg. Mein Wunsch ist vielleicht zu tadlen, fu¨r vielle, allein auf meinem Pfade, bleibt mir jetzt nichts weiter u¨brig.“ (H: GSA 54/251.) Mit der Bemerkung u¨ber Constantins Lebenswandel spielt Goethe wahrscheinlich auf Geru¨chte an, die die Beziehungen des Prinzen zu bu¨rgerlichen Ma¨dchen in den Garnisonssta¨dten Merseburg, Querfurt und deren Umgebung in Naumburg, Weißenfels oder Leipzig betreffen (vgl. Sigismund, Prinz Constantin, 268–270). Im Erstdruck wie auch in der Weimarer Ausgabe wurde die gesamte Passage unterdru¨ckt (vgl. yberlieferung). 36,18–19 der Grosen] Die Herrscher der europa¨ischen Großma¨chte England, Frankreich, Russland, zsterreich und Preußen. 36,19 Motion] Von lat. motio: Bewegung. Hier ironischer Gebrauch des Begriffs im zeitgeno¨ssischen Sinne von Leibesu¨bungen zur Ko¨rperertu¨chtigung: „Ubung und Bewegung des menschlichen Leibes, welche zu Erhaltung der Gesundheit vorgenommen wird Æ:::æ, weil selbige die Zusammenziehung der Fa¨serlein sowol, als der festen Theile, und den Lauff derer Flu¨ßigkeiten befo¨rdert, daher die innerliche warme Bewegung der Feuchtigkeiten zunimmt, das Za¨he aufgelo¨set, das Feuchte aus einander getrieben, und die Ausdu¨fftung, welche alle Sa¨ffte des menschlichen Leibes reiniget und la¨utert, freyer wird.“ (Zedler 21, 1938.) 36,22–23 dies Kreuz auch auf dich zu nehmen und mir nachzufolgen] In Anlehnung an das Neue Testament: „Da sprach Jesus zu seinen Ju¨ngern: Wil mir jemand nachfolgen, der verla¨ugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ (Mattha¨us 16,24; Luther-Bibel 1768 NT, 38.) 36,24 Herder ist ganz vergnu¨gt.] ,Vergnu¨gt sein‘ hier im Sinn von ,zufrieden sein‘, ,sich wohl fu¨hlen‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). Johann Gottfried Herder hatte den Winter u¨ber mit verschiedenen Krankheiten zu ka¨mpfen und hoffte, sich mit dem Nahen der wa¨rmeren Jahreszeit wieder erholen zu ko¨nnen, zumal auch ein Kurbesuch in Karlsbad fu¨r Juni geplant war. Caroline Herder schrieb daru¨ber an den Freund Wilhelm Ludwig Gleim am 10. April 1785: „Mein Mann Æ:::æ ist aber diesen ganzen Winter so indisponirt, zerstreut u. krank gewesen Æ:::æ; sein Kopfweh, Schwindel u. Hypochondrie stellet sich noch immer ein, u. so haben wir uns fest vorgesetzt in der Mitte oder Ende des Juni ins Carlsbad zu reisen.“ (HB 5, 118.) 36,25 Ich habe 48 Stanzen an meinem Gedichte.] Das Versepos „Die Geheimnisse“. – Goethe hatte seit dem 27. Ma¨rz nicht weniger als acht Strophen des Werks fertiggestellt (vgl. zu 33,7–8). 36,27–28 unsre Fru¨hjahr und Sommer wandrungen] Goethe und Knebel planten fu¨r Juni 1785 gemeinsame Reisen nach Ilmenau und anschließend nach Karlsbad (vgl. zu 33,3–4).
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66. An Charlotte von Stein
BRIEFE 66–69
ÆWeimaræ, 2. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 21. – 1 Bl. 17,9614 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „55.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 55), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 153. WA IV 7 (1891), 37 f., Nr 2092. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 37,7 Schl.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Schlafen‘. 37,7 noch einige Stanzen vor zuarbeiten] Fu¨r das Versepos „Die Geheimnisse“ (vgl. zu 36,25). Am Folgetag teilt Goethe Charlotte von Stein mit, dass er drei weitere Stanzen geschrieben habe (vgl. zu 37,17). 67. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 21. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „57.“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; Rs. und an den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 56), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 252, Nr 618. WA IV 7 (1891), 38, Nr 2093. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 37,10 Der Schlaf heilt bey mir vieles] Mo¨glicherweise mit Bezug auf das seit Mitte Ma¨rz andauernde Zahnleiden (vgl. zu 30,7). 37,11–12 daß ich dich nicht begleiten konnt] Wohl mit Bezug auf den vorigen Abend (vgl. 37,2–5). Charlotte von Stein ko¨nnte einer Verpflichtung am Hof oder einer anderen Einladung nachgekommen sein. Auch ein Theaterbesuch kommt in Betracht. Am 2. April wurde im Weimarer Komo¨dienhaus das Lustspiel „Der Arrestant“ von Anton Wall gegeben (vgl. Theaterzettel Weimar 1785).
APRIL 1785
68. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 3. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 22. – 1 Bl. 16,566,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „58“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 57), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 154. WA IV 7 (1891), 38, Nr 2094. BEI LAG E
Blumen (37,16). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 37,16 heute hat uns der Hof] Am Sonntag, dem 3. April, wurde der erste Kirchgang der Herzogin Louise nach der Trauerzeit wegen des unmittelbaren Todes eines neugeborenen Prinzen am 26. Februar 1785 festlich begangen: „Heute hielten Durch‘. Regierende Fr. Herzogin nach gehaltenen 5. Wochen Ihre erfreulichen Kirchgang, solchen war also celebriret. Fru¨h um 3/4 nach 9. Uhr fuhren sa¨mmt‘. Herrschaften in die Kirche.“ (FB 1785, S. 77.) Mittags wurden die Ga¨ste zur Fu¨rstlichen Tafel geladen, darunter auch Goethe (vgl. ebd.). Abends fanden „Cour und Concert“ statt (ebd.). 37,17 ich habe 3 Stanzen.] Vgl. zu 37,7.
69. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 4. April 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 22. – 1 Bl. 17,666,5(–6,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „60.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 58), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 154. WA IV 7 (1891), 39, Nr 2095. BEI LAG E
Ein Blumenstock (vgl. zu 38,1).
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BRIEFE 70/71
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 38,1 Blumenstock] Im zeitgeno¨ssischen Versta¨ndnis staudenartige Pflanzen oder solche mit holzartigem Sta¨ngel, z. B. Nelken, Levkojen oder Rosen (vgl. Adelung 4, 387 f.). Goethe hatte schon am Vortag Blumen an Charlotte von Stein geschickt so wie vermutlich auch am 2. April (vgl. 37,16; zu 35,9). Am 18. und 19. April schenkte Goethe der Freundin Rosensto¨cke (vgl. 43,8). 70. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 4. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 22. – 1 Bl. 18,6614,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „59.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 59), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 154. WA IV 7 (1891), 39, Nr 2096. BEI LAG EN
1) Zeichen (38,5). 2) 1 Exemplar von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais’ „La folle journe´e ou Le mariage de Figaro“ (vgl. zu 38,6). 3) Eine Zeitung (vgl. zu 38,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 38,5 Das liebe Zeichen] Nicht ermittelt. 38,5 gestern Abend] Am 3. April waren sich Goethe und Charlotte von Stein wahrscheinlich auf der abendlichen Cour mit Konzert bei Hofe begegnet (vgl. zu 37,16). 38,6 Den neuen Figaro.] Ein Exemplar der Erstausgabe von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais’ Komo¨die „La folle journe´e ou Le mariage de Figaro“ (Paris 1785). Bisher kursierte in Weimar nur eine Abschrift des von der Zensur unterdru¨ckten Stu¨cks, die Goethe auch an Charlotte von Stein gegeben hatte (vgl. zu 15,6). Wie aus Knebels Tagebuch von 1785 hervorgeht, las er die „Pre´face zum Figaro“ wahrscheinlich in der neuen Ausgabe am 12. April (Bl. 16). 38,7 Das Zeitungsblat.] Nicht ermittelt. 38,8 Bist du wieder wohl.] Charlotte von Stein litt in den ersten Monaten des Jahres 1785 immer wieder unter Zahn- und Kopfschmerzen (vgl. Datierung zu Nr 16; zu 23,4–5).
APRIL 1785
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38,8 Wirst du in die Oper gehn ko¨nnen?] Der 4. April 1785, ein Montag, war am Weimarer Komo¨dienhaus spielfrei (vgl. zu 107,24–25). Am 5. April fand die Weimarer Premiere von Mozarts Singspiel „Die Entfu¨hrung aus dem Serail“ statt, die Goethe besuchte (vgl. zu 136,6). Dass auch Charlotte von Stein die Auffu¨hrung sah, la¨sst sich nur vermuten (vgl. zu 38,9). – In den bisherigen Ausgaben wurde diese Passage zumeist als Beleg dafu¨r herangezogen, die Datumsangabe Goethes als Schreibversehen zu interpretieren und den Brief auf den 5. April 1785 zu datieren. Obwohl nicht ganz auszuschließen, ist eine solche Korrektur jedoch nicht hinreichend begru¨ndbar. Die Premiere einer Mozart-Oper war fu¨r das Weimarer Theater ein herausragendes ku¨nstlerisches wie gesellschaftliches Ereignis, das mit hohen Erwartungen verbunden war. Eine Nachfrage am Vortag der Auffu¨hrung erscheint durchaus plausibel, zumal Charlotte von Stein offenbar Unwohlsein signalisiert hatte. 38,9 bey mir seyn] Vgl. zu 38,14–15. 38,10 Steinen] Ernst Josias von Stein, der Ehemann Charlottes.
71. An Charlotte von Stein
Weimar, 6. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 23. – 1 Bl. 14618,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „61“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 60), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 155. WA IV 7 (1891), 39 f., Nr 2097. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 38,14–15 gestern Abend bey mir] Demnach war Charlotte von Stein der Einladung gefolgt, nach der Opernpremiere am Vortag zu Goethe zu kommen (vgl. 38,8–9). 38,16 im Conzert] Die Hofkonzerte fanden in der Regel an Sonntagabenden statt. Am 6. April wurde die Fu¨rstliche Tafel laut Fourierbuch bei der Herzoginmutter Anna Amalia ausgerichtet (FB 1785, S. 80). Mo¨glicherweise stand das erwa¨hnte Konzert damit in Zusammenhang. 38,18 L. H.] Wahrscheinlich aufzulo¨sen zu ,Liebhaber‘. 38,18–19 Ich schicke dir noch etwas vor Tische.] Vermutlich Lebensmittel (vgl. zu 104,10; zu 169,16; vgl. aber auch zu 35,9).
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72. An Charlotte von Stein
BRIEFE 72/73
ÆWeimaræ, 7. April 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 23. – 1 Bl. 17,1614(–14,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „62.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 61), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 155. WA IV 7 (1891), 40, Nr 2098. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 39,2 Das Zahnweh] Vgl. zu 30,7; zu 31,15–16. 39,3–4 Flußfieber wie ich Æ:::æ in dieser Jahrszeit] Eine von Fieber begleitete Erka¨ltung oder rheumatische Entzu¨ndung (vgl. GWb 3, 781). Auch in den letzten beiden Jahren hatte Goethe besonders in den Wintermonaten unter a¨hnlichen Erkrankungen gelitten (vgl. Briefe an Charlotte von Stein, 23. Januar 1783, 11. Dezember 1783 und 19. April 1784; WA IV 6, 121, 226 und 267; vgl. auch Wieland an Merck, 5. Januar 1784; WB 8, 177). 39,5 gebannt] Hier: in unbeeinflussbarer Weise ,abha¨ngig‘, ,gefesselt‘, ,gefu¨gt sein‘ (vgl. auch GWb 2, 53). 73. An Johann Heinrich Merck
Weimar, 8. April 1785 ! ÆDarmstadtæ
y B E R L I E F E RU N G
1) Brief: H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 169. – Doppelblatt 17,6(–17,9)621,3 cm, 1 3/4 S. beschr., Schreiberhd (Seidel), Tinte, egh. Paraphe. – 2) Beilage (Erkla¨rung Goethes): Zitiert im Brief von Merck an Andreas Peter von Hesse, nach dem 8. April 1785 (H: Abschrift von Hermann Bra¨uningOktavio; ULB Darmstadt, Nachlass Bra¨uning-Oktavio, Kasten 20). 1) E: Merck, Briefe1 (1835), 444 f., Nr 217. WA IV 7 (1891), 40 f., Nr 2099. 2) E: Hermann Bra¨uning-Oktavio: Ein unbekannter Brief Johann Heinrich Mercks. In: Darmsta¨dter Tagblatt, 25. April 1924. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Mercks wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 2. und 4. April 1785 (vgl. zu 40,5). – Der Antwortbrief von Mitte April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 44,6).
APRIL 1785
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39,9 das u¨berschikte Kupfer] Kupferstich Jean Franc¸ois Gouts in Großfolioformat nach Mercks Zeichnung eines Giraffenskeletts im naturkundlichen Kabinett in Den Haag von Juni oder Juli 1784. Schon im Januar 1785 hatte Merck Goethe zwei kleinere Probebogen des Kupferstichs von Gout zukommen lassen, von dem sich Goethe aber noch ein korrigirtes Exemplar (15,11) gewu¨nscht hatte. Die Kupferstiche befinden sich heute im GSA Weimar, ebenso wie Mercks Tuschzeichnung eines Giraffenscha¨dels, seine Kopie einer Zeichnung eines weiteren Giraffenskeletts von Jean Nicolas Se´bastien Allamand sowie eine handschriftliche Fassung seiner Abhandlung „La Giraffe“ (GSA 26/LXIII, 9,5). 39,13 deine Abhandlungen] Merck bescha¨ftigte sich damals gleichzeitig mit verschiedenen pala¨ontologisch-osteologischen Abhandlungen. Nachdem die Aufsa¨tze „La Giraffe“ (vgl. zu 44,27) und „Nachricht von einigen zu Alsfeld im Hessendarmsta¨dtischen gefundenen, außerordentlichen Menschenknochen“ (in: Hessische Beitra¨ge zur Gelehrsamkeit und Kunst, Bd 1, Frankfurt a. M. 1785, S. 35–39) zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlossen waren, arbeitete Merck an weiteren Aufsa¨tzen: „Von dem Krokodil mit dem langen Schnabel. Crocodilus maxillis elongatis teretibus subcylindricis. Gronov“ (ebd., Bd 2, Frankfurt a. M. 1785, S. 73–87), „Von den Cetaceen“ (ebd., Bd 2, Frankfurt a. M. 1786, S. 297–312), „Troisie`me Lettre sur les Os Fossiles d’Ele´phans et de Rhinoce´ros qui se trouvent en Allemagne et particulie`rement dans le Pays de HesseDarmstadt. Adresse´e a` Monsieur Forster“ (Darmstadt 1786. – Dritter Brief u¨ber fossile Knochen der Elefanten und Nasho¨rner, die in Deutschland vor allem im Gebiet Hessen-Darmstadt gefunden wurden. Gewidmet Herrn Forster [so genannter „3. Knochenbrief“]). 39,14 bey Gelegenheit des Wallrosses] Goethe hatte in seinen Untersuchungen zum Zwischenkieferknochen an zwei Walrossscha¨deln (aus dem Naturalienkabinett der Universita¨t Jena) den Nachweis gefu¨hrt, dass diese Tierart vier statt der sonst bei den meisten Sa¨ugetieren u¨blichen zwei Schneideza¨hne besitzt. Dies hatte er in seiner Zwischenkieferknochenschrift dargelegt und noch einmal bei der ybersendung des Oberkieferteils des jungen Walrosses an Merck im Februar 1785 ausdru¨cklich betont (vgl. zu 16,5–7). Merck ließ sich von Goethes Untersuchungsergebnissen aber erst im Juli 1786 u¨berzeugen, nachdem er sie gemeinsam mit Pieter Camper anhand der goetheschen Zeichnungen u¨berpru¨ft hatte (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 74 und 113). Dennoch blieb Goethes Entdeckung in Mercks Abhandlungen unerwa¨hnt. 39,15 euren Orden] Gemeint ist der Kreis anerkannter Anatomen, zu dem Merck durch seine Vero¨ffentlichungen und perso¨nlichen Kontakte Zugang besaß. 39,16 Wenn ich sonst etwas finde will ich dir es auch schreiben] Am 20. April schickte Goethe Merck die Zeichnung vom Walrossoberkiefer des großen, ausgewachsenen Exemplars aus dem Naturalienkabinett der Universita¨t Jena (vgl. 44,6–7). Auch die Waitz’schen Zeichnungen des Kasseler Elefantenscha¨dels hatte
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BRIEF 74
er an Samuel Thomas Soemmerring mit der Bitte gesandt, sie Merck zu zeigen (vgl. zu 54,15). 39,20 Entdekungen und Combinationen] Goethe hatte sich nach dem Abschluss seiner Arbeiten u¨ber den Zwischenkieferknochen ab Fru¨hjahr 1785 versta¨rkt einem neuen naturwissenschaftlichen Gebiet, der Botanik, zugewandt. Mittels neuer Mikroskoptechnik und unter dem Eindruck der Untersuchungen von Wilhelm Friedrich von Gleichen (gen. Rußworm) begann Goethe spa¨testens ab Ma¨rz damit, die Keimung von Pflanzensamen zu untersuchen (vgl. zu 35,17– 18). Anfang April konnte Goethe die Ergebnisse zu einer kl. Botanischen Abhand‘ (35,10–11) zusammenfassen. 39,22 was So¨mmering gesagt hat] Am 13. Februar 1785 hatte Goethe Merck eine gesprengte obere Kinlade vom Menschen und vom Trichechus (15,14–15) geschickt, um ihn von der Richtigkeit seiner These zum Zwischenkieferknochen zu u¨berzeugen. Goethe nahm an, Merck wu¨rde Samuel Thomas Soemmerring die Knochensendung ebenfalls zur Pru¨fung vorlegen. Dies ist aber offensichtlich nicht geschehen. Jedenfalls sind keine Zeugnisse dazu u¨berliefert. Am 11. Mai bekra¨ftigte Soemmerring vielmehr gegenu¨ber Merck noch einmal seine Ablehnung von Goethes These zum Zwischenkieferknochen beim Menschen (vgl. Soemmerring an Merck, 11. Mai 1785; Soemmerring, Werke 19 I, 182). 40,1–2 Campers Antwort] Goethe wartete noch immer auf eine Stellungnahme des niederla¨ndischen Anatomen und Naturforschers Pieter Camper zu seinem Aufsatz u¨ber den Zwischenkieferknochen. Camper erhielt den Aufsatz, den Merck u¨berschicken sollte, aber erst im September 1785 (vgl. zu 16,8). 40,3–4 hat auch Mosern uns zum Kanzler gegeben] Auf dem Ru¨ckweg von seiner diplomatischen Reise durch Su¨dwestdeutschland und die Schweiz im Herbst 1784 machte Herzog Carl August im November auch in Mannheim Station, wo er u. a. mit Friedrich Carl Ludwig Freiherr von Moser zusammentraf. Moser hatte von 1772 bis zu seiner Demission im Juni 1780 als Kanzler der Regierung der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt vorgestanden. Nach einem Zerwu¨rfnis mit dem Landgrafen Ludwig IX. war es zu seinem Sturz und zur juristischen Verfolgung gekommen. Nach der Begegnung entstand sofort das Geru¨cht, Moser werde als Kanzler die Regierungsgescha¨fte in Weimar u¨bernehmen, da diese Position nach dem Tod von Achatius Ludwig Carl Schmid am 6. Juli 1784 vakant war. Am Darmsta¨dter Hof und bei Merck selbst, einem der scha¨rfsten Kritiker Mosers, hatte das Geru¨cht fu¨r Irritationen gesorgt. Merck erhielt den offiziellen Auftrag, u¨ber seinen Freund Goethe Aufkla¨rung einzuholen, die dieser mit der beigefu¨gten Erkla¨rung auch leistete (vgl. 40,13–18). Moser war selbst als Urheber des Geru¨chts verda¨chtigt worden (vgl. Andreas Peter von Hesse an Ludwig IX. Landgraf zu Hessen-Darmstadt, 2. April 1785; Merck, Briefwechsel 3, 711 f.). Er verwahrte sich dagegen und schloss einen Wechsel nach Weimar kategorisch aus: „Æ:::æ fa¨llt mir ein, daß mir heute mein alter Freund Bretschneider
MnRZ/APRIL 1785
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schreibt, daß in Weimar, Jena, Schleiz u. s. w. die Sage gehe, es werde mir in Weimar die Kanzler-Stelle angetragen werden; allein erstens ist es an sich eine Fabel, wovon meine neuesten Briefe aus W. kein Wort sagen; und dann wa¨re dieß just der letzte Fu¨rst und Ort, dem ich dienen und wo ich wohnen mo¨chte.“ (Friedrich Carl Ludwig von Moser an Wilhelm Gottfried von Moser, 12. Februar 1785; Wagner, 252 f.) 40,5 besonderen Zettel] Vgl. Beilage (40,13–18). 40,6 die versprochene Scha¨del schike] Seit August 1784 bemu¨hte sich Goethe darum, fu¨r anatomische Untersuchungen leihweise weitere Tierscha¨delpra¨parate von Soemmerring zu erhalten. Auch Merck wurde dazu als Vermittler eingeschaltet. Die Scha¨del trafen erst in den na¨chsten Wochen ein (vgl. zu 6,21–22). 40,6–7 Zeichnungen Æ:::æ die ich dir geschikt] Wahrscheinlich irrtu¨mlich fu¨r ,Zeichnungen Æ:::æ die ich ihm geschikt‘. Goethe hatte die Zeichnungen nicht Merck, sondern Soemmerring gesandt, der sie aber an Merck weiterreichte (vgl. zu 54,15). 40,8–9 daß Waiz Æ:::æ bey Campern studieren konnte] Der Weimarer Zeichner Johann Christian Wilhelm Waitz fertigte seit 1784 fu¨r Goethe anatomische Zeichnungen an. Goethe hatte versucht, Waitz die Zeichenmethode nach Pieter Camper nahezubringen (vgl. Goethe an Merck, 23. April 1784; WA IV 6, 268; ebenso an Soemmerring, 5. August 1784; WA IV 6, 328–330). Da Merck fu¨r den kommenden Sommer eine Reise nach Holland zu Camper plante, erhoffte sich Goethe Unterstu¨tzung fu¨r Waitz, zumal er glaubte, dass Camper die Waitz’schen Zeichnungen zur Zwischenkieferknochenschrift bereits kannte. Zu einem Studienaufenthalt von Waitz kam es aber nicht. 40,13–18 Das Geru¨cht, daß der Freyherr v. M. als Kanzler Æ:::æ verbreitete.] ,v. M.‘ abgeku¨rzt fu¨r ,von Moser‘; vgl. insgesamt zu 40,3–4. 74. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 29. Ma¨rz und 9. April 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 27. Januar (Nr 13) und vom 1. Februar 1785 (Nr 18) eingeordnet. Er ist aber wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 29. Ma¨rz und 9. April 1785 geschrieben worden. Anhaltspunkte fu¨r die Datierung ergeben sich aus dem Hinweis auf die Arbeit an der Stanzendichtung „Die Geheimnisse“ (vgl. 40,19–20) und aus der Abwesenheit des Herzogs Carl August von Weimar (vgl. 40,24). Goethe hatte im Ma¨rz 1785 das literarische Projekt „Die Geheimnisse“ wieder aufgenommen und besonders Ende Ma¨rz/Anfang April intensiv vorangetrieben (vgl. zu 33,7–8). In der Zeit vom 26. Ma¨rz bis
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BRIEF 75
10. April unternahm Herzog Carl August die einzige gro¨ßere Reise in der ersten Jahresha¨lfte 1785 vor seinem Aufbruch zu seiner großen Sommerreise am 24. Mai u. a. an die Ho¨fe Su¨dwestdeutschlands und in die Ba¨der Spa, Meinberg und Pyrmont. Erwa¨hnt wird außerdem ein Besuch in der Como¨die (40,19). Wa¨hrend der Abwesenheit des Herzogs bis zum 10. April gab es im Weimarer Theater Vorstellungen am 29. Ma¨rz, 2., 5., 7. und 9. April (vgl. zu 40,19). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 4. – 1 Bl. 19,9612,7(–12,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „16.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 10), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 139. WA IV 7 (1891), 34, Nr 2087. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 40,19 Como¨die] Im Zeitraum zwischen dem 26. Ma¨rz und 10. April 1785 herrschte im Weimarer Komo¨dienhaus normaler Spielbetrieb, d. h., es gab dienstags, donnerstags und samstags Auffu¨hrungen: Dienstag, 29. Ma¨rz: „Natur und Liebe im Streit“ (Schauspiel von Bernhard Christoph d’Arien); Donnerstag, 31. Ma¨rz: „Der Deserteur“ (Oper nach Pierre-Alexandre Monsigny); Samstag, 2. April: „Der Arrestant“ (Lustspiel von Anton Wall); Dienstag, 5. April: „Die Entfu¨hrung aus dem Serail“ (Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart); Donnerstag, 7. April: „Eduard Montrose“ (Trauerspiel aus dem Englischen) und Samstag, 9. April: „Wissenschaft geht vor Scho¨nheit“ (Lustspiel von Friedrich Ludwig Schro¨der; vgl. Theaterzettel Weimar 1785). Ob Goethe und Charlotte von Stein eine dieser Vorstellungen gemeinsam besuchten, ist nicht bekannt. Goethe sah auf jeden Fall die Premiere von Mozarts „Entfu¨hrung aus dem Serail“ am 5. April (vgl. zu 38,8). 40,20 noch 3 Stanzen gemacht] Goethe hatte sich vorgenommen, ta¨glich mindestens zwei Stanzen zu seinem Versepos „Die Geheimnisse“ zu schreiben, da er mit seinen urspru¨nglichen Planungen zu dem Projekt in Ru¨ckstand geraten war (vgl. zu 33,7–8). Schon am 3. April hatte er mitgeteilt, drei Stanzen gedichtet zu haben (vgl. zu 37,17). 40,21 Das Korn erha¨lst du] Familien von Hofbeamten erhielten u¨ber die herzogliche Kammer verschiedene Gebrauchsgu¨ter, u. a. auch Getreide, zu Vorzugskonditionen. 40,21 Wenden] Christian Benjamin Wende, als Diener in der herzoglichen Stallmeisterei Charlottes Ehemann, dem Oberstallmeister Ernst Josias von Stein, unterstellt.
APRIL 1785
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40,21 die Cammer] Die zentrale Finanz- und Steuerbeho¨rde des Herzogtums. 40,24 H‘. v Holz] Wahrscheinlich ist der Eisenacher Kammerherr Eberhard von Holtz gemeint (vgl. WA IV 7, 300). 40,24 will ich wenn der herzog zuru¨ckkommt erinnern] In welcher Angelegenheit Goethe Charlotte von Stein behilflich sein wollte, ist nicht bekannt. Herzog Carl August kehrte am 10. April 1785 von einer zweiwo¨chigen Reise nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 34,1). 75. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 24. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „64“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 63), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 156. WA IV 7 (1891), 42, Nr 2100. BEI LAG E
Bu¨chlein Æ:::æ u¨ber Carlsbad (vgl. zu 41,1–2). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 41,3–4). – Der Antwortbrief vom 14. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 41,7). 41,1–2 Hier hast du das Bu¨chlein] Offenbar zur Vorbereitung des spa¨testens seit Anfang Ma¨rz 1785 geplanten Kuraufenthaltes in Karlsbad im Juni und Juli 1785 (vgl. zu 26,13). – Um welches Buch u¨ber Karlsbad es sich handelt, ist nicht bekannt. In Goethes Bibliothek ist keine Reiseliteratur u¨ber das Kurbad u¨berliefert. In der Weimarer Hofbibliothek finden sich dazu nur zwei a¨ltere Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Als neuere Bu¨cher geringeren Umfangs kommen infrage: Daniel Gottfried Schreber: „Reise nach Carlsbad“ (Leipzig 1771); David Becher: „Kurze und gru¨ndliche Untersuchung der neuen Sprudelquelle in Karlsbad“ (Prag 1777) und „Reise eines auswa¨rtigen Arztes von Prag nach Carlsbad. Nebst einer kurzen Beschreibung vom Ursprung und Merkwu¨rdigkeiten Carlsbades Æ:::æ“ (Leipzig 1779). 41,2 volumino¨sere u¨ber Carlsbad] In Betracht ka¨men: Christoph Gottlob Grundig: „Mit nu¨tzlichen Nachrichten und Anmerkungen erla¨uterte Beschreibung
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BRIEFE 76/77
seiner im Jahre 1751 in das Ka¨yser Carls-Bad gethanen Reise“ (Schneeberg 1754); „D. Johann Christian Tillings Nachricht vom Carlsbade“ (Leipzig 1756) und vor allem „David Becher’s neue Abhandlung vom Karlsbade in drey Theilen“ (Dresden 1772). 41,3–4 daß du kommst] Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein dies in einem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief vom selben Tag angeku¨ndigt.
76. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 14. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 24. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „65“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 64), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 156. WA IV 7 (1891), 42, Nr 2101. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 41,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 41,7 dich zu sehn] Charlotte von Stein hatte in ihrem Bezugsbrief vom selben Tag einen Besuch bei Goethe fu¨r den Abend des 14. April angeku¨ndigt. Das Treffen fand auch statt, wie aus einer entsprechenden Tagebuchnotiz Carl Ludwig von Knebels hervorgeht: „Nachmittags nach Weimar geritten. {ußerst bo¨ser Weg u. tiefer Schnee. 4 1/2 Stunden unterwegs. Go¨the besser. Fr. v. Stein da.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 17.) 41,8 ganz wohl] Goethe litt etwa seit Mitte Ma¨rz unter Zahnschmerzen (vgl. zu 30,7). In den Tagen um und nach dem 7. April hatte sich sein Gesundheitszustand noch einmal verschlimmert (vgl. zu 39,3–4). 41,9 der Fru¨hling] 1785 hatte der Winter bis in den April angedauert. Am 10. April begann es zu tauen, und erst am 18. April setzte sich warmes, fru¨hlingshaftes Wetter mit Sonnenschein durch (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 2–17).
APRIL 1785
77. An Jacob Friedrich von Fritsch
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ÆWeimar, 15. April 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Fritsch erhielt den Brief am 15. April 1785 (vgl. yberlieferung). Es ist davon auszugehen, dass Goethe den Brief in einer dringenden Dienstangelegenheit am selben Tag geschrieben und umgehend an Fritsch gegeben hat. Dies wird auch gestu¨tzt durch den Hinweis Goethes, dass sein Schreiben fu¨r einen Entschluß in dieser Angelegenheit bei der heutigen Session (41,13–14) des Geheimen Consiliums gedacht war. Am 15. April 1785 fand eine Konsiliumssitzung in Abwesenheit Goethes statt. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 17,7(–17,9)621,2 (–21,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 unten links Adresse, Tinte: Des H‘. Geh. Raths / Freyherrn / von Fritsch / Exzel‘., daneben rote Siegelreste; S. 1 unten Empfangsvermerk, Tinte: „ps. d. 15. A p r i l 1785 /“; Bl. 2 untere Ecke rote Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. E: WA IV 7 (1891), 42 f., Nr 2102 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 41,11–12 die beyden nach Gotha bestimmten Ingenieurs auch angekommen] Der Vermessungsingenieur Carl Friedrich Wiebeking (vgl. zu 277,24–25), mit dem Goethe einen Vertrag u¨ber eine kartographische Neuaufnahme des Fu¨rstentums Weimar und der Jenaischen Landesportion aushandeln sollte, hatte zwei Mitarbeiter, die Kondukteure Wiebeking und Hammerschmidt, die Mitte April 1785 in Weimar angekommen waren und auch bei der Vermessung im Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg eingesetzt werden sollten (vgl. Carl Friedrich Wiebeking an Herzog Carl August, 16. April 1785; ThHStA, B 5277d, Bl. 36). Wiebeking selbst hielt sich schon seit Ende Ma¨rz in Weimar auf. 41,12–13 Wibeking Æ:::æ Resolution wu¨nscht] Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau (vgl. zu 277,24–25) hatte sowohl Herzog Carl August als auch Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg einen Projektplan zur topographischen Kartierung ihrer La¨nder unterbreitet, fu¨r die Carl Friedrich Wiebeking vorgesehen war (vgl. zu 288,9). Wiebeking wollte sich deshalb unmittelbar nach der Regelung der Vertragsformalita¨ten in Weimar, zu denen in erster Linie ein entsprechender Beschluss des Geheimen Consiliums (Resolution) notwendig war, mit seinen Mitarbeitern nach Gotha begeben. Angesichts der territorialen Gegebenheiten mit gemeinsamem Besitz und engen historischen Verbin-
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BRIEF 78
dungen der beiden Herzogtu¨mer erschien die Verknu¨pfung der Vermessungsarbeiten im gothaischen und weimarischen Gebiet zweckma¨ßig. 41,13 Ew Exzel‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Exzellenz‘; Exzellenz (von lat. excellere: herausragen): der Ausgezeichnete, Hervorragende; Titel von Ministern, Diplomaten und hohen Beamte. Fritsch hatte ihn 1772 erhalten. 41,13–15 einen Entschluß Æ:::æ zu bewircken] Die Beratung des Vermessungsprojekts und des goetheschen Promemorias zur Gehaltsregelung fu¨r Wiebeking stand am 15. April 1785 auf der Tagesordnung des Geheimen Consiliums (vgl. ThHStA, B 5277d, Bl. 34–35; vgl. auch zu 286,8; zu 286,17; zu 287,27). 41,16 Die gefasste Resolution] Beschluss, Wiebeking u. a. ein Honorar von einem Reichstaler pro Tag zu zahlen (vgl. Extractus protocolli, 15. April 1785, in: ThHStA, B 5277d, Bl. 35). Dieser Beschluss wurde in der Sitzung vom 19. April wieder revidiert (vgl. zu 287,27). 41,16 unmasgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,unmaßgeblich‘; im Kurialstil obligatorisches Attribut eines dem Regenten, einem gleichrangigen Kollegen oder einem Beschlusskollegium zur Entscheidung vorgelegten Entwurfs oder Vorschlages. 41,17 Extracktum Protokolli] Lat. extractum protocolli: Protokollauszug; hier: Dokumentation eines im Geheimen Consilium gefassten Beschlusses. In der Regel wurden die Beschlu¨sse im Geheimen Consilium mu¨ndlich gefasst und lediglich durch einen Kurzvermerk in der Registrande sowie in Gestalt der gegebenenfalls auszufertigenden Dekrete und Reskripte dokumentiert. Ein schriftlicher Protokollauszug wurde nur dann angefertigt, wenn der Beschluss einem nicht in der Sitzung anwesenden Beamten authentisch zur Kenntnis gebracht oder in den Akten festgehalten werden sollte. Der Extractus protocolli der Beratung u¨ber das Vermessungsprojekt befindet sich im ThHStA (Sign.: B 5277d, Bl. 35). 78. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25) eingeordnet. Wahrscheinlich wurde er aber spa¨ter, zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785, geschrieben. Einen Anhaltspunkt fu¨r die Datierung des Briefes bietet der Hinweis Goethes, seine offensichtlich angegriffene Gesundheit beim Gang ins Freie besonders schu¨tzen zu wollen (vgl. 42,1). Zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785 wurde Goethe von einem heftigen Zahnleiden heimgesucht. Schon ab dem 20. Ma¨rz traute er sich kaum noch das Haus zu verlassen (vgl. zu 30,10), und am 7. April waren die Schmerzen so groß, dass ein Fluss-
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fieberanfall hinzukam (vgl. zu 39,3–4). Noch am 10. April erhielt Carl Ludwig von Knebel einen Brief von Goethes Sekreta¨r Philipp Seidel mit der Mitteilung, dass „Go¨the krank“ sei (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 16). Erst am 14. April sprach Goethe dann von einer durchgreifenden Besserung seines Zustandes (vgl. zu 41,8). Zudem war der Winter 1784/85 sehr lang und hart gewesen. Er zog sich mit viel Schnee und strengem Frost bis in den April hinein. Erst am 18. April setzte sich warmes, fru¨hlingshaftes Wetter durch (vgl. zu 41,9). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 8. – 1 Bl. 9,667,9(–8,1) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „22“; an den unteren Ecken und den Seitenra¨ndern rote Siegelreste, untere rechte Ecke ausgerissen. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 20), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 155. WA IV 7 (1891), 283, Nr 2455. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 42,1 Ich wickle mich ein] Wahrscheinlich mit Bezug auf das Zahnleiden, das auch den allgemeinen Gesundheitszustand beeintra¨chtigte (vgl. Datierung). 42,2 El. Maschine] ,Elektrisier Maschine‘ oder ,Elektrische Maschine‘; mechanischer Apparat zur Erzeugung von Reibungselektrizita¨t. Im Zusammenhang mit der sich im 18. Jahrhundert entwickelnden Elektrizita¨tslehre bildete sich u¨ber den engeren wissenschaftlichen Bereich hinaus in zunehmendem Maße auch eine Salonkultur des elektrischen Experiments heraus, die nicht unwesentlich mit der wachsenden Verbreitung der Elektrisiermaschinen zusammenhing. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzten sich immer mehr Apparaturen mit gummierten Textilmaterial oder Metall als elektrischem Ko¨rper durch. Es gab Zapfen-, Zylinder- und Scheibenelektrisiermaschinen (vgl. Heiko Weber: Die Elektrisiermaschine im 18. Jahrhundert. Ernst-Haeckel-Haus-Studien. Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften und Medizin. Bd 7. Hrsg. von Olaf Breidbach. Berlin 2006, S. 1–5). 1780 hatte Goethe schon von solchen Experimenten zum Vergnu¨gen der Hofgesellschaft in Weimar berichtet: In Ettersburg wird elektrisirt und Anstalten zu neuen wunderseltsamen Schauspielen werden gemacht. (Brief an Merck, 3. Juli 1780; WA IV 4, 248.) yber eigene Experimente Goethes mit Elektrisiermaschinen ist aus der Zeit des ersten Weimarer Jahrzehnts nichts bekannt.
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79. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 5. oder 6. Januar (Nr 2) und vom 11. Januar 1785 (Nr 10) eingeordnet. Die Erwa¨hnung von Goethes Arbeit an der Stanzendichtung „Die Geheimnisse“ (vgl. 42,5) deutet aber eher darauf hin, dass er in die Zeit der intensiven Bescha¨ftigung damit, mithin in das Umfeld der Briefe Nr 58, 60, 66, 68 und 74 geho¨rt. Da Goethe wahrscheinlich schon vor den letzten Ma¨rztagen und auch noch nach Anfang April an dem Versepos geschrieben hat, kann fu¨r die Datierung des Briefes der Zeitraum zwischen Mitte Ma¨rz und Mitte April 1785 angenommen werden. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 2. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „9“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken beschnitten durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 6), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 151. WA IV 7 (1891), 35, Nr 2088. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 42,5 noch eine Stanze] Fu¨r die Stanzendichtung „Die Geheimnisse“, mit der Goethe seit Ma¨rz 1785 nach einer la¨ngeren Unterbrechung wieder regelma¨ßig bescha¨ftigt war (vgl. zu 40,20). 80. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, 17. April 1785?æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 2. Februar (Nr 19) und vom 9. Februar 1785 (Nr 25) eingeordnet. Der Brief ist aber wahrscheinlich am 17. April 1785 geschrieben worden. Goethe ku¨ndigt darin auf a¨rztliches Anraten einen Spaziergang nach Belweder (42,11) an, um seine botanischen Augen und Sinne zu weiden
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(42,12). Nach einem langen Winter hatte am 10. April allma¨hlich Tauwetter eingesetzt und ab dem 16. April eine erste Phase mit Sonne und wa¨rmeren Temperaturen (vgl. Datierung zu Nr 82). Ein botanischer Spaziergang nach Belvedere du¨rfte also kaum vor Mitte April 1785 u¨berhaupt mo¨glich und sinnvoll gewesen sein. Im datierten Brief vom 17. April 1785 (Nr 81) berichtet Goethe von einem langen Spaziergange (42,15) mit Friedrich von Stein, auf dem botanisirt (43,1) wurde. Wahrscheinlich war damit der im vorliegenden Brief angeku¨ndigte Ausflug nach Belvedere gemeint. Dafu¨r spricht auch, dass sich Goethes seit Mitte Ma¨rz anhaltendes Zahnleiden so weit gebessert hatte, dass er wieder in der Lage war, fu¨r la¨ngere Zeit das Haus zu verlassen. Am 14. April hatte er an Charlotte von Stein geschrieben, dass er sich wieder ganz wohl befinde (41,8). Eine Datierung auf einen spa¨teren Zeitpunkt ist zwar nicht ganz auszuschließen, aber kaum stichhaltig begru¨ndbar. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 8. – 1 Bl. 19,4(–19,8)69,5 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „24“, rechte obere Ecke ausgerissen. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 22), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 156. WA IV 7 (1891), 284, Nr 2457. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 42,10 Hufland] Christoph Wilhelm Hufeland, der Sohn des Leibmedikus am Weimarer Hof Johann Friedrich Hufeland, praktizierte seit 1783 als Arzt in Weimar und war 1785 zum Hofmedikus und de facto zum Nachfolger seines Vaters berufen worden. Hufeland war mit Goethe gut bekannt und von Anfang an sein Hausarzt. 42,11 Belweder] Belvedere: Herzogliche Schloss- und Parkanlage auf einer Anho¨he etwa 4 km su¨dlich von Weimar, die seit 1776 Herzogin Louise als Sommerresidenz diente. Im Gartenteil des Parks und in der Orangerie von Belvedere wurden viele seltene und exotische Pflanzen gezogen. 42,11–12 meine Botanische Augen und Sinne] Zu Goethes beginnendem botanischen Interesse 1785 vgl. zu 39,20. 42,13 mit Fritz bey dir vorbey] Friedrich von Stein wohnte seit Ende Mai 1783 bei Goethe (vgl. zu 3,2). Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan lag nur knapp 300 Meter von dem Wohnsitz der von Steins im so genannten Striedervorwerk am unteren Ende der Ackerwand am Eingang zum Park an der Ilm entfernt.
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81. An Charlotte von Stein
BRIEFE 81–83
ÆWeimaræ, 17. April 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 25. – 1 Bl. 18,8(–19)6 13,8(–14) cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „66.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 65), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 157. WA IV 7 (1891), 43, Nr 2103. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 42,15 von einem langen Spaziergange zuru¨k] Vgl. Datierung zu Nr 80. 43,1 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 43,3–4 die Ruhe thut mir doch noch Noth] Wahrscheinlich mit Bezug auf die gerade u¨berwundene Zahnkrankheit (vgl. zu 41,8). 82. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 19. April Æ1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegebenen Datum 19 Apr. (43,11) in die Briefe des Jahrgangs 1785 eingeordnet. Dass der Brief tatsa¨chlich 1785 geschrieben wurde, wird auch durch die Erwa¨hnung vom scho¨nen Wetter (43,9) gestu¨tzt, das sich nach einem ungewo¨hnlich langen Winter seit dem 16. April eingestellt hatte (vgl. Knebel, Tgb. [16. bis 19. April] 1785, Bl. 16–17). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 25. – 1 Bl. 9,668 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben links quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „67“; untere Ecken und rechter Seitenrand rote Siegelreste und Ausrisse durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 66), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 157. WA IV 7 (1891), 43, Nr 2104. BEI LAG E
Rosenstock (43,8).
APRIL 1785
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 43,8 Rosenstock] Vgl. zu 38,1.
83. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimaræ, 20. April 1785 ! Æ Jenaæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 71. – 1 Bl. 17,4(–17,8)621,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 63 f., Nr 60 (Teildruck: 43,12–21 Zu dem G). Fru¨hlingswetter Æ:::æ 20 Apr. 85. E2: WA IV 7 (1891), 44, Nr 2106 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 19. April 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 17). – Der Antwortbrief vom 29. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. ebd., Bl. 19). 43,12 Zu dem Fru¨hlingswetter bin ich wieder recht wohl.] Vgl. Datierung zu Nr 78. 43,13 das Wasser wa¨chst] Durch das am 10. April einsetzende Tauwetter und eine sich anschließende starke Erwa¨rmung kam es ab Mitte April 1785 zu Hochwasser an Ilm und Saale. Knebel berichtet daru¨ber in seinem Tagebuch: „Starke Wasser. Æ:::æ Die Saale bringt die Wasser vom Fichtelberg und geht mit Gewalt u¨ber. Æ:::æ Das Wasser steigt sehr.“ (Knebel, Tgb. [14., 18., 21. April] 1785, Bl. 17–18.) 43,14 Castrop] Jean-Antoine de Castrop, Artillerie- und Ingenieurhauptmann im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, u. a. zusta¨ndig fu¨r Straßen-, Wege- und Wasserbauangelegenheiten. Er hielt sich offensichtlich wegen der angespannten Hochwasserlage schon in Jena auf. 43,16 Zelthimmel] Wahrscheinlich ist eine Art Baldachin gemeint. Mo¨glicherweise hatte Knebel vor, ihn fu¨r den Altan seiner Schlosswohnung in Jena zu nutzen, den er abends aufzusuchen pflegte: „Abends Seidler hier. Auf der Altane.“ (Knebel, Tgb. [23. April] 1785, Bl. 18.) 43,19 Sey fein fleisig.] Mit Bezug auf die von Knebel begonnenen mineralogischen und botanischen Studien (vgl. zu 34,3; zu 26,22–23). Knebel nahm sogar Unterricht in Botanik (vgl. ebd.).
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BRIEFE 84/85
43,19–20 Ich freue mich auf diesen Sommer] Gemeint ist die geplante gemeinsame Reise Goethes und Knebels nach Karlsbad Ende Juni 1785. 43,22 Den Pack von Go¨tzen wirst du durch Helmershausen erhalten haben.] Pack: oberdt. fu¨r ,Pa¨cklein‘, ,Packchen‘ (vgl. Adelung 3, 635 f.). – Wahrscheinlich meinte Goethe die posthum von Karl Wilhelm Ramler herausgegebene dreiba¨ndige Werkausgabe des 1781 verstorbenen Lyrikers Johann Nikolaus Go¨tz: „Vermischte Gedichte von Johann Nikolaus Go¨tz“ (Mannheim 1785). Knebel kannte Go¨tz von einem Besuch im September 1780, bei dem er im Auftrag von Johann Gottfried Herder die Mo¨glichkeiten zur Edition einer Gesamtausgabe des verehrten Anakreontikers sondieren sollte (vgl. Knebel an Herder, 11. September 1780; Von und an Herder 3, 11 f.). Es kam schließlich ohne die Mitwirkung von Herder und Knebel nur zur genannten Auswahlausgabe mit zum Teil verstu¨mmelten Texten. Der yberbringer war der Weimarer Garnisonsarzt Paul Johann Friedrich Helmershausen.
84. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 20. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 24. – 1 Bl. 9,668(–8,2) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f, Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „63“; Rs. untere rechte Ecke und Seitenra¨nder rote Siegelreste, untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 62), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 157. WA IV 7 (1891), 44, Nr 2105. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 44,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 44,1 Ich befinde mich wohl] Vgl. zu 43,3–4; 43,12. 44,1–2 freue mich deines Wohlseyns] Offenbar mit Bezug auf eine briefliche Mitteilung Charlotte von Steins vom selben Tag.
APRIL 1785
85. An Johann Heinrich Merck
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ÆWeimaræ, 20. April 1785 ! ÆDarmstadtæ
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H: Biblioteca Apostolica Vaticana Rom (Vatikanstadt), Sign.: Autografi Ferrajoli Raccolta Prima VI, 1019, 145. – 1 Bl. 21,3617,6(–17,8) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; rechter Rand beschnitten; Rs. am unteren Rand Echtheitsvermerk fu¨r das Autograph vom 16. Januar 1855 von Karl Wagner. E: Merck, Briefwechsel 3 (2007), 722 f., Nr 744. WA: Nicht gedruckt. BEI LAG E
Anatomische Zeichnung eines Walrossoberkiefers (vgl. zu 44,7). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Mercks von Mitte April 1785 (vgl. zu 44,6). – Der Antwortbrief wahrscheinlich von Ende April oder Anfang Mai 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Datierung zu Nr 107). 44,6 das u¨bersendete] Vermutlich die Abschrift von Mercks Aufsatz „La Giraffe“ (H: GSA 26/LXIII, 9,5). Gegen Ende des vorliegenden Briefes ku¨ndigt Goethe die Lektu¨re der Abhandlung an (vgl. 44,27). Merck hatte den Aufsatz wahrscheinlich mit dem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief von Mitte April an Goethe geschickt. 44,7 Zeichnung von dem os interm. meines grosen Trichechus] ,os interm.‘ abgeku¨rzt fu¨r ,os intermaxillare‘: Lat. Zwischenkieferknochen. – Trichechus: Lat. Walross. – Nicht u¨berliefert. So kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob sie zum Komplex der anatomischen Zeichnungen von Johann Christian Wilhelm Waitz geho¨rte, die dieser zu Goethes Untersuchungen u¨ber den Zwischenkieferknochen angefertigt hatte, oder ob es sich, wie bei der Zeichnung vom Kasseler Elefantenscha¨del, die Goethe im Mai 1785 an Merck schickte, um eine eigenha¨ndige Skizze handelte (vgl. zu 55,13). Die Zeichnung, die Waitz von dem Scha¨del eines Walrossjungtieres aus dem Naturalienkabinett der Universita¨t Jena angefertigt hatte, kannte Merck schon aus Goethes Zwischenkieferknochenaufsatz (vgl. GSA 26/LVI 1, Tafel IV; vgl. auch LA I 9, Tafel XXVI,1; zu Goethes Aufsatz vgl. zu 6,8–9). Das Jenaer Exemplar eines ausgewachsenen Walrossscha¨dels bildete die Vorlage fu¨r die hier beigegebene anatomische Zeichnung eines Oberkiefers (vgl. zu 16,4). Damit setzte Goethe die Debatte mit Merck um die Zahl der Schneide- und Backenza¨hne beim Walross fort (vgl. zu 16,5–7; zu 44,9). 44,7–8 Vielleicht nutzt sie dir.] Ob Merck die Zeichnung fu¨r seine wissenschaftlichen Arbeiten verwendete, ist nicht bekannt. Vermutlich nahm er sie oder
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BRIEFE 86/87
eine Kopie im Sommer 1786 aber mit auf seine Reise nach Holland, um Goethes Aussagen gemeinsam mit dem Anatomen Pieter Camper zu u¨berpru¨fen. 44,8 nach dem Gebrauche zuru¨ck] yber die Ru¨cksendung der Zeichnung ist nichts bekannt. 44,9 Erklarung der Buchstaben.] Mit der Erkla¨rung der Zeichnung exemplifizierte Goethe seine Erkenntnisse zu den Za¨hnen beim Walross. Seine Untersuchung der Jenaer Scha¨delpra¨parate hatte ergeben, dass sich im Oberkiefer auf jeder Seite sechs Za¨hne, zwei Schneideza¨hne, drei Backenza¨hne und daneben noch der Eck- oder Stoßzahn befinden. Merck bestimmte die Zuordnung anders und gestand dem Walross nur einen Schneidezahn auf jeder Seite zu (vgl. zu 16,5–7; zu 39,14). 44,10 Os intermaxillare.] Vgl. zu 44,7. 44,11 grosen Hundszahns] Lat. dens caninus, eigentlich ,Eckzahn‘; hier ist der Stoßzahn des Walrosses gemeint. 44,27 deine Giraffe] Mercks auf Franzo¨sisch verfasster Aufsatz „La Giraffe“ war im Anschluss an seine Studien zu einem Giraffenskelett im Naturalienkabinett des Den Haager Museums vom Sommer 1784 entstanden und Anfang 1785 fertiggestellt worden (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 116). Goethe hatte eine Abschrift wahrscheinlich mit Mercks nicht u¨berliefertem Brief von Mitte April erhalten (vgl. zu 44,6). Eine Stellungnahme Goethes zu Mercks Schrift ist nicht bekannt. 45,1 Mit So¨mmring ist’s irgendwo nicht just] Just: Bei Negationen in der Bedeutung von nicht ,recht‘, ,stimmig‘, ,geheuer‘ (vgl. GWb 5, 192). – Wahrscheinlich spielte Goethe darauf an, dass der Anatom und Physiologe Samuel Thomas Soemmerring seine Thesen zum Zwischenkieferknochen beim Menschen nach wie vor mit fu¨r ihn nicht nachvollziehbaren Argumenten ablehnte (vgl. zu 15,21–22). 45,3 deine u¨brigen Abhandlungen] Goethe war u¨ber Mercks osteologische Arbeiten zumindest von den Gegensta¨nden her informiert (vgl. zu 39,13). Die na¨chsten Aufsa¨tze Mercks erschienen aber erst im Herbst 1785 bzw. Fru¨hjahr 1786 (vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 116–118). 86. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 21. April 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 25. – 1 Bl. 9,767,9(–8,1) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben links quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „68“; an den unteren Ecken und am rechten Seitenrand rote Siegelreste. –
APRIL 1785
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In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 67), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 158. WA IV 7 (1891), 45, Nr 2107. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 45,8 Fritz ist durch sein Ubel] Offenbar eine Erka¨ltung (vgl. 45,19–46,1). – Friedrich von Stein lebte seit 1783 in Goethes Haus. 45,8–9 Er hat mir auch abgeschrieben.] Mo¨glicherweise im Zusammenhang mit Goethes botanischen Studien (vgl. zu 35,10; zu 35,10–11). 87. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 23. April 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 26. – 1 Bl. 16,9(–17,1)610,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „69“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 68), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 158. WA IV 7 (1891), 45, Nr 2108. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 45,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 45,12 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 45,12 lustig] Hier im Sinne von ,munter‘, ,ru¨hrig‘ (vgl. Grimm 6, 1340). Im Brief vom 21. April 1785 hatte Goethe noch von einem Ubel (45,8) Friedrich von Steins berichtet. 45,13 von dem unseeligen Wetter in die Hu¨lle hineingeschro¨ckt] Nach den ersten sonnigen Fru¨hlingstagen seit dem 16. April (vgl. Datierung zu Nr 82) hatte nach einem Gewitter am 20. April am Tag darauf Regenwetter eingesetzt (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18). 45,15 Du sagst mir nicht] Wahrscheinlich in Bezug auf einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins.
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88. An Charlotte von Stein
BRIEFE 88/89
ÆWeimaræ, 24. April 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 26. – 1 Bl. 19,3613,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „70“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 69), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: nicht u¨berlieferter Brief Friedrich von Steins an Charlotte von Stein, 24. April 1785 (vgl. 45,19). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 158. WA IV 7 (1891), 45, Nr 2109. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 45,17). – Der Antwortbrief vom 24. April 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 46,2–3). 45,17 dein Briefgen] Nicht u¨berliefert. 45,18–19 zaudernden Fru¨hling] Nach einer ersten Scho¨nwetterphase Mitte des Monats regnete es seit dem 21. April (vgl. zu 45,13). Ende April wurde es ku¨hl und windig. Fru¨hlingswetter begann sich erst richtig ab dem 5. Mai durchzusetzen (vgl. Knebel, Tgb. [24. April–10. Mai] 1785, Bl. 18–20). 45,19 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 46,1 diese Nacht nicht gehustet] Vgl. zu 45,8. 46,1–2 Herders auf heute Abend einladen] Nachdem Charlotte von Steins Absage fu¨r den gemeinsamen Abend mit dem Ehepaar Herder bei Goethe eingetroffen war (vgl. zu 46,2–3), ist eine solche Einladung vermutlich gar nicht mehr erfolgt. 46,2 Bey Hofe habe ich absagen lassen.] Die Absage galt der sonnta¨glichen Abendgesellschaft mit „Cour und Concert“ (FB 1785, S. 94). 46,2–3 Nur ein Wort daru¨ber] Im nicht u¨berlieferten Antwortbrief vom selben Tag teilte Charlotte von Stein offenbar mit, die Einladung fu¨r den Abend nicht wahrnehmen zu ko¨nnen. Vermutlich hatte sie sich auf die sonnta¨gliche Cour am Hof eingestellt, worauf Goethes Anku¨ndigung verweist, Charlotte von Stein am spa¨ten Nachmittag besuchen zu wollen (vgl. 46,7–8). 89. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, 24. April 1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 24. April (Nr 88) und vom 1. Mai 1785
APRIL 1785
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(Nr 96) eingeordnet. Er ist am 24. April 1785 geschrieben worden. Entscheidend fu¨r diese Datierung ist der Hinweis Goethes auf seine Reise nach Jena am folgenden Tag (vgl. 46,6–7). Goethe kam nachweislich am 25. April 1785 nach Jena, um sich dort ein Bild von den ju¨ngsten Hochwasserscha¨den an der Saale zu machen (vgl. zu 46,7). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 27. – 1 Bl. 17,5612,7(–13,1) cm, /2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „74“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 73), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 35. WA IV 7 (1891), 46, Nr 2110.
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ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. 46,7–8). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 46,5 mit Briefschreiben bescha¨fftigt] Vermutlich sind die Briefe an Philipp Christoph Kayser nach Zu¨rich (Nr 90) und an Johann Christian Kestner nach Hannover (Nr 91) gemeint. Goethe setzte das Schreibdatum 25. April jeweils ans Ende der Briefe, so dass nicht auszuschließen ist, dass er zumindest einen davon schon am Tag zuvor begonnen hat. Goethe brach am 25. April schon gegen Mittag nach Jena auf (vgl. zu 46,6). 46,5–6 seit Anfang dieses Monats hatte ich alle Auswa¨rtige vernachla¨ssigt] Seit Anfang April 1785 sind lediglich zwei Briefe nach außerhalb an Johann Heinrich Merck in Darmstadt vom 8. April und vom 20. April u¨berliefert (Nr 73, 85). Nachweisen lassen sich ferner eine Paketsendung an Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich vom 4. April sowie ein Brief an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg nach Gotha vom 20. April (EB 6, EB 8). 46,6 Morgen will ich nach Jena] Goethe reiste am 25. April 1785 nach Jena: „Go¨the kommt Nachmittag.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18.) Er blieb bis zum 27. April (ebd., Bl. 18). 46,7 wegen der Wasserbaue] Als Vorsitzender der Wegebaukommission war Goethe auch fu¨r die Wasserla¨ufe verantwortlich. Mit dem besonders seit dem 18. April versta¨rkt einsetzenden Tauwetter sowie Gewittern am 19. und 20. April war es zu yberschwemmungen im Bereich der Saale bei Jena gekommen. Der in Jena lebende Knebel berichtete daru¨ber am 18. April in seinem Tagebuch: „Die Saale bringt die Wasser vom Fichtelberg und geht mit Gewalt u¨ber.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 17.) Fu¨r den 21. April hieß es: „Das Wasser steigt sehr.“ (Ebd., Bl. 18.) Erst am 22. April zeichnete sich eine Entspannung der Lage ab: „Das Wasser fa¨llt.“ (Ebd., Bl. 18.) Zuna¨chst hatte Goethe noch dem
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BRIEF 90
mit den Gewa¨sserbaumaßnahmen betrauten Kommissionsmitarbeiter Jean-Antoine de Castrop die Kontrolle der Hochwassersituation in Jena allein u¨berlassen (vgl. zu 43,14). 46,7 andrer Dinge] Am 27. April traf Goethe sich mit dem Ersten Bu¨rgermeister Jenas, Johann Jacob Heinrich Paulsen, der als Kaufmann immer wieder vor allem in Finanzangelegenheiten fu¨r den Weimarer Hof wie auch fu¨r Goethe perso¨nlich ta¨tig war: „Mit G. bey Paulsen.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18.) – Weiteres ist nicht bekannt.
90. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 25. April 1785 ! ÆZu¨richæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 17,6(–17,9)621,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E1: Goethe und Kayser (1879), 23 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 46,10–47,8 Ich freue mich Æ:::æ der Handlung erfordert.; 47,16–25 So sind Z. E. Æ:::æ wohl ausstudiren werden.; 47,30 G). E2 WA IV 7 (1891), 47–49, Nr 2112 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers von Mitte April 1785 (vgl. zu 46,10). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem ersten Drittel des Juni 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 68,12). Im Fru¨hjahr 1770 hatte Goethe den damals 15-ja¨hrigen Philipp Christoph Kayser (1755–1824) in Frankfurt a. M. im Hause des gemeinsamen Jugendfreundes Friedrich Maximilian Klinger kennen gelernt und blieb ihm fast zwei Jahrzehnte lang freundschaftlich verbunden. Kayser, der bereits eine profunde Musikausbildung besaß, geho¨rte bis zu seinem Weggang Anfang 1775 nach Zu¨rich zu der Gruppe junger Dichter und Ku¨nstler um Goethe, zu der auch Friedrich Maximilian Klinger, Heinrich Leopold Wagner und Jakob Michael Reinhold Lenz za¨hlten. In Zu¨rich arbeitete Kayser als Musiklehrer und war eng mit dem Kreis um den Physiognomen Johann Caspar Lavater verbunden. Goethe versuchte vor allem Kaysers Talent als Komponist zu fo¨rdern. Er animierte ihn zu Kompositionen einiger seiner lyrischen Texte (vgl. Gesa¨nge mit Begleitung des Claviers. Leipzig, Winterthur 1777; Goethes Notenheft, 1778) sowie seiner Schauspiele mit Gesang „Erwin und Elmire“ (1777) und „Jery und Ba¨tely“ (1779). In den Jahren 1776 bis 1784 bestand ein eher sporadischer Briefwechsel, von dem noch 13 Briefe Goethes und einer Kaysers u¨berliefert sind. Im Fru¨hjahr 1785 erhielt
APRIL 1785
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Kayser von Goethe den Auftrag zur Vertonung des Singspiellibrettos „Scherz, List und Rache“. Im Austausch u¨ber diese Arbeit entwickelte sich zwischen April 1785 und September 1787 eine rege Korrespondenz mit mindestens 20 Briefen Goethes und sicher ebenso vielen Kaysers. Insgesamt sind davon aber nur noch 17 Briefe Goethes u¨berliefert. Auf den Zeitraum von 1785 bis zur Abreise Goethes nach Italien Anfang September 1786 entfallen davon 11 Briefe, in denen in der Hauptsache u¨ber Kaysers sukzessive voranschreitende Komposition zu „Scherz, List und Rache“ und Verbesserungen daran diskutiert werden. Kayser reiste sogar im Herbst 1787 zu Goethe nach Rom, um die Komposition endgu¨ltig fertigzustellen und mit der Umsetzung neuer musikdramatischer Pla¨ne Goethes zu beginnen (Bu¨hnenmusik zu „Egmont“, Libretto zur Oper „Die Mystificirten“). Davon konnte aber nichts endgu¨ltig fertiggestellt oder vero¨ffentlicht werden. Kayser begleitete ab Mitte August 1788 die Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer Italienreise. Nachdem er die Reise Anfang September 1788 vorzeitig abgebrochen hatte, erlosch der Kontakt zu Goethe nach einem letzten Austausch u¨ber die Komposition von „Scherz, List und Rache“ im Oktober 1789. Goethe sah nun die bisherigen Bemu¨hungen um das Projekt als gescheitert an und wu¨nschte eine nochmalige Neubearbeitung, die aber nicht mehr zustande kam. – Goethe wu¨rdigte Kaysers Perso¨nlichkeit in seinen Aufzeichnungen der „Italia¨nischen Reise“: Er ist sehr brav, versta¨ndig, ordentlich, gesetzt, in seiner Kunst so fest und sicher, als man sein kann, einer von denen Menschen, durch deren Na¨he man gesunder wird. Dabei hat er eine Herzensgu¨te, einen richtigen Lebens- und Gesellschaftsblick, wodurch sein u¨brigens strenger Charakter biegsamer wird, und sein Umgang eine eigene Grazie gewinnt. (WA I 32, 140.) 46,10 kleinen Singspiel] Das Libretto des Singspiels „Scherz, List und Rache“; Goethe hatte es Kayser vermutlich am 4. April 1785 zur Komposition u¨bersandt (vgl. EB 6). Im nicht u¨berlieferten Bezugsbrief hatte der Komponist den Auftrag offenbar angenommen. Die Arbeit an dem Singspiel war von Goethe im Juni oder Juli 1784 begonnen und nach einer Unterbrechung im Dezember 1784 und Januar 1785 fortgesetzt worden. Am 1. Februar 1785 berichtete Carl Ludwig von Knebel in seinem Tagebuch von der Vorlesung des Stu¨cks bei Herzog Carl August: „Bey Herzog, Go¨thens Singstu¨ck, Scherz, List u. Rache.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 6.) Kayser erhielt eine Abschrift von Schreiberhand (vgl. WA I 12, 373 f.), welche die Grundlage von Kaysers Partitur bildete. Ein vollsta¨ndiges Librettomanuskript aus dem Nachlass Kaysers, das sich laut Kommentar der Weimarer Ausgabe im Archivbestand der Allgemeinen Musik-Gesellschaft Zu¨rich befunden haben soll (vgl. WA I 12, 374), ist dort nicht mehr nachweisbar. Eine Partiturhandschrift ohne Sinfonie ist in der Zentralbibliothek Zu¨rich u¨berliefert (Sign.: AMG I 700 & a–c). Ausgeschriebene Teile der Partitur, die sich auf die ersten beiden Akte beziehen und aus unterschiedlichen Entstehungsphasen des Werks stammen, werden im GSA verwahrt (H: 32/125 a–c; 32/125 y). Dazu
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BRIEF 91
kommen noch 76 erhaltene Stimmenauszu¨ge aus allen Akten (zur yberlieferung vgl. Goethe-Handbuch, Supplemente 1, 322 f.). Auf der Grundlage dieser Handschriften hat Hermann Dechant 1999 eine rekonstruierte Klavierpartitur des Singspiels herausgegeben (Dechant, 1–447). – Im Singspiel „Scherz, List und Rache“ verschaffen sich die Eheleute Scapin und Scapine unter Vorgabe falscher Identita¨ten Zugang zum Haus des Doktors, um sich das von ihm erschlichene Erbe ihrer Tante zuru¨ckzuholen. Scapin verdingt sich als Diener, Scapine ta¨uscht eine Liebeskrankheit vor. Mittels einer inszenierten Vergiftung Scapines wird der Doktor als vermeintlicher Mo¨rder in die Enge getrieben und gibt Scapin einen Teil des Geldes fu¨r die Beseitigung der angeblichen Leiche. Scapine bekommt den Rest der Erbsumme, indem sie den Doktor mit einem Auftritt als Totengeist vollends vera¨ngstigt und ihm damit droht, seine Missetaten o¨ffentlich zu machen. 46,10–11 von italia¨nischer Gestalt] Goethe hatte das Singspiel nach dem Vorbild der italienischen Opera buffa geschrieben. 46,13 Die litiganti habe ich leider noch nicht] Gemeint ist die Opera buffa „Fra i due litiganti il terzo gode“ (Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte) von Giuseppe Sarti aus dem Jahr 1782 nach einem anonymen Libretto nach Carlo Goldonis „Le nozze“ (1755). Schon in einem Brief von Ende 1784 hatte Goethe Kayser angeku¨ndigt: In Braunschweig habe ich einige sehr scho¨ne Operetten geho¨rt und hoffe auch Partituren derselben zu erhalten. So bald sie ankommen, will ich sie Ihnen zuschicken und vielleicht kann ich auch die Oper Fra due littigantti verschaffen. (WA IV 18, 22.) Goethe bezieht sich auf einen Besuch in Braunschweig im August 1784. 46,15 Oper von Paesiello il Re Theodoro] Giovanni Paı¨siellos neueste Opera buffa „Il re Teodoro in Venezia“ (Ko¨nig Theodor in Venedig) nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti war am 23. August 1784 in Wien uraufgefu¨hrt worden. Im Brief vom 20. Juni 1785 meldete Goethe an Kayser, die Oper sei eingetroffen (vgl. 70,4–5). Er konnte sie dem Komponisten aber erst Ende November zuschicken (vgl. 123,3), nachdem er die Partitur von der Herzoginmutter Anna Amalia zum Geschenk erhalten hatte (vgl. zu 120,26–27). Dieser Umstand la¨sst vermuten, dass die Oper ebenfalls aus Braunschweig nach Weimar gekommen war. 46,20 Auf Ihre erste und vorla¨ufige folgendes.] Offenbar hatte Kayser – wie aus dem folgenden Brieftext hervorgeht – Probleme mit der Unterscheidung von Arien und Rezitativen in Goethes Libretto. 47,2–3 trocken oder begleitet] Die a¨ltere, klassische Form des Generalbassrezitativs – gewo¨hnlich nur mit einer Cembalobegleitung – wird recitativo secco genannt (ital.: trockenes Rezitativ), die neuere Form hingegen recitativo accompagnato (ital.: begleitetes Rezitativ), weil es von mehreren Instrumenten oder vom ganzen Orchester begleitet wird. 47,7 Cavatinen] Kavatine: einfaches, liedartiges Gesangsstu¨ck (von ital. cavare: hervorheben) im Unterschied zur aufwa¨ndiger komponierten Arie.
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47,12 Sie mir von Zeit zu Zeit schrieben] Zum Briefwechsel zwischen Goethe und Kayser vgl. die einleitende Erla¨uterung. 47,19 Hinu¨ber Hinu¨ber] Arie der Scapine, der weiblichen Hauptgestalt des Singspiels, aus der ersten Ha¨lfte des 3. Akts (vgl. WA I 12, 152, Vers 718–729 und „No 16 Aria“, in: Dechant, 206–215). 47,20 Sie im tiefen Schlaf zu sto¨ren] Arie der Scapine vom Anfang des 4. Akts (vgl. WA I 12, 165 f., V. 1000–1007 und „No 26c Aria“, in: Dechant, 346–357). 47,21 O kannst du noch Erbarmen] Kavatine der Scapine aus der Mitte des 4. Akts (vgl. WA I 12, 169 f., Vers 1089–1094 und „Cavatina maggiore“, in: Dechant, 373–375). 47,22 N a c h t o H o l d e ! ] Liebesarie der Scapine zu Beginn des 4. Akts (vgl. WA I 12, 163–165, Vers 946–989 und „No 24 Recitativo ed Aria“, in: Dechant, 315–322). 47,26–27 ku¨nftigen Januar aufgefu¨hrt] Anlass fu¨r diese Terminsetzung ko¨nnte der Geburtstag von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach am 30. Januar gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt waren aber lediglich zwei Akte des Singspiels fertig (vgl. zu 172,28). Durchkomponiert lagen alle vier Akte Anfang Mai 1786 vor (vgl. zu 194,1). Die Arbeiten an der Komposition wurden aber bis zu Kaysers Besuch in Rom im November 1787 noch fortgesetzt (vgl. IR III, 10. November 1787; WA I 32, 137). Vollendet wurden sie nicht. 47,27 artig] Hier: ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 47,28 Prosodie] Lehre von der Behandlung der Sprache im Vers; in der Musik das Verha¨ltnis von Wort und Ton (von griech. pqor{diŁ a: Zugesang, Betonung). Gemeint ist, dass im Gesang die Sprechbetonung von der musikalischen Betonung u¨berlagert wird. 91. An Johann Christian Kestner
Weimar, 25. April 1785 ! ÆHannoveræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,4, Bl. 17. – Doppelblatt 17,6(–17,9)6 21,1(–21,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe und Werther (1854), 265 f., Nr 125. WA IV 7 (1891), 46 f., Nr 2111. BEI LAG E
1 Exemplar von Johann Karl Wilhelm Voigts „Drey Briefen u¨ber die GebirgsLehre“ (vgl. zu 48,13).
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BRIEF 91
ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief (oder zwei Briefe) Kestners aus dem Zeitraum zwischen dem 19. Januar und dem 20. April 1785 (vgl. zu 48,1). Erhalten haben sich dazu zwei Beischlu¨sse: eine Abschrift der Anfrage Kestners an den Stadtbeamten E. A. Heiliger (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 13–14) und die Antwort Heiligers (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 16; beide abgedruckt in der folgenden Erla¨uterung). – Der Antwortbrief etwa aus dem Zeitraum erste Juniha¨lfte bis Anfang August 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 83,6). 48,1 doppelte Nachricht] Dabei handelt es sich entweder um einen Brief Kestners, der zwei Nachrichten enthielt, oder um zwei selbststa¨ndige Briefe Kestners. Die zuerst genannte Mo¨glichkeit kommt in Betracht, wenn dem nicht u¨berlieferten Brief Kestners an Goethe aus dem Zeitraum vom 19. Januar bis 20. April 1785 neben der Anfrage Kestners zur Person von Maria Carolina Stieler an den Stadtbeamten E. A. Heiliger vom 18. Januar 1785 auch Heiligers Antwortschreiben vom 19. Januar 1785 beigeschlossen war (zur Anfrage vgl. Beilage zu Nr 9). Die zweite Mo¨glichkeit ergibt sich aus der Anku¨ndigung Kestners in seiner Anfrage an Heiliger, er wolle, wenn er keine Auskunft von Heiliger erhalten ko¨nne, „solche durch die hiesigen Anzeigen Æ:::æ erbitten“ (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 14–15). Da Heiligers Erkundigungen erfolglos blieben, wa¨re ein erster (nicht u¨berlieferter) Brief Kestners an Goethe, der die Antwort Heiligers vom 19. Januar 1785 enthielt, denkbar und ein zweiter (ebenfalls nicht u¨berlieferter) Brief, in dem Kestner Goethe die Antworten auf seine eigenen Recherchen mitteilt. Kestner schrieb an Heiliger folgenden Brief: Ew. Wohlgebohrnen belieben aus der Anlage zu ersehen, was fu¨r Nachrichten von einer M a r i a C a r o l i n a S t i e l e r zu wissen gewu¨nschet werden. Bu¨rgemeister kann ihr Vater hier nun wohl nicht gewesen seyn; vielleicht aber Rathsherr. Da Ew. Wohlgebohrnen, nach Deroselben langia¨hrigem Amte bey hiesiger lo¨b‘. Stadt, und nach den bekannten ausgebreiteten Ka¨nntnissen von der / LandesGeschichte |:wofern die S t i e l e r s c h e Familie darin einst merkwu¨rdig gewesen seyn sollte:| davon wahrscheinlich die beste Wissenschaft besitzen, oder doch durch gefa¨llige Erkundigung bey den beiahrten Raths-Gliedern erhalten ko¨nnen: so weiß ich mich nicht besser zu addressiren. Was die Anfrage merkwu¨rdig macht, ist eines Theils, / daß das Glu¨ck der besagten Person davon abha¨ngt; andern Theils, daß selbige aus Mayland u¨ber den St Gotthardts Berg nach Teutschland gekommen ist, und einen Beweis abgiebt, wie beru¨hmt die Universita¨t Go¨ttingen ist, oder vielmehr, wie solche dort fu¨r den allgemeinen Sitz der Teutschen beru¨hmten Gelehrten gehalten wird. Denn die Capuciner auf dem Gotthards Berge in der Schweitz / haben, auf Bitte ihrer Mayla¨ndischen Freunde an den H‘. Geh‘. Rath v. Go¨the in Weymar geschrieben, und da
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sie diesen fu¨r einen beru¨hmten Gelehrten hielten: so glaubten sie, er ko¨nne nichts andres als ein Professor in Go¨ttingen seyn, und mu¨ßte am besten aus Hannover Nachrichten verschaffen ko¨nnen. So ist der Brief nach Teutschland, und endlich nach Weymar gekommen; von da dH‘. v. Go¨the sich an mich gewendet hat. ich hoffe himit nicht beschwerlich zu fallen, und bestehe ehrerbietigst Ew Wohlgeb. gehors. Diener J C K e s t n e r. Wenn ich hier keine Auskunft erhalte, denke ich solche durch die hiesigen Anzeigen zu erbitten, wenn etwa ein Stieler in einer andern Stadt Bu¨rgemeister gewesen seyn sollte. v. H. d‘ 18. Jenner 85. (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 14–15) Heiligers Antwort an Kestner lautete: Ew. Wohlgebohrnen geneigen aus dem hieneben gehenden Original Verzeichniße der Alt-Stadt Hanno¨verischen Bu¨rgermeister und Raths-Verwandten zu ersehen, daß darin der Nahme Stieler, wenigstens in dem jetzigen Saeculo, nicht vorkomme. Auch auf der Neustadt Hannover wird seit 1712 ein Bu¨rgermeister dieses Nahmens nicht existiret haben. Unter Zuru¨ck Erbittung des Anschlußes beharre ich Hochachtungsvoll Ew Wohlgebohrnen gehorsamster Diener E A H e i l i g e r. Hannover d‘. 19. Jan. 1785. Der Weg der Anzeigen scheinet mir zu Erkundigung des vaterlichen Wohn Orts und der Persohnen der leichteste und natu¨rlichste zu seyn. (H: GSA 29/264,I,4, Bl. 16) 48,2 den Capuzinern geantwortet] Goethes Brief an die Kapuziner-Mo¨nche auf dem St. Gotthardt (oder in Mailand) wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Februar und dem 25. April 1785 ist nicht u¨berliefert (EB 9). Er enthielt die auf Kestners Recherchen in Hannover beruhenden Ausku¨nfte zur Person der Hannoveranerin Maria Carolina Stieler, die in Mailand in ein Dienstverha¨ltnis treten wollte und u¨ber deren Vergangenheit sich die neuen Dienstherren bei Goethe erkundigten (vgl. Nr 9, Beilage). 48,4 ihr und die eurigen] Vgl. zu 8,16. 48,7 Lotten] Kestners Ehefrau Charlotte.
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BRIEF 92
48,7 Malgen] Charlotte Kestners ju¨ngere Schwester Amalie Charlotte Angelika Buff (geb. 1765), die bis zu ihrer Heirat 1791 zeitweilig bei den Kestners in Hannover lebte. 48,7 Georg] Georg Kestner (geb. 1774), der a¨lteste Sohn der Kestners, dessen Patenschaft Goethe u¨bernommen hatte (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 91). 48,7–8 Er soll mir mehr schreiben.] Briefe Georg Kestners an seinen Taufpaten sowie Antwortbriefe Goethes an ihn sind nicht u¨berliefert. 48,9 Min. Cab.] Mineralienkabinett. 48,9–10 was unser Bergsecr. Voigt dem Publiko angeboten hat] Johann Carl Wilhelm Voigt war seit 1783 Bergsekreta¨r und technischer Leiter der Ilmenauer Bergwerkskommission. Dem interessierten Publikum ku¨ndigte er im Rahmen der Vero¨ffentlichung der „Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre fu¨r Anfa¨nger und Unkundige“ (Weimar 1785) an, „kleine Suitensammlungen der in diesen Briefen beschriebenen Gebirgsarten, die ich jedoch so vollsta¨ndig als mo¨glich einrichte, mit einem erkla¨renden Verzeichnisse an Liebhaber zu versenden. Man wird dadurch nicht nur den Grund zu einer richtigen Gebirgskenntniß legen, sondern sich auch zu mineralogisch-geographischen Sammlungen vorbereiten, vorzu¨glich aber in der Terminologie sich in Zukunft weit besser als bisher verstehen lernen.“ (S. 5 f.) – Goethe half Voigt spa¨ter, diese Gesteinssammlungen zu verkaufen (vgl. Goethe an Christian Gottlob Voigt, 26. Januar–9. Februar 1788; WA IV 8, 340, Nr 2640). 48,10 fu¨r Liebhaber] Voigt hatte die „Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre“ explizit im Titel als Darstellung „fu¨r Anfa¨nger und Unkundige“ ausgewiesen. Im dritten Brief betont er noch einmal den einfu¨hrenden Charakter seines Buches: „Hier haben Sie nun das, was ich Ihnen kurz von Bau und Art unsers Erdko¨rpers sagen konnte. Es ist zwar bey weitem nicht hinreichend, sich eine vollsta¨ndige Kenntniß daraus zu erwerben; es fu¨hrt Sie aber doch gewiß auf den richtigern Weg darzu, und ich bin versichert, daß Sie alles was Sie in Zukunft u¨ber diesen Gegenstand sehen, ho¨ren und lesen, weit leichter und versta¨ndlicher finden werden als bisher. Die ausgezeichneten Bu¨cher, die hiervon mehr enthalten, setzen gemeiniglich schon Kenntnisse voraus; dabey kommt aber der zu kurz der diese nicht besitzt, und sich durch so einen kleinen Catechismus nicht erst mit den Anfangsgru¨nden der Gebirgslehre bekannt machen konnte.“ (Voigt, Drey Briefe, 56.) 48,13 beyliegendes Bu¨chlein] Johann Carl Wilhelm Voigts Einfu¨hrung in die Gebirgslehre und Gesteinskunde mit dem Titel „Drey Briefe u¨ber die GebirgsLehre fu¨r Anfa¨nger und Unkundige“, das 1785 in Weimar erschienen war und 62 Seiten umfasst. Das beigelegte Exemplar ist nicht u¨berliefert. 48,14 Das Cabinet] Gemeint ist Voigts Steinsammlung, die der Veranschaulichung der in den „Drey Briefen“ enthaltenen Beschreibungen der verschiedenen Gesteinsarten dienen sollte (vgl. zu 48,9–10). 48,14 die in den Briefen beschriebne Steinarten] Voigt beschreibt in seinem Buch im ersten Brief die „acht Grundgebirgsarten“: Granit, Gneuß, Porphyr,
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Glimmerschiefer, Thonschiefer, Graue Wacke, Serpentinstein und Marmor (vgl. Voigt, Drey Briefe, 12–17). Der zweite Brief handelt von den 14 Flo¨zschichten, wobei folgende Steinarten aufgeza¨hlt werden: das Rothe Todtliegende (= roter Sandstein), der bitumino¨se Mergelschiefer, der dichte graue Kalkstein mit Ton gemischt, Gips, Stinkstein, Sandstein, Ton mit Sand vermengt, der dichte Kalkstein, Roggenstein (eigentlich Rogenstein), Ton, Steinkohle, Schieferton, Braunkohle, Steinsalz (vgl. ebd., 21–34). Im dritten Brief kommt Voigt zuna¨chst auf das Vulkangestein zu sprechen und nennt als Hauptgattungen schwarze, dichte Lava, poro¨se Lava, glasichte Lava, Bimsstein, vulkanische Asche, vulkanische Breccia (eigentlich Brekzie, Sedimentgestein) und Hornschiefer (vgl. ebd., 42–46). Dieser Beschreibung schließt sich eine Abhandlung an u¨ber „Stein- und Erdarten, die durch neuere Ueberschwemmungen, Incrustationen und Conglomerationen entstanden sind“ (ebd., 49). Voigt nennt in diesem Zusammenhang den Tuffstein, den Carlsbader Erbsstein (= Aragonit) und Sprudelstein sowie den Tropfstein (vgl. ebd., 49–53). 48,15 diese Wissenschafft] Die ,Gebirgskunde‘, mit der sich Voigts „Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre“ befassen, war eine sich gerade etablierende Disziplin der Geologie, die Oryktognosie und Geognosie miteinander verband. Voigt wollte durch die Beschreibung der unterschiedlichen Gesteinsarten vor allem auch einen Beitrag zur Definition entsprechender Fachbegriffe leisten, da die Bezeichnungen der Steinarten damals noch stark variierten. 48,17 Naturalien kabinet] Gemeint ist eine Sammlung von Pflanzen, Tieren und Steinen. Ob Goethe tatsa¨chlich ein solches Kabinett fu¨r Kestners Kinder zusammenstellte und nach Hannover schickte, ist nicht bekannt. 92. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
Æ Jena, 26. April 1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 20. Juni (Nr 124) und vom 27. Juni 1785 (Nr 125) eingeordnet. Dies ist aber offenkundig falsch, da Charlotte von Stein schon am 20. Juni 1785 zu einem Kuraufenthalt nach Karlsbad abgereist war (vgl. zu 68,6). Vielmehr deutet der Inhalt des Briefes darauf hin, dass er am 26. April 1785 in Jena geschrieben worden ist. In Knebels Tagebucheintrag vom 26. April 1785, einen Tag nach Goethes Ankunft in Jena, hieß es, man habe nach „Weimar geschickt Fr. v. Stein zu laden.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18.) Dies erkla¨rt die von Goethe im vorliegenden Brief ausgedru¨ckte Hoffnung, Charlotte von Stein am folgenden Tag Hier zu sehn (48,23). Auch der angeku¨ndigte Termin der Ru¨ckreise am na¨chsten Tag (vgl. 49,5) passt mit der tatsa¨chlichen Ru¨ckkehr Goethes nach Weimar am 27. April 1785 zusammen (vgl. zu 49,5).
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BRIEFE 93/94
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 38. – 1 Bl. 9,9613,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „82.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 97), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 262. WA IV 7 (1891), 49, Nr 2113. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom 27. April 1786 (vgl. zu 48,23). 48,23 dich Morgen Hier zu sehn] Goethe hielt sich seit dem Nachmittag des Vortages in Jena auf: „Go¨the kommt Nachmittag.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18.) Dem vorliegenden Brief war am 26. April eine Einladung wahrscheinlich von Carl Ludwig von Knebel mittels Boten an Charlotte von Stein vorausgegangen, am Folgetag, dem 27. April, ebenfalls nach Jena zu kommen (vgl. Datierung). Charlotte von Stein sagte aber ab: „Frau v. Stein kommt nicht.“ (Knebel, Tgb. [27. April] 1785, Bl. 18.) 49,4 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 49,5 ich ka¨me erst morgen wieder] Goethe kehrte tatsa¨chlich am Folgetag, dem 27. April 1785, nach Weimar zuru¨ck: „G. reitet Nachmittag weg.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18.) Offenbar wurde Goethe in dringenden Dienstangelegenheiten von Herzog Carl August erwartet.
93. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 27. und 30. April 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 24. April (Nr 88) und vom 1. Mai 1785 (Nr 96) eingeordnet. Der Brief ist wahrscheinlich zwischen dem 27. April und 30. April 1785 geschrieben worden. Am 27. April kehrte Goethe nachmittags aus Jena nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 49,5). Ein Treffen an diesem Tag wie immer (49,7) wa¨re also noch mo¨glich gewesen. Brief Nr 96 ist schon am Morgen des 1. Mai geschrieben (vgl. 50,10). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 27. – 1 Bl. 13,5(–13,7)610 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „72“. – In einem ge-
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bundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 71), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 94. WA IV 7 (1891), 287, Nr 2468. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 94. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 28. und 30. April 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 24. April (Nr 88) und vom 1. Mai 1785 (Nr 96) eingeordnet. Dieser Zeitraum la¨sst sich auf die Tage zwischen dem 28. und 30. April eingrenzen. Am 27. April war Goethe erst nachmittags aus Jena nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 49,5). Am 1. Mai schrieb er einen Brief am fru¨hen Morgen (vgl. 50,10). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 26. – 1 Bl. 19,8(–20,1)67,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „71“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 70), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 256, Nr 637. WA IV 7 (1891), 286, Nr 2467. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 49,12 Kl.] Nicht ermittelt. – Die bisherigen Annahmen, mit dem Ku¨rzel ko¨nnte entweder der Weimarer Hofbildhauer Martin Gottlieb Klauer (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 602) oder der Weimarer Hofmarschall Leonhard von Klinckowstro¨m (vgl. Petersen, Goethe-Stein 2 II, 666) gemeint sein, lassen sich nicht belegen. Dies trifft ebenso auf die Behauptung zu, Carl Ludwig von Knebel sei gemeint (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 388; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 3, 138), dessen Namen Goethe in der Regel nur mit einem ,K.‘ oder mit ,Kn.‘, nirgends sonst aber mit einem ,Kl.‘ abku¨rzt. Knebel hielt sich Ende April zudem nicht in Weimar auf.
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95. An Carl Ludwig von Knebel
BRIEFE 95/96
Weimar, 30. April 1785 ! Æ Jenaæ
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H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 72–73. – Doppelblatt 17,6(–17,8)621,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Herrn Major / von Knebel / nach / Jena.; unter der Adresse rotes Siegel mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; S. 3/4 am a¨ußeren Rand Mitte Siegelausschnitt. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 64, Nr 61. WA IV 7 (1891), 50, Nr 2114. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 29. April 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 49,16 mit viel freyerem Muthe von dir weg] Goethe hatte sich vom 25. April nachmittags bis zum 27. April 1785 nachmittags in Jena aufgehalten (vgl. 46,6–7), um die infolge des Saalehochwassers notwendigen Bauarbeiten zu koordinieren (vgl. zu 46,7). Viel Zeit verbrachte er außerdem mit Knebel (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 18). Goethe zeigte sich von den Amtsgescha¨ften und den fruchtlosen Auseinandersetzungen mit Herzog Carl August um die zuku¨nftige politische Ausrichtung des Herzogtums in den letzten Wochen bedru¨ckt (vgl. zu 36,11–12). yber Goethes Aufenthalt schrieb Knebel am 7. Mai 1785 an Herder: „Goethe hat sich hier wieder etwas Muth geholt. Æ:::æ Sein reifendes Gefu¨hl fu¨r das, was menschlich im Leben ist, nimmt ihm nach gerade alle Freude seines politischen Zustandes. Dies ist nicht trostvoll, weder fu¨r seine Freunde, noch fu¨r das armselige Land.“ (Von und an Herder 3, 21.) 50,4 Seckendorfs Todt] Der ehemalige herzoglich weimarische Kammerherr Carl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff war am 26. April 1785 im Alter von 40 Jahren in Ansbach an Tuberkulose gestorben. Seckendorff, der erst im Februar 1785 in den diplomatischen Dienst Preußens gewechselt war, hatte sich noch von Ende Februar bis Mitte Ma¨rz in Weimar aufgehalten (vgl. zu 22,21). Knebel erfuhr am 29. April in einem Brief von Johann August Ludecus von Seckendorffs Tod: „Abends Brief von Ludecus, nebst Nachricht von S. Seckendorfs Tod.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 19.) 50,6 Voigt freut sich dich zu besuchen] Johann Carl Wilhelm Voigt, herzoglich weimarischer Bergkommissionssekreta¨r, kam am 2. Mai nach Jena und suchte Knebel auf: „Morgens Bergsekreta¨r Voigt. Steine. Mit ihm spazieren. Abends bey Loder.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 19.)
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50,6 er wird dir von Nutzen seyn] Voigt war studierter Mineraloge und Geologe. Knebel hatte seit einigen Monaten selbst mit mineralogischen Studien begonnen (vgl. zu 34,3). 50,7 Loder Voigten wohl aufnehme] Knebel stattete noch am Abend des 2. Mai gemeinsam mit Voigt dem Jenaer Anatomie- und Medizinprofessor Justus Christian Loder einen Besuch ab (vgl. zu 50,6; u¨ber Loder vgl. zu 5,30). 50,8 Cabinete] Das Naturalienkabinett der Universita¨t Jena. 96. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. Mai Æ1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegebenen Datum 1 May (50,12) in die Briefe des Jahrgangs 1785 eingeordnet. Das Jahr wird besta¨tigt durch die ybersendung von Johann Georg Zimmermanns Schrift „Ueber die Einsamkeit“ (vgl. zu 50,10). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 28. – 1 Bl. 9,668 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „81.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 74), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 159. WA IV 7 (1891), 50, Nr 2115. BEI LAG E
Johann Georg Zimmermanns „Ueber die Einsamkeit“ (Bd 3 und 4; vgl. zu 50,10). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 50,10 das Theurgische Wesen] Theurgie: griech. JeotqciŁ a: go¨ttliche Tat. Mystische Fa¨higkeit, sich mit einem go¨ttlichen Wesen zu vereinigen, vo¨lkerkundlich auch verstanden als magische Beschwo¨rung oder Bannung von Go¨ttern oder Geistern. – Gemeint sind die Ba¨nde 3 und 4 von Johann Georg Zimmermanns „Ueber die Einsamkeit“ (Leipzig 1785), die Goethe kurz zuvor von dem Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich erhalten hatte (vgl. zu 50,14–15; zu 50,16–17).
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97. An Philipp Erasmus Reich
BRIEFE 97/98
Weimar, 3. Mai 1785 ! Leipzig
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H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 170. – Doppelblatt 17,6(–17,8)6 21,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, S. 4 Adresse, Tinte: An / Herrn Reich / Buchha¨ndler / fr. in / Leipzig; S. 4 am rechten Rand Empfangsvermerk: „1785. 7. May Weimar / Gu¨the.“, daneben rotes Siegel; am Rand gegenu¨ber in der Mitte Papiereinriss durch Siegelo¨ffnung. E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 232, Nr XXII. WA IV 7 (1891), 51, Nr 2116. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Den Leipziger Buchha¨ndler und Verleger Philipp Erasmus Reich (1717– 1787) kannte Goethe seit seiner Leipziger Studienzeit in den 1760er Jahren. Er stand mit Reich seit 1770 in brieflichem Kontakt und bezog immer wieder auch Bu¨cher u¨ber ihn. Die beiden Briefe von 1785 sind wahrscheinlich Goethes letzte an den Verleger, der im Dezember 1787 verstarb. Die zu vermutenden Antworten Reichs sind nicht u¨berliefert. – Vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 67; grundlegend zur Biographie: Karl Buchner: Aus den Papieren der Weidmannschen Buchhandlung. 2 Bde. Berlin 1871/73; Mark Lehmstedt: Philipp Erasmus Reich. 1717–1787. Verleger der Aufkla¨rung und Reformer des deutschen Buchhandels. Hildesheim 1989. 50,13 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 50,14–15 Fortsetzung Æ:::æ eines gla¨nzenden Werckes] Gemeint sind die zur Ostermesse 1785 (17. April) im Verlag Weidmanns Erben & Reich in Leipzig erschienenen Ba¨nde 3 und 4 der 1784 begonnenen Ausgabe des vierba¨ndigen Werks „Ueber die Einsamkeit“ des in hannoverschen Diensten stehenden Arztes und aufkla¨rerischen Popularphilosophen Johann Georg Zimmermann. Die Ausgabe war eine erweiterte Fassung von Zimmermanns fru¨heren Schriften u¨ber die Melancholie „Betrachtungen u¨ber die Einsamkeit“ (Zu¨rich 1756) und „Von der Einsamkeit“ (Leipzig 1773). Goethe hatte die Ba¨nde von Reich erhalten, wie er 1784 auch schon die ersten beiden Ba¨nde u¨bersandt bekommen hatte (vgl. Goethe an Reich, 24. Mai 1784; WA IV 6, 280). 50,16–17 das Portrait Dr Oberreits Æ:::æ dritten Bandes ha¨tte zieren sollen] Zimmermanns Werk ist in weiten Teilen eine polemische Auseinandersetzung mit der Person und den Thesen des schweizerischen Theosophen Jacob Hermann Obereit. Ihr o¨ffentlicher philosophischer Disput u¨ber das Problem der Einsamkeit hatte schon Mitte der 1770er Jahre begonnen (vgl. dazu Mark-Georg Dehrmann: Produktive Einsamkeit, Hannover 2002, S. 92–96). Im Band 3 kulminiert
MAI 1785
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Zimmermanns Kritik in einer ausfu¨hrlichen Lebensbeschreibung Obereits, in der er dessen religio¨s-mystizistische Grundlagen angreift und zu desavouieren versucht (Achtes Kapitel. Apologie gegen einen falschen Apostel der Einsamkeit, S. 1–104). Der Band hat als neutrale Titelvignette lediglich einen Kupferstich mit dem Motiv eines Gelehrten in Denkerpose. 50,18 Hoffnung Sie hier zu sehen] Reich plante zusammen mit seiner Frau fu¨r die Pfingstzeit 1785 (Pfingsten: 15.–16. Mai) eine Reise nach Jena, um seinen Schwager, den Historiker Christoph Gottlieb Heinrich, zu besuchen und seinen Buchdrucker Johann Michael Mauke zu treffen. Goethe war daru¨ber wahrscheinlich durch Wieland informiert, der seinen Verleger Reich auf einen Abstecher in Weimar erwartete (vgl. Wieland an Reich, 25. April 1785; WB 8.1, 440). Zur Reise Reichs und zu seinem Besuch bei Wieland vgl. zu 78,15. 98. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimar, 6.æ oder 7. Mai 1785 ! Æ Jenaæ
DAT I ERUNG
Bei der Angabe des Tages d‘. 7 Maj. (51,8–9) handelt es sich wahrscheinlich um ein Versehen Goethes, da Knebel den Erhalt eines Briefes mit Steinen aus dem Harz (vgl. 51,1–2) schon fu¨r den 6. Mai in seinem Tagebuch vermerkt hat: „Von Goethe Brief, nebst Steinen von Roßtrapp.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20.) Allerdings ist ein Datumsirrtum Knebels bei seinem Tagebucheintrag gleichfalls nicht auszuschließen. Der Brief ist also entweder am 6. oder am 7. Mai 1785 geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 74. – 1 Bl. 17,6(–17,8)621,4(–21,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 65, Nr 62. WA IV 7 (1891), 51 f., Nr 2117. BEI LAG EN
1) Bu¨cher (vgl. zu 51,1). 2) Steine (vgl. zu 51,1–2). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 6. oder 7. Mai 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20) ist nicht u¨berliefert.
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BRIEF 99
51,1 einigen Bu¨chern] Mo¨glicherweise sind weitere Ba¨nde der acht Teile umfassenden erdgeschichtlich-geologischen Darstellung „Histoire naturelle de la France me´ridionale“ von Jean Louis Giraud Soulavie gemeint. Goethe hatte Knebel schon Anfang Ma¨rz und Anfang April 1785 Ba¨nde davon fu¨r dessen mineralogisches Selbststudium zukommen lassen (vgl. zu 23,12; zu 35,14). 51,1–2 wenige Steine. Harzer Produckte] Wahrscheinlich nur drei Steine (vgl. 51,12). Knebel vermerkte den Empfang von Steinen aus dem Gebiet der Harzer Rosstrappe bei Thale in seinem Tagebuch (vgl. Datierung). 51,2 von meiner letzten Reise] Gemeint ist Goethes Reise in den Harz und an den herzoglichen Hof von Braunschweig vom 8. August bis 15. September 1784, wohin er Herzog Carl August begleitet hatte. Auf der Ru¨ckreise von Braunschweig, die quer durch den Harz fu¨hrte, hielt sich Goethe vom 8. bis 11. September im Gebiet der Bode um Thale und die Rosstrappe auf (vgl. GT I 1, 152–155). Von dort stammt ein Großteil seiner Funde. 51,2–3 nach dem Carlsbade] Knebel und Goethe hatten sich wahrscheinlich schon im Ma¨rz 1785 fu¨r einen gemeinsamen Badeaufenthalt in Karlsbad verabredet (vgl. zu 33,3–4). Sie traten die Reise am 23. Juni 1785 von Jena aus an und trafen am 5. Juli in Karlsbad ein. Knebel blieb bis zum 28. Juli, Goethe verließ Karlsbad am 16. August. 51,3 noch einmal auf einige Tage] Knebel war am 9. und vom 17. bis 22. Mai wieder in Weimar. Wa¨hrend dieser Aufenthalte fanden zahlreiche Begegnungen mit Goethe statt (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20–22). Am 31. Mai kam Knebel erneut nach Weimar, um Goethe am 2. Juni nach Ilmenau bei einer Inspektionsreise der Bergwerksanlagen zu begleiten (vgl. ebd., Bl. 23–24). 51,4–5 uns vorbereiten ko¨nnen] Goethe plante fu¨r die Reisen nach Ilmenau und Karlsbad auch geologische und mineralogische Studien. Knebel bereitete sich darauf schon seit Ma¨rz 1785 durch die Lektu¨re von mineralogischer Fachliteratur vor (vgl. zu 34,3). 51,6 Der Todt des Pr. Leopold] Der in der preußischen Armee dienende Prinz Maximilian Julius Leopold von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel, ein ju¨ngerer Bruder der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, war am 27. April 1785 in der Oder bei Frankfurt ertrunken, als er versuchte, Personen aus dem Hochwasser fu¨hrenden Fluss zu retten. 51,7 Die Gothische Herrschafft ist hier.] Herzog Ernst II. Ludwig und die Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha und Altenburg hielten sich seit dem 4. Mai 1785 in Weimar auf: „Heute Abend nach 6 Uhr kahmen Durch‘. Herrschafften von Gotha hier an Æ:::æ “ (FB 1785, S. 103). 51,7–8 Ich flicke an dem Bettlermantel Æ:::æ fallen will.] Anspielung Goethes auf seine zunehmend problematisch empfundene Stellung und Rolle am Weimarer Hof (vgl. zu 49,16), mo¨glicherweise mit Bezug auf die Figur des Derwischs, des asketisch-gelehrten „Bettlers“ in Lessings Drama „Nathan der Weise“ (1779),
MAI 1785
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der entgegen seiner eigentlichen Berufung dem Sultan als Schatzmeister und Geldbeschaffer dienen muss. 51,8–9 d‘. 7 Maj. 85.] Wahrscheinlich Schreibversehen Goethes (vgl. Datierung). 51,10 Auf oder nach Pfingsten gehts nach Ilmenau] Pfingsten fiel 1785 auf den 15. und 16. Mai. Goethe trat die Reise nach Ilmenau in Bergwerksangelegenheiten erst am 2. Juni an. Obwohl Goethe Knebel wahrscheinlich schon im Ma¨rz oder April zur Mitreise eingeladen hatte (vgl. zu 33,3–4), sagte dieser seine Teilnahme offensichtlich erst in der Antwort auf den vorliegenden Brief fest zu (vgl. zu 51,3). 51,12 drey Steine] Gemeint sind die Knebel mitgeschickten Steine aus Goethes Sammlung von seiner Harzreise im August und September 1784 oder ein Teil davon (vgl. zu 51,1–2). yber die Ausfu¨hrung des Auftrags ist nichts bekannt. 99. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimaræ, 8. Mai 1785 ! Æ Jenaæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 75. – 1 Bl. 17,1(–17,4)619,8(–20) cm, 1 1/4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 65 f., Nr 63. WA IV 7 (1891), 52, Nr 2118. BEI LAG E
Steine (vgl. zu 51,15; zu 51,16). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 6. oder 7. Mai 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20). – Der Antwortbrief vom 10. Mai 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. ebd., Bl. 20). 51,14–15 meine Eroberungen von Vorigem Jahre] Gemeint sind die Steine, die Goethe auf seinen Reisen durch den Thu¨ringer Wald vom 10. bis 18. Juli, in den Harz vom 8. August bis 15. September und nach Ilmenau vom 4. bis 14. Oktober 1784 gesammelt hatte. 51,15 deinen Theil] yber die genaue Zusammensetzung der Gesteinssendung ist nichts bekannt. Sie war fu¨r Knebels begonnene Studien gedacht (vgl. zu 34,3). Am 10. Mai vermerkte Knebel im Tagebuch: „Steine ausgepackt, die ich von Go¨the erhalten.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20.)
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BRIEF 100
51,16 Einiges ilmenauische] Steine aus der Gegend von Ilmenau (vgl. zu 51,14–15), die fu¨r Knebel angesichts der bevorstehenden gemeinsamen Reise nach Ilmenau (2.–16. Juni 1785) von besonderem Interesse gewesen sein du¨rften (vgl. zu 51,10). 51,19 Wenn du heru¨ber kommst] Knebel reiste schon am folgenden Tag nach Weimar: „Morgens nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20.) Goethes Brief fand er deshalb wahrscheinlich erst bei seiner Ru¨ckkunft in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai vor: „Abends 9. Uhr zuru¨ck, nach 12. Uhr hier.“ (Ebd.) Knebels na¨chster Weimar-Aufenthalt fand in der Woche nach Pfingsten vom 17. bis 22. Mai statt (vgl. ebd., Bl. 21–22). 51,19 deinen Catalogus] Wahrscheinlich ein von Knebel angelegter Katalog u¨ber seine Mineraliensammlung. Ob Knebel ihn am 17. Mai 1785 nach Weimar mitbrachte, ist nicht bekannt. 51,22 nach Ilm.] Die Reise nach Ilmenau begann erst am 2. Juni 1785, gut zwei Wochen nach Pfingsten (vgl. zu 51,10). 51,23 hole ich dich ab] Dies geschah nicht. Vielmehr kam Knebel am 31. Mai 1785 nachmittags aus Jena nach Weimar: „Nachmittags 3. Uhr nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 23.) Am 2. Juni brach man gemeinsam nach Ilmenau auf: „Morgens 8. Uhr mit G. hierher nach Ilmenau.“ (Ebd., Bl. 24.) 51,23–24 den Saalgrund hinauf] Der Weg die Saale entlang u¨ber Jena, Kahla bis Rudolstadt und dann in westlicher Richtung hinu¨ber nach Ilmenau u¨ber Blankenburg und Gehren wa¨re ein Umweg gewesen. Da Goethe und Knebel von Weimar aus starteten und nicht, wie hier noch avisiert, von Jena, wurde auf diese Reisevariante verzichtet. 51,24 Den Ilmgrund habe ich so satt] Der Weg in su¨dwestlicher Richtung die Ilm entlang u¨ber Berka, Tannroda, Stadtilm war die ku¨rzeste und gebra¨uchlichste Route zwischen Weimar und Ilmenau. Goethe war seit seinem ersten Besuch 1776 15 Mal in Ilmenau gewesen und hatte meistens diesen Weg benutzt. Am 11. November 1785 schrieb er an das Ehepaar Herder aus Ilmenau, dass er u¨ber Gotha zuru¨ck reisen werde, um nicht das verhasste Ilmthal sogleich wieder durchzustreifen Æ:::æ (117,11–12). 52,1 u¨ber Ordruff] yber Ohrdruf, das nordwestlich von Ilmenau liegt, fu¨hrt eigentlich der Weg von Eisenach oder Gotha nach Ilmenau. Bei einigen Reisen waren sowohl Ilmenau als auch Eisenach und/oder Gotha die Ziele Goethes gewesen.
MAI 1785
100. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 10. Mai 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 29. – 1 Bl. 9,667,9 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „85“; an den Seitenra¨ndern der Vs. und Rs. rote Siegelreste, untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 77), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 160. WA IV 7 (1891), 53, Nr 2119. y B E R L I E F E RU N G
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 52,5 Du schreibst mir gar nicht mehr] Zwischen dem 2. und 9. Mai 1785 sind keine Briefe Goethes an Charlotte von Stein u¨berliefert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auch Charlotte nicht an Goethe geschrieben hat. Solche Korrespondenzlu¨cken sind ungewo¨hnlich, da sonst fast ta¨glich Briefe gewechselt wurden. Am 9. Mai hatte allerdings ein gemeinsamer Spaziergang Goethes mit Charlotte von Stein und dem von Jena heru¨bergekommenen Carl Ludwig von Knebel stattgefunden: „Nachmittags spaziren mit G. u. Fr. v. Stein.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 20.) 52,8 steigt der Ballon] Der Hofapotheker Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz ließ am 10. Mai von den Terrassen im stadtnahen Welschen Garten am Park an der Ilm in Gegenwart des Hofes und vor versammelter Volksmenge einen unbemannten Heißluftballon starten. Der naturwissenschaftlich sehr interessierte und experimentierfreudige Buchholz ahmte damit die spektakula¨ren Fahrten mit Heißluftballons nach, welche die Bru¨der Montgolfier und Franc¸ois Blanchard unternommen hatten. In seinem 1831 erschienenen Aufsatz „Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“ erinnerte sich Goethe an die buchholzschen Flugexperimente: So ließ er denn auch eine der ersten Montgolfieren von unsern Terrassen, zum Ergo¨tzen der Unterrichteten, in die Ho¨he steigen, indessen die Menge sich vor Erstaunen kaum zu fassen wußte, und in der Luft die verschu¨chterten Tauben scharenweise hin und wider flu¨chteten. (LA I 10, 322) Es ist anzunehmen, dass auch Goethe und Charlotte von Stein bei diesem fu¨r die Weimarer Gesellschaft besonderen Ereignis zugegen waren.
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101. An Charlotte von Stein
BRIEFE 101–103
ÆWeimaræ, 11. Mai Æ1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief vom 11. May (52,14) an der entsprechenden Stelle des Jahrgangs 1785 eingeordnet. Wenn auch ein direkter Nachweis daru¨ber fehlt, wohin Goethe an diesem Tag gereist ist, kommt nur der 11. Mai 1785 als Schreibdatum des Briefes infrage, da Goethe 1782 zum Beispiel seit dem 9. Mai auf Reisen war und sich in den angrenzenden Jahren 1783 und 1784 sowie 1786 am 11. Mai in Weimar aufhielt. Am 11. Mai 1785 verließ das Herzogspaar von Sachsen-Gotha und Altenburg den Weimarer Hof und ging wieder zuru¨ck nach Gotha (vgl. zu 52,9). Mo¨glicherweise begleitete Goethe sie auf ihrer Reise. Das wu¨rde auch erkla¨ren, warum Goethe seinen na¨chsten Brief erst wieder am 14. Mai 1785 von Weimar aus geschrieben hat (vgl. Nr 102). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 28. – 1 Bl. 19,4611(–11,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „75.“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1784“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 75), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 38 f. (Datierung: 11. Mai 1784). WA IV 7 (1891), 53, Nr 2120. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 52,9 Lebe wohl] Wohin sich Goethe verabschiedete, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise begleitete er den Herzog und die Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig und Maria Charlotte Amalie, nach deren einwo¨chigem Aufenthalt in Weimar auf ihrer Heimreise nach Gotha: „Heute Vormittag 10 Uhr gingen die Herrschafften von Gotha wieder von hier ab.“ (FB 1785, S. 110.) 52,10 noch einmal zu sehen] Wahrscheinlich hatten sich Goethe und Charlotte von Stein am 10. Mai beim Beobachten der Ballonfahrt im Weimarer Park getroffen (vgl. zu 52,8).
MAI 1785
102. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 14. Mai 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 29. – 1 Bl. 20,368(–8,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „86.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 78), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 160. WA IV 7 (1891), 53, Nr 2121. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 52,15). – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 15. Mai 1785 (vgl. zu 53,1) ist nicht u¨berliefert. 52,15 deines Andenckens] Gemeint sein ko¨nnte ein Brief Charlotte von Steins. 52,16 Wegen heut Abend sag ich’s dir noch.] Ein weiterer Brief Goethes vom 14. Mai ist nicht bekannt.
103. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 15. Mai 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 29. – 1 Bl. 2068,7(–8,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: v. Stein (Tle der Adresse beschnitten); oben rechts von fremder Hd, Tinte: „87.“; Rs. und rechte untere Ecke rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 79), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 160. WA IV 7 (1891), 54, Nr 2122. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 53,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 53,1 deinen Anteil] Vermutlich hatte sich Charlotte von Stein nach Goethes Befinden erkundigt. 53,2–3 Ich bin heute bey dir bey Herders lass ich anfragen.] Ob das Treffen mit dem Ehepaar Herder zustande kam, ist nicht bekannt.
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BRIEFE 104–106
104. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 18. Mai 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 31. – 1 Bl. 17(–17,2)68,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „44.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 82), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 161. WA IV 7 (1891), 55, Nr 2124. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 105. An Jacob Friedrich von Fritsch
ÆWeimaræ, 23. Mai 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Mit Adresse: Des Herrn Geheimderath von Fritsch Exzell.; „im Besitz des Freih. C. v. Fritsch auf Seerhausen“ (Angaben nach E [1905]). E: WA IV 30 (1905), 34, Nr 2124a (Carl Schu¨ddekopf). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 53,10–13 bey lberweisung der Cammerschulden Æ:::æ schuldig geworden] Nachdem Goethe am 11. Juni 1782 die Aufsicht u¨ber die Direktion der Kammer, der zentralen Finanz- und Verwaltungsbeho¨rde des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, u¨bernommen hatte, beschlossen die Ausschusstage der Landschaften des Fu¨rstentums Weimar und der Jenaischen Landesportion von 1783 und des Fu¨rstentums Eisenach von 1784 ein parita¨tisches Umschuldungsprogramm, durch das die Tilgung der Schulden der Kammern zu Weimar und Eisenach von den landschaftlichen Kassen u¨bernommen wurde. Im Gegenzug mussten Einsparungen in den Kammerhaushalten, u. a. eine drastische Verminderung der Ausgaben fu¨r das Milita¨r, zugestanden werden (vgl. dazu die Berichte Goethes sowie die Protokolle seiner Verhandlungen mit den Deputierten der weimarischen und jenaischen Landsta¨nde vom Ma¨rz und April 1784, in: AS 1 I, 286–295). Die Gesamtsumme der von den drei Landschaftskassen u¨bernommenen Kredit- und Pensionsverpflichtungen betrug 147597 Reichstaler (vgl. Marcus
MAI 1785
147
Ventzke: Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775–1783. Ein Modellfall aufgekla¨rter Herrschaft. Ko¨ln, Weimar, Wien 2004, S. 122). 53,14 Status acktivus und passivus] Hier ist der Stand des Einnahmen- und Ausgabenetat der Kammer zu Weimar gemeint. 53,14 Cammer] Vgl. zu 53,10–13. 53,15 diese Post] Mit den Umschuldungsbeschlu¨ssen von 1783 und 1784 hatten die Landschaftskassen u. a. auch die Lasten u¨bernommen, die der Kriegskasse oblagen, vor allem die Milita¨rpensionen. Diese standen im innerbeho¨rdlichen Rechnungswesen noch als Kammerschulden zu Buche und waren bei der Berichtigung des Kammerhaushalts auszugleichen. 53,16 Ew. Exzell.] Eurer Exzellenz (vgl. zu 41,13). 53,16–17 bey der heutigen Session Æ:::æ no¨tigen Rescripte] ,Reskript‘: Verfu¨gung, Bescheid, (amtlicher) Erlass. – Die Session des Geheimen Consiliums fand, wie immer schon seit dem 15. Februar 1785, ohne Goethe statt. yber eine Beschlussfassung zu entsprechenden Reskripten ist nichts bekannt. 53,17 Kr. Komm.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Kriegskommission‘. 106. An Jacob Friedrich von Fritsch
Weimar, 25. ÆMai 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Aus der Verbindung von Briefinhalt, der Danksagung Goethes fu¨r eine ihm zugesprochene Gehaltserho¨hung und der unvollsta¨ndigen Datierung des Briefes auf einen 25. (54,10) geht hervor, dass der vorliegende Brief am 25. Mai 1785 geschrieben worden ist, da die erwa¨hnte Gehaltserho¨hung am 20. Mai 1785 verfu¨gt worden war (vgl. zu 54,1–2). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 17,5(–17,8)621,1 (–21,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 unten links Adresse, Tinte: An des Herrn / Geheimderath / Freyh‘. v. Fritsch / Exzel‘.; S. 4 oben links rotes Siegel mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 untere a¨ußere Ecke Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. E: WA IV 7 (1891), 56, Nr 2126 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 54,1–2 Besoldungs Erho¨hung] Goethe hatte mit Reskript vom 20. Mai 1785 eine Gehaltserho¨hung von 200 Reichstalern ja¨hrlich fu¨r seine Ta¨tigkeit im Geheimen Consilium erhalten, die ab Johannis (24. Juni) 1785 in Kraft trat (vgl.
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BRIEF 107
Reskript an die Kammer zu Weimar, 20. Mai 1785, in: Joseph AÆrnoæ von Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn, New York 1937, S. 233 f.). Sein bisheriges Gehalt wurde damit von 350 Reichstalern pro Quartal auf 400 Reichstaler erho¨ht (vgl. zu 61,18–19). 54,2 Serenissimi] Genitiv von Serenissimus; gemeint ist Herzog Carl August (zur Begriffsbedeutung vgl. zu 24,1). 54,3 Geheimden Consilii] Das Geheime Consilium war die 1756 eingerichtete oberste Landes- und Verwaltungsbeho¨rde des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach. Es fungierte als ho¨chstes beratendes Gremium des Herzogs. In ihm wurden alle Verwaltungsfragen und politischen Angelegenheiten, die einer Ordre des Landesherren bedurften, beraten und fu¨r eine Entscheidung von Seiten des Herzogs vorbereitet. 1785 geho¨rten ihm mit Sitz und Stimme als Wirklicher Geheimer Rat Jacob Friedrich von Fritsch, als Geheimra¨te Christian Friedrich Schnauß und Goethe sowie Johann Christoph Schmidt als Geheimer Assistenzrat an. Goethe war seit Juni 1776 Mitglied des Geheimen Consiliums mit Sitz und Stimme, nahm aber seit Mitte Februar 1785 an den Sitzungen nicht mehr teil. Das Geheime Consilium beriet, oft in Anwesenheit des Herzogs, kollegial und fasste seine Beschlu¨sse nach dem Mehrheitsprinzip. Diese hatten fu¨r den Herzog allerdings nur empfehlenden Charakter. 54,4 Ew Exzel‘.] Eurer Exzellenz (vgl. zu 41,13). 54,10 vHß.] Von (zu) Hause, d. h. nicht vom Dienst, von der Kanzlei aus. 107. An Johann Heinrich Merck ÆWeimar, zwischen Mitte Mai und 30. Mai 1785æ ! ÆDarmstadtæ DAT I ERUNG
Anfang April 1785 hatte Samuel Thomas Soemmerring von Goethe vier anatomische Zeichnungen des so genannten Kasseler Elefantenscha¨dels von Johann Christian Wilhelm Waitz erhalten (vgl. EB 5 sowie Soemmerring an Merck, 5. April 1785; Soemmerring, Werke, 19 I, 165). Am 23. April bekam Merck die Zeichnungen von Soemmerring (vgl. Soemmerring an Merck, 20. April 1785; Soemmerring, Werke, 19 I, 175.) Schon am 28. April 1785 berichtete Merck Pieter Camper von den Zeichnungen (vgl. Merck, Briefwechsel 3, 726). Der Anfang des vorliegenden Briefkonzeptes weist darauf hin, dass Merck in der letzten Aprilwoche oder in den ersten Tagen des Mai in einem nicht u¨berlieferten Brief an Goethe auf die Zeichnungen Bezug nahm. Goethe hat vermutlich umgehend geantwortet, mit einem ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 10. Mai 1785 (EB 11). Dieser Brief wurde durch einen weiteren erga¨nzt, dessen Konzept hier vorliegt. Da Goethe vermutete, dass Merck die Zeichnungen noch in Ha¨nden hatte (vgl. 54,15), ist er wahrscheinlich zwischen
MAI 1785
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Mitte und Ende Mai 1785, vor Goethes na¨chstem Brief an Merck vom 30. Mai 1785 (Nr 108) geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/331,II. – Doppelblatt 20,9(–21,1)6 33,7(–34) cm, 2 3/4 S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (Charlotte von Stein: Ich habe dir Æ:::æ gezeichnet ist, nur mit dem Unterschiede, daß meine Profil, 54,13–24; Sutor: mit dem Unterschiede daß Æ:::æ vieleicht brauchbar sind., 55,1–59,3), Tinte, mit egh. Korrekturen, Tinte. E: WA IV 18 (1895), 23–25, Nr 2039 b (nach K; Albert Leitzmann)). Textgrundlage: K. BEI LAG E
Blatt mit zwei anatomischen Zeichnungen Goethes von einem Elefantenoberkiefer (vgl. zu 55,13). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 54,13 neulich vergeßen] Mit Bezug auf seinen nicht u¨berlieferten Brief an Merck wahrscheinlich zwischen dem 1. und 10. Mai 1785 (vgl. EB 11; Datierung). 54,13–14 Frage wegen der zweideutigen Sutur am Elephanten Scha¨del] Merck lagen Zeichnungen vom so genannten Kasseler Elefantenscha¨del seit dem 23. April 1785 vor. Soemmerring brachte sie bei seinem Besuch in Darmstadt mit: „Æ:::æ so komme ich na¨chsten Sonnabend den 23. April zu Ihnen Æ:::æ Goethes Zeichnungen bringe ich mit.“ (Soemmerring an Merck, 20. April 1785; Soemmerring, Werke, 19 I, 175). Merck a¨ußerte sich sehr anerkennend daru¨ber: „Il vient dem’envoier des superbes figures de la teˆte del’Ele´phant de Cassel, qui surpassent tout ce que j’ai vuˆ dans ce genre defini, et d’exact.“ (Merck an Camper, 28. April 1785; Merck, Briefwechsel 3, 726. – Er schickt mir soeben pra¨chtige Zeichnungen eines Elefantenkopfes aus Kassel, die alles u¨bertreffen, was ich in dieser Art an Vollendetem und Exaktem gesehen habe.) Die Zeichnungen besaßen allerdings keine erkla¨rende Beschriftung. Deswegen und wegen einiger ihn besonders interessierender Auffa¨lligkeiten in der Darstellung hatte Merck wahrscheinlich schon einmal Ende April/Anfang Mai 1785 an Goethe geschrieben und Fragen gestellt, die dieser ihm zu beantworten versucht hatte (vgl. Datierung). Ein Detail, das Merck offenbar nur als ,zweideutige Sutur‘ wahrgenommen hatte, war dabei vermutlich unberu¨cksichtigt geblieben und gab nun Anlass zu diesem erga¨nzenden Brief Goethes (vgl. zu 54,19; zu 54,22–23). – Sutur: Knochennaht, Grenzfuge zwischen benachbarten Knochen (von lat. sutura: Naht).
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54,15 die Zeichnungen noch bei dir hast] Die vier Tuschfederzeichnungen des Kasseler Elefantenscha¨dels (vgl. zu 6,16). Goethe war durch einen Brief Mercks von Ende April/Anfang Mai 1785 daru¨ber informiert, dass sich die Zeichnungen nun bei Merck in Darmstadt befanden (vgl. Datierung). 54,19 zweifelhaften Fleke] Diese Formulierung knu¨pft an die von Goethe aufgegriffene Frage nach der zweideutigen Sutur (54,13–14) vom Anfang des Briefes an. Merck hatte auf der Federzeichnung, die den Elefantenkopf von vorn zeigt, an der unteren auslaufenden Sutur des Zwischenkieferknochens eine ihm unbekannte Sutur erkannt, die durch ihre umlaufende Form genauso gut als Fleck angesehen werden konnte. 54,22 foramine infra orbitali] Lat. foramen infraorbitale: Unteraugenloch im Oberkiefer unter der Augenho¨hle. 54,22–23 kleinen besondern Knochen] Die Auffassung Goethes, dass hier bei dem Exemplar des Kasseler Elefanten ein separates Kno¨chlein am Oberkiefer unmittelbar am Stoßzahnansatz auszumachen sei, war wichtig in der kontrovers gefu¨hrten Debatte u¨ber den Charakter der Stoßza¨hne des Elefanten. Die Beantwortung der Frage, ob der Stoßzahnansatz im Zwischenkieferknochen zu sehen sei und der Stoßzahn damit als Schneidezahn zu interpretieren war oder ob er als direkt am Knochen des Oberkiefers anschließender Eckzahn zu gelten hatte, stu¨tzte unterschiedliche Theorien. Goethe selbst versuchte in dieser Frage eine Zwischenposition einzunehmen, indem er den Stoßzahn weder dem Zwischenkieferknochen noch dem Oberkiefer zuwies, sondern einer besonderen Scheide, d. h. eben jenem Kno¨chlein, nach dem sich Merck erkundigte. Goethe hat dies spa¨ter in seinem Aufsatz „Beschreibung des Zwischenknochens mehrerer Tiere bezu¨glich auf die beliebte Einteilung und Terminologie“ z. B. wie folgt beschrieben: . der Eckzahn hat eine besondere Scheide u¨ber die sich sowohl der Seitenteil des ossis intermaxillaris als ein Teil der oberen Kinnlade anlegt den man von beiden Knochen wohl unterscheiden muß. (LA I 10, 9.) Die Auffassung Mercks, dass die Stoßza¨hne beim Elefanten im Zwischenkieferknochen wurzelnde Schneideza¨hne seien, die Goethe noch im August 1784 geteilt hatte (vgl. Goethe an Merck, 6. August 1784; WA IV 6, 331 f.), u¨berzeugte ihn nach seinen Studien am Kasseler Elefantenscha¨del nicht mehr, und er war fu¨r Neuinterpretationen offen: Æ:::æ so spielt vor allen das os intermaxillare eine große Rolle; es schla¨gt sich wirklich um den Eckzahn herum, daher denn auch, bei flu¨chtiger Beobachtung, der Irrtum entstanden sein mag: der ungeheure Eckzahn sei im os intermaxillare enthalten. Allein die Natur, die ihre großen Maximen nicht fahren la¨ßt, am wenigsten in wichtigen Fa¨llen, ließ hier eine du¨nne Lamelle, von der obern Kinnlade ausgehend, die Wurzel des Eckzahns umgeben, um diese organischen Uranfa¨nge vor den Anmaßungen des Zwischenknochens zu sichern. („Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben. Nachtra¨ge.
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II.“; LA I 9, 173.) – Zu dem Gesamtkomplex vgl. Bra¨uning-Oktavio, Zwischenkieferknochen, 129–136 (Abschnitt „Goethe und das Problem des Elefantenzahns“). 55,5 Sutur u¨ber die du dich mit recht verwunderst] Vgl. zu 54,13–14. 55,6 da der Kopf noch gegenwartig war] Goethe hatte den Kasseler Elefantenscha¨del von Anfang Juni bis Ende Oktober 1784 bei sich gehabt (vgl. zu 6,13–14). Zur Abfassungszeit des Briefes standen ihm also weder der Scha¨del noch die davon angefertigten Zeichnungen zur Verfu¨gung, die er schon vor u¨ber einem Monat aus der Hand gegeben hatte (vgl. Datierung). 55,9 thum] Verschrieben fu¨r ,thun‘. 55,13 Beyliegendes Bla¨tgen] Das Blatt mit zwei aus der Erinnerung angefertigten Skizzen Goethes ist nicht u¨berliefert. Die Zeichnungen du¨rften sich an denen des Kasseler Elefantenscha¨dels von Waitz orientiert und zusa¨tzlich einige Verdeutlichungen enthalten haben (vgl. zu 6,16). 55,15 Os inter maxillare] Lat. os intermaxillare: Zwischenkieferknochen. 55,16 das merckwu¨rdige einzelne Kno¨chelchen] Vgl. zu 54,19; zu 54,22–23. 55,17 eine Sutur] Vgl. zu 54,13–14. 55,20 Foraminis in fra orbitalis] Vgl. zu 54,22. 55,21 noch ein apparter Knochen] Konnte nicht ermittelt werden. 55,24 wieden] Verschrieben fu¨r ,wieder‘. 55,24–25 Theilbarkeit der Knochen] Goethe bezieht sich offenbar auf eine Aussage in seinem nicht u¨berlieferten Brief wahrscheinlich zwischen dem 1. und 10. Mai 1785 (vgl. EB 11; Datierung). Er greift hier auf die schon in seinem Zwischenkieferknochenaufsatz gewa¨hlte Terminologie zuru¨ck, mit der er das os intermaxillare entlang der verschiedenen Suturen in ,Teile‘ genannte Abschnitte gliedert (vgl. LA I 9, 159 und LA II 9A, 490). 55,28 Manuscript u¨ber den Elephanten Scha¨del] Mercks so genannter „3. Knochenbrief“ (vgl. zu 39,13). 59,1 u¨ber die Backenza¨hne ] Von der jeweiligen Interpretation der Stoßza¨hne hing die Bestimmung der weiteren Zahngruppen, wie Eck- und vor allem auch Backen- oder Mahlza¨hne, ab (vgl. zu 54,22–23).
108. An Johann Heinrich Merck y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 30. Mai 1785 ! ÆDarmstadtæ
H: Privatbesitz, Mu¨nchen. – Doppelblatt 18,4(–18,7)627,6(–28) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte.
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BRIEF 108
E: Merck, Briefe2 (1838), 253 f., Nr 115. WA IV 7 (1891), 56 f., Nr 2127 (nach E). BEI LAG EN
1) Osteologikum (vgl. zu 59,16). 2) Mortifizierungsschein (vgl. zu 59,24). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 59,4 Uberbringern dieses, den Cammerkonsulent Schwabha¨user] Der vorliegende Brief war ein Empfehlungsschreiben fu¨r Johann Friedrich Schwabha¨user, einen damals als Kammerkonsulent ta¨tigen Advokaten, der im Juni 1785 nach Darmstadt an den landgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt geschickt wurde. Schwabha¨users Reise diente der Vorbereitung der Zerschlagung des landesherrlichen Gutes Burgau bei Jena, womit Goethe damals befasst war. Er hatte sich schon im Februar 1785 Rat suchend an Merck gewandt (vgl. zu 16,13–14). Nachdem Anfang Ma¨rz ein schwer versta¨ndliches Gutachten des Darmsta¨dter Kammerrats Martin eingegangen war, beschloss Goethe, Schwabha¨user nach Darmstadt zu schicken (vgl. zu 284,28–29). Dieser wurde von einem Kaufmann Schmidt aus Weimar begleitet und traf in der Zeit zwischen dem 18. und 25. Juni dort ein, wie aus einer Mitteilung im „Darmsta¨dtischen Frag- und Anzeigungs-Blatt“ Nr. 26 vom 27. Juni 1785 hervorgeht. Ihr Aufenthalt ist bis in die Woche vom 24. September bis 2. Oktober nachweisbar, wo sie im Gasthof „Zur Traube“ logierten, wie die gleiche Zeitung am 3. Oktober 1785 berichtete (ebd., Nr 40; vgl. Merck, Briefwechsel 4, 25). 59,5 euer Zerschlagungs wesen] Besonders interessiert war Goethe an der neuen Vorgehensweise in Hessen-Darmstadt, wo man nicht mehr die besitzrechtlich umstrittene Methode der Erbpacht (Erbleihe) anwandte, sondern die Form der Lehensvergabe auf Lebenszeit der Nutzer (Briefleihe) bevorzugte (vgl. zu 283,21; zu 284,13; zu 284,17). 59,8 Die Steine] Goethe hatte im Mai 1785 eine Sendung mit 54 Proben von Gestein, Mineralien und Fossilien aus Hessen-Darmstadt erhalten. Es handelte sich um Fundstu¨cke aus der Gegend um Weilburg (Lahn), gekennzeichnet und verwahrt als „Suite aus dem Weilburgischen“ (Verzeichnis: GSA 26/LXVII,4,113 und 26/LXVI,3,97; zur Katalogisierung vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 210–213). 59,8–9 C. R. Klippstein] Cammer Rat Klipstein. Die Weilburgische Sammlung hatte Philipp Engel Klipstein, Kammerrat an der Rentkammer des landgra¨flichen Hofes von Hessen-Darmstadt, der selbst mineralogische Forschungen betrieb, fu¨r Goethe zusammengetragen (vgl. Mineralogische Briefe. Hefte 1–4. Gießen 1779–1781; Mineralogischer Briefwechsel und andere Aufsa¨tze fu¨r Freunde der
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Bergwerkswissenschaften. 2 Bde. Gießen 1781/82). Die Weilburger Suite kam auf Vermittlung von Merck zustande, den Goethe zuletzt in seinem Brief vom 2. Dezember 1784 noch einmal um Stu¨cke aus der Umgebung Darmstadts gebeten hatte (vgl. WA IV 6, 402). 59,12 Sobald ich von Ilmenau wieder kehre] Als Vorsitzender der Bergwerkskommission reiste Goethe am 2. Juni 1785 zusammen mit Kommissionsmitglied Christian Gottlob Voigt, dessen Bruder, dem verantwortlichen Bergsekreta¨r der Kommission, Johann Carl Wilhelm Voigt, sowie Carl Ludwig von Knebel und Friedrich von Stein nach Ilmenau (vgl. zu 62,1; zu 62,8–9). Man nutzte den Aufenthalt auch, um Steine zu sammeln (vgl. 63,20–21). Am 16. Juni kehrten sie nach Weimar zuru¨ck: „8 Uhr Morgen mit G. von Ilmenau weg. Æ:::æ Mit HofR. Voigt ger. herein nach Weimar. Bey Frau v Stein Abends.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 26.) 59,12–13 schicke ich von dortigen Æ:::æ eine Suite] Goethe hatte 1781 eine große Sammlung repra¨sentativer Gesteinsarten und Mineralien Thu¨ringens von Johann Carl Wilhelm Voigt u¨bernommen (vgl. „Folge der Gebu¨rgsarten des Thu¨ringer Waldes“; GSA 26/LXVII,4,111b; zur Katalogisierung vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 184–206). Goethe nutzte seine Reisen, um seine Steinsammlung weiter zu vervollsta¨ndigen. Sein Versprechen, sich gegenu¨ber Klipstein zu revanchieren, hat Goethe vermutlich nicht eingelo¨st. Ein Nachweis fu¨r die hier angeku¨ndigte Sendung existiert nicht. 59,15 Die Zeichnungen] Mo¨glicherweise bezog sich Goethe hier noch einmal auf die Zeichnungen Mercks vom Den Haager Giraffenskelett (vgl. zu 15,9; zu 39,9). 59,16 ein Osteologikum] Goethe und Merck tauschten in der ersten Ha¨lfte der 1780er Jahre regelma¨ßig osteologische Pra¨parate, Knochen sowie entsprechende Zeichnungen und Schriften aus. Zuletzt hatte Goethe Merck Teile vom Oberkieferknochen eines Menschen- und eines Walrossscha¨dels sowie Scha¨delzeichnungen zum Walross und Elefanten geschickt (vgl. zu 15,15; zu 44,7; zu 54,15). Was genau gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. 59,17 nach Carlsbad] Goethe reiste Ende Juni zusammen mit Carl Ludwig von Knebel und in Begleitung des 20-ja¨hrigen Friedrich Gottlieb Dietrich, der auf botanischem Gebiet u¨ber umfa¨ngliche autodidaktisch erworbene Kenntnisse verfu¨gte (vgl. zu 161,16–17), zu seiner ersten Badekur nach Karlsbad. Sie brachen am 23. Juni 1785 von Jena aus auf, kamen aber erst am 5. Juli in Karlsbad an, da Goethe unterwegs erkrankte. In Karlsbad kurten bereits mehrere von Goethes Weimarer Bekannten und Freunden (vgl. zu 72,9). Goethe beendete seinen Aufenthalt am 16. August und traf am 20. oder 21. August wieder in Weimar ein (vgl. zu 78,9). 59,20–21 Euer Erbprinz Æ:::æ 10 Kuxen unterzeichnet hatte] Kux: wertpapiera¨hnlicher Anteilsschein an Bergbauunternehmen, hier der Berggewerkschaft
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zu Ilmenau. – Goethe hatte als Vorsitzender der Bergwerkskommission auch die Verantwortung fu¨r die Anteilsverka¨ufe. Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt, ein Bruder von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, hatte Anfang 1784 zehn Kuxe der Bergwerksgesellschaft zu Ilmenau mit den Nummern 61–70 zu einem Nennwert von 20 Talern in Louis’dor gezeichnet. 59,21–22 Gewa¨hrscheine zuschickte] Der Gewa¨hrschein wurde als urkundlicher Kaufbeleg nach der Bezahlung der einzelnen Kuxe ausgegeben und besta¨tigte dem Anteilseigner endgu¨ltig seine Besitzrechte. Erbprinz Ludwig hatte die Gewa¨hrscheine offensichtlich erhalten, ohne dass er seinen Zahlungsverpflichtungen zu den entsprechenden Fa¨lligkeitsterminen nachgekommen war, so dass ihm eine so genannte Kaduzierung, ein ersatzloser Ru¨ckfall der Anteilsrechte an die Ilmenauer Bergwerksgesellschaft, drohte. Wann Goethe die Gewa¨hrscheine dem Erbprinzen zugestellt hatte, ist nicht bekannt. 59,22–23 ist nicht allein zuru¨ckgetreten, sondern Æ:::æ Papiere verlohren] Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt hatte die Kuxe 1784 weder rechtzeitig bezahlt noch war er ordnungsgema¨ß von dem Gescha¨ft zuru¨ckgetreten. Goethe versuchte schon seit La¨ngerem die schwebende Angelegenheit gu¨tlich zu bereinigen. Bereits am 28. Oktober 1784 hatte er sich in der Sache vertraulich an seinen Herzog gewandt, der sich auf einer diplomatischen Reise nach Su¨dwestdeutschland befand: Wenn Sie nach Darmstadt kommen, haben Sie doch die Gu¨te den Herrn Schwager ho¨flichst auf die 20 Louisdor zu exequiren die er auf seine Kuxe zuru¨cksteht. Er hat mir nicht einmal geantwortet, oder den Empfang melden lassen. Wenn er ia mit unsern unterirdischen Operationen nichts zu thun haben will, und die Erinnerung an das Ilmenauer Leben ihm das Geld nicht aus der Tasche locken kann; so wu¨nschte ich nur daß er die Gewa¨hrscheine zuru¨ckschickte und sich lossagte. (WA IV 6, 381.) Der Erbprinz hatte auf die Erinnerung hin wahrscheinlich den Verlust der Gewa¨hrscheine kundgetan und seinen Ru¨cktritt vom Kauf erkla¨rt. 59,24 Mortif. Schein] Mortifizierungs- oder auch Amortisationsschein, der als Quittung fu¨r die Tilgung einer Schuld ausgestellt wurde, wenn eine Ru¨ckgabe des Gewa¨hrscheines nicht mehr mo¨glich war. 59,25–26 ein Papier gleichen Innhaltes vom Erbprinzen unterschrieben] Da der Erbprinz offenkundig nicht mehr am Kauf der Bergwerksanteile interessiert war, versuchte Goethe von ihm eine Ungu¨ltigkeitserkla¨rung oder den offiziellen Ru¨cktritt von dem Gescha¨ft zu erwirken. Merck sollte dies vermitteln. Die rechtskra¨ftige Ungu¨ltigkeitserkla¨rung des Erbprinzen Ludwig schickte Merck jedoch nicht an Goethe zuru¨ck, da der Kontakt zwischen den ehemaligen Freunden inzwischen abgebrochen war. Erst Monate spa¨ter sandte er den Amortisationsschein direkt an Herzog Carl August: „Ich habe hier zugleich die Ehre den von dem herrn GeheimenRath G o e t h e anverlangten A m o r t i s a t i o n s Schein, des Herrn Erbprinzen beyzulegen, der eigentlich in das D e p a r t e m e n t des Ilmen. Bergwerks ge-
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ho¨rt.“ (Merck an Carl August, 16. Januar 1786; Merck, Briefwechsel 4, 196.) Die Angelegenheit war damit erledigt. 109. An Elisabeth Charlotte Constantia von der Recke Weimar, 30. Mai 1785 ! ÆKarlsbadæ y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – 2 Bl., 4 S. beschr., egh. (Angaben nach dem Faksimile); „im Besitz von R. Brockhaus in Leipzig“ (Angabe nach WA IV 30 [1905], 217). – Faksimile: Heinrich Rudolf Brockhaus. Zum 28. August 1899. Festgabe zu Goethes 150. Geburtstage. Leipzig 1899, zwischen S. 19 und 21. E: Gotthilf Weisstein: Goethe und Elise von der Recke, in: National-Zeitung. 9. Oktober 1897. Nr 575. Morgenausgabe. Berlin 1897, S. 1. WA IV 30 (1905), 35 f., Nr 2127 a (nach H?). Textgrundlage: Faksimile. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der erste Brief Goethes an Elisabeth (Elisa) Charlotte Constantia von der Recke geb. Gra¨fin von Medem (1754–1833). Außer diesem sind noch zwei weitere Briefe Goethes an die Adressatin aus den Jahren 1811 und 1812 sowie zwei Antwortbriefe Elisabeth von der Reckes u¨berliefert (vom 28. November 1811 und vom 22. November 1812; vgl. RA 6, 125 f., Nr 289; 205, Nr 560). – Goethe begegnete der Adressatin zum ersten Mal am 30. Dezember 1784 wa¨hrend ihres Aufenthalts in Weimar (10. Dezember 1784 bis 4. Januar 1785), ein weiteres Mal bei ihrem zweiten Besuch in Weimar (2. bis 5. Ma¨rz 1785) am 2. Ma¨rz 1785 (vgl. Vor hundert Jahren, 106). Ihr Verha¨ltnis zu Goethe war von Anfang an distanziert. Im Tagebuch der Reisebegleiterin und Freundin Sophie Becker wird u¨ber den ersten Eindruck berichtet, den Goethe bei der Begegnung am 30. Dezember 1784 gemacht hatte: „Er hat etwas entsetzlich Steifes in seinem ganzen Betragen und spricht gar wenig. Es war mir immer, als ob ihn seine Gro¨ße verlegen machte. Indessen behaupten alle, die Goethe in der Na¨he kennen, daß er in seinem Amte gewissenhaft und redlich ist, auch Arme heimlich unterstu¨tzt.“ (Vor hundert Jahren, 88.) Nach dem kurzen Treffen am 2. Ma¨rz 1785 schreibt Sophie Becker: „Nachmittag kam Goethe auf ein Viertelstu¨ndchen. Er war diesmal schon etwas gespra¨chiger. Ueberhaupt nimmt man ein gewisses Interesse an Goethe, so sehr er sich zuru¨ckzieht.“ (Ebd., 106.) Auch Goethes Verha¨ltnis zu Elisabeth von der Recke war eher zwiespa¨ltig. In einem Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 6. Januar 1785 bezeichnet er sie als sonderbare Frau (vgl. zu 5,3–4). Trotz wiederholter Treffen in Karlsbad 1785 sowie in den Jahren
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1807, 1808, 1811, 1812, 1820 und 1823 kam es auch spa¨ter nie zu einer freundschaftlichen Anna¨herung. – Elisabeth von der Recke, Tochter des Reichsgrafen Friedrich von Medem und dessen Gattin Louise Dorothea geb. von Korff, stammte aus dem Herzogtum Kurland, dem heutigen no¨rdlichen Teil Lettlands. 1771 hatte sie den kurla¨ndischen Kammerherrn Georg von der Recke geheiratet, von dem sie ab 1776 getrennt lebte und 1781 geschieden wurde. Sie zog danach zu ihrer Stiefschwester, Herzogin Dorothea von Kurland, in die damalige Hauptstadt des Herzogtums, nach Mitau. 1782 beteiligte sie sich maßgeblich an der Aufkla¨rung der Hochstapeleien des Grafen Allessandro Cagliostro (Charlotta Elisabeth Konstantia von der Recke: Nachricht von des beru¨chtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau im Jahre 1779 und von dessen dortigen magischen Operationen. Berlin und Stettin 1787), fu¨r dessen Perso¨nlichkeit sich auch Goethe stark interessierte. In den Jahren 1784 bis 1786 bereiste sie mit ihrer livla¨ndischen Begleiterin und Freundin Sophie Becker Deutschland. Die als Dichterin geistlicher Lieder bekannt gewordene von der Recke besuchte dabei u. a. Gotha, Weimar, Berlin, Dresden, Dessau, Hamburg und Leipzig und traf mit Dichtern, Gelehrten und Angeho¨rigen verschiedener Fu¨rstenha¨user zusammen. 60,3 im Carlsbad] Elisabeth von der Recke hielt sich seit dem 24. Mai 1785 mit ihrer Begleiterin Sophie Becker zur Kur in Karlsbad auf. Nach ihrem zweiten kurzen Besuch in Weimar vom 2. bis 5. Ma¨rz 1785 war sie fu¨r die Zeit vom 7. Ma¨rz bis 8. Mai Gast bei dem Dichter Franz Leopold Gu¨nther von Go¨ckingk in Wu¨lferode im Harz. Anschließend reiste sie u¨ber Leipzig und Dresden nach Karlsbad, von wo sie am 14. Juli wieder aufbrach (vgl. Vor hundert Jahren, 108–142). 60,4 mich nebst noch einigen Freunden anmelde] Aus Weimar reisten die Gra¨fin Charitas Emilie von Bernstorff und deren Sekreta¨r Johann Joachim Bode nach Karlsbad und kamen dort am 3. Juni 1785 an. Am 23. Juni folgten Charlotte von Stein und ihr Bruder Carl von Schardt sowie die Familie Herder (vgl. zu 72,9). Goethe traf zusammen mit Carl Ludwig von Knebel am 5. Juli 1785 in Karlsbad ein (vgl. zu 68,8). Elisabeth von der Recke war mit allen Genannten bekannt oder gar befreundet, insbesondere mit der Gra¨fin von Bernstorff, bei der sie wa¨hrend ihres zweiten Weimar-Aufenthaltes im Ma¨rz 1785 gewohnt hatte (vgl. Vor hundert Jahren, 106 f.). Der Aufenthalt in Weimar scheint Elisabeth von der Recke aber weniger Freundschaften als gewu¨nscht gebracht zu haben. Charlotte von Stein berichtete u¨ber deren Besuch in Weimar an Knebel: „Frau von Reck ist fort. Außer Boden und die Bernstorff hat sie kein Hertz erobert obgleich die gute Seele mit Liebe auf das ganze menschliche Geschlecht losstu¨rmt.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 5. und 6. Januar 1785; H: GSA 54/274,1; vgl. auch Stunden mit Goethe 6, 179.) 60,4–5 spa¨ter] Vgl. zu 60,4. 60,7–8 geiessen] Verschrieben fu¨r ,genießen‘. 60,12 Burgemeister Bohl in Lobeda] Johanne Susanne Bohl, Ehefrau des Lobedaer Bu¨rgermeisters Johann Justin Bohl, geho¨rte zum Bekanntenkreis Goe-
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thes. Sie stammte aus dem etwa 5 km su¨dlich von Jena gelegenen Dorf Lobeda (heute Stadtteil von Jena) und hatte regional Aufsehen erregt durch die Vero¨ffentlichung eines Gedichts in Wielands Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ (Winde und Ma¨nner. Antwort eines Frauenzimmers auf Dr. Sheridans Wolken und Weiber, im May des Teutschen Merkurs v. d. J., in: Der Teutsche Merkur, 3. Vierteljahr, Juli 1782, S. 3–8). Seitdem galt die 47-Ja¨hrige als dichterisches Talent. Das Ehepaar Bohl hatte sieben Kinder, von denen zwei To¨chter das Erwachsenenalter erreichten (vgl. dazu auch Goethe an Johanne Susanne Bohl, 18. August 1787; WA IV 8, 249). 60,12–13 welche Sie in Jena kennen lernen] Neben ,kennen gelernt haben‘ war ,kennen lernen haben‘ bei der Perfektbildung u¨blich (vgl. Adelung 2, 2031); hier mo¨glicherweise von Goethe absichtlich elliptisch verku¨rzt. Elisabeth von der Recke hatte Johanne Susanne Bohl und vier weitere Ga¨ste, darunter den Jenaer Mediziner und Anatomen Justus Christian Loder sowie den kurla¨ndischen Pastor und Kirchenlieddichter Christoph Friedrich Neander, wa¨hrend ihres Aufenthaltes in Jena am 14. Dezember 1784 in das am Marktplatz gelegene Hotel „Zur Sonne“ zu Tisch geladen (vgl. Vor hundert Jahren, 83). Ihre Reisebegleiterin Sophie Becker berichtet u¨ber die Bu¨rgermeisterfrau: „Æ:::æ die Bekanntschaft einiger andern Personen, unter welche auch die Dichterinn B o h l e n geho¨rte, fu¨llte unsere Zeit nur zu schnell aus. Diese Frau war uns schon vorher durch einige geistreiche Aufsa¨tze bekannt, besonders hat mir der im Deutschen Merkur, Ma¨nner und Winde betitelt, sehr gut gefallen. Allein diese Produkte ihres Geistes erhalten dadurch den gro¨ßten Werth, daß sie bloß in Augenblicken der Erhohlung entstehn, und daß diese Frau bey der redlichsten Sorgfalt fu¨r die Erhaltung und Bildung einer zahlreichen Familie, bey sehr dru¨ckenden Haussorgen, noch Zeit zur Uebung ihrer Seelenkra¨fte zu ersparen weiß Æ:::æ“ (Sophie Schwarz: Briefe einer Curla¨nderinn auf einer Reise durch Deutschland. Erster [Theil]. Berlin 1791, S. 165). 60,14–21 Ihr Schwiegersohn Loeber Æ:::æ zu darben.] Adolph Christoph Friedrich Lo¨ber, der Ehemann von Johanne Susanne Bohls Tochter Johanna Susanna ( Julia) Charlotte, war Vizebu¨rgermeister, außerordentlicher Hofadvokat, Organist sowie Schreiber bei der sta¨dtischen Kasse in Lobeda gewesen. Er starb unerwartet im April 1785. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Die Beerdigung fand am 25. April 1785 statt (vgl. Herbert Koch: Johanna Susanna Bohl, eine Dichterin des Goethekreises. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universita¨t Jena. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 4. Heft 5/6. Jena 1954/55, S. 515–529, hier S. 515). Die Tochter Johanna Susanna ( Julia) Charlotte war seit 1773 mit Lo¨ber verheiratet. Als ihr Mann starb, war sie erst 29 Jahre alt. – Goethe unterstu¨tzte die Familie auch noch 1786, wie aus einem Brief an Charlotte von Stein vom 4. Juni 1786 hervorgeht (vgl. 200,17–19). Einer der So¨hne, Johann Christian (Christoph) Gottlieb Lo¨ber, wurde spa¨ter Handlungsdiener und Kaufmann in Weimar, Jena und Lobeda. Von den anderen
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BRIEFE 110/111
Kindern ist nichts bekannt. Ein weiteres Mal rief Goethe zur finanziellen Unterstu¨tzung der zweiten Tochter Johanne Susanne Bohls, der Pfarrersfrau Maria Sophia Bechstedt, im Fru¨hjahr 1814 auf, nachdem deren Familie durch die Befreiungskriege in No¨te geraten war. 60,22 bey Ihrem Aufenthalte in Jena] Elisabeth von der Recke hatte sich mit ihrer Reisebegleiterin nur am 14. Dezember 1784 in Jena aufgehalten (vgl. Vor hundert Jahren, 82 f.). Nach dem Essen mit Ga¨sten im Gasthof „Zur Sonne“ ließ sie sich von Justus Christian Loder anatomische Pra¨parate zeigen (vgl. ebd., 82). 60,31–61,1 Unsere gna¨digste Herrschafften Æ:::æ Kinder versorgt] Herzog Carl August ließ der verwitweten Charlotte Lo¨ber am 3. Juni 1785 ein Gnadengeschenk u¨ber 13 Reichstaler zukommen: „13 Rthlr. Æ:::æ Gnadengeschenke der Wittwe des Herrn Hof-Advocat Loebers zu Lobeda, den 3. Juni“ ( Jahres-Rechnung u¨ber Serenissimi Regentis Scatoull-Capitalien und davon eingegangenem Interesse vom 1. Oct. 1784 bis 1. Oct. 1785; ThHStA, A 1127, Bl. 30). yber daru¨ber hinausgehende Hilfeleistung seitens des Herzogspaars ist nichts Na¨heres bekannt. Die Herzoginmutter unterstu¨tzte Johanne Susanne Bohl ebenfalls mit Sonderzuwendungen. Ihr wurden am 17. September 1785 und am 18. Januar 1786 jeweils 9 Reichstaler ebenfalls als Gnadengeschenk ausbezahlt (vgl. Rechnung u¨ber Einnahme und Ausgabe Geld, Bey der Durchlauchtigsten Fu¨rstin und Frauen, Frauen Annen Amalien Æ:::æ Hoch Fu¨rst‘: Scatoulle Vom 1sten Januar. bis ultim. Decembr. 1785; ThHStA, A 958, Bl. 41). Von 1786 an gewa¨hrte Anna Amalia dann „Frau Burgermeisterin J. S. Bohlin“ bis zu deren Tod im Jahre 1806 eine „Pension“ von 3 Reichstalern im Monat (Rechnung u¨ber Einnahme und Ausgabe Geld, bey Der Durchlauchtigsten Fu¨rstin und Frauen, Frauen Annen Amalien Æ:::æ Hochfu¨rst‘: Scatoulle Vom 1sten Januar: bis ultimo Decembr. 1786; ThHStA, A 962, Bl. 41). Im Juni 1786 bat Goethe die herzogliche Familie erneut um eine außerordentliche Unterstu¨tzung der Bohls (vgl. zu 200,17–18). 61,1 fu¨r Freunde] Zu Johanne Susanne Bohls Freunden in Weimar geho¨rten u. a. Johann Gottfried Herder, Carl Ludwig von Knebel und Christian Gottlieb Voigt. Knebel sandte zum Beispiel am 26. Mai 1785 einen nicht u¨berlieferten Brief an „Frau Burgemeistrin Bohlin in Lobeda, nebst 6 r‘.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 23.) Es ist nicht bekannt, ob und wie Elisabeth von der Recke die Familie Bohl finanziell unterstu¨tzte. 110. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 18. Mai und 1. Juni 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 18. Mai (Nr 104)
MAI/JUNI 1785
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und vom 2. Juni 1785 (Nr 112). Der Briefinhalt bietet keinen verwertbaren Anhaltspunkt fu¨r eine genauere Datierung. Goethes Klage, die Freundin schon einige Tage nicht gesehen zu haben (vgl. 61,13), entspricht a¨hnlich lautenden {ußerungen aus dem Mai 1785. Bereits zwischen dem 1. und 10. Mai scheint es Sto¨rungen gegeben zu haben, die den normalen Verlauf der Beziehung mit regelma¨ßigem Briefaustausch und gegenseitigen Besuchen unterbrachen (vgl. zu 52,5). {hnliches trifft auf den Zeitraum vom 18. Mai bis zu Goethes Abreise nach Ilmenau am Morgen des 2. Juni zu, aus dem nur ein Brief Goethes u¨berliefert ist (Nr 111). Selbst von seinem Aufenthalt in Jena zwischen dem 25. und 29. Mai hat Goethe nicht geschrieben. Insgesamt stammen lediglich acht Briefe Goethes an Charlotte von Stein aus dem Monat Mai 1785. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 31. – 1 Bl. 14(–14,2)610,4 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „88.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 83), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 161. WA IV 7 (1891), 287, Nr 2471. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 111. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 24. Mai oder zwischen 29. Mai und 1. Juni 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief ist im Konvolut der Briefe des Jahrgangs 1783 eingeordnet (Bd V), und zwar zwischen die datierten Briefe vom 9. Juni und vom 12. Juni. Dies ist aber offenkundig falsch. So wird Bezug genommen auf die Abreise von Herzog Carl August aus Weimar am 24. Mai 1785 (vgl. zu 61,18; zu 61,18–19). Auch wurde der Brief in Weimar geschrieben (vgl. zu 61,20). Goethe hielt sich vom 25. bis 29. Mai in Jena auf und reiste selbst am 2. Juni fu¨r 14 Tage nach Ilmenau. Der Brief ist demnach entweder noch am 24. Mai oder in den Weimarer Tagen zwischen Goethes Reisen nach Jena und Ilmenau geschrieben, also zwischen dem 29. Mai und 1. Juni 1785. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/490,I, Bl. 33. – 1 Bl. 13,6614,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „73.“. – In einem ge-
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BRIEF 112
bundenen Handschriftenkonvolut mit festem Pappeinband (Ru¨cken mit braunem, Deckel mit schwarzem Leder bezogen), 22,7(–23,3)637,7(–38) cm, vorderer Deckel mit Goldpra¨gung: „Briefe von Goethe / 1783. 1784.“, daru¨ber Papieretikett, Beschriftung von fremder Hd, Tinte: „V“; eingeheftet 146 elfenbeinfarbene Tra¨gerbla¨tter, 21,5636,5 cm, durchgehend foliiert, Bleistift; ein Vorsatz- und ein Nachsatzblatt sowie zwei (unfoliierte) braune Zwischenbla¨tter mit gedruckter Jahrgangsangabe nach dem Vorsatzblatt: „1783.“ und nach Blatt 68: „1784.“; insgesamt 296 Briefe, jeweils bis zu 4 Briefe aufgeklebt auf einem Tra¨gerblatt; rechts oben auf der Vs. der einzelnen Briefhandschriften Nummerierung von fremder Hd, Tinte; die Briefe jedes Jahrgangs zusa¨tzlich auf dem Tra¨gerblatt jeweils rechts oben u¨ber der aufgeklebten Handschrift von fremder Hd durchgehend nummeriert, Bleistift; hier: Bd V, Jg 1783, Nr 76. – Vgl. insgesamt GB 3 II, Vorbemerkung zur yberlieferung des ersten Briefes an Charlotte von Stein. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 161. WA IV 7 (1891), 55 f., Nr 2125. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 61,17–18 Freund von Gewissens reinigungen] Zwischen Goethe und Herzog Carl August war es im bisherigen Verlauf des Jahres 1785 gelegentlich zu Differenzen gekommen, die in erster Linie mit der unterschiedlichen Auffassung beider u¨ber die zuku¨nftige politische Ausrichtung des Herzogtums, insbesondere mit Carl Augusts Befu¨rwortung des Fu¨rstenbundes unter Preußens {gide, zu tun hatten (vgl. auch zu 36,11–12). Hinzu war eine gewisse Amtsmu¨digkeit des vielbescha¨ftigten Beamten Goethe getreten, was u. a. bereits dazu gefu¨hrt hatte, dass Goethe ab Mitte Februar 1785 von der Teilnahme an den Sitzungen des Geheimen Consiliums weitgehend befreit war (vgl. auch zu 51,7–8). 61,18 vor seiner Abreise] Am 24. Mai 1785 trat Herzog Carl August eine mehrmonatige Reise bis Mitte August zuna¨chst in diplomatischer Mission vor allem nach Su¨dwestdeutschland (Meiningen, Wu¨rzburg, Aschaffenburg, Darmstadt, Mainz, Ko¨ln, Du¨sseldorf, Aachen, Mu¨nster) und anschließend zur Kur ins belgische Spa, nach Meinberg und Pyrmont an: „Heute Vormittag um 10 Uhr verreiseten unser Durch‘. Herzog auf ein paar Monath Æ:::æ“ (FB 1785, S. 123). Bereits am 20. Mai hatte der Herzog an Johann Caspar Lavater u¨ber die bevorstehende Reise geschrieben: „Æ:::æ in ein paar Tagen gehe ich ins Reich, Frankfurth, Darmstadt Æ:::æ Aus dem Reiche gehe ich ins Pyrmonther u. Mayenberger Bad Æ:::æ“ (nach: Im Neuen Reich. Wochenschrift fu¨r das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Hrsg. von Konrad Reichard. 6. Jg. Bd 2. Leipzig 1876, S. 291). 61,18–19 Besoldungszulage von 200 rh] Goethe hatte bisher 1400 Taler Jahresgehalt vor allem fu¨r seine Ta¨tigkeit als Mitglied des Geheimen Consiliums er-
JUNI 1785
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halten. Die Summe wurde quartalsweise zu je 350 Talern ausbezahlt: „350 Thlr. – – Besoldung, zum Quartal Johannis Æ:::æ 17. Juny 1785“ (GR/Belege 1785, 3, Bl. 12). Ab dem folgenden, dem Michaelisquartal 1785, bekam er 400 Taler, also insgesamt 1600 Taler ja¨hrlich. Der Abrechnungsbeleg fu¨r das Michaelisquartal ist nicht u¨berliefert, nur der fu¨r das folgende Quartal: „400. rh‘. – – Besoldung, zum Quart: Weyh‘: Æ:::æ 7. Dec: 1785“ (ebd., Bl. 15). Die Besoldungserho¨hung war in einer der letzten Sitzungen im Geheimen Consilium am 20. Mai festgesetzt worden, an der Goethe nicht teilgenommen hatte. Am 25. Mai bedankte sich Goethe dafu¨r bei dem diensta¨ltesten Konsiliumsmitglied Johann Jacob von Fritsch (vgl. zu 54,1–2). Außerdem erhielt Goethe noch eine Aufwandsentscha¨digung von 50 Talern im Quartal fu¨r die Leitung der Kriegskommission. 61,19 40 Louisd‘. geschickt auf die Carlsb. Reise] Goethe reiste am 23. Juni zu seinem spa¨testens seit Anfang Ma¨rz geplanten ersten Kuraufenthalt nach Karlsbad (vgl. zu 26,13). Na¨heres u¨ber die genannte Geldsumme des Herzogs fu¨r Goethes Reise ist nicht bekannt. 61,20 Ich sehe dich doch im Garten] Ob Goethes eigener Hausgarten am Haus am Frauenplan oder der Garten am Wohnhaus der Familie von Stein an der unteren Ackerwand gemeint ist oder auch Goethes Garten im Ilmpark am Stern, muss offenbleiben. 112. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 2. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 32. – 1 Bl. 19,267,1(–7,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „90.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 85), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 161. WA IV 7 (1891), 58, Nr 2129. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 62,1 Lebe wohl geliebte] Abschiedsgruß Goethes unmittelbar vor seiner zweiwo¨chigen Reise nach Ilmenau in Bergwerksangelegenheiten am Morgen des 2. Juni 1785, die er mit Carl Ludwig von Knebel antrat: „Regen u. kalt. Morgens 8. Uhr mit G. hierher nach Ilmenau. Reg. unterwegs. Gegen 5. Uhr an.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 24.) 62,2 dich ienseit den Bergen wieder zu finden] Gemeint war der bevorstehende gemeinsame Aufenthalt im Kurbad Karlsbad, das am su¨dlichen Fuß des
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BRIEFE 113/114
Westerzgebirges auf bo¨hmischer Seite liegt. Charlotte von Stein reiste am 20. Juni 1785 dorthin. Goethe folgte am 23. Juni und traf am 5. Juli in Karlsbad ein. 113. An Charlotte von Stein
Ilmenau, 2. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 32. – 1 Bl. 18,8(–19,1)622,4 (–22,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „91.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 86), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 162. WA IV 7 (1891), 59, Nr 2130. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 62,8 Wir sind im Regen angekommen] Vgl. zu 62,1. 62,8–9 Fritz mit Voigts] Die Reise nach Ilmenau unternahm Goethe als Vorsitzender der Bergwerkskommission zur Kontrolle des 1784 wiederero¨ffneten Kupferbergwerkes. Bei den yberpru¨fungen wurde Goethe von seinen Mitarbeitern in der Bergwerkskommission, dem Regierungsrat Christian Gottlob Voigt und Kommissionssekreta¨r Johann Carl Wilhelm Voigt, unterstu¨tzt. Die Bru¨der Voigt reisten wahrscheinlich mit allen notwendigen Materialien und Dokumenten in einer Kutsche nach Ilmenau und konnten so Friedrich von Stein, den 12-ja¨hrigen Sohn Charlotte von Steins, mitnehmen. 62,9 Stadt Ilm] Heute Stadtilm. – Gro¨ßere Ortschaft auf dem Weg von Weimar durchs Ilmtal nach Ilmenau, rund 25 km nordo¨stlich von Ilmenau. 62,10–11 erst die Stubengescha¨ffte abthun] Gemeint sind die Verwaltungsund Organisationsangelegenheiten des Ilmenauer Bergwerks. 62,12 Knebel freut sich] Goethe hatte bei seinem Freund Carl Ludwig von Knebel Interesse fu¨r Mineralogie und Botanik geweckt. Dieser nutzte den Ilmenauer Aufenthalt zum Sammeln von Pflanzen und vor allem Steinen: „Nachher auf dem Ehrenberg“ (Knebel, Tgb., [3. Juni] 1785, Bl. 24). „Morgens mit dem Fritz spaziren, und auf den Halden. Nachmittags mit der Gesellschaft im Schortenthal. Den Lindenberg herauf.“ (Ebd. [4. Juni], Bl. 24.) „In Elgersburg Nachmittags.“ (Ebd., [7. Juni], Bl. 24.) „Zu Hause die Steine gesondert. Nachmittags spaziren in Gesellschaft.“ (Ebd., [11. Juni], Bl. 25.) „Mit HofR. Voigt Æ:::æ nach dem Schneekopf. Æ:::æ Scho¨ne Aussicht. Porphyrkugeln.“ (Ebd., [13. Juni], Bl. 25.) Außerdem erhielt Knebel mehrfach die Gelegenheit, direkt in die Bergwerke einzufahren: „Morgens 8. Uhr nach dem neuen Joh. Schacht. Daselbst einge-
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fahren mit Voigt. Beym treuen Friedrich wieder heraus.“ (Ebd., [3. Juni], Bl. 24.) „Nachmittags mit Bergsekreta¨r Voigt in den Braunsteinstollen bey Lo¨flers Hammer.“ (Ebd., [6. Juni], Bl. 24.) „Cammerberger Steinkohleflo¨z befahren.“ (Ebd., [8. Juni], Bl. 24.) „Um halb 10. Uhr mit Bergsekreta¨r Voigt u. Fritz Stein zum 1st. Luftloch bei Martinroda eingefahren und um halb 3. Uhr Nachm. beym Neuen Johannes wieder heraus.“ (Ebd., [14. Juni], Bl. 25.) Goethe beschrieb den gemeinsamen Aufenthalt in einem Brief an den Freund Friedrich Heinrich Jacobi so: Hier bin ich auf und unter Bergen, suche das go¨ttliche in herbis et lapidibus. Knebel, Voigt und Fritz sind mit mir, es giebt genug zu thun und die Arbeit wird durch gemeinsame Freude an allem was vorkommt belebt. (65,33–66,3). 62,15 am Fuse der alten Granit Berge] Gemeint ist der bevorstehende gemeinsame Kuraufenthalt in Karlsbad, dessen unmittelbare Umgebung, vor allem im no¨rdlich gelegenen Karlsbader Gebirge, hauptsa¨chlich von Granitvorkommen gepra¨gt ist (vgl. zu 62,2).
114. An Charlotte von Stein ÆIlmenau, zwischen 3. und 6. Juni 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die Briefe aus Ilmenau vom 2. Juni (Nr 113) und vom 7. Juni 1785 (Nr 116) eingeordnet. Goethe verweist in einem dritten Brief an Charlotte von Stein aus Ilmenau (vgl. Nr 115) auf seinen zweiten eilfertigen Brief mit den Schwa¨mmen (63,4–5). Der inhaltliche Bezug legt nahe, dass mit dem zweiten Brief – der erste stammte vom Abend des 2. Juni 1785 (Nr 113) – nur der vorliegende gemeint sein kann, der demnach zwischen dem 3. und 6. Juni 1785 geschrieben worden ist. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 34. – 1 Bl. 16,3(–16,5)614,7 cm, /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „92.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Bl. 89), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 162. WA IV 7 (1891), 59 f., Nr 2131. 3
BEI LAG E
Schachtel hiesiger Botanick (vgl. zu 62,20–21).
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BRIEF 115
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 62,20–21 hiesiger Botanick] Wahrscheinlich Pilze (vgl. zu 64,1). 62,21 Unsre Sachen] Goethe wurde bei seinem Ilmenau-Aufenthalt vom 2. bis 16. Juni 1785 von seinen Mitarbeitern in der Bergwerkskommission, den Bru¨dern Johann Carl Wilhelm und Christian Gottlob Voigt, begleitet. Die Reise diente der Kontrolle und Verbesserung technischer wie organisatorischer Fragen des im Februar 1784 wiederero¨ffneten Bergwerksbetriebes in Ilmenau. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf den Ausbauarbeiten zur Verbindung der verschiedenen Scha¨chte und zur Optimierung des Be- und Entwa¨sserungssystems sowie auf den Vorbereitungen zum Bau eines Treibhauses zur mechanisch-maschinellen Fo¨rderung des Erzes (vgl. Goethe und Ilmenau, 183–185 und 324 f.). 62,21 Fritz] Friedrich von Stein durfte Goethe auf der Ilmenaureise begleiten (vgl. zu 62,8–9). 63,1–2 Ich erwarte auch ein Wort von dir.] Goethe hatte bisher in Ilmenau noch keine Post von Charlotte von Stein erhalten. Vermutlich schrieb Charlotte von Stein erstmals am 7. Juni 1785 wieder (vgl. zu 64,3).
115. An Charlotte von Stein
ÆIlmenauæ, 7. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 35. – 1 Bl. 18,7(–19)622,5 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „94“; nur am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 91), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 163 f. WA IV 7 (1891), 60 f., Nr 2132. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 63,4 meinen zweiten eilfertigen Brief] Gemeint ist der zweite Brief aus Ilmenau (Nr 114), dem Goethe eine Schachtel hiesiger Botanick (62,20–21), d. h. wahrscheinlich mit Pilzen, beigegeben hatte (vgl. zu 62,20–21). 63,5–6 den Dritten immer auf dein Papier] Die Briefe von der Reise nach Ilmenau schrieb Goethe alle auf dem gleichen festen weißen Papier (Nr 113, 114, 116, 119 und 120). 63,8 einige Capitel an Wilh. dicktirt] Nach la¨ngerer Unterbrechung setzte Goethe in Ilmenau die Arbeit am 6. Buch des Romans „Wilhelm Meisters thea-
JUNI 1785
165
tralische Sendung“ fort. Am 11. Juni berichtet er Herder, dass er vier Kapitel davon geschrieben habe (vgl. 66,19). 63,8–9 meiner Gebu¨rgs Lehre] Wahrscheinlich sind Goethes Abhandlungen zur Gesteinsbildung gemeint (vgl. LA II 7, 581 f.). Goethe fu¨hrte 1785 z. B. seine erdgeschichtliche Grundfragen behandelnde Studie von 1783/84 „Granit I“ mit einer weiteren Arbeit, „Granit II“, fort (vgl. LA I 11, 9–14). Gemeinsam mit den ebenfalls um diese Zeit entstandenen thematisch verwandten Darstellungen „Form und Bildung des Granits“, „Epochen der Gesteinsbildung“ und „Die Granitgebu¨rge“ (vgl. ebd, 14–18) bildeten sie die Grundlage fu¨r ein geplantes gro¨ßeres Werk u¨ber die Entstehung der Erde. 63,9 Eine neue englische Mineralogie] Wahrscheinlich die deutsche ybersetzung der 1784 in London erschienenen „Elements of mineralogy“ des Dubliner Advokaten, Geologen und Mineralogen Richard Kirwan: „Anfangsgru¨nde der Mineralogie von Richard Kirwan. Aus dem Englischen u¨bersetzt mit Anmerkungen und einer Vorrede versehen von D. Lorenz Crell“ (Berlin 1785). Kirwans Arbeit besteht zu großen Teilen aus der Beschreibung und Erkla¨rung der wichtigsten Erdarten, Gesteine, Salze und Metalle und ihrer Entstehung (vgl. auch LA II 7, 148 f.). Goethe hatte sich das Buch gleich nach seinem Erscheinen u¨ber Johann Carl Wilhelm Voigt besorgen lassen. Ein Rechnungsbeleg von Voigt besta¨tigt die Bezahlung durch Goethe: „Auslagen vor Sr. Hochwohlgeb‘. Den Herrn Geh. Rath von Go¨the. Kirwans Mineralogie 1 rh. 10 g‘.“ (GR/Belege 1785, 2, Bl. 76.) 63,11 Der Todt der W.] Amalie (Emilie) Christiane Philippine von WerthernBeichlingen, die 27-ja¨hrige Frau des fast 20 Jahre a¨lteren herzoglichen Stallmeisters und Kammerherrn in Weimar Christian Ferdinand Georg von Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, hatte Anfang Juni 1785 auf einer Reise das Geru¨cht ihres eigenen Todes verbreiten lassen und sogar die eigene Beerdigung vorgeta¨uscht, um ihrem Geliebten, Johann August von Einsiedel, auf dessen Abenteuerreise nach Afrika nachfolgen zu ko¨nnen (vgl. zu 99,19; zu 99,20). 63,11–12 Der Bergsekretair brachte ihn voreilig Knebeln vor] Knebel, der Goethe nach Ilmenau begleitete (vgl. zu 62,12), hatte am Vortag, dem 6. Juni, vermutlich u¨ber Johann Carl Wilhelm Voigt die Nachricht vom angeblichen Tod der Emilie von Werthern-Beichlingen erhalten: „Nachricht von Frau v. Werthers Tod.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 24.) Er hatte selbst zeitweilig in einer Beziehung zu der jugendlich unbeku¨mmerten und scho¨nen Emilie gestanden. 63,15 K‘.] Bisher wurde hinter dem Ku¨rzel der herzoglich weimarische Reiseund Hofmarschall Leonhard von Klinckowstro¨m vermutet. Dieser soll damals stark verschuldet gewesen sein (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 163 und WA IV 7, 304). Klinckowstro¨m nutzte die Gelegenheit der fast vollsta¨ndigen Abwesenheit des Hofes im Sommer 1785 aber fu¨r einen Aufenthalt in seiner schwedischen Heimat. Das Weimarer Fourierbuch meldet seine Abreise fu¨r den 22. Juni 1785: „Da der H‘.
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BRIEF 116
Hofmarschall v. Klinckowstro¨m unterm morgenden Dato auch nach Schweden abgehn, so ist wa¨hrend der Abwesenheit der Herrschaften gar keine Tafel Æ:::æ“ (FB 1785, S. 149). Ob Klinckowstro¨m fu¨r diese Reise urspru¨ngliche Pla¨ne fu¨r einen Sommeraufenthalt in Karlsbad aufgegeben hatte, ist nicht bekannt. – Gemeint sein ko¨nnte auch Knebel, der bis zum 28. Juli 1785 in Karlsbad blieb und dann in seine fra¨nkische Heimat weiterreiste. 63,18 An Wilhelm Æ:::æ fortgefahren] Vgl. zu 63,8. 63,20 Der Anfang dieses Buchs] Des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“. 63,21 fleisig hinter den Steinen her] Außerhalb der Dienstgescha¨fte unternahm Goethe mit seinen Reisebegleitern Ausflu¨ge in die Umgebung Ilmenaus, die immer auch zum Sammeln von Steinen genutzt wurden (vgl. zu 62,12). 63,21 wacker] Hier noch in der urspru¨nglicheren Bedeutung von ,wach‘, ,munter‘, ,lebhaft‘, ,ko¨rperlich und geistig frisch‘ (vgl. Adelung 4, 1328; Grimm 27, 216 und 221). 63,22–23 Das na¨chstemal Æ:::æ bist du mir na¨her.] Gemeint war der bevorstehende gemeinsame Aufenthalt in Karlsbad (vgl. zu 62,2). 63,24–25 Staff hat mir die scho¨nsten Morgeln Æ:::æ zu bestechen.] Vermutlich sind mit den Morgeln jene Pilze gemeint, die Goethe noch am 7. Juni an Charlotte von Stein schickte (vgl. zu 64,1). Knebel berichtet am 4. Juni 1785 in seinem Tagebuch von einem Besuch bei dem Ilmenauer Oberforstmeister August Wilhelm Ferdinand von Staff: „Nachmittags bei Staff.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 24.) Goethe scha¨tzte Staff wenig und hegte Zweifel an dessen Aufrichtigkeit und Loyalita¨t. Schon in seinem Bericht an Herzog Carl August von seiner letzten Reise nach Ilmenau im Oktober 1784 hatte Goethe u¨ber Staff geschrieben: Staff wird wegen des Holzes einen Aufsatz einreichen, er verspricht und dreht sich, macht Vorschla¨ge und wendet sich. Das herrschafftliche Interesse ist sein drittes Wort, und doch nur ein sehr kurzer Mantel, unter dem die Ro¨cke, die ihm und seinen Forstbedienten und u¨brigen Gu¨nstlingen besser anpassen, sehr mercklich hervorstosen. (Brief an Herzog Carl August, 18. Oktober 1784; WA IV 6, 371 f.). 63,26 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 62,8–9). 63,26 lustig] Hier im Sinne von ,munter‘, ,ru¨hrig‘ (vgl. Grimm 6, 1340). 63,26 Steinen] Ernst Josias von Stein. 63,27 Glu¨ckliche Reise] Als Oberstallmeister geho¨rte Ernst Josias von Stein zum Gefolge der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach auf ihrer am 21. Juni 1785 beginnenden Reise nach Pyrmont: „Heute Morgen 8 Uhr, reiseten unsere Durch‘. Herzogin, auf ein paar Monath in das Bad nach Pirmont ab. In dero Gefolge erstlich die beide Hofdames v. Wedel und v. Waldner Æ:::æ und der H‘. Oberstallmeister v. Stein Æ:::æ“ (FB 1785, S. 149). Am 25. Juni trafen die Herzogin und ihre Begleitung in Pyrmont ein: „Den 25 Juni Die Hertzogin
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v. Weimar – Æ:::æ Hr. Oberstallmeister v. Stein – Æ:::æ Die Hofdamen von der Herzogin Æ:::æ“ (Brunnenrechnung 1785; Stadtarchiv Bad Pyrmont, Sign.: X.a. 422). Herzog Carl August war schon am 24. Mai 1785 zu einer Reise nach Su¨dwestdeutschland aufgebrochen, die mit Kuraufenthalten im Westfa¨lisch-Lippischen, in Meinberg und auch in Pyrmont endete (bis 8. August; vgl. auch zu 61,18). 63,28 Auch der Herzoginn empfiehl mich noch einmal.] Vgl. die vorhergehende Erla¨uterung. 116. An Charlotte von Stein
Ilmenau, 7. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 34. – 1 Bl. 18,1(–18,6)617,7 (–18) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „93.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 90), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 164 f. WA IV 7 (1891), 61 f., Nr 2133. BEI LAG E
Pilze (vgl. zu 64,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 64,3) ist nicht u¨berliefert. 64,1 Schwa¨mme] Pilze, Morcheln (vgl. Adelung 3, 1707). Vermutlich die im vorausgegangenen Brief schon erwa¨hnten Morgeln (63,24), die Goethe von August Wilhelm Ferdinand von Staff geschenkt bekommen hatte (vgl. zu 63,24– 25). 64,3 durch den Boten antworten] Wahrscheinlich antwortete Charlotte von Stein also am selben Tag, der Antwortbrief ist aber nicht u¨berliefert (vgl. zu 67,21). 64,4 Wir] Offenbar Goethe und seine Begleitung, Knebel und Friedrich von Stein, mo¨glicherweise auch Carl Wilhelm und Christian Gottlob Voigt. 64,4 Elgersburg] Die Elgersburg, etwa 4 km nordwestlich von Ilmenau gelegen, geho¨rte dem Weimarer Oberhofmarschall Friedrich Hartmann von Witzleben (vgl. zu 62,12). 64,5 Unsre Expeditionen gehen gut] Vgl. zu 62,21. Goethe und sein engster Mitarbeiter in der Bergbaukommission, Christian Gottlob Voigt, besichtigten
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BRIEF 117
z. B. am 4. Juni die Verla¨ngerung des Berggrabens bis zum Johannisschacht und am 7. Juni die Kaue des Johannisschachtes und gingen den Martinro¨der Stollen u¨ber Tage ab. Am 6. Juni fand eine gro¨ßere Sitzung mit den Verantwortlichen vor Ort im Bergbauamt von Ilmenau statt. Daru¨ber hinaus gab es ta¨glich weitere Kontrollen, Verhandlungen und Beratungen zu bergwerktechnischen, organisatorischen und Verwaltungsfragen der Ilmenauer Bergwerksanlage (vgl. Goethe und Ilmenau, 183–185 und 324 f.). 64,6 unsre Liebhabereyen] Die meist nachmitta¨glichen Ausflu¨ge in die Umgebung Ilmenaus waren in der Regel verbunden mit dem Sammeln von Pflanzen und vor allem von Steinen (vgl. zu 63,21). 64,6 ga¨tlich] Fra¨nkisch, thu¨ringisch fu¨r ,passend‘, ,geeignet‘, ,zufriedenstellend‘ (vgl. Grimm 4, 1490). 64,8 habe an Wilh. weiter dicktirt] Vgl. zu 63,8. 64,11 unsre Carlsbader Reise] Gemeint ist der bevorstehende gemeinsame Aufenthalt im Kurbad Karlsbad, den Goethe in fast keinem seiner Briefe aus Ilmenau unerwa¨hnt ließ (vgl. zu 62,2; zu 63,22–23; zu 67,5; zu 67,27). 117. An Friedrich Heinrich Jacobi
Ilmenau, 9. Juni 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2687. – Doppelblatt 18,8(–19)6 22,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Ilmenau d‘ 9 t Juni 1785. / Goethe / empf‘ d‘ 18 t – / beantw d‘ 10 t Juli“. E: Goethe-Jacobi (1846), 85–87, Nr 34. WA IV 7 (1891), 62–64, Nr 2134. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis aus dem Zeitraum zwischen dem 25. Mai und 3. Juni 1785 (vgl. zu 66,13). – Der Antwortbrief vom 10. Juli 1785 (vgl. yberlieferung) ist nicht u¨berliefert. 64,14 deine Schrifft] Gemeint ist Jacobis Abhandlung in Briefform „An Herrn Moses Mendelssohn, u¨ber deßelben mir zugeschickte Erinnerungen“ vom 21. April 1785 (vgl. JB I 4, 68–88), die Jacobi am 24. April 1785 an Herder geschickt hatte, um von ihm und Goethe eine Stellungnahme zu erfahren. Die Ausfu¨hrungen waren eine Vorarbeit zur geplanten Streitschrift Jacobis gegen Mendelssohn u¨ber die Philosophie Spinozas, die im September 1785 unter dem Titel „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ erschien.
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64,14–15 Ich mache Herdern und mir Vorwu¨rfe] Am 11. Juni 1785 schickte Goethe den vorliegenden Brief u¨ber Charlotte von Stein an Herder nach Weimar zur Weiterleitung an Jacobi und mahnte die von Jacobi erwartete Kritik seines „Briefes“ an (vgl. zu 66,13). Herder hatte aber bereits in einem Brief an Jacobi vom 6. Juni grundsa¨tzlich Stellung bezogen (vgl. zu 66,15). 64,21–22 nach deinen mu¨ndlichen Au¨sserungen] Wa¨hrend Jacobis Besuch in Weimar vom 18. bis 29. September 1784 war die Philosophie Spinozas ein Hauptgegenstand der Gespra¨che zwischen Jacobi, Herder und Goethe gewesen. Jacobi befand sich damals schon seit etwa einem Jahr in einer Auseinandersetzung mit dem Berliner Philosophen Moses Mendelssohn u¨ber das Thema und arbeitete an einer Streitschrift dazu (vgl. zu 64,14). 64,24 Du erkennst die ho¨chste Realita¨t an] In Bezug auf Jacobis umfassende Darstellung der Grundlagen des philosophischen Systems Spinozas im Brief „An Herrn Moses Mendelssohn“ ( JB I 4, 69–84), mit der es ihm gelungen war, sich von fru¨heren Betrachtungsweisen zu lo¨sen, die die Substanzkategorien Spinozas vorrangig nur unter dem Aspekt systemimmanenter ontologischer Begriffsbildungen fassten. Goethe befand sich dabei in ybereinstimmung mit Herder, der in seiner Antwort an Jacobi vom 6. Juni 1785 z. B. betonte: „Das Innerst-bestimmende, daß jedes Ding ist, was es ist, ist Gott, und der ist kein non ens. So fiele auch der bo¨se Ausdruck ,unbestimmte Wesen‘ von Gott weg. Er allein i s t und das ist das einzige h o¨ c h s t b e s t i m m t e Wesen, das ohne Privation durch sich selbst gegeben und bestimmt ist.“ (HB 5, 127 f.) Wie sehr der pantheistische Immanenzgedanke Spinozas bereits zur weltanschaulichen Grundu¨berzeugung Goethes geworden war, zeigt nicht zuletzt seine so genannte „Studie nach Spinoza“ von 1784/85 (LA I 11, 6–8). 65,1 Atheum] Von griech. a=Jeo|: gottlos. Spinozas Philosophie war im 18. Jahrhundert weithin dem Vorwurf des Atheismus ausgesetzt, da sie einen im christlich religio¨sen Sinne außerweltlich perso¨nlichen Gott leugnete. 65,1 theissimum] Lat.: a¨ußerst gottgla¨ubig (von griech. JeoŁ|: Gott). 65,2 christianissimum] Lat.: a¨ußerst christlich (von lat. christianus: auf Christus und seine Lehre zuru¨ckgehend, im Christentum verwurzelt). 65,3 vor vierzehn Tagen Æ:::æ dir zu schreiben] Goethes Aufenthalt in Jena vom 25. bis 29. Mai und Amtsgescha¨fte wie die geplante Zerschlagung des Gutes Burgau (vgl. zu 59,5), die Konsiliumssitzung am 31. Mai sowie die Vorbereitungen der Ilmenau-Reise standen der Beendigung des genannten Briefes wohl zu sehr entgegen. 65,4 eine Copie deiner Abhandlung] Nicht u¨berliefert (vgl. zu 64,14). 65,7 dein Steckbrief] Vgl. zu 66,13. 65,10 rebus singularibus] Lat.: (aus) den einzelnen Dingen. – Goethe nimmt hier wahrscheinlich Bezug auf einen der Kernsa¨tze der Philosophie Spinozas: „Quo magis res singulares intelligimus, eo magis Deum intelligimus.“ (Ethica or-
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dine geometrico demonstrata. Pars V. Propositio XXIV. In: Spinoza, Opera 2, 296. – Je mehr wir die Einzeldinge erkennen, umso mehr erkennen wir Gott.) 65,24–25 ganze Stellen aus ihm] Jacobis Brief an Mendelssohn bestand fast zur Ha¨lfte aus Erla¨uterungen und Fußnoten mit Zitaten aus Spinozas Schriften (vgl. JB I 4, 66–88). 65,31 Heute mahne ich Herdern] Vgl. 66,15. 65,33 auf und unter Bergen] Wa¨hrend seines Aufenthaltes in Ilmenau inspizierte Goethe mit Christian Gottlob Voigt am 4., 7., 8. und 14. Juni die Bergwerksanlagen (vgl. Goethe und Ilmenau, 324 f.). Außerdem fanden immer wieder auch Ausflu¨ge zum Sammeln von Steinen und Pflanzen statt (vgl. zu 64,5). 65,33–34 in herbis et lapidibus] Lat.: in Kra¨utern und Steinen. – Wahrscheinlich in Anlehnung an den Paracelsus zugeschriebenen Ausspruch: „In verbis in herbis et in lapidibus salus.“ (In den Worten, den Kra¨utern und den Steinen liegt das Heil.) 66,1 Knebel, Voigt und Fritz sind mit mir] Knebel, der herzoglich weimarische Bergkommissionssekreta¨r Johann Carl Wilhelm Voigt und der damals 12-ja¨hrige Friedrich von Stein geho¨rten zu den Begleitern Goethes auf seiner Ilmenaureise vom 2. bis 16. Juni 1785. 66,4 Balde gehts in’s Karlsbad.] Goethe brach am 23. Juni 1785 zu einem Badeaufenthalt nach Karlsbad auf (vgl. zu 59,17). 66,4–5 Ende August Æ:::æ wieder zu Hause] Goethe kehrte am 20. oder 21. August 1785 aus Karlsbad zuru¨ck (vgl. zu 78,9). 66,5 die Fu¨rstinn Gallizin mit ihren Begleitern] Jacobi hatte vermutlich in seinem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief u¨ber die geplante Reise von Amalia Fu¨rstin von Gallitzin zur Messe nach Leipzig berichtet, die sie u. a. auch nach Weimar, Dresden, Wo¨rlitz und Halle fu¨hren sollte. Die Reise war im Anschluss an den Kuraufenthalt der Fu¨rstin vorgesehen, der vom 10. August bis Mitte September 1785 in Hofgeismar bei Kassel stattfand. Am 19. September traf die Fu¨rstin in Begleitung des holla¨ndischen Philosophen Frans Hemsterhuis (vgl. zu 92,18), des Mu¨nsteraner Fu¨rstbistumsministers und kurko¨lnischen Generalvikars Franz Friedrich Wilhelm Freiherr von Fu¨rstenberg sowie des Staatsrechtlers, Historikers und Schriftstellers Anton Matthias Sprickmann und zwei ihrer Kinder (Marianne und Dimitri) sowie deren Hofmeister August Clemens Haas in Weimar ein und blieb eine gute Woche bis zum 27. September (vgl. zu 120,12–13). Wa¨hrend des Aufenthaltes der Fu¨rstin und ihrer Freunde kam es zu mehreren Begegnungen mit Goethe und einer freundschaftlichen Anna¨herung (vgl. zu 92,18). Eine ausfu¨hrliche Einscha¨tzung des Besuches und der einzelnen Perso¨nlichkeiten gab Johann Gottfried Herder in seinem Brief an Johann Georg Hamann von Anfang Oktober 1785 (vgl. zu 97,25). 66,6 Schreibe Æ:::æ nach Karlsbad] Wahrscheinlich geschah dies im nicht u¨berlieferten Brief Jacobis an Goethe vom 10. Juli 1785. Am 23. Juni bat Jacobi die
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Fu¨rstin um Auskunft u¨ber den Termin ihres geplanten Besuches in Weimar (vgl. Jacobi an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, 23. Juni 1785; JB I 4, 131). 66,7–8 in der Ha¨lfte ku¨nftigen Monats] Versehentliche Wiederholung. 66,8–9 vom Bade aus in’s Erzgebu¨rge] Goethe machte auf der Ru¨ckreise von Karlsbad nach Weimar Station in einigen auf der Route liegenden Orten des Erzgebirges, so im bo¨hmischen St. Joachimsthal (16. August) sowie in den kursa¨chsischen Sta¨dten Johanngeorgenstadt (16. oder 17. bis 19. August) und Schneeberg (19. bis 20. August). Vgl. zu 84,9; zu 84,10; zu 84,10–11. 66,9 die deinigen] Vgl. zu 10,9. 118. An Johann Gottfried Herder
ÆIlmenauæ, 11. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
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H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 16,6619,9 cm und 8,4(–8,7)619,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 fehlt in der Mitte die senkrecht abgetrennte a¨ußere Blattha¨lfte. – Beischluss zu Nr 119. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 85, Nr 42 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 64 f., Nr 2135. BEI LAG EN
1) Brief Friedrich Heinrich Jacobis an Goethe (vgl. 66,13). 2) Brief an Jacobi (vgl. zu 66,12). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 66,12 einen Brief] Brief an Jacobi vom 11. Juni 1785 (Nr 117). 66,13 Mahneschreiben Jakobi] Nicht u¨berlieferter Brief Jacobis an Goethe aus dem Zeitraum zwischen dem 25. Mai und 3. Juni 1785 (vgl. 65,6–7). Jacobi dra¨ngte darin offensichtlich noch einmal auf die noch ausstehende Stellungnahme zu seinem Brief an Moses Mendelssohn (vgl. zu 64,14). 66,15 sende, schreibe und befriedige] Herder hatte bereits am 6. Juni an Jacobi geschrieben und ihm seine ausfu¨hrliche Kritik zum Brief „An Herrn Moses Mendelssohn“ mitgeteilt (vgl. HB 5, 125–129, darin besonders die „Beylage“, 127–129). Goethes Antwort an Jacobi vom 9. Juni 1785 (Nr 117) war dagegen nur kurz und im Allgemeinen geblieben. 66,16 Ku¨nftigen Donnerstag kommen wir wieder] Goethe und seine Begleiter, Johann Carl Wilhelm und Christian Gottlob Voigt, Carl Ludwig von Kne-
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bel sowie Friedrich von Stein, kehrten am Donnerstag, dem 16. Juni 1785, von ihrem vierzehnta¨gigen Aufenthalt in Ilmenau nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 66,22–23). 66,18 Gleiches Interesse] Neben der Erledigung der Bergwerksangelegenheiten wurde der Aufenthalt vor allem zum Sammeln von Steinen und zu geologischen Studien genutzt. 66,19 An Wilhelm] Goethe arbeitete seit Ende Oktober 1784 am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“. Nach eigenem Vorsatz wollte er jedes Jahr ein Buch des Romans fertigstellen. Es ist nicht bekannt, an welchen Kapiteln er wa¨hrend seines Ilmenau-Aufenthaltes arbeitete (vgl. zu 64,8). 66,19–20 die u¨brigen werden folgen] Goethe fu¨hrte die Arbeiten am 6. Buch zwischen Anfang September und Anfang November 1785 zu Ende (vgl. zu 92,13–14; zu 113,22). 66,20 die Frau] Caroline Herder. 119. An Charlotte von Stein
ÆIlmenauæ, 11. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 36. – 1 Bl. 18,8(–19)622,5 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „95.“; nur am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 92), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: Nr 118. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 165 f. WA IV 7 (1891), 65 f., Nr 2136. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 11. Juni 1785 (vgl. zu 67,1). – Ein Antwortbrief Charlotte von Steins ist nicht bekannt. 66,22–23 vor ku¨nftigen Donnerstag nicht zuru¨ck] Vgl. dazu Knebels Tagebuch vom 16. Juni 1785: „8. Uhr Morgen mit G. von Ilmenau weg. Æ:::æ Mit Hofrath Voigt ger. herein nach Weimar. Bey Frau v. Stein Abends.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 26.) 66,24–67,1 nach dem Fichtelberge zu gehen] Goethe und Knebel planten eine gemeinsame Anreise nach Karlsbad u¨ber das Fichtelgebirge. Sie brachen am 23. Juni von Jena aus auf und kamen bis Neustadt an der Orla, wo Goethe erkrankte. Erst am 29. Juni konnten sie bis Hof weiterreisen und machten am 30. Juni in Wunsiedel Station, von wo aus sie ta¨glich Expeditionen ins Fichtelge-
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birge unternahmen. Am 4. Juli setzten sie dann ihre Reise nach Karlsbad fort und trafen dort am 5. Juli ein (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 27–28). 67,1 vor dem 24 ten nicht abgehn] Charlotte von Stein reiste jedoch wie vorgesehen schon am 20. Juni 1785 nach Karlsbad ab. 67,2 vergnu¨gt] Hier im urspru¨nglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 67,5 na¨chsten Monat ganz an deiner Seite] Charlotte von Stein traf am 23. Juni in Karlsbad ein und blieb bis Anfang August 1785 (vgl. zu 72,9). Goethe hielt sich dort vom 5. Juli bis zum 16. August 1785 auf (vgl. zu 72,7; zu 77,18). 67,7 Innliegenden Brief an Herdern] Nr 118. 67,7 Einlagen] Nicht u¨berlieferter Brief Friedrich Heinrich Jacobis an Goethe aus dem Zeitraum zwischen dem 25. Mai und 3. Juni 1785 (vgl. zu 66,13) und Brief Goethes an Jacobi vom 9. Juni 1785 (Nr 117). 67,7–8 dann schick ihn ihm] Herder muss Goethes Brief an Jacobi (Nr 117) umgehend erhalten und abgeschickt haben, da er bereits am 18. Juni 1785 bei Jacobi ankam (vgl. yberlieferung zu Nr 117). 67,8–9 Die Fu¨rstin G. Æ:::æ zwey guten Freunden] Vgl. zu 66,5. 67,9 nur einen ausgesucht] Wahrscheinlich war Frans Hemsterhuis gemeint, ein damals in ganz Europa bekannter Philosoph (vgl. zu 92,18). 67,9–11 Der kleinen W. wollt ich Æ:::æ im Grabe go¨nnen.] Die Nachricht vom Tod der Emilie von Werthern-Beichlingen war schon wenige Tage nach ihrer Verbreitung o¨ffentlich in Zweifel gezogen worden und hatte stattdessen Geru¨chten Raum gegeben, die sich schließlich auch bewahrheiteten, die junge Frau sei ihrem Geliebten, Johann August von Einsiedel, auf dessen Abenteuerreise nach Afrika gefolgt (vgl. zu 63,11). 67,13 Knebel] Carl Ludwig von Knebel (vgl. zu 62,1). 67,13 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 62,8–9). 120. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆIlmenau, 14. Juni 1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die Briefe vom 15. Mai (Nr 103) und vom 18. Mai 1785 (Nr 104) eingeordnet. Der Inhalt verweist jedoch darauf, dass der Brief nur wa¨hrend Goethes Aufenthalt in Ilmenau vom 2. bis 16. Juni 1785 geschrieben worden sein kann. Aus der Verbindung der angeku¨ndigten Ru¨ckkehr nach Weimar an einem Donnerstag (67,18) mit dem Schreibtag Dienstag (68,3) ergibt sich der 14. Juni 1785 als Datierung.
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 30. – 1 Bl. 19,1621 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „84“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „Dez.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 81), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 166 f. WA IV 7 (1891), 66 f., Nr 2137. BEI LAG E
Brief Philipp Christoph Kaysers an Goethe (vgl. 68,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 67,18 Donnerstag] Goethe kehrte am Donnerstag, dem 16. Juni 1785, zuru¨ck nach Weimar (vgl. zu 66,22–23). 67,20 mancherley Arbeiten] Am 15. Juni wurde die Abschlusssitzung mit den Bergwerksverantwortlichen vor Ort durchgefu¨hrt, in der es vor allem noch einmal um den Treibhausbau u¨ber dem Johannisschacht sowie um den Ankauf der Schneidemu¨hle am Berggraben ging (vgl. Goethe und Ilmenau, 325). 67,21 deiner Briefe] Nicht u¨berliefert. Vermutlich hatte Charlotte von Stein nicht mehr als zwei oder drei Briefe nach Ilmenau geschrieben (vgl. die Angaben zu den Bezugs- und Antwortbriefen zu Nr 116 und 119). 67,23 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 62,8–9). 67,27 ich beneide die jetzigen Carlsbad Ga¨ste] Goethe und Charlotte von Stein standen kurz vor einem gemeinsamen Aufenthalt im bo¨hmischen Kurbad Karlsbad (vgl. zu 64,11). Die Saison hatte dort bereits Ende Mai/Anfang Juni begonnen. 67,28 Ho¨herauch] Hochnebel, nebelartiger Dunst bei sonst trockenem Wetter (vgl. GWb 4, 1361). 68,1 einen Brief von Kaysern] Nicht u¨berlieferter Brief Philipp Christoph Kaysers aus Zu¨rich an Goethe aus dem ersten Drittel des Juni 1785, in dem er wahrscheinlich mitteilte, mit der Komposition zu Goethes Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ begonnen zu haben (vgl. zu 68,12). 121. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen 17. und 19. Juni 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 11. Mai (Nr 101) und vom 14. Mai 1785
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(Nr 102) eingeordnet. Der Inhalt verweist auf eine spa¨tere Datierung: yber die Herzoginmutter Anna Amalia wird mitgeteilt, sie kommt heute Mittag herein (68,4), wahrscheinlich von Schloss Tiefurt. Anna Amalia nahm ihren Sommeraufenthalt in Tiefurt nahe Weimar erst am 6. Juni 1785: „Heute zogen Durch‘. Herzogin Frau Mutter nacher Tiefurth Æ:::æ“ (FB 1785, S. 136). Ein vorheriger kurzer Besuch Tiefurts in den ersten wa¨rmeren Fru¨hlingstagen ab Anfang/Mitte Mai ist zwar mo¨glich, aber nicht belegt. Goethe hielt sich vom 25. bis 29. Mai in Jena und vom 2. bis 16. Juni in Ilmenau auf. Charlotte von Stein reiste am 20. Juni nach Karlsbad ab. Die Tage zwischen dem 17. und 19. Juni kommen demnach fu¨r die Datierung des Briefes am ehesten infrage. – Eine fru¨here Datierung auf etwa Anfang bis Mitte Mai, wie sie in den bisherigen Ausgaben u¨berwiegend vorgenommen wurde, ist zwar nicht auszuschließen, aber weniger wahrscheinlich (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 256; Wahle, Goethe-Stein 2, 154; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 272; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 176; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 97). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 28. – 1 Bl. 15,468,7 cm, 1/4 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „76“; rechter Seitenrand und untere rechte Ecke rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 76), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 256, Nr 640. WA IV 7 (1891), 287, Nr 2469. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 68,4 Die Herzoginn] Die Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. Datierung).
122. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 19. Juni 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 37. – 1 Bl. 17,769,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „96“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 93), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 167. WA IV 7 (1891), 67, Nr 2138.
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 68,6 schon Morgen] Charlotte von Stein begab sich am Morgen des 20. Juni auf ihre Reise zum Kuraufenthalt in Karlsbad und machte dabei noch bei Knebel in Jena Station: „Frau v. Stein, nebst Frau v. Schardt und Cammerj. Schardt. Erstere weiter nach Karlsbad. Fr. v. Schardt Mittags allein bei mir.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 26.) Goethe hatte gehofft, Charlotte von Stein wu¨rde ihre Abreise noch einige Tage verschieben, bis auch er nach Karlsbad aufbrechen ko¨nnte (vgl. zu 67,1). 68,8 bald] Goethe reiste mit Knebel am 23. Juni von Jena aus nach Karlsbad, wo er allerdings erst am 5. Juli 1785 eintraf (vgl. zu 70,20; zu 71,10). 123. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 20. Juni 1785 ! ÆZu¨richæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 17,7621,3(–21,5) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E1: Goethe und Kayser (1879), 24 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 68,11–16 Wenn meine zutrauliche Æ:::æ und Glu¨ck ab.; 69,1–6 Als ich das Æ:::æ nicht auserordentliche Sa¨nger.; 69,12–14 Folgen Sie u¨brigens Æ:::æ Caskade erst lebendig.; 69,17–19 Die Alten sagten Æ:::æ Leidenschafft zu Schalckheit.; 70,7 G). E2: WA IV 7 (1891), 68–70, Nr 2140 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus dem ersten Drittel des Juni 1785 (vgl. zu 68,12). – Der Antwortbrief vermutlich von August oder von Anfang September 1785 (vgl. zu 107,9) ist nicht u¨berliefert. 68,12 Ihren letzten Brief] Am 14. Juni 1785 hatte Goethe aus Ilmenau Charlotte von Stein einen Brief Kaysers mitgeschickt, der gute Hoffnung giebt. (68,1.) Vermutlich enthielt er die Nachricht, dass Kayser mit den Kompositionsarbeiten zu „Scherz, List und Rache“ begonnen habe. Der nicht u¨berlieferte Brief du¨rfte also im ersten Drittel des Juni geschrieben worden sein. – Zum Singspiel vgl. auch zu 46,10. 68,16 Humor] Hier in der a¨lteren Bedeutung von ,Stimmung‘, ,Laune‘ (vgl. Grimm 4.2, 1095 f.). 68,18 mit der Auffu¨hrung] Kayser muss bis dahin fest von einer Auffu¨hrung des Singspiels „Scherz, List und Rache“ am Weimarer Theater ausgegangen sein. Vermutlich hatte er sich u. a. erkundigt, ob Sa¨nger und Musiker zur Verfu¨gung stu¨nden, die den Anforderungen der Komposition gerecht werden konnten.
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69,4 Die drey Rollen] Das Singspiel hat nur drei Rollen, die sich in Namen und Anlage an die Figuren der Commedia dell’arte anlehnen: Scapin (ital. Scapino) als der verschmitzt-listige und intrigante Bedienstete (Tenor), Scapine (ital. Scapina) als dessen charakterlich a¨hnliche, scho¨ne Geliebte und Ehefrau (Sopran) und den Doktor (ital. Dottore) als komische Figur des habgierigen und einfa¨ltigen Gelehrten (Bass). 69,7 Diskant] Sopranstimme. 69,17 saltare comoediam] Lat.: die Komo¨die tanzen. 69,17 saltatio] Lat.: Tanz. 69,20 fu¨r drey Personen beynahe zu viel Arbeit] Das Problem, dass vier handlungsintensive Akte von lediglich drei Personen sa¨ngerisch wie schauspielerisch nur schwer zu bewa¨ltigen sein wu¨rden, griff Goethe in seinem Brief an Kayser vom 23. Januar 1786 erneut auf (vgl. 152,27–28). Aus der Ru¨ckschau, in seinen 1819 erschienenen „Tag- und Jahresheften“, ging Goethe darauf noch einmal na¨her ein: Wer die kleine Oper: S c h e r z , L i s t u n d R a c h e , mit Nachdenken lesen mag, wird finden, daß dazu mehr Aufwand als billig gemacht worden. Sie bescha¨ftigte mich lange Zeit; ein dunkler Begriff des Intermezzo verfu¨hrte mich, und zugleich die Lust mit Sparsamkeit und Kargheit in einem engen Kreise viel zu wirken. Dadurch ha¨uften sich aber die Musikstu¨cke dergestalt, daß drei Personen sie nicht zu leisten vermo¨gen. Æ:::æ Noch einen Grundfehler hat das Singspiel, daß drei Personen gleichsam eingesperrt, ohne die Mo¨glichkeit eines Chors, dem Componisten seine Kunst zu entwickeln und den Zuho¨rer zu ergo¨tzen, nicht genugsame Gelegenheit geben. (WA I 35, 8 f.) 69,26 Scene wo sie fu¨r todt liegt] Szene am Ende des 3. Akts, in der Scapin und der Doktor den Preis fu¨r die Beseitigung der angeblich vergifteten Scapine aushandeln (vgl. WA I 12, 157–162, Vers 834–941). Kayser beließ es in der Komposition bei dem im Libretto vorgegebenen Wechsel von Rezitativ und Duett (vgl. Dechant, 272–313). 70,1 ins Carlsbad] Vgl. zu 59,17. 70,4 litiganti] Giuseppe Sartis Oper „Fra i due litiganti il terzo gode“ (vgl. zu 46,13). 70,4–5 Re Theodoro haben wir] Giovanni Paı¨siellos Oper „Il re Teodoro in Venezia“. Die Partitur war wahrscheinlich u¨ber den herzoglichen Hof von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel nach Weimar gelangt (vgl. zu 46,15).
