Briefe: BAND 7 18. September 1786 – 10. Juni 1788 9783050060309, 9783050050713

Band 7 enthält sämtliche 156 überlieferten Briefe Goethes aus der Zeit seiner ersten italienischen Reise, ergänzt durch

183 68 58MB

German Pages 1089 [1096] Year 2012

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Table of contents :
Verzeichnis der Briefe
Schriftarten, Siglen und Zeichen
TEXTE
1. An Charlotte von Stein, 18. September 1786 – 97. An Georg Joachim Gbschen, 15. August 1787
98. An Charlotte von Stein, (wahrscheinlich zwischen 29. Juli und 18. August 1787) – 156. An Johann Gottfried Herder, (zwischen 4. und 10. Juni 1788)
Erschlossene Briefe
EB 1. An Carl Ludwig von Knebel, (14.? Oktober 1786) – EB 98. An Charlotte von Stein, (zwischen 16. und 22. September 1787)
EB 99. An Johann Gottfried Herder, (zwischen 16. und 22. September 1787) – EB 193. An Johann Martin Gruber, (9.? Juni 1788)
ANHANG
Front matter 2
Zu diesem Band
Danksagung
EditionsgrundsKtze
Hinweise zur Benutzung
Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur
Abkürzungen in Goethes Briefen und Postsendelisten
Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung
Münze und Geldrechnung in Goethes Briefen 18. September 1786–10. Juni 1788
KOMMENTAR
1. An Charlotte von Stein (Verona), 18. September 1786 ! (Weimar) – 79. An Philipp Seidel (Rom, wahrscheinlich zwischen 19. und 21. Februar 1787)
80. An Charlotte von Stein Rom, 21. Februar 1787(Weimar) – 156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, (zwischen 4. und 10. Juni 1788)(Rom)
ANHANG
Register
Inhalt
Recommend Papers

Briefe: BAND 7 18. September 1786 – 10. Juni 1788
 9783050060309, 9783050050713

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Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter

Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 7 I 18. September 1786 – 10. Juni 1788 Texte

Herausgegeben von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch

Akademie Verlag

Gefcrdert mit Unterstbtzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Textredaktion wurde von der Richard und Effi Biedrzynski-Stiftung gefcrdert. Redaktion: Eva Beck Zitiertitel: GB 7 I Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet bber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-05-005071-3

# Akademie Verlag GmbH, Berlin 2012 Ein Wissenschaftsverlag der Oldenbourg Gruppe www.akademie-verlag.de Alle Rechte, insbesondere die der dbertragung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache bbertragen oder bbersetzt werden. All rights reserves (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form – by photoprinting, microfilm, or any other means – nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publisher. Gestaltung der Einbande und Schutzumschlage: deblik, Berlin Gesamtherstellung: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza Das eingesetzte Papier ist alterungsbestandig nach DIN/ISO 9706.

Verzeichnis der Briefe 1. An Charlotte von Stein, 18. September 1786 . . . . . . . . . . . 2. An Johann Gottfried und Caroline Herder, Æ18. September 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18. September 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. An Christian Gottlob Voigt, Æ18. September 1786æ . . . . . . 5. An Philipp Seidel, 18. September 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 6. An Charlotte von Stein, Æ14. Oktober 1786æ . . . . . . . . . . . 7. An Johann Gottfried Herder, Æ14. Oktober 1786æ . . . . . . . 8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ14. Oktober 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. An Philipp Seidel, 14. Oktober Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . 10. An den Freundeskreis in Weimar, 1. November 1786 . . . . 11. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 3. November 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. An Philipp Seidel, 4. November Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . 13. An Catharina Elisabeth Goethe, 4. November 1786 . . . . . . 14. An den Freundeskreis in Weimar, 7. November 1786 . . . . 15. An Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786 . . . . . . . . 16. An Friedrich von Stein, Æzwischen 7. und 11.? November 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 17. An Johann Gottfried und Caroline Herder, 10. und 11. November Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. An Christoph Martin Wieland, 17. November Æ1786æ . . . . 19. An Carl Ludwig von Knebel, 17. November Æ1786æ . . . . . 20. An Charlotte von Stein, 15. und 17./18. November Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. An den Freundeskreis in Weimar, 22. November 1786 . . . . 22. An Charlotte von Stein, 24. November 1786 . . . . . . . . . . . 23. An Philipp Christoph Kayser, 25. November 1786 . . . . . . . 24. An den Freundeskreis in Weimar, 2. Dezember 1786 . . . . . 25. An Charlotte von Stein, 2. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . 26. An Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.–Æ9.æ Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 3 4 7 9 9 11 12 13 14 16 18 18 19 21 23 23 26 28 30 32 34 36 37 39 40

VI

Verzeichnis der Briefe

27. An den Freundeskreis in Weimar, Æwahrscheinlich zwischen 2. und 9. Dezember 1786æ . . . . 28. An Charlotte von Stein, 8. und 9. Dezember 1786 . . . . . . 29. An Philipp Seidel, 9. Dezember Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . . 30. An Charlotte von Stein, 12. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . 31. An Philipp Seidel, 13. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 32. An Charlotte von Stein, Æzwischen 11. November und 16.? Dezember 1786æ . . . . . 33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 12.–16. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34. An Johann Gottfried und Caroline Herder und deren Kinder Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil, 13. und 16. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . 35. An Charlotte von Stein, 13.–16. Dezember 1786 . . . . . . . 36. An Charlotte von Stein, Ævermutlich 16. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ12.?æ–23. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . 38. An Charlotte von Stein, 20.–23. Dezember 1786 . . . . . . . 39. An Friedrich von Stein, 29. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . 40. An Charlotte von Stein, 29. und 30. Dezember 1786 . . . . 41. An Johann Gottfried Herder, 29. und 30. Dezember 1786 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42. An Philipp Seidel, 30. Dezember Æ1786æ . . . . . . . . . . . . . . 43. An Friedrich von Stein, 4. Januar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . 44. An Charlotte von Stein, 6. Januar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 45. An Johann Georg Schlosser, 11. Januar Æ1787æ . . . . . . . . . . 46. An Johann Gottfried Herder, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . . 47. An Georg Joachim Gbschen, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . . 48. An Philipp Seidel, Æ13. Januar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49. An den Freundeskreis in Weimar, 13. Januar 1787 . . . . . . . 50. An Charlotte von Stein, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . . . . . . 51. An Johann Gottfried Herder, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . . 52. An Christian Gottlob Heyne, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . . 53. An Friedrich Heinrich Jacobi, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . 54. An Philipp Christoph Kayser, 13. Januar 1787 . . . . . . . . . .

45 45 47 48 49 50 51 54 56 59 59 61 64 65 67 70 71 73 77 78 79 80 81 83 83 85 86 88

Verzeichnis der Briefe

55. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ13.æ–20. Januar Æ1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56. An Charlotte von Stein, 17.–20. Januar 1787 . . . . . . . . . . 57. An den Freundeskreis in Weimar, 25. Januar 1787 . . . . . . 58. An Johann Gottfried Herder, 25. Januar 1787 . . . . . . . . . . 59. An Charlotte von Stein, 25.–27. Januar 1787 . . . . . . . . . . 60. An Charlotte von Stein, 1.–3. Februar 1787 . . . . . . . . . . . 61. An Johann Gottfried und Caroline Herder, 3. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62. An Christian Gottlob Voigt, 3. Februar 1787 . . . . . . . . . . 63. An Philipp Seidel, 3. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 3. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 6. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66. An Philipp Christoph Kayser, 6. Februar 1787 . . . . . . . . . 67. An Charlotte von Stein, Æ7.–10.?æ Februar 1787 . . . . . . . . 68. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 10. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69. An Johann Heinrich Merck, 10. Februar 1787 . . . . . . . . . 70. An Charlotte von Stein, 13. und 17. Februar 1787 . . . . . . 71. An Johann Gottfried Herder, 17. Februar Æ1787æ . . . . . . . 72. An Philipp Seidel, 17. Februar Æ1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . 73. An Johann Christian Kestner, 19. Februar 1787 . . . . . . . . 74. An Carl Ludwig von Knebel, 19. Februar 1787 . . . . . . . . 75. An Jacob Friedrich von Fritsch, 20. Februar 1787 . . . . . . 76. An Georg Joachim Gbschen, 20. Februar 1787 . . . . . . . . . 77. An Philipp Seidel, 20. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . 78. An Charlotte von Stein, 19. und 21. Februar 1787 . . . . . . 79. An Philipp Seidel, Æwahrscheinlich zwischen 19. und 21. Februar 1787æ . . . . 80. An Charlotte von Stein, 21. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . 81. An Philipp Seidel, 3. M_rz Æ1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82. An Friedrich von Stein, 10. M_rz 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 83. An Christian Gottlob Voigt, 23. M_rz 1787 . . . . . . . . . . . 84. An Friedrich von Stein, Æ17.æ April 1787 . . . . . . . . . . . . . 85. An Charlotte von Stein, 18. April 1787 . . . . . . . . . . . . . . .

VII

89 91 96 97 100 103 107 109 110 111 113 115 116 119 121 121 125 127 129 129 131 133 134 137 139 139 140 141 142 143 144

VIII

86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114.

Verzeichnis der Briefe

An Philipp Seidel, 15. Mai 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 25. Mai 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 26. Mai 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 27. Mai 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 1. und 8. Juni 1787 . . . . . . . . . . . An Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil Herder sowie Friedrich von Stein, 30. Juni 1787 . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 6. und Æ7.æ Juli 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 14. Juli 1787 . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æ28.? Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 11. August 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 14. August 1787 . . . . . . . . . An Georg Joachim Gbschen, 15. August 1787 . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Æwahrscheinlich zwischen 29. Juli und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johanne Susanne Bohl, 18. August 1787 . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 18. August 1787 . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 18. August Æ1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, Ævermutlich zwischen 19. und 25. August 1787æ . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 11. September 1787 . . . . . . An den Freundeskreis in Weimar, 17. September 1787 . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 28. September 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Friedrich Schnauß?, 1. Oktober 1787 . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 3. Oktober 1787 . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 23. Oktober 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 23. Oktober 1787 . . . . . . . . . An Johann Christian Kestner, 24. Oktober 1787 . . . . . . . . An Daniel Wilhelm Brunnquell, 27. Oktober 1787 . . . . . An Jacob Friedrich von Fritsch, Æ27.æ Oktober 1787 . . . . . An Philipp Seidel, Æ27.æ Oktober 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Joachim Gbschen, Æ27. Oktober 1787æ . . . . . . .

144 146 149 150 154 158 159 161 161 163 165 167 169 169 172 173 175 176 177 181 183 185 187 189 191 192 192 194 196

Verzeichnis der Briefe

115. An Friedrich Justin Bertuch, Æ27.æ Oktober 1787 . . . . . . . 116. An Karl August von Hardenberg, 3. November 1787 . . . 117. An Philipp Seidel, Æzwischen 27. Oktober und 10. November 1787æ . . . . . . 118. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel, 10. November 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119. An Philipp Seidel, 10. November 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 120. An Philipp Seidel, 12. November 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 121. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 17. November 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122. An Johann August Ludecus, 17. November 1787 . . . . . . . 123. An Philipp Seidel, 17. November 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 124. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 7. und 8. Dezember 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125. An Philipp Seidel, Æ8.? Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 126. An Charlotte von Stein, 15. Dezember 1787 . . . . . . . . . . 127. An Friedrich von Stein, 18. Dezember 1787 . . . . . . . . . . . 128. An Carl Ludwig von Knebel, 21. Dezember 1787 . . . . . . 129. An Philipp Seidel, 21. Dezember 1787 . . . . . . . . . . . . . . . 130. An Christian Gottlob Voigt, Æzwischen 23. und 29. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 131. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 29. Dezember 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132. An Philipp Seidel, Æ29.? Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . 133. An Philipp Seidel, 5. Januar 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134. An Charlotte von Stein, 19. Januar Æ1788æ . . . . . . . . . . . . . 135. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 25. Januar 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136. An Charlotte von Stein, 26. Januar Æ1788æ . . . . . . . . . . . . . 137. An Philipp Seidel, Æ26.æ Januar 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . 138. An Christian Gottlob Voigt, Æ26.æ Januar–9. Februar 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139. An Georg Joachim Gbschen, 9. Februar 1788 . . . . . . . . . . 140. An Philipp Seidel, 9. Februar 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 16. Februar Æ1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142. An Friedrich von Stein, 16. Februar 1788 . . . . . . . . . . . . .

IX

201 202 203 205 206 208 208 212 213 214 218 219 220 221 222 223 225 227 229 229 232 240 241 242 244 246 247 250

X

Verzeichnis der Briefe

143. An Philipp Seidel, Æzwischen 12. und 15. M_rz 1788æ . . 144. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 17. und 18. M_rz 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145. An Georg Joachim Gbschen, 21. M_rz 1788 . . . . . . . . . . 146. An Jacob Friedrich von Fritsch, Æ24. M_rzæ 1788 . . . . . . 147. An Christian Friedrich Schnauß, 24. M_rz Æ1788æ . . . . . 148. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 28. M_rz–2. April 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149. An Georg Joachim Gbschen, 5. April 1788 . . . . . . . . . . . 150. An Friedrich Justin Bertuch, 5. April 1788 . . . . . . . . . . . 151. An Angelika Kauffmann, Æwahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788æ . . . . . . . . . . . 152. An Philipp Seidel, 19. April 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 6. Mai 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 23. Mai 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155. An Carl Ludwig von Knebel, 24. Mai 1788 . . . . . . . . . . . 156. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 4. und 10. Juni 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

254 255 260 260 261 263 265 266 268 268 269 270 273 274

Erschlossene Briefe EB EB EB EB EB EB EB

1. An Carl Ludwig von Knebel, Æ14.? Oktober 1786æ . . 2. An die Gebrader Bethmann, Æ3. oder 4. November 1786æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ17. oder 18. November 1786æ . . . . . . . . . . 4. An Barbara Schultheß, Æzwischen 22.? und 25. November 1786æ . . . . . . . . . . 5. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 12.? und 16. Dezember 1786æ . . 6. An August Friedrich Standtke, Æzwischen 12.? und 16. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . 7. An Joachim Heinrich Campe, Æzwischen 12.? und 16. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . .

279 280 280 280 281 281 282

Verzeichnis der Briefe

EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB

8. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æzwischen 17. und 23. Dezember 1786æ 9. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æzwischen 17. und 23. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . . 10. An Christian Konrad Wilhelm von Dohm, Æzwischen 17. und 23. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . . 11. An Sophia Amalie Erdmuthe Standtke, Æzwischen 17. und 23. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . . 12. An Joachim Heinrich Campe, Æzwischen 17. und 23. Dezember 1786æ . . . . . . . . . . . . 13. An Barbara Schultheß, Æ29. oder 30. Dezember 1786æ 14. An Catharina Elisabeth Goethe, Æ11. und/oder 12./13. Januar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . 15. An Johann Jakob Heinrich Paulsen, Æ13.? Januar 1787æ 16. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ13.? Januar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. An Sophia Amalie Erdmuthe Standtke, Æ13.? Januar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. An Wilhelm von Edelsheim, Æ20.? Januar 1787æ . . . . . 19. An Wilhelm von Edelsheim, Æ3.? Februar 1787æ . . . . . 20. An Martin Ernst von Schlieffen?, Æzwischen 4. und 10. Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . 21. An Barbara Schultheß, Æzwischen 6.? und 10. Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 22. An Christian Friedrich Schnauß, Æzwischen 7.? und 10. Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 23. An Louise von Gbchhausen, Æzwischen 7.? und 10. Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 24. An Philipp Seidel, Æzwischen 7.? und 10. Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . 25. An Wilhelm von Edelsheim, Æ10.? Februar 1787æ . . . . 26. An Johann Christoph Schmidt, Æ20.? Februar 1787æ . . 27. An Johann Christian Galicke, Æ20.? Februar 1787æ . . . 28. An Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich, Æ20.? Februar 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29. An Charlotte von Stein, Æ26. oder 27. Februar 1787æ . .

XI

282 283 283 283 284 284 284 284 285 285 285 286 286 287 287 287 288 288 288 289 289 289

XII

Verzeichnis der Briefe

EB 30. An Carl Ludwig von Knebel, Æzwischen 25. Februar und 1.? M_rz 1787æ . . . . . . . . . EB 31. An Carl Ludwig von Knebel, Æzwischen 25. Februar und 1.? M_rz 1787æ . . . . . . . . . EB 32. An Johann Gottfried Herder, Æ3.? M_rz 1787æ . . . . . . EB 33. An Charlotte von Stein, Æzwischen 4. und 10. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 34. An Charlotte von Stein, Æzwischen 14. und 16. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 35. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 14. und 16. M_rz 1787æ . . . . . . . EB 36. An Caroline Herder, Æzwischen 14. und 16. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 37. An Philipp Seidel, Æzwischen 14. und 16. oder am 17. M_rz 1787æ . . . . . EB 38. An Charlotte von Stein, Æ19. und/oder 20. M_rz 1787æ EB 39. An Friedrich von Stein, Æ19. und/oder 20. M_rz 1787æ EB 40. An Angelika Kauffmann, Æ20. M_rz 1787æ . . . . . . . . . EB 41. An Johann Friedrich Reiffenstein, Æ20. M_rz 1787æ . . EB 42. An Charlotte von Stein, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 43. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . EB 44. An Barbara Schultheß, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 45. An Christian Gottlob Heyne, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 46. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 47. An Joseph Friedrich von Racknitz, Æzwischen 21. und 27. M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 48. An Carl Ludwig von Knebel, Æzwischen 21.? und 27.? M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 49. An Carl Ludwig von Knebel, Æzwischen 22.? und 29.? M_rz 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 50. An Charlotte von Stein, Æ28. oder 29. M_rz 1787æ . . .

290 290 290 291 291 291 291 292 292 292 292 292 293 293 293 293 294 294 294 295 295

Verzeichnis der Briefe

EB 51. An Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 5. April 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 52. An Charlotte von Stein, Æzwischen 6. und 12. April 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 53. An Jakob Philipp Hackert, Æzwischen 6. und 12. April 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 54. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æ17. oder 18. April 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 55. An Jakob Philipp Hackert, Æ17. oder 18. April 1787æ . . EB 56. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æzwischen 9. und 11. Mai 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 57. An Sophie von Lichtenberg?, Æ14. oder 15. Mai 1787æ EB 58. An Charlotte von Stein, Æ14. oder 15. Mai 1787æ . . . . EB 59. An den Freundeskreis in Weimar, Æ14. oder 15. Mai 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 60. An Angelika Kauffmann, Æ14. oder 15. Mai 1787æ . . . EB 61. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æ14. oder 15. Mai 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 62. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 25.? und 29. Mai 1787æ . . . . . . . . EB 63. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 25.? und 29. Mai 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 64. An Barbara Schultheß, Æzwischen 25.? und 29. Mai 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 65. An Charlotte von Stein, Æzwischen 30. Mai und 2. Juni 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 66. An Charlotte von Stein, Æzwischen 17.? und 23. Juni 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 67. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 17.? und 23. Juni 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 68. An Carl Theodor von Dalberg?, Æzwischen 17.? und 23. Juni 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 69. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 17.? und 23. Juni 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 70. An Charlotte von Stein, Æ30.? Juni 1787æ . . . . . . . . . . . EB 71. An Johann Gottfried Herder, Æ30.? Juni 1787æ . . . . . . . EB 72. An Charlotte von Stein, Æzwischen 1. und 7. Juli 1787æ

XIII

295 296 296 296 297 297 297 298 298 298 299 299 299 299 299 300 300 300 301 301 301 301

XIV

Verzeichnis der Briefe

EB 73. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æzwischen 8.? und 13. Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 74. An Barbara Schultheß, Æ14.? Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 75. An Charlotte von Stein, Æ14.? Juli 1787æ . . . . . . . . . . . EB 76. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 15. und 21. Juli 1787æ . . . . . . . . . EB 77. An Charlotte von Stein, Æzwischen 15. und 21. Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 78. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 15. und 21. Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 79. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æzwischen 15. und 21. Juli 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 80. An Charlotte von Stein, Æzwischen 29. Juli und 4. August 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 81. An Charlotte von Stein, Æzwischen 5. und 11. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 82. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 5. und 11. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . EB 83. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 5. und 11. August 1787æ . . . . . . . EB 84. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æzwischen 12.? und 14. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 85. An Joseph Johann Reichsgraf von Fries, Æzwischen 12.? und 14. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 86. An Johann Jakob Heinrich Paulsen, Æzwischen 6.? Juni und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . EB 87. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æzwischen 12. und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 88. An Friedrich von Stein, Æzwischen 12. und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 89. An Charlotte von Stein, Æzwischen 12. und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 90. An Barbara Schultheß, Æzwischen 14.? und 18. August 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 91. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18.? August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

302 302 302 302 303 303 303 303 303 304 304 304 304 304 305 305 305 305 306

Verzeichnis der Briefe

EB 92. An Barbara Schultheß, Æzwischen 19. und 25.? August 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 93. An Charlotte von Stein, Æzwischen 2.? und 8. September 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 94. An Barbara Schultheß, Æzwischen 2.? und 8. September 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 95. An Charlotte von Stein, Æzwischen 9. und 15. September 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 96. An Johann Gottfried und Caroline Herder, Æzwischen 9. und 15. September 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 97. An Johann Gottfried Herder, Æ15.? September 1787æ . . EB 98. An Charlotte von Stein, Æzwischen 16. und 22. September 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 99. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 16. und 22. September 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 100. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 16. und 22. September 1787æ . . . EB 101. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 16. und 22. September 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 102. An Georg Melchior Kraus, Æzwischen 6?. Juni und 25.? September 1787æ . . . . . . . EB 103. An Johann Gottfried Herder, Æ6. Oktober 1787æ . . . . . EB 104. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 7. und 12. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 105. An Charlotte von Stein, Æzwischen 7. und 12. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . . EB 106. An Johann Gottfried Herder, Æ23.? Oktober 1787æ . . . EB 107. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ23.? Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 108. An Johann Christoph Schmidt, Æzwischen 23. und 27. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 109. An Barbara Schultheß, Æzwischen 23. und 27. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 110. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 23. und 27. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 111. An Christian Gottfried Schatz?, Æzwischen 23. und 27. Oktober 1787æ . . . . . . . . . . . . .

XV

306 306 306 307 307 307 307 308 308 308 308 309 309 310 310 310 311 311 311 312

XVI

Verzeichnis der Briefe

EB 112. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æzwischen 23. und 27. Oktober 1787æ . . . EB 113. An Charlotte von Stein, Æzwischen 4. und 10. November 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 114. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 4. und 10. November 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 115. An Louise von Gbchhausen, Æzwischen 4. und 10. November 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 116. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 4. und 10. November 1787æ . . . . EB 117. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Æzwischen 4. und 10. November 1787æ . . EB 118. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ17.? November 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 119. An Charlotte von Stein, Æ17.? November 1787æ . . . . . EB 120. An Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig und Laneburg-Wolfenbattel?, Æ17.? November 1787æ . . . . EB 121. An Catharina Elisabeth Goethe, Æ17.? November 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 122. An Charlotte von Stein, Æzwischen 18. und 24. November 1787æ . . . . . . . . . . . EB 123. An Charlotte von Stein, Æzwischen 25. November und 1. Dezember 1787æ . . . EB 124. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 25. November und 1. Dezember 1787æ . . . EB 125. An Charlotte von Stein, Æzwischen 2. und 8. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 126. An Friedrich von Stein, Æzwischen 2. und 8. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 127. An Johann Christian Stark, Æzwischen 2. und 8. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . EB 128. An Charlotte von Stein, Æzwischen 9. und 15. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 129. An Charlotte von Stein, Æ21.? Dezember 1787æ . . . . . EB 130. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ21.? Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . . . . . .

312 312 313 313 313 313 313 314 314 314 315 315 315 315 315 315 316 316 316

Verzeichnis der Briefe

EB 131. An Carl Wilhelm Thurneysen, Æzwischen 16. und 22. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 132. An Charlotte von Stein, Æzwischen 23. und 29. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 133. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 23. und 29. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 134. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 23. und 29. Dezember 1787æ . . . . . . . . . . . . EB 135. An Charlotte von Stein, Æzwischen 6.? und 12. Januar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 136. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 6.? und 12. Januar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 137. An Johann Gottfried Herder, Æ26.? Januar 1788æ . . . . . EB 138. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 27. Januar und 2. Februar 1788æ . . EB 139. An Charlotte von Stein, Æzwischen 27. Januar und 2. Februar 1788æ . . . . . . . . . EB 140. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 27. Januar und 2. Februar 1788æ . . . . . . . . . EB 141. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 142. An Charlotte von Stein?, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 143. An Filippo Collina, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 144. An Friedrich Carl Kayser, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 145. An Georg Philipp Lehr?, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 146. An Friedrich Justin Bertuch, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 147. An Georg Melchior Kraus, Æzwischen 3. und 9. Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 148. An Charlotte von Stein, Æ16.? Februar 1788æ . . . . . . . . EB 149. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æ16.? Februar 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XVII

317 317 317 317 318 318 318 318 319 319 319 319 320 320 320 320 321 321 321

XVIII

Verzeichnis der Briefe

EB 150. An Charlotte von Stein, Æzwischen 24.? Februar und 1. M_rz 1788æ . . . . . . . . . EB 151. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 24.? Februar und 1. M_rz 1788æ . . . . . . . . . EB 152. An Christoph Heinrich Kniep, Ævermutlich zwischen Januar und Anfang M_rz 1788æ EB 153. An Charlotte von Stein, Æzwischen 2. und 8. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 154. An Barbara Schultheß, Æzwischen 2. und 8. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 155. An Charlotte von Stein, Æzwischen 9. und 15. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 156. An Johann Gottfried Herder, Æzwischen 9. und 15. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 157. An Catharina Elisabeth Goethe, Æzwischen 9. und 15. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 158. An Schramm & Kerstens, Æzwischen 9. und 15. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 159. An Charlotte von Stein, Æzwischen 16. und 22. M_rz 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . EB 160. An Christoph Heinrich Kniep, Æ23. M_rz 1788æ . . . . EB 161. An Johann Christoph Schmidt, Æ24.? M_rz 1788æ . . . EB 162. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 23. und 29. M_rz 1788æ . . . EB 163. An Ernst II. Ludwig Herzog und Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, Æzwischen 30. M_rz und 5. April 1788æ . . . . . . . . . . . . EB 164. An Charlotte von Stein, Æzwischen 6. und 12. April 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 165. An August Friedrich Standtke, Æzwischen 6. und 12. April 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 166. An Johann Gottfried Herder, Æ19.? April 1788æ . . . . . EB 167. An Louise von Gbchhausen, Æ19.? April 1788æ . . . . . . EB 168. An Carl Wilhelm Thurneysen, Æ20.? April 1788æ . . . . EB 169. An Catharina Elisabeth Goethe, Æ20.? April 1788æ . . . EB 170. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æ20.? April 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

322 322 322 323 323 323 324 324 324 324 325 325 325 326 326 326 326 327 327 327 328

Verzeichnis der Briefe

EB 171. EB 172. EB 173. EB 174. EB 175. EB 176. EB 177. EB 178. EB 179. EB 180. EB 181. EB 182. EB 183. EB 184. EB 185. EB 186. EB 187. EB 188. EB 189. EB 190. EB 191. EB 192. EB 193.

An Christoph Heinrich Kniep, Æ20.? April 1788æ . . . . An Jakob Philipp Hackert, Æ20.? April 1788æ . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, Æ23.? oder 24. April 1788æ . . An Angelika Kauffmann, Æzwischen 30. April und 7. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Bury, Æzwischen 30. April und 7. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, Æzwischen 6.? und 11. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Bury, Æzwischen 12. und 17. Mai 1788æ An Angelika Kauffmann, Æzwischen 15.? und 17. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . An Barbara Schultheß, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . . . . An Johann Gottfried Herder, Æ23. oder 24. Mai 1788æ An Charlotte von Stein, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . . . An Friedrich Bury, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . An Karl Philipp Moritz, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . . . An Friedrich Rehberg, Æ23. oder 24. Mai 1788æ . . . . . An Angelika Kauffmann, Æ24.? Mai 1788æ . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, Æ24. Mai 1788æ . . . An Albert-Guillaume Berczy, Æ24. Mai 1788æ . . . . . . . An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æzwischen 23. und 27. Mai 1788æ . . . . . An Aloys Hirt, Æzwischen 23. und 27. Mai 1788æ . . . . An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Æzwischen 23. und 27. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Georg Schatz, Æzwischen 23. und 27. Mai 1788æ . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Martin Gruber, Æ9.? Juni 1788æ . . . . . . . . . .

XIX

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Schriftarten, Siglen und Zeichen recte Kapit+lchen Sperrung Sper rung grotesk Sperrung

kursiv G? 666

abcd --------Æabcdæ Æ æ ‘ dabcde babcdc |abcd| dabcdd eabcde Ð#abcd# \

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gestr. ab / |:abcd:|

Brieftext Briefkopf des Editors Hervorhebung im Brieftext doppelte Hervorhebung im Brieftext lateinische Schrift im Brieftext Hervorhebung in lateinischer Schrift im Brieftext Editortext zweifelhafte EigenhKndigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im edierten Text und in den Varianten unsichere Lesung im edierten Text und in den Varianten ZusKtze des Editors im edierten Text Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen im deutschen Text Lber der Zeile ergKnzt unter der Zeile ergKnzt in der Zeile ergKnzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergKnzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergKnzt am unteren Rand ergKnzt nachtrKgliche Trennung nachtrKgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) spKter ersatzlos gestrichen (Tilgung) StLtzwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a Lberschrieben durch b oder korrigiert zu b Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen im Brieftext

BRIEFE 18. SEPTEMBER 1786 – 10. JUNI 1788

TEXTE

1. An Charlotte von Stein ÆVeronaæ, 18. September 1786. Montag Auf einem ganz kleinen Blotchen geb ich meiner Geliebten ein Lebenszeichen, ohne ihr doch noch zu sagen wo ich sey. Ich bin wohl und wknschte nur das Gute was ich genieße mit dir zu theilen, ein Wunsch der mich offt mit Sehnsucht kberfollt. Ich habe ein treues Tagbuch gefkhrt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der / Mitte Oktbr. haben. Du wirst dich dessen gewiß freuen, und diese Entfernung wird dir mehr geben als oft meine Gegenwart. Auch wirst du einige Zeichnungen dabey finden. In der Folge mehr. Sag aber niemanden etwas von dem was du erholtst. Es ist vorerst ganz allein fkr dich. An der Iphigenie wird starck gearbeitet und ich hoffe auch denen zu Danck die das Alte liebten. / Ich habe soviel zu erzohlen und darf nichts sagen, damit ich mich nicht verrathe, noch bekenne. Du bist in Kochberg und dort besuchen dich meine Gedancken. Grkße mir Fritzen! Es betrkbt mich offt daß er nicht mit mir ist, hott ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich hott ihn doch mitgenommen. Ich bin auf gutem Wege und diese Reise bringt mir auf einmal grose Vortheile. / Lebe wohl, ich freue mich herzlich dich wiederzusehen, und dir zu erzohlen. Denn was der Studente sagte: was wore das Haus wenn ich’s nicht sohe; das kann ich besser anwenden, wenn ich sage: wozu soh ich das alles wenn ich dir es nicht mittheilen klnnte. Lebe Tausendmal wohl grkse Stein, die Imhof und die Kleine. Den Ernst nicht zu vergessen an den ich oft dencke. G. 18 S. 86.

2. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆVerona, 18. September 1786. Montagæ Ein kleines Blotchen soll zu Euch kommen, und sagen daß ich wohl bin. Wo ich auch sey gedenck ich Eurer, und ietzo da mir es gut geht 5 vVornehmste 12 aAlte 16 weisß 17 Wegen 19 wiederzust-ehen 26 eEuch

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BRIEF 3

mlcht ich nicht so allein seyn als ich bin. An der Iphigenie wird gearbeitet, nach meiner Rechnung soll sie Ende Oktbr aufwarten, ich wknsche nur daß die Musterbilder von Versen viele ihres Gleichen / mlgen hervorgebracht haben. Nachdem mir das lang muthwillig verschloßne Ohr endlich aufgegangen, so verjagt nun eine harmonische Stelle die nochste unharmonische und so wird hoffentlich das ganze Stkck rein. Du wirst es von meiner Hand geschrieben erhalten. Grkset mir Gusteln, manch/mal mach ich mir bey Gegenstonden den Spas, mir vorzusagen was er dabey sagen wkrde. Wenn alles gut geht wknsch ich ihn wohl auf eine Stunde zu mir. Ich halte mir den Mund zu um nichts weiter zu sagen. B e y d e m Besten was mir wiederfohr t hoff ich auf eine glkckliche / Wiederkehr zu Euch und hoffe wiedergebohren zurkckzukommen. Gedenckt an mich recht fleisig. Ich habe Glschen geschrieben wenn beym Druck etwas zweifelhaftes vorkome solle er dich fragen, auch dir die Aushongebogen zuschicken, du verzeihst und vollendest deine Wohlthat. Grkßt die Kinder. G.

3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆVerona, 18. September 1786. Montagæ 20

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Aus der Einsamkeit und Entfernung einen Grus und gutes Wort! Ich bin wohl und wknsche daß Sie glkcklich mlgen in dem Ihrigen angelangt seyn. Ich bin fleißig, und arbeite die Iphigenie durch, sie quillt auf, das stockende Sylbenmaas wird in fortgehende Harmonie verwandelt. Herder hat mir dazu mit wunderbarer Geduld die / Ohren geroumt. Ich hoffe glucklich zu seyn. Alsdann gehts an die Zueignung und ich weis selbst noch nicht was ich denen A v i b u s sagen werde. Und dann soll es immer so weiter gehn. 1 mlgcht 13 wW i e d e r k e h r

Abb. 1: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18. September 1786æ (Nr 3), S. 1 und 4

Abb. 2: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18. September 1786æ (Nr 3), S. 2 und 3

SEPTEMBER 1786

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Wo ich bin verschweig ich noch eine kleine / Zeit. Es geht mir so gut daß mich es nur offt betrkbt das Gute nicht theilen zu klnnen. Schon fkhle ich in meinem Gemkth, in meiner Vorstellungsart gar mercklichen Unterschied und ich habe Hofnung einen wohl ausgewaschnen, wohl ausstaffirten Menschen wieder zurkck / Manchmal wknscht ich denn doch zu wissen wie es in B. geht und wie der neue Herr sich betrogt? was Sie fkr Nachricht haben? Was Sie fkr Theil daran nehmen? Leben Sie wohl und empfehlen mich Ihrer Frau Gemahlinn, die ich mir mit dem Kleinen gerne wohl dencke, aufs beste. Es wore mlglich daß der Fall kome da ich Sie unter fremdem Nahmen etwas zu bitten hotte. Erhalten Sie einen Brief von meiner Hand, auch mit fremder Unterschrifft so gewohren Sie die Bitte die er entholt.

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4. An Christian Gottlob Voigt ÆVerona, 18. September 1786. Montagæ Daß ich Ihrer und unsrer gemeinsamen Geschoffte auch in der Entfernung nicht vergeße, glauben Sie mir ohne Betheurung. Dieses Blotgen erneure mein Andencken auch bey Ihnen u. sey wenigstens ein Lebenszeichen. Da wir in dem was uns gemeinschafft‘. obliegt ganz Eines Sinnes sind, u. nach einerley Grundsotzen handeln, da mir Ihre Thotigkeit so bekannt ist, kann es nie Sorge werden, wenn ich nach Hause dencke und mich dieser Gegenstonde erinnre. Es ist mehr Neugierde und ehstens werde ich anzeigen wo ein Briefchen von Ihnen mich finden kann, dessen Empfang mir recht erfreulich seyn soll. Das kble Wetter dieses Sommers hat, fkrcht ich die Ilmenauer Messung manchmal gestlrt, vielleicht ist der Herbst gknstiger, der kberhaupt in der Nlrdlichen Gegend zu aller Arbeit im Freyen vortheilhafter scheint. / Indessen ist ein Anfang und manche Erfahrung gemacht, man wird die Zeit, in der das Ganze beendigt werden kann, und die Kosten eher 4 hHofnung 4-5 ausgewaschenen 11 Nahn--men 12-13 ge/wohren Sie die Bitte die er entholt. (auf S. 1 weitergeschrieben) 22 Briefgchen

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BRIEFE 5/6

kberschlagen klnnen. Die Ordnung bey der Casse dauert fort, und wir sehn zwar einer langsamen doch gewißen Geneßung entgegen. Von unserm Bergwercke raunt mir ein blser Geist in’s Ohr: daß das Wasser noch nicht herbey gebracht sey. Zwar von der Treibe bis zum Treibhaus sey der Graben in Ordnung; aber beym Kohlenwercke mache das Gefluder zu schaffen, wie an andern Orten der Graben auch noch Wasser durchlaße pp. Ubrigens gehe das Abteufen des Schachtes in seiner Ordnung und Maas fort pp. Von allem diesem werden Sie die Gkte haben mir eine kurze Nachricht zu geben und meine Vermuthungen zu recktificiren. / Es kommt dann auch auf die 2te Nachricht ans Publikum an. Sie werden mir zu erkennen geben: ob sie gefertigt und publicirt werden kann, auch wie die Resultate ausfallen mlgten, das kbrige kberlaße ich Ihnen gonzlich. Was die Bestellung der Bevollmochtigten betrifft, wknscht ich doch auch, nach unsrer letzten Abrede, dieses Geschoffte in Ordnung und Sicherheit fkr die Zukunft; wir waren auch da kber die Grundsotze einig und es wird nur darauf ankommen einige ansehnliche Gewercken zur Annahme des Auftrags zu vermlgen; da sie nach unsrer Meynung wieder andre substituiren klnne; so wird kein Bedencken seyn. Bertuch, Pflanz in Gera, Schllzer p. Wieland p verstehn sich wohl dazu. / Ob kbrigens sich neue Gewercken gefunden haben? wie es mit der Casse aussieht? ob die Rechnung des vorigen Jahrs nun vlllig berichtigt? u.s.w. was mir zu wissen wknschenswerth, werden Sie die Gkte haben, mir auf mein nochstes gefollig zu melden. Eben so verlangend bin ich zu wissen wie Sie und die Ihrigen Sich befinden und ob sonst nichts vorgekommen? Daß ich Tag’ und Stunden sorgfoltig nutze um den grlßten Vorteil von der kkrzesten Zeit zu gewinnen, klnnen Sie leicht dencken. Gewiß werd ich auch von sehr interessanten Gegenstonden der Natur und Kunst, bey meiner Rkckkunft, Rechenschaft geben klnnen. Ich wknsche sehnlich Sie recht wohl anzutreffen und versichre daß ich noch nichts unterweegs angetroffen habe, das mein Verlangen bald nach W. zurkckzukehren hotte vermindern klnnen. Leben Sie recht wohl. 4 esdas 6 nme- ache 7 .pp 8 .pp. 15 V - -Was 21 Pf6lanz 22 haben,? 23 aussieht,? 23 ades 26 sSich 28 undm 31 6Rechenschaft

SEPTEMBER/OKTOBER 1786

5. An Philipp Seidel

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Verona, 18. September 1786. Montag

Du erholtst Gegenwortiges aus Verona von wo ich heute abgehn werde. Es ist mir alles nach Wunsch geglkckt, und wenn die Reise durchaus so fortgeht; so erreich ich meinen Zweck vollkommen. Vorbereitet wie ich zu allem bin kann ich gar viel in kurzer Zeit sehn. Von Venedig erholst du wieder einen Brief, auch werd ich von dort die Iphigenia abschicken, sie kann vor Ende Oktbr bequem in Weimar seyn. Auch noch eine Stelle in der S t e l l a zu ondern. In beyliegenden Briefen ist kein Ort angegeben, auch durch nichts angedeutet wo ich sey, laß dich auch indem du sie bestellst weiter / nicht heraus. Du schickst mir nichts nach, es wor denn hlchst nltig, denn ich will R o m ohne Erwartung nordischer Nachrichten betreten. Von Rom schreib ich gleich und dann ist es Zeit. Diese Reise ist wircklich wie ein reifer Apfel der vom Baum follt, ich hotte mir sie ein halb Jahr frkher nicht wknschen mlgen. Lebe wohl. Ich bin fleisig im Aufschreiben und notiren. Es ist mir eine gute Ubung allein zu seyn, da ich fkr mich selbst sorgen, alles selbst thun muß, nachdem ich mich solange habe gongeln und bedienen lassen. leb wohl. d‘. 18 Sept. 86 G.

6. An Charlotte von Stein ÆVenedig, 14. Oktober 1786. Samstagæ Wieder ein kleines Lebenszeichen von deinem Liebenden und ich hoffe und weiß Geliebten. Mein erstes auf einem ohnlichen Blottchen wirst du erhalten haben. Ich bin wohl, habe das schlnste Wetter und

1 dDu 3 fortgeht,; 5 da- ort 12 vVon 17 U`bung G? 22 VWieder 22 lLiebenden

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BRIEF 7

geht mir alles glkcklich. Mein Tagebuch ist zum erstenmal geschloßen, du erholst ehstens die genaue Geschichte jedes Tags seitdem ich dich verließ, alles was ich gethan gedacht und empfunden habe. Behalt es aber fkr dich, wie es nur fkr dich geschrieben ist, wir wollen bey meiner Rkckkunft, jedem daraus das seinige mittheilen. Bald meld ich auch wohin du mir schreiben kannst, und wie freu ich mich von dir zu hlren und deine Hand wieder zu sehen. Fritzen wknsch ich Hundertmal zu mir. Ich habe das schlnste Wetter. Ich fkrchte nur aus aller/ley Symptomen und Nachrichten daß es euch kbel geht. Ich habe dir Zeither soviel gesagt, dir so alles aufs Papier gesetzt, daß ich dir nichts hinzuzuthun weiß. Du mußt nur noch vom Empfang dieses Briefs etwa 14 Tage Geduld haben; so hast du alles. Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das S i e zu brauchen damit es kommunikabel wore, es ging aber nicht es ist allein fkr dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blotter, verwandeltest das D u in S i e und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; / so fond ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen klnnte. Du mkßtest aber doch daraus nicht vorleßen, noch kommuniciren, denn sonst hab ich nichts zu erzohlen wenn ich zurkckkomme. Auch sagst du nicht daß du es hast, denn es soll noch noch niemand wißen, wo ich sey und wie es mit mir sey. Lebe wohl. Behalte mich lieb. Meine Hoffnung ist dich wieder zu sehn. Ich verliere keine Stunde und bleibe nicht longer aus als nltig ist. Lebe wohl. Grkße Fritzen ich kann ihm heute nicht schreiben. Ich freue mich seiner in Hoffnung. G.

1 gehe- t 4 ist., 15 66Nun 17 al-ber

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7. An Johann Gottfried Herder ÆVenedig, 14. Oktober 1786. Samstagæ G pokka bqosoi| e im id ri Cmxmai. pqim ideim d’, dei| lamsi| sxm lekkomsxm o', si pqanei.

Uber diesen Text mein Bester mlgt ich viel verhandeln, aber es ist noch zu frkh, und ich sende nur ein Blotchen wieder zum Lebenszeichen und zur Versichrung daß mirs wohl und nach Wknschen geht. Ich verlange nicht daß alles Genuß sey, ich suche nur alles zu nktzen und das geroth mir. An der Iphig. hab ich noch zu thun. Sie neigt sich auch zur vllligen Crystallisation. Der vierte Ackt wird fast ganz neu. Die Stellen die am f e r t i g s t e n waren plagen mich am meisten. / ich mlgte ihr zartes Haupt unter das Joch des Verses beugen ohne ihnen das Gnick zu brechen. Doch ists sonderbar daß mit dem Sylbenmaas sich auch meist ein beßerer Ausdruck verbindet. Die Stunden des Wegs, des Wartens bring ich mit dieser Arbeit angenehm zu. Sonst hab ich viel zu sehn und zu lernen. Gott sey Danck vorbereitet bin ich genug –– und mlcht es doch noch mehr seyn. In wieviel Dinge man doch recht kindisch pfuscht, ohne einen Begriff davon zu haben. So lange hab ich nun von niemand ein Wort gehort der mir lieb ward. Ich kbe meinen Rathegeist wie es euch gehn mlgte. / Die Frau ist recht herzlich von mir gegrkßt, und die Kinder. Wenn man nur seine Leute zur rechten Stunde immer herbeyhohlen klnnte, ich hotte manches zu theilen, manchmal verdrießts mich daß ich so allein bin und manchmal seh ich denn doch daß es nothwendig war. Dabey lern ich denn auch, alles wohl berechnet, daß es nicht gut ist daß der Mensch allein sey, und sehne mich recht herzlich zu den meinigen. Die Fremde hat ein fremdes Leben und wir klnnen es uns nicht zu eigen machen, wenn es uns gleich als Gosten gefollt.

13 dasß -f mit 14 beßer|er| 21 Ra|t|hegeist 24 meanchmal 26 dDabey

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BRIEFE 8/9

Lebt wohl und bleibt mir. Bald laß ich wieder von mir hlren. Grkßt Gusteln. Ich habe das schlnste Wetter, ich fkrchte ihr habt es nicht. Die Zeitungen sagen mir in Blhmen hab es geschneit. Was wirds bey euch seyn. Lebt wohl.

8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆVenedig, 14. Oktober 1786. Samstagæ

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Noch ein freundliches, frohes Wort aus der Ferne, ohne Ort und Zeit. Bald darf ich den Mund lffnen und sagen wie wohl mir’s geht. Ich bin gesund und hoffe von Ihnen und den Ihrigen das Beste, wie wird mich’s freuen auch wieder ein Wort von Ihnen zu sehen. Wie sonderbar unser Zusammenseyn im Carlsbad mir vorschwebt, kann ich nicht sagen. Daß ich in Ihrer Gegenwart gleichsam Rechenschafft von einem großen Theil meines vergangnen Lebens ablegen mußte, und was sich alles anknkpfte. Und daß ich meine Hegire just von Ihrem Geburtstag datire. Alles dieses loßt mich abergloubischen Menschen die wunderlichsten Erscheinungen sehn. Was Gott zusammengefkgt hat, soll der Mensch nicht scheiden. / Die Zeitungen lehren mich etwas spot, wie es in der Welt bunt zugeht. Glrz im Haag, der Statthalter und die Patrioten in Waffen, der neue Klnig fkr Oranien erklort! Was wird das werden? an allen Ecken und Enden saußt das Menschengeschlecht wieder einmal. Und ich indeß, mitten in dem was der Krieg erwarb|: Fleiß und Klugheit nicht ausgeschloßen:| genieße der schlnsten Gaben des Friedens. Wie oft wknsch ich sie zu mir, um Sie manches Guten theilhaftig zu sehn. Leben Sie recht wohl, bleiben Sie mir, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Ehstens mehr und, wie man zu sagen pflegt, ein vernknftig Wort. Ð 13 ablaegen 16-17 Er6scheinungen 23 in dem 23 erwarb,|: 24 ausgeschloßen,:| 25 dsSiee 25 seyhn 27 m - -wie

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Leben Sie recht wohl. Es versteht sich daß man glaubt Sie wißen wo ich sey.

9. An Philipp Seidel

Venedig, 14. Oktober Æ1786. Samstagæ

Hier wieder Briefe die das nltige enthalten. Was Dich betrifft du thust vor wie nach als wkßtest du nicht wo ich sey. H e u t e d ‘. 1 4 . Oktbr. geh ich von Venedig. Ich habe diese wunderbare Stadt recht wohl gesehn. Du erholst mit der fahrenden ein Packet das du der Fr. v. Stein zustellst und eine Kiste, die du erlffnest und die darinn enthaltnen Sachen nach der dabey befindlichen Anweisung austheilst. Die Kiste wird spoter kommen. Ich bin recht wohl, und sehe auf d i e s e Art fast mehr als wenn ich mit mehreren Umstonden und Empfehlungen reiste. Mit Lohnbedienten besonders hier bin ich sehr glkcklich. Von Florenz aus schreib ich mehr und dann auch wohin du mir schreiben und schicken sollst. / In der S t e l l a ist noch etwas zu verondern wenn es nicht schon Herder bemerckt hat. Auch diese Veronderung soll mit der Iphigenie kommen, die ich hier nicht habe beendigen klnnen. Es kommt auf einige glkckliche Tage an; so ist sie fertig. Auch hat es gewiß keine Eile denn am Werther und Gltz v. B. pp haben sie eine Weile zu drucken. Lebe wohl. Genieße und gebrauche der Zeit. Meine Einsamkeit bekommt mir wohl, doch freu ich mich nach so langem Fasten, des guten Tischbeins in Rom. Ich habe die Briefe nur sauber geleimt und nicht gesiegelt, sieh zu daß du etwa eine saubre Antike findest und siegele ieden hkbsch in die Mitte des breitsten Uberschlags und sende sie an die Behlrden. / NB das Packet was mit der Fahrenden ankommen sollte kommt auch erst mit der Kiste und zwar ist es nicht drinnen, sondern in der Emballage, in Wachstuch eingewickelt, versiegelt und mit meiner Adresse versehn. Wenn du also das oussere Tuch abnimmst wirst du es unter dem Stroh finden. 3 mDich 5 eH e u t ee 8 en|t|thaltnen 24 siegel-le jieden

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BRIEF 10

Die Sachen in der Kiste sind alle beschrieben und du wirst sie darnach austheilen und ausheben. Sage der Frau von Stein: das versprochne Tagebuch wkrde spoter kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. / H‘. Comm. R. Paulsen kannst du melden. H‘. Mlller habe in Venedig von Reck und Laminit 167 franz. Livres und 14 Sous erhalten. Lebe wohl. Grkße Fritzen und sag ihm er solle nun auch ehstens ein Briefchen von mir erhalten. Meinen Brief von Verona vom 18 Sept. |:glaub ich:| mit den Einschlkßen wirst du erhalten haben. Schreibe mir alles hkbsch sorgfoltig zu seiner Zeit. An natkrlichen Gegenstonden so wie der Kunst halt ich reiche Erndte. Lebe wohl.

10. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 1. November 1786. Mittwoch

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Rom d‘. 1 Nov. 1786. Ja ich bin endlich ich in dieser Hauptstadt der alten Welt angelangt! Wenn ich sie in guter Begleitung, angefkhrt von einem recht verstondigen Manne, vor funfzehn Jahren gesehn hotte, wollte ich mich glkcklich preisen. Sollte ich sie aber allein, mit eignen Augen sehen und besuchen; so ist es gut daß mir diese Freude so spot zu Theil ward. Uber das Tyroler Gebirg bin ich gleichsam weggeflogen, Verona, Vicenz, Padua, Venedig habe ich gut, Ferrara, Cento, Bologna flkchtig und Florenz kaum gesehn. Die Begierde nach Rom zu kommen war so groß, wuchs so sehr mit jedem Augenblicke, daß kein Bleibens mehr war, und ich mich nur drey Stunden in Florenz aufhielt. Nun bin ich hier und ruhig und wie es scheint auf mein ganzes Leben beruhigt. / Denn es geht, man darf wohl sagen, ein neues Leben an, wenn man das Ganze mit Augen sieht, das man Theilweise in und auswendig kennt. Alle Trakme meiner Jugend seh ich nun lebendig, die ersten 12 6An 15 Endlich dJa iche bin dendliche 16 B666egleitung

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Kupferbilder deren ich mich erinnre |:mein Vater hatte die Prospeckte von Rom auf einem Vorsaale aufgehongt:| seh ich nun in Wahrheit, und alles was ich in Gemohlden und Zeichnungen, Kupfern und Holzschnitten in Gyps und Korck schon lange gekannt steht nun beysammen vor mir, wohin ich gehe find ich eine Bekanntschaft in einer neuen Welt, es ist alles wie ich mir’s dachte und alles neu. Eben so kann ich von meinen Beobachtungen von meinen Ideen sagen. Ich habe keinen ganz neuen Gedancken gehabt, nichts ganz fremd gefunden, aber die alten sind so bestimmt, so lebendig, so zu/sammenhongend geworden, daß sie fkr neu gelten klnnen. Da Pygmalions Elise, die er sich ganz nach seinen Wknschen geformt, und ihr soviel Wahrheit und Daseyn gegeben hatte, als der Kknstler vermag, endlich auf ihn zukam und sagte: i c h b i n s ! wie anders war die Lebendige, als der gebildete Stein. Wie moralisch heilsam ist mir es dann auch, unter einem ganz sinnlichen Volcke zu leben, kber das so viel Redens und Schreibens ist, das jeder Fremde nach dem Maasstabe beurtheilt den er mitbringt. Ich verzeihe jedem der sie tadelt und schilt, sie stehen zu weit von uns ab und als Fremder mit ihnen zu verkehren ist beschwerlich und kostspielig. Fkr mich ist es ein Glkck daß Tischbein ein schlnes Quartier hat, wo er mit noch einigen Mahlern lebt. Ich wohne bey ihm und bin in ihre einge/richtete Haushaltung mit eingetreten, wodurch ich Ruh und Hauslichen Frieden in einem fremden Lande genieße. Die Hausleute sind ein redliches altes Paar, die alles selbst machen und fkr uns wie fkr Kinder sorgen. Sie waren gestern untrlstlich als ich von der Zwiebel Suppe nicht aß, wollten gleich eine andre machen u.s.w. Wie wohl mir dies aufs Italionische Wirthshausleben thut, fkhlt nur der der es versucht hat. Das Haus liegt im Corso, keine 300 Schritte von der Porta del Popolo. Die merckwkrdigsten Ruinen des alten Roms, St. Peter, die Plotze, den Papst und die Kardinole in der Pauls Capelle am heutigen Feste, die Villa Borghese habe ich gesehen und nun soll toglich etwas neues vorgenommen werden. Ich bin wohl und empfehle mich durch diesen

14 lLebendige 18 schl-ilt

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eilig und vorloufig geschriebnen Brief. D. dem Herzoge, D. der reg. Herzoginn, D. der Herzoginn Mutter, D. Prinzen August, H‘. und Fr v. Stein, H‘ u F. G. S. Herder, H‘. v. Knebel mit Bitte, mir ein gnodiges und freundschafftliches Andencken zu erhalten und vorerst den Ort meines Aufenthaltes niemanden zu entdecken. G.

11. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 3. November 1786. Freitag Rom. d‘. 3 Nov.

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Endlich kann ich den Mund aufthun und Sie mit Freuden begrkßen, verzeihen Sie das Geheimniß und die gleichsam unterirdische Reise hierher. Kaum wagte ich mir selbst zu sagen wohin ich ging, selbst unterwegs fkrchtete ich noch und nur unter der Porta del Popolo war ich mir gewiß Rom zu haben. Und laßen Sie mich nun auch sagen daß ich tausendmal, ja bestondig an Sie dencke, in der Nohe d e r Gegenstonde, die ich ohne Sie zu sehen niemals glaubte. Nur da ich Sie mit Leib und Seele in Norden gefesselt, alle Anmuthung nach diesen Gegenden verschwunden sah, konnte ich mich entschließen einen langen einsamen Weg zu machen und die Gegenstonde zu suchen, nach denen mich ein unwiderstehliches Bedkrfniß hinzog. Ja die letzten Jahre wurd es eine Art von Kranckheit, von der mich nur der Anblick und die Ge/genwart heilen konnte. Jetzt darf ich es gestehen: Zuletzt durft ich kein Lateinisch Buch mehr ansehn, keine Zeichnung einer italionischen Gegend. Die Begierde dieses Land zu sehn war kberreif, da sie befriedigt ist, werden mir Freunde und Vaterland erst wieder recht aus dem Grunde lieb, und die Rkckkehr wknschenswerth. Wird es dann in der Folge Zeit mlglich, es auch mit Ihnen zu sehen und Ihnen durch die Kenntniße die ich jetzt erwerbe hier und indeß zu Hauße nktzlich zu werden; so bleibt mir fast kein Wunsch kbrig.

10 fkrchte|te| 21 bBuch 26 erwerbe,e hier,r 26 Hauße,e

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Die Dauer meines gegenwortigen Aufenthalts wird von Ihren Wincken, von den Nachrichten von Hause abhongen, bin ich einige Zeit entbehrlich; so laßen Sie mich das gut vollenden was gut angefangen ist und was jetzt mit Einstimmung des Himmels gethan scheint. / Aber zugleich bitte ich: schreiben Sie mir sobald als mlglich, von Sich, den Ihrigen und was vorgeht und wie es in Norden aussieht. Seit dem halben October bin ich zurkck, hier hab ich noch an keine Zeitung dencken klnnen. Denn auch auf der Reise hab ich fast zuviel aufgepackt, zuviel angegriffen, daß es mir zuletzt lostig ward. In Vicenz hab ich mich an den Gebouden des Palladio hlchlich geweidet und mein Auge gekbt. Seine Vier Bkcher der Baukunst, ein klstliches Werck, und den Vitruv des Galiani hab ich mir angeschafft und schon fleißig studirt, hier werd ich in Gesellschafft eines guten Architeckten, die Reste der alten, die Geboude der neuen Zeit besehen und nicht allein meinen Geschmack bilden, sondern auch im Mechanischen mir Kenntniße erwerben, denn eins kann ohne das andre nicht bestehen. / Haben Sie die Gkte mir zu schreiben: wieviel Bonde sie von denen in Vicenz herausgekommnen Gebouden des Palladio besitzen? ich glaube zwey; Es sind ihrer aber jetzt f k n f e die man alle haben muß. Wenn ich weiß was fehlt will ich die andern zu kaufen suchen, sie sind jetzt schon rar geworden. Gemolde und Statuen zu sehen hilft mir des Hofrath Reifenstein lange Pracktick und Tischbeins Kknstler Auge. und ich sehe denn nur so hin. Uberhaupt bleibt nun meinen Wknschen nichts kbrig als daß Sie mir Ihre Liebe erhalten, damit ich zurkckkehrend eines neuen Lebens, das ich in der Fremde erst schotzen lerne, mit Ihnen genießen mlge. Leben Sie recht wohl. Aus Mangel der Zeit und damit der Posttag nicht vorbeygehe hab ich beyliegendes Cirkularschreiben verfaßt und bitte es denen am Ende benannten Personen mitzutheilen. G.

8 September dOctobere 20 besitzen,? 23 Statuemn

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12. An Philipp Seidel

BRIEFE 12–14

Rom, 4. November Æ1786. Samstagæ Rom d‘. 4 Nov

Ich bin hier glkcklich angelangt, schicke mir nun alles was du gesammelt hast. Du machst kber den Brief an mich, den du nur mit Oblaten siegelst, oder leimst, noch ein Couvert mit der Addresse Al Sgn. 5

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Tischbein, Pittore Tedesco, al Corso, incontro del Palazzo Rondanini. Roma.

Heute schreib ich nur dies, nochstens mehr. Laß dir von H‘. Hofrath Voigt auch ein Briefchen geben und verschweige solang es geht wo ich sey. / schreibe mir auch, wann dieser Brief angekommen, er geht d‘. 4 Nov. ab. Lebe wohl. Das Gesetz und die Propheten sind nun erfkllt und ich habe Ruhe vor den rlmischen Gespenstern auf Zeitlebens, Lebe wohl Liebe mich. G

13. An Catharina Elisabeth Goethe Rom, 4. November 1786. Samstag Rom d‘. 4 Nov. 86.

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Vor allen andern muß ich Ihnen sagen liebe Mutter daß ich glkcklich und gesund hier angelangt bin. Meine Reise die ich ganz im Stillen unternahm hat mir viel Freude gemacht. Ich bin durch Bayern, Tyrol kber Verona, Vicenz, Padua, Venedig, Ferrara, Bologna, und Florenz hierhergekommen, ganz allein und unbekannt, auch hier observire ich eine Art Inkognito. Wie wohl mirs ist daß sich soviele Troume und Wknsche meines Lebens aufllsen, daß ich nun die Gegenstonde in der Natur sehe die

4 Al MrSgr. T-- Al Sgn. 10 angekommen.,

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ich von Jugend auf in Kupfer sah, und von denen ich den Vater so oft erzohlen hlrte, kann ich Ihnen nicht ausdrkcken. Alle diese Dinge seh ich freylich ein wenig spote, doch mit desto mehr Nutzen und viel in kurzer Zeit. Wie lang ich bleibe weiß ich noch nicht, es wird darauf ankommen wie es zu Hause aussieht. Auf alle Folle geh ich kber / die Schweitz zurkck und besuche Sie. Da wollen wir uns was rechts zu Gute thun, doch das bleibt alles unter uns. Heute hab ich nicht Zeit viel zu sagen nur wollt ich daß Sie schnell die Freude mit mir theilten. Ich werde als ein neuer Mensch zurkckkommen und mir und meinen Freunden zu grlßerer Freude leben. Innliegenden Brief schicken Sie an die Bethmonner ohne daß diese eben erfahren daß der Brief durch Sie gegangen ist. Die Bethmanner haben mir ohne es selbst zu wissen unter einem fremden Nahmen Credit gemacht. Schreiben Sie mir bald und viel wie es Ihnen geht und sonst was neues, in der Fremde ist alles von Freunden und Lieben interessant. Auch wann dieser Brief ankommt damit ich mich darnach richten klnne. Leben Sie wohl und lieben mich G

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14. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 7. November 1786. Dienstag Rom d‘. 7 Nov. 86. Ich bin nun zehen Tage hier und nach und nach thut sich vor mir der allgemeine Begriff dieser Stadt auf. Wir gehen fleißig auf und ab, ich mache mir den Plan des alten und des neuen Roms bekannt, betrachte die Ruinen, die Geboude, besuche ein und die andre Ville, alsdann nehmen wir die grlßten Merckwkrdigkeiten ganz langsam, ich thue nur die Augen auf und sehe und gehe und komme wieder.

9 zZeit 11 Freudnden 17 neues.,

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BRIEF 15

Der Menschen wird auch nicht vergeßen und so macht sich’s nach und nach. Denn gewiß man kann sich nur in Rom auf Rom bereiten. Das menschlich interessanteste was ich auf der Reise fand, war die Republick Venedig, nicht mit Augen des Leibs sondern des Geists gesehen. Das grlßte Werck der innern Großheit nach die Rotonde, das grlßte dem Maase nach, die Peterskirche |:wie denn wohl nun kein grlßer Geboude in der Welt steht und das genialischte, daß man sagen / muß es scheint unmlglich, ist der Apoll von Belvedere. Denn so viel ich auch Abgkße gesehn habe, selbst ein gutes Bruststkck besitze; so glaubt man doch die Statue nie gesehn zu haben. Des kbrigen vielen Guten und Herrlichen nicht zu gedencken. Die Logen von Raphael und die großen Gemohlde der Schule von Athen pp hab ich nur erst einmal gesehn und da ists als wenn man den Homer aus einer zum Theil verloschnen, beschodigten Handschrifft herausstudiren sollte. Das Vergnkgen des ersten Eindrucks ist unvollkommen. Nur wenn man nach und nach alles recht durchgesehn und studirt hat wird der Genuß ganz. Am erhaltensten sind die Deckenstkcke der Logen, die Biblische Geschichten vorstellen, so frisch wie gestern gemahlt, zwar die wenigsten von Raph. eigner Hand / doch gar trefflich nach seinen Zeichnungen und unter seiner Aufsicht. Tischbein der immer an mich gedacht und fkr mich gesorgt hat, hat mir ein Paar durch einen jungen geschickten Kknstler kopiren laßen, die ich schon hier fand und mir viel Freude machen. Auch hat er die Steine recht grkndlich studirt, wobey ihm sein Kknstler Auge und die Kknstler Lust an sinnlichen Dingen sehr geholfen hat. Ich schrieb ihm einmal darum und das bracht ihn darauf. Ich bin nun auf diesen Theil ziemlich vorbereitet und es vermehrt das Vergnkgen, alle die Kostbarkeiten mit Unterscheidung und Kenntniß an zusehn. Bey Angelika Kaufmann bin ich zweymal gewesen, sie ist gar angenehm und man bleibt gern bey ihr. Hofrath Reifenstein erzeigt mir viel / Gefolligkeit. An Trippeln hab ich einen sehr braven Kknstler kennen lernen.

4 Da6s 7 daßs 7 wo6hl 11 es die 17-18 durchgesehen 18 dider 24 dav die 28 v--es

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Und nicht genug kann ich sagen was Tischbein ein guter und natkrlich verstondiger Mensch ist. Er giebt sich viel Mkhe und ist gewiß auf einem guten Wege der Kunst. Ein saures und trauriges Geschofte ist es, das alte Rom aus dem neuen herauszusuchen, und doch muß man es und es giebt die beste Freude. Man trifft Spuren einer Herrlichkeit und einer Zerstlrung die beyde kber unsre Begriffe gehn. Was die Barbaren stehen ließen, haben die Baumeister des neuen Roms verwkstet. Zum Schluß nenn ich nur noch das Colisee und die Boder des Diokletians als Gegenstonde der stillen und ernstesten Bewunderung und das neue Museum als ein kostbares schlnes Institut. Fkr diesmal das beste Lebewohl. G.

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15. An Charlotte von Stein Rom, 7.–11. November 1786. Dienstag–Samstag Rom d‘. 7 Nov. 86. Laß dich’s nicht verdrießen meine Beste daß dein Geliebter in die Ferne gegangen ist, er wird dir beßer und glkcklicher wiedergegeben werden. Mlge mein Tagebuch das ich biß Venedig schrieb, bald und glkcklich ankommen, von Venedig bis hierher ist noch ein Stkck geworden das mit der Iphigenie kommen soll, hier wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darkber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Auf dem beyliegenden Blatte hab ich etwas geschrieben, das du auch den Freunden mittheilen kannst, fkr dich allein behalte die Versicherung daß ich immer an dich dencke und von Herzen dein bin. Ein großes Glkck ist mir mit Tischbein zu leben und bey ihm zu wohnen, in / treuer Kknstlergesellschafft, in einem sichern Hause, denn zuletzt hat ich doch des Wirthshauslebens satt.

5 und dese giebt 86verwkstet 9 Bot-der 18-19 fortse|t|zen

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BRIEFE 16/17

Wenn du mit deinem Auge und mit der Freude an Kknsten, die Gegenstonde hier sehn solltest, du wkrdest die grlßte Freude haben, denn man denckt sich denn doch mit aller erhlhenden und verschlnernden Immagination das Wahre nicht. Ich bin recht wohl. Das Wetter ist wie die Rlmer sagen brutto, es geht ein Mittagwind |:Sirocco:| der toglich mehr oder weniger Regen bringt. Mir aber ist diese Witterung nicht unangenehm, es ist warm dabey, wie bey uns im Sommer regnichte Tage nicht sind. Rom ist nur ein zu sonderbarer und verwickelter Gegenstand um in kurzer Zeit gesehen zu werden, man braucht Jahre um sich recht und mit / Ernst umzusehn. Hotte ich Tischbein nicht der so lange hier gelebt hat und als ein Herzlicher Freund von mir, so lange mit dem Wunsche hier gelebt hat mir Rom zu zeigen; so wkrde ich auch das weder genießen noch lernen, was mir in der kurzen Zeit bescheert zu seyn scheint; und doch seh ich zum voraus daß ich wknschen werde anzukommen wenn ich weggehe. Was aber das grlßte ist und was ich erst hier fkhle; wer mit Ernst sich hier umsieht und Augen hat zu sehen muß s o l i d werden, er muß einen Begriff von Soliditot foßen der ihm nie so lebendig ward. Mir wenigstens ist es so als wenn ich alle Dinge dieser Welt nie so richtig geschotzt hotte als hier. Welche Freude wird mirs seyn dich davon / zu unterhalten. Nun warte ich sehnlich auf einen Brief von dir und werde dir lffters schreiben du nimmst mit wenigem vorlieb, denn Abends ist man mkde und erschlpft vom Lauffen und Schauen des Tags. Bemerckungen zeichne ich besonders auf und die sollst du auch zu seiner Zeit erhalten. Wo man geht und steht ist ein Landschafft Bild, aller Arten und Weisen. Palloste und Ruinen, Gorten und Wildniß, Fernen und Engen, Hausgen, Stolle, Triumphblgen und Soulen, offt alles zusammen auf Ein Blatt zu bringen. Doch werd ich wenig zeichnen, die Zeit ist zu kostbar, ob ich gleich lernen und manches mitbringen werde. Leb wohl. Der Herzog wird nun einen Brief von mir haben und du auch, die d‘. 4 ten abgegangen sind.

5 eins 32 kostlbar

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Leb wohl. Grkße die deinen. Liebe mich. Empfiel mich dem Herzog und der Herzoginn. G. Geht ab d‘. 11 Nov.

16. An Friedrich von Stein ÆRom, zwischen 7. und 11.? November 1786. Dienstag und Samstag?æ

ÆDruckæ

Mein lieber Fritz! Wie sehr es mich verlangt, etwas auch von Dir zu wissen, kannst Du denken, da Du weißt, wie lieb ich Dich habe. Oft thut es mir im Herzen weh, daß Du nicht bei mir bist, da ich so viele und so merkwkrdige Gegenstonde toglich betrachte. Laß Dir von Deiner Mutter sagen, wo ich bin, und laß Dir sonst von ihr mittheilen, was ich ihr schreibe. Ich bin in einem schlnen warmen Lande, es fongt jetzt an zum zweitenmal auf Wiesen und Plotzen grkn zu werden. Das Gras und die Krouter keimen zum zweitenmale, und wenn auch die Blotter von vielen Boumen fallen, so sind doch viele, die immer grkn bleiben. Es geht ein warmer Wind, der zwar oft Regen bringt, doch mir nicht schadet, wie er Andern thut, die longer hier sind. Lebe wohl! Sey brav und gedenke meiner; laß Dir in meinem Zimmer wohl werden. Morgen und Abend macht man doch auch schon hier Caminfeuer. Ich hotte Dir wohl viel zu sagen, es wird sich aber besser erzohlen lassen. G.

17. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 10. und 11. November Æ1786. Freitag und Samstagæ d‘. 10 Nov. Rom. Vierzehn Tage bin ich hier, und habe mich schon recht umgesehn. Ein Paar Blotter die ich dem Herzog und Fr. v. Stein schickte, werden

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BRIEF 17

Euch im allgemeinen mehr sagen, nun auch ein besondres Wort an Euch, meine besten, das zur guten Stunde zu euch kommen mlge. Ich habe endlich das Ziel meiner Wknsche erreicht und lebe hier mit einer Klarheit und Ruhe, die Ihr Euch denckt weil ihr mich kennt. Meine Ubung alle Dinge wie sie sind zu sehen und zu lesen, meine Treue das Auge Licht seyn zu laßen, meine vlllige Entousserung von aller Protention, machen mich hier hlchst im Stillen glkcklich. Alle Tage ein neuer merckwkrdiger Gegenstand, toglich neue, grose, seltsame Bilder und ein Ganzes, das man sich lange denckt und troumt, nie mit der Einbildungskrafft erreicht. / Heute war ich bey der Pyramide des Cestius und Abends auf dem Palatin, oben auf den Ruinen der Kayser Palloste, die wie Felsenwonde dastehn. Von allem diesem mag und kann ich nichts sagen, das sey zur Wiederkunft aufgespaart. Was ich aber sagen kann und was mich im tiefsten freut ist die Wkrckung die ich schon in meiner Seele fkhle: es ist eine innre Soliditot mit der der Geist gleichsam gestempelt wird; Ernst ohne Trockenheit und ein gesetztes Wesen mit Freude. Ich dencke die gesegneten Folgen auf mein ganzes Leben zu fkhlen. Wenn man so eine Existenz ansieht die 2000 Jahr und drkber alt ist, durch die Wechsel der Zeiten so manigfaltig und von Grund aus verondert, und doch noch derselbe Boden, derselbe Berg, ia oft, dieselbe Soule und Mauer, und im Volcke noch die Spuren des alten Carackters; so wird man / ein Mitgenoße der großen Rathschlkße des Schicksals. Und dann ist nichts K l e i n e s hier, wenn auch S c h e l t e n s w e r t h e s und A b g e s c h m a c k t e s alles hat Theil an der Grosheit des Ganzen genommen. Was ich da sage raff ich nur so auf das bessre soll in Gesprochen aus gelegt werden. Ich bin fleißig und bin nicht hier um nur nach meiner Art zu genießen, ich will lernen und mich ausbilden eh ich 40 Jahr alt werde. Das seltsamste und schwerste in der Betrachtung ist: wie Rom auf Rom folgt und nicht allein das neue aufs alte, sondern die verschied-

4 iIhr 9 gGanzes 12 VillenPall\ste 15 a- im 23 Volkcke

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nen Epochen des alten selbst aufeinander. Man mkßte Jahre hier bleiben um den Begriff recht lebendig zu haben, ich fkhle nur die verborgnen und halbsichtbaren Punckte. / Wie vieles hott ich zu sagen. Auf der Reise und schon hier hab ich unmosig aufgepackt. An der Iphigenie wird immer fort gearbeitet. Ich habe mich mit diesem Stkcke selbst betrogen indem ich mir die Arbeit leichter vorgebildet. Was ich gethan habe darf ich nicht sagen du wirst es sehn. Grkßt mir die Kinder. Wie oft wknsch ich mir Gusteln. besonders neulich auf den Ruinen des Neronischen Pallasts wo man jetzt auf den Artischocken Londern sich an Marmorn, Porphyrn, Graniten immer die Taschen voll steckt, die von der alten Herrlichkeit noch unerschlpfliche Zeugen sind. Lebt wohl und schreibt mir bald und verzeiht meiner Eile, schreibt mir nur recht viel und ausfkhrlich und den Brief nur mit Oblaten gesiegelt, schliest in einen Umschlag

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a Mr Tischbein, Peintre Allemand al Corso incontro al Palazzo Rondanini.

Lebt wohl. Liebt mich ich bleibe Euch und sehne mich herzlich euch wiederzusehn. / Da ich das Couvert mache verdrießt michs soviel weiß Papir fortzuschicken und doch ists schon spote. Heut hab ich die Nymphe Egrie besucht, dann die Rennbahn des Caracalla, die zerstlrten Grabstoten longst der Via Appia und das Grab der Metella, das einem erst einen Begriff von solidem Mauerwerck giebt. Diese Menschen arbeiteten fkr die Ewigkeit, es war auf alles kalkulirt, nur auf den Unsinn der Verwkster nicht, dem alles weichen mußte. Recht sehnlich hab ich dich herzugewknscht. Die Reste der grosen Wasserleitung sind hlchst ehrwkrdig. Der schlne große Zweck ein Volck zu troncken, durch eine so ungeheure Anstalt. Abends kamen wir ans Colisee da es schon dommrig war, wenn man das ansieht, scheint wieder alles andre klein, es ist sogros daß man das Bild nicht in der Seele behalten kann, man erinnert sich dessen nur kleiner wieder und kommt man dahin zurkck; kommt es ei-

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BRIEF 18

nem aufs neue grlßer vor. Lebt wohl. Ich klnnte so immer fortschreiben. Das Papier schließt, nicht ich d‘. 11 Nov.

18. An Christoph Martin Wieland Rom, 17. November Æ1786. Freitagæ Rom d‘. 17 Nov.

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Ich muß dir doch auch ein Wort sagen aus der Stadt wo du so offt im Geiste spazierst und wo ich dich auch dem Leibe nach recht b e q u e m und z u r g u t e n S t u n d e herumfkhren mlgte. Ich setze die beyden unterstrichnen Bedingungen, denn ich fkrchte du mlchtest sonst gelegentlich mit H‘. Archenholz Chorus machen. Mir geht es sehr gut, davon ich mancherley werde zu erzohlen haben. Laß dir indeß von Fr. v. Stein einiges erzohlen und freue dich in meine Seele. Die Ubersetzung deiner Satyren leß ich hier mit dem grlßten Vergnkgen, Abends wenn wir von unserm Lauf zurkckkommen. Ich habe schon viel gesehen, meine Augen sind selbst gut ausgewischt und ich habe gute, treffliche Begleiter. Von Einem derselben ist meine Absicht dich heute zu unterhalten. Du kennst ihn schon gewißermassen, er hat dir einige Stkcke durch Mercken fkr den Merkur / geschickt, von welchen er kaum weiß ob sie gedruckt und wie sie aufgenommen worden. Er heißt H i r t und ich will dich mit wenigen Worten mit ihm bekannt machen. Er ist in Werden, ein trockner, treuer fleißiger Deutscher, der schon recht schlne historische Kenntniße von Rom und von der Kunst hat und seinen Geschmack im Umgange mit Verstondigen bildet. In wenigen Jahren wird er sich zu einem vorzkglichen Cicerone qualificiren, und schon jetzt werd ich ihn denen, die mich befragen empfehlen, wenn ihnen an einem soliden Unterricht gelegen ist. Dieser gute Mann muß nun aber auch auf ein Fundament seiner Existenz dencken, er wknschte ein Journal als Beytrag zur Kunst und 6 se|t|ze 7 Bedi6ngungen 8 g|e|lechgentlich 17 Abha-- Stkcke 21 wWerden 21 Defleißiger 25 i- jetzt 28 mwknschte

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der Kenntniß von Rom herauszugeben, hat auch schon aus Deutschland leidliche Bedingungen. Ich dachte aber ob das nicht eine Acquisition fkr dich wore. Er kann sich / und wird sich am liebsten auf eine Bogenzahl, auf ein gewißes fkr s Jahr, gegen ein Gewißes engagiren. Doch versteht sich daß man erst versuche und sich verstehe. Er wkrde. 1.) Supplemente zum fache des Alterthums liefern. Von neuen Entdeckungen, neuen, beßern Erklorungen Restaurationen, Veronderungen mit alten Kunstwercken, wenn sie ausworts verkauft oder sonst transportirt werden. 2. Zum Nutzen der Fremden die als Kunstliebhaber Rom besuchen, manches mittheilen. 3. Vom Kunsthandel und was man an Originalien, Abgkßen, Copien, andern Nachbildungen haben kann, was, und um welchen Preis. 4. Von Akademien, Museis, Gallerien, Kabinetten und kleineren Kunstsammlungen. 5. Von Wercken lebender Kknstler die theils in Rom seßhaft sind theils, sich daselbst eine Zeitlang aufhalten, in allen Theilen der Kunst. 6. Von Kunstjournalen u. andern Schrifften die Kunst betr‘ mit einem langen ppp. Auch kber neuere Ital. Litt. kberhaupt. Dies wore fkrs erste genug gesagt. / Kannst du so einen Beytrag wie vorsteht fkr den Merkur brauchen und dagegen dem guten Manne mit blanckem Gelde helfen; so will ich gern das meine dazu thun daß beyden Theilen geholfen werde. Ich bin nun selbst hier, lerne Rom kennen, wie ich Deutschland kenne und wknschte daß dieß ein Anlaß wkrde etwas Gutes zu beginnen. Nach meinem Wunsch sollte alsdann dieser Theil des Merkurs fkr diejenigen die nach Italien gehen, fkr die die daher kommen, und fkr andre die es nie sehn, mehr oder weniger interessant werden, man mkßte aber eine gewiße Folge und Vollstondigkeit der Sache geben. Weiß ich nur erst deinen Willen und daß du magst; so will ich schon das meine thun und theils hier schon einen klugen Plan mit H i r t e n abreden, theils wenn ich zurkckkomme gern die Sachen durchsehn, die mich immer interessiren werden. Aller Anfang ist schweer, der gute H i r t ist im Anfange, in einigen Jahren kann sein Schicksal ge3 a- ob 8 dRestaurationene 15 sttheils 16 allemn 17 Kun6st 21 Beytarag 22 Meanne

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BRIEF 19

macht seyn, gern wknscht ich einem Landsmann der sich redlich in der Fremde nohren will zu helfen. Kaum bleibt mir ein Platz fkr s Lebe wohl. Wer nicht weiß wo ich bin dem sag es nicht. G. Frau v. Stein hat meine Adresse.

19. An Carl Ludwig von Knebel Rom, 17. November Æ1786. Freitagæ Rom d‘. 17 Nov.

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Auch dich mein lieber muß ich aus Abrahams Schooße besonders begrkßen. Wie vielmal denck ich an dich und wie manches mlcht ich dir mittheilen. Ich bin wie zu Hause. Tischbeins Liebe und Vorsorge erleichtert und beflrdert mir alles, es ist ein gar guter und kluger Mensch. Von dem Privat Leben der Alten sind wie bekannt wenig Spuren mehr kbrig, desto grlßer sind die Reste die uns ihre Sorge fkr s Volck, fkr s allgemeine und ihre wahre weltherrliche Grlße zeigen. Schon hab ich das merckwkrdigste gesehn und wiedergesehn. Wasserleitungen, Boder, Theater, Amphitheater, Rennbahn, Tempel! Und dann die Palloste der Kayser, die Grober der Großen – Mit diesen Bildern hab ich meinen Geist genohrt und gestorckt. Ich leße den Vitruv, daß der Geist der Zeit mich anwehe wo das alles erst aus der Erde stieg, ich habe den / Palladio der zu seiner Zeit noch vieles ganzer sah, maß und mit seinem großen Verstand in Zeichnungen herstellte, und so steigt der alte Phlnix Rom wie ein Geist aus seinem Grabe, doch ists Anstrengung statt Genußes und Trauer statt Freude. Gewiß man muß sich einen eignen Sinn machen Rom zu sehn, alles ist nur Trkmmer; und doch wer diese Trkmmer nicht gesehn hat, kann sich von Grlße keinen Begriff machen. So sind Musea und Gallerien auch nur Schodelstotten, Gebeinhouser und Rumpfkammern; aber was fkr Schodel! pp! Alle Kirchen geben uns nur die Be3 Pla|t|z 5 "Frau v. Stein hat meine Adresse." (in umgekehrter Schreibrichtung) 27 dauch nure 28 unds

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griffe von Martern und Verstkmmlung, Alle neue Palloste sind auch nur geraubte und geplknderte Theilgen der Welt – Ich mag meinen Worten keine weitere Ausdehnung geben! Genug man kann alles hier suchen nur / keine Einheit keine Ubereinstimmung. und das ists was viele Fremde so irre macht. Ich bin nun drey Wochen da und ich sage selbst: wenn es einem Ernst ist kann man ein halb Jahr bleiben, um nur erst gewahr zu werden wo man ist. Und solch ein Stkckwerck ist mein Brief auch, sind alle meine Briefe die ich von hier aus schreibe. Wenn ich wiederkomme soll mein Mund etwas ganzeres bringen. So spot die Jahrszeit ist, so freut mich doch mein bißchen Botanick erst recht, in diesen Landen, wo eine frohre weniger unterbrochne Vegetation zu Hause ist. Ich habe schon recht artige, in’s allgemeine gehende Bemerckungen gemacht, die auch dir in der Folge angenehm seyn werden. Das Steinreich hat hier seinen Trohn, wo von allen Enden der Welt das kostbarste zusammengebracht worden. Wie ein Granit Freund die Obelisken und Soulen ansieht, kannst du dencken. / Tischbein dem ich einmal Forbers Brief kber die alten Steinarten in Abschrifft schickte, hat sich mit einem ochten sinnlichen Kknstler Sinn auf diese Gegenstonde geworfen, hat sich alles bekannt gemacht, und erleichtert mir auch wissenschafftlich das Studium. Der Vesuv hat vor ohngefohr 14 Tagen eine Eruption gemacht. Die Lava ist starck gefloßen. Auf meinem Tische liegt schon ein ganz frisch gebacknes Stkck vor mir das ein Reisender daher brachte. Wie viel ich auf deinen Spuren durch Tyrol an dich gedacht habe sag ich dir nicht, auf dem Brenner bin ich einige Tage geblieben. Kobeln in Mknchen traf ich nicht zu Hause. Alle diese vorliegenden Gegenden rollt ich nur durch und hatte keine Ruhe als hier, wo ich mich denn auch recht satt weide. Ich schließe dies Blat ungesiegelt an Frau von Stein. Lebe wohl. Liebe mich und hilf die gute Stote einer Rkckkehr fkr mich bereiten. G.

3 aAusdehnung 4 uUbereinstimmung 13 hHause 16 aus dvone 16 eEnden 32 mir die

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Von dem Bologneser Gypsspat, welcher nach der Calcination leuchtet, hab ich schlne Stkcke aus dem Berge selbst genommen. Dieser Stein ist mir besonders wegen seiner auserordentlichen specifischen Schweere gegen den kbrigen Gyps merckwkrdig.

20. An Charlotte von Stein Frascati und Rom, 15. und 17./18. November Æ1786. Mittwoch und Freitag–Samstagæ 5

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Fraskati d‘. 15 Nov. Die Gesellschafft ist zu Bette und ich schreibe dir noch aus der Tusch Muschel aus welcher gezeichnet worden ist. Wir haben ein Paar schlne, regenfreye Tage hier gehabt, warm und freundlichen Sonnenschein daß man den Sommer nicht vermißt. Die Gegend ist sehr angenehm, der Ort liegt auf einem Hkgel, vielmehr an einem Berge und jeder Schritt bietet dem Zeichner die Herrlichsten Gegenstonde. Die Aussicht ist weit, man sieht Rom liegen und weiter die See, an der rechten Seite die Gebirge von Tivoli und so w. vielleicht bring ich dir etwas gezeichnetes mit. In dieser lustigen Gegend sind Landhouser recht zur Lust angelegt und wie die alten Rlmer schon hier ihre Villen hatten, so haben vor hundert Jahren und mehr, reiche und kbermkthige Rlmer ihre Landhouser auch auf die schlnsten Flecke gepflanzt. Zwey Tage gehn wir schon hier herum und es ist immer etwas neues und reitzendes. Nur macht es mich stille / und traurig, da ich gewohnt bin alles Gute in deiner Gesellschafft oder in Beziehung auf dich zu genießen, daß du das Schlne nicht sehen sollst. Rom d‘. 17. Wir sind zurkck. Heute Nacht fiel ein entsetzlicher Regenguß mit Donnern und Blitzen, heute regnet es fort und ist immer warm dabey. 2 sStkcke 1-4 "Von dem Bologneser Æ:::æ Gyps merckwkrdig." (S. 1 unter der Adresse, mit einem waagerechten Strich davon abgetrennt) 11 e- jeder 17 kbermkt|h|ige 20 Gesellschaf|f|t

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Wie gern erzohlt ich dir von dem was ich gesehn habe, wenn nur erzohlen das mindste eines Bildes hinkber tragen klnnte. Frescogemohlde von Domenichin in Andrea della VallR, dergleichen von den Carrache in der Gallerie Farnese. Sie Volckmann. 2. Th. 443 u. 413. Nun muß ich dir aber noch von einem wunderbar problematischen Bilde schreiben, das ich auf iene sah und was sich auf jene sehn loßt. d‘. 18. Ich bin gestlrt worden und kann dir heute kaum die Geschichte des wunderbaren Gemoldes schreiben. / Es ist wieder schln Wetter, ein heller, freundlicher, warmer Tag. Heute haben wir in der Farnesina die Geschichte der Psyche gesehn, die du aus meinen Zimmern kennst. Dann auf Pietro in Montorio die Verklorung von Rafael. Alles alte Bekannte, wie Freunde die man sich in der Ferne durch Briefwechsel gemacht hat und nun von Angesicht sieht. Auch finden sich herrliche Sachen von denen nicht soviel Redens ist, die nicht so offt durch Kupfer und Nachbildungen in die Welt gestreut sind. Vielleicht bring ich einiges mit, gezeichnet von guten jungen Kknstlern. ======== Nun noch zum Schluß die oben versprochne Geschichte. Schon vor mehreren Jahren hielt sich hier ein Franzoß auf, der als Liebhaber der Kunst und Sammler bekannt war. Er kommt zum Besitz eines a n t i c k e n / Gemoldes auf Kalck, niemand weiß woher. er loßt das Bild durch Mengs restauriren und hat es als ein geschotztes Werck in seiner Sammlung. Winckelmann spricht irgendwo mit Enthusiasmus davon, es stellt den Ganymed vor, der dem Jupiter eine Schaale Wein reicht und dagegen einen Kuß empfongt. Der Franzoße stirbt und hinterloßt das Bild seiner Wirthinn als a n t i c k . Mengs stirbt und sagt auf seinem Todbetter es sey nicht a n t i c k , e r h a b e e s g e m a h l t . Und nun streitet alles gegen einander. Der

3 SaAndrea 4 Cararache 5|2. Th. 443 u. 413.| 14 allte 15 bBekannte

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eine Theil behauptet es sey von Mengs, zum Scherz, nur so leicht hingemacht, der andere Theil sagt Mengs habe nie so etwas machen klnnen, ja es sey bey nahe fkr Raphael zu schln. Ich hab es gestern gesehn und muß sagen daß ich auch nichts schlners kenne als die Figur Ganymeds, Kopf und Rkcken, das andre ist viel restaurirt. Indessen ist das Bild diskreditirt und die arme Frau will niemand von dem Schatz erllsen. Ich habe eine Hypothese wie das Bild entstanden, davon nochstens. Wore es auf Holz wie auf Kalck ich sucht es zu kaufen, denn ich erlebe doch noch daß es ums dreyfache verkauft wird, wofkr man es ietzt haben kann. Nirgends ist mir Platz geblieben dir zu sagen wie ich dich liebe. Lebe wohl. Wie wart ich auf einen Brief von dir.

21. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 22. November 1786. Mittwoch Rom d‘. 22 Nov. 86. am Cecilien Feste. 15

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Das Andencken dieses glkcklichen Tages, muß ich durch einige Zeilen lebhafter erhalten und was ich genoßen wenigstens historisch mittheilen. Es war das schlnste, ruhigste Wetter, ein ganz heitrer Himmel und warme Sonne. Ich ging mit Tischbein nach dem Petersplatze, wo wir erst auf und abgehend und wenn es uns zu warm wurde im Schatten des großen Obelisks, der eben fkr zwey breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben verzehrten die wir in der Nohe gekauft hatten. Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Gemolde wohl erleuchtet fanden. Das ikngste Gericht und die manigfaltigen Gemolde der Decke von Michel Ange, theilten unsre Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innre 8-10 eauf Holz wie Æ:::æ ietzt haben kann.e (quer zur Schreibrichtung, mit # angebunden) 11 VNirgends 11 Pla|t|z 11-12 "Nirgends ist mir Æ:::æ Brief von dir." (S. 1 in umgekehrter Schreibrichtung) 15 di einige 16 wenigstesns 23 Capelle, wo ddiee wir 25 #von Michel Ange,#

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große Sicherheit und Monnlichkeit des Meisters, seine Großheit geht kber allen Ausdruck. Nachdem wir alles wieder und wieder gesehn, verließen wir dieses Heilichthum und gingen nach der Peterskirche, / die von dem heitern Himmel das schlnste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar war. Wir ergltzten uns als genießende Menschen, an der Grlße und der Pracht, ohne durch allzuecklen und zu verstondigen Geschmack uns diesmal irre machen zu laßen und unterdrkckten jedes schorfere Urtheil. Wir erfreuten uns des erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Houser und Magazine, Brunnen |:dem Ansehn nach:| Kirchen und einen grosen Tempel, alles in der Luft, und schlne Spaziergonge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel, und besahen die heitere Gegend von den Apenninen dem Berg Sorackte, nach Tivoli, die Vulkanischen Hkgel, Fraskati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite, mit ihren Berg-Pallosten, Kuppeln pp. Es rkhrte sich keine Luft und in dem kupfernen / Knopf war es heiß wie in einem Treibhause. Nachdem wir das alles beherzigt hatten, stiegen wir herab und ließen uns die Thkren zu den Gesimsen der Kuppel, des Tambours, und des Schiffs aufschließen. man kann um selbe herumgehn und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten vorbey, seine Nachmittags Andacht zu halten. es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen vlllig herab und, nahmen in einem benachbarten Gasthofe ein frlhliges, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilien Kirche fort. Viele Worte wkrde ich brauchen um die Auszierung der ganz mit Menschen angefkllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architecktur mehr. Die Soulen waren mit rothem Sammt kberzogen und mit goldnen Treßen umwunden. Die Capitole mit gesticktem Sammt in ohngefohrer Capitolform, so alle Gesimse und Pfeiler behongt und bedeckt. Alle Zwischen Roume der Mauer mit lebhaft gemahlten Stkcken be-

4 wir von 5 unds 6 dane 9 eEndlich 16 PBerg-Pallosten 23 vor-sbey 23 er- s 24 unds 19-24 #und ließen uns die Thkren Æ:::æ stiegen vlllig herab und# (S. 2 und 3, mit waagerechtem Strich vom Brieftext getrennt) 27 und um 29 Souflen

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kleidet daß die ganze Kirche mit Mosaick ausgelegt schien, und kber zwey hundert Wachskerzen brannten um und neben dem Hoch Altar so daß die ganze eine Wand mit Lichtern besetzt war / und das Schiff der Kirche vollkommen erleuchtete. Eben so waren die Seiten gonge und Seiten Altore geziert und erhellet. Gegen dem HochAltar kber unter der Orgel, waren zwey Gerkste erbaut auch mit Sammt kberzogen, auf deren einem die Songer auf dem andern die Instrumenter standen, die anhaltend Musick machten. Die Kirche war voll gedrongt. Eine schlne Art musikalischer Auffkhrung hlrt ich hier. Wie man Violin oder andre Conzerte hat; so fkhren sie Conzerte mit Stimmen auf. Daß die eine Stimme, der Sopran herschend ist, und Solo singt, das Chor von Zeit zu Zeit einfollt und ihn begleitet. Es versteht sich immer mit dem ganzen Orchester. Es thut gute Wkrckung. –– Ich muß endigen, wie wir den Tag enden mußten. Denn Abends gingen wir noch vor der Oper vorbey wo eben die Litiganti aufgefkhrt wurden und hatten des Guten soviel genoßen daß wir vorkbergingen. Wie viel wore noch von allem zu sagen aber ich schließe. G.

22. An Charlotte von Stein ÆRomæ, 24. November 1786. Freitag d‘. 24 Nov. 86: 20

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Ich muß heute meiner Liebsten schreiben, morgen ist Posttag, den ich nicht versoumen darf; so erholt sie doch von acht Tagen zu acht Tagen etwas von mir. Du wirst doch auch nun fleisig schreiben daß ich eine Reihe von Briefen erhalte. Bald muß nun der erste von dir ankommen. Ich lege ein ostensibles Blat bey, das einen guten Tag beschreibt, man kann aber wenig sagen. Gut ist es und noth, hier wenn man kommt ein Pythagoroisches Stillschweigen zu halten. Jahre lang klnnt ich hier seyn ohne viel zu reden. Es ist alles schon so durch beschrieben, so durch dissertirt, daß man nun erst die Augen aufthun, erst lernen muß. Du kennst meine alte Manier wie ich die Natur behandle, so 1 so waren und 3 von mit 5 HochaAltar 7 Instrumente|r|

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behandl’ ich Rom und schon steigt mir’s entgegen, ich fahre immer fort zu sehn und von Grund aus zu studiren. Was werd ich dir nicht erzohlen klnnen, wenn mir nur der Himmel noch eine Zeit ruhigen Lebens hier glnnen mag. / Ich vermeide sorgfoltig alle Bekanntschafft, die nur Zeit verdirbt und sehe und studire unermkdet mit Kknstlern und Kennern alles andre acht ich von Ubel. Den Prinzen Lichtenstein, den Bruder der Grofinn Harrach habe ich gesehen und bey ihm gegessen. Wie wohl es mir kbrigens bey und mit Tischbein geht, und was das fkr ein braver Kknstler und tkchtiger, ganzer Mensch ist, kann ich dir nicht sagen. Wir passen zusammen als hotten wir zusammen gelebt. Von der Nation zu sagen bleib ich dir schuldig, es ist ein sonderbar Volck. Was allen Fremden auffollt und was heute wieder die ganze Stadt reden, aber auch nur r e d e n macht, sind die Todtschloge, die ganz was gemeines sind. Viere sind schon seit ich hier bin erschlagen worden von denen ich nur weiß. Heute ward ein braver Kknstler, ein Schweizer, Medailleur, / der letzte Schkler von Hedlinger kberfallen, vlllig wie Winckelman. Der Mlrder, mit dem er sich herumbalgte, gab ihm wie man sagt an die zwanzig Stiche, und da die Wache hinzukam, erstach sich der Blsewicht selbst. Das ist nun sonst hier die Mode nicht, der Mlrder erreicht eine Kirche und so ists gut. Doch nichts weiter von diesen Scenen, die aber zum Ganzen Bilde der Stadt gehlren. Klnnt ich dir nur das beste zeigen, was ich sehe, ja nur manchmal das zu genießen geben, was ich in dem Augenblicke nicht genießen kann. So ein Element hab ich mir lange gewknscht, um auch einmal zu schwimmen und nicht immer zu waten. Grkße Steinen, Fritzen –– ob ich Ernsten noch grkßen kann weiß ich nicht –– die Schwester und die Schwogerinn. Auch deine Brkder. Ich bin oft bey euch und muß mir oft die Sehnsucht verwehren. / Der Vesuv hat eine Eruption gemacht, vielleicht schrieb ich es schon. Heute hlr ich daß sie noch fortdauert und muß mich halten, nicht geschwind aufzubrechen und nach Napel zu gehen. Ich hoffe er wird noch einiges fkr mich aufheben, wenn mein Stkndlein geschlagen hat. 4 geglnnten 7 vomn 14 6Volck 16 4Viere 17 weisß 18 sSchkler 20 Wa|c|he 22 gewinnt derreichte 33 t-nach

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Moritz ist hier, der die englische Reise schrieb, ein sehr guter, braver Mann mit dem wir viel Freude haben. Empfiehl mich dem Herzog und der Herzoginn. Frage doch einmal ob man dem Docktor R i e d e l geschrieben hat, daß der gute Mann nicht ohne Nachricht und Resolution wegen des Antrags bleibe. Wkßte man nicht wo er ist; so wkrde der Archivarius und Rath Kestner in Hannover ihm den Brief richtig zustellen. Hotte die Herzoginn eine Summe, gros oder klein an die Kunst zu verwenden; so getraut ich mir ihr etwas mitzubringen das ihr bleibende Freude machen sollte. Ich selbst begehre nichts von allem was ich sehe, außer die Gypssachen die unendlich schln sind. / Leb wohl. Liebe den bleibenden.

23. An Philipp Christoph Kayser Rom, 25. November 1786. Samstag

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d‘ 25 Nov. 86 Endlich auch aus Rom ein Wort, wohin ich mehr flog als eilte, erfreuen Sie mich bald mit einem Briefe, denn was ich Ihnen sagen klnnte das wissen Sie. Sie haben gesehen was ich sehe und kennen mich. Vorbereitet kam ich hierher, doch nicht vorbereitet genug. Ich sage; man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten. Von Musick ist mir wenig Freude worden. Auch ist des Tags soviel zu sehen und zu laufen daß ich Abends mkde bin. Schreiben Sie mir nun wie es mit unserm Wercke steht? Ob Sie die Partitur empfangen haben? ob Sie etwas ondern? Ob der vierte Ackt fertig ist? Und wann Sie glauben daß wir das Stkck ins Publikum geben klnnen? damit ich meine Maasregeln darnach nehmen und auch aus der Ferne alles / leiten klnne. Schreiben Sie mir sonst auch was Sie aus Deutschland wissen, ich habe so lange nichts gehlrt. Leben Sie wohl. Ich bin hier fleißig in mehr als Einem Sinne, sogar arbeit ich noch an Stkcken meiner Schrifften die Ostern herauskommen sollen. 12 eLeb wohl. Liebe den bleibenden.e (quer zur Schreibrichtung) 25 anus

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Was ich hier sehe, seh ich in Gesellschafft der Kknstler deren Handwerck es ist, wie sehr wknscht ich in Ihrer Gesellschafft das Hlrbare zu hlren. Ich gehe aus Italien nicht zurkck, ohne Sie zu sehen, es mkßte denn etwas ganz unerwartetes dazwischen kommen. Wie aber? und wo? Das weiß ich nicht. Das wollen wir noch bereden. Leben Sie wohl. So bald ich Luft habe arbeit ich auch wieder fkr Sie. Davon nochstens. Der Ihrige G. Fr. Schultheß hat meine Adresse.

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24. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 2. Dezember 1786. Samstag Rom. d‘. 2 Dezemb. 86 Von dem Guten das ich genieße loßt sich durch Worte so wenig mittheilen. Das schlne, warme, ruhige Wetter, das nur manchmal von einigen Regentagen unterbrochen wird, ist mir zu Ende Nov. ganz was neues. Wir gebrauchen die gute Zeit in freyer Luft, die blse im Zimmer, kberall ist etwas sich zu freuen, zu lernen und zu thun. d‘. 28. Nov. Kehrten wir zur Sixtinischen Capelle zurkck, ließen die Gallerie aufschließen, wo man den Platfond noher sehen kann, man drongt sich zwar, da sie sehr eng ist, mit einiger Beschwerlichkeit, und mit anscheinender Gefahr, an den eisernen Stoben weg, deßwegen auch die schwindlichen zurkckblieben; alles wird aber durch den Anblick des grlsten Meisterstkckes ersetzt. Und ich bin in dem Augenblicke, so fkr Michel Ange / eingenommen, daß mir nicht einmal die Natur auf ihn schmeckt, da ich sie doch nicht mit so großen Augen wie er sehen kann. Wore nur ein Mittel sich solche Bilder in der Seele recht zu fixiren. Wenigstens was ich von Kupfern und Zeichnungen nach ihm erobern kann bring ich mit. 10 eFr. Schultheß hat meine Adresse.e (quer zur Schreibrichtung) 12-13 mitt6heilen 16|ge|brauchen 19 mamn 21 aund 26 sol|c|he

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Wir gingen von da auf die Logen Raphaels und kaum darf ich sagen: daß man diese nicht ansehn durfte. Das Auge war von jenen großen Formen so ausgeweitet, daß man die geistreichen Spielereyen der Arabesken nicht ansehn mochte und die Biblischen Geschichten, so schln sie sind hielten auf jene nicht Stich. Diese Wercke nun lffter gegen einander zu sehn, mit mehr Musse und ohne Vorurteil zu vergleichen muß eine große Freude gewohren. Von da gingen wir bey fast zu warmem Sonnenschein auf die Villa Pamfili wo / sehr schlne Gartenpartien sind, und blieben bis an den Abend. Eine große mit immergrknen Eichen und hohen Pinien, eingefaßte, viereckte, flache Wiese, war ganz mit Maslieben kbersot die ihre Klpfgen alle nach der Sonne wendeten, nun gingen meine Botanischen Spekulationen an, die ich den andern Tag auf einem Spaziergang nach dem Monte Mario, der Villa Melini und Villa Madama fortsetzte. Es ist gar interessant zu bemercken wie eine lebhafter fortgesetzte und durch starcke Kolte nicht unterbrochne Vegetation wkrckt. Ich habe noch nicht genau genug verschiednes bemercken klnnen und werde sobald meine Begriffe etwas vollstondiger sind das interessanteste mittheilen. Der Erdbeerbaum |:eine Andromeda:| Blkht jetzt wieder, indem seine letzte Frkchte reif werden, und so zeigt sich der Orangen/baum mit Blkten, halb und ganz reifen Frkchten |:doch werden letztere Boume wenn sie nicht zwischen Gebouden stehen nun bedeckt:| Uber die Cypresse, den respecktabelsten Baum, wenn er recht alt und wohl gewachsen ist, hab ich noch nicht genug gedacht, ehstens werd ich den Botanischen Garten besuchen und hoffe da manches zu erfahren. Uberhaupt ist mit dem neuen Leben, das einem nachdenckenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewohrt nichts zu vergleichen. Ob ich gleich noch immer derselbe bin; so meyn ich biß aufs innerste Knochenmarck verondert zu seyn. Fkr diesmal schließ ich und werde das nochste Blat einmal ganz von Unheil, Mord, Erdbeben und Unglkck anfkllen, daß doch auch Schatten in meine Gemolde komme.

23 dBoumee 26 erhstens

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Mit diesem will ich mich allen die mir besonders wohl wollen empfohlen haben. G

25. An Charlotte von Stein

Rom, 2. Dezember 1786. Samstag

d‘. 2 Dez. 86 Rom. Auf einem Blatte das ich o s t e n s i b l e geschrieben habe, steht eine Erinnerung eines theils meiner Freuden. Mit keinem Worte aber kann ich ausdrucken wie ich dir das alles unmittelbar mitzutheilen wknschte. Alles Reden und beschreiben hilft bey sinnlichen, ia auch bey moralischen Gegenstonden nichts. Was ich nur irgend mir eigen machen kann faß ich und ergreif ich und bring ich dir mit. Auch wirst du den deinigen wenn er zurkckkommt noch mehr lieben, denn wills Gott wird er einige Fehler ablegen mit denen du unzufrieden warst. Nie hab ich so lebhaft gefkhlt als hier, daß der Mensch der das Gute will, eben so thotig |:fast auf die selbe Art thotig:| seyn mksse, als der Eigennktzige, der Kleine, der Blse. Nur schwer schwer ist die Erkemtniß. |:Wir haben kber diesen Punckt so oft gesprochen. / Grkße Fritzen und sag ihm, daß wenn es mir oft leid thut ihn nicht bey mir zu haben, ich doch auch vielerley lerne was ihm viel Spas machen wird. Besonders kleine Arbeiten in Thon die man ausdruckt und brennt, das viel artiger und angenehmer ist als Gyps. Fkr dich lern ich auch etwas, eine Art Wachsmahlerey, die sehr leicht und angenehm ist, besonders fkr Zimmer pp. Mache ja nichts in Kochberg, ich will dir alsdann helfen, wie du einmal im Sinne hattest, die Zimmer ordnen und auf eine Weise, daß sie gleich artig aussehn und daß man noch Jahre lang dran aus mahlen kann. Hier ist alles in Perfecktion. Wird man doch pfuschen lernen. Lebe wohl. wenn mich etwas freut, freut michs um deint willen, da ich nicht reich bin bring ich dir viel in der Seele mit. G. / 14 sebl|b|e 15 eEigennktzige 16 Nur schwee- r schwer

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Grkße Herdern, in acht Tagen schreib ich besonders an ihn. Wie verlangt mich wieder ein mal von Hause ein Wort zu hlren da ich nun morgen drey Monate in der Fremde bin, ohne eine Sylbe von den meinigsten zu haben. Grkße alle Freunde, auch die Waldner. Sobald Briefe von Euch ankommen meld ich es. Merckt nur wie lange die meinigen unterwegs sind. Gib meinem Seidel den Auftrag er soll mir von Dr. Sievers einen kleinen Auszug der Witterung in Weimar vom Sept. Octbr. Nov. pp machen laßen und mir ihn gleich schicken / Von der S e p i a bring ich mit, sie darf nicht getrocknet, sie muß in Essig aufbewahrt werden ist aber trefflich damit arbeiten. Von Braunschweig sind hier: Stafforst und Marenholz mit ihren Frauen, ich halte mich aber still und sehe niemand. Die Zeit ist edel und die Kunst ist lang. Lebe wohl. Wie lieb ich dich. Ohngefohr den 14 Oktbr ist der Kasten dem meine Reisebeschreibung beygepackt war von Venedig abgegangen. Schreibe mir doch gleich wenn er ankommt. Lebe wohl. Der Grund aller meiner Freude ist darinn daß ich dir es wieder sagen kann und werde. G.

26. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 2.–Æ9.æ Dezember 1786. Samstag–ÆSamstagæ

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d‘. 2 Dez. 86. Rom. Bald hoff ich nun durch Briefe von Euch erfreut zu werden; Nachricht, daß es meinen Freunden wohlgehe, ist das einzige was mir hier fehlt. Die Witterung hat bisher meist von sechs zu sechs Tagen abgewechsselt, zwey ganz herrliche, ein Trkber, zwey bis drey Regentage, ein halb aufgeklorter, dann wieder schlne. Ich suche jeden auf ’s beste zu nutzen. Doch immer sind mir noch diese herrlichen Gegenstonde, wie neue Bekanntschafften, man hat mit ihnen nicht gelebt, sie nicht ge6 Eu --meinigen 23 wohlgehe|,|

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nug verglichen. Einige reißen einen mit Gewalt an sich, daß man eine Zeitlang gleichgkltig, ja ungerecht gegen andre wird. So hat Z. E. die Facade des Pantheons, der Apoll von Belvedere, einige Colossal klpfe und neuerdings die Capelle Sixtine so mein Gemkth eingenommen, daß ich darneben fast nichts mehr sehe. Ihr kennt mich, und konnt leicht dencken, daß ich ein Jahr und longer brauchte um so wenige, aber so grose Gegenstonde in meinem Gemkth zurecht zu stellen. Nun kommt aber noch eine / ungeheure Menge trefflicher Wercke die sich von allen Seiten zu drongt, auf jedem Schritt dir begegnet und auch fkr sich den Tribut der Aufmercksamkeit fordert. Ich will nur sehen wie ich mich heraus ziehe. Zufollig hab ich hier Archenholzens I t a l i e n gefunden. Wie so ein Geschreibe am Ort zusammenschrumpft, ist nicht zu sagen. Eben als wenn man das Bkchlein auf Kohlen legte, daß es nach und nach Braun und schwarz wkrde, die Blotter sich krkmmten und im Rauch aufgingen. Er hat die Sachen gesehen, aber zu der grosthuischen, verachtenden Manier, besitzt er viel zu wenig Kenntniße und stolpert Lobend und Tadelnd. Ich will so lang ich hier bin die Augen aufthun, bescheiden sehen und erwarten was sich mir in der Seele bildet. Winckelmanns Gesch. d‘. Kunst, die neue Ital. Ausgabe ist sehr brauchbar, ich bringe sie mit. / Alle Morgen eh ich aufstehe wird an der Iphigenie geschrieben, toglich erobre ich eine Stelle und das Ganze macht sich. Ich bin ganz nah fertig zu seyn. Doch denck ich drauf, wenn die beyden ersten Bonde gedruckt woren klnnte man den vierten zu erst drucken. Mache das wie es schicklich ist. Ich soume nicht, die Iph. soll auch kommen. Nur in der Stella |:ist mir eingefallen:| hab ich e i n e Stelle verondert und eine a n d r e , die sich darauf bezieht, vielleicht nicht, auf einem beyliegenden Blatt sag ich mehr davon, und setze auf allen Fall eine Correcktur hinzu, die du einschieben wirst, wenns nltig ist.

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BRIEF 26

Sehr wunderbar drongt sich in dieses Jahr soviel zusammen. Heilsam und gesegnet, daß auf eine lange Stockung wieder eine Lebensregung sich rkhrt. Ich finde mich viel, viel anders und besser. / Nun fangen an mich rlmische Alterthkmer zu freuen, Geschichte, Inschriften, Mknzen pp von denen ich sonst gar nichts wissen mochte, alles wird mir lebendig und drongt auf mich zu. Wie mir’s in der Naturgeschichte erging, geht mir’s hier. An diesen Ort knkpft sich die ganze Geschichte der Welt an, und ich zohle einen zweyten Geburtstag, eine wahre Wiederburt, von dem Tage da ich Rom betrat. In denen fknf Wochen die ich hier bin hab ich schon manchen Fremden kommen und gehn sehn. Gott sey Danck daß mir kknftig keiner von diesen Zugvlgeln mehr imponirt, wenn er von Rom spricht, keiner mehr die Eingeweide erregt; denn ich habs nun auch gesehn und weiß woran ich bin. Mein decidirtes Incognito spart mir viel Zeit, ich gehe absolut zu niemanden ausser zu Kknstlern. Den Bruder der Grofinn Harrach einen Pr. Lichtenstein hab ich allein ausgenommen, der mir denn auch mit viel Gefolligkeit verschafft hat Dinge zu sehn die man gewlhnlich nicht sieht. Durch seine Negociation hoffe ich auch in ein Nonnenkloster zu kommen, wo Reste eines Mars Tempel stecken mkssen die mich sehr interessiren. –– Die Tochter des Protendenten hat das fremde Murmelthier auch schon zu sehn verlangt ich habs aber abgelehnt. Lebt wohl Grkßt Gusteln an den ich oft dencke und ihn zu mir wknsche wenns lustig zu geht, als neulich am Meer da gefischt wurde. Lebt wohl. Schreibt mir ja wieder und grkßt die Kinder. Dieser Brief geht ab d‘. 9 Dec. Eben erhalt ich den Eurigen. Tausend Danck. Ehstens mehr.

6 Innschriften 16 weisß 16 iIncognito 17 Ze|i|t 24 wolhl 27 eLebt wohl. Æ:::æ die Kinder.e (S. 4 quer zur Schreibrichtung) 28-29 "Dieser Brief geht Æ:::æ Ehstens mehr." (S. 1 in umgekehrter Schreibrichtung)

Abb. 3: Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.– Æ9.æ Dezember 1786 (Nr 26), S. 1

Abb. 4: Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.– Æ9.æ Dezember 1786 (Nr 26), S. 4

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27. An den Freundeskreis in Weimar ÆRom, wahrscheinlich zwischen 2. und 9. Dezember 1786. Samstag und Samstagæ Ich bitte diejenigen die mich lieben und mir wohlwollen mir ein Wort in die Ferne bald zu sagen, und dem Briefe an mich, der nur mit Oblaten gesiegelt werden kann, noch einen U m s c h l a g zu geben mit der Addresse Al Sigr. Tischbein Pittore Tedesco al Corso, incontro del Palazzo Rondanini Roma.

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28. An Charlotte von Stein Rom, 8. und 9. Dezember 1786. Freitag und Samstag R.

d‘. 8 Dez 86.

Diese Tage her, hab ich wieder mancherley Guts genoßen. Vom Wetter hab ich etwas an Herdern gesagt, das ich nicht wiederhohlen will. Wir haben mit unter die schlnsten Tage. Der Regen der von Zeit zu Zeit follt macht Gras und Gartenkrouter grknen, die immer grknen Boume stehen auch hin und wieder, so daß man das abgefallen Laub kaum vermißt. In den Gorten stehen Pomeranzen Boume voller Frkchte aus der Erde wachsend unbedeckt pp. Wir waren am Meere und hatten einen schlnen Tag. Abend beym hereinreiten, brach der gute Moritz, indem sein Pferd auf dem glatten rlmischen Pflaster ausglitschte den Arm, das zerstlrte die genoßne Freude und hat auch unsre / –– Soweit war ich am 9 Dez. als ich einen Brief von Seideln erhalte und ein Zettelgen drinne von deiner Hand. Das war also alles was du einem Freunde, einem Geliebten zu sagen hattest, der sich so lange

14 nmacht 14 Gartenka- router 17 und unbedeckt 22 8--9

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Abb. 5: Goethe an den Freundeskreis in Weimar, Æzwischen 2. und 9. Dezember 1786æ (Nr 27)

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nach einem guten Worte von dir sehnt. Der keinen Tag, ja keine Stunde gelebt hat, seit er dich verließ ohne an dich zu dencken. Mlge doch bald mein Packet das ich von Venedig abschickte ankommen, und dir ein Zeugniß geben wie sehr ich dich liebe. Heut Abend kann ich nichts mehr sagen dieses Blat muß fort. Die Kasten auf dem Archive gehlren dein, liebst du mich noch ein wenig; so erlffne sie nicht eher als biß du Nachricht von meinem Todte hast, so lang ich lebe laß mir die Hoffnung sie in deiner Gegenwart zu erlffnen. Von hier habe ich an dich geschrieben d‘. 11 Nov. d‘. 18. d‘. 25. d‘. 2. Dec. Mlge alles glkcklich angekommen seyn. Ich sage dir nicht wie dein Blotgen mein Herz zerrißen hat. Lebe wohl. Du einziges Wesen und verhorte dein Herz nicht gegen mich.

29. An Philipp Seidel

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ÆRomæ, 9. Dezember Æ1786. Samstagæ

Deinen Brief erhalte ich heute Abend d‘. 9 dec. also richtig nach deiner Ausrechnung. Nur noch Ein Wort weil die Post geht. In der zwischen Zeit habe ich meinen Freunden geschrieben wo ich binn. Kaum war ich in Rom angekommen als ich erkannt wurde doch fkhr ich mein Incognito durch, sehe nur die Sachen und lehne alle andern Verholtniße ab. Man ist auch diese Sonderbarkeit schon gewohnt, der erste Sturm ist vorkber und man loßt mich so ziemlich meines Wegs gehn. Du hast deine Sachen gut gemacht, deine Relation ist recht brav und ich freue mich deines Wohlseyns. Hier ist klstliches Wetter das nur manchmal von zwey bis drey Regentagen unterbrochen wird. Ich kann alles mit der grlßten Bequemlichkeit sehen. Jeder Teutsche schreibt nach Hause daß ich hier bin, also ists wenn du diesen Brief erholtst kein Geheimniß mehr, du / schweigst indeßen und lossest dich auf nichts ein. Cioja war bankrutt wie ich hierherkam, ich habe wiederholt bey seinem Concurs nachfragen laßen ob ein Brief an meine fingirte 15 dDeinen 16 eEin 20 g- schon 21 Weg|s|

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AdrÆ æ dasey, und immer die Antwort mit Nein erhalten. Morgen will ich also wieder fragen laßen. Glschen hab ich an H‘. Herder gewießen. Ich genieße hier klstliche Tage. Man kann sich nichts dencken was man nicht gesehen hat, Rom am wenigsten. Dem denckenden und fkhlenden Menschen geht ein neueÆsæ Leben, ein neuer Sinn auf, wenn er diesen Ort betritt, ja allen MenschÆenæ, jedem nach seinem Maase. Lebe wohl. Mit dem nochsten Posttag mehr, auch kber die GeschofftÆsæ Sachen und sonst. Welch ein Unterschied! ihr steckt im Schnee und Eis und hier ist alles Grkn. Die immergrknen Boume, alles Gras und Kraut das sich nach der langen Sommer Dkrrung erst erhohlt da die warmen Regen kommen. Kaum vermißt man das abgefallne Laub der kbrigen Boume. Leb wohl. / Es versteht sich von selbst daß du meinen n o c h s t e n F r e u n d e n in W. nun meine Adreße geben, oder mir ihre Briefe selbst zuschicken kannst. Ich tadle dich nicht daß du die ersten erlffnetest. / Schicke mir den Voigtischen Brief in Extenso es mkssen noch andre Geschoftssachen drinne stehn, von der Steuer Commission pp. die mich interessiren. G.

30. An Charlotte von Stein ÆRomæ, 12. Dezember 1786. Denstag d‘. 12 Decemb. 86.

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In Hoffnung daß endlich das Venetianische Packet angekommen seyn wird, schick ich auch dieses Stkck fort und wknsche daß es dir zur guten Stunde kommen und mich in deine Nohe bringen mlge. Seit ich in Rom bin hab ich nichts aufgeschrieben als was ich dir von Zeit zu Zeit geschickt habe. Denn da loßt sich nichts sagen, man hat nur genug erst zu sehen und zu horen. Man muß recht zum Schkler wer16 din W.e

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den, wenn man einigen Vortheile von dem Aufenthalte haben will. Lebe wohl. Da ich nun Rom gesehen habe, will ich das kbrige Gute in der Nohe und auf dem Weg noch danckbar mitnehmen und dann meinem liebsten Wunsche, mit dir zu seyn, wieder entgegen gehn. Lebe wohl. Grkße die Deinigen G.

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Rom, 13. Dezember 1786. Mittwoch Rom d‘. 13 Dec. 86.

Ich habe dir schon neulich geschrieben, daß ich bald nach meiner Ankunft hier erkannt worden, indeß blieb diese Entdeckung erst in einem kleinen Zirkel und wie sie sich ausbreitete, sagte man sich zugleich daß ich unerkannt seyn wollte. Ich ging also meines Wegs fort, ward von niemand gehindert, fand viele Menschen die mir die Betrachtung der Merckwkrdigkeiten erleichterten und nktzlich machten, ohne daß mich jemand mit meinem i c h , noch mit dem seinigen incommodirte. So hab ich nun Rom in kurzer Zeit gesehen und kenne es z u r N o t h . Denn es gehlren Jahre dazu um sich hier ganz zur Kentniß des Hlchsten der Kknste auszubilden. Ich habe fkr diesmal meine Absicht erreicht, und einen Grund gelegt auf den man weiter fortbauen kann wie es Gelegenheit und Kroffte erlauben. Meinen Freunden hab ich auch geschrieben, es kann und braucht weiter kein Geheimniß zu seyn. Du gehst zu den H‘. Geh. Rothen und machst von hier aus meine beste Empfehlungen und empfiehlst mich ihrem Andencken. Ein gleiches kannst du bey H‘ und Fr v. Wedel und den Hofdamen thun. Follt dir sonst noch jemand ein, so thu das Gleiche ich gebe dir Vollmacht wo du es schicklich und artig / holst, so gebe ich dir Vollmacht. Schreibe mir nur nachher wen du gegrkßt hast. Z. E. H‘. Geh. Cam-

1 Aug- fen|t|halte 3 din der Nohe unde 24 empfielhlst

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merR. Gklicke. Dem H‘. Hofrath Voigt dancke fkr seine gute Nachrichten und daß er mich von seiner Seite so ausser Sorgen setzt. Bachmann, Llschner, Seeger, Brunquell grkße auch, und wenn von meinem Aussenbleiben die Rede ist kannst du im allgemeinen mercken laßen: ich wkrde wohl einmal eben auch unvermuthet wieder kommen. Schreibe mir doch wieviel das Kostgen Steine, das Tischbein geschickt, gewogen, und wieviel es gekostet, daß wir uns wegen der Fracht andrer Sachen darnach richten klnnen. Schicke und schreibe nur immer fort bis in den halben Morz, damit dein letzter Brief vor Ostern hier sey. Die Feyerlichkeiten der Charwoche warte ich noch hier ab und dann rkcke ich wieder nordworts, wenn man von so entfernten Dingen reden darf. Gleich nach dem neuen Jahre geh ich nach Neapel. Briefe werden mir nachgeschickt. Lebe wohl! Grkße Fritzen und Ernsten wenn er lebt, auch meine Leute und lebe wohl und vergnkgt. So viel sag ich dir nur noch von Rom, daß man sich keinen Begriff davon machen kann ohne es gesehn zu haben und daß ein wohl unterrichteter Ankommling wieder ganz in die Schule zurkckkehren muß. Es ist hier herrliches Wetter.

32. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 11. November und 16.? Dezember 1786. Samstag und Samstag?æ

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Laß doch ein Ringchen machen nur von Messing das dir akkurat paßt und sage Herders daß sie es auch thun und schickt mir sie einmal mit sonst einem Packetchen. Wenn ich etwas gutes von geschnittnen Steinen finde laß ich sie euch gleich faßen. Ein artigs das ich besitze druck ich hier bey.

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33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 12.–16. Dezember 1786. Dienstag–Samstag Rom d‘. 12 Dez. 86. Mein erster Brief von hier aus, wird Sie in Berlin aufgesucht haben, darum konnte ich noch nicht mit einer Antwort, mit einer Nachricht von Ihnen erfreut werden, nach der ich so sehr verlange. Fast biß zur Ermkdung hab ich bisher fortgefahren Rom zu durchwandern, auch habe ich das meiste g e s e h e n . Was heißt aber das S e h e n von Gegenstonden bey denen man lange verweilen, zu denen man oft zurkcke kehren mkßte um sie kennen und schotzen zu lernen. An Ihre Frau Gemahlinn schreib ich hierkber einige Worte auf die ich mich beziehe. Daneben hab ich meine Iphigenie ganz umgeschrieben, ein ehrlicher Schweizer macht mir nun eine Copie und um Weynachten wird sie abgehn klnnen. Ich wknsche daß ich mit dieser Mkhe kberhaupt und auch fkr Sie etwas gethan haben mlge. Nun soll es kber die andern Sachen, endlich auch kber Faust hergehn. Da ich mir vornahm meine Fragmente drucken zu lassen, hielt ich mich fkr todt, wie froh will ich seyn, wenn ich mich durch Vollendung des angefangnen wieder als Lebendig legitimiren kann. Gegen Weynachten wird auch mein Pensum in Rom fkr erst absolvirt seyn, mit dem neuen Jahre will ich nach Neapel gehn und dort mich der herrlichen Natur erfreuen und meine Seele von / der Idee sovieler trauriger Ruinen reinspklen und die allzustrengen Begriffe der Kunst lindern. Tischbein wird mit mir gehen, er ist mir unentberlich. So einen reinen, guten, und doch so klugen ausgebildeten Menschen hab ich kaum gesehen. Wie leid thut mirs daß er nicht zu den Ihrigen gehlrt, nicht allein als Kknstler sondern auch als verstondiger thotiger Mensch; in seinem Umgange beleb ich mich aufs neue, es ist eine Lust sich mit ihm kber alle Gegenstonde zu unterhalten, Natur und Kunst mit ihm zu betrachten und zu genießen. 4 verlangen 15-16 heurgehn 26 kKknstler

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BRIEF 33

Ubrigens ist das strenge Incognito das ich hier halte mir vom grlßten Vortheile, man kennt mich, und ich rede mit jedem den ich ohngefohr hier oder da treffe, leide aber nicht daß man mich nach meinem Stande oder Nahmen begrkße, gehe zu niemanden und nehme keinen Besuch an. Hielte ich nicht so strenge darauf; so hotte ich meine Zeit mit Ehre empfangen und Ehre geben hinbringen mkßen. Den einzigen Prinz Lichtenstein, den Bruder der Grofinn Harrach habe ich besucht, doch auch so daß wir uns zuerst auf einer Gallerie |:Doria:| begegneten, und dabey werd ich bleiben, denn selbst kber mein Erwarten bin ich hier bekannt und meine Nation ist mehr als ich glaubte von mir eingenommen. / Unter den neuen Kknstlern seh ich mich auch um, was da lebt und wird, unter den Kunsthondlern gleichfalls. Alles ist sehr theuer was sich einigermaßen auszeichnet. Alle Arten von Kunstwercken sind auf einen Hohen Preis getrieben. Fkr Sie mlgt ich nichts aufpacken als Gypssachen, die zu Wasser gehn klnnten. Einige Colossalklpfe kann ich selbst nicht entbehren, ich meyne man klnnte nicht leben ohne sie manchmal zu sehen. Der Bildhauer Trippel hat eine kleine Nemesis in Marmor nach einer grlßern im Museo gearbeitet und man kann sagen, sie ist beßer als das Original, welches deswegen nicht kbertrieben ist, da viele mittelmosige Kknstler, ja Handwercker in Alten Zeiten nach guten Originalen kopirten, ja zuletzt Copie von Copie gemacht ward, so kann an einer Statue die Idee schln, Proportion und Ausfkhrung aber schlecht seyn und ein neuerer Kknstler kann ihr einen Theil der Vorzkge wiedergeben, die ihre ganz verlohrnen Originale hatten. Diese Nemesis wore eine schlne Zierde in die Zimmer Ihrer Frau Gemahlinn er verlangt 100 Dukaten dafkr, wenn ich sie aber wie fkr mich nehme glaub ich sie fkr 80 zu erhalten. Was kbrigens hier mit dem Kunsthandel getrieben und gewonnen wird, ist unaussprechlich und es sind meist Auslonder die klug ge/nug waren sich diesen wichtigen Zweig zuzueignen. Gute Abdrkcke der Mark Antonio sind hier rarer und theurer als irgendwo, da Raphaels Andencken und die Spuren seines Geistes

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nirgends mehr geschotzt werden klnnen als hier. Die ausgedruckten und aufgekratzten Platten sind aber noch hier und werden solche Abdrkcke fkr ein Geringes fkr 3 g‘. 18 d‘ ja noch weniger in Partien verkauft, sie sind entsetzlich verdorben und doch kann man die herrlichen Ideen und Compositionen nicht ohne Entzkcken ansehn. Auch mlcht ich Ihnen die kleinen Modelle der Egyptischen unvergleichbaren Llwen vom Capitol und von der Fontana Felice in Bronze mitbringen um Ihren Schreibtisch zu zieren sie werden 20 bis 30 Dukaten kosten. Ich notire mir alle diese Wknschens werthe Kleinigkeiten und werde wenn ich Auftrag von Ihnen erhalten sollte, eine gewiße Summe auszugeben, das dauerhaffteste wohlen. Auch sind zwey Bonde des Musei Pio Clementini heraus jeder zu 6 Dukaten, die auch kaum zu entbehren sind. An Antiken und Original Bilder ist nicht zu dencken, man spricht gleich von 10000 Scudi pp. Leben Sie aufs beste wohl. Versagen Sie mir ein Zeugniß Ihres Andenckens und Ihrer Liebe nicht. Einsam in die Welt hinausgestoßen wore ich schlimmer dran als ein Anfonger wenn ich das zurkckgelaßne nicht auch erhalten klnnte. G. / d‘. 16 Dec. 86. Den Brief an Ihre Frau Gemahlinn werd ich mit der nochsten Post absenden, ich konnte ihn heute nicht endigen. So vieles dringt von allen Enden und Ecken auf mich zu, daß ich kaum zu mir selbst komme. Aber es ist eine Lust in einem so großen Elemente zu leben, wo man fkr viele Jahre Nahrung vor sich sieht, wenn man sie auch nur fkr den Augenblick mit den oussersten Lippen nur kosten kann.

3 gGeringes 6 mlgcht 6 dkleinene

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BRIEF 34

34. An Johann Gottfried und Caroline Herder und deren Kinder Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil Rom, 13. und 16. Dezember 1786. Mittwoch und Samstag abg. d‘. 16. Dec.

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Rom d‘. 13 Dezbr. 86.

Wie herzlich freut es mich daß Ihr mein Verschwinden so ganz wie ich wknschte genommen. Verslhnt mir Fr. v. Stein und den Herzog, ich habe niemand kroncken wollen und kann nun auch nichts sagen um mich zu rechtfertigen. Gott behkte mich daß ich jemals mit den Promissen zu diesem Entschluße einen Freund betrkbe. Ich erhole mich nun hier nach und nach von meinem Salto mortale und studire mehr als daß ich genieße. Rom ist eine Welt und man brauchte Jahre um sich nur erst drinne gewahr zu werden. Wie glkcklich find’ ich die Reisenden, die sehen und gehn. Heute frkh fielen mir Winckelmanns Briefe, die er aus Italien schrieb in die Hand. Mit welcher Rkhrung hab ich sie zu lesen angefangen! Vor 31 Jahren in derselben Jahrszeit kam er, ein noch ormerer Narr als ich, hierher, ihm war es auch so deutsch Ernst um das Grkndliche und sichre der Alterthkmer und der Kunst. Wie brav und gut arbeitete er sich durch! Und was ist mir nun das Andencken dieses Mannes auf diesem Platze. Ausser den Gegenstonden der Natur die in allen ihren Theilen wahr und konsequent ist, spricht doch nichts so laut als die Spur eines guten verstondigen Mannes. Hier in Rom kann man das recht fkhlen / wo so manche Willkkhrlichkeit gewkthet hat, wo so mancher Unsinn durch Macht und Geld verewigt worden. Eine Stelle in W. Br. an Francken freute mich „Man muß alle Sachen in Rom mit einem gewißen Phlegma suchen, sonst wird man fkr einen Franzosen gehalten. In Rom, glaub ich, ist die hohe Schule fkr alle Welt, und auch ich bin geloutert und geprkft.“ Das gesagte paßt recht auf meine Art den Sachen hier nach zu gehn und gewiß man hat außer Rom keinen Begriff wie man hier geschult 2 OktDezbr 15 gGrkndliche 23 Ddurch

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wird. Man muß so zu sagen wiedergebohren werden und man sieht auf seine vorigen Begriffe wie auf Kinderschue zurkck. Der gemeinste Mensch wird hier zu etwas, wenigstens gewinnt er einen ungemeinen Begriff wenn es auch nicht in sein Wesen kbergehen kann. Mknter ist hier auf den das wohl nicht paßen mlgte er scheint toller wegzugehn als er gekommen ist. Vorher hab ich ihn nicht gekannt. Er verreist bald und wird euch besuchen, laß dir von ihm erzohlen und du wirst verstehen was ich meyne. Tischbein ist ein trefflicher originaler Mensch, der mir Rom lebendig macht. Moriz der Fusreiser ist hier, hat den Arm gebrochen und leidet viel. Wir leiden alle mit ihm, es ist ein gar guter, verstondiger aus und durchgearbeiter Mensch. / Von Kunstsachen mag ich gar nicht reden und von der Nation wird mir auch schweer etwas zusammen zu faßen, in der Folge, oder am besten mkndlich, wird das schon beßer kommen. Aus Eurem Briefe seh ich mit Freuden daß es mit dem Druck meiner Sachen langsam geht, daß also Iphigenie nicht zu spot kommt. Ich scheide mich ungern von ihr, Weynachten soll sie denn doch fort. Zugleich kommt die Zueignung. Ich habe einen sonderbaren Einfall gehabt, ich wknsche daß er Euren Beyfall erhalte. Herzlichen Theil nehm ich an Eurem Hauskreutze, durch Moritzens Unfall ist auch ein in unsre kleine Societot gekommen, die sich so schln als mlglich anließ. Wenn man nur des guten Tags immer zu brauchen wkßte, mit dem M o r g e n ist’s so eine Sache. Diese Reise wird hoffentlich auf mein Ganzes Wesen einen gesegneten Einfluß haben. Wie Iph. fort ist geht es an Egmont! Was ich fkr Wilhelmen aufpacke sollt ihr dereinst mit Vergnkgen genießen. Lebet wohl und schreibt mir oft. Dieser Brief kommt euch zum neuen Jahre, das beste Glkck zum Anfang. Das vergangne war das wichtigste meines Lebens, ich mag nun sterben, oder noch eine Weile dauren, in beyden Follen war es gut. Adieu ich muß den Kindern noch etwas sagen. Liebt mich. G.

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BRIEF 35

Sehr oft, ihr lieben Kinder, wknscht ich daß ihr das Gute mit mir genießen klnntet, das mir so reichlich bescheert ist. Man merckt den Winter nicht, die Gorten sind mit immergrknen Boumen bepflanzt, die Sonne scheint hell und warm, Schnee sieht man nur auf den entferntesten Bergen gegen Norden. Die Citronenboume, die in den Gorten an den Wonden gepflanzt sind, werden nun nach und nach mit Decken von Rohr zugedeckt, die Pomeranzen Boume aber bleiben frey stehn. Es hongen viele Hunderte der schlnsten Frkchte an so einem Baume, der nicht wie bey uns beschnitten und in einen Kkbel gepflanzt ist, sondern in der Erde frey und froh in einer Reihe seiner Brkder steht. Man kann sich nichts lustigers dencken als einen solchen Anblick. Fkr ein paar Groschen isst man soviel man will, sie sind schon jetzt recht gut, im Morz werden sie noch besser seyn. Neulich waren wir am Meere und ließen fischen. Da kamen die wunderlichsten Gestalten von Fischen und Krebsen zum Vorschein, auch der Elecktrisir Fisch, der wenn man ihn anrkhrt einen Schlag wie die Elecktricitot giebt. Hier in Rom ist alles voller Gemolde und Statuen und die schlnsten Granite, Porphyre, Marmore, kann man hier an allen Orten und Enden sehn. Lebt wohl und schreibt mir offt, ich habe euch sehr lieb und werde euch dereinst viel erzohlen. G Gedenckt des Phasanen Traumes der nun in Erfkllung geht, wenn nur das Ende trlstlicher wird!

35. An Charlotte von Stein Rom, 13.–16. Dezember 1786. Mittwoch–Samstag Rom d‘. 13 Dec. 86.

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Klnnt ich doch meine Geliebteste, jedes gute, wahre, skße Wort der Liebe und Freundschafft auf dieses Blat faßen, dir sagen und versichern daß ich dir nah, ganz nah bin und daß ich mich nur um deinetwillen des Daseyns freue. 12 fFkr 23 Geckdenckt 28 gang z --

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Dein Zettelchen hat mich geschmerzt aber am meisten dadrum daß ich dir Schmerzen verursacht habe. Du willst mir schweigen? du willst die Zeugniße deiner Liebe zurkcknehmen? Das kannst du nicht ohne viel zu leiden, und ich bin schuld daran. Doch vielleicht ist ein Brief von dir unterwegs der mich aufrichtet und trlstet, vielleicht ist mein Tagebuch angekommen und hat dich zur guten Stunde erfreut. Ich fahre fort dir zu schreiben dir das merckwkrdigste zu melden und dich meiner Liebe zu versichern. Wenn du diesen Brief erholtst bin ich wahrschein‘. in Neapel, wenn du mir schreiben magst; so laß deine Briefe ja immer abgehen, denn ich komme bald zurkck und werde mich freuen ein Wort von dir wieder zu finden. /

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d‘. 14 Dec. 86. Was ich auf der vorigen Seite schrieb sieht so ruhig aus, ich bin es nicht und muß dir liebe Vertraute alles Vertrauen. Seitdem ich in Rom bin hab ich unermkdet alles sehenswkrdige gesehen und meinen Geist recht damit kberfkllt, in der Zeit da sich manches zu setzen und aufzukloren schien, kam dein Zettelgen und brach mir alles ab. Ich sah noch einige Villen, einige Ruinen, mit den Augen blos. Da ich merckte daß ich nichts mehr sah, lies ich ab und ging nur so vor mich hin. Moritz der an seinem Armbruch noch im Bette liegt, erzohlte mir wenn ich bey ihm war Stkcke aus seinem Leben und ich erstaunte kber die shnlichkeit mit dem Meinigen. Er ist wie ein jkngerer Bruder von mir, von derselben Art, nur da vom Schicksal verwahrlost und beschodigt, wo ich begknstigt und vorgezogen bin. Das machte mir einen sonderbaren Rkckblick in mich selbst. Besonders da er mir zuletzt gestand, daß er durch seine Entfernung von Berlin eine Herzensfreundinn betrkbt. –– Nicht genug! Ich las Tischbeinen meine Iphigenie vor die nun bald fertig ist. / Die sonderbare, originale Art wie dieser das Stkck ansah und mich kber den Zustand in welchem ich es geschrieben aufklorte, erschrlckte mich. Es sind keine Worte wie fein und tief er den Menschen unter dieser Helden Maske empfunden.

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Setzest du nun dazu daß ich gezwungen bin an meine kbrige Schrifften zu dencken, und zu sinnen wie ich sie enden und stellen will und daß ich dadurch genltigt werde in tausend vergangne Situationen meines Lebens zurkckzukehren, und daß das alles in wenigen Tagen auf mich zudringt, in der merckwkrdigsten Stadt der Welt die allein hinreicht einen Ankommling verwirrt zu machen; so wirst du dencken klnnen in welcher Lage ich mich befinde. Ich dencke nun auch nicht auf die nochste Stunde, ich will so hingehn, das nothwendige thun und tragen was ich muß und abwarten wie sich das alles entwickelt. / Kannst du etwas fkr mich thun; so thu es! unendlich wird mich jedes Wort von dir erfreuen und aufrichten. In 16 Tagen ist ein Brief von dir in Rom. Diesen erholst du zu Anfang des Jahres wenn du gleich wieder schreibst machst du mich glkcklich, nur unter Tischbeins Adresse. Tischbein Pittore tedesco al Corso incontro al Palazzo Rondanini. Ubrigens geht es mir sehr gut, ich habe bequeme und sichre Wohnung und die beste Einleitung zu allem und in alles was ich sehn will. Grkße Fritzen und sage daß ich einige recht schlne Kunststkcke fkr ihn lerne. Mknzen in Thon abzudrucken, mit zwey Seiten und ihnen im Brennen eine Metall Farbe zu geben. Das viel artiger und dauerhafter als alles Gypswesen ist. Auch werd ich ihm schlne Schwefel mitbringen. Hier haben sie gar eine artige Manier Zimmer auszuzieren, wie du einmal in Kochberg machen wolltest. Fange nichts an biß ich wiederkomme, ich bringe allerley mit. | Wenn ich auch Anfang kknftigen Jahres nach Neapel gehe laß ich mir alle Briefe nachschicken. Lebe wohl, ich bin mehr als jemals dein. Grkße die deinigen. G. d‘. 16 Dec. 86.

3 dazdurch 11 es,! 15 Aders- esse

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36. An Charlotte von Stein ÆRom, vermutlich 16. Dezember 1786. Samstagæ Ich schicke dir hier ein gar artig geschnitten Steinchen einen magischen Llwen vorstellend. Wenn du dir es zur beweglichen Nadel das Halstuch damit zuzustecken faßen ließest wkrde mir es Freude machen. Ich hotte es hier schon faßen laßen sie machen aber keine gute Arbeit.

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37. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, Æ12.?æ–23. Dezember 1786. ÆDienstag?æ–Samstag Durchlauchtigste Fkrstinn gnodigste Frau, Schon lange wkrde ich Ew Durch‘ Rechenschafft von meiner Reise, von meinem Aufenthalte in Rom gegeben haben, wenn ich hotte hoffen klnnen etwas zu schreiben das Ihrer Aufmercksamkeit werth wore. Der Reisende kann selten aus sich selbst herausgehen, was er von Schicksalen zu melden hat ist wenig bedeutend und meistens schreibt er mit selbstgefolligem Entzkcken: daß er nun auch jene langgewknschten Gegenden betrete, jene herrlichen Gegenstonde mit Augen sehe und nach seiner Art davon und dabey genieße. Ich habe nun den ersten flkchtigen Lauf durch Rom beynahe geendigt, ich kenne die Stadt und ihre Lage, die Ruinen, Villen, Palloste, Gallerien und Musea. Wie leicht ist es bey einer solchen Fklle von Gegenstonden etwas zu dencken, zu empfinden, zu phantasiren. Aber wenn es nun darauf / ankommt die Sachen um ihrer selbst willen zu sehen, den Kknsten aufs Marck zu dringen, das Gebildete und hervorgebrachte nicht nach dem Effeckt den es auf uns macht, sondern nach seinem innern Werthe zu beurtheilen; dann fkhlt man erst wie schwer die Aufgabe ist und wknscht mehr Zeit und ernsthaftere Betrachtung diesen schotzbaren Denckmalen menschlichen Geistes und menschlicher Bemkhungen wiedmen zu klnnen. 14 Gegegnden 18 Musaeea 20 darafuf 26 wendiedmen

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BRIEF 38

Um nichts zu versoumen habe ich gleich einen Teil des ersten Genußes aufgeopfert und habe die Ruinen in Gesellschaft von Baukknstlern, die kbrigen Kunstwercke mit andern Kknstlern gesehen und dabey bemercken klnnen: daß ein Leben voll Thotigkeit und Ubung kaum hinreicht unsre Kenntniß auf den hlchsten Punckt der Reinheit zu bringen. Und doch wore nur diese Sicherheit und Gewißheit die Dinge fkr das zu nehmen was sie sind, selbst die besten Sachen einander subordiniren zu klnnen, / iedes im Verholtniße zum andern zu betrachten der grlßte Genuß nach dem wir im Kunst wie im Natur und Lebenssinne streben sollten. Indessen sehe ich fleißig ohne mich aufzuspannen und freue mich wenn mir von Zeit zu Zeit ein neues Licht erscheint. Hier kann ich eine Betrachtung nicht verschweigen die ich gemacht habe: daß es nomlich bequemer und leichter sey die Natur als die Kunst zu beobachten und zu schotzen. Das geringste Produckt der Natur hat den Kreis seiner Vollkommenheit in sich und ich darf nur Augen haben um zu sehen, so kann ich die Verholtniße entdecken, ich bin sicher daß innerhalb eines kleinen Cirkels eine ganze wahre Existenz beschloßen ist. Ein Kunstwerck hingegen hat seine Vollkommenheit ausser sich, d a s B e s t e , in der Idee des Kknstlers, die er selten oder nie erreicht, d i e f o l g e n d e n in gewissen angenommnen Gesetzen, welche zwar aus der Natur der Kunst und des Handwercks hergeleitet, aber doch nicht so leicht zu verstehen und zu / entziffern sind als die Gesetze der lebendigen Natur. Es ist viel Tradition bey den Kunstwercken, die Naturwercke sind immer wie ein erstausgesprochnes Wort Gottes. Kommen denn nun gar noch handwercksmosige Copisten hinzu; so entsteht eine neue Verwirrung und wer nicht sehr gekbt ist, weiß sich nicht zu finden. Verzeihen Ew Durch‘ daß ich statt anschaulicher Erzohlung und Beschreibung ein trocknes Resultat hersetze, das ich vielleicht nicht einmal so bestimmt und deutlich als ich sollte ausgedruckt habe. Wenigstens sehen Ew Durch‘ daran den guten Willen das Beste zu geben was ich vermag.

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Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn in dem ich das Glkck hatte mich Ew Durch‘ vor meiner Abreise zu empfehlen, unaussprechlich die Gewalt die ich anwenden mußte mein weiteres Vorhaben zu verschweigen. Laßen mich Ew Durch‘ bey meiner Rkckkehr eine immer gleich gnodig gesinnte Fkrstinn wiederfinden. Ew Durch‘ Rom d‘. 23 Dec. unterthonigster 86. Goethe

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38. An Charlotte von Stein Rom, 20.–23. Dezember 1786. Mittwoch–Samstag Rom d‘. 20. Dec. 86. Noch ist kein Brief von dir angekommen, und es wird mir immer wahrscheinlicher daß du vorsotzlich schweigst, ich will auch das tragen und will dencken: Hab ich doch das Beyspiel gegeben, hab ich sie doch schweigen gelehrt, es ist das erste nicht was ich zu meinem Schaden lehre. Heute Nacht hatt ich halb angenehme, halb ongstliche Troume. Ich war in Eurer Gegend und suchte Dich. Du flohst mich und dann wieder wenn ich dir begegnen konnte, wich ich dir aus. Deine Schwester und die kleine S. fand ich beysammen. Letztere versteckte etwas vor mir, wie ein farbiges Strickzeug. Sie erzohlten mir, du lesest jetzt mit vieler Freude die englischen Dichter und ich sah zugleich zum Fenster hinaus einen anmutigen grknen Berg mit Lorbeerhecken und Schneckengongen die hinauffkhrten. Man sagte mir es sey der englische Parnaß. Ich dachte: darkber wird sie mich leicht vergessen und schalt auf die englischen Dichter und verkleinerte sie. Dann sucht ich dich in meinem Garten und als ich dich nicht fand, ging ich auf die Belved. Chaussee, wo ich ein / Stkck Weg hatte machen lassen das mich sehr freute. Wie ich dabey stand kamen Oppels gefahren die mich freundlich grkßten, welches mir eine sehr frohe Empfindung war. –– So

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bleibt der entfernte mit den zartesten Banden an die seinigen gefeßelt. –– Gestern troumte ich die Herdern sey, eben als ich in ihr Haus trat, in die Wochen gekommen. Hab ich dir denn von Rom nichts zu schreiben als Troume? Noch viel! Gar viel! Ich fange nun an die besten Sachen zum zweytenmal zu sehen, wo denn das erste Staunen sich in ein Mitleben und noheres Gefkhl des Werthes der Sachen aufllst. Ich lasse mir nur alles entgegen kommen und zwinge mich nicht dies oder jens in dem Gegenstande zu finden. Wie ich die Natur betrachtet, betrachte ich nun die Kunst, ich gewinne, wornach ich solang gestrebt, auch einen vollstondigern Begriff von dem Hlchsten was Menschen gemacht haben, und meine Seele bildet sich auch von dieser Seite mehr aus und sieht in ein freyeres Feld. / Von gewißen Gegenstonden kann man sich gar keinen Begriff machen ohne sie gesehen, in Marmor gesehen zu haben, der Apoll von Belvedere kbersteigt alles denckbare, und der hlchste Hauch des lebendigen, jknglingsfreyen, ewigjungen Wesens verschwindet gleich im besten Gypsabguß. So ist eine Medusenmaske wo in einer hohen, schlnen Gesichtsform das ongstliche Starren des Todtes unsoglich trefflich ausgedruckt ist. Ich suche einen guten Abguß um dir das mlgliche mitzubringen, aber es ist der Zauber des Marmors nicht kbergeblieben und das edle des halbdurchsichtigen, der gilblichen Fleischfarbe sich nohernden Steins ist verschwunden, der Gyps sieht immer dagegen Kreidenhaft und Todt. Aber was es fkr eine Freude ist auch nur bey so einem Gypsgießer vorbey zugehen, wo man die schlnsten Sachen beysammen findet. Wir haben einen Colossalen Jupiter / Kopf gekauft, er steht in meiner Stube wenn ich ihn nur in deinen Saal stellen klnnte. Und doch ist das alles mir mehr Mkhe und Sorge als Genuß. Die Wiedergeburt die mich von innen heraus umarbeitet, wkrckt immer fort, ich dachte wohl hier was zu lernen, daß ich aber so weit in die Schule zurkckgehn, daß ich so viel verlernen mkßte dacht ich nicht.

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Desto lieber ist mir’s, ich habe mich ganz hingegeben und es ist nicht allein der Kunstsinn, es ist auch der moralische der große Erneuerung leidet. Viel erleichtern wkrde mir diese sonderbare Hauptepoche meines Lebens, wenn ich ein freundlich Wort von dir vernohme, da ich jetzt alles allein austragen muß. Doch ich will dirs nicht abzwingen, folge deinem Herzen, und ich will meinen Weg im Stillen endigen. Tischbein und Moritz sind mir von großer Hklfe, und wißen nicht was sie mir sind, da auch hier der zum Schweigen gewlhnte, schweigt. Lebe wohl. Grkße die deinigen. Ich werde fortfahren dir zu schreiben. Diesmal kommt mir dein Geburtstag ohne daß ich mich dessen mit dir freuen kann. Wie erfreulich wird der nochste seyn, wenn du mich nicht ganz von deinem Herzen ausschließen willst. abgeg. d‘. 23. Dec. 86. / d‘. 23 Dec. Abends Laß mich dir nur noch fkr deinen Brief dancken! Laß mich einen Augenblick vergessen was er schmerzliches entholt. Meine Liebe! Meine Liebe! Ich bitte dich nur fusfollig, flehentlich, erleichtere mir meine Rkckkehr zu dir, daß ich nicht in der weiten Welt verbannt bleibe. Verzeih mir grosmktig was ich gegen dich gefehlt und richte mich auf. Sage mir oft und viel wie du lebst, daß du wohl bist daß du mich liebst. In meinem nochsten Briefe will ich dir meinen Reiseplan schreiben, was ich mir vorgenommen habe und wozu der Himmel sein Gedeyhen gebe. Nur bitt ich dich: sieh mich nicht von dir Geschieden an, nichts in der Welt kann mir ersetzen was ich an dir, was ich an meinen Verholtnißen dort verllhre. Mlge ich doch Krafft alles widrige monnlicher zu tragen mitbringen. Erlffne die Kasten nicht, ich bitte und sey ohne Sorgen. Grkße Stein und Ernst, Fritzen dancke fkr seinen Brief er soll mir oft schreiben, ich habe schon fkr ihn zu sammeln angefangen, er soll haben was / er verlangt und mehr als er verlangt. Daß du kranck, durch meine Schuld kranck warst, engt mir das Herz so zusammen daß ich dir s nicht ausdrucke. Verzeih mir ich kompfte selbst mit Todt und Leben und keine Zunge spricht aus was

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in mir vorging, dieser Sturz hat mich zu mir selbst gebracht. Liebe! meine Liebe!

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======== Ließ doch A n t o n R e i s e r ein psychologischer Roman von M o r i t z , das Buch ist mir in vielem Sinne werth. Der arme Narr liegt nun schon 26 Tage auf Einem Flecke an einem Armbruche. Fritzen schreibe ich mit nochster Post. Vom 4 Nov. war ein Blat an den Herzog das du sehn solltest. Meine Tagbkcher mkssen endlich kommen und dir mein Herz bringen, dir sagen daß du mir einzig bist und daß du mit niemand theilest. Lebe wohl! liebe mich! daß ich mit Freuden sammle und dir neue Schotze bringe. Im Leben und Todt der deine. G. Dieser Brief kommt durch der Herzoginn Einschluß ich siegle ihn mit Oblaten und dem Klpfgen. Ich habe bisher mit verschiednen Siegeln gesiegelt und wills kknftig immer notiren. Tischbein grkßt Fritzen er wird fkr ihn sorgen helfen.

39. An Friedrich von Stein ÆDruckæ

Rom, 29. Dezember 1786. Freitag R o m , den 29. December 1786.

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Dein Brief, mein vielgeliebter Fritz, hat mir viele Freude gemacht, Du kannst nicht lfter an mich denken als ich an Dich. Gar oft wknsche ich Dich zu mir, es giebt gar mancherlei Gutes zu genießen, das Dich noch mehr als mich ergltzen wkrde. Schwefelabdrkcke bring’ ich Dir mit und Steine von merkwkrdigen Gebouden, wo Du zugleich die verschiedenen Arten von Steinen sehen sollst, mit denen man hier baute und auszierte. 15-17 eDieser Brief kommt Æ:::æ kknftig immer notiren.e (quer zur Schreibrichtung) 18 "Tischbein grkßt Æ:::æ ihn sorgen helfen." (in umgekehrter Schreibrichtung)

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Die ganze Nacht vor dem Weihnachtsfest sind wir in den Kirchen herumgefahren und haben die Feierlichkeiten angesehen und angehlrt. Zu St. Apollinar war Musik. St. Peter mit wenigen Lichtern, Lampen und Fackeln kaum erleuchtet, so daß man das ungeheure Geboude kaum wiederkannte. In einer sehr erleuchteten Seitenkapelle sangen die Chorherren die Frkhmetten. In St. Maria maggiore war die Kirche schln erleuchtet; dort haben sie einige Stkcke von der Krippe Christi. Es zieht eine Prozession mit Fackeln umher, es wird ein silbernes Kindlein auf einer silbernen sehr verzierten Wiege getragen u. s. w. Am Weihnachtsmorgen hielt der Pabst in St. Peter Hochamt, bei dem die Cardinole ministrirten. Es mlgen 2000 Menschen in der Kirche gewesen seyn und man bemerkte sie kaum, da man hineintrat, da sie Alle um den Hochaltar standen. Die Gasse, in der ich wohne, ist gegen 3000 Schritte lang, Du kannst sie einmal in der Belvedereschen Allee abschreiten und dabei an mich denken. Erzohlung von besseren Sachen hebe ich fkr Dich auf. Wenn wir kknftig zusammen gehen und fahren, habe ich Dir zu erzohlen, und Du sollst Dich nicht mehr kber mein Stillschweigen beklagen. Lebe wohl; auch ein Stkck Lava vom Vesuv sollst Du haben. Grkße Ernsten, Deine Großeltern, und behalte mich lieb.

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G. Dein italionischer Brief hat mich gefreut, nochstens sollst Du auch einen von mir in dieser Sprache haben.

40. An Charlotte von Stein ÆRomæ, 29. und 30. Dezember 1786. Freitag und Samstag d‘. 29 Dec. 86. Immer muß ich wiederhohlen: ich glaubte wohl hier etwas rechts zu lernen, daß ich aber soweit in die Schule zurkckgehen mkßte glaubt ich nicht, und je mehr ich mich selbst verlougnen muß je mehr freut

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es mich. Ich bin wie ein Baumeister der einen Thurm auffkhren wollte und ein schlechtes Fundament gelegt hatte; er wird es noch bey Zeiten gewahr und bricht gerne wieder ab, was er schon aus der Erde gebracht hat, um sich seines Grundes mehr zu versichern und freut sich schon im Voraus der gewissern Festigkeit seines Baues. Daß ich in der letzten Zeit die Natur so eifrig und grkndlich studirte hilft mir auch jetzt in der Kunst. Gebe der Himmel daß du bey meiner Rkckkehr auch die moralischen Vortheile an mir fkhlest die mir das Leben in einer weitern Welt gebracht hat. Tischbein mahlt mich jetzo. Ich laße ihn gehn, denn einem solchen Kknstler muß man nicht einreden. Er mahlt mich Lebens/grlße, in einen weisen Mantel gehkllt, in freyer Luft auf Ruinen sitzend und im Hintergrunde die Campagna di Roma. Es giebt ein schlnes Bild, nur zu groß fkr unsre Nordische Wohnungen. Damit du auch gleich etwas von der Verbesserung meines Zustandes fkhlest, will ich dir vertrauen wie ich meine Reise einzurichten dencke. Zwischen hier und Ostern seh ich was ich noch in Rom zu sehn habe, und Neapel. Nach Sicilien geh ich nicht; ich bin nicht vorbereitet genug, habe weder Geld noch Zeit genug. Den April und May bring ich auf meiner Rkckreise bis an die Alpen zu. Den Juni und Juli durch die Schweitz, den Rhein hin, bis Franckfurt und im August seh ich dich wieder. Gieb mir deinen Segen zu diesem Vorhaben und verschließe dich nicht vor mir. Fritz muß mir bis Franckfurt entgegen kommen. Daß du mit deiner Schwester komest kann ich kaum hoffen. –– Beladen mit Phasanen denck ich nur an die Rkckkehr und Euch das Beste zu bringen und zu widmen. / Da ich keine vollstondige Idee von Italien mitnehmen kann, will ich wenigstens das was ich sehe mit eignen Augen und nach eigner Art sehen. Es wird mir mit diesem Lande wie mit meinen Lieblingswissenschafften gehn. Auf den ersten sichern Blick kommt alles an, das kbrige gibt sich, und durch Schrifft und Tradition hat man keinen sichern Blick. Nun aber werd ich gern lesen und hlren und was sich

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hierauf bezieht sammlen, denn ich kann nun etwas dabey dencken ich kann es beurtheilen. Daß Fritz nichtmehr in meinem Hause ist, betrkbt mich. Ich glaubte es recht gut gemacht zu haben. Ich hatte ihn in meine Stube installirt und Seideln bey ihm zu schlafen bestellt. –– Es sey das letzte mal, wills Gott, daß ich stumm ein solch Unternehmen ausfkhre, mlge mir doch ein guter Genius immer die Lippe offen halten. / d‘. 30 Dec. 86. Dein Brief vom 11. Dec. der eben anlangt, Briefe von Herder, Knebel, machen mir auf einmal große Freude. Du sollst auch immerfort von mir hlren. Schreibet mir auch immerfort nur den letzten Montag im F e b r . gebt die letzten Briefe fkr Rom auf die Post, wenn inzwischen nichts sich verondert. Ich freue mich unsoglich jeder Zeile von dir und schließe mich toglich mehr an Euch fest. Von meinem Rkckreise Plan sagst du nur dem Herzog und den nochsten. Empfiel mich dem H. ich habe noch keinen Brief von ihm. Wegen des Kastens siehe beyliegenden Brief an Seidel. Ich begreife nicht daß er ihn nicht aufgemacht hat. Der Caffee ist fkr dich und fkr die Freunde die du damit regaliren willst. Sollte das Tagbuch glkcklich angekommen seyn; so schreibe mir es gleich daß ich beruhigt werde. Leb wohl. Grkße Fritzen. Die Waldnern und Steinen. Dancke der Waldner fkr die Nachricht des brennbaren Wassers ich bringe ihr ein Floschgen mit. Ganz der deine. Empfiel mich der Herzoginn sie wird einen Brief von mir haben. Leb wohl und wohl.

41. An Johann Gottfried Herder Rom, 29. und 30. Dezember 1786. Freitag und Samstag Rom d‘. 29 Dec. 86. Endlich kann ich Dir mit Freuden melden daß meine Iphigenie fertig ist, daß zwey Abschriften davon auf meinem Tische liegen. Wenige Verse mlcht ich noch verbessern und dazu will ich sie noch eine Wo6 gGott 11 Schreibet michr auch 14-15 Rkcksreise

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che behalten, dann kbergeb ich sie Dir mit vllliger Macht und Gewalt darin nach Belieben zu korrigiren. Ich habe Zeither eine Pause im S e h e n gemacht um das G e s e h n e wkrcken zu lassen. Nun fang ich wieder an und es geht trefflich. Das gesteh ich aber auch daß ich mich aller alten Ideen, alles eignen Willens entoussere um recht wiedergebohren und neu gebildet zu werden. Die Fohigkeit ohnliche Verholtniße zu entdecken, wenn sie auch noch soweit auseinander liegen, und die Genesen der Dinge aufzuspkren hilft mir auch hier auserordentlich, und wenn ich Zeit hotte alle Kunstwercke mir recht zu vergegenwortigen und sie alsdann miteinander zu vergleichen, wollte ich ohne große Gelehrsamkeit der Geschichte der Kunst manchen Vorteil bringen. Man denckt und spricht hier weiter nichts und also kann man bald vorworts kommen. / Wieviel Versuche man kbrigens macht mich aus meiner Dunckelheit hervorzuziehen, wie die Poeten mir schon ihre Sachen vorlesen oder vorlesen laßen, wie es nur von mir abhinge eine Rolle zu spielen, da ich nun klkglich erst abgepaßt habe wo es in Rom hinaus will, das alles erzohl ich euch einmal und es wird euch unterhalten. Aber es ist hier wie allenthalben und alles was hier geschehen klnnte ennkyirt mich schon voraus. Man muß sich zu Einer Partey schlagen, ihre Leidenschaften und Kabalen mit verfechten helfen, die Kknstler und Dilettanter loben, den Grosen schmeichlen. Und das sollte ich hier? da ich’s zu Hause nicht mag, und ohne Zweck? Nein! ich gehe nicht tiefer als nur um das auch zu kennen und dann mit Euch hinter der Kirche vergnkgt zu seyn und Euch und mir die Lust in die weiter Welt zu benehmen. / Ich will Rom sehn, das bestehende, nicht das mit jedem Jahrzehend vorkbergehende. Hotte ich Zeit ich wollte sie zu was anders anwenden. Besonders ließt sich Geschichte von hier aus ganz anders, als in einem jeden andern Orte der Welt. Man meynt man sohe alles, alles reiht sich.

5 all|e|s 9 Dingen 14 6nichts 14 ba|l|dd 27 mitund 29 j Jahrzehend

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Tischbeinen kann ich nicht genug loben, wie original er sich aus sich selbst heraus gebildet hat. Er wird euch recht aus Herzens Grund freuen wenn ihr ihn dereinst sehen werdet. Er hat gar freundschafftlich fkr mich auch in Kunstsachen gesorgt und mir eine Reihe Studien nach den besten Meistern gezeichnet und zeichnen laßen die in Teutschlan fkr mich einen großen Werth haben, und mein Zimmerlein zu einem Schatzkostgen machen werden. Nun ist mir du lieber alter Freund Baukunst und Bildhauerkunst und Mahlerey wie Mineralogie / Botanick und Zoologie. Auch hab ich die Kknste nun recht gepackt, ich laße sie nun nicht fahren und weis doch gewiß daß ich nach keinem Phantom hasche. Nun hoff ich denn auch wieder von Euch zu hlren. Den zweyten Theil der zerstreuten Blotter hatt ich mit hierhergebracht, er hat viel Freude verschafft. Wie siehts mit dem dritten Theile der Ideen? Seit einigen Tagen haben wir wieder das klarste, wormste Wetter, ich hoffe schlne Zeit in Neapel. Eh ich gehe schreib ich noch. Die Christnacht haben wir geschwormt und die Kirchen besucht wo Funcktionen waren. Am ersten Festtage sah ich den Papst mit der ganzen Clerisey in der Peters kirche, da er vom Trohne herab das hohe Amt hielt. Es ist ein einziges Schauspiel in seiner Art, ich bin aber doch im Diogenismus zu alt geworden, daß es mir von irgend einer Seite hotte imponiren klnnen. Nun gehn die nochste Woche die 7 Theater auf. Anfossi ist selbst hier und giebt Alessandro nel Indie, auch wird ein Cyrus gegeben und die Belagrung von Troja als Ballet. Das wore was fkr die Kinder. Grkßt sie und liebt mich. G. d‘. 30 Dec. Da dieser Brief abgehn soll, erhalt ich den eurigen. Tausend Danck. schreibt mir ja bald wieder. Uber den Inhalt nochstens. Grkßt die Kinder und fahrt fort mich zu lieben.

13 dDen 20 6ersten 21 esr 30-32 d‘. 30 Dec. Æ:::æ mich zu lieben. (S. 1 mit einem Querstrich vom Text abgetrennt)

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42. An Philipp Seidel

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ÆRomæ, 30. Dezember Æ1786. Samstagæ

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d‘. 30 Dec.

Frau v. St. schreibt mir es sey ein Kasten kber Nkrnberg in meinem Hause angekommen, der noch nicht eroffnet worden. Das macht mir einige Sorge. Es ist der Kasten den ich von Venedig abschickte. Er muß aber e m b a l l i r t seyn und zwischen der Emballage und dem Kasten, muß noch ein Paquet in Wachstuch mit meiner Adresse stecken, das an Frau v. Stein gehlrt. Ist er also richtig angekommen so mache die Emballage los, gieb das Packet an Fr. v. Stein, mache den Kasten auf. In demselben ist eine große Schachtel welche auch an Fr. v. Stein gegeben wird, nebst vielen andern Packetgen und Papiren worauf ihre Adresse steht. Das kbrige hebe auf. Æ æ / Wore aber der Kasten ohne Emballage angekommen; so muß ich mich erkundigen und deßwegen schreibe mir gleich alles wie sichs verholt, auch melde mir sonst was vorgegangen ist. Ich wiederhohle nochmal das Wachstuch-Packet in Quarto, muß zwischen dem Stroh der Emballage stecken. Du kannst an Fr‘. Voß das Geld was aus der Tontine gekommen ist gegen eine Quittung auszahlen. Versteht sich das fkr den verstorbnen Bruder zurkckgezahlte. Lebe wohl. Ich bin gesund und fleisig und vergnkgt. G. Auf alle Folle machst du den Kasten auf.