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BRIEFE 124/125
124. An Charlotte von Stein
Weimar, 20. Juni 1785 ! ÆKarlsbadæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 37. – 1 Bl. 18,4(–18,6)616,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „97.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 94), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 168. WA IV 7 (1891), 67, Nr 2139. BEI LAG E
Liedgen von Mignon (vgl. zu 70,15): Nur wer die Sehnsucht kennt Weis was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude Seh’ ich an’s Firmament Nach jenner Seite. Ach der mich liebt und kennt Ist in der Weite! Es schwindelt mir es brennt Mein Eingeweide! Ach wer die Sehnsucht kennt! Nur wer die Sehnsucht kennt, Weis was ich leide. H nicht u¨berliefert; zitiert nach: AA Wilhelm Meister, 341. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 70,8 in Carlsbad bewillkommen] Charlotte von Stein war am Morgen des 20. Juni nach Karlsbad abgereist (vgl. zu 68,6) und laut Eintrag in den Karlsbader Kurlisten am 23. Juni 1785 dort eingetroffen: „Ihro Gnaden Frau Ober Stall Meisterin von Stein, Gebohrne von Schardt, aus Weimar Log‘. bei 3 rothen Rosen auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1785, Nr 85.) Anfang August beendete sie ihren Aufenthalt und reiste nach Weimar zuru¨ck. 70,9–10 ru¨cke ich dir schon na¨her] Goethe trat seine Reise nach Karlsbad am Morgen des 23. Juni 1785 an: „Um 11. Uhr von Jena weg, mit Goethe u.
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zwey Bediente.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 27.) Zum Reiseverlauf und der Ankunft in Karlsbad vgl. zu 68,8. 70,11–12 nicht weit auseinander wohnen] Charlotte von Stein hatte in Karlsbad im Ga¨stehaus „Drei rote Rosen“ an der Hauptpromenade des Ortes, der ,Wiese‘, Quartier bezogen. Goethe wohnte unweit davon im Haus „Weißer Hase“. Da nicht nur die Mahlzeiten, sondern auch der sonstige Tag meist gemeinsam verbracht wurden, war das in Weimar u¨bliche ta¨gliche Briefeschreiben in Karlsbad nicht no¨tig. 70,15 ein Liedgen von Mignon] Die fu¨r Charlotte von Stein bestimmte Reinschrift Goethes ist nicht erhalten, sie du¨rfte aber im Wortlaut mit der Fassung des Schlussliedes der Mignon Nur wer die Sehnsucht kennt Æ:::æ aus Goethes Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ u¨bereingestimmt haben (vgl. Beilage). Goethe arbeitete damals am 6. Buch des Romans (vgl. zu 63,8). 125. An Charlotte von Stein Neustadt an der Orla, 27. Juni 1785 ! ÆKarlsbadæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 39. – Doppelblatt 18,8(–19)6 22,5 cm, 2 1/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „102“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 98), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 169 f. WA IV 7 (1891), 70–72, Nr 2141. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 70,20 Leider sind wir noch hier] Goethe und Knebel waren auf der Reise nach Karlsbad u¨ber das Fichtelgebirge zuna¨chst nur bis Neustadt an der Orla, etwa 35 km su¨do¨stlich von Jena, gekommen: „Um 11. Uhr von Jena weg, mit Go¨the u. zwey Bediente. 3. Uhr in Neustadt an der Orla. Go¨the wird krank.“ (Knebel, Tgb. [23. Juni] 1785, Bl. 27.) Goethes akutes Zahnleiden hielt die Reisenden noch bis zum 29. Juni in Neustadt fest: „Wir bleiben hier. Æ:::æ G. zu Bette. Nachmittags bey ihm zugebracht. Æ:::æ Mit Goethe wirds besser. Æ:::æ Um 8. Uhr Morgens von Neustadt an der Orla weg.“ (Knebel, Tgb. [24., 25., 28. und 29. Juni] 1785, Bl. 27.) Die Reisenden logierten im Hotel „Goldener Lo¨we“, zwischen Rathaus und Stadtkirche St. Johannis gelegen. 71,1 ein Ubel ienem im Winter a¨hnlich] Goethe hatte von Mitte Ma¨rz bis mindestens Mitte April 1785, einer Zeit, in der noch winterliches Wetter herrschte, unter einer Zahnerkrankung gelitten, die zeitweise von starkem Fieber begleitet
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wurde (vgl. zu 41,8). Knebel berichtete u¨ber den erneuten Ausbruch des Zahnleidens bei Goethe am 24. und 25. Juni in seinen Aufzeichnungen fu¨r die Schwester Henriette: „Das ybel nahm bei ihm zu, und er mußte sich wirklich mit Frost und einem besonders krampfhaften Zustande, der ihm starken Schmerz erregte, zu Bette legen. Æ:::æ Als ich nach Hause kam, fand ich Goethe’s Backen geschwollen, und also sein ybel im Ausbruch.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 374 und 377.) 71,3–4 Loder Æ:::æ allerley zuru¨ckgelassen] Als sich Goethes Zustand auch nach drei Tagen nicht gebessert hatte, bestellte Knebel am 26. Juni den befreundeten Jenaer Anatomie- und Medizinprofessor Justus Christian Loder nach Neustadt, der am Morgen des 27. Juni eintraf: „Hofrath Bu¨ttner u. Loder kommen nach 9. Uhr. Æ:::æ Abends 5. Uhr wieder fort.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 27.) Loders Therapie und die verordneten Arzneien schlugen positiv an. Am 28. Juni vermerkte Knebel im Tagebuch: „Mit Go¨the wirds besser. Gehen Nachmittags zusammen in die Steingruben.“ (Ebd., Bl. 27.) 71,6 Alles kommt darauf an Æ:::æ daß man gefaßt ist.] Nach Shakespeare: Hamlet (V 4): „Alles kommt darauf an, daß man bereit sey.“ (ybersetzung von Christoph Martin Wieland in: Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Englischen u¨bersezt [1766]. Bd 8, S. 218.) 71,8 Gestern war die Hendrich bey mir und Mingen.] Den Besuch von Sophie Christiane Johanna von Hendrich, der Ehefrau des Weimarer Kammerherren Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich, und der sie begleitenden Wilhelmine von Staff besta¨tigt Knebel am 26. Juni in seinem Tagebuch: „Fr. v. Hendrich und. Frl. Staff wa¨hrend dessen hier.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 27.) 71,10 u¨ber Hof gehn] Die na¨chste Station bis zum geplanten Aufenthalt in Wunsiedel (Fichtelgebirge) sollte das am Rande des Gebirges liegende Hof sein. Trotz der Verzo¨gerung in Neustadt hatten sich Goethe und Knebel offensichtlich dazu entschlossen, die urspru¨ngliche Reiseplanung mit dem Abstecher ins Fichtelgebirge beizubehalten. Am Morgen des 29. Juni setzten beide ihre Reise nach Hof fort: „Um 8. Uhr Morgens von Neustadt an der Orla weg. Æ:::æ Ueber Schleiz und Gefell nach Hof. Daselbst gegen 9. Uhr. Æ:::æ Morgens nach 8. Uhr von Hof weg. Æ:::æ Um 5. Uhr Wunsidel.“ (Knebel, Tgb. [29.–30. Juni] 1785, Bl. 27–28.) 71,10–11 im Geist besuchten Gipfel] Die Berge des Fichtelgebirges. Goethe und Knebel hielten sich vom 30. Juni bis zum 4. Juli in Wunsiedel auf und unternahmen von dort aus botanische und geologische Exkursionen ins Gebirge: „Nach 7. Uhr ausmarschirt. Nach dem Seeberg. Æ:::æ Von da nach dem Ochsenkopf. Granit. Æ:::æ Wieder herunter u zuru¨ck zum Seeberg. Von da auf den Nußhart. Rudolphstein. Gewitter. Gegen 10. Uhr Abends zuru¨ck.“ (Knebel, Tgb. [1. Juli] 1785, Bl. 28.) „Auf dem Thurm.“ (Ebd., [2. Juli], Bl. 28.) „Morgens nach der Loosburg oder Luchsburg.“ (Ebd., [3. Juli], Bl. 28.) „Nach 7. Uhr, Morgens von Wunsiedel abgerreyßt. Marmor bey To¨pfersgru¨n, daselbst Speckstein. Bey Thiers-
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heim Lava. – Glimmerschiefer.“ (Ebd., [4. Juli], Bl. 28.) Vgl. dazu auch Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 380–383. 71,14 Herders] Johann Gottfried und Caroline Herder waren einen Tag nach Charlotte von Stein, am 21. Juni 1785, ebenfalls nach Karlsbad abgereist: „Herders u. Voigts mit ihren Familien hier zum Fru¨hstu¨ck, nach Carlsbad.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 26.) 71,15–16 Hamlet viel studirt] Goethes damalige Shakespeare-Studien, insbesondere zu „Hamlet“, standen offensichtlich in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Arbeit am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. besonders Kapitel 7, AA Wilhelm Meister, 338–341). Auch Knebel berichtet in seinen Reiseaufzeichnungen davon, dass „Hamlet“ auf der Fahrt nach Karlsbad immer wieder thematisiert wurde: „Wir lasen und sprachen viel von Hamlet des Shakespeare, den wir zugegen hatten.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 378.) 71,20 ku¨nftigen Donnerstags von hier abzugehn] Die Weiterreise nach Hof erfolgte schon am Mittwoch, dem 29. Juni (vgl. zu 71,10). 71,21 einen Brief] Der na¨chste u¨berlieferte Brief Goethes an Charlotte von Stein stammte aus Zwota, kurz vor Karlsbad, und wurde am Abend des 4. Juli 1785 geschrieben (Nr 126). Goethe und Knebel kamen am 5. Juli gegen „1 Uhr Mittags“ in Karlsbad an (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 384). 71,22 Knebel hat schon einen ganzen Kasten Steine] Vgl. dazu Knebels Tagebuch: „Morgens spaziren. Lava gefunden. Æ:::æ Spaziren auf die Basaltberge. Æ:::æ Die Berge bey Neuhofen besucht. Æ:::æ Nachmittags spaziren. Æ:::æ Mit ihnen [Bu¨ttner und Loder] in die Basaltberge.“ (Knebel, Tgb. [24.–27. Juni] 1785, Bl. 27.) 71,23 Der alte Bu¨ttner war mit Lodern hier.] Am 27. Juni war der Jenaer Medizinprofessor Justus Christian Loder nach Neustadt gekommen, um Goethes Zahnleiden zu behandeln. Er wurde von dem pensionierten Professor fu¨r Naturund Sprachkunde Christian Wilhelm Bu¨ttner begleitet (vgl. zu 71,3–4; vgl. zu 5,30). 71,27 Mein Mikroscop bring ich mit] Goethe besaß damals ein Universalund ein Sonnenprojektionsmikroskop (vgl. zu 9,28). Welches seiner beiden Mikroskope Goethe auf seine Reise mitgenommen hatte, ist nicht bekannt. Dass er sich in Neustadt mit Mikroskopieren bescha¨ftigt hat, geht auch aus Knebels Reiseaufzeichnungen fu¨r seine Schwester Henriette vom 27. Juni hervor, die von der Abreise Bu¨ttners und Loders berichten: „Nachmittags fuhren sie wieder fort, und Goethe machte nachher mikroskopische Belustigungen.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 379.) 71,27–28 die Ta¨nze der Infusionsthiergen] Erst am 3. Juni 1785 hatte Goethe als weiteres Werk des Naturkundlers von Gleichen (gen. Rußworm) dessen „Abhandlung u¨ber die Saamen- und Infusionsthierchen“ (Nu¨rnberg 1778) erwor-
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ben (vgl. GR/Belege 1785, 2, Bl. 4). Intensiv bescha¨ftigte sich Goethe mit den so genannten Infusionstierchen aber erst im Fru¨hjahr 1786 (vgl. zu 179,5). 71,30 Ach wer die Sehnsucht kennt!] Leicht abgewandeltes Selbstzitat Goethes (vgl. Beilage zu Nr 124).
126. An Charlotte von Stein
Zwota, Æ4. Juli 1785æ ! ÆKarlsbadæ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 18. August (Nr 130) und vom 24. August 1785 (Nr 132) eingeordnet. Aus dem Inhalt sowie den Angaben Zwota und Montags (72,1–2) la¨sst sich jedoch erschließen, dass der Brief am Montag, dem 4. Juli 1785, geschrieben worden ist. Goethe und Knebel kamen auf ihrer Reise nach Karlsbad am Abend des 4. Juli in Zwota an: „Nach 7. Uhr, Morgens von Wunsiedel abgerreyßt. Æ:::æ Mittags Eger. Abends Zwota.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 28.) Auch in der Schlussrechnung fu¨r Goethes Karlsbadreise 1785 taucht unter dem 4. Juli eine Portoausgabe fu¨r einen Brief an Charlotte von Stein auf: „In Zwota vor einen Brief an Frau von Stein“ (GR/Karlsbad 1785, Bl. 3). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 42. – 1 Bl. 17,2(–17,4)616,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „100.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 101), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 171. WA IV 7 (1891), 72, Nr 2142. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 72,3 Nur noch sechs Stunden] Von Zwota bei Klingenthal (Vogtland) waren es noch rund 40 km bis nach Karlsbad. 72,5 Wir kommen von Wunsiedel] Am Morgen des 4. Juli waren Goethe und Knebel von Wunsiedel am Ostrand des Fichtelgebirges aufgebrochen und u¨ber das bo¨hmische Eger, interessanten geologischen und mineralogischen Formationen folgend, bis nach Zwota gereist: „Nach 7. Uhr, Morgens von Wunsiedel abgerreyßt. Marmor bey To¨pfersgru¨n, daselbst Speckstein. Bey Thiersheim Lava. – Glimmerschiefer. Æ:::æ Mittags Eger. Abends Zwota.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 28.) „Granit, Lava an der Eger. 6. Uhr weg.“ (Ebd., [5. Juli], Bl. 28.)
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72,5 haben die Fichtelberge bestiegen] yber den Aufenthalt in Wunsiedel im Fichtelgebirge vom 30. Juni bis 4. Juli 1785 und die ta¨glichen mineralogischen Exkursionen in die Bergwelt vgl. zu 71,10–11. 72,6 wieder ganz wohl] Goethe hatte die Reise vom 23. bis zum 29. Juni in Neustadt an der Orla unterbrechen mu¨ssen, da er an einer Zahnentzu¨ndung erkrankt war (vgl. zu 70,20). 72,7 gegen Mittag bey dir] Wie Knebels Tagebuch belegt, verließen Goethe und Knebel Zwota am 5. Juli und trafen nach ihrer Ankunft in Karlsbad gleich mit Charlotte von Stein zusammen: „6. Uhr weg. Æ:::æ Gegen 1. Uhr in Karlsbad. Gespeißt bey Frau v. Stein, Herder p – Visiten.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 28.) 72,9 die Freunde] Schon seit dem 23. Juni hielten sich Herder und dessen Frau Caroline mit ihren zwei a¨ltesten So¨hnen, Gottfried und August, der Tochter Luise und der in ihrem Hause lebenden Nichte Caroline Herders, Philippine Caroline Goll, in Karlsbad auf. Mit ihnen waren das Ehepaar Christian Gottlob und Johanna Victoria Voigt und deren Sohn Christian Gottlob jun. angekommen. Beide Familien wohnten im „Steinernen Haus“ an der Karlsbader Hauptpromenade, der so genannten Wiese. Außerdem waren aus Weimar bereits anwesend die Gra¨fin Charitas Emilie von Bernstorff und ihr Privatsekreta¨r Johann Joachim Christoph Bode, die seit dem 3. Juni ebenfalls im „Steinernen Haus“ logierten. Mit Charlotte von Stein war am 23. Juni auch ihr Bruder Carl von Schardt gekommen. Beide hatten im Ga¨stehaus „Drei rote Rosen“ an der ,Wiese‘ Quartier bezogen. Am 27. Juni stießen Frau Kommerzienra¨tin Paulsen aus Jena und ihre Tochter hinzu, die ins Haus „Goldener Kranz“, ebenfalls an der ,Wiese‘ gelegen, zogen. Am Tag darauf, am 28. Juni, nahm die Gra¨fin Johanna Louise von WerthernBeichlingen auf Neunheiligen Logis im „Goldenen Greif“ an der ,Wiese‘. Ferner hielten sich bereits seit dem 14. Juni als gute Bekannte der Weimarer Ga¨ste Graf Moritz von Bru¨hl und seine Frau Christiane in Karlsbad auf. Sie wohnten am Markt, im Haus „Sieben Kurfu¨rsten“ (vgl. Kurliste Karlsbad 1785, Nr 25, 59, 85–88, 112, 115).
127. An Friedrich von Stein y B E R L I E F E RU N G
Karlsbad, 13. Juli 1785 ! ÆWeimaræ
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 29, Nr 2. WA IV 7 (1891), 72 f., Nr 2143 (nach E). Textgrundlage: E.
184 ERL{UTERUNGEN
BRIEF 128
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 24. und 27. Juni 1785 (vgl. zu 72,13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 72,11 so sehr bescha¨ftigt] Neben der obligatorischen Trink- und Badekur unternahm Goethe oft Ausflu¨ge in die Umgebung Karlsbads. Er notierte detailliert die mineralogischen Vorkommen und sammelte Gesteinsmaterial (vgl. zu 72,17). Im Rahmen seiner Arbeit am „Wilhelm Meister“ bescha¨ftigte sich Goethe mit Shakespeares „Hamlet“ (vgl. zu 71,15–16). Zudem beanspruchte das gesellschaftliche Leben im monda¨nen Kurbad viel Zeit. Goethe empfing oder machte Besuche und nahm an Konzerten, Soireen und anderen o¨ffentlichen Veranstaltungen teil. 72,13 Deinen Brief habe ich erhalten] Wahrscheinlich handelte es sich um den nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 24. und 27. Juni 1785, den Friedrich von Stein einem ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief vom gleichen Zeitraum an seine Mutter Charlotte von Stein in Karlsbad beigeschlossen hatte. Im Antwortbrief Charlotte von Steins an ihren Sohn vom 1. und 2. Juli 1785 verspricht sie, Goethe den „inliegenden“ Brief zu geben, und berichtet von dessen „geschwollenen Backen“, der ihn bislang in Neustadt festgehalten ha¨tte (H: GSA 122/100). Goethe war erst am 5. Juli in Karlsbad eingetroffen. 72,13–14 die Herren Straube’s mit nach Frankfurt nehmen wollen] ,Straube’s‘ ist eine falsche Lesung in E fu¨r ,Streiber’s‘. – Friedrich von Stein reiste wahrscheinlich am 30. oder 31. August, spa¨testens aber am 1. September 1785 in Begleitung des Eisenacher Kaufmanns Johann Lorenz Streiber nach Frankfurt a. M. (vgl. zu 86,19–20; Streiber an Goethe, 18. Oktober 1785; vgl. RA 1, 104, Nr 200). Streiber, seit 1767 sachsen-weimarischer Kommerzienrat und seit 1782 Kammerrat, erledigte fu¨r Goethe gelegentlich Finanz- und Bankgescha¨fte. Da Goethe von den Herren spricht, ist zu vermuten, dass auch Streibers Sohn August mit auf die Reise gehen sollte, der spa¨ter ebenfalls Kaufmann wurde (zur Familie Streiber vgl. Helmut Scherf: Bau- und Kunstdenkmale in Stadt und Kreis Eisenach. Eisenach 1981 [Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. H. 15], S. 54; Gerd Bergmann: {ltere Geschichte Eisenachs. Von den Anfa¨ngen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Eisenach 1994, S. 400). 72,16 viel Berge bestiegen] Goethe hatte mit seinem Begleiter Knebel schon auf der Reise nach Karlsbad vor allem im Fichtelgebirge eine Reihe von Exkursionen unternommen, die vor allem von geologischem Interesse geleitet waren. Von Wunsiedel aus erstiegen sie am 30. Juni 1785 den Katharinenberg, am 1. Juli 1785 die drei ho¨chsten Berge des Fichtelgebirges, den Seeberg (vermutlich Schneeberg), den Ochsenkopf und den Nußhardt, und am 3. Juli 1785 die Luchsburg (seit 1805 Luisenburg; vgl. zu 71,10–11). Auch in Karlsbad wanderte Goethe mit Knebel ha¨ufig in den umliegenden Bergen (vgl. Knebel, Tgb. [8. Juli] 1785,
AUGUST 1785
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Bl. 29). Goethe bescha¨ftigte sich in dieser Zeit intensiv mit der Gebirgsgestaltung (Klu¨ftung) sowie mit Theorien u¨ber die Gebirgsbildung (vgl. seine Aufsa¨tze „Zur Theorie der Gesteinslagerung“, „Zerklu¨ftung des Granits“, sein „Geologisches Tagebuch der Reise nach dem Fichtelgebirge und nach Bo¨hmen Juni/Juli 1785“ sowie „Granit, verschiedene Sorten und andere Gesteine in Karlsbad“, in: LA I 1, 94–109). 72,17 Steine und Stufen] Stufe: „Ein abgehauenes oder abgeschlagenes Stu¨ck Erz oder Stein; ein Handstein“ (Adelung 4, 469). Goethe sammelte auf seinen Expeditionen vielerlei Steine und Mineralien; vom Fichtelgebirge und von der Karlsbader Gegend brachte er Granitsteine, verschiedene Schieferarten, Marmor, Gneis, Serpentin, Eisen-, Horn- und Sandsteine sowie Lavagesteine nach Weimar mit (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 214–224). Welche Steine Friedrich von Stein fu¨r sein mineralogisches Kabinett erhielt, ist nicht bekannt. 72,17 Deine Mutter] Charlotte von Stein, die sich schon seit dem 23. Juni in Karlsbad aufhielt. 128. An Charlotte von Stein
Karlsbad, 7. August 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 40. – 1 Bl. 18,7(–19,1)622,5 cm, 1 1/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „98.“; nur am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 99), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 172 f. WA IV 7 (1891), 73 f., Nr 2144. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 9. und 13. August 1785 (vgl. zu 78,1) ist nicht u¨berliefert. 73,2 deiner Abreise] Charlotte von Stein hatte Karlsbad wahrscheinlich zwischen dem 2. und 5. August 1785 nach rund sechswo¨chigem Aufenthalt wieder verlassen. 73,4 in den 3 Rosen] Wa¨hrend ihres Aufenthaltes in Karlsbad hatte Charlotte von Stein im Ga¨stehaus „Drei rote Rosen“ an der Hauptpromenade von Karlsbad, der ,Wiese‘, gewohnt (vgl. zu 70,8). 73,5–6 die Rheingr. und die W.] Gemeint sind wahrscheinlich die Rheingra¨fin Johanna Franziska Antonia von Salm-Kyrburg und die Gra¨fin Johanna Louise von Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen.
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BRIEF 129
73,8 Confidenz] Von lat. confidentia: Vertrauen. 73,9 Morgen geht die Bru¨hl] Christiane Johanna Margaretha Gra¨fin von Bru¨hl aus Seifersdorf bei Dresden hielt sich seit Mitte Juni 1785 gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Karlsbad auf (vgl. zu 72,9), wo sie sich eng an Goethe und seine Weimarer Freunde angeschlossen hatte. Die Bru¨hls verschoben ihre Abreise noch auf den 14. August 1785 (vgl. zu 77,24). 73,9 die Fu¨rstinn] Die verwitwete polnische Fu¨rstin Isabella Helene Anna Elzbieta von Lubomirska war am 15. Juli 1785 mit ihrem Sohn, dem Fu¨rstprinzen Heinrich von Lubomirski, und seinem Erzieher, Abbe´ Scipione Piattoli, nach Karlsbad gekommen (vgl. Kurliste Karlsbad 1785, Nr 196). Sie reiste am 13. August 1785 wieder ab (vgl. 77,23). 73,10 ihr Gefolge] Mitgereist nach Karlsbad waren auch die Schwiegerso¨hne der Fu¨rstin, die Grafen Stanisław Kostka Potocki und Jan ( Johann) Potocki, der Roman- und Reiseschriftsteller, der am 16. Juli angekommen war (vgl. Kurliste Karlsbad 1785, Nr 197). Seit dem 30. Juni hielt sich der Bruder der Fu¨rstin, Fu¨rst Adam Kazimierz von Czartorijskiy, mit seinem Sohn, Fu¨rstprinz Adam Jerzy von Czartorijskiy, in Karlsbad auf (vgl. Kurliste Karlsbad 1785, Nr 30). Hinzu kam eine Gruppe polnischer Offiziere aus der unter der Leitung des Fu¨rsten stehenden Ko¨niglich-Polnischen Galizischen Ehrengarde. 73,11 Gr. Stanislas] Graf Stanisław Kostka Potocki (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). 73,12 alles weggehe] Seit Anfang August setzten versta¨rkt die Ru¨ckreisen der Badega¨ste aus Karlsbad ein. Spa¨testens Ende August galt die Karlsbader Badesaison im Wesentlichen als beendet. Bis auf Goethe waren auch die Weimarer Besucher bereits abgereist, die mit der polnischen Gruppe um die Fu¨rstin Lubomirska engen Kontakt gepflegt hatten. 73,14–15 der zerstu¨ckten Badewirthschafft] Anspielung auf Goethes verspa¨tete Anreise infolge seiner Erkrankung (vgl. zu 70,20). Viele der Freunde und Bekannten verließen das Bad daher schon vor Goethe. So waren z. B. am 14. Juli Elisabeth von der Recke, am 28. Juli Carl Ludwig von Knebel und am 1. August das Ehepaar Herder abgereist. Kurz darauf reisten auch Charlotte von Stein sowie die meisten der anderen Weimarer Ga¨ste ab. 73,15 Fritzen] Friedrich von Stein, der ju¨ngste Sohn Charlotte von Steins, war den Sommer u¨ber in Weimar geblieben. 73,16 Herders] Johann Gottfried und Caroline Herder waren vom 23. Juni bis zum 1. August 1785 in Karlsbad gewesen: „Den 1. August brachen wir vom Karlsbade auf u. kamen den 3. hier an.“ (Herder an Gleim, 22. August 1785; HB 5, 134.)
AUGUST 1785
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129. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Karlsbad, Æ15.æ August 1785 ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die fehlende Tagesangabe ,15.‘ in der Datumszeile am Ende des Briefes kann aus inhaltlichen Bezu¨gen zu dem datierten Brief Nr 130 erschlossen werden. Dort berichtet Goethe, dass die polnische Fu¨rstin Lubomirska d‘. 13ten (77,23) aus Karlsbad abgereist war. Im vorliegenden Brief heißt es dazu: Die Fu¨rstinn Lubomirska Æ:::æ ist erst vorgestern weg. (74,20–21.) y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 39–40. – Doppelblatt 19,3627,3 cm, 3 1/4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch und an den Seitenra¨ndern restauriert. E: Goethe-Carl August1 1 (1863) 48–50, Nr 22. WA IV 7 (1891), 74–76, Nr 2145. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief von Herzog Carl August aus dem Zeitraum zwischen Ende Juli und dem 8. August 1785 (vgl. zu 73,19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Carl August (1757–1828) hatte Goethe am 12. Dezember 1774 in Frankfurt a. M. kennen gelernt und ihn nach einer weiteren Begegnung am 22. September 1775 nach Weimar eingeladen. Goethe traf am 7. November 1775 in Weimar ein und wurde dort rasch zu einem der engsten Vertrauten des Herzogs (seit 3. September 1775), der ihn durch hohe {mter im Staatsdienst des Herzogtums an sich zu binden vermochte. Zeitlebens suchte sich Carl August mit Ma¨nnern zu umgeben, „deren werth“, wie er festhielt, „mir u. dem auslande bekannt sind, u. die ihres gleichen weit suchen ko¨nnen, aber nicht finden werden.“ (Carl August an Christian Gottlob Voigt, 8. Dezember 1792; ThHStA, Familiennachlass Voigt, Nr 9, Bl. 67.) Neben Goethe waren zuvor schon Perso¨nlichkeiten wie Christoph Martin Wieland, Carl Ludwig von Knebel und spa¨ter noch Johann Gottfried Herder an den Weimarer Hof gekommen (ausfu¨hrlich vgl. GB 3 II, einleitende Erla¨uterung zum ersten u¨berlieferten Brief an Carl August). Schon Anfang der 1780er Jahre war Goethe durch die Protektion Carl Augusts, der sich dadurch zugleich vom Einfluss des altgedienten Jacob Friedrich von Fritsch im Geheimen Consilium zu befreien suchte, zum wichtigsten und meistbescha¨ftigten hohen Beamten am Weimarer Hof aufgestiegen. Seit Juni 1776 war er Mitglied im Geheimen Consilium des Herzogtums, und Carl August u¨bertrug ihm nach und nach die Leitung mehrerer Kommissionen (vgl. zu 9,6–7). Goethe unterstu¨tzte Carl August in dessen Bemu¨hen um den Aufbau eines modernen, aufgekla¨rten
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Grundsa¨tzen folgenden und o¨konomisch prosperierenden Staatswesens. Nach einigen sich seit der ersten Ha¨lfte der 1780er Jahre sukzessive zuspitzenden Kontroversen mit Herzog Carl August um die zuku¨nftige politische Ausrichtung des Herzogtums fu¨hrte die andauernde dienstliche yberbelastung zu einer wachsenden Entfremdung Goethes vom Weimarer Hof, so dass sich Anfang 1785 erste Anzeichen einer gewissen Amtsmu¨digkeit zeigten. Das Verha¨ltnis zu Carl August blieb dennoch eng auch bis in den privaten oder den sensiblen politisch-diplomatischen Bereich hinein. Beide Ma¨nner verband eine große gegenseitige perso¨nliche Wertscha¨tzung und jederzeit belastbare Freundschaft. Carl August machte Goethe zu seinem wichtigsten Ratgeber und 1785/86 in der komplizierten Phase des Beitritts von Sachsen-Weimar und Eisenach zum Fu¨rstenbund unter der {gide Preußens zu einer Art Geheimsekreta¨r. Dafu¨r wurde er im Gegenzug von der u¨berbordenden Kleinarbeit im Geheimen Consilium teilweise entlastet und brauchte ab Februar 1785, obwohl weiterhin dessen Mitglied, nicht mehr an den Sitzungen des Consiliums teilzunehmen. Von den mehr als 550 u¨berlieferten Briefen Goethes an Herzog Carl August aus einer u¨ber 50 Jahre andauernden Beziehung geho¨ren 16 zum Zeitraum des vorliegenden Bandes. Neun davon sind allerdings Promemoria oder tragen als Dokument in aktenkundigen Vorga¨ngen eindeutig amtlichen Charakter. Sie finden sich deshalb in unserer Ausgabe, weil sie schon zum Bestand der Goethe-Briefe in der Weimarer Ausgabe geho¨rten. Sie werden in der Rubrik „Amtliche Briefe“ gesondert dargeboten. Die anderen sieben Briefe sind eher privat, obwohl sich Privates in Goethes Korrespondenz mit Carl August nicht eindeutig von Dienstlichem und Politischem trennen la¨sst. Von den u¨ber 500 erhaltenen Briefen des Herzogs an Goethe stammen keine aus den Jahren 1785 und 1786, wie u¨berhaupt bis auf wenige Ausnahmen die zusammenha¨ngende yberlieferung dieser Briefe erst in den 1790er Jahren einsetzt. Goethes amtliche Schreiben aus dem Zeitraum 1785/86 werden von Themen wie der Neukartographierung des Herzogtums (A 1, A 4), der Gu¨terbewirtschaftung (A 3, A 6) oder dem Vorgehen gegen die landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena dominiert (A 7, Nr 298, A 9). Dies zeigt, dass Goethe oft die Federfu¨hrung in besonders wichtigen und ebenso komplexen wie schwierigen Angelegenheiten u¨bertragen bekam. Die anderen, eher privaten Charakter tragenden Briefe Goethes an den Herzog reichen inhaltlich vom Badebericht aus Karlsbad (Nr 129) u¨ber Mitteilungen von Neuigkeiten aus Weimar an den sich auf Reisen befindlichen Herzog (Nr 298, 301, 305) bis hin zu Hinweisen auf noch zu regelnde Angelegenheiten im administrativen Bereich sowie politischen Einscha¨tzungen (Nr 298, 355). Selbst Regelungen zur Reise nach Italien 1786 werden in Briefen ero¨rtert (Nr 357, 375). 73,19 von Carlsbad abreise] Goethe hielt sich seit dem 5. Juli 1785 in Karlsbad auf. Am 16. August trat er die Ru¨ckreise nach Weimar an (vgl. 77,24). 73,19 Ihren lieben Brief] Nicht u¨berliefert. Der Herzog hatte ihn wahrscheinlich von der letzten Station seiner Sommer- und Badereise aus Pyrmont geschrie-
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ben, wo er sich von Ende Juli oder Anfang August bis zum 8. August 1785 aufgehalten hatte. Zur Reise des Herzogs vgl. zu 83,6. 73,22–23 Mo¨ge Reise und Cur Æ:::æ wohl bekommen!] Herzogin Louise war bereits am 21. Juni 1785 nach Pyrmont aufgebrochen (vgl. zu 63,27). Beide kehrten am 17. August nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 77,12). 73,23 einen geschickten Artzt] Carl August hatte in Meinberg offensichtlich versucht, einen Badearzt fu¨r Weimar zu gewinnen. An seine Mutter Anna Amalia schrieb er am 3. August 1785: „Den gro¨ssten Nutzen, den mir die Reise gebracht, ist die Aquisition eines neuen Arztes. Ich habe den S. Trample von Maienberg angenommen; dieses muss aber noch verschwiegen bleiben. Er ist ein Mann von grossen Vorzu¨gen und, wie ein Kenner sagt, ein wahrer hippokratischer Arzt.“ (Carl August-Anna Amalia, 60.) Eine Anstellung kam aber nicht zustande. 74,1 Faineantise] Franz.: Mu¨ßiggang, Nichtstun, Faulenzen. 74,2 Die Wasser bekommen mir sehr wohl] Die Karlsbader Heilquellen sind bis zu 73 Grad Celsius heiße alkalische Glaubersalzquellen. Wirksamster mineralischer Inhaltsstoff ist Natriumsulfat-Dekahydrat, das in dehydrierter Form auch als Glaubersalz oder Karlsbader Salz bekannt ist. Aufgrund des Glaubersalzgehaltes wirkt das salzig-bitter schmeckende Wasser abfu¨hrend und entschlackend. Goethe bevorzugte wa¨hrend seiner Aufenthalte in Karlsbad den so genannten Sprudel, auch als Hygieiaquelle bezeichnet (vgl. Matouschek, 78 f.). 74,6 Vom Granit] Goethe, der sich schon seit seiner Harzreise 1783 mit Studien zum Granit bescha¨ftigt hatte, plante 1785, seine wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet weiterzufu¨hren und eine Gebu¨rgs Lehre zu schreiben (63,9). Auf der Reise nach Karlsbad und wa¨hrend seines Aufenthaltes dort im Juli und August 1785 sammelte er daher eine Vielzahl von Steinen, insbesondere Granitgestein aus dem Fichtelgebirge und der Gegend um Karlsbad. Er bescha¨ftigte sich in dieser Zeit intensiv mit der Gebirgsgestaltung (Klu¨ftung) sowie mit Theorien u¨ber die Gebirgsbildung und verfasste danach mehrere Schriften, die u. a. auch das Granitgestein zum Thema hatten (vgl. zu 63,8–9). 74,6 den Weibern] Unter den zahlreichen Verehrerinnen, die Goethe unter den Damen der Karlsbader Kurgesellschaft vom Sommer 1785 hatte, bemu¨hte sich Christiane Gra¨fin von Bru¨hl besonders um ihn. Die scho¨ne Tina scheine mehr Anteil an ihm zu nehmen, als ich um sie verdient habe. (83,22–84,2) Weitere Damen der adligen Gesellschaft, mit denen Goethe wa¨hrend seines Aufenthaltes in Karlsbad Umgang hatte, waren z. B. die polnische Fu¨rstin Isabella von Lubomirska, Elisabeth von der Recke, Johanna Gra¨fin von Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen und Johanna Franziska Antonia Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg. Vgl. dazu auch zu 72,9; zu 185,18). 74,9 Ihre scho¨ne Correspondentinn] Wahrscheinlich ist Johanna Gra¨fin von Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen gemeint.
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74,12–13 ungeschickt] Hier im Sinne von ,nicht dazu gestimmt‘, ,unaufgelegt‘ (vgl. Grimm 11, 841 f.). 74,14 Ubel] Wegen eines Zahnleidens hatte Goethe seine Reise nach Karlsbad in Neustadt an der Orla vom 23. bis zum 29. Juni 1785 unterbrechen mu¨ssen (vgl. zu 70,20). Goethe war seit 1777 von ha¨ufig wieder aufflammenden Zahnabszessen und Zahnwurzelentzu¨ndungen betroffen (vgl. Matouschek, 118–123). 74,15–16 eine Repetition meiner letzten Kranckheit] Goethes Zahnerkrankung, an der er fast ununterbrochen von Mitte Ma¨rz bis mindestens Mitte April 1785 litt, wurde zeitweise von einem Flussfieber begleitet (vgl. zu 71,1). 74,17 Herder war recht wohl hier] Herder hielt sich mit seiner Frau Caroline, mit den zwei a¨ltesten So¨hnen, Gottfried und August, der Tochter Luise sowie der in seinem Haus lebenden Nichte Caroline Herders, Philippine Caroline Goll, vom 23. Juni bis zum 1. August zu einem Kuraufenthalt in Karlsbad auf. Herder hatte besonders im Winter 1784/85 immer wieder unter verschiedenen Erkrankungen gelitten. 74,18 distinguirt] Hier im Sinne von ,mit Auszeichnung, Aufmerksamkeit behandelt‘, ,den Vorzug gegeben‘ (vgl. GWb 2, 1223). 74,18–19 Fu¨rst Czartorisky] Der polnische Kunstsammler und Ma¨zen Fu¨rst Adam Kazimierz von Czartorijskiy hielt sich seit dem 30. Juni 1785 in Karlsbad auf (vgl. zu 73,10). yber die Beziehung des Fu¨rsten zu Herder ist nichts Na¨heres bekannt. Als Goethe 1803 aus amtlichem Anlass die Bekanntschaft mit dem Fu¨rsten erneuerte, knu¨pfte er u. a. an den gemeinsamen Kuraufenthalt in Karlsbad 1785 an (vgl. Goethe an Fu¨rst Czartoryskiy, 13. Januar 1803; WA IV 16, 164 f.). 74,20–21 Die Fu¨rstinn Lubomirska Æ:::æ vorgestern weg.] Die polnische Fu¨rstin Isabella Helene Anna Elzbieta von Lubomirska, eine Schwester des Fu¨rsten Czartorijskiy und Gemahlin des Fu¨rsten Stanislaus Lubomirski, galt als bedeutende Kunst- und Theaterma¨zenin. Sie hielt sich vom 15. Juli bis 13. August 1785 in Karlsbad auf (vgl. zu 73,9). Goethe hatte engen Umgang mit der Fu¨rstin (vgl. 73,10–14). 74,23 nach Weimar kommen] Ein Besuch der Fu¨rstin Lubomirska in Weimar fand nicht statt. 74,24 ein Haus dort] Die Idee, in Weimar ein Domizil fu¨r gelegentliche Aufenthalte zu erwerben, wurde von der Fu¨rstin und ihrem Bruder nicht verwirklicht. 74,27 neuen Bekanntschafft der scho¨nen Engla¨nderinn] Gemeint ist die 29-ja¨hrige Emilie Gore, eine Tochter des vermo¨genden englischen Reeders, Kunstliebhabers und Malers Charles Gore. Vermutlich hatte Herzog Carl August Emilie Gore wa¨hrend seines Badeaufenthaltes im belgischen Spa Ende Juni/Anfang Juli 1785 kennen gelernt, wo sich Emilie zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter im Sommer 1785 aufgehalten hatte, und war sofort in ihren Bann gezogen worden. Mo¨glicherweise fand die erste Begegnung auch einige Wochen spa¨ter in
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Pyrmont statt, wo der Herzog Ende Juli/Anfang August kurte. Die Gores blieben nach der Bekanntschaft in Korrespondenz mit Carl August und ließen sich nach Aufenthalten 1787 und 1788 schließlich 1791 dauerhaft in Weimar nieder. Herzog Carl August empfand eine heftige Leidenschaft fu¨r Emilie, an deren Unerfu¨llbarkeit er nicht unerheblich leiden sollte. 74,30–31 Leiden und Freuden] Anspielung auf die damals wohl bekannteste „Wertheriade“, Friedrich Nicolais Satire „Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden Werthers des Mannes. Voran und zuletzt ein Gespra¨ch“ (Berlin 1775). – Goethe stand in Karlsbad im Mittelpunkt des o¨ffentlichen Interesses der Badegesellschaft und dabei insbesondere der Frauen (vgl. zu 74,6). yber Badebekanntschaften Goethes nach der Abreise Charlotte von Steins Anfang August ist zwar bisher viel spekuliert worden, eine bestimmte Person konnte aber nicht ermittelt werden. Auch fu¨r eine engere Beziehung zu der immer wieder in diesem Zusammenhang genannten Christiane Gra¨fin von Bru¨hl lassen sich keine konkreten Anhaltspunkte finden. 74,32 das Bildgen] Nicht ermittelt. Mo¨glicherweise ein Portra¨t von Emilie Gore. 74,33 Die liebe Stein war meist wohl hier] Die in Weimar ha¨ufig unpa¨ssliche Charlotte von Stein hatte sich vom 23. Juni bis Anfang August 1785 in Karlsbad aufgehalten (vgl. zu 70,8). 77,1 Knebel] Carl Ludwig von Knebel hatte sich am 23. Juni 1785 gemeinsam mit Goethe auf die Reise nach Karlsbad begeben. Er blieb aber nur gut drei Wochen vom 5. bis 28. Juli dort und reiste dann weiter in seine fra¨nkische Heimat. 77,1–3 er ist zu Imhofs Æ:::æ nach Jena zo¨ge] Knebel reiste zuna¨chst von Karlsbad nach Mo¨rlach bei Nu¨rnberg, wo er am 31. Juli 1785 eintraf und den ehemaligen Offizier Carl von Imhoff aufsuchte, der dort ein Rittergut besaß (vgl. zu 84,15–16). Imhoff war mit Charlotte von Steins Schwester Louise Sophie verheiratet. Knebel bemu¨hte sich damals, Herzog Carl August davon zu u¨berzeugen, den verarmten Imhoff durch ein Pensionsangebot an den Hof nach Weimar zu ziehen (vgl. zu 84,20; zu 84,21; zu 84,22). Auf seine Bitte hin verwendete sich auch Goethe bei Carl August fu¨r dieses Anliegen (vgl. zu 92,19; zu 92,21–22). 77,2 Agrement] Franz. Agre´ment: Anziehendes, Gefa¨lliges, Reizendes; hier im Sinne von ,Angebot‘, ,Entgegenkommen‘. 77,4 um Ihnen auch etwas nu¨tze zu werden] Nach dem Ende seiner Ta¨tigkeit als Erzieher des Bruders von Herzog Carl August, Prinz Friedrich Ferdinand Constantin, hatte sich Knebel im Jahr 1781 als Pensiona¨r des Weimarer Hofes zuna¨chst vorwiegend in seiner fra¨nkischen Heimat aufgehalten. Seit August 1784 wohnte er wieder in Jena und erneuerte seine enge Freundschaftsbeziehung zu Goethe und die perso¨nlichen Kontakte zu Herzog Carl August. Im Herbst 1785 nahm er seine Korrespondenz mit Carl August wieder auf, dem er lange und ausfu¨hrliche Berichte von seiner Reise nach Bayern und Tirol lieferte. Im Herbst
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1786 wurde er als Carl Augusts Geheimsekreta¨r in dessen Fu¨rstenbunddiplomatie einbezogen. 77,7 Edelsheim ist vorgestern angekommen] Wilhelm von Edelsheim, Minister fu¨r auswa¨rtige Angelegenheiten und Finanzen des Markgrafen Carl Friedrich von Baden, kam bereits am 12. August in Karlsbad an: „Ihro Gnaden Herr Baron von Edelsheim, Markgra¨f‘. Badischer Staats Minister, log‘. beim goldnen Stern auf dem Markt.“ (Kurliste Karlbad 1785, Nr 261.) Goethe kannte Edelsheim durch dessen Besuche am Weimarer Hof und scha¨tzte besonders den politischen Scharfsinn des Diplomaten. Gegenstand ihrer Unterredungen in Karlsbad war sicher die neue Situation in der Fu¨rstenbundpolitik nach der Gru¨ndung des Dreikurfu¨rstenbundes zwischen Preußen (Kurfu¨rstentum Brandenburg) und den Kurfu¨rstentu¨mern Sachsen und Hannover am 23. Juli 1785. Als einer der Urheber der Fu¨rstenbundidee hatte Edelsheim ebenso wie Herzog Carl August die Auffassung vertreten, dass der zu schaffende Bund zur Wahrung der Rechte und Freiheiten der deutschen Reichsverfassung als von den Großma¨chten Preußen und zsterreich unabha¨ngige dritte Kraft im Reich wirken sollte. Gegen ein Fu¨rstenbu¨ndnis unter preußischer Fu¨hrung, das als Fronde gegen Kaiser Joseph II. aufgefasst werden konnte, bestanden bei vielen kleineren Reichsfu¨rsten, auch bei Carl August, anfa¨nglich nicht geringe Vorbehalte. Es bedurfte nachdru¨cklicher Bemu¨hungen der preußischen Diplomatie, um diese Bedenken zu u¨berwinden. Carl August vollzog den Beitritt Sachsen-Weimars am 29. August 1785. yber seine politischen Gespra¨che mit Edelsheim berichtete Goethe auch an Charlotte von Stein (vgl. 78,4–7). 77,8 Er hat mir von ihnen erza¨hlt] Am 24. Mai 1785 war Herzog Carl August zu einer Reise an mehrere Ho¨fe Su¨d- und Westdeutschlands aufgebrochen, darunter auch an den Hof des Markgrafen von Baden in Karlsruhe. Dort fu¨hrte er u. a. Gespra¨che mit Edelsheim, den er bei der preußischen Fu¨hrung gegen den Vorwurf verteidigte, die Bemu¨hungen um den Beitritt der kleineren deutschen Reichssta¨nde zum Dreikurfu¨rstenbund zu hintertreiben. Auch wa¨hrend seiner Kuraufenthalte in Pyrmont und Meinberg entfaltete Herzog Carl August rege politische Aktivita¨ten, die hauptsa¨chlich dem sich formierenden Fu¨rstenbund galten. Edelsheim kam am 17. September 1785 zu erneuten Unterredungen mit Herzog Carl August nach Weimar. 77,10–11 Morgen gehe ich Æ:::æ Schneeberg nach hause.] Goethe reiste nach einem sechswo¨chigen Badeaufenthalt am 16. August aus Karlsbad ab. Noch am gleichen Tag passierte er das bo¨hmische Joachimsthal und fuhr weiter bis ins kursa¨chsische Johanngeorgenstadt am Erzgebirgskamm, wo er bis zum 19. August blieb. Er setzte seine Heimreise u¨ber Schneeberg fort, wo er die Kobaltgruben besichtigen wollte, und traf schließlich am 20. oder 21. August 1785 wieder in Weimar ein. Einen ausfu¨hrlichen Bericht daru¨ber entha¨lt sein Brief an Knebel vom 1. September 1785 (vgl. zu 84,9; zu 84,10; zu 84,10–11).
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77,12 Treffen Sie auch glu¨cklich wieder ein] Am 17. August 1785 kehrten Herzog Carl August, Herzogin Louise und ihre Gefolge von dem Badeaufenthalt in Pyrmont nach Weimar zuru¨ck: „Heute Abend nach 6 Uhr kahmen sa¨mt‘. Herrschafften aus ihrem Baade alle gesund und wohl wiederum zuru¨ck.“ (FB 1785, S. 150.) 130. An Charlotte von Stein
Johanngeorgenstadt, 18. August 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 41. – 1 Bl. 19627,2(–27,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „99“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 100), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 173 f. WA IV 7 (1891), 77, Nr 2146. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 9. und 13. August 1785 (vgl. zu 78,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 77,18 sechs Stunden von Carlsbad] Goethe hatte am 16. August von Karlsbad aus die Heimreise nach Weimar angetreten und war noch am selben Tag oder am 17. August im am Erzgebirgskamm gelegenen kursa¨chsischen Johanngeorgenstadt eingetroffen (vgl. zu 66,8–9). 77,23 die Fu¨rstinn] Gemeint ist die polnische Fu¨rstin Isabella von Lubomirska (vgl. zu 73,9). 77,24 Bru¨hls gingen den 14ten] Christiane Johanna Margaretha Gra¨fin von Bru¨hl, ihr Mann Hans Moritz Graf von Bru¨hl und ihr Sohn Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl waren am 14. August 1785 aus Karlsbad zuru¨ck nach Seifersdorf bei Dresden gereist (vgl. zu 73,9). Mit den von Bru¨hls hatte Goethe in Karlsbad engen Umgang gepflegt. 77,25 in Joachimsthal] Sankt Joachimsthal (heute Jachimov, Tschechien) im bo¨hmischen Teil des Erzgebirges, knapp 20 km nordo¨stlich von Karlsbad, war Goethes erste Station auf seiner Ru¨ckreise nach Weimar. Goethe erreichte Sankt Joachimsthal noch am 16. August 1785, dem Tag seiner Abreise aus Karlsbad. Die Stadt war beru¨hmt fu¨r ihren Silberbergbau. 77,25 Darbes hat uns noch viel Spas gemacht.] Der Maler Joseph Friedrich August Darbes hatte sich in Begleitung der gra¨flichen Familie von Bru¨hl seit dem 14. Juni 1785 ebenfalls in Karlsbad aufgehalten und logierte im Ga¨stehaus „Blaues
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Schiff“ an der ,Wiese‘. Er freundete sich in Karlsbad mit Goethe an und portra¨tierte ihn. Das zlgema¨lde befindet sich heute im GNM Weimar (KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr: Kge/01229). In Erinnerung an heitere Karlsbader Stunden kennzeichnete Goethe Darbes noch im Februar 1786 gegenu¨ber Christiane von Bru¨hl als humorvoll-schelmischen, mephistophelischen Charakter (vgl. 167,19–22). 78,1 in Weimar gewusst] Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein noch in Karlsbad angeku¨ndigt, umgehend nach ihrer Ru¨ckkehr auf ihr Landgut in Kochberg weiterzureisen, Goethe aber nun mitgeteilt, ihren Aufenthalt dort noch etwas zu verschieben. 78,2 in Kochberg] Charlotte von Stein reiste erst am 1. September 1785 nach Kochberg (vgl. zu 81,1–2). 78,4 Edelsheim kam die letzten Tage] Vgl. zu 77,7. 78,8 Morgen geh ich nach Schneeberg] Im kursa¨chsischen Schneeberg, in den no¨rdlichen Ausla¨ufern des Erzgebirges in Richtung Zwickau gelegen, kam Goethe am 19. August 1785 an. 78,8 unter der Erde] Die von Goethe geplante Besichtigung der Schneeberger Kobaltgruben kam nicht zustande (vgl. zu 84,10–11). Erst ein Jahr spa¨ter, im August 1786, konnte Goethe die Gruben besuchen (vgl. zu 222,17–18). 78,9 wie ich hier auch gethan habe] yber Besuche von Bergwerksanlagen in Johanngeorgenstadt ist Na¨heres nicht bekannt. 78,9 eilig nach Hause] Goethe kam wahrscheinlich am Sonntag, dem 21. August, mo¨glicherweise aber auch schon am 20. August 1785 wieder in Weimar an. Am 22. August nahm er bereits an der Fu¨rstlichen Mittagstafel in Weimar teil (vgl. FB 1785, S. 155). 131. An Philipp Erasmus Reich
Weimar, 22. August 1785 ! Leipzig
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H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 172. – Doppelblatt 19,2627,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn Reich / vornehmen Buchha¨ndler / in / Leipzig.; am linken Seitenrand Mitte Empfangsvermerk: „1785. d. 24 Aug‘ Weimar / Goethe.“, links darunter rote Siegelreste, am rechten Seitenrand Mitte Papierausschnitt von Siegelo¨ffnung. E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 232, Nr XXIII. WA IV 7 (1891), 78, Nr 2147. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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78,11 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 78,12–13 die beste Ausgabe meiner Schrifften] Goethe meint die 3. Auflage der so genannten Himburgischen Ausgabe: „J. W. Goethens Schriften. Erster–Dritter Band. Mit Kupfern. Vierter Band. Berlin 1779. Bei Christian Friedrich Himburg“. Dabei handelt es sich um einen von Goethe nicht autorisierten Raubdruck. Die 3. Auflage war gegenu¨ber den fru¨heren in der Form vera¨ndert und auf vier Ba¨nde erweitert worden (1. Auflage, 3 Bde, 1775/76; 2. Auflage, 3 Bde, 1777). 78,13 in scho¨nen englischen Band] Gemeint sind wahrscheinlich Leder- oder Halbledereinba¨nde. Nach den damaligen Standards im Buchbinderhandwerk unterschied man drei Hauptarten des Ledereinbandes, den ordina¨ren Band, den Franzband und den englischen Band. Wa¨hrend fu¨r den ordina¨ren Band einfaches Gerberleder in rohem, unbehandeltem oder lohgarem Zustand meist fu¨r Akten- und Schreibbucheinba¨nde eingesetzt wurde, kam fu¨r Prachtausstattungen meist der Franzband in Anwendung, bei dem das Leder fu¨r die Einba¨nde aufwa¨ndig gebeizt, gefa¨rbt und extra gegla¨ttet und eventuell auch teilweise vergoldet wurde. Der so genannte englische Einband stellte eine Zwischenstufe dieser Verarbeitungsformen dar, bei der „das Leder durch Kunst von allen rohen, lohgaren Bestandtheilen gereinigt und seine natu¨rliche Farbe gleichsam gebleicht wird.“ (Greve, Buchbindekunst 1, 358.) – Mo¨glicherweise ist aber auch eine Bindung der Bu¨cher nach Art der so genannten Hancockschen Einba¨nde gemeint, einer neuartigen, erst um 1780 in England erfundenen Buchbindetechnik. Hierbei kam statt der u¨blichen Fadenheftung ein Verfahren zum Einsatz, das durch Abschneiden der Buchblo¨cke und anschließender Verklebung (Beschichtung) der so entstandenen Einzelbla¨tter mit einer Kautschuklo¨sung an der Ru¨ckenseite eine flexible und biegsame Verbindung mit dem Bucheinband ermo¨glichte. 78,15 bey Ihrem letzten hiesigen Aufenthalte] Reich war am 9. Juni in Jena eingetroffen und hatte am 12. Juni Christoph Martin Wieland in Weimar besucht (vgl. Wieland an Reich, 20. Juni 1785; WB 8.1, 461). Reich scheint nach dem 16. Juni von Jena aus die Heimreise angetreten und seither Leipzig nicht mehr verlassen zu haben (vgl. ebd.). Goethe befand sich vom 2. bis 16. Juni auf einer Dienstreise in Bergwerksangelegenheiten in Ilmenau, hatte den Aufenthalt Reichs in Jena und Weimar also verpasst. 78,19 Dr] Diener. 132. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 24. August 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 42. – 1 Bl. 18,5(–19)66,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: v. Stein; rechter Seitenrand, untere rechte
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BRIEF 133
Ecke und Rs. rote Siegelreste, am unteren Rand Mitte Siegelausriss. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 102), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 174. WA IV 7 (1891), 78, Nr 2148. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. 78,23). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 78,23 einen von dir erhalte] Nicht u¨berliefert. 133. An Gottlob Theodor Weber
Weimar, 26. August 1785 ! Æ Jenaæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/537,I. – Doppelblatt 19,1(–19,3)627,5 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am linken Rand von fremder Hd, Tinte: „N. 82. M. Aug.“, oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „ps. d. 27. Aug‘. 1785.“. E1: Katalog Goethe-Ausstellung (1861), 31, Nr 136 (Regest). E2: Katalog einer werthvollen Autographen-Sammlung. Auktion von J. A. Stargardt. 3. Dezember 1888. Paris, Berlin, New York 1888, S. 83, Nr 2114 (Regest). E3: WA IV 7 (1891), 78 f., Nr 2149 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist das einzig erhaltene Zeugnis einer Korrespondenz Goethes mit dem Hof- und Konsistorialrat Gottlob (auch Gottlieb) Theodor Weber (1737–1791). Nur ein weiterer, nicht u¨berlieferter Brief vom 14. Dezember 1777, wahrscheinlich ebenfalls an Weber gerichtet, konnte erschlossen werden. – yber die Person des Adressaten ist nur bekannt, dass er um 1757 Sekreta¨r und um 1763 Assessor bei der Regierung in Weimar wurde. Seit etwa 1767 war er als Mitglied der Polizeikommission in Jena ta¨tig. Ab 1768 stieg er zum Amtmann sowie Hof- und Konsistorialrat auf und war damit zusta¨ndig fu¨r juristische und polizeiliche Belange in Jena. Aus dem vorliegenden Brief geht nicht hervor, dass Goethe in weiterer amtlicher Beziehung mit Weber gestanden hat. 79,3 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 79,4 K r a f f t ] Gemeint ist Johann Friedrich Krafft, dessen wirklicher Name nicht bekannt ist (vgl. Rudolf Diezel: Goethes geheimnisvoller Schu¨tzling Johann
AUGUST 1785
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Friedrich Krafft. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins. Hrsg. von Herbert Zeman. Bd 94. Wien 1990, S. 23–44). Im Oktober 1778, als Krafft noch in Gera wohnte, hatte dieser sich an Goethe gewandt und ihn um finanzielle Hilfe gebeten. Goethe unterstu¨tzte ihn daraufhin, schickte ihm Geld und Kleidung, hielt aber die Angelegenheit geheim. Im Mai 1779 verschaffte er ihm eine Unterkunft in Ilmenau. Dort schrieb Krafft auf Goethes Wunsch Teile seiner Lebensgeschichte auf und fertigte Berichte u¨ber Vorga¨nge und Verha¨ltnisse im Amt Ilmenau an, die sich als sehr hilfreich bei der Aufdeckung der Korruptionsfa¨lle im Ilmenauer Steuerwesen erwiesen. Daru¨ber hinaus ku¨mmerte sich Krafft um Goethes Pflegesohn Peter im Baumgarten, der in Ilmenau seit 1779 zum Ja¨ger ausgebildet wurde, und gab ihm Unterricht. – In seinem Tagebuch urteilt Goethe durchaus kritisch u¨ber Krafft, so in einem Eintrag vom 13. Mai 1780: Wenn er ein Amt ha¨tte wu¨rf er alles mit dem besten Vorsaz durcheinander, daher auch seine Schicksaale ich will ihn auch nicht verlassen, er nu¨zt mir doch, und ist wu¨rckl. ein edler Mensch. In der Na¨he ists unangenehm so einen Nagewurm zu haben der, unta¨tig einem immer vorjammert was nicht ist wie es seyn sollte. (GT I,1, 111.) Krafft war im Ma¨rz 1785 von Ilmenau nach Jena u¨bergesiedelt, wo er, wiederum durch Goethes Unterstu¨tzung, im Fu¨rsten-Gartenhaus, das no¨rdlich der Stadtmauern gelegen war, bei dem Hofga¨rtner Johann Gottfried Wachtel Kost und Logis erhielt. 79,4 vor einiger Zeit gestorben] Krafft starb am 23. Juli 1785 nach einem Schlaganfall und wurde am 24. Juli beerdigt. Im „Jenaer Totenbuch“ von 1785 findet sich folgender Eintrag zu Krafft: „Herr Johann Friedrich Kraft, weder sein eigenthu¨mlicher Geburtsort, noch u¨brige Lebens-Umsta¨nde, auch Ehren-Stand, sind von ihm nicht bekannt gemacht worden; welcher seint 1/4 Jahr von Weimar hieher gekommen, und fu¨r sich gelebet, starb schnell an einen Schlagfluß und wurde im Bette unvermuthet tod gefunden.“ (Zitiert nach: August Ro¨diger an Hermann Mahr, 9. Ma¨rz 1882; H: GSA 62/5.) 79,6–7 sein Begra¨bniss besorgen lassen] Goethe erhielt die Todesnachricht wahrscheinlich erst nach seiner Ru¨ckkehr aus Karlsbad am 20. oder 21. August. Der Hofga¨rtner Johann Gottfried Wachtel (vgl. zu 79,4) fu¨hrt bei seiner Abrechnung der Beerdigungskosten Kraffts auch 14 Groschen Gebu¨hr „vor das Pferdt, die Nachricht zuu¨bringen“ an („Ausgabe. Zu Beerdigung des Herrn Krafft Seel. den 23.ten und 24.ten July 1785“; H: GSA 30/83, Bl. 13). Die Begra¨bniskosten, die Wachtel zuna¨chst ausgelegt hatte, wurden von Goethe u¨bernommen. Sie beliefen sich laut Wachtels Abrechnung vom 27. Juli 1785 auf insgesamt 24 Reichstaler, 23 Groschen und 6 Pfennige (ebd.). 79,8–9 Verlassenschafft des Verstorbnen Æ:::æ Seidel] Gemeinsam mit dem Schreiber Ehrmuth Christian Gottlieb Friedrich Faselius organisierte Philipp Seidel die Inventarisierung von Kraffts Nachlass und ku¨mmerte sich darum, dass der Besitz nach Weimar geschickt wurde. Eine von Faselius angefertigte Akte liefert ge-
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BRIEFE 134/135
naue Hinweise daru¨ber, was sich in Kraffts Besitz fand: „Nachdem mittelst vorstehenden Handbriefs, des Herrn Geheimden Rath von Goethe Excel‘ dem Herrn Hof- und Consistorial-Rath, auch Amtmann Weber Wohlgeb‘ dero Anverlangen zu erkennen gegeben, daß der obsignirte Nachlaß des im vorigen Monat im Fu¨rsten-Garten-Hause alhier verstorbenen Herrn Krafft nunmehro resignirt, inventirt, und Hochderoselben hier eingetroffenen Secretaire Herrn Seidel u¨bergeben, und verabfolget wu¨rde; Alß haben wohlgedachter Herr Hofrath Weber mich, den Actuarium, zu gedachter Expedition abgeordnet, da ich mich dann, in dessen gehorsamsten Gefolg acto nachmittags 1 Uhr in das hiesige Fu¨rsten-Garten-Haus begeben, und in des allda verstorbenen Herrn Johann Friedrich Krafft gewesenem Wohnzimmer dem anwesenden H. Secretaire, Philipp Friedrich Seidel das mir u¨bertragene Gescha¨fft eroffnet, und hierauf die Siegel von den beiden Kammer-Thu¨ren, nachdem solche richtig, und unverletzt befunden, und resp. cum taxa anhero bemerket worden.“ („Actum Jena den 27ten August 1785“; H: GSA 30/83, Bl. 1.) Hierauf folgt eine genaue Auflistung der Gegensta¨nde, die sich in Kraffts Besitz befanden, aufgegliedert in vier Sparten: „1.) An Gelde und Pretiosis“, „2.) An Kleidern“, „3.) An Wa¨sche“, „4.) An allerhand“ (vgl. ebd.). Es handelte sich dabei ausnahmslos um perso¨nliche Gegensta¨nde von geringem Wert. 79,11 verabfolgen] Auf Verlangen ausha¨ndigen (vgl. Grimm 12, 57). 79,13 Fu¨rst‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Fu¨rstlichen‘. 79,14 Effeckte] Bewegliches Hab und Gut (vgl. GWb 2, 1374). 134. An Christian Bernhard von Isenflamm Weimar, 30. August 1785 ! ÆWienæ y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Egh.; Bl. 2 von fremder Hd: „Aus dem Nachlasse des Geh. Legationsrathes Herrmann“; „im Besitz des Herrn Fabrikbesitzers Fritz Reinhard in Worms“ (Angaben nach E, 193). E: WA IV 50 (1912), 129 f., Nr 2149 a (nach H; Carl Schu¨ddekopf). Textgrundlage: E. BEI LAG EN
1) Partitur einer Oper (vgl. zu 79,22). 2) Innlagen (vgl. zu 79,23). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Isenflamms aus dem Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte August 1785 (vgl. zu 79,22). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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Goethe kannte den Geheimen Legationsrat Christian Bernhard von Isenflamm (gest. 1786) perso¨nlich seit dessen Besuch im August und September 1782 (vgl. Goethe an Charlotte von Stein, 28. August–1. September 1782; WA IV 6, 51). Isenflamm war seit 1770 Gescha¨ftstra¨ger und seit 1775 Resident des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach am Kaiserhof in Wien. Der erste u¨berlieferte Brief Goethes an Isenflamm stammt vom 24. Juni 1784 (vgl. WA IV 6, 313, Nr 1952). Die zwei Briefe von 1785 (Nr 134 und Nr 173) sind wahrscheinlich die letzten Goethes an Isenflamm, der schon im darauf folgenden Jahr verstarb. Die Antwortbriefe Isenflamms sind nicht u¨berliefert. 79,22 Ew. Hochwohlgeb.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Hochwohlgeboren‘. Die Anrede fu¨r Adlige wurde im 18. Jarhundert auch auf hohe fu¨rstliche Ra¨te bu¨rgerlichen Standes u¨bertragen. 79,22 Schreiben nebst der Oper] Der nicht u¨berlieferte Brief Isenflamms mit einer Opernpartitur hatte Weimar wa¨hrend Goethes Abwesenheit, seinem Kuraufenthalt in Karlsbad, zwischen dem 22. Juni und 21. August 1785 erreicht. Um welche Oper es sich handelt, ist nicht bekannt. Goethe bemu¨hte sich seit geraumer Zeit versta¨rkt um Opernpartituren, wahrscheinlich fu¨r die Weimarer Bu¨hne. Schon im April 1785 hatte er an Philipp Christoph Kayser z. B. von seinen Bemu¨hungen um die Partituren der neuen Opern von Giuseppe Sarti und Giovanni Paı¨siello berichtet (vgl. zu 46,13; zu 46,15). Wahrscheinlich war auch Isenflamm von Goethe gebeten worden, neuere Opernwerke aus Wien zu schicken. 79,23 die Innlagen] Worum es sich dabei handelt, konnte nicht ermittelt werden. 80,2–3 des na¨chsten u¨bermacht] Wann Goethe die ausgelegte Summe bezahlte, ist nicht bekannt. 80,4 J u p p e d e c r i n ] Franz. jupe de crin: (Frauen-)Rock aus Schweifhaar (des Pferdes). Fu¨r wen Goethe dieses Modestu¨ck erbat, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise war es als Theaterkostu¨m vorgesehen. Isenflamm schickte ein entsprechendes Exemplar nach Weimar (vgl. zu 108,20). 80,5–6 Poschen] Taschen (an einem Kleidungsstu¨ck), von franz. poche: Tasche. Gemeint ist ein so genannter kleiner Bu¨gelrock, der aus um die Hu¨fte der Frau zu bindenden wulstigen, steifen Taschen besteht (vgl. Grimm 7, 2011 f.). 135. An Adolph Beyer? ZU M A DRES SAT EN
Weimar, 30. August 1785 ! ÆSchneeberg?æ
Bislang wurde der Adressat als unbekannt angegeben (vgl. WA IV 30, 221). Dem Inhalt des Briefes nach handelt es sich um eine gescha¨ftlich stark in Anspruch genommene Person (vgl. 80,20), der Goethe vermutlich im August 1785 begegnet
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BRIEF 135
war (vgl. 80,19). Außerdem besaß der Adressat eine Sammlung (vgl. 80,22), die Goethe interessierte. Als Adressat kommt damit am wahrscheinlichsten der kursa¨chsische Bergmeister Adolph Beyer infrage. Wa¨hrend der Ru¨ckreise von seinem ersten Kuraufenthalt in Karlsbad hatte Goethe im kursa¨chsischen Schneeberg im Erzgebirge vom 19. bis 20. oder 21. August 1785 Station gemacht, wo es zu einer Begegnung mit Adolph Beyer kam, der eine große Mineraliensammlung besaß. In einem Brief an Carl Ludwig von Knebel lobt Goethe ausdru¨cklich das Cabinet (84,11) Beyers (vgl. 84,11–13). In den Tagen nach der Ru¨ckkehr aus Karlsbad ab dem 22. August 1785 bescha¨ftigte sich Goethe mit der Ordnung und Analyse der mitgebrachten Gesteine und versuchte sich an der Erarbeitung einer Theorie zur Erdentstehung als Kristallisationsprozess (vgl. zu 81,3–4). Es ist also sehr gut mo¨glich, dass sich Goethe in dieser Zeit nochmals bei Adolph Beyer bedankte und ihn mit dem Brief daran erinnern wollte, ihm, wie versprochen, Gesteinsproben aus Schneeberg zu schicken. Tatsa¨chlich erhielt Goethe mineralogisches Material von Beyer am 16. Oktober 1785 (vgl. zu 80,20–21). – Nach Hans Tu¨mmler ko¨nnte auch der preußische Geheime Legationsrat Georg Friedrich von Bo¨hmer der Adressat gewesen sein (vgl. Tu¨mmler, 32). Bo¨hmer war der bevollma¨chtigte Gesandte fu¨r die Fu¨rstenbundverhandlungen Friedrichs II. von Preußen und hielt sich vom 27. bis 30. August 1785 in Weimar auf. Im Namen des Ko¨nigs verhandelte er mit Herzog Carl August u¨ber den Beitritt in den Fu¨rstenbund und verkehrte in diesen Angelegenheiten auch mit Goethe. yber daru¨ber hinausgehende perso¨nliche Kontakte zwischen Bo¨hmer und Goethe ist aber nichts bekannt. Eine Sammelta¨tigkeit Bo¨hmers konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden. {hnlich unwahrscheinlich ist, dass es sich bei dem Adressaten um Wilhelm von Edelsheim, Minister fu¨r auswa¨rtige Angelegenheiten und Finanzen im Dienste des Markgrafen Carl Friedrich von Baden, gehandelt haben ko¨nnte, den Goethe kurz vor seiner Abreise aus Karlsbad am 13. August 1785 traf (vgl. zu. 77,7). Edelsheim sammelte antike Kunstgegensta¨nde. Dass Goethe zu dieser Sammlung etwas beisteuerte, ist aber eher unwahrscheinlich. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/567,I. – 1 Bl. 19,6(–19,8)627,5 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Bl. am linken Rand abgerissen. E: Veit Valentin (Hrsg.): Eigenha¨ndiger Brief Goethes. In: Berichte des Freien Deutschen Hochstifts zu Frankfurt am Main. Hrsg. vom Akademischen GesamtAusschuß. Neue Folge. 7. Bd. Heft 2. Frankfurt a. M. 1891, S. 207. WA IV 30 (1905), 37, Nr 2149 a. BEI LAG E
Buch (vgl. zu 80,18).
AUGUST 1785 ERL{UTERUNGEN
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Goethe lernte Adolph Beyer (geb. 1746) im August 1785 kennen, als er bei seiner Ru¨ckreise von Karlsbad im kursa¨chsischen Schneeberg im Erzgebirge Station machte. Urspru¨nglich hatte er in Schneeberg die Kobaltbergwerke besichtigen wollen. Er erhielt als Fremder jedoch keine Erlaubnis einzufahren. Stattdessen besuchte er das Mineralienkabinett Beyers, das er Knebel gegenu¨ber als ho¨chst interessant bezeichnete (84,12). Beyer charakterisiert er als eine sehr redliche Seele, wie es scheint guter Beamter und wohl unterrichtet (84,13–14). Beyer war seit 1754 Bergschreiber und von 1785 bis 1805 Bergmeister im kursa¨chsischen Schneeberg (vgl. Woldemar von Biedermann: Goethe’s Beziehungen zum sa¨chsischen Erzgebirge und Erzgebirgern. Leipzig 1862, S. 31 f.). Als Goethe im August 1786 erneut nach Schneeberg fuhr – nun mit der Erlaubnis, die Bergwerke zu besichtigen –, kam es zu einer weiteren Begegnung mit Beyer (vgl. zu 222,17–18). Vermutlich fertigte dieser auch ein Gutachten u¨ber die zu erwartenden Aussichten der Wiederaufnahme des Ilmenauer Bergbaubetriebes an (vgl. Vierte Nachricht, 8). Weitere Briefe Goethes an Beyer sind nicht u¨berliefert, ebenso wenig wie Briefe Beyers an Goethe. 80,18 Beykommendes Buch] Um welches Buch es sich handelt, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise schickte Goethe an Beyer die von Johann Carl Wilhelm Voigt verfasste Studie „Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre fu¨r Anfa¨nger und Unkundige“ (Weimar 1785; vgl. auch zu 48,14; zu 93,3). Voigt war seit 1783 Bergsekreta¨r und technischer Leiter in der Bergwerkskommission in Weimar und legte mit diesem Buch eine Kategorisierung verschiedener Gesteinsarten und damit einen der ersten Versuche vor, die Gebirgslehre als Wissenschaft zu etablieren. Goethe sandte Voigts „Drey Briefe“ auch an Johann Christian Kestner (vgl. zu 48,13). 80,18 Ew Hochedelgeb‘.] Euer Hochedelgeboren; die formelhafte Anrede wurde bei Kaufleuten, Akademikern, Beho¨rdenvertretern und Mitgliedern von ho¨herrangigen Gremien verwendet. 80,20–21 mit den versprochnen Merckwu¨rdigkeiten Ihrer Gegend] Hierbei handelt es sich mo¨glicherweise um so genannte ,Specksteinkristalle‘, die Goethe in einem Brief an Carl Ludwig von Knebel erwa¨hnt (vgl. zu 93,3; zu 93,3–4). Besonders beeindruckt zeigte sich Goethe bei der Besichtigung von Beyers Mineralienkabinett auch von dessen Hornsteinexemplaren und Feldspatkristallen (vgl. zu 84,12). Am 16. Oktober 1785 ließ Beyer „1 Va¨ßel u. 1. Ku¨stel Mineralien“ an Goethe schicken (GR/Belege 1785, 2, Bl. 52). Welche Mineralien Goethe dabei im Einzelnen erhielt, ist nicht bekannt. 80,22 etwas Æ:::æ fu¨r Ihre Sammlung] Ob Goethe an Beyer Gesteinsproben, mo¨glicherweise aus der geologisch sehr interessanten Ilmenauer Gegend, sandte, ist nicht bekannt.
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136. An Charlotte von Stein
BRIEFE 136/137
ÆWeimaræ, 31. August 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 42. – 1 Bl. 18,468,3(–8,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 103), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 175. WA IV 7 (1891), 79, Nr 2150. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 81,1–2 sind die guten Tage lange fu¨r mich hin] Mit Bezug auf die bevorstehende Abreise Charlotte von Steins auf ihr Landgut Kochberg, die am na¨chsten Tag erfolgen sollte: „Den 1ten ku¨nfftigen Monaths geh ich nach Kochberg.“ (Charlotte von Stein an Louise von Imhoff, 22. August 1785; H: GSA 54/274,1, Bl. 51.) Charlotte von Stein kehrte erst am 12. Oktober wieder nach Weimar zuru¨ck. 81,3–4 Ein braunes la¨ngliches Buch Æ:::æ Krystallisationen vorstellend] Wahrscheinlich die deutsche ybersetzung der mineralogischen Abhandlung des franzo¨sischen Geologen Jean Baptiste Rome´ de l’Isle: „Versuch einer Crystallographie oder Beschreibung der, verschiedenen, unter dem Nahmen der Crystalle bekannten, Ko¨rpern des Mineralreichs eigenen, geometrischen Figuren, mit Kupfern und Auslegungs-Planen Æ:::æ. Aus dem Franzo¨sischen u¨bersetzt mit Anmerkungen und Zusa¨tzen. Nebst Hn. Hills Spatherzeugung und Hn. Bergmanns Abhandlung von Spathgestalten. Aus dem Englischen und Lateinischen u¨bersetzt von Christian Ehrenfried Weigel“ (Greifswald 1777). Das Buch befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 722, Nr 5030). Goethe bescha¨ftigte sich in den Tagen nach der Ru¨ckkehr von seiner Karlsbadreise mit der Ordnung der mitgebrachten Gesteine und versuchte sich an der Erarbeitung einer Theorie zur Erdentstehung als Kristallisationsprozess, wozu er auch die Schrift von Rome´ de l’Isle zu Rate zog (vgl. zu 63,8–9; vgl. auch LA II 7, 147). 81,4–5 deinem Mahlstu¨bgen] Im Haus der von Steins an der unteren Ackerwand. Ein Malstu¨bchen Charlotte von Steins wird sonst nirgends erwa¨hnt. Mo¨glicherweise handelt es sich hierbei um das ehemalige Zimmer Carl von Steins, das Charlotte von Stein nach dem Weggang des Sohnes nach Braunschweig 1780 zu einem Zeichenzimmer umfunktioniert haben ko¨nnte.
AUGUST/SEPTEMBER 1785
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137. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 25. August und 1. September 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 18. Mai (Nr 104) und vom 2. Juni 1785 (Nr 112) eingeordnet. Folgte man dieser Einordnung, so ko¨nnte sich der Briefinhalt nur auf die am 2. Juni bevorstehende 14-ta¨gige Reise Goethes nach Ilmenau beziehen. Der Brief ließe sich dann auf die letzten Tage vor der Abreise Goethes nach Ilmenau datieren, also etwa auf den Zeitraum zwischen dem 25. Mai und 1. Juni 1785. Dem widerspricht aber Goethes Aussage, dass er allein seyn werde (81,8). Dies trifft auf den Ilmenau-Aufenthalt vom Juni nicht zu, da Goethe in einer gro¨ßeren Gruppe mit Carl Ludwig von Knebel, den Bru¨dern Voigt und Friedrich von Stein reiste und neben seinen Dienstgescha¨ften die meiste Zeit gemeinsam mit seinen Begleitern verbrachte. Wahrscheinlicher ist deshalb eine Datierung des Briefes auf die letzten Tage vor dem Beginn von Charlotte von Steins sechswo¨chigem Aufenthalt auf ihrem Landgut Kochberg am 1. September 1785, also fu¨r den Zeitraum etwa zwischen dem 25. August und 1. September 1785. Goethes spu¨rbares Unbehagen (vgl. 81,7–8) scheint der bevorstehenden la¨ngeren Trennung zudem auch weit eher angemessen. Durch den mo¨glicherweise bestehenden Anschlussbezug des Briefeingangs zum Beginn von Nr 136 wa¨re sogar eine pra¨zisierende Datierung auf den 1. September, den Abreisetag Charlottes, nicht ganz auszuschließen. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 31. – 1 Bl. 19,6(–19,8)69,2 (–9,6) cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „89.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 84), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 175. WA IV 7 (1891), 287, Nr 2472. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 81,7–8 bald wird mir es nicht mehr so wohl] Anspielung auf eine bevorstehende Abreise Charlotte von Steins, vermutlich die auf ihr Landgut nach Kochberg am 1. September 1785 (vgl. 81,1–2). 81,8 recht fleisig seyn] Goethe meint wahrscheinlich in der Hauptsache die Arbeit am 6. Buch seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, das er gema¨ß einem Versprechen bis November 1785 fertigstellen wollte (vgl. zu 86,16–17).
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BRIEFE 138/139
138. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl Weimar, 1. September 1785 ! ÆSeifersdorfæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/117,I. – 1 Bl. 19,5(–19,8)627,3(–27,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „1 Sept. 1785“. E: WA IV 7 (1891), 82, Nr 2153 (Eduard von der Hellen). BEI LAG E
1 Exemplar der Werkausgabe „J. W. Goethens Schriften“ (vgl. zu 81,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Goethe hatte die 29-ja¨hrige Gattin des sa¨chsischen Grafen Hans Moritz von Bru¨hl, Johanna Margaretha Christiane Gra¨fin von Bru¨hl (1756–1816), wa¨hrend des Aufenthaltes des Ehepaares in Weimar im Ma¨rz und April 1782 kennen gelernt. Das Wiedersehen in Karlsbad im Juli und August 1785 fu¨hrte zu na¨herer Bekanntschaft und einem engen freundschaftlichen Verha¨ltnis. Ausdruck dessen sind die vier vorliegenden Briefe Goethes aus dem Zeitraum von September 1785 bis Ma¨rz 1786. Die Gegenbriefe Christiane von Bru¨hls sind nicht u¨berliefert. Nachdem es wa¨hrend des Besuches der Gra¨fin und ihres Mannes in Weimar von Ende Mai bis Mitte Juli 1786 zu Verstimmungen zwischen Goethe und Charlotte von Stein wegen der Beziehung zu Christiane von Bru¨hl gekommen war, brach der Kontakt zwischen Goethe und der Gra¨fin wieder ab. ybersetzung: So fange ich also an, entzu¨ckende Tina, mein Wort einzulo¨sen, ohne recht zu wissen, wie ich enden soll. Es gibt Augenblicke, die so reich sind an Hoffnungen und Versprechen, dass eine Ewigkeit nicht ausreichend erscheint, sie zu erfu¨llen, es sind besonders die glu¨cklichen Augenblicke der Jugend, die diesen Vorteil haben, sie sind kurz, aber ko¨stlich wie jene, welche die Go¨tter uns schenken, wenn sie uns bisweilen verju¨ngen. Ich schicke Ihnen die Werke eines bekannten Autors, der von der Glu¨cksgo¨ttin mehr begu¨nstigt wurde, als er verdiente, und der sich vielleicht selbstherrlich gefu¨hlt ha¨tte, wenn sie, als eine gute Mutter, ihm auf seinem Weg nicht Lehren erteilt ha¨tte, die er keineswegs erwartet hatte. Mo¨ge die Teilnahme, die Sie an seinem Dasein genommen zu haben scheinen, nie nachlassen.
SEPTEMBER 1785
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Bewahren Sie ihm Ihre Gu¨te und seien Sie seiner vollkommenen Dankbarkeit versichert. Weimar den 1 Sept. 1785. Goethe. 81,11 a tenir parole] Goethe hatte Christiane Gra¨fin von Bru¨hl wahrscheinlich wa¨hrend des gemeinsamen Sommeraufenthaltes in Karlsbad ( Juli und August 1785) versprochen, gleich nach seiner Ru¨ckkehr von Weimar aus zu schreiben und ihr ein Exemplar der Himburgischen Ausgabe, der Werkausgabe seiner „Schriften“, zu schicken (vgl. zu 81,18). 81,18 Je Vous envoie les oeures d’un auteur connu] Gemeint ist die unautorisierte Werkausgabe „J. W. Goethens Schriften. Erster–Dritter Band. Mit Kupfern. Vierter Band“ (Berlin 1779) im Verlag von Christian Friedrich Himburg. Goethe hatte sie u¨ber den Verleger Philipp Erasmus Reich in Leipzig exklusiv fu¨r die Gra¨fin von Bru¨hl binden lassen (vgl. zu 78,12–13; zu 78,13). 81,18 oeures] Versehentlich fu¨r franz. oeuvres: Werke. 83,1 l’interet que Vous aves paru prendre a son existence] Zur scho¨nen, extravaganten Gra¨fin von Bru¨hl hatte Goethe in Karlsbad engen Kontakt gepflegt. Eine a¨hnliche Aussage in Bezug auf ihren Umgang in Karlsbad traf Goethe auch gegenu¨ber Carl Ludwig von Knebel: Die scho¨ne Tina war auch von der Gesellschafft, und schien am Ende mehr Anteil an mir zu nehmen als ich um sie verdient habe. (83,22–84,2.)
139. An Johann Christian Kestner
ÆWeimaræ, 1. September 1785 ! Hannover
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H: GSAWeimar, Sign.: 29/264,I,4, Bl. 18–19. – Doppelblatt 19,6627,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Rath und Archivarius / Kestner / nach / Hannover / fr.; rotes Siegel mit Bildmotiv, wahrscheinlich: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 am Seitenrand Mitte Siegelausriss; Postvermerk. E: Goethe und Werther (1854), 267, Nr 126. WA IV 7 (1891), 82 f., Nr 2154. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kestners vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 10. Juli und 7. August 1785 (vgl. zu 83,6). – Der
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BRIEF 140
Antwortbrief Kestners aus dem Zeitraum zwischen zweiter Septemberwoche und Ende November 1785 (vgl. zu 129,17) ist nicht u¨berliefert. 83,6 vergebens in ienen Gegenden gesucht] Kestner vermutete offenbar, dass Goethe Herzog Carl August auf dessen diplomatischer Reise durch Su¨dwestdeutschland mit anschließenden Kuraufenthalten in Meinberg (Fu¨rstentum Lippe) und Pyrmont (Fu¨rstentum Waldeck-Pyrmont), beides in der Na¨he von Hannover, begleitet hatte. Die Reise des Herzogs hatte insgesamt vom 24. Mai bis zum 17. August 1785 gedauert (vgl. zu 61,18; zu 63,27). Kestner schickte seinen nicht u¨berlieferten Brief entweder nach Meinberg, wo sich der Herzog ab dem 10. Juli aufgehalten hatte, oder nach Pyrmont, wo Carl August die Kur ab Ende Juli oder Anfang August bis zum 8. August fortsetzte. Kestners Brief stammt also vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 10. Juli und 7. August 1785. Wahrscheinlich auf seiner Ru¨ckreise nach Weimar u¨ber Braunschweig hatte der Herzog einen Abstecher nach Hannover unternommen und dort u. a. die Kunstsammlung von Johann Ludwig Graf von Wallmoden-Gimborn besucht (vgl. Carl August an Merck, 12. September 1785; Merck, Briefwechsel 4, 96). 83,8 in Carlsbad] Goethe hielt sich vom 5. Juli bis zum 16. August 1785 in Karlsbad auf. 83,10 Eurer Freude] Am 21. Juni 1784 war das siebente Kind der Kestners, Eduard, zur Welt gekommen. 83,10 Eurem Kummer] Kestners 1783 geborene Tochter Charlotte Albertine Friederike Dorothea, die erste Tochter nach fu¨nf So¨hnen, war am 21. Juni 1785, am ersten Geburtstag ihres Bruders Eduard, gestorben (vgl. auch zu 129,22). Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, war Patin des Kindes gewesen. 83,10 die alten Zeiten] Erinnerung an den gemeinsamen Aufenthalt in Wetzlar vom Mai bis September 1772, wo Goethe Rechtspraktikant am Reichskammergericht war und Kestner als Sekreta¨r des bremisch-hannoverschen Gesandten bei der Kammervisitation arbeitete. Wa¨hrend dieser Zeit hatte Goethe auch Kestners Verlobte, Charlotte Buff, kennen gelernt. Alle drei verband in dieser Zeit eine enge Freundschaft (vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 99). 83,11 Der Todt eures Ma¨dgens] Vgl. zu 83,10. 83,12 in Herders Familie] Johann Gottfried Herder und seine Frau Caroline hatten zu diesem Zeitpunkt fu¨nf So¨hne und eine Tochter. Das Ma¨dchen mit Namen Luise Theodora Emilia wurde 1781 geboren und blieb die einzige Tochter im Hause der Herders. Nach ihr kamen noch drei So¨hne zur Welt. 83,14 fruchttragende Ba¨ume] Anspielung auf den Kinderreichtum der Kestners. Von 1774 bis 1795 wurden dem Ehepaar Kestner insgesamt zwo¨lf Kinder geboren. Zuletzt: Hermann (geb. 1786), Charlotte (geb. 1788), Luise (geb. 1791), Clara Sophie (geb. 1793) und Friedrich (geb. 1795). Vgl. auch zu 8,16. 83,15 Lotten] Kestners Ehefrau Charlotte geb. Buff.
SEPTEMBER 1785
140. An Carl Ludwig von Knebel
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ÆWeimaræ, 1. September 1785 ! Mo¨rlach
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 76–77. – Doppelblatt 19,5(–19,7)627,4 cm, 2 1/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Major von Knebel / nach / Mo¨rlach / fr.; u¨ber der Adresse von fremder Hd, Bleistift: „fr. Nurnberg“ sowie Poststempel: „DE WEIMAR“, unter der Adresse rotes Siegel mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 am a¨ußeren Rand Mitte Siegelausschnitt. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 66 f., Nr 64. WA IV 7 (1891), 80 f., Nr 2152. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 4. August 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 33). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 83,20 Endlich bin ich zuru¨ck] Goethe war am 16. August aus Karlsbad abgereist und am 20. oder 21. August 1785 in Weimar eingetroffen. Knebel hatte seinen Brief vom 4. August aus Mo¨rlach schon nach Weimar geschickt, ohne den genauen Ru¨ckkunftstermin Goethes zu kennen (vgl. die folgende Erla¨uterung). 83,20–21 la¨nger als ich dachte in Carlsbad geblieben] Urspru¨nglich wollte Goethe seinen Kuraufenthalt schon in der ersten Augustwoche beenden, da die meisten anderen Weimarer Badega¨ste ebenfalls schon Anfang August abreisten, so u. a. Caroline und Johann Gottfried Herder und auch Charlotte von Stein (vgl. zu 73,2; zu 73,16). 83,21–22 die Fu¨rstinn blieb bis d‘. ] Die Fu¨rstin Isabella Helene Anna Elzbieta von Lubomirska reiste am 13. August 1785 aus Karlsbad ab (vgl. 77,23). Goethe hatte versprochen, ihr bis dahin Gesellschaft zu leisten (vgl. 73,9–10). 83,22 ich ging d‘. ] Goethes Abreisetag aus Karlsbad war der 16. August 1785. 83,22 Die scho¨ne Tina] Johanna Margaretha Christiane Gra¨fin von Bru¨hl aus Seifersdorf bei Dresden kurte mit ihrem Mann, dem Grafen Moritz von Bru¨hl, und ihrem Sohn ebenfalls im Sommer 1785 in Karlsbad und hatte engen Kontakt zu Goethe und der Weimarer Gesellschaft (vgl. zu 83,1). Die von Bru¨hls verließen Karlsbad am 14. August (vgl. zu 77,24). 84,1 Anteil an mir] Zwischen der 29-ja¨hrigen Gra¨fin und Goethe hatte sich in Karlsbad ein freundschaftliches Verha¨ltnis entwickelt, das in den Folgemonaten zu einer Art ,galanten‘ Briefwechsel fu¨hrte (vgl. Nr 138, 197, 269, 286).
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BRIEF 140
84,3 deine Gutheit gegen sie] Knebel war in Karlsbad ebenfalls in freundschaftliche Beziehung zu dem Ehepaar von Bru¨hl getreten. Nach einem gemeinsamen Spaziergang Knebels mit der Gra¨fin am 25. Juli 1785 schrieb er z. B. fu¨r die Geburtstagsfeier des Grafen am folgenden Tag ein Geburtstagsgedicht, das auch vorgetragen wurde (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 31; Bernhard Suphan: Karlsbad 1785. In: GJb XI [1890], 128). 84,4 Generation] Hier im Sinne einer durch Zeit und Umsta¨nde verbundenen Menschengruppe (vgl. GWb 3, 1450); gemeint sind die Karlsbader Kurga¨ste. 84,4–5 Fr v. Rochau habe ich noch begraben] Susanna Margarethe von Rochow aus Berlin war am 25. Juni 1785 mit ihrem Mann, Baron Friedrich Ludewig von Rochow, zum Kuraufenthalt nach Karlsbad gekommen und dort am 14. August 1785 verstorben. Das Begra¨bnis fand am 16. August 1785 auf dem evangelischen Friedhof von Johanngeorgenstadt statt (vgl. Kurt Burkhardt: Gestorben im ,kayserlichen Carlsbad‘, begraben in Johanngeorgenstadt. In: Familie und Geschichte. Hefte fu¨r Familiengeschichtsforschung im sa¨chsisch-thu¨ringischen Raum. Heft 2. Neustadt/Aisch 1993, S. 210 f.). 84,6 Edelsheim kam da ich wegging] Wilhelm von Edelsheim kam am 12. August in Karlsbad an (vgl. zu 77,7). 84,7 in Politicis] Lat.: in politischen Angelegenheiten. 84,9 Joachimsthal] Sankt Joachimsthal (heute Jachimov, Tschechien) im bo¨hmischen Teil des Erzgebirges, knapp 20 km nordo¨stlich von Karlsbad, war Goethes erste Station auf seiner Ru¨ckreise nach Weimar am 16. August 1785. Goethe fuhr vermutlich noch am selben Tag bis Johanngeorgenstadt weiter. 84,10 in Joh. Georgenstadt umgesehn] Johanngeorgenstadt, unmittelbar hinter der bo¨hmisch-sa¨chsischen Grenze am Erzgebirgskamm auf kursa¨chsischem Gebiet gelegen, war Goethes zweite Reisestation bei seiner Ru¨ckkehr aus Karlsbad. Er traf dort entweder noch am 16. oder am 17. August ein und besuchte auch die dortigen Bergwerksanlagen (vgl. 78,8–9). 84,10–11 In Schneeberg Æ:::æ unter die Erde zu lassen.] Im kursa¨chsischen Schneeberg, in den no¨rdlichen Ausla¨ufern des Erzgebirges in Richtung Zwickau gelegen, kam Goethe am 19. August 1785 an (vgl. 78,8–9). Das angesprochene Verbot bezog sich auf den in den Schneeberger Gruben betriebenen Kobaltabbau (vgl. zu 78,8). 84,11 Das Cabinet des Bergmstr Beyers] Adolph Beyer, Bergmeister im kursa¨chsischen Bergamt Schneeberg, besaß eine große Gesteins- und Mineraliensammlung. Zu Beyer und Goethes Besuch vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 135. 84,12 Speckstein, Hornstein, Feldspatkristallen] Gebirgsmineralien. Speckstein: weiches, wasserhaltiges und stark verdichtetes, feinschuppiges Talkmineral, weiß, gelblich oder grau. Hornstein: dichter, feinkristalliner Quarz von splittrigem Bruch in verschiedenen leuchtenden Farben. Feldspat: weitverbreitete Gemengeteile
SEPTEMBER 1785
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kristalliner Felsarten, je nach elementarer Zusammensetzung in vielen Unterfamilien und Farben. 84,15–16 mit Gebu¨rgsarten zu versehen] Knebel war am 28. Juli 1785 von Karlsbad aus nach Mo¨rlach bei Nu¨rnberg gereist und am 31. Juli dort bei Louise und Carl von Imhoff angekommen (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 32). Von seiner Reise hatte Knebel am 30. Juli und am 4. August an Goethe geschrieben und dabei wahrscheinlich auch von den Gesteinen berichtet, die er unterwegs gesammelt hatte. Die Briefe sind nicht u¨berliefert, aber erschließbar (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 32–33). Am 30. August schickte Knebel dann eine „Kiste mit Steinen an Goethe Æ:::æ“ (ebd., Bl. 36). Wahrscheinlich handelte es sich um 28 Mineralien und Gesteine, die auf einer entsprechenden Liste mit Gesteinen und Mineralien aus dem Fichtelgebirge und der Gegend um Bayreuth verzeichnet sind (GSA LXVI 1, 80, Bl. 74; vgl. LA II 7, 163). 84,16 von dem meinigen etwas erhalten] Wahrscheinlich sind die Steine von Goethes Karlsbadreise im Sommer, also aus der Gegend um Karlsbad sowie aus dem Fichtelgebirge (Hinreise) und aus dem Erzgebirge (Ru¨ckreise) gemeint. Ob Goethe sein hier gegebenes Versprechen einhielt, ist nicht bekannt. Er hatte auch schon fru¨her entsprechende Fundstu¨cke an Knebel weitergegeben (vgl. zu 51,1–2; zu 51,15). 84,17 Meine Hypothese] Wahrscheinlich die im Zusammenhang mit Goethes Hinwendung zum Neptunismus, der Erkla¨rung der Entstehung der Gesteine und der Erdoberfla¨che aus Ablagerungen eines Urozeans, stehende Auffassung, der zufolge Granit das unvera¨nderliche Urgestein der Erde ist, auf dem alle anderen geologischen Bildungen aufbauen. Goethe hatte sich in der Gegend um Karlsbad fu¨r die dort ha¨ufigen Granitvorkommen besonders interessiert und sich mit den verschiedenen Theorien zur Gebirgsbildung auseinandergesetzt. Vgl. dazu den vor allem 1784/85 entstandenen Aufsatz „Granit, Gebirgsbau und Epochen der Gesteinsbildung. Granit I. Granit II“ (LA I 11, 9–14). 84,20 Der Herzog Æ:::æ Imhofen herzuziehen.] Carl und Louise von Imhoff waren im Februar 1785 von einem mehrwo¨chigen Aufenthalt in London nach Mo¨rlach zuru¨ckgekehrt, ohne dass sie das Ziel der Reise, Geldzahlungen von Imhoffs geschiedener Frau zu erhalten, erreicht hatten. Sie befanden sich weiterhin in einer finanziellen Notlage (vgl. zu 6,1). Goethe war u¨ber den Fall sowohl durch Charlotte von Stein, der Schwester Louise von Imhoffs, als auch durch Knebel informiert, der in engem brieflichen Kontakt mit den Imhoffs stand. Ein Plan, die Imhoffs zu unterstu¨tzen und sie nach Weimar oder Jena zu holen, war spa¨testens auf der Karlsbadreise 1785 bei Knebel, Charlotte von Stein und Goethe zum festen Vorhaben gereift. Knebel reiste perso¨nlich zu den Imhoffs nach Mo¨rlach und Goethe schrieb deshalb am 15. August an Herzog Carl August: Knebel Æ:::æ ist zu Imhofs der wu¨rcklich sein Gut verkauft hat und der, wenn man ihm einiges Agrement machte wohl nach Jena zo¨ge. (77,1–3.) Nachdem auch
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BRIEF 141
Charlotte von Stein ihrerseits dem Herzog die Pla¨ne zu einer ybersiedlung der Imhoffs ins Herzogtum nahegebracht hatte, war es nach seiner Ru¨ckkehr aus Karlsbad noch einmal an Goethe, beim Herzog in der Angelegenheit um Unterstu¨tzung zu werben. Charlotte von Stein schrieb daru¨ber an Louise von Imhoff am 22. August: „Ich will Dir nur mit ein paar Worte sagen daß ich wegen Eures projectirten hiesigen Aufendhaltes selbst mit den Herzog gesprochen habe; er will den Imhoff den Vortheil von frey Quartier und Zuschuß an Holz machen, Dieses will ich Dir nur vorla¨ufig schreiben, bis Goethe wieder hier ist mit welchen ich den Herzog gebeten habe ein na¨heres dru¨ber zu bestimmen.“ (H: GSA 54/274,1, Bl. 50; vgl. auch Briefe der Frau v. Stein an Knebel. Mitgeteilt von Wilhelm Bode. In: Stunden mit Goethe 6, 184.) Diese Vermittlungsarbeit blieb nicht ohne Erfolg. Herzog Carl August sagte eine Unterstu¨tzung der Imhoffs zu (vgl. die folgende Erla¨uterung). 84,21 ein gewisses in der Stille] Herzog Carl August erkla¨rte sich bereit, Carl von Imhoff eine Unterhaltszuwendung zu gewa¨hren, die aber geheim bleiben sollte: „Dem Hrn. von Imhof bin ich bereit die gewu¨nschten 300 rh. dreyhundert Rth. so lange zu geben als er in Weimar od. sonst irgendwo in meinem lande leben wird; nur mache ich es mir zur Bedingung daß er niemanden sage daß er diesen gehalt von mir habe, u. daß diese Abgabe also ein unverbru¨chl. Geheimniß bleibe.“ (Herzog Carl August an Knebel, 9. Oktober 1785; H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 55.) 84,22 deine Meynung] Knebel a¨ußerte sich wahrscheinlich erst nach einer erneuten Aufforderung Goethes im Brief vom 11. September 1785 (vgl. zu 92,22– 23). Knebel erhielt den Brief Goethes (Nr 148) am 20. September und antwortete noch am gleichen Tag (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 39). Der Brief ist nicht u¨berliefert. Wahrscheinlich begru¨ßte er die sich abzeichnende Entwicklung, den Imhoffs mit Unterstu¨tzung von Herzog Carl August einen dauernden Aufenthalt in Weimar zu ermo¨glichen. 84,24 schade fu¨r das scho¨ne Geba¨ude] Anspielung auf den politisch wie o¨konomisch unbefriedigenden Zustand des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach um 1785. 84,27 Prinz August ist hier] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, der ju¨ngere Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig, war am 30. August 1785 nach Weimar gekommen und blieb bis zum 22. September (vgl. FB 1785, S. 163 und 186). 84,27–28 Heute verreist Fr. v. Stein nach Kochberg] Charlotte von Stein reiste am 1. September 1785 fu¨r sechs Wochen auf ihr Gut nach Kochberg bei Rudolstadt, 35 km su¨dlich von Weimar (vgl. zu 81,1–2). 84,29 Sinningssciold war hier.] Am 28. August 1785 war ein „Graf v. Simmingskoeld aus Schweden“ in Weimar eingetroffen und zur herzoglichen Mittagstafel geladen worden (FB 1785, S. 161). Mo¨glicherweise handelt es sich um den schwedischen Historiker und Bibliothekar Johan Simmingsko¨ld.
SEPTEMBER 1785
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141. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf Weimar, 2. September 1785 ! Gotha y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 15274. – 1 Bl. 19,4623,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „erh: d‘. 3.t Sept.“; S. 1 und 2 jeweils links unter dem Text Bemerkungen des Empfa¨ngers, Tinte; S. 1: „+ Diese Worte waren ohngefehr: Wie ich mercke werden Sie noch zuru¨ckhalten.“; S. 2: „Goethe“; Kuvert 12(–12,2)69,9 cm, Vs. Adresse von Schreiberhd (Friedrich von Mu¨ller), Tinte: „Sr Excellenz / des Herrn Ministers / Freyherrn von Frankenberg / fr / Gotha“, oben rechts Poststempel: „DE WEIMAR“; Rs. schwarzes Siegel mit Bildmotiv: Wappen; Kuvert bei Siegelo¨ffnung beschnitten. E: WA IV 7 (1891), 85, Nr 2156 (Eduard von der Hellen). BEI LAG E
Beitrittserkla¨rung Sachsen-Weimar und Eisenachs zum Hauptvertrag des Fu¨rstenbundes (vgl. zu 85,2). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Franckenbergs aus dem Zeitraum zwischen dem 29. August und 2. September 1785 (vgl. zu 85,2). – Ein Antwortbrief Franckenbergs wahrscheinlich vom 7. September 1785 (vgl. zu 90,3) ist nicht u¨berliefert. Goethe lernte den seit 1765 in Diensten des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg stehenden Freiherrn Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf (1728–1815) durch seine amtliche Ta¨tigkeit als Geheimer Rat kennen. Neben dem politischen Gedankenaustausch entwickelte sich zwischen dem aus Schleusingen am su¨dlichen Rand des Thu¨ringer Waldes stammenden Franckenberg sowie dessen Frau Friederike Dorothea Caroline geb. von Ru¨xleben und Goethe auch eine perso¨nliche Freundschaft, u. a. mit gegenseitigen Besuchen in Weimar bzw. Gotha und im Sommerhaus der Franckenbergs in Siebleben bei Gotha. Das Ehepaar Franckenberg war zudem literarisch interessiert und nahm Anteil an Goethes dichterischer Entwicklung. – Franckenberg war vor 1765 unter dem Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel als Diplomat und Gesandter u. a. in Kopenhagen und Wien ta¨tig gewesen. Herzog Friedrich III. von SachsenGotha und Altenburg ernannte ihn 1765 zum Geheimen Rat und Mitglied im Geheimen Ratskollegium. Diese Stellung behielt Franckenberg auch, als Herzog Ernst II. Ludwig 1772 die Regentschaft des Herzogtums u¨bernahm. Wa¨hrend der Beitrittsverhandlungen Sachsen-Gotha und Altenburgs zum Fu¨rstenbund fungierte Franckenberg als Bevollma¨chtigter und Berater seines Dienstherrn. Dabei arbeitete
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BRIEF 141
er eng mit Goethe zusammen, der seinerseits in die Beitrittsverhandlungen Sachsen-Weimar und Eisenachs eingebunden war. Der preußische Gesandte Georg Friedrich von Bo¨hmer, der Ende August 1785 mit Herzog Carl August die Beitrittsgespra¨che gefu¨hrt hatte, reiste anschließend nach Gotha und trat dort mit Herzog Ernst II. Ludwig und Franckenberg in die entsprechenden Abschlussverhandlungen ein. Das von Goethe am 2. sowie am 8. September 1785 an Franckenberg gesandte Aktenmaterial sollte offensichtlich die Verhandlungen in Gotha unterstu¨tzen (vgl. zu 85,2; zu 90,5). Insgesamt sind acht Briefe Goethes an Franckenberg aus dem Zeitraum zwischen dem 23. April 1781 und 1. Januar 1815 u¨berliefert. Drei dieser Briefe stammen aus dem September 1785 (Nr 141, 146, 151). 13 weitere Briefe Goethes an Franckenberg aus den Jahren 1785/1786 konnten erschlossen werden (EB 1, 8, 15, 21, 24, 31, 40, 42, 51, 60, 63, 69, 78). An Gegenbriefen sind 20 aus dem Zeitraum vom 12. Dezember 1785 bis 16. Januar 1815 u¨berliefert, wovon sich fu¨nf aus den Jahren 1785 und 1786 mit der Umpra¨gung franzo¨sischer Louisd’or-Mu¨nzen befassen. Ab Mitte September 1785 erfolgte der politische Meinungsaustausch in der Fu¨rstenbundangelegenheit vor allem auf direktem Wege zwischen Franckenberg und Herzog Carl August (vgl. Briefe Carl Augusts an Franckenberg, 14. September, 11. Oktober, 7. November, 8. Dezember 1785 und Briefe Franckenbergs an Carl August, 15. November, 11. Dezember 1785; Politischer Briefwechsel 1, 178 f., 182, 189, 191, 198, 204). – Zur Person: Christoph Ko¨hler: Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg (1728–1815). Gothaer Repra¨sentant der ho¨fischen Funktionselite. In: Kleinstaaten und Kultur in Thu¨ringen vom 16. bis 18. Jahrhundert. Hrsg. von Ju¨rgen John. Weimar, Ko¨ln, Wien 1994, S. 257–272; Edwin Zeiß: Goethes Freundes- und Bekanntenkreis in Gotha. In: Thu¨ringer Jahrbuch. 27. Jg des ,Thu¨ringer Kalender‘. Politik und Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft im Lande Thu¨ringen. Hrsg. von Arthur Scheffler. Leipzig 1928, S. 72–86. 85,1 Ew Exzel‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Exzellenz‘ (vgl. zu 41,13). 85,2 die verlangte Accessions Ackte] Akzession: von lat. accessio: Zutritt, Beitritt (eines Staates zu einem Abkommen). Gemeint ist die Beitrittserkla¨rung Sachsen-Weimar und Eisenachs zum Hauptvertrag des Fu¨rstenbundes. Dieser war als geheimes Bu¨ndnis am 23. Juli 1785 zuna¨chst zwischen dem preußischen Ko¨nig Friedrich II., gleichzeitig Kurfu¨rst von Brandenburg, Kurfu¨rst Friedrich August III. von Sachsen und dem britischen Ko¨nig Georg III., in Personalunion Kurfu¨rst von Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘), geschlossen worden. Der Bund, dem sich in der Folgezeit mehrere deutsche Mittel- und Kleinstaaten anschlossen, richtete sich gegen den habsburgisch-deutschen Kaiser Joseph II. und dessen Reichspolitik. Joseph II. suchte einen territorialen Zugewinn fu¨r zsterreich im su¨ddeutschen Raum zu erzielen, indem er Bayern gegen die o¨sterreichischen Niederlande tauschen wollte. Der Fu¨rstenbund wurde zur Wahrung der bestehenden
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Besitzverha¨ltnisse und der Reichsverfassung des Heiligen Ro¨mischen Reichs Deutscher Nation gegru¨ndet. Er scheiterte letztlich an den Vera¨nderungen der europa¨ischen Machtverha¨ltnisse und wurde mit dem preußisch-o¨sterreichischen Vertrag von Reichenbach vom 27. September 1790 de facto aufgehoben. – Sachsen-Weimar und Eisenach war das erste Herzogtum, das dem Fu¨rstenbund nach dem Bu¨ndnisschluss der drei Kurfu¨rstentu¨mer beitrat. Herzog Carl August unterzeichnete die Akzessionsakte (Beitrittserkla¨rung mit eingefu¨gtem Haupttraktat) am 29. August 1785 (Beitrittserkla¨rung gedruckt in: Politischer Briefwechsel 1, 167– 171, Nr 116). Offensichtlich wollte sich Franckenberg, der die Verhandlungen mit dem preußischen Gesandten Georg Friedrich von Bo¨hmer u¨ber den Beitritt von Sachsen-Gotha und Altenburg fu¨hrte, im Vorfeld u¨ber den Inhalt des Hauptvertrags oder u¨ber die Fassung der Akzessionsakte, die Herzog Carl August unterzeichnet hatte, informieren. In seinem vorausgegangenen Brief an Goethe hatte er um den Text der Akzessionsakte nachgesucht. Der Bezugsbrief Franckenbergs ist demnach wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 29. August 1785 und 2. September geschrieben worden. 85,3 gesudelt] Sudeln: nachla¨ssig schreiben, schmieren (vgl. Grimm 10, 943). 85,4 nachher in’s Concept geschrieben] Der Vertrag wurde mehrfach abgeschrieben. Concept dient hier als Bezeichnung der ersten Fassung der Beitrittserkla¨rung, die Herzog Carl August vorgelegt wurde. In der Akzessionsakte wurde der Hauptvertrag um einen auf das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach bezogenen voran- und nachgestellten Text erweitert, in dem Carl August seinen Beitritt erkla¨rte und Bu¨ndnistreue gelobte (vgl. die Abschrift: ThHStA, H 1604, Bl. 24–25; gedruckt in: Politischer Briefwechsel 1, 167; 170 f.). 85,5 Meine unversta¨ndlichen Worte] Vgl. yberlieferung. 85,6 H‘. v. B.] Herr von Bo¨hmer. Gemeint ist der preußische Gesandte und Geheime Legationsrat Georg Friedrich von Bo¨hmer. 85,6–7 Ihr Hof bey dem Hanno¨vrischen einige Frist zum Beytritt] Die Verhandlungen in Gotha dauerten im Vergleich zu den Gespra¨chen in Weimar wesentlich la¨nger. Wa¨hrend Bo¨hmer bereits nach zwei Tagen Weimar mit der unterzeichneten Beitrittserkla¨rung verlassen konnte, musste er in Gotha bis zum 20. September 1785 verhandeln, ehe Ernst II. Ludwig dem Fu¨rstenbund beitrat. Wie aus den Briefen Goethes an Franckenberg hervorgeht, wollte der Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg offenbar zuvor noch na¨here Erkundigungen u¨ber das Bu¨ndnis einholen, bevor er sich fu¨r den Beitritt entschied. Zudem liefen die Verhandlungen des Gothaer Herzogs nicht ausschließlich u¨ber den preußischen Gesandten – wie im Fall von Herzog Carl August –, sondern daru¨ber hinaus noch u¨ber Ko¨nig Georg III. von Großbritannien, in Personalunion Kurfu¨rst von Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘) und dessen Bevollma¨chtigten Ludwig Friedrich von Beulwitz, wie aus einem Brief Franckenbergs an Carl August vom 11. Dezember 1785 aus Gotha hervorgeht: „Hier ist das Akzessionswerk mit Hannover
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BRIEF 142
betrieben und vollendet worden, in Weimar mit Berlin.“ (Politischer Briefwechsel 1, 204.) Neben dem Beitritt zum Hauptvertrag unterschrieb Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg am 28. Oktober auch die geheimen Artikel, wodurch er im Bu¨ndnisfall ein Kontingent von 1200 Mann zur milita¨rischen Unterstu¨tzung in Aussicht stellte. Die Verhandlungen daru¨ber waren geheim und wurden vor allem u¨ber Beulwitz gefu¨hrt. Mo¨glicherweise hatte es bereits im August eine erste Absprache wegen der geheimen Artikel zwischen Ernst II. Ludwig und dem Gesandten aus Hannover gegeben. In Sachsen-Weimar und Eisenach waren die geheimen Artikel wegen der geringen Streitmacht des Herzogtums zuna¨chst nicht vorgelegt worden. Erst am 10. Ma¨rz 1786 wurden sie auch von Carl August unterzeichnet (gedruckt in: Politischer Briefwechsel 1, 235 f., Nr 191). 85,7–8 was mir Ew Exzel‘ schreiben] Vgl. zu 85,2. 85,9 Tracktat] Gemeint ist hier der Hauptvertrag des Fu¨rstenbundes, der am 23. Juli 1785 von den Bevollma¨chtigen der Kurfu¨rsten Brandenburgs, Braunschweig-Lu¨neburgs (,Kurhannovers‘) und Sachsens unterzeichnet worden war (vgl. zu 85,2). 85,11–12 Ernst machen Æ:::æ Ernst ist. Ernstlich] Wortspiel mit dem Vornamen des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg. Scherzhafte Bemerkungen u¨ber den Fu¨rstenbund lassen sich auch in Briefen Carl Augusts an einigen Passagen feststellen. Franckenberg war fu¨r seinen Humor bekannt. In dem von Herzogin Louise Dorothee, der Gattin Herzog Friedrichs III. von Sachsen-Gotha und Altenburg, 1739 gegru¨ndeten „Ordre des Hermites de bonne humeur“ (Orden der Eremiten zur guten Laune), in den Franckenberg aufgenommen wurde, erhielt er den Namen „l’eveille´“ (Der Gelehrte; vgl. Julius Frankenstein: Die auswa¨rtige Politik Sachsen-Gotha und Altenburgs und der Reichskrieg gegen Frankreich bis zum Ausscheiden des Herzogtums. 1790–1797, Berlin 1935, S. 53). Bislang wurde der ironische Charakter dieser Passage u¨bersehen (vgl. Tu¨mmler, 32 f.; Hans Haußherr: Der Minister Goethe und die a¨ußere Politik Carl Augusts. In: Historische Zeitschrift. Bd 169. Berlin 1949, S. 299–336, hier S. 335). 85,13 Seren. Augustus] Zu Serenissimus vgl. zu 24,1). – Gemeint ist Prinz August, der ju¨ngere Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, der hier scherzhaft als Serenissimus bezeichnet wird. Prinz August hielt sich vom 30. August bis 22. September 1785 in Weimar auf. Er war mit Franckenberg und Goethe befreundet. Vgl. auch Goethes Erwa¨hnungen des Prinzen in anderen Briefen von Anfang September 1785 (87,23–24; 84,27; 92,12).
SEPTEMBER 1785
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142. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 1. und 3. September 1785 ! ÆKochbergæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 43. – 1 Bl. 19,5(–19,8)627,4 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „104“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 104), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 175–177. WA IV 7 (1891), 83–85, Nr 2155. BEI LAG E
Gedicht zu meinem Geburtstage (vgl. zu 86,19). ERL{UTERUNGEN
Der Briefteil vom 3. September beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 1. oder 2. September 1785 (vgl. zu 86,6) und einen ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief vom 2. oder 3. September 1785 (vgl. zu 86,13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 85,19 meine Vorderstuben] Zu Goethes seit Juni 1782 gemieteter Wohnung im Haus am Frauenplan geho¨rten neben Kellergelassen und Dachboden mit Kammern ein kleinerer Wohnteil im Hinterhaus und ein gro¨ßerer, repra¨sentativer im Vorderhaus. Im Hinterhaus befanden sich eine gro¨ßere und eine kleine Stube sowie drei Kammern. Das Vorderhaus umfasste im Parterrebereich die Ku¨che, zwei Stuben, ein Gewo¨lbe und einige Kammern sowie in der ersten Etage einen so genannten Saal, eine große Stube, ein kleines Kabinett, eine Eckstube und eine Kammer (vgl. Gisela Maul, Margarete Oppel: Goethes Wohnhaus. Mu¨nchen, Wien 1996, S. 7 f.). 85,20 biß Camin und alles fertig ist] Goethe ließ Ende August 1785 wahrscheinlich in der bis dahin nicht beheizbaren gro¨ßeren Stube im Hinterhaus, die von ihm vor allem als Arbeitszimmer benutzt wurde, durch die Weimarer Maurerfirma Johann Caspar Rainer einen Kamin einbauen: „Von. 29. Biß den 31 August 1785. haben nachstende Maurer, in des Herrn Geheimden Raht von Gohten Logis an auf Maurung eines Neu¨en, Englisch‘. Camin gearbeidet.“ (GR/Belege [7. September] 1785, 2, Bl. 10.) Der neue Kamin funktionierte aber schlecht und musste nachgebessert werden (vgl. 89,17–18). Die Arbeiten zogen sich mindestens bis Mitte September hin (vgl. 95,5). Ende September ließ Goethe das Zimmer und den Kamin neu streichen: „Das beym Hernn Geheimthen Rath von Goethen an Tu¨ncherarbeith gemacht worden als In einen Zimmer, ein Camien abgetu¨ncht die Decke geweist, die Wa¨nde Grau mit Leim Farbe angestrigen Æ:::æ“ (GR/Belege [1. Oktober] 1785, 2, Bl. 13). Erst ab Anfang Oktober 1785 konnte Goethe den Raum wieder nutzen (vgl. 101,9–10).
216
BRIEF 143
85,22 gestern Abend nicht mit dir] Der Abend des 31. August war der letzte vor Charlotte von Steins Abreise zu ihrem mehrwo¨chigen Landaufenthalt in Kochberg (vgl. zu 81,1–2). Wohin Charlotte von Stein gegangen war, ist nicht bekannt. 85,22–23 meinen Zahn verbissen] Goethe hatte bereits im Ma¨rz und April sowie Ende Juni 1785 unter Zahnschmerzen aufgrund von Komplikationen mit einem Weisheitszahn zu leiden gehabt (vgl. zu 31,15–16; zu 39,2; zu 70,20), wie er u¨berhaupt seit 1777 immer wieder mit Zahnerkrankungen zu tun hatte. 86,1 Das Mikroscop] Von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach war Goethe zu seinem 36. Geburtstag am 28. August 1785 ein so genanntes ,zusammengesetztes‘ Mikroskop aus neuester franzo¨sischer Produktion geschenkt worden, das Charlotte von Stein u¨ber Carl Ludwig von Knebel und den Jenaer Medizin- und Anatomieprofessor Justus Christian Loder beschaffen ließ: „Æ:::æ eigendlich will die Herzogin Louise den Goethe ein recht extra gutes Microscop schencken weil sie einmahl von ihm geho¨rt hat daß er sichs wu¨nschte; ein Sonnen Microscop hat er schon, demohngeachtet strebt er noch nach einen wovon ihm Loder erza¨hlt hat, und so wu¨nschte ich wen es Loder noch weis mir die adresse davon zu verschaffen.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 15. Februar 1785; H: GSA 54/274,1, Bl. 44; vgl. auch Petersen, Goethe-Stein 1, 540.) Goethe brauchte das modernsten technischen Standard aufweisende Instrument mit viellinsigen Okularen, mehrfach gegliedertem Tubus und Beleuchtungsspiegel fu¨r seine 1785 begonnenen mikrobiologischen Untersuchungen, fu¨r die seine zwei bisherigen Mikroskope offensichtlich nicht mehr ausreichten (vgl. zu 9,28; Goethes Mikroskope, 383–390). 86,6 deines Briefgens] Charlotte von Stein gab noch am Tag ihres Eintreffens auf ihrem Landgut Kochberg am 1. September oder spa¨testens am Folgetag, dem 2. September 1785, Goethe Mitteilung von ihrer Ankunft. Der Brief ist nicht u¨berliefert. 86,10 Ich bin fleisig] Vgl. zu 81,8. 86,10 meine Steine] Gemeint sind die von der Reise nach Karlsbad im Juli und August mitgebrachten Gesteine. Sie wurden in mehreren Sammlungen geordnet: „Granit, verschiedene Sorten um Carlsbad“ (1785); „Carlsbader Suite“ (1785/86); „Schlackenwalder Suite“ (1785); Joachimsthaler Suite“ (1785) und „Joachimsthaler Suite. Anhang Bo¨hmische Minerale“ (1785). Vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 220–231. Zum Zeitpunkt der Abfassung des vorliegenden Briefes fehlten Goethe noch die auf der Hinreise nach Karlsbad gesammelten Steine aus dem Fichtelgebirge, die spa¨ter die „Fichtelberger Suite“ bildeten (vgl. zu 92,31–93,1). 86,11–12 des Herzogs Geburtstag] Der 28. Geburtstag des Herzogs Carl August wurde am 3. September ohne gro¨ßere Feierlichkeiten begangen: „Heute war der Geburtstag unßers Durch‘. Herzogs in aller Stille zuru¨ck geleget, es war auch keine Gratulation von der Music angenommen!“ (FB 1785, S. 167.)
SEPTEMBER 1785
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86,12 Ausstellung] Seit Gru¨ndung der Freien Zeichenschule durch Herzog Carl August 1778 in Weimar wurde allja¨hrlich am Geburtstag des Herzogs die Ausstellung mit den besten Arbeiten des letzten Jahres ero¨ffnet. 86,13 dein liebes Briefgen] Zweiter Brief Charlotte von Steins von ihrem Aufenthalt in Kochberg, der am 2. oder 3. September geschrieben wurde (vgl. zu 86,6); nicht u¨berliefert. 86,16–17 meinen Wilhelm ausschreiben! das Buch wenigstens] Goethe schrieb seit November 1784 am 6. Buch seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Vor allem die Reisen nach Ilmenau und Karlsbad im Juni sowie im Juli und August 1785 hatte er fu¨r die Arbeit am Manuskript genutzt (vgl. zu 66,19; zu 71,15–16). Auch in der Zeit des Aufenthalts von Charlotte von Stein in Kochberg ab September setzte er die Arbeit am Roman fort (vgl. zu 81,8; 89,20). Am 11. November schloss er wie vorgesehen das 6. Buch des Romans ab (vgl. zu 113,22). 86,19 ein Gedicht zu meinem Geburtstage] Nicht ermittelt. 86,19–20 Von Fritzen hab ich noch keine Nachricht.] Friedrich von Stein, der 12-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, hatte am 30. oder 31. August, spa¨testens aber am 1. September 1785 in Begleitung des Eisenacher Kaufmanns Lorenz Streiber eine mehrwo¨chige Reise nach Frankfurt a. M. angetreten (vgl. zu 72,13– 14). Sein Ziel erreichte er wahrscheinlich am 2. oder 3. September. Am 2. Oktober 1785 kehrte Friedrich von Stein wieder nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 96,21). 86,22 nicht nach Ilmenau gehen sondern Voigts hinschicken] Goethe war zuletzt vom 2. bis 16. Juni zur Inspektion der Arbeiten am neuen Bergwerk in Ilmenau gewesen (vgl. zu 62,21). Wahrscheinlich hielten aber die nach der Karlsbadreise aufgelaufenen Dienstgescha¨fte, darunter die Beitrittsverhandlungen zum Fu¨rstenbund, Goethe von der zuna¨chst beabsichtigten Reise ab. Sein Mitarbeiter in Bergwerksangelegenheiten Christian Gottlob Voigt reiste schließlich am 10. September nach Ilmenau und blieb etwa bis zum 20. September 1785 (vgl. Goethe und Ilmenau, 187 f.). Voigts Bruder Johann Carl Wilhelm hatte sich zur yberwachung der Arbeiten am Bergwerk schon den Sommer u¨ber in Ilmenau aufgehalten.
143. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimaræ, 5. September Æ1785æ ! ÆKochbergæ
Die fehlende Jahresangabe ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes, so u. a. aus den Mitteilungen u¨ber Friedrich von Steins Nachrichten aus Frankfurt a. M. (vgl. zu 87,1) und u¨ber den Aufenthalt des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg in Weimar (vgl. zu 87,23).
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BRIEF 143
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 44. – Doppelblatt 16(–16,2)6 19,5(–19,7) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „105.“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 105), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 177–179. WA IV 7 (1891), 86–88, Nr 2158. BEI LAG EN
Briefe Friedrich von Steins (vgl. zu 87,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 6. oder 7. September 1785 (vgl. zu 88,16) ist nicht u¨berliefert. 86,27 Ich war in Tiefurt unter den besten Menschen] Die Herzoginmutter Anna Amalia hielt sich seit dem 6. Juni 1785 in ihrer Sommerresidenz auf, dem Parkschlo¨sschen Tiefurt, 4 km no¨rdlich vor Weimar (vgl. Datierung zu Nr 121). Am 1. September war die herzogliche Tafel in Tiefurt ausgerichtet worden: „Speißeten Durch‘. Herrschafften bey Durch‘. Herzogin Frau Mutter in Tiefurth.“ (FB 1785, S. 165.) 87,1 Fritzens Briefe] Goethe hatte erste Briefe Friedrich von Steins von dessen Reise nach Frankfurt a. M. erhalten (vgl. zu 86,19–20). Mit der reitenden Post lief ein Brief zwischen Frankfurt und Weimar nicht la¨nger als zwei Tage, wie aus einem Weimarer Postverzeichnis hervorgeht: „Dienstags Morgens 5 Uhr reitend nach Erfurt, Gotha, Eisenach, Vach, Fulda, Gelnhausen, Hanau, Frankfurt, kommt daselbst Donnerstags fru¨h an Æ:::æ“ (Post-Bericht, Bl. 19). Es handelte sich demnach wahrscheinlich um mindestens zwei Briefe Friedrichs, die am 1. und/oder 2. September sowie am 2. und/oder 3. September 1785 geschrieben waren und ostensiblen Charakter trugen, sich sowohl an Goethe wie an Friedrichs Familie richteten (vgl. 87,30). Sie sind nicht u¨berliefert. Goethe antwortete Friedrich von Stein noch am selben Tag (Nr 144). 87,2 wie er schon zu Hause ist] Friedrich von Stein wohnte zumindest zeitweise auch bei Goethes Mutter Catharina Elisabeth in deren Haus am Großen Hirschgraben in Frankfurt a. M. (vgl. 88,7). 87,8 Die Herder] Caroline Herder, die Ehefrau Johann Gottfried Herders. 87,9–10 was ihr im Carlsbad unangemes Æ:::æ von ihrer Hausgenossin] Ihren Kuraufenthalt in Karlsbad vom 23. Juni bis 1. August 1785 hatten Herder und dessen Frau Caroline im gleichen Ga¨stehaus, dem so genannten „Steinernen Haus“ an der ,Wiese‘, verbracht wie das Ehepaar Christian Gottlob und Johanna Victoria Voigt. Dabei war es zu Spannungen und schließlich zum Streit insbesondere zwischen den Frauen gekommen. Noch in ihren spa¨teren „Erinnerungen“
SEPTEMBER 1785
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schrieb Caroline Herder dazu: „Voigts Eitelkeit wurde im Karlsbad, wo wir zusammen gewesen waren, beleidigt. Herder wurde von Diesem u. Jenem aufgesucht, vorgezogen, eingeladen. Voigt nicht. Dies gab Missstimmung u. baldige Trennung. Zu gleicher Zeit wurde Voigt mit Goethe, der damals auch in Karlsbad war, durch Herder na¨her bekannt. Ihre beiderseitige Liebhaberei zu Mineralien, u. Voigts kriechende Kunst verband sie schnell. Herder war hierdurch die erste Sprosse zu Voigts Glu¨ck. Goethe empfahl ihn nachmals dem Herzog u. hob ihn auf die Stelle, wo er nun so lange mit der niedrigsten Seele u. Heucheley nur seine u. des Herzogs Absichten mit der frechsten Art gegen Honneteta¨t und Gerechtigkeit ausfu¨hrt.“ (BG 2, 536.) Herder hingegen bekannte sich in einem Brief an Voigt vom 26. August 1785 ausdru¨cklich zu ihrer anhaltenden Freundschaft (vgl. HB 12, 414). 87,12 a b s o l v i r t e ] ,Absolvieren‘ hier im Sinne von ,Absolution erteilen‘, ,freisprechen‘, ,vergeben‘ (von lat. absolvere: ablo¨sen, lossprechen). 87,20 deine Wiederkehr] Charlotte von Stein kam erst nach sechswo¨chigem Aufenthalt in Kochberg am 12. Oktober 1785 nach Weimar zuru¨ck. 87,21 Indianische Geschichten] Gemeint sind ,indische‘ Geschichten und damit wahrscheinlich der Sammelband des franzo¨sischen Dichters und Abbe´s Franc¸ois Blanchet „Apologues et contes orientaux, etc. par l’auteur des varie´te´s morales et amusantes“ (Paris 1784. – Orientalische Fabeln und Ma¨rchen, usw. vom Verfasser der moralischen und unterhaltenden Miszellen), von dessen Lektu¨re Goethe Charlotte von Stein in seinem na¨chsten Brief berichtet (vgl. 89,4–5). Blanchets Buch bot Fabeln, Ma¨rchen, Geschichten, Anekdoten, Sprichwo¨rter und Aphorismen vorwiegend aus als exotisch angesehenen Kulturen und Sprachen, wie dem Indischen, Chinesischen, Arabischen, aber auch einige ybertragungen aus der spanischen, italienischen und englischen Literatur. 87,22 Ich gehe nicht nach Ilmenau.] Diese nun zum Entschluss gereifte Absicht hatte Goethe Charlotte von Stein schon am 3. September mitgeteilt (vgl. zu 86,22). 87,22 Vogt mag allein reisen.] Vgl. ebd. 87,23 Prinz August] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, der ju¨ngere Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig, war am 30. August zu einem la¨ngeren Besuch des Hofes nach Weimar gekommen. Er blieb bis zum 22. September (vgl. FB 1785, S. 163 und 186). Goethe war mit dem kunstsinnigen Prinzen befreundet und traf wa¨hrend der folgenden Tage o¨fter mit ihm zusammen (vgl. 89,5–6; 92,12; 93,19; 96,16), so auch noch einen Tag vor dessen Abreise am 21. September: „Go¨the war bey mir, und hielt mich ab, Ihnen lebewohl zu sagen.“ (Prinz August an Herder, 21. September 1785; BG 2, 548). 87,25 Der Herzog ist in seiner Meute glu¨cklich.] Der leidenschaftliche Ja¨ger und Hundeliebhaber Herzog Carl August hatte vom markgra¨flichen Oberkammerherrn und Hofja¨germeister Wilhelm Ludwig Freiherr von Po¨llnitz aus AnsbachBayreuth eine Meute Jagdhunde zur Parforcejagd geschenkt bekommen. Von Po¨ll-
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BRIEF 144
nitz kam am 23. Oktober nach Weimar und blieb die Jagdsaison u¨ber bis zum 16. Dezember 1785 (vgl. FB 1785, S. 217 und 271). Am 9. Oktober berichtete Herzog Carl August an Knebel: „Zur Jagd erwarte ich den O. K. H. von Po¨llnitz von Anspach welcher mir die Meute geschenckt hat; er wird ehstens eintreffen und die p. force Jagd methodice´ lehren.“ (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 56.) 87,25–26 Er schafft die Hofleute ab] Unmittelbar nach der Ru¨ckkehr des Herzogspaares von seinem Badeaufenthalt in Pyrmont war am 19. August 1785 eine Anordnung zur Aufhebung der ta¨glichen großen Hoftafel erlassen worden, an der bisher auch immer einige der wichtigsten Hofleute teilgenommen hatten: „Anheute war der Anfang gemacht, daß Durch‘. Herrschafft hinfu¨hro ordinair auf Ihrem Zimmer speißen wollen, Mittags sind ordinair 5. Pers. worunter die 3. Hofdames mit begru¨ssen sind, und Abends bleiben die Hofdames auch ord. auf Ihren Zimmer allein; Die Herrn Caval. kommen nicht ehender zur Tafel biß solche Durch‘. Herzog invitiren la¨ßt.“ (FB 1785, S. 152.) Diese nicht zuletzt wahrscheinlich auch von Goethe angemahnte Sparmaßnahme wurde nur in den ersten Wochen durchgesetzt, spa¨ter immer sta¨rker wieder gelockert. Herder berichtet u¨ber die Maßnahme an Knebel am 28. August 1785: „Der Hof ist seit 8. Tagen wieder hier u. die Tafel an demselben abgeschafft. Die Hrn. Miteßer bekommen Kostgeld: die Damen speisen mit dem Fu¨rstlichen Ehepaar auf des Herzogs Zimmer u. jedesmal wird ein Fremder dazu gebeten. Sie ko¨nnen denken, was die Hofdamen dazu sagen u. es ist unbegreiflich daß sie nicht schon aus Furcht fu¨r zuku¨nftiger langer Weile zum voraus verschmachten.“ (HB 5, 135.) 87,30 Stein] Ernst Josias Friedrich von Stein. 87,30 deine Mutter] Concordia Elisabetha von Schardt. 144. An Friedrich von Stein
Weimar, 5. September 1785 ! ÆFrankfurt a. M.æ
y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 30, Nr 3. WA IV 7 (1891), 86, Nr 2157 (nach E). Textgrundlage: E ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet nicht u¨berlieferte Briefe Friedrich von Steins wahrscheinlich vom 1. oder 2. und vom 2. oder 3. September 1785 (vgl. zu 88,1–2). – Friedrich von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und 18. September 1785 (vgl. zu 88,4).
SEPTEMBER 1785
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88,1–2 wohl angekommen und wohl aufgenommen] Friedrich von Stein hielt sich wahrscheinlich seit dem 2. oder 3. September zu einem Besuch in Frankfurt a. M. auf. Er wohnte zumindest zeitweise bei Goethes Mutter Catharina Elisabeth. Am 3. September schrieb Goethe an Charlotte von Stein, er habe von Friedrich noch keine Nachricht (86,20), am Abend des 5. September 1785 schickt er ihr dann aber schon Fritzens Briefe (87,1). Es waren mindestens zwei Briefe Friedrichs (vgl. zu 87,1). 88,2 Lehren des alten Polonius] Anspielung auf die Abschiedsszene zwischen dem Ka¨mmerer Polonius und dessen Sohn Laertes in Shakespeares Trago¨die „Hamlet“, worin der Vater seinem nach Frankreich reisenden Sohn wichtige Ratschla¨ge und Verhaltensregeln erteilt (I 6): „Hier, empfange meinen Segen, und diese wenigen Lebens-Regeln, womit ich ihn begleite, schreib in dein Geda¨chtniß ein. Gieb deinen Gedanken keine Zunge, und wenn du je von unregelma¨ssigen u¨berrascht wirst, so hu¨te dich wenigstens, sie zu Handlungen zu machen: Sey gegen jedermann leutselig, ohne dich mit jemand gemein zu machen: Hast du bewa¨hrte Freunde gefunden, so hefte sie unzertrennlich an deine Seele; aber gieb deine Freundschaft nicht jeder neuausgebruteten, unbefiederten Bekanntschaft preiß. Hu¨te dich vor den Gelegenheiten zu Ha¨ndeln; bist du aber einmal darinn, so fu¨hre dich so auf, daß dein Gegner nicht hoffen ko¨nne, dich ungestraft zu beleidigen. Leih’ dein Ohr einem jeden, aber wenigen deinen Mund; nimm jedermanns Tadel an, aber dein Urtheil halte zuru¨k. Kleide dich so kostbar als es dein Beutel bezahlen kan, aber nicht phantastisch; reich, nicht como¨diantisch: Denn der Anzug verra¨th oft den Mann Æ:::æ. Sey weder ein Leiher noch ein Borger; denn durch Leihen richtet man oft sich selbst und seinen Freund zu Grunde; und borgen untergra¨bt das Fundament einer guten Haushaltung. Vor allem, sey redlich gegen dich selbst, denn daraus folget so nothwendig als das Licht dem Tage, daß du es auch gegen jedermann seyn wirst.“ (ybersetzung von Christoph Martin Wieland, in: Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Englischen u¨bersezt [1766]. Bd 8, S. 36 f.) Goethe hatte sich im Rahmen seiner Arbeit am „Wilhelm Meister“ im Sommer 1785 intensiv mit dem Stu¨ck bescha¨ftigt (vgl. zu 71,15–16) und es vermutlich auch mit Friedrich von Stein gelesen. Die Ausgabe mit Wielands Shakespeareybersetzungen (Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Englischen u¨bersezt von Herrn Wieland. 8 Bde. Zu¨rich 1762–1766) befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 217, Nr 1521). 88,4 Schreibe jeden Tag nur etwas] Briefe Friedrich von Steins an seine Eltern oder an Goethe von seinem Aufenthalt in Frankfurt a. M. sind nicht u¨berliefert. Friedrich schrieb wohl in der Regel ostensible Briefe, die vermutlich zwar an Goethe adressiert, aber auch fu¨r seine Familie bestimmt waren. Einige dieser Briefe lassen sich erschließen. Der Aufforderung zum ta¨glichen Briefeschreiben kam Friedrich allerdings nicht nach. Von der insgesamt u¨ber vierwo¨chigen Reise sind lediglich sieben Briefe Friedrich von Steins, die an Goethe nach Weimar gingen, rekonstru-
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BRIEF 145
ierbar. Die wahrscheinlich ersten zwei Briefe erhielt Goethe am 5. September 1785 (vgl. zu 87,1). Am 11. September 1785 erwa¨hnt Goethe gegenu¨ber Charlotte von Stein einen Brief Friedrichs aus Salmu¨nster mit der Bemerkung, weiter habe er noch nichts erhalten (93,25–26). Hierbei du¨rfte es sich um einen eigens an Goethe gerichteten Brief von Friedrichs Reisestation Salmu¨nster gehandelt haben (vgl. zu 93,25). In einem Brief vom 16. und 17. September 1785 an Charlotte von Stein deutet Goethe Friedrich von Steins Stillschweigen (95,7–8) dahingehend, dass es ihm gut gehe. Mit dem Brief vom 20. und 21. September schickt Goethe wieder einen Brief Friedrichs an die Mutter nach Kochberg (vgl. zu 97,1), und dem folgenden vom 22. und 23. September 1785 kann er erneut wahrscheinlich zwei Briefe des Sohnes beilegen (vgl. zu 98,3). Der letzte Brief Friedrichs, geschrieben zwischen dem 25. und 27. September, traf wahrscheinlich am 1. Oktober 1785 in Weimar ein (vgl. zu 101,18). Am 2. Oktober 1785 fru¨h kehrte Friedrich von Stein wieder nach Weimar zuru¨ck: „Æ:::æ Sonnabend die Nacht um 1 kamen wir an.“ (Friedrich von Stein an Catharina Elisabeth Goethe, 3. Oktober 1785; H: GSA 37/I, 9,13.) 88,5 Deine Mutter ist in Kochberg] Charlotte von Stein hielt sich seit dem 1. September 1785 auf dem Landgut der Familie in Kochberg auf (vgl. zu 81,1– 2). Offensichtlich war Friedrich von Stein vor seiner Abreise aus Weimar nur vage daru¨ber informiert gewesen. Er konnte nun seiner Mutter direkt nach Kochberg schreiben. 88,5 Dein Vater] Ernst Josias von Stein. 88,6 die Carlsbader Steine] Seit einigen Tagen war Goethe damit bescha¨ftigt, das mineralogische Material, welches er auf seiner Reise nach Karlsbad im Juli und August gesammelt hatte, zu sichten und fu¨r seine Mineraliensammlung zu ordnen (vgl. zu 86,10). 88,7 meine Mutter] Catharina Elisabeth Goethe. 88,8–9 Das gute Obst] Etwa drei Wochen nach seiner Abreise aus Frankfurt a. M., am 20. Oktober 1785, schrieb Goethes Mutter Friedrich von Stein, alles zu Hause erinnere sie noch an ihn, auch „die Birn’, die ihm fru¨h morgens so gut schmeckten, wa¨hrend ich meinen Thee trank Æ:::æ“ (Goethe-Friedrich von Stein, 91). yberhaupt scheint sie ihn mit dem Essen verwo¨hnt zu haben. In seinem Dankesbrief vom 3. Oktober 1785 schrieb Friedrich nach Frankfurt: „Viele Menschen finden daß ich fetter worden bin das glaube ich gar wohl denn Sie haben mich so gut gefu¨ttert, als die Gra¨fin den Cherubin nimmermehr.“ (H: GSA 37/I, 9,13.)
SEPTEMBER 1785
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145. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 8. und Æ9.?æ September Æ1785æ ! ÆKochbergæ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegebenen Datum 8. Sept. (88,12) in die Briefe des Jahrgangs 1785 eingeordnet. Eine solche Datierung wird durch den Inhalt des Briefes besta¨tigt, so z. B. den Besuch Sylvius von Franckenbergs aus Gotha (vgl. zu 89,8–10), die Begegnungen mit Prinz August (vgl. zu 89,5–6) oder Goethes Bericht vom Kaminbau in seiner Wohnung (vgl. zu 89,17). Die erneute Datumsangabe bei der Fortsetzung des Briefes Freytag d‘. 8 ten. S. (90,1) mit der anschließenden Erwa¨hnung seiner Reise nach Jena (vgl. zu 90,1) la¨sst vermuten, dass Goethe den Brief erst am 9. September, der auf Freitag fiel, beendet hat und ihm bei der Datierung ein Schreibversehen unterlaufen ist. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 45. – Doppelblatt 16(–16,2)6 19,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „106.“; Bl. 2 am unteren Rand ausgerissen, dadurch auf S. 4 am Briefende Buchstabenverlust und Textverlust von ca. 1 bis 2 Zeilen (vgl. zu 90,1–2); am linken Seitenrand mit einem Papierstreifen aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 106), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 179–181. WA IV 7 (1891), 88–90, Nr 2159. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 6. oder 7. September 1785 (vgl. zu 88,16). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 88,13 Ein Bote vom Geh. R. v Franckenb‘.] Am fru¨hen Morgen des 8. September 1785 hatte Goethe eine Depesche des Geheimen Rats am herzoglichen Hof von Sachsen-Gotha und Altenburg Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg erreicht. Mo¨glicherweise enthielt sie neue Informationen u¨ber die Verhandlungen des Herzogs von Sachsen-Gotha zum Fu¨rstenbund (vgl. zu 90,3). Daru¨ber hinaus bat Franckenberg um die Vollmacht des preußischen Gesandten Georg Friedrich von Bo¨hmer fu¨r die Unterzeichnung der Akzessionsakte zum Fu¨rstenbund am Weimarer Hof (vgl. zu 90,5). Nach den abgeschlossenen Beitrittsverhandlungen in Weimar hielt sich Bo¨hmer seit Ende August zu entsprechenden Vertragsgespra¨chen in Gotha auf, die in ihre entscheidende Phase getreten waren. Sachsen-Gotha und Altenburg trat dem Fu¨rstenbund am 20. September 1785 bei.
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BRIEF 145
88,16 Dein Brief] Nicht u¨berlieferter Antwortbrief Charlotte von Steins aus Kochberg wahrscheinlich vom 6. oder 7. September 1785 auf Goethes Brief vom 5. September (Nr 143). 88,17 Fritzens Briefen] Goethe hatte mit seinem Brief vom 5. September 1785 an Charlotte von Stein auch gerade empfangene Briefe Friedrich von Steins aus Frankfurt a. M. geschickt (vgl. zu 87,1). 88,18 meinen Sachen] Die Dienstgescha¨fte Goethes. 88,18–19 Voigten allein nach Ilmenau] Goethe schickte seinen Mitarbeiter in der Bergwerkskommission Christian Gottlob Voigt entgegen seiner urspru¨nglichen Absicht am 10. September 1785 allein nach Ilmenau zur Kontrolle der im Juni 1785 angeordneten Ausbauarbeiten am dortigen Bergwerk. Goethe hatte Charlotte von Stein schon in den Briefen vom 1. und 3. September und vom 5. September 1785 seinen Reiseverzicht angedeutet (vgl. zu 87,22). 88,21 Neckers neues Werck] Gemeint ist die Rechtfertigungsschrift „De l’administration des finances de la France“ des aus Genf gebu¨rtigen Bankiers und ehemaligen Finanzministers des franzo¨sischen Ko¨nigs Jacques Necker, die erstmals 1784 in drei Ba¨nden in Lausanne erschienen war. Necker analysiert darin unter Verwendung zahlreicher Dokumente noch einmal die Zerru¨ttung der franzo¨sischen Staatsfinanzen unter Louis XVI., u¨bt Kritik an der Verschwendungssucht des Hofes und der Korruption der Verwaltung und schildert die von ihm dagegen vorgeschlagenen Maßnahmen einer umfassenden Finanz- und Verwaltungsreform, die schon 1781 nach der Vero¨ffentlichung des Aufsehen erregenden Finanzberichts „Compte rendu au Roi par M. Necker“ (Paris 1781) zu seiner Entlassung gefu¨hrt hatten. 1785 waren eine zweite, erweiterte Auflage des Werks in Bern und auch eine deutsche ybersetzung erschienen: „Von der Verwaltung des Finanzwesens in Frankreich. Von Herrn Necker. Aus dem Franzo¨sischen u¨bersetzt von Albrecht Wittenberg“ (3 Tle. Lu¨beck). 88,22 seine hefftigen Gegner] Neckers Studie zur Reform des franzo¨sischen Finanz-, Steuer- sowie Staatswesens insgesamt rief zahlreiche Kritiker auf den Plan. Bereits 1785 waren mehrere Schriften erschienen, die sich kontrovers mit Neckers Buch auseinandersetzten, so z. B. „Examen de la the´orie et de la pratique de M. Necker dans l’administration des finances de la France, par le pre´sident de M. Coppons“ (Paris 1785. – Pru¨fung der Theorie und Praxis Hrn. Neckers in der Verwaltung des Finanzwesens in Frankreich, vom Pra¨sidenten Hrn. Coppons) und „Remarques d’un Franc¸ais ou Examen impartial du livre de Mr. de Necker sur l’administration des finances de la France, par le comte Dubuat Nanc¸ay“ (Gene`ve 1785. – Betrachtungen eines Franzosen oder unvoreingenommene Pru¨fung des Buches von Hrn. von Necker u¨ber die Verwaltung des Finanzwesens in Frankreich, vom Grafen Dubuat Nanc¸ay). Welche Streitschriften Goethe gelesen hat, ist nicht bekannt.
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89,4 Orientalische Erza¨hlungen des Abt Blanchet] Abbe´ Franc¸ois Blanchet: Apologues et contes orientaux. Paris 1784 (vgl. zu 87,21). 89,4–5 einige andre Schrifften] Nicht ermittelt. 89,5–6 Zu Zeiten seh ich den Prinzen und unsere Fu¨rsten] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg hielt sich seit dem 30. August zu Besuch am Weimarer Hof auf (vgl. zu 87,23). Goethe war am 3. und am 6. September Teilnehmer an der Hoftafel (vgl. FB 1785, S. 167 und 170; vgl. auch die folgende Erla¨uterung). 89,7 Die neue Einrichtung geht fort] Gemeint ist die Anordnung Herzog Carl Augusts vom 19. August 1785 zur Aufhebung der ta¨glichen großen Hoftafel (vgl. zu 87,25–26). Allerdings wurde schon seit der Ankunft des Fu¨rsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau sowie des preußischen Gesandten Friedrich Georg von Bo¨hmer am 27. August und des Prinzen August von SachsenGotha und Altenburg am 30. August auf eine gro¨ßere Hoftafel nur im Ausnahmefall verzichtet. So gab es entsprechende Hoftafeln am 28. August mit 29 Personen, am 29. August mit 20 Personen, am 31. August mit 9 Personen, am 3. September mit 9 Personen, am 4. September mit 16 Personen und am 6. September noch einmal mit 11 Personen (vgl. FB 1785, S. 161, 162, 164, 167, 168, 170). 89,8 kleinen Zimmer] Nach dem großen Schlossbrand vom 6. Mai 1774 wohnte und residierte die Weimarer Herzogsfamilie seit Oktober 1775 im so genannten Landschaftshaus, dem bisherigen Sitz der Sta¨ndevertretung des Herzogtums, etwa 300 m su¨dlich des Schlosses (heute Hochschule fu¨r Musik am Platz der Demokratie). Nach dem Aufhebungsbeschluss der großen herzoglichen Tafel fand in der Regel nur noch eine Tafel mit dem Herzogspaar, den drei Hofdamen und einzelnen Ga¨sten im Zimmer des Herzogs im ersten Stock des Fu¨rstenhauses statt. 89,8–10 Wie Franckenb‘ da waren Æ:::æ die Aufwartung mit gerechnet.] Der Geheimrat am Hof von Sachsen-Gotha und Altenburg Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg war am 6. September 1785 mit seiner Frau Dorothea Caroline zu einem Besuch wahrscheinlich in Angelegenheiten der laufenden Beitrittsverhandlungen von Sachsen-Gotha und Altenburg zum Fu¨rstenbund nach Weimar gekommen. Mit weiteren geladenen Ga¨sten, darunter auch Goethe, nahmen die Franckenbergs mittags an der Hoftafel teil (vgl. FB 1785, S. 170). Bei wichtigen Anla¨ssen, so bei herausgehobenen Besuchen, wurde die Tafel betra¨chtlich ausgeweitet, so dass der relativ kleine Raum des Herzogszimmers eigentlich nicht mehr ausreichte (vgl. zu 89,7). 89,14 Fritz nicht da] Friedrich von Stein hielt sich seit Anfang September in Frankfurt a. M. auf (vgl. zu 88,1–2). 89,15–16 in meinen vordern Zimmern] Wegen Umbauarbeiten im Hinterhaus seiner Wohnung im Haus am Frauenplan war Goethe Ende August 1785 in die Ra¨umlichkeiten im Vorderhaus ausgewichen (vgl. zu 85,19).
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BRIEF 146
89,17 Mein Camin] Goethe hatte sich Ende August 1785 im Hinterhaus einen Kamin einbauen lassen (vgl. zu 85,20). 89,19 Die neue Bru¨cke] Wahrscheinlich die so genannte Duxbru¨cke. Sie wurde 1784/85 als ho¨lzerne Bogenbru¨cke u¨ber die Ilm im Park am Stern unweit von Goethes Gartenhaus mit der Neugestaltung des Areals am Duxgarten angelegt; das Originalbauwerk ist heute nicht mehr erhalten (vgl. Wolfgang Huschke: Die Geschichte des Parkes von Weimar. Weimar 1951, S. 69 f.). 89,20 An Wilh. ist auch geschrieben worden] Goethes Arbeiten am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. zu 86,16–17). 89,20–21 ob ich im November Wort halten werde] Goethe hatte offensichtlich versprochen, bis zum November 1785 das 6. Buch des Romans fertigzustellen, was ihm am 11. November auch gelang (vgl. 113,22; zu 114,1). 89,24–25 den Winter mit dir zu seyn] Fu¨r den Winter 1785/86 hatten Goethe wie auch Charlotte von Stein keine gro¨ßeren Reisen geplant. 89,26 dich in Kochberg zu besuchen] Ein Besuch Goethes bei Charlotte von Stein in Kochberg kam nicht zustande. Der Versuch, am 30. September von Jena aus nach Kochberg zu reisen, scheiterte an a¨ußeren Widrigkeiten (vgl. 101,6–9). 89,28 Die Musick der Operette] Goethe hatte im April 1785 dem Komponisten Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich den Auftrag zur Komposition seines Singspiels „Scherz, List und Rache“ erteilt (vgl. zu 46,10). Die Partitur zum 1. Akt erhielt er wahrscheinlich im August von Kayser (vgl. zu 107,9) und ließ nun davon die Stimmen ausschreiben. 89,29 sie im ganzen zu ho¨ren] Eine Orchesterprobe des 1. Akts von „Scherz, List und Rache“ hat nicht vor Ende September oder Oktober 1785 stattgefunden (vgl. zu 107,17). 90,1 Freytag d‘. 8 ten. S.] Offensichtlich ein Schreibversehen; vermutlich war Freitag, der 9. September, gemeint. 90,1 Ich gehe nach Jena] Am 9. September (vgl. Koch, Jena-Aufenthalte, 317). Vermutlich war Goethe dienstlich unterwegs. Am 11. September 1785 meldete er sich wieder aus Weimar (vgl. 93,17–18), so dass zu vermuten ist, dass er bereits am 10. oder am 11. September zuru¨ckkehrte. 90,1–2 Æwu¨næsche dir wohl Æzæu leben. Ich laÆ:::æ] Textverlust am Briefende durch Papierausriss (vgl. yberlieferung). 146. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, 8. September 1785æ ! ÆGothaæ DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief ist am 8. September 1785 geschrieben worden. In seinem Brief an Charlotte von Stein vom gleichen Tag berichtet Goethe, dass ein Bote
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vom Geh. R. v Franckenb‘. ihn um drei Uhr geweckt habe (88,13). Auf diesen Boten nimmt Goethe auch im vorliegenden Brief Bezug (vgl. zu 90,3). y B E R L I E F E RU N G
H: Thu¨ringisches Staatsarchiv Gotha, Sign.: A III 2, Nr 10, Bl. 9–10. – Doppelblatt 18,9623,5 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 30 (1905), 37 f., Nr 2150 a (Carl Schu¨ddekopf). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Franckenbergs vom 7. September 1785 (vgl. zu 90,3). – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 19. September 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Datierung zu Nr 151). 90,3 Der Bote Æ:::æ um 3 Uhr fru¨h angekommen] Der Bote Franckenbergs ko¨nnte weitere, nicht bekannte Dokumente in der Angelegenheit des Fu¨rstenbunds oder politische Informationen u¨berbracht haben, die Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg u¨ber Dritte erhalten hatte. Einen Hinweis darauf gibt ein spa¨terer Brief von Herzog Carl August an Franckenberg vom 14. September 1785, in dem er schreibt: „Sollten Sie mehrere Dinge, unser wichtiges Gescha¨ft betreffend, von Paris erhalten, so bitte ich, mir solche von Zeit zu Zeit, soweit es die Verschwiegenheit erlaubet, mitzuteilen. Ich bin dafu¨r erbo¨tig, was mir nordwa¨rts zuko¨mmt, ebenfalls, soviel ich kann, zu offenbahren Æ:::æ“ (Politischer Briefwechsel 1, 179). Gemeint sind hier Informationen des vom Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg bevollma¨chtigten Ministers Friedrich Melchior Baron von Grimm, der sich als Gesandter in Paris aufhielt. 90,5 Vollmacht] Gemeint ist die Vollmacht des preußischen Gesandten Georg Friedrich von Bo¨hmer fu¨r die Unterzeichnung der Akzessionsakte zum Fu¨rstenbund am Weimarer Hof. Bo¨hmer hatte die Vollmacht am Tage seiner Ankunft in Weimar am 27. August 1785 dem Herzog u¨bergeben (vgl. FB 1785, S. 160). Tags darauf standen im Geheimen Consilium die Akzessionsakte, die Akzeptationsurkunde sowie das erga¨nzende Dokument „Erkla¨rung der Ursachen, welche Seine Ko¨nigliche Majesta¨t von Preußen bewogen haben, Ihren hohen Mit-Sta¨nden des Reichs eine Aßociation zur Erhaltung des Reichs-Systems anzutragen und mit einigen derselben zu schließen“ zur Beratung (vgl. Protokoll der Sitzung des Weimarer Geheimen Consiliums vom 28. August 1785, in: Politischer Briefwechsel 1, 161–163). Die am 11. August 1785 durch den preußischen Ko¨nig Friedrich II. ausgestellte Vollmacht ist in einer sigillierten Abschrift im ThHStA Weimar erhalten: „Wir Friederich von Gottes Gnaden Æ:::æ Thun kund und bekennen hiermit, daß, nachdem Wir Unserm Geheimen L e g a t i o n s Rath von B o e h m e r an einige Churfu¨rstliche- und Fu¨rstliche Ho¨fe des deutschen Reichs als Unseren bevollma¨chtigten M i n i s t r e abgeschicket, um mit denselben u¨ber die gegenwa¨rtige bedenckliche Umsta¨nde und Angelegenheiten des Reichs ein freundschaftliches Ein-
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versta¨ndniß zu treffen; als ertheilen Wir demselben hierdurch Unsere Gewalt und Vollmacht, um mit denen Herren Churfu¨rsten und Fu¨rsten, welche mit Uns gleiche Gesinnungen hegen, zum Besten des deutschen Reichs und zur Erhaltung des Wohl- und Ruhestandes dieses Unseren gemeinschaftlichen Vaterlandes, von Unsertwegen und in Unserm Nahmen solche Vereinigung und Bu¨ndniße zu verabreden, zu schließen und zu unterzeichnen, als er nach denen von Uns ertheilten I n s t r u c t i o n e n dienlich und Gelegenheit dazu finden wird. Wir versprechen hierdurch alles dasjenige, was er solchergestalt in Unserm Nahmen abschließen wird, zu genehmigen, und zu erfu¨llen. Urkundlich haben Wir diese Vollmacht Eigenha¨ndig unterschrieben und besiegeln laßen.“ (ThHStA, H 1604, Bl. 14.) 90,6 H‘. v. B] Herr von Bo¨hmer (vgl. zu 85,6). 90,6 Ew Exzel‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Exzellenz‘ (vgl. zu 41,13). 90,7–9 Ve r e i n i g u n g u n d B u¨ n d n i s s e Æ:::æ I n s t r u c k t i o n .] Goethe zitiert aus der vom preußischen Ko¨nig Friedrich II. ausgestellten Vollmacht fu¨r seinen Gesandten Georg Friedrich von Bo¨hmer (zum Wortlaut der Vollmacht vgl. zu 90,5). 90,10 producirte] ,Produzieren‘ hier im Sinne von ,vorstellen‘, ,vorbringen‘ (vgl. Grimm 13, 2157). 90,11 den beyden andern Ho¨fen] Gemeint sind die Kurfu¨rstentu¨mer Sachsen und Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘), die mit dem Kurfu¨rstentum Brandenburg (Personalunion mit Ko¨nigreich Preußen) am 23. Juli den Fu¨rstenbund geschlossen hatten (vgl. zu 85,2). 90,15 sa¨mtlichen Bevollma¨chtigten] Zum Abschluss des Fu¨rstenbundes wurden von den Kurfu¨rsten von Sachsen, von Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘) und von Brandenburg vier Minister bevollma¨chtigt, die den Hauptvertrag gemeinsam unterzeichneten. Es handelte sich um den kursa¨chsischen Diplomaten Friedrich August Graf von Zinzendorf und Pottendorf, um die beiden preußischen Minister Carl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein und Ewald Friedrich von Hertzberg, sowie um den hannoverischen Minister Ludwig Friedrich von Beulwitz. In der Akzessionsakte werden sie ausdru¨cklich genannt: „Æ:::æ Seine Kurfu¨rstliche Durchlaucht zu Sachsen Ihro Generalmajor, Kammerherrn und Generaladjutanten, auch Envoye´ extraordinaire am Ko¨niglich Preußischen Hofe und des Ko¨niglich Schwedischen Nordsternordens Kommandeur, Friedrich August Reichsgrafen und Herrn von Zinzendorff und Pottendorf; Seine Ko¨nigliche Majesta¨t von Preußen als Kurfu¨rst zu Brandenburg Ihro Wirklichen Geheimen Etats- und Kabinettsminister, des Ko¨niglich Preußischen Schwarzen Adlerordens wie auch des Johanniterordens Ritter, Kommendator und Landvogt zu Schievelbein, Carl Wilhelm Reichsgrafen von Finckenstein, und Ihro Wirklichen Geheimen Etats- und Kabinettsminister Ewald Friedrich von Hertzberg; Seine Ko¨nigliche Majesta¨t von Großbritannien als Kurfu¨rst zu Braunschweig und Lu¨neburg Ihro Wirklichen Geheimen Rat Ludwig Friedrich von Beulwitz Æ:::æ“ (Politischer Briefwechsel 1, 168).
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90,16–17 Tracktat § 10 entha¨lt: daß w o h l g e s i n n t e Æ:::æ s o l l t e n ] Der genaue Wortlaut des Paragraphen 10 aus der Beitrittserkla¨rung Carl Augusts zum Hauptvertrag des Fu¨rstenbundes ist folgender: „Gleichwie die Ho¨chsten Paziszenten bei dieser gegenwa¨rtigen Verbindung nichts anders zur Absicht haben, als daß das Reichssystem in seiner gesetzlichen Verfassung und jeglicher Stand des Reichs bei dem Seinigen ungesto¨rt erhalten werden mo¨ge: also sollen andere hierin gleichgesinnte patriotische Sta¨nde des deutschen Reichs, ohne Unterschied der Religion, selbiger beizutreten eingeladen und mit freundschaftlichem Vertrauen aufgenommen werden.“ (Politischer Briefwechsel 1, 170.) 90,19–20 Treiben Jehu des Sohnes Nimsi] ,Treiben‘ ist hier im Sinne von ,jagen‘, ,hetzen‘ gemeint (vgl. Grimm 11, 13). Anspielung auf das ebenso entschlossene wie dra¨ngende Auftreten Bo¨hmers in der Fu¨rstenbundverhandlung. – Jehu, der Sohn Joschafats und Enkel Nimschis, wurde 845 v. Chr. Ko¨nig von Israel. Nach seiner Salbung zum Ko¨nig zog er direkt vor die Tore Jisreels, um den noch amtierenden Ko¨nig Israels, Joram, zu to¨ten. Als Joram Jehus herankommende Streitmacht sah, schickte er Boten aus. Jehu gelang es zweimal, die Boten auf seine Seite zu bringen, was Joram und seine Gefolgsleute kommendes Unheil vorausahnen ließ. „Das verku¨ndigte der Wa¨chter und sprach: Er ist zu ihnen kommen, und kommet nicht wieder. Und es ist ein Treiben, wie das Treiben Jehu, des Sohns Nimsi, denn er treibet, wie er unsinnig wa¨re.“ (2. Ko¨nige 9,20; Luther-Bibel 1768 AT, 764.) 90,22 Ihre Erscheinung] Franckenberg hatte sich am 6. September mit seiner Frau zu einem kurzen Besuch in Weimar aufgehalten: „Heute liesen sich melden und waren zur Audienz und Tafel inv., H. und Frau Geh. Ra¨thin von Franckenberg von Gotha.“ (FB 1785, S. 170.) Wahrscheinlich stand der Besuch in Zusammenhang mit den laufenden Beitrittsverhandlungen des Herzogs von SachsenGotha und Altenburg zum Fu¨rstenbund. 90,23–24 mein Verschwinden, Meinen schrifftlichen Abschied verziehen] Vgl. die vorhergehende Erla¨uterung. Goethes schriftliche Verabschiedung ist nicht u¨berliefert (vgl. EB 15). An Charlotte von Stein berichtet Goethe am 8. September 1785, dass sich im relativ kleinen Raum des Herzogszimmers im Fu¨rstenhaus zur Hoftafel 25 Menschen dra¨ngen mussten (vgl. zu 89,8–10). Wegen der Enge des Raumes konnte sich Goethe mo¨glicherweise nicht perso¨nlich von dem Ehepaar Franckenberg verabschieden. 90,25 Frau Gemahlinn] Friederike Dorothea Caroline von Franckenberg geb. von Ru¨xleben.
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147. An Friedrich Heinrich Jacobi
BRIEF 147
Weimar, 11. September 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2688. – Doppelblatt 19,66 23,3(–23,5) cm, 2 S. beschr., egh., Ð Tinte; S. 2 links neben der Paraphe Empfangsvermerk, Bleistift: „empf‘ d 17 t“; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 11.t Sept. 1785 / Goethe / empf‘ d‘ 17 t – / beantw‘ d‘ 17 t – / 18 t u 21 t“. E: Goethe-Jacobi (1846), 87 f., Nr 35. WA IV 7 (1891), 92 f., Nr 2161. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis von Anfang September 1785 (vgl. zu 91,7). – Der Antwortbrief vom 17. bis 18. und 21. September ist nicht u¨berliefert (vgl. yberlieferung). 91,1 aus dem Carlsbade geschrieben] Ein Brief Goethes an Jacobi aus der Zeit seines Aufenthaltes in Karlsbad zwischen dem 5. Juli und 16. August 1785 ist nicht bekannt. 91,7 Du sendest mir deinen Spinoza.] Anfang September 1785 hatte Jacobi druckfrische Exemplare seiner Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785) an enge Freunde und Bekannte verschickt, neben Goethe auch an Johann Caspar Lavater, Thomas Wizenmann, Johann Gottfried Herder, Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und Johann Georg Hamann (vgl. JB I 4, 164 f., Nr 1204–1206; 168, Nr 1208; 178, Nr 1216). Der offizielle Erscheinungstermin war zur Leipziger Michaelismesse, die am 2. Oktober 1785 begann (vgl. Jacobi an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, 6. September 1785; JB I 4, 168). 91,7 Die historische Form] Gemeint ist die gewa¨hlte traditionelle Darstellungsart Jacobis, die Explikation eines philosophischen Problems als Disput in der Form eines gelehrten Briefwechsels. Die Bemerkung war die einzige Stellungnahme Goethes zu Jacobis Schrift. 91,9–10 mein Gedicht mit meinem Nahmen vorauf zu setzen] Jacobi hatte ohne Zustimmung und Wissen Goethes das bisher nur im handschriftlich verbreiteten „Journal von Tiefurt“ (40. Stu¨ck, Weimar 1783; vgl. Journal von Tiefurt, 308–310) erschienene titellose Gedicht Edel sey der Mensch Æ:::æ in seine Mendelssohn-Schrift aufgenommen. Jacobi ließ es vor die eigentliche Abhandlung zwischen Titelblatt mit ru¨ckseitigem Motto und „Vorbericht“ mit Nennung des Autors auf zwei unpaginierten Bla¨ttern (4 Seiten) setzen. – Goethe selbst vero¨ffentlichte das Gedicht unter dem Titel „Das Go¨ttliche“ erst 1789 in der „Zweyten Sammlung“ der „Vermischten Gedichte“ innerhalb seiner ersten autorisierten
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Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Go¨schen (Goethe’s Schriften. Bd 8. Leipzig 1789, S. 215–218). 91,10 noch a¨rgerlichern Prometheus] Goethes „Prometheus“-Hymne ist ohne Verfasserangabe auf zwei nicht paginierten und nachtra¨glich eingehefteten Bla¨ttern zwischen den Seiten 48 und 49 in Jacobis Schrift abgedruckt. Goethe war daru¨ber ebenfalls nicht informiert gewesen. Er hatte das 1774 entstandene Gedicht wegen seines religionskritischen Inhalts und blasphemischen Charakters wohlweislich nicht vero¨ffentlicht. Einzelne Abschriften kursierten unter Freunden und Bekannten. Jacobi hatte 1775 ebenfalls eine Abschrift von Goethe erhalten. Durch die Korrespondenz mit dem unter Verfassernamen abgedruckten Gedicht am Anfang der Schrift war trotz der Anonymisierung leicht auf die Autorschaft zu schließen, was Goethe durchaus als misslich und in gewissem Sinne auch als kompromittierend empfinden musste (vgl. zu 120,14). Jacobi reagierte auf Goethes Kritik, indem er beim Verlag Gottlieb Lo¨we in Breslau versuchte, das erste Gedicht mit dem Namen Goethes aus den bereits gedruckten Exemplaren der Schrift wieder entfernen zu lassen, was aber nicht mehr vollsta¨ndig gelang. Die autorisierte Erstvero¨ffentlichung von Goethes „Prometheus“ erfolgte 1789 ebenfalls in der „Zweyten Sammlung“ der „Vermischten Gedichte“ innerhalb von Goethes erster eigener Werkausgabe (Goethe’s Schriften. Bd 8. Leipzig 1789, S. 207–209). 91,12–13 mit Lessing auf Einen Scheiterhaufen] Anspielung auf Jacobis Mendelssohn-Schrift, worin der Nachweis zu fu¨hren versucht wird, Lessing sei bekennender Spinozist und damit nach damals weitverbreiteter Lehrmeinung eigentlich ein Atheist gewesen (vgl. zu 65,1). Mit der Vero¨ffentlichung seiner beiden Gedichte in Jacobis Schrift war Goethe in die Na¨he Spinozas und Lessings, also des Atheismus, geru¨ckt worden, was im u¨bertragenen Sinne auch einer Verketzerung gleichzusetzen wa¨re. 91,14–15 Frau v. Stein wieder auf ihr Gut] Charlotte von Stein hielt sich seit dem 1. September 1785 auf ihrem Gut in Kochberg bei Rudolstadt auf (vgl. zu 81,1–2). 91,15 Fritzen hab ich nach Franckfurt geschickt] Friedrich von Stein war seit Anfang September fu¨r vier Wochen in Frankfurt a. M. (vgl. zu 88,1–2). 91,16 Blanchard in die Lufft steigen sehe] Der franzo¨sische Ballonfahrer Franc¸ois Blanchard, der mit seiner yberquerung des {rmelkanals im Januar 1785 europaweit fu¨r Aufsehen gesorgt hatte, bereitete einen Ballonflug in Frankfurt a. M. vor. Die Aufstiegsversuche am 25. und 27. September 1785 misslangen aber. Ein dritter Versuch am 3. Oktober glu¨ckte. Friedrich von Stein, der die Ballonfahrt unbedingt miterleben wollte, reiste allerdings nach dem zweiten Scheitern Blanchards am Abend des 27. September zuru¨ck nach Weimar (vgl. zu 101,19). 91,16 Messe] Die Frankfurter Herbstmesse begann 1785 am Sonntag, dem 11. September.
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91,17 Orbis picti] Lat. orbis pictus: gemalter Erdkreis (die Welt in Bildern). Die Anspielung bezieht sich auf das im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitete illustrierte lateinisch-deutsche Sprachlehrbuch „Orbis sensualium pictus. Hoc est, omnium fundamentalium in mundo rerum & in vita actionum pictura et nomenclatura. Die sichtbare Welt. Das ist Aller vornemsten Welt- Dinge und Lebens-Verrichtungen Vorbildung und Benahmung“ (Nu¨rnberg 1658) des bo¨hmischen Theologen und Pa¨dagogen Johann Amos Comenius, das viele Nachdrucke und Nachahmungen gefunden hatte. Das Werk befand sich auch in der Bibliothek von Goethes Vater (vgl. Go¨tting, 41). 91,18 deinem Ma¨dgen erziehen] Seit Ende Mai 1783 lebte Friedrich von Stein mit in Goethes Hausstand und wurde von ihm miterzogen. Friedrich war knapp 13 Jahre alt. Er heiratete 1804 Helene von Stosch. Clara Franziska, Jacobis ju¨ngste und einzig u¨berlebende Tochter, war im September 1785 achteinhalb Jahre alt. Sie heiratete am 6. November 1795 Ludwig Arnold von Clermont. 91,23 Hill der wandernde Philolog] Johannes Christian Hill aus Ko¨nigsberg war der Sohn eines Schuhmachers. Als Neffe von Johann Georg Hamanns Freund Andreas Miltz wurde er von Hamann gefo¨rdert und gemeinsam mit dessen Sohn unterrichtet. 1785 unternahm er eine Fußreise nach Rom. 91,23 den Haman in die Welt sandte] Johann Georg Hamann hatte Hill fu¨r seine Reise mit Empfehlungsschreiben ausgestattet, so u. a. fu¨r Matthias Claudius in Hamburg, Sophie von la Roche in Speyer, Johann Georg Jacobi in Freiburg, Johann Caspar Lavater in Zu¨rich und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Rom. 91,23–24 ist bey uns auf seiner Ru¨ckkehr von Rom] Der genaue Ankunftstermin Hills in Weimar ist nicht bekannt. Noch vor dem 16. September verließ er Weimar bereits wieder und setzte seinen Heimweg nach Ko¨nigsberg fort (vgl. Herder an Jacobi, 16. September 1785; HB 5, 137). 91,25 die Fu¨rstinn] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin kam am 19. September 1785 nach Weimar. Zu ihrem Aufenthalt in Weimar vgl. zu 66,5. 91,25 Schreibe mir] Dies erfolgte mit Jacobis nicht u¨berliefertem Antwortbrief vom 17. bis 18. und 21. September 1785 (vgl. yberlieferung). 91,26–27 ich muß vor Winters noch einmal hinaus in’s Freye] Entgegen dieser Absicht unternahm Goethe in den folgenden Monaten keine la¨ngere Reise mehr (vgl. auch zu 117,13–14). Lediglich im November 1785 hielt er sich eine knappe Woche in Bergwerks- und Steuerangelegenheiten in Ilmenau auf (6.–12. November) und reiste anschließend noch fu¨r einige Tage (12.–16. November) an den herzoglichen Hof nach Gotha, um das neue Gema¨lde „Konradin von Hohenstaufen (Schwaben) und Friedrich von zsterreich (Baden) vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil“ von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zu sehen (vgl. zu 113,9). 91,28 die deinigen] Vgl. zu 10,9.
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148. An Carl Ludwig von Knebel
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Weimar, 11. September 1785 ! ÆBayreuthæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 78. – 1 Bl. 20,2(–20,4)626,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 67–69, Nr 65. WA IV 7 (1891), 90–92, Nr 2160. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 28. August und wahrscheinlich einen weiteren nicht u¨berlieferten Brief vom 30. August 1785 (vgl. zu 92,2). – Der Antwortbrief vom 20. September 1785 ist nicht u¨berliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 39). 92,1 habe ich dir nach Mo¨rlach geschrieben] Brief vom 1. September 1785 (Nr 140). – Knebel war am 28. Juli 1785 von Karlsbad abgereist, um zuna¨chst Carl und Louise von Imhoff in Mo¨rlach aufzusuchen (vgl. zu 84,15–16). Von dort schrieb er am 4. August auch einen Brief an Goethe nach Weimar (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 33). Am 19. August hatte Knebel Mo¨rlach verlassen und war u¨ber Nu¨rnberg nach Bayreuth zu seinem Bruder, Christoph Friedrich Wilhelm von Knebel, weitergereist, wo er sich seit dem 21. August aufhielt (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 35). Den Brief Goethes vom 1. September erhielt Knebel daher erst am 7. September durch eine Nachsendung Carl von Imhoffs (vgl. ebd., Bl. 37). 92,2 deine beyden Briefe von Bareuth] Knebel hatte am 28. August von Bayreuth aus an Goethe geschrieben und ihm am 30. August eine Kiste mit Mineralien und Gesteinen geschickt, der wahrscheinlich auch ein Begleitbrief beigegeben war (vgl. zu 92,30). 92,4 des Bades] Gemeint ist Karlsbad, wo sich Goethe vom 5. Juli bis 16. August 1785 aufgehalten hatte. 92,6 viel gelesen] Vgl. zu 89,4. 92,6–7 Necker und seine Antagonisten bescha¨fftigen mich ietzo.] Vgl. zu 88,21; zu 88,22. 92,9 abstrackt] Hier im Sinne von ,unanschaulich‘, ,ausdrucksarm‘ (vgl. GWb 1, 185). 92,9 fein] Hier mit pejorativem Akzent in der Bedeutung von ,spitzfindig‘, ,spekulativ‘ (vgl. GWb 3, 636). 92,10 Fr. v. Stein ist nicht hier] Charlotte von Stein war am 1. September 1785 auf ihr Landgut nach Kochberg gereist (vgl. zu 81,1–2).
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BRIEF 148
92,10 Friz in Franckfurt] Friedrich von Stein hielt sich seit Anfang September fu¨r vier Wochen in Frankfurt a. M. auf (vgl. zu 86,19–20). 92,10–11 sieht Æ:::æ Blanchard aufsteigen] Vgl. zu 91,16. 92,11 Mit Herders bin ich viel.] yber die ha¨ufigeren Zusammentreffen mit Caroline und Johann Gottfried Herder berichtet Goethe auch in den Briefen an Charlotte von Stein (vgl. 87,8–9; 93,18). 92,12 Prinz August ist auch bey uns.] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg hielt sich seit dem 30. August in Weimar auf (vgl. zu 87,23). 92,13 Wilhelm] „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 86,16– 17). 92,13–14 im November Wort zu halten] Offensichtllich hatte Goethe gegenu¨ber Knebel, Herder, Charlotte von Stein oder mo¨glicherweise auch ganz allgemein versprochen, das 6. Buch des Romans im November 1785 zu beenden (vgl. zu 114,1). Am 11. November meldete er an Caroline und Johann Gottfried Herder sowie an Charlotte von Stein den Abschluss des 6. Buches (vgl. 113,22; 117,2). 92,15–16 die Scheite Æ:::æ schneller in Flammen schlagen] Im Zusammenhang mit seiner Arbeit am Wilhelm-Meister-Roman griff Goethe diese Metapher in a¨hnlicher Weise wenig spa¨ter auch in seinem Brief vom 22. und 23. September 1785 an Charlotte von Stein nochmals auf: Æ:::æ ro¨ste das Holz. Endlich soll es hoff ich in Flammen schlagen. (98,1–2.) 92,17 Darbes ist in Dresden Æ:::æ Gallerie und Tina.] Den Maler Joseph Friedrich August Darbes hatte Goethe im Juli und August 1785 in Karlsbad kennen gelernt (vgl. zu 126,20). Darbes hielt sich seit August 1785 zu Kunststudien in Dresden auf, wo er auch engen Kontakt zum Haus der Gra¨fin Christiane (Tina) von Bru¨hl in Seifersdorf pflegte. 92,18 Hemsterh. und die Fu¨rstinn lassen noch nichts von sich ho¨ren.] Der holla¨ndische Philosoph Frans Hemsterhuis war ein Freund und Gu¨nstling der in Angelmodde bei Mu¨nster ansa¨ssigen Adelheid Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und geho¨rte mit Johann Georg Hamann und Friedrich Heinrich Jacobi zum so genannten ,Kreis von Mu¨nster‘, der sich um die Fu¨rstin gebildet hatte. Goethe war durch Jacobi u¨ber den bevorstehenden Besuch der Fu¨rstin und einiger ihrer Freunde in Weimar informiert (vgl. zu 66,5) und dabei besonders an der Bekanntschaft mit Hemsterhuis interessiert, dessen Schriften er durch Jacobi kannte (vgl. zu 9,18; zu 9,18). Die Fu¨rstin und Hemsterhuis trafen am 19. September 1785 in Weimar ein und blieben bis zum 27. September. Dabei kam es zu mehreren Begegnungen und zur perso¨nlichen Anna¨herung an Goethe (vgl. zu 97,9–10; Wieland an Jacobi, 11. Oktober 1785; JB I 4, 204 f.). 92,19 Wegen Imhof hab ich mit dem H. gesprochen] Wann genau Goethe mit Herzog Carl August u¨ber die Angelegenheit der ybersiedlung Carl und Louise von Imhoffs nach Weimar gesprochen hat, ist nicht bekannt. Goethe sah den Herzog in dieser Zeit fast ta¨glich. Zur Sache vgl. zu 84,20.
SEPTEMBER 1785
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92,20 Zuschuß in der Stille] Herzog Carl August erkla¨rte sich bereit, Carl von Imhoff bei einer ybersiedlung in sein Herzogtum eine Apanage zu gewa¨hren, u¨ber die aber nichts bekannt werden sollte (vgl. zu 84,21). 92,20 Wie viel?] Carl von Imhoff sollte 300 Reichstaler erhalten (vgl. zu 84,21). 92,21–22 Sprich noch einmal mit Imhofs] Knebel blieb mit dem in Mo¨rlach bei Nu¨rnberg ansa¨ssigen Ehepaar Imhoff weiter in Kontakt. Am 18. September erhielt er einen Brief von Carl von Imhoff (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 39) und am 25. September einen weiteren von dessen Frau Louise, vermutlich schon mit der Anku¨ndigung ihrer Reise nach Weimar (vgl. ebd., Bl. 40), den er am 28. September beantwortete (vgl. ebd., Bl. 40). Am 2. Oktober traf sich Knebel mit Louise von Imhoff in Nu¨rnberg, die am folgenden Tag nach Weimar aufbrach (vgl. ebd., Bl. 41). 92,22–23 schreibe mir Æ:::æ er kommen mo¨gte] Der vorliegende Brief Goethes traf am 20. September bei Knebel ein und wurde noch am gleichen Tag beantwortet (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 39). Ein weiterer Brief ging am 4. Oktober an Goethe ab, der sicher schon die Abreise Louise von Imhoffs nach Weimar mitteilte (vgl. ebd., Bl. 41). Beide Briefe sind nicht u¨berliefert. 92,23 Schwiegermutter] Concordia Elisabeth von Schardt, die Mutter von Louise von Imhoff und Charlotte von Stein. 92,24 Oder schreibe dem H. selbst] Knebel schrieb ebenfalls am 20. September an Herzog Carl August. Der Brief ist nicht u¨berliefert: „Von Go¨the Brief. Antwort. Zugleich an Herzog.“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 39.) Carl August antwortete Knebel nach der Ru¨ckkehr von einem einwo¨chigen Jagdausflug am 9. Oktober 1785: „Deinen Brief habe ich zwar etl. Tage unbeantwortet gelaßen, aber nicht vergeßen Æ:::æ Dem Hrn. von Imhof bin ich bereit die gewu¨nschten 300 rh. dreyhundert Rth. so lange zu geben als er in Weimar od. sonst irgendwo in meinem lande leben wird Æ:::æ“ (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 55). 92,26 Die Rechnung] Na¨heres nicht ermittelt. 92,26–27 mit Ludekus will ich abrechnen] Um welche Abrechnung es sich hier handelt, ist nicht bekannt. Johann August Ludecus war der Geheimschreiber und Schatullier der Herzoginmutter Anna Amalia und mit Knebel befreundet, der ihn auch oft fu¨r die Abwicklung finanzieller Angelegenheiten beanspruchte. Ludecus war auch fu¨r die Pensionszahlungen an Knebel zusta¨ndig. 92,28 Seckend‘. ist fort. Æ:::æ Reich Hofrath] Franz Paul Christoph Albrecht Freiherr von Seckendorff, ein Vetter des im Fru¨hjahr 1785 verstorbenen Karl Friedrich Sigismund von Seckendorff, stand seit 1773 in herzoglich-weimarischen Diensten. Seit 1781 war er Kammerherr des Herzogs und Geheimer Regierungsrat in der Weimarischen Regierung. Er hatte im Sommer 1785 eine Berufung als Reichshofrat nach Wien erhalten und offensichtlich Anfang September
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BRIEF 149
1785 Weimar verlassen (vgl. Herder an Knebel, 28. und 29. August 1785; HB 5, 135). 92,30 u¨berschickten Steine] Am 30. August hatte Knebel eine „Kiste mit Steinen an Goethe abgeschickt Æ:::æ“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 36), die er zuvor auf seiner Reise in Franken gesammelt hatte (vgl. zu 84,15–16). 92,31–93,1 Unsre Wunsiedler Granite Æ:::æ noch nicht hier] Goethe und Knebel hatten auf der Reise zum Badeaufenthalt in Karlsbad fu¨r mehrere Tage in Wunsiedel Station gemacht, um dort in der Umgebung des Fichtelgebirges mineralogische Studien vorzunehmen und Steine zu sammeln (vgl. zu 71,10–11). Ein Großteil der so entstandenen „Fichtelberger Suite“ setzt sich aus Granitgestein zusammen (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 214–218). Genaueres zum Transport der gesammelten Steine, die offensichtlich u¨ber Hof direkt nach Weimar geschickt wurden, ist nicht bekannt. 93,1–2 schreibe doch dem Spediteur] yber den Spediteur, der die Mineraliensammlung aus dem Fichtelgebirge nach Weimar transportieren sollte, ist nichts bekannt, eben so wenig wie daru¨ber, ob der sich in Bayreuth und Nu¨rnberg aufhaltende Knebel in der Sache aktiv geworden ist. 93,3 Ich habe nun auch die Specksteinkrystallen] Mit der Bezeichnung ,Specksteinkristall‘ meint Goethe wahrscheinlich eine Pseudomorphose von Speckstein nach Quarz (vgl. LA II 7, 348). – Speckstein erwa¨hnt Goethe ausdru¨cklich im Zusammenhang seines Besuches der Stein- und Mineraliensammlung Adolph Beyers in Schneeberg (vgl. zu 84,12). Wahrscheinlich hatte er von seinem Schneeberger Aufenthalt am 19. und 20. August 1785 auch einige Fundstu¨cke mitgebracht. Die Suiten von 1785 aus dem Fichtelgebirge und Karlsbad weisen Speckstein nicht auf. 93,3–4 na¨chstens noch reicher werden] Wahrscheinlich ist die von Bergmeister Adolph Beyer versprochene Mineraliensendung aus Schneeberg gemeint, die im Oktober 1785 bei Goethe eintraf (vgl. zu 80,20–21). 93,6 Ich war in Jena] Goethe war am 9. September 1785 nach Jena gereist (vgl. zu 90,1).
149. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 11. September 1785 ! ÆKochbergæ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 46. – Doppelblatt 19,6(–19,8)6 27,5 cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „108“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 108), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
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E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 182–184. WA IV 7 (1891), 93–95, Nr 2162. BEI LAG EN
1) 1 Exemplar von Friedrich Heinrich Jacobis „Ueber die Lehre des Spinoza“ (vgl. 94,9). 2) Melone (94,19). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 16. September 1785 (vgl. zu 95,9). 93,11 in deiner Einsamkeit] Charlotte von Stein verbrachte die meiste Zeit allein auf ihrem Landgut in Kochberg, wo sie sich seit dem 1. September 1785 aufhielt (vgl. zu 81,1–2). 93,17 Ich war in Jena] Goethe war am 9. September 1785 nach Jena gereist (vgl. zu 90,1). 93,18–19 Bey Herders bin ich Æ:::æ mit dem Prinzen. u.s.w.] yber die Zusammentreffen mit Johann Gottfried und Caroline Herder seit dem 1. September 1785 ist nichts Na¨heres bekannt (vgl. zu 92,11). Mit dem bereits seit dem 30. August in Weimar weilenden und Goethe befreundeten Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg hatte Goethe ha¨ufiger Kontakt (vgl. zu 87,23). 93,22 Noch immer les ich an Neckern und seinen Gegnern] Goethe setzte sich im September 1785 mit der durch Jacques Neckers Schrift „De l’administration des finances de la France“ (Genf 1784) ausgelo¨sten politischen Debatte in Frankreich u¨ber Ursachen und Folgen der franzo¨sischen Finanz- und Staatskrise auseinander (vgl. zu 88,21; zu 88,22). 93,25 Von Friz ist hier der Brief aus Salmu¨nster] Friedrich von Stein war Ende August/Anfang September 1785 zu einer Reise nach Frankfurt a. M. aufgebrochen. Salmu¨nster, am no¨rdlichen Rand des Spessarts zwischen Fulda und Hanau gelegen, war eine der letzten Stationen seiner Reise vor Frankfurt gewesen. Deshalb ist anzunehmen, dass es sich bei dem genannten Brief um den ersten Brief des Reisenden an Goethe handelt, geschrieben wahrscheinlich am 1. und/oder 2. September 1785. Charlotte von Stein wusste von diesem Brief vermutlich durch eine Erwa¨hnung in Friedrichs ostensiblen Briefen von seiner Reise, die Goethe am 5. September erhalten und an Charlotte von Stein weitergeleitet hatte (vgl. zu 87,1). Der Brief ist nicht u¨berliefert. Zu Friedrich von Steins Briefen aus Frankfurt a. M. insgesamt vgl. zu 88,4. 93,26 ich schreib ihm heute] Ein entsprechender Brief Goethes ist nicht u¨berliefert.
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93,26–27 Briefe und Billetgen die an ihn gekommen sind] Na¨heres nicht bekannt. 93,28 Gru¨sse Steinen] Ernst Josias von Stein, der Ehemann Charlotte von Steins. Mo¨glicherweise besuchte er gerade seine Frau in Kochberg oder die Aufforderung war fu¨r Charlottes Korrespondenz mit ihm gemeint. 94,1–2 Der Herzog Æ:::æ nach Gotha um den Prinzen von Mecklenburg] Am 11. September reisten Herzog Carl August und Herzogin Louise mit Gefolge auf einen kurzen Besuch bis zum 12. September nach Gotha: „Mittags 11 Uhr reisete unser Hof in folgender Suite auch nach Gotha / 1. Durch‘. Herzog / 2. Durch‘. Herzogin / 3. Hofdame v. Waldner / 4. H‘. Cammerh‘. v. Wedel Æ:::æ. Heute Abend 5 Uhr kahmen Durch‘. Herrschafften von Ihrer nach Gotha gethanen Reise nebst Sr. Durch‘. den Prinzen August von Gotha zuru¨ck.“ (FB 1785, S. 175.) Offenkundig hielt sich zu dieser Zeit Prinz Carl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz in Gotha auf. yber ihr Treffen ist Na¨heres nicht bekannt. 94,2 Prinz August] Am Morgen des 11. September war Prinz August dem Weimarer Herzogspaar nach Gotha vorausgefahren, wahrscheinlich um dessen Begegnung mit dem Prinzen von Mecklenburg-Strelitz vorzubereiten: „Heute Morgen um 5 Uhr, reiseten Durch‘. Der Prinz August von Gotha, mit dem Gefolge von hier nach Gotha zuru¨ck.“ (FB 1785, S. 175.) Am 12. September begleitete er die Weimarer Suite wieder zuru¨ck und blieb noch bis zum 22. September in Weimar. 94,3–4 Camper hat gar einen guten Brief Æ:::æ an Herder geschrieben.] Der holla¨ndische Arzt und Anatom Pieter Camper hatte Johann Gottfried Herder am 31. August 1785 einen anerkennenden Brief u¨ber den im Mai 1784 erschienenen ersten Teil von dessen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ geschrieben. Er ging darin besonders auf Herders morphologische Betrachtungen ein, deren a¨sthetische Implikationen er aber als Naturwissenschaftler kritisierte. (Gedruckt in: Von und an Herder 3, 294–297.) Goethe wartete schon seit Anfang des Jahres ebenfalls auf einen Brief des fu¨hrenden europa¨ischen Anatomiegelehrten, dem er u¨ber seinen Freund Johann Heinrich Merck seine Abhandlung u¨ber die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen zur Beurteilung hatte zukommen lassen (vgl. zu 16,8). 94,5–6 In seinem Gespra¨che Æ:::æ das Gedicht P r o m e t h e u s vor] In seiner neuen Spinoza-Abhandlung (vgl. die folgende Erla¨uterung) hatte Jacobi von einem 1780 mit Gotthold Ephraim Lessing gefu¨hrten Gespra¨ch berichtet, in dem sich dieser als Spinozist ausgewiesen habe. U. a. habe sich Lessing mit einem ihm anonym vorgelegten Gedicht, Goethes bisher ungedrucktem Sturm-und-DrangHymnus „Prometheus“, identifiziert und dessen spinozistischen Gehalt gelobt. Jacobi hatte das Gedicht anonym und ohne Goethes Zustimmung in seine Schrift aufgenommen (vgl. zu 91,10).
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94,7 Go¨tterlehre] Jacobis „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785) war kurz nach dem Druck Anfang September vom Autor an seine Freunde, so auch an Goethe, gesandt worden (vgl. zu 91,7). 94,7–8 setzt er das andre Gedicht: Æ:::æ mit meinem Nahmen voraus] Ebenfalls ohne Goethes Autorisation hatte Jacobi seiner Schrift unter dem Namen des Autors dessen noch weithin unbekanntes Gedicht Edel sey der Mensch Æ:::æ vorangestellt (vgl. zu 91,9–10). Goethe fu¨rchtete, dadurch als Autor des „Prometheus“ erkannt und in die absehbare religionsphilosophische Auseinandersetzung zwischen Jacobi, Moses Mendelssohn und seinen Anha¨ngern hineingezogen und kompromittiert zu werden. Zum so genannten Spinozastreit vgl. zu 192,7. 94,9 beyliegendem Wercklein] Vgl. zu 94,7. 94,11 An meinem Wilh. fahr ich fort] Vgl. zu 92,13. 94,11–12 im November Wort zu halten] Vgl. zu 92,13–14. 94,13 daß Blanchard auffa¨hrt] Franc¸ois Blanchard plante fu¨r Ende September eine Ballonfahrt in Frankfurt a. M. (vgl. zu 91,16). 94,14–15 gro¨ser als unsre Schnecke] Wahrscheinlich Anspielung auf die in Weimar durchgefu¨hrten Experimente des Hofapothekers Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz mit relativ kleinen und einfachen Heißluftballonen. Zuletzt war am 10. Mai 1785 ein unbemannter Ballonflug in Weimar gestartet worden (vgl. zu 52,8). Mo¨glicherweise bezieht sich der Vergleich aber auch auf den wegen seiner inneren Wendeltreppe ,Schnecke‘ genannten Pavillon im Welschen Garten am Park an der Ilm (vgl. Franz Neubert: Goethe-Bilderbuch fu¨r das deutsche Volk. Leipzig o. J., S. 92). 94,15 Es freut mich fu¨r Fr. unend‘.] Friedrich von Stein, der sich gerade zu einem Besuch in Frankfurt a. M. aufhielt, wollte die Ballonfahrt von Franc¸ois Blanchard unbedingt miterleben. Da diese aber erst am 3. Oktober 1785 nach zwei missglu¨ckten Versuchen am 25. und 27. September gelang, blieb dieser Wunsch unerfu¨llt. Friedrich von Stein trat bereits am Abend des 27. September seine Heimreise nach Weimar an (vgl. zu 98,23). 94,16 Sobald du zuru¨ckkommst] Charlotte von Stein kam erst am 12. Oktober 1785 aus Kochberg zuru¨ck. 94,16 Lossius] Der Kanzlist an der Kammer des Weimarer Hofes Johann Friedrich Loßius. 94,16 wird] Wahrscheinlich versehentlich fu¨r ,wir‘. Wer außer Goethe noch gemeint war, ist nicht bekannt, mo¨glicherweise Johann Gottfried Herder. 94,16–17 einige gute Stunden da zugebracht] Loßius besaß eine gute mathematische Bildung und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Goethe fu¨hrte ihn noch 1795 in einem „Schema der hießigen Tha¨tigkeit, in Ku¨nsten, Wissenschaften und anderen Anstalten“ als mo¨glichen Vortragenden fu¨r mathematische Vorlesungen auf (vgl. AS 2, 458). Loßius hatte sich vermutlich gerade ein spezielles Fernrohr fu¨r
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BRIEF 150
astronomische Beobachtungen angeschafft. yber Besuche Goethes bei Loßius ist nichts Na¨heres bekannt. 94,20 Ich habe solange nichts von dir geho¨rt] Der letzte, nicht u¨berlieferte Brief Charlotte von Steins an Goethe stammte vom 6. oder 7. September 1785 (vgl. zu 88,16). Ihren na¨chsten, ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief schrieb sie im Zeitraum zwischen dem 12. und 16. September 1785 (vgl. zu 95,9).
150. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 16.æ und 17. ÆSeptember 1785æ ! ÆKochbergæ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 11. September (Nr 149) und vom 20. und 21. September 1785 (Nr 152) eingeordnet, so dass sich aus der unvollsta¨ndigen Datumsangabe Sonnabend d‘. 17 ten (95,14) auf den 17. September 1785 und den Tag davor als Schreibdatum schließen la¨sst. Mehrere inhaltliche Details besta¨tigen diese Datierung (vgl. nur zu 95,4; zu 95,5; zu 95,18). Vor allem muss dabei das erwa¨hnte Abendessen bei Goethe mit Therese und Georg Forster hervorgehoben werden, das ho¨chstwahrscheinlich am 15. September stattfand (vgl. zu 94,28–95,1) und somit auch die Annahme von Adolf Scho¨ll entkra¨ftet, der Brief sei am 15. und 17. September 1785 geschrieben worden (Scho¨ll, GoetheStein 3, 184 f.). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 47. – 1 Bl. 19,5(–19,8)627,5 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „109“; am linken Seitenrand mit einem Papierstreifen aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 109), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E1: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 184–186 (Teildruck: 94,24–95,12 Noch habe ich Æ:::æ treffliche, einzige liebe.; 95,14–27 Sonnabend d‘. 17 ten. Æ:::æ ewig dein. / G) E2: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 269 f., Nr 668. WA IV 7 (1891), 95–97, Nr 2163. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 16. September 1785 (vgl. zu 95,9). – Der Antwortbrief vermutlich vom 18. September 1785 ist ebenfalls nicht u¨berliefert (vgl. zu 96,20–21).
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94,24 meine Beste zu sehen] Goethe hatte schon im Brief vom 8. September 1785 die Absicht gea¨ußert, Charlotte von Stein in Kochberg zu besuchen (vgl. zu 89,26). Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein ihn in ihrem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief daran erinnert. Die Intensita¨t der Dienstgescha¨fte gerade im September 1785 ließ einen Besuch aber nicht zu (vgl. die folgende Erla¨uterung). Auch sein Vorhaben, am 30. September von Jena aus nach Kochberg zu kommen, musste Goethe aufgeben (vgl. 101,6–9). 94,24–25 Der alte Schnaus ist noch nicht wieder zuru¨ck] Der fast 63-ja¨hrige Geheime Rat Christian Friedrich Schnauß, Goethes Kollege im Geheimen Consilium, war seit Anfang September verreist und kehrte erst am Monatsende wieder nach Weimar zuru¨ck. Da auch Jacob Friedrich von Fritsch, gleichfalls Mitglied des Consiliums, nicht in Weimar war, musste Goethe voru¨bergehend wieder an den nach der langen Sommerpause dringlichen Konsiliumssitzungen teilnehmen. Seit Mitte Februar war er durch die Kooptierung Johann Christoph Schmidts weitgehend von den Alltagsgescha¨ften des Rates und von der Teilnahme an den Sitzungen befreit gewesen. Das Consilium tagte am 8., 13., 16., 23. und 27. September mit Herzog Carl August, Schmidt und Goethe. Am 30. September stieß Schnauß wieder dazu. Ab Oktober war Goethe wiederum von der Sitzungsteilnahme befreit (vgl. Sessionskalender des Geheimen Consiliums, in: AS 1 I, LXXVIII). 94,27 Der iu¨ngere Forster war hier mit seinem iungen Weibgen] Der Naturforscher und Schriftsteller Georg Forster, Sohn des protestantischen Theologen, Vo¨lker- und Landeskundlers Johann Reinhold Forster aus Halle, machte auf der Ru¨ckreise von Go¨ttingen nach Wilna (heute Vilnius, Litauen), wo er im November 1784 eine Professur fu¨r Naturgeschichte angetreten hatte, auch zwei oder drei Tage Station in Weimar. Forster hatte am 4. September 1785 in Go¨ttingen die 21-ja¨hrige Maria Therese Wilhelmine Heyne, Tochter Christian Gottlob Heynes, geheiratet. Das Paar traf wahrscheinlich am 13., mo¨glicherweise aber auch erst am 14. September, von Kassel und Gotha kommend, in Weimar ein (vgl. Forster an Heyne, 12. September 1785; Forster, Werke 14, 359) und reiste vermutlich am Morgen des 16. September nach Leipzig weiter, nachdem es am Abend zuvor bei Goethe zu Gast gewesen war: „Der Morgen der Trennung kam Æ:::æ so wars am Abende der Trennung mit Ihnen; im scho¨nen Mondschein begleitete Go¨the uns nach Hause; am Morgen waren Sie weg u. ich mußte aufs Consistorium wandern.“ (Herder an Therese Forster, Herbst 1786; HB 5, 192 f.; zum Besuch bei Goethe vgl. auch die folgende Erla¨uterung.) Bei Hofe hatte sich „Professor Forster“ bereits am 14. September vorgestellt (FB 1785, S. 178). yber den Reiseverlauf der vorausgegangenen Tage berichtete Forster an seinen Schwiegervater Christian Gottlob Heyne am 19. September 1785 aus Halle: „Seit gestern Mittag Æ:::æ sind wir hier Æ:::æ. Einen Tag haben wir in Gotha, zwey ho¨chst angenehme in Weimar und einen in Leipzig zugebracht.“ (Forster, Werke 14, 363.)
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BRIEF 151
94,28–95,1 sie asen Abends bey mir mit Herders, Wieland Æ:::æ Seidler] Das Abendessen in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan fand wahrscheinlich am Donnerstag, dem 15. September 1785, statt. Neben den Forsters waren Amalie Seidler, die 19-ja¨hrige Freundin Therese Forsters, Caroline und Johann Gottfried Herder sowie Christoph Martin Wieland geladen. Forster berichtete daru¨ber am 19. September an Christian Gottlob Heyne: „Herder Æ:::æ bewirthete uns am Donnerstag zu Mittag, und Go¨the gab uns des Abends ein griechisches Abendmal, wo außer uns beiden nur noch Herder und seine Frau, nebst Wieland und Mamsell Amalie Seidler zugegen waren. Sie ko¨nnen denken, daß unter solchen Menschen der Abend froh hingieng; und mich freute es sehr diese 3 vorzu¨glichen Ma¨nner auf einen so freundschaftlichen Ton unter einander gestimmt zu sehen, zu bemerken daß sie sich aufs Wort sogleich verstanden, und daß die Verwandtschaft ihrer Studien sie einander na¨her gebracht hatte, denn freylich ist Weisheit des Alterthums, und griechische Eleganz ihnen allen gela¨ufig, ihrer aller Muster.“ (Forster, Werke 14, 363.) Herder besta¨tigte einen Tag spa¨ter ebenfalls das Treffen bei Goethe: „Wir waren gestern Abend bei Go¨the Æ:::æ“ (Herder an Jacobi, 16. September 1785; HB 5, 137). In einem weiteren, angeblich vom 14. September stammenden Brief aus Weimar erga¨nzte Forster: „Abends als wir bey Go¨the waren entfaltete sich sein [Herders] Herz noch mehr, und er sprach so ehrlich, daß er Alles was wir fu¨r nichts achten, auch fu¨r nichts achte, daß ich ihn ehrte und liebgewann. Go¨the war munter und artig, und Wieland witzig und allerliebst. Therese war die Seele der Gesellschaft – und die liebenswu¨rdige Amalie begleitete sie auf allen Wegen und Steegen.“ (Forster an Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, 14.[?] September 1785; Forster, Werke 14, 362.) 95,2–3 die sterbende Schneider] Auguste Schneider, eine Freundin von Forsters Frau Therese und Geliebte des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, war am 23. Februar 1785 im Alter von 24 Jahren in Gotha gestorben. 95,4 Der Prinz ist noch immer hier] Vgl. zu 87,23. 95,5 Mein Camin wird nun gut] Goethe hatte sich Ende August 1785 in den Ra¨umlichkeiten des Hinterhauses einen Kamin einbauen lassen, der aber nachgebessert werden musste, da er zuna¨chst nicht funktionierte (vgl. zu 85,20). 95,6–7 Von Fritzen habe ich nichts weiter geho¨rt] Friedrich von Stein war seit Anfang September in Frankfurt a. M. Einige Briefe hatte Goethe schon von ihm erhalten und Charlotte von Stein auch mitgeteilt (vgl. 87,1; zu 88,4). 95,9 Daß du wohl bist] Mit Bezug auf Charlotte von Steins Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 16. September 1785. 95,11 da ich dich wiedersehe] Charlotte von Stein hielt sich seit dem 1. September 1785 in Kochberg auf. Der Termin ihrer Ru¨ckkehr stand noch nicht fest. Sie kam schließlich erst am 12. Oktober 1785 nach Weimar zuru¨ck. 95,16 Go¨zen den Weeg schicken] Goethes Hausdiener Johann Georg Paul
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Go¨tze sollte den Brief nach Kochberg bringen. Seinen Plan, Charlotte von Stein selbst zu besuchen, konnte Goethe nicht realisieren (vgl. zu 94,24). 95,18 Edelsheim ist hier] Wilhelm von Edelsheim, der Minister fu¨r auswa¨rtige Angelegenheiten und Finanzen des Markgrafen Carl Friedrich von Baden, kam am Morgen des 17. September 1785 wahrscheinlich in Angelegenheit der Beitrittsabsichten Badens zum Fu¨rstenbund nach Weimar: „Heute Morgen halb 8 Uhr kahmen an Æ:::æ Sr. Excellenz der Marggra¨f‘. Herr Geheimde Rath von Edelsheim“ (FB 1785, S. 181). Goethe kannte und scha¨tzte von Edelsheim schon la¨nger. Zuletzt war er ihm Mitte August in Karlsbad begegnet (vgl. zu 77,7). 151. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆWeimar, zwischen 8. und 20. September 1785æ ! ÆGothaæ DAT I ERUNG
Goethes Brief ist eine erga¨nzende Mitteilung zu den Briefen an Franckenberg vom 2. September (Nr 141) und vom 8. September 1785 (Nr 146), die sich auf den Beitritt des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg zum Fu¨rstenbund beziehen. Als Terminus post quem ist der 8. September, als Terminus ante quem der 20. September 1785 anzunehmen, da an diesem Tag Herzog Ernst II. Ludwig die Beitrittserkla¨rung unterzeichnete. y B E R L I E F E RU N G
H: Thu¨ringisches Staatsarchiv Gotha, Sign.: Acta den Fu¨rsten-Bund betr. 1785. 1786, A III 2 10., Bl. 85. – Doppelblatt 12,5619,6 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte. E: AS 1 I, 391. WA: Nicht gedruckt. ERL{UTERUNGEN
96,1 nichts inserirt worden als der Haupt Tracktat] ,Inserieren‘ hier im Sinne von ,etwas in einen Text einru¨cken‘ (vgl. GWb 5, 32). – Der am 23. Juli 1785 von den Bevollma¨chtigten der Kurfu¨rsten von Brandenburg, Sachsen und Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘) unterzeichnete Haupttraktat des Fu¨rstenbundvertrages, das Gru¨ndungsdokument des Fu¨rstenbundes, wurde in die Beitrittserkla¨rung des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, die Herzog Carl August am 29. August 1785 unterzeichnete, eingeru¨ckt (Akzessionsakte). Die Beitrittserkla¨rung bestand aus 11 Paragraphen (vgl. zu 85,2). 96,2–3 Die 3 Vollmachten und den Separatartickel Æ:::æ gesehen.] Die Vollmachten beziehen sich wahrscheinlich auf die ausdru¨cklichen Befugnisse der Bevollma¨chtigten der Kurfu¨rsten, die u¨ber den Inhalt der Akzessionsurkunden der
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BRIEF 152
Beitrittsla¨nder verhandelten und stellvertretend fu¨r die Kurfu¨rsten unterzeichneten. In dem Separatartickel, der eigentlich geheim war, wurde erkla¨rt, dass die im Hauptvertrag verwendeten Formulierungen voll gu¨ltig seien, auch wenn die Titel der genannten Fu¨rsten und Herzo¨ge nicht vollsta¨ndig aufgefu¨hrt seien (abgedruckt in: Wilhelm Adolf Schmidt: Geschichte der preußisch-deutschen Unionsbestrebungen seit der Zeit Friedrichs des Großen. Berlin 1851, S. 310). Wahrscheinlich legte der preußische Gesandte Georg Friedrich von Bo¨hmer Herzog Ernst II. Ludwig den Separatartikel vor, um eine yberarbeitung der Akzeptationsurkunde, wie sie Goethe insbesondere bei der Anrede des Herzogs Carl August durchgesetzt hatte, zu verhindern. Goethes Vera¨nderungen sind abgedruckt in: Politischer Briefwechsel 1, 171.
152. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 20. und 21. September 1785 ! ÆKochbergæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 48. – Doppelblatt 19,5(–19,8)6 27,5 cm, 2 1/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „110“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 110), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 186–188. WA IV 7 (1891), 97 f., Nr 2164. BEI LAG EN
1) Brief Friedrich von Steins (vgl. zu 97,1). 2) Bu¨cher (vgl. zu 97,7). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 18. September 1785 (vgl. zu 96,20–21). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 96,6 Die Fu¨rstinn Gallizin ist hier] Zum Aufenthalt von Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und ihrer Begleitung in Weimar vom 19. bis 27. September 1785 vgl. zu 97,9–10; zu 97,11; zu 99,27–28. 96,6–7 die du also auch nicht sehn wirst] Charlotte von Stein kam erst am 12. Oktober 1785 aus Kochberg zuru¨ck. Goethe konnte spa¨ter doch noch ein Treffen zwischen ihr und der Fu¨rstin Gallitzin arrangieren, das bei der Heimreise der Fu¨rstin aus Mitteldeutschland nach Mu¨nster-Angelmodde wahrscheinlich am 20. Oktober 1785 in Weimar stattfand (vgl. zu 105,1–2).
SEPTEMBER 1785
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96,9–10 Edelsheim ist auch hier] yber die Ankunft des markgra¨flich badischen Ministers Wilhelm von Edelsheim am 17. September 1785 hatte Goethe Charlotte von Stein schon in seinem letzten Brief informiert (vgl. zu 95,18). 96,11–12 zur Charackteristick der Sta¨nde] Goethe hatte den erfahrenen Staatsmann Edelsheim offensichtlich um seine Meinung zu einer Typologie der verschiedenen gesellschaftlichen Standes- und Berufsgruppen in Deutschland gebeten. Im 11. Kapitel des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“, an dem Goethe gerade arbeitete (vgl. zu 94,11), findet sich eine Sta¨ndecharakteristik in der Beschreibung von entsprechenden Darstellungsweisen auf dem Theater (vgl. AA Wilhelm Meister, 359–363). 96,16 da der Prinz auch noch mit uns lebt] Vgl. zu 87,23. 96,20–21 du la¨sst mich wenig hoffen] Offenbar mit Bezug auf Charlotte von Steins nicht u¨berlieferte Antwort auf Goethes Brief vom 16. und 17. September 1785 (vgl. zu 95,9). Diesen Brief hatte Goethes Diener Johann Georg Paul Go¨tze am 18. September 1785 nach Kochberg gebracht und war wahrscheinlich mit einer Antwort Charlotte von Steins zuru¨ck nach Weimar gekommen (vgl. zu 95,16). 96,21 Fritzen werd ich dir aber nicht schicken] Friedrich von Stein kam am 2. Oktober 1785 aus Frankfurt a. M. zuru¨ck: „Æ:::æ den Dienstag Abend um 8 Uhr gingen wir erst fort Æ:::æ und Sonnabend die Nacht um 1 kamen wir an.“ (Friedrich von Stein an Catharina Elisabeth Goethe, 3. Oktober 1785; H: GSA 37/I, 9,13; vgl. auch Briefwechsel Katharina Goethe, 241.) Er suchte seine Mutter auch nicht mehr in Kochberg auf. 97,1 Hier ein Brief von ihm] Wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und 18. September 1785; nicht u¨berliefert. Zu vorherigen Briefen Friedrich von Steins von seiner Reise nach Frankfurt a. M. vgl. zu 88,4. 97,1 gesudelt] Sudeln: nachla¨ssig schreiben, schmieren (vgl. Grimm 10, 943). 97,4 Auf den Sonntag steigt also Blanchard.] Franc¸ois Blanchard plante, am 25. September mit dem Heißluftballon u¨ber Frankfurt a. M. aufzusteigen, was aber nicht gelang. Er konnte seinen Plan erst eine Woche spa¨ter, am 3. Oktober, realisieren, als Friedrich von Stein die Stadt bereits wieder verlassen hatte (vgl. zu 91,16). Das Datum der Ballonfahrt hatte Friedrich von Stein wahrscheinlich in seinem Brief an Goethe genannt. 97,7 Hier auch einige Bu¨cher] Nicht ermittelt. 97,9 das Packet] Vorliegender Brief mit den Beilagen. 97,9 dein Bote] Nicht ermittelt. 97,9–10 Mit der Gallizin und uns will es noch nicht fort.] Mit der sich seit dem 19. September 1785 in Weimar aufhaltenden Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und ihren Begleitern war Goethe wahrscheinlich ta¨glich zusammengetroffen. Schon am Abend des 19. September hatte Goethe die Gesellschaft zu sich nach Hause eingeladen (vgl. zu 99,27–28). Die Beziehung scheint anfangs von gegenseitiger Reserviertheit gepra¨gt gewesen zu sein. Die Fu¨rstin stellte in dieser Zeit oft gerade-
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BRIEF 153
zu demonstrativ ihre von Gleichmut, introvertiertem Schweigen und Verachtung alles {ußerlichen getragene Ablehnung von Personen und Konventionen heraus. In einer Tagebucherinnerung gelangte sie u¨ber dreieinhalb Jahre spa¨ter zu folgender Selbsteinscha¨tzung ihres damaligen Auftretens: „Gelehrsamkeit und Pra¨tension Æ:::æ ward mir verhaßt Æ:::æ Nun meinte ich den Stolz und den Ehrgeiz desto sicherer besiegt, da ich auf Reisen in Gelegenheiten mich daru¨ber zu pru¨fen bestand. Æ:::æ nun fing ich an, ein besonderes Wohlgefallen an meiner Ehrgeizlosigkeit und an der Verachtung der Gelehrsamkeit zu haben. Da mir aber nun das Christenthum zur Seite stand, ließ mir dieses es nicht lange unbemerkt, daß auch das nichts taugte. Endlich kam Hamann und zeigte mir den Himmel wahrer Demuth und Ergebenheit – Kindersinn gegen Gott Æ:::æ“ (Tgb. Gallitzin, 6. Mai 1789; Goethe und Kreis von Mu¨nster, 70). Die Fu¨rstin war in den Tagen ihres Weimar-Aufenthaltes zudem gesundheitlich angegriffen (vgl. zu 97,24). Herder beschrieb seinen Eindruck vom Auftreten der Fu¨rstin in Weimar gegenu¨ber Johann Georg Hamann so: „Ein sonderbares Wesen! Voll Ka¨nntniße in u. aus allen Wißenschaften, deren keine sie a¨ußern mag; wenigstens ist sie bei uns fast die ersten 7. Tage u¨ber sehr verschloßen gewesen: sanft und nachgebend u. doch von dem vestesten Muth u. Willen bei dem kleinsten u. gro¨ßesten Anlaß: eine Frau, die die kleine u. große Welt in ihren Seen u. Ba¨chen gekostet hat u. jetzt Æ:::æ sich in der Erziehung ihrer Kinder u. dem Cirkel ihrer Freunde selbst eine Quelle des Genußes bereitet u. so fort.“ (Herder an Hamann, Anfang Oktober 1785; HB 5, 139.) 97,11 den Ma¨nnern] Fu¨rstin von Gallitzin wurde von Frans Hemsterhuis, Franz Friedrich Wilhelm Freiherr von Fu¨rstenberg sowie Anton Matthias Sprickmann begleitet (vgl. zu 66,5). Goethe war besonders an der Bekanntschaft mit Hemsterhuis interessiert. 153. An Charlotte von Stein ÆWeimaræ, 22. und 23. September 1785 ! ÆKochbergæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 49. – 1 Bl. 19,5(–19,8)627,5 cm, /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „111“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 111), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 188. WA IV 7 (1891), 99, Nr 2165.
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BEI LAG EN
1) Brief von Friedrich von Stein (vgl. zu 98,3). 2) Brief(e) von Unbekannt (vgl. zu 98,3).
SEPTEMBER 1785 ERL{UTERUNGEN
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Die Antwortbriefe wahrscheinlich vom 23. September und vom 24. oder 25. September 1785 (vgl. zu 99,1) sind nicht u¨berliefert. 97,19–20 in dem alten Schlosse wo ich sie vor zehen Jahren Æ:::æ besuchte] Vier Wochen nach seiner Ankunft in Weimar hatte Goethe Charlotte von Stein am 6. Dezember 1775 erstmals auf ihrem Gut in Kochberg besucht und dort auf einem Schreibtisch die Inschrift eingeritzt: Goethe d. 6. Dez. 75. 97,23 noch lange aussenbleibst] Vgl. zu 96,20–21. 97,24 Die Fu¨rstinn ist noch da und kranck] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin war von Anfang ihres Weimar-Aufenthaltes an unpa¨sslich, was die Kontakte mit ihr erschwert hatte (vgl. zu 97,9–10). Die Erkrankung der Fu¨rstin besserte sich zwar in den folgenden Tagen, hielt aber wohl bis zum Ende ihres Besuches am 27. September an (vgl. 98,15). 97,25 beyden Ma¨nnern] Wahrscheinlich sind hier Frans Hemsterhuis und Franz Friedrich Wilhelm von Fu¨rstenberg gemeint, die geistigen Ko¨pfe des so genannten ,Kreises von Mu¨nster‘ um die Fu¨rstin Gallitzin. Eine ausfu¨hrlichere Charaktereinscha¨tzung der beiden Perso¨nlichkeiten gab Herder in seinem Brief an Johann Georg Hamann von Anfang Oktober 1785: „Fu¨rstenberg ist ein Mann von Ka¨nntnißen u. vieler Welterfahrung: nur da alles dieses auf einen Domherrn gepflanzt oder von ihm erworben ist, so bleibt bei ihm Æ:::æ der Domherr immer etwas durchblickend; dagegen Hemsterhuis auch in seinem ganzen Wesen ein alter, feiner, reicher, stiller Republikaner ist, der Æ:::æ alles Scho¨ne der Wißenschaften u. Ku¨nste in u. um sich gesammlet zu haben scheint, dazu er reichen konnte. Die Wahrheit zu sagen, ist Er mir in der Gesellschaft der intereßanteste gewesen, ein volles aber stillliegendes Gefa¨ß voll lieblichen Weins, das sanft hergiebt, wo man es anbohret.“ (HB 5, 139 f.) 98,1 An Wilh. fahr ich langsam fort] Die Abwesenheit Charlotte von Steins seit Anfang September nutzte Goethe zur Weiterarbeit am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. zu 86,16–17). 98,1–2 ro¨ste das Holz Æ:::æ in Flammen schlagen] Ein a¨hnliches Bild fu¨r seine Arbeit am „Wilhelm Meister“ hatte Goethe auch schon im Brief an Knebel vom 11. September 1785 gebraucht (vgl. 92,15–16). 98,3 Briefe von und u¨ber Fritzen] Vermutlich zwei ostensible Briefe Friedrich von Steins an Goethe aus Frankfurt a. M., wo sich Charlotte von Steins Sohn seit Anfang September aufhielt (vgl. zu 86,19–20). Sie stammen wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 20. September 1785 (vgl. auch zu 97,1). yber den oder die anderen Briefe Dritter ist nichts Na¨heres bekannt. Friedrich von Stein war in Begleitung des Eisenacher Kaufmanns Lorenz Streiber gereist und hatte sich auch bei Goethes Mutter Catharina Elisabeth aufgehalten. Mo¨glicherweise stammen die Briefe von ihnen.
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98,7 Bedienten] Nicht ermittelt. 98,7 deines Bruders] Wahrscheinlich ist Charlotte von Steins a¨ltester Bruder, der Weimarer Regierungsrat Carl von Schardt, gemeint. 98,8 von dir zu ho¨ren] Wahrscheinlich brachte der Bote noch am 23. September 1785 eine Antwort mit zuru¨ck nach Weimar. Am na¨chsten oder u¨berna¨chsten Tag schrieb Charlotte von Stein erneut. Beide Briefe sind nicht u¨berliefert (vgl. zu 99,1). 98,8–9 Imhof macht Anstalt hierher zu kommen.] Spa¨testens seit Anfang des Sommers 1785 existierten Pla¨ne, Carl von Imhoff und seine Frau Louise, eine Schwester Charlotte von Steins, aufgrund ihrer existenziellen finanziellen Schwierigkeiten aus dem fra¨nkischen Mo¨rlach mit Hilfe einer Apanage von Herzog Carl August nach Weimar zu holen (vgl. zu 84,20). Carl Ludwig von Knebel, der sich im September 1785 in Franken aufhielt und engen Kontakt mit den Imhoffs hielt, hatte Goethe wahrscheinlich mitgeteilt, dass sich Carl von Imhoff zum Verkauf seines Gutes und zur ybersiedlung nach Weimar entschlossen habe (vgl. zu 92,21–22). Louise von Imhoff kam bereits am 8. Oktober 1785 nach Weimar, Carl von Imhoff folgte am 12. Januar 1786. 154. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 25. September 1785 ! ÆKochbergæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 50. – 1 Bl. 19,6627,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „112.“; am linken Rand mit einem Papierstreifen eingeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 112), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 189 f. WA IV 7 (1891), 100 f., Nr 2166. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 23. September 1785 und einen weiteren nicht u¨berlieferten Brief wahrscheinlich vom 24. oder 25. September 1785 (vgl. zu 99,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 98,11 mich so allein lassen] Mit Bezug auf Charlotte von Steins soeben eingetroffenen Brief vom 24. oder 25. September 1785 aus Kochberg, der wiederum keinen Termin fu¨r die Ru¨ckkehr nach Weimar festlegte; nicht u¨berliefert (vgl. zu 99,1). 98,14 Fu¨rstinn] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin (vgl. zu 97,24). 98,15 auf der Abreise] Die Fu¨rstin reiste mit ihrer Begleitung (vgl. zu 66,5) am 27. September weiter u¨ber Jena in Richtung Leipzig: „Bald Æ:::æ kam noch
SEPTEMBER 1785
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unerwarteter die Fu¨rstin Gallizin mit ihrem Gefolge, die 9. Tage hier gewesen u. seit dem vorigen Dienstag weg ist.“ (Herder an Johann Georg Hamann, Anfang Oktober 1785; HB 5, 139.) 98,16 meine Operette vorgelesen] yber die Lesung aus Goethes Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ am 24. September ist Na¨heres nicht bekannt. 98,17 alle drey] Gemeint sind Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und ihre Reisebegleiter Frans Hemsterhuis und Franz Friedrich Wilhelm von Fu¨rstenberg (vgl. zu 97,25). 98,18 daß du sie nicht kennen lernest] Vgl. zu 96,6–7. 98,19 Hemsterhu¨is] Der holla¨ndische Philosoph Frans Hemsterhuis.. 98,19–20 seine Schrifften] Jacobi hatte Goethe Ende 1784 eine gro¨ßere Auswahl von Schriften Hemsterhuis’ geschickt (vgl. die beiden Erla¨uterungen zu 9,18). 98,20–21 Die Herdern ist gar gut mit der Fu¨rstinn] Neben Goethe standen insbesondere Herder und seine Ehefrau Caroline in engem Kontakt mit der Fu¨rstin von Gallitzin. Sie waren bei den meisten Treffen mit deren Gesellschaft dabei wie auch selbst Gastgeber (vgl. zu 99,27–28). Eine Charakteristik der Fu¨rstin und ihrer Begleiter sowie der freundschaftlichen Beziehungen zu ihnen gab Herder in seinem Brief an Johann Georg Hamann von Anfang Oktober 1785 (vgl. HB 5, 139 f.). Caroline Herder selbst berichtete Carl Ludwig von Knebel am 7. November 1785 von dem Besuch der Fu¨rstin: „Es herrscht eine allgemeine Stille hier Æ:::æ Vor einiger Zeit hat die Fu¨rstin Gallizin, die mit Hemsterhuis u. Fu¨rstenberg hier durchgieng, diese Stille unterbrochen. Es sind drei sehr merkwu¨rdige Menschen wovon Ihnen mu¨ndlich erza¨hlt werden soll.“ (HB 5, 145.) Na¨heres ist u¨ber die perso¨nliche Beziehung zwischen Caroline Herder und Amalia Fu¨rstin von Gallitzin in den Tagen des Weimarer Besuches nicht bekannt. 98,23 Fritz muß um den Donnerstag daseyn] Fu¨r Donnerstag, den 29. September, hatte Friedrich von Stein offensichtlich in seinem letzten Brief an Goethe seine Ru¨ckkehr von seinem Frankfurt-Aufenthalt angeku¨ndigt (vgl. zu 98,3). Zuvor wollte er noch den Ballonfahrtversuch von Franc¸ois Blanchard am 25. September abwarten. Da der Versuch fehlschlug und fu¨r den 27. September neu angesetzt wurde, verschob Friedrich von Stein seine Abreise noch einmal. Nach der ebenfalls gescheiterten Ballonfahrt am 27. September reiste Friedrich noch am Abend des gleichen Tages ab und traf am fru¨hen Morgen des 2. Oktober 1785 in Weimar ein (vgl. zu 96,21). 98,26 neuen Anlagen] Die herzoglichen Parkanlagen an der Ilm am su¨dlichen Stadtrand Weimars wurden wa¨hrend der Regentschaft Carl Augusts seit Mitte der 1770er Jahre sta¨ndig umgestaltet und erweitert, woran auch Goethe mitwirkte. Zu den urspru¨nglich herrschaftlichen Parkanlagen am Stern und zum Welschen Garten war bis 1783 noch die Steilhanggestaltung mit Ga¨ngen und Quartieren am linken Ilmufer, der so genannten ,Kalten Ku¨che‘, hinzugetreten. 1784/85 unterzog der Herzog die Anlagen am Stern su¨do¨stlich des Stadtschlosses, wo sich auch Goethes
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BRIEF 155
Gartenhaus befand, einer grundlegenden Umgestaltung und o¨ffnete sie fu¨r die Bu¨rger. Er ließ ein neues Wegenetz mit Bru¨cken und Promenaden einziehen, Teichanlagen und Gewa¨sserla¨ufe neu strukturieren, Landschaftsra¨ume und Parkbauten vera¨ndern und eine andere Bepflanzung anlegen. Nicht zuletzt durch Zuka¨ufe angrenzender Grundstu¨cke wandelte sich das Areal am Stern auch in der Folgezeit zu einer modernen Parkanlage im englischen Stil. Gleichzeitig wurde mit einer entsprechenden Umgestaltung auch des Welschen Gartens gegenu¨ber dem Park am Stern mitsamt dem angrenzenden Exerzierplatz begonnen. – Goethe bezieht sich hier wahrscheinlich auf die bereits fertigen Teile des neugestalteten Parks am Stern, den Duxgarten und die Anlagen rund ums Luisenkloster und am Waschbru¨nnchen mit den dazugeho¨rigen Ga¨ngen. (Vgl. Wolfgang Huschke: Die Geschichte des Parkes von Weimar. Weimar 1951, S. 62–80.) 98,29 Der Anfang des zweyten Akts] Goethe hatte im April 1785 Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich den Auftrag zur Komposition seines Singspiels „Scherz, List und Rache“ erteilt (vgl. zu 46,10). Nachdem Kayser wahrscheinlich im August 1785 bereits die Partitur zum 1. Akt geschickt hatte, waren nun auch erste Teile der Komposition zum 2. Akt bei Goethe eingetroffen (vgl. zu 107,9). 98,30–99,1 Mit voller Musick Æ:::æ nicht ho¨ren ko¨nnen.] Eine Orchesterprobe des 1. Akts von „Scherz, List und Rache“ hat nicht vor Ende September oder Oktober 1785 stattgefunden (vgl. zu 107,17). Erst im Laufe des Septembers waren die Stimmen zur Partitur des 1. Akts ausgeschrieben worden (vgl. zu 89,28). 99,1 deine Briefe] Charlotte von Stein hatte seit Goethes letztem Brief vom 22. und 23. September 1785 (Nr 153) zwei Briefe an Goethe geschrieben. Den ersten gab sie wahrscheinlich dem Weimarer Briefboten am 23. September mit zuru¨ck (vgl. zu 98,8). Der zweite folgte dann am 24. oder 25. September und erreichte Goethe unmittelbar vor der Abfassung des vorliegenden Briefes (vgl. zu 98,11). 99,1–2 Stein geht mit Wedeln auf den Mittwoch zu dir.] Ob ein solcher Besuch in Kochberg wirklich stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Am Mittwoch, dem 28. September, begleitete der Kammerherr und herzogliche Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel Herzog Carl August auf einem Jagdausflug nach Ettersburg: „Heute Vormittag gingen Durch‘. Herzog in Begleitung des H‘. Cammerh‘. v. Wedel und H‘. CammerJckr. v. Linck und H‘. Rittm. v. Lichtenberg nach Ettersburg auf die Jagd Æ:::æ “ (FB 1785, S. 192). Und bereits am 1. Oktober begab sich Wedel mit Herzog Carl August erneut fu¨r sechs Tage auf die Jagd, diesmal nach Mu¨nchen su¨dlich von Berka (vgl. FB 1785, S. 195 und 200). Dass Ernst Josias von Stein noch nach der Jagd in Ettersburg mit Wedel am Abend des 28. Septembers einen Abstecher in das immerhin etwa 35 km entfernte Kochberg unternahm, ist unwahrscheinlich. Mo¨glicherweise reiste er auch allein dorthin.
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99,3–5 Die Endursachen Æ:::æ eine rechte End-Ursache machst.] Wortspiel mit dem philosophischen Begriff der ,causa finalis‘, der Charlotte von Stein noch aus den gemeinsam mit Goethe betriebenen Spinoza-Studien von Anfang des Jahres vertraut gewesen sein du¨rfte (vgl. zu 23,1–2). Hier wahrscheinlich in Anspielung auf Friedrich Heinrich Jacobis Streitschrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“, die Goethe Charlotte von Stein am 11. September 1785 geschickt hatte (vgl. Beilage zu Nr 149). 99,8 Blanchard gestern fu¨r ein Schicksal] Goethe war von Friedrich von Stein daru¨ber informiert, dass der Luftschiffer Franc¸ois Blanchard am 25. September 1785 eine Fahrt im Heißluftballon u¨ber Frankfurt starten wu¨rde (vgl. zu 97,4). Das Datum der Ballonfahrt hat Goethe hier offensichtlich falsch erinnert. 155. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 26. September 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2689. – Doppelblatt 17,7621,3 cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 26.t Sept. 1785 / Goethe / empf‘ d‘ 8 t Oct – / beantw‘ d‘ 9 t –“. E: Goethe-Jacobi (1846), 89 f., Nr 36. WA IV 7 (1891), 101 f., Nr 2167. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis vom 17.–18. und 21. September 1785 (vgl. yberlieferung zu Nr 147). – Jacobi antwortete am 9. Oktober 1785 ( JB I 4, 198–200, Nr 1244; vgl. auch RA 1, 103, Nr 199). 99,10 meines letzten Briefes] Goethes Brief vom 11. September 1785 an Jacobi (Nr 147), in dem er u. a. den unautorisierten Abdruck von zwei seiner Gedichte in Jacobis Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ kritisiert hatte (vgl. zu 91,9–10; zu 91,10). 99,13 pure] Franz.: rein, pur, einfach (ohne Zusa¨tze). 99,13 den Prometheus drucken lassen] Vgl. zu 91,10. 99,13–14 ohne Note Æ:::æ wo du eine besorgliche Confiskation reitzest] Dem „Prometheus“-Hymnus hatte Jacobi in seiner Schrift eine Fußnote beigegeben, die die gewa¨hlte Form des anonymen Abdrucks rechtfertigen sollte: „Wer es mir verdenkt, daß ich dieses Gedicht, welches als Beleg hier kaum entbehrlich war, mit der dabey gebrauchten Vorsicht einru¨cke, der muß dem Uebersetzer der zwey Gespra¨che, D e r k l a g e n d e J u p i t e r, und D e r b e s c h a¨ m t e J u p i t e r in Lucians Schriften noch weit sta¨rkere Vorwu¨rfe machen. Und welchem unter den Lesern
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dieser Schrift sind die Werke eines H u m e , eines D i d e r o t , das S y s t e m e d e l a n a t u r e , und eine Menge anderer dieser Gattung unbekannt?“ ( Jacobi, Werke 1.1, 45.) Gedicht und Fußnote stehen in Beziehung zu einer Schlu¨sselstelle im vorausgehenden Abdruck des Jacobi-Briefes an Mendelssohn vom 4. November 1783, in der von Jacobis Gespra¨chen mit Lessing u¨ber Spinoza berichtet wird (vgl. ebd., 13–44). Als Jacobi Lessing mit dem „Prometheus“-Gedicht bekannt macht, erkla¨rt dieser seine vo¨llige ybereinstimmung mit der Grundaussage und legt auf Nachfrage ein perso¨nliches Bekenntnis zum Spinozismus ab (vgl. ebd., 16 f.). Daru¨ber hinaus war das Gedicht auf zwei nachtra¨glich eingehefteten unpaginierten Bla¨ttern zwischen den Seiten 48 und 49 der Ausgabe und nicht einfach an der geschilderten Stelle im Text von Jacobis Brief an Mendelssohn eingefu¨gt worden. Beides, die Fußnote wie die solita¨re Einheftung, verlieh dem Gedicht eine besonders herausgehobene Stellung, die die befu¨rchtete Beanstandung und mo¨gliche Konfiskation des Buches durch die Zensur nach Goethes Meinung zusa¨tzlich provozierte. Jacobi antwortete auf Goethes Kritik eher ausweichend: „Wie du sagst daß ich es mit dem Prometeus ha¨tte machen sollen, ha¨tte ich es gerade gemacht, u das Gedicht an seinem Orte unter den Text, ohne weiteres ganz unschuldig hingesetzt, wenn mir weniger stark u anhaltend wa¨re eingeredet worden. So kam denn am Ende auch noch gar die Note hinzu, der zu Liebe ein halber Bogen fu¨r die ganze Auflage umgedruckt wurde Æ:::æ“ ( Jacobi an Goethe, 9. Oktober 1785; JB I 4, 198 f.). 99,15 das erste Gedicht ohne meinen Nahmen drucken] Zum Abdruck des Gedichtes Edel sey der Mensch Æ:::æ vor Jacobis Text vgl. zu 91,9–10. 99,16–17 mag denn Æ:::æ die Schweine ersa¨ufen] Anspielung auf die Episode aus dem Markus-Evangelium, in der Jesus eine Legion teuflischer Geister, die Menschen befallen und dadurch zu Besessenen gemacht haben, in eine Herde Sa¨ue vertreibt, die sich daraufhin ins Meer stu¨rzen und ertrinken (vgl. Markus 5,1– 13). 99,18 Afrika Reise des wunderbaren Hompesch] Der gerade 24-ja¨hrige Johann Wilhelm Freiherr von Hompesch-Bollheim war 1785 als Akzessist in den Dienst des Geheimen Rates des Herzogtums Ju¨lich und Berg in Du¨sseldorf getreten und stand dort auch in Verbindung mit dem fu¨hrenden Hofbeamten Friedrich Heinrich Jacobi (vgl. Jacobi an Georg Arnold Jacobi, 4. Oktober 1785; JB I 4, 196; Jacobi an Goethe, 9. Oktober 1785; ebd., 199). Jacobi hatte wahrscheinlich in seinem Bezugsbrief im Namen Hompeschs nach der Mo¨glichkeit einer Teilnahme an einer geplanten Afrikareise von Johann August von Einsiedel gefragt (vgl. die folgende Erla¨uterung), von der er vermutlich wa¨hrend seines eigenen Besuches in Weimar im September 1784 geho¨rt hatte. 99,19 Einsiedel ist Æ:::æ u¨ber Meer] Der Naturforscher, Philosoph und gesellschaftliche Außenseiter Johann August von Einsiedel, Bruder des Weimarer Kammerherrn der Herzoginmutter Anna Amalia Friedrich Hildebrand von Einsiedel,
SEPTEMBER 1785
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war am 22. April 1785 von Weimar aus zu einer Abenteuerreise nach Afrika aufgebrochen. Er wurde begleitet von seinen zwei ju¨ngeren Bru¨dern Alexander Friedrich und Georg Carl von Einsiedel sowie seiner Geliebten, Amalie (Emilie) Christiane Philippine von Werthern-Beichlingen. Ziel der Reise war das Innere Afrikas, etwa die Gegend am Senegal und Abessinien. Am 25. Juli 1785 u¨berquerte die Gruppe von Marseille aus per Schiff das Mittelmeer und landete am 30. Juli in Tunis an, wo die Weiterreise durch eine drohende Pestepidemie gestoppt wurde (vgl. Caroline Herder an Knebel, 7. November 1785; HB 5, 145). 99,20 dritte Ursache] Die Reise Einsiedels nach Afrika war zugleich eine geheime Flucht. Emilie von Werthern-Beichlingen, die 27-ja¨hrige Frau des fast 20 Jahre a¨lteren herzoglichen Stallmeisters und Kammerherrn in Weimar Christian Ferdinand Georg von Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, hatte Anfang Juni 1785 auf einer Reise das Geru¨cht ihres eigenen Todes verbreiten lassen, sogar die eigene Beerdigung vorgeta¨uscht und war ihrem Geliebten, Johann August von Einsiedel, nachgereist. Als kurz darauf die Nachricht in Weimar eintraf, man habe das Paar in Straßburg zusammen gesehen, kam sukzessive die Wahrheit u¨ber den Ehebruch und die skurrile Geschichte des Betruges und der Flucht Emilies ans Licht und wurde zu einem großen Skandalon in Weimar. 99,26 Die Fu¨rstinn mit den Ihrigen ist hier.] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, der Jacobi freundschaftlich verbunden war, hielt sich in Begleitung von Frans Hemsterhuis, Franz Friedrich Wilhelm von Fu¨rstenberg sowie Anton Matthias Sprickmann und zwei ihrer Kinder (Marianne und Dimitri) seit dem 19. September 1785 in Weimar auf (vgl. zu 66,5). 99,26 Sie war die ersten Tage kranck] Vgl. zu 97,24. 99,27–28 ich wu¨nschte es ginge nun noch vierzehn Tage fort] Goethe traf die Fu¨rstin und ihre Begleiter wa¨hrend ihres Weimar-Aufenthaltes mehrfach. Nachzuweisen sind ein Empfang bei Goethe am 19. September (vgl. Prinz August an Herder, 19. September 1785; in: GJb VI [1885], 30), ein weiterer bei Johann Gottfried Herder an einem der Folgetage (vgl. zu 99,29–100,1) und eine Lesung aus Goethes Opernlibretto „Scherz, List und Rache“ am 24. September (vgl. zu 98,16). Nach anfa¨nglichen Schwierigkeiten entwickelte sich ein herzliches und vertrauensvolles perso¨nliches Verha¨ltnis zwischen Goethe und der Fu¨rstin. 99,29–100,1 Wieland Æ:::æ aus Honettita¨t einluden, hat sich gra¨ulich prostituirt] Honettita¨t: Anstand, Ho¨flichkeit, Ehre; von lat. honestus: ansta¨ndig, ehrenhaft (vgl. GWb 4, 1388 f.); ,prostituieren‘ hier im Sinne von ,herabwu¨rdigen‘, blamieren‘; von lat. prostituere: (vorn) hinstellen, bloßstellen (vgl. Grimm 7, 2173 f.). – Wieland hatte zweimal an Treffen mit der Fu¨rstin Gallitzin und ihren Begleitern in Weimar teilgenommen. Wahrscheinlich war er am 19. September in Goethes Wohnung am Frauenplan sowie bei einem Zusammensein im Haus der Herders an einem der folgenden Tage zwischen dem 20. und 23. September anwesend (vgl. Wieland an Jacobi, 11. Oktober 1785; JB I 4, 204). Trotz der
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Bemu¨hungen Wielands um die Fu¨rstin blieben diese selbst und ihre Begleiter ihm gegenu¨ber eher reserviert. Im Brief an Jacobi vom 11. Oktober 1785 berichtet Wieland u¨ber seine Begegnung mit der Reisegesellschaft der Fu¨rstin: „Von der Fu¨rstin selbst habe ich fu¨r meinen Theil gar nichts zu sagen. Sie schien keine Lust zu haben, mit mir bekannt zu werden. Indessen habe ich zwey Abende in ihrer Gesellschaft paßiert; einmal bey Go¨the und dann bey Herder. Beyde male fiel mir das glu¨ckliche Loos zu, mich am meisten mit Hemsterhuys zu unterhalten, und bey Tische neben ihm zu sitzen. Dieser Mann ist, meiner Empfindung nach, einer der vollkommensten Menschen, die je gewesen seyn mo¨gen: ihm kommt der Nahme eines Plato u n s r e r Z e i t eigentlich zu; Æ:::æ Vielleicht ha¨tte ich auch sehr viel Gutes von der Fu¨rstin G. und von dem Frhrn v. F zu sagen, wenn ich Gelegenheit gehabt ha¨tte, sie na¨her kennen zu lernen. Es scheint aber, daß es auf ihrer wie auf meiner Seite an dem J e n e s a i s q u o i gefehlt haben muß, das die Menschen einander na¨her bringt. Da von dieser ganzen reisenden Gesellschafft keines Zeit gefunden hatte zu mir zu kommen, so wollte es sich auch nicht schicken, daß ich mich ihnen aufdra¨nge, und so blieb es denn bey den vorbesagten beyden Abenden.“ ( JB I 4, 204 f.) 100,3 Die Herdern ist nach ihrer Art recht wohl] Caroline Herder eignete nach Goethes Meinung gelegentlich ein Zug zu hypochondrischer yberspanntheit. An Charlotte von Stein hatte Goethe z. B. am 5. September 1785 von einer solchen Situation der yberreaktion berichtet (vgl. zu 87,9–10). yber die dort in Rede stehenden Karlsbader Vorfa¨lle vom Juli 1785 hatte Caroline Herder wahrscheinlich in echauffierter Art und Weise in einem nicht u¨berlieferten Brief aus der ersten Septemberha¨lfte 1785 an die Halbschwester Jacobis, Charlotte Jacobi, Mitteilung gemacht (vgl. Herder an Jacobi, 16. September 1785; HB 5, 138). Jacobi hatte sich daraufhin vermutlich in seinem Bezugsbrief nach Caroline Herder erkundigt. 100,5 auf allerley Art fleisig] Anfang September hatte Goethe die Arbeiten am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ wieder aufgenommen (vgl. zu 86,16–17) und seine mineralogischen Studien (vgl. zu 86,10) wie auch das Mikroskopieren fortgesetzt (vgl. zu 86,1). Die Amtsgescha¨fte nahmen nach wie vor den gro¨ßten Teil von Goethes Zeit in Anspruch (vgl. zu 9,6–7; zu 94,24–25). 100,8–9 Expeditionen] Hier im Sinne von ,Vorhaben‘, ,Unternehmen‘, ,perso¨nliche Aktivita¨ten‘ (vgl. GWb 3, 499). 100,10 die deinigen] Vgl. zu 10,9.
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156. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 1. Oktober Æ1785æ ! ÆKochbergæ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegbenen Datum 1. Oktbr (100,13) in den Jahrgang 1785 eingeordnet. Diese Datierung wird durch den Inhalt besta¨tigt; so war der erwa¨hnte Brand in der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober 1785 ausgebrochen (vgl. zu 100,15–16) und der missglu¨ckte Versuch einer Ballonfahrt von Franc¸ois Blanchard in Frankfurt a. M. hatte am 25. September 1785, dem vergangnen Sonntag (101,18), stattgefunden (vgl. zu 101,18–19). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 51. – Doppelblatt 17,7621,2 (–21,5) cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „113“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 113), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 190–192. WA IV 7 (1891), 103 f., Nr 2168. BEI LAG E
Brief Friedrich von Steins (vgl. zu 101,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 100,15–16 Das Feuer war auf dem Schweinsmarckte] In der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober 1785 war im so genannten Wachischen Haus vor dem inneren Erfurter Tor der Stadtbefestigung am su¨do¨stlichen Ausgang des so genannten Schweinsmarktes (heute Goetheplatz, Zugang Geleitstraße) ein Brand ausgebrochen, der jedoch in einer gemeinsamen Aktion von Mitgliedern der Fu¨rstlichen Feuer-Lo¨schungs-Anstalt und Weimarer Bu¨rgern gelo¨scht werden konnte, so dass kein gro¨ßerer Schaden entstand: „Auf Serenissimi Regentis ho¨chsten SpecialBefehl, wird das sowohl von hiesigen Dienern und Bu¨rgerschaft, so wie auch herbey geeilten Nachbarn, bey der in der Nacht zwischen den 30sten Septemb. und 1sten Oktober in hiesiger Stadt, in dem vor dem innern Erfurter-Thor gelegenen Wachischen Hause, entstandenen Feuers-Brunst, bezeigte gute Betragen und Bestreben, sowohl die gemachten Anordnungen auf das pu¨nktlichste zu befolgen, als auch durch tha¨tige und alles Lob verdienende Hu¨lf-Leistung ihren Nebenmenschen gefa¨llig und nu¨tzlich zu seyn, zu fernerer Aufmunterung, bey Gott gebe! weit entferneten dergleichen Unglu¨ks-Fa¨llen, andurch bekannt gemacht, und allen und jeden, hohen und niedern Standes, welche auch ohne na¨hern Beruf herzugeeilet, fu¨r ihre
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BRIEF 157
menschenfreundliche Tha¨tigkeit bey diesem Vorfall herzlich gedanket.“ (Weimarische Wo¨chentliche Anzeigen. Nr 79. 1. Oktober 1785, S. 313.) 100,21 Unsre Anstalten] Das Feuerwehrsystem im Herzogtum und in der Stadt Weimar gru¨ndete damals im Wesentlichen auf dem Prinzip der Bu¨rgerbeteiligung. Von einer Fu¨rstlichen Feuer-Lo¨schungs-Anstalts-Direktion wurden mehrere Fahrspritzen vorgehalten, deren Transport mit Pferdegespannen erfolgte, die von wohlhabenden Bu¨rgern turnusma¨ßig bereitzustellen waren. Die Spritzen wurden von Feuerrotten, aufeinander eingespielten festen Gruppen (Spritzencorps) von etwa 10 bis 20 Freiwilligen, mit Muskelkraft bedient und konnten Wasser u¨ber etwa 100 Fuß weit zum Einsatz bringen. Zur Ausru¨stung geho¨rten auch spezielle Feuerleitern und Feuerhaken. Ein System von Teichen und Lo¨schwasserbeha¨ltern sicherte den Einsatz an jedem mo¨glichen Ort der Stadt. Die Bu¨rger waren aufgefordert, Feuerlo¨scheimer in genu¨gender Anzahl bereitzuhalten, außerdem wurden den Einwohnern fu¨r ihre Ha¨user auch Handspritzen, Gießschaufeln und Feuerpatschen empfohlen. Vgl. dazu auch M. Herrmann: Die Feuer- und Lo¨schordnung fu¨r Stadt und Land. Ein Noth- und Hilfsbu¨chlein fu¨r Jedermann; vorzu¨glich fu¨r Feuerinspectoren, Ortsbeho¨rden, Spritzenmeister, Spritzenarbeiter und Ha¨userbesitzer. Weimar 1835. 100,22 fu¨rtreff‘ .] Abgeku¨rzt fu¨r ,fu¨rtrefflich‘ (vortrefflich). 100,26–27 gestern in einer Art Verzweiflung von Jena heru¨bergefahren] Am 27. September 1785 war Goethe der Fu¨rstin Gallitzin nach Jena gefolgt, wie die „Jenaische Zeitung“ vermeldete (vgl. Koch, Jena-Aufenthalte, 317), von wo er am 30. September wieder zuru¨ckgekehrt war. Mit Verzweiflung spielt er wahrscheinlich auf den missglu¨ckten Versuch an, von Jena nach Kochberg zu Charlotte von Stein zu reiten (vgl. zu 101,6). 100,28 Ich hatte die Fu¨rstin Æ:::æ dort aufgesucht] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin war auf ihrem Weg nach Leipzig am 27. September 1785 mit ihren Begleitern von Weimar nach Jena aufgebrochen (vgl. zu 98,15). Offensichtlich hatte sich Goethe in Weimar nicht gebu¨hrend von der Fu¨rstin und ihrem Anhang verabschieden ko¨nnen. 101,3 Die ersten Tage wollte es Æ:::æ nicht gehn] yber die anfa¨nglichen Probleme in der perso¨nlichen Bekanntschaft mit der Fu¨rstin hatte Goethe in a¨hnlicher Weise schon mehrfach an Charlotte von Stein berichtet (vgl. 97,9–11; 97,24– 25; 98,14). 101,4 nach und nach gab sich’s] yber die Anna¨herung beider vgl. zu 99,27– 28. 101,6 zu dir] Goethe hatte schon im Brief vom 8. September 1785 die Absicht gea¨ußert, Charlotte von Stein in Kochberg zu besuchen, und war von ihr danach vermutlich noch einmal dazu ermuntert worden (vgl. zu 94,24). 101,7 Buttsta¨dter Jahrmarckt] Der Ross- und Kra¨mermarkt in Buttsta¨dt, im Nordosten des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach etwa 30 km von Jena
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und 20 km von Weimar entfernt gelegen, war ein u¨ber die Region hinaus bedeutender Pferdemarkt. Er fand damals vier Mal im Jahr u¨ber jeweils zwei bis drei Tage statt, als Fastnachts-, Johannis-, Michaelis- und Allerheiligenmarkt. Die beiden Herbstma¨rkte waren die bedeutendsten. Goethe bezieht sich hier auf den Michaelismarkt Ende September. 101,10 an meinem Camin] Ende August 1785 hatte sich Goethe im Hinterhaus seiner Wohnung am Frauenplan einen neuen Kamin einbauen lassen (vgl. zu 85,20). 101,14 dich bald zu mir fu¨hren] Ein ha¨ufig gea¨ußerter Wunsch (vgl. 96,20; 97,23–24). Charlotte von Stein blieb noch bis zum 12. Oktober in Kochberg. 101,16–17 die Botenfrau] Nicht ermittelt. 101,18 Brief von Fritz] Der letzte, nicht u¨berlieferte Brief Friedrich von Steins aus Frankfurt a. M., geschrieben zwischen dem 25. und 27. September, war wahrscheinlich gerade in Weimar eingetroffen. 101,18–19 Blanchard ist vergangnen Sonntag nicht gestiegen] Franc¸ois Blanchards fu¨r den 25. September 1785 geplante Ballonfahrt u¨ber Frankfurt a. M. war gescheitert (vgl. zu 97,4). 101,19 also wird Fr. auch noch nicht kommen] Infolge der missglu¨ckten Ballonfahrt Franc¸ois Blanchards am 25. September und der angeku¨ndigten Wiederholung des Versuchs fu¨r den 27. September verschob sich Friedrich von Steins Ru¨ckreise aus Frankfurt a. M. bis zum Abend des 27. September (vgl. zu 91,16). Er traf erst am 2. Oktober wieder in Weimar ein (vgl. zu 96,21). Den vera¨nderten Abreisetermin hatte er wahrscheinlich in seinem nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 25. und 27. September mitgeteilt (vgl. zu 101,18). 157. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 3. Oktober 1785 ! ÆFrankfurt a. M.æ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 37/I,9,3. – Doppelblatt 17,6(–17,8)621,3 (–21,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: vermutlich Brief von Friedrich von Stein an Catharina Elisabeth Goethe, 3. Oktober 1785 (vgl. zu 101,23). E: Briefwechsel Katharina Goethe (1871), 239 f., Nr 74. WA IV 7 (1891), 105, Nr 2170. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der einzige u¨berlieferte Brief Goethes an seine Mutter aus dem Jahr 1785. – Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731–1808) heiratete
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1748 mit 17 Jahren den 39-ja¨hrigen Johann Caspar Goethe und brachte im Verlauf der Ehe sieben Kinder zur Welt, von denen nur Johann Wolfgang und seine Schwester Cornelia das Erwachsenenalter erreichten. Wa¨hrend der bildungsbeflissene Vater eine strenge Erziehung der Kinder anstrebte und viel Wert auf eine mo¨glichst umfassende Bildung, zumeist vermittelt durch Hauslehrer, legte, bildete die Mutter in ihrer lebensfrohen Art und mit ihrem pietistisch gefa¨rbten Glauben ein Gegengewicht zur Unnachgiebigkeit des Ehemanns. Die ,Frau Rat‘ oder ,Frau Aja‘, wie sie seit 1774 von Goethe und seinen Freunden genannt wurde, war literarisch interessiert, theaterbegeistert und liebte die Musik. Sie muss zudem eine vorzu¨gliche Erza¨hlerin gewesen sein, deren Einfluss auf Goethes dichterische Phantasie wohl nicht zu unterscha¨tzen ist (vgl. AA DuW 1, 370). Nach dem Tod ihres Mannes 1782 begannen fu¨r Catharina Elisabeth selbstbestimmte Jahre, in denen die u¨ber 50-Ja¨hrige ihrer Theaterleidenschaft nachging und vor allem die Gesellschaft von Schauspielern suchte. Die Witwe lebte in dieser Zeit weiterhin im Haus der Familie am Großen Hirschgraben in Frankfurt a. M. Sie suchte immer wieder die Na¨he zu ihrem beru¨hmten Sohn und erreichte sie u¨ber die Idealisierung des Abwesenden in Gespra¨chen mit ihren und Goethes Freunden. Als Informationsquelle u¨ber das Leben des Sohnes, der ihr wenig schrieb, dienten ihr vor allem Briefe Dritter aus Weimar, u. a. von Herzogin Anna Amalia und deren Hofdame Louise von Go¨chhausen sowie von Charlotte von Stein und deren Sohn Friedrich. Weimar lernte sie nicht kennen und nahm lediglich aus der Ferne lebhaft Anteil am Aufstieg des Sohnes. Goethe besuchte sie nur einmal im Jahre 1779, danach erst wieder 1792. Goethes Briefwechsel mit der Mutter ist nur in Bruchstu¨cken erhalten. Insgesamt sind lediglich 16 Briefe an Catharina Elisabeth u¨berliefert, davon sieben aus dem Zeitraum zwischen 1776 und 1783. Neben dem vorliegenden Brief aus dem Jahr 1785 ist noch ein weiterer Brief Goethes an die Mutter aus Italien von 1786 u¨berliefert. Sieben weitere Briefe sind aus dem Zeitraum von 1788 bis 1806 erhalten. Nur drei Antwortbriefe der Mutter sind aus der Zeit zwischen 1781 und Februar 1786 u¨berliefert (vgl. RA 1, 79, Nr 114; 88 f., Nr 148; 106, Nr 208) sowie ein weiterer, den sie Goethe nach Italien schrieb (vgl. RA 1, 109, Nr 220). Erst ab 1792 bewahrte der Sohn die brieflichen Mitteilungen der Mutter bewusst auf. Von da an bis zu ihrem Tod 1808 sind 165 Briefe u¨berliefert. 101,22 viele Wohlthaten erzeigt] In einem Brief an Friedrich von Stein vom 24. Januar 1785 schreibt Goethes Mutter, dass sie eine „Schachtel mit Marzipan“ sowie ein „Kistchen und einen Brief“ an den Sohn nach Weimar geschickt habe (Pfeiffer-Belli, 539 f.). Dies deutet darauf hin, dass sie o¨fter Pakete und Briefe nach Weimar sandte. Catharina Elisabeth Goethe nahm zudem Charlotte von Steins Sohn Friedrich wa¨hrend seines Aufenthaltes in Frankfurt im September 1785 bei sich auf (vgl. die folgenden Erla¨uterungen). 101,23 gute Aufnahme des lieben Fritz] Wahrscheinlich Ende August 1785 trat der 12-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, Friedrich von Stein, seine erste gro-
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ße Reise an, die ihn in Begleitung des Eisenacher Kaufmanns Johann Lorenz Streiber nach Frankfurt a. M. fu¨hrte (vgl. zu 86,19–20; Streiber an Goethe, 18. Oktober 1785; H: GSA 28/899; vgl. auch RA 1, 104, Nr 200). Anlass war zum einen der Besuch der Frankfurter Messe, zum anderen die fu¨r Ende September 1785 geplante Ballonfahrt des Franzosen Franc¸ois Blanchard (vgl. zu 91,16). Friedrich von Stein wohnte wa¨hrend seines Aufenthaltes zumindest zeitweise bei Goethes Mutter und blieb bis zum 27. September dort. Am 2. Oktober kehrte er nach Weimar zuru¨ck. In seinem Dankesbrief an Catharina Elisabeth Goethe, der dem vorliegenden Brief vermutlich beigeschlossen war, heißt es: „Liebe Gevatterin Ich bin glu¨klich hier angekommen, und nun will ich Ihnen erza¨hlen von meiner Hereiße den Dienstag Abend um 8 Uhr giengen wir erst fort, da Sie doch um 6 Uhr Ihre Hand auf meine Stirn legten. In Hanau waren keine Pferde zu bekommen, da schliefen wir also die ganze Nacht, den andern Morgen um 6 Uhr wurden wir wieder weider transpordirt, und unsre ganze Reise bis Eisenach war mit lauter mu¨der Pferden. Da kamen wir Donnerstag Abend an, Freitag blieben wir in Eisenach und Sonnabend die Nacht um 1 kamen wir an. Wir fanden bei den Eintrit in die Stadt 2 abgebrande Ha¨ußer. Ihr Sohn la¨ßt Sie gar schon Gru¨sen. Ich bin Sie noch recht viel Dank schuldig vor alle Ihre Gu¨te die Sie an mir verschwendet haben, ich ha¨tte nicht gedacht das ich die bei der Frau Moriz, nach meinen Gedanken nicht Menschenliebende Frau so lieb haben wu¨rde. Ich werde Sie immer rechten Dank davor, rechten Dank schuldig seyn Liebe Pathe. Viele Menschen finden daß ich fetter worden bin das glaube ich gar wohl denn Sie haben mich so gut gefu¨ttert, als die Gra¨fin den Cherubin nimmermehr. Ihr Sohn hat sich recht gewundert das Sie bei dem Ballon so eine Philosophin gewesen sind. Ich danke Ihnen noch einmahl. Alles la¨ßt Sie gru¨sen. Weimar d 3. Oktbr. 85. Friedrich“. (H: GSA 37/I, 9,13; vgl. auch Briefwechsel Katharina Goethe, 241–242.) Goethes Mutter antwortet am 20. Oktober 1785: „Alles erinnert mich an ihn, – die Birn’, die ihm fru¨h morgens so gut schmeckten, wa¨hrend ich meinen Thee trank, – wie wir uns hernach so scho¨n auftacklen ließen, Æ:::æ und wie’s hernach, wenn die Pudergo¨tter mit uns fertig waren, an ein Putzen und Schniegeln ging, und dann das vis a vis bei Tische, und wie ich meinen Cherubim um zwei Uhr |:freilich manchmal etwas unmanierlich :|in die Messe jagte, und wie wir uns im Schauspiel wieder zusammen fanden, und das nach Haus fu¨hren, – und dann das Duodrama in Hausehren, wo die dicke Catharine die Erleuchtung machte, und die Greineld und die Marie das Auditorium vorstellten – das war wohl immer ein Hauptspaß.“ (Pfeiffer-Belli, 548.) 101,27 nach Art Schwedenborgischer Geister] Anspielung auf den schwedischen Geisterseher und Theologen Emanuel Swedenborg, insbesondere auf dessen achtba¨ndiges Werk „Arcana coelestia, quae in Scriptura Sacra seu verbo Domini sunt, detecta, quae in Genesi, una cum mirabilibus quae visa sunt in mundo spirituum et in coelo Angelorum“ (The Hague 1749–1756. – Himmlische Geheim-
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nisse, die in der Heiligen Schrift, dem Worte des Herrn, enthalten und nun enthu¨llt sind, hier in der Genesis, zugleich die Wunder, die in der Welt der Geister und im Himmel der Engel gesehen werden). Swedenborg beschreibt darin Geister, welche die irdische Welt nur wahrnehmen ko¨nnen, indem sie sich menschlicher Augen und Ohren bedienen: „Æ:::æ die Geister aber, und noch viel weniger die Engel ko¨nnen nicht das mindeste von dem, was in der Welt ist, mit ihrem Gesichte, das ist, mit dem Sehen oder Gesichte des Geistes sehen, denn das Licht der Welt oder das Sonnen-Licht ist ihnen die dickste Finsterniß; Æ:::æ Doch aber ko¨nnen die Geister und Engel, wenn es dem Herrn wohlgefa¨llt, vermittelst der Augen des Menschen, das, was in der Welt ist, sehen, der Herr aber erlaubt es ihnen bey keinem andern, als welcher vom Herrn die Gnade hat, mit den Geistern und Engeln zu reden, und bey ihnen zu seyn; Æ:::æ“ (Emanuel Swedenborg: Auserlesene Schriften. Erster Theil: Vom Himmel und von den wunderbaren Dingen desselben; wie auch von der Geisterwelt und von dem Zustand des Menschen nach dem Tod; und von der Ho¨lle. Frankfurt a. M. 1776, S. 274 f.). Goethe bescha¨ftigte sich mit den Schriften Swedenborgs nachweislich in der Zeit von 1768 bis 1776. Den im vorliegenden Brief angestellten Vergleich mit der Geistervorstellung Swedenborgs greift Goethe auch an anderen Stellen auf, so etwa in den Briefen an Charlotte von Stein vom 1. Oktober 1781 (vgl. WA IV 5, 198), an Friedrich August Wolf vom 28. November 1806 (vgl. WA IV 19, 235) sowie an Johann Salomo Christoph Schweigger vom 25. April 1814 (vgl. WA IV 24, 226). 101,29 H‘. v. Niebecker] Gemeint ist entweder Benedict Christoph von Niebecker, Oberstleutnant a. D. aus Eisenach, der seit 1785 in Weimar lebte, oder dessen Sohn, Heinrich von Niebecker. Goethe erwa¨hnt den a¨lteren Niebecker in einem Brief an Charlotte von Stein vom 11. Juni 1784 (vgl. WA IV 6, 297). Aus welchen Gru¨nden sich Niebecker in Frankfurt a. M. aufhielt, ist nicht bekannt. 102,1 Riesen schreib ich selbst.] Der Jurist Johann Jacob Riese, ein Jugendfreund Goethes, war in Frankfurt a. M. als Verwaltungsschreiber bei der Almosenkasse sowie als Agent des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg ta¨tig. Ein Brief Goethes an Riese aus dieser Zeit ist nicht u¨berliefert. Offensichtlich hatte Riese u¨ber Goethes Mutter eine Anfrage an Goethe gerichtet (zu Riese vgl. auch GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 7). 102,2 etwas lustiges] Vermutlich ist das Anfang 1785 fertiggestellte Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ gemeint, das Goethe im April 1785 an Philipp Christoph Kayser zur Komposition geschickt hatte (vgl. zu 46,10). Im Herbst 1785 hielt er Teile der Partitur in Ha¨nden, so dass er wahrscheinlich im Oktober mit ersten Orchesterproben beginnen konnte (vgl. zu 107,17). Vielleicht wollte Goethe noch die Fertigstellung der Partitur durch Kayser abwarten und das Stu¨ck erst dann an seine Mutter schicken. Es ist jedoch nicht bekannt, ob er das Singspiel u¨berhaupt an Catharina Elisabeth Goethe sandte. Nicht ganz auszuschließen ist
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auch, dass sich Goethe hier auf das unvollendet gebliebene Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“ bezieht, an dem er nachweislich im November 1785 arbeitete (vgl. zu 110,11–12). 102,3 die G e s c h w i s t e r ] Goethes einaktiges Drama „Die Geschwister“ (Urauffu¨hrung: 21. November 1776 auf dem Weimarer ,Liebhaber-Theater‘; Erstdruck in: Goethe’s Schriften. Bd 3. Leipzig 1787, S. 249–292). Offensichtlich hatte Goethe erfahren, dass eine Lesung oder Auffu¨hrung des Stu¨ckes in Frankfurt beabsichtigt war, vermutlich auf einer Liebhaberbu¨hne der mit Elisabeth Catharina Goethe befreundeten Schauspieler. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. 158. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. Oktober 1785 ! ÆKochbergæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 52. – 1 Bl. 16,2614 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „114“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 114), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 192. WA IV 7 (1891), 104 f., Nr 2169. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 102,6) ist nicht u¨berliefert. 102,5 diesen Boten] Nicht ermittelt. 102,5–6 Fritz glu¨cklich wiedergekommen] Friedrich von Stein war am 2. Oktober von seiner Reise nach Frankfurt zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 101,19; zu 101,23). 102,6 um von dir zu ho¨ren] Wahrscheinlich antwortete Charlotte von Stein, wie gewu¨nscht, noch am selben Tag. Ihr Brief ist nicht u¨berliefert. 102,6–7 du bestimmtest deine Ru¨ckkunft] Charlotte von Stein kam erst am 12. Oktober 1785 nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 102,14). 159. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 6. Oktober 1785 ! ÆKochbergæ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 52. – 1 Bl. 16,3(–16,5)616,8 (–17,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte:
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BRIEF 160
„115“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 115), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: nicht u¨berlieferter Brief Friedrich von Steins an Charlotte von Lengefeld, 6. Oktober 1785 (vgl. zu 102,19–20). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 192 f. WA IV 7 (1891), 106, Nr 2171. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 3. Oktober 1785 (vgl. zu 102,6). – Der Antwortbrief vom 7. Oktober 1785 (vgl. zu 103,1) ist nicht u¨berliefert. 102,14 bis ku¨nftigen Mittwoch] Auf die Bitte in Goethes letztem Brief vom 3. Oktober 1785 (Nr 158), ihm den Termin der Ru¨ckkehr aus Kochberg mitzuteilen (vgl. 102,6–7), hatte Charlotte von Stein offensichtlich noch am gleichen Tag geantwortet und Mittwoch, den 12. Oktober 1785, genannt. Auch Charlotte von Lengefeld hatte sie diesen Tag als Abreisetermin genannt: „Mitwoch fru¨h um 9 Uhr geh ich von hier weg da dencken Sie an mich.“ (Charlotte von Stein an Charlotte von Lengefeld, vermutlich 7. Oktober 1785; H: GSA 83/1856,1.) 102,15 Fritz] Friedrich von Stein, der seit Mai 1783 in Goethes Haus lebte. 102,16 lustiger] ,Lustig‘ hier im Sinne von ,munter‘, ,ru¨hrig‘ (vgl. Grimm 6, 1340). 102,16 in Fr.furt] Friedrich von Stein war am Morgen des 2. Oktober 1785 von einer u¨ber vierwo¨chigen Reise nach Frankfurt a. M. nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 101,23). 102,17 meine Mutter] Wa¨hrend seines Frankfurt-Aufenthaltes wohnte Friedrich von Stein zumindest zeitweise auch bei Catharina Elisabeth Goethe am Großen Hirschgraben (vgl. auch zu 87,2). 102,19–20 Er schickt hier der Fr‘. Lengefeld einen Brief] Die 18-ja¨hrige Charlotte von Lengefeld aus Rudolstadt, die sich seit dem 29. September 1785 zu Besuch in Kochberg aufhielt. Am 3. Oktober hatte sie wahrscheinlich dem Brief Charlotte von Steins an Goethe einen eigenen an Friedrich von Stein beigegeben, in dem sie sich nach den Ballonfahrtversuchen Franc¸ois Blanchards in Frankfurt erkundigte und die Mo¨glichkeit anku¨ndigte, den kommenden Winter, wie schon den letzten, in Weimar zu verbringen (vgl. Charlotte Lengefeld an Friedrich von Stein; 3. Oktober 1785; H: GSA 122/99a,1; vgl. auch Charlotte von Schiller 1, 415 f.). Friedrich von Steins hier erwa¨hnter Antwortbrief ist nicht u¨berliefert. Da die Adressatin bereits aus Kochberg abgereist war, sandte ihr Charlotte von Stein den Brief vermutlich am 7. Oktober nach Rudolstadt nach: „Ich Æ:::æ schicke hier einen Brief von Fritzen an Sie und einen Gruß von Ghr Goethe von den ich heute einen Brief erhalten habe.“ (Charlotte von Stein an Charlotte von Lengefeld, vermutlich 7. Oktober 1785; H: GSA 83/1856,1.)
OKTOBER 1785
160. An Charlotte von Stein
263
ÆWeimaræ, 7. Oktober 1785 ! ÆKochbergæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 53. – 1 Bl. 15,4(–15,6)618,8 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „116“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 116), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 193 f. WA IV 7 (1891), 106 f., Nr 2172. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 103,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 103,1 Du sendest mir Æ:::æ viel gutes] Goethes Brief vom 6. Oktober erhielt Charlotte von Stein am 7. Oktober 1785: „Ich Æ:::æ schicke Æ:::æ einen Gruß von Ghr Goethe von den ich heute einen Brief erhalten habe.“ (Charlotte von Stein an Charlotte von Lengefeld, vermutlich 7. Oktober 1785; H: GSA 83/1856,1.) Sie antwortete umgehend mit einem nicht u¨berlieferten Brief, dem sie eine Zeichnung und eine Sendung Pilze beigab (vgl. zu 103,1–2; zu 103,5). 103,1–2 Das Landscha¨fftgen] Ein Landschaftszeichnung Charlotte von Steins; nicht u¨berliefert. Na¨heres ist nicht bekannt. 103,3 Oeserischen Manier] Bei Adam Friedrich Oeser hatte Goethe 1765 bis 1768 wa¨hrend der Leipziger Studienzeit Zeichenunterricht genommen. Die Kunstauffassung seines Lehrers u¨bte maßgeblichen Einfluss auf ihn aus. Oesers Zeichnungsart im Landschaftsgenre war gepra¨gt durch einen spielerisch lockeren, oft vage andeutungsvollen Strich und ausgesuchte Arrangements und Kompositionen (zu Goethe und Oeser vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 44). 103,5 Schwamm] Pilz. 103,5 doppelten Liebhaberey] Seit Anfang 1785 hatte sich Goethe mit versta¨rktem Interesse der Botanik zugewandt und sammelte Pflanzen, Moose und Pilze, die er mit dem Mikroskop untersuchte. Nebenher eigneten sich letztere noch als Delikatessen. 103,6 u¨ber diesem Geschlechte und den verwandten] yber Goethes Bescha¨ftigung mit Pilzarten zu dieser Zeit ist nichts Na¨heres bekannt. Aus Ilmenau berichtet er aber einen Monat spa¨ter, am 8. November 1785, an Charlotte von Stein: Gute esbare Schwa¨mme bringe ich getrocknet mit, du siehst in welchen Classen der Vegetation ich hier lebe. (111,25–26.) 103,6 Fritz] Friedrich von Stein, der seit Mai 1783 in Goethes Haus lebte. 103,7 Teich in der Teichgasse] Die Teichgasse in Weimar hinter dem Westteil des ehemaligen Topfenmarktes mit der Stadtkirche (heute Herderplatz) verbindet
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BRIEFE 161/162
das Eisfeld mit dem Graben. Der Teich, den es heute nicht mehr gibt, lag unmittelbar hinter dem Garten des Pfarrhauses. 103,11 dich wiederzusehen] Vgl. zu 102,14. 103,13 Ob das Æ:::æ Buch Wilh‘. fertig werden wird] Goethe arbeitete wa¨hrend der Abwesenheit Charlotte von Steins seit Anfang September am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“, dessen Fertigstellung er fu¨r November 1785 versprochen hatte (vgl. zu 86,16–17; zu 92,13–14). 161. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 10. Oktober 1785æ ! ÆKochbergæ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem 10. September 1785 eingeordnet. Aus dem Inhalt des Briefes geht aber hervor, dass die Datumsangabe d‘. 10 Sept. (103,26) nur ein Schreibversehen Goethes gewesen sein kann. Der Brief ist wahrscheinlich einen Monat spa¨ter, am 10. Oktober 1785, geschrieben worden. Die erwa¨hnte Begegnung Goethes mit Louise von Imhoff, einer Schwester Charlotte von Steins, konnte fru¨hestens am 8. Oktober stattgefunden haben, da Louise von Imhoff erst an diesem Tag nach Weimar gekommen war (vgl. zu 103,21). Charlotte von Stein kehrte am 12. Oktober aus Kochberg nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 103,19). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 45. – 1 Bl. 16,1(–16,3)614,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „107.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 107), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 182. WA IV 7 (1891), 107, Nr 2173. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 103,19 daß du kommest] Charlotte von Stein hatte ihre Ru¨ckkehr aus Kochberg nach Weimar fu¨r den 12. Oktober 1785 angeku¨ndigt (vgl. zu 102,14). 103,21 der Imhof] Louise von Imhoff, die acht Jahre ju¨ngere Schwester Charlotte von Steins, war mit dem Offizier Carl von Imhoff verheiratet. Das Paar, das in Mo¨rlach bei Nu¨rnberg wohnte, befand sich in finanziellen Schwierigkeiten. Unter Mithilfe Goethes und Knebels war es gelungen, bei Herzog Carl August die Gewa¨hrung einer Apanage zu erlangen, die mit der ybersiedlung der Imhoffs nach Weimar verbunden war (vgl. zu 98,8–9). Louise kam ohne ihren Mann bereits
OKTOBER 1785
265
am 8. Oktober 1785 nach Weimar und hatte zuna¨chst Logis im Werthern-Beichlingen’schen Haus an der Esplanade genommen. 103,22–23 Sie ist wie eine Septime Æ:::æ dem Akkorde verlangen macht.] Bildlicher Vergleich aus der Tonlehre, der den Grad einer relativ einfachen, aber nicht voll ausgepra¨gten Harmonie gegen den einer komplexeren Vollkommenheit stellt. Die Septime (von lat. septimus: der siebente), der siebente Ton einer diatonischen Tonleiter, erzeugt mit dem Grundton eine dissonante Spannung im Harmoniesinn, die nach einer Weiterfu¨hrung bzw. Auflo¨sung verlangt. Als Akkord wird in der Musik der Zusammenklang von mehreren, mindestens aber drei To¨nen unterschiedlicher Tonho¨he verstanden, der sich also auch aus einem Septimenintervall heraus entwickeln kann. 103,24 An Wilh. hab ich wieder geschrieben] Vgl. zu 103,13. 103,24 das Micros. ruht] Gemeint ist vermutlich das neue Mikroskop, das Goethe an seinem 36. Geburtstag, am 28. August 1785, von Herzogin Louise geschenkt bekommen hatte. Es war von Charlotte von Stein besorgt, aber noch nicht von ihr ausprobiert worden (vgl. zu 86,1). Goethe hatte die Freundin seit Fru¨hjahr 1785 an seiner neuen Leidenschaft, dem Mikroskopieren, teilhaben lassen (vgl. zu 30,16). 103,25 Ich habe gute Sachen gesammelt.] Wahrscheinlich Pflanzen, Moose, Pilze und andere Botanika zur Untersuchung unter dem Mikroskop. 103,25 Der Bote] Nicht ermittelt. Vermutlich hatte ihn Charlotte von Stein nach Weimar geschickt, um bei ihrem Mann, dem Oberstallmeister Ernst Josias von Stein, die Pferde fu¨r ihre Ru¨ckreise am 12. Oktober zu bestellen. 103,26 10 Sept.] Schreibversehen Goethes; gemeint ist offensichtlich der 10. Oktober (vgl. Datierung). 162. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 14. Oktober 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 54. – 1 Bl. 19,6(–19,8)612 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „119“; Rs. Adresse, Tinte: Frau von Stein; Rs. und linker Seitenrand der Vs. rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 119), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 195. WA IV 7 (1891), 108, Nr 2174. BEI LAG EN
1) politica (vgl. zu 104,1–2). 2) Obst (104,2).
Abb. 1: Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786, 24. Juni 1786 (GSA, Sign.: 34/VI, 8,2, Bl. 44 Vs.)
Abb. 2: Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786, 24. Juni 1786 (GSA, Sign.: 34/VI, 8,2, Bl. 44 Rs.)
Abb. 3: Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786, 24. Juni 1786 (GSA, Sign.: 34/VI, 8,2, Bl. 45 Vs.)
OKTOBER 1785
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 104,1 deiner Na¨he] Charlotte von Stein hielt sich nach einem sechswo¨chigen Aufenthalt auf ihrem Gut in Kochberg seit dem 12. Oktober 1785 wieder in Weimar auf (vgl. zu 102,14). Am 13. Oktober hatte Goethe sie wahrscheinlich in ihrer Wohnung besucht, wie ein Liefervermerk fu¨r diesen Tag in einer Bierrechnung fu¨r Goethe nahelegt: „1 Bouteillen Bier abends bei Frau von Stein“ (GR/Belege [3. November] 1785, 2, Bl. 51). Aus den kommenden Wochen und Monaten haben sich zahlreiche Belege u¨ber Bierlieferungen an die Adresse von Charlotte von Stein unter den Rechnungen Goethes erhalten (vgl. GR/Belege [1. Januar; 31. Januar; 4. April] 1786, 1, Bl. 14, 28, 50; GR/Belege [24. Juni]) 1786, 2, Bl. 44, 45 [vgl. Abb. 1–3]), die die Schlussfolgerung zulassen, dass an den entsprechenden Tagen wahrscheinlich Besuche Goethes stattgefunden haben. 104,1–2 politica] Lat.: Angelegenheiten, die den Staat, die Staatskunst betreffen; in diesem Sinne u¨berwiegend bei Goethe belegt (vgl. GT III 1, 234, 238, 391 u. o¨.); hier mo¨glicherweise auch im u¨bertragenen Sinne gemeint: „Nach dem gemeinen heutigen Gebrauch heisset Politick, eine besondere Klugheit, die Vortheile eines Fu¨rsten oder Staats wohl auszusinnen, durch verdeckte Wege zu suchen, und auf alle mo¨gliche Weise zu erlangen. In solchem Verstand wird es offt auch auf Privat-Ha¨ndel und Gescha¨ffte gezogen.“ (Zedler 28, 526.) – Die mitgeschickten Nachrichten sind nicht u¨berliefert. 163. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 17. Oktober 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 54. – 1 Bl. 9,668 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „120“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 120), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 195. WA IV 7 (1891), 108, Nr 2176. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 104,6 Adieu meine Beste, heute Abend bin ich wieder bey dir.] yber eine Reise oder eine auch nur kurzzeitige Abwesenheit Goethes von Weimar an diesem Tag ist nichts bekannt. – Der auf Adolf Scho¨ll und Heinrich Du¨ntzer zuru¨ckgehenden Annahme, Goethe sei an diesem Tag nach Jena gefahren, um dort die aus
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BRIEFE 164–166
Leipzig ankommende Amalia Fu¨rstin von Gallitzin zu einem erneuten Besuch Weimars abzuholen (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 195; Du¨ntzer, Goethe-Stein, 561), widerspricht der Umstand, dass sich die Fu¨rstin noch bis zum 19. Oktober in Leipzig aufhielt (vgl. zu 105,1–2). 164. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 17. Oktober (Nr 163) und vom 20. Oktober 1785 (Nr 167). Der Inhalt des Briefes bietet keine konkreten Anhaltspunkte fu¨r eine genauere oder andere Datierung. Die bisherige Vermutung, mit der angesprochenen Feier (vgl. 104,10) ko¨nnte ein Empfang fu¨r die Fu¨rstin von Gallitzin gemeint sein, die auf der Ru¨ckreise von Leipzig am 20. Oktober in Weimar Station machte, la¨sst sich nicht belegen und kann mit großer Wahrscheinlichkeit sogar ausgeschlossen werden (vgl. zu 105,6). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 55. – 1 Bl. 1967,3 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „121“; Rs. am unteren Rand Adresse, Tinte: Fr v. Stein; Rs. rote Siegelreste; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1783“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 121), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 361. WA IV 7 (1891), 288, Nr 2473. BEI LAG E
Lebensmittel (vgl. zu 104,10). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 104,10 morgenden Fete] Daru¨ber ist nichts Na¨heres bekannt. Die Vermutung, mit der Feier ko¨nnte ein Empfang fu¨r Amalia Fu¨rstin von Gallitzin gemeint sein, la¨sst sich nicht belegen (vgl. Datierung). 104,10 etwas in die Ku¨che] Lebensmittel; Na¨heres ist nicht bekannt.
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165. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. Oktober 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 17. Oktober (Nr 163) und vom 20. Oktober 1785 (Nr 167). – Fra¨nkel datierte den Brief in seinen Ausgaben, ohne eine Begru¨ndung zu geben, auf die Tage zwischen dem 24. Oktober und 1. November 1785 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 298; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 120). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 55. – 1 Bl. 9,667,9(–8,1) cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „122“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 122), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 277, Nr 683. WA IV 7 (1891), 288, Nr 2474. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 104,13 will ich mit dir fahren] Na¨heres nicht ermittelt. 166. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 20. Oktober 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 7. Oktober (Nr 160) und vom 14. Oktober 1785 (Nr 162) eingeordnet. Er ist aber erst einige Tage spa¨ter, wahrscheinlich am 20. Oktober 1785, geschrieben worden. Amalia Fu¨rstin von Gallitzin war offensichtlich an diesem 20. Oktober aus Leipzig kommend morgens in Weimar eingetroffen, eventuell aber auch schon am Abend des Vortages. Wahrscheinlich schon am Nachmittag oder Abend des 20. Oktober reiste sie weiter in Richtung ihres Wohnsitzes Angelmodde bei Mu¨nster und wurde vermutlich von Goethe ein Stu¨ck des Wegs begleitet (vgl. zu 105,1–2). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 54. – 1 Bl. 13,6611,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „117.“. – In einem
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BRIEFE 167/168
gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 118), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 195. WA IV 7 (1891), 108, Nr 2175. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 105,1–2 Die Fu¨rstinn Gallizin will dich Æ:::æ heute fru¨h besuchen.] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin war offensichtlich am Morgen des 20. Oktober auf der Heimreise nach Angelmodde bei Mu¨nster von Leipzig her in Weimar eingetroffen. Nicht ganz auszuschließen ist auch, dass sie Weimar bereits am Abend des 19. Oktober erreicht hat. Am 19. Oktober war jedenfalls noch ein Brief der Fu¨rstin aus Leipzig an Friedrich Heinrich Jacobi nach Du¨sseldorf abgegangen. Jacobi schrieb daru¨ber an die Fu¨rstin am 7. November 1785: „Gestern Morgen erhielt ich Ihren Brief aus Mu¨nster. – Der vom 19 ten aus Leipzig, ist mir den 27 ten Oct eingelaufen.“ ( JB I 4, 233.) Schon am 21. Oktober heißt es in Goethes Brief an Jacobi, dass die zweyte Ankunft der Fu¨rstin Æ:::æ und ihre Abreise ihn an den Schreibtisch gebracht hat (105,14–16). Amalia von Gallitzin hat sich demnach nur wenige Stunden, ho¨chstens einen Tag in Weimar aufgehalten. Zu dem kurzfristigen Arrangement einer Begegnung zwischen der Fu¨rstin und Charlotte von Stein durch Goethe kam es vor allem deshalb, weil sich Charlotte von Stein wa¨hrend des voraufgegangenen Besuches der Fu¨rstin in Weimar vom 19. bis 27. September 1785 auf ihrem Landgut in Kochberg aufgehalten hatte (vgl. zu 96,6–7). 105,2 heute noch hier zu bleiben] Die Fu¨rstin hat der Bitte, ihren Aufenthalt in Weimar noch bis zum folgenden Tag zu verla¨ngern, offenbar nicht entsprochen. Sie reiste wahrscheinlich schon am Nachmittag oder Abend des 20. Oktober 1785 ab (vgl. zu 105,8). 105,6 Wenn sie bleiben, so seyd ihr bey mir.] Die Fu¨rstin war in Begleitung eines gro¨ßeren Gefolges unterwegs (vgl. zu 66,5). Sie blieb nicht in Weimar, so dass der avisierte Besuch bei Goethe nicht zustande kam (vgl. zu 105,2). 167. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimaræ, 20. Oktober Æ1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem 20. Oktbr. (105,10) in das Jahr 1785 eingeordnet. Dass dieser Datierung zu folgen ist, zeigt der offenkundige Zusammenhang von Goethes Abschiedsgruß (vgl. zu 105,8) mit der Abreise der Fu¨rstin von Gallitzin aus Weimar, die von Goethe wohl noch eine Strecke Wegs begleitet wurde (vgl. zu 105,2).
OKTOBER 1785
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 55. – 1 Bl. 9,668,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „126“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 123), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 196. WA IV 7 (1891), 109, Nr 2177. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 105,8 Adieu meine liebe!] Wohin sich Goethe verabschiedete, ist nicht bekannt. Es ist zu vermuten, dass er die Fu¨rstin von Gallitzin noch ein Stu¨ck auf der Weiterreise von Weimar nach Angelmodde bei Mu¨nster begleitete, mo¨glicherweise bis Erfurt oder Gotha (vgl. zu 105,1–2; vgl. auch Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 196; Du¨ntzer, Goethe und Karl August 1, 224). 105,10 Morgen bin ich wieder bey dir.] Am 21. Oktober 1785, wie der an diesem Tag aus Weimar geschriebene Brief an Friedrich Heinrich Jacobi belegt (Nr 168).
168. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 21. Oktober 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2690. – Doppelblatt 17,7621,3 (–21,5) cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 21t Oct. 1785. / Goethe / empf‘ d‘ 2 t Nov – / beantw. d‘ 14 t –“. E: Goethe-Jacobi (1846), 93–95, Nr 38. WA IV 7 (1891), 109 f., Nr 2178. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 9. Oktober 1785 ( JB I 4, 198– 200, Nr 1244; vgl. auch RA 1, 103, Nr 199). – Der Antwortbrief vom 14. November 1785 (vgl. yberlieferung) ist nicht u¨berliefert. 105,13 dein letzter Brief] Der Brief vom 9. Oktober 1785, mit dem Jacobi auf Goethes Brief vom 26. September (Nr 155) reagierte, den er am Vortag erhalten hatte (vgl. yberlieferung zu Nr 155). Ihm war vor allem an einem Urteil zu seiner Anfang September u¨berschickten Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in
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BRIEF 168
Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ gelegen, das Goethe bisher zuru¨ckgehalten hatte (vgl. zu 106,5). 105,14–15 die zweyte Ankunft der Fu¨rstinn] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin machte wahrscheinlich am 20. Oktober auf ihrer Ru¨ckreise aus Leipzig noch einmal kurz in Weimar Station, nachdem sie sich schon auf der Hinreise vom 19. bis 27. September in der Stadt aufgehalten hatte (vgl. zu 105,1–2). 105,18 die Ihrigen] Vgl. zu 66,5. 105,22 Fr. v Stein und Sie sich haben kennen lernen] Goethe hatte am Vortag eigens ein Treffen zwischen Charlotte von Stein und der Fu¨rstin Gallitzin arrangiert (vgl. zu 105,1–2). 106,1 Herder war kranck und ist’s noch] Wie aus Herders Briefen zu entnehmen ist, fu¨hlte er sich seit Mitte Oktober „entsetzlich matt u. mu¨de“ ( Johann Gottfried und Caroline Herder an Johann Georg Mu¨ller, 14. Oktober 1785; HB 5, 143). In der zweiten Oktoberha¨lfte brach dazu noch ein u¨berwunden geglaubtes Ru¨ckenleiden wieder aus: „Seit 3. Tagen habe ich meine alten Ru¨ckenschmerzen wieder, von denen ich durch das Karlsbad frei zu seyn glaubte.“ (Herder an Hamann, Ende Oktober 1785; ebd., 145.) 106,2–3 Der gute Hemsterhuis war auch nicht wohl] yber eine Erkrankung von Frans Hemsterhuis in Weimar ist nichts Na¨heres bekannt. 106,3 Fu¨rstenb‘] Franz Friedrich Wilhelm Freiherr von Fu¨rstenberg (vgl. zu 66,5). 106,4 vergnu¨gt] Hier im urspru¨nglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 106,4 das u¨brige muß dir die Fu¨rstinn schreiben] yber den Weimar-Besuch kann die Fu¨rstin von Gallitzin Jacobi fru¨hestens in einem Brief kurz vor ihrer Abreise aus Leipzig am 19. Oktober 1785 berichtet haben oder in einem Brief vom 4. November, mit dem sie ihre Ru¨ckkunft in Mu¨nster meldete. Beide Briefe sind nicht u¨berliefert (vgl. Jacobi an Fu¨rstin von Gallitzin, 7. November 1785; JB I 4, 233). Von der Mitte September von ihrem Kurort Hofgeismar aus gestarteten Reise nach Thu¨ringen und Sachsen hatte Jacobi offensichtlich keine weiteren Briefe der Fu¨rstin erhalten. Mit Goethes Bericht u¨ber den Besuch der Fu¨rstin in Weimar im September (vgl. zu 99,27–28) war Jacobi nicht zufrieden gewesen: „Wie alles wa¨hrend die Fu¨rstinn krank war stocken mußte, kann ich mir vorstellen, u es freut mich, daß es sich nachher noch so scho¨n gegeben hat. Daß du mir aber von der Sache nun weiter nichts berichtest; mir so gar nichts m i t t h e i l s t , wo ich an Mittheilung doch so nahe Anspru¨che hatte: das ist nicht h u m a n .“ ( Jacobi an Goethe, 9. Oktober 1785; JB I 4, 199.) 106,5 u¨ber dein Bu¨chlein nicht mehr geschrieben] Jacobi hatte sich in seinem Bezugsbrief daru¨ber entta¨uscht gezeigt, dass sich Goethe in seinen Briefen nicht eingehender zum Inhalt seiner Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ gea¨ußert hatte: „Auch das war schon nicht sehr
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Human, daß du in deinem vorigen Briefe, u¨ber meine dir zugeschickte Schrift mir weiter nichts sagtest, als: ,die historische Form kleidet das Werkchen gut‘. Es klingt so vornehm, u la¨ßt so gleichgu¨ltig. Dergleichen u¨berhaupt thut dem nicht wohl, der volle Freundschaft im Herzen hat, u sie gern warm erha¨lt. Alles lebt vom Genuß; u der Genuß wovon ein jedes Ding lebt, darnach strebt es; seine Natur wird daran erkannt – U. S. W.. – Ich schreibe dir dieses nicht aus u¨bler Laune, sondern u n m i t t e l b a r dawider, damit ich mein Herz aufrichtig gegen dich erhalte, u meine Liebe unverfa¨lscht bleibe.“ ( Jacobi an Goethe, 9. Oktober 1785; JB I 4, 199.) 106,7–8 Spinozismus und Atheismus zweyerley] Ein Hauptergebnis von Jacobis Analyse des philosophischen Systems Spinozas in seiner Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785) war die These „Spinozismus ist Atheismus.“ (S. 170; vgl. auch Jacobi, Werke 1.1, 120). Goethe hingegen hatte sich in der Debatte von Anfang an immer auf die Aussagen Spinozas selbst berufen und sah dessen Pantheismus nicht in einer Na¨he zum Atheismus (vgl. zu 65,1; zu 65,2). 106,8–9 den Spinoza Æ:::æ nur aus sich selbst erkla¨ren] Jacobi hatte in seiner Mendelssohn-Schrift Spinozas Lehre zuerst in analytischen Diskursen zu explizieren und zu interpretieren gesucht (vgl. bes. Abschnitt „Copie d’une Lettre a` Mr. Hemsterhuis a` la Haye, [7. April 1784], S. 56–116; Abschnitt „An den Herrn Moses Mendelssohn u¨ber desselben mir zugeschickte Erinnerungen“ [21. April 1784], S. 118–166; vgl. auch Jacobi, Werke 1.1, 55–118). Anschließend fasste er die Ergebnisse der Explikationen in Grundthesen u¨ber die Philosophie Spinozas zusammen, die immer auch die jacobischen Grundu¨berzeugungen reflektierten (vgl. S. 170–172; vgl. auch Jacobi, Werke 1.1, 120–125). 106,12 d i e E t h i c k ] Spinozas Hauptwerk „Ethica“ (Amsterdam 1677). Goethe hatte sich besonders im Winter 1784/85 mit dem Studium dieser Schrift bescha¨ftigt (vgl. zu 9,11). 106,13–14 wie du am Schlusse mit dem Worte g l a u b e n umgehst] In seiner Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ formulierte Jacobi im Anschluss an seine analytischen Darlegungen zum Spinozismus sechs Thesen, die seine Grundauffassungen u¨ber Spinoza, Erkenntnisphilosophie, Atheismus und Glauben zusammenfassen sollten. Goethe nahm Anstoß an der letzten These: „Das Element aller menschlichen Erkenntniß und Wu¨rksamkeit, ist Glaube.“ (S. 172; vgl. auch Jacobi, Werke 1.1, 125.) Zudem hatte Jacobi die These in einer Fußnote mit einem Lavater-Zitat aus dessen Schrift „Pontius Pilatus“ zu untermauern gesucht, das dezidiert das Prinzip des Glaubens als den eigentlichen Kern menschlicher Existenz und das entscheidende Movens seines Erkennens und Handelns heraushebt. Das Zitat schließt: „,Und dieß Etwas, das Euch alle Augenblicke leitet, treibt, zuru¨ckzieht, warnet, vermahnet und auf die leiseste und kra¨ftigste Weise bestimmt – ::: Dieß namenlose, allwu¨rkende Etwas:‘ – (ist Wahrheitssinn, Element und Prinzipium des Glaubens.)“
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BRIEFE 169/170
(S. 173; vgl. auch Jacobi, Werke 1.1, 125.) Diese gesuchte Na¨he Jacobis zu den Grundauffassungen von Lavaters christlichem Offenbarungsglauben lo¨ste bei Goethe zusa¨tzliches Befremden aus, hatte er sich doch in langwierigen Debatten um Glaubens- und Erkenntnisfragen Anfang der 1780er Jahre von Lavaters unverru¨ckbarem Ansatz eines mystifizierten Gottesbegriffs und dessen verengter Bibelexegese distanziert, wie er sie besonders bei dessen Auslegung des Neuen Testaments im „Pontius Pilatus“ ausgefu¨hrt sah. Diesen Aberglauben (Brief an Charlotte von Stein, 6. und 7. April 1782; WA IV 5, 301) und die religio¨sen Sophismen Lavaters hatten schließlich zum offenen Bruch des Verha¨ltnisses gefu¨hrt, wovon Jacobi genaue Kenntnis besaß. 106,21 die Deinigen] Vgl. zu 10,9. 106,22 Von Mineralien habe ich noch nichts erhalten.] Jacobi hatte Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Reichsgraf von Nesselrode-Ereshoven den Auftrag erteilt, fu¨r Goethe eine Kiste mit ,Wildberger Mineralien‘ zusammenstellen zu lassen. Da Goethe den Empfang bisher nicht angezeigt hatte, war von Jacobi in seinem Bezugsbrief eine yberpru¨fung der Angelegenheit angeku¨ndigt worden (vgl. JB I 4, 200). Goethe erhielt die Wildenberger Mineralien erst im Sommer 1786 (vgl. zu 213,22). Es handelte sich vornehmlich um Blei-, Kupfer- und Eisenerze aus den Gra¨flich Hatzfeldschen Gruben in Wildenberg bei Siegen (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 248). 106,22–23 Viel Glu¨ck zu der Chymie] Nicht ermittelt.
169. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, 21. Oktober 1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 29. November (Nr 190) und vom 3. Dezember 1785 (Nr 195) eingeordnet. Wie aus der Art der Erwa¨hnung eines am selben Tag an Jacobi geschriebenen Briefes (vgl. 106,27) hervorgeht, muss der Brief vom 21. Oktober 1785 stammen. Goethe hat seinen Brief an Jacobi offensichtlich ohne vorherige Planung aus einem unmittelbaren Erlebnis heraus geschrieben, wofu¨r er sogar auf die avisierte Begegnung mit Charlotte von Stein verzichtete (vgl. 106,26–27). Eine solche Situation trifft nur auf den Brief an Jacobi vom 21. Oktober 1785 zu, in dem Goethe zu Beginn den zweiten Aufenthalt der Fu¨rstin Gallitzin in Weimar und ihre Abreise als Anlass nennt, seinem Gewissen (105,12) zu folgen und endlich an Jacobi zu schreiben (vgl. 105,12–16). Alle anderen Briefe Goethes an Jacobi aus dem Jahr 1785 ko¨nnten fu¨r eine Datierung nicht oder nur in eingeschra¨nktem Maße herangezogen werden. Der Brief vom
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12. Januar (Nr 11) war nicht spontan entstanden, der vom 15. Ma¨rz (Nr 47) zu kurz, um als Entschuldigung fu¨r Goethes Besuchsabsage gelten zu ko¨nnen. Den Brief vom 9. Juni (Nr 117) hatte Goethe aus Ilmenau geschrieben. Die beiden Septemberbriefe (Nr 147 und 155) wurden zu einer Zeit verfasst, als Charlotte von Stein sich in Kochberg aufhielt. Der kurze Brief vom 1. Dezember (Nr 192) schließlich diente lediglich der ybersendung gescha¨ftlicher Unterlagen, was gegenu¨ber Charlotte von Stein kaum zu erwa¨hnen gewesen wa¨re. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 63. – 1 Bl. 19,3(–19,5)68 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „140.“; Rs., untere rechte Ecke und rechter Seitenrand rote Siegelreste, untere rechte Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 140), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 196. WA IV 7 (1891), 111, Nr 2179. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 106,26–27 Die Zeit die ich dir nehme] Im Brief vom 20. Oktober 1785, in dem sich Goethe von Charlotte von Stein verabschiedete, hatte er ihr zugleich ein Wiedersehen fu¨r den folgenden Tag angeku¨ndigt (vgl. zu 105,10). Offensichtlich war es dazu nicht gekommen, weil Goethe in der dafu¨r gedachten Zeit einen Brief an Jacobi verfasste. 106,27 Ich habe an Jakobi geschrieben] Goethe nahm den kurzen zweiten Aufenthalt der Fu¨rstin von Gallitzin in Weimar am 20. Oktober 1785 sowie ihre Abreise am gleichen Tag zum Anlass, Friedrich Heinrich Jacobi am Tag darauf, am 21. Oktober 1785, zu schreiben (Nr 168), zumal er Jacobi noch eine Antwort auf dessen Brief vom 9. Oktober schuldig war (vgl. 105,12–16). 170. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimaræ, 24. Oktober Æ1785æ ! ÆWeimaræ
Der vorliegende Brief ist unter dem angegebenen Schreibdatum im Konvolut der Briefe des Jahrgangs 1784 eingeordnet (Bd V). Er ist aber auf den 24. Oktober 1785 zu datieren. Bei der Jahresangabe 1784 (107,7) ist Goethe offensichtlich ein Schreibversehen unterlaufen. Der Brief kann nicht 1784 geschrieben worden sein, da sich Charlotte von Stein am 24. Oktober 1784 nicht in Weimar, sondern in Kochberg aufhielt. Zudem hatte Goethe 1784 an diesem Tag noch selbst an der
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BRIEF 171
Geburtstagsfeier Anna Amalias in Tiefurt teilgenommen, ebenso wie 1783 in Weimar. Aus dem Inhalt la¨sst sich schließen, dass Goethe am Tag der Niederschrift des vorliegenden Briefes an einer solchen Feier nicht teilnahm (vgl. 107,4–6). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/490,I, Bl. 64. – 1 Bl. 19,5610,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „107.“; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; Rs. rote Siegelreste, untere rechte Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd V, Jg 1784, Nr 106), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 111. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 112. WA IV 7 (1891), 111, Nr 2180. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 107,6 wenn der Hof sie entla¨sst] Am 24. Oktober war der 46. Geburtstag von Herzoginmutter Anna Amalia. Es ist anzunehmen, dass Charlotte von Stein als ehemalige Hofdame Anna Amalias bei dem obligatorischen Gratulationszeremoniell im engsten Kreise nicht fehlen durfte. Gro¨ßere Feierlichkeiten wie in den beiden Vorjahren fanden 1785 offensichtlich nicht statt. Im Fourierbuch von 1785 sind entsprechende Eintra¨ge nicht vorgenommen worden. 107,7 1784] Versehentlich fu¨r ,1785‘ (vgl. Datierung). 171. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 28. Oktober 1785 ! Zu¨rich
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 18,6(–18,8)627,5 (–28,1) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Christoph Kayser / Tonku¨nstler / in / Zu¨rch / fr. Schafh., rotes Siegel und Siegelreste; Bl. 2 die oberen zwei Drittel des Seitenrandes streifenartig ausgeschnitten durch zffnen des Siegels; Poststempel: „DE WEIMAR“. E1: Goethe und Kayser (1879), 25 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 107,9–16 Wenn es so Æ:::æ das beste Zutraun.; 108,8–10 Leben sie recht Æ:::æ Winterfreuden werden kann.; 108,11 G). E2: WA IV 7 (1891), 111–113, Nr 2181 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus den ersten drei Oktoberwochen 1785 (vgl. zu 107,9). – Der Antwortbrief aus
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dem Zeitraum zwischen dem 5. und 20. November 1785 (vgl. zu 122,1–2) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 107,9 das letzte] Goethe hatte wahrscheinlich kurz zuvor eine Sendung Kaysers mit Teilen der Partitur des 2. Akts zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ erhalten (vgl. zu 98,29), der offenbar schon andere Sendungen vorausgegangen waren. Sie enthielten ebenfalls Teile der Partitur, vor allem zum 1. und auch schon zum 2. Akt. Am 8. September 1785 hatte Goethe Charlotte von Stein von der Musick der Operette (89,28) berichtet und am 25. September geschrieben: Der Anfang des zweyten Akts ist komponirt angekommen. (98,29.) Nicht auszuschließen ist, dass Goethe schon auf einzelne dieser Sendungen Kaysers geantwortet hatte. – Zum Singspiel insgesamt vgl. zu 46,10. 107,10 Gradation] Stufenweise Steigerung (von lat. gradatio). 107,11–12 Arie: Ein armes Ma¨dgen] Arie der Scapine beim Eintritt in das Haus des Doktors aus der Mitte des 2. Akts (WA I 12, 137, Vers 402–409; „No 7 Aria“, in: Dechant, 91–93). 107,15 Monolog des Docktors] Eingangsarie des Doktors zu Beginn des 2. Akts: Su¨ßer Anblick! Seelenfreude! Æ:::æ (WA I 12, 131, Vers 259–265; „No 5 Aria“, in: Dechant, 58–61.) 107,17 ersten Ackt habe ich Æ:::æ mit den Instrumenten] Eine Probe der Opernmusik des 1. Akts in Orchesterbesetzung hat fru¨hestens Ende September, wahrscheinlich aber erst im Oktober 1785 stattgefunden. Am 25. September hatte Goethe im Hinblick auf den 1. Akt noch gea¨ußert: Mit voller Musick habe ich den ersten noch nicht ho¨ren ko¨nnen. (98,30–99,1.) 107,22 Das Rezitatif] Wahrscheinlich meint Goethe die Rezitativteile der Komposition insgesamt, soweit sie zum 1. und 2. Akt vorlagen (vgl. zu 107,9). 107,24–25 Unsre Ackteurs haben nur fast keinen Augenblick Zeit] Die damals am Hoftheater agierende Theatertruppe des Joseph Bellomo gab in der Regel dreimal in der Woche, dienstags, donnerstags und sonnabends, eine Vorstellung, wobei das Repertoire breit gestreut war und sich nur selten wiederholte. In einer vertraglichen Vereinbarung war festgelegt, dass Bellomo jede Woche ein neues Stu¨ck und jede zweite Woche eine neue Oper aufzufu¨hren hatte (vgl. Theater-Kalender auf das Jahr 1785. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1784], S. 198). Die Hofkapelle war fast immer an den Auffu¨hrungen beteiligt, da sie auch fu¨r die Begleitmusiken in Schauspielen eingesetzt wurde. 107,27 viel Bo¨ses zu erza¨hlen pp] Passage aus dem Eingangsrezitativ der Scapine am Beginn des 1. Akts, in dem sie von dem Erbschaftsbetrug des Doktors berichtet (WA I 12, 120, V. 30 ff.; „Recitativo“, in: Dechant, 12 f.). 108,1 erwarte ich das weitere] Die na¨chste Sendung mit Teilen der Partitur zum 2. Akt erhielt Goethe vermutlich in der zweiten Novemberha¨lfte 1785 (vgl. zu 122,1–2). 108,2 mein Urtheil] Ein Gesamturteil u¨ber Kaysers Komposition der ersten
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BRIEFE 172–174
beiden Akte gab Goethe in seinen Briefen vom 22. und 23. Dezember 1785 (Nr 217) und vom 23. Januar 1786 (Nr 250), in denen er daru¨ber hinaus auch grundsa¨tzliche Genre- und musika¨sthetische Fragen aufwarf. 108,12 zugeschickte Vera¨nderungen] Um welche {nderungen es sich dabei im Einzelnen handelte, la¨sst sich nicht feststellen. Kayser hat aber an verschiedenen Stellen des Librettos Ku¨rzungen, kleinere Umstellungen und {nderungen im Sinne des musikalischen Rhythmus vorgenommen (vgl. WA I 12, 119–180 sowie 375–378 und Dechant, 7–447). 172. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. November 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 55. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „128“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 124), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 196. WA IV 7 (1891), 113, Nr 2182. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 108,14–15 mit der Schwester Æ:::æ am Camine Thee trincken] Die Einladung richtete sich auch an Louise von Imhoff, die Schwester Charlotte von Steins, die seit dem 8. Oktober 1785 wieder in Weimar lebte (vgl. zu 103,21). Goethe hatte sich im August und September 1785 einen neuen Kamin in die große Stube des Hinterhauses seiner Wohnung am Frauenplan einbauen lassen (vgl. zu 85,20). 173. An Christian Bernhard von Isenflamm Weimar, 5. November 1785 ! ÆWienæ y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Hermann Uhde: Unbekannte Mittheilungen aus Goethe’s Leben (Fortsetzung. Vergl. No 57 d. Bl. Morgen-Ausgabe.) In: Hamburger Nachrichten. MorgenAusgabe. Nr 59. Hamburg. Sonnabend, den 10. Ma¨rz 1877, S. [1]. WA IV 7 (1891), 113 f., Nr 2183 (nach E). Textgrundlage: E.
NOVEMBER 1785
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 108,20 Das Steifro¨ckgen ist glu¨cklich angekommen] Steifrock: weiter gesteifter Frauenrock der vornehmen Sta¨nde (vgl. Grimm 10 II, 1852 f.). Den Rock hatte Goethe Ende August 1785 bei Isenflamm bestellt (vgl. zu 80,4). 108,22–23 Wie steht es Æ:::æ unternehmen wird?] Goethe ko¨nnte von Christian Roßbachs Pla¨nen geho¨rt haben, im so genannten Freihaus auf der Wieden in Wien ein Operettenhaus einzurichten, das 1787 dann auch gegru¨ndete Theater auf der Wieden. Auch Emanuel Schikaneder trug sich mit der Absicht, 1786 auf dem Glacis vor dem Burgtor ein Theater zu bauen. Das Vorhaben scheiterte aber. Wien war damals das Zentrum fu¨r die Auffu¨hrung deutscher komischer Opern und Singspiele. Neben dem eigens fu¨r solche Auffu¨hrungen von Kaiser Joseph II. eingerichteten Nationalsingspiel wurde das Genre vor allem auf den zahlreichen Vorstadtbu¨hnen wie dem Theater in der Leopoldstadt oder dem Theater in der Josefstadt gepflegt. – In E steht die zwischen Stadtrath und unternehmen eingefu¨gte Markierung ,(–?–)‘ wahrscheinlich fu¨r eine Textauslassung. Damit soll auf einen Textverlust oder auf eine unleserliche Stelle im handschriftlichen Original, mo¨glicherweise aber auch auf das bewusste Weglassen etwa eines Namens hingewiesen werden. 108,23–109,1 einen jungen wackern Musikum] Philipp Christoph Kayser (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 90). 109,2 Entreprise] Franz.: Unternehmung, Unternehmen; hier ist der angesprochene neue Theaterbetrieb gemeint. 109,2–3 eine Operette] Ende 1784/Anfang 1785 hatte Goethe das Libretto zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ geschrieben und im April 1785 seinen Jugendfreund, den Komponisten Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich, mit der Vertonung beauftragt (vgl. zu 46,10). Anfang November lagen Goethe Vertonungen vom 1. sowie von Teilen des 2. Akts vor (vgl. zu 107,9). 109,5 Nachricht] Eine Antwort Isenflamms ist nicht u¨berliefert. 109,7 Ew. Hochwohlgeb.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Hochwohlgeboren‘ (vgl. zu 79,22).
174. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 5. November 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 56. – 1 Bl. 13(–13,5)613(–13,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „124“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 125), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
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BRIEFE 175–177
E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 197. WA IV 7 (1891), 114, Nr 2184. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 109,10 ich sehe dich doch Abends noch] Es war Goethes letzter Abend vor seiner Abreise nach Ilmenau (vgl. zu 109,15). 109,13 Die Lu¨gnerinn aus Liebe] Wegen der Erkrankung einer Schauspielerin wurde am 5. November kurzfristig der Spielplan gea¨ndert und die deutsche Fassung der zweiaktigen Opera buffa „L’amore innocente“ (1770) von Antonio Salieri nach einem Libretto von Giovanni Boccherini aufgefu¨hrt. Die deutsche Bearbeitung und Einrichtung stammte vom Direktor der Theatertruppe Joseph Bellomo und hatte am 15. Ma¨rz 1785 unter dem Titel „Die Lu¨gnerin aus Liebe“ Premiere gehabt. 109,13–14 wenn ich dich drinne weis] Ob es zu einem gemeinsamen Theaterbesuch kam, ist nicht bekannt. 175. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 6. November 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 56. – 1 Bl. 15,9610,2(–10,5) cm, /2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „125“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 126), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 197. WA IV 7 (1891), 114 f., Nr 2185.
1
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 109,15 Ich gehe] Goethe reiste am 6. November 1785 nach Ilmenau, um die Neueinrichtung der Bergwerksanlagen zu inspizieren und die Reorganisation des Steuerwesens im Amt Ilmenau voranzubringen. Er blieb bis zum 12. November. 176. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆStadtilm?, 6. November? 1785æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 24. April (Nr 88) und vom 1. Mai 1785 (Nr 96) eingeordnet. Dem Inhalt nach muss er vom Beginn einer mehrta¨gigen
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Reise Goethes stammen (vgl. 109,21–110,1). Dafu¨r ka¨me 1785 u. a. die Reise nach Ilmenau vom 6. bis 12. November infrage. Im Brief vom Æ7.æ und 8. November 1785 erwa¨hnt Goethe, dass er Charlotte von Stein ein Zettelgen in Stadt Ilm (110,4) geschrieben habe, bei dem es sich um den vorliegenden undatierten Brief handeln ko¨nnte, der demnach am 6. November geschrieben worden wa¨re. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 27. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „73.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 72), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 197. WA IV 7 (1891), 115, Nr 2186. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 109,20 eine gute Nacht sagen] Wenn vorliegender Brief das Zettelgen (110,4) aus Stadtilm vom 6. November 1785 ist, wollte Goethe sichergehen, dass ihn die Empfa¨ngerin im 50 km entfernten Weimar durch einen Boten noch am Abend desselben Tages erhielt. 109,21–110,1 dich zu verlassen] Vgl. zu 109,15. 177. An Charlotte von Stein ÆIlmenau, 7.æ und 8. November 1785 ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Der Berichtsstil am Anfang des Briefes (110,4–12), in dem Goethe noch u¨ber die Reise und seine Ankunft in Ilmenau Auskunft gibt, und die Erkla¨rung des Abbruchs dieser Schilderung am Ende des Briefes (110,13–15) deuten darauf hin, dass der Brief bereits am 7. November, im Laufe des ersten Tages von Goethes Aufenthalt in Ilmenau, als eine Art Tagebuch- oder Reisebericht fu¨r Charlotte von Stein begonnen worden ist. Wegen einer unverhofften Mo¨glichkeit, den Brief am Morgen des 8. November zu versenden (vgl. 110,14), unterbrach Goethe den Text und schloss ihn als seine erste Nachricht an Charlotte von Stein aus Ilmenau mit der Datumsangabe 8. November 1785. Der Brief ist also am 7. und 8. November 1785 verfasst worden. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 59. – 1 Bl. 17,9(–18,2)620,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „132“. – In einem
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BRIEF 178
gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 132), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 198. WA IV 7 (1891), 115 f., Nr 2187. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 110,4 das Zettelgen in Stadt Ilm] Ein datierter Brief Goethes vom 6. November 1785 aus Stadtilm, einer Zwischenstation seiner Reise nach Ilmenau, ist nicht u¨berliefert. Zu vermuten ist, dass es sich bei dem Zettelgen um den undatierten Brief Nr 176 handelt (vgl. Datierung zu Nr 176). 110,8 die Leute zu sprechen] Es ist anzunehmen, dass Goethe seine Dienstgescha¨fte in Ilmenau am Montagmorgen, dem 7. November, aufgenommen hat. Er fu¨hrte erste Gespra¨che mit den Verantwortlichen fu¨r das Ilmenauer Bergwerk. 110,10 das sechste Buch ausgesonnen] Goethe war dabei, das 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ abzuschließen, an dem er seit einem Jahr arbeitete (vgl. zu 86,16–17). Am 11. November konnte er dessen Fertigstellung melden (vgl. 113,22). 110,11–12 eine alte Operette wieder vorgenommen] Gemeint sind die Pla¨ne zu einem Singspiellibretto mit dem Titel „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 138,29). Wie weit sie zu diesem Zeitpunkt gediehen waren, ist nicht bekannt. Im Dezember 1785 und im Januar 1786 widmete sich Goethe dem Thema erneut, ohne die Arbeiten abzuschließen (vgl. zu 172,12). Letzte Versuche, das Werk fortzufu¨hren, gab es noch einmal im Ma¨rz und April 1786 (vgl. zu 179,1–2; zu 187,2). 110,13 Dieses grose Blat] Wahrscheinlich plante Goethe, von seiner Reise nach Ilmenau fu¨r Charlotte von Stein eine Art Brieftagebuch zu schreiben. Darauf deuten sowohl der Anfang des vorliegenden Briefes wie auch die Fortsetzungen in den tagebuchartigen Briefen vom 7. und 8. November (Nr 178) und vom 9. bis 11. November 1785 (Nr 179) hin. Passend dafu¨r wa¨hlte Goethe großformatige Papierbogen fu¨r die Niederschrift (vgl. jeweils yberlieferung).
178. An Charlotte von Stein ÆIlmenauæ, 7. und 8. November Æ1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter den genannten Schreibdaten in die Briefe des Jahrgangs 1785 eingeordnet. Aus dem Inhalt (vgl. zu 110,20–21; zu 111,11–12) geht hervor, dass der Brief
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wa¨hrend Goethes Ilmenau-Aufenthalt vom 6. bis 12. November 1785, mithin also am 7. und 8. November 1785, geschrieben wurde. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 58. – 1 Bl. 18,3(–18,8)627,8 (–28,1) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „131.“; am linken Seitenrand mit einem Papierstreifen aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 131), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 198–200. WA IV 7 (1891), 116–118, Nr 2188. BEI LAG E
Moos (vgl. zu 111,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 9. oder 10. November 1785 (vgl. zu 113,19) ist nicht u¨berliefert. 110,19 Das Wetter hat sich gebessert] Mit Bezug auf den Anfang des Briefes vom Morgen oder Mittag des 7. November 1785 (Nr 177), in dem Goethe von seiner Ankunft in Ilmenau am Vortag wa¨hrend eines Sturmes berichtet hatte (vgl. 110,5–6). Der vorliegende Brief, der wahrscheinlich am Abend des 7. November begonnen wurde, zeigt sich darin wie auch im Folgenden als eine Fortsetzung von Nr 177. Goethe setzte hier nur deshalb noch einmal neu auf einem anderen Briefbogen an, weil er den am Tage begonnenen Brieftext (Nr 177) vermutlich in seinen Dienstra¨umen zuru¨ckgelassen hatte (vgl. Datierung zu Nr 177). Nr 177 ging mit einem Husar (110,14) im Laufe des 8. November nach Weimar, der vorliegende Brief wurde offensichtlich erst am Abend desselben Tages beendet. 110,20–21 eh er voll wird Æ:::æ an deiner Seite] Am 2. November 1785 war Neumond gewesen, am 7. November der Tag, an dem der Mond wieder sein erstes Viertel erreichte und fu¨r den 16. November wurde Vollmond erwartet. Goethe kehrte tatsa¨chlich am 16. November 1785 nach Weimar zuru¨ck. Allerdings verließ er Ilmenau schon am 12. November und hielt sich bis zum 16. November noch in Gotha auf. 111,1 ein Briefgen] Charlotte von Steins nicht u¨berlieferte Antwort vom 9. oder 10. November 1785 erhielt Goethe am Abend des 10. November (vgl. zu 113,19). 111,3 Meine Sachen] Goethe hatte am 7. November seine Dienstgescha¨fte in Ilmenau aufgenommen und erste Gespra¨che u¨ber das Ilmenauer Bergwerk gefu¨hrt (vgl. zu 110,8). 111,5 an Wilh. nichts geschrieben] Mit dem Ausschreiben der letzten beiden Kapitel des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ begann
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BRIEF 178
Goethe am 9. November (vgl. zu 112,23; zu 112,23–24). In seinem vorausgegangenen Brief hatte er mitgeteilt, dass er sich bereits auf der Reise nach Ilmenau mit Pla¨nen zur Gestaltung des Buchendes bescha¨ftigt hatte (vgl. zu 110,10). 111,8 die folgenden Bu¨cher] Nach Abschluss der ersten sechs Bu¨cher am 11. November (vgl. 113,22) berichtet Goethe bereits am 9. Dezember 1785 davon, dass er den Plan fu¨r den zweiten Teil, die na¨chsten sechs Bu¨cher, entwickelt habe (vgl. 131,14–15). Sie kamen in dieser Form nicht zur Ausfu¨hrung. „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ ging schließlich umgearbeitet und neu angeordnet in die ersten fu¨nf Bu¨cher des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ein, der 1795/96 erschien (Goethe’s neue Schriften. 7 Bde. Berlin 1792–1800. [Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd 3–6. Berlin 1795/96]). 111,11–12 den ganzen Graben hinauf] Schon fu¨r das alte Ilmenauer Bergwerk bestand ein ku¨nstliches Grabensystem entlang dem Ilmlauf (oberer, mittlerer und unterer Berggraben), durch das Wasser aus ho¨her gelegenen Teichanlagen bei Stu¨tzerbach und Manebach zum Betreiben der Bergwerkspumpen herangefu¨hrt wurde. Dieses Grabensystem sollte zur Wiederaufnahme des Bergwerksbetriebes reaktiviert und ausgebaut werden. Der mittlere Berggraben wurde 1785 um etwa 600 m vom westlichen Ortsrand Ilmenaus an der Halde der alten Grube Herzog Wilhelm Ernst bis zur neuen Fo¨rderanlage des Johannisschachtes nordwestlich von Ilmenau verla¨ngert. Die Arbeiten daran waren erst Anfang Oktober 1785 abgeschlossen worden. Der obere Berggraben hatte eine La¨nge von 14,5 km, der untere von 4,5 km, der mittlere maß nach seinem Ausbau 9 km. Welche Abschnitte Goethe besichtigte, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise lief er das Grabensystem auch vollsta¨ndig ab. Auf jeden Fall du¨rfte er den mittleren Graben mit seiner Verla¨ngerung zum Johannisschacht abgegangen sein. 111,18 Moos] Vermutlich eine Laubmoosart (vgl. zu 111,22). 111,19 Wie Albertingen nach Carlsruh ging] Albertine Auguste von Staff, eine Tochter des 1776 verstorbenen weimarischen Oberja¨germeisters Johann Wilhelm Ernst von Staff, war als Hofdame der Erbprinzessin Amalie Friederike von Baden an den markgra¨flichen Hof nach Karlsruhe berufen worden. Sie hatte ihren Dienst in Karlsruhe am 22. September 1778 angetreten. 111,19 so ein Stu¨ck] Na¨heres daru¨ber ist nicht bekannt. 111,22 die Tellergen] Gemeint sind wahrscheinlich die Brutbecher eines Laubmooses, aus deren winzigen Brutko¨rperchen sich Ableger bilden (vgl. LA II 9A, 327). 111,23 seit mehreren Jahren nicht hier] yber einen fru¨heren Novemberaufenthalt Goethes in Ilmenau ist nichts bekannt. 1780 und 1784 hielt er sich jeweils im Oktober dort auf. 111,25 esbare Schwa¨mme] Schon von seinem letzten Aufenthalt in Ilmenau im Juni 1785 hatte Goethe Pilze an Charlotte von Stein geschickt (vgl. zu 64,1). Er bescha¨ftigte sich seit geraumer Zeit, besonders seit Herbst 1785, mit mikrosko-
NOVEMBER 1785
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pischen Untersuchungen von Pflanzen, u. a. auch von Moosen und Pilzen (vgl. zu 103,5; zu 103,25). 111,27 Linne´es Botanische Philosophie] Carl von Linne´s botanisches Standardwerk „Philosophia botanica in qua explicantur fundamenta botanica cum definitionibus partium, exemplis terminorum, observationibus rariorum“ (Stockholm, Amsterdam 1751. – Botanische Philosophie, in der die Grundlagen der Botanik erkla¨rt werden, mit Definitionen der Teile, Beispielen der Bezeichnungen, Beobachtungen von Seltenheiten). 111,28 in der Folge zu lesen] Im Fru¨hjahr 1785 hatte Goethe begonnen, sich intensiver mit botanischen Studien und mikroskopischen Untersuchungen zu bescha¨ftigen. Eine wichtige Voraussetzung dafu¨r sah er in der Aneignung von Linne´s System zur Klassifizierung der Arten und Gattungen in der Natur, insbesondere der Pflanzenwelt. Schon im April hatte er sich verschiedene botanische Grundlagenwerke beschafft (vgl. zu 35,14; zu 35,19–20; zu 35,21–22). Goethe kannte das Linne´sche System sicher bereits im Allgemeinen, wurde er doch schon in seiner Leipziger Studentenzeit darauf verwiesen (vgl. GB 1 II, zu 24,5–7). In einem Brief an Charlotte von Stein vom 26. Mai 1782 erwa¨hnt er, im Linne von den Fischen gelesen zu haben (WA IV 5, 334). In seinem na¨chsten Brief an Charlotte von Stein a¨ußert sich Goethe detaillierter u¨ber seine Linne´-Lektu¨re (vgl. zu 112,12). Gegenu¨ber Knebel kann er am 18. November schließlich konstatieren: In der Botanick bin ich ziemlich vorgeruckt. (120,10–11.) Goethes Bescha¨ftigung mit botanischen Fragen fußte im Weiteren auf den Grundlagen des linne´schen Systems. 111,31 keinen Stein anzuru¨hren] Noch wa¨hrend des letzten Ilmenau-Aufenthaltes im Juni 1785 hatte sich Goethe wie bei nahezu allen Reisen in den letzten Jahren hauptsa¨chlich dem Sammeln von Steinen gewidmet: Sonst sind wir fleisig hinter den Steinen her Æ:::æ (63,20–21). 111,32 In meinem Æ:::æ Stu¨bgen] Goethe wohnte wa¨hrend seiner IlmenauAufenthalte in einem Zimmer in der ersten Etage des Amtshauses am Markt. 111,33 artig] Hier: ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 111,33 Ein neuer Schreibtisch] yber den Ankauf des Schreibtisches ist nichts Na¨heres bekannt. 112,2 der Thee] Gemeint sind die Treffen zum gemeinsamen Teetrinken mit Charlotte von Stein (vgl. auch zu 108,14–15; 163,1–2; zu 170,14; 183,3–4). 112,6 die Schwester] Louise von Imhoff, die Schwester Charlotte von Steins, wohnte seit Oktober 1785 wieder in Weimar (vgl. zu 103,21). 112,6 Fritzen] Friedrich von Stein.
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179. An Charlotte von Stein
BRIEF 179
Ilmenau, 9.–11. November 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 60. – Doppelblatt 19,2(–19,4)6 27,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „133.“; am linken Seitenrand mit einem Papierstreifen aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 133), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 200–204. WA IV 7 (1891), 118–121, Nr 2189. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet teilweise einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 9. oder 10. November 1785 (vgl. zu 113,19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 112,10 heimlich] Hier: ,anheimelnd‘, ,behaglich‘, ,traulich‘ (vgl. GWb 4, 841). 112,11 armen Ernst] Der 18-ja¨hrige zweite Sohn Charlotte von Steins, Ernst von Stein. Fu¨r ihn war eine Ausbildung zum Forstmeister vorgesehen, wofu¨r Ilmenau als geeigneter Ort ins Kalku¨l gezogen wurde. Ernsts Gesundheit war wegen einer unheilbaren Krankheit, wahrscheinlich Knochentuberkulose, zum damaligen Zeitpunkt aber schon stark beeintra¨chtigt. Er starb bereits gut eineinhalb Jahre spa¨ter, am 14. Juni 1787. 112,12 Ich lese im Linne´ fort] Gemeint ist Carl von Linne´s botanisches Standardwerk „Philosophia botanica“ (vgl. zu 111,27). Mit der am Vortag angeku¨ndigten systematischen Lektu¨re hatte Goethe demnach umgehend begonnen (vgl. zu 111,28). 112,16–17 die meisten Punckte] In Linne´s Standardwerk werden in zwo¨lf Kapiteln nach unterschiedlichen Gesichtspunkten Klassifizierungen der Pflanzen vorgenommen, so etwa nach Familie und Art, Bezeichnung, Beschaffenheit, Vermehrung, auch nach bestimmten Teilen wie Wurzeln, Bla¨ttern oder Fruchtsta¨nden. Goethe hatte sich bei seinen bisherigen botanischen Studien besonders der Untersuchung von Pflanzensamen zugewandt (vgl. zu 10,21–22). Goethe stand Linne´s Grundlagenarbeit klassifikatorischer Bestimmung, Unterscheidung und damit auch Sonderung der biologischen Arten ambivalent gegenu¨ber. Einerseits scha¨tzte er die bahnbrechende wissenschaftliche Leistung Linne´s, andererseits konnte er dem linne´schen System der Ordnung durch Abgrenzung nur bedingt folgen, da er selbst mit seiner Orientierung auf einheitliche Grund- bzw. Urpha¨nomene in eine andere Richtung dachte. In seinem Aufsatz „Geschichte meines botanischen Studiums“ von 1816 erinnerte sich Goethe an die Wirkung seiner Linne´-Lektu¨re: Linne´s P h i l o s o p h i e d e r B o t a n i k war mein ta¨gliches Studium, und so
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ru¨ckte ich immer weiter vor in Kenntnis und Umsicht, indem ich mir das lberlieferte mo¨glichst anzueignen suchte. Æ:::æ vorla¨ufig aber will ich bekennen, daß nach S h a k e s p e a r e und S p i n o z a auf mich die gro¨ßte Wirkung von L i n n e´ ausgegangen und zwar gerade durch den Widerstreit zu welchem er mich aufforderte. Denn indem ich sein scharfes, geistreiches Absondern, seine treffenden, zweckma¨ßigen, oft aber willku¨rlichen Gesetze in mich aufzunehmen versuchte, ging in meinem Innern ein Zwiespalt vor: das was er mit Gewalt auseinander zu halten suchte, mußte, nach dem innersten Bedu¨rfnis meines Wesens, zur Vereinigung anstreben. (LA I 9, 16.) 112,18 in meinen Angelegenheiten] Goethes Aufenthalt diente vor allem der Kontrolle und Verbesserung technischer wie organisatorischer Abla¨ufe des 1784 wiederero¨ffneten Bergwerksbetriebes in Ilmenau. Im Mittelpunkt standen Ende 1785 weiterhin die Ausbauarbeiten zur Verbindung der verschiedenen Scha¨chte und zur Optimierung des Be- und Entwa¨sserungssystems sowie der begonnene Bau eines Treibhauses zur mechanisch-maschinellen Fo¨rderung des Erzes. 112,19 Es geht gut was ich angelegt habe] Vermutlich sind die Fortschritte in der Einrichtung und dem Ausbau der Bergwerksanlagen fu¨r den neuen Johannisschacht gemeint. Goethe hatte am 7. November begonnen, sich in Gespra¨chen mit den Verantwortlichen vor Ort einen yberblick u¨ber den Stand der Arbeiten zu verschaffen, und war am 8. November z. B. das neu eingerichtete und verla¨ngerte Wassergrabensystem abgegangen (vgl. zu 111,3; zu 111,11–12). 112,23 ein Capitel an Wilh. geschrieben] Wahrscheinlich das 13. und damit vorletzte Kapitel vom 6. Buch des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Goethe hatte sich den Abschluss des 6. Buches fu¨r seinen Ilmenau-Aufenthalt vorgenommen, bislang aber noch nichts geschrieben (vgl. zu 111,5). 112,23–24 noch eins dann ist der Theil geschlossen] Mit dem letzten, dem 14. Kapitel des 6. Buches war gleichzeitig der erste Teil des auf zwei Teile mit insgesamt zwo¨lf Bu¨chern konzipierten Romans fertiggestellt. Zwei Tage spa¨ter, am 11. November 1785, kann Goethe den Abschluss der Arbeit anzeigen (vgl. 113,22). 112,24–25 diesen Abschnitt vorzulesen] Aus Weimar berichtet Goethe in einem Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 18. November von einer Lesung aus dem 6. Buch in vertrauter Runde, die wahrscheinlich am Abend des 17. November stattgefunden hatte (vgl. zu 119,18–19). 112,26 Accompagnement] Franz.: Begleitung; eigentlich musikalischer Terminus (vgl. zu 47,2–3). 113,7 8 Stunden auf Gotha] Gotha liegt u¨ber 40 km von Ilmenau entfernt. 113,8 meinen Ru¨ckweeg u¨ber dort nehmen] Goethe reiste am 12. November von Ilmenau nach Gotha und kehrte von dort am 16. November 1785 in das etwa 50 km entfernte Weimar zuru¨ck.
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BRIEF 179
113,8 meine Freunde] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg war mit Goethe befreundet, und auch zu dessen Bruder, Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, hatte Goethe ein vertrauensvolles Verha¨ltnis. Gute Beziehungen pflegte er außerdem zu Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, einem hohen Beamten und engen Berater des Herzogs. 113,9 Conradin] Das monumentale Historiengema¨lde „Konradin von Hohenstaufen (Schwaben) und Friedrich von zsterreich (Baden) vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil“ hatte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 1783/84 in Rom gemalt und seinem Ma¨zen Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg geschenkt. Das Bild befand sich seit Januar oder Februar 1785 in Gotha und hatte schon in Rom fu¨r Aufsehen gesorgt: „Das Bild von K o n r a d i n habe ich schon von hier abgeschickt an den Fu¨rst von Gotha. Ich wu¨nsche, daß es im teutschen Lande gefallen mo¨ge. Hier in Rom habe ich Ursache zufrieden zu seyn.“ (Tischbein an Merck, 26. Januar 1785; Merck, Briefwechsel 3, 667.) Goethe hatte das Gema¨lde bisher noch nicht gesehen. 113,9 einige Tage spa¨ter] Vgl. zu 113,8. 113,19 deine wenigen Worte] Nicht u¨berlieferter Brief Charlotte von Steins vom 9. oder 10. November 1785, die Antwort auf Nr 178. 113,22 das sechste Buch geendigt] Vgl. zu 112,23; zu 112,23–24. 113,26–27 noch nichts davon geho¨rt] Charlotte von Stein wurde seit Juni 1785 sta¨ndig u¨ber den Fortgang der Arbeiten am 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ informiert (vgl. zu 63,8). Was Goethe Charlotte von Stein im Einzelnen von dem Manuskript gezeigt oder vorgelesen hat, ist bis auf Weniges nicht bekannt. Am 20. Juni u¨bersandte er ihr die Abschrift des Liedes der Mignon aus dem 7. Kapitel: Nur wer die Sehnsucht kennt Æ:::.æ (vgl. Beilage zu Nr 124). Wahrscheinlich hatte er weitere Teile des Buches auch Anfang Juli 1785 mit nach Karlsbad gebracht. Die Zeit von Charlotte von Steins Aufenthalt in Kochberg vom 1. September bis 12. Oktober 1785 war von Goethe ebenfalls zur Weiterarbeit genutzt worden. Zu vermuten ist, dass der Freundin in der Zeit nach ihrer Ru¨ckkehr nach Weimar einiges davon zur Kenntnis gelangt ist. 113,29–30 Ich freue mich auf Herders und die Imhof.] Goethe las wahrscheinlich am Abend des 17. November aus dem neuen Manuskript des 6. Buches den Freunden Charlotte von Stein, ihrer Schwester Louise von Imhoff sowie dem Ehepaar Herder vor (vgl. zu 119,18–19). 114,1 doch Wort gehalten] Wahrscheinlich hatte Goethe gegenu¨ber Knebel, Herder, Charlotte von Stein oder mo¨glicherweise auch ganz allgemein im Oktober oder November 1784 nach Abschluss des 5. Buches versprochen, das 6. Buch des Romans binnen einem Jahr fertigzustellen (vgl. auch zu 92,13–14). 114,1–2 d‘. 12 Nov vorigen Jahrs war das vorige Buch fertig] Bereits am 16. Oktober 1784 hieß es in einem Brief an Charlotte von Stein: Wilhelms
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fu¨nftes Buch ist fertig. (WA IV 6, 368.) Offenbar war es danach noch zu einzelnen yberarbeitungen gekommen. 114,2 so fort geht] Mit der Arbeit an seinem Roman hatte Goethe im Februar 1777 begonnen und das 1. Buch im Januar 1778 fertigstellen ko¨nnen. Das 2. Buch beendete er im August 1782, das dritte im November 1782. Von da an entstanden die Bu¨cher vier bis sechs jeweils im Einjahresrhythmus: November 1783 (4. Buch), Oktober/November 1784 (5. Buch) und November 1785 (6. Buch). Die Entstehungszeit des auf sechs Bu¨cher angelegten ersten Teils des Romans erstreckte sich mithin auf u¨ber achteinhalb Jahre. 114,5 morgen auf Gotha] Goethe verließ am Morgen des 12. November Ilmenau in Richtung Gotha. Am Abend nahm er schon an der Gothaer Hoftafel teil (vgl. FB Gotha 1785). 114,5–6 um dort meinen Freunden Æ:::æ den Conradin zusehen] Vgl. zu 113,8; zu 113,9. 114,10 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,2). 114,10 die Imh.] Louise von Imhoff. 114,11 sein Briefgen] Vermutlich hatte dem Bezugsbrief Charlotte von Steins vom 9. oder 10. November 1785 auch ein Brief Friedrich von Steins mit gleichem Datum beigelegen (vgl. zu 113,19). Beide Briefe sind nicht u¨berliefert. 114,11 Wenn seine Hand sich so ha¨lt] Die Handschrift Friedrich von Steins, auf die, wie im 18. Jahrhundert u¨blich, besonderer Wert gelegt wurde (vgl. GB 1 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 5, S. 21). 114,13 Meinen ersten Brief] Wahrscheinlich ist der erste Brief aus Ilmenau vom Æ7.æ und 8. November gemeint (Nr 177). 114,16 einen Buchbinder] Nicht ermittelt. 114,16–17 das Buch Wilh.] Das Manuskript des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“. 114,17–18 eine Bitte die er bey der Steuerkomm. angebracht] Na¨heres ist nicht bekannt. Goethe hatte seit Juli 1784 auch den Vorsitz der so genannten Ilmenauer Steuerkommission inne (vgl. zu 9,6–7). 114,21 Lavaterische Pleonasmen] Anspielung auf die weitschweifige, u¨berladene und oft redundante Sprache Johann Caspar Lavaters, dem Goethe zunehmend kritisch gegenu¨berstand. Ausfu¨hrlicher und pra¨gnanter charakterisierte Goethe Lavaters Stil in einem Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder: Wenn ich die zu Superlativen zugestutzte Feder des grosen Lavaters und sein phosphorescirendes Dintenfaß ha¨tte, was viel gesagt ist, so wu¨rde ich kaum im Stande seyn den tausendsten Theil der Fu¨rtrefflichkeit eines Traums auszudru¨cken den ich gestern gehabt Æ:::æ (222,4–7).
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BRIEFE 180/181
180. An Johann Gottfried und Caroline Herder Ilmenau, 11. November Æ1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Aufgrund der Ortsangabe Ilmenau (117,1) und der sich anschließenden Mitteilung u¨ber die Fertigstellung des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. 117,2) sowie der Erwa¨hnung der geplanten Reise nach Gotha (vgl. 117,11) ist die fehlende Jahresangabe ,1785‘ zu erga¨nzen. Goethe hielt sich vom 6. bis 12. November 1785 in Ilmenau auf und reiste u¨ber Gotha zuru¨ck nach Weimar. y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 19,2627,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Den Herrn / General Superintendent / Herder / nach / Weimar; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte, nach dem Datum erga¨nzt: „1785“; zweite Blattha¨lfte am a¨ußeren Rand Mitte rote Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; alle Blattra¨nder durch Verknickungen leicht bescha¨digt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 86 f., Nr 43 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 122, Nr 2190. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 117,2 das sechste Buch geendigt] Das 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. auch 113,22). 117,2 ich habe also Wort gehalten] Vgl. zu 114,1; zu 114,2. 117,4 Contours] contour: Franz.: begrenzende Linie. Hier in Bezug auf Goethes Versprechen, das 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ bis November 1785 abzuschließen. 117,6 Meine Sachen gehn Hier hu¨bsch und gut] Vgl. zu 109,15; zu 112,18. 117,11 Morgen will ich auf Gotha reiten] Vgl. zu 114,5. 117,11 das verhasste Ilmthal] Durch das Ilmtal fu¨hrte der u¨bliche Reiseweg zwischen Weimar und Ilmenau, der Goethe wegen seiner ha¨ufigen Reisen auf dieser Route mittlerweile verleidet war (vgl. zu 51,24). 117,12 Epimetheus] Titan der griechischen Mythologie, griech. EpilgJetŁ|: Nachbedacht, der nachtra¨glich Erkennende; Bruder und Antipode des Prometheus. – Hier wahrscheinlich mit Bezug auf den gemeinsamen Freund Goethes und Herders, Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg. 117,13 Conradin] Vgl. zu 113,9.
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117,13–14 in Weimar wieder einwintre] Bis auf einen dienstlichen Aufenthalt in Jena vom 11. bis 15. Dezember 1785 sowie zwei kleinere Reisen an den Hof nach Gotha vom 17. bis 20. Dezember 1785 mit Herzog Carl August und allein vom 24. bis 29. Januar 1786 verbrachte Goethe den Winter stille und fleisig in Weimar (124,10). 117,15 Wilh. gelesen werden] Die Lesung fand wahrscheinlich am 17. November 1785 im neuen Kaminzimmer von Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan statt (vgl. zu 85,20; zu 119,18–19). 117,16–17 Epigrammen und was sonst guts vor ist] Seit dem Erscheinen des ersten Bandes von Herders „Zerstreuten Bla¨ttern“ im Ma¨rz 1785 (vgl. zu 29,17) war Teil 2 der Sammlung in Arbeit, der u. a. die Fortsetzung des Aufsatzes „Abhandlung u¨ber das griechische Epigramm“ sowie ybersetzungen griechischer Gedichte und Epigramme enthielt („Blumen aus der griechischen Anthologie gesammlet“; „Hyle. Kleiner griechischen Gedichte erste und zweite Sammlung“). Im November 1785 hatte Herder den Band weitgehend abgeschlossen (vgl. Herder an Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim, 11. November 1785; HB 5, 146). Das Buch erschien zur Ostermesse Anfang Mai 1786.
181. An Charlotte von Stein
Gotha, 13. November 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 61. – 1 Bl. 11,8618,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „134“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 134), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 204 f. WA IV 7 (1891), 123, Nr 2191. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 117,21 in Gesellschafft] Goethe verbrachte die Zeit seines Aufenthaltes am Gothaer Hof vom 12. bis 16. November 1785 vor allem mit den Mitgliedern der herzoglichen Familie, darunter Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg selbst sowie dessen Bruder Prinz August (weiter vgl. zu 118,13–14; zu 118,22). 117,23 die paar Tage la¨ngerer Abwesenheit] Da er mit den Dienstgescha¨ften in Ilmenau in der Vorwoche besser als erwartet vorangekommen war, hatte Goethe am 10. November angeku¨ndigt, vor seiner Heimkehr nach Weimar einen mehrta¨-
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BRIEFE 182/183
gigen Abstecher an den herzoglichen Hof nach Gotha zu unternehmen (vgl. zu 113,8). 118,8 Dienstag Abend] Am 15. November 1785. Goethe verschob diesen Termin spa¨ter noch kurzfristig um einen Tag (vgl. 118,12). 182. An Charlotte von Stein
ÆGotha, 15. November 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 13. November (Nr 181) und vom 20. November 1785 (Nr 186) eingeordnet. Das genaue Datum ist aus dem Inhalt zu erschließen: Gleich zu Beginn (vgl. 118,11–12) nimmt Goethe Bezug auf seinen ersten Brief aus Gotha vom 13. November 1785, in dem er seine Ru¨ckkehr nach Weimar fu¨r Dienstag Abend (118,8) angeku¨ndigt hatte. Wenn auch der Schluss Adieu Montag Nachts. Halb. 1. (118,26–27) sowohl die erste Stunde des 14. (Montag) wie auch die erste Stunde des 15. November (Dienstag) meinen ko¨nnte, so spricht doch die Mitteilung Goethes, dass er noch diesen Tag bleiben (118,12) wolle, eindeutig fu¨r den 15. November als Tag der Niederschrift. Diese Datierung wird zudem durch die Erwa¨hnung des Boten (118,15) gestu¨tzt, der den Brief u¨berbringen sollte, also wohl noch am selben Tag, damit die Adressatin nicht vergeblich (118,15) auf Goethe warte. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 62. – 1 Bl. 11,8(–12)616,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „135.“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 135), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 205. WA IV 7 (1891), 124, Nr 2192. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 118,11 Dienstag Abends] Im ersten Brief aus Gotha vom 13. November 1785 hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt: Dienstag Abend bin ich wieder bey dir wenn nichts sonderliches vorkommt. (118,8–9.) 118,13 Conradin noch nicht Æ:::æ gesehen] Vgl. zu 113,9. 118,13–14 einige phisikalische Instrumente] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg nahm an den Entwicklungen der Naturlehre seiner Zeit, insbesondere auf den Gebieten von Mathematik, Astronomie und Physik,
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regen Anteil. In den 1780er Jahren hatte er damit begonnen, moderne physikalische Apparaturen und Instrumente anfertigen zu lassen oder im Ausland anzukaufen. Fu¨r die Gera¨te ließ er 1785 in einem Saal neben seinen Wohnra¨umen eigens ein physikalisches Kabinett einrichten, um dort selbst Experimente durchfu¨hren zu ko¨nnen. Die Sammlung wurde in den Folgejahren erweitert und auf dem neuesten Stand gehalten. Dazu geho¨rten u. a. Spiegel, Waagen, Hygrometer, Luftpumpen, Elektrisiermaschinen, galvanische Gera¨tschaften, Mikroskope und Fernrohre, aber auch Blitzableiter und {hnliches (vgl. dazu August Beck: Ernst der Zweite, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg als Pfleger und Beschu¨tzer der Wissenschaft und Kunst. Gotha 1854, S. 201–205). 118,22 die u¨brigen Sachen des Herzogs] Die herzoglichen Kunstsammlungen. 118,25 Mittwoch Abends bin ich gewiß bey dir.] Goethe reiste am Mittwoch, dem 16. November, zuru¨ck nach Weimar. Am Abend des 15. November hielt er sich noch zur Tafel am Gothaer Hof auf und traf mit Herzog Ernst II. Ludwig auf dessen Zimmer zusammen (vgl. FB Gotha 1785). 118,26–27 Montag Nachts. Halb. 1.] Vgl. Datierung. 183. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 17. November 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 6. November (Nr 175) und vom Æ7.æ und 8. November 1785 (Nr 177) eingeordnet. Wahrscheinlich ist er aber erst am 17. November 1785 geschrieben worden, da Goethe schon am Morgen des 6. November nach Ilmenau gereist war und erst am 16. November wieder in Weimar eintraf (vgl. 118,25). Am 18. November berichtet Goethe von einer Lesung, an der Fr. v. Stein, Imhof und Herders (119,18–19) teilnahmen. Auf diese Lesung aus dem Manuskript von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ bezieht sich offenbar die Anku¨ndigung im vorliegenden Brief: Herders kommen Æ:::æ und die Schwester (119,1), was auf den 17. November 1785 als Datierung verweist. – In den bisherigen Ausgaben wurde der Brief auf die Tage nach Charlotte von Steins Ru¨ckkehr von ihrem sechswo¨chigen Aufenthalt in Kochberg nach Weimar datiert, also auf den Zeitraum zwischen dem 12. und 14. Oktober (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 194; Wahle, Goethe-Stein 2, 173; Petersen, GoetheStein 2 I, 202), von Fielitz, Du¨ntzer und Fra¨nkel sogar genau auf den 13. Oktober 1785 (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 276; Du¨ntzer, Goethe-Stein, 561; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 296; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 119). Eine solche Datierung ist zwar nicht ganz auszuschließen, allerdings fehlen aus diesem Zeit-
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raum Belege fu¨r die im Brief angeku¨ndigte Begegnung mit den Herders, der Adressatin und deren Schwester. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 57. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „129“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 129), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 194. WA IV 7 (1891), 288, Nr 2476. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 119,1 Herders kommen und ich sehe dich Æ:::æ und die Schwester.] Schon von Ilmenau aus hatte Goethe ein solches Treffen avisiert, bei dem er aus dem am 11. November 1785 fertiggestellten 6. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ vorlesen wollte (vgl. zu 112,24–25). Am 18. November berichtet Goethe an Carl Ludwig von Knebel, dass die Lesung stattgefunden hatte, wahrscheinlich also am Abend des 17. November. Teilnehmer waren neben Charlotte von Stein auch ihre Schwester, Louise von Imhoff, sowie Caroline und Johann Gottfried Herder (vgl. 119,18–19). 119,2 Dich wieder zu sehen] Goethe war am Nachmittag oder Abend des 16. November 1785 von seiner elfta¨gigen Reise nach Ilmenau und Gotha nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 118,25). 119,3 Oberw.] Oberweimar, etwa anderthalb Kilometer su¨do¨stlich der Stadt gelegen; heute Ortsteil von Weimar. 184. An Carl Ludwig von Knebel y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 18. November 1785 ! ÆMu¨nchenæ
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 79–80. – Doppelblatt 17,7621,2(–21,4) cm, 3 1/4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 69–71, Nr 66 (Teildruck: 119,6–120,6 Mit Freuden habe Æ:::æ Imhof ist hier.; 120,9–23 Ubrigens kann ich Æ:::æ 18 Nov. 85. G.). E2: WA IV 7 (1891), 125–127, Nr 2194 (Eduard von der Hellen).
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Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 11. November 1785 (vgl. zu 119,6). – Der Antwortbrief vom 21. Dezember 1785 (vgl. zu 119,11) ist nicht u¨berliefert. 119,6 einen Brief von dir] Nicht u¨berlieferter Bezugsbrief Knebels vom 11. November 1785: „An Go¨the.“ (Knebel, Tgb. [11. November] 1785, Bl. 47.) 119,7 in den Gebu¨rgen] Knebel war am 28. Juli 1785 von Karlsbad aus nach Franken aufgebrochen, wo er sich die na¨chsten Wochen u¨ber vor allem in Mo¨rlach, Bayreuth, Ansbach und Nu¨rnberg aufhielt. Am 23. Oktober reiste er u¨ber Mu¨nchen nach Oberbayern und schließlich nach Tirol weiter (Innsbruck: 26. Oktober). Am 9. November 1785 kehrte er nach Mu¨nchen zuru¨ck (vgl. Knebel, Tgb. [24. Oktober–9. November] 1785, Bl. 44–46). 119,9–10 Uber die Bergbewohner Æ:::æ besondre Spekulationen.] yber den konkreten Hintergrund dieser {ußerung ist nichts bekannt. 119,11 Schreibe nun auch balde von Mu¨nchen] Knebels na¨chster Brief an Goethe stammt vom 21. Dezember 1785 und ist in Mu¨nchen geschrieben: „Den Brief an Goethe fortlaufen lassen Æ:::æ“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 52). 119,14 bin manchmal in Jena] Goethe hatte sich zuletzt am 9. und 10. September und vom 27. bis 30. September sowie am 28. Oktober 1785 in Jena aufgehalten (vgl. zu 90,1; zu 100,26–27; Koch, Jena-Aufenthalte, 317). 119,15 von Ilmenau zuru¨ck] Goethe war am 6. November 1785 zu einer Inspektion der Bergwerksanlagen sowie in Steuerangelegenheiten nach Ilmenau aufgebrochen und am 12. November von dort nach Gotha weitergereist, wo er bis zum 16. November blieb. 119,18 Das sechste Buch meines Wilhelms ist fertig] Am 11. November meldete Goethe an Charlotte von Stein sowie an das Ehepaar Herder den Abschluss des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. 113,22; 117,2). 119,18–19 ich las es Fr. v. Stein, Imhof und Herders vor] Vgl. zu 119,1. 119,21 wenn du zuru¨ckko¨mmst] Knebel verließ Mu¨nchen am 19. Februar 1786 und reiste u¨ber Nu¨rnberg und Bamberg zuru¨ck nach Jena. Er traf am 26. Februar dort ein. Am 28. Februar kam er nach Weimar, wo er noch am selben Tag mit Goethe zusammentraf; die ta¨glichen Treffen setzten sich fort bis zu seiner Ru¨ckkehr nach Jena am 4. Ma¨rz (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 2–4). 119,23–24 Schreibe mir Æ:::æ von der Operette.] Der Adressat erhielt den vorliegenden Brief am 3. Dezember 1785: „Briefe von Henrietten, von Go¨the“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 50). Er antwortete Goethe am 21. Dezember (vgl. zu 119,11). Wa¨hrend seines Aufenthaltes in Mu¨nchen besuchte Knebel beinahe ta¨glich Theaterauffu¨hrungen (vgl. Knebel, Tgb. [10. November–31. Dezember] 1785, Bl. 47–54).
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119,24–25 Entrepreneur oder der Direcktion] Entrepreneur: Franz.: Veranstalter, Agent von Theaterauffu¨hrungen. – Knebel ist diesem Auftrag offensichtlich nur zo¨gerlich nachgekommen und hat sich insgesamt zu den Mo¨glichkeiten der Auffu¨hrung eines Singspiels in Mu¨nchen skeptisch gea¨ußert (vgl. die folgende Erla¨uterung), so dass Goethe in seinem na¨chsten Brief vom 30. Dezember 1785 noch einmal insistierte (vgl. 143,17–32). 119,26 meine letzte Operette] Gemeint ist Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“, dessen Komposition er bei seinem Jugendfreund Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich in Auftrag gegeben hatte (vgl. zu 46,10). Mitte November lagen Goethe wahrscheinlich die ersten beiden Akte komponiert vor (vgl. zu 122,1–2). Der Dichter hatte urspru¨nglich mit einer Auffu¨hrung Anfang 1786 gerechnet (vgl. zu 47,26–27). Die Fertigstellung der Komposition verzo¨gerte sich aber immer weiter (vgl. zu 152,11). Goethe war dessen ungeachtet schon seit Sommer und Herbst 1785 um die Sondierung von Auffu¨hrungsmo¨glichkeiten nicht nur in Mu¨nchen bemu¨ht (vgl. zu 129,10). 120,3–4 Deine Beschreibungen Æ:::æ Tirol einmal zu sehen] Offenbar mit Bezug auf Knebels nicht u¨berlieferten Brief vom 11. November (vgl. zu 119,6). Goethe nahm bei der Reise nach Italien Anfang September 1786 seinen Weg durch Tirol und suchte einige der Orte auf, die auch Knebel gesehen hatte (vgl. GT I 1, 171–182). 120,4–5 wie anders wu¨rden mir ietzt diese Massen als sonst erscheinen] Gemeint sind die Tiroler Alpen, wahrscheinlich in ihrer geologischen und mineralogischen Beschreibung durch Knebel. 120,6 Fr v. Imhof ist hier.] Louise von Imhoff, die Schwester Charlotte von Steins, hielt sich seit Anfang Oktober 1785 wieder in Weimar auf (vgl. zu 103,21). 120,6–7 Verlegenheit Æ:::æ ihr Mann sich mit Eccard befindet.] Dieser und der na¨chste Satz waren in E1 ausgelassen worden (vgl. yberlieferung). yber die Person Eccards konnte nichts ermittelt werden. Wahrscheinlich steht die Verlegenheit in Zusammenhang mit Carl von Imhoffs Verschuldung und dem Verkauf seines Gutes in Mo¨rlach fu¨r die beabsichtigte ybersiedlung nach Weimar (vgl. zu 77,1–3; zu 84,20). 120,10–11 In der Botanick bin ich ziemlich vorgeruckt.] Seit etwa Ma¨rz 1785 bescha¨ftigte sich Goethe versta¨rkt mit der Botanik als sich ausbildende Forschungsdisziplin (vgl. zu 35,17–18). Wa¨hrend seines Aufenthaltes in Ilmenau vom 6. bis 12. November 1785 studierte er intensiv Carl von Linne´s botanisches Grundlagenwerk „Philosophia botanica“ (Stockholm, Amsterdam 1751; vgl. zu 112,12), was ihm als Voraussetzung fu¨r seine weiteren Untersuchungen notwendig erschien (vgl. zu 111,28). 120,12–13 An der Fu¨rstinn Gallizin Æ:::æ Bekanntschafften gemacht.] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin hatte sich Ende September u¨ber eine Woche und
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noch einmal wahrscheinlich am 20. Oktober in Weimar aufgehalten (vgl. zu 66,5; zu 99,27–28; zu 105,1–2). {hnlich positiv a¨ußerte sich Goethe u¨ber die Fu¨rstin und ihre Begleiter auch im Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 21. Oktober 1785 (vgl. 105,17–106,4). 120,13–14 Jakobis metaphisisches Unwesen u¨ber Spinoza] Friedrich Heinrich Jacobi: Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (Breslau 1785). Die Schrift war Anfang September erschienen und wurde zum Auslo¨ser des so genannten Spinoza- oder Pantheismusstreits in der deutschen Philosophie. Goethe hatte sich Jacobi gegenu¨ber kritisch zu dem Werk und insbesondere zur Darstellung des Spinozismus gea¨ußert (vgl. 106,6–18) und blieb zu dem von ihm als grundsa¨tzlich metaphysisch angesehenen philosophischen Denkansatz Jacobis auch weiterhin auf Distanz (vgl. zu 193,11–13). 120,14 wo er mich leider auch compromittirt] Jacobi hatte ohne Zustimmung Goethes zwei von dessen Gedichten in seiner Mendelssohn-Schrift abdrucken lassen: Edel sey der Mensch Æ:::æ und „Prometheus“. Diese Vereinnahmung gegen seinen Willen war von Goethe scharf kritisiert worden (vgl. 99,12–17). 120,16 Der Herzog geht im Januar nach Berlin] Am 2. Januar 1786 reiste Herzog Carl August an den preußischen Hof nach Berlin. Er hatte wahrscheinlich bei seinem Großonkel Ko¨nig Friedrich II. von Preußen um einen Besuch im neuen Jahr nachgesucht: „Ein verunglu¨ckter Versuch legt meine Flucht im Winter; ich hofte zu den Fru¨hjahrs Revuen bestellt zu werden, u. wu¨rde dafu¨r – zum Carneval invitirt. Der Ko¨nig wird sehr kurtzer Zeit Selbigen beywohnen Æ:::æ“ (Carl August an Knebel, 26. Dezember 1785; H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 58). Hauptgrund der Reise waren Verhandlungen mit Preußen in Sachen des neugegru¨ndeten Fu¨rstenbundes. Carl August kehrte am 1. Februar 1786 nach Weimar zuru¨ck (vgl. FB 1786, S. 2 und 31). 120,16 Klinkowstro¨m] Der Schwede Leonhard von Klinckowstro¨m war herzoglich weimarischer Reise- und Hofmarschall und als solcher ha¨ufig Begleiter Herzog Carl Augusts auf offiziellen Reisen. 120,16 Wedel] Otto Joachim Moritz von Wedel, enger Vertrauter und Kammerherr Herzog Carl Augusts. Er bekleidete außerdem die {mter eines herzoglich-weimarischen Oberforstmeisters und Direktors der Feuerlo¨schanstalten. 120,18 in’s Carlsbad] Der Entschluss, auch 1786 wieder nach Karlsbad zu reisen, war wahrscheinlich schon wa¨hrend des ersten Aufenthaltes dort im Sommer 1785 gefasst worden: „Go¨the u. ich laden alle guten Menschen zum Karlsbade ein u. wenn der Himmel Glu¨ck verleiht, ziehen wir mit Heerskraft dahin.“ (Herder an Jacobi, 16. September 1785; HB 5, 138). Goethes zweiter Sommeraufenthalt in Karlsbad nach 1785 sollte im Juni 1786 beginnen, die Abreise verzo¨gerte sich aber bis Ende Juli (vgl. zu 201,2). 120,19 wu¨nschen dich bey uns zu sehen] Vgl. zu 119,21. 120,20 Schreibe bald wieder] Vgl. zu 119,11.
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120,20 Mu¨nchen wie im Schattenriß] Im na¨chsten, nicht u¨berlieferten Brief an Goethe vom 21. Dezember 1785 ist Knebel nach sechswo¨chigem Aufenthalt offensichtlich der Bitte um eine Darstellung Mu¨nchens und des Mu¨nchner Lebens nachgekommen (vgl. zu 142,20). 185. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 17. und 20. November 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die Briefe vom 1. Februar (Nr 18) und vom 2. Februar 1785 (Nr 19) eingeordnet. Die Erwa¨hnung eines Grafen von Wallenstein wie auch der geschenkten Partitur der Oper „Il re Teodoro in Venezia“ (vgl. zu 120,26–27) verweist jedoch auf eine spa¨tere Datierung, und zwar auf den Zeitraum vom 17. bis 20. November 1785. Goethe war erst am Nachmittag oder Abend des 16. November 1785 von einer Reise nach Ilmenau und Gotha zuru¨ckgekehrt. Seit dem 9. November 1785 hielt sich ein „Graf von Wallenstein, aus Bo¨hmen“ am Weimarer Hof auf, der die Stadt am 20. November wieder verließ: „Diesen Abend beurlaubte sich der H‘. Graf von Wallenstein!“ (FB 1785, S. 234 und 245). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 6. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „6“; an den unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 16), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 206. WA IV 7 (1891), 125, Nr 2193. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 120,25 Zeitungen] Hier: Nachrichten, Neuigkeiten; Ende des 18. Jahrhunderts in dieser Bedeutung veraltend (vgl. Adelung 4, 1680). 120,25 Tauscherey Wallensteins] Ein bo¨hmischer Graf von Wallenstein hielt sich vom 9. bis 20. November 1785 in Weimar auf (vgl. Datierung). Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den aus dem bo¨hmischen Dux (heute Duchcov, Tschechien) stammenden Ferdinand Ernst Joseph Gabriel Graf von Waldstein und Wartenberg zu Dux. Dieser war Staats- und Konferenzrat von Erzherzog Maximilian Franz von zsterreich, selbst Komponist, Sammler und Musikma¨zen. Zwi-
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schen ihm und der Herzoginmutter Anna Amalia war es zum Austausch von Musikalien gekommen (vgl. die folgende Erla¨uterung). 120,26–27 Herzoginn Mutter hat die Partitur des Re Theod. Æ:::æ geschenckt] Giovanni Paı¨siellos neueste Opera buffa „Il re Teodoro in Venezia“ nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti war am 23. August 1784 in Wien uraufgefu¨hrt worden. In Weimar hatte man sich um die Partitur bemu¨ht und sie im Juni 1785 auch aus Braunschweig erhalten. Im Brief vom 20. Juni meldete Goethe an Kayser, die Oper sei eingetroffen (vgl. zu 70,4–5). Offenbar hatte Anna Amalia die Partitur zuna¨chst an den Grafen von Waldstein abgetreten (vgl. zu 120,25) und sie danach, mo¨glicherweise sogar auf Dra¨ngen Goethes, wieder zuru¨ckgetauscht, um sie Goethe zu schenken. 120,27 Ich schicke sie Kaysern.] Goethe versandte die Partitur wahrscheinlich erst nach dem 23. November 1785 an seinen Freund, den Komponisten Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich. An diesem Tag fand noch eine konzertante Auffu¨hrung von Chorpartien aus „Il re Teodoro in Venezia“ in Weimar statt (vgl. 121,8–9). Am 28. November 1785 schrieb Goethe an Kayser: Wie freue ich mich wenn Sie den Re Teodor erhalten. (123,3). Kayser vertonte seit Ende April 1785 Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ in der Manier der italienischen Opera buffa. Als Anregung dafu¨r hatte Goethe Kayser schon am 25. April Paı¨siellos neueste Komposition dieser Art versprochen (vgl. 46,14–15). 186. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 20. November 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 62. – 1 Bl. 9,668,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „136“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 136), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 206. WA IV 7 (1891), 127, Nr 2195. BEI LAG E
Brief von Hans Graf von Bru¨hl (vgl. zu 121,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 121,1 Beyliegenden Brief] Nicht u¨berlieferter Brief von Hans Moritz Graf von Bru¨hl aus Seifersdorf bei Dresden aus der ersten Novemberha¨lfte 1785. Den Brief
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hatte Goethe bereits bei seiner Ru¨ckkehr von seiner Reise nach Ilmenau und Gotha am 16. November in Weimar vorgefunden: En retournant d’Ilmenau je trouve Votre chere lettre Æ:::æ (126,22). Goethe kannte den Grafen seit dessen Aufenthalten in Weimar im Sommer 1781 und 1782. Wa¨hrend des gemeinsamen Kuraufenthaltes im Juli und August 1785 in Karlsbad war Goethe dem Ehepaar Bru¨hl auch perso¨nlich nahegekommen. Mit Christiane Gra¨fin von Bru¨hl entspann sich sogar ein la¨ngerer freundschaftlicher Briefwechsel. 121,1–2 Ich werde ihm schreiben Æ:::æ hier der Ort gar nicht ist.] Goethe antwortete Hans Moritz von Bru¨hl mit einem Brief vom 4. Dezember 1785 (Nr 198). Der Graf hatte in seinem Brief die Absicht gea¨ußert, fu¨r einige Zeit nach Weimar u¨bersiedeln zu wollen, und sich bei Goethe nach Bildungsmo¨glichkeiten fu¨r seinen damals 13-ja¨hrigen Sohn Karl Friedrich Moritz Paul erkundigt. Die Antwort Goethes fiel zuru¨ckhaltend aus und legte dem Grafen nahe, nicht nach Weimar zu kommen (vgl. ebd.). 121,4 Wo seyn?] yber den Tagesablauf Charlotte von Steins ist nichts bekannt. Am Hof war an diesem Abend „Cour u. Concert“ (FB 1785, S. 245).
187. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 23. November 1785 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 62. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „137.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 137), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 207. WA IV 7 (1891), 127 f., Nr 2196. BEI LAG E
Pappe (vgl. zu 121,6–7). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 121,6). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 121,6 nach einem Worte von dir] Vermutlich mit Bezug auf einen nicht u¨berlieferten Bezugsbrief Charlotte von Steins vom selben Tag. Goethes letzter Brief war vom 20. November gewesen (Nr 186) und offensichtlich bis zum 23. November unbeantwortet geblieben.
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121,6–7 eine Pappe] Wahrscheinlich ein Karton zum Zeichnen oder Malen, um den Charlotte von Stein gebeten hatte. 121,8 in’s Conzert] In der Regel fanden sonntags und mittwochs bei Hofe Empfa¨nge mit anschließendem Konzert statt, so auch an diesem Mittwoch: „Heute Abend war Cour und Concert im Palais!“ (FB 1785, S. 248.) 121,8–9 ein Chor aus dem Re Teodoro] Die Opera buffa „Il re Teodoro in Venezia“ von Giovanni Paı¨siello geho¨rte zu den von Goethe am meisten gescha¨tzten Opern dieses Genres (vgl. auch zu 120,26–27). Noch 1787 schrieb er z. B. bei Gelegenheit einer Begegnung mit dem Librettisten Giovanni Battista Casti in Rom: Ich scha¨tzte ihn schon als den Verfasser meines beliebten Re Teodoro in Venezia. (IR III, 16. Juli 1787; WA I 32, 33.) Goethe hatte sich schon seit dem Fru¨hjahr 1785 um die Partitur der Oper bemu¨ht, um sie Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich zu schicken, der an der Vertonung von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ arbeitete (vgl. zu 120,27). 188. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 25. November 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 63. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „138.“; an den unteren Ecken und Rs. an den Seitenra¨ndern rote Siegelreste; untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 138), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 207. WA IV 7 (1891), 128, Nr 2197. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 121,12–13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 121,12–13 daß du meinen Geist Æ:::æ zu dir rufst] Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein a¨ltere Briefe, Manuskripte und Aufzeichnungen Goethes, die sie von ihm erhalten hatte, durchgesehen und davon in ihrem Bezugsbrief vom selben Tag Mitteilung gemacht. Goethe war im November vor zehn Jahren nach Weimar gekommen und die Beziehung zwischen ihm und Charlotte von Stein hatte kurz darauf ihren Anfang genommen.
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BRIEFE 189/190
189. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 28. November 1785 ! ÆZu¨richæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 17,7(–17,8)621,2 (–21,4) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 7 (1891), 128–130, Nr 2198 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers aus dem Zeitraum zwischen dem 5. und 20. November 1785 (vgl. zu 122,1–2). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 14. Dezember 1785 (vgl. zu 137,33) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 121,18 mit der letzten Post] Goethes Brief vom 28. Oktober 1785 (Nr 171), in dem er eine umfassende Beurteilung der von Kayser bisher vorgelegten Teile der Komposition von „Scherz, List und Rache“ angeku¨ndigt hatte (vgl. zu 108,2). 122,1–2 Ihren zweyten Ackt hab ich] Die Partitur des 2. Akts muss Goethe also bereits vollsta¨ndig erhalten haben. Kayser hatte eine Sendung mit den letzten Teilen zum 2. Akt demnach in der Zeit zwischen dem 5. und 20. November verschickt. Zu den vorausgegangenen Sendungen Kaysers mit Partiturteilen zu „Scherz, List und Rache“ vgl. zu 107,9; zum Singspiel insgesamt vgl. zu 46,10. 122,2–3 mit drey Stimmen Æ:::æ geho¨rt] Die Vorfu¨hrung mit Klavierbegleitung hatte wahrscheinlich erst kurz vor der Niederschrift des vorliegenden Briefes in der Zeit von Mitte des Monats bis zum 27. November 1785 stattgefunden. Wer die Sa¨nger und der Klavierinterpret waren und wo diese Probe durchgefu¨hrt wurde, ist nicht bekannt. 122,7 Beyfall einiger Kenner] Unter den Zuho¨rern waren vermutlich Herder, Wieland und Friedrich Hildebrand von Einsiedel (vgl. zu 137,14; zu 137,16; zu 137,21). 122,18 Arie G e r n i n s t i l l e n ] Arie der Scapine Gern in stillen Melancholien Æ:::æ aus dem 2. Drittel des 2. Akts (vgl. WA I 12, 139 f., Vers 465– 490; „No 9c Aria“, in: Dechant, 104–116). 122,20–22 Nur frisch gewagt Æ:::æ gut gegangen.] Leicht abgewandeltes Selbstzitat der Anfangszeilen der Arie der Scapine im Finale des 2. Akts, die im Original lauten: Ha! ha! ha! ha! / Nur unverzagt, / Geschwind gewagt! / Das ist fu¨rtrefflich gut gegangen. (WA I 12, 145 f., Vers 581–584; Dechant, 153 f.) 122,24 Da capo] Ital.: vom Kopf an; in der Musik: noch einmal, von Anfang an. – Nach Goethes Libretto sollten am Ende der Arie, bei der es laut Regiean-
NOVEMBER 1785
305
weisung zu einem wilden Tanz von Scapine mit dem Doktor kommt, noch einmal die vier Anfangszeilen wiederholt werden (vgl. WA I 12, 140, Vers 487–490). Kayser hat stattdessen die Anfangszeilen der Arie schon am Beginn in vierfacher Wiederholung komponiert (vgl. Dechant, 104–110). 122,26–27 der Docktor einfallen kann] An die Arie der Scapine schließt sich ein Rezitativ des Doktors an (vgl. zu 122,18), mit dem er sich Scapine weiter zu na¨hern versucht und das mit der Zeile beginnt: Nun! nun! Bei diesem sanften Paroxysmus (WA I 12, 140 f., Vers 491–500; „No 10a Recitativo“, in: Dechant, 116 f.). 122,27 Paroxismus] Griech. paqontrloŁ|: Anfall, Reizung, Erbitterung; gemeint ist eine anfallartige Steigerung von Krankheitssymptomen. 122,28 Das Stu¨ck Arbeit] Die Komposition des 1. und des 2. Akts des Singspiels (vgl. zu 122,1–2). 122,30 ausgeschrieben] Das u¨bliche Verfahren der Herstellung von Partiturauszu¨gen fu¨r die einzelnen Orchester- und Gesangsstimmen. 122,34 Antwort von Wien] Goethe hatte mit einem Brief vom 5. November 1785 beim herzoglichen Gesandten am Kaiserhof in Wien Christian Bernhard von Isenflamm nachgesucht, die Mo¨glichkeiten einer Auffu¨hrung von „Scherz, List und Rache“ in Wien zu pru¨fen (vgl. 108,23–109,3). 123,1–2 schicken wieder ein Stu¨ck] Dies geschah erst im Februar 1786. Goethe besta¨tigte den Erhalt des Anfangs der Partitur zum 3. Akt mit seinem Brief vom 28. Februar 1786 (vgl. zu 172,28). 123,3 Sie den Re Teodor erhalten] Die Partitur der Oper „Il re Teodoro in Venezia“ (vgl. zu 70,4–5). Goethe hatte sie kurz zuvor an Kayser gesandt, nachdem sie ihm in den Tagen zwischen dem 17. und 20. November von der Herzoginmutter Anna Amalia zum Geschenk gemacht worden war (vgl. zu 120,26–27; zu 120,27). 123,6 mit keinem Termine genirt] Zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass der urspru¨nglich avisierte Termin fu¨r die Fertigstellung des Singspiels, Ende Januar 1786 zum Geburtstag von Herzogin Louise, nicht mehr gehalten werden konnte, da erst zwei Akte komponiert vorlagen (vgl. zu 47,26–27). 123,7 etwas neues] Das Libretto zum Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“, das unvollendet blieb (vgl. zu 110,11–12). 190. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimaræ, 29. November Æ1785æ ! ÆWeimaræ
Das Jahr wurde nach der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein erga¨nzt (vgl. yberlieferung).
306
BRIEFE 191/192
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 63. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „139.“; untere linke Ecke und Rs. rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 139), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 207. WA IV 7 (1891), 130, Nr 2199. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 123,10). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 123,8–9 wieder hergestellt] Mit Bezug auf eine der ha¨ufigen Unpa¨sslichkeiten Charlotte von Steins (vgl. zu 3,2). 123,10 nicht begleiten] Charlotte von Stein hatte wahrscheinlich in ihrem Bezugsbrief vom selben Tag nachgefragt, ob Goethe sie wie sonst auch ha¨ufig auf einem Spaziergang begleiten wollte (vgl. zu 6,4). 123,10 im dicktiren begriffen] Wahrscheinlich Dienstgescha¨fte. 191. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich November 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 6. November (Nr 175) und vom Æ7.æ und 8. November 1785 (Nr 177) eingeordnet. Goethe brach am 6. November 1785 zu einem einwo¨chigen Dienstaufenthalt nach Ilmenau auf. Der Brief ist aber in Weimar geschrieben. Goethe hofft auf einen gemeinsamen Abend mit Charlotte von Stein (vgl. 123,18–19), so dass als Schreibdatum der 6. November 1785 auszuschließen ist. Weitere Anhaltspunkte fu¨r die Datierung bietet der Brief nicht. Unter Beru¨cksichtigung seiner Einordnung im Konvolut ist aber davon auszugehen, dass der Brief vermutlich im Verlauf des November 1785 verfasst worden ist. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 57. – 1 Bl. 19,9613,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „130.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 130), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 151 f. WA IV 5 (1889), 255, Nr 1396.
NOVEMBER/DEZEMBER 1785
307
BEI LAG E
bon mots (vgl. zu 123,23). ERL{UTERUNGEN
Der Bezugsbrief vom selben Tag (vgl. 123,16–17) ist nicht u¨berliefert. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 123,17 dein Briefgen] Nicht u¨berlieferter Brief vom selben Tag; wie der vorliegende Brief deshalb nur ungefa¨hr datierbar. 123,22 Maske] Wahrscheinlich im Sinne von Kostu¨m, einer „Tracht, in welche man sich verkleidet“ (Grimm 6, 1703). Hier vermutlich in Vorbereitung auf die winterliche Redoutensaison in Weimar, die am 27. Dezember 1785 begann (vgl. zu 140,14). 123,22 Friedrichen] Nicht ermittelt. Mo¨glicherweise ein Garderobier. Herzog Carl August erwa¨hnt im Zusammenhang der Vorbereitung einer Redoute im Brief an Goethe vom 25. Januar 1781 eine Person gleichen Namens: „Erzeige mir den Gefallen zu bestellen, daß heute Abend um 9 Uhr Friedrich und der Theaterschneider in der Garderobe des Theaters bei der Hand sind; einige Leute wollen sich, um allen Unmuth zu vertreiben, auf heutiger Redoute Kurzweil machen.“ (Goethe-Carl August1, 14.) 123,23 bon mots] Bon mot: Franz.: geistreich witziger Einfall, Spruch. Um welche Texte es sich hier handelt, ist nicht bekannt. 192. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 1. Dezember 1785 ! ÆDu¨sseldorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2691. – Doppelblatt 17,7621,2 (–21,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 1st Dec. 1785 / Goethe / empf‘ d‘ 13t – / beantw d‘ 14t –“. E: Goethe-Jacobi (1846), 95 f., Nr 39. WA IV 7 (1891), 131 f., Nr 2201. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis vom 14. November 1785 (vgl. yberlieferung zu Nr 168). – Jacobi antwortete am 13. und 14. Dezember 1785 ( JB I 4, 274–277, Nr 1288; vgl. RA 1, 104 f., Nr 202). 124,1 das verlohrne Schaaf] Anspielung auf das biblische Gleichnis vom verlorenen Schaf, dessen Wiederfinden Freude auslo¨st (vgl. Mattha¨us 15,4–7). Worauf sich Goethe hier bezieht, ist nicht bekannt, vermutlich auf die Restzahlung eines
308
BRIEF 192
bisher noch offenen Schuldenausgleichs zwischen ihm und Jacobi (vgl. zu 28,17– 18). 124,1–2 das Blancket] Unterschriebenes oder teilweise unterzeichnetes, von einem anderen zu erga¨nzendes Schriftstu¨ck, oft im Sinne einer ,Blankovollmacht‘ (vgl. GWb 2, 744). Hier vermutlich ein Schuldschein oder Wechsel (vgl. zu 28,16). 124,4 Laß mich wieder von dir ho¨ren.] Jacobi antwortete am 13. und 14. Dezember 1785, unmittelbar nach Erhalt des vorliegenden Briefs am 13. Dezember (vgl. yberlieferung). 124,5 Morgenstunden] „Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes. Erster Theil“ (Berlin 1785). – Das Buch war zeitgleich mit Jacobis Abhandlung „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ zur Michaelismesse Ende September 1785 erschienen (vgl. Jacobi an Mendelssohn, 30. September 1785; JB I 4, 193 f.; Mendelssohn an Jacobi, 4. Oktober 1785; ebd., 196). Mendelssohn hatte es in Erwartung von Jacobis Streitschrift, deren geplante Inhalte und Intentionen ihm bereits seit Ende April 1785 bekannt waren (vgl. zu 64,14), gleichsam als vorweggenommene Replik verfasst. In den „Morgenstunden“ verteidigt Mendelssohn den Standpunkt einer aufkla¨rerischen Vernunftreligion und setzt sich kritisch mit den jacobischen Grundthesen einer atheistischen Spinoza-Auslegung und dem Atheismusvorwurf gegenu¨ber Lessing auseinander (vgl. zu 124,7). Jacobi teilte seine Meinung u¨ber das Werk Mendelssohns im Antwortbrief an Goethe vom 13. und 14. Dezember 1785 mit: „Von den Rabbinischen Vorlesungen also! Lieber, sie haben mir eine solche Langeweile verursacht, daß ich dieser Langeweile habe unterliegen und das Buch aufgeben mu¨ßen. Æ:::æ Die Hauptstu¨cke deren Du erwa¨hnst, auch die Vorrede, habe ich angesehen, und gerade dazu gesagt, was auch Du dazu sagst, nehmlich, daß der Jude ein Erzjude sey. Æ:::æ Mir steht der Verstand platt stille, vor dem ganz erlogenen, durchaus Grundlosen Gewa¨sche Æ:::æ“ ( JB I 4, 275 f.). 124,5–6 ju¨dischen Pfiffen mit denen den neue Sokrates zu Wercke geht] Verschrieben: ,den neue‘ statt ,der neue‘. – Seit der Vero¨ffentlichung seiner modernen Nachbildung der gleichnamigen Sokrates-Dialoge des Plato „Phaedon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele in drey Gespra¨chen“ (Berlin 1767) aus dem Geist der Aufkla¨rung des 18. Jahrhunderts wurde Moses Mendelssohn immer wieder auch als der ,neue Sokrates‘ bezeichnet. Dem ju¨dischen Autor Mendelssohn werden dabei angeblich kulturtypische ju¨dische Eigenheiten zugesprochen, wie geistige Beweglichkeit, Raffinesse und argumentative Spitzfindigkeit. Jacobi besta¨tigte die goethesche Feststellung in seinem Antwortbrief direkt: „Pfiffig genug ist der neue Sokrates wohl allerdings zu Werk gegangen. Aber mir deucht, das ist jetzt nur desto schlimmer fu¨r ihn.“ ( JB I 4, 275.) 124,7 Spinoza und Lessing eingefu¨hrt] {hnlich wie Jacobi in der Abhandlung „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“
DEZEMBER 1785
309
gebraucht auch Mendelssohn in seinen „Morgenstunden“ die Figur Gotthold Ephraim Lessings zu einer grundsa¨tzlichen Auseinandersetzung mit der Philosophie Spinozas. In den Vorlesungen „XIII–XV“ der insgesamt 17 Traktate fu¨hrt Mendelssohn zuna¨chst eine kritische Auseinandersetzung mit dem Spinozismus („XIII“), um dann in einem fiktiven Gespra¨ch mit Lessing („XIV“) die grundsa¨tzliche Na¨he und die Verbindungen von Spinozismus und theistischer Vernunftreligion herauszuarbeiten. In Vorlesung „XV“ kommt es dann zur Rehabilitierung Lessings, dem es als einem so genannten gela¨uterten Pantheisten eigentlich nur um das Versta¨ndnis und die Aufhebung des Spinozismus in einer positiven Religion der Vernunft gegangen sei. 124,9 Machst du gegen Anstalten?] Obwohl Jacobi nach dem Erscheinen seiner Mendelssohn-Schrift und deren Erwiderung Anfeindungen und eine o¨ffentliche Kontroverse mit Mendelssohn und seinen Anha¨ngern erwartete, war er sich offenbar u¨ber die eigene Strategie im Weiteren noch unsicher und fragte deshalb Goethe um Rat: „Gegenanstalten habe ich noch keine gemacht. Weiß auch nicht, w i e ich sie machen soll. Sage mir Deine Meynung. Daß Du Theil an der Sache, und an meiner Lage dabey nimmst, freut mich t i e f in der Seele, und intereßiert mich mehr, als alles was ich sonst perso¨nlich dabey haben mag.“ ( Jacobi an Goethe, 13. und 14. Dezember 1785; JB I 4, 277.) Erst nach dem Erscheinen von Mendelssohns direkter Erwiderung mit dem Pamphlet „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ Ende Januar 1786 konterte Jacobi Ende April 1786 mit einer neuen, die Auseinandersetzung weiter forcierenden Schrift: „Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre Spinozas“ (Leipzig 1786). 124,10 stille und fleisig] Am 11. November 1785 hatte Goethe das 6. Buch seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ abgeschlossen (vgl. 113,22). Mit den Pla¨nen zu einem neuen Opernlibretto (vgl. zu 110,11–12), der Bescha¨ftigung mit botanischen Fragen (vgl. zu 120,10–11) sowie den ta¨glichen Amtsgescha¨ften stand Goethe ein weitgehend zuru¨ckgezogenes Leben im Weimarer Winter bevor (vgl. zu 117,13–14). 124,10 Nachricht von der Fu¨rstinn?] Goethe hatte in seinem letzten Brief an Jacobi vom 21. Oktober (Nr 168) auf dessen Klage u¨ber einen ausgebliebenen Bericht zum Aufenthalt von Amalia Fu¨rstin von Gallitzin in Weimar im September und Oktober 1785 (vgl. die folgende Erla¨uterung) darauf verwiesen, dass die Fu¨rstin Jacobi am besten selbst u¨ber ihre Eindru¨cke berichten ko¨nne. Eingehende Schilderungen hatte Jacobi aber wahrscheinlich auch in den nicht u¨berlieferten Briefen der Fu¨rstin vom 19. Oktober sowie vom 4. November und vom 17. November 1785 nicht erhalten (vgl. zu 106,4). Am 22. November erkundigte er sich jedenfalls noch nach den Gespra¨chen der Fu¨rstin mit Goethe und Herder (vgl. Jacobi an Fu¨rstin von Gallitzin, 22. November 1785; JB I 4, 252). Auch am 13. Dezem-
310
BRIEFE 193–196
ber 1785 beklagte sich Jacobi gegenu¨ber der Fu¨rstin, „daß Amalia, seit dem sie zu Weimar war, sich um den Fritzel nicht mehr viel beku¨mmert. – Es geht nun in die 4te Woche daß ich keine Zeile v Ihnen gesehen habe.“ (Ebd., 274.) Auch der nicht u¨berlieferte Brief der Fu¨rstin vom 14. Dezember 1785 scheint in der Sache wenig Abhilfe gebracht zu haben (vgl. Jacobi an Fu¨rstin von Gallitzin, 30. Dezember 1785; ebd., 305). 124,12 da sie ging] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin hatte sich im Herbst 1785 zweimal zu Besuchen in Weimar aufgehalten, einmal vom 19. bis 27. September (vgl. zu 66,5) und dann noch einmal wahrscheinlich am 20. Oktober auf der Ru¨ckreise von Leipzig nach Angelmodde bei Mu¨nster (vgl. zu 105,1–2). 124,13 die deinigen] Vgl. zu 10,9.
193. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 29. November (Nr 190) und vom 3. Dezember 1785 (Nr 195). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 63. – 1 Bl. 17,3(–17,5)66,8(–7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „141“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 141), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 285, Nr 703. WA IV 7 (1891), 289, Nr 2477. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
194. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. November und 3. Dezember 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 29. November (Nr 190) und vom 3. Dezember 1785 (Nr 195). – Jonas Fra¨nkel ru¨ckte den
NOVEMBER/DEZEMBER 1785
311
Brief in seinen Ausgaben in den Zeitraum zwischen dem 2. und 9. Februar 1785 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 257; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 83). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 64. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/4 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v Stein; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „144“; Rs. und untere Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 144), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 285, Nr 704. WA IV 7 (1891), 289, Nr 2479. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 195. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 65. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „145.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 145), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 285, Nr 705. WA IV 7 (1891), 132, Nr 2202. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 196. An Ludwig Albrecht Schubart ZU M A DRES SAT EN
Weimar, 3. Dezember 1785 ! ÆStuttgartæ
Aus dem im Brief gea¨ußerten Dank fu¨r die u¨bermittelten Gedichte (125,5) sowie der Erwa¨hnung fro¨lige Lieder (125,6) ergibt sich, dass mit Vater (125,5) Friedrich Daniel Schubart gemeint ist. Der Adressat des vorliegenden Briefes war folglich dessen Sohn Ludwig Albrecht Schubart.
312
BRIEF 196
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H: DLA Marbach, Sign.: A: Goethe 7413. – 1 Bl. 17,4(–17,8)621,1 (–21,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 50 (1912), 130, Nr 2202 a (Carl Schu¨ddekopf). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Ludwig Albrecht Schubarts aus dem Zeitraum zwischen Ende Oktober und Ende November 1785 (vgl. zu 125,5). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Dezember 1785 und Juli 1786 (vgl. zu 125,10) ist nicht u¨berliefert. Ludwig Albrecht Schubart (1765–1811) war der einzige Sohn des wu¨rttembergischen Dichters und Musikers Christian Friedrich Daniel Schubart und dessen Frau Helena geb. Bu¨hler. Seit 1777 besuchte Ludwig Albrecht die Carlsschule in Stuttgart. Bereits in fru¨hen Jahren war er publizistisch ta¨tig und schrieb Beitra¨ge fu¨r die von seinem Vater 1774 gegru¨ndete Zeitschrift „Deutsche Chronik“. Der Vater saß von 1777 bis 1787 in der wu¨rttembergischen Festung auf dem Hohenasperg in politischer Haft und konnte nur unter erschwerten Bedingungen Briefe empfangen und schreiben. Sein 20-ja¨hriger Sohn u¨bernahm deshalb in dieser Zeit zum Teil stellvertretend die Korrespondenz. Im Herbst 1786 verließ Ludwig Albrecht die Carlsschule, die 1781 zur Hochschule erhoben worden war, mit einem abgeschlossenen Jurastudium. Bis zu seinem Eintritt in den preußischen Staatsdienst in der Geheimen Staatskanzlei zu Berlin 1788 blieb er in Stuttgart. Von 1788 bis 1793 war er als Legationssekreta¨r der preußischen Gesandtschaft beim Fra¨nkischen Kreis ta¨tig. Ab 1793 widmete er sich ganz der Schriftstellerei, schrieb vor allem historische Romane und gab die Werke seines Vaters neu heraus. Er wohnte zuna¨chst in Nu¨rnberg und zog spa¨ter nach Stuttgart. – Goethe ist Ludwig Albrecht Schubart sowie dessen Vater perso¨nlich aller Wahrscheinlichkeit nach nie begegnet. Vater und Sohn waren gleichermaßen Verehrer des goetheschen Werks, insbesondere der Dramen, die in Schubarts Zeitschrift „Deutsche Chronik“ wiederholt besprochen wurden (vgl. Rudolf Krauss: Schubart und Goethe, in: GJb XXIII [1902], 116–129). Goethe zeigte sich vor allem von Christian Friedrich Daniel Schubarts musikalischem Talent beeindruckt (vgl. IR III, Bericht. November 1787; WA I 32, 142). {ußerungen von ihm u¨ber Schubarts Sohn sind nicht bekannt. – Weitere Briefe Goethes an Ludwig Albrecht oder Christian Friedrich Daniel Schubart sind nicht u¨berliefert. Antwortbriefe der Schubarts sind nicht erhalten. 125,5 Gedichte Ihres Herrn Vaters] Der erste Band der „Sa¨mmtlichen Gedichte“ Christian Friedrich Daniel Schubarts war im September 1785 in Stuttgart im Verlag der wu¨rttembergisch-herzoglichen Akademie erschienen. Ludwig Albrecht Schubart schickte den Gedichtband wahrscheinlich zwischen Ende Oktober und Ende November 1785 mit einem entsprechenden Begleitbrief an Goethe. Christian
DEZEMBER 1785
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Friedrich Daniel Schubart schrieb am 3. September 1785 an seine Frau: „Ich werde dir na¨chstens eine Liste derienigen Persohnen zuschiken, denen wir Gedichte gratis oder auf Postpappier – oder beedes geben mu¨ssen.“ (Schubart, Briefwechsel 2, 200.) Ob Goethe von Schubart zu diesen Personen gerechnet wurde, ist nicht bekannt. Die Liste ist nicht u¨berliefert. Ludwig Albrecht Schubart wurde von seinem Vater daru¨ber hinaus offenkundig auch noch einmal direkt damit beauftragt, den ersten Band der „Sa¨mmtlichen Gedichte“ Ende Oktober 1785 an ausgewa¨hlte Adressaten zu verschicken: „Ku¨nftigen Sonntag wird Ludwig, hoff’ ich, die Fu¨rstenbriefe besorgen. Es ist sein Nutz.“ (Schubart an Helena Schubart, 19. Oktober 1785; Schubart, Briefwechsel 2, 213.) – In Goethes Bibliothek befindet sich diese Ausgabe von 1785 nicht mehr, sondern nur der erste Teil einer spa¨teren Ausgabe: Christian Friedrich Daniel Schubart’s Gedichte. Herausgegeben von seinem Sohne Ludwig Schubart. 2 Tle. Frankfurt a. M. (bey J. C. Hermann) 1802 (vgl. Ruppert 156, Nr 1134). 125,6–7 in den Armen der Seinigen] Christian Friedrich Daniel Schubart war seit 1764 mit Helena Bu¨hler verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Ludwig Albrecht (geb. 1765) und Julie (geb. 1767). Schubart wurde am 24. Januar 1777 durch Herzog Carl Eugen von Wu¨rttemberg im wu¨rttembergischen Staatsgefa¨ngnis in der Festung auf dem Hohenasperg gefangen gesetzt. Grund fu¨r die Inhaftierung war vor allem Schubarts scharfe Kritik an Klerus und Fu¨rstenhaus. Seine Einkerkerung erfolgte ohne Urteilsspruch. Im Juli 1785 hatten Schubarts Frau und die beiden Kinder ihn zum ersten Mal nach acht Jahren Haft besuchen du¨rfen. Schubart wurde am 11. Mai 1787 nach zehnja¨hriger Gefangenschaft vom Hohenasperg entlassen. 125,8 In einem Briefe an ihn] Der Brief, vermutlich zwischen Ende April und Anfang Dezember 1785 geschrieben, ist nicht u¨berliefert (EB 20; vgl. auch zu 125,11). 125,8 von Sandrart] Karl Johann Wilhelm von Sandrart, ein ehemaliger preußischer Offizier, war herzoglich wu¨rttembergischer Major und Gesellschafter des Prinzen Ferdinand Friedrich August von Wu¨rttemberg gewesen. Er saß wegen angeblicher Urkundenfa¨lschung in der Zeit von Oktober 1783 bis wahrscheinlich Mai 1784 als Mitha¨ftling Christian Friedrich Daniel Schubarts auf dem Hohenasperg ein (vgl. NA 33 II, 105 f.). Wie aus Schubarts Briefen an seine Frau Helena hervorgeht, freundete er sich mit Sandrart in der Haft an: „Herr von Sanddrat ist mein bester Freund geworden, den ich ie hier hatte.“ (Schubart an Helena Schubart, 5. Ma¨rz 1784; Schubart, Briefwechsel 2, 144.) Sandrart, der im Gegensatz zu Schubart regelma¨ßig Besuch von seiner Frau erhalten durfte, bot Schubart an, Briefe von und an seine in Ludwigsburg wohnende Frau zu befo¨rdern, da Schubarts Korrespondenzmo¨glichkeiten stark eingeschra¨nkt waren. Die Adresse teilte Schubart seiner Frau am 29. April 1784 mit: „Wenn du mir schreiben willst; so addressir den Brief An Ihro Gnaden Frau von Sandrart in Ludwigsburg
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BRIEF 197
wohnhaft am Markt bei den Wernekischen Erben unweit der Ossiandrischen Apothek.“ (Schubart, Briefwechsel 2, 149.) 125,10 Nachricht geben] Schubart antwortete vermutlich in einem nicht u¨berlieferten Brief, den Goethe im Zeitraum zwischen Ende 1785 und Ende Juli 1786 erhielt, bevor er zu seiner Reise nach Karlsbad und Italien aufbrach. 125,11 Herderischen Schrifften] 1785 erschienen drei Abhandlungen Herders, die Goethe hier gemeint haben ko¨nnte: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Zweiter Theil. Riga und Leipzig 1785; Briefe, das Studium der Theologie betreffend. Erster Theil. Zweyte, verbesserte Auflage. Weimar 1785 (1. Auflage 1780); Zerstreute Bla¨tter. Erste Sammlung. Gotha 1785. Die beiden neueren Arbeiten waren zur Ostermesse im April 1785 erschienen. Christian Friedrich Daniel Schubart war ein großer Verehrer Herders und za¨hlte ihn neben Johann Joachim Winckelmann, Moses Mendelssohn, Lessing, Christian Adolph Klotz, David Hume, Carl Friedrich Flo¨gel und Thomas Abbt zu seinen „Prosenmustern und Kunstrichtern, die ich allen andern weit vorzog.“ (Schubart’s Leben und Gesinnungen. Von ihm selbst, im Kerker aufgesezt. 1. Theil. Stuttgart 1791, S. 92.) 197. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl Weimar, 4. Dezember 1785 ! ÆSeifersdorfæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/117,I. – Doppelblatt 17,7621,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 in der oberen rechten Ha¨lfte des Blattes quer zur Schreibrichtung Adresse, Tinte: a Tina.; S. 1 oben rechts Vermerk, Tinte: „4 Dec. 1785“. – Beischluss: Nr 198. E: WA IV 7 (1891), 132 f., Nr 2204 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen Mitte Dezember 1785 und Mitte Februar 1786 (vgl. zu 166,16) ist nicht u¨berliefert. ybersetzung: Tausend Dank, reizende Gra¨fin, fu¨r all die scho¨nen Dinge, die Sie die Gu¨te hatten, mir zu schicken. Die Melodien von Naumann sind mir ein erneuter Beweis fu¨r die Macht, die Sie auf den Geist und alle Fa¨higkeiten der Menschen ausu¨ben, Sie wirken auf dieses scho¨ne Genie sogar u¨ber das Meer hinweg, und seine Entfernung scheint das Gefu¨hl Ihrer yberlegenheit nur zu steigern.
DEZEMBER 1785
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Ich bin sehr glu¨cklich, dass ich ein Stu¨ck Dichtung verfassen konnte, das sich zu seiner gegenwa¨rtigen Lage in Beziehung setzen la¨sst. In Wirklichkeit ist es nicht der Musiker, sondern der Mensch, der den Wunsch ausgedru¨ckt hat, den geliebten Gegenstand wiederzusehen, es ist der Freund, der die Schmerzen der Trennung empfunden hat. Sagen Sie ihm alles Scho¨ne von meiner Seite, ich bitte darum. Ich hatte die Absicht, ihm zu schreiben, aber ich habe meine Meinung gea¨ndert, ich mache Sie zum Dolmetscher meiner Gefu¨hle, und wer ko¨nnte sein Lob besser preisen als Sie. Ach, dass ich Sie diese kleinen Melodien nicht singen ho¨ren kann! Denn man spu¨rt deutlich, dass sie fu¨r Sie komponiert sind. Im beigefu¨gten Brief werden Sie eine herzliche Antwort auf die Bitten finden, die der gute Moritz an mich gerichtet hat, ich hoffe, dass er mir weiterhin sein Vertrauen in einer Angelegenheit schenkt, die Sie beide so nahe angeht. Der Zustand Ihrer Gesundheit betru¨bt mich, ich hoffe, die kleine Reise nach Leipzig wird Ihnen wohl tun. Adieu, reizende Freundin, geben Sie Lolo einen Kuss von mir, denken Sie manchmal an mich und bewahren Sie mir einen kleinen Winkel Ihres Herzens. W. den 4 Dec. 1785 Goethe. Tausend Gru¨ße an Darbes. 125,16 toutes les belles choses] Was Goethe geschickt bekommen hatte, ist bis auf die im Folgenden genannte Vertonung seines Gedichts nicht bekannt (vgl. zu 125,17). Wahrscheinlich war darunter auch die Komposition eines Gedichts der Gra¨fin Christiane von Bru¨hl von Johann Gottlieb Naumann (vgl. Bernhard Suphan: Karlsbad 1785, in: GJb XI [1890], 130 f.). 125,17 Les Melodies de Naumann] Der aus Dresden stammende Komponist und kurfu¨rstlich-sa¨chsische Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann, ein Freund des gra¨flichen Hauses von Bru¨hl, vertonte im Herbst 1785 im Auftrag der Bru¨hls Goethes Gedicht „An Gra¨fin Tina Bru¨hl“ (Auf den Auen wandlen wir Æ:::æ; WA I 5.1, 67). Goethe hatte es am 12. August 1785 der Gra¨fin vor ihrer Abreise aus Karlsbad verehrt (vgl. zu Gedicht und Vertonung Bernhard Suphan: Karlsbad 1785, in: GJb XI (1890), 132 f.). 125,20 au dela de la mer] Naumann war im Sommer 1785 als Opernkomponist und Kapellmeister nach Da¨nemark an die Ko¨nigliche Oper in Kopenhagen berufen worden. Dorthin wurde ihm auch das Gedicht Goethes und das der Gra¨fin von Bru¨hl zur Komposition gesandt (vgl. ebd., 130, 132). 126,1 quelque piece de poesie] Goethes Gedicht „An Gra¨fin Tina Bru¨hl“ (vgl. zu 125,17).
316
BRIEF 198
126,11 la lettre cy jointe] Brief an Hans Moritz Graf von Bru¨hl, 4. Dezember 1785 (Nr 198). 126,11–12 Vous trouveres une reponse Æ:::æ le bon Maurice] Goethe riet in dem beigeschlossenen Brief an Hans Moritz Graf von Bru¨hl von dessen Vorhaben ab, den Sohn in Weimar erziehen zu lassen (vgl. zu 127,11). 126,16 Lolo] Kosename von Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl, dem 13-ja¨hrigen Sohn von Christiane und Hans Moritz von Bru¨hl. Goethe kannte den Jungen seit dem gemeinsamen Aufenthalt im Juli und August 1785 in Karlsbad (vgl. zu 73,9). 126,20 Darbes] Goethe hatte den Maler Joseph Friedrich August Darbes wa¨hrend seines Sommeraufenthaltes im Juli und August 1785 in Karlsbad kennen gelernt und war von ihm im Auftrag des Grafen Hans Moritz von Bru¨hl portra¨tiert worden (vgl. zu 77,25). Darbes war anschließend nach Dresden gegangen und blieb weiter in Kontakt mit dem Hause der Bru¨hls in Seifersdorf. An Knebel hatte Goethe bereits am 11. September geschrieben: Darbes ist in Dresden und wechselt zwischen der Gallerie und Tina. (92,17.) 198. An Hans Moritz Graf von Bru¨hl Weimar, 4. Dezember 1785 ! ÆSeifersdorf æ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/117,I. – Doppelblatt 17,7621,2(–21,4) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Vermerk von Bru¨hls Hd, Tinte: „4 Dec. 1785.“. – Beischluss zu Nr 197. E: WA IV 7 (1891), 134 f., Nr 2205 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Hans Moritz Graf von Bru¨hls aus der ersten Novemberha¨lfte 1785 (vgl. zu 126,22). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethe hatte den im sa¨chsischen Seifersdorf bei Dresden ansa¨ssigen kurfu¨rstlichsa¨chsischen Kammerherrn Hans Moritz Graf von Bru¨hl (1746–1811) am 11. Juli 1781 auf einer Gesellschaft am Weimarer Hof kennen gelernt. Zu engeren Kontakten kam es wa¨hrend des gemeinsamen Aufenthaltes in Karlsbad im Juli und August 1785. Goethe schrieb zum Geburtstag des Grafen am 26. Juli das Lied „An Gra¨fin Tina Bru¨hl“ (Auf den Auen wandlen wir Æ:::æ), das er der Adressatin vor ihrer Abreise u¨bereignete. In Fru¨hjahr und Sommer 1786 hielt sich das gra¨fliche Paar la¨ngere Zeit in Weimar auf. Zu einem ausgedehnteren Briefwechsel zwischen Goethe und Graf von Bru¨hl ist es offensichtlich nicht gekommen. Der vorliegende Brief ist daraus das einzige u¨berlieferte Dokument.
DEZEMBER 1785
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ybersetzung: Mein Herr und lieber Freund, Bei der Ru¨ckkehr aus Ilmenau finde ich Ihren lieben Brief vor, der mir viel Vergnu¨gen bereitet hat, ich sehe, dass Sie mich noch lieben und dass die Musen Sie nicht verlassen. Die Idee, sich fu¨r einige Zeit bei uns niederzulassen, ist entzu¨ckend, ich wu¨nsche, dass die Verwirklichung zu Ihrem Glu¨ck beitrage. Sie kennen unsere Gesellschaft, sie hat sich seit der Zeit Ihres letzten Aufenthaltes wenig vera¨ndert, Sie wissen, was Sie von ihr erwarten ko¨nnen, Sie finden Freunde, Sie werden bald weitere haben, Ihre Ehrbarkeit, Ihr scho¨nes Wesen werden Ihnen Liebe gewinnen, jeder wird mit Ihnen zufrieden sein, ich wu¨nsche, dass auch Sie es mit jedermann sein ko¨nnen. Was nun die Erziehung Ihres Herrn Sohnes anbelangt, so fu¨rchte ich, dass Sie nicht ganz auf Ihre Rechnung kommen. Wir sind hinla¨nglich wohlerzogen hier, ganz gut gebildet, aber das Erziehen und Unterrichten anderer scheint nicht unsere Sta¨rke zu sein. Bei der mir anvertrauten Erziehung einiger junger Leute habe ich tausendfach Kummer. Ich kann Sie also hierin nicht gut beraten, vor allem, da ich die Fa¨higkeiten und die Kenntnisse des lieben Lolo nur oberfla¨chlich kenne. Man mu¨sste wissen, was Sie fu¨r ihn suchen, und ich ko¨nnte Ihnen offen sagen, was Sie davon bei uns finden ko¨nnen. Herr Kettner ko¨nnte mir eine kleine detaillierte Aufstellung schicken, und ich wu¨rde nicht sa¨umen, gescheite und gelehrte Leute u¨ber eine Angelegenheit zu befragen, die Ihnen so wichtig sein muss. Adieu, mein lieber Graf, bewahren Sie mir Ihre Gu¨te und seien Sie versichert, dass ich Ihnen sehr aufrichtig verbunden bin. Weimar den 4 Dez. 1785. Goethe. 126,22 Votre chere lettre] Goethe war am 16. November 1785 von einer elfta¨gigen Dienstreise in Ilmenauer Steuer- und Bergwerksangelegenheiten und einem sich anschließenden Besuch am Gothaer Hof nach Weimar zuru¨ckgekehrt. Der genannte Brief stammt wahrscheinlich aus der ersten Novemberha¨lfte 1785. Am 20. November setzte Goethe Charlotte von Stein vom Brief des Grafen in Kenntnis (vgl. zu 121,1). 126,25 L’idee de vouloir Vous etablir ches nous pour quelque tems] Wahrscheinlich hatte Graf von Bru¨hl in seinem Bezugsbrief einen la¨ngeren Aufenthalt in Weimar fu¨r das Jahr 1786 angeku¨ndigt, der dann auch von Ende Mai bis Mitte Juli 1786 erfolgte (vgl. zu 177,19–20).
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BRIEF 199
126,27–127,1 Votre dernier sejour] Der letzte Aufenthalt des Grafen von Bru¨hl mit seiner Familie in Weimar hatte im Ma¨rz und April 1782 stattgefunden. 127,5 de l’instruction de Mr Votre fils] Graf von Bru¨hl hatte sich in seinem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief offensichtlich nach den Bildungsmo¨glichkeiten fu¨r seinen Sohn Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl (126,16) fu¨r einen in Erwa¨gung gezogenen la¨ngeren Aufenthalt der Familie in Weimar erkundigt und Goethe dazu insgesamt um Rat gefragt. 127,8 quelques jeunes gens] Im August 1777 hatte Goethe einen Schweizer Hirtenjungen, genannt Peter im Baumgarten, in sein Haus aufgenommen und versucht, dem 16-Ja¨hrigen eine Erziehung und Ausbildung in Weimar zu ermo¨glichen, wie er es Heinrich Julius von Lindau, dem Pflegevater Peters, zugesagt hatte. Das Vorhaben verlief jedoch nicht zu Goethes Zufriedenheit, so dass er den Jungen 1779 nach Ilmenau gab, wo er unter Obhut von Johann Friedrich Krafft gestellt wurde und eine Ausbildung zum Ja¨ger erhielt (vgl. zu 79,4). Ende Mai 1783 kam der damals zehnja¨hrige Friedrich von Stein, der ju¨ngste Sohn Charlotte von Steins, in Goethes Haus und wurde bis Herbst 1786 dort erzogen. 127,11 Lolo] Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl (vgl. zu 126,16). 127,13–14 Mr Kettner] Der Hauslehrer von Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl. Na¨heres u¨ber Kettner ist nicht bekannt. Goethe hatte ihn ebenfalls im Sommer 1785 in Karlsbad kennen gelernt. 199. An Philipp Christoph Kayser
ÆWeimaræ, 4. Dezember 1785 ! Zu¨rich
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 1 Bl. 17,7621,2(–21,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am oberen Rand auf dem Kopf stehend Nachschrift: 129,16 Weis Fr. Schulthes etwas von unserm Unternehmen?, darin Fr. Schulthes von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht; Rs. Adresse, Tinte: Herrn Christoph Kayser / Tonku¨nstler / in / Zu¨rch.; rote Oblatenreste; am Seitenrand Mitte Papierausriss durch zffnen der Oblate, dadurch Buchstabenverlust bei 129,1 Æhæerzlich und 129,2 Æzæur. E: Goethe und Kayser (1879), 26. WA IV 7 (1891), 136 f., Nr 2207. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief Kaysers sind nicht bekannt. 127,21–22 Ihre Composition] Die Partitur Philipp Christoph Kaysers zum Singspiel „Scherz, List und Rache“, von der zwei Akte komponiert vorlagen (vgl. zu 46,10; zu 122,1–2).
DEZEMBER 1785
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127,22–23 Ich gehe sie nun mit den Sa¨ngern durch] Dies geschah in mehreren Teilproben ab Ende November/Anfang Dezember bis kurz vor Weihnachten 1785 mit Musikern und Sa¨ngern der Fu¨rstlichen Hofkapelle (vgl. zu 137,10; zu 137,12; zu 137,12). 127,24 Freunden] Nicht eindeutig zu bestimmen. Johann Gottfried Herder geho¨rte sicher zu diesem Kreis, vielleicht auch Christoph Martin Wieland und Friedrich Hildebrand von Einsiedel (vgl. zu 122,7). 127,25–26 eine ausfu¨hrliche Rezension] Eine selbststa¨ndige Gesamtkritik ist weder von Goethe noch von den anderen mit dem Werk befassten Weimarern bekannt (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). Goethe bezog aber in seinen Briefen an Kayser vom 22. und 23. Dezember 1785 (Nr 217) und vom 23. Januar 1786 (Nr 250) ausfu¨hrlich zu einzelnen Passagen der ersten beiden Akte wie auch zu genre- und kompositionstheoretischen Fragen Stellung. Ru¨ckblickend a¨ußerte er sich noch einmal in seinem „Bericht. November“ 1787 in der „Italia¨nischen Reise“ zu Kaysers Leistungen und Verdiensten sowie zu seiner Zusammenarbeit mit dem Komponisten (vgl. WA I 32, 141–147). 129,1 Das Terzett] Das Terzett Hu¨lfe! / Was soll das sein? Æ:::æ vom Ende des 2. Akts (WA I 12, 144 f., Vers 548–580; „No 11 Ensemble“, in: Dechant, 133–153). 129,1 die letzte Arie] Schlussarie der Scapine im 2. Akt Ha! ha ha! ha! / Nur unverzagt Æ:::æ (WA I 12, 145 f., Vers 581–588, 601–604; „No 12 Finale“, in: Dechant, 153–159). 129,3 Einfall bey Z a u d r e n i c h t d i e Z e i t v e r g e h t p] Die zwei Schlusszeilen des Rezitativs des Doktors aus der Mitte des 2. Akts Ei! Ei! Was ist das? Æ:::æ (WA I 12, 138, Vers 429 f.). Kayser hat an dieser Stelle einen kontrastreichen ybergang zu der sich unmittelbar anschließenden, in langsamem, gemessenem Tonfall (Andante moderato) gehaltenen Arie der Scapine Ach! Wie sollt’ ich das gestehen Æ:::æ komponiert (WA I 12, 138, Vers 431–440; „No 8b Aria“, in: Dechant, 96–101), indem er das Rezitativ in bewegter Aufgipfelung und gesteigerter Klangfu¨lle enden la¨sst (vgl. Dechant, 95). 129,5–6 schicken mir sobald als mo¨glich etwas] Weitere Teile von Kaysers Komposition erhielt Goethe erst im Februar 1786 (vgl. zu 172,28). 129,7 A c h w a s s o l l i c h d a n n g e s t e h e n ] Arie der Scapine mit der Anfangszeile Ach! Wie sollt’ ich das gestehen aus der Mitte des 2. Akts (WA I 12, 138 und 376, Vers 431–440; „No 8b Aria“, in: Dechant, 96–101). 129,8 N u r i n s t i l l e n ] Der erste Vers aus dem vierzeiligen Schlussteil der Arie der Scapine aus dem 2. Akt Gern in stillen Melancholien Æ:::æ (WA I 12, 140, Vers 487; zur Arie vgl. zu 122,18). Im Stimmenauszug der Scapine ist die Stelle allerdings auch in einer Variante Gern in stillen und Nur in stillen ausgeschrieben (vgl. H: GSA 32/125cc).