6 indzwischene 14 und sichs 18 Tondtine

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43. An Friedrich von Stein ÆDruckæ

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Rom, 4. Januar 1787. Donnerstag R o m , den 4. Januar 1787.

In meinen weiten Mantel eingewickelt, und meinen Feuernapf bei mir, schreib’ ich Dir, mein lieber Fritz, denn in meiner Stube ist weder Ofen noch Camin, und seit gestern weht ein Nordwind. Das Wetter ist schln und man geht gern auf den trocknen Straßen spazieren. Nun muß ich Dir allerlei Geschichten erzohlen. Neulich sind wir in der Peterskirche fast (wie man zu sagen pflegt) kber den Pabst gefallen. Wir gingen nach Tische in der Kirche herum und besahen die schlnen Steinarten, womit Alles ausgeziert ist. Tischbein zeigte mir eben einen vorzkglich schln gezeichneten Alabaster (eigentlich Kalkspath) an einem Grabmahle, als ich ihm auf einmal in die Ohren sagte: d a i s t d e r P a b s t . Ihro Heiligkeit knieten wirklich in langem weißem Gewande mit der rothen Schnur an einem Pfeiler und beteten. Die Monsignores vom Gefolge, davon einer den rothen goldbesetzten Hut hielt, standen mit ihren Brevieren nicht weit davon und sprachen mit einander, und anstatt einer feierlichen Stille machten die Leute, welche in der Peterskirche zu reinigen haben, einen Lorm auf den andern, damit der Pabst sie und ihren Fleiß bemerken sollte, denn wie er weg war, feierten sie auch wieder. Wenn man dem Pabst begegnet, es sey wo es wolle, so kniet man nieder um den Segen zu empfangen. Er hat keinen Bart, sondern sieht aus wie die Paste die Du kennst, nur daß er olter. Hier trogt Niemand einen Bart als die griechischen Priester und die Kapuziner. Nun zu einer andern Scene. Neulich sahen wir, und ich kann wohl sagen, hlrten wir 1000 Schweine in einem engen Bezirk abschlachten. Es geschieht dies den Winter kber, alle Freitage, auf einem Platze, wo frkher ein Minerventempel stand. Die Schweine werden zu Hunderten zwischen Stangen eingesperrt; auf ein gegebenes Zeichen springen Kerls hinein zu den Thieren, ergreifen sie, rammeln sich mit ihnen herum und stoßen ihnen unter der einen Vorderpfote ein rundes Eisen in den Leib, das sie, weil es oben eine Art Hacken hat, mit der flachen Hand in der Wunde leyernd herumdrehen bis das Thier

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todt ist. Das Lormen der Menschen, das von dem Geschrei der Thiere kberschrieen wird, die Hondel, die dabei vorfallen, der Antheil der Zuschauer und noch allerlei Detail machen dieses Amazzamento zum sonderbarsten Spektakel. Es geschieht auf diese Weise, weil hier Alles Monopol ist, und die Regierung die Schweine aufkauft, schlachten loßt, und dann an die Fleischer austheilt. Dann war ich auch in einer ersten Vorstellung einer Oper, wo das Parterre noch einen grlßern Lorm machte als die 1000 Schweine, davon will ich Dir kknftig das Detail erzohlen. Alexander in Indien hat mir Langeweile gemacht. Dagegen war das Ballett, die Eroberung von Troja, recht schln. Wie viel hotte ich darum gegeben, Dich und die Herder’s an meine Seite zu bringen, wie wkrde Euch das große Pferd und die heraussteigenden Griechen, Hector’s Schatten, die Flucht des Aeneas, die brennende Stadt und der Triumph der Griechen, ergltzt haben! Die Kleider sind sehr schln, die Dekorationen moßig. Gestern sah ich in einem andern Theater die Locandiera von Goldoni. Da hier alle Rollen, wie Du weißt, von Monnern gespielt werden, machte ein rlmischer Bkrger, der sonst seines Handwerks ein Forber ist, die Locandiera so schln, daß nichts zu wknschen kbrig blieb. Auch die Tonzerinnen der großen Oper sind Monner, die allerliebst ihre Kknste ausfkhren. Ferner muß ich Dir erzohlen, daß ich zum Pastore dell Arcadia bin ausgerufen worden, als ich heut in diese Gesellschaft kam (von der Dir Herr Schmidt erzohlen mag). Vergebens habe ich diese Ehre abzulehnen gesucht, weil ich mich nicht lffentlich bekennen will. Ich mußte mir gar schlne Sachen vorlesen lassen und ich erhielt den Namen M e g a l i o per causa della grandezza oder grandiositS delle mie opere, wie sich die Herren auszudrkcken beliebten. Wenn ich das Sonnett, das zu meiner Ehre auch verlesen wurde, erhalte, so schicke ich Dir’s. Fkr heute lebe wohl. Ich habe sehr gesudelt und viel zu schreiben, ahme meine Hand nicht nach. Es ist kalt, und ich schließe meinen Brief, wie Du mit den Zwillingen. Grkße Herder’s und lies ihnen diesen Brief. G.

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44. An Charlotte von Stein

Rom, 6. Januar 1787. Samstag Rom d‘. 6. Jan. 87.

Eben komme ich von Moritz dessen zerbrochner Arm heute aufgebunden worden. Es geht und steht recht gut. Was ich diese 40 Tage bey diesem Leidenden, als Beichtvater und Vertrauter, als Finanzminister und geh. Sekretair pp gelernt, soll auch dir, hoff ich, in der Folge zu Gute kommen. Heute frkh erhielt ich deinen bitter skßen Brief vom 18ten Dec. Unsre Correspondenz geht gut und regelmoßig, daß sie nun nicht wieder unterbrochen werde solang wir leben. Ich kann zu den Schmerzen die ich dir verursacht nichts sagen als: v e r g i b ! Ich verstocke mein Herz nicht, und bin bereit alles dahin zu geben, um gesund zu werden fkr mich und die meinigen. Vor allen Dingen soll ein ganz reines Vertrauen, eine immer gleiche Offenheit mich aufs neue mit dir verbinden. In einem vorigen Briefe, schrieb ich meine Reisevorsotze, in einem Anhang zu diesem, erlffne ich dir einige neue Ideen und Zweifel. kberlege sie mit Herders, bringe sie fkr den Herzog und die Herzoginn und laß mich besonders auch die Gedancken der letzten wißen, denn der Herzog wird mich nur im Nothfall zurkck berufen, es giebt aber soviel mittlere Folle. / Schon habe ich viel in meinem Innren gewonnen, schon habe ich viele Ideen auf denen ich fest hielt, die mich und andre unglkcklich machten hingegeben und bin um vieles freyer. Toglich werf ich eine neue Schaale ab und hoffe als ein Mensch wiederzukehren. Hilf mir aber nun auch, und komme mir mit deiner Liebe entgegen, schreibe mir wieder von deinem Schreibtische und gedencke glttlich des vergangnen nicht, wenn du dich auch dessen erinnerst. Ich habe in der Welt nichts zu suchen als das Gefundne, nur daß ichs genießen lerne, das ist alles warum ich mich hier noch mehr hommern und bearbeiten laße.

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Mit meinem Tagebuch wenn es ankommt mache was du willst, eben so mit den ostensiblen Blottern, und den Stellen meiner Briefe an dich. Gieb davon zu genießen wem und wie du willst, mein Verbot schreibt sich noch aus den stockenden Zeiten her, mlgen die doch nie wieder kehren. Meine Iphigenie ist fertig und ich kann mich noch von ihr nicht scheiden, besonders da Herder in einem Brief vom 11 Dec. noch nicht / auf Manuscript dringt, noch nichts schreibt von den zwey ersten Bonden und wieweit der Druck gekommen ist. Seit gestern hab ich einen kolossalen Junokopf in dem Zimmer oder vielmehr nur den Vordertheil, die Maske davon. Es war dieser meine erste Liebschafft in Rom und nun besitz ich diesen Wunsch. Stknd ich nur schon mit dir davor. Ich werde ihn gewiß nach Deutschland schaffen und wie wollen wir uns einer solchen Gegenwart erfreuen. Keine Worte geben eine Ahndung davon, er ist wie ein Gesang Homers. Des Herzogs Fall hat mich sehr erschkttert, ich fkrchte er endigt noch so. Wollte Gott er klnnte sich auch einmal von diesen unglkcklichen Ideen rein baden und waschen, und sich und den Seinigen wiedergegeben werden. Schreibe mir doch ja von seinem Befinden! Dancke ihm fkr seinen Brief und grkße ihn aufs beste. Nochsten Posttag schreib ich ihm. So auch Herders. Heute hab ich, als am 3 Konigsfeste, die Messe nach grichischem Ritus lesen und agiren sehn und hlren. Sage dies Herdern. Die Corimonien sind, / oder scheinen mir vielmehr, theatralischer, pedantischer, nachdencklicher und doch populorer als die lateinischen. Davon mkndlich das ausfkhrliche. Durch eine besondere Gunst kam ich ins Sancktuarium zu stehn und sah das Spiel von innen. Auch da hab ich wieder gesehn, daß ich fkr alles zu alt bin nur fkrs Wahre nicht. Ihre Corimonien, und Opern, Umgonge und Ballette, es fliest wie Waßer an einem Wachstuch ab. Eine Wkrckung der Natur, ein Werck der Kunst wie die viel verehrte Juno machen allein tiefen und bleibenden Eindruck.

11 vVordertheil 13 ichn 15 Ahnu--dung 25 SDie 28 6ins 31 wWahre

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Lebe wohl. Wenn ihr Lieben beschließt daß ich nach Ostern von Rom zurkckkehren soll; so darf mir nach dem Schluße des Februars nicht viel mehr geschrieben werden, hlchstens noch einen Posttag. Wollt ihr mich noch hier wissen; so erfreue mich ja immer fort mit Briefen. Ich gehe das Carneval nicht nach Napel. Ich bleibe hier und nutze die Zeit. Der Morz ist dort schon sehr anmuthig und jene herrliche Natur soll mich dann erfreuen. Grkße alles. Der deine. G. / Nach allem diesen muß ich noch von der Unschlkßigkeit reden die mich wegen meines Aufenthaltes in Italien anwandelt. In meinem letzten Brief schrieb ich meinen Vorsatz: gleich nach Ostern von Rom zu gehen und meiner Heimath zuzurkcken. Ich werde bis dahin noch einige Schaalen aus dem grosen Ocean geschlkrft haben und mein dringendstes Bedkrfniß wird befriedigt seyn. Ich bin von einer ungeheuren Leidenschafft und Kranckheit geheilt, wieder zum Lebensgenuß, zum Genuß der Geschichte, der Dichtkunst der Alterthkmer geneßen und habe Vorrath auf Jahrelang auszubilden und zu kompletiren. Nun aber kommen mir die freundlichen Stimmen daß ich nicht eilen, daß ich mit vollstondigerem Gewinn nach Hause kommen soll, ich erhalte einen gktigen, mitfkhlenden Brief vom Herzog, der mich auf eine unbestimmte Zeit von meinen Pflichten losbindet und mich kber meine Ferne beruhigt; Mein Geist wendet sich dem ungeheuern Felde zu, das ich ganz unbetreten verlaßen mkßte; so hab ich Z. B. im Fache der Mknzen, der geschnittnen Steine noch gar nichts thun klnnen. Winckelm. Gesch. der Kunst hab ich angefangen zu lesen, und habe erst Egypten zurkckgelegt und fkhle wohl daß / ich nun erst wieder von vorne sehen muß; auch hab ich es in Absicht auf die Egyptischen Sachen gethan. Je weiter hinauf desto unkbersehlicher wird die Kunst und wer sichre Schritte thun will muß sie langsam thun. Das Carnaval warte ich hier ab und gehe also etwa Aschermittwochen nach Neapel, ich nehme Tischbein mit, weil ich ihm Freude

2 Fre Februars 4-5 dmit Briefene 13 meine 20 verstondigerenm

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mache und in seiner Gesellschafft dreyfach lebe. vor Ostern bin ich wieder hier, wegen der Feyerlichkeiten der Charwoche. Nun aber liegt Sicilien noch daunten. Dahin wore eine Reise nur mehr vorbereitet und im Herbste zu thun, auch nicht eine blose Durch und Umreise, die bald gemacht ist, wovon man aber nur das: i c h h a b s g e s e h e n ! fkr seine Mkhe und Geld mitbringt. Man mkßte in Palermo, nachher in Catanea sich erst festsetzen um sichre und nktzliche Exkursionen zu machen und vorher D’orville Riedesel pp wohl studirt haben. Bliebe ich also den Sommer in Rom, und studirte mich hier recht ein und bereitete ich mich auf Sicilien vor, wohin ich im September erst gehn klnnte und Okt Nov. und Dec. bleiben mkßte so wkrde ich erst Frkhjahr 88 nach Hause kommen klnnen. Dann wore noch ein Medius Terminus, Sicilien liegen zu laßen einen Theil des Sommers in Rom zu bleiben, sodann nach Florenz zu rucken und gegen / den Herbst nach Hause zu ziehen. Allein alle diese Aussichten werden mir durch des Herzogs Unfall verdunckelt. Seit den Briefen die mir diese Ereigniß melden hab ich keine Ruhe und ich mlchte am liebsten mit den Fragmenten meiner Eroberungen beladen nach Ostern gleich aufbrechen den obern Theil Italien kurz abthun und im Juni wieder in W. seyn. Ich bin zu einsam um mich zu entscheiden, und schreibe diese ganze Lage so ausfkhrlich daß Sie die Gkte haben mlgen, in einem Concilio derer die mich lieben und die Umstonde zu Hause besser klnnen, kber mein Schicksal zu entscheiden vorausgesetzt, wie ich betheuren kann, daß ich geneigter bin zurkckzukehren als zu bleiben. Das storckste was mich in Italien holt ist Tischbein, ich werde nie und wenn auch mein Schicksal wore das schlne Land zum zweitenmal zu besuchen, so viel in so kurzer Zeit lernen konnen als jetzt in Gesellschafft dieses ausgebildeten, erfahrnen, feinen, richtigen, mir mit Leib und Seele anhongenden Mannes. Ich sage nicht wie es mir schuppenweise von den Augen follt. Wer in der Nacht steckte holt die Dommrung schon fkr Tag, und einen grauen Tag fkr helle, was ists aber wenn die Sonne aufgeht? /

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Dann hab ich mich bisher aller Welt enthalten, die mich so nach und nach zu faßen kriegt und die ich auch wohl gern mit flkchtigen Blicken beobachtete. Ich habe Fritzen scherzend von meiner Aufnahme in der A r k a d i a geschrieben, es ist auch nur darkber zu scherzen, denn das Institut ist zu einer Armseligkeit zusammengeschwunden. Montag kber acht Tage wird das Trauerspiel des Abbate Monti aufgefkhrt, es ist ihm sehr bang und er hat Ursache, es ist ein unbondiges Publikum, das von Moment zu Moment amksirt seyn will, und sein Stkck hat nichts brillantes. Er hat mich gebeten mit in seine Loge zu gehn um ihm als Beichtvater in diesem kritischen Augenblicke beyzustehn. Ein andrer wird meine Iphigenie kbersetzen, ein dritter Gott weiß was zu meinen Ehren thun. Sie sind sich alle unter einander so ungknstig, jeder mlchte seine Partey verstorcken, meine Landsleute sind auch wie mit einer Stimme fkr mich, daß wenn ich sie gehen ließe und nur ein wenig einstimmte; so fingen sie noch hundert Thorheiten mit mir an und krlnten mich zuletzt auf dem Capitol, worauf sie schon im Ernste gesonnen haben, so toll es ist einen Fremden und Protestanten zum Protagonisten einer solchen Comldie auszusuchen. Wie das alles aber zusammenhongt und wie ich ein großer Thor wore zu glauben daß das alles um meinetwillen geschohe, dereinst mkndlich.

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45. An Johann Georg Schlosser Rom, 11. Januar Æ1787. Donnerstagæ Rom d‘. 11 Jan. 86. Schon so lang ich hier bin gedencke ich auch dir l. Br. ein Wort zu schreiben das erst jetzt aufs Papier kommt. Endlich seh ich meine Wknsche erfkllt und gehe auf dem Boden herum, der aus tausend Gesichtspunckten merckwkrdig ist. Noch weiß ich nicht wie lang ich bleiben kann, wenn ich schon sehe wie lang ich bleiben mkßte, um

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mehr als ein Durchreisender zu sehen und zu erkennen. Es ist eine Welt in Trkmmern in allem Sinn, und wo man genießen mlchte, findet man zu dencken. In diesen dritthalb Monaten hab ich schon fast alles gesehen und fange wieder von vorne an und wie oft mkßte man diese Operation wiederhohlen. Lesen kann ich nur wenig und wie nltig, wie angenehm wore es hier die alten Schrifftsteller mit lebendigem Sinne zu studiren. Es ist das schlnste Wetter, ein Winter wie sich hier niemand erinnert, hell und rein der Himmel, kkhle auch wohl kalte Luft und warme Sonne. Lebe wohl! Ich kehre nicht zurkck ohne dich zu besuchen. Grkse die deinigen! Wie viel Freude wird es mir seyn euch zu sehn! V.

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Hier mein lieber wenn man etwas wiedmen und weyhen kann die Iphigenie, Dir gewiedmet und geweyht. Ich habe gemacht was Zeit und Umstonde erlaubten und habe dabey mehr gelernt als gethan. Nimm vorlieb und freue dich wenigstens kber einen folgsamen Schkler. Mlge Dir fkr deine Geduld und Treue an meinen Sachen dein ganz Gymnasium so hlren und folgen. Hierbey liegt ein Brief an Glschen offen pro notitia tua. Mit der heutigen Post geht noch ein Besonderer Brief an dich ab. Mehr kann ich nicht sagen als: schreib mir bald, liebt mich, grkßt die Kinder. G. R. d‘. 13 Jan 87.

2 mann 15 6weyhen 16 gewe|y|ht 21 t6ua

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47. An Georg Joachim G]schen Rom, 13. Januar 1787. Samstag Mit gegenwortigem geht Iphigenie an H‘. Gen. S. Herder ab, der das weitere besorgen wird. Ich hoffe sie wird zur rechten Zeit ankommen und ihr Aussenbleiben keine Hinderung des Drucks verursachen. Das Stkck habe ich, ohne an dessen Form viel zu ondern, ganz umgeschrieben und es einer guten Aufnahme werther zu machen gesucht und so mlgen denn die vier ersten Theile ins Publikum treten. Was die vier letzten betrifft; so hat sich die schwache Hoffnung die ich hatte, mehr Fleis auf dieselben wenden zu klnnen realisirt und ich bin fest entschloßen meine besten Kroffte anzuwenden, nichts stkckweise und ungeendigt herauszugeben. Jetzt bin ich an Egmont und so von einem zum andern. Dabey kann ich aber auch hoffen daß mir das Publikum wegen der Zeit gerne nachsehen wird. Wenigstens erhalt ich von allen Orten und Enden Briefe und Zuruf, die als Stkckwerck angekkndigten Sachen doch ja zu e n d i g e n wenn ich mir sie auch nicht zu v o l l e n d e n getraue. / Ich werde Ihnen bald ein Blottgen schicken wie ich wknsche daß man das Publikum davon benachrichtige; es klnnte dieses auf Ostern mit der Ausgabe der 4 ersten Bonde geschehen. Das Titelkupfer des vierten Bandes lasse ich hier stechen, wie auch zwey Vignetten eine kber den Anfang der Iphigenie und eine zu Ende des Stkcks, dazu sie die Gkte haben werden Plaz zu lassen. Alle drey Stkcke sind nach anticken Basrelief gezeichnet und werden den Leser zum Sinne des Alterthum noher leiten. So bald als mlglich, ich hoffe in 14 Tagen, klnnen die Blottgen von hir abgehn. Die Zueignung geht gleichfalls mit der nochsten Post von hir ab. Was Sie mir etwa zu sagen hotten wird H‘. Gen S. Herder gerne an mich beflrdern. Ich wknsche wohl zu leben und Glkck zu allen Unternehmungen. Rom. d‘ 13 Jan 87. Goethe 11 v6on 12 zZeit 19 6Das 19 daßlasse 21 gG^te 21 laßssen 24 sollenk_nnen

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ÆRom, 13. Januar 1787. Samstagæ

Beyliegendes Packet gieb H‘ Herder, es entholt die Iphigenie. Mlge sie glkcklich ankommen, und meine Arbeit daran durch eine freundliche Aufnahme belohnt werden. Mir geht es sehr wohl, das schlnste Wetter erlaubt von allen Stunden des Tages Gebrauch zu machen, ich habe mich fast durch Rom durchgesehn, und bin an der Wiederhohlung, schon fongt das Gesehne an sich zu ordnen und das unendlich scheinende schließt sich in Gronzen. Indeß bleibt doch das Feld zu groß als man es durch solche Streifereyen recht sollte kennen lernen, es gehlren Jahre es gehlren Leben dazu. / Ich verfolge meinen alten Plan und suche das Grkndliche was als Capital Interessen tragen muß und gewinne soviel daß ich mein kbriges Leben davon zehren kann. Wie man sagt daß einer nicht wieder froh wird der ein Gespenst gesehn hat, so mlgte ich sagen, daß einer, der Italien, besonders Rom recht gesehn hat, nie ganz in seinem Gemkthe unglkcklich werden kann. Es wird nun ein Brief von dir unterwegs an mich seyn. Schreibe mir von Zeit zu Zeit und nun auch wie deine Casse aussieht daß ich mich darnach richten klnne. Wenn Glschen bezahlt, was du an Paulsen be/zahlst. pp. Die Witterungs Tab. ist angekommen. Ein Brief louft gewlhnlich 16 Tage. Wie du gegenwortiges erholst, melde mir die Ankunft mit umlaufender Post, daß ich beruhigt werde. Ich habe eine Abschrifft hir behalten. Nun gehts an Egmont und die andern Sachen, ich will nichts in Stkcken geben. Decke den Apoll der im Vorsale steht mit einer Serviette zu, erst hier lernt man ein solch Besitzthum schotzen. Ich bin wohl das Wetter herrlich. Lebe wohl. Empfiehl mich hie und da. Z.E. der Grafinn Bernstorf und Boden. dem Obermarschall, dem alten Hofmarsch. und v Klinkowstr. u.s.w. / Kayser in Zkrch hat Partitur geschickt und zwar den e r s t e n Ackt der Oper umgearbeitet und den Anfang des v i e r t e n , erlffne das

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Packet und laß beyde Ackte durch Ambrosius sorgfoltig in S t i m m e n ausschreiben. Eben so verfahre mit dem z w e y t e n Ackt wenn ihn Kayser schickt. Die erste Abschrifft der Stimmen, die wir machen ließen wird dadurch unbrauchbar. Es ist aber eine Kleinigkeit gegen den Gewinnst an Kunst, den der Componist bey dieser Umarbeitung macht. Sollte noch nicht la Grotta di Trofonio in Partitur von Wien gekommen seyn. Ist sie es; so laß sie an Kaysern abgehn. G.

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49. An den Freundeskreis in Weimar ÆRomæ, 13. Januar 1787. Samstag Wie viel hotte ich jeden Tag zu sagen, und wie sehr holt mich Anstrengung und Zerstreuung ab ein kluges Wort aufs Papier zu bringen. Dazu kommen noch die frischen Tage, wo es kberall besser ist, als in den Zimmern, die ohne Ofen und Camin uns nur zum Schlafen oder Misbehagen aufnehmen. Einige Vorfolle der letzten Woche will ich geschwind erzohlen. Im Pallaste Giustiniani steht eine Minerva die meine ganze Verehrung hat. Winckelmann gedenckt ihrer kaum, wenigstens nicht an der rechten Stelle und ich fkhle mich nicht wkrdig genug kber sie etwas zu sagen. Als wir die Statue besahen uns lang dabey aufhielten, erzohlte uns die Frau des Custode: es sey dieses ein ehmals heiliges Bild gewesen und die Inglesi welche von dieser Religion seyn, pflegten es noch zu verehren indem sie ihm die eine Hand kkßten, die auch wkrcklich ganz weis war, da die kbrige Statue brounlich ist. Auch setzte sie hinzu: eine Dame dieser Religion sey vor kurzem da gewesen / habe sich auf die Knie niedergeworfen und die Statue angebetet. Sie |die Frau des Custode:| habe so eine wunderliche Handlung nicht ohne Lachen ansehen klnnen, und sey zum Saal hinausgelaufen um nicht loszuplatzen. Da ich auch von der Statue nicht wegwollte fragte sie mich: ob ich etwa eine Schlne hotte, die diesem Marmor ohnlich sohe, daß er 10 Zerstreunugng 11 kommten 21 sie es 22 dieihm 27 hinausgela6ufen 28 Der - -a

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mich so sehr anzlge. Das gute Weib kannte nur Anbetung und Liebe, aber von der reinen Bewunderung eines herrlichen Werckes, von der brkderlichen Verehrung eines Menschengeistes konnte sie keinen Begriff haben. Wir freuten uns kber das englische Frauenzimmer und gingen weg mit der Begier umzukehren und ich werde gewiß bald wieder hingehen. Wollen meine Freunde ein noheres Wort hlren; so lesen sie was Winckelmann vom h o h e n Styl der Griechen sagt. Leider fkhrt er dort diese Minerva nicht an. Wenn ich aber nicht irre so ist sie von jenem hohen strengen Styl da er in / den schlnen kbergeht, die Knospe indem sie sich lffnet und nun eine Minerva deren Charackter eben dieser Ubergang so wohl ansteht! Nun von einem Schauspiel andrer Art! Am drey Klnigs Tage, am Feste des Heils das den Heiden verkkndigt worden, waren wir in der Propaganda. Dort ward in Gegenwart dreyer Cardinole und eines großen Auditorii, erst eine Lateinische Rede gehalten an welchem Orte Maria die drey Magos empfangen, im Stalle? oder wo sonst? dann nach verlesnen einigen lateinischen Gedichten ohnliches Gegenstandes traten bey 30 Seminaristen nach und nach auf und laßen kleine Gedichte jeder in seiner Landessprache. Malabarisch, Epirotisch, Tkrckisch, Moldauisch, Elenisch, Persisch, Colchisch, Hebroisch, Arabisch, Syrisch, Cophtisch, Saracenisch, Armenisch, Hybernisch, Madagaskarisch, Islondisch, Boisch, Egyptisch, Griechisch, Isaurisch, Aethiopisch pp. und mehrere die ich / nicht verstehen konnte. Die Gedichtgen schienen meist im Nationalsylbenmaaße verfaßt, mit der Nationaldeklamation vorgetragen zu werden, denn es kamen barbarische Rhytmen und Tlne hervor. Das Griechische klang, wie ein Stern in der Nacht erscheint. Das Auditorium lachte unbondig kber die Fremden Stimmen und so ward auch diese Vorstellung zur Farce. Die Propaganda selbst, hab ich noch nicht noher beschaut, noch den Monsigr. Porcia der an der Spitze ist besucht. Es ist da manches zu sehen. –– Nun noch ein Geschichtgen.

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Der verstorbne Cardinal Albani war in einer solchen Festversammlung, wie ich sie oben beschrieben. Einer der Schkler fing in einer fremden Mundart an, gegen die Cardinole gewendet: gnaja! gnaja! so daß es ohngefohr klang wie canailla! canailla! der Cardinal wendete sich zu seinen Mitbrkdern und sagte: d e r k e n n t u n s d o c h ! Wie viel solcher Spoße und Geschichtgen hab ich aufgefangen die in der Folge Sie belustigen sollen. d‘. 13 Jan 87.

50. An Charlotte von Stein

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ÆRomæ, 13. Januar 1787. Samstag

Ich schicke dir ein Blat mit den Freunden zu theilen, heute geht auch Iphigenie ab, o mlgtest du fkhlen wie viel Gedancken zu dir herkber und hinkber gegangen sind biß das Stkck so stand. Heute hab ich einen entsetzlichen Posttag gemacht. Empfiel mich dem Herzog, ein angefangner Brief an ihn bleibt liegen, der nochsten Sonnabend abgehn soll. Grkße Fritzen. Ich habe die schlnsten Schwefel Abgkße in der Stube, warum ist er nicht bey mir. Leb wohl. Diesen Brief schlag ich G an Herders ein. d‘. 13 Jan 87.

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51. An Johann Gottfried Herder Rom, 13. Januar 1787. Samstag Hier lieber Bruder die Iphigenia. Ich schicke sie mit der Heut abgehenden Post an Seidel und laße dießen Brief gerade an dich abgehn damit eine Art Controlle entstehe, wenn etwa das grlßere Packet longer aussenbliebe. Du hast nun auch hier einmal wieder mehr was ich gewollt, als was ich gethan habe! Wenn ich nur dem Bilde, das du dir von diesem Kunstwercke machtest, noher gekommen bin. Denn ich fkhlte wohl

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bey deinen freundschafftlichen Bemkhungen um dieses Stkck, daß du mehr das daran schotztest was es seyn klnnte als was es war. Mlge es dir nun Harmonischer entgegen kommen. Lies es zuerst als ein ganz neues, ohne Vergleichung, dann halt es mit dem alten zusammen wenn du willst. Vorzkglich bitt ich dir hier und da dem Wohlklange nachzuhelfen. Auf den Blottern die mit resp. Ohren bezeichnet sind, finden sich Verse mit Bleystift angestrichen die mir nicht gefallen und die ich doch jetzt nicht ondern kann. Ich habe mich an dem Stkcke so mkde gearbeitet. Du verbesserst das mit einem Federzuge. Ich / gebe dir volle Macht und Gewalt. Einige halbe Verse habe ich gelaßen, wo sie vielleicht gut thun, auch einige Veronderungen des Sylbenmases mit Fleiß angebracht. Nimm es nun hin und laß ihm deine unermkdliche Gutheit heilsam werden. Lies es mit der Frauen, laßt es Fr v. Stein sehen und gebt euren Segen dazu. Auch wknscht ich daß es Wieland ansohe der zuerst die schlotternde Prosa in einen gemeßnern Schritt richten wollte und mir die Unvollkommenheit des Wercks nur desto lebendiger fkhlen ließ. Macht damit was ihr wollt, dann laß es abschreiben und schaff es mit dem kbrigen zur rechten Zeit und Stunde an Seidel u.s.w. und verzeih der Plage. Ich bin selbst ein geplagter Fremdling, den nicht die Furien, den die Musen und Grazien und die ganze Macht der seligen Gltter mit Erscheinungen kberdecken. Ich kann noch nichts sagen, denn es wird nur. Hotte ich Zeit ich wollte euch große Schotze zurkckbringen. Denn ach Winckelm! / wie viel hat er gethan und wieviel hat er uns zu wknschen kbrig gelaßen. Du kennst mich Hypotheßen-Aufllser und HypothesenMacher. Er hat mit denen Materialien die er hatte geschwinde gebaut um unter Dach zu kommen. Lebte er noch; |:und er klnnte noch frisch und gesund seyn:| so wore er der erste der uns eine neue Ausarbeitung seines Wercks gobe. Was hotte er nicht noch beobachtet, was berichtigt, was benutzt das nach seinen Grundsotzen gethan und beobachtet, was neuerdings ausgegraben worden. Und denn wore der Cardinal Albani todt, dem zu Liebe er manches geschrieben, und was mir noch schlimmer daucht, manches verschwiegen. Ich Wandrer raf-

11-12 vVeronderungen 16 ain 26 Hypotheßen-aAufllser 31 Grundso|t|zen

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fe auf was ich kann. Wie anders sehe ich gegen die erste Zeit, was wkrde es in Jahren seyn. Sagen kann ich nichts; aber wollte Gott ich hotte Freunde und Lieben um mich, mit mir, daß man sich theilen / vereint wkrcken und genießen klnnte. Die Leichtigkeit hier alles zu sehen und manches zu haben, hat nirgends ihres gleichen, ich thue die Augen auf so weit ich kann und greife das Werck von allen Seiten an. In meiner Stube hab ich schon die schlnste Jupiter Bkste, eine kolossale Juno kber allen Ausdruck groß und herrlich, eine andre kleiner und geringer, das Haupt des Apoll von Belvedere und in Tischbeins Studio steht auch manches dessen Werth mir aufgeht. Nun rkcke ich zu den Gemmen, und alle Wege bahnen sich vor mir, weil ich in der Demuth wandle. Einigen Deutschen dien’ ich schon wieder als Cicerone, Ausleger und Deuter und mein Leben mit den Kknstlern ist einzig dießem Ort angemeßen. Das andre Leben ist schaal wie kberall und schaaler wo mlglich. Ich will zuletzt nur einige Becher schlurpfen. Lebet wohl. Grkßt die Kinder. Ich schreibe wenig. Fr. v. Stein hat noch etwas gemeines. Schreibe mir wie du mit den I d e e n fortruckst Lebe wohl. Ich bin heute mkd und matt von Schreiben. Liebt mich, verlangt mich! daß ich mit Freuden wiederkehre. d‘. 13 Jan 87. Rom. G.

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52. An Christian Gottlob Heyne Rom, 13. Januar 1787. Samstag Ew Wohlgeb‘ Andencken hat mich auf mehr als Eine Weise nach Italien begleitet, jetzt, da ich mich kber zwey Monate in Rom befinde sollte es mir angenehm seyn, auch Ihnen nktzlich werden zu klnnen. Wollten Sie mir irgend eine Untersuchung, die einen treuen Beobachter am Orte erfordert, irgend eine Art Bestellung auftragen; so

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wkrden Sie mir viel Vergnkgen machen. Nur mkßte ich bitten eine gefollige Antwort bald an mich gelangen zu laßen, unter dem CouIch verte des H‘. Tischbein al corso, incontro al Palazzo Rondanini. hoffe die mir kbersendeten Bkcher werden glkcklich wieder angekommen seyn. Der ich mich zu fortdaurendem geneigten Andencken empfehle. Rom d‘. 13 Jan 87. JWvGoethe

53. An Friedrich Heinrich Jacobi Rom, 13. Januar 1787. Samstag Rom d‘. 13 Jan 87. 10

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Ich habe lieber Bruder um doch auch einmal dem Sohne Davids ohnlich zu seyn das: U b e r e i n K l e i n e s gespielt, bin wie der Rattenfonger von Hameln |:jedoch allein und ohne jemands Kind zu verleiten:| in den Berg gegangen und komme hier in Rom wieder an’s Tages Licht. Ich weiß du glnnst mir alles Gute was ich hier in reichem Maase genieße und nimmst mit dem freundlichen Gruße vorlieb den ich dir von hier aus schicke. Denn schreiben loßt sich nichts von dem was man sehn muß. Sage mir doch bald ein Wort wie deine englische Reise abgelaufen, ob du wohl und vergnkgt bist. Niemals hab ich lebhafter gefkhlt wie man zusammen halten soll als im fremden Lande, in des ich mich, entoussert von allem was uns schktzt und forthilft gestkrzt habe. Aber ich lerne auch was. Lebe wohl, grkße die Schwestern und schreibe mir bald. G. V.

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Abb. 6: Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 13. Januar 1787 (Nr 53)

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54. An Philipp Christoph Kayser Rom, 13. Januar 1787. Samstag

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Rom d‘. 13 Jan. 87. Nun auch Ihnen m. l. K. aus der Hauptstadt der Welt ein zusammenhongendes Wort. Ich bin wie einer der auf einem Schiffe schreibt die Bewegung hindert mich so ausfkhrlich zu seyn als ich wollte. Erstlich denn von unsrem Wercke. Wann sie es e n d e n klnnten habe ich nur gefragt um etwa wegen dessen Publikation besorgt seyn zu klnnen, da Sie noch so fleißig daran sind und so manches Gute daran thun; so sprechen wir uns vielleicht noch eh Sie ganz fertig sind, denn ich rechne sehr Sie auf meiner Rkckreise zu besuchen. Wie sehr freut mich daß sie das Stkck wieder durchgearbeitet, nur auf diese Weise gelangt man zu einer Fertigkeit. Laßen Sie uns weder an Zeit, Mkhe noch Kosten dencken, sie sind wohl angewendet wenn wir eine hlhere Stufe ersteigen. Ich habe nach Weimar geschrieben daß man den ersten, und den vierten Ackt in Stimmen soll ausschreiben lassen, sollten Sie mit dem zweyten Ackte fertig werden so schicken Sie ihn nur an Seideln, daß er auch diesen ausschreiben loßt; so wird mir eine Freude vorbereitet, daß ich um so lieber nach Hause gehe. / Schreiben Sie mir doch auch bald Ihre Gedancken kber den vierten Ackt daß ich dazu Ja und Amen sage. Heute geht meine Iphigenie umgearbeitet nach Deutschland, mlge sie Ihnen auf Ostern, mit meinen kbrigen Sachen einige gute Tage machen. Nun geh ich an die vier letzten Bonde um was ich als Stkckwerck versprochen, wenigstens als anscheinendes Ganze zu liefern. Ich brauche dazu viel Gedult und Zusammennehmens, in einer fremden Welt wo mich alles aus mir herauszieht und mich an sich lockt. Das Lyrische Theater erfreut mich wenig hier. Die Ballette sind das beste, kbrigens alles lahm und langweilig.

7 und wie sie 13 F|er|tigkeit

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Gerne schrieb ich mehr, wenn mich die Nacht nicht kbereilte. Ich bin mkd und matt von des Tages Leben und Treiben. Schreiben Sie mir bald, es wird mich immer erfreuen. Grkßen Sie Fr. Schultheß, sie soll bald von mir hlren. G.

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55. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, Æ13.æ–20. Januar Æ1787æ. ÆSamstagæ–Samstag Wie sehr hat mich nach einem so langen Zeitraume Ihr erster Brief erfreut, wore nur der Schluß trlstlicher gewesen und hotte die Nachricht von dem Falle mir nicht soviel Unruhe gebracht. Ich warte mit Schmerzen auf die Nachricht daß Sie wieder zu Hause, daß keine Folgen zu besorgen sind und bitte Sie instondigst rufen Sie mich, wie ich Ihnen nur einigermaßen nltig scheine zurkck. So gewiß ich Jahrelang mit Nutzen hier verweilen klnnte, so gewiß hab ich schon die obersten Gipfel des Großen und Schlnen gepflkckt und kann mein ganzes Leben davon zehren. Gesegnet fkhl ich auch die Folgen auf mein Gemkth, das sich erheitert, das offner, theilnehmender und mittheilender wird. Wie sehr danck ich Ihnen daß Sie mir so freundlich entgegen kommen, mir die Hand reichen und mich kber meine Flucht, mein Aussenbleiben und meine Rkckkehr beruhigen. Endlich geht heut die umgeschriebene Iphigenie ab, nun werd ich gleich den Egmont endigen daß er wenigstens ein scheinbares Ganze mache. / Das wichtigste woran ich nun mein Auge und meinen Geist kbe sind die Style der verschiednen Vllcker des Alterthums und die Epochen dieser Style in sich, wozu Winckelmanns Geschichte der Kunst ein treuer Fkhrer ist. Mit Hklfe der Kknstler Augen und eigner Combinations Gabe, suche ich so viel als mlglich manches zu finden und zu suppliren, was uns W. jetzt selbst geben wkrde, wenn er in diesen Jahren eine neue Ausgabe veranstalten klnnte. Von der neuern Kunst genieß ich was ich darneben kann. Auch hab ich mich zu den Gemmen gewendet und werde eine kleine Sammlung der besten Schwefel mitbringen.

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Vor einigen Tagen waren wir bei Jenckins. Dieser kluge und glkckliche Schalck besitzt die herrlichsten Sachen. Er hat sich von kleinen Anfongen, durch geschickten Gebrauch der Zeit, der Umstonde und durch Vorschub seiner Landsleute zu einem großen Vermlgen heraufgebracht. Erst neulich als die Villa Negroni zu Kauf stand, associirte er sich mit einem, der zu dem Grund und Boden Lust hatte, er trat fkr die Statuen an und fkr allen Marmor in der Villa. Dafkr gab er 12000 Scudi. Nun wendet er vielleicht noch 6000 auf / die Restauration und den grlßten Theil dieser Summe llst er aus drey sitzenden Statuen wieder, die klstlich schln sind und drey Philosophen vorstellen. An unsre Zeichenakademie hab ich vielfoltig gedacht, auch einen Mann gefunden, wie wir ihn einmal brauchen wenn Krause abgeht, daß man mehr aufs solidere kommt. Ich habe wohl immer bey dem Einfluß, den ich auf die Schule hatte, gefkhlt daß ichs nicht verstand, nun weiß ich das wie und warum. Der Fkrst v. Waldeck aus Blhmen ist hier, er empfiehlt sich Ihnen aufs beste. Es ist das fknftemal daß er nach Rom kommt. Er besitzt ein großes Mknzkabinet welches zu kompletiren er gewaltig kauft. Doch sind seine Liebhabereyen nicht bloß antiquarisch, er hat eine schlne Blhmische Dame zur Gesellschafft. Sie war den letzten Sommer auch in Carlsbad, wir hlrten aber nur ihre Liebenswkrdigkeit rkhmen, sie war schon als wir ankamen nach Tlplitz abgegangen. Sie ist mit dem Bischoff von Prag verwandt, ihr alter Mann ist mit hier. Der Fkrst will die Kkste von Albanien bis / Dalmatien herauf bereisen, wenn ihn die Pest nicht hindert welche drkben herum schleichen soll. Er hat mir von einem ungeheuren Campement erzohlt welches kknftigen Sommer zwey Armeen die Blhmische und Mohrische halten sollen. Sie werden davon schon beßer unterrichtet seyn. Hier machen die Erklorungen der drey Geistlichen Churfkrsten gegen die Anmaßung der Nunzien großes Aufsehn. Vorgestern haben die Maynzischen und Trierischen Geschoftstroger deshalb Audienz beym Papste gehabt. Clln war vorausgegangen.

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In das neue lebendige Rom mag ich gar nicht hinein sehen, um mir die Immagination nicht zu verderben. Unmlglich kann es eine schlechtere Administration geben. Man schreibt mir daß Sie wieder wohl zu hause erwartet werden, daß Sie gleich nach Carlsruhe abgehn, das ist fkr ihr Befinden ein gutes Zeugniß. Ich schicke deßhalb diesen Brief an Edelsh. Bleiben Sie mir wohlgesinnt, damit ich mich meines Rkckzugs kber die Alpen lebhafft freuen mlge. G. Rom d‘. 20 Jan. 86.

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56. An Charlotte von Stein Rom, 17.–20. Januar 1787. Mittwoch–Samstag Rom d‘. 17 Jan 87. Heute kommt mir dein Brief der mir die Ankunft des Tagebuchs meldet, wie erquickt er mein Gemkth. Seit dem Todte meiner Schwester hat mich nichts so betrkbt, als die Schmerzen die ich dir durch mein Scheiden und Schweigen verursacht. Du siehst wie nah mein Herz bey dir war. Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Ich kann nur sagen und widerholen verzeih und laß uns von neuem und freudiger zusammen leben. Mein kkrzeres Tagbuch von Venedig auf Rom hast du nun auch. In Rom konnt ich nicht mehr schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklorung besteht. Meine Briefe, die ostensiblen Blotter mlgen eine Art Tagebuch vorstellen. Die Reise nach Neapel sollst du geschrieben und gezeichnet haben, denn Tischbein geht mit. Ich wiederhohle daß du mit allem was ich dir schicke schalten und walten magst nach Gefallen. Der H. Mutter, Franckenbergs Pr August, oder sonst wem du mein Andencken erneuern, wen du dir und mir durch kleine Freuden verbinden willst. /

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Du schreibst mir der Herzog gehe nach Carlsruh, er ist in Politicis so tief, daß ich nicht dencke seine Absicht sey kber die Alpen zu gehen. Kome irgend so ein Gedancke vor; so sorge daß nichts ohne meinen Rath geschehe. Italien ist ein wunderlich Land fkr Fremde, besonders Vornehme Reisende. Ich kann nun schon manche Kosten, manchen Verdruß ersparen und manchen Genuß verschaffen. Rom ist sogar ein wenig kleinstodtisch in manchen Dingen, davon mkndlich mehr. Ich hoffe nun auf deine Worte wegen meines Aussenbleibens und was meine Geliebte zu meinen verschiednen Reiseplanen sagt. Kranz war heute bey mir er geht das Neapo‘. Carnaval zu besuchen. Er ist dick und fett geworden. Der Prof Moritz geht wieder aus, sein Arm ist glkcklich kurirt. Tischbein wird mir immer werther. Nun noch ein Wort, ich komme von einem ins andre. Knebel scheint hierher kommen zu wollen, ich weiß nicht recht was ich dazu sagen soll. Wore er gleich jetzt hier, wkrde er mir unendlich werth seyn, kommt er wenn ich von Neapel zurkck komme; so kreutzen wir uns und helfen einander nicht. Ubrigens kann ich nichts dazu sagen, weil ich nicht weiß was ihr kber mein Aussenbleiben entscheiden werdet. / d‘. 18. Ich dancke dir fkr alle Nachrichten, auch von des alten Klnigs Nachlaß. Wie gern ist man still wenn man so einen zur Ruhe gebracht sieht. Heute haben wir einen guten Tag gehabt, einen Teil des Capitols besehn, den ich bisher vernachloßigt, dann setzten wir kber die Tiber und trancken spanischen Wein auf einem Schiffe. Ein Stkck Ufer dieses Flusses hab ich dir gekritzelt ohngefohr 1000 Schritte weiter unten als der Platz wo Romulus und Remus gefunden worden. Wir sahen bey einem Geistlichen der ohne groses angebohrnes Talent sein Leben der Kunst gewidmet hat, sehr interessante Kopien trefflicher Gemohlde, die er in Miniatur nachgebildet hat. Sein vorzkglichstes ist ein Abendmal nach Leonard da Vinci in Mayland. Kann ich dir einen Umriß mitbringen, so bin ich glkcklich. Der Moment ist genommen da Kristus den Jkngern, mit denen er ver6 rVornehme 7 man|c|hen 24 gingen setzten 27 ausge gefunden 28 Ang angebohrnes 33 denenen

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gnkgt und freundschafftlich zu Tische sitzt, sagt: Aber doch ist einer unter euch der mich verroth. Mit Worten ist da nichts sagen, wenns mlglich ist, sollst du einen Schatten des Bildes sehn. / Der Herkules Farnese wird nach Neapel gebracht, workber das ganze Kknstler-Rom trauert, es ist ein Werck von unbegreiflicher Kunst und Schlnheit. Diese Tage ward das Trauerspiel Aristodem glkcklich aufgefkhrt. Der Haupt Ackteur spielte sehr gut, man glaubte einen der alten Kayser auftreten zu sehn. Sie hatte das Costum in Theater Pracht recht gut kbersetzt und man sah dem Schauspieler an daß er die Anticken studirt hatte. Gewiß ist in Rom alles zu studiren, wer Sinn und Trieb hotte. Obgleich die Kknste wkrcklich schwach getrieben werden, am schwochsten die Musick. d‘. 17 war das Fest der Pferde Weihe, wo zu der Kirche des Anton Bischoff alle Pferde und Maulesel geputzt vorgefkhrt werden. Es ist ein lustiges Fest besonders fkr Kutscher und Pferde Verleiher. Lebe wohl. Diesmal sag ich dir nicht mehr als bleibe bey mir und erhalte mir deine Liebe. Tausendmal denck ich an dich. Grkse alles. Fritzen und Ernsten dancke fkr die Briefe. Schicke mir nur alles was Fritz schreibt. / d‘. 20 Jan. Ich fange noch ein Blat an, denn ich finde manches zu sagen. Frage doch die reg. Herzoginn ob sie nicht vielleicht etwas von dem alten oder neuen Rom besonders zu wissen verlangt. Sie liest die rlmische Geschichte fleißig und da kommt vielleicht etwas vor das sie noher untersucht oder bestimmt verlangt. Eine wunderbare Erscheinung war mir hier der Fkrst von Waldeck mit dem Schotzgen aus Carlsbad. Ich habe ihn besucht, sie aber nur von weiten gesehen. Sie ist mit dem Bischoff von Prag verwandt und ihr alter Mann ist auch mit hier, also kann es wohl nicht fehlen, daß es das Silhouettchen sey.

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Franckenbergs grkße 1000mal und versichre daß ich wegen Ganganellis Todt scharfe Nachfrage halten werde. Grkße den Geh. Ass. R. Schmidt und Hofr. Voigten aufs beste. Daß mein Packet auf deinen Geburtstag ankam freut mich doch, ich hab ihn im stillen gefeyert. Deine Briefe hab ich alle richtig erhalten. So wie du meine. Ich dancke dir fkrs Liedchen und fkr jedes herzliche Andencken. Ich habe Hoffnung Egmont, Taßo, Faust zu endigen, und neue Gedancken genug Zum / Wilhelm. Zugleich les ich den Livius –– und ich wkrde dich verwirren wenn ich dir sagen wollte was sonst alles auf mich zudringt. Abends. Dein Brief ist mir vom 1 Jan gekommen und hat mir Freude und Schmertzen gebracht. Dazu kann ich nichts weiter sagen als: ich habe nur E i n e Existenz, diese hab ich diesmal g a n z gespielt und spiele sie noch. Komm ich leiblich und geistlich davon, kberwoltigt meine Natur, mein Geist, mein Glkck, diese Krise, so ersetz ich dir tausendfoltig was zu ersetzen ist. –– Komm ich um, so komm ich um, ich war ohne dies zu nichts mehr nktze. Moritz wird mir wie ein Spiegel vorgehalten. Dencke dir meine Lage, als er mir mitten unter Schmerzen erzohlte und bekannte daß er eine Geliebte verlaßen, Ein nicht gemeines Verholtniß des Geistes, herzlichen Anteils pp zerrißen, ohne Abschied fortgegangen, sein bkrgerlich Verholtniß aufgehoben! Er gab mir einen Brief von ihr, den ersten zu erlffnen, den er zu lesen sich in dem fieberhafften Zustande sich nicht getraute. Ich mußte ihr / schreiben, ihr die Nachricht seines Unfalls geben. Dencke mit welchem Herzen. Jetzt geht er wieder aus und schleicht zu mir. Was ist das Leben! was sind die Menschen! – Du siehst aus meinen vorigen Briefen daß ich gern und willig wiederkehre daß mein Gemkth nur zu euch zurkckhongt. Mlge es mir werden.

2 nNachfrage 13 dvom 1 Jane 16 k6berwoltigt 19 nk|t|ze 24 Ve|r|holtniß 25 fiebe|r|hafften 27 wel6chem 30 Gemk|t|h

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Grkse Herdern. Hier schick ich einen Probe Druck des Kupfers zum 3ten Bande. Die Platte selbst soll mit den Vignetten den nochsten Posttag abgehn. Auch leg ich einige Visiten Karten, zum Spase fkr Fritzen bey. In einem Packet das ein Reisender nach Deutschland mitnimmt liegen ihrer mehr die er an Freunde austheilen mag. Hott ich ihn nur bey mir. Gestern Abend verlangte Angelika daß ich ihr etwas aus der Iphigenie lose, ich sagte ihr daß ich verlegen sey wegen der Seltsamkeit des Versuchs den ich mit diesem Stkcke gewagt. Dagegen erzohlt ich ihr und ihrem alten italionischen Gemahl den Plan und Gang des Stkcks, sie hatten viel Freude daran. / Du hottest sehn sollen wie der Alte alles so gut sentirte, von i h r versteht sich s von selbst. Grkse Hofr. Voigt, mit dem nochsten Posttag schreib ich ihm. Das gleiche kannst du etwa Hendrichen sagen, wenn du ihn siehst. Fritzen bringe ich Schwefel Abdrkcke mit. Weißt du etwa was Ernsten Freude machte, ingleichen den kleinen Herders. Den letzten wollt ich ein Studium der Marmorarten mitbringen. So lang ich hier bin kannst und sollst du immer von mir hlren, wie ich nach Neapel rkcke wird eine kleine Pause werden. Grkße Steinen und alle. Die Imhof und die Kleine, kberhaupt wenn man einmal so zusammen soße; klnnte man mir ein kollegialisch Briefgen schreiben. Jedem der mir schreibt bring’ ich ein Bildgen mit. Lebe wohl. Mein bester Wunsch fkr dieses Jahr ist dich wieder zu sehn. d‘. 20 Abends G.

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57. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 25. Januar 1787. Donnerstag Rom d‘. 25 Jan. 87.

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Nun wird es mir immer schwerer von meinem Aufenthalte in Rom Rechenschafft zu geben. Denn wie man die See immer tiefer findet ie weiter man hineingeht; so geht es auch mir in Betrachtung dieser Stadt. Man kann das Gegenwortige nicht ohne das Vergangne erkennen und die Vergleichung von beyden erfordert mehr Zeit und Ruhe. Schon die Lage dieser Hauptstadt der Welt, fkhrt uns auf ihre Erbauung zurkck. Wir sehen bald, hier hat sich kein wanderndes, groses, wohlgefkhrtes Volck niedergelaßen und den Mittelpunckt eines Reichs weislich festgesetzt, hier hat kein mochtiger Fkrst einen schicklichen Ort zum Wohnsitz einer neuen Colonie bestimmt. Nein Hirten und Gesindel haben sich hier zu erst eine Stote bereitet, ein Paar rkstige Jknglinge haben auf d e m Hkgel den Grund zu Pallosten der Herrn der Welt gelegt, an dessen Fuß, sie die Willkkhr des Ausrichters zwischen Morast und Schilf einst hinlegte. / So sind die sieben Hkgel Roms nicht Erhlhungen gegen das Land das hinter ihnen liegt, sie sind es gegen die Tiber und gegen das uralte Bette der Tiber, was Campus Martius ward: Erlaubt mir das Frkhjahr weitere Exkursionen so will ich die unglkckliche Lage ausfkhrlicher schildern. Schon jetzt nehm ich den herzlichsten Anteil an dem Jammergeschrey und den Schmerzen der Weiber von Alba, die ihre Stadt zerstlren sehn und den schlnen von einem klugen Anfkhrer gewohlten Platz verlaßen mußten um an den Nebeln der Tiber Theil zu nehmen, den elenden Hkgel Coelius zu bewohnen und von da nach ihrem verlaßnen Paradiese zurkckzusehn. Ich kenne noch wenig von der Gegend aber ich bin kberzeugt kein Ort der slteren Vllcker lag so schlecht als Rom und da die Rlmer endlich alles verschlungen hatten, mußten sie wieder mit ihren Landhousern hinaus und an die

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Plotze der zerstlrten Stodte rkcken, um zu Leben und des Lebens zu genießen. Hundert Gedancken die sich hier zu drongen weis’ ich zurkck, denn ich klnnte ihnen auf dem Papier weder Ausdehnung noch Vollstondigkeit genug geben.

58. An Johann Gottfried Herder Rom, 25. Januar 1787. Donnerstag Rom d‘. 25. Jan. 87. Du erholtst diesmal ein starckes und schweres Packet, laß dir das Porto von Seideln wiedergeben und habe die Gkte nun die letzte Hand an meine Wercklein zu legen, auch die Zueignung zu korrigiren und zu interpuncktiren, dann sie mit den Platten nach Leipzig zu schicken. Es wird auf das vorstehende Blat nur gesetzt Z u e i g n u n g nicht Z u e i g n u n g a n s d . P u b l i k u m , wie es in der Anzeige hies. Was ich damals im Sinne hatte, habe ich nicht ausgefkhrt, vielleicht thue ich es zu Anfang des fknften Bandes oder vor dem letzten der vermischten Schrifften. Ich wknsche indeß daß du billigen mlgest daß ich den Eingang des großen Gedichts hierher setze, mir scheint er auch hier paßlich und schicklich, zugleich auch sonderbar und so mag es hingehn. Nun wird an Egmont bald gearbeitet werden, sobald ich nur erst eine rechte Bresche in die Rlmische Geschichte gearbeitet habe. Zwey Bkcher des Livius liegen hinter mir, zur Abwechslung les ich den Plutarch. Ich freue mich sehr dir / auch in der Geschichte entgegen zu kommen. Denn was du durch die Gewalt des Geistes aus der Uberliefrung zusammengreifst, das muß ich nach meiner Art aus jeder Himmelsgegend, von Bergen, Hkgeln und Flkßen zusammschleppen. Frau v. St. wird euch ein Blotgen geben, worauf ich mich beziehe. Mknter wird im May kommen und euch mancherley erzohlen klnnen. Er war zwey Jahre in Italien; wie er sie fkr sein Fach benutzt hat weiß ich nicht. Gegen mich hat er sich sehr gut betragen, kbrigens ist aber etwas tolles im Menschen. Er wird auf die Italioner schimpfen 7 hHand 9 Ddann 10 zZ u e i g n u n g 13 ders 23 vonaus

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und verschweigen wie e r sich aufgefkhrt. Wie er mit klniglichen Empfehlungsschreiben gewaffnet, die Menschen belagert und angegriffen, schickliches und unschickliches auf eine stkrmische Weise verlangt und sich recht wie ein verzognes Kind bezeigt. Er wird gestehn daß er zuletzt ohne seinen Zweck zu erhalten abziehen mkßen, daß man ihn zum Besten gehabt und das auf eine Art, daß er sich nicht darkber beklagen kann. Er bringt Mknzen mit, die dich erfreuen werden, sein Ubriges wirst du selbst beurtheilen. / Ein sorgfoltiges Auge wende ich immer fort auf die verschiednen Style der Vllcker und die Epochen dieser Style in sich. Man klnnte Jahre sehen und wkrde noch immer neue Bestimmungen finden, es ist zu sehr Stkckwerck was uns kbrig bleibt. Dann kbe ich mich die verschiednen Gottheiten und Helden zu studieren. Was die alten d a r i n n gethan haben, ist nicht ausgesprochen und nicht auszusprechen, davon mlcht ich nicht reden sondern es meinen Freunden zeigen, wenn ich mich selbst erst sichrer gemacht hotte. Was sollte und klnnte man hier fkr Fremde thun, und wie wenig geschieht! Wie wenig ist’s aber auch den meisten Ernst was rechts zu sehn und zu lernen. Die meisten denen hier Fremde in die Honde laufen haben Absichten und dann Adieu wahrer Unterricht und treue Leitung. Nach und nach rkcke ich aus meiner Verschantzung, aus der ich erst alles beobachtet habe und sehe Menschen, deren es gewiß treffliche hier und da im stillen giebt. Vor einigen Tagen besucht ich den Pater Jaquier einen Franziskaner auf Trinita di Monte, ein Franzose von Geburt, / der durch mathematische Schrifften bekannt ist. Er ist hoch in Jahren und ein sehr verstondiger Mann, Hat zu seiner Zeit die besten Monner gekannt, sogar einige Monate bey Voltairen zugebracht, der ihn sehr in Affecktion nahm. Die Propagande noher zu sehen mach ich auch Anstalten. Der Geist der ersten Stifter scheint freylich verflogen, zur Ausbreitung der Popstlichen Macht war es ein großes Institut. Auf Trinita di Monte wird abermals ein Obelisk aufgerichtet, ein kleinerer der bey St Giov. in Lateran auf der Erden liegt, der Grund wird schon gegraben.

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Das Theater hat mir noch wenig Freude gegeben, vielmehr kann ich wohl sagen, es waren meine verdrkßlichsten Stunden Rom und doch muß man es sehen um es gesehen zu haben. Bey Angelika bin ich manchmal die gar liebenswkrdig und angenehmen Umgangs ist. Ubrigens schwelgt man hier in Rom in soviel Kostbarkeiten daß man sich offt genltigt sieht einige Tage auszuruhen und sich mit gleichgkltigern Sachen zu beschofftigen oder die Zeit zu vertrldeln. / Ich hoffe es sollen Briefe von Euch unterweegs seyn, ich habe solange nichts davon gehlrt. Und ich dencke immerfort an Euch Lieben und vermiße so sehr daß jemand hier mit mir zugleich wachse und jung sey. Das Leben hier ist eine zweyte Jugend; Tischbein ist schon hier alt geworden und verholt sich in diesem Leben zu mir wie ein gemachter Mann zum Jknglinge. Ich lese den zweyten Teil der zerstreuten Blotter immer den Kknstlern wieder vor. Ich sage nicht wie gut er sich in Rom ausnimmt und wie selten es ist daß sich in Rom etwas gut ausnehme. Tischbein begreifts nicht wie du es hast schreiben klnnen ohne hier gewesen zu seyn. Noch eins. Wenn Mknter kommt! Er protendirt ein Manuscript zu haben das die Mknzwissenschafft auf scharfe Kennzeichen, wie die Linnaische sind, zurkckfkhrt, laß dirs doch zeigen, und wenn es so ist, laß mirs abschreiben. So etwas zu machen ist mlglich, gut wenn es gemacht ist und ich brauch es, denn ich muß nun auch kber diese Trkmmern mich ausbreiten / Ich habe einige recht gute und solide Menschen kennen lernen, dergleichen noch manche hier in der Abgeschiedenheit stecken mlgen. Ubrigens hab ich sehr klkglich gehandelt im Verborgnen mich einzuschleichen, kaum war es ruchtbar; so drongte sich viel an mich, ich hatte aber schon Posto gefaßt und konnte sie auswarten. Jedem war es nicht um mich zu thun, sondern nur seine Partey durch mich zu verstorcken, als Instrument wollten sie mich brauchen und wenn

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ich hotte hervorgehn, mich deklariren wollen, hotte ich auch als Phantom eine Rolle gespielt. Nun da sie sehen, daß nichts mit mir anzufangen ist, laßen sie mich gehen und ich mache meinen sichern Weg fort. Lebt wohl und bleibt mit eurer Liebe bey mir; Auch heute hab ich keinen Brief von Euch erhalten. Schreibt mir doch und laßt allenfalls die Kinder schreiben. Grkßt sie und lebt wohl, ich bin immer bey euch und mlchte euch nur manchmal zu mir herkber hohlen.

59. An Charlotte von Stein Rom, 25.–27. Januar 1787. Donnerstag–Samstag Rom d‘. 25 Jan 87. 10

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Es naht der Sonnabend und ich muß meiner geliebten ein Blat bereiten. Hierbey liegt ein ostensibles woraus einigermaßen ein Bild meiner jetzigen Lage, meiner Beschofftigungen erscheinen wird. Vom Herzog habe ich einen Brief von Maynz, so mild, wohlthotig, schonend, aufmunternd und herzlich, daß mir auch von dieser Seite meine Lage die glkcklichste scheinen mkßte. Und sie wird es seyn, sobald ich an mich a l l e i n dencke, wenn ich das, was ich solang fkr meine Pflicht gehalten, aus meinem Gemkthe verbanne und mich recht kberzekge: daß der Mensch das Gute das ihm wiederfohrt, wie einen glkcklichen Raub dahinnehmen und sich weder um Rechts noch Lincks, vielweniger um das Glkck und Unglkck eines G a n z e n bekkmmern soll. Wenn man zu dieser Gemkthsart geleitet werden kann; so ist es gewiß in Italien, besonders in Rom. Hier wo in einem zusammensinckenden Staate, jeder fkr den Augenblick leben, jeder sich bereichern, jeder aus Trkmmern sich wieder ein Haksgen bauen will und muß. / Der Herzog verlangt mich vor Weynachten dieses Jahrs nicht zurkck, ich erwarte was du mir schreibst, und fkhre meinen Plan sachte fort, um das meiste zu thun und auszulangen.

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Grkße Franckenb‘ und schreibe ihm vorlakfig: Ganganellis Todt komme mir, auch hier am Orte, problematisch vor, ich wolle, wie es einem treuen Geschichtschreiber in solchen Follen geziemt, das pro und contra sorgfoltig studiren, referiren und das Urtheil alsdann meinen Lesern kberlaßen. Ich bitte mir nur Zeit dazu aus. Bey der großen Menge von Ideen wird es mir sauer zu schreiben, denn es sind keine einzelne Bemerckungen und Begriffe, sie sind zusammenhongend, haben mancherley Beziehungen unter sich und bewegen sich wenn ich so sagen darf jeden Tag weiter. Glkcklich wore ich wenn ich jemand Liebes bey mir hotte, mit dem ich wachsen, dem ich meine wachsende Kenntniße unterwegs mittheilen klnnte, denn zuletzt verschlingt das Resultat die Annehmlichkeiten des Werdens, wie die Herberge Abends die Mkhe und die Freude des Wegs verschlingt. / Von Tischbein kann ich lernen, er nicht von mir und was in mir sich macht, das ist in ihm schon geworden. Desto mehr freut es mich wenn ich auf Spuren komme die er fkr die rechten erkennt. Ich kann nicht ausdrucken was fkr ein trefflicher gebildeter Mensch er ist. Uber die Vorsicht Franckenbergs daß ich hier mich nicht verlieben soll mußte ich lachen; du hast nur Eine Nebenbuhlerinn bisher und die bring ich dir mit das ist ein kolossal Kopf der Juno. Zwar klnnt ich noch eine dazu setzen das ist die Minerva von Justiniani, diese darf aber kaum berkhrt und nicht geformt werden, sonst packt ich sie auch auf; kbrigens mag ich fast nichts besitzen. Das Transportabelste treffliche sind die Schwefel, welche die H. Mutter schon alle besitzt und wovon ich nur eine Auswahl Fritzen mitbringen werde; auf Mknzen kann ich mich nicht einlaßen, das kbrige ist meist Kinderey, wenn ich die Sachen ausnehme die Jenckins besitzt, der einen ungeheuren Preis auf sie legt. Die Gemmen hab ich in Schwefelabdrkcken ziemlich studirt, nun muß ich mich noch auf die Mknzen werfen und auch kber dieses Feld will ich mir bald / einen Blick machen. Wer Rom gesehn hat, dem muß alles Andre zufallen.

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Wenn ich gedencke was fkr schlne Sachen in Deutschland, in unsrer Nohe sind, die mir nun erst alle geniesbar werden; so freu ich mich recht auf nach Hause. Wie hab ich in alle diesen Sachen herumgetappt, nun erscheint mir das liebe Licht und wie freut michs daß ich dir’s bringen kann. Ich errinnere mich noch wohl wie einem alle Menschen biß zur Verzweiflung imponiren, die aus Italien kommen, ich will euch keine Schmerzen, sondern Freuden, keine dunckle, sondern klare Begriffe mitbringen, euch nicht nur sagen: ich hab es gesehn, sondern es euch sehen machen. Du kommst meiner Bitte zuvor, die ich thun wollte, meine Mutter an dem was ich schreibe und schicke Theil nehmen zu laßen. Kranz hat sich hier nur wenige Tage aufgehalten, fkr einen Musikus ist hier wenig zu thun, ich kann weder sein Betragen noch seine Kunst beurtheilen ob ich ihn gleich einigemale gesehn und auch ein klein Concertgen Abends eingerichtet habe. Es sind zu wenig Data. Dies sage dem Hofmarschall mit einem Gruße. / Ich empfehle dir den Landk.rath Riedel, hilf ihm bey seinem Eintritte in die neue Welt, die ihm wunderbar vorkommen wird. Wahrscheinlich kommen ihm Sachen vor aus denen er sich nicht gleich zu helfen weiß. Thu es um des guten Menschen und um der Herzoginn willen. Auch sage ihm: er soll mir hierher nur ganz offen schreiben, was ich ihm abwesend nktzen kann thu ich gerne. Heute geht auch ein Packet an Herdern ab, sag es ihm doch. Es wird wohl ein wenig spoter ankommen als dieser Brief. Laß dir aber alles zeigen was es entholt. Freut euch meines Andenckens und haltet zusammen. Meine Existenz hat nun einen Ballast bekommen, der ihr die gehlrige Schweere giebt ich fkrchte mich nun fkr denen Gespenstern nicht mehr, die so oft mit mir gespielt haben. Sey auch gutes Muths; so wirst du mich oben halten und mich zu dir zurkck bringen. Danck fkr alles. Grkße Fritzen! Hier muß ich endigen. d‘. 27 Jan. 87. Rom. G.

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60. An Charlotte von Stein Rom, 1.–3. Februar 1787. Donnerstag–Samstag Diesen Brief will ich anfangen zu numeriren da ich es mit den vorigen versoumt. No 1. d‘. 1 Febr. 1787. Rom. Am Abende eines sehr schlnen Tages muß ich dir schreiben, obgleich herzlich mkde denn ich bin von Morgens biß in die Nacht auf den Beinen. Ich fklle nun die Lkcken aus und sehe was ich noch nicht gesehen und das nothwendigste zum zweyten und dritten male. So mkste ich fortfahren, wenn es etwas recht solides mit mir werden sollte, doch hoffe ich fkr mein Verholtniß genug zu thun. Auf dem rechten Weg bin ich gewiß. Nun kann ich auch frlhlicher an das Werck gehn, denn ich habe einen Brief von dir in welchem du mir sagst, daß du mich liebst, daß du dich meiner Briefe und Nachrichten freust. Klnnt ich dir nur recht viel geben. Meine Selbstgesproche bey den besten Gegenstonden sind an dich gerichtet, wenn sie nur gleich auf dem Blatte stknden. Was den Gedancken an dich betrifft; kann ich dem Rath des Peruginischen Grafen nicht folgen, sonst hab ich wkrcklich jetzt eine Æ æ / Daß ich nicht zuviel sage, toglich ordnet sich mehr was ich sehe und gesehn habe und indem die großen Gegenstonde an ihre – rechten Plotze kommen; so ist fkr sehr viele Platz und Raum. Vom einzelnen kann ich fast gar nichts mehr sagen. Meine Liebschafften reinigen und entscheiden sich mehr und mein Gemkth kann sich dem grlßeren mit gelaßner Theilnehmung entgegen heben. Erstaunend schwer ist es sehen zu lernen ohne selbst Hand anzulegen und doch habe ich keine Zeit dazu, auch wkrde es mich auf eine Weile beschroncken und zu sehr aufs einzelne fkhren. Ich spanne alle Seegel meines Geists auf um diese Kksten zu umschiffen. Nun kommt das Carneval, das uns eine edle Woche und mehr rauben wird. Es sey drum da man Volck sieht, ist auch zu lernen.

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Æ æ / schon 3 Junonen neben einander stehen. Durch diese Vergleichung lern ich in Geschwindigkeit was andre nur in Jahren zusammen suchen. d‘. 2 ten. Wie hab ich nicht wieder heute an dich gedacht! In der Sixtinischen Capelle war Amt, wo die Kerzen geweyht werden. Ich war einen Augenblick drinn und bin wie ich schon schrieb fkr dieß Hockuspockus ganz verdorben. Nachher machten wir einen großen Spazirgang und kamen auch auf St. Onufrio wo Tasso in einem Winckel begraben liegt. Auf der Bibliotheck haben sie eine Bkste von ihm. Das Gesicht ist von Wachs und soll kber seinen Leichnam gegossen seyn. Es ist nicht ganz scharf und hier und da verdorben, im ganzen aber ein trefflicher, zarter, feiner Mensch. Entschuldige mich kberall wenn ich nicht schreibe. Grkße die Schwester und Schwogerinn und dancke fkr die Blottgen, sie sollen auch jedes ein Bildgen haben. Der Herzoginn empfiel mich aufs beste und dancke fkr Ihren Brief. Das / Wetter ist so schln, zu Hause ist es kalt, in meiner Stube ist weder Ofen noch Camin und da wird es zum schreiben nicht hakslich. Kknftige Woche haben wir das volle Carneval, Morgen gehn die neuen Opern an und ob mich gleich auch das Theater so wenig mehr, als der Pfaffen Mummerey freuen oder interessiren kann; so muß man es doch sehn. Dennoch schreib ich nochsten Posttag und worens nur wenig Worte. Auch mach ich ein Packet zurechte, das ein Hannoveraner der nach Deutschland zurkckgeht mitnehmen wird, in dem du fkr dich und fkr Freunde und die Kinder Scherz und Ernst finden wirst. Herdern hab ich mit den Kupfer Platten allerley geschickt, das euch hoff ich eine gute Stunde machen soll. Ubrigens ists Zeit daß ich aus Rom gehe, und eine Pause der allzustrengen Betrachtung mache, wenigstens die Gegenstonde verondre auf Neapel freue ich mich, und wenn ihr mich longer entbehren wollt auf Sicilien. / Ich habe mich auf den Vorsaal ans Camin gesetzt und finde bey der Worme Lust und Muth ein neues Blat anzufangen, denn

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es ist doch gar zu schln daß man in eine so große Ferne so gewiß reichen kann. Wie verlangts mich auf Nachricht der Aufnahme Iphigeniens und ob ihr Freude aus der Mkhe, aus dem Fleiße habt schlpfen konnen, den ich noch an das Stkck gewendet habe. Man unternimmt nur zuviel! und ich darf an meine vier letzten Theile nicht im Ganzen dencken; so mlchte mirs schwindlich werden. Ich muß sie einzeln angreifen und so wirds gehn. Den Gedancken diese Gegend mit dir zu genießen, kann ich nicht aufgeben und darf ihn nicht scharf dencken. Ich sehe schon die Sachen nur mit dem Wunsche sie dir zu zeigen. Das Wetter ist ganz herrlich die Tage nehmen mercklich zu, die Lorbeern, Buxboume blkhen schon, heute sah ich den ersten Mandelbaum in Blkte. Die Maaslieben hlren gar nicht auf hervorzukommen, heute fand ich Crokus und Adonis. / Was wird mir nicht erst das mittogigere Land fkr Freuden und fkr Kenntniße geben, und ich mkßte mich sehr betrkgen wenn ich nicht einige schlne Resultate herausdencken wollte. Das sehe ich nun wohl um einen allgemeineren Begriff von den Volkanen zu haben, muß man den Etna mit Verstand und Sorgfalt bereisen. Es ist mit den natkrlichen Dingen wie mit der Kunst, es ist so viel darkber geschrieben und wenn man sie sieht, loßt sich doch wieder eine neue Combination machen. Grkße Fritzen ich werde ihm durch Kranz etwas schicken auch den kleinen Herders. Grkße Stein und Ernst. Der Glchhausen sage: es sey gar trotzig von ihr, daß sie mir nicht geschrieben, sie werde, wenn sie sich nicht beßre, kein Bildgen erhalten. Klinckovstrom sage, ich schicke durch Kranzen B r o k o l i Saamen an ihn, damit er ihn pflanzen und unsrer Fkrstinn einen guten Salat bereiten / laße, er soll auch andern Freunden davon etwas zu genießen geben. Nohere Anweisung kommt mit dem Samen. Klnnt ich nur recht vieles zu Euch verpflanzen. Wie leid ist mirs daß du von dem Caffp zuviel weggegeben, wie lieb daß er dir wohl

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schmeckt, wenn er nur auch wohl bekommt. Man kann mehr verschreiben, ich habe mir eine Adresse behalten, der Ankauf ist nicht theuer, das Porto, macht eine schwere Auflage. Lebe mir und liebe mich. Ich lese jetzt des guten, trocknen Volckmanns zweyten Teil, um mir zu notiren was ich noch nicht gesehen. So schln die Tage sind muß ich zu Hause bleiben und eine Pause in meinen Wanderungen machen. Von der Schlnheit im vollen Mondschein Rom durchzugehen hat man, ohne es gesehn zu haben, keinen Begriff. Alles Detail, wird von den großen Massen des Lichtes und des Schattens verschlungen und nur die grlßten allgemeinsten Bilder stellen sich dem Auge dar. Seit 3 Tagen sind die hellsten und herrlichsten Nochte die wir wohl genoßen haben. / Einen besonders schlnen Anblick gab uns das Colisee. Es wird Nachts zugeschloßen, ein Eremite wohnt an einem Kirchelchen drinne, und Bettler nisten sich in die zerfallnen Gewllbe. Sie hatten, scheint es, ein Feuer angemacht und eine stille Luft trieb den Rauch erst auf der Arena hin, daß der untere Theil der Ruinen bedeckt war und die ungeheuern Mauern oben drkber heraus sahen. Wir standen an dem Gitter und sahen dem Phonomen zu. Der Mond stand hoch und heiter. Nach und nach zog sich der Rauch durch die Gewllbe, durch die Ruinen Wonde und der Mond beleuchtete ihn wie einen Nebel. Der Anblick war klstlich. So muß man das Pantheon, das Capitol beleuchtet sehn. Den Vorhof der Peterskirche und andre große Straßen und Plotze. Lebe wohl. Was mittheilbar ist, schreibst du den Freunden aus. Liebe mich, sage mirs, daß ich lebe und mit Freuden wandle. Schon ist mirs als wor’ ich auf dem Rkckwege zu Euch. Theile auch manchmal Wielanden mit einem Gruße etwas mit. Daß nur nichts abgeschrieben werde. d‘. 3 Febr. 87. G Grkße gelegentlich Einsiedeln.

5 dens 5 Volckmann|s| 21 6Nach 22 MWonde 32 eGrkße gelegentlich Einsiedeln.e (quer zur Schreibrichtung)

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61. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 3. Februar 1787. Samstag Auf Euren Brief vom funfzehnten sollt Ihr gleich ein Wort haben das wohl nicht von großer Bedeutung seyn wird, denn das beste das ich mitzutheilen habe ist zu lang und zu breit als daß man mit Quartblottern anfangen dkrfte. Nun verlangt mich auf Nachricht daß Iph. angekommen, auf ein Zeugniß wie sie aufgenommen worden. Ich habe zuviele wichtige Zeit und gute Kroffte drauf gewendet, als daß mirs gleichgkltig seyn sollte was geworden ist und wie mans empfangen kann. Durch Rom hab ich mich durchgesehn und es ist Zeit daß ich eine Pause mache. Die Mummereyen des Carnevals mlgen noch vor meinen Fenstern vorkbergehn, dann nach Napel. Palmarum bin ich wieder da und richte meine Reise weiter ein, wie mir Eure Stimmen zurufen und wie der Geist treibt. Ich klnnte nach Ostern gleich nach Sicilien gehn, denn das Land ist im April und May noch bereisbar, obschon heis genug, und sehn mkßt ich’s denn doch. / Was Kunst betrifft hab ich nun Grund gelegt und kann nun drauf bauen wie es Zeit und Umstonde erlauben, das Alterthum ist mir aufgeschloßen und die Geschichte lieb, darinn sollst du mir nun forthelfen und wir haben ein Paar Vereinigungs Punckte mehr. Laß uns zusammenhalten; es ist in der ganzen Welt ein lumpig kkmmerlich Wesen. Komm ich zurkck; so lesen wir Winckelmanns Gesch. der Kunst zusammen, da giebts Gelegenheit von allem zu reden und ich will schon kommentiren daß du dich freuen sollst, wenn ich nur Beyspiele genug mitnehmen kann. Der Transport kostet soviel und wir mkßen alles aus eignen Krofften thun. Die Kinder sollen mir schreiben was ich ihnen mitbringen soll. Wenn ich ihre Zeilen am Rande deines Briefs recht lese; so will August Polloste und Gottfried Abdrkcke von Gemmen haben, beyde sollen befriedigt werden, ich bringe ihnen auch ein schln Studium antiker Marmorarten mit. /

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Wenn ich nun recht der Art meines Geistes nachgehn wollte; so mkßte ich hier eine Zeitlang ruhen und dann die Augen wieder aufthun; am liebsten kome ich in einigen Jahren wieder hierher, denn nun muß erst manches verarbeitet und mancher Mittelbegriff rein werden. Du wirst auch mir einen großen Dienst erzeigen wenn du in den I d e e n den Gesichtspunckt der Geschichte zurechte rkckst. Denn wie mir es jetzt scheint hat uns das alte und neue Rom, alles schief gerkckt. Ich wollte dir, bey deiner Ubersicht der Vllcker den Einfluß wknschen den ein Vorsteher der Propagande hat. Monsigr. Borgia scheint sich ihn zu Nutze gemacht zu haben. Er besitzt eine schlne Mknzsammlung und ein Antiquitoten Cabinet zu Velletri, das besonders an Egyptischen Sachen reich seyn soll. Da ein Geistlicher der sich jetzt in Franckreich aufholt kber die Marmor und Steinarten ein Werck auszuarbeiten dachte, ließ man ihm von der Insel Paros Stkcke Marmor kommen, um gewiß zu werden was Parischer / Marmor sey. Ich habe davon auch Vortheil gezogen und mir die Muster, welche kbrig geblieben waren, angeschafft. Ich habe nun zwllf Stkcke verschiednen weisen Marmors der zur Bildhauerey und Architecktur gebraucht wurde. Wie viel mir meine nun schnell wachsende Kenntniß des Materials der Kknste, zu ihrer Beurtheilung hilft begreiffst Du ohne viel Worte. Lebet wohl meine Lieben und laßt die Kinder schreiben und schreibt mir auch oft, adressirt die Briefe nur hierher, oder gebt sie Seideln, ich laße mir sie nach Neapel nachschicken. Ich freue mich auf den Tag der mich zu euch zurkckbringen wird, es scheint mir als wenn uns das Fleckgen Thkringen festhalten werde. Gern will ich euch alsdann des Xr.haus X tragen helfen, dessen Ende ich vorerst zum Frkhjahr herzlich wknsche. Lebt wohl, liebt mich. Durch Kranzen schick ich den Kindern indeß einige Steingen und Scherben zum Spiel und Vorbereitung. Lebt wohl. Rom d‘. 3 Febr. 87. G Ein Maytag! 3 ab am 7 Rom, das Aalte und das Nneue dRome 15 Un ein 20 Bilhdhauerey 24 mein -------- die

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62. An Christian Gottlob Voigt Rom, 3. Februar 1787. Samstag

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Wie sehr ich meinen zurkckgelaßenen Freunden, wie sehr den Geschofften angehlre, an deren Faden fortzugehn ich gewohnt bin, habe ich recht lebhaft bey Lesung Ihres Briefs empfunden, der bey mir ein recht sehnliches Verlangen erregte, wieder nach Hause zurkckzukehren. An dem Unfall des Geschwornen nehme ich herzlichen Anteil, doppelt, um des guten Mannes und um des Geschoffts willen. Das kbrige hat mir Ursache zur Freude gegeben. Werden Sie nicht mkde bey so mancher Arbeit auch noch meinen Teil in diesen Geschofften zu tragen, indeß ich im fremden Lande auch fkr Sie mit sammle, um mit neuen Krofften, bey altem Anteil zurkckzukehren. Was Sie thun und einrichten und publiciren mlgen, billige ich zum Voraus. Wenn man kber den Zweck einer Sache so einverstanden ist wie wir es sind, kann kber die Mittel kein Zweifel bleiben. Mlge ich immer hlren daß Sie wohl und munter sind. Heute den 3. Febr. kommt auch Ihr dritter Brief an und bringt mir gute Nachrichten, ich dancke Ihnen daß Sie mir ausser unsern gemeinschafftlichen Geschofften auch sonst deutsche Nachrichten geben wollen, Sie sind der einzige der mich damit erfreut. Weisen Sie ja Ackermannen an daß er kknftig die Frage wieviel Steuern in Vorschlag gebracht werden sollen? erst an uns bringe, es ist ja dieß die Sache der hlchsten Bedeutung, der Teufel hat den Narren gemacht. Doch sey’s ihm verziehen! er ist nicht der einzige der in Dingen von Wichtigkeit den Schein sucht. Und mag auch die Gegenwortige Generation des Vorteils genießen, wenn es uns nur nicht an Berichtigung der Heerdeschillings Differenz hindert, wo ich immer dachte den Erlaß anzufangen. Das sey auf seine Zeit verwiesen. Das Bergwesen erfreut mich sehr, da das Treibewerck geht, wird sich das kbrige auch treiben laßen. Holt dann das Seil so wird die Geduld das Gewordene auch halten. Fahren Sie ja fort mir von Zeit zu Zeit zu schreiben und verzeihen wenn ich nicht so bald antworte, die Stunden des Tags und der Nacht verschwinden mir und nur an den unzohligen neuen Bildern und Begriffen weiß ich daß ich gelebt habe.

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Das Wetter ist nicht schlner zu dencken und zu wknschen, man erinnert sich kaum eines solchen Winters in Rom. Bernstein schreibt mir, er mlchte nun gern wieder nach Ilmenau. Er hat meinem Rath und meiner Weisung nicht gefolgt, nun wird er zappeln. Indeß wenn Sie es einleiten klnnten; so wore es mir ganz recht, besonders da Sie mir nicht schreiben daß die Bergchirurgus Stelle wieder besetzt sey. rber Reinholds Verpflanzung freue ich mich und kber alles was Jena Guts wiederfohrt. Klnnen Sie dem L. C. R. Riedel von einiger Hklfe seyn, bin ich kberzeugt daß Sie es mit Freuden thun werden, er scheint mir ein wackrer junger Mann. Den Ihrigen die besten Grkße wie auch Hrn. Bergsekretair. Rom d. 3. Febr. 87. G.

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ÆRomæ, 3. Februar 1787. Samstag

Dein Briefgen vom 15 Jan mit den Beylagen, so auch die vorhergehenden, sind richtig angekommen. Vor allen Dingen empfiel mich H‘. Geh. R. Schnauß und vermelde daß ich mit der nochsten Post, sein freundschafftliches Schreiben erwiedern werde. Kranzen habe ich gesprochen, zu Tische und zu einem kleinen Concert gehabt. Er war nach seiner Art vergnkgt. Auch hab ich kber Musick mit ihm geredet, ihm da er von komischen Operetten als einem Lieblingsfache sprach, eine von meinen neuern angeboten. Er ließ sich aber nicht recht ein. War es Zerstreuung, Verlegenheit, oder sonst was. Er ist nach Neapel, wenn ich ihn wiedersehe will ich nach deinen Wknschen, und eigner Neigung noch einmal an ihn setzen. / Einen großen Teil der Zweifel kber die Baukunst, werde ich dir bey meiner Rkckkunft llsen klnnen, werde dir manches zur Natur-

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kenntniß mittheilen. Auf dieser Reise gewinne ich viel und wknsche es andern zum Nutzen kber die Berge zu tragen. Sonst ist alles recht und gut was du schreibst und thust. Wenn dir sonst etwas einfolt, so sage mirs. Erinnert, giebt man auf manches sorgfoltiger acht, das man auch nun fkr andre sieht. Rom hab ich fkr die kurze Zeit recht durchsehen, fast keinen Tag versoumt. Schon wird mir der Blick kber diese große Stadt und was sie entholt leichter. Lebe wohl. Und fahre fort mir zu schicken und zu schreiben. d‘. 3 Febr. 87. G. Grkße somtliche H‘. Kammerrothe und den Rath Gltze. auch mache H‘ und Fr Obermarschall H‘. und Fr v Oppel eine Empfehlung. / Noch ein Wort! Ich kann nicht billigen daß du der Fr. v. Stein nicht nohere Auskunft wegen des Kastens gabst. Ich bin dadurch auf einige Zeit in Sorge gerathen. Wo man aufkloren auch in Kleinigkeiten kann soll man es ja, und bald thun. Ich gebe diese Lehre und Ermahnung dir und mir indem ich dies schreibe.

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64. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 3. Februar 1787. Samstag Rom d. 3 Febr. 87. Ihr lustiges Brieflein von Gotha, Ihr gktiger Theilnehmender Brief von Maynz sind mir, fast zu gleicher Zeit, zur guten Stunde geworden und haben meine Lauf und Reise bahn neues Licht und Freude gebracht. Ohne Theilnahme derer an die mich das Schicksal so festgeknkpft hat, ohne Ihre Zufriedenheit, mag und kann ich nichts genießen, alle Ideen von Abgeschiedenheit, sind nur Phantomen des Selbstbetrugs, die mit dem Fieber verschwinden. Rom fongt nun an sich kber mir zu erleichtern, die entsetzliche Masse von Gegenstonden sich zu ordnen und Licht in die Tiefen zu 11 von der bKammerrothec 11-12 eauch mache H‘ Æ:::æ eine Empfehlung.e (quer -----------zur Schreibrichtung) 27 Maßsse

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scheinen. Entsetzlich war zuletzt meine Begierde hierherzukommen und nun ist meine Zufriedenheit vollkommen, daß ich diesen Ort nicht eher betreten habe. Recht bedauerlich waren mir einige Reisende die ich habe kennen lernen, die jung und / unvorbereitet und doch mit Eifer und Ernst unter der Last von Begriffen die auf sie zudrangen gleichsam erlagen. Ich habe nun kberwunden und bin nun toglich mit mehr Lust und Freude da; besonders wird eine kleine Abwesenheit das Anschauen nur mehr auffrischen. Jetzt suche ich nur zu complettiren und auch die weniger interessanten Gegenstonde zu sehen, die man wenigstens gesehen haben muß. Die Kunstwercke der ersten Klaße mkßte man von Zeit zu Zeit wiedersehen klnnen, in ihnen ist ein unabsehlicher Abgrund. Wahrscheinlich haben Sie zu Ihrer Reise auch so schlnes Wetter heute ist hier ein reiner Maytag. Von interessanten Monnern habe ich manchen, von Weibern ausser Angelicka nur eine kennen gelernt. Mit dem schlnen Geschlechte kann man sich hier, wie kberall, nicht ohne Zeitverlust einlaßen. Die Modgen oder vielmehr die jungen Frauen, / die als Modelle sich bey den Mahlern einfinden, sind allerliebst mit unter und gefollig sich beschauen und genießen zu laßen. Es wore auf diese Weise eine sehr bequeme Lust, wenn die franzlschen Einflkße nicht auch dieses Paradies unsicher machten. Ich bringe das Portrait von so einem Geschlpfe mit, man kann nichts zierliches sehn. Vom Theater und den kirchlichen Cerimonien bin ich gleich kbel erbaut, die Schauspieler geben sich viel Mkhe um Freude, die Pfaffen um Andacht zu erregen und beyde wkrcken nur auf eine Klaße zu der ich nicht gehlre, beyde Kknste sind in ein seelenloses Gepronge ausgeartet. Auf alle Folle ist der Papst der beste Schauspieler der hier seine Person producirt. Die andern Menschen die nicht lffentlich gauckeln, treiben meist ihr Spiel im Stillen, vielleicht komm ich auch dazu dieses noher zu sehn. Man kann sich leicht dencken daß es mitunter sehr einfach ist. / 13 ihn 18 zZeitverlust 19 die als oder 29 gehle- re 31 seyine 32 andr- ern 32 6gauckeln

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Es freut mich daß Knebel mit Ihnen ist, Gesellschafft ist zu allen Dingen nktze, ich habe ein Gelkbde gethan nie wieder allein zu reisen. Knebeln bitte ich zu sagen: mir sey nur noch ein schmutzig grauer Marmor von Carrara bekannt den sie B a r d i g l i o nennen. Eben solche graue Flecke hat der unreine weise Carrarische Marmor und der fleckigste scheint den Ubergang in den Bardiglio zu machen. Ich habe ein schln Studium weiser Marmore gekauft, das aus zwllf Stkcken besteht, antike und moderne. Man ließ vor einigen Jahren auf Veranlaßung eines Geistlichen, der sich auf diese Wissenschafft legte, Stkcke Marmor von Paros kommen, um zu entscheiden welche Statuen wkrcklich von Griechischem Marmor seyen, davon habe ich noch Muster bei einem Steinschneider gefunden, die mir sehr werth sind. Die Propaganda die kbrall herumreicht, verschrieb diesen Marmor. Wie klnnte das Institut genutzt werden! auch thun es die Klugen die dabey Einfluß haben. Leben Sie wohl und behalten mir ihre Liebe damit ich froh und frey gehe und wiederkehre. G.

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65. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg Rom, 6. Februar 1787. Dienstag Durchlauchtigster Herzog gnodigster Herr, Bisher habe ich, mitten unter Freuden, in der schmerzlichen Ungewißheit gelebt, wo Sich Ew Durch‘ aufhalten und wie Sich unsre gnodigste Herzoginn befinden mlchten. Die Zeitungen brachten uns die Nachricht von einer unterbrochnen Reise, von Hause konnt ich nichts gewißes vernehmen, biß sich endlich Prinz August kber mich erbarmt und mir Ihro Ankunft in Hieres versichert hat.

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So gehe denn dieses Blatt an die schlne Kkste, meinen gnodigsten Herrschafften meinen dreymonatlichen, glkcklichen und gesegneten Aufenthalt in Rom zu verkkndigen. / Soviel von dieser Hauptstadt der Welt schon gesagt ist; so wenig getraue ich mir davon zu sagen. Da man sich einen großen Theil seines Lebens mit rlmischer Geschichte, rlmischen Alterthkmern, rlmischem Rechte beschofftigt, da man durch Bkcher Kknstler, Fabrikanten und Handwercker immerfort an diesen Mittelpunckt erinnert mit den hiesigen Gegenstonden von allen Seiten bekannt wird; so bleibt einem zuletzt nichts mehr kbrig, als im Schauen die letzte Befriedigung zu suchen. Und die hab ich denn mit soviel tausend andern im reichen Maaße gefunden. Ich habe alle Kroffte meines Geistes aufgespannt um die Zeit die ich hier zugebracht aufs beste zu nutzen, ich habe wenigstens einen allgemeinen Begriff von der Stadt und dem was sie entholt. Gewiße besondre Capitel habe ich mir besonders empfohlen seyn laßen. / H‘. Hofrath Reifenstein erzeigt mir viele Gefolligkeiten, bey Tischbein habe ich meine Wohnung aufgeschlagen und dieses Kknstler Leben, dieser Kknstler Umgang verschafft mir großen Nutzen, erleichtert mir das Studium und bringt mich in kurzer Zeit vorworts. Diesen Ihren Kknstler will ich nicht loben, das große Bild das er fkr Ew Durch‘ unter Honden hat mag von seinem unermkdlichen Fleiße zeugen. Es ist, wenn man in der Nohe zusieht, ein ungeheures Unternehmen, es gehlrt ein großer Muth, und eine Begierde etwas rechts zu thun und zu lernen dazu, um so ein Werck anzufangen. Gewiß wird es Ew Durch‘ zur Freude gereichen, wenn ich Hlchstdieselben benachrichtige, daß Ihro Maj. die Kayserinn von Rußland einige Bilder bey ihm be/stellen laßen, es ist einiges von ihm durch einen Grafen Wiesen nach Petersburg gekommen. Da mir hier so manches Gute, wenn ich es recht betrachte, durch Ew Durch‘ Gnade zu Theil wird; so wknschte ich nichts lebhaffter als Hlchstdieselben auch hier zu verehren. Ich zohle eine Wiedergeburt von dem Tage an da ich Rom betrat, ich lebe eine neue Jugend der ich mich immer mit den grlßten Freuden erinnern werde. Der

5 grosßen 10 imm --- 18 Kknst-ler 20 vora- worts

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Wunsch dieses Glkck mit denen zu Theilen an die mein Gemkth so sehr geheftet ist wird fast toglich in mir lebhaft. Nach geendigtem Carneval dencke ich nach Neapel zu gehen. Darf ich bitten mich der Durch‘ Herzoginn, von deren beßerm Befinden ich sehnliche Nachricht erwarte, unterthonigst zu Fkßen zu legen. Ew Durch‘ Rom d‘. 6 Febr unterthonigster 1787. Goethe

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66. An Philipp Christoph Kayser Rom, 6. Februar 1787. Dienstag Man hat mir endlich m. l. Kayser Ihren ersten Brief von Hause hierhergeschickt und ich habe kber deßen Innhalt nur noch dieß zu sagen. Das Duett: E s s t e l l e t s i c h d i e F r e u d e pp hatte ich mir blos als einen kurzen Gesang gedacht, der die Melodie des Schlußes des ersten Ackts: I c h l a d e d i c h z u r F r e u d e pp wiederbringen sollte. Es thut einen gar artigen Effeckt wenn eine Anfangs Melodie beym Schluße wiederkommt und gleichsam die Erfkllung einer Prophezeihung hereinfkhrt. Es sey Ihnen kbrigens ganz kberlaßen wie Sie es behandlen wollen und wie es sich zum kbrigen schickt werden Sie am besten beurtheilen klnnen. Ich freue mich auf alles was Sie an den ersten Ackten gethan haben, und recht herzlich auf den Tag da Sie mir die Operette am Klavire vortragen werden. Denn es mkßte mich eine große / Noth und Gewalt ergreifen, wenn ich ohne Sie zu sehen wieder nach Deutschland zurkck gehen sollte. Arbeiten Sie fleißig fort! wenn es mit Ihrer Arbeit zu Ende geht, wollen wir an eine Ankkndigung dencken. Das Theater erbaut mich wenig in Rom, ich besuche es fast gar nicht. Die große Oper ist ein Unheuer ohne Lebenskraft und Saft. Die Ballette sind noch das unterhaltendste, die Opera Buffa hat auch 5 sehn6liche 11 da- eseßen 26 fleißichg 28 bessuche 30 sidnd

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BRIEF 67

die erwknschte Runde und Vollkommenheit nicht, es ist alles Stkck und Flick werck. Ein neues Trauerspiel haben sie gut aufgefkhrt, und einige Commoedien habe ich mit Vergnkgen gesehen. Ich kann nicht sagen daß ich in dieser Kunst hier viel gelernt hotte. Nun liegt die Geschichte des Italionischen Opern Theaters von A r t e a g a auf meinem Tische, ich weiß nicht ob viel daraus zu profitiren seyn wird. / Inzwischen nimmt man sich doch immer hier und da etwas weg, die Kknste sind so verwandt, daß man in einer seine Kenntniße kaum erweitern kann, ohne auch in den andern in gewißem Maaße fortzurkcken. Wenn Sie auf Ostern meine vier ersten Bonde in die Hand nehmen werden Sie Iphigenien u m g e s c h r i e b e n finden |:warum ich nicht u m g e a r b e i t e t sage werden Sie am Stkcke sehn:| Die vier letzten Bonde werden mir noch manche Sorge machen doch ich arbeite sie gerne aus, und jetzt mit freyerem Gemkth. Ich hoffe man soll kknftig meinen Sachen das Ultramontane ansehen. An einer zweyten Oper fkr sie solls auch nicht fehlen. Leben Sie wohl und fleißig. Nach dem Carneval geh ich auf Neapel. Adieu. Rom d‘. 6 Febr. 87 G Diese Woche hat Anfoßi mit einem Intermezz in Valle viel Beyfall erworben. Es ist eine glkcklich-leichte Composition.

67. An Charlotte von Stein Rom, Æ7.–10.?æ Februar 1787. ÆMittwoch–Samstag?æ Rom d‘.

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Deinen lieben Brief vom habe ich gestern erhalten, und also auch wieder spoter als du gewlhnlich die meinigen erholst. Ich ging eben in die Commldie und laß ihn mitten unter dem fremden Volcke, beym Schein des großen Lkstres, der ehe der Vorhang aufgeht mitten im Schauspielhause hongt. Das Llwgen zu sehen war mir eine große 4 MNun 13 le|t|zten 14 ab--rbeite

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Freude. Da alles bisher so glkcklich angelangt ist, hoffe ich das kbrige wird auch so zu euren Honden kommen. Heute hab ich den ganzen Tag gezeichnet. Dieses Verlangen arbeitete schon lang in mir. Die Landschafft sieht man hier so subaltern an, man mag kaum daran dencken, jetzt aber mit dem schlnen Wetter kommt die Liebhaberey wieder. Wenn es glkckt; so erholst du durch Kranzen ein Dutzend kleine Stkckgen Versuche in einer neuen Manier. Es kostet mich Aufpaßens biß ich meine kleinliche deutsche Art abschaffe. Ich sehe lang was gut und beßer ist; aber das Rechte in der Natur zu finden und nachzuahmen ist schweer schweer. Nur durch Ubung kann man vorworts kommen und ich habe keine Zeit ein einzeln Fach zu bearbeiten. / Indeßen ist mir das armseelige Bißgen Zeichnen unschotzbar, es erleichtert mir jede Vorstellung von sinnlichen Dingen und das Gemkth wird schneller zum allgemeinen erhoben, wenn man die Gegenstonde genauer und schorfer betrachtet. Fritz soll ja brav zeichnen was ihm vorkommt. Ich freue mich recht sehr daß mir im Zeichnen ein Licht aufgeht eh ich nach Neapel reise, ich hatte schon Angst ich wkrde von dem Anschauen der großen Kunstwercke erdruckt werden, und mir nicht mehr getrauen ein Bleystift anzusetzen. Aber die Natur hat fkr ihre Kinder gesorgt, der Geringste wird durch das Daseyn des Trefflichsten nicht an seinem Daseyn gehindert, oder wie der Dichter sich ausdrkckt Ein kleiner Mann ist auch ein Mann. Meine Begriffe von Welt weiten sich nun gar schln aus, ich habe zweymal das Meer gesehn, das Mittlondische und Adriatische, nur gleichsam zun Besuch, in Neapel wollen wir bekannter werden. Es rkckt alles auf einmal in mir herauf. Warum nicht frkher! Warum nicht wohlfeiler! Wie viel tausend Sachen, ja wie ganz neu und von vornen alles hab ich dir nicht zu sagen. / Das tolle Leben des Carnevals ruckt heran; die Gerkste sind schon am Ende des Cors gegen die Pyramide zu aufgeschlagen, und die

7 vVersuche 9 was das 10 m6nachzuahmen 13 nuunschotzbar 14 Ssinnlichen 14 Gemk|t|h 21 gGeringste

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Pferde welche rennen sollen werden, damit sie Ort und Straße gewohnt werden, auf und abgefkhrt. Wir leben fkr uns gar vergnkgt und klnnten dieser lormenden Freuden gar wohl entbehren. Tischbeins Gesellschafft ist mir von unendlichem Nutzen, er heitert mich auf und es ist mir so wohl mit einem Menschen zu seyn, der mit schlnen Krofften auf dem rechten Weg ist. Moritz schleicht wieder herum, d e m bin ich nun wieder nktzlich und mein Umgang wird wichtigen Einfluß auf sein kknftig Leben haben, er ist gar gut, vernknftig, empfonglich und danckbar wenn man ihm eine Stufe weiter hilft. Und wie sauer wirds dem Menschen ohne Uberlieferung, ohne Lehre zur rechten Zeit sich selbst zu finden und zu helfen. Tischbein bringt mich im Zeichnen seit zwey Tagen fast jede Stunde weiter, denn er sieht wo ich bin, und was mir abgeht; so ists im moralischen auch, so ists in jeder Sache. / Grkße die Waldner und sag ihr sie wkrde immer etwas aparte behalten. Das Wetter ist seit den 1 Febr ganz himm‘. auch der Januar war bis auf einige Tage in der Mitte und am Ende gar herrlich. Das Portrait wird gut und brav werden, wenn es fertig ist, erholst du eine Zeichnung im Kleinen. Grkße den lieben Fritz, Ernsten und Stein; behalte mich sehr lieb, ob ich gleich so wunderlich bin, ich habe so viel mit mir selbst auszustehn, daß ich meine Freunde nicht dispensiren kann ihr Theil davon zu tragen und am wenigsten dich. Ich habe wieder einen neuen Anschlag. Der Herzog schreibt mir daß er mich vor Weynachten nicht erwartet. Da klnnte ich nach Ostern nach Sicilien gehn und dann wkrde es just treffen. Laß uns lieber von dem entfernten nicht sprechen, du sollst Schritt vor Schritt Nachricht haben; so ists sichrer und besser. Aus Rom erholst du noch einen Brief. Lebe wohl, du Geliebteste. G. Grkße Herders aufs beste.

9 enmpfonglich 14|er| 19 wenmn 21 sel6hr 22 gle|i|ch 29 nNachricht

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68. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 10. Februar 1787. Samstag Eh das Carneval uns mit seinem Lorm anfollt muß ich noch einmal schreiben, denn ich weiß nicht ob mir nachher soviel Zeit kbrig bleibt. Diese Lustbarkeiten gehn uns um desto noher an, da sie unter unsern Fenstern vorgehn und wir diese Tage kber viel Besuch haben werden. Schon Toglich fkhrt man die Rennpferde in die Gegend des Obelisks, richtet sie mit dem Kopfe gegen den Cors’ und so holt man sie eine Weile, um sie an den Platz von dem sie auslaufen sollen zu gewlhnen, dann fkhrt man sie die Strase hinunter und zeigt ihnen ihre Laufbahn. Vor einigen Abenden ward in dem kleinen Theater Valle ein neues Intermetz von Anfoßi mit großem Beyfall aufgefkhrt; es ist recht glkcklich komponirt. Ubrigens bin ich auch hier weniger genießend als bemkht, ich lauffe und dencke mich mkd und matt; jetzt kommt noch gar der Zeicheneifer dazu und macht mir, da ich nur wenige Zeit aufs Arbeiten verwenden / kann, ein wahres Leiden. Doch wenn ich hier und jetzt nichts lernen will, was solls denn werden. Miß Gore ist nicht vergeßen, vielmehr fkhl ich eine große Begierde mich beßer als bißher geschehen klnnen vor ihr zu zeigen. Ich habe die ganze Familie neulich in Fraskati auf einem Gemohlde von Hackert |:freylich ein wenig entstellt:| gesehen. Sie schreiben mir daß Sie mich vor Weynachten nicht erwarten, der Himmel segne Sie fkr alles Gute das Sie mir gewohren und glnnen. Der Stein hatte ich zwey Reise plane geschrieben, die Sie, durch Weimar nur durchgehend, nicht klnnen gesehen haben, denn die Briefe sind spoter angekommen; allein was kann man sichres von solchen Wegen sagen, die so manchem Wechsel unterworfen sind. Alles kommt darauf an ob ich nach Sicilien gehe oder nicht. Das macht, wenn ich’s solid angreife 3 bis 4 Monate Unterschied. / 7 micht 11 war|d| 11 dVallee 16 mir|,| 21 einer- m 26 ko_nnen 30 uUnterschied

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Erst dacht ich schon im August wieder zu Hause zu seyn und jetzt wenigstens wknsche ich im Herbst wieder kber die Berge zurkck, das trofe, wenn ich Schloßern und meiner Mutter einige Zeit schenckte mit Ihren Gesinnungen kberein. Auf Ostern das nohere und weitere. Ich mlchte mein Schiff in Ophir recht beladen. Es soll mir an keiner Art der nlthigen und gehlrigen Ingredienzien fehlen. Mit dieser großen und herrlichen Stadt werde ich nun schon familiorer und so kommen wir aufs rechte Fleck, sie verliert nichts dabey und ich gewinne. Es ist mir sehr gesund in einem solchen Elemente mich erst recht zu baden und zu waschen, das Einllen soll nach Ihrem Recepte in Neapel vor sich gehn. Ich frage nicht nach Ihren Wegen und wie es Ihnen darauf ergeht. Ich werde seiner Zeit schon mein Teil erfahren. Leben Sie recht wohl. Grkßen Sie Knebeln. Von Neapel schreib ich wenigstens ein Wort und schick es auch an Edelsheim. Rom d‘. 10 Febr. 87. G. / Es bleibt mir noch ein wenig Zeit und ich muß diese Seite noch vollschreiben. Ganz besonders ergltzt mich der Anteil den Sie an Wilh. Meister nehmen. Seit der Zeit da Sie ihn in Tannrode lasen, hab ich ihn oft wieder vor der Seele gehabt. Die große Arbeit die noch erfordert wird ihn zu endigen und ihn zu einem Gantzen zu schreiben wird nur durch solche theilnehmende Aufmunterungen kberwindlich. Ich habe das wunderbarste vor. Ich mlchte ihn endigen mit dem Eintritt ins vierzigste Jahr, da muß er auch geschrieben seyn. Daß es, auch nur der Zeit nach, mlglich werde, laßen Sie uns wenn ich wiederkomme zu Rathe gehn. Ich lege h i e r den Grund zu einer soliden Zufriedenheit und werde zurkckkehrend mit einiger Einrichtung, vieles thun klnnen. Noch eins Tischbein mahlt mich in Lebensgrlße im weißen Mantel auf Ruinen sitzend. Es giebt ein glkckliches Bild, er nimmt zur Ausarbeitung seine ganze Kunst zusammen, da die Idee glkcklich ist. Leben Sie wohl. 5 ain 33 aAusarbeitung

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69. An Johann Heinrich Merck Rom, 10. Februar 1787. Samstag Du mußt auch wenigstens Ein Wort haben, eh ich von Rom weiter ziehe. Ich bin nun drey Monate hier und daß ich mich recht satt sehe kannst du dencken. Ich sage nichts weiter, denn was will man sagen wenn man zum Schauen der Dinge kommt, die man von Jugend auf, mit den Augen des Geistes, gewaltsam vergebens herbeygezogen. Es war hohe Zeit daß ich mich auf den Weg machte, ich wore fkr Sehnsucht vergangen. Behalte mich in freundlichem Andencken, du siehst mich wahrscheinlich wenn ich nach Hause kehre, wann, weiß ich nicht. Magst du mir etwas sagen, etwas bestellen; so findet mich dein Brief, unter einem Umschlag an Tischbein, al Corso incontro al Palazzo Rondanini am sichersten. Aschermittwochen gehts nach Neapel, Ostern bin ich wieder hier. Lebe wohl grkße die deinen. Rom d‘. 10 Febr. 87. Goethe

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70. An Charlotte von Stein Rom, 13. und 17. Februar 1787. Dienstag und Samstag Rom d‘. 13 Febr 1787. Heute Abend ist Festin, so nennt man die großen Redouten, ich kann mich nicht entschließen hinzugehn. Vielleicht auf den Freytag. Das Carnaval geht nun seine Wege es ist abgeschmackter Spas, besonders da innre Frlhlichkeit den Menschen fehlt und es ihnen an Geld mangelt das bißchen Lust was sie noch haben mlgen auszulaßen. Das Carneval in Rom muß man gesehn haben, um den Wunsch vlllig loß zu werden es wiederzusehn. Beschreiben kann und mag ich nichts davon, mkndlich wird es einmal ein tolles Bild geben. Ich beschofftige mich indeß leidenschafftlich dir durch Kranzen einige Zeichnungen zu schicken, ich habe kber ein Dutzend angefangen und sie mkßen diese Woche fertig werden. Sie sind klein und ist 15 Morz dFebre 19 demn 22 la- oß 22 des

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Abb. 7: Goethe an Charlotte von Stein, 13. und 17. Februar 1787 (Nr 70), S. 1

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nicht viel dran, allein sie werden dir eine Idee des Landes geben, behalte sie beysammen, einzeln bedeuten sie gar nichts. Nun macht mirs Lust mit Farben zu spielen. / Die Kknstler freuts mich etwas zu lehren, denn es geht geschwinde mit mir. Es ist jetzt das einzige woran ich dencke, wodurch ich mich zur Neapolitanischen Reise vorbereite, und es ist mir ein lustiger Gedancke daß du diese bunten Dinge bald vor dir haben sollst. Abends. Ich erhalte deinen Brief und die Einschlkße, es ist mir um vieles wohler, da die Freunde mehr oder weniger ihre Meynung gesagt haben, ich gehe nun vorerst nach Neapel und von da sollst du das weitere hlren. Empfiel mich der Herzoginn, grkße Herders und dancke, von hier schreib ich niemanden mehr. Du erholst noch einen Brief von hier nach diesem, dann wird wohl ein Posttag ausfallen. Schreibe mir nur immer. Euch kostets Postgeld, nicht mich. Da ihr biß Trent franckiren mkßt, bezahl ich fkr einen einfachen Brief nur 18 Pfennige. Laß uns so lang wir auseinander sind ja regelmoßig Post halten. / Heute hab ich ein Glkck gehabt, das ich dir erzohlen muß. Auf Trinitq di Monte wird der Grund zum neuen Obelisk gegraben, dort oben ist alles aufgeschkttetes Erdreich von Ruinen der Gorten des Lukullus die nachher an die Kayser kamen. Mein Perruckenmacher geht frkhe dort vorbey und findet im Schutte, ein flach Stkck gebrannten Thon mit einigen Figuren woschts und zeigt es uns. Ich eigne mir es gleich zu. Es ist nicht gar eine Hand groß und scheint von einem Rande einer großen Schkßel zu seyn. Es stehen zwey Greifen an einem Opfertische, sie sind von der schlnsten Arbeit und freuen mich ungemein, man klnnte mir manchen geschnittnen Stein anbieten, ohne daß ich sie dafkr hergobe. Von andern vielen Sachen sammelt sich’s auch um mich, und nichts vergebliches, oder leeres, alles unterrichtend und bedeutend. Wenn ich nur erst mit mit meinem Schifflein wieder lande. Am liebsten ist mir denn aber doch, was ich / in der Seele mitnehme und was immer wachsen sich immer vermehren kann.

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Abb. 8: Goethe an Charlotte von Stein, 13. und 17. Februar 1787 (Nr 70), S. 4

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d‘. 17. Heute Nacht war ich einen Augenblick auf dem Festin, das mir tldtliche Langeweile gab, und mich noch mehr orgerte, da ich den Morgen verlohr den ich ans Zeichnen wenden wollte. Ich sage dir heute auch nichts weiter, denn ich habe die vierzehn Tage viel tausend Gedancken an dich und die Freunde in die Landschofftgen hineingezeichnet, die dir daraus entgegen kommen sollen. Meine Iphigenie freut mich daß sie glkcklich angekommen ist und so mlgen die 4 Bonde in die Welt gehn. Das Wetter ist unglaublich und unsoglich schln, den ganzen Februar, bis auf 4 Regentage ein ganz reiner heller Himmel, gegen Mittag die Sonne fast zu warm. Lebe wohl gedencke mein. Ich bleibe dir und mag mich nirgends anbauen. Erst nun nach Neapel, von dorther hlrst du bald und siehst dereinst unzohlige Zeichnungen. Liebe mich! Grkße Fritzen! Sey mit deiner Liebe bey mir wenn du es auch mit Rath nicht seyn willst. Grkße Steinen. G. Empfiel mich der Herzoginn aufs beste und dancke ihr fkr ihre Gkte und Theilnehmung an mir. Deine Briefe werden alle gleich verbrannt, wie wohl ungern. Doch dein Wille geschehe.

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71. An Johann Gottfried Herder Rom, 17. Februar Æ1787. Samstagæ d‘. 17 Febr. Heute kommt mir die frohe Nachricht daß Iphig. angekommen, nach meinem Wunsche es zu erfahren eh ich nach Neapel ginge. Nun bin ich los und frey und dancke euch zum Abschied fkr alles Gute. Auch tausend Danck fkr Rath und Meynung wegen der Sicilianischen 11 Regentagen 20-23 #Empfiel mich Æ:::æ dein Wille geschehe.# (S. 1 in umgekehrter Schreibrichtung) 28 uwegen

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Reise. Ich will nun weiter nicht daran dencken und es werden laßen. Ich fkhle jedes Wort deines Briefes kber deinen Zustand und jede Sorge der Frauen um die Kinder, ich wkrde in meinem Glkcke traurig kber euch werden, wenn ich nicht sohe, daß ich auch fkr Euch genieße und Euch herrliche Gastmoler von Phasanen zubereite. Von einer kleinern Art Vlgel kommt ein ganzer Transport. Ein Pockchen Zeichnungen oder vielmehr Krabeleyen nach der Natur, um Euch wenigstens einen Blick des Landes im allgemeinsten zu geben. Auf der Reise wird viel gezeichnet werden. Tischbein geht mit mir. / Ersucht Fr. v. Stein daß sie die Bildchen wenn sie kommen circuliren laße, auch Prinz August und Frb‘. sie sehen. Zuletzt aber sollen sie wieder bey ihr zurkck kommen, daß sie zusammenbleiben, einzeln bedeuten sie nichts. Zur Lust der Kinder sind auch Masken des Carnevals und einige rlmische Kleidungen, mehr geschrieben als gezeichnet und dann mit Farben gleich einem Orbis pictus bestrichen worden. Grkse die guten Kinder! auch ihnen bring ich viel Freude mit. Haltet aus bis ich komme und mich in Caryatiden Figur wieder unterstelle, der ich nun schlendre und wandle. Wenn nun einige Posttage Briefe ausbleiben sollten; so seyd ohne Sorgen es geht mir wohl. Die Schlne des Wetters ist kber alle Worte. nach allen Aspeckten wird es dauerhaft seyn. Die Mandeln blkhen und machen eine neue luftige Erscheinung zwischen den dunckelgrknen Eichen. Der Himmel ist wie ein hellblauer Tafft von der Sonne beschienen. / Von Rom geh ich gerne, ja es ist Zeit daß ich gehe um in froherer Welt zu verdauen. Ich habe genutzt was ich nutzen konnte und bey meiner Rkckkehr soll die letzte Hand angelegt werden. Die Haupt Massen sind angelegt und ich kann mein ganzes Leben durch daran ausbilden. Fast kann ich sagen: ich habe keinen Augenblick verlohren; ich habe auch die unbedeutendern zu nutzen gewußt. Das Carnaval hab ich satt! Es ist, besonders an den letzten Schlnen Tagen ein unglaublicher Lorm, aber keine Herzensfreude. Die Großen sind oekonomisch und zurkckgehalten, der Mittelmann unvermlgend

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und das Volck lahm. Von der Redoute lief ich diese Nacht, nach ausgestandner halben Stunde weg. Empfiehl mich dem Pr. August und Frb‘. letzterem will ich fkr ein I n t a g l i o sorgen womit er zufrieden seyn soll. Empfiel mich der Herzoginn Mutter. Es follt mir eins kber das andre ein! Bitte Fr. v. Stein die Zeichnungen wenn sie ankommen, dem alten Schnaus zeigen / zu laßen. Auch wenn ihm einfallen sollte eins oder das andre zu kopiren, es ihm zu leihen. Mit der nochsten Post schicke ich ein Verzeichniß wie die Exemplare meiner Werde ausgetheilt werden sollen die mir Glschen zu geben hat. Deine Frau mit Fr v Stein wird sich der Distribution annehmen. Lebt wohl meine lieben ich sinne hin und her ob mir noch etwas einfollt. Bald werden die Narren im Cors erscheinen und dann ist keine Ruhe mehr. Abends nach verklungner Tollheit. Ich habe Moritzen aufgemuntert dir zu schreiben. Sein Brief liegt bey. Antworte ihm und sag ihm was dienlichs und hilf ihm. Es ist ein sonderbar guter Mensch, der viel weiter wore wenn er immer Menschen gefunden hotte, die ihn zur rechten Zeit aufgeklort hotten. Erlaube ihm daß er manchmal schreibt und hilf ihm zur Reife seines antiquarischen Unternehmens, du hast nicht leicht eine Mkhe beßer angewendet und eine Lehre in ein fruchtbarer Erdreich gelegt. Lebt wohl grkßt die Kinder! Mlge die Frkhjahrsluft alle Ubel wegwehen. –– Sage doch auch Moritzen ein Wort kber seine Prosodie.

72. An Philipp Seidel

Rom, 17. Februar Æ1787. Samstagæ R. d‘. 17 Febr

Die Nachricht daß Iph. angekommen ist freut mich sehr. Nun geh ich ganz frey nach Neapel. 7 zeichgen

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Schreibe mir nun einmal wie meine Casse steht. Was Paulsen uberhaupt von mir in Honden hat und was mir von meiner Besoldung bis Ostern kbrig bleibt, auch auf wie viel ich, deductis deducendis, biß zu Ende des Jahrs rechnen kann. Ich freue mich daß du wohl bist und meiner in Liebe gedenckst, gehe deinen Weg fort, sey fleisich in deinem smtgen, sey aufmerksam auf das, was sodann am nochsten liegt und sieh dich manchmal zur Erhohlung in einem weitern Felde um. Ich bin wohl und vergnkgt. Auf die Neapo‘. Reise brauche ich schln Wetter, das hat sich eingestellt. Die Klarheit des Himmels ist unbeschreiblich, Die Worme gegen Mittag kaum zu dulden. Die Mandelboume blkhen, auch die Lorbeer, Buxbaum pp / Uber das Papiergeld sollst du befriedigt werden. Das Carneval giebt mir wenig. Freude, man gewinnt dabey nur einen sonderbaren Begriff mehÆr.æ In die Theater komme ich auch fast gar nicht, man mag hier keine Zeit auf diese Gauckel poßen verwenden, da man zu so viel soliden Betrachtungen Gelegenheit hat. Auch habe ich sehr wenig Menschen kennen lernen obgleich hier und da mancher interessaÆnæter Mann verborgen ist und vielleicht LebenÆsækluge an keinem Orte mehr sind, obgleich nur auf Einen Punckt gerichtet. Ungeheuer ist kbrigens die Masse wichtiger Gegenstonde aller Art, sie wachsen nur wie aus der Erde. In den letzten Tagen macht ich einen Catalogus von dem was ich noch nicht gesehen habe. Wieviel das ist! Lebe wohl grkße meine Leute. Es ist recht gut daß H‘. v. Kn. Gltzen mitgenommen hat. Sutor kann mir auch einmal schreiben, wenn er Lust und mir etwas zu sagen hat. Lebe wohl. G. Schreibe nur nach wie vor hierher, ich laße mir die Briefe wo ich auch sey nachschicken.

5 gedenck|s|t 9 aAuf 19-20 lLebenÆsækluge 23 aus ----- nur

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73. An Johann Christian Kestner Rom, 19. Februar 1787. Montag Rom d‘. 19 Febr. 87. Durch H‘. v. Pape, der nach Teutschland zurkckgeht, muß ich euch ein Wort und einen Grus sagen. Ich bin hierher mehr verschlagen worden als gereis’t und kann nun nicht genug von dem glkcklichen Genuß sagen, den ich hier finde. Wenn sich nur irgend etwas davon mittheilen ließe. Dr Riedel ist nun bey uns angekommen und Landkammerrath geworden. Ich hotte gewknscht ihm gleich Anfangs nktzlich zu seyn. Er wird sich aber denck ich schon finden. Lebt wohl, gedenckt an mich, und grkßt Lotten und die Kinder und wer euch nah ist. Mir ist der Kopf von Sehen und Arbeiten, vom schlnen Wetter und den vielen Fastnachtsnarren ganz wkste. Adieu. G.

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74. An Carl Ludwig von Knebel Rom, 19. Februar 1787. Montag Rom d‘. 19 Febr. 87. Deine theilnehmenden Briefe l. K. habe ich erhalten. Es ist mir um deint und des Herzogs willen lieb daß du mitgereist bist. Man soll sich nicht isoliren, denn man kann nicht isolirt bleiben, in Gesellschaft lernt man eher sich und andre tragen. Endlich ist meine Abreise nach Neapel gegen Ende dieser Woche festgesetzt, das Wetter ist klstlich, ich nehme Tischbein mit und genieße in seiner Gesellschaft alles doppelt und dreyfach. Diese letzte Zeit in Rom geht es ein wenig bunt kber einander, in meinem Kopfe um so mehr als der ZeichenGeist in mich gefahren und ich seit 14 Tagen bestondig gekritzelt und gesudelt habe. Ich schicke 10 Stkckgen manigfaltiger Gegenden, die vielleicht nicht 3000 Schritte auseinander liegen. Ich hatte ihrer noch viel gezeichnet 2 Tetutschland 12 Fazs|t|nachtsnarren 22 einander, um so mehr in

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BRIEF 75

um die Ab/onderung der Gegenstonde recht fkhlbar zu machen, sie wurden aber nicht fertig. In einer Schachtel die K r a n z mitbringt liegt ein Stkck Bononischer Schwerspat und ein Stkck Breccia Silicea d’Egitto fkr dich bey, Seidel wird dir sie einhondigen. Wie vieles klnnte ich mitbringen, wenn nicht der Transport zu theuer wore, das hier mit nichts anzuschaffen ist. In wenigen Tagen gehts nach Neapel dort erwartet mein eine neue Welt, die ich, wie die zerstkckte hier, mit offnen und gesunden Augen anzusehen hoffe. Indeß bin ich immer fleisig. Nun wird an Tasso gearbeitet, der geendigt werden soll. Neue Ideen bieten sich mir zu hunderten dar, die ich vors erste ablehnen muß. Wenn mir das gute Geschick frohen Muth erholt; so kann ich viel und vielerley thun. Der Vesuv wirft Asche und Steine aus und bey Nachtzeit sieht man den Gipfel in Feuer. Nun ein Lava Strom und ich habe nichts weiter zu wknschen. Wegen Si/cilien laß ich das Schicksal walten. Vorbereitet bin ich, wenn das Glkck mich lockt, geh ich. Lebe du indessen wohl und hilf den Freunden leben. Gerne schrieb ich viel und interessantes. Ja ich wollte von Rom abscheidend, wenn ich Zeit hotte, nur kber das was mir besonders vorgekommen und aufgefallen einen QuartBand schreiben. Meine Lage war sehr glkcklich und erwknscht hier, ich habe die 3 Monate, recht radikal nutzen klnnen, und wenn ich manches habe mkßen bey Seite liegen lassen; so hab ich dagegen andre Theile gesehen und kennen lernen wie wenig Fremde in einer so kurzen Zeit. Rechnest du dazu daß ich die Holfte der neuen Arbeit an Iphigenien hier gethan habe; so wirst du sagen daß ich nicht mkßig war. Ubrigens ist Rom eine Welt und es gehlrt ein mehrjohriger Aufenthalt dazu um sagen zu klnnen: ich kenne sie nur einiger Massen. Meine grlßte Sorge war keinen falschen Begriff mitzunehmen. / Sehr wohl hab ich mit meinem Incognito gethan, doppelt und dreyfach. Ich habe Zeit und Geld gespart und habe doch lustig und bequem gelebt und Freunde mit genießen laßen. Das Carneval muß man sehen, so wenig Vergnkgen es gewohrt; eben so ists mit den geistlichen Mummereyen. 1 aAbonderung 6der 3 6Schachtel 4 Siclicea e- d’eEgitto 8 erwartent 10 Indesß 26 wi-srst 33 sehen 6, 33 vVergnkgen 34 h--geistlichen

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Die Gegenden um Rom hab ich fast gar nicht gesehen. In Tivoli war ich nicht, nicht in Albano, das wird auf die Rkckkunft aufbewahrt. Ich bin wohl und das Wetter ist unbeschreiblich schln. Daß du meinen Gltz mitgenommen ist recht gut, wenn du ihn brauchen kannst; so behalte ihn biß ich wiederkomme, und gebrauche meines Hauses nach deinem Willen. Lebe wohl. Auf der Reise nach Neapel wird viel gezeichnet, so der Himmel will, Tischbein geht mit. Wie leid thut es mir daß ich diese meine zweyte Jugend nicht auch mit dir verleben kann. G

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Hierbey liegt fkr den Herzog ein Specimen hielandischer Naturgeschichte. Wir klnnen mit Samen von diesen Frkchten aufwarten.

75. An Jacob Friedrich von Fritsch Rom, 20. Februar 1787. Dienstag Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders Hochzuverehrender Herr Geheimderath, Ew Exzel‘ erlauben daß ich in dem Augenblicke, in welchem ich Rom verlaße, mein Andencken bey Hochdenenselben erneure. Uber drey Monate halte ich mich in dieser merckwkrdigen Stadt auf, welche sich zweymal als das Haupt der Welt betrachten konnte und die uns jetzt von ihrer doppelten Herrlichkeit nur noch Trkmmern aufweisen kann. Ich habe, bey besonders gknstigen Umstonden, meine Zeit wohl benutzen / klnnen, und ohne mich in das Getkmmel der Welt einzulaßen, habe ich nur erst diejenigen Gegenstonde wohl betrachtet, die hier einzig sind und von denen man sich ausworts einen Begrif zu machen vergebens bestrebt. 12-13 #Hierbey liegt Æ:::æ diesen Frkchten aufwarten.# (S. 1 in umgekehrter Schreibrichtung)

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Die erste Zeit eines hiesigen Aufenthalts geht ohnedies unter Staunen und Bewundrung hin, biß man nach und nach mit den Gegenstonden bekannter und sich selbst gleichsam erst gewahr wird. Alsdann lernt man erst sondern, beurtheilen und schotzen. Doch bleibt am Ende die Masse des zu Betrachtenden allzugroß, die Aufmerksamkeit wird nur zu sehr vertheilt, es gehlrte zu einer grkndlichen / Kenntniß daß man mit mehr Ruhe und Sorgfalt ins Einzelne der verschiednen Kknste, der Geschichte, der natkrlichen Erscheinungen eingehen klnnte. Und so findet man mit dem besten Willen und nach einem Aufenthalt, der soviel Mkhe als Genuß gewohrte, daß man eben wieder anfangen mlchte, wenn man zu endigen gezwungen ist. Wenigstens geht es mir so und Ew. Exzel‘ werden verzeihen, daß ich mit diesen Betrachtungen, die sich mir in dem Augenblicke aufdringen dieses Blat anfklle. In einigen Tagen werde ich nach Neapel abgehen, wo mich die gegenwortige Un/ruhe des Vesuvs ein merckwkrdiger Naturschauspiel hoffen loßt, als das Caneval uns bis heute ein stodtisches gegeben hat. Diese Lustbarkeit, welche einem Fremden gar bald abgeschmackt vorkommen muß, ist das Leben der Rlmer, obman gleich auch daran bemerckt, daß die Krofte dieser großen Stadt nach und nach abnehmen. In der angenehmen Hofnung daß mir Ew Exzel‘ Dero gktigen und freundschafftlichen Gesinnungen erhalten werden, mit der Bitte mich der Frau Gemahlinn bestens zu empfehlen unterzeichne ich mich mit besondrer Verehrung Ew Exzel‘ Rom d‘. 20 Febr. 1787. ganz gehorsamsten Diener Goethe

2 bBewundrung 4 lertnt 4 Do|c|h 7 eEinzelne 9 beynach -----

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76. An Georg Joachim G]schen Rom, 20. Februar 1787. Dienstag Rom d‘. 20 Febr. 87. Die vier ersten Bonde sind nun bey Ihnen und ich wknsche zu dem Unternehmen Glkck. Wie ich I p h i g e n i e n umgeschrieben habe, um sie einer guten Aufnahme wkrdiger zu machen; so bin ich nun beschofftigt auch den vier letzten Bonden eine andre Gestalt zu geben. H‘. G. S. Herder wird Ihnen ein Blottchen schicken, wodurch Sie das Publikum von meinem Vorsatze benachrichtigen klnnen. Gegenwortig arbeite ich an Ta s s o , dann soll E g m o n t folgen. Wenn ich es nur irgend zwingen kann sollen Sie auf Michael wieder zwey Bonde haben. Das Publikum wird gerne warten. Wenigstens habe ich von allen Enden her Zuruf daß ich die Stkcke endigen soll. Meine Reise giebt mir neuen, und wenn ich mein Leben und meine Lebensart betrachte unendlichen Stoff, mit dessen Ver/arbeitung ich auch nicht soumen werde. So scheint es mir gleich jetzt daß wir statt 8 Bonden 10 haben werden, doch davon loßt sich noch nichts sagen und man schweigt besser davon. Haben Sie die Gkte von denen mir zukommenden Exemplaren 6 an Meine Mutter Fr. Rath Goethe in Franckfurt am Mayn. Ein schln gebundnes und fknf rohe. 1. An H‘. Rath und Archivarius Kestner in Hannover. 3 Nach Rom an H‘. Tischbein incontro al Palazzo Rondanini zu spediren. –––––––––– St. 10 Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie mlglich Sorge zu tragen daß die Fracht nicht so hoch komme. Augsburger / Freunde werden, Sie darinn am besten bedienen klnnen.

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BRIEF 77

Schreiben Sie mir wie Sie Sich befinden, ob Sie Sich eine Gattinn ausgesucht haben und wie Ihre Unternehmungen gelingen. Den Rest der mir zukommenden Exemplare schicken Sie unter meiner Adresse nach Weimar. Wie auch einen Brief den Sie mir schreiben mlchten. Wollten Sie bey Herrn Weygand auf Ostern 60 rh fkr mich empfangen, welche derselbe von H‘. Plessig in Wernigerode an mich auszuzahlen angewiesen ist, und sich dazu durch dieses Blat legitimiren. Sodann das Geld an den Cammerkalkulator Seidel kbersenden; so wkrden Sie mich verbinden. Rom d‘. 20 Febr. 87. Goethe

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Rom, 20. Februar 1787. Dienstag Rom d‘. 20 Febr. 87.

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Du erholtst wieder eine Menge Briefe auszutheilen. Die Bancknoten werden hier von der Banck niemals realisirt. Sie zahlen hlchstens die Noten von 10 Scudi aus. Fkr die kbrigen zahlen sie wenig Geld und wieder Papier. Dabey schickaniren sie den Abhohler durchs Warten, daß jeder lieber woanders hingeht. Jetzt verliert man 21/2 Prcnt daran. Man glaubt sie belaufen sich auf 24 Millionen. Eine Staatsschuld die nie wieder abgetragen werden kann. Vor einiger Zeit verlohr man mehr bis 5 ia sechs Procent. Silber sieht man hier nur spanische Piaster. Die sie erhlht haben daß sie einen Scudo, also 100 Bajock voll gelten da sie vorher nur 96 galten. Durch diese Operation ist also gleich das Silber um 4 pr Cent erhlht worden, / damit lockte man die Piaster herein, das kann aber nicht lange dauern; so mkssen sie wieder hinauf, denn was sind sie nicht gegen Papier werth. 9 kbersenden.; 15-16 Sie bezahlen hlchstens 19 darant 23 10 also 23 Baja- ock 23 das

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Uberhaupt ist der pobstliche Staat ein Muster einer abscheulichen Administration, und da jetzt das fremde Geld ausbleibt, muß es in kurzem zu großem Ubel kommen, da sie denn wohl lernen werden, ihre Felder zu bauen pp. Wegen der Plessigischen 60 Th‘. hab ich Glschen den Auftrag gegeben. Du kannÆstæ es Plessig melden. Glschen wird dann an dich zahlen. Ist ein Packet in Wachstuch, das mit von Carlsbad an dich kam an meine MutÆteræ nach der Vorschrifft abgegangen? Es ist mir viel daran gelegen es in ihren Honden zu wissen. Siegle die Briefe an H‘. v. Hendrich und Glschen ingl. G C. R. Gklicke. Schreibe mir was die Iphigenie, und ein anderÆesæ schweres Packet mit den Kupferplatten an Herder Porto gekostet hat. Fr. v. Stein und Fr. Herder werden bestimmen wie die ankommenen Exemplare meiner Schriften ausgetheilÆtæ werden sollen. Laß sie nach ihrer Anweisung durch S u t o r n herumtragen, kberall mit einer Empfehlung. / Hier ist was ich aufgenommen auf Einem Blatte. Venedig –––– . 167. 14 Rom 24 Nov. 555: 10 –––– 5 Jan. 274: –– –––– 20 Febr. 540: 10 1537: 14 Dazu der letzte Brief bey Belloni 2000: –– Livres 3537: 14 Das wird ohngefahr 900 rh in Ld‘. zu 5 rh machen, berechne dich gleich mit Paulsen und melde mir was es mit den ubrigen Spesen, Provision pp gemacht hat und was mir p saldo kbrig bleibt. Dann ersuche H‘. Paulsen mir unter dem v o r i g e n N a h m e n noch auf 2000 Livr. bey Belloni Credit zu machen, doch so, daß ich nicht genltigt sey die ganze Summe auf einmal zu nehmen, sondern daß ich nur soviel davon, als ich nach und nach brauche erheben kann.

11-12 dingl. Herder. G C. R. Gklicke.e 13 dPortoe

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Abb. 9–11: Bankquittungen, unterzeichnet von Jean Philippe Moeller (d. i. Goethe), 14. Oktober 1786, 9. Februar 1787, 2. Juni 1787

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78. An Charlotte von Stein Rom, 19. und 21. Februar 1787. Montag und Mittwoch d‘. 19 Febr. 87. Rom. Dein lieber Brief vom 26 Jan. verdient wohl daß ich noch einige Worte mehr darauf sage, als neulich in der Carnevals Zerstreuung geschehn. Auch heute haben mich die Narren wieder recht herzlich mkde gemacht und ich freue mich daß Morgen ein Ende wird. Du willst mir wegen Sicilien, wegen eines longern Aussenbleibens nicht rathen; so muß ich es in deine Seele thun und was mein Schutzgeist sagt, will ich dencken es seyen deine Worte. Gedencke an mich wenn du allein bist. Da ich dich verlies hoffte ich auf den Umgang deiner Schwester fkr dich, die dir so viel ist. Gedencke mein und freue dich meiner frohen Rkckkehr. Nur zehen Bildchen sind in Rohmchen gebracht und soweit fertig daß ein Hannoveraner, der kbermorgen abreißt, sie nach Teutschland mitnehmen kann. Er wird sie meiner Mutter bringen, von der du sie erholst. Noch mehrere sind umrißen und recht interessante, abstechende, die ich aber nicht mitschicken mag. Sie sollen dir auch erst lebhaft bunt entgegen kommen. / Zur Neapolitanischen Reise ist das schlnste Papier gekauft und wir haben die festeste Intention brav zu zeichnen. Wenn es nur die Schlnheit und Menge der Gegenstonde zuloßt. Das Tagebuch der Reise schick ich ab so bald wir dort ankommen du wirst nach diesem Brief nicht lange darauf zu warten haben. Das Wetter fohrt fort kber allen Ausdruck schln zu seyn, heute war ein Tag den ich mit Schmerzen unter den Narren zubrachte. Es ist Neumond und ich konnte heute Abend, auf der Villa Medicis, die ganze dunckle Scheibe, fast mit blosen Augen und ganz deutlich durchs Perspecktiv sehn. Uber der Erde schwebt ein Duft des Tags kber, den ich nur aus den Gemohlden und Zeichnungen des Claude kannte, das Phenomen in der Natur aber nie gesehn hatte. Nun kommen mir Blumen aus der Erde die ich noch nicht kenne und neue Blkten von den Boumen. Wie wird es erst in Neapel seyn.

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Wir finden das meiste / schon grkn und das kbrige wird sich vor unsern Augen entwickeln. Der Vesuv wirft Steine und Asche aus und bey Nacht sieht man den Gipfel glkhen, gebe uns die wkrckende Natur einen Ausguß der Lava. Nun kann ich kaum erwarten, biß mir auch diese Gegenstonde eigen werden. Sage Herdern: daß sich meine Botanische Hypothesen durchaus bekroftigen und daß ich auf dem Wege bin neue schlne Verholtniße zu entdecken. Tasso wird mit auf den Weg genommen, allein von allen und ich hoffe er soll zu eurer Freude vollendet werden. Wenn ich nur erst erfahre wie ihr Iphigenien aufgenommen. Ich habe sie gestern der Angelika vorgelesen und freute mich sehr kber die gute Art wie sie das Gedicht empfand. Sie ist eine trefliche zarte, kluge, gute Frau, meine beste Bekanntschafft hier in Rom. Kranz wird eine Schachtel an Seideln bringen, darin allerley fkr die Kinder und der Same fkr / Klinkovstrlm. Ein Paar leuchtende Steine von Bologna liegen unter deiner Adresse bey, mit einem Zettelchen wie sie zu behandeln sind. Eins habe ich vergessen sie mkssen wohl fkr Feuchtigkeit bewahrt werden. Aschermittwoche. Nun ist der Narrheit ein Ende. Die unzohligen Lichter gestern Abend waren noch ein tolles Specktakel. Morgen gehe ich weg und freue mich auf das Neue, das unaussprechlich schln seyn soll. Ich bin wohl und hoffe in Neapel erst wieder Lust Rom auszusehen mir anzuschaffen. Lebe wohl. Grkße die Deinigen. Ich muß endigen. Es dringt so vieles zusammen. Schreibe mir ja ich erhalte deine Briefe richtig. Wenn mein Packet ankommt gedencke meiner in liebe. Es sollen bald bessere Sachen nachkommen. Leb wohl du beste, Geliebteste. G.

3 wirdft 14 ----red ist 14 gzarte 16 darinn 24 ausf 26 auszugsehen

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79. An Philipp Seidel ÆRom, wahrscheinlich zwischen 19. und 21. Februar 1787. Montag und Mittwochæ Das in dieser Schachtel enthaltene wirst du austheilen, wie die Aufschriften anweisen. Wegen der Saamen die du Jentschen zu geben hast bemercke ich nur dieses. Es sind alles Strouche und Bakme welche in Hiesiger Gegend den Winter aushalten, schweerlich werden sie unsre Winter dauern, indeßen ist ein Versuch immer zu machen. Er wird also wohl thun die E i c h e l n p p so zu stecken daß sie die ersten Winter zugedeckt werden klnnen. Die Piniolen mkßen jede e i n z e l n i n e i n e n To p f gesteckt und an der Sonne wohl gehalten, auch zuerst vor der Kolte geschktzt werden, durch das e i n z e l n e stecken erleichtert man sich das Verpflanzen, / ich habe diese Art sogar hier gesehn. Die Kerne, die D i o s p y r o s V i r g i n i a n a kberschrieben sind, soll er sorgfoltig halten. Es ist ein sehr schlner, aber sehr delikater Baum. Wenn ich wiederkomme, loßt sich mehr davon reden, er soll nur im allgemeinen die Pflanzen zuerst mit Sorgfalt erziehen und vor der Kolte verwahren.

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80. An Charlotte von Stein Rom, 21. Februar 1787. Mittwoch Rom d‘. 21 Febr. 87. Ich benutze einen Augenblick Raum zwischen dem Einpacken um dir noch einige Worte zu schreiben. Dieser Brief soll erst den dritten Morz hier abgehn, daß du keinen Posttag ohne Brief seyst und dann wird das Neapolitanische Tagbuch schon nachkommen. Ich

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habe alles eingepackt um noch mittogiger, noch weiter von dir zu gehen! Wann werd ich wieder hier seyn? Wann einpacken um dir wieder noher zu rkcken. Ich hoffe es soll alles gut gehn, mein lange mkhseliges Leben, soll sich gegen das Ende erheitern. Ich mag jetzt nicht an Rom dencken, mir nicht vergegenwortigen was ich alles hier gesehen, was mir eigen gemacht habe, es ist ein Schatz der erst bey mir reifen muß. So viel weiß ich daß mir dieses Einpacken selbst leicht wird und daß ich fkr ein kknftig thotiges nordliches Leben schon / Kraft und Lust genug gesammelt habe. An dir hong ich mit allen Fasern meines Wesens. Es ist entsetzlich was mich oft Erinnerungen zerreisen. Ach liebe Lotte du weist nicht welche Gewalt ich mir angethan habe und anthue und daß der Gedancke dich nicht zu besitzen mich doch im Grunde, ich mags nehmen und stellen und legen wie ich will aufreibt und aufzehrt. Ich mag meiner Liebe zu dir Formen geben welche ich will, immer immer –– Verzeih mir daß ich dir wieder einmal sage was so lange stockt und verstummt. Wenn ich dir meine Gesinnungen meine Gedancken der Tage, der einsamsten Stunden sagen klnnte. Leb wohl. Ich bin heute konfus und fast schwach. Leb wohl Liebe mich, ich gehe nun weiter und du horst bald von mir und sollst durch mich noch ein Stkck Welt weiter kennen lernen. G

81. An Philipp Seidel

Neapel, 3. M\rz Æ1787. Samstagæ

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Glkcklich hier angekommen und auch den Vesuv schon bestiegen. Zur Nachricht G.

9 sochon 14-15 nehmen undund stellen

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82. An Friedrich von Stein ÆDruckæ

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Neapel, 10. M\rz 1787. Samstag N e a p e l , den 10. Morz 1787.

Ich danke Dir, mein lieber Fritz, fkr Deinen Brief, in welchem mich der Ausdruck deiner Liebe und Neigung recht herzlich freut. Wenn ich Dir nicht oft wiederhole, daß ich Dich sehr zu mir wknsche, so verschweige ich nur, was mir fast toglich im Gemkthe ist. Denn was ich sehe, ist gar schln und lehrreich, und Du wkrdest es noch mehr genießen als ich. Ich komme sobald zurkck, als mir mlglich ist, sobald ich mir nur eine gewisse Art von Kenntniß von diesem Lande erworben, sobald ich das Merkwkrdigste von Natur und Kunst gesehen habe. Dann will ich Dir viel erzohlen, wir wollen mancherlei Betrachtungen anstellen, und mit der Zeit will ich Dich einmal selbst hierher bringen. Mache Dir keine traurigen Vorstellungen von meinem Außenbleiben. Es war mir hlchst nlthig, daß ich wieder eine große Masse von Kenntnissen, von neuen Begriffen mir eigen machte, an denen ich wieder eine Weile verarbeiten kann. Es wird mir und alle den Meinigen zu Gute kommen. Hier ist ein Land so lustig und heiter wie Du gewlhnlich bist. Die See und das Land geben genug her, um die Menge Menschen leicht zu nohren. Die Morkte sind voll Fische. Blumenkohl wird auf Eseln houfig zum Verkaufe durch die Stadt getragen, und die Hlcker haben Alles voll Rosinen, Mandeln, Feigen, Nkssen, Pommeranzen u. s. w. Das Brod ist gut und es fehlt nicht an Fleische. Jedermann lebt in den Tag hinein, weil ein Tag dem andern gleicht, und man sich auf keine Zeit des Mangels, keinen Winter vorzubereiten hat. Ich bin oft am Meere. Seit einigen Tagen ist es in starker Bewegung. Schreibe mir bald wieder. Ich werde Deine Briefe richtig erhalten, wo ich auch sey. Bald werde ich Herculanum, Pompeji, und dann auch Postum sehen. Grkße, wen Du von mir zu grkßen gut und artig findest, ich billige Alles. Grkße Ernsten und laß ihn mir auch einmal schreiben, was er macht. Empfiehl mich Deiner Großmutter zu geneigtem Andenken;

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BRIEFE 83/84

ich freue mich aus mehr als einer Ursache nach Hause, und Du bist eine der ersten. Lebe wohl und gedenke mein. G.

83. An Christian Gottlob Voigt Neapel, 23. M\rz 1787. Freitag ÆDruckæ

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Neapel d. 23. Morz 1787. Es hotte mir nicht leicht eine grlßere Freude von Hause kommen klnnen, als mir die Nachricht von dem Fortgange des Ilmenauer Bergwercks gebracht hat. Ich bin so sehr mit dem Gedancken an diese Anstalt geheftet daß mir nichts erwknschter seyn kann als zu hlren daß sie glkcklich fortgeht. Die Nachricht selbst kann ich nicht genug loben; jeder Mensch hat nur den Maasstab, nach dem was er wknschte selbst gemacht zu haben, und wenn ich sage: daß ich nichts davon zu thun, nichts dazu zu wknschen weiß, daß ich meinen Nahmen als wie unter einer selbst verfertigten Schrift lese; so werden Sie am Besten daraus den Grad meines Beyfalls und meiner Danckbarkeit schotzen klnnen. Eben so beruhige ich mich kber jede Anstalt die Sie wegen des Treibseils und sonst treffen werden, es holt schwer aus einer solchen Ferne eine Meynung zu sagen. Haben Sie die Gkte mir manchmal eine Nachricht zu geben und mich Ihres Wohlbefindens zu versichern. Schon vergnkge ich mich zum voraus an dem Gedancken Sie wieder zu sehn und die bekannten Foden gemeinschaftlich in die Hand zu nehmen. So schln und herrlich diese Welt ist; so hat man doch in derselben und mit derselben nichts zu thun. Gewiß ist nicht leicht eine schlnere Lage als die von Neapel und die Erinnerung eines solchen Anblicks ist eine Wkrze aufs ganze Leben, das Clima ist milde und recht das Element eines leichten Lebens. Vom kbrigen sage ich nichts. Es ist alles so oft beschrieben und was man sich eignes bey den Sachen denckt hongt mit so viel andern Be-

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griffen zusammen daß man sich nicht kurz fassen kann. Es wird dereinst auf dem Thkringer Wald, bey Spaziergongen, bey einem vertraulichen Abend gute Unterhaltung geben. Nun stehn mir noch die Tempel von Postum und wenn es den Winden gefollt die Kksten Siciliens vor. Dagegen werd ich die heilige Woche in Rom aufgeben mkßen. Leben Sie recht wohl, Empfehlen Sie mich den Ihrigen und gedencken mein. Ew. Wohlgeb. ergebenster G.

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84. An Friedrich von Stein Palermo, Æ17.æ April 1787. ÆDienstagæ

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P a l e r m o, den 18. April 1787. Morgen, lieber Fritz, gehen wir aus Palermo. Ich befinde mich wohl und bin vielleicht in meinem Leben nicht 16 Tage hinter einander so heiter und vergnkgt gewesen als hier. Nun geht es kber Alcamo nach Segeste, nach Castelveterano, Girgenti, wo wir in 5 Tagen anzulangen gedenken. Ich mache die Reise durch’s L a n d , um zu sehen, wie es auf den B e r g e n aussieht, Kksten werde ich spoter noch genug sehen. Das Ziel meiner Reise ist nun bald erreicht, dann geht es wieder rkckworts. Ich habe viel, viel Neues gesehen, erst h i e r lernt man Italien kennen. Ich wknschte Dir, daß Du die Blumen und Boume sohest, und worest mit uns kberrascht worden, als wir nach einer beschwerlichen Ueberfahrt am Ufer des Meeres die Gorten des Alcinous fanden. Lebe wohl, ich liebe Dich herzlich. Grkße Alle und schreibe mir, daß ich, wenn ich nach Neapel zurkckkomme, Deinen Brief finde. G.

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BRIEFE 85/86

85. An Charlotte von Stein. Palermo, 18. April 1787. Mittwoch

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Meine Liebe noch ein Wort des Abschieds aus Palermo. Ich kann dir nur wiederhohlen daß ich wohl und vergnkgt bin und daß nun meine Reise eine Gestalt nimmt. In Neapel hotte sie zu stumpf aufgehlrt. Aus meinen Blottern siehst du nur einiges im Detail, vom Ganzen, von meinem Innersten und den glkcklichen Folgen die ich fkhle kann und mag ich nichts sagen. Dies ist ein unsoglich schlnes Land, ob ich gleich nur ein Stkckchen Kkste davon kenne. Wieviel Freude macht mir mit jedem Tage mein bischen / Wissen der natkrlichen Dinge und wie viel mehr mkßte ich wissen wenn meine Freude vollkommen seyn sollte. Was ich Euch bereite geroth mir glkcklich, ich habe schon Freudenthrone vergoßen daß ich Euch Freude machen werde. Leb wohl Geliebteste mein Herz ist bey dir und jetzt da die Weite Ferne, die Abwesenheit alles gleichsam weggeloutert hat was die letzte Zeit kber zwischen uns stackte so brennt und leuchtet die schlne Flamme der Liebe der Treue, des Andenckens wieder frlhlich in meinem Herzen. Grkse Herders und alle. und gedencke mein. d‘. 18 Apr. 87. Palerm.

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Neapel, 15. Mai 1787. Dienstag Neapel d‘. 15 May 87.

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Dein Brief vom 7 Morz hat mich gestern da ich vom Schiffe stieg empfangen und deine treuen Worte waren mir herzlich willkommen. Die Reise durch Sicilien ist denn auch glkcklich vollbracht und wird mir ein unzerstlrlicher Schatz auf mein ganzes Leben bleiben. Du sollst bey meiner Rkckkunft manches hlren. Besonders kann man sich keinen Begriff von der Fruchtbarkeit des innern Landes machen wenn man es nicht gesehn hat. Von Palermo auf Girgenti und von da auf Messina habe ich die Reise zu Pferde gemacht, und bin mit einem franzlschen Schiffe nach einer vierthalbtogigen Fahrt hier angekommen. Nun kann ich Fronleichnam und St Peter in Rom feyern.

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Was du von meiner Iphigenie sagst ist in gewissem Sinne leider wahr. Als ich mich um der Kunst und des Handwercks willen entschließen mußte das Stkck umzuschreiben, sah ich voraus daß die besten Stellen verlieren mußten wenn die schlech/ten und mittlern gewannen. Du hast zwey Scenen genannt die offenbar verlohren haben. Aber wenn es gedruckt ist, dann ließ es noch einmal ganz gelaßen und du wirst fkhlen was es als Ganzes gewonnen hat. Doch liegt das Hauptkbel in der wenigen Zeit die ich darauf verwenden klnnen. Den ersten Entwurf schrieb ich unter dem Rekrouten Auslesen und fkhrte ihn aus auf einer Italionischen Reise. Was will daraus werden. Wenn ich Zeit hotte das Stkck zu bearbeiten; so solltest du keine Zeile der ersten Ausgabe vermißen. Was ich machen kann wird man vielleicht aus einem Stkck sehn, das ich auf dieser Reise erfunden und angefangen habe. Was du mir von den kbrigen Verholtnißen schreibst werde ich in einem feinen Herzen bewahren und Frucht bringen laßen. Da ich die Grille Carl des fknften hatte, mein Leichenbegongniß bey lebendigem Leibe anzusehn, darf es mich nicht wundern wenn Troger und Todtengrober nach ihrer Weise handlen und die Priester die Exequien / anstimmen. Ubrigens bleibe ja dabey und ich fordre dich dazu auf, mir kber alles was mich selbst angeht und was du sonst gut finden magst deine Meynung unverhohlen, ja ohne Einleitung und Entschuldigung zu sagen. Ich habe dich immer als einen meiner Schutzgeister angesehen, werde nicht mkde dieses Aemtchen auch noch kknftig beyher zu verwalten. Inliegendes gieb an Frau v. Lichtenberg und grkße wieder einmal von mir nach der Reihe herum, mit dem Vermelden daß ich aus Sicilien zurkckgekommen sey. H‘. v. Knebel kann ich meinen Garten nicht einroumen, ich habe Schlkßel und Besitz vor meiner Abreise an Fr. v Stein abgetreten. Leite es auch so ein daß er sie nicht darum anspricht, sie cedirt ihn vielleicht aus Gefolligkeit aber ungern du wirst das schon auf eine gute Weise zu machen wissen. /

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BRIEF 87

Lebe wohl und gedencke meiner. Was mlgt ihr fkr Wetter gehabt haben? wir haben in Sicilien mit unter große Kolte gefkhlt. Hier ist wieder ein reiner herrlicher Himmel. Wenn du mit der umlaufenden Post noch etwas nothwendiges zu sagen hast; so schreibe gleich, schicke mir aber nachher keine Briefe weiter nach Rom ich mkßte es denn wieder verlangen. Ich werde so bald ich es mit Gewißheit kann dir meine neue Adresse schreiben. Lebe wohl. Gedencke mein G.

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Kranz ist schon lange fort, ich behalte den Brief an ihn zurkck.

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Neapel, 25. Mai 1787. Freitag

Neapel d‘. 25 May 87 Deine lieben Briefe 15. 16. 17. 18. 19. habe ich gestern alle auf einmal von Rom durch den Graf Fries erhalten und mir mit Lesen und Wiederlesen etwas rechts zu Gute gethan, das sehnlich erwartete Schochtelchen war dabey und ich dancke dir tausendmal fkr alles. Dancke Steinen fkr das Etui. Der Beutel ist mir sehr lieb und werth, wie jedes Zeugniß deiner bleibenden Liebe. Nun sollt ich dir auch von meiner Reise auf Pest, von Neapel und was alles vorkommt schreiben und Rechenschaft geben, es ist aber beynahe unmlglich, denn der Strom der Menge und die Zerstreuung reißt auch den Gesetztesten mit fort, besonders wenn man sich nicht einrichten kann und das Lokanden Leben dazu kommt. Auch hab ich angefangen Bekanntschaften zu machen und das nimmt gleich wieder Zeit und Gedancken weg. Den Herzog und die Herzoginn d’Vrsel von Brkssel, den donischen Gesandten pp Hamilton und seine Schlne habe ich auch wiedergesehen. Wenn man diese Stadt nur in sich selbst und

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recht im Detail ansieht und sie nicht mit einem nordisch moralischen Policey Maasstab ansieht; so ist es ein großer herrlicher Anblick und du weißt daß dieses eben meine Manier ist. Wenn ich mich hier aufhielte wollte ich ein Tableau de Naples geben dessen man sich freuen sollte, es ist eben eine Stadt die man kbersehen kann und doch so unendlich manigfaltig / und so lebendig. Es mkßte aber zugleich ein wohlkberdachtes grkndliches Werck werden. Ich erlebe noch hier des Klnigs Geburtstag dann geh ich auf Rom. Du antwortest mir auf diesen Brief nicht mehr dahin, denn gleich nach St. Peter will ich fort, das heißt Anfangs Juli, und so bin ich Ende August bequem in Franckfurt. Nun sehne ich mich recht herzlich nach Hause und will das was mir auf dem Wege liegt noch mit Stille und Bescheidenheit mitnehmen. Find ich Ruhe die ich mir wknsche, so sollt ihr sehen was ich gewonnen habe. Alles was mir ein Zeugniß deiner Liebe giebt, ist mir unendlich werth, auch sind es mir jetzt, da du wieder gefasst bist, deine traurigen Zettelchen. Mlge ich dir kknftig nur Freude bringen. Du hast mir goldne Sachen kber mich selbst und kber meine nochsten Verholtniße gesagt, ich horche ganz still auf das Lispeln meines Schutzgeistes, du wirst sehen es geht nun gut und ich sehe dich glkcklich und frlhlich wieder. Es freut mich daß du von Italien so viel liesest, du wirst mit den Gegenstonden bekannter und wenn ich komme kann ich dir sie doch noher bringen. Die Zeichnungen die mein Begleiter gemacht hat sind soviel werth als ich fkr die Sicilianische Reise ausgegeben habe. Grkße doch Knebeln und sag ihm daß ich hundertmal / an ihn gedacht habe und dencke. Gewiß fkhl ich mich hier schon ganz anders, nur fkrchte ich das nlrdliche Klima wird mir vor wie nach allen Lebensgenuß rauben. Wir wollen es abwarten. Ein Maltheser der jetzt in Catania etablirt ist und sich wohl und frlhlich befindet, mußte aus Norden wieder zurkck ob er gleich gut angestellt war. Er versicherte mir er habe sieben Jahre in einer anhaltenden Kranckheit zugebracht, die in Sicilien gleich verschwunden

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sey. Von Neapel und seiner Gegend kann man nicht Guts genug sagen. Das Wetter war den ganzen April hier regnicht und kkhl, wider Gewohnheit. Mit Glschen will ich mich schon betragen, ich kenne diese Art Menschen und muß nicht jeder sein Handwerck machen? Mich verlangt von der Ausgabe der vier ersten Theile zu hlren. Grkße die Freundinnen, sie sollen mir Hold bleiben. Empfiel mich der Herzoginn. Mlge ihr doch das Aachner Bad zum Besten dienen. Leider machen mir die Gesundheitsumstonde unsrer Fkrst‘. Personen und ihrer Descendenz keinen frlhlichen Rkckblick. Noch eins. Wenn du hlrst der Herzog mache in meinen Departements Verondrungen pp; so laß dichs nicht irren, ich weiß davon und wknsche es. Ich habe an diese Epoche meines Lebens einen solchen Glauben daß ich kberzeugt bin alles was / darin geschieht muß zu meinem Frieden dienen es hat sich alles so schln gelegt und gegeben bisher, warum soll es nicht weiter werden. Empfiel mich dem Andencken der Herzoginn und aller Freunde und Freundinnen. Wo ich hinkomme will man mich haben und behalten, mlchte ich doch denen etwas werden, zu denen ich wiederzukehren bestimmt bin. Die Bekanntschaften die ich diese letzten Tage gemacht habe und noch mache nehmen mir alle Zeit weg. Es ist doch gut noch einige Menschen zu sehen und gut daß ich mich bisher aller enthalten habe. Eine gute neue komische Oper von Cimarosa habe ich vorgestern gehlrt, und gestern hat mich der wahre Pulcinell |:das heist der lebendige und originale:| aufs beste unterhalten, ich habe zwey drey Stunden an einem fort gelacht. Lebe wohl behalte mir deine Liebe. In wenig Tagen verlaß ich dieses Paradies und schreibe dir gleich von Rom aus. Antworte mir nicht auf diesen Brief aber fahre fort mir zu schreiben, ich melde dir bald wohin du mir deine Worte schicken kannst. Sey Herders soviel als mlglich ist. Sonderbar! Daß zwischen den besten und verstondigsten Menschen eine Art von Flor und Hklle bleiben kann. Zwischen uns soll sie sich nie wieder stellen. Lebe tausendmal wohl. G

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88. An Friedrich von Stein ÆDruckæ

Neapel, 26. Mai 1787. Samstag N e a p e l , den 26. Mai 1787.

Deine vielen Briefe, die ich alle auf Einmal erhielt, haben mir viel Freude gemacht. Ich bin aus Sicilien glkcklich zurkck und Du kannst ohne Sorge seyn. Ich komme nun bald und Du sollst schlne Sachen sehen und hlren. Zeichne fleißig nach Bksten und versuche auch einmal einen Kopf nach dem Leben. Zeichne Landschaften nach der Natur, und suche gleich etwas Interessantes zu wohlen, so gut es die Gegend giebt. Ich kann Dir, wenn ich komme, manche Anleitung geben, denn ich komme aus einer großen Schule. Dein italionischer Brief hat mich sehr vergnkgt, wenn ich zurkckkomme, wollen wir nur italionisch reden. Wenn Du das Meer sehen solltest, wkrdest Du große Freude haben. Wenn man es eine Zeitlang gewohnt ist, so kann man nicht begreifen, wie man hat leben klnnen, ohne es gesehen zu haben, und wie man fortleben will, ohne es zu sehen. Ich bin durch Sicilien gegangen, ohne Empfehlungsschreiben und ohne Garde, und bin doch durchgekommen, es geht Alles, wenn man sich zu schicken und zu finden weiß. Wenn es meinen Wknschen nachgeht, so sehen wir diese Gegenden einmal zusammen. Oft wknsche ich Dich zu mir, im Ganzen sehe ich doch aber, daß es gut ist, daß ich Dich nicht mitgenommen habe. Nun sehe ich Dich bald wieder und es wird mir eine neue Freude seyn. Lebe wohl, grkße Deine Großeltern, Onkels und Tanten. G.

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BRIEF 89

89. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Neapel, 27. Mai 1787. Sonntag

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Neapel d‘. 27. May 87. Ihre lieben und werthen drey Briefe habe ich vor einigen Tagen auf einmal von Rom erhalten, wie die drey ersten zu ihrer Zeit auch alle richtig eingelaufen waren. Nun verlangt mich um so mehr nach Rom, um von L. die Begebenheiten zu erfahren, an denen Sie soviel Theil haben. Mlge alles auch zu Ihrem Glkck und Freude ausschlagen. Von meiner glkcklichen Rkckkunft aus Sicilien von meiner Exkursion nach Pestum wird Fr. von Stein etwas sagen klnnen; uberhaupt aber muß ich alles Detail biß auf meine Rkckkunft versparen, denn da war und ist kein Mittel, meine Anmerckungen in Ordnung zu bringen. Ich bin kber alle Maaßen von meiner Reiße zufrieden und von meinem zweyten hiesigen Aufenthalt. Ich habe mehrere interessante Menschen kennen lernen, um derentwillen ich wohl noch eine Zeit bleiben mlchte, allein der erste Juni ist und bleibt zu meiner Abfahrt angesetzt, eben wie ich aus Rom bald nach St Peter zu gehen gedencke. Fkr den ersten Anbiß habe ich nun Italien genug gekostet, wollte ich es mehr und grkndlicher nutzen; so mkßte ich in einigen / Jahren wieder kommen, ich bin nur von Gipfel zu Gipfel geeilt und sehe nun erst recht was mir alles an Mittelkenntnißen fehlt. Daß ich Sicilien gesehen habe, ist mir ein unzerstlrlicher Schatz auf mein ganzes Leben. Unter dem was ich mitbringe wird hoffentlich manches fkr Sie seyn, was Sie bestellen will ich in Rom treulich besorgen, auch mir daselbst einige Correspondenz offen halten daß man im Falle immer an gute Kknstler rekurriren kann. An Ihre Anlagen hab ich oft gedacht, die schwarze Tafel soll auch nicht vergessen werden. Ich habe manche Rozel unterwegs gefunden vielleicht paßt eines in die Hlhle des Sphinx. Gartenhouser und Brunnen bringe ich mit.