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BRIEFE 200/201
129,10 auf alle teutschen Opern Theater Anschla¨ge machen] ,Anschla¨ge‘ hier im Sinne von ,Vorhaben‘, ,Pla¨nen‘, ,Aktionen‘ (vgl. GWb 1, 664). – Schon in seinem Brief an Kayser vom 20. Juni 1785 hatte Goethe den Anspruch erhoben, mit seinem Singspiel u¨ber Weimar hinaus in ganz Deutschland wirken zu wollen (vgl. 69,1–3). Erste Erkundigungen, das Singspiel an renommierten Theatern unterzubringen, hatte Goethe bereits eingezogen, so z. B. in Wien (vgl. zu 122,34) und in Mu¨nchen (vgl. die folgende Erla¨uterung). 129,10–11 Von Mu¨nchen hab ich Nachricht] Goethe hatte in einem Brief vom 18. November 1785 Carl Ludwig von Knebel, der sich gerade auf einer Reise durch Bayern und Tirol befand, gebeten, sich in der bayerischen Residenz nach Auffu¨hrungsmo¨glichkeiten fu¨r das Singspiel umzutun (vgl. zu 119,26). Knebel erhielt Goethes Brief aber erst am 3. Dezember (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 50) und antwortete am 21. Dezember (vgl. zu 119,11). Von wem Goethe außerdem Theaternachrichten aus Mu¨nchen schon zum 4. Dezember 1785 bezogen hatte, ist nicht bekannt. 129,16 Weis Fr. Schulthes etwas] Barbara Schultheß aus Zu¨rich hatte Goethe wa¨hrend seiner ersten Schweizer Reise Mitte Juni 1775 im Kreise um Johann Caspar Lavater kennen gelernt. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine u¨ber 20 Jahre wa¨hrende Freundschaftsbeziehung. Goethe ließ Barbara Schultheß immer wieder eigene Werkmanuskripte zukommen. Teile des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ schrieb sie in den Jahren 1783 bis 1785 fu¨r ihn ab. Auch Kayser kannte Barbara Schultheß durch Lavater, er gab Musikunterricht fu¨r ihre To¨chter und war zu einem Freund ihres Hauses geworden (vgl. Refardt, GoetheKayser, 46 f.) – Im Text ist von spa¨terer Hand versucht worden, den Namen Fr. Schulthes unleserlich zu machen (vgl. yberlieferung). Das trifft auch auf alle Passagen in den folgenden Briefen Goethes an Kayser zu, die sich auf Barbara Schultheß beziehen (vgl. 139,13–17; 174,16–18). Wer diese Eingriffe vorgenommen hat, la¨sst sich nicht mit Sicherheit kla¨ren. Vermutlich stammen sie von Friedrich Wilhelm Riemer. Fu¨r diese Annahme spricht, dass Riemer bei seinen Arbeiten mit dem Nachlass Goethes derartige Tintenschlingen teilweise als Streichungen verwendet hat (vgl. z. B. Nachlass Riemer. Beziehungen zu Goethe. Mitarbeit an Goethes Werken und Briefen; GSA 78/528). 200. An Johann Christian Kestner y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 4. Dezember 1785 ! Hannover
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,4, Bl. 20–21. – Doppelblatt 17,86 21,2(–21,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Antwortvermerk, Tinte: „d‘ 2 Apr. 86. beantw.“; S. 4 Adresse, Tinte: Herrn / Rath und Ar-
DEZEMBER 1785
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chivarius / Kestner / nach / Hannover. / fr.; rotes Siegel mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 Seitenrand Mitte Siegelausriss; Poststempel: „DE WEIMAR“. E: Goethe und Werther (1854), 268, Nr 127. WA IV 7 (1891), 135 f., Nr 2206. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kestners aus dem Zeitraum zwischen der zweiten Septemberwoche und Ende November 1785 (vgl. zu 129,17). – Der Antwortbrief vom 2. April 1786 (vgl. yberlieferung) ist nicht u¨berliefert. 129,17 Eures Briefes] Der nicht u¨berlieferte Bezugsbrief Kestners war vermutlich die Antwort auf Goethes Brief vom 1. September 1785 (Nr 139). 129,22 die Vorfa¨lle] 1785 hatten Johann Christian Kestner und seine Frau Charlotte zwei Todesfa¨lle zu beklagen: Am 21. Juni verstarb die gemeinsame Tochter Charlotte (vgl. zu 83,10) und kurz darauf im Sommer 1785 Kestners Bruder Justus Arnold Karl. Dieser war Amtsschreiber in Blumenau bei Wunstorf gewesen. Beim Tod des Bruders hatte Kestner einen betra¨chtlichen Vermo¨gensverlust erlitten (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 133). Die sta¨ndig gro¨ßer werdende Familie Kestners war im September 1784 zudem in eine gera¨umigere Wohnung in Hannover gezogen. Die mit dem Tod des Bruders verbundenen finanziellen Probleme trafen deshalb besonders hart. 129,27 umsta¨ndlichen] Hier im Sinne von ,ausfu¨hrlichen‘ (vgl. Grimm 23, 1178). 129,28 Lotten] Kestners Ehefrau Charlotte geb. Buff. 129,28–130,1 die Kinder] Das Ehepaar Kestner hatte nach dem Tod der Tochter Charlotte (geb. 1783) noch sechs Kinder (vgl. zu 8,16). 130,1 Das Bad] Gemeint ist Goethes erster Kur- und Badeaufenthalt in Karlsbad vom 5. Juli bis 16. August 1785. 201. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 4. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSAWeimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 65. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „146“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 146), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 208. WA IV 7 (1891), 132, Nr 2203.
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BRIEF 202
BEI LAG EN
1) Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin (vgl. zu 130,5). 2) Brief Charlotte von Steins an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin (vgl. zu 130,5). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 130,5 dein Brief und der meinige] Gemeint sind ein Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 4. Dezember 1785 und ein Brief Goethes wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785, jeweils an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin gerichtet, die in einer gemeinsamen Sendung mit einem Portrait Goethes und einer Zeichnung Charlotte von Steins in den folgenden Tagen, zwischen dem 5. und 12. Dezember, abgeschickt wurden. Die Briefe und Beilagen sind nicht u¨berliefert. Am 20. Dezember 1785 berichtete die Fu¨rstin an Frans Hemsterhuis: „Hier il m’est arrive´ une lettre excellante de Go¨the avec un dessein original de lui qui est superbe – aussi une lettre de M de Stein fort bonne avec un dessein de sa fac¸on copie´ d’apre`s Oeser charmant.“ (Goethe und Kreis von Mu¨nster, 42. – Gestern ist ein vortrefflicher Brief von Goethe auf mich gekommen mit einem Bild im Original von ihm, das prachtvoll ist – außerdem ein Brief der aufrichtigen Frau von Stein mit einer Zeichnung von ihrer Hand, kopiert nach dem bezaubernden Oeser.) Goethe und Charlotte von Stein wollten mit ihren Briefen den im September und Oktober 1785 in Weimar geknu¨pften freundschaftlichen Kontakt mit der Fu¨rstin weiterfu¨hren. Die Fu¨rstin antwortete aber trotz schmeichelhafter Avancen nicht: „Go¨the, der einzige der beru¨hmten Ma¨nner, der mich als Mensch wahrlich begeistert und mein Herz beru¨hrt hatte, gab mir den schmeichelhaftesten Anlaß, in Correspondenz mit ihm zu treten, indem er mir nach meiner Ru¨ckkehr schrieb, ich allein ha¨tte den Schlu¨ssel seines lange verschlossenen Herzens gefunden, mir mo¨chte er sich ganz o¨ffnen, nach meinem gegenseitigen Vertrauen verlange ihn. Einen ganzen Winter blieb ich im Kampf, solle ich, solle ich nicht. Aber da ich keinen wahrscheinlichen Nutzen, Zeitaufwand und vielleicht zuviel Bescha¨ftigung fu¨r mein Herz darin muthmaßte, konnte ich mich zu keiner Antwort entschließen.“ (Tgb. Gallitzin, 6. Mai 1789; Goethe und Kreis von Mu¨nster, 70.) 130,5 schicke mir beyde wieder zuru¨ck] Dies erfolgte noch am 4. oder spa¨testens am 5. Dezember (vgl. zu 131,9). 130,6 Diesen Abend bin ich bey dir] Mo¨glicherweise nach „Cour und Concert“ am Hof (FB 1785, S. 259).
DEZEMBER 1785
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202. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 4. oder 5. Dezember 1785?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die Briefe vom 24. Dezember (Nr 219) und vom 26. Dezember 1785 (Nr 220) eingeordnet. Der Brief ist aber bereits etwa drei Wochen fru¨her geschrieben worden. In den bisherigen Ausgaben der Briefe Goethes an Charlotte von Stein wurde er auf den 4. oder den 5. Dezember 1785 datiert, da man in dem erwa¨hnten Brief in anderm Geschmack (130,10) den franzo¨sisch geschriebenen Brief Goethes an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl vom 4. Dezember 1785 (Nr 197) vermutet hat. Fu¨r diese Vermutung spricht, dass dieser Brief a¨hnlich wie der nicht u¨berlieferte Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785 (EB 20), den Goethe ebenfalls zur Kenntnisnahme an Charlotte von Stein geschickt hatte (vgl. zu 130,5), eine neu gewonnene Freundschaftsbeziehung fortsetzen sollte, in die jeweils auch Charlotte von Stein eingebunden war. Der vorliegende Brief wa¨re somit am 4. oder 5. Dezember 1785 geschrieben und folgte direkt auf den Brief an Charlotte von Stein vom 4. Dezember 1785 (Nr 201). Alle anderen als Beilage infrage kommenden Briefe Goethes aus dem Zeitraum November und Dezember 1785 waren an langja¨hrige Briefpartner gerichtet, die in keinem unmittelbaren Bezug zu Charlotte von Stein standen. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 70. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „157“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 157), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 285, Nr 707. WA IV 7 (1891), 137, Nr 2208. BEI LAG E
Brief Goethes an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl (vgl. zu 130,10). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 130,10 L.] Lotte; Kosename fu¨r Charlotte von Stein. 130,10 Brief in anderm Geschmack] Wahrscheinlich ist der auf Franzo¨sisch geschriebene Brief an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl vom 4. Dezember 1785 gemeint (Nr 197), mit der Goethe seit dem gemeinsamen Aufenthalt in Karlsbad im Juli und August 1785 in freundschaftliche Beziehung getreten war (vgl. die ein-
324
BRIEF 203
leitende Erla¨uterung zu Nr 138). Der Vergleich mit einem vermutlich ebenfalls auf Franzo¨sisch geschriebenen Brief bezieht sich demnach auf den nicht u¨berlieferten Brief Goethes an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin, der wahrscheinlich ebenfalls am 4. Dezember verfasst worden war (EB 20) und den Goethe Charlotte von Stein in seinem vorausgegangenen Brief vom 4. Dezember 1785 (Nr 201) zur Kenntnisnahme zugeschickt hatte (vgl. zu 130,5). 203. An Johann Gottfried Mu¨ller?
Weimar, 5. Dezember 1785 ! Æ Jenaæ
ZU M A DRES SAT EN
Der Brief begleitet die Ru¨ckgabe aus der Akademischen Bibliothek der Universita¨t Jena entliehener Bu¨cher und la¨sst somit den Schluss zu, dass es sich bei dem Adressaten wahrscheinlich um Johann Gottfried Mu¨ller handelt, der zu dieser Zeit Universita¨tsbibliothekar zu Jena war und zugleich als Bibliotheksvorsteher der o¨ffentlichen Bibliotheken fungierte. y B E R L I E F E RU N G
H: ThULB Jena, Sign.: Slg der Goethebriefe Nr 1. – Doppelblatt 18,8(–19)6 27,6(–28) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; zwischen Devotionsanrede und Schlussformel (131,4–5 Dero Æ:::æ Weimar) Devotionshaken. E: WA IV 18 (1895), 25, Nr 2208 a (Albert Leitzmann). BEI LAG EN
1) Bd 1 von „De bello Belgico“ von Famianus Strada aus dem Jahr 1640 (vgl. zu 130,14–15; zu 130,16–17). 2) Bd 2 von „De bello Belgico“ von Famianus Strada. Auflage sowie Erscheinungsjahr der Ausgabe sind nicht bekannt (vgl. zu 130,16–17). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Mit dem seit 1776 als ordentlichem Professor der Philosophie und Geschichte in Jena ta¨tigen Johann Gottfried Mu¨ller (1729–1792) stand Goethe in keiner na¨heren perso¨nlichen Beziehung. Der aus Buttsta¨dt bei Weimar stammende Mu¨ller studierte bis 1749 an der Universita¨t Jena alte Sprachen und Geschichte und war dort anschließend als Privatdozent ta¨tig. 1756 bewarb er sich als Magister und Adjunkt der Philosophischen Fakulta¨t um die vakante Bibliothekarsstelle, die er auch erhielt. Ab 1767 vertrat er außerdem als außerordentlicher Professor das Fach Geschichte an der Philosophischen Fakulta¨t. 1776 trat er die Nachfolge des Historikers Joachim Erdmann Schmidt als ordentlicher Professor an. Mu¨ller las in Jena u. a. u¨ber
DEZEMBER 1785
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Heraldik, Mu¨nzkunde, Archa¨ologie, Universalgeschichte sowie Geschichte einzelner Staaten mit Schwerpunkt auf Sachsen und dessen Fu¨rstenhaus (vgl. Johannes Gu¨nther: Lebensskizzen der Professoren der Universita¨t Jena seit 1558 bis 1858. Eine Festgabe zur dreihundertja¨hrigen Sa¨cularfeier der Universita¨t am 15., 16. und 17. August. Jena 1858, S. 205). – Weitere Briefe Goethes an Mu¨ller sind nicht u¨berliefert, desgleichen fehlen Gegenbriefe. 130,14–15 Famiani Stradae de bello belgico] Das zweiba¨ndige Geschichtswerk u¨ber den Niederla¨ndisch-Spanischen Krieg (1568–1648) „De bello Belgico“ des italienischen Historikers und Jesuiten Famianus Strada. Vollsta¨ndiger Titel: 1) Famianae Stradae Romani e Soc. Jesu, De bello Belgico. Decas prima. Ab excessu Caroli V. Imp. vsque ad initia praefecturae Alexandri Farnesii Parmae. Antverpiae 1640. 2) Famianae Stradae Romani e Soc. Jesu, De bello Belgico. Decas Secunda. Ab initio praefecturae Alexandri Farnesii Parmae ac Placentiae Ducis III. an. MDLXXVII, vsque ad an. MDXC. – Der erste Band umfasst die Zeit vom Tode Kaiser Karls V. (1558) bis zum Beginn der Statthalterschaft Alessandro Farneses, Herzog von Parma und Piacenza (1586). Im zweiten Band behandelt Strada die geschichtlichen Ereignisse des Zeitraums zwischen 1587 und 1590. Goethe diente das Werk zu Materialstudien fu¨r sein Drama „Egmont“, an dem er mit Unterbrechungen seit 1775 arbeitete. Die Lektu¨re von Stradas Geschichtsdarstellung ist fu¨r Ma¨rz 1782 durch zwei Briefe an Charlotte von Stein belegt: Im S t r a d a der den alten Niederla¨ndischen Krieg geschrieben hat, finden sich gar treffliche Schilderungen von Personen die ich dir u¨bersetzen will. (Brief an Charlotte von Stein, 22. Ma¨rz 1782; WA IV 5, 287; vgl. auch Brief an Charlotte von Stein, 20.–21. Ma¨rz 1782, ebd., 284.) Es ist demnach zu vermuten, dass Goethe die beiden Ba¨nde aus der Jenaer Universita¨tsbibliothek schon 1782 oder sogar fru¨her ausgeliehen hatte. Hinweise darauf, dass sich Goethe 1785 erneut mit Stradas Geschichtswerk oder mit „Egmont“ bescha¨ftigte, gibt es hingegen nicht. Wahrscheinlich war das geschichtliche Studium fu¨r das Drama zum Zeitpunkt des Briefes an Mu¨ller bereits abgeschlossen. – Nicht zu kla¨ren ist, auf welche von den schon damals zahlreich vorhandenen Ausgaben der Universita¨tsbibliothek Jena sich Goethe hier bezieht. In der Jenaer Bibliothek gibt es Exemplare aus den Jahren 1632, 1636, 1640, 1648 (Bd 1) sowie 1647 und 1648 (Bd 2) in Oktav und Quart (vgl. zu den verschiedenen Ausgaben: Fam. Strada. De Bello Belgico, Decas Prima et Decas Secunda, Description des diverses editions de cet ouvrage. Extrait des livraisons XIII et XIV de la Bibliotheca Belgica ou bibliographie ge´ne´rale des Pays-bas. Hrsg. von Ferdinand van der Haeghen, Gan 1881). In Goethes Bibliothek ist kein Exemplar von „De bello Belgico“ nachzuweisen (vgl. zu 130,16–17). 130,16 Decas] Lat.: eine Anzahl von zehn. – Das Werk Stradas ist in zwei Ba¨nde zu je zehn Bu¨chern (Kapiteln) aufgegliedert. ,Decas‘ bezeichnet hier jeweils einen Band.
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BRIEF 204
130,16–17 zweyte Decas und die erste von einer andern Edition] Wann und weshalb Goethe der erste Band des Geschichtswerks abhanden kam, ist nicht bekannt. Stradas „De bello Belgico“ (E: 1632) wurde im 17. und 18. Jahrhundert mehrfach nachgedruckt. Außer den in Jena nachweisbaren Ausgaben (vgl. zu 130,14–15) existieren noch Drucke in Einzelba¨nden aus den Erscheinungsjahren 1635, 1637, 1639, 1640/41, 1643, 1645, 1649, 1650, 1653 und 1700 (Bd 1) sowie 1650, 1658 und 1701 (Bd 2). In einem Exemplar des ersten Bandes aus dem Jahr 1640, das in der ThULB Jena aufbewahrt wird (Sign.: 8 Belg. II,5:1), finden sich handschriftliche Eintragungen mit Tinte auf dem Nachsatz des Buches, die von Goethes Hand stammen und von seiner Bescha¨ftigung mit dem Buch zeugen: Wichtigkeit der Stadthalterschafften (32) / Flandriae excellentio (33) / Die Regentinn bitten den Ko¨nig zu kommen (245) / Principum Philosophia (254) / Monstrum (235). Zahlreiche Unterstreichungen innerhalb des Textes vor allem zum historischen Verlauf der Besetzung Flanderns durch ein spanisches Heer unter Herzog von Alba seit 1566 und zur Rolle des Statthalters von Flandern, des Grafen von Egmont, zeigen daru¨ber hinaus, dass es sich bei dem Band um das Arbeitsexemplar Goethes fu¨r seine Materialstudien zum Drama „Egmont“ handelt. Es ist demnach auch als das von Goethe erwa¨hnte vorla¨ufige Ersatzexemplar fu¨r den abhanden gekommenen Bibliotheksband anzusehen. Die fortwa¨hrende Existenz dieses Exemplars im Bestand der ThULB Jena la¨sst vermuten, dass Goethe seinem Versprechen, wieder fu¨r ada¨quaten Ersatz dieses Bandes zu sorgen, wahrscheinlich nicht nachgekommen ist. 130,18–131,2 das Exemplar Æ:::æ gegen Austauschung des gegenwa¨rtigen] Ein Ersatz des verloren gegangenen Bibliotheksexemplars des Bandes hat offensichtlich nicht stattgefunden (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). 131,2 Akad. Bibliotheck] Die Universita¨tsbibliothek in Jena befand sich im Collegium Jenense, dem Hauptgeba¨ude der damaligen Universita¨t. Den Grundstock bildete die 1512 in Wittenberg gegru¨ndete und 1548 nach Jena u¨berfu¨hrte kurfu¨rstliche Bibliothek mit rund 3000 Werken. Hinzu kamen im Laufe der Zeit weitere wertvolle Bibliothekssammlungen, die durch Schenkung oder Ankauf in den Besitz der Universita¨t gelangten, so die Aruma¨ische, die Bosische, die Sagittarische, die Danzische, die Birknersche und die Budersche Bibliothek sowie die ehemalige Jenaer Klosterbibliothek (vgl. Karl Bulling: Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken. Jena 1932, S. 34). 131,3 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19).
DEZEMBER 1785
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204. An Charlotte von Stein ÆWeimar, 5. oder 6. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die Briefe vom 20. Juni (Nr 124) und vom 27. Juni 1785 (Nr 125) eingeordnet. Die Bezugnahme auf einen Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin (131,9) verweist jedoch auf eine andere Datierung. Goethes erster, allerdings nicht u¨berlieferter Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin stammte wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785 (EB 20). Goethe schickte ihn zur Kenntnisnahme noch am Tag der Niederschrift an Charlotte von Stein. Diese gab ihn entweder noch am selben oder am folgenden Tag an Goethe zuru¨ck (vgl. zu 131,9), der ihn einige Tage spa¨ter an die Fu¨rstin abschickte, die ihn am 19. Dezember empfing (vgl. zu 130,5). Der vorliegende Brief ist demnach am 5. oder 6. Dezember 1785 geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 38. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „80“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 96), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 286, Nr 708. WA IV 7 (1891), 137, Nr 2209. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 4. oder 5. Dezember 1785 (vgl. zu 130,5). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 5. und 7. Dezember 1785 (vgl. zu 131,8–9) ist nicht u¨berliefert. 131,8–9 den Brief wiederschickst] Gemeint ist der Brief an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl vom 4. Dezember 1785 (Nr 197), den Goethe mit dem vorausgegangenen Brief vom 4. oder 5. Dezember 1785 (Nr 202) an Charlotte von Stein gegeben hatte (vgl. zu 130,10). Die Adressatin schickte den angesprochenen Brief wahrscheinlich unmittelbar nach dieser Aufforderung im Zeitraum zwischen dem 5. und 7. Dezember 1785 zuru¨ck. 131,9 Der gestrige an die Fu¨rstinn] Goethes nicht u¨berlieferter Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785, den er am selben Tag Charlotte von Stein zur Kenntnis gegeben hatte. Nach der hier getroffenen Aussage musste Goethe diesen Brief entweder noch am gleichen Tag oder am 5. Dezember 1785 zuru¨ckerhalten haben (vgl. zu 130,5).
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205. An Charlotte von Stein
BRIEFE 205–208
ÆWeimaræ, 9. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 65. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr v Stein.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „147“; rechter Blattrand und untere rechte Ecke rote Siegelreste, an den Blattra¨ndern und unteren Ecken Papierausrisse durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 147), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 208. WA IV 7 (1891), 138, Nr 2210. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 131,11 preservative] Vorbeugende Medikamente (von lat. praeservare: vorher beachten). 131,14–15 Plan auf alle 6 folgende Bu¨cher Wilhelms] Am 11. November 1785 hatte Goethe die Arbeit am ersten Teil von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ mit dem 6. Buch abgeschlossen (vgl. 113,22). Der Roman sollte mit einem gleichfalls auf sechs Bu¨cher angelegten zweiten Teil fortgesetzt werden. Der hier genannte Plan wie auch der im Fru¨hjahr 1786 niedergeschriebene Anfang des 7. Buches sind nicht erhalten (vgl. zu 178,12–13; zu 198,12). Die Fragment gebliebene „Theatralische Sendung“ ging schließlich umgearbeitet in die ersten fu¨nf Bu¨cher des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ein (vgl. zu 111,8).
206. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 10. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 66. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „148.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 148), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 208. WA IV 7 (1891), 138, Nr 2211.
DEZEMBER 1785
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ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
207. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 11. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 66. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „149“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 149), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 208. WA IV 7 (1891), 138, Nr 2212. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 11. oder 12. Dezember 1785 (vgl. zu 132,7) ist nicht u¨berliefert. 132,2 Leb wohl] Goethe reiste am selben Tag in Dienstgescha¨ften bis zum 15. Dezember 1785 nach Jena (vgl. Koch, Jena-Aufenthalte, 317).
208. An Charlotte von Stein
Jena, 12. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 66. – 1 Bl. 16,5615,7(–15,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „152“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 150), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 209. WA IV 7 (1891), 139, Nr 2213. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 11. oder 12. Dezember 1785 (vgl. zu 132,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 132,6 Dein Bruder eilt weg] Welcher der zwei Bru¨der Charlotte von Steins gemeint ist, la¨sst sich nicht eindeutig kla¨ren. Beide lebten in Weimar und waren
330
BRIEF 209
Beamte der Hofadministration. Carl von Schardt wirkte als Geheimer Regierungsrat in der Hochfu¨rstlichen Landesregierung des Herzogtums, Ludwig von Schardt diente als Kammer- und Jagdjunker am Weimarer Hof. 132,7 das liebe Briefgen] Charlotte von Stein hatte ihrem Bruder einen Brief an Goethe nach Jena mitgegeben. Der Brief, am 11. oder 12. Dezember 1785 geschrieben, ist nicht u¨berliefert. 132,8–9 mancherley zu thun] Wahrscheinlich stand Goethes Jena-Aufenthalt in Zusammenhang mit Wasserschutz- und Straßenbaumaßnahmen (vgl. zu 132,18). Daneben wird Goethe auch die Gelegenheit genutzt haben, Studien im Naturalienkabinett der Universita¨t Jena und der Bibliothek zu treiben (vgl. zu 133,6–7; zu 133,7) und weiter an seinen literarischen Projekten zu arbeiten (vgl. zu 132,20–21; zu 133,2; zu 133,3). 132,9 erst Mittwoch oder Donnerstag Abends] Goethe kehrte am Donnerstagabend, dem 15. Dezember 1785, nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 134,1). 132,10 Sag es doch dem Herzog.] Goethe und Herzog Carl August hatten fu¨r die Zeit nach Goethes Ru¨ckkehr eine Reise an den Hof nach Gotha geplant. Diese traten sie nun erst am Morgen des 17. Dezember 1785 an. „Heute vormittag um 10 Uhr gingen Durch‘. Herzog in Bekleidung des Herrn Geh. Raths von Go¨then auf einige Tage nacher Gotha!“ (FB 1785, S. 272.) Charlotte von Stein hat den Auftrag Goethes offensichtlich erledigt, da Herzog Carl August sich noch am 14. Dezember Zeit fu¨r einen Jagdausflug nach Ettersburg nahm: „Durch‘. Herzog gingen heute vormittags um 9. Uhr in Begl. einer Suite von 6 H‘. Caval‘. nacher Ettersburg auf die Jagd!“ (Ebd., S. 269.) 132,14 die Schwester] Louise von Imhoff (vgl. zu 103,21). 132,14 Fritzen] Friedrich von Stein. 132,14–15 artige Sachen] ,Artig‘ hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). – Worauf Goethe hier anspielt, ist nicht bekannt.
209. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
Æ Jenaæ, 12. Dezember Æ1785æ ! ÆWeimaræ
Der vorliegende Brief ist im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein unter dem angegebenen Datum 12. Dez. (133,10) in den Jahrgang 1785 eingeordnet. Die fehlende Ortsangabe und das fehlende Jahr ergeben sich aus dem Inhalt des Briefes (vgl. zu 133,6–7). Goethe hielt sich nachweislich auch in keinem anderen Jahr zwischen 1776 und 1785 an einem 12. Dezember in Jena auf (vgl. dazu Koch, Jena-Aufenthalte 316 f.).
DEZEMBER 1785
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y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 67. – 1 Bl. 13,1618,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „150.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 151), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 209 f. WA IV 7 (1891), 139 f., Nr 2214. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 132,18 Morgen fru¨he geht Gu¨sfeld] Der Ingenieur und Mathematiker Franz Ludwig Gu¨ssefeldt, ein langja¨hriger Mitarbeiter an der Weimarer Kammer, bekleidete seit 1782 offiziell das Amt eines Forstsekreta¨rs, fu¨hrte aber auch Ingenieursarbeiten fu¨r den Geleits- und Wegebau aus und war als Kartograph ta¨tig. Vermutlich sollte er Goethe bei der Kontrolle und weiteren Planung der Wasserschutzund Wegebaumaßnahmen im Zusammenhang mit dem neuen Saaledurchstich oberhalb der Rasenmu¨hle in Jena fachlich unterstu¨tzen (vgl. zu 148,8; Koch, Goethe-Jena, 121–127). 132,20–21 Anfang meines Gedichts] Die Erinnerung galt dem Versepos „Die Geheimnisse“, an dem Goethe im Sommer 1784 und vor allem im Fru¨hjahr 1785 gearbeitet hatte. Die ersten 14 Stanzen bildeten spa¨ter das eigensta¨ndige Gedicht „Zueignung“ fu¨r die erste autorisierte Werkausgabe Goethes im Verlag von Georg Joachim Go¨schen, die in 8 Ba¨nden unter dem Titel „Goethe’s Schriften“ in den Jahren 1787 bis 1790 in Leipzig erschien (Bd 1, S. XIX–XXVI). Das Wechselspiel von Nebel und Sonnenschein, aus dem das Traumbild der Geliebten hervortritt, wird in der 2. bis 4. Stanze beschrieben: Und wie ich stieg, zog vor dem Fluß der Wiesen Ein Nebel sich in Streifen sacht hervor. Er wich und wechselte mich zu umfließen, Und wuchs geflu¨gelt mir um’s Haupt empor: Des scho¨nen Blicks sollt’ ich nicht mehr genießen, Die Gegend deckte mir ein tru¨ber Flor; Bald sah ich mich von Wolken wie umgossen, Und mit mir selbst in Da¨mmrung eingeschlossen. Auf einmal schien die Sonne durchzudringen, Im Nebel ließ sich eine Klarheit sehn. Hier sank er leise sich hinabzuschwingen; Hier theilt’ er steigend sich um Wald und Ho¨hn. Wie hofft’ ich ihr den ersten Gruß zu bringen!
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BRIEF 210
Sie hofft’ ich nach der Tru¨be doppelt scho¨n. Der luft’ge Kampf war lange nicht vollendet, Ein Glanz umgab mich und ich stand geblendet. Bald machte mich, die Augen aufzuschlagen, Ein innrer Trieb des Herzens wieder ku¨hn, Ich konnt’ es nur mit schnellen Blicken wagen, Denn alles schien zu brennen und zu glu¨hn. Da schwebte mit den Wolken hergetragen Ein go¨ttlich Weib vor meinen Augen hin, Kein scho¨ner Bild sah ich in meinem Leben, Sie sah mich an und blieb verweilend schweben. (WA I 1, 3 f.) 133,2 nichts gefunden als einen N a h m e n ] Wenige Tage vorher, am 8. Dezember 1785, hatte Goethe ein Konzept fu¨r den zweiten Teil seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ entworfen (vgl. zu 131,14–15). Fu¨r die Vermutung, bei dem erwa¨hnten Namen ko¨nne es sich um den des ,Lothario‘ gehandelt haben (vgl. Du¨ntzer, Goethe-Stein, 571; Petersen, Goethe-Stein 2 II, 674), lassen sich keine Belege finden. 133,3 neue Oper] Gemeint ist das Libretto fu¨r ein Singspiel in Buffo-Manier, „Die ungleichen Hausgenossen“, mit dem sich Goethe seit Anfang November 1785 bescha¨ftigte (vgl. zu 110,11–12). 133,6–7 Bey Lodern habe ich Æ:::æ neue Observ. vernommen] Justus Christian Loder war seit 1778 Professor fu¨r Medizin, Anatomie und Chirurgie an der Universita¨t Jena. Er hatte Goethe besonders bei dessen Anatomiestudien unterstu¨tzt. Mo¨glicherweise stand die Untersuchung des Magensaftes mit der Obduktion einer weiblichen Leiche durch Loder im Zusammenhang, wovon dieser in einem Brief an Knebel vom Dezember 1785 berichtet: „Æ:::æ daß sich um Michael im Altenburgischen ein im sechsten Monat schwangeres Ma¨dchen ersa¨ufte, deren Kadaver ich aufs anat. Theater bekam. Ich demonstrierte daran zuerst der halben Welt und konservierte dann den ganzen Leib mit dem uterus und Kind in einem zinnernen Kasten voll Branntwein, worin alles, wie Herr Geh. Rat v. Goethe sagt, in einer Sauce schwimmt Æ:::æ. Vor kurzem war er noch hier und brachte einen Abend bei uns zu, wo wir alle gar guter Laune waren.“ (BG 2, 557). 133,7 Abh‘. von Hill] John Hill: Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferierender Blumen nebst einer ausfu¨hrlichen Anweisung wie durch die Cultur aus einfachen, gefu¨llte und proliferirende, aus gefu¨llten gezogen werden ko¨nnen. Nu¨rnberg 1768. – Aus der Abhandlung des Londoner Apothekers und Arztes John Hill und dessen darin vertretener Proliferationstheorie gewann Goethe erste Anregungen fu¨r die Entwicklung seiner Theorie der Metamor-
DEZEMBER 1785
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phose der Pflanzen (vgl. dazu Brief an Knebel, 3. Oktober 1787; WA IV 8, 268 f.). 133,9 aparten] Hier im Sinne von ,besonderen‘, ,außergewo¨hnlichen‘ (vgl. GWb 1, 765).
210. An Charlotte von Stein
Æ Jena, 13. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 12. Dezember (Nr 209) und vom 16. Dezember 1785 (Nr 214) eingeordnet, so dass sich aus der Wochentagsangabe Dienstag (133,25) der 13. Dezember als Schreibdatum erschließen la¨sst. Mehrere inhaltliche Details, mit denen Goethe unmittelbar auf die beiden vorausgegangenen Briefe vom 12. Dezember 1785 aus Jena Bezug nimmt (Nr 208, 209), besta¨tigen diese Datierung (vgl. zu 133,13; zu 133,18; zu 133,21–22; zu 133,23). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 68. – 1 Bl. 16,9(–17,3)620,7 (–21) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „151.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 152), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 210 f. WA IV 7 (1891), 140, Nr 2215. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 133,13 Da ich meiner Liebsten ausbleibe] Goethe hatte bereits am 12. Dezember mitgeteilt, dass er seinen Aufenthalt in Jena noch bis zum 14. oder 15. Dezember 1785 verla¨ngern werde (vgl. zu 132,9). 133,17 Meine Sachen] yber Goethes Aufgaben in Jena vgl. zu 132,8–9. 133,18 Donnerstag] 15. Dezember 1785 (vgl. zu 132,9). 133,20–21 im Nebel und halb Lichte] Von einer a¨hnlichen Naturstimmung, die ihn zu Versen fu¨r sein Gedicht „Die Geheimnisse“ inspirierte, hatte Goethe auch im vorausgegangen Brief vom 12. Dezember berichtet (vgl. 132,20–21; zu 132,20–21). 133,21–22 neuen Operette] Gemeint ist das Libretto zum Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“, mit dem sich Goethe schon auf der Hinreise nach Jena bescha¨ftigt hatte (vgl. zu 133,3).
334
BRIEFE 211/212
133,22–23 sie euch vorzulesen] Ob es zu dieser Lesung kam, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich fand spa¨ter, am 23. Ma¨rz 1786, eine Leseprobe mit Charlotte von Stein und dem Ehepaar Herder statt, als Goethe mit der Arbeit am Text schon viel weiter war: Die Operette und Wilhelm rucken zusammen. Æ:::æ Abends schreibe ich wieder und hoffe Donnerstags dir und Herders etwas zu lesen. (179,16–19) 133,23 mit Wilh. doch langsam] Goethe arbeitete am 2. Teil von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (vgl. zu 133,2). 211. An Charlotte von Stein
Æ Jena, 15. Dezember 1785?æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 29. November (Nr 190) und vom 3. Dezember 1785 (Nr 195) eingeordnet. Aus dem Brief geht hervor, dass er kurz vor der Ru¨ckkehr von einer Reise geschrieben wurde. Goethe unternahm im Dezember 1785 zwei Reisen, eine nach Jena vom 11. bis 15. Dezember und eine als Begleiter des Herzogs nach Gotha vom 17. bis 20. Dezember. Wahrscheinlich ist der Brief auf die erste Reise zu beziehen, weil die Bemerkung, es sei artig still (134,4) gewesen, auf einen Aufenthalt mit Carl August am Hof von Gotha kaum zutreffen kann. Diese Voraussetzungen legen nahe, dass der Brief am Morgen des 15. Dezember 1785 geschrieben wurde, bevor Goethe im Laufe des Tages nach Weimar zuru¨ckkehrte. Als weiteres Argument kommt hinzu, dass von der GothaReise keinerlei Briefe Goethes u¨berliefert sind. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 64. – 1 Bl. 13,5(–13,8)611,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „April 84?“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 143), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 211. WA IV 7 (1891), 141, Nr 2216. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 134,1 vor der Commo¨die] Ob Goethe rechtzeitig vor Beginn der Theatervorstellung um halb sechs Uhr abends in Weimar eintraf, um mit Charlotte von Stein die Oper „Eifersucht auf der Probe“ von Johann Joachim Eschenburg zu besuchen (vgl. zu 17,6), ist nicht bekannt. Goethes {ußerungen im Brief vom Morgen des
NOVEMBER/DEZEMBER 1785
335
folgenden Tages, dem 16. Dezember, sprechen eher dagegen (vgl. Nr 213, zu 134,14; zu 134,15). 134,3–4 La¨nger ha¨tt ich es hier nicht ausgehalten] Goethe hielt sich seit Sonntag, dem 11. Dezember 1785, in Jena auf und hatte urspru¨nglich gedacht, schon eher zuru¨ckkehren zu ko¨nnen (vgl. zu 132,9). 134,4 artig] Hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 212. An Johann Nicolaus Ambrosius? ÆWeimar, wahrscheinlich Ende November bis Mitte Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ ZU M A DRES SAT EN
Bei dem Adressaten handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Hofmusiker Johann Nicolaus Ambrosius, der von Goethe ha¨ufiger mit Abschriften von Musikalien betraut wurde. Wie aus Goethes u¨berlieferten Rechnungsbelegen zwischen 1785 und 1787 hervorgeht, besorgte in diesem Zeitraum ausschließlich Ambrosius das Ausschreiben der Stimmen zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. Quittung von Ambrosius, 24. Dezember 1785; GR/Belege 1785, 3, Bl. 17). Goethes Schreiber Christian Georg Carl Vogel, der ebenfalls Abschriften von Musikalien besorgte, war an dieser Arbeit nicht beteiligt. DAT I ERUNG
Einziger Anhaltspunkt fu¨r die Datierung des Briefes sind die erwa¨hnten Verse (134,7), die Goethe dem Adressaten zum Ausschreiben der Stimmen fu¨r die Mitwirkenden u¨bersandte. Es ko¨nnten zum einen Verse aus Jean-Jacques Rousseaus Lieder- und Romanzensammlung „Les consolations des mise`res de ma vie“ gemeint sein, die 1781 vero¨ffentlicht wurde und die Goethe im August 1781 ausschreiben ließ. Dies ist durch Briefe an den Komponisten Philipp Christoph Kayser vom 13. August und vom 10. September 1781 sowie durch einen Brief an Charlotte von Stein vom 26. August 1781 belegt (WA IV 5, 182 f., 185 und 189). Der vorliegende Brief wa¨re dann auf Mitte August 1781 zu datieren. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um Verse aus dem Singspiel „Scherz, List und Rache“ handelt, das Goethe am 4. April 1785 zur Vertonung an Philipp Christoph Kayser gesandt hatte (vgl. zu 46,10). Im August 1785 erhielt Goethe die ersten Teile der Partitur zum ersten Akt und ließ zum ersten Mal die Stimmen davon ausschreiben (vgl. zu 89,28). Bis Ende November 1785 lag eine Partiturfassung des ersten und zweiten Aktes vor (vgl. 122,28). Fu¨r eine geplante Orchesterprobe am 23. Dezember 1785 hat Goethe von den komponierten ersten beiden Akten die einzelnen Stimmen fu¨r die Sa¨nger und das Orchester ausschreiben lassen (vgl. zu 122,30).
336
BRIEF 213
Darauf nimmt der vorliegende Brief wahrscheinlich Bezug. Er ist demnach in der Zeit von Ende November bis Mitte Dezember 1785 geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. „Hs im Besitz des Herrn Dr. med. W. Stricker in Frankfurt a. M.“ (Angabe nach WA IV 7 [1891], 339). E: Wilhelm Stricker: Zu Goethe’s Leben und Werken. In: Im neuen Reich. Wochenschrift fu¨r das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Hrsg. von Wilhelm Lang. 10. Jg. Bd 1. Leipzig 1880, S. 553 (nach H). WA IV 7 (1891), 262, Nr 2361 (nach Wilhelm Stricker: Zu Goethe’s Leben und Werken. In: Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins fu¨r Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt am Main. Bd 6. Heft 1. Frankfurt am Main 1881, S. 248). Textgrundlage: E. – Die WA druckt nach einem mit E identischen Text, greift aber in zwei Fa¨llen berichtigend in die Vorlage ein (vgl. yberlieferungsvarianten). E bietet eine authentische Transkription der Handschrift. y B E R L I E F E RU N G S VA R I AN T E N
134,7 gefallig] gefa¨llig WA 134,9 Sangern] Sa¨ngern WA BEI LAG E
Verse aus Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 134,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Johann Nicolaus Ambrosius war seit 1773 als Hof- und Kammermusiker in der herzoglichen Kapelle bescha¨ftigt und wurde 1785 von Goethe mit dem Stimmenausschreiben der Partitur des Singspiels „Scherz, List und Rache“ beauftragt. Ein weiterer Brief Goethes an Ambrosius ist nicht u¨berliefert. Gegenbriefe sind nicht bekannt. Goethe erwa¨hnt den Musiker spa¨ter in einem Brief an Philipp Seidel vom 13. Januar 1787 noch einmal im Zusammenhang mit der Fortsetzung der Ausschreibungsarbeiten zu „Scherz, List und Rache“ (vgl. WA IV 8, 126). In einem Brief an Franz Kirms vom 16. Ma¨rz 1810 fa¨llt der Name erneut, als Goethe in seiner Eigenschaft als Theaterdirektor auf die Bewilligung eines Urlaubs fu¨r Ambrosius eingeht (vgl. WA IV 21, 208 f.). Ambrosius schrieb fu¨r Goethe auch in den folgenden Jahren immer wieder Musikalien ab, wie aus Quittungsbelegen zu Goethes Rechnungsbu¨chern hervorgeht. 134,7 die Verse . .] Es handelt sich vermutlich um Teile der Partitur zum 1. und 2. Akt von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“. Der Adressat fertigte davon die notwendige Anzahl von Partiturauszu¨gen mit Text und Noten fu¨r die einzelnen Orchester- und Gesangsstimmen an (vgl. auch zu 46,10). – Die beiden
DEZEMBER 1785
337
gesperrt gedruckten Punkte am Ende des Satzes in E sollen wahrscheinlich eine Lu¨cke im Text signalisieren. 134,8 eher zu sehen] Die Stimmenauszu¨ge waren offensichtlich fu¨r die Orchesterprobe am 23. Dezember 1785 bestimmt. 213. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 16. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 7. Oktober (Nr 160) und vom 14. Oktober 1785 (Nr 162) eingeordnet. Der Brief ist aber wahrscheinlich am 16. Dezember 1785 geschrieben worden. Dafu¨r sprechen folgende Indizien: Goethe war am Nachmittag oder Abend des 15. Dezember von einem fu¨nfta¨gigen Aufenthalt in Jena nach Weimar zuru¨ckgekehrt und hatte Charlotte von Stein entweder gar nicht oder nur kurz begru¨ßen ko¨nnen, da er zu einer abendlichen Unterredung zu Herzog Carl August geladen wurde (vgl. zu 134,15). Am Abend des 16. Dezember kam dann wohl das erhoffte Treffen mit Charlotte von Stein zustande. Bei dem erwa¨hnten Brief von Polln. (134,17) liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Abschiedsbrief des ansbach-bayreuthischen Oberkammerherren Wilhelm Ludwig von Po¨llnitz an Charlotte von Stein handelt, der nach seinem Aufenthalt am Weimarer Hof am 16. Dezember 1785 die Heimreise nach Ansbach antrat (vgl. zu 134,17). Die Mo¨glichkeit, dass der Brief bereits im Oktober geschrieben wurde, wie seine Einordnung in das Konvolut der Briefe von 1785 nahelegt, ist zwar nicht ganz auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich. Charlotte von Stein war am 12. Oktober von ihrem sechswo¨chigen Landaufenthalt in Kochberg nach Weimar zuru¨ckgekehrt. Somit ha¨tte Goethe sie am 13. Oktober wieder in der Na¨he (134,12) begru¨ßen ko¨nnen. Das steht aber im Widerspruch zu dem erwa¨hnten abendlichen Besuch am Vortag beim Herzog. Carl August war vom 11. bis 13. Oktober nicht in Weimar (vgl. FB 1785, S. 205 und 207). Auch hielt sich Wilhelm Ludwig von Po¨llnitz erst vom 23. Oktober an in Weimar auf (vgl. FB 1785, S. 217). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 53. – 1 Bl. 18,8(–19)612,3 cm, 1 S. beschr., egh., Bleistift; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „118“; Rs. und Seitenra¨nder rote Siegelreste, in der Mitte und an den Seitenra¨ndern Ausrisse durch Siegelo¨ffnung mit Textverlust in der Mitte (134,14). – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 117), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
338
BRIEFE 214–216
E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 194. WA IV 7 (1891), 141, Nr 2217. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 134,12 dich wieder in der Na¨he] Goethe war erst am Nachmittag oder Abend des 15. Dezember 1785 aus Jena nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 132,9). 134,14 dich balde zu sehen] Goethe hatte Charlotte von Stein am Abend des 15. Dezember im Theater sehen wollen (vgl. zu 134,1). Dazu war keine Gelegenheit gewesen (vgl. die folgende Erla¨uterung). 134,15 gestern erst 11 Uhr vom H.] In der Unterredung mit Herzog Carl August ging es wahrscheinlich um Vorbereitungen zur Reise an den Gothaer Hof am 17. Dezember 1785 (vgl. zu 135,1). Dort sollten vermutlich vor allem Fragen der weiteren Strategie und politischen Zusammenarbeit im neugegru¨ndeten Fu¨rstenbund beraten werden. 134,17 Dein Brief von Polln.] Vermutlich ein Abschiedsbrief des ansbach-bayreuthischen Oberkammerherren Wilhelm Ludwig Freiherr von Po¨llnitz an Charlotte von Stein, der am 16. Dezember 1785 die Heimreise nach Ansbach angetreten hatte: „Heute reiseten der Herr OberCammerherr wie auch der Herr Cammerherr von Po¨llnitz nach einem Aufenthalt von 8 Wochen von hier ab.“ (FB 1785, S. 271.) 214. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 16. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 69. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „153.“; an den Seitenra¨ndern und unteren Ecken rote Siegelreste, am linken Seitenrand Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 153), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 211. WA IV 7 (1891), 141 f., Nr 2218. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 135,1 Der Herzog verlangt Æ:::æ mit nach Gotha gehn] Goethe war noch am Abend nach seiner Ru¨ckkehr aus Jena am Vortag, dem 15. Dezember, bis gegen 11 Uhr abends bei Herzog Carl August gewesen (vgl. zu 134,15). Bei der
DEZEMBER 1785
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Zusammenkunft wurde wahrscheinlich die am 17. Dezember bevorstehende gemeinsame Reise nach Gotha besprochen: „Heute vormittag um 10 Uhr gingen Durch‘. Herzog in Bekleidung des Herrn Geh. Raths von Go¨then auf einige Tage nach Gotha!“ (FB 1785, S. 272.) Am 20. Dezember gegen „1/2 5 Uhr“ waren beide wieder zuru¨ck in Weimar (ebd., S. 275). 135,2–3 eines dritten Gegenwart no¨tig] In Angelegenheiten des neugegru¨ndeten, von Preußen gefu¨hrten Fu¨rstenbundes, zu dem inzwischen auch die Herzogtu¨mer Sachsen-Weimar und Eisenach (29. August 1785) sowie Sachsen-Gotha und Altenburg (20. September 1785) geho¨rten, za¨hlte Goethe zu den engsten Vertrauten des Herzogs. 215. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 22. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 69. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „154“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 154), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 212. WA IV 7 (1891), 142, Nr 2219. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 135,6). – Der Antwortbrief vermutlich ebenfalls vom 22. Dezember 1785 (vgl. zu 135,12) ist nicht u¨berliefert. 135,6 Dein Andencken] Vermutlich ein Brief oder ein kleines Geschenk. 135,6–7 soll heute mit dem H. essen] Goethe nahm mittags als einziger nicht zum Hof geho¨riger Gast an der Fu¨rstlichen Tafel teil, bei der nur das Herzogspaar und die drei Hofdamen der Herzogin, Henriette von Wedel, Adelaide von Waldner und Friederike von Riedesel, zugegen waren: „6. Herr Geh. R. v. Go¨the“ (FB 1785, S. 277). 216. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich 22. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 1. Februar (Nr 255) und vom 3. Februar 1786
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BRIEF 217
(Nr 257) eingeordnet. Der Brief stammt aber wahrscheinlich vom 22. Dezember 1785. Dafu¨r sprechen folgende Indizien: Am 22. Dezember 1785 war Goethe zur Fu¨rstlichen Hoftafel in kleiner Runde mit dem Herzogspaar geladen (vgl. zu 135,6–7). Am 23. Dezember fand eine große Orchesterprobe der ersten beiden Akte von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ in der Vertonung von Philipp Christoph Kayser statt, an der auch Herder teilnahm (vgl. zu 137,14). Seit Ende November waren ebenfalls meistens im Beisein Herders mehrere vorbereitende Teilproben durchgefu¨hrt worden (vgl. zu 127,22–23; zu 136,16), so wahrscheinlich auch noch einmal am 22. Dezember, da die Musiker der Hofkapelle an diesem Tag bei der Auffu¨hrung eines Schauspiels im Komo¨dienhaus nicht gebraucht wurden. – Auch der 28. Ma¨rz 1786 kann als Datierung nicht ganz ausgeschlossen werden (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 317; Wahle, Goethe-Stein 2, 213). Die Partitur des 3. Akts von „Scherz, List und Rache“ war Ende Februar 1786 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 172,28). Am 28. Ma¨rz waren Goethe und Herder gemeinsam in kleiner Runde an der Fu¨rstlichen Tafel zugegen (vgl. FB 1786, S. 82). yber Proben oder Musikvorfu¨hrungen an diesem Tag ist zwar nichts bekannt, trotzdem ko¨nnten solche stattgefunden haben. Die erwa¨hnte Versuchung Æ:::æ auf dem Theater zu erscheinen (135,14–15), wu¨rde sich dann wahrscheinlich auf die Vorbereitungen der Auffu¨hrung einer Komo¨die durch die Gesellschaft des ,Liebhaber-Theaters‘ am 22. April 1786 beziehen (vgl. FB 1786, S. 105). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 81. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „23“; an den Seitenra¨ndern und an den unteren Ecken rote Siegelreste, am rechten Blattrand und den unteren Ecken Papierausrisse durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 22), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 238. WA IV 7 (1891), 142, Nr 2220. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 135,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 135,12 um Halb vier Uhr] Dieser Termin stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit der fu¨r den spa¨ten Nachmittag anberaumten Teilprobe zu Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. Datierung; zu 135,13–14). 135,13 ich esse mit dem Herzog] Goethe speiste am 22. Dezember 1785 mittags an der Fu¨rstlichen Tafel (vgl. zu 135,6–7). Auch an den anderen Tagen, die als Datum des vorliegenden Briefes bisher erwogen wurden, nahm Goethe zwar
DEZEMBER 1785
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an der Hoftafel teil, war da aber jeweils einer von vielen Ga¨sten (vgl. Datierung; FB [27. November] 1785, S. 252; FB [5. Februar] 1786, S. 35; FB [28. Ma¨rz] 1786, S. 82). Dem Brieftext nach hat es aber den Anschein, als speiste Goethe allein, d. h. als einziger nicht zum Hof geho¨riger Gast, mit dem Herzog. Dies ko¨nnte mit dem vor zwei Tagen beendeten gemeinsamen Aufenthalt Goethes und des Herzogs am Hof in Gotha in Zusammenhang stehen (vgl. zu 135,1). 135,13–14 die Musici nebst Herders werden sich Æ:::æ einfinden] Vermutlich sollte eine Teilprobe zu Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ mit Musikern der Weimarer Hofkapelle abgehalten werden, zu der auch das befreundete Ehepaar Herder eingeladen war. Herder hatte die Proben des Singspiels von Anfang an begleitet (vgl. zu 136,16). Mo¨glicherweise fand die Probe in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan statt. 135,15 auf dem Theater zu erscheinen] Vermutlich hatte Goethe eine Anfrage erhalten, an einer neuen Auffu¨hrung der Weimarer Gesellschaft des ,Liebhaber-Theaters‘ mitzuwirken. Pla¨ne fu¨r eine Inszenierung gab es seit geraumer Zeit, sie ließen sich aber vorla¨ufig nicht realisieren. Herzog Carl August schrieb daru¨ber am 26. Dezember 1785 an Knebel: „Etwas schien ein neuer Comedien plan einige zeit zu bescha¨ftigen, da er aber nicht recht verdaut war, ging er wie Hasel Nu¨ße hart ab, u. der Moralische Magen blieb abermahls leer.“ (H: GSA 54/249, Bl. 51; vgl. auch Briefe des Herzogs, 59 f.) Zu einer Auffu¨hrung kam es erst am 22. April 1786 (vgl. FB 1786, S. 105).
217. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 22. und 23. Dezember 1785 ! ÆZu¨richæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 2 Doppelbla¨tter 18,7(–18,9)627,7 (–28) cm, 5 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 und S. 5 oben rechts egh. Nummerierung, Tinte: 2. bzw. 3.; S. 6: 139,13–17 Mich vergnu¨gt Æ:::æ erhalten haben. von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht; S. 8 am unteren Rand auf dem Kopf stehend Vermerk von Kaysers Hd, Tinte: „Go¨the 22t, 23 Dezb 85“. E1: Goethe und Kayser (1879), 27 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 138,18–139,12 Nachdem ich ausfu¨hrlich Æ:::æ grose Freude machen.; 139,18–21 Ich muß schliesen Æ:::æ Sie mir balde.; 139,23 G). E2: WA IV 7 (1891), 142–148, Nr 2221 (Eduard von der Hellen). BEI LAG E
Extrablatt zum Brief (vgl. zu 137,9).
342 ERL{UTERUNGEN
BRIEF 217
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 14. Dezember 1785 (vgl. zu 137,33). – Der Antwortbrief aus der ersten Ha¨lfte des Januar 1786 (vgl. zu 142,10–11) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 135,17 dem vorigen] Gemeint ist die Beilage; wahrscheinlich das nicht u¨berlieferte Extrablatt zu diesem Brief mit der Paginierung ,1.‘ (vgl. yberlieferung; zu 137,9). 136,6 E n t f u¨ h r u n g a u s d e m S e r a i l ] Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entfu¨hrung aus dem Serail“ nach einem Libretto von Christoph Friedrich Bretzner (bearbeitet von Johann Gottlieb Stephanie d. J.) war nach seiner Urauffu¨hrung am 16. Juli 1782 in Wien am 5. April 1785 auch an der Weimarer Hoftheaterbu¨hne erstaufgefu¨hrt worden und blieb noch bis Ende 1790 auf dem Spielplan. Bis einschließlich Dezember 1785 erlebte die Weimarer Inszenierung noch vier weitere Auffu¨hrungen: am 14. April, am 6. Mai, am 19. September und am 10. Dezember. Goethe sah die Auffu¨hrungen im April und im Dezember. 136,15 Uber Ihren zweiten Ackt] Vgl. auch zu 122,7; zum Singspiel insgesamt vgl. zu 46,10. 136,16 was Herder daru¨ber sagt] Herder erhielt wahrscheinlich regelma¨ßig Einsicht in die von Kayser zugesandten Partiturmanuskripte und nahm an den Weimarer Proben teil (vgl. zu 122,7; zu 141,15–17). Eine Kritik Herders ist nicht u¨berliefert. 136,22 nur einmal geho¨rt] Zu vermuten ist, dass Herder schon an der ersten Orchesterprobe fru¨hestens Ende September oder im Oktober 1785 teilgenommen hatte (vgl. zu 107,17), wie er auch bei den nachfolgenden Proben zugegen war. 136,26 mein Zuru¨ckhalten] Bei der ybersendung der ersten beiden Akte seiner Komposition (vgl. zu 122,1–2) hatte Kayser Goethe wahrscheinlich zu einer Kritik aufgefordert. 136,33–137,1 Lassen Sie Æ:::æ drohen pp.] Goethe bezieht sich auf die Eingangsszene des Stu¨cks mit der Arie der Scapine Will niemand kaufen Æ:::æ, in der sie als Ha¨ndlerin verkleidet von der Erbschleicherei des Doktors und ihrem Racheplan berichtet (vgl. WA I 12, 119 f., Vers 1–48; „No 1 Introduzione“, in: Dechant, 7–16). 137,1–2 Scapin Æ:::æ zum Docktor u¨bergehn] Gemeint ist die Szene mit Rezitativ und Arie des Scapin Arm und elend soll ich sein Æ:::æ aus der Mitte des 1. Akts; Scapin erza¨hlt Scapine, wie er den Doktor u¨berlistet hat, damit er ihn in seinem Haus anstellt (WA I 12, 123–125, Vers 85–138; „No 3a Recitativo“, „No 3b Aria“, in: Dechant, 23–34). 137,3 Beschreibung der Stube und der Gestelle] Scapin beschreibt Scapine in einem als Accompagnato-Rezitativ komponierten Auftritt gegen Ende des 1. Akts (In seinem Zimmer stehen zwei Gestelle Æ:::æ), wo die Arzneien fu¨r
DEZEMBER 1785
343
die vorzuta¨uschende Vergiftung stehen (WA I 12, 126 f., Vers 171–188; Dechant, 37–39). 137,4 das fro¨hlige Duettgen] Finalduett zwischen Scapin und Scapine am Ende des 1. Akts: Es schleicht durch Wald und Wiesen Æ:::æ (WA I 12, 128– 130, Vers 220–259; „No 4b Finale I“, in: Dechant, 41–56). 137,8 A r m u n d e l e n d ] Vgl. zu 137,1–2. 137,9 Beylage] Wahrscheinlich das nicht u¨berlieferte Blatt mit der Nummerierung ,1.‘ (vgl. yberlieferung). Die Beilage enthielt vermutlich kritische Anmerkungen und {nderungsvorschla¨ge zur Komposition Kaysers wie auch zum Libretto Goethes. Am Ende des vorliegenden Briefes ist von der Verbesserung einiger Stellen im 4 ten Ackte die Rede (139,19). 137,10 in Camera] Ital.: im Zimmer. Hier im musikalischen Sinne von ital. ,alla camera‘ (im Kammerton, in kammermusikalischer Art) gemeint: konzertante Auffu¨hrung mit kleiner Orchestrierung ohne theatralische Ausfu¨hrung fu¨r einen begrenzten Zuho¨rerkreis. Auf diese Weise waren die Teilproben zur Komposition Kaysers im Dezember 1785 mit Mitgliedern der Hofkapelle durchgefu¨hrt worden (vgl. zu 127,22–23). Herder hatte am 18. Dezember 1785 an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl von den Proben berichtet: „Goethe hat eine Operette verfertigt, davon zwei Akte komponiert sind, ein Zauberstu¨ck in der Komposition und in den Worten. Wir haben nur eine, noch dazu a¨ußerst mangelhafte Probe geho¨rt Æ:::æ“ (Krosigk, 131 f.). 137,12 detestabler Scapin] Franz. de´testable: abscheulich, ja¨mmerlich. – Wer auf den konzertanten Proben die Partie des Scapin gesungen hat, ist nicht bekannt. Als fest engagierter Tenor stand damals eigentlich nur Heinrich Friedrich Seidler zur Verfu¨gung (vgl. Pasque´ 2, 263). Mo¨glich ist auch, dass auf eines der Mitglieder der das Weimarer Komo¨dienhaus bespielenden bellomoschen Theatertruppe zuru¨ckgriffen wurde, etwa auf Joseph Bellomo selbst, auf Gottfried Ackermann oder David Heinrich Grave, deren sa¨ngerisches Potenzial aber eher als begrenzt galt. 137,12 die Steinhart] Friderike Steinhart, Sopranistin im Ensemble der Fu¨rstlichen Hofkapelle. 137,14 Herder hat Æ:::æ den ersten Ackt noch einmal verlangt] Herder, der den 1. Akt erst einmal geho¨rt hatte (vgl. zu 136,22), nahm am 23. Dezember an der Probe der ersten beiden Akte teil (vgl. zu 138,14–15). 137,16 Wieland] Wieland hatte selbst Singspiele verfasst: „Aurora“ (1772), „Alceste“ (1773) und „Die Wahl des Herkules“ (1773). Daru¨ber hinaus war er auch mit Abhandlungen u¨ber das Genre hervorgetreten: „yber einige a¨ltere deutsche Singspiele die den Nahmen Alceste fu¨hren“ (1773), „Versuch u¨ber das deutsche Singspiel und einige dahin einschlagende Gegensta¨nde“ (1775). Wann und wie oft er bei den Proben anwesend war, ließ sich nicht kla¨ren. 137,21 H‘. v. Einsiedel] Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Kammerherr am Weimarer Hof, beta¨tigte sich auch selbst als Dramatiker, Librettist, Schauspieler,
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BRIEF 217
Musiker und Komponist. Wann er Proben zu „Scherz, List und Rache“ besucht hat, ist nicht bekannt. 137,30 mehr mit einander arbeiten] Goethe arbeitete bereits an einem neuen Singspiel, „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 123,7). Eine weitere Zusammenarbeit mit Kayser kam nicht mehr zustande. 137,33 aus Ihrem Briefe wie auch aus einigen vorigen] Kaysers letzter Brief war als Antwort auf Goethes Brief vom 28. November 1785 etwa in der Zeit zwischen dem 6. und 14. Dezember geschrieben worden. Auch auf die vorherigen Briefe Goethes von 1785 hatte Kayser geantwortet. Keiner dieser Briefe ist u¨berliefert. 138,6 Ubereilung der Handlung] Vgl. Goethes Brief an Kayser vom 28. Oktober 1785: Æ:::æ es geht mir eher an einigen Orten zu geschwind. (107,20–21.) 138,7–8 A u s d e m B e c h e r ] Duett des Doktors und der Scapine aus der zweiten Ha¨lfte des 2. Akts (WA I 12, 141–143, Vers 511–543; „No 10b Duetto“, in: Dechant, 119–133). 138,8 Andante grazioso] Ital.: ruhig, gemessen und anmutig. 138,9–10 Das Pedantisch einladende des Docktors, Scapinens Æ:::æ Weigerungen] Gemeint ist der 2. Teil des Duetts Aus dem Becher, scho¨n verguldet Æ:::æ (WA I 12, 142 f., Vers 528–543; Dechant, 128–133). 138,12 Das Terzett] Terzett gegen Ende des 2. Akts: Hu¨lfe! Was soll das sein? Æ:::æ (WA I 12, 143–145, Vers 543–580; „No 11 Ensemble“, in: Dechant, 133–153). 138,13 das durcheinanderrennen] Die Verwirrung nach Scapins Brandalarm. 138,14–15 Morgen werde ich endlich das Ganze zusammenho¨ren.] Fu¨r den 23. Dezember 1785, den ersten freien Spieltag in der Weihnachtspause am Weimarer Hoftheater, war nach den vorangegangenen Teilproben eine erste orchestrale Gesamtprobe des 1. und 2. Akts vorgesehen. 138,15–16 Ein gutes Waldhorn Æ:::æ aus Paris.] Der Hornist Johann Jacob Hey war Mitglied der Fu¨rstlichen Hofkapelle Weimar und wahrscheinlich erst im Dezember 1785 von einem Studienaufenthalt zuru¨ckgekehrt: „Etwas erfrischt das biedere Publikum Kaysers Composition zu Go¨then neuster Operette, u. des Waldhornisten Hey’s vortreffl. blasen: Dieser ist von Paris wieder gekommen wo er Puntos Lehre 1 1/2 Jahre ausnehmend gut benuzt hat.“ (Carl August an Knebel, 26. Dezember 1785; H: GSA 54/249, Bl. 51; vgl. auch Briefe des Herzogs, 60.) 138,21 das Lyrische Drama] Ein erst im Laufe des 18. Jahrhunderts in Deutschland entstandener Terminus fu¨r das Musikdrama, fu¨r Libretti zu Singspielen, Opern und Oratorien. Zur Verwendung des Begriffs vgl. auch Christoph Martin Wielands „Versuch u¨ber das deutsche Singspiel und einige dahin einschlagende Gegensta¨nde“ (1775; in: Wielands Schriften 14, 74–99).
DEZEMBER 1785
345
138,21–22 ich arbeite immer fort] Goethe hatte bereits Arbeiten zu dem Singspiellibretto „Die ungleichen Hausgenossen“ aufgenommen (vgl. zu 138,29). Außerdem dachte er daran, seine fru¨heren so genannten ,Schauspiele mit Gesang‘, „Erwin und Elmire“ (1775) und „Claudine von Villa Bella“ (1776), ebenfalls zu Singspielen umzuformen. Bisher handelte es sich nur um kleine, an herausgehobenen Stellen von Musik und liedhaftem Gesang begleitete Dramen. yber erste Pla¨ne zur Umgestaltung berichtete er im Brief an Kayser vom 23. Januar 1786 (vgl. zu 155,18; zu 155,24–25). Die eigentliche Umarbeitung erfolgte aber erst Ende 1787/Anfang 1788 in Italien. 138,25 mit Erwin, mit Claudinen] Vgl. die vorhergehende Erla¨uterung. 138,29 eine neue zu sieben Personen] Handelnde Personen des Singspiels „Die ungleichen Hausgenossen“ sind Rosette und Flavio, ein junges Liebespaar, die ungleichen Eheleute Baron und Baronesse sowie die Gra¨fin, der Baronesse Schwester. Dazu kommen als komische Figuren ein schwa¨rmerischer Poet und Pumper, ein einfa¨ltiger Diener. 139,3–5 Meine sieben Personen Æ:::æ zu dencken habe.] Daru¨ber berichtete Goethe z. B. an Charlotte von Stein am 12. Dezember 1785 aus Jena: Dagegen aber habe ich im heru¨berreiten fast die ganze neue Oper durchgedacht auch viele Verse dazu gemacht, wenn ich sie nur aufgeschrieben ha¨tte. (133,2–5.) 139,5–6 Einigen geschmackvollen Personen Æ:::æ vorgelegt] Eingeweiht war Charlotte von Stein (vgl. zu 110,11–12; zu 133,3). Wahrscheinlich wussten aber auch Herder sowie die Herzoginmutter Anna Amalia und Friedrich Hildebrand von Einsiedel davon. 139,13–14 Mich vergnu¨gt daß Sie Frau Schulth. Æ:::æ nehmen lassen.] ,Vergnu¨gt sein‘ hier im urspru¨nglichen Wortsinn von ,befriedigt sein‘, ,zufrieden machen‘, ,(einem Verlangen) Genu¨ge tun‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). – Goethe hatte Kayser in seinem Brief vom 4. Dezember 1785 danach gefragt, ob Barbara Schultheß u¨ber das gemeinsame Singspielprojekt informiert sei (vgl. zu 129,16). Ihr Brief, den Goethe hier erwa¨hnt, ist nicht u¨berliefert. – Die gesamte Barbara Schultheß betreffende Passage ist spa¨ter von fremder Hand mit Tintenschlingen unkenntlich gemacht worden (vgl. yberlieferung). Dies ist auch bei allen anderen Briefstellen der Fall, in denen auf Barbara Schultheß Bezug genommen wird. 139,16 Briefgen vom 4. Dez.] Nicht u¨berliefert. 139,18 Heut Abend ist Probe.] Vgl. zu 138,14–15. 139,19 Verbesserung einiger Stellen im 4 ten Ackte] Die Verbesserungen waren wahrscheinlich Teil der nicht u¨berlieferten Beilage (vgl. zu 137,9). 139,19–20 Uber die Arie a r m u n d e l e n d na¨chstens] Vgl. zu 137,1–2. Im Briefteil vom 22. Dezember heißt es jedoch schon, die Beilage enthalte Ausfu¨hrungen zu der Arie (vgl. zu 137,9).
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218. An Charlotte von Stein
BRIEFE 218–221
ÆWeimaræ, 23. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 69. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „155.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 155), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 212. WA IV 7 (1891), 148, Nr 2222. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 139,26 einen Augenblick seh ich dich] Am Abend des 23. Dezember fand die erste große Orchesterprobe von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ statt (vgl.139,18). Deshalb war wohl nur ein kurzer Besuch Goethes bei Charlotte von Stein mo¨glich. 219. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 24. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 70. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „156“; Seitenra¨nder, untere Ecken und Rs. rote Siegelreste, an der unteren rechten Ecke Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 156), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 212. WA IV 7 (1891), 149, Nr 2223. BEI LAG E
Weihnachtsgeschenk fu¨r Friedrich von Stein (vgl. zu 140,1–2). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 140,1 Mir geht es wieder ganz leidlich] Vgl. 139,24–25. 140,1–2 Fritzen zu seinem Heiligen Christe] Weihnachtsgeschenk fu¨r den 13-ja¨hrigen Friedrich von Stein. Um was es sich handelte, ist nicht bekannt.
DEZEMBER 1785
347
140,2 bey der H. bescheert] Wahrscheinlich ist die Bescherung bei der Herzoginmutter Anna Amalia gemeint (vgl. zu 141,2–3). 220. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 26. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 70. – 1 Bl. 16,269,8 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „159“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 158), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 213. WA IV 7 (1891), 149, Nr 2224. BEI LAG E
Weihnachtsgeschenk fu¨r Charlotte von Stein (vgl. zu 140,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 140,6 Hei‘. Abend] Goethe hatte Charlotte von Stein, wie angeku¨ndigt, am Heiligen Abend besucht (vgl. 140,3). 140,7 Hier schick ich’s nach.] Was Goethe schenkte, ist nicht bekannt. Charlotte feierte am 25. Dezember 1785 auch ihren 43. Geburtstag. 140,8 Conzert] Fu¨r die Weimarer Hofgesellschaft wurden regelma¨ßig Cour- und Konzertabende ausgerichtet, so auch am zweiten Weihnachtsfeiertag: „Heute Abend war Cour und Concert im Palais!“ (FB 1785, S. 281.) 221. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 27. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 71. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „160“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 160), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 213. WA IV 7 (1891), 149, Nr 2225.
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BRIEFE 222/223
ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 140,14). – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 140,16) ist nicht u¨berliefert. 140,13–14 von dir getrennt] Zuletzt hatte Goethe Charlotte von Stein am Heiligen Abend und am 26. Dezember gesehen (vgl. 140,3; 140,8–9). 140,14 die Redoute] Am Abend des 27. Dezember 1785 fand in Weimar der erste Hofball der Wintersaison statt: „Heute Abend war die 1ste Redoute.“ (FB 1785, S. 282.) Charlotte von Stein hatte Goethe wahrscheinlich in einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben Tag gefragt, ob er daran teilnehmen werde. 140,14–15 um siebene in deinem Zimmer] Zuvor wollte Goethe noch die Herzoginmutter Anna Amalia aufsuchen (vgl. 141,2). 222. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 27. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 26. Dezember (Nr 220) und vom 27. Dezember 1785 (Nr 221) eingeordnet. Inhaltlich bezieht er sich auf Nr 219 und Nr 221, so dass er nur am 27. Dezember geschrieben worden sein kann. Am 24. Dezember war Goethe bei der Herzoginmutter Anna Amalia zur Bescherung gewesen, ein erneuter Besuch drei Tage spa¨ter, um seinen Fehler vom Weynachtsabend (141,3) wiedergutzumachen, erscheint plausibel (vgl. zu 141,2–3). Fu¨r siebene (140,14) am Abend hatte Goethe seinen Besuch bei Charlotte von Stein schon im vorausgegangenen Brief vom selben Tag angeku¨ndigt (vgl. zu 140,14–15). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 71. – 1 Bl. 18,4(–18,6)613,8 cm, /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „158.“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „Januar 1784.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 159), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 13. WA IV 7 (1891), 150, Nr 2226. 3
ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 140,16). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
DEZEMBER 1785
349
140,16 meinen Kunstrath] Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein in ihrem nicht u¨berlieferten Antwortbrief auf Nr 221 um einen entsprechenden Rat gebeten. Der Bezug ist nicht bekannt. 141,1 Diesen Abend hoffe ich bey dir zu seyn] Bereits im vorausgegangenen Brief vom selben Tag hatte Goethe seinen Besuch fu¨r um siebene in deinem Zimmer angeku¨ndigt (140,14–15). 141,2–3 meinen Fehler vom Weynachtsabend] Am 24. Dezember 1785 war Goethe zur Bescherung bei Anna Amalia eingeladen gewesen (vgl. zu 140,2). Mo¨glicherweise war er nur kurze Zeit geblieben. 223. An Jacob Friedrich von Fritsch
ÆWeimar, 28. Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Das fehlende Datum ist nach E zu erga¨nzen: „28. XII. 1785“. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Egh.; Adresse: Des Herrn Geheimderath Freyherrn von Fritzsch Exzell. (Angaben nach E.) E: J. A. Stargardt. Katalog 255. Autographen. Versteigerung am 15. Februar 1926. Berlin 1926, S. 13, Nr 82 (Fragment). WAN 1 (WA IV 51; 1990), 79 f., Nr 2227a (nach E). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 141,5 Ew. Exzell.] Eurer Exzellenz (vgl. zu 41,13). Fritsch war Goethes Kollege im Geheimen Consilium. 141,6 gefa¨lliger Einladung] Eine entsprechende Einladung ist nicht u¨berliefert. Es ist anzunehmen, dass es bei dem vereinbarten Treffen um die Vorbereitung der letzten Sitzung des Geheimen Consiliums im Jahr 1785 gehen sollte, die am 30. Dezember stattfand (vgl. zu 141,7). Ob Goethe Fritsch am na¨chsten Tag tatsa¨chlich perso¨nlich aufgesucht hat, ist nicht bekannt. 141,7 einige Papiere und Auszu¨ge] In der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 30. Dezember 1785 wurden mehrere Themen behandelt, die amtliche Zusta¨ndigkeiten Goethes beru¨hrten. Unter den Schriftstu¨cken, die Goethe fu¨r die Sitzung vorbereitet und Fritsch u¨bergeben hat, befanden sich wahrscheinlich die Konzepte des Reskripts an die Regierung zu Weimar, mit dem Christian Gottlob Voigt zu Goethes Konkommissar bei der Ilmenauer Steuerkommission ernannt wurde (vgl. ThHStA, B 17093, Bl. 110; H: ThHStA, B 17353, Bl. 15), und
350
BRIEFE 224/225
des Reskripts an die Universita¨t Jena, das sa¨mtliche Mitglieder des akademischen Senats aufforderte, perso¨nliche Gutachten zum Problem der verbotenen landsmannschaftlichen und Ordensverbindungen der Studenten und Vorschla¨ge zu deren wirksamerer Beka¨mpfung einzureichen (vgl. ThHStA, B 8471, Bl. 1). Eine solche Enquete war am 22. Dezember 1785 von Christian Gottfried Schu¨tz in einer Senatsmissive beantragt worden (vgl. Universita¨tsarchiv Jena A 1231, Bl. 112). Da sich Goethe schon wa¨hrend seiner Aufenthalte in Jena Ende September 1785 mit den seit dem Sommer aufgetretenen Disziplinarproblemen an der Universita¨t bescha¨ftigt und sich zuletzt vom 11. bis 15. Dezember in Jena aufgehalten hatte (vgl. zu 132,9), ist anzunehmen, dass er in seinen Gespra¨chen mit Jenaer Professoren die Anregung von Schu¨tz aufgenommen und dem Geheimen Consilium unterbreitet hat. Diese Annahme wird auch durch die umfangreichen Gutachten gestu¨tzt, die er im April 1786 im Ergebnis der Enquete u¨ber Maßnahmen zur Beka¨mpfung der Landsmannschaften und zur Reform des Concilium arctius (lat.: engerer Rat) an der Universita¨t ausarbeitete (vgl. Briefe an Herzog Carl August, 7. April 1786 und 30. April 1786; A 7 und Nr 298). 224. An Philipp Christoph Kayser
ÆWeimaræ, 28. Dezember 1785 ! ÆZu¨richæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 11,5(–11,7)618,8 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Eingangsvermerk, Tinte: „Go¨the 28 D e z . 8 5 “. E: WA IV 7 (1891), 150 f., Nr 2228 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus der ersten Ha¨lfte des Januar 1786 (vgl. zu 142,10–11) ist nicht u¨berliefert. 141,10 die beyden Ackte mit Music] Am 23. Dezember 1785 hatte eine Orchesterprobe der ersten beiden Akte von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ mit der Musik von Philipp Christoph Kayser stattgefunden (vgl. zu 138,14–15). – Zum Singspiel insgesamt vgl. zu 46,10. 141,11 das neue Waldhorn] Der Hornist Johann Jacob Hey (vgl. zu 138,15– 16). 141,13 A r m u n d E l e n d ] yber die Arie vgl. zu 137,1–2 sowie zu 137,12. 141,15–17 mit Herdern zugleich Æ:::æ probiren zu lassen] Herder hatte an der Probe vom 23. Dezember teilgenommen (vgl. zu 137,14). Wahrscheinlich war daran gedacht worden, die Partie Scapins dort, wo er in seiner Arie in die Rolle
DEZEMBER 1785
351
des Doktors schlu¨pft, von dem Darsteller des Doktors selbst singen zu lassen, um so mit einem Duett die Wirkung der Szene zu verbessern. Dieser Gedanke ist nicht ausgefu¨hrt worden. 142,3 Es geht auch iedermann so] yber die positive Aufnahme der Komposition in Weimar hatte Goethe bereits mehrfach berichtet (vgl. zu 122,7; 122,31– 32; zu 136,15). 142,4 freue mich auf die folgenden Ackte] Den Empfang weiterer Teile von Kaysers Komposition besta¨tigte Goethe am 28. Februar 1786 (vgl. zu 172,28). Eine erste Fassung der Gesamtkomposition lag ihm Anfang Mai 1786 vor (vgl. zu 194,1). 142,7 Accomp.] Franz. accompagnements: Begleitungen (vgl. zu 47,2–3). 142,10–11 hoffe bald von Ihnen zu ho¨ren] In der ersten Januarha¨lfte 1786 schrieb Kayser einen nicht u¨berlieferten Brief an Goethe. Unklar ist, ob dies unmittelbar nach dem Empfang von Goethes Brief vom 22. und 23. Dezember 1785 (Nr 217) geschah, also bereits in den ersten Januartagen 1786, oder ob Kayser erst nach Erhalt des vorliegenden Briefes nach dem 5. Januar reagierte. Die gewo¨hnliche Postlaufzeit zwischen Weimar und Zu¨rich betrug acht oder neun Tage (vgl. Brief an Johann Caspar Lavater, 24. November 1783; WA IV 6, 216 f.). Kaysers Brief enthielt eine Auseinandersetzung mit Goethes ausfu¨hrlicher Kritik seiner Komposition im Brief vom 22. und 23. Dezember (vgl. zu 152,5). 225. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 28. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 72. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; am rechten Seitenrand quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „161“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste; untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 161), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 213. WA IV 7 (1891), 150, Nr 2227. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 142,14–15 Lust in die Commo¨die Æ:::æ Deutschheit in ihrem Glanze zu sehen] Am 28. Dezember wurde im Weimarer Komo¨dienhaus „Das tartarische Gesez. Ein Schauspiel mit Gesang in zwey Aufzu¨gen“ (Leipzig 1779) von
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BRIEF 226
Friedrich Wilhelm Gotter gespielt. Die Musik stammte vom Offenbacher Komponisten Johann Andre´. Den Autor kannte Goethe aus seiner Wetzlarer Zeit (vgl. GB 2 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 44); der Komponist hatte zu seinem Frankfurter und Offenbacher Freundeskreis geho¨rt (vgl. GB 2 II, zu 51,8–10; zu 170,3). Was Goethe mit Deutschheit in ihrem Glanze meint, ist unklar. – Das Stu¨ck Gotters erza¨hlt eine Dreiecksgeschichte um Liebe, gesellschaftliche Konvention und Gesetz vor islamischem Hintergrund. Der reiche Kaufmann Tauhari aus Samarkand versto¨ßt seine junge und scho¨ne Gattin Zenide, die zwangsweise mit ihm verheiratet worden ist und ihn verachtet. Um sie zuru¨ckzugewinnen, gibt es nach tartarisch-islamischem Recht nur die Mo¨glichkeit, dass ein so genannter Hulla die Verstoßene heiratet und sie unmittelbar danach selbst gleich wieder versto¨ßt. Der von Tauhari dazu ausgewa¨hlte Bettler Saed, ein ehemaliger ko¨niglicher Wesir, ist aber der fru¨here Geliebte Zenides. Beide wollen sich nicht wieder trennen. Saed kommt wegen Vertragsbruches vor Gericht und erha¨lt eine hohe Pru¨gelstrafe. Doch sein und Zenides unerschu¨tterliches Liebesbekenntnis fu¨hrt zu seiner Begnadigung und zur Anerkennung ihrer Ehe. Saed wird an den Ko¨nigshof zuru¨ckgerufen. Tauhari, der sich zu ra¨chen versucht, indem er einen Mordanschlag auf Zenide veru¨bt, wird seiner gerechten Strafe zugefu¨hrt.
226. An Carl Ludwig von Knebel ÆWeimaræ, 30. Dezember Æ1785æ ! ÆMu¨nchenæ DAT I ERUNG
Die fehlende Jahresangabe erschließt sich durch den Briefinhalt, Knebels Aufenthalt in Mu¨nchen (vgl. 142,19–20).
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 81–82. – Doppelblatt 19,3627,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). – Beischluss: Brief von Herzog Carl August an Knebel, 26. Dezember 1785 (vgl. zu 144,24). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 71–74, Nr 67 (Teildruck: 142,19–144,24 Mit vieler Freude Æ:::æ Brief vom Herzog,; 144,27–29 Adieu. Alle Freunde Æ:::æ 30 Dez G). E2: WA IV 7 (1891), 152–155, Nr 2230 (Teildruck: 142,19–143,14 Mit vieler Freude Æ:::æ ist nun dru¨ber.; 143,15–144,29 Nun ist leider Æ:::æ 30 Dez G; Eduard von der Hellen).
DEZEMBER 1785 ERL{UTERUNGEN
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Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 21. Dezember 1785 (vgl. Knebel, Tgb. 1785, Bl. 52). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Januar 1786 (vgl. zu 150,8) ist nicht u¨berliefert. 142,19 deinen langen Brief] Der nicht u¨berlieferte Bezugsbrief Knebels aus Mu¨nchen stammte vom 21. Dezember 1785: „Den Brief an Go¨the fortlaufen lassen Æ:::æ“ (Knebel, Tgb. 1785, Bl. 52). 142,20 Mu¨nchen na¨her bringt] Goethe hatte in seinem letzten Brief an Knebel vom 18. November 1785 um eine Beschreibung der Stadt und des Mu¨nchner Lebens gebeten (vgl. 119,11–13; zu 120,20). Dieser war der Bitte in seinem Antwortbrief vom 21. Dezember 1785 offensichtlich nachgekommen. Knebel pflegte in Mu¨nchen Kontakt zu zahlreichen Perso¨nlichkeiten des o¨ffentlichen Lebens und interessierte sich vor allem fu¨r die kulturellen und ku¨nstlerischen Angebote der Stadt, insbesondere fu¨r das Theater. 142,21 Deine Briefe an unsre Freunde] Briefe waren auch an die Herzoginmutter Anna Amalia sowie an Johann August Ludecus, das Ehepaar Herder, Johann Carl Wilhelm Voigt und Justus Christian Loder gegangen (vgl. Knebel, Tgb. [15., 19., 23., 24., 28. November und 1. Dezember] 1785, Bl. 47–50). 142,24 Deine Miner. Bemerckungen durch Tirol] Knebel erga¨nzte in seinem Brief vom 21. Dezember offensichtlich seinen bereits am 11. November gegebenen Bericht u¨ber seine geologischen und mineralogischen Beobachtungen wa¨hrend seiner Reise durch Tirol Ende Oktober/Anfang November 1785 (vgl. zu 120,3– 4; zu 120,4–5). Auch der ausfu¨hrliche Brief Knebels an Herzog Carl August vom 27. Oktober 1785 aus Innsbruck war u. a. auf mineralogische Entdeckungen eingegangen (H: ThHStA, A XIX 65). 142,25–26 iene ersten grosen Begriffe Æ:::æ empfehle] Goethe hatte Knebel zur wissenschaftlichen Bescha¨ftigung mit der Mineralogie angeregt und seine Sichtweise an den Freund weitergegeben (vgl. zu 34,3). 143,4–5 Deine Beschreibung Æ:::æ versetzt mich in’s Schauspielhaus] In seinem Brief vom 18. November 1785 hatte Goethe um Nachrichten u¨ber das Mu¨nchner Theaterleben gebeten (vgl. zu 119,23–24). Mit der Bezeichnung Schauspielhaus ist wahrscheinlich das 1753 ero¨ffnete alte Residenztheater gemeint, das vornehmlich der Oper vorbehalten war und in den letzten Jahren versta¨rkt deutsche Opern und Singspiele, u. a. von Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart, ins Repertoire aufgenommen hatte. 143,5–6 fu¨r meine Absicht wenig zu thun] Goethe plante, sein Singspiel „Scherz, List und Rache“ an einer großen deutschen Bu¨hne auffu¨hren zu lassen. Knebel hatte in seinem Bezugsbrief die Chancen einer solchen Inszenierung in Mu¨nchen offenbar als gering eingescha¨tzt. 143,8 Kayser in Zu¨rch] Philipp Christoph Kayser war ein Jugendfreund Goe-
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BRIEF 227
thes aus Frankfurt a. M. Der Komponist lebte seit 1775 als Musiklehrer in Zu¨rich. – yber Kayser vgl. auch die einleitende Erla¨uterung zu Nr 90. 143,11–12 Briefen die er auf Æ:::æ italia¨nischen Reise schrieb] Kayser unternahm von Januar bis Juni 1784 eine Italienreise, auf der er sich u. a. dem Studium der italienischen Musik widmete, mit Hauptaugenmerk auf die alten Meister. Briefe an Goethe von dieser Reise sind nicht u¨berliefert. 143,12 komischen Oper] Fu¨r diese Operngattung hatte sich Goethe schon im Jahr zuvor interessiert. In seinem Brief an Kayser vom 28. Juni 1784 nahm er auf entsprechende Musikberichte Kaysers aus Italien unmittelbar Bezug: Ich bin immer fu¨r die Opera buffa der Italia¨ner und wu¨nschte wohl einmal mit Ihnen ein Werckgen dieser Art zu Stande zu bringen. (WA IV 6, 317.) 143,13 das bekannte Stu¨ck] Das Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 46,10). 143,13–14 er ist nun dru¨ber] Seit April 1785 vertonte Kayser Goethes Text (vgl. zu 119,26). 143,14 Zwey Ackte habe ich] Vgl. zu 122,1–2. 143,15 das deutsche Lyrische Theater] Gemeint ist das Musiktheater. Vgl. dazu auch 138,20–23. 143,18–19 man kan ein anders machen] Goethe bescha¨ftigte sich spa¨testens seit November 1785 mit dem Entwurf eines neuen Singspiels, „Die ungleichen Hausgenossen“, und plante wahrscheinlich auch schon die Umarbeitung a¨lterer musikalischer Dramen (vgl. zu 138,21–22). 143,20–21 ihn nach Mu¨nchen schicken] yber Goethes Plan, Kayser auf eine Art Werbe- und Studientour nach Mu¨nchen zu schicken, ist Weiteres nicht bekannt. Goethe sprach das Thema auch nicht in seinen Briefen an Kayser aus dieser Zeit an. Schon der Versuch, den Komponisten 1781 zu einem Studienaufenthalt bei Christoph Willibald Gluck in Wien zu bewegen, war damals gescheitert (vgl. Goethe an Kayser, 10. September 1781, WA IV 5, 187–190; Goethe und Kayser, 16–19). 143,28–29 ein Stu¨ck machen das gewiss wu¨rcken sollte] Vgl. zu 143,18–19. 143,33 Ein a¨hnliches habe ich auf Wien mit ihm vor] Goethe hatte am 5. November 1785 den sachsen-weimarischen Gesandten am Kaiserhof in Wien Christian Bernhard von Isenflamm gebeten, die Mo¨glichkeiten einer Auffu¨hrung von „Scherz, List und Rache“ in Wien zu pru¨fen (vgl. 109,2–3). yber weitergehende Pla¨ne, Kayser auch in Wien bekannt zu machen, gibt es keine Erkenntnisse. 143,34 poussiren] Schmeicheln; an sich dru¨cken; verwo¨hnen, um etwas zu erreichen (franz. pousser: dru¨cken, stoßen). 144,9 Der Kasten mit Mineralien] Knebel hatte offensichtlich um Steine gebeten, um dafu¨r andere aus Bayern einzutauschen. Eine entsprechende von Johann
DEZEMBER 1785
355
Carl Wilhelm Voigt verfasste Liste von 50 Mineralstufen besta¨tigt die Sendung: „Verzeichnis von Stufen so an den Herrn Major von Knebel nach Mu¨nchen zum Tausch geschickt worden sind mit beigesetztem ohngefa¨hren Einkaufspreis“ (GSA 26/LXV 2,11, Bl. 55–56; vgl. auch LA II 7, 349). Knebel brachte mehrere Kisten mit Gestein von seiner Reise mit (vgl. Knebel, Tgb. [12., 16., 17., 25. Ma¨rz] 1786, Bl. 5–7). 144,11 Verschreibe] Eine Sache zum Eigentum schriftlich u¨bertragen, mo¨glicherweise aber auch in der Bedeutung einer schriftlichen Veranlassung, eine Ware von einem fernen Ort kommen zu lassen (vgl. Adelung 4, 1128 f.) 144,11 die Turmalin Stufe] ,Turmalin‘ ist ein Mineral von trigonaler Kristallstruktur, das vorrangig in prismatischem oder sa¨ulen- bis nadelartigem Habitus auftritt und je nach Blickrichtung in unterschiedlichen Farben schimmert (Pleochroismus). Von besonderem Interesse ist es auch wegen des durch Druck oder Torsion erzeugbaren piezoelektrischen Effektes. – Unter ,Stufe‘ versteht man im mineralogischen Sinne ein „abgehauenes oder abgeschlagenes Stu¨ck Erz oder Stein; ein Handstein“ (Adelung 4, 469). Vermutlich hatte Knebel in seinem Bezugsbrief auf das Angebot hingewiesen. 144,11–12 Geld an Ludekus zahlen] Johann August Ludecus war Freund und Berater Knebels in finanziellen Angelegenheiten (vgl. zu 92,26–27). 144,13 Was mit mir das na¨chste Jahr werden wird] Goethe hegte Ende 1785 im Geheimen vermutlich schon erste Pla¨ne fu¨r seine Reise nach Italien, die er schließlich Anfang September 1786 antrat. 144,15 In’s Carlsbad geh ich auf alle Fa¨lle] Goethe reiste am 24. Juli 1786 zu einem zweiten Kuraufenthalt nach Karlsbad. Pla¨ne dazu reichten schon bis zum ersten Aufenthalt in Karlsbad im Juli und August 1785 zuru¨ck. Goethe hatte Knebel davon auch schon berichtet (vgl. zu 120,18). 144,19 Wilhelms 6 tes Buch ist fertig] Den Abschluss des 6. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ hatte Goethe Knebel schon im Brief vom 18. November 1785 mitgeteilt (vgl. zu 119,18). 144,20 wieder ein Singspiel angefangen] „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 143,18–19). 144,24 ein Brief vom Herzog] Brief von Herzog Carl August an Knebel vom 26. Dezember 1785 (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 57–60). 227. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 30. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 72. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr.,
356
BRIEFE 228/229
egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „162“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI Jg 1785, Nr 162), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 214. WA IV 7 (1891), 152, Nr 2229. BEI LAG E
Brief Goethes an Carl Ludwig von Knebel (vgl. zu 145,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 145,1 Brief von Kn.] Knebels Brief an Goethe vom 21. Dezember 1785 aus Mu¨nchen; nicht u¨berliefert (vgl. zu 142,19). Darin hatte Knebel u. a. eine ausfu¨hrliche Beschreibung Mu¨nchens und vor allem des kulturellen Lebens in der Stadt gegeben (vgl. zu 142,20). 145,1 Zeitungen] Unter ,Zeitungen‘ sind hier wahrscheinlich ,Nachrichten‘, ,Neuigkeiten‘ zu verstehen. Goethe nimmt damit vermutlich Bezug auf Knebels Brief. 145,2–3 Wann werden wir wieder Æ:::æ zusammen leben?] Mo¨glicherweise hatten sich Goethe und Charlotte von Stein schon seit mehreren Tagen nicht mehr in gewohnter Weise treffen ko¨nnen (vgl. zu 140,13–14; zu 146,1). 228. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Anfang November und Ende Dezember 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 6. November (Nr 175) und vom Æ7.æ und 8. November 1785 (Nr 177) eingeordnet. An diesen Tagen hielt sich Goethe in Ilmenau auf. Dort ist der Brief offensichtlich nicht geschrieben worden. Vermutlich stammt er aus dem Zeitraum zwischen Anfang November und Ende Dezember 1785. Einziger Anhaltspunkt fu¨r diese Datierung ist neben der Einordnung im Konvolut der Briefe die Erwa¨hnung des geplanten Hochzeitsgeschenks von Herzog Carl August fu¨r Amalie Seidler (vgl. zu 145,7–8). Amalie Seidlers Hochzeit mit Heinrich August Ottokar Reichard fand am 3. Februar 1786 statt. Herzog Carl August reiste am 2. Januar 1786 fu¨r vier Wochen nach Berlin (vgl. FB 1786, S. 2) und kehrte erst am Abend des 1. Februar 1786 nach Weimar zuru¨ck (vgl. ebd., Bl. 16). Des Herzogs Entscheidung, Amalie Seidler als Hochzeitsgeschenk die gewa¨hrte Apanage um ein weiteres Jahr zu verla¨ngern, kann nur vor der Ber-
NOVEMBER/DEZEMBER 1785
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linreise des Herzogs getroffen worden sein, wahrscheinlich in den letzten Wochen des Jahres. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 57. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben links quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „128“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 128), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 160. WA IV 7 (1891), 288, Nr 2475. BEI LAG E
Buch (vgl. zu 145,7). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 145,7 Hier das Buch.] Um welches Buch es sich handelt, ist nicht bekannt. 145,7–8 Der H. will der Seid‘. Æ:::æ als Hochz. Geschenck geben.] Amalie Seidler hatte bis zum fru¨hen Tod von Prinzessin Louise Auguste Amalie von Sachsen-Weimar und Eisenach am 24. Ma¨rz 1784 das Amt einer Gouvernante und Pflegerin ausgeu¨bt. Sie erhielt in der Zeit danach offensichtlich noch eine Pension etwa in Ho¨he ihres vorherigen Gehalts. Amalie Seidler heiratete am 3. Februar 1786 den Gothaer Bibliothekar Heinrich August Ottokar Reichard. 229. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 31. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 72. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „163“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 163), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 214. WA IV 7 (1891), 155, Nr 2231. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
358
BRIEFE 230–232
145,12 in Mackbeth gehn] Im Weimarer Komo¨dienhaus wurde Silvester 1785 William Shakespeares Trauerspiel „Macbeth“ gespielt (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). 230. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 73. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „1“; an der unteren linken Ecke und den Seitenra¨ndern der Rs. rote Siegelreste, an den unteren Ecken und am rechten Seitenrand Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 1), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 229. WA IV 7 (1891), 155, Nr 2232. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 145,16 zu Hause] Goethe wohnte seit Juni 1782 im Haus am Frauenplan zur Miete. 146,1 ietzt getrennter als sonst] Schon in seinen Briefen vom 27. Dezember und vom 30. Dezember 1785 hatte Goethe daru¨ber geklagt, dass wenig Gelegenheit sei, sich wie gewohnt zu treffen (vgl. 140,13–14, 145,2–3). Diese wie auch a¨hnliche {ußerungen aus der Folgezeit (vgl. zu 146,8; zu 150,1) deuten darauf hin, dass es um die Jahreswende 1785/86 zu Komplikationen in der Beziehung zwischen Goethe und Charlotte von Stein gekommen war. Mo¨glicherweise ist ein Grund dafu¨r in der Verschlechterung des Gesundheitszustandes des wahrscheinlich an Knochentuberkulose leidenden Sohnes Charlotte von Steins, Ernst von Stein, zu sehen (vgl. Du¨ntzer, Charlotte von Stein 1, 249). Eine andere Vermutung, Charlotte von Steins Ehemann sei nach Aufhebung der großen Fu¨rstlichen Hoftafel im August 1785 o¨fter zu Hause gewesen und habe darum den Umgang der beiden erschwert, erscheint hingegen wenig begru¨ndet (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 613; Wahle, Goethe-Stein 2, 572; WA IV 7, 320; Petersen, Goethe-Stein 2 II, 675; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 396; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 3, 148). Nicht auszuschließen sind hingegen auch kurzzeitige Irritationen im perso¨nlichen Verha¨ltnis.
JANUAR 1786
231. An Charlotte von Stein
359
ÆWeimaræ, 3. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 73. – 1 Bl. 9,7612,9(–13,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „2.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 2), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 229. WA IV 7 (1891), 156, Nr 2233. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 146,6–7 mit dem Mikroscop] Schon seit Ma¨rz 1785 bescha¨ftigte sich Goethe mit mikroskopischen Untersuchungen von Pflanzen und Kleinstlebewesen. Von Anfang an ließ er Charlotte von Stein daran teilhaben (vgl. zu 30,16). Goethe besaß damals drei Mikroskope. Hier ist vermutlich das neue Mikroskop gemeint, das Goethe von Herzogin Louise zu seinem 36. Geburtstag am 28. August 1785 geschenkt bekommen hatte (vgl. zu 86,1). 146,7 Auf den Abend lu¨d ich die Imhof und Herders.] Ob die Zusammenkunft mit Charlotte von Steins Schwester Louise von Imhoff und dem Ehepaar Herder stattfand, ist nicht bekannt. Seit der Ankunft Louise von Imhoffs in Weimar Anfang Oktober 1785 waren schon mehrere Abende in diesem Kreis arrangiert worden (vgl. zu 108,14–15; zu 119,18–19). 146,8 ein Paar Stunden mit dir] Seit Weihnachten 1785 hatten sich Goethe und Charlotte von Stein seltener als zuvor gesehen (vgl. zu 146,1). Aus Nr 232 geht hervor, dass sie am 3. Januar 1786 eine la¨ngere Zeit zusammen sein konnten (vgl. zu 146,11). 232. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 4. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 73. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „3.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 3), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 229. WA IV 7 (1891), 156, Nr 2234.
360
BRIEF 233
BEI LAG E
Kalender (vgl. zu 146,13). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 146,11 dich wieder gestern zu besitzen] Offensichtlich war am Vortag seit La¨ngerem wieder ein vertrauliches Zusammensein Goethes mit Charlotte von Stein mo¨glich gewesen (vgl. zu 146,8). Fu¨r den Abend des 3. Januar 1786 ist auch eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). 146,12 da ich um dich zeither soviel Unruhe gehabt habe] Vgl. zu 146,1. 146,13 der Kalender] Wahrscheinlich ein neuer Jahreskalender fu¨r 1786, etwa der im Verlag von Conrad Jacob Leonhard Glu¨sing in Weimar herausgegebene „Neueingerichtete Schreib-Calender“, der neben einem großzu¨gigen Diarium auch neueste Informationen zu Weimarer Institutionen, Dienstleistungen sowie u¨ber Maße, Kurse und Tarife enthielt.
233. An Johann Gottfried Herder
Weimar, 6. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 173. – Doppelblatt 19626,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 in der linken unteren Ha¨lfte Adresse, Tinte: H‘. Gen. S. Herder; u¨ber der Adresse Siegelreste und Siegelausriss; Bl. 2 an der unteren a¨ußeren Ecke Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 87, Nr 44 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 156 f., Nr 2235. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 146,15 Rescript an das Oberkonsistorium] Reskript: Verfu¨gung, Bescheid, (amtlicher) Erlass. – Am 30. Dezember 1785 hatte Herzog Carl August mit einem Erlass an das Oberkonsistorium, die zusta¨ndige Verwaltungsbeho¨rde des Kirchen- und Schulwesens im Herzogtum, einem Plan zur Reform der Gymnasien zugestimmt, den Herder in seiner Eigenschaft als Superintendent am 14. Dezember 1785 vorgelegt hatte („Eingabe an den Herzog vom 14. December 1785, betreffend eine Reform des Gymnasiums“, in: Suphan 30, 429–437). Ferner wurde bestimmt, dass Herder bei der Durchfu¨hrung der Reform freie Hand hatte. Das Reskript Herzog Carl Augusts ist nicht u¨berliefert. Auszu¨ge daraus nahm
JANUAR 1786
361
noch Otto Francke in seine „Geschichte des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums in Weimar“ auf (Weimar 1916, S. 100). 146,17 Exempel deiner Hausfrauen] Diese Anspielung auf Herders Ehefrau Caroline konnte nicht gekla¨rt werden. – Hausfrauen: Schon zu Goethes Zeit veraltete schwache Flexionsform. 146,19–20 deinen Plan auf die Militar Schule zu erstrecken] Als Vorsitzendem der Kriegskommission unterstand Goethe auch die so genannte Militarschule der herzoglichen Armee in Weimar. Sie war eine 1757 ins Leben gerufene Einrichtung zur schulischen Bildung der fu¨r die Offizierslaufbahn vorgesehenen Weimarer Kadetten und Junker. Diese erhielten dort Unterricht in Rechnen, Schreiben, Sprachen, Geographie, Geschichte, Theologie, Mathematik sowie Fechten, Voltigieren und Tanzen. Unterrichtet wurde in der Garnison und im Weimarer Gymnasium, aber auch gemeinsam mit den Pagen im Schloss (vgl. „Geheime Canzley-Acte Die wegen des denen bey dem hiesigen Militari als Fahn-Junckers und Cadets angestellten jungen Edelleuten in guten Wißenschaften und Exercitiis zu ertheilenden Unterrichts, wie auch wegen der Unterweisung armer SoldatenKinder gemachte Einrichtung betr.“; ThHStA, B 37353, Bl. 3–8; Hermann Mu¨ller: Das Heerwesen im Herzogtum Sachsen-Weimar von 1702–1775. Ein Beitrag zur Thu¨ringischen Geschichte des 18. Jahrhunderts. Jena 1936, S. 55). 147,1 dirigtest] Vermutlich versehentlich fu¨r ,dirigiertest‘. 147,1–2 die Erziehung der Mandelslohs] Die 14- und 15-ja¨hrigen Bru¨der Friedrich Christian August und Ferdinand Friedrich August von Mandelsloh wurden nach dem fru¨hen Tod ihres Vaters, eines Leutnants der herzoglich-weimarischen Armee, seit Anfang 1781 auf Staatskosten als Kadetten ausgebildet. Die Kriegskasse trug den Hauptanteil der laufenden Kosten von 100 Reichstalern ja¨hrlich. Ein Pensionsstock wurde u¨ber eine Nu¨rnberger Versicherung von der herzoglichen Kammer und der Weimarer Landschaftskasse u¨bernommen. Auf Anregung Goethes waren die Kinder im Fru¨hjahr 1785 zu Pflegeeltern gegeben worden (vgl. Gesuche des Kriegskommissionsvorsitzenden Goethe an Herzog Carl August, 5. Mai 1784 und 25. Februar 1785; Reskript Carl Augusts an die Kriegskommission, 8. Ma¨rz 1785; „Geheimde Cancley-Acta. Die Anlegung eines Capitals in die Nu¨rnberger zweyte LeibRenthen-Gesellschaft fu¨r die beyden Cadets von Mandelsloh betr‘.“; ThHStA, B 37673, Bl. 2–3 und Bl. 5–9, vgl. auch GJb XI [1890], 73–76). 147,2 bey H e r z e n ] Johann Georg Herz hatte als Lehrer an der Weimarer Freischule (Armenschule) und Inspektor des Waisenhauses in Weimar gewirkt, in dem die beiden von Mandelsloh untergebracht gewesen waren. Das Waisenhaus war Ende 1784 wegen nicht mehr zu tolerierenden Misssta¨nden in der Unterbringung und Behandlung der Zo¨glinge geschlossen worden. 147,3 bey L o s s i u s ] Zu dem Weimarer Kammerkanzlisten Johann Friedrich Loßius waren die beiden von Mandelsloh auf Vorschlag Goethes Ostern 1785 in Obhut gegeben worden (vgl. zu 147,1–2).
362
BRIEFE 234–236
147,5 Empfehle ich dir Ernst Stein] Der 18-ja¨hrige zweite Sohn von Charlotte von Stein hatte in Weimar eine Hofpagenausbildung durchlaufen und sollte noch eine Ausbildung zum Forstmeister absolvieren, die er aber wegen seiner fortgeschrittenen Erkrankung nicht mehr antreten konnte (vgl. zu 112,11). 147,5–6 du na¨hmst auch einmal Fritzen vor] Der dritte und ju¨ngste Sohn Charlotte von Steins, Friedrich von Stein, war damals 13 Jahre alt. Seit dem 25. Mai 1783 lebte er in Goethes Haus und wurde von ihm miterzogen. 147,10 Kr. Reg. Seeger] Kriegsregistrator Johann Georg Seeger; er war Kanzlist der Weimarer Kriegskommission. 147,11 in forma] Lat.: gema¨ß der Form, der Form entsprechend. 147,11–12 zu d e n A c k t e n ] Akten der Kriegskommission. yber die Versorgung und Ausbildung der Bru¨der Mandelsloh in den Jahren 1784–1792 hat sich eine Militaria-Akte erhalten: „Geheimde Cancley-Acta. Die Anlegung eines Capitals in die Nu¨rnberger zweyte Leib-Renthen-Gesellschaft fu¨r die beyden Cadets von Mandelsloh betr‘.“ (ThHStA, B 37673.) 147,13 vhß] Von (zu) Hause, d. h. nicht vom Dienst, von der Kanzlei aus.
234. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 6. Januar Æ1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief unter dem angegebenen Datum 6. Jan. 1785 (147,20) eingeordnet. Er ist aber erst ein Jahr spa¨ter geschrieben worden. Bei der Jahresangabe hat sich Goethe offensichtlich geirrt, wie gelegentlich zu Beginn eines neuen Jahres. Auch den Brief an Herder vom 6. Januar 1786 hatte er zuna¨chst auf 1785 datiert (vgl. Variante zu 147,13). Der 6. Januar 1785 hatte ganz im Zeichen eines gemeinsamen Abends mit dem Ehepaar Herder gestanden (vgl. Datierung zu Nr 2). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 1. – 1 Bl. 17,4610,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „12“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 3), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 139. WA IV 7 (1891), 157, Nr 2236. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
JANUAR 1786
363
147,17 Ich war fleisig] Welche Ta¨tigkeiten Goethe meint, ist nicht bekannt (vgl. zu 148,1). 147,20 1785] Versehentlich fu¨r ,1786‘. 235. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 7. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSAWeimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 74. – 1 Bl. 9,868 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „4“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 4), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 230. WA IV 7 (1891), 158, Nr 2237. BEI LAG E
Zettelgen (vgl. zu 147,21). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 147,21 Zettelgen das mir so zuwider ist] Nicht ermittelt. Fu¨r die ha¨ufig gea¨ußerte Annahme, es ko¨nne sich dabei um eine Abrechnung fu¨r aufgelaufene Kosten der Betreuung von Charlotte von Steins Sohn Friedrich handeln, der seit Ende Mai 1783 von Goethe miterzogen wurde, gibt es keine Belege (vgl. Du¨ntzer, GoetheStein, 574; Wahle, Goethe-Stein 2, 572; WA IV 7, 320; Petersen, Goethe-Stein 2 II, 675; Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 396; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 3, 148). 147,21 Noten] Anmerkungen (von lat. nota: Zeichen, Kennzeichen). Hier sind Anmerkungen zu dem Zettelgen (147,21) gemeint. 147,23 Heut Abend bin ich bey dir.] Ein Beleg fu¨r das abendliche Treffen im Hause der Freundin findet sich in Goethes Rechnungen, wonach fu¨r den 7. Januar 1786 eine Bierlieferung an die Adresse von Charlotte von Stein gegangen ist (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). 236. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 8. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 74. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr.,
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BRIEFE 237/238
egh., Tinte; oben links quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „5“; Rs. an den Seitenra¨ndern rote Siegelreste, untere rechte Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 5), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 230. WA IV 7 (1891), 158, Nr 2238. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 148,1 ein Gescha¨ffte] Welchem Gescha¨ffte Goethe an diesem Sonntag nachgehen wollte, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise arbeitete er an seinen literarischen Werken, so etwa am Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 110,11– 12), oder bescha¨ftigte sich mit naturwissenschaftlichen Studien, z. B. mit Beobachtungen am Mikroskop (vgl. zu 146,6–7). 148,3–4 Auf den Abend Æ:::æ den Hamlet durchzugehn] Belegt wird der angeku¨ndigte Besuch durch eine in den Rechnungen Goethes vermerkte abendliche Bierlieferung an die Adresse Charlotte von Steins (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). Mit Shakespeares „Hamlet“ hatte sich Goethe zuletzt auf der Reise nach Karlsbad Ende Juni/Anfang Juli 1785 auseinandergesetzt (vgl. zu 71,15–16). 237. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 10. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 74. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „6.“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 6), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 230 f. WA IV 7 (1891), 158, Nr 2239. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 10. oder 11. Januar 1786 (vgl. zu 148,15) ist nicht u¨berliefert. 148,7 resolvirt] ,Resolvieren‘ hier im Sinne von ,beschließen‘ (lat. resolvere: von Zweifeln befreien, lo¨sen). 148,7–8 die Wasser gros] Offensichtlich fu¨hrte die Saale Hochwasser. 148,8 den Effeckt der neuen Wasserbaue] Goethe war als Vorsitzender der
JANUAR 1786
365
Wegebaukommission auch fu¨r die Wasserla¨ufe verantwortlich. Seit 1783 arbeitete man oberhalb der Jenaer Rasenmu¨hle im Su¨dosten der Stadt an einer Flussbettverlegung der Saale mittels eines Durchstichs, um die angrenzende Nu¨rnberger Landstraße und die umliegenden Grundstu¨cke vor Hochwasser zu schu¨tzen. Nach dem großen Fru¨hjahrshochwasser im April 1785 waren die Arbeiten nochmals intensiviert worden (vgl. zu 46,7). Bereits am 26. November 1785 hatte Goethe der Herzoglichen Kammer mitgeteilt, dass fu¨r den bevorstehenden Winter weitere Baumaßnahmen zum Wasserschutz an der Saale bei Jena vorzunehmen seien (vgl. „Acta was auf die beschidene Anzeige, wegen Verwahrung der bey der RasenMu¨hle ohnweit Jena nahe an der Saale vorbeygehenden Landstraße ergangen betr‘: Anno 1783. 1784. 1785. 1788. 1789. 1790.“; ThHStA, B 9206 a, Bl. 84; Koch, Goethe-Jena, 126). Der im vorliegenden Brief angeku¨ndigte Besuch in Jena diente der Kontrolle der Baumaßnahmen wie zuvor schon der Aufenthalt vom 11. bis 15. Dezember 1785 (vgl. zu 132,18). Auch in den Folgejahren mussten am neuen Flusslauf immer wieder Pflege- und Ausbauarbeiten durchgefu¨hrt werden. 148,9 bey Stein ein leichtes Wa¨gelgen ausbitten] Charlotte von Steins Mann, Ernst Josias von Stein, war als herzoglicher Oberstallmeister fu¨r den Kutschenpark verantwortlich. Goethe ritt in der Regel nach Jena, zumindest wenn er allein reiste. 148,10 Ernsten nicht schadet] Ernst von Stein, der 18-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, litt wahrscheinlich an Knochentuberkulose, die sich insbesondere an seinen Beinen bemerkbar machte. 148,11 Ich will ihn abhohlen.] Ob Ernst von Stein mit nach Jena reisen konnte, ist nicht bekannt. 148,12 Abends bin ich wieder bey dir.] Goethe kehrte wahrscheinlich wie angeku¨ndigt noch am gleichen Tag nach Weimar zuru¨ck. Offensichtlich kam es am Abend auch noch zu einem Besuch bei Charlotte von Stein. Fu¨r den 10. Januar 1786 ist eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). 238. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 11. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 75. – 1 Bl. 14,1610 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „7.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 7), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 231. WA IV 7 (1891), 159, Nr 2240.
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BRIEFE 239/240
BEI LAG E
Brief vermutlich von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe (vgl. zu 148,18). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 148,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 148,15 das spatefru¨he Zettelgen] Das Zettelgen stammte wahrscheinlich vom fru¨hen Morgen des 11. Januar und war Goethe in den Dienstra¨umen im Fu¨rstenhaus zugestellt worden, die er erst am spa¨teren Vormittag aufgesucht haben du¨rfte, kurz vor der Fu¨rstlichen Hoftafel am Mittag, an der er an diesem Tag teilnahm (vgl. FB 1786, S. 11). 148,17 der letzte Theil von Schmidts Teutscher Geschichte] Seit 1779 erschien in Ulm „Michael Ignaz Schmidts Geschichte der Deutschen“, eine groß angelegte, umfassende Darstellung zur deutschen Geschichte. Schmidt war seit 1780 Leiter des kaiserlichen Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. Bis 1785 war das Werk auf 6 Ba¨nde angewachsen. Band 6 fu¨hrt den Titel „Von dem Schmalkaldischen Kriege bis an das Ende der Regierung Karl des Fu¨nften“, umfasst also die Jahre 1546 bis 1556 und wurde gleichzeitig als Band 1 der Reihe „Neuere Geschichte der Deutschen“ gefu¨hrt. Wahrscheinlich meinte Goethe diesen Band. 1786 kamen der Teil „Von Ferdinand I. bis Rudolph II.: Vom Jahre 1556 bis 1676“ als Band 7 der „Geschichte der Deutschen“ und Band 2 der „Neueren Geschichte der Deutschen“ sowie ein Band „Vollsta¨ndige Register“ hinzu. Das Werk wurde nach Schmidts Tod 1794 von anderen bis 1830 fortgefu¨hrt und umfasst insgesamt 27 Ba¨nde. Außerdem war in den Jahren 1783/84 in anderer Bandaufteilung bereits eine 2. Auflage der ersten fu¨nf Ba¨nde der „Geschichte der Deutschen“, die insgesamt 11 Ba¨nde umfassen sollte, in Mannheim und Frankenthal erschienen. 148,18 ein guter Brief vom Prinzen] Wahrscheinlich ist ein ju¨ngst eingetroffener Brief von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, dem ju¨ngeren Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig, gemeint, mit dem Goethe befreundet war und der ihn mo¨glicherweise in diesem Brief nach Gotha einlud, um am Hof seine literarischen Werke vorzustellen (vgl. zu 157,12). Nicht ganz auszuschließen ist aber auch, dass Friedrich Ferdinand Constantin Prinz von Sachsen-Weimar und Eisenach, der ju¨ngere Bruder des regierenden Herzogs Carl August, der in der kursa¨chsischen Armee in Querfurt diente, Absender des Briefes war.
JANUAR 1786
239. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 12. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 75. – 1 Bl. 13,7610,1 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „8.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 8), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 231. WA IV 7 (1891), 159, Nr 2241. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 149,1–2 bey meiner Ru¨ckkehr] Das Reiseziel ist nicht bekannt. Die immer wieder gea¨ußerte Annahme, Goethe sei wie schon am 10. Januar 1786 (vgl. 148,7) noch einmal in Angelegenheiten des Wasserschutzbaus nach Jena gereist, la¨sst sich nicht belegen. Die Besuche Goethes in der Stadt wurden regelma¨ßig in der „Jenaischen Zeitung“ angezeigt. Fu¨r den 12. Januar 1786 gibt es eine solche Nachricht nicht (vgl. Koch, Jena-Aufenthalte, 317). 240. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 14. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 75. – 1 Bl. 17,668,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „9.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 9), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 231. WA IV 7 (1891), 159, Nr 2242. BEI LAG EN
Zuckerwerck und Blumen (149,5). ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 149,7 deinem Bruder] Wahrscheinlich ist der weimarische Regierungsrat Carl von Schardt gemeint, der zwei Jahre ju¨ngere Bruder Charlotte von Steins, der mit seiner Frau Sophie zum erweiterten Freundeskreis Goethes geho¨rte.
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BRIEFE 241–243
241. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 15. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 76. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „10“; an den Seitenra¨ndern von Vs. und Rs. und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere rechte Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 10), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 232. WA IV 7 (1891), 160, Nr 2243. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 149,10). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 149,10 deines Gruses] Offensichtlich hatte Goethe schon am fru¨hen Morgen einen Brief von Charlotte von Stein erhalten, der nicht u¨berliefert ist. 149,12 Heute ordne ich] Es ko¨nnten Briefe, literarische Arbeiten, die Mineraliensammlung oder auch botanisches Sammelgut gemeint sein. 149,12 Abends in das Conzert] Sonntags fanden Musikabende am Weimarer Hof statt. Im Fourierbuch heißt es unter dem 15. Januar 1786: „Abends Æ:::æ war Cour u. Concert!“ (FB 1786, S. 15.) 149,13 ich sehe dich doch] Fu¨r den 10. Januar 1786 ist eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/ Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). 242. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 16. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 76. – 1 Bl. 19,569,8(–10) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „11“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 11), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 232. WA IV 7 (1891), 160, Nr 2244. BEI LAG EN
1) Zeitungen (vgl. zu 149,15).
JANUAR 1786
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2) Brief vermutlich von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 149,15). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 149,15 die Zeitungen] Mo¨glicherweise hatte Goethe Zeitschriften von Prinz August aus Gotha erhalten (vgl. zu 149,15). 149,15 einen Brief des Prinzen] Wahrscheinlich ist erneut ein Brief von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg aus den letzten Tagen gemeint. Bereits mit seinem Brief vom 11. Januar 1786 hatte Goethe wahrscheinlich einen Brief des Prinzen an Charlotte von Stein u¨bersandt (vgl. zu 148,18). 149,16 um zwo¨lfe spazieren] Gemeinsame Spazierga¨nge um die Mittagszeit fanden ha¨ufiger statt (vgl. zu 6,4). 150,1 kaum mehr Æ:::æ getrennt zu seyn] Seit Weihnachten 1785 klagte Goethe daru¨ber, die Freundin nicht mehr oft genug sehen zu ko¨nnen (vgl. zu 146,1). 243. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 17. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 76. – 1 Bl. 18,8612 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „13.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 12), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 232. WA IV 7 (1891), 160, Nr 2245. BEI LAG E
Brief von Knebel an die Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. zu 150,8). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 150,4–7 Gestern Abend Æ:::æ wird immer fehlen.] Wahrscheinlich bezieht sich Goethe auf eine weitere Orchesterprobe seines Singspiels „Scherz, List und Rache“. Am 23. Januar berichtet er dem Komponisten Philipp Christoph Kayser u¨ber fortdauernde Proben zu diesem Stu¨ck (vgl. 155,4–7). Nicht ganz auszuschließen ist aber auch, dass Goethe ein Konzert bei der Herzoginmutter Anna Amalia besucht hatte, wie Du¨ntzer annimmt: „Am Sonntag, dem 15., ordnet er zu Hause Æ:::æ. Am folgenden Abend ist er bei dem Konzert und der Tafel, welche
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BRIEFE 244/245
die Herzogin-Mutter gibt.“ (Du¨ntzer, Goethe und Karl August 1, 232.) Schließlich ka¨me auch noch in Betracht, dass Goethe an einer Zusammenkunft der Gesellschaft des ,Liebhaber-Theaters‘ am Weimarer Hof in Vorbereitung einer Komo¨dienauffu¨hrung am 22. April 1786 teilnahm (vgl. zu 135,15). 150,7 Bey Tafel] An der Hoftafel nahm Goethe an diesem Tag nicht teil (vgl. FB 1786, S. 17). Mo¨glicherweise ist die von Du¨ntzer erwa¨hnte Tafel bei der Herzoginmutter Anna Amalia gemeint (vgl. zu 150,4–7). 150,8 ein Brief von K. an die Herzoginn] Wahrscheinlich ein nicht u¨berlieferter Brief Knebels an die Herzoginmutter Anna Amalia, der mit einem ebenfalls nicht u¨berlieferten Brief Knebels an Goethe u¨berschickt worden war. Knebel hielt sich seit La¨ngerem in Mu¨nchen auf. – K. wurde von Goethe ha¨ufig als Abku¨rzung fu¨r den Namen des Freundes Knebel benutzt. 150,9 Imhof hat mir scho¨ne Mineralien geschickt.] Charlotte von Steins Schwager Carl von Imhoff war im Januar 1786 aus Mo¨rlach bei Nu¨rnberg nach Weimar u¨bergesiedelt: „Heute liesen sich der Herr von Imhof melden, solcher war zur Audienz und Tafel invitiret, wird auch nunmehro in Weimar bleiben.“ (FB [12. Januar] 1786, S. 12.) Goethe und Knebel hatten Imhoff, der in großen finanziellen Schwierigkeiten war, bei Herzog Carl August eine Apanage verschaffen ko¨nnen (vgl. zu 98,8–9). Wahrscheinlich hatte Imhoff dem passionierten Sammler Goethe zum Dank eine Suite mit Steinen aus Franken schicken lassen. 150,9–10 Diesen Abend komme ich.] Fu¨r den 17. Januar 1786 ist eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch 104,1). 244. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 17. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 77. – 1 Bl. 9,868 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „14“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 13), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 233 (Datierung: 18. Januar 1786). WA IV 7 (1891), 161, Nr 2246 (Datierung: 18. Januar 1786). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 150,13 reg. H.] Regierende Herzogin; Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach.
JANUAR 1786
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150,13 zur Tafel gebeten] Goethe nahm am 18. Januar 1786 mittags an der Fu¨rstlichen Hoftafel teil, zu der neben ihm und den drei Hofdamen der Herzogin, Marianne Henriette von Wedel, Adelaide von Waldner und Friederike von Riedesel, nur noch der Kammerherr Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich geladen war (vgl. FB 1786, S. 18). Herzog Carl August war seit dem 2. Januar 1786 verreist. Er hielt sich noch bis zum Ende des Monats am preußischen Hof in Berlin auf. Mo¨glicherweise hatte die Herzogin Goethe neue Nachrichten von Carl August aus Berlin mitzuteilen. Goethe erhielt die Einladung der Herzogin demnach schon am 17. Januar 1786. Der vorliegende Brief stammt wahrscheinlich vom Nachmittag oder Abend dieses Tages. 245. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 19. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 77. – 1 Bl. 16610 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „15.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 14), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 233. WA IV 7 (1891), 161, Nr 2247. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben Tag (vgl. zu 151,1). 150,16 Herders kommen Æ:::æ meine Liebste auch.] Charlotte von Stein sagte das Treffen mit Goethe und dem Ehepaar Herder ab (vgl. zu 151,1). Zu den ha¨ufigen Freundestreffen in dieser Zusammensetzung vgl. Datierung zu Nr 21. 150,17 Mikroscopische Betrachtungen] yber Goethes mikroskopische Untersuchungen vgl. zu 146,6–7. 150,18 Stein kommt doch auch.] Ernst Josias von Stein wurde gelegentlich auch zu den abendlichen Besuchsrunden bei Goethe eingeladen (vgl. 38,10). Da Charlotte von Stein die Einladung nicht wahrnahm, ist zu vermuten, dass auch ihr Ehemann fernblieb.
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246. An Charlotte von Stein
BRIEFE 246–248
ÆWeimar, 19. Januar 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 5. Mai (Nr 317) und vom 12. Mai 1786 (Nr 324) eingeordnet. Aus dem Inhalt des Briefes la¨sst sich aber mit großer Sicherheit schließen, dass er am 19. Januar 1786 geschrieben wurde. Er bezieht sich auf die Einladung zu einem gemeinsamen Abend mit Herders vom selben Tag, die Charlotte von Stein inzwischen abgelehnt hatte (vgl. zu 150,16). Die erwa¨hnte Reise nach Gotha trat Goethe am 24. Januar an (vgl. 151,1–3). Die anderen von Weimar aus unternommenen Reisen Goethes nach Gotha am 17. Dezember 1785 und am 17. Juni 1786 stehen hingegen in keinem nachweisbaren Zusammenhang mit einer Einladung wie hier. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 100. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „75.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 72), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 233. WA IV 7 (1891), 161, Nr 2248. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 151,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 151,1 daß du nicht kommst] Vgl. zu 150,16. 151,1–3 Weil ich H. vor meinem Gothaischen Absch.Æ:::æ kommen lassen] Goethe wollte die geplante Begegnung mit dem Ehepaar Herder nicht mehr verschieben, da Herder wahrscheinlich trotz einer anhaltenden Erkrankung die Einladung bereits angenommen hatte: „Einige Wochen ist unser ganzes Haus u. ich selbst krank gewesen Æ:::æ“ (Herder an Johann Georg Mu¨ller, vor dem 13. Februar 1786; HB 9, 377). Goethe selbst beabsichtigte, in den na¨chsten Tagen nach Gotha zu reisen, um dort u. a. seine neueren literarischen Arbeiten am Hofe zu pra¨sentieren (vgl. zu 157,12).
JANUAR 1786
247. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 20. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 77. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „16“; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „Hirher p. 100 N. 75.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 15), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 233. WA IV 7 (1891), 161 f., Nr 2249. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 151,6 schon] Flu¨chtig fu¨r ,scho¨n‘. 151,7 Belweder] Belvedere; herzogliche Schloss- und Parkanlage auf einer Anho¨he etwa 4 km su¨dlich von Weimar, die seit 1776 Herzogin Louise als Sommerresidenz diente. Im Gartenteil des Parks und in der Orangerie von Belvedere wurden auch exotische Pflanzen gezogen. 151,7 Reichardten] Der weimarische Hofga¨rtner und Garteninspektor Johann Reichert war seit 1778 verantwortlich fu¨r die Ga¨rten und Parkanlagen in Belvedere. Vgl. auch Goethes Wu¨rdigung Reicherts in „Schema zu einem Aufsatze die Pflanzenkultur im Großherzogtum Weimar darzustellen“ (LA I 9, 240). 151,7 botanica] Lat.: Botanisches, botanische Fragen. 248. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 22. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 78. – 1 Bl. 19,8613,7 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „17.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 16), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 234. WA IV 7 (1891), 162, Nr 2250. BEI LAG EN
1) Brief von Philipp Christoph Kayser (vgl. zu 151,11). 2) Brief Nr 250 (vgl. zu 151,11).
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BRIEFE 249/250
ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 151,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 151,11 Kaysers Brief und meine Antwort] Goethe hatte in einem ausfu¨hrlichen Brief vom 22. und 23. Dezember 1785 (Nr 217) dem Komponisten seines Singspiels „Scherz, List und Rache“, Philipp Christoph Kayser, eine Gesamteinscha¨tzung und ausfu¨hrliche Kritik der musikalischen Umsetzung der ersten zwei Akte gegeben, auf die Kayser in einem nicht u¨berlieferten Brief aus der ersten Januarha¨lfte 1786 antwortete (vgl. zu 152,5). Die Diskussion um die Partitur Kaysers wurde nun mit einem weiteren Brief fortgesetzt (Nr 250). Charlotte von Stein sollte u¨ber den Entstehungsprozess des Singspiels wie von Anfang an informiert bleiben. 151,13 Crystallwasser] Hydrat, eine Lo¨sung von (kristallinem) Salz in Wasser, von Goethe vermutlich als Medikament verwendet. Offenbar ku¨ndigte sich eine Erkrankung an (vgl. zu 157,1). 151,15 dein Zettelgen] Nicht u¨berliefert. 151,15–16 gern will ich Æ:::æ so lang es geht bey dir bleiben] Goethe und Charlotte von Stein blieben offenbar nach der gemeinsamen Ausfahrt noch zusammen. Fu¨r den 22. Januar ist eine Bierlieferung auf Rechnung Goethes an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1). 249. An Charlotte von Stein
Weimar, 23. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 78. – 1 Bl. 19,9611,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „18.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 17), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 234. WA IV 7 (1891), 162, Nr 2251. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 151,17 leid‘.] Leidlich. 151,17 will morgen reisen] Goethe war zu einem Besuch des Hofes in Gotha eingeladen worden, um dort u. a. seine neueren unvero¨ffentlichten literarischen Arbeiten vorzustellen (vgl. zu 148,18). Das Gothaer Fourierbuch zeigt unter dem 24. Januar 1786 an: „Dito sind der Herr Geh Rath von Go¨the ankommen.“ (FB Gotha 1786.)
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151,18–152,1 Hast du etwa Æ:::æ etwas von meinen dramatischen schrifften?] Im Fru¨hjahr 1782 hatte Goethe eine erste Fassung seines Dramas „Egmont“ weitgehend fertiggestellt (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 20. Ma¨rz 1782; WA IV 5, 284). Bereits am 18. August 1780 wurde in einer Liebhaberauffu¨hrung in Schloss Ettersburg eine kurz davor abgeschlossene erste Fassung von Goethes Lustspiel „Die Vo¨gel“ gespielt (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 18. August 1780; WA IV 4, 272). Beide Texte waren noch unvero¨ffentlicht, die Manuskripte offenbar in Charlotte von Steins Hand. Schon am 5. August 1780 hatte Goethe sie um das Manuskript der „Vo¨gel“ gebeten, die ich meiner Mutter schicken will. (WA IV 4, 269.) Auch die Abschrift einer fru¨hen Fassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ besaß Charlotte von Stein (vgl. zu 202,21–22). Welche anderen Stu¨cke sie noch verwahrte, la¨sst sich mit Sicherheit nicht sagen. Goethe wollte die Manuskripte mit nach Gotha nehmen (vgl. zu 157,12). 250. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 23. Januar 1786 ! ÆZu¨richæ
y B E R L I E F E RU N G
H: 1) Brief: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 2 Doppelbla¨tter 18,7(–18,9)6 27,9 cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; 2) Beilage: GMD Du¨sseldorf, Sign.: NW 972/1966. – 1 Bl. 18,869,7 cm, 4 Zeilen und Datumszeile mit Paraphe beschr., egh., Tinte. – Faksimile der Beilage: Galerie Gerda Bassenge. Auktion Nr 8. 1.–5. November 1966, T. II. Bu¨cher Autographen. Berlin 1966, S. 141, Nr 3548. E1 (Brief): Goethe und Kayser (1879), 29–34 (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/761]: 152,4–154,18 Sie haben mir meinen Æ:::æ ieder Zeit nachbringen.; 155,11–16 Daß Scapin im vierten Æ:::æ vor uns ha¨tten.; 155,18–33 Mit Erwin und Elmire Æ:::æ noch anbringen. pp.; 156,4–6 Auch ist mir Æ:::æ noch Leute genug.; 156,20–23 G Wegen der Prosodie Æ:::æ ieder lebendigen Kunst.). E2 (Beilage): Der Autographen-Sammler. Eine monatlich erscheinende Katalogfolge des Hauses J. A. Stargardt. Nr 2. Juli 1936. Nr 369 der Gesamtfolge. Berlin, S. 8, Nr 29 (Regest). E3: WA IV 7 (1891), 163–169, Nr 2252 (Brief; Eduard von der Hellen); WAN 1 (WA IV 51; 1990), 80, Nr 2252B (Beilage; Paul Raabe). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus der ersten Ha¨lfte des Januar 1786 (vgl. zu 152,5). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus der zweiten Ha¨lfte des Februar 1786 (vgl. zu 172,28) ist nicht u¨berliefert.
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BRIEF 250
152,4 meinen langen Brief] Goethes Brief an Kayser vom 22. und 23. Dezember 1785 (Nr 217). 152,5 Ihre Antwort] Nicht u¨berlieferter Brief Kaysers an Goethe aus der ersten Ha¨lfte des Januar 1786 (vgl. zu 142,10–11). 152,10 den ersten Ackt] Zur Komposition des 1. Akts von „Scherz, List und Rache“, insbesondere zur Arie Arm und elend soll ich sein Æ:::æ, hatte sich Goethe schon ausfu¨hrlich in seinen letzten beiden Briefen gea¨ußert (vgl. zu 137,1–2; zu 141,13). – Zum Singspiel insgesamt vgl. zu 46,10. 152,11 mit dem ganzen Stu¨cke durchsind] Eine erste Fassung der Gesamtpartitur lag Goethe Anfang Mai 1786 vor (vgl. zu 194,1). Eine u¨berarbeitete Fassung brachte Kayser Ende Oktober 1787 zu seinem Besuch Goethes in Rom mit. Die yberarbeitung dauerte aber noch bis Ende 1787 an (vgl. zu 47,26–27). 152,12 weiter dru¨ber reden] Zu einer Diskussion u¨ber die Partitur kam es nach der Fertigstellung der ersten Fassung nicht mehr (vgl. zu 194,9–10). Diese du¨rfte erst wa¨hrend Kaysers Besuch in Rom gefu¨hrt worden sein (vgl. zu 47,26–27). 152,23–24 mein na¨chstes] „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 138,29). 152,27–28 Zu viel Arbeit fu¨r drey Personen.] Goethe hatte dies Bedenken fast mit den gleichen Worten schon im Brief vom 20. Juni 1785 gea¨ußert (vgl. zu 69,20). 153,2 Su¨jet zu 3 Personen] Weiteres zu diesem Stu¨ckplan ist nicht bekannt. 153,4–5 Mein ho¨chster Begriff vom Drama ist rastlose Handlung] Seine damalige, an die aristotelische Dramentheorie angelehnte Auffassung vom Wesen des Dramas hatte Goethe den Helden seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ ganz a¨hnlich formulieren lassen: Er unterließ aber doch nicht seinen Lieblings Grundsaz aber, und abermals einzuscha¨rfen, daß im Drama die Handlung in so fern sie vorgeht und vorgestellt werden kann, die Hauptsache sey, Æ:::æ ia daß die Charaktere selbst nur in Bewegung, und durch Bewegung sich zeigen du¨rfen. (AA Wilhelm Meister, 97.) 153,6 zum musikalischen Drama zu u¨berdra¨ngt] Goethe hatte das Libretto nach dramatischem Muster entworfen und versucht, die Entwicklung der Konflikte und Figuren unmittelbar aus der Handlung selbst hervorgehen zu lassen, was eine yberforderung und yberfrachtung im Zusammenwirken von Musik, Gesang und theatralischem Spiel bewirkte. 153,7 endigt ich’s] Zur Entstehung des Singspiels vgl. zu 46,10. 153,9 Bravourstu¨ck] In der Musik Bezeichnung fu¨r ein besonders virtuoses Stu¨ck, das ho¨chste gesangstechnische Anforderungen stellt und einen effektvollen Vortrag verlangt. 153,14 s e d a t e r ] Ruhiger, gesetzter (lat. sedatus: ruhig, still). 153,25–26 Gluckens Composition] Gemeint ist Christoph Willibald Glucks Umarbeitung seiner franzo¨sischen Oper „Iphige´nie en Tauride“ von 1779 zu einem deutschen Singspiel, „Iphigenie auf Tauris“ (1781). Die ybertragung des
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franzo¨sischen Librettos von Nicolas Franc¸ois Guillard ins Deutsche hatte Johann Baptist von Alxinger besorgt. Melodik und Rhythmik der Stimmen wurden von Gluck an die neuen Erfordernisse von Sprachduktus, Versrhythmus und vera¨nderter Sinngliederung im Deutschen angepasst. Wenn notwendig, wurden auch Textkorrekturen vorgenommen, welche die Kongruenz von Dichtung und Musik gewa¨hrleisteten und dazu fu¨hrten, dass im Grunde eine neue Oper entstand. 153,32 Schlender] Nachla¨ssige Gewohnheit; in (unreflektiert) hergebrachter Weise (vgl. Grimm 9, 628 f.). 153,32–33 Compositionen der Klopstockischen Gedichte] „Klopstocks Oden und Lieder beym Klavier zu Singen in Musik gesetzt von Herrn Ritter Gluck“ (Wien 1785 oder 1786). – Die Sammlung entha¨lt Glucks Vertonungen von sieben Gedichten Klopstocks, u. a. von „Vaterlandslied“, „Die Sommernacht“ und „Die fru¨hen Gra¨ber“. 154,12 Rezitativstellen] Goethes Rezitative waren fu¨r Kayser von Anfang an eine besondere Herausforderung gewesen, weil deren Versrhythmus oft wechselte (vgl. zu 46,20). 154,22 Plan der neuen Oper] Goethe arbeitete bereits an einem neuen Singspiel, „Die ungleichen Hausgenossen“, das Kayser ebenfalls vertonen sollte (vgl. zu 138,29). Das Libretto wurde jedoch nicht fertiggestellt. Zu den u¨berlieferten Teilen, Skizzen und Entwu¨rfen Goethes vgl. WA I 12, 223–251 und 392–416. 154,27–29 Meisterma¨sig Æ:::æ den Parallelismus der Worte genutzt] Der erste Teil des Duetts Aus dem Becher, scho¨n verguldet Æ:::æ (vgl. zu 138,7– 8) zeichnet sich durch die Endreimgestaltung im Schema abbc / abbc aus, die den Versdialog stark bindet. Danach erfolgt ein Wechsel zu einer Reihung von parallel gebauten Satzellipsen und einfachen Hauptsa¨tzen in reimloser rhythmischer Prosa. 154,30 N i m m o n i m m ] Finalduett des 3. Akts zwischen Scapin und dem Doktor (vgl. WA I 12, 159–162, Vers 889–941; „No 23b Finale III“, in: Dechant, 290–313). Goethe hat hier die Endreimgestaltung aus dem Duett Aus dem Becher, scho¨n verguldet Æ:::æ leicht variiert wieder aufgegriffen. 154,32 beyde Scapinen auf dem Rollsessel hineinschieben] Abschlussbild des 3. Akts, in dem Scapine als vermeintliche Leiche von der Bu¨hne geschoben wird (vgl. WA I 12, 162). 154,33 stille! stille! fort! fort!] Der Schlussteil des Duetts, der zum letzten Bild gesungen wird: Nimm, o nimm die fu¨nf Zechinen!, Sachte sachte / Bring’ ich sie fort. // Stille, stille / Bringe sie fort! (Dechant, 313; vgl. auch WA I 12, 162). 154,34 das Final des ganzen Stu¨cks] Das Terzett Geh, Alter, geh zu Bette! Æ:::æ am Ende des 4. Akts, in dem Scapin und Scapine ob ihrer erfolgreichen List offen triumphieren (WA I 12, 174–180; „No 33b Finale Ultimo“, in: Dechant, 422–447). 155,3 w i r h a b e n i h n ] Die Schlusszeilen der Finalarie der Scapine im
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2. Akt (Ha! ha! ha! ha! Nur unverzagt Æ:::æ; vgl. zu 129,1): Wir haben ihn! / Er ist mit Haut und Haar gefangen. (WA I 12, 146, Vers 603 f.; Dechant, 158 f.) 155,3 g e f a n g e n , g e f a n g e n ] Schlusszeile von Scapines Finalarie, die Kayser sehr emphatisch, in doppelter Wiederholung komponiert hat. 155,4–5 G e r n i n s t i l l e n , nach dem Tanze dal segno wiederhohlt] yber die Arie vgl. zu 122,18. – Ital. dal segno: ab dem Zeichen (in der Partitur). In den verschiedenen Partiturhandschriften finden sich am Ende der Arie (vgl. z. B. Dechant, 116 und „Partitur 2. Akt“, H: GSA 32/125c und 32/125cc) unterschiedliche Anweisungen zu einer Wiederholung des ersten Adagioteils (vgl. WA I 12, 139 f., Vers 465–468 und Takt 1–39, in: Dechant, 104–110), bevor das Allegro und schließlich der Tanz beginnen. Ob Kayser dies von Anfang an oder erst nach Goethes Hinweis so komponiert hat, muss offenbleiben. 155,7 unsre Proben] Nachdem am 23. Dezember 1785 eine erste Orchesterprobe der ersten beiden komponierten Akte des Singspiels stattgefunden hatte, wurden die Proben auch im neuen Jahr fortgesetzt (vgl. zu 138,14–15). Die genauen Probentermine sind nicht bekannt. 155,11–12 Daß Scapin Æ:::æ sich der Za¨rtlichkeit na¨hert] So etwa zu Beginn des 4. Akts im Duett Es kommt mit leisen Schritten Æ:::æ (vgl. WA I 12, 164 f.; „No 25 Duetto“, in: Dechant, 322–343). Hier begegnet Scapin seiner Frau Scapine nach der geglu¨ckten List in ru¨hrend-liebevollem Tonfall. 155,14 Proteus artiges Ehpaar] Proteus: Meeresgottheit in der griechischen Mythologie, die jegliche Gestalt annehmen konnte. Goethe spielt auf die Verwandlungsfa¨higkeit Scapins und Scapines an, die in verschiedene Rollen schlu¨pfen. 155,17 i c h s a h i h n a n pp] Beginn des Schlussteils von Scapins Arie Arm und elend soll ich sein Æ:::æ aus der Mitte des 1. Akts. Scapin wechselt hier aus einem Rollenspiel in den erza¨hlenden Bericht, was Kayser musikalisch durch den Wechsel von einer Adagiopassage zu einem Allegro moderato charakterisiert (WA I 12, 124, Vers 126–129; Dechant, 31 f.). 155,18 Erwin und Elmire] Bei der Bearbeitung des Textes von „Erwin und Elmire“, das 1775 als ,Schauspiel mit Gesang‘ erschienen war, ersetzte Goethe die Figur der Olimpia, Elmires Mutter, und die des Familienfreundes Bernardo durch Rosa und Valerio, ein zweites Liebespaar neben Erwin und Elmire. 155,24–25 Von Claudinen bliebe auch nur was Æ:::æ interessant ist.] Bei der Umarbeitung des zweiten so genannten ,Schauspiels mit Gesang‘, „Claudine von Villa Bella“ (1776), die Goethe 1787/88 in Italien vornahm, wurde ebenfalls ein zweites Liebespaar eingefu¨hrt und die Handlung sta¨rker dramatisiert. Daru¨ber hinaus erfahren auch die Charaktere weitreichende Vera¨nderungen. 155,25–26 Dem Vater Æ:::æ Glauben an das Geister und Goldmacher Wesen] Herr von Villa Bella ist der Vater der Protagonistin Claudine von Villa Bella. Der Figur des Vaters gab Goethe bei der Umarbeitung des Stu¨cks zwar einen an-
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deren Namen, Alonzo statt Don Gonzalo, sonst aber ließ er den Charakter der Figur unvera¨ndert. Mit dem Geister und Goldmacher Wesen ist der zur damaligen Zeit aufblu¨hende Mystizismus gemeint, der nicht zuletzt durch die so genannte Halsband-Affa¨re gefo¨rdert wurde, die sich 1785/86 um die franzo¨sische Ko¨nigin Marie Antoinette, den Kardinal Louis Rene´ Rohan-Gue´mene´ und den betru¨gerischen Grafen Alexander von Cagliostro abspielte. Den Plan, dieses Thema aufzugreifen, fu¨hrte Goethe nicht aus. Es ging vielmehr in das Konzept einer Oper mit dem Titel „Die Mystificirten“ ein, aus welchem schließlich die Komo¨die „Der Groß-Cophta“ entstand. 155,27–28 Den Basko Æ:::æ Crugantino behielte seinen Charakter] Die Vagabundengestalt Basko wurde in der Neufassung zu einem Antihelden ausgebaut. Sein Gefa¨hrte Crugantino, der den Namen Rugantino erhielt, blieb charakterlich zwar unvera¨ndert, ru¨ckte aber sta¨rker ins Zentrum des dramatischen Konflikts, was seine Rolle im Stu¨ck insgesamt aufwertete. 155,28–29 Claudine u. Pedro] Die Hauptgestalten des Stu¨cks, das Liebespaar Claudine von Villa Bella und Pedro von Castellvecchio. 155,29–30 Die Nichten Æ:::æ mehr eingeflochten.] Diese Idee ist von Goethe nicht ausgefu¨hrt worden. In der Zweitfassung konzentriert er diesen Handlungsstrang auf eine Figur, Lucinde, die nun aber zusammen mit Rugantino, a¨hnlich wie Rosa und Valerio in der Singspielfassung von „Erwin und Elmire“, ein komplementa¨res Liebespaar zu Claudine und Pedro bildet. 155,30–31 Vagabunden Æ:::æ eckelhafft gemacht] Ra¨uber und Vagabunden waren in der zeitgeno¨ssischen Literatur popula¨r. Nach Goethes Auffassung aber war die Darstellung von wakern Vagabunden, edeln Ra¨ubern, großmu¨thigen Zigeunern, und sonst allerley idealisirtem Gesindel durch Nachbildungen, und Nachahmungen bis zum lberdruß getrieben worden; so heißt es im 15. Kapitel des 5. Buches von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“, das 1784 entstanden war (AA Wilhelm Meister, 316). 155,32–33 ma¨nnliche Chor, ein weibliches] In der Singspielfassung treten die Vagabunden um den Protagonisten Rugantino nur chorisch auf, wa¨hrend sie in der ersten Fassung als individuelle Sprecher noch in sta¨rkerem Maße Teil der Dramenhandlung sind. Einen weiblichen Chor hat Goethe nicht eingebaut. 156,1–2 lesen Sie doch das Stu¨ck sagen Sie mir] Ein Gedankenaustausch u¨ber die Stu¨cke „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ fand erst im perso¨nlichen Gespra¨ch zwischen Dichter und Komponist wa¨hrend Kaysers Romaufenthalt ab November 1787 statt. 156,5–6 In C‘. wu¨rde ich Æ:::æ den Pedro tha¨tiger machen] Die Figur des Don Sebastian von Rovero, eines Freundes und Beraters der Vaterfigur Don Gonzalo, gibt es in der Singspielfassung von „Claudine von Villa Bella“ nicht mehr. Pedro von Castellvecchio wird dort als Gefolgsmann des Ko¨nigs sta¨rker in einen gesellschaftspolitischen Hintergrund eingebettet.
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156,8 wenn unser erstes Stu¨ck fertig ist] Zur weiteren Kompositionsarbeit Kaysers vgl. zu 152,11. 156,9 ein Publikum suchen] Zu den Auffu¨hrungspla¨nen Goethes vgl. zu 129,10. 156,11 Re Teoodoro] Schreibversehen fu¨r ,Re Teodoro‘. – Kayser hatte die Partitur der Oper „Il re Teodoro in Venezia“ von Giovanni Paı¨siello im November 1785 von Goethe erhalten (vgl. zu 123,3). 156,18 schicken und schreiben balde] Die na¨chste Sendung mit Kaysers neuen Kompositionen zu „Scherz, List und Rache“ erhielt Goethe im Laufe der zweiten Februarha¨lfte 1786 (vgl. zu 172,28). 156,21 Prosodie] Lehre von der Behandlung der Sprache im Vers; in der Musik das Verha¨ltnis von Wort und Ton (griech. pqor{diŁ a: Zugesang, Betonung). Gemeint ist, dass im Gesang die Sprechbetonung von der musikalischen Betonung u¨berlagert wird. 156,24 Essai sur l Union de la poesie et de la musique.] Titel einer kunsttheoretischen Abhandlung von Franc¸ois J. de Chastellux (La Haye 1765). 156,25 Hamburger Unterhaltungen] Chastellux’ Abhandlung war 1769 auch in deutscher ybersetzung unter dem Titel „Versuch einer Vereinigung der Poesie und Musik. Aus dem Franzo¨sischen“ in der Hamburger Zeitschrift „Unterhaltungen“ erschienen (Bd 7. Stu¨ck 6, S. 523–539 und Bd 8. Stu¨ck 1, S. 24– 26). Goethe hatte sich mit dem Aufsatz offenbar bereits auseinandergesetzt. Die Hefte, die sich in Goethes Bibliothek befinden, weisen Bleistiftanstreichungen auf (vgl. Ruppert, 49, Nr 337).
251. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 24. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 79. – 1 Bl. 13,9618,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „19.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 18), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 234. WA IV 7 (1891), 170, Nr 2253. BEI LAG EN
1) Ein Schlu¨ssel (vgl. zu 157,3). 2) Ein Ring (vgl. zu 157,9).
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ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 157,1 gehe mit besserem Zutraun] Goethe, der sich in den vergangenen Tagen offenbar unwohl gefu¨hlt hatte (vgl. zu 151,13; 151,17), brach noch am selben Tag nach Gotha auf (vgl. zu 151,17). Mo¨glicherweise war der Reise eine ausfu¨hrliche Unterredung mit Charlotte von Stein vorausgegangen (vgl. zu 157,3). 157,3 Hier der Schlu¨ssel der alle deine Papiere beschliest.] Wahrscheinlich der Schlu¨ssel zu einer Kassette, in der Goethe Briefe und andere Schriftstu¨cke aufbewahrte, die von Charlotte von Stein stammten. Am 3. Februar 1786, einige Tage nach seiner Ru¨ckkehr von Gotha am 29. Januar, verlangte er den Schlu¨ssel zuru¨ck (vgl. zu 160,13). Vermutlich hatte Charlotte von Stein um Einsicht in die teilweise schon vor Jahren geschriebenen Briefe und Papiere gebeten, um Ru¨ckschau auf die Beziehung mit Goethe halten zu ko¨nnen. Zehn Jahre vorher, im Januar 1776, hatte ihr Briefwechsel begonnen, was Anlass fu¨r eine Bilanz bot. Ein halbes Jahr spa¨ter, am 23. Juli 1786, beauftragte Goethe von Karlsbad aus seinen Sekreta¨r Philipp Seidel, zwei Ka¨sten und ein Paket mit perso¨nlichen Papieren, Tagebuchnotizen, Manuskripten und Briefen, darunter solchen von Charlotte von Stein, zur sicheren Verwahrung auf das herzogliche Geheime Archiv zu bringen. Die Dokumente waren fu¨r Charlotte von Stein bestimmt, falls er von seiner geheim gehaltenen Italienreise nicht zuru¨ckkehren sollte (vgl. zu 221,13). 157,5 an der Operette kranck] Gemeint sind die Arbeiten an dem Libretto fu¨r das Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“, mit dem sich Goethe spa¨testens seit Anfang November 1785 wieder bescha¨ftigte (vgl. zu 110,11–12). Ab Dezember 1785 widmete er sich dem Thema intensiver, ohne die Arbeiten daran zu einem Abschluss fu¨hren zu ko¨nnen (vgl. zu 172,12). Eine letzte Arbeitsphase gab es noch einmal im Ma¨rz und April 1786 (vgl. zu 179,16–17; zu 187,2). Das Stu¨ck wurde nicht vollendet. 157,9 den Ring] Um welchen Ring es sich handelt, ist nicht bekannt. 252. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
Gotha, 26. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 80. – Doppelblatt 17,7621,2 (–21,5) cm, 3 1/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „20“; S. 4 am rechten Seitenrand quer zur Schreibrichtung egh. Nachschrift: 158,26–29 Ich komme Æ:::æ fahre fort. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 19), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 235–237. WA IV 7 (1891), 170–172, Nr 2254.
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BRIEF 252
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 157,10–11 Ich bin u¨ber Hoffen wohl] In den Tagen vor seiner Abreise nach Gotha war Goethe unpa¨sslich gewesen (vgl. zu 157,1). 157,11 Die Herzoginn] Maria Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg. 157,12 Des Abends wird gelesen] Goethe las aus seinen unvero¨ffentlichten Werken vor, vermutlich aus fru¨hen Fassungen der Dramen „Die Vo¨gel“, „Egmont“ und „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. zu 151,18–152,1). An den abendlichen Lesungen im Anschluss an die herzogliche Tafel nahmen vom 24. bis 26. Januar neben der Herzogin Maria Charlotte Amalie Prinz August und Superintendent Johann Benjamin Koppe teil sowie am 24. Januar auch Herzog Ernst II. Ludwig. Am 27. und 28. Januar traf sich Goethe nur mit dem Herzog und seinem Bruder, dem Prinzen (vgl. FB Gotha 1786). Vermutlich standen dabei vor allem politische Themen im Vordergrund. 157,13–14 mein ganzes Zimmer] Zwei Zimmer auf der so genannten Steinernen Galerie im Gothaer Schloss: „Dito sind der Herr Geh Rath von Go¨the ankommen. Haben bey Hofe auf der Stein Gallerie in Nr 7 u 8 logieret.“ (FB Gotha [24. Januar] 1786.) 157,16 Der Theater Calender] „Theater-Kalender, auf das Jahr 1786“. – Im Dezember 1785 war der Kalender von Heinrich August Ottokar Reichard im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha herausgegeben worden. 157,18 sein Gegenstand] Neben einigen kurzen theoretischen Aufsa¨tzen („Gedanken u¨ber das Schauspiel und den Schauspieler“, S. 23–28; „Abhandlung u¨ber den Nutzen, den das alte Trauerspiel aus seinen Cho¨ren hatte“, S. 29–37; „Ueber die Scha¨ferspiele“, S. 38–41) sowie Gedichten (S. 1–20), einer Biographie („Molie`re“, S. 49–65), Theateranekdoten (S. 66–78) und „Nachrichten von deutschen gesellschaftlichen Bu¨hnen“ (S. 85–92) bot der Gothaer „Theater-Kalender“ vor allem statistisches Material zur Situation der deutschen Theater und der Schauspielgesellschaften: „Verzeichniß einiger Mitglieder der deutschen Bu¨hne, nach ihrem Vornamen, Geburtsort und erstem Theaterjahr“ (S. 134–155), „Todesjahr“ (S. 156 f.), „Verzeichniß einiger inn- und ausla¨ndischen SchauspielerGesellschaften“ (S. 157–226), „Summa der theatralischen Schriften dreyer Leipziger Messen: Michael 1784, Ostern und Michael 1785“ (S. 227–236). 157,21 umsta¨nd‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,umsta¨ndlich‘. 157,22 desolantesten] Desolant: Trostlos, schwer ertra¨glich (vgl. GWb 2, 1154). 157,22–23 ein Etat aufgestellt] Gemeint sind die Verzeichnisse und Statistiken im Gothaer „Theater-Kalender“ (vgl. zu 157,18). 157,24 Fache das mich ietzt interessirt] Gemeint ist das Musiktheater, insbesondere das Genre des Singspiels und der Oper. Goethe arbeitete gerade am Libret-
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to „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 157,5) und war mit der Einstudierung der Musik von Philipp Christoph Kayser zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ bescha¨ftigt (vgl. zu 46,10; zu 47,26–27). Der Gothaer „Theater-Kalender auf das Jahr 1786“ bot keinerlei spezielle Informationen zum aktuellen Musiktheater in Deutschland. 158,1 Meine arme angefangne Operette] „Die ungleichen Hausgenossen“. 158,6 Lyrische Theater] Gemeint ist das Musiktheater. Weiter vgl. zu 138,21. 158,7 Der gute Kayser] Goethes Jugendfreund Philipp Christoph Kayser lebte als Musiklehrer in Zu¨rich und komponierte gerade Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 157,24). 158,8 diese barbarische Sprache] Deutsch im Gegensatz zum Italienischen als der klassischen und immer noch tonangebenden Opernsprache. In ganz a¨hnlicher Weise hatte Goethe das Italienische schon fru¨her gegenu¨ber dem Freund und Komponisten Philipp Christoph Kayser pra¨feriert: Ko¨nnte ich nur um Ihrentwillen meine Sprache zur Italia¨nischen umschaffen Æ:::æ (139,9–10). Spa¨ter forderte er Kayser sogar zum Erlernen der italienischen Sprache auf, da er Deutsch als Opernsprache nicht fu¨r geeignet hielt: Noch eins, wie steht es mit dem Italia¨nischen? lben Sie Sich fleisig in dieser einzigen Sprache des Musikers. (174,17–18.) 158,9 Pariser Theater Almanac] Gemeint ist wahrscheinlich der seit 1751 erscheinende franzo¨sische Theater-Kalender „Almanach des spectacles de Paris, ou Calendrier historique et chronologique des the´aˆtres pour l’anne´e 1786“ (Paris 1785. – Almanach der Schauspiele von Paris, oder historischer und chronologischer Kalender der Vorstellungen im Jahr 1786). Auch dieser Kalender-Almanach bot in erster Linie Informationen u¨ber die verschiedenen Theater und Opern in Paris, zu den Dramatikern und Librettisten, zu neuen Stu¨cken und Auffu¨hrungen und vor allem zu Schauspielern, Sa¨ngern und Musikern. 158,11 Seckendorfs Prolog des Improvisatore] Das Huldigungsgedicht „Zur Feyer des dreyfachen Geburtsfestes. Prolog, vom Freyherrn von Seckendorff, gesprochen im Namen der Bellomoischen Gesellschaft, von Weimar. Weimar, den 3ten Februar 1784“ (Theater-Kalender, auf das Jahr 1786, Gotha o. J. [1785], S. 3–8). Verfasser war der im April 1785 verstorbene ehemalige Weimarer Kammerherr Carl Friedrich Sigismund Freiherr von Seckendorff, der sich mit Dichtungen und Arrangements immer wieder an die Spitze des ho¨fischen ,Liebhaber-Theaters‘ in Weimar gestellt hatte. Das abgedruckte Gedicht ist als komischer Rollenvortrag eines eitlen Bologneser „Improvisatore“ (S. 3), eines Stegreifku¨nstlers, geschrieben, der mit seiner Lebensgeschichte als wandernder Musiker, Ta¨nzer und schließlich Schauspieler prahlt. Gewidmet war es dem Ereignis von drei kurz aufeinander folgenden Geburtstagen in der Weimarer Herzogsfamilie im Winter 1784: Regierende Herzogin Louise (30. Januar 1784; 27 Jahre), Erbprinz Carl Friedrich (2. Februar 1784; 1 Jahr) und Prinzessin Louise (3. Februar 1784; 5 Jahre).
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BRIEF 253
158,12 Vulpies Lob Gedichte auf H‘. Kurz und Mad. Ackerm.] Die kurzen Preisgedichte „An Herrn C. F. K. Kunst, als Klavigo. Weimar 1785“ (ebd., S. 13 f.) und „An Madame Ackermann als Ophelia. Weimar am 30. April 1785“ (ebd., S. 14) von Christian August Vulpius, Goethes spa¨terem Schwager, damals 23-ja¨hrigem Student der Rechte. Vulpius lobt die Schauspielkunst von CÆhristianæ FÆriedrichæ KÆarlæ Kunst und Sophie Ackermann, Mitgliedern der Theatertruppe des Joseph Bellomo. Der Schauspieler Kunst, nicht Kurz, wie Goethe versehentlich schreibt, war erst zur neuen Spielzeit im Herbst 1784 zur bellomoschen Truppe gestoßen und hatte sie schon Ostern 1785 wieder verlassen (vgl. Pasque´ 2, 296). Er spielte die Titelrolle in Goethes Drama „Clavigo“, das in Weimar am 3. Februar 1785 Premiere hatte (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). Sophie Ackermann geho¨rte der bellomoschen Truppe seit Anfang 1784 als Sa¨ngerin und Schauspielerin an. Sie sang „erste und zweite Liebhaberinnen in der Oper“ und war fu¨r die Besetzung der ersten „Liebhaberinnen im Lust- und Trauerspiel“ vorgesehen (Pasque´ 2, 279). So spielte sie auch die Rolle der Ophelia in der Weimarer Inszenierung von Shakespeares „Hamlet. Prinz von Da¨nemark“ in der Fassung von Friedrich Ludwig Schro¨der, die am 30. April 1785 Premiere hatte und danach erneut am 17. Mai und am 20. Oktober 1785 gegeben worden war (vgl. Theaterzettel Weimar 1785). 158,12–13 ein Prolog von Kotzebue auf dem Jen. Bubentheater] „Prolog gehalten auf dem Jenaischen Privattheater, im Oktober 1780“ (Theater-Kalender, auf das Jahr 1786, Gotha o. J. [1785], S. 9–11) von August von Kotzebue, dem spa¨ter so erfolgreichen Dramatiker und Schauspieler. Die Verse des damals 19-ja¨hrigen Jurastudenten galten der Ero¨ffnung eines Studententheaters in Jena. 158,14–15 Mit den Exkrementen der Weimarischen Armuth Æ:::æ Miserie.] Die von Goethe zuvor erwa¨hnten trivialen Theater-Gedichte in Reichards Gothaer „Theater-Kalender“ verband ein mehr oder minder starker Bezug auch zum Weimarer Theater, wodurch sich indirekt in Goethes Augen dessen seichte und unterentwickelte Verfassung widerspiegelte, die wiederum auf die desolate Situation des Theaters in Deutschland insgesamt hinwies. – Der Schriftsteller und Publizist Heinrich August Ottokar Reichard aus Gotha war ein enger Vertrauter von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg und seit 1780 Leiter der Gothaer Hofbibliothek. 1775 bis 1779 hatte er als Direktor dem ehemaligen Gothaer Hoftheater vorgestanden. 158,17 Ich lese nun meine Sachen hier vor] Vgl. zu 157,12. 158,18–19 gegen den Prinzen] August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, der ju¨ngere Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig. Goethe war mit dem kunstsinnigen Prinzen befreundet. 158,19 brav] Hier im Sinne von ,treu‘, ,verla¨sslich‘ (vgl. auch GWb 2, 869 f.). 158,20 Kranck] Hier im geistig-seelischen Sinne gemeint: ,krankhaft‘, ,u¨bersteigert‘ (vgl. GWb 5, 692, 697).
JANUAR 1786
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158,23 G.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Gotha‘. 158,25 Stein] Ernst Josias von Stein. 158,25 Fritz] Friedrich von Stein. 158,26 Ich komme wohl erst Sonntag Abends] Aus Ho¨flichkeit gegenu¨ber dem Gothaer Generalsuperintendenten Johann Benjamin Koppe verschob Goethe seinen urspru¨nglichen Abreisetermin aus Gotha um einen Tag auf Sonntag, den 29. Januar 1786, um noch am sonnta¨glichen Kirchgang teilzunehmen: „1 Uhr sind der H Geh Rath von Go¨the wieder abgereisset.“ (FB Gotha 1786.) 158,26–27 der Gen. Sup. Æ:::æ alle Mittag und Abend da] Der Generalsuperintendent Koppe hatte seit Goethes Ankunft in Gotha am Nachmittag des 24. Januar 1786 sowohl an den mitta¨glichen wie meistens auch an den abendlichen Tafelrunden der Herzogsfamilie teilgenommen, zu denen jeweils auch Goethe geladen war (vgl. FB Gotha 1786). 253. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 30. Januar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 81. – 1 Bl. 14,3(–14,5)68,2 (–8,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „21.“; am rechten Seitenrand rote Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 20), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 237. WA IV 7 (1891), 172, Nr 2255. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 159,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 159,1 nichts von deinem Befinden] Goethe war am Vortag, dem 29. Januar, wahrscheinlich erst gegen Abend aus Gotha zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 158,26). Charlotte von Stein hatte ihn offensichtlich am Morgen mit einem Brief und einem Fru¨hstu¨ck (159,6) willkommen geheißen. 159,2 dich zu sehen] Goethe traf wahrscheinlich am Abend mit Charlotte von Stein in deren Wohnung zusammen. Fu¨r den 30. Januar 1786 ist eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse Charlotte von Steins belegt (vgl. GR/ Belege 1786, 1, Bl. 28; vgl. auch zu 104,1).
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BRIEF 254
254. An Friedrich Heinrich Jacobi ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 15. und 31. Januar 1786æ ! ÆDu¨sseldorfæ DAT I ERUNG
Goethes Bestellung der Litteratur Zeitung (159,7) bezog sich auf die Jenaer „Allgemeine Literatur-Zeitung“, in der am 2. und 9. Januar (Nr 1 und Nr 7) eine Rezension zu „Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes“ (Berlin 1785), einer Gegenschrift zu Jacobis „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785), vero¨ffentlicht worden war. Jacobi hatte Goethe in einem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 15. Januar 1786 um die Zusendung der entsprechenden Nummern der Zeitung gebeten (vgl. zu 159,7). Herzog Carl August befand sich noch in Berlin (vgl. zu 159,19); er kehrte am 1. Februar 1786 zuru¨ck (vgl. FB 1786, S. 31). Der vorliegende Brief ist demzufolge wahrscheinlich zwischen dem 15. und 31. Januar 1786 geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2692. – Doppelblatt 17,6(–17,8) 621,2(–21,5) cm, 1 1/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Vermerk von fremder Hd, rote Tinte, lat. Schrift: „Goethe. Februar 1786.“; S. 4 oben Mitte Vermerk von fremder Hd, Tinte, lat. Schrift: „Goethe. Febr. 1786.“ E: Goethe-Jacobi (1846), 102, Nr 41 (Datierung: Februar 1786). WA IV 7 (1891), 173, Nr 2256. BEI LAG E
Eine Rechnung (vgl. zu 159,9). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 15. Januar 1786 (vgl. zu 159,7). – Ein Antwortbrief Jacobis ist nicht bekannt. 159,7 Deinen Brief] In einem Brief vom 14. und 15. Dezember 1785 war Jacobi von Johann Georg Hamann davon unterrichtet worden, dass die Jenaer „Allgemeine Literatur-Zeitung“ plane, eine Rezension zu „Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes“ zu vero¨ffentlichen (vgl. JB I 4, 280). Sie erschien anonym am 2. und 9. Januar in Nr 1 und Nr 7 (Sp. 1–6 und Sp. 49–56) der Zeitung. Jacobi hatte entweder schon wa¨hrend dieses Vero¨ffentlichungszeitraumes oder unmittelbar danach Goethe in einem Brief um die Zusendung der entsprechenden Nummern der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ gebeten. Ein Eintrag in Goethes Rechnungsbu¨chern unter dem 20. Januar 1786 besta¨tigt, dass er den Auftrag besorgte: Allgemeine Litteraturzeitung fu¨r Geh.
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R. Jakobi. (GR/RB 1786, 1, Bl. 12.) Der nicht u¨berlieferte Brief Jacobis ist also wahrscheinlich zwischen dem 1. und 15. Januar 1786 verfasst worden. 159,7 die Litteratur Zeitung] Gemeint ist die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ vom 2. und 9. Januar 1786, um deren Besorgung Jacobi Goethe in seinem Bezugsbrief gebeten hatte (vgl. zu 159,7). 159,9 Rechnung] Die Rechnung ist nicht u¨berliefert. yber Gegenstand wie geschuldete Summe ist nichts bekannt. 159,11–12 Wieland hat Æ:::æ Bedencken die Recension einzuru¨cken] Mit seinem Brief vom 13. und 14. Dezember 1785 hatte Jacobi Goethe eine Rezension seiner Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ u¨berschickt, die er von Matthias Claudius bekommen hatte, der vergeblich versuchte, sie in der „Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten“ unterzubringen. Jacobi bat Goethe zu pru¨fen, ob er andere Vero¨ffentlichungsmo¨glichkeiten sehe, etwa in Wielands Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ (vgl. JB I 4, 275). yber die Gru¨nde fu¨r Wielands Ablehnung ist nichts Na¨heres bekannt. 159,12 also ists recht gut] Wahrscheinlich mit Bezug darauf, dass die Anzeige von Jacobis Schrift im Dezember 1785 doch noch von Claudius in der „Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten“ untergebracht worden war (vgl. Jacobi an Hamann, 30. Dezember 1785; JB I 4, 307). 159,13 Mendelsohns Todt] Moses Mendelssohn war am 4. Januar 1786 im Alter von 56 Jahren in Berlin gestorben. Er war Jacobis Hauptwidersacher im so genannten Spinozastreit (vgl. zu 192,7). Indirekt wurde Jacobi eine Mitschuld an dem plo¨tzlichen Ableben Mendelssohns unterstellt, was zu einer weiteren Zuspitzung der Auseinandersetzungen fu¨hrte (vgl. zu 192,11–12). 159,13 hat war] hat versehentlich nicht gestrichen. 159,14 fu¨r den Todten fechten] Unmittelbar nach Mendelssohns Tod am 4. Januar 1786 war eine Vielzahl meist kritischer Rezensionen zu Jacobi und dem Spinozastreit erschienen (vgl. die ybersicht in: Kurt Christ: Jacobi und Mendelssohn. Eine Analyse des Spinozastreits. Wu¨rzburg 1988, S. 138–148). 159,16 was was] Versehentliche Wiederholung. 159,16–17 deine Schrifft und M. Betragen] Jacobis Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785). Mendelssohn hatte darauf mit „Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes“ (Berlin 1785) geantwortet (vgl. zu 124,5). 159,19 Der Herzog ist nach Berlin] Herzog Carl August war am 2. Januar in Fu¨rstenbundangelegenheiten an den preußischen Hof nach Berlin gereist (vgl. zu 120,16). 159,20 Der abgelebte Lo¨we Æ:::æ seegnen.] Der preußische Ko¨nig Friedrich II., Großonkel Carl Augusts, feierte am 24. Januar 1786 seinen 74. Geburtstag. Er starb nur einige Monate spa¨ter am 17. August 1786 nach 45 Thronjahren.
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BRIEFE 255/256
159,21 Der Fu¨rstinn hab ich geschrieben und etwas geschickt.] Gemeint sind Goethes Brief an Amalia Fu¨rstin von Gallitzin wahrscheinlich vom 4. Dezember 1785 sowie die Beilagen dazu, ein Portra¨t Goethes und eine Zeichnung Charlotte von Steins (vgl. zu 130,5). 159,21–22 Sende mir doch was sie von Fr. v. Stein schreibt] Amalia Fu¨rstin von Gallitzin und Charlotte von Stein hatten sich wa¨hrend des zweiten Weimar-Aufenthaltes der Fu¨rstin wahrscheinlich am 20. Oktober 1785 kennen gelernt (vgl. zu 105,14–15; zu 105,22). Jacobi entsprach der Bitte Goethes mit der ybersendung eines Briefes der Fu¨rstin an ihn (vgl. zu 187,20). 255. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 81. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „22“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 21), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 237. WA IV 7 (1891), 174, Nr 2258. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben Tag (vgl. 160,5). 160,2 dich heute nicht sehen] Fu¨r die Hofgesellschaft war am Abend „Cour und Conc. im Palais“ (FB 1786, S. 31), woran Charlotte von Stein vermutlich teilnahm. Am fru¨hen Abend kehrte Herzog Carl August von einem vierwo¨chigen diplomatischen Besuch am preußischen Hof in Berlin und Potsdam zuru¨ck: „Heute Abend nach 5 Uhr kamen Durch‘. Herzog bey ho¨chsten Wohlseyn von der Reise zuru¨ck Æ:::æ“ (vgl. ebd.). Bei den Verhandlungen in Berlin war es in erster Linie um die weitere Strategie des Fu¨rstenbundes gegangen, dem das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach seit dem 29. August 1785 angeho¨rte. Goethe war Carl Augusts Vertrauter und Berater in Fu¨rstenbundangelegenheiten. Mo¨glicherweise hatte Carl August Goethe schon fu¨r den Abend seiner Ru¨ckkehr zu sich rufen lassen. 160,2 meine Abwesenheit] Der Aufenthalt am Gothaer Hof vom 24. bis 29. Januar 1786 (vgl. zu 157,1; zu 158,26). 160,4 arbeiten und rechnen] Goethe ließ u¨ber sein Einkommen und u¨ber die Ausgaben in seinem Haushalt exakt Buch fu¨hren. Fu¨r jedes Jahr wurden Rech-
FEBRUAR 1786
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nungsbu¨cher mit monatlichen Aufstellungen u¨ber Einnahmen und Ausgaben angelegt, die Goethe regelma¨ßig kontrollierte (vgl. z. B. GR/RB 1786, 1–5). 256. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 1. und 3. Februar 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 1. Februar (Nr 255) und vom 3. Februar 1786 (Nr 257). Im Brief ist von einem Besuch Wielands die Rede, bei dem u¨ber Goethes „Iphigenie auf Tauris“ und Wielands „Alceste“ gesprochen werden sollte. Ein solches Gespra¨ch kann im Zusammenhang mit einer geplanten Auffu¨hrung der Gesellschaft des ,Liebhaber-Theaters‘ am 22. April 1786 stattgefunden haben, deren Vorbereitung wohl bereits seit Ende Januar 1786 im Gange war (vgl. zu 150,4–7). Zuna¨chst war geplant, „Iphigenie“ oder „Alceste“ aufzufu¨hren. Gegeben wurde schließlich Friedrich Hildebrand von Einsiedels Lustspiel „Der Schmuck oder Abenteuer auf Reisen“ (H: GSA 14/10, anonym erschienen unter dem Titel „Die Abenteuer auf Reisen“ [Wien 1787]; vgl. dazu auch „Gesellschaftliche Theater zu Weimar“, in: Theater-Kalender, auf das Jahr 1787, Gotha [1786], S. 86–89). Nicht ganz auszuschließen, wenn auch weniger wahrscheinlich ist, dass die Unterredung erst Ende Juni 1786 stattfand, als Goethe die „Iphigenie“ in Versform bringen wollte und dafu¨r Wieland um Rat fragte. – Bisher wurde der Brief unterschiedlich datiert. Scho¨ll setzt ihn auf den 5. oder 6. Februar 1786 (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 238). Fielitz datiert den Brief unter Hinweis auf die Zusammenarbeit Goethes mit Wieland bei der „Iphigenie“Umarbeitung auf den Zeitraum zwischen dem 28. und 30. Juni 1786 (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 326). Du¨ntzer, Wahle, Petersen und Fra¨nkel wiederum beziehen sich auf den Zusammenhang mit der Auffu¨hrung des ,Liebhaber-Theaters‘ am 22. April und ordnen den Brief Mitte April 1786 (vgl. Du¨ntzer, GoetheStein, 587; Wahle, Goethe-Stein 2, 215; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 242) oder in den Zeitraum zwischen dem 29. Ma¨rz und 8. April 1786 ein (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 329; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 148). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 81. – 1 Bl. 16,4(–16,6)68,3 cm, 3 /4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „24“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 23), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 238. WA IV 7 (1891), 232, Nr 2330.
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BRIEFE 257/258
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 160,8 meine Orest Maske] Anspielung auf Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“. In der Urauffu¨hrung der ersten Fassung des Stu¨cks vor dem Weimarer Hof am 6. April 1779 hatte Goethe den Orest gespielt. 160,8–9 wird der Alceste aufgeopfert werden] Wielands Singspiel „Alceste“ (Leipzig 1773). Mit der ,Aufopferung‘ ist wahrscheinlich gemeint, dass Goethes „Iphigenie auf Tauris“ bei der ,Liebhaber-Auffu¨hrung‘ Wielands „Alceste“ weichen sollte (vgl. Datierung). 257. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 82. – 1 Bl. 18,7611,4 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „25.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 24), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 237. WA IV 7 (1891), 175, Nr 2259. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben Tag (vgl. 160,11). 160,11 die Gesellsch.] Mo¨glicherweise ist eine gesellige Runde bei der Herzoginmutter Anna Amalia gemeint oder ein Zusammentreffen mit Verwandten Charlottes, etwa ihrer Schwester Louise von Imhoff und ihrer Schwa¨gerin Sophie von Schardt. 160,13 Schicke mir den Schlu¨ssel] Vor seiner Reise nach Gotha am 24. Januar 1786 hatte Goethe Charlotte von Stein den Schlu¨ssel zu einer Kassette u¨bergeben, die Briefe und perso¨nliche Papiere von Charlotte von Stein enthielt (vgl. zu 157,3). 258. An Jacob Friedrich von Fritsch y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 4. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,8628 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 7 (1891), 176 f., Nr 2261 (Eduard von der Hellen).
FEBRUAR 1786
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BEI LAG E
Aufsatz von Johann Georg Batsch (vgl. zu 161,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 160,17 iungen Batsch] Dem erst 24-ja¨hrigen Mediziner, Botaniker und Naturhistoriker August Johann Georg Carl Batsch war bereits wa¨hrend seines Studiums in Jena eine finanzielle Beihilfe von Carl August bewilligt worden (vgl. ThHStA: Registrande des Geheimen Consiliums. Eintrag vom 15. Ma¨rz 1777). Nach Beendigung seiner Studien wurde Batsch auch eine Zeit lang als Kustos der Gra¨flich-Reußischen Naturaliensammlung nach Ko¨stritz berufen. Goethe hatte Batsch im Winter 1785/86 beim Schlittschuhlaufen perso¨nlich kennen gelernt und dessen Denkweise als seinen Wu¨nschen und Forderungen ho¨chst angemessen empfunden, wie er noch in seinem Aufsatz „Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“ von 1831 betonte (LA I 10, 326). Goethe setzte sich fu¨r eine Anstellung Batschs an der Universita¨t Jena ein, die noch im Jahr 1786 erfolgte (vgl. zu 161,6). 160,17 Ew Exzel‘] Eurer Exzellenz (vgl. zu 41,13). 161,1 Beyliegender Æ:::æ Aufsatz] Wahrscheinlich handelte es sich um den 1786 von Batsch in Jena vero¨ffentlichten Aufsatz u¨ber die Ergebnisse seiner Dissertation: „Dispositio generum plantarum Jenensium secundum Linnaeum et familias naturales, quam speciminis inauguralis loco extulit“ (Die systematische Darstellung der Jenaer Pflanzenarten gema¨ß den biologischen Klassifizierungen von Linne´, die er [Batsch] als Antrittswerk vorgelegt hat). Nicht ganz auszuschließen ist auch, dass der ebenfalls 1786 von Batsch in Jena herausgegebene Aufsatz „Naturgeschichte der Bandwurmgattung u¨berhaupt und ihrer Arten insbesondere“ beilag. 161,6 in den Gang des Akademischen Lebens] Batsch wurde 1786 Privatdozent in Jena und las u¨ber Naturkunde, Botanik und Elektrizita¨tslehre. Im Dezember 1786 beantragte er seine Ernennung zum außerordentlichen Professor der Medizin, die im Januar 1787 ausgesprochen wurde (vgl. Universita¨tsarchiv Jena, Sign.: A 546). 161,8 Plan zu einem botanischen Garten] Der Plan, auf dem Gela¨nde des Fu¨rstengartens in Jena einen neuen botanischen Garten anzulegen, war bereits 1771 von der medizinischen Fakulta¨t in Jena entwickelt, aber infolge personeller Vera¨nderungen in der Fakulta¨tsleitung nicht weiter verfolgt worden. Da der fu¨r das Fachgebiet der Botanik zusta¨ndige Lehrstuhlinhaber, Christian Gottfried Gruner, die Errichtung neuer Institute und Kliniken an der Universita¨t prinzipiell ablehnte und den vorhandenen kleinen Garten der medizinischen Fakulta¨t im Jenaer Kollegienkomplex fu¨r ausreichend hielt, plante Goethe, den neuen botanischen Garten unabha¨ngig von der Universita¨t als Einrichtung des Weimarer Hofes auf herrschaftlichem Gela¨nde einzurichten.
392
BRIEF 259
161,11 ein Theil des Fu¨rstengartens] Diese Briefstelle ist der erste Beleg fu¨r Goethes Projekt eines botanischen Gartens auf dem Gela¨nde des Fu¨rstengartens in Jena, des heutigen Botanischen Gartens der Friedrich-Schiller-Universita¨t Jena (vgl. Irmtraut Schmid: Die naturwissenschaftlichen Institute bei der Universita¨t Jena unter Goethes Oberaufsicht. Diss. Berlin 1979, S. 13). Es wurde 1794 verwirklicht. 161,13–14 was Æ:::æ an Pflanzen zerstreut ist versammelte] Vor der Gru¨ndung des herzoglichen botanischen Gartens in Jena 1794 wurden vor allem im Garten von Schloss Belvedere bei Weimar mit seiner Orangerie Pflanzen zu Studienzwecken und botanischen Experimenten gesammelt. 161,16–17 der junge Dietrich Æ:::æ Hofga¨rtner Reichardt in die Lehre gethan] Goethe hatte den erst 20-ja¨hrigen Friedrich Gottlieb Dietrich aus Ziegenhain am 20. Juni 1785 bei einem Spaziergang in der Umgebung Jenas kennen gelernt und ihn im Sommer 1785 auf seine Badereise nach Karlsbad mitgenommen. Dietrich, ein Kra¨uter- und Pflanzensammler, besaß weitreichende botanische Kenntnisse (vgl. dazu auch Goethes Charakteristik in: „Der Verfasser teilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“; LA I 10, 324–326). Anschließend erhielt er auf Goethes Vermittlung hin die erwa¨hnte Ga¨rtnerausbildung in Weimar. In den Folgejahren ermo¨glichte ihm Goethe mit Unterstu¨tzung von Herzog Carl August ein naturwissenschaftliches Studium in Jena und Heidelberg sowie botanische Reisen ins Ausland. 1792 schließlich wurde er herzoglicher Ga¨rtner, ab 1794 Hofga¨rtner in Weimar. – Der Botaniker Johann Reichert war Hofga¨rtner in Weimar und Belvedere. Er erwarb sich besondere Verdienste bei der Gestaltung des Parks an der Ilm und als Experte fu¨r die exotische Pflanzen- und Geho¨lzsammlung im Schlossgarten von Belvedere. 161,18–19 um einen botanischen Ga¨rtner nicht verlegen] Dietrich wurde nicht im Botanischen Garten zu Jena eingesetzt, sondern vor allem als Ga¨rtner in Belvedere. 1801 u¨bernahm er die Leitung des herzoglichen botanischen Gartens in Wilhelmsthal bei Eisenach. Promoviert und 1823 zum Professor ernannt, entfaltete Dietrich eine umfangreiche wissenschaftliche Ta¨tigkeit auf dem Gebiet der Botanik und trat mit einer Vielzahl von Fachpublikationen hervor. 161,22–23 Summe gna¨digst bewilligen] Batsch erhielt seit Februar 1786 von der Kammer zu Weimar ein Interimsgehalt von 150 Reichstalern (vgl. ThHStA, A 6332a, Bl. 4). 259. An Jacob Friedrich von Fritsch y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 4. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 19627,7(–28) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 7 (1891), 175 f., Nr 2260 (Eduard von der Hellen).
FEBRUAR 1786 ERL{UTERUNGEN
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 162,1 Ew Exzel‘] Euer Exzellenz (vgl. zu 41,13). 162,4–5 Geh. Cammerrath Bu¨ttner Æ:::æ Abschied von dem Collegio] Der 73-ja¨hrige Geheime Kammerrat Ludwig Daniel Bu¨ttner war seit 1748 an der herzoglichen Kammer in Weimar bescha¨ftigt und somit der diensta¨lteste Beamte. Er fu¨hrte als eine Art inoffizieller Kammerpra¨sident die Beho¨rde seit 1782 unter Goethes Aufsicht. Am 24. Februar 1786 wurde Bu¨ttner auf eigene Bitte mit herzoglichem Dekret „von seinen zeitherigen Dienst Verrichtungen, mit Beybehaltung seiner CammerRaths Besoldung auf seine LebensZeit d i s p e n s i r e t “ (ThHStA, B 25654, Bl. 152). Sein Gesundheitszustand hatte sich nach „einem starken vor einigen Jahren erlittenen Anfall von Schlagfluß“ inzwischen so weit verschlechtert, dass er sich nicht mehr im Stande sah, seine Dienstpflichten in der Kammer weiter auszuu¨ben (Bu¨ttner an Herzog Carl August, 15. Februar 1786; ThHStA, B 25654, Bl. 150). Er starb am 20. September 1786 (vgl. Gu¨licke an Herzog Carl August, 20. September 1786; ebd., Bl. 159). 162,6–7 Die Pachtsachen] Die Kammer als Verwaltungsbeho¨rde fu¨r die herzoglichen Doma¨nen und Gu¨ter sowie die sonstigen Liegenschaften und Einku¨nfte war fu¨r die Finanzierung des Hofes und der Beho¨rden sowie fu¨r die Besoldungen zusta¨ndig. Sie war kollegialisch organisiert, d. h., alle Beschlu¨sse wurden vom Kollegium gemeinsam beraten und gefasst. Die einzelnen Sachgebiete waren innerhalb des Kollegiums auf die Ra¨te aufgeteilt, die jeweils zu ihrem Aufgabenbereich vortrugen. Bu¨ttners Bereich betraf u. a. die Verpachtung von Doma¨nen sowie herrschaftlichen Gu¨tern und Grundstu¨cken. 162,8 seinen Sohn] Der 42-ja¨hrige Landkammerrat Friedrich Carl Bu¨ttner war seit 1767 wie sein Vater bei der herzoglichen Kammer in Weimar bescha¨ftigt (vgl. zu 24,3). 162,11 Aufsicht u¨ber das Archiv] Das Kammerarchiv befand sich im Roten Schloss nahe dem Fu¨rstenhaus in Weimar. Es war nach seiner Vernichtung durch den Schlossbrand von 1774 unter Ludwig Daniel Bu¨ttners Leitung neu aufgebaut worden. 162,11 100 / -] In der WA wurde an dieser Stelle ,100 f‘, also ,100 Gulden‘ (Florin), gelesen (ebenso 162,20). Der handschriftliche Befund wie auch die Tatsache, dass weimarische Beamtengeha¨lter in Reichstalern (Kassegeld) festgesetzt wurden und man u¨berhaupt in Weimar nicht nach Gulden rechnete, sprechen dafu¨r, dass es sich bei dem Wa¨hrungszeichen nicht um ein ,f‘, sondern um eine Abku¨rzung fu¨r ,Reichstaler‘ handelt. 162,12 Emolument] Nutzen, Vorteil, Nebeneinnahme (von lat. emolere: herausmahlen, herausbringen). Hier Bezeichnung fu¨r regelma¨ßige, in ihrer Ho¨he aber nicht dauerhaft feste Nebeneinku¨nfte eines Beamten. 162,12–13 Beyde Gescha¨ffte wu¨rde der G. C. R. Gu¨licke gern u¨bernehmen] Johann Christian Gu¨licke, Geheimer Kammerrat und nach Ludwig Daniel
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BRIEFE 260/261
Bu¨ttner diensta¨ltester Beamter im Kollegium der herzoglichen Kammer zu Weimar. Ob Gu¨licke die angesprochenen Gescha¨fte Bu¨ttners u¨bernahm, ist nicht bekannt. Laut dem „Hochfu¨rstl. S. Weimar- und Eisenachischen Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1786“ wurde 1786 das Kammerarchiv erstmals als eigene Abteilung in der herzoglichen Kammer gefu¨hrt. Dieses Amt u¨bernahm Johann Friedrich Adolph Kirmß im Range eines Kammerarchivars. 162,13–15 der iunge Bu¨ttner konnte die Aufsicht Æ:::æ bisher gefu¨hrt hat] ,Konnte‘ ist ein Schreibversehen fu¨r ,ko¨nnte‘. – Wahrscheinlich wurde dieser Vorschlag Goethes angenommen und Friedrich Carl Bu¨ttner (vgl. zu 162,8) die Aufsicht u¨ber die landesherrlich konzessionierten Brauereien in Weimar u¨bertragen. 162,18 die Bisher genossnen Emolumente] Im Fu¨rstendienst des 18. Jahrhunderts gab es weder Altersruhestand noch Ruhegeha¨lter. Die Beamten bezogen ihre Besoldung gemeinhin bis zum Lebensende. Die Emolumente als fu¨r besondere Aufgaben und Dienstleistungen anfallende nicht zur regula¨ren Besoldung geho¨rende Bezu¨ge mussten jedoch im Regelfall an denjenigen abgetreten werden, der diese Aufgaben in der Dienstnachfolge wahrnahm. Bu¨ttner bat in seinem Gesuch an Herzog Carl August um Dispension von seinen {mtern gleichzeitig um Fortzahlung der bisher gewa¨hrten Emolumente fu¨r die Archivaufsicht (vgl. Bu¨ttner an Herzog Carl August, 15. Februar 1786; ThHStA, B 25654, Bl. 150–151). Ihm wurde aber nur seine Besoldung als Kammerbeamter als Ruhegeld gewa¨hrt (vgl. zu 162,4–5). 162,21 Gu¨licke zuzulegen] Bu¨ttners „wegen u¨bertragener Aufsicht u¨ber das Cammer Archiv ausgesezt gewesnen“ Emolumente wurden durch Dekret Carl Augusts vom 24. Februar 1786 „dem Geheimden Cammer-Rath Gu¨licke als eine Zulage von Ostern a. c. an, abgegeben“ (ThHStA, B 25654, Bl. 152). 162,22 Seren.] Serenissimus (vgl. zu 24,1). 260. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 6. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 82. – 1 Bl. 20,167,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „26.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 25), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 239. WA IV 7 (1891), 178, Nr 2262. BEI LAG E
Brief Goethes an Carl von Stein (vgl. zu 163,1).
FEBRUAR 1786
395
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 163,1 Brief wie er an Carlen abgehn soll] Nicht u¨berlieferter Brief Goethes an Carl von Stein vom 6. Februar 1786 (EB 33). Goethe hatte den Brief an den a¨ltesten, fast 21-ja¨hrigen Sohn Charlotte von Steins wahrscheinlich in ihrem Auftrag oder zumindest in enger Abstimmung mit ihr und/oder ihrem Mann, Ernst Josias von Stein, verfasst. Carl von Stein studierte seit 1785 an der Universita¨t in Go¨ttingen, nachdem er sich vorher in Helmstedt durch dubiose Gescha¨fte verschuldet hatte. Vermutlich ging es in dem Brief um die Kla¨rung dieser Angelegenheit sowie auch schon um die weitere Gestaltung von Carls Zukunft. Carl von Stein ging – mo¨glicherweise auf Goethes Vorschlag – im Juni 1786 als Hofjunker an den herzoglichen Hof von Mecklenburg-Schwerin (vgl. zu 209,32). 163,1–2 Heut Abend seh ich dich beym Thee] Der angeku¨ndigte Besuch fu¨r den Abend ist durch eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 50; vgl. auch zu 104,1). Mo¨glicherweise war es davor auch schon zum gemeinsamen Teetrinken gekommen (vgl. auch zu 112,2).
261. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 6. und 12. Februar 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 6. Februar (Nr 260) und vom 12. Februar 1786 (Nr 263). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 83. – 1 Bl. 9,868 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „28“; an den Seitenra¨ndern und unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken und rechter Seitenrand ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 26), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 239. WA IV 7 (1891), 289, Nr 2480. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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BRIEFE 262–264
163,5–6 Fritz war heute so lange artig Æ:::æ nicht nachgeben wollte.] Welchen Dissens Goethe und Friedrich von Stein miteinander ausgetragen hatten, ist nicht bekannt.
262. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 6. und 12. Februar 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 6. Februar (Nr 260) und vom 12. Februar 1786 (Nr 263). Der Brieftext bietet keinen konkreten Anhaltspunkt fu¨r eine genauere oder andere Datierung. Die ausgesprochne Einladung an Charlotte und Ernst Josias von Stein (163,12–13) war praktisch jederzeit mo¨glich. Am 8. Februar war z. B. „Cour und Concert im Palais“ und am 10. Februar fand die „4te Redoute“ statt (FB 1786, S. 38 und 40). Charlotte von Stein ko¨nnte durch die Teilnahme an diesen Ereignissen von einem Besuch Goethes abgehalten gewesen sein. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 83. – 1 Bl. 11,8(–12)611,4 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „29“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 27), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 33. WA IV 7 (1891), 290, Nr 2481. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 163,13 auf Morgen Abend] Vgl. Datierung.
263. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 12. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 83. – 1 Bl. 16(–16,3)610,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „30.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 28), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
FEBRUAR 1786
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E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 239. WA IV 7 (1891), 178, Nr 2263. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 163,15 heute Abend in das Conzert] Am 12. Februar 1786 war eine große Abendtafel bei Hofe angesetzt, an der 25 Personen teilnahmen. Goethe und Charlotte von Stein waren nicht zugegen. Offensichtlich gab es im Anschluss an die Tafel noch eine musikalische Darbietung (vgl. zu 163,16). An den Sonntagen fanden ha¨ufig Hofkonzerte statt. 163,16 Parforce horn Symphonie] Das zur Gruppe der Waldho¨rner za¨hlende Parforcehorn ist ein großes, urspru¨nglich ein-, spa¨ter auch mehrwindiges Naturhorn mit Kornettmundstu¨ck, das zur Parforcejagd benutzt wurde. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts fand das Instrument versta¨rkt Eingang in die Orchestermusik. – Vermutlich trat bei dem Konzert der Hornist Johann Jacob Hey auf, der Ende 1785 von einem anderthalbja¨hrigen Studienaufenthalt in Paris in die Weimarer Hofkapelle zuru¨ckgekehrt war. Goethe scha¨tzte den Musiker (vgl. 138,15–16). Welches Musikstu¨ck er spielte, ist nicht bekannt. 163,16 Cour] Franz.: Hof, Hofhaltung.
264. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 84. – 1 Bl. 18(–18,2)67,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „31.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 29), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 240. WA IV 7 (1891), 178, Nr 2264. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 164,4 heute Abend zur Feyerlichkeit] In der Wintersaison fanden in Weimar in unregelma¨ßigen Absta¨nden Ba¨lle, meist Maskenba¨lle, sowohl fu¨r den ho¨fischen Adel wie fu¨r die bu¨rgerlichen Honoratioren der Stadt im so genannten Redoutenhaus an der Esplanade statt, so auch am 13. Februar 1786: „Heute war Ball u. Soupe´e im Redoutenhauße wozu sa¨mmt‘. Noblesse eingeladen war!“ (FB 1786, S. 43). Charlotte von Stein nahm wahrscheinlich daran teil. Bei der vorausgegan-
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BRIEFE 265/266
genen großen abendlichen Hoftafel mit insgesamt 57 Ga¨sten war sie zugegen: „Frau Oberst. v. Stein“ (ebd.). Goethe war dort nicht anwesend.
265. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 15. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 84. – 1 Bl. 19,6(–19,9)611,7 (–11,9) cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „32“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 30), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 240. WA IV 7 (1891), 178, Nr 2265. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 164,7 Ich bin zum Herzog eingeladen] Goethe nahm am 15. Februar als einziger zugeladener Gast an der Fu¨rstlichen Mittagstafel mit dem Herzogspaar und den drei Hofdamen der Herzogin, Henriette von Wedel, Adelaide von Waldner und Friederike von Riedesel, teil: „6. Herr Geh. R. v. Go¨the“ (FB 1786, S. 45).
266. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Ende Januar 1786 war in Berlin „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ erschienen, eine Streitschrift im von Moses Mendelssohn und Friedrich Heinrich Jacobi ausgelo¨sten Spinozastreit. Goethe und Herder waren durch den befreundeten Friedrich Heinrich Jacobi u¨ber die Entwicklung der Auseinandersetzung informiert (vgl. zu 192,7). Mit dem vorliegenden Brief schickte Goethe Herder einen Textauszug aus dem bisher noch nicht in Weimar eingetroffenen Buch Mendelssohns (vgl. zu 164,12–13). Dies ko¨nnte kurz vor oder kurz nach der Vero¨ffentlichung der Schrift gewesen sein. Am 20. Februar 1786 berichtet Goethe Charlotte von Stein schon von der Lektu¨re des ganzen Buches, das er wahrscheinlich kurz zuvor erhalten hatte (vgl. zu 168,12). Der vorliegende Brief ist demnach wahrscheinlich zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1785 geschrieben worden.
JANUAR/FEBRUAR 1786
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H: GSAWeimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 16,8(–17)620,9(–21,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 88, Nr 45 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 174, Nr 2257. BEI LAG E
Textauszug aus „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings“ (vgl. zu 164,12–13). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 164,12–13 In beyliegendem Blatte Æ:::æ Testament finden.] Auszug, entweder als Abschrift oder als Teil des Drucks, aus Mendelssohns Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ (vgl. auch Datierung). 164,13 neugierig auf das Ganze] Wenige Tage spa¨ter, am 20. Februar 1786, berichtet Goethe von der Lektu¨re des Buches (vgl. zu 168,12; 168,12–13). 164,15 Der Garnison Informator] Der Garnisonsinformator war der Lehrer an der Garnisonsschule in Weimar, einer 1757 eingerichteten Freischule fu¨r die Kinder armer Soldaten, die ebenso wie die entsprechenden Einrichtungen in Eisenach und Jena von der Kriegskommission mitfinanziert wurde. Die Stelle hatte seit 1778 Gottlob Riese inne (vgl. dazu auch „Geheime Canzley-Acte Die wegen des denen bey dem hiesigen Militari als Fahn-Junckers und Cadets angestellten jungen Edelleuten in guten Wißenschaften und Exercitiis zu ertheilenden Unterrichts, wie auch wegen der Unterweisung armer Soldaten-Kinder gemachte Einrichtung betr.“; ThHStA, B 37353, Bl. 2 und Bl. 72–73). 164,16 Vakanz] Um welche Stelle es sich handelte, ist nicht bekannt. Herder war in seinen Reformbestrebungen fu¨r das Schulwesen im Herzogtum darum bemu¨ht, nur gut ausgebildete Pa¨dagogen einzustellen und die Zahl der Lehrer z. B. durch Umwidmungen vakanter Stellen aus dem kirchlichen Bereich zu erho¨hen. 164,18 Verbesserung der Garnisonschule] Nach den Reformpla¨nen Herders sollten die niederen Schulformen in Weimar, die Waisenhausschule, die Freischule und die Garnisonsschule, enger kooperieren. So sollten Lehrer ausgetauscht und mehr fu¨r ihre berufliche Motivation sowie ihre fachliche und pa¨dagogische Weiterbildung getan werden (vgl. Haym 2, 389–394). 164,19–20 die Sache die ich gar gerne los seyn mo¨gte] Riese schied im Juli 1786 aus seinem Dienst als Garnisonsinformator aus, nachdem sich Goethe fu¨r die Gewa¨hrung eines Gnadengeschenks von 25 Talern bei Herzog Carl August eingesetzt hatte (vgl. „Geheime Canzley-Acte Die wegen des denen bey dem hiesigen Militari als Fahn-Junckers und Cadets angestellten jungen Edelleuten in guten
400
BRIEFE 267–269
Wißenschaften und Exercitiis zu ertheilenden Unterrichts, wie auch wegen der Unterweisung armer Soldaten-Kinder gemachte Einrichtung betr.“; ThHStA, B 37353, Bl. 72–73). Ob Riese eine andere Lehrerstelle erhielt, ist nicht bekannt. 166,1 etwas von einer heimgefallnen Besoldung] Nicht ermittelt. 267. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 18. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 84. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „30 46“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 31), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 240. WA IV 7 (1891), 179, Nr 2266. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 166,4–5). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 166,4–5 Du erfu¨llst diesen Wunsch] Offensichtlich hatte Goethe gerade einen Brief von Charlotte von Stein vom selben Tag erhalten. 166,7 In die Como¨die] Charlotte von Stein hatte in ihrem Brief wahrscheinlich nachgefragt, ob Goethe am Abend zur Theatervorstellung ins Komo¨dienhaus gehen werde. Auf dem Spielplan stand „Die Liebe unter den Handwerksleuten“, eine deutsche Bearbeitung der dreiaktigen italienischen Buffa-Oper „L’amore artigiano“ (1767), komponiert von Florian Leopold Gassman nach einem Libretto von Carlo Goldoni (vgl. Theaterzettel Weimar 1786). 268. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 19. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 86. – 1 Bl. 20,368,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „47.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 33), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 240 f. WA IV 7 (1891), 179, Nr 2267.