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Meine besten Wknsche folgen Ihrer Frau Gemahlinn ins Bad. Die Stein schreibt mir Sie werde nach Aachen gehn. Wore Sie nach der Schweitz gegangen; so hotte ich meinen Rkckweg kber Turin genommen um Ihr aufzuwarten. So aber dencke ich kber den alten Gothhardt meine andochtige Wallfahrt zu vollenden. Auf Ihre Carten Sammlung freue ich mich / recht sehr. Da ich nun ein schln Stkck Welt gesehn habe intereßirt sie mich wieder in allen ihren Theilen. Viel Glkck! zu Dahlbergs Erwohlung!, ich hoffe ihm auf meiner Rkckreiße aufzuwarten. Diese Stadt ist fkr einen Fremden sehr reitzend, man kann einsam und fkr sich leben und doch unter dem schlnsten Himmel von den manigfaltig zubereiteten Ergltzlichkeiten sein Teil wegnehmen. Ich bin neugierig wie mir seyn wird wenn ich kein Meer kknftig sehe, das ich nun drey Monate anhaltend und aus so vielen Gesichtspunckten im Auge gehabt habe. Das ist an Sicilien so lustig, daß, wenn man kaum eine Strecke in’s Land hinein ist, gleich auf der andern Seite das Meer wieder erscheint und eine neue Kkste uns entgegen lacht. Auf alle Weise seh ich aber wie schwer es ist ein Land zu beurteilen, der Fremde kann es nicht und der Einwohner schwer. Und dann ist der Mensch so einseitig, daß ein so großer und manigfaltiger Gegenstand von ihm nicht wohl begriffen werden kann. Diejenige die ich kber Neapel und Sicilien gesprochen habe, haben / im einzelnen fast alle recht, im Ganzen wie mir scheint fast keiner. Uber alle diese Dinge wird mkndlich manches abzuhandlen seyn, es gehlrt dazu daß man bestimmt und ausfkhrlich spreche. In diesen meinen letzten Tagen unterholt mich auch das Theater, an dem ich bisher wenig Freude gehabt habe. Doch seh ich daß ich auf alle Folle zu alt fkr diese Spoße bin. Die andern bildenden Kknste erfreuen mich mehr, und doch am meisten die Natur mit ihrer ewig konsequenten Wahrheit. Auf dem Schiffe habe ich manchmal an Sie gedacht, daß die precisen und schnellen Maneuvres Sie sehr unterhalten wkrden. Es ist eine respecktable Maschine an der alles ausgedacht, nichts willkkhrliches 2 mir sSie werde 2 Wore sSie nach 12 demn 23 allgemein einzelnen 27 kunterholt

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ist, noch seyn kann. Ich habe auf dem Hin und Herweg vom Meere gelitten und also viel Freude verlohren. Stromboli ist ein wunderlicher Anblick. Eine solche immer brennende Oeße, mitten im Meere ohne weiteres Ufer noch Kkste. Die Sirenenfelsen hinter Capri aber haben uns den unvergeßlichsten Eindruck gelaßen, an denen wir beynahe, auf die seltsamste Art, bey vlllig heitrem Himmel, und volkommner Meeres Stille, eben durch diese Meeresstille zu Grunde gegangen woren. / Laßen Sie mich nun dieses Blat meinem eignen Verholtniße wiedmen, fkr welches Sie so freundschaftlich und liebevoll sorgen. Es freut mich unendlich wenn das Compte rendu, wenigstens im Allgemeinen hat zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen klnnen, erhalten und vollenden Sie das gute Werck, bey dem ich im Grunde wenig Verdienst habe. Der Gedancke Schmidten die nohere Aufsicht kber die Cameral Geschofte aufzutragen, hat meinen vllligen Beyfall, er ist auf alle Weise der rechte Mann, nur bey dem Modo habe ich zu erinnern: daß, wenn Sie ihn zum Viceprosidenten machen und mir eine Art von Direcktion laßen, alsdann ein Glied des Geh. Consilii dem andern untergeordnet ist welches ich nicht fkr ganz gut halte. Vielmehr wknschte ich: Sie entbonden mich, mit einem freundlichen Worte, meiner bisherigen Inkumbenz, |:und mit der gewlhnlichen Formel: a u f s e i n A n s u c h e n :| Machten alsdann S. entweder gradezu zum Presidenten, oder goben ihm die Direcktion wie ich sie in Wkrcklichkeit |:nicht nach dem Rescripte:| gehabt habe. Doch das sey Ihnen alles kber/laßen. Mein einziger Wunsch war: Sie Herr von dem Ihrigen zu wissen, alles was Sie thun um Sich die Sachen mehr nach der Hand einzurichten, kann mir nicht anders als erfreulich seyn. Machen Sie diese Veronderung wann und wie Sie es fkr gut befinden. Anfangs September bin ich hoffentlich in Franckfurt, kann ich alsdann einige Zeit bey meiner Mutter bleiben, um meine vier letzten Bonde in Ordnung zu bringen, meine Reise Beobachtungen besser auszufkhren, vielleicht an Wilhelm und einigen neuern Ideen zu arbeiten; so werde ich mich

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sehr erleichtert finden, denn einmal mkßen diese Arbeiten doch hinter mich. Und darum nehmen Sie den besten Danck fkr Ihre Gesinnungen, daß Sie mich so gktig erleichtern wollen. Wie jetzt unsre Sachen stehn, klnnen Sie es ohne Nachteil der Geschofte, ja ich werde Ihnen mehr werden als ich oft bisher war, wenn Sie mich nur das thun lassen was niemand als ich thun kann und das kbrige andern auftragen. Mein Verholtniß zu den Geschoften ist aus meinem / perslnlichen zu Ihnen entstanden, laßen Sie nun ein neu Verholtniß zu Ihnen nach so manchen Jahren, aus dem bisherigen Geschofts-Verholtniß entstehn. Ich bin zu allem und jeden bereit, wo und wie Sie mich brauchen wollen. Fragen Sie mich kber die Symphonie die Sie zu spielen gedencken; ich will gern jederzeit meine Meynung sagen, so wird auch mein perslnlich Verholtniß zu Schmidten mich in den Stand setzen, nach Ihrem Verlangen, in allen Sachen mitzuwkrcken. Schon sehe ich was mir die Reise genktzt, wie sie mich aufgeklort und meine Existenz erheitert hat. Wie Sie mich bisher getragen haben, sorgen Sie ferner fkr mich und thun Sie mir mehr wohl, als ich selbst kann, als ich wknschen und verlangen darf. Geben Sie mich mir selbst, meinem Vaterlande, geben Sie mich Sich selbst wieder, daß ich ein neues Lieben und ein neues Leben mit Ihnen anfange! Ich lege mein ganzes Schicksal zutreulich in Ihre Honde. Ich habe so ein großes und schlnes Stkck Welt gesehn, und das Resultat ist: daß / nur mit Ihnen und in dem Ihrigen leben mag. Kann ich es, weniger von Detail kberhouft, zu dem ich nicht gebohren bin; so kann ich zu Ihrer und zu vieler Menschen Freude leben, deßwegen nehmen Sie den herzlichsten Danck fkr diesen neusten Vorschlag und fkhren Sie ihn mit Glkck und Segen aus. Klnnen Sie gelegentlich etwas fkr Voigten thun, der manches fkr mich trogt und dem Sie selbst wegen seiner Brauchbarkeit immer mehr auflegen mkßen; so werden Sie Ihrem Dienste gewiß Vortheil bringen. Sprechen Sie mit Sch. deßhalb. Er kennt des Manns Verdienste, weiß wie man gewußt hat ihn zu verkkrzen, und kann wohl einen Weg angeben, wie Sie ohne Unzufriedenheit mehrerer ihn erleichtern klnnen. 8 entstanden., 13 Verhol|t|niß 17 vorf^r 19 Sich geben 32 gesucht dwußte 32 verku^rzen

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Leben Sie wohl und halten Sich kberzeugt: daß es wenige treuer mit Ihnen meynen klnnen als ich und daß das beste was an mir ist und seyn wird immer Ihrem Dienste gewidmet bleiben soll. Behalten Sie mich lieb. G. Sagen Sie doch der Stein und Herdern ein Wort davon in Vertrauen, daß sie nicht in Sorge und auf wunderliche Gedancken gerathen. Eine Antwort auf diesen Brief wkrde mich schwerlich mehr in Rom treffen, ich schreibe bald wohin wieder Briefe an mich adressirt werden klnnen.

90. An Charlotte von Stein Neapel und Rom, 1. und 8. Juni 1787. Freitag und Freitag Neapel d‘. 1 Jun 87.

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Die Ankunft des Marquis Lucchesini hat meine Abreise auf einige Tage weiter geschoben, ich habe viel Freude gehabt ihn kennen zu lernen. Er scheint mir einer von denen Menschen zu seyn die einen guten moralischen Magen haben, um an dem großen Welttische immer mitgenießen zu klnnen. Anstatt daß unser einer wie ein wiederkouendes Thier ist, das sich zu Zeiten kberfkllt und dann nichts wieder zu sich nehmen kann, biß es seine wiederhohlte Kauung und Verdauung geendigt hat. S i e gefollt mir auch recht wohl, sie ist ein gutes deutsches Wesen. Laß dich kbrigens den Herzog von des Marquis Verdiensten unterhalten, es ist ein auf alle Weise schotzbarer Mann. I c h gehe nun gern aus Neapel, ja ich muß fort. Diese letzten Tage kberließ ich mich der Gefolligkeit Menschen zu sehen. Ich habe meist interessante kennen lernen und ich bin von denen Stunden sehr zufrieden die ich ihnen gewiedmet habe. Aber noch vierzehn Tage; so hotte es mich weiter und weiter und abworts von meinem Zwecke / gefkhrt. Und dann wird man hier immer fauler und fauler. Seit meiner Rkckkunft von Pest hab ich ausser dem Museum von Portici nichts gesehen und es bleibt mir manches zurkck, um dessentwillen 8-10 eEine Antwort auf Æ:::æ adressirt werden klnnen.e (quer zur Schreibrichtung)

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ich nicht den Fuß aufheben mag. Aber auch ist das Museum das a und x aller Antiquitoten sammlungen: Da sieht man recht was die alte Welt an freudigem Kunstsinn vorauswar, wenn sie im strengen Handwerckssinne weit hinter uns zurkckblieb. Wir haben Schirock und sehr kbles Wetter, Regen und Kkhlung. Ubrigens gehe ich gern aus Neapel, denn im Grunde habe ich nichts hier zuthun und das bunte Leben ist meine Sache nicht. Von dem Feldbau in der Terra di Lavoro hotte ich mich gerne grkndlicher unterrichtet, wenn ich Zeit gehabt hotte. Die vier Wochen in Rom gedencke ich gut anzuwenden und noch sehe ich kein Hinderniß das mich abhalten klnnte anfangs September in Franckfurt zu seyn Rom d‘. 8. Jun. Nun kann ich dir wieder aus dieser alten Hauptstadt einen Gruß bieten. Vorgestern nach Mittage bin ich wieder hier angekommen, gestern war Fronleichnam und heute frkh da ich aufgerakmt und mich eingerichtet habe ist mein erstes an dich zu schreiben. / Du hattest es mit deinem Briefe wohl abgepaßt, er kam zwey Tage vor mir nach Rom. No 20 meyn ich. Nun muß ich in meiner Erzohlung zurkck gehn. Die letzten Tage in Neapel wurde ich immer mehr unter die Menschen gezogen, es reut mich nicht denn ich habe interessante Personen kennen lernen. Auch kam Lucchesinis noch an, um dessentwillen ich den 1 und 2 Juni noch in Neapel blieb. In ihm hab ich einen rechten Weltmenschen gesehen und recht gesehen warum ich keiner seyn kann. Der Vesuv der seit meiner Rkckkehr von Sicilien starck gebrannt hatte floß endlich d‘. 1 Juni von einer starcken Lava kber. So hab ich denn auch dieses Naturschauspiel, obgleich nur von weitem gesehn. Es ist ein großer Anblick. Einige Abende als ich aus dem Opernhause ging das nah am Molo liegt, ging ich noch auf den Molo spazieren. Dort sah ich mit Einem Blick, den Mond, den Schein des Monds auf den Wolckensoumen, den Schein des Monds im Meere, und auf dem Saum der nochsten Wellen, die Lampen des Leuchtturns das Feuer des Vesuvs, den Wiederschein davon im Wasser 2 sSsammlungen,: dDa 5 fast Kkhlung 11 aAnfangs 25-26 Nea Sicilien 32 das Le die Lampeln 33 ddavone

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und die Lichter auf den Schiffen. Diese Manigfaltigkeit von Licht machte ein Einziges Schauspiel. / Dergleichen viele sehr schlne Anblicke hab ich genoßen, die mir in der Seele lebendig bleiben und nicht wieder von mir genommen werden klnnen. Ich ging allein und gern von Neapel, man kommt dort nicht zu Sinnen, man mkßte sich denn besonders und auf longere Zeit einrichten. Drey und einen halben Tag bracht ich auf der Reiße sehr glkcklich zu. Ich saß allein in der Vettur und ließ mich so fortschleppen genoß der Gegend zeichnete einiges und recapitulirte Neapel und Sicilien. Ich habe die grlßte Ursache von meiner Reiße zufrieden zu seyn, ich habe mir die schlnsten und solidesten Schotze gesammelt. Gestern war Fronleichnam. Ich bin nun ein fkr allemal, fkr diese Kirchlichen Cerimonien verdorben, alle diese Bemkhungen eine Lkge gelten zu machen kommen mir schaal vor und die Mummereyen die fkr Kinder und sinnliche Menschen etwas imposantes haben, erscheinen mir auch sogar wenn ich die Sache als Kknstler und Dichter ansehe, abgeschmackt und klein. Es ist nichts groß als das Wahre und das kleinste Wahre ist groß. Ich kam neulich auf einen Gedancken der mich sagen ließ: auch eine schodliche / Wahrheit ist nktzlich weil sie nur Augenblicke schodlich seyn kann und alsdann zu andern Wahrheiten fkhrt, die immer nktzlich und sehr nktzlich werden mkßen und umgekehrt ist ein nktzlicher Irrthum schodlich, weil er es nur augenblicklich seyn kann und in andre Irrthkmer verleitet die immer schodlicher werden. Es versteht sich dieses im Grosen ganzen der Menschheit betrachtet. Das Beste, ja das Einzige des Ganzen Festes, sind die Teppiche nach Raphaels Zeichnungen, deren Fkrtrefflichkeit auszudrkcken keine Worte hinreichen. Diese Compositionen sind von seiner besten Zeit, hier zwar nur gewkrckte Copien, zum Theil aber fkrtrefflich gemacht, und an Sinn Zeichnung, Poesie, Ausfkhrlichkeit was man sich nur dencken und wknschen mag, ja ohne sie gesehn zu haben nicht dencken und wknschen kann. Beschreibungen was sie vorstellen findest du in allen Reisebeschreibungen.

10 Reisße 15 das an die 23-24 augebnblicklich 29 SDie|se| Compa- ositionen

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Nun komme ich auf mich selbst und finde mich in einer zweifelhaften Lage doch will ich / es werden laßen, es hat sich alles so gut gemacht. Ich muß nun mit Gewalt an die vier letzten Bonde, und wie ich dir schon schrieb, mkßen sie in Ordnung seyn eh ich zu euch zurkckkehre, auch haben sich neue Sujets zugedrongt die ich ausfkhren muß denn das Leben ist kurz; wo ich nun sitze, hier oder in Franckfurt, das ist eins und Rom ist der einzige Ort in der Welt fkr den Kknstler und ich bin doch einmal nichts anders. Wore nur die Rkckreise im Winter oder gegen den Winter nicht zu beschwerlich. Doch es mag werden. Ubrigens habe ich glkckliche Menschen kennen lernen, die es nur sind weil sie g a n z sind, auch der Geringste wenn er ganz ist kann glkcklich und in seiner Art vollkommen seyn, das will und muß ich nun auch erlangen, und ich kanns, wenigstens weiß ich wo es liegt und wie es steht, ich habe mich auf dieser Reise unsoglich kennen lernen. Ich bin mir selbst wiedergegeben und nur umsomehr dein. Wie das Leben der letzten Jahre wollt ich mir eher den Todt gewknscht haben und selbst in der Entfernung bin ich dir mehr als ich dir damals war. Ich will nun hier erst alles durchsehen was ich zurkckließ und dann wollen / wir weiter sehen. Noch muß ich deiner Briefe entbehren, schreibe mir nur immer, daß du mir auf einmal schicken kannst, wenn ich dir anzeige wohin. Ich dancke dir fkr deine Liebe und Treue und fkr deine freundlichen Worte. Sage Herdern daß ich dem Geheimniß der Pflanzenzeugung und Organisation ganz nah bin und daß es das einfachste ist was nur gedacht werden kann. Unter diesem Himmel kann man die schlnsten Beobachtungen machen. Sage ihm daß ich den Hauptpunckt wo der Keim stickt ganz klar und zweifellos entdeckt habe, daß ich alles kbrige auch schon im Ganzen kbersehe und nur noch einige Punckte bestimmter werden mkssen. Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschlpf von der Welt kber welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlkßel dazu, kann man alsdann noch Pflanzen ins unendliche erfinden, die konsequent seyn mkßen, das heißt: die, wenn sie auch nicht existiren, doch existiren klnnten und

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nicht etwa mahlerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Nothwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird / wird sich auf alles kbrige lebendige anwenden laßen. Auf Herders dritten Theil freu ich mich sehr, hebe mir ihn auf biß ich sagen kann wo er mir begegnen soll. Er wird gewiß den schlnen Traumwunsch der Menschheit daß es dereinst besser mit ihr werden mlge trefflich ausgefkhrt haben. Auch muß ich selbst sagen halt ich es fkr wahr daß die Humanitot endlich siegen wird, nur fkrcht ich daß zu gleicherzeit die Welt ein großes Hospital und einer des andern humaner Kranckenworter werden wird. Daß du das Llwgen verlohren hast, thut mir leid, ich kann dir schwerlich ein so artig Steinchen wieder schaffen, doch will ich mir Mkhe geben. Vielleicht findet sichs auch wieder. Lebe wohl grkße alles. Dieser Brief sucht dich im Carlsbad. Gedencke mein. Grkße Ernsten. Hoffnung ist bey den Lebendigen, ohne Hoffnung sind die Todten. Ich muß nun fleisig seyn. Uber acht Tage schreib ich wieder. Montag geht es nach Tivoli. Dieser Brief geht ab Sonnabends d‘. 9. Jun. Der deine. G Angelika hat gar gemkthlich die Stelle: S e y d i h r a u c h s c h o n h e r a b g e k o m m e n ? gezeichnet.

91. An Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil Herder sowie Friedrich von Stein Rom, 30. Juni 1787. Samstag

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St. Petersfest war nun wieder eine rechte Gelegenheit, Euch zu mir zu wknschen. Laßt Euch nur von den Eltern erzohlen, was ich von der Erleuchtung schreibe und was sonst irgend in einem Buche davon steht. Wo man auch in der Nacht in der Stadt auf eine Hlhe kam, sah 2-3 NDasselbe 6 Abesser 12 sSteinchen 18 Montag Sonnabends 20 gemu^c- thlich

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man das feurige Feenschloß am Horizonte stehen, und man wknschte sich mehr Augen zu haben, um es recht sehen zu klnnen. Wenn ich komme, will ich es Euch recht lebhaft beschreiben. Nun ist Alles still in dem großen Rom, und es ist jetzt recht Zeit zum Studiren. Ich lerne gar Manches, was ich Euch wieder lehren werde, seyd indessen hkbsch fleißig, denn es kommt Einem heute oder morgen zu Gute, wenn man Etwas gelernt hat. Seit acht Tagen ist eine große Hitze auf einmal eingefallen, so daß man des Tages gar nicht ausgehen mag. Die Nochte sind auch sehr warm, und da es eben Vollmond ist, sehr schln und reizend. Das Volk ist die ganze Nacht auf den Straßen, besonders die Festtagsnochte, und singt und spielt auf der Zitter und jauchzt, und kein Mensch mag zu Hause und zu Bette. Ich lebe ganz still fkr mich, und werde, da Herr Tischbein nach Neapel geht, einen großen kkhlen Saal bewohnen, fleißig in demselben zeichnen und schreiben, und an Euch denken. Lebt wohl, ich kann heut nicht mehr schreiben, und will also mit Eurer kurzen Entschuldigung schließen, womit Ihr Eure kurzen Briefchen zu endigen pflegt. G.

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92. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 6. und Æ7.æ Juli 1787. Freitag und ÆSamstagæ Rom d‘. 6 Jul 87. Heil, Gesundheit und alles Gute zuvor wo Sie dieser Brief auch antrift. Ihr Segen, Ihre Ermahnung hat gefruchtet und ich finde mich nun, zum erstenmal auf meiner ganzen Reise, mit dem wahren Gefkhl von Sodezz, in Rom, wo die Sodezz oder der hlchste Leichtsinn hin gehlrt. Lucchesini ist wieder hier ich habe die Freude gehabt mich wieder mit ihm von Ihnen zu unterhalten, er schotzt Sie ganz vorzkglich und ich bin kberzeugt es ist nicht um mir blos nach dem Sinne zu reden,

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daß er soviel Gutes von Ihnen sagt. Ubrigens ist er ein ausgemachter Weltmann und scheint mir, was ich auch nur von weitem sehe sein Spiel gut zu spielen. Ich werde toglich fleißiger und treibe die Kunst, die eine so ernsthafte Sache ist, / immer ernsthafter. Wenn ich nur kber einige Stufen im M a c h e n hinwegklnnte! Im Begriff, und zwar im ochten, nahen Begriff bin ich weit vorgeruckt. Da ich doch einmal ein Kknstler bin; so wird es viel zu meiner Glkckseligkeit und zu einem kknftigen frlhlichen Leben zu Hause beytragen, wenn ich mit mit meinem kleinen Talente nicht immer zu kriechen und zu krabeln brauche, sondern mit freyem Gemkthe, auch nur als Liebhaber, arbeiten kann. Auch das was ich jetzt lerne bin ich Ihnen schuldig, denn ohne Ihren freundlichen Zuruf der mir auf meiner Rkckreise begegnete wore ich schon jetzt von Rom abgegangen. Die Freunde werden schon berichtet haben das ich meinen Aufenthalt biß auf den 28 Aug. verlongre. Auch hab ich an die Stein und Herder etwas von St Peters Feyerlichkeit geschrieben das sie mittheilen werden. Rom hat das Eigne daß auch das G e s p i e l t e drin groß ist. / Der Farnesische Herkules ist nun wkrcklich abgegangen, so wie man Anstalt macht auch den Toro und was nur transportable aus dem Farnesischen Pallaste ist reisefertig zu machen. Auf der andern Seite leert der Grosherzog die Villa Medicis vlllig aus und Rom verliert interessante Sachen. Doch bleibt es immer wie ein unerschlpflicher Brunn und wird den spotsten Nachkommen noch die wichtigsten Gegenstonde der Kunst zu zeigen haben. Das allgemeinste Gesproch ist nun: daß der Papst die berkhmte Leprische Sache verlohren hat. Er hat noch ein Remedium ergriffen man glaubt aber nicht daß es ihm viel helfen werde. Die Hitze ist groß und der Scirock holt auch die Nochte warm. Er muß mir auch zur Entschuldigung dienen, denn er hat mich gegen Abend eingeschlofert und nun geht die Post. Leben Sie recht wohl. Behalten Sie mich in freundlichem / Andencken empfelen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn und geben mir noch einige Nachricht von Ih-

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rem und der Ihrigen Befinden nach Rom. In 16 Tagen erhalt ich richtig die Briefe. G.

93. An Philipp Christoph Kayser

Rom, 14. Juli 1787. Samstag

Rom d‘. 14 Jul. 87. Anstatt zu kommen, m. l. K. schreibe ich wieder, ich weiß noch nicht wie ich mich von Rom los machen will. Ich finde hier die Erfkllung aller meiner Wknsche und Troume, wie soll ich den Ort verlaßen, der fkr mich allein auf der ganzen Erde zum Paradies werden kann. Mit jedem Tage scheint die Gesundheit Leibes und der Seele zu wachsen und ich habe bald nichts als die Dauer meines Zustandes zu wknschen. In der komischen Oper hab ich oft Gelegenheit an sie zu dencken. Cimarosa unterholt uns noch und lockt uns ohngeachtet der Hitze in’s Theater. Ich wknsche Sie recht herzÆlichæ an meine Seite und was ich bey Musick dencke und empfinde ist wie an Sie gerichtet. Schreiben Sie mir doch aufs baldigste: wie es mit unsrem Wercke steht und was Sie noch auf dem Herzen hatten. Auf alle Folle bleib ich biß den 28 Aug. Hier. Ich arbeite an Egmont, ich hoffe auch Ihnen zur Freude. Leben Sie wohl, gedencken Sie mein G. Sagen Sie mir ein Wort kber meine Schriften. Es freut mich gar sehr in der Ferne einen Widerklang zu hlren.

94. An Charlotte von Stein

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ÆRom, 28.? Juli 1787. Samstag?æ

Diese Zeichnung loßt sehen: Drey Gefangne Tkrcken die mit einander sprechen. Den Schiffspatron, der den Schmuck der Mohrinn vorzeigt, die Mohrinn sitzend, 1 bBefinden

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Abb. 12: Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Federzeichnung „Die gefangene Mohrin“ (Beilage zu Nr 94)

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In dem vordern Kahne die Schlne Christinn, weinend, mit ihrer Gesellschaft, hinter ihr der Schiffer der das Ruder des Kahns holt.

95. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 11. August 1787. Samstag Fkr Ihren lieben werthen Brief, mit dem Sie mich erfreut haben, dancke ich auf das herzlichste. Sie krlnen dadurch das Glkck das ich hier genieße und beruhigen mich auf alle Weise. Sie geben mir Raum Daß ich erst recht mein werden kann und sondern mich von Ihrem Schicksale nicht ab, mlge sich Ihnen alles zum Besten wenden. Ich erwartete Ihr Schreiben um kber meinen ferneren Aufenthalt etwas festes zu beschließen, nun glaube ich nicht zu fehlen, wenn ich Sie ersuche: mich noch biß Ostern in Italien zu laßen. Mein Gemkth ist fohig in der Kunstkenntniß weit zugehen, auch werde ich von allen Seiten aufgemuntert, mein eignes kleines Zeichentalentchen auszubilden und so mlchten diese Monate eben hinreichen meine Einsicht und Fertigkeit vollkommner zu machen. Jetzt werden Architecktur und Perspecktiv, Komposition und Farbengebung der Landschaft getrieben, Sept und Oktbr. mlchte ich im Freyen dem Zeichnen nach der Natur wiedmen, Nov und Dec. der Ausfkhrung zu Hause, dem Fertigmachen und Vollenden. Die ersten Monate des kknftigen Jahres, der menschlichen Figur, dem Gesichte pp. Ich wknsche und hoffe es nur wenigstens so weit zu bringen, / wie ein Musickliebhaber, der wenn er sich vor sein Notenblat setzt, doch Tlne hervorbringt die ihm und andern Vergnkgen machen, so mlchte ich fohig werden eine Harmonie aufs Blat zu bringen um andre mit mir zu unterhalten und zu erfreuen. Ich weiß zu sehr, wie ongstlich es ist, wenn man eine gewiße Fohigkeit in sich spkrt und einem das Handwerck gonzlich mangelt, sie auszulaßen und auszukben. Biß Ostern werde ich es so weit gebracht haben, um alsdann fkr mich weiter gehen zu klnnen. Denn gewisse Dinge sind es die man von andern lernen und annehmen muß. Dieses macht den Aufenthalt 6 umDa|ß ich| 6 zu werden dkanne 13 michmeine 18 vVollenden 23 unm

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BRIEF 96

in Rom so angenehm, weil so viele Menschen sich hier aufhalten, die sich mit Dencken kber Kunst, mit Auskbung derselben Zeitlebens beschoftigen und wohl kein Punckt seyn kann, kber den man nicht von einem oder dem andern Belehrung erwarten klnnte. Noch eine andre Epoche dencke ich mit Ostern zu schließen, meine erste |:oder eigentlich meine zweyte:| Schriftsteller-Epoche. Egmont ist fertig, und ich hoffe biß Neujahr den Tasso, biß Ostern Faust ausgearbeitet zu haben, welches mir nur in dieser Abgeschiedenheit mlglich wird. Zugleich hoffe ich sollen die / kleinen Sachen, welche den Fknften, sechsten und siebenten Band fkllen fertig werden und mir bey meiner Rkckkehr ins Vaterland nichts kbrig bleiben, als den achten zu sammeln und zu ordnen. Somit werde ich auch dieser Verbindlichkeit los und kann an etwas neues, kann mit Ernst an Wilhelm gehn, den ich Ihnen recht zu erb und eigen schreiben mlchte. Daß ich meine olteren Sachen fertig arbeite, dient mir erstaunend. Es ist eine Rekapitulation meines Lebens und meiner Kunst, und indem ich gezwungen bin, mich und meine jetzige Denckart, meine neuere Manier, nach meiner ersten zurkckzubilden, das was ich nur entworfen hatte nun auszufkhren; so lern’ ich mich selbst und meine Engen und Weiten recht kennen. Hotte ich die alten Sachen stehen und liegen laßen, ich wkrde niemals soweit gekommen seyn, als ich jetzt zu reichen hoffe. Ostern ruckte ich mit Zucht und Ordnung wieder in’s Vaterland und kome zur schlnen Jahrszeit zurkck. Edelsheim in einem gar guten Brief aus Carlsbad giebt mir zwey Jahre, die hotte ich alsdann ohngefohr vollendet. / Ist mir erlaubt, einen Wunsch, den ich fkr jene Zeit habe noch zum Schluß beyzufkgen; so wore es: Ihre Besitzthume sogleich nach meiner Widerkunft, sommtlich als Fremder bereisen, mit ganz frischen Augen und mit der Gewohnheit Land und Welt zu sehen, ihre Provinzen beurtheilen zu dkrfen. Ich wkrde mir nach meiner Art ein neues Bild machen und einen vollstondigen Begriff erlangen und mich zu jeder Art von Dienst gleichsam aufs neue qualificiren, zu der mich Ihre Gkte Ihr Zutrauen bestimmen will. Sekundirt der Himmel meine Wknsche, so will ich mich alsdann der Landes Administration

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einige Zeit ausschließlich wiedmen, wie jetzt den Kknsten, ich habe lange getappt und versucht, es ist Zeit zu ergreifen und zu wkrcken. Mlge indeß alles was Sie bey Sich einrichten, Ihren Absichten vlllig entsprechen und auch mir wenn ich wiederkomme Freude bereiten! Mlgen Ihre großen auswortigen Verholtniße Ihre Existenz ganz ausfkllen, und Sie fkr Mkhe, Aufopfrung und Gefahren die schonsten Frkchte einerndten. Noch manches bleibt mir kber einzelne Dinge zu sagen kbrig, das ich auf einen nochsten Brief verspare. Geben Sie mir balde wieder ein Zeichen Ihres Andenckens und Ihrer Liebe. Ihre Frau Gemahlinn empfehle ich mich auf das beste. Rom G. d‘. 11. Aug 87.

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96. An Philipp Christoph Kayser Rom, 14. August 1787. Dienstag Rom d‘. 14 Aug 87. Mein langes voriges Schweigen will ich diesmal durch eine schnelle Antwort gut machen. Ich schwimme wie in einem Meere von Gegenstonden und mlchte alles gerne nutzen, da reichen Zeit und Kroffte nicht hin und man sieht einem Monate hintennach, als wenn er nicht da gewesen wore. Noch bleibe ich in Italien und halte meinen Schulstand aus, ich mlchte wenigstens einigen Dingen auf den Grund kommen, einige Begriffe, Fohigkeiten und Fertigkeiten ausbilden und es scheint mir nicht ganz unmlglich wenn ich nur das gehlrige Maaß von Zeit dranwenden will. Uber unsre Oper und wie wir sie nun sachte ins Publikum leiten mkßen, schreib ich nochstens und schicke eine Art Ankkndigung zu der Sie das Ihrige dazuthun sollen; hernach mag etwa Glschen, wenn er sich einzulaßen Lust hat, Gevatterstelle vertreten daß wir mit dem mechanischen der Ausgabe, sie geschehe nun wie sie wolle, nichts zu thun haben. Nun unterdeß biß wir uns sprechen, biß wir an die neue Oper gehn und kberhaupt / gemeinsam weiter schreiten, will ich Ihnen etwas 1 kKknsten 4 mauch 29 daß Sie unterdeß

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zusenden, womit Sie Sich vielleicht beschoftigen. Ich meyne den E g m o n t im Manuscripte. Er kann auf dem Wege nach Deutschland bey Ihnen durchgehn. Wollten Sie alsdann etwa die Symphonie, die Zwischenackte, die Lieder und einige Stellen des fknften Ackts, die Musick verlangen komponiren; so klnnte man es gleich mit der Ausgabe anzeigen, man gewlhnte sich Ihren Nahmen mit dem meinigen zu sehen und es gab uns vielleicht fkr die Oper eine Einleitung. Es kommt alles darauf an wenn Sie das Stkck sehen werden. Damit hotten Sie eine Weile etwas bestimmtes zu thun, das Ihnen auf ein oder die andre Weise fruchten mkßte. Und es wkrde die Frage seyn wie bald Sie so eine Arbeit zu liefern getrauten? und ob man sie gleich mit dem fknften Bande ins Publikum schicken klnnte? daß Ihre Composition gleich auf allen Theatern Fuß faßte, denn ich glaube Egmont wird gleich gespielt werden. Wenigstens hie und da. Ich hoffe in 14 Tagen kann das Stkck von / hier abgehn und also halb Septembr bey Ihnen seyn. Was Sie mir von unserm Wercke sagen, kann ich so sehr fkhlen und freue mich unendlich drauf es in seiner jetzigen Kraft zu begegnen. Nun auch ein Wort von der neuen Oper! Ich habe nichts weniger vor: a l s d i e f a m o s e H a l s b a n d s G e schichte des Card. Rohan, zur Opera Buff a zu machen, zu welchem Zweck sie eigentlich geschehen zu seyn scheint. Es sind fknf Personen. D e r A b b p stellt den Cardinal vor. M . d e C o u r v i l l e die M. la Motte. I h r e N i c h t e die Oliva. D e r R i t t e r einen jungen Menschen der sein Glkck machen will und der C o n t e d i R o s t r o i m p u d e n t e den unverschomtesten aller Charlatane. Dabey kommt in verschiednen Scenen ein Chor und manchmal einzelne, ein wenig mehr karackterisirte, Personen des Chors vor, um zur rechten Zeit den Gesang vollstimmiger, aus einem Duett ein Quartett pp machen zu klnnen. Sie sollen am Mecha/nischen sehen daß ich in Italien etwas gelernt habe und daß ich nun beßer verstehe die Poesie der Musick zu subordiniren.

1 dwaomit 8 sSie 12 sie iIhre

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Sobald Sie mir schreiben daß Ihnen der Gedancke gefollt, schicke ich Ihnen eine Scizze des Plans. Damit Sie Ihre Anmerckungen machen und man in Zeiten, dazu und davon thun klnne. Einige Pezzi Musick werden gewiß rekissiren. Der Anfang wo die Gesellschaft bey einem niedlichen Abendessen versammelt ist, ob ihr gleich der G r a f geboten hat sich zu kasteyen weil er ihr die Geister zeigen will. Ihre Freude wird durch die Ankunft des Grafen gestlrt der sie auf das tyrannischte tracktirt, sie heruntermacht, fortzugehn droht und sich nur durch allgemeines fußfolliges Bitten besonftigen loßt. Ferner die Scene wo d i e N i c h t e als eine innocente in einer Glosernen Kugel die Liebesschicksaale des Abbps sehen muß. Dann die Schlußscene wo das nochtliche Rendezvous vorgestellt wird und sie alle drkber in Verhaft genommen werden. Leben Sie wohl. Schreiben Sie mir bald so sollen Sie mehr hlren. Gedencken Sie mein in Liebe. Und sagen mir auch ein freundlich Wort kber den vierten Theil wenn er ankommt. G.

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97. An Georg Joachim G]schen Rom, 15. August 1787. Mittwoch Rom d‘. 15. Aug. 87. Ihre beyden Briefe vom 22 Morz und 5. Jun. beantworte ich durch Gegenwortiges. Es thut mir leid daß Chod. Sie kbel versorgt hat, umsomehr als meine Exemplare darkber zurkckgeblieben sind, welches mir in mehr als einer Betrachtung hlchst unangenehm ist. Laßen Sie Sich durch nichts abhalten, die folgenden Bonde zugleich mit denen zu spediren, die in’s Publikum gehn. Egmont ist fertig was sonst noch zum fknften Bande gehlrt, will ich auch gleich vornehmen. Es wore mir lieb wenn er bald herauskome. Das Publikum ist durch den vierten schon ans vereinzelnen gewlhnt und da ich ein ansehnlich Stkck Arbeit mehr gebe als ich versprochen, wird man mir auch nachsehn. 1 ddaß Ihnen der Gedancke gefollte 5 ichr

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Hotte das Publikum unsre Ausgabe ein wenig mehr favorisirt, so klnnte ich zehen ja zwllf Bonde und noch dazu mit mehr Bequemlichkeit liefern; allein wir wollen / es dießmal dabey bewenden laßen. Mit unsrer Nation soll der Schriftsteller nicht allein uneigennktzig, er soll auch großmktig seyn. Sie wkrden dencken mir eine ungeheure Summe fkr ein Stkck zu bezahlen, wenn sie mir nur meine baare Auslagen ersetzten, die ich habe machen mkßen um die Studien dazu zu sammeln. Von Mad. Angelica will ich sehen vor erst eine Zeichnung zum fknften Bande zu erhalten. Sie hat so viele Bestellungen, daß kein Federzug von ihr mit Gold zu erhalten ist, was sie nicht aus Gefolligkeit thut. Sie hat mich neulich mit einer Zeichnung kberrascht, welche die Stelle aus Iphig. S e y d i h r a u c h s c h o n h e r a b g e k o m m e n vorstellt. Es ist vielleicht eine ihrer glkcklichsten Compositionen. Und eben darum darf ich nicht zudringlich seyn. Sobald der fknfte Band abgegangen ist; mache ich mich an Taßo, Faust soll schließen. / Wenn Sie die 60 rh von H‘ Pleßig einkaßiren klnnen, soll mirs lieb seyn. Einigen Verlust am Golde nehm ich wohl kber mich. Ich hofe die Exemp‘. fkr Rom werden abgegangen seyn, wo nicht; so bitte ich sie aufs geschwindeste zu spediren. Ehstens werde ich Ihnen wegen einer andern Angelegenheit schreiben, und mir Ihren Rath ausbitten. Es ist eine komische Oper von mir, eine neue, die nicht in den Schriften begriffen ist, sehr glkcklich komponirt worden, ich wknschte die Partitur davon ins Publikum zu bringen, auf eine Weise, daß der Componiste der viel Zeit und Mkhe darauf verwendet, einigen Vortheil daraus ziehen klnnte. Doch davon nochstens mehr. Ich wknsche zu hlren daß es Ihnen wohl und glkcklich geht. Goethe.

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2 da6zu 14 V - -vorstellt

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98. An Charlotte von Stein ÆRom, wahrscheinlich zwischen 29. Juli und 18. August 1787. Sonntag und Samstagæ

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Æ...æ Bey meiner Rkckreise durch die Schweiz werde ich auf den Magnetismus achten, die Sache ist weder ganz leer, noch ganz Betrug. Nur die Menschen die sich bisher damit abgegeben sind mir verdochtig. Marcktschreyer, große Herren und Propheten lauter Menschen die gerne viel mit Wenigem thun, gerne oben an sind pp. Wir haben die famose Hexen Epoche in der Geschichte, die m i r psychologisch noch lange nicht erklort ist, diese hat mich aufmercksam und mir alles wunderbare verdochtig gemacht. Wie mir die Hexen beym Magnetismus einfallen, ist eine etwas weite Ideen Association, die ich auf diesem Blottchen nicht ausfkhren kann. / Æ...æ Gestern, nach Sonnenuntergang |:man mag frkher wegen der Hitze nicht ausgehn:| war ich in der Villa Borghese. Wie hab ich dich zu mir gewknscht. Gleich vier herrliche Tableaus habe ich gefunden, die man nur abschreiben dkrfte, wenn mans klnnte. Ich muß in der Landschaft und im Zeichnen kberhaupt fortrkcken, es koste was es wolle. Auf eben dem Spaziergange machte ich Anstalten Egmont zu endigen. Wenn ich dran komme geht es geschwind. Lebe wohl, und gedencke mein. G

99. An Johanne Susanne Bohl

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Rom, 18. August 1787. Samstag Rom d‘. 18 Aug 87.

Wenn ich nach unserm hiesigen Sommer rechne; so haben Sie auch gute Wittrung gehabt, und alle Feldfrkchte sind der braven Hausmutter 7 pf psypchologisch 8 gegen dmire 10 W weite 10 d--Association 15 fortrkckemn

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Abb. 13: Goethe, Feder- und Sepiazeichnung „Kapitolplatz, Rom“ (1787)

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glkcklich eingebracht worden. Ich habe indeß ein schln Stkck Welt gesehen und manchmal einen so wohlthotigen Himmel kber das Saalthal gewknscht als er kber den meisten Theilen dieser Halbinsel und ihrer Inseln schwebt. In Sicilien hab ich an Sie gedacht, wie schln steht da der Waitzen, die Gerste! gleichsam in ihrem natkrlichen Zustande wie sicher ist die Jahrszeit und wie bequem die Erndte! Wir / im Norden scheinen nur wie unglkckliche Nachahmer uns zu quolen. Vergebens suchen wir durch Mkhe, Geduld und Anhalten das zu ersetzen was uns eine gktige Natur versagt hat. Manche Bemerckungen die ich gemacht habe, klnnen durch Vergleichung nktzlich werden. Zwischen Neapel und Capua ist gleichfalls eine Fruchtbarkeit die alle unsre Begriffe kbersteigt. Man glaubt nur die wiederhohlten Erndten Eines Bodens, wenn man sieht wie schnell sich hier die Pflanze entwickelt. Im vorigen Jahr haben sie auf demselben Acker dreymal / Tkrckisch Korn zur Reife gebracht. Verzeihen Sie meine liebe wenn ich Ihnen durch diese Erzohlungen die Lobedaer Flur auf einen Augenblick verleide. Von der andern Seite muß ich Ihnen sagen: daß Sie gar manches in diesem schlnen Lande finden wkrden, womit sich Ihr Gemkth nicht vereinigen klnnte. Doch davon mkndlich. Daß ich aufmercksam und fleisig bin, brauche ich Ihnen nicht zu versichern. Hier in Rom ist man gezwungen seine Zeit wohl anzuwenden. Die Menge der Gegenstonde dringt sich einem auf und es ist kbrigens eine stille und ernsthafte / Stadt, mit soviel Festen und Mummereyen, sie auch ihre Tage und Nochte vermanichfoltigen mlgen. Sept. und Oktbr. werden hoffenÆt‘æ ein Paar himmlische Monate, die ich auf dem Lande zuzubringen gedencke. Erinnern Sie Sich mein an schlnen Tagen. Mad Angelika seh ich oft sie erwiedert Ihren Gruß. Es ist eine treffliche Frau, und eine einzige KknstlerinÆnæ Leben Sie wohl, grkßen Sie die Ihrigen. Goethe. 17 BErzohlungen 22 undda--.!e (als Anmerkungszeichen?) 23 S- Zeit

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BRIEFE 100/101

100. An Carl Ludwig von Knebel Rom, 18. August 1787. Samstag Rom d‘. 18. Aug. 87.

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Ich habe dir lange nicht geschrieben, lange nichts von dir gehlrt. Ich bin nun auf einem Punckte wo ich alle meinen Fleiß auf die Gegenwart concentriren muß. Die Fr v. Stein wird dir manches von mir bey ihrer Rkckkunft aus dem Carlsbade erzohlt haben. Ich werde mit den Kknsten und der Natur immer verwandter und mit der Nation immer fremder, ich bin ohnedieß schon ein isolirtes Wesen und mit diesem Volcke habe ich gar nichts gemein. Doch getraute ich mich als Kknstler hier zu leben, wenn ich nur einige meiner Freunde hierher versetzen klnnte. Denn eigentlich ist doch der Grund und das A und O aller Kunst hier noch aufbewahrt. Man schreibt mir es sey in Deutschland ein schlner Sommer gewesen, mlgest du ihn auch genoßen haben. Schreibe mir einmal wieder wo und wie du lebst. / Wenn man als Kknstler gerne in Rom ist und bleibt; so wknscht man als Liebhaber der Natur nun weiter skdlich zu gehen. Nach dem was ich bey Neapel in Sicilien, von Pflanzen und Fischen gesehen habe, wkrde ich, wenn ich zehn Jahr iknger wore, sehr versucht seyn eine Reise nach Indien zu machen, nicht um etwas Neues zu entdecken sondern um das Entdeckte nach meiner Art anzusehen. Wie ich es oft voraussagte habe ich es gefunden, daß hier alles aufgeschloßner und entwickelter ist. Manches was ich bey uns nur vermuthete und mit dem Mikroscop suchte, seh ich hier mit blosen Augen als eine zweifellose Gewißheit. Ich hoffe du wirst auch dereinst an meiner Harmonia Plantarum, wodurch das Linnaische System aufs schlnste erleuchtet wird, alle Streitigkeiten kber die Form der Pflanzen aufgellßt, ja sogar alle Monstra erklort werden. / Hier ist es bey der Nelckenflor etwas gewlhnliches, daß aus einer gewißen Sorte gefkllter Nelcken eine andre gefkllte, vlllige Blume heraus wochst. Ich habe eine solche gefunden da aus der Hauptblume, vier 7 eine 9 hirer 15 igerne 17 vomn 19 n--Neues 24 Gewißheit,. iIch 26 Plflanzen

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andre herausgewachsen waren. . Vollkommen, mit Stielen und allem daß man jede besonders abbrechen hotte konnen. ich habe sie sorgfoltig gezeichnet, auch die Anatomie davon in die kleinsten Theile. Im Herbste geht es aufs Land, und wenn gleich mein Hauptzweck ist, Landschaft zu zeichnen und meine Einbildungskraft zu bereichern und meinen Styl zu erweitern zu reinigen, zu vergrlßern; so wird doch nebenher manches eingesammelt werden. Sage doch Batschen, er mlchte mir schreiben: wie es ihm geht? Was er studirt? Was er die Zeit gearbeitet? Ob ich ihm mit was dienen und / helfen kann. Sein Wesen und Schicksal interessirt mich, ich mlchte ihn nicht ganz aus den Augen verliehren. Und da wir nicht nach Indien gehn werden wir uns wohl gelegentlich auf der Bkttnerischen Bibliotheck wiederfinden. Grkße Eichhorn, Bkttner, Loder, Wiedeburg, Schktz und wen du sonst magst auch Bentheim wenn er noch lebt. Sage mir auch sonst etwas von Academicis, politicis wie du magst und willst. Behalte mich in gutem Andencken mein Herz ist bey Euch. Wenn ich nach Deutschland zurkckdencke mag ich nirgends leben als in Eurer Mitte. Gebe mir der Himmel daß ich Euch gesund wiederfinde. Wo wirst du diesen Winter bleiben? Du adreßirst die Briefe auf die alte Weise an mich, oder giebst sie Seideln. Lebe wohl. G.

101. An Philipp Seidel

Rom, 18. August Æ1787. Samstagæ Rom d‘. 18. Aug.

Deinen guten, treuen, verstondigen Brief habe ich lange zu beantworten unterlaßen, auch habe ich zwey aufgenommne Posten Geld, dir nicht angezeigt, es wird aber doch alles in Richtigkeit seyn. 1 vVollkommen 14 L--Wiedeburg 26 15--8

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BRIEF 102

Die Verholtniße die du mir, gleichsam in einem Spiegel, hinstellst, wollen wir der Zeit zu entwickeln kberlassen. Soviel kann ich dir sagen, daß deine Gedancken sehr mit den Meinigen zusammentreffen; ja biß auf geringe Modifikationen, dieselbigen sind. Vor jetzo ist mein Aufenthalt in Italien biß auf Ostern verlongert. Sieh was etwa in meinem Hauswesen, sich rucken und legen loßt, ich kberlaße alles deinem Gutdkncken. Dann schreib mir: wenn meine Hausmiethe um ist, ich erinnre mich s nicht genau. Sage mir sonst kber eins und das andre deine Meinung und bediene dich indeß meines Hauses / und des Meinigen zu deiner Nothdurft und zu deinem Vergnkgen. Mache dir einmal wieder ein Geschofft mir einen langen Brief zu schreiben und mir mit deiner gewlhnlichen Freymkthigkeit, kber die gegenwortige Lage unsres kleinen Staats, insofern du sie kbersiehst, und was das Publikum denckt und sagt, kber das neue Cammersystem pp. deine Gedancken zu erlffnen. Fkge sonst, was einzelne Personen betrifft und einige Neuigkeiten hinzu. Ich wknsche daß unsre gegenwortige Correspondenz alles wegheben mlge, was zwischen einem unbedingten wechselseitigen Vertrauen stehen klnnte, denn ich hoffe du sollst mir, bey meiner Zurkckkunft und in der Folge mehr werden als du mir jemals warst. Schreibe mir auch einmal einen kurzen Auszug meiner sommtlichen Ausgaben und Einnahmen, seit meiner Abwesenheit, / Damit ich weiß, wie ich im ganzen stehe und was meine Haushaltung kostet. Ich habe Anfangs Juni von Meurikoffre in Neapel 204 Neapol. Dukati und 83 Gran erhalten, deßwegen auch direckt an Paulsen geschrieben. Bald darauf von Belloni 2000 Livres welche du mir anweisen ließest. Laß jetzt wieder 2000 Livres An H‘. Hofrath Reifenstein in Rom, fkr Rechnung des Geh. R. v. Goethe zahlen. Ich thue dieß, weil ich nicht weiß wie lang ich noch hier bleibe, und weil ich im Herbste auf dem Lande herumziehen will.

7 Gutdkncken;. 17 nNeuigkeiten 17-18 Ggegenwortige 20 zZurkckkunft

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Der Sommer war sehr und ungewlhnlich heiß, daß ich also einmal sagen kann: ich habe einen Sommer gelebt. Der Herbst wird unvergleichlich werden. Ich bin sehr fleißig. Egmont ist fertig! / was noch in den fknften Band kommt, wird auch zugerichtet. Ubrigens werden alle Kknste mit großem Eifer getrieben. Die Masse dessen was man hier kennen lernt, ist so groß daß ich mit aller Vorbereitung, dieses ganze Jahr nur in Vorbereitung zugebracht habe, nun scheint es aber sich aufrichten zu wollen. Ich habe denn doch in Kenntniß und Ubung zugenommen, so wenig es auch ist, wenn man auf s ochte sieht und sich nicht vom Scheine blenden loßt. Briefe kommen wohl gar nicht mehr an mich? Empfiel mich den H‘. Geheimderothen, mit dem Vermelden daß ich ehstens schreiben wkrde. Versoume nicht bald und ausfkhrlich zu schreiben, es macht mir viel Vergnkgen aus der Ferne noher gerkckt zu werden, besonders da ich schon beynah als ein Fremder nach dem Ettersberg hinsehe. Leb wohl, liebe mich und grkße die liebenden.

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102. An Charlotte von Stein ÆRom, vermutlich zwischen 19. und 25. August 1787. Sonntag und Samstagæ

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Æ...æ / Noch muß ich ein Blotchen einschieben um dir zu sagen wie gut es mir mit dem modelliren geht. Sage es doch Herders. Die menschliche Gestalt tritt in alle ihre Rechte und das kbrige follt mir wie Lumpen vom Leibe. Ich habe ein Prinzip gefunden das mich wie ein Ariadneischer Faden durch die Labyrinthe der Menschen Bildung durchfkhren wird. Wenigstens hoff ichs. Ich will sehn / wie weit ich damit komme. 5 An--Ubrigens 5 dwerdene 6 Maßsse 8 habe., 8 a6ber

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BRIEFE 103/104

Indeß bin ich sehr vergnkgt, weil mir auf einmal wie ein Vorhang vor allen Statuen wegfollt. Ich habe einen Herkuleskopf angefangen, workber sie sich alle verwundern, weil sie dencken ich hab ihn durch einen Zufall so getroffen, ich hab ihn aber nach meinem Grundsatz gemacht und wenn ich Zeit und Fleiß habe diesen Grundsatz zu entwickeln und mich mechanisch zu kben; kann ich andre eben so machen. Empfiel mich der Herzoginn. / Æ...æ

103. An Philipp Christoph Kayser Rom, 11. September 1787. Dienstag Rom d‘. 11. Sept. 87. 10

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Ich kann nur sagen: seyn Sie herzlich willkommen. Schon oft wknscht ich Sie zu mir, und in meinem letzten Briefe wollt ich Ihnen schon antragen mir aufs Frkhjahr biß Mayland entgegen zu kommen. Desto beßer daß es Ihr eigner Trieb ist, ich verspreche mir fkr uns beyde das beste. Sie klnnen von Mayland mit dem Courier in fknf Tagen und fknf Nochten fkr |:glaub ich:| 18 Zechinen hier seyn. Fahren Sie gleich bey mir an, ich gebe Ihnen vorerst Quartier pp Sie kommen in eine eingerichtete Haushaltung. Vielleicht bin ich in Albano, ich bereite Ihnen aber alles und Sie klnnen gleich eintreten. Schreiben Sie mir nur von Mayland, auch vorher von Zkrch. Wenn Sie Geld brauchen sich loszumachen pp so liegt hier ein Zettel an Seidel bey, da Sie es leicht in Zkrch aufnehmen und bald zu restituiren versprechen klnnen. Sie machen mir eine große Freude und Sie sollen gesund und froh in diesem Lande werden, wie ich’s geworden bin. / Sie sollen es in keinem fremdem Lande so hakßlich gefunden haben als hier in Rom bey mir. Nur eilen Sie, denn ich habe anfangs November eine Parthie vor zu der ich glkcklicher Weise noch niemand eingeladen habe und die Sie nun theilen sollen.

5 ihn ddiesen Grundsatze zu

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Bringen Sie die Partitur mit und was Sie sonst freut. Auch allenfalls die Bkcher um die ich die Schultheß bat, nur Claudine wknscht ich schneller. Ist sonst etwas das uns zur Rkckreise intereßiren klnnte so bringen Sie s mit. Wie freu ich mich daß mein neues Leben auch Ihnen neues Leben bringen kann. Sie sind der oltste meiner alten Bekannten und wieder der erste mit dem ich das Gute was mir in diesem Lande ward theilen kann. Grkßen Sie die Schultheß. Ich schicke nun Egmont nicht kber Zkrch. Eine Abschrift hab ich hir. Bringen Sie doch auch ein Paar Exemplare von meinen Wercken mit.

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104. An den Freundeskreis in Weimar Rom, 17. September 1787. Montag d‘. 17 Sept. 87. Rom. Endlich ist mein Wunsch erfkllt worden die Arbeiten des H‘. Casas eines franzlschen Architeckten, wenigstens zum Theil zu sehen. Sie sind kber allen Ausdruck interessant. Er hat auf seinen Reisen die wichtigsten alten Monumente, besonders die noch nicht herausgegebnen, gemeßen, auch die Gegenden gezeichnet und mit großer Precision und Geschmack einen Theil seiner Zeichnungen, ausgefkhrt. Er gedenckt ein Werck in’s Publicum zu geben. Eine kurze Beschreibung der Stkcke die ich gesehen, wird einen entfernten Begriff von dem Vergnkgen geben, das sie dem Anschauer machen mkßen. 1) Das Serail von Constantinopel von der See-Seite, mit einem Theil der Stadt und der Sophien Moschee. Auf der reitzenden Spitze von Europa ist der Wohn ort des Großherrn so lustig angebaut als man es nur dencken kann. Hohe und immer respecktirte Boume stehen in großen und meist verbundnen Gruppen hinter einander darunter sieht man nicht etwa große Mauern und Palloste, sondern, Hakßchen, Gitterwercke, Gonge, Kiosken, ausgespannte Teppiche, so

3 gschneller 5 neu|e|s 21 d--von 21 dem ----as 28 Hakßgchen 28 ausgespan|n|te

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Abb. 14: Goethe an Philipp Christoph Kayser, 11. September 1787 (Nr 103), S. 1

Abb. 15: Goethe an Philipp Christoph Kayser, 11. September 1787 (Nr 103), S. 2

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BRIEF 105

houslich, klein und freundlich durch einander gemischt daß es eine Lust ist. / Da die Zeichnung mit Farben ausgefkhrt ist macht es einen gar freundlichen Effeckt. Ein schlnes Stkck Meer bespklt die so bebaute Kkste. Gegen kber liegt Asien und man sieht in die MeerEnge die nach den Dardanellen fkhrt. Die Zeichnung ist bey 7 Fuß lang und 3 bis 4 hoch. 2.) General Aussicht der Ruinen von Palmyra, in derselben Grlße. Er zeigte uns vorher einen Grundriß der Stadt, wie er ihn aus den Trkmmern herausgesucht. Eine Colonnade eine Italianische Meile lang ging vom Thore durch die Stadt biß zum Sonnentempel, nicht in ganz gerader Linie, sie macht in der Mitte ein sanftes Knie. Die Colonnade war von vier Soulen reihen, die Soule 10 Diameter hoch. Man sieht nicht daß sie oben bedeckt gewesen, er glaubt es sey durch Teppiche geschehen. Auf der grosen Zeichnung sieht man einen Theil der Colonnade noch aufrecht stehend im Vordergrunde. Er hat eine Caravane die eben quer durchzieht mit vielem Glkck angebracht. Im Hintergrunde steht der Sonnen Tempel, und auf der rechten Seite zieht sich / eine grose Floche hin, auf welcher einige Janitscharen in Carriere fort eilen. Das sonderbarste Phenomen ist daß eine blaue Linie, wie eine Meeres linie das Bild schließt. Er erklorte es uns daß der Horizont der Wkste der in der Ferne blau werden muß so vlllig wie das Meer den Gesichtskreis schließt, daß es in der Natur das Auge trkgt wie es uns im Bilde Anfangs getrogen, da wir doch wußten daß Palmyra vom Meer entfernt genug war. 3.) Grober von Palmyra. 4) Restauration des Sonnentempels zu Balbeck, auch eine Landschaft mit den Ruinen wie sie stehen. 5.) Die große Moschee zu Jerusalem auf den Grund des Salomonischen Tempels gebaut. 6) Ruinen eines kleinen Tempels in Phenicien.

1 houlslich 8 zeichgte 10 Meilen 12 sanftees 12 Conlonnade 13 Soulren 13 Soul6e 18 6zieht 23 nNatur 24 aAnfangs 26 w - -von 31 ERuinen

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7) Gegend am Fuße des Bergs Libanon anmutig wie man sich dencken mag. Ein Pinienwoldchen, ein Waßer, daran Hongeweiden und Grober drunter, der Berg in der Entfernung. / 8.) Tkrckische Grober. Jeder Grabstein trogt den Haupt schmuck des Verstorbnen und da sich die Tkrcken durch den Kopfschmuck unterscheiden, sieht man gleich die Wkrde des Begrabnen. Auf den Grobern der Jungfrauen werden Blumen mit großer Sorgfalt erzogen. 9) Egyptische Pyramide mit dem großen Sphinx Kopfe. Er sey sagt Casas von einem Kalcksteine, in den Felsen gehauen und weil der Fels Sprknge gehabt und Ungleichheiten habe man den Coloß mit Stuck kberzogen und gemalht, wie man noch in den Falten des Kopfschmucks bemercke. Eine Gesichts Partie ist ohngefohr 10 Schuh hoch, auf der Unterlippe hat er bequem spazieren klnnen. 10) Eine Pyramide, nach einigen Urkunden Anloßen und Muthmasungen restaurirt. Sie hat von vier Seiten vorstehende Hallen, mit darnebenstehende Obelisken, auf die Hallen gehen Gonge loß mit Sphinxen besetzt, wie sich solche noch in Oberegypten befinden. Es ist diese Zeichnung die ungeheuerste Architecktur idee die ich Zeitlebens gesehen und ich glaube nicht daß man weiter kann. |:das kbrige ein andermal.:|

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105. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Frascati, 28. September 1787. Freitag Fraskati d‘. 28. S. 87. Ob wir gleich so weit auseinander sind unterhalte ich mich doch oft mit Ihnen, erzohle Ihnen wie wohl es mir geht und laße mir vom Genius ins Ohr sagen: daß Ihnen auch wohl ist daß Sie da sind leben und wkrcken wo Sie Sich fkhlen und Ihres daseyns genießen. Ich bin an der friedlichen Seite der Welt, Sie am kriegrischen Ende und alles berechnet man klnnte keine antipodischere Existenz haben. Hier wird das Pulver gar llblich nur zu Feuerwercken und Freuden2 Pinienwoldgchen 5 vVerstorbnen 8 e9)e 10 sp Sprknge 11 gemalet - -ht 14 e10)e 25 sSich

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BRIEF 106

schkßen an Festtogen verbraucht, der Soldat hktet sich eben so arg vorm Regen als vorm Feuer. Leben und leben lassen ist das allgemeine Losungs Wort. Wir werden was zu erzohlen haben wenn wir dereinst wieder zusammen kommen. Daß ich halb unklug vom Zeichnen und aller mlglichen Nachahmung der Natur bin wird F. v Stein sagen. Ich mag es hier nicht wiederholen, es schwindelt mir der Kopf / dem Gedancken. Man kann nicht einfacher und nicht manigfaltiger leben als ich jetzt. Es ist eine ernsthafte Sache um die Kunst wenn man es ein wenig streng nimmt, und sogar die Kenntniß ist schon ein Metier, welches man doch kaum glauben mag. Soviel kann ich versichern: daß wenn ich Ostern weggegangen wore; ich eben geradezu nicht sagen dkrfte ich sey dagewesen. Wie sehr danck ich Ihnen daß Sie mir diese Muße geben und glnnen. Da doch einmal von Jugendauf mein Geist diese Richtung genommen hat; so hotte ich nie ruhig werden klnnen ohne daß Ziel zu erreichen. Diesen Winter hab ich noch wacker zu thun, es soll kein Tag ja keine Stunde versoumt werden. Noch halte ich mich immer in der Stille und sogar |:ich weiß nicht ob es lobens oder scheltenswerth ist:| Die Frauen haben keinen Theil an mir. Mit der einzigen Angelika gehe ich um die der Achtung jedes wohlgesinnten Menschen werth ist. / Haben Sie doch die Gkte Miß Gore ein Exemplar meiner Schriften zu schicken. Kknftiges Frkhjahr sollen einige Zeichnungen fkr sie folgen, ich muß noch erst durch einige Schulen, eh ich mich produciren darf. Die Nemesis hab ich noch nicht bestellt. Ich hoffe noch immer einmal eine schlne Anticke zu finden. Bey Pichler kostet eine Figur gegen 50 Zechinen. Ich bestelle sie auch wohl bey ihm, wenn ich nur versichrt bin daß er gute Arbeit macht. Manchmal schlaudert er wenns bestellt ist. Neulich kam ein antiker Sokrates fkr 25 Zechinen vor, den ich ungern aus Honden ließ, er war trefflich gearbeitet.

2 fkrvorm 2 fkrvorm 6 ersagen

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Mehr zum Scherz als Ernst hab ich mir auch einige Einschnitte gekauft und doch in der Absicht um mehr Kenntniß in dem Fache zu erwerben. Graf Frieß; der Hier eine Menge Geld ausgegeben |:er hat vielleicht fkr 20/m Scudi Kunstsachen gekauft:| ist noch zu guter letzte mit einem Cameo auf eine recht brillante / Weise betrogen worden. Ein Steinschneider verstand sich mit einem Vignerol, dieser gab vor den Camee im Weinberge gefunden zu haben, machte aber ein Geheimniß daraus, unter dem Vorwande, der Herr des Weinbergs |:der Vignerol war nur Pochter, wie die meisten sind:| werde an diesen Schatz Anspruch machen. Gr. Frieß mußte in der großen Hitze heimlich vor Rom hinausgehen, dort den Stein besehen pp genug er tappte in die Falle bezahlte den Stein sehr hoch pp. Die Sache kam bald ans Licht, einen Theil seines Gelds erhielt er wieder pp Es ist das eine theure Art zur Kenntniß zu gelangen. Leben Sie recht wohl. Eh ich michs versah bin ich ins Erzohlen und schwotzen gerathen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn erhalten Sie mir Ihre Liebe und laßen mir die Freude zu dencken daß ich auch fkr Sie genießend sammle und gewinne.

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106. An Christian Friedrich Schnauss? Frascati, 1. Oktober 1787. Montag Fraskati d‘. 1 Oktbr 87. Nun kann man endlich, nach kberstandnr Sommerhitze, wieder Athem hohlen! Ich habe mich aus dem tiefen Rom auf die heitern Gebkrge gemacht, und hier bester H‘. Collega sollen Sie auch sogleich ein Briefchen haben, mit dem besten Danck fkr Ihr fortdaurendes Andencken.

2 vorzkglich ddoch in der Absichte 10 aAnspruch

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BRIEF 107

Zwar ist auch hier nicht gut Brief schreiben, man mag gerne den ganzen Tag spazieren und zeichnen und hat Morgends und Abends so viel zu thun die Blotter in Ordnung zu bringen, die Contoure zu laviren, oder mit der Feder zu umreisen, man pfuscht auch wohl einmal mit Farben und so geht die Zeit hin, eben als wenn es so seyn mkßte. Die Zeit der Villegiatur ist nun da und alles macht sich aus Rom heraus, was nur irgend kann und weiß. Modchen, Weiber, Bkcher, Gemolde und alle Arten von Hausrath sind jetzt wohlfeiler zu haben, weil alles Geld braucht. Man lebt und macht sich lustig, um alsdann biß zum Carneval wieder eingezogen zu bleiben. / Rom hab ich diese Zeit her soviel mlglich war genutzt. Die zwey Sommermonate durfte man kaum aus dem Hause, ich habe indeß an meinen Schriften gearbeitet, vier Bonde werden ihre Aufwartung gemacht haben die kbrigen sollen folgen. Die Hauptstadt der Welt ist kbrigens still genug. Eben setzt sich der Obelisk in Bewegung, der auf Trinita del Monte soll aufgerichtet werden, er lag bißher bey St Giov. in Laterano. Der große, aber sehr beschodigte Obelisk, der noch im Campo Marzo liegt, soll, sagt man auch aufgerichtet werden. Es ist zwar nicht der grlßte, der bey Giov in Lateran steht und der an der Porta del Popolo sind hlher, aber mir kommen die Hieroglyphen viel einfacher und besser gearbeitet vor. Auch ist es ein recht altes Monument, er ward dem Sesostris zu Ehren errichtet und nachher dem August gewidmet. Er stand im Marsfelde als Sonnenzeiger der großen Sonnen Uhr, und liegt jetzt in einem Hofe, zerbrochen, an einer Seite durch den Brand / beschodigt und auf rlmische Art besudelt. Daß ich jede Gelegenheit ergreife die besten Sachen wieder und wieder zu sehen, klnnen Sie leicht dencken. Je mehr man sie sieht, desto mehr wird man an ihnen gewahr und desto mehr mlchte man sie sehen. Und was machen denn Sie bester H‘. Collega? Sie sind fleißig, beschoftigt und tragen die Last des Staates. Unser gnodigster Herr ist wahrscheinlich wieder zurkck, ich hoffe er wird wohl und vergnkgt seyn. Er hat mir, auf eine gar edle Weise, meinen Urlaub verlongert. Ich binn kberzeugt daß auch Sie und meine andern H‘. Collegen diese

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Stunden und Tage glnnen die man nur einmal in seinem Leben genießen kann. Ich werde meinen Aufenthalt hier so zu nutzen suchen, daß ich mir und andern zur Freude bereichert zurkckkehre. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht eine neue Kenntniß erwerbe, oder irgend eine Fohigkeit / ausbilde. Behalten Sie mich im freundschaftlichen Andencken und seyn Sie versichert daß ich mich Ihrer oft zur guten Stunde erinnre, auch Sie nur gar zu oft an diesen und jenen Platz wknsche, damit Sie mancher schlnen Aussicht, manches unbeschreiblich reizenden Anblicks und wor’ es nur auf kurze Zeit genießen klnnten. Denn man hat gar keine Idee wie schln das Land ist, und wir sind den Landschaftsmahlern viel schuldig, daß sie uns ein Bild davon kber die Alpen schicken. Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den werthen Ihrigen und allen guten Freunden und gedencken

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Ew Hochwohlgebohrnen gehorsamsten Dieners und treuen Freundes Goethe

107. An Carl Ludwig von Knebel Frascati, 3. Oktober 1787. Mittwoch Fraskati d‘. 3 Oktbr. 1787. Dein Brief erfreute mich zu meiner Abreise von Rom, nun bin ich seit acht Tagen hier, in Gesellschaft des alten Kunstfreundes Reifenstein, der sehr viele Kenntniße hat und ein gefolliger, guter, muntrer Gesellschafter ist. Ich setze hier das Studium des Landschaft Zeichnens eifrig fort. Jetzt oder niemals werde ich kber gewiße Schwierigkeiten hinauskommen und mir wenigstens ein bequemeres 7 6guten 17 Diener|s| 26 Zeichner- ns

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BRIEF 108

Talent fkr die Zukunft erwerben, als ich bißher besaß, wo es mir mehr Verdruß als Freude machte. Das Studium der Kunst wird sehr ernsthaft getrieben, besonders da ich jetzt Zeit vor mir sehe. Nur dieß Land zu recognosciren braucht es ein Jahr, und erst seit ich von Neapel zurkck, bin, hab ich eine Art von Ruhe empfunden. Die heisen Monate hab ich der stillen Betrachtung, der Arbeit zu hause und dem Egmont gewidmet, der jetzt wohl bey Herdern angekommen seyn wird. Mich verlangt eure Meynung darkber zu hlren. / Die bildende Kunst wird so ernhaft als mlglich getrieben. Man kann mit ihr, wie mit den heiligsten Sachen spielen, wofkr ich mich denn sehr in Acht nehme. Kaum war die erste Begierde des Anschauens gesottigt, kaum hatte sich mein Geist aus der Kleinheit der Vorstellungs art die uns Ultramontanen mehr oder weniger anklebt, erhoben; so sah ich mich schnell nach den besten und sichersten Wegen um. Ich fand sie leicht und gehe nun Schritt vor Schritt darauf hin, langsam aber sicher, als wenn es mein Metier werden sollte und so, daß ich einen festen Grund habe, auf dem ich, selbst in der Entfernung von diesen Gegenden, zwar langsam, doch gewiß fortbauen kann. Glkcklicherweise hab ich auch eine Combination der Kunst mit meiner Vorstellungs Art der Natur gefunden und so werden mir beyde doppelt lieb. Die Botanick kbe ich auf Wegen und Stegen. Es mlchte wie eine Rodomondate klingen, wenn ich sagte, wie weit ich darin gekommen zu seyn glaube. Genug ich werde immer sich/rer daß die allgemeine Formel die ich gefunden habe, auf alle Pflanzen anwendbar ist. ich kann schon die eigensinnigsten Formen z. E. Passiflora, Arum, dadurch erkloren und mit einander in Parallel setzen. Zur vllligen Ausbildung dieser Idee brauchts doch noch Zeit. Dieses Land ist schon recht zu einem solchen Studio gemacht. Was ich in Norden nur vermuthete finde ich hier offenbar. Leider daß ich so ganz von allen Bkchern, die zu diesem Studio gehlren entfernt bin. Die Genera Plantar. und noch dazu eine alte Edition, sind der ganze Vorrath meines Robinson Crusoeischen Musei.

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Ich habe diesen Sommer eine Nelcke gefunden aus welcher 4 andre, vollkommne Nelcken herausgewachsen waren, und aus diesen wieder andre gewachsen woren, hotte die Vegetation Trieb genug gehabt. Es ist ein hlchst merckwkrdiges Phenomen und meine Hypothese wird dadurch zur Gewißheit. Das Phenomen ist ganz anders als es Hill beschreibt, der von solchen Pflanzen / ein Tracktotchen herausgegeben hat. Die Reise des d. Saussure auf den Mont blanc, die man mir aus der Schweitz zugeschickt hat, freut mich herzlich. Es ist immer schln wenn jemand einen Gipfel seiner Wknsche erreicht. Nur giebt michs wunder daß er es nicht eher gethan und sich die Palme des ersten Ersteigens hat rauben laßen. Als ich in Chamouni war, sagte ich voraus daß es mlglich sey und gab eine Art an, die von der welche sie gebraucht wenig unterschieden war. Grkße Batschen. Ich fkrchte der Heuraths Versuch wird mißlingen. Es ist freylich der schlnste den ein Naturkundiger machen kann, nur will er nicht immer gerathen. Lebe wohl und gebrauche des Meinigen. Empfiehl mich dem Herzoge, den Herzoginnen und guten Freunden. Und was du beytragen kannst daß mir die Zeit meiner Entfernung friedlich hinstreiche, daß mir mein Willkomm bey Euch freundlich werde das thue. Liebe mich. G

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108. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 23. Oktober 1787. Dienstag So sehr mein Gemkth auch gewohnt ist sich mit Ihnen zu unterhalten, so gewiß ich nichts Gutes genieße ohne Sie dessen theilhaftig zu wknschen, so verlegen bin ich jetzt doch gewissermassen wenn ich die Feder ansetze Ihnen zu schreiben. Kaum darf ich dencken daß in Ihrem bewegten Leben, Sie jetzt etwas interessiren klnnte, was ich aus dem Schooße der Ruhe schreiben dkrfte. Ich komme eben von Castell Gandolfo zurkck, wo ich ohngefohr drey Wochen der 3 wie6der 3 tTrieb 6 P|f|lanzen 18 Empfile-l hl 21 frieddfreundelich

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BRIEF 109

schlnen Jahrszeit in guter Gesellschaft genoßen. Die ganze herrliche Reihe von Hkgeln worauf Fraskati, Marino, Castello, Albano, Larici, Gensano, Nemi liegen ist vulkanisch; aber ihre alte Bewegung ist so in Ruhe kbergegangen, daß ihre Bewohner schon Jahrtausende sich eines friedlichen Sitzes erfreuen, und nur die neuere Naturlehre hat uns aufmercksam gemacht, auf die Gewalt die ehmals in diesen Gegenden tobte und jene / Hlhen hervorbrachte, die wir nun bebauen und genießen. Und wie auf ausgebrannten Vulkanen leben wir auch hier auf den Schlachtfeldern und Lagerplotzen der vorigen Zeit. An dem See von Nemi erinnerte mich ein sonderbarer Gegenstand an S i e an Ihre gegenwortige militarische Beschoftigungen, an Ihre entschiedne Leidenschaft. Wir hatten uns am Rande des Sees, eines alten Craters, unter schlnen Platanen gelagert, eine Quelle floß sparsam aus dem Felsen und nahe dabey lag ein alter, trockner, Hllzner Trog, aus einem Baumstamme ausgehlhlt. Ich sah die Gegend mit Augen des Zeichners an, und bemerckte nicht daß dieser Hllzerne Trog eine Seltenheit sey, da in Italien alle solche Wasserbeholter von Stein sind. –– Ein alter Mann der Frkchte gebracht hatte, sprach zu einigen der Gesellschafft und sagte: „Diesen Trog haben die Deutschen Anno 44 gemacht, als sie hier in Quartier lagen, es waren zwey Trlge, den andern hat die Zeit aufgerieben. Es / lag damals Cavallerie in Nemi und sie hllten diese Trlge aus um die Pferde bequem zu troncken.“ Gleich erinnerte ich mich was Sie mir einst von Ihrem Anteil, an der Schlacht bey Velletri schrieben, und frug den alten aus: wo die Deutschen gestanden? wo das Lager gewesen? pp er gab mir von allem Bericht. Das Haupt Lager war gerade kber uns, an der Seite des Monte Cavo. Eine klstliche Position, die auch ehmals Hannibal erwohlt hatte. Das Wetter verhinderte uns auf den Monte Cavo zu gehn und auch die Ubersicht der ganzen damaligen Expedition zu haben, denn man kbersieht von da die ganze Gegend. Fast hotte ich Ihnen einen Span aus dem Troge geschnitten und Ihnen so eine recht landsmonnisch militarische Reliquie geschickt. Wenn es mit meinem Zeichnen ein wenig besser vorworts geht; so will ich

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die Platanen mit der Quelle und dem Troge, der wohl noch eine Weile liegen wird, zeichnen und schicken, da ich doch nicht wohl hoffen darf / Ihnen aus der Quelle selbst sobald ein Glas zuzutrincken. Wohrend dieser Villegiatur habe ich viel Menschen auf einmal gesehen und kennen lernen, welche ich einzeln nicht wkrde aufgesucht haben, es ist auch fkr Gewinn zu rechnen eine Nation nach und nach mit Bequemlichkeit zu sehen, mit der man eigentlich nichts gemeines haben kann. Meine besten Wknsche begleiten Sie auf allen Wegen und Stegen. Wenn Sie einen Augenblick Zeit finden; so bitte ich mir wieder einmal zu sagen wie Sie leben, und mich durch ein Paar Worte Ihres Andenckens zu versichern. Nur zu sehr spkre ich in diesem fremden Lande daß ich olter bin. Alle Verholtniße knkpfen sich langsamer und loser, meine beste Zeit habe ich mit Ihnen mit den Ihrigen gelebt und dort ist auch mein Herz und Sinn, wenn sich gleich die Trkmmern einer Welt in die andre Wagschale legen. Der Mensch bedarf wenig, Liebe und Sicherheit seines Verholtnißes zu den einmal erwohlten und gegebnen kann er nicht entbehren. Leben Sie tausendmal wohl. Rom d‘. 23 Okbr. 87. Goethe

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109. An Christian Gottlob Voigt Rom, 23. Oktober 1787. Dienstag Rom d‘. 23 Oktbr. 87. Gewiß habe ich oft diesen Sommer kber nach Briefen von Ihnen verlangt und Nachricht gewknscht wie es in Ilmenau stehen mlchte, denn die Entfernung und die Scheidewand so mancher großer Gegenstonde kann doch mein Gemkth nicht hindern oft an den gewohnten, geliebten Plotzen zu seyn. Nun hat mich Ihr letzter Brief wieder auf einmal recht in die Mitte meiner Freunde Freuden und Geschoffte gesetzt, ich antworte spoter, denn diesen Monat habe ich auf dem Lande zugebracht, in vieler Gesellschaft, auf einem der 9 wWknsche 25 Gemu^th

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schlnsten Plotze des Erdbodens, auf dem Gebirge hinter Rom, wo alles zusammentrifft um es zum eigentlichen Lustort zu machen. Seit gestern bin ich in der Stadt und eile meine alten Schulden abzutragen. Zuflrderst kann ich Ihnen nicht genug ausdrucken wie sehr mich die Feyer meines Geburts/tags gerkhrt hat, wie sehr mir das kleine Gedicht willkommen war. Sie wkrzen eine thotige Freundschaft, jenen Eifer auch statt meiner zu arbeiten und zu sorgen, durch den Ausdruck jener zorteren Empfindungen, deren Versichrung uns schon soviel Freude macht wenn sie auch nicht durch That und Wkrckung begleitet ist. Da ich so manchen guten und frlhlichen Tag in unsern Geschoften mit Ihnen zugebracht habe; so hotte ich auch von Herzen gern die kbeln und sauren Stunden getheilt welche Sie zuletzt in Ilmenau haben durcharbeiten mkssen. Die beyden Vorfolle sowohl der niedergegangnen Tonne, als der aufquellenden Wasser waren vorgesehen und nicht ausser der Reihe des Erwarteten. Ich verlange recht sehr zu hlren wie Ihre guten und klugen Anstalten alles wieder ins alte Gleis werden gebracht haben. Ich kann nicht ausdrucken wie sehr ich mich wenn ich Ihre Briefe lese wieder auf unsre Gebirge wknsche. Die Zeit wird auch wiederkommen, / ich hoffe zu unsrer beyder Freude. Und nun noch einen Gedancken den ich H‘. G. Ass. R. Schmidt kommunicirt mit der Bitte darkber mit Ihnen zu sprechen. Ich wknschte daß zu den Ilmenauer Sachen einige junge Leute nachgezogen wkrden, auf die man in der Folge einen Theil des Geschofts legen klnnte. Es dkrften Zeiten kommen wo Sie und ich unsern Gedancken und unsrer Arbeitsamkeit eine andre Richtung zu geben hotten. Wir haben nun H‘. Riedel in der Cammer, einen andern jungen Mann in der Regierung dessen Nahmen ich mich nicht erinnre, ich kenne den einen wenig, den andern gar nicht, Sie klnnen beyde beurtheilen. Wore es nicht Sache einen |:vielleicht H‘. Riedel:| oder beyde auf irgend eine Weise an das Geschoft sowohl des Bergwercks als der Steuer zu knkpfen, daß wir hoffen klnnten wenigstens auf eine Zeit hinaus unsre Grundsatze befolgt und unsre Mkhe auch durch andre / in derselben Richtung fortgesetzt zu sehen.

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Es sollte dieses einer der ersten Vorschloge bey meiner Rkckkunft seyn, da ich aber longer aussenbleibe; so wird mirs Freude seyn die Einrichtung auch in meiner Abwesenheit gemacht zu wissen. Fahren Sie fort mit den Ihrigen meiner zu gedencken. Den Kranz hoffe ich in meinem Gartenhause noch zu finden, H‘ von Knebel schreibt mir daß er dort aufgehangen sey. Leben Sie recht wohl. Wir haben hier ausserordentlich schlne Tage zwey oder drey, dann wieder einige trkb, dann windig, dann stellt sich das schlne Wetter wieder ein. Wahrscheinlich befestigt sich die Jahrszeit daß wir eines frohen Novembers genießen klnnen. Mlge es Ihnen zu Hause wohl gehen, wenn es draussen regnet und schneiet. Erfreuen Sie mich von Zeit zu Zeit mit einem Briefe. Der Ihrige

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110. An Johann Christian Kestner Rom, 24. Oktober 1787. Mittwoch Rom d‘. 24 Oktbr 87. H‘. Rehberg trifft mich noch hier und kberbringt mir heute Euren Brief vom 18 May indeß ich schon einen andern von Wetzlar erhalten habe. Meine Mutter schreibt mir auch daß Ihr sie besucht habt und daß ihr Lotte sehr lieb geworden. Ich freue mich daß es Euch unter den Eurigen wohlgeht, in Wetzlar muß es ein recht Familienfest gewesen seyn. Ich bleibe noch den nochsten Winter in Italien und fkhle mich recht glkcklich daß mir dieses mlglich ist. Es soll mir lieb seyn wenn H‘. Rehberg zu uns paßt und ich ihm nktzlich seyn kann. Meine Wercke werden ihre Aufwartung gemacht haben, die kbrigen Bonde sollen folgen wie sie nach und nach herauskommen.

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Grkßt mir Lotten auf ’s herzlichste, auch Amalien. Einer eurer Kleinen hat sich wie ich hlre mit meiner Mutter gar gut vertragen. Mlge Euch alle dieser Brief gesund und zufrieden antreffen. Goethe

111. An Daniel Wilhelm Brunnquell Rom, 27. Oktober 1787. Samstag ÆAbschriftæ

Rom d 27 Oktbr. 87.

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Die Nachricht die Sie mir von dem Fortgange der Ihnen anvertrauten Geschofte geben, hat mir viel Vergnkgen gemacht. Sie irren nicht, wenn Sie von meinem fortdauernden Anteil kberzeugt sind, den ich an allem nehme was gutes und nktzliches in den Staaten unsers Fkrsten geschehen kann. Ich freue mich deßwegen sehr zu hlren daß die Chaussee nach Jena endlich vlllig fertig wird und hoffe sie dereinst mit Ihnen an einem schlnen Tage zu bereiten. Ich wknsche, daß Sie durch Ihre Verbindung mit Fr. Kuhn glkcklich werden und eine brave Frau glkcklich machen mlgen. Grkßen Sie H‘ Gkßfeld und gedenken meiner in guter Stunde. Goethe

112. An Jacob Friedrich von Fritsch Rom, Æ27.æ Oktober 1787. ÆSamstagæ Hochwohlgebohrner Freyherr insonders hochgeehrtester Herr Geheimderath, 20

Ew Exzel‘ erhalten aus Rom einen Brief von mir, zu einer Zeit wo ich schon lange kber die Alpen zurkck zu seyn und in dem alten ge9 unsreers 10 hlren, (Komma gestr.)

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wohnten Gleise meines Lebens fortzugehen hoffte, Sie empfangen einen spoteren Danck fkr Ihr gktiges Schreiben, begleitet mit der Bitte mir Ihre Gewogenheit fernerhin zu glnnen. Als ich aus Sicilien zurkckkam, ousserten mir unser gnodigster Herr solche Gesinnungen, die ich nicht anders als danckbar verehren konnte und es haben Hlchstdieselben nun / solche Anstalten gemacht, wodurch die kleine Lkcke, welche durch meine Abwesenheit fkhlbar werden konnte, fkr vlllig ausgefkllt geachtet werden kann. Ich hoffe deßwegen, auch mit Ew Exzel‘ Billigung, den nochsten Winter noch in Italien zuzubringen und denjenigen Unterricht der sich einem Fremden von allen Seiten anbietet ferner zu genießen. Es ist gewiß daß fkr jede Art des Nachdenckens und Studirens Rom, wenigstens auf eine Zeitlang, der Ort ist; und wenn man auch einen allgemein unterrichtenden Umgang, einen lebhafteren Curs der Litteratur vermissen mlchte; so wird man auf der andern Seite durch Kunst und Natur auf das reichlichste schadlos gehalten. Angenehm ist es dabey daß sich mehrere Fremde hier befinden die in verschiednen Richt/ungen nach demselben Ziele gehn. Antiquitoten, Geschichte, die Litteratur der verschiednen Kknste, Numismatick pp werden von einzelnen Personen mit Fleiß betrieben, in deren Umgang man, ohne es selbst zu bemercken, lernt und so wird Rom fkr einen der sich appliciren will eine wahre hohe Schule; dagegen es andern Fremden gar bald traurig und todt vorkommen muß, deßwegen auch die meisten schnell nach Neapel, dem Orte des Lebens und der Bewegung, eilen. Nach den beyden sehr, ja beynahe unertroglich, heißen Sommermonaten, eilte ich aufs Land und habe auf den Hkgeln von Fraskati, Castello, Albano schlne Tage des Septembers und Oktobers genoßen. Die alte Liebhaberey, Landschaften zu zeichnen, hat sich mit ihrer ganzen Lebhaftigkeit wieder eingestellt und ich bitte mir die Erlaubniß aus einige dieser / Gegenden, von meiner Hand schwach nachgeahmt, dereinst in Ew Exzell. Zimmer stiften zu dkrfen. Um den rlmischen Staat, ich muß es, wenn es Schande ist, zu meiner Schande gestehen, habe ich mich noch wenig bekkmmert. Es ist

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ein betrkbter Anblick um eine schlimme Administration, besonders wenn die Ubel so eingewurzelt, so mit der Staatsverfassung verwebt sind, daß auch eine Folge der besten Regenten und Minister, sie zu heben ohnmochtig woren. Indessen geht alles seinen Gang, der Papst bereichert seine Nipoten, richtet Obelisken auf und theilt Segen aus so viel man verlangt. Der Raum heißt mich schließen. Ich bitte mich der Frau Gemahlinn bestens zu empfehlen und Ihre Freundschaft, Ihre Gewogenheit zu erhalten Ew Exzel‘ Rom d‘. 28 Oktbr ganz gehorsamsten 1787. Diener Goethe

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BRIEF 113

Rom, Æ27.æ Oktober 1787. ÆSamstagæ

Rom d‘. 28 Oktbr. 87. Deinen lieben Brief hab ich bey meiner Rkckkehr vom Lande erhalten, ich bin wieder wohl und vergnkgt in Rom, wo ich Kaysern erwarte, der mit seiner Partitur unterwegs ist, du kannst dir dencken welch ein Fest das werden wird. Danck fkr deinen Zuruf, deinen Rath, ich bin auf dem Wege ihn zu nutzen. Wenn ich nicht sehr irre; so ist nochste Ostern meine Miethe herum. Gehe nur gerade zum Rath Helmershausen grkße ihn von mir und sage ihm: Im Fall |:wie ich mich zu erinnern glaubte:| Ostern 88 unsre Miethe umsey, wknschte ich die Prolongation derselben vor der Hand noch auf ein Jahr, biß ich wieder kome und die Sache weiter in Ord/nung setzen klnnte.

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Mich dknckt so ists auf mehr als eine Weise wohlgethan, hast du aber ein Bedencken dabey; so schreibe mir gleich wieder, denn es hat mit einer solchen Erklorung und Prolongation noch einige Zeit. Was deine kleine Schrift kber das weibliche Geschlecht betrifft; so mlchte ich dir fast rathen, sie grade zu drucken zu lassen, besonders wenn du unbekannt bleiben klnntest. Jene Ausarbeitung kbers Geld kann nicht reif genug werden, moralische Sachen aber lernt ein unbefangner recht gut aus dem Effeckt aufs Publikum erst recht kennen. / Ich lege einen Brief an Glschen offen bey und wiederhohle nichts was daraus zu ersehen ist; zeig ihn auch H‘. Leg. Rath Bertuch damit er erfahre was ihm zu wissen Noth ist. Laß die 6 Exemplare nur liegen ich habe keinem auswortigen Freunde eins gegeben. Wieviele mkßt ich da austheilen! Du sollst auch eine Iphigenie in Prosa haben, wenn sie dir Freude macht. Der Kknstler kann nur arbeiten, Beyfall loßt sich, wie Gegenliebe, wknschen nicht erzwingen. Schreibe dir den Brief an Glschen / ab oder zieh dir ihn wenigstens aus, daß du in der Suite bleibst und beholtst was mit ihm verhandelt wird. Es ist nicht just mit ihm, wie mit alle dem Volcke. Wenn du den 8 ten Punckt berichtigt hast; so schreibe mir auf welche Weise es geschehen ist. Deine Vorschloge die du mir schreibst sind gut. Egmont wird nun angelangt seyn, er ist an H‘. Herdern abgegangen. Der Rest des 5 ten Bandes mit der Kupfer Platte soll durch deine Honde gehen und du lieferst ihn nicht als gegen baare Bezahlung aus. Der Contrackt besagts und man muß keine Complimente machen. Lebe wohl. Gedencke mein, schreibe mir manchmal wenn auch nicht eben Geschoftssachen. Ich bin wohl, vergnkgt und lerne daß es eine Lust ist. G.

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114. An Georg Joachim G]schen ÆRom, 27. Oktober 1787. Samstagæ

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Ich kann nicht sagen daß der Anblick der drey Exemplare meiner Schriften, welche zur rechten Zeit in Rom anlangten, mir großes Vergnkgen verursacht hotte. Das Papier scheint eher gutes Druckpapier als Schreibpapier, das Format schwindet beym Beschneiden gar sehr zusammen, die Lettern scheinen stumpf, die Farbe ist wie das Papier ungleich, so daß diese Bonde eher einer ephemeren Zeitschrift als einem Buche ohnlich sehen, das doch einige Zeit Dauren sollte. Von ohngefohr war ein Exemplar der Himburgischen Ausgabe hier, welches gegen jene einem Dedikations Exemplar ohnlich sah. Dieß ist nun aber geschehen und nicht zu redreßiren. Auch finde ich in einigen Stkcken, die ich durchlaufen, Druckfehler und Auslassungen, kann aber nicht entscheiden, ob es am Manuscripte oder am Correcktor liege. Egmont ist schon in Deutschland, vielleicht schon in Ihren Honden. Claudine und Erwin sollen bald folgen. Den sechsten Band kann / auch versprechen, melden Sie mir nur den letzten Termin wenn Sie das Manuscript haben mkssen um auf Ostern mit dem Druck fertig zu seyn. Sie haben nach dem Contrackte das Recht zugleich mit dieser Ausgabe eine beßere auf Hollondisch Papier zu machen; Sie schreiben mir daß Sie nun die 4 ersten Bonde noch einmal setzen lassen und nach und nach mehrere Exemplare wollen abdrucken lassen. Ich sehe dieses als jene Bedungne Ausgabe an und erwarte die stipulirten Exemplare. Zugleich auch die Zahl der kberhaupt abgedruckten und abzudruckenden Exemplare. Ich gedencke Sie, da hierkber nichts bedungen ist nicht einzuschroncken, es ist dagegen aber auch billig daß diese Auflage sich nicht ins Unbestimmte erweitre. Was kber die acht Bonde noch ausgearbeitet werden klnnte wollen wir vorerst noch auf sich beruhen lassen. Ist unser erstes Pensum absolvirt; so loßt sich eher etwas darkber / dencken und bestimmen.

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Was die von meinem Freunde komponirte Oper betrift, so kommt mirs nicht darauf an sie in die vier letzten Bonde mit aufzunehmen, obgleich das Publikum kein Recht darauf hat, es auch wohl so genau nicht nehmen mlchte, da ich anderthalb Jahre Arbeit mehr liefre als ich versprochen habe. Die Endigung, Umonderung und Ausarbeitung der Stkcke, die ich nur versprach wie sie da lagen, hat mich unschotzbare Augenblicke gekostet, und ich kann Sie aufrichtig versichern, wenn ich auf den Gewinnst gesehen und meine Schriften nach der Anzeige hingegeben hotte; so klnnte ich jetzt bequem vier andre Bonde fertig haben, so mancherley ist angefangen, das sich mir zum Fertigmachen gleichsam aufdringt. Wegen Ausgabe der Partitur dancke ich fkr Ihre Bereitwilligkeit. Ich werde die Sache mit dem Componisten durchsprechen, den ich in wenig Tagen hier zu sehen hoffe. / Er wird mir das nun vollendete Stkck vorspielen und unsre Absicht ist sogleich an eine grlßre Arbeit zu gehen. Mad. Angelicka hat mich mit einer gar schlnen Zeichnung zum fknften Bande begknstigt. H‘. Lips hat sie auch bereits gestochen und schon im Probedruck verdient seine Arbeit allen Beyfall. Sobald er fertig ist werde ich ihn befriedigen und meine Auslage anzeigen. Die Platte soll mit Claudinen ankommen. Der Mad. Angelika darf ich kein Geld anbieten, dagegen wknschte ich durch Bkcher unsre Erkonntlichkeit zu zeigen und eine gute Einleitung fkr die Zukunft zu machen. Schicken Sie deßwegen auf das Baldigste Wielands poetische Schriften die kleine neue Ausgabe. Herders zerstreute Blotter. 3 Bonde desselben Volckslieder 2 Bonde. Vossens kleine Gedichte. Hlltys Gedichte. Vossens Odyssee.

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Abb. 16: Frontispiz und Titelvignette in „Goethes Schriften“, Band 5 (1788) Johann Heinrich Lips, Kupferstich Æ„Klcrchen kniet vor Egmont“æ, nach Angelika Kauffmann Christian Gottlieb Geyser, Kupferstich Æ„Egmonts Traumerscheinung im Gefcngnis“æ, nach Adam Friedrich Oeser

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somtlich in englischen Band gebunden, wo mlglich alles Schreibpapier, wohl / gepackt, unter der bekannten Adreße an H‘. Tischbein nach Rom. Die Zeichnung aus der Iphigenie, welche die trefliche Kknstlerinn fkr mich gefertigt, liegt mir so nah am Herzen, daß ich mich nicht entschließen kann, sie aus Honden zu geben. Bringe ich sie dereinst nach Deutschland, so bin ich vielleicht nicht abgeneigt, sie einem bekannten sorgfoltigen Kknstler anzuvertrauen. Nach einem Briefe des C. Calc. Seidel hat es einige Irrung gegeben, wegen eines Schreibefehlers im Duplikate des Contrackts, auch haben Sie Sich mit ihm wegen Ablieferung der Exemplare anders als der Contrackt besagt abgefunden. Ich billige alles was von ihm geschehen ist und genehmige eine Abonderung und Erklorung des 8 ten Artikels nach Lage der Umstonde, welche Sie mit ihm zu koncertiren die Gkte haben werden. / Richten Sie es doch, bey dem neuen Abdruck der vier ersten Bonde, so ein, daß die Liste der Pronumeranten vor den vierten Band kommt und laßen die Exkommunication des Nachdruckers weg, die mir vor der Zueignung sehr unerwartet aufgefallen ist. Ubrigens nehme ich an allem was Sie betrift einen aufrichtigen Anteil und wknsche daß die Feindseligkeiten der Nachdrucker Ihnen keinen empfindlichen Schaden zufkgen mlgen. Ich schließe diesen Brief, offen an den C. Calc. Seidel ein, damit er von dem unterrichtet sey was zwischen uns vorgeht, auch diese Blotter H‘. Leg. R. Bertuch vorlege. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Goethe.

1-2 #wo mlglich alles Schreibpapier,# (mit # angebunden)

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Abb. 17: Goethe an Friedrich Justin Bertuch, Æ27.æ Oktober 1787 (Nr 115)

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115. An Friedrich Justin Bertuch Rom, Æ27.æ Oktober 1787. ÆSamstagæ Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr, Einen Brief von Ew Wohlgeb‘ in Rom zu erhalten hat mir viel Freude gemacht, das Andencken meiner alten Freunde begleitet mich immer und es schmerzt mich oft daß ich das Gute, das ich hier im Ubermaaß genieße, nicht mit ihnen theilen kann. Ich dancke fkr den fortdauernden Anteil den Sie an der Ausgabe meiner Schriften nehmen. Ich habe eine Antwort an Glschen offen an Seideln beygelegt, der selbige auch Ew Wohlgeb‘ kommuniciren wird; auf diese Weise darf ich nicht wiederholen was dort ausfkhrlich und im Zusammenhange gesagt werden mußte. / Auf die Ankunft von Kaysern freue ich mich auserordentlich. Wir wollen sogleich eine grlßere komische Oper fkr Deutschland anfangen und vielleicht einen Versuch machen, fkr das Italionische Theater zu arbeiten. Wenigstens sollen gleich Italionische Worte unter die vornehmsten Stkcke seiner jetzigen Partitur gelegt und solche auf diese Weise in Conzerten hier aufgefkhrt werden. Man wird sehen was sie fkr Effeckt machen, und wenn sie hier aushalten ist mir weiter nicht bange. Ich bin kbrigens auf so mancherley Weise fleisig, daß mir wkrcklich manchmal der Kopf schwindelt. Dieses Jahr ist mir wie ein Traum vorkbergegangen und wenn ich nicht an manchem sohe daß ich zugenommen habe, so wkrde ich mich / kaum kberreden klnnen so ein schln Stkck Zeit verlebt zu haben. Unser gnodigster Herr, als dessen friedlichen Antipoden ich mich nunmehr ansehen kann, ist gewiß gegenwortig glkcklich seine Wknsche erfkllt zu sehen. Mlge ihn ein gknstiges Schicksal auf allen seinen Wegen begleiten.

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BRIEFE 116/117

Sie schreiben mir nicht wie Ihre Unternehmungen fortgehen. Die Litteratur Zeitung das Modejournal? Ich habe einige Zeichnungen, die in letzteres dienen klnnen, vor einiger Zeit an H‘. Rath Krauße geschickt, den ich vielmals zu grkßen bitte. Leben Sie recht wohl empfehlen Sie mich den Ihrigen und allen Freunden. Ew Wohlgeb‘ Rom d‘. 28. Oktbr 1787.

ergebenster Dr. Goethe

116. An Karl August von Hardenberg Rom, 3. November 1787. Samstag ÆDruckæ

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Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders hochgeehrtester Herr Geheimderath, Ew Exzell. erlauben einem alten Bekannten daß er aus der Ferne sein Andencken erneure, besonders, da ihn dazu eine Gelegenheit gleichsam auffordert. H. Arends ein junger Mann, welcher Ihnen schon bekannt ist, holt sich seit einiger Zeit in Rom auf und eben da ihn seine Umstonde nltigen diesen Ort zu verlaßen, fkhlt er nur einen desto storckeren Beruf zu bleiben und hofft daß Ew Exzell. nach denen ihm ehmals bezeigten Gesinnungen geneigt seyn klnnten, ihn noch auf eine Zeit zu unterstktzen. Da er zugleich einen Glauben hat, daß ein Zeugniß von meiner Hand ihm vortheilhaft seyn dkrfte; so kann ich es nicht versagen, ob ich gleich kberzeugt bin daß Sie ihn selbst gknstig beurtheilen werden. Ich kann aufrichtig versichern: daß ich ihn als einen solchen Kknstler kenne, der vorbereitet genug ist Rom zu schotzen und zu nutzen, ich bin Zeuge wie wohl er seine Zeit anwendet, wie genau er sich durch wiederhohltes Beschauen und sorgsames Nachmeßen zu unterrichten sucht, und ich wknsche ihm auf alle Weise, daß er sich im

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Stande sehen mlge seinen Aufenthalt zu verlongern. Besonders da ich an mir selbst weiß: wie schwer es follt sich von einem Orte loßzureissen, wo man allein fkr Kunst leben und die grkndlichsten Betrachtungen zu machen im Stande ist. Sind Ew Exzell. geneigt H. Arends zu unterstktzen; so wird ein wohldenckender junger Mann Ihnen die Ausbildung seines Talentes Zeitlebens zu dancken haben, indem Sie ihm eben in einem Augenblicke zu Hklfe kommen, der nie wieder fkr ihn erscheinen kann. Ew Exzell. mir genug bekannte Gesinnungen bkrgen mir fkr die Vergebung der Freyheit, mit welcher ich die Wknsche eines braven Kknstlers empfehle. Darf ich zugleich bitten der Frau Gemahlinn und meinen kbrigen Braunschweigischen Glnnern und Freunden mein Andencken ehrfurchtsvoll zu erneuern und Sich selbst der lebenslanglichen Hochachtung zu kberzeugen desjenigen der sich unterschreibt Ew Exzell. Rom ganz gehorsamster Diener d. 3 Nov 1787. JWvGoethe.

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117. An Philipp Seidel ÆRom, zwischen 27. Oktober und 10. November 1787. Samstag und Samstagæ ÆAugust Krech an Goethe vom 17. September 1787æ Weimar den 17ten September 1787 Gnadigster Herr Geheimderath. Ew. Excell‘. auf dero Reisen durch jrgend unangenehmes Bitten zu stlren, war die Ursache warum ich meine Briefe immer liegen ließ, bis endlich wkrcklich die Gefahr sich mir mehr zu nohern scheint. Ew. Excellenz werden Sich noch gnodigst zu erinnern wißen: daß Sie mir vor dero Abreise nach dem Carlsbade, den Befehl gaben mich zu den dasiegen Cammerdiener Berstein in Illmenau wenden solte, um daselbst nohere Nachricht von Dero gefasten Meinung in Ansehung meiner chirurgischen Studia zu erhalten; auch Æ æ derselbe belehrte mich aller derer Vorteile die Ihm in Berlin bekant woren, rieht mir einige Wo-

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chen vor seiner Abreise von Illmenau auch nach Weimar zu wenden benebst einen Brief an Ew Excel‘. in der Meinung daß Dieselben den 3ten Septeber 17.86 in Weimar eintreffen wkrden. Wochen, Monate und ein halbes Jar vergieng wahrenden Hoffen auf Ew. Excell‘. H‘ Berstein wolte zu Ostern wegen mir beim Durch‘. Herzog nachsuchen, wuste aber nicht ob Sr: Durchl‘. davon berichtet woren, bis er endlich im Maj dieses Jahres von Herr Registerator Seger, erfuhr daß die ganze Sache Akten kundig sei; darauf wendete sich H‘ Bernstein an Sr. Herz‘ Durch‘. mit der Vorstellung des von Ew Excell‘ wegen mir gemachten Planes, S. Herz‘ Durch‘ wkrden denselben an H‘ Assistenz Rath Schmidt, welcher auserte daß es Ihm unmoglich wore in der Sache nur etwas zu thun. Herr Berstein schrieb aber doch an H‘ General. Girurgus Dorten nach Berlin, um mir wegen Erleichterung derer Kosten, eine Stelle als Feldscheerer im dortigen Lazareth auszumachen wo ich mich von den Monatlichen Tractement erhalten solte, und nichts kbrig blieb als daß das Honorarium vor die Vorlesungen bezahlt wkrde; H‘ General Girurgus, Dorten war es unmoglich weil alle Stellen schon besezt waren, und rieht dabei mich vor der Zeit auf eine Barbier Stube in Berlin zu thun, um in den kleinen Verbindungen roudine zu erlangen, und sobald eine Stelle offen sei ich sogleich einrucken wkrde, nach H‘ Bersteins Meinung und Sage war es auf einer Barbierstube in Berlin so theuer, schrieb also an einige Barbierer in der Nohe wo ich so lange warten solte bis Ew Excel von dero Reisen retourr niren wkrden, einer dieser Barbierer schlug es aus der andere genehmigte es mit Forderung von 25 rh. als Honorarium und wochentlich 1 rh 12 g‘. vor Kost und Wohnung, diesen ganzen Verlauf meldete He‘ Berstein Sr Durch‘ und bat, um Erklorung desselben, Dieselben aber resolvirten vor der Hand keine Notiz des Æ æ vor mir zu nehmen./ Deswegen ersuche Ich Ew Excell‘. untertonigst sich vor mich beim Durch‘ Herzog zu verwenden (den ohne dero gnadige Vorsprache wkrde ich auch in meinen beßren Zeiten ununterstkzt geblieben sein) weil es mir nicht longer mlglich mich allhier bei meiner Mutter aufzuhalten, mein weniges Votterliches Erbtheil ist teils vor Kost allhier teils vor Unterhaltung in Jena aufgegangen, und ich nun zum wkrcklich Armen geworden bin, keine Aussicht in die Zukunft ohne Ew Excellenz in Contition als Barbierer zu gehen, ist vielen Grknden halber nicht mlglig, die E. Excell‘ bei Lesung meines Schreibens nur aufhalten wkrden. Solte es Ew. Excel‘. nicht gefollig oder mlglich sein Sich vor mich bei Sr. hrz‘. Durchl‘. zu verwenden, so bitte ich untertanigst die mir von Ew Excel‘. in Dero Garten (in Æ æ blieben 12 Luisdor, da ich um fernere Unterstkzung bat, und dieselben beschieden, so bald das Geld vorkckkom mir es geschenckt sein solte) geschenckten 12 Luisdor auf Dero gnadigen Befehl an den Registerator Seger, gnadigst verabfolgen zu lassen. Freilich wknscht ich um glkcklicher zu sein, noch ein Jahr in Berlin zu sein, jnsoferne es Ew. Excell‘ dieses nicht genehmichen, so bitte nochmahl zu befehlen, daß mir ewohnte 12 Luidor H‘ Registerator Seger, welcher noch vorjezo nicht zur Casse, aus zu zahlen, Ich werde denn in einen andern Weltteile meine Tage zubringen, wo es Niemand bewust daß ich ehemahl glkcklicher, und E. Ex mich bis in 16 Jahr unterstkzet.

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In der Hoffnung daß Ew. Excel‘ mein untertaniges Bitten genehmigen empfele ich mich mit den heisesten Wunsche daß dieselben bei dem besten hohen Wohlsein zurkck kommen mlgen ferner dero hohe Gnade Ew. Excell‘ untertanigster

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A. Krech

Ich schicke dir hier Krechs Brief zurkck, nicht daß der dumme Junge das Geld haben soll, sondern daß du dich erkundigst wie es mit den 12 Ld‘. steht. Sie sind mit einem Briefe des Hofrath Richter an mich zurkckgekommen, der Brief muß in der Registrande eingetragen seyn und die zwllf Ldr glaube ich an Rath Gltzen geschickt, oder Seegern gegeben zu haben. Mlglich ists daß sie bey Rath Gltzen liegen weil sie einmal in Ausgabe verschrieben waren, ohne wieder in Einnahme genommen zu seyn. Vielleicht sagt die Resolution auf dem Brief etwas. Bey so tausend / Dingen die mir durch den Kopf gingen weiß ich michs nicht genau zu erinnern, soviel aber weiß ich daß ich mir toglich alles eingegangene und besonders fremdes Geld vom Halse zu schaffen suchte. Erkundige dich darum, doch ohne dieß Blat vorzuweisen. G.

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118. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel Rom, 10. November 1787. Samstag

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Rom d. 10. Nov. 87. Ich laße dich durch den abgehenden Filippo Collina bestens grkßen; sobald er in Weimar ankommt, soll Philipp Seidel dir ihn vorstellen. Du wirst ihn bald beurtheilen, daß er ein unschodlicher, brauchbarer Mensch ist. Er wird dir, da du die Herzoginn auf der Reise zu beglei-

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ten hast, alle Last des Einrichtens und Marcktens pp abnehmen, welche wkrcklich in Italien unertroglich ist; Wenn man nicht einen Italioner an die Italioner hetzt; so kommt man nicht fort. Sorge fkr diesen Menschen in Deutschland, er wird euch dagegen durch ein fremdes Land fkhren und tausendfachen Verdruß ersparen. Er wird bescheiden seyn, wie ich ihn immer gekannt habe und keines Vertrauens mißbrauchen. Lebe wohl. Wer weiß wo wir uns sehen und treffen. Du findest aber wo es auch sey deinen unveronderten Freund. G.

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Rom, 10. November 1787. Samstag Rom d‘. 10 Nov. 87.

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Ein Italioner Nahmens Philipp Collina, der fkr den Dienst der Herzoginn Mutter bestimmt ist, wird in Zeit von 3 Wochen nach diesem Briefe, vielleicht frkher bey dir eintreffen. Mache ihm in meinem Hause etwa oben in Fritzens Stube ein Quartier zurecht logire, speise und leite ihn, biß er seine Einrichtung machen kann, wozu du ihm nach deinen Kenntnißen und deinem guten Willen behklflich seyn wirst. Es ist ein verstondiger und soviel ich ihn nach einer johrigen Erfahrung beurtheile wohldenckender Mensch, behandle ihn als einen solchen und mache ihm zuflrderst die Nahmen und den Stand der Personen bekannt denen er in gewißem Sinne untergeben ist. Fkhre ihn zuerst zu H‘. von Einsiedel und frage wann er der Herzoginn aufwarten kann, bringe ihn zur Froulein und sorge daß er der Herzoginn vorgestellt wird, sodann zu Herrn Rath Ludekus, allen diesen Personen hab ich geschrieben, er braucht sich nur auf meine Briefe beziehen. Besonders fkhre ihn bald zu Herrn Gen. S. Herder /

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Er spricht nur Italionisch und du kannst ihm allenfalls zum Dollmetscher dienen. Wenn Kaysers Bruder nach Weimar kommt; so fkhre ihn zum H‘. General Super. Herder. ich habe diesem von dem jungen Manne geschrieben. Die verlangten Quittungen schick ich mit nochster Post. Alle Briefe die an mich kommen, sind voll Klagen und Trauer kber die Veronderungen die sich bey uns zugetragen haben. Kranzen hab ich eine Schachtel mitgegeben, die er nicht einmal den Verstand gehabt hat auf eine fahrende Post zu geben da er nicht nach Hause ging. Es ist nichts von Werth drin, aber Samen und Spoße fkr die Kinder, die mich doch verdrießen wenn sie verlohren gehn. Kaysers Gegenwart macht mir viel Vergnkgen. Empfiel mich H‘. Geh. R. Schnaus, gratulire ihm zu seinem Geburtstage und dancke ihm / daß er an demselben mir einen Brief schreiben wollen. Ich antworte bald. Lebe wohl. nochstens mehr. . du kannst auch dem Itolianer einige andre Personen bezeichnen, wo du es artig und schicklich fondest daß ich sie grkßen liese. Fkhre ihn zur Frau v. Stein. Er bringt auch etwas fkr die Kinder und fkr die Herzoginn von Gotha das besorge alles. Noch eins da mir daran gelegen ist zu wissen wieviel eine solche Reise kostet; so hab ich ihm gesagt er solle alles notiren. laß es dir zuletzt geben und schicke mir einen Auszug wie du es nltig findest Auch die Zeit wie lang so eine Reise dauert und was er von Orten notirt hat. G Voigts Bkchelchen klnnen mit der fahrenden Post kommen. und sollen mir recht lieb seyn.

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Uberbringer ist Philipp Collina. Mein Brief vom 10 Nov. hat dir schon gesagt, wie du ihn zu empfangen und zu leiten hast, das ubrige kberlaß ich dir. Lebe woh. Rom d‘ 12 Nov. 87 G.

121. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 17. November 1787. Samstag Rom d‘. 17 Nov. 87.

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Ihr werther Brief von Eisenach versichert mich Ihres Wohls und loßt mich sehen daß Sie Ihre neue Laufbahn mit Muth und Freudigkeit antreten. Mlge ein gknstiges Schicksal Ihr Unternehmen fkr Sie und die Ihrigen zum Besten kehren und alle Besorgnisse nach und nach aufllsen und zerstreuen, die sich kber Ihr Beginnen in den Herzen so vieler gesammelt und festgesetzt haben. Mein Schicksal ist mit dem Ihrigen so genau verwandt, daß ich nichts fkr Sie wknschen kann, das ich mir nicht selbst wknsche. Sie erlauben mir, ja Sie fordern mich auf Ihnen lfter zu schreiben, ich will es mit Freuden thun, wenn mir verglnnt ist auf das Papier zu settzen was der Tag und die Stunde giebt, das denn nicht immer das bedeutendste seyn mlchte; Der großen Resultate sind so wenig und jelonger man Gegenstonde betrachtet desto weniger getraut man sich etwas / allgemeines darkber zu sagen. Man mlchte lieber die Sache selbst mit allen ihren Theilen ausdrucken oder gar schweigen. Ich muß immer heimlich lachen wenn ich Fremde sehe, die beym ersten Anblick eines großen Monumentes sich den b e s o n d e r n E f f e c k t notiren, den es auf sie macht. Und doch wer thuts nicht? und wie viele begnkgen sich nicht damit? 1 Brief ist vom 10 bBesten 17 se|t|tzen 22 fFremde

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Sie haben indeß zwey Briefe von mir erhalten einen von Fraskati, den andern |:glaub ich:| von Castell Gandolfo wenigstens enthielt er die Nachricht von einer militarischen Reliquie der dortigen Gegend. Egmont ist nun in Weimar. Ich habe große Freude an der Art wie ihn die Freunde aufgenommen haben. Auch Ihnen und Ihresgleichen darf er sich hoffe ich prosentiren, denn ich mlchte nun nichts mehr schreiben, was nicht Menschen die ein großes und bewegtes Leben fkhren und gefkhrt haben, nicht auch lesen dkrften und mlchten. / Kayser aus Zkrch ist hier und hat die Partitur unsrer Oper mitgebracht, ich habe viel Genuß an ihm und seiner Arbeit. Durch ihn genieße ich auch erst die hiesige Musick, weil sich doch nichts in der Welt ohne wahre, innre Kenntniß recht genießt. Von meinem kbrigen Wesen und Treiben das nochstemal. Und nun ein Wort von Ihrer Frau Mutter Reise, die mir schwer auf dem Herzen liegt. Sie wollte noch dieses Jahr hierher und es war ein sehr kkhnes, ja ein verwegnes Unternehmen, mit denen mir bezeichneten Personen, mit einer ganz bonhomischen, ununterrichteten, sogut als mit dem Lande unbekannten Carawane einen Zug durch diese Gegenden anzutreten. Ich habe ihr pflichtmoßig und geheimderothlich die Grknde vorgelegt warum die Reise noch ein Jahr aufzuschieben sey. Glkcklicherweise kamen einige Umstonde dazu, die sie determinirten noch zu bleiben und zu warten. / Ich bin nun kber ein Jahr im Lande und weiß was Vornehme Reisende hier erwartet und wie schwer es fkr Fremde ist Genuß, Menage und Anstand nur einigermassen zu verbinden. Vielleicht ist es in diesem Lande schwerer, als in andern, doch ist es wieder leicht und sehr bequem wenn mans weiß, nur weil niemand Vortheil davon hat den fremden zu unterrichten, vielmehr von Unwissenheit und Ungeschick zu profitiren ist; so gehts aus einem ins andere. Genug das allgemeine Reise Schicksal wird hier besonders fkhlbar. Vor einigen Tagen habe ich einen Italianer nach Weimar geschickt, einen sehr guten Menschen wenn er gut genutzt wird, eine Art von Maitre Jacques, der das mechanische der Reise zu besorgen, alle Hondel mit den Postmeistern Wirthen pp abzuthun hat, das ist schon sehr viel, weil die Seccatur

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und Prellerey in Italien unendlich ist; man muß nothwendig einen Italioner an die Italioner hetzen, um mit ihnen fertig zu werden. Nun ist es aber leider noch um das moralische und politische, um Kunst und Natur Genuß zu thun wo ich wohl rathen kann und kann sagen: da und da liegts, weil es aber auf die Leitung eines / jeden einzelnen Tages ankommt und auf ein Zusammenhalten der ganzen Zeit und Absicht; so ist da vieles dem Glkck und dem Zufall kberlaßen was bedacht und gefkhrt werden sollte. Eine Sache die im ganzen Leben schwer ist und auf Reisen am schwersten von Großen und Vornehmen ausgekbt werden kann ist nach meinem Bedkncken: die Dienstleistungen und Dienstanerbietungen mehrerer Menschen die man nicht genau kennt und die sich immer zudrongen anzunehmen oder abzulehnen und einen jeden nach seiner Art zu brauchen, ohne sich zu kompromittiren, oder zu secciren. Einzeln kommt jeder eher durch, eine große Gesellschafft leidet gewiß drunter. Fkr Rom und Neapel wore so ziemlich gesorgt, in Florenz soll es auch nicht fehlen und man muß denn auch etwas dem Glkck kberlassen. Dann ist noch ein Haupt bedencken bey der Reise: daß sie im rechten Zeitmaße geschehe und die Reisenden auch geziemend wiederkehren. / Um einen Leibarzt habe ich sehr gebeten, er ist aber abgeschlagen worden, ich habe auf einen Chirurgus kapitulirt, der nun leider erst gesucht wird. Keine Dame kenne ich die ich vorschlagen mlchte, kann also auch dazu nichts sagen; die Caravanne wird auch dadurch noch grlßer und schwerer zu bewegen. Ich will thun und vorbereiten was mlglich ist, wenn nur Einsiedel ein wenig thotiger und gewandter wore! Auch hlre ich daß er gar nicht wissen soll wie er mit dieser Reise dran ist. Ich glaube es wohl. Und nun noch ein politisch Wort, ob ich gleich nur das allgemeinste der Welthondel sehen kann. Ich lese fleisig die Zeitungen und da neuerdings sich alles bald aufdeckt und entwickelt, so vieles lffentlich verhandelt wird, was sonst verborgen tracktirt wurde; so kann man mit einer freyen Vorstellungs Art die Lage der Sache ziemlich kbersehen. / Mir scheint es fkr Freund und Feind bedencklich daß Franckreich so weit herunter ist. Wenn auf der einen Seite die Preusisch-Englisch-

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Oranischen Absichten leichter auszufkhren sind; so haben auf der andern Seite Catharina und Joseph auch freyes Spiel und klnnen sich vielleicht in einem Augenblicke skd und ostworts ein ungeheures Ubergewicht verschaffen, indem der Nord und West |:wozu ich Franckreich mitrechne:| mit einander nicht einig sind. Aus diesen Gegenden kann ich sagen: daß man sich im Stillen und Einzelnen fkr Rußland und dem Kayser fkrchtet und glaubt daß unter keiner Bedingung der Kayser jene große Aus- und Absichten Catharinens auf Constantinopel pp begknstigen klnne wenn nicht auch einem Nachgebohrnen seines Hauses der besitz von Italien versichert sey. Soviel ist gewiß daß der Kirchenstaat und beyde Sicilien ohne Schwerdtstreich wie Holland wegzunehmen woren. / Man legte sich mit ein Paar Linienschiffen in den Golf von Neapel und bote sich zwey Thore von Rom aus; so wore die Sache gethan. Aus verschiednen Bewegungen glaube ich daß der popstliche und neapolitanische Hof auf einer solchen Spur sind, obgleich das allgemeine Publikum sich nichts davon troumen loßt. Das Volck ist mißvergnkgt die Geistlichkeit besonders die Mlnche sind kayserlich gesinnt. Noch gestern sagte ein 70 johriger Mlnch: wenn ich nur noch in meinen alten Tagen erleben sollte daß der Kayser kome und uns alle aus den Kllstern jagte, selbst die Religion wkrde dabey gewinnen. Wenn die Russischen Schiffe ins Mittellondische und Adriatische Meer kommen wird man bald mehr sehn. Verbrennen Sie doch ja meine Briefe gleich daß sie von niemanden gesehen werden, ich kann in dieser Hoffnung desto freyer schreiben. Leben Sie tausendmal wohl! Und wenn Ihr neuster Schritt manche Mißvergnkgte gemacht hat, wenn Sie im Dienste manchem streng aufdrkcken mkssen, wenn Sie in einem halb feindlichen Lande nicht immer Zufriedne vor Sich sehen; so genießen Sie wenigstens des Gedanckens: daß Sie Einen Menschen, der Ihnen nah angehlrt, durch Ihre Liebe, Gkte und Nachsicht ganz glkcklich machen. G.

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122. An Johann August Ludecus Rom, 17. November 1787. Samstag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Steuerrath,

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Nachdem ich so oft aus Uberzeugung Ihren Hof Etat zu vermindern gewknscht habe; so bin ich jetzt in dem Fall ihn nach Pflicht und Gewissen zu vermehren. In einiger Zeit wird ein Italioner bey Ihnen eintreffen, der auf der beschloßnen Reise Ihro Durch‘ die Herzoginn begleiten soll. Ohne einen solchen Mann war eine solche Reise den grlßten Unbequemlichkeiten ausgesetzt und ich kann wohl behaupten: daß er an dem Theile der Ausgabe der durch seine Honde geht ein Drittel im Ganzen, ja in einzelnen Follen das doppelte und dreyfache ersparen wird. Ich wknsche von meiner Seite alles zu / thun was eine kostbare und beschwerliche Reise Ihro Durch‘ recht zweckmoßig nktzlich und angenehm machen klnnte. Ich empfehle auch Ihnen daher dieses auserlesne Werckzeug Filippo Collina aufs beste. Schon ein Jahr kenne ich ihn und vermisse ihn jetzt ungern. Es wore mir kber und wider alle Erwartung wenn ihn die Luft kber den Alpen verondern sollte. Ich habe mit ihm, wegen Differenz des Geldes und der Lebensart keinen Contrackt machen klnnen, er geht auf mein Wort, in vllliger Uberzeugung sich dem Dienste einer großmkthigen Furstinn zu wiedmen. Sie befinden Sich wohl, wie ich Hlre und / hoffe, obgleich nicht ohne Bekkmmerniß kber die neusten Veronderungen und Ereigniße unsers Staats. Mlge ein gut Geschick alles Gefkrchtete zum Besten kehren. Leben Sie recht wohl. Ich bin wohl und vergnkgt, jedoch nicht ohne Sehnsucht und Antheil. Oft, ja immer sind meine Gedancken nach Hause gerichtet, ich verspreche mir bey meiner Widerkehr ei-

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nen freundlichen Empfang von vielen, wenn ich mir nur auch einen freundlichen versprechen klnnte H‘. Assessor Kirms viele Empfehlungen, ich weiß daß ich bey ihm auch im Guten Andencken stehe. Ew Wohlgeb‘ Rom d‘. 17 Nov. 1787.

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ergebenster Diener Goethe

Rom, 17. November 1787. Samstag Rom d‘. 17 Nov. 87.

Auf deinen Brief vom 29 Oktbr. heute soviel. Ich will an dich und deine Lage dencken, auch deintwegen an den Herzog und Schmidt schreiben und dir nochstens mehr sagen. Treuter ist ein Schurcke. Ich habe vor meiner Abreise sehr genau alles abgethan was i c h fkr Verholtnisse mit den Cassen haben konnte. Wenn nun von mir authorisirte Belege Vorschkße statt baaren Gelds in den Cassen liegen; so hat der Cassier nichts zu verantworten, sondern er hat sie meinem Nachfolger, auf Erfordern vorzulegen und der hat zu thun und zu laßen was er will und wenn die Sache zur Sprache kommt hab ich sie zu verantworten, das geht aber den Hundfutt nichts an. Also rkcke ihm ganz gelassen zu Leibe und sag ihm du hottest das bedacht was er dir neulich gesagt hotte und fondest nach deiner Verbindung mit mir nltig mir seine Akserung zu schreiben, ob er / noch etwas zu sagen hotte sonst wkrdest du mir seine ersten eigentlichsten Worte melden. Laß dich aber auf weiter nichts ein und bestehe darauf daß du mir schreiben wkrdest und mkßtest und melde mir was er sagt. 15 dVorschkßee --bstatt b|a|aren 22 mdir

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Uberhaupt ists natkrlich, da ich so lang die grosen Summen Gelds ohne Auf- und Ubersicht kommandirt habe, daß die Lumpen auch lumpig von mir dencken. Wie eben die K r e c h i s c h e Sache war. Ich gebe dir also hiermit Vollmacht in jedem ohnlichen Falle, gleich auf Erklorung zu dringen und zu deklariren daß du mir schuldig seyst es zu melden. Ich habe kein p e r s l n l i c h Verholtniß zu den Cassen, bin keiner |:mit Wissen:| einen Heller schuldig, fonde sich also ja etwas; so klnnte mir s lieb seyn, daß es bey Zeiten herauskome, in / einem so komplicirten Verholtniß wore es doch mlglich. Was kbrigens, wie ich sage, von authorisirten Belegen, als Vorschkße pp pp was noch nicht in Rechnungs ausgaben verschrieben wore in den Cassen loge, davon kann und will ich kein Geheimniß machen. Ich habe aber davon niemand als dem Herzog Rechenschaft zu geben. Setze also wie gesagt in jedem ohnlichen Fall den Trumpf drauf: daß du mir es schreiben wkrdest und verlange nohere Erklorung um mich benachrichtigen zu konnen. Lebe wohl. Ich bin gesund und fleißig G

124. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 7. und 8. Dezember 1787. Freitag und Samstag Rom d‘. 7 Dec. 87. 20

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Sie muntern mich auf manchmal etwas von mir hlren zu laßen und ich nehme die Feder um ein und den anderen Punckt meines toglichen Lebens zu berkhren. Schon lange habe ich mir Vorwkrfe gemacht: daß ich nicht etwas von meiner Arbeit es sey an Zeichnungen, oder an Betrachtungen kber die Kunst kberschickt habe, allein wenn ich selbst Kknstler die Hierherkommen betrachte; so finde ich meine Entschuldigung. Jeder der nun endlich Rom erreicht hat, denckt er wolle nun erst recht fleisig seyn, recht fort arbeiten, fort 6 e- kein 6 vVerholtniß 9 wor|e| 10 6von 11 pp Anleihen bppc 12 din den Cassen logee

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dencken pp und er spkrt nur gar zu bald daß er wieder zurkck lernen muß, daß er seinen Grund tiefer graben storcker und breiter legen muß. Er muß den Aufwand an Zeit und Kroften erst in die Erde verstecken, um in der Folge, wenn das Glkck will, sein Geboude auffkhren zu klnnen. Mit dem Beurtheilen ist es das Gleiche und ich sehe jetzt nach Verlauf eines Jahrs, an andern die Hierherkommen, / wie ich die Sachen im Anfange ansah. Wie die Kindheit und Jugend ihre eigne Vorstellungs Art hat; so giebt es auch eine eigne Reisenden und Dilettanten Vorstellungs Art, die eigentlich nicht unrichtig nur verholtnißmoßig ist. Meinen geschnittnen Stein Handel habe ich fortgesetzt und fkr wenig Geld artige Sachen zusammengekauft. Man muß von Zeit zu Zeit etwas von den Leuten nehmen, um in Connexion zu bleiben und sie kennen zu lernen, wenn man etwas gutes erwischen will. Aus den Honden der großen Hondler muß man nichts nehmen, das ist fkr Russen und Englonder. Fkr Sie habe ich einen Einschnitt im Auge, er ist von guter Arbeit und ein interessantes von den alten oft wiederhohltes Sujet, die Herakliden wie sie die wiedereroberten Londer durchs Los theilen. Ich lege die Zeichnung aus den Monumenti inediti bey. Noch will der Hondler / mit dem Preis zu hoch hinaus. 15 bis 20 Zechinen, mehr muß man nicht dafkr geben, sonst ists kein Spas. Die Juden sind nur alle zu klug geworden. Es wird von Fremden ein ungeheuer Geld fkr diese Sachen, besonders fkr Cameen ausgegeben. Es ist freylich reitzend, faßlich, transportable. Indeß muß man nicht mehr werth hinein legen als es hat, denn große Kunstwercke sind wenig unter allen geschnittnen Steinen in der Welt, und ein Gypskopf ist im Grunde ein wkrdigerer Gegenstand als viele solcher Spielwercke. Wie freue ich mich auf die Zeit da wir zusammen das Stoschische Cabinet in Potsdam sehen werden, das Ihnen wohl nicht verschloßen bleiben wird. Das Ende meiner Bemkhungen und Wandrungen, ist und bleibt der Wunsch Ihr Leben zu zieren. Mlge er mir gewohrt werden. / Nun noch ein Wort das sich auf Ihre innre Wirthschafft bezieht und das ich biß auf meine Rkckkunft nicht versparen will: Ich wknschte

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BRIEF 124

Sie veranlaßten Schmidten daß er Seideln, der Ihnen nun eine Zeitlang in der Stille und im kleinen Dient, noher prkfe und sich selbst kberzeuge wie und wozu dieser Mensch brauchbar ist. Ich will ihn nicht unbedingt empfehlen, weil er der Meinige war und im edelsten Sinne m e i n G e s c h l p f ist; aber ich wknsche daß man ihn kennen lerne. Wenn Bachmann abgeht, wird eine große Lkcke erscheinen, die vielleicht weniger mercklich gemacht werden klnnte, wenn man einen solchen durchaus treuen arbeitsamen, verstondigen Menschen dazu vorbereiten ließe. Er ist schon an Bachmanns Seite, kennt die Sachen gut und hat einen richtigen Blick. Er ist jung und auf eine Zeit hinaus von ihm etwas zu hoffen. Lassen Sie ihn prkfen, prkfen Sie ihn bey Ihrer Rkckkunft selbst, ich mkßte mich sehr betrkgen, wenn Sie in dieser Classe Menschen einen gleichen fonden. Nochstens mehr. Leben Sie tausendmal wohl und erwiedern meine Liebe. G. / Rom d‘. 8 Dez. 87. Heute erhalte ich Ihren werthen Brief von Overtoon und lege noch ein Blat zu dem schon geschriebnen. Mein Herz geht wieder auf in der Hoffnung Sie zu Hause zu wissen, mein Wunsch wird wieder lebendig an dem Orte zu seyn, von dem, doch im Grunde, Ihre Abwesenheit nur mein Gemkth entfernte. Ich dancke Ihnen fkr die Nachrichten die Sie mir von Ihrer Expedition geben, die freylich dem Geist unsers Jahrhunderts gemoß klkger als kriegrisch ausgegangen ist. Ich leße die Zeitungen regelmoßig und bleibe im allgemeinen in der Connexion. In meinem letzten Briefe habe ich eine politische Poesie gewagt, die Sie mir verzeihen werden, doch scheinen die neusten Operationen der Cabinette, meine Sorge, wo nicht in ihrer ganzen Ausdehnung, doch in ihrer Richtung zu rechtfertigen. Wie sehr glnnte ich Ihnen nur einen Theil des Genußes der mir so reichlich geschenckt ist und den Sie mehr als jemand verdienen. Leider haben Sie Sich zu Ihrer angebohrnen Bestimmung, die mkhsam genug ist, wenn man ihr ernstlich nachgehen will, noch fremde 10 dhinause 16 15. NovDezemb. d8 Dez.e 17 vomn 27 scheint-en 33 sie dihre ernstlichter

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Lasten aufgeladen, deren Schwere Sie noch oft fkhlen werden. Gebe Ihnen ein gknstig Geschick immer frohen Muth. / Daß Sie den Gedancken die Rembr. zu komplettiren fahren laßen, kann ich nicht anders als billigen. Beßer nach und nach beßere Abdrkcke von den Hauptblottern angeschafft. Besonders fkhle ich hier in Rom wie interessanter denn doch die Reinheit der Form und ihre Bestimmtheit, vor jener marckigen Roheit und schwebenden Geistigkeit ist und bleibt. Ein paar Blotter von Marck Anton brocht ich Ihnen gerne mit. Es sind ein Paar Blotter, ein Heil. Lorenz und ein Kindermord von ihm nach Bacio Bandinelli! Es ist eine Welt in den Blottern und gute Abdrkcke davon unschotzbar. Ich habe neulich nur einen Blick in die Vatikanische Kupfer Sammlung gethan, da sind Schotze! Wenn Sie wieder zu Hause sind; bitte ich einen Abend am Camin meinem Egmont zu wiedmen, klnnte er Sie wieder in einer tannrlder Stimmung, welche meinem Wilh. so gknstig war, antreffen; so wkrde ich mich recht glkcklich fkhlen. Es ist gar trlstlich fkr den Dichter, der sichs denn doch sauer werden loßt, wenn so eine Arbeit, gleich das erstemal ihre Wkrckung nicht verfehlt. Ich hoffe er soll Ihnen neu seyn und zugleich alte Erinne/rungen anmuthig anschlagen. Claudine und Erwin halten mich longer auf als ich dachte, ich will sie nun gut machen in ihrer Art, besonders da es die ersten Singspiele sind, die in meiner neuen Ausgabe vorkommen. An Faust geh ich ganz zuletzt, wenn ich alles andre hinter mir habe. Um das Stkck zu vollenden, werd ich mich sonderbar zusammennehmen mkßen. Ich muß einen magischen Kreis um mich ziehen, wozu mir das gknstige Glkck eine eigne Stote bereiten mlge. Kayser ist nun hier und ich kann nicht sagen wie sehr mich seine Gegenwart freut und erbaut. Einen monnlichern, solideren Kknstler habe ich nie gekannt und dabey hat er in der Vorstellungs Art eine Geschmeidigkeit, in seinem Umgang eine Grazie, die man erst nach und nach entdeckt und gewahr wird. Sein Aufenthalt hier wird ihn ganz zur Reife bringen. Er komponirt alles was an Musick zum Eg/ mont nltig ist und seine Studien darkber sind mir sehr unterrichtend.

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Ich habe an Fr. v. Stein einige Zeichnungen geschickt, wore etwas darunter was Ihnen fkr die Freundinnen gefiele; so steht es zu Befehl. Es ist aber auf alle Weise nichts von einigem Werthe. Noch eine andere Ubung habe ich vor: daß ich wie ehmals durch Krausen das neuste von Plundersweilern, so durch einen jungen Kknstler nun heroische Skjette nach meinen Anloßen zeichnen laße. Wir sind nur im Anfange indeß kann ich hoffen daß in einiger Zeit wenigstens unser guter Wille sichtbar werden wird. Fr. v. Stein kann etwas noheres wenigstens die Liste der Skjette mittheilen. Leben Sie aufs beste wohl und erfreuen mich manchmal mit einem Worte. Nehmen Sie F i l i p p o C o l l i n a ein rlmisches Original, das ich Ihrer Frau Mutter als Reise Maitre Jacques kberschicke, in Protection. Sie klnnen am ersten beurtheilen wie wunderlich einem verpflanzten Geschlpf seine Ortverondrung thut. Es ist ein sehr guter Mensch, wenn ich mich nicht sehr betrkge.

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BRIEFE 125/126

ÆRom, 8.? Dezember 1787. Samstag?æ

Hier schicke ich dir die Quittungen, ich will es kknftig vierteljohrig thun, auch die auf die Kriegskasse, wo du soviel ich weiß nichts erhoben hast. Mache die Rechnung mit Paulsen in Ordnung und laß mir einige Hundertthaler wieder an H‘. Rath Reifenstein, wie das letzte mal anweisen. Ich bin wohl und vergnkgt und wore ganz glkcklich wenn mich nicht noch das Schicksal zwischen Norden und Skden schwebend erhielte. Doch! schwebt nicht unser ganzes Leben? Wir wollen nun Ostern herbeykommen lassen. Ich bin fleißig. Claudine und Erwin kommen bald. Du kannst dencken daß ich im Begriff der bildenden Kknste nun immer storcker wachse und in der Auskbung nicht ganz zurkckbleibe. Wegen deiner hab ich an den Herzog geschrieben und gebeten daß man dich prkfen mlge um dich kennen zu lernen. Ich habe ge/wissenhaft das Gute gesagt was ich von dir dencke. 4 ein|e| ander|e| 13-14 V - -verpflanzten

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Kayser ist gar brav. Er ist ist so ganz und tief in seiner Kunst, als ich noch keinen Kknstler perslnlich gekannt habe. Das Theater macht ihm große Freude und es ist angenehm mit ihm leben. Hier leg ich dir Antworten auf deine Fragen wegen des Papirgeldes bey. In Rom wore ein Muster einer unglkcklichen Haushaltung zu studiren. Es scheinen verstondige und kluge Menschen am Ruder zu seyn, die sich aber nicht mehr helfen klnnen, so tief ist alles in den Koth gefahren. Ich mag mich nicht drum bekkmmern und mir die Immagination nicht verderben. Lebe wohl. Gedencke mein. G Ich erhalte noch deinen Brief vom 16 Nov. und freue mich deiner Beobachtungen der Natur. Fahre so fort, es ist die r e e l l s t e Freude unter den s p e c u l a t i v e n . –– Die gute Meynung, die man von meinem Gehirne in W. hat, hoffe ich auf die Art zu widerlegen, wie Sophokles eine ohnliche Anklage ablehnte: er schrieb seinen Oedipus auf Colonus und ob ich gleich meinen Egmont nicht mit jenem Meisterstkcke vergleichen will; so wird doch schon dieses Stkck hinreichend seyn das Publicum zu kberzeugen daß ich noch bey Sinnen bin. Laß doch deine Corona H‘. Herder lesen, wenn dich der absolvirt; so gehst du ganz sicher.

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126. An Charlotte von Stein Rom, 15. Dezember 1787. Samstag Hier schicke ich ein andres Llwchen, ist es nicht so artig als das erste; so hats doch auch seine Verdienste und macht jenen Verlust ertroglicher. Das Fischchen ist fkr die Grofinn Werther grkße sie recht sehr von mir, sie soll sichs auch in eine Halsnadel fassen laßen, das Steinchen ist artig. Ich bleibe noch ihr Schuldner, sie soll noch etwas fkr ihren Ducaten haben. Liebe mich. G. Rom d‘. 15 Dez 87. 6 6Ruder 17 mir- t 20-21 eLaß doch Æ:::æ ganz sicher.e (quer zur Schreibrichtung) 24 s grkße 26 wen ------- Ich

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BRIEFE 127/128

127. An Friedrich von Stein Rom, 18. Dezember 1787. Dienstag ÆDruckæ

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Deine Briefe, lieber Fritz, machen mir große Freude, laß es Dir ja ein Gesetz bleiben, mir immer zu schreiben was Dir begegnet und wie Du denkst, damit Du mir nicht fremd seyst, wenn wir uns wiedersehen. Mit einem Italioner, der nach Weimar kommt, erholtst Du Geschenke von Angelika; eine Zeichnung, die Du gleich unter Glas machen mußt, und noch etwas, das ich nicht verrathe. Es ist etwas, das Dir schon einzeln Freude machen wkrde, mit 4 multiplicirt, etwas Altes zum modernen Gebrauche, und zu einem doppelten Gebrauche, nun kannst Du eine Weile rathen. Herr Thurneisen, der Dich grkßt, nimmt ein Schochtelchen mit, darin liegt ein klein Papierchen an Deine Mutter, dann 4 Stkcke Sepia, davon theile Rath Bausen mit, und geht hausholterisch damit um. Auch schreibe mir wozu Ihr sie anwendet, denn es ist nicht genug, Sepia zu haben, man muß sie auch am rechten Fleck und unter den rechten Mischungen brauchen, sonst thut Tusche eben die Dienste. Die Manier, wie lavirt zu otzen, kann ich vielleicht nochstens beschreiben. Ich habe mich mit diesen Sachen gar nicht abgeben klnnen, und Jedermann spricht von diesen Sachen. Der rechte Mechanismus aber ist nicht gleich gelernt. Ferner wirst Du in dem Schochtelchen viele Abdrkcke kleiner Steinchen in Siegellack finden. Ich besitze die Steinchen alle selbst, es sind recht artige darunter. Lebe recht wohl. Ich gehe wenn es Nacht wird, vier Tage in der Woche in eine Perspektivstunde, es ist mir eine rechte Lust, wieder den Schkler zu machen, ich hoffe diesmal will ich diese Lehre grkndlich lernen, an der ich so oft nur oberflochlich gearbeitet habe. Auch habe ich wieder einen F r i t z im Hause, einen jungen Maler, der recht geschickt und gut ist, mit dem ich allerlei zeichne und componire.

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Lebe wohl und vertrage Dich mit Deinem Cousinchen. Schreibe mir manchmal von ihr und grkße sie. Siegle ferner mit meinem Siegel, es kleidet Deine Briefe recht hkbsch.

128. An Carl Ludwig von Knebel Rom, 21. Dezember 1787. Freitag Rom d‘. 21 Dec. 87. Du bist gar freundlich lieber Br. daß du mir oft schreibst, Deine Briefe erfreuen mich sehr. Laß nicht ab mich auch durch dieses Band fest an euch zu halten. Wie sonderbar kommt es mir vor dich in meinem Garten zu dencken, in denen niedrigen Zimmerchen, wohl eingepackt und kalfatert, indeßen ich in einem hohen Saal, fast ohne Feuer, eines andern Himmels genieße. Mlge dir es recht wohl seyn. Du hast doch die Vorfenster eingesetzt und dich auch mit Teppichen verwahrt? Die vorige Woche hab ich noch eine Wandrung in die Gebkrge hinter Rom mit einigen Freunden angestellt. Es waren unglaublich schlne Tage. Wir gingen noch einmal die Gegend von Fraskati biß Nemi durch und stiegen sogar / auf den Monte Cavo. Alles ist Vulkanisch und die Gegend die manigfaltigste die ich kenne. Um Neapel und Catania wo andre herrliche Gegenstonde sind, ist nichts dergleichen, so kompendieus und zierlich. Jene gehen mehr ins Weite. Es ist eine Welt fkr den Landschaftsmahler. Ich halte mich immer ernsthafter an die Kunst, mit der ich zeitlebens nur gespielt habe und fkhle erst was Gelegenheit und Unterricht einem eingebohrnen Talente, einer dringenden Neigung aufhelfen. Es versteht sich daß ich bey meinen Jahren in der Ausfkhrung zurkckbleiben muß, in ochter, bestimmter Kenntniß will ich wenigstens so weit vorworts als mlglich. / Meine Kenntniß der natkrlichen Dinge hilft mir sehr fort. Es ist unsoglich wie die Alten der Natur, und mit welchem großen Sinn sie ihr gefolgt sind. 9 einger- packt 17 uUm

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Ich hoffe noch einige Zeit zu gewinnen, denn es wore sehr schmerzlich wenn ich jetzt abbrechen sollte, da ich soweit vorworts gegangen bin. Auch glaube ich, vorerst mlgt ihr mich und klnnt mich wohl entbehren. Ich lebe ganz einsam mit meinen Hausgenoßen, Kayser ist bey uns und thut uns wohl. Die Woche seh ich Angelika zweymal, es ist das beste Wesen von der Welt. Man hat keinen Begriff von einem solchen Talent, mit solcher Einfalt, Herzensgkte und ochter Bescheidenheit. Ubrigens widersteh / ich allem Andringen der sogenannten großen Welt. Ich will auch keine Stunde um der Menschen willen versoumen, die mir nichts geben klnnen und denen ich nichts geben kann. Sie haben Fremde genug die Visitenbillets abgeben, einen Platz bey Tische und am Spieltisch einnehmen. Den Commandeur Dolomieu habe ich kennen lernen. Er hat viele und gute Mineralogische Kenntnisse. Der junge Camper ist auch hier, ein fohiger, unterrichteter Mann, lebhaft und fahrig. Zimmermann von Braunschweig ist auch angekommen, ich hab ihn noch nicht gesehen. Was kommt nicht alles nach Rom. Nach Weimar ist die schlne Gore gekommen, die dir doch auch wohl in die Augen gestochen hat. Lebe wohl. Grkße die Freunde. Gedencke mein. G. Ich erhalte noch deinen Brief vom 23 Nov. mit dem Briefe Batschens. Tausend Danck.

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BRIEFE 129/130

ÆRomæ, 21. Dezember 1787. Freitag

Du thust sehr wohl, mein lieber dich mit Betrachtung der Natur zu beschofftigen. Wie der natkrlichste Genuß der Beste ist; so ist auch die natkrlichste Betrachtung die beste. Deine Beobachtungen sind recht gut, du bist auch auf einem guten Wege zu beobachten. Nur mußt du dich in acht nehmen daß du deinen Folgerungen nicht zuviel Werth gebest. Ich will nicht sagen daß du keine Folgerungen machen mkßtest, denn das ist die Natur der 3 mlch - --gt 14 Kenntnißsse

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Seele. Nur mußt du immer deine M e y n u n g geringer halten als dein A u g e . So nktzen mir Z. E. deine Beobachtungen recht wohl, wenn ich dir in Meynungen und Kombinationen / kberlegen bin. Aber du mußt durch alle diese Wege gehn und die F r e u d e die du kber eine solche Entdeckung hast, ist das wahre Kennzeichen daß du weiter und weiter gehen wirst. Schreibe mir alles was du auf diesem Wege triffst. Mich interessirt’s sehr, und ich lerne immer. Lebe wohl. Fkhre den Jenaischen K a y s e r zum H‘. Herder. Laß mir nochstens einige hundert thaler anweisen. G. d‘. 21 Dec. 87.

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130. An Christian Gottlob Voigt ÆRom, zwischen 23. und 29. Dezember 1787. Samstag und Samstagæ Ihre Briefe machen jedesmal Epoche in meinem stillen und von aller Welt abgeschiednen Leben, sie geben mir ein werthes Zeugniß Ihrer fortdaurenden Freundschaft, und sehnlich erwartete Nachricht von dem Fortgang jener Geschofte die mir immer interessant bleiben. So sind denn die Wasser wieder gewoltigt! Wie sehr beruhigt mich das einstweilen, biß mir, nach dem Versprechen, Ihr nochster Brief das Genauere erzohlt. Die Erweiterung der Radstube war eine blse und gefohrliche Arbeit, die ich mir kaum dencken kann. Haben Sie doch auch die Gkte mir von dem Zustand der Steuerkasse ein Wort zu sagen, wenn die dießjohrige Rechnung abgelegt seyn wird. Was Sie wegen der Personen erinnern, / welche zu jenen Geschoften angezogen werden klnnten, ist Ihrer Klugheit, Ihrer Kenntniß der Menschen und der Umstonde gemoß. Suchen Sie die Sachen aufs Beste einzuleiten und bleiben meiner fernen und nahen Beystimmung immer gewiß. Ihre Liebe und aufrichtige Neigung zu mir, erleichtern

7 interessirts’s (langes s zu Schluss-s) 8 Jea- naischen 13 abgeschiednemn 14 Ffortdaurenden 25|der|

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BRIEF 131

mir den Gedancken, daß ich Sie solang in diesen Geschoften ganz allein laße, wenn Sie auch schon den grlßten Theil davon, bey meiner Gegenwart getragen haben. Ich habe noch keine Nachricht, daß Serenissimus zurkck sind. Fast zweifle ich daß der Aufenthalt in Holland unsern Fkrsten befriedigt haben werde. Ich hlre er hat das Regiment noch nicht kbernommen. Wie findet sich das Publikum in diesen Schritt? / Ich bedaure Ihren Bruder sehr, daß sich seine Ehstandsverholtniße so verschlimmert haben. Es ist dieß ein Ubel wo die Mittel meist so schlimm sind als das Ubel selbst. Andre Nachrichten aus Deutschland sind auch wenig erbaulich. In dem weiten Rom lebe ich indessen sehr still und abgesondert, ich bin fleißig und wkrde mehr zu Stande bringen, wenn ich in manchen Sachen nicht wieder von vorne anzufangen hotte. Die Betrachtung der Kunstwercke wird jetzt erst interessant. Vollkommne Wercke kann man nicht lang genug und nicht genau genug betrachten. Wir haben jetzt den Sohn des berkhmten Camper bey uns, ein junger Mann voll Talent und Feuer. Ingleichen ist / Professor Zimmermann aus Braunschweig hier. Unter den deutschen Landsleuten finden sich gar gute und liebenswkrdige Menschen. Prof. Moritz ist ein sehr angenehmer Gesellschafter, er studirt fleißig und wird, hoffe ich, dem Publiko sich immer mehr von einer vortheilhaften Seite zeigen. Von Ihnen und den Ihrigen wknsche ich das Beste zu hlren. Leben Sie recht wohl und behalten mich in freundlichem Andencken. Die Opern Theater sind aufgegangen und die Carnevals Lustbarkeiten haben ihren Anfang genommen. Mich rkhren sie wenig und nur wenn in der letzten Woche die Narren unter meinem Fenster toben, werde ich mich stlren laßen. Leben Sie bestens wohl. Hier das Titelkupfer zum fknften Band.

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131. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 29. Dezember 1787. Samstag Rom d‘. 29 Dec. 87. Von allen Seiten hlre ich daß es Ihnen wohl geht, daß Sie im Haag vergnkgt sind und der Kriegshimmel sich aufgeheitert hat. Das Glkck bey Frauen das Ihnen niemals gefehlt hat, wird Sie auch in Holland nicht verlassen und Sie dafkr schadloß halten, daß Sie die schlne Emilie in Ihrem Hause versoumt haben. Mich hat der skße kleine Gott in einen blsen Weltwinckel relegirt. Die lffentlichen Modchen der Lust sind unsicher wie kberall. Die Zitellen |:unverheurathete Modchen:| sind keuscher als irgendwo, sie lassen sich nicht anrkhren und fragen gleich, wenn man artig mit ihnen thut: e che concluderemo? Denn entweder man soll sie heurathen oder sie verheurathen und wenn sie einen Mann haben, dann ist die Messe gesungen. Ja man kann fast sagen, daß alle verheurathete Weiber dem zu Gebote stehn, der die Familie erhalten will. Das sind denn alles blse Bedingungen und zu naschen ist nur bey denen, die so unsicher sind als lffentliche Creaturen. Was das H e r z betrifft; so gehlrt es gar nicht in die / Terminologie der hiesigen Liebeskanzley. Nach diesem Beytrag zur statistischen Kenntniß des Landes werden Sie urtheilen, wie knapp unsre Zustonde seyn mkßen und werden ein sonderbar Phenomen begreifen, das ich nirgends so starck als hier gesehen habe, es ist die Liebe der Monner untereinander. Vorausgesetzt daß sie selten biß zum Hlchsten Grad der Sinnlichkeit getrieben wird, sondern sich in den mittlern Regionen der Neigung und Leidenschafft verweilt; so kann ich sagen daß ich die schlnsten Erscheinungen davon, welche wir nur aus griechischen Uberlieferungen haben, |:S. Herders Ideen III Band pag. p. 171.:| hier mit eignen Augen sehen und als ein Aufmercksamer Naturforscher, das phisische und moralische davon beobachten konnte.

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BRIEF 132

Es ist eine Materie von der sich kaum reden, geschweige schreiben loßt, sie sey also, zu kknftigen Unterhaltungen aufgespart. Jetzt geht die Zeit der Zerstreuung an, fkr mich weniger als fkr andre. Kaum ist Christus gebohren; |:welcher dieses Jahr mit einer Monds/finsterniß und einem starcken Donnerwetter seine Geburtsnacht gefeyert hat:| so sind auch schon die Narren wieder loß, und die um wenige Tage verdrongte Saturnalien treten ein. Vier große und ein halbdutzend kleine Theater sind aufgegangen, recitiren, singen, tanzen um die Wette. Die große Oper in Aliberti hat mich den ersten Abend erschrlcklich seccirt. Alle Elemente waren da: Theater, Decorationen, Lichter, Songer, Tonzer, Kleider, Musick pp und alles mehr durch Gewohnheit, als durch einen frischen Geist belebt. Die Mittelmosigkeit eines so zusammengesetzten, großen, brillanten Gegenstandes war unertroglich. Vielleicht geben die andern Theater etwas. Mir ist nicht viel daran gelegen, denn ich bringe die Abende gewlhnlich unter Gesprochen kber die Kunst hin, und zwar nicht kber das allgemeine, sondern kber besondre Gegenstonde der Nachbildung. Jetzt bin ich am menschlichen Kopfe und wkrde mich sehr glkck / halten wenn ich immer tiefer in diesen Betrachtungen gehn, immer weiter in der Ausfkhrung kommen klnnte. Der junge Camper ist hier und trogt uns die Lehre seines Vaters vor, welche sich trefflich an das hlhere und hlchste anschließt. Sie werden seinen Vater im Haag auch nicht versoumt haben, der gute Alte hat, hlre ich, viel gelitten. Wenn Sie mir manchmal etwas bedeutenderes schreiben wollen; klnnen Sie es ohne Sorge thun. Niemals habe ich an einem Briefe nur eine Spur einer Erlffnung bemerckt. Auch kommen sie gewlhnlich in der kkrzesten Zeit und klnnen unterweges nicht seyn angehalten worden. Allenfalls nehmen Sie ein unbedeutendes Siegel. Anfang Dezembers durchlief ich noch einmal das vulkanische Gebirg hinter Rom, von Fraskati biß Nemi und schnitt bey dieser Gelegenheit einen Span aus jenem Troge. Mit nochstem Transport wird diese Reliquie sich Ihrem Hausaltar empfehlen.

5 :| seine 16 gGesprochen 18 n- Nachbildung 26 sSie 28-29 an6gehalten

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Behalten Sie mir Ihre Liebe, wie mein Gemkth Ihnen unwandelbar ergeben ist. G.

132. An Philipp Seidel

ÆRom, 29.? Dezember 1787. Samstag?æ

Hier kommen wieder Briefe, die du nach den Adressen besorgst. H‘. Leg. R. Bertuch dancke fkr die mir kberschickte Pandora und sage ihm: ich werde Carnevals Masken zeichnen lassen und sie ihm mit der Beschreibung schicken. Deine Crystallisations Beobachtungen habe ich wieder gelesen. Du beobachtest genau und gut, auch ist das Entzkcken, bey einer unvermutheten Entdeckung, die uns viel aufschließt, ein gutes Zeichen. Fahre nur immer fort. Deine Erklorungs Art scheint mir zu mechanisch sowohl hier als bey der Vegetation. D i e A r t z u s e y n der Dinge ist auf eine unglaubliche und geheimnißvolle Weise bestimmt und umschrieben, wenn gleich alle Wesen mit einander in Communication stehen. Daß in einer Kochsalz Solution mehrere Gestalten von Chrystallen entstehen mag wohl daher kommen daß die Solution nicht rein ist. Jede Beymischung, wie du selbst bemerckt hast, verondert die Gestalt der anschießenden Klrper wir klnnen / daraus schließen: daß gewisse Eigenschaften der Clrper gewisse Formen bestimmen, e i n z e l n diese Form, v e r b u n d e n eine andre, und so bleibt der Natur eine unzohlige Combination und Modification kbrig, ohne daß ihre Grundpfeiler erschkttert werden. Ob die Art wie es zugeht recht erklort ist, kann ich nicht sagen ich habe zu wenig darkber nachgedacht und nachgelesen, denn es ist in den neuern Zeiten unsoglich viel kber diese Materie geschrieben worden. Ich bin jetzt mit der Form des menschlichen Klrpers beschoftigt, davon man ausser Rom nur einen unvollkommnen Begriff haben kann. Nur leider daß die Zeit die kberall geschwind vergeht, hier

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Abb. 18: Goethe, Pinsel- und Sepiazeichnung „Muskulatur von Rumpf und Oberschenkeln eines Mannes“ (Januar 1788)

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doppelt und dreyfach zu eilen scheint. Sie wird gewlhnlich als ein Alter mit Flkgeln vorgestellt, hier sollte man sie gar als Vogel bilden. Lebe wohl und liebe mich. G.

133. An Philipp Seidel

Rom, 5. Januar 1788. Samstag Rom d‘. 5. Jan 88.

Ich schrieb dir neulich du solltest die Stimmen zu Kaysers Oper nach Zkrch schicken. Wir haben unsre Gesinnungen geondert behalte sie nur bey dir. Deine fortgesetzten Beobachtungen |:unterm 17 Dec:| sind recht brav, nur glaube ich noch immer du folgerst zu geschwind und zu schneidend fkr eine so zarte Sache. Fahre fort zu sehen, zu kombiniren, zu folgern. Collinas Wesen wirst du nach deinem guten Verstande in Richtigkeit setzen helfen, thue was du kannst, doch sorge dabey daß das Verholtniß rein bleibe. Du hast dem Italioner seine ersten Bier und Wein schliche gut abgemerckt. Lebe wohl. Schreibe mir von Zeit zu Zeit. und liebe mich. G

134. An Charlotte von Stein

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Rom, 19. Januar Æ1788. Samstagæ Rom d‘. 19 Jan. 87.

Diese Woche ist wieder fleisig zugebracht worden. Anatomie und Perspecktiv sind vorworts geruckt, wenn man gleich immer mehr zu thun hofft als man wkrcklich thut.

1 wir|d| 2 vorgestellt|,| 9 Beobachtung|en| 14 dasß

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BRIEF 134

Die beyden ersten Ackte Claudinens sind heute auch fertig geworden. Ich lasse sie nun abschreiben und nochsten Sonnabend d‘. 26. sollen sie abgehen. Sie klnnen also, wenn alles in der Ordnung auf der Post geht d‘. 11 Febr. bey Euch seyn. Sage das Herdern damit er seine Maasregeln darnach nehme. Der dritte Ackt soll sobald als mlglich folgen. Es ist schweer so ein Werckchen, nach erkannten Gesetzen, mit Einsicht und Verstand und zugleich mit Leichtigkeit und Laune zu machen. Es geht viel Zeit darkber hin. d‘. 17 ten am Feste des Hei‘. Antonius Abbas machten wir uns einen lustigen Tag. Es war das schlnste Wetter von der Welt. Es hatte die Nacht Eis gefroren, der Tag war heiter und warm. Bey der Kirche des Heiligen werden Pferde, Ochsen, Esel geweiht, welches ein lustig Specktakul ist. Die Thiere sind an Klpfen und Schwonzen mit / Bondern geputzt man bringt die Thiere vor einer kleinen Kapelle vorbey, wo ein Priester mit einem großen Wedel versehen, das Wasser nicht spart und auf die Thiere lospritzt. Andochtige Kutscher bringen Kerzen und erhalten dagegen geweihte Bildchen, die Herrschafften schicken Almosen und Geschencke. Alles damit die vierfksigen Geschlpfe ein Jahr kber fkr allem Unfall sicher bleiben sollen. Nachher machten wir eine große Tour und erfreuten uns unter einem so glkcklichen Himmel, umgeben von den interessantesten Gegenstonden, wohl und vergnkgt einen schlnen Tag gelebt zu haben. Wenn ich von deinen Ubeln, von deinem Zahnweh hlre, wird mir’s im Gemkthe wie ich dirs nicht ausdrucken kann, daß dir unter dem unglkcklichen Himmel das Leben unter Schmerzen hingehn soll. Ich habe doch diese ganze Zeit keine Empfindung aller der Ubel gehabt die mich in Norden peinigten und lebe mit / eben derselben Constitution hier wohl und munter, so sehr als ich dort litt. Ich habe manche Anzeigen daß ich dieses Wohlseyn, wie manches andre Gute, in Italien zurkcklassen werde. Still und ohne weiter zu dencken und zu grkbeln benutz ich jeden Tag und eile mir die nltigsten Kenntnisse zu erwerben, suche ein we-

10 Heil‘. 19 ----ver vierfksigen 24 AUbeln 26 und unter

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nig mich in Ubung zu setzen. Doch ist das alles nichts. Wer Rom verloßt muß auf Kunst Verzicht thun, ausserhalb ist alles Pfuscherey. Wenn du nur einen Abend bey uns seyn solltest unter den vielen Gypssachen, wenn man die besten Sachen neben einander setzen kann und sich dann das fkrtreffliche vom Guten so sehr, ja unendlich absondert. Ich spreche nicht aus wie glkcklich ich bin, daß ich da zu sehen anfange, wo ich Zeitlebens nur getappt habe. Es sey nun und werde wie es wolle; so hab ich das Vergnkgen genossen und einen guten Grund / gelegt. Keiner der mir nun aus Rom nach Norden kommt, kann mir imponiren oder etwas weiß machen und da doch einmal Kunst und Nachbildung eine der entschiedensten Eigenschaften meiner Natur sind; so bin ich wenigstens ganzer geworden als ich war, wenn ich auch schon wieder einen großen Teil in Rom zurkck lassen muß. Grkße die Freunde und Fritzen. Der Herzog ist wohl noch nicht zurkck? Laß doch Bertuchen sagen: ich werde ihm fkr Masken Zeichnungen und Beschreibungen sorgen. Empfiel mich der Herzoginn. Der dritte Ackt von Claudinen wird ganz kurz werden, es ist schon wie ihr sehen werdet eine so große Masse Musick in den beyden ersten, daß man im letzten Hausholtisch zu Wercke gehen muß. Leider hab ich vielen poetischen Stoff wegwerfen und der Mlglichkeit des Gesangs aufopfern mkssen. Lebe wohl und liebe mich. G Dein Brief. No 39. kommt eben an. Tausend Danck! Grkse Fritzen. Seine Augen machen mir Sorge.

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BRIEF 135

135. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 25. Januar 1788. Freitag Rom d‘. 25 Jan. 88.

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Welche Freude und Zufriedenheit mir Ihr Brief, an einem schlnen Tage gebracht hat, kann ich Ihnen nicht ausdrucken und hotte die Sorge fkr Ihre Gesundheit mich nicht wieder herabgestimmt; so klnnte ich den gestrigen Tag als den frlhlichsten ansehn den ich in Rom erlebt habe. Ich lief gleich nach erhaltnem Briefe ins Weite, denn wie Tristram die Horizontale Lage fkr diejenige holt, in welcher man Freude und Schmerz am besten genießt und trogt; so ist es bey mir das Wandeln in freyer Luft, da dacht ich denn recht vieles durch und setze mich heute frkh zu schreiben damit Sie durch den zurkckkehrenden Courier einige Blotter erhalten. Zuflrderst dancke ich aufs schlnste fkr das Tableau politique. Ich folge dem Lauf der Welt in den Zeitungen nach und um desto angenehmer war mir diese Ausfkllung und Bestimmung meiner allgemeinern Ideen. Der Antheil den Sie an den Geschofften des Vaterlands und der Welt nehmen, liegt mir zunochst am Herzen, ich freue mich kber alles was Ihnen gelingt, es ist mir trlstlich / daß Ihre Mkhe und Aufopferung anerkannt und mit einem ehrenvollen Zutrauen gelohnt wird. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit wissen wie die Sachen stehen, an Ihrem gestrigen Briefe hab ich nun eine Weile zu zehren. Sie wknschen daß ich Ihre Frau Mutter in Italien erwarten mlge, ich will mich darkber aufrichtig erkloren. Ostern war der letzte Termin den ich meinem Bleiben in Italien gesetzt hatte, auch Sie schienen mich im Frkhjahre zu Hause zu erwarten und ich habe rationem vitae et studiorum |:workber ich ein besonder Blat wenn ich Zeit habe beylege:| vlllig darauf eingerichtet, daß ich nach den Feste Rom ohne Widerwillen verlassen kann. Ich erwartete daß Sie zu Hause anlangen und mir nach Lage der Sachen 5 66als 5 ansehmn 9 sSchmerz 16 iIdeen 24 mireinem

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Ihre Gesinnung schreiben wkrden. Nun anticipiren Sie solche, ich kann mich darnach einrichten und will nun auch kber die Reise der Frau Mutter meine Gedancken erlffnen. / Jemehr ich mich bemkhte nachzudencken und zu sorgen, wie ich ihr als ein getreuer Vorloufer den Weg bereiten klnnte, desto mehr sah ich wie wenig man thun kann und wie nachher alles auf den Augenblick ankommt. Die grlßte Schwierigkeit war diejenige, welcher Sie erwohnen, daß Ihre Frau Mutter, mit Anstand, auch Menschen sehe, doch ohne zusehr seccirt zu werden, ohne zuviel Zeit kber den wechselseitigen Egards zu verliehren. Ich habe mich zwar ganz aus der Welt gehalten, kenne aber doch so ziemlich die hiesige Societot, sie ist wie kberall und noch kberdieß sehr exigeant, weil man wkrcklich in dem großen Rom ein wenig kleinstodtisch ist. Die Herzoginn muß eine rlmische Dame zur Seite haben welche sie kberall einfkhrt, und wenigstens zu Anfangs begleitet, Ich habe mit Angelika |:die ein Engel von Verstand und Conduite ist:| darkber / gesprochen und wir haben wohl zwey Damen gefunden, doch ist bey einer jeden wieder ein Aber. Der Senator ist wieder zurkck er wird gewiß alles thun, indeß bleibt es immer eine gefohrliche Sache sich ganz fremden Menschen in die Honde zu liefern und es ist immer das Resultat zu befkrchten das Sie in Ihrem Briefe so lebhaft schildern. Eben so ists in Florenz und Neapel. Am ersten Ort kann die Herzoginn nicht ausweichen Milody Kuper zu sehn und auch den Hof, wenn er nicht in Pisa ist, in Neapel ist derselbe Fall. Genug ich klnnte wohl im allgemeinen, einige Lebensregeln geben, die aber doch am Ende nur auf einen Polonius Seegen hinaus liefen. Wenn es nun aber Ihre Gesinnung ist daß ich in Italien bleiben soll; so wird es meine Schuldigkeit fkr alles und auch fkr diesen Punckt zu sorgen. Nun paßt es grade daß ich zu meiner bißherigen ratione vitae kbergehe. / Die Hauptabsicht meiner Reise war: mich von den phisisch moralischen Ubeln zu heilen die mich in Deutschland quolten und mich zuletzt unbrauchbar machten; sodann den heisen Durst nach wahrer Kunst zu stillen, das erste ist mir ziemlich das letzte ganz geglkckt.