FEBRUAR 1786
401
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 166,9 bey Hofe geh ich nicht] Fu¨r den Abend war am Weimarer Hof „Cour und Concert“ angeku¨ndigt (FB 1786, S. 49). 166,11 einige Pinselstriche gemacht] Goethe hatte den Sonntag offensichtlich auch zum Malen benutzt. Woran er gerade arbeitete, ist nicht bekannt. 166,13 duzend Briefe] Goethe verschickte laut Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes in Weimar vom 28. Februar 1786 am 20. Februar fu¨nf Briefe nach außerhalb: An den Regierungsrat Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld nach Eisenach (EB 37), an den Verleger Carl Wilhelm Ettinger und an den Geheimen Rat Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg nach Gotha (EB 38, EB 40), an den befreundeten Philosophen Friedrich Victor Leberecht Plessing nach Wernigerode (EB 39) sowie an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl nach Seifersdorf bei Dresden (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 41). Nur letztgenannter Brief ist u¨berliefert (Nr 269). yber weitere Briefe Goethes vom 19. Februar ist nichts bekannt, die Angabe von einem Dutzend also mo¨glicherweise u¨bertrieben. 269. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl Weimar, 19. Februar 1786 ! ÆSeifersdorfæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/117,I. – Doppelblatt 17,6(–17,8)621,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „19 Febr. 1786“. E: WA IV 7 (1891), 179–182, Nr 2268 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Christiane von Bru¨hls aus dem Zeitraum von Mitte Dezember 1785 bis Mitte Februar 1786 (vgl. zu 166,16). – Der Antwortbrief aus der letzten Woche des Februar 1786 (vgl. zu 177,22) ist nicht u¨berliefert. ybersetzung: Sie sind sehr gu¨tig, reizende Freundin, dass Sie an einen Undankbaren gedacht, dass Sie ihm Neues von sich mitgeteilt und ihn Ihres Andenkens versichert haben. Es ist wahr, daß ich es nicht verdiene, indessen bereiten mir Ihre Briefe immer ein fu¨hlbares Vergnu¨gen, fahren Sie fort in Ihrer Gu¨te und lassen Sie mich nicht zu lange in der Unruhe u¨ber Ihre Gesundheit. Man erza¨hlt eine Geschichte, die mich sehr betru¨ben wu¨rde, wenn sie wahr wa¨re, na¨mlich, dass Naumann einen betra¨chtlichen Verlust erlitten hat, dass man ihm
402
BRIEF 269
einige tausend Taler gestohlen hat. Sie sprechen mir nicht davon, und ich halte sie fu¨r falsch, denn Sie ha¨tten es sicherlich gewusst und mir davon ein Wort gesagt. Ich habe die Verse von Herrn Neumann gelesen, die er an den Sprudel und die Felsen von Carlsbad gerichtet hat. |:Es fa¨llt mir auf, daß ich von Neumann spreche, wa¨hrend ich von Naumann rede, man hat sie so lange Zeit vereint gesehen, um Ihr Lob zu singen, dass man sich daran gewo¨hnt hat, sie als unzertrennliche bru¨derliche Rivalen anzusehen.:| Ich habe also diese Gedichte gelesen, in denen es sehr scho¨ne Stellen gibt, besonders der Einfall mit den Tra¨nen, die, sublimiert durch die Wa¨rme des Sprudels, bis zum Himmel aufsteigen, ist mir ganz und gar neu und erhaben erschienen, es gibt noch andere, die aber an diesen nicht heranreichen. Meine Hoffnung, auch Sie in diesen Strophen wiederzufinden, hat sich gegen das Ende hin erfu¨llt. Die Ko¨nigin der Nachtigallen ha¨tte nicht besser angebracht werden ko¨nnen, und ich wu¨nsche, dass sie sich in ihrem Lorbeernest wohlfu¨hlt. Unser Herzog ist hochzufrieden aus Berlin zuru¨ckgekehrt, er hat Darbes gesehen und war von dem Maler und seinen Gema¨lden sehr angetan. Man sagt mir, dass dieser gerissene Meister seinen gespaltenen Fuß gut verbirgt, dass er den Weisen, den Gefa¨lligen, den Bescheidenen spielt, um jedermann zu gefallen. An diesen Zu¨gen erkenne ich meinen famosen Mephistopheles. Zwei Akte meiner Oper sind von einem genialen Mann komponiert worden, im ybrigen einem einsamen und unbekannten, der aber nichts anderes macht, als sich von Italien zu lo¨sen. Ich wa¨re neugierig zu wissen, was meine gute Freundin zu dieser Komposition sagte. Sicherlich gibt es darin Arien, die nur von Ihnen gesungen werden sollten. Ich erwarte ungeduldig den dritten Akt, von dem die Ha¨lfte schon eingetroffen sein mu¨sste. Wir befinden uns leidlich wohl hier diesen Winter, die Frau Herzoginmutter bereitet uns seit einigen Tagen Sorge, sie leidet an einem Fieber, von dem sie urplo¨tzlich befallen wurde. Der Fru¨hling gibt uns die scho¨nsten Hoffnungen, das Wetter beruhigt sich, und es scheint, als wollten uns die scho¨nen Tage jeden Augenblick u¨berraschen, ko¨nnten Sie doch ihre ganze Wirkung verspu¨ren. Wenn Sie Ihre Freunde so liebten, wie Sie es uns glauben machen wollen, so ga¨ben Sie mehr auf Ihre Gesundheit acht, Sie wu¨rden alle a¨rgerlichen Gedanken beiseite schieben und sich nur dem Vergnu¨gen hingeben, von so vielen Personen geliebt zu werden, die ihr Glu¨ck in Ihrer Seligkeit finden. Tausend Gru¨ße an Moritz und Lolo. Ich zweifle nicht, dass das kleine Perso¨nchen gewachsen ist. Haben Sie schon Pla¨ne fu¨r diesen Sommer gemacht, ich weiß noch nicht, was ich unternehmen ko¨nnte, ich ha¨nge zu sehr von den Umsta¨nden ab. Adieu, mo¨ge Ihre Freundschaft unvera¨ndert bestehen bleiben, das ist es, was man von einer scho¨nen Frau erbitten darf. Adieu. W. den 19 Febr 86 G
FEBRUAR 1786
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166,16 de vouloir penser a un ingrat] Goethes letzter Brief an Christiane Gra¨fin von Bru¨hl stammte vom 4. Dezember 1785 (Nr 197). Den Antwortbrief der Gra¨fin hatte Goethe bislang noch nicht erwidert. 167,4 que Naumann a fait une perte considerable] Ob sich das erwa¨hnte Geru¨cht u¨ber den bestohlenen Johann Gottlieb Naumann besta¨tigte, konnte nicht ermittelt werden. Zur Person Naumanns vgl. auch zu 125,17; zu 125,20. 167,7–8 Vers de Mr Neumann, adresses Æ:::æ au rochers du Carlsbad] Gemeint ist der Dresdner Schriftsteller und Komponist Johann Leopold Neumann. yber die erwa¨hnte Dichtung ist nichts bekannt. 167,8–9 Il me vient l’idee de parler de Neumann en parlant de Naumann] Johann Leopold Neumann und Johann Gottlieb Naumann wirkten in Dresden eng zusammen. Neumann u¨bersetzte italienische Opern- und Oratorienlibretti fu¨r Naumann; dieser vertonte auch neumannsche Liedtexte und war Dirigent am von Neumann geleiteten so genannten Basemannschen Concert in Dresden. Beide waren Freunde des gra¨flichen Hauses von Bru¨hl. 167,18 Notre Duc et revenu de Berlin toutafait content] Herzog Carl August war am 1. Februar 1786 von einem vierwo¨chigen Aufenthalt am preußischen Hof in Berlin zuru¨ckgekehrt. Er hatte Verhandlungen im Zusammenhang mit dem von Preußen gegru¨ndeten Fu¨rstenbund gefu¨hrt (vgl. zu 160,2). 167,18 il a vu Darbes] Den Maler Joseph Friedrich August Darbes hatte Goethe im Sommer 1785 in Karlsbad kennen gelernt (vgl. zu 126,20). Darbes war Ende 1785 von Dresden nach Berlin gekommen. yber die Begegnung des Herzogs mit Darbes in Berlin ist Na¨heres nicht bekannt. 167,20 son pied fourchu] Anspielung auf die Figur des Mephistopheles im „Faust“. 167,22 mon admirable Mephistophele] Darbes war ein Mann von klugem Witz und feiner Ironie, so dass ihn Goethe mit seiner Dramenfigur vergleichen konnte. Im Brief an Charlotte von Stein vom 18. August hatte er geschrieben: Darbes hat uns noch viel Spaß gemacht. (77,25.) 167,23 Deux actes de mon opera sont compose´s par Æ:::æ de genie] Goethe ließ sein Anfang 1785 fertiggestelltes Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ von seinem Frankfurter Jugendfreund Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich vertonen (vgl. zu 46,10). Seit November 1785 lag die Partitur zu den ersten beiden Akten vor (vgl. zu 122,1–2). 167,24 revenir de l’Italie] Kayser zeigte sich unter dem Eindruck seiner Studienreise nach Italien von Januar bis Juni 1784 (vgl. Refardt, Goethe-Kayser, 47 f.) noch stark vom italienischen Musik- und Opernstil beeinflusst. Die Komposition von „Scherz, List und Rache“ sollte nach Goethes Vorstellung aber eine eigensta¨ndige deutsche Singspieltradition mitbegru¨nden, was fu¨r Kayser eine Neuorientierung bedeutete. 167,27 J’attends avec impatience le troisieme Acte] Die Sendung mit dem
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BRIEF 270
ersten Teil von Kaysers Komposition des 3. Akts erhielt Goethe in den Tagen unmittelbar nach diesem Brief (vgl. zu 172,28). 167,29–30 Mad. la Duchesse Mere Æ:::æ depuis quelques iours] Die Herzoginmutter Anna Amalia erkrankte Mitte Februar 1786 schwer. Am 13. Februar hatte sie vorla¨ufig das letzte Mal an der Fu¨rstlichen Tafel teilnehmen ko¨nnen (vgl. FB 1786, S. 43). Immer wiederkehrende Fieberanfa¨lle bedrohten sogar ihr Leben. Goethe berichtete daru¨ber in seinem na¨chsten Brief an Christiane von Bru¨hl am 12. Ma¨rz 1786: presque tous les jours critiques jusqu’au 21. ont ete´ marque´s par quelque accident facheux (177,24–25). Am 24. Februar reiste ihr Sohn Prinz Constantin aus seiner Garnison in Querfurt an, um die Mutter zu sehen (vgl. FB 1786, S. 54). Am 5. Ma¨rz wurden wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes „Cour und Concert“ am Hof abgesagt (vgl. ebd., S. 62). Nach einer voru¨bergehenden Besserung in der zweiten Ma¨rzwoche (vgl. 177,25– 26) trat erneut eine Verschlechterung ihres Zustandes ein. Zur vollsta¨ndigen Genesung kam es erst Ende Ma¨rz/Anfang April 1786 (vgl. Tro¨ltsch an Wieland, 10. April 1786; WB 9.1, 143). Knebel berichtet von einem Besuch bei Anna Amalia am 31. Ma¨rz, bei dem er die Herzoginmutter wieder „ausser dem Bett“ angetroffen hatte (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 8). Am 3. April wurde im Weimarer Theater die Genesung o¨ffentlich verku¨ndet und gefeiert: „Die Genesung der F r a u e n H e r z o g i n A m a l i e Hochfu¨rstl. Durchlaucht, D i e die allgu¨tigste Vorsicht, dem ganzen Lande Æ:::æ so wunderbar erhalten hat, erfu¨llt eines jeden Brust mit dem freudigsten Gefu¨hl. Æ:::æ Wir wa¨hlten zu dieser Feyerlichkeit Æ:::æ den heutigen Tag, und obgedachtes nur erstlich einstudiertes Stu¨ck, und wir schmeicheln uns, daß A m a l i e n s Verehrer heute unser Schauspiel durch einen zahlreichen scha¨zbaren Zuspruch verherrlichen und dadurch der Auffu¨hrung desselben, dem ein kurzer Prolog von M a d a m A c k e r m a n n gehalten, nachgehen wird, einen mehrern Werth wie gewo¨hnlich.“ (Theaterzettel Weimar 1786.) 168,5 Maurice] Hans Moritz Graf von Bru¨hl, Christiane von Bru¨hls Ehemann (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 198). 168,5 Lolo] Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl, der Sohn der von Bru¨hls (vgl. zu 126,16). 168,7–8 je ne scais pas encore ce que je pourrois entreprendre] Goethe unternahm im Sommer vom 24. Juli bis 3. September eine Reise nach Karlsbad, wie schon 1785. Der Entschluss, anschließend nach Italien zu gehen, war vermutlich ebenfalls schon herangereift.
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270. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 20. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 86. – 1 Bl. 18(–18,2)611,7 (–11,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „48“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 34), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 241. WA IV 7 (1891), 182, Nr 2269. BEI LAG E
„Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza.“ (vgl. zu 168,12). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 168,12 des Juden Testament] Gemeint ist die Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“, die Ende Januar 1786 in Berlin erschienen war. Der ju¨dische Aufkla¨rungsphilosoph Moses Mendelssohn war am 4. Januar 1786 in Berlin gestorben, also kurz vor Erscheinen seiner Ende Dezember 1785 vollendeten letzten Schrift. Sie war eine Replik auf Friedrich Heinrich Jacobis Abhandlung vom September 1785 „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau). Darin weist Mendelssohn Jacobis These zuru¨ck, Lessing habe atheistische Auffassungen vertreten, und verteidigte seinen eigenen Standpunkt eines rationalistischen Theismus. Goethe, der von Jacobi in dieser Auseinandersetzung ohne sein Wissen instrumentalisiert worden war (vgl. zu 94,5–6; zu 94,7–8), stand dem so genannten Spinozastreit kritisch gegenu¨ber (vgl. zu 159,14; zu 192,7). 168,13–14 Ernsten will ich bedeuten] ,Bedeuten‘ hier im Sinne von ,jemandem einen Sachverhalt darlegen‘, ,auseinandersetzen‘, ,kundtun‘ (vgl. GWb 2, 153 f.). – Gemeint ist Ernst von Stein, Charlotte von Steins 18-ja¨hriger Sohn, der schwer erkrankt war, wahrscheinlich an Knochentuberkulose, und seit Ende 1785 wieder bei seinen Eltern lebte. Was Goethe ihm mitteilen oder darlegen wollte, ist nicht bekannt. Mo¨glicherweise stand es aber in Zusammenhang mit den yberlegungen, die Goethe fu¨r die Zukunft des zum Hofpagen erzogenen, mittlerweile aber stark behinderten Jungen angestellt und vermutlich mit Herder beraten hatte (vgl. zu 147,5). 168,15 heute in die Como¨die] Im Weimarer Komo¨dienhaus wurde in einer Sondervorstellung einmalig das Stu¨ck „Gottfried und seine Helden. Ein Schauspiel
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BRIEFE 271/272
in fu¨nf Aufzu¨gen nach Torquato Tasso“ gespielt (vgl. Theaterzettel Weimar 1786). Dabei handelte es sich um eine Adaption von Tassos „La Gerusalemme liberata“ (Ferrara 1581. – Das befreite Jerusalem), verfasst von Johann Christian Gottlieb Neumann, einem der Schauspieler der in Weimar engagierten Theatertruppe des Joseph Bellomo. Das Stu¨ck verarbeitet die Geschichte des ersten christlichen Kreuzzuges von 1096 bis zur Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon, den Herzog von Lothringen, im Jahre 1099. 271. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, wahrscheinlich 20. Februar 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Der Brief entha¨lt die Mitteilung, dass Goethe die Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ nach vorzeitigem Abbruch der Lektu¨re an Charlotte von Stein geschickt habe (vgl. zu 168,19). Dies war am 20. Februar 1786 geschehen (vgl. zu 168,12). Dieser Vorgang scheint der Niederschrift des vorliegenden Briefes unmittelbar vorausgegangen zu sein, so dass der gleiche Tag als Schreibdatum anzusehen ist (vgl. 168,18–19). y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 16,8620,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „1786.“; S. 4 Adresse, Tinte: H‘. Gen. Sup. / Herder; neben der Adresse rote Siegelreste mit Bildmotiv, wahrscheinlich: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 a¨ußere obere Ecke durch Siegelo¨ffnung abgerissen, daneben rote Siegelreste. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 88, Nr 46 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 182 f., Nr 2270. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 168,18 das Ju¨dische neuste Testament] Gemeint ist Moses Mendelssohns Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ (vgl. zu 168,12). 168,19 der Fr v. Stein geschickt] Wahrscheinlich kurz zuvor, am selben Tag, dem 20. Februar (vgl. Datierung). 168,21–22 Proposition: qui Deum Æ:::æ ipsum contra amet] Lehrsatz (lat. propositio: Vorstellung, Thema) aus Baruch Spinozas Hauptwerk „Ethica ordine
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geometrico demonstrata, et in quinque partes distincta“ (pars V, propositio 19): „Qui Deum amat, conari non potest, ut Deus ipsum contra amet.“ (Spinoza, Opera 2, 292. – Wer Gott liebt, kann nicht danach streben, dass Gott ihn wieder liebe.) Dieser Grundsatz Spinozas wurde zu einer der Schlu¨sselstellen in Goethes Spinoza-Rezeption u¨berhaupt. Im 14. Buch seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ schildert er deren Bedeutung fu¨r seine perso¨nliche Entwicklung: Jenes wunderliche Wort: „Wer Gott recht liebt, muß nicht verlangen, daß Gott ihn wieder liebe“ Æ:::æ erfu¨llte mein ganzes Nachdenken. Uneigennu¨tzig zu seyn in allem, am uneigennu¨tzigsten in Liebe und Freundschaft, war meine ho¨chste Lust, meine Maxime, meine Ausu¨bung, so daß jenes freche spa¨tere Wort „Wenn ich dich liebe, was geht’s dich an?“ mir recht aus dem Herzen gesprochen ist. (AA DuW 1, 515.) Das erwa¨hnte ,spa¨tere Wort‘ ist ein Selbstzitat (leicht variiert) aus dem 6. Buch des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, das Goethe erst im November 1785 abgeschlossen hatte (vgl. AA Wilhelm Meister, 332). 168,23–169,3 das Testament Æ:::æ begreift. Kindlein liebt euch] Hinweis auf Gotthold Ephraim Lessings Dialog „Das Testament Johannis. Ein Gespra¨ch“ (Braunschweig 1777), in dem Lessing die legenda¨ren letzten Worte des Apostels Johannes, „Kinderchen, liebt euch!“, als die Kernbotschaft christlicher Religion charakterisiert. Lessing hatte den Ausspruch des Johannes in den „Commentaria in Epistolam ad Galatas“ (Kommentare zum Galaterbrief) des Kirchenvaters Sophronius Eusebius Hieronymus aus dem fru¨hen 5. Jahrhundert u¨berliefert gefunden (zu Galater 6,10). Das leicht variierte Johannes-Zitat hatte Goethe bereits in einem fru¨heren Brief an Charlotte von Stein vom 16. Oktober 1779 verwendet (vgl. WA IV 4, 86)
272. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 21. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 86. – 1 Bl. 20,468,5(–8,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „33.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 35), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 241. WA IV 7 (1891), 183, Nr 2271. BEI LAG E
Acktenstu¨cke (vgl. zu 169,6).
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 169,6 die neusten Acktenstu¨cke] Wahrscheinlich sind einige der ersten Anku¨ndigungen, Rezensionen und Stellungnahmen zu der Ende Januar 1786 erschienenen Streitschrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“ gemeint (vgl. zu 168,12). Ende Januar bis Mitte Februar waren erschienen: eine Anku¨ndigung der Schrift von Karl Philipp Moritz (in: Ko¨niglich-privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. 10tes Stu¨ck. 24. Januar 1786, ebenso in: Staatsund gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 27. Januar 1786), die Rezension von Johann Friedrich Reichardt (in: Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 1. Februar 1786) und die Erwiderung darauf von Marcus Herz (in: Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 11. Februar 1786) sowie eine anonyme Rezension in Christian August von Bertrams „Ephemeriden der Litteratur und des Theaters“ (Bd 3. St. 6. 11. Februar 1786, S. 92–95), desgleichen wahrscheinlich auch schon im Februar die anonym von Johann Heinrich Schulz herausgegebene Streitschrift „Der entlarvte Moses Mendelssohn oder vo¨llige Aufkla¨rung des ra¨tselhaften Todverdrusses des M. Mendelssohn u¨ber die Bekanntmachung des Leßingschen Atheismus von Jacobi“ (Amsterdam 1786). In diesen Publikationen wurde Mendelssohns plo¨tzlicher Tod am 4. Januar 1786 in Zusammenhang mit dem so genannten Spinozastreit gebracht, den er mit Friedrich Heinrich Jacobi gefu¨hrt hatte (vgl. Jacobis Spinozismus-Streit 1785/86, in: Mendelssohn, Schriften 22, 277–320; Kurt Christ: Jacobi und Mendelssohn. Eine Analyse des Spinozastreits. Wu¨rzburg 1998, S. 138–150). Andererseits waren auch bereits erste Spo¨tteleien auf den in Nachrufen und Nekrologgedichten meist hoch geehrten Mendelssohn in Umlauf. Samuel Ernst Stubenrauch berichtete z. B. in einem Brief an Friedrich Schleiermacher vom 14. Ma¨rz aus Halle: „Mendelssohns Tod ist Ihnen ohnstreitig bekannt; vielleicht haben Sie auch das Distichon in den Zeitungen gelesen: Es ist ein Gott. Das lehrte Moses schon; / Doch den Beweis davon gab Moses Mendelssohn. Darauf hat man hier folgende Parodie gemacht: Der Weise glaubt es Moses schon, / Dem Narren bewies es Mendelssohn.“ (Aus Schleiermachers Leben in Briefen. Hrsg. von Wilhelm Dilthey. Bd 1. Berlin 1860, S. 39.) 169,7 nicht einmal ein armer Jude] Die ju¨dische Identita¨t Moses Mendelssohns und die Umsta¨nde seines Todes blieben auch fernerhin Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen seinen Gegnern und Anha¨ngern im sich weiter zuspitzenden Spinozastreit.
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273. An Charlotte von Stein
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ÆWeimaræ, 23. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 87. – 1 Bl. 19611,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „35.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 37), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 242. WA IV 7 (1891), 183, Nr 2272. BEI LAG E
Bilderrahmen (vgl. zu 169,14). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 169,11 gerne ha¨tte ich dich gestern begleitet] Am Vortag, dem 22. Februar 1786, hatten Goethe und Charlotte von Stein sowie deren Schwester Louise von Imhoff mit ihrem Ehemann Carl als Ga¨ste an der abendlichen Hoftafel mit dem Herzogspaar und den Hofdamen der Herzogin teilgenommen (vgl. FB 1786, S. 52). Anschließend fand man sich bei Hofe zu „Spiel und Klein Concert“ zusammen (ebd.). Vermutlich hatte Charlotte von Stein nach der Tafel die Hofgesellschaft verlassen, um nach Hause zu gehen oder auch der erkrankten Herzoginmutter Anna Amalia einen Besuch abzustatten (vgl. zu 167,29–30). 169,14 der Rahm] Wahrscheinlich ein Bilderrahmen. Die kurze Form des Wortes benutzt Goethe o¨fter (vgl. z. B. Briefe an Charlotte von Stein, 2. Juni 1778 und 2. Januar 1779; WA IV 3, 227 und WA IV 4, 1; ebenso an Merck, 11. Oktober 1780; WA IV 4, 308). 274. An Charlotte von Stein ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen 5. und 25. Februar 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 21. Februar (Nr 272) und vom 23. Februar 1786 (Nr 273) eingeordnet. Die Erwa¨hnung der herzoglichen Mittagstafel (vgl. 169,16–17) bietet keinen sicheren Anhaltspunkt fu¨r eine genaue Datierung des Briefes. Goethe speiste relativ ha¨ufig an der herzoglichen Tafel zu Mittag, im Februar 1786 am 5., 10., 15. und 25. des Monats (vgl. FB 1786, S. 35, 40, 45 und 55). Die Einordnung der Handschrift im Briefkonvolut des Jahrgangs
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1786 sowie mo¨gliche Tage der Teilnahme an der herzoglichen Tafel lassen vermuten, dass der Brief im Zeitraum zwischen dem 5. und 25. Februar 1786 geschrieben worden ist. – In den bisherigen Ausgaben wichen Scho¨ll und Fra¨nkel grundsa¨tzlich von einer solchen Datierung ab. Scho¨ll druckt den Brief in seiner Ausgabe doppelt und ordnet ihn einmal dem 13. Oktober 1782 und ein weiteres Mal dem 1. Juni 1786 zu (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 2, 255; Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 262). Fra¨nkel hingegen datiert auf den 28. Ma¨rz 1786, einen Tag, an dem Goethe ebenfalls an der mitta¨glichen Hoftafel teilnahm (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 328; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 148). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 87. – 1 Bl. 16,368,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „34“; rechter Seitenrand und Rs. leicht poro¨se Stelle durch Siegelo¨ffnung; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „1782“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 36), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 255. WA IV 7 (1891), 290, Nr 2482. BEI LAG E
Lebensmittel (vgl. zu 169,16). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 169,16 etwas in die Ku¨che] Wahrscheinlich frische Lebensmittel. 275. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 26. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 87. – 1 Bl. 17,6611,6(–11,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „36.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 38), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 242. WA IV 7 (1891), 183 f., Nr 2273. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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170,1 es will mir gar nicht recht werden] Von welcher Art das beginnende Unwohlsein Goethes war, ist nicht bekannt. Nach reichlich einer Woche, am 6. Ma¨rz, war er wieder wohlauf (vgl. zu 176,5). 170,3 was hast du heute vor] yber den Tagesablauf bei Charlotte von Stein ist nichts bekannt. Am Abend war „Cour und Concert“ am Hof (FB 1786, S. 56). 170,3–4 meine Zeichnung] Vermutlich eine Zeichnung, die Goethe entweder in den Tagen zuvor oder am gleichen Tag Charlotte von Stein zur Ansicht gegeben hatte (vgl. auch zu 169,14). Da er wegen seiner Unpa¨sslichkeit nicht ausgehen konnte, wollte Goethe offenbar den Sonntag fu¨r die Weiterarbeit nutzen (vgl. auch Datierung zu Nr 281). 276. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 28. Februar 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSAWeimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 85. – 1 Bl. 19,3(–19,5)623(–23,3) cm, 1 /2 S. beschr., egh., Tinte; unter dem Textfragment eines Briefes von Catharina Elisabeth Goethe an Goethe; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „37“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 32), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 242 f. WA IV 7 (1891), 184, Nr 2274. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 170,7–11 N. S. Schon am 1ten Jenner Æ:::æ Verlegenheit zu kommen.] Schluss (Nachschrift) eines Briefes von Goethes Mutter Catharina Elisabeth an Goethe wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 25. Februar 1785 (vgl. RA 1, 106, Nr 208). Zu dem Brief geho¨rten ein weiteres oder auch mehrere nicht u¨berlieferte Bla¨tter. Ein entsprechender Brief Charlotte von Steins an Catharina Elisabeth Goethe, wie erbeten, ist nicht bekannt. 170,12 H] Abgebrochenes Anfangswort von Goethes Brieftext, den er weiter unten neu beginnt. 170,13 ein Wort von meiner Mutter] Catharina Elisabeth Goethe hatte wahrscheinlich im Herbst 1785 die in ihrem Brief genannten Schmuckstu¨cke und Spitzen von Charlotte von Stein mit der Bitte erhalten, sie in Frankfurt a. M. zum Kauf anzubieten. Die Gebote waren allerdings zu niedrig, so dass die Gegensta¨nde vermutlich auf perso¨nliches Geheiß Charlotte von Steins hin am 1. Januar 1786 wieder nach Weimar zuru¨ckgingen. Bereits am 14. November 1785 hatte Catharina Elisabeth Goethe die Eigentu¨merin in einem Brief u¨ber den Ver-
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lauf ihrer Verkaufsbemu¨hungen informiert: „Ich habe die Antwort auf Dero zwey mir so lieben Briefe so lang aufgeschoben, biß ich von der mir aufgetragenen Commision zuverla¨ßigen Bericht abzustatten im stande war. Die Ohrgehenge habe von vier Jubelierern und einem Juden scha¨tzen laßen – der Jude bietet das meiste nehmlich 60 Carolin – zu dem preiß wie sie bey Ihnen sind gescha¨tzt worden, kan ich sie hier nicht anbringen – die Spitzen noch weniger – ich habe noch nicht einmahl ein Gebot drauf bekommen – Die Ursach ist leicht zu errathen – Leute die reich sind kauffen so was neu – geringeren ists zu kostbahr – yber das alles erwarte Dero gefa¨llige Ru¨ckantwort.“ (Pfeiffer-Belli, 548 f.) Da u¨ber die Angelegenheit keine weiteren Berichte u¨berliefert sind, ist zu vermuten, dass Charlotte von Stein die Gegensta¨nde unversehrt wiederbekommen hat. 170,14 euch heute zum thee] Die Einladung war außer an Charlotte von Stein vermutlich noch an deren Schwester Louise von Imhoff gerichtet, die seit ihrer ybersiedlung nach Weimar Anfang Oktober 1785 o¨fter an Treffen des engsten Freundeskreises um Goethe teilnahm (vgl. zu 146,7). Das Treffen fand wahrscheinlich am Nachmittag oder fru¨hen Abend statt, jedenfalls vor acht Uhr abends (vgl. zu 174,20). – Zu den Teerunden vgl. auch zu 112,2. 170,15 zu Tisch Æ:::æ euch nicht behalten] Wahrscheinlich wegen Goethes anhaltender Krankheit (vgl. zu 170,1). 170,15 Wenn Imhof mit ka¨me] Gemeint ist Carl von Imhoff, der Ehemann Louise von Imhoffs, der seit etwa sechs Wochen ebenfalls in Weimar wohnte (vgl. zu 150,9). 170,16 artig] Hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 170,16 Herdern sagen lassen] Zu der engeren Freundesrunde Goethes in Weimar za¨hlten auch Caroline und Johann Gottfried Herder (vgl. Datierung zu Nr 21). 170,18–19 Gestern Abend hat mir deine Gegenwart Æ:::æ Freude gemacht.] Daru¨ber ist nichts weiter bekannt. Der 27. Februar 1786 war Rosenmontag. Aus diesem Anlass wurde an dem eigentlich spielfreien Montag im Weimarer Komo¨dienhaus eine Extra-Vorstellung gegeben. Gespielt wurde „Der Furchtsame. Ein Faschings-Lustspiel in drey Aufzu¨gen“ des Wiener Komo¨diendichters Philipp Hafner (Theaterzettel Weimar 1786). 277. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 28. Februar und 1. Ma¨rz 1786 ! ÆZu¨richæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 18,9(–19,1)628 cm, 3 3/4 S. beschr., von Schreiberhd (Go¨tze?) mit egh. Schluss (174,3–18 Still ist es, stille
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Æ:::æ Sprache des Musikers.), Tinte; S. 4: 174,12 Ihr Vater Æ:::æ wohl auch. und 174,16–18 Gru¨sen Sie Æ:::æ Sprache des Musikers. von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht. E1: Goethe und Kayser (1879), 34 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 172,2–27 Wenn wir uns Æ:::æ hatte liegen laßen.; 174,15 G). E2: WA IV 7 (1891), 184–188, Nr 2275 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Februar und 20. Februar 1786 (vgl. zu 172,28). – Der Antwortbrief vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 10. Ma¨rz und 5. April 1786 (vgl. zu 194,1) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 172,2 Wenn wir uns Æ:::æ wechselsweise erkla¨ren] Die seit Ende November 1785 abgehaltenen Orchesterproben der ersten beiden Akte des Singspiels „Scherz, List und Rache“ in Weimar hatten zu einem intensiven Austausch zwischen Goethe und Kayser u¨ber die Komposition gefu¨hrt (vgl. Nr 217, 224 und 250). Im Mittelpunkt stand dabei die Abstimmung zwischen Text und Musik. 172,6 Organe] Hier im Sinne von griech. o=qcamom: Werkzeug, Mittel. 172,11 Oper] Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 46,10). 172,12 einige Stu¨cke, und eine lbersicht von der zweyten] Goethe hatte spa¨testens im November 1785 die Arbeit an dem neuen Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“ aufgenommen (vgl. zu 123,7) und Ende 1785/Anfang 1786 nochmals intensiviert (vgl. zu 157,5). Von dem Werk sind lediglich der 1., 4. und 5. Akt zu gro¨ßeren Teilen ausgefu¨hrt (vgl. WA I 12, 223–251). Auch ein Schema zu den einzelnen Akten ist u¨berliefert (vgl. ebd., 402). Die angeku¨ndigte Zusendung erfolgte nicht. 172,14 einer ernsthaften Oper] yber konkrete Pla¨ne Goethes zu einer Opera seria in dieser Zeit ist nichts bekannt. Im weiteren Briefwechsel mit Kayser spielte das Thema keine Rolle mehr. Spa¨tere Versuche, die allesamt Fragment blieben, wie „Die Zauberflo¨te. Zweiter Teil“ (1795/98), „Der Lo¨wenstuhl“ (1803/14) und „Feradeddin und Kolaila“ (1815/16), standen mit den hier getroffenen yberlegungen nicht mehr im Zusammenhang. 172,16 Fußpfad des Metastas] Pietro Antonio Metastasio, italienischer Dichter und Librettist am Wiener Kaiserhof, war 1782 gestorben. Er galt bereits als Klassiker, seine Libretti als verbindliche Muster fu¨r die italienische Opera seria. 172,20 Opera Buffa] Das Singspiel „Scherz, List und Rache“ war im Stil der italienischen Opera buffa, der heiteren, volkstu¨mlich komo¨diantischen Opernform, konzipiert. 172,22 Fu¨r unser gegenwa¨rtiges Werck Æ:::æ nicht bange seyn] Goethe hatte bereits im November 1785 versucht, Mo¨glichkeiten fu¨r eine Auffu¨hrung von „Scherz, List und Rache“ auf großen Bu¨hnen zu sondieren, so in Wien und in
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BRIEF 277
Mu¨nchen (vgl. zu 129,10). Da die Oper noch nicht fertig vorlag, hatten diese Bemu¨hungen aber zu keinem Erfolg gefu¨hrt. 172,23 Entreprenneurs] Franz. entrepreneur: Veranstalter, Agent von Theaterauffu¨hrungen. 172,24–27 ietzo in Mannheim den Go¨tz Æ:::æ liegen laßen] Nach der Urauffu¨hrung des Schauspiels „Go¨tz von Berlichingen“ am 12. April 1774 durch Kochs Theatergesellschaft in Berlin und einer weiteren Inszenierung in Hamburg am 24. Oktober des gleichen Jahres war das Stu¨ck am 17. Februar 1786 im Nationaltheater Mannheim erneut auf die Bu¨hne gekommen. yber andere, dazwischen liegende Auffu¨hrungen des Stu¨cks, so in Breslau (17. Februar 1775), Frankfurt a. M. (1778), Nu¨rnberg (30. Juni 1779), Osnabru¨ck (6. Ma¨rz 1780) und Wien ( Juni 1780), war Goethe offenbar nicht informiert (vgl. Theatersammlung Oscar Fambach, Institut fu¨r Germanistik der Universita¨t Bonn). 172,28 Der Anfang des dritten Akts Æ:::æ angekommen.] Die Sendung Kaysers mit etwa der Ha¨lfte der Komposition des 3. Akts war wahrscheinlich erst in den letzten Tagen des Februar eingetroffen. Kayser hatte sie also nicht vor der zweiten Februarha¨lfte 1786, wahrscheinlich zwischen Mitte Februar und 20. Februar 1786, an Goethe gesandt (vgl. zu 174,11). Damit beendete Kayser eine la¨ngere Unterbrechung seiner Kompositionsarbeit. Zuletzt hatte er im November 1785 Teile der Partitur geschickt (vgl. zu 122,1–2). 173,1–2 die ho¨chste Raserei unserer Heldin in den Kahn gestellet] Dies bezieht sich auf die Arie der Scapine Hinu¨ber, hinu¨ber! Æ:::æ aus der Mitte des 3. Akts (WA I 12, 152, Vers 718–729; „No 16 Aria“, in: Dechant, 206– 215). Scapine versucht, dem Doktor eine gemeinsame yberfahrt zum Hades im Nachen des Charon, des Totenfa¨hrmanns in der griechischen Mythologie, vorzuta¨uschen. Kayser hat die Arie in einem inspirierten Allegro komponiert (vgl. Dechant, 206). 173,2–3 Cozith] Griech. JxjtsoŁ|, lat. Cocytus; in der griechischen Mythologie ,Fluss der Klagen‘, der von den Verstorbenen auf dem Weg ins Totenreich des Hades ebenso wie die Flu¨sse Acheron und Styx u¨berquert werden muss. 173,4 Arie wo sie den Mißetha¨ter vor Plutos Trohn schlept] Arie der Scapine aus der Mitte des 3. Akts In euerm finstern Hause Æ:::æ (WA I 12, 155, Vers 787–797; „No 19b Aria pantomimica“, in: Dechant, 233–245). Scapine klagt den Doktor vor Pluto, dem Herrn des Totenreiches, an. Im Gegensatz zu der ungestu¨men Arie der Scapine zuvor (vgl. zu 173,1–2) hat Kayser die Musik hier im sehr ruhigen Tempo eines Adagio commodo gehalten (vgl. Dechant, 233). 173,7–8 beigelegten Blatte] Nicht u¨berlieferte Beilage Kaysers zum Bezugsbrief. Vermutlich enthielt das Blatt Vorschla¨ge zu Textvera¨nderungen oder Hinweise zum Ausschreiben der Stimmen. 173,10 Pantomime nach der Arie, i n e u r e m f i n s t e r n H a u s e ] Die Regieanweisung Goethes zum pantomimischen Spiel Scapines und des Doktors im
FEBRUAR/MnRZ 1786
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Anschluss an die genannte Arie der Scapine (vgl. zu 173,4) lautet in Goethes urspru¨nglicher Librettofassung: Die Pantomime der vorhergehenden Arie gibt sich von selbsten. Am Ende wirft sie sich in den Sessel; er bleibt ihr zu Fu¨ßen liegen. Sie fa¨llt wieder in Geberden des Schmerzens; sie scheint zu sich zu kommen, er la¨uft hin und wieder, bringt ihr zu riechen, geberdet sich a¨ngstlich. Sie sto¨ßt von Zeit zu Zeit schmerzhafte Seufzer aus. Dieses stumme Spiel wird von Musik begleitet, bis endlich der Doctor in folgenden Gesang fa¨llt und Scapin zugleich sich außen ho¨ren la¨ßt. (WA I 12, 155.) 173,12–16 Scapine fa¨llt ohnma¨chtig Æ:::æ a¨ngstliche Laute aus.] Diese {nderungsvorschla¨ge Goethes hat Kayser in einer neuen Regieanweisung umzusetzen versucht und das Pantomimenspiel mit der bewegten Orchestermusik eines Allegro unterlegt (vgl. „No 19c Sinfonia“, in: Dechant, 246–252). Der Text der neuen Regieanweisung Kaysers lautet: „Am Ende der vorhergehenden Arie, d. i. mit dem ersten Takt dieses Allegro wirft sich Scapine mit fieberhaften Gefu¨hlen in den Sessel; der Doktor bleibt ihr unter diesen abwechselnden Aufwallungen und Ermattungen zitternd zu Fu¨ßen liegen. Sie fa¨llt wieder in Geba¨rden des Schmerzes und Wahnsinns; er la¨uft hin und wieder, geba¨rdet sich a¨ngstlich; bringt ihr zu riechen, kramt allerlei aus; beginnt dies und das. Neues {ngstigen, Zittern und Zagen von seiner Seite. Sie sto¨ßt zuweilen schmerzhafte Seufzer aus. Abermalige Gescha¨ftigkeit um sie herum. Sie scheint zu sich zu kommen; sto¨ßt wieder lebhafte Seufzer aus. So dauert das stumme Spiel, bis endlich der Doktor in folgenden Gesang fa¨llt und Scapin sich zugleich unruhig von außen ho¨ren la¨ßt.“ (Ebd.) 173,20 Reprisen] Wiederaufnahmen. – In der Musik die Wiederaufnahme des Anfangsteiles eines Musikstu¨cks nach dessen kompletter Durchfu¨hrung. 173,24–25 in die To¨ne Æ:::æ Gesang einfallen] Von Kayser umgesetzt und ausdru¨cklich in der neuen Regieanweisung vermerkt (vgl. zu 173,12–16). 173,29–30 wenn Sie die Interiektionen Æ:::æ hineinsa¨a¨en] Diesen Vorschlag hat Kayser nicht u¨bernommen (vgl. die folgenden Gesangs- und Rezitativpassagen in: Dechant, 252–272). Durch die neue Regieanweisung Kaysers steht es der Sa¨ngerin allerdings frei, ihr Wehklagen weiter fortzusetzen. 173,31–32 eine Arie des vierten Akts, wie ich sie vera¨ndert habe] Arie des Doktors Still ist es, stille! Æ:::æ aus dem ersten Teil des 4. Akts (WA I 12, 1013–1023). yber die Vera¨nderung vgl. die folgende Erla¨uterung. Kayser hat diesen Auftritt des Doktors als Teil eines la¨ngeren Terzett-Rezitativs komponiert (vgl. „No 27b Recitativo“, in: Dechant, 358–360). 174,3–9 Still ist es, stille Æ:::æ der Donner pp] Im urspru¨nglichen Libretto war der Text noch knapper und rhythmisch uneinheitlicher gewesen: Still’ ist es, stille! / Stille, so stille! / Regt sich doch kein Ma¨uschen, / Kein Lu¨ftgen / Es ru¨hret sich nichts. (Vgl. WA I 12, 166 und 377.) Kayser hat den gea¨nderten Text fu¨r seine Partitur u¨bernommen (vgl. Dechant, 358–360).
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BRIEFE 278/279
174,10 Ich habe diesen Brief dicktirt] Ab Still ist es, stille (174,3) setzte Goethe den Brief mit eigener Hand fort (vgl. yberlieferung). 174,11 nicht lange wollte warten lassen] Der Bezugsbrief war demnach kurz vor dem Datum des vorliegenden Briefes eingetroffen. Kayser hatte ihn also wahrscheinlich in der zweiten Februarha¨lfte, zwischen Mitte Februar und 20. Februar 1786, geschrieben, wenn man die gewo¨hnliche Postlaufzeit von acht oder neun Tagen zwischen Zu¨rich und Weimar zugrunde legt (vgl. Brief an Johann Caspar Lavater, 24. November 1783; WA IV 6, 216 f.). 174,12 Ihr Vater hat das Geld. Sie wohl auch.] Worum es ging, konnte nicht ermittelt werden (vgl. auch Brief an Kayser, 11. September 1787; WA IV 8, 256). Der Vater Kaysers, der Organist Johann Mattha¨us Kayser, lebte in Frankfurt a. M. Der ganze Satz ist spa¨ter von fremder Hand auf die gleiche Weise unleserlich gemacht worden wie alle Passagen, die sich auf Barbara Schultheß beziehen (vgl. yberlieferung; zu 129,16). 174,16 Frau Schulthes] Goethes Bekannte in Zu¨rich, Barbara Schultheß. – Die Textstelle Gru¨sen Æ:::æ Musikers. (174,16–18) ist von fremder Hand unleserlich gemacht worden (vgl. yberlieferung).
278. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 1. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 88. – 1 Bl. 13,2(–13,4)619,6 (–19,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „38.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 29), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 243. WA IV 7 (1891), 188, Nr 2276. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 174,19 die Arzeney] Goethe war seit dem 26. Februar leicht erkrankt (vgl. zu 170,1). 174,20 gestern Æ:::æ viel besser] Am Vortag, dem 28. Februar 1786, hatte Goethe wahrscheinlich Charlotte von Stein und die Ehepaare von Imhoff und Herder am Nachmittag oder fru¨hen Abend zum Tee empfangen (vgl. zu 170,14). Charlotte von Stein war demnach u¨ber den Krankheitszustand Goethes aus eigener Anschauung gut unterrichtet. Von der eingetretenen Besserung am Abend hatte sie aber noch nichts erfahren (vgl. zu 170,15).
MnRZ 1786
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174,24 Knebel hat Æ:::æ Zeichnungen von Kobel mit gebracht.] Carl Ludwig von Knebel hatte am 25. Juli 1785 von Karlsbad aus einen la¨ngeren Aufenthalt in seiner fra¨nkischen Heimat und anschließend in Mu¨nchen und Tirol angetreten (vgl. zu 119,7; zu 119,21). Am 26. Februar 1786 war er wieder nach Jena zuru¨ckgekehrt und zwei Tage spa¨ter, am 28. Februar, nach Weimar gefahren, wo er „gegen 5. Uhr“ nachmittags eintraf (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 3). Da er zuna¨chst die kranke Herzoginmutter Anna Amalia und erst danach Goethe aufsuchte, wird er nach der Teestunde, also nachdem die Ga¨ste Goethes Wohnung wieder verlassen hatten, dort eingetroffen sein („Herzogin Mutter etwas besser. Bey Goethe.“; ebd.). Knebel hatte den von Goethe verehrten Zeichner und Landschaftsmaler Franz Innocenz Josef Kobell wa¨hrend seines Aufenthaltes in Mu¨nchen (9. November 1785 – 19. Februar 1786) kennen gelernt. yber die mitgebrachten Zeichnungen ist nichts Na¨heres bekannt. Goethe sammelte Werke des Ku¨nstlers. Zum u¨berlieferten Bestand in Goethes Kunstsammlung geho¨ren heute noch rund 100 Zeichnungen und Grafiken Kobells meist mit Landschaftsmotiven und/oder Genreszenen (vgl. dazu auch Schuchardt 1, 271 f., Nr 389–395). 279. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 3. Ma¨rz Æ1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief ist unter dem 3. Ma¨rz in das Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein vom Jahrgang 1786 eingeordnet. Die fehlende Jahreszahl ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes (vgl. zu 175,1). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 88. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „39“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 40), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 243. WA IV 7 (1891), 188, Nr 2277. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 175,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 175,1 ganz leidlich] Der seit dem 26. Februar 1786 leicht erkrankte Goethe befand sich seit dem 1. Ma¨rz auf dem Wege der Besserung (vgl. zu 174,20).
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BRIEFE 280/281
175,1–2 du bist auch nicht recht Æ:::æ an deinem Briefgen] Charlotte von Stein schrieb, wenn sie krank oder unpa¨sslich war, ihre Nachrichten an Goethe oft nur mit Bleistift vom Krankenlager aus und nicht mit Tinte an ihrem eigentlichen Schreibplatz (vgl. zu 12,5). Der Bezugsbrief vom selben Tag hatte Goethe mo¨glicherweise deshalb zu seiner Vermutung veranlasst. 280. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 3. Ma¨rz 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 10. Ma¨rz (Nr 284) und vom 12. Ma¨rz 1786 (Nr 285) eingeordnet. Aus dem Inhalt geht aber hervor, dass der Brief schon am 3. Ma¨rz 1786 geschrieben worden ist: Goethe berichtet von einer schon seit einigen Tagen anhaltenden Unpa¨sslichkeit (vgl. zu 175,5–6). Am Donnerstag, dem 2. Ma¨rz, wurde im Komo¨dienhaus ein Lustspiel aufgefu¨hrt (vgl. zu 175,6), und am Abend des 3. Ma¨rz fand die letzte Redoute der Saison in Weimar statt (vgl. zu 175,8). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 90. – 1 Bl. 16,5(–16,7)610,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „23 45“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 46), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 14. WA IV 7 (1891), 291, Nr 2485. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 175,5–6 es ist besser ich bleibe] Seit dem 26. Februar 1786 litt Goethe unter einem Unwohlsein (vgl. zu 170,1). 175,6 warte mich ab] Hier im Sinne von ,sich pflegen‘, ,ausruhen‘, ,schonen‘ (vgl. GWb 1, 214). 175,6 Die gestrige Commo¨die] Am 2. Ma¨rz hatte im Weimarer Komo¨dienhaus die komische Oper „Der gefoppte Bra¨utigam“ von Carl Ditters von Dittersdorf Premiere (Urauffu¨hrung: 30. November 1783 in Wien; vgl. Theaterzettel Weimar 1786); es handelte sich um die deutsche Fassung einer a¨lteren italienischen Buffo-Komposition Dittersdorfs, „Lo sposo burlato“ (1773). 175,8 die Redoute] Fu¨r den Abend des 3. Ma¨rz war nach der Fu¨rstlichen Tafel noch „Spiel u kleines Concert, wie auch die letzte Redoute“ (FB 1786,
MnRZ 1786
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S. 60), der fu¨nfte Hofball der Wintersaison in Weimar, angesetzt. Ob Goethe und Charlotte von Stein daran teilnahmen, ist nicht bekannt. 175,8 hertragen lassen] Nach strengem Frost in den letzten Tagen hatte es am Vortag, dem 2. Ma¨rz 1786, ausgiebig zu schneien begonnen (vgl. Knebel, Tgb., [27. Februar–3. Ma¨rz] 1786, Bl. 3 f.). Charlotte von Stein fu¨hlte sich zudem gesundheitlich nicht wohl (vgl. zu 175,1–2). 175,9 Stein ka¨me ia wohl auch.] Ernst Josias von Stein wurde gelegentlich auch zu den abendlichen Besuchsrunden bei Goethe eingeladen (vgl. 38,10; 150,18). 281. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 3. oder 4. Ma¨rz 1786?æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 3. Ma¨rz (Nr 279) und vom 4. Ma¨rz 1786 (Nr 282). Der Brieftext bietet keinen konkreten Anhaltspunkt fu¨r eine genaue Datierung. Lediglich die Erwa¨hnung der Zeichnungen (vgl. zu 175,11) la¨sst vermuten, dass der Brief von Ende Februar/Anfang Ma¨rz 1786 stammen ko¨nnte. In dieser Zeit bescha¨ftigte sich Goethe, weil er sich unwohl fu¨hlte und wenig ausging, mit Zeichnen und Malen (vgl. zu 170,3–4). – In den bisherigen Ausgaben wurde der Brief unterschiedlich datiert. Fielitz, Wahle und Petersen setzen ihn in den Zeitraum zwischen dem 1. und 3. Ma¨rz 1786 (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 314; Wahle, Goethe-Stein 2, 210; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 234). Du¨ntzer nimmt den 19. Ma¨rz 1786 als Schreibdatum an (vgl. Du¨ntzer, Goethe-Stein, 584). Fra¨nkel wiederum sieht den Brief als Vorla¨ufer des Briefes vom 26. Februar 1786 (Nr 275), weil Goethe dort um die Ru¨ckgabe einer Zeichnung bittet (vgl. 170,3–4). Er datiert ihn auf den Zeitraum zwischen dem 23. und 26. Februar 1786 (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 324; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 144). Alle drei Datierungsvarianten sind nicht vo¨llig auszuschließen. Scho¨lls Datierung auf den Zeitraum zwischen dem 14. und 24. April 1786 ist ohne Begru¨ndung und so nicht nachvollziehbar (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 252). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 89. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „40“; an den Seitenra¨ndern von Vs. und Rs. und an den unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 41), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
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BRIEFE 282/283
E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 252. WA IV 7 (1891), 290, Nr 2483. BEI LAG E
Zeichnungen (vgl. zu 175,11). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 175,11 meine Krabeleyen] Zeichnungen, die noch den Charakter von Flu¨chtigkeit und Unfertigkeit tragen. ,Krabbeln‘ braucht Goethe „von seinem zeichnen, scherzend geringscha¨tzig“ (Grimm 5, 1913). 175,11 Schicke mir sie zuru¨ck] Ob dies geschah, konnte nicht ermittelt werden. 282. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 4. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 89. – 1 Bl. 19,1(–19,4)611,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „41“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 42), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 244. WA IV 7 (1891), 189, Nr 2278. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. 175,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 175,16 nicht Hoffnung dich zu sehen] Vermutlich hatte Charlotte von Stein Goethe in ihrem Bezugsbrief mitgeteilt, dass ihr Tag schon weitgehend verplant war. Am Nachmittag luden Carl und Louise Imhoff, Schwager und Schwester Charlotte von Steins, zum Tee: „Bey Imhof Thee.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 4.) Am Abend wurde im Komo¨dienhaus zum wiederholten Male Mozarts Singspiel „Die Entfu¨hrung aus dem Serail“ gegeben, es schloss sich noch ein „Picquenick und Tanz im Redoutenhaus“ an (ebd.). Der immer noch gesundheitlich angeschlagene Goethe hatte Mozarts Singspiel schon zweimal gesehen (vgl. zu 136,6), so dass er die Auffu¨hrung wohl ebenso wenig besuchen wollte wie die Veranstaltung im Redoutenhaus. 176,2 Die Ostindischen Ha¨ndel] Seit 1785 wurde „Das Allgemeine historische Taschenbuch oder Jahrbuch der merkwu¨rdigsten neuen Weltbegebenheiten“ von
MnRZ 1786
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dem Hallenser Historiker Matthias Christian Sprengel in Berlin herausgegeben. Das „Jahrbuch“ fu¨r 1786 bot unter dem Titel „Geschichte der wichtigsten Staatsund Handelsvera¨nderungen von Ostindien“ einen Themenband zur Geschichte, Entwicklung und aktuellen Situation der britischen Kronkolonie Ostindien mit Kartenmaterial, Statistiken und zahlreichen Kupferstichen. Der Band war fu¨r Goethe und Charlotte von Stein besonders deshalb lesenswert, weil darin die Rolle des 1785 abberufenen britischen Generalgouverneurs von Ostindien, Warren Hastings, beleuchtet wurde. Hastings hatte die erste Frau Carl von Imhoffs, Marianne geb. Chapusset, geheiratet. Carl von Imhoff, ehemals selbst in britischen Milita¨rdiensten in Ostindien, war seit 1775 mit Louise von Schardt, der Schwester Charlotte von Steins, verheiratet. Das Ehepaar lebte seit Oktober 1785 (Louise von Imhoff) und Januar 1786 (Carl von Imhoff) in Weimar und geho¨rte zum erweiterten Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein. – Carl Ludwig von Knebel schickte das hier genannte Buch am 14. Ma¨rz seinem Bruder Maximilian von Knebel nach Ansbach: „An Max ostindischen Kalender von Sprengel.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 5.) 283. An Charlotte von Stein
Weimar, 6. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 89. – 1 Bl. 17,5(–17,7)611,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „42“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 43), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 244. WA IV 7 (1891), 189, Nr 2279. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 176,4–5 Ko¨nnte ich mich Æ:::æ freuen wie gestern Abend] Mo¨glicherweise bezieht sich Goethe darauf, dass er mit Charlotte von Stein allein zusammengetroffen war. In letzter Zeit hatten sich beide meist in Gesellschaft gesehen oder nur kurze Begegnungen gehabt. Alle Hofveranstaltungen fu¨r den 5. Ma¨rz waren wegen der anhaltenden Erkrankung der Herzoginmutter Anna Amalia abgesagt: „War heute eine Cour und Concert abgesaget, wegen Kranckheit der Durch‘. Herzogin Fr. Mutter“ (FB 1786, S. 62; vgl. dazu auch zu 167,29–30). 176,5 ich habe gut geschlafen und bin wohl] Goethe hatte offenbar die leichte Erkrankung, unter der er seit dem 26. Februar 1786 litt (vgl. zu 175,5–6), u¨berwunden.
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BRIEFE 284–286
176,5–6 Knebel will gerne mitfahren] Herzog Carl August unternahm am Vormittag bei bestem Winterwetter eine Ausfahrt, vermutlich mit dem Schlitten, nach Schloss Belvedere, 4 km su¨dlich von Weimar, an der auch Charlotte von Stein und Carl Ludwig von Knebel teilnahmen: „Mit Frau v. Stein u. Herzog nach Belvedere.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 4.) 176,6–7 mich allenfalls einschieben] Goethe fand, wie vermutet, nicht die Zeit, an der Ausfahrt teilzunehmen. Knebel ha¨tte ihn andernfalls in seiner Tagebuchaufzeichnung mit Sicherheit erwa¨hnt (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). 284. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 10. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 90. – 1 Bl. 11,669,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „43.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 44), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E1: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 244 (Teildruck: 176,9–12 Dieser Tag ist Æ:::æ ich bisher versa¨umte.; 176,14–15 10 Ma¨rz 86 Æ:::æ G). E2: Fielitz, Goethe-Stein 2 (1885), 315, Nr 771. WA IV 7 (1891), 189, Nr 2280. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 176,9–10 ohne daß Æ:::æ gesehen noch geho¨rt] Mo¨glicherweise hatte es schon mehrere Tage keinen Kontakt mehr gegeben. Der letzte u¨berlieferte Brief Goethes stammt vom 6. Ma¨rz (Nr 283). Am 7. Ma¨rz 1786 fand allerdings ein Gesellschaftsabend bei Goethe statt: „Abend‘ Gesellschaft hier bey Go¨the.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 4.) 176,11 Ich war fleisig] Welche Arbeiten Goethe meinte, ist nicht klar. Mo¨glicherweise schrieb er an der Fortsetzung seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 178,7). 285. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 12. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 91. – 1 Bl. 16,6610,5 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „49.“. – In einem ge-
MnRZ 1786
423
bundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 47), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 244. WA IV 7 (1891), 190, Nr 2281. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom selben Tag (vgl. zu 178,6) ist nicht u¨berliefert. 176,16 mit deiner Gesundheit] Na¨heres ist nicht bekannt. Charlotte von Stein litt ha¨ufig unter Unwohlsein. Sie antwortete aber trotzdem umgehend (vgl. zu 178,6).
286. An Christiane Gra¨fin von Bru¨hl
Weimar, 12. Ma¨rz 1786 ! ÆSeifersdorfæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/117,I. – Doppelblatt 17,7621,1 cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „12 Mars 1786“. E: WA IV 7 (1891), 190 f., Nr 2282 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief von Christiane von Bru¨hl aus der letzten Februarwoche 1786 (vgl. zu 177,22). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. ybersetzung: Wenn die Ma¨nner mit ein wenig Gewissen geboren wa¨ren, wu¨rden sie sicher bescha¨mt und verzweifelt sein durch die treue Gesinnung der Frauen. Die mehr als scho¨ne Weste, die Sie die Gu¨te hatten, mir zu schicken, reizende Freundin, beweist mir, wie sehr Sie Sklavin Ihres Worts sind, oder vielmehr, wie teuer Ihnen die Pflicht ist, es zu halten. Tausend und abertausend Dank fu¨r dieses scho¨ne Geschenk, ich erkenne darin Ihren Geschmack, Ihre Hand, Sie selbst, verzeihen Sie! Es ist etwas darin, das ich nicht benennen kann, das Ihnen aber a¨hnelt und mir unendliches Vergnu¨gen bereitet. Die Grazien haben bei dieser Arbeit gewaltet, wu¨rde unser teurer Wieland sagen, und ich ho¨re zugleich Mephistopheles ausrufen: So ein bezaubernder Firlefanz, der mich hu¨pfen und lachen la¨sst.
424
BRIEF 287
Ich habe dieses Meisterwerk zuna¨chst zum geschicktesten Schneider geschickt, und ich erwarte voller Ungeduld den Augenblick, da ich mich von Ihren Ha¨nden geschmu¨ckt sehe. Sie haben richtig erraten, daß dieses Geschenk fu¨r einen Fest- und Galatag zu mir gelangen wu¨rde. Die Frau Herzoginmutter ist uns nach einer gefa¨hrlichen Krankheit wiedergeschenkt, und wir du¨rfen hoffen, sie bald vo¨llig wiederhergestellt zu sehen. Wenn ich ihr meine Aufwartung machen werde, um sie zu beglu¨ckwu¨nschen, um ihr meine Wu¨nsche zu u¨berbringen, werde ich zum ersten Mal das kostbarste Stu¨ck meiner gegenwa¨rtigen und ku¨nftigen Garderobe tragen. Von anderen Festen weiß ich nichts, und ich fu¨rchte sehr, dass es dabei bleiben wird. Dieser Brief sollte vor zwei Wochen abgehen, Sie werden die Verspa¨tung entschuldigen, die Krankheit unserer teuren Herzogin hat uns bis jetzt in Ungewissheit gehalten, fast alle kritischen Tage bis zum 21. waren durch irgendeinen unerfreulichen Zwischenfall gepra¨gt, und erst seit vorgestern atmen wir wieder freier. Adieu, reizende Freundin. Viele Gru¨ße an Moritz. Unser Herzog hat ihm bestimmt nicht geschrieben, soweit ich weiß. Geben Sie dem guten Lolo einen Kuss mehr als u¨blich, und herzen Sie ihn fu¨r mich. Wenn er mich ein wenig liebt, dann deshalb, weil ich ihn sehr liebe, folgen Sie diesem guten Beispiel. Nochmals leben Sie wohl. W. den 12. Ma¨rz 1786. G 177,4 Vous etes esclave de Votre parole] Christiane von Bru¨hl hatte Goethe vermutlich wa¨hrend des gemeinsamen Aufenthaltes in Karlsbad im Juli und August 1785 eine Weste zum Geschenk versprochen. 177,10 Mephistophele] Gemeint ist Joseph Friedrich August Darbes; u¨ber ihn vgl. zu 167,18; zu 167,22. 177,15–16 Mdme la Duchesse Mere Æ:::æ nous est rendue] Zum Verlauf der Krankheit der Herzoginmutter Anna Amalia und ihrer Genesung vgl. zu 167,29–30. Knebel, der am 28. Februar, besorgt durch „Bo¨se Nachricht von Herz. Mutter Gesundheit“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 3), nach Weimar fuhr und Anna Amalia sofort an ihrem Krankenbett aufsuchte, blieb so lange, bis sich der Gesundheitszustand der Herzogin wieder stabilisiert hatte. Am Abend des 10. Ma¨rz besuchte er sie ein letztes Mal und reiste am Tag danach wieder zuru¨ck nach Jena (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 5). 177,19–20 Pour d’autres feˆtes je n’en connois pas] Vermutlich hatte sich die Gra¨fin, die einen la¨ngeren Aufenthalt mit ihrer Familie in Weimar plante, nach kommenden Weimarer Festlichkeiten erkundigt. Die Bru¨hls trafen am 30. Mai 1786 in Weimar ein und blieben bis zum 12. Juli (vgl. FB 1786, S. 141 und 173). 177,22 Cette lettre devoit partir il y a quinze jours] Offensichtlich hatte Goethe den vorausgehenden Teil des Briefes schon Ende Februar 1786 geschrieben.
MnRZ 1786
425
177,27 Maurice] Christiane von Bru¨hls Ehemann, Hans Moritz Graf von Bru¨hl (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 198). 177,28 Lolo] Der Sohn der Bru¨hls, Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl (vgl. zu 126,16). 287. An Charlotte von Stein
ÆWeimar, 12. Ma¨rz 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 10. Ma¨rz (Nr 284) und vom 12. Ma¨rz 1786 (Nr 285) eingeordnet. Der Brief ist am 12. Ma¨rz 1786 geschrieben worden. Dies geht aus Goethes Brief vom 13. Ma¨rz 1786 (Nr 288) hervor. Darin berichtet er, die Arbeit an seinem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ sei gestern Abend recht wohl gelungen (178,10). Diese Arbeit ku¨ndigte er im vorliegenden Brief fu¨r diesen Abend (178,7–8) an. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 90. – 1 Bl. 17,7(–17,9)610,5 (–10,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „21 44“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 45), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 245. WA IV 7 (1891), 290, Nr 2484. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 178,6). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 178,6 dich nicht besuche] Wahrscheinlich als Antwort auf eine Anfrage im Bezugsbrief vom selben Tag. 178,7 an Wilh. schreibe] Goethe setzte die Arbeit an seinem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ mit dem zweiten Teil fort. Am 11. November 1785 hatte er den sechs Bu¨cher umfassenden ersten Teil abgeschlossen (vgl. 113,22). Der Plan zum zweiten Teil war schon im Dezember gefasst worden (vgl. zu 131,14–15). yberliefert sind weder Plan noch Ausfu¨hrung. „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ ging schließlich umgearbeitet und neu angeordnet in den ersten fu¨nf Bu¨chern des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ auf, der in vier Ba¨nden 1795 in „Goethe’s neue Schriften“ (Bd 3–6. Berlin 1795–1796) erschien. 178,8–9 einen recht guten mit euch zu haben] Goethe hatte seinen Freunden immer wieder aus den fertiggestellten Teilen seines Romans vorgelesen, zuletzt
426
BRIEFE 288–290
am 17. November 1785 aus dem 6. Buch (vgl. zu 119,18–19). Eine Lesung mit neuen Texten war fu¨r den 23. Ma¨rz 1786 vorgesehen, fand aber wegen einer Erkrankung Goethes wahrscheinlich nicht statt (vgl. zu 179,19).
288. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 91. – 1 Bl. 17,8610,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „50“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 48), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 245. WA IV 7 (1891), 191 f., Nr 2283. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 178,10 Mir ists gestern Abend recht wohl gelungen] Mit Bezug auf die am Vortag angeku¨ndigte Arbeit am zweiten Teil des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 178,7). 178,10–11 ob es heute wieder so geht] Vermutlich schrieb Goethe am Abend nicht an seinem Roman, sondern am Libretto seines Singspiels „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 179,1–2). 178,12–13 mit dem na¨chsten Buche vorzurucken] Goethe arbeitete auch in den na¨chsten Tagen noch an seinem Romanprojekt „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 179,16–17). Der Roman wurde in der begonnenen Form nicht zu Ende gefu¨hrt (vgl. zu 178,7). 178,14–15 Steinen auf die Reise] Na¨heres zu einer Reise von Ernst Josias von Stein am 13. Ma¨rz 1786 ist nicht bekannt.
289. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 14. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 91. – 1 Bl. 20,466,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „51.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 49), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.
MnRZ 1786
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E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851) 245 f. WA IV 7 (1891), 192, Nr 2284. BEI LAG E
„Verzeichnis der neuesten franzo¨sischen Bu¨cher“ (vgl. zu 178,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 178,18 Avant coureur] Franz.: Vorbote. – Gemeint ist das seit 1785 in der Akademischen Buchhandlung in Straßburg erscheinende Anzeigen- und Anku¨ndigungsjournal fu¨r neue franzo¨sische Literatur „Avantcoureur oder woechentliches Verzeichnis der neuesten franzoesischen Bu¨cher, mit den Preisen und einer kurzen Anzeige des Inhaltes, nebst den interessantesten litterarischen Nachrichten aus Paris“. 178,18–19 in dem 8ten Blatte wirst du u¨ber We r t h e r n etwas finden] Das Journal ist nicht mehr vollsta¨ndig u¨berliefert. Die entsprechende Nummer mit einer Nachricht u¨ber Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ ist nicht mehr nachweisbar. 179,1–2 an der Operette] Gemeint ist das Libretto zum Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“, mit dem sich Goethe seit Anfang November 1785 immer wieder sporadisch bescha¨ftigte (vgl. zu 172,12). Eigentlich hatte sich Goethe fu¨r den 13. Ma¨rz vorgenommen, seine Arbeit am Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ fortzufu¨hren (vgl. zu 178,10–11). 290. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 16. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 92. – 1 Bl. 19,669,3(–9,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „52.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 50), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 246. WA IV 7 (1891), 192, Nr 2285. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 179,4 Ich bitte um dein Mikroscop] Offenbar besaß Charlotte von Stein, der Goethe noch im Fru¨hjahr 1785 eines seiner Mikroskope geliehen hatte (vgl. zu 35,3), mittlerweile selbst ein solches Instrument. Sie war zuletzt im Januar
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BRIEFE 291/292
1786 zu gemeinsamen Untersuchungen mit dem Mikroskop von Goethe eingeladen worden (vgl. 150,17–18). Ob Goethe das Instrument erhielt, ist nicht bekannt. 179,4 dem meinigen] Goethe besaß 1786 drei Mikroskope. Vermutlich ist hier das neue zusammengesetzte Mikroskop aus franzo¨sischer Produktion gemeint, das er zu seinem 36. Geburtstag am 28. August 1785 von Herzogin Louise geschenkt bekommen hatte (vgl. zu 86,1). 179,5 einige Beobachtungen Æ:::æ Infusions thiergen] Schon im Juni 1785 hatte Goethe begonnen, sich mit der Untersuchung von so genannten Infusionstierchen (lat.: animalcula infusoria), auch Infusorien oder Aufgusstierchen genannt, zu bescha¨ftigen. Infusorien sind eine spezifische Art von Geißeltierchen, Einzellern, die im Wasser bei Vorhandensein von bestimmten Na¨hrstoffen zu wachsen beginnen. Im Fru¨hjahr 1786 intensivierte Goethe seine wissenschaftlichen Experimente mit entsprechenden Kulturen, u¨ber die er zwischen dem 8. April und 11. Mai ausfu¨hrlich Protokoll fu¨hrte (vgl. „Infusions-Tiere“; GSA 26/LV, 15; vgl. auch LA I 10, 25–40; zu 187,17). 179,6 bey der Imhof] Gemeint ist Louise von Imhoff, Charlotte von Steins Schwester. Sie wurde seit ihrer ybersiedlung nach Weimar Anfang Oktober 1785 immer wieder zu gemeinsamen Freundestreffen bei Goethe eingeladen (vgl. zu 108,14–15; zu 113,29–30; zu 119,1; zu 146,7; zu 170,14). 179,7 in die Commo¨die] Am 16. Ma¨rz wurde im Weimarer Komo¨dienhaus die dritte Vorstellung der Oper „Die Infantin von Zamora“ gegeben, der deutschen Bearbeitung der Opera buffa „L’infante de Zamora“ (Urauffu¨hrung: Straßburg 1781) von Giovanni Paı¨siello nach einem Libretto von Nicolas-Etienne Framery (vgl. Theaterzettel Weimar 1786). 291. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 17. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 92. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „53“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 51), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 246. WA IV 7 (1891), 193, Nr 2286. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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179,10 gestern mit und neben dir] Goethe und Charlotte von Stein hatten sich am Vortag bei Louise von Imhoff, vielleicht auch schon vorher im Theater gesehen (vgl. zu 179,6; zu 179,7). Mo¨glicherweise war es schon seit dem 5. Ma¨rz 1786 zu keinem la¨ngeren Zusammentreffen mehr gekommen (vgl. zu 176,4–5; zu 176,9–10; 178,6). 179,12 Was mir heute der Geist zurufen wird] Vermutlich spielt Goethe hier auf seine Arbeit an „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ und am Singspiellibretto „Die ungleichen Hausgenossen“ an (vgl. zu 178,10; zu 179,1–2). 292. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 21. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 92. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „54“; Seitenra¨nder, untere Ecken und Rs. rote Siegelreste, am linken Seitenrand und der unteren linken Ecke Papierausriss durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 52), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 247. WA IV 7 (1891), 193, Nr 2287. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag oder vom 20. Ma¨rz 1786 (vgl. zu 179,16). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 179,16 Ich bleibe nur zu Hause um dir Freude zu machen.] Goethe antwortet damit vermutlich auf eine entsprechende Bitte Charlotte von Steins im Bezugsbrief vom selben Tag oder vom 20. Ma¨rz 1786. Er wollte die Arbeit an seinen literarischen Werken fortsetzen (vgl. 179,18–19), um die Ergebnisse mo¨glichst bald der Freundin vorstellen zu ko¨nnen (vgl. zu 179,19). 179,16–17 Die Operette und Wilhelm] Seit u¨ber einer Woche hatte sich Goethe wieder intensiver der poetischen Arbeit zugewandt. Er hatte mit dem zweiten Teil seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ begonnen und auch die Arbeit an dem Singspiellibretto „Die ungleichen Hausgenossen“ wieder aufgenommen (vgl. zu 179,12). 179,18 essich] Versehentlich zusammengeschrieben. 179,18 beym Herzog] Goethe nahm am 21. Ma¨rz als einziger zugeladener Gast an der Fu¨rstlichen Mittagstafel mit dem Herzogspaar und den drei Hofdamen
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BRIEFE 293/294
der Herzogin, Henriette von Wedel, Adelaide von Waldner und Friederike von Riedesel, teil: „6. Herr Geh. Rath v. Go¨the“ (FB 1786, S. 76). 179,18–19 Abends schreibe ich wieder] Vgl. zu 179,16–17. 179,19 und hoffe Donnerstags dir und Herders etwas zu lesen] Zu der geplanten Lesung am 23. Ma¨rz 1786 im engen Freundeskreis, u. a. mit Caroline und Johann Gottfried Herder, ist es wahrscheinlich nicht gekommen. Goethe litt seit dem Morgen des 23. Ma¨rz unter Zahnschmerzen (vgl. zu 180,2). 293. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 23. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 93. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „55.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 53), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 247. WA IV 7 (1891), 193, Nr 2288. BEI LAG E
Brief von Emilie Gore an Goethe (vgl. zu 180,1–2). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 180,1–2 Brief von Miss Gore] Nicht u¨berlieferter Brief von Emilie Gore an Goethe wahrscheinlich aus der ersten Ma¨rzha¨lfte 1786. Emilie Gore nutzte vermutlich ihre im letzten Jahr geknu¨pften Beziehungen zu Herzog Carl August, um mit dem beru¨hmten Dichter aus Weimar in Kontakt zu treten. Carl August hatte die 29-ja¨hrige Tochter des englischen Kaufmanns Charles Gore wa¨hrend seiner Badeaufenthalte in Spa oder in Pyrmont im Sommer 1785 kennen gelernt. Goethe war dies in einem Brief, wahrscheinlich von Ende Juli oder Anfang August 1785, mitgeteilt worden, was ihm Veranlassung zu der ahnungsvollen Antwort gab: Viel Glu¨ck zur neuen Bekanntschafft der scho¨nen Engla¨nderinn, wenn anders Glu¨ck genannt werden kann, wieder auf ein gefa¨hrliches Meer gesetzt zu werden. (74,27–29.) Carl August scheint seitdem mit Emilie Gore in brieflichem Kontakt gestanden zu haben. Im Juli 1786 bat Goethe Carl August um die Befo¨rderung eines Briefes an Emilie Gore (vgl. 220,16–17). Die Britin wurde spa¨ter zur Geliebten des Herzogs und lebte in Weimar (vgl. Goethe an Knebel, 21. Dezember 1787; WA VI 8, 312).
MnRZ 1786
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180,2 meine Gestalt sich vera¨ndert] Goethe spielt auf seine geschwollene Wange an, verursacht durch eine Entzu¨ndung am rechten Backenzahn. Das Zahnleiden Goethes hielt noch bis in den April hinein an (vgl. zu 183,1). Unter Zahnerkrankungen hatte Goethe auch im Ma¨rz/April und im Juni 1785 schwer zu leiden gehabt (vgl. zu 71,1). 294. An Charlotte von Stein
Æ Jenaæ, 24. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 93. – 1 Bl. 11,6618,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „56“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 54), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 248. WA IV 7 (1891), 194, Nr 2289. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 180,5 glu¨cklich angekommen] Goethe war am 24. Ma¨rz nach Jena gereist: „Nachmittags Go¨the.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 7.) Er nahm vermutlich in der Dienstwohnung im ersten Stock des Residenzhauses vom Alten Jenaer Schloss Logis, in dem auch Carl Ludwig von Knebel wohnte (vgl. zu 25,24). Der dreita¨gige Aufenthalt stand im Zusammenhang mit dem gutachterlichen Votum zum weiteren Umgang mit den landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena. Goethe wollte sich wohl kurz vor der Niederschrift des Votums noch einmal ein perso¨nliches Bild von der Situation an der Universita¨t machen (vgl. zu 180,16). 180,6 Knebeln unter den Steinen] Knebel hatte auf einer siebenmonatigen Reise durch Bo¨hmen, Bayern und Tirol, in seinem mineralogischen Interesse von Goethe angeregt, Steine fu¨r eine eigene Sammlung zusammengetragen, die er nun nach und nach zu ordnen begann: „Steine ausgepackt.“ (Knebel, Tgb., [12. Ma¨rz] 1786, Bl. 5.) – „3. Kiste Mineralien von Nbg.“ (Ebd., [16. Ma¨rz], Bl. 6.) – „Die Tiroler Kisten ausgepackt.“ (Ebd., [17. Ma¨rz], Bl. 6.) – „Carlsbader Kiste ausgepackt.“ (Ebd., [20. Ma¨rz], Bl. 6.) – „2. Kisten, eine mit Mineralien Æ:::æ“ (ebd. [25. Ma¨rz], Bl. 7). 180,10 allerley Gedancken und Erfindungen] Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die poetischen Arbeiten, mit denen Goethe bescha¨ftigt war, den Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ und das Libretto zum Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 179,16–17).
432
295. An Charlotte von Stein
BRIEFE 295–297
ÆWeimaræ, 29. Ma¨rz 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 94. – 1 Bl. 19,2613,7 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „57“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 55), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 248. WA IV 7 (1891), 194, Nr 2290. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 180,15 dich vergnu¨gt bey mir zu sehn] Goethe war vom 24. bis 27. Ma¨rz 1786 in Jena gewesen: „Den 24. sind dh‘. Geh. Rath v. Go¨the ein log‘. Den 27 ten sind dh‘. Geh. Rath v. Go¨the abgereist.“ (Fa¨rber-Calender 1786, Bl. 8.) Fu¨r den 27. Ma¨rz ist eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 1, Bl. 50; vgl. auch zu 104,1). Am Abend des 28. Ma¨rz gab es „beim Besuch“ (GR/Belege 1786, 1, Bl. 50) eine Lieferung von zwei Flaschen Bier an Goethes Wohnung (vgl. ebd.). 180,16 Heute hab ich viel zu thun] Vermutlich sind Amtsgescha¨fte gemeint. Goethe war wahrscheinlich schon mit seinem gutachterlichen Votum zum weiteren Umgang mit den landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena fu¨r Herzog Carl August bescha¨ftigt, das in den na¨chsten Tagen vorgelegt werden musste (vgl. zu 290,1; zu 290,3). 180,16–17 gehe auch gegen Abend zur Herzoginn Æ:::æ sehe ich dich] Die Herzoginmutter Anna Amalia war gerade von einer schweren Erkrankung genesen (vgl. zu 167,29–30; zu 177,15–16). Vermutlich gab sie aus diesem Anlass einen Empfang im engeren Kreise, zu dem auch Charlotte von Stein geladen war. 180,18 an meinem Werckgen schreiben] Goethe arbeitete an dem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ und an dem Singspiellibretto „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 179,16–17). Die Bezeichnung Werckgen deutet eher auf das Singspiel hin. 296. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. Ma¨rz und 7. April 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 29. Ma¨rz (Nr 295)
MnRZ/APRIL 1786
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und vom 8. April 1786 (Nr 300). Nur der 8. April kann als Schreibdatum des Briefes ausgeschlossen werden, da Goethe die Freundin an diesem Tag zum Tee eingeladen hatte, die Begegnung aber wegen einer Erkrankung Charlotte von Steins ausfiel (vgl. 184,1–2). Der Brief ist also wahrscheinlich zwischen dem 29. Ma¨rz und 7. April 1786 geschrieben worden. – In den bisherigen Ausgaben wichen Scho¨ll und Fra¨nkel von dieser Einordnung ab. Scho¨ll bringt den Brief in seiner Ausgabe zweimal, einmal unter dem 17. November 1785, ein weiteres Mal unter dem 7. Mai 1786 (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 206 und 256). Fra¨nkel setzt ihn in den Zeitraum zwischen dem 17. und 21. Ma¨rz 1786 (vgl. Fra¨nkel, GoetheStein1 2, 327; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 147). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 94. – 1 Bl. 18,466 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „58.“; am rechten Seitenrand rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 56), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 206 und 256. WA IV 7 (1891), 291, Nr 2486. ERL{UTERUNG
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
297. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 30. Ma¨rz und 7. April 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 29. Ma¨rz (Nr 295) und vom 8. April 1786 (Nr 300). Knebel hielt sich in dieser Zeit, vom 30. Ma¨rz bis zum 8. April nachmittags, in Weimar auf. Da der Brief abends geschrieben wurde, ist der 8. April, der Abreisetag Knebels, allerdings als Schreibdatum auszuschließen (vgl. zu 181,5). Der Brief ist also wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 30. Ma¨rz und 7. April 1786 geschrieben worden. – In den bisherigen Ausgaben wurde der Brief von Scho¨ll und Fra¨nkel mit anderen Besuchen Knebels in Weimar in Verbindung gebracht. Scho¨ll setzt ihn in seiner Ausgabe in den Zeitraum zwischen dem 13. und 17. Mai 1786 (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 257). Fra¨nkel datiert auf den 17. Mai 1785, an dem Knebel nach seiner Ankunft in Weimar Goethe am Abend aufsuchte (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 273; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 98).
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BRIEF 298
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 95. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „59.“; Seitenra¨nder, untere Ecken und Rs. rote Siegelreste, untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 59), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 257. WA IV 7 (1891), 292, Nr 2489. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 181,4 Ich bin doch hereingegangen] Goethe hatte sich wahrscheinlich am Nachmittag mit Charlotte von Stein in den Weimarer Parkanlagen an der Ilm treffen wollen. Als die Freundin nicht erschien, ging er entweder in sein Gartenhaus am Stern, das er Anfang April auf einige Tage bezogen hatte, oder wieder in seine Stadtwohnung im Haus am Frauenplan zuru¨ck (vgl. zu 181,12–14). 181,5 Fritzen Botanika dicktirt] Mo¨glicherweise diktierte Goethe seinem Schu¨tzling Friedrich von Stein einige Ergebnisse seiner Untersuchungen zur Keimung von Pflanzen, die im Zusammenhang mit seiner Abhandlung „Von den Kotyledonen“ standen (vgl. LA I 10, 41–49). 181,5 nun ist Knebel gekommen] Carl Ludwig von Knebel hielt sich vom Nachmittag des 30. Ma¨rz bis zum Nachmittag des 8. April in Weimar auf (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 8–9). Die Abende des 1. und 5. April verbrachte er mit Goethe und suchte ihn auch am 4. April im Gartenhaus auf (vgl. ebd., Bl. 8). Es ist anzunehmen, dass er auch an den anderen Tagen wa¨hrend seines Aufenthaltes abends mit ihm zusammenkam. Mo¨glicherweise wohnte er, wie auch o¨fter sonst, bei Goethe. 181,6 dir besser seyn mo¨ge] Charlotte von Stein war offensichtlich wieder wie so oft unpa¨sslich (vgl. auch 184,1–2). Mo¨glicherweise hatte Knebel davon Nachricht gebracht. Knebel war am 3., 4. und 6. April 1786 mit Charlotte von Stein zusammen gewesen (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 8–9). 298. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 7. April 1786 ! ÆTannrodaæ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 41–42. – Doppelblatt 17,8621,4(–21,6) cm, 3 1/4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch restauriert. E: Goethe-Carl August1 1 (1863), 50–52, Nr 23. WA IV 7 (1891), 199–201, Nr 2292.
APRIL 1786 ERL{UTERUNGEN
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Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Herzog Carl Augusts vermutlich vom 6. oder 7. April 1786 (vgl. zu 181,8). – Der Antwortbrief vermutlich vom 7. oder 8. April 1786 (vgl. zu 183,20) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 181,8 Ihrer Einladung] Herzog Carl August war am Morgen des 6. April 1786 zur Jagd nach Tannroda und Mu¨nchen aufgebrochen, zwei im mittleren Ilmtal gelegenen Do¨rfern knapp 15 km su¨dlich von Weimar: „Heute gingen Durch‘. Herzog fru¨h 6. Uhr mit et‘. H‘. Cavaliers auf einige Tage nachher Mu¨nchen und Tannroda auf die Jagd!“ (FB 1786, S. 91.) Urspru¨nglich wollte die Jagdgesellschaft auch noch bis in die Gegend von Ilmenau weiterziehen, wo der Herzog den Aufenthalt u. a. fu¨r eine Inspektion der neuen Bergwerksanlagen zu nutzen gedachte (vgl. zu 181,16). Nicht zuletzt deshalb ha¨tte er wohl Goethe als Vorsitzenden der Bergwerkskommission gern bei sich gehabt und sandte ihm daher die hier erwa¨hnte Einladung. Nach Goethes Absage blieb der Plan unausgefu¨hrt (vgl. zu 185,1–2). Nach einer Woche, am 13. April, kehrte der Herzog nach Weimar zuru¨ck: „Heute Mittag 1 Uhr kahmen Durch‘. Herzog mit der Suite zuru¨ck!“ (FB 1786, S. 97.) 181,9–10 Ein Kno¨tgen an dem Zahn Æ:::æ zu schaffen machte] Goethe litt seit der letzten Ma¨rzwoche unter einer Zahnentzu¨ndung (vgl. zu 180,2), a¨hnlich der, die ihn schon auf seiner Reise nach Karlsbad Ende Juni 1785 betroffen hatte (vgl. zu 74,15–16). 181,11 dissimulire] Verbergen, unkenntlich machen (von Krankheitssymptomen); von lat. dissimulare: verstellen, verheimlichen. 181,12–14 Garten und Wiese habe ich verlassen Æ:::æ wieder heraufgezogen.] Goethe hatte sich wahrscheinlich Anfang April fu¨r einige Tage in sein Gartenhaus am Stern zuru¨ckgezogen, wo ihn z. B. Knebel am 4. April besuchte: „Mittags bey Go¨the im Garten.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 8.) Auch mit Charlotte von Stein hatte er in diesen Tagen in den umgebenden Parkanlagen ein Treffen verabredet (vgl. zu 181,4). Goethe wollte den Aufenthalt in seinem Gartenhaus wahrscheinlich fu¨r das umfa¨ngliche dienstliche Aktenstudium nutzen und sich von seinem Zahnleiden erholen. Mittlerweile war er offensichtlich wieder in seine Stadtwohnung im Haus am Frauenplan zuru¨ckgekehrt. 181,14 Ihre Expedition] Carl August beabsichtigte, von Tannroda aus noch nach Ilmenau zu reisen, und hatte Goethe vermutlich deswegen eingeladen mitzukommen (vgl. zu 181,8). 181,15–16 Wetken Æ:::æ schicken] Lorenz Heinrich Wetken war Kammerrat an der herzoglichen Kammer in Weimar. Seit 1785 wurden an dem im Februar 1784 wiederero¨ffneten Bergwerk in Ilmenau bedeutende Bau- und Erweiterungsmaßnahmen vorgenommen. Ein neuer Schacht wurde gegraben, ein neues Treibhaus zum Fo¨rderbetrieb gebaut sowie Teile der Wasser zu- und abfu¨hrenden Berggra¨ben erneuert und erga¨nzt. Wetken sollte vor allem bei der gescha¨ftlichen
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Abwicklung des Erwerbs der Grundstu¨cke und der Wasserrechte, bei der Entscha¨digung der betroffenen Nutzungs- und Rechteinhaber und der Sicherstellung des Holzbedarfs fu¨r den Bergwerksbetrieb herangezogen werden (vgl. z. B. Protokoll der Bergwerkskommission, 11. Juni 1785; ThHStA, B 16236, Bl. 234–237). Ob es in den na¨chsten Tagen zu einer Abordnung Wetkens nach Ilmenau kam, ist nicht bekannt. 181,16 unsre Gru¨ffte] Offensichtlich beabsichtigte Carl August eine Inspektion der neuen Schachtanlage in Ilmenau, des Johannisschachtes, dessen Abteufung 1784 in Angriff genommen worden war. Da Goethe nicht mitkommen konnte, a¨nderte der Herzog seine Pla¨ne und reiste nicht nach Ilmenau weiter (vgl. zu 185,1–2). 181,18 Ihre Frau Mutter] Die Herzoginmutter Anna Amalia. 181,18–19 sie u¨be sich Ihnen entgegen zu kommen] Herzog Carl August kehrte am 13. April 1785 von seinem Jagdausflug zuru¨ck (vgl. zu 181,8). Das so genannte Entgegengehen war ein offizieller Akt im Hofzeremoniell. Es handelte sich dabei um den ersten o¨ffentlichen Auftritt am Hof nach der Genesung von einer Erkrankung, mit dem eine Perso¨nlichkeit fu¨rstlichen Standes demonstrierte, dass sie wieder im Vollbesitz ihrer Gesundheit und damit handlungsfa¨hig war. – Anna Amalia war Mitte Februar schwer erkrankt und hatte sich erst Ende Ma¨rz/Anfang April wieder erholt (vgl. zu 167,29–30). 181,19–20 Ihrer Frau Gemahlinn ist sie heute schon entgegen gegangen.] Der regierenden Herzogin Louise. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. 182,1 die Note zuru¨ck] Offensichtlich handelt es sich um die Akzeptationsurkunde des preußischen Ko¨nigs betreffend Carl Augusts Beitrittserkla¨rung zu den Geheimartikeln des Fu¨rstenbundes vom 10. Ma¨rz 1786, die der preußische Minister Ewald Friedrich Freiherr von Hertzberg mit Schreiben vom 4. April 1786 an den Weimarer Hof u¨bersandt hatte (vgl. Hertzberg an Carl August, 4. April 1786; ThHStA, D 1656, Bl. 52–53). In den Geheimartikeln verpflichteten sich die Verbu¨ndeten gegenseitig, fu¨r die Aufrechterhaltung der Bestimmungen des Friedens von Teschen aus dem Jahr 1779 einzutreten, namentlich gegen eine mo¨gliche Wiederaufnahme der La¨ndertauschpla¨ne Kaiser Josephs II. (vgl. zu 182,5–6) und alle sonstigen Gebietsvera¨nderungs- und Sa¨kularisierungsabsichten im Reich. Ferner gab es einen ,Geheimsten Artikel‘, der im Bu¨ndnisfall auch den Einsatz milita¨rischer Mittel und die Stellung von Truppenkontingenten vorsah (vgl. Politischer Briefwechsel 1, 234–237). In seinem Begleitschreiben hatte Hertzberg zugleich Unterstu¨tzung fu¨r Carl Augusts Vorschlag signalisiert, den Fu¨rstenbund durch bilaterale Bu¨ndnisse der beigetretenen Reichssta¨nde noch weiter auszubauen. 182,1 Die Situation des fr. Ministerii] Der markgra¨flich-badische Minister Wilhelm von Edelsheim, der am Karlsruher Hof als verantwortlicher Diplomat in Sachen Fu¨rstenbundangelegenheiten eingesetzt war (vgl. zu 77,7), hatte in einem Brief an Herzog Carl August vom 25. Ma¨rz 1786 die Situation am kurfu¨rstlichen
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Hof zu Mainz, insbesondere das Verha¨ltnis des Kurfu¨rsten und anderer geistlicher Fu¨rsten zum Fu¨rstenbund, ero¨rtert und eine {ußerung des franzo¨sischen Gesandten (,fr. Ministerii‘) mitgeteilt, wonach dieser keine Anweisung habe, gegen einen Beitritt des Kurfu¨rstentums Mainz zum Fu¨rstenbund Widerspruch zu erheben (vgl. Politischer Briefwechsel 1, 240–242). 182,5–6 den Kayser nicht gewa¨hren lassen] Die Gru¨ndung des Fu¨rstenbundes 1785 war hauptsa¨chlich durch die Pla¨ne Kaiser Josephs II. ausgelo¨st worden, den Kurfu¨rsten von Bayern fu¨r einen Tausch seines Landes gegen die o¨sterreichischen Niederlande zu gewinnen. Da ein solches Vorhaben neben der Verschiebung des innerdeutschen Machtgefu¨ges auch die Sicherheit Frankreichs beru¨hrte, das von den Niederlanden her milita¨risch bedroht werden konnte, ging man davon aus, dass die franzo¨sische Krone einen solchen La¨ndertausch nicht hinnehmen werde. 182,7–8 den Umtausch von Bayern] Wilhelm von Edelsheim hatte in seinem Brief an Herzog Carl August vom 25. Ma¨rz 1786 mitgeteilt, dass Frankreich im Falle des La¨ndertauschs von Bayern mit den o¨sterreichischen Niederlanden eine Entscha¨digung von 45 Millionen Livres geltend machen und dabei alles aufrechnen werde, „was ihm Holland in der Zeit gekostet hat und was es auf trouppen Marsche, Magazine und die Marine verwendet“ habe (H: ThHStA, D 1656, Bl. 45–48). 182,10–11 Auerha¨hne und Schnepfen Æ:::æ dieses wilden Geflu¨gels] Die im Ma¨rz beginnende Balzzeit des Auerwildes war einer der Anla¨sse fu¨r Carl Augusts geplanten Jagdaufenthalt in der Tannrodaer Gegend und Ilmenau (vgl. zu 181,8). Die Auerhahnjagd in den Ilmenauer Wa¨ldern im Fru¨hjahr bereitete dem passionierten Ja¨ger Carl August besonderes Vergnu¨gen, dem er regelma¨ßig nachging. 182,12 Jagd der Infusionsthiere] Seit Ma¨rz 1786 bescha¨ftigte sich Goethe intensiv mit mikroskopischen Untersuchungen so genannter Infusorien (vgl. zu 183,3; zu 188,10). 182,13 Heute Abend ist das grose Ehrenfest der Schauspieler.] Festempfang im Weimarer ,Club‘, der fu¨r die in Weimar spielende Theatertruppe Joseph Bellomos vom Publikum gegeben wurde. Bellomo hatte am 3. April 1786 aus Anlass der Genesung Herzogin Anna Amalias eine Sonderauffu¨hrung des Stu¨cks „Der Graf von Essex“ von John Banks in der deutschen Bearbeitung von Johann Gottfried Dyk bei freiem Eintritt gegeben, bei der die Herzogin mit einem feierlichen Prolog aus Anlass ihrer Wiedergenesung geehrt wurde (vgl. zu 167,29– 30). Wahrscheinlich handelte es sich bei dem von Knebel angeregten Festempfang um eine Veranstaltung im Wittumspalais, mit der sich Anna Amalia fu¨r die dargebrachten Glu¨ck- und Genesungswu¨nsche bedankte (vgl. zu 183,11). 182,13–14 Die Frauen werden gezogen] Fu¨r die Platzierung an der Festtafel wurden die Pla¨tze der Damen ausgelost. 182,14 wir wu¨nschen Wielanden alle die Metzner] Johanna Christiana Margareta Metzner war Schauspielerin in der bellomoschen Truppe. yber die Hin-
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tergru¨nde des Wunsches ist nichts Na¨heres bekannt. Tatsa¨chlich bekam Christoph Martin Wieland den Schauspieler Gottfried Ackermann als Tischpartner (vgl. zu 183,15). 182,14 Einsiedel] Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Kammerherr der Herzoginmutter Anna Amalia; er spielte als Schriftsteller, ybersetzer, Komponist und Theaterarrangeur eine herausgehobene Rolle im ho¨fischen Kulturleben Weimars. 182,15 verdru¨s‘.] Verdrießlich. 182,15 die Schro¨ter] Corona Schro¨ter, Hofschauspielerin und Kammersa¨ngerin; sie galt als eine der ku¨nstlerisch bedeutendsten und angesehensten Perso¨nlichkeiten im Weimarer Theaterleben des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Einsiedel und Corona Schro¨ter unterhielten ein mehr oder minder offenes Liebesverha¨ltnis. 182,15–16 Baron Charles tracktirt die bewusste Rolle] ,Traktieren‘ hier im Sinne von ,behandeln‘ (vgl. Adelung 4, 637). – Gemeint ist der seit Anfang 1786 in Weimar lebende Carl von Imhoff (vgl. zu 98,8–9). Die englische Namensform Charles nimmt darauf Bezug, dass Imhoff wa¨hrend seiner Offizierslaufbahn u. a. la¨ngere Zeit in britischen Diensten gestanden und sich in Ostindien aufgehalten hatte. Er sollte in einer Wohlta¨tigkeitsauffu¨hrung des so genannten ho¨fischen ,Liebhaber-Theaters‘ mitwirken, die fu¨r den 22. April 1786 geplant war (vgl. Datierung zu Nr 256). 182,16 Negligenz] Nachla¨ssigkeit, Sorglosigkeit (von franz. ne´gligence). 182,18 ersten Probe] Am 22. April 1786 fu¨hrte das ho¨fische Weimarer ,Liebhaber-Theater‘ das Lustspiel „Der Schmuck oder Abenteuer auf Reisen“ von Friedrich Hildebrand von Einsiedel auf (vgl. Datierung zu Nr 256). Wahrscheinlich hatten die Proben dazu erst in den vorausgegangenen Tagen stattgefunden. 299. An Charlotte von Stein ÆWeimar, zwischen 29. Ma¨rz und 8. April 1786?æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Die Datierung folgt der Einordnung der Handschrift im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein zwischen die datierten Briefe vom 29. Ma¨rz (Nr 295) und vom 8. April 1786 (Nr 300). Dass Goethe sich gar nicht wohl (182,23) fu¨hlte, du¨rfte mit seiner Zahnentzu¨ndung zusammenha¨ngen, unter der er seit der letzten Ma¨rzwoche litt (vgl. zu 180,2) und die sich Anfang April weiter verschlimmerte (vgl. zu 183,1). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 94. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „57“; an den Seitenra¨ndern der
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Rs. und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 57), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 142. WA IV 7 (1891), 291, Nr 2487. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 182,23 solang in der Lufft] Trotz seines akuten Zahnleidens hatte Goethe offensichtlich einen ausgedehnten Spaziergang unternommen. 182,23 gar nicht wohl] Vgl. Datierung. 182,26–27 alles Gute was du heute an mir gethan hast] Nicht ermittelt. 300. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 8. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 95. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „60“; rechter Seitenrand, untere Ecken sowie Rs. rote Siegelreste, am rechten Seitenrand und an der unteren rechten Ecke Papierausrisse durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 60), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 249. WA IV 7 (1891), 201, Nr 2293. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom selben Tag (vgl. zu 184,1) ist nicht u¨berliefert. 183,1 Mein Backen ist dick] Die Gesichtsentstellung Goethes war durch eine Zahnentzu¨ndung mit Kno¨tchenbildung verursacht, die schon Ende Ma¨rz begonnen und sich seit Anfang April zusehends verschlimmert hatte (vgl. zu 181,9–10). 183,2–3 Ich hoffte Æ:::æ dich noch zu sehn.] Wahrscheinlich war die Begegnung an beider Unpa¨sslichkeit gescheitert (vgl. 181,6; 184,1–2). 183,3 Ich lasse Infusionsth. zeichnen.] Vom 8. April 1786 an sind Protokolle Goethes u¨ber seine mikroskopischen Untersuchungen an Infusionstierchen belegt, die sich bis zum 11. Mai erstreckten (vgl. zu 179,5). Goethe fertigte zu den Experimenten auch Zeichnungen an oder ließ solche durch Johann Christian Wilhelm Waitz ausfu¨hren, der schon bei anatomischen Studien fu¨r Goethe gear-
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beitet hatte (vgl. LA II 9A, 501; LA I 10, Tafel V–VII; zu Waitz vgl. zu 40,8–9). 183,4 Thee bey mir] Charlotte von Stein lehnte die Einladung ab, da sie selbst unpa¨sslich war (vgl. 184,1–2). Vermutlich war die Einladung auch an Charlotte von Steins Schwester Louise von Imhoff gerichtet (vgl. auch zu 112,2). 301. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. April 1786 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/411,I. – Doppelblatt 17,7621,2(–21,4) cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; am unteren Rand rechts und links des Mittelbruches Papierverlust durch Brandscha¨digung; Bl. 2 an den oberen Ecken auf eine Papierunterlage geklebt. E: WA IV 7 (1891), 201 f., Nr 2294 (Eduard von der Hellen). BEI LAG E
Eine Charte (vgl. zu 183,20). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 7. oder 8. April 1786 (vgl. zu 183,20). – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 10. April 1786 (vgl. zu 185,1–2) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 183,6–7 daß ich Ihre Parthie verderbe und das Gescha¨fft hindre] Herzog Carl August hatte Goethe eingeladen, ihn nach Ilmenau zu begleiten. Wegen seiner Zahnschmerzen sagte Goethe aber am 7. April ab (vgl. zu 181,8). Offensichtlich war dies von Herzog Carl August in seinem Bezugsbrief bedauert worden. 183,7 meinem Ubel] Goethe litt seit Ende Ma¨rz 1786 an einer Zahnentzu¨ndung (vgl. zu 180,2). 183,8 Kra¨uterkisslein] Beutel mit Heilkra¨utern, der von außen auf eine kranke Stelle gelegt wird, um sie zu heilen (vgl. Adelung 2, 1762 f.). 183,10 Knebel Æ:::æ ist heute nach Jena] Knebel hatte sich seit dem 30. Ma¨rz in Weimar aufgehalten und war zweimal vom Herzog auch perso¨nlich empfangen worden, am 31. Ma¨rz und am 5. April (vgl. Knebel, Tgb. [30. Ma¨rz–8. April] 1786, Bl. 8–9). Am Nachmittag des 8. April fuhr er wieder zuru¨ck nach Jena: „Nach 2. Uhr Kaffee. Mit Hof R. Loder u. dem kleinen August Herder, heru¨bergefahren nach Jena.“ (Ebd., Bl. 9.) 183,11 patriotisch theatralischem Schmaus] Am 7. April 1786 war im so genannten ,Club‘ bei der Herzoginmutter Anna Amalia ein Ehrenfest fu¨r die
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Schauspieler der bellomoschen Theatertruppe gegeben worden, das offensichtlich auf Knebels Anregung hin stattgefunden hatte (vgl. zu 182,13). Joseph Bellomos ,Deutsche Schauspieler-Gesellschaft‘ stand von 1784 bis 1791 in Weimar unter Vertrag. 183,11–14 Wielanden ist wu¨rcklich ein Streich passirt Æ:::æ ho¨chst glu¨cklich.] Bei dem Festmahl zu Ehren der Schauspieler hatte jeder der Gastgeber ein ihm zugelostes Mitglied der Schauspielertruppe freizuhalten. Die 25-ja¨hrige Schauspielerin und Sa¨ngerin Sophie Ackermann war mit der bellomoschen Truppe nach Weimar gekommen; sie spielte meist die Rolle der ersten Liebhaberin. Bei der Sonderauffu¨hrung aus Anlass der Genesung der Herzoginmutter Anna Amalia am 3. April 1786 im Weimarer Komo¨dienhaus hatte sie den feierlichen Prolog gesprochen (vgl. zu 182,13). yber die Frage, wer Wielands Tischnachbar sein werde, war bereits im Vorfeld ausgiebig spekuliert worden (vgl. zu 182,14). – ,Wu¨rklich‘ hier im Sinne von ,jetzt gerade‘, ,gegenwa¨rtig‘ (vgl. Grimm 14.2, 581). 183,15 H ‘. Ackermann] Der Schauspieler Gottfried Ackermann war der Ehemann der Schauspielerin Sophie Ackermann und in der bellomoschen Truppe ein sehr vielseitig einsetzbarer Darsteller mit einer Spezialisierung auf komische Rollen. 183,16 wieder eine Oper] Daru¨ber ist nichts Na¨heres bekannt. 183,18 ein ABC Buch] Gemeint ist Johann Gottfried Herders „Buchstabenund Lesebuch“, das 1786 in der Hoffmann’schen Buchhandlung in Weimar erschien. Herders Elementarschullehrbuch umfasst 18 Bla¨tter und sollte das Erlernen des Lesens und Schreibens im Sinne der philanthropischen Pa¨dagogik auf neue Art fo¨rdern. In seiner Einleitung, „Anweisung zum Gebrauch dieses Lesebuchs fu¨r versta¨ndige Schullehrer“, gab er Empfehlungen fu¨r die Unterrichtsgestaltung und charakterisierte die zugrunde liegende Idee seines Anliegens: Er habe „u¨berhaupt dies ganze Buch durch abwechselndes Lesen und Schreiben so sehr zum unterhaltenden Spiel gemacht, als es seinem Inhalte nach seyn kann.“ (Zitiert nach: Suphan 30, 296.) 183,20 die verlangte Charte] Vermutlich hatte Herzog Carl August in seinem nicht u¨berlieferten Brief vom 7. oder 8. April 1786 dieses Dokument angefordert. Um was es sich dabei handelte, konnte nicht ermittelt werden, mo¨glicherweise um eine Karte oder eine Akte zum Ilmenauer Bergwerk oder ein Schriftstu¨ck, das den Fu¨rstenbund betraf (vgl. auch zu 181,15–16; zu 182,1). 302. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 8. April 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 96. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr.,
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BRIEFE 303–305
egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „63.“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 61), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 249. WA IV 7 (1891), 202, Nr 2295. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 184,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 184,1 bey mir] Goethe hatte Charlotte von Stein im vorausgegangenen Brief vom selben Tag zum Tee eingeladen (vgl. zu 183,4). 184,1–2 du bist auch kranck] Charlotte von Stein hatte dies Goethe in ihrem Bezugsbrief vom selben Tag mitgeteilt und so seine vorausgegangene Einladung nicht annehmen ko¨nnen (vgl. zu 184,1). 184,2 den ganzen Nachmittag gezeichnet] Die Zeichnungen standen vermutlich im Zusammenhang mit Goethes mikroskopischen Untersuchungen von Infusionstierchen (vgl. zu 183,3). 303. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 9. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 96. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; unten rechts quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „64“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 62), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 249. WA IV 7 (1891), 202 f., Nr 2296. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 184,8–9 Ich fange nun wieder an zu zeichnen] Vgl. zu 184,2. 184,9–10 Mein Backen ist noch ein wenig dick] Vgl. zu 183,1. 184,10–11 wenn ich dich doch recht wohl wu¨sste] Am Vortag hatte auch Charlotte von Stein mitgeteilt, dass sie krank sei und Goethe nicht besuchen ko¨nne (vgl. zu 184,1–2).
APRIL 1786
304. An Charlotte von Stein
443
ÆWeimaræ, 10. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 96. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „65.“; am rechten Seitenrand und an den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 63), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 250. WA IV 7 (1891), 203, Nr 2297. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 184,12 Der Geschwulst vermindert sich] Schon am Tag zuvor hatte Goethe von einer leichten Besserung seiner Zahnentzu¨ndung berichtet (vgl. 184,9–10), die er mit Kra¨uterkissen behandelte (vgl. zu 183,8). Goethe gebraucht Geschwulst meistens in der damals ebenfalls u¨blichen maskulinen Form. 184,14–15 Gestern Abend war Herder Æ:::æ durchs Mikroscop gesehen.] Goethe intensivierte seit einigen Tagen seine mikroskopischen Untersuchungen von Infusionstierchen, mit denen er sich seit Ma¨rz 1786 bescha¨ftigte (vgl. zu 183,3). Herder stattete vermutlich einen Krankenbesuch ab (vgl. 185,20–21). 305. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 10. April 1786 ! ÆTannrodaæ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 43. – 1 Bl. 17,96 21,4(–21,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand abgerissen von einem Doppelblatt. E: Goethe-Carl August1 1 (1863), 52 f., Nr 24. WA IV 7 (1891), 203 f., Nr 2298. BEI LAG EN
1) Akten (vgl. zu 185,4–5). 2) Ein Buch (vgl. zu 185,4–5). 3) Herders „Buchstaben- und Lesebuch“ (vgl. zu 185,5–6). 4) Aufzeichnung eines Traums (vgl. zu 185,8) 5) Manuskriptabschrift von Goethes Romanfragment „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 185,12).
444 ERL{UTERUNGEN
BRIEF 306
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Herzog Carl Augusts aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 10. April 1786 (vgl. zu 185,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 185,1–2 fu¨r dem gestrigen Ritte bewahrt Æ:::æ nicht freundlich aussehn] Mit Bezug auf Goethes Absage der gemeinsamen Reise nach Ilmenau (vgl. zu 183,6–7). Der Herzog entschloss sich daraufhin, ebenfalls nicht nach Ilmenau zu gehen. Dies hatte er Goethe offensichtlich in einem Antwortbrief mitgeteilt, der in den Tagen zwischen dem 8. und 10. April geschrieben worden sein muss. Die gemeinsame Reise mit Goethe wurde Anfang Mai 1786 nachgeholt (vgl. zu 191,1). In Ilmenau war es bei der Inbetriebnahme des neuen Berggrabens (vgl. zu 181,15–16) aufgrund eines Dammbruchs zu einer yberschwemmung gekommen, weil der Bau des Grabens durch den am 10. April 1786 entlassenen Werkmeister Johann Gottfried Otto nicht sachgerecht ausgefu¨hrt worden war. Ein Protokoll des Berggeschworenen Johann Gottfried Schreiber berichtet dazu: „Nachdem der neu angelegte Berggraben, welchen der Werckmeißr. Otto, nach der angegebenen Ho¨he des Treibe Radts abgewogen, hat sich aber gefunden das, wie die Waßer hierin geschlagen worden, solche nicht durch den neuen Graben fortlaufen wolten, vielmehr spanten sich die Waßer, bis solche endlich durch den Dam in alten Berggraben durchbrachen; folglich war kein ander Mittel u¨brig, als daß der neue Graben wieder abgewogen wurde, um zu sehen wie viel derselbe statt fallend angestiegen war, welches den von mir den 4 t April 1786 abgewogen wurde, das Anhalten war zu Anfang des neuen Berggrabens.“ (H: ThHStA, B 16350/307, Bl. 1.) Bereits am 12. Februar hatte die Bergwerkskommission den Werkmeister Johann Gottfried Otto wegen unerlaubter Entfernung aus dem Dienst vernommen und ihm vorgehalten, „daß bei der Fu¨hrung des Grabens vom Zechenhause bis zum neuen Johannes ein Fehler vorgegangen“ sei, worauf er sich durch seine Flucht der Verantwortung zu entziehen gesucht habe (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission, 12. Februar 1786; ThHStA, B 16241, Bl. 184–189). Offensichtlich hatte man gehofft, den Berggraben bis zu dem geplanten Besuch Goethes und Carl Augusts wieder in Betrieb nehmen zu ko¨nnen, doch erwies sich das als unmo¨glich. Die Fertigstellung des mittleren Berggrabens bescha¨ftigte Goethe noch im Juni 1786 wa¨hrend seines letzten Aufenthaltes in Ilmenau vor der Italienreise (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission, 13. Juni 1786; ThHStA, B 16242, Bl. 115–116; Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Freiberg, Ilmenau 2006, S. 60–62 und 139). 185,3 auf dem alten Schlosse] Carl August beabsichtigte, den verwahrlosten, wegen seines Schieferdaches auch als Blaues Schloss bezeichneten barocken Hauptbau der Schlossanlage Tannroda, die die Herzoginmutter Anna Amalia 1775 mit dem dazugeho¨renden Rittergut fu¨r die herzogliche Schatulle erworben hatte, wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzen zu lassen.
APRIL 1786
445
185,4 Der Bauinspecktor soll kommen.] Johann Georg Bucklitzsch, Kammerrat und Bauinspektor zu Weimar, begab sich unmittelbar nach der ybermittlung des Befehls zum Herzog nach Tannroda. Am 13. April 1786 legte er einen auf der Idee des Herzogs fußenden Kostenvoranschlag fu¨r die Reparatur des Blauen Schlosses sowie der Ku¨che in der Ruine des abgebrannten Schlossturmes vor. 185,4–5 Hier folgen die verlangten Ackten und das Buch.] Nicht ermittelt. 185,5–6 das Bu¨chlein aller Bu¨cher das Abc] Herders Elementarschullehrbuch „Buchstaben- und Lesebuch“ (vgl. zu 183,18). 185,6 Die Briefe werden bestellt.] Vermutlich hatte Herzog Carl August mit seinem Bezugsbrief einige Briefe zur Weiterbefo¨rderung an Goethe geschickt oder ihm den Auftrag zur Ausfertigung von Briefen erteilt. 185,7 mein Ubel dauert noch] Goethes Zahnleiden (vgl. zu 181,9–10). 185,8 Traum aus hiesiger Gegend] Mo¨glicherweise ein von Goethe aufgeschriebener Traum. 185,9 stillen Woche] Bezeichnung fu¨r die gerade angebrochene Karwoche. 185,12 beykommende Bu¨cher Wilh. eben in der Jahrs Zeit] Wahrscheinlich eine Abschrift des Manuskripts der bisher fertiggestellten ersten sechs Bu¨cher des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Das 6. Buch hatte Goethe im November 1785 beenden ko¨nnen (vgl. zu 113,22; zu 114,2). Seit Dezember 1785 arbeitete er an der Fortsetzung des Romans (vgl. zu 133,23; zu 178,12– 13). Mo¨glicherweise waren auch schon Manuskriptteile davon in seiner Sendung enthalten. – Mit der Jahrs Zeit ist wahrscheinlich die Passionszeit vor Ostern gemeint. 185,14–17 Den zweyten Feyertag will eine Gesellschafft Æ:::æ zu du¨rfen.] yber ein solches Fest am Ostermontag (17. April 1786) ist nichts Na¨heres bekannt. Zur Krankheit und Genesung Anna Amalias vgl. zu 167,29–30. Bereits am 3. und am 7. April hatten Feiern zur Wiedergenesung der Herzoginmutter stattgefunden (vgl. zu 182,13). 306. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 11. April 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 97. – 1 Bl. 9,768 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „66.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 64), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 250. WA IV 7 (1891), 204, Nr 2299.
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BRIEFE 307/308
BEI LAG EN
1) Briefe von den scho¨nen Frauen (vgl. zu 185,18). 2) Eine Abrechnung von Auslagen fu¨r Friedrich von Stein (vgl. zu 185,18–19). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 185,18 Briefe von den scho¨nen Frauen] Zwischen dem 6. und 13. April waren laut Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes in Weimar fu¨nf Briefe an Goethe eingegangen, deren Absender aber nicht angegeben sind (vgl. P/KR Post [30. April] 1786, am 6., 8., 11. und 13. April 1786, in: GR/Belege 1786, 2, Bl. 8). Wahrscheinlich war darunter auch ein Brief der Rheingra¨fin Johanna Franziska Antonia von Salm-Kyrburg, die Goethe im Sommer 1785 in Karlsbad kennen gelernt hatte (vgl. zu 73,5–6). Er antwortete am 14. April 1786 (vgl. EB 58). Des Weiteren schickte er am 17. April 1786 einen Brief an eine Frau Gallo in Kassel (vgl. EB 59). Im Fru¨hjahr 1786 korrespondierte Goethe auch mit Christiane Gra¨fin von Bru¨hl in Seifersdorf (vgl. Nr 286 und EB 62), Barbara Schultheß in Zu¨rich (vgl. EB 49) und Juliane Auguste Christiane von Bechtolsheim in Eisenach (vgl. EB 64). 185,18–19 Berechnung wegen Fritz] Vermutlich Jahres- oder Quartalsabrechung der Kosten fu¨r die Betreuung von Charlotte von Steins Sohn Friedrich, der seit Ende Mai 1783 bei Goethe wohnte. Gemeint sein ko¨nnte aber auch eine Aufstellung der Reisekosten fu¨r Friedrich von Steins Aufenthalt in Frankfurt a. M. im September 1785 (vgl. zu 86,19–20). 185,20 besuchst du mich] Der Besuch fand offenbar am 12. April statt (vgl. 187,1–2). 185,20–21 ich halte mich noch zu Hause] Offenbar litt Goethe noch an seiner Zahnentzu¨ndung (vgl. zu 184,12). 307. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 13. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 97. – 1 Bl. 16,7612,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „67.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 65), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 250 f. WA IV 7 (1891), 204, Nr 2300. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
APRIL 1786
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187,1 werde sie heute sehn] Goethe plante, seit einer Woche erstmals wieder das Haus zu verlassen, an das ihn ein anhaltendes Zahnleiden gebunden hatte (vgl. zu 183,2–3; 185,20–21). Ein Besuch bei Charlotte von Stein ist fu¨r diesen Tag durch eine Bierlieferung auf Goethes Rechnung an die Adresse von Charlotte von Stein belegt (vgl. GR/Belege 1786, 2, Bl. 44; vgl. auch zu 104,1). Am Mittag hatte Goethe auch schon an der Herzoglichen Tafel mit dem Herzogspaar und den drei Hofdamen der Herzogin teilgenommen (vgl. FB 1786, S. 97). 187,1–2 Gestern freute mich deine Gegenwart] Goethe hatte Charlotte von Stein am 11. April zu einem Besuch aufgefordert (vgl. 185,20). 187,2 Arie zur Operette] Goethe arbeitete am Singspiellibretto „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 179,16–17). Welche Arie gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. 187,3 zu Herders] Ob der Besuch bei dem Ehepaar Herder stattfand, ist nicht bekannt. 187,3 Die Oliva] Gemeint ist die Rechtfertigungsschrift „Me´moire pour la Dem. le Guay d’Oliva“ (Paris 1786) von Marie Nicola le Guay d’Oliva. Sie war in der so genannten Halsband-Affa¨re 1785/86 um den Kardinal Louis Rene´ Edouard de Rohan-Gue´mene´ und die franzo¨sische Ko¨nigin Marie Antoinette als Betru¨gerin bezichtigt worden und stellte in dem Buch den Verlauf der Skandalgeschichte aus ihrer Sicht dar (vgl. Goethe an Kayser, 14. August 1787; WA IV 8, 244). Goethe interessierte sich sehr fu¨r die Affa¨re und verarbeitete sie spa¨ter in dem Opernfragment „Die Mystificirten“ und der Komo¨die „Der Groß-Cophta“. Charlotte von Stein bekam das Buch vorerst nicht, da Goethe es offensichtlich zuna¨chst Herzog Carl August u¨berlassen musste (vgl. zu 187,10).
308. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 14. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 97. – 1 Bl. 16,4610,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „68.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 66), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 251 f. WA IV 7 (1891), 205, Nr 2301. BEI LAG E
Brief Goethes an Johanna Franziska Antonia Rheingra¨fin von Salm-Kyrburg (vgl. zu 187,8–9).
448
BRIEF 309
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 187,8–9 Brief an die Rheingra¨finn] Der Brief an die Rheingra¨fin Johanna Franziska Antonia von Salm-Kyrburg vom 14. April 1786 ist nicht u¨berliefert (vgl. EB 58; vgl. auch zu 185,18). Goethe hatte die Gra¨fin wa¨hrend seines Badeaufenthaltes in Karlsbad im Sommer 1785 kennen gelernt (vgl. zu 73,5–6). 187,9 das Mem. der Oliva] Vgl. zu 187,3. 187,9 reg. Herzoginn] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, die regierende Herzogin. 187,10 Der Herzog hat es weggenommen.] Am 13. April war Goethe zur Mittagstafel mit dem Herzogspaar geladen (vgl. FB 1786, S. 97). Er hatte das Buch wahrscheinlich bei sich und musste es offensichtlich Herzog Carl August u¨berlassen. 309. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 14. April 1786 ! ÆDu¨sseldorfæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Nr 2693. – Doppelblatt 17,76 20,9(–21,2) cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 14t April 1786. / Goethe / empf‘ d‘ 19t – / beantw d‘ 22t –“. E: Goethe-Jacobi (1846), 103, Nr 42. WA IV 7 (1891), 205 f., Nr 2302 BEI LAG EN
1) Brief von Amalia Fu¨rstin von Gallitzin an Jacobi (vgl. zu 187,20). 2) Rechnung Goethes oder eines Dritten an Jacobi (vgl. zu 188,5). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis aus dem Zeitraum zwischen Anfang Februar und Anfang April 1786 (vgl. zu 187,20). – Der Antwortbrief vom 22. April 1786 (vgl. yberlieferung) ist nicht u¨berliefert. 187,13–14 solange habe ich nicht geschrieben] Goethes letzter Brief an Jacobi stammt aus dem Zeitraum wahrscheinlich zwischen dem 15. und 31. Januar 1786 (Nr 254). 187,15–16 manche Liebhaberey] Hier ist vor allem Goethes neue Leidenschaft, das Mikroskopieren, gemeint (vgl. die folgende Erla¨uterung). 187,17 Botanick und Microscop] Seit Fru¨hjahr 1785 hatte sich Goethe auf naturwissenschaftlichem Gebiet versta¨rkt der Botanik, insbesondere mikroskopischen
APRIL 1786
449
Untersuchungen zur Pflanzenkeimung zugewandt (vgl. zu 39,20). Wahrscheinlich Mitte Ma¨rz 1786 war mit der systematischen Untersuchung von so genannten Infusionstierchen begonnen worden, die bis Mai andauerte (vgl. zu 179,5; zu 189,21). 187,20 der Fu¨rstinn Brief] In seinem letzten Brief aus der zweiten Januarha¨lfte 1786 bat Goethe Jacobi um Nachrichten von Amalia Fu¨rstin von Gallitzin u¨ber ihre Begegnung mit Charlotte von Stein im Oktober 1785 (vgl. zu 159,21–22). Jacobi hatte bereits in einem Brief an die Fu¨rstin vom 30. Dezember 1785 einen la¨ngst erwarteten Bericht u¨ber ihre Reise im Herbst nach Sachsen und Thu¨ringen und vor allen Dingen u¨ber ihren Aufenthalt in Weimar angemahnt: „Aber es dru¨ckte mich denn doch daß Sie nicht schrieben. – Ich sehe mit heißem Verlangen na¨heren Nachrichten v Ihnen entgegen.“ ( JB I 4, 305.) In den ersten drei Monaten des Jahres 1786 muss Jacobi einen entsprechenden Brief der Fu¨rstin erhalten und ihn mit seinem Bezugsbrief an Goethe weitergeleitet haben. Der Brief der Fu¨rstin ist nicht u¨berliefert. 187,20 Humor] Hier in der zeitgeno¨ssischen Wortbedeutung von ,Stimmung‘, ,Laune‘ (vgl. Grimm 4.2, 1095 f.). 187,22 Silhouette] Wahrscheinlich eines der Silhouettenportra¨ts der Fu¨rstin Gallitzin, das Goethe u¨ber Jacobi erhalten hatte. In Goethes Nachlass befinden sich drei Portra¨tbildnisse der Fu¨rstin, eine Grafik im Profil (KSW, Direktion Museen, GNM, Inv.-Nr: KGr 03314) sowie zwei Silhouetten (ebd., Inv.-Nr: KSi 387 und 388). Bereits im Sommer 1783 hatte Goethe ein Bild der Fu¨rstinn von Jacobi erhalten (Brief an Jacobi, 13. August 1783; WA IV 6, 186). 187,22–188,1 das scho¨ne Kupfer] Mo¨glicherweise handelt es sich um eines der vier Kupferstichbla¨tter mit Portra¨ts Jacobis in Goethes Nachlass. Sie stammen von Karl Ernst Christoph Heß (KSW, Direktion Museen, GNM, Inv.-Nr: KGr 02345), von Ernst Carl Gottlieb Thelott (ebd., Inv.-Nr: KGr 3331), von Johann Heinrich Lips (ebd., Inv.-Nr: GGr 0138/0059) und von Christian Gottlieb Geyser (ebd., Inv.-Nr: KPh 4894). 188,1 Pendant] Franz.: Gegenstu¨ck, Entsprechung. – Wahrscheinlich ebenfalls ein Portra¨tbildnis. 188,1 Eine neue komische Oper] Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich arbeitete an der Vertonung von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. 46,10). Eine erste Fassung der Partitur stand kurz vor dem Abschluss (vgl. zu 152,11). 188,3 ein Componiste] Philipp Christoph Kayser (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 90). 188,5 meine Note] Vermutlich ist eine Rechnung gemeint. yber Gescha¨ftliches ist auch schon in den Briefen vom 1. Dezember 1785 und aus der zweiten Januarha¨lfte 1786 die Rede (vgl. zu 124,1; zu 159,9). Na¨heres konnte nicht ermittelt werden.
450
BRIEFE 310/311
188,5–6 du schickst das Geld gelegentlich] Daru¨ber ist nichts Na¨heres bekannt. 188,7 Metaphysikus] Zu dieser Charakterisierung Jacobis vgl. zu 193,11–13. 188,7–8 Was bereitest du Freunden und Feinden?] Anspielung auf den so genannten Spinozastreit (vgl. zu 169,6). Jacobis na¨chster Beitrag in dieser Auseinandersetzung war seine Schrift „Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre des Spinoza“, die Ende April im Verlag von Georg Joachim Go¨schen in Leipzig erschien. Darin wehrte er sich gegen den Vorwurf der bewussten Falschaussage und der damit verbundenen Diskreditierung Lessings und Mendelssohns und verwahrte sich gegen eine vermeintliche Fehlinterpretation des Spinozismus (vgl. zu 192,7). 188,9 die Deinigen] Vgl. zu 10,9. 188,10 Infusionsthiergen] Infusorien (lat.: animalcula infusoria), auch Aufgusstierchen genannt; eine spezifische Art von Geißeltierchen, Einzellern, die im Wasser bei Vorhandensein von bestimmten Na¨hrstoffen zu wachsen beginnen. Goethe experimentierte seit mindestens einer Woche mit entsprechenden Kulturen unter dem Mikroskop (vgl. zu 183,3). 188,12 schreibe bald] Jacobi antwortete drei Tage nach Erhalt des vorliegenden Briefes mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom 22. April 1786 (vgl. yberlieferung). 310. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Februar und 21. April 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 28. Ma¨rz (Nr 60) und vom 1. April 1785 (Nr 63) eingeordnet. Eine Niederschrift in dieser Zeit ist aber wenig wahrscheinlich. Der Brief ist vermutlich eher im Zeitraum zwischen Anfang Februar und dem 21. April 1786 geschrieben worden. Einziger Anhaltspunkt fu¨r die Datierung ist Goethes Hinweis auf eine Probe bey der Herzoginn (188,16). Dies bezieht sich vermutlich auf die Vorbereitungen zu einer Auffu¨hrung des so genannten ho¨fischen ,Liebhaber-Theaters‘, die unter Goethes Beteiligung schließlich am 22. April 1786 stattfand (vgl. FB 1786, S. 105). Die Proben dazu ko¨nnten fru¨hestens im Februar 1786 begonnen haben (vgl. Datierung zu Nr 256]). Eine davon erwa¨hnt Goethe gegenu¨ber Herzog Carl August in seinem Brief vom 7. April 1786 (vgl. zu 182,18). Dass eine Probe des Singspiels „Scherz, List und Rache“ bei Herzogin Anna Amalia gemeint sein ko¨nnte, wie bisher oft vermutet, ist hingegen wenig wahrscheinlich (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 239; Fielitz, Goethe-Stein 2, 311; Wahle, Goethe-Stein 2, 207; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 231; Fra¨nkel, Goethe-
FEBRUAR–APRIL 1786
451
Stein1 2, 311; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 132). Solche Proben fanden von etwa Ende September 1785 bis mindestens Februar 1786 statt (vgl. zu 107,17; zu 172,2). Die Herzogin wird aber in diesem Zusammenhang nirgends erwa¨hnt. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 20. – 1 Bl. 9,868,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „53.“; Seitenra¨nder und Rs. rote Siegelreste, untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung; auf dem Tra¨gerblatt rechts neben dem Brief von fremder Hd, Tinte: „vgl. p. 85 N. 22“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 52), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 239. WA IV 7 (1891), 286, Nr 2466. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 188,15 heute Abend nicht allein] Wahrscheinlich war dadurch ein Besuch Goethes bei Charlotte von Stein nicht mo¨glich. Na¨heres ist dazu nicht bekannt. 188,16 Probe bey der Herzoginn] Vgl. Datierung.
311. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 24. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 98. – 1 Bl. 13,469,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „69“; an den unteren Ecken rote Siegelreste, rechter Seitenrand und untere rechte Ecke ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 67), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 252 f. WA IV 7 (1891), 207, Nr 2304. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 188,20). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 188,20 Eben wollt ich dir schreiben um etwas von dir zu ho¨ren.] Offensichtlich war gerade ein Brief Charlotte von Steins bei Goethe eingetroffen; nicht u¨berliefert.
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BRIEF 312
188,20–21 Heute der Tag geht mir ohne dich hingehn.] Schreibversehen. – Mo¨glicherweise nahm Goethe an Beratungen teil, die Cornelius Johann Rudolf Ridel betrafen, der als Hofmeister fu¨r den weimarischen Erbprinzen Carl Friedrich in Betracht gezogen wurde. Ridel hielt sich seit dem 22. April in Weimar auf. Goethe war in die Entscheidungsfindung, die schließlich auch zur Einstellung Ridels ab 1787 fu¨hrte, eingebunden (vgl. zu 203,1). 312. An Charlotte von Stein
Æ Jenaæ, 25. April 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 98. – 1 Bl. 18,8(–19,1)623,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „70.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 68), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 253 f. WA IV 7 (1891), 207 f., Nr 2305. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 189,1 hier] Goethe war am 25. April 1786 zu einem mehrta¨gigen dienstlichen Aufenthalt nach Jena gereist: „Den 25 sind dh‘. Geh. Rath v Go¨the ein logiret und dato in Paulsen Gartenhauß ein logiret.“ (Fa¨rber-Calender 1786, Bl. 9). Am 29. April morgens kehrte er nach Weimar zuru¨ck: „Go¨the ist um 9. Uhr fortgeritten.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 12.) 189,3 Durchstich] Im Sommer 1783 war oberhalb der Jenaer Rasenmu¨hle im Su¨dosten der Stadt mittels Durchstich eine Verlegung des Flusslaufs der Saale vorgenommen worden, um die umliegenden Grundstu¨cke und die nahe gelegene Landstraße vor Hochwasser zu schu¨tzen. Die auch in den Folgejahren andauernden Bau- und Sicherungsmaßnahmen am Durchstichsgela¨nde fielen in den Verantwortungsbereich von Goethe als Vorsitzendem der Wegebaukommission, weshalb er mehrfach Kontrollga¨nge durchfu¨hrte (vgl. zu 148,8). 189,3 von da nach Lobeda] Von der Durchstichstelle an der Saale konnte Goethe direkt ins nur wenige Kilometer su¨dlich von Jena gelegene Sta¨dtchen Lobeda weiterreiten, das heute nach Jena eingemeindet ist. 189,3–4 die gute Bohl] Johanne Susanne Bohl (vgl. zu 60,12), die Frau des Lobedaer Bu¨rgermeisters Johann Justin Bohl, hatte einen Haushalt zu fu¨hren, zu dem außer ihrem kra¨nkelnden Mann und vier noch zu Hause lebenden Kindern auch die verwitwete Tochter Johanna Juliane Charlotte Lo¨ber und deren sieben Kinder geho¨rten. Die Familie war in eine finanzielle Notlage geraten (vgl. zu 60,14–21).
APRIL 1786
453
189,9 vielerley Menschen] Mo¨glicherweise waren darunter die Hallenser Professoren Friedrich August Wolf und Johann August Eberhard. Knebels Tagebuch berichtet unter dem 27. April von einer Begegnung mit den beiden Gelehrten (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 12), und Wolf erinnerte sich noch 1822 seiner ersten Begegnung mit Goethe auf der bu¨ttnerschen Bibliothek in Jena im Fru¨hjahr 1786 (vgl. Goethe-Wolf, 2). Vielleicht traf Goethe auch bereits mit zwei Besuchern aus der Schweiz, Johann Anton von Tillier und Abraham Friedrich von Mutach, zusammen. Knebel berichtet von einem gemeinsamen Mittagessen am 26. April: „H. v. Tillier u. v. Mutach aus Bern da, Go¨the. Mit ihnen hier zu Mittag.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 11.) 189,9–10 Magister Batsch] Goethe kannte den an der Jenaer Universita¨t ta¨tigen Mediziner und Naturhistoriker August Johann Georg Carl Batsch seit Ende 1785 und scha¨tzte ihn besonders als Botaniker. Mit ihm beriet er sich oft u¨ber Fragen der Botanik. Der 24-ja¨hrige Privatdozent Batsch arbeitete damals an seinem ersten botanischen Grundlagenwerk, dem „Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen“, dessen 1. Teil 1787 in Halle erschien. 189,10 Infusionen] Goethe bescha¨ftigte sich seit Ma¨rz 1786 mit Untersuchungen so genannter Infusionstierchen (vgl. zu 179,5). 189,11–12 die besten Bu¨cher Æ:::æ Infusionswesen] Welche Schriften Goethe meinte, ist nicht bekannt. Außer der „Abhandlung u¨ber die Saamen- und Infusionsthierchen“ (Nu¨rnberg 1778) von Wilhelm Friedrich von Gleichen (gen. Rußworm), die Goethe selbst besaß (vgl. zu 71,27–28), gab es in der Jenaer Universita¨tsbibliothek keine weiteren Bu¨cher zum Thema Infusionstierchen. Mo¨glicherweise hatte Batsch Goethe aber versprochen, weitere Literatur, vermutlich auch Zeitschriften, zu besorgen und ihm zu leihen. 189,14 Paulsens Garten] Im Gartenhaus des ihm gut bekannten Jenaer Kaufmanns und Bu¨rgermeisters Johann Jacob Heinrich Paulsen hatte Goethe wa¨hrend seines Aufenthaltes in Jena Quartier bezogen (vgl. zu 189,1). Am Abend des folgenden Tages besuchte ihn dort Carl Ludwig von Knebel: „Abends noch bey Go¨the in Paulsens Garten.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 11.) 189,14 im Schlosse] Wa¨hrend seiner Aufenthalte in Jena wohnte und arbeitete Goethe in der Regel in einer eigens dafu¨r vorgesehenen, aus zwei Zimmern bestehenden Dienstwohnung im ersten Stock des Residenzhauses des Alten Jenaer Schlosses (vgl. zu 25,24). 189,16 Mit Knebeln hoffe ich von dir zu ho¨ren.] Knebel kehrte am 26. April morgens von einem zehnta¨gigen Aufenthalt in Weimar nach Jena zuru¨ck: „Morgens nach 7. Uhr mit Gr. Taube von W. weg.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 11.) Ob Knebel einen Brief oder wenigstens eine Nachricht Charlotte von Steins fu¨r Goethe mit nach Jena brachte, ist nicht bekannt. 189,18 Fritzen] Friedrich von Stein.
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BRIEFE 313/314
313. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimaræ, 30. April 1786 ! Æ Jenaæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 14614,5(–14,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 1 untere a¨ußere Ecke abgeschnitten; S. 4 oben rechts spa¨terer Vermerk von fremder Hd, Tinte: „Go¨the an Knebel“. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 74, Nr 69. WA IV 7 (1891), 208, Nr 2307 (nach E). BEI LAG E
Ein Mikroskop (vgl. zu 189,21). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 14. April 1786 (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 10) und mu¨ndlich Besprochenes in Jena (vgl. zu 189,14). – Knebel antwortete mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom 7. Mai 1786 (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 13). 189,21 das Mikroscop] Wahrscheinlich eines der drei Mikroskope, die Goethe besaß: ein a¨lteres, vermutlich 1780 in Gotha gefertigtes Universalmikroskop, ein Sonnenprojektionsmikroskop (vgl. zu 9,28) und ein neueres zusammengesetztes Mikroskop aus franzo¨sischer Produktion (vgl. zu 86,1). Knebel nahm regen Anteil an Goethes mikroskopischen Untersuchungen. In seinem Tagebuch ha¨lt er in Weimar unter dem 2. April 1786 fest: „Bey Go¨the. Glockenfo¨rmige Infusionsthierchen.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 8.) Unter dem 28. April, wa¨hrend Goethes Aufenthalt in Jena, notierte Knebel: „Abends allein mit G. Mikroskopie.“ (Ebd., Bl. 12.) Der vorliegende Brief und das defekte Mikroskop trafen am 3. Mai in Jena ein: „Abends Brief von G. nebst Mikroskop.“ (Ebd.) Wann das Mikroskop an Goethe zuru¨ckkam, ist nicht bekannt. Knebel hielt sich vom 13. bis 19. Mai erneut in Weimar auf, und Goethe begleitete ihn anschließend nach Jena, wo er bis zum 26. Mai blieb (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 14–16). 189,21–22 H‘. Cammerr. Wied‘.] Der Physiker, Astronom und Mathematiker Kammerrat Johann Ernst Basilius Wiedeburg, Professor an der Universita¨t Jena, war Verfasser eines Buches u¨ber Mikroskope: „Beschreibung eines verbesserten Sonnen-Microscops“ (Nu¨rnberg 1758). 189,23 deine Liebe und Bewirthung] Wa¨hrend seines Aufenthaltes in Jena vom 26. bis 29. April war Goethe ta¨glich mit Knebel zusammengetroffen (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 11–12). 189,23–24 Morgen geht es im Regen nach Ilmenau] Goethe reiste zusammen mit Herzog Carl August und dem Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel am 1. Mai nach Ilmenau: „Heute nach Tafel gingen Durch‘. Herzog, be-
APRIL/MAI 1786
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nebst dem H‘. Geh. Rath von Go¨then, und dem H‘. Cammerh‘. von Wedel, auf einige Tage nach Ilmenau Æ:::æ“ (FB 1786, S. 113). Der 30. April war ein regnerischer Tag: „Regen, meist den ganzen Tag.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 12.) Am 1. Mai lockerte das Wetter wieder auf: „Etwas heiter doch kalt.“ (Ebd.) Goethe kehrte am 6. oder 7. Mai zuru¨ck. 189,25 Ich fu¨rchte fu¨r den Merckur.] Fu¨r den Morgen des 4. Mai 1786 wurde der Durchgang des Merkur durch die Sonne erwartet. Die Befu¨rchtung Goethes, die Beobachtung ko¨nne an einem wolkenverhangenen Himmel scheitern, trat nicht ein (vgl. zu 191,7). Knebel hat das Ereignis vermutlich an der Universita¨t Jena verfolgt: „Durchgang des Merkurs durch die Sonne.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 13.) Goethe verpasste die Beobachtung des Pha¨nomens (vgl. 191,8–10).
314. An Johann Gottfried Herder ÆWeimar, zwischen 29. April und 1. Mai 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Goethe war am 29. April 1786 von Jena nach Weimar zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 189,1). Am Nachmittag des 1. Mai 1786 trat er eine mehrta¨gige Reise nach Ilmenau an (vgl. zu 189,23–24). Noch vor seiner Abreise nach Ilmenau, also an einem der beiden letzten Apriltage oder am 1. Mai 1786, muss er auch den Brief des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 27. April 1786 erhalten (vgl. yberlieferung) und an Herder weitergeschickt haben. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Egh., auf S. 3 wahrscheinlich eines Doppelblattes nach dem Text eines Briefes von August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe vom 27. April 1786 (Angaben nach E; vgl. auch RA 1, 107, Nr 210). E: Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb VI (1885), 33 (mit Brief des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg). WA IV 7 (1891), 208, Nr 2306 (nach E; ohne Brief des Prinzen von SachsenGotha und Altenburg). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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BRIEF 315
ybersetzung (Abschrift aus „Journal de Paris“): Pariser Zeitung Nr. 107. Montag 17. April 1786. S. 434.
Wissenschaften. Abhandlung u¨ber Anatomie und Physiologie, mit kolorierten Tafeln von H.Æerrnæ Vicqd’Azyr. Findet man hier nicht augenscheinlich, fa¨hrt er fort, den Gang der Natur, die nach einem einfachen und allgemeinen Muster vorzugehen scheint, von dem sie nur ungern abweicht und dessen Spuren man u¨berall begegnet? –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– –––– Kann man das schließlich ablehnen, wenn man die vorderen Kieferknochen, die ich bei den Vierfu¨ßern Schneideknochen nenne, mit jenem Knochenstu¨ck betrachtet, das die oberen Schneideza¨hne des Menschen festha¨lt, wo es vom Kieferknochen durch einen kleinen, bei den Fo¨ten sehr ansehnlichen und bei den Erwachsenen kaum wahrnehmbaren Spalt getrennt ist, und dessen Nutzen niemand gekannt hatte.
190,16 diese schmutzige Abschrift] Die Abschrift war flu¨chtig geschrieben und enthielt mehrere Fehler (vgl. dazu Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb VI [1885], 33). 190,21 Mutter] Gemeint ist Juliane Franziska von Buchwald, die 78-ja¨hrige ehemalige Oberhofmeisterin am Gothaer Hof und enge Vertraute von Prinz Augusts Mutter, der 1767 verstorbenen Herzogin Louise Dorothea von Sachsen-Gotha und Altenburg. Sie wurde auch ,Mutter der Mu¨tter, To¨chter und So¨hne‘ oder die ,alte Mutter‘ genannt (vgl. Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb VI (1885), 35). 190,22 Da Camper noch immer schweigt] Goethe wartete seit Anfang 1785 auf eine Reaktion des angesehenen holla¨ndischen Anatomen Pieter Camper auf seine Abhandlung „Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den u¨brigen Thieren gemein sey“. Goethe hatte den Aufsatz in einer eigens angefertigten Prachthandschrift am 19. Dezember 1784 an Johann Heinrich Merck zur Weiterleitung an Camper geschickt. Camper erhielt den Aufsatz aber erst im September 1785. Merck hielt Campers umgehende Antwort zuru¨ck, so dass Goethe erst in einem nicht u¨berlieferten Brief Campers von Anfang Juni 1786 dessen Meinung erfuhr (vgl. zu 16,8). 190,22–23 dass mir der Franzose Æ:::æ entgegen kommt] Der franzo¨sische Anatom Felix Vicq d’Azyr hatte unabha¨ngig von Goethe und fast zeitgleich ebenfalls die Existenz des Zwischenkieferknochens beim Menschen nachgewiesen. In der Anku¨ndigung seiner neuen Schrift „Traite´ d’anatomie et de physiologie, avec
MAI 1786
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des planches colorie´es, representant au naturel les divers organes de l’homme et des animaux“ (2 Bde. Paris 1786. – Abhandlung u¨ber die Anatomie und Physiologie, mit kolorierten Kupferstichen, die nach der Natur verschiedene Organe des Menschen und der Tiere darstellen) im „Journal de Paris“ vom 17. April 1786 (Nr 107, S. 434), von der Goethe durch Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg in Auszu¨gen Nachricht erhielt, war auf diese Entdeckung hingewiesen worden (vgl. Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb VI, 33 f.). 190,23–24 des theilnehmenden Prinzen Billet] Vgl. yberlieferung und 190,1–21. 315. An Charlotte von Stein
ÆIlmenauæ, 2. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 99. – 1 Bl. 20(–20,5)610,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „71“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 69), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 255. WA IV 7 (1891), 210, Nr 2309. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 190,27–191,1 wird sich Merkur gar scho¨n pra¨sentiren] Gemeint ist der Durchgang des Planeten Merkur durch die Sonne, der am 4. Mai 1786 zu beobachten war (vgl. zu 191,7). Der Morgen des 2. Mai hatte wahrscheinlich sonnig begonnen. Carl Ludwig von Knebel notierte in seinem Tagebuch: „Reif des Nachts. Morgens hell.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 12.) 191,1 lebe wohl] Goethe war am Vortag mit Herzog Carl August zu einem mehrta¨gigen Jagd- und Dienstaufenthalt nach Ilmenau aufgebrochen (vgl. zu 189,23–24). Er kehrte am 6. oder 7. Mai nach Weimar zuru¨ck. 191,2 qui pro quo] Lat.: Wer fu¨r wen; Austauschen, Auswechseln. 191,5 Nimm doch ja Fritzen mit.] Friedrich von Stein durfte die Mutter nach Jena zur Sternenbeobachtung im Observatorium begleiten (vgl. zu 191,7).
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316. An Charlotte von Stein
BRIEFE 316/317
Ilmenau, 4. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 99. – 1 Bl. 16,5620,2(–20,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „72.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 70), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 255. WA IV 7 (1891), 211, Nr 2310. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 191,7 das Himmlische Schauspiel] Charlotte von Stein war am 3. Mai 1786 zusammen mit ihrem Sohn Friedrich, ihrer Schwester Louise von Imhoff und ihrer Schwa¨gerin Sophie von Schardt nach Jena gefahren, um dort am 4. Mai den Durchlauf des Planeten Merkur durch die Sonne an einem Fernrohr im Observatorium der Universita¨t beobachten zu ko¨nnen: „Um 10 Uhr Frau v. Stein, v. Imhof u. v. Schardt nebst Fritz, kommen an.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 12.) Das sich im Durchschnitt nur alle acht Jahre ereignende Pha¨nomen la¨sst den sonnenna¨chsten Planeten Merkur als dunkle Scheibe vor der Sonne erscheinen, wenn dieser sich fu¨r kurze Zeit genau zwischen Erde und Sonne befindet. 191,8–9 Perspecktiv] Gemeint ist ein Taschenfernrohr (lat. perspicere: hindurchschauen, wahrnehmen). 191,11 mit dir in Jena] Goethe hielt sich mit Herzog Carl August seit dem 1. Mai in Ilmenau auf (vgl. zu 191,1). 191,12 das Carlsbad vereinigt] Erste Erwa¨hnung des Plans zu einer zweiten gemeinsamen Badereise nach Karlsbad. Die erste hatte im Vorjahr stattgefunden. Das Vorhaben stand offenbar zu dieser Zeit bereits fest und sollte wahrscheinlich schon in der letzten Juniwoche beginnen (vgl. zu 201,2). Charlotte von Stein reiste schließlich am 1. Juli 1786 in das bo¨hmische Bad, wo sie am 3. Juli eintraf. Goethes Abreise verzo¨gerte sich durch die verspa¨tete Niederkunft der Herzogin Louise bis zum 24. Juli 1786. Er kam am 27. oder 28. Juli in Karlsbad an (vgl. zu 218,24). So verblieben nur gut zweieinhalb Wochen Zeit fu¨r den gemeinsamen Aufenthalt, da Charlotte von Stein am 15. August 1786 von Schneeberg aus, wohin sie Goethe am 14. August begleitet hatte, die Heimreise nach Weimar antrat (vgl. zu 218,25). 191,14 Der Herzog von Meiningen ist hier.] Herzog Georg I. Friedrich Carl von Sachsen-Meiningen war wahrscheinlich am 3. oder 4. Mai 1786 zu Herzog Carl August nach Ilmenau gekommen. 191,15 Was der Herzog thun wird] Herzog Carl August reiste wahrscheinlich
MAI 1786
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am 5. Mai zusammen mit dem Herzog von Meiningen an dessen Hof. Am 9. Mai kehrte er nach Weimar zuru¨ck: „Heute Abends nach 7 Uhr kamen Durch‘. Herzog von dero Reise zuru¨ck!“ (FB 1786, S. 121.) 191,15–16 ich bleibe bis Ende der Woche] Goethe reiste am 6. oder 7. Mai 1786 wieder nach Weimar zuru¨ck (vgl. 191,22). 191,16 Fritzen] Friedrich von Stein. 191,16 Ilm.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Ilmenau‘. 317. An Charlotte von Stein
ÆIlmenauæ, 5. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 100. – 1 Bl. 16,6620,2 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „73.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 71), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 256. WA IV 7 (1891), 211 f., Nr 2311. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 191,18 in Jena] Charlotte von Stein hatte sich am 3. und 4. Mai 1786 zur Beobachtung des so genannten Merkurdurchgangs in Jena aufgehalten (vgl. zu 191,7). 191,20 Der Herzog ist auf Meiningen mit dem Herzog Georg] Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen war am 3. oder 4. Mai nach Ilmenau gekommen und dann wahrscheinlich am 5. Mai in Begleitung Herzog Carl Augusts nach Meiningen zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 191,15). 191,21–22 allerley Angelegenheiten] Gemeint sind wahrscheinlich Amtsgescha¨fte im Zusammenhang mit dem Ilmenauer Kupfer- und Silberbergwerk, fu¨r das Goethe als Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission Verantwortung trug. Mo¨glicherweise war Goethe aber auch mit der von ihm geplanten kartographischen Neuvermessung des Amtes Ilmenau (vgl. zu 277,19–20) und der damit zusammenha¨ngenden Reform des Ilmenauer Steuerwesens bescha¨ftigt. 191,22 bey Zeiten wegreiten] An welchem der beiden genannten Tage Goethe nach Weimar zuru¨ckreiste, ist nicht bekannt. 192,2 Fritzen] Friedrich von Stein.
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318. An Friedrich Heinrich Jacobi
BRIEF 318
Ilmenau, 5. Mai 1786 ! ÆDu¨sseldorfæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Nr 2694. – Doppelblatt 18,86 22,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Jacobi (1846), 104–106, Nr 43. WA IV 7 (1891), 212–214, Nr 2312. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Jacobis vom 22. April 1786 (vgl. yberlieferung zu Nr 309). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 192,7 Dein Bu¨chlein] Die Schrift „Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre des Spinoza“ war Ende April 1786 im Verlag von Georg Joachim Go¨schen in Leipzig erschienen. Jacobi reagierte damit auf Moses Mendelssohns Ende Januar 1786 posthum in Berlin vero¨ffentlichte Streitschrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“. Jacobi hatte an seiner Erwiderung etwa von Februar bis Anfang April 1786 gearbeitet. Die Schrift war am 19. April fertig gedruckt. Goethe hatte sie wahrscheinlich mit dem Bezugsbrief vom 22. April 1786 erhalten (vgl. yberlieferung zu Nr 309). Mit dem Werk wurde der so genannte Spinozastreit fortgesetzt, der Anfang Oktober 1785 mit der Vero¨ffentlichung des philosophischen Briefwechsels zwischen Jacobi, Mendelssohn und Elise Reimarus aus den Jahren 1783 bis 1785 durch Jacobi unter dem Titel „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ ausgelo¨st worden war. Diese zunehmend polemisch und perso¨nlich werdende philosophische Kontroverse hatte sich daran entzu¨ndet, dass Jacobi behauptet hatte, Lessing bekenne sich insgeheim zum Pantheismus und damit – in Jacobis Versta¨ndnis – zum Atheismus. Zugleich wandte sich Jacobi gegen Mendelssohns Auffassung, Rationalismus und Theismus zur Grundlage einer aufkla¨rerischen Vernunftreligion zu machen, der er seinen empiristisch-sensualistischen Offenbarungsglauben entgegenstellte. Dies zog unmittelbar eine lebhaft und kontrovers gefu¨hrte philosophische Erkenntnis- und Bekenntnisdebatte innerhalb der verschiedenen philosophischen Zirkel in Deutschland nach sich (vgl. dazu Hans Schmoldt: Der Spinozastreit. Berlin 1938; Kurt Christ: Das Ende des Gottesbeweises. Die Genese und der Verlauf des Spinozastreits zwischen Friedrich Heinrich Jacobi [1743–1819] und Moses Mendelssohn [1729–1786]. Aachen 1986.) Goethe, der Spinozas Werk 1773 kennen gelernt hatte und sich zu dessen pantheistischer Philosophie hingezogen fu¨hlte, stand der Schrift Jacobis kritisch und der philosophischen Auseinandersetzung insgesamt ablehnend gegenu¨ber. Weder teilte er Jacobis Grundthesen vom Glauben als letztem Erkenntnisgrund, noch folgte er ihm in der Stigmatisie-
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rung des Spinozismus als Atheismus. Auch Jacobis Darstellungsweise mit ihrer syllogistischen Grundanlage, ihrer theoretischen Selbstreferentialita¨t und ihrem polemischen Duktus widerstrebte ihm. Schon in Bezug auf Jacobis Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ hatte sich Goethe unmissversta¨ndlich gea¨ußert: Du weisst daß ich u¨ber die Sache selbst nicht deiner Meinung bin. Daß mir Spinozismus und Atheismus zweyerley ist. Daß ich den Spinoza wenn ich ihn lese mir nur aus sich selbst erkla¨ren kann, Æ:::æ Eben so wenig kann ich billigen wie du am Schlusse mit dem Worte g l a u b e n umgehst, Dir kann ich diese Manier noch nicht passiren lassen, sie geho¨rt nur fu¨r Glaubenssophisten, denen es ho¨chst angelegen seyn muß alle Gewissheit des Wissens zu verdunckeln, und mit den Wolcken ihres schwanckenden lufftigen Reichs zu u¨berziehen, da sie die Grundfesten der Wahrheit doch nicht erschu¨ttern ko¨nnen. (106,6–18.) 192,11–12 Du musstest diese Bogen schreiben] Jacobi fu¨hlte sich herausgefordert. Mendelssohn hatte in seiner Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings“ behauptet, Jacobi habe ihn und Lessing bewusst falsch zitiert und interpretiert. Nach Mendelssohns Tod am 4. Januar 1786 hatte sich die Auseinandersetzung verscha¨rft, weil Johann Jakob Engel im Vorwort der posthum vero¨ffentlichten Schrift Mendelssohns Jacobi indirekt fu¨r das Schicksal seines Gegners mitverantwortlich gemacht hatte. Mendelssohn seien seine Erregung und Verbitterung u¨ber Jacobi sowie seine geschwa¨chte Gesundheit zum Verha¨ngnis geworden, nachdem er sich beim yberbringen seiner Schrift zum Verlag am 31. Dezember 1785 eine Erka¨ltung zugezogen habe (vgl. „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza“. Berlin 1786, S. V–XXII). Dies wurde in den Verteidigungsschriften fu¨r Mendelssohn immer wieder kolportiert (vgl. Jacobi, Werke 1.2, 377). 192,13 Species Fackti] Lat. species: Gestalt, Erscheinung; lat. factum: Tat, Handlung. – Juristischer Terminus, die in sich geschlossene Darstellung einer Tat mit Ablauf, Umsta¨nden und kausalen Zusammenha¨ngen von allen Einzelheiten bis zur verallgemeinernden Einscha¨tzung und Bewertung durch den vortragenden Ankla¨ger oder Anwalt vor Gericht, Teil der so genannten ,Relation‘ zu Beginn eines Verfahrens, zu der ferner Aktenlage und Gutachten geho¨rten. – Anspielung auf die Art der Darstellung in Jacobis Schrift. Nach einem die allgemeine Ausgangslage des Streites schildernden „Vorbericht“ (S. 1–7) folgt eine in mehreren Beweisketten vorgetragene Gegendarstellung zu den von Mendelssohn in seiner Schrift „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings“ erhobenen Beschuldigungen in fu¨nf streng gegliederten Schritten, die in entsprechenden Konklusionen mu¨nden (S. 10–94). Danach folgt die Auseinandersetzung mit den Vorwu¨rfen weiterer Gegner und Kritiker, die von der Rufmordkampagne (vgl. zu 192,11–12) bis zur Unterstellung des philosophischen Dogmatismus und der Ru¨ckkehr zum fro¨mmlerischen Gottesglauben reichen (S 94–115). Jacobi weist diese Vorwu¨rfe als
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BRIEF 318
„wissentliche Unwahrheit und vorsetzlichen Betrug“ (S. 115) zuru¨ck. Am Ende steht die Zusammenfassung und Wertung des Vorgehens seiner Gegner, die Jacobi als aphilosophisch, vernunftscha¨digend und perso¨nlich unredlich brandmarkt (S. 116–123), sowie die Behauptung der eigenen Position gegen alle Widersta¨nde (S. 123–127). 192,14–15 die vielen Um und Anha¨nge] Gemeint sind die ausufernden Zitate und Fußnoten, die zum Teil sogar mehrere Seiten fu¨llen, was die Stringenz der Argumentation schma¨lert und die Darstellung umsta¨ndlich erscheinen la¨sst. 192,18 das Strauseney] Die Schlussvignette von Jacobis Schrift, eine in Kupfer gestochene Zeichnung, zeigt eine symboltra¨chtige Szenerie: Ein Straußenei liegt im Vordergrund einer Waldlichtung und wird von den Strahlen der Sonne, die durch finsteres Gewo¨lk hervorbrechen, beschienen. Wa¨hrend verschiedene Kleinvo¨gel, wie Meise, Elster, Kra¨he und Star, das Ei misstrauisch umlauern, sich an ihm zu schaffen machen und erfolglos versuchen, es aufzuhacken, beobachtet der Strauß die Szene aus dem Hintergrund in der Deckung eines Busches (vgl. Abb. 4). – Wenige Monate spa¨ter setzt Jacobi die Szene in einem Brief vom 4. September 1786 an seinen Freund Johann Georg Hamann zu Kants Philosophie in Beziehung: „Æ:::æ man kann an sein ÆKantsæ System nicht ru¨hren, ohne es zu zerbrechen. Sein Weltey ist hohl, u kein Vogel hat je eins mit so du¨nner Schale gelegt. Fu¨r den d e c i d i e r t e n Idealismus ist die Schale hart genug, u dann ists ein großes, scho¨nes, herrliches Ey. Aber von der bloßen Heucheley irgend eines anderen Inhalts, platzt das Ding wie eine Seifenblase.“ ( Jacobi, Werke 1.2, 600.) Goethe hatte es wohl anders verstanden und wie die meisten in dem Sinne interpretiert, wie es von Jacobi durch eine entsprechende metaphorische Andeutung am Ende seines „Vorberichts“ selbst intendiert worden war, na¨mlich als Symbol fu¨r den Spinozastreit selbst und die Rollenverteilung darin: „Unterdessen lasse ich mein Straußen-Ey im Sande ruhig liegen; Meißen und Aelstern werden es nicht zertreten, Staaren und Kra¨hen es weder aufhacken noch auf die Seite bringen: seinen Inhalt zu offenbaren sey dem Lichte das den Tag regieret u¨berlassen.“ (S. 7.) – In der ikonographischen Tiersymbolik werden dem Strauß Eigenschaften wie Sta¨rke, Gerechtigkeit, Stolz und Selbstbewusstsein zugewiesen. Die dem Strauß in der antiken Legendenbildung zugesprochene Fa¨higkeit, seine Eier allein durch die Kraft der Sonne bzw. nur durch seinen Atem oder Blick ausbru¨ten zu lassen, wurde im Christentum als ein Zeichen fu¨r die Geburt Christi gewertet und das Straußenei mit dem Wunder der Mutterschaft Mariens in Beziehung gesetzt (vgl. Lothar Dittrich, Sigrid Dittrich: Lexikon der Tiersymbole. Tiere als Sinnbilder in der Malerei des 14.–17. Jahrhunderts. Petersberg 2004, S. 519–526). Goethe kritisierte vor allem Jacobis zur Schau getragene Selbstu¨berhebung und die Geringscha¨tzung seiner Gegner. 192,19 Als Wort und Rede mo¨gt es noch hingehn] Jacobi hatte seine Schrift vor der Schlussvignette mit einem Zitat des von ihm als „Mitscha¨chter“ bezeichneten Johann Caspar Lavater beschlossen. Es stammte aus dem 1785 in Zu¨rich
Abb. 4: Schlussvignette in „Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre des Spinoza“ (Leipzig 1786), S. 127
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erschienenen 4. Band von Lavaters „Pontius Pilatus. Oder die Bibel im Kleinen und der Mensch im Großen“ (Kapitel VI, Abschnitt 4, S. 253): „Es giebt unbelehrliche, unu¨berzeugbare, grundschiefe Charaktere. Je kla¨rer sie sehen, desto lauter rufen sie: welche Dunkelheit! Je bestimmter man mit ihnen spricht, desto starrsinniger sprechen sie von leidiger Unbestimmtheit. Sobald du den Mund o¨ffnest, so machen sie sich auf Widerspruch gefaßt. Denke nie, durch Einfalt und Aufrichtigkeit sie zu gewinnen. Sie haben keinen Sinn als fu¨r Schiefheit. S i e s i n d w a h r e V i s i o n a¨ r s a l l e s K r u m m e n u n d U n e d e l n . Sie sehen’s, wo es ist, und wo es nicht ist. S i e l a u e r n i m m e r, u n d b e o b a c h t e n n i c h t s. “ (Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen Æ:::æ, S. 126 f.) 192,23–24 u¨ber Elstern und Raben erfreut] Vgl. zu 192,18. 192,25–26 Adler Eyer Æ:::æ nicht sicher] Goethe bezieht sich auf die {sopi* jaiŁ jaŁmJaqo|“ (griech.: Der Adler und der Mistka¨fer). Darin sche Fabel „Aeso| ra¨cht ein Mistka¨fer das Unrecht, das der Adler an einem Hasen begangen hat, indem er die Eier aus dem Adlernest wa¨lzt und das Gelege zersto¨rt. Selbst als Zeus dem Adler Schutz bietet und ihn in seinem Schoß bru¨ten la¨sst, gelingt es dem Mistka¨fer mit einer List, die Eier auch dort zu zersto¨ren. Er bringt eine Mistkugel in Zeus’ Schoß unter; als dieser den Mist abschu¨ttelt, la¨sst er dabei unabsichtlich auch die Adlereier fallen. 193,4 deine edlen Infusionen] Anspielung auf die vier Kinder Jacobis, von denen der Vater vermutlich in einem der vorausgegangenen Briefe berichtetet hatte. Die Formulierung bezieht sich zugleich auf Goethes mikroskopische Untersuchungen an Infusionstierchen, die im Wasser bei Vorhandensein von bestimmten Na¨hrstoffen zu wachsen beginnen (vgl. zu 188,10). Auf entsprechende Nachrichten davon war der Philosoph Jacobi wahrscheinlich nie ernsthaft eingegangen. 193,9–10 Haus, Hof und Pempelfort Æ:::æ Kinder, Schwestern und Freunde] Jacobi lebte mit seinen Kindern sowie seinen Halbschwestern Charlotte und Helene zeitweise auf dem herrschaftlichen Familienlandsitz Pempelfort bei Du¨sseldorf (zu Jacobis Familienverha¨ltnissen vgl. zu 10,9), der zu einem Zentrum der Begegnung fu¨r Ku¨nstler und Intellektuelle geworden war. Zu den engeren Freunden Jacobis za¨hlten neben Goethe auch Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland, Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Johann Jakob Wilhelm Heinse, Johann Caspar Lavater, Johann Georg Adam Forster, Johann Georg Hamann und Franz Hemsterhuis. Jacobi war damals finanziell mehr als gut gestellt. Aufgrund des va¨terlichen Erbes aus den Gewinnen einer Zuckerfabrik, die er bis 1772 noch perso¨nlich gefu¨hrt hatte, und aufgrund der reichen Mitgift seiner Frau, der Tochter eines vermo¨genden niederrheinischen Tuchha¨ndlers, aber auch wegen seiner gut besoldeten Ta¨tigkeit an der Hofkammer im Herzogtum Ju¨lich und Berg und als Ministerialreferent im bayerischen Innenministerium von 1772 bis 1779 war Jacobi als wohlhabend und unabha¨ngig zu bezeichnen.
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193,11–13 mit der Metaphisick gestraft Æ:::æ mit der Phisick geseegnet] Metaphysik (griech.: lesaŁ saŁ utrijaŁ): Lehre von dem u¨ber die Naturdinge Hinausgehenden; Physik (griech.: utrijaŁ seŁ vmg): Lehre von den Naturdingen. – Goethe verdeutlicht so den unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Ansatz im Denken beider Freunde. In a¨hnlicher Weise hatte Goethe Jacobi auch schon im Brief vom 12. Januar 1785 auf die Gegensa¨tzlichkeit ihrer Weltanschauungs- und Aneignungsweisen hingewiesen (vgl. 9,18–21). – Die Formulierung einen Pfal ins Fleisch gesetzt nimmt Bezug auf den 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther (12,7): „Und auf daß ich mich nicht der hohen Offenbarung u¨berhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, na¨mlich des Satans Engel, der mich mit Fa¨usten schlage, auf daß ich mich nicht u¨berhebe.“ (Luther-Bibel 1768 NT, 387.) 193,18 die Gottesverehrung des Atheisten] Gemeint ist Baruch de Spinoza und seine pantheistische Natur- und Gottesauffassung. Die entsprechende Stelle in Jacobis Schrift lautet: „Eben diese Fro¨mmigkeit und Weisheit empfiehlt Spinoza Æ:::æ. Auch er verehrte eine Vorsehung, ob sie ihm gleich nichts anderes war, als jene Ordnung selbst der Natur, die aus ihren ewigen Gesetzen nothwendig entspringt; auch er bezog alles auf Gott, d e n E i n z i g e n d e r d a I S T, und setzte das ho¨chste Gut darin, den Unendlichen zu erkennen, und u¨ber alles ihn zu lieben. Eh, proh dolor! ruft er aus, res eo jam pervenit, ut, qui aperte fatentur, se Dei ideam non habere, & Deum non nisi per res creatas (quarum causas ignorant) cognoscere, non erubescant Philosophos Atheismi accusare.“ (Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen Æ:::æ, S. 76 f.) Das Spinoza-Zitat stammt aus dessen „Tractatus Theologico-Politicus“ (1670. – „Ach, leider ist es schon so weit gekommen, daß Leute, die offen gestehen, sie ha¨tten keine Idee von Gott und erkennten ihn nur durch die erschaffenen Dinge [deren Ursachen ihnen unbekannt sind], – daß solche Leute sich nicht scha¨men, die Philosophen des Atheismus zu beschuldigen.“ [Baruch de Spinoza: Theologisch-Politischer Traktat, auf der Grundlage der ybersetzung von Carl Gebhardt neu bearbeitet, eingeleitet und hrsg. von Gu¨nter Gawlick. 2., durchgesehene Ausgabe. Hamburg 1984, S. 31].) 193,20 ibid.] Lat. ibidem: ebendort. 193,20 man ko¨nne an Gott nur g l a u b e n ] Goethe ru¨ckt hier erneut von der Grundthese in Jacobis Philosophie ab, dass die letztliche Voraussetzung der wahren Erkenntnis nur in der Erfahrung des Glaubens an einen im Wesen unbestimmbaren Gott liege. Er bezieht sich dabei auf folgende Passage: „Wie hat man meine Worte nicht v e r d r e h t , meine Rede auf alle Weise nicht v e r f a¨ l s c h t ? ,Ich habe die Vernunft gela¨stert‘ – weil ich behaupte, daß sie das Daseyn Gottes, nach der Lehre der Theisten, nicht apodiktisch darthun, und die Einwu¨rfe dagegen nicht befriedigend widerlegen kann: – ,ich habe damit gesagt, d a ß a l l e P h i l o s o p h i e z u m A t h e i s m u s f u¨ h r e ‘ – ,Ich bin ein Schwa¨rmer – und will dem blinden oder gar dem Wunderglauben forthelfen‘, – weil ich behaupte, man ko¨nne an Gott nur g l a u b e n , und nur p r a k t i s c h sich in diesem Glauben unbeweglich
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machen.“ (Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen Æ:::æ, S. 98–101.) Auch im Brief vom 21. Oktober 1785 hatte Goethe diese Auffassung Jacobis kritisiert (vgl. zu 106,13–14). 193,21–22 ich halte viel aufs s c h a u e n Æ:::æ Scientia intuitiva spricht] Der Begriff des Schauens umfasst bei Goethe die Einheit von sinnlich-praktischer und geistig-intellektueller Erkenntnis, die induktiv den Weg vom Einzelnen zum Ganzen oder von der Erscheinung zum Wesen nimmt. Fu¨r Goethe war sie ein ganzheitlicher Akt, der das Erfassen des Konkreten, des Sinnlichen, mit dem Innewerden des Immanenten, des Gesetzes, teils intuitiv, teils abgeleitet und begru¨ndet, miteinander verband. Die Na¨he zu Spinozas Begriff der ,scientia intuitiva‘ (lat.: anschauendes Wissen), den dieser in seiner „Ethica ordine gemetrico demonstrata“ (Amsterdam 1677) entwickelt hatte, ist evident (vgl. die folgende Erla¨uterung; vgl. auch GB 1 II, zu 190,16–19). 193,22–24 Hoc cognoscendi genus Æ:::æ cognitionem essentiae rerum] Lat.: „Und diese Gattung des Erkennens [scientia intuitiva] schreitet von der ada¨quaten Idee der formalen Wesenheit einiger Attribute Gottes fort zu der ada¨quaten Erkenntnis der Wesenheit der Dinge.“ (Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. ybersetzung, Anmerkungen und Register von Otto Baensch. Einleitung von Rudolf Schottlaender. 2. Auflage Hamburg 1989, S. 90.) – Spinoza charakterisiert mit der,scientia intuitiva‘ die dritte Erkenntnisgattung nach den vorher bereits dargelegten Gattungen der Vorstellung und der ada¨quaten Ideen. Das Spinoza-Zitat (Ethica ordine geometrico demonstrata. II. De natura, & origine mentis. Propositio XL. Scholium II, in: Spinoza, Opera 2, 122) benutzt Goethe zur Untermauerung seiner Auffassung der Erkenntnis als Akt des ,Schauens‘. 193,26 reichen] Hier: erreichen, erfassen (vgl. Grimm 8, 587 f.). 193,26 essentia formali] Lat.: (von deren) formaler Wesenheit. 193,31 ich bin hier so allein] Goethe war am 1. Mai 1786 zusammen mit Herzog Carl August zu einem Jagdaufenthalt nach Ilmenau aufgebrochen und blieb dort bis zum 6. oder 7. Mai. An diesem 5. Mai fand er die Zeit, mindestens drei Briefe zu schreiben, einen an Charlotte von Stein (Nr 317) und einen ebenso ausfu¨hrlichen wie den vorliegenden an Philipp Christoph Kayser (Nr 319). 319. An Philipp Christoph Kayser y B E R L I E F E RU N G
Ilmenau, 5. Mai 1786 ! ÆZu¨richæ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 2 Bl. 18,8622,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; ehemals Doppelblatt, im Mittelbruch durchtrennt. E1: Goethe und Kayser (1879), 35 f. (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]: 194,1–6 Ich habe nun Æ:::æ Seele erscheinen wird.; 194,19–195,11
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Der Dichter eines Æ:::æ ist allerliebst.; 195,15–21 Wenn nur das Æ:::æ Leben Sie wohl.; 195,23 G.). E2: WA IV 7 (1891), 215–217, Nr 2313 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers aus der Zeit zwischen dem 22. und 27. April 1786 (vgl. 194,1). – Ein Antwortbrief Kaysers ist nicht bekannt. 194,1 ganzen fu¨nften Ackt] Versehen Goethes. Mit dem Bezugsbrief hatte er den Rest der Partitur zum 4. Akt des Singspiels „Scherz, List und Rache“ erhalten (zum Singspiel vgl. zu 46,10). Damit lag ihm erstmals das gesamte Werk in einer vollsta¨ndig komponierten Fassung vor. Die Lu¨cke in der Partitur, bestehend aus dem zweiten Teil des 3. und dem Beginn des 4. Akts, hatte Kayser demnach bereits zwischen dem 10. Ma¨rz und 5. April geschlossen (vgl. zu 172,28). Goethe war darauf wahrscheinlich in seinem nicht u¨berlieferten Brief vom 14. April 1786 eingegangen (vgl. EB 57). 194,4 nicht sobald mit allen Instrumenten] Eine Orchesterprobe kam nicht mehr zustande, weil Goethe bereits seine Abreise nach Karlsbad fu¨r Juni 1786 geplant hatte (vgl. zu 191,12). Die Stimmen sollten erst Ende Juni ausgeschrieben sein. Außerdem dauerte die Weimarer Theatersaison noch an, so dass auch die Hofkapelle stark bescha¨ftigt war. 194,7 wie bewegt mein Sommer] Goethe dachte wohl nicht nur an seine Amtsgescha¨fte, sondern auch an die fu¨r Juni erwartete Niederkunft der Herzogin Louise. Hinzu kam der Plan eines Sommeraufenthalts in Karlsbad, und auch der Entschluss, nach Italien zu reisen, stand wahrscheinlich ebenfalls schon fest (vgl. zu 195,19). 194,7–8 Der Gedancke den ich letzthin a¨usserte] Den Termin fu¨r das Abund Ausschreiben der Partitur hatte Goethe wahrscheinlich in seinem Brief vom 14. April 1786 vorgeschlagen. Wann diese Arbeiten beendet wurden, ist nicht bekannt. Die Partiturabschriften wurden nicht zuru¨ckgesandt (vgl. Brief an Philipp Seidel, 13. Januar 1787; WA IV 8, 126). 194,9–10 Vom Juni an werd ich nicht zu Hause seyn] Die Abreise Goethes nach Karlsbad verzo¨gerte sich wegen der verspa¨teten Niederkunft der Herzogin Louise (am 18. Juli) bis zum 24. Juli 1786. 194,10–11 wir ko¨nnen Æ:::æ eins und das andre] Goethe setzte damit die gewohnten Abla¨ufe im Umgang mit der Partitur fu¨r la¨ngere Zeit außer Kraft: Ausschreiben, Musikproben, Korrekturdiskussion und Revision. Stattdessen wurde Kayser die weitere Bearbeitung fast ga¨nzlich allein u¨berlassen. 194,20–21 wie einen Sohn oder Zo¨gling den er Æ:::æ Diensten wiedmet] Unter Verwendung eines anderen Gleichnisses hatte Goethe diese yberzeugung Kayser in seinem Brief vom 23. Januar 1786 schon einmal dargelegt (vgl. 152,16–23).
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BRIEF 320
194,25 ersten gemeinsamen Arbeit] Gemeint ist „Scherz, List und Rache“. Kayser hatte jedoch schon vorher fu¨r Goethe komponiert (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 90). 194,26 das zweyte Stu¨ck] Das Singspiel „Die ungleichen Hausgenossen“ (vgl. zu 172,12). 194,30–31 Die Italia¨ner] Die italienischen Opernkomponisten, deren musikalische Dramaturgie mit fest platzierten Bravourarien im 18. Jahrhundert als vorbildlich galt. 195,5 Diskredit des Dritten Ackts] Die Buffa-Werke bestanden immer ha¨ufiger nicht mehr wie urspru¨nglich aus drei, sondern nur noch aus zwei Akten. 195,6–7 wie der Verf. der Filosofi ignoranti und des Re Teodoro] Giovanni Paı¨siello hatte seit Ende der 1770er Jahre versucht, das starre italienische Opernschema aufzubrechen. Mehrere seiner Opern sind auf eine musikalische und dramaturgische Zuspitzung hin komponiert, die einen 3. Akt no¨tig machte. Dazu geho¨rt auch „I filosofi immaginari“ (Die eingebildeten Philosophen) nach einem Libretto von Giovanni Bertati aus dem Jahr 1779. Goethe zitiert den Titel der Oper mit ,Filosofi ignoranti‘ (Die unwissenden Philosophen) falsch. yber „Il re Teodoro in Venezia“ vgl. zu 46,15. 195,7 das neue Stu¨ck] Vgl. zu 194,26. 195,9 Arie: s e h t d i e B l a¨ s s e ] Arie des Scapin aus dem letzten Viertel des 3. Akts von „Scherz, List und Rache“ (vgl. WA I 12, 159, Vers 867–871; „No 22b Aria“, in: Dechant, 276–287). Kayser hat versucht, der Arie durch mehrfache Reprisen besonderes Gewicht zu verleihen. 195,10–11 Mit dem Duett Æ:::æ Rondeau ist allerliebst. pp.] Mit dem Duett ko¨nnte das des Doktors und Scapins im Finale des 3. Akts gemeint sein: Nimm, o nimm die fu¨nf Zechinen! Æ:::æ (WA I 12, 159–162, Vers 888–941; „No 23b Finale“, in: Dechant, 290–313.) In der Art eines Rondeaus, eines Tanzliedes mit Kehrreim, hat Kayser die dem Duett folgende Liebesarie der Scapine am Anfang des 4. Akts komponiert: Nacht, o holde! halbes Leben! Æ:::æ (WA I 12, 163 f., Vers 946–965; „No 24 Recitativo ed Aria“, in: Dechant, 315–322.) 195,12–13 an einem glu¨cklichen Ende] Die Komposition des Singspiels wurde zu keinem verbindlichen Abschluss gebracht. 195,14 meine Vorschla¨ge das Stu¨ck zu produciren] Im nicht u¨berlieferten Brief vom 14. April 1786 (EB 57) hatte Goethe wahrscheinlich die Mo¨glichkeiten einer Auffu¨hrung oder der Vero¨ffentlichung ero¨rtert. Zu fru¨heren Bemu¨hungen um eine Auffu¨hrung vgl. zu 129,10. 195,19 Reise ienseits der Alpen] Vermutlich versteckte Anspielung Goethes auf sein noch geheimes Projekt der Reise nach Italien, die er am 3. September 1786 von Karlsbad aus antrat. 195,24 Terzett] Wahrscheinlich ist das große Finale des 4. Akts gemeint: Geh,
MnRZ–MAI 1786
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Alter, geh zu Bette! Æ:::æ (WA I 12, 174–180, Vers 1201–1285; „No 33b Finale ultimo“, in: Dechant, 422–447.) 195,25 so gut wie gar nicht geho¨rt] Wahrscheinlich hatte sich Goethe einige Stu¨cke aus den zuletzt zugesandten Teilen der Partitur auf dem Klavier vorspielen lassen. 320. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Mitte Ma¨rz und Anfang Mai 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 6. November (Nr 175) und vom Æ7.æ und 8. November 1785 (Nr 177) eingeordnet. Vermutlich stammt er aber aus dem Zeitraum zwischen Mitte Ma¨rz und Anfang Mai 1786. Vom 6. bis 12. November 1785 hielt sich Goethe nicht in Weimar, sondern in Ilmenau auf. Einen Anhaltspunkt fu¨r die Datierung des Briefes bietet Goethes Bericht u¨ber die Gewinnung und Betrachtung so genannter Infusionstierchen. Seit dem Erwerb von Wilhelm Friedrich von Gleichens (gen. Rußworm) „Abhandlung u¨ber die Saamen- und Infusionsthierchen“ (Nu¨rnberg 1778) Anfang Juni 1785 hatte sich Goethe der mikroskopischen Untersuchung dieser Einzeller zugewandt, wie er Charlotte von Stein am 27. Juni 1785 berichtete (vgl. zu 71,27–28). Mit der systematischen Betrachtung begann Goethe aber erst Mitte Ma¨rz 1786 (vgl. zu 187,17). Die Untersuchungen dauerten bis Anfang Mai 1786 an (vgl. zu 179,5). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 56. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben links quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Tinte: „127“; an den Seitenra¨ndern und den unteren Ecken rote Siegelreste, untere Ecken ausgerissen durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 127), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 252. WA IV 7 (1891), 206, Nr 2303. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 195,27 ko¨stlichste Gescho¨pfe] Verschiedene Exemplare wahrscheinlich von Ein- und Mehrzellern, die sich in Goethes Infusionstierkulturen entwickelt hatten (vgl. auch die folgenden Erla¨uterungen).
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BRIEFE 321/322
196,1 Thiere die sich den Polypen nahen] Was Goethe hier unter seinem Mikroskop gesehen hatte, ist nicht klar. Wahrscheinlich vermutete er Su¨ßwasserpolypen (Hydra), eine Gattung der Nesseltierchen, vor sich zu haben, die wegen ihrer außerordentlichen Regenerationsfa¨higkeit nach einer damals ga¨ngigen Auffassung als evolutiona¨res Mittelglied zwischen Pflanze und Tier angesehen wurden (vgl. LA II 9A, 332). 196,1–2 fressende Infusionsthiere] In seinem Protokolleintrag vom 1. Mai 1786 fu¨r die Schrift „Infusions-Tiere“ ha¨lt Goethe eine Beobachtung verschiedener Kleinstlebewesen mit dem Mikroskop in einer erneuerten Wasserna¨hrlo¨sung fest: Ho¨chst kleine Punkt- und Ovaltiere, Glockentiere ein ho¨chst sonderbares Schlauchtier das mit kleinen Fa¨serchen am vordern Teile versehn offenbar die kleinern Punkttiere durch eine außerordentlich merkwu¨rdige rotierende Bewegung herbeizog und, wie mich du¨nkte verschlang es saß mit dem hintern sta¨rkern Teile fest und bewegte sich auf die beiden Seiten ingleichen auf- und unterwa¨rts Æ:::æ (LA I 10, 34). yber Infusionstiere vgl. zu 179,5. 321. An Christian Friedrich Schnauß
Weimar, 9. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GMD Du¨sseldorf, Sign.: NW 1666/1979. – 1 Doppelblatt 18,96 28,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, S. 4 Adresse, Tinte: Des Herrn Geh. Rath / Schnaus / Hochwohlg‘. E: WA IV 7 (1891), 217 f., Nr 2314 (Eduard von der Hellen). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief von Schnauß, der vermutlich von Anfang Mai 1786 stammte (vgl. zu 196,4). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Christian Friedrich Schnauß (1722–1797) war seit 1772 Mitglied im Geheimen Consilium des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach. Er wurde zusammen mit Goethe am 5. September 1779 zum Geheimen Rat befo¨rdert. Neben den gemeinsamen Dienstgescha¨ften verband Goethe mit Schnauß auch ein gutes perso¨nliches Verha¨ltnis, das sich u. a. in Goethes ybernahme einer Patenschaft fu¨r Schnauß’ Sohn Karl ausdru¨ckte. Schnauß war im Geheimen Consilium vor allem mit Universita¨tsangelegenheiten betraut. – Insgesamt sind 15 Briefe Goethes an Schnauß aus der Zeit zwischen dem 16. Oktober 1779 und dem 14. Dezember 1797 u¨berliefert. – Der vorliegende Brief ist das einzige u¨berlieferte Schreiben Goethes an Schnauß aus den Jahren 1785 und 1786 bis zu Goethes Abreise nach
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Italien. Vier Antwortbriefe von Schnauß aus der Zeit zwischen dem 27. Mai 1793 und 7. Dezember 1796 sind erhalten (vgl. RA 1, 212, Nr 591; 217, Nr 608; 418, Nr 1402 und RA 2, 151, Nr 490). 196,4 der Innhalt Ew Hochwohlgeb‘ Billets] Das nicht u¨berlieferte Billett stammte wahrscheinlich von Anfang Mai 1786, als sich Goethe noch in Ilmenau aufhielt, und informierte offenbar u¨ber eine Sitzung des Geheimen Consiliums, dessen Votum beilag (vgl. zu 196,16). – ,Ew. Hochwohlgeb‘‘ abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Hochwohlgeboren‘ (vgl. zu 79,22). 196,13 v Hß.] Von Hause, d. h. nicht aus der Kanzlei. 196,16 Das kommunizirte Votum] Im Geheimen Consilium folgte auf den Vortrag eines zu verhandelnden Gegenstandes das Votieren der Geheimen Ra¨te, was in der Regel zu einem Beschluss in der Sache fu¨hrte. Das Votieren fand u¨blicherweise im Rahmen der Sessionen statt und erfolgte mu¨ndlich. Nur in Sonderfa¨llen, etwa bei Fragen, die entscheidender oder dringlicher als u¨blich waren, wurde das Votum schriftlich fixiert. Schriftlich erhalten geblieben sind „Voten und Bericht“ zu „Maßnahmen gegen die landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena“, die vom 7. April bis 1. Juni 1786 verhandelt wurden (gedruckt in: AS 1 I, 427–436). Mo¨glicherweise handelte es sich bei dem hier erwa¨hnten Votum um eines in der Angelegenheit der landsmannschaftlichen Verbindungen, vermutlich um das von Schnauß. Das Geheime Consilium tagte am 1., 5. und 9. Mai 1786. Goethe war bei keiner der Sessionen anwesend (vgl. ebd., LXXIX).
322. An Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch
Weimar, 11. Mai 1786 ! Tannroda
ZU M A DRES SAT EN
Bei der Empfa¨ngerin des Briefes, von der nur Familienname und Wohnort genannt sind (vgl. yberlieferung), kann es sich nur um Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch handeln (vgl. die einleitende Erla¨uterung). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/241a,I, Bl. 1–2 – Doppelblatt 14618,8 cm, 1 /2 S. quer beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Frau Hu¨ttenrauchinn / Tannroda; darunter rote Siegelreste mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend. E: Georg Kurscheidt, Norbert Oellers, Elke Richter: Sechs unbekannte Briefe Goethes, in: GJb 119 (2002). Weimar 2003, 185–187. WA: Nicht gedruckt.
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BRIEF 322
BEI LAG EN
1) Lebensmittel (vgl. zu 196,18). 2) Schnecken (vgl. zu 196,19). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der einzige u¨berlieferte Brief Goethes an diese Adressatin. Er befand sich bis 1999 in Privatbesitz. – Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch geb. Ho¨rschelmann (gest. 1813) wird sonst weder in Goethes Tagebu¨chern noch in seiner Korrespondenz erwa¨hnt. Dennoch deuten die Anrede, vor allem aber der vertrauliche Ton des Briefes auf eine perso¨nliche Bekanntschaft Goethes mit ihr hin. Der Inhalt legt zudem die Vermutung nahe, dass er kurz nach einer Begegnung geschrieben wurde, scheint Goethe doch an ein unmittelbar vorausgegangenes Gespra¨ch oder an ein gemeinsames Erlebnis anzuknu¨pfen. Fu¨r die Annahme eines nicht allzu lange zuru¨ckliegenden Kontaktes spricht auch, dass sich Goethe weder nach dem Befinden der Adressatin noch nach dem ihres Mannes erkundigt. Einige Tage bevor der Brief geschrieben wurde, am 6. oder 7. Mai 1786, war Goethe von einer Reise nach Ilmenau zuru¨ckgekehrt (vgl. zu 191,15–16). Mo¨glicherweise hatte er auf dem Ru¨ckweg in dem dicht an seiner Reiseroute zwischen Kranichfeld und Berka gelegenen Tannroda Station gemacht und die Hu¨ttenrauchs besucht. Er ko¨nnte bei dieser Gelegenheit eine bereits bestehende Bekanntschaft erneuert haben. Aber auch ein Ritt von Weimar aus in das nur etwa 12 km entfernte Tannroda wa¨re jederzeit leicht mo¨glich gewesen. Die Bekanntschaft mit Elisabeth Hu¨ttenrauch und ihrem Mann, dem herzoglichen Jagd- und Forstbediensteten und spa¨teren Oberfo¨rster Friedrich Wilhelm Hu¨ttenrauch (1742–1799), ko¨nnte, wenn nicht schon auf fru¨heren Reisen nach Ilmenau, spa¨testens 1783 zustande gekommen sein, als die Ende Februar desselben Jahres u¨berraschend in Weimar auftauchende Nanette Darsaincourt, eine Geliebte des Prinzen Constantin von SachsenWeimar und Eisenach, fu¨r einige Monate im Fo¨rsterhaus in Tannroda untergebracht wurde. Dem Tagebuch des Prinzen Constantin zufolge war seine Geliebte schwanger, mo¨glicherweise hat sie in Tannroda die Geburt des Kindes abgewartet. Allerdings gibt es dafu¨r keinen Beleg, ebenso wenig wie fu¨r die auf Heinrich Du¨ntzer zuru¨ckgehende Behauptung, die Tannrodaer Fo¨rstersleute ha¨tten einen illegitimen Sohn Constantins aufgezogen und zum Fo¨rster ausgebildet (vgl. Heinrich Du¨ntzer: Der Prinz Constantin von Sachsen-Weimar. In: Aus Goethe’s Freundeskreise. Braunschweig 1868, S. 467–497). Dass sich Goethe – offenbar von Herzog Carl August beauftragt – um die Unterbringung Nanette Darsaincourts wie u¨berhaupt um die Regelung der Angelegenheit ku¨mmerte, ist hingegen durch Briefe zu belegen (vgl. Goethe an Fritsch, Ende Februar 1783; WA IV 6, 130 f.; ebenso an Knebel, 3. Ma¨rz 1783; WA IV 6, 132–134), ebenso die Tatsache, dass Goethe Nanette Darsaincourt in Tannroda besucht hat. Am 4. Mai
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1783 schrieb er an Charlotte von Stein: Ich reite zu der Unglu¨cklichen nach Tannroda, sie schrieb mir gestern beyliegenden Brief. (WA IV 6, 158.) Im Sommer desselben Jahres wurde die Franzo¨sin in Begleitung von Goethes Diener Philipp Seidel u¨ber Frankfurt zuru¨ck nach Paris gebracht (vgl. Goethe an Johann Jacob Riese, 14. Juli 1783; WA IV 6, 179; ebenso an Charlotte von Stein, 10. Oktober 1783; WA IV 6, 205). – Wie der vorliegende Brief zu besta¨tigen scheint, hat sich zumindest in den ersten Jahren nach 1783 ein loser freundschaftlicher Kontakt zwischen Goethe und den Hu¨ttenrauchs erhalten. Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch war in zweiter Ehe mit Anton Wilhelm Jossa, Bu¨rgermeister und Ratskellerwirt in Tannroda, verheiratet (vgl. Stammbaum der Familie Ho¨rschelmann, nach einer Kopie im GSA). 196,18 etwas in die Ku¨che] Offenbar wollte sich Goethe mit der ybersendung von Lebensmitteln bedanken, mo¨glicherweise fu¨r eine kurz zuvor erwiesene Gastfreundschaft. 196,19 einige fremde Schnecken] Obgleich Schnecken in der Ku¨che des 18. Jahrhunderts keine Seltenheit waren, also auch nicht ganz auszuschließen ist, dass essbare Schnecken mitgeschickt wurden, sind hier wohl eher Schneckengeha¨use gemeint. – Das Sammeln von Schneckengeha¨usen und Muschelschalen (Konchylien) war im 18. Jahrhundert sehr beliebt und nicht nur auf fu¨rstliche Naturalienkabinette beschra¨nkt. Goethes Interesse belegt u. a. eine etwa 700 Exemplare umfassende Konchylienkollektion, die in seinen naturwissenschaftlichen Sammlungen u¨berliefert ist, zum Teil zwar aus dem Besitz August von Goethes stammt, in ihren Anfa¨ngen aber vermutlich schon auf die Zeit vor der italienischen Reise zuru¨ckgeht. Die verbreitete Konchylienliebhaberei zeigt sich auch in einer gro¨ßeren Zahl oft pra¨chtig illustrierter Atlanten, in denen einheimische und exotische Muschel- und Schneckenarten systematisiert und beschrieben wurden, wie z. B. im 1783 erschienenen Buch des Weimarer Diakons Johann Samuel Schro¨ter „Ueber den innern Bau der See- und einiger ausla¨ndischen Erd- und Flußschnecken“ (Frankfurt a. M.), das auf eine umfangreiche Privatsammlung des Autors zuru¨ckgriff. Die meisten dieser Werke stammten nicht von Fachgelehrten und bedienten sich oft einer auch dem Laien versta¨ndlichen bildreichen, heute nicht mehr gebra¨uchlichen Terminologie. 196,20 Coffee deuten] Kaffeetu¨ten, von oberdt. Deute: Tu¨te; sonst in dieser Form bei Goethe nur noch einmal belegt (vgl. „Campagne in Frankreich 1792“, WA I 33). Eine Tu¨te oder Du¨te war im zeitgeno¨ssischen Sprachversta¨ndnis ein „in Gestalt eines spitzigen Kegels zusammengerolltes, und an der Spitze zugedrehtes Papier“ (Adelung 1, 1623). – Hier wahrscheinlich als Bezeichnung fu¨r eine bestimmte Schneckenart gebraucht, die in ihrer a¨ußeren Form und Fa¨rbung an eine ,Coffee deute‘ erinnerte. In einem zeitgeno¨ssischen Konchylienwerk findet sich z. B. eine Illustration mit der folgenden Beschreibung einer so genannten „Rollenschnecke“: „Diese Rolle ist d i e b a n d i r t e b r a u n e D a t t e l , und von einer
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andern braunen Dattel, welche die C a f f e b o h n e heisset, unterschieden.“ (Georg Wolfgang Knorr: Vergnu¨gen der Augen und des Gemu¨ths, in Vorstellung einer allgemeinen Sammlung von Muscheln und andern Gescho¨pfen, welche im Meer gefunden werden. Nu¨rnberg 1757. Bd 1, S. 35.) 323. An Carl Ludwig von Knebel
ÆWeimaræ, 12. Mai 1786 ! Æ Jenaæ
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H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 83. – 1 Bl. 18,2(–18,4)623,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 74, Nr 68. WA IV 7 (1891), 218 f., Nr 2316. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 9. Mai 1786 (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 13). – Der Antwortbrief vom 12. Mai 1786 (vgl. ebd., Bl. 14) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 197,1 gepackt und gesattelt] Goethe beabsichtigte einen Aufenthalt in Jena, der u. a. der Einscha¨tzung der landsmannschaftlichen Umtriebe an der Universita¨t dienen sollte (vgl. zu 197,14; zu 294,12). Er reiste erst am 19. Mai: „Nach dem Essen mit Go¨the heru¨ber gefahren.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) Knebel war stattdessen am 13. Mai nach Weimar gekommen: „Nachmittags halb 3 Uhr von Jena nach Weimar.“ (Ebd., Bl. 14.) Goethe blieb eine Woche in Jena: „Go¨the geht gegen 8. Uhr fort.“ (Knebel, Tgb. [26. Mai] 1786, Bl. 16.) 197,1 wie dir Sutor sagen wird] Der vorliegende Brief wurde durch Goethes Diener Christoph Sutor u¨berbracht. Sutor nahm Knebels Antwort wieder mit zuru¨ck nach Weimar: „Brief von Go¨the durch Sutor. Einladung nach 10. Uhr weg, der Fu¨rst von Dessau. Antwort.“ (Ebd., Bl. 14.) 197,1–2 der Fu¨rst von Dessau] Am 12. Mai 1786 traf Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau in Weimar ein: „Heute Vormittags 10 Uhr kahmen Sr. Durch‘. Der Fu¨rst von Deßau hier an Æ:::æ“ (FB 1786, S. 124). Goethe wurde zur Fu¨rstlichen Mittagstafel mit dem Dessauer Fu¨rsten geladen (vgl. ebd.). Leopold III. war vor allem zu politischen Gespra¨chen nach Weimar gekommen und blieb bis zum 15. Mai (vgl. ebd., S. 127; zu 197,3). 197,3 ein Verlangen dich zu sehn] Knebel kam dem Wunsch nach und fuhr am 13. Mai nachmittags nach Weimar (vgl. zu 197,1), wo es am Abend noch zu
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einer ersten Begegnung mit dem Fu¨rsten kam: „Bey Frau v. Stein in Gesellschaft. Durch die Gegenwart des Fu¨rsten etwas veredelt.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 14.) Am 14. Mai nahm Knebel an einem Ausflug von Herzog Carl August mit seinen Ga¨sten Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, der am Tag zuvor nach Weimar gekommen war, und dem Fu¨rsten von Dessau in das 25 km nordwestlich von Weimar gelegene Jagdschlo¨sschen Schwansee teil, wo sie mit dem erzbischo¨flich-kurmainzischen Statthalter von Erfurt, Karl Theodor von Dalberg, zusammentrafen: „Nach 9 Uhr mit dem Herzog, dem Herzog von G. u. Fu¨rst Dessau auf Schwanensee. Statthalter da. Æ:::æ Abends halb 9. Uhr wieder weg. Nachts 11. Uhr hier.“ (Ebd., Bl. 14.) Die Zusammenkunft diente wahrscheinlich Beratungen u¨ber die weitere Ausgestaltung des Fu¨rstenbundes und das Vorhaben, Dalberg zum kurmainzischen Koadjutor wa¨hlen zu lassen. 197,6 Montags weg] Leopold III. reiste am Morgen des 15. Mai wieder ab: „Heute vormittag um 8 Uhr gingen Durch‘. Fu¨rst von Deßau wiederum von hier hinweg.“ (FB 1786, S. 127.) 324. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 12. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 101. – 1 Bl. 19,4610,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „79“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 73), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 256 f. WA IV 7 (1891), 218, Nr 2315. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 197,11). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 197,11 das u¨berschickte] Vermutlich ein Exemplar der Nummer 107 des „Journal de Paris“ vom 17. April 1786, in der auf Seite 434 die Anzeige des anatomischen Werks „Traite´ d’anatomie et de physiologie avec de planches colore´es, representant au naturel les divers organes de l’homme et des animaux“ (2 Bde, Paris 1786) von Felix Vicq d’Azyr stand (vgl. zu 190,22–23). Mo¨glicherweise handelte es sich aber auch um Exemplare der Bu¨cher von Felix Vicq d’Azyr selbst. 197,13 mit H‘. Vicq d Azyr mich zu liiren] Der franzo¨sische Arzt und Anatom Felix Vicq d’Azyr ging in seinem Werk ebenfalls von der Existenz des Zwischenkieferknochens beim Menschen aus und besta¨tigte so als einer der ersten den 1784 von Goethe erbrachten Nachweis daru¨ber.
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BRIEF 325
197,14 nach Jena] Vgl. zu 197,1. 197,14 Der Fu¨rst von Dessau] Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau war am Vormittag des 12. Mai 1786 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 197,1–2).
325. An Charlotte von Stein
Jena, 21. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 101. – 1 Bl. 17,3620 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „76“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 74), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 258 f. WA IV 7 (1891), 219 f., Nr 2318. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 20. oder 21. Mai 1786 (vgl. zu 197,18). – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 21. und 23. Mai 1786 (vgl. zu 199,5) ist nicht u¨berliefert. 197,18 das Briefgen] Offensichtlich ein nicht u¨berlieferter Brief von Charlotte von Stein vom 20. oder 21. Mai 1786 aus Weimar. 197,19 einige Gescha¨ffte besorgt] Der Besuch in Jena, zu dem Goethe am 19. Mai aufgebrochen war, diente offiziell der Einscha¨tzung der landsmannschaftlichen Umtriebe an der Universita¨t Jena (vgl. zu 294,12). Mo¨glicherweise observierte Goethe auch wieder die Regulierungsarbeiten am Jenaer Flusslauf der Saale nahe der Rasenmu¨hle (vgl. zu 189,3). 197,20 Algebra ist angefangen worden] Goethe nahm wa¨hrend seines Aufenthaltes in Jena bei dem Mathematikprofessor Johann Ernst Basilius Wiedeburg Unterricht in Algebra (vgl. zu 198,21). Am 21. Mai trafen beide wahrscheinlich bei Carl Ludwig von Knebel zusammen: „Morgens Cammerrath Wiedeburg hier.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) 198,1–2 Einige botanische Kenntnisse sind auch zugewachsen] Schon wa¨hrend seines letzten Aufenthaltes in Jena vom 25. bis 29. April 1786 hatte Goethe mit August Johann Georg Carl Batsch botanische Fragen ero¨rtert (vgl. zu 189,9–10). Am 21. Mai fand wahrscheinlich wieder eine Begegnung beider bei Knebel statt: „Mittags Batsch.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) 198,3–4 Uber Ernsten bring ich Starckens Meynung mit.] Ernst von Stein, der 18-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, war seit La¨ngerem wahrscheinlich
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an Knochentuberkulose erkrankt. Seit Ende 1785 konnte er seinen Dienst als Hofpage in Weimar nicht mehr ausu¨ben, und sein Zustand musste zunehmend sogar als lebensbedrohlich angesehen werden. Charlotte von Stein schrieb daru¨ber z. B. an die Freundin Charlotte von Lengefeld am 13. Mai 1786: „Mein Sohn der Jagd Page ist seit Weynachten kranck und ist auch wenig Hoffnung zur Beßerung u¨brig, der Tod wa¨re mir das ertra¨glichste vor ihm, aber ich fu¨rchte er wird noch lange mit Schmertzen zu ka¨mpfen haben, und Kranckheit und Mangel sind die zwey wu¨rcklichen ybel die meinem Hertzen einschneiden wo ich sie sehe, den die u¨brigen Leiden ha¨ngen mehr oder weniger von unßrer Vorstellungsart ab, gegen jene aber giebst keine Waffen.“ (H: 83/1856,1; vgl. auch Charlotte von Schiller 2, 256 f.). Goethe wollte den Jenaer Medizinprofessor Johann Christian Stark zu der Krankheit und mo¨glichen Heilmethoden konsultieren. 198,5 Die Engla¨nder] Seit kurzem hielten sich drei Engla¨nder in Jena auf, zwei Offiziere, Henry Heron und William Ritchie, und ein Lord Inverary. Mit ihnen sollte besonders Carl Ludwig von Knebel engen Umgang pflegen. Am Abend des 20. Mai hatte Knebel zu einem Essen in seine Wohnung eingeladen, bei dem auch die englischen Offiziere zu Gast waren: „Abends Convivium bey mir. 3. Engla¨nder hier.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) Bei dieser Gelegenheit hatte Goethe sie wohl auch kennen gelernt. Am 21. Mai fand noch ein gemeinsamer Spaziergang statt: „Nachmittags mit den Engla¨ndern u. Go¨the nach Burgau spazieren.“ (Ebd., Bl. 15.) 198,6 Quartier bey Griesbach] Die englischen Ga¨ste logierten in der neuen repra¨sentativen Parkvilla des Jenaer Theologieprofessors Johann Jacob Griesbach (spa¨ter auch ,Prinzessinnenschlo¨sschen‘ genannt) gleich neben der neuen Universita¨t am damaligen no¨rdlichen Stadtrand von Jena hinter dem Fu¨rstengraben (heute Am Planetarium 7). 198,8 Ubung zur Italia¨nischen Sprache] Knebel nahm Italienischunterricht bei Agostino Giuseppe Valenti, einem Lektor fu¨r Italienisch an der Universita¨t Jena; erstmals erwa¨hnt Knebel dies in seinem Tagebuch unter dem 11. Mai 1786: „Ital. Stunde.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 14.) 198,9 eine Stunde bey Valenti] Am 20. Mai 1786 war Valenti, vermutlich in Gegenwart Goethes, zum Unterricht bei Knebel gewesen. Knebel verzeichnete in seinem Tagebuch: „Valenti hier. Spaziren mit Go¨the.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) 198,11 wieder menschlich auszusehn] Vermutlich litt Goethe immer noch oder wieder an einer Zahnentzu¨ndung, die ihm schon von Mitte Ma¨rz bis Mitte April 1786 zu schaffen gemacht und sein Gesicht entstellt hatte (vgl. zu 183,1). 198,12 An Wilhelm hab ich geschrieben] Seit Dezember 1785 arbeitete Goethe an der Fortsetzung seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, und zwar an dessen zweitem Teil. Die letzte intensivere Arbeitsphase lag etwa zwei Monate zuru¨ck (vgl. zu 178,12–13).
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BRIEF 326
198,13 die Freude sie dir vorzulesen] Wann Goethe die neu entstandenen Abschnitte seines Romans Charlotte von Stein vorstellte, ist nicht bekannt. 198,16 Fritzen] Friedrich von Stein. 198,16 Stein] Ernst Josias von Stein. 198,16 Ernsten] Ernst von Stein (vgl. zu 198,3–4). 198,16 die schwesterliche Liebe] Louise von Imhoff. 326. An Charlotte von Stein
Jena, 23. Mai 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 102. – 1 Bl. 18,4(–18,7)620,8 (–21) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „77.“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 75), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 259–261. WA IV 7 (1891), 220 f., Nr 2319. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 21. und 23. Mai 1786 (vgl. zu 199,5). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 198,20 noch einige Tage] Goethe war am 19. Mai 1786 nach Jena gekommen. Am 26. Mai kehrte er nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 197,1). 198,21 die 4 Spezies in der Algebra] Die vier Grundrechenarten. Goethe nahm wa¨hrend seines Jena-Aufenthaltes Unterricht in Algebra bei dem Mathematikprofessor Johann Ernst Basilius Wiedeburg (vgl. zu 197,20). Vermutlich fanden die Unterrichtsstunden bei Knebel statt. Entsprechende Eintra¨ge in Knebels Tagebuch vom 21., 24. und 25. Mai 1786 deuten darauf hin („Wiedeburg hier.“; Knebel, Tgb. [21., 24. und 25. Mai] 1786, Bl. 15–16). Am 25. Mai schrieb Goethe an Charlotte von Stein: Wir haben die vier Species durch Æ:::æ (199,24). 198,26 Wir] Knebel und Goethe. 198,26–27 die Gegend ist gar annehmlich] Auch in seinem na¨chsten Brief vermutlich vom Maiaufenthalt in Jena schrieb Goethe an Charlotte von Stein: Æ:::æ neue Gegenden habe ich gesehen, die sehr reizend sind Æ:::æ (199,16–17). Knebels Tagebuch berichtet am 20., 21. und 22. Mai von Ausflu¨gen mit Goethe: „Spaziren mit Go¨the.“; „Nachmittags mit den Engla¨ndern u. Go¨the nach Burgau spazieren.“; „Mittags zu Fuß nach Lobeda. HofR. Voigt da. Mit G. zuru¨ck.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15.) Fu¨r den 23. Mai verzeichnet Knebel: „Spaziren – Abends Studenten Picqunick.“ (Ebd., Bl. 15.)
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198,29 Die Engla¨nder bleiben hier] Vgl. zu 198,5. – William Ritchie und Lord Inverary reisten wahrscheinlich Anfang 1787 wieder ab, William Heron blieb noch bis zum 13. Mai 1787 in Jena und Weimar: „Heron reyßt ab 5. Uhr. Begleitet bis Erfurther Thor.“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 36.) 198,30 das Glu¨ck machen wie iener Schweizer] Mo¨glicherweise spielt Goethe auf Abraham Friedrich von Mutach oder Johann Anton von Tillier an, Besucher aus Bern, denen er wahrscheinlich bei seinem letzten Besuch Ende April 1786 in Jena begegnet war (vgl. zu 189,9). 199,1 an Wilhelm geschrieben] Gemeint ist „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (vgl. zu 198,12). 199,1–2 dieses Buch] Wahrscheinlich das 1. Buch des zweiten Teils. 199,5 dein Briefgen] Der nicht u¨berlieferte Bezugsbrief, geschrieben zwischen dem 21. und 23. Mai, mit dem Charlotte von Stein auf Goethes Brief vom 21. Mai (Nr 325) geantwortet hatte. 199,5–6 meinen italia¨nischen Freund] Vermutlich ist Friedrich von Stein gemeint, der 13-ja¨hrige Sohn Charlotte von Steins, der wahrscheinlich von Goethe selbst Italienischunterricht erhielt. Am 29. Dezember 1786 bedankte sich Goethe fu¨r einen in Italienisch verfassten Brief Friedrich von Steins an ihn nach Rom (vgl. WA IV 8, 105). 199,6–7 Knebeln verdriests Æ:::æ nach diesem Lorbeer laufen.] Auch Knebel lernte Italienisch (vgl. 198,8). Offenbar war innerhalb der Weimarer Hofgesellschaft das Erlernen des Italienischen zu einer regelrechten Modeerscheinung geworden. Mo¨glicherweise war auch Charlotte von Stein dabei, Italienisch zu lernen. Goethes Formulierung in seinem Brief an sie vom 21. Mai 1786 ko¨nnte darauf hindeuten: Knebel gru¨ßt und hofft auf eine Ubung zur Italia¨nischen Sprache. (198,8). 199,8 Heute ist hier Jahrmarckt] Seit Ende des 15. Jahrhunderts wurde in Jena ein Viehmarkt mit angeschlossenem Jahrmarkt abgehalten, anfangs nur am Tag des Heiligen {gidius am 1. September. Bis zum spa¨ten 18. Jahrhundert entwickelten sich daraus drei Jahrma¨rkte und ein Viehmarkt: „Jena, 1 dienst. nach Reminiscere, montags vorher aber Roß- und Viehmarkt, 2 dienst. nach Rogate, 3 dienst. vor oder nach Simon Juda¨, nemlich allezeit nach dem Kahlischen Jahrmarckt.“ (Verzeichniß der fu¨rnehmsten Messen und Jahrma¨rckte. In: Neueingerichteter Schreib-Calender auf das Jahr 1785, Weimar [1784], Bl. 21.) Am Dienstag, dem 23. Mai 1786, fand in Jena also der traditionelle Fru¨hjahrsmarkt nach Rogate, dem 5. Sonntag nach Ostern, statt. 199,10 Donnerstag oder Freytag seh ich dich] Goethe reiste am Freitag, dem 26. Mai 1786, zuru¨ck nach Weimar: „Den 26 sind dh‘. Geh. Rath v Go¨the wieder abgereist.“ (Fa¨rber-Calender 1786, Bl. 11; vgl. auch zu 197,1.) 199,11 Ernsten] Ernst von Stein (vgl. zu 198,3–4). 199,11 Steinen] Ernst Josias von Stein. 199,11 die Schwester] Louise von Imhoff.