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Da ich ganz frey war, ganz nach meinem Wunsch und Willen lebte; so konnte ich nichts auf andre, nichts auf Umstonde, Zwang oder Verholtnisse schieben, alles kehrte unmittelbar auf mich zurkck und ich habe mich recht durchaus kennen lernen und unter manchen Mongeln und Fehlern ist der welchen Sie rkgen nicht der letzte. Ganz unter fremden Menschen, in einem fremden Lande zu leben, auch nicht einen bekannten Bedienten zu haben an den man sich hotte anlehnen klnnen, hat mich aus manchen Troumen geweckt, ich habe an munterm und resolutem Leben viel gewonnen. Als ich zuerst nach Rom kam, bemerckt ich bald daß ich von Kunst eigentlich gar nichts verstand und daß ich biß dahin nur den allgemeinen Abglanz der Natur in den Kunstwercken, bewundert und genossen hatte, / hier that sich eine andre Natur, ein weiteres Feld der Kunst vor mir auf, ja ein Abgrund der Kunst, in den ich mit desto mehr Freude hineinschaute, als ich meinen Blick an die Abgrknde der Natur gewlhnt hatte. Ich kberließ mich gelassen den sinnlichen Eindrkcken, so sah ich Rom, Neapel, Sicilien und kam auf Corpus Domini nach Rom zurkck. Die großen Scenen der Natur hatten mein Gemkth ausgeweitet und alle Falten herausgeglottet, von der Wkrde der Landschafts Mahlerey hatte ich einen Begriff erlangt, ich sah Claude und Poussin mit andern Augen, mit Hackert, der nach Rom kam, war ich vierzehn Tage in Tivoli, dann sperrte mich die Hitze zwey Monate in das Haus, ich machte Egmont fertig und fing an Perspecktiv zu treiben und ein wenig mit Farben zu spielen. So kam der September heran, ich ging nach Fraskati, von da nach Castello und zeichnete nach der Natur und konnte nun leicht bemercken was mir fehlte Gegen Ende Oktobers kam ich wieder in die Stadt und da ging eine neue Epoche an. Die Menschen / Gestalt zog nunmehr meine Blicke auf sich und wie ich vorher, gleichsam wie von dem Glanz der Sonne, meine Augen von ihr weggewendet, so konnte ich nun mit Entzkcken sie betrachten und auf ihr verweilen. Ich begab mich in die Schule, lernte den Kopf mit seinen Theilen zeichnen und nun fing ich erst an die Antiken zu verstehen. Damit brachte ich November und December hin und schrieb indessen Erwin 12 dibewundert 20 Landsschafts (Schluss-s zu langem s) 23 hHaus 28 an,. dDie 29 vorher|,| 30 dvon ihre 33 dDamit

Abb. 19: Goethe, Bleistift- und Federzeichnung „Proportionskanon“ (Winter 1787/1788)

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und Elmire auch die Holfte von Claudinen. Mit dem ersten Janar stieg ich vom Angesicht aufs Schlksselbein, verbreitete mich auf die Brust und so weiter, alles von innen heraus, den Knochen Bau die Muskeln wohl studirt und kberlegt, dann die Antiken Formen betrachtet, mit der Natur verglichen und das karackteristische sich wohl eingeprogt. Meine sorgfoltige, ehmalige Studien der Osteologie und der Klrper kberhaupt, sind mir sehr zu statten gekommen und ich habe gestern die Hand, als den letzten Theil der mir kbrig blieb, absolvirt. Die nochste Woche werden nun die vor/zkglichsten Statuen und Gemohlde Roms mit frisch gewaschnen Augen besehen. Diesen Cursum habe ich an der Hand eines Schweitzers, Nahmens Meyer, eines gar verstondigen und guten Kknstlers gemacht, und ein junger Hanauer, Nahmens Bkry, der mit mir zusammen wohnt und ein gar resolutes gutes Wesen ist hat mir nicht wenig geholfen. Meine Absicht ist nun im Februar einige Landschaftszeichnungen zu kopiren, einige Veduten nach der Natur zu zeichnen und zu koloriren und so auch darin sichrer zu werden. Den Morz wollte ich anwenden, das wichtigste nochmals zu durchlaufen, einige Menschen zu sehen, dann die Benedicktion auf laden und von Rom fkr dießmal Abschied nehmen. Bestimmt mich nun aber Ihr Wille hier zu bleiben, Ihrer Frau Mutter zu dienen; so werde ich von Ostern an ein neues Leben beginnen, um mich zu dem Posten eines Reisemarschalls zu qualificiren. Ich nehme ein neues Blat um Ihnen meinen Plan vorzulegen und Ihre Approbation einzuhohlen. / Bisher hab ich allen widerstanden die mich in die Welt ziehen wollten, weil es mir am ersten um meine Hauptsachen zu thun war, weil die Welt nicht giebt sondern nimmt und weil ich toglich mehr Abneigung empfinde etwas halb zu thun. Nun aber werde ich mich equippiren, einen Bedienten anschaffen mein Quartier besser bestellen, genug mich so einrichten daß ich als der Ihrige lffentlich auftreten kann und am anstondigen nichts fehlt. Zuerst will ich den Cardinal Herzen und den Senator besuchen, dann zum Card. Staatssekretair und zu C. Bernis gehn, somit sind die Schleußen aufgezogen und das kbrige folgt von selbst, ich will den Monat Aprill ganz dieser Ausbrei1 Jannar 7 ist dsinde 10 be mit 17 darinn 18 ddanne 19 auf zu laden 19-20 Abschied zu nehmen

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tung widmen, denn ich muß mich selbst wieder daran gewlhnen und das Leben mit mehreren Menschen auch als Studium und Ubung tracktiren. Ich habe schon das Vertrauen eines verstondigen Mannes, der in der Welt lebt erworben, mit dessen Hklfe will ich bald alle Verholtniße kennen lernen und sehen was die Herzoginn zu thun und zu lassen hat. / Was den Genuß der Natur und der Kunst betrifft; so bin ich gewiß daß ihr ihn niemand so verschaffen kann, wie ich es im Stande bin, kann ich noch das Verholtniß gegen das Publikum schicklich und wenig lostig machen; so werde ich mich meines Dienstes nicht zu schomen haben. Vielleicht schickt es sich im May eine Exkursion nach Neapel zu machen. Ich prosentire mich alsdenn auch dort bey Hofe und sondire das Terrain, eben so machte ich es in Florenz, wenn ich der Herzoginn entgegen gehe, denn es wore meine Absicht sie in Verona zu empfangen. Kommt sie alsdenn mit jemand an, der schon bekannt |:und wie ich mich zu betragen hoffe, beliebt:| ist; so macht sich alles leichter, besonders da man sowohl in Neapel als Florenz auf einen natkrlichen Fuß bey Hofe |:insofern sich das dencken loßt:| lebt und alles ohne Etiquette und Steifheit wird abgethan werden klnnen. Was die Hauslichen Einrichtungen betrifft, diese sollen bestens bedacht werden. Einen großen Dienst werde ich der Herzoginn erzeigen klnnen: / ihr alle leidige Verkoufer vom Halse zu halten, welche ein wahres aufpassendes Geschmeiß sind und ein besonder Geschick haben Reisende zu kompromittiren und sich anzudringen. Ich werde ihr einige Sachen bestellen und anschaffen, die ihr Freude machen mit wenigem, ich habe diese Materie aus dem Fundament zu studiren Gelegenheit gehabt. Wegen meiner Ausgaben dient folgendes zur Nachricht. Ich habe die Summe, welche ich Ihrer Gkte und Vorsorge dancke bisher fort erhoben und sie nach Abzug dessen was mir meine fortgehende Wirthschafft kostet auf die Reise verwendet, dabey noch 1000 rh welche mir die vier ersten Bonde meiner Schriften eintrugen verzehrt. Bey meiner Lebensart hotte ich sollen wohlfeiler davon kommen, allein 2 M mehreren 4 Wder Welt 4 ablle 5 der ie 12 dim Maye 13 aldsdenn 24 istsind 31-32 Wirthsachafft

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meine Existenz ist wieder auf eine wahre Wilhelmiade hinausgelaufen. Doch kann ich vlllig zufrieden seyn meine Entzwecke aus dem Grunde erreicht zu haben. Auch habe ich bedacht gehabt mein Inkognito selbst, durch eine moßige und schickliche Freygebigkeit respecktable / zu machen und dadurch daß ich einige Kknstler immer mit mir leben ließ, zugleich Lehrer Freunde und Diener erworben. Es hat sich alles so hkbsch gemacht, daß ich vlllig zufrieden seyn kann. Das Osterquartal und den Betrag des fknften Bandes, hatte ich zu meiner Rkckreise bestimmt und wore ohne das mindeste Derangement in meine alte Haushaltung wieder eingetreten. Auch will ich gern wenn Sie mir Ihre Gkte kontinuiren was mir dises Jahr von meinen Schriften einkommt fernerhin anwenden und werde mir nur das surplus von Ihrer Frau Mutter erbitten, damit ich rein und ohne Sorgen bleibe. Daß ich mich ein wenig equippiren und ein ander Quartier beziehen muß, wird einigen Aufwand machen. So weit meine Vorschloge welchen ich Ihren Beyrath und Billigung wknsche. Noch will ich niemand entschieden schreiben daß ich hier bleibe, auch von Ihnen noch von Weimar aus nohere Bestimmung erwarten. Ich schreibe auch Ihrer Frau Mutter nichts und richte mich nur indessen gelassen hier drauf ein. / Was Ihre innere Wirthschaft betrifft, haben Sie an Schmidten, einen trefflichen Rathgeber, er ist ein Hausholter von Haus aus, ohne Ihre Finanzen in seinen Honden zu wissen, klnnte ich nicht einen Augenblick ruhig seyn. Von Wetkens Tod wird wohl zu profitiren seyn. Sollten Sie etwa den alten Bachmann zum Assessor machen; so gedencken Sie Seidels den ich Ihnen in einem Briefe schon empfohlen. Lassen Sie seine Fohigkeiten prkfen, fkr seine Treue und Honnettetot steh ich. Das nunmehr versicherte Glkck des Bergwercks freut mich unendlich und wir klnnen nun mit ernstlichen Anstalten dem Wercke entgegen gehn. An Voigten haben Sie einen tkchtigen Arbeiter, geben Sie ihm zu den Ilmenauer Sachen einen jungen Mann zu. Ich habe schon deßhalb an ihn geschrieben, er wird mit Schmidt sprechen und man wird Ihnen die Sache vorlegen. 2 dDoch 6 Lleben 8 6Das 8 der n 11 wvon 13 bdamit 20 gedlassen 24 W - - -Von 24 Todtd 30 der m 32 6jungen

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Ich wiederhohle nochmals: daß wenn Sie bey Ihrer Zurkckkunft mich nltig finden sollten; daß ich auf jeden Winck zu kommen bereit bin. Gar manches macht mir den Rkckweg nach / Hause reitzend. Ohne Ihren Umgang, den Umgang geprkfter Freunde longer zu leben ist denn doch so eine Sache. Das Herz wird in einem fremden Lande, merck ich, leicht kalt und frech, weil Liebe und Zutrauen selten angewandt ist. Ich habe nun soviel in Kunst- und Natur-Kenntniß profitirt, daß ein weiteres Studium durch die Nohe unsrer Akademie Jena sehr erleichtert werden wkrde. Hier ist man gar zu sehr von Hklfsmitteln entbllßt. Dann hoffte ich auch meine Schriften mit mehr Musse und Ruhe zu endigen als in einem Lande wo alles einem ausser sich ruft. Besonders wenn es mir nun Pflicht wird der Welt zu leben. Bestotigen Sie mir Ihren Willen daß ich Ostern hier bleiben soll; so sehe ich mich als einen Diener der Herzoginn an und subordinire meine kbrige Existenz dieser Pflicht. Es wird mir Anfangs wunderbar vorkommen und doch fkr die Zukunft Heilsam seyn, daß ich genltigt werde wieder unter allerley Menschen zu leben. / Luchesini habe ich, seit er wieder in Rom ist, kaum gesehen. Er lebt ganz in der Welt, wie es seine Bestimmung fordert und auch zu Hause ist er nicht einen Augenblick allein. Seit Neapel, da er mir von Ihnen und den Geschofften erzohlte, habe ich kein vertraulich Wort mit ihm sprechen klnnen, so geneigt ich um Ihret und Meintwillen dazu war. Sowohl in Neapel als nachher in Rom, da ich nur seine Ankunft erfuhr, bin ich zu ihm geeilt, wenn ich ihn nicht traf, hab ich mir einen zweyten Weg nicht reuen lassen. Dagegen hat er mich weder durch ein p. p. c. geehrt, noch mir auch seine zweyte Ankunft in Rom nur wissen lassen. Wir wohnen in derselben Straße, etwa 500 Schritte von einander, er ist den ganzen Tag in der Kutsche und es ist ihm nie eingefallen nur vorm Hause zu halten und ein Billet heraufzuschicken. Ich rechne es auf die Geschofftigkeit seines Geistes, der hier zu thun genug findet. Ich bin ihm / zu nichts nktze drum sucht er mich nicht. Ich finde es natkrlich und bitte daß Sie Sich nichts mercken lassen. Er ist hier natkrlich sehr gern gesehn und sie ist auch wohl gelitten.

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Nun wore wohl Zeit daß ich dießmal schllße. Ich habe lang die Freude nicht gehabt mich ganz offen und frey gegen Sie zu erkloren und kann nun auch nicht endigen. Meine grlßte Sorge die ich zu Hause habe ist Fritz. Er tritt in die Zeit wo die Natur sich zu regen anfongt und wo leicht sein kbriges Leben verdorben werden kann. Sehen Sie doch auch ein wenig auf ihn. Gehen Sie mit Sich Selbst so gelind als mlglich um. Ihre phisischen Ubel lassen mich nie ohne Sorge und es muß auch Ihr Gemkth, in einem immer geschoftigen und doch meist genußlosen leben, leiden. Erhalten Sie mir Ihre Liebe ein Geschencke daß mir jeden olteren Verlust ersetzte und mir jeden neueren ertragen machte und bleiben Sie kberzeugt daß bey einer wahren Harmonie der Gemkther man einander immer wieder begegnet, wenn man noch so weit auseinander zu gehen scheint. G. Schicken Sie mir doch gelegentlich die ausfkhrliche franzlsche Adresse des Coadjutors.

136. An Charlotte von Stein ÆRomæ, 26. Januar Æ1788. Samstagæ

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Heute meine liebe erholst du wenig. Diese ganze Woche ist auf Claudinen gewendet worden und heute bin ich herzlich mkde und habe das Schreiben satt. Genieße die beyden Ackte mit Herders und laß sie dir statt des heutigen Briefes seyn. Schreibt mir bald wie es euch gefollt auch wie Erwin gefallen hat. Ihr mkßt immer dencken daß diese Stkcke gespielt und gesungen werden mkssen, zum Lesen, auch zum blosen Auffkhren hotte man sie viel besser machen klnnen und mkssen. Grkße Fritzen. liebe mich. Lebe wohl. G.

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Eben kommt dein Brief No 1. ich dancke dir. Auch Alle vorhergehende Numern 39 inc‘. sind angekommen, setze mir deine Liebe fort. Grkße Fritzen. Es ist albern von Krausen die Zeichnung der Angelika zu radiren ohne vorher anzufragen. Doch mag es hingehn. Grkße die Imhof herzlich. Gieb von meinen Zeichnungen die ich dir schicke nichts aus den Honden. Lebe wohl. Liebe mich. d‘. 26. Jan. 87. G.

137. An Philipp Seidel

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Rom, Æ26.æ Januar 1788. ÆSamstagæ Rom d‘. 27 Jan 88.

Ich erhalte zwey Briefe von dir, die mir deinen Eifer fkr mein Bestes zeigen, ich eile dich mit wenig Worten zu beruhigen, mit dem ausdrkcklichen Beding: gegen niemand etwas zu erwohnen, nur darfst du wohl wenn man mit Besorgnissen pp an dich kommt zu erkennen geben: daß du kber mich und meinen Zustand r u h i g seyst. Ich sage dir also daß alles was ich thue, m i t des Herzogs Willen und n a c h seinem Willen geschieht, daß auch mein K o m m e n oder A u s s e n b l e i b e n ganz von seinem Wincke abhongen wird, daß mein Verholtniß zu ihm so gut und rein ist, als es jemals war und daß es unmlglich ist je gestlrt zu werden. Nimm also diese Herzstorckung gegen alle Hauche der Domonen aller Art und laß dich nichts anfechten, widme dich immer mehr deiner eigentlichen Bestimmung, ich hoffe es wird dein gedacht werden. Lebe wohl. G.

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BRIEF 138

138. An Christian Gottlob Voigt Rom, Æ26.æ Januar–9. Februar 1788. ÆSamstagæ–Samstag

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Ich kann nicht Einen Posttag longer verschieben Ihnen zu schreiben, ob mir gleich die Narren allerley Art heute den Kopf sehr verwkstet haben. Das Karneval ist angegangen und da unsere Strase der Schauplatz desselben ist; so sehen wir acht unruhige Tage vor uns. Es war sehr schlnes Wetter. Fusgonger und Kutschen fkr den ersten Tag zahlreich genug. Da ich nicht weit vom Obelisk wohne; so ist aus unsern Fenstern ein schlner Anblick. Der Obelisk, hinter ihm die Porta del Popolo, vor dem Obelisk, nach dem Cors zu, eine lange mit Teppichen behongte Bkhne fkr Zuschauer, vor der Bkhne das Seil hinter dem die Pferde gehalten werden die sich zum Ablaufen strouben und boumen. Der Platz an beyden Seiten gleichfalls mit Bkhnen fkr Zuschauer und die Strase hin, auf 3000 Schritte, alles voller Kutschen an beyden Seiten und voll Menschen, nur ein schmaler Lauf fkr die Pferde. Als Pferderennen betrachtet ist es wenig oder nichts, die ganze Lokalitot zusammen ist interessant und merckwkrdig. So sieht es unter dem rlmischen Himmel aus und ich hlre Sie haben auch nur zu schlnes Wetter in Deutschland. Was soll daraus werden. Nun aber auch, mein bester Gefohrte und Geleitsmann in den Tiefen, lassen Sie uns unter die Erde steigen so weit es uns die Wasser erlauben. Alles was ich als dramatischer Dichter und Romanenschreiber an dem Menschengeschlecht verschuldet habe, daß ich die Herzen so oft nach Belieben erfreut und gequolt, das haben Sie reichlich durch Ihren letzten Brief gerochen. Er war trefflich komponirt um mich alle Freude und Hoffnungen mit empfinden zu lassen und sodann, wenn schon nicht die Hoffnung doch die nochste Freude zu ersoufen. Aber nur getrost. Noch ist ein gutes Glkck bey unserm Bergbau. Wir haben doch jetzt die gewisse Anzeige und mkssen immer bedencken: daß es tlrig wore da zu verzweiflen, wenn das begegnet was man voraussehen konnte.

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den 2. Febr. Ich ward abgehalten diesen Brief zu endigen, nun soll er heute auch gewiß fort. So eben erhalte ich Ihren Brief vom 14. Jan. und dancke auch fkr dieses Andencken. Mlge das Haupt Kunstzeug so glkcklich gerathen, als das Interims K.Zeug und uns biß auf die Tiefe bringen und mlge Ihre anhaltende Betriebsamkeit kberall so erkannt werden, wie ich sie erkenne. Glauben Sie, daß ich dagegen was in meinen Kroften steht, gewiß thun werde, um die Enge Ihres houslichen Zustandes auszuweiten. Die Abwesenheit unsers gn. Herrn von Hause setzt mich auch in einige Verlegenheit. Ich erwarte von seinen Wincken die Bestimmung meines Kommens. Indessen, habe ich mich ganz angeschickt, nach Ostern Rom zu verlassen, auch schon Bkcher und alle meine Studien nach der Natur, an meine Mutter, mit einer Gelegenheit abgesendet, mein Herz neigt sich zu meinen Freunden und aus diesem Paradiese wieder in die thotige Welt. den 9. Febr. Noch einen Posttag blieb dieses Blat liegen. Es waren gar zu lormende Tage und auf heute mußte ich den Schluß meines fknften Bandes vlllig in Ordnung setzen, er geht mit diesem Briefe ab. Ich wknsche ihm wenn er Ostern erscheint auch Ihren Beyfall. Des Hrn. Bruders Briefe habe ich erhalten. Dancken Sie ihm ich werde seine Cabinetchen zu empfehlen suchen. Wegen der Hornschiefer kann ich ihm schlechten Trost geben. Ich habe keine Lava die ihm ohnlich wore gefunden und habe ihn schon in Deutschland nicht fkr vulkanisch gehalten. Er soll gegen seine Widersacher nur defensive gehn. Komme ich einmal zurkck und kann wieder an diese Materie dencken; so giebt es vielleicht ein Mittel beyde Parteyen mit Ehren zu vereinigen. Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den Ihrigen und gedencken mein in guten Stunden. Goethe. Ich sehe wohl ein daß die dießmalige Nachricht ans Publikum eine eigentliche Composition, ein Kunstwerck werden wird. Grkßen Sie doch gelegentlich Hrn. Fr. v. Trebra von mir aufs Beste.

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139. An Georg Joachim G]schen Rom, 9. Februar 1788. Samstag Rom den 9ten Febr. 88.

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Ew. Hochedelgeb. Brief vom 27. Nov. vorigen Jahrs erhalte ich erst heute, eben da ich in Begriff bin an Sie zu schreiben. Es ist mir angenehm, daß Sie mir wegen der verschiedenen Mongel unsrer Ausgabe einige Auskunft geben. Ich glaube gern, daß Ihnen manches selbst Mißvergnkgen gemacht hat und weiß recht gut, daß bey einem solchen Unternehmen sich manche Hinderniße in den Weg legen. Ich halte mir ein Exemplar, in welches ich wie die Zeit erlaubt, hineinschaue um alle Druckfehler, Auslassungen und was mir sonst vorkommt zu korrigiren und zu notiren. Es ist dieses eine gute Vorarbeit zu einer kknftigen Ausgabe. Heute geht der letzte Ackt Claudinens an H. Herder ab. Leider kann ich nur, und das knapp genug, den fknften Band zur Ostermesse bringen. Als ich nach geendigtem Egmont, die beyden Singspiele Erwin und Claudine durchsah um mit kleinen Correckturen nachzuhelfen, sah ich gar bald daß ohne vlllige Umarbeitung aus beyden Stkcken nichts werden klnne. Ich entschloß mich dazu und werde erst in dem Augenblicke fertig. Das Publicum wird hoffe ich zufrieden seyn, in diesem Bande nicht allein Egmont als ein Ganzes, sondern noch dabey zwey neue Singspiele zu finden. Von den Scizzen der ersten Ausgabe ist nur der Nahme und einige Liedchen kbrig geblieben. Der folgende Band wird wahrscheinlich Tasso, Lila, Jeri und Botely und die Fischerinn enthalten. Mit diesen Stkcken geht es mir nicht besser als mit obgenannten Operetten. Ich muß sie ganz neu arbeiten, wenn sie in Gesellschaft der vorigen Bonde sich nicht schomen sollen. So wird man aus einem ins andere gefkhrt. Die schwerste Arbeit die mir bevorsteht ist Faust. Doch eins nach dem andern.

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Die Vermischte Gedichte zum letzten Bande habe ich auch schon gesammelt und meist zusammengeschrieben; doch will auch dieser achte Band wohl ausgedacht und ausgeziert seyn. Die Kupfer zu den drey folgenden Bonden hoffe ich auch hier stechen zu lassen. Wenns mlglich ist; so laß ich sie bald und alle nach einander machen, denn H. Lips hat einen Ruf nach Florenz erhalten. Fkr die beyden Platten zum 3ten und 5ten Bande erholt H. Lips 8 Carolin oder franzlsche Louisd. Wollen Sie wegen der zwey Vignetten zur Iphigenie noch etwas zulegen; so wird es ihn freuen. Kknftig will ich auch fkr die Titel Vignetten hier sorgen lassen, damit alles mehr Einheit habe. Wollen Sie das Geld fkr H. Lips zugleich mit dem Betrag des fknften Bandes an den Cammerkalk. Seidel auszahlen; so kann ich H. Lips hier befriedigen. Den Buchhondler Chiapponi und Sigr. Niorazzi kenne ich nicht. Die Litteratur Zeitung wird kknftig regelmosig litterarische Beytroge aus Italien erhalten. H. Leg. R. Bertuch kann Ihnen von den interessantesten Wercken, jedesmal, wenn Sie ihn darum ersuchen, einige Notiz geben. Ich sehne mich recht nach der Vollendung unsrer Ausgabe der 8 Bonde, um alsdann an neue Arbeiten zu gehen. Sie klnnen dencken, was fkr eine Menge Stoff ich dieß Jahr gesammelt habe, mehr als ich je zu verarbeiten hoffen kann. H. Legations Rath Bertuch schreibt mir daß Sie eine liebenswkrdige Braut gefunden haben, ich wknsche Ihnen das beste Glkck zu dieser Verbindung. Leben Sie recht wohl. Goethe. Allem Irrthum auszuweichen notire ich nochmals. Der fknfte Band. Wozu das Titel Kupfer schon in H. Herders Honden ist, entholt: Egmont. Claudine von Villa Bella. Erwin und Elmire.

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Rom d‘. 9 Febr. 88. Mit der heutigen Post geht an H‘. Herder der dritte Ackt Claudinens ab. Der ganze fknfte Band ist nun in seinen Honden. Mache nun deine Sache mit Glschen und sorge daß du das Geld gegen den letzten Theil des Manuscripts gleich erhaltest. Gieb es nicht eher aus der Hand, du brauchst dich nur auf deinen Auftrag zu beziehen. Nun habe ich wegen Fritzens etwas mit dir zu reden. Uberlege doch ob du Zeit Musse und Lust hast sich seiner anzunehmen und ihm einigen Unterricht zu geben. Ich wknsche es besonders, da ich noch nicht weiß wie es mit mir auf Ostern wird. Mein Gedancke wore: daß du ihm von dem Rechnungswesen im allgemeinen Begriffe gobest, dann im besondern was zu dieser und jener Art, besonders bey Cammern und Aemtern nltig ist; ihn eben in den Begriff leitetest, von dem was bey einem Rechnungs Amte vorkommt, seine Fohigkeit zum mechanischen prkftest um kberhaupt / zu sehen wo sein Gemkth hinauswill. Du klnntest ihm einen sinnlichen Begriff von den Einkknften des Fkrsten geben, von der Art sie zu erheben, zu verwahren, zu berechnen pp Genug ihn mit pracktischem Lebendigem Sinne in den Vorhof kameralistischer Beschoftigungen fkhren. Und mir schriftlich oder mkndlich deine Gedanken sagen. Du findest wohl Zeit hierzu und kbernimmst gerne dieses Geschofte, das llblich ist und wodurch du mir eine Sorge abnimmst. Dencke zugleich an sein phisisches und mache dir eine Angelegenheit zu sehen: wie es mit der Entwicklung seiner Krofte geht und wird. Sprich Fr. v. Stein kber das alles, ich habe ihr schon deßhalb geschrieben. Du begreifst meine Absicht und wirst sie gut durchdencken und ihr entgegen arbeiten. Hast du nur einen vir wlchentlichen Versuch gemacht; so loßt sich weiter und bestimmter kber die Sache handeln. / Uber deine Microscopische Beobachtungen und noch mehr uber deine Gedancken dabey, mkßen wir uns dereinst mkndlich umstondlicher erkloren. Es sind zu zarte Sachen und die Bestimmung der Worte

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und Ausdrkcke, verlangt große Genauigkeit, die in Schriften kaum, in Briefen nie erhalten werden kann. Du wirst von Glschen auch noch ausser dem stipulirten Gelde fkr den 5. Band, eine Summe fkr die Kupferstiche erhalten. Ich schicke zugleich die Quittungen aufs Osterquartal damit du alles berichtigen kannst. Denn ich wknsche daß du mir 250 Scudi an H‘. Hofr. Reifenstein auszahlen lassest. Wenn das Geld Ostern hier ist; so ist es gut. Grkße Collina und gieb ihm inliegendes Blat, er wird dir die Summe von 16 Scudi zahlen die er mir schuldig ist. Lebe wohl und laß mich hlren daß du wohl bist und mich liebst. G

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141. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 16. Februar Æ1788. Samstagæ Rom d‘. 16 Febr. Als ich Ihre liebe Hand unter einem Umschlag von Fr. v. Stein erblickte, dachte ich ein Wort aus Weimar von Ihnen zu erhalten. Es war noch aus Maynz und erfreute mich recht, da es mir Ihre Wiedergenesung versichert. Ich war gutmkthig genug, bey Lesung Ihres Briefs, den mir der Curier brachte, an Homorroiden zu dencken und sehe nun freylich daß die Nachbarschaft gelitten hat. Wenn nur durch diese verdrkßliche Inoculation alles Blse aufeinmal aus dem Klrper getrieben worden ist. Ich werde nicht verfehlen mit dem geheimnißvollen Sigillo den blsen Geistern zu trutzen. Sie schreiben so kberzeugend daß man ein cervello tosto seyn mkßte, um nicht in den skßen Blumen Garten gelockt zu werden. Es scheint daß Ihre gute Gedancken unterm 22 Jan unmittelbar nach Rom gewkrckt haben, denn ich klnnte schon von einigen anmutigen Spazirgongen erzohlen. So viel ist gewiß und haben Sie, als ein Doctor longe experientissimus, vollkommen recht, daß eine dergleichen moßige Bewegung, das Gemkth erfrischt und den Klrper in ein klstliches Gleichgewicht bringt. Wie ich solches in / meinem Leben mehr als einmal 1 aAusdrkcke 1 in Schriften Schriften 14 erhalten;. 21 trkutzen

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erfahren, dagegen auch die Unbequemlichkeit gespkrt habe, wenn ich mich von dem breiten Wege, auf dem engen Pfad der Enthaltsamkeit und Sicherheit einleiten wollte. Ich habe Zeither fleisig an meinen Operibus fort geboßelt und getkftelt. Erwin, Claudine, Lila, Jeri ist alles in bester Ordnung. Auch meine kleinen Gedichte so ziemlich. Nun steht mir fast nichts als der Hkgel Tasso und der Berg Faustus vor der Nase. Ich werde weder Tag noch Nacht ruhen biß beyde fertig sind. Ich habe zu beyden eine sonderbare Neigung und neuerdings wunderbare Aussichten und Hoffnungen. Alle diese Recapitulationen alter Ideen, diese Bearbeitungen solcher Gegenstonde von denen ich auf immer getrennt zu seyn glaubte, zu denen ich fast mit keiner Ahndung hinreichte, machen mir große Freude. Dieses Summa Summarum meines Lebens giebt mir Muth und Freude wieder ein neues Blat zu erlffnen. Die Caracktere die Sie mir schildern sind sehr interessant und neu, wie alles was / recht gesehen und recht gesprochen ist. Soviel weiß ich daß ich subito wenn die acht Bonde absolvirt sind den Wilhelm ausschreibe und zwar an Ihrer Seite und wenns in Aschersleben seyn sollte. Gebe der Himmel daß ich mich nie wieder appesantire und wenn Sie fortfahren wollen als Leibarzt an mir zu handeln; so sollen Sie Freude, wenigstens an der Folgsamkeit des Patienten haben. Ihre Nachfrage nach Raphaels Schodel, erinnert mich an meine Versoumniß. Diese klstliche Reliquie habe ich noch nicht besucht, noch das schlne Bild von ihm nicht gesehen das in der Akademie v. St. Luca hongt. Ich will nochste Woche hingehen, und mich bey Rath Reifenstein erkundigen, welche Wege man einzuschlagen hat um den Schodel formen zu lassen. Ihre andern Auftroge werde ich besorgen. Noch immer hoffte ich auf eine Antike Nemesis. Mir sind sonst artige Steinchen in die Honde gekommen. Ich habe etwa fknfzig unter denen fknfe sind, die einem immer Spas machen klnnen. Der Stein mit den Kriegern war nicht zu haben. Der Hondler wollte keinen Preis recht angeben und hat ihn nun an einen seiner Kunden geschickt, von dem er / einen fortwohrenden Auftrag hat.

1 F erfahren 6 nNun 8 ru6hen 17 am ----den Wilhm - -elm 23 Versak\umniß 25 fra mich 27 aAuftroge

Abb. 20: Goethe, Kreidezeichnung „Nemesis“ (Winter 1787/1788?)

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BRIEF 142

Die beyden Blotter Kupferstiche will ich gleich ins Hauß nehmen und sie recht studiren ob die Abdrkcke das Geld werth sind. Ich irrte in meinem letzten Brief, der St Lorenz ist nur von M. Ant. aber das Blatt der Blotter. Man wkrde schon vergnkgt seyn einen Fetzen davon zu besitzen. Der Kindermord ist von einem gleichzeitigen treflichen Kupferstecher. Beyde nach Bacio Bandinelli. Sobald die Platanen bey Nemi Blotter haben, will ich mir zur Pflicht machen den Famosen Trog mit dem Beywesen zu zeichnen. Uberhaupt hoffe ich nun balde mit etwas gedachterem und ausgefkhrterem aufwarten zu klnnen. Ich weiß nicht soll ich mirs zur Tugend oder zum Fehler rechnen, daß ich, ohngeachtet Sie so bestimmt als gktig, meinen longern Aufenthhalt in Italien voraussetzen, noch von Weimar aus die Bestotigung Ihres Willens erwarte, eh ich mich recht breit hier niederzusetzen wage. Das Kupfer zu Egmont ist von Angelika gezeichnet von Lips gestochen. Es freut mich wenn es Ihnen gefollt. Ich kann die Stunde nicht erwarten biß Sie Egmont gelesen haben und ich Ihre Meynung drkber vernehme. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn auf das angelegentlichste und fahren Sie fort in Liebe meiner zu gedencken. Ihre Briefe sind wie die Tramontane, sie machen den Himmel heiter. G.

142. An Friedrich von Stein ÆDruckæ

Rom, 16. Februar 1788. Samstag R o m , den 16. Februar 1788.

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Du hottest lange einen Brief von mir haben sollen, denn die deinigen erfreuen mich sehr, auch denke ich oft an Dich, und wenn ich meinem zweiten Fritz etwas zu Liebe thue, so thu’ ich im Herzen es mit

2 sie ddie Abdrkckee 4 mMann 12 Sso 13 vorausse|t|zen

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um Deines Namens willen. Dieser zweite Fritz ist um zehn Jahre olter als Du, und eben auch ein vernknftiger Kindskopf. Du wirst Dich gut mit ihm vertragen, wenn Du ihn einmal zu sehen kriegst. Er hat mich auch recht lieb. Da er einen erstaunlichen Abscheu fkr Schnee, Eis u. s. w. und Allem, was nach Norden schmeckt, empfindet (er ist sehr jung nach Rom gekommen), so ist der Abendsegen: „Die Zwillinge sind in der Nohe“, auf seinen Zustand abgeondert worden. Und wenn er Abends bei Tische anfongt einzuschlafen, so wird Folgendes recitirt: Der Segen wird gesprochen! Die Riesin liegt in den Wochen; Die Wllfe sind ausgekrochen. Sie liegt zwischen Eis, und Nebel und Schnee, Tronke gern Eicheln- und Rkbenkaffee, Wenn sie ihn nur hotte! – Da louft die Maus! – Kind geh’ zu Bette Und llsche die Lichter aus. Ich werde mich freuen, wenn ich diesen Abendsegen einmal kber Dich sprechen kann. Recitire ihn Herder’s und dem Froulein Glchhausen. Wenn Du durch Thurneisen die Sepia erholtst, so gieb ein Paar Stkckchen an Herrn Rath Bause. Es war nicht artig von ihm, daß er ohne Anfrage Deine Zeichnung radirt hat, indessen mag es gut seyn. Die Crystallisationen liegen, wie Ihr vermuthet, im Marmorschronkchen, im Cabinett, wo Tischbein’s Bild hongt. Der Schlkssel ist grlßer, als die zu den kbrigen Steinschronken, und sollte bei ihnen an einem Bunde seyn. Das Carneval ist recht lustig abgelaufen, es war schln Wetter und das Volk vergnkgt ohne ausgelassen zu seyn. Außer den letzten Abend der Mocoli, wo ein solches Geschrei und ein Precipizio war, das sich nicht denken loßt. Doch ist Niemand dabei zu Schaden gekommen. Angelika hat Dein dabei gedacht, und Dich zu uns in den Wagen gewknscht. Was Du aus meinem Hause brauchst, das nimm zu Dir, ich freue mich, wenn Dir etwas von dem Meinigen nktzlich ist.

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BRIEF 142

Unsere kleine Haushaltung geht recht ordentlich. Herr Keyser komponirt die Symphonie, die Lieder und Zwischenspiele zu Egmont. Herr Schktz von Frankfurt malt ein Bild und zeichnet mancherlei. Herr Burg von Hanau, sonst Fritz der Zweite, macht Zeichnungen nach Michael Angelo in der Kapelle Sixtina. Unsre Alte kocht, unser Alter (der Vater von Filippo) schleicht herum, die hindernde Magd schwotzt mehr als sie thut, ein Bedienter, der ein Ex-Jesuit ist, bessert die Rlcke aus und wartet auf, und das Kotzchen bringt viele Lerchenklpfe, die oft gegessen werden. Es fehlt Niemand als Du, um von Allen zu lernen, und an Allem Theil zu nehmen. Du schriebst neulich von einem Grab der Miß Gore bei Rom. Vor einigen Abenden, da ich traurige Gedanken hatte, zeichnete ich meines bei der Pyramide des Cestius, ich will es gelegentlich fertig tuschen, und dann sollst Du es haben.

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In einigen Tagen werde ich dagegen lustige Gegenden aus Neapel und Sicilien in farbigen Zeichnungen erhalten, die alle betrkbte Gedanken vertreiben sollen. – Ich habe wieder allerlei Steinchen gefunden, ein recht sonderbares, womit ich diesen Brief siegeln will. Ein Adler, der an der Brust ein Llwenhaupt und hinterrkcks einen Widderkopf trogt. Du kannst es mit einem Microscop ansehen, die drei Klpfchen sind gar natkrlich gemacht und kber dem Widderkopfe geht eine Kornohre in die Hlh’. Was sich die Alten dabei gedacht haben, mag der Himmel wissen. Lebe recht wohl und grkße alle Freunde, besonders Deine Großeltern, die Tanten und die Onkels, Lottchen Lengfeld, Frau von Lichtenberg, Frau von Kalb, Frau von Eglofstein, und wer sonst mein gedenken mag. Schreibe mir immer und laß Dich nicht verdrießen, wenn ich nicht immer, nicht gleich antworte. Bei Herrn Rath Bertuch wirst Du Masken des rlmischen Carnevals sehen, die lustig genug sind. Lebe wohl. G.

Abb. 21: Goethe, Bleistift- und Federzeichnung mit Sepia „Grabmal” (Winter 1788)

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BRIEFE 143/144

143. An Philipp Seidel ÆRom, zwischen 12. und 15. M\rz 1788. Mittwoch und Samstagæ

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Beyliegender Brief den mir der alte Collina gegeben hat und den ich eben leße ist so zu erkloren: daß eben der gute Alte kein Gedochtniß mehr hat und sich keiner Sache mehr erinnert. Denn er hotte sonst wissen klnnen: daß er durch mich an seinen Sohn Briefe schicken kann, ferner daß sein Sohn ihm von der Reise und bey der Ankunft in Weimar geschrieben hat, denn er hat mir ja alle die Briefe selbst gezeigt. Sage das also Collina damit er nicht irre wird und glaube sein Vater habe die Briefe nicht empfangen. Deinen Brief vom 25. Febr erhalte ich heut. Ich werde, sobald mlglich von Rom aufbrechen. Wegen Fritzen vertrau ich dir ganz, es soll mich freuen selbst Zeuge deiner Bemkhungen zu seyn und mitzuwkrcken. Was Claudinen betrift; so fehlen dir einige Data das Stkck ganz richtig zu beurtheilen. Habe ich eine f e t t e O p e r gemacht; so ist mein Zweck erreicht. Du bist eben ein prosaischer Deutscher und meynst ein Kunstwerck mkße sich verschlingen laßen wie eine Auster. Weil du die Verse nicht zu lesen verstehst, denckst du es solle niemand in Versen schreiben. / Wore diese Claudine komponirt und vorgestellt wie sie geschrieben ist; so solltest du anders reden. Was Musikus, Ackteur, Dekorateur dazu thun mkssen und was es kberhaupt heißt: ein solches Ganze von seiner Seite a n z u l e g e n daß die kbrigen mit arbeiten und mitwkrcken klnnen, kann der Leser nicht hinzuthun und glaubt doch immer er mkße es klnnen weil es geschrieben oder gedruckt ist. Davon mehr wenn wir uns wiedersehn. Wie auch kber deine salinische Beobachtungen. Du wirst dich ereifern wenn ich dir sage: daß ich noch gar nicht kberzeugt bin daß ich dich vielmehr gewiß zu kberzeugen hoffe. Es versteht sich daß ich alle deine Beobachtungen als wahr annehme, nur andre Folgerungen daraus ziehe. 3w - -hotte 26 dsalinischee 28 ge vielmehr

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Lebe wohl. . Der alte Collin fongt seinen Brief an: Caro Padre. Auch daraus ist zu ersehen wie schwach der gute Alte ist. G.

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144. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 17. und 18. M\rz 1788. Montag und Dienstag Rom d‘. 17 Morz 88. Ihren freundlichen, herzlichen Brief beantworte ich sogleich mit einem frlhlichen: ich komme! So werden meine Hoffnungen, Wknsche und so wird mein erster Vorsatz erfkllt. Ich fkhle ganz den Umfang Ihrer Gkte, mein erster und nochster Danck soll eine unbedingte Aufrichtigkeit seyn. Die Zartheit womit Sie mich behandeln, heißt mich alle sogenannte Delikatessen zu vermeiden, welche genau betrachtet wohl lfter Protensionen scheinen mlchten. Ihrer Frau Mutter hotte ich, wenn Sie es nltig und schicklich gehalten hotten, gerne meine Dienste in Italien gewiedmet, ob ich gleich wohl einsehe, daß ich dabey mehr wkrde eingebkßt haben als sie durch meine Gegenwart gewinnen konnte. Doch glaube ich durch manche Vorbereitung auch fkr dieselbe nicht ganz unnktze in Italien gewesen zu seyn. Diese Woche geht im Taumel vorkber, man muß mit dem Strome fortziehen. Sobald uns der dritte Feyertag erschienen ist mache ich ernstliche Anstalt zur Abreise. Ich erwarte noch einiges von Neapel, habe fkr mich und andre mancherley in Ordnung zu setzen, sovielerley Foden abzulosen, die sich dieses Jahr angesponnen und seit / Ihrem Maynzer Briefe sich mit einiger Sicherheit fester geknkpft haben. Alles kbersehen, glaube ich Ende Aprils gewiß in Florenz zu seyn. Ich

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werde eilen das merckwkrdigste dieser Stadt, die Arbeiten Correges in Parma, sodann Mayland zu sehen und durchzugehen und wknschte dann kber Chiavenna und Chur, kber Lindau, Augsburg und Nkrnberg den Weg nach Hause zu nehmen. Ich habe meiner Mutter schon die Hoffnung benommen mich auf der Rkckreise wiederzusehen und habe sie auf eine andre Gelegenheit vertrlstet. Sowohl noch von Rom aus, als auf der Reise werde ich fleißig schreiben und von meinen Zustonden und meiner Wandrung Nachricht geben. Wie ich nun nach diesen Aspeckten erst in der Holfte Juni Zu Hause anlangen klnnte; so wkrde ich noch eine Bitte hinzufkgen: daß Sie mir, nach meiner Ankunft, dem Gegenwortigen den Urlaub glnnen wollten, den Sie dem Abwesenden schon gegeben haben. Mein Wunsch ist: bey einer sonderbaren und unbezwinglichen Gemkthsart, die mich, sogar in vllliger Freyheit und im Genuß des erflehtesten Glkcks, manches hat leiden machen, mich an Ihrer Seite, mit den Ihrigen, in dem Ihrigen wiederzufinden, die Summe meiner Reise zu ziehen und die Masse mancher Lebenserinnerungen / und Kunstkberlegungen in die drey letzten Bonde meiner Schriften zu schließen. Ich darf wohl sagen: ich habe mich in dieser anderthalbjohrigen Einsamkeit selbst wiedergefunden; aber als was? –– Als Kknstler! Was ich sonst noch bin, werden Sie beurtheilen und nutzen. Sie haben durch Ihr fortdaurendes wkrckendes Leben, jene fkrstliche Kenntniß: wozu die Menschen zu brauchen sind, immer mehr erweitert und geschorft, wie mir jeder Ihrer Briefe deutlich sehen loßt; dieser Beurtheilung unterwerfe ich mich gern. Nehmen Sie mich als Gast auf, laßen Sie mich an Ihrer Seite das ganze Maas meiner Existenz ausfkllen und des Lebens genießen; so wird meine Kraft, wie eine nun gelffnete, gesammelte, gereinigte Quelle von einer Hlhe, nach Ihrem Willen leicht dahin oder dorthin zu leiten seyn. Ihre Gesinnungen, die Sie mir vorloufig in Ihrem Briefe zu erkennen geben sind so schln und fkr mich bis zur Beschomung ehrenvoll. Ich kann nur sagen: Herr hie bin ich, mache aus deinem Knecht was du willst. Jeder Platz, jedes Plotzchen die Sie mir aufheben, sollen mir lieb seyn, ich will gerne gehen und kommen, niedersitzen und aufstehn.

2 dsodanne 8 nNachricht 18 bBonde 22 iIhr 25 gern,. nNehmen

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Alles was ich bißher gesagt und gebeten habe grkndet sich auf den Begriff, daß Sie meiner jetzt nicht unmittel/bar nicht im mechanischen bedkrfen. Ohne die Gewißheit daß Sie mit meinem Vikarius hlchst zufrieden seyn wkrden, hotte ich mich nicht entfernen, nicht solange verweilen klnnen. Er ist auf alle Weise ein Mann zu solchen Plotzen geschaffen, welche ich nur einnahm um sie zur rechten Zeit einem fohigern abtreten zu klnnen. Wie freut mich’s daß sie gekommen ist. Ich kann nicht anders als denen Einrichtungen welche Sie machen wollen den vollkommensten Beyfall geben. Die Authoritot, Responsabilitot und der anhaltende unmittelbare Einfluß eines wkrcklichen Prosidenten ist auf alle Weise nltig, um die Sachen in Ordnung zu bringen und darin zu erhalten; auch an Wedeln glaube ich wird Sie Ihre Wahl nicht trkgen. Die Kriegskommission werden Sie doch auch, im gegenwortigen Falle, mit dem Prosidio der Cammer verbunden laßen? Die Cassen Revision und die neue Ordnung ist ein treffliches Institut, dadurch wird dem kbelgesinnten Diener das Mittel genommen sich mit dem ungerechten Mammon Freunde zu machen, dem redlichen wird auf einmal aus mancher Verlegenheit geholfen. Hotte ich beym Antritt meiner Interims Administration mehr Kenntniß des Details, in denen damals einigermaßen verworrnen Zustonden / mehr Entschloßenheit, bey einem allgemeinen, lffentlichen und Heimlichen Widersetzen mehr Festigkeit gehabt; so hotte ich Ihnen manchen Verlust und mir manche Sorge, Verdruß und wohl gar Schiefheit ersparen klnnen. Es war Ihnen Selbst mit der Zeit vorbehalten zu thun was unter andern Verholtnißen andre nur gewknscht hatten. Das Verholtniß das Sie mir zur Cammer erhalten wollen, ist, ich wiederhohle es, so ehrenvoll, daß ich gleich beschomt bin es anzunehmen, als verlegen es abzulehnen. Ich habe schon einmal meine Grknde gesagt warum ich mich zu dem letzteren neige und wkrde sie wieder verstorckt anfkhren, wenn ich nicht fkhlte daß es beynahe eben so unbescheiden sey eine vorzkgliche Gunst eigensinnig abzulehnen, als sie hartnockig ertrotzen zu wollen.

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Mein bestes Verholtniß zu Ihrem oekonomischen wird immer die Freundschaft zu meinem Nachfolger bleiben, die sich, wie ich hoffe, kknftig in einem genauern Umgange immer fester schließen und zu Ihrem Dienste enger verbinden soll. Besonders sehne ich mich recht, mich mit ihm kber allgemeine Grundsotze zu besprechen, welche in keiner Session ausgemacht und nur still und ohne Gerousch durch die Geschofte, von einem einsichtsvollen, wohldenckenden und standhaften Manne durchgefkhrt werden klnnen. / Da sich, nach meiner Rechnung, meine Rkckkunft biß in die Holfte Juni verziehen mlchte; so ersuche ich Sie ja alle Einrichtungen die Sie nltig finden, sobald als mlglich zu machen. In dem Geiste und Sinne wie ich Sie handeln sehe, klnnen Sie nichts thun, was nicht auch mir, sowohl fkrs Ganze als fkr mein Individuum wknschenswerth scheinen sollte. Selbst wird es mir Freude machen in eine eingerichtete Haußhaltung zu treten, so viele schwanckende Gemkther welche theils durch Ihre Abwesenheit, theils durch unbestimmte Lagen zweifelhaft und ongstlich waren beruhigt zu finden und nicht als einer der ordnen und entscheiden hilft, sondern als einer der sich in das entschiedne und geordnete mit Freuden fkgt aufzutreten. Sie sind gut berathen und werden es nach der Art wie Sie zu Wercke gehen immer besser seyn. d‘. 18. Morz. Nach Ihrer Ermahnung bin ich sogleich nach St Luca gegangen und habe Raphaels Schodel und dem schlnen Bilde welches den Heiligen, da er die ihm erscheinende Madonna mahlt, vorstellt mit reiner Freude gehuldigt. Der Schodel ist von der schlnsten Bildung und ich halte ihn ocht. Rath Reifenstein hat schon die Erlaubniß von der Akademie erhalten ihn formen zu laßen, es wird in diesen Tagen / geschehen. Ich habe einige Sorge biß diese Operation vorkber ist. Da der Schodel im Grabe gelegen und gemodert hat, ist er mkrbe und ich fkrchte diese herrliche Reliquie leidet. Dem Former wird alle Sorgfalt empfohlen und Sie werden große Freude haben den Abguß zu besitzen.

5 dmich mit ihme 9 w - -meine 28 Tagemn

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Die Kupfer wird man mir wohl kberlassen. Das eine ist eine Welt und der Abdruck sehr frisch, ob er gleich an einigen Orten gelitten hat und schlecht aufgezogen ist. Angelika besitzt einen Abdruck der nicht so gut und aus vielen Fetzen zusammengeleimt ist. Man weiß diese Sachen hier zu schotzen. Auch sind die Albert Dkrers in großem Werthe. Rath Reifenstein hat mir neulich ein Geschenck gemacht, das wertheste Gastgeschenck das er mir zum Abschiede hotte geben klnnen. Original Radirungen von Claude Lorrain. Sie sind unschotzbar wie alles von seiner Hand. Diese und noch manche Zeugniße bringe ich mit daß ich im Paradiese war. Sollte mir das Glkck wollen die Gores bey Ihnen zu treffen; so wkrden auch diesen lieben Kindern, die Blicke in’s gelobte, von ihnen wohlgekannte Land, die ich ihnen verschaffen kann, gewiß Freude machen. Auch bringe ich Kaysern mit dessen Talent, hoffe ich, nicht wenig beytragen / soll Harmonie und Geschmack zu verbreiten. Er studirt jetzt die oltere Musick aufs emsigste und wird einigen Genuß derselben gewiß auch kber den Alpen verschaffen klnnen, wenn gleich das non plus ultra ihrer Ausfkhrung in die Sixtinische Kapelle gebannt zu seyn scheint. Der Gute Genius segne den a l l g e m e i n G e i s t im Ganzen, wie er bey Ihnen zu Hause ist. Alles was Herder unter Ihren Auspiciis unternimmt giebt mir die grlßten Hoffnungen, und ich freue mich in jedem Sinne daran Theil nehmen zu klnnen. Daß Sie fkr ihn und fkr Voigten sorgen, erregt auch meine Herzlichste Danckbarkeit. Sie kommen allen meinen Wknschen und Bitten zuvor. Mlchte ich doch auch Ihrer vlllig wiederhergestellten Gesundheit ganz gewiß werden, mlchten Sie Sich durch Ihre mancherley oussern Verholtniße, durch Ubernahme des Regiments keine disproportionirte Last aufgelegt haben. Es werde und wende sich alles zu Ihrem besten. Leben Sie wohl, und verzeihen mein unzusammenhongendes Schreiben. Dieser ganze Morgen war unruhig und unterbrochen.

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Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn Durch‘ aufs beste. Ich siegle diesen Brief gleich ob er schon erst d‘. 22 abgeht. G.

145. An Georg Joachim G]schen Rom, 21. M\rz 1788. Freitag

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Bey der Benennung der Personen zu Claudinen ist ein Irrthum vorgefallen. Statt: Pedro von Castellvecchio, unter dem Nahmen Sebastian von Rovero. Soll es heisen Pedro von Castellveccchio, unter dem Nahmen Pedro von Rovero. Wore es zu spot das Blat umdrucken zu laßen; so wknschte ich daß eine kleine Note am Ende des Bandes, das Publikum davon unterrichtete, weil dieser Irrthum Einfluß auf das Stkck hat. Da ich kbrigens nach Deutschland wieder zurkckkehre; so wird sich wegen der kbrigen Bonde in der Nohe besser verhandlen laßen. Ew Hochedelgeb‘ Rom d‘. 21 Morz 1788.

ergebener Dr Goethe

146. An Jacob Friedrich von Fritsch Rom, Æ24. M\rzæ 1788. ÆMontagæ

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Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders Hochgeehrtester Herr Geheimderath, Solang als unser gnodigster Herr von Maynz in Weimar erwartet wurde; solange stehe ich schon im Begriff mein Andencken bey Ew 6 Castelln- vec|c|hio 9 Castelln- veccchio 12 ans dame

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Exzel‘ zu erneuern und mir die Fortdauer Ihrer Gewogenheit zu erbitten. Allein ich hielt meinen Brief zurkck, um zugleich mit Gewißheit die Nachricht meiner Rkckkehr geben zu klnnen. Ich verehre die Gesinnungen, welche mir Durch‘ der Herzog in ihren letzten Briefen / zu erkennen geben und bin wie immer bereit meine geringen Krofte, an welchem Platz es auch seye, in ihrem Dienst zu verwenden. Erhalten mir Ew Exzel‘. Ihre Freundschaft, welche zu verdienen ich mir immer zur Pflicht gerechnet habe. Diese letzte Monate habe ich hier sehr vergnkgt zugebracht, indem ich gleichsam erst die Frkchte meiner Applikation auf das Studium der Kunst, in reinerer und verstondigerer Betrachtung der edelsten Gegenstonde genoßen. Seit mehr als acht Tagen leben wir / in bestondiger Zerstreuung. Die Feyerlichkeiten der heiligen Woche sind nun vorkber, noch stehen uns zwey Feuerwercke bevor. Es ist wohl schwerlich mlglich etwas prochtigers zu sehen als das Ensemble der gestrigen Funcktionen. Auch die popstliche Demuth der stillen Woche ist schon stolz genug. Der Frkhling ist schon in vollem Flor, er wird sich dießmal fkr mich verlongern da ich mit ihm nach Norden reise. Empfehlen Sie mich der Frau Gemahlinn aufs beste und erhalten mir ein geneigtes Andencken, biß zu dem vergnkgten Augenblick, da ich die Ehre haben werde mich wieder vorzustellen. Rom Ew Exzel‘ d‘. zweyten Osterganz gehorsamster Feyertag. 1788. Goethe

147. An Christian Friedrich Schnauss Rom, 24. M\rz Æ1788. Montagæ Rom d. 24 Morz Nun kann ich endlich das frlhlige Wort niederschreiben: ich komme! Eher wollte ich auch keine Feder ansetzen, biß ich deßen gewiß war.

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Mit Freuden folge ich dem Wincke unsers gnodigsten Herrn und dem Rufe meiner Freunde. Auch Sie theuerster H‘. Collega zohle ich unter die, welchen meine Ankunft einiges Vernkgen macht. Wie sehr hoffe ich Sie gesund und wohl zu umarmen, und in guter Stunde allerley italionische Spoße zu erzohlen. Die Feyerlichkeiten der heiligen Woche habe ich alle gesehen, einige (als die Fußwaschung und das Speisen der Pilger) nicht ohne Beschwerlichkeit. Die Musick in der Sixtinischen Capelle ist einzig und kberhaupt sind alle Funcktionen mit unglaublichem Geschmack und Anstand disponirt und eingerichtet. Heute und Morgen Abend steht uns noch das Feuerwerck von der Engelsburg bevor, dann werde ich mein Herz und meinen Sinn von dieser Stadt der Musen wegwenden, welche gefohrlicher als Sirenen singen. Ich bin sehr fleißig gewesen und doch, wie es zu gehn pflegt, nicht so fleißig als ich wknschte. Ich bringe allerley zierliche Sachen mit, woran fkr Kknstler und Liebhaber manches zu lernen seyn wird. Unser gnodigster Herr haben mir manches kber verschiedne Einrichtungen geschrieben, die s i e gemacht haben und zu machen gesonnen sind, auch kber mein eigen Verholtniß zeigen s i e die gnodigsten Gesinnungen. Ich unterschreibe alles und werde an jedem Platze, auf jeder Stelle meine Treue und meinen guten Willen wie ehmals zu zeigen bereit seyn. Fkr die erste Zeit nach meiner Rkckkunft habe ich noch um einigen Urlaub gebeten, damit ich mich in ein, wohrend meiner Abwesenheit so mannigfaltig verondertes Verholtniß wieder zurecht finden mlge. In dieser Gegend hat der Frkhling schon mit Macht und Lust seinen Einzug gehalten. Da es diesen Winter viel regnete so treibt das Grkn gar lebhaft. Schon lange sind die Gemkßgorten frisch bepflanzt und die Kkchengewochse grknen in zierlichen Beeten. Der Lorbeer, das Viburnum, der Buchs, die Mandeln, Pfirsiche, die Cittronen blkhen theils, theils haben sie verblkht. Alle Docher sind grkn, und die alten Mauern werden durch das neue gelbliche Laub des Epheus und durch die herunter hongenden Blkten des Viburnum gar lustig. Anemonen, Ranunckeln, Tulipanen, Hyazinten, Primeln pp stehn in allen Gorten munter und froh, die ersten sogar auf Wiesen. Alles macht Vergnkgen und wenn ich nun nach Norden ziehe werde ich den Frkhling immer

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vor mir finden. Im Ganzen ist mir es sehr lieb nicht noch einen Versuch eines Italionischen Sommers zu machen. Leben Sie recht wohl auf deutschem Grund und Boden, wo ich Sie bald zu umarmen hoffe. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Die Frauenzimmerchen und Carlen werde ich ja wohl recht groß antreffen. Empfehlen Sie mich allen Freunden. Krause hlre ich ist sehr fleißig und macht gute Sachen. Ganz der Ihrige Goethe

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148. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 28. M\rz–2. April 1788. Freitag–Mittwoch Rom d‘. 28. Morz. 88. Ihr Brief mein bester Fkrst und Herr, in welchem Sie mir Ihre Gedancken kber Egmont erlffnen, hat das Verlangen nur vermehrt mich mit Ihnen kber solche und andre Gegenstonde mkndlich zu unterhalten. Bemerckungen wie die, welche Sie mir schreiben, sind zwar fkr den A u t o r nicht sehr trlstlich, bleiben aber doch dem M e n s c h e n ousserst wichtig und wer beyde in sich nie getrennt hat weiß solche Erinnerungen zu schotzen und zu nutzen. Einiges was Ihnen nicht behagte liegt in der Form und Constitution des Stkcks und war nicht zu ondern ohne es aufzuheben. Andres Z.B. die Bearbeitung des ersten Ackts hotte mit Zeit und Muße wohl nach Ihren Wknschen geschehen klnnen. Noch andres wie Z.B. die Aksserung Machiavellens war mit einem Federstrich ausgellscht. Es war ein schweres Unternehmen, ich hotte nie geglaubt es zu vollenden, nun steht dies Stkck da, mehr wie es seyn konnte als wie es seyn sollte. Gewiß auch konnte kein gefohrlicherer Leser fkr das Stkck seyn als Sie. Wer selbst auf dem Punckte der Existenz steht um welchen / der Dichter sich spielend dreht, dem klnnen die Gauckeleyen der Poesie, welche aus dem Gebiet der Wahrheit ins Gebiet der Lkge schwanckt 24|d|eies |Stkck|

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weder genug thun, weil er es beßer weiß, noch klnnen sie ihn ergltzen, weil er zu nah steht und es vor seinem Auge kein Ganzes wird. Doch alles sey auf die guten Stunden aufgespart, die ich mir neben Ihnen verspreche. Ich leße jetzt das Leben des Tasso, das Abbate Serassi und zwar recht gut geschrieben hat. Meine Absicht ist meinen Geist mit dem Charackter und den Schicksalen dieses Dichters zu fkllen, um auf der Reise etwas zu haben das mich beschoftigt. Ich wknsche das angefangne Stkck, wo nicht zu endigen, doch weit zu fkhren eh ich zurkckkomme. Hotte ich es nicht angefangen; so wkrde ich es jetzt nicht wohlen und ich erinnre mich wohl noch daß Sie mir davon abriethen. Indeßen wie der Reitz der mich zu diesem Gegenstande fkhrte aus dem innersten meiner Natur entstand; so schließt sich auch jetzt die Arbeit die ich unternehme um es zu endigen ganz sonderbar ans Ende meiner Italio/nischen Laufbahn, und ich kann nicht wknschen daß es anders seyn mlge. Wir wollen sehen was es wird. Lila ist fertig, Jery auch, meine kleinen Gedichte sind bald zusammengeschrieben, so bliebe mir fkr den nochsten Winter, die Ausarbeitung Fausts kbrig, zu dem ich eine ganz besondre Neigung fkhle. Mlge ich nur halb so rekssiren als ich wknsche und hoffe. d‘. 2 Apr. In vierzehn Tagen dencke ich hier loß und ledig zu seyn. Seit den Osterfeyertagen ist mir schon soviel durch den Kopf gegangen als wenn ein halb Jahr vorkber wore. Jene Funcktionen kann man nicht ohne Verwunderung ansehen. Es ist gewiß in der Welt nie ein solches Ensemble gewesen und man kann den S c h e i n , die R e p r e s e n t a t i o n nicht hlher treiben. Ich habe die Meße des ersten Ostertags, welche unter der Peterskuppel, vor dem hohen Altar celebrirt wird, von oben, von einer der Tribunen gesehen, welche an den Pfei/lern angebracht sind, worauf die Kuppel ruht. Man sieht ohngefohr von der Hlhe wie aus Ihren Fenstern herunter, man glaubt in gewißen Augenblicken seinen Augen kaum, was da fkr eine Kunst, ein Verstand, ein Geschmack durch Jahrhunderte zusammengearbeitet haben um einen Menschen bey lebendigem Leibe zu verglttern!

2 gGanzes 12 da dwiee 13 wird dschließt siche 15 6daß 28 ceblebrirt

APRIL 1788

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Ich hotte in dieser Stunde ein Kind, oder ein Gloubiger seyn mlgen um alles in seinem Hlchsten Lichte zu sehen. Leben Sie recht wohl. Wenn mir die Freunde, gleich nach Ankunft dieses Briefs, ein Wort nach Florenz schreiben wollen; so trifft es mich unter beyliegender Adreße. Haben Sie die Gkte ihnen das Blotchen zu kommuniciren. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Meine Abfahrt aus Rom zeige ich an. Behalten Sie mich lieb und laßen Sie mich an Ihrer Seite die ersten Freuden unsres Zusammenlebens wiederfinden. G.

149. An Georg Joachim G]schen

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Rom, 5. April 1788. Samstag Rom d‘. 5. Apr. 88.

Wenn der Druck des fknften Bandes geendigt seyn wird, ersuche ich Sie sogleich: Ein Exemplar desselben in roth Saffian gebunden, wie die vier ersten waren, sodann Vier brochirte Exemplare an H‘. Hofrath Reifenstein mit der fahrenden Post zu senden, wohlgepackt und mit Wachstuch umgeben. Da ich in der Holfte Juni wieder in Weimar einzutreffen hoffe; so werden wir wegen der kbrigen Bonde Abrede nehmen konnen. Ich wknschte Michael den s e c h s t e n und a c h t e n Band herauszugeben und Ostern mit dem siebenten zu schließen. Doch davon mkndlich weiter. Leben Sie recht wohl. Goethe. Verte. / Ich bitte zu sorgen daß alle 5 Exemplare mit guten Kupfern versehen seyen.

8 Ro6m 17-18 Exemplare an / an 21 aAb6rede

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BRIEF 150

150. An Friedrich Justin Bertuch Rom, 5. April 1788. Samstag Rom d‘. 5. Apr 88.

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Ihr werthes Schreiben vom 29 Febr. habe ich zur rechten Zeit erhalten und eile nur einige Worte darauf zu sagen weil in dieser letzten Zeit, sich mehr als ich wknschte zu sammen drongt. H‘. Siebenkees werde ich leider nicht mehr erleben, ich werde ihn den zurkckbleibenden Freunden empfehlen. Wegen der Masken werde ich noch sorgen, die Beschreibung des Carnevals klnnen wir mkndlich absprechen. Auf H‘. Rath Krausens Arbeiten freue ich mich sehr und hoffe sehr auf seinen Beystand in mancherley Dingen. Der Parck Durch‘ des Herzogs wird unter Ihrer Aufsicht gewiß gedeihen. / Ich hoffe er wird mich grkn und frohlich empfangen. Das Gedicht auf Miedings Tod hotte ich mit Freuden in der Pandora gesehen, wenn nicht meine Absicht wore Michael den s e c h s t e n und a c h t e n Band herauszugeben und Ostern mit dem s i e b e n t e n - , welcher den Faust und also die große Girandel entholt zu schließen. Auf der Reise wird Tasso durchgedacht und also auf einer Wandrung, die Schicksale eines Mannes dramatisirt, dessen ganzes Leben ein Hin und Herwandern war. Leben Sie recht wohl. Ew Wohlgeb‘

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ergebenster Goethe / Durch‘. der Herzog haben mir einige Auftroge gegeben, ich bitte deßhalb 200 Scudi an H‘. Hofrath Reifenstein fkr Rechnung Durch‘ des Herzogs von Weimar auszahlen zu laßen.

13 Miedien - - -ngs 20 eine

Abb. 22: Goethe an Angelika Kauffmann, Æwahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788æ (Nr 151)

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BRIEFE 151–153

151. An Angelika Kauffmann ÆRom, wahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788æ

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Es scheint daß man in dem Studio de tedeschi, in contro al Rondanini, von einer Extremitot zur andern gehe. Vorige Woche zeichnete man die Menschen wie sie Gott erschaffen hat, und diese Woche will man sie ganz in Stahl und Eisen kleiden. Nach diesem Eingang folgt eine Bitte, theuerste Freundinn. Besitzen Sie ein Kupfer, worauf ein Held in nordischer Rkstung, das heißt von Kopf zu Fuß gewaffnet, vor gestellt wird; so bitte ich darum auf einige Tage. Es ist eine sonderbare Zaubergeschichte in Arbeit, welche ich Sonntags vorzulegen hoffe. Am sbagliren wollen wirs nicht fehlen lassen, in Hoffnung einmal zu treffen. Ich bitte nicht um Vergebung, denn ich habe einmal General Pardon. Leben Sie Bestens wohl. G

152. An Philipp Seidel

Rom, 19. April 1788. Samstag Rom d‘. 19. Apr. 88.

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Den 22 oder 23 gehe ich von hier ab und hoffe bald bey Euch zu seyn. Da ich Kaysern mitbringe, und wknschte daß du die erste Zeit wenigstens im Hause bliebst, biß ich mich erst wieder gefunden habe; so wird Collina wohl ausziehen mkßen. Geh zur Frou‘ Jlchhausen und sage ihr das und richtet es aufs beste ein.

1 cont6ro 7 b- gewaffnet 9 Zauber6geschichte 10 Sonntag|s| 16 159 19 s und

17 hi-rer

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Sorge daß die Summe von 400 Scudi baldigst an H‘. Hofrath Reifenstein fkr Rechnung P h i l i p p S e i d e l s ausgezahlt werde, ich habe Ursachen d e i n e n Nahmen zu wohlen. Lebe wohl. Ich lege ein Briefchen an die Frou‘. bey, welches du ihr bringen kannst. Grkße Collina und wen du sonst magst. Ich bin wohl. Das Frkhjahr ist hier mit Regen, Kkhle, Donnerwettern und heiterm Himmel abwechselnd, aber unendlich schln. Kayser sollte Fritzens Stube nehmen, die du ihm bereiten klnntest. G.

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153. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Florenz, 6. Mai 1788. Dienstag Florenz d‘. 6 May 88. Da ich von dem Magnetenberge einmal loß bin, zeigt meine Nadel wieder nach Norden, ich bin hier, das heißt: schon wieder bey Ihnen. Ich habe fast alles gesehen, was Florenz an Kunstsachen entholt und man klnnte wohl mit großem Nutzen einige Zeit hier verweilen; auch das Staatsgeboude noher zu betrachten wkrde zu manchen Gedancken Anlaß geben. Die Medicoische Venus kbertrifft alle Erwartung und kbersteigt allen Glauben. Wie manche andre kostbare Antiken sind noch hier! An Gemolden treffliche Sachen. Besonders habe ich mich an die olteren Meister gehalten; ich kenne nun die Urvoter recht genau und so lernt man ihre Schkler und Nachfolger erst kennen und schotzen. Der Wunsch der sich in mir immer wiederhohlt ist es mit Ihnen zu genießen oder Ihnen davon aufzupacken. Raphaels Schodel kommt wahrscheinlich vor mir an. Die untere Kinlade fehlt, sie / wird in St. Luca nicht aufbewahrt. Der Guß ist sehr glkcklich gerathen, es ist ein rechter Schatz. Die Form kommt nach.

5 wemn 21 Sschotzen

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BRIEF 154

Die Marck Antonios habe ich zuletzt noch per fas et nefas erwischt. Ich konnte sie nicht zurkck lassen und man machte mir Schwkrigkeiten. Am vorletzten Tage habe ich noch fkr ein geringes etwas fkr Sie gekauft das Ihnen auch gewiß Freude macht. Die Geschichte der Pschyche nach Zeichnungen von Raphael 32 Blat. Aus diesen hat er hernach die Skjets zur Farnesina genommen und sind daher doppelt interessant. Die 32 Blat sind nicht gleich, sonst woren sie unbezahlbar, aber die Holfte ist sehr gut und alte Abdrkcke. Einige gar so schln daß man sich nicht genug drkber freuen kann. An Musick bringen wir auch kostbare Sachen der alten Zeit mit. Kayser ist nun ganz in den alten Meistern. Ich hoffe die Um/stonde sollen sich fkgen, daß er das, was wir bringen, genießbar machen kann. Wir haben das schlnste Wetter, ich wknsche Ihnen ein gleiches. Leben Sie recht wohl Behalten Sie mich lieb und empfehlen mich Ihrer Frau Gemahlinn auf das angelegentlichste. Wahrscheinlich gehe ich d‘. 9 ten von hier ab. Von Mayland schreibe ich wieder. Ich freue mich sehr auf die Correges zu Parma und auf das Abendmal von Vinci in Mayland. Leben Sie recht wohl. G

154. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Mailand, 23. Mai 1788. Freitag

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Mayland d‘. 23 May 88. Sohe ich Mayland jetzt im Herwege und kome aus den Gebkrgen in diese weite Gegend, diese frey gelegne Stadt, Zlgen sich die fernen

26 Mail- yland 27 Stadt.,

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Apeninen ahndungsvoll am Horizont hin, was wkrde ich fkr Hymnen singen und fkr Freude unter diesem schlnen Himmel am Obste u.s.w. haben. Nun ists mir verwlhnten Rlmer nichts recht und ich bin doch sonst eine genkgsame Seele. Gestern war ich auf dem Dom, welchen zu erbauen man ein ganzes Marmorgebirg in die abgeschmacktesten Formen gezwungen hat. Die armen Steine werden noch toglich gequolt, denn der Unsinn oder vielmehr der Armsinn ist noch lange nicht zu Stande. / Ich sah die Hkgel um den Comer See, die Hohen Bkndtner und Schweizer Gebirge vor mir wie ein Ufer liegen, an dem ich nach einer wunderlichen Fahrt wieder landen werde. Wir waren am 22 Abends Hier und gedencken, wie ich schon aus Rom schrieb, kber Chiavenna und Chur zu gehen, den Splkgen zu versuchen, den Adula zu grkßen und dann ein wenig seitworts nach Constanz zu rkcken. Dort wollen wir den 4 Juni eintreffen und im A d l e r die Spur jener famosen Wandrung aufsuchen und die gute Schultheß von Zkrch treffen, welche ich sprechen und begrkßen muß, ohne den Kreis des Propheten zu berkhren. An der Bestimmtheit der Datums unsrer Reise, sehen Sie daß ich mich bestrebe den Canzler Schmidt see‘. nachzuahmen, damit ich wenigstens von einer / Seite der Zucht und Ordnung zu nohern suche. Denn kbrigens bin ich ganz entsetzlich verwildert. Ich habe zwar in meinem ganzen Leben nicht viel getaugt und da ist mein Trost daß Sie mich eben so sehr nicht verondert finden sollen. Der Abschied aus Rom hat mich mehr gekostet als es fkr meine Jahre recht und billig ist, indessen habe ich mein Gemkth nicht zwingen klnnen und habe mir auf der Reise vlllige Freyheit gelaßen. Darkber habe ich denn jede Stunde wenigstens siebenerley Humor und es freut mich von Herzen daß die Sudeley dieses Briefs ins lustige Siebentel follt.

10 wvor 15 un - - - jener 29-30 Siebe|n|tel

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BRIEF 155

Wie mir hier, da ich nun bald zwey Jahre an die solideste Kunst gewohnt bin, die Kramloden, vom Nkrnberger Tand an biß zu den franzlschen Rebus,

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emaillirt und mit Steinchen eingefaßt, vorkommen, kann ich gar nicht sagen. Dagegen ist das Abendmal des Leonard da Vinci noch ein rechter Schlußstein in das Gewllbe der Kunstbegriffe. Es ist in seiner Art ein einzig Bild und man kan nichts mit vergleichen. Kayser studirt hier den Ambrosianischen Ritus, bringt ein Buch Messen von Palestrina und das Motett vom Palmsonntag lamentabatur Jacob, von Morales, auch das tu es Petrus von Scarlatti pp mit. Daß nur Bode nichts davon erfohrt, sonst kommen wir kbler an als Starke, besonders wenn er wissen sollte, daß ich meine grlßte Spekulation darauf richte: ein Madonnen Bild zu mahlen, das noch bey meinen Lebzeiten in Rom Wunder thun soll. Leben Sie tausendmal wohl. Verzeihen Sie meinem italionischen SchreibZeug und meinen Poßen, ich werde schon wieder dafkr bksen mkßen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn zu Gnaden und laßen mich das alte Glkck voriger Zeit, einen Ægnodigen Herren und einenæ theilnehmenden Freund Æwieder finden.æ ÆG.æ

16 thutn 17 mein|em| 17 DiSchreibZeug

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155. An Carl Ludwig von Knebel Mailand, 24. Mai 1788. Samstag Mayland d‘. 24. May 88. Manche Schuld mein l. Knebel werde ich dir mkndlich abzutragen haben, denn ich habe dir lange nicht geschrieben. In der letzten rlmischen Zeit hatte ich nichts mehr zu sagen, es ging hart zu da ich mich trennte. Nun wittre ich wieder Gebirgs und Vaterlands Luft da wird mirs denn, wo nicht besser, doch anders. Erst heute hat mich die Mineralogie wieder einmal angelochelt. Ich war beym Pater Pini und sah seine Berge kristallisirten Feldspaths und ward wieder einmal nach einem Stkck Stein lkstern. Er hat mir einiges versprochen, es ist ein guter behaglicher Mann. Nun habe ich eine schlne Reise vor mir. Auf Como kber den See nach Cleven Chur und so weiter: Da wird auch manch Stkck Granit betreten und wieder einmal geklopft werden. Ich kaufe hier einen Hammer und werde an den Felsen pochen um des / Todes Bitterkeit zu vertreiben. In Rom wurde kein Stein mehr angesehen wenn er nicht gestaltet war. Die Form hatte allen Anteil an der Materie verdrongt. Jetzt wird eine Crystallisation schon wieder wichtig und ein unflrmlicher Stein zu etwas. So hilft sich die menschliche Natur, wenn nicht zu helfen ist. Ich hlre von fern, und kann es ohne das vermuthen daß mein Egmont in alle Welt ausgangen ist. Ich wknsche daß er auch gedruckt meinen Freunden Freude mache, die ihm, da er als Manuscr. kam eine gute Aufnahme glnnten. Jetzt bin ich an einer sonderbaren Aufgabe, an Ta s s o . Ich kann und darf nichts darkber sagen. Die ersten Ackte mkßen fast ganz aufgeopfert werden. / Nun lebe wohl. Bald werden wir uns sehen. Ich bringe vieles mit wenn Ihr nur im Fall seyd es zu genießen. Liebe mich. G

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BRIEF 156

156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, Æzwischen 4. und 10. Juni 1788. Mittwoch und Dienstagæ ÆDruckæ

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Daß ich von Constanz an Dich nach Rom zu schreiben habe, ist wohl eine seltsame Sache, die mir noch vlllig den Kopf verwirren klnnte. Gestern Abend lese ich in der „Vaterlandschronik“, Du seiest wkrklich mit Dalbergen verreist. Ich glaube es und ergebe mich drein, ob es gleich fkr mich ein sehr harter Fall ist. Reise glkcklich und erbrich den Brief gesund, da wo ich in meinem Leben das erstemal unbedingt glkcklich war. Angelika wird Dir ihn geben. Vielleicht erholtst Du zu gleicher Zeit noch einen; denn ich schreibe gleich, wenn ich nach Hause komme, und Ihr haltet Euch wohl auf. Wenn Ihr einen Antiquar braucht, wie Ihr denn einen braucht, so nehmt einen Deutschen, der H i r t heißt. Er ist ein Pedante, weiß aber viel und wird jedem Fremden nktzlich sein. Er nimmt des Tages mit einem Zechin vorlieb. Wenn Ihr ihm etwas mehr gebt, so wird er dankbar sein. Er ist kbrigens ein durchaus redlicher Mensch. Alsdann suche einen jungen Maler B u r y incontro Rondanini, den ich lieb habe, und laß Dir die farbigen Zeichnungen weisen, welche er jetzt nach Carrache macht. Er arbeitet sehr brav. Mache, daß sie Dalberg sieht und etwas bestellt. Dieser junge Mensch ist gar brav und gut, und wenn du etwa das Museum oder sonst eine wichtige Sammlung mit ihm, zum zweitenmal, a b e r N B . a l l e i n sehen willst, so wird es Dir Freude machen und Nutzen schaffen. Er ist kein großer Redner, besonders vor mehreren. Meyer, der Schweizer, ist, fkrchte ich, schon in Neapel. Wo er auch sei, mußt Du ihn kennen lernen. Ich weiß nicht, ob ich wache oder troume, da ich Dir dieses schreibe. Es ist eine starke Prkfung, die kber mich ergeht. Lebe wohl, genieße, was dir bescheert ist. Einer meiner angelegentlichsten Wknsche ist erfkllt. Wenn Du nach Castell-Gandolfo kommst, so frage nach einer Pinie, die nicht weit von Herrn Jenkins’ Haus, nicht weit vom kleinen Theater steht. Diese hatte ich in den Augen, als ich Dich so sehnlich

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wknschte. Lebe wohl. Ich gehe zu den Deinigen, und will ihnen die Zeit Deiner Abwesenheit verleben helfen. G. Wahrscheinlich wird Euch Hofrath Reiffenstein an einige Orte fkhren. Ich empfehle H i r t e n also zum Supplemente. Moritzen mußt Du auch sehn. Du wirst noch andere finden: Lips etc.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE

Das folgende Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis der Auswertung der Briefe von und an Goethe, des Umkreisbriefwechsels sowie der Tagebmcher Knebels, vor allem aber von zwei Postsendelisten, die Goethe seit seiner Ankunft in Rom ab Anfang November 1786 gefmhrt hat. Die erste Liste mit den Briefsendungen Goethes aus Italien vom 4. November 1786 bis 20. April 1788 sowie vom 9. Juni 1788 aus Konstanz findet sich auf den letzten Seiten eines Heftes mit der Bezeichnung „Tragblatt. AllerÆlæey Notanda wqhrend der 1n Reise in Italien enthaltend.“ (H: GSA 27/57, ohne Foliierung, ohne Paginierung [Postsendeliste 1]). Die zweite Liste mit den Briefsendungen Goethes vom 23. bis 27. Mai 1788 aus Mailand ist in einem Heft mberliefert, das hauptsqchlich anatomische Zeichnungen enthqlt (H: GSA 25/XXVI,F,19, ÆBl. 54æ [Postsendeliste 2]). Die in den Postsendelisten angegebenen Absendedaten sind nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten der Briefe identisch. Posttag Goethes fmr Sendungen nach Deutschland und in die Schweiz war in Rom in der Regel der Samstag, wqhrend Postsendungen von anderen Orten an unterschiedlichen Wochentagen abgingen. Anzunehmen ist außerdem, dass Goethe auch Briefe innerhalb Italiens verschickt hat, die nicht mberliefert und nicht in den Postsendelisten verzeichnet sind. Die in spitzen Klammern ergqnzten Zitate in gerader Schrift stehen anstelle der im Original verwendeten Wiederholungszeichen.

EB 1. An Carl Ludwig von Knebel ÆVenedig?, 14.? Oktober 1786 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Tagebucheintrag Knebels vom 31. Oktober 1786: „Brief von G n t h e .“ (Knebel, Tgb. 1786, Bl. 43.) – Vermutlich Beischluss zu Nr 9. – Unter Bermcksichtigung einer Postlaufzeit von circa zwei Wochen dmrfte der Brief etwa Mitte Oktober 1786 geschrieben worden sein. Am 14. Oktober, dem Tag der Abreise aus Venedig nach einem 16-tqgigen Aufenthalt, schickte Goethe mehrere Briefe an Vertraute nach Weimar, so an Charlotte von Stein (Nr 6), Johann Gottfried Herder (Nr 7) und Herzog Carl August (Nr 8). Sie waren einem Brief an Goethes Sekretqr Philipp Seidel vom gleichen Tag (Nr 9) beigeschlossen (vgl. zu 13,3). Zu vermuten ist, dass auch der hier genannte Brief Teil der Postsendung an Seidel war. Nicht ganz auszuschließen ist aber auch, dass der Brief spqter geschrieben wurde, als Goethe in Ferrara (16. Oktober), Cento (17. Oktober) oder Bologna (18.–21. Oktober) war. Es handelt sich um den ersten Brief Goethes an Knebel von seiner Italienreise.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 2–6

EB 2. An die Gebr_der Bethmann ÆRom, 3. oder 4. November 1786 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Brief an Catharina Elisabeth Goethe vom 4. November 1786 aus Rom (Nr 13): Innliegenden Brief schicken Sie an die Bethmbnner ohne daß diese eben erfahren daß der Brief durch Sie gegangen ist. Die Bethmanner haben mir ohne es selbst zu wissen unter einem fremden Nahmen Credit gemacht. (19,12–15.) – Beischluss zu Nr 13. – Da der Brief als Beischluss zu Nr 13 verschickt wurde, ist anzunehmen, dass er kurz vor diesem am 3. oder 4. November 1786 geschrieben wurde. – rber das Frankfurter Bankhaus ,Gebrmder Bethmann‘ ließ Goethe mit Hilfe des Jenaer Kaufmanns Johann Jakob Heinrich Paulsen die finanziellen Transfers nach Italien abwickeln. Da er anfangs inkognito unter dem Namen Philipp Mnller reiste, mussten die Wechsel auf diesen Namen ausgefertigt werden. Die Zustellung des vorliegenden Briefes mber Goethes Mutter sollte deshalb so arrangiert werden, dass sein Inkognito gewahrt blieb (vgl. zu 19,12–13; weiter vgl. auch zu 19,12).

EB 3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, 17. oder 18. November 1786 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ 18. Fr. v. Stein eingeschl. an Wieland, Knebel, Sereniß. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Beischluss zu Nr 20. – Da die beiden anderen beigeschlossenen Briefe an Wieland (Nr 18) und Knebel (Nr 19) mit 17. November 1786 datiert sind und der Brief an Charlotte von Stein (Nr 20) am 15. November begonnen und am 18. November abgeschlossen wurde, ist anzunehmen, dass der in der Postsendeliste letztgenannte Brief an den Herzog am 17. oder 18. November verfasst worden ist.

EB 4. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 22.? und 25. November 1786 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ 25. Æ:::æ Fr. Schulthes. eingesch. an Kayser (Postsendeliste 1, S. 1). – Beischluss zu Nr 23. – Die anderen am 25. November abgesandten Briefe wurden zwischen dem 22. (Nr 21) und 25. November (Nr 23) geschrieben. Wahrscheinlich stammt auch der Brief an Barbara Schultheß aus diesem Zeitraum. Er ist der erste Brief Goethes aus Italien an die Zmricher Freundin. Bis Mai 1788 lassen sich noch weitere elf nicht mberlieferte Briefe an sie erschließen (EB 13, EB 21, EB 44, EB 64, EB 74, EB 90, EB 92, EB 94, EB 109, EB 154, EB 179). – Goethe hatte Barbara Schultheß wqh-

NOVEMBER/DEZEMBER 1786

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rend seiner ersten Reise in die Schweiz Mitte Juni 1775 in Zmrich im Kreise um Johann Caspar Lavater kennen gelernt und blieb mit ihr befreundet (vgl. GB 2 II, zu 112,12 und GB 6 II, zu 129,16). EB 5. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 12.? und 16. Dezember 1786 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 16. Seidel eingesch. an Fr. v. Stein Tagebuch von Venedig biß Rom. Seren. H. Amal. Herder (Postsendeliste 1, S. 1). – Beischluss zu Nr 31. – Die mbrigen an Seidel beigeschlossenen Briefe wurden zwischen dem 12. (Nr 30) und 16. Dezember (Nr 35) geschrieben. Es ist also anzunehmen, dass auch der Brief an Anna Amalia in diesem Zeitraum verfasst worden ist. Es ist der erste Brief von Goethes Italienreise an die Herzoginmutter. Bis Mai 1788 lassen sich weitere elf nicht mberlieferte Briefe erschließen (EB 62, EB 76, EB 83, EB 91, EB 100, EB 107, EB 116, EB 130, EB 138, EB 162, EB 189). Dass Goethe ab Sommer 1787 nfter schrieb, dmrfte mit dem Wunsch Anna Amalias zusammenhqngen, mnglichst bald ebenfalls nach Italien zu reisen (vgl. zu 209,14; vgl. auch EB 83 und EB 116). EB 6. An August Friedrich Standtke ÆRom, zwischen 12.? und 16. Dezember 1786 ! Berlinæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 16. Æ:::æ Bergrath Standke Berlin. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Die mbrigen Briefe der Woche vor dem Posttag 16. Dezember 1786 hatte Goethe zwischen dem 12. (Nr 30) und 16. Dezember (Nr 35) geschrieben. Wahrscheinlich wurde auch der Brief an August Friedrich Standtke in diesem Zeitraum verfasst. Der hier genannte Brief ist der erste von insgesamt zwei nicht mberlieferten Briefen an Standtke aus Rom (vgl. EB 165). – Der Bergrat August Friedrich Standtke aus Ricksdorf bei Berlin war ein Freund und Gnnner von Karl Philipp Moritz, den Goethe in Rom kennen gelernt hatte. Wqhrend seiner Zeit als Gymnasiallehrer in Berlin hatte Moritz ein Verhqltnis zu Standtkes Frau Sophia Amalie Erdmuthe begonnen, was ihn in große Gewissenskonflikte stmrzte (vgl. zu 94,22). Goethe schrieb Standtke und auch dessen Frau (vgl. EB 11 und EB 17), vermutlich um in der Angelegenheit zu vermitteln und um weitere Unterstmtzung fmr Moritz zu erbitten (vgl. zu 94,26).

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 7–11

EB 7. An Joachim Heinrich Campe ÆRom, zwischen 12.? und 16. Dezember 1786 ! Braunschweigæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 16. Æ:::æ Rath Campe nach Br.schw. im Nahmen von Moritz. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Die mbrigen Briefe der Woche vor dem Posttag 16. Dezember 1786 hatte Goethe zwischen dem 12. (Nr 30) und 16. Dezember (Nr 35) geschrieben. Es ist deshalb anzunehmen, dass er auch den Brief an Joachim Heinrich Campe in diesem Zeitraum verfasst hat. Es ist der erste von insgesamt zwei nicht mberlieferten Briefen an den Verleger aus Rom (vgl. EB 12). Goethe schrieb den Brief vermutlich, um fmr den Freund Karl Philipp Moritz weitere Vorschusszahlungen zu erbitten. Moritz hatte im Sommer 1786 mit Campe einen Vertrag mber die Lieferung von Schriften von seiner geplanten Italienreise (Reisebeschreibung; Darstellung der antiken Altertmmer) gegen fortlaufende Vorschusszahlungen geschlossen (vgl. Joachim Heinrich Campe: Ein abgennthigter trauriger Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde. In: Moritz contra Campe. Ein Streit zwischen Autor und Verleger im Jahr 1789. Mit einem Nachwort hrsg. von Reiner Marx und Gerhard Sauder. 2. durchgesehene Aufl. St. Ingbert 1997, S. 10 f.). – Campe und Goethe kannten sich flmchtig von einer Begegnung in Dessau 1776, wo Campe das Philanthropinum leitete, ehe er 1786 Schulrat in Braunschweig und Leiter der dortigen Schulbuchhandlung wurde. EB 8. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆRom, zwischen 17. und 23. Dezember 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 23. Geh. v. Franckenb‘. eingeschl. Prinz Aug. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Beischluss: EB 9. – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 23. Dezember 1786 geschrieben worden und war der erste von insgesamt zwei nicht mberlieferten Briefen an Franckenberg aus Rom (vgl. EB 117). – Goethe hatte Franckenberg, der als Mitglied im Geheimen Ratskollegium des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg ein Vertrauter des regierenden Herzogs Ernst II. Ludwig am Gothaer Hof war, mber dienstliche Kontakte und bei seinen zahlreichen Besuchen in Gotha kennen gelernt. Allmqhlich hatte sich daraus eine persnnliche Freundschaft und ein reger Briefwechsel auch mber dienstliche Belange hinaus entwickelt (vgl. auch GB 6 II, einleitende Erlquterung zu Nr 141).

DEZEMBER 1786

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EB 9. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆRom, zwischen 17. und 23. Dezember 1786 ! Gothaæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 8. – Beischluss zu EB 8. – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 23. Dezember 1786 geschrieben worden und war der erste von mindestens fmnf nicht mberlieferten Briefen an Prinz August von Goethes Italienreise (vgl. EB 16, EB 56, EB 87, EB 149; vgl. auch Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb VI [1885], 38 f.). – Goethe war mit Prinz August, dem jmngeren Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, seit Ende 1775 bekannt und befreundet. Er gehnrte auch zu den Adressaten, an die Goethe seine ,ostensiblen Blqtter‘ richtete (vgl. zu 15,34–16,3; weiter vgl. auch GB 6 II, zu 85,13). EB 10. An Christian Konrad Wilhelm von Dohm ÆRom, zwischen 17. und 23. Dezember 1786 ! K`lnæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 23. Æ:::æ Geh. R. Dohm. Colln (Postsendeliste 1, S. 1). – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 23. Dezember 1786 geschrieben worden und der einzige aus Rom an den Schriftsteller und Historiker Dohm, der seit 1779 als Geheimer Archivar und Kriegsrat in Berlin in preußischen Diensten stand und 1786 die preußische Gesandtschaft fmr Kurknln und beim Niederrheinisch-Westfqlischen Kreis in Knln mbernommen hatte. – Goethe war mit Dohm bisher nicht persnnlich bekannt. Mnglicherweise war er fmr seinen Freund Karl Philipp Moritz bei Dohm vorstellig geworden. EB 11. An Sophia Amalie Erdmuthe Standtke ÆRom, zwischen 17. und 23. Dezember 1786 ! Berlinæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 23. Æ:::æ Bergrbthinn Standtke Berlin (Postsendeliste 1, S. 1). – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 23. Dezember 1786 geschrieben worden und war der erste von insgesamt zwei nicht mberlieferten Briefen aus Rom an die Adressatin (vgl. EB 17), die Frau des Berliner Bergrates August Friedrich Standtke. – Goethes Freund in Rom, Karl Philipp Moritz, hatte in seiner Berliner Gymnasiallehrerzeit ein Verhqltnis mit der Frau seines Gnnners Standtke begonnen. Goethe schrieb Sophia Amalie Erdmuthe Standtke wie auch deren Mann (vgl. EB 6) vermutlich, um in der Angelegenheit zu vermitteln (vgl. zu 94,26).

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 12–18

EB 12. An Joachim Heinrich Campe ÆRom, zwischen 17. und 23. Dezember 1786 ! Braunschweigæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 23. Æ:::æ Rath Campe Braunschw. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 23. Dezember 1786 geschrieben worden und betraf wie der erste Brief an Campe eine Woche zuvor wahrscheinlich Verlagsangelegenheiten seines Freundes Karl Philipp Moritz (vgl. EB 7). EB 13. An Barbara Schulthess ÆRom, 29. oder 30. Dezember 1786 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 30. Æ:::æ Fr Schultheß. (Postsendeliste 1, S. 1.) – Die mbrigen Briefe der Woche vor dem Posttag 30. Dezember 1786 hatte Goethe zwischen dem 29. (Nr 39) und 30. Dezember (Nr 42) geschrieben. Wahrscheinlich wurde auch der Brief an Barbara Schultheß an einem dieser beiden Tage verfasst. EB 14. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, 11. und/oder 12./13. Januar 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Jan. Æ:::æ 13. Æ:::æ Schlosser eingesch ein B. an die Mutter. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss zu Nr 45. – Da der Brief dem am 11. Januar 1787 geschriebenen an Goethes Schwager Johann Georg Schlosser (Nr 45) beigegeben war, ist anzunehmen, dass er wie dieser am 11. Januar und/ oder an einem der beiden Folgetage bis zum Posttag 13. Januar 1787 geschrieben worden ist. Der Brief war der zweite, den Goethe von seiner Italienreise an seine Mutter schickte (vgl. Nr 13). EB 15. An Johann Jakob Heinrich Paulsen ÆRom, 13.? Januar 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Jan. Æ:::æ 13. I p h i g an Herder nebst einem Br. an Geschen. eingeschl. an Seidel. Dabey gelegt ein Brief an Paulsen. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss zu Nr 48. – Der Brief ist wie die beiden anderen dieser Sendung beigeschlossenen Briefe (Nr 46 und 47) wahrscheinlich am 13. Januar 1787 geschrieben worden und ist der erste von zwei bekannten Briefen an Paulsen von Goethes Italienreise (vgl. EB 86). – Der Jenaer Kaufmann Paulsen war fmr die Abwicklung der Geldtransfers nach Italien mber das Bankhaus ,Gebrmder

DEZEMBER 1786/JANUAR 1787

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Bethmann‘ in Frankfurt a. M. zustqndig, die zunqchst noch unter Goethes Pseudonym Philipp Mnller zu erfolgen hatten (vgl. zu 19,15; vgl. auch EB 2). Goethe erteilte Paulsen in dem Brief den Auftrag, eine zweite Tranche von 2000 Livres nach Rom zu mberweisen, wie aus Paulsens Antwortbrief vom 4. Februar 1787 hervorgeht (vgl. RA 1, 110, Nr 223; weiter vgl. auch GB 6 II, zu 221,7). EB 16. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆRom, 13.? Januar 1787 ! Gothaæ Quelle und Datierung: Jan. Æ:::æ 13. Æ:::æ It. an Fr von Stein ein ostens. Blat mit einem kleinen Blbtgen. eingesch an Herdern eingeschl an Prinz August. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss zu Nr 51. – Der Brief ist wie die beiden anderen dieser Sendung beigeschlossenen Briefe (Nr 49 und 50) wahrscheinlich am 13. Januar 1787 geschrieben worden. EB 17. An Sophia Amalie Erdmuthe Standtke ÆRom, 13.? Januar 1787 ! Berlinæ Quelle und Datierung: Jan. Æ:::æ 13. Æ:::æ Bergrbthinn Standtke. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Der Brief ist in der Postsendeliste unter dem Posttag 13. Januar 1787 als letzter aufgefmhrt. Von den außerdem erwqhnten mberlieferten Briefen sind alle mit Ausnahme von Nr 45 am 13. Januar geschrieben worden (vgl. Nr 46 bis 54). Deshalb ist anzunehmen, dass der Brief an Sophia Amalie Erdmuthe Standtke ebenfalls vom 13. Januar 1787 stammt (weiter vgl. auch EB 11). EB 18. An Wilhelm von Edelsheim ÆRom, 20.? Januar 1787 ! Karlsruheæ Quelle und Datierung: Jan. Æ:::æ 20. Æ:::æ Herzog nach Carlsr. eingesch an Edelsh. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss: Nr 55. – Der Brief war der erste von insgesamt drei kurz aufeinander folgenden Briefen aus Rom an den markgrqflich-badischen Minister Edelsheim in Karlsruhe (vgl. EB 19 und EB 25). Goethe nutzte diese Briefe vor allem als sichere Transportgelegenheit fmr seine vertraulichen Botschaften an Herzog Carl August (vgl. Nr 55, 64 und 68), den er am Hof in Karlsruhe vermutete, der sich aber bis zum 18. Februar auf einer diplomatischen Geheimreise in Vorbereitung der Mainzer Koadjutorwahl zunqchst in Mainz und dann in Berlin aufhielt (vgl. zu 91,5). Da der beigeschlossene Brief an den Weimarer Herzog zwischen dem 13. und 20. Januar geschrieben und die Briefsendung am 20. Januar verschickt wurde, ist anzunehmen, dass Goethe den Brief an

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 19–23

Edelsheim erst am Absendetag, also dem 20. Januar 1787, verfasst hat. – Goethe kannte Edelsheim, den Minister fmr auswqrtige Angelegenheiten und Finanzen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, vor allem durch dessen mehrfache Besuche in Weimar. Ihr Kontakt intensivierte sich besonders in der Phase der Vorbereitung und Grmndung des Fmrstenbundes 1784/85, der nicht zuletzt auf Ideen Edelsheims beruhte. Goethe wie Edelsheim standen als enge Berater ihrer Fmrsten in dieser Angelegenheit in regelmqßigem Kontakt. EB 19. An Wilhelm von Edelsheim ÆRom, 3.? Februar 1787 ! Karlsruheæ Quelle und Datierung: 3. Febr. Æ:::æ Herzog eingesch. an Edelsh. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss: Nr 64. – Der Brief diente wie die beiden anderen Briefe an Edelsheim aus Rom vor allem dem Transport eines beigeschlossenen Briefes an Herzog Carl August (vgl. EB 18). Wie der hier beigeschlossene Brief an den Herzog ist der Brief an Edelsheim deshalb wahrscheinlich ebenfalls am 3. Februar 1787 verfasst worden. EB 20. An Martin Ernst von Schlieffen? ÆRom, zwischen 4. und 10. Februar 1787 ! Kasselæ Quelle und Datierung: d‘ 10 Febr. Æ:::æ G. R. v Schlieven mit einem Einschl. von Bury. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Der Brief war wahrscheinlich an den langjqhrigen Staatsminister des Landgrafen von Hessen-Kassel Martin Ernst von Schlieffen gerichtet. Es handelt sich um den einzigen nachweisbaren Brief an Schlieffen von Goethes Italienaufenthalt. Er wurde in der Woche vor dem Posttag 10. Februar 1787 geschrieben. Die beigeschlossene Sendung des aus Hanau in Hessen-Kassel stammenden Malers Friedrich Bury (vgl. zu 220,30), eines Mitbewohners Goethes in der Casa Moscatelli in Rom, deutet darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um ein Empfehlungsschreiben fmr den jungen Maler gehandelt hat. – Goethe kannte den Vertrauten des Landgrafen und Kanzler des Collegium Carolinum durch seine politischen und wissenschaftlichen Kontakte zu den Hnfen von Kassel und Darmstadt. Auch aus dem Jahr 1783 ist ein brieflicher Kontakt Goethes mit Schlieffen belegt (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 19. Oktober 1783; WA IV 6, 206).

FEBRUAR 1787

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EB 21. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 6.? und 10. Februar 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: d‘ 10 Febr. Æ:::æ Fr. Schulthes mit einem Br. an Kayser. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss: Nr 66. – Der beigeschlossene Brief an Philipp Christoph Kayser wurde am 6. Februar geschrieben, so dass wahrscheinlich auch der Brief an Barbara Schultheß aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 10. Februar 1787, dem Absendetag, stammt. EB 22. An Christian Friedrich Schnauss ÆRom, zwischen 7.? und 10. Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: d‘ 10 Febr. Fr. v Stein. G. R. Schnauß. Bill an F‘. Gechh eingeschl. an Seidel (Postsendeliste 1, S. 2). – Beischluss zu EB 24. – Der Brief ist der erste von insgesamt drei nachweisbaren Briefen Goethes von seiner Italienreise an seinen Kollegen im Geheimen Consilium in Weimar Christian Friedrich Schnauß (vgl. Nr 106 und 147). Von den anderen Briefen der genannten Postsendung ist nur Nr 67 an Charlotte von Stein mberliefert. Da dieser Brief zwischen dem 7. und 10. Februar 1787 geschrieben wurde (vgl. Datierung zu Nr 67), ist anzunehmen, dass auch der Brief an Schnauß in diesem Zeitraum verfasst worden ist. Es war ein Antwortbrief auf ein Schreiben von Schnauß wahrscheinlich aus der ersten Hqlfte des Januar 1787 (vgl. zu 110,18–19). EB 23. An Louise von G`chhausen ÆRom, zwischen 7.? und 10. Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 22. – Beischluss zu EB 24. – Der Brief war der erste von insgesamt drei nachweisbaren Briefen Goethes von seiner Italienreise an die Adressatin (vgl. EB 115 und EB 167). Von den anderen Briefen der genannten Postsendung ist nur Nr 67 an Charlotte von Stein mberliefert. Da dieser Brief zwischen dem 7. und 10. Februar 1787 geschrieben wurde (vgl. Datierung zu Nr 67), ist anzunehmen, dass auch das Billett an Louise von Gnchhausen in diesem Zeitraum verfasst worden ist. Mnglicherweise war es eine Antwort auf einen gerade in Rom eingetroffenen Brief der Hofdame, in dem sie wegen ausgebliebener Post Klage gefmhrt hatte (vgl. 105,26–28). – Louise von Gnchhausen stand seit 1775 als Hofdame in Diensten Anna Amalias.

288

ERSCHLOSSENE BRIEFE 24–29

EB 24. An Philipp Seidel ÆRom, zwischen 7.? und 10. Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 22. – Beischlmsse: EB 22, EB 23 und Nr 67. – Von den beigeschlossenen Briefen ist nur Nr 67 an Charlotte von Stein mberliefert. Da dieser Brief zwischen dem 7. und 10. Februar 1787 geschrieben wurde (vgl. Datierung zu Nr 67), ist anzunehmen, dass auch der Brief an Seidel in diesem Zeitraum verfasst worden ist. Mit Seidel, der sich wqhrend der Abwesenheit Goethes um dessen Angelegenheiten in Weimar kmmmerte, hielt Goethe regelmqßigen brieflichen Kontakt. Von den 29 nachweisbaren Briefen aus Italien sind zwei nicht mberliefert (vgl. EB 37).

EB 25. An Wilhelm von Edelsheim ÆRom, 10.? Februar 1787 ! Karlsruheæ Quelle und Datierung: d‘ 10 Febr. Æ:::æ Herzog eingeschl an Edelsh. (Postsendeliste 1, S. 2.) – Beischluss: Nr 68. – Der Brief diente wie die beiden anderen Briefe an Edelsheim aus Rom (vgl. EB 18 und EB 19) vor allem dem Transport eines beigeschlossenen Briefes an Herzog Carl August (vgl. EB 18). Wie der hier beigeschlossene Brief an den Herzog ist der Brief an Edelsheim deshalb wahrscheinlich ebenfalls am 10. Februar 1787 verfasst worden.

EB 26. An Johann Christoph Schmidt ÆRom, 20.? Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Febr. Æ:::æ 24. Æ:::æ v. Fritsch. Schmidt. Gdlicke. Hendrich (Postsendeliste 1, S. 3). – Mnglicherweise Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). – Alle fmnf mberlieferten Briefe, die Goethe am 24. Februar 1787 nach Weimar geschickt hat (Nr 74–78), waren zwischen dem 19. und 21. Februar 1787 geschrieben worden. Der unter den Briefen an seine Amtskollegen zuerst aufgefmhrte Brief an Jacob Friedrich von Fritsch (Nr 75) stammt vom 20. Februar. Deshalb ist anzunehmen, dass die im Folgenden genannten Briefe an Weimarer Beamte, darunter der an Schmidt, wahrscheinlich ebenfalls am 20. Februar 1787 verfasst wurden. Der hier erwqhnte Brief war der erste von mindestens drei nicht mberlieferten Briefen Goethes aus Rom an Schmidt (vgl. EB 108 und EB 161). – Assistenzrat Johann Christoph Schmidt war seit 1784 Goethes Kollege im Geheimen Consilium in Weimar. Fmr die Zeit seiner Abwesenheit hatte Goethe ihm die Leitung der Geschqfte der Kriegskommission anvertraut (vgl. auch GB 6 II, zu 220,23–24).

FEBRUAR 1787

289

EB 27. An Johann Christian G_licke ÆRom, 20.? Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 26. – Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). – Es ist der einzige nachweisbare Brief an Gmlicke von Goethes Italienreise. – Johann Christian Gmlicke, Geheimer Kammerrat und dienstqltester Beamter im Kollegium der Herzoglichen Kammer, fungierte seit Februar 1786 als inoffizieller Prqsident der Behnrde, die seit 1782 unter Goethes Aufsicht stand. EB 28. An Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich ÆRom, 20.? Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 26. – Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). – Es ist der einzige nachweisbare Brief an Hendrich von Goethes Italienreise. – Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich war seit 1781 als Kammerrat in der Herzoglichen Kammer tqtig und wurde 1784 zum Kammerherrn ernannt. Hendrich sollte wqhrend Goethes Abwesenheit die Amtsgeschqfte in der Wegebaukommission fmhren (vgl. auch GB 6 II, zu 221,1–2). EB 29. An Charlotte von Stein ÆNeapel, 26. oder 27. Februar 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 27 Feb. N e a p e l Fr. v. Stein. Das Reise Journal. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Goethe hatte Charlotte von Stein noch von Rom aus angekmndigt, dass sie Nachrichten von seiner Reise nach Neapel geschrieben und gezeichnet (91,24) erhalten werde. Er war am 22. Februar 1787 in Rom aufgebrochen und am 25. Februar in Neapel angekommen. Die auf der Fahrt entstandenen, nicht mberlieferten Reiseaufzeichnungen schickte er umgehend nach Weimar, wie der Eintrag in der Postsendeliste zeigt. Der hier erwqhnte Brief ist der erste von insgesamt 13 nachweisbaren Briefen Goethes von seinem mber dreimonatigen Aufenthalt in Neapel und Sizilien, von denen drei mberliefert sind (Nr 85, 87 und 90). Goethe hatte Charlotte von Stein bisher 22 Briefe aus Italien geschrieben, die alle mberliefert sind. Der hier erwqhnte Brief ist der erste nicht mberlieferte. Fmr die Folgezeit sind die mberlieferten Briefe eher die Ausnahme. Von den seit Ende Februar 1787 bis Mai 1788 nachweisbaren 48 Briefen sind noch neun mberliefert, 39 hingegen lediglich erschließbar. Dabei ist zu beachten, dass entweder EB 80, EB 81 oder EB 89 mit dem mberlieferten Brief Nr 98 identisch ist (vgl. Datierung zu Nr 98).

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 30–36

EB 30. An Carl Ludwig von Knebel ÆNeapel, zwischen 25. Februar und 1.? M^rz 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Tagebucheintrag Knebels vom 21. Mqrz 1787: „Briefe von Gnthe auf der Reiße nach Napel.“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 13.) – Knebels Vermerk lqsst den Schluss zu, dass er bis zum 21. Mqrz 1787 vermutlich zwei Briefe aus Neapel erhalten hat (EB 30 und EB 31). Goethe hatte Rom am 22. Februar 1787 verlassen und war am 25. Februar in Neapel eingetroffen. Von der Reise selbst hat er vermutlich keine Briefe verschickt, sondern erst nach seiner Ankunft in Neapel. Da Briefe von Neapel nach Weimar knapp drei Wochen liefen – drei bis vier Tage nach Rom und weitere 16 Tage nach Weimar –, dmrften die beiden Briefe in den letzten Tagen des Februar, spqtestens wohl am 1. Mqrz geschrieben worden sein. Ein dritter und vierter Brief wqren denkbar, jedoch unter Bermcksichtigung der Postlaufzeit wenig wahrscheinlich. EB 31. An Carl Ludwig von Knebel ÆNeapel, zwischen 25. Februar und 1.? M^rz 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 30. EB 32. An Johann Gottfried Herder ÆNeapel, 3.? M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 3 Mbrz Fr. v. Stein. Herder. an Seidel. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss zu Nr 81. – Da der Brief als Beischluss zu Nr 81 verschickt wurde, ist anzunehmen, dass er wie dieser am 3. Mqrz als erste Nachricht an den Freund aus Neapel verfasst worden ist. Goethe hatte bisher elf Briefe an Herder geschrieben, die alle mberliefert sind. Der hier erwqhnte Brief ist der erste nicht mberlieferte. Aus der Folgezeit ist nur noch ein Brief mberliefert, der von Goethe auf der Rmckreise aus Rom nach Weimar Anfang Juni 1788 in Konstanz geschrieben wurde (Nr 156). Weitere 21 Briefe sind allerdings erschließbar. Davon ist EB 96 gleichzeitig an Herders Frau Caroline gerichtet, die auch selbst Adressatin eines Briefes war (vgl. EB 36).

FEBRUAR/MfRZ 1787

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EB 33. An Charlotte von Stein ÆNeapel, zwischen 4. und 10. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 10. ÆMbrzæ Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss: Wahrscheinlich Nr 82. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 10. Mqrz 1787 geschrieben. Goethe setzte damit seine im November 1786 in Rom begonnene wnchentliche Korrespondenz mit Charlotte von Stein mit Berichten von seinem Neapelaufenthalt fort. EB 34. An Charlotte von Stein ÆCaserta, zwischen 14. und 16. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 17 ÆMbrzæ F. v Stein. Seren. Fr. Herder. von Caserta an Seid‘. eingesch. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss zu EB 37. – Der Brief wurde wqhrend Goethes Aufenthalt in der Residenz Caserta vom 14. bis 16. Mqrz 1787 geschrieben (vgl. IR II; WA I 31, 49–55). EB 35. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆCaserta, zwischen 14. und 16. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 34. – Beischluss zu EB 37. – Der Brief war der erste von insgesamt drei Briefen an den Herzog von der Reise nach Neapel (vgl. EB 43 und Nr 89) und wurde wqhrend Goethes Aufenthalt in der Residenz Caserta vom 14. bis 16. Mqrz 1787 geschrieben (vgl. IR II; WA I 31, 49–55). EB 36. An Caroline Herder ÆCaserta, zwischen 14. und 16. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 34. – Beischluss zu EB 37. – Der Brief wurde wqhrend Goethes Aufenthalt in der Residenz Caserta vom 14. bis 16. Mqrz 1787 geschrieben (vgl. IR II; WA I 31, 49–55) und ist der einzige bekannte Brief von Goethes Italienreise, der exklusiv an Herders Frau Caroline gerichtet war. Goethe schrieb sonst an Herder persnnlich oder an beide Eheleute gemeinsam (vgl. EB 32).

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 37–45

EB 37. An Philipp Seidel ÆCaserta oder Neapel, zwischen 14. und 16. oder am 17. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 34. – Beischlmsse: EB 34, EB 35 und EB 36. – Der Brief wurde entweder wie die beigeschlossenen Briefe wqhrend Goethes Aufenthalt in der Residenz Caserta vom 14. bis 16. Mqrz 1787 geschrieben (vgl. IR II; WA I 31, 49–55) oder erst nach der Rmckkehr nach Neapel am Posttag, dem 17. Mqrz 1787. EB 38. An Charlotte von Stein ÆNeapel, 19. und/oder 20. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 20. Fr v Stein. Vesuv das zweyte mal. Geschichtgen. St Giuseppe. Fritz. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss: Vermutlich EB 39. – Laut Darstellung in der „Italiqnischen Reise“ bestieg Goethe den Vesuv am 20. Mqrz (vgl. IR II, 20. Mqrz 1787; WA I 31, 64–67). Das Fest des ,heiligen Joseph‘ wird in der katholischen Kirche am 19. Mqrz begangen. EB 39. An Friedrich von Stein ÆNeapel, 19. und/oder 20. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 38. – Vermutlich Beischluss zu EB 38. EB 40. An Angelika Kauffmann

ÆNeapel, 20. M^rz 1787 ! Romæ

Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 20. Æ:::æ Mad. Angelika. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief ist wahrscheinlich am 20. Mqrz 1787 geschrieben worden (vgl. auch EB 38). Ein weiterer Brief aus Neapel an die befreundete Malerin in Rom ist ebenfalls nicht mberliefert (vgl. EB 60). – Weiter zur Korrespondenz vgl. einleitende Erlquterung zu Nr 151. EB 41. An Johann Friedrich Reiffenstein ÆNeapel, 20. M^rz 1787 ! Romæ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 20. Æ:::æ H. Reifenstein (Postsendeliste 1, S. 3). – Vgl. EB 40. Der Brief war der erste von zwei erschließbaren Briefen,

MfRZ 1787

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die Goethe wqhrend seines Italienaufenthaltes an den befreundeten Johann Friedrich Reiffenstein in Rom schrieb (vgl. EB 187). – Der Kunst- und Romkenner Reiffenstein stand Goethe von Anfang an bei der Erkundung der Kunstschqtze Roms zur Seite und vermittelte Kontakte zu Kmnstlern und einflussreichen Persnnlichkeiten der Stadt. Ab Herbst 1787 wickelte Goethe auch seine Geldgeschqfte mber Reiffenstein ab (weiter vgl. zu 218,19–20). Goethe blieb mit Reiffenstein nach seinem Romaufenthalt weiterhin in Verbindung und tqtigte mber ihn vor allem immer wieder Kunstkqufe fmr den Weimarer Hof (weiter vgl. auch zu 17,23). EB 42. An Charlotte von Stein ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 27. Fr. v. Stein. Sereniss. H. Voigt. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 27. Mqrz 1787 geschrieben. Der mberlieferte Brief an Christian Gottlob Voigt stammt vom 23. Mqrz (Nr 83). EB 43. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 42. EB 44. An Barbara Schulthess ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 27. Æ:::æ Fr. Schulthes. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 27. Mqrz 1787 geschrieben. Es war der erste von insgesamt zwei Briefen vom Neapelaufenthalt an die Zmricher Freundin (vgl. EB 64). EB 45. An Christian Gottlob Heyne ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! G`ttingenæ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 27. Æ:::æ H. Heyne. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 27. Mqrz 1787 geschrieben. Nach dem mberlieferten Brief vom 13. Januar 1787 (Nr 52) ist dies der zweite und zugleich letzte Brief, den Goethe aus Italien an den Gnttinger Altphilologen schrieb. Es handelt sich wahrscheinlich um Goethes Antwort auf Heynes

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 46–51

Brief vom 31. Januar 1787, in dem dieser um verschiedene Auskmnfte nachgesucht hatte (vgl. zu 85,28). EB 46. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! Zellerfeldæ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 27. Æ:::æ Trebra. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 27. Mqrz 1787 geschrieben. Es ist der einzige bekannte Brief Goethes von seiner Italienreise an den kurhannoverschen Bergmeister in Zellerfeld. – Goethe kannte Trebra seit einer Begegnung in Weimar im Juni 1776. In engeren Kontakt kamen beide wqhrend der Einrichtung des Kupfer- und Silberbergwerks in Ilmenau seit Mitte der 1780er Jahre, zu der Trebra des sfteren als Berater hinzugezogen wurde (weiter vgl. auch zu 243,36). EB 47. An Joseph Friedrich von Racknitz ÆNeapel, zwischen 21. und 27. M^rz 1787 ! Dresdenæ Quelle und Datierung: Mbrz Æ:::æ 27. Æ:::æ Racknitz (Postsendeliste 1, S. 3). – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag am 27. Mqrz 1787 geschrieben. Es ist der einzige bekannte Brief Goethes von seiner Italienreise an den Kammerherrn am kursqchsischen Hof in Dresden. – Goethe hatte den Kunst- und Kulturhistoriker Joseph Friedrich von Racknitz, der auch mit mineralogischen Arbeiten hervorgetreten war, erst wqhrend seines Kuraufenthaltes im August 1786 in Karlsbad kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 222,23). EB 48. An Carl Ludwig von Knebel ÆNeapel, zwischen 21.? und 27.? M^rz 1787 ! Weimar?æ Quelle und Datierung: Tagebucheintrag Knebels vom 19. April 1787: „Briefe von Gnthe.“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 18.) – Knebels Vermerk lqsst den Schluss zu, dass er mindestens zwei Briefe Goethes bis zum 19. April 1787 erhalten hat. Ein dritter und vierter Brief wqren denkbar, aber unter Bermcksichtigung einer Postlaufzeit von knapp drei Wochen wenig wahrscheinlich. Der erste Brief dmrfte demnach Ende Mqrz 1787, etwa zwischen dem 21. und 27. des Monats, geschrieben worden sein, wenn noch mindestens ein weiterer bis zum 19. April bei Knebel eingetroffen war (vgl. EB 49). Mnglicherweise hatte Goethe den Brief schon bis zum 27. Mqrz, einem Posttag in Neapel fmr Sendungen nach Deutschland, verfasst und abgeschickt. Am 29. Mqrz brach er zu einer sechswnchigen

MfRZ/APRIL 1787

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Rundreise nach Sizilien auf (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345). Briefe von dort konnten Knebel nicht bis zum 19. April erreichen. Knebel hielt sich seit dem 11. April 1787 in Weimar auf und nahm am 19. April Logis in Goethes Gartenhaus (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 16 und 18). EB 49. An Carl Ludwig von Knebel ÆNeapel, zwischen 22.? und 29.? M^rz 1787 ! Weimar?æ Quelle und Datierung: Tagebucheintrag Knebels vom 19. April 1787: „Briefe von Gnthe.“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 18.) – Nachdem ein erster Brief von Goethe wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 21. und 27. Mqrz geschrieben worden war (vgl. EB 48), muss unter Bermcksichtigung einer Postlaufzeit von knapp drei Wochen der zweite schon kurz darauf, d. h. vermutlich zwischen dem 22. und 29. Mqrz 1787 verfasst worden sein. EB 50. An Charlotte von Stein ÆNeapel, 28. oder 29. M^rz 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: ÆApr.æ 3. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief ist der letzte unter den in Neapel verzeichneten Briefen vor der Abreise nach Sizilien und der einzige an diesem Tag versandte Brief in Goethes Postsendeliste. Die Liste wird danach am 5. April mit einem aus Palermo verschickten Brief fortgesetzt (vgl. EB 51). Goethe war bereits am 29. Mqrz 1787 mit dem Schiff von Neapel aus nach Palermo auf Sizilien aufgebrochen und dort am 1. April angekommen (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345). Da er der Freundin in Weimar versprochen hatte, jede Woche einen Brief zu schicken, aber nicht wusste, wann er in Palermo ankommen und wie die Postmnglichkeiten dort sein wmrden, verfasste er den Brief noch vor seiner Abreise aus Neapel und ließ ihn von dort am 3. April abschicken. Ganz qhnlich war Goethe auch vor seiner Abreise von Rom nach Neapel Ende Februar 1787 verfahren (vgl. zu 139,22). Als Schreibdatum kommt so nur der 28. oder 29. Mqrz 1787 infrage (vgl. auch EB 42 und EB 51). EB 51. An Charlotte von Stein ÆPalermo, zwischen 1. und 5. April 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Apr. 5. P a l e r m o. Fr. v. Stein mit Diarium. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Der Brief war der erste an die Adressatin aus Sizilien, wo Goethe am 1. April 1787 eingetroffen war (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ;

296

ERSCHLOSSENE BRIEFE 52–57

GT I 1, 345) und sich noch bis zum 11. Mai 1787 aufhielt (vgl. zu 144,26– 27). Beigelegt waren die ersten Tagebuchaufzeichnungen von seiner Reise, die ebenfalls nicht mberliefert sind. Es folgten noch zwei weitere Briefe vom Aufenthalt auf der Insel (vgl. EB 52 und Nr 85). EB 52. An Charlotte von Stein ÆPalermo, zwischen 6. und 12. April 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Apr. Æ:::æ 12. ÆP a l e r m o. Fr. v. Steinæ mit Diarien an G. Hackert eingeschloßen. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss zu EB 53. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag in Palermo, dem 12. April 1787, geschrieben. Beigelegt waren Tagebuchaufzeichnungen von den ersten Tagen in Palermo, die ebenfalls nicht mberliefert sind. EB 53. An Jakob Philipp Hackert ÆPalermo, zwischen 6. und 12. April 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 52. – Beischluss: EB 52. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag Goethes in Palermo, dem 12. April 1787, geschrieben und war der erste von drei bekannten Briefen aus der Italienzeit an den Maler Jakob Philipp Hackert in Neapel (vgl. EB 55 und EB 172). Hackert befnrderte Goethes Post aus Sizilien von Neapel weiter nach Rom und Deutschland. – Goethe hatte den bedeutendsten deutschen Landschaftsmaler der Zeit, seit 1786 Hofmaler von Knnig Ferdinand IV. von Neapel, kurz nach seiner Ankunft Ende Februar/Anfang Mqrz 1787 in Neapel kennen gelernt. Im Juni 1787 nahm er in Tivoli Zeichenunterricht bei ihm, worauf eine lebenslange Freundschaft entstand. EB 54. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆPalermo, 17. oder 18. April 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Apr. Æ:::æ 18. Fr. v. Stein. Fritz. eingeschl. an Tischb. eingeschl an Hackert. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss: Nr 85, der wiederum wahrscheinlich Nr 84 als Beischluss enthielt; alle drei Briefe waren Beischluss zu EB 55. – Da die beigeschlossenen Briefe am 17. und 18. April 1787 geschrieben wurden, ist anzunehmen, dass auch der Brief an Tischbein in dieser Zeit verfasst wurde. Wahrscheinlich wusste Goethe, dass Tischbein bald nach Rom zurmckgehen wollte. Deshalb sollte er die beiden beigeschlossenen Briefe wegen der gmnstigeren Portokosten von Rom aus zur Post geben. Es folgten noch ein

APRIL/MAI 1787

297

Brief an Tischbein nach Rom (EB 61) sowie vier weitere im Sommer 1787 und im April 1788 von Rom nach Neapel (EB 73, EB 79, EB 84, EB 170), wohin Tischbein Anfang Juli 1787 mbersiedelte, und ein letzter von Goethes Aufenthalt in Mailand auf der Rmckreise nach Weimar Ende Mai 1788 (EB 191; weiter vgl. auch zu 13,22). EB 55. An Jakob Philipp Hackert ÆPalermo, 17. oder 18. April 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 54. – Beischluss: EB 54, der wiederum Nr 85 wahrscheinlich mit Nr 84 als Beischlmsse enthielt. – Wie die drei anderen Briefe dieses Posttages (Nr 84 und 85 sowie EB 54) ist auch der Brief an Hackert wahrscheinlich am 17. oder 18. April 1787 geschrieben worden. EB 56. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆMessina, zwischen 9. und 11. Mai 1787 ! Gotha?æ Quelle und Datierung: Neapel. Æ:::æ d‘. 29. May. Seren. unser Verhaltn. eingeschl. an Pr. August. Brief aus Messina. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischluss zu Nr 89. – Der Brief stammt noch von Goethes Aufenthalt in Messina, wo er am 9. Mai 1787 nach beendeter Rundreise durch Sizilien eingetroffen war (vgl. zu 143,18) und am 11. Mai die Rmckreise nach Neapel angetreten hatte (vgl. zu 144,26–27; vgl. auch IR II, 9.–13. Mai 1787; WA I 31, 202– 224). Goethe vermutete den Prinzen offenkundig an der Seite von Herzog Carl August, so dass er seinen Brief an den Prinzen dem nqchsten Brief an den Herzog (Nr 89) beischloss, der aber erst am 29. Mai verschickt wurde. Prinz August hatte sich vom 4. bis 24. Mai in Weimar aufgehalten und war anschließend nach Gotha zurmckgekehrt (vgl. FB 1787, Bl. 59–69). Carl August reiste am 3. Juni nach Mainz, um anschließend bis zum 19. Juli seinen Sommeraufenthalt in Eisenach zu nehmen (vgl. ebd., Bl. 73–74). Brief Nr 89 mit dem beigeschlossenen Brief an Prinz August wird ihn wahrscheinlich in Eisenach erreicht haben. EB 57. An Sophie von Lichtenberg? ÆNeapel, 14. oder 15. Mai 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Brief an Philipp Seidel vom 15. Mai 1787 aus Neapel (Nr 86): Inliegendes gieb an Frau v. Lichtenberg Æ:::æ (145,27). – Beischluss zu Nr 86, der mnglicherweise EB 58 beigeschlossen war. – Da der Brief als Beischluss zu Nr 86 vom 15. Mai 1787 geschickt wurde, ist anzunehmen,

298

ERSCHLOSSENE BRIEFE 58–65

dass Goethe ihn unmittelbar zuvor, also wahrscheinlich am 14. oder 15. Mai 1787, geschrieben hat, kurz nach seiner Rmckkehr von Sizilien nach Neapel am Morgen des 14. Mai (vgl. EB 58). Es ist der einzige bekannte Brief an die Adressatin von Goethes Italienreise. Nicht ganz auszuschließen ist, dass als Inliegendes etwas anderes als ein Brief gemeint war, etwa ein Schriftstmck oder ein Geschenk. – Sophie von Lichtenberg geb. von Ilten war die Ehefrau des Weimarer Rittmeisters und Adjutanten Friedrich von Lichtenberg. Sie gehnrte zum erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis um Goethe und Charlotte von Stein. EB 58. An Charlotte von Stein ÆNeapel, 14. oder 15. Mai 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Neapel. May 15. Seidel Iph. Pol. Verhbltn. eingeschl. an Fr. v St. allg. Blat Sic. Reise (Postsendeliste 1, S. 3). – Beischlmsse: EB 59 und mnglicherweise Nr 86, der wiederum EB 57 als Beischluss enthielt. – Am Morgen des 14. Mai 1787 war Goethe nach einem mber sechswnchigen Aufenthalt in Sizilien nach Neapel zurmckgekehrt (vgl. zu 144,19). Am Donnerstag, dem 15. Mai, ging die nqchste Post aus Neapel nach Rom und Deutschland ab. Der Brief wurde demnach in dieser Zeitspanne geschrieben. Es war der erste von insgesamt drei Briefen an Charlotte von Stein von Goethes zweitem Neapelaufenthalt (vgl. Nr 87 und EB 65) bis zu seiner Abreise nach Rom am 3. Juni 1787 (vgl. zu 154,12). EB 59. An den Freundeskreis in Weimar ÆNeapel, 14. oder 15. Mai 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 58. – Beischluss zu EB 58. – Mit dem allg. Blat Sic. Reise war ein offener Brief an den Freundeskreis in Weimar gemeint (vgl. zu 15,34–16,3). Schon von seinem Aufenthalt in Rom hatte Goethe seit November 1786 immer wieder solche Berichte nach Weimar geschickt und sie in seiner Postsendeliste als ,allgemeine Blqtter‘ oder ,ostensible Blqtter‘ bezeichnet (vgl. Postsendeliste 1, S. 1–3; weiter vgl. auch die einleitende Erlquterung zu Nr 10). EB 60. An Angelika Kauffmann ÆNeapel, 14. oder 15. Mai 1787 ! Romæ Quelle und Datierung: Neapel. May 15. Æ:::æ M. Angel. eingeschl an Tischbein. (Postsendeliste 1, S. 3.) – Beischluss zu EB 61. – Zur Datierung vgl. EB 58.

MAI/JUNI 1787

299

EB 61. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆNeapel, 14. oder 15. Mai 1787 ! Romæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 60. – Beischluss: EB 60. – Zur Datierung vgl. EB 58. Goethe hatte Tischbein nach seiner Sizilienreise nicht mehr in Neapel angetroffen (weiter vgl. auch EB 54). EB 62. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆNeapel, zwischen 25.? und 29. Mai 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Neapel. Æ:::æ d‘. 29. May. Æ:::æ Herz. Mutter. eingesch. der Br an Herder. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischluss: EB 63. – Die mberlieferten Briefe nach Weimar vor dem Posttag am 29. Mai 1787 hatte Goethe in der Zeit vom 25. (Nr 87) bis 27. Mai (Nr 89) geschrieben. Es ist anzunehmen, dass auch der Brief an Anna Amalia in diesem Zeitraum verfasst wurde. Ein spqteres Datum ist aber nicht auszuschließen. Es ist der einzige bekannte Brief an die Herzoginmutter von Goethes Neapelaufenthalt. EB 63. An Johann Gottfried Herder ÆNeapel, zwischen 25.? und 29. Mai 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 62. – Beischluss zu EB 62. EB 64. An Barbara Schulthess ÆNeapel, zwischen 25.? und 29. Mai 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Neapel. Æ:::æ d‘. 29. May. Æ:::æ Fr. Schultheß. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief ist wahrscheinlich wie EB 62 und EB 63 in den Tagen zwischen dem 25. und 29. Mai 1787 geschrieben worden (vgl. EB 62). EB 65. An Charlotte von Stein ÆNeapel, zwischen 30. Mai und 2. Juni 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Neapel. Æ:::æ d‘. 2 Jun vermuthlich an Fr. v. St. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief war eine letzte Nachricht aus Neapel nach Weimar (vgl. Nr 87) kurz vor Goethes Abreise nach Rom am 3. Juni 1787 (vgl. zu 154,12). Die Briefsendungen zuvor, unter anderem mit dem Brief an Char-

300

ERSCHLOSSENE BRIEFE 66–72

lotte von Stein vom 25. Mai 1787 (Nr 87), waren am 29. Mai verschickt worden (vgl. Nr 87–89 und EB 62 bis EB 64). Der in die Postsendeliste aufgenommene Zusatz vermuthlich knnnte darauf hinweisen, dass Goethe noch weitere Briefe nach Weimar geschickt hat, sich beim nachtrqglich vorgenommenen Eintrag aber nicht mehr an die einzelnen Adressaten erinnern konnte. EB 66. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 17.? und 23. Juni 1787 ! Karlsbadæ Quelle und Datierung: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 23. Fr v. St. Carlsbad. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief ist wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 23. Juni 1787 geschrieben worden. Am Posttag der Vorwoche, dem 16. Juni, hatte Goethe keine Briefe verschickt. Es war der zweite an Charlotte von Stein seit Goethes Rmckkehr aus Neapel nach Rom am 6. Juni 1787 und wie der vorhergehende (Nr 90) nach Karlsbad gerichtet, wo sich die Adressatin etwa vom 20. Juni bis zum 16. Juli 1787 aufhielt (vgl. zu 158,14 und zu 158,15), wo sie bis zum 16. Juli blieb. EB 67. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 17.? und 23. Juni 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 23. Æ:::æ Herder. Weimar. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Zur Datierung vgl. EB 66. Es war der erste an Herder nach Goethes Rmckkehr aus Neapel nach Rom am 6. Juni 1787. EB 68. An Carl Theodor von Dalberg? ÆRom, zwischen 17.? und 23. Juni 1787 ! Mainz?æ Quelle und Datierung: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 23. Æ:::æ v Dalberg Mutter eingeschl. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischluss zu EB 69. – Den wahrscheinlich an Carl Theodor von Dalberg gerichteten Brief hatte Goethe einem Brief an die Mutter nach Frankfurt a. M. beigelegt (EB 69), um ihn mnglichst sicher an den Adressaten kommen zu lassen. Er ist wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 23. Juni 1787 geschrieben worden. Am Posttag der Vorwoche, dem 16. Juni, hatte Goethe keine Briefe verschickt. Es ist der einzige bekannte Brief an Dalberg von Goethes Aufenthalt in Italien. Goethe war mber die mit der Wahl Dalbergs zum Koadjutor des Mainzer Fmrstbischofs am 5. Juni 1787 verbundenen politischen Hintergrmnde und diplomatischen Verwicklungen mber Herzog Carl August und den preußischen Diplomaten Girolamo Marchese di Lucchesini informiert, den er

JUNI/JULI 1787

301

Ende Mai in Neapel getroffen hatte (vgl. zu 150,5). Mnglicherweise enthielt der Brief auch Mitteilungen Lucchesinis an Dalberg (weiter vgl. auch zu 151,9). EB 69. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 17.? und 23. Juni 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Vgl. EB 68. – Beischluss: EB 68. EB 70. An Charlotte von Stein

ÆRom, 30.? Juni 1787 ! Karlsbadæ

Quelle und Datierung: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 30. Fr. v. Stein Carlsb. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am 30. Juni 1787, am Tag nach dem Fest des ,heiligen Petrus‘, geschrieben und abgesandt. Im eine Woche spqter abgefassten Brief an Herzog Carl August (Nr 92) teilt Goethe dem Herzog mit: Auch hab ich an die Stein und Herder etwas von St Peters Feyerlichkeit geschrieben Æ:::æ. (160,16–17.) Von diesen Feierlichkeiten in Rom berichtet Goethe ebenfalls in einem Brief an die Kinder Herders und Friedrich von Stein vom 30. Juni 1787 (Nr 91). Der Brief war wie die beiden vorhergehenden an Charlotte von Stein (Nr 90 und EB 66) nach Karlsbad gerichtet (vgl. EB 66). EB 71. An Johann Gottfried Herder

ÆRom, 30.? Juni 1787 ! Weimaræ

Quelle und Datierung: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 30. Æ:::æ Herder. Kinder. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischluss: Wahrscheinlich Nr 91. – Der Brief wurde wahrscheinlich am 30. Juni 1787, am Tag nach dem Fest des ,heiligen Petrus‘, geschrieben und abgesandt. Zur Begrmndung vgl. EB 70. EB 72. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 1. und 7. Juli 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: J u l d‘. 7. Fr. v. Stein Weimar. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 7. Juli 1787 geschrieben. Er war wieder nach Weimar gerichtet, wohin die Adressatin am 23. Juli von ihrem Kuraufenthalt in Karlsbad zurmckkehrte (vgl. EB 66).

302

ERSCHLOSSENE BRIEFE 73–81

EB 73. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆRom, zwischen 8.? und 13. Juli 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ d‘ 13 Tischbein nach Neapel. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde am 13. Juli 1787, einem Posttag fmr Sendungen nach Neapel, oder in den Tagen zuvor geschrieben. Es war der erste Brief an Tischbein nach dessen Weggang aus Rom am 2. Juli 1787 (vgl. zu 69,3). EB 74. An Barbara Schulthess

ÆRom, 14.? Juli 1787 ! Z_richæ

Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 14 Kayser eingeschl an Fr. Schulthes. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischluss: Nr 93. – Da der beigeschlossene Brief an Philipp Christoph Kayser am 14. Juli geschrieben wurde, ist anzunehmen, dass auch der Brief an Barbara Schultheß an diesem Tag verfasst wurde. Es war der erste nach Goethes Rmckkehr von seinem Aufenthalt in Neapel und Sizilien an die Zmricher Freundin. EB 75. An Charlotte von Stein

ÆRom, 14.? Juli 1787 ! Weimaræ

Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 14 Æ:::æ Fr v. Stein. Mit Tischb. Brief. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am Posttag 14. Juli 1787 geschrieben. Goethe legte ihm den Brief von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein vom 10. Juli 1787 aus Neapel bei (H: GSA 28/1043; vgl. auch WA IV 8, 400–403 und RA 1, 111, Nr 227). Dieser Brief Tischbeins konnte kaum vor dem 14. Juli in Rom angelangt sein. Es ist deshalb anzunehmen, dass der Brief an Charlotte von Stein erst nach dessen Empfang, also wahrscheinlich am 14. Juli, verfasst worden ist. EB 76. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 15. und 21. Juli 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 21 Herzoginn Mutter. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 21. Juli 1787 geschrieben. Es war der erste Brief an die Herzoginmutter nach Goethes Rmckkehr von seiner Reise nach Neapel und Sizilien Anfang Juni 1787.

JULI/AUGUST 1787

303

EB 77. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 15. und 21. Juli 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 21 Æ:::æ Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 21. Juli 1787 geschrieben. EB 78. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 15. und 21. Juli 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 21 Æ:::æ Herder. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 21. Juli 1787 geschrieben. EB 79. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆRom, zwischen 15. und 21. Juli 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: J u l Æ:::æ 21 Tischbein Neapel. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 21. Juli 1787 geschrieben. EB 80. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 29. Juli und 4. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Aug. d‘. 4 Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 4. August 1787 geschrieben. Es knnnte sich allerdings auch um den undatierten Brief Nr 98 handeln; dies gilt auch fmr EB 81 und EB 89 (vgl. Datierung zu Nr 98). EB 81. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 5. und 11. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Aug. Æ:::æ d‘. 11 Fr v. St. eingeschl an Herder nebst einem Briefe an Sereniß. Alles eingeschl. an die Herzogin Mutter. dber ihre Reise. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Beischlmsse: EB 82 und Nr 95; alle drei Briefe waren Beischluss zu EB 83. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 11. August 1787 geschrieben. Es knnnte sich allerdings auch um den undatierten Brief Nr 98 handeln; dies gilt auch fmr EB 80 und EB 89 (vgl. Datierung zu Nr 98).

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 82–90

EB 82. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 5. und 11. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 81. – Beischluss zu EB 81, der EB 83 beigeschlossen war. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 11. August 1787 geschrieben. EB 83. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 5. und 11. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 81. – Beischluss: EB 81, der wiederum EB 82 und Nr 95 als Beischlmsse enthielt. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 11. August 1787 geschrieben. Er enthielt Hinweise fmr die geplante Italienreise Anna Amalias (vgl. 209,14–210,27). EB 84. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆRom, zwischen 12.? und 14. August 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Aug. Æ:::æ 14 Tischb. Graf Fries. Neapel. (Postsendeliste 1, S. 4.) – Der Brief wurde am 14. August 1787, einem Posttag fmr Sendungen nach Neapel, oder kurz davor geschrieben. EB 85. An Joseph Johann Reichsgraf von Fries ÆRom, zwischen 12.? und 14. August 1787 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 84. – Der Brief wurde am 14. August 1787, einem Posttag fmr Sendungen nach Neapel, oder kurz davor geschrieben. – Der 22-jqhrige Joseph Johann Reichsgraf von Fries hielt sich ebenso wie Goethe seit Herbst 1786 in Rom auf. Im Mai 1787 war Fries nach Neapel gegangen. Der Brief ist der einzige bekannte an den Grafen (weiter vgl. auch zu 146,13–14 und zu 183,3). EB 86. An Johann Jakob Heinrich Paulsen ÆRom, zwischen 6.? Juni und 18. August 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Brief an Philipp Seidel vom 18. August 1787 aus Rom (Nr 101): Ich habe Anfangs Juni von Meurikoffre in Neapel 204 Neapol.

AUGUST 1787

305

Dukati und 83 Gran erhalten, deßwegen auch direckt an Paulsen geschrieben. (174,25–27). – Goethe war am 3. Juni 1787 von Neapel abgereist und traf am 6. Juni wieder in Rom ein. rber die zusqtzlichen Geldaufnahmen in Neapel (vgl. zu 173,28) setzte er den Adressaten vermutlich erst nach seiner Rmckkehr nach Rom in Kenntnis. EB 87. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆRom, zwischen 12. und 18. August 1787 ! Gothaæ Quelle und Datierung: d‘. 18. Aug. Pr. August. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 18. August 1787 geschrieben. EB 88. An Friedrich von Stein ÆRom, zwischen 12. und 18. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: d‘. 18. Aug. Æ:::æ Fritz. eing. an Fr. v. Stein. Capitol. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Beischluss zu EB 89. – Der Brief ist wie EB 89 in der Woche vor dem Posttag 18. August 1787 geschrieben worden. Es war nach dem gemeinsam an Friedrich und die Kinder des Ehepaares Herder gerichteten Brief vom 30. Juni 1787 (Nr 91) der zweite nach Goethes Rmckkehr von seinem Neapel- und Sizilienaufenthalt nach Rom am 6. Juni 1787. EB 89. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 12. und 18. August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 88. – Beischluss: EB 88. – Der Brief, dem eine Zeichnung vom Kapitolsplatz beilag (vgl. zu 169,15), wurde in der Woche vor dem Posttag 18. August 1787 geschrieben. Es knnnte sich allerdings auch um den undatierten Brief Nr 98 handeln; dies gilt auch fmr EB 80 und EB 81 (vgl. Datierung zu Nr 98). EB 90. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 14.? und 18. August 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: d‘. 18. Aug. Æ:::æ Kayser eingesch. an Fr. Schulthes. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Beischluss: Nr 96. – Der beigeschlossene Brief an Philipp Christoph Kayser wurde am 14. August geschrieben, so dass wahrscheinlich auch der Brief an Barbara Schultheß aus dem Zeitraum zwischen dem 14. und 18. August 1787, dem Absendetag, stammt.

306

ERSCHLOSSENE BRIEFE 91–98

EB 91. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, 18.? August 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: d‘. 18. Aug. Æ:::æ Seidel. eingeschl an H. Mutter. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Beischluss zu Nr 101. – Der Brief war dem Schreiben an Philipp Seidel vom 18. August 1787 beigeschlossen. Es ist deshalb anzunehmen, dass er wie auch die anderen an diesem Tag nach Weimar gesandten mberlieferten Briefe (Nr 99 und 100) am gleichen Tag verfasst worden ist. EB 92. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 19. und 25.? August 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Aug. Æ:::æ 23. Æ:::æ Fr Schultheß. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 25. August 1787 geschrieben. Das in der Postsendeliste angegebene Versendedatum 23. August ist vermutlich ein Schreibversehen. Dieser Tag fiel auf einen Donnerstag. Der mbliche Posttag fmr Goethes Sendungen aus Rom nach Deutschland und der Schweiz war aber der Samstag, hier also der 25. August (vgl. auch Datierung zu Nr 102). EB 93. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 2.? und 8. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. No 1) 8. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 8. September 1787 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 1. September, hatte Goethe keine Briefe verschickt. Die Angabe No 1) in der Postsendeliste knnnte ein neuerlicher Versuch Goethes gewesen sein, die Briefe an Charlotte von Stein zur besseren rbersicht zu nummerieren, wie er es schon in seinem Brief vom 1. bis 3. Februar 1787 angekmndigt hatte (vgl. zu 103,1–3). EB 94. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 2.? und 8. September 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 8. Æ:::æ Fr. Schultheß um Claudine (Postsendeliste 1, S. 6). – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 8. September 1787 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 1. September, hatte Goethe keine Briefe verschickt. Goethe bat Barbara Schultheß um eine frmhere Abschrift des ursprmnglichen Textes von „Claudine von Villa Bella“ oder um

AUGUST/SEPTEMBER 1787

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ein Exemplar des Erstdrucks von 1776 (vgl. zu 177,2–3). Er benntigte dies zur rberarbeitung des Textes zu einem Singspiel fmr Band 5 seiner „Schriften“ (vgl. zu 167,25–26 und zu 240,19–20). EB 95. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 9. und 15. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 2.) 15. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. September 1787 geschrieben. Zur Angabe 2.) vgl. EB 93. EB 96. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆRom, zwischen 9. und 15. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 15. Æ:::æ Herders. Anfragen. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. September 1787 geschrieben. Es war der letzte Brief aus Italien, den Goethe an das Ehepaar Herder schrieb (vgl. die einleitende Erlquterung zu Nr 2). Die meisten Briefe gingen an Herder persnnlich, einer auch nur allein an seine Frau (EB 36). EB 97. An Johann Gottfried Herder ÆRom, 15.? September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 15. Æ:::æ an Herder Egmont mit den Zeichnungen. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am Posttag selbst, dem 15. September 1787, geschrieben. Goethe mbersandte mit ihm das Manuskript seines mberarbeiteten Dramas „Egmont“ fmr Band 5 seiner „Schriften“. Welche Zeichnungen mitgeschickt wurden, ist nicht bekannt. Mnglicherweise war darunter die Bildvorlage Angelika Kauffmanns fmr das Titelkupfer des Bandes (vgl. zu 168,9–10). EB 98. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 16. und 22. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 3 22 Fr. v. Stein mit Beschr. v. Casas Zeichnungen. Æ:::æ Herzoginn Mutter die vorigen darin eingeschloßen – (Postsendeliste 1, S. 6). – Beischluss: Nr 104; beide Briefe waren Beischluss zu EB 100. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 22. September 1787 geschrieben. Zur Angabe 3 vor dem Tagesdatum vgl. EB 93.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 99–104

EB 99. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 16. und 22. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 22 Æ:::æ Herder Ankunft meiner Schriften. Herzoginn Mutter die vorigen darin eingeschloßen – (Postsendeliste 1, S. 6). – Beischluss zu EB 100. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 22. September 1787 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 15. September 1787, hatte Goethe das Manuskript des Dramas „Egmont“ mbersandt (vgl. EB 97). Jetzt erkundigte er sich offenbar danach, ob das Manuskript gut in Weimar angekommen war. EB 100. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 16. und 22. September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 22 Fr. v. Stein mit Beschr. v. Casas Zeichnungen. Herder Ankunft meiner Schriften. Herzoginn Mutter die vorigen darin eingeschloßen – (Postsendeliste 1, S. 6). – Beischlmsse: EB 99 und EB 98, der wiederum Nr 104 als Beischluss enthielt. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 22. September 1787 geschrieben. EB 101. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 16. und 22. September 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Sept. Æ:::æ 22 Æ:::æ Mutter Franckf. wegen der Manuscripte. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief ist in der Woche vor dem Posttag 22. September 1787 geschrieben worden. Goethe bat darin vermutlich um frmhere Fassungen und/oder Abschriften von Werkmanuskripten, die sich noch bei der Mutter befanden und die er jetzt fmr die beabsichtigten Neubearbeitungen seiner Stmcke fmr eine Vernffentlichung in den Bqnden 5 bis 8 seiner „Schriften“ benntigte (vgl. zu 94,8 und zu 217,21). EB 102. An Georg Melchior Kraus ÆRom, zwischen 6?. Juni und 25.? September 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 27. Oktober 1787 aus Rom (Nr 115): Sie schreiben mir nicht wie Ihre Unternehmungen fortgehen. Die Litteratur Zeitung das Modejournal? Ich habe einige Zeichnungen, die in letzteres dienen kennen, vor einiger Zeit an H‘.

SEPTEMBER/OKTOBER 1787

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Rath Krauße geschickt, den ich vielmals zu grdßen bitte. (202,1–4.) – Die hier erwqhnte Sendung von Zeichnungen (vgl. zu 202,2–4) lqsst auf einen entsprechenden Begleitbrief an den Maler Georg Melchior Kraus in Weimar schließen. Die Sendung dmrfte frmhestens nach Goethes Rmckkehr aus Neapel nach Rom am 6. Juni und spqtestens vor seiner Abreise zum Landaufenthalt in den Albaner Bergen am 25. September abgeschickt worden sein. Es handelt sich um den ersten von insgesamt zwei erschließbaren Briefen an Kraus (vgl. EB 147). – Goethe und der ebenfalls aus Frankfurt a. M. stammende zwnlf Jahre qltere Kraus hatten sich wahrscheinlich schon Ende der 1760er oder Anfang der 1770er Jahre in Frankfurt a. M. kennen gelernt. Seit 1775 entwickelte sich eine engere persnnliche Beziehung, nachdem Goethe bei Kraus Zeichenunterricht genommen hatte. Kurz vor Goethe ging Kraus im Oktober 1775 als Zeichenmeister Carl Augusts nach Weimar und mbernahm 1776 die Leitung der neu eingerichteten Freien Zeichenschule, die er bis zu seinem Tod 1806 innehatte. Der Kontakt zu Goethe wqhrend der gemeinsamen Zeit in Weimar blieb eng und freundschaftlich. EB 103. An Johann Gottfried Herder ÆCastel Gandolfo, 6. Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Octb. 6. Herder von Castello. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Dieser erste Brief aus Castel Gandolfo ist am 6. Oktober 1787 geschrieben worden und enthielt vermutlich einen Reisebericht. An diesem Tag war Goethe auf seiner am 25. September begonnenen Reise in die Albaner Berge in Castel Gandolfo eingetroffen (vgl. zu 171,28–29), wo er sich noch mber zwei Wochen aufhielt (vgl. zu 187,29). Von dem zehntqgigen Aufenthalt in Frascati davor sind lediglich drei ebenfalls nach Weimar gerichtete Briefe mberliefert (Nr 105, 106, 107), ohne dass sie Goethe in seiner Postsendeliste vermerkt hqtte. EB 104. An Johann Gottfried Herder ÆCastel Gandolfo, zwischen 7. und 12. Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 12 Herder eingeschl. an Fr. v. Stein von Castell. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Beischluss zu EB 105. – Der Brief wurde am Absendetag, dem 12. Oktober 1787, oder in den Tagen davor geschrieben. Es war der zweite Brief an Herder von Goethes Aufenthalt in Castel Gandolfo (vgl. EB 103), wo er am 6. Oktober eingetroffen war.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 105–110

EB 105. An Charlotte von Stein ÆCastel Gandolfo, zwischen 7. und 12. Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 104. – Beischluss: EB 104. – Der Brief wurde am Absendetag, dem 12. Oktober 1787, oder in den Tagen davor geschrieben. Es war der erste Brief an die Freundin von Goethes Aufenthalt in den Albaner Bergen (vgl. EB 103) und nach einer lqngeren Unterbrechung der Korrespondenz seit dem 22. September 1787 (vgl. EB 98). EB 106. An Johann Gottfried Herder ÆRom, 23.? Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 27. An Herder 2. Br. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am 23. Oktober 1787 verfasst. Am 22. Oktober war Goethe von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen aus Castel Gandolfo nach Rom zurmckgekehrt (vgl. EB 103). In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief an Herder als erster verzeichnet, unmittelbar vor den mberlieferten Briefen an Herzog Carl August und an Christian Gottlob Voigt, die beide bereits am 23. Oktober geschrieben wurden (vgl. Nr 108 und 109). Daher ist anzunehmen, dass Goethe seinen Brief an Herder ebenfalls am 23. Oktober verfasst hat. EB 107. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, 23.? Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 27. Æ:::æ Herzoginn Mutter. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am 23. Oktober 1787 verfasst. Am 22. Oktober war Goethe von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen aus Castel Gandolfo nach Rom zurmckgekehrt (vgl. EB 103). In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief als dritter verzeichnet, unmittelbar nach dem mberlieferten Brief an Herzog Carl August (Nr 108) und noch vor dem mberlieferten Brief an Christian Gottlob Voigt (Nr 109), die beide bereits am 23. Oktober geschrieben wurden. Daher ist anzunehmen, dass Goethe seinen Brief an die Herzoginmutter ebenfalls am 23. Oktober verfasst hat.

OKTOBER 1787

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EB 108. An Johann Christoph Schmidt ÆRom, zwischen 23. und 27. Oktober 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 27. Æ:::æ v. Fritsch Schmidt. Voigt. Brunnquell. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde entweder am Posttag 27. Oktober 1787 oder an den Tagen davor in Rom geschrieben. Am 22. Oktober war Goethe von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen aus Castel Gandolfo nach Rom zurmckgekehrt (vgl. EB 103). In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober steht der Brief innerhalb einer Reihe mit drei mberlieferten Briefen an Weimarer Beamte. Davon ist derjenige an Christian Gottlob Voigt bereits am 23. Oktober (Nr 109) geschrieben worden; die beiden anderen an Jacob Friedrich von Fritsch (Nr 112) und Daniel Wilhelm Brunnquell (Nr 111) stammen erst vom 27. Oktober 1787.

EB 109. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 23. und 27. Oktober 1787 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 27. Æ:::æ Seidel. Geschen, Bertuch. Schultheß, Kestner (Postsendeliste 1, S. 6). – Der Brief wurde entweder am Posttag 27. Oktober 1787 oder an den Tagen davor in Rom geschrieben. Am 22. Oktober war Goethe von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen aus Castel Gandolfo nach Rom zurmckgekehrt (vgl. EB 103). In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief nach den mberlieferten Briefen an Philipp Seidel (Nr 113), Georg Joachim Gnschen (Nr 114) und Friedrich Justin Bertuch (Nr 115) genannt, die alle erst am 27. Oktober verfasst worden sind. Der in der Liste folgende Brief an Johann Christian Kestner (Nr 110) wiederum stammt vom 24. Oktober. Andere aufgelistete Briefe wurden am 23. Oktober geschrieben (Nr 108 und 109).

EB 110. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 23. und 27. Oktober 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Octb. Æ:::æ 27. Æ:::æ Mutter, Pr. Schdtz. H. v. Gotha. (Postsendeliste 1, S. 6.) – Der Brief wurde entweder am Posttag 27. Oktober 1787 oder an den Tagen davor in Rom geschrieben. Am 22. Oktober war Goethe von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen aus Castel Gandolfo nach Rom zurmckgekehrt (vgl. EB 103). In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief als drittletzter nach dem mberlieferten Brief an Johann Christian Kestner vom 24. Oktober 1787 (Nr 110) aufgefmhrt. Die davor genannten mber-

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 111–118

lieferten Briefe stammen vom 23. Oktober (Nr 108, 109) und vom 27. Oktober (Nr 111, 112, 113, 114, 115). EB 111. An Christian Gottfried Sch_tz? ÆRom, zwischen 23. und 27. Oktober 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 110. – In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief als vorletzter genannt. Weiter zur Datierung vgl. EB 110. – Bei dem Adressaten handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Jenaer Professor fmr Poesie und Beredsamkeit Christian Gottfried Schmtz. Er war gemeinsam mit Friedrich Justin Bertuch Herausgeber der 1785 gegrmndeten Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, fmr deren Entwicklung sich Goethe auch von Italien aus lebhaft interessierte (vgl. zu 202,1–2). EB 112. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg Æ Rom, zwischen 23. und 27. Oktober 1787 ! Gothaæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 110. – In Goethes Postsendeliste fmr den 27. Oktober ist der Brief als letzter genannt. Weiter zur Datierung vgl. EB 110. Nach dem Schreiben vom 6. Februar 1787 (Nr 65) war es der zweite Brief Goethes von seiner Italienreise an den Adressaten. Ein dritter, der an den Herzog und seine Frau gemeinsam gerichtet war, folgte am 5. April 1788 (EB 163). EB 113. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 4. und 10. November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Nov. d‘. 10. Fr. v. Stein. Herder. Einsiedel Jechhausen. Herzoginn Mutter. Seidel. Ludekus. v. Franckenb‘. / Obige Briefe wegen Collina. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 10. November 1787 geschrieben. Mit ihm nahm Goethe seine wnchentliche Korrespondenz mit Charlotte von Stein wieder auf, nachdem es immer hqufiger zu Unterbrechungen gekommen war (vgl. zu 122,17). Den letzten nachweisbaren Brief an die Freundin hatte er vor vier Wochen geschrieben (vgl. EB 105). In seinem Brief kmndigte Goethe die Ankunft Filippo Collinas in Weimar an (vgl. EB 116).

OKTOBER/NOVEMBER 1787

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EB 114. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 4. und 10. November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 113. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 10. November 1787 geschrieben. In ihm kmndigte Goethe die Ankunft Filippo Collinas in Weimar an (vgl. EB 116). EB 115. An Louise von G`chhausen ÆRom, zwischen 4. und 10. November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 113. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 10. November 1787 geschrieben. In ihm kmndigte Goethe die Ankunft Filippo Collinas in Weimar an (vgl. EB 116). Louise von Gnchhausen begleitete die Herzoginmutter auf deren im August 1788 beginnenden fast zweijqhrigen Reise nach Italien (vgl. zu 205,26–206,1). EB 116. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 4. und 10. November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 113. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 10. November 1787 geschrieben. Goethe kmndigte darin den fmr die geplante Italienreise Anna Amalias (vgl. zu 205,26–206,1) ausgewqhlten italienischen Begleiter Filippo Collina an, der kurz vor seiner Abreise nach Weimar stand (vgl. zu 205,23). EB 117. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf ÆRom, zwischen 4. und 10. November 1787 ! Gothaæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 113. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 10. November 1787 geschrieben. EB 118. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, 17.? November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ d‘. 17. Æ:::æ Herz. L. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief ist wahrscheinlich am Posttag 17. November 1787 geschrieben

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 119–127

worden. Dies ist anzunehmen, weil alle anderen mberlieferten Briefe, die an diesem Tag nach Weimar geschickt wurden, ebenfalls am 17. November verfasst worden sind (vgl. Nr 121, 122, 123). EB 119. An Charlotte von Stein ÆRom, 17.? November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ d‘. 17. Æ:::æ Fr. v. Stein (Postsendeliste 1, S. 7). – Der Brief ist wahrscheinlich am Posttag 17. November 1787 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 118. EB 120. An Ludwig Ernst Herzog von Braunschweig und L_neburg-Wolfenb_ttel? ÆRom, 17.? November 1787 ! Eisenach?æ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ d‘. 17. Æ:::æ Herzog Ludwig eingeschl. an Seidel. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Beischluss zu Nr 123. – Der Brief ist wahrscheinlich am Posttag 17. November 1787 geschrieben worden. Zur Begrmndung vgl. EB 118. – Ob wirklich der seit 1786 in Eisenach lebende Onkel der Herzoginmutter Anna Amalia der Adressat war, lqsst sich nur vermuten. Mnglicherweise wollte Goethe Erkundigungen mber den preußischen Feldzug gegen die ,Patrioten‘-Bewegung in den Niederlanden einholen. An diesem Feldzug, der unter militqrischer Fmhrung Carl Wilhelm Ferdinands von Braunschweig und Lmneburg-Wolfenbmttel, eines Neffen des Adressaten, stand, nahm auch Herzog Carl August als preußischer General teil. Herzog Ludwig Ernst war bis zur Absetzung des Erbstatthalters der Niederlande, Wilhelms V. von Oranien, dessen engster politischer Berater gewesen (vgl. auch die zweite Erlquterung zu 12,20 und zu 181,26). Goethe hatte den Adressaten im Juli 1786 persnnlich kennen gelernt, als dieser sich drei Wochen in Weimar aufhielt (vgl. GB 6 II, zu 208,9–10). EB 121. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, 17.? November 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ d‘. 17. Æ:::æ Mutter. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief ist wahrscheinlich am Posttag 17. November 1787 geschrieben worden. Zur Begrmndung vgl. EB 118.

NOVEMBER/DEZEMBER 1787

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EB 122. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 18. und 24. November 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Nov. Æ:::æ 24 Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 24. November 1787 geschrieben. EB 123. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 25. November und 1. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 1 Dez. Fr. v Stein. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 1. Dezember 1787 geschrieben. EB 124. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 25. November und 1. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 1 Dez. Æ:::æ Herder. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 1. Dezember 1787 geschrieben. EB 125. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 2. und 8. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 8 ÆDez.æ Fr. v Stein. Fritz. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Beischluss: Vermutlich EB 126. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 8. Dezember 1787 geschrieben. EB 126. An Friedrich von Stein ÆRom, zwischen 2. und 8. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 125. – Vermutlich Beischluss zu EB 125. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 8. Dezember 1787 geschrieben. EB 127. An Johann Christian Stark ÆRom, zwischen 2. und 8. Dezember 1787 ! Jenaæ Quelle und Datierung: 8 ÆDez.æ Æ:::æ Hofr. Starcke. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 8. Dezember 1787 geschrieben. Es ist der einzige bekannte Brief Goethes an den Medizinprofessor der Jenaer

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 128–134

Universitqt aus Italien. – Goethe unterhielt gute Beziehungen zu Stark und hatte ihn u. a. im Mai 1786 wegen der schweren Erkrankung Ernst von Steins konsultiert (vgl. GB 6 II, zu 198,3–4). Stark war seit 1786 Hofrat und Leibarzt Herzog Carl Augusts. EB 128. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 9. und 15. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 15. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. Dezember 1787 geschrieben. Er ist nicht identisch mit dem am 15. Dezember 1787 verfassten Brief an die Adressatin (Nr 126), der eine Geschenksendung mit zwei geschnittenen Schmucksteinen begleitete, die Goethe dem Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen auf dessen Heimreise mitgab (vgl. die erste Erlquterung zu 219,22), und der als Brief außerhalb der Reihe der wnchentlichen Korrespondenz nicht in Goethes Postsendeliste aufgefmhrt wird. EB 129. An Charlotte von Stein ÆRom, 21.? Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 22. Fr. v Stein eingesch. an Knebel. eingesch an H. Mutter. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Beischluss: Wahrscheinlich Nr 127; beide Briefe waren Beischluss zu Nr 128, der wiederum EB 130 beigeschlossen war. – Wahrscheinlich wurde der Brief wie die beiden mberlieferten Briefe dieses Posttags nach Weimar (Nr 128 und 129) am 21. Dezember geschrieben. EB 130. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, 21.? Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 129. – Beischluss: Nr 128, der wiederum EB 129 wahrscheinlich mit Nr 127 als Beischlmsse enthielt. – Wahrscheinlich wurde der Brief wie die beiden mberlieferten Briefe dieses Posttags nach Weimar (Nr 128 und 129) am 21. Dezember geschrieben.

DEZEMBER 1787

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EB 131. An Carl Wilhelm Thurneysen ÆRom, zwischen 16. und 22. Dezember 1787 ! Turinæ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 22. Æ:::æ Thurneysen Turin. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 22. Dezember 1787 geschrieben. Es war der erste von zwei nicht mberlieferten Briefen aus Rom an Carl Wilhelm Thurneysen (vgl. EB 168). – Der Frankfurter Kaufmann gehnrte zum Bekanntenkreis von Goethes Mutter Catharina Elisabeth. Goethe war Thurneysen in Rom begegnet und hatte ihm auf dessen Rmckreise nach Frankfurt a. M., die er am 15. Dezember oder in den Tagen danach angetreten hatte (vgl. zu 220,12), einen Teil seiner Bmcher und Aufzeichnungen (vgl. 243,15–16) sowie Geschenke u. a. fmr Charlotte und Friedrich von Stein mitgegeben (vgl. die erste Erlquterung zu 219,22, zu 220,13–14 und zu 220,23–24). EB 132. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 23. und 29. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 29. Æ:::æ Fr. v. St. Herder. Voigt alle eingeschl. an Seidel. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Beischluss zu Nr 132. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 29. Dezember 1787 geschrieben. EB 133. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 23. und 29. Dezember 1787 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 132. – Beischluss zu Nr 132. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 29. Dezember 1787 geschrieben. EB 134. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 23. und 29. Dezember 1787 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: Dez. Æ:::æ 29. Æ:::æ Fr. R. Goethe. (Postsendeliste 1, S. 7.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 29. Dezember 1787 geschrieben.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 135–142

EB 135. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 6.? und 12. Januar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ d‘. 12 Jan. Fr. v St. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 12. Januar 1788 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 5. Januar, hatte Goethe offensichtlich nur einen Brief an Philipp Seidel geschickt (vgl. Nr 133). Nach der Schreibpause von Ende Oktober/Anfang November 1787 war es damit zum ersten Mal wieder zu einer Unterbrechung in der wnchentlichen Korrespondenz mit Charlotte von Stein gekommen (vgl. EB 113). EB 136. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 6.? und 12. Januar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ d‘. 12 Jan. Æ:::æ Herder mit Erwin und Elmire und der Kupferplatte zu Egmont. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 12. Januar 1788 geschrieben und begleitete eine Sendung mit Manuskripten und einer Kupferstichplatte fmr Band 5 von „Goethes Schriften“. EB 137. An Johann Gottfried Herder ÆRom, 26.? Januar 1788 ! Weimaræ d‘ 27. die zwey Ackte von Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Jan. Æ:::æ Claudinen an Herder. Ein Einschluß an Fr. v. Stein (Postsendeliste 1, S. 8). – Beischluss: Nr 136. – Der Brief wurde wahrscheinlich am Posttag 26. Januar 1788 geschrieben. Der Eintrag in der Postsendeliste erfolgte irrtmmlich unter dem 27. Januar 1788, einem Sonntag. Der unter diesem Tag verzeichnete mberlieferte Brief an Seidel (Nr 137) unterliegt dem gleichen Irrtum (vgl. Datierung zu Nr 137). Goethe schickte die ersten beiden Akte des umgearbeiteten Singspiels „Claudine von Villa Bella“ an Herder zur Korrektur und Weiterleitung fmr den Druck in Band 5 seiner „Schriften“ im Verlag von Gnschen (vgl. zu 230,1). EB 138. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 27. Januar und 2. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. 2. Herz. Mutter. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 2. Februar 1788 geschrieben.

JANUAR/FEBRUAR 1788

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EB 139. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 27. Januar und 2. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. 2. Æ:::æ Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 2. Februar 1788 geschrieben. EB 140. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 27. Januar und 2. Februar 1788 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. 2. Æ:::æ Fr Rath Goethe. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 2. Februar 1788 geschrieben. EB 141. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. Æ:::æ 9. Herder mit dem 3 Ackt Claudine. Voigt. v. Stein. Collina. Kayser. Lehr. Geschen. alle an Seidel mit den Quittungen. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Beischluss zu Nr 140. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Goethe schickte den 3. Akt des umgearbeiteten Singspiels „Claudine von Villa Bella“ an Herder zur Korrektur und Weiterleitung fmr den Druck in Band 5 seiner „Schriften“ im Verlag von Gnschen (vgl. zu 244,14). EB 142. An Charlotte von Stein? ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 141. – Beischluss zu Nr 140. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Wegen der unvollstqndigen Namensnennung v. Stein in der Postsendeliste ist auch Friedrich von Stein als Adressat des Briefes nicht ganz auszuschließen. Der kontinuierliche Rhythmus wnchentlicher Briefsendungen an Charlotte von Stein lqsst aber eher auf diese als Empfqngerin des Briefes schließen. Weiter zur Korrespondenz vgl. EB 29.

320

ERSCHLOSSENE BRIEFE 143–149

EB 143. An Filippo Collina ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 141. – Beischluss zu Nr 140. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Es ist der einzige bekannte Brief Goethes aus Italien an den Sohn seiner Wirtsleute in Rom, Filippo Collina, der Mitte Dezember 1787 als von Goethe empfohlener Begleiter fmr Anna Amalias geplante Italienreise in Weimar eingetroffen war (vgl. auch zu 205,23). EB 144. An Friedrich Carl Kayser ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 141. – Beischluss zu Nr 140. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Es ist der einzige bekannte Brief Goethes aus Italien an Friedrich Carl Kayser, den Bruder des mit ihm befreundeten Zmricher Komponisten Philipp Christoph Kayser. Friedrich Carl Kayser hielt sich seit Herbst 1787 in Weimar auf und logierte wahrscheinlich in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan (vgl. zu 207,3). Goethe hatte sich von Rom aus fmr ihn eingesetzt (vgl. zu 223,7–8). EB 145. An Georg Philipp Lehr? ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Vgl. EB 141. – Beischluss zu Nr 140. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Der Adressat, ein Arzt aus Frankfurt a. M., ist unsicher. In der Weimarer Ausgabe wird auch auf Philipp Christoph Kaysers Freund Lnhr als mnglichen Adressaten verwiesen (vgl. WA IV 8, 421). Ein weiterer Brief Goethes an Georg Philipp Lehr ist nicht bekannt. Vermutlich sollte Seidel die Weiterbefnrderung des Briefes nach Frankfurt mbernehmen, weil Goethe die Adresse in Rom nicht zur Verfmgung stand. EB 146. An Friedrich Justin Bertuch ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. Æ:::æ 9. Æ:::æ Bertuch, Krause. Masken. Das Ganze an Bertuch. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Beischluss: EB 147. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben. Es war der Begleitbrief fmr eine Sendung mit Zeichnungen von Masken des rnmischen

FEBRUAR 1788

321

Karnevals, die Johann Georg Schmtz angefertigt hatte und die mit Texten Goethes im „Journal des Luxus und der Moden“ erscheinen sollten (vgl. zu 266,7). Der Brief war der zweite von drei nachweisbaren Briefen Goethes aus Italien an den Verleger Friedrich Justin Bertuch in Weimar (vgl. Nr 115 und 150). EB 147. An Georg Melchior Kraus ÆRom, zwischen 3. und 9. Februar 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. Æ:::æ 9. Æ:::æ Bertuch, Krause. Masken. das Ganze an Bertuch. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Beischluss zu EB 146. – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 9. Februar 1788 geschrieben und der Sendung von Maskenzeichnungen vom rnmischen Karneval an Friedrich Justin Bertuch beigeschlossen. Georg Melchior Kraus, Mitherausgeber des „Journals des Luxus und der Moden“, war fmr die Radierung der Zeichnungen vorgesehen (vgl. zu 266,8–9). EB 148. An Charlotte von Stein

ÆRom, 16.? Februar 1788 ! Weimaræ

Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. Æ:::æ d‘. 16. Æ:::æ Fritz. eingeschl an Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Beischluss: Nr 142. – Der Brief wurde wahrscheinlich am Posttag 16. Februar 1788 verfasst. Da die in der Postsendeliste fmr diesen Tag aufgefmhrten mberlieferten Briefe an Herzog Carl August (Nr 141) und an Friedrich von Stein (Nr 142) am 16. Februar geschrieben wurden, trifft dies wahrscheinlich auch fmr diesen Brief zu. EB 149. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆRom, 16.? Februar 1788 ! Gothaæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Febr. Æ:::æ d‘. 16. Æ:::æ Prinz August (Postsendeliste 1, S. 8). – Der Brief wurde wahrscheinlich am Posttag 16. Februar 1788 verfasst. Zur Begrmndung vgl. EB 148. Es ist der letzte von fmnf bekannten nicht mberlieferten Briefen an Prinz August von Goethes Italienreise.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 150–155

EB 150. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 24.? Februar und 1. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz 1. Fr. v. St. mit den Zeichn. der Bracel. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 1. Mqrz 1788 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 23. Februar, hatte Goethe keine Briefe versandt. Die mitgeschickten Zeichnungen (franz. bracelet: Armband) konnten nicht ermittelt werden. EB 151. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 24.? Februar und 1. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz 1. Æ:::æ Herder (Postsendeliste 1, S. 8). – Der Brief wurde wahrscheinlich in der Woche vor dem Posttag 1. Mqrz 1788 geschrieben. Am Posttag der Vorwoche, dem 23. Februar, hatte Goethe keine Briefe versandt. EB 152. An Christoph Heinrich Kniep ÆRom, vermutlich zwischen Januar und Anfang M^rz 1788 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Brief von Christoph Heinrich Kniep an Goethe ohne Datum: „Tischbein, mein lieber gab mir Ihren Brieff, Und es ist eine große Freude vor mich das Sie mich beschqfftigen.“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 1 f. und RA 1, 113, Nr 234.) – In seinem Brief berichtete Kniep, dass die versprochenen Zeichnungen von der gemeinsamen Sizilienreise und vom Aufenthalt in Neapel im Frmhjahr des vergangenen Jahres nun „bald fertig“ wqren und bot an, „Biß gegen Ostern“ noch weitere Zeichnungen zu liefern (vgl. ebd.). Bereits am 16. Februar 1788 hatte Goethe Friedrich von Stein mitgeteilt, in einigen Tagen Æ:::æ lustige Gegenden aus Neapel und Sicilien in farbigen Zeichnungen (252,15–16) zugeschickt zu bekommen, womit die Blqtter von Kniep gemeint waren (vgl. zu 252,15–16). Goethe erhielt die Zeichnungen tatsqchlich noch vor Ostern 1788 (23./24. Mqrz), wie aus Knieps Brief vom 21. Mqrz 1788 hervorgeht: „Zimmerman, wird Ihnen die Zeugnungen, wohl erhalten uberbracht haben Æ:::æ“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 2 und RA 1, 114, Nr 237). Ferner erkundigte sich Kniep in dem undatierten Brief nach der Bezahlung von Zeichnungen fmr Carl Wilhelm Thurneysen, die mber Goethe abgewickelt werden sollte. Thurneysen hatte Rom bereits Mitte Dezember 1787 verlassen, um nach Frankfurt a. M. zurmckzukehren. Die Auftrqge von Thurneysen hatte Kniep erst danach ausgefmhrt. Der von

FEBRUAR/MfRZ 1788

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Kniep erwqhnte Bezugsbrief dmrfte also auf die angefmhrten Sachverhalte Bezug genommen haben und ist somit vermutlich im Zeitraum vom Anfang des Jahres 1788 bis spqtestens Anfang Mqrz geschrieben worden. Es ist der erste bekannte Brief Goethes an Kniep, den er im Mqrz 1787 in Neapel kennen gelernt hatte und mit dem er anschließend auf seine Rundreise durch Sizilien gegangen war. Zwei weitere Briefe lassen sich erschließen (vgl. EB 160 und EB 171). Vermutlich sind aber auch schon seit Goethes Rmckkehr von Neapel nach Rom Anfang Juni 1787 Briefe gewechselt worden, mber die kein Nachweis besteht (weiter vgl. auch zu 147,24). EB 153. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 2. und 8. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 8. Fr. v. St. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 8. Mqrz 1788 geschrieben. EB 154. An Barbara Schulthess ÆRom, zwischen 2. und 8. M^rz 1788 ! Z_richæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 8. Æ:::æ Fr Schultheß. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 8. Mqrz 1788 geschrieben. Es ist der letzte Brief an Barbara Schultheß aus Rom vor Goethes Abreise am 24. April 1788 (vgl. EB 4). Ein weiterer folgte noch von der Rmckreise nach Weimar Ende Mai aus Mailand (vgl. EB 179). In ihrem mberlieferten Antwortbrief vom 20. Mqrz 1788 bestqtigte Barbara Schultheß den Empfang: „Dein Brief, mein Lieber! war wieder einmahl gleich einem Besuch von hnhern Wesen aufgenommen!“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 8 und RA 1, 113, Nr 235.) EB 155. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 9. und 15. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 15. Fr. v. St. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. Mqrz 1788 geschrieben.

324

ERSCHLOSSENE BRIEFE 156–162

EB 156. An Johann Gottfried Herder ÆRom, zwischen 9. und 15. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 15. Æ:::æ Herder. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. Mqrz 1788 geschrieben. EB 157. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, zwischen 9. und 15. M^rz 1788 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 15. Æ:::æ Mutter. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. Mqrz 1788 geschrieben. EB 158. An Schramm & Kerstens ÆRom, zwischen 9. und 15. M^rz 1788 ! Hamburgæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 15. Æ:::æ Schram und Kerstens. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 15. Mqrz 1788 geschrieben. Goethe wandte sich an die Spediteure, um von ihnen die in Italien gesammelten Steine nach Weimar transportieren zu lassen, deren Menge und Gewicht so groß war, dass er sie nicht als persnnliches Gepqck auf seiner bevorstehende Heimreise mitnehmen konnte. Am 2. August 1788 teilte Schramm & Kerstens Goethe in Weimar die Ankunft des Transports in Hamburg und die Weiterbefnrderung durch die Gebrmder Richter in Leipzig mit (vgl. RA 1, 126, Nr 272). Ende August 1788 traf die „Kiste mit Mineralien“ (Gebrmder Richter an Goethe, 20. August 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 129, Nr 284) in Weimar ein. EB 159. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 16. und 22. M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 22. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 8.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 22. Mqrz 1788 geschrieben.

MfRZ 1788

325

EB 160. An Christoph Heinrich Kniep ÆRom, 23. M^rz 1788 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Brief von Christoph Heinrich Kniep an Goethe vom 5. April 1788: „Mit viellen Vergnugen habe Ihren Brieff von 23. Merz erhalten Der Freund Tischbein brachte mir heute selbigen mit von Caserta“. (H: GSA 28/1043; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 3 und RA 1, 114, Nr 239). – In dem genannten Brief hatte Goethe wahrscheinlich den Erhalt von Zeichnungen Knieps von der gemeinsamen Sizilienreise und vom Aufenthalt in Neapel im Frmhjahr des vergangenen Jahres bestqtigt. Aus Knieps Brief vom 21. Mqrz 1788 geht hervor, dass er die Zeichnungen einige Tage zuvor nach Rom gegeben hatte: „Zimmerman, wird Ihnen die Zeugnungen, wohl erhalten uberbracht haben“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 2 und RA 1, 114, Nr 237). EB 161. An Johann Christoph Schmidt ÆRom, 24.? M^rz 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 29. Æ:::æ an meine drey H‘. Collegen. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am 24. Mqrz

1788 geschrieben. Vom selben Tag sind zwei weitere Briefe an die Kollegen Goethes im Geheimen Consilium in Weimar, Jacob Friedrich von Fritsch (Nr 146) und Christian Friedrich Schnauß (Nr 147), mberliefert, so dass als dritter Kollege nur Johann Christoph Schmidt infrage kommt. Goethe kmndigte Schmidt vermutlich wie den beiden anderen Konsiliumskollegen seine bevorstehende Rmckkehr nach Weimar an. EB 162. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆRom, zwischen 23. und 29. M^rz 1788 ! Weimaræ

Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Mbrz Æ:::æ 29. Herzg. M. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 29. Mqrz 1788 geschrieben. Es ist der letzte Brief an die Herzoginmutter aus Rom vor dem Aufbruch nach Weimar am 24. April 1788 (vgl. EB 5). Ein weiterer folgte noch Ende Mai aus Mailand (vgl. EB 189).

326

ERSCHLOSSENE BRIEFE 163–169

EB 163. An Ernst II. Ludwig Herzog und Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg ÆRom, zwischen 30. M^rz und 5. April 1788 ! Gothaæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ 5. Apr. Herz v. Gotha und seine Gemahlinn. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 5. April 1788 geschrieben. Es ist der dritte Brief Goethes aus Italien an den Herzog (vgl. Nr 65 und EB 112) und der erste, der auch an seine Frau gerichtet war. EB 164. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 6. und 12. April 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 12. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 12. April 1788 geschrieben. Goethe sandte damit nach dreiwnchiger Unterbrechung wahrscheinlich seinen letzten Brief aus Rom an die Freundin in Weimar. Erschließbar ist noch ein weiterer Brief vom 23. oder 24. Mai 1788 aus Mailand (EB 181). EB 165. An August Friedrich Standtke ÆRom, zwischen 6. und 12. April 1788 ! Berlin?æ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 12. Æ:::æ Bergr. Standtke. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde in der Woche vor dem Posttag 12. April 1788 geschrieben. Es war der zweite Brief Goethes aus Italien an den Adressaten und betraf wahrscheinlich wie der erste die Beziehung Karl Philipp Moritz’ zu Standtkes Frau (vgl. EB 6). EB 166. An Johann Gottfried Herder ÆRom, 19.? April 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 19. Herder. Seidel (Postsendeliste 1, S. 9). – Der Brief wurde wahrscheinlich wie der mberlieferte Brief an Philipp Seidel (Nr 152) erst am Posttag, dem 19. April 1788, geschrieben. Es ist der letzte Brief Goethes an den Adressaten aus Rom. Zwei weitere schrieb Goethe noch Ende Mai aus Mailand (EB 180) und Anfang Juni 1788 aus Konstanz (Nr 156).

MfRZ/APRIL 1788

EB 167. An Louise von G`chhausen

327

ÆRom, 19.? April 1788 ! Weimaræ

Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 19. Æ:::æ Seidel Jechhausen (Postsendeliste 1, S. 9). – Beischluss zu Nr 152 (vgl. zu 269,4). – Der Brief war dem mberlieferten Brief an Philipp Seidel beigelegt und ist daher vermutlich wie dieser erst am Posttag, dem 19. April 1788, geschrieben worden. Es ist der letzte von insgesamt drei nachweisbaren Briefen von Goethes Italienreise an Louise von Gnchhausen (vgl. EB 23 und EB 115). Die Hofdame begleitete die Herzoginmutter auf deren Reise nach Italien (1788–1790). EB 168. An Carl Wilhelm Thurneysen ÆRom, 20.? April 1788 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 20. Thurneyßen. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief an den Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen ist wahrscheinlich am Sonntag, dem 20. April 1788, geschrieben worden. Goethe, der am 24. April aus Rom abreiste, um nach Weimar zurmckzukehren, ließ den Brief mnglicherweise erst am nqchsten Samstag, dem 26. April, zur Post geben. Es ist der letzte von zwei nicht mberlieferten Briefen aus Rom an den Adressaten (vgl. EB 131). Vermutlich kmndigte Goethe Thurneysen darin an, dass er auf seiner Rmckreise nicht wie ursprmnglich geplant mber Frankfurt a. M. kommen werde und deshalb fmr Thurneysen bestimmte Gegenstqnde nicht persnnlich in Frankfurt a. M. abliefern knnne, sondern mit einer von diesem selbst vorgeschlagenen Spedition befnrdern lassen werde (vgl. EB 193). EB 169. An Catharina Elisabeth Goethe ÆRom, 20.? April 1788 ! Frankfurt a. M.æ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 20. Æ:::æ Mutter Frt. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief ist wahrscheinlich am Sonntag, dem 20. April 1788, geschrieben worden (vgl. auch EB 168). Es ist der letzte Brief Goethes von seiner Italienreise an seine Mutter. Vermutlich teilte Goethe ihr darin mit, dass er auf seiner Rmckreise nicht wie ursprmnglich geplant mber Frankfurt a. M. kommen werde.

328

ERSCHLOSSENE BRIEFE 170–175

EB 170. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆRom, 20.? April 1788 ! Neapelæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ Apr. Æ:::æ 20. Æ:::æ Tishb. Kniep. Hacker nach Napel. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief ist wahrscheinlich am Sonntag, dem 20. April 1788, geschrieben worden (vgl. auch EB 168). Es ist der letzte Brief Goethes aus Rom an den Adressaten (vgl. EB 54). Vermutlich kmndigte Goethe darin seine bevorstehende Heimreise nach Weimar an. Erschließbar ist noch ein weiterer Brief, den Goethe Ende Mai 1788 aus Mailand an Tischbein schickte (EB 191). EB 171. An Christoph Heinrich Kniep ÆRom, 20.? April 1788 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 170. – Der Brief ist wahrscheinlich am Sonntag, dem 20. April 1788, geschrieben worden (vgl. auch EB 168). Es ist der letzte Brief Goethes aus Rom an den Adressaten (vgl. EB 152). Vermutlich kmndigte Goethe darin seine bevorstehende Heimreise nach Weimar an. EB 172. An Jakob Philipp Hackert

ÆRom, 20.? April 1788 ! Neapelæ

Quelle und Datierung: Vgl. EB 170. – Der Brief ist wahrscheinlich am Sonntag, dem 20. April 1788, geschrieben worden (vgl. auch EB 168). Es ist der letzte Brief Goethes aus Rom an den Adressaten (vgl. EB 53). Vermutlich kmndigte Goethe darin seine bevorstehende Heimreise nach Weimar an. EB 173. An Angelika Kauffmann ÆRom, 23.? oder 24. April 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Brief von Angelika Kauffmann an Goethe vom 10. Mai 1788: „Ihr abschid von uns durchdrang mier Herz und Seele, der tag Ihrer abreis war einer der traurigen tagen meines Lebens, vor die liebe Zeillen die Sie mier geschrieben da Sie im begriff waren Rom zu verlassen habe ich Ihnen schon vielmahl gedanckt.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 15 und RA 1, 117, Nr 247.) – Am Morgen des 24. April 1788 verließ Goethe Rom. Der von Angelika Kauffmann erwqhnte Abschiedsbrief lqsst sich demnach wahrscheinlich auf den Abreisetag oder den Tag davor datieren. Ihm folgten noch

APRIL/MAI 1788

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mindestens vier weitere von Goethes Heimreise (vgl. EB 174, EB 176, EB 178, EB 186). EB 174. An Angelika Kauffmann ÆFlorenz, zwischen 30. April und 7. Mai 1788 ! Romæ Quellen und Datierung: Briefe von Angelika Kauffmann an Goethe vom 10. Mai 1788 und vom 11. Juni 1788: „Nun danck ich Ihnen herzlich vor Ihr schreiben aus Florenz welches ich mit grnßtem Verlangen erwartet Æ:::æ.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 15 und RA 1, 117, Nr 247.) „Ich erhielte ihr wehrtestes aus Florenz den 9 n antworte d‘ 10 Æ:::æ.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 119, Nr 252.) – Goethe war auf seiner Heimreise am Nachmittag oder Abend des 29. April 1788 in Florenz eingetroffen und blieb dort bis zum 11. Mai (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 3–4). Der in den beiden Briefen Angelika Kauffmanns erwqhnte, am 9. Mai in Rom angekommene Brief Goethes aus Florenz ist unter Bermcksichtigung einer Postlaufzeit von zwei bis vier Tagen spqtestens am 7. Mai 1788 abgeschickt worden. Demzufolge kann er also zwischen dem 30. April und 7. Mai geschrieben worden sein. Es ist der erste von zwei Briefen an die Freundin aus Florenz (vgl. EB 176). EB 175. An Friedrich Bury ÆFlorenz, zwischen 30. April und 7. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Brief von Friedrich Bury an Goethe vom 10. Mai 1788: „Ihr Schreiben von Florenz erhielt ich mit zitternter Freude, und vielfqltigen Kmssen“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 11 und RA 1, 116, Nr 245). – Bury beantwortete einen Brief Goethes aus Florenz, den er wahrscheinlich kurz zuvor erhalten hatte. Vermutlich war dieser Brief gleichzeitig mit Goethes Brief an Angelika Kauffmann (EB 174) nach Rom geschickt worden. Er wqre demnach auf den gleichen Zeitraum zu datieren (vgl. EB 174). Es ist der erste von drei nachweisbaren Briefen Goethes an Bury wqhrend seines Aufenthaltes in Italien. Sie stammen alle von der Rmckreise nach Weimar (vgl. EB 177 und EB 182). Nach Goethes Ankunft in Weimar setzte ein reger Briefwechsel mit Bury ein. Dieser besorgte einige von Goethe vermittelte Auftragsarbeiten (weiter vgl. auch zu 220,30).

330

ERSCHLOSSENE BRIEFE 176–181

EB 176. An Angelika Kauffmann ÆFlorenz, zwischen 6.? und 11. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Brief von Angelika Kauffmann an Goethe vom 17. Mai bis 7. Juni 1788: „Tausend mahl dancke ich Ihnen mein themrer Fremnd vor die Fremde die sie mier gemacht mit Ihrem zweyten schreiben aus Florenz.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 17 und RA 1, 117, Nr 248.) – Am 9. Mai 1788 hatte Angelika Kauffmann den ersten Brief Goethes aus Florenz erhalten, der spqtestens am 7. Mai abgeschickt worden war (vgl. EB 174). Nun antwortete sie am 17. Mai auf einen zweiten Brief, der demnach in den letzten Tagen vor Goethes Abreise aus Florenz am 11. Mai, also etwa zwischen dem 6. und 11. Mai 1788, verfasst wurde. EB 177. An Friedrich Bury ÆBologna, zwischen 12. und 17. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Brief von Friedrich Bury an Goethe vom 1. Juni 1788: „Ihre Briefe von Bolonga Millano habe ich erhalten.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 26 und RA 1, 118, Nr 249.) – Goethe war auf seiner Heimreise nach einem Aufenthalt in Florenz am 11. Mai 1788 nach Bologna weitergereist, wo er sich vom 12. bis 17. Mai aufhielt (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 4). Das Schreibdatum des erwqhnten Briefes an Bury aus Bologna ist nicht nqher einzugrenzen, da keine weiteren Anhaltspunkte dafmr vorhanden sind. Deshalb muss der gesamte Zeitraum von Goethes Aufenthalt in der Stadt bermcksichtigt werden. EB 178. An Angelika Kauffmann ÆBologna, zwischen 15.? und 17. Mai 1788 ! Romæ Quellen und Datierung: Briefe von Angelika Kauffmann an Goethe vom 17. Mai bis 7. Juni 1788 und vom 11. Juni 1788: „Diesen abend den 23 da ich nach Hause kam fand ich Ihren lieben Brief auf dem tisch“ (H: GSA 28/ 1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 19 und RA 1, 117, Nr 248). „Æ:::æ weillen sie bestimbt hatten den 11 von Mayland abzureisen sorgte ich der Brief wmrde sie dorten nicht mehr antreffen in diesem Zweifel erhielte ich Ihr allerliebstes aus Bologna und folg Ihrer erlaubnus schrieb ich Ihnen ein langen Brief adressierte selben an Sie grade nach Weimar schickte Ihn ab den 7 dieses verwichnen Sonnabend.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 119, Nr 252.) – Goethe war auf seiner Heimreise nach einem Aufenthalt in Florenz, nicht in Mailand, wie Angelika Kauffmann irrtmmlich schreibt, am 11. Mai 1788 nach Bologna weiter-

MAI 1788

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gereist, wo er sich bis zum 17. Mai aufhielt (vgl. EB 177). Angelika Kauffmann meldet den Empfang von Goethes Brief aus Bologna fmr den 23. Mai 1788. Am 17. Mai war der Brief bei ihr noch nicht eingetroffen, wie aus dem Beginn des Briefes aus dem Zeitraum zwischen dem 17. Mai und 7. Juni 1788 (vgl. EB 176) hervorgeht. Es ist deshalb anzunehmen, dass Goethe ihn erst kurz vor seiner Abreise aus Bologna geschrieben hat, also etwa zwischen dem 15. und 17. Mai 1788. EB 179. An Barbara Schulthess ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Z_richæ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Fr. Schulthes. (Postsendeliste 2.) – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Goethe war auf seiner Heimreise am 22. Mai 1788 in Mailand angekommen und blieb dort bis zum 28. Mai (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Es ist der letzte von insgesamt zwnlf bekannten Briefen von Goethes Italienreise an Barbara Schultheß (vgl. EB 4). Am 3. Juni trafen sich beide fmr eine Woche in Konstanz am Bodensee (vgl. zu 271,16–17). EB 180. An Johann Gottfried Herder ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ Herder. (Postsendeliste 2.) – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. EB 181. An Charlotte von Stein ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ v. Stein. (Postsendeliste 2.) – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. Es handelt sich um den letzten bekannten Brief, den Goethe von seiner Italienreise an die Freundin nach Weimar sandte. Mnglicherweise hat es jedoch noch weitere Briefe an die Adressatin von einzelnen Stationen seiner Heimreise nach Weimar gegeben.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 182–187

EB 182. An Friedrich Bury

ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Romæ

Quellen und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ Bury. (Postsendeliste 2; vgl. auch WA I 32, 458.) Brief von Friedrich Bury an Goethe vom 1. Juni 1788: „Ihre Briefe von Bolonga Millano habe ich erhalten.“ (H: GSA 28/ 1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 26 und RA 1, 118, Nr 249.) Brief von Friedrich Bury an Goethe vom 4. Juli 1788: „Æ:::æ ich mus Ihnen recht gestqhen daß ich einmals Schlafflose Nqchten gehabt als nach Ihrem lqtzten Lieben Brief von Meyland, warum haben Sie mir den nicht noch einmal auf Ihrer Reise geschrieben, es wqre mir alles besser von Statten gegangen“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 120 f., Nr 258). – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. EB 183. An Johann Heinrich Meyer ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ Meyer. (Postsendeliste 2.) – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. Es ist der einzige nachweisbare Brief Goethes an Meyer aus der Zeit der Italienreise. – Der Schweizer Maler Johann Heinrich Meyer lebte seit 1784 in Rom und hatte Goethe wahrscheinlich unmittelbar nach dessen Ankunft dort im November 1786 kennen gelernt. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft. Goethe nahm sogar Zeichenunterricht bei Meyer (vgl. zu 149,9). Nach der Rmckkehr Goethes nach Weimar setzte ein reger Briefwechsel ein. Ende 1791 kam Meyer als Goethes Hausgenosse nach Weimar und wurde 1806 als Nachfolger von Georg Melchior Kraus Direktor der Freien Zeichenschule (weiter vgl. auch zu 236,11–12). EB 184. An Karl Philipp Moritz ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ Moritz (Postsendeliste 2). – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. Es ist der einzige nachweisbare Brief Goethes an Moritz aus der Zeit der Italienreise. – Der Schriftsteller Karl Philipp Moritz war etwa zeitgleich mit Goethe Ende Oktober 1786 nach Rom gekommen. Zwischen beiden entwickelte sich rasch ein reger geistiger Austausch vor allem mber qsthetische Fragen, woraus eine enge Freundschaft entstand. Im Dezember 1788 besuchte Moritz Goethe auf seiner Rmckreise von Rom nach Berlin fmr vier Wochen in Weimar (weiter vgl. auch zu 36,1).

MAI 1788

333

EB 185. An Friedrich Rehberg ÆMailand, 23. oder 24. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Meiland d‘. 24. May. Æ:::æ Rehberg. (Postsendeliste 2.) – Der Brief wurde am 23. oder 24. Mai 1788 geschrieben. Zur Begrmndung vgl. EB 179. Es ist der einzige nachweisbare Brief Goethes an Friedrich Rehberg aus der Zeit der Italienreise. – Der aus Hannover stammende Maler war im Juni oder Juli 1787 nach Rom gekommen (vgl. zu 191,16–17) und nahm auf Empfehlung von Goethes Freund Johann Christian Kestner mit Goethe Kontakt auf. Er gehnrte danach zum erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis Goethes unter den deutschen Malern in Rom (weiter vgl. auch zu 191,16). EB 186. An Angelika Kauffmann

ÆMailand, 24.? Mai 1788 ! Romæ

Quellen und Datierung: Meiland Æ:::æ May Æ:::æ d‘. 27. Æ:::æ Angelika Reifenstein (Postsendeliste 2). Brief von Johann Friedrich Reiffenstein an Goethe vom 6. (Frascati) und 11. Juni (Rom) 1788: „Wie unvermuhtet und wie unerwmnscht war mir ein Theil des Inhalts Ew: Hochwohlgebohrnen geneigtesten Zeilen vom 24 May Æ:::æ. / Rom d‘ 11ten Jun: / Gestern Abends langte ich versprochener maaßen hier an, mbergab den in einen Blumen Busch verwickelten Brief unserer Freundin Æ:::æ.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 118, Nr 250.) Brief von Angelika Kauffmann an Goethe vom 11. Juni 1788: „Mein themrer Fremnd. mit grnßtem Verdruss vernahm ich aus Ihrem liben Schreiben von Mayland da Sie meine Briefe da nicht erhalten haben.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 119, Nr 252.) – Beischluss zu EB 187. – Wie aus dem Brief Reiffensteins hervorgeht, war der Brief an Angelika Kauffmann EB 187 beigeschlossen, wurde aber erst am 10. Juni nach der Rmckkehr Reiffensteins von seinem Landsitz in Frascati an die Adressatin mbergeben. Goethe schrieb den Brief wahrscheinlich wie EB 187 am 24. Mai 1788 und schickte ihn am 27. Mai ab. Es ist Goethes vierter und letzter bekannter Brief von seiner Heimreise nach Weimar an die Freundin in Rom (vgl. EB 173). EB 187. An Johann Friedrich Reiffenstein ÆMailand, 24. Mai 1788 ! Romæ Quellen und Datierung: Vgl. EB 186. Brief von Johann Friedrich Reiffenstein an Goethe vom 6. und 11. Juni 1788: „Wie unvermuhtet und wie unerwmnscht war mir ein Theil des Inhalts Ew: Hochwohlgebohrnen geneigtesten Zeilen vom 24 May Æ:::æ.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 118, Nr 250.) – Bei-

334

ERSCHLOSSENE BRIEFE 188–193

schluss: EB 186. – Der Brief wurde am 24. Mai 1788 verfasst, aber erst am 27. Mai verschickt. EB 188. An Albert-Guillaume Berczy ÆMailand, 24. Mai 1788 ! Florenzæ Quelle und Datierung: Brief von Albert-Guillaume Berczy an Goethe vom 20. Juli 1788: „Seit Ihrem wertesten Schreiben aus Mayland vom 24 May wartete ich immer auf Nachricht, daß Sie zu Weimar angelangt seyen um Ihnen zu antworten Æ:::æ.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 122, Nr 263.) – Der hier genannte Brief ist in der Mailqnder Postsendeliste Goethes nicht aufgefmhrt (vgl. Postsendeliste 2). Es ist der einzige nachweisbare Brief Goethes an Berczy aus der Zeit der Italienreise. – Der aus Wallerstein bei Nnrdlingen stammende und in Wien aufgewachsene Johann Albrecht Ulrich Moll fmhrte ein unstetes Wanderleben in Europa und trat bald (mit wechselnden Vornamen) unter dem Namen Berczy auf. 1787 ließ er sich als Maler und Kunsthqndler in Florenz nieder, wo ihn Goethe wqhrend seines Aufenthaltes in der Stadt vom 19. April bis 11. Mai 1788 kennen lernte. Berczy erbot sich, fmr Philipp Christoph Kayser, der Goethe nach Weimar begleitete, einige Musikalien zu besorgen und nachzuschicken. Am 30. Juni 1788 erteilte Goethe Berczy von Weimar aus einen Auftrag zur Weiterleitung eines Transports fmr den Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen (vgl. WA IV 30, 43, Nr 2657 a). Ein weiterer Briefwechsel kam nicht zustande. 1790 ging Berczy nach London und 1792 als Kolonist nach Nordamerika. EB 189. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆMailand, zwischen 23. und 27. Mai 1788 ! Weimaræ Quelle und Datierung: Meiland Æ:::æ May Æ:::æ d‘. 27. Herzog. Knebel. Herzoginn Mutter. (Postsendeliste 2.) – Goethe war auf seiner Heimreise am 22. Mai 1788 in Mailand angekommen und blieb dort bis zum 28. Mai (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Die in der Postsendeliste verzeichneten mberlieferten Briefe an Herzog Carl August (Nr 154) und Carl Ludwig von Knebel (Nr 155) waren bereits am 23. bzw. 24. Mai 1788 verfasst worden. Wahrscheinlich wurde auch der Brief an die Herzoginmutter an einem dieser Tage geschrieben. Ein spqterer Schreibtermin in den Tagen vom 25. bis 27. Mai ist aber ebenso mnglich, so dass die gesamte Zeitspanne vom 23. bis 27. Mai 1788 fmr die Abfassung des Briefes zu bermcksichtigen ist. Es ist der letzte Brief von Goethes Italienreise an Anna Amalia (vgl. EB 5).

MAI/JUNI 1788

335

EB 190. An Aloys Hirt ÆMailand, zwischen 23. und 27. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Meiland Æ:::æ May Æ:::æ d‘. 27. Æ:::æ Hirt, Tischbein Schdtz (Postsendeliste 2). – Goethe war auf seiner Heimreise am 22. Mai 1788 in Mailand angekommen und blieb dort bis zum 28. Mai (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Fmr eine taggenaue Datierung des Briefes gibt es keine Anhaltspunkte (vgl. auch zu EB 189). Der Brief ist der einzige nachweisbare an den aus Wmrttemberg stammenden Archqologen und Kunsthistoriker Hirt, der seit 1782 in Rom lebte und Goethe seit dessen Ankunft in Rom als Stadt- und Kunstfmhrer zur Seite stand. Auch nach Goethes Rmckkehr nach Weimar blieb der Kontakt bestehen (weiter vgl. auch zu 26,16). EB 191. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ÆMailand, zwischen 23. und 27. Mai 1788 ! Neapelæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 190. – Es ist der letzte von insgesamt sieben nachweisbaren Briefen aus der Zeit der Italienreise an den befreundeten Maler (vgl. EB 54). EB 192. An Johann Georg Sch_tz ÆMailand, zwischen 23. und 27. Mai 1788 ! Romæ Quelle und Datierung: Vgl. EB 190. – Es ist der einzige nachweisbare Brief an den aus Frankfurt a. M. stammenden Maler, der seit 1784 in Rom lebte und dort mit Goethe gemeinsam in der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 wohnte. Schmtz zeichnete die Masken des rnmischen Karnevals, die Goethe mit seinem Essay „Das Rnmische Carneval“ publizierte (vgl. zu 266,7), und fmhrte auch spqter noch von Goethe vermittelte Auftragsarbeiten aus (weiter vgl. auch zu 252,3). EB 193. An Johann Martin Gruber ÆKonstanz, 9.? Juni 1788 ! Lindau am Bodenseeæ Quelle und Datierung: 88. Æ:::æ d‘. 9 Jun. H‘. Gruber nach Lindau. (Postsendeliste 1, S. 9.) – Der Brief wurde wahrscheinlich am 9. Juni 1788 geschrieben. Goethe hielt sich seit dem 3. Juni in Konstanz am Bodensee auf und setzte am 10. Juni seine Heimreise nach Weimar in Richtung Meersburg und Ravensburg fort. Er beauftragte den in Lindau ansqssigen Handelsunternehmer Johann

336

ERSCHLOSSENE BRIEFE 193

Martin Gruber, drei Kisten mit „Rnmischen Dingen“ (Thurneysen an Goethe, 21. Februar 1788; GSA 28/1043; vgl. auch RA 1, 113, Nr 233) aus Rom an Carl Wilhelm Thurneysen nach Frankfurt a. M. sowie einen Koffer aus Konstanz an Johann Jakob Heinrich Paulsen nach Jena zu befnrdern, wie aus einem Antwortschreiben Grubers vom 17. Juni 1788 hervorgeht (H: GSA 28/1041; vgl. RA 1, 120, Nr 255).

A N H AN G

Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Berczy, Albert-Guillaume EB 188 Bertuch, Friedrich Justin 115, 150, EB 146 Bethmann (Bankhaus) EB 2 Bohl, Johanne Susanne 99 Braunschweig und L`neburg-Wolfenb`ttel, Ludwig Ernst Herzog von EB 120* Brunnquell, Daniel Wilhelm 111 Bury, Friedrich EB 175, EB 177, EB 182 Campe, Joachim Heinrich EB 7, EB 12 Collina, Filippo EB 143 Dalberg, Carl Theodor von EB 68* Dohm, Christian Konrad Wilhelm von EB 10 Edelsheim, Wilhelm von EB 18, EB 19, EB 25 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von 118 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig von EB 8, EB 117 Freundeskreis in Weimar 10, 14, 21, 24, 27, 49, 57, 104, EB 59 Fries, Joseph Johann Reichsgraf von EB 85 Fritsch, Jacob Friedrich von 75, 112, 146 Gachhausen, Louise von EB 23, EB 115, EB 167 Gaschen, Georg Joachim 47, 76, 97, 114, 139, 145, 149

Goethe, Catharina Elisabeth 13, EB 14, EB 69, EB 101, EB 110, EB 121, EB 134, EB 140, EB 157, EB 169 Gruber, Johann Martin EB 193 G`licke, Johann Christian EB 27 Hackert, Jakob Philipp EB 53, EB 55, EB 172 Hardenberg, Karl August von 116 Hendrich, Franz Ludwig Ernst Albrecht von EB 28 Herder, Caroline (s. auch Herder, Johann Gottfried und Caroline) EB 36 Herder, Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise, Emil und Friedrich von Stein 91 Herder, Johann Gottfried (s. auch Herder, Johann Gottfried und Caroline) 7, 41, 46, 51, 58, 71, 156, EB 32, EB 63, EB 67, EB 71, EB 78, EB 82, EB 97, EB 99, EB 103, EB 104, EB 106, EB 114, EB 124, EB 133, EB 136, EB 137, EB 141, EB 151, EB 156, EB 166, EB 180 Herder, Johann Gottfried und Caroline 2, 17, 26, 34 (und Kinder; s. auch Herder, Gottfried Æ...æ), 61, EB 96 Heyne, Christian Gottlob 52, EB 45 Hirt, Aloys EB 190 Jacobi, Friedrich Heinrich 53

340

Verzeichnis der Adressaten

Kauffmann, Angelika 151, EB 40, EB 60, EB 173, EB 174, EB 176, EB 178, EB 186 Kayser, Friedrich Carl EB 144 Kayser, Philipp Christoph 23, 54, 66, 93, 96, 103 Kestner, Johann Christian 73, 110 Knebel, Carl Ludwig von 19, 74, 100, 107, 128, 155, EB 1, EB 30, EB 31, EB 48, EB 49 Kniep, Christoph Heinrich EB 152, EB 160, EB 171 Kraus, Georg Melchior EB 102, EB 147 Lehr, Georg Philipp EB 145* Lichtenberg, Sophie von EB 57* Ludecus, Johann August 122 Merck, Johann Heinrich 69 Meyer, Johann Heinrich EB 183 Moritz, Karl Philipp EB 184 Paulsen, Johann Jakob Heinrich EB 15, EB 86 Racknitz, Joseph Friedrich von EB 47 Rehberg, Friedrich EB 185 Reiffenstein, Johann Friedrich EB 41, EB 187 Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von EB 9, EB 16, EB 56, EB 87, EB 149 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von 65, EB 112, EB 163 (und Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte Herzogin von) Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte Herzogin von (s. Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von) Sachsen-Weimar und Eisenach, Anna Amalia Herzogin von EB 5,

EB 62, EB 76, EB 83, EB 91, EB 100, EB 107, EB 116, EB 130, EB 138, EB 162, EB 189 Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von 3, 8, 11, 33, 55, 64, 68, 89, 92, 95, 105, 108, 121, 124, 131, 135, 141, 144, 148, 153, 154, EB 3, EB 35, EB 43 Sachsen-Weimar und Eisenach, Louise Herzogin von 37, EB 118 Schlieffen, Martin Ernst von EB 20* Schlosser, Johann Georg 45 Schmidt, Johann Christoph EB 26, EB 108, EB 161 Schnauß, Christian Friedrich 106*, 147, EB 22 Schramm & Kerstens EB 158 Schultheß, Barbara EB 4, EB 13, EB 21, EB 44, EB 64, EB 74, EB 90, EB 92, EB 94, EB 109, EB 154, EB 179 Sch`tz, Christian Gottfried EB 111* Sch`tz, Johann Georg EB 192 Seidel, Philipp 5, 9, 12, 29, 31, 42, 48, 63, 72, 77, 79, 81, 86, 101, 113, 117, 119, 120, 123, 125, 129, 132, 133, 137, 140, 143, 152, EB 24, EB 37 Standtke, August Friedrich EB 6, EB 165 Standtke, Sophia Amalie Erdmuthe EB 11, EB 17 Stark, Johann Christian EB 127 Stein, Charlotte von 1, 6, 15, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 35, 36, 38, 40, 44, 50, 56, 59, 60, 67, 70, 78, 80,

Verzeichnis der Adressaten

85, 87, 90, 94, 98, 102, 126, 134, 136, EB 29, EB 33, EB 34, EB 38, EB 42, EB 50, EB 51, EB 52, EB 58, EB 65, EB 66, EB 70, EB 72, EB 75, EB 77, EB 80, EB 81, EB 89, EB 93, EB 95, EB 98, EB 105, EB 113, EB 119, EB 122, EB 123, EB 125, EB 128, EB 129, EB 132, EB 135, EB 139, EB 142*, EB 148, EB 150, EB 153, EB 155, EB 159, EB 164, EB 181

341

Stein, Friedrich von 16, 39, 43, 82, 84, 88, 91 (s. auch Herder, Gottfried Æ:::æ), 127, 142, EB 39, EB 88, EB 126 Thurneysen, Carl Wilhelm EB 131, EB 168 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm EB 54, EB 61, EB 73, EB 79, EB 84, EB 170, EB 191 Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von EB 46 Voigt, Christian Gottlob 4, 62, 83, 109, 130, 138 Wieland, Christoph Martin 18

Verzeichnis der Faksimiles Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12

Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18. September 1786æ (Nr 3), S. 1 und 4; Thbringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, Æ18. September 1786æ (Nr 3), S. 2 und 3; Thbringisches Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.–Æ9.æ Dezember 1786 (Nr 26), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.–Æ9.æ Dezember 1786 (Nr 26), S. 4; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an den Freundeskreis in Weimar, Æzwischen 2. und 9. Dezember 1786æ (Nr 27); Casa di Goethe Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 13. Januar 1787 (Nr 53); Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum . . Goethe an Charlotte von Stein, 13. und 17. Februar 1787 (Nr 70), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Charlotte von Stein, 13. und 17. Februar 1787 (Nr 70), S. 4; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Bankquittung, unterzeichnet von Jean Philippe Moeller (d. i. Goethe), 14. Oktober 1786; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Bankquittung, unterzeichnet von Jean Philippe Moeller (d. i. Goethe), 9. Februar 1787; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Bankquittung, unterzeichnet von Jean Philippe Moeller (d. i. Goethe), 2. Juni 1787; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Federzeichnung „Die gefangene Mohrin“ 1986291 mm, laviert; Klassik Stiftung Weimar/Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

6 43 44 46 87 122 124 136 136 136 162

Verzeichnis der Faksimiles

Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16

Abb. 17 Abb. 18 Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22

Goethe, Feder- und Sepiazeichnung „Kapitolplatz, Rom“ 1016142 mm, laviert; Klassik Stiftung Weimar/Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Philipp Christoph Kayser, 11. September 1787 (Nr 103), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Philipp Christoph Kayser, 11. September 1787 (Nr 103), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . . . . Frontispiz und Titelvignette in „Goethes Schriften“, Band 5 (1788); Kupferstich von Johann Heinrich Lips nach Angelika Kauffmann und Kupferstich von Christian Gottlieb Geyser nach Adam Friedrich Oeser; Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Justin Bertuch, Æ27.æ Oktober 1787 (Nr 115); Universit`tsbibliothek Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe, Pinsel- und Sepiazeichnung „Muskulatur von Rumpf und Oberschenkeln eines Mannes“ 2106150 mm; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe, Bleistift- und Federzeichnung „Proportionskanon“ 2006285 mm; Klassik Stiftung Weimar/Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe, Kreidezeichnung „Nemesis“ 3426216 mm; Klassik Stiftung Weimar/Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe, Bleistift- und Federzeichnung mit Sepia „Grabmal“ 1506210 mm; Klassik Stiftung Weimar/Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Angelika Kauffmann, Æwahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788æ (Nr 151); Universit`tsbibliothek Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

343

170 178 179

198 200 228 235 249 253

267

Inhalt Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Siglen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

V XXI

Briefe 18. September 1786 – 10. Juni 1788 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 277

Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

339 342

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter

Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 7 II 18. September 1786 – 10. Juni 1788 Kommentar

Herausgegeben von Volker Giel unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Maller

Akademie Verlag

Gefbrdert mit Unterstatzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Redaktion: Wolfgang Ritschel (Kommentar) Bettina Zschiedrich (Verweise und Register) Zitiertitel: GB 7 II Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet aber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-05-005071-3

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Zu diesem Band Der vorliegende Band entholt somtliche kberlieferten Briefe Goethes aus der Zeit seiner ersten italienischen Reise vom 18. September 1786 bis zum 10. Juni 1788. Aus diesem Zeitraum sind insgesamt 156 Briefe an 30 Adressaten kberliefert. Nachgewiesen werden außerdem 193 erschlossene Briefe an 58 Adressaten, von denen nur 15 mit den Adressaten der kberlieferten Briefe identisch sind. Die kberlieferten Briefe sind bis auf eine Ausnahme, den Brief an Angelika Kauffmann in Rom (Nr 151), an Freunde, Bekannte und Verwandte in Deutschland und in der Schweiz gerichtet. Dies gilt im Grundsatz auch fkr die erschlossenen Briefe, unter denen sich nur wenige finden, die Goethe vom Aufenthalt in Neapel und Sizilien nach Rom schrieb oder die er danach an in Neapel zurkckgebliebene Freunde gesandt hatte, sowie die kleine Gruppe von Briefen, die noch von der Heimreise nach Rom gingen (vgl. auch die Vorbemerkung im Textband, S. 279). Das Verholtnis von kberlieferten zu erschlossenen Briefen ondert sich im Laufe der Reise, obwohl die Intensitot des Briefverkehrs im gesamten Zeitraum eher gleich bleibt. Sind fkr die ersten sechs Monate, also die Hinreise und den Aufenthalt in Rom bis zum Aufbruch nach Neapel Ende Februar 1787, noch Dreiviertel der nachweisbaren Briefe kberliefert, so sinkt der Anteil der kberlieferten Briefe von der sich anschließenden gut dreimonatigen Reise nach Neapel und Sizilien auf lediglich etwa ein Fknftel, und von dem fast ein Jahr wohrenden Zeitraum des zweiten rlmischen Aufenthalts und der Rkckkehr nach Weimar ist nur knapp ein Drittel kberliefert. – Zu vermuten ist, dass Goethe wohrend seines anderthalbjohrigen Aufenthaltes in Italien eine weitaus umfangreichere Korrespondenz, insbesondere mit Freunden und Bekannten in Rom selbst, gefkhrt hat, wo er die meiste Zeit verbrachte. Den 156 kberlieferten Briefen Goethes von der Italienreise stehen lediglich 27 Briefe an ihn gegenkber (vgl. RA 1, 108–116, Nr 218–243 und RA Ergonzungsbd zu den Bonden 1–5, 553, Nr 219a+), zwllf weitere Briefe aus diesem Zeitraum sind aufgrund der Abreise Goethes aus Rom am 24. April 1788 bereits nach Weimar gerichtet (vgl. RA 1, 116–120, Nr 244–255). Dieses Missverholtnis erklort sich vorrangig aus der Tatsache, dass Goethe mehrfach, zuletzt im Juli 1797 kurz vor der geplanten dritten Italienreise, ,Autodafrs‘ der seit 1772 erhaltenen Briefe veranstaltete (vgl. Tgb. vom 9. Juli 1797; GT II 1, 120 und „Tag- und Jahres-Hefte“ [1797]; WA I 35, 73).

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Somtliche Briefe Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind bereits in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe (WA IV) gedruckt, davon 151 in Bd 8 von 1890 und insgesamt fknf (Nr 27, 47, 116, 147, 149) in den Nachtragsbonden 18 (1895), 30 (1905) und 51 (WAN 1, 1990). In zwei Follen wurden in der WA vorgenommene Zusammenfkhrungen von Briefen wieder gellst (Nr 22, 32; Nr 117, 119). Einmal wurde ein in der WA unter zwei separaten Nummern gedruckter Brief zu einem zusammengefkhrt (Nr 44). 52 Briefe, ein Drittel des aus dem Zeitraum kberlieferten Bestandes, wurden neu datiert, wobei die Neudatierungen zum Teil erheblich von den bisher vorgenommenen Datierungen abweichen. 15 Briefe wurden nach einem Druck wiedergegeben, zwei (Nr 139 und 147) nach handschriftlichen Korrektureintrogen im Handexemplar der Redaktion der Weimarer Ausgabe, die in der Folge einer nachtroglichen Autopsie des Originals vorgenommen worden waren, und einer (Nr 111) nach einer Abschrift von zeitgenlssischer Schreiberhand. In allen anderen Follen ist die Handschrift der Ausfertigung Textgrundlage. sber die Verbesserungen in Nr 139 und 147 hinaus konnte im Vergleich zur WA damit zusotzlich fkr sieben Briefe (Nr 13, 45, 52, 65, 76, 106, 145) statt eines Drucks die Handschrift selbst zugrunde gelegt und einmal (Nr 116) ein nur auf einer Abschrift beruhender Druck durch einen neueren, unmittelbar auf die Handschrift zurkckgehenden ersetzt werden. Dagegen standen in vier Follen der WA noch zugongliche Handschriften nicht mehr zur Verfkgung (Nr 62, 83, 118, 138). Ein Brief Goethes, der als Nachschrift zum Brief eines Dritten verfasst und verschickt wurde (Nr 117), ist im Textband erstmals vollstondig, also auch mit dem Briefteil, der nicht von Goethe stammt, wiedergegeben. Die Handschriften der Ausfertigungen sind auf 13 verschiedene Standorte verteilt. Den mit Abstand grlßten Teil verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar mit 67 Briefen. 26 Briefe befinden sich in der Pierpont Morgan Library in New York und 21 im Thkringischen Hauptstaatsarchiv Weimar. Jeweils sechs Briefe gehlren zu den Bestonden der Biblioteka Jagiellon´ska in Krakvw (bis 1945 Autographensammlung der Preußischen Staatsbibliothek Berlin) sowie denen der Universitotsbibliothek in Leipzig, in der zusotzlich noch eine zeitgenlssische Abschrift aufbewahrt wird. Vier Briefe liegen im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum und zwei in der Casa di Goethe in Rom. Das Thkringische Staatsarchiv in Gotha, das Goethe-Museum in Dksseldorf, das Stadtarchiv von Hannover und das Ger-

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manische Nationalmuseum in Nkrnberg besitzen jeweils einen Brief. Hinzu kommen noch zwei Briefe aus Privatbesitz in Deutschland. Goethes erste Italienreise dauerte knapp zwei Jahre. Dies war die longste Zeit, die Goethe nach seiner sbersiedlung nach Weimar im November 1775 außerhalb der Stadt verbrachte. Die Briefe aus Italien bilden im Korpus der GoetheBriefe daher einen besonderen, in sich geschlossenen Komplex. Adressaten sind neben der langjohrigen Weimarer Freundin Charlotte von Stein auch deren jkngster Sohn Friedrich, das Ehepaar Herder, Herzog Carl August sowie der sogenannte Weimarer Freundeskreis. Ein Großteil der Briefe sind ihrem Charakter nach ,Reisebriefe‘. Gleichwohl nehmen auch die Weimarer Ereignisse und Themen, von denen sich Goethe stets berichten ließ, einen breiten Raum ein. Darkber hinaus verfolgte Goethe als vom Herzog nur beurlaubter Weimarer Minister den Fortgang seiner bisherigen Amtsgeschofte und korrespondierte mit Mitarbeitern und Kollegen wie Christian Gottlob Voigt, Johann Christoph Schmidt oder Christian Friedrich Schnauß. Goethe hat Jahrzehnte spoter die fkr sein Leben in vielfacher Hinsicht progende Zeit seiner ersten italienischen Reise beschrieben und zuerst 1816/17 als Teile seiner Autobiographie verlffentlicht. 1829 erschienen diese literarischen Erinnerungen, um einen dritten, erst 1819 bis 1828 entstandenen Teil erweitert, unter dem Titel „Italionische Reise“ in der „Ausgabe letzter Hand“ (Bd 27–29; Stuttgart und Tkbingen). Die Briefe des vorliegenden Bandes dienten Goethe dafkr als authentische Zeugnisse, mit deren Hilfe er sich unmittelbar in die Zeit seines italienischen Aufenthaltes zurkckversetzen konnte. Wie die Handschriften aber auch belegen, wurden die Texte keineswegs einfach nur kbernommen. Mehr als ein Viertel der Ausfertigungen seiner Briefe an Charlotte von Stein, an Herder und an den Freundeskreis in Weimar weist von Goethe stammende tnderungen aus der Entstehungszeit der „Italionischen Reise“ auf, darunter viele Streichungen, Umstellungen, Verbesserungen oder Ergonzungen. Da diese – im Unterschied zu einer historisch-kritischen Edition der „Italionischen Reise“ – fkr die Briefedition textkritisch nicht von Belang sind, wird in den Angaben zur sberlieferung der jeweiligen Briefe lediglich durch eine generelle Bemerkung auf diese Bearbeitungsspuren hingewiesen. Komplementor zur Ausgabe werden Digitalisate somtlicher Briefhandschriften nach und nach kber das „Repertorium der Goethe-Briefe“ (vgl. GB Rep) frei zugonglich sein, begonnen wurde 2010 mit den Briefen Goethes an Charlotte von Stein.

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In Band 7 II werden die Briefe Goethes aus Italien erstmals umfassend wissenschaftlich kommentiert. In der Briefabteilung der WA finden sich dafkr nur ansatzweise Vorarbeiten, ebenso in den neueren Auswahleditionen der Briefe, z. B. in der Hamburger und der Frankfurter Goethe-Ausgabe (HA/Goethe Briefe; FA/Goethe). Darkber hinaus ist der Kommentar neueren kommentierten Ausgaben verpflichtet, deren Inhalte in enger Beziehung zu Goethes Briefen stehen, so z. B. der historisch-kritischen Ausgabe von Goethes Tagebkchern (GT), der Gesamtausgabe von Herders Briefen (HB) oder der Neuausgabe von Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Alterthums“ (Winckelmann, GK1 und GK2). Gleiches gilt fkr die umfangreiche Forschungsliteratur zu Goethes italienischer Reise, von den frkhen Arbeiten Friedrich Noacks bis zu den neueren Darstellungen Roberto Zappieris oder Norbert Millers. Ihr verdankt der Kommentar zahlreiche Details vor allem zur Lebenssituation Goethes sowie weiterfkhrende Anregungen. Ein Schwerpunkt der Kommentierung ist die Architektur- und Kunstgeschichte Italiens, deren Zeugnissen Goethes besonderes Interesse galt. Die Grundlage dafkr bildeten die von Goethe benutzten, ihm bekannten oder zumindest zugonglichen zeithistorischen Quellen ebenso wie die modernen kunstgeschichtlichen Forschungsergebnisse und Dokumentationen, vor allem Kataloge oder Bestandsverzeichnisse. Dadurch war es u. a. mlglich, nicht nur den historischen Wissensstand zu rekonstruieren, sondern ihn auch wissenschaftshistorisch einzuordnen. Besondere Berkcksichtigung fand der von Goethe benutzte Reiseund Kunstfkhrer, Johann Jacob Volkmanns „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ (Volkmann 1–3), auf dessen Ausfkhrungen zu einzelnen Kunstdenkmolern im Kommentar durchgehend Bezug genommen wird. Gelegentlich wurde als Ergonzung zu den Schilderungen der Briefe auf die „Italionische Reise“ (IR I–III) verwiesen. Ergonzend zum Stellenkommentar werden im „Anhang“ weitere im GSA kberlieferte Dokumente mitgeteilt. Aufgenommen wurden zwei Briefverzeichnisse (Postsendelisten), die Goethe eigenhondig fkhrte, um den sberblick kber die verschickten Briefe zu behalten, auf die er meist erst mehrere Wochen spoter Antwort erhielt. Diese fkr Goethes Korrespondenz singuloren sbersichten bieten wichtige Hinweise und Belege fkr die Identifizierung und Datierung einzelner Briefe, insbesondere fkr die Chronologie der mitunter am gleichen Tag verfassten Briefe. Mitgeteilt werden außerdem zwei Zeugnisse aus Goethes Rechnungsbestand, die seine finanzielle Situation wohrend der Reise dokumentieren: Philipp Seidels Aufstellung zu den laufenden Einnahmen und

Danksagung

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Ausgaben in Weimar (Haushaltsrechnung wohrend Goethes Abwesenheit in Italien) sowie die Abschlussrechnung des Jenaer Kaufmanns Johann Jakob Paulsen kber die nach Italien zum Lebensunterhalt kberwiesenen Gelder (Goethes Konto fkr seine Italienreise). Zur leichteren Orientierung in Text und Kommentar wurde dem Band ein Verzeichnis aller erwohnten Sehenswkrdigkeiten und Kunstwerke beigegeben.

Danksagung Die Herausgeber erfuhren Hilfe von vielen Seiten, durch Mitarbeiter von Archiven, Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, durch den Kreis der Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, insbesondere des Goetheund Schiller-Archivs, sowie durch verschiedene Fachgelehrte. Fkr die großzkgige Bereitstellung der Handschriften von Briefen Goethes sowie die freundliche Betreuung bei der Arbeit ist Dr. Andrzej Obre˛bski und Joanna Jaskowiec von der Biblioteka Jagiellon´ska in Krakvw (Krakau) zu danken, ebenso Inge Dupont, Handschriftenkuratorin der Pierpont Morgan Library in New York, Ursula Bongaertz, Leiterin des Museums Casa di Goethe in Rom, der Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethe-Museums Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, dem Leiter der Handschriftenabteilung des Hochstifts Dr. Konrad Heumann und seiner Mitarbeiterin Bettina Zimmermann sowie deren Vorgongern Dr. Renate Mlhring und Hans Grkters, dem Direktor des Thkringischen Hauptstaatsarchivs Weimar Dr. Bernhard Post sowie Dr. Katja Deinhardt von dessen Abteilung tltere Bestonde, Steffen Hoffmann von der Handschriftenabteilung der UB Leipzig, dem Direktor des Goethe-Museums Dksseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Prof. Dr. Volkmar Hansen und der fkr die Handschriften zustondigen Kuratorin Dr. Heike Spies sowie den Kolleginnen des Goethe- und Schiller-Archivs Dr. Silke Henke, Karin Ellermann, Barbara Hampe, Marita Prell und Susan Wagner. Schließlich bedanken wir uns bei Privatbesitzern von Handschriften, die ungenannt sein mlchten. Herrn Dr. G. (Frankfurt a. M.) danken wir fkr die freundliche Unterstktzung unserer Arbeit. Dank fkr vielerlei Recherchen und Auskknfte gilt Ilona Haak-Macht, Dr. Gisela Maul, Margarete Oppel und Dr. Jochen Klauß, Kuratoren im Goethe Nationalmuseum Weimar, und den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Goe-

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Danksagung

the- und Schiller-Archivs Evelyn Liepsch, Dr. Ulrike Mkller-Harang, Jkrgen Gruß und Dr. Alexander Rosenbaum. Von großem Nutzen war die kollegiale Zusammenarbeit mit Dr. Jutta Eckle von der Leopoldina-Ausgabe in Halle (Saale). Zahlreiche Hinweise zur Kommentierung einzelner Briefe sind den Kolleginnen und Kollegen der Editionsabteilung des Goethe- und SchillerArchivs zu verdanken, insbesondere Dr. Wolfgang Albrecht und Dr. Edith Zehm von der Edition der Tagebkcher Goethes, Dr. Gknter Arnold, dem Herausgeber von Herders Briefen, sowie Dr. Ulrike Bischof, Sabine Schofer und Dr. Manfred Koltes von der Ausgabe der Briefe an Goethe in Regestform. Fkr ihre zeitweilige Mitarbeit an der Erarbeitung des Bandes ist Hanna Verena Kissel (Mknchen) Dank abzustatten, ebenso Dr. Bettina Zschiedrich vom Goethe- und Schiller-Archiv Weimar fkr die Hilfe bei der Erstellung der Register und die technische Vorbereitung des Druckmanuskripts. Dank gilt auch Dr. Diedrich Deseniss (Hamburg) fkr die Erarbeitung der ergonzenden Verzeichnisse zum zeitgenlssischen Mknzwesen und zum finanziellen Hintergrund der Italienreise sowie die vielen wichtigen Hinweise zu einzelnen Erlouterungen in diesem Sachzusammenhang. Nicht zuletzt haben wir dem Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Dr. Bernhard Fischer zu danken, der das Zustandekommen der Ausgabe nach Kroften beflrderte.

EditionsgrundsKtze 1. Inhalt Die Ausgabe entholt somtliche kberlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarbonden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d. h. eigenhondig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich kberlieferten Texte. Sie mkssen perslnliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfkllen. Adressaten klnnen Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen oder im Auftrag anderer Personen verfasste, sofern sie nicht amtlichen Charakter besitzen, sowie von Goethe verfasste Teile (z. B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen und in seinem Auftrag von anderen niedergeschriebene Briefe. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische Werke in Briefform und amtliche Schriftstkcke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u. o., die Goethe in Auskbung der ihm kbertragenen Kommissionen und sonstigen tmter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstkcke zusotzliche kber Anrede und Grußformel hinausgehende perslnliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe (WA) edierten amtlichen Schriftstkcke, die seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zohlen.

2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der behondigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht kberliefert und auch nicht in Form einer Fotokopie oder eines Faksimiles zugonglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z. B. Abschrift, Druck) mit dem hlchsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept kberliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes.

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Der Text gibt die zugrunde liegenden Vorlagen buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. Losst der graphische Befund die Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstabe nicht zu (z. B. D–d, F–f, H–h, T–t), sind der semantische Kontext wie auch zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten fkr die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch fkr die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abkkrzungen, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht ergonzt, das Abbruchzeichen (wie in Wohlgeb‘, Exzel‘, derg‘) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Bei mehrdeutigem Befund erscheinen die ergonzten Endungen in Winkelklammern, so z. B. bei Dativ- oder Akkusativformen oder bei Singular- oder Pluralsuffixen. Der Geminationsstrich (n¯, m ¯ ) wird zur Doppelschreibung aufgellst. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich e – kbel). Dittographien bei Seitenwechsel in der heute kblichen Form (ubel werden ausgeschieden.

2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Somtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der Schriftarten, Abkkrzungen, Siglen und Zeichen im edierten Text).

2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Zohlung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift kber einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das spoteste Datum ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag kberliefert, dienen inhaltliche und/oder kberlieferungsgeschichtliche

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Kriterien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. Losst sich fkr einen undatierten Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das gleiche gilt sinngemoß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr oder wenn lediglich ein bestimmter Zeitrahmen von mehreren Tagen, Wochen oder Monaten ermittelt wurden, in dem der Brief verfasst worden ist. In den Textbonden erscheinen somtliche kberlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollstondig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden am Ende des Textbandes fkr den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigenstondige Zohlung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Absendeort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Hat Goethe den Brief gemeinsam mit anderen Personen verfasst, z. B. mit August von Goethe, heißt es im Briefkopf in der Adressatenzeile „Mit August von Goethe an :::“. Briefe, die nicht nach der Handschrift der behondigten Ausfertigung abgedruckt werden klnnen, erhalten unter der Datumszeile in spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z. B. ÆKonzeptæ, ÆDruckæ, ÆAbschriftæ). Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingefkhrten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Modchennamen gefkhrt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gkltigen Familiennamen. Die roumliche Textanordnung der Textgrundlage wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftrags-

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briefe, die andere Personen in Goethes Auftrag verfasst haben oder die Goethe im Auftrag anderer Personen verfasst hat, erscheinen in kleinerer Geradschrift.

3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Absendeort und Datum. Zusotzlich ist nach Absendeort und Datum der Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollstondig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfonger gegenkber dem in der Weimarer Ausgabe (WA) angegebenen Empfonger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die fkr oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.

3.2 Jberlieferung Im Abschnitt „sberlieferung“ erscheinen alle handschriftlich kberlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der behondigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgenlssische und spotere Abschriften) in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung. Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besitzer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusotzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“. Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermlglichen. Zusotzlich klnnen Angaben zur Schrift erfolgen (z. B. „flkchtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite6Hlhe) angegeben, dazu Besonderheiten wie Zier- oder Trauerronder u. o., Beschodigungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies fkr den Nachweis relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht.

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Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Ergonzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollstondigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der sberlieferung mitgeteilt. Die gedruckte sberlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch und/oder kberlieferungsgeschichtlich relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Druckkberlieferung bis zum ersten vollstondigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 :::). Ist die Handschrift der behondigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgefkhrt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der sberlieferung bilden der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe (WA) als Referenzausgabe. Erlouterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begrkndung bedarf.

3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Varianten der Konzepte und Schemata, die nicht dem edierten Text zugrunde liegen, erscheinen im Kommentarband nach den Mitteilungen zur sberlieferung. Schemata und Konzepte, die sich aufgrund ihrer Textvarianz nicht mehr auf den edierten Text beziehen lassen, werden vollstondig abgedruckt und, falls nltig, kommentiert. sberlieferungsvarianten, d. h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden nur mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der behondigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag. 3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden an dieser Stelle des Kommentars buchstabenund satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zu-

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losst, und im unmittelbaren Anschluss analog zur sberlieferung der Briefhandschriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z. B. Zeitschriften, Bkcher, Aushongebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z. B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht kberliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie an dieser Stelle des Kommentars aufgefkhrt.

3.5 ErlKuterungen Den Erlouterungen eines jeden Briefes gehen Angaben kber Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwohnungen im Tagebuch und/oder in den Postabsendelisten. Die Erlouterungen liefern die zum Verstondnis des Textes notwendigen sprachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlksse. Am Beginn der Erlouterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende sberblickskommentare zur Person des Adressaten und zu den Besonderheiten der Korrespondenz, die sich nicht an ein Lemma binden lassen. Direkte oder indirekte Zitate werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erlouterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, soweit es zum Verstondnis des Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwohnte Briefe kberliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind zum Verstondnis des Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erlouterungen ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Ergonzung und Entlastung der Erlouterungen dienen Register der erwohnten Personen und deren Werke, der Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.

Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z. B. solche zur Provenienz. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelbottern jeweils auf die Grlße des Einzelblatts (Breite6Hlhe in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 :::) gelten diese jeweils nur fkr die sberlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht kberliefert“ ist synonym mit ,verschollen‘ zu verstehen, d. h., zum Zeitpunkt des Erscheinens eines Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief kberhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind ohne Anspruch auf Vollstondigkeit als zusotzliche Information gedacht. Der Kommentar bietet sberlieferungsvarianten, also Varianten, die nicht auf den Autor selbst zurkckgehen, in all den Follen, in denen ein Brief nicht nach einem autorisierten Textzeugen, sondern nach einer von mehreren nicht autorisierten Abschriften oder nach einem von mehreren nicht autorisierten Drucken wiedergegeben werden muss. Damit soll der Benutzer in die Lage versetzt werden, die Entscheidung der Herausgeber nachzuvollziehen und den Text auch derjenigen Textzeugen zu rekonstruieren, die mutmaßlich weniger zuverlossig sind, die aber gleichfalls auf autorisierten Textzeugen, meist der Handschrift der Ausfertigung, basieren. Die Erlouterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler Verweise fkr sich allein verstondlich kommentiert sein soll. Verweise in den Einzelstellenerlouterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Kkrzere Erlouterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 25,3–5“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 25, Zeile 3–5), Ver-

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Hinweise zur Benutzung

weise in der Form „vgl. zu 25,3–5“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, nomlich auf die der Lemmazahl (25,3–5) folgende Erlouterung. Bei Verweisen in andere Bonde tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (z. B. GB 2 I, 25,3–5; vgl. GB 2 II, zu 25,3–5). Zitate aus Goethes Werken folgen der Weimarer Ausgabe (WA), es sei denn, es gibt eine verbesserte Edition, wie im Fall der Tagebkcher die von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Dlhler und Edith Zehm herausgegebene historisch-kritische Ausgabe (GT), im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW) oder im Fall des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ (AA Wilhelm Meister) der ebenfalls im Rahmen der Akademie-Ausgabe von Renate Fischer-Lamberg erschienene Textband. Goethes naturwissenschaftliche Schriften werden nach der Ausgabe „Die Schriften zur Naturwissenschaft“ (LA) der Akademie der Naturwissenschaftler (Leopoldina) in Halle a. S. zitiert. Fkr Werke Dritter sind die von Goethe benutzten Ausgaben maßgebend. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zugonglich, treten andere zeitgenlssische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben an deren Stelle. Bibelstellen sind nach der Ausgabe zitiert, die Goethe selbst besessen hat (Luther-Bibel 1772), da gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden kbersetzt, gelegentlich auch fremdsprachige Titel, wenn diese besonders lang sind und/oder wenn sie Hinweise auf den Inhalt der oft entlegenen Werke geben. sbersetzungen ohne Angabe des sbersetzers stammen von den Herausgebern. Angaben zu Postsendungen, im Fall des vorliegenden Bandes v. a. Eintroge in den von Goethe selbst gefkhrten Postsendelisten, erfolgen dann, wenn sie fkr die Datierung und/oder das Verstondnis der Briefe wichtig sind. Der Entlastung des Kommentars dienen die kommentierten Personen- und Werkregister sowie eine Reihe vorangestellter Verzeichnisse, die sowohl von den Herausgebern als auch von Goethe verwendete Abkkrzungen aufllsen sowie Informationen zu Geld und Wohrungen geben.

Schriftarten, AbkZrzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden recte Sperrung Sperrung grotesk Sperrung Sperrung

G? 666 abcd -------Æabcdæ Æ æ ‘ dabcde babcdc |abcd| dabcdd eabcde Ð#abcd# \

abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd

gestr. aA / |:abcd:|

Text Goethes Hervorhebung doppelte Hervorhebung lateinische Schrift Hervorhebung in lateinischer Schrift doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift zweifelhafte Eigenhtndigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im Text Goethes und in den Varianten unsichere Lesung im Text Goethes und in den Varianten Zusttze des Editors im Text Goethes Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen ober der Zeile ergtnzt unter der Zeile ergtnzt in der Zeile ergtnzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergtnzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergtnzt am unteren Rand ergtnzt nachtrtgliche Trennung nach Zusammenschreibung nachtrtgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) sptter ersatzlos gestrichen (Tilgung) Stotzwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a oberschrieben durch A oder korrigiert zu A Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen

Schriftarten, AbkZrzungen und Siglen im Kommentar kursiv Sperrung Abb. Anm. Bd, Bde bes. Bl. D E EB egh. H h H. Hd Jg N. F. Nr o. J. o. O. Rs. S. Sign. Slg Sp. sS St. Tgb. T., Tle Vs. zS ‘ Æ:::æ ÆGoetheæ [Goethe] /

Editortext Hervorhebung im Editortext (z. B. in Zitaten) Abbildung, Abbildungen Anmerkung Band, Btnde besonders Blatt textgeschichtlich bedeutsamer Druck Erstdruck Erschlossene(r) Brief(e) Goethe eigenhtndig Handschrift; in der {berlieferung der Briefe Goethes: behtndigte Ausfertigung, eigenhtndig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand Jahrgang Neue Folge Nummer ohne Jahresangabe ohne Ortsangabe Rockseite Seite Signatur Sammlung Spalte sptterer Schreiber Stock Tagebuch Teil, Teile Vorderseite zeitgenpssischer Schreiber Abbrechungszeichen in Zitaten Auslassungen in Zitaten Zusttze des Editors in Zitaten Klammer in der Klammer Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten

Schriftarten, AbkZrzungen und Siglen im Kommentar

FDH/FGM GMD GNM GSA HAAB StA ThHStA UB

XXI

Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum Goethe-Museum Dosseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek Staatsarchiv Thoringisches Hauptstaatsarchiv Weimar Universitttsbibliothek

Siglen und AbkZrzungen fZr Archivalien FB 1786

FB 1787

FB 1788

FB Gotha 1786

GR/Belege 1786, 3 GR/Belege 1787, 1 GR/Belege 1787, 2 GR/Belege 1788, 1 GR/Belege 1788, 2

Fourier-Buch / des Jahres / 1786. Dermalen gefohret / von / Johann Christoph Waitz, / Hof-Fourier / und / August Christian Friedrich / Martini / Reise-Fourier / in / Weimar. (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach.) 177 Bl., pag. 1–341. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4535. Fourier-Buch / des Jahres / 1787, / Dermalen gefohret / von / Johann Christoph Waitz, / Hof-Fourier, / und / August Christian Friedrich Martini, / Reise-Fourier. / in / Weimar. (Hofhaltung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach.) 142 Bl., pag. 1–282. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4536. Fourier-Buch / des Jahres / 1788 / dermalen gefohret / von / Johann Christoph Waitz / Hof-Fourier / und / August Christian / Martini / Reise-Fourier / in / Weimar (Hofhaltung des Herzogs Carl August von SachsenWeimar und Eisenach.). 169 Bl., pag. 1–340. ThHStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4537. Gothaer Fourierbocher des Herzoglichen Hofes 1786. Forschungsbibliothek Gotha, Sign.: Nr 1752. (Dauerleihgabe des Thoringischen StA Gotha. Oberhofmarschallamt, Nr 681c/1786). Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1786. Nr 101–156. GSA, Sign.: 34/VI,8,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1787. Nr 1–50. GSA, Sign.: 34/VII,3,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1787. Nr 51–92. GSA, Sign.: 34/VII,3,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1788. Nr 1–38. Januar–Juni 1788. GSA, Sign.: 34/VII,7,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung 1788. Nr 1–36. Juli–August 1788. GSA, Sign.: 34/VII,7,2.

Siglen und AbkZrzungen fZr Archivalien

GR/RB 1786, 6 GR/RB 1786, 7 GR/RB 1787, 1 GR/RB 1787, 2 GR/RB 1787, 3 GR/RB 1787, 4 GR/RB 1788, 1 GR/RB 1788, 2 GR/Separat 1786–1788, 1

GR/Separat 1786–1788, 2 Knebel, Tgb. 1787–1788 P/ChS Post P/HS Post P/KR Post Postsendeliste 1

XXIII

Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe. Einnahme Juli 1786–Juli 1787. Ausgabe Juli– September 1786. GSA, Sign.: 34/VI,5,6. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1786. GSA, Sign.: 34/VI,5,7. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Ausgabe Januar–Mtrz 1787. GSA, Sign.: 34/VII,1,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Ausgabe April– Juni 1787. GSA, Sign.: 34/VII,1,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe Juli–September 1787. GSA, Sign.: 34/VII,1,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1787. GSA, Sign.: 34/VII,1,4. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe Januar–Mtrz 1788. GSA, Sign.: 34/VII,4,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbocher. Einnahme und Ausgabe April–Juni 1788. GSA, Sign.: 34/VII,4,2. Goethe. Rechnungen. Abschlussrechnung Separat-Rechnung Juli 1786–Juni 1788. GSA, Sign.: 34/VI,6, Bl. 2–4 ÆHaushaltsrechnung wthrend Goethes Abwesenheit in Italien. Gefohrt von Philipp Seidel; abgedruckt: S. 583–586æ. Goethe. Rechnungen. Abschlussrechnung Separat-Rechnung Juli 1786–Juni 1788. GSA, Sign.: 34/VI,6, Bl. 9–10 ÆKontoauszug von Oktober 1786 bis Januar 1788 durch das Bankhaus Bethmannæ. Carl Ludwig von Knebel: Tagebocher 1787–1788. GSA, Sign.: 54/364, 54/365. Portolisten der Chur Stchsischen Post. Weimar. Portolisten der Herzoglich Stchsischen Post. Weimar. Portolisten der Kayserlichen Reichspost. Weimar. Tragblatt. AllerÆlæey Notanda wthrend der 1n Reise in Italien enthaltend. GSA, Sign.: 27/57, ÆS. 1–4 und 6–9; Zthlung von der letzten Seite; abgedruckt: S. 579–582æ.

XXIV

Postsendeliste 2 Reiserechnung Italien 1 Reiserechnung Italien 2

Reiserechnung Italien 3

Siglen und AbkZrzungen fZr Archivalien

Italitnische Reise III. Paralipomenon 25. Notizen. Anatomisches Skizzenbuch. GSA, Sign.: 25/XXVI,F,19, ÆBl. 54; abgedruckt: S. 582æ. Rechnungswesen zur „Italienischen Reise“. Rechnungsbuch for die Zeit vom 3.9.1786–2.2.1787. GSA, Sign.: 25/XXVII,N,1. Rechnungswesen zur „Italienischen Reise“. Kontoauszug von Juli 1786 bis Juni 1788. GSA, Sign.: 25/XXVII,N,8b:7 ÆGoethes Konto for seine Italienreise. Gefohrt von Johann Jakob Heinrich Paulsen; abgedruckt: S. 587–591æ. Rechnungswesen zur „Italienischen Reise“. Ausgabebuch der Rockreise April–Juni 1788. GSA, Sign.: 25/XXVII,N,6 ÆGefohrt von Philipp Christoph Kayseræ.

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW

Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: {berlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. AA Wilhelm Goethe: Wilhelm Meisters theatralische Sendung. BearbeiMeister ter des Bandes: Renate Fischer-Lamberg. Wilhelm Meister. Bd 1 (Akademie-Ausgabe). Berlin 1957. Adelung Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wprterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit besttndiger Vergleichung der obrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. Alten, Tischbein Aus Tischbein’s Leben und Briefwechsel mit Amalia Herzogin zu Sachsen-Weimar, Friedrich II., Herzog zu Sachsen-Gotha, Peter Herzog von Oldenburg, Catharina Grossforstin von Russland, August und Georg Prinzen von Oldenburg, Goethe, Wieland, Blumenbach, Heyne, Merck, Graf Monter, Villers, Overbeck, Bodmer, Lavater, v. Goechhausen, Fouquv, v. Rennenkampff u. a. m. Hrsg. von Friedrich von Alten. Leipzig 1872. Archenholz, England und Italien. Von JÆohannæ WÆilhelmæ von ArEngland und Italien chenholtz, vormals Hauptmann in K. Preuß. Diensten. Ersten Bandes erster Theil. Ersten Bandes zweiter Theil: England. Zweiter Band: Italien. Leipzig 1785. AS Goethes Amtliche Schriften. Verpffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Hrsg. von Willy Flach. 4 Bde. Weimar 1950–1987. – Erster Bd: Goethes Tttigkeit im Geheimen Consilium. Teil 1: Die Schriften der Jahre 1776–1786. Bearbeitet von Willy Flach. Weimar 1950. – Zweiter Bd: Goethes Tttigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788–1797. Weimar 1968; 2. Halbbd: 1798–1819. Weimar 1970. – Dritter Bd: Goethes Tttigkeit im Geheimen Consilium. Erltuterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1972. – Vierter Bd: Goethes Tttigkeit im

XXVI

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Aus Herders Nachlaß

Aus Weimars Glanzzeit

Berger, Anna Amalia BG

Blumenthal, Notizheft 1788 Bojanowski, Carl August Bradish, Beamtenlaufbahn Briefe aus Italien Briefe des Herzogs Carl AugustAnna Amalia

Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1987. Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock, Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Dontzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856–1857. Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und ober Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt. Zum fonfzigsten Jahrestage des Todes Schillers. Hrsg. von August Diezmann. Leipzig 1855. Joachim Berger: Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739–1807). Denk- und Handlungsrtume einer ,aufgekltrten‘ Herzogin (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. |sthetische Forschungen. Bd 4). Heidelberg 2003. Goethe: Begegnungen und Gesprtche. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin 1965– 1966. – Bd 3–6. Begrondet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–1999. Lieselotte Blumenthal: Ein Notizheft Goethes von 1788. Mit einem Faksimiledruck der Handschrift, zwanzig Kunstdrucktafeln und einer Karte (SchrGG 58). Weimar 1965. PÆaulæ von Bojanowski: Carl August als Chef des 6. Preuß. Korassier-Regiments 1787–1794. Weimar 1894. Joseph AÆrnoæ von Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn (Verpffentlichungen des Verbandes deutscher Schriftsteller und Literaturfreunde in New York. Wissenschaftliche Folge 4). New York 1937. Tagebocher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg. von Erich Schmidt (SchrGG 2). Weimar 1886. Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an Knebel und Herder. Hrsg. von Heinrich Dontzer. Leipzig 1883. Briefe des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar an seine Mutter die Herzogin Anna Amalia. Oktober 1774 bis Januar 1807. Hrsg. von Alfred Bergmann ( Jenaer Ger-

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Cassas, Katalog 1994

Charlotte von Schiller Corpus

Dechant

XXVII

manistische Forschungen. Hrsg. von AÆlfredæ Leitzmann. Bd 30). Jena 1938. Louis-Franwois Cassas 1756–1827. Dessinateur – Voyageur. 19 novembre 1994–30 janvier 1995. Musve des Beaux-Arts de Tours. Im Banne der Sphinx. Ein franzpsischer Zeichner reist nach Italien und in den Orient. 22. April–19. Juni 1994. Wallraf-Richartz-Museum. Graphische Sammlung. Redaktoren: Annie Gilet, Uwe Westfehling. Mainz 1994. Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Hrsg. von Ludwig Urlichs. 3 Bde. Stuttgart 1860, 1862, 1865. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Corpus der Goethezeichnungen. Bearbeiter der Ausgabe: Gerhard Femmel. 7 Bde in 10 Tlen. Leipzig 1958–1973. – Bd I. Nr 1–318: Von den Anftngen bis zur italienischen Reise 1786 (1958); Bd II. Nr 1–416: Italienische Reise 1786 bis 1788. Die Landschaften (1960); Bd III. Nr 1–271: Italienische Reise 1786 bis 1788. Antiken- und Anatomiestudien. Architektur und Perspektive (1965); Bd IVa. Nr 1–348: Nachitalienische Landschaften (1966); Bd IVb. Nr 1–271: Nachitalienische Zeichnungen 1788 bis 1829. Antike. Portrtt. Figurales. Architektur. Theater (1968); Bd Va. Nr 1–390: Die Zeichnungen zur Farbenlehre. Bearbeiter der Ausgabe: Rupprecht Matthaei (1963); Bd Vb. Nr 1–264: Die naturwissenschaftlichen Zeichnungen mit Ausnahme der Farbenlehre. Besttnde der Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar sowie aller obrigen pffentlichen und privaten Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe: Dorothea Kuhn, Otfried Wagenbreth, Karl Schneider-Carius. Gesamtredaktion Gerhard Femmel (1967); Bd VIa. Nr 1–302: Zeichnungen aus den Besttnden des Goethe- und Schiller-Archivs (1970); Bd VIb. Nr 1–285: Zeichnungen außerhalb der GoetheInstitute der Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Nachtrtge. Berichtigungen zu CÆorpusæ I–VIa. Abschreibungen. Gesamtkonkordanz (1971); Bd VII: Die Zeugnisse (1973). Johann Wolfgang Goethe: Scherz, List und Rache. Singspiel in vier Akten. Musik von Philipp Christoph Kayser.

XXVIII

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Klavierauszug. Erstausgabe nach dem Urtext von Hermann Dechant. Wien 1999. Deneke, Schriften Otto Deneke: Goethes Schriften bei Gpschen 1787–1790. bei Gpschen Der Gpttinger Beitrtge zur Goethebibliographie Vierter. Gpttingen 1909. Dritte Nachricht Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Dritte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau. Weimar, den 18. Mtrz 1788. Dontzer, Charlotte von Stein. Goethe’s Freundin. Ein Lebensbild. Charlotte von Stein Mit Benutzung der Familienpapiere entworfen von Heinrich Dontzer. 2 Bde. Stuttgart 1874. Dontzer, Herder Herders Reise nach Italien. Herders Briefwechsel mit seiner Italien Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hrsg. von Heinrich Dontzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Gießen 1859. Dontzer, Zur deutschen Literatur und Geschichte. Ungedruckte Knebels Nachlaß Briefe aus Knebels Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Dontzer. 2 Bde. Nornberg 1858. Ebrard, Friedrich Clemens Ebrard: Ungedrucktes von Goethe. In: Ungedrucktes JbFDH 1926, 383–388. Eckermann, Gesprtche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Gesprtche 1823–1832. Von Johann Peter Eckermann. 3 Tle. T. 1 und 2: Leipzig 1836; T. 3: Magdeburg 1848. EGW Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Begrondet von Momme Mommsen. Fortgefohrt und herausgegeben von Katharina Mommsen. Bd 1 und 2: Reprographischer Neudruck des vom Institut for Deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Akademie-Verlag 1958 herausgegebenen Erstdrucks. Bd 1: Abeldemus–Byron. Berlin, New York 2006; Bd 2: Ctcilia–Dichtung und Wahrheit. Berlin, New York 2006; Bd 3: Diderot–Entoptische Farben. Redaktion: Peter Ludwig. Berlin, New York 2006; Bd 4: Entstehen–Farbenlehre. Redaktion: Peter Ludwig und Uwe Hentschel. Berlin, New York 2008; Bd 6: Feradeddin–Gypsabgosse. Redaktion: Uwe Hentschel. Berlin, New York 2010. Erste Nachricht Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Erste Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau. Mit einem Kupfer. Weimar, den 24. Februar 1785.

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Eybisch, Reiser-Moritz FA/Goethe

Femmel/Heres

FGA Frtnkel, Goethe-Stein Frese Fossel, Gpschen

GB

XXIX

Hugo Eybisch: Anton Reiser. Untersuchungen zur Lebensgeschichte von K. Ph. Moritz und zur Kritik seiner Autobiographie. Leipzig 1909. Johann Wolfgang Goethe. Stmtliche Werke. Briefe, Tagebocher und Gesprtche. 40 Bde in 2 Abt. ÆFrankfurter Ausgabeæ. Frankfurt a. M. 1985–1999. – I. Abt. Bd 7/1 und 7/2: Faust. Text und Kommentare. Hrsg. von Albrecht Schpne (1994); Bd 15/1 und 15/2: Italienische Reise. Hrsg. von Christoph Michel und Hans-Georg Dewitz (1993); Bd 26 und 27: Amtliche Schriften. Teil 1: Geheimes Consilium und andere bis zur Italienreise obernommene Aufgabengebiete. Hrsg. von Reinhard Kluge (1998). Teil 2: Aufgabengebiete seit der Rockkehr aus Italien. Hrsg. von Irmtraud und Gerhard Schmidt (1999); II. Abt. Bd 3: Italien – im Schatten der Revolution. Briefe, Tagebocher und Gesprtche vom 3. September 1786 bis 12. Juni 1794. Hrsg. von Karl Eibl (1991). Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. Frankfurter gelehrte Anzeigen. Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hrsg. von Jonas Frtnkel. Umgearbeitete Neuausgabe. 3 Bde. Berlin 1960– 1962. Goethe-Briefe aus Fritz Schlossers Nachlaß. Hrsg. von Julius Frese. Stuttgart 1877. Stephan Fossel: Georg Joachim Gpschen. Ein Verleger der Spttaufkltrung und der deutschen Klassik. 3 Bde. Berlin, New York 1996–1999. – Bd 1: Studien zur Verlagsgeschichte und zur Verlegertypologie der Goethe-Zeit (1999); Bd 2: Verlagsbibliographie Gpschen 1785 bis 1838 (1998); Bd 3: Repertorium der Verlagskorrespondenz Gpschen 1783 bis 1828 (1996). Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goetheund Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Bd 1 ff. Berlin 2008 ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt

XXX

GB Rep

GJb

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

(2008); Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2009); Bd 6 I–II: Anfang 1785–3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel (2010). Johann Wolfgang Goethe: Repertorium stmtlicher Briefe. 1764–1832. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Elke Richter unter Mitarbeit von Andrea Ehlert, Susanne Fenske, Eike Kostner und Katharina Mittendorf. Begrondet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbottel. Gefprdert von der Alfried Krupp von Bohlen und HalbachStiftung mit Unterstotzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Internetverpffentlichung (http://ora-web.weimar-klassik.de/swk-db/goerep/index.html). Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913. – Jahrbuch der GoetheGesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Grtf (Bd 10–21 hrsg. von Max Hecker). Bd 1–21. Leipzig (Bd 8–21: Weimar) 1914–1935. – Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u. a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937. – Bd 3–9: Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u. a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–1944. – Bd 10: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947. – Bd 11: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl y und Andreas BÆrunoæ Wachsmuth. Weimar 1950. – Bd 12–33: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas BÆrunoæ Wachsmuth. Weimar 1951–1971. – Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973. – Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer y und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974. – Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Gpchhausen, Tgb.-Italien

GoetheCarl August Goethe-Fahlmer Goethe-Friedrich von Stein Goethe-Handbuch Goethe in Italien

Goethe in Rom

XXXI

1989. – Bd 107: Im Auftrage des Vorstandes der GoetheGesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn y und Jprn Gpres. Weimar 1990. – Bd 108–116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109 ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1991–1999. – Bd 117–118: Im Auftrage des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2000–2001. – Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. – Bd 120 ff.: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2002 ff. „Es sind vortreffliche Italienische Sachen daselbst“. Louise von Gpchhausens Tagebuch ihrer Reise mit Herzogin Anna Amalia nach Italien vom 15. August 1788 bis 18. Juni 1790. Hrsg. und kommentiert von Juliane Brandsch (SchrGG 72). Gpttingen 2008. Briefwechsel des Großherzogs Carl August von SachsenWeimar-Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1775 bis 1828. ÆHrsg. von Carl Vogelæ. 2 Bde. Weimar 1863. Briefe von Goethe an Johanna Fahlmer. Hrsg. von LÆudwigæ Urlichs. Leipzig 1875. Briefe von Goethe und dessen Mutter an Friedrich Freiherr von Stein, nebst einigen Beilagen. Hrsg. von Johann Jacob Heinrich Ebers und August Kahlert. Leipzig 1846. Goethe-Handbuch. 5 Bde. Hrsg. von Bernd Witte, Theo Buck, Hans-Dietrich Dahnke, Regine Otto und Peter Schmidt. Stuttgart, Weimar 1996–1999. Goethe in Italien. Eine Ausstellung des Goethe-Museums Dosseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. Katalog in Zusammenarbeit mit Horst Claussen, Roland Daube-Schackat, Ingrid Felber, Christina Florack-Krpll, Wilfred Franz, Petra Maisak, Doris Maurer, Wolfgang Schiering, Hartmut Schmidt, HeinÆrichæ-ThÆeodoræ Schulze Altcappenberg, Gundula Sroka, Andrea Wagener. Hrsg. von Jprn Gpres. Mainz 1986. „::: endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt!“ Goethe in Rom. Publikation zur Erpffnung der Casa di Goethe in Rom hrsg. von Konrad Scheurmann und Ursula Bongaerts-Schomer. 2 Bde. Mainz 1997. – Bd 1: Essays. Bd 2: Katalog.

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Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Jacobi

Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. Goethe-Knebel Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel. (1774–1832) ÆHrsg. von G[ottschalk] E[duard] Guhrauer.æ 2 Tle. Leipzig 1851. Goethe-Lavater Goethe und Lavater. Briefe und Tagebocher. Hrsg. von Heinrich Funck (SchrGG 16). Weimar 1901. Goethe-Meyer Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer. Hrsg. von Max Hecker. 4 Bde. Weimar 1917–1932. – Erster Band: Juli 1788 bis Juni 1797 (1917; SchrGG 32). Zweiter Band: Juni 1797 bis Dezember 1820 (1919; SchrGG 34). Dritter Band: Januar 1821 bis Mtrz 1832 (1922; SchrGG 35.1). Vierter Band: Register zu Band 1–3 (1932; SchrGG 35.2). Goethe-Seidel Goethe’s Briefe an Ph. Seidel, 1–12, 13–18, 19–29. ÆHrsg. von Carl August Hugo Burkhardtæ. In: Im neuen Reich. Wochenschrift for das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Hrsg. von Dr. Alfred Dove. Jg 1. Bd 1. Leipzig ( Januar bis Juni) 1871. Nr 9 vom 3. Mtrz, S. 331–341; Nr 12 vom 24. Mtrz, S. 428– 434; Nr 17 vom 24. April, S. 628–634. Goethes Werke, Goethes Werke. Festausgabe zum hundertjthrigen Bestehen Festausgabe des Bibliographischen Instituts. Gotha Hildburghausen Leipzig. 1826–1926. Im Verein mit FÆritzæ Bergemann, EÆwaldæ AÆugustæ Boucke, MÆaxæ Hecker, RÆudolfæ Richter, JÆuliusæ Wahle, OÆskaræ Walzel, RÆobertæ Weber hrsg. von Robert Petsch. Kritisch durchgesehene Ausgabe mit Einleitungen und Erltuterungen. 18 Bde. Leipzig 1926. Goethe und Ilmenau Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unverpffentlichten Materials dargestellt von Julius Voigt. Mit einem Geleitwort von Karl-Heinz Hahn und einem Nachwort von Rosalinde Gothe. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912. Leipzig 1990. Goethe und Kayser Goethe und der Komponist Ph. Chr. Kayser. Von CÆarlæ AÆugustæ HÆugoæ Burckhardt. Mit Bild und Compositionen Kaysers. Leipzig 1879. Goethe und Werther Goethe und Werther. Briefe Goethe’s, meistens aus seiner Jugendzeit, mit erltuternden Documenten. Hrsg. von AÆugustæ Kestner. Suttgart und Tobingen 1854. Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt. Mit Voigts Goethe-Voigt1 Bildniß. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1868.

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Voigt2

XXXIII

Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt. 4 Bde. Bearbeitet und hrsg. von Hans Tommler (ab Bd 3 unter Mitwirkung von Wolfgang Huschke; SchrGG 53–56). Weimar 1949 (Bd 1), 1951 (Bd 2), 1955 (Bd 3), 1962 (Bd 4). Goethe-Zelter Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832. Herausgegeben von Dr. Friedrich Wilhelm Riemer. 6 Bde. Berlin 1833–1834. Goschen Das Leben Georg Joachim Gpschens. Von seinem Enkel Viscount Goschen. Deutsche, vom Verfasser bearbeitete Ausgabe, obersetzt von ThÆomasæ AÆlfredæ Fischer. 2 Bde. Leipzig 1905. Grtf Goethe ober seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Aeusserungen des Dichters ober seine poetischen Werke von Dr. Hans Gerhard Grtf. 9 Bde. Frankfurt a. M. 1901–1914. – Erster T.: Die epischen Dichtungen. 2 Bde (1901 und 1902); Zweiter T.: Die dramatischen Dichtungen 4 Bde (1903, 1904, 1906 und 1908); Dritter T.: Die lyrischen Dichtungen. 3 Bde (1912 und 1914). Grave, Kunstkprper Johannes Grave: Der ,ideale Kunstkprper‘. Johann Wolfgang Goethe als Sammler von Druckgraphiken und Zeichnungen (|sthetik um 1800. Bd 4). Gpttingen 2006. Grimm Deutsches Wprterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854–1961. GT Johann Wolfgang Goethe: Tagebocher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik Æab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimaræ hrsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Dphler und Edith Zehm. Bd I ff. Stuttgart, Weimar 1998 ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Dphler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Dphler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V 1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007). GWb Goethe Wprterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Gpttingen und der Heidelberger Akademie der Wis-

XXXIV

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

senschaften. Stuttgart, Berlin, Kpln, Mainz 1978–1989. – Bd 3 ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Gpttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Kpln 1998 ff. HA/Goethe Briefe Briefe von und an Goethe ÆHamburger Ausgabeæ. Textkritisch durchgesehen und mit Anmerkungen versehen von Karl Robert Mandelkow. 6 Bde. Monchen 1988. Harnack, Zur Nachgeschichte der italienischen Reise. Goethes BriefNachgeschichte wechsel mit Freunden und Kunstgenossen in Italien 1788– 1790. Hrsg. von Otto Harnack (SchrGG 5). Weimar 1890. Haskell/Penny, Francis Haskell, Nicholas Penny: Taste and the Antique. Sculpture The Lure of Classical Sculpture 1500–1900. New Haven, London 1981. HB Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe 1763– 1803. Bd 1–9. Unter Leitung Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Bd 1–8. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek y und Gonter Arnold. Bd 9. Bearbeitet von Gonter Arnold. Weimar 1977–1988. – Bd 10–14. Hrsg. von der Klassik-Stiftung Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Bearbeitet von Gonter Arnold. Weimar 1996–2009. Hirzel, GoetheSalomon Hirzel: Neuestes Verzeichniß einer Goethe-BibBibliothek 1874 liothek. (1767–1874). Leipzig 1874. Hpper, Raffael Corinna Hpper: Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk und die Folgen im Zeitalter seiner graphischen Reproduzierbarkeit. Stuttgart 2001. Huschke, Geschlecht Wolfgang Huschke: Herkunft und Schicksale des Gevon Brenn schlechts der Freiherrn von Brenn. In: Genealogie. Deutsche Zeitschrift for Familienkunde. Organ der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbtnde. Bd 11. Insingen 1962, S. 105–114. IR I, II, III Italitnische Reise. I. II. III. (WA I 30–32). Italitnische Reise Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung ErsI, II, III ter Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tobingen 1816. – Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Zweyter Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tobingen 1817. – Zweiter Rpmischer Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788. Goethe’s Werke. Vollsttndige

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

JbFDH

Katalog GoetheAusstellung

Keudell, GoetheBibliothek Klischnig, Erinnerungen Moritz K. L. v. KnebelH. v. Knebel Kruse, Lips

LA

XXXV

Ausgabe letzter Hand. Neunundzwanzigster Band. Stuttgart, Tobingen 1829. Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. ÆHrsg. von Otto Heuer.æ Frankfurt 1902–1925. – Im Auftrag der Verwaltung hrsg. von Ernst Beutler. Frankfurt 1926–1931; Halle 1931–1940. – Hrsg. von Detlef Loders. Tobingen 1962– 1982. – Hrsg. von Arthur Henkel. Tobingen 1983. – Hrsg. von Christoph Perels. Tobingen 1984–2002. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp und Christoph Perels. Tobingen 2003. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp. Tobingen 2004 ff. Verzeichniß v. Goethe’s Handschriften, Zeichnungen und Radirungen, Drucken seiner Werke, Compositionen und Illustrationen seiner Dichtungen, Bosten, Medaillen und Gemtlden, Portraits aus seinem Freundeskreise, Andenken und Erinnerungszeichen, welche im Conzertsaale des Kpniglichen Schauspielhauses vom 19ten Mai 1861 an ausgestellt sind. Berlin 1861. Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearbeitet von Elise von Keudell. Hrsg. mit einem Vorwort von Prof. Dr. Werner Deetjen. Weimar 1931. Erinnerungen aus den zehn letzten Lebensjahren meines Freundes Anton Reiser. Als ein Beitrag zur Lebensgeschichte des Herrn Hofrath Moritz von Karl Friedrich Klischnig. Berlin 1794. Aus Karl Ludwig von Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette (1774–1813). Ein Beitrag zur deutschen Hof- und Litteraturgeschichte. Hrsg. von Heinrich Dontzer. Jena 1858. Joachim Kruse: Johann Heinrich Lips. 1758–1817. Ein Zorcher Kupferstecher zwischen Lavater und Goethe. Ausstellung 30.7.–5.11.1989. Kunstsammlungen der Veste Coburg. Coburg 1989. Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollsttndige mit Erltuterungen versehene Ausgabe. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begrondet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt und (seit 2005) Irmgard Moller. 1. Abteilung: Texte. 2. Abteilung: Ergtnzungen und Erltuterungen. Weimar 1947 ff. –

XXXVI

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Langen Luther-Bibel 1772 AT/Apokryphen/ NT

MA/Goethe

Marum-Reisetgb. 1798

1. Abteilung. Bd 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd 11: Aufsttze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970). – 2. Abteilung. Bd 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anftngen bis 1805. Ergtnzungen und Erltuterungen. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd 9. T. A: Zur Morphologie. Von den Anftngen bis 1795. Ergtnzungen und Erltuterungen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1977). August Langen: Der Wortschatz des deutschen Pietismus. 2., ergtnzte Aufl. Tobingen 1968. Biblia, / Das ist: / Die ganze / Heilige Schrift / Alten und Neuen / Testamentes, / Nach der deutschen Uebersetzung / D. Martin Luthers, / mit vorgesetztem kurzen / Inhalt eines jeden Capitels, / wie auch mit richtigen / Summarien und vielen Schrift-Stellen / auf das allersorgftltigste versehen, nach den bewthrtesten und neuesten Editionen / mit grossem Fleisse ausgefertiget. / Samt / einer Vorrede / von / Hieronymo Burckhardt, / der Heil. Schrift Doctor. / Basel 1772. (Vgl. Ruppert, 384, Nr 2604.) Johann Wolfgang Goethe. Stmtliche Werke nach Epochen seines Schaffens ÆMonchner Ausgabeæ. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert GÆeorgæ Gppfert, Norbert Miller und Gerhard Sauder (Bd 7, 11 I 1, 11 I 2, 11 II, 13 I, 13 II, 15, 17, 18 I, 18 II, 20 I, 20 II, 20 III. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert GÆeorgæ Gppfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm). 21 Bde. Monchen 1985–1998. – Bd 19: Johann Peter Eckermann: Gesprtche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Hrsg. von Heinz Schlaffer (1985). Aus van Marums Reisetagebuch (1798). In: J. A. M. Rijk: Drei bisher unverpffentlichte Briefe an Goethe. In: Neophilologus. Driemaandeliks tijdschrift voor de weten-schappelike beoefening van levende vreemde talen en van hun letterkunde en voor de studie van de klassieke talen in hun verband met de moderne. Onder Redaktie van Prof. Dr. J. J. Salverda de Grave, Prof. K. R. Gallas, Prof. Dr. A. G. van Hamel, Prof. Dr. D. C. Hesseling, Prof. Dr. J. H. Scholte, Mgr. Prof. Dr. Jos. Schrijnen, Prof. Dr. K. Sneyders de Vogel,

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Prof. Dr. A. E. H. Swaen. Zestiende (16.) Jaargang. Groningen, Den Haag, Batavia 1931, S. 261–267. Merck, Briefe Briefe an und von Johann Heinrich Merck. Eine selbsttndige Folge der im Jahr 1835 erschienenen Briefe an J. H. Merck. Aus den Handschriften hrsg. von Karl Wagner. Darmstadt 1838. Merck, Briefwechsel Johann Heinrich Merck: Briefwechsel. Hrsg. von Ulrike Leuschner in Verbindung mit Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Amvlie Krebs. 5 Bde. Gpttingen 2007. Miller, Wanderer Norbert Miller: Der Wanderer. Goethe in Italien. Monchen, Wien 2002. Moritz, Reisen Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis in Italien 1788. In Briefen von Karl Philipp Moritz. 3 Tle. Berlin 1792–1793. Monter, Tagebocher Aus den Tagebochern Friedrich Monters. Wander- und Lehrjahre eines dtnischen Gelehrten. Hrsg. von Øjvind Andreasen. 3 Tle. Kopenhagen, Leipzig 1937. NA Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen y und Gerhard Fricke. Weimar 1943. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und SchillerArchivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen y und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958. – Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begrondet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979. – Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begrondet von Julius Petersen. Fortgefohrt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980– 1991. – Bd 15 I, 26: 1940 begrondet von Julius Petersen. Fortgefohrt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik

XXXVIII Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel y. Weimar 1992–1993. – Bd 2 II B, 5 N, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begrondet von Julius Petersen. Fortgefohrt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik ÆBd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimaræ und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993 ff. Noack, Deutschtum Friedrich Noack: Das Deutschtum in Rom seit dem Ausin Rom gang des Mittelalters. 2 Bde. Stuttgart, Berlin, Leipzig 1927 (Reprint Aalen 1974). Noack, Friedrich Noack: Aus Goethes Rpmischem Kreise. Thomas Rpmische Kreise 1 Jenkins. In: GJb XXIV (1903), 153–166. Noack, Friedrich Noack: Aus Goethes Rpmischem Kreise. 1. TischRpmische Kreise 2 bein und der Konstlerhaushalt am Corso. 2. Goethe und die Arkadia. In: GJb XXV (1904), 185–207. Noack, Friedrich Noack: Aus Goethes Rpmischem Kreise. Hofrath Rpmische Kreise 3 J. F. Reiffenstein. I. In: GJb XXX (1909), 131–140. Noack, Friedrich Noack: Aus Goethes Rpmischem Kreise. Hofrath Rpmische Kreise 4 J. F. Reiffenstein. II. In: GJb XXXI (1910), 169–179. Obser, Forstenbund Karl Obser: Zur Geschichte des Forstenbundes. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. In Verbindung mit FrÆiedrichæ Holtze, GÆustavæ Schmoller, AÆdolfæ Stplzel und HÆeinrichæ v. Treitschke hrsg. von Albert Naudv. Fonfter Band, zweite Htlfte. Leipzig 1892, S. 119–130. Petersen, Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Neue, vollsttndige Goethe-Stein Ausgabe auf Grund der Handschriften im Goethe- und Schiller-Archiv. Hrsg. von Julius Petersen. 2 Bde (in drei: Bd 1, Bd 2. T. 1, T. 2). Leipzig 1923. Pfeiffer-Belli Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus. Erster Ergtnzungsband der Goethe-Gedenkausgabe. Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zorich und Stuttgart 1960. Politischer Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl Briefwechsel August von Weimar. Hrsg. von Willy Andreas. Bearbeitet von Hans Tommler. 3 Bde (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd 37–39). Stuttgart 1954–1973. – Bd 1: Von den Anftngen der Regierung bis zum Ende des Forstenbundes 1778–1790 (1954);

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Post-Bericht Prescher, Goethes Sammlungen QuZ

RA

Reise-Tgb.

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Bd 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundszeit 1791–1807 (1958); Bd 3: Von der Rheinbundzeit bis zum Ende der Regierung 1808–1828 (1973). Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neueingerichteter Schreib-Calender auf das Jahr 1785, Weimar Æ1784, Bl. 19æ. Hans Prescher: Goethes Sammlungen zur Mineralogie, Geologie und Paltontologie. Katalog. Berlin 1978. Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut for Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Einzeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984). Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform ÆRegestausgabeæ. Bd 1–5: ÆIm Auftrag deræ Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Ergtnzungsband zu den Btnden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und SchillerArchiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schtfer. Weimar 1995; Bd 6: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schtfer. Weimar 2000; Bd 7: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof und Sabine Schtfer. Weimar 2004; Bd 8: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof und Sabine Schtfer. Weimar 2011. Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786. (ReiseTagebuch erstes Stock. von Carlsbad auf den Brenner in Tyrol. 1786. / Reise-Tagebuch zweytes Stock. vom Bren-

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Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Ruppert

Ruppert, Altertumswissenschaftler

Sanders, Wprterbuch SchrGG Schuchardt

Schweizer

Sedlarz, Hirt Spinola, Museo Pio-Clementino

ner in Tyrol bis Verona 1786 / Reise-Tagebuch Drittes Stock. Verona, Vicenza, Padua. 1786. / Reise-Tagebuch Viertes Stock. Venedig. 1786. / Reise Tagebuch von Venedig ober Ferrara Cento Bologna Florenz Perugia pp nach Rom. Fonftes Stock. 1786.) In: GT I,1, 157–318. Goethes Bibliothek. Katalog. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstttten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Hans Ruppert. Weimar 1958. Hans Ruppert: Goethe und die Altertumswissenschaftler seiner Zeit. Mit den von Goethe und Heyne gewechselten Briefen. In: Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik. Gegrondet von Karl Kerkhof. Im Auftrag der Akademien der Wissenschaften zu Berlin, Gpttingen, Heidelberg, Leipzig, Monchen und Wien unter Mitwirkung von Franz Dornseiff, Fritz Eichholtz, Richard Harder, Fritz Hartung, Hermann Heimpel, Ernst Hplder, Georg Joos, Joseph Keil, Fritz Knoll, Kurt Noack, Victor Ppschl, Aloys Wenzel hrsg. von Hans Ertel, Alfred Heuss, Hans Kienle, Wilhelm Wissmann. 33. Jg. H. 8 (August). Berlin 1959, S. 230–236. Daniel Sanders: Wprterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. 4 Bde. 2. unvertnderter Abdruck. Leipzig 1876. Schriften der Goethe-Gesellschaft. ChrÆistianæ Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen ÆBd 3: Goethe’s Sammlungen. Mit einer Vorrede der Gebroder von Goethe (1849)æ. Bd 1–3. Jena 1848–1849 (Reprint: Hildesheim, New York 1976). Wprterbuch zur Erkltrung fremder, aus andern Sprachen in die Deutsche aufgenommener Wprter und Redensarten, welche in Schriften und Bochern sowohl, als im ttglichen Leben htufig gebraucht werden. Mit beygefogten Beyspielen und mit Anzeige ihrer Abstammung und richtigen Aussprache hrsg. von Johann Conrad Schweizer. Zweyte, stark vermehrte und verbesserte Ausgabe. Zorich 1811. Aloys Hirt. Archtologe, Historiker, Kunstkenner. Hrsg. von Claudia Sedlarz. Hannover 2004. Giandomenico Spinola: Il Museo Pio-Clementino. 3 Bde (Guide Cataloghi Musei Vaticani; 3–5). Cittx del Vaticano 1996, 1999, 2004.

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk

XLI

Kurt Steenbuck: Silber und Kupfer aus Ilmenau. Ein Bergwerk unter Goethes Leitung. Hintergronde, Erwartungen, Entttuschungen (SchrGG 65). Weimar 1995. Stunden mit Goethe Stunden mit Goethe. For die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hrsg. von Dr. Wilhelm Bode. 10 Bde. Berlin 1905–1921. – Bd 6 (1910). Suphan Herders Stmmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. Suphan, Briefe Bernhard Suphan: Briefe von Goethe und Herder. In: Goethe-Herder Vierteljahrschrift for Literaturgeschichte. Unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suphan hrsg. von Bernhard Seuffert. Fonfter Band. Erstes Heft. Weimar 1892, S. 97–113. Tausch, Harald Tausch: Goethe und Cassas. Zur Architektur der Goethe-Cassas „Italienischen Reise“. In: Rom – Europa. Treffpunkt der Kulturen. 1780–1820. Hrsg. von Paolo Chiarini und Walter Hinderer (Stiftung for Romantikforschung 36). Worzburg 2006, S. 59–102. Thieme/Becker Allgemeines Lexikon der bildenden Konste von der Antike bis zur Gegenwart. Begrondet von Dr. Ulrich Thieme und Dr. Felix Becker. 37 Bde. Leipzig 1907–1950. – Bd 1–4: Hrsg. von Ulrich Thieme und Felix Becker. – Bd 5–13: Hrsg. von Ulrich Thieme. – Bd 14–15: Hrsg. von Ulrich Thieme und FredÆerickæ CÆharlesæ Willis. – Bd 16–37: Hrsg. von Hans Vollmer. Tischbein, Aus meinem Leben. Von JÆohannæ HÆeinrichæ Wilhelm Aus meinem Leben Tischbein. Hrsg. von Dr. Carl GÆeorgæ WÆilhelmæ Schiller. Mit Portrait und einer Stammtafel. 2 Bde. Braunschweig 1861. Ulrich, Oskar Ulrich: Charlotte Kestner. Ein Lebensbild. NachCharlotte Kestner druck der Ausgabe Bielefeld und Leipzig 1921 mit neuen Abbildungen und einem Nachwort von Hartmut Schmidt. Goslar 1987. Volkmann Johann Jacob Volkmann: Historisch-kritische Nachrichten von Italien, welche eine genaue Beschreibung dieses Landes, der Sitten und Gebrtuche, der Regierungsform, Handlung, Oekonomie, des Zustandes der Wissenschaften, und insonderheit der Werke der Kunst nebst einer Beurtheilung derselben enthalten. Aus den neuesten franzpsischen und englischen Reisebeschreibungen und aus eignen Anmerkungen

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Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

WA

Wahle, Goethe-Stein WAN Wander, SprichwprterLexikon Wietek, Arens

Winckelmann, Briefe Winckelmann, GK1

Winckelmann, GK2

zusammengetragen. 3 Bde. Leipzig 1770–1771. (Vgl. Ruppert, 316 f., Nr 2184.) Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen ÆWeimarer Ausgabeæ. 143 Bde. I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde. Weimar 1887–1918. – II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. Weimar 1890–1904. – III. Abtheilung: Goethes Tagebocher. 15 Bde. Weimar 1887–1919. – IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde. Weimar 1887– 1912. Goethes Briefe an Frau von Stein. Hrsg. von Adolf Schpll. Dritte umgearbeitete Auflage besorgt von Julius Wahle. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1899 und 1900. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachtrtge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. Monchen 1990 (WA IV 51–53). Deutsches Sprichwprter-Lexikon. Ein Hausschatz for das deutsche Volk. Hrsg. von Karl Friedrich Wilhelm Wander. 5 Bde. Leipzig 1867–1880. Gerhard Wietek: Architekt Johann August Arens. 1757–1806. 4. Oktober bis 19. November 1972. Altonaer Museum in Hamburg. Norddeutsches Landesmuseum. Gonther Grundmann zum 80. Geburtstag. Katalogbearbeitung Christine Knupp. Hamburg 1972. Johann Joachim Winckelmann. Briefe. Kritisch-Historische Gesamtausgabe mit Unterstotzung des Deutschen Archtologischen Instituts. In Verbindung mit Hans Diepolder hrsg. von Walther Rehm. 4 Bde. Berlin 1952–1957. Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Dresden 1764. In: Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Text: Erste Auflage. Dresden 1764. Zweite Auflage. Wien 1776. Hrsg. von Adolf HÆeinrichæ Borbein, Thomas W. Gaethgens, Johannes Irmscher y und Max Kunze (Schriften und Nachlaß 4.1). Mainz 2002 (zitiert nach der Paginierung der Originalausgabe). Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben Æ:::æ von der kaiserlichen kpniglichen Akademie der bildenden Konste. Wien 1776. In: Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Text: Erste

Siglen und AbkZrzungen fZr Ausgaben und wiss. Literatur

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Auflage Dresden 1764. Zweite Auflage Wien 1776. Hrsg. von Adolf HÆeinrichæ Borbein, Thomas W. Gaethgens, Johannes Irmscher y und Max Kunze (Schriften und Nachlaß 4.1). Mainz 2002 (zitiert nach der Paginierung der Originalausgabe). Winckelmann, KD Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Katalog der Antiken Denkmtler. Hrsg. von Adolf HÆeinrichæ Borbein, Thomas W. Gaethgens, Johannes Irmscher y und Max Kunze. Bearbeitet von Matthias Renv Hofter, Axel Rogler, Adolf HÆeinrichæ Borbein u. a. (Schriften und Nachlaß 4.2). Mainz 2006. Winter, Paul Winter: Goethe erlebt Kirchenmusik in Italien. DarKirchenmusik stellung nach Selbstzeugnissen. Hamburg 1949. Zapperi, Inkognito Roberto Zapperi: Das Inkognito. Goethes ganz andere Existenz in Rom. Aus dem Italienischen von Ingeborg Walter. 3. durchgesehene Auflage. Monchen 1999. Zapperi, Roberto Zapperi: Rpmische Spuren. Goethe und sein ItaRpmische Spuren lien. Aus dem Italienischen von Ingeborg Walter. Monchen 2007. Zedler Grosses vollsttndiges Universal-Lexicon Aller Wissenschaften und Konste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. Æ:::æ. Leipzig und Halle, Verlegts Johann Heinrich Zedler. 64 Bde. 1732–1750. 4 Supplementbde. Leipzig 1751– 1754. Zweyte Nachricht Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Zweyte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau. Weimar, den 1. Februar 1787.

AbkZrzungen in Goethes Briefen und Postsendelisten abg., abgeg. allg. ausgeth. Bergr. Beschr. betr‘ B., Br. Br.schw., Braunschw. Bill Br. C. Carlsb. Carlsr. d., d‘, d‘. Dr, Dr. Durch‘, Durch‘., Durchl‘. E., Ew, Ew. eing., eingesch, eingesch., eingeschl, eingeschl. Einschl. ErklXr. etc. Ex, Excel, Excel‘, Excel‘., Excell‘, Excell‘. Exzel‘, Exzel‘., Exzell. Ex, Ex., Exempl. F., Fr, Fr., Fr‘. F‘. fr. Franckf., Frt. franz. FZrst‘. G., Geh. Gefangn.

abgegangen allgemein ausgetheilt Bergrat Beschreibung betreffend Brief Braunschweig Billet Bruder Cammer Carlsbad Karlsruhe den Diener Durchlaucht Eure(r/s) eingeschlossen Einschluss Erkltrung lat. et cetera: und das {brige, und so weiter Exzellenz

Exemplar(e) Frau Frtulein frankiert, franco Frankfurt franzpsische Forstlichen Geheim(er/en) Gefangenen

AbkZrzungen in Goethes Briefen und Postsendelisten

geh. Gen. S., GenS. H., H‘, H‘., He‘, Hrn. H., Herz, Herz., Herzg. H., Hofr. Herz‘, hrz‘. HochfZrst‘. ingl. Iph., Iphig Ital. It. Litt. l. m. M. M., Mad. Mr , . Neapol., Neapo‘. ostens. p, p. pp, pp., ppp. pag. Pol. Pr. Pr., Prof, Prof. Pub‘. R. R. reg. S., Sr, Sr. Seren., Sereniss., Sereniß. Sic. St. Th. Titelbl. Trent. u, u. u.s.w., u. s. w.

XLV

geheim(er/en) Generalsuperintendent Herr(n) Herzog(in) Hofrat Herzoglich(e/en) Hochforstlich(e/en) ingleichen Iphigenie Italienisch(e) lat. item: ebenso, desgleichen, ferner Literatur lieber mein Mutter Madame (franz.: Frau) Monsieur (franz.: Herr) lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Neapolitanisch ostensibel(er/es) lat. perge: fahre fort; im Sinn von ,usw.‘ lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ,usw.‘ lat. pagina, franz. page: Seite Politisch(e) Prinz Professor Publikum Rat(s) Rom regierende(r) Seine, Seiner Serenissimus Sizilien Stock Teil Titelblatt Trento (Trient) und und so weiter

XLVI

AbkZrzungen in Goethes Briefen und Postsendelisten

v, v. Verhaltn., VerhXltn. w. W. wahrschein‘. Z.E., Z. E. Zeichn.

von Verhtltnis(se) weiter Weimar wahrscheinnlich Zum Exempel Zeichnung(en)

AbkZrzungen in den Mitteilungen zur [berlieferung 9br Adr. beantw, beantw., beantw‘ Burgm. d, d., d‘, d‘. D. do, do, Do, Do empf., Empf., empf‘, empf‘. erhalt‘. Excell. Fr. Frtu‘ Geh. Gen. Sup. H, H‘. H: i pag. ps., praes. R., Rth. resp., Resp. Sr v, v. ‘, ‘.

November Adresse beantwortet Borgermeister den Durchlaucht(igste/r) franz. dito: dasselbe, ebenso empfangen erhalten Exzellenz Frau Frtulein Geheim(en) Generalsuperintendent Herr(n) Herzogin in lat. pagina, franz. page: Seite lat. praesentatum: eingereicht, oberreicht, Tag der {bergabe Rat lat. respondi: ich habe geantwortet Seiner von Abbrechungszeichen

MZnze und Geldrechnung in Goethes Briefen 18. September 1786–10. Juni 1788 von Diedrich Deseniss Weimar und Jena

Frankfurt a. M.

Frankreich

Rom

1 Reichsthaler (Thaler, r‘, rt) = 24 Groschen (g, gr) = 288 Pfennig (d) = 576 Heller Reichsthaler Weimarisch Courant: Conventionsthaler zu 14/9 Reichsthaler (1 r‘ 5 g 4 d) Weimarisch Courant Laubthaler zu 15/8 Reichsthaler (1 r‘ 15 g) Weimarisch Courant 195 Reichsthaler Weimarisch Courant = 184 Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung = 180 Reichsthaler Conventionsmonze 1 Reichsthaler Weimarisch Courant = 12/13 Reichsthaler Conventionsmonze Reichsthaler Conventionsmonze: 131/3 Stock auf 1 Kplnische Mark (233,8 Gramm) Silber fein Silberparittt: 1 Reichsthaler Weimarisch Courant = 16,186 Gramm Silber fein 1 Reichsthaler (Thaler, r‘) = 90 Kreuzer (x) = 360 Pfennig (d) In Goethes Briefen 1786–1788 kommen nur vor: Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung: Laubthaler zu 18/15 Reichsthaler (1 r‘ 48 x) beim Kurs 762/3 (Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung) des Reichsthalers, Laubthaler zu 14/5 Reichsthaler Silberparittt: 1 Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung = 17,154 Gramm Silber fein 1 Livre (£) = 20 Sous (sol., s.) Silberparittt: 1 Þcu x 6 Livres (Laubthaler oder Neuthaler) = 26,3025 Gramm Silber fein 1 Laubthaler (Lb., Lbt.) = 11/2 Reichsthaler Conventionsmonze 1 Scudo Moneta (M ta) = 10 Paoli = 100 Baiocchi (Goethe: Bajock) Silberparittt: 1283/100 Scudi romani auf 1 Libbra Silber 22 Once oder 11/12 fein (1 Libbra di Roma = 339,156 Gramm) 1 Scudo romano = 24,2317 Gramm Silber fein ) 1,41 Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung

MZnze und Geldrechnung in Goethes Briefen

Neapel

XLIX

1 Ducato di Napoli (Ducato del Regno) = 100 Grana (Goethe: Gran) Silberparittt: 1 Ducato zu 518246/403 Acini Silber 403/480 fein = 4355/12 Acini Silber fein (1 Libbra di Napoli zu 7200 Acini = 320,759 Gramm) 1 Ducato di Napoli = 19,398 Gramm Silber fein ) 1,13 Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung Zahlungsmittel Goldmonzen

Silber monzen

Carld’or, Carolin oder franzpsischer Louisd’or (Wert: 4 Laubthaler)

Conventionsthaler

Dukat (Wert: 2 Laubthaler)

Laub- oder Neuthaler (d. i. Þcu x 6 livres tournois)

Louisd’or (alter L., deutsche Pistole), unterteilt in 5 Thaler (Wert: 51/4 r‘ Conventionsmonze) Zecchine, italienischer Dukat (Wert: ca. 2 Laubthaler)

Ducato (Neapel)

Piaster, spanischer (Wert in Rom im Februar 1787: 1 Scudo Moneta oder 100 Baiocchi) Scudo (Rom)

BRIEFE

18. SEPTEMBER 1786 – 10. JUNI 1788

KOM M EN TA R

1. An Charlotte von Stein

ÆVeronaæ, 18. September 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, Bl. 9–10. – Doppelblatt 7,2610,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 5 (vgl. zu 9,8). E: Briefe aus Italien (1886), 6 f., Nr 7. WA IV 8 (1890), 23 f., Nr 2507. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Charlotte von Stein (1742–1827) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zum Brief vom 7. Januar 1776 (GB 3 II) und zum Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 5. Januar 1785 (GB 6 II, Nr 1). – Als Goethe am 3. September 1786 inkognito von Karlsbad aus zu einem lyngeren Italienaufenthalt aufbrach, war außer seinem Sekretyr Philipp Seidel niemand in Weimar rber sein Reisevorhaben informiert. Selbst Charlotte von Stein, die seit rber zehn Jahren Goethes engste Vertraute in Weimar gewesen war, hatte er nicht in seine Plyne eingeweiht. Auch in den zwei Briefen an die Freundin aus der Zeit der Hinreise (Nr 1 und 6) gab Goethe nichts rber Grrnde, Ziel und Dauer seines Weggangs preis. Erst nach seiner Ankunft in Rom offenbarte er sich gegenrber den Freunden und Bekannten in Weimar. Frr Charlotte von Stein stellte der verheimlichte Aufbruch nach Italien einen eklatanten Vertrauensbruch dar. Tief gekrynkt reagierte sie auf die ersten Nachrichten aus Rom mit der Ankrndigung, die Beziehung nicht mehr fortfrhren zu ksnnen. Nur mit grsßten Anstrengungen gelang es Goethe, die Freundin allmyhlich zurrckzugewinnen. Die Briefe bis Ende Januar 1787 stehen ganz im Zeichen dieser Bemrhungen: Immer wieder ryumt Goethe sein Fehlverhalten ein, bedauert die zugefrgten Verletzungen, beteuert seine ungebrochene Liebe, bittet um Verzeihung und verspricht einen inneren Wandel. Erst als sich Charlotte von Stein wieder zu Goethe und ihrer Liebe zu ihm bekannte (vgl. zu 103,12–13), nahmen auch Alltagsthemen wieder breiteren Raum ein. Goethe berichtet ausfrhrlicher von seinem Leben und Erleben, von den Begegnungen mit der Kunst- und Kulturwelt, von Bekanntschaften und neu gewonnenen Freunden, von seinen Reisen nach Neapel und Sizilien sowie den Ausflrgen ins Umland Roms. Er informiert rber seine literarischen Arbeiten und die Bemrhungen, sich im Zeichnen fortzubilden, und zeigt sich interessiert an allem, was ihm Charlotte von Stein von sich und den Verhyltnissen in Weimar berichtet. Seit seinem ersten Brief aus Rom vom 7. bis 11. November 1786 (Nr 15) versuchte Goethe, Charlotte von Stein mindestens einmal

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BRIEF 1

wschentlich zu schreiben. Von kleineren Unterbrechungen abgesehen, die sich seit Ende April 1787 immer wieder einstellten, gelang es ihm auch, diesen Vorsatz im Wesentlichen einzuhalten (vgl. zu 123,17). Insgesamt sind 70 Briefe an Charlotte von Stein aus dem Zeitraum der Italienreise nachweisbar; 31 davon haben sich vollstyndig oder zumindest teilweise erhalten. Bis zum Aufbruch Goethes nach Neapel am 21. Februar 1787 ist die ƒberlieferung mit 22 Briefen lrckenlos. Aus dem rbrigen Zeitraum bis zum Beginn der Rrckreise Goethes nach Weimar am 24. April 1788 sind lediglich noch neun Briefe rberliefert (vgl. EB 29). Zu vermuten ist, dass Goethe auch von der knapp acht Wochen wyhrenden Rrckreise einige Briefe mehr an die Freundin geschrieben hat als nur den einzig erschließbaren vom 23. oder 24. Mai 1788 aus Mailand (EB 181). Außer den rberlieferten und im vorliegenden Band mitgeteilten Briefen verfasste Goethe frr Charlotte von Stein Aufzeichnungen in Form eines Tagebuches, beginnend mit dem 3. September, endend am 30. Oktober 1786. Die ersten vier Strcke wurden ohne Begleitschreiben am 14. Oktober 1786 rber Philipp Seidel an die Adressatin gesandt (vgl. zu 13,6–7). Das frnfte Strck schickte Goethe am 12. Dezember 1786 mit einem Begleitbrief (Nr 30) direkt an Charlotte von Stein. Die Tagebuchaufzeichnungen werden im vorliegenden Band nicht wiedergegeben, da sie bereits historisch-kritisch ediert und kommentiert sind (vgl. GT I 1, 157–318; GT I 2, 564–619). Die Bezugsbriefe Charlottes sind nicht rberliefert. Es drrften etwa 55 gewesen sein (vgl. zu 231,27). Sie sind auf Wunsch der Freundin umgehend vernichtet worden: Deine Briefe werden alle gleich verbrannt Æ:::æ. (125,22.) Goethe erbat sich seine Briefe von Charlotte von Stein wie auch von anderen Adressaten spyter zurrck, um sie bei der Arbeit an der „Italiynischen Reise“ zu verwenden. 3,1–2 Auf einem ganz kleinen Blqtchen Æ:::æ ein Lebenszeichen] Am 18. September 1786, gut 14 Tage nach seinem Aufbruch von Karlsbad und nachdem er die Alpen hinter sich gelassen hatte, schrieb Goethe die ersten Briefe von seiner Italienreise aus Verona nach Weimar. Insgesamt waren es mit dem vorliegenden frnf Briefe. Die anderen gingen an das Ehepaar Herder (Nr 2), Herzog Carl August (Nr 3), Christian Gottlob Voigt (Nr 4) und Goethes Sekretyr Philipp Seidel (Nr 5). Damit keine Spuren seines Aufenthaltsortes durch Postvermerke erkennbar wurden, schloss Goethe die Briefe dem Schreiben an Seidel bei, der als Einziger rber die Reise informiert war und zudem noch einmal ermahnt wurde, nichts rber Route und Ziel zu verraten (vgl. 9,9–10). Die Postsendung umfasste insgesamt frnf Doppelblytter. Um die beigeschlossenen Briefe besser einpassen zu ksnnen und um Gewicht zu sparen, sah sich Goethe veranlasst, msglichst kleinformatiges Papier zu verwenden. Mit Ausnahme des Briefes an Voigt wurde deshalb die frr den Seidel-Brief verwendete Bogengrsße halbiert (vgl. ƒberlieferung zu Nr 5). 3,5 ein treues Tagbuch gefmhrt] Goethe hatte seit dem Tag seiner Abreise von Karlsbad am 3. September ein „Reise-Tagebuch“ frr Charlotte von Stein gefrhrt:

SEPTEMBER 1786

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Da ich meine flmchtige Bemerckungen dieser Tage zusammenbringe, schreibe und hefte; so findet sich’s das sie beynahe ein Buch werden, ich widme es dir. (Reise-Tgb. 1, 9. September 1786; GT I 1, 175.) Das Tagebuch wuchs auf frnf Strcke an und reicht bis zum Tag nach der Ankunft Goethes in Rom, dem 30. Oktober 1786 (H: GSA 27/9; GT I 1, 159–318). Bis zum 14. September waren bereits die ersten beiden Strcke „von Carlsbad auf den Brenner in Tyrol. 1786“ und „vom Brenner in Tyrol bis Verona 1786“ niedergeschrieben (vgl. GT I 1, 159–205). Goethe verfasste das Tagebuch als eine Art Ersatz frr die bis dahin nahezu tyglich geschriebenen Briefe an die Freundin. 3,5 das Vornehmste] Hier im Sinne des ,Auswyhlens aus einer weniger werten Mehrheit‘; das ,Wichtigste‘, ,Hauptsychlichste‘, ,Bedeutendste‘ (vgl. Grimm 12 II, 1345–1347). 3,7 kannst du es in der Mitte Oktbr. haben] Goethe schickte die erste Lieferung seines „Reise-Tagebuchs“ mit dem „Ersten“ bis „Vierten Strck“ erst Mitte Oktober nach Weimar ab, und zwar von Venedig aus (vgl. zu 13,26–27), als sich abzeichnete, dass er Rom kaum vor Ende Oktober 1786 wrrde erreichen ksnnen. Goethe lag daran, dass Route und Ziel seiner Reise nicht vor seiner Ankunft in Rom bekannt wurden. Er schickte die Lieferung allerdings mit Fuhrleuten, so dass das Tagebuch erst im Dezember in Weimar eintraf und wegen einer Nachlyssigkeit Seidels sogar erst Ende des Monats in die Hynde Charlotte von Steins gelangte (vgl. zu 13,6–7). 3,9 einige Zeichnungen] Von der Reise bis Venedig sind mindestens 30 Zeichnungen Goethes rberliefert (vgl. Corpus II, 10–17, Nr 1–24; Corpus III, 9, Nr 1–2; Corpus VIa, 63 und 73, Nr 222 und 273; Corpus VIb, 24 f., Nr 50 und 51). 15 davon mit direktem Textbezug zum Tagebuch legte Goethe durchnummeriert der ersten Sendung seines „Reise-Tagebuchs“ bei (vgl. GT I 1, 323– 337 und GT I 2, 568 f.; vgl. auch Corpus II, 10–17, Nr 1, 5, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 16 und 22). Goethes Reisetagebuch selbst war auch mit einigen erlyuternden Zeichnungen illustriert (vgl. GT I 1, 180, 233, 252 und 287 f.). 3,9–10 In der Folge mehr.] Den letzten Teil seines Tagebuchs, „Reise Tagebuch von Venedig rber Ferrara Cento Bologna Florenz Peruggia pp nach Rom. Frnftes Strck. 1786“, das die Zeit vom 14. bis 30. Oktober 1786 umfasst, schickte Goethe am 12. Dezember 1786 an Charlotte von Stein (vgl. zu 48,24). Zu einer Fortsetzung des Tagebuchs in Rom kam es nicht mehr (vgl. 21,18–22). 3,11–12 An der Iphigenie wird starck gearbeitet] Goethe hatte das Manuskript einer im Sommer in Karlsbad fast fertiggestellten Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ mit auf seine Reise nach Italien genommen, um es frr die Versffentlichung in der Werkausgabe bei Gsschen erneut umzuarbeiten (vgl. GB 6 II, Datierung zu Nr 368; zu 4,3). Laut Tagebuch hatte er bereits am 12. September in Torbole am Gardasee und am 16. September in Verona daran gearbeitet (vgl. GT

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BRIEF 2

I 1, 196 und 216). Ebenfalls am 18. September informierte Goethe auch Herder und Herzog Carl August rber den Fortgang der Arbeiten (vgl. 4,1–7; 4,23–24). 3,14 Du bist in Kochberg] Charlotte von Stein reiste am 1. September 1786 wie meistens im September frr einige Wochen auf ihr Landgut nach Kochberg. „Ging ich nicht rbermorgen nach Kochberg ich kyme zu Ihnen“, schrieb sie am 30. August 1786 an den Freund Carl Ludwig von Knebel nach Jena (H: GSA 54/274,1, Bl. 68). 3,15 Fritzen] Friedrich von Stein, der 13-jyhrige Sohn Charlotte von Steins. Vgl. auch die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 10. Myrz 1785 (GB 6 II, Nr 44). 3,20–21 der Studente sagte: Æ:::æ wenn ich’s nicht sqhe] Nicht ermittelt. 3,23 Stein] Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein, der Ehemann Charlotte von Steins. 3,23 die Imhof] Louise von Imhoff, die acht Jahre jrngere Schwester Charlotte von Steins, lebte seit dem 8. Oktober 1785 wieder in Weimar. Vgl. auch GB 6 II, zu 98,8–9. 3,23 die Kleine] Charlotte von Steins Schwygerin Sophie von Schardt. 3,23 Ernst] Charlotte von Steins 18-jyhriger Sohn Ernst. Vgl. auch GB 6 II, zu 198,3–4.

2. An Johann Gottfried und Caroline Herder ÆVerona, 18. September 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der Brief war dem auf den 18. September 1786 datierten Brief an Philipp Seidel (Nr 5) beigeschlossen, dem noch drei weitere Briefe beigelegt waren (vgl. zu 9,8). Da auch der beigeschlossene Brief Nr 1 mit dem Datum 18. September 1786 versehen ist und starke inhaltliche Kongruenzen zwischen allen beigeschlossenen Briefen bestehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass der vorliegende Brief ebenfalls vom 18. September 1786, dem Tag der Abreise Goethes aus Verona, stammt. Die frnf Briefe waren die ersten, die Goethe nach seinem Aufbruch aus Karlsbad am 3. September 1786 von seiner geheim gehaltenen Italienreise nach Weimar sandte. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 7,2610,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; Text vollstyndig egh. gestrichen, Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss zu Nr 5 (vgl. zu 9,8).

SEPTEMBER 1786

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E: Briefe aus Italien (1886), 318 f., Nr 35. WA IV 8 (1890), 24 f., Nr 2508. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Johann Gottfried Herder (1744–1803) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zum Brief aus der Zeit zwischen Ende April und Mitte Mai 1771 (GB 1 II, Nr 80) und zum Brief vom 20. Februar 1785 (GB 6 II, Nr 32). – Wyhrend seiner Italienreise von September 1786 bis Juni 1788 war Herder nach Charlotte von Stein Goethes hyufigster Korrespondenzpartner. Frr diesen knapp 22 Monate umfassenden Zeitraum lassen sich 34 Briefe Goethes an Herder nachweisen, die zum Teil auch an dessen Gattin Caroline und einmal zugleich an deren Kinder gerichtet waren (vgl. Nr 2, 17, 26, 34, 61 und EB 96). Davon sind zwslf Briefe rberliefert, die bis auf einen, der Anfang Juni 1788 auf der Rrckreise von Rom nach Weimar in Konstanz geschrieben wurde (Nr 156), aus der Zeit bis Ende Februar 1787 stammen, also aus dem Zeitabschnitt bis zur Reise nach Neapel und Sizilien (Nr 2, 7, 17, 26, 34, 41, 46, 51, 58, 61, 71). Auch danach schrieb Goethe weiter regelmyßig an den Freund in Weimar, doch sind diese Briefe nicht erhalten (vgl. EB 32), ebenso wenig wie die Gegenbriefe Herders nach Italien, deren Zahl kaum unter der von Goethes Briefen gelegen haben drrfte. Johann Gottfried und Caroline Herder gehsrten zu dem Kreis von Freunden in Weimar, denen Goethe vor allem in den ersten vier Monaten seines Aufenthaltes in Rom regelmyßig schrieb. Herder besorgte wyhrend Goethes Abwesenheit Redaktion und Drucklegung der ersten autorisierten Werkausgabe des Freundes, die in 8 Bynden unter dem Titel „Goethe’s Schriften“ von 1787 bis 1790 im Verlag von Georg Joachim Gsschen in Leipzig erschien. Er erhielt alle in Italien fertiggestellten Manuskripte zur Endkorrektur und Weiterleitung an den Verlag. Die Arbeit an der Werkausgabe bestimmt weitgehend den Inhalt der Briefe. Darrber hinaus schildert Goethe seine Eindrrcke von den Begegnungen mit den Zeugnissen der Kunst-, Kultur- und Architekturgeschichte Roms und informiert Herder rber seine Bekanntschaften mit Krnstlern und anderen Perssnlichkeiten. 3,26 Ein kleines Blqtchen] Gemeint ist der vorliegende Brief, der auf einem kleinformatigen Doppelblatt geschrieben wurde, weil er als Beischluss zu Nr 5 versandt wurde (vgl. zu 3,1–2). 3,27 Wo ich auch sey] Goethe teilte seinen Aufenthaltsort und seine weiteren Reiseplyne bis zur Ankunft in Rom (29. Oktober 1786) nur seinem Sekretyr und Vertrauten Philipp Seidel mit (vgl. zu 9,1–2; zu 9,5). 4,1–2 An der Iphigenie wird gearbeitet] Vgl. zu 3,11–12. 4,2 soll sie Ende Oktbr aufwarten] Goethe schloss die Arbeiten an der neuen Dramenfassung erst Anfang Januar 1787 ab (vgl. zu 78,15–16). Am 2. Sep-

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BRIEF 3

tember hatte er gegenrber seinem Verleger Gsschen noch von Ende September/ Anfang Oktober 1786 als voraussichtlichem Termin der Fertigstellung gesprochen (vgl. GB 6 II, zu 234,24–26). Als Goethe Ende Oktober in Rom ankam, hatte er wahrscheinlich nur etwa die Hylfte des Textes rberarbeitet (vgl. 130,25–27). 4,3 die Musterbilder von Versen] Wahrscheinlich die schon mit Herder in Karlsbad durchgesprochenen ersten Versuche zu einer neuen Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ in der frnfhebigen Jambenstruktur des Blankverses (vgl. GB 6 II, zu 229,24 und zu 230,22). Ende August oder Anfang September hatte Goethe unter dem Eindruck von Sophokles’ „Elektra“ den Plan zu einer erneuten ƒberarbeitung gefasst (vgl. GB 6 II, Datierung zu Nr 368). 4,4–5 Nachdem mir das Æ:::æ Ohr endlich aufgegangen] Herder hatte Goethe wyhrend ihrer Gespryche in Karlsbad rber die Neubearbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ in Bezug auf die Versgestaltung wahrscheinlich zu einer Anlehnung an antike Muster geraten. Im Brief an Herzog Carl August wies Goethe am gleichen Tag in ganz yhnlicher Weise auf Herders Verdienst in der Sache hin (vgl. 4,23–25). 4,7 Du wirst es von meiner Hand geschrieben erhalten.] Goethe rbersandte am 13. Januar kein eigenhyndiges Manuskript, sondern eine durch einen Schreiber angefertigte Abschrift nach Weimar, die dann mit leichten Korrekturen Herders zur Vorlage des Druckmanuskripts frr die Versffentlichung in Band 3 von „Goethe’s Schriften“ bei Gsschen wurde (vgl. zu 79,1). 4,8 Gusteln] Herders 10-jyhriger Sohn August, Goethes Patenkind. 4,13–14 h o f f e w i e d e r g e b o h r e n z u r m c k z u k o m m e n ] Goethe versprrte von frrhester Jugend an eine große Affinityt zu Italien und insbesondere zu Rom. Die aus seiner Sehnsucht nach diesem Land entstandenen Erwartungen wurden wyhrend seines Aufenthaltes dort weitgehend erfrllt oder noch rbertroffen. Das Gefrhl des ƒberwyltigtseins durch die Grsße und Vielfalt des Gesehenen und Erlebten drrckte er besonders wyhrend der ersten Wochen in Rom immer wieder rber das Bild der ,Wiedergeburt‘ aus (vgl. 42,10–11; 55,1; 62,31–33; 68,6–7; 114,32–33). Frr Herder war die †ußerung allerdings noch kryptisch, da er nicht wusste, wo Goethe sich aufhielt. 4,15–17 Ich habe Gnschen Æ:::æ die Aushqngebogen zuschicken] Im Brief vom 2. September 1786 (vgl. GB 6 I, 235,11–16). Erst jetzt wurde auch Herder darrber informiert, dass er an der Drucklegung von „Goethe’s Schriften“ teilnehmen sollte. 4,18 deine Wohlthat] Herder hatte den Entstehungsprozess der ersten Versfassung der „Iphigenie“ im Sommer 1786 begleitet und Goethe wahrscheinlich auch bei der Entscheidung frr eine nochmalige Umarbeitung des Textes in Blankverse beraten (vgl. auch zu 4,3). 4,18 die Kinder] Gottfried (geb. 1774), August (geb. 1776), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Luise (geb. 1781) und Emil Herder (geb. 1783).

SEPTEMBER 1786

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3. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆVerona, 18. September 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Frr den vorliegenden Brief treffen die gleichen Bedingungen zu wie frr Nr 2.

ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 48–49. – Doppelblatt 7,4610,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte, am linken Rand aufgeklebt; S. 1 oben Mitte von fremder Hd, Tinte: „Oct. 1786.“; S. 4 an den oberen Ecken rote Siegelreste; an allen Ryndern und im Mittelbruch restauriert. – Beischluss zu Nr 5 (vgl. zu 9,8). E: Goethe-Carl August (1863) 1, 58 f., Nr 29. WA IV 8 (1890), 25 f., Nr 2509. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Herzog Carl August (1757–1828) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 23.–26. Dezember 1775 (GB 3 II) und vom 15. August 1785 (GB 6 II, Nr 129). – Mit Herzog Carl August blieb Goethe wyhrend seines gesamten Italienaufenthaltes in regelmyßigem Kontakt. Zwischen September 1786 und Mai 1788 schrieb er 24 Briefe an den Herzog, in jedem Monat mindestens einen. Nur frr den April 1787, als sich Goethe auf seiner Rundreise durch Sizilien befand, ist kein Brief nachweisbar. 21 dieser Briefe sind rberliefert (vgl. im ƒbrigen EB 3, EB 35 und EB 43). Briefe Carl Augusts an Goethe wyhrend der Zeit der Italienreise sind nicht erhalten, jedoch lassen sich noch mindestens 17 nachweisen (vgl. die Bezugsbrieferlyuterungen dieses Bandes zu den Briefen an Carl August). Neben Charlotte von Stein und Herder war Carl August der wichtigste Korrespondenzpartner in Weimar, mit dem Goethe den Austausch auch rber perssnliche Angelegenheiten und Probleme suchte. Goethe war dabei vor allem darum bemrht, das gute Verhyltnis zu seinem Freund und Dienstherren aufrechtzuerhalten und den Herzog allmyhlich darauf vorzubereiten, dass er nach seiner Rrckkehr seine Dienstgeschyfte nicht im gleichen Umfang wie zuvor betreiben wollte. So thematisierte Goethe immer wieder Sachund Personalfragen aus seinen bisherigen Ressorts und machte Vorschlyge frr Verynderungen. Auch diskutierte er mit Carl August regelmyßig die politische Situation in Deutschland und Europa, die durch das Engagement des Herzogs als Verbrndeter der Großmacht Preußen große Bedeutung frr Weimar erhielt. Von 1787 an nahmen die Reiseplyne von Herzoginmutter Anna Amalia frr Italien einen immer breiteren Raum in der Korrespondenz ein, wobei Goethe zunychst als Begleiter der Herzogin vorgesehen war. Weiterhin berichtete Goethe von seinem Leben

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BRIEF 4

in Rom, seinen Erlebnissen und Bekanntschaften. Besonders hob er dabei die praktischen und theoretischen Studien im Bereich der Bildenden Kunst hervor, beschrieb einzelne besonders eindrucksvolle Werke der Kunstgeschichte und verstyndigte sich mit Carl August darrber, welche Originale oder Nachbildungen von Bildern, Radierungen, Skulpturen, Gemmen und Mrnzen er frr die herzoglichen Sammlungen erwerben sollte. 4,20 Aus der Einsamkeit und Entfernung] Der Brief wurde in Verona geschrieben, der ersten lyngeren Zwischenstation Goethes auf seiner Reise nach Rom in Italien. Goethe hielt sich hier vom 14. bis 19. September auf (vgl. GT I 1, 198–225). 4,21–22 daß Sie glmcklich mngen Æ:::æ angelangt seyn] Der Herzog war am 7. September von seinem Sommeraufenthalt in Karlsbad, das er am 28. August verlassen hatte, nach einem Umweg rber Teplitz, Prag und Dresden nach Weimar zurrckgekehrt: „Heute Nachmittag um 4 Uhr kahmen Durch‘. Herzog aus dem Karlsbad wiederum gesund und wohl hier an.“ (FB 1786, S. 224; vgl. auch GB 6 II, zu 228,16–17.) 4,23 arbeite die Iphigenie durch] Vgl. zu 3,11–12. 4,25 Herder hat mir Æ:::æ die Ohren gerqumt.] †hnlich schreibt Goethe am selben Tag an Herder, es sei ihm das lang muthwillig verschloßne Ohr endlich aufgegangen (4,4–5; weiter vgl. zu 4,4–5). 4,27 Alsdann gehts an die Zueignung] Wyhrend seines Aufenthalts in Vicenza entschloss sich Goethe, die „Zueignung“ seiner bei Gsschen erscheinenden „Schriften“ nicht in der anfynglich geplanten Form zu bringen: Meine angefangne Zueignung ans deutsche Publikum werf ich ganz weg und mache eine neue, sobald die Iph. fertig ist. (Reise-Tgb. 3, 23. September 786; GT I 1, 233.) Statt der ursprrnglichen Absicht, als Zueignung eigens ein neues Gedicht zu schreiben, entschied sich Goethe schließlich dafrr, die ersten 14 Strophen seines Epenfragments „Die Geheimnisse“ (1784/85) zu verwenden (vgl. zu 55,20–21). Goethe schickte den fertigen Text am 27. Januar 1787 an Herder (vgl. 97,6–9). Das Gedicht ersffnete unter dem Titel „Zueignung“ den 1. Band von „Goethe’s Schriften“ (S. XVII–XXVI), der im April 1787 erschien. Vgl. dazu auch GB 6 II, zu 234,21. 4,28 Av i b u s ] Dativ Plural von lat. avis: Vogel. Mit ,Vsgeln‘ sind allgemein die Freunde oder Leser gemeint in Anspielung auf Goethes Abschiedsgeburtstagsfest in Karlsbad am 28. August 1786 (vgl. GB 6 II, zu 229,5 und zu 229,7–8). 4,28–29 immer so weiter gehn] Goethe hatte außer der „Iphigenie“ noch weitere Manuskripte im Gepyck, die er frr die geplante Ausgabe seiner Werke bei Gsschen bearbeiten wollte, so noch die zu vollendenden Dramen „Egmont“ (Bd 5), „Torquato Tasso“ (Bd 6) und „Faust“ (Bd 7). Vgl. zu 94,8. 7,1 Wo ich bin verschweig ich noch eine kleine Zeit.] Schon zu Beginn seiner Reise hatte Goethe den Vorsatz gefasst, den Freunden in Weimar sein Reise-

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ziel erst nach der Ankunft in Rom mitzuteilen (vgl. zu 9,12–13). Carl August wurde darrber im Brief vom 3. November 1786 (Nr 11) informiert. 7,3–5 Schon fmhle ich Æ:::æ Menschen wieder zurmck] Unvollstyndige Satzkonstruktion; Flrchtigkeitsfehler, wahrscheinlich bedingt durch den folgenden Seitenwechsel. 7,6 B.] Berlin. – Der neue Herr (7,6–7), der preußische Ksnig Friedrich Wilhelm II., hatte die Residenz nach dem Tod seines Vorgyngers Friedrich II. am 17. August 1786 sofort von Sanssouci nach Berlin verlegt. 7,7–8 Was Sie fmr Theil daran nehmen?] Carl August trat erst am 15. November 1786 eine Reise nach Berlin an und kehrte am 30. Dezember 1786 nach Weimar zurrck (vgl. FB 1786, S. 292 und 331). Da der Herzog eine wichtige Rolle in der Frrstenbundpolitik spielte, glaubte Goethe, dass er sich msglicherweise bereits zu politischen Gesprychen in Berlin aufhalte (vgl. GB 6 II, zu 228,17–18). 7,9 Gemahlinn Æ:::æ mit dem Kleinen gerne wohl dencke] Herzogin Louise war am 18. Juli 1786 mit einer Tochter, Prinzessin Caroline Louise, niedergekommen (vgl. GB 6 II, zu 219,19–20). 7,10–11 unter fremdem Nahmen etwas zu bitten] Goethe reiste inkognito (vgl. zu 18,21; vgl. auch GB 6 II, zu 242,24). 7,11–12 Brief Æ:::æ mit fremder Unterschrifft] Ein derartiger Brief ist bisher nicht bekannt. 4. An Christian Gottlob Voigt

ÆVerona, 18. September 1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Frr den vorliegenden Brief treffen die gleichen Bedingungen zu wie frr Nr 2.

ƒBERLIEFERUNG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 15858. – Doppelblatt 9,36 13,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Antwortvermerk, Tinte: „resp. d. 20. Nov. 1786“. – Beischluss zu Nr 5 (vgl. zu 9,8). E: Goethe-Voigt1 (1868), 121–123, Nr 1. WA IV 8 (1890), 26–28, Nr 2510. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 20. November 1786 (vgl. ƒberlieferung). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Voigt vgl. auch die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 1. Februar 1784 (GB 5 II). – Christian Gottlob Voigt (1743–

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1819) wurde als viertes Kind des Rats und Amtmanns Gottlieb Wilhelm Voigt und dessen Frau Christiana Sophia geb. Mrller in Allstedt geboren. Die Familie Voigt stammte aus Weimar und stand seit Generationen in Diensten des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach. Auch Christian Gottlob Voigt schlug eine Laufbahn als Verwaltungsbeamter ein, die ihn in 50 Jahren bis an die Spitze der wichtigsten Gremien des Landes frhrte: Nach seinem Jurastudium in Jena war er 1766 in Weimar als Hofadvokat und Akzessist an der Bibliothek tytig. 1769 trat er die Nachfolge seines Vaters als Justizamtmann in Allstedt an und wurde 1777 als Regierungsrat nach Weimar berufen. War er bis dahin eher langsam in seiner Beamtenlaufbahn vorangeschritten, wurde seine Karriere ab dem Zeitpunkt der Zusammenarbeit mit Goethe (1783) nachhaltig gefsrdert und beschleunigt: 1783 wurde er Geheimer Archivar, 1784 Hof- und Regierungsrat, 1788 zusytzlich Mitglied des Kammerkollegiums zu Weimar und schon ein Jahr spyter Geheimer Regierungsrat. 1791 trat Voigt als Geheimer Assistenzrat ins Geheime Consilium ein, 1794 wurde er Geheimer Rat. 1803 stieg er zum Kammerprysidenten und 1807 zum Oberkammerprysidenten beider Kammern (Weimar und Eisenach) auf. Wie Goethe erhielt er 1804 den Titel ,Exzellenz‘. Damit war er unter den Ministern – neben Goethe – der wichtigste und engste Vertraute des Herzogs. Als er 1815 zum Wirklichen Geheimen Rat und Prysidenten des Staatsministeriums ernannt wurde, war er seit mindestens zehn Jahren faktisch der Erste Minister des Herzogtums. Dem schnellen Aufstieg Goethes in der Weimarer Administration stand Voigt anfangs kritisch gegenrber: „Herr Geh. Rath Goethe ist geadelt worden; wollen sehen, was er als Herr von Goethe leisten wird.“ (Voigt an Gottlieb Hufeland, 14. Juli 1782; Aus Weimars Glanzzeit, 41.) Erst nachdem er 1783 in die von Goethe geleitete herzogliche Bergwerkskommission eingetreten war, ynderte sich durch die enge Zusammenarbeit bei der Wiedereinrichtung des Kupfer- und Silberbergbaus in Ilmenau seine Einstellung. Goethe sei „wirklich ein Mann, dessen Liebe kein edles Herz zu erwerben sich schymen darf. Je nyher ich ihn kennen lerne, je mehr innere Grte entdecke ich an ihm.“ (Voigt an Gottlieb Hufeland, 12. Myrz 1784; Aus Weimars Glanzzeit, 45.) Ende 1785 band Goethe Voigt mit der Ernennung zum Konkommissar bei der Ilmenauer Steuerkommission noch styrker in seine Amtsgeschyfte ein. Aus der gemeinsamen Arbeit entwickelte sich eine wachsende gegenseitige Wertschytzung und seit Ende der 1780er Jahre auch eine perssnliche Freundschaft, die zeit ihres Lebens anhielt. In den „Tag- und Jahresheften“ von 1806 bezeichnete Goethe Voigt als treuen und ewig unvergeßlichen Geschqftsfreund (WA I 35, 269), und Voigt versicherte Goethe in einem Brief vom 19. Juli 1816, dass es „der schsnste Teil meines armen Lebenslaufes“ gewesen sei, „mit Ihnen frr Vaterland und Wissenschaft gelebt zu haben.“ (Goethe-Voigt2 4, 238.) Voigt war stets Mitkommissar Goethes bei den verschiedenen Kommissionen frr Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena und teilte sich mit ihm von 1815 bis zu seinem Tod 1819 auch in die

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Verwaltung der ,Oberaufsicht rber die unmittelbaren Anstalten frr Wissenschaften und Kunst in Weimar und Jena‘. Die beiden bildeten somit eine „amtliche Personaleinheit“ (FA/Goethe I 27, 1027). Frr ihren umfangreichen Briefwechsel ist eine Mischung aus amtlichen und privaten Inhalten bei zunehmender Vertrautheit charakteristisch. – Wyhrend sich Goethe in Italien aufhielt, frhrte Voigt die Bergwerks- sowie die Ilmenauer Steuerkommission allein weiter. Voigt war der einzige Beamtenkollege in Weimar, mit dem Goethe von Italien aus regelmyßigen brieflichen Kontakt hielt. Voigt hatte ihn rber den Fortgang der Arbeiten am Bergwerk, vor allem rber das Abteufen der neuen Schachtanlage, sowie rber die Vermessung des Amtes Ilmenau auf dem Laufenden zu halten. Goethe zeigte sich mit den Berichten und den von seinem Kollegen getroffenen Maßnahmen weitgehend einverstanden und konnte so im Laufe der Zeit immer mehr auf die Diskussion von Detailfragen verzichten. Zwischen dem 18. September 1786 und 9. Februar 1788 schrieb Goethe sechs Mal an Voigt. Dieser antwortete mit mindestens zehn Briefen, was aus den Antwortvermerken Voigts auf den Briefen Goethes hervorgeht. Seine Briefe sind nicht rberliefert. 7,14 Ihrer und unsrer gemeinsamen Geschqffte] Goethe leitete von Beginn an gemeinsam mit Johann August Alexander Kalb und Johann Ludwig Eckardt die am 14. November 1777 gegrrndete Ilmenauer Bergwerkskommission. Nach dem Ausscheiden Kalbs (1782) und Eckardts (1783) wurde 1783 der Geheime Archivarius Christian Gottlob Voigt Goethes neuer Mitarbeiter. In den Jahren 1781 und 1782 war Goethe zudem im Auftrag der herzoglichen Kammer damit beschyftigt, die Missstynde im Ilmenauer Steuerwesen zu beheben. Am 30. Dezember 1785 wurde Voigt zum Konkommissar bei der Ilmenauer Steuerkommission berufen. 7,22 ein Briefchen] Goethe, der sich noch in Verona aufhielt und von dort nach Venedig reiste, ließ die Nachricht rber seinen Aufenthalt in Italien dem Weimarer Freundeskreis erst kurz nach seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober zukommen (vgl. Nr 10). 7,24–25 die Ilmenauer Messung] Noch vor Goethes Abreise aus Weimar am 22. Juli 1786 hatte eine Neuvermessung des Amtes Ilmenau begonnen. Vor dieser Neuvermessung des Landes und der daraus resultierenden Neuerstellung des amtlichen Grundstrcksverzeichnisses waren die direkten Steuern in Form von Grundsteuern eingezogen worden, ohne dass die Grundstrcke rberhaupt vermessen und nummeriert worden waren. Die Hshe der Steuern, die die Eigentrmer zu entrichten hatten, war demnach willkrrlich festgesetzt. Die bereits zur Regierungszeit der Herzogin Anna Amalia geplante, finanziell aufwyndige Neuvermessung konnte erst nach der Sanierung des Steuerwesens durch Goethe in Gang gebracht werden und wurde 1796 abgeschlossen. 7,25 vielleicht ist der Herbst gmnstiger] Der Herbst blieb regnerisch und strrmisch. Nach einigen wenigen warmen Tagen Anfang Oktober gab es den ersten

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Schnee bereits am 17. Oktober, und es blieb weiterhin kalt (vgl. Knebel, Tgb. [24. September–21. Dezember] 1786, Bl. 33–46). 8,1 Die Ordnung bey der Casse dauert fort] Goethe war am 6. Juli 1784 mit der Leitung der Ilmenauer Steuerkommission betraut worden. Zu seinen Aufgaben gehsrte die Revision der Steuerkasse, die sich durch betrrgerische Machenschaften der Steuereinnehmer und durch Schulden, die noch aus dem Siebenjyhrigen Krieg (1756–1763) stammten, in einem desolaten Zustand befand (vgl. Goethe und Ilmenau, 123–134). Es gelang ihm, Ilmenau von den Schulden zu befreien und das Steuerwesen derart zu sanieren, dass die Steuerlast der Bewohner gemindert werden konnte (vgl. Goethe und Ilmenau, 108–134). 8,3 unserm Bergwercke] Goethes im Folgenden geyußerte Befrrchtungen waren unbegrrndet. Voigt konnte sie mit seinem Antwortbrief vom 20. November weitgehend entkryften. 8,3–4 daß das Wasser noch nicht herbey gebracht sey] Im Ilmenauer Bergbau wurde das durch die Bergleute losgehauene Gestein durch einen so genannten Wassergspel, eine durch Wasser betriebene Fsrderanlage, aus dem Schacht heraustransportiert. Zu diesem Zweck musste ein krnstlicher Wassergraben gebaut und der aus frrherer Zeit stammende Graben wieder instand gesetzt werden, um eine styndige Wasserzufuhr gewyhrleisten zu ksnnen. Der Wassergspel konnte im November 1786 in Betrieb genommen werden (vgl. Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Weimar 1983, S. 49 f.). 8,4–5 von der Treibe bis zum Treibhaus sey der Graben in Ordnung] Goethe bezieht sich hier vermutlich auf das neu angelegte Strck des Wassergrabens, der sich vom Maschinenhaus (Treibhaus) in srdlicher Richtung bis zu dem aufgelassenen Ernst Wilhelm-Schacht erstreckte. Am 5. August 1786 war Wasser in den krnstlichen Graben geleitet worden, der die Wasserzufuhr frr die Maschinen, die zum Niederbringen des Schachtes benstigt wurden, gewyhrleisten sollte. Voigt stellte am 8. August fest, dass sich das Wasser andere Wege suchte und dabei große Mengen verloren gingen. Der Berggraben wurde am 2. Oktober 1786 fertiggestellt, musste aber in der Folgezeit immer wieder ausgebessert werden. – Treibe: Weg oder Weide (vgl. Grimm 11 I.2, 3). 8,5–6 beym Kohlenwercke mache das Gefluder zu schaffen] Gemeint ist der Steinkohlenabbau bei Kammerberg und Manebach, srdlich von Ilmenau gelegen. An dem Steinkohlenbergbau, der der herzoglichen Kammer unterstand, frhrte der Wassergraben entlang, der das Wasserrad zur Fsrderung der Gesteine aus dem Schacht antrieb (vgl. Claudia Fiala: Zur Geschichte des Steinkohlenbergbaus. In: Manebach im Thrringer Wald und seine Geschichte. Bergbau, Fossilien, Glas, Masken. Hrsg. vom heimatgeschichtlichen Verein Manebach e. V. Ilmenau-Manebach 1999, S. 59–69). – Gefluder: „breite, hslzerne Rinne zum Auffangen und Ableiten des Wassers“ (GWb 3, 1227).