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BRIEFE 327/328
327. An Charlotte von Stein Æ Jena, wahrscheinlich zwischen 19. und 25. Mai 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 20. Juni (Nr 124) und vom 27. Juni 1785 (Nr 125) eingeordnet. Der Brief ist aber wahrscheinlich zwischen dem 19. und 25. Mai 1786 geschrieben worden, und zwar in Jena, wie aus der Erwa¨hnung von Knebels Wohnung hervorgeht (vgl. 199,17–18). Als Terminus post quem kommt der 8. Oktober 1785 infrage. Erst seit diesem Tag lebte Louise von Imhoff (vgl. 199,19–20) wieder in Weimar. Terminus ante quem ist der 1. Juli 1786, an dem Charlotte von Stein, die sich noch in Weimar befand (vgl. 199,18), nach Karlsbad abreiste. Goethe hielt sich wa¨hrend dieser Zeit vom 11. bis 15. Dezember 1785 und danach in der ersten Ha¨lfte des Jahres 1786 vier Mal allein in Jena auf, vom 24. bis 27. Ma¨rz, vom 25. bis 29. April, vom 19. bis 26. Mai und vom 3. bis 6. Juni. Da Goethe schreibt, der Tag sei unendlich scho¨n (199,14) gewesen und er habe neue Gegenden Æ:::æ gesehen die sehr reizend sind (199,16–17), spricht einiges dafu¨r, dass der Brief aus dem Mai 1786 stammt. {hnlich wie im vorliegenden Brief lobte Goethe die Umgebung von Jena auch im Brief an Charlotte von Stein vom 23. Mai 1786 als gar annehmlich (198,26– 27). Freilich sind weder eine fru¨here noch eine spa¨tere Datierung vo¨llig auszuschließen. So nahm Scho¨ll bei der Erstvero¨ffentlichung des Briefes den Aufenthalt Goethes vom 3. bis 6. Juni in Jena zur Grundlage der Datierung (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 262 f.). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 38. – 1 Bl. 9,768,1 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „79“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 95), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 262 f. WA IV 7 (1891), 219, Nr 2317. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 199,17–18 Kneb. Stu¨bgen] Carl Ludwig von Knebel wohnte im Residenzhaus des Alten Jenaer Schlosses, wo auch Goethe Dienstra¨ume zur Verfu¨gung standen (vgl. zu 189,14). Diesmal hatte er aber Quartier im Gartenhaus von Johann Jacob Heinrich Paulsen genommen: „Und dh‘. Geh. Rath v Go¨the, sind in Paulsen Garten Hauß ein logiret.“ (Fa¨rber-Calender [19. Mai] 1786, Bl. 11.) Mo¨g-
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licherweise schrieb Goethe den vorliegenden Brief wa¨hrend eines Besuchs bei Knebel in dessen Wohnung. 199,18 dru¨ben] In Weimar. 199,19 wohl hier eine Weile bleiben] Goethe blieb eine Woche, vom 19. bis 26. Mai, in Jena (vgl. zu 197,1). Er kam aber schon am 3. Juni fu¨r einen erneuten, dreita¨gigen Aufenthalt wieder: „Den 3 sind dh‘. Geh. Rath v Gothe ankomen logire in Paulsen Garten Hauß und den 6 ten wieder abgereist.“ (Fa¨rber-Calender 1786, Bl. 13.) 199,19 Fritzen] Friedrich von Stein. 199,19–20 die Schwester] Louise von Imhoff.
328. An Charlotte von Stein
Æ Jena, 25. Mai 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 23. Mai (Nr 326) und vom 4. Juni 1786 (Nr 329) eingeordnet. Inhaltlich bezieht er sich auf den Brief vom 23. Mai. Dort spricht Goethe von seinem Unterricht in Algebra (vgl. zu 198,21), der nach dem vorliegenden Brief nunmehr beendet ist (vgl. zu 199,24). Ferner ku¨ndigt er seine Ru¨ckkehr nach Weimar fu¨r Donnerstag oder Freytag (199,10), den 25. oder 26. Mai, an. Auf den 25. Mai fiel 1786 Christi Himmelfahrt. Diesen Feiertag verwechselte Goethe offenbar mit Gru¨ndonnerstag (200,10), der 1786 bereits am 13. April gewesen war; an diesem Tag aber hielt sich Goethe nicht in Jena, sondern in Weimar auf. Der Brief wurde demnach am 25. Mai 1786 geschrieben. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 103. – 1 Bl. 13,2618,7 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „78.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 76), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 261. WA IV 7 (1891), 222, Nr 2320. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 199,22–23 Freytags fru¨he von hier abgehe] Laut Knebels Tagebuch reiste Goethe am Freitag, dem 26. Mai 1786, „gegen 8. Uhr“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 16) aus Jena ab.
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BRIEFE 329/330
199,24 Wir haben die vier Species durch] Vgl. zu 198,21. 200,4 allerley Scherze] Vielleicht geho¨rte dazu das „Studenten Picqunick“, das Knebel am 23. Mai in seinem Tagebuch erwa¨hnt (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 15). Na¨heres konnte nicht ermittelt werden. 200,6–7 Wilhelmen zieren] Goethe arbeitete an seinem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Was genau gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. 200,7 das na¨chste Buch] Goethe schrieb vermutlich noch immer am 1. Buch des zweiten Teils (vgl. zu 178,7). 200,9 meine Lippe ist noch nicht in ihre Gra¨nzen zuru¨ck] Goethe litt unter einer Zahnentzu¨ndung mit Gesichtsschwellung (vgl. zu 198,11). 200,10 Gru¨ndonnerstag] Gemeint ist Christi Himmelfahrt (vgl. Datierung).
329. An Charlotte von Stein
Æ Jenaæ, 4. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 104. – 1 Bl. 18,4(–18,6)623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „80.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 77), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 2 (1848), 77. WA IV 7 (1891), 226 f., Nr 2322. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 200,12–13 freute mich der scho¨nen Zeit in der scho¨nen Gegend] Goethe war am Morgen des 3. Juni 1786 nach Jena geritten („Go¨the kommt. Mit ihm spaziren“; Knebel, Tgb. 1786, Bl. 17) und blieb dort bis zum 6. Juni („G. reitet nach dem Essen fort.“; ebd.) Schon wa¨hrend seines letzten Besuches in Jena vom 19. bis 26. Mai 1786 hatte Goethe neu entdeckte Landschaften im Saaletal bei Jena geru¨hmt (vgl. zu 198,26–27). Offiziell diente sein Aufenthalt den Vorbereitungen fu¨r ein entschiedeneres Vorgehen gegen die studentischen Verbindungen an der Universita¨t Jena (vgl. zu 295,33). 200,14 Das Entgen] Vermutlich hatte Charlotte von Stein eine gebratene Ente mit nach Jena gegeben. 200,16 bey der Burgemster gewesen] Schon zu Beginn seines Jena-Aufenthaltes im April 1786 hatte Goethe Johanne Susanne Bohl, die Frau des Lobedaer Bu¨rgermeisters, besucht (vgl. zu 189,3; zu 189,3–4). An welchem Tag er nach
JUNI 1786
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Lobeda ging und ob ihn Knebel begleitete, ist nicht bekannt. Doch hielt dieser fu¨r den 3. Juni in seinem Tagebuch fest: „Brief u. Geld nach Lobeda.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 17.) – Die Form ,Burgemster‘ ist entweder eine Abku¨rzung oder ein Versehen. 200,17–18 bey den Herrschafften Æ:::æ fu¨r die Enckel] Seit April 1785 lebte eine verwitwete mittellose Tochter von Johanne Susanne Bohl mit ihren sieben Kindern wieder im Hause der Eltern in Lobeda, wodurch die Familie auf 14 Personen angewachsen war und nicht mehr ausreichend versorgt werden konnte (vgl. zu 189,3–4). Goethe setzte sich mit Knebel fu¨r eine dauerhafte finanzielle Unterstu¨tzung der Familie Bohl u. a. auch durch das Herzogspaar Carl August und Louise sowie die Herzoginmutter Anna Amalia ein. yber die Zuwendungen vgl. zu 60,31–61,1. 200,19 Knebel treibt und will spazieren] Knebel vermerkt am 4. Juni in seinem Tagebuch: „Mittags mit G. allein. Spaziren.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 17.) 330. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 8. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 105. – 1 Bl. 19,8(–20)617,3 cm, /2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „81.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 78), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 263. WA IV 7 (1891), 227, Nr 2323. 1
ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 200,23–24 bleiben viele Sachen liegen] Es ko¨nnte sich um Vorbereitungen zu der bevorstehenden Reise nach Ilmenau in Angelegenheiten des Bergwerksbetriebes handeln, aber auch um andere dienstliche Gescha¨fte. Auch der Badeaufenthalt in Karlsbad stand unmittelbar bevor, dem sich die noch geheim gehaltene Reise nach Italien anschließen sollte. Eine solche mehrmonatige Abwesenheit von Weimar bedurfte genauer Vorkehrungen in Hinsicht auf die vielfa¨ltige Amtsta¨tigkeit Goethes. Mo¨glich ist ebenfalls, dass Goethe an die Gesamtausgabe seiner Werke bei Go¨schen dachte, fu¨r die er sich Anfang Juni 1786 entschieden hatte (vgl. zu 205,16–18). 200,24 da ich Sonntag oder Montag nach Ilmenau gehe] Goethe reiste am Montag, dem 12. Juni 1786, mit seinem Kollegen in der Bergwerkskommission Christian Gottlob Voigt nach Ilmenau und blieb dort bis zum 17. Juni. Der Auf-
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BRIEFE 331/332
enthalt diente der Inspektion des Silber- und Kupferbergwerks sowie der Reform des Ilmenauer Steuerwesens. 200,24–201,1 Bey Imhofs seh ich dich] Am Abend des 8. Juni fand im Hause von Carl und Louise von Imhoff in Weimar ein kleiner Ball statt, zu dem u. a. neben Goethe und Charlotte von Stein auch Carl Ludwig von Knebel eingeladen war: „Abends bey Imhof Ball.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 18.) 201,2 unser Zusammenseyn im Carlsbade] Seit Anfang Mai 1786 planten Goethe und Charlotte von Stein, die Reise zu einem gemeinsamen Aufenthalt im bo¨hmischen Kurbad Karlsbad unmittelbar nach der Niederkunft von Herzogin Louise noch im Juni anzutreten: „Sie schreiben mir ja nicht ob Sie noch nach Carlsbad gehen, ich hab mir noch keine Zeit fest gesetzt weil ich erst die Niederkunft der Herzogin will abwarten.“ (Charlotte von Stein an Charlotte von Lengefeld, 13. Mai 1786; H: GSA 83/1856,1; vgl. auch zu 191,12.) Wahrscheinlich war der 23. Juni als Reisetermin ins Auge gefasst worden. So jedenfalls berichtete es Friedrich Justin Bertuch am 5. Juni 1786 dem Verleger Georg Joachim Go¨schen: „Den 23n geht Go¨the ins Carlsbad Æ:::æ“ (QuZ 1, 5). Da sich die Entbindung der Herzogin aber noch bis zum 18. Juli 1786 hinauszo¨gern sollte, reiste Charlotte von Stein schließlich am 1. Juli allein ab. Goethe folgte erst am 24. Juli nach und kam am 27. oder 28. Juli in Karlsbad an. So blieben nur zweieinhalb Wochen gemeinsamen Aufenthalts, da Charlotte von Stein am 15. August von Schneeberg aus nach Weimar zuru¨ckreiste.
331. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 8. Juni 1786 ! ÆMainzæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 5013. – 1 Bl. 17,6(–17,8)621,3 (–21,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Soemmerrings Leben (1844), 9, Nr 7. WA IV 7 (1891), 227 f., Nr 2324 (nach E). BEI LAG EN
Tierscha¨delpra¨parate aus Soemmerrings anatomischer Sammlung (vgl. zu 201,7– 8). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 201,7–8 Die mir anvertrauten Scha¨del Æ:::æ kommen spa¨t] yber die Scha¨delpra¨parate, die Soemmerring Goethe schon im Fru¨hjahr oder Sommer 1785 ge-
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liehen hatte, vgl. zu 6,21–22. Bereits im November und noch einmal im Dezember 1785 hatte Soemmerring in Briefen an Johann Heinrich Merck daru¨ber geklagt, dass er die Tierscha¨del noch immer nicht zuru¨ckerhalten hatte: „Es ist mir daher a¨rgerlich daß mir Goethe nicht meine Ko¨pfe wiederschickt.“ (Soemmerring an Merck, 7. Dezember 1785; Merck, Briefwechsel 4, 171; vgl. auch Soemmerring an Merck, 3. November 1785, ebd., 148.) yber das genannte Spirituspra¨parat ist nichts bekannt. 201,8 mir sehr nu¨tzlich] yber anatomische Studien Goethes in der zweiten Jahresha¨lfte 1785 oder in der ersten Ha¨lfte des Jahres 1786 ist nichts bekannt. Anfang 1785 hatte Goethe noch geplant, Studien in vergleichender Anatomie vorzunehmen (vgl. zu 7,1–3). 201,10 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 201,11 offt erkundigt] Bei wem sich Goethe nach Soemmerring erkundigte, ist nicht bekannt. Dieser hatte sich schon im Brief an Merck vom 7. Dezember 1785 daru¨ber verwundert gezeigt, dass Goethe trotz seiner brieflichen Nachfragen seit Anfang Mai 1785 nichts mehr hatte von sich ho¨ren lassen: „Æ:::æ sonst hab ich nichts von ihm auf zwey meiner briefe geho¨rt.“ (Merck, Briefwechsel 4, 171.) Auch an Merck schrieb Goethe nicht mehr (vgl. zu 16,8). Dies hatte vermutlich mit seiner Entta¨uschung daru¨ber zu tun, dass die Ergebnisse seiner Zwischenkieferknochenschrift nicht anerkannt worden waren (vgl. zu 6,9; zu 15,13–14). 201,12 in’s Carlsbad zu gehen] Vgl. 201,2.
332. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 9. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 105. – 1 Bl. 17,168,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Nachschrift, Bleistift: 201,22 Um 12 Uhr Æ:::æ du mit.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „82.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 79), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 263. WA IV 7 (1891), 228, Nr 2325. BEI LAG E
Ko¨pfgen (vgl. zu 201,18). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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BRIEF 333
201,17–18 gerne begleitet] Am Abend des 8. Juni waren Goethe und Charlotte von Stein Ga¨ste eines Balls bei Louise und Carl von Imhoff gewesen (vgl. zu 200,24–201,1). 201,18 hier das Ko¨pfgen.] Mo¨glicherweise eine Zeichnung oder eine Kleinplastik; Na¨heres nicht ermittelt. 201,19 Portefeuille] Franz.: Brieftasche, kleine (Akten-)Mappe. 333. An Charlotte von Stein
ÆIlmenauæ, 15. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 106. – 1 Bl. 19,3621,4 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „83.“; am linken Seitenrand aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 80), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 263–265. WA IV 7 (1891), 229 f., Nr 2327. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 202,1 Cammersekretair Gu¨sfeld] Der Weimarer Kammerbeamte, Ingenieur und Mathematiker Franz Ludwig Gu¨ssefeldt (vgl. zu 132,18) hielt sich in Ilmenau auf, um Goethe und Christian Gottlob Voigt bei ihrer Inspektion des Bergwerks zu unterstu¨tzen (vgl. zu 200,24). – Nach der Fertigstellung des mittleren Berggrabens, der die Wasserzufuhr fu¨r die Pumpen des Fo¨rdersystems sicherstellen sollte, war es zu Wasserverlusten gekommen, die Ausbesserungsarbeiten notwendig machten sowie Entscha¨digungen fu¨r ansa¨ssige Bauern nach sich zogen, deren Felder u¨berschwemmt worden waren. Das neue Treibhaus zur mechanisch-maschinellen Fo¨rderung des Erzes wurde ebenso u¨berpru¨ft wie die Abteufungsarbeiten am Johannisschacht (vgl. dazu insgesamt: Goethe und Ilmenau, 188 f. sowie zu 62,21; zu 111,11–12). 202,5 Triumph der Empfindsamkeit] Goethes Lustspiel „Der Triumph der Empfindsamkeit“, uraufgefu¨hrt vom Weimarer ,Liebhaber-Theater‘ am 30. Januar 1778, erschien nach mehreren Korrekturen und yberarbeitungen, an denen Herder beteiligt war, 1787 im 4. Band von „Goethe’s Schriften“ bei Georg Joachim Go¨schen in Leipzig (S. 103–220; vgl. zu 206,12–13). 202,6 producibler] Hier im Sinne von ,vorzeigbarer‘, ,pra¨sentabler‘. 202,8–9 mein langes Buchstabiren] Anspielung auf Goethes naturkundliche Studien, die in den letzten Jahren vor allem der Mineralogie, Osteologie und Botanik gegolten hatten.
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202,16 Ernst liegt mir am Herzen] Goethe versuchte seit geraumer Zeit, fu¨r den wahrscheinlich an Knochentuberkulose erkrankten Sohn Charlotte von Steins medizinische Hilfe zu finden (vgl. zu 198,3–4). 202,17 mit ihm vorhatte] Wahrscheinlich hatte Goethe vorgeschlagen, Ernst von Stein zur Behandlung mit nach Karlsbad zu nehmen (vgl. zu 219,7). 202,17 Fritzen] Friedrich von Stein. 202,17 Stein] Ernst Josias von Stein. 202,17–18 die Schwester] Louise von Imhoff. 202,19–20 u¨ber Gotha nach Hause und komme Dienstags an] Goethe reiste am Samstag, dem 17. Juni, morgens an den herzoglichen Hof nach Gotha weiter: „Dato sind der H‘. gehen. Rath von Go¨the ankommen, Logieren auf der Stein Gallerie Æ:::æ“ (FB Gotha 1786). Er traf schon am Mittag mit dem Gothaer Herzogspaar zusammen (vgl. ebd.). Am Dienstag, dem 20. Juni, kehrte er von Gotha zuru¨ck nach Weimar: „Go¨the ist seit gestern Abend, wohl wieder hier.“ (Carl August an Knebel, 21. Juni 1786; H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 61.) Zur gleichen Zeit weilte auch der kurmainzische Statthalter Erfurts Carl Theodor Freiherr von Dalberg am Gothaer Hof (vgl. FB Gotha [17. und 18. Juni] 1786). Engen Kontakt hatte Goethe wa¨hrend seines Aufenthaltes besonders mit Herzogin Charlotte und dem befreundeten Prinzen August von SachsenGotha und Altenburg sowie mit dem Oberstallmeister Georg Gottfried Leberecht von Hardenberg (vgl. FB Gotha [17.–19. Juni] 1786). Auch mit dem Gothaer Geheimrat Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und dessen Frau Dorothea Caroline pflegte Goethe freundschaftlichen Austausch (vgl. Franckenberg an Goethe, 20. Juni 1786; H: GSA 30/63,5). 202,20–21 uns zur Reise bereiten] Die Abreise Goethes und Charlotte von Steins zum Sommeraufenthalt in Karlsbad war wahrscheinlich fu¨r den 23. Juni geplant (vgl. zu 201,2). 202,21–22 Wielanden Æ:::æ schicktest] Wahrscheinlich ist eine nicht u¨berlieferte Abschrift der Prosa-Fassung von Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ von 1780 gemeint. Goethe wollte das Werk fu¨r die Erstvero¨ffentlichung in der geplanten Gesamtausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen u¨berarbeiten. Vermutlich stand bereits fest, dass die „Iphigenie“ eine strengere Versform erhalten sollte (vgl. zu 229,22–23; zu 229,24). Charlotte von Stein kam der Bitte offensichtlich nach. Am 25. Juni 1786 fand jedenfalls ein Gespra¨ch Goethes mit Wieland u¨ber die Bearbeitung des Dramentextes statt: Heute Mittag ißt Wieland mit mir, es wird u¨ber Iphigenien Gericht gehalten u.s.w. (204,10–11.) Goethe zog Wieland auch bei der yberarbeitung anderer Werke fu¨r die Go¨schen-Ausgabe zu Rate (vgl. zu 209,14). 202,23–24 Die kleinen Gedichte Æ:::æ allgemeine Rubricken gebracht.] Laut Goethes Plan fu¨r die erste Gesamtausgabe seiner „Schriften“ bei Go¨schen, den er im Juni 1786 entwarf, war der 8. und letzte Band so genannten ,Vermisch-
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BRIEFE 334/335
ten Schriften‘ und Gedichten vorbehalten (vgl. zu 206,12–13). Vermutlich ist hier eine Auswahl aus dem lyrischen Schaffen fu¨r diesen Band gemeint, dessen Inhalt ansonsten noch nicht genau feststand. 202,27–28 daß ich u¨ber Gotha zuru¨ckgehe] Vermutlich war die Ru¨ckkehr Goethes von seinem Ilmenau-Aufenthalt fu¨r Ende der laufenden Woche vorgesehen gewesen. Christian Gottlob Voigt kehrte jedenfalls am Freitag, dem 16. Juni 1786, nach Weimar zuru¨ck (vgl. zu 203,13). Herzog Carl August erwartete sicher den Bericht Goethes u¨ber den Fortgang des Bergbauunternehmens in Ilmenau. 334. An Johann Christian Kestner
ÆIlmenauæ, 16. Juni 1786 ! Hannover
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5. Bl. 1–2. – Doppelblatt 17,6(–17,9)6 21,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Herrn Rath / und Archivarius Kestner / nach / Hannover / fr.; rotes Siegel mit Bildmotiv: Frauenkopf im Profil; Bl. 2 Seitenrand Mitte rote Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; Poststempel: „DE GOTHA“. E: Goethe und Werther (1854), 269, Nr 128. WA IV 7 (1891), 228 f., Nr 2326 (Datierung: 14. Juni 1786). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht u¨berlieferten Brief Kestners vom 2. April 1786 (vgl. yberlieferung zu Nr 200). – Die Antwortbriefe vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 20. Juni und 8. Juli und vom 16. Juli 1786 (vgl. zu 203,2) sind nicht u¨berliefert. 203,1 Docktor Riedel] Cornelius Johann Rudolf Ridel, 1759 in Hamburg geboren und mit dem Ehepaar Kestner befreundet, unternahm 1786 mit Christian August Ludwig Graf von Taube aus Mecklenburg als dessen Erzieher eine Reise durch Deutschland, die ihn auch nach Weimar fu¨hrte. Am 22. April 1786 erhielten sie Audienz bei Herzog Carl August: „Ferner liesen sich melden Herr Graf von Taube, und H‘. Doctor Riedel von Mecklenburg Æ:::æ“ (FB 1786, S. 105). Beide nahmen vom 22. bis 25. April 1786 jeweils zum Mittag an der Hoftafel teil (vgl. ebd., S. 105–108). Ridel konnte auf sich aufmerksam machen, so dass der Herzog ihm die Erziehung des dreija¨hrigen Erbprinzen Carl Friedrich anvertrauen wollte. Er beauftragte Goethe damit, Erkundigungen u¨ber Ridel einzuholen und diesem die Stelle anschließend anzubieten (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 350; zu 243,1). 203,2 Schreibt mir doch etwas na¨heres u¨ber ihn] Kestner antwortete mit einem nicht u¨berlieferten Brief vom 16. Juli 1786 (vgl. zu 219,27). Es ist jedoch nicht ganz auszuschließen, dass es schon einen fru¨heren Brief Kestners aus dem
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Zeitraum zwischen dem 20. Juni und 8. Juli 1786 gegeben hat. Goethes Antrag an Ridel, die Erzieherstelle in Weimar anzutreten, ist auf den 12. Juli 1786 datiert (vgl. zu 215,19), so dass zu vermuten ist, er ko¨nnte durch diesen fru¨heren Brief schon na¨here Informationen u¨ber Ridel erhalten haben. 203,7 in’s Carlsbad] Vgl. zu 201,2. 203,8 hierher] Gemeint ist: nach Weimar (vgl. zu 203,11). 203,8–9 Wann werden wir uns einmal wiedersehn!] Goethe und Kestner hatten sich seit 1772 nicht mehr gesehen. Eine erneute Begegnung fand nicht mehr statt (vgl. zu 8,14). 203,9 Lotten und die Eurigen] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte geb. Buff verheiratet. Die Kestners hatten nach dem Tod der Tochter Charlotte (geb. 1783) 1785 noch sechs Kinder (vgl. zu 8,16). 203,11 Weimar] Goethe hielt sich vom 12. bis zum 17. Juni 1786 in Ilmenau zur Inspektion der Bergwerksanlagen auf. Der Brief wurde also in Ilmenau und nicht in Weimar geschrieben. Am 17. Juni brach Goethe zu einem Besuch des Hofes nach Gotha auf, wo er bis zum 20. Juni blieb. Den vorliegenden Brief schickte er nach seiner Ankunft in Gotha ab (vgl. yberlieferung). Wahrscheinlich gab er als Absendeort Weimar an, um sicher zu gehen, dass Kestner seinen Antwortbrief nicht etwa schon nach Karlsbad sandte (vgl. 203,7). 335. An Charlotte von Stein
Ilmenau, 16. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 107. – 1 Bl. 16,1621,2(–21,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „84“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 81), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 265. WA IV 7 (1891), 230 f., Nr 2328. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 203,13 Voigt geht zuru¨ck] Christian Gottlob Voigt hielt sich seit dem 12. Juni mit Goethe in Ilmenau auf (vgl. zu 200,24). 203,14 morgen auf Gotha] Goethe reiste am 17. Juni an den Hof nach Gotha (vgl. zu 202,19–20). 203,15 Sachen] Gemeint sind die Dienstgescha¨fte in Ilmenau (vgl. zu 202,1) sowie wahrscheinlich die Vorbereitungsarbeiten fu¨r die Erstausgabe von Goethes „Schriften“ bei Go¨schen (vgl. zu 202,5; zu 202,23–24).
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BRIEFE 336/337
203,16–17 bis auf den ersten Ackt fertig] Der erste Akt des Lustspiels „Der Triumph der Empfindsamkeit“ kostete besonders viel Mu¨he. Er weist die sta¨rksten Eingriffe auf (vgl. die zwei Fassungen des 1. Aktes in WA I 17, 3–14 und 323–332). 203,18 der u¨brigen] Der u¨brigen Werke (vgl. zu 206,12–13). 203,19 es soll einen b e s o n d e r n E f f e c k t thun] Anspielung auf die zeitgeno¨ssische Mode, den Ausdruck ,Effekt machen‘ zu verwenden. Merkulo im „Triumph der Empfindsamkeit“ sagt daru¨ber: Nein, wenn Sie etwas erblicken, es sei was es wolle, sehn Sie es steif an, und rufen: Ach was das fu¨r einen E f f e c t auf mich macht! – Es weiß zwar kein Mensch was Sie eigentlich sagen wollen; denn Sonne, Mond, Fels und Wasser, Gestalten und Gesichter, Himmel und Erde, und ein Stu¨ck Glanzleinewand, jedes macht seinen eignen Effect; was fu¨r einen, das ist ein bißchen schwerer auszudru¨cken. Halten Sie sich aber nur an’s Allgemeine: Ach! Was das fu¨r einen b e s o n d e r n Effect auf mich macht! – Jeder der dabeisteht sieht auch hin, und stimmt in den besondern Effect mit ein; und dann ist’s ausgemacht – daß die Sache einen besondern Effect macht. (WA I 17, 22 f.) 203,20–21 Nun denck ich an Stella Æ:::æ die nach meinem Sinne ist.] Die von Goethe an seinem Drama „Stella. Ein Schauspiel fu¨r Liebende“ (Berlin 1776) vorgenommenen Vera¨nderungen blieben im Gegensatz etwa zu der Bearbeitung von „Der Triumph der Empfindsamkeit“ marginal (vgl. WA I 11, 406–416). Goethe schickte die u¨berarbeitete Fassung am 2. September von Karlsbad aus an seinen Sekreta¨r Philipp Seidel nach Weimar zur Weiterleitung an den Verleger Go¨schen (vgl. zu 232,23). 203,25 I.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Ilmenau‘. 336. An Charlotte von Stein Æ Jena, Ilmenau oder Gotha, wahrscheinlich zwischen 24. Januar und 20. Juni 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 29. Ma¨rz (Nr 295) und vom 8. April 1786 (Nr 300) eingeordnet. Festzustellen ist jedoch nur, dass der Brief wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 24. Januar und 20. Juni 1786 geschrieben wurde. Anhaltspunkte fu¨r die Datierung sind die aufgegebenen Gru¨ße an Louise von Imhoff (vgl. 204,3), die seit dem 8. Oktober 1785 in Weimar lebte, und der Umstand, dass sich Goethe auf einer Reise befand. Wenn der Brief, wie seine Einordnung im Konvolut nahelegt, aus dem Jahr 1786 stammt, kommen bis zur Abreise Charlotte von Steins nach Karlsbad am 1. Juli mehrere Reisen infrage: fu¨nf nach Jena (18.–19. Ma¨rz,
JANUAR–JUNI 1786
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24.–27. Ma¨rz, 25.–29. April, 19.–26. Mai, 3.–6. Juni) und je zwei nach Ilmenau (1.–7. Mai, 12.–17. Juni) und Gotha (24.–29. Januar, 17.–20. Juni). Der vorliegende Brief ko¨nnte bei jeder dieser Reisen geschrieben worden sein, mit Ausnahme der ersten nach Jena im Ma¨rz, auf die Goethe Friedrich von Stein mitgenommen hatte. Nicht vo¨llig auszuschließen sind auch Reisen Goethes in der Zeit zwischen November und Dezember 1785 (Ilmenau/Gotha: 6.–16. November; Jena: 11.–15. Dezember; Gotha: 17.–20. Dezember). – In den bisherigen Ausgaben wurde der Brief in den Zeitraum des Jena-Aufenthaltes Goethes vom 24. bis 27. Ma¨rz 1786 gestellt (vgl. Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 248; Fielitz, Goethe-Stein 2, 317; Wahle, Goethe-Stein 2, 212; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 238) oder auf den Beginn von Goethes Reise nach Ilmenau am 12. Juni 1786 datiert (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 339; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 158). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 95. – 1 Bl. 9,868 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „61“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 58), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 248. WA IV 7 (1891), 291, Nr 2488. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 204,1–2 wie sehr ich mich immer um deintwillen nach Hause freue] Vgl. Datierung. 204,3 Fritzen] Friedrich von Stein. 204,3 Stein] Ernst Josias von Stein. 204,3 die Imhof] Louise von Imhoff. 337. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 25. Juni 1786 ! ÆWeimaræ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 107. – 1 Bl. 15,8610,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „85.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 82), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 266. WA IV 7 (1891), 231, Nr 2329.
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BRIEF 338
ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 24. oder 25. Juni 1786 (vgl. zu 204,4). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 204,4 was und wie dir’s recht ist] Vermutlich hatte Charlotte von Stein in einem nicht u¨berlieferten Brief vom selben oder vom vorangegangenen Tag ihren Entschluss mitgeteilt, schon an einem der na¨chsten Tage die eigentlich gemeinsam geplante Reise nach Karlsbad allein anzutreten. Die Abreise sollte urspru¨nglich unmittelbar nach der Niederkunft der Herzogin Louise erfolgen, und zwar wahrscheinlich am 23. Juni (vgl. zu 201,2). Da sich die Entbindung der Herzogin aber verzo¨gerte, musste Goethe seine Reise verschieben. 204,5–7 lass uns ein Gut Æ:::æ nicht geniessen ko¨nnen] Mo¨glicherweise war es in den letzten Tagen zwischen Goethe und Charlotte von Stein zu Unstimmigkeiten gekommen, die durch eine Auseinandersetzung u¨ber den geplanten gemeinsamen Karlsbad-Aufenthalt ausgelo¨st worden sein ko¨nnten (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung). 204,8 Ich korrigire am Werther] Goethe u¨berarbeitete seinen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (Leipzig 1774) fu¨r die Vero¨ffentlichung in der Gesamtausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen, wo er in Band 1 erscheinen sollte (vgl. zu 206,12–13). Dabei beschra¨nkte er sich darauf, Verbesserungen meist stilistischer Art vorzunehmen. Die Korrekturen nahm er in einer Abschrift nach dem Druck des Romans in der so genannten Himburgischen Ausgabe (Bd 1, Berlin 1775) vor (vgl. zu 236,3–4). 204,10–11 u¨ber Iphigenien Gericht gehalten] Goethe hatte Wieland schon Mitte Juni 1786 eine der fru¨heren Fassungen seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ zukommen lassen, um dessen Rat fu¨r eine Neubearbeitung in Versform einzuholen (vgl. zu 202,21–22). Wieland beriet Goethe auch in den na¨chsten Wochen bei der Arbeit an der Ausgabe der „Schriften“ (vgl. zu 209,14). 338. An Friedrich Justin Bertuch
ÆWeimar, 26. Juni 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Der Besuch Bertuchs bei Goethe (kommen Sie Morgen Abend, 204,16–17) fand am 27. Juni 1786 statt. Bertuch schrieb am 29. Juni an Go¨schen: „Ich war am Dienstage bey Go¨the, und sprach mit ihm u¨ber seine Erkla¨rung.“ (QuZ 1, 9.) Der vorliegende Brief stammt demnach vom 26. Juni 1786. y B E R L I E F E RU N G
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 175a. – 1 Bl. 20,6617,5(–17,7) cm, /4 S. beschr., egh., Tinte.
3
JUNI 1786
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E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 234 (Teildruck: 204,13–15 Hier sende ich Æ:::æ und ganzer werde.). WA IV 7 (1891), 233, Nr 2333. BEI LAG E
Entwurf zur Anku¨ndigung von Goethes „Schriften“ (vgl. zu 204,13–14). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der Weimarer Arztsohn Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) war bei Amtsantritt Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar und Eisenach im September 1775 zu dessen Geheimsekreta¨r und Privatschatullier ernannt worden. Außerdem war er literarisch ta¨tig, u. a. als Dramatiker, als ybersetzer z. B. des „Don Quixote“ (vgl. GB 2 II, zu 213,13–14) und als Mitautor und spa¨ter auch Mitherausgeber des „Teutschen Merkur“ (1782–1786). Zwischen Bertuch und Goethe, der Anfang November 1775 nach Weimar gekommen war und im Juni 1776 Mitglied im Geheimen Consilium des Herzogtums wurde, entwickelte sich anfangs ein vertrauensvolles Freundschaftsverha¨ltnis, das sich aber bis 1779/80 mehr und mehr abku¨hlte. Die nunmehr eher gescha¨ftsma¨ßige Beziehung blieb aber von großem gegenseitigen Respekt gepra¨gt. Bertuch, der Anfang der 1780er Jahre begann, auch herausgeberische und verlegerische Aktivita¨ten zu entfalten, war im Mai/Juni 1786 von Goethe beauftragt worden, den Verlag einer vom Autor selbst veranstalteten Werkausgabe anzubahnen, die durch Bertuchs Vermittlung dann auch zwischen 1787 und 1790 bei Georg Joachim Go¨schen in Leipzig erschien. Im Zusammenhang mit dieser Ausgabe lebte offenbar auch der Briefwechsel zwischen beiden wieder auf, der seit 1783 unterbrochen gewesen war. Allerdings sind lediglich zwei Briefe Goethes von Ende Juni 1786 aus der Vorbereitungsphase der Ausgabe u¨berliefert. Die Bezugsbriefe von Bertuch fehlen. Mit der Gru¨ndung des „Industrie-Comptoirs“ 1790 avancierte Bertuch zu einem erfolgreichen Unternehmer und Verleger. 1796 gab er seine herzoglichen {mter auf und widmete sich nur noch seiner Ta¨tigkeit als Verlagsleiter. Goethe schrieb immer wieder auch fu¨r Bertuchs Zeitschriften wie die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ oder das „Journal des Luxus und der Moden“ und blieb bis zu Bertuchs Tod mit ihm in Korrespondenz. 204,13–14 Versuch der Nachricht] Erster Entwurf Goethes zur Anku¨ndigung fu¨r die im Verlag von Georg Joachim Go¨schen geplante Gesamtausgabe seiner Werke (Goethe’s Schriften. 8 Bde. Leipzig 1787–1790); nicht u¨berliefert. Aus diesen Notizen stellte Bertuch nach einer gemeinsamen Beratung mit Goethe am na¨chsten Tag einen fingierten Brief zusammen. Diesen sandte er am 29. Juni 1786 an den Verleger Go¨schen nach Leipzig (vgl. Datierung zu Nr 340), der ihn in die Verlagsanku¨ndigung der Ausgabe als Auszug aus einem „Briefe an einen
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BRIEFE 339/340
Freund“ aufnahm (vgl. Nr 341). Bertuch war von Goethe spa¨testens seit Anfang Juni mit der Besorgung des Verlags der Ausgabe beauftragt worden und hatte Go¨schen in Leipzig als Verleger zu gewinnen versucht (vgl. Bertuch an Go¨schen, 5. Juni 1786; QuZ 1, 4). 204,15 quoad materiam et formam] Lat.: hinsichtlich des Inhalts und der Form. 204,16 ad marginem] Lat.: am Rande. 204,17 Morgen Abend] 27. Juni 1786 (vgl. Datierung). 204,17 das Opus und einige andre Dinge] Opus (lat. Werk): Goethes Entwurfstext zur Verlagsanku¨ndigung (vgl. zu 204,13–14). Außerdem wollte Goethe wahrscheinlich noch einmal u¨ber die Verlagsbedingungen, vor allem u¨ber die finanziellen Konditionen und die Autorenrechte, reden. Ein erster Vertragsentwurf war von Bertuch in Absprache mit Goethe bereits im Lauf der ersten Juniha¨lfte aufgesetzt und zumindest dem Inhalt nach Go¨schen auch schon bekannt gemacht worden (vgl. QuZ 1, 198–200; vgl. auch Go¨schen an Bertuch, 17. Juni 1786; QuZ 1, 7 f.). Nun ging es darum, eine verbesserte Fassung des Vertrages zu entwerfen. Bertuch konnte sie schon seinem Brief an Go¨schen vom 29. Juni beilegen (vgl. QuZ 1, 200–202; vgl. auch Go¨schen an Bertuch, 30. Juni 1786; QuZ 1, 13 f.). 339. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 28. Juni Æ1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Der Brief ist unter seinem Schreibdatum 28 Jun. (205,3) in das Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein von 1786 eingeordnet. Die fehlende Jahreszahl ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. Er bezieht sich auf Charlotte von Steins Karlsbad-Reise im Jahr 1786 (vgl. zu 205,2). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 108. – 1 Bl. 16,869,5 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „86“; an den unteren Ecken rote Siegelreste. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 84), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 266. WA IV 7 (1891), 233, Nr 2332. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet mo¨glicherweise einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. 205,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
JUNI 1786
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205,2 noch einige Tage] Am 24. oder 25. Juni 1786 hatte Charlotte von Stein Goethe mitgeteilt, dass sie unmittelbar vor ihrer Abreise nach Karlsbad stehe (vgl. zu 204,4). Diese hatte sie nun verschoben und blieb noch bis zum 1. Juli in Weimar: „Fru¨h halb 7. Uhr Frau v. Stein trinkt Caffe hier. Nach dem Karlsbad.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 21.)
340. An Friedrich Justin Bertuch
ÆWeimar, 28. Juni 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief, dem der u¨berarbeitete Entwurf Goethes zur Anku¨ndigung der Gesamtausgabe seiner Werke im Verlag von Georg Joachim Go¨schen beilag, muss am Mittwoch, dem 28. Juni 1786, geschrieben worden sein. Am Abend des Vortages hatten Goethe und Bertuch das Konzept fu¨r den Anku¨ndigungstext noch einmal durchgesprochen (vgl. Datierung zu Nr 338). Am 29. Juni schrieb Bertuch dann bereits an Go¨schen: „Da er [Goethe] nun kommende Woche ins Carlsbad geht, und doch noch gern die Anku¨ndigung entworfen sehen wollte, so setzte er mir gestern den verabredeten Brief-Extract dazu auf, und ich habe sie in soweit als ich sie ohne Ihren Calcul machen konnte entworfen. Hier ist sie. Er hat sie gelesen, und ist damit zufrieden.“ (QuZ 1, 10.) y B E R L I E F E RU N G
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 175 b. – 1 Bl. 20614,1(–14,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 234. WA IV 7 (1891), 234, Nr 2334. BEI LAG E
yberarbeiteter Entwurf zur Anku¨ndigung von Goethes „Schriften“ (vgl. zu 205,5). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 205,5 Entwurf zu meiner Erkla¨rung] yberarbeiteter Beitrag Goethes zur geplanten Anku¨ndigung der Gesamtausgabe seiner Werke (vgl. zu 204,13–14); nicht u¨berliefert. Er war im Ergebnis von Goethes Besprechung mit Bertuch vom Vorabend entstanden. Am 29. Juni schickte Bertuch eine von ihm nochmals u¨berarbeitete Fassung der Erkla¨rung als fingierten Brief Goethes (Nr 341) an den Leipziger Verleger Georg Joachim Go¨schen (vgl. Datierung).
496
BRIEF 341
205,6 in die Nachricht einzuschalten] Gemeint ist die Anku¨ndigung der Gesamtausgabe „Goethe’s Schriften“, die Mitte Juli 1786 gedruckt vorlag. Bertuch hatte dazu nach den Vorgaben Goethes den Autorenbeitrag geliefert. Die verlegerischen Informationen oblagen dann Go¨schen. Die Anku¨ndigung erschien zuerst um den 15. Juli unter dem Titel „Des Herrn G. R. von Go¨the zu Weimar sa¨mmtliche Werke in acht Ba¨nden, bey Georg Joachim Go¨schen in Leipzig“ im „Journal von und fu¨r Deutschland“ von 1786 (6. Stu¨ck, S. 575–578; vgl. auch QuZ 1, 22–27) sowie gleichzeitig als separater vierseitiger Prospektdruck in einer Auflage von etwa 20000 Stu¨ck, der Journalen beigelegt oder verteilt wurde (vgl. Exemplar in GSA 30/297, Bl. 24–25). – Zu weiteren Zeitschriftendrucken vgl. QuZ 1, 22, Erla¨uterung 1. 205,7 Wenn alles von Leipzig zuru¨ckkommt] Bertuch schickte den Entwurf der Anku¨ndigung schon am folgenden Tag nach Leipzig (vgl. Bertuch an Go¨schen, 29. Juni 1786; QuZ 1, 10) und bat um Ru¨cksendung des vollsta¨ndigen Textes bis zum 3. Juli, um mo¨glichst rasch, noch vor der Abfahrt Goethes nach Karlsbad, die nun fu¨r die erste Juliwoche geplant war, und vor Go¨schens Reise nach Wien am 16. Juli, den Druck vornehmen zu ko¨nnen (vgl. ebd.). Der Verleger schickte alles rechtzeitig nach Weimar zuru¨ck (vgl. Go¨schen an Bertuch, 30. Juni 1786; QuZ 1, 13), so dass Goethe die beabsichtigte Durchsicht und Autorisation vornehmen konnte. 205,9–11 Ihren Entwurf Æ:::æ zuru¨cksenden] Bertuch schickte die yberarbeitung von Goethes Entwurf offenbar am selben Tag zuru¨ck. Am 29. Juni ging alles wie vorgesehen nach Leipzig ab (vgl. Datierung). 341. An Georg Joachim Go¨schen ÆWeimar, 28. oder 29. Juni 1786æ ! ÆLeipzigæ
ÆFriedrich Justin Bertuch im Auftrag Goethesæ DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief an den Verleger Go¨schen war von Bertuch im Auftrag Goethes verfasst worden (vgl. zu 205,13). Goethe hatte Bertuch am 28. Juni 1786 einen Entwurf geschickt, den dieser am selben oder am folgenden Tag u¨berarbeitete, noch einmal Goethe vorlegte und dann als Beischluss seines Briefes an Go¨schen vom 29. Juni 1786 nach Leipzig sandte (vgl. Datierung zu Nr 340). y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Brief von Bertuch an Go¨schen, 29. Juni 1786; H: GSA 6/2211. E: Go¨schen, Anku¨ndigung, 576 f.
JUNI 1786
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WA IV 7 (1891), 234–236, Nr 2335 (nach E). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Go¨schen antwortete am 1. Juli 1786 (H: GSA 30/297, Bl. 3–6; vgl. auch QuZ 1, 14–16 und RA 1, 107, Nr 214). Der Kontakt Goethes zu dem Verlagsbuchha¨ndler Georg Joachim Go¨schen (1752–1828), der 1785 in Leipzig einen eigenen Verlag gegru¨ndet hatte, kam u¨ber Friedrich Justin Bertuch zustande, der im Juni 1786 die Verbindung zu Go¨schens Verlag fu¨r die Gesamtausgabe der Werke Goethes, „Schriften“, geknu¨pft hatte. Aus der Verlagsbindung zu Go¨schen entwickelte sich ein Briefwechsel u¨ber die Edition. Zwischen Juni 1786 und April 1788, dem Ende seines Aufenthaltes in Italien, schrieb Goethe insgesamt neun Briefe an den Verleger, zwei davon noch im Sommer 1786 von Weimar bzw. Karlsbad aus. Go¨schen antwortete mit mindestens ebenfalls neun Briefen, von denen aber nur drei u¨berliefert sind. Einer stammte vom 1. Juli 1786, die anderen waren dann schon nach Italien gerichtet. Nach Goethes Ru¨ckkehr aus Italien im Juni 1788 intensivierte sich der Briefwechsel noch. Doch nachdem es Go¨schen im Juni 1790 abgelehnt hatte, Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erkla¨ren“ zu verlegen, und sich zudem herausgestellt hatte, dass die Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ wenig erfolgreich war, brach die Verbindung im September 1791 voru¨bergehend ab. – Go¨schen avancierte zu einem der bedeutendsten Verleger zeitgeno¨ssischer Literatur in Deutschland. Er verlegte u. a. auch Werke von Wieland und Schiller. 1805 brachte er Goethes ybersetzung von Diderots „Rameau’s Neffe“ heraus. – Weiter vgl. Das Leben Georg Joachim Go¨schens von seinem Enkel Viscount Goschen. 2 Bde. Leipzig 1905; Stephan Fu¨ssel: Georg Joachim Go¨schen. Ein Verleger der Spa¨taufkla¨rung und der deutschen Klassik. 3 Bde. Berlin, New York 1996– 1999. 205,13 Ihnen] Der Adressat ist bewusst im Unbestimmten gehalten, da es sich um einen fingierten Brief handelt, der zum Zwecke der Vero¨ffentlichung in der Verlagsanku¨ndigung Go¨schens zur Gesamtausgabe der Werke Goethes verfasst worden ist. Die Ausfertigung hatte Friedrich Justin Bertuch nach Vorarbeiten Goethes u¨bernommen (vgl. zu 205,6). Go¨schen nahm den Brief in seine Verlagsanku¨ndigung als Zitat aus „einem Briefe an einen Freund“ auf (QuZ 1, 23). 205,14–15 Sammlung meiner sa¨mmtlichen Schriften Æ:::æ herauszugeben] Goethe’s Schriften. Erster – Achter Band, Leipzig, bey Georg Joachim Go¨schen, 1787–1790. Zum Inhalt vgl. zu 206,12–13. 205,16–18 droht wieder eine neue Auflage Æ:::æ zu werden scheint] Goethe nimmt Bezug auf das Vorhaben des Berliner Verlegers Christian Friedrich Himburg, eine weitere Auflage seiner unautorisierten Ausgabe „D. Goethens Schriften“ (3 Bde. Berlin 1775–1776) herauszubringen, die bereits in zwei Nachauf-
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BRIEF 342
lagen erschienen war ( J. W. Goethens Schriften. 3 Bde. Berlin 1777; J. W. Goethens Schriften. 4 Bde. Berlin 1779). Bertuch schildert dies als unmittelbaren Anlass fu¨r die Entscheidung Goethes, eine eigene Werkausgabe herauszugeben: „Ich erfuhr von Himburg in der Meße, daß er eine neue Auflage von Go¨thens Schriften vorhabe, machte ihm die Ho¨lle daru¨ber ein bißgen heiß, so daß er mir sagte er wolle an Go¨the schreiben, und ihn nun um den r e c h t m a¨ ß i g e n Verlag seiner Wercke bitten. Ich kam zuru¨ck, erza¨hlte dieß Go¨the, der, wie ich wußte, schon seit etlichen Jahren an der ersten eigenha¨ndigen Ausgabe seiner Wercke arbeitet, und dazu noch wenigstens 3 Ba¨nde u n g e d r u c k t e liegen hat; und er a¨rgerte sich so daru¨ber, daß er schwur, Himburg solle sie nicht haben, und er wolle seine Ausgabe jezt ohne Zeitverlust veranstalten.“ (Brief an Go¨schen, 5. Juni 1786; QuZ 1, 4.) – Neben Himburg hatten noch vier weitere Verlage unautorisierte Ausgaben von Goethes Werken herausgegeben: die Heilmannische Buchhandlung in Biel 1775, Beat Ludwig Walthard in Bern 1775–1776, Christian Gottlieb Schmieder in Karlsruhe 1778–1780 und Johann Georg Fleischhauer in Reutlingen 1778–1783 (vgl. Hagen, 3–8). 205,20–206,2 meine ungedruckten Schriften Æ:::æ ins Publikum zu bringen] Anspielung auf die nicht autorisierte Vero¨ffentlichung von Goethes Gedichten Edel sey der Mensch Æ:::æ („Das Go¨ttliche“) und „Prometheus“ durch Friedrich Heinrich Jacobi in seiner Schrift „yber die Lehre des Spinoza in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1785; vgl. zu 91,9–10; zu 91,10). 206,12–13 Vertheilung meiner sa¨mmtlichen Arbeiten in acht Ba¨nden] Der im Folgenden aufgestellte Plan ist nur teilweise eingehalten worden. Die im Fru¨hjahr und Sommer 1787 erschienenen Ba¨nde 1–4 entsprachen noch den Vorgaben, zusa¨tzlich erga¨nzt durch ein Subskribentenverzeichnis am Anfang der Ba¨nde 1 und 4 sowie das Gedicht „Zueignung“ im 1. Band. Band 5, erschienen im April 1788, brachte von dem Angeku¨ndigten „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ in u¨berarbeiteten Singspielfassungen. Das fertiggestellte Drama „Egmont“ ru¨ckte von Band 6 vor an die Spitze des 5. Bandes. Die Ba¨nde 6 und 7, zum Abschluss der Ausgabe im Januar und April 1790 erschienen, waren 1786 noch unvollendeten Werken vorbehalten. Hier gab es gro¨ßere Umstellungen und Vera¨nderungen. Bd 6: „Torquato Tasso“, „Lila“. Bd 7: „Faust. Ein Fragment“, die Singspiele „Jery und Ba¨tely“ und, neu hinzugekommen, „Scherz, List und Rache“. Das fu¨r den 6. Band vorgesehene Schauspiel „Elpenor“ wurde demnach ebenso wenig aufgenommen wie zuvor das Singspiel „Die Fischerin“ im 5. Band. Band 8 wurde vorgezogen und erschien zur Ostermesse 1789. Aufnahme fanden darin die eigentlich schon fu¨r Band 7 vorgesehenen und bereits bekannten dramatischen Arbeiten unter dem Sammeltitel „Neuero¨fnetes moralisch-politisches Puppenspiel“. Hinzu kam eine Auswahl von 100 gro¨ßtenteils bereits vero¨ffentlichten Gedichten in zwei Abteilungen und das Stanzen-Epos „Die Geheimnisse“.
MAI/JUNI 1786
499
207,8 die angezeigten Stu¨cke] Die hierfu¨r vorgesehenen Werke lagen bereits in mehr oder minder druckreifen Fassungen vor oder waren schon erschienen: „Die Leiden des jungen Werthers (Leipzig 1774); „Go¨tz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ (Darmstadt 1773); „Clavigo“ (Leipzig 1774). Bis zu seiner Abreise nach Italien Anfang September 1786 hatte Goethe die Manuskripte oder u¨berarbeiteten Druckfassungen als Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde fast fertig vor sich (vgl. Brief an Seidel, 2. September 1786; Nr 372). Lediglich „Iphigenie auf Tauris“ unterzog er bis Anfang Januar 1787 noch einer gro¨ßeren yberarbeitung (Versfassung). 207,9–11 um die angefangnen Arbeiten Æ:::æ vollendet zu liefern] Diese Hoffnung hat Goethe weitgehend erfu¨llen ko¨nnen (vgl. zu 206,12–13; Brief an Go¨schen, 13. Januar 1787; WAN 1, 81). 207,11–12 die vier letzten Ba¨nde eine andere Gestalt] Zu den Vera¨nderungen innerhalb der Ba¨nde vgl. zu 206,12–13. 342. An Charlotte von Stein ÆWeimar, vermutlich zwischen Ende Mai und Ende Juni 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief ist in der Gruppe der Briefe an Charlotte von Stein von Goethes italienischer Reise aus dem Jahr 1786 u¨berliefert. Goethe hatte sich am 31. August 1788 alle Briefe aus Italien an Charlotte von Stein zuru¨ckerbeten und wahrscheinlich noch im September erhalten (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 31. August 1788; WA IV 9, 13 f.). Sie blieben in seinem Besitz. Goethe nutzte sie spa¨ter bei Abfassung der „Italia¨nischen Reise“. Irrtu¨mlicherweise war wahrscheinlich auch der vorliegende Brief in diese Briefgruppe geraten und an Goethe zuru¨ckgegeben worden. Der Brief stammt jedoch noch aus der Zeit vor der italienischen Reise, vermutlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni 1786. Darauf weist Goethes Lektu¨re der Legendenerza¨hlung „Chymische Hochzeit“ von Johann Valentin Andreae hin (vgl. zu 207,16). „Joh. Val. Andreae Dichtungen zur Beherzigung unsers Zeitalters. Mit einer Vorrede von J. G. Herder“ waren in der zweiten Ha¨lfte des Mai 1786 bei Go¨schen in Leipzig erschienen. Vermutlich auf Anregung des Herausgebers Herder las Goethe das Werk und andere Arbeiten Andreaes im Mai oder Juni 1786, ebenso wie Knebel und Herzog Carl August, der u¨ber die im vorliegenden Brief erwa¨hnte Rosenkreutz-Erza¨hlung am 21. Juni 1786 an Knebel schrieb: „Recht lieb ists mir, mein lieber Knebel, das dir die scharfen Dichtungen des Vater Rosen auch gefallen haben; Æ:::æ Als Dichter erscheint V. Andreae mehr in seiner Chymischen Hochzeit; es ist eine unma¨ßige, u. zu wenig geordnete Einbildungskraft in diesem prosaischen Gedichte, aber man findet M. Angeische Pinselstriche.“ (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Her-
500
BRIEF 343
zogs, 60 f.) – Bisherige Versuche, den Brief genauer zu datieren, sind nicht u¨berzeugend. Schmidt setzte den Brief in der Erstvero¨ffentlichung in den Zeitraum zwischen dem 25. und 28. Juni 1786, weil er einen Zusammenhang mit dem im Brief vom 28. Juni 1786 gea¨ußerten Dank an Charlotte von Stein sieht (vgl. Briefe aus Italien, 1 und 365; vgl. auch 205,1). Von der Hellen datiert den Brief in der Weimarer Ausgabe auf den 28. Juni 1786, erwa¨gt jedoch auch die Mo¨glichkeit, dass er schon vor dem 12. Juni 1786 geschrieben worden sein ko¨nnte (vgl. WA IV 7, 232 f. und 331 f.). Fra¨nkel schließt sich der letzten yberlegung an und datiert den Brief auf den Zeitraum zwischen dem 9. und 11. Juni 1786, indem er eine Beziehung zu der von Goethe geplanten Auswahl der kleinen Gedichte (202,23) fu¨r die Werkausgabe bei Go¨schen herstellt (vgl. Fra¨nkel, Goethe-Stein1 2, 338 f. und 402; Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, 157; Fra¨nkel, Marginalien, 24 f.). Wahle und Petersen schließen sich der Hauptdatierung von der Hellens an (vgl. Wahle, Goethe-Stein 2, 222 und 582; Petersen, Goethe-Stein 2 I, 252). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – 1 Bl. 19,2615,3 cm, Bordu¨re mit zwei Balken, umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, 22 f., Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Briefe aus Italien (1886), 1, Nr 1. WA IV 7 (1891), 232 f., Nr 2331. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 207,16 Chr. Rosenkreuz Hochzeit] Gemeint ist die 1781 bei Christoph Friedrich Nicolai in Berlin unter dem fingierten Verlagsort Augspurg neu herausgegebene Legendenerza¨hlung „Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreu¨tz. Anno 1459“ des protestantischen Theologen und Schriftstellers Johann Valentin Andreae, die erstmals anonym 1616 in Straßburg erschienen war. Andreae schildert darin in mystisch-allegorischer Verbra¨mung die Wandlung eines Eremiten zum christlichen Ritter Christianus Rosenkreutz. Goethe hatte den Anstoß zur Lektu¨re des Buches wahrscheinlich durch die in der zweiten Maiha¨lfte 1786 im Verlag von Go¨schen in Leipzig erschienene Auswahlausgabe „Joh. Val. Andreae Dichtungen zur Beherzigung unsers Zeitalters“ erhalten, fu¨r die Herder die Vorrede verfasst hatte („Ein Brief an den Uebersetzer“, S. III–XXIV; vgl. dazu auch Stephan Fu¨ssel: Verlagsbibliographie Go¨schen 1785 bis 1838. Berlin, New York 1998, S. 7). 207,19 Samm‘. meiner Kleinigkeiten] Vermutlich eine handschriftliche Sammlung goethescher Gedichte, die Charlotte von Stein verwahrte. 207,22–29 Woher sind wir gebohren Æ:::æ Die Lieb.] Goethe kompilierte das Gedicht aus der siebenstrophigen Kantate der Nymphen in Andreaes „Chymi-
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scher Hochzeit“, und zwar aus den Strophen 2 bis 4. Der Text der Vorlage in der Neuausgabe von 1781 lautet (S. 104–106): II. Wer hat uns bracht das Leben? Die Lieb. Was hat Gnad wider geben? Die Lieb. Waher seind wir gebohren? Auß Lieb. Wie wa¨ren wir verlohren? Ohn Lieb. III. Wer hat uns dann gezeu¨get? Die Lieb. Warumb hat man uns g’seu¨get? Auß Lieb. Was seind wir den Eltern schuldig? Die Lieb. Warumb sein sie so Dultig? Auß Lieb. IV. Was thut diß uberwinden? Die Lieb. Kan man auch Liebe finden? Durch Lieb. Wa lest man gut Werck scheinen? In Lieb. Wer kann noch zwey vereinen? Die Lieb. 343. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimar, wahrscheinlich Juni 1786æ ! ÆWeimaræ
Im Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief zwischen die datierten Briefe vom 29. November (Nr 190) und vom 3. Dezember 1785 (Nr 195) eingeordnet. Der Brief wurde aber wahrscheinlich erst im Juni
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1786 geschrieben. Dafu¨r spricht vor allem Goethes Mitteilung, er krame alte Papiere durch, sondre und sehe was zu thun ist. (208,2–3.) Mit einer solchen Sichtung seiner a¨lteren Dichtungen bescha¨ftigte sich Goethe seit Anfang Juni 1786, nachdem er sich zu einer neuen und erstmals autorisierten Werkausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen entschieden hatte. Gestu¨tzt wird diese These durch das sich anschließende Zitat aus Goethes Drama „Elpenor“ (vgl. 208,5–6). In seinen urspru¨nglichen Planungen fu¨r die Werkausgabe bei Go¨schen war das Fragment gebliebene Stu¨ck noch fu¨r die Vero¨ffentlichung in Band 6 der Ausgabe vorgesehen, spa¨ter jedoch wieder ausgeschieden worden. Goethe hatte sich demnach im Juni 1786 zumindest bei der Auswahl fu¨r die neue Ausgabe auch wieder mit diesem Dramentext bescha¨ftigt. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 64. – 1 Bl. 17,2(–17,4)611,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „142.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1785, Nr 142), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 266. WA IV 7 (1891), 289, Nr 2478. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 208,1 ein vorteilhafftes Interim] Mo¨glicherweise mit Bezug auf die Betreuung des schwer erkrankten Ernst von Stein (vgl. zu 198,3–4) wa¨hrend Charlotte von Steins bevorstehendem Aufenthalt in Karlsbad. Ihr Sohn kam in Weimar bei der Familie des Rittmeisters Friedrich von Lichtenberg in Pflege (vgl. Briefe an Fritz von Stein. Herausgegeben und eingeleitet von Ludwig Rohmann. Leipzig 1907, S. 9–11), da auch der Vater, Ernst Josias von Stein, am 20. Juni zu Gespra¨chen u¨ber die Zukunft des Sohnes Carl nach Pyrmont reiste. 208,2 ich krame meine alte Papiere durch] Vgl. Datierung. 208,5–6 doch u¨berwiegt das Leben Æ:::æ in der Schaale liegt] Leicht variiertes Selbstzitat aus Goethes Drama „Elpenor“. 1786 existierte von dem Stu¨ck nur eine erste unvollendete Fassung in Prosa unter dem Titel „Elpenor. Ein Schauspiel“, die bis zum 3. Auftritt des 2. Aufzuges reichte und zwischen August 1781 und Anfang Ma¨rz 1783 entstanden war. Fu¨r die Erstvero¨ffentlichung 1806 arbeitete Goethes Sekreta¨r Friedrich Wilhelm Riemer die Vorlage in eine Versfassung um (vgl. Goethe’s Werke. Vierter Band. Tu¨bingen 1806, S. 315–360; vgl. auch WA I 11, 1–46). Im Schlussauftritt des 1. Aufzugs spricht Ko¨nigin Antiope zu ihrem Ziehsohn Elpenor: Die stille hohe Betrachtung deines ku¨nftigen Geschickes, schwebt wie eine Gottheit zwischen Freud und Schmerzen. Niemand tritt auf diese Welt, dem nicht von beyden mancherley bereitet wa¨re, und den
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Großen mit großem Maaße; doch u¨berwiegt das Leben alles wenn die Liebe in seiner Schaale liegt. (WA I 11, 389; vgl. auch ebd., 33.) 344. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 4. Juli 1786 ! Æ Jenaæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Dr. Williams’s Library London, Nachlass H. C. Robinson, Sign.: HCR 4/2. – Doppelblatt 17,6(–17,8)621,1(–21,4) cm, 1 S. beschr. (S. 3), egh., Tinte; S. 2 Adresse, Tinte: Herrn Major von Knebel / nach Iena.; am Seitenrand der linken Blattha¨lfte Mitte Papierausschnitt. E: Jean-Marie Carre´: Quelques ine´dits de Goethe, Wieland, Knebel et M me d’Einsiedel. In: GJb XXXIII (1912), 4. WAN 1 (WA IV 51; 1990), 80, Nr 2335a. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 208,9 die Engla¨nder heru¨ber] Seit etwa Mitte Mai 1786 hielten sich drei Engla¨nder in Jena auf, die Offiziere Henry Heron und William Ritchie sowie Lord Inverary (vgl. zu 198,5). Knebel hatte nahezu ta¨glich Umgang mit den englischen Ga¨sten (vgl. Knebel, Tgb. [20. Mai–6. September] 1786, Bl. 15–30). Am Morgen des 5. Juli fuhr er zusammen mit Inverary und Heron nach Weimar (vgl. ebd., Bl. 21). Am 7. Juli 1786 kehrten sie nach Jena zuru¨ck (vgl. ebd., Bl. 22). Zuvor war Knebel mit den Engla¨ndern schon einmal am 9. Juni Gast der herzoglichen Familie in Weimar gewesen (vgl. FB 1786, S. 148). 208,9–10 den Erbprinzen von Braunschweig und den Herzog Ludwig] Seit dem 2. Juli hielt sich Carl Georg August von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel, der 20-ja¨hrige Sohn des Braunschweiger Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand und Neffe der Herzoginmutter Anna Amalia, in Weimar auf (vgl. FB 1786, S. 164). Am 3. Juli kam auch sein Großonkel, der ehemalige o¨sterreichische Reichsgeneralfeldmarschall Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel, ein Onkel Anna Amalias und Carl Wilhelm Ferdinands, von seinem Alterswohnsitz in Eisenach zu einem Besuch nach Weimar (vgl. ebd., S. 165). Knebel und seine Ga¨ste trafen noch am 5. Juli mit Herzog Carl August und den Braunschweiger Besuchern zusammen (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 21). Der Braunschweiger Erbprinz reiste am 5. Juli nach Hause (vgl. FB 1786, S. 167). Am 6. Juli waren alle u¨brigen, auch Goethe, an die herzogliche Mittagstafel geladen (vgl. ebd., S. 168). Herzog Ludwig Ernst blieb noch bis zur Entbindung der Herzogin Louise am 18. Juli und reiste nach der Taufe am 24. Juli nach Eisenach zuru¨ck (vgl. ebd., S. 186).
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208,11–12 Kapitain Klewe Æ:::æ beym Gen Riedesel] Johann Friedrich Cleve, Hauptmann in braunschweigischen Diensten, hatte als Adjutant des herzoglich-braunschweigischen Generalmajors Friedrich Adolf Freiherr von Riedesel zu Eisenbach in den Jahren 1776 bis 1783 im braunschweigischen Hilfscorps der englischen Kolonialtruppen am nordamerikanischen Unabha¨ngigkeitskrieg teilgenommen. Seit Ende 1783 stand er im perso¨nlichen Dienst des Herzogs Ludwig Ernst in Eisenach. Cleve war bei den genannten Treffen mit Knebel und seinen englischen Freunden zugegen. 208,16 als ob ich gebohren werden sollte] Anspielung auf die schon seit Mitte Juni in Weimar erwartete Niederkunft der Herzogin Louise. Die Herzogin wurde am 18. Juli 1786 von einer Tochter, Prinzessin Caroline Louise, entbunden. Goethe selbst stand vor seiner Abreise zur Badekur in Karlsbad und dem sich anschließenden Aufenthalt in Italien. 208,18 Ihr mu¨sstet aber gleich kommen.] Vgl. zu 208,9. 345. An Charlotte von Stein
Weimar, 6. Juli 1786 ! ÆKarlsbadæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 108. – Doppelblatt 17,8621,3 cm, 3 1/2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „87.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 83), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: Brief Friedrich von Steins an Charlotte von Stein (vgl. zu 209,22–23). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 267–270. WA IV 7 (1891), 236–238, Nr 2336. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und 13. Juli 1786 (vgl. zu 218,3) ist nicht u¨berliefert. 208,20 wie du mir u¨berall fehlst] Charlotte von Stein hatte am 1. Juli 1786 ihre lange geplante Reise zu einem Kuraufenthalt in Karlsbad angetreten (vgl. zu 205,2). Sie war am 3. Juli dort angekommen und wohnte im „Weisen Schwann an der Bru¨cke“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 154). 208,22 Der Erbprinz von Br. ist nun hier] Carl Georg August von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel war am 2. Juli nach Weimar gekommen (vgl. zu 208,9–10). 208,22 seiner Mutter] Auguste Friederike Herzogin von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel.
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209,1–2 Herzog Ludwig ist auch angekommen] Der 67-ja¨hrige Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel hielt sich seit dem 3. Juli in Weimar auf (vgl. zu 208,9–10). 209,2–3 la¨sst die reg. Herzoginn uns harren] Die schon fu¨r die zweite Juniha¨lfte 1786 erwartete Niederkunft der regierenden Herzogin Louise ließ immer noch auf sich warten. Erst am 18. Juli brachte sie eine Tochter, Prinzessin Caroline Louise, zur Welt (vgl. zu 219,19–20). 209,3–5 Der Herzog macht Plane Æ:::æ nach Eisenach zu gehen] Diese Pla¨ne wurden verworfen. Herzog Carl August reiste stattdessen ohne seine Gemahlin am 1. August 1786 nach Karlsbad: „Heute Nach-Mittag um 4 Uhr reiseten Durch‘. Herzog Æ:::æ auf einige Wochen ins Carlsbad.“ (FB 1786, S. 193.) Er hielt sich dort vom 4. bis 28. August auf und kehrte am 7. September nach Weimar zuru¨ck: „Heute Nachmittag um 4 Uhr kahmen Durch‘. Herzog aus dem Karlsbad wiederum gesund und wohl hier an.“ (Ebd., S. 224.) Herzogin Louise erholte sich nur allma¨hlich von der Geburt am 18. Juli. Der sie betreuende Arzt Georg Wilhelm Stein vom Carolinum in Kassel verließ Weimar erst am 2. August 1786 (vgl. FB [1. August] 1786, S. 193). Am 4. August war erstmals wieder „bey Durch‘. Herzogin Cour“ (FB 1786, S. 195), und am 13. August absolvierte die Herzogin ihren ersten o¨ffentlichen Auftritt mit einem sonnta¨glichen Kirchgang: „Anheute Morgens halb 9 Uhr fuhren Durch‘. Herzogin nach vorhergegangener Einsegnung Æ:::æ zur Kirche Æ:::æ“ (ebd., S. 200). 209,7 Mit Go¨schen bin ich wegen meiner Schrifften einig] Seit Anfang Juni 1786 liefen Verhandlungen mit dem Verleger Georg Joachim Go¨schen in Leipzig u¨ber die Herausgabe einer autorisierten Werkausgabe Goethes (vgl. Friedrich Justin Bertuch: „Vorschla¨ge zur Uebernahme des Verlages der sa¨mtl. Wercke des Herrn G. R. v. Go¨the.“; H: GSA 30/297, Bl. 2). Wahrscheinlich am 29. Juni 1786 schickte Goethe den Entwurf eines vorla¨ufigen Vertrages u¨ber Friedrich Justin Bertuch an den Verleger (vgl. H: GSA 30/297, Bl. 17–18.; vgl. auch QuZ 1, 200–202). In seinem Brief vom 1. Juli 1786 akzeptierte Go¨schen die Vertragsbedingungen: „Ich gehe alle Punkte des Contraktes ein Æ:::æ Ich kann den Wunsch nicht wiederstehen die Werke des Mannes zu verlegen, der meine ganze Seele mit großer Verehrung erfu¨llet hat.“ (Go¨schen an Goethe, 1. Juli 1786; H: GSA 30/297, Bl. 3–6; vgl. auch QuZ 1, 14–16.) 209,7–8 in Einem Punckte hab ich nachgegeben] Dies betraf vor allem Punkt 5 des vorla¨ufigen Verlagsvertrages, der die Konditionen bei mo¨glichen Nachauflagen regelte. Goethe hatte gefordert, dass ihm jeder Bogen Druck mit 2 Ldr. wenn nichts vera¨ndert worden, von Umarbeitungen aber, u. ungedruckten Zusa¨tzen 3 Ldr. bezahlt werden sollte (H: GSA 30/297, Bl. 17; vgl. auch QuZ 1, 201). Go¨schen bat Goethe, seine Honorarforderung zu senken, und machte folgenden Gegenvorschlag: „laßen Sie Sichs gefallen daß fu¨r die schon gedruckt gewesenen Bogen bey einer neuen Ausgabe 5 rth und fu¨r jeden Bogen neuer
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Aufsa¨tze 3 Ldors ausgemacht werden. Vergreift sich aber eine neue Ausgabe innerhalb 3 Jahren, und sie ist 2000 stark, so zahle ich oder meine Erben, noch 21/2 rth fu¨r den schon gedruckt gewesenen Bogen nach –“ (Go¨schen an Goethe, 1. Juli 1786; GSA 30/297, Bl. 4; vgl. auch QuZ 1, 15). Dies wurde von Goethe so akzeptiert (vgl. Punkt 5 im Verlagsvertrag in den Beilagen zum Brief an Go¨schen, 2. September 1786; 239,23–37). Daru¨ber hinaus stimmte Goethe einer weiteren von Go¨schen gewu¨nschten {nderung zu, dass der Autor u¨ber die Auflagenho¨he eines Nachdrucks nicht schon im Vorhinein, sondern erst nach erfolgtem Druck zu informieren sei. Der Vertragspunkt 6 wurde entsprechend gea¨ndert (vgl. ebd.; 240,1–6). 209,8–9 er wird auf einer Reise nach Wien durch Karlsbad kommen] In seinem Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 30. Juni 1786 hatte Go¨schen mitgeteilt: „Æ:::æ den 16 Jul steure ich ab nach To¨plitz Carlsbad Prag Brun Wien um den ganzen Bohmischen Adel, und die Ga¨ste der beyden frequentesten Ba¨der bestreichen zu ko¨nnen.“ (H: GSA 06/626; vgl. auch QuZ 1, 13.) Go¨schen wollte in Karlsbad auch Goethe treffen, um letzte Details der geplanten Ausgabe von dessen „Schriften“ zu besprechen und ihm Sonderdrucke der Werbeanku¨ndigung zu u¨bergeben. Durch die sich weiter verzo¨gernde Anreise Goethes nach Karlsbad verfehlten sich beide aber (vgl. zu 234,9–10). 209,10 Herder hat den Werther recht sentirt] Sentieren: Empfinden, aufnehmen, beurteilen (lat. sentire: empfinden, wahrnehmen, entscheiden). – yber die Aufnahme der Korrekturarbeiten an seinem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“, der im 1. Band der „Schriften“ erscheinen sollte, hatte Goethe Charlotte von Stein schon am 25. Juni unterrichtet (vgl. zu 204,8). Inzwischen hatte er offensichtlich dem Freund Johann Gottfried Herder, der ihm auch bei der yberarbeitung seiner anderen Werke fu¨r die Ausgabe beratend zur Seite stand, die u¨berarbeitete Fassung vorgelegt und hilfreiche Kritik erfahren. 209,11 just] Hier: recht, geho¨rig, ausgewogen (vgl. Grimm 4.2, 2406). 209,12 eine gute Scene] Nicht ermittelt. 209,14 Wieland geht die Sachen auch fleisig durch] yber Christoph Martin Wielands Mitwirkung an Goethes yberarbeitungen vgl. zu 204,10–11 sowie die Beilage zu Nr 346. 209,15 die vier ersten Ba¨nde in Ordnung zu bringen] Die ersten vier Ba¨nde der Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ sollten ausschließlich bereits gedruckte Werke enthalten, waren bei ihrer Neuedition also weniger aufwa¨ndig zu bearbeiten (vgl. zu 206,12–13). Bis Anfang September 1786, kurz bevor Goethe von Karlsbad aus nach Italien aufbrach, waren die Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde der Ausgabe mit Ausnahme der fu¨r Band 3 vorgesehenen „Iphigenie auf Tauris“ fertiggestellt (vgl. zu 232,23). 209,15–16 die vier letzten werden mehr Mu¨he machen] In seinen bisherigen Planungen hatte Goethe fu¨r die Ba¨nde 5 bis 8 der „Schriften“ noch unvero¨f-
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fentlichte oder unvollendete Werke sowie eine Auswahl aus seinem lyrischen Schaffen vorgesehen (vgl. 206,28–207,6; zu 206,12–13). Spa¨testens seit Anfang September 1786 plante er eine Fertigstellung der Fragmente, wobei es zu wesentlichen Umgruppierungen, Neuaufnahmen sowie zu kompletten Neufassungen kam (vgl. zu 235,1; zu 235,3–4). Die Ba¨nde konnten deshalb erst zwischen Fru¨hjahr 1788 und Fru¨hjahr 1790 erscheinen. 209,17 die Epigramme nicht abgeschrieben noch den Brief] Mo¨glicherweise standen die gewu¨nschten Abschriften im Zusammenhang mit Goethes Arbeit an seiner Werkausgabe. Charlotte von Stein war demnach offenbar im Besitz einer gro¨ßeren Sammlung goethescher Texte (vgl. auch zu 207,19). 209,19 Tina wird nicht liebenswu¨rdiger] Christiane Gra¨fin von Bru¨hl aus Seifersdorf bei Dresden hielt sich mit ihrem Mann, Hans Moritz Graf von Bru¨hl, und ihrem Sohn, Carl Friedrich Moritz Paul von Bru¨hl, vom 30. Mai bis 12. Juli 1786 in Weimar auf (vgl. FB 1786, S. 141 und S. 173). Goethe kannte die Bru¨hls schon seit 1782 und hatte nach dem gemeinsamen Aufenthalt im Juli und August 1785 in Karlsbad einen freundschaftlichen Briefwechsel vor allem mit der Gra¨fin gefu¨hrt (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 138). In Weimar zog ihr Auftreten ungu¨nstige Wirkungen nach sich. So berichtete etwa Herzog Carl August am 21. Juni an Knebel: „Æ:::æ Tina mags auch vor Jena grauen da die studenten nicht immer gens a sentiments sind, u. sie wirk‘. beynahe zu unko¨rper‘. (od. mager) fu¨r vollsaftige junglinge ist. Diesen ihren Unwerth mag sie doch fu¨hlen, u. behilft sich lieber mit uns. Wieland hat ihr gestern ins Gesicht gesagt daß es unertra¨g‘. wa¨re, sie immer selbst von sich reden zu ho¨ren.“ (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 61.) 209,21–22 Mit Ernsten geht es nicht besser] Wa¨hrend der Abwesenheit Charlotte von Steins war ihr 18-ja¨hriger Sohn Ernst in einer Pflegefamilie untergebracht (vgl. zu 208,1). Ernsts Krankheit, wahrscheinlich Knochentuberkulose, verschlimmerte sich immer weiter (vgl. 212,1–4). 209,22 Fritz] Charlotte von Steins 13-ja¨hriger Sohn Friedrich von Stein, der seit Ende Mai 1783 bei Goethe wohnte. 209,22 lustig] Hier: munter, ru¨hrig (vgl. Grimm 6, 1340). 209,22–23 ein Brief von ihm] Der Brief Friedrichs an seine Mutter, wahrscheinlich ebenfalls vom 6. Juli 1786, ist nicht u¨berliefert. 209,23 in meine Stube einquartiert] Friedrich von Stein bewohnte in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan eines der Zimmer im Hinterhaus (vgl. zu 85,19). Fu¨r den kurz bevorstehenden Aufenthalt Goethes in Karlsbad hatte der Junge offensichtlich zugestanden bekommen, in Goethes unmittelbarem Wohnbereich logieren zu du¨rfen, wahrscheinlich in der großen Stube in der ersten Etage des Vorderhauses. 209,25–26 Der Herzog ist noch unruhiger] Carl August hatte Reisepla¨ne, die sich verzo¨gerten, weil die Niederkunft der Herzogin Louise auf sich warten
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ließ. Ein zuna¨chst fu¨r die Zeit nach der Geburt vorgesehener gemeinsamer Aufenthalt in Eisenach wurde Anfang August von Carl August zugunsten eines Kuraufenthaltes in Karlsbad ohne die Herzogin aufgegeben (vgl. zu 209,3–5). 209,26 wenn die Fremden nicht wa¨ren] Gemeint sind Erbprinz Carl Georg August und Herzog Ludwig Ernst aus dem Hause Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel sowie drei an den Hof geladene englische Besucher (vgl. zu 208,9; zu 208,9–10). 209,28 Ich komme bald.] Nach der Geburt der Prinzessin Caroline Louise am 18. Juli und der Taufe drei Tage spa¨ter konnte Goethe erst am 24. Juli nach Karlsbad aufbrechen und kam dort am Abend des 27. oder am 28. Juli 1786 an (vgl. zu 218,24). 209,32 Wegen Carlen] Ende Juni 1786 erhielt der 21-ja¨hrige Carl von Stein eine Anstellung als Kammerjunker am Hof des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin. Ernst Josias von Stein war deshalb am 23. Juni 1786 mit seinem Sohn von dessen Studienort Go¨ttingen aus zu Gespra¨chen mit Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin nach Pyrmont gereist (vgl. zu 208,1). Sie waren dort am 25. Juni eingetroffen, wie die Liste der „Abtrits-Schlu¨ssel-Gelder vom Jahr 1786“ in Pyrmont ausweist (Hessisches StA Marburg, Bestand 145, Amt Pyrmont, Nr 44, Jg 1785). In seinem Brief vom 27. Juni 1786 an den Bruder Friedrich hatte Carl von der erfolgreichen Vermittlung an den Schweriner Hof nach Weimar berichtet: „Als mich mein Vater hierher gebracht hatte, wurde ich u¨berall gut aufgenommen Æ:::æ. Der Herzog von Mecklenburg war sehr freundlich Æ:::æ hat mich zum Kammerjunker und Auditor bey der Kammer angenommen und ich soll heute Nachmittag meine Danksagung abstatten, worauf es wird declarirt werden. Meine Freude ist so groß, daß ich eine rechte Unruhe habe und nichts thun kann Æ:::æ“ (Briefe an Fritz von Stein. Herausgegeben und eingeleitet von Ludwig Rohmann. Leipzig 1907, S. 10). 210,3 Schwester und Schwa¨gerinn] Gemeint sind Charlotte von Steins ju¨ngere Schwester, Louise von Imhoff, und Sophie, die Frau ihres Bruders Carl von Schardt. Beide geho¨rten zum erweiterten Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein. 210,4–5 Knebel mit den Engla¨ndern] Vgl. zu 208,9. 210,6–7 Die Blumen haben mir Æ:::æ zu bemercken gegeben] Goethe bescha¨ftigte sich seit geraumer Zeit intensiver mit botanischen Studien (vgl. zu 211,20). 210,8–9 Ich habe Herdern Æ:::æ bey Tafel regalirt] Goethe und Herder nahmen am 4. Juli 1786 an der großen herzoglichen Mittagstafel mit insgesamt 34 Ga¨sten teil (vgl. FB 1786, S. 166). Vermutlich hatte Goethe dem Freund dort dargereichte Artischocken empfohlen. Das damals noch wenig bekannte mediterrane Edelgemu¨se, eigentlich die Blu¨te der Artischockendistel, verbreitet seinen Samen u¨ber den Wind. – Regalieren: Bewirten; von franz. re´galer.
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210,10 Da dieser Brief langsam geht] Goethe schickte den Brief an Charlotte von Stein am 7. Juli 1786 mit der Kaiserlichen Reichspost von Weimar aus nach Karlsbad: „1. [St.] a` Mad. la Baronne de Stein. a` Carlsbad“ (P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12). Eine Postsendung ins knapp u¨ber 200 km von Weimar entfernte Karlsbad beno¨tigte mindestens drei, manchmal auch bis zu fu¨nf Tage oder mehr (vgl. zu 219,5; zu 228,23–24; zu 231,12). 210,14 Franckenb‘.] Der mit Goethe befreundete Geheimrat am herzoglichen Hof von Sachsen-Gotha und Altenburg Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg war Anfang Juli 1786 mit seiner Frau Dorothea Caroline zu einem Kuraufenthalt nach Karlsbad gereist und dort am 4. Juli eingetroffen: „Sr. Excell. Herr Herr geheimer Rath Baron von Franckenberg. Nebst Ihro Excell. Frau Frau Gemahlin von Gotha. Log‘. im Steinernen Hauß, auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 159.) 210,14 Ziegesarn] August Friedrich Carl Freiherr von Ziegesar, Geheimrat und Vizekanzler der Regierung des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg, hielt sich ebenfalls seit dem 4. Juli in Karlsbad auf: „Ihro Gnaden Herr Vice Kantzler Freyherr von Ziegesar auß Gotha, Log‘. beym halber Mondt an der Kirche.“ (Ebd., Nr 161.)
346. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 9. und 10. Juli 1786 ! ÆKarlsbadæ
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 109. – Doppelblatt 17,7621,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; Nachschrift, Bleistift: 213,5–7 Es ist zehn Uhr Æ:::æ nicht lese.; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „88.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 85), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1.– Beischluss: Brief von Louise von Imhoff an Charlotte von Stein (vgl. zu 213,6). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 271–275 WA IV 7 (1891), 239–243, Nr 2337. BEI LAG E
Brief Johann Gottfried Herders an Goethe, zwischen 6. und 9. Juli 1786: Lieber Br. Hier hast Du Deinen Go¨tz, Deinen ersten einigen, ewigen Go¨tz mit innigbewegter Seele.
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BRIEF 346
Die Correcturen bedeuten nichts oder a¨ußerst wenig; sie corrigiren meistens den heil. Martin zuru¨ck, der die e bis zum lachen eingeschaltet u. wenig Ru¨cksicht drauf genommen hat, w e r rede? Hievon mu¨ndlich. Wie auch von einigen zu feinen Ausdru¨cken im Staatsstyl, insonderheit in Weislingens Munde. Gott segne Dich, daß Du den Go¨tz gemacht hast, tausendfa¨ltig H. H: GSA Weimar: 29/491,I, Bl. 109. – 1 Bl. 19,1610,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am unteren Rand abgerissen. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 86), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. D: HB 5, 182, Nr 163 (vgl. auch RA 1, 108, Nr 215). 1 Br.] Bruder. 2 Go¨tz] Goethes Drama „Go¨tz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel“. Die von Herder und Wieland benutzte Korrekturvorlage ist nicht u¨berliefert. 5 heil. Martin] Heiliger Martin; ironische Bezeichnung fu¨r Christoph Martin Wieland. 7 Ausdru¨cken im] Zwischen diesen zwei Wo¨rtern hatte Herder urspru¨nglich noch „insonderheit“ geschrieben, dann aber wieder gestrichen. 8 Weislingens] Dramenfigur im „Go¨tz von Berlichingen“, Ho¨fling und Geheimer Rat des Bischofs von Bamberg. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum vom 4. bis 6. Juli 1786 (vgl. zu 210,19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 210,16 u¨berreif wie die fu¨rstliche Frucht] Anspielung auf die fast drei Wochen u¨berfa¨llige Niederkunft der Herzogin Louise. Die Entbindung erfolgte erst am 18. Juli 1786, wodurch sich Goethes geplante Abreise nach Karlsbad weiter verzo¨gerte (vgl. zu 209,2–3; zu 209,28). 210,17 meine Gescha¨ffte sind geschlossen] Gemeint sind vor allem Goethes Amtsgescha¨fte. 210,19 dein Brief] Charlotte von Steins erster Brief von ihrem Aufenthalt in Karlsbad. Goethe erhielt ihn am 9. Juli 1786 (vgl. P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12). Der nicht u¨berlieferte Brief ist unter Beru¨cksichtigung der gewo¨hnlichen Befo¨rderungsdauer wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 4. und 6. Juli 1786 geschrieben worden (vgl. zu 210,10). Charlotte von Stein war am 3. Juli 1786 in Karlsbad angekommen (vgl. zu 208,20). 210,20 Go¨tz v. Ber‘. durchgegangen] Goethe bereitete sein zuerst 1773 im Selbstverlag Goethes und Mercks in Darmstadt erschienenes Drama „Go¨tz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel“ fu¨r die Werkausgabe bei Go¨schen vor, wo es im 2. Band erscheinen sollte (vgl. zu 206,12–13). Die Text-
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grundlage bildete dabei der Druck in der so genannten Himburgischen Ausgabe von 1775 (vgl. zu 236,3–4). 210,20–21 Wiel und Herders Bemerckungen] Wieland und Herder waren an der yberarbeitung beratend und korrigierend beteiligt (vgl. Beilage; vgl. auch zu 209,10; zu 209,14). 210,22 Hierbey liegt Herders Zettelgen] Vgl. Beilage. 210,23 was ich hier thue] Bis Anfang Juli 1786 hatte Goethe von den acht Dramen und dem einen Roman, die in den Ba¨nden 1 bis 4 seiner „Schriften“ erscheinen sollten (vgl. zu 206,12–13), nachweislich schon die Dramen „Der Triumph der Empfindsamkeit“, „Stella“ und „Iphigenie auf Tauris“ sowie den Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ zu bearbeiten begonnen (vgl. zu 202,5; zu 202,21–22; zu 203,20–21; zu 204,8). Bis zur Abreise nach Italien Anfang September 1786 waren die Druckfassungen aller Texte dieser vier Ba¨nde außer dem der „Iphigenie auf Tauris“ fertiggestellt. 210,24 meine Gedancken zur Iphigenie] Das Drama „Iphigenie auf Tauris“ sollte in eine vo¨llig neue Versfassung gebracht werden. Diese schwierige Aufgabe hatte sich Goethe bis zuletzt fu¨r seinen Badeaufenthalt in Karlsbad aufgehoben. Die endgu¨ltige Fassung fu¨r „Goethe’s Schriften“ wurde aber erst Anfang 1787 in Rom abgeschlossen (vgl. zu 232,23). 210,25 Schwester und Schwa¨gerinn] Louise von Imhoff und Sophie von Schardt. 210,25 artig] Hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 210,26 ich habe ihnen gelesen] Vermutlich aus den neu bearbeiteten Werken Goethes fu¨r die „Schriften“. 210,28 Wielands Frau hat eine Tochter gebohren] Am 7. Juli 1786 brachte die 40-ja¨hrige Anna Dorothea Wieland ihr Kind Augusta Friderica Wilhelmina zur Welt, das bereits am 27. Februar 1787 verstarb. 210,28 die scho¨ne Gra¨fin] Christiane Gra¨fin von Bru¨hl (vgl. zu 209,19). 211,1 Herzog Ludwig bleibt biß zur Taufe] Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel hielt sich vom 3. bis 24. Juli 1786 am Weimarer Hof auf (vgl. zu 208,9–10; zu 219,19–20). 211,2 Afrikaner Einsiedels] Johann August von Einsiedel hatte nach nur einem Jahr im Fru¨hjahr 1786 eine mit seinen zwei Bru¨dern und seiner Geliebten, Emilie von Werthern-Beichlingen, unternommene Abenteuerreise nach Afrika abgebrochen und war nach Deutschland zuru¨ckgekehrt. Das gescheiterte Unternehmen brachte ihm den Beinamen ,Afrikaner‘ ein. Weiter vgl. daru¨ber zu 99,19; zu 99,20. In der Folgezeit versuchte er wieder im bu¨rgerlichen Leben Fuß zu fassen und das Verha¨ltnis zu seiner noch verheirateten Geliebten zu legalisieren. 211,2 Negotiation] Hier im Sinne von ,Angelegenheit‘, ,Gescha¨ft‘ (von lat. negotium).
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211,3 der Werthern Bruder] Georg von Mu¨nchhausen auf Leitzkau und Steinburg; er lebte auf seinem Schloss und Rittergut in Leitzkau bei Zerbst. 211,6–8 daß wenn seine Schwester Æ:::æ getraut seyn werde] Georg von Mu¨nchhausens Schwester Emilie war seit 1775 mit dem 20 Jahre a¨lteren herzoglichen Stallmeister und Kammerherrn in Weimar Christian Ferdinand Georg von Werthern-Beichlingen auf Frohndorf verheiratet. Im Fru¨hjahr 1785 folgte sie ihrem Geliebten Johann August von Einsiedel auf dessen Afrikareise, nachdem sie zuvor ihren eigenen Tod vorgeta¨uscht hatte (vgl. zu 63,11). Nach der Ru¨ckkehr des Paares im Fru¨hjahr 1786 lebten beide zeitweise bei dem Bruder auf dessen Gut in Leitzkau. Im September 1788 konnten sie nach vorheriger Scheidung Emilies heiraten. 211,9 Mutter] Sophie Charlotte Ludovica Wilhelmine von Mu¨nchhausen, die Frau des kurhannoverschen Gesandten am englischen Hof in London, Philipp Adolph von Mu¨nchhausen, war seit dem Tod ihres Mannes 1762 Witwe und damit Erblasserin der Familie. 211,14 kopuliren] Hier: heiraten, trauen (von lat. copulare: verbinden, verknu¨pfen). 211,18 am Kamine] Im August und September 1785 hatte Goethe wahrscheinlich im großen Zimmer des Hinterhauses seiner Wohnung am Frauenplan einen Kamin einbauen lassen (vgl. zu 85,20). 211,19 Ka¨lte und Na¨sse] In und um Weimar herrschte schon seit Anfang Juli vorwiegend regnerisches und kaltes Wetter. Knebel vermerkte in seinen Wetteraufzeichnungen fu¨r den 6. Juli „Regnerisch.“ und fu¨r den folgenden Tag „Regnerisch u. kalt“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 22). Am 10. Juli hieß es: „Gewitterregen ha¨ufig.“ (Ebd.) Und am 11. Juli notierte er: „Regen u. Sturm“. (Ebd.) Noch bis zum 22. Juli blieb das Wetter unbesta¨ndig (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 21–24). 211,20 Das Pflanzenreich] Seit Fru¨hjahr 1785 bescha¨ftigte sich Goethe mit botanischen Studien. Zuletzt hatte er sich intensiv mit Carl von Linne´s System zur Klassifizierung der Arten und Gattungen auseinandergesetzt (vgl. zu 120,10–11) und sich weitere botanische Kenntnisse angeeignet (vgl. zu 198,1–2). 211,22 meine alte Schrifften] Fu¨r die geplante Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 210,23). 211,24–25 Heut u¨ber acht Tage hoff ich nicht weit von dir zu seyn.] Goethes Abreise nach Karlsbad sollte sich noch gut 14 Tage, bis zum 24. Juli, verzo¨gern (vgl. zu 210,16). 211,25–26 in Jena noch drey Tage zu thun] Goethe reiste am 17. Juli 1786 nach Jena. Anlass der Reise waren wahrscheinlich noch einmal, wie zuletzt im Mai, die landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena (vgl. zu 197,19). Mo¨glicherweise schob Goethe die Reise so lange auf, um dem angeku¨ndigten Besuch Johann Caspar Lavaters in Weimar entgehen zu ko¨nnen (vgl. zu 216,17). Er blieb nur bis zum Abend des 18. Juli: „Abends 6. Uhr Nachricht von
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Weimar wegen der bevorstehenden Niederkunft der Herzogin. Kommt halb 8. Uhr nieder mit einer Prinzessin. Go¨the reitet weg.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 23.) 211,30 wenn du diesen Brief erha¨lst] Goethe schickte den vorliegenden Brief noch am 10. Juli 1786 ab (vgl. P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12). Charlotte von Stein wird den Brief am 13. oder 14. Juli erhalten haben (vgl. zu 210,10). 211,30–31 ein Quartier in deinem Hause] Charlotte von Stein hatte in Karlsbad im Ga¨stehaus zum „Weisen Schwann an der Bru¨cke“ Logis genommen (vgl. zu 208,20). Goethe kam erst am 27. oder 28. Juli 1786 in Karlsbad an und konnte nicht ins Logierhaus Charlotte von Steins einziehen. Stattdessen nahm er Quartier im Haus „bey 3. Rothen Roßen auf der Wießen“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 233). Dort hatte Charlotte von Stein im Sommer 1785 gewohnt. 211,31 akkordiren] Vereinbaren, in Einklang bringen (von franz. accorder). 211,31 Vogeln] Goethes Schreiber Christian Georg Carl Vogel; er wurde zur Herstellung der Druckmanuskripte fu¨r „Goethe’s Schriften“ gebraucht. 212,1 Fritz ist sehr lustig] Charlotte von Steins Sohn Friedrich; er wohnte bei Goethe. – ,Lustig‘ hier in der Bedeutung von ,munter‘, ,ru¨hrig‘ (vgl. Grimm 6, 1340). 212,1 Ernst geduldig] Zur Krankheit Ernst von Steins vgl. zu 209,21–22. 212,4 ihn im Carlsbad zu wissen] Goethe hatte vorgeschlagen, Ernst von Stein mit in das bo¨hmische Bad zu nehmen und dort behandeln zu lassen (vgl. zu 202,17). Charlotte von Stein hielt ihren Sohn wahrscheinlich aber schon nicht mehr fu¨r transportfa¨hig und gab ihn fu¨r die Zeit ihrer Abwesenheit in Weimar in Pflege (vgl. zu 208,1). 212,6 Voigt] Christian Gottlob Voigt. 212,8 lustig] Vgl. zu 212,1. 212,9 Der alte Herzog] Vgl. zu 211,1. 212,10 von den Kindern dieser Welt] Anspielung auf den sprichwo¨rtlich gewordenen Satz aus dem Gleichnis vom ungetreuen Haushalter im Lukas-Evangelium: „Denn die Kinder dieser Welt sind klu¨ger, denn die Kinder des Lichts in ihrem Geschlechte.“ (Lukas 16,8; Luther-Bibel 1768 NT, 160.) 212,12 nicht regierender Herr] Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel war 1751 zum Repra¨sentanten und 1759 zum Vormund des noch minderja¨hrigen politischen Oberhaupts der Republik der Vereinigten Niederlande, des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien, ernannt worden und u¨bernahm bis zu dessen Vollja¨hrigkeit 1766 de facto die Staatsregentschaft. Anschließend blieb er engster Berater des jungen Erbstatthalters. Politisch geschwa¨cht durch den fu¨r die Niederla¨nder ungu¨nstig verlaufenen Krieg 1780–1784 gegen England, wurde er schließlich von der so genannten patriotischen Opposition in den Niederlanden im Herbst 1784 gestu¨rzt und verließ die niederla¨ndische Republik noch im Oktober des gleichen Jahres (vgl. zu 212,16).
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212,15–16 des Prinzen v. Or. Verstand] Vgl. die vorhergehende Erla¨uterung. 212,16 ihn zum teufel geschickt] Nach zahlreichen Intrigen und Kampagnen der innerniederla¨ndischen Opposition seit 1781 und einer Hochverratsanklage Ende 1783 trat Herzog Ludwig Ernst 1784 von allen seinen {mtern und seiner Beraterta¨tigkeit fu¨r den Erbstatthalter zuru¨ck und nahm seinen Wohnsitz zuna¨chst in Aachen. Er kam damit einer fo¨rmlichen Entlassung und eventuellen Verurteilung zuvor. 212,20 das Pflanzenwesen] Gemeint ist Goethes Bescha¨ftigung mit der Botanik (vgl. zu 211,20). 212,27–29 Gewahrwerden der wesentlichen Form Æ:::æ Leben hervorbringt] Erste yberlegungen Goethes zu seiner Theorie der so genannten ,Urpflanze‘, eines abstrahierten morphologischen Grundtypus aller Pflanzen, die er dann wa¨hrend seiner Italienreise konkretisierte, um sie schließlich 1790 in seiner Schrift „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erkla¨ren“ (Gotha 1790; vgl. auch LA I 9, 23–61) in ein System der Entstehung und Entwicklung der Pflanzen zu fassen. 212,34 ein Geschenk] Nicht ermittelt; vermutlich ein im Zusammenhang mit seinen Ideen zur Urpflanze stehender Pflanzenfund. 213,6 Die Imhof giebt mir ihren Brief] Nicht u¨berlieferter Brief Louise von Imhoffs an ihre Schwester Charlotte von Stein aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 10. Juli 1786.
347. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 12. Juli 1786 ! ÆLondonæ
y B E R L I E F E RU N G
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Nr 2695. – Doppelblatt 17,76 21,1 cm, 1 1/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „Weimar d‘ 12.t Juli 1786. / Goethe. –“. E: Goethe-Jacobi (1846), 106 f., Nr 44. WA IV 7 (1891), 243 f., Nr 2338. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 213,8 Du bist in England] Jacobi hatte sich am 13. Juni 1786 auf eine Reise nach England begeben, um den Gesandten des da¨nischen Ko¨nigshauses Friedrich Carl Graf von Reventlow in London zu besuchen. Am 26. Juni war er dort eingetroffen. Ob Goethe von Jacobi selbst u¨ber seine Reisepla¨ne informiert worden war oder u¨ber Dritte davon Kenntnis hatte, ist nicht bekannt.
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213,8–9 wenn du wiederkommst] Jacobis England-Aufenthalt dauerte bis zum 1. August 1786. Am 10. August traf er wieder in Pempelfort bei Du¨sseldorf ein. 213,9 nach einer andern Weltseite] Eine der wenigen Andeutungen von Goethes Pla¨nen zu einer Italienreise. Da sich Jacobi in England aufhielt, brauchte Goethe keine vorzeitige Entdeckung zu fu¨rchten. Er brach am 3. September 1786 von Karlsbad aus nach Italien auf. 213,10–11 schreibe mir nicht eher bis Æ:::æ Ort meines Aufenthaltes anzeigt] Goethe meldete sich erst wieder bei Jacobi mit einem Brief vom 13. Januar 1787 aus Rom (WA IV 8, 127, Nr 2554), wo er bereits am 29. Oktober 1786 angekommen war. Briefe Jacobis an Goethe in Italien sind nicht bekannt. 213,12 stille und fleisig] Diese Formulierung hatte Goethe zur Beschreibung seiner Situation gegenu¨ber dem Freund Jacobi auch schon im Brief vom 1. Dezember 1785 gebraucht (vgl. zu 124,10). 213,12–13 Im Pflanzenreiche werd ich nach und nach recht einheimisch] Vermutlich in Vorbereitung seiner geplanten Reise nach Italien hatte sich Goethe seit Anfang des Sommers 1786 noch einmal versta¨rkt dem Studium der Pflanzenkunde zugewandt (vgl. zu 211,20). 213,13–14 u¨ber die Mauer gestiegen] Das gleiche Bild hatte Goethe auch in einem Bericht an Charlotte von Stein u¨ber seinen Einstieg in die Algebra benutzt, als er im Mai 1786 von dem Jenaer Mathematikprofessor Johann Ernst Basilius Wiedeburg eine Einfu¨hrung in das Fach erhielt (vgl. 198,21–23). 213,16 meine Schrifften herausgeben] Goethe’s Schriften. Erster – Achter Band. Leipzig, bey Georg Joachim Go¨schen. 1787–1790. – Die Verhandlungen mit dem Verleger hatten schon zu einem ausformulierten Vertragsentwurf u¨ber die Ausgabe gefu¨hrt (vgl. zu 238,19–20) und Go¨schen ließ bereits die Verlagsanku¨ndigung drucken (vgl. die folgende Erla¨uterung). Goethe nahm fu¨r diese Ausgabe teilweise aufwa¨ndige Neubearbeitungen an seinen Werken vor. Die ersten Ba¨nde der Ausgabe erschienen zur na¨chsten Ostermesse Ende April 1787. 213,20 Die herumfliegenden Nachrichten] Die Anku¨ndigung der Ausgabe erschien Mitte Juli 1786 (weiter vgl. zu 205,6). 213,22 Die Wildenberger Mineralien sind angekommen] Jacobi hatte fu¨r Goethe Mineralien aus der Gegend um Wildenberg bei Siegen zusammentragen lassen (vgl. zu 106,22). 213,24 artig] Hier hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 213,24 aus England etwas mitzubringen] Ob Jacobi diesen Wunsch erfu¨llte, ist nicht bekannt. 213,25–26 warte auf der Herzoginn Niederkunft] Vgl. zu 214,10–11.
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BRIEFE 348/349
348. An Karl August von Hardenberg
Weimar, 12. Juli 1786 ! ÆBraunschweigæ
ZU M A DRES SAT EN
Der Adressat erschließt sich aus dem Inhalt des Briefes. Laut Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes vom 31. Juli 1786 schickte Goethe den Brief am 19. Juli ab: „1. [St.] Mr. le Baron de Hardenberg. a` Braunschweig“ (GR/Belege 1786, 3, Bl. 12). y B E R L I E F E RU N G
H: Sta´tnı´ okresnı´ archiv Jindrˇichu˚v Hradec (Neuhaus), Slg Graf R. Cernin, Sign.: XVII No 72, Bl. 100–101. – Doppelblatt 17,8621,2(–21,5) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Einundvierzig Briefe (1881), 241 f., Nr 4 (nach einer Abschrift als Brief an Unbekannt). WA IV 7 (1891), 244 f., Nr 2339 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Hardenbergs wahrscheinlich von Juni oder Anfang Juli 1786 (vgl. zu 214,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethe und Karl August Freiherr von Hardenberg (1750–1822), der spa¨tere preußische Staatskanzler (1810) und Reformer, hatten sich im Fru¨hjahr 1768 als Studenten in Leipzig kennen gelernt (vgl. GB 1 II, zu 133,9–10). yber die Jahre blieb es bei sporadischen, aber freundschaftlichen Kontakten. Der vorliegende Brief an den damaligen hohen Staatsbeamten am herzoglichen Hof von Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel in Braunschweig und ein weiterer vom 3. November 1787 aus Rom (WA IV 18, 25, Nr 2619a) sind die einzig noch u¨berlieferten Zeugnisse ihres Briefwechsels. Die Schreibanla¨sse beider Briefe a¨hneln sich insofern, als Goethe mit dem ersten Brief auf ein Empfehlungsschreiben Hardenbergs reagiert und das andere Mal selbst eine Empfehlung fu¨r einen Dritten ausspricht. Die Bezugsbriefe Hardenbergs sind nicht u¨berliefert. – Zur Person Hardenbergs vgl. weiter Hans Haussherr: Hardenberg. Eine politische Biographie. Bd 1. Ko¨ln, Graz 1963; Karl August von Hardenberg. 1750–1822. Tagebu¨cher und autobiographische Aufzeichnungen. Hrsg. von Thomas Stamm-Kuhlmann. Mu¨nchen 2000. 214,1 Excel‘] Exzellenz (vgl. zu 41,13). – Die Portoliste weist durch einen Eintrag am 19. Juli 1786 Karl August von Hardenberg als Adressaten des Briefes aus (vgl. Zum Adressaten). Von Hardenberg hatte seit Fru¨hjahr 1783 als Mitglied des Geheimen Rats im Herzogtum Braunschweig-Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel den Rang eines Ministers inne. Außerdem fungierte er als Pra¨sident der Klosterkammer und als Großvogt des Amtes Wolfenbu¨ttel am Braunschweiger Hof.
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214,2 Ihren gefa¨lligen Brief] Ein Empfehlungsschreiben Hardenbergs fu¨r seinen ju¨ngeren Bruder, Georg Adolf Gottlieb. Dieser erhielt am 8. Juli Audienz bei Herzog Carl August und nahm an der Mittagstafel der Herzogsfamilie teil: „Heute ließ sich melden u wurde zur Tafel eingeladen, Herr Cammer und Jagd Juncker v. Hardenberg aus Braunschweig.“ (FB 1786, S. 169.) Er war also wahrscheinlich kurz zuvor in Weimar eingetroffen. 214,4–5 daß ich dem H‘. Bruder Æ:::æ fo¨rderlich seyn ko¨nnen] Wahrscheinlich zeigte Georg Adolf Gottlieb von Hardenberg insbesondere an Bergwerksangelegenheiten Interesse. Er hatte in den Folgejahren das Amt eines Oberbergrats in Breslau inne. 214,6 Den Anfang unsres Bergbaues hatte er schon gesehen] Daru¨ber ist nichts bekannt. Mo¨glicherweise hatte Hardenberg Goethe wa¨hrend dessen Aufenthalts in Ilmenau zur Inspektion des Bergwerks vom 11. bis 20. Juni 1786 aufgesucht. 214,10–11 Unsere liebe regierende Herzoginn Æ:::æ Entbindung warten] Die Niederkunft von Herzogin Louise war schon fu¨r Juni 1786 erwartet worden, verzo¨gerte sich aber noch bis zum 18. Juli. 349. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 12. Juli 1786 ! ÆMainzæ
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 5014. – 1 Bl. 17,6621,2(–21,4) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Soemmerrings Leben (1844), 10, Nr 8. WA IV 7 (1891), 245 f., Nr 2340 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Soemmerrings wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Juni und der ersten Juliwoche 1786 (vgl. 214,20–21). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 214,20 Ew Wohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 214,20–21 die u¨berschickte Disputation] Vermutlich die im Mai 1786 an Soemmerrings Lehrstuhl in Mainz fertiggestellte Dissertation von Franz Nikolaus Noethig „De decussatione nervorum opticorum“ (Mainz 1786. – yber die Kreuzung der Sehnerven), die sich in Goethes Bibliothek befindet (vgl. Ruppert, 710, Nr 4990). Goethe hatte sie vermutlich kurz zuvor mit einem Brief Soemmerrings wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Juni und der ersten Juliwoche 1786 zugeschickt bekommen. 214,22 die Knochen] Gemeint sind die am 8. Juni von Goethe an Soemmerring zuru¨ckgeschickten Tierscha¨delpra¨parate (vgl. zu 201,7–8).
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214,23–24 daß eine falsche Æ:::æ beygelegt worden] Bei der Ru¨cksendung der Tierscha¨del war der Unterkiefer eines Kamelscha¨dels mit dem eines Ochsen verwechselt worden. Am 13. August 1786 forderte Goethe seinen Sekreta¨r Philipp Seidel auf, in der Sache nochmals aktiv zu werden (vgl. zu 224,10–11). Ob der richtige Unterkiefer gefunden und an Soemmerring zuru¨ckgeschickt wurde, ist nicht bekannt. – Seidel schrieb am 4. Oktober und am 20. November 1786 Briefe an Soemmerring, in denen es vermutlich auch um die Aufkla¨rung der Verwechslung ging (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 65). Der Kamelscha¨del wurde von Johann Christian Wilhelm Waitz gezeichnet (Abbildungen in LA I 10, Tafel XXIII). 215,7–8 mit Ihren Beobachtungen Æ:::æ bekannt zu machen] Goethe hatte von Soemmerring wiederholt Schriften und Bu¨cher zu dessen eigenen Forschungen oder deren Umfeld erhalten (vgl. zu 24,19; zu 24,21; zu 24,24; zu 214,20– 21). 215,9–10 Von H‘. Pr. Camper habe ich Æ:::æ Brief erhalten.] Der Brief ist wie alle anderen Briefe Pieter Campers an Goethe nicht u¨berliefert. Wahrscheinlich bezieht sich Goethe hier auf Campers ersten Brief von Anfang Juni 1786, die Antwort auf Goethes Zwischenkieferknochenaufsatz (vgl. zu 16,8). yber diesen ersten Brief und die nachfolgende Korrespondenz mit Camper a¨ußerte sich Goethe ru¨ckblickend in seiner Rezension der „Principes de Philosophie Zoologique. Discute´s en Mars 1830 au sein de l’acade´mie royale des sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 1830“: Ich erhielt darauf eine sehr ausfu¨hrliche, wohlwollende Antwort, worin er die Aufmerksamkeit, die ich diesen Gegensta¨nden geschenkt, ho¨chlich lobte Æ:::æ. Aber davon war nicht die geringste Spur, daß er meinen Zweck bemerkt habe: seiner Meinung entgegen zu treten und irgend etwas anderes als ein Programm zu beabsichtigen. Ich erwiderte bescheiden und erhielt noch einige ausfu¨hrliche wohlwollende Schreiben; genau besehen, nur materiellen Inhalts, die sich aber keineswegs auf meinen Zweck bezogen Æ:::æ (LA I 10, 390). 215,11 Geh. Jacobi ist Æ:::æ in England] Gemeint ist Friedrich Heinrich Jacobi, seit 1779 Geheimer Rat, mit dem Soemmerring ebenfalls gut bekannt war. Zu Jacobis Aufenthalt in England vgl. zu 213,8. 215,13 in’s Carlsbad] Goethe brach am 24. Juli 1786 nach Karlsbad auf. Schon in seinem letzten Brief an Soemmerring vom 8. Juni hatte er von der unmittelbar bevorstehenden Reise gesprochen (vgl. zu 201,12).
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350. An Cornelius Johann Rudolf Ridel
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Weimar, 12. Juli 1786 ! ÆGo¨ttingenæ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/400,I. – Doppelblatt 17,8621(–21,2) cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte. E1: 216 Katalog von Albert Cohn. Autographen und historische Dokumente No. 22. Berlin 1898, S. 26, Nr 225 (Teildruck: 215,19–23 Sie erwarten wohl Æ:::æ Jahre steht; 216,4–5 Schreiben Sie Æ:::æ a n d e r B r u¨ c k e .). E2: WA IV 30 (1905), 38 f., Nr 2340 a (Teildruck nach E1). WA IV 30 (1905), 208, Nr 2340 a (nach einer Kopie von H; vgl. WA IV 30, 217). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Ridels. – Ridel antwortete mit einem nicht u¨berlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Juli und etwa dem 26. August 1786 (vgl. zu 216,4). Goethe begegnete Cornelius Johann Rudolf Ridel (1759–1821) erstmals wa¨hrend dessen Aufenthalt in Weimar im April 1786. Der aus Hamburg stammende Ridel hatte Philosophie und Jura in Go¨ttingen studiert und war wie Goethe – allerdings zehn Jahre spa¨ter, 1782 – Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar gewesen. 1786 wirkte er als Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube aus Mecklenburg, der in Go¨ttingen studierte. In diesem Jahr unternahm er mit dem Grafen eine Reise durch Deutschland, die sie vom 22. bis 26. April auch nach Weimar fu¨hrte. Am 22. April 1786 waren sie bei Herzog Carl August zur Audienz geladen (vgl. FB 1786, S. 105) und nahmen vom 22. bis 25. April 1786 jeweils mittags an der Hoftafel teil (vgl. ebd., S. 105–108). Herzog Carl August beabsichtigte nach diesen Begegnungen, Ridel die Erziehung des damals dreija¨hrigen Erbprinzen Carl Friedrich anzuvertrauen, und u¨bertrug Goethe die Aufgabe, ihm das Amt anzubieten. Erkundigungen u¨ber Ridel holte Goethe bei Johann Christian Kestner ein (vgl. zu 203,1), mit dem Ridel in freundschaftlicher Verbindung stand, zumal er mit Charlotte Kestners ju¨ngerer Schwester, Amalie Charlotte Angelika Buff, verlobt war. Ridel nahm das Angebot des Herzogs an und u¨bte das Amt des Prinzenerziehers von Anfang 1787 bis 1799 aus. 1786 wurde er zum sachsen-weimarischen Landkammerrat ernannt. Das Weimarer Fourierbuch vermerkt fu¨r den 13. Januar 1787 Ankunft und Dienstantritt: „Heute Vormittag zog der fu¨r Durch‘. Erbprintz bestimmte Aufseher u. Lehrer H‘. CammerRath Riedel, in das Fu¨rstenhaus ein. Er hat vor ordinaire die Tafel nicht, sondern bekommt die Speisen auf sein Zimmer.“ (FB 1787, S. 13.) Seit 1797 war Ridel Kammerrat, ab 1808 Geheimer Kammerrat und ab 1817 Kammerdirektor. 1791 heiratete er Amalie Charlotte Angelika Buff. –
Abb. 5: Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar an Goethe u¨ber Portogelder im Monat Juli 1786, 31. Juli 1786 (GSA, Sign.: 34/VI, 8,3, Bl. 12 Vs.)
Abb. 6: Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar an Goethe u¨ber Portogelder im Monat Juli 1786, 31. Juli 1786 (GSA, Sign.: 34/VI, 8,3, Bl. 12 Rs.)
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BRIEF 351
Goethe und Ridel verkehrten vor allem dienstlich miteinander. Bei dem vorliegenden Brief handelt es sich um den einzigen Brief Goethes an Ridel aus dem Zeitraum 1785/86. Weitere 17 Briefe sind aus der Zeit von 1789 bis 1815 u¨berliefert. Von Ridel haben sich insgesamt elf Briefe an Goethe erhalten; sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 1795 und 1815. – Weiter vgl. Wilhelm Bode: Spazierga¨nge. Goethe und Ridel. In: Stunden mit Goethe 9, 309–314. 215,19 nicht diesen Brief] Der vorliegende Brief tra¨gt zwar das Datum des 12 Juli (216,9), wurde aber spa¨ter abgesandt. Zuna¨chst lag er Herzog Carl August zur Begutachtung vor (vgl. zu 220,14). In einem Brief an Johann Christian Kestner vom 21. Juli 1786 ku¨ndigte Goethe an, dass mit der heutigen Post (219,16) ein Brief an Ridel abgehe. Tatsa¨chlich schickte er ihn aber laut Portoliste erst am 24. Juli 1786 ab (vgl. P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12 [vgl. Abb. 5]; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). 215,20 in Weimar Absichten auf Sie] Vgl. die einleitende Erla¨uterung. 215,22 unserm Erbprinzen] Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach. 215,25 in eine Carriere eintra¨ten] Vgl. die einleitende Erla¨uterung. 216,4 Schreiben Sie mir auf ’s baldigste deshalb] Eine Antwort Ridels ist nicht u¨berliefert. Goethes Brief an Herzog Carl August vom 2. September 1786 aus Karlsbad lag jedoch ein Brief Ridels bei (vgl. 243,1). Wahrscheinlich handelte es sich um Ridels Antwortbrief, der vermutlich zwischen Ende Juli und etwa dem 26. August 1786 an Goethe nach Karlsbad geschickt wurde (vgl. auch zu 219,18). Ridel nahm das Angebot des Herzogs an. Als er nach Weimar kam, befand sich Goethe bereits in Italien. 216,4–5 adressiren Ihren Brief nach Karlsbad] Goethe brach am Absendetag des vorliegenden Briefes, am 24. Juli 1786, nach Karlsbad auf (vgl. zu 218,22). 216,5 i m S c h w a n e n a n d e r B r u¨ c k e ] Goethe nahm nicht (wie Charlotte von Stein) im „Weisen Schwann an der Bru¨cke“ Quartier, sondern in den „3. Rothen Roßen auf der Wießen“ (vgl. zu 211,30–31). 216,6–7 unsre zufa¨llige Bekanntschafft] Vgl. die einleitende Erla¨uterung. 216,8 H‘. Grafen] Christian August Ludwig Graf von Taube aus Mecklenburg, der zu dieser Zeit in Go¨ttingen studierte. Er war Ridels Zo¨gling. 351. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆWeimaræ, 12. und 14. Juli Æ1786æ ! ÆKarlsbadæ
Der Brief ist nach den Tagesangaben in das Konvolut der Briefe von 1786 eingeordnet. Die fehlende Jahreszahl ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes sowie den angegebenen Wochentagen Mittwoch den 12ten Jul. (216,11) und Freytag d‘
JULI 1786
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14 ten (217,6). Der Brief ist unter dem 14. Juli 1786 auch in der Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes vom 31. Juli 1786 vermerkt: „Mad. la Baronne de Stein. a` Carlsbad Æ:::æ“ (P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 110. – Doppelblatt 17,7621,2 cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 unter dem Text Bemerkung von Charlotte von Stein, Tinte: „Diesen Brief erhielt ich in Carlsbad wo er erst mit mir zugleich seyn wolte, aber erst die Niederkunft der Herzogin abwarten“; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „89.“; mit Bl. 2 des Doppelblattes aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 87), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. – Beischluss: Brief von Friedrich von Stein an Charlotte von Stein (vgl. zu 216,28). E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 276–278 WA IV 7 (1891), 246–248, Nr 2341. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 216,12 Geduldsprobe] Bezieht sich auf die seit etwa drei Wochen erwartete Niederkunft von Herzogin Louise (vgl. zu 209,2–3). 216,12 Stein] Der Arzt Georg Wilhelm Stein vom Carolinum in Kassel war wegen befu¨rchteter Komplikationen nach Weimar gerufen worden. Er traf am 27. oder 28. Juni 1786 ein und betreute die Herzogin bis zum 1. August (vgl. FB [28. Juni und 1. August] 1786, S. 161 und 193). 216,15 compromittirt] Hier im Sinne einer von einem bestimmten Ereignis abha¨ngig gemachten (o¨ffentlichen) Entscheidung, die auf das eigene Ansehen zuru¨ckwirkt (lat. compromittere: dem Urteil der zffentlichkeit aussetzen). In der Hofgesellschaft ha¨tte man es als Affront angesehen, wenn Goethe als hoher Staatsbeamter und Freund des Herzogs die bevorstehende Entbindung der Herzogin nicht in Weimar abgewartet ha¨tte. 216,17 gezwungen Lavatern zu erwarten] Johann Caspar Lavater hatte im Juni 1786 eine Reise durch Deutschland angetreten. Sein Sohn Heinrich nahm in Go¨ttingen sein Studium auf. Vom 28. Juni bis 6. Juli besuchte Lavater Bremen. Dort war ihm zuvor die Predigerstelle an der St. Ansgari-Kirche angeboten worden, die er jedoch ablehnte. Trotzdem wurde er in Bremen mit großen Ehren aufgenommen und besonders wegen seiner Predigten am 2., 4. und 6. Juli regelrecht gefeiert. Der Termin der Ru¨ckreise u¨ber Mitteldeutschland nach Zu¨rich, die ihn auch nach Weimar fu¨hren sollte, verschob sich immer weiter. Bereits am 21. Juni hatte Herzog Carl August einen Brief Lavaters erhalten und daru¨ber berichtet: „Lavater hat mir heute von Offenbach geschrieben, den 22 ten dieses, also Morgen,
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BRIEF 351
ist er zu Go¨ttingen; wenn er nicht in Bremen, schreibt er, ein paarmahl predigen muß, so kommt er hier her, u. nach Deßau. Weiteres bestimmtes weiß ich nicht von seinem Reiseplan, auch nicht einmahl ob er den bremer Ruf angenommen hat oder nicht.“ (Herzog Carl August an Knebel, 21. Juni 1786; GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 61.) Lavater kam schließlich erst am 18. Juli nach Weimar und blieb fu¨r zwei Tage Goethes Gast (vgl. zu 218,15). Goethe hatte Lavater 1774 kennen gelernt. Die zuna¨chst freundschaftliche Beziehung war inzwischen stark abgeku¨hlt. Lavaters religio¨se Schwa¨rmerei und Intoleranz veranlassten Goethe, sich zu distanzieren (weiter vgl. GB 2 II, einleitende Erla¨uterung zu Nr 67). Wann und wie er sich in Weimar angeku¨ndigt hatte, ist nicht bekannt. 216,17–18 Briefe an ihn] Daru¨ber ist Na¨heres nicht bekannt. 216,18–19 auf seinem apostolischen Zug] Gemeint ist Lavaters Deutschlandreise im Juni und Juli 1786 nach Go¨ttingen, Bremen und schließlich u¨ber Braunschweig, Halberstadt und Dessau nach Weimar, die er auch als Missions- und Werbereise zur Verbreitung der eigenen Ideen zu nutzen suchte. Seine Auftritte erweckten großes o¨ffentliches Aufsehen und verursachten regelrechte Volksaufla¨ufe auf allen Stationen. Grund dafu¨r waren nicht nur seine mitreißenden Predigten, sondern vor allem auch der ihm vorauseilende Ruf als wunderta¨tiger Magnetiseur und Krankenheiler, der ihm nahezu messianisch-apostolische Zu¨ge verlieh. 216,23 Pontius Pilatus] Pontius Pilatus. Oder Der Mensch in allen Gestalten. Oder Ho¨he und Tiefe der Menschheit. Oder Die Bibel im Kleinen und der Mensch im Großen. Oder Ein Universal-Ecce-Homo! Oder Alles in Einem. 4 Bde. Zu¨rich 1782–1785. – In seinem Aufsatz „Ein Wort u¨ber den Verfasser des Pilatus“, den Goethe nach Erscheinen des 1. Bandes von Lavaters Buch geschrieben und seinem nicht u¨berlieferten Brief an den Verfasser im Juli 1782 beigelegt hatte, heißt es: Aber das, wohin seine Wu¨nsche sich sehnen, was ihm abgehet, was er, sein Dasein zu erweitern und zu erga¨nzen, no¨thig glaubt, das ist es, was ihn auf ’s sta¨rkste interessiret, woru¨ber er alles andere vergißt, worum er alles andere hinga¨be Æ:::æ. Wenn diese Empfindung hoch und viel begabte Seelen ergreift, dann verlassen sie den innern weiten Kreis ihres Daseins und schwa¨rmen an den Gra¨nzen herum, die ihnen so gut wie andern gesetzt sind. Sprechen sie alsdann davon, schreiben sie davon, so gibt es meistentheils etwas Albernes, etwas, das uns u¨ber die engen Gra¨nzen der Menschheit nachdenken und trauern la¨ßt, eben in dem Augenblicke, da sie glauben, das Innigste, Ho¨chste, Trefflichste, Letzte ihres ganzen Daseins fu¨r sich gefu¨hlet und andern offenbart zu haben. Mir ist Pilatus wieder die wichtigste Beilage zu dieser Erfahrung. (WA I 42.2, 5 f.) 216,24–25 unser Auge Licht seyn lassen] Anspielung auf das Gleichnis Jesu vom Licht der Augen als Mittel der wahren und go¨ttlichen Erkenntnis im LukasEvangelium: „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfa¨ltig sein wird, so ist dein ganzer Leib lichte. So aber dein Auge ein Schalk sein wird, so ist
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auch dein Leib finster. So schaue drauf, daß nicht das Licht in dir Finsternis sei. Wenn nun dein Leib ganz lichte ist, daß er kein Stu¨k von Finsternis hat, so wird er ganz lichte sein, und wird dich erleuchten, wie ein heller Bliz.“ (Lukas 11,34–36; Luther-Bibel 1768 NT, 148.) 216,26 Fritz] Friedrich von Stein, der bei Goethe wohnte. 216,28 ein Blatt beylegen] Der beigeschlossene Brief Friedrich von Steins an seine Mutter, wahrscheinlich vom 12. Juli 1786, ist nicht u¨berliefert. 217,1 Schwester] Louise von Imhoff. 217,3 an’s Camin] Vgl. zu 211,18. 217,7–8 Geburt stockt mit der Wiedergeburt] Wortspiel, mit dem Goethe, ausgehend von dem sich verzo¨gernden Geburtsprozess bei der Herzogin Louise (vgl. zu 216,12), seinem Hoffen auf Erneuerung auch der eigenen Lebenssituation durch den bevorstehenden Badeurlaub in Karlsbad Ausdruck zu geben sucht. Der Begriff der Wiedergeburt wurde besonders wa¨hrend der ersten Wochen und Monate von Goethes Italienaufenthalt zu einer zentralen Metapher fu¨r sein gewandeltes und gesta¨rktes Selbstgefu¨hl (vgl. u. a. Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder, 18. September 1786; WA IV 8, 25; ebenso an Charlotte von Stein, 20. bis 23. Dezember 1786; WA IV 8, 101; ebenso an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, 6. Februar 1787; WA IV 8, 173). 217,10–11 Herder ist sondirt Æ:::æ die Ober-Pfarrerstelle anna¨hme.] Herder sollte die Stelle des Hauptpastors an der Hamburger St. Katharinenkirche u¨bernehmen (weiter vgl. zu 241,9). Zu einer Berufung Herders kam es schließlich aber nicht. 217,13 seines Bleibens ist hier nicht] Herder hatte sein Amt als Superintendent in Weimar vor fast zehn Jahren am 1. Oktober 1776 angetreten. Er war mit seiner Situation jedoch unzufrieden, vor allem wegen der aufwa¨ndigen und bu¨rokratisierten Dienstgescha¨fte und der zu geringen Bezahlung sowie der Blockade seiner Reformbemu¨hungen im Schul- und Kirchenwesen von Seiten des zusta¨ndigen Konsistoriums. Recht drastisch hatte er seinen Unmut z. B. schon am 20. Ma¨rz 1778 in einem Brief an Johann Georg Hamann gea¨ußert: „Æ:::æ eingeklemmet in das einsame Wirrwarr und geistliche SysiphusHandwerk, in dem ich hier lebe, ermattet man an allem u. nimmt zuletzt an sich selbst nicht mehr Theil. Æ:::æ Es ist und bleibt doch immer ein elend Leben, sich fru¨h auf die ho¨lzerne Folterbank zu spannen, u. unter dem alten Sa¨chsischen Dreck zu wu¨hlen. Dies Land von jeher von Kindern u. Schwachen beherrscht u. eine erba¨rmliche Apanage der Reformation zwischen den Gebu¨rgen – doch genug deßen!“ (HB 4, 59 f.) 217,19 die zu gru¨senden] Schon in seinem ersten Brief an Charlotte von Stein nach Karlsbad hatte Goethe die Gothaer Staatsbeamten Friedrich Ludwig von Franckenberg und August Friedrich Carl von Ziegesar gru¨ßen lassen (vgl. zu 210,14; zu 210,14). Des Weiteren hielten sich seit dem 1. Juli Sophie Christiane Johanna von Hendrich, die Ehefrau des Weimarer Kammerherren Franz
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BRIEFE 352/353
Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich, und seit dem 3. Juli Ernst Carl Constantin von Schardt, Charlotte von Steins Bruder, in Karlsbad auf (vgl. Kurliste Karlsbad 1786, Nr 145, 146). 217,20 Zeit von deiner Curzeit] Charlotte von Stein weilte bereits seit dem 3. Juli in Karlsbad (vgl. zu 208,20). Urspru¨nglich wollte Goethe mit ihr gemeinsam reisen (vgl. zu 201,2). 352. An Charlotte von Stein
ÆWeimaræ, 17. Juli Æ1786æ ! ÆKarlsbadæ
DAT I ERUNG
Der Brief ist nach der Tagesangabe in das Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein von 1786 eingeordnet. Die fehlende Jahreszahl 1786 ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes sowie dem angegebenen Wochentag Montag d‘. 17. Jul. (217,25). Ferner ist der Brief in der Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes vom 31. Juli 1786 unter dem Absendedatum 19. Juli verzeichnet: „Mad. la Baronne de Stein. a` Carlsbad“ (P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/ Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 111. – 1 Bl. 17,4(–17,7)621,2 (–21,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „90“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 88), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 278 f. WA IV 7 (1891), 249, Nr 2343. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und 13. Juli 1786 (vgl. zu 218,3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 217,25 Nun weis bald kein Mensch mehr woran er ist] Bezieht sich auf die seit fast vier Wochen erwartete Niederkunft von Herzogin Louise (vgl. zu 209,2–3). 217,27 Deine Curzeit] Vgl. zu 191,12. 217,27 schma¨lige] Hier im Sinne von ,ka¨rglich‘, ,armselig‘, ,spa¨rlich‘ (vgl. Adelung 3, 1555). 217,30 nach Jena] Goethe hielt sich vom 17. bis 18. Juli in Jena auf: „Den 17 sind dh‘. Geh. Rath v Go¨the ankommen, u in Paulsen Garten Hauß ein logiret. Den 18 sind dh‘ Geh. Rath v. Go¨the wieder abgereist.“ (Fa¨rber-Calender 1786,
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Bl. 15.) Vermutlich befasste er sich wieder mit Angelegenheiten der landsmannschaftlichen Verbindungen an der Universita¨t Jena (vgl. zu 211,25–26). 218,1 Knebel ist nicht recht wohl] Knebel war in der vorausgegangenen Woche voru¨bergehend unpa¨sslich gewesen. In seinem Tagebuch vermerkte er fu¨r den 11. und 12. Juli 1786: „Nicht gar wohl. Glaubersalz. Æ:::æ Die ganze Nacht im Schweiß. Etwas besser. Doch matt.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 22.) 218,2 lang nichts von ihm geho¨rt] Knebel war zuletzt vom 5. bis 7. Juli 1786 in Weimar gewesen (vgl. zu 208,9). 218,3 Brief vom ] Die Datumsangabe zu Charlotte von Steins nicht u¨berliefertem Brief fehlt. Goethe hatte den Brief, vermutlich erst der zweite aus Karlsbad (vgl. zu 210,19), am 16. Juli erhalten (vgl. P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12). Unter Beru¨cksichtigung der Postlaufzeiten zwischen Karlsbad und Weimar (vgl. zu 210,10) ko¨nnte er demnach zwischen dem 11. und 13. Juli 1786 verfasst worden sein. 218,4 die meinigen] Goethe hatte Charlotte von Stein bereits drei Briefe nach Karlsbad geschickt, die erwa¨hnten vom 6. Juli (Nr 345) und vom 12. und 14. Juli (Nr 351) sowie einen vom 9. und 10. Juli 1786 (Nr 346). 218,5 Dr Scherer] Um wen es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. Goethe kannte den Genannten wahrscheinlich von seinem ersten Aufenthalt in Karlsbad im Sommer 1785. Knebel erwa¨hnt in seinen Tagebuchaufzeichnungen der Karlsbadreise von 1785 einen Dr. Scherer, der mit den Weimarer Ga¨sten in engerem Kontakt gestanden haben muss: „Bei Dr. Scherer Experimente u¨bers Wasser pp. Æ:::æ Nachmittags nach den Vulkanischen Bergen bey Hochdorf, mit Dr. Scherer pp.“ (Knebel, Tgb. [6. Juli und 11. Juli] 1785, Bl. 28 und 29.) 218,6 ihn wahrscheinlich nicht mehr zu finden] Charlotte von Stein hatte Goethe offensichtlich Gru¨ße Scherers ausgerichtet. 218,6 Franckenb‘.] Vgl. zu 210,14. 218,7 Zigesar] Vgl. zu 210,14. 218,8 es war hier eben so] Vgl. zu 211,19. 353. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆWeimaræ, 21. Juli 1786 ! ÆKarlsbadæ
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 112. – 1 Bl. 19(–19,2)628 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „91“; am linken Seitenrand mit einem Papierstreifen aufgeklebt. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 89), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 279–281. WA IV 7 (1891), 250 f., Nr 2344.
528 ERL{UTERUNGEN
BRIEF 353
Der Brief beantwortet in der Nachschrift einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins vom 16. Juli 1786 (vgl. 219,5). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 218,12 das Kindlein angekommen] Mit fast vierwo¨chiger Verspa¨tung hatte Herzogin Louise am Abend des 18. Juli 1786 kurz nach 7 Uhr ein Kind geboren, Prinzessin Caroline Louise (vgl. zu 219,19–20). 218,13 der Prophet] Gemeint ist Johann Caspar Lavater, der am Abend des 18. Juli als Begleiter von Leopold III. Friedrich Franz Fu¨rst von Anhalt-Dessau in Weimar angekommen war: „Zu gleicher Zeit kahmen an Sr. Hochfu¨rst‘. Durch‘. der Fu¨rst von Deßau in Beg‘. des beru¨hmten Schweitzer-Geistlichen Herrn Lavaters Æ:::æ“ (FB 1786, S. 179). Lavater machte auf der Ru¨ckreise von seinen Aufenthalten in Go¨ttingen und Bremen in Weimar Station (vgl. 219,20). Die Bezeichnung Prophet bezieht sich auf Lavaters missionarischen Bekehrungseifer, dem Goethe von Anfang an ablehnend gegenu¨berstand (vgl. zu 216,17; zu 216,18–19). 218,15 bey mir gewohnt] In Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan. Lavater blieb bis zum Morgen des 20. Juli. Am 27. September 1786 bedankte er sich noch einmal bei Goethe: „Herzlichen Dank fu¨r die edle, freu¨ndschaftliche, gu¨tige Manier, womit du mich bewirthetest. Die anderthalb Tage in Weymar vergeß’ ich sobald nicht.“ (Goethe-Lavater, 240.) yber Lavaters Aufenthalt in Weimar vgl. auch zu 219,20–21). 218,19–20 Ich habe auch unter s e i n e Existenz einen grosen Strich gemacht] Bereits zum Jahreswechsel 1783/84 war der Briefwechsel zwischen Goethe und Lavater weitgehend zum Erliegen gekommen. Nach Lavaters Weimarbesuch setzte Goethe die Beziehung nicht weiter fort. Obwohl sich Lavater fu¨r die freundliche Aufnahme bedankte (vgl. die vorhergehende Erla¨uterung), hatte er die eingetretene Distanz doch empfunden. Im August 1786 schrieb er u¨ber seinen Besuch bei Goethe an Johann Joachim Spalding: „Ich fand Go¨the a¨lter, ka¨lter, weiser, fester, verschlossener, praktischer.“ (Goethe-Lavater, 363.) 218,20 per Saldo] Ital.: mittels (durch) Differenzbetrag zwischen Soll und Haben eines Kontos; hier im allgemeinen Sinn einer Ab- oder Aufrechnung. 218,22 Montag denck ich von hier, Dienstag von Jena zu gehn] Goethe fuhr am Montag, dem 24. Juli 1786, nach Jena und trat von dort am Dienstag, dem 25. Juli, seine Reise nach Karlsbad an. Carl Ludwig von Knebel registrierte dazu in seinem Tagebuch vom 24. Juli: „Go¨the hier.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 24.) Und am 25. Juli hieß es: „Go¨the 5. Uhr fru¨h fort, nach Karlsbad.“ (Ebd.) 218,24 Donnerstag Abends bey dir] Goethe kam wahrscheinlich tatsa¨chlich am Donnerstag, dem 27. Juli 1786, abends in Karlsbad an (vgl. zu 234,9–10). In die Karlsbader Kurlisten ließ er sich jedoch erst am Freitag, dem 28. Juli, eintragen: „Ihro Excell. der Herr Geheimer Rath von Goethe auß Weimar. Log‘. bey
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3. Rothen Roßen auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 233.) Charlotte von Stein wohnte unweit davon im Haus zum „Weisen Schwann“ (vgl. zu 208,20). 218,25 Wie lang wirst du mir bleiben?] Charlotte von Stein blieb noch bis zum 14. August in Karlsbad (vgl. zu 225,5). Goethe begleitete sie auf ihrer Heimreise noch bis nach Schneeberg, von wo sie wahrscheinlich am 15. August nach Weimar weiterfuhr (vgl. zu 225,13). 218,26 Stein wird Morgen erwartet.] Ernst Josias von Stein, der Ehemann Charlotte von Steins, hielt sich seit Ende Juni 1786 in Pyrmont auf, um fu¨r seinen Sohn Carl eine Anstellung am herzoglichen Hof von Mecklenburg-Schwerin zu erlangen (vgl. zu 209,32). 218,26 Die Herzoginn ist wohl.] Herzogin Louise konnte nach ihrer Entbindung am 18. Juli bereits an der Taufe ihrer Tochter Caroline Louise am 21. Juli teilnehmen (vgl. zu 219,19–20), ebenso an der Festtafel am gleichen Tag, zu der auch Goethe geladen war (vgl. FB 1786, S. 182). 218,27 seine Sorgfalt] Der Weimarer Geheime Regierungsrat Ernst Carl Constantin von Schardt kurte gemeinsam mit seiner Schwester seit Anfang Juli 1786 in Karlsbad (vgl. zu 217,19). Mo¨glicherweise hatte er das Quartier fu¨r Goethe in Karlsbad besorgt (vgl. zu 211,30–31). 218,28 Confidenz] Hier: vertrauliche Mitteilung (von franz. confidence). 218,29 Thorheit Æ:::æ die sie begangen hat] In den Briefen vom 6. Juli und vom 9. und 10. Juli 1786 hatte Goethe Charlotte von Stein von Begegnungen mit ihrer Schwa¨gerin Sophie von Schardt berichtet (vgl. zu 210,3; zu 210,25). Im letztgenannten Brief war er auch erneut auf die Affa¨re um Johann August von Einsiedel und Amalie (Emilie) Christiane Philippine von Werthern-Beichlingen eingegangen (vgl. zu 211,2; zu 211,6–8). Sophie von Schardt war in deren Angelegenheiten involviert, weil sie eine Bu¨rgschaft u¨ber die Schulden der vermeintlich toten Emilie von Werthern-Beichlingen u¨bernommen hatte. Dies berichtet Adolf Scho¨ll, dem fu¨r die Erstausgabe der Briefe Goethes an Charlotte von Stein noch Anmerkungen und Hinweise des Sohnes Friedrich von Stein vorgelegen haben. Dort heißt es: „Sie [Sophie von Schardt] hatte sich bereden lassen, Schulden der vermeintlich todten Frau von Werther zur Bezahlung zu u¨bernehmen.“ (Scho¨ll, Goethe-Stein 3, 280.) 218,29 artig] Hier im Sinne von ,schicklich‘, ,auf geho¨rige Art‘ (vgl. GWb 1, 839). 218,30 auf dich gerechnet] In seinem Brief vom 27. September 1786 an Goethe schrieb Lavater: „Daß ich die Frau von Stein nicht sahe, war das einzige was mir auf meiner Reise mißlang.“ (Goethe-Lavater, 241.) 219,5 deine lieben Zeilen vom 16ten] Der Brief ist nicht u¨berliefert. Er war wahrscheinlich schon am 20. Juli in Weimar angekommen: „[20. July.] 3. [St.] ankomm‘.“ (P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12).
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BRIEF 354
219,6 Wir erwarten Steinen in einigen Tagen] Vgl. zu 218,26. 219,7 Ernstens Transportirung] Charlotte von Steins Sohn Ernst war schwer erkrankt (vgl. zu 198,3–4). Goethe hatte bei Planung des Badeaufenthaltes in Karlsbad vorgeschlagen, ihn mitzunehmen und dort behandeln zu lassen (vgl. zu 202,17). Weil er jedoch nicht transportfa¨hig schien, wurde er in Weimar in Pflege gegeben (vgl. zu 208,1). Nach neuerlichen Berichten Goethes u¨ber den sich verschlechternden Zustand Ernst von Steins (vgl. zu 209,21–22; zu 212,4) hatte Charlotte von Stein offensichtlich den urspru¨nglichen Plan Goethes wieder aufgegriffen und darum gebeten, dass in Weimar eine entsprechende Entscheidung getroffen werden sollte. 219,8 Starcke] Johann Christian Stark, Professor der Medizin in Jena, war von Goethe schon im Mai 1786 wegen der Erkrankung Ernst von Steins konsultiert worden und offensichtlich einer der behandelnden {rzte geblieben (vgl. zu 198,3–4). 219,9 Der andre Fus ist nicht aufgemacht worden] Ernst von Stein litt wahrscheinlich an Knochentuberkulose, die sich besonders an den Beinen bemerkbar machte. 219,11–12 so sehr ich vor sechs Wochen entschlossen und gewiß war] Vgl. zu 219,7. 219,13 Heute ist das Kind getauft worden.] Die Taufe der am 18. Juli 1786 geborenen Prinzessin Caroline Louise fand am Abend des 21. Juli in der Stadtkirche St. Peter und Paul statt (vgl. zu 219,19–20). 219,13–14 Herder hat scho¨n gesprochen.] Herder nahm als Generalsuperintendent und Oberhofprediger die Taufe der Prinzessin perso¨nlich vor. In seiner Taufpredigt betonte er in aufkla¨rerischer Weise die Einmaligkeit und Unzersto¨rbarkeit menschlicher Individualita¨t in ihrer Einbindung in ein allumfassendes go¨ttliches Prinzip (vgl. Rede bei der Taufe der Princessin Caroline Luise; in: Suphan 31, 552–556). 219,15 Franckenbergs] Vgl. zu 210,14. 219,15 Zigesar] Vgl. zu 210,14.
354. An Johann Christian Kestner y B E R L I E F E RU N G
Weimar, 21. Juli 1786 ! Hannover
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 3–4. – Doppelblatt 18,8(–19,1)6 28 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Herrn / Rath und Archivarius / Kestner / nach / Hannover / fr.; rotes Siegel mit Bildmotiv, wahrscheinlich: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; daneben Siegelreste; Bl. 2 Seitenrand
JULI 1786
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Mitte Papierausriss durch Siegelo¨ffnung und Siegelreste; Poststempel: „DE WEIMAR“. E: Goethe und Werther (1854), 270, Nr 129. WA IV 7 (1891), 251 f., Nr 2345. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kestners vom 16. Juli 1786 (vgl. 219,27). – Ein Antwortbrief Kestners ist nicht bekannt. 219,16 ein Antrag an Dr. Riedel] In einer Postsendeliste von 1786 ist der Brief Goethes an Ridel, datiert mit 12. Juli 1786 (Nr 350, 216,9), erst unter dem 24. Juli 1786 als verschickt verzeichnet: „1. [St.] a` Mr. Riedel. Go¨ttingen“ (P/KR Post [31. Juli] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen 1786; WA IV 7, 348). Zu dem Antrag an Ridel vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 350. 219,17 Erbprinzen] Der dreieinhalbja¨hrige Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach. 219,18 seiner Antwort] Goethe hatte Ridel gebeten, seine Antwort nach Karlsbad zu adressieren (vgl. zu 216,4–5), wohin er am 24. Juli 1786 abreiste. Seinem Brief an Herzog Carl August vom 2. September 1786 aus Karlsbad lag ein Brief Ridels bei (vgl. 243,1). Wahrscheinlich handelte es sich dabei um dessen Antwortbrief, der, beru¨cksichtigt man den Postweg, zwischen Ende Juli (vgl. zu 219,16) und etwa dem 26. August 1786 geschrieben worden sein muss. 219,19–20 von einer Prinzess entbunden Æ:::æ getauft wird.] Am 18. Juli 1786 hatte Herzogin Louise die Prinzessin Caroline Louise bei ihrer insgesamt fu¨nften Geburt wa¨hrend ihrer Ehe mit Carl August zur Welt gebracht: „Heute Abends nach 7 Uhr erfolgte zur allgemeinen Freude die Niederkunft Durch‘. Herzogin mit einer wohl- und gesunden Prinzeßin Æ:::æ“ (FB 1786, S. 179). Nach dem 1783 geborenen Erbprinzen Carl Friedrich war sie das zweite Kind, das u¨berlebte. Die Taufe fand am 21. Juli in der Stadtkirche St. Peter und Paul statt: „Heute Abend 7 Uhr war die Taufe der neu gebohrenen Prinzeßin Æ:::æ“ (ebd., S. 183). Sie wurde von Johann Gottfried Herder vorgenommen (vgl. zu 219,13–14). 219,20 Lavater war hier] Der Zu¨rcher Pfarrer Johann Caspar Lavater hielt sich vom 18. bis 20. Juli 1786 in Weimar auf und wohnte im Hause Goethes (vgl. zu 218,15). Er kam aus Go¨ttingen und Bremen, wo er Ende Juni/Anfang Juli als Ehrengast der St. Ansgari-Kirchgemeinde mit großer Begeisterung aufgenommen worden war (vgl. zu 216,17, zu 216,18–19). Goethes Beziehung zu Lavater hatte sich wegen dessen zunehmendem religio¨sem Fanatismus bereits erheblich abgeku¨hlt und wurde nach Lavaters Besuch von Goethe aufgegeben (vgl. zu 218,19–20). Lavaters Bewunderung fu¨r Goethe hielt noch la¨ngere Zeit an, bis es zum endgu¨ltigen Bruch durch Goethes perso¨nliche Polemik in den „Xenien“ kam, die er mit Schiller in dessen „Musen-Almanach fu¨r das Jahr 1797“ (Tu¨bingen)
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BRIEF 355
vero¨ffentlichte. In Hannover, dem Wohnort Kestners, wurden Lavaters „Physiognomische Fragmente“ (4 Bde, 1775–1779) in breiten Kreisen rezipiert, da sich Lavaters Jugendfreund, der auch mit Goethe bekannte Arzt und Schriftsteller Johann Georg Zimmermann, der seit 1768 in Hannover praktizierte, sehr fu¨r Lavaters Werke einsetzte (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 103). Zimmermann berichtete Lavater bereits in einem Brief vom 13. Dezember 1774, dass er in einer Gesellschaft, in der auch das Ehepaar Kestner anwesend gewesen sei, physiognomische Studien betrieben habe (vgl. ebd., 101 f.). Ob die Kestners in perso¨nlichem Kontakt zu Lavater standen, ist nicht bekannt. 219,20–21 guten Eindruck gemacht] Lavater resu¨mierte seinen Besuch in Weimar in einem Brief an Goethe vom 27. September 1786: „Die anderthalb Tage in Weymar vergeß’ ich so bald nicht. Æ:::æ Dank allem um dich her in meinem Namen, was mir in Weymar wohl machte, von der Herzogin Muter an bis auf deinen treu¨en Diener, dem ich noch etwas schuldig bin, besonders Herdern und Wielanden. Æ:::æ Den Jungen S t e i n ha¨tt’ ich beynahe, besonders zugru¨ssen vergessen. Æ:::æ Vergiß auch den ,wonnigen‘ M u s a¨ u s nicht zugru¨ssen Æ:::æ.“ (Goethe-Lavater, 240–242.) In Lavaters „Handbu¨chlein fu¨r liebe oder interessante Freunde“ sind unter dem 20. Juli 1786 verschiedene Weimarer Perso¨nlichkeiten eingetragen, u. a. Johann Karl August Musa¨us, Johann Joachim Bode, der Arzt Johann Christian Stark, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland (vgl. ebd., 323). Friedrich von Stein schrieb u¨ber seinen Eindruck von Lavater am 23. Juli 1786 an Charlotte von Lengefeld: „Vor allen Dingen muß ich Ihnen schreiben, daß Lavater hier gewesen ist. Ich hatte ihn mir gar nicht so gut vorgestellt, als er es ist; ich mo¨chte immer bei ihm sein, aber er ist leider nur einen Tag und einen halben Tag hier gewesen, und da bin ich seiner Sprache noch nicht gewohnt worden, denn er ist sehr schwer zu verstehen.“ (Charlotte von Schiller 1, 417.) Andere a¨ußerten sich kritisch u¨ber Lavater. Herder schrieb z. B. in einem Brief vom 4. Februar 1787 an Johann Georg Mu¨ller: „Der liebenswu¨rdige Lavater u. Menschenfa¨nger ist denn auch hier gewesen. Æ:::æ Seine Gegenwart blendet u. beta¨ubt; wenn er aber nur den Ru¨cken gekehrt hat, so sind einem die Augen helle u¨ber ihn. Æ:::æ Und daß er den Fu¨rsten so schmeichelt, das ist gar nicht fein, zumal da er ihre wahre Existenz ja gar nicht kennt. Æ:::æ machen Sie sich den Mann nie zum Vorbild, Sie sind nahe der Versuchung, widerstehn Sie ihr aber, u. werden doch nicht ein fro¨mmelnder Schwa¨tzer.“ (HB 5, 208 f.) Und Schiller berichtete an Ko¨rner u¨ber Wielands Eindruck von Lavater: „Wieland Æ:::æ hatte sich immer decisiv und scharf gegen Lavatern erkla¨rt. Lavater kam nach Weimar und bey Go¨then war Soupee wo er, Wieland, Herder, Bode und der Herzog beisammen waren. Da kriegte ihn Lavater so ganz weg, daß er ihm die Hand ku¨ßte als er in den Wagen stieg. Und jezt spricht Wieland wieder mit bittrer Verachtung von ihm – davon war ich selber Zeuge.“ (Schiller an Christian Gottfried Ko¨rner, 10. September 1787; NA 24, 154.)
JULI 1786
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219,22 in’s Carlsbad abreisen] Vgl. zu 218,22. Der Grund fu¨r die hinausgeschobene Abreise war die verzo¨gerte Niederkunft der Herzogin Louise (vgl. zu 219,19–20). 219,23–24 Lotten und die Eurigen] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte geb. Buff verheiratet. Die Kestners hatten nach dem Tod der Tochter Charlotte (geb. 1783) 1785 noch sechs Kinder (vgl. zu 8,16). Am 11. August 1786 kam der siebente Sohn, Hermann, auf die Welt. 219,27 Eures Schreibens vom 16 Jul.] Kestner hatte in seinem Bezugsbrief wahrscheinlich die gewu¨nschten Informationen u¨ber Johann Cornelius Rudolf Ridel mitgeteilt (vgl. zu 203,2). 355. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimar, zwischen 12. und 23. Juli 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
Dem vorliegenden Brief war Goethes Brief an Cornelius Johann Rudolf Ridel vom 12. Juli 1786 (Nr 350) beigeschlossen (vgl. zu 220,14), den Goethe am 24. Juli abschickte (vgl. zu 219,16). Der Brief an Herzog Carl August stammt also aus der Zeit zwischen dem 12. und 23. Juli 1786. y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 44. – 1 Bl. 20,4(–20,7) 628,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand von einem Doppelblatt abgeschnitten, am rechten Rand restauriert; Vs. oben Mitte von fremder Hd, Tinte: „Im Jahr 1786“. – Beischluss: nicht u¨berlieferter Brief Goethes an Emilie Gore (vgl. zu 220,16). E: Goethe-Carl August1 1 (1863), 53 f., Nr 26 (Datierung: August oder September 1786). WA IV 7 (1891), 248 f., Nr 2342. BEI LAG EN
1) Auszug (vgl. zu 220,1). 2) Brief an Cornelius Johann Rudolf Ridel, 12. Juli 1786 (vgl. zu 220,14). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 220,1 den verlangten Auszug] Wahrscheinlich handelte es sich um die von Carl Heinrich Gentzsch, dem fu¨r den Welschen Garten zusta¨ndigen Hofga¨rtner, erstellte Rechnung fu¨r das Johannisquartal (April bis Juni) 1786 (vgl. „Specification u¨ber den Fu¨rstl. Welschen Garten an Einnahme und Ausgabe auf das Quartal
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BRIEF 356
Johannes“, 30. Juni 1786; ThHStA, B 3537, Bl. 3–6; vgl. auch 220,9–10). Seit 1786 wurde der Welsche Garten im Rahmen der Umgestaltung des Parks an der Ilm neu angelegt. Hier wurde 1786 mit 1694 Talern eine ungewo¨hnlich hohe Summe investiert, u. a. fu¨r den Umbau des ehemaligen Gewa¨chshauses zum 1787 fertiggestellten Tempelherrenhaus und fu¨r die Anlage eines Wasserbassins (vgl. Einnahme- und Ausgabeetat fu¨r die Anlegung und Unterhaltung der fu¨rstlichen Parkanlagen; ThHStA, B 3537). Nicht ganz auszuschließen ist allerdings auch, dass die Abrechnungen sich auf Sanierungsarbeiten am ,Blauen Schloss‘ in Tannroda bezogen (vgl. zu 185,3; zu 185,4). 220,4 der Baukasse restituiren] Offensichtlich wurde nach Goethes Vorschlag verfahren, denn es liegt fu¨r 1786 sowohl eine Jahresrechnung des Bauschreibers Georg Christian Steffani u¨ber die zur Gestaltung der Parkanlagen abgegebenen Baumaterialien vor (vgl. ThHStA, B 3537, Bl. 2) als auch eine Gesamtrechnung der Kammer zu Weimar, die u¨ber die Barmittel sowie die zur Verfu¨gung gestellten Baumaterialien fu¨r die Fu¨rstliche Plantagenkasse Rechnung ablegt (vgl. ebd., Bl. 1). 220,5 der Bauschreiber] Als Bauschreiber in der Abteilung Herrschaftliches Bauwesen bei der Kammer des Weimarer Hofes fungierte 1786 Georg Christian Steffani. 220,9–10 Jentschen] Carl Heinrich Gentzsch, der seit 1785 das Amt eines Hofga¨rtners fu¨r die Weimarer Anlagen innehatte. Gentzsch war demnach fu¨r die hier zur Sprache kommenden Bauvorga¨nge verantwortlich, so dass angenommen werden kann, dass die damaligen Arbeiten am Welschen Garten im Weimarer Park an der Ilm gemeint sind (vgl. auch zu 98,26). 220,14 Brief an Dr Riedel] Goethe hatte den genannten Brief an Cornelius Johann Rudolf Ridel, in dem er ihm das Angebot einer Berufung zum Prinzenerzieher des dreieinhalbja¨hrigen Erbprinzen Carl Friedrich unterbreitete, am 12. Juli verfasst (Nr 350). Nun legte er sein Schreiben dem Herzogspaar zur yberpru¨fung vor. Nachdem der Brief offensichtlich gebilligt worden war, sandte Goethe ihn am 24. Juli 1786 ab (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 350]). 220,16 Brief an Miss Gore] Im Ma¨rz 1786 war Goethe ein Brief von Emilie Gore, der Tochter des englischen Kaufmanns und Kunstliebhabers Charles Gore, zugegangen (vgl. zu 180,1–2). Herzog Carl August hatte die 29-ja¨hrige Engla¨nderin im Sommer 1785 wa¨hrend seiner Kuraufenthalte in Spa oder in Pyrmont kennen gelernt und korrespondierte seitdem mit ihr (vgl. zu 74,27). Da Goethe den Herzog um Weiterbefo¨rderung seines Briefes bittet, ist dieser Antwortbrief wahrscheinlich ebenfalls dem Zeitraum zwischen dem 12. und 23. Juli 1786 zuzuordnen (vgl. EB 88).
JULI 1786
356. An Philipp Seidel
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Weimar, 23. Juli 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, Sign.: Koll. 8.3.68. – Doppelblatt 20,5627,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; die Zeilen An H‘. Commerzienrath (221,11) und 2. Kasten und (221,13) sind durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert und daneben als erledigt abgehakt (Seidels Hd?); die Zeilen Bu¨cher nach beyliegendem (221,14) und NB eins hat (221,15) sind am linken Seitenrand abgehakt (Seidels Hd?). E: Goethe-Seidel (1871), 331 f., Nr 1. WA IV 7 (1891), 252 f., Nr 2346. BEI LAG E
Ein Bu¨cherverzeichnis (vgl. zu 221,14). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Den aus einfachen Verha¨ltnissen stammenden Philipp Seidel (1755–1820) – er war der Sohn eines Frankfurter Handwerkers – kannte Goethe schon von Frankfurt her. Er war zeitweilig als Schreiber und Hauslehrer der Familie Goethe ta¨tig gewesen. Im November 1775 nahm ihn Goethe mit an seine neue Wirkungssta¨tte nach Weimar und bescha¨ftigte ihn als seinen Sekreta¨r und ersten Hausdiener. Seidel blieb bis Ende 1788 in Goethes Dienst. Er war seit November 1785 auch als Kammerkalkulator bei der herzoglichen Kammerkommission angestellt und wurde, nachdem er am 5. Januar 1789 geheiratet und einen eigenen Hausstand gegru¨ndet hatte, im Mai 1789 zum Rentsekreta¨r am Rentamt der herzoglichen Kammer befo¨rdert. – Fu¨r den Zeitraum von Anfang 1785 bis zum 3. September 1786 sind vier Briefe Goethes an Seidel u¨berliefert, die sa¨mtlich mit der Vorbereitung der Reise Goethes nach Italien in Zusammenhang stehen. Sie geho¨ren damit in den Kontext der 26 Briefe, die Goethe bis April 1788 aus Italien an Seidel schrieb. 28 dieser insgesamt 30 Briefe Goethes befinden sich in einem aus seidelschem Familienbesitz stammenden Konvolut der Pierpont Morgan Library in New York. Die Antwortbriefe Seidels sind nicht u¨berliefert. – Seidel war fu¨r Goethe seit dem Aufbruch nach Karlsbad am 24. Juli 1786 und wa¨hrend des sich anschließenden Italienaufenthalts die wichtigste Vertrauensperson in Weimar. Er war als Einziger in Goethes geheime Reisepla¨ne eingeweiht und fu¨hrte in Goethes Abwesenheit dessen Haus, besorgte die laufenden Gescha¨fte, hielt den Kontakt zu den verschiedenen Dienststellen am Hof sowie zu Freunden und Bekannten. Er verwaltete Goethes Finanzen, veranlasste die Geldu¨berweisungen und war der Bevollma¨chtigte fu¨r die Edition der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“, die im Verlag
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BRIEF 356
von Georg Joachim Go¨schen in Leipzig erschien. Die ersten Briefe vor dem eigentlichen Reiseantritt nach Italien enthielten bereits entsprechende Auftra¨ge und detaillierte Anweisungen. Mit der Ru¨ckkehr Goethes nach Weimar im April 1788 bricht die Korrespondenz zwischen beiden wieder ab, wie es vor Goethes Reise wenig Anlass fu¨r einen Briefwechsel gegeben hatte. 220,20 in meiner Abwesenheit] Goethe reiste am na¨chsten Tag, dem 24. Juli 1786, u¨ber Jena zu seinem nach 1785 zweiten Sommeraufenthalt nach Karlsbad. Nur Seidel besaß Kenntnis davon, dass Goethe im Anschluss eine la¨ngere Reise nach Italien und Rom plante, zu der er am 3. September aufbrechen sollte. Die Auftra¨ge (220,19) stellten eine Art legitimierter Handlungsanweisung fu¨r Seidel dar. Goethe hatte seine Amtskollegen und Mitarbeiter bewusst in dem Glauben gelassen, er kehre nach einer mehrwo¨chigen Badekur in seine Amtsgescha¨fte zuru¨ck. Diesen Eindruck wollte er so lange als mo¨glich gewahrt wissen. Noch am 2. September 1786 schrieb er an Herzog Carl August: Alle die mir m i t und u n t e r geordnet sind, oder sonst mit mir in Verha¨ltniß stehen, erwarten mich von Woche zu Woche, und es ist gut daß das also bleibe und ich auch abwesend, als ein immer erwarteter, wu¨rcke. (242,26–30.) 220,22 was die Kriegskommission angeht] Goethe leitete die herzogliche Kriegskommission seit Anfang Januar 1779. 220,23 Expedition] Abfertigung, Erledigung (von lat. expedire: fertig machen, bereit machen). 220,23–24 Geheimen Assistenzrath Schmidt] Johann Christoph Schmidt war 1784 zum Geheimen Assistenzrat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium ernannt worden. In dieser Funktion stand er nicht zuletzt dem Konsiliumsmitglied Goethe in seinen vielfa¨ltigen Aufgabenbereichen entlastend zur Seite (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 360). Schmidt u¨bernahm gewo¨hnlich bei la¨ngerer Abwesenheit Goethes die Fu¨hrung der Amtsgescha¨fte der Kriegskommission, so auch wa¨hrend Goethes Sommerreise nach Karlsbad 1786. In seinem Brief vom 2. September 1786 an Herzog Carl August bat Goethe darum, dafu¨r Sorge zu tragen, dass Schmidt das Ressort ganz u¨bernehme (vgl. 243,22–23). 220,24 Hochwohlg‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Hochwohlgeboren‘ (vgl. zu 196,4). 221,1 Ing‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Ingleichen‘. 221,1 den Weegebau betr‘] Die Leitung der Wegebaudirektion im Herzogtum hatte Goethe am 23. Februar 1779 u¨bernommen. 221,1–2 Kammerh‘. v. Hendrich] Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich, seit 1773 als Hofjunker in Weimar ansa¨ssig, war seit 1781 als Kammerrat in der herzoglichen Kammer ta¨tig und wurde 1784 zum Kammerherrn ernannt. Hendrich sollte die Amtsgescha¨fte im Wegebau-Ressort wa¨hrend Goethes Abwesenheit fu¨hren. 221,3 in Sachen das Bergwerk] Am 14. November 1777 hatte Goethe die Leitung sa¨mtlicher Bergwerksangelegenheiten im Herzogtum u¨bertragen bekommen.
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Unter seiner Fu¨hrung wurde der Kupfer- und Silberbergbau in Ilmenau wieder aufgenommen. Seit dem 8. April 1780 leitete Goethe auch offiziell die Bergwerkskommission des Herzogtums. 221,3 I‘. Steuerwesen] Mit der ybernahme des Vorsitzes in der so genannten Ilmenauer Steuerkommission war Goethe seit dem 6. Juli 1784 auch fu¨r die Reform des Steuerwesens im Amt Ilmenau verantwortlich. 221,3–4 Hofrath Voigts] Christian Gottlob Voigt, seit 1784 Hofrat; Goethe machte Voigt durch die Aufnahme in die Bergwerkskommission am 22. September 1783 und in die Ilmenauer Steuerdirektion am 30. Dezember 1785 zu einem seiner engsten Mitarbeiter. 221,4 Wohlg‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Wohlgeboren‘ (vgl. zu 24,19). 221,5 Frau Oberstallmeister von Stein] Charlotte von Stein, Frau des herzoglichen Oberstallmeisters Ernst Josias von Stein. Goethes enge Freundin war mit allen privaten Angelegenheiten des Dichters vertraut, wusste aber ebenfalls nichts von seinen Italienpla¨nen. 221,6 Gelder welche von Æ:::æ Go¨schen] Die Honorarzahlungen, die Goethe laut Vertragsvereinbarung mit dem Verleger Georg Joachim Go¨schen fu¨r die erste autorisierte Werkausgabe (Goethe’s Schriften. Erster – Achter Band. Leipzig 1787–1790) zu erwarten hatte. Der Vertrag war im Juli 1786 weitgehend ausverhandelt. Einen ersten Vertragsentwurf Goethes hatte Go¨schen unter Vorbehalt am 1. Juli 1786 unterzeichnet (vgl. QuZ 1, 200–202; Go¨schen an Goethe, 1. Juli 1786; ebd., 14–16). Die vereinbarte Honorarsumme von 2000 Talern, die sogar etwas u¨ber dem damaligen Jahresverdienst Goethes als Weimarer Hofbeamter von 1800 Talern lag (vgl. zu 61,18–19), war laut Originalvertrag „gegen das Manuscript, wie solches abgeliefert wird, theilweise zu bezahlen“ (H: GSA 30/297, Bl. 26; vgl. auch QuZ 1, 204). Die erste Ratenzahlung von 500 Talern erfolgte Anfang Oktober 1786 nach der ybergabe der Druckvorlagen fu¨r die Ba¨nde 1 und 2 (vgl. zu 234,18–19). 221,7 Kommerzienrath Paulsen] Johann Jacob Heinrich Paulsen, Kaufmann in Jena, war als herzoglicher Hofagent auch in Finanzangelegenheiten fu¨r den Weimarer Hof ta¨tig. Seit 1776 trug er den Titel Kommerzienrat und hatte seit 1783 das Amt des ersten Bu¨rgermeisters in Jena inne. Goethe hatte ihn fu¨r die Abwicklung der notwendigen Finanztransaktionen von und nach Italien vorgesehen. 221,9 Wenn er selbst Geld braucht] Seidel erhielt 1786 als feste Bezu¨ge 26 Taler und 12 Groschen im Quartal (vgl. GR/RB 1786, 3, Bl. 30; GR/RB 1786, 4, Bl. 42; GR/RB 1786, 5, Bl. 52). Hier sind vor allem unvorhergesehene Ausgaben gemeint. 221,9–10 Kammermeister Lo¨schner] Johann Christian Ludwig Lo¨schner war als Kammermeister in der herzoglichen Kammer angestellt, deren Leitung Goethe de facto seit dem 11. Juni 1782 innehatte. 221,11–12 Rechnung H‘. Joh. Philipp Mo¨ller] Erster Anweisungsauftrag
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BRIEF 357
fu¨r die Geldsendungen nach Italien u¨ber 200 Reichstaler. Seidel zahlte bereits am 25. Juli 1786 32 Stu¨ck Carolin zu je 6 1/2 Reichstalern (Weimarisch) an Paulsen (vgl. GR/RB 1786, 6, Bl. 58). Goethe trat am 3. September 1786 seine Reise nach Italien unter dem Pseudonym Johann Philipp Mo¨ller aus Leipzig an und griff auf das Geld das erste Mal am 14. Oktober in Venedig mit einem Wechsel auf das Bankhaus der Gebru¨der Bethmann in Frankfurt a. M. u¨ber 167 Livres 14 Sous franzo¨sischer Wa¨hrung zuru¨ck (knapp 7 Louis neufs oder Carolin) – gerade so viel, dass ihm fu¨r die in der folgenden Nacht angetretene zweiwo¨chige Weiterreise nach Rom ta¨glich 1 Dukat (Zecchino, im Wert eines halben Louis neuf) zur Verfu¨gung stand (vgl. GR/Separat 1786-1788, Bl. 9–10). 221,13 2. Kasten und 1 Packet] Die Ka¨sten und das Paket waren fu¨r Charlotte von Stein bestimmt (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 8. und 9. Dezember 1786; WA IV 8, 79). Goethe wa¨hlte diese Form der vorla¨ufigen Deponierung, da Charlotte von Stein noch nichts u¨ber seine Reisepla¨ne fu¨r Italien erfahren sollte, er ihr aber fu¨r den Fall seines Todes die in den Ka¨sten verwahrten Schriftstu¨cke zukommen lassen wollte (vgl. ebd.). Seidel ließ sie am 8. August weisungsgema¨ß auf das herzogliche Geheime Archiv bringen (vgl. GR/RB 1786, 6, Bl. 58). Zu den Ka¨sten sind Inhaltsverzeichnisse u¨berliefert, die den privat-intimen Charakter des Aufbewahrten deutlich werden lassen: No II
Privatbriefe von 73–85 incl. Verschieden Gedichte von mancher‘. Verfassern. Abgethane Gescha¨fft und sonst Varia. Calender mit dem Tagebuche von 76– Einige Krafftiana. Plessigs Correspondenz Freymaurer Schrifften. No I.
2 Briefe von 8 Abschriffte meiner Wercke. Tagebuch und anmerckungen. Correspondenz von 85. Mineralogie Oryktologie Botanik Infusionsthire (Zeile egh. mit Bleistift gestr.) Osteologia comparativa
(H: GSA 25/XXVII,L,1. – Doppelblatt 20,5[–21]633,6[–34] cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte und Bleistift; vgl. auch WA IV 7 [1891], 335). 221,14 Bu¨cher nach beyliegendem Verzeichniß] Ein solches Verzeichnis ist nicht u¨berliefert. Wahrscheinlich handelte es sich um naturwissenschaftliche Bu¨cher, die sich Goethe im Juni 1786 aus der Universita¨tsbibliothek Go¨ttingen ausgeliehen
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hatte. Ein entsprechendes Ersuchen war von Johann Gottfried Herder am 13. Juni an den Philologieprofessor und Bibliothekar Christian Gottlob Heyne nach Go¨ttingen weitergeleitet worden: „Æ:::æ verzeihen Sie meine ku¨hne, ku¨hne Bitte, daß ich Sie mit einem andern bettelnden Zettel beschwere. Vielleicht sind einige Stu¨cke da, Æ:::æ sie sind Æ:::æ fu¨r G o e t h e . Er ist in seiner Naturforschung der freieste, gru¨ndlichste, reinste Geist, den ich als Beobachter kennen gelernt habe Æ:::æ“ (HB 5, 179). Ein Paket mit Bu¨chern war bereits am 17. Juli 1786 von Weimar aus an Heyne abgegangen (vgl. P/HS Post [29. Dezember] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 62). 221,15 eins hat Waiz] Vermutlich ein Anatomiebuch, das Goethe fu¨r Johann Christian Wilhelm Waitz in Weimar bestellt hatte, der seit 1784 anatomische Zeichnungen fu¨r Goethe anfertigte (vgl. zu 40,8–9). 357. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Jena, 24. Juli 1786 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 45, Bl. 51. – Doppelblatt 16,6(–16,8)621,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: Serenissimo.; unter der Adresse rotes Siegel mit Bildmotiv: Wappen (Krone mit umkra¨nzender Raute), u¨ber der Adresse Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; an den Seitenra¨ndern und am Siegelausriss restauriert. E: Goethe-Carl August1 1 (1863), 53, Nr 25. WA IV 7 (1891), 253 f., Nr 2347. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 221,19 um ein Lebe wohl gebracht] Am Vormittag des 24. Juli 1786 fuhr Goethe nach Jena, um von dort am na¨chsten Morgen seine Reise zum Kuraufenthalt in Karlsbad anzutreten. Carl Ludwig von Knebels Tagebuchaufzeichnungen vom 24. Juli 1786 beginnen mit dem Eintrag: „Go¨the hier.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 24.) Eigentlich hatte Herzog Carl August Goethe bis Jena begleiten wollen, wurde daran aber durch die Abreise seines Großonkels, des Herzogs Ludwig Ernst von Braunschweig, und die Ankunft eines Kammerherren von Buchwald gehindert: „Heute fru¨h um 1/2 6 Uhr gingen Durch‘. Herzog Ludewig von Braunschweig wiederum von hier nacher Eisenach zuru¨ck; Æ:::æ Es liesen sich anheute melden H‘. Kammerherr und H‘. Kammerj. von Buchwald in Da¨nischen Diensten Æ:::æ“ (FB 1786, S. 186). 221,20 als der Husar ankam] Offenbar u¨berbrachte der Husar einen Brief Carl Augusts (vgl. die folgende Erla¨uterung).
540
BRIEF 358
221,21 mit einem freundlichen Worte] In einem Brief an Knebel vom 24. Juli entschuldigte der Herzog sein Ausbleiben in Jena und verabschiedete sich gleichzeitig auf diesem Weg mit einem Gruß von Goethe: „Den heutigen Tag hatte ich bestimmt dir meinen Dank fu¨r deinen Brief mu¨nd‘. abzustatten, ich wollte Go¨then nach Jena begleiten; gestern Abend aber langte ein Cammerherr Buchwald aus Da¨nemark an, welchen ich vor Zeiten in Deßau sah; diesem zu Ehren muß ich hier bleiben. Von Go¨then habe ich gar nicht Abschied genommen; ich begleitete diesen Morgen den Herzog von Braunschweig u. kam 1/4 Stunde nach Go¨the’s Abfahrt an; richte du ihm doch meinen Abschiedsgruß aus.“ (Abschrift: GSA 68/ 842, Bl. 27; vgl. auch Briefe des Herzogs, 62). – Wie aus der Formulierung Goethes abzuleiten ist, hatte er den Herzog zu diesem Zeitpunkt zumindest schon so weit in seine Reiseabsichten eingeweiht, dass dieser wusste, Goethe plane u¨ber den Karlsbad-Aufenthalt hinaus noch eine gro¨ßere Reise, wozu er von seinem Dienstherrn die Zustimmung fu¨r einen la¨ngeren Urlaub beno¨tigte. Sein Reiseziel Italien hatte er allerdings offenbar noch nicht zu erkennen gegeben. 221,24 wohl verlassen habe] Am 18. Juli 1786 hatte Herzogin Louise ihre Tochter Caroline Louise geboren. Noch in seinem einzigen Brief an die Herzogin aus Italien vom 12. bis 23. Dezember 1786 erinnerte sich Goethe an seine Abschiedsbegegnung mit der Herzogin: Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn in dem ich das Glu¨ck hatte mich Ew. Durch‘ vor meiner Abreise zu empfehlen, unaussprechlich die Gewalt die ich anwenden mußte mein weiteres Vorhaben zu verschweigen. (WA IV 8, 98.) 221,26 allerley Ma¨ngel Æ:::æ und allerley Lu¨cken] Wohl absichtsvoll vage {ußerung zum Zweck der bevorstehenden Reise. Goethe hatte den Herzog bis zu diesem Zeitpunkt nur sehr allgemein u¨ber seine tatsa¨chlichen Reiseabsichten in Kenntnis gesetzt (vgl. zu 221,21). Erst in seinem Brief vom 2. September 1786 (Nr 375), nach weiteren Gespra¨chen mit dem Herzog in Karlsbad und unmittelbar vor seinem Aufbruch nach Italien, konnte Goethe dem Herzog offener u¨ber seine Reisepla¨ne schreiben (vgl. zu 242,1–2; zu 242,13). 222,1 Die Witterung] Nachdem der Juli 1786 weitgehend tru¨b und verregnet gewesen war (vgl. Knebel, Tgb. [1.–21. Juli] 1786, Bl. 21–24) und noch am Samstag, dem 22. Juli, „Regen u. schlecht Wetter Æ:::æ“ vorgeherrscht hatten, kam es ab Sonntag, dem 23. Juli, zu einer Wetterbesserung. Knebel vermerkt in seinem Tagebuch: „Heitert sich auf.“ Unter dem 24. Juli heißt es: „angenehm u. warm.“ (Ebd., Bl. 24.)
AUGUST 1786
541
358. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆWeimar oder Karlsbad, zwischen 29. August 1783 und 13. August 1786æ ! ÆWeimar oder Karlsbadæ DAT I ERUNG
Mit der Wiederanna¨herung Goethes an Herder nach seinem Geburtstag am 28. August 1783 (vgl. Goethe an Lavater, Ende Dezember 1783; WA IV 6, 232) gab es immer wieder Einladungen an das Ehepaar Herder zu gemeinsamen Abenden mit Charlotte von Stein. Das Zusammentreffen, von dem im vorliegenden Brief die Rede ist (vgl. 222,8), kann bis zu Charlotte von Steins Abreise aus Karlsbad am 14. August 1786 stattgefunden haben, denn auch Herders hielten sich bis dahin in dem Kurort auf. Da sich u¨ber den Inhalt des erwa¨hnten Traums (222,7) und die abendliche Lesung nichts Zuverla¨ssiges ermitteln la¨sst, gibt es keinen Anhaltspunkt fu¨r eine genauere Datierung. Auch der Spott u¨ber Lavater (vgl. zu 222,5) bietet kein Indiz. – Der Versuch Georg Hartmanns, den vorliegenden Brief mit der Entstehungsgeschichte der Gedichte „Zueignung“ und „Die Geheimnisse“ in Verbindung zu bringen und damit etwa auf die Zeit von Juni, Juli oder Anfang August 1784 zu datieren, kann nicht u¨berzeugen, da seine Argumentationskette auf ungesicherten Grundannahmen beruht (vgl. Georg Hartmann: Ein Goethe-Brief. Fu¨r Friedrich Hiebel zum 70. Geburtstag. In: Das Goetheaneum. Wochenschrift fu¨r Anthroposophie. 52. Jg. Nr 6. 11. Februar 1973, S. 42–45). y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – 1 Bl., 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs.(?) Adresse, Tinte: Frau Gen. Sup. Herder. (Angaben nach Faksimile.) – Faksimile: Bu¨cher. Autographen. Karl & Faber. Auktionskatalog 116. Mu¨nchen 1969, S. 23, Nr 79. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 83 f., Nr 40 (nach einer Abschrift). WA IV 7 (1891), 258, Nr 2351 (nach einer Abschrift im Nachlass Friedrich von Mu¨ller [GSA 68/753]). Textgrundlage: Faksimile. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 222,5 sein phosphorescirendes Dintenfaß] yber Goethes Kritik an Johann Caspar Lavaters enthusiastisch u¨bersteigertem und oft manieristischem Stil vgl. auch zu 114,21. Zum deutlich verschlechterten Verha¨ltnis Goethes zu Lavater insgesamt vgl. zu 219,20; zu 218,19–20. 222,6–7 Fu¨rtrefflichkeit eines Traums] Vgl. Datierung. 222,8 Fr. v Stein] Charlotte von Stein.
542
BRIEFE 359/360
359. An Carl Ludwig von Knebel
ÆKarlsbadæ, 13. August 1786 ! Æ Jenaæ
y B E R L I E F E RU N G
H: Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 " . 521, Bl. 84. – 1 Bl. 12,7(–12,9)619,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. yberlieferung zu Nr 4). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 75, Nr 70. WA IV 8 (1890), 1, Nr 2490. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Knebels vom 3. August 1786 (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 26). – Der Antwortbrief vom 28. August 1786 (vgl. Knebel, Tgb. 1786, Bl. 29) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 222,13 wird Frau von Stein weit besser erza¨hlen] Charlotte von Stein verließ Karlsbad am 14. August 1786. Sie traf am 16. August in Jena ein und u¨berbrachte Knebel den vorliegenden Brief: „Um 3 Uhr Nachmittags Frau v. Stein aus dem Carlsbad wieder. Brief von Go¨the.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 27.) 222,14–15 eine Zeitlang der freyen Lufft und Welt geniessen] Anspielung auf Goethes Plan zu seiner italienischen Reise, zu der er am 3. September 1786 von Karlsbad aus aufbrach. Knebel war nicht eingeweiht. 222,17–18 in Schneeberg an zu fahren] Anfahren: In der Bergmannssprache ,in ein Bergwerk einfahren‘ (vgl. GWb 1, 520). – Der Zutritt zu den Schneeberger Zechen war wegen des dort betriebenen Kobaltabbaus Fremden verboten. Deshalb hatte Goethe die Bergwerke 1785 auf der Ru¨ckreise von Karlsbad nicht besichtigen ko¨nnen (vgl. zu 84,10–11). Diesmal hatte er u¨ber den kursa¨chsischen Bergmeister Adolph Beyer am 21. Juli einen Antrag des Bergamtes Schneeberg an das zusta¨ndige Geheime Finanzkollegium in Dresden zur „Befahrung einiger Zechen dasiger Refiere“ stellen lassen. Der Antrag wurde am 31. Juli 1786 genehmigt. (Woldemar von Biedermann: Goethe’s Beziehungen zum sa¨chsischen Erzgebirge und Erzgebirgern. Leipzig 1862, S. 32.) Am 14. August reiste Goethe zusammen mit der nach Weimar zuru¨ckkehrenden Charlotte von Stein nach Schneeberg, blieb dort bis zum Morgen des 17. August (vgl. zu 226,12) und fuhr in mehrere Zechen ein, woru¨ber er verschiedene Berichte anfertigte (vgl. LA II 7, 167–173). 222,19 die Kobolde in ihrem eigensten Hause] Anspielung auf den Kobaltbergbau in den Schneeberger Zechen. Die Bezeichnung ,Kobalt‘ leitet sich aus dem mittelalterlichen Sprachgebrauch der Bergleute her, die das fu¨r sie urspru¨nglich unbrauchbare Erz, das etwa bei der Kupfer- oder Silbergewinnung anfiel, nach den Haus-, Berg- und Erdgeistern des Volksglaubens, den Kobolden, benannten (vgl.
AUGUST 1786
543
Adelung 2, 1675 f.). Damit war die Vorstellung verbunden, die Kobolde ha¨tten dieses Gestein in schlechtes Erz verzaubert. 222,21 keinen Stein] Goethe pflegte sonst auf allen seinen Reisen Steine und Mineralien zu sammeln oder zu erwerben. Auch auf seiner ersten Reise nach Karlsbad im Sommer 1785, die er zusammen mit Knebel angetreten hatte, war die mineralogische Sammlerta¨tigkeit ein Hauptbeta¨tigungsfeld gewesen (vgl. zu 84,16). 222,22 Opalen] Wahrscheinlich ist hier eine spezifische Unterart der vielfarbigen Opalschmucksteine gemeint, der so genannte Kieselsinter, ein geschichteter weißer oder gelblicher Stein, der sich als Ablagerung an heißen Quellen bildet. In Goethes mineralogischer „Karlsbader Sammlung 1785/86“ sind keine Opale enthalten (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 222–224). 222,23 H‘. v. Racknitz und Pr. Titius] Joseph Friedrich von Racknitz war Kammerherr am kursa¨chsischen Hof in Dresden. Goethe scha¨tzte besonders seine mineralogischen Kenntnisse. Racknitz trat auch selbst mit Schriften zur Mineralogie hervor: „Briefe u¨ber das Carlsbad und die Naturprodukte der dortigen Gegend“ (Dresden, Leipzig 1788); „Schreiben an einen Freund u¨ber den Basalt“ (Dresden 1790). In seiner Abhandlung „Zur Kenntnis der bo¨hmischen Gebirge“ erinnerte sich Goethe noch 1807 an die Begegnung mit Racknitz 1786 in Karlsbad: Vor geraumen Jahren verweilte ich einen glu¨cklichen Sommer an der heißen Heilquelle, in Gesellschaft des edlen, fu¨r Kunst und Wissenschaft immer ta¨tigen von Racknitz, an dessen Freundschaft und Umgang ich der vergnu¨glichsten Belehrung genoß. Er hatte schon bedeutende Kenntnisse des Mineralreichs aus der ersten Hand empfangen, Æ:::æ In freier Luft, bei jedem Spaziergang Æ:::æ war Stoff und Gelegenheit zu Beobachtung, Betrachtung, Urteil und Meinung; die Gegensta¨nde blieben fest, die Ansichten bewegten sich aufs mannichfaltigste. (LA I 8, 27.) – Carl Heinrich Titius, Professor fu¨r Medizin und seit 1778 Direktor des Mineralien- und Naturalienkabinetts in Dresden, hatte sich u. a. mit Arbeiten zur Geologie und Osteologie einen Namen gemacht.
360. An Johann Christoph Schmidt y B E R L I E F E RU N G
Karlsbad, 13. August 1786 ! ÆWeimaræ
H: GM Du¨sseldorf, Slg Kippenberg, Sign.: K. K. 34. – 1 Bl. 19,5627,1 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Bei Goethe zu Gaste (1900), zwischen S. 358 und 359. E: Bei Goethe zu Gaste (1900), 358 f. WA IV 30 (1905), 39 f., Nr 2492a.
544 ERL{UTERUNGEN
BRIEF 361
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der in seiner Jugend auch gelegentlich als Dichter hervorgetretene Weimarer Kaufmannssohn und Jurist Johann Christoph Schmidt (1727–1807) hatte bereits eine fast 20-ja¨hrige Beamtenlaufbahn im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach hinter sich, als Goethe Ende 1775 nach Weimar kam. Nach langja¨hriger Ta¨tigkeit als Geheimer Referendar in der Geheimen Kanzlei des Herzogtums stieg er 1784 zum Geheimen Assistenzrat des Geheimen Consiliums in Weimar auf. Besonders wegen seiner organisatorischen und fiskalischen Fa¨higkeiten erreichte er mit der Ernennung zum Geheimen Rat und zum Kammerpra¨sidenten im April 1788 die ho¨chste Stufe einer Beamtenkarriere im Herzogtum. Goethe scha¨tzte Schmidt als loyalen und fachkundigen Kollegen in allen Verwaltungsangelegenheiten und unterhielt spa¨ter auch privat Beziehungen zu ihm. – Der vorliegende Brief ist der erste u¨berlieferte Brief Goethes an Schmidt und der einzige aus dem Zeitraum 1785/86 bis zur Italienreise Goethes. Daru¨ber hinaus sind nur zwei weitere Briefe aus den Jahren 1789 (WA IV 9, 140, Nr 2767) und 1790 (WA IV 9, 228, Nr 2838) und insgesamt nur drei Gegenbriefe Schmidts von 1795 (vgl. RA 1, 429, Nr 1444), 1796 (vgl. RA 2, 154, Nr 503) und 1801 (vgl. RA 3, 314, Nr 1137) u¨berliefert. In ihnen werden vorrangig dienstliche Belange verhandelt. Vermutlich ist der Briefwechsel wesentlich umfangreicher gewesen. 223,3 Ew Hochwohlgeb‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Eurer Hochwohlgeboren‘ (vgl. zu 79,22). 223,7 Die Ankunft Serenissimi Æ:::æ u¨berrascht] Serenissimi: Genitiv von Serenissimus (zur Begriffsbedeutung vgl. zu 24,1); gemeint ist Herzog Carl August. – Carl August war am 1. August nach Karlsbad aufgebrochen: „Heute Nach-Mittag um 4 Uhr reiseten Durch‘. Herzog Æ:::æ auf einige Wochen ins Carlsbad.“ (FB 1786, S. 193.) Am 4. August traf er dort ein (vgl. zu 227,11). yberraschend war die Reise, weil sie kurz nach der Geburt der Prinzessin Caroline Louise am 18. Juli stattfand. Urspru¨nglich hatte das Herzogspaar einen gemeinsamen Sommeraufenthalt in Eisenach geplant (vgl. zu 209,3–5). 223,10 der abnehmenden Gesellschafft] Im August endete die Hauptsaison in Karlsbad. Etwa ab Mitte des Monats reisten die meisten Kurga¨ste wieder ab. 223,12 sich selbst wohl amu¨sirt] An Charlotte von Stein berichtet Goethe im Brief vom 22. und 23. August 1786: Der Herzog ist lustig und thut der Gesellschafft wohl; wa¨re er nicht manchmal roh gegen die Frauen, er wa¨re ganz unbezahlbar. (227,11–13.) Und noch in seinen Aufzeichnungen der „Italia¨nischen Reise“ erinnert sich Goethe anla¨ßlich einer Begegnung mit der Gra¨fin Lanthieri, die sich ebenfalls in Karlsbad aufgehalten hatte, daran, wie der heitere Humor unseres theuren Fu¨rsten Æ:::æ die lustigen Scenen Æ:::æ, die witzigen Neckereien und Mystificationen (IR II, 27. Mai 1787; WA I 31, 250) die Badegesellschaft unterhalten hatten.
AUGUST 1786
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223,13 Prinzess Mariane von Sachsen] Die Kurfu¨rstin Maria Amalia Augusta von Sachsen kam inkognito als ,Gra¨fin von Barby‘ und so genannte ,Prinzessin‘ am 18. August 1786 zur Kur nach Karlsbad (vgl. zu 226,23). 223,14 eine Exkursion nach Schneeberg] yber Goethes Aufenthalt in Schneeberg vom 14. bis 16. August 1786 vgl. zu 222,17–18. 223,15–16 Koboldgruben] Vgl. zu 222,17–18. 223,22 gendigter] Schreibversehen fu¨r ,geendigter‘. 223,22–23 um Verla¨ngrung meines Urlaubs bitten] Mit diesem Hinweis wollte Goethe den H‘. Collega (223,21) darauf vorbereiten, dass er – der bisher geheim gehaltenen Italienreise wegen – la¨nger abwesend sein werde. Herzog Carl August war von Goethe schon vor der Abreise nach Karlsbad am 24. Juli, wenngleich vage, u¨ber die Reisepla¨ne informiert worden, hatte dem Vorhaben zugestimmt und den notwendigen Diensturlaub gewa¨hrt: Ich dancke Ihnen daß Sie mich noch mit einem freundlichen Worte beurlauben wollen. Behalten Sie mich lieb, Æ:::æ und Leben selbst gesund und froh. (221,20–25.) 361. An Philipp Seidel
Karlsbad, 13. August 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, Sign.: Koll. 8.3.68. – Doppelblatt 19628 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; die Zeilen das Geld ausgezahlt? (224,9), Bitte H‘. Prof. (224,10), Der Steg u¨ber (224,15) und Auf innliegendes Schreiben (224,26) sind durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert und daneben als erledigt abgehakt (Seidels Hd?); die Zeile Wenn eine Partitur (224,12) ist durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert (Seidels Hd?). E: Goethe-Seidel (1871), 332 f., Nr 2. WA IV 8 (1890), 2 f., Nr 2491. BEI LAG E
Schreiben (vgl. zu 224,26). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Seidels wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 9. August 1786 (vgl. zu 224,2). – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 25. August 1786 (vgl. zu 231,12) ist nicht u¨berliefert. 224,1 die Auszu¨ge] Vermutlich Auszu¨ge Seidels aus einem Brief oder mehreren Briefen, die seit dem 25. Juli in Weimar angekommen waren; nicht u¨berliefert.
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BRIEF 361
224,1 Naturhistorischen Brief] Gemeint ist eine Abhandlung Seidels mit naturhistorischen Betrachtungen oder ein Bericht u¨ber Seidels naturhistorische Studien; nicht u¨berliefert. 224,1–2 das letzte Packet] Daru¨ber konnte nichts ermittelt werden. 224,2 Durch H‘. v. Imhof erhalten] Carl von Imhoff, der Schwager Charlotte von Steins, war am 11. August in Karlsbad eingetroffen: „Ihro Gnaden Herr Baron von Imhoff, Major auser Diensten, von Weimar, Log‘. Bey der scho¨nen Ko¨nigin auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 263.) Vermutlich u¨berbrachte er auch einen Brief von Seidel. 224,3–4 Ausfu¨hrung meines Plans] Der noch immer streng verheimlichte Plan einer mehrmonatigen Reise nach Italien (vgl. zu 220,20). 224,4 Gegen Ende des Monats] Die Abreise verzo¨gerte sich nicht zuletzt wegen neu aufgetretener Schwierigkeiten bei der Umarbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ fu¨r die Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ bei Go¨schen bis zum 3. September 1786 (vgl. Datierung zu Nr 368). 224,5 W.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Weimar‘. 224,6 das letzte von Briefen oder Auszu¨gen] Seidel hatte den Auftrag, die in Goethes Abwesenheit einlaufende Korrespondenz zu o¨ffnen und entweder daru¨ber zu informieren oder sie nachzuschicken (vgl. 220,20–21). 224,7 bis du von mir ho¨rst] Goethe schrieb seinen ersten Italienbrief an Seidel am 18. September aus Verona (WA IV 8, 29, Nr 2511). Aber erst in seinem Brief vom 4. November aus seinem Zielort Rom teilte Goethe Seidel seine dortige Adresse mit und forderte ihn zur Wiederaufnahme der Korrespondenz auf (vgl. WA IV 8, 42). 224,7–8 schreibe ich dir noch die Nahmen Æ:::æ aufsuchen mu¨sste] Ein solches Schreiben Goethes ist nicht u¨berliefert. 224,9 Hast du Paulsen das Geld ausgezahlt?] Johann Jacob Heinrich Paulsen, Kaufmann in Jena; u¨ber ihn liefen die Geldu¨berweisungen nach Italien. Seidel hatte nach Goethes Abreise 200 Reichstaler an Paulsen gezahlt (vgl. zu 221,11–12). 224,10–11 Bitte H‘. Prof. So¨mmring Æ:::æ wieder zuru¨ckschicke.] Goethe hatte sich bei dem Mainzer Anatomieprofessor Samuel Thomas Soemmerring Tierscha¨delpra¨parate ausgeliehen (vgl. zu 6,21–22). Bei der Ru¨cksendung war Soemmerring versehentlich der Teil eines Ochsenscha¨dels statt eines Kamelscha¨dels geschickt worden (vgl. 214,23–24). 224,12 Partitur, L a g r o t t a d i Tr o f o n i o ] Goethe erwartete die Partitur der neuesten Salieri-Oper „La gro`tta di Trofonio“ (1784), die Carl Borroma¨us von Harrach aus Wien zuschicken sollte (vgl. zu 245,3). 224,13 schicke sie gleich an Kaysern] Im Brief vom 3. September 1786 aus Karlsbad an den Komponisten Philipp Christoph Kayser in Zu¨rich, der gerade an der Vertonung von Goethes Singspiellibretto „Scherz, List und Rache“ zu einer Buffa-Oper arbeitete, ku¨ndigte Goethe die baldige Zusendung der Partitur an (vgl. zu 245,3–4).
AUGUST 1786
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224,13–14 seinen Vater] Johann Mattha¨us Kayser war Organist an der Katharinenkirche in Frankfurt a. M. Eine entsprechende Postsendung Seidels an ihn la¨sst sich weder fu¨r 1786 noch fu¨r 1787 nachweisen. In der Portoliste des Herzoglich Sa¨chsischen Postamtes vom 30. Juni 1787 sind lediglich zwei Sendungen nach Frankfurt ohne weitere Spezifikation fu¨r den 19. Ma¨rz sowie fu¨r den 9. Mai 1787 verzeichnet (vgl. P/HS Post 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 17). 224,15 Steg u¨ber die Mu¨hllache] Im Zusammenhang mit der Flussregulierung der Saale nach dem Hochwasser 1785 hatte Goethe den Bau eines Bru¨ckenstegs u¨ber die Lache bei der Rasenmu¨hle in Jena bei dem Jenenser Zimmermann Johann Friedrich Henschel in Auftrag gegeben (vgl. Rechnung Henschels vom 23. September 1786, in: „Sa¨mmtliche Quittungen und Papiere welche sich auf die von Serenissimo zur Wiederherstellung der Wasserscha¨digung zu Jena, aus der Fu¨rstl‘. Kriegscassa bewilligten 4000 r‘. beziehen“; GSA 30/103, Bl. 9). Der Bru¨ckenbau war wahrscheinlich notwendig geworden, weil nach dem fu¨r die Flussbettverlegung erforderlichen Saaledurchstich von 1783 an der Rasenmu¨hle neue Anschwemmungen immer wieder den Flusslauf vera¨nderten (vgl. zu 189,3). 224,18 Deine Mu¨nzschrifft] Seidel arbeitete seit 1786 an einer historisch-systematischen Abhandlung u¨ber das Geld- und Mu¨nzwesen, woru¨ber er Goethe wahrscheinlich im Bezugsbrief berichtet hatte. Das Manuskript Seidels hat sich im GSA Weimar erhalten (H: GSA 30/365; vgl. dazu auch Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin, Weimar 1965, S. 68). 224,22–23 anders von Linne´ dencken] In Bezug auf das Werk des fu¨hrenden Botanikers des 18. Jahrhunderts, des Schweden Carl von Linne´. Goethe hatte sich seit Herbst 1785 intensiv mit Linne´s Schriften auseinandergesetzt und insbesondere versucht, sich Linne´s System zur Klassifizierung der Arten und Gattungen in der Natur anzueignen (vgl. zu 120,10–11). In dem Naturhistorischen Brief (224,1), den Seidel an Goethe gesandt hatte, war dieser wahrscheinlich auch auf Linne´sche Theoreme eingegangen. 224,26 innliegendes Schreiben] Nicht u¨berliefert. Vermutlich ein Brief, den Goethe in Karlsbad erhalten hatte. 224,29 schreibe auch von Fritzen] Philipp Seidel betreute in Abwesenheit Goethes den damals 13-ja¨hrigen Sohn Charlotte von Steins, der seit Mai 1783 in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan lebte. Im November oder Anfang Dezember 1786 nahm ihn die Mutter wieder zu sich, nachdem klar geworden war, dass Goethe fu¨r la¨ngere Zeit in Italien bleiben wu¨rde (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 29. und 30. Dezember 1786; WA IV 8, 106 f.).
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362. An Friedrich von Stein
BRIEFE 362/363
Karlsbad, 13. August 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 31, Nr 4. WA IV 8 (1890), 3, Nr 2492 (nach E). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 17. oder 18. August 1786 (vgl. zu 225,8) ist nicht u¨berliefert. 225,2 in meiner Stube] Friedrich von Stein lebte seit Ende Mai 1783 mit in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan. Wahrscheinlich bewohnte er eines der Ga¨ste- oder Dienerzimmer im Mansardengeschoss. Vor Goethes Abreise nach Karlsbad durfte er in den von Goethe bewohnten Bereich des Hauses umziehen (vgl. zu 209,23). 225,4 Das Wasser schla¨gt mir recht gut an] Goethe unterzog sich einer Trinkund Badekur. Die Karlsbader Heilquellen sind bis zu 73 Grad Celsius heiße alkalische Glaubersalzquellen. Goethe bevorzugte wa¨hrend seiner Aufenthalte in Karlsbad den so genannten Sprudel, auch als Hygieiaquelle bezeichnet (vgl. Matouschek, 78 f.). 225,5 ich begleite sie morgen bis Schneeberg] Charlotte von Stein trat ihre Ru¨ckreise nach Weimar demnach am 14. August 1786 an; das kursa¨chsische Schneeberg an der Nordseite des Erzgebirges lag auf der Reiseroute. Goethe begleitete sie bis dorthin. Charlotte von Stein reiste wahrscheinlich am 15. August allein weiter. Sie erreichte am Nachmittag des 16. August 1786 Jena, anschließend Weimar (vgl. zu 226,1). Sie u¨berbrachte ihrem Sohn wahrscheinlich den vorliegenden Brief. 225,6 die Bergwerke besehen] In Schneeberg wurde urspru¨nglich Silber, seit Mitte des 16. Jahrhunderts Kobalt und Wismut abgebaut. Goethe blieb bis zum 17. August 1786 in Schneeberg und besuchte dort Bergwerke (vgl. zu 222,17–18). 225,7 scho¨ne Steine] Auch von seiner ersten Kurreise nach Karlsbad im Sommer 1785 hatte Goethe Friedrich von Stein fu¨r dessen mineralogisches Kabinett Steine mitgebracht (vgl. zu 72,17). 225,8 Deinen Vater und Ernsten] Ernst Josias von Stein und dessen Sohn Ernst, der schwer krank war. 225,8 Mit der Freitagspost] Goethe plante zu diesem Zeitpunkt seine Abreise aus Karlsbad fu¨r den 28. August 1786 (vgl. „Reise-Tagebuch erstes Stu¨ck. von Carlsbad auf den Brenner in Tyrol. 1786.“; GT I, 1, 164). Die Postlaufzeit von Briefen zwischen Weimar und Karlsbad betrug im Regelfall drei bis vier Tage, konnte durchaus aber auch la¨nger dauern (vgl. zu 210,10). Posttage in Weimar
AUGUST 1786
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fu¨r direkte Sendungen nach Eger in Bo¨hmen, nahe Karlsbad, waren Dienstag und Freitag (vgl. Post-Bericht, Bl. 19). Am 27. August 1786 dankte Goethe fu¨r einen Brief Friedrich von Steins, den er wahrscheinlich ebenso wie einen Brief Charlotte von Steins am 25. August 1786 in Karlsbad erhalten hatte, der aber schon am 18. August abgeschickt worden war (vgl. 228,23–24). Beide Briefe sind nicht u¨berliefert. 363. An Charlotte von Stein
Schneeberg, 16. August 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 113. – 1 Bl. 13,1618,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „92“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 90), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 282 f. WA IV 8 (1890), 4, Nr 2493. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 225,13 fu¨r meine Geliebte einen Brief in Schneeberg] Goethe hatte Charlotte von Stein am 14. August 1786 auf ihrer Heimreise nach Weimar von Karlsbad bis ins kursa¨chsische Schneeberg am Nordrand des Westerzgebirges begleitet (vgl. zu 225,5). Er blieb noch bis zum Morgen des 17. August, um die dortigen Bergwerke besichtigen zu ko¨nnen (vgl. zu 222,17–18). Charlotte von Stein fuhr vermutlich am Morgen des 15. August weiter nach Weimar (vgl. zu 226,1). 225,14 fru¨her erhalten] Die Post zwischen Weimar und Karlsbad lief mindestens drei bis vier Tage, oft sogar la¨nger (vgl. zu 210,10). 225,15 viel interessantes] Goethe bezieht sich auf die Bergwerksbesichtigungen in Schneeberg. 225,16 meinem Vorsatze] Wahrscheinlich hatte Goethe nur zwei Tage fu¨r die Besichtigung der Schneeberger Zechen eingeplant, um noch vor der fu¨r Ende August geplanten Abreise nach Italien die Druckmanuskripte fu¨r die ersten vier Ba¨nde seiner „Schriften“ fertigstellen zu ko¨nnen (vgl. zu 232,23). 225,18 deinen Ring] Charlotte von Stein hatte Goethe im Juni 1780 als Zeichen ihrer Verbundenheit einen Ring mit ihren Initialen „C. v. S.“ geschenkt: Ihren Ring erhielt ich gestern und dancke Ihnen fu¨r das scho¨ne Zeichen. (Brief an Charlotte von Stein, 14. Juni 1780; WA IV 4, 235.) 225,21 ohne Chymie nicht einen Schritt weiter] Mit der Chemie hatte sich Goethe bisher nicht systematisch bescha¨ftigt.
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BRIEF 364
225,22 Beyseite gelegt] Seit Fru¨hjahr 1785 stand die Bescha¨ftigung mit der Botanik immer mehr im Zentrum von Goethes naturwissenschaftlichen Interessen (vgl. zu 211,20). 226,1 Du bist nun zu Hause] Charlotte von Stein kam, wie von Goethe vermutet, am Nachmittag des 16. August in Jena an: „Um 3. Uhr Nachmittags Frau v. Stein aus dem Karlsbad wieder.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 27.) Noch am selben Tag fuhr sie weiter nach Weimar. 226,2–3 den Felsen von Neideck] Der Turmfels von Neudeck (tschech. Nejdek), ein zwischen 15 und 20 m hoch aufragender Granitfelsvorsprung (auch ,Fu¨rstennase‘ genannt) mit dem so genannten ,Schwarzen Turm‘ auf seinem Plateau, liegt mitten in der bo¨hmischen Kleinstadt Neudeck im Su¨derzgebirge 15 km nordwestlich von Karlsbad. Goethe und Charlotte von Stein hatten ihn auf ihrer Fahrt nach Schneeberg am 14. August 1786 gesehen. Goethe fertigte trotz starken Regens am 17. August auf der Ru¨ckfahrt nach Karlsbad eine Bleistiftskizze an und machte daraus eine Tuschzeichnung, die er am 20. August 1786 an Charlotte von Stein schickte (vgl. zu 226,14–16). 226,3 u¨blen Humor] Hier noch in der Wortbedeutung von ,Stimmung‘, ,Laune‘ (vgl. Grimm 4.2, 1095 f.); die Wendung wahrscheinlich in Anlehnung an den franzo¨sischen Sprachgebrauch: eˆtre de mauvaise humeur. 226,5–6 eh ich von Carlsbad gehe schreib ich dir] Aus der Formulierung scheint hervorzugehen, dass Charlotte von Stein u¨ber eine weitere Reise Goethes im Anschluss an den Aufenthalt in Karlsbad informiert war. Dass er fu¨r mindestens ein halbes Jahr nach Italien gehen wollte, wusste sie allerdings nicht. Mit Bezug auf den Brief vom 22. und 23. August (Nr 365) schrieb sie am 30. August an Carl Ludwig von Knebel: „Den 23ten hab ich einen Brief vom Goethe, wo er mir schreibt er werde noch 8 tage in Carlsbad bleiben, als denn dunckel und unbekant eine Weile in Wa¨lder und Berge herumziehen so daß er unter sechs Wochen nicht hier seyn wird.“ (H: GSA 54/274,1, Bl. 68; vgl. auch Petersen, Goethe-Stein 1, 543.) Goethe schrieb Charlotte von Stein bis zu seiner Abreise nach Italien am 3. September noch sechs Mal, am 20., 22. und 23., 27. und am 30. August sowie am 1. und am 2. September (Nr 364, 365, 366, 367, 369 und 376). 364. An Charlotte von Stein DAT I ERUNG
ÆKarlsbadæ, 20. August Æ1786æ ! ÆWeimaræ
Der Brief ist unter seinem Schreibdatum in das Konvolut der Briefe Goethes an Charlotte von Stein von 1786 eingeordnet. Das fehlende Jahr in der Datumsangabe ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes (vgl. zu 226,12) sowie aus dem genannten Wochentag Sonntags d‘. 20. fru¨h (226,10).