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8,6–7 an andern Orten Æ:::æ noch Wasser durchlaße] Auch nach der Instandsetzung des Wassergrabens (vgl. die vorhergehenden Erlyuterungen) gab es noch undichte Stellen, an denen das Wasser austrat und die umliegenden Felder rberflutete. Bei seinem letzten Aufenthalt in Ilmenau vor seiner Italienreise (12.– 17. Juni 1786) hatte Goethe Abfindungszahlungen frr die geschydigten Bauern angeordnet (vgl. Goethe und Ilmenau, 188 f.). 8,7–8 das Abteufen des Schachtes] Unter Abteufen versteht man das Niederbringen eines Schachtes. Die Arbeiten am Neuen Johannisschacht hatten am 24. Februar 1784 mit einer Ersffnungsfeier und dem ersten Spatenstich begonnen. Man hoffte, in etwa 240 m Tiefe auf ein ergiebiges Kupferschieferflsz zu stoßen. Das Gestein wurde losgeschlagen, in Krbel gefrllt, mit Hilfe von Seilwinden zu Tage gefsrdert und auf eine Halde verbracht. Das Abteufen erfolgte zunychst durch eine von drei Bergleuten bediente Handhaspel. Durchschnittlich wurden 26 cm Gestein tyglich abgeteuft (vgl. Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Weimar 1983, S. 48 f.). In 180 m Tiefe reichte Menschenkraft allein nicht aus, um die Gesteinslasten zu Tage zu fsrdern, so dass 1785 eine durch Wasserkraft angetriebene Fsrdermaschine eingebaut werden musste. Der Schacht bestand aus drei ,Trrmern‘, zwei Fsrdertrrmern und einem mit Leitern versehenen Fahrttrum. 8,8 Maas] Hier feminin gebraucht, im Sinne von „angemessene und abgemessene art“ (Grimm 6, 1731). 8,11 die 2te Nachricht ans Publikum] Die „Zweyte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“, die von Voigt verfasst wurde und am 1. Februar 1787 gedruckt erschien. Diese „Nachrichten“ waren als Mitteilungen rber den Zustand und die Fortschritte des Unternehmens frr die ,Gewerken‘, die Inhaber von wertpapieryhnlichen Anteilscheinen am Ilmenauer Bergbau, von so genannten Kuxen, gedacht. Die Teilhaber wurden auch rber die aufgewendeten Kosten informiert und waren zu eventuellen Nachzahlungen verpflichtet. Geplant war, dass am Ende eines jeden Jahres eine „Nachricht“ erscheinen sollte. Frr das Jahr 1785 blieb sie zunychst aus, da man die Vollendung der Fsrdermaschinerie und die Fertigstellung des Wassergrabens abwarten wollte. Die hier genannte „Zweyte Nachricht“ bezog sich demnach auf die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre, 1785 und 1786. 8,12–13 ob sie gefertigt und publicirt werden kann] Wann Voigt Goethe rber das Erscheinen der „Zweyten Nachricht“ informierte, ist nicht bekannt. Goethe zeigte sich mit ihrer Abfassung jedoch sehr zufrieden (vgl. 142,6–8). 8,15 die Bestellung der Bevollmqchtigten] Gemeint ist die Ernennung von Sprechern, die die Anteilseigner auf den alle frnf Jahre stattfindenden Gewerkentagen vertreten sollten. Als Bevollmychtigter konnte nur ernannt werden, wer selbst zehn Kuxe besaß und frr mindestens 90 weitere Kuxe stellvertretend eintrat. Zu den Aufgaben der Bevollmychtigten gehsrte die ƒberprrfung des Rechnungswesens

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am Jahresende sowie die Vertretung der Anteilseigner, die ihnen die Vollmacht erteilten, „rber die zur Berathschlagung kommende Geschyfte abzustimmen, die von der Frrstl. Bergwerks-Commission an die Gewerkschaft ergehenden Zufertigungen anzunehmen, die erforderlichen Vorstellungen und Vorschlyge zu thun, Geld in Empfang zu nehmen, und darrber zu quittieren, auch sonst alles in diesen Bergwerks-Angelegenheiten Æ:::æ zu besorgen, was einen besonderen Auftrag erfordert“ (Vollmachtserklyrung in: Erste Nachricht, nach S. 16). Der erste Gewerkentag hatte am 28. April 1784 stattgefunden, ein weiterer folgte vom 6. bis 11. Juni 1791 (vgl. Goethe und Ilmenau, 211–215). Ob es dazwischen zu einer weiteren Zusammenkunft kam, ist nicht bekannt. 8,16 unsrer letzten Abrede] Goethe und Voigt waren vom 12. bis 16. Juni 1786 gemeinsam nach Ilmenau gereist, wo sie den fertiggestellten Wassergraben begutachteten und u. a. auch rber die Behebung der noch vorhandenen Myngel berieten (vgl. Goethe und Ilmenau, 188 f.). 8,18 einige ansehnliche Gewercken] 1783 war die Gewerkschaft mit 1000 Kuxen gegrrndet worden. Der Preis frr einen Kux betrug 20 Taler. Da eine so große Anzahl von Kuxen nicht allein im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach abzusetzen war, wurden auch außerhalb des Herzogtums Geldgeber gesucht. Die Gewerken erhielten „freye Disposition rber ihre Kuxe und Ausbeuten, solche nach Gefallen zu verpfynden oder gar zu veryußern“ (Nachricht von dem ehmaligen Bergbau bey Ilmenau in der Grafschaft Henneberg und Vorschlyge ihn durch eine neue Gewerkschaft wieder in Aufnahme zu bringen. Weimar 1783, S. 19). 1786 gingen die Einnahmen aus dem Verkauf von Kuxen stark zurrck, so dass weiterhin nach Gewerken gesucht wurde (vgl. Hans Eberhardt: Goethes Umwelt. Forschungen zur gesellschaftlichen Struktur Thrringens. Weimar 1951, S. 60). 8,20 substituiren] Ersetzen, austauschen. 8,20–21 Bertuch, Pflanz in Gera, Schlnzer p. Wieland p Æ:::æ dazu.] Dem Verleger Friedrich Justin Bertuch, dem Geheimen Kammerrat Johann Jakob Flanz, dem Geschichtsprofessor und Publizisten August Ludwig Schlszer aus Gsttingen und Christoph Martin Wieland gehsrten durch den Besitz von jeweils zehn Kuxen genug Anteile am Ilmenauer Bergbau, um als Bevollmychtigte am Gewerkentag aufzutreten (vgl. zu 8,15 sowie Gewerkenbuch Ilmenau; ThHStA, Sign.: B 16350, Nr 175–178). 8,22–23 wie es mit der Casse aussieht?] Gemeint ist hier das Rechnungswesen des Ilmenauer Bergwerks. Vgl. zu 8,18. 8,23–24 ob die Rechnung des vorigen Jahrs nun vnllig berichtigt?] Das Rechnungswesen des Ilmenauer Bergbaus wurde vom Frrstlichen Kriegsregistrator Johann Georg Seeger als zustyndigem Rechnungsfrhrer geleitet. Durch die „mrhsamere Einnahme der gewerkschaftlichen Nachzahlungen und die vermannichfaltigte Ausgabe bey dieser Hauptcasse“ war es nstig geworden, Seeger in dieses Amt

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einzusetzen (Zweyte Nachricht, 2). Da 1786 keine „Nachricht“ rber den Ilmenauer Bergbau erschienen war, weil man abwarten wollte, auf welche Hshe sich die Kosten frr die Fsrdermaschinerie und die Ausbesserung des Wassergrabens belaufen wrrden, wurde die „Zweyte Nachricht“ von den Anteilseignern mit Spannung erwartet. 8,25 mein nqchstes] Goethe schrieb seinen zweiten Brief an Voigt aus Italien erst am 3. Februar 1787. Inzwischen hatte ihn Voigt schon rber die wichtigsten Punkte informiert, die das Ilmenauer Bergwerksunternehmen betrafen (vgl. zu 109,3; zu 109,11). 8,26 die Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria geb. Hufeland verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1785 lebten Caroline (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774). 8,33 mein Verlangen bald nach W. zurmckzukehren] Damit wollte Goethe Voigt vermutlich beruhigen. Seine Rrckkehr war ursprrnglich frr Ostern 1787 vorgesehen.

5. An Philipp Seidel

Verona, 18. September 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 10,5614,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Beischlrsse: Nr 1, 2, 3, 4 (vgl. zu 9,8). E: Goethe-Seidel (1871), 334, Nr 4. WA IV 8 (1890), 29, Nr 2511. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ƒber Goethes Sekretyr Philipp Seidel (1755–1820) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 23. Mai 1778 (GB 3 II) und vom 23. Juli 1786 (GB 6 II, Nr 356). – Frr den Zeitraum des vorliegenden Bandes, Goethes fast zwei Jahre wyhrende italienische Reise, sind 27 Briefe an Seidel rberliefert, die sich bis auf einen (Nr 86) alle in einem aus Seidels Familienbesitz stammenden Konvolut der Pierpont Morgan Library in New York befinden. Zwei weitere sind erschließbar (EB 24 und EB 37). Der vorliegende erste Brief datiert vom 18. September 1786 aus Verona, der letzte vom 19. April 1788, frnf Tage vor Goethes Abreise aus Rom. Seidel hat Goethe mit mindestens 28 Briefen geantwortet, von denen aber keiner rberliefert ist (vgl. die Bezugsbrieferlyuterungen dieses Bandes zu den Briefen an Seidel). Der Adressat war frr

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Goethe wyhrend der Zeit der Italienreise die wichtigste Vertrauens- und Kontaktperson in Weimar. Er war als Einziger von Anfang an in die Reiseplyne eingeweiht, frhrte in Goethes Abwesenheit das Haus, krmmerte sich um die laufenden Geschyfte und die Aufrechterhaltung des Weimarer Postverkehrs und hielt den Kontakt zu den verschiedenen Dienststellen am Hof sowie zu Freunden und Bekannten. Er verwaltete Goethes Finanzen, veranlasste die Geldrberweisungen frr den Unterhalt in Italien und war der Bevollmychtigte frr die Edition von „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen. Darrber hinaus hatte Seidel Goethe stets rber Personen, Geschehnisse und Stimmungen in Weimar auf dem Laufenden zu halten. Diese Angelegenheiten bestimmen im Wesentlichen auch den Inhalt des Briefwechsels. Hinzu kommen gelegentlich noch perssnliche Anliegen Seidels, so etwa seine Bitte um Unterstrtzung bei einer Befsrderung an der herzoglichen Kammer. Seidel berichtet zudem von seinen naturkundlichen Studien und einigen seiner Schriften, etwa zum Geldwesen oder zur Rolle der Geschlechter. Mit der Rrckkehr Goethes von Rom nach Weimar im April 1788 bricht die Korrespondenz wieder ab, wie es schon vor Goethes Reise kaum Grund frr einen Briefwechsel gegeben hatte. 9,1–2 Verona von wo ich heute abgehn werde] Goethe war am 14. September 1786 vom Gardasee kommend in Verona eingetroffen. Er verließ die Stadt am 19. September mit dem Ziel Vicenza, wo er noch am gleichen Tag eintraf (vgl. GT I 1, 198 und 225). 9,5 Von Venedig erhqlst du wieder einen Brief] Goethe erreichte Venedig am Abend des 28. September und blieb bis zum 14. Oktober 1786. Den angekrndigten Brief schrieb er am letzten Tag seines Aufenthaltes (Nr 9). 9,5–6 von dort die Iphigenia abschicken] Im Brief vom 2. September 1786 hatte Goethe Seidel noch mitgeteilt, er werde die Iphigenie sobald als mnglich schicken (GB 6 I, 233,28–234,1). Gut zwei Wochen spyter ging er noch immer von einer baldigen Fertigstellung des umgearbeiteten Dramas bis spytestens Mitte Oktober 1786 aus (vgl. zu 3,11–12; zu 4,2). Tatsychlich konnte er die Arbeiten an der neuen Versfassung aber erst um den Jahreswechsel 1786/87 abschließen und schickte eine Abschrift des Dramenmanuskripts am 13. Januar rber Seidel an Johann Gottfried Herder nach Weimar, wo sie am 29. Januar eintraf (vgl. zu 80,1). 9,6–7 vor Ende Oktbr bequem in Weimar seyn] Die Postlaufzeit von Norditalien nach Weimar betrug etwa 14 Tage. 9,7 noch eine Stelle in der S t e l l a zu qndern] Diese Korrektur schickte Goethe mit seinem Brief vom 2. bis 9. Dezember 1786 an Herder (vgl. zu 41,29–30). 9,8 beyliegenden Briefen] Gemeint sind die Briefe an Charlotte von Stein (Nr 1), Johann Gottfried und Caroline Herder (Nr 2), Herzog Carl August (Nr 3) und Christian Gottlob Voigt (Nr 4).

OKTOBER 1786

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9,12–13 Von Rom schreib ich gleich] Nach seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober schrieb Goethe seinen ersten Brief an Seidel am 4. November 1786 (Nr 12). Vorausgegangen waren lediglich Briefe an den Freundeskreis in Weimar am 1. November (Nr 10) und an Herzog Carl August am 3. November 1786 (Nr 11). 9,16 Ich bin fleisig im Aufschreiben und notiren.] Goethe frhrte ein perssnliches Tagebuch von seiner Reise nach Rom (vgl. Reise-Tgb.; GT I 1, 157– 319), das frr Charlotte von Stein bestimmt war (vgl. die erste Erlyuterung zu 3,5).

6. An Charlotte von Stein

ÆVenedig, 14. Oktober 1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

In der handschriftlichen ƒberlieferung des Nachlasses der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der vorliegende Brief in die Gruppe der Briefe von der italienischen Reise, und zwar in die aus dem Jahre 1786, eingeordnet. Er folgt unmittelbar auf den ersten Brief aus Italien, den vom 18. September aus Verona (Nr 1). Dass es sich um Goethes zweiten Brief an die Freundin von der Reise handelt, geht aus dem Brieftext selbst hervor (vgl. 9,23–24). Seine zweite Postsendung mit Briefen nach Weimar stellte Goethe am 14. Oktober 1786, dem letzten Tag seines Aufenthaltes in Venedig, fertig. Dem datierten Brief an Philipp Seidel vom 14. Oktober 1786 (Nr 9) wurden wie schon in Verona weitere Briefe ohne Datum und Ort beigeschlossen (vgl. zu 13,3). Die Briefe gingen wie schon bei der ersten Postsendung an Herder (Nr 7), Herzog Carl August (Nr 8) und an die Adressatin vorliegenden Briefes. Sie alle sind wahrscheinlich ebenfalls am 14. Oktober 1786 verfasst worden. Goethes Mitteilungen von der Fortsetzung und dem vorlyufigen Abschluss seines „Reise-Tagebuchs“ strtzen diese These zusytzlich (vgl. zu 10,1–2). ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, Bl. 11–12. – 2 Bl. 9,8(–10)6 13,2(–13,4) cm, 3 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 als Kuvert verwendet; Papierstreifen in der oberen Hylfte an den Ryndern zum Verschluss angeklebt; S. 4 Adresse und Vermerk, Tinte: Frau Oberstallmeister / von Stein. / Da das Couvert auch beschrieben ist bitte ich den Brief an der schmalen Seite mit Sorgfalt zu nffnen.; S. 1 und S. 3 oben rechts Nummerierung, Tinte: 1 bzw. 2; Bl. 2 untere linke Ecke ausgerissen. – Beischluss zu Nr 9 (vgl. zu 13,3). E: Briefe aus Italien (1886), 7 f., Nr 8. WA IV 8 (1890), 30 f., Nr 2512.

20 ERL†UTERUNGEN

BRIEF 6

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 9,23–24 Mein erstes Æ:::æ wirst du erhalten haben.] Gemeint ist Goethes Brief an Charlotte von Stein vom 18. September 1786 (Nr 1), der spytestens Anfang Oktober in Weimar eingetroffen sein drrfte, da Briefe aus Norditalien nach Weimar gewshnlich etwa 14 Tage liefen. Den vorliegenden Brief schrieb Goethe auf einem ebenfalls kleinen, aber doch etwas grsßeren Format als dem des Briefes vom 18. September 1786 (vgl. ƒberlieferung zu Nr 1; vgl. auch zu 3,1–2). Es war diesmal das gleiche wie das des einschließenden Briefes (Nr 9). 10,1–2 Mein Tagebuch ist zum erstenmal geschloßen] Goethe hatte sein „Reise-Tagebuch“, das er mit seiner Abreise aus Karlsbad am 3. September 1786 begonnen hatte, rber vier „Strcke“ bis zum 13. Oktober, dem Tag vor Beendigung seines Venedigaufenthaltes, gefrhrt (vgl. die erste Erlyuterung zu 3,5). 10,2–3 du erhqlst Æ:::æ seitdem ich dich verließ] Charlotte von Stein war auf der Rrckreise von ihrem Kuraufenthalt in Karlsbad von Goethe bis nach Schneeberg begleitet worden. Dort trennten sie sich wahrscheinlich am 15. August 1786 (vgl. GB 6 II, zu 225,13). Goethe setzte die Kur in Karlsbad fort, begann sein „Reise-Tagebuch“ aber erst am 3. September 1786 mit dem Aufbruch nach Italien und frhrte es bis zu seiner Abreise aus Venedig am 14. Oktober fast lrckenlos fort (vgl. GT I 1, 159–289). Nur am 18. September, dem Tag vor seiner Abreise aus Verona, fehlt ein entsprechender Eintrag (vgl. ebd., 224 f.). In seinem vorausgegangenen Brief vom 18. September 1786 aus Verona hatte er der Freundin noch bis spytestens Mitte Oktober erste Teile des „Reise-Tagebuchs“ versprochen. Nun schickte er die ersten vier „Strcke“ erst von Venedig aus mit Fuhrleuten ab, so dass sie erst Ende Dezember in die Hynde der Adressatin gelangten (vgl. zu 3,7). 10,5–6 Bald meld ich auch wohin du mir schreiben kannst] Goethe lrftete das Geheimnis um das Ziel seiner Reise erst nach der Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 in seinen Briefen an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November (Nr 10) und an Herzog Carl August vom 3. November 1786 (Nr 11). Seine Adresse in Rom teilte er in einem gesonderten Schreiben an Philipp Seidel vom 4. November (Nr 12) mit. Alle diese Briefe gingen am Samstag, dem 4. November, dem frrhestmsglichen Posttag, von Rom ab. Erst eine Woche spyter, am 11. November, schickte er seinen ersten Brief aus Rom an Charlotte von Stein (Nr 15). Die frrheren Briefe kamen am 20. November, der an Charlotte von Stein am 27. November 1786 in Weimar an. 10,6–7 freu ich mich von dir zu hnren] Am 9. Dezember 1786 erhielt Goethe als erste Antwort Charlotte von Steins nach Rom ein nicht rberliefertes Zettelgen (45,23) als Beilage zu einem Brief Philipp Seidels aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786, mit dem die rber Goethes Verhalten enttyuschte und verletzte Freundin offensichtlich ihre Beziehung zu Goethe aufkrndigte (vgl. zu 45,23).

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10,7–8 Fritzen wmnsch ich Hundertmal zu mir.] †hnliches hatte Goethe schon im vorausgegangenen Brief aus Verona geschrieben (vgl. 3,15–17). 10,8 Ich habe das schnnste Wetter.] Nur einmal, unter dem 5. Oktober, notierte Goethe in seinem „Reise-Tagbuch“ aus Venedig: Es regnet und ich sitze am Camin. (Reise-Tgb. 4; GT I 1, 266.) 10,9 daß es euch mbel geht] Carl Ludwig von Knebel registrierte in seinen kalendarischen Wetteraufzeichnungen frr die Zeit vom 20. September bis etwa 10. Oktober frr Jena und Weimar bis auf wenige Ausnahmen fast durchweg kaltes, strrmisches und regnerisches Wetter (vgl. Knebel, Tgb. [20. September–10. Oktober] 1786, Bl. 32–35). Ab dem 15. Oktober kam ein frrhzeitiger Wintereinbruch hinzu (vgl. Knebel, Tgb. [15.–18. Oktober] 1786, Bl. 36–37). Dass in Deutschland schlechtes Wetter herrsche, entnahm Goethe eigenen Beobachtungen. So hielt er z. B. in seinem „Reise-Tagebuch“ aus Verona unter dem 17. September 1786 fest: Ich habe bemerkt daß sich nach dem Regen bald die Wolcken gegen das Tyroler Gebirg warfen und dort hqngen blieben Æ:::æ. Das Zieht nun alles Nordwqrts, und wird euch trmbe und kalte Tage machen. (Reise-Tgb. 3; GT I 1, 224.) Und in Venedig stellte er am 1. Oktober fest: Ein Gewitter kam mbers Meer vom Smd ost, Æ:::æ zertheilte sich und ging nach dem Tyroler Gebirg, das ist also immer der selbige Wind der alle Mittqgiger entstehende Wolcken nach dem deutschen Gebirg wirft und euch in Norden vielleicht Ubel bringt. (Reise-Tgb. 4; GT I 1, 256 f.) 10,11–12 Du mußt Æ:::æ so hast du alles.] Vgl. zu 10,2–3. 10,14–15 das S i e zu brauchen damit es kommunikabel wqre] Dass Goethe und Charlotte von Stein seit Ende Mai 1781 untereinander im vertraulichen ,Du‘ verkehrten, war der Weimarer Gesellschaft offenkundig verschwiegen worden (vgl. auch Charlotte von Stein an Herder, 31. August 1787; Frynkel, GoetheStein 3, 182 f.). 10,16 einen Vorschlag] Die veryrgerte Adressatin folgte dem Vorschlag nicht, das „Reise-Tagebuch“ abzuschreiben. Goethe benutzte es spyter 1814/15 als Quellenmaterial frr den ersten Teil der „Italiynischen Reise“ und tilgte dort alle Passagen mit der perssnlichen Anrede (vgl. WA I 30, 3–194). 10,24 noch noch] Versehentliche Dittographie. 10,24–25 niemand wißen Æ:::æ wie es mit mir sey] Goethe rechnete damit, dass die in Venedig abgesandten ersten vier Strcke seines „Reise-Tagebuchs“ noch vor seinen ersten Nachrichten aus Rom eintreffen wrrden (vgl. zu 10,2–3; zu 10,5–6). Es bestand damit also die Gefahr, dass das Geheimnis Goethes um seine Italienreise vorzeitig und ohne eigene Veranlassung offenbart werden ksnnte. 10,27–28 bleibe nicht lqnger aus als nntig ist] Die Dauer von Goethes Aufenthalt in Italien stand noch nicht fest. Zwar rechnete er damit, von Herzog Carl August msglicherweise sogar unbegrenzten Urlaub frr die Reise zu bekommen,

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BRIEF 7

doch plante er zu diesem Zeitpunkt noch mit einer Rrckkehr spytestens um Ostern 1787 (vgl. zu 50,12). Er traf aber erst am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 10,28 kann ihm heute nicht schreiben] Goethe schrieb seinen ersten Brief an Friedrich von Stein aus Italien erst nach seiner Ankunft in Rom, wahrscheinlich zwischen dem 7. und 11. November 1786 (Nr 16).

7. An Johann Gottfried Herder

ÆVenedig, 14. Oktober 1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Dem Brief an Philipp Seidel nach Weimar vom 14. Oktober 1786 (Nr 9) ist zu entnehmen, dass Goethe ihm, wie er schon bei seiner ersten Postsendung vom 18. September 1786 aus Verona verfahren war, noch weitere Briefe beischloss (vgl. zu 13,3). Aus dem Inhalt des vorliegenden Briefes geht hervor, dass er zu den beigeschlossenen Briefen zyhlte und wahrscheinlich ebenfalls am 14. Oktober 1786 geschrieben wurde. Noch am Abend desselben Tages reiste Goethe von Venedig aus weiter rber Ferrara in Richtung Rom. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 2 Bl.: 1. Bl. 9,6613 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 9,6(–10,4)613,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 1 und 2 in der Mitte quer gefaltet, Bl. 2 als Kuvert verwendet; Papierstreifen in der oberen Hylfte an den Ryndern zum Verschluss angeklebt; S. 4 in umgekehrter Schreibrichtung Adresse und Vermerk, Tinte: H‘. Gen. S. Herder / Da das Couvertes / auch beschrieben ist / bitte ich den Brief an der schmalen Seite mit Sorgfalt zu nffnen.; S. 4 an der oberen und unteren linken Ecke rote Siegelreste; S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss zu Nr 9 (vgl. zu 13,3). E: Briefe aus Italien (1886), 319 f., Nr 36. WA IV 8 (1890), 31–33, Nr 2513. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 11,1–3 G pokka bqosoi| Æ:::æ si pqanei.] Griech.: Von dem, was ihr Aug’ erreicht, wissen viel / Die Sterblichen, doch eh’ er schauet, vermag / Kein Seher zu wissen was die Zukunft bringt. – Schlussverse des Chores aus Sophokles’ Tragsdie „Aias“ (zitiert nach der ƒbersetzung von Christian Graf zu Stolberg von 1787, in: Gesammelte Werke der Brrder Christian und Friedrich Leopold

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Grafen zu Stolberg. Bd 14. Hamburg 1827, S. 246). Goethe hatte eine Ausgabe der Dramen des Sophokles im griechischen Original mit einer lateinischen ƒbertragung (2 Bde. Glasgow 1745) bei sich (vgl. GB 6 II, zu 229,20). Das Zitat findet sich dort im 1. Band, S. 333. 11,9 An der Iphig. hab ich noch zu thun.] Zur Neubearbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ wyhrend der Reise nach Italien vgl. zu 3,11–12. Am 18. September hatte Goethe Herder noch geschrieben, er wolle Ende Oktbr (4,2) damit fertig sein. Bis dahin hatte er aber nur die Hylfte des Dramas umgearbeitet (vgl. zu 4,2). 11,10 Crystallisation] Hier im rbertragenen Sinne frr die Gestaltwerdung im dichterischen Prozess. 11,10 Der vierte Ackt wird fast ganz neu.] Herder kannte noch die Ende August 1786 in Karlsbad fast fertiggestellte Fassung in krrzeren jambischen Versen, deren Umarbeitung in frnfhebige Blankverse unter Beteiligung Herders in den letzten Tagen vor Goethes Abreise nach Italien schon begonnen worden war, wobei Goethe aber rber den ersten Akt kaum hinausgekommen sein drrfte (vgl. GB II, zu 229,22–23 und zu 229,24). 11,20 von niemand ein Wort gehort] Goethe war seit seinem Weggang aus Karlsbad sechs Wochen unterwegs. Da er Route und Ziel seiner Reise immer noch geheim zu halten suchte, erreichten ihn auch keinerlei Nachrichten von Freunden und Bekannten. 11,22 Die Frau] Caroline Herder. 11,22 die Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 11,26–27 daß es nicht gut ist daß der Mensch allein sey] In Anlehnung an das Wort Gottes aus der Schspfungsgeschichte der Bibel: „Es ist nicht gut, daß der mensch allein sey; ich will ihm eine gehrlffin machen, die um ihn sey.“ (1 Mose 2,18; Luther-Bibel 1772 AT, 2.) 12,1 Bald laß ich wieder von mir hnren.] Den nychsten Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder sandte Goethe am 11. November aus Rom (Nr 17). Vorher war schon ein offener Brief an die Weimarer Freunde vom 1. November 1786 aus Rom nach Weimar gegangen (Nr 10). 12,2 Gusteln] Herders 10-jyhriger Sohn August, Goethes Patenkind. 12,3 Ich habe das schnnste Wetter] So wsrtlich auch im Brief an Charlotte von Stein vom selben Tag (vgl. 10,8). 12,3 ich fmrchte ihr habt es nicht] Vgl. zu 10,9.

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BRIEF 8

8. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach ÆVenedig, 14. Oktober 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Frr den vorliegenden Brief treffen die gleichen Bedingungen zu wie frr Nr 7. ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 50. – 1 Bl. 9,76 13,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links von fremder Hd, Tinte: „Sept. 1786.“; am linken Rand aufgeklebt; Rs. an der rechten oberen und unteren Ecke rote Siegelreste; Blatt am linken und oberen Rand restauriert. – Beischluss zu Nr 9 (vgl. zu 13,3). E: Goethe-Carl August (1863) 1, 57 f., Nr 28. WA IV 8 (1890), 33 f., Nr 2514. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 12,8 Bald darf ich den Mund nffnen] Goethe teilte dem Herzog Aufenthaltsort und Reiseziel erst in seinem Brief vom 3. November 1786 (Nr 11) mit. 12,9 den Ihrigen] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach und Carl Augusts Kinder, der dreijyhrige Erbprinz Carl Friedrich und die erst am 18. Juli geborene Tochter Caroline Louise. 12,10 ein Wort von Ihnen zu sehen] Carl August antwortete auf Goethes Briefe zum ersten Mal mit einem nicht rberlieferten Brief vom 13. Dezember 1786, den Goethe erst Anfang Januar 1787 erhielt (vgl. die zweite Erlyuterung zu 67,16; zu 89,6). 12,11 unser Zusammenseyn im Carlsbad] Der Herzog war am 4. August 1786 nach Karlsbad gekommen (vgl. GB 6 II, zu 223,7), das er am Morgen des 28. August wieder verließ (vgl. GB 6 II, zu 228,16–17). Wyhrend dieser Zeit traf er fast tyglich mit Goethe zusammen. 12,12–14 gleichsam Rechenschafft Æ:::æ was sich alles anknmpfte] Goethe bezieht sich auf eine Aussprache mit Carl August vor dessen Abreise von Karlsbad, in der er die Erteilung eines zeitlich unbestimmten Urlaubs erbat (vgl. GB 6 II, zu 242,1–2). Der Inhalt dieser Unterredung ist nicht rberliefert, doch legt Goethes Bemerkung die Annahme nahe, dass dabei grundsytzliche Fragen ihres Verhyltnisses zur Sprache kamen (vgl. des Nyheren GB 6 II, zu 242,2–3 und zu 242,4–5). 12,15 meine Hegire just von Ihrem Geburtstag datire] Hegire: Auswanderung (von arab. Hidschra oder Hedschra); Emigration des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622. Sie markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. – An Carl Augusts 29. Geburtstag am 3. September 1786 war Goethe von Karlsbad aus nach Italien aufgebrochen. Er hatte zunychst gehofft,

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spytestens zu seinem eigenen Geburtstag am 28. August abreisen zu ksnnen (vgl. auch GB 6 I, 227,5–7). 12,17–18 Was Gott zusammengefmgt Æ:::æ der Mensch nicht scheiden.] So Jesus zu den Pharisyern im Evangelium nach Matthyus (19,6; vgl. auch Markus 10,9). 12,20 Gnrz im Haag] Johann Eustach Graf von Schlitz genannt von Gsrtz, von 1761 bis 1775 Hofmeister und Erzieher Carl Augusts, war nach dieser Tytigkeit als Diplomat in preußische Dienste getreten. Er wurde im Oktober 1786 von Ksnig Friedrich Wilhelm II. nach Den Haag entsandt, um im Konflikt zwischen dem Erbstatthalter der Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, und den so genannten niederlyndischen ,Patrioten‘ (vgl. die folgende Erlyuterung) zu vermitteln. Entsprechend seinen Instruktionen berrcksichtigte sein Mediationsversuch einseitig die Interessen des Statthalters, so dass die Mission zu scheitern drohte. Erst das Eingreifen der franzssischen Diplomatie frhrte zu einem verynderten Vermittlungsvorschlag. Dieser wurde jedoch von Wilhelm V. zurrckgewiesen, so dass Gsrtz’ Mission Anfang 1787 ergebnislos abgebrochen werden musste. 12,20 der Statthalter und die Patrioten in Waffen] Seit dem frr die Niederlande im Jahre 1784 unglrcklich ausgegangenen Seekrieg mit Großbritannien schwelte in der Republik der Vereinigten Niederlande eine innenpolitische Krise. Es bildeten sich patriotische Vereine, die vor allem vom Patriziat der Stydte getragen wurden. Sie machten den Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien allein frr die Niederlage verantwortlich und forderten eine grsßere politische Mitbestimmung der niederlyndischen Stynde an der Politik des Landes. Inspiriert vom Unabhyngigkeitskampf der englischen Kolonien Nordamerikas, strebten die radikalen Vertreter dieser Bewegung die vsllige Beseitigung der quasimonarchischen Institution des Erbstatthalters an, riefen zum bewaffneten Widerstand auf und bildeten Milizen und Brrgerwehren. Am 27. September 1786 entzogen die Stynde der Provinz Holland dem Erbstatthalter die Wrrde des Generalkapityns und Admirals und zwangen ihn, seine Residenz in Den Haag zu ryumen. Erste bewaffnete Konflikte zwischen den patriotischen Milizen und oranientreuen Truppen deuteten an, dass die Niederlande in einen Brrgerkrieg hineintrieben. Wyhrend die ,Patrioten‘ in den Provinzen Holland, Utrecht und Groningen dominierten, fand der in Nijmwegen residierende Erbstatthalter Rrckhalt in den Provinzen Zeeland, Friesland und Gelderland. Da hinter beiden Parteien europyische Großmychte standen – die Stynde wurden von Frankreich, der Statthalter von Großbritannien unterstrtzt –, war zu befrrchten, dass der Konflikt sich zu einem europyischen Krieg ausweiten wrrde. Goethe beobachtete diese Vorgynge schon seit der von den ,Patrioten‘ erzwungenen Entlassung des Herzogs Ludwig Ernst von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel, des politischen Beraters von Wilhelm V., der seit 1786 in Eisenach lebte und in engem Kontakt mit dem Weimarer Hof stand, mit wachsender Besorgnis (vgl. GB 6 II, zu 212,12).

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BRIEF 9

12,20–21 der neue Knnig fmr Oranien erklqrt] Der preußische Ksnig Friedrich Wilhelm II., dessen Schwester Friederike Sophie Wilhelmine mit dem Erbstatthalter der Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, verheiratet war, hatte kurz nach seiner Thronbesteigung im August 1786 eine Erklyrung abgegeben, in der er sich unmissverstyndlich an die Seite des Erbstatthalters stellte, suchte jedoch einen milityrischen Konflikt zunychst durch einen diplomatischen Vermittlungsversuch zu vermeiden (vgl. die erste Erlyuterung zu 12,20). Sein Vorgynger Friedrich II. hatte in der niederlyndischen Frage strikte Neutralityt befolgt. 12,26–27 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 13,1–2 Es versteht sich daß man glaubt Sie wißen wo ich sey.] Die Wahrung des Anscheins, als sei Carl August rber Goethes Aufenthaltsort und Reiseziel informiert, war eine notwendige Voraussetzung frr die Aufrechterhaltung der Stellung Goethes am herzoglichen Hof. Hytte der Herzog daran sffentlich Zweifel aufkommen lassen, wyre er zur Wahrung seiner Ehre als Reichsfrrst gezwungen gewesen, Goethe in Unehren zu entlassen. Bereits in seinem Brief vom 2. September 1786 hatte Goethe ihn dringend gebeten, sich so zu verhalten, als wrrde er ihn alsbald zurrckerwarten (vgl. GB 6 II, zu 242,26).

9. An Philipp Seidel

Venedig, 14. Oktober Æ1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahreszahl 1786 in der Datumsangabe geht aus dem Inhalt des Briefes hervor. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 2 Bl. 9,8613,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; die Zeilen H‘. Mnller habe v. Imhoff Æ:::æ 14 Sous erhalten. (14,5–6) und Lebe wohl. Grmße Æ:::æ von mir erhalten. (14,7–8) sind am linken Seitenrand als erledigt abgehakt (Seidels Hd?). – Beischlrsse: Nr 6, 7, 8 und vermutlich EB 1 (vgl. zu 13,3). E: Goethe-Seidel (1871), 334 f., Nr 5. WA IV 8 (1890), 34–36, Nr 2515. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 13,3 Hier wieder Briefe] Briefe an Charlotte von Stein, an Johann Gottfried Herder und an Herzog Carl August vom 14. Oktober 1786 (Nr 6, 7 und 8).

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Vermutlich lag auch noch ein nicht rberlieferter Brief an Carl Ludwig von Knebel vom gleichen Tag bei (vgl. EB 1). 13,5 geh ich von Venedig] Am Abend des 14. Oktober verließ Goethe Venedig mit dem Kurierschiff in Richtung Ferrara (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 293). 13,5–6 Ich habe diese wunderbare Stadt recht wohl gesehn.] Goethe hatte sich 16 Tage, seit dem 28. September, in Venedig aufgehalten. Das dort Gesehene und Erlebte floss ein in ausfrhrliche Tagebuchberichte frr Charlotte von Stein (vgl. Reise-Tgb. 4; GT I 1, 245–286). 13,6–7 ein Packet das du der Fr. v. Stein zustellst] Das Paket enthielt einen ersten Teil von Goethes „Reise-Tagebuch 1786“ (Erstes–Viertes Strck. 3. September–13. Oktober 1786; H: GSA 27/9; vgl. auch GT I 1, 157–289). Weiter vgl. zu 13,26–27. 13,7 eine Kiste] Sie enthielt laut Abrechnung der Firma Conrad Bauer in Nrrnberg vom 16. Dezember 1786 eine Sendung mit „Caffe & Brcher“ (GR/ Belege 1786, 3, Bl. 203). ƒber die Ankunft der Kiste in Weimar vgl. zu 13,26–27. 13,8–9 dabey befindlichen Anweisung] Sie ist nicht rberliefert. Neben Brchern enthielt die Kiste wahrscheinlich Geschenke frr verschiedene Weimarer Freunde, u. a. Caffee (67,18) nebst vielen andern Packetgen und Papiren (70,11) frr Charlotte von Stein. 13,13 Von Florenz aus schreib ich mehr] Goethe ließ sich frr seinen Aufenthalt in Florenz am 23. Oktober 1786 nur wenige Stunden Zeit, da er noch vor dem Fest Allerheiligen am 1. November in Rom sein wollte (vgl. zu 14,23). Deshalb hat er wahrscheinlich auch entgegen seiner Ankrndigung keine Zeit gefunden, einen Brief aus Florenz an Seidel zu schreiben. 13,13–14 wohin du mir schreiben und schicken sollst] Goethe teilte Seidel erst im Brief vom 4. November 1786 seine Adresse in Rom mit (vgl. zu 18,4–6). 13,15 In der S t e l l a Æ:::æ etwas zu verqndern] Darauf hatte Goethe schon in seinem letzten Brief an Seidel vom 18. September 1786 hingewiesen (vgl. zu 9,7). 13,16–17 diese Verqnderung soll mit der Iphigenie kommen] Die Textkorrektur zur „Stella“ (vgl. zu 41,29–30) schickte Goethe mit seinem Brief vom 2. bis 9. Dezember 1786 an Herder (vgl. Beilage zu Nr 26). Das Manuskript der „Iphigenie auf Tauris“ gelangte erst mit dem Brief an Seidel vom 13. Januar 1787 nach Weimar (vgl. zu 80,1). 13,17–18 die ich hier nicht habe beendigen knnnen Æ:::æ so ist sie fertig] Goethe hatte die Umarbeitung der „Iphigenie“ ursprrnglich in Venedig beenden wollen (vgl. zu 9,5–6). Er schloss die Arbeit erst um den Jahreswechsel 1786/ 87 ab (vgl. zu 55,19). 13,19–20 am Werther und Gntz Æ:::æ eine Weile zu drucken] Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ war frr Band 1 und das Drama

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BRIEF 9

„Gstz von Berlichingen“ mit dem Schauspiel „Die Mitschuldigen“ frr Band 2 der „Schriften“ vorgesehen. Der Verleger Gsschen hatte die Druckvorlagen frr die ersten beiden Bynde mit Ausnahme der „Zueignung“ (vgl. GB 6 II, zu 234,21) Anfang Oktober 1786 von Seidel erhalten (vgl. GB 6 II, zu 234,18–19). Er begann daraufhin schon Ende Oktober 1786 mit ersten Probedrucken (vgl. Georg Joachim Gsschen an Friedrich Justin Bertuch, 1. November 1786; QuZ 1, 46). Der Druck der Bynde war wahrscheinlich im Januar 1787 bereits weitgehend abgeschlossen: „Hierbey haben Sie die Aushyngebogen von Gsthe.“ (Gsschen an Bertuch, 24. Januar 1787; QuZ 1, 59.) Das umgearbeitete Manuskript der „Iphigenie auf Tauris“ kam am 29. Januar 1787 in Weimar an. Eine durch Herder leicht korrigierte Abschrift davon erhielt Gsschen Mitte Myrz 1787 als Druckvorlage frr Band 3 (vgl. Gsschen an Bertuch, 18. Myrz 1787; QuZ 1, 68). Die ersten vier Bynde der Ausgabe erschienen zur Ostermesse Ende April 1787 (vgl. zu 79,6). 13,22 des guten Tischbeins in Rom] Der Historienmaler und Portrytist Johann Heinrich Wilhelm Tischbein war eine der wichtigsten Bezugspersonen Goethes in der Zeit von dessen erstem rsmischen Aufenthalt. Tischbein wurde als Sohn des Klosterschreiners und Bildschnitzers Johann Konrad Tischbein 1751 im hessischen Haina (zwischen Marburg und Kassel) geboren. Der Familie Tischbein entstammten zahlreiche Maler und Kunsthandwerker, darunter der Onkel Johann Heinrich Wilhelms, Johann Heinrich Tischbein d. †., Hofmaler in Kassel. Bei ihm erhielt der jrngere Tischbein seine erste Ausbildung als Maler. 1772/73 bereiste er die Niederlande und studierte die hollyndische Malerei, ab 1777 arbeitete er als erfolgreicher Portrytist in Berlin. 1779 erteilte ihm die Kasseler Akademie ein Italien-Stipendium. In Rom studierte er intensiv Raffael und Michelangelo und arbeitete in der Zeichenakademie, die der Schweizer Bildhauer Alexander Trippel betrieb. 1781 erschienen, von Johann Heinrich Merck vermittelt und bearbeitet, in Christoph Martin Wielands Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ „Auszrge aus Briefen“ aus Rom rber Raffael (April-Heft, S. 48–55; Juli-Heft, S. 81 f.). Im Frrhjahr 1781 verließ Tischbein mittellos Rom und fand vorerst bei Johann Caspar Lavater in Zrrich Unterkunft und Auftryge. ƒber einen von Merck geknrpften Kontakt wandte sich Tischbein am 13. April 1782 mit einem Brief direkt an Goethe (RA 1, 91 f., Nr 158), schickte einige seiner Arbeiten und schilderte seinen Werdegang als Krnstler und seine gegenwyrtige Situation. Durch Goethes Vermittlung erhielt er ein Stipendium von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg und reiste Ende Oktober 1782 erneut nach Italien. In Rom begann er mit der Arbeit an einigen großformatigen Historienbildern, darunter dem frr Gotha bestimmten Gemylde „Konradin von Hohenstaufen (Schwaben) und Friedrich von …sterreich (Baden) vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil“ (Schlossmuseum Gotha; vgl. Goethe und die Kunst. Hrsg. von Sabine Schulze. Ostfildern 1994, S. 296 f., Nr 192). Schon 1779

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hatte Tischbein ein Zimmer im Hinterhaus des Palazzo Piombino in der Via Babuino (heute Nr 51) bei einem ylteren Ehepaar namens Collina gemietet, das schon seinen Vetter Johann Friedrich August Tischbein beherbergt hatte. Zu den Collinas kehrte er zurrck, als er am 24. Januar 1783 erneut in Rom eintraf. Im selben Jahr nahm ein weiterer hessischer Maler hier Quartier: Friedrich Bury. 1784 folgte ein dritter: Johann Georg Schrtz. Im Sommer oder Frrhherbst 1786 zogen die Collinas mit den Untermietern an die Via del Corso in jene Casa Moscatelli um, in der Goethe zu diesem Trio stieß (vgl. zu 15,21–22). Zum Zeitpunkt, da Goethe die vorliegenden Zeilen schrieb, gab es noch keine perssnliche Bekanntschaft zwischen den beiden. Tischbein wird anfynglich zu Goethes wichtigstem Frhrer durch Rom. Wenn in vielen Briefen von ,wir‘ im Zusammenhang mit Stadtgyngen die Rede ist, kann man Tischbein im Allgemeinen frr mit eingeschlossen halten. Wyhrend der gemeinsamen Reise Anfang 1787 nach Neapel krhlte sich das Verhyltnis jedoch ab; Tischbein reiste nicht weiter mit nach Sizilien, sondern kehrte im Mai direkt nach Rom zurrck. Im Juli desselben Jahres nahm er endgrltig Wohnsitz in Neapel, wo er 1789 Direktor der Kunstakademie wurde. 1799 verließ er nach der Besetzung Neapels durch die Franzosen Italien, lebte ab 1801 in Hamburg und war danach von 1808 bis zu seinem Tod 1829 als oldenburgischer Hofmaler in Eutin tytig. 13,23 die Briefe] Die beigeschlossenen Briefe (vgl. zu 13,3). 13,24 saubre Antike Æ:::æ und siegele] Diesen Auftrag frhrte Seidel aus. An den drei beigeschlossenen rberlieferten Briefen finden sich noch Siegelspuren (vgl. ƒberlieferung zu Nr 6, 7 und 8). Zum Siglieren wurden geschnittene Steine, Gemmen, benutzt. Goethe bevorzugte dabei Arbeiten mit Motiven der antiken Mythologie. 13,25 Behnrden] Hier im Sinne einer privaten Personengruppe gemeint, an deren Adresse etwas gerichtet ist (vgl. GWb 2, 279); nach der ursprrnglichen Wortbedeutung: „Ort, wo eine Sache hingehsrt“ (Adelung 1, 816). 13,26–27 das Packet Æ:::æ erst mit der Kiste] Mit der fahrenden Post dauerte die Zustellung einer normalen Postsendung von Venedig nach Weimar etwa 14 Tage. Charlotte von Stein hytte demnach wahrscheinlich schon vor Goethes Ankunft in Rom (29. Oktober) dessen geheim gehaltene Reiseroute erfahren. Deshalb entschied Goethe anders. Die Zustellung von Waren rber Fuhrleute dauerte wesentlich lynger. Der Zustellungszeitraum war ungewiss und hing von dem jeweiligen Gesamttransport ab. Das Paket (vgl. zu 13,6–7) kam zusammen mit der Kiste erst zwischen dem 7. und 11. Dezember 1786 in Weimar an (vgl. zu 64,8–9; zu 67,17). Seidel gab das Paket auch nicht wie beauftragt umgehend an Charlotte von Stein weiter, vermutlich weil es an Goethe adressiert war (13,28–29: mit meiner Adresse versehn) und ihm der Auftrag fast anderthalb Monate nach Erhalt des Briefes nicht mehr gegenwyrtig war. Charlotte von Stein bekam das Paket wahrscheinlich erst Ende Dezember 1786 ausgehyndigt, nach-

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dem sie den Brief Goethes vom 8. und 9. Dezember mit der erneuten Erwyhnung des zugeschickten „Reise-Tagebuchs“ am 25. Dezember oder kurz nach Weihnachten erhalten und daraufhin bei Seidel nachgefragt hatte (vgl. zu 47,3–4 und 70,7–8). In einem Brief wahrscheinlich vom 30. Dezember 1786, der nicht rberliefert ist, meldete sie schließlich, dass sie die erste Tagebuchsendung erhalten habe (vgl. zu 91,11). 13,28 Emballage] Franz.: Verpackung (einer Ware). 14,1 Die Sachen in der Kiste sind alle beschrieben] Die Liste ist nicht rberliefert. Zum Inhalt der Kiste vgl. zu 13,7; zu 13,8–9. 14,3–4 das versprochne Tagebuch wmrde spqter kommen] Zuletzt hatte Goethe am 14. Oktober 1786 der Freundin das baldige Eintreffen des „ReiseTagebuchs“ angekrndigt (vgl. zu 10,1–2). 14,5 Comm. R.] Kommerzienrat. 14,5 Paulsen] Der Kaufmann Johann Jakob Heinrich Paulsen in Jena (vgl. GB 6 II, zu 221,7) war von Goethe dazu bestimmt worden, ihm die Verfrgung rber Barmittel bei italienischen Banken zu sichern. Dies geschah mit Hilfe des Frankfurter Bankhauses ,Gebrrder Bethmann‘ (vgl. zu 19,12). 14,5 Mnller] Zur Wahrung seines Inkognitos reiste Goethe unter dem Namen Johann Philipp Msller (vgl. GB 6 II, zu 242,24). 14,6 von Reck und Laminit Æ:::æ erhalten] Die aus Bayern stammenden Kaufleute Johann Konrad Reck und Veit Ludwig Laminit hatten 1775 in Venedig eine gemeinsame Handelsniederlassung mit Bankgeschyft gegrrndet. – Den Erhalt der genannten Summe bei ,Reck & Lamminit‘ quittierte Goethe am 14. Oktober 1786 (vgl. Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 1). Paulsen hielt die Geldauszahlung, frr die Goethe ihm noch in Weimar entsprechende Mittel bereitgestellt hatte (vgl. GB 6 II, zu 221,11–12), in seinen Gesamtabrechnungen ebenfalls unter dem genannten Datum fest (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20 und GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9). 14,7 Fritzen] Friedrich von Stein, Charlotte von Steins jrngster Sohn. Er lebte seit Mai 1783 mit in Goethes Haus und sollte wyhrend der Abwesenheit Goethes von Seidel beaufsichtigt und betreut werden. 14,7–8 ehstens ein Briefchen von mir] Goethe hatte bisher noch nicht an Friedrich von Stein geschrieben. Den ersten Brief an ihn aus Italien schickte er am 11. November 1786 aus Rom (Nr 16). 14,9–10 Meinen Brief von Verona Æ:::æ wirst du erhalten haben.] Der Brief Goethes an Seidel (Nr 5) mit den beigeschlossenen Briefen an Charlotte von Stein (Nr 1), Johann Gottfried und Caroline Herder (Nr 2), Herzog Carl August (Nr 3) und Christian Gottlob Voigt (Nr 4) ist wahrscheinlich Ende September/ Anfang Oktober 1786 in Weimar eingetroffen.

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10. An den Freundeskreis in Weimar

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Rom, 1. November 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 14,3620,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 11 (vgl. zu 17,30), der Nr 12 beigeschlossen war (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 353–356, Nr 46 a. WA IV 8 (1890), 37–39, Nr 2516. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 4. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). Die von Goethe ,allgemeine Blytter‘ oder ,ostensible Blytter‘ genannten Briefe (vgl. Postsendeliste 1, S. 1–3) waren an die engsten Freunde in Weimar gerichtet. Sie weisen kaum personenbezogene Mitteilungen auf, sondern schildern in der Art eines Journals im weitesten Sinne Goethes Begegnungen mit den Kunst- und Kulturschytzen Roms. Damit wurde in gewisser Weise das auf der Reise von Karlsbad nach Rom begonnene „Reise-Tagebuch“ fortgesetzt. Obwohl Goethe schon im vorliegenden Brief einen festen Empfyngerkreis benannte (vgl. 15,34–16,3), frr den diese Aufzeichnungen bestimmt sein sollten, war ihm von Anfang an bewusst, dass die Schilderungen einem weitaus grsßeren Kreis am Weimarer Hof und in der Stadt bekannt werden wrrden. Insgesamt sind acht solcher Briefe rberliefert. Bis auf einen (Nr 104) stammen sie alle aus der Zeit zwischen November 1786 und Januar 1787, der Zeit von Goethes erstem Aufenthalt in Rom. Ein weiterer Brief aus Neapel lysst sich frr Mai 1787 erschließen (EB 59). Antwortbriefe der Empfyngergruppe gab es, bedingt durch den Sondercharakter der Briefe, nicht. Goethe korrespondierte aber auch mit den einzelnen Adressaten, so dass dort auf die allgemeinen Briefe Bezug genommen werden konnte. 14,15 Ja ich bin endlich ich in] Bisher wurde der Anfang des Satzes immer in einer Version abgedruckt, die die von Goethe vorgenommene Umstellung fylschlicherweise nicht als Sofortkorrektur, sondern als spyteren Eingriff aus Goethes Bearbeitung des Briefes frr die „Italiynische Reise“ ansah und entsprechend unberrcksichtigt ließ oder leicht emendierte. Ursprrnglich hatte Goethe am Satzanfang geschrieben: Endlich bin ich Æ:::æ. Durch seine Korrektur entstand der Fehler im Satzbau mit dem doppelten Subjekt. 14,15 dieser Hauptstadt der alten Welt angelangt] Goethe war am Abend des 29. Oktober 1786 in Rom eingetroffen (vgl. Reise-Tgb. 5, GT I 1, 317). Die Bedeutung der Stadt in ihrer besonderen Geschichtstrychtigkeit als Zentrum des

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antiken rsmischen Reiches sowie als Wiege des Christentums und aller damit verbundenen zivilisatorischen Leistungen wurde von Goethe gern im Wort von der Hauptstadt der Æ:::æ Welt zum Ausdruck gebracht. Dieses geht auf verschiedene Varianten bei antiken Schriftstellern zurrck: Bei Livius (Ab urbe condita I 16,7) und Ovid (Metamorphosen 15,435) ist die Rede von Rom als ,caput orbis‘ (Haupt des Erdkreises), Plinius der †ltere (Naturalis historia 3,38) spricht von ,Roma terrarum caput‘ (Rom als Haupt der Welt), Lucanus schließlich (Bellum civile 2,136) von ,caput mundi‘ (Haupt der Welt). Die Wendung taucht so oder yhnlich in den folgenden Wochen und Monaten immer wieder in Goethes Briefen aus Rom auf (vgl. 88,2; 96,8; 114,4; 155,14; 184,14; vgl. auch zu 42,9). Dass unmittelbar nach dem Eintreffen in Rom von der Hauptstadt der alten Welt die Rede ist, spyter hingegen nur noch von der ,Hauptstadt der Welt‘, deutet auf einen Wandel in Goethes Wahrnehmung hin (vgl. auch zu 17,15). 14,21 Uber das Tyroler Gebirg Æ:::æ weggeflogen] Goethe hatte seine Reise nach Italien am Morgen des 3. September 1786 in Karlsbad begonnen und war ohne lange Aufenthalte zunychst rber Eger (Bshmen) und Weiden (Oberpfalz; 3. September), sodann rber Regensburg (4. September), Unterbruck (5. September) und Mrnchen (6. September) bis nach Mittenwald an der bayerisch-tiroler Grenze vorgerrckt (7. September). Am 8. September durchquerte er Tirol rber Seefeld, Innsbruck, Schsnberg und Steinach bis zum Brenner. ƒber diesen Teil seiner Reise berichtet Goethe in seinem „Reise-Tagebuch erstes Strck. Von Carlsbad auf den Brenner in Tyrol“, das er frr Charlotte von Stein schrieb (vgl. GT I 1, 159–182). Auch die nychsten Etappen seiner Reiseroute durch die srdlichen Teile Tirols rber Sterzing, Mittewald (9. September), Brixen, Bozen und Salurn bis Trient (10. September) und weiter rber Rovereto (11. September), Torbole (12. September) und Malcesine am Gardasee (13. September) bis nach Verona (14. September) absolvierte Goethe ohne grsßere Pause in nur wenigen Tagen (vgl. Reise-Tgb. 2; GT I 1, 185–205). 14,21–22 Verona, Vicenz, Padua, Venedig] In den genannten Stydten hielt sich Goethe lynger auf. In Verona blieb Goethe vom 14. bis 19. September, in Vicenza bis zum 26. September, in Padua bis zum 28. September und in Venedig schließlich zweieinhalb Wochen bis zum 14. Oktober 1786 (vgl. Reise-Tgb. 3 und 4; GT I 1, 207–244 und 245–289). 14,22 Ferrara, Cento, Bologna] In Ferrara und Cento (berrhmt und von Reisenden besucht als Heimatstadt des Malers Guercino) hielt sich Goethe jeweils nur einen Tag auf, vom 16. zum 17. Oktober und vom 17. zum 18. Oktober. Frr Bologna ließ er sich drei Tage Zeit (18.–21. Oktober), ehe er rber Loiano (21. Oktober) und Ponte del Ghiereto (22. Oktober) am 23. Oktober in Florenz eintraf (vgl. Reise Tgb. 5; GT I 1, 291–307). 14,23 Florenz kaum gesehn] In Florenz hatte sich Goethe am 23. Oktober 1786 nur ein paar Stunden aufgehalten, weil er bis zum 1. November Rom errei-

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chen wollte: Ich habe eben einen Entschluß gefaßt der mich sehr beruhigt. Ich will nur durch Florenz durchgehn und grade auf Rom. Ich habe keinen Genuß an nichts, biß jenes erste Bedmrfniß gestillt ist, Æ:::æ ich eile nur gleichsam qngstlich vorbey daß mir die Zeit verstreichen mnge, und dann mngt ich, wenn es des Himmels Wille ist zu Allerheiligen in Rom seyn Æ:::æ. (Reise-Tgb. 5, 18. Oktober 1786; GT I 1, 296 f.) ƒber den Aufenthalt in Florenz berichtet Goethe ebenfalls im 5. Strck seines „Reise-Tagebuchs“ (vgl. GT I 1, 306–308). 14,30 Alle Tramme meiner Jugend seh ich nun lebendig] Catharina Elisabeth Goethe schrieb am 9. Myrz 1787 an Herzogin Anna Amalia: „Æ:::æ von frrher Jugend an war der Gedancke Rom zu sehen in seine Seele geprygt und ich kan mir Die Freuden sehr lebhaft dencken, die Er jetzt frhlt in dem Genuß der Meisterwercke der Vorwelt – auf sein gantzes Leben muß ihn das ergstzen Æ:::æ.“ (Pfeiffer-Belli, 559.) Goethe selbst bekannte in seinem Brief an Herzog Carl August vom 3. November 1786: Nur Æ:::æ konnte ich mich entschließen einen langen einsamen Weg zu machen und die Gegenstqnde zu suchen, nach denen mich ein unwiderstehliches Bedmrfniß hinzog. Ja die letzten Jahre wurd es eine Art von Kranckheit, von der mich nur der Anblick und die Gegenwart heilen konnte. (16,14–20.) Und eine Woche spyter heißt es im Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 10. und 11. November: Ich habe endlich das Ziel meiner Wmnsche erreicht Æ:::æ. (24,3.) Im Dezember 1786 spricht er gar von einer Wiederburt, von dem Tage da ich Rom betrat. (42,10–11.) 15,1–2 mein Vater hatte die Prospeckte von Rom Æ:::æ aufgehqngt] Johann Caspar Goethe hatte 1740 ebenfalls eine Italienreise mit dem Hauptziel Rom unternommen (mit Aufenthalten u. a. in Venedig, Bologna, Florenz, Neapel, Mailand und Genua), die er in einem ausfrhrlichen Reisebericht in Briefform festhielt: „Viaggio per l’Italia“ (H: GSA 37/II,1; im Druck hrsg. von Arturo Farinelli, Rom 1932–1933; deutsch: Reise durch Italien im Jahre 1740. ƒbersetzt und kommentiert von Albert Meier. Mrnchen 1986). Von dieser Reise hatte Johann Caspar Goethe verschiedene Ansichten von Rom und seinen Bauwerken, meist Kupferstiche, mitgebracht und einige davon in der Frankfurter Wohnung am Hirschgraben aufgehyngt. In seinen Memoiren „Dichtung und Wahrheit“ erinnerte sich Goethe spyter daran: Innerhalb des Hauses zog meinen Blick am meisten eine Reihe rnmischer Prospecte auf sich, mit welchen der Vater einen Vorsaal ausgeschmmckt hatte, gestochen von einigen geschickten Vorgqngern des P i r a n e s e , die sich auf Architectur und Perspective wohl verstanden, und deren Nadel sehr deutlich und schqtzbar ist. Hier sah ich tqglich die Piazza del Popolo, das Coliseo, den Petersplatz, die Peterskirche von außen und innen, die Engelsburg und so manches andere. Diese Gestalten drmckten sich tief bey mir ein, und der sonst sehr laconische

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Vater hatte wohl manchmal die Gefqlligkeit, eine Beschreibung des Gegenstandes vernehmen zu lassen. (AA DuW 1, 16 [1. Buch].) 15,4 Gyps und Korck] Goethe hatte von vielen antiken Skulpturen erstmals Gipsabgrsse im Antikensaal der Mannheimer Zeichnungsakademie gesehen, den er 1769 und 1771 besucht hatte. Bekannt waren ihm auch die Korkmodelle von antiken Ruinen Italiens, vor allem Roms, die im 18. Jahrhundert zahlreich entstanden und an deutschen Hsfen als Tafeldekoration beliebt waren. Besonders begehrt waren Modelle aus der rsmischen Werkstatt von Antonio Chichi, dem berrhmtesten Korkbildner des 18. Jahrhunderts, oder Arbeiten des gelernten Konditors und Hofoffizianten in Diensten des Mainzer Koadjutors Carl Theodor von Dalberg, Carl May. Ein Dutzend solcher Korkmodelle von Antonio Chichi befand sich seit 1779 in Gotha. Hier hielt sich Goethe hyufig auf; auch wenn er sie an keiner Stelle erwyhnt, so ist doch anzunehmen, dass er die Modelle zu Gesicht bekam (vgl. Tausch, Goethe-Cassas, 73–75). 15,11 Pygmalions Elise] Goethe greift den antiken griechischen PygmalionMythos auf und rekurriert dabei auf dessen Bearbeitung durch den Schweizer Schriftsteller und Historiker Johann Jakob Bodmer in seiner Erzyhlung „Pygmalion und Elise“ (o. O. 1749). Der sagenhafte zyprische Bildhauer Pygmalion schuf eine Frauenstatue von solch vollkommener Schsnheit, dass er sich selbst in sein Kunstwerk verliebte, welches auf sein Gebet hin schließlich von der Gsttin Venus zum Leben erweckt und ihm zur Gattin gegeben wurde. Die Sage ist rberliefert im 10. Buch (V. 243–297) der „Metamorphosen“ des rsmischen Dichters Publius Ovidius Naso (Ovid). In Bodmers Erzyhlung gibt Pygmalion seiner zum Leben erweckten Statue den Namen Elise (S. 66). 15,13 und sagte: i c h b i n s ! ] Kein wsrtliches Zitat. Bei Bodmer heißt es in der Darstellung der ersten Begegnung zwischen der Statue Elise und ihrem Schspfer Pygmalion viel ausfrhrlicher und in etwas anderer Akzentuierung: „Es begab sich, daß unweit der Galerie Pygmalion der von der andern Seite kam, ihr begegnete. Sie erspyhete ihn mit ihren scharffen Bliken von weitem, und sagte zu sich selber: Izt finde ich doch ein Wesen von meiner Bildung; das ist die Gestalt die meine sehnenden Augen zu sehen wrnschten Æ:::æ. / Ich hoffe, fuhr sie gegen ihn fort, daß ich denjenigen gefunden habe, der meine Stimme hsret und mir mit einer gleichen erwiedern kann, ein Ding das vor mir gewesen ist, und vielleicht gegenwyrtig war, als ich gemacht ward. Berichte mich denn wer hat mich so gemacht, was will er von mir haben, und was war ich, ehe ich so ward?“ (S. 43 f.) 15,15 moralisch] Hier im Sinne von ,gedanklich‘, ,geistig‘ (vgl. Grimm 6, 2527). 15,21–22 daß Tischbein Æ:::æ einigen Mahlern lebt] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (vgl. zu 13,22) war – zusammen mit seinen Wirtsleuten Collina und den Mitbewohnern Friedrich Bury (vgl. zu 220,30) und Johann Georg Schrtz (vgl. zu 252,3) – im Sommer oder Frrhherbst 1786 aus der Via Babuino

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in die Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (heutige Nummer) umgezogen. Belegt wurde von den Collinas und dem hessischen Malertrio eine geryumige Wohnung im ersten Obergeschoss des Hauses, das aus der zweiten Hylfte des 16. Jahrhunderts stammen drrfte und 1786 wohl seinem ursprrnglichen Aussehen noch recht nahe war. Tischbein benutzte ein großes Eckzimmer an der Via del Corso/Via della Fontanella und verfrgte außerdem rber ein kleines Gystezimmer, das zur Via della Fontanella hin gelegen war. In dieses kleine Gystezimmer zog Goethe bei seiner Ankunft in Rom ein. Bury und Schrtz bewohnten zwei grsßere Ryume gegen den Corso zu, die Wirtsleute die schlecht beleuchteten und belrfteten Hinterzimmer. Nach seiner Rrckkehr aus Neapel bezog Goethe Tischbeins großen Eckraum, die letzten Wochen seines zweiten rsmischen Aufenthaltes logierte er im zweiten Obergeschoss der Casa Moscatelli. Das Haus wurde 1833 grundlegend umgebaut, doch sind Teile der alten Bausubstanz erhalten. In den Ryumen der einstigen Collina-Wohnung befindet sich heute als Museum die Casa di Goethe. Vgl. Christoph Luitpold Frommel: Zur Geschichte der Casa di Goethe. In: Goethe in Rom 1, 78–95 und 204–216. 15,22–23 wohne bey ihm und bin Æ:::æ mit eingetreten] Goethe hatte nach seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober wahrscheinlich im Albergo dell’Orso, Wirtshaus und Herberge an der Kreuzung von Via di Monte Brianzo und Via dell’Orso, eine Unterkunft gefunden. Noch am selben Abend traf er sich mit Johann Heinrich Tischbein: Tischbein war bey mir. Ein knstlich guter Mensch. (Reise-Tgb. 5; GT I 1, 318.) Einen Tag spyter, am 30. Oktober, zog er bei Tischbein, Bury und Schrtz in der Casa Moscatelli ein: Ich bin zu Tischbein gezogen und habe nun auch Ruhe von allem Wirthshaus und Reiseleben. (Ebd.) Einige Wochen spyter, im Dezember 1786, berichtet Tischbein an Lavater von Goethes Ankunft und Leben in Rom: „Goethe war mir durch Sie und seine anderen Freunde schon ziemlich bekannt, durch die vielen Beschreibungen, welche ich von ihm hsrte, und habe ihn eben so gefunden, wie ich mir ihn dachte. Nur die grosse Gesetztheit und Ruhe hytte ich nicht denken ksnnen, und dass er sich in allen Fyllen so bekannt und zu Hause findet. Was mich noch mehr an ihm erfreut, ist sein einfaches Leben. Er begehrte von mir ein kleines Strbchen, wo er schlafen und ungehindert arbeiten ksnnte, und ein ganz einfaches Essen, dass ich ihm leicht verschaffen konnte, weil er mit so wenigem begnrgt ist. Da sitzet er nun jetzt, und arbeitet des Morgens, um seine Iphigenia fertig zu machen, bis 9 Uhr, dann gehet er aus und sieht die grossen Kunstwerke. Er lysst sich wenig vor den grossen Weltmenschen sehen, giebt und nimmt keinen Besuch ausser von Krnstlern an. Man wollte ihm eine Ehre anthun, was man den grossen Dichtern, die vor ihm waren, gethan hat, er verbat sich’s aber und schrtzte den Zeitverlust vor, und wandte auf eine hsfliche Art den Schein der Eitelkeit von sich ab, das ihm gewiss eben so viel Ehre macht, als wenn er wirklich auf dem Capitol gekrsnt worden wyre.“ (Alten, Tischbein, 39.)

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15,24–25 Die Hausleute sind ein redliches altes Paar] Die Wirtsleute Sante Serafino und Piera Giovanna Collina, er 72 Jahre alt, sie sechs Jahre jrnger. Die Collinas hatten ursprrnglich ein Hinterhaus des Palazzo Piombino (Via Babuino 51) bewohnt, Collina war wahrscheinlich Kutscher des im Palazzo residierenden Kardinals Caraffa gewesen. Schon in der Via Babuino hatten die Collinas Zimmer an Fremde vermietet (vgl. auch zu13,22), in der Casa Moscatelli, wo sie die bescheideneren hinteren Zimmer im Piano Nobile bewohnten, sicherte ihnen dies ihren Lebensunterhalt. Sante Serafino starb 1789, seine Frau 1791. Ihr Sohn, damals 42 Jahre alt, wurde von Goethe spyter nach Weimar geschickt, um Anna Amalia als Frhrer durch Italien zu dienen. 15,29–30 Das Haus liegt im Corso Æ:::æ Porta del Popolo.] Die Casa Moscatelli liegt am oberen Teil des Corso nahe der Piazza del Popolo an der Einmrndung der ersten Querstraße, der Via della Fontanella. Gegenrber befindet sich der Palazzo Rondanini. Seine genaue Adresse mit dem Hinweis auf diesen Palazzo teilte Goethe nach Weimar freilich nur zsgerlich mit, zuerst Philipp Seidel am 4. November (vgl. 18,4–6), dann im Brief vom 10. und 11. November den Herders (vgl. 25,17–18), im Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 9. Dezember 1786 dem Freundeskreis (vgl. 45,5–8) und im Brief vom 13. bis 16. Dezember Charlotte von Stein (vgl. 58,16). Zur Porta del Popolo vgl. zu 16,10. 15,31 Die merckwmrdigsten Ruinen des alten Roms] Goethe hatte den ersten Tag nach seiner Ankunft in Rom, den 30. Oktober 1786, sogleich zu Besichtigungen der Stadt benutzt und dabei mit den Ruinen des antiken Roms begonnen. Um welche Stytten es sich dabei im Einzelnen gehandelt hat, ist nicht bekannt. 15,31 St. Peter] San Pietro in Vaticano, Sitz des Papstes und grsßte Kirche der Christenheit rber dem Grab des Apostels Petrus. An Stelle der konstantinischen Basilika aus dem 4. Jahrhundert ab 1506 errichtet, verdankt St. Peter seinen Ruhm nicht zuletzt seinen ersten Baumeistern Bramante und Raffael sowie Michelangelo, der ab 1547 die Bauleitung innehatte und den Bau der Kuppel konzipierte (vollendet erst 1593). Bis 1626 entstanden Langhaus und Fassade nach Entwurf von Carlo Maderno, danach arbeitete Giovanni Lorenzo Bernini an der Ausstattung und an der Platzanlage. Johann Jacob Volkmann widmet St. Peter rber sechzig Seiten zu Beginn seiner Beschreibung Roms in seinem Reisehandbuch „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ (3 Bde. Leipzig 1770/71), das Goethe auf seine Reise mitgenommen hatte (vgl. Volkmann 2, 34–95), und hylt einfrhrend fest: „Die Peterskirche ist die grsßte und schsnste Kirche in der Welt Æ:::æ.“ (Ebd., 34.) Goethe hatte die Kirche sogleich an seinem ersten Tag in Rom aufgesucht. Im Tagebuch notiert er: d. 30 Nachts. / Nur ein Wort nach einem sehr reichen Tage! Ich habe die wichtigsten Ruinen des alten Roms Heute frmh, heut Abend die Peterskirche gesehen und bin nun initiirt. (Reise-Tgb. 5; GT I 1, 318.)

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15,31 die Plqtze] Soweit bekannt, hatte Goethe von den zahlreichen Plytzen Roms schon die Piazza del Popolo (29. Oktober; vgl. zu 16,10), die Piazza San Pietro (Petersplatz; 30. Oktober; vgl. die vorhergehende Erlyuterung) sowie die Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz; 31. Oktober; vgl. die erste Erlyuterung zu 15,33) besucht. 15,32 den Papst Æ:::æ am heutigen Feste] Die unter Papst Paul III. ab 1537 nach Entwurf von Antonio Sangallo d. J. errichtete Cappella Paolina im Vatikanspalast war und ist frr Besucher nur schwer zugynglich, u. a. aber an Allerheiligen (1. November). Goethe erlebte dort wahrscheinlich im Beisein von Papst Pius VI. und der versammelten Kurie die Feier der heiligen Messe. In der Kapelle befinden sich zwei monumentale Fresken Michelangelos, die „Bekehrung Pauli“ und die „Kreuzigung Petri“ (1542 – etwa 1550). 15,33 die Villa Borghese] Die Villa Borghese war im Auftrag von Kardinal Scipione Borghese 1612/13 nach einem Entwurf von Flaminio Ponzio auf dem Monte Pincio errichtet worden. Sie diente der Unterbringung einer der außergewshnlichsten Sammlungen Italiens mit zahllosen Gemylden und antiken sowie neuzeitlichen Skulpturen. Im 18. Jahrhundert wurden in der Villa die Antikensammlung sowie einige wenige Gemylde und neuzeitliche Skulpturen (u. a. die Frrhwerke Giovanni Lorenzo Berninis) gezeigt, und zwar nicht nur im Inneren des Casinos, sondern auch an dessen Fassade und in den weitlyufigen Parkanlagen. Die berrhmte Gemyldesammlung befand sich hingegen im Palazzo Borghese im Stadtzentrum. Heute befindet sich in der Villa das staatliche Museo Villa Borghese (Galleria Borghese). Goethe hatte die Villa am 31. Oktober 1786 erstmals besucht: Octb. Æ:::æ 31. Capitolio / V. Borghese Æ:::æ (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). 15,33 tqglich etwas neues] Goethe ging dabei nach einem festen Plan vor. Zu dem Besichtigungsprogramm nur der ersten Woche vgl. zu 19,24. 15,34–16,3 empfehle mich Æ:::æ D. dem Herzoge, Æ:::æ H‘. v. Knebel] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, dessen Gattin Herzogin Louise, die Herzoginmutter Anna Amalia, der eng mit Weimar verbundene Bruder des regierenden Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, die Ehepaare Josias und Charlotte von Stein sowie Johann Gottfried und Caroline Herder und Goethes enger Vertrauter Carl Ludwig von Knebel, die Adressaten des vorliegenden Briefes, bildeten Goethes engeren Freundeskreis in Weimar. An ihn sandte er auch in der Folgezeit immer wieder Briefe aus Italien. Goethe war sich freilich bewusst, dass diese Briefe einer breiteren …ffentlichkeit in Weimar, vor allem der Hofgesellschaft, bekannt wrrden. – D.: Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8). – reg.: Abgekrrzt frr ,regierenden‘. – G. S.: Abgekrrzt frr ,Generalsuperintendent‘.

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11. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 3. November 1786 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 14,2620,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Korrekturen und Streichungen, Tinte, Rstel und Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Nr 10 (vgl. zu 17,30); beide Briefe waren Beischluss zu Nr 12 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 351–353, Nr 46. WA IV 8 (1890), 39–42, Nr 2517. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 13. Dezember 1786 (vgl. zu 89,6) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 4. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 16,7 Endlich kann ich den Mund aufthun] Erst nach der Ankunft in Rom enthrllte Goethe sein bisher geheim gehaltenes Reiseziel (vgl. zu 7,1). 16,10 Porta del Popolo] Die rsmische Porta Flaminia, durch die die Via Flaminia im Norden aus Rom hinausfrhrte, wurde 1562–1565 von Nanni di Baccio Bigio außen und 1655 von Giovanni Lorenzo Bernini innen neu gestaltet und 1877–1879 erneut umgebaut. Reisende, die sich Rom von Norden her auf der Via Flaminia nyherten, passierten dieses in der Neuzeit Porta del Popolo genannte Tor kurz nach dem Ponte Molle (Ponte Milvio). Goethe betrat Rom hier am Abend des 29. Oktober 1786: Ich kann nun nichts sagen als ich bin hier Æ:::æ. (Reise-Tgb. 5, 29. Oktober 1786; GT I 1, 317.) 16,14–15 Nur da ich Æ:::æ verschwunden sah] Msglicherweise Anspielung auf Carl Augusts politische Ambitionen nach dem Regierungsantritt des neuen preußischen Ksnigs Friedrich Wilhelm II. im August 1786 (vgl. zu 7,7–8). 16,21–22 Die Begierde dieses Land zu sehn] Vgl. zu 14,30. 16,25 es auch mit Ihnen zu sehen] Goethe hatte lange geglaubt, die Reise nach Italien gemeinsam mit Carl August unternehmen zu ksnnen. Noch im Januar 1787 kamen Spekulationen rber entsprechende Reiseplyne des Herzogs auf (vgl. zu 92,2–3). Goethe bat Charlotte von Stein, ihn sofort einzuschalten, wenn sie von solchen Plynen des Herzogs hsren sollte (vgl. 92,1–7). 17,1–2 Die Dauer Æ:::æ abhqngen] Goethe hatte vor seiner Abreise um einen unbestimmten Urlaub gebeten (vgl. GB 6 II, zu 242,13). 17,7 wie es in Norden aussieht] Die wiederholte †ußerung des Interesses an Informationen rber die politischen Unternehmungen, die Carl August nach dem Tod Friedrichs II. gemeinsam mit Ksnig Friedrich Wilhelm II. von Preußen zu verwirklichen gedachte (vgl. zu 7,7–8; zu 12,20–21), signalisierte zugleich

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Goethes wachsende Nervosityt angesichts der ausbleibenden Reaktion des Herzogs auf seine Briefe. 17,8 Seit dem halben October bin ich zurmck] Goethe hatte offensichtlich seit seiner Abreise aus Venedig am 14. Oktober und in den ersten Tagen seines Aufenthaltes in Rom kaum Zeit gefunden, sich um politische Nachrichten zu krmmern. 17,11 Gebquden des Palladio] Andrea di Pietro da Padova, der sich seit 1540 Palladio nannte, erlebte von der zweiten Hylfte des 18. Jahrhunderts an als Architekt wie als Architekturtheoretiker eine lang anhaltende Renaissance. Goethe hatte Palladios Bauten wegen in Vicenza, wo die meisten von dessen Hauptwerken stehen, vom 19. bis 26. September 1786 einen lyngeren Aufenthalt genommen. Mehrfach besah er das Teatro Olimpico, die so genannte Basilica und die Villa Rotonda (vgl. Reise-Tgb. 5, 19.–25. September 1786; GT I 1, 225–238); außerdem besuchte er den Architekten und Palladio-Biographen Ottavio Bertotti Scamozzi (vgl. zu 17,19–20). 17,12 Vier Bmcher der Baukunst] Palladios architekturtheoretisches Hauptwerk „I Quattro libri dell’architettura“ (Die vier Brcher zur Architektur). Die von Goethe in Padua (vgl. Reise-Tgb. 3, 27. September 1786; GT I 1, 242) erworbene Ausgabe aus dem Jahr der Erstversffentlichung (Venedig 1570) hat sich in seiner Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 347, Nr 2362). In den „Quattro libri“ entwarf Palladio, ausgehend von der Baukunst der Rsmer, die Grundlagen frr die sakrale wie die profane Architektur seiner Zeit. Das Werk enthylt Grundund Aufrisse sowie weitere Details von Bauten des 16. Jahrhunderts (darunter solche Palladios) mit erlyuternden Texten und Rekonstruktionen antiker Anlagen in Rom. Letztere drrften Goethe wyhrend seines Aufenthaltes in Rom geholfen haben, sich ein Bild vom alten Rom und seiner Architektur zu machen. 17,13 den Vitruv des Galiani] Der rsmische Architekt Marcus Vitruvius Pollio verfasste um 25 v. Chr. „De architectura libri decem“ (Zehn Brcher rber Architektur). Nach der Wiederentdeckung in der Renaissance gewann das Werk Vitruvs maßgeblichen Einfluss auf die gesamte Architekturtheorie bis hin zum beginnenden 20. Jahrhundert. Die Ausgabe „L’ architettura di M. Vitruvio Pollione colla traduzione italiana e comento del Marchese Berardo Galiani“ (Napoli 1758; Die Architectura des M. Vitruvius Pollio mit italienischer ƒbersetzung und Kommentar von Marchese Berardo Galiani) erwarb Goethe zwischen dem 5. und 9. Oktober in Venedig (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 264 und 281) und studierte sie wyhrend seines Aufenthaltes in Rom (vgl. 28,18–19). Das Werk befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 208, Nr 1461). – Galiani war Jurist, hatte seinen Beruf aber frrh aufgegeben und sich der Architekturtheorie zugewandt. In seiner Vitruv-Ausgabe erlyuterte er den rsmischen Baumeister durch Palladio und den franzssischen Architekten Charles Perrault, hatte in den 25 selbst gezeichneten Illustrationen seiner zweisprachigen Ausgabe aber auch erstmals Tempel von Paestum gezeigt.

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BRIEF 11

17,14–15 eines guten Architeckten] Msglicherweise Maximilian von Verschaffelt, der Goethe nach dessen Rrckkehr aus Neapel Unterricht im Perspektivzeichnen erteilte (vgl. zu 163,14–15). 17,15 die Reste der alten, die Gebqude der neuen Zeit] Zwei Tage zuvor, im Brief an den Freundeskreis in Weimar, hatte Goethe Rom als Hauptstadt der alten Welt (14,15) bezeichnet. Goethe war zunychst offenbar mehr am antiken als am modernen Rom interessiert. Dies kommt in mehreren Briefen der Folgezeit immer wieder zum Ausdruck (vgl. 21,4–8; 28,24–29,5; 89,22–29). Um sich Rom außerdem in seiner gesamten Dimension zu erschließen, bemrhte er sich von Anfang an nicht nur um eine Bestandsaufnahme des Vorhandenen durch Besichtigung, sondern auch um die Rekonstruktion der historischen Entwicklungsstufen des stydtischen Ensembles seit der Antike (vgl. zu 21,4–5). 17,19–20 in Vicenz herausgekommnen Gebquden des Palladio] La fabbriche e i disegni di Andrea Palladio. Opera divisa in quattro tomi con tavole in rame rappresentanti le piante, e i prospetti, e gli spaccati; con la traduzione francese di Andrea Palladio. Raccolti ed illustrati da Ottavio Bertotti Scamozzi. Vicenza 1776–1783 (Die Gebyude und Entwrrfe des Andrea Palladio. Werk in vier Bynden mit Stichen der Grundrisse, Fassaden und Querschnitte; mit der franzssischen ƒbersetzung des Andrea Palladio. Gesammelt und illustriert von Ottavio Bertotti Scamozzi). – In der HAAB Weimar sind die ersten drei Bynde (1776, 1778, 1781) und die ergynzenden Tafelbynde 1 und 2 mit Kupferstichen (1776 und 1778) vorhanden. Offensichtlich befand sich vor Goethes Italienreise nur ein Exemplar der (zusammengebundenen) Bynde 1 und 2 (1776 und 1778) in der herzoglichen Bibliothek. Der Verfasser Ottavio Bertotti Scamozzi hatte mit diesem ersten Werkkatalog Palladios Entscheidendes zu dessen Wiederentdeckung im spyten 18. Jahrhundert beigetragen. Goethe hatte ihn auf der Hinreise in Vicenza besucht (vgl. Reise-Tgb. 3, 21. September 1786; GT I 1, 229). 17,21–22 will ich die andern zu kaufen suchen] Darrber ist nichts bekannt. 17,23 Reifenstein] Der aus Ostpreußen stammende Johann Friedrich Reiffenstein studierte Jura in Ksnigsberg und war dort anschließend Sekretyr der Deutschen Gesellschaft. 1760 nahm er ein Angebot an, als Pryzeptor den jungen Oldenburger Grafensohn Friedrich Ulrich von Lynar auf seiner Kavaliersreise zu begleiten. Im Frrhjahr 1762 erreichten sie Rom. Reiffenstein hatte schon frrh als bildender Krnstler dilettiert; jetzt hoffte er, seine Liebhaberei zum Beruf zu machen, und entschloss sich, in Rom zu bleiben. Reiffenstein geriet schnell in den Einflussbereich Johann Joachim Winckelmanns, dessen Kunstanschauungen er zu den seinen machte. Nicht als Krnstler, sondern als Kunstvermittler war er tytig, zunychst oft im Namen Winckelmanns, den er bei Rombesuchern als Cicerone vertrat. Nach Winckelmanns Tod 1768 war er zunychst der frhrende deutsche Antiquar in Rom, der seine Kennerschaft im Sinne Winckelmanns ausrbte. Er

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erschloss aber wohlhabenden und berrhmten Besuchern nicht nur Rom, sondern betytigte sich auch als Kunsthyndler: Ab 1772 war er offizieller Kunstagent des Gothaer Hofs in Rom (mit dem Titel eines Hofrats), ab 1778 Kunstagent der Zarin Katharina II. In diesen (und anderen) Funktionen vermittelte er zahlreiche Kunstwerke nach Mittel-, Nord- und Osteuropa. Seit 1767 wohnte er im Erdgeschoss des Palazzo Zuccari auf dem Monte Pincio; sein Haus scheint ein wichtiger Treffpunkt der rsmischen Krnstler- und Besucherszene gewesen zu sein: Reiffenstein vermittelte so auch Bekanntschaften unter den Auslyndern in Rom. Goethe wusste um die Rolle und Position Reiffensteins als eine Art Doyen der deutschen Krnstlerkolonie in Rom und hatte schon Johann Heinrich Wilhelm Tischbein vor dessen zweitem Romaufenthalt 1783 zur Kontaktbereitung auf Reiffenstein verwiesen: Rede ihm ia zu, daß er sich besonders gegen Reifensteinen leidlich betrqgt, denn dieser Mann hat Einfluß auf die Großen. (Brief an Johann Caspar Lavater, 4. Oktober 1782; WA IV 6, 66.) Die erste Begegnung mit Reiffenstein muss unmittelbar in den Tagen nach Goethes Ankunft in Rom, und zwar zwischen dem 30. Oktober und 3. November 1786, stattgefunden haben, wie der vorliegende Brief erkennen lysst. ƒber die gesamte Dauer des Aufenthaltes in Rom blieb der Kontakt erhalten. Goethe, der rasch zum engeren Kreis um den so genannten ,Dio padre onnipotente‘ (ital.: allmychtiger Gottvater) gehsrte, charakterisierte Reiffenstein spyter als Kunstfreund, der sehr viele Kenntniße hat und ein gefqlliger, guter, muntrer Gesellschafter ist. (185,24–25.) Reiffenstein drrfte Goethe Kirchen und antike Stytten gezeigt und ihm Zutritt zu geschlossenen Orten, zu Klsstern und privaten Sammlungen, verschafft haben. Es zeugt von Vertrauen, dass Goethe ab Oktober 1787 die Geldrberweisungen nach Rom rber die Adresse von Reiffenstein abwickeln ließ (vgl. zu 174,28). Reiffenstein starb 1793 in Rom. Vgl. auch den biographischen Abriss in Noack, Rsmische Kreise 3 und 4. 17,29 Posttag] Goethes Posttage in Rom frr Sendungen nach Deutschland waren die Samstage. Goethe registrierte die abgesandten Briefe bis zum Ende seines Aufenthaltes in Rom im April 1788 in einer Liste in einem seiner Notizbrcher (vgl. Postsendeliste 1, S. 1–8). Die Briefe benstigten zur Befsrderung von Rom nach Weimar im Regelfall 16 Tage (vgl. zu 58,12). 17,30 beyliegendes Cirkularschreiben] Der Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November 1786 (Nr 10). Vgl. ƒberlieferung. 17,31 denen am Ende benannten Personen] Vgl. 15,34–16,3.

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12. An Philipp Seidel

BRIEFE 12/13

Rom, 4. November Æ1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1786 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 14610 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts neben egh. Orts- und Datumsangabe von fremder Hd, Tinte ergynzt: „1786“. – Beischluss: Nr 11, der wiederum Nr 10 als Beischluss enthielt (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Seidel (1871), 335 f., Nr 6. WA IV 8 (1890), 42, Nr 2518. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. zu 47,15). Postsendungen: 4. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 18,2 hier glmcklich angelangt] Am 29. Oktober 1786 (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 18,2–3 schicke mir nun alles was du gesammelt hast] Seidel hatte den Auftrag, alle in Weimar frr Goethe einlaufenden Korrespondenzen zu sffnen, ihn entweder darrber zu informieren oder sie ihm zuzuschicken (vgl. GB 6 I, 224,5–7). 18,3 den Brief an mich] Seidel schrieb seinen ersten Brief an Goethe nach Italien unmittelbar nach Erhalt des vorliegenden Briefes im Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November. Der Brief ist nicht rberliefert (vgl. zu 47,15). 18,3–4 Oblaten] Klebesiegel aus Papier, deren Benennung sich von der als Oblate bezeichneten Abendmahlshostie herleitet (vgl. Grimm 7, 1109). 18,4–6 Al Sgn. Tischbein Æ:::æ Roma] Ital.: An Herrn Tischbein, deutscher Maler, am Corso, gegenrber dem Palazzo Rondanini. Rom. – Die Umschreibung meint die Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. auch zu 15,21–22). 18,7 nqchstens mehr] Der nychste Brief an Seidel stammt vom 9. Dezember 1786 (Nr 29). 18,7–8 Laß dir Æ:::æ ein Briefchen geben] Goethe hatte Christian Gottlob Voigt in einem Brief vom 18. September 1786 aus Verona (Nr 4) um Nachrichten von den laufenden Amtsgeschyften in der Bergwerkskommission und der Ilmenauer Steuerkommission gebeten. Voigt kam der hier gegenrber Seidel ausgesprochenen Aufforderung nach und antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom

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20. November 1786, den er Seidel rbergab (vgl. ƒberlieferung zu Nr 4). Seidel frgte seiner Antwort, die am 9. Dezember 1786 bei Goethe in Rom anlangte (vgl. zu 47,15), aber nur Auszrge aus Voigts Bericht bei und nicht das vollstyndige Schreiben (vgl. zu 48,18). 18,8–9 verschweige solang es geht wo ich sey] Den Auftrag zur unbedingten Geheimhaltung von Goethes Reiseziel hatte Seidel von Anfang an (vgl. GB 6 I, 232,18–19). Dies aufrechtzuerhalten drrfte schwierig geworden sein, denn in seinen Briefen an den Freundeskreis in Weimar (Nr 10) und an Herzog Carl August (Nr 11) hatte Goethe seinen Aufenthaltsort bereits offenbart. 18,10 wann dieser Brief angekommen] Der Brief hat Weimar spytestens am 20. November erreicht (vgl. zu 17,29; zu 18,7–8). Seidel informierte Goethe in seinem nicht rberlieferten Antwortbrief rber die Postlaufzeiten zwischen Rom und Weimar (vgl. 47,15–16). 18,11 das Gesetz und die Propheten sind nun erfmllt] Anspielung auf die Worte Jesu in der Bergpredigt: „Ihr sollt nicht wyhnen, daß ich kommen bin, das gesetz oder die propheten aufzulssen. Ich bin nicht kommen aufzulssen, sondern zu erfrllen.“ (Matthyus 5,17; Luther-Bibel 1772 NT, 6; vgl. auch Matthyus 7,12 und 22,40.) 13. An Catharina Elisabeth Goethe Rom, 4. November 1786 ! Frankfurt a. M. ƒBERLIEFERUNG

H: GMD Drsseldorf, Slg Kippenberg, Sign.: K. K. 35. – Doppelblatt 18,4(–18,6)622,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: A Madame / Madame Goethe / Conseillere / a / Francfort / sur le Mein / 1/2 fr.; rber der Adresse Postvermerk: „Di Roma“; S. 3 am rechten Rand rote Siegelreste; Bl. 2 am yußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung, gegenrber am Falz mittig Siegelausschnitt. – Beischluss: EB 2 (vgl. auch zu 19,12). – Faksimile: Katalog der Sammlung Kippenberg 1. Hrsg. von Anton Kippenberg. 2. Aufl. Leipzig 1928, nach S. 64, Nr 35. E: Frese (1877), 99 f. WA IV 8 (1890), 43 f., Nr 2519 (nach E). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Catharina Elisabeth Goethe antwortete am 17. November 1786 (vgl. RA 1, 109, Nr 220; Pfeiffer-Belli, 555 f., Nr 128). ƒber Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731–1808), Goethes Mutter, vgl. die einleitenden Erlyuterungen zum Brief an Catharina Elisabeth Goethe, Johann Caspar Bslling und Johanna Fahlmer vom 28. Juni 1777 (GB 3 II) und

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zum Brief vom 3. Oktober 1785 (GB 6 II, Nr 157). – 1786 lebte Goethes Mutter, seit 1782 verwitwet, noch im Haus der Familie am Großen Hirschgraben in Frankfurt a. M. Im vorliegenden Brief berichtet ihr Goethe als einer der Ersten von seiner Ankunft in Rom. Catharina Elisabeth Goethe nahm regen Anteil am Italienaufenthalt ihres Sohnes und yußerte in ihrem Antwortbrief vom 17. November 1786 ihre Freude darrber, dass er sich mit dieser Reise einen Jugendtraum erfrllt habe (vgl. Pfeiffer-Belli, 555). – Goethes Briefwechsel mit der Mutter ist nur in Bruchstrcken erhalten. Aus der Zeit von Goethes italienischer Reise sind lediglich der vorliegende Brief sowie der Antwortbrief rberliefert. Neun weitere Briefe Goethes an die Mutter aus Italien lassen sich erschließen (EB 14, EB 69, EB 101, EB 110, EB 121, EB 134, EB 140, EB 157, EB 169). Catharina Elisabeth Goethe ließ sich außerdem von Friedrich von Stein Goethes nach Weimar gesendete Briefe zuschicken (vgl. Catharina Elisabeth Goethe an Friedrich von Stein, 1. Juni 1787; Pfeiffer-Belli, 560). 18,16–17 glmcklich und gesund hier angelangt] Goethe erreichte Rom am 29. Oktober 1786 (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 18,20 observire] Observieren: Hier im Sinne von ,beachten‘, ,einhalten‘ (von lat. observare). 18,21 Inkognito] Ital.: unerkannt, unter fremdem Namen. Goethe reiste unter dem Namen Johann Philipp Msller (vgl. auch zu 42,16; zu 52,1–2). 18,22–23 soviele Trqume und Wmnsche meines Lebens] Vgl. zu 14,30. 18,23–19,2 daß ich nun die Gegenstqnde Æ:::æ hnrte] Vgl. zu 15,1–2. 19,5–6 Wie lang ich bleibe weiß ich noch nicht, es wird Æ:::æ aussieht.] Von Herzog Carl August hatte Goethe Anfang September 1786 unbestimmten Urlaub erbeten (GB 6 I, 242,13). Anfang November war noch immer nicht klar, wie lange er in Italien bleiben durfte. Zu dieser Zeit plante er, um Ostern 1787 die Heimreise nach Weimar anzutreten (vgl. zu 66,18–19). Dies ynderte sich erst, als Herzog Carl August ihm in einem Brief vom Dezember 1786 die Bitte um Urlaub auf unbestimmte Zeit ausdrrcklich gewyhrte (vgl. zu 77,27–28). 19,6–7 mber die Schweitz zurmck und besuche Sie] Die Rrckreise frhrte Goethe durch die Schweiz bis Konstanz und von dort rber Ulm, Nrrnberg und Coburg nach Weimar. Frankfurt besuchte er nicht (vgl. zu 152,30–32). 19,12 Innliegenden Brief schicken Sie an die Bethmqnner] Vgl. EB 2. Das Bankinstitut ,Gebrrder Bethmann‘ in Frankfurt a. M. wurde von drei Teilhabern geleitet: Johann Philipp Bethmann, dessen Schwager Peter Heinrich Bethmann-Metzler und dessen Schwiegersohn Johann Jakob Bethmann-Hollweg (vgl. Wilfried Forstmann: Simon Moritz von Bethmann 1768–1826. Bankier, Diplomat und politischer Beobachter. Frankfurt a. M. 1973, S. 19). Goethe ließ sich rber dieses Bankhaus Geld nach Italien rberweisen. Es wurde zunychst von dem Jenaer Kaufmann Johann Jakob Heinrich Paulsen angewiesen und dann rber Frankfurt nach Italien transferiert (vgl. auch die folgenden Erlyuterungen).

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19,12–13 ohne daß diese eben erfahren daß der Brief durch Sie gegangen ist] Dies war zur Wahrung von Goethes Inkognito erforderlich. Das Geld erreichte ihn unter seinem Pseudonym Johann ( Jean) Philipp Msller (vgl. Bankquittungen Goethes unter diesem Namen: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 1–9). Weder Johann Jakob Heinrich Paulsen noch das Bankhaus ,Gebrrder Bethmann‘ waren darrber informiert, dass sich hinter diesem Namen Goethe verbarg (vgl. auch Zapperi, Inkognito, 53–56). In ihrem Antwortbrief an Goethe vom 17. November 1786 berichtet die Mutter: „Denen Bethmynnern habe ihren Brief auf eine so drollige Weiße in die Hynde gespielt, daß sie gewiß auf mich nicht rathen.“ (Pfeiffer-Belli, 555 f.) 19,15 Credit gemacht] Philipp Seidel hatte bereits Ende Juli 1786 im Auftrag Goethes eine Summe von 32 Carld’or an Johann Jakob Heinrich Paulsen rbergeben, der wiederum das Bankhaus Bethmann in Frankfurt a. M. mit den notwendigen Transaktionen im Geldverkehr mit Italien beauftragte. Von diesem Geld machte Goethe zum ersten Mal am 14. Oktober 1786 in Venedig Gebrauch (vgl. zu 14,6). Am 12. Oktober 1786 bestytigte Paulsen den Erhalt einer zweiten Summe rber insgesamt 100 Louisd’or (vgl. GR/Belege 1786, 3, Bl. 141; Reiserechnung Italien 2, Bl. 20). Goethe griff das nychste Mal am 24. November 1786 (5551/2 Livres) und danach wieder am 5. Januar 1787 (274 Livres) rber das Bankhaus Belloni in Rom auf diese Gelder zurrck (vgl. Bankquittungen: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 2 und 3; Reiserechnung Italien 2, Bl. 20). Bis Sommer 1787 kam es zu mehreren solcher Transaktionen an Goethe, die alle unter seinem Pseudonym Johann Philipp Msller abgewickelt wurden (vgl. zu 173,28). Ab Oktober liefen die ƒberweisungen rber Goethes Vertrauten Johann Friedrich Reiffenstein direkt an ihn (vgl. zu 174,28; zu 218,19–20). 19,16 wie es Ihnen geht] ƒber ihr Befinden schreibt die Mutter in ihrem Antwortbrief vom 17. November 1786: „Mein Leben fließt still dahin wie ein klahrer Bach Æ:::æ, und bin vergnrgt wie eine Gsttin Æ:::æ.“ (Pfeiffer-Belli, 556.) 19,18 wann dieser Brief ankommt] Die Mutter berichtet in ihrem Antwortbrief vom 17. November 1786: „Dein mir so sehr lieber und Intresanter Brief vom 4 ten November kam Mittwochs den 15 ditto Abens um 6 Uhr bey mir an Æ:::æ.“ (Pfeiffer-Belli, 555.)

14. An den Freundeskreis in Weimar ƒBERLIEFERUNG

Rom, 7. November 1786 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – 2 Bl. 14,5621,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Er-

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ledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 15 (vgl. zu 21,23). E: Briefe aus Italien (1886), 217–220, Nr 9 a. WA IV 8 (1890), 44–46, Nr 2520. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 11. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 19,22 zehen Tage hier] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). Der erste Brief, den er am 1. November 1786 aus Rom nach Weimar schrieb, war ebenfalls an seine Freunde und engsten Vertrauten gerichtet gewesen, die dort zudem explizit genannt wurden (vgl. 15,34–16,3; weiter vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 10). 19,22–23 nach und nach thut sich Æ:::æ Begriff dieser Stadt auf] Charakteristisch frr Goethes induktive Betrachtungsweise, vom Besonderen zum Allgemeinen fortschreitend (vgl. auch zu 19,27). 19,23 Wir gehen fleißig auf und ab] Zu Goethes Begleitern durch Rom gehsrten seine Hausgenossen Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz sowie auch Johann Friedrich Reiffenstein und Aloys Hirt (vgl. zu 17,23; zu 22,13; zu 26,15; zu 26,16). 19,24 Plan des alten und des neuen Roms] Goethe hatte in den ersten Tagen seines Aufenthalts Karten und Plyne erworben: Pianta di Roma / Carta / Æ:::æ Pianta di R. ant. (Reiserechnung Italien 1 [31. Oktober und 1. November 1786], ÆBl. 7æ). Darunter mrssen ein eigentlicher Plan des modernen Rom, eine Karte von Rom und Umgebung oder eine Karte des Kirchenstaates und ein ƒberblicksplan rber das antike Rom gewesen sein. Von Giovanni Battista Nollis berrhmtem monumentalem Plan von 1748 z. B. scheint es handliche Drucke im Kleinformat gegeben zu haben. Volkmann, der dem Reisenden dringend empfiehlt, sich taugliche Plyne von Rom und Umgebung zu beschaffen, schreibt dazu in seinem von Goethe benutzten Reisehandbuch: „Er ÆNollis Planæ besteht aus 17 Bogen, nebst einem ins kleine gebrachten Auszug auf einem Bogen von dem neuen, und einem andern von dem alten Rom, um den großen Plan desto besser darnach rbersehen zu ksnnen. Wem der große Riß zu kostbar ist, der kann sich auch die beyden letzten nur allein anschaffen.“ (Volkmann 2, 26 f.) Im seltenen Tafelband zu Jr‰me de Lalandes „Voyage d’un Fran€ois en Italie“ (Venedig, Paris 1769) etwa befindet sich – neben anderen Stadtplynen – tatsychlich ein derart radikal verkleinerter Abdruck des Nolli-Plans. Stadtrbersichten rber das antike Rom mit den wichtigsten Bauten waren seit der Renaissance in Umlauf, Karten der Umgebung Roms und des Kirchenstaates frhrt Volkmann eigens auf (vgl. Volkmann 2, 26), allerdings eher kostspielige Strcke, wyhrend Goethes Karte offenbar preisgrnstig war. Interessanterweise lysst sich, sieht man vom 2. Band von

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Volkmanns „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ ab, sonst keine Lektrre von Romfrhrern der Zeit (etwa der sehr verbreiteten Schrift Giuseppe Vasis) nachweisen; solche haben sich auch nicht in Goethes Bibliothek erhalten. Mit Hilfe des neu erworbenen Kartenmaterials hatte Goethe bereits den Vatikan mit der Peterskirche und verschiedene antike Ruinen (30. Oktober), das Kapitol, die Villa Borghese mit ihrer Antikensammlung (31. Oktober), die Paulskapelle (1. November), den Quirinalspalast (2. November), den so genannten Tempel des Sol und der Luna (d. i. der Tempel der Venus und der Roma auf dem Klostergelynde von S. Francesca Romana; 4. November), das neue Museo Pio-Clementino (6. November), das Appartement Borgia (ehemalige pypstliche Wohnryume) sowie die Logen und die Stanzen des Raffael (6. oder 7. November) besucht (vgl. ReiseTgb. 5, 30. Oktober 1786; GT I 1, 318; Reiserechnung Italien 1 [31. Oktober–6. November 1786], ÆBl. 7æ). 19,27 ich thue nur die Augen auf und sehe] †hnlich heißt es bereits in Goethes „Reise-Tagebuch“ unter dem 11. September 1786: Æ:::æ mir ists nur jetzt um die sinnlichen Eindrmcke zu thun, die mir kein Buch und kein Bild geben kann, daß ich wieder Interesse an der Welt nehme und daß ich meinen Beobachtungsgeist versuche, und auch sehe wie weit es mit meinen Wissenschafften und Kenntnissen geht, ob und wie mein Auge licht, rein und hell ist Æ:::æ. (Reise-Tgb. 2; GT I 1, 190.) Im Brief an die Herders vom 10. und 11. November 1786 erklyrt Goethe, er rbe sich, alle Dinge wie sie sind zu sehen und zu lesen (24,5). Herder war es, der schon in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft Goethes spechtisches Wesen (GB 1 I, 230) kritisierte, das darin bestand, dass bei ihm alles so Blick (GB 1 I, 231) sei. Zu yhnlichen †ußerungen vgl. zu 85,6. – Goethes Vermsgen des ebenso unmittelbaren sinnlichen wie bewussten Sehens, des Vergegenwyrtigens der Dinge aus unterschiedlicher Perspektive und bis ins Detail hinein, das sich ihm dann zur Erkenntnis des Wesens der Dinge und Zusammenhynge, zum Typischen, formiert, war eine grundlegende Haltung seiner Welt- und Kunstsicht, die Sehen und Denken wechselseitig in Einheit zu setzen suchte (vgl. dazu auch Horst Althaus: Goethes ,Rsmisches Sehen‘. In: Ders.: †sthetik, …konomie und Gesellschaft. Bern, Mrnchen 1971, S. 142–162). ƒber den Zusammenhang dieses Begriffs mit dem des ,Schauens‘ in Anlehnung an Spinozas ,scientia intuitiva‘ vgl. GB 6 II, zu 193,21–22 und zu 193,22–24. 20,1 Der Menschen wird auch nicht vergeßen] Vgl. 15,15–20. 20,2–3 man kann sich nur in Rom auf Rom bereiten] Vgl. zu 21,4–5. 20,4–5 Das menschlich interessanteste Æ:::æ war die Republick Venedig] Vgl. Goethes Eintryge im „Reise-Tagebuch Viertes Strck. Venedig. 1786“ (GT I 1, 247–286); dort heißt es u. a.: Von Venedig ist alles gesagt und gedruckt was man sagen kann, darum nur weniges wie es mir entgegen kommt. Die Haupt Idee die sich mir wieder hier aufdringt ist wieder

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Vo l c k . Große Masse! und ein nothwendiges unwillkmhrliches Daseyn. / Æ:::æ Es ist ein groses, respecktables Werck versammelter Menschenkraft, ein herrliches Monument, nicht E i n e s B e f e h l e n d e n sondern eines Vo l c k s . und wenn Æ:::æ ihre Macht gesuncken ist, macht dieß mir die ganze Anlage der Republick und ihr Wesen nicht um einen Augenblick weniger ehrwmrdig. (GT I 1, 248 und 251.) Æ:::æ Doch ist immer wieder das Vo l c k die Base worauf das alles steht. Das Ganze machts, nicht das einzelne. Auf dem Platz und am Ufer und auf den Gondeln und im Pallast. / Der Kqufer und Verkqufer, der Bettler der Schiffer die Nachbarinn, der Advokate und sein Gegner alles lebt und treibt und lqßt sichs angelegen seyn und spricht und betheuert und schreyt und bietet aus und singt und schilt und flucht und lqrmt. (GT I 1, 261.) 20,5 nicht mit Augen des Leibs sondern des Geists] Nach Jesu Worten erscheint das Auge als das Licht des Leibes: „Das auge ist des leibes licht. Wenn dein auge einfyltig ist, so wird dein gantzer leib lichte seyn.“ (Matthyus 6,22; Luther-Bibel 1772 NT, 8; vgl. auch Lukas 11,34.) Die ,Augen des Geists‘ stehen in der biblischen ƒberlieferung frr das im rbertragenen Sinn gemeinte Schauen bzw. Erfahren und Erkennen des Gsttlichen, also des wahren und ursprrnglichen Zusammenhanges, die hschste Form der Gottesbegegnung rberhaupt (vgl. u. a. Ijob 42,5; Psalter 119,18; 119,82; 141,8 oder Lukas 2,30–32). Diese Wendung hatte vor allem auch Eingang in die Sprache des Pietismus gefunden: als Medium unmittelbarer Gotteserfahrung (vgl. Langen, 369). Goethe schließt hier wieder an den Begriff des ,Sehens‘ an (vgl. zu 19,27). 20,6 die Rotonde] Als ,Rotonda‘ – oder auch franzssisch Rotonde – bezeichnete man in Rom das Pantheon, das man als Urform des rberkuppelten Zentralbaus auffasste. Errichtet wurde es unter Kaiser Hadrian (an Stelle eines von Marcus Agrippa 27–25 v. Chr. gestifteten Tempels) zwischen 118 und 125 n. Chr. zu Ehren „aller Gstter“ (,Pantheion‘) auf dem ehemaligen Marsfeld (vgl. zu 96,19). Um 608/10 wurde der riesige Rundhallenbau durch Papst Bonifatius IV. den Myrtyrern als S. Maria ad Martyres geweiht. Nach seinem Tod am 6. April 1520 wurde hier Raffael beigesetzt, der Beginn einer (im 19. Jahrhundert aufgegebenen) Tradition, das Pantheon als Begrybnisstytte frr bedeutende Rsmer, v. a. Krnstler, zu nutzen. Johann Jacob Volkmann beschreibt in seinem von Goethe benutzten Reisehandbuch das Bauwerk genau (vgl. Volkmann 2, 317–324). ƒber einen Besuch Goethes im Pantheon in seiner ersten Woche in Rom ist nichts bekannt. 20,7 die Peterskirche] Goethe war bereits einen Tag nach seiner Ankunft in Rom am 30. Oktober 1786 in St. Peter gewesen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 15,31). 20,7–8 |:wie denn Æ:::æ in der Welt steht] Schreibversehen: Klammerschluss nach steht fehlt. 20,9 der Apoll von Belvedere] Der „Apoll vom Belvedere“ (Winckelmann,

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KD, Nr 295) gehsrte seit der Renaissance zu den berrhmtesten erhaltenen Statuen der Antike; er galt als Inbegriff des Ideal-Schsnen und zierte in zahllosen Kopien Schlssser und Gyrten Europas. Der Verehrung hatte Winckelmann durch seine Beschreibung in der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ (Winckelmann, GK1, 392 f.) neue Nahrung gegeben (ausfrhrlich zitiert in: Volkmann 2, 135– 138). Die hadrianische Skulptur, die Kopie eines Werks von Leochares aus dem dritten Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr., kam 1509 in den Vatikan und wurde 1511 endgrltig im Hof des Belvedere aufgestellt; sie ist von Giovanni Angelo Montorsoli 1532/33 restauriert und ergynzt worden (die Ergynzungen sind heute entfernt). Nach wie vor steht sie – wie der „Laokoon“ oder der so genannte „Antinous“ – im Statuenhof des Belvedere (auch als Cortile Ottagono bezeichnet), der seit Goethes Zeit Teil des Museo Pio-Clementino ist (vgl. zu 21,11). Goethe besuchte das Museo am 19. Dezember 1786 ein weiteres Mal (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). 20,9–11 Denn so viel ich auch Æ:::æ besitze] Goethe kannte die Statue u. a. von einer Kopie, die er 1769 und 1771 in der Mannheimer Antikensammlung gesehen hatte: Mein ganzes Ich ist erschmttert, das knnnen Sie dencken, Mann! und es vibrirt noch viel zu sehr als dass meine Feder steet zeichnen knnnte. / Apollo vom Belvedere warum zeigst du dicÆhæ uns in deiner Nacktheit, dass wir uns der unsrigen schqmen mmssen. (Brief an Herder, Oktober? 1771; GB 1 I, 224.) Goethe besaß selbst zwei Abgrsse des Kopfes: einen kleineren von minderer Qualityt (GNM, Inv.-Nr: GPI/01173; vgl. Johann Anton Leisewitz’ Tgb., 14. August 1780; BG 2, 255) und eine bessere Nachbildung, die er am 15. Januar 1782 als Geschenk von Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg erhalten hatte (GNM, Inv.-Nr: GPI/01136; vgl. Goethes Tgb., 15. Januar 1782; GT I 1, 131). Im Brief an Charlotte von Stein vom 16. Januar 1782 bemerkte er zum Vergleich der beiden Brsten miteinander: Der Herzog von Gotha hat mir einen Abguss der wahren Bmste des Vatikanischen Apolls geschickt, gegen den der unsre ein wmrcklicher Bauerbube ist, du wirst grose Freude haben ihn zu sehen und zu zeichnen. (WA IV 5, 251.) 20,13 Logen von Raphael] ƒber die Loggie Vaticane vgl. zu 38,1. 20,13–14 Schule von Athen] Fresko Raffaels in der Stanza della Segnatura im Vatikan: eine Allegorie der antiken Philosophie (der in Gestalt der „Disputa des Sakraments“ eine Allegorie der Theologie und in der des „Parnass“ eine der Poesie zur Seite gestellt sind) mit zahlreichen Figuren (Platon, Aristoteles u. a. m.) auf einem antiken Idealplatz, deren Identityt eine viel diskutierte Frage war. Goethe erwyhnt das Fresko nur im vorliegenden Brief, obwohl er die Stanze di Raffaello, wozu die „Schule von Athen“ gehsrte, wiederholt besichtigte. Schon drei Tage nach seinem ersten Besuch am 6. November 1786 deutet der Eintrag in seinem Rechnungsbuch auf eine zweite Besichtigung hin: Nov. Æ:::æ 9. Stanze di Rafaelle

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(Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Ein weiterer Besuch fand am 4. Dezember 1786 statt: d. 4 Dez. Stanzen v. Raphael (ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341). – Zu den als Stanze di Raffaello bezeichneten Ryumen im Vatikan, die zwischen 1508 und 1517 frr Papst Julius II. von Raffael und seiner Werkstatt ausgemalt wurden, gehsren die Stanza della Segnatura (u. a. mit der „Schule von Athen“ und dem „Parnass“), danach die Stanza di Eliodoro (u. a. mit der „Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel“ und der „Befreiung Petri“) und die Stanza dell’Incendio (u. a. mit dem „Borgobrand“). Ein vierter Raum, die „Sala di Costantino“, wurde von Giulio Romano und Giovanni Francesco Penni nach Raffaels Tod, aber nach dessen Entwrrfen 1521–1524 ausgefrhrt. Die „Schule von Athen“ ist von allen Fresken dieser Ryume sicher das berrhmteste. 20,15–16 aus einer Æ:::æ beschqdigten Handschrifft] In Volkmanns Reisehandbuch wird ebenfalls der schlechte Zustand der meisten Fresken beklagt: „Die Gemylde wrrden die schsnsten in der Welt seyn, wenn sie nicht durch eine unverantwortliche Nachlyßigkeit, durch Feuchtigkeit und andere Zufylle so sehr gelitten hytten. Æ:::æ Das schsne Kolorit verdarb theils durch den Rauch, theils durch die von der Wyrme aus den Wynden getriebne Feuchtigkeit; Insonderheit ward der Saal, worinn die Schule von Athen befindlich ist, sehr beschydigt.“ (Volkmann 2, 111.) 20,18–19 Am erhaltensten sind die Deckenstmcke] Im Gegensatz zu den Fresken in den Stanzen waren die Deckenstrcke der Loggien (vgl. zu 38,1) unbeschydigt; auch Volkmann (vgl. Volkmann 2, 106–110) und andere sagen in ihren Beschreibungen nichts anderes rber den Erhaltungszustand. 20,19 Biblische Geschichten] Das Deckengewslbe der Loggien besteht aus 13 Bogen, ausgemalt mit 52 Bildern, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament aufgreifen, von der Erschaffung der Welt bis zum Abendmahl Christi (vgl. zu 38,1). 20,22–23 Tischbein Æ:::æ fmr mich gesorgt hat] Tischbein hatte von seiner zweiten Italienreise 1782/83 und dann seit 1783 von Rom aus Zeichnungen und Bilder gesandt, u. a. auch von Werken Raffaels (vgl. Tischbein an Goethe, 28. Februar 1783; Alten, Tischbein, 31; vgl. auch RA 1, 95, Nr 171). Einen ƒberblick rber das recht große Konvolut von Tischbeins Zeichnungen und Gemylden in Goethes Besitz bietet Wolfgang von Oettingen in seiner Darstellung „Goethes Sammlung von Arbeiten Tischbeins“ in seiner Abhandlung „Goethe und Tischbein“ (SchrGG 25 [1910], 29–40). 20,23–24 ein Paar durch einen Æ:::æ Kmnstler kopiren laßen] Um welche Zeichnungen oder Kopien der Raffael’schen Fresken es sich hier handelte und von wem sie angefertigt worden waren, ist nicht eindeutig zu klyren. Schuchardt frhrt in seinem Katalog der Kunstsammlungen Goethes neben einer kompletten Sammlung an Radierungen aller Logen-Fresken Raffaels (vgl. Schuchardt 1, 66, Nr 620) und einigen Einzelstichen (vgl. ebd., 60 f., Nr 562 und 570) auch zwei unsignierte Handzeichnungen von Kreide bzw. Rstel und Kreide auf: „Ver-

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treibung aus dem Paradies“ (vgl. ebd., 245, Nr 123) und „Gott Vater, aus dem Bilde der Erschaffung der Eva“ (vgl. ebd., 246, Nr 138). Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass es sich um zwei Aquarellzeichnungen des 26-jyhrigen Schweizer Malers Johann Heinrich Meyer handelt, der seit 1784 in Rom lebte und arbeitete („Auszug Loths mit seinen beiden Tschtern“ und „Joseph deutet Pharao den Traum“; vgl. ebd., 331, Nr 30 und 31). 20,24–25 Auch hat er die Steine recht grmndlich studirt] Goethe hatte Tischbein, wann genau, ist unklar, in einem nicht rberlieferten Brief die Abschrift einer Liste mit antiken Steinarten, die vor allem in der Bau- und Bildhauerkunst verwandt worden waren, als Auszug aus Johann Jakob Ferbers Buch „Briefe aus Wylschland rber natrrliche Merkwrrdigkeiten dieses Landes an den Herausgeber derselben Ignaz Edlen von Born“ (Prag 1773) nach Rom geschickt und ihn gebeten, eine entsprechende Steinsammlung frr ihn zusammenzustellen (vgl. Abschrift der Liste: GSA 25/XXVII,T:7; vgl. auch LA II 7, 60). Tischbein hatte schon im Mai 1783 Goethes Freund Johann Heinrich Merck angeboten, Steine zu sammeln (vgl. Tischbein an Merck, 15. Mai 1783; Merck, Briefwechsel 3, 297), und begonnen, sich mit Zeichenstudien des Steinmaterials zu beschyftigen (vgl. Wolfgang von Oettingen: Goethe und Tischbein. In: SchrGG 25 [1910], 6), wovon sich Goethe Hilfe vor allem frr seine mineralogischen Studien versprach (vgl. 29,18–22). Die gewrnschte Steinsammlung war bereits fast fertig und wurde noch 1786 nach Weimar geschickt (vgl. zu 50,7–8). 20,30 Angelika Kaufmann] Die Malerin Angelika Kauffmann lebte seit 1782 in Rom. Wann Goethe sie besucht hatte, ist nicht bekannt. Zur Person und rber ihre Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151. 20,32 Hofrath Reifenstein] Zum Antiquar, Kunsthyndler und Cicerone Johann Friedrich Reiffenstein vgl. zu 17,23. 20,33 Trippeln] Der aus Schaffhausen stammende Bildhauer Alexander Trippel, ein in neoklassizistischer Manier arbeitender Krnstler, lebte seit 1776 in Rom. Er etablierte sich in der Stadt, indem er nahe der Piazza di Spagna einen Saal frr das Zeichnen nach Modell einrichtete und eine Art Privatakademie betrieb. Zu den Malern, die in dieser kleinen Privatakademie arbeiteten, gehsrte – schon bei seinem ersten Romaufenthalt – Johann Heinrich Tischbein, der in seinen Lebenserinnerungen auch kurz davon berichtet (vgl. Tischbein, Aus meinem Leben 1, 183). Goethe drrfte Trippel also sehr bald rber seinen Wohnungsgenossen kennen gelernt haben. Schon im Brief vom 12. bis 16. Dezember berichtet er Carl August von einer kleinen Statue der Nemesis im Atelier Trippels, die sich zu erwerben lohnen wrrde (vgl. zu 52,19–20). Trippel blieb mit Goethe rber dessen Abreise hinaus in Kontakt. Im August/September 1787 modellierte er frr den Frrsten Christian August von Waldeck eine Kolossalbrste Goethes, die 1788 als Marmorfassung vollendet wurde (heute Schloss Arolsen). Ein zweites Exemplar, welches sich heute in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar befindet

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(Inv.-Nr: KPI/01686), hatte Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 1790 von Trippel fertigen lassen. 20,33 braven] ,Brav‘ hier im Sinne von ,treu‘, ,verlysslich‘ (vgl. auch GWb 2, 869 f.). 21,4–5 Ein saures Æ:::æ herauszusuchen] †hnlich yußerte sich Goethe in anderen Briefstellen (vgl. 17,15–18; 22,9–16; 24,33–25,1). Die Briefstelle fand auch Eingang in die Endredaktion der „Italiynischen Reise“, in zugespitzter Formulierung heißt es dort, es sei ein saures und trauriges Geschqft, das alte Rom aus dem neuen herauszuklauben (IR I, 5. November 1786; WA I 30, 205). In einem tabellarischen Schema seines Romaufenthaltes findet sich der Eintrag: Altes Rom im Neuen (H: GSA 25/XXVI,H, Bl. 1; vgl. auch WA I 32, 482), der sich auf Anfang November 1786 bezieht. 21,7–8 Was die Barbaren Æ:::æ verwmstet.] Die Klagen rber die Zerstsrung der rbrig gebliebenen antiken Monumente frr den Bau einer prychtigen, modernen Stadt reichen bis in die Renaissance zurrck. So hatte Raffael bereits 1517 in einem Brief an Papst Leo X. auf das Problem aufmerksam gemacht. An diesen Brief, 1733 erstmals in den Werken Baldassare Castigliones gedruckt und diesem zugeschrieben, erinnern die Formulierungen Goethes. (Zu dem Brief vgl. Raffaello: Gli scritti. Lettere, firme, sonetti, saggi tecnici e teorici. Hrsg. von Ettore Camesasca. Mailand 1994; Krnstlerbriefe rber Kunst. Bekenntnisse von Malern, Architekten und Bildhauern aus frnf Jahrhunderten. Hrsg. von Hermann UhdeBernays. Dresden 1956, S. 27–37.) Allerdings konnte man in Rom auch geflrgelte Worte hsren, die auf dieses Phynomen bezogen waren. Als spyter Papst Urban VIII. (eigentlich Maffeo Barberini) die bronzene Decke der Vorhalle des Pantheons abnehmen und einschmelzen ließ, um daraus das Altarziborium von St. Peter zu gießen, entstand der lateinische Spottvers: „Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini.“ (Was die Barbaren nicht getan, taten die Barberini.) 21,9 das Colisee] Das Kolosseum, das Flavische Amphitheater mit 50 000 Plytzen, 70–80 n. Chr. unter den Kaisern Vespasian und Titus in den Gyrten des ehemaligen Neronischen Palastes errichtet, zyhlt zu den imposantesten Bauwerken der Stadt. In Johann Jacob Volkmanns Reisehandbuch heißt es: „So verstrmmelt das C o l i s e o auch aussieht, so erstaunt man doch rber dessen Grsße und majestytisches Ansehen Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 168.) Goethe hatte das Kolosseum zum Zeitpunkt des Briefes noch nicht besichtigt, frhlte sich aber durch die styndig sprrbare Prysenz des Gebyudes angezogen. Am 11. November 1786 nahm er das Bauwerk von außen in Augenschein (vgl. 25,31–33). Am 6. Dezember betrat er auch das Innere des Amphitheaters: 6. Colisso inwendig. (ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341.) Dies bestytigt auch eine Randnotiz Goethes am Beginn der Beschreibung des Bauwerks in seinem Exemplar von Volkmanns Reisehandbuch (Volkmann 2, 165): 6 Dec. 21,9–10 Bqder des Diokletians] Die unter Kaiser Diokletian 298–306

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n. Chr. errichtete weitlyufige Thermenanlage (nahe der heutigen Stazione Termini). Der riesige Hauptraum war 1561–1566 nach Entwurf von Michelangelo Buonarroti zu einer Kirche ausgebaut worden. Santa Maria degli Angeli, wo sich seit 1729 zahlreiche Gemylde aus St. Peter befanden, wurde dann 1749/50 durch Luigi Vanvitelli durchgreifend umgestaltet. Volkmann wirbt in seinem Reisehandbuch frr einen Besuch der Kirche: „Die Kirche S . M a r i a d e g l i A n g e l i , oder a l l e Te r m e D i o c l e z i a n e , ist eine der schsnsten und merkwrrdigsten in Rom.“ (Volkmann 2, 230.) Ob Goethe wirklich bis zum 7. November schon in der Kirche gewesen war oder sie nur von außen kannte, ist unsicher. Eine Randnotiz Goethes mit Bleistift an der entsprechenden Stelle seines Exemplars von Volkmanns Reisehandbuch (Volkmann 2, 230) lautet: 12 Nov. Durch eine Anstreichung am Rand hervorgehoben hat Goethe außerdem die Beschreibung der berrhmten Meridianlinie in der Kirche (ebd., 234). 21,11 das neue Museum] Das Museo Pio-Clementino im Vatikan. Goethe hatte das Museum am 6. November erstmals besucht: Nov. Æ:::æ 6. Museo (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). – Im 18. Jahrhundert mussten immer mehr rsmische Sammlungen aus skonomischen Grrnden aufgelsst werden; um zu verhindern, dass mehr berrhmte Antiken, als dies ohnehin schon seit Lyngerem der Fall war, die Stadt verließen, initiierte Clemens XIV. Anfang der 1770er Jahre eine aus Lotteriemitteln finanzierte systematische Ankaufspolitik. Nach dem Erwerb der Sammlung Mattei 1770 wurde der Bau eines neuen Museums beschlossen, und zwar gewissermaßen um den Ort herum, an dem seit 1506 die wichtigsten antiken Statuen aufgestellt waren: den Innenhof des Belvedere. Hier waren der „Laokoon“, der „Apoll vom Belvedere“, der „Antinous“ und lange Zeit auch der „Torso“ ausgestellt gewesen. Dieses Antiquarium in der einstigen Sommervilla war schon im 16. Jahrhundert im Zuge des Ausbauprojekts Bramantes mittels langer Korridore mit dem vatikanischen Palast verbunden worden. Ab 1771 begannen die Arbeiten am neuen Museum, unter Pius VI. erhielten sie neuen Impetus; 1780 waren sie yußerlich abgeschlossen und es wurde die Dekoration der neuen Ryume, die um den verynderten Statuenhof errichtet worden waren, in Angriff genommen. Treibende Kraft des Ausbaus war Giovanni Battista Visconti (vgl. zu 53,11–12). Nach 1816, als die von Napoleon zahlreich geraubten Kunstwerke aus Paris zurrckkehrten, wurden die Vatikanischen Museen erweitert, nun auch in den Renaissance-Korridoren Bramantes; die Erweiterungen firmieren nicht mehr unter dem alten Namen „Museo Pio-Clementino“. Dieses aber ist im Wesentlichen noch in der Gestalt, in der es im 18. Jahrhundert errichtet wurde, erhalten.

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15. An Charlotte von Stein

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Rom, 7.–11. November 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1, Bl. 13–14. – 2 Bl. 14,5621,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; Laß dich’s nicht Æ:::æ das Wahre nicht. (21,14– 22,4): schwarze Tinte; Ich bin recht Æ:::æ seyn dich davon (22,5–22): rstliche Tinte; zu unterhalten. Æ:::æ Liebe mich. (22,22–23,1): schwarze Tinte; zeichnen, (22,31) und auch, (22,34): Kommata nachtryglich mit rstlicher Tinte; Empfiel mich Æ:::æ der Herzoginn. (23,1–2): rstliche Tinte; Geht ab Æ:::æ Nov. G. (23,3): schwarze Tinte; im Text egh. Streichungen und Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 links am Rand quer zur Schreibrichtung, Rstel: Tagebuch Ende. – Beischlrsse: Nr 14 (vgl. zu 21,23), Nr 17 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1) und vermutlich Nr 16 (vgl. Datierung zu Nr 16). E: Briefe aus Italien (1886), 215–217, Nr 9. WA IV 8 (1890), 47–49, Nr 2521. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 11. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 21,16–17 Mnge mein Tagebuch Æ:::æ ankommen] Die ersten vier Strcke seines „Reise-Tagebuchs“ hatte Goethe am 14. Oktober 1786 von Venedig aus mit Fuhrleuten nach Weimar abgehen lassen. Sie kamen erst Ende Dezember bei Charlotte von Stein an. Vgl. die erste Erlyuterung zu 3,5; zu 3,7. 21,17 noch ein Stmck] Die Fortsetzung von Goethes „Reise-Tagebuch“ umfasste den letzten Abschnitt der Reise von Venedig bis nach Rom, das „Frnfte Strck“. Es reicht vom 14. bis 30. Oktober 1786 (vgl. GT I 1, 291–318). Diesen letzten Teil schickte Goethe am 12. Dezember 1786 direkt an Charlotte von Stein (vgl. zu 48,24). 21,18 mit der Iphigenie] Goethe wurde mit der Umarbeitung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ erst Anfang Januar 1787 fertig. Er schickte das Manuskript am 13. Januar an Johann Gottfried Herder (vgl. zu 4,7). 21,23 beyliegenden Blatte] Goethes zweiter Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 7. November 1786 (Nr 14). 21,24 den Freunden] Zu den Empfyngern des beigeschlossenen Briefes vgl. zu 15,34–16,3. 21,26 mit Tischbein zu leben] Goethe hatte einen Tag nach seiner Ankunft in Rom, am 30. Oktober 1786, in der Krnstlerwohnung des Malers Johann

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Heinrich Wilhelm Tischbein in der Via del Corso Quartier bezogen (vgl. zu 15,21–22; zu 15,22–23). 22,5 brutto] Ital.: roh, schlecht, hysslich. 22,6 Sirocco] Ital. scirocco: schwrl, drrckend. Schwrl-heißer Wind im Mittelmeerraum vornehmlich aus srd- bis srdsstlicher Richtung, der auf der Vorderseite großer Tiefdruckgebiete tropische Luft heranfrhrt und einen Wetterumschwung mit meist ergiebigen Regenfyllen einleitet, der sich belastend auf das ksrperliche Wohlgefrhl auswirken kann. In Italien wird auch oft jeder warme Wind so bezeichnet. 22,11–12 der so lange hier gelebt hat] Nach einem ersten Aufenthalt in Rom von Dezember 1779 bis April 1781 ließ sich Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, unterstrtzt mit einem Stipendium des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, das Goethe vermittelt hatte, im Januar 1783 erneut in Rom nieder (vgl. auch zu 13,22). 22,13 mir Rom zu zeigen] Tischbein war bis zu seiner und Goethes Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 einer der hauptsychlichsten Kunstfrhrer Goethes in Rom (vgl. zu 13,22; zu 19,23). 22,18 s o l i d ] Vgl. Goethes Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 10. und 11. November 1786: Æ:::æ was mich im tiefsten freut ist die Wmrckung die ich schon in meiner Seele fmhle: es ist eine innre Soliditqt mit der der Geist gleichsam gestempelt wird; Ernst ohne Trockenheit und ein gesetztes Wesen mit Freude. (24,15–18.) 22,19 fqßen] Vermutlich Schreibversehen frr ,faßen‘/,fassen‘, obwohl auch die flektierte Nebenform ,ihn fysst es‘, ,er fysst‘ im dialektalen Gebrauch belegt ist (vgl. Sanders, Wsrterbuch 1, 416). 22,23 warte ich sehnlich auf einen Brief von dir] Charlotte von Stein erfuhr erst mit Goethes Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November 1786, der am 20. November in Weimar angekommen sein drrfte, vom Aufenthaltsort des Freundes, der sie bisher rber Dauer und Ziel seiner Reise im Unklaren gelassen hatte. Sie ließ Goethe daraufhin rber Seidel ein nicht rberliefertes Zettelgen (45,23) zukommen, das ihn am 9. Dezember erreichte. Aus Goethes Reaktion geht hervor, dass sie ihm darin, verletzt durch sein Verhalten, den Abbruch ihrer Beziehung ankrndigte und ihre Briefe zurrckforderte (vgl. 57,2–3). 22,23–24 werde dir nffters schreiben] Bisher hatte Charlotte von Stein lediglich zwei Briefe von unterwegs erhalten, einen aus Verona vom 18. September (Nr 1) und einen aus Venedig vom 14. Oktober (Nr 6). Goethe hielt die hier gegebene Ankrndigung ein und schrieb der Freundin bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 jede Woche mindestens einen Brief, mit dem vorliegenden insgesamt 20 Strck (Nr 20, 22, 25, 28, 30, 32, 35, 36, 38, 40, 44, 50, 56, 59, 60, 67, 70, 78 und 80). 22,25–27 Bemerckungen Æ:::æ zu seiner Zeit erhalten.] Eine weitere Fort-

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BRIEF 16

setzung seines „Reise-Tagebuchs“ frr Charlotte von Stein oder yhnliche Aufzeichnungen rber seine Briefe hinaus hat Goethe nicht mehr geliefert. 22,31 Doch werd ich wenig zeichnen] Goethe hat seinen Italienaufenthalt durchaus ausgiebig zum Zeichnen genutzt, um msglichst viel frr die Erinnerung festzuhalten. Vor allem Landschaften, Architektur, Denkmyler und andere Kunstwerke waren die Motive, aber er fertigte auch botanische und mineralogisch-geologische Zeichnungen an. Darrber hinaus betrieb Goethe in unregelmyßigen Abstynden ein regelrechtes Malstudium, beschyftigte sich allein oder unter sachkundiger Anleitung verschiedener Malerfreunde ( Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Jakob Philipp Hackert, Maximilian von Verschaffelt, Johann Heinrich Meyer) u. a. auch mit anatomischem Zeichnen, Perspektivlehre oder dem Kopieren von Antiken, um seine Zeichentechnik weiterzuentwickeln. Gerhard Femmels „Corpus der Goethezeichnungen“ frhrt von der italienischen Reise weit rber 700 Zeichnungen auf (vgl. Corpus II, III und VIb). 22,34 die d‘. 4 ten abgegangen sind] Am Samstag, dem 4. November 1786, hatte Goethe seine ersten Briefe aus Rom nach Weimar abgesandt: An den Freundeskreis in Weimar (Nr 10), an Herzog Carl August (Nr 11) und an Philipp Seidel (Nr 12). An Charlotte von Stein perssnlich hatte er bisher noch nicht aus Rom geschrieben, sie war von ihm lediglich in den Empfyngerkreis des halbsffentlichen Briefes an den Weimarer Freundeskreis vom 1. November einbezogen worden (vgl. zu 15,34–16,3). 23,1 die deinen] Charlottes Ehemann Josias von Stein und ihre Sshne Ernst und Friedrich. 23,1–2 Herzog und der Herzoginn] Herzog Carl August und Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 23,3 Geht ab d‘. 11 Nov.] Samstag war in Rom der Posttag frr die Sendungen nach Weimar. Goethe gab bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 regelmyßig jede Woche samstags seine Briefe zur Post (vgl. Postsendeliste 1, S. 1–3). Der 11. November 1786 war der zweite Sonnabend, den Goethe in Rom verbrachte. 16. An Friedrich von Stein ÆRom, zwischen 7. und 11.? November 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Am 14. Oktober 1786 hatte Goethe Friedrich von Stein in einem Brief an Philipp Seidel ehstens ein Briefchen (14,7–8) versprochen. Art und Inhalt des vorliegenden Briefes lassen darauf schließen, dass es sich dabei um diesen angekrndigten ersten Brief Goethes aus Italien an Friedrich von Stein handelt. Goethes nychster, auf den 29. Dezember 1786 datierter Brief an den Zsgling war schon

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eine Reaktion auf Friedrich von Steins erste Antwort nach Rom, die am 23. Dezember dort eingetroffen war (vgl. zu 64,20). Berrcksichtigt man die gegebenen Postlaufzeiten von circa 16 Tagen zwischen Rom und Weimar und bis zu 19 Tagen in der umgekehrten Richtung sowie die feststehenden Posttage Goethes in Rom (immer samstags), so kann der vorliegende Brief nur am 4., 11. oder 18. November abgeschickt worden sein. Am 4. November sandte Goethe aber außer an Seidel (Nr 12) und Herzog Carl August (Nr 11) noch keine Briefe an Einzelpersonen in Weimar. An Friedrichs Mutter, Charlotte von Stein, schickte Goethe seinen ersten Brief aus Rom am 11. November 1786 (Nr 15), um ihr von da an regelmyßig jede Woche zu schreiben (vgl. zu 22,23–24). Dass Goethe im vorliegenden Brief den ,Scirocco‘ yhnlich beschreibt (vgl. 23,13–15) wie im Brief an Charlotte von Stein vom 7. bis 11. November 1786 (vgl. 22,5–8), deutet darauf hin, dass der vorliegende Brief ebenfalls in diesem Zeitraum verfasst und vermutlich dem ersten Brief an die Mutter beigeschlossen worden ist, obwohl es dafrr keinen direkten Nachweis gibt (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Vermutlich Beischluss zu Nr 15 (vgl. Datierung). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 35, Nr 7 (undatiert, mit dem Hinweis: „Aus Italien; ohne Datum.“). WA IV 8 (1890), 49 f., Nr 2522 (nach E; Datierung: „10. November?“). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 27. November und 5. Dezember 1786 (vgl. zu 64,20) ist nicht rberliefert. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Friedrich von Stein (1772–1844) vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 10. Myrz 1785 (GB 6 II, Nr 44). – Durch den engen Kontakt zu Charlotte von Stein hatte Goethe schon frrh auch ein besonderes Verhyltnis zu deren jrngstem Sohn Friedrich entwickelt, der 13 Jahre alt war, als Goethe im September 1786 nach Italien aufbrach. Goethe hatte sich mit um die Erziehung des Heranwachsenden gekrmmert und den Jungen seit Ende Mai 1783 sogar zu sich in seine Wohnung im Haus am Frauenplan aufgenommen. Wyhrend Goethes Abwesenheit in Italien blieb Friedrich von Stein zunychst noch unter der Aufsicht von Philipp Seidel im Haus am Frauenplan. Als klar wurde, dass Goethe lynger wegbleiben wrrde, kehrte er wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1786 wieder zu den Eltern zurrck (vgl. zu 23,16–17). – Goethe schrieb seinem Zsgling aus Italien zwslf Briefe; sie sind im Original nicht erhalten. Neun Briefe sind lediglich im Druck rberliefert, wobei einer davon zugleich auch an die Kinder Herders gerichtet ist (Nr 91). Drei Briefe lassen

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sich erschließen (EB 39, EB 88, EB 126). ƒber den Verbleib der etwa gleich großen Anzahl von Gegenbriefen Friedrichs aus dieser Zeit, soweit sie sich erschließen lassen, ist nichts bekannt (vgl. auch zu 63,28). Goethe berichtete seinem Zsgling auf altersangebrachte Art von seinen Erlebnissen im fremden Land, von den Besonderheiten der Menschen und ihres Alltags, er schilderte ihm die andersartige Natur in Italien und gab seine Eindrrcke von der einzigartigen Kultur wieder. 23,7 Gegenstqnde tqglich betrachte] Vgl. zu 19,24. 23,7–8 von Deiner Mutter sagen, wo ich bin] Am 1. November 1786 hatte Goethe seinen Aufenthaltsort dem Weimarer Freundeskreis, darunter Charlotte von Stein, in einem offenen Brief mitgeteilt (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15). Der erste perssnliche Brief an Charlotte von Stein stammte vom 7. bis 11. November 1786 (Nr 15). 23,9 was ich ihr schreibe] Goethe schrieb Charlotte von Stein vom 11. November 1786 an bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 regelmyßig jede Woche einen Brief (vgl. zu 22,23–24). Darrber hinaus schickte er ein frr Charlotte von Stein bestimmtes „Reise-Tagebuch“, das er im Zeitraum vom 3. September bis 30. Oktober gefrhrt hatte (vgl. GT I 1 159–318), nach Weimar (vgl. zu 21,16–17; zu 21,17). 23,13–15 Es geht ein warmer Wind, der Æ:::æ mir nicht schadet] In yhnlichen Worten hatte Goethe auch die gerade vorherrschende Wetterlage des Scirocco im Brief an Charlotte von Stein vom 7. bis 11. November 1786 beschrieben (vgl. 22,5–8). 23,16–17 laß Dir in meinem Zimmer wohl werden] Friedrich von Stein, der seit Ende Mai 1783 in Goethes Haus am Frauenplan lebte, hatte sich vor Goethes Abreise nach Karlsbad im Juli 1786 in dessen Arbeits- und Schlafryume im Hinterhaus einquartiert (vgl. GB 6 II, zu 225,2). Er blieb dort wahrscheinlich noch bis Ende November oder Anfang Dezember 1786 und kehrte, nachdem die Heimkehr des Hausherrn so bald nicht zu erwarten war, von dort ins Elternhaus zurrck (vgl. zu 67,3). 17. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 10. und 11. November Æ1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1786 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 14,5621,5 cm und 1 Bl. 21(–21,3)621,5 cm, 5 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Er-

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gynzungen und Korrekturen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); Einzelblatt als Kuvert verwendet, Rs. in umgekehrter Schreibrichtung Adresse, Tinte: H‘. Gen. S. Herder., am oberen Rand Mitte Oblatenreste; S. 1 und S. 6 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss zu Nr 15 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 321–324, Nr 37. WA IV 8 (1890), 50–53, Nr 2523. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und 14. Dezember 1786 (vgl. zu 69,30). Postsendungen: 11. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 23,23 Vierzehn Tage bin ich hier] Goethe war am Abend des 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 23,23 habe mich schon recht umgesehn] Vgl. die Briefe an den Weimarer Freundeskreis vom 1. November und vom 7. November 1786 (Nr 10 und 14) sowie an Charlotte von Stein vom 7. bis 11. November 1786 (Nr 15). 23,24 Blqtter die ich dem Herzog und Fr. v. Stein schickte] Die Briefe an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November 1786 (Nr 10) und vom 7. November 1786 (Nr 14), die jeweils Briefen an die beiden Genannten beigeschlossen waren (vgl. die ƒberlieferungen zu Nr 11 und zu Nr 15). 24,6 das Auge Licht seyn zu laßen] Anspielung auf ein Wort Jesu aus dem Lukas-Evangelium: „Das auge ist des leibes licht. Wenn nun dein auge einfyltig seyn wird, so ist dein gantzer leib lichte. Æ:::æ / Wenn nun dein leib gantz lichte ist, daß er kein strck von finsterniß hat, so wird er gantz lichte seyn, und wird dich erleuchten, wie ein heller blitz.“ (Lukas 11,34 und 11,36; Luther-Bibel 1772 NT, 75.) Vgl. auch zu 20,5. 24,11 Pyramide des Cestius] Die Grabespyramide des rsmischen Prytors und Volkstribunen Caius Cestius, der vor dem Jahr 12 v. Chr. verstorben ist. Die Pyramide wurde srdlich des Aventin an der Straße nach Ostia angelegt; beim Bau der Aurelianischen Stadtmauer am Ende des 3. Jahrhunderts wurde sie in diese einbezogen und daneben eines der Tore, die Porta Ostiensis (heute Porta San Paolo vor dem gleichnamigen Platz), errichtet. Das in Gussquaderbauweise errichtete Monument, das 36,8 m hoch ist bei einer Seitenlynge von 28,5 m, folgt Vorbildern der damals in Mode gekommenen ygyptischen Kultur und Architektur. Die Grabkammer im Inneren war einst mit Fresken ausgestattet, die heute nicht mehr sichtbar sind (vgl. Winckelmann, KD, Nr 245a). Die Cestius-Pyramide gehsrte zu den berrhmtesten Sehenswrrdigkeiten Roms und zu den am meisten gezeichneten und gestochenen antiken Monumenten; Volkmann beschreibt sie da-

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her in seinem Reisehandbuch ausfrhrlich (vgl. Volkmann 2, 549–551). Am Beginn dieser Darstellung vermerkte Goethe in seinem Reiseexemplar mit einer Randnotiz das Datum seiner Besichtigung: 10 Nov. Goethe hat die Pyramide auch gezeichnet (vgl. Corpus II, 109, Nr 331 und 332 und Corpus III, 13 und 24, Nr 14 und 49). 24,12 Palatin] Der Palatin (ital.: Monte Palatino), einer der sieben Hrgel Roms, im srdlichen Stadtzentrum am linken Tiberufer zwischen Forum Romanum und Circus Maximus gelegen, gilt als Kern der ursprrnglichen Besiedlung Roms (10. Jahrhundert v. Chr.). Im 18. Jahrhundert wurde ein großer Teil des Gelyndes von den Orti Farnesiani, den Gyrten der Farnese, eingenommen, die ab der Mitte des 16. Jahrhunderts angelegt wurden (mit Architektur nach Entwrrfen von Giacomo del Duca und Vignola) und auch bedeutende antike Skulpturen aus den farnesischen Sammlungen beherbergten (vgl. Volkmann 2, 579–581). Bis 1883 wurden im Zuge der systematischen Ausgrabungen auf dem Palatin die Anlagen der Orti Farnesiani bis auf wenige Bauwerke (u. a. das an die Via S. Gregorio verlegte Hauptportal) zerstsrt. 24,12 Ruinen der Kayser Pallqste] Der Palatin war in republikanischer Zeit bevorzugter Wohnsitz wohlhabender Rsmer. Kaiser Augustus errichtete wyhrend seiner Regierungszeit (31 v. Chr.–14 n. Chr.) einen ersten Regierungspalast auf dem Palatin und machte damit den Ort zum Zentrum der kaiserlichen Herrschaft. Unter den nachfolgenden Herrschern wurden hier immer wieder Kaiserpalyste neu errichtet. Mit der Verlagerung des Machtzentrums nach Byzanz vom ausgehenden 3. Jahrhundert an begannen die Anlagen auf dem Palatin zu verfallen. Im Mittelalter entstanden in den Resten Klsster und Kirchen, ein Teil wurde in die Festung der Frangipani einbezogen. In der Renaissance schließlich entstanden hier Gartenanlagen, deren bedeutendste die der Farnese war (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). Sie bestimmten das Erscheinungsbild des Palatins bis zum Beginn systematischer Ausgrabungen in der zweiten Hylfte des 19. Jahrhunderts. Daneben waren zusammenhyngende Ensembles von Ruinen sichtbar geblieben, vor allem die hier erwyhnten Ruinen der Domus Severiana und der Domus Augustana, die gegen den Circus Maximus hin zu sehen sind. Volkmann beschreibt in seinem Reisehandbuch den Palatin zunychst im Hinblick auf seine ursprrngliche Funktion und Bebauung, widmet sich dann den Orti Farnesiani, gibt Informationen rber die Grabungen von 1720 und beschreibt schließlich das wegen seiner Malereien beliebte so genannte Bad der Livia (eigentlich ein Teil der neronischen Domus Transitoria) und die Ruinen der Domus Severiana und der Domus Augustana (vgl. Volkmann 2, 576–588). Goethe zeichnete mehrfach Ruinen des Palatins (vgl. Corpus III, 20 f. und 26, Nr 38, 39 und 54). 24,17 eine innre Soliditqt] Vom s o l i d werden (22,18) sprach Goethe in yhnlichem Zusammenhang auch in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 7. bis 11. November 1786.

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24,33–25,1 wie Rom auf Rom folgt Æ:::æ aufeinander] Vgl. zu 21,4–5. 25,2 um den Begriff recht lebendig zu haben] Zu Goethes Vorhaben einer umfassenden Begriffsbildung zum Gesamtkomplex Rom vgl. auch zu 19,22–23. 25,5 aufgepackt] ,Aufpacken‘ hier metaphorisch frr ,Reiseeindrrcke, Ideen, Anregungen sammeln, aufnehmen‘ (vgl. GWb 1, 984). 25,6 An der Iphigenie wird immer fort gearbeitet.] Goethe hielt Herder auf seiner Reise nach Italien rber den Fortgang der Neufassung der „Iphigenie auf Tauris“ styndig auf dem Laufenden (vgl. zu 3,27; zu 11,9). Sein Ziel, das Drama spytestens Ende Oktober fertigzustellen, hatte er nicht erreicht. Dies gelang erst Anfang Januar 1787. Am 9. Dezember 1786 noch berichtete Johann Heinrich Wilhelm Tischbein an Johann Caspar Lavater rber Goethe: „Da sizet er nun jezo und arbeitet des Morgens an seiner Efigenia ferdig zu machen, bis um 9 Uhr, den gehet er aus und siehet die grosen hiesigen Kunstwercke.“ (GoetheLavater, 365.) 25,9 die Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 25,9 Gusteln] Herders 10-jyhriger Sohn August, Goethes Patenkind. 25,10 Ruinen des Neronischen Pallasts] Der Neronische Palast oder das so genannte Goldene Haus (lat.: Domus Aurea) war eine umfangreiche Palastanlage, die Kaiser Nero nach dem verheerenden Stadtbrand Roms vom Jahre 64 n. Chr. vom Palatin bis zum Esquilin hin errichten ließ. Die Anlage wurde nie fertiggestellt und verfiel bald nach Neros Tod (68 n. Chr.). An seiner Stelle entstanden seit Anfang des 2. Jahrhunderts neue Bauten, vor allem die Thermen des Trajan und das Kolosseum. Die Thermen des Trajan hießen ,Bagni di Tito‘; mit diesen identifizierte man von der spyten Renaissance bis ins 18. Jahrhundert jene zu Beginn des 16. Jahrhunderts entdeckten Ryume auf dem Esquilin, in denen man phantastische Wandmalereien mit Mischwesen, aber auch eine der berrhmtesten Skulpturen des alten Roms, den „Laokoon“, entdeckt hatte. Als „Byder des Titus“ frhrt Volkmann diese Anlage auf (Volkmann 2, 211 f.), als „Bagni di Tito“ ist sie in Giovanni Battista Nollis Romplan von 1748 verzeichnet. 1758–1769 und 1774 fanden Ausgrabungen auf dem Gelynde statt, aber erst im 19. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass man hier auf den Neronischen Palast gestoßen war (eine Vermutung, die man schon im Umkreis Raffaels gehabt hatte). Das von Goethe benutzte Reisehandbuch Johann Jacob Volkmanns erwyhnt auch einige wenige Reste von Ruinen, die Sette Sale genannt werden, nahe den „Bydern des Titus“ oder „zu den Gyrten des Nero“ (ebd., 212) gehsrend, ohne sie freilich genauer zu lokalisieren (vgl. ebd., 212 f.). Es ist also nicht ganz klar, welche Ruinen Goethe hier im Auge hat. 25,14 schreibt mir bald] Johann Gottfried und Caroline Herders erster Brief an Goethe in Rom stammt aus der Zeit zwischen dem 20. und 23. November 1786 und ist nicht rberliefert (vgl. zu 40,22). Auf den vorliegenden Brief ant-

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wortete Herder zwischen dem 11. und 14. Dezember 1786 (vgl. zu 69,30). Auch dieser Brief ist nicht rberliefert. 25,15 Oblaten] Klebesiegel aus Papier, deren Benennung sich von der als Oblate bezeichneten Abendmahlshostie herleitet (vgl. Grimm 7, 1109). 25,17–18 a Mr Tischbein, Æ:::æ al Palazzo Rondanini] Ital.-franz.: An Herrn Tischbein, deutscher Maler am Corso gegenrber dem Palazzo Rondanini. – Dies ist die Adresse von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Rom (Via del Corso 18), bei dem Goethe seit seiner Ankunft in der Stadt wohnte (vgl. zu 15,21–22; zu 15,22–23). Johann Gottfried und Caroline Herder waren die Ersten, die neben Goethes Sekretyr Seidel die Adresse in Rom erfuhren (vgl. zu 47,17). 25,21–22 soviel weiß Papir fortzuschicken] Der Brief Goethes bestand aus einem Doppelblatt und einem grsßeren Einzelblatt. Dieses benutzte Goethe als Kuvert, nachdem er auf der Vorderseite den Brief fortgesetzt hatte (vgl. ƒberlieferung). 25,22 die Nymphe Egrie] Die so genannte Grotte der Nymphe Egeria, das Nymphyum einer antiken Villa nahe der Via Appia Antica. Egeria soll die Geliebte des zweiten Ksnigs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein und ihm durch ihren Rat geholfen haben, weise zu regieren und sich die Herrschaft zu sichern. Goethe hat die Grotte auch gezeichnet (GNM, Inv.-Nr: GGz/1881; vgl. auch Corpus VIb, 141, Nr 185). Volkmann erwyhnt die Grotte in seinem Reisehandbuch nur kurz, geht dabei auf die Legende ein und beschreibt die Bauten kritisch: „Juvenal beklagt sich bereits, daß man sie zu sehr verziert Æ:::æ. Von diesen marmornen Zierrathen sind noch wenige Ueberreste vorhanden: nymlich eine verstrmmelte schlecht gearbeitete Statue der Nymphe Æ:::æ und die Nischen, worinn die neun Musen standen. Dieses Monument macht einen artigen malerischen Prospekt, und ist daher von vielen Krnstlern abgezeichnet worden.“ (Volkmann 2, 564.) 25,23 die Rennbahn des Caracalla] Eigentlich der Circus des Maxentius, eine vom rsmischen Kaiser Maxentius Anfang des 4. Jahrhunderts errichtete Arena frr Wagenrennen mit zwei Bahnen von 512 m Lynge und insgesamt 81 m Breite sowie 18 000 Zuschauerplytzen, an der antiken Via Appia gelegen. Der Bau wurde erst 1825 als Werk des Maxentius identifiziert und galt vordem als Rennbahn, die auf den Caracalla genannten Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus zurrckgefrhrt wurde. Den Besuch trug Goethe frr den 11. November 1786 in sein Rechnungsbuch ein: Nov. Æ:::æ 11. Æ:::æ Circo di Caracalla (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Eine Beschreibung der Anlage gibt Johann Jacob Volkmann in seinem Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 560 f.). 25,23–24 die zerstnrten Grabstqten lqngst der Via Appia] Im antiken Rom war die Totenbestattung innerhalb der Stadt verboten. Deshalb wurden Grabstytten bevorzugt entlang der wichtigen Zufahrtsstraßen angelegt, so auch an der Via Appia, die in Stadtnyhe zu einer regelrechten Gryberstraße wurde. Am Anfang dieser

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bedeutenden Handelsstraße, die seit 265 v. Chr. rber 590 km von Rom nach Brindisi frhrt (benannt nach ihrem ersten Erbauer Appius Claudius Caecus, der sie 312 v. Chr. zunychst bis Capua anlegte), ließen die einflussreichen und mychtigen Familien Roms große Monumente errichten; spyter legten hier die frrhen Christen ihre Katakomben an. 25,24 das Grab der Metella] Das in der ersten Hylfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. an der Via Appia errichtete Grabmal der Caecilia Metella; sie war die Tochter des Eroberers von Kreta, Quintus Caecilius Metellus, und die Schwiegertochter des republikanischen Staatsmanns Marcus Licinius Crassus. Bei der Anlage handelt es sich um einen travertinverkleideten 11 m hohen Rundbau von 20 m Durchmesser. 1299 bauten die Gaetani hier eine Burg, in die das Grabmal als Turm (mit neuer Zinnenbekrynzung) integriert wurde. Der kunstvolle Gesimsfries mit Girlanden und Stierkspfen gab ihm den Namen, unter dem es im 18. Jahrhundert meist gefrhrt wurde: ,Capo di bove‘. So nennt auch Volkmann die Anlage, der er eine ausfrhrliche Beschreibung widmet, in seinem Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 562 f.). Goethe notierte in seinem Reiseexemplar zu der Bemerkung Volkmanns, dass die Mauern aus „großen Travertin-Quaderstrcken“ (ebd., 562) bestrnden, am Rand: NB sind nur mit Quadern bekleidet worden. Doch ausgestrichen. – Der Sarkophag aus dem Grab der Caecilia Metella befand sich rbrigens schon im 18. Jahrhundert im Hof des Palazzo Farnese. 25,28–29 Reste der grosen Wasserleitung] Die zu großen Teilen noch heute sichtbaren Bsgen der Aqua Claudia. Von der 38 bis 52 n. Chr. von Osten her errichteten 69 km langen Leitung verliefen die letzten 10 km (bis zum Palatin) oberirdisch als Aquydukt in einer eindrucksvollen Bogenkonstruktion aus Ziegeln mit einer Spannweite von 7,75 m und einer Hshe von bis zu 16 m. Der Aquydukt wurde spyter in die Aurelianische Stadtmauer einbezogen; die heutige Porta Maggiore war eigentlich als Durchgang unter der Wasserleitung gebaut worden. Deren maximale Kapazityt betrug rber 180 000 m3 pro Tag. Volkmann behauptet in seiner Aufzyhlung der wichtigsten antiken Aquydukte, dass die Aqua Claudia das beste Wasser nach Rom gebracht habe (vgl. Volkmann 2, 155). 25,31 Colisee] Von Goethe oft verwendete franzssische Namensform des Kolosseums; zum Gebyude vgl. zu 21,9.

18. An Christoph Martin Wieland DAT I E RU N G

Rom, 17. November Æ1786æ ! ÆWeimaræ

Die fehlende Jahresangabe 1786 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes.

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ƒBERLIEFERUNG

H: Germanisches Nationalmuseum Nrrnberg, Slg Bsttiger, Sign.: Autograph K. 28. – Doppelblatt 14,4(–14,6)621,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse, Tinte: A n W i e l a n d . – Beischluss zu Nr 20 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Als Anhang zu Goethe’s Briefen. In: Literarische Zustynde und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl August Bsttiger’s handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von Karl Wilhelm Bsttiger. Bd 2. Leipzig 1838, S. 148–150. WA IV 8 (1890), 60–62, Nr 2526. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Wieland antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief kurz vor oder am 17. Dezember 1786 (vgl. Wieland an Johann Heinrich Merck, 17. Dezember 1786; Merck, Briefwechsel 4, 367). Postsendungen: 18. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). ƒber Christoph Martin Wieland (1733–1813) und Goethes Verhyltnis zu ihm vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief von etwa Mitte April 1776 (GB 3 II). – Bei der Vorbereitung seiner ersten autorisierten Gesamtausgabe im Verlag von Georg Joachim Gsschen hatte Goethe im Sommer 1786 verstyrkt Wielands Rat in ysthetischen Fragen gesucht. Im vorliegenden Brief empfiehlt Goethe den in Rom lebenden Kunsthistoriker Aloys Hirt als Beitryger frr die von Wieland von 1773 bis 1789 herausgegebene Literaturzeitschrift „Der Teutsche Merkur“. Es blieb Goethes einziger Brief an Wieland aus Italien. 26,8 Archenholz] Johann Wilhelm von Archenholz hatte als preußischer Hauptmann von 1758 bis 1763 in der Armee gedient. Von 1763 bis 1780 bereiste er England – wo er sich sechs Jahre aufhielt –, Frankreich, Italien und die skandinavischen Lynder. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich dabei durch journalistische und schriftstellerische Arbeiten. 1780 ließ sich Archenholz in Dresden nieder. Wieland bat ihn 1783 erstmals um Beitryge frr die Monatsschrift „Der Teutsche Merkur“, frr die Archenholz in den Folgejahren zahlreiche Artikel verfasste. 1785 versffentlichte er einen zweibyndigen Reisebericht rber England und Italien und stellte dem Text eine „Zueignungsschrift / An Herrn Hofrath Wieland in Weimar“ voran ( Johann Wilhelm von Archenholtz: England und Italien. 2 Bde. Leipzig 1785). Archenholz zieht – wie schon einige englische Reisende vor ihm – bei einem Vergleich der beiden Lynder eine negative Bilanz frr Italien: Wirtschaftliche Rrckstyndigkeit, Armut, Unwissenheit und Aberglaube seien kennzeichnend frr Italien, England hingegen sei das Land des Fortschritts. Das Buch stieß auf große Resonanz und erfuhr 1787 eine zweite, erweiterte Auflage. Die von Archenholz aufgestellte Antithese, der Goethe yußerst kritisch gegenrberstand (vgl. 41,12–18), wurde in der Folgezeit auch in Deutschland gelyufig (vgl. zur Rezeption die ausfrhrliche Materialiensammlung in: Johann Wilhelm von

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Archenholtz. England und Italien. Nachdruck der dreiteiligen Erstausgabe 1785. Teil III. Varianten, Materialien, Untersuchungen. Hrsg. von Michael Maurer. Heidelberg 1993). 26,8 Chorus machen] Im Sinne von ,jemandes Ansicht teilen‘ (vgl. GWb 2, 1002). 26,10 Laß dir indeß von Fr. v. Stein einiges erzqhlen] Dabei dachte Goethe wohl an das „Reise-Tagebuch“, das er frr Charlotte von Stein gefrhrt hatte (vgl. die erste Erlyuterung zu 3,5; zu 3,7). In einem Brief vom 1. bis 3. Februar 1787 bittet er Charlotte von Stein außerdem, auch manchmal Wielanden mit einem Gruße etwas (106,29) aus seinen Briefen mitzuteilen. 26,12 Die Ubersetzung deiner Satyren] Wielands ƒbersetzung der „Satirae“ des Horaz erschien im Sommer 1786 unter dem Titel „Horazens Satyren aus dem Lateinischen rbersezt und mit Einleitungen und erlyuternden Anmerkungen versehen von C. M. Wieland“ in zwei Teilen im Verlag Weidmanns Erben und Reich in Leipzig. Goethe schreibt zu seiner Lektrreerfahrung auch im 4. Strck seines „Reise-Tagebuchs“ unter dem 10. Oktober 1786: Schon einige Jahre hab ich keinen lateinischen Schrifftsteller ansehen, nichts was nur ein Bild von Italien erneuerte bermhren dmrfen ohne die entsetzlichsten Schmerzen zu leiden. Æ:::æ Noch zuletzt hat mich die Wielandische Ubersetzung der Satyren hnchst unglmcklich gemacht ich habe nur zweye leßen dmrfen und war schon wie toll. (GT I 1, 282.) 26,14 meine Augen sind selbst gut ausgewischt] Hier: die Msglichkeit, mit klarem Blick und neuem Verstyndnis schauen zu ksnnen (vgl. GWb 1, 1287). 26,15 gute, treffliche Begleiter] Goethe schloss sich vor allem an Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und an andere deutsche Krnstler an, die ihn zu den Sehenswrrdigkeiten in Rom begleiteten. In seinen Briefen aus Rom bis zum 17. November 1786 nennt er neben Tischbein noch die Hausgenossen Johann Georg Schrtz und Friedrich Bury. Hinzu kommen außerdem Johann Friedrich Reiffenstein, Aloys Ludwig Hirt, Alexander Trippel und wahrscheinlich Angelika Kauffmann sowie Johann Heinrich Meyer. 26,16 Von Einem derselben] Der aus dem Schwarzwald stammende Archyologe und Kunsthistoriker Aloys Hirt war 1782 nach Rom gekommen, wo er als Schriftsteller und Cicerone lebte. Auch frr Goethe war er als Fremdenfrhrer tytig. In einem Brief Friedrich Mrllers, mit dem sich Goethe 1781 rberworfen hatte, an Wilhelm Heinse vom 17. April 1787 aus Rom heißt es, Goethe „schien ein Staatsgefangner vom neugebacknen antiquar H i r t (ein erbyrmlicher Prinz) Æ:::æ zu seyn“ (Friedrich Mrller genannt Maler Mrller: Briefwechsel. Hrsg. von Ralf Paulus und Gerhard Sauder. T. 1: Briefwechsel 1773–1811. Heidelberg 1998, S. 119). In der Folge der franzssischen Italienfeldzrge verließ Hirt Rom 1796 und ging nach Berlin, wo er 1810 Professor frr Archyologie an der neu gegrrndeten Universityt wurde und den Aufbau des Berliner Museums vorantrieb (vgl.

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Adelheid Mrller: „Docendo discimus“ ::: durch das Lehren lernen wir. Aloys Hirt als Cicerone in Rom. In: Sedlarz, Hirt, 15–68). Goethe erinnert sich in einem Brief an Hirt vom 24. Mai 1830 an ihre erste Begegnung: Ich erinnerte mich deutlichst der ersten Augenblicke, da ich, ein frischer Anknmmling in Rom, Sie dort schon als Eingeweihten fand, durch Sie gefmhrt, der unschqtzbaren Herrlichkeiten zuerst gewahr wurde. (WA IV 47, 71.) – Eine regelmyßige feste Mitarbeit Hirts am „Teutschen Merkur“, wie von Goethe angeregt, kam nicht zustande. Vermutlich wollte sich Wieland nicht im Voraus dazu verpflichten, alle von Hirt eingesandten Beitryge unbesehen anzunehmen (vgl. Bernhard Seuffert: Der Briefwechsel Wielands mit Goethe aus dem Besitz des Goethe- und Schiller-Archivs. In: GJb 13 (1927), 54–86, hier 55). Auch der finanzielle Aufwand frr die Beitryge mag ein ausschlaggebender Punkt frr Wielands Absage gewesen sein. Wieland geht am 17. Dezember 1786 in einem Brief an Johann Heinrich Merck auf Goethes Empfehlungsschreiben aus Italien ein: „Ich habe inzwischen von unserm G o e t h e aus Rom eine große Empfehlung euers P r o t e g  , des hrn. Hirt, und ein Anerbieten desselben erhalten, nach einem sehr weitgrenzenden Plan den Merkur von Monat zu Monat mit hschstinteressanten Nachrichten u Notizen die schsnen Krnste u Wissenschaften, neu entdekte Antiquityten, neuesten Kunstwerke etc. etc. betreffend, von Rom, als der Quelle, aus, zu versehen. Weil ich dieses Anerbieten, wobey es wie billig auch um hrn. Hirts Interesse zu thun war, nicht annehmen konnte ohne den Merkur gynzlich in einen Kunst-Journal umzuwandeln, so habe ich Gsthen den Vorschlag gethan, daß hr. H. seinen Plan in einem e i g e n e n Kunstjournal ausfrhren soll, wozu ich ihm einen guten Verleger zu verschaffen hoffe Æ:::æ.“ (Merck, Briefwechsel 4, 367.) Im „Teutschen Merkur“ erschien 1788 nach drei Beitrygen von 1785 und 1786 (vgl. die folgende Erlyuterung) lediglich noch ein weiterer Aufsatz Hirts mit dem Titel „Auszrge aus Briefen von Rom“ (Myrz-Heft, S. 266–273), in dem Hirt anonym auf die krnstlerischen Tytigkeiten Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins sowie auf die Talente des jungen Anatomen Adriaan Gilles Camper eingeht. Am Ende der „Auszrge“ empfiehlt sich Hirt selbst als „sehr geschickten Antiquar Æ:::æ mit Nachdruck“ (S. 272). 26,17–18 einige Stmcke durch Mercken] Johann Heinrich Merck hatte einige Beitryge Aloys Hirts, die im „Teutschen Merkur“ versffentlicht wurden, vermittelt. ƒber Mercks Beziehung zu Hirt ist nichts bekannt. Vermutlich sandte Merck Hirts Beitryge in zwei Lieferungen an Wieland, wofrr dieser ihm in einem Brief vom 5. Dezember 1785 dankt (vgl. Merck, Briefwechsel 4, 162). Hirts Aufsytze erschienen 1785 und 1786 in zwei aufeinander folgenden Heften jeweils unter dem Titel „Briefe aus Rom“. Darin liefert er ausfrhrliche Beschreibungen von Werken der in Rom lebenden Krnstler Albert Christoph Dies, Angelika Kauffmann und Jacques Louis David (vgl. Dezember-Heft 1785, S. 251–267; JanuarHeft 1786, S. 69–82; Februar-Heft 1786, S. 169–186). Einen weiteren Auf-

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satz Hirts, den „Dialog rber die Schsnheit“, hatte Wieland nicht aufgenommen (vgl. Wieland an Johann Heinrich Merck, 17. Dezember 1786; Merck, Briefwechsel 4, 367). 26,24 vorzmglichen Cicerone] Goethe empfahl Hirt an Herder (vgl. zu 274,12), der sich 1788 wie auch Herzogin Anna Amalia wyhrend ihres Romaufenthaltes Hirt als Fremdenfrhrer anvertraute (vgl. Sedlarz, Hirt, 23). Hirt schrieb am 4. April 1789 an Goethe: „Und so gehen die Sachen immer beßer. Ich werde auch nie verkennen, daß ich alles dieß ursprrnglich Ihnen zu verdanken habe.“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 161.) Hirt wurde bald – neben dem alternden Johann Friedrich Reiffenstein – zum begehrtesten deutschen Frhrer durch Rom. 26,28–27,1 er wmnschte ein Journal Æ:::æ herauszugeben] Nach der Absage Wielands wurde Hirt im Frrhsommer 1789 neben Karl Philipp Moritz, den er kurz nach dessen Ankunft in Rom im November 1786 kennen gelernt hatte, Mitherausgeber der Zeitschrift „Italien und Deutschland in Rrcksicht auf Sitten, Gebryuche, Litteratur und Kunst“. Die Zeitschrift erschien in der Ksniglichen Preußischen Akademischen Kunst- und Buchhandlung in Berlin und bestand bis 1792. In einem Brief an Goethe vom 23. August 1788 berichtet Hirt, es seien „bereits alle Artikel frr das erste Heft der periodischen Schrift fertig, die H. Prof. Moritz und ich zusammen herausgeben wollen“ (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 161). Wyhrend Hirt vor allem Artikel rber vorbildliche alte und moderne Kunst in Rom frr die Zeitschrift beisteuerte, lieferte Moritz Beitryge rber das Land Italien im Allgemeinen (vgl. hierzu Claudia Sedlarz: Italien und Deutschland in Rrcksicht auf Sitten, Gebryuche, Litteratur und Kunst. Eine von Karl Philipp Moritz und Aloys Hirt herausgegebene Zeitschrift. In: Kunsttopographie. Theorie und Methode in der Kunstwissenschaft und Archyologie seit Winckelmann. Stendaler Arbeitskreis zur Geschichte und Theorie der Kunstgeschichtsschreibung. H. 2. Stendal 2003, S. 51–59). 27,22 blanckem Gelde] Hier im Sinne von ,bares Geld‘ (vgl. GWb 2, 743). – Wieland zahlte frr die von Hirt im „Merkur“ versffentlichten Beitryge insgesamt 45 Gulden (vgl. Wieland an Johann Heinrich Merck, 17. Dezember 1786; Merck, Briefwechsel 4, 367). 28,3–4 Wer nicht weiß wo ich bin dem sag es nicht.] Goethe hatte Route und Ziel seiner Reise geheim gehalten. Erst im Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November (Nr 10) gab er seinen Aufenthaltsort preis. 28,5 Frau v. Stein hat meine Adresse.] Die genaue Adresse kannten in Weimar bisher nur Goethes Sekretyr Philipp Seidel (vgl. zu 18,4–6) und die Herders (vgl. zu 25,17–18). Erst im Brief vom 13. bis 16. Dezember teilte Goethe Charlotte von Stein seine genaue Adresse mit (vgl. 58,16). Vgl. auch Datierung zu Nr 27.

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19. An Carl Ludwig von Knebel

BRIEF 19

Rom, 17. November Æ1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1786 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 85–86. – Doppelblatt 14,5621,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Adresse, Tinte: A n K n e b e l . – In einem 6,5(–8,5) cm starken Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,5629 cm). Auf dem vorderen Deckel des Konvoluts das Wappen der ksniglich preußischen Bibliothek. Auf dem Rrcken des Konvoluts oben in Goldprygung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“; unten ein rotes Lederschildchen mit der Signatur: „Ms. Germ. Quart. 521.“ Auf der Innenseite des vorderen Deckels mit Tinte: „Acc. 3083.“, auf dem Vorsatzblatt oben ebenfalls mit Tinte: „Ms. Germ. 4 $ . 521.“ Kein Titelblatt. 22 eingebundene (nicht paginierte) starke Zwischenblytter mit Jahreszahlen. 485 Blytter; Paginierung oben rechts mit Bleistift, oben links Nummerierung meist mit Bleistift nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. E). Blytter einzeln auf Falz geklebt; Papier mrrbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert. Wasserschyden, besonders in den Jahrgyngen 1828–1830. Siegel auf den Adress-Seiten oft dreieckig ausgeschnitten, Ausschnitt meist unter der Adresse aufgeklebt. Nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift in Tinte: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Gsthe und Knebel Ævgl. Eæ, Bd 2. Leipz. 1851. 8 $ ; und No. 5–14, ungedruckte“. Auf der Innenseite des hinteren Deckels mit Bleistift: „482 gez Bll. / 485 gez Bll; dazu Bll. 441a u. 449 a“. – Beischluss zu Nr 20 (vgl. zu 29,31). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 75–78, Nr 71. WA IV 8 (1890), 57–59, Nr 2525. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 4. Dezember 1786 (vgl. Knebel, Tgb. [4. Dezember] 1786, Bl. 43) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 18. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Carl Ludwig von Knebel (1744–1834) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 28. Dezember 1774 (GB 2 II, Nr 175) und vom 6. Januar 1785 (GB 6 II, Nr 4). – Von Goethes Italienreise sind zwischen Oktober 1786 und Mai 1788 sechs Briefe an den Freund

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Knebel nach Weimar rberliefert (Nr 19, 74, 100, 107, 128, 155), frnf weitere erschließbar (EB 1, EB 30, EB 31, EB 48, EB 49). Wie aus Knebels Tagebrchern hervorgeht, hat er mindestens 13 Briefe zurrckgeschrieben, von denen aber keiner erhalten ist (vgl. die Bezugsbrieferlyuterungen dieses Bandes zu den Briefen an Knebel). – Neben Reiseerlebnissen und Bemerkungen zu seinen literarischen Arbeiten teilte Goethe dem Freund vor allem seine Beobachtungen und Erkenntnisse auf botanischem, geologischem und mineralogischem Gebiet mit. Er beschreibt fremdartige Pflanzen und Steinarten und die vulkanischen Aktivityten des Vesuvs. Ein weiteres Themenfeld in den Briefen sind Goethes erste ƒberlegungen zur Theorie von der Urpflanze. 28,7 aus Abrahams Schooße] Metaphorisch frr die Rrckkehr zum Ursprung, in Anspielung auf die herausgehobene Stellung Abrahams, des Stammvaters des Volkes Israel, im Paradies an der Seite Gottes; sprichwsrtlich gewordene Wendung nach der ƒberlieferung im Neuen Testament: „Es begab sich aber, daß der arme starb, und ward getragen von den engeln in Abrahams schoos.“ (Lukas 16,22; Luther-Bibel 1772 NT, 81.) 28,10 Tischbeins Liebe und Vorsorge] Am Tag nach seiner Ankunft in Rom war Goethe in die Krnstlerwohnung von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in der Via del Corso 18 eingezogen (vgl. 15,21–26), wo er einen einfachen, aber funktionierenden Hausstand vorfand. 28,15 Schon hab ich das merckwmrdigste gesehn und wiedergesehn.] Seit seiner Ankunft am 29. Oktober 1786 arbeitete Goethe ein festes Programm an tyglichen Besichtigungen der Kunstschytze und Altertrmer der Stadt ab (vgl. zu 19,23; zu 19,24; weiter vgl. zu 57,15–16). 28,18–19 leße den Vitruv] Marcus Vitruvius Pollio: De architectura libri decem. Vgl. zu 17,13. 28,20 den Palladio] I Quattro libri dell’architettura di Andrea Palladio. Vgl. zu 17,12. 28,24 man muß sich einen eignen Sinn machen Rom zu sehn] Zu Goethes Begriff des ,Sehens‘ vgl. zu 19,27. 29,5 drey Wochen da] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 29,13–14 Ich habe schon Æ:::æ Bemerckungen gemacht] Seine botanischen Beobachtungen auf der Reise nach Italien hielt Goethe vor allem in seinen Tagebuchaufzeichnungen fest (vgl. Reise-Tgb. 1–5, 9. September bis 27. Oktober 1786; GT I 1, 179 f., 188, 190 f., 195, 197 f., 216 f., 226 f., 230, 242 f., 269–271, 305, 308 und 316; vgl. dazu auch LA II 9A, 338–348). Spytere Aufzeichnungen finden sich verstreut in den verschiedenen Notizheften von der Reise. 29,16 Trohn] Variierende Schreibweise frr ,Thron‘, von Goethe gelegentlich verwendet (vgl. GB 6 I, 173,4).

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BRIEF 20

29,18–22 Tischbein Æ:::æ das Studium.] Vgl. zu 20,24–25. 29,23 Der Vesuv hat vor ohngefqhr 14 Tagen eine Eruption gemacht.] Im August 1786 war der Vesuv nach einer vierjyhrigen Ruhephase erneut aktiv geworden. In unregelmyßigen Abstynden kam es danach immer wieder zu meist kleineren Eruptionen und Lavaflrssen. Am 31. Oktober und 2. November 1786 hatte es besonders heftige Ausbrrche gegeben. In Zeitungsnachrichten aus Italien hieß es dazu z. B.: „Unterm 31sten Oct. schreibt man aus Neapolis, daß am Abende dieses Tages um halb 6 Uhr deutschen Zeigers der Vesuv mit einem so gewaltigen Ausbruch angefangen habe, daß nach Verlauf von 2 Stunden die Lava schon rber eine halbe Meile weit geflossen war. Der sehr breite Strom derselben ist Neapolis gerade gegen rber Æ:::æ.“ (Leipziger Zeitungen. 229. St., 22. November 1786, S. 2175.) Noch im Januar 1787 wurde von der anhaltenden Aktivityt des Vulkans berichtet: „Der Vesuv hat seit einiger Zeit, besonders am 31sten Oct. und 2ten Nov. v. J. mehr Feuerstrsme ausgeworfen, als sonst; bey dem letzten Ausbruche nahmen sie einen neuen Weg, und flossen mehr gegen Neapolis.“ (Leipziger Zeitungen. 23. St., 31. Januar 1787, S. 135.) 29,26 auf deinen Spuren durch Tyrol] Knebel hatte Ende Oktober/Anfang November 1785 Tirol bereist (vgl. GB 6 II, zu 119,7). Goethe war auf seiner Fahrt nach Italien der Reiseroute Knebels zu großen Teilen gefolgt (vgl. GB 6 II, zu 120,3–4 und zu 142,24). 29,27 auf dem Brenner bin ich einige Tage geblieben] Auf dem Brennerpass war Goethe am 8. September 1786 angekommen, aber bereits am Abend des 9. September weitergereist (vgl. Reise-Tgb. 1 und 2; GT I 1, 173–176 und 185). 29,28 Kobeln in Mmnchen traf ich nicht] Bei seinem eintygigen Aufenthalt in Mrnchen am 6. September 1786 hatte Goethe vergeblich versucht, mit dem Zeichner und Landschaftsmaler Franz Kobell zusammenzutreffen, der sich nach einem sechsjyhrigen Italienaufenthalt 1785 in Mrnchen niedergelassen hatte (vgl. Reise-Tgb. 1; GT I 1, 170). Knebel hatte Kobell wahrscheinlich wyhrend seines Aufenthaltes in Mrnchen vom 9. November 1785 bis 19. Februar 1786 kennen gelernt und Goethe einige Zeichnungen des Malers nach Weimar mitgebracht (vgl. GB 6 II, zu 174,24). Zur Person Kobells und rber seine Beziehung zu Goethe vgl. Wilhelm Heinse: Die Aufzeichnungen. Frankfurter Nachlass. Bd 3. Hrsg. von Markus Bernauer, Adolf Heinrich Borbein, Thomas W. Gaethgens, Volker Hunecke, Werner Keil und Norbert Miller. Aufzeichnungen 1768 – 1783. Kommentar zu Band 1. Hrsg. von Markus Bernauer u. a. Mrnchen 2005, S. 627–639. 29,28–29 Alle diese vorliegenden Gegenden rollt ich nur durch] Nach seinem Aufbruch von Karlsbad am 3. September 1786 hatte Goethe auf seiner Reise nach Italien am 6. September bereits Mrnchen und am 8. September den Brennerpass erreicht. Am 10. September verließ er Tirol und reiste rber Trient und Rovereto zum Gardasee (vgl. Reise-Tgb. 1 und 2; GT I 1, 161–186).

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29,31 Ich schließe dies Blat ungesiegelt an Frau von Stein.] Vorliegender Brief war wie die Briefe an Christoph Martin Wieland (Nr 18) und an Herzog Carl August (EB 3) dem Brief an Charlotte von Stein vom 15. bis 18. November (Nr 20) beigelegt, der von Goethe am 18. November abgeschickt wurde (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 29,32 die gute Stqte einer Rmckkehr fmr mich bereiten] In Anlehnung an die Worte Jesu nach dem letzten Abendmahl mit seinen Jrngern im Johannes-Evangelium: „In meines Vatters hause sind viel wohnungen. Wenns nicht so wyre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin, euch die stytte zu bereiten. Und ob ich hingienge, euch die stytte zu bereiten, will ich doch wieder kommen, und euch zu mir nehmen; auf daß ihr seyd, wo ich bin.“ ( Johannes 14,2–3; Luther-Bibel 1772 NT, 112.) 30,1–2 Von dem Bologneser Gypsspat Æ:::æ selbst genommen.] Wyhrend seines Aufenthaltes in Bologna war Goethe am 20. Oktober 1786 auch zum nahe gelegenen Monte Paderno geritten, um sich Proben von dem dort vorkommenden so genannten Bologneser Stein zu holen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 302 sowie „Verzeichniß verschiedner Gebrrgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiynischen Reise 1786, 87, und 88 gesammelt“; H: GSA 26/LXIV,3,19; vgl. auch LA II 7, 186). Dabei handelt es sich um eine besondere SchwerspatKonkretion in gips- und schwefelkieshaltigen Tonen (Baryt, BASO4). Aus dem Stein lysst sich unter Ausglrhen (Calcination) und Zusatz von Eiweiß oder einer Gummilssung das so genannte ,fosfori di Bologna‘ gewinnen, eine Paste, die nach Sonneneinstrahlung im Dunkeln zu leuchten beginnt (vgl. LA II 7, 361). Goethe beschreibt seine Exkursion zum Monte Paderno ausfrhrlich auch in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR I, 20. Oktober 1786; WA I 30, 171–173). 30,3–4 specifischen Schweere gegen den mbrigen Gyps] Schwerspat unterscheidet sich durch sein hsheres spezifisches Gewicht (Dichte: 4,5) von Gips (Dichte: 2,3). Vgl. LA II 7, 362. 20. An Charlotte von Stein Frascati und Rom, 15. und 17./18. November Æ1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Die fehlende Jahreszahl 1786 in der Datumsangabe ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. Goethe begann den Brief am 15. November 1786 in Frascati und setzte ihn nach seiner Rrckkehr nach Rom am 17. und 18. November 1786 fort. 1787 hielt sich Goethe im November dagegen durchgehend in Rom auf. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – Doppelblatt 14,5621,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Ergynzungen und Korrekturen,

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Bleistift und Tinte; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischlrsse: Nr 18, 19 und EB 3 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 220–223, Nr 10. WA IV 8 (1890), 53–56, Nr 2524. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 4. oder 5. Dezember 1786 (vgl. zu 63,15). Postsendungen: 18. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 30,5 Fraskati] Goethe hielt sich vom 12. oder 13. November bis 16. November 1786 zu einem ersten Besuch in Frascati auf, einem als Sommerfrische beliebten Stydtchen am Nordrand der Albaner Berge, circa 20 km srdsstlich von Rom (vgl. IR I, 15. November 1786; WA I 30, 214–216). Er war Gast in der Sommerwohnung des in Rom ansyssigen Hofrats Johann Friedrich Reiffenstein, den Goethe schon Anfang November in Rom kennen gelernt hatte (vgl. zu 17,23). Mitgereist war auch der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, bei dem Goethe in Rom Logis genommen hatte. Nicht auszuschließen ist, dass sich auch seine Mitbewohner, die Maler Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, der Reisegesellschaft angeschlossen hatten (vgl. IR I, 15. November 1786; WA I 30, 214– 216). 30,6–7 Tusch Muschel] ,Muschelartiger Behylter der (Tusch-) Farbe‘ (vgl. Grimm 11 I.2, 1929). 30,10 der Ort liegt auf einem Hmgel] 327 m rber dem Meeresspiegel. 30,11 bietet dem Zeichner die Herrlichsten Gegenstqnde] Zu Goethes ausgiebigen zeichnerischen Aktivityten wyhrend der italienischen Reise vgl. zu 22,31. Von der Landschaft und Architektur Frascatis hat Goethe wyhrend seiner insgesamt sechs Aufenthalte rber 30 Zeichnungen angefertigt (vgl. Corpus II, 17 f., 19, 73–81, 84 f., 87 f., 90 f. und 95, Nr 25–28, 31, 218, 221, 223–227, 230, 235, 242, 244, 250–252, 261, 262, 267, 269 und 283; Corpus III, 10–12, Nr 4–8 und 10; Corpus IVa, 11 und 21, Nr 10 und 43; Corpus VIa, 65, Nr 232). 30,12 die See] Das Tyrrhenische Meer, etwa 40 bis 50 km von Frascati entfernt. 30,13 die Gebirge von Tivoli] Die Sabiner Berge, ein bis auf 950 m aufsteigender Gebirgszug des Apennins vulkanischen Ursprungs bei der Stadt Tivoli, etwa 20 km nordsstlich von Frascati und 30 km sstlich von Rom gelegen. 30,22–23 Rom d‘. 17. Wir sind zurmck.] Goethe war wahrscheinlich schon einen Tag zuvor, am 16. November 1786, nach Rom zurrckgekehrt. 31,2–3 Frescogemqhlde von Domenichin in Andrea della VallY] Mit der Rrckkehr nach Rom setzte Goethe am 17. und 18. November seine Besichtigung

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der rsmischen Kunstdenkmyler fort. Er besuchte in diesen Tagen zwei bedeutende Kirchen, einen der grsßten Palazzi sowie eine der bekanntesten Stadtvillen. In seiner Reiserechnung finden sich frr den 17. November folgende Eintryge: Andr. della Valle / Galleria Farnese / Toro Farnese (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Frr den 18. November ist eingetragen: Ercole Farnese / Farnesina / Pietro in Montor. (ebd.). Die Theatinerkirche S. Andrea della Valle (am heutigen Corso Vittorio Emanuele gelegen) wurde 1591 nach Entwrrfen von Paolo Olivieri und Giovanni Francesco Grimaldi begonnen, ab 1608 weitergebaut von Carlo Maderno (die Kuppel, die zweitgrsßte Roms nach der von St. Peter, entstand 1622–1625) und 1660–1665 mit Carlo Rainaldis Fassade vollendet. Die Kirche ist frr ihre Ausstattung berrhmt: Giovanni Lanfrancos großflychiges illusionistisches Kuppelgemylde mit dem „Paradies“ (das Goethe weder in Briefen noch in der „Italiynischen Reise“ erwyhnt) und die Fresken Domenico Zampieris, genannt Domenichino, der im 18. Jahrhundert seines klassizistischen Idealismus wegen neben Annibale Carracci, in dessen Werkstatt er gearbeitet hatte, und Guido Reni zu den beliebtesten Malern gehsrte. Zur Ausstattung hatte Domenichino die vier Evangelisten in den Zwickeln der Kuppel sowie sechs monumentale Tugenden und die Szenen aus dem Leben des heiligen Andreas in der oberen Zone des Chors beigetragen (vgl. Richard EÆdmundæ Spear: Domenichino. Bde 1–2. New Haven, London 1982, Nr 88). Eines der Strcke, nymlich das Gewslbefresko mit Johannes dem Tyufer, der Petrus und Andreas auf das Lamm (Christus) hinweist, war von herausragender Berrhmtheit und findet sich hyufiger einzeln erwyhnt. Das von Goethe benutzte Reisehandbuch von Johann Jacob Volkmann gibt eine ausfrhrliche Beschreibung der Kirche, in der die Fresken des Chorgewslbes allerdings pauschal und fylschlich Mattia Preti zugeschrieben sind (vgl. Volkmann 2, 443–448). 31,3–4 dergleichen von den Carrache in der Gallerie Farnese] Der Palazzo Farnese an der Piazza Farnese, nicht weit von S. Andrea della Valle entfernt, wurde im Auftrag von Kardinal Alessandro Farnese (ab 1534 Papst Paul III.) und Kardinal Alessandro Farnese dem Jrngeren, einem Enkel des Vorigen, seit 1514 von Antonio da Sangallo erbaut, von Michelangelo Buonarroti erweitert und 1589 von Giacomo della Porta vollendet. Der Palast ist einer der prychtigsten der rsmischen Hochrenaissance und hat in vielfacher Hinsicht stilbildend gewirkt. Im Palast und im Hof befand sich eine der wichtigsten Antikensammlungen Roms, die allerdings wyhrend Goethes Aufenthalt in Rom nach Neapel verbracht wurde (vgl. zu 93,4). 1595, nach Abschluss des Baus, rief Kardinal Odoardo Farnese den Bologneser Maler Annibale Carracci nach Rom, damit dieser sein Camerino (Studierzimmer) mit den Taten des Herkules ausmale. Nach Beendigung der Arbeiten erhielt Carracci 1597 den Auftrag frr die Fresken der Galleria. Gemeinsam mit Francesco Albani, Agostino Carracci und Domenichino frhrte Carracci bis 1604 die Fresken zum „Triumph der Liebe“ mit

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zahllosen rahmenden Elementen (Putti, gemalte Architektur und Skulptur) aus (vgl. Iris Marzik: Das Bildprogramm der Galleria Farnese in Rom. Berlin 1986; Donald Posner: Annibale Carracci. A study in the reform of Italian Painting around 1590. 2 Bde. London, New York 1971, Nr 111). Sie gelten als der bedeutendste profane Freskenzyklus ihrer Zeit. Das sahen schon Goethes Zeitgenossen so, wie man der yußerst ausfrhrlichen Beschreibung durch Johann Jacob Volkmann entnehmen kann (vgl. Volkmann 2, 407–424). Den Palazzo frhrt Volkmann mit der Einschytzung ein: „Der Pallast Farnese ist frr die Liebhaber einer der merkwrrdigsten in Rom, und wird auch in Ansehung der Architektur frr den schsnsten gehalten.“ (Ebd., 407 f.) Und zur Galleria vermerkt er: „Die Gallerie, des Hannibal Caracci Meisterstrck, Æ:::æ gehsrt unter die wichtigsten Werke der Kunst, welche Rom aufzuweisen hat. Man kann sie den großen Malereyen Raphaels an die Seite setzen, welche weder so schsn kolorirt und erhalten sind, noch so angenehme Gegenstynde vorstellen.“ (Ebd., 413.) – Die Erwyhnung von Gemylden Carraccis durch Volkmann in der Galleria Doria Pamphilj, die Goethe am 19. und 23. November besuchte (vgl. zu 52,8–9), ist von ihm in seinem Reiseexemplar unterstrichen worden: „Vier schsne Landschaften von Hannibal Caracci Æ:::æ.“ (Ebd., 295 f.) 31,5 Sie] Schreibversehen frr ,Siehe‘. 31,5 Volckmann. 2. Th. 443 u. 413] ƒber Johann Jacob Volkmann und seine „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ vgl. zu 106,5. Die Seitenangaben in Goethes Brief beziehen sich auf den Anfang der Ausfrhrungen zu S. Andrea della Valle (S. 443) und auf den Anfang der Beschreibung der Galleria Farnese (S. 413) im 2. Band. Charlotte von Stein konnte in Weimar in Volkmanns Reisehandbuch nachlesen. 31,6–7 Nun muß ich Æ:::æ problematischen Bilde schreiben] Vgl. zu 31,23. – ,Problematisch‘ hier im Sinne von ,zweifelhaft‘, ,zweideutig‘ (vgl. Grimm 7, 2154). 31,12–13 in der Farnesina die Geschichte der Psyche gesehn] Die Villa Farnesina, ein 1508 bis 1511 von Baldassare Peruzzi frr den rsmischen Bankier Agostino Chigi errichteter Bau, auf der linken Tiberseite etwa gegenrber dem Palazzo Farnese gelegen, erhielt ihren Namen 1580 nach dem Erwerb durch die Farneses. In den Jahren 1511 bis 1517 wurde das gesamte Haus mit Fresken einiger der bedeutendsten damals in Rom tytigen Maler ausgestattet, darunter u. a. Raffael, Perino del Vaga, Giulio Romano, Baldassare Peruzzi, Sebastiano del Piombo und Sodoma. Raffael malte in einem Saal das Fresko der „Galathea“, Giulio Romano und Giovanni Francesco Penni, Raffaellino del Colle und Giovanni da Udine frhrten nach Raffaels Entwrrfen die Deckenfresken der Gartenloggia aus. Der hier entstandene Zyklus zur „Geschichte der Psyche“ (nach Apuleius’ „Amor und Psyche“) umfasst zwei zentrale Deckenstrcke mit dem „Rat der Gstter im Olymp“ und der „Hochzeit von Amor und Psyche“ sowie in den

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Zwickeln, umrahmt von den rppigen Fruchtkrynzen Giovanni da Udines, Szenen aus der „Geschichte der Psyche“. Seit Giorgio Vasaris ausfrhrlicher Besprechung in seiner Vita Raffaels (in: Le Vite de pi| eccellenti architetti, pittori, et scultori italiani, da Cimabue infino a tempi nostri. Florenz 1550), wo er nicht nur den Entwurf, sondern auch einzelne Figuren dem Meister selber zuschreibt, gehsren die Fresken zu den am meisten geschytzten und in der Kunstliteratur gewrrdigten Werken Raffaels, sicher schon des Sujets wegen, was sich auch in einer begleitenden Anekdote Vasaris ausdrrckt: Raffael habe aus Sehnsucht nach seiner Geliebten sich nicht konzentrieren und seine Arbeit erst weiterfrhren ksnnen, als sein Auftraggeber Agostino Chigi ihr ein Zimmer neben dem Raum, in dem der Maler arbeitete, rberließ. Johann Jacob Volkmann beschreibt die Farnesina in seinem Reisehandbuch ausfrhrlich (Volkmann 2, 600–608) und nennt sie „wegen der raphaelischen Gemylde fast den berrhmtesten unter allen rsmischen Pallysten“ (ebd., 600). ƒber die Villa Farnesina vgl. La Villa Farnesina a Roma. The Villa Farnesina in Rome. Hrsg. von Christoph Luitpold Frommel. 2 Bde. Modena 2003; zu den Psyche-Fresken vgl. Wilhelm Kelber: Raphael von Urbino. Leben und Werk. Stuttgart 1979, Abb. 230–243. 31,13 die du aus meinen Zimmern kennst] Aus der Folge von zwslf Radierungen, die Nicolas Dorigny 1693 nach dem Freskenzyklus in der Villa Farnesina fertigte, besaß Goethe zehn handkolorierte Stiche, die er aufgehyngt hatte (Schuchardt 1, 337, Nr 85–94). Noch heute sind sie im so genannten Gelben Saal seiner Wohnung im Haus am Frauenplan zu sehen. Vgl. Hsper, Raffael und die Folgen, 353–356, Nr E 8.19.1–10; Ereignis Weimar. Anna Amalia, Carl August und das Entstehen der Klassik 1757–1807. Katalog zur Ausstellung im Schlossmuseum Weimar. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar und dem Sonderforschungsbereich 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“ der Friedrich-Schiller-Universityt Jena. Leipzig 2007, S. 103, Abb. 64 (Abb. von Blatt 9). 31,14 auf Pietro in Montorio die Verklqrung von Rafael] Die Kirche San Pietro in Montorio, deren Ursprrnge frrhchristlich sein ksnnten und deren heutiger Bau aus den letzten beiden Dezennien des 15. Jahrhunderts stammt, liegt auf dem Gianicolo rber dem Stadtteil Trastevere. Raffaels „Verklyrung Christi“ (nach NT, Matthyus 17,1–9) oder „Transfiguration“ wurde 1516/17 von Kardinal Giulio de’ Medici (ab 1523 Papst Clemens VII.) frr seine Bischofskirche in Narbonne in Auftrag gegeben. Bei seinem Tod 1520 ließ Raffael sein letztes großes Altargemylde (es misst 4056278 cm) unvollendet zurrck (in welchem Grade, ist bis heute Gegenstand von Diskussionen); abgeschlossen wurde es von Giulio Romano. Statt nach Narbonne gab Giulio de’ Medici die „Transfiguration“ 1523 nach S. Pietro in Montorio, wo sie als Hauptaltarbild aufgestellt wurde. Johann Jacob Volkmann behauptet in seinem Reisehandbuch (2, 613), dass das Bild „frr das vornehmste Gemylde in der Welt gehalten“ werde und „auf dem Hauptaltar,

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aber in keinem grnstigen Lichte“ hynge. 1797 von den Franzosen frr Paris geraubt, wurde es nach seiner Restitution in die neu gegrrndete Pinacoteca Vaticana verbracht, wo es heute zu sehen ist. Eine Deutung, die die empfindliche und viel verhandelte Frage der Einheitlichkeit betrifft, gibt Goethe im „Bericht. Dezember.“ von 1787 in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR III; WA I 32, 172 f.). Vgl. auch Jrrg Meyer zur Capellen: Raphael. A Critical Catalogue of his Paintings. Bd 2: The Roman Religious Paintings ca. 1508–1520. Landshut 2005, Nr 66. 31,20–21 Vielleicht bring ich Æ:::æ jungen Kmnstlern.] Von entsprechenden Bildern oder Zeichnungen ist nichts bekannt (vgl. auch zu 20,23–24). 31,23 die oben versprochne Geschichte] Vgl. 31,6–7. Goethe erzyhlt im Folgenden die Geschichte um das Zerwrrfnis zwischen Johann Joachim Winckelmann und dem mit ihm befreundeten deutschen Maler Anton Raphael Mengs, wie er sie in Rom gehsrt hat. 1758/59 malt Mengs in Rom das Fresko „Jupiter krsst Ganymed“ in starker Anlehnung an antike Malerei, besonders an die Wandgemylde aus Herculaneum, und verschweigt zunychst, dass er der Schspfer des Bildes war. Stattdessen lysst er streuen, das Bild sei eine echte antike Wandmalerei und auf abenteuerliche Weise neu entdeckt worden. Winckelmann scheint dem Betrug aufzusitzen und verhandelt das Strck begeistert in seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ (Erster Theil. Das vierte Capitel. Von der Kunst unter den Griechen. Frnftes Strck. Von der Malerey der alten Griechen. E. Beschreibung der Gemylde, welche neulich außer Rom an einem noch unbekannten Orte gefunden worden; Winckelmann, GK1, 276 f. und 279): „Nachdem man in langer Zeit keine alte vsllig erhaltene Gemylde in und um Rom entdecket hatte, und wenig Hoffnung darzu rbrig schien, kam im September des 1760. Jahres ein Gemylde zum Vorschein, desgleichen niemals noch bisher gesehen worden, und welches die Herculanischen Gemylde, die damals bekannt waren, so gar verdunkelt. Es ist ein sitzender Jupiter, mit Lorbeer gekrsnet, (zu Elis hatte er einen Kranz von Blumen) im Begriffe, den Ganymedes zu krssen, welcher ihm mit der rechten Hand eine Schaale, mit erhobener Arbeit gezieret, vorhylt, und in der linken ein Gefyß, woraus er den Gsttern Ambrosia reichete. Æ:::æ Der Liebling des Jupiters ist ohne Zweifel eine der allerschsnsten Figuren, die aus dem Alterthume rbrig sind, und mit dem Gesichte desselben finde ich nichts zu vergleichen; es blrhet so viel Wollust auf demselben, daß dessen ganzes Leben nichts, als ein Kuß, zu seyn scheint. / Dieses Gemylde entdeckte ein Fremder, welcher sich etwa vier Jahre vorher wohnhaft zu Rom niedergelassen hatte, der Ritter D i e l v o n M a r s i l l y, aus der Normandie, ehemals Lieutenant von der Garde Grenadiers des Ksnigs in Frankreich. Er ließ dasselbe von dem Orte, wo es stand, heimlich von der Mauer abnehmen, und da das Geheimniß dieser Entdeckung nicht erlaubete, die Mauer zu sagen, und mit derselben das Gemylde ganz zu erhalten, so nahm er die oberste Bekleidung der Mauer strckweis ab, und brachte auf diese Art diesen seltenen Schatz in viel Strcken nach Rom. Er bedienete sich, aus Furcht

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verrathen zu werden, und alle Ansprrche zu vermeiden, eines Maurers, welcher in seinem Hause arbeitete, von welchem er eine Lage von Gips in der Grsße des Gemyldes machen ließ, und auf diesem Grunde frgte er selbst die Strcke aneinander. / Æ:::æ / Der Besitzer derselben starb schleunig im Monate August 1761. ohne jemanden von seinen Bekannten den Ort der Entdeckung ersffnet zu haben, welcher noch itzo, da ich dieses schreibe, (im April 1762.) unbekannt ist, aller Nachforschung ohngeachtet, die man angewandt.“ Besprochen wird „Jupiter krßt Ganymed“ im Zusammenhang mit zwei anderen, vorgeblich antiken Wandgemylden, die sogar in Stichen abgebildet sind (ebd., 262 f.); die Existenz dieser Fylschungen ist freilich zweifelhaft. Besprechung wie Stiche ksnnten auf zwei Zeichnungen von Giovanni Battista Casanova zurrckgehen. Mengs soll die Wahrheit rber das Bild erst auf dem Totenbett am 29. Juni 1779 gegenrber seiner Schwester preisgegeben haben. Tatsache ist aber, dass Winckelmann vom Betrug der beiden Krnstler erfahren haben muss, spytestens nach Erscheinen der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ 1764 in Dresden: Bei den Verhandlungen frr eine zweite Ausgabe der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ erbat er sich im Januar 1766 vom Dresdner Verleger Walther die Entfernung der einschlygigen Stellen und der Stiche (vgl. Winckelmann, Briefe 3, 154); sie fehlen folglich in der Wiener Ausgabe von 1776. An Wilhelm von Stosch schrieb er am 15. November 1766, „es sey genug, zu sagen, daß er ÆCasanovaæ und Mengs sich vereiniget gehabt, wie ich nicht zweifÆlæe, mich vor der Welt lycherlich zu machen, und dieser Argwohn auf den letzten ist die Ursach eines ewigen Bruchs.“ (Ebd., 219.) Das Gemylde befindet sich heute – auf Leinwand rbertragen – in der Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Barberini in Rom (Inv.-Nr 1339). Vgl. Steffi Roettgen: Anton Raphael Mengs 1728–1779. Bd 1: Das malerische und zeichnerische Werk. Mrnchen 1999, Nr 108. 31,24 ein Franzoß] Diel de Marsilly (vgl. zu 32,3–4). 31,32 Mengs] Der deutsche Maler Anton Raphael Mengs lebte seit 1755 mit Unterbrechungen in Rom und arbeitete u. a. frr den Vatikan und verschiedene Ksnigshyuser in Europa. 32,3–4 Ich hab es gestern gesehn] Das Gemylde befand sich zur Zeit von Goethes italienischer Reise im Besitz von Catherine Smith, einer Pensionswirtin in der Strada della Croce; ihr Gast Diel de Marsilly hatte es ihr bei seinem Tod hinterlassen (Goethes Formulierung legt nahe: um damit Ausstynde zu begleichen). Bei „Madame Smith“ sahen es auch Anna Amalia und ihr Gefolge, wie man dem Tagebuch von Louise von Gschhausen entnehmen kann (vgl. Gschhausen, Tgb.-Italien [4. Myrz 1789], 68 und 280). 32,7 eine Hypothese wie das Bild entstanden] Goethe gibt seine Hypothese nirgends preis. Eine Vermutung dazu yußerte Erich Schmidt in seinem Kommentar zum Erstdruck des Briefes: „Ich mschte fast glauben, daß Goethe an einen Zusammenhang mit der Gruppe ,Juppiter krßt den Amor‘ in der Farnesina und

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an Raphael als Meister auch der Mengschen Antike dachte.“ (Briefe aus Italien, 409.) Tatsache ist, dass Goethe den Abschnitt zu „Jupiter krßt Ganymed“ 1816 aus dem vorliegenden Brief in die Endredaktion der „Italiynischen Reise“ rbernahm (vgl. IR I, 18. November 1786; WA I 30, 219); er scheint also an die Echtheit des Wandbildes geglaubt zu haben. Dafrr spricht auch, dass sein Freund Johann Heinrich Meyer die in der Wiener Ausgabe der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ gestrichene Passage in eine Anmerkung seiner Fassung der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ innerhalb der durch Goethe gefsrderten Ausgabe der Werke Winckelmanns aufnahm, sich in den ausfrhrlichen Ersrterungen im Herausgebertext frr die Echtheit entschied und das Gemylde sogar nach einer eigenen Zeichnung im Stich reproduzierte (Winckelmann’s Werke. Hrsg. von Heinrich Meyer und Johannes Schulze. Frnfter Band, welcher den dritten Theil der Kunstgeschichte enthylt [Geschichte der Kunst des Alterthums. Dritter Band]. Dresden 1812, Anm. 762, S. 483–493 und Tafel VII). 32,12 Wie wart ich auf einen Brief von dir.] Vgl. zu 22,23. Am 23. Dezember 1786 erhielt Goethe als Antwort auf den vorliegenden Brief den ersten ausfrhrlichen Brief Charlotte von Steins nach Rom, den sie am 4. oder 5. Dezember 1786 geschrieben hatte (vgl. zu 63,15). Der Brief ist nicht rberliefert.

21. An den Freundeskreis in Weimar

Rom, 22. November 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 14,6621,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen und Korrekturen, Tinte und Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 22 (vgl. zu 34,24). E: Briefe aus Italien (1886), 226–228, Nr 11a. WA IV 8 (1890), 63–66, Nr 2527. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 25. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 32,14 am Cecilien Feste] Am 22. November, dem Gedenktag der heiligen Cycilia, die 230 n. Chr. in Rom den Myrtyrertod erlitten haben soll. Die Heilige ist die Schutzpatronin der Musik und der Musiker, insbesondere der Kirchenmusik und der Orgelbauer. 32,16 historisch] Hier im Sinne einer Aufzyhlung der Ereignisse. 32,18–19 mit Tischbein nach dem Petersplatze] In seinem Rechnungsbuch

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vermerkt Goethe: Nov. 22. Capella Sixtina / Cupola di S. Pietro (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Bereits am ersten Tag nach seiner Ankunft in Rom hatte er am 30. Oktober 1786 die Peterskirche aufgesucht (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 318). 32,20 des großen Obelisks] In der Mitte des Petersplatzes (vgl. zu 106,24) steht der so genannte vatikanische Obelisk. Der 25 m hohe Stein war ursprrnglich im 1. Jahrhundert v. Chr. zu Ehren von Kaiser Augustus im ygyptischen Alexandria aufgerichtet worden. 37 n. Chr. ließ ihn Kaiser Caligula nach Rom bringen und in seinem Circus, der die srdlichen Teile des heutigen Platzes einnahm, aufstellen. Nero, nach dem der Circus spyter oft benannt wurde, ließ hier 64 n. Chr. zahlreiche Christen hinrichten, darunter der Legende nach auch den Apostel Petrus. Der Obelisk rberstand die verschiedenen Eroberungen und Zerstsrungen Roms, spyter mag ihm, als Zeichen frr den Ort, an dem der Apostelfrrst sein Martyrium erlitten hatte, auch besondere Verehrung zuteil geworden sein. 1586 ließ ihn Papst Sixtus V. durch Domenico Fontana von seinem angestammten Ort seitlich der Basilika auf den leeren Platz davor (weder die Kolonnaden noch das Langhaus von St. Peter existierten zu diesem Zeitpunkt) versetzen und mit einem Kreuz an der Spitze versehen. Die Geschichte des Obelisken gibt auch das von Goethe benutzte Reisehandbuch von Johann Jacob Volkmann ausfrhrlich wieder (vgl. Volkmann 2, 45–47). Goethe vermerkte in seinem Exemplar unter der Kolumne „Aufrichtung desselben“ (S. 45) am Rand mit Bleistift: er war nicht eingefallen im Versetzen. 32,23 Sixtinische Capelle] Die 1473 bis 1484 unter Papst Sixtus IV. von Baccio Pontelli und Giovanni dei Dolci errichtete, im Grundriss dem Jerusalemer Salomon-Tempel nachempfundene Hauskapelle der Pypste inmitten des vatikanischen Palastes (ital.: Cappella Sistina). 1481–1483 wurde die Wandzone unterhalb der Fenster mit Fresken zum Leben Mose (Srdwand) und zum Leben Jesu (Nordwand) ausgestattet; frr diese Arbeiten verpflichtete Sixtus IV. die berrhmtesten Krnstler der Frrhrenaissance, darunter Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Pietro Perugino, Pinturicchio und Luca Signorelli. Darrber, zwischen den Fenstern, entstand ein Zyklus von 28 Papstportryts. Diese yltere Ausstattung steht jedoch vsllig im Schatten der spyter ausgefrhrten Fresken Michelangelos. 32,24 Das imngste Gericht] Das mit rber 200 m2 Flyche die gesamte Altarwand der Kapelle umfassende monumentale Fresko „Das jrngste Gericht“ von Michelangelo Buonarroti, entstanden 1536 bis 1541 im Auftrag von Papst Clemens VII. Das Fresko mit rund 390 zum Teil rberlebensgroßen Figuren, in deren Zentrum Christus als Weltenrichter steht, gehsrt heute (zusammen mit der „Erschaffung Adams“) zu den berrhmtesten und am meisten reproduzierten Kunstwerken. Damals wurde es offenbar aber weniger geschytzt. Das lysst sich auch aus Volkmanns Reisehandbuch entnehmen; darin ist die Sixtinische Kapelle zwar grrndlich gewrrdigt (vgl. Volkmann 2, 101–104), der Altarwand wird aber

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mangelnde Einheitlichkeit und mangelnder Anstand attestiert, „Fehler“ (ebd., 103), die ein insgesamt zwiespyltiges Urteil krsnen. Goethes vorbehaltlose Emphase ist also eher ungewshnlich. 32,25 die manigfaltigen Gemqlde der Decke von Michel Ange] Michel Ange: franzssische Namensform von Michelangelo. Von 1508 bis 1512 malte dieser im Auftrag von Papst Julius II. die oberen Wandzonen und die Decke der Sixtinischen Kapelle aus. Zunychst entstanden von 1508 bis 1510 die Gewslbefresken mit der Erschaffung der Welt, der Geschichte des ersten Menschenpaares und der Geschichte Noahs (Altes Testament, Buch Genesis). Abgeschlossen wird dieser Teil durch einen Zyklus mit Propheten und Sibyllen sowie durch Szenen aus dem Alten Testament. 1511–1512 entstand der Zyklus der Vorfahren Jesu in den Lrnetten links und rechts der Fensterbsgen. 33,3 Peterskirche] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 15,31. 33,9 Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche] Den bei einer Besichtigung msglichen Aufstieg zum Dach des Kirchenschiffes und weiter rber die Doppelkuppel bis hin zur Spitze, der Laterne, beschreibt auch schon Johann Jacob Volkmann in seinem Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 86–91). 33,12–13 Wir bestiegen die Kuppel] Die doppelschalige Hauptkuppel der Peterskirche ist mit einem Durchmesser von 42 m und einer Hshe von 43 m noch immer das grsßte frei tragende Ziegelbauwerk der Welt. Sie wurde unter Papst Sixtus V. 1593 nach Plynen Michelangelo Buonarrotis von Giacomo della Porta und Domenico Fontana vollendet. Die Kuppel kann rber Treppen zwischen den beiden Kuppelschalen bis hinauf zur Laterne unter dem Kirchenkreuz bestiegen werden. Aus einer Hshe von 132 m bietet sich ein hervorragender Rundblick nicht nur rber die Stadt, sondern sogar bis ans Meer und weit ins Land hinein. Johann Jacob Volkmann yußert sich in seinem Reisehandbuch rber den Kuppelbau der Peterskirche euphorisch: „Die Kuppel der Peterskirche ist das bewundernswrrdigste und krhnste Meisterstrck der Architektur, welches Menschenhynde je zu Stande gebracht Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 88.) 33,13 den Apenninen] Der Apennin ist ein 1500 km langer Gebirgszug, der Italien von den Apulischen Alpen im Nordwesten bis nach Kalabrien an der Ionischen Meereskrste im Srdosten durchzieht und teilweise Hshen von rber 2000 m erreicht. Gemeint ist hier der so genannte mittlere Apennin, dessen Auslyufer schon etwa 30 km sstlich von Rom liegen. 33,14 Berg Sorackte] Der Monte Soratte, ein 671 m hoher frei stehender Kalksteinberg 70 km nsrdlich von Rom am Rand der Campagna Romana. 33,14 Tivoli] Tivoli besuchte Goethe vom 11. bis 23. Juni 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 158,18). 33,14 die Vulkanischen Hmgel] Die Sabiner Berge (vgl. zu 30,13). 33,14–15 Fraskati, Castelgandolfo] Zwei Orte in den Albaner Bergen rund 20 km srdsstlich von Rom. ƒber Frascati vgl. zu 30,5. In der kleinen Stadt

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Castel Gandolfo oberhalb des Albaner Sees befindet sich ein pypstliches Schloss aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, heute die Sommerresidenz der Pypste. 33,15 Plaine] Franz.: Ebene. Gemeint ist die Campagna Romana, die leicht hrgelige Landschaft um Rom, die vom Tyrrhenischen Meer im Westen bis zu den Sabiner Bergen im Osten und etwa von der Gegend um den Monte Soratte im Norden bis hinter Latina im Srden reicht. 33,15 das Meer] Das Tyrrhenische Meer, etwa 20 bis 30 km westlich von Rom. 33,16 Berg-Pallqsten] Die Hrgel in und um Rom sind architektonisch von zahlreichen Villen- und Palastbauten geprygt. 33,17 kupfernen Knopf] Die Kuppel der Peterskirche ist mit einem Spenglerdach (Doppelfalzdach) aus Kupfer umhrllt. 33,19–20 ließen uns Æ:::æ aufschließen] Goethe beschreibt hier den Rrckweg von der Laterne durch die Doppelkuppel rber ihren unteren zylinderfsrmigen Grundaufbau (Tambour) zum Gesims der Kuppel am Dach der Peterskirche. Johann Jakob Volkmann hatte in seinem Reisehandbuch den Aufstieg beschrieben: „Auf das Dach der Kirche frhrt eine Wendeltreppe von 141 Stufen Æ:::æ. / Vier Thrren frhren durch die dicke Mauer des Fußgesimses von dem Tambour in das Innwendige der Kuppel, und zwar auf den großen Sims derselben. Æ:::æ / Von dem Fußgesimse steigt man auf einer Wendeltreppe von 190 Stufen auf das Gebylke der Syulenordnung, welche um den Tambour der Kuppel geht. Eine andre Treppe von 48 Stufen zwischen der inwendigen und auswendigen Rundung der Kuppel, frhrt bis an die erste Reihe Fenster derselben: von hier steigt man 58 Stufen, welche auf dem Rrcken der inwendigen Kuppel selbst ruhen, bis an die Laterne.“ (Volkmann 2, 86 f.) 33,22–23 der Papst] Pius VI. (Giovanni Angelo Graf Braschi) war seit 1775 im Amt. 33,25–26 setzten unsern Weg nach der Cecilien Kirche fort] Die Wallfahrtskirche der heiligen Cycilia (vgl. zu 32,14), Santa Cecilia in Trastevere, wurde um 817 bis 824 unter Papst Paschalis I. am Ort, wo die Heilige den Myrtyrertod erlitten haben soll, an Stelle einer frrhchristlichen Vorgyngerkirche erbaut. Der heutige Raumeindruck verdankt sich vor allem dem Umbau 1724 bis 1725. Die Kirche liegt wie der Vatikan auf der linken Tiberseite, im Stadtteil Trastevere unweit der Isola Tibertina. 33,27 die Auszierung] Wie alle mittelalterlichen Kirchen ist auch S. Cecilia spyter mehrfach umgebaut, dem Geschmack neuer Zeiten angepasst und im 20. Jahrhundert restauriert worden. Der herrschende Geschmack im 18. Jahrhundert frhrte zur Wertschytzung anderer Strcke als heute. Volkmann nennt in seinem Reisefrhrer zwar kurz das Altarziborium Arnolfo di Cambios, legt aber das Gewicht der Beschreibung styrker auf Stefano Madernos Statue der Heiligen in der

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Confessio (1600), auf einige barocke Grabmyler und auf mehrere Gemylde aus dem 17. Jahrhundert (vgl. Volkmann 2, 618–620). 34,9 schnne Art musikalischer Auffmhrung] Die heilige Cycilia ist die Schutzheilige der Musik. Ihr Gedenktag wird in Santa Cecilia di Trastevere immer auch mit festlichen Musikauffrhrungen gefeiert, hier wahrscheinlich im Typus der in geistlicher Oratorienmusik des Barock verwendeten Solo-Tutti-Technik. 34,15 Oper] Das Teatro (della) Valle in der Via Teatro Valle nahe der Kirche S. Andrea della Valle. 1726 gegrrndet und vom Architekten Tommaso Morelli errichtet, wurde es 1765 von Giovanni Francesco Fiori vollstyndig umgebaut; seine heutige Gestalt verdankt es den Eingriffen von Giuseppe Valadier 1822. Das Teatro Valle war bekannt frr seine Auffrhrungen von Opere buffe (komischen Opern); als einziges rsmisches Theater kannte es regelmyßige Frrhjahrs-, Sommer- und Herbstspielzeiten außerhalb der Karnevalszeit, wie Karl Philipp Moritz zu berichten wusste (vgl. Moritz, Reisen in Italien 2, 137 f. und 211). 34,15 die Litiganti] „Fra i due litiganti il terzo gode“ (ital.: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte), Opera buffa von Giuseppe Sarti. Sartis zweiaktige komische Oper nach Carlo Goldonis Lustspiel „Le Nozze“ war 1782 an der Mailynder Scala uraufgefrhrt worden; sie erlebte danach – unter ganz verschiedenen Titeln – einen Siegeszug durch die europyischen Musiktheater. Im Teatro Valle wurde sie 1786 von Traiano Ginnetti ausgestattet. Von dieser Inszenierung brachte Goethe aus Rom das Libretto mit (vgl. Ruppert, 384, Nr 2597). Vgl. auch GB 6 II, zu 46,13. 22. An Charlotte von Stein

ÆRomæ, 24. November 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – Doppelblatt 14,5620,9 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen und Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Nr 21 (vgl. zu 34,24). E: Briefe aus Italien (1886), 223–225, Nr 11. WA IV 8 (1890), 66–68, Nr 2528. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 11. Dezember 1786 (vgl. zu 67,9). Postsendungen: 25. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 34,20 morgen ist Posttag] Samstag war der Posttag frr die Sendungen nach Deutschland und der Schweiz. Goethe gab seit dem 4. November 1786 bis zu

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seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 regelmyßig jede Woche samstags seine Briefe zur Post (vgl. Postsendeliste 1, S. 1 f.). 34,21–22 so erhqlt sie Æ:::æ etwas von mir] Goethe hatte schon an den beiden letzten Posttagen, am 11. und am 18. November, jeweils einen Brief an Charlotte von Stein geschickt (Nr 15 und 20). In der Folgezeit bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 schrieb er ihr auch weiterhin jede Woche mindestens einen Brief, wie er es schon in seinem ersten Brief aus Rom angekrndigt hatte (vgl. zu 22,23–24). 34,22–23 daß ich eine Reihe von Briefen erhalte] Obwohl immer noch gekrynkt durch Goethes langes Schweigen rber die geheim gehaltene Reise nach Italien, antwortete Charlotte von Stein nach zwischenzeitlicher Zurrckhaltung ab Dezember 1786 wieder regelmyßig auf Goethes Briefe. Als erstes Schreiben hatte Goethe am 9. Dezember 1786 nur ein rber Philipp Seidel vermitteltes Zettelgen (45,23) Charlotte von Steins, als Replik auf Goethes ersten allgemeinen Brief aus Rom an den Freundeskreis in Weimar vom 1. November, erhalten. Den ersten Brief an sie aus Rom (Nr 15) ließ sie noch unbeantwortet. Nachdem sie den zweiten Brief (Nr 20) erhalten hatte, nahm auch sie die Korrespondenz wieder auf (vgl. zu 63,15). Goethe schrieb bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 noch weitere 17 Briefe an die Freundin. Von den nicht rberlieferten Antwortbriefen Charlotte von Steins aus diesem Zeitraum lassen sich neun erschließen (vgl. zu 45,23; zu 63,15; zu 67,9; zu 73,7; zu 91,11; zu 94,13–14; zu 103,12; zu 116,24–25; zu 137,2). Mit Sicherheit waren es noch einige mehr, da Goethe im Mai 1787 von Neapel aus den Empfang ihrer Briefe 15 bis 19 nach Rom bestytigt (vgl. zu 146,13–14). 34,23 Bald muß nun der erste von dir ankommen.] Ihre erste Antwort auf Goethes Briefe aus Rom schrieb Charlotte von Stein am 4. oder 5. Dezember 1786 (vgl. auch die vorhergehende Erlyuterung). Goethe erhielt den Brief am 23. Dezember (vgl. zu 63,15). Er ist wie alle anderen Briefe Charlotte von Steins an Goethe nach Italien nicht erhalten (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). 34,24 Ich lege ein ostensibles Blat bey] Gemeint ist der Brief an den Freundeskreis vom 22. November 1786 (Nr 21). 34,26 Pythagorqisches Stillschweigen] Die sich vor allem im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. in Unteritalien und Griechenland ausbreitende, auf Lehren des griechischen Philosophen und Mathematikers Pythagoras von Samos grrndende geheimbrndlerische Schule seiner Anhynger, der Pythagoreer, agierte unter einem strengen Schweigegelrbde. Die Kernpunkte der pythagoreischen Lehre sowie ihre Erkenntnisse durften nur innerhalb der Gemeinschaft mrndlich weitergegeben werden und nicht nach außen dringen. Deshalb sind auch keine schriftlichen Zeugnisse rberliefert. 34,28 dissertirt] Dissertieren: ersrtern (von lat. dissertare: auseinandersetzen).

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35,1–2 ich fahre immer fort zu sehn und von Grund aus zu studiren] Vgl. zu 19,27; zu 85,6. Goethes grundsytzliche Methode war es, durch das Studium des Konkret-Sinnlichen der (Natur-)Dinge sich auch ihre Bestimmung und ihr Gesetz anzueignen (vgl. auch GB 6 II, zu 193,21–22 und zu 193,11–13). 35,5 Ich vermeide sorgfqltig alle Bekanntschafft, die nur Zeit verdirbt] Goethe versuchte so lange wie msglich sein Inkognito in Rom aufrechtzuerhalten. Neue Bekanntschaften schloss er deshalb in den ersten Tagen und Wochen seines Aufenthaltes nur in Ausnahmefyllen. Er folgte keinen Einladungen, ging nicht zu Empfyngen und suchte auch keinen Kontakt zu anderen prominenten Zeitgenossen in Rom. Sein Umgang beschrynkte sich daher zunychst auf einen engen Kreis von Mitbewohnern in der Casa Moscatelli, die Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, und auf die Kunstexperten Aloys Ludwig Hirt und Johann Friedrich Reiffenstein sowie die Malerin Angelika Kauffmann. 35,6 Kmnstlern und Kennern] Vgl. die vorhergehende Erlyuterung. 35,8 Prinzen Lichtenstein] Joseph Wenzel von Liechtenstein aus Wien, der 19-jyhrige Sohn von Karl Borromyus Frrst von Liechtenstein und Bruder der Maria Josepha Eleonora Gryfin von Harrach, die Goethe zusammen mit ihrem Mann, Reichshofrat Johann Nepomuk Ernst von Harrach, im August 1786 in Karlsbad kennen gelernt hatte (vgl. GB 6 II, zu 227,16–17). Frr die geistliche Laufbahn bestimmt, hielt sich Liechtenstein von Ende 1784 bis 1787 in Rom auf; er wohnte im Kloster S. Stefano del Cacco unweit der Piazza Venezia und des Corso. Goethe lernte den Prinzen bei einer Begegnung in der nahe gelegenen Galleria Doria Pamphilj im Palazzo Pamphilj kennen, die er am 19. und 23. November 1786 besucht hatte (vgl. zu 52,8–9). In Begleitung Liechtensteins befand sich dessen Hofmeister, der Abate Carlo Tacchi (der msglicherweise einen Versuch unternahm, die „Iphigenie“ zu rbersetzen; vgl. zu 77,12). Beide gehsrten sie zur „Accademia dell’Arcadia“: Liechtenstein war am 5. Mai 1785 unter dem Namen ,Tagete Miraconio‘ in die Gesellschaft aufgenommen, Tacchi am 12. Januar 1786 in den Beirat der Schyfer gewyhlt worden. Die beiden drrften an der Aufnahme Goethes in die „Arcadia“ zumindest beteiligt gewesen sein (vgl. zu 72,23). Außerdem sffnete Liechtenstein Goethe die großen Palyste und aufgrund seines geistlichen Standes die Trren sonst verschlossener Klsster; darauf scheint Goethe gezyhlt zu haben, wie man einem Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 2. bis 9. Dezember 1786 entnehmen kann (vgl. 42,17–22). In der „Italiynischen Reise“ schreibt er: Den Fmrsten von Liechtenstein, den Bruder der mir so werthen Grqfin Harrach, habe ich gern begrmßt und einigemal bei ihm gespeis’t, und konnte bald merken, daß diese meine Nachgiebigkeit mich weiter fmhren wmrde, und so kam es auch. Æ:::æ wie denn Fmrst Liechtenstein die Gefqlligkeit selbst ist und mir Gelegenheit

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geschafft hat, mit ihm gar manche Kunstschqtze zu sehen, wozu besondere Erlaubniß der Besitzer und also eine hnhere Einwirkung nnthig ist. (IR I, 23. November 1786; WA I 30, 223 f. und 225 f.) – Bei dem Prinzen handelt es sich nicht um Philipp Joseph von Liechtenstein, wie seit Noack meist angegeben wird (vgl. Noack, Rsmische Kreise 2, 196–202). Dieser, ein Vetter von Joseph Wenzel und somit auch kein Bruder der Gryfin Harrach, trat seine Italienreise erst Ende Oktober 1786 an und hielt sich in Rom nur kurz, von Myrz bis Mai 1787, auf. Er wohnte in der Casa della Vetera, Via del Corso 314/15, nicht weit von Goethe und seinem Vetter entfernt. Noack hat den Irrtum spyter indirekt berichtigt (vgl. Noack, Deutschtum in Rom 2, 358). Zur Identifizierung der Liechtensteins vgl. auch Zapperi, Inkognito, 76–78. 35,10 bey und mit Tischbein] Goethe wohnte bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (vgl. zu 15,21–22). Der Maler begleitete ihn durch Rom (vgl. zu 22,13). 35,11 braver] ,Brav‘ hier im Sinne von ,treu‘, ,verlysslich‘ (vgl. GWb 2, 869 f.). 35,17–18 Heute ward ein braver Kmnstler Æ:::æ mberfallen] Der seit 1772 in Rom wirkende 65-jyhrige Schweizer Medailleur und Kupferstecher Caspar Joseph Schwendimann, ein Schrler seines berrhmten Landsmannes und ksniglichschwedischen Medailleurs Johann Carl Hedlinger, war von dem mittellosen Graveur A. Wingen im Streit um den Verkauf gebrauchter Werkzeuge mit einem Messer niedergestochen worden. Der schwer verletzte Schwendimann wurde ins Hospital gebracht und starb dort in der Nacht des 30. November 1786. Alexander Trippel schildert im Brief an einen unbekannten Adressaten vom 9. Dezember 1786 den Vorfall in allen Einzelheiten (vgl. Georg Wittkowski: Ein Brief Alexander Trippels. In: GJb 8 [1921], 170–173). 35,19 wie Winckelman] Der seit 1755 in Rom lebende Archyologe und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann war am 8. Juni 1768 in Triest in seinem Hotel ebenfalls durch einen Angriff mit einem Messer getstet worden. 35,28 Steinen] Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein (vgl. die erste Erlyuterung zu 3,23). 35,28 Fritzen] Friedrich von Stein (vgl. zu 3,15). 35,28–29 ob ich Ernsten noch grmßen kann weiß ich nicht] Charlotte von Steins 19-jyhriger Sohn Ernst litt (vermutlich) an Knochentuberkulose; er starb am 14. Juni 1787 (vgl. zu 158,15). 35,29 die Schwester] Die seit Herbst 1785 wieder in Weimar lebende jrngere Schwester Charlotte von Steins, Louise von Imhoff. 35,29 die Schwqgerinn] Die seit 1778 mit Charlotte von Steins Bruder Ernst Carl Constantin von Schardt in Weimar verheiratete Sophie von Schardt geb. von Bernstorff. 35,29 deine Brmder] Die jrngeren Brrder Charlotte von Steins in Weimar, der

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BRIEF 23

Geheime Regierungsrat Ernst Carl Constantin von Schardt und der Kammerherr Ludwig Ernst Wilhelm von Schardt. 35,31 Der Vesuv hat eine Eruption gemacht] Vgl. zu 29,23. 35,31 vielleicht schrieb ich es schon] Goethe hatte lediglich Carl Ludwig von Knebel in seinem Brief vom 17. November davon Mitteilung gemacht (vgl. 29,23). 35,32 Heute hnr ich daß sie noch fortdauert] Die Eruptionen am Vesuv setzten sich noch einige Wochen fort, ohne dass es zu einem großen Ausbruch kam (vgl. 29,23). 35,33 Napel] Verdeutschende Ableitung von der italienischen Namensform Napoli, von Goethe sfter verwendet (vgl. 75,5; 107,11; vgl. auch die Verwendung in „Torquato Tasso“ [WA I 10, 232] und „Faust I“ [WA I 14, 147]). 35,34 wenn mein Stmndlein geschlagen hat] Am 25. Februar 1787 traf Goethe, von Rom kommend, zu einem mehrwschigen Aufenthalt in Neapel ein. Den nahe gelegenen und immer noch leicht aktiven Vesuv bestieg Goethe drei Mal, am 2., 6. und 20. Myrz (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25). 36,1 Moritz ist hier, der die englische Reise schrieb] Karl Philipp Moritz hatte im Sommer 1786 seine Anstellung als Gymnasialdirektor in Berlin aufgegeben und war nach Rom aufgebrochen. Er hielt sich seit dem 27. Oktober 1786 in der Stadt auf, war also zwei Tage vor Goethe eingetroffen. 1783 war er mit seiner Reisebeschreibung „Reisen eines Deutschen in England im Jahre 1782“ (Berlin) einer breiteren literarischen …ffentlichkeit bekannt geworden. Diesen Erfolg wollte er mit einem Reisebericht rber Italien wiederholen. Wann und wo die erste Begegnung zwischen Moritz und Goethe in Rom stattgefunden hat, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich lag sie aber schon etwas mehr als eine Woche zurrck. Moritz berichtet tief beeindruckt in seinem Reisetagebuch unter dem 20. November von einem ein paar Tage zuvor gemeinsam unternommenen Spaziergang in Rom: „Der Hr. v. G. ist hier angekommen, und mein hiesiger Aufenthalt hat dadurch ein neues und doppeltes Interesse frr mich gewonnen. Dieser Geist ist ein Spiegel, in welchem sich mir alle Gegenstynde in ihrem lebhaftesten Glanze und in ihren frischesten Farben darstellen. Der Umgang mit ihm bringt die schsnsten Tryume meiner Jugend in Erfrllung, und seine Erscheinung, gleich einem wohlthytigen Genius, in dieser Sphyre der Kunst, ist mir, so wie mehreren, ein unverhofftes Glrck. Æ:::æ Es ist hier jetzt mitten im November noch das angenehmste Frrhlingswetter, und ich machte vor ein paar Tagen in der Gesellschaft des Hrn. v. G. und einiger Krnstler, die mit ihm wohnen, einen Spaziergang nach der Villa Pamphili, der mich in eine neue Welt von Ideen und herrlichen Eindrrcken gefrhrt hat.“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 148.) Moritz und Goethe blieben in Rom in engem Kontakt. Goethe schrieb am 14. Dezember 1786 rber den neuen Freund an Charlotte von Stein: Er ist wie ein jmngerer Bruder von mir, von derselben Art, nur da vom Schicksal verwahrlost und beschqdigt, wo ich

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begmnstigt und vorgezogen bin. Das machte mir einen sonderbaren Rmckblick in mich selbst. Besonders da er mir zuletzt gestand, daß er durch seine Entfernung von Berlin eine Herzensfreundinn betrmbt. (57,23–28). 36,3 Herzog und der Herzoginn] Herzog Carl August und Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 36,4 Docktor R i e d e l ] Dem aus Hamburg stammenden Juristen Cornelius Johann Rudolf Ridel war nach seinem Besuch in Weimar Ende April 1786 unter Vermittlung Goethes die Stelle des Prinzenerziehers frr den dreijyhrigen Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach angeboten worden. Am 24. Juli 1786 hatte Goethe nach Abstimmung mit dem Herzogspaar eine offizielle Anfrage an Ridel nach Gsttingen gerichtet, der ihm in einem nicht rberlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen Ende Juli und Mitte August 1786 nach Karlsbad auch positiv antwortete. Das Antwortschreiben Ridels hatte Goethe am 2. September noch aus Karlsbad an Herzog Carl August rbermittelt. Die Angelegenheit war weiter betrieben worden, denn Ridel trat das Amt des Prinzenerziehers im Range eines Landkammerrates bereits 1787 an (vgl. dazu insgesamt GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 350). 36,7 Kestner] Archivsekretyr und Hofrat Johann Christian Kestner in Hannover, ein Freund Goethes aus der Zeit in Wetzlar 1772 (vgl. GB 1 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 99), war ein enger Bekannter Ridels, der spyter Amalie Buff, die jrngere Schwester von Kestners Frau Charlotte, heiratete. Kestner war in das geplante Engagement Ridels als herzoglichen Prinzenerziehers eingeweiht. Goethe hatte ihn im Vorfeld der Entscheidung in einem Brief vom 16. Juni 1786 um eine Einschytzung der Perssnlichkeit Ridels gebeten (vgl. GB 6 II, zu 203,2). 36,7–8 die Herzoginn] Die Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach war Italienfreundin und Kunstsammlerin. 23. An Philipp Christoph Kayser ƒBERLIEFERUNG

Rom, 25. November 1786 ! ÆZrrichæ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 1 Bl. 14,5620,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Vs. am oberen Rand Adresse, Tinte: An Kayser.; Rs. am Briefende: Fr. Schultheß hat meine Adresse. (37,10) von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht (vgl. GB 6 II, zu 129,16). – Beischluss zu EB 4. E: Goethe und Kayser (1879), 64 f., Nr 5 (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/761]: d‘ 25 Nov. 86 [36,13]; Leben Sie wohl. [37,7]; Fr. Schultheß hat meine Adresse. [37,10] fehlt). WA IV 8 (1890), 69 f., Nr 2529.

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BRIEF 23

Der Brief beantwortet keinen Brief Kaysers (vgl. aber zu 115,10). – Der Antwortbrief aus der Zeit zwischen Anfang Dezember 1786 und Anfang Januar 1787 (vgl. zu 88,15) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 25. November 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). ƒber die Beziehung Goethes zu Philipp Christoph Kayser (1755–1823) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 15. August 1776 (GB 3 II) und vom 25. April 1785 (GB 6 II, Nr 90). – Wyhrend seines Aufenthaltes in Italien schrieb Goethe bis September 1787 sechs Briefe an Kayser in Zrrich, in denen vor allem die Diskussion rber dessen Mitte 1785 begonnene Kompositionsarbeiten zu Goethes Opernlibretto „Scherz, List und Rache“ fortgesetzt wird (vgl. GB 6 II, zu 46,10). Daneben kommen neue musikdramatische Plyne zur Sprache, und Goethe vermittelt dem Komponisten insbesondere seine Eindrrcke vom Musiktheater in Rom. Die Antwortbriefe Kaysers sind nicht rberliefert. Lediglich drei lassen sich erschließen (vgl. die Bezugsbrieferlyuterungen dieses Bandes zu den Briefen an Kayser). Ende Oktober 1787 reiste Kayser zu Goethe nach Rom (vgl. zu 176,10), um die Komposition von „Scherz, List und Rache“ zu beenden und mit der Umsetzung der neuen musikdramatischen Plyne Goethes zu beginnen (Brhnenmusik zu „Egmont“, Vertonung der Oper „Die Mystificirten“). Davon konnte aber nichts endgrltig fertiggestellt oder versffentlicht werden. Am 24. April 1788 brachen Goethe und Kayser gemeinsam von Rom nach Weimar auf (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). Nachdem Kayser, der die Herzoginmutter Anna Amalia ab Ende Juli 1788 auf ihrer Italienreise begleitete, diese Reise Anfang September vorzeitig abgebrochen hatte, erlosch der Kontakt zu Goethe nach einem letzten Austausch rber die Komposition von „Scherz, List und Rache“ im Oktober 1789. 36,14–15 erfreuen Sie mich bald mit einem Briefe] Kayser antwortete Goethe wahrscheinlich noch im Dezember 1786, spytestens aber Anfang Januar 1787 mit einem nicht rberlieferten Brief (vgl. zu 88,15). 36,15–16 was ich Ihnen sagen knnnte das wissen Sie] Kayser hatte von Januar bis Juni 1784 selbst eine Italienreise unternommen und sich dabei ab Mai auch lyngere Zeit in Rom aufgehalten (vgl. Goethe und Kayser, 47 f.). 36,18 man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten] Diese Formulierung hatte Goethe fast gleichlautend auch schon in seinem Brief vom 7. November 1786 an den Freundeskreis in Weimar gebraucht (vgl. 20,2–3). 36,18–19 Von Musick ist mir wenig Freude worden.] Ob Goethe in den ersten vier Wochen in Rom rberhaupt in nennenswerter Weise Musik gehsrt hat, etwa als Konzert- oder Theaterbesucher, ist nicht bekannt. Lediglich am 22. November hatte er vom Besuch einer kirchenmusikalischen Auffrhrung in der Cycilienkirche berichtet (vgl. 34,9). Die eigentliche Theatersaison in Rom begann erst um die Jahreswende.

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36,19 des Tags soviel zu sehen] Die ersten Wochen von Goethes Aufenthalt in Rom waren bestimmt von tyglichen Besuchen der historischen Sehenswrrdigkeiten der Stadt. Von seinen Erkundungsgyngen berichtete er in Briefen an Freunde und Bekannte (vgl. Nr 10, 14, 15, 17 und 19–21; vgl. auch zu 57,15–16). 36,21 Schreiben Sie mir nun wie es mit unserm Wercke steht?] Gemeint ist Kaysers Komposition von Goethes Libretto „Scherz, List und Rache“ (vgl. GB 6 II, zu 46,10). Dass ihm Kayser bereits einen Brief geschrieben hatte, der allerdings nach Weimar gegangen war, wusste Goethe zu diesem Zeitpunkt noch nicht (vgl. zu 88,15). 36,21–22 Ob Sie die Partitur empfangen haben?] Die von Goethe noch in Weimar veranlasste Abschrift der Partitur sollte an Kayser zurrckgeschickt werden (vgl. GB 6 II, zu 194,7–8). Dies war aber wahrscheinlich nicht geschehen, da der Komponist bereits mit der ƒberarbeitung seiner ersten Partiturfassung begonnen und auch schon Teile davon nach Weimar geschickt hatte (vgl. zu 115,10). 36,22 ob Sie etwas qndern?] Goethe hatte nach dem vollstyndigen Empfang der Partitur Kayser aufgefordert, ƒberarbeitungen vorzunehmen (vgl. GB 6 II, zu 194,20–21; 81,3–4). Erste Ergebnisse seiner †nderungen hatte Kayser bereits wieder nach Weimar geschickt. 36,22–23 Ob der vierte Ackt fertig ist?] In seinem nicht rberlieferten Brief von Ende Juli oder August 1786 hatte Kayser Goethe von der ƒberarbeitung des 4. Akts berichtet (vgl. GB 6 II, zu 244,15 und zu 244,16–17). 36,24–25 damit ich meine Maasregeln Æ:::æ leiten knnne] Goethe hatte Kayser wahrscheinlich schon in seinem nicht rberlieferten Brief vom 14. April 1786 (GB 6 I, EB 57) Vorschlyge frr eine Auffrhrung des Singspiels oder frr seine Versffentlichung unterbreitet (vgl. GB 6 II, zu 195,14). 36,26–27 ich habe so lange nichts gehnrt] Nach seiner Ankunft in Rom Ende Oktober 1786 hatte Goethe Freunden und Bekannten erst nach und nach eine Postadresse mitgeteilt (vgl. zu 15,29–30). Eine Postsendung von Rom nach Weimar oder umgekehrt brauchte mindestens 16 Tage. Nachrichten aus der Heimat hatte er demnach noch nicht erhalten ksnnen. 36,29 Ich bin hier fleißig in mehr als Einem Sinne] Neben dem Studium der Kunst und Architektur war Goethe mit der Umarbeitung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ beschyftigt (vgl. zu 3,11–12; zu 25,6; vgl. auch Gryf II 3, 184 f.), das 1787 im 3. Band seiner „Schriften“ erscheinen sollte. 36,29–30 arbeit ich noch an Stmcken] Goethe nahm ebenfalls Korrekturen am Text des Schauspiels „Stella“ vor, das frr Band 4 seiner Werkausgabe vorgesehen war (vgl. zu 41,29–30). Das Erscheinen der ersten vier Bynde der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ war frr die Ostermesse 1787 angekrndigt (vgl. Avertissement rber die Ausgabe von Goethe’s Schriften. In: QuZ 1, 26, Nr 23). 37,1 seh ich in Gesellschafft der Kmnstler] Bei seinen Besichtigungen der Architektur- und Kunstschytze Roms fand Goethe sachkundigen Rat verschiede-

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BRIEF 24

ner in Rom lebender Krnstler, wie des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein oder des Bildhauers Alexander Trippel, zudem des Archyologen und Kunsthistorikers Aloys Hirt und des Kunstkenners Johann Friedrich Reiffenstein (vgl. zu 13,22; zu 17,23; die erste Erlyuterung zu 20,33; zu 26,16). 37,4 Ich gehe aus Italien nicht zurmck, ohne Sie zu sehen] Goethe, der zu diesem Zeitpunkt noch von einem Aufenthalt in Italien bis zum Frrhjahr 1787 ausging (vgl. zu 50,12), hatte frr die Rrckkehr eine Route rber die Schweiz geplant, um seine Mutter in Frankfurt a. M. besuchen zu ksnnen (vgl. zu 19,6–7). Ein Abstecher zu seinen Bekannten und Freunden in Zrrich lag deshalb auf der Hand. Mit Kayser wollte er die Partitur zu „Scherz, List und Rache“ durchgehen (vgl. zu 115,22–23). Im Brief vom 13. Januar 1787 krndigte er deshalb seinen Besuch an (vgl. 88,10–11). Kayser kam schließlich selbst nach Rom (vgl. die einleitende Erlyuterung). 37,7–8 arbeit ich auch wieder fmr Sie] Plyne zu gemeinsamen neuen Opernprojekten hatte Goethe Kayser schon in seinem Brief vom 28. Februar/1. Myrz 1786 avisiert (vgl. GB 6 II, zu 172,12 und zu 172,14; vgl. auch die einleitende Erlyuterung). 37,10 Fr. Schultheß hat meine Adresse.] Durch spytere Hand ist versucht worden, diesen Satz unleserlich zu machen (vgl. GB 6 II, zu 129,16). Der vorliegende Brief an Kayser wies keine genaue Adresse oder postalischen Vermerke auf. Er war einem nicht rberlieferten Brief an Barbara Schultheß nach Zrrich beigeschlossen, den Goethe laut Postsendeliste am 25. November 1786 abschickte und der wohl seine Adresse in Rom enthielt (vgl. EB 4). Zur Adresse vgl. zu 18,4–6. 24. An den Freundeskreis in Weimar

Rom, 2. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 14,4620,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen und Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 25 (vgl. zu 39,5). E: Briefe aus Italien (1886), 231–233, Nr 12 a. WA IV 8 (1890), 70–72, Nr 2530. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 2. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 37,18 d‘. 28. Nov. Kehrten wir zur Sixtinischen Capelle zurmck] Goethe hatte die Sixtinische Kapelle ein erstes Mal am 22. November 1786 besucht (vgl.

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zu 32,23). Das genannte Datum ist von Goethe falsch erinnert (vgl. auch zu 38,8–9; zu 38,14–15). Im Rechnungsbuch der Italienreise ist dieser zweite Besuch schon unter dem 27. November verzeichnet: Nov. 27. Cap. Sixtina/Pranzo colla Soc. (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). 37,19 die Gallerie] Der schmale, von einem niedrigen Metallgelynder begrenzte Galeriegang verlyuft an den Seiten etwa auf halber Hshe entlang der Papstbildnisse. 37,19 Platfond] Deckengemylde (von franz. plafond: [Zimmer-]Decke; ursprrnglich plat fond: platter Boden). 37,24 Michel Ange] Franzssische Namensform von Michelangelo. 37,27–28 Kupfern und Zeichnungen] In Goethes Kunstsammlungen sind etwa 100 Radierungen, Kupferstiche, Lithographien und Handzeichnungen nach Werken von Michelangelo Buonarroti rberliefert, darunter auch eine Vielzahl nach Motiven der Deckenfresken und nach dem „Jrngsten Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle (vgl. Schuchardt 1, 15–19 und 235, Nr 119–136 und Nr 18–22). Welche davon Goethe in Rom und Italien erworben hat, ist im Einzelnen nicht bekannt. 38,1 die Logen Raphaels] Die dreigeschossigen Loggie Vaticane entstanden ab 1509 nach einem Entwurf Bramantes vor der Ostfassade des oberen Palastes gegen den heutigen Cortile di San Damaso zu; vollendet wurden sie von Raffael und Antonio da Sangallo. Frr das zweite Geschoss entwarf Raffael das Programm der Deckenfresken und auch einzelne der 52 biblischen Szenen, die von seiner Werkstatt 1516–1519 ausgefrhrt wurden. Von den dreizehn Jochen sind zwslf Szenen aus dem Alten Testament von der Erschaffung der Welt an gewidmet, das letzte hingegen zeigt die Anbetung der Hirten, die Anbetung der Ksnige, die Taufe Christi und das letzte Abendmahl. Die Fresken, in zahllosen Stichen verbreitet, wurden „Raphaels Bibel“ genannt (Volkmann 2, 106). Zu den Loggien vgl. Nicole Dacos: Le Logge di Raffaello. Maestro e bottega di fronte all’antico. Rom 1977; Wilhelm Kelber: Raphael. Leben und Werk. Stuttgart 1979, Abb. 107–172. Johann Jacob Volkmann gibt in seinem Reisehandbuch eine – wenn auch nicht ganz systematische und vollstyndige – Beschreibung Joch frr Joch (vgl. Volkmann 2, 106–110). Goethe hatte die Logen bereits am 9. November besucht (vgl. zu 20,13–14); am 4. Dezember besuchte er sie – ebenso wie Raffaels Stanzen – erneut (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). 38,3–4 die geistreichen Spielereyen der Arabesken] Raffael hatte als Rahmung der Szenen und frr die Pfeiler eine damals revolutionyre Dekoration ,all’antico‘ vorgesehen, d. h. eine Dekoration nach dem Vorbild der wenige Jahre zuvor entdeckten und von den Krnstlern Roms eifrig studierten und gezeichneten Domus Aurea des Nero (vgl. zu 25,10). Spezialist frr eine solche Dekoration von Grotesken in einem weiteren Sinne, von menschlichen und tierischen Gestalten, Pflanzen, Frrchten, Mischwesen, aber auch Architekturelementen, war in der

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Werkstatt Raffaels Giovanni da Udine. Die Groteskendekoration der Loggien erlangte schnell Berrhmtheit und wirkte – zusammen mit anderen Fresken des Krnstlers – stilbildend. 38,8–9 die Villa Pamfili wo sehr schnne Gartenpartien sind] Die Villa Doria Pamphilj, ein opulenter großzrgiger Palazzo mit dem dazugehsrigen Casino dei Quattro Venti, liegt etwa eineinhalb Kilometer srdlich des Vatikans an der Via Aurelia Antica, damals am srdwestlichen Stadtrand Roms. Die Anlage inmitten eines 9 km2 umfassenden Parkgartens, des grsßten Parks der Stadt, wurde im Auftrag des Principe Camillo Pamphilj, eines Verwandten von Papst Innozenz X., zwischen 1644 und 1652 von Alessandro Algardi, Giovanni Francesco Grimaldi und Giovanni Maria Baratta erbaut. Die Villa war auch berrhmt frr ihre Antikensammlung. Karl Philipp Moritz berichtet unter dem 20. November 1786 rber einen Spaziergang zur Villa Pamphilj mit Goethe und einigen anderen Krnstlern: „Es ist hier mitten im November noch das angenehmste Frrhlingswetter, und ich machte vor ein paar Tagen in der Gesellschaft des Hrn. v. G. und einiger Krnstler, die mit ihm wohnen, einen Spaziergang nach der Villa Pamphili, der mich in eine neue Welt von Ideen und herrlichen Eindrrcken gefrhrt hat.“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 148.) Volkmann spricht in seinem Reisehandbuch von einer „der grsßten und besten Villen bey Rom“, die „nur mit der borghesischen verglichen werden“ ksnne (Volkmann 2, 798), und gibt dann eine ausfrhrliche Beschreibung (vgl. ebd., 798–801). Am Beginn dieser Darstellung (S. 798) vermerkte Goethe in seinem Reiseexemplar mit einer Randnotiz das richtige Datum einer Besichtigung: 27 Nov. (vgl. auch zu 37,18; zu 38,14–15). 38,12 Maslieben] Gynseblrmchen. 38,14–15 andern Tag Æ:::æ Monte Mario, der Villa Melini und Villa Madama] In sein Rechnungsbuch trygt Goethe die Villa Madama am 28. November 1786 ein (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Dies wird auch durch zwei gleichlautende Randnotizen Goethes in seinem Exemplar von Volkmanns Reisehandbuch gestrtzt, die er jeweils an den Beginn der Beschreibung der Villa Madama (Volkmann 2, 802) sowie der Villa Mellini (ebd., 803) gesetzt hat: 28 Nov. (vgl. auch zu 37,18; zu 38,8–9). – Der Monte Mario, ein 159 m hoher und im 18. Jahrhundert noch außerhalb der Stadt in der nordwestlichen Verlyngerung des Vatikans gelegener Hrgel, leitet seinen Namen her von der auf seinem hschsten Teil errichteten Villa Mellini, die ein Mario Mellini im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts erbauen ließ (heute Sternwarte). Etwas weiter nsrdlich am Monte Mario liegt die Villa Madama, die Kardinal Giulio de’ Medici (1523–1534 Papst Clemens VII.) 1516 bis 1525 nach Plynen Raffaels errichten ließ (nach dessen Tod veryndert ausgefrhrt von Antonio da Sangallo d. J. und Giulio Romano). Der Name geht zurrck auf die auch ,La Madama‘ genannte Margarethe von …sterreich (spytere Herzogin von Parma), eine uneheliche Tochter des Habsburger Kaisers Karl V., die 1536 Alessandro de’ Medici, den Herzog von Florenz, gehei-

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ratet hatte. Die Villa Madama hat Goethe auch gezeichnet (vgl. die zweite Erlyuterung zu 150,29). Die Bleistiftzeichnung ist wahrscheinlich aber erst spyter, im Sommer 1787, entstanden (vgl. Corpus II, 83, Nr 248). Vom Monte Mario aus besaß man einen guten Ausblick rber die gesamte Stadt und ihr Weichbild. 38,20 Der Erdbeerbaum |:eine Andromeda:|] Der (westliche) Erdbeerbaum ist ein mittelgroßer immergrrner Baum oder Strauch aus der Familie der Heidekrautgewychse und kommt besonders hyufig in den gemyßigten Zonen Mittel- und Nordamerikas sowie Europas, besonders im Mittelmeergebiet, vor und prygt dort ganze Landstriche. Der Name nimmt Bezug auf die gelborangenen oder roten bis zu zweieinhalb Zentimeter großen fleischigen Frrchte des Baumes, die im Aussehen an Erdbeeren erinnern. Der Erdbeerbaum ist ein Winterblrher, dessen Frrchte so langsam reifen, dass meist Blrten und Frrchte gleichzeitig an einem Baum zu finden sind. ,Andromeda‘ ist eine Gattungsbezeichnung bestimmter Heidekrautgewychse, wie z. B. der Rosmarinheide (Andromeda polifolia). Der Erdbeerbaum bildet jedoch eine eigene Gattung: Arbutus. 38,23–24 werden letztere Bqume Æ:::æ nun bedeckt] Von solchen Abdeckungen frr die yhnlich empfindlichen Zitronenbyume berichtet Goethe auch im Brief an die Herders vom 13. und 16. Dezember 1787 (vgl. 56,5–7). 38,26 werd ich den Botanischen Garten besuchen] Der unter Papst Alexander VII. 1660 gegrrndete Orto Botanico, auch Giardino dei Semplici genannt, lag bei der Fontana Paola auf dem Gianicolo (heutiges Gelynde Torlonia); er wurde 1820 in die nicht weit entfernten Gyrten des Palazzo Salviati und schließlich 1883 in die des Palazzo Corsini verlegt. Der Garten beherbergte neben mediterranen Gewychsen auch viele exotische Pflanzen. Goethe suchte ihn wahrscheinlich erst zwei Monate spyter, am 2. Februar 1787, das erste Mal auf: Febr. 2. Æ:::æ Horto botanico (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 9æ). 38,32–33 werde das nqchste Blat Æ:::æ Unglmck anfmllen] Goethe rbermittelte auch in den folgenden Briefen an den Freundeskreis in Weimar keine solchen Berichte, etwa rber die in Italien hyufiger anzutreffenden Naturkatastrophen wie Vulkanausbrrche und Erdbeben oder die hohe Verbrechensquote, insbesondere bei Morden. Am 17. November hatte er Carl Ludwig von Knebel vom Ausbruch des Vesuvs geschrieben (vgl. zu 29,23); Charlotte von Stein berichtete er am 24. November von der Hyufung von Mordfyllen in Rom (vgl. 35,14–22). 25. An Charlotte von Stein ƒBERLIEFERUNG

Rom, 2. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – 3 Bl.: 1. Bl. 14,4620,5 cm, 2 S. beschr., egh., braune Tinte; 2. Bl. 10,3614,5 cm, 1 S. beschr., egh., schwarz-

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graue Tinte; 3. Bl. 10,6614,5 cm, 1 S. beschr., egh., braune Tinte; Bl. 2 und 3 nur Vs. beschr.; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Nr 24 (vgl. zu 39,5). E: Briefe aus Italien (1886), 229–231, Nr 12. WA IV 8 (1890), 73–75, Nr 2531. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 18. Dezember 1786 (vgl. zu 73,7). Postsendungen: 2. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 39,5 Blatte das ich o s t e n s i b l e geschrieben habe] Der beigefrgte Brief an den Weimarer Freundeskreis ebenfalls vom 2. Dezember 1786 (Nr 24). 39,6 Erinnerung Æ:::æ meiner Freuden] Nach den Schilderungen weiterer Erlebnisse im Brief an den Freundeskreis erklyrte Goethe, dass ihn die Begegnung mit Rom biß aufs innerste Knochenmarck verqndert habe (38,30–31). 39,9 moralischen Gegenstqnden] ,Moralisch‘ hier im Sinne von ,gedanklich‘, ,nur gedacht‘, ,nicht wirklich (im Gegensatz zu physisch)‘ (vgl. Grimm 6, 2527). 39,16 schwer schwer] Versehentliche Dittographie. 39,16 Erkemtniß] Schreibversehen frr ,Erkenntnis‘. 39,16–17 |:Wir haben mber diesen Punckt so oft gesprochen.] Schreibversehen: Klammerschluss nach gesprochen. fehlt. 39,18 Fritzen] Friedrich von Stein, der 14-jyhrige Sohn Charlotte von Steins. Goethe hatte ihm selbst am 11. November 1786 einen Brief aus Rom gesandt (vgl. Nr 16). 39,20 kleine Arbeiten in Thon] In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe von verschiedenen kunstgewerblichen Angeboten, die weniger anspruchsvollen Besuchern offeriert werden: Es gibt so gewisse Halbkmnste, welche Handgeschicklichkeit und Handwerkslust verlangen, worin man es hier sehr weit gebracht hat und die Fremden gern mit in’s Interesse zieht. (IR I, 1. Dezember 1786; WA I 30, 228.) Darunter zyhlt er neben der Wachsmahlerei (ebd.) auch die einfache Form einer Steindrucktechnik mit Ton: Eine andere artige Beschqftigung ist, hohl geschnittene Steine in einen feinen Thon abzudrucken, welches auch wohl mit Medaillen geschieht, wo beide Seiten zugleich nachgebildet werden. (Ebd.) 39,22 eine Art Wachsmahlerey] Bei der Wachsmalerei (Enkaustik) wird durch Wyrmezufuhr eine Verbindung von Wachsfarbe und Malgrund hergestellt, die den Bildern ein dauerhaftes und stark glynzendes Aussehen verleiht. In der „Italiynischen Reise“ ist von dieser Technik die Rede, die einen jeden, der sich einigermaßen mit Wasserfarben abgegeben hat, durch ihre Vorarbeiten und Vorbereitungen, sodann zuletzt durch das Einbrennen, und was sonst

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noch dazu gehnrt, mechanisch beschqftigen und einen oft geringen Kunstwerth durch die Neuheit des Unternehmens erhnhen kann. Es gibt geschickte Kmnstler, die hierin Unterricht geben und unter dem Vorwand der Anleitung oft das Beste bei der Sache thun, so daß zuletzt, wenn das von Wachs erhnhte und glqnzende Bild in goldenem Rahmen erscheint, die schnne Schmlerin ganz mberrascht von ihrem unbewußten Talent dasteht. (IR I, 1. Dezember 1786; WA I 30, 228.) Die aus der Antike stammende Technik erlebte im 18. Jahrhundert eine Renaissance und wurde u. a. von Johann Friedrich Reiffenstein befsrdert, der wohl auch Goethe zur Beschyftigung mit dieser Kunsttechnik anregte. Im „Bericht. September.“ vom zweiten rsmischen Aufenthalt geht Goethe in der „Italiynischen Reise“ nochmals auf die enkaustische Mode in Rom ein und wrrdigt dabei Reiffensteins Verdienste (vgl. IR III; WA I 32, 94–96). 39,24 Kochberg] Das Landgut der Familie von Stein in Kochberg bei Rudolstadt, 35 km srdlich von Weimar. 39,25 die Zimmer ordnen] Goethe ging darauf noch einmal in seinem Brief vom 13. bis 16. Dezember 1786 ein (vgl. 58,24–26 und zu 62,30). Nyheres ist darrber nicht bekannt. Enkaustische Methoden sind auch bei Wandbemalungen anwendbar. 40,1 Grmße Herdern, in acht Tagen schreib ich besonders an ihn.] Der nychste Brief an Herder und seine Frau stammte vom 2. bis 9. Dezember 1786 (Nr 26). 40,2 Wie verlangt mich Æ:::æ von Hause ein Wort zu hnren] Goethe hatte erst Anfang November nach der Ankunft in Rom seinen Aufenthaltsort in mehreren Briefen an Freunde und Bekannte nach Weimar gemeldet und als Erstem seinem Sekretyr Philipp Seidel auch seine Postadresse mitgeteilt (vgl. zu 18,4– 6). Bei Postlaufzeiten von mindestens 16 Tagen zwischen Rom und Weimar und bis zu 19 Tagen in der umgekehrten Richtung konnte Goethe noch keine Briefe aus Weimar erhalten haben. 40,3 morgen drey Monate in der Fremde] Goethe war am 3. September 1786 von Karlsbad aus nach Rom aufgebrochen. 40,5 die Waldner] Adelaide von Waldner, Hofdame der Weimarer Herzogin Louise. Sie war mit Charlotte von Stein gut bekannt. Warum Goethe sie hier eigens erwyhnt, lysst sich nicht eindeutig erklyren. Adelaide von Waldner war vom 5. August 1786 an gleichzeitig mit Goethe in Karlsbad gewesen und hatte dort dem geselligen Kreis um den Dichter angehsrt (vgl. GB 6 II, zu 230,3). Sie wohnte sogar im gleichen Gystehaus wie Goethe (vgl. GB 6 II, zu 227,21– 22). Allerdings hatte Goethe sie nicht ausdrrcklich in die Adressatengruppe seiner Briefe an den Weimarer Freundeskreis eingeschlossen (vgl. zu 15,34–16,3). 40,5–6 Sobald Briefe von Euch ankommen meld ich es.] Nachdem Goethe am 4. November 1786 seine ersten Briefe aus Rom nach Weimar geschickt

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hatte (Nr 10, 11, 12), trafen am 9. Dezember eine erste Antwort Seidels mit einem beigeschlossenen Zettelgen (45,23) Charlotte von Steins sowie ein Brief von Johann Gottfried und Caroline Herder bei ihm ein. Goethe antwortete umgehend (vgl. Briefe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 2.–9. Dezember 1786 [Nr 26]; an Charlotte von Stein, 8. und 9. Dezember 1786 [Nr 28]; an Seidel, 9. Dezember 1786 [Nr 29]). 40,7–9 Gib meinem Seidel den Auftrag Æ:::æ schicken] Den Erhalt einer entsprechenden Wettertabelle aus Weimar bestytigte Goethe im Brief an Philipp Seidel vom 13. Januar 1787: Die Witterungs Tab. ist angekommen. (80,19.) Die von dem Arzt, Chemiker und Meteorologen Dr. Sievers angefertigten Wetteraufzeichnungen sind nicht rberliefert. 40,10 S e p i a ] Braun- bis grauschwarzer Farbstoff, der aus dem Tintenbeutel von Tintenfischen (Sepien) gewonnen wird und u. a. als Zeichentusche Verwendung findet. 40,12 Stafforst und Marenholz mit ihren Frauen] Der Schlosshauptmann und spytere Hofmarschall Carl Georg August von Stafforst mit seiner Frau Amalie geb. von Hardenberg und der Kammerherr des Herzogs von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel Wilhelm Albrecht Christian von Mahrenholtz mit seiner Frau Wilhelmine Friederike geb. von Korff. ƒber ihren Aufenthalt in Rom konnte nichts ermittelt werden. 40,12–13 ich halte mich aber still und sehe niemand] †hnliches hatte Goethe bereits im Brief vom 24. November 1786 geschrieben (vgl. 35,5–7; vgl. auch zu 35,5). 40,13–14 Die Zeit ist edel und die Kunst ist lang.] Abwandlung des sprichwsrtlich gewordenen Aphorismus „Das Leben (die Zeit) ist kurz, die Kunst ist lang“, das auf Hippokrates von Kos zurrckgeht, der seine Aphorismensammlung mit dem medizinischen Grundsatz begann: „Das menschliche Leben ist von kurzer Dauer, die Arzneykunst hingegen sehr weitlyuftig, (und kein Arzt wird sich rrhmen, alles, was zu seiner grossen Kunst gehsrt, erlernt zu haben, ausser der, welcher sie nicht kennet.)“ (Zitiert nach: Hippocratis Aphorismen in das Deutsche rbersetzt nebst einigen Anmerkungen und Verzeichniß nach den Materien. Erster Abschnitt. § 1. Helmstydt 1778, S. 1.) 40,15–17 Ohngefqhr den 14 Oktbr Æ:::æ von Venedig abgegangen.] Goethe hatte am 14. Oktober, dem letzten Tag seines Aufenthaltes in Venedig, rber Fuhrleute eine Kiste mit Geschenken frr Charlotte von Stein und andere Weimarer Freunde (vgl. zu 13,7) sowie ein Paket mit seinem eigens frr die Freundin verfassten „Reise-Tagebuch“ an Philipp Seidel nach Weimar abgeschickt (vgl. zu 13,6–7; zu 13,26–27). 40,17 Schreibe mir doch gleich wenn er ankommt.] Die Sendung kam erst zwischen dem 7. und 11. Dezember 1786 in Weimar an. Seidel versyumte es, die Sachen umgehend an Charlotte von Stein weiterzugeben, so dass sie mit einem

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Brief vom 11. Dezember 1786 noch einmal in dieser Angelegenheit bei Goethe nachfragte (vgl. zu 67,17). Erst gegen Ende Dezember bekam die Freundin die frr sie bestimmten Dinge, insbesondre das „Reise-Tagebuch“, ausgehyndigt (vgl. zu 70,14). 26. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 2.– Æ9.æ Dezember 1786 ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der Schluss des Briefes deutet darauf hin, dass Goethe von Samstag, dem 2. Dezember, bis zum neuerlichen Posttag, Samstag, dem 9. Dezember 1786, an dem Brief geschrieben hat: Dieser Brief geht ab d‘. 9 Dec. Eben erhalt ich den Eurigen. (42,28.) ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 2 Bl. 14,4620,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss zu Nr 29 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 324–327, Nr 38. WA IV 8 (1890), 75–78, Nr 2532. BEI L AG E

Korrekturblatt zum Druckmanuskript von Goethes Drama „Stella“ frr die Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Gsschen (vgl. zu 41,30–31). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet mit seinem letzten Absatz einen nicht rberlieferten Brief von Johann Gottfried und Caroline Herder aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. zu 40,22). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 9. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 40,22 Briefe von Euch] Johann Gottfried und Caroline Herders erster Brief an Goethe in Rom stammte aus der Zeit zwischen dem 20. und 23. November 1786 und ist nicht rberliefert. Goethe erhielt ihn am 9. Dezember nach Abschluss des vorliegenden Briefes (vgl. 42,28), aber noch vor dessen Absendung. 41,2–3 die Facade des Pantheons] Zum Pantheon vgl. zu 20,6. Der korinthische Portikus mit Giebel ist in der Architekturgeschichte oft nachgeahmt worden. 41,3 der Apoll von Belvedere] Vgl. zu 20,9.

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41,3 einige Colossal knpfe] Goethe erwarb spyter z. B. Abgrsse der „Juno Ludovisi“, die er als seine erste Liebschafft in Rom (74,12) bezeichnete (vgl. zu 104,1). 41,4 neuerdings die Capelle Sixtine] Vgl. zu 32,23; zu 32,24; zu 32,25. 41,12 Zufqllig hab ich hier Archenholzens I t a l i e n gefunden.] Der 2. Band von Johann Wilhelm von Archenholtz’ „England und Italien“ (Leipzig 1785); vgl. die erste Erlyuterung zu 26,8. 41,19–20 sehen Æ:::æ was sich mir in der Seele bildet] Vgl. zu 19,27; zu 85,6. 41,21 Winckelmanns Æ:::æ neue Ital. Ausgabe] „Storia delle arti del disegno presso gli antichi di Giovanni Winkelmann. Tradotta dal tedesco e in questa edizione corretta e aumentata dall’abate Carlo Fea“ (T. 1–3, Rom 1783/84; vgl. Ruppert, 309, Nr 2139). Goethe hatte sich die ƒbersetzung von Johann Joachim Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Alterthums“ in Rom gekauft: Winckelmanns Kunstgeschichte, mbersetzt von Fea, die neue Ausgabe, ist ein sehr brauchbares Werk, das ich gleich angeschafft habe Æ:::æ. (IR I, 3. Dezember 1786; WA I 30, 232.) Fea, unterstrtzt von Winckelmanns rsmischem Freund Johann Friedrich Reiffenstein, griff auf die zweite, 1776 in Wien postum erschienene Ausgabe der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ zurrck, die wegen Erweiterungen (der Umfang hatte sich gegenrber der Dresdner Ausgabe von 1764 etwa verdoppelt) und Herausgebereingriffen spyter als apokryph galt, nach ihrem Erscheinen aber zunychst verbreiteter als die erste Fassung war (vgl. zu 84,29–30). Fea erweiterte den Text Winckelmanns nochmals um Beispiele, Erlyuterungen, Ergynzungen, Korrekturen und Exkurse und frgte im 3. Band eine ƒbersetzung der „Anmerkungen rber die Baukunst der Alten“ (1762), der „Anmerkungen rber die Baukunst der alten Tempel zu Girgenti in Sicilien“ (1759), Briefe Winckelmanns, eine „Lettera sull’origine ed antichit dell’architettura“ von Paolo Antonio Paoli, eine „Dissertazione sulle Rovine di Roma“ von eigener Hand sowie umfangreiche Erlyuterungen zu den zahlreichen Kupfern der Ausgabe hinzu (vgl. auch Zapperi, Rsmische Spuren, 100–118). 41,23 Alle Morgen Æ:::æ Iphigenie geschrieben] Vgl. 25,6 und zu 25,6. 41,25 Ich bin ganz nah fertig zu seyn.] Goethe war mit der Umarbeitung der „Iphigenie auf Tauris“ weit vorangeschritten. In den nychsten Tagen teilte er seine Hoffnung mit, das Manuskript, das er bereits abschreiben ließ, Weihnachten nach Weimar schicken zu ksnnen (vgl. zu 51,19–20; zu 55,19). Am 29. Dezember meldete er Herder, dass die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen seien und bereits zwei Abschriften des Manuskripts vorlygen (vgl. zu 67,27–28; zu 67,28). Am 13. Januar 1787 rbersandte er nach letzten Korrekturen schließlich eine Abschrift der neugefassten „Iphigenie auf Tauris“ an Herder als Vorlage frr den Druck in seiner Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Gsschen (vgl. zu 78,15–16).

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41,27 den vierten zu erst drucken] Zu den frr Ostern 1787 angekrndigten ersten vier Bynden von Goethes „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen vgl. GB 6 II, zu 206,12–13. – „Iphigenie auf Tauris“ war frr Band 3 vorgesehen. Am 5. Januar teilte Seidel dem Verleger Goethes Vorschlag mit, nach Beendigung des Druckes der ersten beiden Bynde mit dem Druck des vierten Bandes fortzufahren, um keine Verzsgerungen bei der Drucklegung entstehen zu lassen, da das Manuskript der „Iphigenie auf Tauris“ nicht vor Ende Januar in Weimar sein werde (vgl. Seidel an Gsschen, 5. Januar 1787; QuZ 1, 51). Am 18. Januar schickte Seidel zunychst das Druckmanuskript von Band 4 an Gsschen (vgl. Seidel an Gsschen, 18. Januar 1787; QuZ 1, 59). Die neue Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ kam am 29. Januar bei Herder in Weimar an (vgl. Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204). Gsschen erhielt eine von Herder leicht korrigierte Abschrift als Druckvorlage frr Band 3 zwischen dem 8. und 17. Myrz 1787 von Seidel (vgl. Gsschen an Bertuch, 18. Myrz 1787; QuZ 1, 68). Trotz Problemen mit den vorgesehenen Titelkupfern und Vignetten konnte der Erscheinungstermin zur Ostermesse 1787 (29. April) eingehalten werden (vgl. zu 79,6). 41,28 die Iph. soll auch kommen] Vgl. zu 41,25. 41,29–30 in der Stella Æ:::æ e i n e Stelle verqndert] Schon in seinen Briefen an Philipp Seidel vom 18. September (Nr 5) und vom 14. Oktober 1786 (Nr 9) hatte Goethe auf eine notwendig gewordene Textkorrektur in der bereits in Weimar befindlichen Druckvorlage zum Drama „Stella“ hingewiesen (vgl. 9,7; 13,15– 16). Wahrscheinlich ist eine Stelle in der 1. Szene des 1. Akts gemeint. In der ursprrnglichen Fassung, abgedruckt im 3. Band der nicht autorisierten Ausgabe „J. W. Goethens Schriften“ (Berlin 1779; 3. Aufl. der Himburgischen Ausgabe), deren Bogen Goethe als Vorlage frr seine Textrberarbeitung zum Druck in der neuen Gsschen-Ausgabe („Goethe’s Schriften“) nutzte, war die Figur der Luzie noch als angehende Kammerjungfer eingefrhrt worden. Goethe hatte die entsprechende Stelle dahingehend veryndert, dass Luzie nun als Gesellschaftsdame ins Haus der Baronesse Stella eintreten sollte. Hier ein Vergleich der entsprechenden Textstellen beider Drucke: M a d a m e S o m m e r . Æ:::æ Meine Tochter geht zu ihr in Dienste. / Æ:::æ Po s t m e i s t e r i n n . Ich hab gehnrt, daß sie eine Kammeriungfer erwartet. Aber knnnen Sie Sich entschliessen? / L u z i e . Wenn sie mir ansteht, und eine gute Frau ist, warum nicht? (Himburgische Ausgabe, Bd 3, S. 12.) M a d a m e S o m m e r . Æ:::æ Meine Tochter wird kmnftig bey ihr bleiben und ihr Gesellschaft leisten. / Po s t m e i s t e r i n n . Dazu wmnsche ich Ihnen Glmck, Mamsell. / L u c i e . Ich wmnsche, daß sie mir gefallen mnge. (Gsschen-Ausgabe, Bd 4, S. 11.) Entsprechend dieser †nderung waren auch eine frrhere und eine spytere Stelle umzuschreiben: L u z i e . Æ:::æ Und das Haus da drmben ist wohl der Dame, wo ich zu soll? (Himburgische Ausgabe, Bd 3, S. 8.) L u c i e . Æ:::æ Und das Haus da drmben

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ist wohl der Dame, der ich kmnftig Gesellschaft leisten soll? (Gsschen-Ausgabe, Bd 4, S. 7.) Po s t m e i s t e r i n n . Æ:::æ Sie giebt sich zur gnqdigen Frau in Dienste. (Himburgische Ausgabe, Bd 3, S. 22.) Po s t m e i s t e r i n n . Æ:::æ sie wird kmnftig der gnqdgen Frau zur Gesellschaft seyn. (Gsschen-Ausgabe, Bd 4, S. 24.) Vgl. auch WA I 11, 129, 132, 141 und 408 f. 41,30–31 auf einem beyliegenden Blatt] Nicht rberliefert. 42,7–8 Wie mir’s in der Naturgeschichte erging, geht mir’s hier.] Seit den 1780er Jahren hatte sich Goethe in wachsendem Maße mit naturwissenschaftlichen Studien beschyftigt, so zunychst mit Geologie und Mineralogie, der vergleichenden Anatomie und schließlich mit Botanik (vgl. GB 6 II, zu 5,15, zu 5,18–19, zu 7,1–3 und zu 39,20). Angeregt und ausgelsst wurden diese Studien immer von konkreten Erscheinungen und Objekten, mit denen Goethe in Berrhrung kam. ƒber Goethes Erkenntnismethode vgl. zu 19,27. 42,9 An diesen Ort knmpft Æ:::æ Geschichte der Welt an] †hnlich hatte sich Goethe auch schon in seinem vorausgegangenen Brief an Herder vom 10. und 11. November 1786 geyußert (vgl. 24,20–28). Immer wieder wurde Rom von ihm auch als Hauptstadt der Welt bezeichnet (vgl. 14,15; 88,2; 96,8; 114,4; 155,14; 184,14). 42,10 eine wahre Wiederburt] Das Bild einer geistigen ,Wiedergeburt‘ im Zusammenhang mit seiner Italienreise hat Goethe wiederholt benutzt (vgl. zu 4,13–14). 42,10–11 von dem Tage da ich Rom betrat] Am 29. Oktober 1786. 42,16 Mein decidirtes Incognito] Vgl. zu 18,21. Goethe reiste unter dem Namen Johann Philipp Msller, Maler aus Leipzig, nach Italien (vgl. auch zu 52,1–2). Erfahrungen mit dem Inkognito-Reisen hatte Goethe schon frrher gesammelt. ƒber die Vorteile schrieb er z. B. von seiner Harzreise Ende 1777: Mir ists eine sonderbaare Empfindung, unbekannt in der Welt herumzuziehen, es ist mir als wenn ich mein Verhqltniss zu den Menschen und den Sachen weit wahrer fmhlte. Ich heise Weber, bin ein Mahler habe iura studirt, oder ein Reisender mberhaupt, betrage mich sehr hnflich gegen iedermann, und bin mberall wohl aufgenommen. (Brief an Charlotte von Stein, 6. und 7. Dezember 1777; WA IV 3, 193.) 42,17 ich gehe absolut zu niemanden ausser zu Kmnstlern] Vgl. zu 35,5; zu 85,15. 42,17–19 Den Bruder Æ:::æ hab ich allein ausgenommen] Vgl. zu 35,8. 42,20–21 Negociation] Franz.: Verhandlung; hier im Sinne von ,Vermittlung‘. 42,21 Nonnenkloster] Im Jahre 983 wurde in den Ruinen des Tempels des Mars Ultor auf dem einstigen Augustus-Forum die Kirche S. Basilio ai Monti eingerichtet; 1566 wurde diese Anlage von den Dominikanerinnen rbernommen

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und – als S. S. Annunziata oder S. Maria Annunziata oder La Nunziatella (wie sie bei Volkmann heißt) – vollstyndig erneuert. Den Zeitgenossen galten Kirche und Kloster freilich als Teil des Nerva-Forums; beide werden mit dem Marstempel in der antiquarischen Literatur oder in den Guiden nicht in Verbindung gebracht (vgl. auch Volkmann 2, 162), so dass die Angelegenheit mysteriss bleibt. Auch Goethe erwyhnt sie nirgends wieder. Die Kirche wurde 1926 frr die Freilegung des Augustus-Forums abgerissen. 42,22–23 Die Tochter des Prqtendenten] Charlotte Stuart, Duchess of Albany, Tochter von Charles Edward Stuart, Duke of Albany, war 1785 aus Frankreich nach Rom gekommen. Ihr Vater, der als Enkel des britischen Ksnigs Jakob II. und Kronprytendent 1745/46 im so genannten schottischen Aufstand vergeblich versucht hatte, seine Ansprrche auf den britischen Thron durchzusetzen, lebte seitdem als franzssischer Pensionyr im Exil in Italien, meistens in Rom und Florenz. 42,25 Gusteln] Herders 10-jyhriger Sohn August, Goethes Patenkind. 42,26 neulich am Meer da gefischt wurde] Am 29. November 1786 unternahmen Goethe, die Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Johann Georg Schrtz sowie Karl Philipp Moritz und zwei weitere Begleiter einen Ausflug an die etwa 25 km westlich vor Rom liegende Tibermrndung ins Tyrrhenische Meer bei Fiumicino (vgl. auch 56,14). Im Rechnungsheft ist die gemietete Droschke vermerkt: Nov. 29. Vettura a Fiumiccio (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ), und Goethes Randnotiz in seinem Exemplar von Volkmanns Reisehandbuch am Beginn der Beschreibung des Ortes (Volkmann 2, 870) lautet: 29 Nov. 42,27 Schreibt mir ja wieder] Bevor er den vorliegenden Brief abschickte, erhielt Goethe den ersten nach Rom gerichteten Brief des Ehepaars Herder (vgl. 42,28). 42,27 Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 42,28 Dieser Brief geht ab d‘. 9 Dec.] Mit Nr 28 als Beischluss zu Nr 29 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). Der 9. Dezember 1786 war ein Samstag und somit Goethes Posttag in Rom (vgl. zu 17,29). 42,28 Eben erhalt ich den Eurigen.] Vgl. zu 40,22. 42,29 Ehstens mehr.] Goethe schrieb seinen nychsten Brief an die Familie Herder bereits am 13. und 16. Dezember 1786 (Nr 34). 27. An den Freundeskreis in Weimar ÆRom, wahrscheinlich zwischen 2. und 9. Dezember 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der vorliegende Brief ist wahrscheinlich zwischen dem 2. und 9. Dezember 1786 geschrieben. Seit seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 hatte Goethe

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BRIEF 28

seine genaue Adresse nur seinem Sekretyr und Vertrauten Philipp Seidel (vgl. zu 18,4–6) sowie Johann Gottfried und Caroline Herder mitgeteilt (vgl. zu 25,17–18). Seidel war weiterhin zur strengsten Verschwiegenheit verpflichtet (vgl. zu 18,8–9). Die Einzelbriefe (Briefe an Herzog Carl August, 3. November 1786 und 12.–16. November 1786 [Nr 11 und 33]; Briefe an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786, 15.–18. November 1786 und 24. November 1786 [Nr 15, 20 und 22]; Brief an Carl Ludwig von Knebel, 17. November 1786 [Nr 19]; Brief an Christoph Martin Wieland, 17. November 1786 [Nr 18]) sowie alle so genannten ,ostensiblen‘ Briefe an den Freundeskreis, die Goethe im November 1786 nach Weimar sandte (Nr 10, 14 und 21), gaben zwar seinen Aufenthaltsort Rom sowie seine Einquartierung bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein preis, nicht aber seine Adresse. Als die ersten Nachrichten von Goethes Aufenthaltsort um den 20. November 1786 in Weimar eintrafen, sah sich Seidel wahrscheinlich einer Flut von Anfragen ausgesetzt und viele Briefe an Goethe liefen auf, was Seidel umgehend nach Rom mitteilte (vgl. zu 47,15; zu 48,17). Goethe entschloss sich deswegen, durch Seidels Mitteilungen veranlasst oder diese vorausahnend, in den ersten Dezembertagen oder spytestens mit dem Erhalt des seidelschen Briefes am 9. Dezember, seine rsmische Adresse frr alle Freunde, Bekannten und Kollegen in Weimar frei zu geben. Seidel wurde ferner dazu ermychtigt, meinen n q c h s t e n F r e u n d e n in W. nun meine Adreße (48,15–16) mitzuteilen. Am 13. Dezember 1786 bestytigte Goethe gegenrber Seidel noch einmal ausdrrcklich, dass er den Freunden bereits geschrieben habe und seine Adresse nun weiter kein Geheimniß zu seyn (49,22) brauchte. – Otto Brandes hatte beim Erstdruck den Brief in ganz yhnlicher Weise auf den Zeitraum Ende November/Anfang Dezember 1786 datiert (vgl. E). In der WA hingegen wird angenommen, der vorliegende Brief sei schon Anfang November 1786, gleich nach der Ankunft Goethes in Rom, verfasst und wahrscheinlich mit den ersten Postsendungen am 4. November nach Weimar verschickt worden (vgl. WA IV 30, 217). Dies lyuft aber der Tatsache zuwider, dass Goethe noch am 11. November 1786 Johann Gottfried Herder seine Adresse gesondert mitteilt (vgl. zu 25,17–18), was unter der Annahme einer frrhen Datierung des vorliegenden Briefes nicht mehr nstig gewesen wyre. ƒBERLIEFERUNG

H: Casa di Goethe Rom, Slg Herbert Albrecht, Rheinfelden, Sign.: I 3. – 1 Bl. 10,6614,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Sammlung Prof. H. Albrecht Rheinfelden. Auktion in Basel am 10. und 11. Mai 1991 Æ:::æ unter Leitung der Gantbeamtung der Stadt Basel. Auktion 65. Erasmushaus – Haus der Brcher. Katalog 650. J. A. Stargardt. ÆBasel, Berlinæ 1991, Nr 39. E: Otto Brandes: Zwei Briefe Goethes. In: GJb XIX (1898), 122. WA IV 30 (1905), 40, Nr 2518 a.

DEZEMBER 1786

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ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 45,1 diejenigen] Der adressenlose Brief war vermutlich einem anderen Brief nach Weimar beigeschlossen und mit der Post am 16. Dezember, msglicherweise aber auch schon am 9. Dezember versandt worden (vgl. Datierung). Er richtete sich wahrscheinlich nicht nur an die bereits im Brief vom 1. November namentlich genannten Personen (vgl. zu 15,34–16,3), sondern auch an den weiteren Bekannten- und Kollegenkreis Goethes. Damit war der Weg frei frr die Msglichkeit zu einer geregelten Korrespondenz zwischen Weimar und Goethe in Rom. 45,3 Oblaten] Klebesiegel aus Papier, deren Benennung sich von der als Oblate bezeichneten Abendmahlshostie herleitet (vgl. Grimm 7, 1109). 45,3 U m s c h l a g ] Dieser an Tischbein adressierte Umschlag sollte Goethes Inkognito wahren helfen. 45,5–8 Al Sigr. Tischbein Æ:::æ incontro del Palazzo Rondanini] Ital.: An Herrn Tischbein, deutscher Maler am Corso, gegenrber dem Palazzo Rondanini. So lautete die Adresse von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Rom (Casa Moscatelli, heute: Via del Corso 18), bei dem Goethe seit dem 30. Oktober 1786, dem Tag nach seiner Ankunft in der Stadt, wohnte (vgl. zu 15,21–22). 28. An Charlotte von Stein

Rom, 8. und 9. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – 1 Bl. 11(–11,2)618,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 29 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 233 f., Nr 13. WA IV 8 (1890), 78 f., Nr 2533. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. zu 45,23). – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich vom 30. Dezember 1786 (vgl. zu 91,11). Postsendungen: 9. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 45,11–12 Vom Wetter hab ich etwas an Herdern gesagt] Vgl. 40,24–26. Im Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 2. Dezember hatte sich Goethe schon ganz yhnlich geyußert (vgl. 37,14–15). 45,18 Wir waren am Meere] Vgl. zu 42,26.

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BRIEF 29

45,19–20 brach der gute Moritz Æ:::æ den Arm] Moritz brach sich den linken Oberarm, der danach fast sechs Wochen ruhiggestellt werden musste (vgl. zu 73,2–3). Friedrich Mrnter berichtet in seinem Tagebuch zum 30. November 1786: „Moriz Æ:::æ, der das Unglrk gehabt hatte auf der Rrkkehr von Fiumicino, bey S. Luigi de’ Francesi, den Arm zu brechen, da sein Pferd auf allen vieren hinfiel Æ:::æ.“ (Mrnter, Tagebrcher 2, 248.) In der Rrckschau schilderte Moritz seinem Verleger Joachim Heinrich Campe den Hergang des Unfalls folgendermaßen: „Ich machte seine ÆGoethesæ Bekanntschaft ein paar Wochen vorher, ehe ich den Unfall hatte, der mir auf der Rrckkehr von einer kleinen Reise nach der Mrndung der Tiber, begegnete, wo Gsthe und Tischbein nebst noch zweien von der Gesellschaft fuhren, und ich mit noch einem von der Gesellschaft ritt, und, da wir schon in Rom wieder angekommen waren, nicht weit von der Ponte Sixto, wo die Straße mit lauter breiten glatten Steinen gepflastert war, meinem Gefyhrten zurufe, er soll hier langsam reiten, weil es ein wenig geregnet hatte, und di breiten Steine so glatt wie Eis waren. Kaum hatte ich diß gesagt, so glitschte mein Pferd mit den Vorderfrßen, ich riß es zum zweiten und drittenmal wider in di Hshe, endlich konte es sich nicht lynger halten, sondern glitschte mit allen vier Frßen aus, und schlug mit mir auf di linke Seite. Weil es sich gleich wider aufrafte, so hatte ich am Beine nur eine schwache Kontusion bekommen, mit dem linken Oberarm aber war ich an di Erhshung von einer Mauer gefallen, welche von einem Hause etwas herausgebaut war, und mußte ihn also nothwendig brechen.“ (Moritz an Campe, 20. Januar 1787; zitiert nach: Eybisch, Reiser-Moritz, 204 f.) 45,22 Soweit war ich am 9 Dez.] Gemeint ist, dass der davorliegende Teil des Briefes am 8. Dezember geschrieben worden war und nun am 9. Dezember fortgesetzt werden sollte. 45,23 Zettelgen drinne von deiner Hand] Goethe hatte Charlotte von Stein nichts rber seine Reiseplyne verraten und bis zur Ankunft in Rom auch das Reiseziel verborgen gehalten, obwohl er am 16. September und 14. Oktober 1786 zwei Briefe wyhrend der Reise an sie geschrieben hatte (Nr 1 und Nr 6). Sie musste das Verhalten Goethes als Vertrauensbruch und Abkehr von ihrer engen Beziehung ansehen und war dementsprechend enttyuscht und gekrynkt, zumal ihr Goethe einen perssnlichen Brief aus Rom erst zwei Wochen nach seinem Eintreffen dort schrieb (Nr 9). Zuvor hatte Goethe Charlotte von Stein lediglich zu den Adressaten seines Briefes an den Freundeskreis in Weimar gezyhlt (vgl. zu 15,34–16,3). Ihrer Verbitterung machte sie in dem hier angesprochenen Zettelgen Luft, worin sie Goethe vermutlich sogar das Ende ihrer Beziehung verkrndete. Sie forderte offensichtlich ihre Briefe zurrck und wollte die Korrespondenz nicht mehr fortsetzen (vgl. 57,2–3). Dieses Schreiben rbergab sie Goethes Sekretyr Philipp Seidel, der als Einziger in den Reiseplan eingeweiht war und auch schon die Postadresse Goethes in Rom kannte (vgl. zu 18,4–6), sie aber noch nicht weitergeben durfte (vgl. zu 18,8–9). So gelangte das nicht rberlieferte

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Zettelgen Charlotte von Steins mit Seidels Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November am 9. Dezember zu Goethe in Rom (vgl. zu 47,15). 47,3–4 mein Packet Æ:::æ ankommen] Am 14. Oktober, kurz vor seiner Abreise aus Venedig, hatte Goethe rber Fuhrleute eine Kiste mit Geschenken frr Charlotte von Stein und andere Weimarer Freunde (vgl. zu 13,7) sowie ein Paket mit seinem eigens frr die Freundin verfassten „Reise-Tagebuch“ an Philipp Seidel nach Weimar abgeschickt (vgl. zu 13,6–7; zu 13,26–27). Die Sendung kam erst zwischen dem 7. und 11. Dezember 1786 in Weimar an. Durch eine Nachlyssigkeit Seidels erhielt Charlotte von Stein das Paket mit dem „Reise-Tagebuch“ erst Ende Dezember 1786 ausgehyndigt (vgl. zu 91,11). 47,5 dieses Blat muß fort] Goethe schrieb an einem Samstag, dem Posttag in Rom frr Sendungen nach Deutschland, wahrscheinlich kurz vor Abgang der Post. 47,6 Die Kasten auf dem Archive gehnren dein] Unmittelbar vor seiner Abreise nach Karlsbad und anschließend nach Italien hatte Goethe in einem Brief vom 23. Juli 1786 seinen Sekretyr Seidel angewiesen, zwei Kysten auf das herzogliche Geheime Archiv zu verbringen. Sie waren frr Charlotte von Stein bestimmt und enthielten Materialien privaten Charakters, darunter Briefe, Tagebrcher, Gedichte und Werkabschriften. Zum Inhalt der Kysten vgl. GB 6 II, zu 221,13. Vgl. auch zu 63,26–27. 47,11 d‘. 11 Nov. d‘. 18. d‘. 25. d‘. 2. Dec.] Die genannten Daten sind die Absendetage der Briefe Nr 15, 20, 22 und 25.

29. An Philipp Seidel

ÆRomæ, 9. Dezember Æ1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahreszahl 1786 in der Datumsangabe geht aus dem Inhalt des Briefes hervor. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library, New York, Sign.: Misc. Heineman. – 2 Bl.: 1. Bl. 11618,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 9,365,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 1 Rs. am rechten Rand geringfrgige Textverluste durch Restaurierung (AdrÆ æ [48,1]; neueÆsæ [48,6]; MenschÆenæ [48,7]; GeschqfftÆsæ [48,9–10]). – Beischlrsse: Nr 26 und 28 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Seidel (1871), 336 f., Nr 7. WA IV 8 (1890), 80 f., Nr 2534.

106 ERL†UTERUNGEN

BRIEF 29

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. zu 47,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 9. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 47,15 Deinen Brief erhalte ich heute Abend d‘. 9 dec.] Spytestens am 20. November 1786 war Goethes erster Brief an Seidel aus Rom in Weimar eingetroffen (vgl. auch zu 18,7–8). Eine durchschnittliche Postlaufzeit von Weimar aus von 16 bis 19 Tagen vorausgesetzt, schickte Seidel seinen Antwortbrief spytestens am 23. November ab. 47,17 meinen Freunden geschrieben wo ich binn] Vermutlich ist Brief Nr 27 gemeint, worin Goethe den Freunden und Bekannten in Weimar seine Adresse in Rom rbermittelte (vgl. Datierung zu Nr 27). 47,18 Kaum war ich in Rom angekommen als ich erkannt wurde] In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe darrber: Ich bemerkte wohl, daß mehrere deutsche Kmnstler, zu Tischbein als Bekannte tretend, mich beobachteten und sodann hin und wider gingen. Er, der mich einige Augenblicke verlassen hatte, trat wieder zu mir und sagte: „Da gibt’s einen großen Spaß! Das Germcht, Sie seien hier, hatte sich schon verbreitet, und die Kmnstler wurden auf den einzigen unbekannten Fremden aufmerksam. Nun ist einer unter uns, der schon lqngst behauptet, er sei mit Ihnen umgegangen, ja er wollte mit Ihnen in freundschaftlichem Verhqltniß gelebt haben, woran wir nicht so recht glauben wollten. Dieser ward aufgefordert, Sie zu betrachten und den Zweifel zu lnsen, er versicherte aber kurz und gut, Sie seien es nicht und an dem Fremden keine Spur Ihrer Gestalt und Aussehns. So ist doch wenigstens das Incognito fmr den Moment gedeckt, und in der Folge gibt es etwas zu lachen.“ (IR I, 3. November 1786; WA I 30, 204.) 47,18–19 doch fmhr ich mein Incognito durch] Goethe reiste unter dem Namen Johann Philipp Msller; rber das Inkognito vgl. zu 42,16; zu 52,1–2. 47,19 sehe nur die Sachen] Seit seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 arbeitete Goethe ein festes Programm an tyglichen Besichtigungen der Kunstschytze und Altertrmer der Stadt ab (vgl. zu 57,15–16). 47,19–20 lehne alle andern Verhqltniße ab] ƒber die Grrnde gibt Goethe im Brief an Charlotte von Stein vom 24. November 1786 Aufschluss: Ich vermeide sorgfqltig alle Bekanntschafft, die nur Zeit verdirbt und sehe und studire unermmdet mit Kmnstlern und Kennern alles andre acht ich von Ubel. (35,5–7.) Eine Bekanntschaft schloss er nur mit Joseph Wenzel Frrst von Liechtenstein (vgl. zu 35,8). 47,22 Du hast deine Sachen gut gemacht] Seidel war frr die Zeit von Goethes Abwesenheit von diesem bevollmychtigt worden, alle frr Goethe in Weimar

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anfallenden Angelegenheiten zu regeln (vgl. GB 6 I, Nr 356). Er hatte Goethe im Bezugsbrief vermutlich detailliert rber die Erfrllung seiner Aufgaben Bericht erstattet. 47,22 Relation] Bericht, Mitteilung (von lat. relatio: Berichterstattung). 47,27 du schweigst indeßen] Diese Aufforderung hatte Goethe auch schon in seinem vorausgegangenen Brief an Seidel vom 4. November getan (vgl. zu 18,8–9). 47,29 Cioja war bankrutt] ƒber den Bankier Joseph (Giuseppe) Cioja in Rom sollten zunychst die Geldrberweisungen an Goethe erfolgen (vgl. dazu auch GB 6 II, zu 232,10–15). ƒber den Bankrott ist nichts Nyheres bekannt. 47,30 Concurs] Konkursverfahren. 47,30–48,1 meine fingirte AdrÆ æ] Goethe hatte Seidel kurz vor seiner Abreise nach Italien am 2. September 1786 von Karlsbad aus eine vorlyufige Adresse bei Joseph Cioja unter seinem Pseudonym mitgeteilt (vgl. GB 6 I, 232,8–17). 48,2–3 Gnschen hab ich an H‘. Herder gewießen.] Im Brief an den Verleger seiner „Schriften“, Georg Joachim Gsschen, vom 2. September 1786 hatte Goethe Herder als Bevollmychtigten in allen Fragen der Drucklegung benannt (vgl. GB 6 II, zu 235,13). 48,9 Mit dem nqchsten Posttag mehr] Samstag, der 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). Goethe schrieb seinen nychsten Brief an Seidel schon am 13. Dezember (Nr 31). 48,9–10 die GeschqfftÆsæ Sachen] Zu geschyftlichen Angelegenheiten yußerte sich Goethe in seinem nychsten Brief vom 13. Dezember (Nr 31) nicht. Seidel erhielt lediglich den Auftrag, den wichtigsten Amtskollegen und Mitarbeitern Goethes in den herzoglichen †mtern und Dienststellen mit entsprechenden Grrßen seine Aufwartung zu machen (vgl. 49,23–50,3). 48,10–11 ihr steckt im Schnee und Eis] In Weimar hatte der Winter Ende Oktober mit Schnee und starkem Frost Einzug gehalten. Das Wetter hielt etwa drei Wochen an, ehe es am 19. November frr einige Tage zu tauen begann und danach eine unbestyndig wechselhafte Periode einsetzte (vgl. Knebel, Tgb. [29. Oktober–9. Dezember] 1786, Bl. 38–44). 48,17 Ich tadle dich nicht daß du die ersten ernffnetest.] Goethe hatte außer Seidel bisher nur dem Ehepaar Herder seine Adresse in Rom mitgeteilt (vgl. zu 25,17–18). In Weimar war offiziell bisher nur bekannt, dass sich Goethe seit Ende Oktober in Rom aufhielt. Man gab daher Briefe an Goethe offensichtlich bei Seidel ab, damit er sie nach Rom befsrdere. Um welche Briefe es sich hierbei handelte, ist nicht bekannt. 48,18 Schicke mir den Voigtischen Brief in Extenso] Diese Aufforderung erklyrt sich daraus, dass Goethe mit Seidels nicht rberliefertem Brief aus dem Zeitraum vom 20. bis 23. November 1786 nur Auszrge aus einem ebenfalls nicht rberlieferten Brief Christian Gottlob Voigts vom 20. November erhalten hatte

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BRIEFE 30/31

(vgl. zu 18,7–8). Seidel leitete den vollstyndigen Brief Voigts wahrscheinlich unmittelbar nach Empfang des vorliegenden Briefes an Goethe weiter, vermutlich mit seinem nicht rberlieferten Brief vom 1. Januar 1787 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1). Weiter vgl. auch zu 109,3. 48,19 Steuer Commission] Voigts Brief war wahrscheinlich vor allem geschyftlicher Natur und informierte rber den Fortgang der Amtsgeschyfte Voigts in Weimar (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 4; zu 7,14). Im Brief Goethes an Voigt vom 3. Februar 1787, dem schon drei nicht rberlieferte Briefe Voigts aus Weimar vorausgegangen waren, werden Angelegenheiten der Steuerkommission wie selbstverstyndlich verhandelt (vgl. zu 109,19–20), so dass anzunehmen ist, dass auch im Brief Voigts vom 20. November schon darrber berichtet worden war. 30. An Charlotte von Stein

ÆRomæ, 12. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 27/9, Bl. 34. – Doppelblatt 14,4620,8 cm, 1 S. beschr. (S. 3 des Doppelblattes), egh., Tinte. – Beischluss zu Nr 31 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). – Faksimile: Johann Wolfgang Goethe. Reise-Tagebuch 1786. Hrsg. von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Bd 2 (Faksimile-Band). Mainz 1997, S. 433. E: Briefe aus Italien (1886), 235, Nr 14. WA IV 8 (1890), 81 f., Nr 2535. BEI L AG E

„Reise Tagebuch / von Venedig / rber Ferrara / Cento / Bologna / Florenz / Perugia pp / nach Rom. / – – Frnftes Strck. / 1786.“ (vgl. zu 48,24 und die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 48,23 das Venetianische Packet] Vgl. zu 47,3–4. 48,24 dieses Stmck] Goethes „Reise-Tagebuch. Frnftes Strck“ mit Aufzeichnungen rber den Reiseabschnitt von der Abreise aus Venedig (14. Oktober) bis zur Ankunft in Rom (29. und 30. Oktober; vgl. GT I 1, 291–318). Brief und Tagebuch waren geschlossen verpackt einem Brief an Seidel vom 13. Dezember 1786 (Nr 31) beigefrgt und wurden am 16. Dezember mit einem weiteren Brief von der laufenden Woche an Charlotte von Stein (Nr 35) mit der fahrenden

DEZEMBER 1786

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Post nach Weimar geschickt: Seidel eingesch. an Fr. v. Stein Tagebuch von Venedig biß Rom. (Postsendeliste 1, S. 1.) Die Sendung kam wahrscheinlich in den ersten Tagen des neuen Jahres, spytestens aber Mitte Januar 1787 in Weimar an (vgl. zu 116,28). 49,2 Da ich nun Rom gesehen habe] Nach gut sechswschigem Aufenthalt in Rom hatte Goethe etwa am 12. Dezember 1786 die Phase einer ersten systematischen Erkundung der Stadt abgeschlossen (vgl. zu 57,15–16; zu 68,3). Nach einer Unterbrechung von etwa einer Woche setzte er seine Studien fort und besuchte viele Kunststytten zum wiederholten Male (vgl. zu 68,4). 49,2 das mbrige Gute] Goethe hatte bisher nur zwei kleinere Ausflrge ins Umland unternommen, einmal vom 12. oder 13. bis 16. November nach Frascati (vgl. zu 30,5) in den Albaner Bergen und dann am 29. November nach Fiumicino am Tyrrhenischen Meer (vgl. zu 42,26). Geplant war noch ein lyngerer Abstecher nach Srditalien, nach Neapel und eventuell nach Sizilien, der ihn auch durch die srdliche Campagna Romana frhren sollte. Goethe trat diese Reise erst am 22. Februar 1787 an (vgl. zu 50,14). 49,4 wieder entgegen gehn] Goethe ging zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass er etwa nach Ostern 1787 wieder nach Weimar zurrckkehren werde (vgl. zu 50,12). Goethe und Charlotte von Stein waren zuletzt vor rber vier Monaten in Karlsbad zusammen gewesen (vgl. GB 6 II, zu 218,24 und zu 225,13). 49,5 die Deinigen] Gemeint sind Charlotte von Steins Ehemann Gottlob Ernst Josias von Stein, ihre Sshne Ernst und Friedrich, des Weiteren ihre Eltern Johann Wilhelm Christian und Concordia Elisabeth von Schardt, ihre Geschwister Louise von Imhoff, Ludwig und Carl von Schardt sowie dessen Ehefrau Sophie. 31. An Philipp Seidel

Rom, 13. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 17,5623,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Beischlrsse: Nr 30, 33, 34, 35, der wiederum msglicherweise Nr 32 als Beischluss enthielt, und EB 5 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Seidel (1871), 337 f., Nr 8. WA IV 8 (1890), 86–88, Nr 2537. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief Seidels ist nicht bekannt. – Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich vom 1. Januar 1787 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1).

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BRIEF 31

Postsendungen: 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 49,8 schon neulich geschrieben] Brief vom 9. Dezember 1786 (Nr 29). 49,8–9 daß ich bald nach meiner Ankunft hier erkannt worden] Vgl. zu 47,18. 49,13–14 viele Menschen Æ:::æ nmtzlich machten] Vgl. zu 37,1. 49,15–16 So hab ich nun Rom Æ:::æ z u r N o t h . ] Vgl. die erste Erlyuterung zu 49,2. 49,21 Meinen Freunden hab ich auch geschrieben] Gemeint ist wahrscheinlich Brief Nr 27, in dem Goethe seine Postadresse in Rom mitgeteilt hatte (vgl. zu 45,5–8). 49,23 Du gehst zu den H‘. Geh. Rqthen] Mit den Herrn Geheimen Ryten sind vermutlich Goethes Amtskollegen im Geheimen Consilium gemeint. Das waren damals der Wirkliche Geheime Rat Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 75), der Geheime Rat Christian Friedrich Schnauß (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 106) und der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt (vgl. GB 6 II, zu 220,23–24). 49,25 H‘ und Fr v. Wedel] Otto Joachim Moritz von Wedel war seit 1776 Oberforstmeister und Kammerherr am Weimarer Hof und frhrte seit 1780 als Direktor auch die herzoglichen Feuerlsschanstalten. Seine Frau, Johanna Marianne Henriette geb. von Wsllwarth-Essingen, die Wedel erst vor vier Jahren geheiratet hatte, war seit 1775 erste Hofdame der Herzogin Louise von SachsenWeimar und Eisenach. 49,25 Hofdamen] Hofdamen der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach waren 1786 neben Johanna Marianne Henriette von Wedel Louise Adelaide Waldner von Freundstein und Friederike von Riedesel. Hofdame der Herzoginmutter Anna Amalia war Louise von Gschhausen. 49,28–50,1 H‘. Geh. CammerR. Gmlicke] Der Herr Geheime Kammerrat Johann Christian Grlicke gehsrte zu den dienstyltesten Beamten am Weimarer Hof und war seit 1776 Mitglied des herzoglichen Kammerkollegiums in Weimar. 50,1–2 Dem H‘. Hofrath Voigt dancke Æ:::æ Sorgen setzt.] Der 1784 zum Hofrat ernannte Christian Gottlob Voigt hatte, von Goethe aufgefordert, in einem Schreiben vom 20. November 1786 rber den Fortgang der Dienstgeschyfte in der Bergwerkskommission und wahrscheinlich auch bei der Ilmenauer Steuerkommission berichtet. Goethe war davon zunychst nur in Auszrgen von Seidel unterrichtet worden (vgl. zu 48,18; zu 48,19). 50,3 Bachmann, Lnschner, Seeger, Brunquell] Wilhelm Balthasar Heinrich Bachmann stand seit 1748 in Diensten des Weimarer Kammerkollegiums. Seit 1773 arbeitete er dort als Kammerverwalter und Stellvertreter des der Rentkammer vorstehenden Johann Adolph Prytorius, den er nach dessen Pensionierung 1786 im Amt abgelsst hatte. Johann Christian Ludwig Lsschner war Kammermeister ebenfalls im herzoglichen Kammerkollegium und Johann Georg Seeger Kanzlist

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und Kriegssekretyr in der herzoglichen Kriegskommission. Daniel Wilhelm Brunnquell hatte seit 1781 das Amt eines Wegekommissars in der Stadt,- Pflaster- und Wegebaukommission inne. Alle vier waren Goethe in seinen verschiedenen Amtsfunktionen als Mitarbeiter unterstellt. 50,7–8 Schreibe mir doch Æ:::æ wieviel es gekostet] Goethe hatte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein bereits vor seiner Italienreise um eine Sammlung historischer Steinarten aus Rom gebeten, welche in der Bau- und Bildhauerkunst verwendet worden waren (vgl. zu 20,24–25). Tischbein war dieser Bitte nachgekommen und hatte eine entsprechende Sammlung in einer Kiste kurz vor oder nach Goethes Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 nach Weimar geschickt: Tischbein Æ:::æ hatte immer an mich gedacht Æ:::æ. Auch was die Steine betrifft, mit welchen die Alten und Neuen gebaut, ist er vollkommen zu Hause Æ:::æ. Eine fmr mich ausgewqhlte Sammlung von Musterstmcken hat er vor kurzem nach Weimar abgesendet Æ:::æ. (IR I, 18. November 1786; WA IV 30, 217 f.) Die „Kiste von Rom mit Steinen“ (GR/RB 1786, 7, Bl. 5) war in den Tagen nach dem 6. Dezember 1786 in Weimar angekommen. Die Transportkosten beliefen sich auf insgesamt 27 Taler und 22 Groschen (vgl. GR/RB 1786, 7, Bl. 5). Die Steine wurden in Goethes Sammlungen integriert und entsprechend inventarisiert („Verschiedene Suiten – Anhang einfacher Gebirgsarten von verschiedenen Gegenden“; H: GSA 26/LXVII,4,113; vgl. auch LA II 7, 201–203 sowie „Catalog folgender italienischer Marmors“; H: GSA 26/LXVIII,2,139). 50,10 schreibe nur immer fort bis in den halben Mqrz] Nachweisen lassen sich Briefe Seidels vom 15. Januar 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 110,15), aus dem Zeitraum zwischen dem 29. Januar und 1. Februar 1787 (vgl. zu 127,27) und vom 7. Myrz 1787 (vgl. 144,19–20). 50,10–11 damit dein letzter Brief vor Ostern hier sey] Ostern fiel 1787 auf den 8. und 9. April. Die Befsrderungsdauer von Briefen aus Weimar nach Rom konnte bis zu 19 Tage betragen (vgl. zu 116,24–25). 50,11–12 Die Feyerlichkeiten der Charwoche warte ich noch hier ab] Goethe befand sich am 1. April 1787, als die Karwoche begann, auf seiner Reise durch Srditalien und Sizilien in Palermo, wo er auch noch das Osterfest am 8. und 9. April verbrachte. Die Karwoche in Rom erlebte er erst ein Jahr spyter vom 16. bis 23. Myrz 1788 (vgl. zu 262,5–6). 50,12 dann rmcke ich wieder nordwqrts] Goethe spricht hier erstmals konkret von den Tagen nach Ostern 1787 als geplantem Termin frr seine Heimreise nach Weimar. Als Herzog Carl August im Januar 1787 allerdings zu erkennen gab, dass er ihn nicht vor Weihnachten 1787 zurrckerwarte (vgl. 119,23), ynderte Goethe seine Plyne und erbat in der Folgezeit mehrfach Aufschub frr seinen Aufenthalt (vgl. zu 161,6). Goethe begann seine Rrckreise von Rom schließlich erst am 24. April 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2).

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BRIEFE 32/33

50,14 Gleich nach dem neuen Jahre geh ich nach Neapel.] Ein Besuch Neapels war im 18. Jahrhundert frr Italienreisende nahezu obligatorisch und gehsrte auch von Anfang an zu Goethes Reiseplanungen (vgl. 35,33). Anfang Januar 1787 legte Goethe fest, die Reise nach Neapel nach dem Ende des Karnevals anzutreten (vgl. zu 75,32–33). Er brach am 22. Februar 1787, einen Tag nach Aschermittwoch, zusammen mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein nach Neapel auf und kehrte am 6. Juni 1787 nach Rom zurrck (vgl. zu 138,24; zu 155,15). 50,16 Grmße Fritzen und Ernsten wenn er lebt] Friedrich und Ernst von Stein, die 14- und 19-jyhrigen Sshne Charlotte von Steins. Ernst litt an einer unheilbaren Knochenkrankheit, welcher er am 14. Juni 1787 erlag. 50,16–17 meine Leute] Goethes Hausangestellte in Weimar, der Hausdiener Christoph Erhard Sutor, der Laufbursche Johann Georg Paul Goetze, dessen Mutter, die Haushylterin Dorothea Goetze, und die Kschin Anne Dorothee Wagenknecht. 50,17 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.).

32. An Charlotte von Stein ÆRom, zwischen 11. November und 16.? Dezember 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der undatierte Brief stammt wahrscheinlich aus den ersten Wochen von Goethes Aufenthalt in Rom, also dem Zeitraum zwischen dem 11. November und Mitte Dezember 1786. Goethes erster Brief an Charlotte von Stein aus Rom wurde am 11. November 1786 abgeschickt (Nr 15), ihm ksnnte vorliegendes Zettelchen frrhestens beigefrgt gewesen sein. Im Brief vom 20. bis 23. Dezember (Nr 38) weist Goethe auf die wiederholte Siglierung seiner Briefe mit einer Frauenkopfgemme hin (vgl. zu 64,16–17 und die zweite Erlyuterung zu 64,16), die offensichtlich auch bei dem vorliegenden Brief Anwendung fand (vgl. zu 50,25–26). Daraus lysst sich schließen, dass Goethes Zettelchen spytestens am nychst zurrckliegenden Posttag, dem 16. Dezember 1786, geschrieben und dem Brief an Charlotte von Stein vom 13. bis 16. Dezember (Nr 35) beigefrgt gewesen sein kann. Diese Eckdaten begrenzen den Zeitraum, in dem der Brief verfasst worden ist. – Seit dem Erstdruck des Briefs in der WA wurde das Blatt vor allem wegen des verwendeten Siegels als eine Art Postskriptum dem Brief an Charlotte von Stein vom 24. November 1786 (Nr 22) zugeordnet (vgl. WA IV 8, 68 f. und 362). Eine solch eindeutige Zuordnung und damit Datierung ist aber durch keinerlei Anhaltspunkte abgesichert.

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ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – 1 Bl. 9,869,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, unten rechts rotes Siegel: Frauenkopf, nach rechts blickend. – Msglicherweise Beischluss zu Nr 35, der Nr 31 beigeschlossen war (vgl. Datierung). E: WA IV 8 (1890), 68–69, Nr 2528 zugeordnet (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: Msglicherweise 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 50,22 Laß doch ein Ringchen machen] Ob Charlotte von Stein und das Ehepaar Herder der Aufforderung Goethes nachgekommen sind, ist nicht bekannt. Die Ringe oder Ringfassungen wollte Goethe zur Anfertigung von Petschaften mit italienischen Gemmen verwenden, yhnlich dem Gemmenpetschaft, das er zur Siegelung des vorliegenden Briefes verwendet hatte (vgl. die folgende Erlyuterung). 50,25–26 Ein artigs das ich besitze druck ich hier bey] Gemeint ist das Petschaft mit Frauenkopf, eine Gemme, die Goethe zum Siegeln des Briefes benutzt hatte (vgl. ƒberlieferung). Sie gehsrte wahrscheinlich zu den ersten Steinen, die Goethe in Italien frr den eigenen Gebrauch erwarb (vgl. Femmel/Heres, 12 f.; vgl. auch die Abbildung des Siegels ebd., 12). Das Petschaft ist in Goethes Gemmensammlung nicht rberliefert. – artigs: Modewort des 18. Jahrhunderts, hier: ,Gefallen erregendes‘, ,schickliches‘ (vgl. GWb 1, 840 f.).

33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 12.–16. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 53–55. – Doppelblatt 17,6623,4 cm und 1 Bl. 11,868,8 cm, 5 S. beschr., egh., Tinte; Einzelblatt am linken Rand aufgeklebt, Doppelblatt im Mittelbruch restauriert. – Beischluss zu Nr 31 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Carl August (1863) 1, 59–63, Nr 30 und 31 (als zwei separate Briefe gedruckt). WA IV 8 (1890), 82–86, Nr 2536. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 7. Januar 1787 (vgl. zu 111,19) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1).

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BRIEF 33

51,2 Mein erster Brief Æ:::æ in Berlin aufgesucht haben] Goethes Brief vom 3. November 1786 (Nr 11). Carl August reiste am 15. November 1786 nach Berlin (vgl. FB 1786, Bl. 152). Der wahrscheinlich am 20. November in Weimar eingetroffene Brief ist vermutlich dorthin nachgesandt worden. 51,6 das meiste g e s e h e n ] Sechs Wochen lang hatte Goethe die Stadt Rom besichtigt (vgl. zu 57,15–16). Nun legte er eine Pause von etwa einer Woche ein (vgl. zu 68,3). 51,6 was heißt aber das S e h e n ] Zu Goethes Begriff des ,Sehens‘ vgl. zu 19,27. 51,9 An Ihre Frau Gemahlinn Æ:::æ einige Worte] Brief an Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach vom 12. bis 23. Dezember 1786 (vgl. 59,16–60,10). 51,11 Iphigenie ganz umgeschrieben] Vgl. zu 3,11–12; zu 79,4–5. Die Arbeiten waren erst Ende Dezember 1786/Anfang Januar 1787 vollstyndig abgeschlossen (vgl. zu 55,19). 51,11–12 ein ehrlicher Schweizer] Nicht ermittelt. 51,12–13 um Weynachten wird sie abgehn knnnen] Goethe schickte das Manuskript der „Iphigenie“ am 13. Januar 1787 an Herder (vgl. 83,18–19 und zu 80,1). 51,15–16 Nun soll es Æ:::æ mber Faust hergehn.] ƒber die Weiterarbeit an der Werkausgabe „Schriften“ vgl. zu 94,8. 51,16 meine Fragmente drucken zu lassen] Vgl. zu 105,6; zu 105,7–8. 51,19–20 mein Pensum Æ:::æ absolvirt seyn] Vgl. zu 57,15–16; zu 68,3. 51,20 mit dem neuen Jahre will ich nach Neapel gehn] Den Antritt seiner Reise nach Neapel und Sizilien verschob Goethe schließlich auf die Zeit nach Karnevalsende. Er brach am 22. Februar 1787 auf (vgl. zu 50,14). 51,23 Tischbein wird mit mir gehen] Der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, bei dem Goethe seit seiner Ankunft in Rom wohnte, begleitete ihn auf der Reise nach Neapel. In ihrem in Rom ausgestellten Reisepass waren sie als „ambi due Moscoviti“ (ital.: beide Moskauer) ausgewiesen. Goethe benutzte das an sein in Rom gefrhrtes Pseudonym „Msller“ angelehnte Inkognito „Milleroff“ (vgl. Reisepass vom Februar 1787, Rom: GSA 25/XXVII,Q). 52,1–2 das strenge Incognito Æ:::æ vom grnßten Vortheile] †hnlich hatte sich Goethe gegenrber Herder geyußert (vgl. 42,16–17). Seiner Mutter hatte er hingegen schon am 4. November 1786 mitgeteilt, er observiere nur eine Art Inkognito (18,21). Goethe hatte bemerkt, dass man ihn in Rom sofort erkannt hatte und dass sein Inkognito eigentlich nur ein wunderliches und vielleicht grillenhaftes Halbincognito sein konnte (IR I, 8. November 1786; WA I 30, 211). Dennoch behielt er es in der …ffentlichkeit und frr seine Geldrberweisungen bei, um den ebenso lystigen wie kostenaufwyndigen Reprysentationspflichten zu entgehen, die er hytte wahrnehmen mrssen, wenn er offiziell als Geheimer

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Rat aufgetreten wyre. Die Versicherung, er halte ein strenges Inkognito ein, sollte mithin den Herzog darrber beruhigen, dass die Italienreise keine msglicherweise auf ihn zurrckfallenden Kosten verursache. Erst am 18. August 1787 wies er Seidel an, die Geldrberweisungen krnftig rber Johann Friedrich Reiffenstein fmr Rechnung des Geh. R. v. Goethe (174,30–31) zahlen zu lassen, was ab Oktober 1787 auch so erfolgte (vgl. zu 218,19–20). 52,7–8 Prinz Lichtenstein Æ:::æ habe ich besucht] Joseph Wenzel von Liechtenstein und seine yltere Schwester Maria Josepha Eleonora Gryfin von Harrach (vgl. zu 35,8). 52,8–9 daß wir uns Æ:::æ begegneten] Die Galleria im barocken Palazzo Doria Pamphilj, zwischen der Via del Corso, der Piazza del Collegio Romano, der Via della Gatta und der Via del Plebiscito gelegen, hatte Goethe zuerst am 19. November 1786 besucht, wie aus einer eigenhyndigen Randnotiz zur Beschreibung des Palastes in von ihm benutzten Reisehandbuch Volkmanns (vgl. Volkmann 2, 295) hervorgeht: 19 Nov. Ein Eintrag in Goethes Ausgabenverzeichnis belegt, dass er vier Tage spyter, am 23. November, noch einmal dort gewesen war: Galleria Doria (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7æ). Bei welchem dieser Besuche es zu der Begegnung mit dem Prinzen gekommen war, durch die sich Goethe zudem genstigt sah, eine Einladung zum Essen anzunehmen (vgl. 35,8–9), ist nicht bekannt. Nach der unter dem 19. Dezember 1786 in Goethes Ausgabenheft verzeichneten Trinkgeldzahlung an den Diener Liechtensteins zu schließen (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ), folgte der ersten Begegnung ein weiterer Besuch bei dem Prinzen. – Die Galleria ist eine der bedeutendsten privaten Gemyldesammlungen Roms. Sie verdankt sich der Sammeltytigkeit von Camillo Pamphilj und einer Erbschaft seiner Frau Olimpia Aldobrandini, die die Sammlung des Kardinals Ippolito Aldobrandini in die Ehe einbrachte. 1760 starben die Pamphiljs aus, ihr Besitz ging an die Genueser Doria, die ihrem Namen nun den Zusatz ,Pamphilj‘ anhyngten. Erster Doria Pamphilj war Andrea IV., der den Familienpalast in Ausbau und Dekoration erneuerte. 52,12 Unter den neuen Kmnstlern seh ich mich auch um] Goethe lebte in der Wohnung Johann Heinrich Tischbeins in Rom mit den Malern Johann Georg Schrtz und Friedrich Bury zusammen. Zu diesem Krnstlerkreis gehsrten weiterhin der Maler Johann Heinrich Lips, der Bildhauer Alexander Trippel, der Antiquar und Kunstkenner Aloys Hirt und der Schriftsteller Karl Philipp Moritz. Darrber hinaus vermittelte auch die Bekanntschaft mit der Malerin Angelika Kauffmann weitreichende Kontakte in die Krnstlerszene Roms. 52,13 unter den Kunsthqndlern gleichfalls] Goethe war mit dem Kunsthyndler Johann Friedrich Reiffenstein bekannt (vgl. zu 17,23), daneben mit dem englischen Kunstsammler, Myzen und Hyndler Thomas Jenkins (vgl. zu 90,1). 52,15–16 Fmr Sie mngt ich nichts aufpacken als Gypssachen] Goethe erwarb in großem Umfang Gipsabgrsse berrhmter Kunstwerke, da der Ankauf von

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Originalen schon aus Kostengrrnden weitgehend ausgeschlossen war. Die relativ preiswerten Abgrsse boten die Msglichkeit, bedeutende Kunstwerke styndig studieren zu ksnnen: Alsdann erblickt man neben einander, was sich in Rom zerstreut befindet, welches zur Vergleichung unschqtzbar dienlich ist. (IR I, 25. Dezember 1786; WA I 30, 239.) Carl August war schon seit seinem Regierungsantritt mit erheblichem Kostenaufwand darum bemrht, eine Sammlung von Gipsabgrssen aufzubauen, die er frr den Unterricht der Freien Zeichenschule zur Verfrgung stellte. Schiller berichtet 1787 davon, dass deren Schrler nach Antiken zeichneten, „davon einige gute Abgrsse hier aufgestellt sind“ (Schiller an Christian Gottfried Ksrner, 18. Æund 19.æ August 1787; NA 24, 134). Wyhrend und nach der Italienreise baute Goethe die Abgusssammlung durch umfangreiche Anschaffungen weiter aus (vgl. Katharina Krrgel: „Ich freue mich auf die Pariser Abgrsse“. Ein Beitrag zur Sammlung antiker Abgrsse in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. In: Hellmut Th. Seemann (Hrsg.): Europa in Weimar. Visionen eines Kontinents. Gsttingen 2008, S. 173–197). – ,Aufpacken‘ hier metaphorisch frr ,Reiseeindrrcke, Ideen, Anregungen sammeln, aufnehmen‘ (vgl. GWb 1, 984). 52,16 zu Wasser gehn] Per Schiff transportieren (vgl. Grimm 13, 2309). 52,16–17 Einige Colossalknpfe kann ich selbst nicht entbehren] Zu den Gipskopien von Kolossalplastiken, die Goethe in seiner Wohnung in Rom aufgestellt hatte, zyhlten insbesondere die „Juno Ludovisi“, die „Medusa Rondanini“ und der „Zeus von Otricoli“ (vgl. IR I, 25. Dezember 1786; WA I 30, 239); hinzu kommt noch der Kopf des „Apoll vom Belvedere“ (vgl. 85,8–10). Vgl. auch zu 62,20; zu 62,29; zu 74,10–11. 52,19–20 Der Bildhauer Trippel hat Æ:::æ gearbeitet] Der seit 1778 in Rom lebende Bildhauer Alexander Trippel (vgl. die erste Erlyuterung zu 20,33) verdiente seinen Unterhalt auch durch Antikenkopien. Eine davon geht auf eine damals als Nemesis gedeutete Statue im vatikanischen Museo Pio-Clementino zurrck. In einer Verkaufsliste Trippels findet sich folgende Beschreibung: „Eine stehende Nemesis nach dem Original aus dem Museo Clementino, hoch 3 Palm 3 Zoll, 100 Zechinen“ (C. H. Vogler: Der Bildhauer Alexander Trippel aus Schaffhausen. Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins zu Schaffhausen. Jg 1892/93. Schaffhausen 1893, S. 6 Æohne Angabe der Quelleæ). Die Statue, die je nach verwendetem Maß zwischen 80 cm und einem Meter groß gewesen sein muss, befand sich im 19. Jahrhundert in Schweizer Privatbesitz; derzeit ist ihr Verbleib unbekannt. Ihre Vorlage im Vatikan drrfte hingegen zu identifizieren sein: In Viscontis Katalog (vgl. zu 53,11–12) des Museo wird in Band II unter der Nummer 13 eine „Nemesis“-Statue besprochen und abgebildet. Als Grsße wird hier „5 palmi“ angegeben. Dabei handelt es sich um die Statue einer Nymphe („Typus Nemesis“) mit nicht zugehsrigem Kopf („Typus Sappho“ oder „Corinna“); die Statue, 110 cm groß, wurde 1769 von

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Gavin Hamilton in der Villa Hadriana in Tivoli gefunden, restauriert und 1772 an das Museo Pio-Clementino verkauft. Sie ist dort heute in der Galleria dei Candelabri (V, 9; Inv.-Nr 2779) aufgestellt (vgl. Georg Lippold: Die Skulpturen des Vatikanischen Museums. Bd III.2. Berlin 1956, S. 376–378, Nr 9, Tafel 160 f.; Spinola, Museo Pio-Clementino 3, 300 f., Nr 9). Trippels „Nemesis“ wurde von Goethe nicht erworben (vgl. zu 248,28). 52,26–28 Diese Nemesis wqre Æ:::æ Ihrer Frau Gemahlinn] Offensichtlich hatten Carl August und Goethe bereits vor dessen Aufbruch nach Italien ƒberlegungen zur Ausgestaltung des neuen Residenzschlosses angestellt, das an die Stelle des 1774 abgebrannten Gebyudes treten sollte und mit dessen Bau 1789 begonnen wurde. Die von der Herzogin Louise bewohnte Suite in der Beletage des neuen Residenzschlosses erhielt eine besonders reiche klassizistische Ausstattung. 52,28–29 er verlangt 100 Dukaten Æ:::æ fmr 80 zu erhalten] Vgl. zu 182,27; zu 248,28. 52,33 Abdrmcke der Mark Antonio] Marcantonio Raimondi, italienischer Kupferstecher der Renaissance, der insbesondere frr Raffael arbeitete. Zu Goethes Bemrhungen um den Erwerb von Graphiken Raimondis vgl. zu 270,1. 52,34–53,1 da Raphaels Andencken Æ:::æ als hier] Die Werke Raffaels gehsrten seit Goethes Ankunft in Rom zu seinen wichtigsten Studienobjekten (vgl. 20,13–22; vgl. auch zu 38,1). Die hier ausgesprochene Wertschytzung Raffaels in Verbindung mit der Information rber das hohe Preisniveau der Graphiken zeigt eine ausgeprygte, durch den rberwyltigenden Eindruck der Originale in Rom bewirkte Zurrckhaltung Goethes gegenrber dem Erwerb von Kupferstichen und Ankyufen von Kunstwerken, die lediglich eine graphische Abbildung der Originale bieten konnten. Diese Haltung relativierte sich erst wyhrend des zweiten Aufenthalts in Rom, als Goethes Abreise nyher rrckte (vgl. Grave, Kunstksrper, 106 f.). 53,1–2 Die ausgedruckten und aufgekratzten Platten] Die zur Fertigung von Kupferstichen benutzten Druckplatten. 53,6–7 der Egyptischen Æ:::æ Lnwen] Die beiden ygyptischen Lswen am Fuße der von Michelangelo geplanten Treppe (Cordonata) zum Kapitol wurden wahrscheinlich 1435 auf dem Gelynde des Iseum Campense, einer großen antiken Tempelanlage auf dem Marsfeld, gefunden und auf Veranlassung von Papst Pius IV. (Papst von 1559 bis 1566) an der Cordonata aufgestellt. Sie stammen aus frrhptolemyischer Zeit, bestehen aus grauem, rosa geydertem Basalt und sind 84 cm hoch und 185 cm bzw. 197 cm lang. Im Festsaal des 1774 abgebrannten und 1789–1803 unter Goethes Leitung wieder aufgebauten Weimarer Residenzschlosses wurden Nachbildungen dieser ygyptischen Lswen aufgestellt. An der Fontana dell’ Acqua Felice (auch Fontana Termini oder Fontana Mose) befanden sich zwei ygyptische Lswenpaare, die im 19. Jahrhundert durch Kopien ersetzt wurden. Das eine Paar, zwei zur Seite blickende Lswen aus Granit mit gekreuzten Vorderbeinen (726195 cm), stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und

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befindet sich heute in den Vatikanischen Museen, das andere, marmorne, nach vorn schauende Lswen, ist verschollen. Die beiden Lswenpaare ließ Papst Sixtus V. 1586 vor den Syulen der Brunnenhalle aufstellen. Vgl. Winckelmann, KD, Nr 83–84. 53,10 wenn ich Auftrag von Ihnen erhalten sollte] Goethe wurde erst 1788 mit Kunsteinkyufen auf Rechnung der herzoglichen Schatulle beauftragt (vgl. Jahresrechnung der herzoglichen Schatulle, 30. Juni 1788; ThHStA, Sign.: A 1154, Bl. 50). Frrhere Auftryge sind in den Schatullrechnungen nicht nachweisbar. 53,11–12 Auch sind zwey Bqnde des Musei Pio Clementini heraus] Nachfolger Winckelmanns als Aufseher rber die pypstliche Antikensammlung wurde Giovanni Battista Visconti, der federfrhrend beim Aufbau des Museo PioClementino wirkte. 1782 erschien in Rom unter seinem Namen der 1. Band des großartigen Katalogs der vatikanischen Antikensammlung mit zahlreichen Stichen: „Il Museo Pio-Clementino descritto da Giambattista Visconti Prefetto delle Antichita di Roma“. Allerdings hatte schon diesen Band nicht er, sondern sein Sohn Ennio Quirino Visconti verfasst, der damit zu einem der berrhmtesten Antiquare Europas wurde. Der 2. Band erschien dann 1784 unter seinem Namen; bis 1807 folgten die Bynde 3 bis 7. Das Gesamtwerk ist in der HAAB Weimar vorhanden (Sign.: Th O 0:6 a–g). ƒber das Museo-Pio-Clementino vgl. zu 21,11. 53,15–16 Versagen Sie mir Æ:::æ nicht.] Da Goethe seit der Abreise Carl Augusts aus Karlsbad am 27. August 1786 keinen Brief mehr von ihm erhalten hatte, wurde er zunehmend unruhig und bat immer dringlicher um Antwort auf seine Briefe. Vom Herzog hing nicht nur die Dauer seines Aufenthalts in Italien ab, sondern auch die Msglichkeit zur Rrckkehr in die bisherigen Verhyltnisse in Weimar. Der erste, am 13. Dezember 1786 geschriebene, jedoch nicht rberlieferte Antwortbrief, der Goethe Gewissheit darrber verschaffte, dass der Herzog ihm trotz seiner heimlichen Abreise wohl gesonnen und freundschaftlich verbunden geblieben war, erreichte Goethe Anfang Januar 1787 (vgl. zu 89,6). 53,21–22 Den Brief Æ:::æ absenden] Den ebenfalls am 12. Dezember begonnenen Brief an die Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach schloss Goethe erst am nychsten Posttag, Samstag, dem 23. Dezember, ab (vgl. Nr 37). 34. An Johann Gottfried und Caroline Herder und deren Kinder Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil Rom, 13. und 16. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 2 Bl. 17,6623,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Tinte, Bleistift und Rstel; Erledigungs-

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striche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813– 1816); Bl. 1 im oberen Drittel zerschnitten; S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“; Fr. v. Stein und den Herzog (54,4) von fremder Hd mit roter Tinte gestrichen. – Beischluss zu Nr 31 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 327–331, Nr 39. WA IV 8 (1890), 88–92, Nr 2538. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Johann Gottfried und Caroline Herders aus dem Zeitraum vom 20. bis 23. November 1786 (vgl. zu 40,22). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 54,1 abg.] Abgekrrzt frr ,abgegangen‘. 54,3–4 Wie herzlich freut Æ:::æ wie ich wmnschte genommen.] Goethe hatte von den Plynen zu seiner Italienreise keinem seiner Freunde etwas verraten, so dass er durchaus mit Missbilligungen seiner Vorgehensweise rechnen musste. 54,4 Versnhnt mir Fr. v. Stein und den Herzog] Besonders Charlotte von Stein empfand es als Tyuschung und Vertrauensbruch, nicht in Goethes Plyne eingeweiht worden zu sein. Ihr erster Brief an Goethe nach Rom war ein Zettelgen (45,23), in dem sie die Beziehung zu Goethe infrage stellte und ihre Briefe zurrckforderte (vgl. zu 45,23). Seinen Dienstherrn Carl August hatte Goethe zwar noch kurz vor seinem Aufbruch nach Italien in Karlsbad Ende August 1786 rber die Absicht zu einer lyngeren Reise informiert und um entsprechenden Urlaub gebeten, aber auch ihm gegenrber das wahre Ziel verschwiegen. Eine Reaktion des Herzogs auf seinen Aufenthalt in Rom hatte Goethe noch nicht erhalten. Daher die Bitte um Vermittlung der Herders in beiden Fyllen (vgl. auch IR I, 13. Dezember 1786; WA I 30, 234). 54,12 Winckelmanns Briefe, die er aus Italien schrieb] Winckelmanns Briefe an seine Freunde. 2 Theile. Mit einigen Zusytzen und litterarischen Anmerkungen herausgegeben von Karl Wilhelm Daßdorf, Churfrrstlicher Bibliothekar. Dresden 1777–1780. – Ob Goethe diese Ausgabe selbst mit nach Italien gebracht, sie erst dort erworben oder nur bei einem seiner Mitbewohner, etwa bei Tischbein, vorgefunden hatte, ist nicht bekannt. In seiner nachgelassenen Bibliothek findet sich nur die Fortsetzung dieser Ausgabe: Johann Winkelmanns Briefe an Einen seiner vertrautesten Freunde in den Jahren 1756–1768. Nebst einem Anhange von Briefen an verschiedene andere Personen. ÆHrsg. von Johann Erich Biester.æ 2 Theile. Berlin, Stettin 1781 (vgl. Ruppert, 38, Nr 261). 54,14 Vor 31 Jahren Æ:::æ kam er] Johann Joachim Winckelmann kam am 18. November 1755 in Rom an (vgl. Winckelmann an Johann Michael Francke, 7. Dezember 1755; Winckelmann, Briefe 1, 189). Er wollte, ausgestattet mit

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einer kursychsischen Pension von 200 Talern, zunychst nur zwei Jahre Studien in der Altertumskunde in Rom betreiben, blieb dann aber bis zu seinem Tode im Jahre 1768. †hnlich wie Goethe war Winckelmann von Dresden aus in rund acht Wochen rber Bshmen, Bayern, Tirol, Venedig und Bologna nach Rom gereist. 54,24 Eine Stelle in W. Br. an Francken] Gedychtniszitat aus Winckelmanns Brief aus Rom an seinen Freund Johann Michael Francke vom 4. Februar 1758. Der Originaltext in der daßdorfschen Ausgabe (Dresden 1777) lautet: „Man muß alle Sachen mit einem gewissen Phlegma in Rom suchen, sonst wird man frr einen Franzosen gehalten. In Rom, glaube ich, ist die hohe Schule frr alle Welt, und auch ich bin gelyutert und geprrfet.“ (T. 1, S. 83; vgl. auch Winckelmann, Briefe 1, 226.) 55,1 Man muß so zu sagen wiedergebohren werden] Dass er in Rom eine ,Wiedergeburt‘ erlebe, schilderte Goethe wiederholt (vgl. zu 4,13–14). 55,3 gemeinste] ,Gemein‘ hier im Sinne von ,einfach‘, ,normal‘, ,schlicht‘ (vgl. GWb 3, 144 f.). 55,6 Mmnter ist hier] Der aus Gotha stammende protestantische Theologe und Altertumsforscher Friedrich Christian Mrnter hielt sich nach beendigtem Studium seit dem 26. Februar 1785 mit einem Stipendium des dynischen Ksnigs zu Studienzwecken vornehmlich am Vatikan in Rom auf. Herder war mit Mrnter seit dessen Aufenthalten als junger Student in Weimar Anfang September 1781, Anfang Juli 1782 und Mitte April 1783 gut bekannt und stand mit ihm in Briefwechsel. Wyhrend des ersten Weimaraufenthaltes war Mrnter auch Goethe begegnet (3. und 5. September 1781). Noch am Tage seiner Rrckkehr von einem lyngeren Aufenthalt in Neapel am 23. November 1786 suchte Mrnter Goethe in dessen Wohnung bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in der Via del Corso 18 auf (vgl. Mrnter, Tagebrcher [23. November 1786] 2, 247). Auch in den folgenden Tagen kam es immer wieder zu Begegnungen und Gesprychen zwischen beiden (24. und 30. November, 1., 2., 10., 14. und 18. Dezember; vgl. ebd., 247–252). 55,8 Er verreist bald und wird euch besuchen] Mrnter verließ Rom am 23. Dezember 1786, um seine Heimreise nach Kopenhagen anzutreten (vgl. Mrnter, Tagebrcher [23. Dezember 1786] 2, 253), die ihn nach Aufenthalten in Norditalien, der Schweiz und Bayern im Mai 1787 auch nach Weimar frhrte. Mrnter hielt sich vom 16. bis 22. Mai in Weimar auf und pflegte engen Kontakt zu Caroline und Johann Gottfried Herder, die er tyglich besuchte (vgl. ebd., 397–402). 55,10 Tischbein] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, bei dem Goethe wohnte (vgl. zu 15,21–22). Er zyhlte zu den engsten Vertrauten Goethes in Rom. 55,11 Moriz der Fusreiser ist hier] Karl Philipp Moritz war u. a. mit seinem Bericht rber eine weitgehend zu Fuß unternommene Reise durch England von

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Mai bis Juli 1782 bekannt geworden (Reisen eines Deutschen in England. Im Jahr 1782. In Briefen an Herrn Oberkonsistorialrath Gedike von Karl Philipp Moritz. Berlin 1785). Im Sommer 1785 war noch eine Deutschlandwanderung gefolgt. Weiter vgl. zu 36,1. 55,11 hat den Arm gebrochen] Nach der Rrckkehr von einem gemeinsamen Ausflug mit Goethe, Tischbein und einigen anderen Krnstlern ans Tyrrhenische Meer nach Fiumicino unweit der Tibermrndung war Moritz am Abend des 29. November in Rom mit seinem Pferd gestrrzt und hatte sich den linken Oberarm gebrochen (vgl. zu 45,19–20). 55,17 Eurem Briefe] Nicht rberlieferter Brief Johann Gottfried und Caroline Herders aus dem Zeitraum vom 20. bis 23. November 1786. Goethe hatte ihn am 9. Dezember erhalten (vgl. 42,28). 55,17–18 daß es mit dem Druck Æ:::æ langsam geht] Gemeint ist der Druck von Goethes Gesamtausgabe seiner „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen. Dieser hatte bisher nur die Druckvorlagen frr die Bynde 1 und 2 der auf acht Bynde geplanten Ausgabe im Oktober 1786 erhalten (vgl. Gsschen an Seidel, 3. Oktober 1786 und Gsschen an Bertuch, 22. Oktober 1786; QuZ 1, 43 und 45), obwohl die Vorlagen frr die Bynde 1 bis 4 laut Verlagsvertrag bis spytestens Ende September 1786 hytten geliefert werden mrssen (vgl. Verlagsvertrag, Punkt 2.; GB 6 I, 239). Anfang November hatte Herder vereinbarungsgemyß erste Probedrucke zur Ansicht erhalten und Korrekturen angemahnt (vgl. Herder an Bertuch, Anfang November 1786; HB 5, 193). Nur rber diese Probedrucke hat er Goethe wahrscheinlich in seinem Bezugsbrief informieren ksnnen. Wann Gsschen mit dem Druck der Bynde begonnen hat, ist fraglich, wahrscheinlich erst im Dezember 1786 oder im Januar 1787. Noch am 5. Januar 1787 sprach Philipp Seidel gegenrber Gsschen frr die nychste Zeit von der Msglichkeit, „daß der Druk der zwey ersten Bynde beendigt wyre“ (QuZ 1, 51). Am 18. Januar schickte Seidel das Druckmanuskript von Band 4 an Gsschen (vgl. Seidel an Gsschen, 18. Januar 1787; QuZ 1, 59). Am 24. Januar schließlich sandte Gsschen Aushyngebogen von Band 1 und msglicherweise auch schon von Band 2 an Friedrich Justin Bertuch nach Weimar zur Weitergabe an den die Ausgabe betreuenden Herder (vgl. Gsschen an Bertuch, 24. Januar 1787; QuZ 1, 59). 55,18 daß also Iphigenie nicht zu spqt kommt] „Iphigenie auf Tauris“ sollte in Band 3 der „Schriften“ erscheinen. Vgl. weiter zu 4,2. 55,19 Weynachten soll sie denn doch fort] Goethe hatte das Manuskript bereits weitgehend fertiggestellt. Am 14. Dezember berichtete er Charlotte von Stein davon und erwyhnte auch eine Lesung aus dem Strck vor Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (vgl. zu 57,28–29). Am 29. Dezember konnte Goethe Herder mitteilen, dass die Iphigenie fertig ist (67,27–28). Nach kleineren Verbesserungen schickte er eine Abschrift des Textes schließlich aber erst am 13. Januar nach Weimar an Herder (vgl. Beilage zu Nr 46).