AUGUST 1786
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 114. – 1 Bl. 18,6(–19)623,8 (–24,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „93“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 91), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 283. WA IV 8 (1890), 5, Nr 2494. BEI LAG E
Zeichnung (226,18; vgl. zu 226,14–16). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 226,12 Von Schneeberg] Goethe hatte Charlotte von Stein am 14. August 1786 von Karlsbad aus auf ihrer Heimreise bis nach Schneeberg begleitet. Er blieb dort bis zum Morgen des 17. August und reiste wieder nach Karlsbad zuru¨ck (vgl. zu 225,13). 226,14–16 den Turnfels Æ:::æ gezeichnet] Gemeint ist der Turmfels von Neudeck, den zu zeichnen Goethe sich schon auf der Hinreise nach Schneeberg vorgenommen hatte (vgl. zu 226,2–3). Goethe fertigte unterwegs eine Bleistiftskizze an, die er in Karlsbad zu einer Tuschzeichnung ausarbeitete und dem vorliegenden Brief beilegte (KSW, Direktion Museen, GNM, Inv.-Nr: GGz/1130; vgl. auch Corpus I, 100, Nr 284; Abbildung in Fra¨nkel, Goethe-Stein2 2, nach S. 168). 226,17–18 ein Rief durch die Zeichnung] Etwa im unteren Drittel von Goethes Zeichnung verla¨uft eine Falzspur quer u¨ber das ganze Blatt, die durch das Knicken fu¨r die Versendung in Goethes Brief verursacht wurde. 226,19 sollen mehr folgen] Am 27. August 1786 schickte Goethe Charlotte von Stein eine weitere Zeichnung mit Karlsbader Motiven (vgl. zu 228,14–15). 226,20 das kleine] Goethe hatte das genannte Portefeuille vermutlich von Charlotte von Stein fu¨r seine Reise geliehen bekommen (vgl. 201,18–19). 226,21 Die Freude Æ:::æ mit dir zu seyn] Goethe und Charlotte von Stein waren vom 27. oder 28. Juli bis zum 14. August 1786 gemeinsam in Karlsbad gewesen und hatten sich am 15. August in Schneeberg getrennt. Sie sahen sich erst knapp zwei Jahre spa¨ter wieder, als Goethe am 18. Juni 1788 von seiner Italienreise nach Weimar zuru¨ckkehrte. 226,22 du erha¨lst noch bald Briefe von mir] Goethe schrieb Charlotte von Stein bis zu seiner Abreise nach Italien am 3. September 1786 noch fu¨nf Mal, am 22. und 23., am 27. und am 30. August sowie am 1. und am 2. September (Nr 365, 366, 367, 369 und 376). 226,23 Die Prinzess ist angekommen] Gemeint ist die Kurfu¨rstin von Sachsen, Maria Amalia Augusta. Sie war am 18. August 1786 inkognito unter dem
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BRIEF 365
Namen ,Gra¨fin von Barby‘ in Karlsbad eingetroffen: „Hochgra¨f‘. Gnaden Gra¨fin von Barby log‘. im Mu¨llerischen Hause auf dem Markte.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 272.) Sie wurde in Karlsbad ,die Prinzessin‘ genannt. 226,23–24 Obermarsch. Studnitz von Gotha] Hans Adam von Studnitz, Oberhofmarschall am Hof des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg, hielt sich seit dem 17. August in Karlsbad auf: „Ihro Excell. der Herzog‘. Sachsen gothaische OberMarschall Herr von Studnitz Log‘. im Steinernen Hauß auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 270.) 226,25 Mit Werthern geth’s vorwa¨rts.] ,Geth’s‘ ist ein Schreibversehen Goethes. – Gemeint ist die yberarbeitung von Goethes Erstlingsroman „Die Leiden des jungen Werthers“ von 1774 fu¨r den Neudruck in der geplanten Gesamtausgabe „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen. Der Roman sollte in Band 1 der Ausgabe erscheinen. Goethe hatte spa¨testens Ende Juni 1786 mit der yberarbeitung begonnen (vgl. zu 209,10). In Karlsbad wurde sie unter beratender Mitarbeit Herders fortgesetzt und beendet (vgl. zu 236,3–4). Als Vorlage diente Goethe ein Druckexemplar der 3. Auflage der so genannten Himburgischen Ausgabe, „J. W. Goethens Schriften. Erster Band“ (Berlin 1779, S. 3– 220), die wiederum auf die leicht variierte so genannte „Zweyte a¨chte Auflage“ des Erstdrucks von 1775 in der Weygandschen Buchhandlung in Leipzig zuru¨ckgeht. Goethe hatte den Schreiber Christian Georg Carl Vogel eine Abschrift davon anfertigen lassen, die mit seinen angebrachten Korrekturen zur Druckvorlage fu¨r die Neuedition wurde.
365. An Charlotte von Stein
Karlsbad, 22. und 23. August 1786 ! Weimar
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 115. – Doppelblatt 18,7(–18,9)6 23,7 cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Frau / Oberstallmeister von Stein / nach / Weimar / fr. Erfurt / fr Eger; oben rechts von fremder Hd, Tinte: „87.“; unter der Adresse rote Siegelreste; Poststempel: „V. CARLSBAD“; Bl. 2 am a¨ußeren Seitenrand beschnitten durch Siegelo¨ffnung. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1786, Nr 92), weiter vgl. yberlieferung zu Nr 1. E: Scho¨ll, Goethe-Stein 3 (1851), 284–288. WA IV 8 (1890), 6 f., Nr 2495. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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227,2–3 mein schweerstes Pensum] Gemeint ist die yberarbeitung von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (vgl. die folgende Erla¨uterung; vgl. auch zu 226,25). 227,3–4 Die Erza¨hlung Æ:::æ ist vera¨ndert] Die augenfa¨lligsten, nicht nur stilistischen, sondern auch kompositorischen und motivisch-inhaltlichen Vera¨nderungen nahm Goethe im Abschnitt „Der Herausgeber an den Leser“ im 2. Teil des Romans vor, insbesondere in dessen erstem Teil bis zur Lesung Werthers aus seiner ybersetzung der Gesa¨nge Ossians (vgl. Die Leiden des jungen Werthers. Zweyte a¨chte Auflage. Leipzig 1775, S. 176–192 und Goethe’s Schriften. Bd 1. Leipzig 1787, S. 232–269). Die Bearbeitung ist auch dokumentiert bei Gra¨f 1.2, 554–556 und in WA I 19, 327–336. 227,4–5 weis nichts] Schreibversehen; vermutlich sollte es heißen: ,weis niemand‘ oder ,weis man nichts‘. 227,5 Herder hat sie noch nicht gesehn] Johann Gottfried Herder, der sich seit dem 5. August 1786 ebenfalls in Karlsbad aufhielt, war Goethes engster Berater bei den yberarbeitungen der Texte fu¨r den Neudruck in der Gesamtausgabe „Schriften“ (vgl. zu 210,20–21). Von Italien aus setzte Goethe den Freund als Bevollma¨chtigten fu¨r die Abwicklung der Drucklegung seiner Werkausgabe gegenu¨ber dem Verleger Go¨schen ein (vgl. Brief an Herder, 18. September 1786; WA IV 8, 25). 227,6 meinem Geburtstag] Am 28. August 1786 wurde Goethe 37 Jahre alt. 227,7 erleb ich diesen Tag nicht hier] Goethe blieb noch bis zum Morgen des 3. September in Karlsbad. Er machte den Termin seiner Abreise von der Fertigstellung der Druckmanuskripte fu¨r die ersten vier Ba¨nde seiner Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ abha¨ngig. Bis zum Tag vor seiner Abreise arbeitete er daran, ohne freilich alles abschließen zu ko¨nnen (vgl. zu 232,23; zu 244,11). Charlotte von Stein war immer noch nicht daru¨ber informiert, dass Goethe eine la¨ngere Italienreise plante. 227,8 das alles gedruckt] Die ersten vier Ba¨nde von „Goethe’s Schriften“ erschienen zur Leipziger Ostermesse Ende April 1787 und in den Wochen danach bis zum Juli, die folgenden vier Ba¨nde in den Jahren 1788 bis 1790 (vgl. Deneke, Schriften bei Go¨schen, 9). Charlotte von Stein erhielt ein Exemplar, gebunden in Saffianleder, und wurde auch mit der Verteilung der Freiexemplare betraut (vgl. Goethe an Herder, 17. Februar 1787; WA IV 8, 188). 227,10 Die Prinzess] Die Kurfu¨rstin Maria Amalia Augusta von Sachsen (vgl. zu 226,23). 227,11 Der Herzog ist lustig] ,Lustig‘ hier im Sinne von ,munter‘, ,fro¨hlich‘, ,anregend‘ (vgl. Grimm 6, 1340). – Herzog Carl August hielt sich seit dem 4. August in Karlsbad auf: „Hoch Fu¨rst‘. Durchlaucht, der Herr Herr Herzog zu Sachsen Weimar Æ:::æ Log‘. bey der scho¨nen Ko¨nigin auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 248.) Dass er sich selbst wohl amu¨sirt (223,12), hatte
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BRIEF 365
Goethe schon am 13. August an Johann Christoph Schmidt berichtet (vgl. auch zu 223,12). 227,14 Ich lese alle Abende vor] Goethe schreibt daru¨ber in der „Italia¨nischen Reise“: Ich hatte nach Karlsbad meine sa¨mmtlichen Schriften mitgenommen, um die von Go¨schen zu besorgende Ausgabe schließlich zusammen zu stellen. Æ:::æ Da ich nun diese Dinge sa¨mmtlich mit mir fu¨hrte, so gehorchte ich gern den Anforderungen der Karlsbader geistreichen Gesellschaft und las ihr alles vor, was bisher unbekannt geblieben Æ:::æ (IR I, 8. September 1786; WA I 30, 24 f.). Außer den im Folgenden genannten Lesungen aus dem Lustspiel „Die Vo¨gel“ und aus „Iphigenie auf Tauris“ ist nichts Na¨heres zu einzelnen Terminen und den dabei vorgestellten Texten bekannt. Molly von Gra¨vemeyer berichtet allerdings, ihr sei mitgeteilt worden, dass Goethe im Sommer 1786 in Karlsbad aus „Doktor Faust“ gelesen habe (Molly von Gra¨vemeyer an Caroline von Beulwitz, 14. Oktober 1786; in: IV. Mittheilungen von Zeitgenossen u¨ber Goethe. GJb X [1889], 145). 227,14 ein recht scho¨nes Publikum] Gegen Ende August beendeten die meisten Kurga¨ste traditionell ihren Aufenthalt in Karlsbad. Zu denen, die noch anwesend waren, geho¨rten Herzog Carl August, der ihn begleitende Kammerjunker Johann Georg Lebrecht von Luck, die Hofdame der Herzogin Louise, Adalaide von Waldner, Caroline und Johann Gottfried Herder sowie Carl von Imhoff, ferner Christiane Gra¨fin und Hans Moritz Graf von Bru¨hl, Amalie von der Asseburg, Aloysia Gra¨fin von Lanthieri, Graf Carl von Harrach und die polnische Fu¨rstenfamilie Czartorijskiy. Mit allen hatte Goethe engen Kontakt. Herzog Carl August schrieb an seine Mutter Anna Amalia in einem Brief vom 20. August 1786 u¨ber den Kreis, der sich in Karlsbad zusammengefunden hatte: „Die Gesellschaft ist nun ganz enge, aber ausgesucht gut; wir leben alle wie eine Familie.“ (Carl August-Anna Amalia, 63.) 227,15 die Vo¨gel] Goethes Lustspiel „Die Vo¨gel“, das fu¨r Band 4 von „Goethe’s Schriften“ vorgesehen war (vgl. zu 206,12–13). 227,16 Iphigenien] Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“, das er in Karlsbad und Italien in eine neue Versfassung brachte. Weiter vgl. zu 227,29). 227,16–17 u¨bermorgen gehn Harrachs fort] Goethe hatte in Karlsbad den aus Wien stammenden Arzt Carl Borroma¨us Graf von Harrach zu Rohrau und Bruck, seit 1784 Regierungsrat in Prag, und dessen Frau Maria Josepha Eleonora sowie wahrscheinlich auch dessen Bruder, Reichshofrat Johann Nepomuk Ernst von Harrach, kennen gelernt. Letzterer hielt sich seit dem 1. August in Karlsbad auf (vgl. Kurliste Karlsbad 1786, Nr 241). 227,17 Graf Carl] Carl Borroma¨us Graf von Harrach war erst am 16. August 1786, nach Charlotte von Steins Abreise, in Karlsbad eingetroffen und wohnte im Haus zum „Weisen Lo¨wen auf dem Markt“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 267). 227,17 braves] Hier im Sinne von ,treu‘, ,verla¨sslich‘ (vgl. GWb 2, 869 f.).
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227,18–19 Imhof hat Æ:::æ Gra¨finn weniger glu¨cklich gemahlt] Charlotte von Steins Schwager Carl von Imhoff hielt sich seit dem 11. August 1786 in Karlsbad auf: „Ihro Gnaden Herr Baron von Imhoff Major auser Diensten, von Weimar, Log‘. bey der scho¨nen Ko¨nigin auf dem Markt.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 263.) Er dilettierte als Maler und Zeichner. Auch Herzog Carl August berichtete am 17. September 1786 an Carl Ludwig von Knebel: „Imhoff hat sich recht artig im Carlsbad betragen, u. gar scho¨n gemahlt; es hat ihm geglu¨ckt, eine Dame, u. einen Pohlnischen juden sprechend gleich zu mahlen.“ (H: GSA 54/ 249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 66.) Wer mit dem famosen Juden (227,18) gemeint war, ist nicht bekannt. Die scho¨ne Gra¨finn (227,18) war wahrscheinlich Aloysia Gra¨fin von Lanthieri aus Graz. Nicht ganz auszuschließen ist aber auch, dass Christiane Gra¨fin von Bru¨hl aus Seifersdorf bei Dresden gemeint ist, die auch die ,scho¨ne Tina‘ genannt wurde (vgl. zu 83,22). 227,19 den Felsen und Thurm] Goethe hatte seine Zeichnung „Fels von Neideck“ mit seinem letzten Brief vom 20. August 1786 an Charlotte von Stein geschickt (vgl. zu 226,14–16). Bei den u¨blichen Postlaufzeiten konnte diese Sendung am 22. August noch nicht in Weimar sein (vgl. zu 210,10). 227,21 sie kommen erst Freytags] Die Postankunftstage in Karlsbad fu¨r Sendungen aus Weimar waren offensichtlich Dienstag und Freitag. Wahrscheinlich bekam Goethe am Freitag, dem 25. August 1786, Charlotte von Steins Brief, der vom 17. oder 18. August stammte (vgl. zu 228,23–24). 227,21–22 Stein hat der Waldner na¨rrisch geschrieben.] Ernst Josias von Stein, Charlottes Ehemann, wurde nachgesagt, sich um eine Liaison mit der Hofdame von Herzogin Louise, Adelaide von Waldner, zu bemu¨hen. Diese hielt sich seit dem 5. August 1786 ebenfalls in Karlsbad auf und wohnte im gleichen Ga¨stehaus wie Goethe: „Ihro Gnaden Fra¨ulein von Walthner, Hofdame auß Weimar. Log‘. Bey 3. Rothen Roßen auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 251.) Der Brief von Ernst Josias von Stein ist nicht u¨berliefert. 227,23 Die arme Waldner leidet, die Herder ist auch nicht ganz recht] Einem Brief Herders an Herzog Carl August vom 8. September 1786 fu¨gte Caroline Herder u. a. den Satz an: „Der Sprudel u. die Geselligkeit erwa¨rmten endlich die Fußsohlen der Adelaide u. meine in Demuth zu nennende Wenigkeit Æ:::æ“ (HB 5, 186). Mo¨glicherweise wird damit auf Erka¨ltungen angespielt. 227,26 Herders] Das Ehepaar Johann Gottfried und Caroline Herder befand sich mit dem zehnja¨hrigen Sohn August seit dem 5. August 1786 ebenfalls in Karlsbad: „Der Hochwu¨rdige Herr General Superintendent Herder. Nebst Frauen Gemahlin, aus Weimar, log‘. in Steinernen Hauß auf der Wießen.“ (Kurliste Karlsbad 1786, Nr 253.) 227,28 Iphigenie gelesen] Dies hatte Goethe schon in seinem am 22. August geschriebenen Teil des vorliegenden Briefes angeku¨ndigt (vgl. 227,16). 227,28 sentirt] Sentieren: empfinden, wahrnehmen, beurteilen (von lat. sentire).
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227,29 in Verse geschnitten] Seit Mitte Juni 1786 arbeitete Goethe an einer neuen Versfassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ fu¨r die geplante Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Go¨schen (vgl. zu 204,10–11; zu 206,12– 13). Unter dem Einfluss Wielands sollte diese Umarbeitung wahrscheinlich in unregelma¨ßige jambische Kurzverse erfolgen (vgl. zu 229,22–23; zu 210,24). Offensichtlich war diese Neufassung bereits so weit gediehen, dass Goethe daraus vorlesen konnte (vgl. 227,16). 228,2 morgen fertig zu werden] Diese Zielstellung vermochte Goethe nicht einzuhalten. Unter Mitwirkung Herders arbeitete er noch bis zum 30. August an einer gu¨ltigen Endfassung (vgl. zu 229,12–13). Danach verwarf er diese Fassung jedoch wieder und entschied sich fu¨r la¨ngere Verse in fu¨nfhebigen Jamben (vgl. zu 229,21). Die gu¨ltige Fassung fu¨r den Druck in der Werkausgabe Goethes wurde erst im Januar 1787 fertiggestellt (vgl. Brief an Herder, 13. Januar 1787; WA IV 8, 123 f.). 228,3 noch eine Woche bleiben] Goethe hatte noch am Vortag die Hoffnung gea¨ußert, an seinem Geburtstag, dem 28. August, werde er Karlsbad bereits verlassen haben (vgl. zu 227,7). 228,5–6 Und dann Æ:::æ ohne Nahmen und Stand] Verdeckte Anspielung auf Goethes Plan der Italienreise, die er inkognito unter dem Namen Johann Philipp Mo¨ller, Maler aus Leipzig, antrat. Goethe versichert, dass Charlotte von Stein ihn stets im Geiste begleiten werde. Fu¨r sie war diese kryptische {ußerung kaum zu verstehen, da sie u¨ber Goethes Reisepla¨ne nur sehr vage informiert war (vgl. zu 226,5–6). 228,8 Freytags hoff ich einen Brief von dir.] Charlotte von Stein hatte Goethe vermutlich versprochen, gleich nach ihrer Ankunft in Weimar zu schreiben, und dies auch eingehalten. Ihr nicht u¨berlieferter, wahrscheinlich am 17. oder 18. August 1786 geschriebener Brief kam aber vermutlich erst am Freitag, dem 25. August, in Karlsbad an und nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wa¨re, spa¨testens bis zum 22. August (vgl. zu 228,23–24). 228,8 Fritzen] Friedrich von Stein. 228,9 Stein] Ernst Josias von Stein. 228,9 Ernst] Ernst von Stein. 228,9 die Imhof] Louise von Imhoff. 228,11 Der alte Ko¨nig soll todt seyn.] Der Ko¨nig von Preußen, Friedrich II., war am 17. August 1786 nach 46 Amtsjahren im Alter von 74 Jahren gestorben.
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366. An Charlotte von Stein
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ÆKarlsbadæ, 27. August 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, St. 3. – Doppelblatt 13,1618,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813–1816). E: Briefe aus Italien (1886), 2 f., Nr 3. WA IV 8 (1890), 8 f., Nr 2497. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 17. oder 18. August 1786 (vgl. zu 228,23–24). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 228,14 Wagnern] Johann Conrad Wagner, der Kammerdiener von Herzog Carl August. 228,14–15 den Umriß und die kleine Zeichnung] Welche Zeichnungen gemeint sind, konnte nicht ermittelt werden. Mo¨glicherweise handelt es sich um Goethes Bleistift- und Tuschzeichnung „Kapelle an der Tepelbru¨cke in Karlsbad“, die wahrscheinlich 1786 in Karlsbad entstanden ist (KSW, Direktion Museen, GNM, Inv.-Nr: GGz/2280; vgl. auch Corpus I, 100, Nr 285 und Abbildung in Gerhard Femmel: Die Goethezeichnungen aus Schloß Hirschhu¨gel bei Rudolstadt. Leipzig 1955, S. 27). 228,15 Mehr soll folgen] Wahrscheinlich meinte Goethe damit ein Ro¨llgen Zeichnungen (230,14), das Charlotte von Stein spa¨testens Ende September erhalten, aber niemanden auf der Welt zeigen sollte (230,14–15). yber diese Zeichnungen ist nichts Na¨heres bekannt. 228,16 meine vier Ba¨nde] Goethe arbeitete wa¨hrend seines Karlsbader Aufenthalts bis zum Vortag seiner Abreise am 3. September 1786 an den Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen (vgl. zu 244,11). Diese Druckvorlagen wurden bandweise in vier einzelne Pakete verpackt, vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel nach Weimar gebracht und Goethes Sekreta¨r Philipp Seidel zur Weiterleitung an den Verlag u¨bergeben (vgl. zu 232,23). 228,16–17 Morgen geht der Herzog u¨ber To¨plitz] Herzog Carl August, der sich seit dem 4. August in Karlsbad aufgehalten hatte (vgl. zu 227,11), reiste am Morgen des 28. August, ohne die Feier zu Goethes 37. Geburtstag abzuwarten, weiter ins bo¨hmische Thermalbad Teplitz (heute Teplice), 100 km nordo¨stlich von Karlsbad am Su¨drand des Osterzgebirges gelegen, und von da (wahrscheinlich u¨ber Prag und Dresden) zuru¨ck nach Weimar, wo er am 7. September 1786 eintraf.
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BRIEF 367
228,17–18 die Tour wird la¨nger] Nach dem Tod Friedrichs II. am 17. August 1786 erhoffte sich Carl August von dem neuen Ko¨nig, Friedrich Wilhelm II., eine weitere Sta¨rkung des 1785 geschlossenen Fu¨rstenbundes sowie eine Aufwertung seiner perso¨nlichen Rolle im Bu¨ndnis. Goethe sah dies weitaus skeptischer. Er vermutete offensichtlich, der Herzog wolle so schnell wie mo¨glich zu neuen Verhandlungen mit dem Thronfolger nach Berlin reisen. 228,19 vergnu¨gt] Hier im urspru¨nglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘, ,(einem Verlangen) Genu¨ge getan‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 228,20 noch acht Tage] Goethe reiste am 3. September von Karlsbad ab. Bis zum Vortag arbeitete er noch an den Druckvorlagen fu¨r die Ausgabe seiner „Schriften“. 228,21 an Iphigenien] Vgl. zu 228,2. 228,23–24 Deinen Brief Æ:::æ erhalten.] Nicht u¨berlieferter Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 17. oder 18. August 1786, den sie mit der am Freitag, dem 18. August, von Weimar abgehenden Post nach Karlsbad geschickt hatte (vgl. zu 225,8). Goethe hatte ihn wahrscheinlich erst mit der am 25. August in Karlsbad eintreffenden Post erhalten (vgl. zu 228,8). 228,24–25 Brauchen sie Ernsten den Magensafft?] ,Brauchen‘ hier im Sinne von ,bedu¨rfen‘, ,beno¨tigen‘ in Verbindung mit einem freien Dativ: Ernsten (vgl. GWb 2, 859). – Charlotte von Stein hatte in ihrem nicht u¨berlieferten Brief an Goethe offensichtlich u¨ber den Gesundheitszustand ihres schwer kranken Sohnes Ernst berichtet, um dessen Schicksal sich Goethe besonders in den letzten Wochen vor seiner Abreise nach Karlsbad gesorgt hatte (vgl. zu 198,3–4; zu 219,7). Anscheinend stand auch die Idee einer Magensaftuntersuchung oder -therapie wieder zur Debatte. Goethe hatte Charlotte von Stein Ende 1785 von Experimenten mit Magensaft berichtet, die der Jenenser Professor Justus Christian Loder vorgenommen hatte (vgl. zu 133,6–7). 228,25–26 ein Conseil mit Lodern] Conseil: Franz. Beratung. – Justus Christian Loder war seit 1778 Professor fu¨r Medizin, Anatomie und Chirurgie an der Universita¨t Jena. Vermutlich folgte Charlotte von Stein dem Rat nicht, denn schon am 31. August begab sie sich zu einem mehrwo¨chigen Aufenthalt auf ihr Landgut nach Kochberg. 228,26 Fritzen] Friedrich von Stein. 228,26 seinen Brief] Der nicht u¨berlieferte Brief Friedrich von Steins vom 17. oder 18. August 1786 war wahrscheinlich als Beischluss des Bezugsbriefes abgesandt worden (vgl. zu 228,23–24). 228,26–27 Eh ich Æ:::æ gehe schreib ich dir noch] Goethe schrieb Charlotte von Stein bis zu seiner Abreise nach Italien am 3. September 1786 noch drei Mal, am 30. August sowie am 1. und am 2. September (Nr 367, 369 und 376).
AUGUST 1786
367. An Charlotte von Stein
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ÆKarlsbadæ, 30. August Æ1786æ ! Weimar
DAT I ERUNG
Das fehlende Jahr ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes (vgl. zu 229,2–3; zu 229,12–13). y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, St. 4. – Doppelblatt 18,7622,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Frau / Oberstallmeister von Stein / nach / Weimar. / fr. Erfurt. / Eger; rote Siegelreste mit Bildmotiv: Bellerophon, Pegasus tra¨nkend; Bl. 2 am a¨ußeren Seitenrand Mitte rote Siegelreste und Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; im Text egh. Streichungen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813–1816). E: Briefe aus Italien (1886), 3 f., Nr 4. WA IV 8 (1890), 9 f., Nr 2498. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 229,2–3 d‘. 3ten S. Æ:::æ wegzugehn] Am fru¨hen Morgen des 3. September 1786, sonntags, brach Goethe in Richtung Italien auf: Fru¨h drei Uhr stahl ich mich aus Karlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen ha¨tte. Æ:::æ Ich warf mich, ganz allein, nur einen Mantelsack und Dachsranzen aufpackend, in eine Postchaise und gelangte halb acht Uhr nach Zwota, an einem scho¨nen stillen Nebelmorgen. (IR I, 3. September 1786; WA I 30, 5; vgl. auch Reise-Tagebuch erstes Stu¨ck, in: GT I.1, 161 und 164.) 229,3 Die u¨brige Gesellschafft bleibt] Unter den Weimarer Badega¨sten befanden sich das Ehepaar Herder und Adelaide von Waldner, die am 14. September 1786 wieder in Weimar eintrafen. Dies spricht fu¨r einen Abreisetermin am 11. September (vgl. zu 241,6). yber die weitere Gesellschaft vgl. zu 227,14. 229,5 meinen Geburtstag] Am Morgen des 28. August u¨berraschte der Karlsbader Gesellschaftskreis unter Fu¨hrung des Ehepaars Herder Goethe zum Fru¨hstu¨ck mit einer Gratulationscour. Einen detaillierten Bericht davon gab Johann Gottfried Herder in seinem Brief an Herzog Carl August vom 8. September 1786 (vgl. HB 5, 184 f.). Goethe selbst erinnerte sich in der „Italia¨nischen Reise“: Die Feier meines Geburtstages bestand hauptsa¨chlich darin, daß ich mehrere Gedichte erhielt, im Namen meiner unternommenen aber vernachla¨ssigten Arbeiten, worin sich jedes nach seiner Art u¨ber mein Verfahren beklagte. Darunter zeichnete sich ein Gedicht im Namen der Vo¨gel aus, wo eine an Treufreund gesendete Deputation dieser muntern Gescho¨pfe insta¨ndig bat, er mo¨chte doch das ihnen zugesagte Reich nunmehr auch
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BRIEF 368
gru¨nden und einrichten. (IR I, 8. September 1786 Abends; WA I 30, 25 f.) – Aus seinem Lustspiel „Die Vo¨gel“ hatte Goethe am 21. August vorgelesen (vgl. 227,15). 229,5 die Waldner] Adelaide von Waldner, Hofdame der Herzogin Louise; sie hielt sich seit dem 5. August in Karlsbad auf (vgl. zu 227,21–22). 229,7–8 Die Asseburg Æ:::æ recht artige Gratulation gemacht] Die Magdeburger Stiftsdame Amalie von der Asseburg geho¨rte zum engeren Kreis der Karlsbader Badega¨ste um Goethe. yber ihren Vortrag als sprechender Papagei auf Goethes Geburtstagsfeier in Anspielung auf dessen Lustspiel „Die Vo¨gel“ berichtete Herder in einem Brief an Herzog Carl August vom 8. September 1786: „Æ:::æ die Fra¨ulein Aßeburg u¨bernahm es, dem Papagei eine wohlgesetzte Rede in den Mund zu geben, wie sie sich fu¨r den Epops maximus zur Feier dieses Tages schickte.“ (HB 5, 184.) 229,10 Sonnabend] 2. September 1786. 229,12–13 An der Iphigenie ist viel gea¨ndert worden.] yber die Bearbeitung der „Iphigenie“ vgl. zu 227,29; zu 228,2. 229,13 Sie wird noch einmal abgeschrieben.] Die Abschrift von Goethes Schreiber Christian Georg Carl Vogel ist nicht u¨berliefert. 229,14 Die Waldner hat bessere Hoffnung.] yber eine Unpa¨sslichkeit Adelaide von Waldners hatte Goethe Charlotte von Stein schon in seinem Brief vom 22. und 23. August 1786 berichtet (vgl. zu 227,23). 229,15 Wann werd ich nun wieder von dir ho¨ren.] Charlotte von Stein antwortete Goethe, verbittert und verletzt u¨ber seine vor ihr verheimlichte Italienreise, erst mit einem nicht u¨berlieferten kleinen Zettelgen (WA IV 8, 79), das einem Brief von Goethes Sekreta¨r Philipp Seidel nach Rom aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 beilag und das Goethe am 9. Dezember 1786, also erst nach fast dreieinhalb Monaten, erhielt. 229,16–17 schreib ich dir noch einmal] Goethe schrieb Charlotte von Stein bis zu seiner Abreise nach Italien am 3. September 1786 noch zweimal, am 1. und am 2. September (Nr 369, 376). 229,17 Fritzen] Friedrich von Stein. 368. An Johann Gottfried Herder ÆKarlsbad, zwischen 30. August und 1. September 1786æ ! ÆKarlsbadæ DAT I ERUNG
Am 30. August 1786 berichtete Goethe Charlotte von Stein, dass er die in Karlsbad hergestellte Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ abschreiben lasse (vgl. 229,13). Aus dem vorliegenden Brief geht aber hervor, dass ihn die kurzen Zeilen (229,22–23) dieser Fassung nicht mehr zufriedenstellten und er bereits mit
AUGUST/SEPTEMBER 1786
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einer neuen Bearbeitung in langen Jamben (229,21) begonnen hatte. Fertigstellen konnte er diese Fassung vor dem Aufbruch nach Italien am 3. September 1786 jedoch nicht mehr. Am 6. September vermerkte Goethe in seinem Tagebuch: Noch eine bo¨se Arbeit steht mir bevor. Nach einer letzten Conferenz mit Herdern, mußt ich die Iphigenie mitnehmen und muß sie nun gelegentlich durchgehn und ihr wenigstens einige Tage widmen. (GT I.1, 171.) Diese Entscheidung teilte Goethe am 1. September Charlotte von Stein mit: Æ:::æ Iphigenien nehm ich noch auf die Reise mit. (230,22.) Der vorliegende Brief ist mithin zwischen dem 30. August und 1. September 1786 geschrieben worden. y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 16,7(–16,9)69,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am rechten Seitenrand Restaurierungsspuren; Text vollsta¨ndig egh. gestrichen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813– 1816). E: Briefe aus Italien (1886), 2, Nr 2. WA IV 8 (1890), 8, Nr 2496. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 229,20 Nach deinem Abschied] Herder hatte Goethe wahrscheinlich am Tag zuvor aufgesucht, um mit ihm die Umarbeitungen der „Iphigenie auf Tauris“ zu beraten. 229,20 Elecktra des S.] Das Trauerspiel „Elektra“ des Sophokles aus dem 5. Jh. v. Chr. Goethe besaß damals eine Ausgabe im griechischen Original und in lateinischer ybersetzung: Ai sot Rouojkeot| sqacxdiai rxfolemai epsa. Sophoclis tragoediae quae extant septem; cum versione latina. Additae sunt lectiones variantes; et notae viri doctissimi T. Johnson in quatuor tragoedias. 2 Bde. Glasgow 1745. (griech./lat.: Die sieben erhaltenen Trago¨dien des Sophokles. Des Sophokles Trago¨dien, von denen sieben erhalten sind; mit lateinischer ybersetzung. Hinzugefu¨gt sind unterschiedliche Lesungen und Anmerkungen des hochgelehrten T. Johnson zu vier Trago¨dien; vgl. Ruppert, 187, Nr 1337). „Electra“ findet sich im 1. Band (S. 115–225). Goethe kannte aber wahrscheinlich auch die neueste deutsche ybertragung von Georg Christoph Tobler: Sophokles, verdeutscht von G. C. Tobler. 2 Tle. Basel 1781. 229,21 Die langen Jamben ohne Abschnitt] Gemeint ist der sechshebige jambische Vers (jambischer Trimeter) der klassischen antiken Trago¨die, der durch Za¨suren an unterschiedlichen Stellen geteilt wird. v-v-v-v-v-v(Bsp.:) „So ho¨r es an denn, was ich ausgedacht zu tun.“
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BRIEF 369
(Elektra, Vers 947; ybersetzung von Karl Wilhelm Ferdinand Solger, in: Griechische Tragiker. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Wolf Hartmut Friedrich. Stuttgart, Zu¨rich, Salzburg 1958, S. 472.) 229,21–22 Wa¨lzen und Rollen des Periods] Durch die weitgehend regelma¨ßige Abfolge gleicher oder a¨hnlicher Langversstrukturen mit der Pause am Ende des Verses (Periode) entsteht ein gleichma¨ßig fortlaufender, fast monoton wirkender Rhythmus des Textes, der auch durch Enjambements nur bedingt aufgehoben wird. 229,22–23 die kurzen Zeilen der Iphigenie] Seit Mitte Juni 1786 hatte Goethe an einer Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ gearbeitet. Diese Fassung in ku¨rzeren jambischen Versen, die Ende August 1786 in Karlsbad fast fertiggestellt war, ist nicht u¨berliefert (vgl. zu 229,12–13). 229,24 die erste Scene umzua¨ndern] Goethes Schauspiel beginnt mit einem Monolog der Iphigenie: Heraus in eure Schatten, rege Wipfel / Des alten, heil’gen, dichtbelaubten Haines, / Wie in der Go¨ttinn stilles Heiligthum, / Tret’ ich noch jetzt mit schaudernden Gefu¨hl Æ:::æ (Goethe’s Schriften. Bd 3. Leipzig 1787, S. 3). Goethe wa¨hlte fu¨r seine Umarbeitung den Blankvers, fu¨nfhebige reimlose Jamben. 230,1–2 Ich will zu dir kommen!] Herder wohnte wa¨hrend seines KarlsbadAufenthaltes im so genannten „Steinernen Haus“ an der Hauptpromenade, der ,Wiese‘, unweit von Goethes Unterkunft im Ga¨stehaus „Drei rote Rosen“, ebenfalls an der ,Wiese‘ (vgl. zu 227,26).
369. An Charlotte von Stein
ÆKarlsbadæ, 1. September 1786 ! ÆWeimaræ
y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, St. 6. – 1 Bl. 18,6622,4 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Text vollsta¨ndig egh. gestrichen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813–1816). – Beischluss: Nr 370 (vgl. zu 230,16). E: Briefe aus Italien (1886), 4 f., Nr 5. WA IV 8 (1890), 10 f., Nr 2499. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 230,3 Nun noch ein Lebewohl von Carlsbad aus] Vor seiner Abreise nach Italien am 3. September 1786 schrieb Goethe noch einmal an Charlotte von Stein, am 2. September (vgl. Nr 376). 230,3 die Waldner] Adelaide von Waldner, Hofdame der Herzogin Louise; sie
SEPTEMBER 1786
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hielt sich seit dem 5. August in Karlsbad auf (vgl. zu 227,21–22) und reiste wahrscheinlich am 11. September wieder ab (vgl. zu 241,6). 230,5–6 unsre letzte Fahrt nach Schneeberg] Goethe hatte Charlotte auf ihrer Heimreise nach Weimar am 14. August bis nach Schneeberg begleitet (vgl. zu 225,13). 230,12–13 Einsamkeit der Welt Æ:::æ hinaus gehe] Goethe reiste allein nach Italien. Charlotte von Stein war u¨ber die Reise nicht na¨her informiert (vgl. zu 226,5–6). 230,14 ein Ro¨llgen Zeichnungen] An welche Zeichnungen Goethe dachte, warum sie vertraulich behandelt werden sollten und ob die angeku¨ndigte Sendung u¨berhaupt abgeschickt wurde, konnte nicht ermittelt werden. Mo¨glicherweise waren Zeichnungen von Goethes Karlsbad-Aufenthalt darunter (vgl. zu 228,15) oder die ersten Zeichnungen von seiner Reise nach Italien, die ihn bis Mitte September von Bo¨hmen und Franken u¨ber Bayern, Tirol und Norditalien nach Verona fu¨hren sollte. Im Brief vom 18. September ku¨ndigte Goethe der Freundin an, dass sie Mitte Oktober 1786 sein „Reise-Tagebuch“ mit Zeichnungen von der Reise erhalten werde (vgl. WA IV 8, 23). Charlotte von Stein erhielt diese Sendung aber erst Ende Dezember 1786 (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139). 230,15–16 wohin du mir schreiben kannst] Eine Mitteilung u¨ber seinen Aufenthaltsort, allerdings noch ohne eine dazugeho¨rige Postadresse, gab Goethe erst nach seiner Ankunft in Rom in einem Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November 1786, der um den 20. November in Weimar eintraf (vgl. WA IV 8, 37). Charlotte von Stein erhielt ihren ersten perso¨nlichen Brief aus Rom nicht vor dem 27. November 1786 (Brief an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47). 230,16 inliegendes] Brief Goethes an Friedrich von Stein, wahrscheinlich ebenfalls vom 1. September 1786 (vgl. Datierung zu Nr 370). 230,17 Ernsten] Ernst von Stein 230,17 Steinen] Ernst Josias von Stein. 230,17 die Schwester] Louise von Imhoff. 230,17–18 laß niemand mercken daß ich la¨nger aussenbleibe] Goethe hatte die Pla¨ne zu seiner Italienreise bisher geheim gehalten. Nur sein Sekreta¨r Philipp Seidel wusste davon. Charlotte von Stein war von Goethe nur vage wa¨hrend des gemeinsamen Karlsbad-Aufenthaltes u¨ber seine Reisepla¨ne informiert worden (vgl. zu 226,5–6). 230,21–22 Die vier ersten Ba¨nde Æ:::æ viele Mu¨he gemacht] Goethe arbeitete seit Anfang Juni an den Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde der Ausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen (vgl. zu 203,15; zu 203,18). Er wollte die Arbeit daran unbedingt noch vor seiner Abreise nach Italien abschließen (vgl. zu 228,16).
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BRIEFE 370/371
230,22 Iphigenien nehm ich Æ:::æ Reise mit] Goethe war mit der ersten metrischen Gestaltung seines Schauspiels in kurzen Zeilen (229,22–23) nicht zufrieden. Er hatte eine Fassung in Blankversen begonnen (weiter vgl. zu 229,12– 13; zu 229,24), an der er noch bis Anfang Januar 1787 in Rom arbeitete. 230,22–23 Herder hat Æ:::æ geholfen] Vgl. dazu Goethes Brief an Herder aus der Zeit zwischen dem 30. August und 1. September 1786 (Nr 368). 230,23–24 u¨ber das Ende Werthers ist die Sache auch entschieden] Zur Bearbeitung des Romans „Die Leiden des jungen Werthers“ vgl. zu 226,25; zu 227,3–4. 230,27–28 Du ho¨rst bald von mir] Goethe meinte hier offenbar einen ersten Brief von seiner bevorstehenden Reise. Diesen schrieb er am 18. September von Verona aus, ohne dabei aber seinen Aufenthaltsort und sein Reiseziel zu nennen (vgl. WA IV 8, 23 f.). Charlotte von Stein erhielt diesen Brief nicht vor Ende September/Anfang Oktober 1786. 370. An Friedrich von Stein
Karlsbad, Æ1.æ September 1786 ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Die Datumsangabe 3. September 1786 (231,10) ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht korrekt, da Goethe Karlsbad bereits am fru¨hen Morgen des 3. September verließ. Bei dem vorliegenden Brief handelt es sich vielmehr um denjenigen, den Goethe seinem Brief an Charlotte von Stein vom 1. September 1786 beischloss (vgl. zu 230,16). y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 369 (vgl. zu 230,16). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 32, Nr 5. WA IV 8 (1890), 21, Nr 2505 (nach E, Datierung: 2. September 1786). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Friedrich von Steins vom 17. oder 18. August 1786 (vgl. zu 225,8). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 231,1 aus Carlsbad] Goethe verließ Karlsbad am 3. September. 231,5 die vier ersten Ba¨nde Æ:::æ in Ordnung] Gemeint sind die Druckvorlagen fu¨r „Goethe’s Schriften“ (8 Bde, Leipzig 1787–1790) bei Go¨schen. yber die Vorbereitung dieser Ausgabe vgl. auch zu 206,12–13. 231,5–6 August soll Dir viel erza¨hlen] Siegmund August Wolfgang Herder, der zehnja¨hrige Sohn Johann Gottfried und Caroline Herders und Patenkind Goe-
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thes, hatte seine Eltern zu ihrem Kuraufenthalt in Karlsbad begleitet. Die Reise der Herders dauerte vom 3. August bis zum 14. September 1786 (vgl. zu 241,6). 231,7 Du sollst Holz haben] Goethe ließ seinen Diener Christoph Sutor durch Philipp Seidel anweisen, dem in seinem Haus wohnenden Friedrich von Stein Holz zu geben wenn er im Camin oder sonst Feuer anmachen will (231,23–24; vgl. auch zu 231,23). Vermutlich hatte Friedrich von Stein in seinem nicht u¨berlieferten Bezugsbrief u¨ber fehlendes Brennmaterial fu¨r den Kamin in Goethes Wohnung geklagt. 231,8 Camin] Wahrscheinlich ist der Kamin im Arbeitszimmer Goethes im hinteren Teil des Hauses am Frauenplan gemeint, der erst vor einem Jahr eingebaut worden war (vgl. zu 85,20). Ein weiterer Kamin befand sich im Schreiber- oder Dienerzimmer, wa¨hrend das dazwischen liegende Schlafzimmer unbeheizt war (vgl. Jochen Klauß: Goethes Wohnhaus in Weimar. Weimar 1991, S. 8 f.). Friedrich von Stein wohnte wa¨hrend Goethes Abwesenheit in dessen Privatra¨umen (vgl. zu 225,2). 231,9 wenn ich zuru¨ckkomme] Goethe kehrte erst im Juni 1788 aus Italien zuru¨ck. Anfangs hatte er ho¨chstens mit einer Aufenthaltsdauer von gut einem halben Jahr, etwa bis Ostern 1787 (8./9. April), gerechnet (vgl. z. B. Brief an Charlotte von Stein vom 29. und 30. Dezember 1786; WA IV 8, 106). 371. An Philipp Seidel y B E R L I E F E RU N G
Karlsbad, 2. September 1786 ! ÆWeimaræ
H: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, Sign.: Koll. 8.3.68. – 1) Doppelblatt 16625 cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte (231,12– 232,25 Dein Brief, und Æ:::æ 2 Sept. 86 / G); 2) Doppelblatt 17625 cm, 1 1/3 S. beschr., Schreiberhd (Vogel), Tinte (232,26–233,5 Noch einige Auftra¨ge Æ:::æ abschicken mußt), und egh., Tinte (233,6–8 Dem H‘. v. Imhoff Æ:::æ hat Vogel schon.); die Zeilen gehe zu H‘. Geh. R. (231,13), und Schmidt dancke (231,13–14), auch ersuche Seegern (231,14–15), H‘. v. Hendrich (231,19), Sage Sutorn er (231,23), Zufo¨rderst hefte meine (232,27), 1.) Vogel bringt einen (232,30) und A.) Ferner bringt Vogel (233,4) sind am linken Seitenrand als erledigt abgehakt (Seidels Hd?); die Zeilen Der Graf Harrach (232,2), der Herzog hat (232,4) und das Miscrocop eingepackt (232,32–233,1) sind durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert (Seidels Hd?); die Zeilen Dem H‘. v. Imhoff Æ:::æ hiesig Geld oder (233,6–7) sind durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert und als erledigt abgehakt (Seidels Hd?). E: Goethe-Seidel (1871), 333 f., Nr 3. WA IV 8 (1890), 17–19, Nr 2503.
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BRIEF 371
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Seidels wahrscheinlich vom 25. August 1786 (vgl. zu 231,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 231,12 Dein Brief] Er stammt wahrscheinlich vom 25. August 1786, wie ein Eintrag in der Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes belegt: „1. [St.] a` Mr. le Cons. pr. de Gothe. Karlsbad“ (P/KR Post [30. September] 1786, in: GR/ Belege 1786, 3, Bl. 34). 231,12 die Briefe von meinen beyden H‘. Collegen] Wahrscheinlich sind nicht u¨berlieferte Briefe von Christian Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt von etwa Mitte August 1786 gemeint, die Seidel seiner Briefsendung beigelegt hatte. 231,13 Geh. R.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Geheimen Rat‘. 231,13 Schnaus] Christian Friedrich Schnauß war Kollege Goethes im Geheimen Consilium (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 321). 231,13 Schmidt] Johann Christoph Schmidt, Geheimer Assistenzrat und Mitglied im Geheimen Consilium des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 220,23–24). 231,15 Seegern] Johann Georg Seeger, Kanzlist und Sekreta¨r der herzoglichweimarischen Kriegskommission. 231,15–16 v. Frittsch Æ:::æ seyn wird] Der Wirkliche Geheime Rat Jacob Friedrich von Fritsch war schon Ende August oder spa¨testens am 1. September 1786 von einer la¨ngeren Reise wieder nach Weimar zuru¨ckgekehrt, wie aus einem Brief Justus Christian Loders an Fritsch vom 1. September 1786 hervorgeht (vgl. GSA 20/II,3,4, Bl. 32). 231,17 in deinen Studien] Wahrscheinlich sind Seidels natur- und pflanzenkundliche Studien gemeint (vgl. zu 224,1; zu 224,22–23). Im Brief vom 13. August hatte Goethe Seidel noch vor dem Feld der Naturgeschichte (224,20) gewarnt. 231,19 H‘. v. Hendrich] Der Kammerbeamte Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich (vgl. zu 221,1–2). 231,19–20 es mo¨chten keine Weiden weggeben Æ:::æ ho¨chst no¨tig] Dieser Hinweis steht vermutlich im Zusammenhang mit den Regulierungsarbeiten an der Saale bei Jena (vgl. zu 148,8; zu 224,15). 231,21 Hofr Voigt] Hofrat Christian Gottlob Voigt war Mitarbeiter Goethes in der Bergwerkskommission des Herzogtums (vgl. zu 221,3–4). 231,21–22 Ende Septembers sollst du Nachricht von mir haben] Den ersten Brief von seiner Italienreise an Seidel schrieb Goethe am 18. September 1786 aus Verona (vgl. WA IV 8, 29). Er wird Weimar, wie angeku¨ndigt, Ende September erreicht haben. 231,23 Sutorn] Christoph Erhard Sutor war seit 1776 Goethes Kammerdiener und wohnte mit in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan.
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231,23 er soll Fritzgen Holz geben] Friedrich von Stein lebte seit 1783 ebenfalls in Goethes Hausstand (vgl. zu 224,29). Er hatte offensichtlich um Brennholz gebeten (vgl. zu 231,7). 232,2 Graf Harrach] Den aus Wien stammenden Carl Borroma¨us Graf von Harrach, seit 1784 Regierungsrat in Prag, hatte Goethe wa¨hrend seines derzeitigen Karlsbad-Aufenthaltes kennen gelernt (vgl. zu 227,16–17; zu 227,17). 232,2–3 neue Oper la Grotta di Trofonio] Die Zusendung der Partitur aus Wien hatte Goethe Seidel schon im Brief vom 13. August 1786 angezeigt (vgl. zu 224,12). 232,4 der Herzog hat das Bu¨chelchen dazu, das mein] Gemeint ist das Textbuch zu „La gro`tta di Trofonio“ mit dem Libretto von Giovanni Battista Casti. Goethe hatte es wahrscheinlich dem ebenfalls in Karlsbad weilenden Herzog Carl August zur Lektu¨re geliehen. 232,6 an Kaysern nach Zu¨rch] Diesen Auftrag hatte Goethe Seidel bereits im Brief vom 13. August 1786 erteilt (vgl. zu 224,13). Zur ybersendung von Partitur und Libretto der Oper an den Komponisten Philipp Christoph Kayser vgl. zu 245,3–4. 232,7 nach Franckfurt Æ:::æ adressiren] Den gleichen Hinweis hatte Goethe Seidel auch im Brief vom 13. August 1786 gegeben (vgl. zu 224,13–14). 232,10–15 A Monsieur Æ:::æ Jean Philippe Mo¨ller a Rome] Franz.: An Herrn Herrn Joseph Cioja auszuha¨ndigen an Hr. Jean Philippe Mo¨ller in Rom. – Joseph Cioja, Bankier in Rom, war Goethe wahrscheinlich von Johann Jacob Heinrich Paulsen als Verbindungsmann fu¨r die notwendigen Geldu¨berweisungen von Weimar genannt worden. – Jean Philippe Mo¨ller, die franzo¨sisierte Form von Johann Philipp Mo¨ller, benutzte Goethe als Pseudonym zur Wahrung seines Inkognito auf der Reise nach Italien und anfangs auch in Rom. 232,16–17 als bis du wieder einen Brief von mir hast] Goethe schickte die ersten Briefe von seiner Reise am 18. September aus Verona und am 14. Oktober aus Florenz an Seidel (vgl. WA IV 8, 29, Nr 2511; ebd., 34–36, Nr 2515). Dieser antwortete erst auf Goethes ersten Brief aus Rom vom 4. November mit einem nicht u¨berlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. Brief an Seidel, 9. Dezember 1786; WA IV 8, 80). Goethe hatte ihm dafu¨r seine Adresse in Rom mitgeteilt (vgl. Brief an Seidel, 4. November 1786; WA IV 8, 42). 232,18 la¨ugne u¨brigens alles gegen alle] Seidel war als Einziger in Goethes Reisepla¨ne eingeweiht. 232,20–21 Was du wegen meiner Schrifften Æ:::æ ein besonder Blat] Anweisungen zu den Satzvorlagen fu¨r Goethes Gesamtausgabe der „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen und fu¨r den weiteren Verlauf der Drucklegung erhielt Seidel in einem gesonderten Brief (vgl. Nr 372). 232,21 auch hat Vogel einige Packete an dich] Der Schreiber Christian
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BRIEF 372
Georg Carl Vogel hatte Goethe auf seiner Karlsbadreise begleitet und kehrte nach Goethes Aufbruch nach Italien am 3. September 1786 wieder nach Weimar zuru¨ck. Bei den Paketen handelte es sich wahrscheinlich um Schriftstu¨cke und/oder Briefe aus der Zeit von Goethes Aufenthalt in Karlsbad vom 28. Juli bis 2. September 1786. Ferner brachte Vogel auch vier Pakete mit Druckmanuskripten fu¨r die Ausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 232,23) sowie ein Paket fu¨r Goethes Mutter Catharina Elisabeth in Frankfurt a. M. (vgl. zu 233,4–5) und eines fu¨r Charlotte von Stein mit nach Weimar (vgl. zu 244,7). 232,21–22 die du bis zu meiner Ru¨ckkunft aufbewahrst] yber den Verbleib der Pakete ist nichts bekannt. 232,23 vier ersten Ba¨nde meiner Schrifften] Die in Karlsbad u¨berarbeiteten Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde der Gesamtausgabe von „Goethe’s Schriften“ brachte Vogel bis auf einige Ausnahmen (233,26), die das Drama „Iphigenie auf Tauris“ im 3. Band betrafen, in vier separaten Paketen Anfang September mit zuru¨ck nach Weimar und u¨bergab sie Philipp Seidel, der fu¨r die vertragsgema¨ße ybergabe an den Verleger Georg Joachim Go¨schen in Leipzig verantwortlich war (vgl. Nr 372). 232,30 einen Kasten Steine] Von Goethe in der Umgegend von Karlsbad gesammelte wie auch erworbene Steine, die in die bereits 1785 begonnene „Karlsbader Sammlung“ integriert wurden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 222–224). 232,31 BergSecretair] Johann Carl Wilhelm Voigt, der ju¨ngere Bruder Christian Gottlob Voigts, war seit 1783 als Bergsekreta¨r in der Bergwerkskommission vor allem fu¨r technische Fragen bei der Wiederaufnahme des Bergbaus in Ilmenau verantwortlich. Voigt nahm auch die Ordnung und Katalogisierung der Karlsbader Mineraliensammlung Goethes vor (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 222). 232,32 das Miscrocop] Welches seiner drei Mikroskope, die Goethe 1786 besaß (vgl. zu 189,21), er mit nach Karlsbad genommen hatte, ist nicht belegt, vermutlich war es sein neuestes, zusammengesetztes Mikroskop (vgl. zu 86,1). 233,2 Bo¨bern] Wahrscheinlich ist Johann Friedrich Bo¨ber aus Weimar gemeint. Goethe hatte schon fru¨her bei Bo¨ber Wartungsarbeiten an seinen Mikroskopen ausfu¨hren lassen (vgl. Rechnung Bo¨bers vom 27. Oktober 1785; GR/Belege 1785, 2, Bl. 54; vgl. auch LA II 9A, 326). Von 1787 an war Bo¨ber als Lehrer fu¨r mathematische Wissenschaften am Freien Zeicheninstitut und als Bauverwalter in Eisenach ta¨tig. 233,4–5 ein Packet, an meine Mutter addreßirt Æ:::æ abschicken mußt] yber den Inhalt des Paketes an Catharina Elisabeth Goethe ist nichts Na¨heres bekannt. Die Paketsendung muss fu¨r Goethe aber von einiger Wichtigkeit gewesen sein, denn fast ein halbes Jahr spa¨ter, am 20. Februar 1787, fragt er deswegen noch einmal aus Rom bei Seidel nach: Ist ein Packet in Wachstuch, das mit von Carlsbad an dich kam an meine Mutter nach der Vorschrifft abgegangen? Es ist mir viel daran gelegen es in ihren Ha¨nden zu wissen. (WA IV 8, 201.)
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Seidel schickte am 25. September 1786 „1. pac‘:. in Wchst‘: nach Franckfurth.“ (P/HS Post [29. Dezember] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 62.) 233,6–8 Imhoff bezahlst du die Summe von 40 f. hiesig Geld Æ:::æ auslegt] Diesen Auftrag hatte Seidel wahrscheinlich schon vor Goethes Abreise nach Karlsbad perso¨nlich erhalten und ausgefu¨hrt. Unter dem 8. August vermeldet ein Eintrag Seidels im Rechnungsbuch Goethes: „Vogel erhielte von Herrn von Imhof im Carlsbade 40 f. Diese habe an letzteren baar bezahlt Æ:::æ“ (GR/RB 1786, 6, Bl. 58). Vogel erhielt das Geld, um damit die Kosten seines Aufenthaltes in Karlsbad einschließlich seiner Heimreise nach Weimar zu bezahlen, da Goethe fu¨r seine Italienreise alle ihm zur Verfu¨gung stehenden Barmittel selbst beno¨tigte. Vogel rechnete nach seiner Ru¨ckkehr nach Weimar seine Aufenthaltskosten von 30 Gulden und 24 Kreuzern sowie 4 Gulden und 26 Kreuzern fu¨r einige kleinere offen gebliebene Rechnungen Goethes bei Seidel ab und gab das u¨berza¨hlige Geld von 5 Gulden und 10 Kreuzern zuru¨ck (vgl. GR/Belege 1786, 3, Bl. 24, 25). 40 f (Gulden) wird von Goethe als hiesig Geld gekennzeichnet, weil in Karlsbad wie auch sonst in der o¨sterreichischen Monarchie die Gulden im Wert um ein Fu¨nftel ho¨her standen als in anderen mit Gulden (rheinisch) rechnenden La¨ndern. 372. An Philipp Seidel
ÆKarlsbad, 2. September 1786æ ! ÆWeimaræ
DAT I ERUNG
Der vorliegende Brief war der Begleitbrief zu einem Paket mit Unterlagen zur geplanten Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen. Unter den Schriftstu¨cken im Paket befanden sich ein Brief an Go¨schen vom 2. September (vgl. zu 233,11) sowie das von Goethe am 2. September unterzeichnete Exemplar des Verlagsvertrages (vgl. Beilage 4). Da Goethe am fru¨hen Morgen des na¨chsten Tages nach Italien aufbrach, wird er den vorliegenden Brief ebenfalls am 2. September 1786 geschrieben haben. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 9–10. – Doppelblatt 20,6(–21)6 34,4 cm, 1 3/4 S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrektur links), Schreiberhd (Vogel), Tinte; eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Aufschrift egh. und von Schreiberhd (Kra¨uter), Tinte: Die Ausgabe Goetheischer Schriften / betr‘. bei Go¨schen. / 1786–1790. WA IV 8 (1890), 16 f., Nr 2502 (Teildruck: 233,10–28 An den Cammer Calculator Æ:::æ die ersten 100 Louisd’or; 234,2–7 hin, wa¨re noch etwas Æ:::æ schreib ich dir es noch; nach K). Textgrundlage: K.
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BRIEF 372
BEI LAG EN
1) Paket mit Unterlagen zur Drucklegung von „Goethe’s Schriften“ bei Georg Joachim Go¨schen (vgl. zu 233,14). 2) Konzept von Goethes Brief an Georg Joachim Go¨schen vom 2. September 1786 (Nr 373; vgl. yberlieferung zu Nr 373). 3) Konzept zu den Druckhinweisen Goethes (vgl. zu 233,16). 4) Ein Exemplar des Verlagsvertrags (vgl. zu 233,18–19). 5) Konzept des Verlagsvertrages vom 2. September 1786 (vgl. zu 233,19). 6) Ein Exemplar des Vorvertrags vom 1. Juli 1786 (vgl. zu 233,22–23). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 233,10 Cammer Calculator Seidel] Seit November 1785 hatte Seidel die Stellung eines Kammerkalkulators im Rechnungs-Departement an der herzoglichen Kammer inne (vgl. Ernennungsdekret von Herzog Carl August, 25. November 1785; ThHStA, B 25657; vgl. auch Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin, Weimar 1965, S. 71). 233,10 Ausgabe meiner Schriften] Die Anweisungen fu¨r Seidel betreffen die Abwicklung der durch den Verlagsvertrag bestimmten Vorgaben zur Edition der ersten autorisierten Werkausgabe von „Goethe’s Schriften“, die von 1787 bis 1790 im Verlag von Georg Joachim Go¨schen in Leipzig erschien. 233,11 Brief an H‘. Go¨schen] Die Ausfertigung des Briefes an Georg Joachim Go¨schen vom 2. September 1786 (vgl. zu 233,14); sie ist nicht u¨berliefert, sondern lediglich das Konzept dazu (Nr 373), das im Folgenden genannt wird (vgl. 233,15). 233,12 sogleich nach Leipzig zu schicken] Seidel schickte den Brief am 13. September an Go¨schen nach Leipzig (vgl. zu 234,17). 233,12 ihm dabey schreibst] In seinem Begleitbrief vom 13. September 1786 schrieb Seidel im Sinne dieser Weisung an den Verleger, „daß Sie Sich in dem Gescha¨fte der Ausgabe seiner Werke gefa¨lligst an mich wenden mo¨chten, da er noch nicht bestimmen ko¨nne wenn er nach Weimar zuru¨k kommen werde.“ (QuZ 1, 39.) 233,14 was in dem Packet enthalten] Das Paket enthielt die Ausfertigung von Goethes Brief an Go¨schen vom 2. September 1786, die Druckhinweise und ein Exemplar des Originalvertrages zur Unterzeichnung fu¨r Go¨schen (vgl. Nr 373). 233,15 das Concept des Briefes] Vgl. Beilage 2. 233,16 verschiedene Bemerkungen] Ein Konzept zu den Druckhinweisen Goethes (vgl. Beilage 3): Verschiedene Bemerckungen zu denen an Herrn Go¨schen auszuliefernden Manuscripten (vgl. 235,23–238,18). 233,17 ein Fascicul Acten] Seidel legte ein entsprechendes Aktenbu¨ndel (Faszikel, von lat. fasciculus) an und heftete dort alle Vertra¨ge, Dokumente und Briefe
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wa¨hrend des Entstehungszeitraums der Ausgabe ab. Es erhielt spa¨ter die Bezeichnung: Die Ausgabe Goetheischer Schriften / betr‘. bei Go¨schen. / 1786– 1790 (H: GSA 30/297). 233,18–19 ein Exemplar Æ:::æ unterschriebenen Contracktes] Das von Goethe am 2. September 1786 in Karlsbad unterzeichnete Originalexemplar des Verlagsvertrages mit Go¨schen u¨ber die Herausgabe seiner Werkausgabe „Schriften“; es wurde mit dem von Go¨schen unterzeichneten Exemplar ausgetauscht und ist verschollen (Abdruck bei Goschen 1, 120–122; Deneke, Schriften bei Go¨schen, 1–3). Im Vergleich zu dem von Go¨schen unterzeichneten Gegenexemplar des Vertrages (vgl. 238,19–240,33; zu 233,20) weicht Goethes Exemplar insofern vom urspru¨nglichen Text ab, dass in Punkt 8 die Stelle ingleichen von jeder, fu¨nf Exemplare fehlt (vgl. 240,18–19; Goschen 1, 122), was spa¨ter bei der Auslieferung zu Irritationen fu¨hrte (vgl. QuZ 1, 205 f.). 233,19 das Concept des Contracktes] Das von Goethes Schreiber Christian Georg Carl Vogel angefertigte Konzept des Verlagsvertrages vom 2. September 1786 mit Korrekturen Goethes (H: GSA 30/297, Bl. 13–15). 233,20 ein g l e i c h l a u t e n d e s ] Das von Seidel am 13. September 1786 nach Leipzig geschickte Gegenexemplar zu dem von Goethe unterschriebenen Verlagsvertrag wurde von Go¨schen am 1. Oktober unterschrieben und am 2. Oktober an Friedrich Justin Bertuch nach Weimar zuru¨ckgeschickt, der es Seidel u¨bergeben sollte (vgl. Go¨schen an Bertuch, 2. Oktober 1786; QuZ 1, 43; zu 233,22–23). 233,21 das von mir unterzeichnete] Seidel gab dieses Exemplar des Vertrages im Austausch gegen die wahrscheinlich am 3. oder 4. Oktober in Weimar eingetroffene von Go¨schen unterzeichnete Ausfertigung u¨ber Bertuch an Go¨schen; sein Verbleib ist unbekannt. 233,22–23 von ihm unterzeichnete Punktation] Der bis zur Unterzeichnung der Originalvertra¨ge durch Goethe am 2. September und Go¨schen am 1. Oktober 1786 geltende Vorvertrag vom 20. Juni, den Go¨schen bereits am 1. Juli 1786 unterzeichnet hatte (H: GSA 30/297, Bl. 17–18; vgl. auch QuZ 1, 200–202). 233,23–24 von ihm unterschriebenen Contrackt] Seidel nahm ihn zu der auftragsgema¨ß in dieser Sache angefertigten Unterlagenakte (H: GSA 30/297, Bl. 23, 26–27; vgl. auch QuZ 1., 203–205). 233,25 4 versiegelte Packete] Vgl. zu 232,23. 233,26–27 die zwey ersten Ba¨nde] Vgl. zu 234,18–19. 233,28–234,1 ich werde die Iphigenie sobald als mo¨glich schicken] Goethe arbeitete wa¨hrend der ersten Monate seiner Italienreise von September 1786 bis Anfang Januar 1787 an der Neufassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. Briefe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 18. September 1786 sowie 10. und 11. November 1786; WA IV 8, 24 und 52). Erst am 13. Januar 1787 schickte er eine Abschrift des fertigen Stu¨cks als Druckvorlage fu¨r Band 3
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seiner „Schriften“ u¨ber Philipp Seidel an Herder (vgl. Brief an Philipp Seidel, 13. Januar 1787; WA IV 8, 124). 234,1 in das Packet des 3ten Bandes] Die neue Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ erreichte Herder spa¨testens am 29. Januar 1787 (vgl. Herder an Go¨schen, 29. Januar 1787, HB 5, 204). Go¨schen erhielt sodann u¨ber Seidel eine von Herder leicht korrigierte Abschrift als Druckvorlage fu¨r Band 3 zwischen dem 8. und 17. Ma¨rz 1787 (vgl. Go¨schen an Bertuch, 18. Ma¨rz 1787; QuZ 1, 68). 234,1–2 giebst als Æ:::æ 100 Louisd’or hin] Die fa¨llige Honorarrate von 500 Reichstalern erhielt Seidel wieder u¨ber Friedrich Justin Bertuch, wahrscheinlich in den letzten beiden Ma¨rzwochen 1787 (vgl. Go¨schen an Bertuch, 7. Ma¨rz und 18. Ma¨rz 1787; QuZ 1, 67 und 68). – Die in Europa weit verbreitete franzo¨sische Goldmu¨nze Louisd’or entsprach 5 Reichstalern. 234,4–5 mit dem Herrn General-Superint. Herder] Goethe bat Herder, Generalsuperintendenten in Weimar, in seinem Brief vom 18. September 1786 darum, in allen Text- und Druckangelegenheiten dem Verleger Georg Joachim Go¨schen als bevollma¨chtigter Ansprechpartner zur Verfu¨gung zu stehen (vgl. WA IV 8, 25). yber die Zusta¨ndigkeiten Herders war Go¨schen durch den Brief Goethes vom 2. September 1786 informiert (vgl. zu 235,13). Wa¨hrend der Drucklegung hat es zwischen Seidel und Herder eine abgestimmt arbeitsteilige Zusammenarbeit gegeben, in der Seidel fu¨r die kontraktlichen und Herder fu¨r die inhaltlich-technischen Abla¨ufe zusta¨ndig blieb, bis Goethe im Juni 1788 nach Weimar zuru¨ckkehrte. 234,7 schreib ich dir] Die Drucklegung der Werkausgabe spielte in den folgenden Briefen an Seidel aus Italien immer wieder punktuell eine Rolle, ohne dass Goethe nochmals eine a¨hnliche Agenda aufstellte. 373. An Georg Joachim Go¨schen y B E R L I E F E RU N G
Karlsbad, 2. September 1786 ! ÆLeipzigæ
H: Verbleib z. T. unbekannt. 1) Brief, K: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 11. – 1 Bl. 20,5(–21)6 33,8(–34) cm, Ha¨lfte eines Doppelblattes, 1 3/4 S. beschr., Schreiberhd (Vogel) und egh. (235,19–22 Es liegt–auswechseln werden.), Tinte, mit egh. Korrekturen, Tinte und Bleistift; 2) Beilage Druckhinweise, K: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 7–8, 19–21. – 2 Doppelbla¨tter 20,5(–21,8)634,3(–34,5) cm und 1 Bl. 18,1(–18,5)634,3(–34,5) cm, Ha¨lfte eines Doppelblattes, 5 1/2 S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (Vogel) mit egh. Korrekturen, Tinte; 3) Beilage Verlagsvertrag, H: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 23, 26–27. – 2 Doppelbla¨tter 20,3(–20,5)632,5 cm, 4 1/4 S. (Bl. 23, 26, 27 Vs.) beschr., Schreiberhd (Vogel), Tinte; S. 7 Datum und Unterschrift von
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Go¨schens Hd, Tinte; Doppelbla¨tter ineinandergelegt. – Briefkonzept, Druckhinweise und Verlagsvertrag eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Aufschrift egh. und von Schreiberhd (Kra¨uter), Tinte: Die Ausgabe Goetheischer Schriften / betr‘. bei Go¨schen. / 1786–1790. E (Brief): WA IV 8 (1890), 14–16, Nr 2501 (nach K; Erich Schmidt). E1 (Druckhinweise): WA IV 8 (1890), 388–390 (Teildruck nach K: 235,23– 236,14 Verschiedene Bemerckungen Æ:::æ zu richten haben.; 236,24– 238,18 4.) Alles was in Æ:::æ auszeichnen sollte). E2 (Druckhinweise): QuZ 1, 31–34, Nr 34a (nach K). E (Verlagsvertrag): QuZ 1, 203–205, Nr 441. Textgrundlagen: K und H (Verlagsvertrag). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Go¨schen antwortete am 2. Oktober 1786 (vgl. RA 1, 109, Nr 214). 234,9–10 in Carlsbad zu sehen] Goethe war durch die um Wochen verzo¨gerte Niederkunft von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach (18. Juli) verspa¨tet, am Abend des 27. Juli oder am Morgen des 28. Juli 1786, in Karlsbad eingetroffen (vgl. zu 218,24). Go¨schen reiste vermutlich am 28. Juli morgens, nach etwa einwo¨chigem Aufenthalt in der Stadt, weiter nach Prag und Wien, so dass man sich verfehlte. Urspru¨nglich wollten sich Autor und Verleger in Karlsbad treffen, um letzte Details der geplanten Ausgabe von Goethes „Schriften“ zu besprechen. Go¨schen hatte fu¨r Goethe Sonderdrucke der Anku¨ndigung der Ausgabe mitgebracht (vgl. Go¨schen an Bertuch, 24. August 1786; QuZ 1, 28). 234,12 vor meiner Abreise] Goethe brach am Morgen des 3. September zu seiner Reise nach Italien auf. 234,12 Negotii] Genitiv von lat. negotium: Angelegenheit, Gescha¨ft. – Gemeint ist die Ausgabe von Goethes „Schriften“ in Go¨schens Verlag. 234,17 die no¨thigen Auftra¨ge] Im Brief vom 2. September 1786 (Nr 372) hatte Goethe Seidel beauftragt, den nach vorliegendem Konzept ausgefertigten Brief, der zusammen mit Druckhinweisen und einem Exemplar des Verlagsvertrages als separate Sendung gleichzeitig an Seidel geschickt worden war, an Go¨schen weiterzuleiten (vgl. 233,11–12). Seidel erledigte dies mit einer Postsendung vom 13. September. Im zugeho¨rigen Begleitbrief stellte er sich zugleich auftragsgema¨ß bei Go¨schen als der von Goethe in allen Vertragsangelegenheiten Bevollma¨chtigte vor: „Beygehendes Paket habe ich von dem Herrn Geheimenrath von Goethe mit dem Auftrag erhalten solches sogleich an Ew. Hochedelgeb. zu schiken und Ihnen zugleich zu melden daß Sie Sich in dem Gescha¨fte der Ausgabe seiner Werke gefa¨lligst an mich wenden mo¨chten, da er noch nicht bestimmen ko¨nne wenn er nach Weimar zuru¨k kommen werde.“ (Seidel an Go¨schen, 13. September 1786; QuZ 1, 38 f.) 234,18–19 ersten und zweyten Band in zugesiegelten Packeten] Der
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Kanzleischreiber Christian Georg Carl Vogel hatte die in vier einzelne Konvolute verpackten Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde nach seiner Ru¨ckkehr aus Karlsbad Anfang September perso¨nlich bei Philipp Seidel in Weimar abzuliefern (vgl. 233,25–26). Seidel u¨bergab die Druckvorlagen zu den ersten beiden Ba¨nden gegen die vertragsgema¨ße Honorarzahlung von 500 Reichstalern wahrscheinlich am 3. oder 4. Oktober an Friedrich Justin Bertuch zur Weiterleitung an Go¨schen (vgl. Go¨schen an Bertuch, 2. Oktober 1786; QuZ 1, 43). 234,20 vierten Theils des honorarii] 500 Reichstaler; vgl. Punkt 4 des Verlagsvertrages (239,18–22). Goethe hatte die Abla¨ufe ausdru¨cklich in einer Anweisung an Philipp Seidel bestimmt (vgl. 233,26–234,2). Go¨schen verlangte Seidel die Druckvorlagen fu¨r die ersten zwei Ba¨nde gegen das fa¨llige Honorar in einem Brief vom 3. Oktober 1786 ab (vgl. QuZ 1, 43). 234,21 Zueignung ans Publikum] Unter dem Titel „Zueignung“ ero¨ffnen die ersten 14 Strophen des Gedichts „Die Geheimnisse“ (1784/85) den 1. Band der „Schriften“. Sie wurden, wie von Goethe vorgeschlagen, erst am Ende des Drucklegungsprozesses zusammen mit dem „Verzeichniß der Subscribenten“ mit ro¨mischer Seitenza¨hlung eingefu¨gt (S. XVII–XXVI). Die Druckvorlage bildete eine von Johann Gottfried Herder korrigierte Abschrift Christian Georg Carl Vogels (H: GSA 25/I,10). Herder erhielt hierfu¨r Goethes Vorlage in dessen Brief vom 25. bis 27. Januar 1787 (vgl. WA IV 8, 151 f.). Die Druckvorlage erreichte Go¨schen wahrscheinlich Mitte Ma¨rz 1787 zusammen mit Seidels Sendung der Texte zu Band 3 der Ausgabe (vgl. Go¨schen an Bertuch, 18. Ma¨rz 1787; QuZ 1, 68, Erla¨uterung 2; Deneke, Schriften bei Go¨schen, 8). 234,24–26 Die zwey Æ:::æ Michaelis abgeliefert werden] Den Abgabetermin Ende September/Anfang Oktober 1786 (Michaelistag: 29. September) konnte Goethe wegen der notwendigen yberarbeitung von „Iphigenie auf Tauris“ fu¨r den 3. Band, die erst Anfang Januar 1787 beendet war, nicht einhalten. Die Druckvorlagen fu¨r Band 3 erhielt Go¨schen erst Mitte Ma¨rz 1787 (vgl. Go¨schen an Bertuch, 18. Ma¨rz 1787; QuZ 1, 68). 235,1 Wegen der vier letztern haben wir bis Ostern Zeit] Dieser Zeitplan hatte zur Voraussetzung, dass die fragmentarischen Werke in unvollendetem Zustand gedruckt wu¨rden (vgl. 206,34–207,3). Im Dezember 1786, kurz vor Abschluss der Umarbeitung der „Iphigenie auf Tauris“, stand fu¨r Goethe fest, diese Werke fu¨r die Vero¨ffentlichung zum Abschluss zu bringen (vgl. Brief an Herzog Carl August, 12.–16. Dezember 1786; WA IV 8, 83). Dadurch vera¨nderte sich der gesamte Zeitplan fu¨r die Herausgabe der Ba¨nde 5 – 8, die erst zwischen Mai 1788 und April 1790 erschienen. 235,3–4 Ich habe keine sonderliche Lust Æ:::æ hinzugeben] Diese hier erstmals gea¨ußerte Idee stand in gewissem Widerspruch zu der eben noch von Goethe getroffenen Aussage, die Druckvorlagen fu¨r die Ba¨nde 5 bis 8 bis Ostern 1787 an Go¨schen zu liefern.
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235,8 verschiedene Bemerckungen] Vgl. die Druckhinweise (235,23– 238,18). 235,13 Herder in Weimar anzufragen] Johann Gottfried Herder, der an der Vorbereitung der Ausgabe mitgewirkt hatte, wurde von Goethe im Brief vom 18. September 1786 aus Verona daru¨ber unterrichtet, dass er in Fragen der Drucklegung der Ansprechpartner fu¨r Go¨schen sei (vgl. WA IV 8, 25). 235,19 Abschrifft des Contracktes] Vgl. den Verlagsvertrag (238,19– 240,33). 235,23–24 Verschiedene Bemerckungen zu Æ:::æ Manuscripten] Die folgenden Wu¨nsche und Hinweise Goethes zum Druck seiner „Schriften“ wurden von Go¨schen weitgehend beru¨cksichtigt. 236,3–4 Diejenigen Stu¨cke, die Æ:::æ korrigirt sind] Als Textgrundlage fu¨r bereits vero¨ffentlichte Werke, die fu¨r die Ba¨nde 1 bis 4 vorgesehen waren, benutzte Goethe verschiedene Ba¨nde der Himburgischen Nachdrucke (vgl. zu 205,16–18). Zum Teil wurden nach diesen Drucken neue Abschriften angefertigt, wie fu¨r „Die Leiden des jungen Werthers“, zum Teil aber auch nur Korrekturen in den gedruckten Text eingetragen, wie vermutlich bei „Go¨tz von Berlichingen“, „Clavigo“ und „Stella“. Textgrundlage fu¨r „Go¨tz von Berlichingen“ und „Clavigo“ war dabei die Erstauflage (Bd 2), fu¨r „Die Leiden des jungen Werthers“ und „Stella“ die 3. Auflage der Himburgischen Ausgabe (Bd 1 und Bd 3). – Zum Verha¨ltnis zwischen Himburgischer Ausgabe und der Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ vgl. im Einzelnen Michael Bernays: yber Kritik und Geschichte des Goetheschen Textes. Berlin 1866, bes. S. 38 und 43 f. 236,11–12 Adelungischen Rechtschreibung] Gemeint ist Johann Christoph Adelungs „Versuch eines vollsta¨ndigen grammatisch-kritischen Wo¨rterbuches der Hochdeutschen Mundart, mit besta¨ndiger Vergleichung der u¨brigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen“ (5 Bde. Leipzig 1774–1786), nach dem in der Setzerei bei Go¨schen gearbeitet wurde. 236,30 der Absetzung der Briefe im Werther] Go¨schen lo¨ste das Problem, indem er jeden Brief des Romans auf einer neuen Seite beginnen ließ. 236,30–31 die Abwechselung der verschiedenen Schriftarten] Beim Setzen wurden unterschiedliche Schriftgro¨ßen gewa¨hlt und gesperrter Druck angewendet. 237,4 alle Ba¨nde einerley Bogenzahl] Die Bogenzahl der Ba¨nde 1 bis 4 bela¨uft sich im (Oktav-)Druck auf 20 (Bd 1), 23 (Bd 2) und zweimal 19 (Bd 3 und 4). Die letzten vier Ba¨nde, deren Konzeption sich noch stark vera¨nderte, umfassen 26 (Bd 5), 19 (Bd 6), 20 (Bd 7) und 21 Bogen (Bd 8). 237,5 daß jeder Band bequem ein Alphabet fu¨llen wird] Die Druckbogen wurden mit den Buchstaben des Alphabets gekennzeichnet. Ein Band mit 23 Druckbogen wurde Alphabet genannt, wobei die Buchstaben I, V und W nicht verwendet wurden. Nur die Ba¨nde 2 und 5 erreichten mit 23 bzw. 26 Bogen den angegebenen Umfang, die sechs anderen blieben darunter.
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237,11 Alexandrinern] Aus der mittelalterlichen franzo¨sischen Alexanderepik stammender Reimvers aus sechshebigen Jamben mit einer Za¨sur in der Mitte: v-v-v-/v-v-vv-v-v-/v-v-v(Bsp.:) Ich bin ein alter Mann, ich sehnte mich nach Ruh, Ein Helfer fehlte mir, nahm ich Ihn nicht dazu? (Die Mitschuldigen, in: Goethe’s Schriften. Bd 2. Leipzig 1787, S. 244.) 237,12 in Eine Zeile gedruckt] Da sich Go¨schen gegen eine kleinere Schrift entschied, konnte der Zeilenumbruch nicht immer vermieden werden. 237,16–18 daß die kurzen Reden Æ:::æ wohl unterscheiden] Die Handlungsanweisungen wurden vom gesprochenen Text abgesetzt und in kleinerer Schrift gedruckt. 237,23–25 Der Prolog Æ:::æ der u¨brige Dialog haben] Goethe fu¨gte seiner im Untertitel so genannten „Dramatischen Grille“ „Der Triumph der Empfindsamkeit“ als dramatische Einlage im 4. Akt das Monodrama „Proserpina“ (1778) ein, und zwar in einer u¨berarbeiteten Fassung in freien Rhythmen. In diesem Monodrama, einer nach 1770 in Mode gekommenen Sonderform des lyrischen Dramas, in dem nur eine einzige dramatische Person auftritt, die von Instrumentalmusik begleitet wird, verarbeitet Goethe den Proserpina-Stoff aus der griechischen Mythologie. Als die im Hades festgehaltene Zeus-Tochter Proserpina tritt in Goethes Stu¨ck die Figur der Ko¨nigin Mandandane aus dem „Triumph der Empfindsamkeit“ auf. Ihrem Auftritt ist als Prolog ein Monolog ihres Kammerdieners vorangestellt, der als Ga¨rtner des Hades mit Namen Askalaphus agiert. – Als Schwabacher wird eine der Fraktur a¨hnliche, aber breiter als diese laufende Schrift mit starker Rundung der Buchstaben bezeichnet, die besonders in der Anfangszeit des Buchdrucks im 15. und 16. Jahrhundert Verwendung fand. Go¨schen druckte den 4. Akt in gleicher Schriftart (Fraktur) und Schriftgro¨ße wie den u¨brigen Text des Stu¨cks (Bd 4, S. 155–178). 237,25–26 die Ausspru¨che des Orakels] Sie wurden gesperrt gedruckt. 238,1–3 wo Mandandane Æ:::æ anfangen muß] Dieser Hauptteil des 4. Akts mit dem eigentlichen Proserpina-Monodrama beginnt auf einer neuen Seite (Bd 4, S. 163). 238,7 mit einem großen Anfangsbuchstaben] Die geforderte Großschreibung der Anredeformen wurde nur im Lustspiel „Die Mitschuldigen“ (Bd 2, S. 241– 368) eingehalten. 238,8 Berliner Edition von 1779] Gemeint ist die 3. Auflage der unautorisierten Himburgischen Werkausgabe Goethes, „J. W. Go¨thens Schriften“ (Berlin 1779). 238,14 habe] Das Wort ist von Goethe versehentlich nicht gestrichen worden (vgl. Varianten). 238,15 Hacken] Haken; hier sind Klammern gemeint.
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238,19–20 Der Herr Geheimerath Æ:::æ Schriften in Verlag] Eines der beiden Originalexemplare des Verlagsvertrages, der von Goethe nach den Verhandlungen im Juni und Juli 1786 aufgesetzt worden war. Go¨schen sandte das Exemplar am 2. Oktober 1786 unterschrieben (1. Oktober 1786) nach Weimar zuru¨ck (vgl. Go¨schen an Bertuch, 2. Oktober 1786; QuZ 1, 43). Er erhielt darauf das von Goethe am 2. September 1786 vorunterzeichnete Gegenexemplar von Philipp Seidel u¨ber Bertuch ausgeha¨ndigt (vgl. ebd.). 238,23 Anku¨ndigung] Der im Juli 1786 erschienene Verlagsprospekt zur Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 205,6). Das Verzeichnis der einzelnen Ba¨nde und ihres Inhalts war von Goethe selbst erstellt worden (vgl. zu 206,12–13). 239,1–3 das bedingte Versprechen Æ:::æ vollkommnere Gestalt zu geben] Das Bandverzeichnis stellt Goethes urspru¨ngliche Konzeption der Ausgabe dar, d. h., in den letzten vier Ba¨nden, insbesondere in Band 6 und 7, sollten auch einige fragmentarische Werke erscheinen. Goethes Versprechen, diese mo¨glichst zu vollenden, folgt in der Verlagsanku¨ndigung direkt nach dem Verzeichnis (vgl. 207,9–11). Zu den tatsa¨chlichen Vera¨nderungen vgl. zu 206,12–13. 239,11 Die zwey Æ:::æ Ablieferung bereit] An der Fertigstellung der Druckvorlagen fu¨r die ersten vier Ba¨nde hatte Goethe bis zum Ende seines Aufenthaltes in Karlsbad am 2. September 1786 gearbeitet. Sie lagen bis auf einige Ausnahmen (233,26), vor allem „Iphigenie auf Tauris“ betreffend, zu diesem Zeitpunkt komplett vor. Weiter vgl. zu 234,18–19. 239,11–12 zwey ko¨nnen um Michaelis abgeliefert werden] Michaelis: 29. September. – Die Druckvorlagen zu Band 4 erhielt Go¨schen am 20. Januar 1787 durch Seidel (vgl. Seidel an Go¨schen, 18. Januar 1787; QuZ 1, 59; Go¨schen an Bertuch, 21. Januar 1787; ebd.). Im Dezember 1786 sandte Goethe noch eine letzte Texta¨nderung zu „Stella“ an Herder (vgl. Brief an Herder, 2.–9. Dezember 1786; WA IV 8, 77). Die Vorlagen fu¨r Band 3 bekam Go¨schen zwischen dem 7. und 18. Ma¨rz 1787 ebenfalls durch Seidel (vgl. Go¨schen an Bertuch, 18. Ma¨rz 1787; QuZ 1, 68). Goethe schickte das Manuskript der neu bearbeiteten „Iphigenie auf Tauris“ erst am 13. Januar nach Weimar, wo es wahrscheinlich am 28. Januar eintraf (vgl. Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 3. Februar 1787; WA IV 8, 162). Christian Georg Carl Vogel fertigte im Februar die Abschrift fu¨r den Druck an, die Seidel am 20. Februar bezahlte (vgl. GR/RB 1787, 1, Bl. 5). 239,12–13 die vier leztern verspricht man nicht vor Ostern] Goethe ging hier noch von seinem Bandverzeichnis in der Anku¨ndigung aus (vgl. zu 206,12– 13). Spa¨testens Ende 1786/Anfang 1787 a¨nderte er seine Pla¨ne in Hinsicht der als fragmentarisch angeku¨ndigten Werke, die nun in abgeschlossener Form erscheinen sollten (vgl. zu 235,1). Dadurch kam es zu gro¨ßeren Umstellungen und zu erheblichen Verzo¨gerungen beim Erscheinen der Ba¨nde, die einzeln herausgegeben wurden. Band 5 erschien als na¨chster im April 1788 mit „Egmont“, „Claudine
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von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ in neuen Fassungen. Go¨schen erhielt die Druckmanuskripte in einzelnen Sendungen von Dezember 1787 („Egmont“) bis wahrscheinlich Anfang April 1788 („Erwin und Elmire“) durch Philipp Seidel (vgl. Seidel an Go¨schen, 17. Dezember 1787; QuZ 1, 118; Go¨schen an Seidel, 30. Ma¨rz 1788; ebd., 135). Die Druckvorlagen fu¨r Band 8 bekam Go¨schen in der Zeit zwischen dem 25. September und 9. Dezember 1788, die fu¨r Band 6 zwischen dem 23. Juni und 10. September 1789 sowie die fu¨r Band 7 zwischen dem 11. Januar und 4. Ma¨rz 1790 (vgl. Deneke, Schriften bei Go¨schen, 9 f.). 239,16–17 drey Ba¨nde gedruckter, fu¨nfe ungedruckter Schriften] Beruht auf der Verlagsanku¨ndigung (vgl. 206,12–207,6). 239,20–22 Zwey Tausend Æ:::æ zu bezahlen ist] Die Abmachung wurde von beiden Seiten eingehalten. Wa¨hrend Goethes Aufenthalt in Italien erfolgte die Abwicklung u¨ber Philipp Seidel und Friedrich Justin Bertuch. 239,24 ku¨nftigen Auflage] Eine weitere Auflage der Ausgabe kam offiziell nicht zustande. Schon die 1787 in einer Auflagenho¨he von 3000 Exemplaren erschienenen Ba¨nde 1 bis 4 ließen sich nicht absetzen. Allerdings brachte Go¨schen ab 1787 von den meisten Werken Einzelausgaben der gleichen Druckform in einer Auflage von je 1000 Exemplaren mit der Bezeichnung „{chte Ausgabe“ auf den Markt (vgl. Deneke, Werke bei Go¨schen, 4–20). Als Verleger rechtfertigte er dies damit, dass die Einzeldrucke als Teildrucke der Erstausgabe anzusehen seien. Gleichzeitig ließ er eine so genannte „Geringe Ausgabe“ in vier Ba¨nden herstellen (Goethe’s Schriften. Erster – Vierter Band. Leipzig 1787–1791), die als preisgu¨nstigere Ausgabe gegen eventuelle Nachdrucker gerichtet war und ab 1791 auf den Markt kam (vgl. Deneke, Schriften bei Go¨schen, 24–26). Beides geschah unter Umgehung der Vertragsbedingungen fu¨r eine Nachauflage und ohne vorherige Absprache mit Goethe. 240,2 Himburgische] Gemeint ist die unautorisierte so genannte Himburgische Ausgabe (vgl. zu 205,16–18). 240,2 klein Octav] Oktav: Bezeichnung eines Buchformats, die sich urspru¨nglich daraus ableitete, dass acht gleich große Bla¨tter aus einem Bogen Papier fu¨r den Druck hergestellt wurden. ,Klein Octav‘ gibt die Ho¨he des Buchru¨ckens an, die auf ca. 15 bis 18,5 cm festgelegt ist. Mit 16,5 cm sind die Ba¨nde der Go¨schenAusgabe genau so groß wie die der Himburgischen Ausgabe. 240,3 neue Schrift] Frakturschrift. 240,4–5 Die Anzahl der Exemplarien Æ:::æ zu wissen] Die Auflagenho¨he von 3000 Exemplaren teilte Go¨schen Goethe im Brief vom 27. November 1787 mit (vgl. QuZ 1, 114; vgl. auch RA 1, 112, Nr 230). 240,8–9 in groß Octav] Auflage im Buchformat mit einer Ho¨he bis zu 25 cm (vgl. zu 240,2). Von dieser Mo¨glichkeit machte Go¨schen keinen Gebrauch, weil Satz und Druck zu teuer geworden wa¨ren. Der dafu¨r notwendige Absatz war nicht abzusehen (vgl. Go¨schen an Bertuch, 21. August 1787; QuZ 1, 86 f.).
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240,16–17 Von jeder Æ:::æ Vierzig Exemplare aus] Die 40 Freiexemplare von den ersten vier Ba¨nden der Ausgabe in klein Oktav lieferte Go¨schen vertragsgema¨ß im Juli und August 1787 an Seidel und verschiedene andere Personen aus, die Goethe dafu¨r vorgesehen hatte (vgl. Go¨schen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80 f.). Der Kontrakt wurde auch bei Erscheinen der Ba¨nde 5 bis 8 von Go¨schen eingehalten. 240,17 holla¨ndisch Papier] So genanntes Propatria-Papier (vgl. Go¨schen an Bertuch, 5. September 1787; QuZ 1, 90). Das urspru¨nglich aus Holland stammende, hochwertige (holzfreie), schwere Schreibpapier mit Wasserzeichen wurde seit dem fru¨hen 18. Jahrhundert auch in Deutschland und anderen europa¨ischen La¨ndern hergestellt. Von den Ba¨nden 1 bis 4 hatte Go¨schen nur eine kleine Menge auf diesem Papier drucken lassen, um Goethes Forderung erfu¨llen zu ko¨nnen. Von den weiteren Ba¨nden ließ er 500 Exemplare auf holla¨ndischem Papier drucken, weil er sich davon einen besseren Absatz versprach (vgl. Go¨schen an Bertuch, 15. August 1787; QuZ 1, 84). 240,19 in englischen Band] Gemeint sind wahrscheinlich in Leder oder Halbleder gebundene Bu¨cher mittlerer Qualita¨t (vgl. zu 78,13). 240,23 einige Proben von Prosa und Versen] Am 1. November schickte Go¨schen Probebogen des Drucks der ersten beiden Ba¨nde an Bertuch nach Weimar. Sie waren, wie von Goethe gewu¨nscht, fu¨r eine Kontrolle durch Herder bestimmt. Dieser sandte sie mit verschiedenen Verbesserungsvorschla¨gen mit einem Brief von Anfang November 1786 an Go¨schen zuru¨ck (vgl. HB 5, 193). 240,26–27 Seine folgenden Schriften Æ:::æ Go¨schen vor Andern anbiethen] Wegen des kommerziellen Misserfolgs der Ausgabe hatte Go¨schen zuna¨chst kein Interesse mehr daran, Werke von Goethe zu verlegen. 240,30–31 die Manuscripte Æ:::æ dem H‘n. Verfasser zuru¨ckgegeben] Dies scheint geschehen zu sein. Nach abgeschlossener Drucklegung forderte Philipp Seidel die Druckvorlagen der Ba¨nde 1 bis 4 von Go¨schen zuru¨ck (vgl. Seidel an Go¨schen, 9. August 1787; QuZ 1, 82). Mit Freiexemplaren fu¨r Goethe schickte Go¨schen daraufhin am 8. September nicht na¨her spezifizierte Manuskripte nach Weimar (vgl. Go¨schen an Seidel, 8. September 1787; QuZ 1, 91). Von verschiedenen Werken, wie z. B. „Zueignung“, „Die Leiden des jungen Werthers“, „Die Mitschuldigen“ und „Der Triumph der Empfindsamkeit“, haben sich die Druckvorlagen im GSA erhalten (H: 25/W 29; 25/XXIII,2 und 3; 25/XIII,5; 25/ XXII,3; vgl. auch WA I 1, 369; WA I 19, 327–334; WA I 9, 462; WA I 17, 317). Daru¨ber hinaus sind die Druckvorlagen von „Egmont“ (Bd 5; H: GSA 25/XII,6; vgl. auch WA I 8, 345 f.) und vermutlich von „Torquato Tasso“ u¨berliefert (Bd 6; H: GSA 25/XIV,6; vgl. auch WA I 10, 429.). 240,32–33 Leipzig d‘ 1ten 8br 1786 / Georg Joach. Go¨schen] Datum und Unterschrift von Go¨schens Hand. – ,8b r‘ abgeku¨rzt fu¨r ,Oktober‘.
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374. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆKarlsbadæ, 2. September 1786 ! ÆKarlsbadæ y B E R L I E F E RU N G
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 19,7627,5 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 unten links Adresse, Tinte: H‘. Gen. Sup. / Herder.; Text vollsta¨ndig egh. gestrichen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813–1816); Bl. 2 obere Ha¨lfte Mitte und untere Ecke Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; im Mittelbruch restauriert. E: Briefe aus Italien (1886), 317 f., Nr 34. WA IV 8 (1890), 20 f., Nr 2504. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 241,2 im stillen scheide] Goethe hatte seinen Aufbruch nach Italien selbst Herder gegenu¨ber verschwiegen und sich auch nicht von ihm und seiner Frau Caroline in Karlsbad verabschiedet: „Der H. Geheime Rath von Goethe ist ein deserteur dem ich gern nach aller Strenge des KriegesRechts behandeln mo¨chte. Er hat sich saisirt ohne von uns Abschied zu nehmen, ohne im geringsten seinen Entschluß vermuthen zu laßen: Das war wirklich recht ha¨ßlich! bald mo¨chte ich sagen a` la franc¸oise.“ (Herder an Herzog Carl August, 8. September 1786; HB 5, 186.) 241,2–3 um der Witterung und anderer Umsta¨nde willen] Infolge des nahenden Herbstes musste Goethe auf seiner Reise, insbesondere bei der yberquerung der Alpen, mit Behinderungen durch schlechtes Wetter rechnen. 241,6 Gustel] August Herder, der zehnja¨hrige zweite Sohn der Herders, hatte im Sommer 1786 seine Eltern nach Karlsbad begleitet. Goethe war sein Pate. 241,6 kommt glu¨cklich nach Hause] Die Herders beendeten ihren Aufenthalt in Karlsbad wahrscheinlich am 11. September 1786 (vgl. zu 229,3; Herder an Herzog Carl August, 8. September 1786; HB 5, 187). Am 14. September 1786 trafen sie gemeinsam mit Adelaide von Waldner wieder in Weimar ein: „Nachmittags Herder u. Frau, nebst Fr‘. Waldner vom Karlsbad.“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 32.) 241,9 Hamburger Ruf] Herder war im Juli 1786 von seinem Freund, dem Komponisten Johann Friedrich Reichardt, gefragt worden, ob er bereit sei, die durch den Tod Johann Melchior Goezes am 19. Mai 1786 vakant gewordene Stelle des Hauptpastors an der St. Katharinenkirche in Hamburg zu u¨bernehmen, nachdem in einer Runde Hamburger Honoratioren und Ratsmitglieder sein Name ins Gespra¨ch gebracht worden war (vgl. Reichardt an Herder, 6. Juli 1786; ReichardtHerder, 113 f.). Herder hatte sich zuna¨chst durchaus interessiert gezeigt und sich nach Aufgaben und Konditionen erkundigt (vgl. Herder an Reichardt, Mitte Juli 1786; HB 5, 183); er war auch in eine erste offizielle Vorschlagsliste aufgenom-
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men worden (vgl. Reichardt an Herder, 30. Juli 1786; Reichardt-Herder, 114 f.). Mit Goethe hatte sich Herder von Anfang an u¨ber die Angelegenheit beraten (vgl. 217,10–16). Zu einer Berufung Herders kam es nicht. Er wurde schon in der Kandidatenliste, die im September 1786 aufgestellt wurde, nicht mehr beru¨cksichtigt (vgl. Haym 2, 414). Reichardt teilte Herder das Scheitern seiner Bemu¨hungen im Brief vom 7. Oktober 1786 mit (vgl. ebd., Anmerkung 59). 241,18 ausdauert] ,Ausdauern‘ hier im Sinne von ,durch Ausdauer u¨bertreffen‘, ,u¨berwinden‘, ,besiegen‘ (vgl. GWb 1, 116). 241,28–29 Bald ho¨rt Ihr wieder von mir.] Goethe schrieb seinen na¨chsten Brief an Caroline und Johann Gottfried Herder am 18. September aus Verona (vgl. WA IV 8, 24 f.). 375. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Karlsbad, 2. September 1786 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 46–47 – Doppelblatt 18,6622,6 cm, 3 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Mittelbruch und Bl. 2 stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August1 1 (1863), 54–57, Nr 27. WA IV 8 (1890), 11–14, Nr 2500. BEI LAG E
Brief Cornelius Johann Rudolf Ridels an Goethe (vgl. zu 243,1). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 242,1–2 daß ich beym Abschiede Æ:::æ nur unbestimmt sprach] Herzog Carl August, der sich seit dem 4. August ebenfalls in Karlsbad aufgehalten hatte, war am Morgen des 28. August aus dem Kurbad abgereist (vgl. zu 228,16–17). Goethe war wahrscheinlich am 27. August zu einer letzten Unterredung mit dem Herzog zusammengetroffen. Dabei hatte er sich fu¨r einen la¨ngeren unbestimmten Zeitraum beurlauben lassen, ohne sich u¨ber seine weiteren Reisepla¨ne na¨her zu erkla¨ren (vgl. zu 242,13). 242,2–3 selbst ietzt Æ:::æ was aus mir werden soll] Goethe sah sich zwar in seiner Hoffnung, dass Herzog Carl August ihm vertrauen und seine geheim gehaltene Reise in stillschweigendem Einvernehmen akzeptieren werde, nicht geta¨uscht, musste aber damit rechnen, dass dies vom Hof und seinen Kollegen als Bruch seiner Treuepflicht gegenu¨ber seinem fu¨rstlichen Dienstherrn empfunden werden wu¨rde. Zum Skandal hochgespielt, ha¨tte dies seine Ru¨ckkehr nach Weimar durchaus ge-
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fa¨hrden ko¨nnen. Dass bestimmte Hof- und Adelskreise u¨ber Goethes Verhalten empo¨rt waren, ist belegt (vgl. z. B. die Glu¨ckwunschadresse der Karlsbader Kurga¨ste zum Geburtstag Carl Augusts vom 8. September 1786, in: HB 5, 184–187). Friedrich Schiller berichtete u¨ber die in Weimar entstandene Stimmung z. B. in seinem Brief an Christian Gottfried Ko¨rner vom 19. Dezember 1787: „Go¨thes Zuru¨ckkunft ist ungewiß und seine ewige Trennung von Staatsgescha¨ften bei vielen schon wie entschieden. Wa¨hrend er in Italien mahlt, mu¨ssen die Vogts und Schmidts fu¨r ihn wie die Lastthiere schwitzen. Er verzehrt in Italien fu¨r nichtsthun eine Besoldung von 18000 thal. und sie mu¨ssen fu¨r die Ha¨lfte des Gelds doppelte Lasten tragen.“ (NA 24, 185 f.) In diesem Sinne setzte Goethe mit der Reise seine bisherige Weimarer Existenz aufs Spiel, woru¨ber er sich auch immer im Klaren war. An Charlotte von Stein schrieb er am 20. Januar 1787 aus Rom: Dazu kann ich nichts weiter sagen als: ich habe nur E i n e Existenz, diese hab ich diesmal g a n z gespielt und spiele sie noch. (WA IV 8, 143 f.) 242,4–5 einer gewu¨nschten und gewa¨hlten Bestimmung] Seit der Nachricht vom Tod des preußischen Ko¨nigs Friedrich II. am 17. August, die wahrscheinlich am 23. August in Karlsbad eingetroffen war (vgl. zu 228,11), erwartete Carl August, von dem neuen Ko¨nig Friedrich Wilhelm II., mit dem er seit Jahren befreundet war, nach Berlin gerufen zu werden und seine Vision von der Ausgestaltung des Fu¨rstenbundes zu einem Instrument der politischen Modernisierung des Alten Reiches unter Fu¨hrung Preußens vorantreiben zu ko¨nnen. Goethes Bemerkung gegenu¨ber Charlotte von Stein im Brief vom 27. August, er denke, des Herzogs Tour wird la¨nger als er sich sie vorsetzt (228,17–18), weist wahrscheinlich darauf hin, dass Carl August ihm seine Absichten, bald nach Berlin gehen zu wollen, noch vor der Abreise aus Karlsbad angedeutet hatte (vgl. zu 228,17–18). 242,5 Ihre ha¨usliche Angelegenheiten] Gemeint sein du¨rften die glu¨cklich verlaufene Geburt der Prinzessin Caroline Louise, die gute Gesundheit von Mutter und Kind (vgl. zu 221,24) und die Verpflichtung Ridels als Erzieher fu¨r den Erbprinzen Carl Friedrich (vgl. bes. zu 215,20; zu 216,4). 242,8 Im Allgemeinen bin ich in diesem Augenblicke gewiß entbehrlich] Da Goethe bereits seit Mitte Februar 1785 nicht mehr perso¨nlich an den laufenden Gescha¨ften des Geheimen Consiliums teilnahm, war die oberste Regierungsspha¨re darauf eingespielt, ohne Goethes Mitwirkung auszukommen. 242,9–11 was die besondern Gescha¨ffte Æ:::æ ohne mich fortgehen ko¨nnen] Goethe hatte die Gescha¨fte der vier Landeskommissionen, deren Leitung er innehatte, der Kriegskommission, der Wege- und Wasserbaudirektion, der Kommission fu¨r den Ilmenauer Bergbau und der Ilmenauer Steuerkommission, in den Monaten vor seiner Abreise so geregelt, dass andere Beamte sie wa¨hrend seiner Abwesenheit eigensta¨ndig weiterfu¨hren konnten. Goethes Sekreta¨r Philipp Seidel hatte zudem den Auftrag, engen Kontakt zu den wichtigsten Beamtenkollegen Goethes zu halten (vgl. Nr 356). Ferner ließ sich Goethe wa¨hrend seines Aufenthalts in
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Italien vor allem durch Seidel und Christian Gottlob Voigt u¨ber die wichtigsten Vorga¨nge im Bereich dieser Kommissionen informieren. 242,13 bitte Sie nur um einen unbestimmten Urlaub] Die Erlaubnis, u¨ber den Zeitpunkt seiner Ru¨ckkehr selbst zu entscheiden, erhielt Goethe erst Anfang Januar 1787 mit dem ersten (nicht u¨berlieferten) Brief des Herzogs nach Rom vom 13. Dezember 1786. An seine Mutter, Herzogin Anna Amalia, hatte Carl August dazu geschrieben: „Go¨thens Aufenthalt wissen Sie nun endlich. Die guten Go¨tter mo¨gen ihn begleiten; ich habe ihm gestern geschrieben und ihn gebeten, so lange wegzubleiben, als er es selbst mo¨chte.“ (Carl August-Anna Amalia, 65.) Goethe dachte wohl zuna¨chst daran, spa¨testens im Fru¨hjahr 1787 die Heimreise anzutreten. Er blieb jedoch nach mehreren Urlaubsverla¨ngerungen durch den Herzog bis Ende April 1788 in Rom und kam am 18. Juni 1788 wieder zuru¨ck nach Weimar. 242,13–14 den zweyja¨hrigen Gebrauch des Bades] Gemeint sind Goethes Kuraufenthalte in Karlsbad im Sommer 1785 und 1786. 242,18 Die vier ersten Ba¨nde Æ:::æ in Ordnung] yber die Vorbereitung der Gesamtausgabe von „Goethe’s Schriften“ bei Go¨schen in Leipzig vgl. zu 206,12– 13; zu 207,8; zu 232,23. 242,18–19 Herder hat mir unermu¨dlich treu beygestanden] Vgl. die a¨hnlichen {ußerungen 210,20–21 und 229,10–11. 242,19 den vier letzten] yber die Arbeit an den letzten vier Ba¨nden der „Schriften“, die 1788–1790 erschienen, vgl. zu 206,12–13; zu 209,15; zu 235,1. 242,20–21 sehe ietzt erst was zu thun ist] Nicht zuletzt die kritischen Kommentare Herders und der Entschluss zur vollsta¨ndigen Neubearbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ hatten Goethe wa¨hrend des Aufenthalts in Karlsbad klar werden lassen, dass die weiteren Arbeiten an der Werkausgabe aufwa¨ndiger wu¨rden, als er sich vorgestellt hatte. Vor allem reifte in ihm die yberzeugung, dass ein Abdruck von unvollendeten Werken, wie in der ersten Konzeption vorgesehen, der Ausgabe nicht dienlich wa¨re. So a¨nderte er sein Vorhaben und brachte die fragmentarischen Werke fu¨r die folgenden Ba¨nde vornehmlich in Italien zum Abschluss, ehe er sie zur Vero¨ffentlichung an Go¨schen gab (vgl. zu 235,3–4; zu 235,1). 242,21–23 Dieses alles Æ:::æ in Gegenden der Welt mich zu verlieren] Das Bedu¨rfnis, Abstand von Weimar zu gewinnen, war Ausdruck einer tiefgreifenden Perso¨nlichkeits- und Schaffenskrise Goethes, die sich in den letzten zwei Jahren vor seiner ,Flucht‘ nach Italien immer weiter verscha¨rft hatte. Sowohl das jahrelange bis an die Grenze seiner ko¨rperlichen und psychischen Leistungsfa¨higkeit gehende Engagement in der amtlichen Ta¨tigkeit, das nicht zuletzt zu einem weitgehenden Versiegen seiner literarischen Ta¨tigkeit gefu¨hrt hatte, als auch die zunehmenden Probleme und Irritationen in der langja¨hrigen Beziehung zu Charlotte von Stein hatten Goethe vor allem zu diesem einschneidenden Schritt veranlasst.
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Vgl. zu 51,7–8; zu 146,1; Jutta Linder: ,Falsche Tendenzen‘. Der Staatsdiener Goethe und der Dichter. Soveria Manelli 2001, bes. S. 25–35. 242,24 unter einem Fremden Nahmen] Goethe benutzte das Inkognito Johann Philipp Mo¨ller, mitunter auch in abgewandelter Form wie z. B. „Milleroff“ (Pass fu¨r die Reise von Rom nach Neapel, GSA 25/XXVII, Q), und gab sich als Maler aus Leipzig aus. Er hatte bereits wa¨hrend seiner ersten Harzreise 1777 gute Erfahrungen mit einem Inkognito gemacht: Mir ists eine sonderbaare Empfindung, unbekannt in der Welt herumzuziehen, es ist mir als wenn ich mein Verha¨ltniss zu den Menschen und den Sachen weit wahrer fu¨hlte. (Brief an Charlotte von Stein, 6. und 7. Dezember 1777; WA IV 3, 192.) 242,26 laßen Sie niemanden nichts mercken, daß ich aussenbleibe] Nur unter der Voraussetzung, dass Goethes Status als hoher Beamter am herzoglichen Hof unangetastet blieb, war es mo¨glich, seine ku¨nftige Ru¨ckkehr nach Weimar abzusichern. Das Ausbleiben von Pressenachrichten u¨ber Neubesetzungen im Bereich seiner bisherigen Zusta¨ndigkeiten bewies ihm bereits in den Wochen vor der ersten brieflichen Kontaktaufnahme mit Herzog Carl August im Dezember 1786, dass dieser sein Verhalten akzeptierte. 243,1 Riedels Brief] Nicht u¨berliefert. – Goethe hatte im Juli 1786 im Auftrag des Herzogspaares Cornelius Johann Rudolf Ridel in Go¨ttingen das Angebot unterbreitet, als Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich an den Weimarer Hof zu kommen. Der hier genannte Brief Ridels war wahrscheinlich dessen zustimmende Antwort auf dieses Angebot (vgl. Nr 350). 243,2 durch Schmidten mit ihm Handeln] yber Verhandlungen zwischen dem Geheimen Assistenzrat Johann Christoph Schmidt und Ridel ist nichts bekannt. 243,3 den Grafen] Ridel war seit 1785 Hofmeister des an der Universita¨t Go¨ttingen studierenden Grafen Christian August Ludwig von Taube und hatte diesen u. a. auch auf seinen Reisen begleitet, so z. B. im April 1786 nach Weimar (vgl. zu 203,1). 243,3–5 Sie ließen ihn Æ:::æ wie Sie alsdann mit ihm einig wu¨rden] Wann Ridel zu Vertragsverhandlungen nach Weimar kam, ist nicht bekannt. Sein Amt als Prinzenerzieher trat er im Januar 1787 an (vgl. die einleitende Erla¨uterung zu Nr 350). Aber schon im Oktober 1786 wurde er zum Landkammerrat mit einer Anstellung an der Hochfu¨rstlichen Kammer zu Weimar ernannt (vgl. ebd.). 243,6 Imhofs Jahr] Christoph Adam Carl von Imhoff, ein Schwager Charlotte von Steins, erhielt vermutlich seit September oder Oktober 1785 eine ja¨hrliche Pensionszahlung des Herzogs und lebte seit Anfang 1786 in Weimar (vgl. zu 98,8–9). 243,6–8 dem Rath Go¨tze Æ:::æ abhohlen lassen] Wahrscheinlich ist Johann Gottlieb Go¨tze gemeint, der als Rat und Kriegskassierer in der Kriegskanzlei, der zentralen Administration in der von Goethe geleiteten herzoglichen Kriegskommission, ta¨tig war. Die Carl von Imhoff von Herzog Carl August gewa¨hrte Apanage
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betrug 300 Reichstaler und wurde nach Absprachen mit Goethe fu¨r den ehemaligen Offizier u¨ber die Kasse der Kriegskommission in Weimar abgewickelt (vgl. zu 84,21). 243,16 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. Goethe hatte unmittelbar vor seiner Abreise nach Karlsbad noch perso¨nlich von der Herzogin Abschied genommen, freilich ohne sich u¨ber seine Reisepla¨ne zu erkla¨ren (vgl. auch zu 221,24). 243,19–21 Geh. Ass. R. Schmidt Æ:::æ Kriegskomm.sachen anzunehmen] Der Finanzfachmann Johann Christoph Schmidt war seit 1784 Geheimer Assistenzrat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium und als solcher ein Kollege Goethes, mit dem dieser sehr eng zusammenarbeitete. Goethe, der auch die Kriegskommission leitete, hatte Schmidt fu¨r die Zeit seines Aufenthalts in Karlsbad als seinen Vertreter in dieser Aufgabe eingesetzt, Philipp Seidel aber schon entsprechende Instruktionen fu¨r Schmidt erteilt, damit dieser die Gescha¨fte der Kriegskommission auch wa¨hrend der bevorstehenden la¨ngeren Abwesenheit Goethes weiterfu¨hren konnte (vgl. zu 220,23–24). Schmidt selbst war von Goethe mit einem Brief vom 13. August aus Karlsbad lediglich daru¨ber informiert worden, dass er sich vom Herzog noch wa¨hrend des gemeinsamen Kuraufenthaltes eine Verla¨ngerung seines Urlaubs erbeten werde, er also nicht so bald nach Weimar zuru¨ckkehren wu¨rde (vgl. zu 223,22–23). 243,21 pressante] Von franz. pressant: dringend. 243,22–23 die kurrenten] Kurrent: laufend, sta¨ndig (von lat. currere: laufen). 243,23 expedirt] Expedieren: zum Versand fertig machen, eine Sendung aufgeben; hier: amtliche Schriftstu¨cke ausfertigen und versenden (von lat. expedire: bereit machen, erledigen). 243,23–24 ihm ohnedies geschrieben] Vgl. Nr 360. 243,24 Seeger] Kriegsregistrator Johann Georg Seeger war Sekreta¨r und Kanzlist der Weimarer Kriegskommission sowie Rechnungsfu¨hrer bei der Hauptkasse der Ilmenauer Berggewerkschaft. 376. An Charlotte von Stein y B E R L I E F E RU N G
ÆKarlsbadæ, 2. September 1786 ! Weimar
H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, St. 7. – Doppelblatt 16,3620,3 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An / Frau Oberstallmeister / von Stein / nach / Weimar. / fr. Erfurt. / Eger; rotes Siegel mit Bildmotiv: Ma¨nnerkopf; Bl. 2 am a¨ußeren Seitenrand Mitte Papierausriss durch Siegelo¨ffnung; Poststempel: „V. CARLSBAD“; Text vollsta¨ndig egh. gestrichen, Bleistift (Bearbeitungsspuren fu¨r die „Italia¨nische Reise I“; ca. 1813–1816).
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BRIEF 377
E: Briefe aus Italien (1886), 5 f., Nr 6. WA IV 8 (1890), 22, Nr 2506. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 243,26 d‘. 3ten Sept geh ich von hier ab] Goethe hatte sich bereits mit seinem Brief vom Tag zuvor verabschiedet (vgl. zu 230,3). Das Abreisedatum war von Goethe auch schon im Brief vom 30. August genannt worden (vgl. zu 229,2–3). 243,26–27 niemand weiß es noch] Nur Philipp Seidel war in die Pla¨ne zur bevorstehenden Italienreise eingeweiht. Herzog Carl August als seinen Dienstherren hatte Goethe um Urlaub fu¨r eine la¨ngere Reise gebeten (vgl. zu 242,13). Von einer solchen Reise wusste auch Charlotte von Stein, war aber eben so wenig wie der Herzog u¨ber das Reiseziel informiert (vgl. zu 226,5–6). Gegenu¨ber allen anderen hatte Goethe nichts von seinem Vorhaben verlauten lassen. 244,1 Die Gesellschafft ist noch recht artig hier] Von dem urspru¨nglichen Gesellschaftskreis, der sich im August 1785 um Herzog Carl August und Goethe in Karlsbad gebildet hatte, waren wahrscheinlich nur noch Caroline und Johann Gottfried Herder, Adelaide von Waldner, Christiane Gra¨fin und Hans Moritz Graf von Bru¨hl, Amalie von der Asseburg sowie Aloysia Gra¨fin von Lanthieri anwesend (vgl. zu 227,14). – ,Artig‘ hier im Sinne von ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 244,1 die Lanthieri] Aloysia Gra¨fin von Lanthieri aus Graz (vgl. zu 227,18–19). 244,2 brav] Hier im Sinne von ,treu‘, ,verla¨sslich‘ (vgl. GWb 2, 869 f.). 244,2–3 der Prinzess nur Einmal pra¨sentirt] Die Kurfu¨rstin von Sachsen, Maria Amalia Augusta, genannt ,die Prinzessin‘ (vgl. zu 226,23), lebte in Karlsbad sehr zuru¨ckgezogen (vgl. 227,10–11). Auch Herder besta¨tigte diesen Eindruck: „Die Prinzeßin Æ:::æ setzt ihre Lebensweise hieselbst fort.“ (Herder an Herzog Carl August, 8. September 1786; HB 5, 187.) Wann Goethe die Kurfu¨rstin in Karlsbad aufgesucht hat, ist nicht bekannt, vermutlich aber erst in den letzten Tagen seines Aufenthaltes. 244,3 Der Herdern] Caroline Herder, die sich mit ihrem Mann und dem zehnja¨hrigen Sohn August seit dem 5. August 1786 in Karlsbad aufhielt. 244,3 die P h i l i n e n Silhouette] Vermutlich ein Schattenriss der nicht na¨her bekannten Geliebten des Fu¨rsten Christian August von Waldeck, die sich noch vor Goethes Ankunft in Karlsbad aufgehalten hatte und die Goethe im Januar 1787 bei einem Besuch des Fu¨rsten in Rom perso¨nlich kennen lernen sollte (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 143). Ihre Bezeichnung als ,Philine‘ ko¨nnte darauf hindeuten, dass Goethe und Charlotte von Stein sie mit der gleichnamigen verfu¨hrerischen Scho¨nheit aus Goethes Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ in Beziehung gesetzt hatten, die dort als eine
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junge muntere Actrice, Æ:::æ mit einem unglaublichen Leichtsinne und als das gutherzigste Gescho¨pf von der Welt beschrieben wurde (4. Buch, 10. Kapitel; AA Wilhelm Meister, 221). 244,5 ein Packet oder eine Rolle] Goethe hatte schon in seinem Brief vom Vortag, dem 1. September 1786, ein Ro¨llgen Zeichnungen von mir (230,14) fu¨r Ende September angeku¨ndigt (vgl. zu 230,14). 244,7 Vogel bringt dir noch ein Pa¨ckgen mit] Der Schreiber Christian Georg Carl Vogel, der eigens mit nach Karlsbad gereist war, um die Druckmanuskripte fu¨r die ersten vier Ba¨nde von „Goethe’s Schriften“ anzufertigen (vgl. zu 232,23), fuhr in der Woche nach Goethes Abreise aus Karlsbad zuru¨ck nach Weimar. yber den Inhalt des Paketes an Charlotte von Stein ist nichts bekannt. 244,11 noch acht Tage hier zu thun] In erster Linie ist hier der noch ausstehende endgu¨ltige Abschluss von Goethes Arbeiten an den Druckmanuskripten fu¨r die Gesamtausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Go¨schen gemeint. Die Vorbereitung der ersten vier Ba¨nde war bis auf die Umarbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ in Blankverse beendet (vgl. zu 233,28–234,1). 377. An Philipp Christoph Kayser
ÆKarlsbadæ, 3. September 1786 ! Zu¨rich
y B E R L I E F E RU N G
H: GSAWeimar, Sign.: 29/260 I. – Doppelblatt 13,7(–16,7)617(–20,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Christoph Kayser / nach / Zu¨rch.; oben links Bemerkung von Kaysers Hd, Tinte: „G o¨ t h e 3 S e p t b 8 6 “; Bl. 2 untere a¨ußere Ecke Papierausriss, an allen weiteren Ecken von Bl. 1 und 2 rote Siegelreste; Ecken und Rand des Mittelfalzes beschnitten durch Siegelo¨ffnung. E: WA IV 50 (1912), 130 f., Nr 2506 a (Carl Schu¨ddekopf). ERL{UTERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht u¨berlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Juli und Mitte August 1786 (vgl. zu 244,15). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte September und Mitte November 1786 (vgl. Brief an Kayser, 6. Februar 1786; WA IV 8, 174) ist ebenfalls nicht u¨berliefert. 244,15 Zum Abschied aus Carlsbad] Am Vortag hatte Goethe mehrere Abschiedsbriefe verfasst (Nr 371, 372, 373, 374, 375, 376). Mo¨glicherweise ist der vorliegende Brief ebenfalls am 2. September begonnen, aber erst am Morgen des 3. September unmittelbar vor dem Aufbruch nach Italien beendet worden. 244,15 Ihr Brief] Der Bezugsbrief ist wahrscheinlich in der Zeit zwischen Ende
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BRIEF 377
Juli und Mitte August 1786 geschrieben. In seinem letzten Brief vom 5. Mai 1786 hatte Goethe Kayser mitgeteilt, dass er von Juni an verreist sein werde (vgl. zu 194,9–10). Er verließ Weimar aber erst am 24. Juli, um nach Karlsbad zu gehen. Den Bezugsbrief Kaysers erhielt Goethe offensichtlich erst in der zweiten Augustha¨lfte oder in den ersten beiden Tagen des September in Karlsbad. Kaysers Brief war wahrscheinlich u¨ber Weimar gegangen, da Kayser Goethes Aufenthaltsort nicht kannte bzw. ihn im August schon wieder in Weimar wa¨hnte. Der Brief ist demnach mindestens 14 Tage unterwegs gewesen. 244,16–17 den Anfang des vierten Ackts] Gemeint ist die Musik zum 4. Akt des Singspiels „Scherz, List und Rache“. Im letzten Brief vom 5. Mai war Kayser von Goethe zu weiteren yberarbeitungen der Partitur aufgefordert worden (vgl. zu 194,10–11). 244,18 sobald ich zu Hause bin schreib ich Ihnen] Goethe brach nach Italien auf, ohne genau zu wissen, wann er zuru¨ckkehren werde. Kayser wurde u¨ber Goethes Italienreise nicht vorab informiert. Seinen na¨chsten Brief an Kayser schrieb Goethe am 25. November 1786 aus Rom (vgl. WA IV 8, 69 f., Nr 2529). 244,19 u¨ber die vorige Arbeit] Zuletzt hatte Kayser Teile der Partitur im April 1786 an Goethe geschickt (vgl. zu 194,1). Goethe war in seinem Antwortbrief vom 5. Mai 1786 nur mit kurzen Andeutungen auf einige wenige Passagen der Komposition eingegangen (vgl. Nr 319). Er hatte sich die Kompositionen wahrscheinlich auch noch nicht vollsta¨ndig anho¨ren ko¨nnen. 244,25 Accompagnements] Franz.: Begleitungen (vgl. zu 47,2–3). 245,3 Auf den Re´ Teodor ist die Grotta di Trofonio gefolgt.] Als eines der großen Opernwerke der Saison war am 12. Oktober 1785 am Wiener Burgtheater die komische Oper „La gro`tta di Trofonio“ von Antonio Salieri nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti uraufgefu¨hrt worden, nachdem im Jahr zuvor Paı¨siellos „Il re Teodoro in Venezia“ (vgl. zu 46,15) ein Hauptstu¨ck der Wiener Opernsaison gewesen war. 245,3–4 Ich erhalte sie von Wien] Goethe hoffte, die Partitur der SalieriOper u¨ber Graf Carl Borroma¨us von Harrach zu erhalten (vgl. zu 232,2–3). Die Zusendung von Partitur und Textbuch sollte Goethes Sekreta¨r Philipp Seidel u¨bernehmen (vgl. zu 232,6). Ob Kayser die Partitur je erhalten hat, ist nicht bekannt. Im Januar 1787 war die Angelegenheit noch immer nicht erledigt (vgl. Goethe an Seidel, 13. Januar 1787; WA IV 8, 126). 245,4–5 von Casti Æ:::æ von Salieri] Es war Salieris und Castis erste gemeinsame Opernarbeit. Casti hatte auch das Libretto zu Paı¨siellos „Il re Teodoro in Venezia“ (1784) geschrieben (vgl. zu 245,3). 245,6–7 Von der Ausgabe Æ:::æ etwas zugetragen.] Gemeint sind „Goethe’s Schriften“ (8 Bde. Leipzig 1787–1790) bei Georg Joachim Go¨schen in Leipzig. Die Herausgabe dieser ersten, von Goethe selbst besorgten Ausgabe seiner Werke war im Juli 1786 o¨ffentlich angeku¨ndigt worden (vgl. zu 205,6).
AMTLICHES
A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. Februar 1785 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: B 5277 d, Bl. 26–28. – 2 Doppelbla¨tter 20(–20,2) 632,9(–33,2) cm, 5 S. beschr. (S. 3–7), Schreiberhd (zS), egh. Schlussformel und Unterschrift, Tinte; S. 8 egh.(?) Adresse, quer zur Schreibrichtung, Tinte: Serenissimo.; S. 3 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „ p s d . 28. F e b r i 1785.“, oben links von fremder Hd, Tinte: „II 113“; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Beschriftung von Schreiberhd (zS), Tinte: „Geheimde Canzley-Acta / Die Fertigung einer Amts-Charten, wie auch einer topographischen Charte u¨ber das Fu¨rstenthum Weimar und der Jenaischen Landes-Portion betr‘. / 1778 bis 1785“; die Zeile ich ermangle nicht (277,5) ist durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert. E: Goethe-Carl August2 1 (1915), 56–59, Nr 41. WAN 1 (WA IV 51; 1990), 73–75, Nr 2060a. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 277,1 Pro Memoria] Lat.: zum Geda¨chtnis, zur Erinnerung. – Denkschrift, amtliches Schriftstu¨ck, das im Unterschied zu dem in der Regel mu¨ndlich abgegebenen Votum in einem Amtskollegium dazu dient, ausfu¨hrliche und schriftlich formulierte Darlegungen zu einem Beratungsgegenstand festzuhalten. 277,2 Ew: HochFu¨rst‘: Durch‘:] Abgeku¨rzt fu¨r ,Euer Hochfu¨rstliche Durchlaucht‘; bis 1806 Adelspra¨dikat, das sowohl in mu¨ndlichen Anreden als auch nach den Stilvorschriften fu¨r die Abfassung offizieller Dokumente, dem so genannten Kurialstil, in Schriftstu¨cken anzuwenden war, die an einen Reichsfu¨rsten gerichtet wurden (,Durchlaucht‘ von mhd. durchliuhten: durchstrahlen; Lehnu¨bersetzung von lat. perillustris: sehr angesehen). Im Alten Reich wurde das Pra¨dikat vom Kaiser zuna¨chst nur an Kurfu¨rsten, spa¨ter auch an andere Reichsfu¨rsten verliehen und gebu¨hrte in der Regel dem jeweiligen Oberhaupt oder den Erben eines regierenden oder altfu¨rstlichen Hauses. Nach 1806 war es auch fu¨r die Angeho¨rigen ehemals regierender Ha¨user, die Standesherren, sowie fu¨r andere in den Fu¨rstenstand erhobene Personen u¨blich. 277,2–5 u¨ber verschiedene Vorschla¨ge Æ:::æ Gedancken verlangt] Offensichtlich hatte Goethe der bisherige Vorgang u¨ber den Ende September 1778 nach dem Ausbruch des Bayerischen Erbfolgekrieges von der Regierung zu Weimar angeregten Plan zur Herstellung neuer Amtskarten vorgelegen. Sein Promemoria und die sich daran anschließenden Dokumente sind in der Geheimen Kanzleiakte diesem Vorgang nachgeheftet (vgl. yberlieferung). Am 18. November 1778 hatte das Geheime Consilium unter Mitwirkung Goethes ein Reskript beschlossen, in dem
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AMTLICHES 1
die Anfertigung neuer Amtskarten sowie einer Generalkarte des Fu¨rstentums Weimar, der Jenaischen Landesportion und des Amtes Ilmenau angeordnet worden war (vgl. ThHStA, B 5577 d, Bl. 7). Das Projekt einer Generalkarte war jedoch nach dem raschen Ende des Krieges vorerst wieder aufgegeben worden, da man sich u¨ber die Prinzipien, nach denen die Kartographierung vorgenommen werden sollte, nicht hatte einigen ko¨nnen. Nun wurde es erneut aufgegriffen. 277,19–20 das Amt Illmenau na¨chsten Sommer Æ:::æ vermeßen] Goethe war am 6. Juli 1784 mit der Leitung der Kommission zur Aufsicht u¨ber das Ilmenauer Steuerwesen beauftragt worden. Um die steuerbaren Grundstu¨cke wie vorgesehen nach den Grundsa¨tzen der Weimarer General-Revisionsinstruktion veranlagen zu ko¨nnen, war es zuna¨chst erforderlich, zuverla¨ssige Vermessungsdaten bereitzustellen. 277,23–24 da der Fu¨rst‘. S. Forst-Sekretarius Æ:::æ Antrag abgelehnet] Der Ingenieur und Mathematiker Franz Ludwig Gu¨ssefeldt, ein langja¨hriger Beamter der Weimarer Kammer, bekleidete dort seit 1782 offiziell das Amt eines Forstsekreta¨rs. Daneben wurde er aber auch immer wieder als Ingenieur und Kartograph eingesetzt. Gu¨ssefeldt hatte 1779 in einem Gutachten zur geplanten Neukartographierung des Herzogtums erkla¨rt, dass ein derartiges detailgenaues und zuverla¨ssiges Kartenwerk seine Kra¨fte und Mo¨glichkeiten u¨berfordere (vgl. Promemoria Franz Ludwig von Gu¨ssefeldts, 18. Dezember 1778, ThHStA, B 5277 d, Bl. 10). 277,24–25 der von dem H‘. Graf Schmettau vorgeschlagene Ingenieur] Der preußische Offizier und Kartograph Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau genoss als Initiator der „Schmettau-Schulenburgischen Kabinettskarte“, eines wegen seiner Genauigkeit beru¨hmten Kartenwerkes des preußischen Staats, in seinem Fachgebiet hohe Anerkennung. Schmettau korrespondierte seit Anfang 1785 mit Carl August in Angelegenheiten des Fu¨rstenbundes. In diesem Zusammenhang empfahl er den Kartographen und Bauingenieur Carl Friedrich Wiebeking, der spa¨ter als Generaldirektor der obersten Baubeho¨rde des Ko¨nigreichs Bayern zum international bedeutenden Fachmann fu¨r Wasser-, Straßen- und Bru¨ckenbau wurde, fu¨r die geplanten Kartographierungsarbeiten im Herzogtum (vgl. Schmettau an Herzog Carl August, 15. Februar 1785; ThHStA, D 1654, Bl. 60–63). Wiebeking war vor 1785 an der Erstellung der Schmettau-Schulenburgischen Kabinettskarte und anderer Kartenwerke beteiligt gewesen. 277,25–29 sich auf das baldigste hierher Æ:::æ Operationen anzufangen] Wiebeking kam Ende Ma¨rz 1785 nach Weimar, um letzte Absprachen und Vorbereitungen in der Angelegenheit zu treffen. Goethe meldete seine Ankunft dem Herzog am 1. April (vgl. zu 285,23–24). Wiebeking begann mit seinen Vermessungsarbeiten unmittelbar nach einem entsprechenden Auftragsreskript vom 6. Mai 1786 (vgl. zu 288,16). 277,30–32 Da aber nicht nur Æ:::æ ausgemeßen werden mu¨ßen] Der Anlass fu¨r den 1778 gefassten Beschluss des Geheimen Consiliums u¨ber die Herstellung neuer Amtskarten war u. a. der Mangel an Karten gewesen, die genaue An-
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gaben u¨ber die Beschaffenheit der einzelnen Fluren und Grundstu¨cke enthielten, wie sie fu¨r die Festsetzung der zu entrichtenden Grundsteuern, die Beschockung, erforderlich waren. Die ehemals vorhandenen Karten, die aufgrund der 1726 von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar erlassenen General-Revisionsinstruktion erstellt worden waren (vgl. Rosalinde Gothe: Das Verha¨ltnis von Eigentum, Zins und Steuer in der Weimarer Revisionsinstruktion von 1726, in: Jahrbuch fu¨r Geschichte des Feudalismus. Bd 11. Berlin 1987, S. 321–351), fielen dem Brand des Weimarer Residenzschlosses am 6. Mai 1774 zum Opfer. Goethe ging daher von der Annahme aus, dass die Neuvermessung ebenfalls auf der Grundlage des Konsiliumsbeschlusses von 1778 erfolgen sollte. 278,6–7 der in den Vorschla¨gen nach quadrat-Meilen angegebene] Schmettau hatte Carl August in einer Anlage zu seinem Brief vom 15. Februar 1785 seine „Vorschla¨ge und Gedancken u¨ber die Aufnahme der Fu¨rstenthu¨mer Weimar und Eisenach“ unterbreitet (vgl. ThHStA, D 1654, Bl. 60–63). Darin war auch der Vergu¨tungsvorschlag fu¨r Wiebekings Ta¨tigkeit von 20 Reichstalern pro Quadratmeile enthalten. Das Dokument ist nicht u¨berliefert. 278,8–9 man ihn gleich auf 6. Monathe Æ:::æ monathlich etwas festsetzte] Goethes Vorschlag wurde zuna¨chst in modifizierter Form aufgegriffen, dann aber wieder verworfen (vgl. zu 286,8). 278,13 in Ihro HochFu¨rst‘: Durch‘: Dienste zu treten] Wiebeking wurde mit Beschluss des Geheimen Consiliums vom 19. April 1785 damit beauftragt, topographische Karten fu¨r das Fu¨rstentum Weimar und die Jenaische Landesportion anzufertigen (vgl. zu 287,27; zu 288,16). 278,18 general-Ausmeßung] Carl August plante eine Vermessung und Kartographierung aller Landesteile des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 277,30–32). 278,22–24 mit jenem Mann, dem Forst-Secretaire Gu¨ßefeld Æ:::æ zu laßen] Goethes Bedenken u¨ber die Erfolgschancen einer Zusammenarbeit von Gu¨ssefeldt und Wiebeking verweisen auf grundlegende Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen beiden Kartographen. Gu¨ssefeldts Karten wurden vom Verlagsbuchhandel verbreitet und orientierten sich neben topographischen Informationen auch auf den a¨sthetischen Schauwert. Die schmettauschen Kartenwerke hingegen, in deren Schule Wiebeking stand, wurden ausschließlich fu¨r den amtlichen Bedarf angefertigt und erfassten alle topographischen Fakten detailgenau. Als geheime Beho¨rdenunterlagen existierten sie nur als Handzeichnungen und durften auch nur von Hand kopiert werden. 278,31 nach eynerlei Grund-Sa¨tzen] Goethe intendierte eine Vermessung und Kartographierung nach den Grundsa¨tzen der General-Revisionsinstruktion von 1726. So wollte er die topographische Kartierung des Herzogtums mit den Vermessungsarbeiten zur Revision des Ilmenauer Grundsteuerkatasters kombinieren und dies dann sukzessive ausbauen. Da sich das Geheime Consilium Goethes
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Vorschlag jedoch nicht anschloss, sondern Wiebeking lediglich mit der Anfertigung topographischer Karten beauftragte (vgl. zu 287,27; zu 288,16), kam es bei dem Projekt auch nicht zu einer Zusammenarbeit von Wiebeking und Gu¨ssefeldt. Zur unterschiedlichen Kartographiemethodik vgl. zu 278,22–24. 278,34–35 die Vermeßung ernstlicher angreifen] Schmettau hatte in dem Carl August unterbreiteten Projektplan zwei weitere Vermessungsfachleute vorgeschlagen, die mit Wiebeking zusammenarbeiten sollten. Diese, die Kondukteure Wiebeking und Hammerschmidt, trafen Mitte April 1785 in Weimar ein (vgl. Wiebeking an Herzog Carl August, 16. April 1785, ThHStA, B 5277 d, Bl. 36). Da Wiebekings Vermessungsprojekt dem schmettauschen Plan gema¨ß durchgefu¨hrt wurde, ist anzunehmen, dass sie tatsa¨chlich eingesetzt worden sind. Die Vermessungsarbeiten begannen unmittelbar nach dem Erlass des entsprechenden Reskripts vom 6. Mai 1786 (vgl. zu 288,16). A 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. Februar 1785 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: A 6806, Bl. 1–2. – Doppelblatt 23,3632,8 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (zS), egh. Schlussformel und Unterschrift, Tinte; S. 4 egh.(?) Adresse, quer zur Schreibrichtung, Tinte: Serenissimo.; S. 1 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „prs. d. 28. Febr. 1785.“, oben links von fremder Hd, Tinte: „H. 52.“; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Beschriftung von Schreiberhd (zS), Tinte: „Geheimde Canzley-Acta. / Die zu machende Acquisition des von Einsiedelischen Apparats an chymischen Instrumenten Gera¨thschafften Praeparaten und Bu¨chern, betr‘ 1785.“; die Zeile Aus beiliegendem an (279,9) ist durch einen Anlagestrich am linken Seitenrand markiert. E: Ungedruckte Goetheana in Angelegenheiten der Universita¨t Jena. III. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg II. Semester. Nr 45. Ausgegeben am 7. November 1878. Leipzig 1878, S. 227–229. WA IV 7 (1891), 15–17, Nr 2060 (nach E). BEI LAG E
Pro Memoria (279,9) von Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz an Goethe,
18. Februar 1785:
An des Herrn Geheimden Raths von G o e t h e Hochwolgeb‘. untertha¨nig‘ P r o m e m o r i a . Ew: Hochwolgeb‘. gna¨digen Auftrage zufolge, habe nachstehendes untertha¨nig vortragen wollen:
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Als vor einiger Zeit Ihro Hochfu¨rst‘. Durch‘. mein gna¨digster Herr, einige physikalischchymische Versuche in meinem Hause anzusehen die Gnade hatten, und bey dieser Gelegenheit fanden, daß mein Zeitheriger P r o v i s o r Go¨ttling bey diesen Gescha¨ften vorzu¨gliche Geschicklichkeit und Wißenschaft zeigte; so hatten Ihro Durch‘. die Gnade mich zu fragen: unter welcher C o n d i t i o n dieser Mensch bey mir sey, und was endlich mit ihm werden wu¨rde? ich au¨serte hierauf, daß ich ihm versprochen: wenn in den hiesigen Gegenden eine Apotheke zu verkaufen ka¨me, ich ihm dazu Geld vorschießen, und bey meinen auswa¨rtigen Kaufleuten den dazu no¨thigen C r e d i t machen wu¨rde – Ihro Durch‘. waren so gna¨dig hierauf zu versichern: Ho¨chstdieselben wolten auch etwas zu dem Erkauf einer Apotheke mit herschießen – nach einigen Wochen sprachen Ho¨chstdieselben wieder mit mir auf der R e d o u t e von Go¨ttling, und wu¨nschten daß derselbe in Go¨ttingen P h y s i c , M a t h e m a t i c u. andere hierher geho¨rige Wißenschaften studieren mo¨chte, und alsdenn wolten Sie ihm nach Frankreich und Engelland schicken – wenn dieses geschehen glaubten Ho¨chstdieselben, daß er, Go¨ttling, ein tu¨chtiger Lehrer der Physik u. Chymie, u. ich fu¨gte hinzu; der Technologie, in Jena dereinst werden ko¨nnte – und im Fall einmal eine Apotheke in Jena v a c a n t wu¨rde, so ko¨nnte man ihm noch immer eine Apotheke kaufen – ich erwiederte hierauf in Untertha¨nigkeit: wenn Ihro Durch‘. diese gna¨digste i n t e n t i o n ha¨tten, so sey no¨thig, daß er vorher die lateinische, englische und franzo¨sische Sprache erlerne, vorzu¨glich aber die lateinische, und daß wenigstens hierzu noch ein Jahr Zeit no¨thig seye – dieses alles waren Ihro Durch‘. zufrieden, und trugen mir auf, solches ins Werk zu richten, welches denn auch geschehen, und ich ihm bisher im lateinischen und englischen Lehrer gehalten. Verwichenen 9 t F e b r. d . J. befahlen mir Ihro Durch‘. daß ich untertha¨nig aufwarten solte, wobey denn Ho¨chstdieselben gna¨digst au¨serten, daß wenn nun meiner Aussage nach, Go¨ttling hinla¨nglich geschickt wa¨re, na¨chste Ostern nach Go¨ttingen zu gehen; so wolten Sie zweyhundert funfzig Rthlr. in dortiger Go¨ttingischer Mu¨nze hierzu fu¨r das erste Jahr auszahlen laßen – da mo¨chte er denn im ersten halben Jahre: Physik bey L i c h t e n b e r g , Mathematik bey K a¨ s t n e r, u. Botanik bey M u r r a y fleißig treiben – den ku¨nftigen Winter ko¨nne er Naturgeschichte, Chymie und Technologie treiben, dann wu¨rde sich das weitere ergeben – Zugleich au¨serten Ihro Durch‘. wie Sie wu¨nschten daß nach und nach die neuesten physikalischen Instrumente angeschafft wu¨rden, Sie wolten hierzu ja¨hr‘. Einhundert funfzig Rthlr. aussezzen. Dieses habe ich Ew: Hochwolgeb‘. untertha¨nig vortragen und mit dem vollkommensten R e s p e c t beharren wollen Ew: Hochwolgeb‘. Weimar den 18 d F e b r. 1785.
untertha¨niger Diener D. Bucholtz
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H: ThHStA Weimar, Sign.: A 6806, Bl. 3–4. 16 R e d o u t e ] Hofball, oft auch als Maskenball. Bis zum 9. Februar 1785 hatten in Weimar drei Redouten stattgefunden, am 14. Januar, am 28. Januar und am 8. Februar (vgl. FB 1785, S. 12, 22 und 29). 34 L i c h t e n b e r g ] Georg Christoph Lichtenberg, seit 1775 Professor fu¨r Physik in Go¨ttingen. 34 K a¨ s t n e r ] Abraham Gotthelf Ka¨stner, seit 1746 Professor fu¨r Mathematik in Go¨ttingen. 35 M u r r a y ] Johann Andreas Murray, seit 1769 Professor fu¨r Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Go¨ttingen. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 279,8 Pro Memoria] Lat.: zum Geda¨chtnis, zur Erinnerung. – Denkschrift, amtliches Schriftstu¨ck (vgl. zu 277,1). 279,9 an Endes unterzeichneten gerichteten Pro Memoria] Promemoria des Weimarer Apothekers Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz vom 18. Februar 1785 an Goethe (abgedruckt als Beilage). 279,10 Ew: Hochfu¨rst‘: Durch‘:] Abgeku¨rzt fu¨r ,Euer Hochfu¨rstliche Durchlaucht‘ (vgl. zu 277,2). 279,10–13 was mir Æ:::æ neuerdings ero¨fnet hat] Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz, Naturforscher und Inhaber der Hofapotheke zu Weimar, berichtet in seinem Promemoria u¨ber den mit Herzog Carl August abgesprochenen Plan, dem in seiner Apotheke als Gehilfen ta¨tigen Johann Friedrich August Go¨ttling ein Studium u. a. der Physik und Mathematik in Go¨ttingen zu finanzieren. Damit sollte dem befa¨higten Mitarbeiter die Perspektive zu einem universita¨ren Lehramt in Jena und die Mo¨glichkeit zur ybernahme einer eigenen Apotheke ero¨ffnet werden. Nach abgeschlossenen vorbereitenden Sprachstudien sollte Go¨ttlings Ausbildung Ostern 1785 beginnen (vgl. Beilage). Nach seinem Chemiestudium in Go¨ttingen wurde Go¨ttling 1789 zum Professor in Jena ernannt. 279,17 wegen der Summe] 250 Reichstaler in Go¨ttinger Mu¨nze (vgl. Beilage). Zur Auszahlung der Summe war ein herzogliches Reskript an die Kammer zu Weimar erforderlich (vgl. zu 283,8–13). 279,20 Anschaffung der no¨tigen Instrumente] Carl August hatte in einem Gespra¨ch mit Buchholz am 9. Februar den Wunsch gea¨ußert, dass fu¨r Go¨ttling die neuesten physikalischen Instrumente angeschafft wu¨rden; er wolle dafu¨r ja¨hrlich 150 Reichstaler bewilligen und Goethe solle sich der Sache annehmen (vgl. Beilage). 279,33–283,1 Es hat nehmlich der Bergrath von Einsiedel Æ:::æ hinterlaßen.] Der Naturkundler und ehemalige kursa¨chsische Bergkommissionsrat Johann August von Einsiedel, ein ju¨ngerer Bruder Friedrich Hildebrand von Einsiedels, war 1784 nach Weimar gekommen und hatte sich in Oberweimar ein physikalisch-chemisches Laboratorium eingerichtet. Einsiedel plante seit Herbst
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1784 eine la¨ngere Forschungs- und Abenteuerreise nach Afrika und wollte die wissenschaftliche Laboreinrichtung zuvor verkaufen. Goethe hatte dem Herzog schon am 18. Oktober 1784 in einem Brief davon berichtet und zum Erwerb geraten, um Go¨ttling damit auszustatten (vgl. WA IV 6, 372 f.). 283,4 ingleichen einige gute Schriftsteller] Die zum Bestand des Laboratoriums geho¨rende chemisch-technologische Fachliteratur war nicht mehr zu ermitteln. 283,5 einem ma¨ßigen Anschlage 122. rh.] Einsiedel hatte Goethe 1784 einen Kaufpreis von 170 Reichstalern genannt (vgl. ebd., 372). Die Scha¨tzung des Inventars durch Go¨ttling ergab jedoch eine deutlich niedrigere Bewertung (vgl. ebd., 373). 283,8–13 Wollten Ew: Æ:::æ Gebrauch u¨berlaßen wu¨rden] Das Reskript an die Kammer zu Weimar, den Kauf, wie von Goethe vorgeschlagen, abzuschließen, erging am 4. Ma¨rz 1785 (H: ThHStA, A 6806, Bl. 4). Mit Goethes Anregung vom Oktober 1784, das einsiedelsche Laboratorium zu erwerben, war auch der Vorschlag verbunden gewesen, es mit dem im Jenaer Schloss befindlichen Hauslaboratorium des Gelehrten Christian Wilhelm Bu¨ttner, das zusammen mit der bu¨ttnerschen Bibliothek bereits in das Eigentum des Herzogs u¨bergegangen war, zu vereinigen und in die Obhut des herzoglichen Museums zu nehmen. Goethe beabsichtigte, diese Laboratoriumsausru¨stungen bis zur ku¨nftigen ybergabe an Go¨ttling auch fu¨r seine eigenen Forschungen zu nutzen (vgl. Goethe an Herzog Carl August, 18. Oktober 1784; WA IV 6, 372 f.). Sie blieben in Goethes Verwahrung, bis sie im Ma¨rz 1789, noch um Teile der mathematisch-physikalischen Instrumentensammlung des wenige Wochen zuvor verstorbenen Jenaer Mathematikprofessors Johann Ernst Basilius Wiedeburg erweitert, an Go¨ttling zum lebenslangen Gebrauch u¨bergeben wurden. Die betreffenden Stu¨cke sollten nach Go¨ttlings Tod wieder in den Bestand des herzoglichen Museums zuru¨ckgefu¨hrt werden (vgl. Goethe an Schnauß, 15. Ma¨rz 1789; WA IV 9, 96). 283,14 lebenswieriger] Lebenslanger; im Kurialstil u¨blicher Ausdruck. A 3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 15. Ma¨rz 1785 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: B 8088 oo, Bl. 131 a–c. – 2 Doppelbla¨tter 21,3634,4(–34,7) cm, 6 S. einspaltig beschr. (rechts), Schreiberhd (zS), egh. Schlussformel, Datum und Unterschrift, Tinte; zwischen Devotionsanrede und Schlussformel Devotionshaken; S. 1 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „p s : d ‘. 15 ten M a r t . 1785.“, oben links von fremder Hd, Tinte: „E.“; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Beschriftung von Schreiberhd (zS), Tinte: „Geheimde Canzley-Acta / Die von S. Meiningen und Heßen Philipps-
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thal demhiesig Fu¨rstl. Hauß angetragene Kauff‘.-yberlaßung ihrer Besizenden 2/3 an den gemeinsch‘. Guth Burgau / betr‘. / 1778 bis 1796.“; am rechten Rand durch Knicke und Einrisse bescha¨digt. E: Klassische Findlinge. Acht ungedruckte Briefe Goethe’s. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 33. Jg II. Semester. Nr 31. Ausgegeben am 31. Juli 1874. Leipzig 1874, S. 188 f. WA IV 7 (1891), 27–30, Nr 2077 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 283,20 Pro Memoria] Lat.: zum Geda¨chtnis, zur Erinnerung. – Denkschrift, amtliches Schriftstu¨ck (vgl. zu 277,1). 283,21 Zerschlagung des Gutes Burgau] Mit der so genannten Zerschlagung von landesherrlichen Gu¨tern, d. h. der Neuaufteilung auf Erb- oder Rentenpachtbasis, bescha¨ftigte man sich im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach schon seit Anfang der 1780er Jahre (vgl. zu 16,13–14; zu 16,23–24). Am 1. April 1783 hatte Herzog Carl August angeordnet, die Zerschlagung des su¨dlich von Jena gelegenen Schatullgutes Burgau vorzubereiten, das 1782 in seinen Alleinbesitz gekommen war. Als mit der Fu¨hrung der Kammergescha¨fte beauftragtes Mitglied des Geheimen Consiliums war Goethe spa¨testens seit Anfang 1785 mit den unmittelbaren Vorbereitungen des Zerschlagungsprojekts befasst. Vom 6. bis 12. Ma¨rz 1785 hatte er sich zu diesem Zweck auch in Jena aufgehalten (vgl. zu 24,11–12). 283,29–30 an den Kammerrath Martini] Der zkonom Johann Ludwig Martin war als Kammerrat seit La¨ngerem in der Finanz- und Verwaltungsbeho¨rde des landgra¨flichen Hofes zu Hessen-Darmstadt ta¨tig und dabei auch mit dem Thema der Zerschlagung von landesherrlichen Gu¨tern befasst. Er galt als Experte auf dem Gebiet. Deshalb hatte Goethe den Kammerassessor Carl Friedrich Bu¨ttner, seinen engen Mitarbeiter in der Angelegenheit der Gu¨terzerschlagung, einen Brief an Martin schreiben lassen, in dem um einen Bericht u¨ber die Erfahrungen bei der Zerschlagung der Gu¨ter in Hessen-Darmstadt nachgesucht wurde. Der nicht u¨berlieferte amtliche Brief Bu¨ttners ist wahrscheinlich zwischen Mitte Februar und Anfang Ma¨rz 1785 ausgefertigt worden (vgl. zu 16,18; zu 16,19–20). 284,1 eine Antwort] Die nicht u¨berlieferte Antwort Martins war noch in der ersten Ma¨rzha¨lfte in Weimar eingetroffen. Martin hatte seine Ansichten und Erfahrungen in der Sache auch in einem kleinen Aufsatz festgehalten: Von der Entwicklung und den Vorteilen der Briefgu¨ter, in: Beytra¨ge zur Oekonomie, Technologie, Polizey- und Cameralwissenschaft. Hrsg. von Johann Beckmann. Bd 4. Go¨ttingen 1782, S. 368–370. 284,4–5 Ein Brief den ich Æ:::æ erhielte] Wahrscheinlich ein nicht u¨berlieferter Brief Johann Heinrich Mercks aus Darmstadt von Ende Februar/Anfang Ma¨rz
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1785. Goethe hatte Merck im Brief vom 13. Februar 1785 gebeten, ihm eine Einscha¨tzung zur Person Martins und zu dessen Fa¨higkeiten zu geben (vgl. zu 16,18). 284,13 auf lebensla¨ngliche Leihen] Schwerpunkt der seit den 1770er Jahren unter dem Minister Friedrich Carl von Moser durchgefu¨hrten Agrarreformen in Hessen-Darmstadt war die Briefleihe, bei der herrschaftliche Doma¨nen parzelliert und als so genannte Briefgu¨ter an die ba¨uerlichen Bewirtschafter verliehen wurden. Die Beleihung erfolgte nicht auf Dauer, sondern nur auf Lebenszeit, so dass die Briefgu¨ter nicht vererbt werden konnten. 284,17 die a¨ltere Art] Vor Beginn der moserschen Agrarreformen war in Hessen-Darmstadt die Erbleihe in verschiedenen Formen u¨blich. Dabei wurde ein Erbleihbrief ausgestellt, der a¨hnlich wie bei einem Feudallehen jedes Mal erneuert werden musste, wenn die Person des Leihgebers oder des Leihnehmers durch Tod oder Verkauf wechselte. Außer der bei jeder Erneuerung eines Erbleihbriefs fa¨lligen Abgabe, dem Laudemium, waren nur die ja¨hrlichen Grundzinsen, auch Erbpacht genannt, zu entrichten und gegebenenfalls Frondienste zu erbringen. Die Erbleihe sicherte so ein fast unbegrenztes Besitzrecht. Im Vergleich dazu war die Briefleihe nicht nur rechtlich ungu¨nstiger, sondern auch mit weit ho¨heren Abgaben verbunden und deshalb bei der ba¨uerlichen Bevo¨lkerung unbeliebt (vgl. Peter Fleck: Agrarreformen in Hessen-Darmstadt. Agrarverfassung, Reformdiskussion und Grundlastenablo¨sung [1770–1860]. Darmstadt, Marburg 1982, S. 59–62). 284,28–29 Kammerkonsulent Schwabha¨ußer] Johann Friedrich Schwabha¨user, außerordentlicher Hofadvokat und seit 1768 Kammerkonsulent an der Kammer in Weimar, galt als begabt und fleißig, aber auch als kritisch. 1779 hatte die Regierung zu Weimar z. B. nach einem Konflikt seine Entlassung gefordert, doch diese war am 13. Ma¨rz 1780 vom Geheimen Consilium unter Mitwirkung Goethes abgelehnt worden (vgl. ThHStA, B 2742, Bl. 41–46). Schwabha¨user bekam den Auftrag, am landgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt die dortige Gu¨terzerschlagungspraxis genauestens zu studieren. 284,29 Sagacita¨t] Scharfsinn, Spu¨rsinn, Forscherdrang (franz. sagacite´). 284,37 auf das baldigste abzuschiken] Mit einer Empfehlung Goethes an Johann Heinrich Merck versehen, trat Schwabha¨user die Reise nach Darmstadt etwa Mitte Juni 1785 an (vgl. zu 59,4). Er blieb bis etwa Anfang Oktober 1785 am Darmsta¨dter Hof. yber Verlauf und Ergebnis der Mission ist Na¨heres nicht bekannt. Offensichtlich konnte sie jedoch die Bedenken gegenu¨ber der in HessenDarmstadt praktizierten Methode der Gu¨terzerschlagung nicht beseitigen, denn das Burgauer Gut wurde nicht zerschlagen, sondern 1788 wieder als Gesamtkomplex verpachtet. 285,1 ihm aufliegenden Gescha¨fte] Schwabha¨user war Sekreta¨r und Kammerkonsulent der Kammer zu Weimar und hatte als solcher die laufende Gescha¨ftsfu¨hrung des Kammerkollegiums zu koordinieren.
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285,3 kur] Schreibversehen fu¨r ,kurze‘. 285,9 Serenissimo] Dativ zu Serenissimus (vgl. zu 24,1). 285,9–10 zu weiteren Gnaden zu empfehlen] Noch 1785 wurde Schwabha¨user zum Amtmann in Allstedt befo¨rdert. 285,17 in Erwartung gna¨digster Befehle] Weitere amtliche Dokumente zur Reise Schwabha¨users nach Darmstadt sind nicht u¨berliefert. 285,19 Ew Hochfu¨rst‘. Durch‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Euer Hochfu¨rstliche Durchlaucht‘ (vgl. zu 277,2). A 4. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. April 1785 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: B 5277 d, Bl. 29–32. – 2 Doppelbla¨tter 21,3 (–21,5)634,7(–34,8) cm, 8 S. einspaltig beschr. (rechts), egh., Tinte; zwischen Devotionsanrede und Schlussformel Devotionshaken; S. 1 oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „p s d 2 A p r i l 1785.“; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel (weiter vgl. yberlieferung zu A 1). E: Goethe-Carl August2 1 (1915), 61–65, Nr 43. WAN 1 (WA IV 51; 1990), 76–79, Nr 2088a. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 285,22 P r o m e m o r i a ] Lat.: zum Geda¨chtnis, zur Erinnerung. – Denkschrift, amtliches Schriftstu¨ck (vgl. zu 277,1). 285,23–24 Friedr. Wibeking ist Æ:::æ angekommen] Der von Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau empfohlene Vermessungsingenieur Carl Friedrich Wiebeking traf Ende Ma¨rz 1785 in Weimar ein (vgl. zu 277,24–25; zu 277,25–29). 285,24 Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘] Abgeku¨rzt fu¨r ,Euer Hochfu¨rstliche Durchlaucht‘ (vgl. zu 277,2). 285,25–26 Subjeckt] Hier in wertneutraler Bedeutung fu¨r ,Mensch‘, ,Person, um die es sich handelt‘. 285,26–27 attachirt] Anha¨nglich, zugetan; hier: von seinem Beruf erfu¨llt (von franz. attacher: befestigen, anschließen, zuordnen). 285,28–29 Ho¨here Analysis bey Hofrath Karsten Æ:::æ zu studiren wu¨nscht] Wenceslaus Johann Gustav Karsten, seit 1778 Professor der Mathematik und der Naturlehre an der Universita¨t Halle. yber ein Studium Wiebekings in Halle ist nichts bekannt. 285,29–286,1 in der Baukunst Mu¨he gegeben] Nach seiner Ausbildung
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zum Kartographen begann Wiebeking sich mit dem Straßen-, Bru¨cken- und Wasserbauwesen zu bescha¨ftigen. Erst seit 1787 war er zuna¨chst in preußischem, ab 1796 in hessen-darmsta¨dtischem Dienst als Bauingenieur ta¨tig und wirkte an der Regulierung des Rheins mit. 1805 wurde er Generaldirektor des Geheimen Central-Wasser- und Straßenbau-Bureaus in Mu¨nchen, der obersten Baubeho¨rde des bayerischen Staates (vgl. Helmut Hilz: Carl Friedrich von Wiebeking. Ein fru¨her Vertreter des modernen Bauingenieurwesens, in: Deutsche Bauzeitung. Jg 138. Nr 8. Leinefelden-Echterdingen 2004, S. 74–79). 286,8 ta¨glich einen Thaler] Entgegen der Empfehlung Schmettaus, Wiebeking fu¨r die Vermessungsarbeiten mit 20 Reichstalern pro Quadratmeile zu honorieren (vgl. zu 278,6–7), hatte Carl August auf Goethes Anraten entschieden, Wiebeking lediglich eine Jahresvergu¨tung von 365 Reichstalern, d. h. einen Reichstaler pro Tag, anzubieten, wobei aber nur die Anzahl der tatsa¨chlich aufgewandten Tage vergu¨tet werden sollte (vgl. Extractus protocolli, 15. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 35). Wiebeking wiederholte seine Ablehnung dieses Angebotes auch in einer Eingabe an den Herzog (vgl. Wiebeking an Herzog Carl August, 16. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 36). Zur endgu¨ltigen Regelung vgl. zu 287,27. 286,9 subsistiren] Hier: seinen Lebensunterhalt haben (von lat. subsistere: stillstehen, standhalten). 286,13 Preusischen Cammertaxe] Die Vergu¨tungssa¨tze fu¨r freiberufliche Landvermesser waren in Preußen gesetzlich geregelt (vgl. Preußisches Reglement, Ingenieurs, Sp. 391–448). Sie richteten sich nach der vermessenen Fla¨che und waren nach Beschaffenheit und Nutzwert der Grundstu¨cke gestaffelt. Festbesoldete Beamte hingegen erhielten nach erfolgreichem Abschluss einer Vermessungskampagne ein Douceur, eine einmalige Zusatzvergu¨tung. Die Vermessung erfolgte mit Hilfe geeichter Ketten, die von Pferden gezogen wurden. Die dafu¨r erforderlichen Hilfsarbeiter und der Vorspann wurden von den Kammern gestellt. 286,14 Pr. Feldmesser Reglement vom 25 Sept. 1772] Vgl. die vorhergehende Erla¨uterung. 286,17 500 rh fu¨r das Jahr] Wiebekings Forderung wurde in der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 15. April 1785, in der Goethes Promemoria vorgetragen wurde, beraten und abgelehnt (vgl. Extractus protocolli, 15. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 35). Daraufhin trug Wiebeking seine Gehaltsvorstellungen dem Herzog in einer Eingabe noch einmal perso¨nlich vor (vgl. Wiebeking an Herzog Carl August, 16. April 1785; ebd., Bl. 36). 286,21 in dem Herzog‘. Gothaischen] Schmettau hatte Carl August gebeten, Wiebeking auch die ybernahme von Vermessungsarbeiten fu¨r Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg zu gestatten (vgl. Schmettau an Herzog Carl August, 14. Ma¨rz 1785; ThHStA, D 1654, Bl. 87–88; vgl. auch zu 288,9). 286,25–26 was bisher Æ:::æ Schmettau verhandelt] Die Empfehlung u¨ber die Vergu¨tung Wiebekings war in der nicht u¨berlieferten Anlage enthalten, die
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Schmettaus Brief an Herzog Carl August vom 15. Februar 1785 beigelegen hatte (vgl. ThHStA, D 1654, Bl. 60–63; zu 286,8). 286,28 eine topographische Karte] Der Projektplan u¨ber die „Aufnahme der Fu¨rstenthu¨mer Weymar und Eisenach“ war in der nicht u¨berlieferten Beilage zu Schmettaus Brief an Herzog Carl August vom 15. Februar 1785 ausfu¨hrlich erla¨utert (vgl. ThHStA, D 1654, Bl. 60–63). Er sah lediglich die Aufnahme einer topographischen Karte vor, die sich auf die Verzeichnung der Beschaffenheit der Landschaft sowie der vorhandenen Landmarken, Siedlungen und Infrastruktur beschra¨nkte. Goethes Intention bestand hingegen darin, dies mit einer so genannten o¨konomischen Vermessung zu kombinieren, so dass außer den topographischen Daten auch die steuerbaren Grundstu¨cke mit ihren Grenzen und Nutzqualita¨ten ({cker, Wiesen, Wald usw.) erfasst werden sollten. 286,31 Gr.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Graf‘. 286,34 in seinem letzten Schreiben] Herzog Carl August hatte Schmettau mit seinem Schreiben vom 7. Ma¨rz 1785 Goethes Promemoria vom 24. Februar 1785 (A 1) u¨bersandt und ihn um seine Meinung dazu gebeten. Schmettau a¨ußerte sich dazu offensichtlich sehr eingehend in der Beilage zu einem Brief an den Herzog vom 14. Ma¨rz 1785, die nicht u¨berliefert ist. Aus der „Beantwortung des H. Gh. Rath Go¨the Promemoria“, so nimmt der Brief darauf Bezug, werde der Herzog ersehen, „wie ich – so gantz volkomen – Allen Seinen Meinungen – die zu Gru¨ndlich und zu einleuchtend seynd – Als dass sie den geringsten Widerspruch Leiden ko¨nten – beytrete.“ Schmettau schloss mit der Bemerkung, er halte sich „versichert – Euer Durchl. werden dem Friedrich Wiebeking – ein Reichliches Gehalt reichen Lassen – weil bey der Ihm anzuvertrauenden Arbeit – nur auf Ambition zu sehen – u. dabey zu gewinnen“ sei (H: ThHStA, D 1654, Bl. 87–88). 287,1 Ew Hochfu¨rst‘ Durch‘] Vgl. zu 277,2. 287,4 ein perso¨nliches Verha¨ltniß] Graf von Schmettau fu¨hrte in den Jahren 1784/85 im Auftrag des Thronfolgers Prinz Wilhelm von Preußen eine vertrauliche Korrespondenz mit Carl August, die diesen u¨ber Vorga¨nge am Hof des preußischen Ko¨nigs unterrichtete und ihn zum Eintritt in die preußische Armee zu bewegen suchte (vgl. ThHStA, D 1654 passim). 287,8–9 mit einem Vorschreiben] Ein solches Ersuchen findet sich in den weiteren Briefen Schmettaus an Carl August nicht. Mit Beschluss des Geheimen Consiliums vom 19. April 1785 (vgl. ThHStA, B 5314 a1, Bl. 3) wurde schließlich entschieden, dass Wiebeking gema¨ß der Empfehlung Schmettaus vom 15. Februar 1785 mit 20 Reichstalern pro Quadratmeile fu¨r seine Vermessungsarbeiten honoriert werden sollte (vgl. zu 287,27). 287,24 Dia¨ten] Bezu¨ge (von griech. diŁ aisa: Lebensweise, Lebensunterhalt); hier im Sinne einer pauschalen Abgeltung von Zehr-, Fahr- und Unterbringungskosten, die der Auftraggeber einer Abordnung oder Dienstreise unabha¨ngig von einer Honorar- oder Gehaltszahlung dem Auftragnehmer erstattet.
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287,24–25 Remunerationen] Vergeltungen, Belohnungen (von lat. remuneratio); hier im Sinne von Zusatzvergu¨tungen oder Pra¨mien. – Nicht auszuschließen ist auch ein Schreibversehen fu¨r ,Renumerationen‘: Ru¨ckerstattungen, finanzielle Vergu¨tungen des Aufwandes, die ein Beamter zur Erfu¨llung einer dienstlichen Aufgabe erbringen muss (von lat. renumerare: zuru¨ckzahlen, wieder auszahlen). 287,27 unmasgeb‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,unmaßgeblich‘ (vgl. zu 41,16). 287,27 Vorschla¨ge] In seiner Beratung u¨ber das Gehalt fu¨r Wiebeking am 15. April 1785 beschloss das Geheime Consilium, entgegen dem Vorschlag Goethes an dem Gehaltsangebot von lediglich einem Reichstaler pro Tag festzuhalten. Goethe sollte Wiebeking diese Entscheidung mitteilen (vgl. Extractus protocolli, 15. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 35). Daraufhin richtete Wiebeking am 16. April 1785 ein Schreiben an Carl August, in dem er das Gehaltsangebot erneut zuru¨ckwies und sich darauf berief, dass der Herzog dem Grafen von Schmettau bereits zugesichert habe, seine Arbeit, wie dieser empfohlen hatte, mit 20 Reichstalern pro Quadratmeile zu honorieren sowie zwei Mitarbeiter zur Verfu¨gung zu stellen (vgl. ThHStA, B 5277 d, Bl. 36). Der Zusatz, auch das Amt Ilmenau o¨konomisch aufzunehmen, habe ihn jedoch wegen des andersartigen Charakters einer solchen Vermessung veranlasst, einen anderen Vergu¨tungssatz zu beantragen. Daraufhin ließ das Geheime Consilium in seiner Sitzung vom 19. April 1785 Goethes Plan, die topographische Kartierung des Herzogtums mit den Vermessungsarbeiten zur Revision des Ilmenauer Grundsteuerkatasters zu kombinieren, fallen und beschra¨nkte Wiebekings Auftrag auf die Fertigung von topographischen Karten des Fu¨rstentums Weimar und der Jenaischen Landesportion. Hierfu¨r sollte Wiebeking nunmehr gema¨ß Schmettaus Empfehlung mit 20 Reichstalern fu¨r jede gezeichnete Quadratmeile honoriert werden (vgl. Reskript an die Kammer zu Weimar, 19. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 37). 288,2 Fu¨rst‘ Kammer] Fu¨rstliche (Herzogliche) Kammer, offiziell „Hochfu¨rstliches Cammer-Collegium zu Weimar“ genannt: die amtliche Beho¨rde zur Verwaltung des fu¨rstlichen Vermo¨gens sowie der damit verbundenen Einku¨nfte an Steuern, Regalien, Zinsen usw., das im Unterschied zum Schatullvermo¨gen, das ein reines Privateigentum darstellte, an die Ausu¨bung der herrschaftlichen Befugnisse gebunden und zu deren Finanzierung bestimmt war. Die wichtigsten Aufgaben der Kammer bestanden in der Verwaltung und Bewirtschaftung des Doma¨nenbesitzes, im Bau und in der Erhaltung der herrschaftlichen Schlo¨sser, Einrichtungen, Jagdund Parkanlagen, der Sicherstellung der Funktionsfa¨higkeit der Verwaltungsbeho¨rden sowie in der Besoldung der herrschaftlichen Diener und Beamten. Dienstsitz der Weimarer Kammer war nach dem Schlossbrand von 1774 das so genannte Rote Schloss nahe dem Fu¨rstenhaus in Weimar. Als eigensta¨ndige Beho¨rde bestand neben der Kammer zu Weimar auch eine Kammer fu¨r den Eisenacher Landesteil. Die Kammer zu Weimar war fu¨r die Instruktion Wiebekings und die Aufsicht u¨ber das Vermessungsgescha¨ft zusta¨ndig (vgl. ThHStA, B 5314 a1).
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288,3 Illm. Steuerkommission] Kurzbezeichnung fu¨r die Kommission „zu Besorgung der zu Berichtigung deren Catastrorum im Amte Ilmenau zu veranstaltenden Steuerrevision sowie zur Fu¨hrung der Aufsicht u¨ber das Ilmenauer Steuerwesen“, deren Leitung Goethe am 6. Juli 1784 u¨bernommen hatte (Herzog Carl August an Goethe und Regierungsrat Hetzer, 6. Juli 1784; ThHStA, B 17093, Bl. 97; vgl. auch Joseph A. von Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn. New York 1937, S. 227). 288,9 Die Direcktion der Gothaischen Ausmessung] Gleichzeitig mit dem Projektplan zur Vermessung und Kartographierung des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach hatte Schmettau auch Herzog Ernst II. Ludwig von SachsenGotha und Altenburg einen solchen Plan zur Vermessung seines Fu¨rstentums zugesandt und Herzog Carl August in seinem Brief vom 14. Ma¨rz 1785 nochmals gebeten, Wiebeking „nur den einen Punct – wegen der Gothaischen Direction – der Ihnen wircklich keinen Abbruch thun soll u. kann – zu gewehren.“ (H: ThHStA, D 1654, Bl. 87–88.) Der Goethe offensichtlich vorliegende Beleg fu¨r das Einversta¨ndnis des Herzogs, dass Wiebeking zugleich die geplante kartographische Aufnahme des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg leiten sollte, ist nicht u¨berliefert. Die Zweckma¨ßigkeit einer Verknu¨pfung der Kartographierungsprojekte ergab sich aus der territorialen Gemengelage der beiden Herzogtu¨mer. 288,12–13 a¨hnlichen Gescha¨fften zum Muster] Da Goethes Vorschlag, die topographische Vermessung und Kartierung des Amtes Ilmenau mit der Vermessung zur Anfertigung der neuen Steuerkataster zu verbinden, nicht realisiert wurde, unterblieb die Aufstellung eines Planes dazu. Wie Goethe die Vermessungsarbeiten im Amt Ilmenau zu organisieren gedachte, wird jedoch in einem spa¨teren Bericht ausfu¨hrlich erla¨utert (vgl. Bericht der Ilmenauer Steuerkommission an Herzog Carl August, 22. Juli 1786; ThHStA, B17093, Bl. 126–128). 288,16 Vermessung des ganzen Landes] Die Bemerkung bezieht sich auf den von Schmettau entworfenen Projektplan zur Herstellung topographischer Karten der Fu¨rstentu¨mer Weimar und Eisenach, der in der nicht u¨berlieferten Anlage zum Brief an Herzog Carl August vom 15. Februar 1785 enthalten war (vgl. ThHStA, D 1654, Bl. 60–63). Realisiert wurde nur eine topographische Karte des Fu¨rstentums Weimar und der Jenaischen Landesportion in fu¨nf Kartenbla¨ttern. Die o¨rtlichen Gerichte, Stadtra¨te und {mter wurden mit einem Patent vom 6. Mai 1785 angewiesen, Wiebeking durch Vorspann, Bereitstellung der erforderlichen Informationen und andere Dienstleistungen zu unterstu¨tzen (vgl. ThHStA, B 5314 a1, Bl. 84–100). Mit dem Erlass dieses Reskripts begann die Vermessungsta¨tigkeit Wiebekings. Wie vorliegende Beho¨rdenschriftwechsel belegen, dauerte sie im August 1786 noch an. Abgeschlossen wurde das Kartenwerk wahrscheinlich im Herbst 1786. Nicht einbezogen waren das Amt Ilmenau, das aber durch Franz Ludwig Gu¨ssefeldt im Auftrag der von Goethe geleiteten Ilmenauer Steuerkommission separat vermessen wurde, und das Amt Allstedt, fu¨r das Gu¨ssefeldt im Sommer 1790 eine topographische Aufnahme nach dem Muster der wiebekingschen
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Karte durchfu¨hrte (H: ThHStA, B 5315 a1, Bl. 24–25). Wiebekings Karte war ein handgezeichnetes Unikat. Sie befand sich zuna¨chst in der herzoglichen Bibliothek und geriet nach der Besetzung Weimars im Oktober 1806 durch franzo¨sische Truppen in deren Ha¨nde. Im April 1807 wurde sie durch den Direktor der kaiserlichen Museen, Dominique Vivant Denon, gemeinsam mit anderen wa¨hrend des Feldzuges requirierten Kartenwerken an Kaiser Napoleon I. u¨bergeben und gelangte in die Kartensammlung des milita¨rgeographischen Dienstes in Paris (vgl. Henri-Marie-Auguste Berthaut: Les Inge´nieurs Ge´ographes Militaires 1624– 1831. Bd 2. Paris 1902, S. 71). 288,19 Resolution] Der Beschluss des Geheimen Consiliums zu Goethes Promemoria erging, Goethes Vorschlag u¨ber die Gehaltsregelung fu¨r Wiebeking ausgenommen, am 15. April 1785 zuna¨chst besta¨tigend, wurde aber am 19. April wieder verworfen (vgl. zu 287,27; Extractus protocolli, 15. April 1785, sowie Reskript an die Kammer zu Weimar, 19. April 1785; ThHStA, B 5277 d, Bl. 35 und 37). A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimar, wahrscheinlich zwischen Anfang April und 23. Mai 1785æ ! ÆWeimaræ DAT I ERUNG
In E, dem noch H zugrunde gelegen hat, ist der vorliegende Brief „1785 Ende May“ datiert worden. Na¨here Angaben werden dazu nicht gemacht. Der Herausgeber des Briefes in der Weimarer Ausgabe, Eduard von der Hellen, korrigiert die Abfassungszeit des Briefes hingegen auf „Mitte Mai“ mit der Begru¨ndung, dass Herzog Carl August am 24. Mai 1785 Weimar fu¨r drei Monate verließ. Der Herzog trat an diesem Tag eine Reise zuna¨chst in diplomatischer Mission vor allem nach Su¨dwestdeutschland und anschließend zur Kur ins belgische Spa, nach Meinberg und Pyrmont an, die bis Mitte August andauerte (vgl. zu 61,18). Wie aus dem Inhalt des Briefes hervorgeht, ist er vor dem ja¨hrlichen Rechnungsschluss der herzoglichen Kammer am Johannistag (24. Juni) geschrieben worden. Da die beiden erwa¨hnten u¨berlieferungsgeschichtlich relevanten Drucke den Brief beide ins Jahr 1785 und nicht, wie es auch mo¨glich gewesen wa¨re, ins Jahr 1784 setzen, ist davon auszugehen, dass der Brief noch vor der Abreise des Herzogs am 24. Mai geschrieben wurde und als Zeitraum dafu¨r die Wochen zwischen Anfang April und dem 23. Mai 1785, dem Tag der letzten Sitzung des Geheimen Consiliums vor der Abreise des Herzogs, infrage kommen. y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt.
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E: Ungedruckte Goetheana in Angelegenheiten der Universita¨t Jena. III. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg. II. Semester. Nr 45. Ausgegeben am 7. November 1878. Leipzig 1878, S. 229. WA IV 7 (1891), 54 f., Nr 2123 (nach E). Textgrundlage: E. ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 288,26–27 Als Durchl. Æ:::æ das Walchische Naturalien Cabinet acquirirten] Durchl.: Abgeku¨rzt fu¨r ,Durchlaucht‘; Adelsprivileg und offizielle Anrede einer Person aus fu¨rstlicher Familie (vgl. zu 277,2); hier ist Herzog Carl August gemeint. – Am 18. Ma¨rz 1779 hatte Carl August die Naturaliensammlung des 1778 verstorbenen Professors der Poesie und Beredsamkeit an der Universita¨t Jena Johann Ernst Immanuel Walch ankaufen und auf Empfehlung von Justus Christian Loder im Jenaer Schloss aufstellen lassen. 288,28 dem Magister Lenz konferirt] Zum Aufseher des Kunst- und Naturalienkabinetts war Justus Christian Loder und zum Unteraufseher der Jenaer Konviktslektor Magister Johann Georg Lenz ernannt worden. – ,Konferirt‘ hier im Sinne von ,u¨bergeben‘, ,u¨bertragen‘ (von lat. conferre). 288,29 50 Thlr] Die ja¨hrlichen Ausgabenetats der Kammer zu Weimar weisen seit Herbst 1780 unter dem Titel XIII g, „Geistliche und weltliche Diener zu Jena“, die Position von 50 Talern als Gehalt fu¨r Lenz als Unteraufseher des Fu¨rstlichen Museums zu Jena aus. Dieser Betrag wurde ihm seitdem in Quartalsbetra¨gen zu je 12 Talern und 12 Groschen vom Rentamt zu Jena ausgezahlt (vgl. ThHStA, Rechnungen, Nr 278 ff.). 288,29–289,1 die hiesige Kunstkammer] 1781 ließ Herzog Carl August auch Teile des im Roten Schloss zu Weimar aufbewahrten herzoglichen Kunstund Naturalienkabinetts nach Jena u¨berfu¨hren. Goethe wurde beauftragt, das Kabinett ordnen und Instruktionen fu¨r die Mitarbeiter entwerfen zu lassen. Am 8. Juli 1782 hatte Goethe die von Justus Christian Loder entworfenen Dienstinstruktionen fu¨r Johann Georg Lenz und den Aufwa¨rter Johann Martin Du¨rrbaum an den Herzog zur Genehmigung eingesandt (vgl. WA IV 6, 2 f.). 289,2–3 Hofrath Loder Æ:::æ Gehalt zu erho¨hen] Schon Ende 1783 hatte sich Loder um eine Gehaltserho¨hung fu¨r Lenz bemu¨ht. In einem Brief an das fu¨hrende Mitglied im Geheimen Consilium Jacob Friedrich von Fritsch informierte Loder am 7. Dezember 1783 daru¨ber, dass er dem Herzog eine entsprechende Bitte von Lenz vorgetragen habe, „dessen große Verdienste und unermu¨deten Eifer fu¨r das hiesige Museum ich ru¨hmte, und fu¨r den ich eine Gehaltsverbesserung wu¨nschte. Der arme Mann hat bisher nur 50 rh. gehabt, und a l l e seine Gescha¨fte und seinen anderweiten Geld-Verdienst liegen lassen, um das Cabinet in Ordnung
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zu bringen, worin er nun wirklich zu Ende gekommen ist, so, daß das Cabinet jezt fu¨rs Publicum wo¨chentlich geo¨fnet werden kann.“ (H: GSA 20/II,2,3). Loder wiederholte das Gesuch nochmals gegenu¨ber Fritsch am 23. Dezember 1783 (vgl. ebd.). Fritsch versicherte ihm daraufhin, dass er den Antrag im Geheimen Consilium vorbringen wolle, wie aus einem weiteren Brief Loders hervorgeht (vgl. Loder an Fritsch, 30. Dezember 1783; ebd.). 289,4 Joh. 1783] Johanni oder der so genannte Johannistag ist der 24. Juni. yber die erwa¨hnte Verhandlung ist nichts Na¨heres bekannt (vgl. auch zu 289,10). 289,5 Seren.] Serenissimus (vgl. zu 24,1). 289,6 auf 300 Thlr. zu erho¨hen] Die fu¨r das Museum zu Jena in einem eigenen Kapitel ausgewiesenen Ordinardeputatgelder in Ho¨he von 300 Talern pro Jahr erscheinen seit 1783 als sta¨ndige Position in den Ausgabenetats der Weimarer Kammer. 289,7 Mag.] Magister; hier im Sinne von ,Vorsteher‘, ,Leiter‘. 289,8 Rescript an die Cammer unter dem 7. Januar 84] Reskript: schriftlicher Erlass oder Verfu¨gung eines Landesherrn an eine nachgeordnete Beho¨rde oder Landeseinrichtung (von lat. rescribere: schriftlich antworten, zuru¨ckschreiben). – Das Dokument ist nicht u¨berliefert. Loder besta¨tigt jedoch Goethes Angabe, dass mit der Bewilligung des Museumsetats auch eine Gehaltserho¨hung fu¨r Lenz verbunden war, u¨ber die dieser nur mu¨ndlich informiert wurde: „Ew: Hochfreyherrlichen Excellenz sage ich meinen untertha¨nigen Dank fu¨r die mir eben so unvermutete als u¨beraus erfreuliche Nachricht von der Gehalts-Verbesserung des guten Hrn. M. Lenz Æ:::æ Er war vor Freuden ganz ausser sich, als ich ihm die angenehme Nachricht zuerst mittheilte, und ich bin versichert, daß er in seinem Fleiß und Eifer gewiß nicht nachlaßen wird.“ (Loder an Fritsch, 13. Januar 1784; GSA 20/II,3,1.) 289,10 seit Joh. 83] Das Rechnungsjahr der Kammer begann jeweils zu Johannis, also am 24. Juni. 289,12 Justification der Rechnungen] Justifikation: Berichtigung, Kontrolle, rechtsgu¨ltige Besta¨tigung (von lat. iustificatio: Rechtfertigung). – Der ja¨hrliche Rechnungsabschluss der Kammer war mit einer Pru¨fung aller Rechnungen verbunden, die sich sowohl auf ihre rechnerische Richtigkeit als auch auf ihre Rechtsgu¨ltigkeit bezog. 289,13 Monitum] Lat.: Beanstandung, Ermahnung; hier: Beanstandung bei der Rechnungspru¨fung. 289,15 gn.] Abgeku¨rzt fu¨r ,gna¨digstes‘; im Kurialstil Attribut, das jeder Erwa¨hnung einer fu¨rstlichen Handlung vorangestellt wurde. 289,15 Extr. Protokolli] Lat. Extractus protocolli: Protokollauszug; hier: Dokumentation eines im Geheimen Consilium gefassten Beschlusses. – In der Regel wurden die Beschlu¨sse im Geheimen Consilium mu¨ndlich gefasst und lediglich durch einen Kurzvermerk in der Registrande sowie in Gestalt der gegebenenfalls
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auszufertigenden Dekrete und Reskripte dokumentiert. Ein schriftlicher Protokollauszug wurde nur dann angefertigt, wenn der Beschluss einem nicht in der Sitzung anwesenden Beamten authentisch zur Kenntnis gebracht oder in den Akten festgehalten werden sollte. 289,16 vergessen] Schreibversehen fu¨r ,vergessene‘. 289,17 Sekret.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Sekretarius‘. 289,18 von Joh. 83 an] Hinweise auf einen amtlichen Vorgang dieser Art sind nicht u¨berliefert. Lenz bezog auch in der Folgezeit sein seit 1780 im Kammeretat eingestelltes Gehalt von 50 Talern. Die Zulage von 50 Talern, die ihm aus der Museumskasse gereicht wurde, ist als solche im Museumsetat der Kammer auch weiterhin nicht ausgewiesen. A 6. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Dezember 1785 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: Verbleib unbekannt; wahrscheinlich Verlust, laut E 1891 im Bestand des Großherzoglich Sa¨chsischen Ministerial-Archivs (vgl. WA IV 7, 316); wahrscheinlich Schreiberhd (zS), egh. Unterschrift. E: WA IV 7 (1891), 130 f., Nr 2200 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E. BEI LAG E
Ein Brief oder ein anderes Dokument von Joseph Johann Jacob von Lyncker und Lu¨tzenwick auf Denstedt an die herzogliche Kammer zu Weimar (vgl. zu 289,24). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 289,19 gna¨digsten Auftrag] 1783 hatte Herzog Carl August beschlossen, das etwa acht Kilometer no¨rdlich von Weimar bei Buttelstedt gelegene Rittergut Daasdorf, ein heimgefallenes Mannlehngut, in ein herzogliches Schatullgut umzuwandeln. Das Gut war zwar im Territorium des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach gelegen, ging aber zu einem Teil beim Weimarer Hof, zum anderen Teil bei der Gra¨flich- und Freiherrlich Werthernschen Lehnskurie in Beichlingen zu Lehen. Es handelte sich dabei um ein Afterlehen, das unter der Oberlehnsherrlichkeit des kurfu¨rstlich-sa¨chsischen Lehnshofes zu Dresden stand. Goethe, der seit 1782 die Oberaufsicht u¨ber die Weimarer Kammer fu¨hrte, war bereits mit den Kaufverhandlungen befasst gewesen. Der Vorgang ist beurkundet und niedergelegt in der „Regierungs-Acta die, von der Gemeinde zu Daasdorf bey Buttelstedt, bey den wiederherzustellenden Herrschaft‘. Backhauße zu leistenden Frohnen Inglei-
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chen was wegen des, von gedachter Gemeinde gesuchten Kaufs der, zu dem dortigen, hiesigen Lehn geho¨rigen Aecker, Scha¨a¨ferey und anderer Stu¨cke, ergangen, betr‘.“ (ThHStA, B 8104). Nachdem der Kauf im Sommer 1784 erfolgt war, musste zur Sanktionierung des neuen Lehenseigentums noch der formelle Belehnungsakt vorgenommen werden. Nach dem kursa¨chsischen Lehensrecht mussten zu einem rechtsgu¨ltigen Belehnungsakt mit einem Rittergut drei Mitbelehnte adligen Standes pra¨sentiert werden. Nachdem der im Sommer 1784 erwogene Gedanke, Goethe anstelle des Herzogs als Ka¨ufer und Lehensnehmer auftreten zu lassen, verworfen worden war (vgl. ebd., Bl. 81–83), erhielt Goethe den Auftrag, drei geeignete Perso¨nlichkeiten zu gewinnen, die bereit waren, als Mitbelehnte aufzutreten. – Zu ,gna¨digsten‘ vgl. zu 289,15. 289,22 Serenissimus] Der Durchlauchtigste; gemeint ist Herzog Carl August (vgl. zu 24,1). 289,23 Prinzen Constantin Durchl. als den ersten zu pra¨sentiren] ,Durchl.‘ abgeku¨rzt fu¨r ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 277,2). – Friedrich Ferdinand Constantin Prinz von Sachsen-Weimar und Eisenach, der zwei Jahre ju¨ngere Bruder Herzog Carl Augusts, war als na¨chster Agnat als erster Mitbelehnter vorzusehen. 289,24 die Beylage] Brief oder Dokument von Joseph Johann Jacob von Lyncker und Lu¨tzenwick auf Denstedt, wahrscheinlich von Oktober oder November 1785; nicht u¨berliefert (vgl. die folgende Erla¨uterung). 289,24 Herr von Lyncker zu Denstedt] Der Besitzer des Ritterguts Denstedt, etwa acht Kilometer o¨stlich von Weimar bei Kromsdorf gelegen, Joseph Johann Jacob Freiherr von Lincker und Lu¨tzenwick, erkla¨rte sich zwar zur ybernahme der Mitbelehnschaft bereit, doch durfte er aufgrund seiner katholischen Konfession nach dem im protestantischen Kurfu¨rstentum Sachsen geltenden Recht nicht zur Belehnung zugelassen werden. An seiner Stelle wurde schließlich der Geheime Rat und Kammerpra¨sident zu Eisenach Carl Christian von Herda zu Brandenburg pra¨sentiert. 289,25 Einen dritten bin ich aber nicht im Stande anzugeben] Es gelang spa¨ter noch, den kurfu¨rstlich-hannoverschen Rittmeister August Alexander Christoph von Seebach, Herrn auf Stedten, als dritten Mitbelehnten zu gewinnen. A 7. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 7. April 1786 ! ÆTannrodaæ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: A 8471, Bl. 88–91. – 2 Doppelbla¨tter 21,66 35 cm, 7 1/4 S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), egh., Tinte; S. 8 auf der unteren Ha¨lfte des Blattes Votum von Johann Christoph Schmidt; am
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linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Beschriftung von Schreiberhd (zS), Tinte: „Geheime / Canzley Acta / d i e Vorkehrungen gegen / die Landsmannschaft‘. und / Ordens–Verbindungen zu Jena, ing‘. / die vorzunehmende / Vera¨nderung der Pedelle und / des Convictorii / das. / betr‘. / Ao. 1785“. E: Goethe’s Vota gegen landsmannschaftliche Verbindungen in Jena. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg. II. Semester. Nr 37. Ausgegeben am 12. September 1878. Leipzig 1878, S. 401–404. WA IV 7 (1891), 195–199, Nr 2291 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 290,1 Landsmannschafften und andre Verbindungen der Studierenden] Landsmannschaften (lat.: nationes) als Zusammenschlu¨sse von Studierenden aus einer bestimmten Herkunftsregion und Studentenorden als an der Freimaurerei orientierte Bu¨nde, die teils mit den Landsmannschaften durch Doppelmitgliedschaften verzahnt waren, bildeten durch die Kultivierung der u¨ber Jahrhunderte tradierten Studentenbra¨uche, Ehrbegriffe, Verhaltensnormen und Festrituale, des so genannten Komments, an den meisten deutschen Universita¨ten eine pra¨gende Instanz des Studentenlebens. Wegen ihres Festhaltens am Duell als Mittel zur Verteidigung der perso¨nlichen Ehre und an anderen mit den akademischen Disziplinarbestimmungen kollidierenden Praktiken waren sie fast sta¨ndig und u¨berall verboten. An der Universita¨t Jena war ihr Agieren durch mehrere strenge Mandate der fu¨rstlichen Erhalter (vgl. zu 292,10), die in den Jahren 1765–1768 erlassen worden waren, ebenfalls de facto verboten. Dennoch wirkten sie in der Illegalita¨t weiter fort, pflegten sich nach gelegentlichen Verfolgungsaktionen wieder zu reorganisieren und wurden lange Zeit von der Universita¨tsobrigkeit stillschweigend toleriert. In der Mitte der 1780er Jahre erreichten sie an der Universita¨t Jena einen Ho¨hepunkt in ihrer Entwicklung. Nach einem to¨dlichen Duell 1784 versta¨rkte sich jedoch der obrigkeitliche Druck auf die Verbindungen, und nach einer Welle weiterer gewaltsamer Exzesse, bei denen im Sommer 1785 die Ha¨user mehrerer Professoren angegriffen und bescha¨digt worden waren, zeichnete sich im akademischen Senat erstmals eine Mehrheit fu¨r verscha¨rfte Maßnahmen zur Unterbindung der landsmannschaftlichen Umtriebe ab. – Goethes Denkschrift u¨ber Maßnahmen gegen die Studentenverbindungen resultierte aus einer seit September 1785 andauernden amtlichen Bescha¨ftigung mit der krisenhaften Situation der Disziplinarverha¨ltnisse an der Universita¨t Jena. Am 18. und 19. sowie vom 24. bis 27. Ma¨rz 1786 hatte sich Goethe eigens in der Sache in Jena aufgehalten und beriet sich u. a. mit den Professoren Justus Christian Loder und Johann Gottfried Eichhorn. 290,3 vorliegenden Votis] Lat. votum: Gelu¨bde, Versprechen; hier: Urteil, Stimme, Meinungsa¨ußerung in einem Beschlussgremium. – Da die Frage, wie ge-
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gen die u¨berhandnehmenden Exzesse der Landsmannschaften und Studentenorden vorgegangen werden sollte, im akademischen Senat der Jenaer Universita¨t kontrovers diskutiert wurde und kein Beschluss zustande kam, ordnete Herzog Carl August am 30. Dezember 1785 an, dass alle Mitglieder des akademischen Senats ihre perso¨nliche Auffassung u¨ber das Problem der akademischen Disziplin und die Beka¨mpfung der verbotenen landsmannschaftlichen Verbindungen der Studierenden schriftlich darlegen und einsenden sollten (vgl. Konzept des Reskripts an die Universita¨t Jena, 30. Dezember 1786; ThHStA, B 8471, Bl. 1). Die daraufhin verfassten und am 10. Februar eingesandten Berichte von 21 Professoren (vgl. ebd., Bl. 2–73) lagen Goethe bei der Abfassung seines hier vorliegenden Votums fu¨r das Geheime Consilium vor. 290,13 Concilii arctioris] Genitiv von lat. concilium arctius: engerer Rat. Das Concilium arctius als engerer Ausschuss des Senats der Universita¨t Jena bestand seit 1722 (vgl. zu 294,29–30). 290,14 Gewalt zu vermehren] Auf der linken Blattha¨lfte der Handschrift steht am Ende dieses Absatzes der Hinweis von fremder Hd: „fol. 38b.“, mit dem auf eine entsprechende Stelle in den eingebundenen Dokumenten und Voten der Vorgangsakte verwiesen wird. 290,15 Zu dem Prorecktor und den vier Dekanis] Seit der Reform von 1767 setzte sich das Concilium arctius aus den jeweiligen Dekanen der vier Fakulta¨ten und dem amtierenden Prorektor der Universita¨t Jena zusammen (vgl. auch zu 293,30). Da diese akademischen {mter halbja¨hrlich nach einem bestimmten Turnus unter den Mitgliedern der vier Fakulta¨ten wechselten, a¨nderte sich auch der Personenkreis des Concilium arctius jedes halbe Jahr. 290,15–16 vier Beysitzer] Goethe schlug als außerordentliche Beisitzer des Gremiums folgende akademische Perso¨nlichkeiten vor: Johann Jacob Griesbach, Professor der Theologie, Johann August Reichardt, Professor der Jurisprudenz, Justus Christian Loder, Professor der Anatomie und Chirurgie, und Johann Gottfried Eichhorn, Professor fu¨r orientalische Sprachen. 290,21 Zum Versuch auf ein Jahr.] Goethes Vorschlag wurde im Oktober 1786 auf Initiative des Weimarer Hofes durch u¨bereinstimmende Reskripte der vier Erhalter-Ho¨fe an die Universita¨t Jena verwirklicht (vgl. Schriftwechsel des Weimarer Herzogs mit den Ho¨fen von Gotha, Meiningen und Coburg sowie die Reskripte an die Universita¨t Jena; ThHStA, B 8471, Bl. 115–144). Die Einrichtung der vier außerordentlichen Beisitzer des Concilium arctius bestand bis 1789. 290,23 Incumbenz] Aufgabe, Zusta¨ndigkeit (von lat. incumbere: sich legen, auf etwas lasten). – Das Concilium arctius der Universita¨t Jena war zusta¨ndig fu¨r die Einhaltung der Statuten und Visitationsdekrete, das Disziplinar- und Schuldenwesen der Studierenden, den Universita¨tsfiskus, die Bausachen und die akademischen Gu¨ter und Wirtschaftseinrichtungen, das Konviktorium, das Studentenhospital und den medizinischen Garten, das Archiv, die Bibliothek sowie die
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Wahrung der akademischen Jurisdiktionsrechte. Bei Disziplinarentscheidungen u¨ber Duelle, Tumulte oder die Mitgliedschaft in verbotenen Studentenverbindungen, die zu Relegationen fu¨hrten, stand die Entscheidung jedoch dem Senat zu, dem das Concilium arctius aber zuvor Bericht zu erstatten hatte (vgl. Heinz Wießner: Das Concilium arctius an der Universita¨t Jena von 1722–1767. In: Forschungen zur thu¨ringischen Landesgeschichte. Festschrift fu¨r Friedrich Schneider [= Vero¨ffentlichungen des Thu¨ringischen Landeshauptarchivs Weimar. Bd 1]. Weimar 1958, S. 459–493; Landesherrliche Instruktion fu¨r das Concilium arctius vom 31. August 1722; Universita¨tsarchiv Jena, A 2548, Bl. 431–445). 290,27–28 das bisherige concil. arct.] Das Concilium arctius setzte sich bis zur Einfu¨hrung der außerordentlichen Beisitzer 1786 aus dem jeweiligen Prorektor als Vorsitzendem und den jeweiligen Dekanen der vier Fakulta¨ten als Beisitzern zusammen (vgl. zu 290,15). 290,28 perpetuirlichen] Dauerhaften, sta¨ndigen (von lat. perpetuus: zusammenha¨ngend, ununterbrochen fortdauernd). 290,30–31 Zum Anfange Æ:::æ wa¨ren festzu setzen.] Auf der linken Blattha¨lfte der Handschrift steht am Ende dieses Absatzes der Hinweis von fremder Hd: „fol. 5b.“ (vgl. zu 290,14). 291,2 Auf vorsichtige A n n a h m e zu halten.] Bis 1799 brauchten Studierende, die sich an der Jenaer Universita¨t immatrikulieren lassen wollten, keine Leistungs- oder Verhaltenszeugnisse vorzulegen. Die Aufnahme wurde nur dann verweigert, wenn ein darum ersuchender Student von einer anderen Universita¨t durch ein o¨ffentliches Patent relegiert worden war. Zunehmend kam es jedoch auch zu Zulassungsverweigerungen, die aufgrund von Informationen ausgesprochen wurden, die Jenaer Professoren von Kollegen anderer Universita¨ten u¨ber das bisherige Verhalten neu angekommener Studenten erhielten. 291,7 consil. abeundi] Lat. consilium abeundi: Beschluss, Aufforderung abzugehen. – Eine mildere Form der Universita¨tsverweisung, bei der einem Studenten nach einem Disziplinarvergehen oder aufgrund mangelnden Fleißes beim Besuch der Vorlesungen im perso¨nlichen Gespra¨ch die Weisung erteilt wurde, die Universita¨t bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, meist zum Ende des Semesters und nur in schwereren Fa¨llen sofort, zu verlassen. Im Gegensatz zur Relegation, die durch ein Patent o¨ffentlich bekannt gemacht wurde, blieb das Consilium abeundi vertraulich und ließ dem betroffenen Studenten die Mo¨glichkeit, das Studium an einer anderen Universita¨t fortzusetzen. 291,10–11 Wa¨re die A u f s i c h t Æ:::æ Concil. arct. zu u¨berlassen.] Die Aufsicht u¨ber die akademische Disziplin wurde an der Jenaer Universita¨t vom Prorektor und den Pedellen gefu¨hrt. Fu¨r Studierende aus den ernestinisch-sa¨chsischen Herzogtu¨mern waren außerdem einzelne Professoren in der Eigenschaft als Inspektoren der Landeskinder eingesetzt. Das Concilium arctius besaß zwar nach seiner Instruktion ebenfalls eine Zusta¨ndigkeit fu¨r die Aufsicht u¨ber das Verhalten der
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Studenten, debattierte und entschied aber in der Praxis nur u¨ber diejenigen Disziplinarfa¨lle, die ihm vom Prorektor vorgetragen wurden. Dabei hatten die Beisitzer des Concilium arctius nicht das Recht, die Verho¨rprotokolle und Akten des Prorektors einzusehen. Goethes Vorschlag, die Aufsichtsfunktion des Concilium arctius zu erweitern, wurde nicht verwirklicht. 291,12 Pedellen] Die Pedelle hatten als Gehilfen des Prorektors (Rektors) vielfa¨ltige Aufgaben. Sie reichten vom Fu¨hren der Universita¨tsmatrikel und dem Kassieren der Inskriptionsgebu¨hren, der Anfertigung von Listen u¨ber die Wohnungen der Studierenden, der Verwaltung des studentischen Schuldenwesens und dem Beitreiben der Kollegiengebu¨hren, der Aufsicht u¨ber das ,Schwarze Brett‘, der Erledigung von Schreibarbeiten fu¨r den Prorektor u¨ber die Wahrnehmung der Pflichten eines Zeremonienmeisters bei akademischen Festakten bis hin zur Wartung der Turmuhr am Sitz der Universita¨t, dem Collegium Jenense. Zu den besonderen Aufgaben der Pedelle geho¨rte auch die Mitwirkung an der Disziplinaraufsicht u¨ber die Studierenden, die u. a. in na¨chtlichen Patrouillenga¨ngen durch die Stadt und in der Anzeige von Vergehen gegen akademische Gesetze oder anderen Fa¨llen sittenwidrigen Verhaltens bestand (vgl. Ulrich Rasche: yber die ,Unruhe‘ am ,academischen Uhrwerck‘. Quellenstudien zur Geschichte des Dienstpersonals der Universita¨t Jena vom 17. bis zum fru¨hen 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Vereins fu¨r Thu¨ringische Geschichte. Bd 54. Jena 1999, S. 45–112). Zu diesem Zweck pflegten die Pedelle ein regelrechtes Netz von Informanten und bezahlten Spitzeln zu unterhalten. Diese denunziatorische Praxis bildete einen der Hauptstreitpunkte in den Senatsberatungen u¨ber die Maßnahmen gegen die Studentenverbindungen. 1786 amtierten ein erster Pedell, auch Minister academicus genannt, der zweite Pedell, auch als Kommissionspedell bezeichnet, sowie ein Universita¨tsdiener, der vor allem Botenga¨nge zu erledigen hatte. 291,15 We g s c h a f f u n g scha¨dlicher Mitglieder] Die Befugnis des Consilium arctius, Entscheidungen in Disziplinarsachen zu treffen, sollte nach Goethes Vorschlag um das bis dahin nur dem Senat zustehende Recht erweitert werden, Universita¨tsverweisungen durch Relegation und Erteilung des Consilium abeundi auszusprechen, vor allem bei Duellen und in Fa¨llen von Versto¨ßen gegen das Verbot der Landsmannschaften und Studentenorden. 291,18 brevi manu wegzuschaffen] Lat. brevi manu: kurzer Hand; hier: ohne fo¨rmliches Verfahren. – Die Befugnis, Studenten, die durch ansto¨ßigen Lebenswandel oder mangelnden Vorlesungsbesuch auffielen, durch Erteilung des Consilium abeundi von der Universita¨t zu verweisen, leitete sich lediglich aus der in der Instruktion des Geheimen Consiliums von 1722 festgelegten Zusta¨ndigkeit fu¨r die Aufsicht u¨ber die Lehre und den Fleiß der Studierenden ab. 291,19 Collegia] Lat.: Kollegien, Vorlesungen. 291,20 durch simulirten Fleis der Landsmannsch. Senioren eludirt] Mit den landsmannschaftlichen Senioren sind die Vorsteher der landsmannschaftlichen Verbindungen gemeint, die u. a. versuchten, die universita¨ren Disziplinarmaßnah-
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men durch vorgeta¨uschten Studienfleiß wirkungslos werden zu lassen. – Eludieren: hintertreiben, wirkungslos machen (von lat. eludere: vereiteln, ta¨uschen). 291,29–30 zu den Ackten zu geben] Hier sind die jeweiligen Akten der studentischen Disziplinarverfahren gemeint. Die Entscheidungsfindung des Concilium arctius in Disziplinarsachen wurde bisher nicht schriftlich dokumentiert, sondern lediglich der Beschluss zu Protokoll genommen. Das von Goethe vorgeschlagene Verfahren ha¨tte zugleich dazu gefu¨hrt, den Mitgliedern des Concilium arctius das ihnen bis dahin nicht zustehende Einsichtsrecht in die Untersuchungsakten des Prorektors zu verschaffen. 291,33–34 Das Cons. abeundi Æ:::æ wegzuverfu¨gen, ertheilt.] Auf der linken Blattha¨lfte der Handschrift steht am Ende dieses Absatzes der Hinweis von fremder Hd: „fol. 68.“ (vgl. zu 290,14). 291,35 fo¨rm‘ C. Ab.] Abgeku¨rzt fu¨r ,fo¨rmliches Concilium Abeundi‘, eine Universita¨tsverweisung durch Senatsbeschluss (vgl. zu 291,7). 292,4–5 im concil. Zimmer] Goethes Vorschlag, die Vernehmungen von Studierenden in Disziplinarverfahren im Concilienzimmer, dem Beratungszimmer des Concilium arctius im Collegium Jenense, durchfu¨hren zu lassen, richtete sich gegen die in Jena u¨bliche Praxis der Prorektoren, im Verdacht landsmannschaftlicher Beta¨tigung stehende Studenten zu Gespra¨chen ohne Zeugen in ihre Privatwohnungen einzuladen, aus der sich der permanente Verdacht einer heimlichen Kooperation mit den Studentenverbindungen speiste. – Auf der linken Blattha¨lfte der Handschrift steht am Anfang dieses Absatzes der Hinweis von fremder Hd: „fol. 40.“ (vgl. zu 290,14). 292,6–7 dem Verho¨re beyzuwohnen und dem Prorecktor zu assistiren] Der Universita¨tssyndikus war als Berufsjurist lediglich fu¨r das Universita¨tsgericht, der fu¨r die akademischen Bu¨rger geschaffenen ordentlichen Gerichtsinstanz, zusta¨ndig. Da die Disziplinarhoheit der Universita¨tsobrigkeit lediglich als u¨ber die Studierenden ausgeu¨bte va¨terliche Gewalt (,in loco parentis‘) galt, war sie nicht Teil der regula¨ren Justiz. Vergehen der Studenten wurden demgema¨ß auch nicht mit Kriminalstrafen geahndet, sondern mit akademischen Disziplinarmaßnahmen wie Geldbußen, Karzerhaft oder im schwersten Fall mit der o¨ffentlichen Universita¨tsverweisung (Relegation). Goethes Vorschlag lief darauf hinaus, das durch keinerlei Regeln normierte und ausschließlich dem Ermessen des jeweiligen untersuchungsfu¨hrenden Prorektors unterworfene Verfahren bei Disziplinaruntersuchungen durch die Hinzuziehung eines Berufsjuristen zu professionalisieren und der Willku¨r der Prorektoren zu entziehen. Er wurde allerdings im Zusammenhang mit der Einfu¨hrung der zusa¨tzlichen Beisitzer des Concilium arctius nicht verwirklicht. Goethe brachte seine Initiative 1795 in einem Gutachten u¨ber Maßnahmen zur Verbesserung der akademischen Disziplin nochmals vor (vgl. WA IV 18, 7–10, Nr 5066). Realisiert wurde eine solche Handhabung aber erst 1814 mit der Einfu¨hrung des Universita¨tsamtmanns.
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292,9 ein Projeckt] Goethes Reformvorschla¨ge wurden den anderen Erhaltern der Universita¨t (vgl. die folgende Erla¨uterung) am 23. September 1786 u¨ber ein offizielles Kommunikationsschreiben von Herzog Carl August unterbreitet und im Verlauf des folgenden Monats von diesen akzeptiert (vgl. ThHStA, B 8471, Bl. 115–118). 292,10 an die mitna¨hrenden Ho¨fe zu communiciren] Da die Universita¨t Jena vier ernestinischen Herzo¨gen, na¨mlich denen von Sachsen-Weimar und Eisenach, von Sachsen-Gotha und Altenburg, von Sachsen-Coburg-Saalfeld und von Sachsen-Meiningen, gemeinschaftlich unterstand und von ihnen auch gemeinsam finanziert wurde, musste jede hoheitliche Anweisung, um rechtliche Verbindlichkeit fu¨r die Universita¨t zu erlangen, auch von ihnen gemeinschaftlich und u¨bereinstimmend erlassen werden (Konformita¨tsprinzip). Um die Konformita¨t herzustellen, war es erforderlich, mit den anderen Ho¨fen zuvor u¨ber den jeweiligen Vorschlag in Verbindung (Kommunikation) zu treten. Erst wenn alle vier Erhalter einander in offiziellen Handschreiben ihre Zustimmung zu einem Antrag mitgeteilt hatten, fertigte man die u¨bereinstimmenden Reskripte (Konformia) an die Universita¨t aus. 292,11–12 Contestationen] Bestreitungen, Ablehnungen; im Rechtswesen Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens durch Zulassung einer Klage (von lat. contestatio: Beschwo¨rung, insta¨ndige Bitte). 292,13 instituirt] Eingefu¨hrt (von lat. instituere: hinstellen, einrichten, festsetzen). 292,16 Die eingesendeten Vota] Gemeint sind die zur Beka¨mpfung der verbotenen landsmannschaftlichen Umtriebe eingeforderten Berichte der Mitglieder des akademischen Senats der Universita¨t Jena (vgl. zu 290,3; zu deren Inhalten vgl. auch Gerhard Mu¨ller: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universita¨t Jena [= Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. {sthetische Forschungen. Bd 6]. Heidelberg 2006, S. 217–238). 292,20 Ve r l a¨ n g e r u n g d e r P r o r e c k t o r a t e ] Die halbja¨hrlich wechselnde Amtsfu¨hrung der Prorektoren verhinderte ein kontinuierliches und nachhaltiges Vorgehen gegen die Studentenverbindungen. Mit dem Vorschlag, ku¨nftig eine Verla¨ngerung der Amtsdauer der Prorektoren anzustreben, griff Goethe einen Vorschlag auf, den Johann Gottfried Eichhorn in seinem Bericht gemacht hatte (vgl. ThHStA, B 8471, Bl. 52–67). 292,21–22 bis ein Prorecktor Æ:::æ zu behalten wu¨nscht] Goethe stellte sich vor, die Verla¨ngerung der Prorektorate erst dann einzufu¨hren, wenn ein Prorektor amtierte, von dem sich ein konsequentes Handeln gegenu¨ber den Studentenverbindungen in enger Kooperation mit dem Weimarer Hof erwarten ließ. Im Turnus des halbja¨hrlichen Prorektoratswechsels lo¨sten sich die vier Fakulta¨ten und innerhalb der Fakulta¨ten die Lehrstuhlinhaber nach der durch ihr Dienstalter als Fakultisten bestimmten Rangfolge ab (Anciennita¨t).
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292,23 Hennings] Justus Christian Hennings, Professor fu¨r Logik und Metaphysik an der Philosophischen Fakulta¨t, amtierte im Sommerhalbjahr 1786 turnusgema¨ß als Prorektor. 292,23 der Theo‘. Schmidt] Johann Wilhelm Schmid, Professor an der theologischen Fakulta¨t. 292,23–24 ein Juriste] Auf die theologische folgte im Prorektoratsturnus die juristische Fakulta¨t. Da die Juristen sich wegen ihrer umfangreichen Ta¨tigkeit in diversen Spruchkammern ha¨ufig von den Prorektoraten dispensieren ließen, war es kaum mo¨glich, den na¨chsten Prorektor aus der Juristenfakulta¨t im Voraus zu benennen. 292,25 Loder, Eichhorn und Griesbach] Vgl. zu 290,15–16. 292,30 singulis membris] Lat.: den einzelnen Gliedern. – Am 30. Dezember 1785 hatte Herzog Carl August mit Reskript an die Universita¨t Jena angeordnet, dass alle Mitglieder des akademischen Senats ihre Auffassung u¨ber das Problem der akademischen Disziplin und die Beka¨mpfung der verbotenen landsmannschaftlichen Verbindungen der Studierenden schriftlich darlegen und einsenden sollten (vgl. Konzept des Reskripts an die Universita¨t Jena, 30. Dezember 1786; ThHStA, B 8471, Bl. 1). 292,32 in dem Eichhornischen Voto] Der Professor fu¨r orientalische Sprachen an der Universita¨t Jena, Johann Gottfried Eichhorn, hatte in einem fu¨nfzig Seiten umfassenden Votum im Gegensatz zu der Professorengruppe um Johann Jacob Griesbach und Justus Christian Loder, die verscha¨rfte Repressionen gefordert hatte, u. a. dafu¨r pla¨diert, auf Maßnahmen wie die Relegation bei bloßem Verdacht auf landsmannschaftliche Beta¨tigung oder den Versuch, die Studenten einer perso¨nlichen Aufsicht einzelner Professoren zu unterwerfen, zu verzichten, weil dies zu unkontrollierbarer Willku¨r, Denunziantentum und sklavereiartigen Abha¨ngigkeitsverha¨ltnissen fu¨hren sowie die „durch freie Konkurrenz bewirkte Tha¨tigkeit“ als „das einzige Triebrad aller Universita¨ten“ la¨hmen wu¨rde. Statt dessen schlug er vor, das bestehende Disziplinarregime an der Universita¨t beizubehalten, dabei aber kontinuierliche Anstrengungen zu unternehmen, das Aufkommen von illegalen Studentenverbindungen zu verhindern. Zu diesem Zweck hielt er vor allem eine la¨ngere Amtsdauer der Prorektorate fu¨r notwendig (H: ThHStA, B 8471, Bl. 58–73). 293,5 subsistirende] Bestehende (von lat. subsistere: erhalten, bestehen, standhalten). 293,12–13 ab ipso sumit opes animumque ferro.] Lat.: „scho¨pft Æ:::æ selbst aus dem Eisen noch Mut und Kra¨fte.“ (Horaz: Oden IV 4,59 f.; Horaz. Werke in einem Band. ybersetzt von Manfred Simon. Berlin, Weimar 1990, S. 99.) 293,14 s. m!] Salvo meliore!; lat.: unbeschadet eines besseren (Votums).
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A 8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 30. April 1786 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: A 8471, Bl. 94–95. – Doppelblatt 21,56 34,6(–34,8) cm, 2 1/2 S. einspaltig beschr. (rechts), egh., Tinte; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel (weiter vgl. yberlieferung zu A 7). E: Goethe’s Vota gegen landsmannschaftliche Verbindungen in Jena. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg. II. Semester. Nr 37. Ausgegeben am 12. September 1878. Leipzig 1878, S. 404. WA IV 7 (1891), 209 f., Nr 2308 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 293,16 Eichhorn, Griesbach und Loder] Die drei Jenaer Professoren, der Theologe Johann Jacob Griesbach, der Anatom und Mediziner Justus Christian Loder und der Orientalist Johann Gottfried Eichhorn, zu denen Goethe ein freundschaftliches Verha¨ltnis unterhielt, unterstu¨tzten dessen Anfang April 1786 entworfenen Plan, das Concilium arctius der Universita¨t Jena um vier sta¨ndige Beisitzer zu erweitern, die fu¨r die akademische Disziplin, besonders die Beka¨mpfung der verbotenen Landsmannschaften und Studentenorden, zusta¨ndig sein sollten. Goethe hatte die Genannten, mit denen er kurz zuvor bei seinem Aufenthalt vom 25. bis 29. April in Jena zusammengetroffen war (vgl. Loder an Fritsch, 2. Mai 1786; GSA 20/II,3,4), auch als erste außerordentliche Beisitzer fu¨r das erweiterte Gremium wie auch in der Folge fu¨r das wichtige Amt des Prorektors vorgeschlagen (vgl. A 7, besonders zu 290,13; zu 290,15; zu 292,25). 293,17 Seren.] Serenissimus: der Durchlauchtigste; gemeint ist Herzog Carl August (vgl. zu 24,1). 293,19 Durch‘] Durchlaucht (vgl. zu 277,2). 293,19 ohne die u¨brigen Ho¨fe] Aufgrund des Status der Universita¨t Jena als herzoglich ernestinisch-sa¨chsischer Gesamtuniversita¨t konnten die Herzo¨ge von Sachsen-Weimar und Eisenach, Sachsen-Gotha und Altenburg, Sachsen-CoburgSaalfeld und Sachsen-Meiningen nur gemeinschaftlich und u¨bereinstimmend rechtsgu¨ltige Verfu¨gungen fu¨r die Universita¨t erlassen (vgl. zu 292,10). Allerdings besaß Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, auf dessen Territorium die Universita¨t gelegen war, als Landesherr die Polizeihoheit und konnte in Fa¨llen, wo die o¨ffentliche Ordnung und Sicherheit gefa¨hrdet war, auch eigensta¨ndig handeln. 293,20 Rector Magnificentissimus] Lat.: Erhabenster Leiter; Titel eines Landesherrn in seiner Eigenschaft als Rektor einer Universita¨t. – Herzog Carl August
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war 1774 zum Rektor der Jenaer Universita¨t gewa¨hlt worden. Es handelte sich jedoch um ein reines Ehrenamt, das dem Weimarer Herzog gegenu¨ber den anderen Erhaltern der Universita¨t keine besonderen Handlungsbefugnisse verlieh. 293,20–21 provisorische Verfu¨gung] Die Anweisung zur Einsetzung der zusa¨tzlichen Beisitzer des Concilium arctius (vgl. zu 293,16) war ein Eingriff in die Verfassung der Universita¨t, der nur bei konformen Verfu¨gungen aller Erhalter Rechtsgu¨ltigkeit erlangen konnte. Mit der Begru¨ndung, dass Gefahr in Verzug sei, glaubte man jedoch, dass Herzog Carl August eine solche Verfu¨gung vorla¨ufig treffen ko¨nne, um sie spa¨ter durch konforme Anweisungen der Erhalter endgu¨ltig sanktionieren zu lassen. 293,23 manificentissimi] Schreibversehen fu¨r ,magnificentissimi‘ (vgl. zu 293,20). 293,26 ein Rescript an die Academie zu erlassen] Zu ,Reskript‘ vgl. zu 289,8. – Die Bezeichnung Akademie wurde in der fru¨hen Neuzeit oft synonym fu¨r Universita¨t verwendet. Das von Goethe vorgeschlagene Reskript an die Universita¨t Jena wurde am 1. Mai 1786 erlassen (vgl. Konzept; ThHStA, A 8471, Bl. 96). 293,30 Prorecktor] Wenn einer der ernestinischen Herzo¨ge das Rektoramt ausu¨bte, fungierte der Prorektor als gescha¨ftsfu¨hrendes Oberhaupt der Universita¨t. Halbja¨hrlich neu aus den Reihen der ordentlichen Professoren gewa¨hlt, hatte er die Administration der Universita¨t zu fu¨hren und sie nach außen zu vertreten. 293,30–31 conjunction] Verbindung, Zusammenwirken (von lat. conjunctio: Verbindung). 293,31 conc. arctiori] Dativ zu concilium arctius, lat.: engerer Rat (vgl. zu 294,29–30). 293,31 ad hunc actum] Lat.: zu diesem Vorgang; hier im Sinne von ,nur zum Zweck der angeordneten Maßnahme‘. 293,31–32 4 Commissarien] Die vier außerordentlichen Beisitzer des Concilium arctius. 293,32–33 gegen gedachte Verbindungen] Nach Goethes Pla¨nen sollte in einem ersten Schritt die Auflo¨sung der bestehenden Studentenverbindungen erfolgen (vgl. A 7). Am 6. Mai 1786 erließ der Prorektor gema¨ß dem Reskript vom 1. Mai 1786 ein Patent, das, wie angeordnet, die Einsetzung einer akademischen Disziplinarkommission verku¨ndete und die Studenten zur Eidesleistung aufforderte. Studenten, die ihre Mitgliedschaft in verbotenen Verbindungen bekannten, wurde Straffreiheit zugesichert. Am 20. Mai erstattete die akademische Kommission ihren Abschlussbericht. Durchgesetzt wurde die Auflo¨sung der Landsmannschaften der Mosellaner, Kursachsen, Franken, Niedersachsen und Braunschweiger. Goethe u¨berpru¨fte die Ergebnisse der Aktion wa¨hrend eines Aufenthaltes in Jena vom 19. bis 26. Mai (vgl. zu 294,12). 294,1 Landmannsch. Verbindung] Vgl. zu 290,1.
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294,4–5 dem Prorecktor denen Beysitzern und Commissarien] Das erweiterte Concilium arctius (vgl. zu 293,16). 294,7 dijudicatur] Lat.: es wird ein Urteil gefa¨llt, es wird entschieden. A 9. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆWeimaræ, 1. Juni 1786 ! ÆWeimaræ y B E R L I E F E RU N G
H: ThHStA Weimar, Sign.: A 8471, Bl. 84–87. – 2 Doppelbla¨tter 21,4 (–21,6)634,7 cm, 6 1/2 S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), egh., Tinte; linke Seitenra¨nder restauriert; am linken Rand eingeheftet in ein Aktenfaszikel (weiter vgl. yberlieferung zu A 7). E: Goethe’s Vota gegen landsmannschaftliche Verbindungen in Jena. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, in: Die Grenzboten. Zeitschrift fu¨r Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg II. Semester. Nr 37. Ausgegeben am 12. September 1878. Leipzig 1878, S. 405–407. WA IV 7 (1891), 223–226, Nr 2321 (nach E). ERL{UTERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 294,11 Promemoria] Lat.: zum Geda¨chtnis, zur Erinnerung. – Denkschrift, amtliches Schriftstu¨ck (vgl. zu 277,1). 294,12 Bey meinem Aufenthalte in Jena] Goethe hatte sich vom 19. bis 26. Mai 1786 zur Kontrolle der maßgeblich von ihm selbst initiierten ju¨ngsten Erlasse und Maßnahmen gegen die landsmannschaftlichen Umtriebe an der Universita¨t Jena in der Stadt aufgehalten (vgl. zu 197,1; zu 199,19). Zu den Erlassen vgl. besonders zu 293,16 und zu 293,26. 294,13 das einreissende Landsmannschafftliche Wesen] Am 24. Mai 1786 hatte die neu eingesetzte Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften Bericht daru¨ber erstattet, dass es Bestrebungen gebe, die aufgelo¨sten Landsmannschaften trotzdem weiterbestehen zu lassen, und deshalb ein nochmaliges Patent mit verscha¨rften Strafandrohungen gefordert (vgl. Kommissionsbericht, 24. Mai 1786; ThHStA, A 8471, Bl. 106). 294,24 in den Ferien] Gemeint sind die freien Tage u¨ber das Pfingstfest an der Universita¨t; Pfingsten fiel 1786 auf den 4. und 5. Juni. 294,28 Der ietzige Prorecktor Hennings] Justus Christian Hennings (vgl. zu 292,23). Zum Amt vgl. zu 293,30. 294,29–30 Concilium arctius Æ:::æ beyden Schmidt, Gruner und Wiedeburg] Lat. concilium arctius: engerer Rat. – Das Concilium arctius als engerer Ausschuss des Senats der Universita¨t Jena bestand von 1722 bis 1789 (vgl. zu
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290,13). Es setzte sich aus dem Prorektor und den Dekanen der vier Fakulta¨ten zusammen, die im halbja¨hrlichen Turnus wechselten. Zu den Aufgaben des Gremiums geho¨rte die Aufsicht u¨ber die Einhaltung der Statuten, Vorschriften und Regularien der Hochschule (vgl. zu 290,23). Im Sommerhalbjahr 1786 waren die vier genannten Professoren als Dekane ihrer Fakulta¨ten ordentliche Beisitzer des Concilium arctius: Johann Wilhelm Schmid, Professor der Theologie, Johann Ludwig Schmidt, Professor der Jurisprudenz, Christian Gottfried Gruner, Professor der Medizin, und Johann Ernst Basilius Wiedeburg, Professor der Mathematik. 295,4 gegen die Landsmannsch.] Nachdem mit dem von Goethe entworfenen Reskript vom 1. Mai 1786 eine akademische Disziplinarkommission eingesetzt und zuna¨chst die Auflo¨sung der an der Universita¨t bestehenden Landsmannschaften erreicht worden war (vgl. zu 293,26), sollte die befristete Weiterfu¨hrung dieser Kommission mit der Begru¨ndung, dass dies zur Verhinderung eines Wiederauflebens der Studentenverbindungen erforderlich sei, die Voraussetzung dafu¨r schaffen, die Zustimmung der anderen Erhalter der Universita¨t zu der in Goethes Plan vom April 1786 angestrebten dauerhaften Erweiterung des Concilium arctius zu gewinnen (vgl. zu 293,16). 295,6 Pedellen] Die Pedelle hatten als Gehilfen des Prorektors u. a. auch die Aufsicht u¨ber das Disziplinarverhalten der Studenten zu fu¨hren (vgl. zu 291,12). 295,18 Landsm.] Landsmannschaften; Studentenverbindungen (vgl. zu 290,1). 295,23–24 denen ho¨chsten H‘. Erhaltern] Die Universita¨t Jena unterstand vier ernestinisch-sa¨chsischen Herzo¨gen gemeinschaftlich und wurde auch von ihnen gemeinsam unterhalten. 1786 waren dies Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, Herzog Georg I. Friedrich Carl von Sachsen-Meiningen und Herzog Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld (vgl. zu 292,10). 295,28–29 was die Akademie berichtet] Bericht der Universita¨t Jena vom 24. Mai 1786 u¨ber die Maßnahmen zur Auflo¨sung der Landsmannschaften (vgl. ThHStA, A 8471, Bl. 106; zu 294,13). 295,31 was darauf folgt] Gemeint ist die angestrebte Verla¨ngerung des Auftrages der aufgrund des Reskripts vom 1. Mai 1786 eingesetzten Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften an der Universita¨t Jena (vgl. zu 293,26). 295,33 ein gescha¨rftes gn. Rescript] ,gn.‘ abgeku¨rzt fu¨r ,gna¨digstes‘ (vgl. zu 289,15). – Zu ,Rescript‘ vgl. zu 289,8. – Am 2. Juni 1786 erließ Herzog Carl August neuerlich zwei Reskripte, die wiederum bis in die einzelnen Formulierungen auf Goethes hier vorliegendes Votum zuru¨ckgingen. Angeordnet wurden die Weiterfu¨hrung der Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften und die Publikation einer o¨ffentlichen Verwarnung, in der Versuche, die Landsmannschaften wieder aufzunehmen, mit der Strafe der Relegation bedroht wurden. Noch ha¨rter sollte die No¨tigung anderer Studenten zum Eintritt in eine Landsmannschaft bestraft werden (vgl. Reskriptkonzepte, 2. Juni 1786; ThHStA, A 8471, Bl. 111–114).
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Goethe ku¨mmerte sich um deren Umsetzung bereits wa¨hrend eines erneuten Aufenthaltes in Jena vom 3. bis 6. Juni 1786 (vgl. zu 200,12–13). 295,33 L.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Landsmannschaftliche‘. 295,34 Studiosi] Lat.: Studenten. 295,35 Serenissimi] Genitiv von Serenissimus; gemeint ist Herzog Carl August (zur Begriffsbedeutung vgl. zu 24,1). 295,37 Serenissimus noster] Lat.: Unser Durchlauchtigster. 295,37 landesherr‘.] Abgeku¨rzt fu¨r ,landesherrlicher‘. 295,38 Rector magnificentissimus] Lat.: Erhabenster Leiter; Titel von Herzog Carl August in seiner Eigenschaft als Rektor der Universita¨t Jena (vgl. auch zu 293,20). 296,1 die eilige Communication] Fu¨r den Fall, dass der Herzog das von Goethe vorgeschlagene Reskript u¨ber die Verla¨ngerung des Auftrags der Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften nicht erlassen sollte, hielt Goethe zur Verwirklichung seines Planes einer dauerhaften Erweiterung des Concilium arctius (vgl. zu 293,16) die sofortige Aufnahme von Verhandlungen mit den anderen Erhaltern der Universita¨t fu¨r erforderlich, um eine gemeinschaftliche und u¨bereinstimmende Entscheidung herbeizufu¨hren. 296,2–3 Diese Communication Æ:::æ wegen der Hauptsache anzutreten] Goethe hielt die umgehende Aufnahme von Verhandlungen mit den anderen Erhaltern der Jenaer Universita¨t u¨ber die Erweiterung des Concilium arctius um vier sta¨ndige Beisitzer unabha¨ngig von der ebenfalls gewu¨nschten Verla¨ngerung des Auftrags fu¨r die Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften fu¨r notwendig. Die entsprechenden Verhandlungen mit den Erhaltern wurden danach auch zu¨gig aufgenommen und fu¨hrten ohne gro¨ßere Schwierigkeiten zu konformen Reskripten, die im September 1786 an die Universita¨t Jena erlassen wurden (vgl. ThHStA, A 8471, Bl. 114–144). 296,4 Terminis] Dativ Plural von lat. terminus: Grenze; hier: inhaltlich fest umrissene Begriffe. 296,7 das versta¨rckte Conc. arctius] Gemeint ist das um vier sta¨ndige Beisitzer erweiterte Concilium arctius der Universita¨t Jena. – Concilium arctius: Lat.: engerer Rat (vgl. zu 294,29–30). 296,9 gn. Rescr.] Abgeku¨rzt fu¨r ,gna¨digstes Reskript‘; schriftliche Verfu¨gung an eine nachgeordnete Beho¨rde (vgl. zu 295,33). 296,9–10 Commission, welche gegenwa¨rtig geendigt hat] Gemeint ist die aufgrund des von Herzog Carl August erlassenen Reskripts vom 1. Mai 1786 eingesetzte Kommission zur Auflo¨sung der Landsmannschaften (vgl. zu 295,4). 296,13 Landsm.] Abgeku¨rzt fu¨r ,Landsmannschaftliche‘.
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Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Johann Christian Kestner an Ernst Anton Heiliger, 18. Januar 1785 . . . . Ernst Anton Heiliger an Johann Christian Kestner, 19. Januar 1785 . . . . Johann Valentin Andreae, Gedicht aus „Chymische Hochzeit“: „Wer hat uns bracht das Leben Æ. . .æ“ (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Gottfried Herder an Goethe, zwischen 6. und 9. Juli 1786 . . . . . Pro Memoria von Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz an Goethe, 18. Februar 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
130 131 501 509 594
Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786 [1]; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786 [2]; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechnung an Goethe u¨ber Bierlieferungen im April und Mai 1786 [3]; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlussvignette in „Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre des Spinoza“ (Leipzig 1786), S. 127 . . . . . . . . . Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar an Goethe u¨ber Portogelder im Monat Juli 1786, 31. Juli 1786 [1]; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar an Goethe u¨ber Portogelder im Monat Juli 1786, 31. Juli 1786 [2]; Goethe- und Schiller-Archiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwa¨hnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwa¨hnungen in den Erla¨uterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einfu¨hrenden Erla¨uterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwa¨hnte Werke und Personen. Auf den Bearbeiter zuru¨ckgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z. B.: ÆStudie nach Spinozaæ. Um unno¨tige oder irrefu¨hrende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberu¨cksichtigt; ebenso die Ybersetzungen der fremdsprachigen Briefe Goethes. Fu¨rstlichkeiten und Ko¨nige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z. B.: Preußen, Friedrich II. [der Große], Ko¨nig von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Pa¨pste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Possessivpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwa¨hnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete sowie die folgende, wenn es sich um Vater und Mutter handelt. Eintra¨ge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Das Register der Anonyma und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit mo¨glich in originaler Orthographie.
Personen und Werke Abbt, Thomas (1738–1766), Philosoph, Schriftsteller, 1760 außerordentlicher Professor der Philosophie in Frankfurt an der Oder, 1761 Professor der Mathematik in Rinteln, 1765 Hof-, Regierungs- und Konsistorialrat in Bu¨ckeburg 314 Ackermann, Gottfried (geb. 1755), Sa¨nger und Schauspieler in der bellomoschen Theatertruppe in Weimar 183; 343, 438, 441 –, Sophie, geb. Tschorn (um 1760– 1815), Sa¨ngerin und Schauspielerin in der bellomoschen Theatertruppe in Weimar, seit 1780 dessen Frau 158, 183; 384, 404, 441 Adelung, Johann Christoph (1732– 1806), seit 1765 Redakteur, Sprachforscher und sbersetzer in Leipzig, seit 1787 kurfu¨rstlicher Bibliothekar in Dresden 236 Versuch eines vollsta¨ndigen grammatisch-kritischen Wo¨rterbuches der hochdeutschen Mundart, mit besta¨ndiger Vergleichung der u¨brigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen 236; 575 usop (Aisopos) (6. Jh. v. Chr.), griechischer Fabeldichter Der Adler und der Mistka¨fer 192; 464 Alba, Fernando A´lvarez de Toledo y Pimentel, 3. Herzog von (1507– 1582), spanischer Feldherr und Staatsmann, von 1567 bis 1573 Statthalter der Niederlande 326 Albinus, Bernhard Siegfried (1697– 1770), Anatom, Physiologe und Chirurg in Leiden 18 Allamand, Jean Nicolas Se´bastian (1716–1787), Physiker, Naturwissenschaftler, sbersetzer
ÆZeichnungæ ÆGiraffenskelettæ 107 Alton, E d u a r d Joseph d’ (1772– 1840), Anatom, Archa¨ologe, Naturforscher, Zeichner und Radierer, von 1808 bis 1810 in Tiefurt bei Weimar, seit 1818 Professor der Archa¨ologie und Kunstgeschichte in Bonn Zur vergleichenden Osteologie, von Goethe, mit Zusaetzen und Bemerkungen von Dr. Ed. d’Alton 19 Alxinger, Johann Baptist (1794: von) (1755–1797), o¨sterreichischer Schriftsteller, Jurist und Hofagent in Wien, seit 1794 Sekreta¨r am Hoftheater, Reichsritter Iphigenie auf Tauris (Libretto) 153; 377 Ambrosius, Johann Nicolaus, Hautboist in Weimar, seit 1773 Hof- und Kammermusiker, auch Notenschreiber fu¨r Goethe 212*; 134; 335, 336 Andre´, Johann (1741–1799), Seidenfabrikant in Offenbach, Komponist und Musikverleger, von 1777 bis 1784 Musikdirektor in Berlin Das tartarische Gesez 352 Andreae (Andrea¨), Johann Valentin (1586–1654), protestantischer Theologe, 1620 Superintendent in Calw, 1639 Hofprediger in Stuttgart, 1650 Generalsuperintendent in Bebenhausen, religio¨ser Schriftsteller, Sozialutopist 499 f. Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreu¨tz. Anno 1459 207; 499–501 ÆGedichteæ Wer hat uns bracht das Leben Æ:::æ 207; 500 f.
Personen und Werke
Joh. Val. Andreae Dichtungen zur Beherzigung unsers Zeitalters. Mit einer Vorrede von J. G. Herder 499 f. Anfossi, Pasquale (1727–1797), italienischer Komponist Il geloso in cimento o la vedova galante 58 Anhalt-Dessau, L e o p o l d III. Friedrich Franz von (1740–1817), seit 1758 regierender Fu¨rst, 1807 Herzog EB 41; 89, 197, EB 261; 43– 45, 225, 474–476, 528 Arien, Bernhard Christoph d’ (1754– 1793), Advokat in Hamburg, Dichter Natur und Liebe im Streit 110 Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph 376 Aromatari, Guiseppe degli (1586/87– 1660), venezianischer Arzt und Botaniker 35; 99 Disputatio de rabie contagiosa. Cui praeposita est Epistola de generatione plantarum ex seminibus 99 Epistola de generatione plantarum ex seminibus 35; 99 Asseburg, Amalie Friederike Elisabeth von der (1748–1788), seit 1774 Stiftsdame in Magdeburg 229, 244; 554, 560, 586 Baden, A m a l i e Friederike von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1754–1832), seit 1774 Erbprinzessin, verheiratet mit Erbprinz Karl Ludwig von Baden, 1801 verwitwet 286 Baden, Karl (Carl) Friedrich von (1728–1811), seit 1746 regierender Markgraf, seit 1803 Kurfu¨rst, seit 1806 Großherzog 192, 200, 243 Banks, John (um 1650–1696), englischer Dramatiker Graf von Essex 437
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Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, 1786 Privatdozent, 1787 Professor der Medizin in Jena, 1793 Mitbegru¨nder der Naturforschenden Gesellschaft und ab 1794 auch Direktor des botanischen Gartens 160 f., 189; 391 f., 453, 476 Dispositio generum plantarum Jenensium secundum Linnaeum et familias naturales, quam speciminis inauguralis loco extulit 161?; 391 Naturgeschichte der Bandwurmgattung u¨berhaupt und ihrer Arten insbesondere 161?, 391, 453 Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen 453 Bayern, Carl Philipp Theodor von (1724–1799), seit 1742 als Carl IV. Kurfu¨rst von der Pfalz, seit 1777 als Carl II. Kurfu¨rst von Bayern 437 Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732–1799), franzo¨sischer Schriftsteller und Dramatiker La folle journe´e ou Le mariage de Figaro 15, 38, EB 249; 49, 104 Becher, David (1725–1792), Mediziner, seit 1758 Brunnenarzt in Karlsbad David Becher’s neue Abhandlung vom Karlsbade in drey Theilen 41?; 112 Kurze und gru¨ndliche Untersuchung der neuen Sprudelquelle in Karlsbad 41?; 111 Reise eines auswa¨rtigen Arztes von Prag nach Carlsbad. Nebst einer kurzen Beschreibung vom Ursprung und Merkwu¨rdigkeiten Carlsbades, sammt einigen Anmerkungen u¨ber den Ursprung der Quellen, den Zusammenhang der Natur etc. aus einem Schreiben an einen seiner Freunde in W. 41?; 111
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Register
Bechtolsheim, Juliane ( J u l i e ) Auguste Christiane von, eigentl. Mauchenheim, geb. von Keller (1752–1847), Schriftstellerin EB 4, EB 64; EB 250, EB 267; 446 –, Johann Ludwig von, eigentl. Mauchenheim (1739–1806), Beamter in Gotha und Eisenach, 1776 Vizekanzler in Eisenach, 1781 Kanzler und Oberkonsistorialpra¨sident, 1784 Geheimer Rat, 1802 auch Direktor der Landschaftskasse, deren Mann EB 250 Becker, S o p h i e Agnes (1754–1789), deutsch-baltische Schriftstellerin, Tochter eines Pfarrers aus Neu-Autz bei Mitau, von 1784 bis 1786 mit Charlotte Elisabeth Constantia von der Recke auf einer Reise durch Deutschland, seit 1787 verheiratet mit dem Juristen Johann Ludwig Georg Schwarz in Halberstadt 11, 155–157 Briefe einer Curla¨nderinn auf einer Reise durch Deutschland 157 Beckmann, Johann (1739–1811), Kameralist, tkonom, Professor in Go¨ttingen 598 Bellomo, Joseph (1753/54–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, von 1784 bis 1791 in Weimar, von 1791 bis 1797 in Graz 34, 279, 282, 343, 384, 406, 437, 441 Die Lu¨gnerin aus Liebe 109; 282 Bergius, Peter Jonas (1730–1790), schwedischer Naturwissenschaftler und Mediziner 100 Semina muscorum detecta 35; 100 Bernstorff, Charitas Emilie Gra¨fin von, geb. von Buchwald (1733–1820), Frau von Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff, 1772 verwitwet, seit 1779 in Weimar 60; 46, 156, 183
Bertati, Giovanni (1735–1815), italienischer Dramatiker I filosofi immaginari (Libretto) 195; 468 Bertram, Christian August von (1751– 1830), Jurist und Journalist in Berlin, 1777 geheimer expedierender Sekreta¨r beim preußischen GeneralOber-Finanz-, Kriegs- und Doma¨nen-Direktorium 408 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Jurist, Schriftsteller, sbersetzer, Verleger und Unternehmer in Weimar, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekreta¨r und Schatullenverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Besitzer des Landes-IndustrieComptoirs 338, 340; 204 f.; 51, 484, 492, 493, 494–498, 505 f., 571 f., 574, 577–579 Brief an einen Freund 493 f. Des Herrn G. R. von Go¨the zu Weimar sa¨mmtliche Werke in acht Ba¨nden 205, 238 f.; 495–497, 515, 573, 577 Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote (Cervantes-bbersetzung) 493 Vorschla¨ge zur Uebernahme des Verlages der sa¨mtl. Wercke des Herrn G. R. v. Go¨the 505 Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1755–1829), schwarzburg-rudolsta¨dtischer Beamter und Politiker, 1774 Mitglied der Regierung in Rudolstadt, 1798 Vizekonsistorialpra¨sident, 1814 Kanzler und Konsistorialpra¨sident 5; 8, 11 –, Friederike Sophie C a r o l i n e Augusta von, geb. von Lengefeld (1763–1847), Schriftstellerin, von 1784 bis 1794 dessen Frau, seit 1794 verheiratet mit Wilhelm von Wolzo-
Personen und Werke
gen, 1809 verwitwet, Schillers Schwa¨gerin 5; 8, 11 Beulwitz, Ludwig Friedrich von (1726–1796), Jurist, kurhannoverscher Komitialgesandter in Regensburg, 1783 Staatsminister in Hannover und zweiter Kurator der Universita¨t in Go¨ttingen, 1785 Gesandter in Berlin 90; 213 f., 228, 243 f. Beust, Graf von EB 35; EB 260 Beyer, Adolph (1742–1805), 1754 Bergschreiber, von 1785 bis 1805 kursa¨chsischer Bergmeister in Schneeberg 135*, EB 14*; 80, 84, EB 253, EB 254; 199, 200 f., 208, 236, 542 Bibra, Ludwig Carl von (1749–1795), Reisemarschall am Meininger Hof EB 46; EB 263 Blanchard, Jean Pierre ( Jean Pierre Franc¸ois) (1753–1809), franzo¨sischer Ballonfahrer 91 f., 94, 97, 99, 101; 143, 231, 239, 245, 249, 251, 255, 257, 259, 262 Blanchet, Franc¸ois (1707–1784), Jesuit, Kanonikus, Bibliothekar, Zensor in Paris, Schriftsteller 89; 219 Apologues et contes orientaux, etc. par l’auteur des varie´te´s morales et amusantes 87, 89; 219, 225 Blumenbach, Johann Friedrich (1752– 1840), Naturforscher, Mediziner, seit 1776 Professor in Go¨ttingen 6, 25; 18, 20, 72 f. De generis humani varietate nativa (Dissertation) 20, 73 Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Ko¨rpers 73 Handbuch der Naturgeschichte 73 Boccherini, Giovanni Gastone (1742– nach 1799), Librettist L’amore innocente (Libretto) 282
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Bode, Johann Joachim Christoph (1730–1793), Musiker und sbersetzer, Freimaurer, seit 1766 Buchha¨ndler und Verleger in Hamburg, u. a. Verleger und Herausgeber des „Wandsbecker Bothen“, seit 1779 Gescha¨ftsfu¨hrer der verwitweten Charitas Emilie Gra¨fin von Bernstorff in Weimar 60; 156, 183, 532 Bo¨ber, Johann Friedrich (1756–1826), seit 1787 Lehrer fu¨r mathematische Wissenschaften am Freien Zeicheninstitut in Eisenach, Bauverwalter 233; 568 Bo¨hmer, Georg Friedrich von (1739– 1797), Geheimer Legationsrat, von 1785 bis 1792 preußischer Gesandter 85, 90; 200, 212 f., 223, 225, 227–229, 244 Bohl, Johanne Susanne, geb. Eberhard(t) (1738–1806), Dichterin in Lobeda bei Jena, Mitarbeiterin am „Teutschen Merkur“, Tochter des Instrumentenmachers und Kastenvorstehers Bartel Eberhard(t) in Lobeda 60, 189, 200; 156–158, 452, 482 f. Winde und Ma¨nner. Antwort eines Frauenzimmers auf Dr. Sheridans Wolken und Weiber 157 –, Johann Justin (1727–1795), Bu¨rgermeister in Lobeda bei Jena, seit 1755 deren Mann 156 f., 452, 482 f. –, M a r i e S o p h i a Albertine (1768– nach 1813), seit 1795 verheiratet mit Friedrich Christian Benjamin Bechstedt, deren Tochter 158 –, deren Kinder 157, 452 –, deren Enkel 60, 200; 483 –, Familie 200; 158, 483 Bonnet, Charles (1720–1793), Schweizer Naturforscher und Philosoph 5; 14
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Register
Bouillon, Gottfried von (um 1060– 1100), seit 1089 als Gottfried V. Herzog von Niederlothringen, 1096 Teilnahme am ersten Kreuzzug, 1099 maßgeblich an der Eroberung Jerusalems beteiligt 406 Braunschweig und Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel –, Carl II. Wilhelm Ferdinand von (1735–1806), seit 1780 Herzog, preußischer Generalfeldmarschall, Bruder der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 503 –, Auguste Friederike von, geb. Prinzessin von Wales (1737–1813), seit 1764 dessen Frau 208 –, C a r l Georg August von (1766– 1806), Erbprinz, deren Sohn 208 f.; 503 f., 508 –, Ludwig Ernst von (1718–1788), o¨sterreichischer Generalfeldzeugmeister und Feldmarschall von Holland, von 1759 bis 1766 Administrator und Vormund des Erbstatthalters der Niederlande Wilhelm V. von Oranien, seit 1786 in Eisenach, dessen Onkel 208 f., 211 f.; 503–505, 508, 511, 513 f., 539 f. –, Maximilian Julius L e o p o l d von (1752–1785), Prinz, Generalmajor, dessen Bruder 51; 140 Bretschneider, Heinrich Gottfried von (1739–1810), Offizier, Schriftsteller und Herausgeber, 1778 Bibliothekar in Ofen, Kaiserlicher Rat und 1784 Bibliothekar in Lemberg 108 f.? Bretzner, Christoph Friedrich (1746– 1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig Die Entfu¨hrung aus dem Serail (Libretto) 136; 342 Bru¨hl, Hans Moritz Graf von (1746– 1811), Oberst in franzo¨sischen Diensten, spa¨ter kursa¨chsischer
Kammerherr und preußischer Staatsbeamter, Besitzer von Gut und Park in Seifersdorf bei Radeberg/ Sachsen 198; 77, 121, 126 f., 168, 177, 244, EB 267; 183, 186, 193, 204, 207 f., 301 f., 315, 316, 317 f., 424 f., 507, 554, 586 –, Johanna Margareta Christiane ( C h r i s t i n e , T i n a ) Gra¨fin von, geb. Schleierweber von Friedenau (1756–1816), seit 1771 dessen Frau 138, 197, 269, 286, EB 62; 73, 77, 81, 83 f., 92, 125 f., 166–168, 177 f., 209 f., 227?, 244, EB 260, EB 267; 183, 186, 189, 191, 193 f., 204, 205, 207 f., 234, 302, 314– 316, 318, 323, 327, 343, 401, 403 f., 423–425, 446, 507, 555, 586 ÆGedichtæ 315, 554 –, C a r l Friedrich Moritz Paul Graf von (1772–1837), von 1800 bis 1802 Kammerherr des Prinzen Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen, von 1815 bis 1828 Generalintendant der Schauspiele und seit 1830 der Museen in Berlin, deren Sohn 77, 121, 126 f., 168, 177; 186, 193, 302, 316, 318, 425, 507 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734–1798), Naturforscher, Arzt in Weimar, seit 1773 Besitzer der Hofapotheke, 1777 Hofmedikus und Amtsphysikus, 1782 Bergrat 279; 143, 239, 594–596 Buchwald, Juliane Franziska von, geb. von Neuenstein (1707–1789), Hofdame der Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha und Altenburg 190; 456 Buchwald, da¨nischer Kammerherr 539 f. Bucklit(z)sch, Johann Georg (um 1731–1802), Beamter in Weimar, 1757 Kammerrevisor, 1767 Bau-
Personen und Werke
inspektor, 1789 Kammerrat 185; 445 Bu¨sch, Johann Georg (1728–1800), Volkswirt, Pa¨dagoge, Publizist, Lehrer und Gru¨nder einer Handlungsakademie in Hamburg 80 Bu¨ttner, Christian Wilhelm (1716– 1801), Natur- und Sprachforscher, von 1758 bis 1782 Professor in Go¨ttingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena 5, 25 f., 35, 71, 283; 14 f., 23, 75–77, 82, 99 f., 180 f., 453, 597 Bu¨ttner, Friedrich Carl (1743–1822), Kammerbeamter in Weimar, 1767 Kammerregistrator, 1774 erster Kammersekreta¨r, 1780 Kammerassessor, 1785 Landkammerrat, 1807 Geheimer Kammerrat, 1817 Vizepra¨sident der Kammer 16, 24, 162; 56, 70, 393 f., 598 –, Ludwig Daniel (um 1713–1786), Geheimer Kammerrat, seit 1748 an der herzoglichen Kammer zu Weimar, dessen Vater 162; 393 f. Buff, A m a l i e ( A m m e l ) Charlotte Angelica (1765–1848), Schwester von Charlotte Sophie Henriette Kestner, seit 1791 verheiratet mit Cornelius Johann Rudolf Ridel 48; 132, 519 Cagliostro, Alexander Graf von (Conte Alessandro di; d. i. Giuseppe Balsamo) (1743–1795), italienischer Abenteurer, Alchimist und Betru¨ger, trat nach Reisen in Griechenland und ugypten als Großkophta auf, 1779 in Mitau und St. Petersburg, 1780 in Straßburg und Paris 156, 379 Callenberg, Curt Heinrich Graf von (1749–1817), Offizier in niederla¨ndischen Diensten, kaiserlicher Gesandter 54
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Camper, Pieter (Petrus) (1722–1789), holla¨ndischer Arzt und Anatom, Professor der Medizin in Franeker, Amsterdam, Groningen, seit 1773 Privatgelehrter (Gut Klein-Lankum) 9, 16, 40, 94, 190, 215; 18 f., 31, 51–54, 72, 107–109, 122, 148, 238, 456, 518 Oplossing der Vraage door het Bataafsch Genootschap te Rotterdam 24; 72 Sa¨mmtliche Kleinere Schriften die Arzney-Wundarzneykunst und Naturgeschichte betreffend 24; 72 –, Adriaan Gilles (1759–1820), holla¨ndischer Naturforscher, dessen Sohn 54 Casti, Giovanni Battista (Giambattista) (1724–1803), italienischer Dichter 245; 303, 588 La Grotta di Trofonio (Libretto) 232, 245; 567, 588 Il re Teodoro in Venezia (Libretto) 195, 245; 128, 301, 303, 588 Castrop, Jean Antoine Joseph de (um 1731–1785), Artillerieoffizier, Ingenieur bei der Wegebaukommission in Weimar 43; 119, 126 Chapus(s)et de St. Valentin, Caroline Friederike, geb. Grundsenger (um 1720–1806), lebte seit 1758 verwitwet in Stuttgart, Mutter der Anna Maria Apollonia Hastings 9 Chastellux, Franc¸ois Jean Beauvoir Marquis de (1734–1788), franzo¨sischer Offizier und Schriftsteller Essai sur l’Union de la Poesie et la Musique 156; 380 Cioja, Joseph, Bankier in Rom 232; 567 Claudius, Matthias (1740–1815), Dichter, sbersetzer und Publizist in Hamburg, spa¨ter in Wandsbek, von 1771 bis 1775 Redakteur des
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Register
„Wandsbecker Bothen“ 193; 33, 232, 464 ÆRezensionæ Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (Friedrich Heinrich Jacobi) 159; 387 Clemens VII. (Giulio de’ Medici) (1478–1534), seit 1523 Papst 25 Clermont, Esaias (1751:) von (1698– 1751), Tuchfabrikant in Aachen, Vater von Helene Elisabeth ( B e t t y ) Jacobi 464 Clermont, Ludwig Arnold von (1765– 1824), Kaufmann in Du¨sseldorf, dessen Enkel, Neffe von Helene Elisabeth Jacobi, seit 1795 verheiratet mit Clara Franziska Jacobi 232 Cleve, Johann Friedrich (1739–1826), Offizier in braunschweigischen Diensten, von 1776 bis 1783 Teilnahme am nordamerikanischen Unabha¨ngigkeitskrieg, von 1783 bis 1788 im Dienst des Herzogs Ludwig Ernst von Braunschweig und Lu¨neburg-Wolfenbu¨ttel in Eisenach 208; 504 Comenius, Johann Amos (1592–1670), aus Ma¨hren stammender Theologe, Pa¨dagoge und Schulreformer Orbis sensualium pictus. Hoc est, omnium fundamentalium in mundo rerum & in vita actionum pictura et nomenclatura 91; 232 Copons, Franc¸ois de (1715–1786), franzo¨sischer Jurist Examen de la the´orie et de la pratique de M. Necker dans l’administration des finances de la France 88, 92 f.; 224 Crell, L o r e n z Florenz Friedrich von (1744–1816), Chemiker, Professor in Helmstedt und Go¨ttingen Anfangsgru¨nde der Mineralogie von Richard Kirwan. Aus dem Engli-
schen u¨bersetzt mit Anmerkungen und einer Vorrede versehen von D. Lorenz Crell 165 Czartorijskiy (Czartoryski), Adam Kazimierz Fu¨rst (1734–1823), polnischer Staatsmann und o¨sterreichischer General, 1763 polnischer Thronpra¨tendent, seit 1772 im o¨sterreichischen Milita¨rdienst, von 1812 bis 1814 Sejmmarschall im Großherzogtum Warschau, Fo¨rderer der Ku¨nste und Wissenschaften in Polen 73 f.; 186, 190 –, Adam Jerzy Georg (1770–1861), Fu¨rstprinz, polnischer Politiker und Generalleutnant, 1794 Geisel am russischen Hof, von 1804 bis 1806 russischer Außenminister, dessen Sohn 73; 186 –, polnische Fu¨rstenfamilie 554 Dalberg, K a r l T h e o d o r Anton Maria von (1744–1817), 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fu¨rstbischofs, 1800 bis 1817 Fu¨rstbischof von Konstanz, 1802 Kurfu¨rst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, 1802 bis 1817 Fu¨rstbischof von Worms, 1803 Administrator und 1805 bis 1817 Erzbischof von Regensburg, 1806 bis 1813 Fu¨rstprimas des Rheinbundes, 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt 475, 487 Darbes, Joseph Friedrich August (1747–1810), Portra¨tmaler, zuna¨chst in St. Petersburg, seit 1785 in Berlin, seit 1796 dort Professor an der ko¨niglichen Akademie der bildenden Ku¨nste 77, 92, 126, 167, 177; 193 f., 234, 316, 403, 424
Personen und Werke
Ætlgema¨ldeæ ÆGoetheportra¨tæ 194 Darsaincourt, Nanette, Geliebte des Prinzen Friedrich Ferdinand Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach 472 f. Denon, Dominique V i v a n t (1747– 1825), franzo¨sischer Kunstschriftsteller und Kupferstecher, von 1772 bis 1785 im diplomatischen Dienst, von 1802 bis 1814 Generaldirektor der Museen in Paris 605 Diderot, Denis (1713–1784), franzo¨sischer Philosoph und Schriftsteller 252 Rameau’s Neffe 497 Diericke, Christoph Friedrich Otto von (1743–1819), preußischer Offizier, seit 1785 Major im Infanterieregiment von Anhalt, 1808 Generalleutnant Eduard Montrose 110 Dietrich, Friedrich Gottlieb (eigentl. Johann Christian Gottfried) (1765– 1850), Botaniker, Autodidakt, 1785 Goethes Reisebegleiter nach Karlsbad, 1791 Ga¨rtner und 1794 Hofga¨rtner in Weimar, seit 1801 Hofga¨rtner und seit 1817 Garteninspektor in Wilhelmsthal und Eisenach 161; 153, 392 Ditters (1773:) von Dittersdorf, Karl (1739–1799), o¨sterreichischer Komponist, seit 1769 Kapellmeister in Breslau Der gefoppte Bra¨utigam 418 Lo sposo burlato 418 Donop, Karl Wilhelm Wolfgang von (1739–1813), Geheimer Rat EB 252? Du Buat-Nanc¸ay, Louis-Gabriel (1732–1787), franzo¨sischer Historiker und Diplomat Remarques d’un Franc¸ais ou Examen impartial du livre de Mr. de
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Necker sur l’administration des finances de France 88, 92 f.; 224 Du¨rrbaum, Johann Martin (um 1752– 1812), Aufwa¨rter im Naturalienkabinett in Jena und Inspektor des Hebammeninstituts 606 Dyk, Johann Gottfried (1750–1813), Verlagsbuchha¨ndler in Leipzig, Schriftsteller und sbersetzer Graf von Essex (Bearbeitung) 437 Eberhard, Johann August (1739–1809), protestantischer Theologe und Philosoph der Aufkla¨rung, seit 1768 Prediger am Berliner Arbeitshaus, seit 1778 Professor der Philosophie in Halle 453 Eck EB 52; EB 264 Edelsheim, Wilhelm von (1737–1793), seit 1774 Geheimer Rat und Minister fu¨r auswa¨rtige Angelegenheiten und Finanzen der Markgrafschaft Baden in Karlsruhe 77 f., 84, 95 f.; 5, 44, 192, 200, 208, 243, 245, 436 f. Me´moire 13; 43–45 Egmond (Egmont), Lamoraal Graf von, Fu¨rst von Gavere (1522–1568), niederla¨ndischer Staatsmann, seit 1559 Statthalter von Flandern und Artois, trat an die Spitze der Adelsopposition gegen die spanische Verwaltung der Niederlande 326 Eichhorn, Johann Gottfried (1752– 1827), Theologe, Orientalist, Literaturhistoriker, seit 1775 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, 1783 Hofrat, seit 1788 Professor der Philosophie in Go¨ttingen 290, 292 f.; 610 f., 615–617 Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Jurist, Schriftsteller und sbersetzer, Komponist und Theaterarrangeur in Weimar, seit 1776 Kammerherr
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Register
der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1802 Geheimer Rat und Oberhofmeister derselben sowie seit 1807 der Herzogin Louise 127, 137, 182; 12, 252, 304, 319, 343–345, 438, 596 Der Schmuck oder Abenteuer auf Reisen 182; 389, 438 –, Johann A u g u s t von (1754–1837), Philosoph, Naturforscher, u. a. Offizier in holla¨ndischen Diensten und sa¨chsischer Bergbeamter, zeitweise in Weimar und Jena lebend, 1785 bis 1786 Reise nach Afrika, seit 1788 verheiratet mit Amalia Christine Philippine von WerthernBeichlingen, dessen Bruder 67, 99, 211, 279 f.; 165, 173, 252 f., 511 f., 529, 596 f. –, Alexander Friedrich von (2. Ha¨lfte 18. Jh.), bis 1784 als preußischer Leutnant in Halberstadt, 1785 bis 1786 Reise nach Afrika, dessen Bruder 99; 253, 511 –, Georg Carl von (gest. 1835), Offizier in holla¨ndischen Diensten, 1785 bis 1786 Reise nach Afrika, spa¨ter sachsen-gothaischer Landja¨ger und Oberforstmeister, dessen Bruder 99; 253, 511 Engel, Johann Jakob (1741–1802) Gymnasialprofessor, Schriftsteller, sbersetzer und Prinzenerzieher in Berlin 461 ÆVorwort zu „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings“æ (Moses Mendelsohn) 461 Engelhardt, Johann Christian Daniel (1720–1790), Leibchirurg des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1782 Hofrat 31; 91 Erthal, Friedrich Karl Josef von (1719– 1802), seit 1774 Kurfu¨rst und Erz-
bischof von Mainz und Bischof von Worms 437 Eschenburg, Johann Joachim (17431820), usthetiker, Literarhistoriker und sbersetzer, seit 1773 Professor der Literatur und Philosophie am Collegium Carolinum in Braunschweig, 1782 Bibliothekar, seit 1786 Hofrat, Freund Lessings Die Eifersucht auf der Probe 58, 334 Robert und Kalliste (Guglielmi-Bearbeitung) 84 Ettinger, Carl Wilhelm (1741?–1804), Buchha¨ndler und Verleger in Gotha, sachsen-gothaischer Kommissionsrat und Hofagent EB 38, EB 81; EB 260 f., EB 272; 85, 382, 401 –, Anna Karolina, geb. Seidler, verw. Basch (1752–1823), Schwester der A m a l i e Reichard, seit 1782 dessen Frau 97 Fahlmer, Johanna Catharina Sibylla siehe Schlosser, Johanna Catharina Sibylla Farnese, Alessandro (1545–1592), italienischer Feldherr und Diplomat in spanischen Diensten, 1578 Statthalter der Niederlande, 1586 Herzog von Parma und Piacenza 325 Faselius, Erdmuth Christian Gottlieb Friedrich, Schreiber in Weimar 197 f. Finck von Finckenstein, Carl Wilhelm Graf von (1714–1800), preußischer Politiker, Diplomat, u. a. Gesandter in Stockholm, Kopenhagen, London und St. Petersburg, 1747 Staatsminister, seit 1749 Kabinettsminister 90; 228, 243 f. Fischer, Johann Heinrich von (1759– 1814), Arzt und Professor der Medizin in Go¨ttingen 53
Personen und Werke
Fleischhauer, Johann Georg (1737– 1815), Verleger und Buchdrucker in Reutlingen 498 Flo¨gel, Carl Friedrich (1729–1788), Literarhistoriker, 1762 Prorektor der Stadtschule in Jauer, 1773 Rektor, seit 1774 Professor an der Ritterakademie in Liegnitz 314 Forster, Johann G e o r g ( e ) Adam (1754–1794), Naturforscher, Philosoph, Schriftsteller, von 1772 bis 1775 Teilnahme an James Cooks zweiter Erdumseglung, 1779 Professor der Naturwissenschaften am Collegium Carolinum in Kassel und ab 1784 in Wilna, 1788 Universita¨tsbibliothekar in Mainz 7, 94, 193; 5, 21, 107, 240–242, 464 –, Maria Theresia ( T h e r e s e ) Wilhelmine, geb. Heyne, (1764–1829), a¨lteste Tochter des Philologen Christian Gottlob Heyne in Go¨ttingen, Schriftstellerin, seit 1785 dessen Frau, seit 1794 verheiratet mit dem Schriftsteller Ludwig Ferdinand Huber, 1804 verwitwet 94 f.; 240–242 –, Johann Reinhold (1729–1798), protestantischer Theologe, Lehrer und sbersetzer, Pfarrer in Nassenhuben bei Danzig, von 1772 bis 1775 Teilnahme an James Cooks zweiter Erdumseglung, 1780 Professor der Naturgeschichte in Halle, dessen Vater 241 Framery, Nicolas Etienne (1745–1810), franzo¨sischer Musiker und Librettist L’infante de Zamora (Libretto) 428 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von (1728–1815), seit 1765 Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg in Gotha, 1792 auch gothaischer
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Obersteuerdirektor, 1805 Minister 141, 146, 151, EB 1, EB 8, EB 15, EB 21, EB 24, EB 31, EB 40, EB 42, EB 51, EB 60, EB 63, EB 69, EB 78; 15, 85, 88–90, 96, 113 f., 210, 218 f., EB 249, EB 251, EB 254, EB 256–259, EB 261 f., EB 264, EB 266 f., EB 169, EB 271; 48 f., 125, 211 f., 213 f., 223, 225–227, 229, 243, 290, 401, 487, 509, 525 –, F r i e d e r i k e Dorothea Caroline von, geb. von Ru¨xleben (1745– 1832), dessen Frau 89 f., EB 254; 211, 219, 225, 229, 487, 509 Frankreich, Ludwig XVI. von (Louis XVI) (1754–1793), seit 1774 Ko¨nig 224 –, Marie Antoinette, geb. Erzherzogin von tsterreich (1755–1793), ju¨ngste Tochter Kaiser Franz I. und Maria Theresias, seit 1770 dessen Frau 379, 447 Fritsch, Jacob Friedrich Freiherr von (1731–1814), sachsen-weimarischer Politiker, 1752 Volonta¨r in der Obervormundschaftsadministration in Eisenach, 1755 Geheimer Referendar in Weimar, seit 1762 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1772 Wirklicher Geheimer Rat 38, 77, 105, 106, 223, 258, 259; 24, 41, 53 f., 141, 160–162, 231; 69 f., 113 f., 146–148, 161, 187, 241, 349, 390, 392, 566, 606 f. Fu¨rstenberg, F r a n z Friedrich Wilhelm Maria Freiherr von (1729– 1810), Theologe und Politiker in Mu¨nster und Paderborn, 1748 Domherr, 1757 Subdiakon, von 1762 bis 1780 Minister des Fu¨rstbistums Mu¨nster, von 1770 bis 1807 auch Generalvikar des Bistums, Reformer
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Register
des Schulwesens 66 f., 96–101, 105 f., 120; 170, 246 f., 249, 253 f. Gallitzin (Gallizin), Adelheid A m a l i a Fu¨rstin von, geb. Gra¨fin von Schmettau (1748–1806), seit 1768 verheiratet mit dem russischen Gesandten in Den Haag, Fu¨rst Dmitri Alexejewitsch Gallitzin, seit 1774 von ihm getrennt, seit 1779 in Mu¨nster, Schwester des Grafen Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau EB 20; 9, 66 f., 91 f., 96–101, 105 f., 120, 124, 131, 159, 187, EB 255 f.; 5, 30, 170 f., 230, 232, 234, 244–249, 253 f., 256, 270–274, 276 f., 298 f., 309 f., 322–324, 327, 388, 448 f. –, Dimitri Augustin (1770–1840), seit 1792 in Amerika, 1795 Priester und Missionar, spa¨ter Generalvikar in Westpennsylvanien, deren Sohn 66; 170, 246, 253 –, Marianne (Mimi) (1769–1823), deren Tochter 66; 170, 246, 253 Gallo, Madame in Kassel EB 59*; EB 266; 446 Gassmann, Florian Leopold (1729– 1774), bo¨hmischer Komponist, seit 1763 in Wien, 1764 Kammerkomponist und 1772 Hofkapellmeister Die Liebe unter den Handwerksleuten (L’amore artigiano) 400 Gentzsch, Carl Heinrich (um 1735– 1805), Hofga¨rtner in Weimar 220; 533 f. Geoffroy de Saint-Hilaire, Etienne (1772–1844), franzo¨sischer Naturforscher, Anatom und Zoologe Principes de Philosophie Zoologique. Discute´s en Mars 1830 au sein de l’acade´mie royale des sciences 518 Gerhard, Carl Abraham (1738–1821), Mineraloge, 1768 Mitglied der
preußischen Akademie der Wissenschaften, 1770 Gru¨nder und Leiter der Bergakademie Berlin und bis 1789 auch Lehrer fu¨r Mineralogie und Bergwissenschaften, seit 1770 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1786 Geheimer Oberbergrat, 1802 Geheimer Oberfinanzrat Versuch einer Geschichte des Mineralreichs 6; 15 Geyser, Christian Gottlieb (1742– 1803), Kupferstecher, Miniaturmaler und Illustrator in Leipzig, seit 1761 Schu¨ler Adam Friedrich Oesers, seit 1764 Unterlehrer, seit 1766 Lehrer fu¨r Kupferstich an der Leipziger Kunstakademie, seit 1789 in zweiter Ehe verheiratet mit Adam Friedrich Oesers Tochter Wilhelmine ÆKupferstichæ ÆPortra¨t Friedrich Heinrich Jacobisæ 449 Gleichen (gen. Rußworm), Wilhelm Friedrich Freiherr von (1717–1783), Oberstallmeister, Naturforscher und Musikgelehrter, Offizier in markgra¨flich-bayreuthischen Diensten, seit 1756 auf Schloss Greifenstein bei Hammelburg, Bescha¨ftigung mit mikroskopischen Untersuchungen 9, 23; 32, 35, 68 f., 108, 181 Abhandlung u¨ber die Saamen- und Infusionsthierchen 33, 181, 453, 469 Auserlesene mikroskopische Entdeckungen bei Pflanzen, Blumen und Blu¨then, Insekten und anderen Merkwu¨rdigkeiten, nebst einer Abhandlung vom Sonnenmikroskop 32 Das Neueste aus dem Reiche der Pflanzen oder mikroskopische Untersuchungen und Beobachtungen der geheimen Zeugungstheile der
Personen und Werke
Pflanzen in ihren Blu¨ten und der in denselben befindlichen Insekten, nebst einigen Versuchen von dem Keim und einem Anhang vermischter Beobachtungen 32 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (1719–1803), Dichter, seit 1747 Domsekreta¨r, spa¨ter Kanonikus in Halberstadt, Freund Klopstocks und Lessings 193; 101, 464 Gluck, Christoph Willibald (1756:) von (1714–1787), Komponist 353 f., 376 f. Iphigenie auf Tauris (1781) 153; 376 f. Iphige´nie en Tauride (1779) 153; 376 f. Klopstocks Oden und Lieder beym Klavier zu singen 153; 377 Vaterlandslied 377 Die Sommernacht 377 Die fru¨hen Gra¨ber 377 Glu¨sing, Conrad Jacob Leonhard (1741–1812), Hofbuchdrucker in Weimar 360 Go¨chhausen, L o u i s e Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), Tochter des Eisenacher Schlosshauptmanns Wilhelm Ernst Friedrich von Go¨chhausen, Hofdame der Markgra¨fin von Baden, seit 1775 Gesellschafterin und seit 1783 erste Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 258 Go¨cking, Leopold Friedrich Gu¨nther (1789: von) (1748–1828), Jurist und Dichter, von 1770 bis 1786 Kanzleidirektor in Ellrich (Harz), seit 1793 Oberfinanzrat in Berlin, Herausgeber verschiedener Periodika 156 Go¨schen, Georg Joachim (1752–1828), Buchha¨ndler, Buchdrucker und Verleger, seit 1781 bei der Dessauer
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Verlagsbuchhandlung der Gelehrten, seit 1785 mit eigenem Verlag in Leipzig 341, 373; 205–207, 209, 221, 233–240; 5, 60, 450, 460, 484, 492, 494–496, 497, 499 f., 505 f., 536 f., 553 f., 568–579, 583, 587 Goethe, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), Tochter des Frankfurter Reichs-Stadt-Schultheißen Johann Wolfgang Textor, seit 1748 verheiratet mit Johann Caspar Goethe, 1782 verwitwet, Goethes Mutter 157; 6, 25, 88, 101 f., 170, 233, EB 253; 20, 71, 206, 218, 221 f., 247, 257 f., 259–262, 375, 411 f., 568 –, Johann Caspar (1710–1782), Jurist, einziger Sohn aus der zweiten Ehe eines wohlhabenden Frankfurter Schneidermeisters und Gasthofbesitzers, Schu¨ler des Coburger Casimirianums, Student in Gießen und Leipzig, 1735 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1739 Promotion in Gießen, 1742 kaiserlicher Rat, Privatier in Frankfurt a. M., seit 1748 deren Mann 232, 258 –, deren Kinder 258 Goethe, Julius August Walter von (1789–1830), Goethes Sohn, 1801 legitimiert, 1808 bis 1811 Jurastudent in Heidelberg und Jena, praktische Ausbildung im Kammergut Kapellendorf, 1810 Kammerassessor in Weimar, 1815 Kammerrat und Kammerjunker, 1823 Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr 473 Go¨ttling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker, Pharmazeut, seit 1788 Professor in Jena 279, 283; 595–597 Go¨tz, Johann N i k o l a u s (1721– 1781), Schriftsteller, protestantischer Theologe, seit 1751 Pfarrer, ab 1776
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Register
Superintendent in Winterburg bei Bad Kreuznach 43; 120 Vermischte Gedichte 120 Go¨tze, Johann Christian Carl (1744– 1797), Finanzbeamter in Weimar, 1764 Vizelandschaftskassierer, 1775 Landrentmeister und Landschaftskassierer, 1792 Rat 24?; 71 Goetze, Johann Georg P a u l ( Johann Paul August) (1761–1835), von 1777 bis 1794 Goethes Diener, 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 7, 95; 23, 242 f., 245 Go¨tze, Johann Gottlieb, Rat und Kriegskassierer in der Weimarer Kriegskanzlei 24?, 243?; 71, 584 Goeze, Johann Melchior (1717–1786), Theologe, Schriftsteller, seit 1755 Hauptpastor an der Katharinenkirche in Hamburg 580 Goldoni, Carlo (1707–1793), italienischer Komo¨diendichter, Theaterdirektor in Venedig, spa¨ter in Paris L’amore artigiano (Libretto) 400 Le nozze 128 Goll, Philippine Caroline (geb. 1771), von 1784 bis 1788 und 1798/99 bei ihrer Tante Maria Carolina Herder in Weimar, 1799 zum Studium der Zeichenkunst nach Frankfurt a. M. 183, 190 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, von 1774 bis 1780 unter anderem in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Deutschland und Europa, seit 1791 mit seinen To¨chtern in Weimar EB 274; 190 f., 430, 534 –, Mary, geb. Cockerill (gest. 1785), seit 1751 dessen Frau 190 f. –, Elisabeth ( E l i z a ) Maria (1753– 1802), Malerin, deren Tochter 190 f.
–, Emilie (Emily) (1755–1832), deren Tochter, Freundin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1807 abwechselnd in Weimar und in Italien lebend EB 88; 74, 180, 220, EB 274; 190 f., 430, 534 Gotter, Friedrich Wilhelm (1746– 1797), Jurist, Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur, 1767 und von 1770 bis 1772 sachsen-gothaischer Legationssekreta¨r in Wetzlar, 1772 Geheimer Sekreta¨r in Gotha 352 Das tartarische Gesez 142; 351 f. Gout, Jean Franc¸ois ( Johann Franz) (1748–1812), Maler und Radierer, 1780 Hofmaler in Bayreuth, 1782 von Johann Heinrich Merck an den Hof in Darmstadt empfohlen und dort Theatermaler, spa¨ter in Wiesbaden, Frankfurt a. M. und Dessau ÆKupferstichæ ÆGiraffenskelettæ (nach Johann Heinrich Merck) 51 f., 107 Gra¨vemeyer, Marie ( M o l l y ) Katharine von, geb. von Hugo (1756– 1849), Schriftstellerin, seit 1773 verheiratet mit dem Amtsschreiber Eberhard von Gra¨vemeyer 554 Grave (Grawe), David H e i n r i c h (1758–1789), bis 1786 Sa¨nger in der bellomoschen Theatertruppe in Weimar 343 Gre´try, Andre´ Ernest Modeste (1741– 1813), franzo¨sischer Komponist wallonischer Herkunft, seit 1767 in Paris, 1795 Inspektor des Pariser Konservatoriums Les fausses apparences ou L’amant jaloux 35 Griesbach, Johann Jacob (1745–1812), Theologe, Begru¨nder der neutestamentlichen Textkritik, 1766/67 Studium in Leipzig, 1771 Privatdozent und 1773 Professor der Theologie
Personen und Werke
in Halle, seit 1775 in Jena, 1781 sachsen-weimarischer Kirchenrat, 1784 Geheimer Kirchenrat 198, 290, 292 f.; 477, 611, 616 f. Grimm, Friedrich M e l c h i o r (1772:) von (1723–1807), Diplomat vor allem in franzo¨sischen und russischen Diensten, Gelehrter und Schriftsteller 227 Großbritannien, Georg III. (George William Frederick) (1738–1820), seit 1760 Ko¨nig von Großbritannien und Irland sowie Kurfu¨rst von Braunschweig-Lu¨neburg (,Kurhannover‘), seit 1814 in Personalunion Ko¨nig von Hannover 212–214, 228, 243 f. Grundig, Christoph Gottlob (1707– 1780), Theologe, seit 1737 Pfarrer im sa¨chsischen Erzgebirge, 1749 in Schneeberg, 1758 Superintendent und Konsistorialrat in Glauchau, seit 1759 Superintendent in Freiberg Mit nu¨tzlichen Nachrichten und Anmerkungen erla¨uterte Beschreibung seiner im Jahre 1751 in das Ka¨yser Carls-Bad gethanen Reise 41?; 111 f. Gruner, Christian Gottfried (1744– 1815), Mediziner, Medizinhistoriker und Botaniker, 1770 Arzt in Breslau, seit 1773 Professor der Medizin und Botanik in Jena 294; 391, 620 Gu¨licke, Johann Christian (1724– 1797), seit 1755 Beamter in Weimar, 1768 Landkammerrat, 1770 Kammerrat und Intendant der Ilmflo¨ßerei, 1776 Geheimer Kammerrat 162; 393 f. Gu¨ssefeldt, Franz Ludwig (1744–1808), Weimarer Kammerbeamter, Ingenieur, Mathematiker und Kartograph, seit 1782 Forstsekreta¨r 132, 202, 277 f.; 331, 486, 592–594, 604
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Guglielmi, Pietro Alessandro (1728– 1804), italienischer Opernkomponist, wirkte u. a. in Dresden, Braunschweig und London, seit 1772 in Neapel, seit 1793 Domkapellmeister in Rom La sposa fedele 84 Guillard, Nicolas Franc¸ois (1752– 1814), franzo¨sischer Dramatiker, Librettist Iphige´nie en Tauride (Libretto) 376 f. Haas, August Clemens (1758–1831), Priester, um 1785/86 Hauslehrer der Kinder der Fu¨rstin Adelheid A m a l i a von Gallitzin, seit 1790 Hochschulprofessor und Gymnasiallehrer in Paderborn 66; 170 Hafner, Philipp (1735–1764), o¨sterreichischer Schriftsteller, Komo¨diendichter Der Furchtsame 412 Hamann, Johann Georg (1730–1788), Sprach- und Religionsphilosoph, Beamter in Ko¨nigsberg, Schriftsteller 9, 91; 29 f., 170, 230, 232, 234, 246 f., 249, 386, 462, 464, 525 –, Johann Michael (1769–1813), Pa¨dagoge, Reformator des Ko¨nigsberger Erziehungswesens, Regionaldichter, dessen Sohn 232 Hammerschmidt, Kondukteur, Mitarbeiter von Heinrich Carl Christian Friedrich (von) Wiebeking 41; 113, 594 Hardenberg, Georg Gottlieb Leberecht von (1733–1822), Philologe, Oberstallmeister in Gotha 487 Hardenberg, Karl August Freiherr von (1814: Fu¨rst) (1750–1822), preußischer Staatsmann, seit 1783 Minister in Braunschweig und Lu¨neburgWolfenbu¨ttel, seit 1791 preußischer
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Staats- und dirigierender Minister in Ansbach-Bayreuth, 1810 preußischer Staatskanzler und -reformer 348; 214; 516, 517 –, Georg Adolf Gottlieb Graf von (1765–1816), preußischer Kammerherr und Landja¨germeister, Oberbergrat in Breslau, dessen Bruder 214; 517 Harrach, Carl Borroma¨us Graf von (1761–1829), Naturforscher und Mediziner in Wien, Johanniter, seit 1784 Regierungsrat in Prag, 1806 Deutschordensritter, spa¨ter Komtur, 1814 Prima¨rarzt im Spital der Elisabethinerinnen 227, 232; 546, 554, 567, 588 –, Maria J o s e p h a Eleonora Gra¨fin von, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1763–1833), seit 1781 dessen Frau 227; 554 Harrach, Johann Nepomuk Ernst Graf von (1756–1829), Reichshofrat, Bruder des Grafen Carl Borroma¨us von Harrach 227; 554 Hartknoch, Johann Friedrich (1740– 1789), Verlagsbuchha¨ndler in Riga 13 Hartmann, Johann Georg (1731– 1811), Kameralist und Schriftsteller in Stuttgart, 1761 Kammerrat, spa¨ter wirklicher Rat am Rentkammerkollegium des Herzogtums Wu¨rttemberg in Stuttgart, 1767 mit dem Referat fu¨r Marstall- und Gestu¨tssachen betraut, seit 1787 wu¨rttembergischer Hof- und Doma¨nenrat EB 74*; EB 270 Hastings, Warren (1732–1818), britischer Staatsmann und Kolonialbeamter, seit 1750 im Dienst der ostindischen Kompanie, 1772 Gouverneur von Bengalen, 1773 Generalgouverneur von Ostindien, 1785
abberufen, lebte in London 9, 15, 421 –, Anna Maria Apollonia ( M a r i a n , M a r i a n n e ) , geb. Chapus(s)et de St. Valentin (1747–1837), seit 1777 dessen Frau, von 1765 bis 1769 verheiratet mit Christoph Adam C a r l von Imhoff, Mutter von C h a r l e s Christian Augustus von Imhoff 9, 15, 66, 209, 421 Heiliger, Ernst Anton (1729–1803), Jurist, 1761 Syndikus und 1767 Bu¨rgermeister von Hannover, 1777 Hofrat, 1803 Geheimer Justizrat 24, 130 f. Heinrich, Christoph Gottlieb (1748– 1810), Historiker, seit 1782 Professor in Jena, 1790 sachsen-weimarischer Hofrat 139 Heinse, Johann Jakob W i l h e l m (1746–1803), Dichter, Kunstschriftsteller, von 1780 bis 1783 in Italien, seit 1786 Vorleser des Erzbischofs und Kurfu¨rsten von Mainz, seit 1789 Bibliothekar und Hofrat, spa¨ter in Aschaffenburg 193; 464 Hellfeld, Bernhard Gottlieb Huldreich von (1759–1788), Regierungsassessor in Eisenach, 1785 Regierungsrat EB 37; 24, EB 260; 71, 401 Helmershausen, Paul Johann Friedrich (1734–1820), Arzt in Weimar, 1766 Garnisonmedikus, 1772 Rat, 1816 Obermedizinalrat, auch Landphysikus, bis 1792 Besitzer des Hauses am Frauenplan 43; 120 Hemsterhuis, Franz (Frans, Franc¸ois) (1721–1790), niederla¨ndischer Philosoph und usthetiker, Sekreta¨r der Generalstaaten, seit 1775 Freund der Fu¨rstin Adelheid A m a l i a von Gallitzin in Den Haag, spa¨ter in Mu¨nster 9, 66 f., 92, 96–101, 105 f., 120, 193; 30 f., 170, 173, 234, 246 f., 249, 253 f., 274, 322, 464
Personen und Werke
Alexis, ou de l’aˆge d’or 9; 27, 31 Ariste´e ou de la Divinite´ 9; 31 Description philsophique du caracte`re de feu, M. F. Fagel 31 Lettre sur l’homme et ses rapports 9; 31 Sophyle ou de la Philosophie 9; 31 Hendrich, Franz Ludwig Ernst Albrecht von (1754–1828), seit 1781 Kammerrat in Weimar, 1784 Kammerherr, 1796 pensioniert, 1802 Major und Stadtkommandant von Jena, 1813 aus dem Dienst entlassen, dann in Ottmannshausen bei Weimar 221, 231; 180, 371, 525 f., 536 –, Sophie Christiane Johanna von, geb. von Poseck (1750–1802), seit 1776 dessen Frau, 1796 geschieden, in zweiter Ehe verheiratet mit Arnold von Brunst 71; 180, 525 Hennings, Justus Christian (1731– 1815), Philosoph, seit 1765 Professor der Logik und Metaphysik in Jena, 1786 Prorektor, herzoglich coburg-meiningenscher Hofrat 292, 294; 616, 619 Henschel, J o h a n n Wolfgang F r i e d r i c h (gest. 1790), Zimmermann in Jena, Viertelsmeister, Hof- und Ratszimmermann 547 Herbst, aus Po¨ßneck EB 28; EB 258 Herda zu Brandenburg, Carl Christian von (1726–1802), 1776 Kammerpra¨sident in Eisenach, 1781 Geheimer Rat, (Ober-)Steuer- und Kassendirektor 609 Herder, Johann Gottfried (1801: von) (1744–1803) 32, 118, 180, 233, 266, 271, 314, 358, 368, 374; 3, 5, 7, 9–14, 17 f., 22, 26, 29–31, 36, 46, 53, 60, 64–67, 71, 73 f., 83, 91–95, 106, 113, 117, 119, 125, 127, 135–137, 141 f., 146 f., 150 f.,
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159, 164, 168, 170, 179, 183 f., 187, 190, 209 f., 217, 219, 222, 227–231, 234 f., 241–244, EB 255; 6–8, 12, 14, 23, 29 f., 33, 35, 37 f., 41, 43, 45, 47, 60, 61, 64, 83, 87, 89, 92 f., 101, 120,124, 136, 142, 145, 156, 158, 165, 168–171, 173, 181, 183, 186 f., 190, 206 f., 219 f., 230, 234, 237–239, 242, 246 f., 249, 253 f., 290–293, 295–297, 304, 309, 314, 319, 340–343, 345, 350, 353, 359–362, 371 f., 398 f., 405 f., 412, 416, 430, 441, 443, 447, 455, 464, 486, 499, 506, 508–511, 525, 530–532, 539, 541, 552–556, 559–562, 564 f., 572, 574 f., 577, 579–581, 583, 586 Briefe, das Studium der Theologie betreffend. Erster Theil 125?; 314 Buchstaben- und Lesebuch 183, 185; 441, 443, 445 Eingabe an den Herzog vom 14. December 1785, betreffend eine Reform des Gymnasiums 146; 360 Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit 5, 17 f., 94, 125?; 13 f., 60–62, 83, 238, 314 Rede bei der Taufe der Princessin Caroline Luise 219; 530 Ein Brief an den Uebersetzer (Vorrede zu: Joh. Val. Andreae Dichtungen zur Beherzigung unsers Zeitalters) 499 f. Zerstreute Bla¨tter. Erste Sammlung 29?, 30?, 33, 117, 125?; 83, 85 f., 91 f., 293, 314 Statt der Vorrede ein Gespra¨ch 85 I. Blumen, aus der griechischen Anthologie gesammlet 85 II. Anmerkung u¨ber die Anthologie der Griechen, besonders u¨ber das Griechische Epigramm 85
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III. Ob Malerei oder Tonkunst eine gro¨ßere Wirkung gewa¨hre? Ein Go¨ttergespra¨ch 85 IV. Paramythien. Dichtungen aus der griechischen Fabel 85 V. Ueber die Seelenwandrung. Drei Gespra¨che 85 VI. Liebe und Selbstheit. Ein Nachtrag zum Briefe des Hr. Hemsterhuis u¨ber das Verlangen 85 Zerstreute Bla¨tter. Zweite Sammlung 293 Abhandlung u¨ber das griechische Epigramm. Zweiter Theil 293 Blumen aus der griechischen Anthologie gesammlet 293 Hyle. Kleiner griechischen Gedichte erste und zweite Sammlung 293 –, Maria Carolina ( C a r o l i n e , L i n a ), geb. Flachsland (1750– 1809), seit 1773 dessen Frau 180, 358, 374; 3, 7, 11–14, 18, 26, 30 f., 46, 53, 60, 66, 71, 73, 87, 92 f., 95, 98, 100, 113, 117, 119, 135, 142, 146, 150 f., 179, 187, 209, 222, 227, 229, 231, 241, 244; 6–8, 22 f., 33, 35, 37 f., 41, 43, 45, 47, 60, 87, 89, 101, 124, 142, 145, 156, 181, 183, 186, 190, 206 f., 219, 234, 237, 242, 249, 254, 290–292, 295–297, 341, 353, 359, 361 f., 371 f., 412, 416, 430, 447, 541, 554 f., 559, 564 f., 580 f., 586 –, Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), seit 1796 Arzt in Weimar, seit 1804 Hofarzt, deren Sohn 183, 190 –, Siegmund (Sigismund) A u g u s t Wolfgang (1776–1838), 1802 Bergamtsassessor u. a. in Marienberg und 1803 in Schneeberg, seit 1804 Oberberg- und Oberhu¨ttenamtsassessor in Freiberg in Sachsen, 1817
auch Mitglied des Geheimen Finanzkollegiums in Dresden, 1826 Oberberghauptmann in Freiberg, deren Sohn 231, 241; 183, 190, 440, 555, 564 f., 580, 586 –, L u i s e Theodora Emilie (1781– 1860), deren Tochter, seit 1809 zweite Ehefrau von Konstantin Stichling 183, 190, 206 –, deren Kinder 83; 206 Heron, Henry, schottischer Offizier, 1786/87 in Jena und Weimar, 1788 nach Ostindien, dort verschollen 198, 208, 210; 477–479, 503, 508 Hertzberg, E w a l d Friedrich (1786:) Graf von (1725–1795), preußischer Politiker, 1750 Leiter des Geheimen Archivs, 1752 Geheimer Legationsrat und Mitglied der Akademie der Ku¨nste in Berlin, von 1763 bis 1791 zweiter Staats- und Kabinettsminister 90; 228, 243, 244, 436 Herz, Johann Georg (1725–1800), Lehrer der Freischule (Armenschule) und Waiseninspektor in Weimar, protegiert von Jacob Friedrich von Fritsch 147; 361 Herz, Naphtali M a r c u s (1747–1803), ju¨discher Arzt und Philosoph, 1785 waldeckscher Hofrat, 1787 Professor der Philosophie in Berlin ÆErwiderung auf Johann Friedrich Reichardts Rezension zu „Moses Mendelssohn an die Freunde Lessing“æ 408 Heß, Karl Ernst Christoph (1755– 1828), Kupferstecher, 1777 in Du¨sseldorf, 1782 Hofkupferstecher und Professor an der Akademie in Du¨sseldorf, 1806 in Mu¨nchen ÆKupferstichæ ÆPortra¨t Friedrich Heinrich Jacobisæ 449 Hesse, Andreas Peter (1770:) von (1728–1803), Jurist, von 1768 bis
Personen und Werke
1772 Erster Staatsminister der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, seit 1770 Kurator der Universita¨t Gießen 106 Hessen-Darmstadt, Ludwig IX. von (1719–1790), seit 1768 Landgraf, residierte in Pirmasens, Vater der Herzogin L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach 108 –, Ludwig von (1753–1830), Erbprinz, seit 1790 als Ludwig X. Landgraf, seit 1806 als Ludwig I. Großherzog, dessen Sohn 59; 154 Hessen-Kassel, Friedrich II. von (1720–1785), seit 1760 Landgraf, 1741 o¨sterreichischer und 1756 preußischer Generalleutnant, 1760 Generalfeldmarschall 72, 211 Hetzer, Wilhelm Emanuel Gottlieb (1734–1794), sachsen-weimarischer Beamter, 1768 Regierungs- und Konsistorialrat in Weimar, 1776 Oberkonsistorialrat und Geheimer Regierungsrat, seit 1789 in Eisenach 604 Hey, Johann Jacob (um 1748–1810), Hornist, Mitglied der Fu¨rstlichen Hofkapelle in Weimar 138, 141; 344, 397 Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Go¨ttingen, Universita¨tsbibliothekar, seit 1770 Sekreta¨r der Universita¨t in Go¨ttingen EB 86; EB 273; 241 f., 539 Heyne, Christian Leberecht (Ps. Anton Wall) (1751–1821), Schriftsteller Der Arrestant 102, 110 Hieronymus, Sophronius Eusebius (um 345–419/20), Kirchenvater, Heiliger Commentaria in Epistolam ad Galatas 407
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Hill, Johannes Christian (2. Ha¨lfte 18. Jh.–1809), Kandidat der Theologie, Hausgenosse von Johann Georg Hamann und Neffe von Andreas Miltz, 1785 Reise nach Italien 91; 232 Hill, John (um 1716–1775), Apotheker in London, Arzt, Botaniker und Schriftsteller 133; 332 Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferierender Blumen nebst einer ausfu¨hrlichen Anweisung wie durch die Cultur aus einfachen, gefu¨llte und proliferierende, aus gefu¨llten gezogen werden ko¨nnen 133; 332 Himburg, Christian Friedrich (1733– 1801), Buchha¨ndler und Verleger in Berlin 205, 497 f. Hohenheim, Theophrastus Bombastus, gen. Paracelsus (1493–1541), Arzt und Philosoph, Alchimist 170 Holtz, Eberhard von, Eisenacher Kammerherr 40; 111 Homberg, Wilhelm (1652–1715), deutscher Jurist, Arzt und Chemiker, wirkte vor allem in Frankreich, seit 1691 Mitglied der Acade´mie Royale des Sciences in Paris 32 Hompesch-Bollheim, Johann Wilhelm Freiherr von (1761–1809), 1772 Domherr in Eichsta¨dt, 1774 in Speyer, 1786 Akzessist beim Geheimen Rat in Du¨sseldorf, 1802 Pra¨sident der bergischen Landesdirektion 99; 252 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65– 8 v. Chr.), ro¨mischer Lyriker ÆOdenæ 616 Huber, Ludwig Ferdinand (1764– 1804), Schriftsteller, Redakteur der „Allgemeinen Zeitung“ Der tolle Tag oder Figaro’s Hochzeit (Beaumarchais-bbersetzung) 49 Hu¨ttenrauch, Elisabeth Margarete, geb. Ho¨rschelmann (gest. 1813), in zwei-
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ter Ehe verheiratet mit Anton Wilhelm Jossa 322; 196; 471, 472 f. –, Friedrich Wilhelm (1742–1799), herzoglicher Jagd- und Forstbediensteter, spa¨ter Oberfo¨rster in Tannroda bei Weimar, deren Mann 472 f. Hufeland, Christoph Wilhelm (1762– 1836), Mediziner, seit 1783 Arzt in Weimar, 1785 Hofmedikus, von 1793 bis 1801 auch Professor in Jena, 1796 herzoglicher Leibarzt und Hofrat, seit 1801 ko¨niglicher Leibarzt in Berlin, Direktor des Collegium Medicum und Mitglied der Akademie der Wissenschaften 42; 117 –, Johann Friedrich (1730–1787), seit 1765 in Weimar, herzoglicher Leibarzt und Geheimer Hofrat, dessen Vater 117 Hume, David (1711–1776), schottischer Philosoph, tkonom und Historiker 252, 314 Im Baumgarten, Peter (1761–1799), Hirtenjunge aus Meiringen im Kanton Bern, 1775 Zo¨gling des Philanthropins in Marschlins, seit 1777 Pflegesohn Goethes, 1778 Ja¨gerbursche in Ilmenau, 1781 in Troistedt und 1782 auf dem Schloss ,Fro¨hliche Wiederkunft‘ bei Neustadt an der Orla, von 1784 bis 1785 Volonta¨r in Berka, spa¨ter Kupferstecher, um 1794 in Leipzig 127; 197, 318 Imhoff, Christoph Adam C a r l von (1734–1788), Offizier in Diensten des Markgrafen von Hessen-Kassel, seit 1759 in Diensten des Herzogtums Wu¨rttemberg, 1764 herzoglicher Kammerjunker, von 1767 bis 1769 in London, von 1769 bis 1773 in Indien, danach auf seinem Gut in Mo¨rlach bei Nu¨rnberg, seit 1786 in Weimar, Malerdilettant 6, 22, 77,
84, 92, 98, 120, 150, 170, 182, 200, 224, 227, 233, 243; 6, 8 f., 15, 59, 66, 191, 209 f., 233–235, 248, 264 f., 298, 370, 409, 412, 416, 420 f., 438, 484, 486, 546, 554 f., 569, 584 f. –, L o u i s e Franziska Sophie von, geb. von Schardt (1750–1803), Schwester der C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Stein, seit 1775 dessen Frau 22, 77, 92, 103, 108, 112– 114, 119 f., 132, 146, 170, 179, 183, 198–200, 202, 204, 210, 213, 217, 228–230; 8 f., 15, 59, 66, 191, 209 f., 233–235, 248, 264, 280, 287, 290, 295 f., 298, 359, 390, 409, 412, 416, 420 f., 428 f., 440, 458, 480, 484, 486, 490, 508 f., 514 Inverary, Lord, englischer Offizier, 1786 in Jena 198, 208–210; 477– 479, 503, 508 Isenflamm, Christian Bernhard (1773:) von (gest. 1786), Diplomat in Wien, u. a. 1770 sachsen-weimarischer Geheimer Legationsrat und Gescha¨ftstra¨ger, 1775 Resident 134, 173; 79 f., 108 f.; 198 f., 280 f., 305, 354 Jacobi, Friedrich ( F r i t z ) Heinrich (1743–1819), Philosoph und Schriftsteller, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der ju¨lisch-bergischen Hofkammer in Du¨sseldorf, 1779 Geheimer Rat in Mu¨nchen, Privatier in Pempelfort bei Du¨sseldorf, seit 1794 in Wandsbek und Eutin, seit 1807 Pra¨sident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Mu¨nchen 11, 47, 117, 147, 155, 168, 192, 254, 309, 318, 347; 9, 10, 28, 29, 64–66, 91, 94, 99 f., 105 f., 120, 124, 159, 187 f., 192 f., 205, 213, 215, EB 256; 5, 27, 28–31, 33 f., 60, 83, 163, 169–171, 173, 230–
Personen und Werke
232, 234, 238 f., 249, 251–254, 272–277, 299, 307–310, 386–388, 398, 405, 408, 448–450, 460–462, 464–466, 498, 514 f., 518 An den Herrn Moses Mendelssohn, u¨ber deßelben mir zugeschickte Erinnerungen 64 f.; 29, 168–171, 252 Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe u¨ber die Lehre des Spinoza 192 f.; 309, 450, 460–466 Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn 91, 94, 99, 106, 120, 159, 206; 27, 29, 168, 230 f., 237 f., 239, 251 f., 273–275, 299, 308 f., 386 f., 405, 460 f., 498 –, Helene Elisabeth ( B e t t y ), geb. von Clermont (1743–1784), seit 1746 dessen Frau 33 f., 464 –, Johann Friedrich ( F r i t z ) (1765– 1831), Kaufmann und Stadtpolitiker in Aachen, Teilhaber der Tuchfabriken von Johann Arnold von Clermont, 1794 Mitglied der franzo¨sischen Zentralverwaltung der eroberten linksrheinischen Gebiete, von 1800 bis 1810 Pra¨fekturrat, 1815 mit der Revision des Steuerund Zollwesens in den preußischen Provinzen am Rhein beauftragt und Pra¨sident der Zentralkommission fu¨r die Rheinschifffahrt in Mainz, zuletzt in Bonn, deren Sohn 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193; 34, 464 –, Johann G e o r g Arnold (1768– 1845), Jurist, bergischer Regierungsrat und Amtmann, zuletzt Geheimer Regierungsrat in Du¨sseldorf, seit 1799 auf Pempelfort, deren Sohn 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193; 34, 464
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–, Carl Wigand Maximilian ( M a x ) (1775–1858), Mediziner, Psychiater, von 1793 bis 1794 Student in Jena, dann in Go¨ttingen und Edinburgh, von 1797 bis 1800 Arzt in Vaels bei Aachen, dann u. a. in Eutin, 1805 Leiter des bayerischen Gesundheitswesens in Mu¨nchen, 1816 Regierungs- und Medizinalrat in Du¨sseldorf, seit 1822 Direktor der Heilanstalt in Siegburg, deren Sohn 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193; 34, 464 –, Clara ( C l a¨ r c h e n ) Franziska (1777–1849), deren Tochter, seit 1795 verheiratet mit dem Kaufmann Ludwig Arnold von Clermont 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193, 34, 232, 464 –, Johann Georg (1740–1814), Philosoph und Schriftsteller, von 1768 bis 1774 Kanonikus in Halberstadt, seit 1784 Professor der scho¨nen Wissenschaften in Freiburg (Breisgau), dessen Bruder 34, 232 –, Anna Catharina Charlotte ( L o l l o, L o t t e ) (1752–1832), dessen Halbschwester 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193; 33, 254, 464 –, Susanne Helene ( L e n e ) (1753– 1838), dessen Halbschwester 10, 29, 66, 91, 100, 106, 124, 188, 193; 33, 464 –, Johann Peter ( E d u a r d ) (1760– 1830), Kaufmann in Du¨sseldorf, Teilhaber der Tuchhandlung seines Vaters Johann Konrad Jacobi, dessen Halbbruder 34 Job, Johann Wilhelm (geb. 1749), außerordentlicher hessen-darmsta¨dtischer Bevollma¨chtigter in Den Haag 54 Joseph II. (1741–1790), Erzherzog von tsterreich, seit 1764 Ko¨nig, seit 1765 Kaiser des Heiligen Ro¨mi-
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Register
schen Reiches deutscher Nation, 1780 auch Ko¨nig von Ungarn, Kroatien und Bo¨hmen, Sohn Kaiser Franz I. und Maria Theresias 182; 192, 212, 281, 436 f. Jossa, Anton Wilhelm, Bu¨rgermeister und Ratskellerwirt in Tannroda, zweiter Ehemann der Elisabeth Margarete Hu¨ttenrauch 473 Ka¨stner, Abraham Gotthelf (1719– 1800), Mathematiker, seit 1746 Professor in Go¨ttingen, auch Dichter 595 f. Ka¨stner, Johann Friedrich (1747– 1812), Hauslehrer bei C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Stein, 1780 Pageninformator, 1788 Gymnasialprofessor in Weimar 80 Kant, Immanuel (1724–1804) 462 Karl V. (1500–1558), seit 1516 als Karl I. Ko¨nig von Spanien, von 1519 bis 1556 ro¨misch-deutscher Kaiser 325 Karsten, Wenceslaus Johann Gustav (1732–1787), seit 1778 Professor der Mathematik und der Naturlehre an der Universita¨t Halle 285 f.; 600 Kayser, Philipp Christoph (1755–1823), Komponist und Musiker, seit 1775 Musiklehrer in Zu¨rich, 1787/88 Goethes Gast in Rom 90, 123, 171, 189, 199, 217, 224, 250, 277, 319, 377, EB 6, EB 57; 46 f., 68– 70, 107–109, 119–123, 127, 129, 135–139, 141–143, 151–156, 158, 167, 172–174, 188, 194 f., 224, 232, 244 f., EB 251, EB 265 f., EB 272; 125, 126 f., 128 f., 174, 176 f., 199, 226, 250, 260, 278–281, 298, 301, 303 f., 318–320, 335, 341–345, 350 f., 353 f., 369, 373, 375–378, 380, 383, 403 f., 412–416, 449, 466–468, 546, 567, 587 f.
Gesa¨nge mit Begleitung des Klaviers 126 Goethes Notenheft 126 ÆKompositionen zuæ Die Mystificierten (Goethe) 127 Egmont (Goethe) 127 Erwin und Elmire (Goethe) 126 Jery und Ba¨tely (Goethe) 126 Scherz, List und Rache (Goethe) 46 f., 68 f., 89, 98, 107–109, 119–123, 127, 129, 136–139, 141–144, 150, 152–156, 167, 172–174, 188, 194, 195, 244, EB 251, EB 266, EB 272; 127– 129, 174, 176 f., 226, 250, 260, 279–281, 298, 301, 303–305, 318–320, 336, 340–346, 350 f., 353 f., 369, 374, 376–378, 380, 383, 403 f., 413–416, 449 f., 467–469, 546, 588 –, Johann Mattha¨us (1729–1810), Organist an der Katharinenkirche in Frankfurt a. M., dessen Vater EB 80; 174, 224, 232, EB 272; 416, 547 Kestner, Johann Christian (1741– 1800), Jurist, seit 1767 kurfu¨rstlich hannoverscher Legationssekreta¨r in Wetzlar, seit 1773 Archivsekreta¨r, spa¨ter Hofrat in Hannover 9, 91, 139, 200, 334, 354; 8, 48, 83, 129, 203, 219, EB 252; 23, 24, 25 f., 125, 129–132, 201, 205 f., 320 f., 488 f., 519, 522, 530–533 –, C h a r l o t t e Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), Tochter des Amtmanns Heinrich Adam Buff in Wetzlar, Freundin Goethes in Wetzlar, seit 1773 dessen Frau 8, 48, 83, 129 f., 203, 219; 24 f., 206, 321, 488 f., 519, 532 f. –, G e o r g Heinrich Friedrich Wilhelm ( G e o r g Wolfgang) (1774– 1867), Archivar und Bankier in Hannover, Kunstsammler, Paten-
Personen und Werke
kind Goethes, deren Sohn 25, 132, 489 –, Wilhelm (1775–1848), ko¨niglich hannoverscher Amtmann in Hagen, deren Sohn 25, 489 –, Karl (1776–1846), Fabrikant, Mitbegru¨nder der chemischen Industrie des Elsaß, deren Sohn 25, 489 –, Georg A u g u s t Christian (1777– 1853), Diplomat, Kunstforscher und -sammler, seit 1817 in Rom, hannoverscher Gesandtschaftssekreta¨r, von 1825 bis 1849 Gescha¨ftstra¨ger beim Vatikan, 1829 Mitgru¨nder und Archivar des spa¨teren Deutschen Archa¨ologischen Instituts und 1838 dessen Generalsekreta¨r, deren Sohn 25, 489 –, T h e o d o r Friedrich Arnold (1779–1847), Mediziner, 1798 Student in Jena und Go¨ttingen, 1804 Arzt in Frankfurt a. M., 1813 Professor an der medizinisch-chirurgischen Spezialschule, 1814 Stadtarzt, 1816 Landphysikus, deren Sohn 25, 489 –, Charlotte Albertine Friederike Dorothea (1783–1785), deren Tochter 25, 206, 321, 489, 533 –, Eduard (1784–1823), Kaufmann, Fabrikant, deren Sohn 25, 206, 589 –, Hermann Septimus (1786–1871), Geheimer Kammerrat, Gutsherr, deren Sohn 25, 206, 533 –, Charlotte (1788–1877), deren Tochter 25, 206 –, Luise (1791–1804), deren Tochter 25, 206 –, Clara Sophie (1793–1866), deren Tochter 25, 206 –, Friedrich (1795–1872), Kaufmann, hannoverscher Generalkonsul in Le Havre, deren Sohn 25, 206
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–, deren Familie 8, 48, 129, 130, 203, 219; 321 –, deren Kinder 133, 206, 321, 489, 533 Kestner, Justus Arnold Karl (gest. 1785), Amtsschreiber in Blumenau bei Wunstorf, Bruder Johann Christian Kestners 321 Kettner, Hauslehrer Carl Friedrich Moritz Paul Graf von Bru¨hls 127; 318 Kirms, Franz (1750–1826), seit 1774 Beamter im Hofmarschall- und im Stallamt in Weimar, 1789 Land- und 1794 Hofkammerrat, 1813 Geheimer Hofrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant 336 Kirmß, Johann Friedrich Adolph, seit 1786 Kammerarchivar in Weimar 394 Kirwan, Richard (1733–1812), irischer Jurist, Chemiker Geologe und Mineraloge Elements of mineralogy 63; 165 Klauer, M a r t i n Gottlieb (1742– 1801), Bildhauer, 1774 zum Hofbildhauer in Weimar berufen, 1781 Lehrer am Freien Zeicheninstitut 33, 135 ÆBu¨steæ ÆFriedrich Heinrich Jacobiæ 33, 83 Klinger, Friedrich Maximilian (1780:) von (1752–1831), Schriftsteller, 1774 Student der Rechte in Gießen, 1776 in Weimar, danach Theaterdichter in Leipzig, 1780 russischer Offizier, Hofmeister des Großfu¨rsten Paul, 1796 Generalmajor, von 1803 bis 1820 Kurator der Universita¨t Dorpat und Oberaufseher der Schulen im Baltikum, Frankfurter Jugendfreund Goethes 126 Klinckowstro¨m (Klinkowstro¨m), Leonhard von (1741–1821), Sohn des
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Register
schwedischen Regierungsrates und pommerschen Regierungskanzlers Thure Gustav von Klinckowstro¨m, 1765 Kammerjunker in Weimar, 1775 Reise- und 1781 Hofmarschall, 1789 entlassen, zuletzt in Stockholm 63, 120; 135, 165 f., 299 Klipstein, Philipp Engel (1747–1808), Mineraloge, Kammerrat am markgra¨flichen Hof in Hessen-Darmstadt 59; 13, 152 Mineralogische Briefe 152 Mineralogischer Briefwechsel und andere Aufsa¨tze fu¨r Freunde der Bergwerckswissenschaften 152 f. Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724– 1803) 193; 464 ÆGedichteæ 153; 377 Vaterlandlied 377 Die Sommernacht 377 Die fru¨hen Gra¨ber 377 Klotz, Christian Adolph (1738–1771), 1763 Professor der klassischen Philologie in Go¨ttingen, 1765 Professor der Philosophie und Beredsamkeit in Halle, 1766 preußischer Geheimer Rat 314 Knebel, Carl Ludwig (1756:) von (1744–1834), von 1765 bis 1773 preußischer Fa¨hnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1780 sachsen-weimarischer Major, 1781 pensioniert, seit 1784 in Jena und von 1798 bis 1804 in Ilmenau, dann wieder in Jena, Schriftsteller und sbersetzer 4, 33, 34, 36, 57, 59, 65, 83, 95, 98, 99, 140, 148, 184, 226, 313, 323, 344, 359, EB 7, EB 47; 3 f., 7, 17 f., 22 f., 25 f., 33–35, 43, 49–51, 60, 62 f., 66 f., 70–72, 77, 83 f., 92 f., 119,
142–145, 150, 174, 176, 180 f., 183, 189, 197–200, 208, 210, 218, 222 f., EB 249–251, EB 263; 6, 8 f., 10 f., 11–16, 22 f., 37, 40, 47, 49, 52, 59, 61–65, 67 f., 71, 75–77, 91– 95, 98–101, 104, 112, 115, 119 f., 125, 127, 133, 135–137, 139–143, 153, 155 f., 158, 161 f., 165–167, 170–172, 176, 179–184, 186 f., 191 f., 200 f., 203, 205, 207–210, 216, 220, 233–236, 248 f., 264, 287, 289 f., 296–298, 300, 316, 320, 332, 341, 352–356, 369 f., 404, 417, 421 f., 424, 431, 433– 435, 437, 440 f., 453–455, 457, 474–478, 480–484, 499, 503 f., 512, 527 f., 539 f., 542 f., 550, 555 Die Verschwo¨rung des Catilina (Sallust-bbersetzung, ungedruckt) 5; 12 ÆGeburtstagsgedicht fu¨r Moritz von Bru¨hlæ 208 –, Magdalena H e n r i e t t e (1756:) von (1755–1813), lebte in Ansbach, seit 1791 Hofmeisterin, spa¨ter Gesellschafterin der Prinzessin C a r o l i n e Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, dessen Schwester 59, 100, 180 f., 297 –, Christoph F r i e d r i c h Wilhelm (1756:) von (1735–1799), brandenburg-bayreuthischer Geheimer Regierungsrat und Amtshauptmann in Kulmbach, dessen Stiefbruder 233 Knorr, Georg Wolfgang (1705–1761), Kupferstecher und Kunstha¨ndler in Nu¨rnberg Vergnu¨gen der Augen und des Gemu¨ths, in Vorstellung einer allgemeinen Sammlung von Muscheln und andern Gescho¨pfen, welche im Meer gefunden werden 473 f. Kobell, Ferdinand (1740–1799), Maler, Kupferstecher und Radierer, 1764 Theaterdekorationsmaler und 1766 Kabinettsmaler in Mannheim, von
Personen und Werke
1768 bis 1770 in Paris, seit 1798 in Mu¨nchen, 1798 Galeriedirektor 10; 33 ÆZeichnungenæ 10; 33 ÆKupfersticheæ 33 –, F r a n z Innocenz Josef (1749–1822), Graphiker und Landschaftsmaler, von 1779 bis 1784 in Italien, seit 1785 Hofmaler in Mu¨nchen, dessen Bruder EB 85; 174, EB 273; 417 ÆZeichnungenæ 174; 417 Koch, Heinrich Gottfried (1703– 1775), Schauspieler, Theaterdichter und Theaterdirektor in Leipzig, seit 1771 in Berlin –, dessen Theatergesellschaft 414 Ko¨rner, Christian Gottfried (1756– 1831), Jurist, 1781 Konsistorialadvokat in Leipzig, 1783 Konsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, 1815 Staatsrat im preußischen Innenministerium, 1817 Geheimer Oberregierungsrat im Kultusministerium, Freund Schillers 532, 582 Koppe, Johann Benjamin (1750–1791), protestantischer Theologe, 1774 Professor des Griechischen in Mitau, 1776 Professor der Theologie in Go¨ttingen, 1777 auch Universita¨tsprediger, 1784 Generalsuperintendent, Oberpfarrer und Oberkonsistorialrat in Gotha, 1788 Oberhofprediger, Konsistorialrat und Generalsuperintendent in Hannover 158; 382, 385 Kotzebue, A u g u s t Friedrich Ferdinand (1785:) von (1761–1819), Dramatiker, von 1781 bis 1795 russischer Beamter, 1798 Hoftheaterdichter in Wien, 1799 in Weimar, 1800 Theaterdirektor in St. Petersburg, seit 1801 u. a. in Weimar und Berlin, 1813 russischer Staatsrat und Generalkonsul in Ko¨nigsberg 158; 384
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Prolog gehalten auf dem Jenaischen Privattheater, im Oktober 1780 158; 384 Krafft, Johann Friedrich (Ps.; eigentl. Feist?) (gest. 1785), um 1762 Mitarbeiter Christoph Friedrich Nicolais in Berlin, spa¨ter in Gera, 1779 Schu¨tzling Goethes in Ilmenau und seit 1785 in Jena 79; 196–198, 318, 538 Kunst, Christian Friedrich Karl (geb. 1756/1765?), Berliner Schauspieler 158; 384 Kurland, Anna Charlotte D o r o t h e a von, geb. (Gra¨fin) von Medem (1761–1821), seit 1779 verheiratet mit Peter von Biron, Herzog von Kurland, 1800 verwitwet, seitdem viel auf Reisen und im Sommer vorwiegend auf ihrem Gut Lo¨bichau bei Ronneburg, Stiefschwester von Charlotte Elisabeth Constantia von der Recke 156 Lange, Heinrich Arnold (1724–1783), Jurist in Bayreuth, 1762 Wirklicher Titularrat, 1764 Konsistorialrat, seit 1779 Hofkammerrat Kurze Abhandlung von Zerschlagung der Domainen- und BauernGu¨ther 56 Lanthieri, Aloysia Gra¨fin von, geb. Gra¨fin von Wagensperg (1750–1821), Tochter des o¨sterreichischen Geheimen Rats und Ka¨mmerers Graf Adolf Wagensperg in Triest, seit 1764 verheiratet mit dem Ka¨mmerer und Rat Graf Friedrich Lanthieri in Go¨rz 227?, 244; 544, 554 f., 586 La Roche, Marie S o p h i e (1775:) von, geb. Gutermann (1730–1807), Schriftstellerin in Thal-Ehrenbreitstein 232 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Zu¨-
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Register
rich, 1769 Diakon, 1775 Pfarrer an der Waisenhauskirche, 1786 Pfarrer an der Kirche St. Peter 13, 114, 216, 218 f., 222, EB 256; 45, 100, 126, 160, 230, 232, 276, 291, 320, 462, 464, 512, 523 f., 528 f., 531 f., 541 Handbu¨chlein fu¨r liebe oder interessante Freunde (Stammbuch) 532 Physiognomische Fragmente 532 Pontius Pilatus. Oder Der Mensch in allen Gestalten. Oder Ho¨he und Tiefe der Menschheit. Oder Die Bibel im Kleinen und der Mensch im Großen. Oder Ein Universal-EcceHomo! Oder Alles in Einem 216; 275 f., 464, 524 –, Heinrich (1768–1819), Arzt in Zu¨rich, dessen Sohn 523 LeGuay d’Oliva, Marie Nicole (1761– 1789?), Dame am franzo¨sischen Ko¨nigshof, 1785/86 in die Halsbandaffa¨re verwickelt 187; 447 Me´moire pour la demoiselle le Guay d’Oliva 187; 447 Lengefeld, Louise Antoinette C h a r l o t t e von (1766–1826), seit 1790 verheiratet mit Friedrich Schiller, Schwester der Friederike Sophie C a r o l i n e Augusta von Beulwitz 3, 5, 102; 8, 11, 67, 81, 262, 477, 532 –, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743– 1823), seit 1761 verheiratet mit dem Oberlandja¨germeister Karl Christoph von Lengefeld in Rudolstadt, 1775 verwitwet, 1789 Hofmeisterin, spa¨ter Oberhofmeisterin am Hof der Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt in Rudolstadt, deren Mutter 5; 8, 11 Lenz, Jakob Michael Reinhold (1751– 1792), Schriftsteller, Student der Theologie in Dorpat und Ko¨nigs-
berg, 1771 Hofmeister in Straßburg, 1776 in Weimar, 1779 in Riga, 1781 in St. Petersburg, zuletzt Lehrer in Moskau 126 Lenz, Johann Georg (1745–1832), Mineraloge, 1794 Professor in Jena, 1796 auch Direktor der mineralogischen Gesellschaft 288 f.; 606– 608 Lessing, Gotthold Ephraim (1729– 1781) 9, 91, 94, 124; 27, 30, 231, 238, 252, 308 f., 314, 405, 407, 450, 460 f. Das Testament Johannis. Ein Gespra¨ch 407 Nathan der Weise 9; 30, 140 Lichtenberg, Georg Christoph (1742– 1799), Physiker, Naturforscher und Schriftsteller, 1767 Professor der Mathematik in Gießen, 1770 Professor der Philosophie, seit 1775 Professor der Physik in Go¨ttingen 25, 595 f. Lichtenberg, Friedrich von, Rittmeister in Weimar 250, 502 Linck, von, Kammerjunker in Weimar 250 Lincker und Lu¨tzenwick, J o s e p h J o h a n n J a c o b Daniel Freiherr von (1747–1807), Kameralist, Gutsbesitzer in Denstedt, 1788 Kammerrat, 1802 Geheimer Kammerrat in Weimar 289; 609 Lindau, Heinrich Julius von (1754– 1777), 1775 Einsiedler in der Schweiz, Pflegevater des schweizerischen Hirtenjungen Peter im Baumgarten, 1776 als Offizier in hessischen Diensten Teilnehmer am amerikanischen Unabha¨ngigkeitskrieg, 1776 verwundet 318 Linne´, Carl von (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala
Personen und Werke
35, 224; 52, 100, 287–289, 512, 547 Amoenitates Academicae 35; 100 Philosophia botanica in qua explicantur fundamenta botanica cum definitionibus partium, exemplis terminorum, observationibus rariorum 111 f.; 287 f., 298 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), Maler und Kupferstecher in Zu¨rich, von 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, von 1789 bis 1794 Lehrer am Freien Zeicheninstitut in Weimar ÆKupferstichæ ÆPortra¨t Friedrich Heinrich Jacobisæ 449 Loder, Justus Christian (1809: von) (1753–1832), Mediziner und Anatom, 1778 Professor in Jena, Gru¨nder mehrerer medizinischer Einrichtungen, 1881 sachsen-weimarischer Leibarzt und 1782 Hofrat, 1803 Professor in Halle, seit 1807 Arzt in Moskau, von 1812 bis 1817 Leiter des Lazarettwesens, 1819 Professor am anatomischen Theater EB 2, EB 25, EB 32; 5, 22, 50, 71, 133, 142, 228, EB 249 f., EB 257, EB 259, 289 f., 292 f.; 14 f., 23, 62, 64, 77, 98, 136 f., 157 f., 180 f., 216, 332, 353, 440, 558, 566, 606 f., 610 f., 616 f. Lo¨ber, Johanna Susanna ( Julia) C h a r l o t t e , geb. Bohl (1756–1813), Tochter Johann Justin und Johanne Susanne Bohls 60; 157 f., 452, 483 –, Adolph Christoph Friedrich (1747– 1785), Jurist, Hofadvokat, Schreiber bei der sta¨dtischen Kasse in Lobeda bei Jena und Organist, dann Vizebu¨rgermeister in Lobeda, seit 1773 deren Mann 60; 157 f. –, Johann Christian (Christoph) Gottlieb (1784–nach 1832), Handlungs-
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diener und Kaufmann in Weimar, Lobeda bei Jena, deren Sohn 157 –, deren Kinder 60, 200; 157 f., 452, 483 Lo¨schner, Johann Christian Ludwig (1735–1799), Kammermeister an der herzoglichen Kammer in Weimar 221; 537 Loßius, Johann Friedrich, Kammerkanzlist an der herzoglichen Kammer in Weimar 94, 147; 239 f., 361 Lubomirska, I s a b e l l a Helena Anna Elzbieta Fu¨rstin, geb. Prinzessin Czartorijska (1733–1816) 73 f., 77, 83; 186 f., 189 f., 207 Lubomirski, Stanislaus Fu¨rst (1719– 1783), polnischer Krongroßmarschall, verheiratet mit I s a b e l l a Lubomirska 190 Lubomirski, Heinrich Fu¨rstprinz, Sohn des Fu¨rstenpaares 73; 186 Luck, Johann Georg L e b r e c h t von (1751–1814), Hofbeamter und Offizier in Weimar, 1790 Hauptmann, 1791 Kammerherr, 1794 sbernahme des Hofmarschallamtes, 1797 Mitglied der Hoftheaterkommission, 1802 pensioniert, seit 1803 in Mannheim 554 Ludecus, Johann August (1741–1801), 1775 Geheimer Sekreta¨r der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1777 auch Schatullier, 1785 auch Steuer- und Akziserat in Weimar, 1801 Hofrat 92, 142, 144; 136, 235, 353, 355 Lukianos (Lucianus, Lucian, Lukian) (um 120–nach 180), griechischer Schriftsteller, Satiriker, Rhetor ÆGespra¨cheæ Der klagende Jupiter 251 Der bescha¨mte Jupiter 251 Luther, Martin (1483–1549) ÆLuther-Bibelæ 61, 96, 101, 229, 465, 513, 525
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Register
Mandelsloh, Carl Friedrich Wilhelm von (1762–1818), Regierungsassessor in der herzoglichen Landesregierung in Weimar und Hofjunker, seit 1785 Regierungsrat und Kammerjunker 24; 70 f. Mandelsloh, Ferdinand Friedrich August von (1771–1829), seit 1781 Kadett in Weimar, 1787 Milita¨rdienst in Holland, seit 1791 Offizier in der kursa¨chsischen Armee, zuletzt Major in Dresden 147; 361 f. –, Friedrich Christian August von (1770–1793), seit 1781 Kadett in Weimar, 1787 Milita¨rdienst in Holland, seit 1791 Offizier in der kursa¨chsischen Armee, gefallen im Rheinfeldzug, dessen Bruder 147; 361 f. –, Leutnant der herzoglich-weimarischen Armee, deren Vater 361 Martin, Johann Ludwig (1731–1804), tkonom, Kammerrat in der Finanzund Verwaltungsbeho¨rde des landgra¨flichen Hofes zu Hessen-Darmstadt 16, 283 f.; 56, 152, 598 f. Von der Entwicklung und den Vorteilen der Briefgu¨ter 598 Mauke (Maucke), Johann Michael (1742–1816), seit 1771 Buchdrucker in Jena, Kommissionsrat 139 Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz I. von (1756–1837), seit 1785 Herzog, 1815 Großherzog 508 Mecklenburg-Strelitz, C a r l Ludwig Friedrich von (1741–1816), Prinz, seit 1794 als C a r l II. Ludwig Friedrich Herzog, 1815 Großherzog, Schwager von Ko¨nig Georg III. von Großbritannien 94; 238 Medem, Johann Friedrich Reichsgraf von (1722–1785), Vater von Charlotte Elisabeth Constantia von der Recke 156
–, Louise Dorothea von, geb. von Korff (gest. 1758), dessen Frau 156 Mendelssohn, Moses (1729–1786), Kaufmann, Philosoph und Schriftsteller in Berlin 124, 159, 164, 168 f.; 5, 27, 29 f., 60, 168 f., 239, 308 f., 314, 387, 399 f., 405 f., 408, 450, 460 f. Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes 124; 308 f., 386 Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobi Briefwechsel u¨ber die Lehre des Spinoza 164, 168; 309, 398 f., 405 f., 408, 460 f. Phaedon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele, in drey Gespra¨chen 308 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller, sbersetzer, Publizist und Anatom, seit 1767 Kanzleisekreta¨r am landgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt, seit 1768 Kriegszahlmeister, 1774 Kriegsrat, 1772 Mitherausgeber der „Frankfurter gelehrten Anzeigen“, Freund Goethes 28, 73, 85, 107, 108, EB 11; 6, 15 f., 25, 39 f., 44 f., 54 f., 59, EB 252 f., 284; 17 f., 20, 31, 49, 50, 51–56, 74, 99, 106–109, 121 f., 125, 148– 154, 238, 456, 485, 510, 598 f. La Giraffe 44; 107, 121 f. Nachricht von einigen zu Alsfeld im Hessendarmsta¨dtischen gefundenen, außerordentlichen Menschenknochen 107 Troisie`me Lettre sur les Os Fossiles d’Ele´phans et de Rhinoce´ros qui se trouvent en Allemagne et particulie`rement dans le Pays de HesseDarmstadt. Adresse´e a` Monsieur Forster (3. Knochenbrief) 55; 107, 151
Personen und Werke
Von dem Krokodil mit dem langen Schnabel. Crocodilus maxillis elongatis teretibus subcylindricis 107 Von den Cetaceen 107 ÆZeichnungenæ ÆGiraffenscha¨delæ 107 ÆGiraffenskelett nach Jean Nicolas Se´bastien Allamendæ 15; 50, 107, 153 Merkel, Paul Wolfgang (1756–1820), Kaufmann in Nu¨rnberg, 1786 Marktadjutant, 1791 Marktvorsteher, 1806 Finanzrat 9 Metastasio, Pietro (eigentl. Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi) (1698–1782), italienischer Dichter und Librettist, von 1720 bis 1729 in Neapel, seit 1729 Hofdichter in Wien 172; 413 Metzner, Johanna Christiana Margareta, geb. Voigt (geb. 1758), von 1785 bis 1791 Schauspielerin in der bellomoschen Theatertruppe in Weimar 182; 437 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1758–1840), Schriftsteller, Bibliothekar, 1783 Regierungsauditor in Stade, von 1785 bis 1788 Kustos der Universita¨tsbibliothek Go¨ttingen, bis 1791 Reise durch Großbritannien, Frankreich und Italien, danach in Berlin und seit 1797 auf seinem Gut Bramstedt in Holstein 242 Michaelis, Christian Friedrich (1754– 1818), Mediziner, Anatom, 1784 Professor am Collegium Carolinum in Kassel, seit 1786 Professor der Anatomie in Marburg, 1803 Direktor des Institutum Chirurgicum Gullielminum und 1806 Direktor der Medicinal-Deputation in Marburg 25; 74 Miltz, Andreas, Jugendfreund und Hausarzt Johann Georg Hamanns in
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Ko¨nigsberg, Regimentsfeldscher 232 Monsigny, Pierre Alexandre (1729– 1817), franzo¨sischer Komponist, Scho¨pfer der Ope´ra comique franc¸ais, Haushofmeister des Herzogs von Orle´ans Le Deserteur 110 Montgolfier, J o s e p h Michel (1740– 1810), franzo¨sischer Physiker, Luftschiffer, mit seinem Bruder Jacques E t i e n n e Montgolfier Erfinder des Heißluftballons 143 –, Jacques E t i e n n e (1745–1799), franzo¨sischer Physiker, Luftschiffer, dessen Bruder 143 Morelli, Hochstapler 22; 64 Moritz, Karl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1777 in Wittenberg, 1778 Waisenhausinformator in Potsdam, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ in Berlin, von 1786 bis 1788 in Italien, 1789 Professor der usthetik an der Akademie der Ku¨nste in Berlin, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ÆAnku¨ndigung zu „Moses Mendelssohn“ an die Freunde Lessingsæ (Moses Mendelssohn) 408 Moser, F r i e d r i c h C a r l Ludwig (1767:) von (1723–1798), Legationsrat am markgra¨flichen Hof von Hessen-Darmstadt, 1767 Reichshofrat in Wien, von 1772 bis 1780 hessen-darmsta¨dtischer Pra¨sident aller Landeskollegien und Kanzler, 1782 Landesverweisung, lebte ab 1783 in Mannheim, danach in Ludwigsburg, Schriftsteller 40; 108 f., 599 –, Wilhelm Gottfried (1729–1793), Forstmann in Stolberg-Wernigerode, Wu¨rttemberg und seit 1762 in Hessen-Darmstadt, dessen Bruder 109
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Register
Mozart, Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb, gen. Wolfgang Amadeus (1756–1791) 136; 105, 353 Die Entfu¨hrung aus dem Serail 136; 105, 110, 342, 420 Mu¨ller, Johann G e o r g (1759–1819), Schweizer Politiker und Sprachwissenschaftler, Professor in Schaffhausen 532 Mu¨ller, Johann Gottfried (1728–1792), Historiker, Bibliothekar, seit 1768 Professor der Geschichte und Universita¨tsbibliothekar in Jena 203*; 130 f.; 324 f. Mu¨nchhausen auf Leitzkau und Steinburg, Georg von (um 1754–1800), lebte auf Schloss und Rittergut in Leitzkau bei Zerbst, Bruder der Amalia Christine Philippine von Werthern-Beichlingen 211; 512 –, Philipp Adolph Freiherr von (1694– 1762), kurhannoverscher Regierungsrat, von 1748 bis 1761 Gesandter am englischen Hof in London, dessen Vater 512 –, Sophie Charlotte Ludovica Wilhelmine von, geb. von der Schulenburg (1714–1789), seit 1738 verheiratet mit Philipp Adolph Freiherr von Mu¨nchhausen, dessen Mutter 211; 512 Murray, Johann Andreas (1740–1791), schwedischer Botaniker und Mediziner, seit 1760 in Go¨ttingen, seit 1764 außerordentlicher Professor der Medizin, seit 1769 ordentlicher Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Go¨ttingen 595 f. Musa¨us, Johann K a r l A u g u s t (1735–1787), Schriftsteller, seit 1763 Pagenhofmeister und seit 1769 Gymnasialprofessor in Weimar 532 Mutach, Abraham Friedrich von (1765–1831), schweizerischer Offi-
zier und Politiker in Bern 198?; 453, 479 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1799 Erster Konsul, seit 1804 Kaiser der Franzosen 605 Naumann, Johann Gottlieb Amadeus (1741–1801), Komponist der italienischen Schule, 1764 Hofkirchenkomponist in Dresden, 1765 Kammerkomponist, 1786 kursa¨chsischer Oberkapellmeister 125, 167; 315, 403 ÆKompositionenæ ÆGedichtæ (Christiane von Bru¨hl) 315 Auf den Auen wandeln wir Æ:::æ (Goethe) 315 Neander, Christoph Friedrich (1724– 1802), protestantischer Theologe und Kirchenlieddichter, seit 1756 Prediger in Grenzhof, 1775 Propst in Doblen (Kurland) 157 Necker, Jacques (1732–1804), Schweizer Bankier, seit 1747 in Paris, von 1777 bis 1781 und von 1788 bis 1789 Finanzminister Frankreichs, Vater der Anne Louise G e r m a i n e de Stae¨l-Holstein 88, 92 f.; 224 Compte rendu au Roi 224 De l’administration des finances de la France 88, 93; 224, 237 Nesselrode-Ehreshoven, Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Reichsgraf von (1752–1803), kurpfa¨lzischer Ka¨mmerer, bergischer Landkommissar, Amtmann von Blankenberg 276 Neumann, Johann Christian Gottlieb (1754–1791), Schriftsteller, Schauspieler in der bellomoschen Theatertruppe in Weimar 406 Die sberraschung 42 Gottfried und seine Helden (nach Torquato Tasso) 168; 405 f.
Personen und Werke
Neumann, Johann Leopold (geb. 1748), Schriftsteller, sbersetzer und Komponist, Sekreta¨r beim Geheimen Kriegsratskollegium am kursa¨chsischen Hof in Dresden, seit 1795 Oberkriegs- und Oberproviantkommissar 167; 403 Nicolai, Christoph Friedrich (1733– 1811), Buchha¨ndler, Verleger, Schriftsteller und Publizist in Berlin 500 Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden Werthers des Mannes. Voran und zuletzt ein Gespra¨ch 191 Niebecker, Benedict Christoph (1784/ 85:) von (1716–1796), sachsen-weimarischer Oberstleutnant 101?; 260 –, H e i n r i c h Ludwig Wilhelm (1784/85:) von (1757–1835), von 1785 bis 1787 Landkammerrat in Weimar, spa¨ter vorwiegend auf seinem Gut Beucha bei Leipzig, dessen Sohn 101?; 260 Noethig, Franz Nikolaus (1760–1813), Mediziner in Mainz, Schu¨ler Samuel Thomas Soemmerrings De decussatione nervorum opticorum (Dissertation) 214; 517 Obereit, Jacob Hermann (1725–1798), gebu¨rtiger Schweizer, Chirurg, mystischer Philosoph, Schriftsteller, Privatgelehrter in Jena 50; 138 f. Oeser, Adam Friedrich (1717–1799), Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer, usthetiker, Kunsterzieher in Leipzig, 1764 Direktor der Kunstakademie in der Pleißenburg, von 1765 bis 1768 Goethes Zeichenlehrer 103; 263, 322 tsterreich, Maximilian Franz von (1756–1801), Erzherzog, seit 1784 Kurfu¨rst und Erzbischof von Ko¨ln,
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ju¨ngster Sohn Kaiser Franz I. und Maria Theresias 300 Oppelt, J. B., Optiker aus Ansbach 63, 65 Oranien-Nassau, Wilhelm V. von (1748–1806), Prinz, 1751 Erbstatthalter der Republik der Vereinigten Niederlande, bis 1766 unter Vormundschaft, 1795 von den Franzosen vertrieben 212; 50, 513 f. Otto, Johann Gottfried, Werkmeister in Ilmenau, 1786 entlassen 444 Paı¨siello, Giovanni (1740–1816), italienischer Komponist 199, 468, 588 I filosofi immaginari 468 Il re Teodoro in Venezia 46, 70, 120 f., 123, 156, 245; 128, 177, 300 f., 303, 305, 380, 468, 588 L’infante de Zamora 179; 428 Paracelsus siehe Hohenheim Paulsen (Paulssen, Paulßen), Johann Jakob Heinrich (1724–1789), Kaufmann in Jena, sachsen-weimarischer Hofagent und Kommerzienrat, seit 1783 Bu¨rgermeister und Landschaftsdeputierter 189, 221, 224; 126, 452 f., 480 f., 526, 537 f., 546, 567 –, dessen Frau 183 –, dessen Tochter 183 Piattoli, Scipione (1749–1809), italienischer Priester, Bibliothekar, Privatlehrer, Sekreta¨r, Erzieher des Fu¨rstprinzen Heinrich von Lubomirski 73; 186 Plato (Platon) (428/27–348/47 v. Chr.), griechischer Philosoph 254 Phaidon 308 Plessing, F r i e d r i c h Viktor Leberecht (1749–1806), Philosoph, Religionswissenschaftler, lebte in Wernigerode, seit 1788 Professor in Duisburg EB 30, EB 39, EB 45, EB 56; EB 258, EB 261–263, EB 265; 401
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Register
Po¨llnitz, Wilhelm Ludwig Freiherr von, markgra¨flich ansbach-bayreuthischer Oberkammerherr und Hofja¨germeister 134; 219 f., 337 f. Potocki, Jan (Johann) Graf (1761– 1815), polnischer Geschichts- und Altertumsforscher, Ethnograph und Schriftsteller, 1778/79 Reise durch Su¨deuropa und Nordafrika, 1784 nach Konstantinopel und ugypten, 1797/98 in den Kaukasus, 1803 nach Italien, 1805 in die Mongolei 73; 186 Potocki, S t a n i s ł a w Kostka Graf (1755–1821), polnischer Politiker, von 1782 bis 1795 Landtagsdeputierter, 1792 General der Artillerie, nach 1795 auf seinen Gu¨tern in Willanow und Wien, 1807 Mitglied und etwa 1809 Pra¨sident der Oberschul- und Erziehungsdirektion in Warschau, von 1815 bis 1820 Minister der Oberschul- und Erziehungsdirektion 73; 186 Preußen, Friedrich II. (der Große) von (1712–1786), seit 1740 Ko¨nig 159, 228, EB 264; 200, 212, 227 f., 243 f., 299, 387, 436, 556, 558, 582 –, Friedrich Wilhelm II. von (1744– 1797), seit 1786 Ko¨nig, dessen Neffe 558, 582, 602 Pu¨tter, Johann Stephan (1725–1807), Jurist, Historiker, 1747 Professor in Go¨ttingen, 1770 Geheimer Staatsrat 25 Punto (eigentl. Stich), Johann Wenzel (Jan Va´clav, Giovanni) (1748–1803), Komponist und Musiker (Hornist), von 1769 bis 1774 Mitglied der Kurfu¨rstlichen Hofkapelle in Mainz, seit 1778 in Paris, 1799 in Mu¨nchen, seit 1800 in Wien 344 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744– 1818), Schriftsteller, Komponist und
Geologe in Dresden, 1790 Hausmarschall, von 1800 bis 1803 Hofmarschall mit der Direktion u¨ber die Kapell- und Kammermusik und das Theater 222; 543 Briefe u¨ber das Carlsbad und die Naturprodukte der dortigen Gegend 543 Schreiben an einen Freund u¨ber den Basalt 543 Raffael (eigentl. Raffaelo Santi) (1483– 1520), italienischer Maler 192 Rainer, Johann Caspar, Maurermeister in Weimar 215 Ramler, Karl Wilhelm (1725–1798), Schriftsteller und Lyriker, seit 1748 Professor der Philosophie am Kadettenkorps in Berlin, 1786 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Mitdirektor des ko¨niglichen Nationaltheaters Vermischte Gedichte von Johann Nikolaus Go¨tz (Herausgeber) 120 Recke, Charlotte Elisabeth ( E l i s a ) Constantia von der, geb. (Gra¨fin) von Medem (1754–1833), Schriftstellerin, seit 1771 verheiratet mit Georg Peter M a g n u s von der Recke, 1781 geschieden, von 1784 bis 1786 Reise durch Deutschland, seit 1803 Lebensgefa¨hrtin von Christoph August Tiedge, von 1804 bis 1806 in Italien, dann vorwiegend in Berlin, Leipzig, Lo¨bichau und seit 1818 in Dresden, Stiefschwester der Herzogin Anna Charlotte D o r o t h e a von Kurland 109; 5, 60 f.; 11 f., 155 f., 157 f., 186, 189 ÆGeistliche Liederæ 156 Nachricht von des beru¨chtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau im Jahre 1779 und von dessen dortigen magischen Operationen 156 –, Georg Peter M a g n u s von der (1739–1795), kursa¨chsischer Kam-
Personen und Werke
merherr, kurla¨ndischer Landtagsabgeordneter, von 1771 bis 1781 deren Mann 156 Reich, Philipp Erasmus (1717–1787), Verleger und Buchha¨ndler in Leipzig, seit 1762 Teilhaber der Buchhandlung Weidmanns Erben und Reich 97, 131; 50, 78; 137, 138, 139, 194 f., 205 –, Friederike Luise, geb. Heyl (1744– nach 1809), seit 1775 dessen Frau 139 Reichard, Heinrich August Ottokar (1751–1828), Schriftsteller, sbersetzer, 1775 Leiter des Hoftheaters und 1780 herzoglicher Bibliothekar in Gotha, Mitglied des Kriegskollegiums, Freimaurer, Vertrauter von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg 158; 356 f., 382, 384 –, A m a l i e Christiane Dorothea, geb. Seidler (1766–1805), Tochter des Konsistorialrats Johann Wilhelm Seidler, bis 1784 Pflegerin und Gouvernante der Prinzessin L o u i s e Auguste Amalie von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1786 dessen Frau 34, 95, 145; 96 f., 242, 356 f. Reichardt, Johann August (1741– 1808), Jurist in Jena, seit 1768 Syndikus, Hofgerichtsrat und außerordentlicher Professor der Rechte, seit 1771 ordentlicher Professor 290; 611 Reichardt, Johann Friedrich (1752– 1814), Komponist und Schriftsteller, seit 1773 Kammersekreta¨r in Ko¨nigsberg, 1776 ko¨niglicher Hofkapellmeister in Berlin, seit 1794 auf seinem Gut in Giebichenstein bei Halle, 1796 Salineninspektor in Halle, 1808 Hofkapellmeister in Kassel 580 f.
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ÆRezensionæ Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings (Moses Mendelssohn) 408 Reichert, Johann(es), Hofga¨rtner und Garteninspektor in Weimar, seit 1778 verantwortlich fu¨r die Gartenund Parkanlagen in Belvedere bei Weimar 151, 161; 373, 392 Reimarus, Margareta Elisabeth ( E l i s e ) (1735–1805), Schriftstellerin und sbersetzerin 460 Rembrandt (eigentl. Rembrandt Harmensz van Rijn) (1606–1669) 34 Reventlow, F r i e d r i c h Carl Graf von (1755–1828), da¨nischer Diplomat und schleswig-holsteinischer Politiker 514 Richter EB 34; EB 259 Ridel, Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, von 1787 bis 1799 mit dem Titel eines Landkammerrats Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von SachsenWeimar und Eisenach, seit 1791 verheiratet mit A m a l i e Charlotte Angelika Buff 350; 203, 215 f., 219 f., 243; 452, 488 f., 519, 522, 531, 533 f., 582, 584 –, dessen Familie 203 Riedesel, Friederike von (1751–1820), von 1781 bis 1809 Hofdame der Herzogin L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach 225, 339, 371, 398, 409, 429, 430, 447 Riedesel zu Eisenbach, Friedrich Adolf Freiherr von (1738–1800), braunschweigischer Offizier, Generalleutnant, 1761 Generaladjutant, 1776 Generalmajor u¨ber die braunschweigischen Soldtruppen in Amerika, von 1777 bis 1780 Kriegsgefangen-
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Register
schaft, 1783 Ru¨ckkehr nach Braunschweig 208; 504 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774– 1845), Altphilologe und Pa¨dagoge, 1798/99 Privatdozent in Halle, 1801 Hauslehrer bei Wilhelm von Humboldt in Tegel und Rom, seit 1803 in Weimar, Sekreta¨r und Mitarbeiter Goethes, seit 1812 Gymnasialprofessor, seit 1814 Bibliothekar 320, 502 Riese, Gottlob (18. Jh.), protestantischer Theologe, seit 1778 Lehrer an der Garnisonsschule in Weimar, 1786 Pfarrer in Bergsulza und Dorfsulza 164; 399 f. Riese, Johann Jacob (1746–1827), Jurist, seit 1773 Verwaltungsschreiber bei der Almosenkasse in Frankfurt a. M., Agent des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, Jugendfreund Goethes 102; 260 Ritchie, William, englischer Offizier, 1786 in Jena 198, 208, 210; 477– 479, 503, 508 Rochow, Friedrich Ludwig von (1745–1808), preußischer Offizier, Ritter des Johanniterordens, ko¨niglich preußischer Kammerherr und Gutsbesitzer 208 –, Susanna Margarethe von, geb. Wilckens (1727–1785), in erster Ehe verheiratet mit dem Wollfabrikanten Johann Ludwig Daniel Wegely in Berlin, Tochter des Kaufmanns Johann Wilckens in Bremen, dessen Frau 84; 208 Rohan-Gue´mene´, Louis Rene´ Edouard (1734–1803), von 1772 bis 1777 Botschafter Frankreichs in Wien, 1778 Kardinal, 1779 Fu¨rstbischof von Straßburg 379, 447 Rome´ de l’Isle, Jean Baptiste Louis (1736–1790), Physiker und Mineraloge in Paris
Versuch einer Crystallographie oder Beschreibung der, verschiedenen, unter dem Nahmen der Crystalle bekannten, Ko¨rpern des Mineralreichs eigenen, geometrischen Figuren 81; 202 Roßbach, Christian (1752–1793), Dramatiker, Schauspieler und Theaterdirektor in Wien, ero¨ffnete 1787 das Freihaustheater 281 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778) Les consolations des mise`res de ma vie 335 Ruysdael (Ruisdael), Salomon van (um 1600–1670), niederla¨ndischer Maler 34 Sacchini, A n t o n i o Maria Gaspare Gioachino (1730–1786), italienischer Komponist La Colonie 48 Sachsen –, Friedrich August III. von (1750– 1827), 1763 nach dem Tod seines Vaters Friedrich Christian von Sachsen unter Vormundschaft seines Onkels Clemens Wenzeslaus von Sachsen Kurfu¨rst, Alleinregierung seit 1768, 1806 als Friedrich August I. Ko¨nig 212, 228, 243 f. –, Maria Amalia A u g u s t a von, geb. Prinzessin von Pfalz-Zweibru¨cken (1752–1828), seit 1769 dessen Frau 223, 226 f., 244; 545, 551 f., 586 Sachsen-Coburg-Saalfeld, Ernst Friedrich von (1724–1800), seit 1764 Herzog 295; 615, 617, 620 Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig von (1745–1804), seit 1772 Herzog, Vertreter des aufgekla¨rten Absolutismus, seit 1774 Freimaurer, 1783 Illuminat EB 54; 22, 51, 85, 113 f., 117 f., EB 265, EB 271, 295; 63, 65 f., 113, 140, 144, 210–214, 219, 227, 229, 242,
Personen und Werke
244, 290, 293–295, 366, 382, 384, 475, 487, 509, 525, 552, 601, 604, 615, 617, 620 –, Maria C h a r l o t t e Amalie Ernestine Wilhelmine Henriette Philippine von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1751–1827), seit 1769 dessen Frau EB 76, EB 77; 51, 157, EB 271; 140, 144, 487 –, August von (1747–1806), Prinz, holla¨ndischer und sachsen-gothaischer General, dessen Bruder EB 23, EB 43, EB 53, EB 61, EB 72; 84 f., 87–89, 92–96, 113 f., 117 f., 148?, 149?, 158, 190, EB 256 f., EB 262, EB 264 f., EB 267, EB 269–271; 210, 214, 217, 219, 223, 225, 234, 237 f., 290, 292 f., 366, 369, 382, 384, 455–457, 487 –, Friedrich III. von (1699–1772), seit 1732 Herzog, dessen Vater 211, 214 –, Luise Dorothea von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1710– 1767), seit 1732 verheiratet mit Herzog Friedrich III. von SachsenGotha und Altenburg, dessen Mutter 214, 456 Sachsen-Meiningen, G e o r g I. Friedrich Karl von (1761–1803), seit 1779 Mitregent und seit 1782 regierender Herzog 191, 295; 458 f., 615, 617, 620 Sachsen-Weimar, Wilhelm Ernst von (1662–1728), seit 1683 Herzog 593 Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August von (1757–1828), seit 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog 129, 298, 301, 305, 355, 357, 375, A 1, A 2, A 3, A 4, A 5, A 6, A 7, A 8, A 9; 5, 12, 24, 31, 34, 40, 49, 54, 60 f., 73 f., 77, 84, 86 f., 89, 92, 94, 120, 132, 134 f., 144 f., 159,
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161 f., 164, 167, 169, 177, 179, 181–183, 185, 187, 191, 197, 200, 202, 208 f., 215, 220–223, 227 f., 232, 242 f., EB 262, EB 270, EB 274, 277–279, 283–290, 293– 296; 11–13, 15, 25, 28, 35, 40 f., 44, 54–56, 59, 62, 65 f., 69 f., 75, 80, 82, 84, 86, 90 f., 94, 100, 108– 111, 127, 134, 136, 140, 154, 158–161, 166, 187 f., 189–193, 200, 206, 209 f., 212–214, 216 f., 219 f., 225, 227, 229, 234 f., 238, 241, 243 f., 248–250, 255, 264, 293, 299, 307, 330, 334, 337–341, 352 f., 355–357, 360, 366, 370 f., 386–388, 391 f., 394, 398 f., 403, 409, 422, 429 f., 432, 434–437, 440, 443–445, 447 f., 450, 452, 454 f., 457–459, 466, 472, 475, 483, 488, 493, 499, 503, 505, 507 f., 517, 519, 522 f., 531–534, 536, 539 f., 544 f., 553–555, 557– 560, 567, 581–586, 591–598, 600–606, 608 f., 611, 615–621 –, Anna Amalia von, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lu¨neburgWolfenbu¨ttel (1739–1809), seit 1756 verheiratet mit Herzog Ernst August II. Constantin, 1758 verwitwet und bis 1775 Regentin, dessen Mutter 68, 86, 120, 140–142, 150, 167, 177, 180 f., 185, 188; 7, 12, 105, 128, 140, 158, 175, 189, 218, 235, 252, 258, 278, 301, 305, 345, 347–349, 353, 369, 370, 390, 404, 409, 417, 421, 424, 432, 437, 438, 440 f., 444 f., 483, 503, 532, 554, 583 –, L o u i s e Auguste von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757– 1830), seit 1775 Herzogin, seit 1815 Großherzogin, seit 1775 dessen Frau 12, 60, 63, 73, 94, 150, 181, 187, 200, 208–210, 213–221, 243; 37, 41, 62 f., 65, 103, 117, 129,
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Register
154, 158, 166 f., 189, 193, 216, 220, 225, 238, 265, 305, 339 f., 359, 370 f., 373, 383, 398, 409, 428–430, 436, 447 f., 451, 458, 467, 483 f., 492, 503–505, 507 f., 510, 513, 517, 523, 525 f., 528 f., 531, 533 f., 540, 544, 554 f., 560, 562, 573, 582, 584 f. –, L o u i s e Auguste Amalie von (1779–1784), Prinzessin, deren Tochter 63, 97, 357, 383 –, deren Tochter (10. September 1781) 63 –, Carl Friedrich von (1783–1853), Erbprinz, seit April 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, deren Sohn 215, 219; 42, 383, 488, 519, 531, 534, 582, 584 –, deren Sohn (26. Februar 1785) 62, 65, 103 –, C a r o l i n e Louise von (1786– 1816), Prinzessin, deren Tochter, seit 1810 verheiratet mit Erbprinz Friedrich Ludwig von MecklenburgSchwerin, seit 1815 Erbgroßherzogin 208, 210 f., 213 f., 216–219; 505, 508, 513, 528–531, 540, 544, 582 –, Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n von (1758–1793), Prinz, kursa¨chsischer Generalmajor, dessen Bruder 36, 148?, 149?, 289; 100 f., 191, 366, 404, 472, 609 Salieri, Antonio (1750–1825), italienischer Komponist, von 1788 bis 1824 Hofkapellmeister in Wien La Grotta di Trofonio 224, 232, 245; 546, 567, 588 L’amore innocente 109; 282 Sallust (Gaius Sallustius Crispus) (86–35 v. Chr.), ro¨mischer Geschichtsschreiber 12 De coniuratione Catalinae 5; 12 Salm-Kyrburg, Johanna Franziska Antonia zu, geb. Prinzessin von Hohen-
zollern-Sigmaringen (1765–1790), seit 1781 verheiratet mit Friedrich III. Fu¨rst zu Salm-Kyrburg, Wild- und Rheingra¨fin EB 58, EB 66, EB 67*; 73, 187, EB 266, EB 268; 185, 189, 446–448 Sandrart, K a r l Johann Wilhelm von (1742–1796), preußischer Offizier, Kriegs- und Doma¨nenrat, spa¨ter herzoglich wu¨rttembergischer Major, zuletzt holla¨ndischer Major 125, EB 255; 313 –, Anna Dorothea von, geb. Kemmerich (1753–1834), dessen Frau 313 f. Sarti, Giuseppe (1729–1802), italienischer Komponist und Kapellmeister 199 Fra i due litigantin il terzo gode 46, 70; 128 Schardt, Ernst C a r l Constantin von (1744–1833), seit 1768 sachsen-weimarischer Beamter, 1776 Geheimer Regierungsrat, 1798 Landschaftskassedirektor, 1802 Geheimer Rat, von 1809 bis 1814 Pra¨sident des Landschaftskollegiums, Bruder der C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Stein 13, 29, 98, 132?, 149, 218; 40, 46, 84, 156, 176, 183, 248, 329 f., 367, 508, 526, 529 –, Friederike S o p h i e Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), seit 1778 dessen Frau 12, 210, 218, EB 251; 22?, 23, 40, 46, 176, 367, 390, 458, 508, 529 –, Concordia Elisabeth von, geb. Irving of Drum (1724–1802), dessen Mutter 87, 92; 22?, 23 –, L u d w i g Ernst Wilhelm von (1748–1826), Offizier, seit 1776 herzoglicher Kammer- und Jagdjunker in Weimar, dessen Bruder 132?; 329 f.
Personen und Werke
Scheidlin, David von (1765–1811), Bankier und Bu¨rgerkapita¨n in Nu¨rnberg 9 Scherer, Dr., Badegast oder Bu¨rger von Karlsbad 218; 527 Schikaneder, Emanuel (eigentl. Johann Joseph Schickeneder) (1751–1812), Schauspieler, Sa¨nger, Theaterdirektor und Dramatiker, seit 1784 in Wien, 1787 Leitung des Hoftheaters in Regensburg, 1789 in Wien, 1801 Gru¨ndung des Theaters an der Wien, 1807 in Bru¨nn, Librettist Mozarts 281 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (1802: von) (1759–1805) 497, 531 f., 582 Xenien (mit Goethe) 531 Schlabrendorf(f) Amalie Gra¨fin von, seit 1810 zweite Ehefrau Gottlob Friedrich Konstantin von Steins, seit 1811 von ihm getrennt lebend, 1815 geschieden 80 Schleiermacher, F r i e d r i c h Daniel Ernst (1768–1834), protestantischer Theologe, Philologe und Philosoph, 1804 Universita¨tsprediger und Professor der Theologie und Philosophie in Halle, seit 1807 in Berlin, 1809 Prediger, 1810 Professor 408 Schletter, Salomo Friedrich (1739– 1801), Dramatiker und Schauspieler in Wien Getroffen 48 Schlo¨zer, August Ludwig (1803: von) (1735–1809), Historiker und Schriftsteller, seit 1765 Professor in St. Petersburg, seit 1769 in Go¨ttingen 25 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), seit 1769 Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 1773 markgra¨flich badischer Hof- und Regierungsrat in Karlsruhe, seit 1774 Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in
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Emmendingen, 1787 Geheimer Hofrat am Landeskollegium Karlsruhe, Schriftsteller EB 48, EB 65, EB 87; EB 263, EB 268, EB 273 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), seit 1773 dessen Frau, Goethes Schwester EB 263 –, Johanna Catharina Sibylla, geb. Fahlmer (1744–1821), Stieftante der Bru¨der Jacobi, seit 1772 in Frankfurt a. M., seit 1778 dessen zweite Frau, Freundin Goethes 83 Schmettau, Friedrich Wilhelm C a r l Graf von (1742–1806), preußischer Offizier, Milita¨rschriftsteller und Kartograph, von 1783 bis 1784 Reise nach England und Frankreich, 1787 preußischer Oberst, 1790 verabschiedet und 1797 Wiedereintritt als Generalmajor, 1799 Generalleutnant, Bruder der Fu¨rstin Adelheid A m a l i a Gallitzin 277 f., 285– 288; 113, 592–594, 600–604 ÆSchmettau-Schulenburgische Kabinettskarteæ 592 Schmid, Achat (Achatius) Ludwig Carl (1725–1784), Jurist, sachsen-weimarischer Beamter, 1766 Geheimer Assistenzrat, 1775 Geheimer Rat, 1776 Kanzler, Pra¨sident des Regierungskollegiums 40; 108 Schmid, Johann Wilhelm (1744– 1798), Theologe, 1772 Garnisonsprediger an der Stadtkirche in Jena, seit 1783 Professor der Theologie 292, 294; 616, 620 Schmidt, Joachim Erdmann (1710– 1776), seit 1755 ordentlicher Professor der Rechte und seit 1764 der Geschichte in Jena 324 Schmidt, Johann Christoph (1727– 1807), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788
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Geheimer Rat und Kammerpra¨sident, 1802 Oberkammerpra¨sident 360; 12, 24, 220, 223, 231, 243, 292 f.; 41, 71, 148, 241, 536, 543, 544, 554, 566, 582, 584 f., 609 Schmidt (Schmid), Johann Gotthard, in Eisenach EB 253 Schmidt, Johann Ludwig (1726–1792), Jurist, 1749 sachsen-weimarischer Advokat, 1756 Privatdozent in Jena, 1763 außerordentlicher Professor und 1766 ordentlicher Professor der Rechte, 1771 sachsen-coburg-meiningischer Hofrat 294; 620 Schmidt, Michael Ignaz (1736–1794), katholischer Theologe und Historiker, seit 1761 Hofmeister in Bamberg und Stuttgart, 1766 Verweser des adligen Seminars in Wu¨rzburg, 1771 Universita¨tsbibliothekar und 1773 Professor der Geschichte in Wu¨rzburg, seit 1780 Leiter des kaiserlichen Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien 148; 366 Geschichte der Deutschen 148; 366 Schmidt (Kaufmann in Weimar) 152 Schmieder, Christian Gottlieb (1750– 1827), Buchha¨ndler und Verleger in Karlsruhe, zuletzt Ministerialkanzlist 498 Schnauß, Christian Friedrich (1722– 1797), Regierungsbeamter in Weimar, seit 1743 Kabinettssekreta¨r, 1763 Regierungsrat, seit 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, seit 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Mu¨nzkabinetts 321; 24, 94, 196, 231; 71, 148, 241, 470 f., 566 –, K a r l August Konstantin (1782– 1832), 1805 Hofgerichtsadvokat in Jena, 1811 Hofadvokat in Weimar,
1816 auch Kammerkonsulent, Patenkind Goethes, dessen Sohn 470 Schneider, Auguste (um 1760–1785), Freundin von Maria Theresia ( T h e r e s e ) Wilhelmine Forster, Geliebte von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg 95; 242 Schreber, Daniel Gottfried (1708/09– 1777), Jurist, Professor in Leipzig Reise nach Carlsbad 41?; 111 Schreiber, Johann Gottfried (gest. 1797), Bergbeamter, Markscheider in Johanngeorgenstadt, 1781 Berggeschworener in Ilmenau, Kaltennordheim und Kammerberg, 1791 Bergmeister 444 Schro¨der, Friedrich Ulrich Ludwig (1744–1816), Schauspieler, von 1771 bis 1780 Theaterdirektor in Hamburg, 1781 in Wien, von 1785 bis 1798 wieder in Hamburg, danach Privatier, Schriftsteller Hamlet. Prinz von Da¨nemark (Shakespeare-bbersetzung) 384 Wissenschaft geht vor Scho¨nheit 110 Schro¨ter, C o r o n a Elisabeth Wilhelmine (1751–1802), Sa¨ngerin, Schauspielerin und Komponistin, 1765 Konzertsa¨ngerin in Leipzig, seit 1776 Kammersa¨ngerin und Schauspielerin in Weimar, seit 1801 in Ilmenau 182; 438 Schro¨ter, Johann Samuel (1735–1808), Theologe, Pala¨ontologe und Mineraloge, 1756 Schulrektor in Dornburg/Saale, 1763 Pastor in Thangelstedt, 1772 Stiftsprediger und 1773 erster Diakon der Stadtkirche in Weimar, 1785 Superintendent und Oberpfarrer in Buttsta¨dt 473 Ueber den innern Bau der See- und einiger ausla¨ndischen Erd- und Flußschnecken 473
Personen und Werke
Schubart, C h r i s t i a n Friedrich Daniel (1739–1791), Schriftsteller, Komponist, von 1774 bis 1777 in Augsburg und Ulm, Herausgeber der „Deutschen Chronik“, von 1777 bis 1787 Festungshaft im wu¨rttembergischen Staatsgefa¨ngnis auf dem Hohenasperg, seit 1787 Hoftheaterdirektor in Stuttgart EB 19; 125, EB 255; 311–314 Christian Friedrich Daniel Schubart’s Gedichte. Herausgegeben von seinem Sohne Ludwig Schubart 313 Schubart’s Leben und Gesinnungen 314 Sa¨mmtliche Gedichte 125; 312 f. –, Helena, geb. Bu¨hler (1744–1819), seit 1764 dessen Frau 312 f. –, L u d w i g Albrecht (1765–1811), Jurist, Diplomat, Schriftsteller und Publizist, seit 1787 in preußischen Diensten in Berlin, von 1789 bis 1793 Legationssekreta¨r der preußischen Gesandtschaft beim Fra¨nkischen Kreis in Nu¨rnberg, deren Sohn 196; 125, EB 255; 311, 312, 313 f. –, Juliane (Julie, Julchen) (1767–1801), Sa¨ngerin und Schauspielerin am Stuttgarter Hoftheater, deren Tochter 313 Schu¨tz, Christian Gottfried (1747– 1832), Philologe, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, 1804 Professor der Beredsamkeit und Literaturgeschichte in Halle, seit 1785 Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 350 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm (1786:) Graf von der (1742– 1815), preußischer Offizier, Politiker und Minister 592 Schultheß, Anna Barbara ( B a¨ b e ), geb. Wolf (1745–1818), seit 1763 verhei-
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ratet mit dem Fabrikanten David Schultheß in Zu¨rich, seit 1778 verwitwet, Bekannte Lavaters, seit 1775 mit Goethe befreundet EB 22, EB 49, EB 70, EB 84; 129, 139, 174, EB 256, EB 263 f., EB 269, EB 273; 320, 345, 416, 446 –, deren To¨chter 320 Schulz, Johann Heinrich (1739–1823), Theologe, Philosoph und Mathematiker in Ko¨nigsberg, Hofprediger an der Schlosskirche, seit 1787 Professor der Mathematik Der entlarvte Moses Mendelssohn oder vo¨llige Aufkla¨rung des ra¨thselhaften Todverdrusses des M. Mendelssohn u¨ber die Bekanntmachung des Leßingschen Atheismus von Jacobi 408 Schwabe, Traugott Leberecht (1737– 1812), Jurist, sachsen-weimarischer Beamter, Hofadvokat und Stadtschreiber, von 1773 bis 1783 Bu¨rgermeister von Weimar, 1783 Assessor im Regierungskollegium, 1785 Regierungsrat 24; 71 Schwabha¨user, Johann Friedrich (1740–1799), sachsen-weimarischer Beamter, 1764 außerordentlicher Hofadvokat, 1765 Kanzleisekreta¨r, 1768 Kammerkonsulent, 1785 Amtmann in Allstedt, ab 1793 in Kapellendorf 59, 284 f.; 152, 599 f. Schweigger, Johann Salomo Christoph (1779–1857), Physiker und Chemiker, 1802 Gymnasialprofessor in Bayreuth, 1810 Lehrer am polytechnischen Institut in Nu¨rnberg, 1817 Professor der Physik und Chemie in Erlangen, 1819 in Halle, Herausgeber des „Journals fu¨r Chemie und Physik“ 260 Seckendorff, F r a n z Paul Christoph Albrecht Freiherr von (1750–1823), von 1773 bis 1785 Hof- und Regie-
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Register
rungsbeamter in Weimar, 1781 Kammerherr, seit 1785 Reichshofrat in Wien, von 1800 bis 1806 Pra¨sident des Reichskammergerichts in Wetzlar 29, 92; 84, 235 Seckendorff-Aberdar, Carl Friedrich Sigismund Freiherr von (1744–1785), Offizier, 1775 Kammerherr in Weimar, seit 1785 als preußischer Diplomat in Regensburg, Komponist, Lyriker, sbersetzer 22, 50, 158; 12, 65 f., 84, 86, 136, 235, 383 Zur Feyer des dreyfachen Geburtsfestes. Prolog, vom Freyherrn von Seckendorff, gesprochen im Namen der Bellomoischen Gesellschaft, von Weimar 158; 383 Seebach, August Alexander Christoph von (1735–1811), Herr auf Stedten, kurhannoverscher Obrist 609 Seeger, Johann Georg (um 1748– 1802), Kanzlist in der herzoglichen Kriegskommission in Weimar, Rechnungsfu¨hrer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergbaus 147, 231, 243; 362, 566, 585 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755– 1820), Hauslehrer Cornelia Goethes in Frankfurt a. M., Sekreta¨r Johann Caspar Goethes, von 1775 bis 1785 Sekreta¨r Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator und seit 1789 Rentkommissar an der herzoglichen Kammer in Weimar 356, 361, 371, 372; 79, 220 f., 224, 231–235; 115, 197 f., 336, 381, 473, 490, 518, 535 f., 537 f., 545– 547, 557, 560, 563, 565–574, 577–579, 582 f., 585 f., 588 Seidler, August Gottfried Ludwig (1759–1825), seit 1784 akademischer Stallmeister in Jena, Vater der Malerin Luise Seidler 119?
Seidler, Amalie siehe Reichard, Amalie –, Marie Elisabeth, geb. Pyrner (1729– 1799), seit 1749 verheiratet mit Johann Wilhelm Seidler, deren Mutter 97 Seidler, Heinrich Friedrich, Sa¨nger in Weimar 343 Semler, Johann Salomo (1725–1791), Theologe und Kirchenhistoriker, seit 1753 Professor in Halle 5; 14 Abhandlung von freier Untersuchung des Canon 14 D. Johann Salomo Semlers Nachlese zur Bonnetischen Insektologie 5; 14 Versuch eines Diariums u¨ber Oekonomie mancher Insecten im Winter 14 Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte des neuen Testaments 14 Vorbereitung zur theologischen Hermeneutik 14 Shakespeare, William (1564–1616) 192; 5, 181, 289 Hamlet 71, 88, 148; 180 f., 184, 221, 364, 384 Macbeth 145; 358 Simmingsko¨ld, Johan (1748–1796), schwedischer Historiker und Bibliothekar 84?; 210 Soemmerring, Samuel Thomas (1808: von) (1755–1830), Mediziner, Anatom, Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, seit 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in Mu¨nchen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 6, 39, 331, 349, EB 5; 6 f., 15, 24 f., 39 f., 45, 201, 214 f., 224, EB 250 f.; 16, 17, 18–21, 31, 50–55, 71–74, 108 f., 122, 148 f., 484 f., 517 f., 546 Etwas Vernu¨nftiges vom Orang Utang 73 f.
Personen und Werke
sber die ko¨rperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europa¨er 24; 72 Sokrates (469–399 v. Chr.) 124; 308 Sophokles (496–406 v. Chr.), griechischer Trago¨diendichter 229 Elektra 229; 561 Soulavie, Jean Louis Giraud (1752– 1813), kirchlicher Wu¨rdentra¨ger, Naturwissenschaftler, Vo¨lkerkundler Histoire naturelle de la France me´ridionale 23, 35, 51?; 68, 99, 140 Spalding, Johann Joachim (1714– 1804), protestantischer Theologe und Philosoph, 1764 Propst und Konsistorialrat in Berlin 528 Spinoza, Baruch (Benedictus) de (1632–1677), niederla¨ndischer Philosoph 9, 64 f., 106, 124, 168, 193; 5, 27–30, 60, 66, 168–170, 231, 251 f., 275, 289, 299, 309, 387, 398, 405,407 f., 450, 460– 462, 465 Opera posthuma, Quorum series post Praefationem exhibetur 28 Ethica ordine geometrico demonstrata, et in quinque partes distincta 9, 106, 168; 28, 169 f., 275, 406 f., 466 Tractatus Theologico-Politicus 193; 465 Sprengel, Matthias Christian (1745– 1803), Historiker, Geograph und Bibliothekar, 1778 Professor der Philosophie in Go¨ttingen, 1779 Professor der Geschichte und Universita¨tsbibliothekar in Halle 421 Das Allgemeine historische Taschenbuch oder Jahrbuch der merkwu¨rdigsten neuen Weltbegebenheiten (1786: Geschichte der wichtigsten Staats- und Handelsvera¨nderungen von Ostindien) (Herausgeber) 176; 420 f.
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Sprickmann, Anton Matthias (1749– 1833), Jurist, Historiker und Schriftsteller, 1774 Regierungsrat in Mu¨nster, 1778 Professor der Reichsgeschichte und des Staatsrechts in Mu¨nster, Mitglied des Kreises von Mu¨nster der Fu¨rstin von Gallitzin, 1791 Hofrat und Kommissar der Lehnskammer, 1814 Professor der Rechte in Breslau und von 1817 bis 1829 in Berlin 66, 97–99, 105, 120; 170, 246, 253 Staff, August Wilhelm Ferdinand von (1732–1788), 1745 Page am Weimarer Hof, 1756 herzoglicher Hofund Jagdjunker, 1758 Kammerjunker, 1765 Oberforstmeister und 1775 Kammerherr in Ilmenau 63; 166 f. Staff, Johann Wilhelm Ernst von (gest. 1776), herzoglicher Oberja¨germeister am Weimarer Hof 286 –, (Christiane) A l b e r t i n e Auguste von (um 1755–1836), 1778 Hofdame am markgra¨flichen Hof in Karlsruhe und seit 1809 in Weimar, dessen Tochter 111; 286 Staff, Wilhelmine von 71; 180 Stark, Johann Christian (1753–1811), Mediziner, Gyna¨kologe, 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des a¨lteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsenweimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amts- und Stadtphysikus in Jena 198, 219; 477, 530, 532 Steffani, Georg Christian (um 1749– 1807), Bauverwalter, seit 1786 Bauschreiber in der Abteilung Herrschaftliches Bauwesen bei der herzoglichen Kammer in Weimar, 1799 Bauinspektor, 1804 Kammerverwalter 220; 534
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Register
Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia in Weimar, seit 1764 verheiratet mit Gottlob Ernst J o s i a s Friedrich von Stein, seit 1775 Freundin Goethes 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 35, 37, 40, 41, 42, 43, 45, 46, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 78, 79, 80, 81, 82, 84, 86, 87, 88, 89, 92, 93, 94, 96, 100, 101, 102, 103, 104, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 119, 120, 121, 122, 124, 125, 126, 128, 130, 132, 136, 137, 142, 143, 145, 149, 150, 152, 153, 154, 156, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 169, 170, 172, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 181, 182, 183, 185, 186, 187, 188, 190, 191, 193, 194, 195, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 213, 214, 215, 216, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 251, 252, 253, 255, 256, 257, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 267, 268, 270, 272, 273, 274, 275, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284, 285, 287, 288, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 299, 300, 302, 303, 304, 306, 307, 308, 310, 311, 312, 315, 316, 317, 320, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 332, 333, 335, 336, 337, 339, 342, 343, 345, 346, 351, 352, 353, 363, 364, 365, 366, 367, 369, 376; 3, 5–8, 10–15, 17, 22 f., 25–31, 33–35, 37–46, 48–50, 52 f., 60–64, 66–68, 70–74, 77 f., 81, 84–114, 117–121, 123–125, 130–
135, 139–142, 145–151, 157–160, 163 f., 166, 168–170, 174–176, 178–185, 187–192, 195–205, 207– 213, 216–219, 221 f., 225–230, 243 f., EB 249, EB 254 f., EB 259– 261; 3, 4–6, 7–9, 11–13, 15 f., 21 f., 26, 28, 34–49, 52, 57–59, 65–69, 74, 76–82, 84–90, 92, 94– 99, 102–106, 109–112, 114, 116– 118, 120, 122–125, 133–135, 137, 143–146, 153, 156–164, 166–169, 172–176, 178 f., 182–186, 191– 196, 202 f., 207, 210, 215–217, 219, 221–224, 226, 229, 231, 233–248, 250 f., 254–258, 260– 265, 269–272, 274, 276–288, 290 f., 293–298, 300–303, 305 f., 310 f., 317 f., 321–325, 327–330, 333–335, 337–340, 345–349, 351, 355–360, 362–375, 380 f., 385, 388–390, 394–398, 400, 405–407, 409–412, 416–423, 425–435, 438–443, 445–447, 449–453, 457–459, 466, 469, 473, 475–487, 490–492, 494 f., 499–501, 504, 506–510, 513–515, 522 f., 525– 530, 537 f., 541 f., 544, 546–564, 568, 582–587 –, Gottlob Ernst J o s i a s Friedrich von (1735–1793), auf Kochberg, 1760 sachsen-weimarischer Stallmeister und 1775 Oberstallmeister in Weimar, seit 1764 deren Mann 7, 34, 38, 63, 87 f., 93, 99, 148, 150, 158, 163, 175, 178, 198–200, 202, 204, 218 f., 225, 227–230; 4, 6, 46, 76, 79, 110, 166 f., 221, 238, 250, 265, 358, 365, 371, 395 f., 405, 419, 426, 502, 508, 529, 537 –, Gottlob C a r l Wilhelm Friedrich von (1765–1837), 1787 Kammerjunker am herzoglichen Hof von Mecklenburg-Schwerin, spa¨ter Kammerherr, seit 1796 Gutsherr auf Kochberg, deren Sohn EB 33; 60,
Personen und Werke
163, 209 f., EB 259; 79 f., 202, 502, 508, 529 –, Gottlob E r n s t von (1767–1787), Page am Weimarer Hof, deren Sohn 112, 147 f., 198–200, 202, 209, 212, 219, 225, 228–230; 80, 288, 358, 362, 365, 394 f., 405, 476 f., 487, 502, 507, 513, 530, 555, 558 –, Gottlob Friedrich ( F r i t z ) Constantin von (1772–1844), 1783 bis 1786 Goethes Zo¨gling, seit 1791 Student in Jena, 1794 bis 1797 sachsen-weimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volonta¨r der preußischen Doma¨nenkammer in Breslau, 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Doma¨nenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsrepra¨sentant, Gutsbesitzer in Schlesien 44, 127, 144, 362, 370, EB 16; 3, 7, 10 f., 13 f., 17, 26–28, 42 f., 45 f., 49, 62 f., 66 f., 72 f., 86–89, 91–98, 101–103, 112, 114, 123, 132, 140, 147, 158, 163, 181, 185, 189, 191 f., 198–202, 204, 209, 212, 216 f., 224 f., 228–231, EB 254; 6, 44, 46 f., 58, 78, 79–81, 98, 117, 123 f., 153, 162–164, 167, 170, 173, 183–186, 203, 217 f., 220–222, 224 f., 231 f., 234, 237, 239, 242, 244–247, 249, 251, 255, 257–259, 261–263, 291, 318, 346, 362 f., 396, 434, 446, 457 f., 479, 491, 507, 513, 523, 525, 532, 547–549, 558, 564 f., 567 An Lottchen Fra¨ulein von Lengefeld 81 ÆRa¨tselæ Ich bleibe immer schon Æ:::æ 14; 47 ÆFabelæ 27 f.; 78, 81 Stein, Georg Wilhelm (1737–1803), Arzt, seit 1763 Professor fu¨r Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe am
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Collegium Carolinum in Kassel, 1766 Hofmedikus, seit 1791 Professor in Marburg 216; 505, 523 Steinhar(d)t, Fri(e)derike, geb. Osiander (gest. 1819), Sa¨ngerin an der Fu¨rstlichen Hofkapelle in Weimar, 1794 verwitwet, zuletzt in Jena 137; 343 Stephanie, Johann Gottlieb (Gottlob) d. J. (1741–1800), Dichter, Schauspieler, Dramaturg und Regisseur in Wien Die Entfu¨hrung aus dem Serail (Bearbeitung) 136; 342 Stieler, Maria Carolina (geb. um 1752) 8, EB 252; 23–25, 130 f. –, Johann, Seidenha¨ndler in Hannover, deren Vater 24, 130 –, Gertrude, geb. Rempa, deren Mutter 24 –, Friedrich, deren Bruder 24 Stolberg-Stolberg, Friedrich ( F r i t z ) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und sbersetzer, 1772 Mitglied des Go¨ttinger Hains, seit 1777 fu¨rstbischo¨flich-oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 da¨nischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerpra¨sident in Eutin 8; 5, 26 Timoleon. Ein Trauerspiel mit Cho¨ren 8; 26 Stosch, H e l e n e Friederike von (1788–1808), seit 1804 erste Ehefrau von Gottlob Friedrich ( F r i t z ) Constantin von Stein 80, 232 –, deren Kinder 80 Strada, Famianus (1572–1649), italienischer Historiker und Jesuit 325 De bello Belgico. Decas prima 130 f.; 324–326 De bello Belgico. Decas Secunda 130; 324–326
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Register
Streiber, Johann Lorenz (1723–1796), Bankier und Kaufmann in Eisenach, 1767 sachsen-weimarischer Kommerzienrat, 1782 Kammerrat, von 1767 bis 1782 Bu¨rgermeister EB 10, EB 13, EB 27, EB 29, EB 36, EB 50, EB 68, EB 75, EB 83; 72, EB 252 f., EB 257 f., EB 260, EB 264, EB 268–270, EB 272; 184, 217, 247, 259 –, August (1766–1818), Kaufmann in Eisenach, 1807 sachsen-weimarischer Legationsrat, dessen Sohn 72; 184 Stubenrauch, Samuel Ernst Timotheus (1738–1807), evangelischer Theologe und Prediger, seit 1767 Professor der Kirchengeschichte und Altertu¨mer am reformierten Gymnasium in Halle, seit 1788 Prediger in Dossen in der Neumark, seit 1795 Inspektor und Prediger der reformierten Gemeinde in Landsberg an der Warte 408 Studnitz, Hans Adam von (1711– 1788), sachsen-gothaischer Hofbeamter, 1755 Geheimer Legationsrat, 1757 Oberhofmarschall, Amtshauptmann in Tenneberg und Reinhardsbrunn 226; 552 Sutor, C h r i s t o p h Erhard (1754– 1838), von 1776 bis 1795 Goethes Diener und Schreiber, Inhaber einer Leihbibliothek in Weimar 197, 231; 474, 565 f. Swedenborg, Emanuel (1688–1772), schwedischer Mystiker und Theosoph, Chemiker und Physiker, Akademiemitglied, von 1716 bis 1747 Assessor im Bergwerkskollegium zu Stockholm, lebte danach in Holland und England 101; 259 f. Arcana coelestia, quae in Scriptura Sacra seu verbo Domini sunt, detecta, quae in Genesi, una cum mirabi-
libus quae visa sunt in mundo spirituum et in coelo Angelorum 259 f. Auserlesene Schriften. Erster Theil. Vom Himmel und von den wunderbaren Dingen desselben 260 Tasso, Torquato (1544–1595), Hofdichter unter Herzog Alfonso II. d’Este in Ferrara La Gerusalemme liberata 406 Taube, Christian August Ludwig von, Graf aus Mecklenburg, Student in Go¨ttingen 216, 243; 453, 488, 519, 522, 584 Taubenheim, aus Schleusingen EB 73; EB 270 Thelott, Ernst Carl Gottlieb (1760– 1834), Maler und Kupferstecher in Du¨sseldorf, seit 1803 Professor an der Akademie ÆKupferstichæ ÆPortra¨t Friedrich Heinrich Jacobisæ 449 Tillier, Johann Anton von (geb. 1759), Offizier in holla¨ndischen Diensten 198?; 453, 479 Tilling, Johann Christian (gest. 1774), Mediziner, Professor in Leipzig D. Johann Christian Tillings Nachricht vom Carlsbade 41?; 112 Timoleon (um 410–nach 337 v. Chr.), korinthischer Staatsmann und Heerfu¨hrer 26 Timophanes (4. Jh. v. Chr.), um 365 Tyrann von Korinth, Bruder des Timoleon 26 Tischbein, Johann Heinrich W i l h e l m (1751–1829), Maler, Radierer, zuna¨chst in Berlin, von 1780 bis 1799 vorwiegend in Italien, 1789 Direktor der Kunstakademie in Neapel, von 1799 bis 1801 in Kassel, Go¨ttingen und Hannover, dann in Hamburg, seit 1808 in Eutin 12; 42, 232, 290
Personen und Werke
ÆGema¨ldeæ Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von tsterreich vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil 113 f., 117 f.; 42, 232, 290 Titius, Carl Heinrich (1744–1813), Mediziner in Dresden, 1768 Professor am medizinisch-chirurgischen Kollegium, 1776 Inspektor des Naturalienkabinetts 222; 543 Tobler, Georg Christoph (1757–1812), Schweizer Theologe, 1782 Katechet in Fluntern, seit 1784 Prediger in Offenbach, sbersetzer Sophokles. Verdeutscht von G. C. Tobler 561 Tott, Franc¸ois de (1733–1793), ungarischer Abstammung, seit 1753 Ingenieuroffizier in franzo¨sischen Diensten, von 1757 bis 1763 franzo¨sischer Gesandter in Konstantinopel, 1767 franzo¨sischer Agent beim Khan der Krim (Krimgirai), 1769 Befehlshaber der Artillerie in Konstantinopel, 1776 Ru¨ckkehr nach Frankreich, 1778 Feldmarschall, seit 1790 in Ungarn Me´moires du Baron de Tott. Sur les turcs et les tartares 33; 93 Trample, S., Badearzt aus Maienberg 189 Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h von (1740–1819), Mineraloge, Montanist, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Eintritt in hanno¨versche Dienste als Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Gretleben an der Unstrut lebend, 1801 Oberberghauptmann in Freiberg in Sachsen EB 55; EB 265
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Tro¨ltsch, Walfried Daniel (1790: von) (1741–1811), Oberpfarrer und Superintendent in No¨rdlingen, Schwager von Christoph Martin Wieland 404 Unbekannt Bediente 98; 179 Bote(n) (Postillon) 62, 64, 72, 87, 90, 94, 97, 102 f., 118, 180; 4, 134, 248, 250, 265, 283, 294 Bote von Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 88, 90; 226 f. Buchbinder 114 Botenfrau 101 Diener von Ernst C a r l Constantin von Schardt 98 Eccard 120; 298 Friedrich (Garderobier) 123; 307 Fuhrmann 6; 19 Gardeoffiziere der Ko¨niglich-Polnischen Galizischen Ehrengarde 186 Husar (Bote) 110, 221; 285, 539 irische Gra¨fin 24 Jude 412 Kapuziner Mo¨nche auf dem St. Gotthard oder in Mailand EB 9; 8, 48, EB 252; 23–25, 130 f. Kutscher von C h a r l o t t e von Stein 14 polnischer Jude 227; 555 Schmied (in Weimar) 100 Spediteur 93; 236 Unbekannte Adressaten von Briefen Goethes EB 12, EB 17, EB 18, EB 26, EB 79; EB 253–255, EB 257, EB 271 Valenti, Agostino Guiseppe (August Joseph Anton de) (geb. 1768), Lektor und Lehrer fu¨r Italienisch an der Universita¨t Jena 198; 477 Vicq d’Azyr, Fe´lix (1748–1794), franzo¨sischer Arzt, Anatom 190, 197; 456, 475
674
Register
Traite´ d’anatomie et de physiologie, avec des planches colorie´es, representant au naturel les divers organes de l’homme et des animaux 190; 456 f., 475 Vosmaer, Arnout (Arnold) (1720– 1795), niederla¨ndischer Naturwissenschaftler, Leiter des Naturalienkabinetts in Den Haag 50 Vogel, Christian Georg Carl (1760– 1819), von 1782 bis 1789 sowie auch spa¨ter Schreiber und Sekreta¨r Goethes, 1789 Geheimer Kanzlist, 1794 Geheimer Botenmeister, 1802 Geheimer Kanzleisekreta¨r in Weimar, 1815 Kanzleirat, Geheimer Sekreta¨r und Schatullenverwalter des (Groß-)Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 211, 232–234, 244; 335, 513, 552, 557, 560, 567–569, 571, 574, 577, 587 Voigt, Christian Gottlob d. u. (1807: von) (1743–1819), seit 1766 als Verwaltungsbeamter im Dienste des Herzogtums von Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1777 bis 1791 Mitglied der herzoglichen Regierung und von 1788 bis 1814 der Kammer in Weimar, 1802 Kammer-, 1807 Oberkammerpra¨sident, von 1791 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1815 Staatsminister und Pra¨sident des Staatsministeriums, seit 1783 Goethes Mitarbeiter in der herzoglichen Bergwerkskommission fu¨r Ilmenau 62, 66 f., 86–88, 203, 212, 221, 231; 70, 153, 158, 162, 164, 167, 170–172, 183, 203, 217–219, 224, 349, 478, 483, 486, 488 f., 537, 566, 568, 582 f. –, Johanna Victoria (1807: von), geb. Hufeland, verw. Michaelis (1740/ 41–1815), Tochter des Arztes Johann Christoph Hufeland, in erster
Ehe verheiratet mit dem Rentsekreta¨r Gottlob Erhard Michaelis in Dornburg, 1765 verwitwet, seit 1770 dessen erste Frau 87; 183, 218 –, Christian Gottlob d. J. (1807: von) (1774–1813), 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1798 Regierungsrat, 1801 auch Geheimer Archivar, 1806 Geheimer Regierungsrat, deren Sohn 183 –, Johann Carl Wilhelm (1752–1821), Geologe und Mineraloge, 1783 Bergsekreta¨r in der herzoglichen Bergwerkskommission fu¨r Ilmenau, 1789 Bergrat, Mitaufseher u¨ber den Bergbau, auch Bu¨rgermeister, dessen Bruder 48, 50, 62 f., 66 f., 86, 142, 232; 132 f., 136 f., 153, 162– 165, 167, 170 f., 201, 203, 217, 353–355, 568 Drey Briefe u¨ber die Gebirgs-Lehre fu¨r Anfa¨nger und Unkundige 48, 80; 129, 132 f., 201 Vulpius, Christian A u g u s t (1762– 1827), Jurist, Schriftsteller, Dramaturg und Bibliothekar, von 1786 bis 1788 Privatsekreta¨r in Nu¨rnberg, dann Privatgelehrter u. a. in Erlangen und Leipzig, seit 1790 in Weimar, 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekreta¨r, 1805 Bibliothekar, 1814 erster Bibliothekar, Bruder von C h r i s t i a n e Vulpius, der spa¨teren Frau Goethes 158; 384 An Herrn C. F. K. Kunst, als Klavigo 158; 384 An Madame Ackermann als Ophelia 158; 384 –, Johanna Christiana ( C h r i s t i a n e ) Sophia (1765–1816), dessen Schwester, seit 1788 Lebensgefa¨hrtin Goethes, seit 19. Oktober 1806 mit Goethe verheiratet 5
Personen und Werke
Wachtel, Johann Gottfried (1724– 1805), sachsen-weimarischer Hofga¨rtner in Oßmannstedt und spa¨ter in Jena 197 Wagner, Heinrich Leopold (1747– 1779), Jurist, Schriftsteller und sbersetzer, 1770/71 mit Goethe Student der Rechte in Straßburg, 1774 Privatlehrer in Frankfurt a. M., seit 1776 Rechtsanwalt 126 Wagner, Johann Conrad (1737–1802), Kammerdiener von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1787 auch Ka¨mmerer, 1796 Schatullier 228; 557 Waitz, J o h a n n Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Zeichenschule 40, 183, 221; 109, 121, 439 f., 539 Æanatomische Zeichnungenæ 109, 121 ÆKamelscha¨delæ 518 ÆKasseler Elefantenscha¨delæ 19, 55, 107, 121, 148–151 ÆScha¨del eines Walrossjungtieresæ 121 Walch, Johann Ernst Immanuel (1725– 1778), Philosoph, Naturforscher, 1750 Professor der Philosophie in Jena, 1752 Direktor der lateinischen Gesellschaft, seit 1755 Professor fu¨r Logik und Metaphysik, seit 1759 fu¨r Beredsamkeit und Dichtkunst 288; 606 Waldeck, Christian August Prinz von (1744–1798), o¨sterreichischer General, zeitweise in russischen Diensten, zuletzt Oberbefehlshaber in Portugal 586 –, dessen Geliebte („Philine“) 244; 586 Waldner von Freundstein, Luise Adelaide ( L a i d e ) (1746–1830), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise von
675
Sachsen-Weimar und Eisenach 227, 229 f., 244; 166 f., 225, 238 f., 371, 398, 409, 429 f., 447, 554 f., 559 f., 562 f., 580, 586 Waldstein und Wartenberg, Ferdinand Ernst Joseph Gabriel Graf von (1762–1823), Offizier, Komponist und Musikfo¨rderer, Mitglied des Deutschen Ritterordens (1788 Ritterschlag), von 1788 bis 1793 als Staats- und Konferenzrat des Kurfu¨rsten Maximilian von Ko¨ln und Erzherzogs von tsterreich Franz Xaver in Bonn, dann in Wien, von 1795 bis 1805 Offizier in englischen Diensten, danach in Wien und auf seinen Gu¨tern lebend, Fo¨rderer Beethovens 120?; 300 f. Wall, Anton siehe Heyne, Christian Leberecht Wallenstein, bo¨hmischer Graf, 1785 in Weimar 120?; 300 Wallmoden-Gimborn, Johann L u d w i g (1783:) Graf von (1736–1811), General in braunschweig-lu¨neburgischen Diensten, seit 1798 Feldmarschall, Schwiegervater von Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein 206 Walthard, Beat Ludwig, (1738/39– 1802/03), Verleger in Bern 498 Weber, Gottlob (auch Gottlieb) Theodor (1737–1791), Hof- und Konsistorialrat, Amtmann in Jena 133; EB 3, EB 82; 23, 79, EB 250, EB 272; 67 f., 196, 198 Wedel, Otto Joachim M o r i t z von (1752–1794), Beamter am herzoglichen Hof in Weimar, 1763 Page, 1772 Hof- und Jagdjunker, 1775 Kammerjunker, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1789 auch Mitglied der Schlossbaukommission 99, 120; 238, 250, 299, 454 f.
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Register
–, Johanna M a r i a n n e Henriette von, geb. von Woellwarth-Essingen (1752–1815), seit 1775 Hofdame der Herzogin L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1804 Oberhofmeisterin, seit 1782 dessen Frau 166 f., 225, 371, 398, 409, 429 f., 447 Weigel, Christian Ehrenfried (1806: von) (1748–1831), Arzt, Chemiker, Botaniker und sbersetzer, 1772 Privatdozent fu¨r Botanik und Mineralogie in Greifswald, von 1775 bis 1805 Professor der Medizin, Chemie und Pharmazie, seit 1790 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Versuch einer Crystallographie oder Beschreibung der verschiedenen, unter dem Nahmen der Crystalle bekannten, Ko¨rpern des Mineralreichs eigenen, geometrischen Figuren (Rome´ de l’Isle bbersetzung) 202 Wende, Christian Benjamin, Diener in der herzoglichen Stallmeisterei in Weimar 40; 110 Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, Christian Ferdinand Georg von (1738–1800), 1774 herzoglicher Kammerjunker in Weimar, 1775 Kammerherr und bis 1780 auch Reisestallmeister, 1794 Oberkammerherr 211; 165, 253, 512 –, Amalie ( E m i l i e , Amelie, Anna Amalia) Christine Philippine von, geb. von Mu¨nchhausen (1757– 1844), seit 1775 dessen Frau, 1785 Reise nach Afrika mit Johann A u g u s t von Einsiedel, den sie nach ihrer Scheidung 1788 heiratete 63, 67, 99, 211; 165, 173, 253, 511 f., 529 Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen, Jacob Friedemann Graf von (1739–1806), kursa¨chsischer Diplo-
mat, Gutsbesitzer auf Neunheiligen bei Langensalza EB 44*; EB 262, EB 269 –, Johanna L o u i s e Gra¨fin von, geb. vom und zum Stein (1751/52– 1811), seit 1773 dessen Frau EB 71*; 73 f., EB 262, EB 269; 183, 185, 189 Wetken, Lorenz Heinrich (1737– 1787), Kammerrat der herzoglichen Kammer in Weimar 181; 435 f. Wiebeking, Georg Heinrich C a r l Christian F r i e d r i c h (1808: von) (1762–1842), Ingenieur, Architekt, Geograph, 1785 zu Landvermessungsarbeiten in Weimar, 1788 Wasserbaumeister in Du¨sseldorf, 1796 Steuerrat und Ober-Rheinbauinspektor in Darmstadt, 1802 Hofrat und Referent fu¨r das Bauwesen in Wien, von 1805 bis 1817 Chef der Generaldirektion des Wasser-, Bru¨cken- und Straßenbauwesens in Mu¨nchen 41, 277 f., 285–288; 113 f., 592–594, 600–605 Wiebeking, Johann Karl, Kondukteur und Feldmesser, mit Georg Heinrich Carl Christian F r i e d r i c h (von) Wiebeking verwandt 41; 113, 594 Wiedeburg, Johann Ernst Basilius (1733–1789), Physiker, Astronom, Mathematiker, 1756 Universita¨tsbibliothekar in Erlangen, seit 1757 Professor der Philosophie, seit 1760 der Philosophie und Mathematik in Jena 189, 198 f., 294; 454, 476, 478, 515, 597, 620 Beschreibung eines verbesserten Sonnen-Microscops 454 Wieland, Christoph Martin (1733– 1813), Schriftsteller und sbersetzer, von 1769 bis 1772 Professor der Philosophie in Erfurt, von 1772 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl
Personen und Werke
August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Begru¨nder und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ 94, 99 f., 127, 137, 159 f., 177, 182 f., 193, 202, 204, 209 f., EB 250, EB 263; 12, 139, 157, 187, 195, 242, 253 f., 304, 319, 343, 387, 389, 437 f., 441, 464, 487, 492, 497, 506 f., 510 f., 532, 556 Alceste 160; 343, 389 f. Aurora 343 Die Wahl des Herkules 343 Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Englischen u¨bersetzt von Herrn Wieland 180, 221 sber einige a¨ltere deutsche Singspiele die den Nahmen Alceste fu¨hren 343 Versuch u¨ber das deutsche Singspiel und einige dahin einschlagende Gegensta¨nde 343 f. –, Anna Dorothea, geb. von Hillenbrand (1746–1801), Tochter des Augsburger Ratsherrn und Kaufmanns Johann David (von) Hillenbrand, seit 1765 dessen Frau 210; 511 –, Augusta Friderica Wilhelmina (1786–1787), deren Tochter 210; 511 Winckelmann, Johann Joachim (1717– 1768), Archa¨ologe und Kunsthistoriker, 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bu¨nau in No¨thnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Pra¨sidenten (Aufseher) der Altertu¨mer in Rom ernannt, 1768 ermordet 314 Winckelmann, Johanna Maria Catharina, geb. Jacobi (geb. 1745), seit 1763 verheiratet mit Ernst Christian Winckelmann, Halbschwester Friedrich Heinrich Jacobis 34
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Wittenberg, Albrecht (1728–1807), Jurist, Publizist, Kritiker und sbersetzer in Hamburg Von der Verwaltung des Finanzwesens in Frankreich. Von Herrn Necker (bbersetzung) 224 Witzleben, Friedrich Hartmann von (1722–1788), auf Martinroda und Elgersburg, seit 1756 in sachsenweimarischen Diensten, Oberschenk, 1758 Wirklicher Geheimer Rat und Oberstallmeister, seit 1775 Oberhofmarschall 167 Wizenmann, Thomas (1759–1787), protestantischer Theologe, Religionsphilosoph, 1780 Vikar in Essingen, 1783 Hauslehrer in Barmen, 1786/87 Gast von Friedrich Heinrich Jacobi in Pempelfort 230 Wolf, Christian Wilhelm F r i e d r i c h A u g u s t (1759–1824), Altphilologe, 1783 Professor der Philologie und Pa¨dagogik und von 1784 bis 1806 der Beredsamkeit in Halle, seit 1807 Ministerialdirektor in Berlin, 1810 Professor der klassischen Philologie an der Universita¨t in Berlin 260, 453 Wu¨rttemberg, Carl Eugen von (1728– 1793), seit 1737 unter Vormundschaft, regierte seit 1844, Herzog 313 Ziegesar, August Friedrich Carl Freiherr von (1746–1813), von 1766 bis 1808 Beamter am herzoglichen Hof in Gotha, 1785 Vizekanzler, 1790 Kanzler der Regierung und Geheimer Rat, 1795 auch Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, 1809 herzoglicher Generallandschaftsdirektor in Weimar 210, 218 f.; 509, 525 Zimmermann, Johann Georg (1786:) von (1728–1795), seit 1754 Stadt-
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Register
physikus in Brugg (Schweiz), 1768 ko¨niglicher Leibarzt in Hannover, Schriftsteller 138, 532 Betrachtungen u¨ber die Einsamkeit 138 Ueber die Einsamkeit 50; 137– 139 Von der Einsamkeit 138
Zinzendorf und Pottendorf, Friedrich August Graf von (1733–1804), kursa¨chsischer Offizier, Diplomat, Staatsbeamter, 1768 Gesandter in Stockholm, 1777 in Berlin, 1799 Kabinettsminister, Staatssekreta¨r, General der Infanterie 90; 228, 243 f.
Werke Goethes ÆAnku¨ndigung zur Gesamtausgabe der Werkeæ (mit Friedrich Justin Bertuch) 204 f.; 493–495 Beschreibung des Zwischenknochens mehrerer Tiere bezu¨glich auf die beliebte Einteilung und Terminologie 150 f. Campagne in Frankreich 1792 473 Claudine von Villa Bella 138, 155 f., 206 f.; 345, 378 f., 498, 577 f. Clavigo 23, 206 f.; 42, 69, 384, 499, 575 Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben 150 Der Groß-Cophta 379, 447 Der Lo¨wenstuhl (Fragment) 413 Der Triumph der Empfindsamkeit 202 f., 206 f., 237; 486, 490, 511, 576, 579 Proserpina (Monodrama) 237 f.; 576 Der Verfasser teilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit 143, 391 f. Dichtung und Wahrheit 407 Die Fischerin 206 f.; 498 Die Geheimnisse 33, 36 f., 40, 42, 132; 92–95, 101 f., 109 f., 116, 331–333, 498, 541, 574 Die Geschwister 102, 206 f.; 261 Die Granitgebu¨rge 165 Die Leiden des jungen Werthers 74, 178, 204, 206 f., 209, 226 f., 230, 236 f., EB 258; 24, 427, 492, 499, 506, 511, 552 f.,564, 575, 579 Die Mitschuldigen 206 f., 237; 576, 579 Die Mystificirten (Fragment) 127, 379, 447
Die ungleichen Hausgenossen (Fragment) 102, 110, 123, 133, 138 f., 144, 148?, 152, 154, 157 f., 172, 179 f., 187, 194; 5, 261, 284, 305, 332–334, 344 f., 354 f., 364, 376 f., 381–383, 413, 426 f., 429, 431 f., 447 Die Vo¨gel 151, 206 f., 227, 229; 375, 382, 554, 559 f. Die Zauberflo¨te. Zweiter Teil (Fragment) 413 Egmont 151, 206 f.; 127, 325 f., 375, 382, 498, 577–579 Ein Wort u¨ber den Verfasser des Pilatus 524 Elpenor (Fragment) 206–208; 498, 502 f. Epigramme 209; 507 Epochen der Gesteinsbildung 165 Erwin und Elmire 138, 155 f., 206 f.; 126, 345, 378 f., 498, 578 Faust 403 Faust. Ein Fragment 207; 498, 554 Feradeddin und Kolaila (Fragment) 413 Form und Bildung des Granits 165 ÆGedichteæ 202, 207; 498, 500 Auf den Auen wandeln wir Æ:::æ 126; 315 f. Edel sey der Mensch Æ:::æ (Das Go¨ttliche) 91, 94, 99, 205; 27, 230 f., 239, 251 f., 299, 498 Nur wer die Sehnsucht kennt Æ:::æ 70 f.; 178 f., 290 Prometheus 91, 94, 99, 205; 27, 231, 238 f., 251 f., 299, 498 Woher sind wir gebohren Æ:::æ (nach Johann Valentin Andreae) 207; 500 f.
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Register
Zueignung 206, 234; 331 f., 498, 541, 574, 579 Geologisches Tagebuch der Reise nach dem Fichtelgebirge und nach Bo¨hmen Juni/Juli 1785 185 Geschichte meines botanischen Studiums 288 f. Go¨tz von Berlichingen mit der eisernen Hand 172, 206 f., 210, 236; 414, 499, 509–511, 575 Granit. Gebirgsbau und Epochen der Gesteinsbildung. Granit I. Granit II 165, 209 Granit und Generalia 15 Granit, verschiedene Sorten und andere Gesteine um Karlsbad 185 Infusions-Tiere 428, 470 Iphigenie auf Tauris 160, 202, 204, 206 f., 210, 227–230, 233 f.; 375, 382, 389 f., 487, 492, 499, 506, 511, 546, 554, 556, 560–562, 564, 568, 571 f., 574, 577, 583, 587 ÆProsa-Fassungæ 487 ÆItalia¨nische Reiseæ 127, 319, 499, 544, 554, 557, 559, 561 f. Lila
206 f.; 498
Neuero¨fnetes moralisch-politisches Puppenspiel 207; 498 Rameaus’s Neffe (bbersetzung) 497 ÆRezensionæ Princips de Philosophie Zoologique (Etienne Geoffroy de Saint-Hilaire) 518 Schema der hießigen Tha¨tigkeit, in Ku¨nsten, Wissenschaften und anderen Anstalten 239 Schema zu einem Aufsatze die Pflanzenkultur im Großherzogtum Weimar darzustellen 373
Scherz, List und Rache 46 f., 68 f., 89, 98, 102, 107–109, 119–122, 127, 129, 134, 136–139, 141–143, 150, 152–156, 167, 172–174, 188, 194 f., 244, EB 251, EB 266, EB 272; 5, 40, 127–129, 174, 176 f., 226, 249 f., 253, 260, 279– 281, 298, 301, 303–305, 318–320, 335 f., 340–346, 350 f., 353 f., 369, 374, 376–378, 380, 383, 403 f., 413–416, 449 f., 467–469, 498, 546, 588 Stella 203, 206 f.; 490, 511, 575, 577 ÆStudie nach Spinozaæ 28, 169 Tag- und Jahreshefte 177 Torquato Tasso 207; 498, 579 Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den u¨brigen Thieren gemein sey 6, 9, 15, 25; 14, 17– 21, 23, 31, 51–54, 63, 72 f., 107 f., 121, 151, 456, 518 Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erkla¨ren EB 261; 497, 514 Von den Kotyledonen 35?; 98, 434 Wilhelm Meisters Lehrjahre 286, 328, 425 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 63 f., 66, 70, 86, 89, 92, 94, 98, 103, 110–114, 117, 119, 131, 133, 144, 178 f., 180, 185, 198– 200; 5, 60, 164–166, 172, 178 f., 181, 184, 203, 217, 221, 226, 234, 245, 247, 254, 264, 284–286, 289–293, 295–297, 309, 320, 328, 332, 334, 355, 376, 379, 407, 422, 425–427, 429, 431 f., 443, 445, 477–479, 482, 586 f. Xenien (mit Schiller) 531
Werke Goethes
ÆZeichnungenæ ÆWalrosskiefer mit Zwischenkieferknochenæ (anatomisch) 107 ÆElefantenoberkieferæ (anatomisch) 149 ÆDer Turmfels von Neudeckæ 550, 551, 555 ÆKapelle an der Tepelbru¨cke in Karsbadæ 557 ÆKarlsbader Motiveæ 551, 563 ÆZum Zwischenkieferknochenæ (anatomisch) 107 Zerklu¨ftung des Granits 185 Zur Kenntnis der bo¨hmischen Gebirge 543 Zur Naturwissenschaft u¨berhaupt, besonders zur Morphologie 20, 73 Auszu¨ge aus alten und neueren Schriften 73 Zur Theorie der Gesteinslagerung 185 ÆWerkausgabenæ Des Herrn Go¨the sa¨mtliche Wercke. Erster–Dritter Theil. Biel (Heilmannische Buchhandlung) 1775/76 (unautorisiert) 205; 498 Bibliothek fu¨r den guten Geschmak. Bern (Beat Ludwig Walthard) 1775/ 76 (unautorisiert) 205; 498 D. Goethens Schriften. Erster–Dritter Theil. mit Kupfern. Berlin (Christian Friedrich Himburg) 1775/1776 (unautorisiert) 205; 195, 492, 497, 511, 575 J. W. Goethens Schriften. Erster– Dritter Band. Zweite Auflage mit
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Kupfern. Berlin (Christian Friedrich Himburg) 1777 (unautorisiert) 205; 195, 497 f., 575 J. W. Go¨thens Schriften. Erster– Vierter Band. Carlsruhe (Christian Gottlieb Schmieder) 1778–1780 (unautorisiert) 205; 498 J. W. Goethens [4.: Go¨thens] Schriften. Erster–Vierter Band. [1.–3.:] Zweite Auflage. Reuttlingen (Johann Georg Fleischhauer) 1778– 83 (unautorisiert) 205; 498 J. W. Goethens Schriften. Erster– Dritter Band. Dritte Auflage. Mit Kupfern. Vierter Band. Berlin (Christian Friedrich Himburg) 1779 (unautorisiert) 78, 81, 205, 238, 240; 195, 204 f., 497 f., 552, 575 f. Goethe’s Schriften. Erster–Achter Band. Leipzig (Georg Joachim Go¨schen) 1787–1790 205–207, 209, 213, 227–240, 242, 245; 5, 60, 230 f., 483, 486–489, 492–500, 502, 505–507, 510–513, 515, 535–537, 546, 549, 552–554, 556–558, 562–564, 567–579, 583, 587 f. Goethe’s neue Schriften. Erster Band. Mit einem Kupfer. Zweyter– Sechster Band. Siebenter Band. Mit Kupfern. Berlin (Johann Friedrich Unger) 1792–1800 286, 425 Goethe’s Werke. Erster–Dreyzehnter Band. Tu¨bingen (Cotta) 1806– 1810 502
Anonyma und Periodika Allgemeine Literatur-Zeitung 159; 386 f., 493 Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen u¨ber das Daseyn Gottes (Rezension) 386 Almanach des spectacles de Paris, ou Calendrier historique et chronologique des the´aˆtres pour l’anne´e 1786 158; 383 Avantcoureur oder woechentliches Verzeichnis der neuesten franzoesischen Bu¨cher, mit den Preisen und einer kurzen Anzeige des Inhaltes, nebst den interessantesten litterarischen Nachrichten aus Paris 178; 427 Beytra¨ge zur Oekonomie, Technologie, Polizey- und Cameralwissenschaft 598 Bibel 61, 94, 276 Altes Testament 30, 85, 229 Neues Testament 168, 169; 29, 61, 96, 101, 252, 276, 307, 465, 513, 524 f. Darmsta¨dtisches Frag- und AnzeigungsBlatt 152 Das Ma¨dchen im Eichthale (The maid of the oaks) 42 Der Teutsche Merkur 157, 387, 493 Deutsche Chronik 312 Ephemeriden der Litteratur und des Theaters Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings (Rezension) 408 ÆErkla¨rung der Ursachen, welche Seine Ko¨nigliche Majesta¨t von Preußen bewogen habenæ 227 Frankfurter gelehrte Anzeigen
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Go¨ttinger Taschen-Calender
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Hessische Beitra¨ge zur Gelehrsamkeit und Kunst 107 Hochfu¨rstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1786 394 Jenaische Zeitung 256, 367, Journal de Paris 197; 456 f., 475 Journal des Luxus und der Moden 493 Journal von und fu¨r Deutschland 496 Journal von Tiefurt 230 Ko¨niglich-privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen 408 Musen-Almanach fu¨r das Jahr 1797 (Schiller) 531 Neueingerichteter Schreib-Calender 146?; 360 Verzeichniß der fu¨rnehmsten Messen und Jahrma¨rckte 479 Nova Acta Physico-Medica. Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae. Naturae Curiosorum 17, 19 Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 387, 408 Theater-Kalender (Gotha) 158; 384 auf das Jahr 1786 157 f.; 382 f. Abhandlung u¨ber den Nutzen, den das alte Trauerspiel aus seinen Cho¨ren hatte 382 Gedanken u¨ber das Schauspiel und die Schauspieler 382 ÆGedichteæ 382
Anonyma und Periodika
Molie`re 382 Nachrichten von deutschen gesellschaftlichen Bu¨hnen 382 Summa der theatralischen Schriften dreyer Leipziger Messen 382 ÆTheateranekdotenæ 382 Ueber die Scha¨ferspiele 382 Verzeichniß einiger inn- und ausla¨ndischen Schauspieler-Gesellschaften 382
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Verzeichniß einiger Mitglieder der deutschen Bu¨hne 382 Unterhaltungen (Hamburg) 156; 380 Versuch einer Vereinigung der Poesie und Musik. Aus dem Franzo¨sischen (Chastellux-bbersetzung) 156; 380
Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsgrundsa¨tze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abku¨rzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abku¨rzungen und Siglen im Kommentar . . . . . . . . . . Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abku¨rzungen fu¨r Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abku¨rzungen in Goethes Briefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abku¨rzungen in den Mitteilungen zur Xberlieferung . . . . . . . . . . . Mu¨nze und Geldrechnung in Goethes Briefen 1785–3. September 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V IX XI XVII XIX XX XXII XXV XLII XLII XLIII
Briefe Anfang 1785 – 3. September 1786 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Anhang Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar . . Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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