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55,20 Zugleich kommt die Zueignung.] Neben der „Iphigenie auf Tauris“ fehlte auch noch die zur Ersffnung der Ausgabe frr Band 1 vorgesehene „Zueignung an das deutsche Publikum“. Goethe wollte dafrr ursprrnglich eigens ein neues Gedicht schreiben, entschied sich aber dann doch frr eine andere Variante (vgl. zu 4,27). Goethe konnte den fertigen Text erst am 27. Januar an Herder schicken (vgl. 97,6–9). 55,20–21 Ich habe einen sonderbaren Einfall gehabt] Msglicherweise ist hiermit schon die Idee gemeint, frr die „Zueignung“ die 14 Anfangsstrophen seines Gedichts „Die Geheimnisse“ zu verwenden (vgl. GB 6 II, zu 234,21). 55,22 Hauskreutze] Im Sinne von ,Leiden, Unglrck, Sorgen in der Familie‘ (vgl. GWb 4, 792). Vermutlich hatten die Herders den Begriff in ihrem nicht rberlieferten Bezugsbrief selbst benutzt. In anderen Briefen aus dieser Zeit berichten sie ebenfalls unter dem Stichwort ,Hauskreuz‘ von Krankheiten der Kinder: „An Hauskreuz hat es uns auch nicht gefehlt: Æ:::æ Mit dem November u. December ist das Haus ein Lazareth gewesen, zuerst mit einer tsdtlichen Krankheit der Nichte meiner Frauen Æ:::æ: sodann mit einem yußerst beschwerlichen u. gefyhrlichen Keuchhusten der Kinder Æ:::æ.“ (Herder an Johann Georg Hamann, Ende Januar 1787; HB 5, 205; vgl. auch Caroline und Johann Gottfried Herder an Johann Georg Mrller, 4. Februar 1787; HB 5, 208.) 55,22 durch Moritzens Unfall] Zum Unfall von Karl Philipp Moritz vgl. die zweite Erlyuterung zu 55,11. Goethe und viele seiner Freunde und Bekannten aus der deutschen Krnstlerkolonie in Rom nahmen regen Anteil an dem Schicksal des Rekonvaleszenten, besuchten ihn regelmyßig und krmmerten sich um ihn. 55,26–27 Wie Iph. fort ist geht es an Egmont!] Zur Fertigstellung der „Iphigenie auf Tauris“ vgl. zu 55,19. Seit Ende 1786 trug sich Goethe mit dem Plan, alle als Fragment angekrndigten Werke frr die Ausgabe der „Schriften“ zu vollenden (vgl. GB 6 II, zu 235,1). Als Erstes sollte dies mit dem Trauerspiel „Egmont“ geschehen. Ende Januar 1787 entschuldigt Goethe auftretende Verzsgerungen mit eingeschobenen Studien zur rsmischen Geschichte (vgl. 97,18–22). Im Februar 1787 trat er seine mehrmonatige Reise nach Neapel und Sizilien an (vgl. zu 104,32). Die Arbeiten am „Egmont“ begannen so erst Anfang Juli 1787 (vgl. zu 161,17). 55,27 Was ich fmr Wilhelmen aufpacke] Nach eigenem Vorsatz wollte Goethe jedes Jahr ein Buch seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ schreiben (vgl. GB 6 II, zu 114,1). Wegen seiner Reise nach Italien war er 1786 mit den im Myrz begonnenen Arbeiten (vgl. GB 6 II, zu 178,7) nicht vorangekommen. Mittlerweile hatte er wahrscheinlich die Absicht, die in Italien gemachten Erfahrungen in das weitere Konzept des Romans mit einfließen zu lassen (vgl. auch Reise-Tgb. 3, 20. September 1786; GT I 1, 227). Goethe setzte seine Arbeiten am Wilhelm-Meister-Roman nach einem kurzen Intermezzo Anfang 1791 aber erst 1794 mit der Umarbeitung zu „Wilhelm Meisters

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Lehrjahre“ fort. – ,Aufpacken‘ hier im Sinne von ,Reiseeindrrcke, Ideen, Anregungen sammeln‘ (vgl. GWb 1, 984). 55,28–29 schreibt mir oft] Nach dem Empfang des ersten Briefes der Herders am 9. Dezember 1786 in Rom erhielt Goethe bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 mindestens noch zwei weitere ebenfalls nicht rberlieferte Briefe der Herders. Der nychste wurde am 11. Dezember 1786 geschrieben (vgl. 74,7). Darauf folgte noch einer vom 15. Januar (vgl. zu 107,1). Zur Korrespondenz mit den Herders wyhrend Goethes Italienaufenthalt insgesamt vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 2. 55,29 Dieser Brief kommt euch zum neuen Jahre] Die normale Postlaufzeit zwischen Rom und Weimar betrug in der Regel 16 Tage. 55,32 den Kindern] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 56,14 Neulich waren wir am Meere] Am 29. November 1786 unternahmen Goethe, die Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Johann Georg Schrtz, Karl Philipp Moritz sowie zwei weitere Begleiter einen Ausflug zur Tibermrndung ins Tyrrhenische Meer bei Fiumicino (vgl. zu 42,26). 56,16 Elecktrisir Fisch] Elektrisierfische, auch Zitterfische genannt, kommen in verschiedenen Arten vor, z. B. als Aal, Wels oder Rochen, letzterer z. B auch im Mittelmeer (vgl. LA II 9A, 350). Sie sind in der Lage, mittels eines speziellen Organs hohe elektrische Spannungen zu erzeugen, um damit ihre Beute oder Feinde bei Berrhrung und auf kurze Entfernung zu betyuben oder zu tsten. 56,20 schreibt mir offt] Die Kinder Herders haben Goethe in der Folgezeit wahrscheinlich sfter geschrieben. Zum Teil geschah dies in Form von Notizen in den Briefen ihrer Eltern (vgl. 107,28–29), zum Teil aber auch in eigenen Briefen, die jedoch nicht rberliefert sind (vgl. zu 159,17–18). 56,23 Gedenckt des Phasanen Traumes] Im Reisetagebuch frr Charlotte von Stein schildert Goethe unter dem 19. Oktober einen so genannten Phasanen Traum (GT I 1, 299), den er schon vor einem Jahr, also im Herbst 1785, gehabt hatte und an den er sich in Bologna erinnert frhlte: Es trqumte mir nqmlich: ich landete mit einem ziemlich großen Kahn an einer fruchtbaren, reich bewachsenen Insel, von der mir bewußt war, daß daselbst die schnnsten Fasanen zu haben seien. Auch handelte ich sogleich mit den Einwohnern um solches Gefieder, welches sie auch sogleich hqufig, getndtet, herbeibrachten. Es waren wohl Fasanen, wie aber der Traum alles umzubilden pflegt, so erblickte man lange, farbig beaugte Schweife, wie von Pfauen oder seltenen Paradiesvngeln. Diese brachte man mir schockweise in’s Schiff, legte sie mit den Knpfen nach innen, so zierlich gehquft, daß die langen bunten Federschweife, nach außen hqngend, im Sonnenglanz den herrlichsten Schober bildeten, den man sich denken kann, und zwar so reich, daß fmr den Steuernden und die Rudernden kaum hinten und vorn geringe Rqume verblieben. So durchschnitten wir die ruhige

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Fluth und ich nannte mir indessen schon die Freunde, denen ich von diesen bunten Schqtzen mittheilen wollte. Zuletzt in einem großen Hafen landend, verlor ich mich zwischen ungeheuer bemasteten Schiffen, wo ich von Verdeck auf Verdeck stieg, um meinem kleinen Kahn einen sichern Landungsplatz zu suchen. (IR I, 19. Oktober 1786; WA I 30, 168 f.) 35. An Charlotte von Stein

Rom, 13.–16. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – Doppelblatt 17,5623,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Msglicherweise Nr 32; beide Briefe waren Beischluss zu Nr 31 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 235–238,20, Nr 15. WA IV 8 (1890), 92–95, Nr 2539. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 (vgl. zu 45,23). – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 1. Januar 1787 (vgl. zu 94,13–14). Postsendungen: 16. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 57,1 Dein Zettelchen] Es war mit einem Brief Philipp Seidels aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786 gekommen (vgl. zu 45,23). 57,4–5 ein Brief von dir] Charlotte von Stein antwortete entgegen ihrer Ankrndigung zu schweigen (57,2) am 4. oder 5. Dezember 1786 auf Goethes zweiten Brief aus Rom vom 18. November, den sie wahrscheinlich am 4. Dezember erhalten hatte. Der Brief traf am 23. Dezember 1786 in Rom bei Goethe ein (vgl. zu 63,15). Er brachte offenbar noch einmal die Absicht zum Ausdruck, die Beziehung beenden zu wollen. Zu Goethes Reaktion darauf vgl. 63,15–20. 57,5–6 vielleicht ist mein Tagebuch angekommen] Gemeint ist Goethes frr Charlotte von Stein bestimmtes „Reise-Tagebuch“, dessen erste Teile er am 14. Oktober 1786 aus Venedig abgeschickt hatte (vgl. zu 13,6–7). Charlotte von Stein erhielt es erst Ende Dezember (vgl. zu 13,26–27). Den letzten Teil des Tagebuchs der Reise von Venedig bis Rom schickte Goethe wie den vorliegenden Brief ebenfalls am 16. Dezember nach Weimar (vgl. zu 48,24). 57,8–9 Wenn du diesen Brief erhqltst Æ:::æ in Neapel] Bei einer gewshnlichen Postlaufzeit zwischen Rom und Weimar von 16 Tagen erhielt Charlotte

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von Stein den vorliegenden Brief frrhestens am 1. Januar 1787. Mitte Dezember 1786 plante Goethe noch, seine Reise nach Neapel Anfang Januar 1787 anzutreten (vgl. zu 50,14). Er brach schließlich aber erst am 22. Februar nach Neapel und Sizilien auf. 57,9 wenn du mir schreiben magst] Trotz ihrer Ankrndigung, die Korrespondenz mit Goethe nicht wieder aufnehmen zu wollen (vgl. zu 57,4–5), antwortete Charlotte von Stein ab Anfang Dezember 1786 wieder regelmyßig auf Goethes Briefe (vgl. auch die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). Den vorliegenden Brief beantwortete sie umgehend nach dessen Eingang am 1. Januar 1787 (vgl. zu 94,13–14). 57,15–16 Seitdem ich in Rom bin Æ:::æ alles sehenswmrdige gesehen] Vom ersten Tag in Rom an, dem 30. Oktober 1786, war Goethe nahezu tyglich zur Besichtigung der Altertrmer und Kunstwerke in Rom unterwegs. Systematisch arbeitete er dabei ein Programm ab, von dem zumindest folgende Stationen nachweisbar sind. In der ersten Woche, bis zum 7. November, wurden dem Vatikan mit der Peterskirche, verschiedenen antiken Ruinen (30. Oktober), dem Kapitol, der Villa Borghese mit ihrer Antikensammlung (31. Oktober), der Paulskapelle (1. November), dem Quirinalspalast (2. November), den Tempelruinen des Sol und der Luna (4. November), dem Neuen Museum (Museo Pio-Clementino; 6. November), dem Appartement Borgia (ehemalige pypstliche Wohnryume), den Logen und den Stanzen des Raffael (6. oder 7. November) sowie msglicherweise auch dem Pantheon erste Besuche abgestattet. Danach folgten die Villa Albani (8. November), erneut die Stanzen Raffaels im Vatikanspalast, die Kaiserpalyste auf dem Palatin, die Pyramide des Cestius, Kloster und Kirche Il Priorato sowie die sogenannten Navalia, eine Hafenanlage des Altertums (10. November), die Grotte der Nymphe Egeria, der Circus Caracalla und die Grabmyler an der Via Appia sowie der Aquydukt Aqua Claudia (11. November). Am 12. November suchte Goethe die Anlagen der ehemaligen Byder des Diokletian mit den Kirchen S. Maria degli Angeli und S. Bernardo auf. Nach einem Abstecher nach Frascati setzte er das Besichtigungsprogramm am 17. November mit Besuchen der Kirche S. Andrea della Valle und des Palazzo Farnese fort. In den Folgetagen erkundete er die Villa Farnesina und die Kirche S. Pietro in Montorio (18. November), den Palazzo Doria Pamphilj (19. November), die Byder des Caracalla und der Livia sowie das Grabmal der Scipionen (20. November). Am 22. November war Goethe erneut im Vatikan und stieg auf die Kuppel des Petersdomes, besichtigte die Sixtinische Kapelle und danach noch die Kirche S. Cecilia in Trastevere. Der folgende Tag war der Galleria Doria Pamphilj im gleichnamigen Palazzo gewidmet. Am 26. November besuchte er den Palazzo Borghese. Dann ging es erneut zum Vatikan und zur Besichtigung der Fresken in der Sixtinischen Kapelle sowie zur Villa Pamphilj (27. November). Am nychsten Tag folgten die Villa Madama und die Villa Mellini (28. November). Am 29. November fand ein Ausflug nach

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Fiumicino ans Tyrrhenische Meer statt, und in den Tagen danach krmmerte sich Goethe vor allem um den durch einen Unfall verletzten Karl Philipp Moritz. Es schlossen sich Besuche in der Villa Ludovisi (1. Dezember) und den Kirchen S. Pietro in Vincoli und S. Trinit dei Monti (3. Dezember) an. Darauf besuchte er erneut den Vatikan mit den Stanzen des Raffael, der Peterskirche und der Paulskapelle sowie den Palazzo Corsini (4. Dezember), den Palazzo Colonna, die Villa Mattei, das Kolosseum, die Kirche S. Giovanni e Paolo und den Campo Vaccino, das ehemalige Forum Romanum (6. Dezember). Am 7. Dezember standen die Kirchen S. Sabina und S. Paolo fuori le Mura, das Grabmal der Caecilia Metella an der Via Appia und die Porta San Sebastiano auf dem Programm, am 8. Dezember der Palazzo Rondanini, die Kirchen S. Giacomo und S. Maria in Vallicella sowie am 9. Dezember erneut die Villa Ludovisi. Der 11. Dezember war den Bydern des Titus, der Villa Casali und den Kirchen S. Stefano Rotondo sowie S. Gregorio vorbehalten. Vgl. dazu Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7–8æ; ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341; Volkmann 2, 165, 208, 230, 236, 295, 337, 546–549, 609, 798, 802 f. und 870 ÆRandnotizen in Goethes Reiseexemplaræ; Briefe Nr 10, 14, 15, 17, 19, 20, 21 und 24. 57,18 brach mir alles ab] Erst rber eine Woche nach Empfang des Zettelgens (45,23) am 9. Dezember begann Goethe wieder Museen, Villen und Kirchen zu besuchen (vgl. zu 68,3; zu 68,4). 57,18 sah noch einige Villen, einige Ruinen] Lediglich am 11. Dezember war Goethe noch einmal in den Srden der Stadt aufgebrochen, um die Byder des Titus, die Villa Casali und die Kirchen S. Stefano Rotondo und S. Gregorio zu besichtigen (vgl. zu 57,15–16). 57,19 daß ich nichts mehr sah] Zu Goethes Begriff des ,Sehens‘ vgl. zu 19,27. 57,21 Moritz der an seinem Armbruch noch im Bette liegt] Karl Philipp Moritz hatte sich bei einem Reitunfall am Abend des 29. November 1786 den linken Oberarm gebrochen (vgl. zu 45,19–20). 57,22 wenn ich bey ihm war] Karl Philipp Moritz wohnte in der Via Babuino (Nr 89), einer Parallelstraße zur Via del Corso, unweit von Goethes Unterkunft in der Casa Moscatelli. Goethe besuchte ihn zumindest in den ersten Tagen regelmyßig, und es bildete sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen beiden Dichtern heraus. Moritz berichtete in einem Brief an Joachim Heinrich Campe vom 20. Januar 1787 darrber: „Was nun wyhrend den vierzig Tagen, die ich unter fast unaufhsrlichen Schmerzen unbeweglich auf einem Fleck habe liegen mrssen, der edle menschenfreundliche Gsthe frr mich gethan hat, kann ich ihm nie verdanken, wenigstens aber werde ich es nie vergessen; er ist mir in diser frrchterlichen Lage, wo sich oft alles zusammenhyufte, um di unsyglichen Schmerzen, di ich litt, noch zu vermehren, und mei[nen] Zustand zugleich gefahrvoll und trostloß zu machen, alles gewesen, was ein Mensch einem Menschen nur seyn

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kann. Tyglich hat er mich mehr als einmal besucht, und mehrere Nychte bei mir gewacht; um alle Kleinigkeiten di zu meiner Hrlfe und Erleichtrung dienen konnten, ist er unaufhsrlich besorgt gewesen, und hat alles hervorgesucht, was nur irgend dazu abzwecken konnte, mich bei guten Muthe zu erhalten.“ (Zitiert nach: Eybisch, Reiser-Moritz, 205 f.) 57,22 Stmcke aus seinem Leben] Goethe schrieb in seinen Erinnerungen in der „Italiynischen Reise“ darrber: Eben komme ich von Moritz, dessen geheilter Arm heute aufgebunden worden. Es steht und geht recht gut. Was ich diese vierzig Tage bei diesem Leidenden als Wqrter, Beichtvater und Vertrauter, als Finanzminister und geheimer Secretqr erfahren und gelernt, mag uns in der Folge zu Gute kommen. (IR I, 6. Januar 1787; WA I 30, 244.) 57,27–28 eine Herzensfreundinn betrmbt] Ende Juli 1786 hatte Karl Philipp Moritz Berlin verlassen und seine Stelle als Gymnasialprofessor aufgegeben, um schließlich im September mit einem Vertrag des Braunschweiger Verlegers Joachim Heinrich Campe rber ein neues Buch als freier Schriftsteller nach Rom zu gehen. Einer der Grrnde frr die Reise nach Italien war eine unglrckliche Liebe vermutlich zur Gattin des ihm nahestehenden Bergrates August Friedrich Standtke aus Ricksdorf bei Berlin, Sophia Amalie Erdmuthe Standtke geb. Leopold. Ohne weitere Einzelheiten oder Namen zu nennen, berichtete Karl Friedrich Klischnig 1794 erstmals davon (vgl. Klischnig, Erinnerungen Moritz, 160–162). Goethe sah in der Beziehung von Moritz zu einer verheirateten und offenbar geistreichen Frau starke Parallelen zu seiner eigenen Beziehung zu Charlotte von Stein und zu seiner ,Flucht‘ nach Italien. In seinem Brief vom 17. bis 20. Januar 1787 an die Freundin kam Goethe nochmals auf dieses Thema zurrck (vgl. 94,20–27). 57,28–29 Ich las Tischbeinen meine Iphigenie vor] Wann genau Goethe seinem Freund und Wohnungsgenossen Tischbein aus dem Manuskript der „Iphigenie auf Tauris“ vorgelesen hat, ist nicht bekannt. Tischbein selbst erinnert sich 30 Jahre spyter an eine Lesung Goethes aus der „Iphigenie“ im Hause von Angelika Kauffmann (vgl. zu 138,13). Dem Kreis der deutschen Krnstler um die Gruppe in der Casa Moscatelli las Goethe wahrscheinlich noch sfter aus dem Strck vor. In seiner „Italiynischen Reise“ bemerkte er aus Anlass der ƒbersendung des Manuskripts nach Weimar: Hier folgt denn also das Schmerzenskind, denn dieses Beiwort verdient Iphigenia, aus mehr als Einem Sinne. Bei Gelegenheit daß ich sie unsern Kmnstlern vorlas, strich ich verschiedene Zeilen an, von denen ich einige nach meiner uberzeugung verbesserte, die andern aber stehen lasse, ob vielleicht Herder ein paar Federzmge hineinthun will. (IR I, 10. Januar 1787; WA I 30, 247 f.) 57,29 die nun bald fertig ist] Vgl. zu 55,19. 57,29 originale] ,Original‘ hier im Sinne von ,ursprrnglich‘, ,eigentrmlich‘ (vgl. Grimm 7, 1347). 57,30–31 Zustand in welchem ich es geschrieben] Die hier gegebene An-

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deutung auf die mentale Verfassung Goethes wyhrend der Zeit der Niederschrift des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ ist nicht eindeutig auflssbar. Msglicherweise hatte Tischbein eine Verbindung zwischen der schuldbeladenen und innerlich getriebenen Figur des Orest und Goethe hergestellt, den nach seinem fluchtartigen Aufbruch nach Italien Ungewissheit rber die Reaktion des Herzogs und Schuldgefrhle Charlotte von Stein gegenrber plagten (vgl. auch zu 54,4). 58,1–2 meine mbrige Schrifften] Mit der Fertigstellung der Neufassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ konnte Goethe seine Arbeiten an den Druckmanuskripten frr die ersten vier Bynde der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen abschließen. Die weiteren vier Bynde der Ausgabe waren zunychst vor allem frr die unvollendet gebliebenen Werke Goethes, „Egmont“, „Torquato Tasso“ und „Faust“, vorgesehen. Mitte Dezember 1786 hatte sich Goethe endgrltig dazu entschlossen, auch diese Werke in einer abgeschlossenen Fassung zu versffentlichen (vgl. 51,15–18). Er revidierte damit seine ursprrnglichen Plyne in der Ankrndigung der Ausgabe vom 29. Juni 1786, in der er noch vom Abdruck mehrerer unvollendeter Werke ausgegangen war (vgl. GB 6 I, 206,7–11 und GB 6 II, zu 206,12–13). Bis auf „Faust. Ein Fragment“ in Bd 7 hielt Goethe diese neue Vorgabe auch ein. 58,12 In 16 Tagen] Durch die Briefe, die Goethe am 9. Dezember von Philipp Seidel aus Weimar erhalten hatte, wusste er, dass die Postlaufzeiten bei Befsrderung mit der fahrenden Post zwischen Rom und Weimar und umgekehrt 16 Tage betrugen (vgl. zu 47,15; 80,20). Briefsendungen von Weimar brauchten aber oft auch bis zu 19 Tage (vgl. zu 67,9; zu 73,7). Zu den unterschiedlichen Befsrderungszeiten und den Posttagen in Weimar vgl. auch zu 116,24–25. 58,13–14 wenn du gleich wieder schreibst] Charlotte von Stein antwortete noch am gleichen Tag, an dem sie den vorliegenden Brief erhielt, am 1. Januar 1787. Ihr Brief traf am 20. Januar 1787 bei Goethe in Rom ein (vgl. zu 94,13–14). 58,16 Tischbein Pittore tedesco al Corso incontro al Palazzo Rondanini.] Ital.: Tischbein, deutscher Maler am Corso, gegenrber dem Palazzo Rondanini (vgl. zu 15,21–22). Seine Adresse in Rom hatte Goethe bisher nur Philipp Seidel (vgl. zu 18,4–6) und den Herders mitgeteilt (vgl. zu 25,17–18). Etwa zeitgleich mit vorliegendem Brief schickte Goethe auch eine Mitteilung seiner Adresse an seine Freunde in Weimar (vgl. Nr 27). 58,18 die beste Einleitung] Auf seinen Besichtigungen in den ersten rsmischen Wochen erhielt Goethe sachkundige Frhrungen, meist durch Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Johann Friedrich Reiffenstein oder Aloys Hirt (vgl. auch zu 19,23). 58,19 Fritzen] Charlotte von Steins 14-jyhriger Sohn Friedrich. 58,20 Mmnzen in Thon abzudrucken] ƒber die damals in Rom sehr populyre Art einer besonderen Art der Steindrucktechnik in Ton, die insbesondere beim

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Kopieren von Medaillen und Mrnzen Anwendung fand, hatte Goethe schon in seinem Brief vom 2. Dezember 1786 berichtet (vgl. zu 39,20). 58,22–23 schnne Schwefel] Abdrrcke von geschnittenen Steinen (Gemmen) oder Mrnzen in formbar gemachtem und wieder erhyrtetem Schwefel (vgl. zu 64,24). 58,24 eine artige Manier Zimmer auszuzieren] Darauf hatte Goethe schon in seinem Brief vom 2. Dezember 1786 Bezug genommen (vgl. zu 39,22; zu 39,25). 58,26–27 Anfang kmnftigen Jahres nach Neapel] Goethe reiste erst am 22. Februar 1787 (vgl. zu 50,14). 58,28 die deinigen] Vgl. zu 49,5. 36. An Charlotte von Stein ÆRom, vermutlich 16. Dezember 1786æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Mit dem vorliegenden Brief rbersandte Goethe einen geschnittenen Stein (vgl. 59,1–2), mit dem Charlotte von Stein ihren nicht rberlieferten Brief siglierte, der aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 21. Januar 1787 stammt (vgl. zu 116,28). Bei einer Befsrderungsdauer von 16 bis 19 Tagen ergibt sich, dass Goethe den Stein spytestens in den ersten Tagen des Januar 1787 versandt haben muss. Vermutlich aber lagen der Stein und der vorliegende Begleitbrief bereits der (Paket-)Sendung von Goethes letztem Teil seines „Reise-Tagebuchs“ an Charlotte von Stein bei, die Goethe am 16. Dezember 1786 nach Weimar schickte und die die Adressatin spytestens Mitte Januar 1787 in Hynden hatte (vgl. zu 48,24; zu 91,17). Diese Annahme wird durch die „Italiynische Reise“ gestrtzt, in der es heißt: Auf dem Wege nach der Oper brachte man mir den Brief von wohlbekannter Hand, und dießmal doppelt willkommen mit dem Lnwchen gesiegelt: als vorlqufiges Wahrzeichen des glmcklich angelangten Packets. Æ:::æ Herzlich dank’ ich, daß mir die nackte Ankunft gemeldet worden, mnget ihr euer Nqchstes mit einem guten Worte des Beifalls begleiten. (IR I, 16. Februar 1787; WA I 30, 268.) Wenn man ferner berrcksichtigt, dass Charlotte diesen Stein wahrscheinlich, wie von Goethe gewrnscht, entweder als Schmuck (Halsbrosche) oder Petschaft einfassen ließ (vgl. 59,2–3), erklyrt sich auch, warum sie auf keinen Fall schon einen ihrer im Januar 1787 vorausgegangenen Briefe an Goethe mit dem Lswenmotiv sigliert haben konnte. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 8,768,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, kleinteilige Faltung; Rs. am rechten Rand quer zur Schreibrichtung, Tinte:

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BRIEF 37

Behutsam zu ernffnen.; Vs. am linken Rand Reste abgeschnittener Buchstaben erkennbar. E: Briefe aus Italien (1886), 238,21–26, Nr 15 (als letzter Abschnitt dem Brief an Charlotte von Stein vom 13. bis 16. Dezember [Nr 35] angefrgt). WA IV 8 (1890), 124, Nr 2551. BEI L AG E

Kamee (vgl. zu 59,1–2). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 59,1–2 Steinchen einen magischen Lnwen vorstellend] Vermutlich eine Kamee, ein Edel- oder Halbedelstein, auf dessen Oberflyche durch Ausschneiden des Hintergrunds ein Bildmotiv entsteht. Charlotte von Stein verwendete ihn zum Siglieren ihrer Briefe an Goethe (vgl. zu 116,28), verlor ihn aber schon im Frrhjahr 1787 (vgl. zu 158,11). Der Stein war vermutlich, wie die Faltung erkennen lysst, in das Briefblatt eingewickelt (vgl. ƒberlieferung). 59,2–3 Wenn du dir es Æ:::æ faßen ließest] Dies ist offenbar geschehen. Als Goethe im Dezember 1787 ein Ersatzstrck frr den verloren gegangenen Stein und einen weiteren wahrscheinlich an Johanna Louise Gryfin von Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen schickte, frgte er hinzu, die Gryfin solle ihren Stein doch auch in eine Halsnadel fassen laßen (219,25). 37. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, Æ12.?æ –23. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

In Goethes Brief an Herzog Carl August vom 12. bis 16. Dezember 1786 heißt es unter dem 12. Dezember: An Ihre Frau Gemahlinn schreib ich hiermber einige Worte auf die ich mich beziehe. (51,9–10.) Unter dem 16. Dezember schreibt Goethe weiter: Den Brief an Ihre Frau Gemahlinn werd ich mit der nqchsten Post absenden, ich konnte ihn heute nicht endigen. (53,21– 22.) Daraus geht hervor, dass der vorliegende Brief wahrscheinlich am 12. Dezember begonnen, am 16. Dezember fortgesetzt (vgl. zu 53,21–22) und bis zum nychsten Posttag, dem 23. Dezember 1786, beendet wurde (vgl. 61,7). ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XX, Nr 11, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,6(–18,9)623,1(–23,3) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten links von fremder Hd, Tinte: „(An die reg. Frau Herzogin / Luise.)“; in einem Faszikel

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mit der Aufschrift von Schreiberhd (zS), Tinte: „Großherzoglich Sychs.-Hausarchiv. / Abth. A. XX. Louise. Nr 11.“ – Beischluss: Nr 38 (vgl. zu 64,15). E: Briefe von Wieland, Goethe, Herder und von Goethe’s Mutter an die Herzoginnen Anna Amalia und Louise von Sachsen-Weimar, ingleichen von Herder an den Herzog Karl August. In: Weimars Album zur vierten Sykularfeier der Buchdruckerkunst am 24. Juni 1840. Weimar 1840, S. 101 f. WA IV 8 (1890), 96–98, Nr 2540. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 23. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). Herzogin Louise Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757–1830) wurde als Tochter des Erbprinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt und dessen Gattin Caroline in Berlin geboren. Da ihr Vater, der spytere Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, zur Zeit ihrer Geburt im preußischen Milityr diente, lebte die Familie in Berlin, bis sie 1765 ins Darmstydter Schloss rbersiedelte. Dort wuchs sie im Umfeld des Darmstydter Kreises der Empfindsamen auf. Im Herbst des Jahres 1774 signalisierte der Weimarer Hof sein Interesse daran, Louise mit Carl August zu verheiraten. Am 3. Oktober 1775 fand die Hochzeit mit dem gerade als Herzog inthronisierten Carl August in Karlsruhe statt. Von 1779 bis 1786 brachte Louise frnf Kinder zur Welt, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten. 1789 und 1792 folgten zwei weitere Kinder, von denen das erste starb. Louise, die auf Etikette und Hofzeremoniell beharrte, nahm nur zurrckhaltend am gesellschaftlichen Leben des Weimarer Hofes teil, das sich frr sie in einem standesgemyß nicht adyquaten Rahmen gestaltete. Der Herzoginmutter Anna Amalia begegnete sie mit krhler Distanz, und ihre Ehe mit Carl August war von starken Differenzen geprygt. In Briefen an Charlotte von Stein thematisierte Goethe immer wieder das angespannte Verhyltnis des Herzogspaars, wobei Goethe gerade zu Beginn seiner Weimarer Zeit zwischen den Eheleuten zu vermitteln suchte. Nachdem die Herzogin in ihrer Ehe rber lange Zeit die Affyren Carl Augusts erduldet hatte, gab sie 1801 schließlich ihr Einverstyndnis, dass die Schauspielerin Caroline Jagemann dem Herzog linker Hand angetraut wurde. Großes Ansehen errang Louise frr ihr souverynes Auftreten bei der Begegnung mit Napoleon am 15. Oktober 1806. Sie erreichte durch Verhandlungen mit dem Kaiser, dass die Plrnderung und Beschießung Weimars eingestellt wurde. – Goethe war der damaligen Prinzessin Louise zuerst im Mai 1773 in Frankfurt a. M. begegnet, als sie dort auf ihrer Reise an den Zarenhof nach St. Petersburg Station machte. Kurz vor dem Tod der Herzogin im Februar 1830 erinnerte er sich an diese erste Begegnung im Gesprych mit Kanzler von Mrller: Schwebt sie mir doch noch lebhaft vor den Augen, als ich sie Æ:::æ schlank und leicht in den Wagen steigen sah, der sie nach Rußland brachte; es war auf der Zeil

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BRIEF 37

zu Frankfurth. Und seit jener ersten Bekanntschaft blieb ich Ihr treu ergeben; nie hat der geringste Mißklang stattgefunden. (Kanzler von Mrller: Unterhaltungen mit Goethe. Kritische Ausgabe besorgt von Ernst Grumach. Weimar 1956, S. 182.) Ein zweites Mal begegneten sie sich, als Goethe auf dem Weg zu seiner Reise in die Schweiz im Mai 1775 am Hof des Markgrafen von Baden in Karlsruhe weilte, wo sich auch die Brautleute Louise und Carl August aufhielten. Am 12. Oktober besuchte das frischvermyhlte Herzogspaar Goethe auf seiner Reise von Karlsruhe nach Weimar in Frankfurt a. M. und bekryftigte ihm gegenrber eine schon vorher ausgesprochene Einladung an den Weimarer Hof. – Die wenigen rberlieferten †ußerungen Goethes rber die Herzogin, die sich in Briefen an Charlotte von Stein finden, zeugen von Respekt und großer Sympathie, die er gegenrber Louise empfand. Die Regentin brachte dem Freund ihres Mannes ihrerseits großes Vertrauen und Achtung entgegen. So war Goethe hyufig, auch in Abwesenheit Carl Augusts, als einziger Gast von außen an die hsfische Tafel geladen und stand der Herzogin nicht selten mit Rat zur Seite. Zu ihren Geburtstagen am 30. Januar verfasste Goethe Huldigungs- und Glrckwunschgedichte, und seine Strcke „Lila“ (1777) sowie „Der Triumph der Empfindsamkeit“ (1778) wurden zu Ehren der Herzogin uraufgefrhrt oder – wie die „Iphigenie“ (1781) – erneut gespielt. – Insgesamt sind 53 Briefe Goethes an Herzogin Louise rberliefert. Der vorliegende Brief aus Rom ist der erste in dieser Reihe. Ein weiterer Brief an die Herzogin, geschrieben am 17. November 1787, ist nicht rberliefert (EB 118). Die Herzogin gehsrte auch zu den Adressaten von Goethes so genannten ,ostensiblen Blyttern‘, den Briefen mit Reise- und Erlebnisberichten an seinen Freundeskreis in Weimar (vgl. zu 15,34–16,3). Von Louises Briefen an Goethe sind lediglich frnf aus der Zeit von Myrz 1816 bis September 1817 erhalten. Ob sie auch nach Italien geschrieben hat, ist nicht bekannt. – Vgl. auch Edwin Redslob: Louise von Weimar und ihr Verhyltnis zu Goethe. Zu ihrem 200. Geburtstag. In: GJb N. F. 19 (1957), 110–121; Louis Leonor Hammerich: Großherzogin Louise von Sachsen-Weimar – eine politische, keine schsne Seele. In: Zwei kleine Goethestudien. Kopenhagen 1962, S. 31–49. 59,8 Durch‘] Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘; Adelsprivileg und offizielle Anrede einer Person aus frrstlicher Familie (vgl. GB 6 II, zu 277,2); hier: Anrede frr Herzogin Louise. 59,16 den ersten flmchtigen Lauf durch Rom] In den ersten Wochen seines Romaufenthaltes erkundete Goethe auf Stadtrundgyngen systematisch die rsmischen Sehenswrrdigkeiten. Bis zum 12. Dezember 1786 hatte er die erste Stadterkundung abgeschlossen, wie er in Briefen an Charlotte von Stein (vgl. 57,15– 16) und an Herzog Carl August (vgl. 51,4–6) schrieb. Das Rechnungsheft Goethes, in das er seine Besuche von kulturellen Einrichtungen und Museen eintrug, weist frr die Tage vom 12. bis 18. Dezember eine Lrcke auf (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). Einer der Grrnde frr diese Unterbrechung war wahrscheinlich

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der nicht rberlieferte Trennungsbrief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786, den Goethe am 9. Dezember erhalten hatte und der bei ihm eine tiefe Erschrtterung auslsste. Am 19. Dezember berichtete Goethe an Charlotte von Stein, dass er nun damit beginne, die besten Sachen zum zweytenmal zu sehen (62,6). 60,2–3 habe die Ruinen in Gesellschaft Æ:::æ gesehen] Goethe hatte Rom in Begleitung seiner Krnstlerfreunde in der Casa Moscatelli, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, sowie mit Hilfe zweier Antiquare, Johann Friedrich Reiffenstein und Aloys Hirt, erkundet. Ein Architekt taucht namentlich nie auf, doch hatte Goethe schon im Brief an Carl August vom 3. November 1786 die Idee geyußert, sich die Architektur Roms mit einem Architekten zu erschließen (vgl. 17,14–16); vielleicht kannte er zu diesem Zeitpunkt bereits Maximilian von Verschaffelt (vgl. zu 163,14–15). Von Johann August Arens, dem Hamburger Architekten, der sich Goethe beim zweiten rsmischen Aufenthalt anschloss, ist erst beinahe ein Jahr spyter erstmals die Rede (vgl. zu 202,15). 60,11 sehe ich fleißig] Zum Begriff des ,Sehens‘ vgl. zu 19,27. 60,11 aufzuspannen] ,Aufspannen‘ hier im Sinne von ,anspannen‘ (vgl. GWb 1, 1020). 60,14–15 bequemer und leichter Æ:::æ zu schqtzen] In den ersten Wochen seines Romaufenthaltes war Goethe darum bemrht, durch die Betrachtung der Kunstgegenstynde des klassischen Altertums und der Renaissance den hschsten Genuss und die Offenbarung eines unmittelbaren Erlebens zu erreichen (vgl. Nicholas Boyle: Goethe. Der Dichter in seiner Zeit. ƒbersetzung von Holger Fliessbach. Frankfurt a. M. 2004, S. 506 f.). Die Diskrepanz zwischen der Idee zu einem Kunstwerk und dem realisierten Kunstobjekt, die letztlich nicht aufzulssende Spannung zwischen der direkten Naturanschauung und einem bereits vorgeprygten Zugang zu Kunstwerken wurde Goethe beim Betrachten der rsmischen Sehenswrrdigkeiten besonders deutlich (vgl. Grave, Kunstksrper, 108). 61,2 mich Ew Durch‘ vor meiner Abreise zu empfehlen] Vermutlich hatte sich Goethe unmittelbar vor seiner Abreise aus Weimar (24. Juli) am Sonntag, dem 23. Juli 1786, von der Herzogin verabschiedet. In seinem Brief an Carl August vom 24. Juli berichtet Goethe, dass er Louise mit Herzlichen Freuden wohl verlassen habe (GB 6 I, 221,24). 61,3–4 mein weiteres Vorhaben zu verschweigen] Dass Goethe nach Italien reisen wollte, wusste nur sein Sekretyr Philipp Seidel. 61,4 bey meiner Rmckkehr] Als Goethe den Brief schrieb, plante er noch eine Rrckkehr nach Weimar um Ostern 1787 (vgl. zu 50,12). Er war jedoch erst am 18. Juni 1788 wieder zu Hause.

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38. An Charlotte von Stein

BRIEF 38

Rom, 20.–23. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – Doppelblatt 18,9622,8 cm und 1 Bl. 18,7(–18,9)623,1(–23,3) cm, 6 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 37 (vgl. zu 64,15). E: Briefe aus Italien (1886), 239–243, Nr 16 und 17 (als zwei separate Briefe gedruckt; Nr 16: 20.–23. Dezember, Nr 17: 23. Dezember. Abends). WA IV 8 (1890), 98–103, Nr 2541. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet im Briefteil vom 23. Dezember einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 4. oder 5. Dezember 1786 (vgl. zu 63,15). – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 10. und 13. Januar 1787 (vgl. zu 103,12). Postsendungen: 23. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 61,10 Noch ist kein Brief von dir angekommen] Goethe hatte bisher nur ein Zettelgen (45,23) am 9. Dezember 1786 von der Freundin erhalten, in dem sie ihm mehr oder minder deutlich die Beziehung aufgekrndigt hatte (vgl. zu 45,23). Er selbst schrieb inzwischen seinen zehnten Brief aus Rom (vgl. Nr 15, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 35, 36) und hoffte noch immer darauf, Antwort zu erhalten. Am Abend des 23. Dezember erreichte ihn ein erster ausfrhrlicher Brief Charlotte von Steins (vgl. zu 57,4–5; zu 63,15). 61,11 daß du vorsqtzlich schweigst] Dies hatte Charlotte von Stein offenbar in ihrem Zettelgen (45,23) selbst angekrndigt (vgl. 57,2). 61,12 Hab ich doch das Beyspiel gegeben] Wohl Anspielung auf das Verschweigen der Italienreise gegenrber Charlotte von Stein. 61,17–18 Deine Schwester und die kleine S.] Charlotte von Steins jrngere Schwester Louise von Imhoff und ihre Schwygerin Sophie von Schardt. Beide gehsrten zum engeren Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein in Weimar. 61,23 Parnaß] Gebirgsstock in Zentralgriechenland; in der griechischen Mythologie Sitz Apollons und der Musen. 61,25 meinem Garten] Goethes Garten mit Gartenhaus am so genannten Stern, dem nordsstlichen Teil des Parks an der Ilm in Weimar, den er 1776 von Herzog Carl August geschenkt bekommen hatte. 61,25–26 Belved. Chaussee] Die Belvederer Chaussee frhrt am westlichen

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Rand der Parkanlagen stadtauswyrts ins etwa 4 km entfernte, auf einer Anhshe gelegene Sommerschloss Belvedere. Sie wurde als Flaniermeile genutzt. 61,26 wo ich ein Stmck Weg hatte machen lassen] Seit Anfang 1779 leitete Goethe die Wegebaukommission. In den Jahren 1784 bis 1786 wurden Ausbesserungsarbeiten vor allem an den Brrcken und der Seitenbefestigung der Straße nach Belvedere vorgenommen. In einem Aktenvermerk der Wegebaukommission von 1785 heißt es: „Diese Chaus ist grsßentheils gebessert worden.“ (H: ThHStA, Sign.: B 9261, Bl. 266.) 61,27 Oppels] Der Wirkliche Geheime Rat und Direktor der weimarischen Landschaftskasse Johann Siegmund von Oppel und seine Frau Luise Friederike geb. von Stangen. 62,2–3 die Herdern sey Æ:::æ in die Wochen gekommen] Herder wohnte mit seiner Frau Caroline und seinen damals sechs Kindern im Pfarrhaus neben der Stadtkirche St. Peter und Paul am Topfenmarkt (heute Herderplatz). Am 11. Dezember 1787 kam der Sohn Alfred zur Welt, der bereits am 17. April 1788 verstarb. 62,6 die besten Sachen zum zweytenmal zu sehen] In seinem vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein hatte Goethe geschrieben, der Empfang ihres Zettelgens (45,23; vgl. zu 61,10) habe ihn am weiteren Studium Roms gehindert (vgl. die erste Erlyuterung zu 57,18). Am 19. Dezember hatte er allmyhlich wieder damit begonnen, Kunststytten in Rom, teilweise auch zum wiederholten Male, aufzusuchen (vgl. zu 68,4). 62,10–11 Wie ich die Natur betrachtet, betrachte ich nun die Kunst] Gemeint ist wohl, von der Anschauung ausgehend vom Besonderen zum Allgemeinen zu gelangen (vgl. auch zu 19,27). Im Brief an Herzogin Louise vom 12. bis 23. Dezember 1786 schreibt Goethe allerdings, dass die Beobachtung der Natur leichter sei als die der Kunst (vgl. zu 60,14–15). 62,16–17 der Apoll von Belvedere] ƒber den „Apoll vom Belvedere“ vgl. zu 20,9. Goethe hatte das Museum und die Antikensammlung am 19. Dezember ein zweites Mal besucht: Dec. 19 Museo (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). ƒber seinen ersten Besuch im Museum am 6. November 1786 hatte Goethe in seinem Brief an den Weimarer Freundeskreis vom 7. November berichtet (vgl. zu 21,11). 62,20 eine Medusenmaske] Die so genannte „Medusa Rondanini“; der etwa 38 cm große Kopf, der †hnlichkeiten mit einer Maske hat, zeigt das Gesicht der Gorgo Medusa mit den ihr eigenen Schlangen. Die „Medusa Rondanini“ ist eine von sechs erhaltenen Kopien aus der frrhen rsmischen Kaiserzeit nach Phidias; die Vorlage befand sich auf dem Schildbuckel der rberlebensgroßen Bronzestatue der Pallas Athene, der Schutzgsttin Athens, im Parthenon auf der Akropolis. Der Medusenkopf gehsrte zur Sammlung Rondanini (oder Rondinini) im Palazzo Rondanini, direkt gegenrber von Goethes Wohnung am Corso. 1811 wurde der

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Kopf vom spyteren Ksnig Ludwig I. frr Mrnchen erworben; er befindet sich heute in der Glyptothek (Inv.-Nr 252; vgl. Glyptothek Mrnchen. Katalog der Skulpturen. Hrsg. von Klaus Vierneisel. Bd 2: Barbara Vierneisel-Schlsrb: Klassische Skulpturen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. Mrnchen 1979, S. 62–70, Kat. 7). Goethe hat den Palast auf jeden Fall am 8. Dezember 1786 besucht, wie ein Tagebucheintrag von diesem Tag belegt: 8. frmh Pall. Rondanini schnne Medusen maske (ÆReisetagebuch Romæ; GT I 1, 341). Die Schsnheit und Anziehungskraft dieser Maske lobt Goethe in der „Italiynischen Reise“ noch einmal ausdrrcklich: Gegen uns mber im Palast Rondanini steht eine Medusenmaske, wo, in einer hohen und schnnen Gesichtsform, mber Lebensgrnße, das qngstliche Starren des Todes unsqglich trefflich ausgedrmckt ist Æ:::æ. (IR I, 25. Dezember 1786; WA I 30, 238.) 62,22 Ich suche einen guten Abguß] Das Vorhaben, einen guten Gipsabguss der „Medusa Rondanini“ zu erwerben, erwies sich als schwierig. In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe nach einem weiteren Besuch der Kunstsammlungen im Palazzo Rondanini am 29. Juli 1787, dass es ihm immer noch nicht gelungen sei, eine entsprechende Nachbildung zu bekommen: Wenn es mnglich ist einen guten Gypsabguß von dieser Meduse zu haben, so bring’ ich ihn mit, doch sie mmßte neu geformt werden. Es sind einige hier zu Kaufe, die ich nicht mnchte, denn sie verderben mehr die Idee, als daß sie uns den Begriff gqben und erhielten. (IR III, 29. Juli 1787; WA I 32, 39.) Schließlich muss er aber doch noch einen Abguss erworben haben. In einem Konzeptpapier frr die Erarbeitung der „Italiynischen Reise“ weist Goethe nymlich darauf hin, dass er beim Abschied aus Rom eine ganze Reihe der gesammelten Gipsabgrsse zurrcklassen musste: Die schnnen Gypsabgmsse den Hausgenossen vermacht. Die Maske der Juno Ludovisi, vorzmglicher alter Abguß, Angelika mberlassen. Meduse ungern zurmckgelassen. (IR III, Paralipomena; WA I 32, 469 f.) 1825 bekam Goethe schließlich von Ksnig Ludwig I. von Bayern, der die Maske mit der gesamten Kunstsammlung Rondanini 1814 gekauft hatte, einen Abguss der Meduse geschenkt, der im so genannten Gelben Saal von Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar seinen Platz fand. 62,29 Wir haben einen Colossalen Jupiter Kopf gekauft] Ein Gipsabguss des so genannten „Zeus von Otricoli“. Dieser 60 cm große Kopf aus der zweiten Hylfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. war eine Kopie der dem griechischen Bildhauer Bryaxis (4. Jahrhundert v. Chr.) zugeschriebenen Statue des thronenden Gottes. Die Zeusbrste war 1781/82 bei Grabungsarbeiten unter Papst Pius VI. im Tibertal bei Otricoli etwa 70 km nsrdlich von Rom gefunden worden und seit 1785 in der frr antike Kolossalstatuen vorgesehenen Sala Rotonda des Museo Pio-Clementino im Vatikan aufgestellt worden, wo sie bis heute steht (Inv.-Nr 257; vgl. Spinola, Museo Pio-Clementino 2, 246–248, Nr 3). Goethe hatte den „Zeus von Otricoli“ wahrscheinlich bei seinen Besuchen im Museo Pio-Clementino am

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8. und/oder 19. Dezember 1786 gesehen. Wann und wo er die Kopie erworben hat, ist nicht bekannt. Goethe musste sie vermutlich wie eine Reihe anderer Abgrsse in Rom zurrcklassen. 1813 erwarb er erneut eine Nachbildung, die im so genannten Gelben Saal von Goethes Wohnhaus am Frauenplan aufgestellt wurde. 62,29–30 meiner Stube] In der Casa Moscatelli (Via del Corso 18); vgl. zu 15,21–22. In seiner „Italiynischen Reise“ bestytigt Goethe unter dem 25. Dezember 1786, dass er den Abguss des Jupiterkopfes bereits besaß: Ich habe mich nicht enthalten knnnen, den colossalen Kopf eines Jupiters anzuschaffen. Er steht meinem Bette gegenmber wohl beleuchtet, damit ich sogleich meine Morgenandacht an ihn richten kann Æ:::æ. (IR I, 25. Dezember 1786; WA I 30, 239.) 62,30 deinen Saal] Goethe dachte hier wahrscheinlich an den Gesellschaftssaal im Schloss des Landgutes der Familie Stein in Kochberg. Der geryumige, sparsam msblierte Saal wies eine bemalte Wandbespannung u. a. mit figrrlichen Motiven aus der griechisch-rsmischen Gstterwelt auf. 62,32 Wiedergeburt] Das Motiv einer ,inneren Wiedergeburt‘ im Zusammenhang mit der Italienreise hat Goethe in seinen Briefen in die Heimat mehrfach aufgegriffen (vgl. zu 4,13–14). 63,7 Tischbein und Moritz sind mir von großer Hmlfe] Der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und der Schriftsteller Karl Philipp Moritz waren Goethe seit Beginn seines Aufenthalts in Rom zu engen Freunden sowie Frhrern und Begleitern durch die Stadt geworden. 63,8–9 der zum Schweigen gewnhnte] Anspielung auf das von Goethe selbst gewyhlte Inkognito (vgl. zu 18,21; zu 34,26). 63,9 die deinigen] Vgl. zu 49,5. 63,9–10 Ich werde fortfahren dir zu schreiben.] Diese Aussage ist vor dem Hintergrund getroffen, dass Goethe bisher in Rom noch keinen weiteren Brief Charlotte von Steins nach ihrem abweisenden Zettelgen (45,23) erhalten hatte, was sich aber noch am gleichen Tag yndern sollte (vgl. zu 63,15). Goethe schickte seine Briefe im wschentlichen Rhythmus, den nychsten vom 29. und 30. Dezember 1786 (Nr 40) am Samstag, dem 30. Dezember. 63,10 dein Geburtstag] Am 25. Dezember 1786 wurde Charlotte von Stein 44 Jahre alt. 63,11–12 Wie erfreulich wird der nqchste seyn] Goethe ging davon aus, dass er zum nychsten Geburtstag der Freundin, Weihnachten 1787, wieder bei ihr in Weimar sein wrrde. Tatsychlich kam er aber erst am 18. Juni 1788 zurrck (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 63,13 abgeg. d‘. 23. Dec. 86.] Der 23. Dezember war ein Samstag und somit der Tag, an dem die fahrende Post nach Deutschland abging. 63,15 deinen Brief] Charlotte von Steins erster Brief nach dem am 9. Dezember eingetroffenen Zettelgen (45,23). Sie verfasste ihn wahrscheinlich am 4. oder

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5. Dezember und antwortete damit auf Goethes zweiten Brief aus Rom vom 18. November 1786 (Nr 20). 63,16 was er schmerzliches enthqlt] Charlotte von Stein hatte offenkundig schwere Vorwrrfe gegen Goethe wegen der verschwiegenen Reise nach Italien erhoben und die Fortsetzung ihrer Beziehung infrage gestellt (vgl. auch zu 45,23). 63,20 Sage mir oft und viel] Mit dem ersten Brief Charlotte von Steins an Goethe setzte wieder ein regelmyßiger Briefwechsel zwischen beiden ein. 63,21–22 In meinem nqchsten Briefe Æ:::æ Reiseplan schreiben] In seinem vorangegangenen Brief vom 13. bis 16. Dezember 1786 hatte Goethe bereits angedeutet, dass er Anfang 1787 noch nach Neapel gehen wollte (vgl. zu 57,8–9). Er versuchte verloren gegangenes Vertrauen zurrckzugewinnen, indem er Charlotte von Stein ausfrhrlich rber diese geplante Reise nach Srditalien informierte. Dies geschah ab dem nychsten Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 (vgl. 66,18–23). 63,26–27 die Kasten] Zwei Kysten mit perssnlichen Aufzeichnungen, die Goethe im herzoglichen Geheimen Archiv frr Charlotte von Stein frr den Fall hinterlegt hatte, dass er nicht nach Weimar zurrckkommen sollte (vgl. zu 47,6). 63,27 Stein] Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein, der Ehemann Charlotte von Steins. 63,27 Ernst] Charlotte von Steins 19-jyhriger Sohn Ernst von Stein. Vgl. auch GB 6 II, zu 198,3–4. 63,28 Fritzen dancke fmr seinen Brief] Charlotte von Steins jrngster Sohn Friedrich hatte Goethe auf dessen ersten Brief von Rom aus der Zeit zwischen dem 7. und 11. November 1786 (Nr 16) geantwortet, wahrscheinlich zwischen dem 27. November und 5. Dezember 1786; der Brief ist nicht rberliefert (vgl. zu 64,20). 63,28 er soll mir oft schreiben] Die genaue Zahl der Briefe Friedrich von Steins an Goethe in Italien ist nicht bekannt. Sie sind nicht rberliefert (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16). Der nychste nachweisbare Brief Friedrichs stammt vom 16. Februar 1787 (vgl. zu 141,2). Am 24. Mai 1787 erhielt Goethe in Neapel gleich mehrere Briefe Friedrich von Steins aus dem Zeitraum zwischen Ende Februar und Anfang Mai 1787, die in der Zwischenzeit in Rom aufgelaufen waren (vgl. zu 149,2). Die letzten erschließbaren Briefe Friedrich von Steins an Goethe nach Rom stammen vom November/Dezember 1787 sowie vom Januar 1788 (vgl. zu 220,2; zu 250,25). 63,29 er soll haben was er verlangt] Goethe hatte bereits eine Reihe von Schwefelabdrrcken und historische Gebyudesteine frr Friedrich von Stein zusammengetragen (vgl. zu 64,24; zu 64,24–26). Wahrscheinlich waren auch Teile der auf der Reise gesammelten Mineralien frr ihn bestimmt. Ferner brachte Goethe Kupferstiche, Zeichnungen und andere Kunstgegenstynde frr Friedrich von Stein mit (vgl. die zweite Erlyuterung zu 149,4).

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64,4 A n t o n R e i s e r ] Von Karl Philipp Moritz’ Werk „Anton Reiser. Ein psychologischer Roman“, einem autobiographisch geprygten Entwicklungs- und Gesellschaftsroman, waren bis Ende 1786 drei Teile erschienen (Berlin 1785– 1786). Spyter kam ein 4. Teil hinzu (Berlin 1790). Goethe hatte den Roman offensichtlich von Moritz perssnlich erhalten. 64,5–6 Der arme Narr liegt Æ:::æ an einem Armbruche.] ƒber den Reitunfall am 29. November 1786 vgl. zu 45,19–20. 64,7 Fritzen schreibe ich mit nqchster Post.] Brief vom 29. Dezember 1786 (Nr 39). 64,8 Vom 4 Nov. war ein Blat an den Herzog] Goethes erster Brief an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach aus Rom vom 3. November 1786 (Nr 11). Er war wahrscheinlich von Weimar direkt nach Berlin weitergeleitet worden, wohin der Herzog schon am 15. November aufgebrochen war und von wo er erst am 30. Dezember nach Weimar zurrckkehrte (vgl. FB 1786; S. 292 und 331). 64,8–9 Meine Tagbmcher mmssen endlich kommen] Goethe hatte das Tagebuch seiner Reise von Karlsbad nach Rom in zwei Sendungen am 14. Oktober 1786 von Venedig aus und am 12. Dezember 1786 von Rom aus nach Weimar gesandt. Charlotte von Stein erhielt die erste erst Ende Dezember 1786, die zweite Anfang Januar 1787 (vgl. zu 47,3–4; zu 48,24). 64,10 daß du mit niemand theilest] Sein „Reise-Tagebuch“ hatte Goethe eigens frr Charlotte von Stein verfasst. 64,15 Dieser Brief kommt durch der Herzoginn Einschluß] Goethe hatte in den letzten Tagen einen ersten perssnlichen Brief aus Rom an Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach verfasst (Nr 37) und schickte ihn am Samstag, dem 23. Dezember, nach Weimar. In der Postsendeliste wird dies bestytigt: Herzogin v. Weimar. eingesch. Fr. v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 1.) 64,16 Oblaten] Klebesiegel aus Papier, deren Benennung sich von der als Oblate bezeichneten Abendmahlshostie herleitet (vgl. Grimm 7, 1109). 64,16 Knpfgen] Gemeint ist das Siegelpetschaft mit Frauenkopf, eine Gemme, die Goethe zum Siegeln dieses wie auch schon eines vorhergehenden Briefes benutzt hatte (vgl. zu 50,25–26). 64,16–17 bisher mit verschiednen Siegeln gesiegelt] Die Siegel der Briefe an Charlotte von Stein aus der Zeit von Goethes erstem Aufenthalt in Rom sind nicht erhalten, da sie beim …ffnen weggeschnitten wurden. Ausnahmen sind lediglich die Briefe Nr 32 und Nr 80, die einen Frauenkopf bzw. mynnlichen Profilkopf im Siegel zeigen (vgl. die jeweiligen ƒberlieferungen). Auch zur selben Zeit an andere Adressaten geschriebene Briefe weisen, wenn rberhaupt, meist nur noch Siegelspuren auf, die keine Rrckschlrsse auf die von Goethe verwendeten Siegel zulassen. Nur auf den Briefen vom 13. Januar 1787 an Christian Gottlob Heyne, an Friedrich Heinrich Jacobi und an Philipp Christoph Kayser (Nr 52,

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53 und 54) hat sich ebenfalls das Siegel mit einem mynnlichen Profilkopf erhalten (vgl. die jeweiligen ƒberlieferungen). 64,18 Tischbein Æ:::æ wird fmr ihn sorgen helfen.] Vermutlich bei der Suche und Auswahl von Skizzen, Bildern und Darstellungen rsmischer Kunstwerke, die sich Friedrich von Stein offensichtlich gewrnscht hatte. 39. An Friedrich von Stein

Rom, 29. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 40 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 33 f., Nr 6. WA IV 8 (1890), 103–105, Nr 2542 (nach E). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 27. November und 5. Dezember 1786 (vgl. zu 64,20; zu 65,24). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 30. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 64,20 Dein Brief] Am 23. Dezember 1786 dankt Goethe Friedrich von Stein in einem Schreiben an Charlotte von Stein frr einen Brief und verspricht mit nqchster Post eine Antwort (64,7). Da die Befsrderung der Post von Weimar nach Rom zwischen 16 und 19 Tage dauerte (vgl. zu 58,12), ist der Brief Friedrichs zusammen mit einem von seiner Mutter spytestens am Dienstag, dem 5. Dezember, von Weimar abgegangen und also entweder an diesem Tag oder an einem der vorausgegangenen Tage seit dem 27. November als Antwort auf Goethes ersten Brief aus Rom geschrieben worden. Dienstag war ebenso wie Montag und Freitag offizieller Posttag in Weimar frr direkte Sendungen nach Italien. Der „Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen“ frr 1785 verzeichnet frr Dienstag „Abends 4 Uhr“ eine Postverbindung von Weimar „nach Jena, Rudolstadt, Saalfeld, Coburg, Bamberg, Erlangen, Nrrnberg Francken, Schwaben, und ganz Italien“ (Post-Bericht, ÆBl. 19æ). 64,24 Schwefelabdrmcke bring’ ich Dir mit] Gemeint sind Abdrrcke von Mrnzen und Gemmen in mit heißem Wasser erweichtem und wieder erstarrtem Schwefel. Schwefelabdrrcke aus Friedrich von Steins Nachlass sind nicht rberliefert. Woher die in Goethes Kunstsammlungen befindlichen Abdrrcke stammen, lysst sich im Einzelnen nicht ermitteln (vgl. Schuchardt 2, 344–347). 64,24–26 Steine von merkwmrdigen Gebquden Æ:::æ auszierte] Goethe hatte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Rom bereits vor seiner Italienreise

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um eine Sammlung historischer Steinarten aus der Stadt gebeten, die in der Bauund Bildhauerkunst verwendet worden waren (vgl. zu 20,24–25). Tischbein hatte die entsprechende Sammlung bereits nach Weimar geschickt (vgl. zu 50,7–8). Goethe selbst setzte die Sammeltytigkeit wahrscheinlich sporadisch weiter fort. In den Verzeichnissen der von Rom mitgebrachten Gesteine finden sich z. B. Lavasteine von einem Eckstein des Capitol und verwitterter Peperin vom Grabmal des Pompejus (vgl. „Vulkanische Produkte aus der Nachbarschaft von Rom“, Nr 8 und 21; WA II 13, 380; Prescher, Goethes Sammlungen, 267 f., Nr 4714 und 4727). Peperin ist ein basaltisches Tuffgestein, das sich hauptsychlich am Albanergebirge bei Rom findet und in der Antike als Baumaterial diente. Auch Melanitgestein ist genannt, ein Kalkeisengranat, der als Schmuckstein genutzt wurde (vgl. ebd., 268, Nr 4735). 65,1–2 Die ganze Nacht Æ:::æ in den Kirchen herumgefahren] Goethe besuchte in der Weihnachtsnacht vom 24. auf den 25. Dezember 1786 gemeinsam mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und einigen anderen Freunden und Bekannten in Rom, so Aloys Hirt und Georg Wilhelm August von Pape, mehrere Kirchen der Stadt, um die zeremoniellen Feierlichkeiten dort zu erleben (vgl. zu 85,15). Pape erinnert sich daran in seinem Brief an Goethe vom 24. Dezember 1796: „In der Weihnachtsnacht heute vor 10 Jahren traf es sich von ohngefyhr, daß die Kutsche in welcher ich mit Hirth und mit meinem Bruder fuhr die Kutsche des Herrn Geheimraths bei welcher eine Fackel war begleitete; wir fuhren um verschiedene Kirchen zu besuchen. Ich kam eben nach Tischbein, um in Gesellschaft zu fahren, als ein kleines Mahl bei welchem der Herr Geheimrath gegenwyrtig gewesen war aufgehoben ward, ich dachte mir die schsne Freude welche da geherrscht haben mogte und es war mir leid die Gesellschaft verscheucht zu haben. In der Peterskirche ging der Herr Geheimrath mit Tischbein vor mir her, ich hatte das Gesicht des Herrn v Goethe noch nicht recht gesehen und dessen Zrge zu erblicken reizte mich mehr als der Anblick der wirklich in diesem Augenblick bei der schwachen Erleuchtung erhabenen Peterskirche.“ (H: GSA 28/16; vgl. RA 2, 161, Nr 531; Auszrge abgedruckt in BG III, 101.) Goethe selbst verarbeitete seinen Bericht rber die weihnachtlichen Kirchenbesuche aus dem vorliegenden Brief unter dem Eintrag Den 6. Januar im ersten Teil der „Italiynischen Reise“ (vgl. WA I 30, 246 f.). 65,3 Zu St. Apollinar war Musik.] Die Kirche St. Apollinare, 780 unter Papst Hadrian I. gegrrndet und 1742–1748 von Ferdinando Fuga neu gebaut, befindet sich in der Nyhe der Piazza Navona. Fugas moderne Architektur rrhmt Johann Jacob Volkmann in seinem von Goethe benutzten Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 377 f.). Die Kirche gehsrte dem Jesuitenorden bis zu dessen Aufhebung und beherbergte das Collegium Germanicum et Hungaricum. In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe ebenfalls von diesem Kirchenbesuch: Eine ÆKircheæ besonders ist sehr besucht, deren Orgel und Musik mberhaupt so

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eingerichtet ist, daß zu einer Pastoralmusik nichts an Klqngen abgeht, weder die Schalmeien der Hirten, noch das Zwitschern der Vngel, noch das Blnken der Schafe. (IR I, 6. Januar 1787; WA I 30, 246.) 65,3–4 St. Peter Æ:::æ kaum erleuchtet] Zum Petersdom vgl. die zweite Erlyuterung zu 15,31. An die besondere Aura durch die abgeschwychte Illumination in der Kirche erinnerte sich auch Georg Wilhelm August von Pape (vgl. zu 65,1–2). 65,6 St. Maria maggiore] Die im 5. Jahrhundert auf dem Esquilin gegrrndete, im 13. Jahrhundert neu errichtete und danach vom 16. bis 18. Jahrhundert mehrfach umgebaute und erweiterte (u. a. 1741–1743 durch die Fassade Ferdinando Fugas) dreischiffige Syulenbasilika Santa Maria Maggiore mit ihrem markanten 75 m hohen Glockenturm ist eine der vier Patriarchalbasiliken Roms; sie gehsrt heute als Papstbasilika zum exterritorialen Besitz des Vatikans. Volkmann beschreibt die Basilika entsprechend ihrem Rang sehr ausfrhrlich in seinem Reisehandbuch. Es heißt dort u. a.: „S a . M a r i a M a g g i o r e , ist eine der schsnsten Kirchen von Rom, und frhrt den Beynamen Maggiore, weil sie alle rbrigen Marienkirchen, deren eine betrychtliche Anzahl in dieser Stadt gezyhlet werden, an Grsße und Pracht rbertrifft. / Æ:::æ / Inwendig hat die Kirche ein majestytisches Ansehen Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 200 und 202.) 65,7–8 einige Stmcke von der Krippe Christi] In der Confessio unterhalb des Hauptaltars von Santa Maria Maggiore werden Holzreste aufbewahrt, die zur Jesuskrippe von Bethlehem gehsren sollen und seit dem 7. Jahrhundert als Reliquien verehrt werden. 65,11 Am Weihnachtsmorgen hielt der Pabst in St. Peter Hochamt] ƒber den Messebesuch am ersten Weihnachtsfeiertag, Montag, dem 25. Dezember 1786, berichtet Goethe in der „Italiynischen Reise“ ausfrhrlicher: Am ersten Christfeste sah ich den Papst und die ganze Clerisei in der Peterskirche, da er zum Theil vor dem Thron, zum Theil vom Thron herab das Hochamt hielt. Es ist ein einziges Schauspiel in seiner Art, prqchtig und wmrdig genug, ich bin aber im protestantischen Diogenismus so alt geworden, daß mir diese Herrlichkeit mehr nimmt als gibt; ich mnchte auch, wie mein frommer Vorfahre, zu diesen geistlichen Weltmberwindern sagen: verdeckt mir doch nicht die Sonne hnherer Kunst und reiner Menschheit. (IR I, 6. Januar 1787; WA I 30, 246 f.) Das so genannte Hochamt, die feierliche Messe vor dem Haupt- oder Hochaltar an Sonn- und Feiertagen (Hohe Messe), wurde an diesem Tag vom amtierenden Papst Pius VI. perssnlich abgehalten. Auch Johann Gottfried Herder berichtete Goethe in seinem Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 von diesem Erlebnis (vgl. 69,20–24). 65,15 Die Gasse, in der ich wohne, ist gegen 3000 Schritte lang] Die Via del Corso, die nsrdliche Einfahrts- und Prachtstraße Roms, ist knapp 2 km lang.

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65,16 Belvedereschen Allee] Allee, die vom Srden Weimars aus direkt auf das etwa 4 km entfernte Schloss Belvedere zulyuft. 65,21 ein Stmck Lava vom Vesuv sollst Du haben] Frr seine geplante Reise nach Neapel (Abreise: 22. Februar 1787) hatte sich Goethe auch die Erkundung des nahen Vesuvs vorgenommen. Den immer noch leicht aktiven Vulkanberg (vgl. zu 29,23) bestieg Goethe drei Mal, am 2., 6. und 20. Myrz, wobei er wyhrend der beiden letzten Aufstiege bis zum Kraterrand gelangte und das Austreten von Magmastrsmen beobachten konnte (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25). ƒber die dabei gesammelten Lavasteine fertigte Goethe eine detaillierte Aufstellung an (vgl. „Vulkanische Produkte von dem Vesuv“; WA II 13, 381; Prescher, Goethes Sammlungen, 268 f.). Ob Friedrich von Stein davon Steine erhalten hat, ist nicht bekannt. 65,22 Ernsten] Gottlob Ernst von Stein, der yltere Bruder Friedrich von Steins. 65,22 Deine Großeltern] Johann Wilhelm Christian von Schardt und dessen Ehefrau Concordia Elisabeth geb. von Irving. Die Großeltern vyterlicherseits, Friedrich Christian Ludwig und Charlotta von Stein geb. von Rotenhan, waren bereits 1739 bzw. 1778 verstorben. 65,24 Dein italiqnischer Brief] Nicht rberliefert. Vermutlich handelt es sich um eine Passage in oder einen Beischluss zu Friedrich von Steins Bezugsbrief (vgl. zu 64,20). Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Friedrich einen weiteren, auf Italienisch abgefassten Brief zwischen dem 6. und 10. Dezember an Goethe geschrieben hat. Friedrich von Stein erhielt offenbar seit geraumer Zeit Italienischunterricht (vgl. GB 6 II, zu 199,5–6). 65,24–25 einen von mir in dieser Sprache] Die rberlieferten Briefe Goethes an Friedrich von Stein aus der Folgezeit sind alle in deutscher Sprache verfasst (vgl. Nr 43, 82, 84, 88, 91, 127, 142). Hinweise auf einen verloren gegangenen italienisch geschriebenen Brief lassen sich nicht finden. Da die Briefe Goethes an Friedrich von Stein jedoch nicht lrckenlos rberliefert und bekannt sind – die Postsendeliste hylt beispielsweise frr den 20. Myrz, den 18. August und den 8. Dezember 1787 (vgl. EB 39, EB 88, EB 126) den Versand nicht bekannter Briefe an Friedrich von Stein fest –, muss offenbleiben, ob Goethe diesen Vorsatz nicht doch verwirklichte (vgl. Postsendeliste 1, S. 3, 6 f.). 40. An Charlotte von Stein ƒBERLIEFERUNG

ÆRomæ, 29. und 30. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,1. – 2 Bl. 18,6(–18,9)623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische

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Reise I“, circa 1813–1816). – Beischlrsse: Nr 39 und 42 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 243–246, Nr 18. WA IV 8 (1890), 105–107, Nr 2543. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet teilweise einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vom 11. Dezember 1786 (vgl. zu 67,9). – Charlotte von Stein antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 21. Januar 1787 (vgl. zu 116,24–25). Postsendungen: 30. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 65,27–29 Immer muß ich wiederhohlen: Æ:::æ glaubt ich nicht] Die alle Erwartungen rbertreffende Frlle und Mannigfaltigkeit der Kunstschytze aus rber 2000 Jahren Geschichte in der Stadt Rom ließen die Vorbereitungen Goethes auf das Erlebnis Rom aus seiner Sicht als unzureichend erscheinen. In yhnlicher Weise hatte sich Goethe schon in seinem vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein vom 20. bis 23. Dezember 1786 geyußert (vgl. 62,31–63,3). 66,1–2 Ich bin wie ein Baumeister Æ:::æ Fundament gelegt hatte] In seinem Brief an Johann Caspar Lavater vom 20. September 1780 spricht Goethe in yhnlicher Weise von seinem ausgeprygten Willen, die eignen Fyhigkeiten solide zu entwickeln und zur Vollendung zu bringen: Diese Begierde, die Pyramide meines Daseyns, deren Basis mir angegeben und gegrmndet ist, so hoch als mnglich in die Lufft zu spizzen, mberwiegt alles andre und lqsst kaum Augenblickliches Vergessen zu. Ich darf mich nicht squmen, ich bin schon weit in Jahren vor, und vielleicht bricht mich das Schicksal in der Mitte, und der Babilonische Thurn bleibt stumpf unvollendet. Wenigstens soll man sagen es war kmhn entworfen und wenn ich lebe, sollen wills Gott die Krqffte bis hinauf reichen. (WA IV 4, 299.) 66,5–7 Daß ich in der letzten Zeit die Natur Æ:::æ jetzt in der Kunst.] †hnlich im Brief Nr 38 (vgl. zu 62,10–11). 66,10 Tischbein mahlt mich jetzo.] Gemeint ist das heute wohl bekannteste Goethebildnis, das lebensgroße …lgemylde „Goethe in der Campagna di Roma“ (1646206 cm), das Johann Heinrich Wilhelm Tischbein im Dezember 1786 in Rom zu malen begonnen hatte. Die erste Erwyhnung des Projektes findet sich in einem Brief Tischbeins an Johann Caspar Lavater in Zrrich vom 9. Dezember 1786: „G o e t h e ist ein We r c k l i g e r M a n n , wie ich in meinen ausschweifenten Gedancken ihn zu sehen mir wrnschte. Ich habe sein Portryt angefangen, und werde es in Lebensgrsse machen, wie er auf denen Ruinen sizet und rber das Schicksaal der Menschligen Wercke nachdencket – Æ:::æ. sein Gesicht will ich recht genau und wahr nach zeichen. Den man kan wohl keinen glrckligern und austrucksvolleren Kopf sehen.“ (Goethe-Lavater, 364.) Wahrscheinlich war Tischbein

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um die Zeit des vorliegenden Briefes noch nicht mit dem Großgemylde selbst, sondern mit Vorstudien, Skizzen und Entwrrfen dazu beschyftigt. In Goethes „Italiynischer Reise“ heißt es dazu unter dem 29. Dezember 1786: Ich bemerkte wohl, daß Tischbein mich nfters aufmerksam betrachtete, und nun zeigt sich’s, daß er mein Portrqt zu mahlen gedenkt. Sein Entwurf ist fertig, er hat die Leinwand schon aufgespannt. (IR I; WA I 30, 241.) Drei Studienblytter haben sich noch erhalten: eine kleine Bleistiftskizze mit Tusche mit dem Grundmotiv des Bildes (12614,2 cm; GNM, Inv.-Nr: GHz/ Sch.I.292,710/98), eine lebensgroße Aquarell-Kopfstudie mit Krempenhut (51,5639,5 cm; GNM, Inv.-Nr: KHz1984/00225) und eine aquarellierte Zwischenfassung in bereits weitgehend ausgefrhrter Bildmanier (1326209 cm; GNM, Inv.-Nr: KHz/00365). An dem Bild selbst arbeitete Tischbein intensiv bis zur Abreise mit Goethe nach Neapel am 22. Februar 1787. ƒber den Fortgang der Arbeiten an dem Gemylde berichtete Goethe in seinen Briefen an Charlotte von Stein vom 7. bis 10. Februar (vgl. die erste Erlyuterung zu 118,19) und an Herzog Carl August vom 10. Februar 1787 (vgl. 120,31–33). Tischbein nahm das Bild mit nach Neapel, wohin er im Juli 1787 rbersiedelte, und arbeitete weiter daran. Ob es als fertiggestellt gelten kann, ist strittig, da es, anders als bei Tischbein sonst rblich, nicht bezeichnet und datiert ist. Tischbein ließ es 1799 bei seinem Weggang aus Neapel dort zurrck. Das Gemylde konnte den Zeitgenossen freilich trotzdem bekannt sein. Bereits 1788 beschrieb es Aloys Hirt eingehend in den „Auszrgen aus Briefen von Rom“ im „Teutschen Merkur“ (Myrz-Heft, S. 270 f.; vgl. Martin Dsnike: „Die hier beygelegten Nachrichten sind mir von H. Hirt mitgetheilt worden“ – Anmerkungen zur ersten Beschreibung von Tischbeins Gemylde „Goethe in der Campagna di Roma“. In: GJb 118 [2001], 351–359). ƒber verschiedene Besitzer kam das Bild schließlich in das Stydelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. Vgl. Christian Lenz: Tischbein. Goethe in der Campagna di Roma. Frankfurt a. M. 1979. 66,13 Campagna di Roma] Campagna Romana. Die Rom umschließende leicht hrgelige Landschaft, die vom Tyrrhenischen Meer im Westen bis zu den Sabiner Bergen im Osten und etwa von der Gegend um den Monte Soratte im Norden bis hinter Latina im Srden reicht. Eine idealisierte Darstellung der typischen Campagna-Landschaft mit Bergkette und Ruinen bildet den Hintergrund frr Tischbeins Goethe-Portryt. 66,16–17 will ich dir vertrauen wie ich meine Reise einzurichten dencke] In seinem Brief vom 13. bis 16. Dezember 1786 hatte Goethe gegenrber Charlotte von Stein bereits angedeutet, dass er nach zwei Monaten in Rom Anfang 1787 noch eine Reise nach Srditalien unternehmen wollte (vgl. zu 57,8–9), um danach im Frrhjahr 1787 wieder nach Weimar zurrckzukehren (vgl. zu 50,12). Im vorausgegangenen Brief vom 20. bis 23. Dezember krndigte er bereits eine detaillierte Planung seines weiteren Reiseprogramms frr den nychsten

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Brief an (vgl. zu 63,21–22). Goethe hatte Charlotte von Stein bisher rber den Fortgang seiner Reise und den Termin der Rrckkehr im Unklaren gelassen. 66,18–19 Zwischen hier und Ostern Æ:::æ Rom zu sehn habe, und Neapel.] Den Aufenthalt in Neapel wollte Goethe ursprrnglich schon Anfang Januar 1787 beginnen, wie er Charlotte von Stein bereits Mitte Dezember mitgeteilt hatte (vgl. zu 57,8–9). Offensichtlich dachte er nun schon an einen spyteren Reisebeginn. Anfang Januar 1787 fiel schließlich die Entscheidung, die Karnevalszeit noch in Rom zu verbringen und erst danach nach Neapel aufzubrechen (vgl. zu 75,32–33). Diese Verschiebung hing vor allem mit der Anfang Januar in Rom eingetroffenen Zusage Herzog Carl Augusts zusammen, Goethe weiterhin unbestimmten Urlaub zu gewyhren und ihn selbst rber den Termin seiner Rrckkehr entscheiden zu lassen (vgl. 75,21–23; zu 89,6). Spytestens Ostern, also am 8./9. April 1787, wollte Goethe ursprrnglich wieder zurrck in Rom sein, um danach die Heimreise nach Weimar anzutreten (vgl. zu 50,12). Er reiste schließlich einen Tag nach Aschermittwoch, am 22. Februar 1787, nach Neapel und weiter nach Sizilien und kam erst am 6. Juni 1787 wieder nach Rom zurrck (vgl. zu 50,14). 66,19 Nach Sicilien geh ich nicht] Die Weiterreise rber Neapel hinaus und nach Sizilien galt im 18. Jahrhundert als ausgesprochen schwierig und gefyhrlich; auch das mag Goethes Zsgern und Lavieren erklyren. Mit der Gewyhrung des weiterhin unbegrenzten Urlaubs durch Herzog Carl August und die Verschiebung der Neapelreise kam aber auch die Idee eines Besuchs der Mittelmeerinsel wieder auf. Goethe dachte aber eher noch an einen gesonderten Aufenthalt im Herbst 1787 (vgl. 76,3–4). Bis zur Abfahrt nach Neapel am 22. Februar 1787 blieb die Entscheidung dazu offen (vgl. zu 137,6–7). Erst in der zweiten Myrzhylfte, in Neapel selbst, entschloss sich Goethe dazu, doch noch nach Sizilien zu gehen (vgl. zu 123,11–12). Am 29. Myrz 1787 setzte er von Neapel aus nach Palermo auf Sizilien rber. Er kam am 1. April dort an und blieb insgesamt bis zum 11. Mai auf der Insel (vgl. 143,12; 143,14–16; 143,18–19). 66,19–20 ich bin nicht Æ:::æ Zeit genug] Dazu erklyrt Goethe sich nyher im ostensiblen Teil seines Briefes an Charlotte von Stein vom 6. Januar 1787 (vgl. 76,3–13). 66,20–21 Den April und May Æ:::æ Rmckreise bis an die Alpen zu.] Der hier noch geplante Beginn der Rrckreise Goethes im April 1787 mit zwei Monaten Zeit frr den Weg durch Oberitalien nach der Schweiz fand schließlich erst Ende April 1788 statt und wurde in gut frnf Wochen bewyltigt. Goethe erreichte die Schweiz rber den Splrgenpass am 31. Mai 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 7). 66,21–23 Den Juni und Juli durch die Schweitz Æ:::æ seh ich dich wieder.] Die hier noch vorgesehene Reiseroute durch die Schweiz und den Rhein entlang bis Frankfurt a. M. krrzte Goethe bei seiner Heimfahrt erheblich ab. Er

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durchfuhr die Schweiz in nur vier Tagen, um sich danach vom 3. Juni 1788 an eine Woche in Konstanz am Bodensee aufzuhalten, ehe er in nur acht Tagen den krrzesten Weg nach Weimar rber Ulm, Nrrnberg und Coburg einschlug. Am 18. Juni traf er schließlich wieder in der thrringischen Residenz ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6–10). 66,25–26 Fritz muß mir bis Franckfurt Æ:::æ kann ich kaum hoffen.] Goethe wollte auf seiner Rrckreise nach Weimar seine Mutter in Frankfurt a. M. besuchen. Charlotte von Steins Sohn Friedrich hatte im September 1785 einige Wochen in Frankfurt bei Goethes Mutter verbracht und war ihr seitdem eng verbunden. Charlotte von Stein stand ebenfalls in gutem Kontakt zu Catharina Elisabeth Goethe, mit der sie regelmyßig korrespondierte. Charlotte von Steins Schwester, Louise von Imhoff, gehsrte seit ihrer Ankunft in Weimar im Oktober 1785 zum engeren Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein. Da Goethe aber erst im Frrhjahr 1788 die Heimreise antrat und Frankfurt a. M. dabei nicht berrhrte, kam es nicht zu der gewrnschten Begegnung. 66,26 Beladen mit Phasanen] Anspielung auf Goethes so genannten ,Fasanentraum‘, der den engeren Freunden offensichtlich bekannt war. Goethe erwyhnt ihn auch in seinem Reisetagebuch frr Charlotte von Stein am 19. Oktober 1786 (vgl. GT I 1, 229) und in seinem Brief an die Familie Herder vom 13. und 16. Dezember 1786 (vgl. 56,23). 66,30–31 mit eignen Augen und nach eigner Art sehen] Zum Begriff des ,Sehens‘ und zu Goethes Art des Betrachtens und Erkennens vgl. zu 19,27. Weiter vgl. auch zu 85,6. 67,3 Fritz nichtmehr in meinem Hause] Charlotte von Steins Sohn hatte seit Mai 1783 zumindest zeitweise in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan gelebt. Wahrscheinlich bewohnte er eines der Gyste- oder Dienerzimmer im Mansardengeschoss. Vor Goethes Abreise nach Karlsbad im Juli 1786 durfte er sich sogar frr die Zeit der Abwesenheit Goethes in dessen Arbeits- und Schlafryume im Hinterhaus einquartieren (vgl. zu 23,16–17). Er blieb dort wahrscheinlich noch bis Ende November oder Anfang Dezember 1786 und kehrte, nachdem feststand, dass Goethes Rrckkehr aus Italien so bald nicht zu erwarten war, ins Steinsche Elternhaus zurrck. Goethe war wahrscheinlich im nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vom 4. oder 5. Dezember 1786 oder Friedrich von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 27. November und 5. Dezember 1786 darrber unterrichtet worden. 67,4 meine Stube] Goethes Arbeits- oder Schlafzimmer im Hinterhaus der Wohnung am Frauenplan (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 67,5 Seideln] Goethes Sekretyr Philipp Seidel hatte offensichtlich auch die Aufsicht rber den 14-jyhrigen Friedrich von Stein rbertragen bekommen. 67,9 Dein Brief vom 11. Dec. der eben anlangt] Charlotte von Steins Antwort auf Goethes Brief vom 24. November 1786. Er hatte im Gegensatz zu

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Goethes Briefen aus Rom nach Weimar, die in der Regel eine Postlaufzeit von 16 Tagen benstigten, eine etwas lyngere Befsrderungszeit von 19 Tagen (vgl. auch zu 64,20). 67,9–10 Briefe von Herder, Knebel] Goethe hatte sowohl von Johann Gottfried Herder als auch von Carl Ludwig von Knebel bisher je einen Brief in Rom erhalten. Herder hatte zusammen mit seiner Frau Caroline am 11. Dezember und Knebel am 4. Dezember geschrieben (vgl. zu 69,30 und die erste Erlyuterung zu 129,15). 67,10–11 Du sollst auch immerfort von mir hnren.] Goethe schrieb der Freundin seit dem 11. November in der Regel einmal wschentlich einen ausfrhrlichen Brief und setzte dies auch bis zu seiner Abreise nach Neapel und Sizilien am 22. Februar 1787 so fort (vgl. zu 22,23–24). 67,11 Schreibet mir auch immerfort] Seit Anfang Dezember 1786 antwortete Charlotte von Stein wieder regelmyßig auf Goethes Briefe. Bisher waren drei Briefe von ihr in Rom eingetroffen (vgl. zu 45,23; zu 63,15; zu 67,9). Insgesamt sind neun Briefe bis zu Goethes Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 nachweisbar (vgl. zu 34,22–23). Am 25. Mai 1787 bestytigt Goethe den Erhalt des 19. Briefes der Freundin seit Anfang Dezember 1786 (vgl. zu 146,13– 14). Keiner der Briefe Charlotte von Steins an Goethe in Italien ist rberliefert (weiter vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). – Friedrich von Stein hat vermutlich alle Briefe Goethes aus Italien, von denen zwslf bekannt sind (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16), beantwortet und offensichtlich noch darrber hinaus weitere Briefe an seinen Mentor nach Italien geschrieben. Die Briefe Friedrichs sind nicht rberliefert (vgl. zu 252,28–29). 67,11–12 nur den letzten Montag im F e b r .] Der letzte Montag im Februar 1787 war der 26. Goethe ging im vorliegenden Brief noch davon aus, dass er sich zu dieser Zeit in Neapel befinden und spytestens Anfang April wieder nach Rom zurrckreisen werde. Da ein Brief von Weimar nach Rom meistens 19 Tage unterwegs war (vgl. zu 116,24–25) und die Weiterbefsrderung nach Neapel noch einmal mit knapp einer Woche zu veranschlagen war, musste ein Brief spytestens Ende Februar in Weimar abgeschickt werden, damit ihn Goethe noch vor seiner geplanten Abreise in Neapel erhielt. Montag war neben Dienstag und Freitag einer der Posttage in Weimar frr Briefe nach Italien. Abends gegen 9 Uhr ging die fahrende Post in Richtung …sterreich und Italien (vgl. Post-Bericht, ÆBl. 19æ). 67,14–15 Rmckreise Plan] Zum Reiseplan Goethes vgl. zu 66,18–19; zu 66,20–21; zu 66,21–23. 67,16 H.] Herzog; Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 67,16 ich habe noch keinen Brief von ihm] Goethe hatte Herzog Carl August in den ersten Tagen nach seiner Ankunft in Rom am 3. November 1786 geschrieben und ihn gebeten, rber die Dauer seiner Abwesenheit von Weimar zu entscheiden (vgl. zu 17,1–2). Der Herzog, der sich gerade in Berlin aufhielt,

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antwortete am 13. Dezember (vgl. zu 89,6). Der Brief traf erst in den ersten Januartagen 1787 bei Goethe in Rom ein (vgl. zu 75,21). 67,17 Wegen des Kastens siehe beyliegenden Brief an Seidel.] Im beigeschlossenen Brief an seinen Sekretyr Philipp Seidel in Weimar, den Goethe nach dem Eintreffen von Charlotte von Steins Brief vom 11. Dezember 1786 am 30. Dezember (vgl. zu 67,9) noch am gleichen Tag geschrieben und nach Weimar mitgeschickt hatte, verlangte Goethe Aufklyrung darrber, warum ein frr Charlotte von Stein bestimmter Kasten, der bereits am 14. Oktober rber Fuhrleute von Venedig nach Weimar abgegangen und in den Tagen vor dem 11. Dezember dort eingetroffen war, nicht sofort an Charlotte von Stein ausgehyndigt worden war (vgl. zu 70,14). In dem Kasten befanden sich Kaffee, verschiedene weitere Geschenke und die ersten vier Strcke von Goethes „Reise-Tagebuch“ frr die Freundin (vgl. zu 13,6–7; zu 13,8–9). 67,18–19 Der Caffee ist fmr dich und fmr die Freunde] Die grsßere Menge Kaffee, die Goethe in der Kiste aus Venedig, einem der Hauptumschlagplytze frr die im 18. Jahrhundert in Europa noch recht seltenen Kaffeebohnen, nach Weimar an die Kaffeeliebhaberin Charlotte von Stein geschickt hatte, wurde, wie von Goethe gewrnscht, mit Freunden geteilt. Vermutlich erhielten die Familien Herder, von Imhoff und von Schardt, msglicherweise auch Herzogin Louise und Herzogin Anna Amalia Kostproben davon (vgl. auch zu 105,34). 67,19 regaliren] Sich an etwas grtlich tun, in einem Festmahl bewirten (von franz. rgaler). 67,19–20 Sollte das Tagbuch glmcklich angekommen Æ:::æ mir es gleich] Die erste Sendung mit Goethes „Reise-Tagebuch“ hatte Charlotte von Stein wahrscheinlich gerade erhalten (vgl. zu 67,17). Die Fortsetzung mit dem frnften Strck, das den Reiseabschnitt von der Abreise aus Venedig (14. Oktober) bis zur Ankunft in Rom (29. und 30. Oktober) schildert (vgl. GT I 1, 291–319), hatte Goethe mit einem Begleitbrief vom 12. Dezember 1786 (Nr 30) am 16. Dezember nach Weimar geschickt. Die Sendung traf wahrscheinlich am 1. Januar 1787 bei Charlotte von Stein ein, was sie sogleich nach Rom meldete (vgl. zu 91,11). 67,22 Fritzen] Charlotte von Steins Sohn Friedrich. 67,22 Die Waldnern] Adelaide von Waldner, die Hofdame der Weimarer Herzogin Louise. Sie war mit Charlotte von Stein gut bekannt. Goethe hatte sie auch schon explizit in seinem Brief vom 2. Dezember 1786 grrßen lassen (vgl. zu 40,5). 67,22 Steinen] Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein, der Ehemann Charlotte von Steins. 67,23 brennbaren Wassers] Vermutlich eine Art landesspezifischer Liksr, der auch als Medizin verwendet wurde. 67,24 Herzoginn] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach.

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67,24–25 sie wird einen Brief von mir haben] Goethe hatte der Herzogin am 23. Dezember 1786 einen Brief geschickt (Nr 37). Er kam wahrscheinlich am 8. Januar 1787 oder an einem der folgenden Tage in Weimar an. 41. An Johann Gottfried Herder Rom, 29. und 30. Dezember 1786 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 2 Bl. 18,5(–18,8)622,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Ergynzungen und Korrekturen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ E: Briefe aus Italien (1886), 331–334, Nr 40. WA IV 8 (1890), 108–111, Nr 2544. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet in seinem letzten Teil einen nicht rberlieferten Brief von Johann Gottfried und Caroline Herder vom 11. Dezember 1786 (vgl. zu 69,30). – Beide antworteten mit einem nicht rberlieferten Brief vom 15. Januar 1786 (vgl. zu 107,1). Postsendungen: 30. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 67,27–28 daß meine Iphigenie fertig ist] Gemeint ist die Blankvers-Bearbeitung des Trauerspiels „Iphigenie auf Tauris“ frr den 3. Band von „Goethe’s Schriften“ bei Gsschen (vgl. auch zu 55,19). 67,28 zwey Abschriften] Nicht rberliefert (vgl. 51,11–12). Eine Abschrift schickte Goethe am 13. Januar 1787 als Druckvorlage frr Band 3 seiner „Schriften“ rber Philipp Seidel an Herder (vgl. zu 80,1). 68,1 dann mbergeb ich sie Dir] Vgl. zu 78,15–16. 68,2 darin nach Belieben zu korrigiren] Dieser Aufforderung ist Herder vermutlich nachgekommen. Im Februar 1787 ließ er vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel eine Abschrift als endgrltige Vorlage frr den Druck in der Werkausgabe anfertigen, die im Myrz an den Verleger Georg Joachim Gsschen ging (vgl. GB 6 II, zu 239,11–12). 68,3 eine Pause im S e h e n gemacht] Nach sechs Wochen hatte Goethe die Phase einer ersten systematischen Erkundung der Stadt Rom abgeschlossen. Da ich nun Rom gesehen habe, schrieb er am 12. Dezember an Charlotte von Stein (49,2), und auch gegenrber Herzog Carl August ließ er am gleichen Tag verlauten, er habe das meiste g e s e h e n (51,6). Das Rechnungsbuch Goethes, das ansonsten auch Besuche von kulturellen Einrichtungen und Museen vermerkt,

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weist frr die Tage vom 13. bis 18. Dezember eine Lrcke auf (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). Nicht unwesentlich beigetragen hatte zu dieser Unterbrechung auch der nicht rberlieferte Trennungsbrief Charlotte von Steins (vgl. zu 45,23), den Goethe am 9. Dezember empfangen hatte (vgl. 57,15–20). – ƒber Goethes Verstyndnis des Begriffs ,Sehen‘ vgl. zu 19,27. 68,4 Nun fang ich wieder an] Bereits am 20. Dezember 1786 hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt, er fange nun an die besten Sachen zum zweytenmal zu sehen (62,6; vgl. auch zu 103,6–7). Am 19. Dezember stattete er dem Museo Pio-Clementino einen erneuten Besuch ab (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ), am Heiligabend wohnte er verschiedenen Messen in mehreren rsmischen Kirchen bei und verfolgte am ersten Weihnachtsfeiertag das pypstliche Hochamt in der Peterskirche (vgl. zu 65,1–2; zu 65,11). Am 29. Dezember wurden die Villen Aldobrandini und Ruspoli besichtigt (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). 68,6–7 um recht wiedergebohren und neu gebildet zu werden] Das Bild der ,Wiedergeburt‘ wurde von Goethe besonders am Anfang seines Romaufenthaltes immer wieder verwendet (vgl. zu 4,13–14). 68,16–17 Wieviel Versuche Æ:::æ Dunckelheit hervorzuziehen] Goethe suchte in Rom so lange wie msglich sein Inkognito zu wahren (vgl. zu 42,16; zu 52,1–2). 68,17–18 wie die Poeten Æ:::æ vorlesen laßen] Vielleicht eine Anspielung auf die Lesung von Vincenzo Montis „Aristodemo“ (vgl. zu 77,7) beim Frrsten Joseph Wenzel von Liechtenstein (vgl. zu 35,8), die in der dritten Novemberwoche 1786 stattgefunden haben ksnnte: Man hatte mir von dem Abbate Monti prqludirt, von seinem Aristodem, einer Tragndie, die nqchstens gegeben werden sollte. Der Verfasser, sagte man, wmnsche sie mir vorzulesen und meine Meinung darmber zu hnren. Ich ließ die Sache fallen, ohne sie abzulehnen, endlich fand ich einmal den Dichter und einen seiner Freunde bei’m Fmrsten, und das Stmck ward vorgelesen. (IR I, 23. November 1786; WA I 30, 224.) 68,19 abgepaßt] Im Sinne von ,genau gesehen‘, ,abgemerkt‘, ,mitbekommen‘ (vgl. GWb 1, 120). 68,27 mit Euch hinter der Kirche] Herder wohnte mit seiner Familie im Pfarrhaus neben der Stadtkirche St. Peter und Paul am Topfenmarkt (heute Herderplatz). 68,29–33 Ich will Rom sehn Æ:::æ alles reiht sich.] Diese Passage findet sich erweitert auch in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR I, 29. Dezember 1786; WA I 30, 242 f.). 69,1 Tischbeinen kann ich nicht genug loben] Der seit Anfang 1783 in Rom lebende Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein hatte sich in Italien in Stil, Manier und Genre (Historien-, Portrytmalerei) eminent weiterentwickelt. Goethe, der bei Tischbein wohnte, erlebte diesen Prozess aus nychster Nyhe mit

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und war zu einem Verehrer Tischbeins geworden. Im Dezember 1786 hatte Tischbein auch mit Vorstudien zu seinem …lgemylde „Goethe in der Campagna di Roma“ begonnen (vgl. zu 66,10 und IR I, 29. Dezember 1786; WA I 30, 241 f.). 69,3 wenn ihr ihn dereinst sehen werdet] Goethe plante wahrscheinlich, den mit einem kyrglichen Stipendium des Herzogs Ernst II. Ludwig von SachsenGotha und Altenburg in Rom lebenden Tischbein mit nach Weimar zu ziehen und ihm eine Anstellung an der Freien Zeichenschule oder auch am herzoglichen Hof in Gotha zu verschaffen (vgl. Alten, Tischbein, 45 f.). Tischbein ging stattdessen Anfang Juli 1787 nach Neapel und nahm dort 1789 die Stelle des Direktors der ksniglichen Kunstakademie an. Er kehrte erst 1799 nach Deutschland zurrck. Nach Weimar kam er nicht. 69,5–6 mir eine Reihe Studien Æ:::æ zeichnen laßen] Vgl. zu 20,23–24. 69,6 Teutschlan] Schreibversehen frr ,Teutschland‘. 69,9–11 Nun ist mir Æ:::æ Kmnste nun recht gepackt] Vgl. zu 62,10–11. 69,13 wieder von Euch zu hnren] Am folgenden Tag, dem 30. Dezember, traf ein Brief von Johann Gottfried und Caroline Herder ein (vgl. zu 69,30). Er ist nicht rberliefert. Der nychste, ebenfalls nicht rberlieferte Brief der Herders stammte vom 15. Januar 1787 (vgl. zu 55,28–29). 69,13–14 zweyten Theil der zerstreuten Blqtter] Herders Anthologie war bereits zur Ostermesse Anfang Mai 1786 erschienen. Goethe hat seinen Malerfreunden in Rom immer wieder aus dem Band vorgelesen. Vgl. dazu und zum Inhalt zu 99,16–17. 69,15 Wie siehts mit dem dritten Theile der Ideen?] Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit von Johann Gottfried Herder. Dritter Theil. Riga, Leipzig 1787. – Zu Entstehung und Erscheinen der ersten beiden Teile des vierteiligen Werkes vgl. GB 6 II, zu 5,18–19. Am 3. Teil seiner Natur- und Geschichtsphilosophie, der die Darstellung der frrhen Menschheitsgeschichte der Vslker (11.–14. Buch) und Herders Humanitytskonzeption (15. Buch) enthalten sollte, arbeitete Herder vor allem im Jahr 1786. Nach Verzsgerungen im Sommer hatte er seine Anstrengungen in den letzten Wochen des Jahres noch einmal intensiviert. Um den Jahreswechsel 1786/87 war das Manuskript fast fertiggestellt (vgl. Herder an Johann Friedrich Hartknoch, 25. und Ende Dezember 1786; HB 5, 197). Im Januar 1787 begann die Drucklegung (vgl. Herder an Johann Georg Hamann, Ende Januar 1787, HB 5, 206) und zur Ostermesse 1787, Ende April, erschien der Band (vgl. Herder an Johann Gottfried Eichhorn, 25. April 1787; HB 5, 222 f.). 69,17 ich hoffe schnne Zeit in Neapel] Vgl. zu 66,18–19. 69,17 Eh ich gehe schreib ich noch.] Goethe schrieb den Herders noch frnf Mal bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 aus Rom (vgl. Nr 46, 51, 58, 61 und 71).

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69,18 geschwqrmt] ,Schwyrmen‘ hier ,in einer Gruppe umherziehen‘ (vgl. Adelung 3, 1716; Grimm 9, 2286 f.). 69,18–19 die Kirchen besucht wo Funcktionen waren] Am Heiligabend besuchte Goethe Nachtmessen in verschiedenen Kirchen Roms (vgl. zu 65,1–2). – Der Ausdruck Funcktionen geht auf das italienische ,funzione‘ zurrck: sakraler Ritus, feierliche, kirchliche Zeremonie. 69,20 Am ersten Festtage sah ich den Papst] Vgl. zu 65,11. 69,22–23 Diogenismus] Bedrrfnislosigkeit, Verachtung alles †ußerlichen (vgl. GWb 2, 1212). – Der Begriff ist nach dem Namen des kynischen Philosophen Diogenes von Sinope aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. gebildet. 69,25 Nun gehn die nqchste Woche die 7 Theater auf.] Die eigentliche Theatersaison in Rom dauerte, wie anderswo auch, nur die Karnevalszeit rber. Viele Theater spielten vom 26. Dezember bis einen Tag vor Aschermittwoch, einzelne sffneten auch erst mit oder nach dem Tag der ,Heiligen Drei Ksnige‘, dem 6. Januar. Daneben gab es allerdings noch frr alle Genres krrzere Spielzeiten im Frrhjahr und im Herbst. Die wichtigsten Theater der Stadt waren in den 1780er Jahren das Teatro delle Dame (ehemals Teatro Aliberti) und das Teatro Torre Argentina, die vor allem die Opera seria pflegten und Ballette auffrhrten. Das Teatro della Valle, das Teatro Capranica, das Teatro Pallacorda, das Teatro dei Granai und das Teatro Paco widmeten sich den heiteren Genres von Oper und Schauspiel, frhrten aber auch gelegentlich Tragsdien auf. Das erst 1780 ersffnete Teatro Correa hatte sich dem Volksstrck verschrieben. Das Teatro Tordinone war 1782 abgebrannt und wyhrend des Wiederaufbaus 1785 eingestrrzt; es wurde erst 1795 neu ersffnet. Vgl. dazu auch Goethes Charakterisierung einiger rsmischer Theater in „Das Rsmische Carneval“ (IR III; WA I 32, 262) sowie die Ausfrhrungen im Reisehandbuch von Johann Jacob Volkmann (2, 725–731). 69,25–26 Anfossi ist selbst hier und giebt Alessandro nel Indie] Der italienische Komponist und Kapellmeister Pasquale Anfossi war Ende 1786 nach einer Intendanz in London nach Rom gekommen und inszenierte zwei Urauffrhrungen (vgl. auch zu 116,21), denen Goethe beiwohnte. Die erste ist allerdings nicht „Alessandro nelle Indie“; diese Opera seria Anfossis war bereits 1772 in Rom uraufgefrhrt worden. Im Teatro delle Dame (oder Teatro Aliberti) stand zum Karneval 1787 vielmehr die Vertonung des Librettos von Pietro Metastasio durch Luigi Caruso auf dem Programm, und zwar in einer auf zwei Akte gekrrzten Fassung. Ballett und Ballettmusik steuerte Francesco Clerico bei. Der Neapolitaner Caruso komponierte insgesamt rber sechzig Brhnenwerke; geschytzt wurde er vor allem frr seine komischen Opern. Er schrieb in den achtziger Jahren, als er im Zenit seines Ruhms stand, aber auch Opere serie wie „Alessandro nelle Indie“ oder – im folgenden Jahr ebenfalls frr das Teatro delle Dame – „Antigono“. ƒber den Besuch einer Vorstellung des „Alessandro“ berichtete Goethe an Friedrich von Stein am 4. Januar 1787 wenig begeistert (vgl. 72,7–10), ganz anders als rber

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das Ballett von der Eroberung von Troja (vgl. 72,10–15). Das Libretto zu Carusos Oper, das Goethe in Rom erworben haben muss, hat sich in seiner Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 380, Nr 2565). Goethe richtete spyter Anfossis Oper „La Maga Circe“ in einem von ihm gemeinsam mit Christian August Vulpius bearbeiteten Libretto frr das Weimarer Hoftheater ein (Auffrhrungen ab November 1794). 69,26 ein Cyrus] Eine der zahlreichen Opere serie auf Pietro Metastasios Libretto „Ciro riconosciuto“ wurde zu diesem Karneval in Rom nicht aufgefrhrt. Anfossi vertonte Metastasios Libretto rberhaupt nicht. Von Anfossi kam hingegen im Teatro Torre Argentina das ,Dramma per musica‘ „Creso“ auf die Brhne. Das damals bereits mehrfach vertonte Libretto von Gioacchino Pizzi handelt von der Niederlage des sagenhaft reichen lydischen Ksnigs Croesus gegen den Perser Cyrus; dieser verzichtet jedoch darauf, seinen Gefangenen zu tsten, und setzt ihn großmrtig wieder in seine Rechte ein. Pizzi war unter dem Namen Nivildo Amarinzio auch Kustos der „Accademia degli Arcadi“, in die Goethe am 4. Januar 1787, also in eben diesen Wochen, aufgenommen wurde (vgl. zu 72,23). – Die Verwechslungen Goethes gehen spyter auch in die Endredaktion der „Italiynischen Reise“ ein (vgl. IR I, 6. Januar 1787; WA I 30, 247). Denkbar ist, dass Goethe keine Vorstellung dieser Oper besuchte; jedenfalls hat sich in seiner Bibliothek kein Libretto dazu erhalten. 69,27 die Belagrung von Troja als Ballet] Das Ballett, das zu „Alessandro nelle Indie“ im Teatro delle Dame gegeben wurde und rber dessen Besuch Goethe am 4. Januar 1787 an Fritz von Stein schreibt (vgl. 72,10–15), hat den Brand von Troja zum Gegenstand: „L’incendio di Troia. Ballo tragico pantomimo diviso in cinque atti“. Musik und Choreographie stammen von dem Tynzer, Choreographen und Komponisten Francesco Clerico, der von den achtziger Jahren des 18. bis in die zwanziger des 19. Jahrhunderts zu den erfolgreichsten Ballettschspfern Italiens gehsrte. Er wirkte in Genua, Mailand, Neapel, Venedig und Rom; unter den von ihm choreographierten Strcken finden sich ein „Hamlet“ (Venedig 1788), eine „Kleopatra“ und ein „Macbeth“ (Mailand 1801 und 1802). Clerico hatte den Stoff aus dem zweiten Gesang von Vergils „Aeneis“ bereits 1786 unter dem Titel „La Caduta di Troia“ frr Turin choreographiert (wiederholt 1790 in Mailand). Auch Karl Philipp Moritz berichtet unter dem 2. Myrz 1787 ausfrhrlich von dem „pantomimischen Ballet“, das „die Darstellung des Virgil fast buchstyblich nachzuahmen strebte“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 169). Ein Exemplar des Librettos von „L’incendio di Troia“ hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 381, Nr 2573). 69,27 die Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 69,30 erhalt ich den eurigen] Nicht rberlieferter Brief Johann Gottfried und Caroline Herders vom 11. Dezember 1786 (vgl. 74,7). 69,31 schreibt mir ja bald wieder.] Die Herders schrieben bis zu Goethes

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Reise nach Neapel mindestens noch einen nicht rberlieferten Brief an Goethe nach Rom, und zwar am 15. Januar (vgl. zu 107,1). 69,31 Uber den Inhalt nqchstens.] In den drei nychsten Briefen an Herder (vgl. Nr 46, 51 und 58) ging Goethe auf Inhalte des Briefes der Herders vom 11. Dezember 1786 nicht ein. 42. An Philipp Seidel

ÆRomæ, 30. Dezember Æ1786æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1786 in der Datumszeile geht aus dem Inhalt des Briefes hervor. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,7618 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 Textverlust durch Abschneiden des unteren Blattrandes nach hebe auf. (70,12; Buchstabenreste von einer Zeile noch sichtbar, aber nicht entzifferbar). – Beischluss zu Nr 40 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Seidel (1871), 338, Nr 9. WA IV 8 (1890), 111 f., Nr 2545. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 15. Januar 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 110,15). Postsendungen: 30. Dezember 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 70,2 Frau v. St. schreibt mir] Nicht rberlieferter Brief Charlotte von Steins vom 11. Dezember 1786 (vgl. zu 67,9). 70,2–3 es sey ein Kasten Æ:::æ angekommen] Der Kasten war im Zeitraum zwischen dem 7. und 11. Dezember 1786 in Weimar angekommen (vgl. zu 13,7; zu 13,26–27). Goethe hatte ihn am 14. Oktober in Venedig bei Fuhrleuten zum Transport nach Weimar aufgegeben. 70,6 e m b a l l i r t ] Emballieren: verpacken (von franz. emballer). 70,7 ein Paquet in Wachstuch mit meiner Adresse] Das Paket enthielt die ersten vier Strcke von Goethes „Reise-Tagebuch“ frr Charlotte von Stein rber seine Reise von Karlsbad bis nach Venedig (vgl. zu 13,6–7). 70,10–12 eine große Schachtel Æ:::æ worauf ihre Adresse steht] Die Schachtel enthielt wahrscheinlich eine Kaffeesendung frr Charlotte von Stein (vgl. zu 13,7). In den genannten Packetgen befanden sich vermutlich weitere Geschenke. Zu den Papiren konnte nichts Nyheres ermittelt werden.

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70,14 schreibe mir gleich alles wie sichs verhqlt] Seidel antwortete unmittelbar nach Ankunft des vorliegenden Briefes am 15. Januar 1787 mit einem nicht rberlieferten Brief (vgl. die erste Erlyuterung zu 110,15). Vermutlich brauchte er darin die gewrnschte Aufklyrung nicht mehr zu geben, da Charlotte von Stein in einem ebenfalls nicht mehr rberlieferten Brief wahrscheinlich vom 30. Januar 1786 den Erhalt der Tagebuchsendung und damit auch die Umstynde der verspyteten ƒbergabe durch Seidel mitgeteilt hat (vgl. zu 91,11). Goethes Antwortbrief an Seidel vom 3. Februar 1787 geht auf die Angelegenheit jedenfalls nur noch am Rande ein (vgl. zu 111,14). 70,18–19 Du kannst an Fr‘. Voß das Geld Æ:::æ auszahlen.] Mit Fr‘. Voß ist eine der drei noch lebenden Schwestern Amalie, Friederike und Caroline von Voß gemeint, die nach dem frrhen Tod ihrer Eltern in den Jahren 1771 und 1772 unter der Obhut des Hofes in Weimar lebten (vgl. Huschke, Geschlecht von Brenn, 108–112). Tontine ist eine nach dem Italiener Lorenzo Tonti benannte Form einer Lebens- oder Leibrentenversicherung. Sie basiert auf dem Grundprinzip, dass eine geschlossene Gruppe von Versicherungsnehmern gemeinsam ein zu verzinsendes Kapital anzahlen, das dann unter bestimmten Regeln an die im Laufe der Zeit abnehmende Zahl der Versicherungsnehmer als Leibrente ausgezahlt wird. – Goethe hatte sich 1783 frr eine solche Tontine, die die „ReichsStadt Nrrnbergische Leibrenten-Gesellschaft“ anbot, interessiert (vgl. Brief an den Rat der Stadt Nrrnberg, 5. Juni 1783; WAN IV 1, 66 f.), und es war daraufhin auch zu einer Beteiligung mehrerer Personen aus Weimar an der Nrrnberger Tontine gekommen (vgl. Karl Hebel: Goethe und die Nrrnberger Tontine von 1783. In: Zeitschrift frr die gesamte Versicherungswissenschaft. Bd 50. H. 4. Karlsruhe 1961, S. 373–394). Auch frr die Geschwister von Voß wurde bei der Nrrnberger Tontine eine solche Versicherung abgeschlossen. Belegt ist der Eintritt Friederike von Voß’ in die V. Klasse und ihres Bruders Ferdinand von Voß in die VI. Klasse im Jahr 1784. Im vorliegenden Brief ging es um die Sicherung der Ansprrche nach dem Tod Ferdinands im Juni 1786 (vgl. ebd., S. 388 f.). Die angesprochene Auszahlungsquittung ist nicht rberliefert, dafrr aber zwei Abrechnungsvermerke rber den Eingang der Voßischen Leibrentengelder in Weimar. Der erste befindet sich auf der Portoliste des Herzoglich Sychsichen Postamts Weimar vom 29. Dezember 1786, auf der am 15. Dezember der Empfang eines entsprechenden Briefes mit 109 Reichstalern und 40 Kreuzern (Frankfurter Wechselzahlung) bestytigt wird (vgl. GR/Belege 1786, 3, Bl. 62). Der andere, ein Eintrag Seidels in Goethes Rechnungsbuch, befasst sich am 2. Januar 1787 ebenfalls mit der Angelegenheit und bestytigt den Eingang wie auch den wahrscheinlichen Ausgang entsprechender Gelder: „von dem Herrn Rath Gsze 62 thlr 13 g‘ in Lbthlr zu 1 thlr 14 g‘ – wofrr ich die Voßischen Leibrenthengelder in 45 1/2 Conventionsthaler und 28 xr Mrnze als Depot hier gegeben habe. / Weil diese ausgestrichnen Voßischen Leibrenthengelder auf Befehl an die Fryulein von Voß ausge-

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zahlt werden, so fallen sie hier in Einnahme weg um nicht in Ausgabe zu kommen.“ (GR/RB 1786, 6, Bl. 54.) 70,19–20 verstorbnen Bruder] Ferdinand von Voß, Page am Hof in Weimar, war am 4. Juni 1786 15-jyhrig verstorben (vgl. Hochfrrstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1786. o. O. o. J., S. 78). Seine Schwestern besaßen wahrscheinlich einen Erbanspruch auf die vereinbarten Rrckzahlungen der Versicherung vor dem Fylligkeitstermin (vgl. auch die vorhergehende Erlyuterung). 70,21 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 104 f.). 43. An Friedrich von Stein

Rom, 4. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Wahrscheinlich Beischluss zu Nr 44 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 36–39, Nr 8. WA IV 8 (1890), 112–115, Nr 2546 (nach E). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 16. Februar 1787 (vgl. zu 141,2) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 6. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 71,3 in meiner Stube] Goethe wohnte zunychst in einer kleinen Kammer im ersten Stock der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. zu 15,21–22; Noack, Rsmische Kreise 2, 191 f.). 71,7 in der Peterskirche] Welchen seiner Besuche Goethe meint, ist unsicher. Frr den Dezember 1786 sind Besuche der Peterskirche neben dem 24. und 25. nur frr den 4. des Monats nachzuweisen (vgl. zu 65,3–4; zu 65,11; ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341). Es ist aber anzunehmen, dass Goethe und Tischbein sich noch sfter in der Kirche aufhielten, so etwa am 19. Dezember, als das Museo Pio-Clementino im Vatikan besucht wurde (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). Am 20. Dezember 1786 hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt, er fange nun an die besten Sachen zum zweytenmal zu sehen (62,6). 71,7 Pabst] Papst Pius VI. (Giovanni Angelo Graf Braschi) war seit 1775 im Amt. 71,8–9 die schnnen Steinarten] Die Ornamente, Skulpturen und Grabdenk-

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myler im Inneren der Peterskirche sind grsßtenteils aus verschiedenen Marmorsteinarten gefertigt und oft mit Bronzearbeiten oder Vergoldungen ergynzt. 71,9 Tischbein] Der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein war Goethes wichtigster Kunstfrhrer wyhrend der ersten Wochen in Rom (vgl. zu 13,22; zu 22,13). 71,10–11 Alabaster (eigentlich Kalkspath)] Alabaster ist eine feinksrnige, durchscheinende Varietyt des Minerals Gips, die vom Habitus her dem Marmor yhnlich sein kann, jedoch etwas weicher und deshalb leichter zu bearbeiten ist. Alabaster wird gleichermaßen zur Herstellung von kleinen Schmuckgegenstynden wie auch von Skulpturen oder Reliefs genutzt. Kalkspat (Kalzit), ein Mineral der Karbonatgruppe, oft weiß oder farblos, wird als ein hochwertiges Baumaterial eingesetzt. 71,14 Monsignores] Ital. monsignore: mein (hochwrrdigster) Herr; Anrede hoher Geistlicher (Prylaten) in der katholischen Kirche. 71,14–15 den rothen goldbesetzten Hut] Vom 12. bis ins 19. Jahrhundert war die offizielle Kopfbedeckung der Pypste außerhalb der Messe der Camauro, eine mit (Hermelin-)Pelz besetzte rote Samtmrtze. 71,15 Brevieren] Das Brevier (von lat. brevis: kurz) enthylt die Texte frr das Stundengebet der rsmisch-katholischen Kirche in verkrrzter Form. Ein Brevier wurde frrher von Klerikern benutzt, die nicht am gemeinsamen Chorgebet teilnehmen konnten. 71,22 wie die Paste die Du kennst] Pasten (von ital. pasta: Teig) werden auch die Abdrrcke von Gemmen, Mrnzen und Medaillen genannt, die aus verschiedenen Teigmassen, meist aus feinem, mit Wasser angerrhrtem Gips- oder Schwefelmehl gefertigt wurden. Goethe besaß eine „Sammlung von 250 Abdrrcken in Gyps von Medaillen mit den Bildnissen aller Pypste, und eben soviel Abdrrcke von den Kehrseiten dazu, worauf Geburts- und Todesjahr und einige Lebensumstynde angefrhrt sind“ (Schuchardt 2, 347, Nr 307). Die genannte Paste mit dem Bildnis Pius’ VI. konnte nicht eindeutig ermittelt werden. Erhalten sind zwei Medaillen von 1776 und 1782 mit dem Brustbildnis des Papstes. Auf beiden ist er aus dem rechten Profil zu sehen, einmal mit Tiara, der Papstkrone, und Umhang (Pluviale), einmal mit dem Pileolus genannten Papstkyppchen (vgl. Schuchardt 2, 103, Nr 627 und 628; Abb. in Jochen Klauß: Die Medaillensammlung Goethes. Bd 1: Bestandskatalog. Berlin 2000, S. 182). 71,23 die griechischen Priester] Griechisch-katholische Priester, die es bis heute in Rom und Srditalien gibt (vgl. auch zu 74,24–25). 71,23 die Kapuziner] Mitglieder des katholischen ,Ordens der Minderen Brrder Kapuziner‘, der sich im frrhen 16. Jahrhundert vom Franziskanerorden abgespalten hatte. 71,24–26 Neulich sahen wir Æ:::æ abschlachten.] Goethe beobachtete die Schlachtung gemeinsam mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein am Freitag, dem 8. Dezember 1786 (vgl. ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341).

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Tischbein fertigte eine Federzeichnung von der Szene an („Das Schweineschlachten am Minerva-Tempel“; GNM, ohne Inv.-Nr, seit 1984 nicht auffindbar; Abb. in: Wolfgang von Oettingen: Goethe und Tischbein. In: SchrGG 25 [1910], Tafel 9 und 36). Goethe verfasste im Rahmen seiner Arbeit an der „Italiynischen Reise“ einen Aufsatz rber „Tischbeins Zeichnungen des Ammazzaments der Schweine in Rom“, in dem er unter Verwendung der vorliegenden Briefpassage auch auf die Hintergrrnde der Schweineschlachtung eingeht: Der Rnmer darf sich mit Schweinschlachten nicht abgeben; wer aber das Blut, welches bei dem Schlachten verloren ginge, auch nicht entbehren will, verfmgt sich dorthin und feilscht um eines der in jenen Rqumen zusammengedrqngten Schweine. Ist man des Handels einig, so wirft sich einer der wild genug anzuschauenden Heerdebesitzer mit Gewalt mber das Thier, stnßt ihm einen starken, spitzen, oben umgebogenen und gleichsam zum Handgriff gekrmmmten Draht in’s Herz und trillt ihn so lange darin herum, bis das Thier kraftlos niederfqllt und sein Leben aushaucht. Hiebei wird nun kein Tropfen Bluts vergossen; es gerinnt im Innern, und der Kqufer schafft es mit allem innern und qußern Zubehnr vergnmgt nach Hause. (WA I 48,169 f.) 71,26–27 auf einem Platze, wo frmher ein Minerventempel stand] Gemeint ist der Minerva-Tempel des 97 n. Chr. geweihten Nerva-Forums (auch Forum Transitorium) neben dem Forum des Augustus. Der Tempel hatte sich bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts erhalten; 1606 ließ ihn Papst Paul V. abreißen, um Baumaterial frr die Aqua Paola auf dem Gianicolo zu gewinnen. An Ort und Stelle kann man hingegen bis heute die Reliefs der Umfassungsmauer des Forums sehen, die u. a. Minerva und Frauen beim Spinnen und Weben zeigen. – In seinem Aufsatz „Tischbeins Zeichnungen des Ammazzaments der Schweine in Rom“ beschreibt Goethe den Ort des Geschehens wiedererkennbar: Æ:::æ in den Ruinen jenes Tempels Æ:::æ, die am Ende der Via Sacra wegen der schnnen Basreliefe bermhmt sind, die den Einfluß der Minerva auf weibliche Arbeiten sehr anmuthig darstellen. (WA I, 48, 169.) 72,3 Amazzamento] Ital.: Tstung, Schlachtung. 72,7 in einer ersten Vorstellung einer Oper] Die Opern- und Theatersaison in Rom dauerte nur die etwa zwei Monate wyhrend die Karnevalszeit von Ende Dezember/Anfang Januar bis Fastnachtsdienstag Mitte/Ende Februar. Zur Theatersituation in Rom vgl. zu 69,25 und die erste Erlyuterung zu 34,15. Ob Goethe mit der ersten Vorstellung eine Ersffnungsvorstellung meinte oder seinen ersten Opernbesuch in Rom, muss offenbleiben. Vielleicht traf aufgrund der Umstynde auch beides zusammen. Welche Opernauffrhrung Goethe besuchte, konnte nicht ermittelt werden. 72,9 Alexander in Indien] Die Opera seria „Alessandro nelle Indie“ von Luigi Caruso im Teatro Aliberti (vgl. zu 69,25–26).

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72,10–11 die Eroberung von Troja] „L’incendio di Troia“ von Francesco Clerico (vgl. die erste Erlyuterung zu 69,27). 72,11–12 die Herder’s] Goethe meint hier die Kinder von Johann Gottfried Herder und seiner Frau Caroline (vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18). Im Brief an Johann Gottfried Herder vom 29. und 30. Dezember 1786 hatte sich Goethe in Bezug auf das Ballett yhnlich geyußert (vgl. 69,26–27). 72,12–15 wie wmrde Euch Æ:::æ ergntzt haben] Nach der griechischen Mythologie gewinnen die Griechen den Krieg gegen die Stadt Troja mit Hilfe eines hslzernen Pferdes, das, im Innern mit Soldaten besetzt, von den unwissenden Trojanern in die Stadt geholt wird. Hektor, der ylteste Sohn des Ksnigs von Troja und Heerfrhrer der Stadt, unterliegt im Zweikampf dem griechischen Helden Achilles und wird getstet. Dem trojanischen Prinzen Aeneas gelingt die Flucht aus der besiegten Stadt. 72,15 mqßig] Hier im Sinne von ,gemyß‘, ,maßvoll‘ (vgl. Grimm 6, 1741– 1743). 72,16 in einem andern Theater die Locandiera von Goldoni] „La Locandiera“, eine Komsdie des italienischen Dramatikers Carlo Goldoni (Urauffrhrung: Venedig 1752; Erstdruck in: Commedie. 10 Bde. Bd 2. Florenz 1753; dt. ƒbersetzung: Die Gastwirtin. In: Des Herrn Carl Goldoni symmtliche Lustspiele. Hrsg. von Justus Heinrich Saal. 11 Tle. T. 7. Leipzig 1770). In welchem Theater Goethe die Verfrhrungskomsdie um die schsne Gastwirtin Mirandolina und ihre vier Verehrer sah, ist nicht bekannt. 72,16–17 Da hier alle Rollen Æ:::æ von Mqnnern gespielt werden] Auch wenn seit der Antike Schauspielerinnen nachweisbar sind, konnte sich die Besetzung von Frauenrollen mit weiblichen (Berufs-)Schauspielern erst seit dem 16. Jahrhundert mit der fortschreitenden Professionalisierung des Theaterwesens allmyhlich durchsetzen. Der Durchbruch von weiblichen Akteuren auf der Brhne erfolgte im Laufe des 18. Jahrhunderts. Die katholische Kirche setzte sich lange vehement frr die Aufrechterhaltung des Auftrittsverbots von Frauen im Theater ein. Offiziell wurde dieses Verbot in Rom erst 1798 aufgehoben. Goethe beurteilt die rsmische Praxis in seinem Aufsatz „Frauenrollen auf dem Rsmischen Theater durch Mynner gespielt“ alles in allem gesehen aber durchaus positiv, da bei einer solchen Vorstellung der Begriff der Nachahmung, der Gedanke an Kunst immer lebhaft blieb, und durch das geschickte Spiel nur eine Art von selbstbewußter Illusion hervorgebracht wurde. (WA I 47, 272.) 72,22 Pastore dell Arcadia] Ital.: Schyfer von Arkadien. 72,23 als ich heut in diese Gesellschaft kam] Die Arkadische Gesellschaft (ital.: Accademia dell’Arcadia) in Rom war 1690 von den Dichtern Giovanni Mario Crescimbeni und Giovanni Vincenzo Gravina gegrrndet worden. Ihr Ziel bestand im Wesentlichen in der ƒberwindung der hochartifiziellen Dichtungsweise eines Giambattisto Marino und in der Rrckkehr zu Einfachheit und Klar-

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heit. Insofern steht ihr Name frr ihr Programm, das einerseits an die Vorstellung vom einfachen arkadischen Leben (abgeleitet von dem in der griechischen Mythologie verklyrten srdgriechischen Bergland Arkadien), andererseits an die moderne Vergegenwyrtigung dieses antiken Ideals in der italienischen Dichtung der Renaissance ( Jacopo Sannazaros „L’Arcadia“ von 1502) anknrpft. Frr die italienische Literatur in der ersten Hylfte des 18. Jahrhunderts waren die Grundsytze der Arkadier prygend gewesen. Alle bedeutenden Autoren, auch Pietro Metastasio, hatten sich daran orientiert. In der zweiten Jahrhunderthylfte war die „Arcadia“ freilich immer mehr zu einer institutionellen Hrlle geworden, in der eine leere Rhetorik gepflegt wurde und in die aufgenommen zu werden eine Frage der gesellschaftlichen Stellung oder des finanziellen Einsatzes war (vgl. zu 77,5–6). Immerhin widmet noch Volkmann in seinem Reisehandbuch der „Arcadia“ einen lyngeren Abschnitt (vgl. Volkmann 2, 778–782). Der Sitz der „Accademia dell’Arcadia“ befand sich seit 1726 im Bosco Parrasio, einer von Antonio Canevari gestalteten Gartenanlage an den Hyngen des Gianicolo, direkt hinter S. Pietro in Montorio. Im Winter fanden die Sitzungen im Serbatoio statt, dem Archiv; dieses befand sich zu Goethes Zeiten in der heutigen Via in Arcione nahe der Fontana di Trevi. Die Aufnahme Goethes in die Gesellschaft ist vermutlich auf die Initiative des Frrstprinzen Joseph Wenzel von Liechtenstein und seines Hofmeisters Carlo Tacchi zurrckzufrhren, die Goethe im November 1786 in Rom kennen gelernt hatte (vgl. zu 35,8–9). Goethe beschreibt in der „Italiynischen Reise“ im Bericht vom Januar 1788 die Geschichte der Arkadischen Gesellschaft in Rom und seine Aufnahme am 4. Januar 1787: In den Vorzimmern eines anstqndigen Gebqudes Æim Serbatoio an der Via in Arcioneæ ward ich einem bedeutenden geistlichen Herrn vorgestellt, und er mir bekannt gemacht als derjenige, der mich einfmhren, meinen Bmrgen gleichsam oder Pathen vorstellen sollte. Wir traten in einen großen, bereits ziemlich belebten Saal und setzten uns in die erste Reihe von Stmhlen, gerade in die Mitte einem aufgerichteten Katheder gegenmber. Es traten immer mehr Zuhnrer heran; an meine leergebliebene Rechte fand sich ein stattlicher qltlicher Mann, den ich nach seiner Bekleidung und der Ehrfurcht, die man ihm erwies, fmr einen Cardinal zu halten hatte. Der Custode ÆAbt Gioacchino Pizziæ, vom Katheder herab, hielt eine allgemein einleitende Rede, rief mehrere Personen auf, welche sich theils in Versen, theils in Prosa hnren ließen. Nachdem dieses eine gute Zeit gewqhrt, begann jener eine Rede, deren Inhalt und Ausfmhrung ich mbergehe, indem sie im Ganzen mit dem Diplom zusammentraf, welches ich erhielt und hier nachzubringen gedenke. Hierauf wurde ich denn fnrmlich fmr einen der Ihrigen erklqrt und unter großem Hqndeklatschen aufgenommen und anerkannt. Mein sogenannter Pathe und ich waren indessen aufgestanden und hatten uns mit vielen Verbeugungen bedankt. Er aber hielt eine wohlgedachte, nicht allzulange, sehr

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schickliche Rede, worauf abermals ein allgemeiner Beifall sich hnren ließ, nach dessen Verschallen ich Gelegenheit hatte, den Einzelnen zu danken und mich ihnen zu empfehlen. (IR III, „Aufnahme in die Gesellschaft der Arkadier“; WA I 32, 218 f.; vgl. auch IR III, „C. U. C. Nivildo Amarinzio Custode generale d’Arcadia“ ÆAufnahme-Diplomæ; WA I 32, 221 f.) ƒber Goethe und die Arcadia vgl. Noack, Rsmische Kreise 2, 196–207; Zapperi, Inkognito, 75–86. 72,24 Herr Schmidt] Msglicherweise Ernst August Schmidt. Der Philologe und ƒbersetzer aus dem Lateinischen, Spanischen und Englischen war 1782 Akzessist der herzoglichen Bibliothek in Weimar. Denkbar wyre auch, dass Goethe den Juristen Johann Christoph Schmidt meinte, der seit 1784 Geheimer Assistenzrat des Geheimen Consiliums in Weimar war. Der Kollege Goethes gehsrte zum Kreis um Friedrich Gottlieb Klopstock und betytigte sich auch selbst dichterisch. Goethe frhrte in seinen Briefen an Friedrich von Stein in der Regel aber die erwyhnten Personen mit ihren Titeln oder Hofymtern auf, was hier gegen den Geheimen Assistenzrat spricht. 72,25 weil ich mich nicht nffentlich bekennen will] Goethe konnte erreichen, dass sein Name im versffentlichten Sitzungsprotokoll der „Accademia dell’Arcadia“ nicht aufgenommen wurde (vgl. Zapperi, Inkognito, 83). 72,27 M e g a l i o ] Ital.: der Große; Goethes Name in der Literaturgesellschaft der Arkardier (Accademia dell’Arcadia; vgl. zu 72,23). Der dazugehsrige Beiname ,Melpomenio‘ wurde ihm in Anlehnung an die ideale arkadische Landschaft Campagne Melpomenie verliehen (nach Melpomene, der Muse der Tragsdie). Vgl. IR III, „C. U. C. Nivildo Amarinzio Custode generale d’Arcadia“; WA I 32, 221 f. (ƒbersetzung in: Goethes Werke, Festausgabe 17, 659). Die Eintryge im Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft zur Aufnahme Goethes lauteten: „Megalio Melpomenio, de Goethe, Consigliere di Stato del duca di Sassonia, Tedesco“ und „De Goethe. Consigliere di Stato di Sua Altezza Serenissima il duca di Sassonia. Megalio Melpomenio“ (Biblioteca Angelica Roma. Archivio dell’ Arcadia, Archivio. Vol. 5, Bl. 201 und Vol. 6, Bl. 120; zitiert nach: Zapperi, Inkognito, 83. – Der Große Melpomenier, von Goethe. Staatsrat des Herzogs von Sachsen, Deutscher; Von Goethe, Staatsrat Seiner Hoheit Durchlaucht Herzog von Sachsen. Der Große Melpomenier). 72,27 per causa Æ:::æ mie opere] Ital.: aufgrund der Grsße oder Großartigkeit meiner Werke. 72,28–29 Wenn ich das Sonnett Æ:::æ so schicke ich Dir’s.] Das Sonett ist nicht rberliefert, rber die avisierte Zusendung nichts bekannt (vgl. aber Briefe aus Italien, 417). 72,32–33 mit den Zwillingen] Goethe spielt damit auf seinen lyrischen Abendsegen „Die Zwillinge sind in der Nyhe“ an (vgl. zu 251,6–7).

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44. An Charlotte von Stein

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Rom, 6. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2 und 29/494,I. – 2 Bl. 18,9(–19,1)6 23,2(–23,4) cm und Doppelblatt 18,7(–18,9)623,2 cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; auf den zwei Einzelblyttern im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Wahrscheinlich Nr 43 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). E: Briefe aus Italien (1886), 246–253, Nr 19 und 19 a. WA IV 8 (1890), 115–118, Nr 2547 und 119–122, Nr 2548 (Brief an den Freundeskreis in Weimar). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vom 18. Dezember 1786 (vgl. zu 73,7). – Der Antwortbrief vom 26. Januar 1787 (vgl. zu 123,9) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 6. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 1). 73,2–3 von Moritz Æ:::æ heute aufgebunden worden] Karl Philipp Moritz hatte sich am 29. November 1786 bei einem Reitunfall in Rom den linken Arm gebrochen. Der Arm wurde frr den Heilungsprozess geschient. Goethe hatte den Kranken oft besucht und Charlotte von Stein immer wieder davon berichtet (vgl. zu 45,19–20; die erste Erlyuterung zu 57,22; zu 64,5–6). 73,3 diese 40 Tage] Am 6. Januar 1787 waren fast genau 40 Tage seit Moritz’ Unfall am 29. November 1786 vergangen. Goethe betont diese Zahl, um die Bedeutung der so bemessenen Zeit frr sein Verhyltnis zu Moritz hervorzuheben. 40-Tage-Zeitryume verleihen in der biblischen ƒberlieferung Ereignissen und Entwicklungen oft eine herausgehobene Bedeutung. Vierzig Tage wyhrte beispielsweise die Sintflut (vgl. 1 Mose 7,12). Mose verbrachte 40 Tage auf dem Berg Sinai, bevor er von Gott die Gesetzestafeln erhielt (vgl. 2 Mose 24,18). Im Neuen Testament harrt Jesus 40 Tage allein in der Wrste aus, wo er vom Teufel versucht wird (vgl. Matthyus 4; Markus 1,12 f.; Lukas 4,1–13). Jesus bleibt nach der Auferstehung zu Ostern noch 40 Tage bis zur Himmelfahrt auf Erden (vgl. Apostelgeschichte 1,3). In kirchlich-religisser Tradition steht ebenfalls die so genannte Passionszeit, die Aschermittwoch beginnt und nach 40 Tagen mit der Karwoche endet. 73,7 Heute frmh erhielt ich deinen bitter smßen Brief vom 18ten Dec.] Der nicht rberlieferte Brief Charlotte von Steins war wie die meisten Briefe aus Weimar nach Rom 19 Tage unterwegs (vgl. zu 67,9) und mit der Montagspost, die auch nach Italien ging, in Weimar aufgegeben worden (vgl. zu 67,11–12).

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BRIEF 44

Charlotte von Stein hatte am 18. Dezember 1786 noch keine Antwort auf ihr Zettelgen (45,23) aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 23. November 1786, in dem sie Goethe das bisherige Vertrauen entzogen und eine Unterbrechung ihrer Korrespondenz angekrndigt hatte (vgl. zu 45,23). Ihre nachfolgenden Briefe bis zu dem hier erwyhnten waren vermutlich immer noch aus einer Haltung der Distanz und des Vorwurfs geschrieben. Andererseits war Goethe froh darrber, dass die Freundin ihre Ankrndigung nicht wahrgemacht hatte und weiterhin mit ihm im Kontakt blieb. 73,8 Unsre Correspondenz geht gut und regelmqßig] Es war der insgesamt vierte Brief Charlotte von Steins an Goethe in Rom. Nach dem ersten abweisenden Zettelchen (vgl. die vorhergehende Erlyuterung) hatte sie auf Goethes wschentliche Briefe vom 18. und vom 24. November sowie vom 2. Dezember geantwortet und setzte dies auch in der Folgezeit so fort (vgl. zu 34,22–23). Zu Goethes Briefen an Charlotte von Stein vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1. 73,10–11 Ich kann zu den Schmerzen die ich dir verursacht Æ:::æ v e r g i b ! ] Diese Bitte hatte Goethe in yhnlicher Weise auch schon in vorausgegangenen Briefen ausgesprochen (vgl. 57,1–4; 63,15–20). 73,15 meine Reisevorsqtze] Im Brief vom 29. und 30. Dezember hatte Goethe seine weiteren Reiseplyne bis Ostern 1787 und die geplante Rrckkehr nach Weimar zwischen April und August 1787 dargelegt (vgl. 66,18–23). 73,15–16 in einem Anhang Æ:::æ neue Ideen und Zweifel] Gemeint ist der zweite Teil des vorliegenden Briefes, der sich ausfrhrlich mit der Frage eines rber Ostern 1787 hinaus verlyngerten Aufenthaltes Goethes in Italien bis Ende 1787 beschyftigte (vgl. 75,9–77,22) und als so bezeichneter Anhang auf einem gesonderten Blatt geschrieben wurde, damit ihn Charlotte von Stein an das Herzogspaar, das Ehepaar Herder und eventuell an weitere enge Freunde weiterreichen konnte, um deren Rat zu Goethes Reiseplynen einzuholen. In der Postsendeliste Goethes aus Rom wird der Briefteil eigens erwyhnt: Fr. v. Stein. Ostens. Blat wegen meiner Reise. (Postsendeliste 1, S. 1.) Dies hat dazu gefrhrt, dass der Briefbogen sowohl in der WA als auch in einigen anderen Ausgaben der Briefe Goethes an Charlotte von Stein als eigenstyndiges Schreiben an den Weimarer Freundeskreis angesehen wurde (vgl. WA IV 8, 119– 122, Nr 2548; Wahle, Goethe-Stein 2, 261–264; Petersen, Goethe-Stein 2.2, 472–475, Nr 1624). 73,17–18 mberlege sie Æ:::æ wißen] Charlotte von Stein kam Goethes Bitte nach. Sie gab den Anhang (73,16) an Johann Gottfried Herder weiter, nachdem sie ihn selbst wahrscheinlich am 22. Januar 1787 erhalten hatte. Herder informierte Herzog Carl August rber Goethes Schreiben und seine Bitte. Dies geschah wahrscheinlich am 22. oder 23. Januar, als sich Carl August, von einer geheimdiplomatischen Reise wegen der Koadjutorwahl aus Mainz kommend, kurzzeitig wieder in Weimar aufhielt, um den Mainzer Statthalter in Erfurt, Carl Theodor

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von Dalberg, zu konsultieren und danach sofort weiter nach Karlsruhe und Berlin zu reisen (vgl. Obser, Frrstenbund, 123). Herder muss diesen kurzen Aufenthalt Carl Augusts zu einem Gesprych mit ihm genutzt haben (vgl. Herder an Charlotte von Stein, Ende Januar 1787; HB 5, 206). Dabei ist vermutlich auch die Meinung der Herzogin eingeholt worden. Zu dem Gesamtkomplex vgl. auch zu 76,23–25. 73,19 der Herzog wird mich nur im Nothfall zurmck berufen] Herzog Carl August hatte Goethe mit seinem nicht rberlieferten Brief vom 13. Dezember 1786 (vgl. zu 89,6) auf unbestimmte Zeit Urlaub gewyhrt: Æ:::æ ich erhalte einen gmtigen, mitfmhlenden Brief vom Herzog, der mich auf eine unbestimmte Zeit von meinen Pflichten losbindet Æ:::æ. (75,21–22.) Nur im Falle von unvorhergesehenen, wichtigen Ereignissen, die Goethes Anwesenheit in Weimar erforderten, hytte die Zusage ihre Grltigkeit verloren. Goethe hatte den Brief des Herzogs wahrscheinlich in den ersten Januartagen 1787 erhalten. 74,1–3 Mit meinem Tagebuch Æ:::æ Briefe an dich.] Goethe hatte sein Reisetagebuch frr Charlotte von Stein in zwei Sendungen im Oktober und im Dezember 1786 nach Weimar geschickt. Die Adressatin erhielt sie erst Ende Dezember 1786 bzw. Anfang Januar 1787 (vgl. zu 13,26–27; zu 91,11; zu 91,17). Mit den ostensiblen Blqttern sind Goethes Briefe an den Weimarer Freundeskreis gemeint und mit den Stellen meiner Briefe an dich die Passagen mit Reiseberichten aus seinen Briefen an Charlotte von Stein. 74,3 mein Verbot] Schon in seinem Brief vom 18. September 1786 aus Verona hatte Goethe bei der Ankrndigung seines „Reise-Tagebuchs“ Charlotte von Stein um Geheimhaltung gebeten: Sag aber niemanden etwas von dem was du erhqltst. Es ist vorerst ganz allein fmr dich. (3,10–11.) Bei der ƒbersendung der ersten Teile des Textes am 14. Oktober 1786 bekryftigte Goethe seine Bitte nochmals (vgl. 10,3–5). Goethe setzte große Hoffnungen in die Wirkung des Textes, der der Freundin sein ungebrochenes Vertrauen und seine andauernde Zuneigung offenbaren und so zur ƒberwindung ihrer anhaltenden Beziehungskrise beitragen sollte. Nach der jetzt ausgesprochenen Aufhebung des Verbots hytten Mitteilungen aus dem Tagebuch auch der …ffentlichkeit in Weimar signalisiert, dass das Verhyltnis Goethes zu seiner langjyhrigen Freundin intakt war. 74,6 Meine Iphigenie ist fertig] Am 13. Januar 1787 rbersandte Goethe nach letzten Korrekturen eine Abschrift der umgearbeiteten „Iphigenie auf Tauris“ an Herder als Vorlage frr den Druck im 3. Band seiner „Schriften“ (vgl. zu 78,15–16). Bereits vor drei Wochen hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt, dass die ƒberarbeitung kurz vor ihrem Abschluss strnde (vgl. 57,28–29), und vor einer Woche die Fertigstellung Herder angezeigt (vgl. 67,27–28). 74,7–9 da Herder in einem Brief Æ:::æ gekommen ist] Goethe hatte Herder gebeten, den Druck seiner „Schriften“ bei Georg Joachim Gsschen in Leipzig zu beaufsichtigen (vgl. zu 4,15–17). Der genannte nicht rberlieferte Brief Herders

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war am 30. Dezember 1786 in Rom angekommen (vgl. 69,30). Goethe hatte die Druckvorlagen frr die ersten vier Bynde seiner „Schriften“ mit Ausnahme der „Iphigenie auf Tauris“ frr Band 3 und der „Zueignung“ frr Band 1 Anfang September 1786 von Karlsbad aus zur ƒbergabe an den Verleger nach Weimar rberstellen lassen (vgl. GB 6 II, zu 234,18–19). Seidel rbergab die Texte frr die ersten beiden Bynde wahrscheinlich am 3. oder 4. Oktober an Friedrich Justin Bertuch zur Befsrderung nach Leipzig (vgl. Gsschen an Bertuch, 2. Oktober 1786; QuZ 1, 43). Der Druck des ersten und msglicherweise auch des zweiten Bandes der Werkausgabe begann wahrscheinlich erst im Laufe des Januar 1787. Am 24. Januar informierte Gsschen Bertuch in Weimar darrber mit der gleichzeitigen Bitte, die Aushyngebogen an Herder weiterzugeben: „Hierbey haben Sie die Aushyngebogen von Gsthe. Haben Sie die Grte solche Herdern mitzutheilen.“ (QuZ 1, 59.) Im Dezember 1786 hatte es also in Bezug auf die Drucklegung der ersten beiden Bynde noch keinen entscheidend neuen Berichtsstand gegeben, der es Herder angeraten hytte, Goethe darrber eigens in Kenntnis zu setzen. Obwohl die ersten vier Bynde der Ausgabe zur Ostermesse 1787 im April erscheinen sollten, bestand seitens des Verlegers auch noch keine dringliche Veranlassung, die Zusendung der noch ausstehenden Manuskripte frr den dritten und vierten Band der Ausgabe umgehend einzufordern. 74,10–11 Seit gestern hab ich einen kolossalen Junokopf Æ:::æ Maske davon.] Der vermutlich in Rom gefundene rberlebensgroße (114 cm) Frauenkopf galt seit Johann Joachim Winckelmann bis ins 19. Jahrhundert hinein als eine der vollendetsten antiken Marmorbrsten. Diese Darstellung einer Hera, der Zeus vermyhlten Gsttin, die in Rom zu Juno wurde, wird seit dem 19. Jahrhundert auch als Portrytbrste gedeutet, msglicherweise der Antonia Minor, der Mutter von Kaiser Claudius. Die 1556 erstmals erwyhnte Kolossalbrste, von Kardinal Ludovico Ludovisi 1622 aus der Sammlung Cesi gekauft, war im Eingangsbereich der Villa Ludovisi aufgestellt; die (1885 abgetragene) Villa an der Porta Pinciana war im 18. Jahrhundert berrhmt frr ihre Antikensammlung. Die Brste wurde zusammen mit anderen berrhmten Strcken der Sammlung Ludovisi vom italienischen Staat erworben, gehsrt heute dem Museo Nazionale Romano (Inv.-Nr 8631) und wird im Palazzo Altemps gezeigt (vgl. Winckelmann, KD, Nr 744). Die Qualityt und Schsnheit der Brste hatte Winckelmann in seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ gelobt (Winckelmann, GK 2, 302): „Der schsnste Kopf dieser Gsttinn von colossalischer Grsße befindet sich in der Villa Ludovisi Æ:::æ.“ Und auch Volkmann hob sie in seinem Reisehandbuch hervor: „Beym Eingang der V i l l a steht ein kolossalischer Kopf der Juno, der in Ansehung des edlen Ausdrucks der Grazie, und guten Verhyltnisse einer der besten Kspfe des Alterthums ist.“ (Volkmann 2, 255.) Goethe hat die Villa nachweislich am 1. und 9. Dezember 1786 besucht (vgl. zu 57,15–16) und sich gerade von der Junostatue beeindruckt gezeigt. In seinem Notizbuch von der italienischen Reise mit der Aufschrift „Trag-

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blatt“ findet sich u. a. folgender Eintrag: J u n o Bibliotheck Ludovisi. keine kann ihr als zweyte beygesetzt werden. (H: GSA 27/57, ÆBl. 47æ; vgl. auch WA I 32, 454.) Goethes Abguss erfasste offenbar nur die vordere Hylfte des Kopfes. 74,13–14 gewiß nach Deutschland schaffen] Goethe ließ die meisten der in Italien erworbenen Abgrsse in Rom zurrck. Die vermeintliche „Juno Ludovisi“ rbergab er der ihm befreundeten Angelika Kauffmann: Die Umstqndlichkeit, die Bemmhung und Kosten und eine gewisse Unbehmlflichkeit in solchen Dingen hielten mich ab, das Vorzmglichste sogleich nach Deutschland zu bestimmen. Juno Ludovisi war der edlen Angelica zugedacht, weniges andere den nqchsten Kmnstlern Æ:::æ anderes sollte unangetastet bleiben und von Bury, der das Quartier nach mir bezog, nach seiner Weise benutzt werden. (IR III, April 1788; WA I 32, 323; vgl. auch zu 62,22.) 1823 erhielt Goethe vom preußischen Staatsrat Christoph Friedrich Ludwig Schultz eine Kopie der Brste, die er im nach ihr benannten Junozimmer seines Hauses am Frauenplan aufstellte. 74,17 Des Herzogs Fall hat mich sehr erschmttert] Herzog Carl August hatte am 12. Dezember 1786 in Berlin einen Reitunfall gehabt. Er berichtete Goethe von seinem Missgeschick perssnlich in seinem Brief vom 13. Dezember 1786, der erst vor wenigen Tagen bei Goethe eingegangen war (vgl. zu 76,18). Der Brief ist nicht rberliefert, aber im Schreiben Carl Augusts an seine Mutter Anna Amalia vom 14. Dezember findet sich eine detaillierte Darstellung des Unfalls und seiner Folgen: „Sie werden vielleicht schon, liebste Mutter, von einen Zufall gehsrt haben, der mir vorgestern morgen zugestossen ist. Ich ritt in einer ziemlich ansehnlichen Gesellschaft spazieren und hatte ein rechtes gutes Pferd. Wir ritten ganz sachte, und endlich, um noch etwas zu sehn, gallopierte ich etliche Schritt vor, hatte aber das Unglrck, in locker gegrabenen und auf der Oberflyche wieder verglichenen Sand zu geraten. Das Pferd, welches von harten Boden auf einmal in grundlosen geriet, strrzte, und ich fiel dermassen darrber weg auf meinen Kopf, dass ich etwas das Besinnen verlor und mit vielen Schmerzen nach Hause reiten musste. Ich begab mich hier in die Vorsorge des Generalchirurgus und Professor Voitus, welcher mir zur Ader liess und mir nach kurzer Zeit die Versicherung gab, dass ich keine rblen Folgen zu erwarten hytte. Ich bin auch heute abend wieder ausgegangen und sprre nichts mehr als noch etwas Schmerzen in den Schulterblyttern und Steifigkeit im Genick. Der Kopf ist ganz heiter und frei, ohne alles Wehsein und Betyubung; blaue Flecken und Beulen sind im Grunde die wahrsten Unannehmlichkeiten, die ich davontrage.“ (Carl August-Anna Amalia, 64; vgl. auch ThHStA, Sign.: HA A XIX, Nr 22b, Bl. 82–83.) Goethe rberlegte sogar, ob er wegen dieses Vorfalls seinen Italienaufenthalt nicht schon so bald als msglich abbrechen sollte (vgl. 76,18–20). 74,18–19 diesen unglmcklichen Ideen] Gemeint sind vermutlich die milityri-

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schen Ambitionen des Herzogs im Zusammenhang mit seiner an der Frhrungsmacht Preußen ausgerichteten Frrstenbundpolitik. 74,19–20 sich und den Seinigen wiedergegeben werden] Goethe mahnt hier eine Rrckbesinnung des Herzogs von seinen reichspolitischen Interessen auf seine unmittelbaren Aufgaben als Landesfrrst an. 74,21 Schreibe mir doch ja von seinem Befinden!] Herzog Carl August war am 30. Dezember 1786 von Berlin nach Weimar zurrckgekehrt und Goethe erhielt in den Tagen darauf beruhigende Nachrichten rber den Gesundheitszustand des Herzogs (vgl. zu 91,4). Msglicherweise hatte Charlotte von Stein schon in ihrem Brief vom 1. Januar 1787 darrber berichtet (vgl. zu 91,11). 74,21–22 seinen Brief] Nicht rberlieferter Brief Herzog Carl Augusts an Goethe vom 13. Dezember 1786 (vgl. zu 89,6). 74,22 Nqchsten Posttag schreib ich ihm.] Goethe begann seinen Antwortbrief an Herzog Carl August tatsychlich am Samstag, dem 13. Januar 1787. Da er ihn aber nicht mehr rechtzeitig fertigstellen konnte, schrieb er bis zum darauffolgenden Posttag, dem 20. Januar, an dem Brief weiter (vgl. die zweite Erlyuterung zu 83,13). 74,22–23 So auch Herders.] An Johann Gottfried Herder schrieb Goethe am 13. Januar 1787 zwei Briefe (Nr 46 und 51). Einer begleitete die Manuskriptsendung der Druckfassung von „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. zu 78,15–16). 74,24–25 am 3 Konigsfeste, die Messe nach grichischen Ritus] Der 6. Januar wird in den christlichen Kirchen als Epiphaniastag, als Fest der Erscheinung des Herrn Jesus Christus, in Verbindung mit der Feier der ,Heiligen Drei Ksnige‘ begangen, denen ein Stern als Zeichen der Ankunft des Erlssers erschienen war. – Goethe muss an diesem hohen Festtag einer Messe nach griechischem Ritus in der Kirche S. Atanasio dei Greci in der Via del Babuino, ganz in der Nyhe seiner Wohnung am Corso, beigewohnt haben. Die griechisch-katholische Kirche, auch als italo-griechische oder heute als italo-albanische Kirche bezeichnet und zu den unierten Kirchen gehsrend, entstand durch Glyubige griechischer Herkunft in Italien, die sich nach dem Schisma von 1054 nicht zur Ostkirche, sondern zu Rom bekannten, aber die Messe weiterhin nach griechischem Ritus feierten und die griechischen Traditionen und die griechische Liturgiesprache beibehielten. Ihr yltestes und bis heute wichtigstes Heiligtum ist das 1004, also noch vor dem Schisma gegrrndete Kloster Santa Maria di Grottaferrata bei Rom. Ende des 15. Jahrhunderts ließen sich zahlreiche Glaubensflrchtlinge aus Albanien auf der Flucht vor den Osmanen in Srditalien nieder; sie bildeten bald die Mehrheit in der griechischkatholischen Kirche, wyhrend die in Italien angesiedelten Griechen nur noch wenig Zuzug aus dem Osten erhielten und sich latinisierten. 1573 wurde von Papst Gregor XIII. das Pontificio Collegio Greco zur Einbindung der Griechisch-Katholiken in das von ihm vorangetriebene tridentinische Reformprogramm ins Leben gerufen. Noch heute wird am Collegio Greco der Klerus der italo-albanischen Kirche

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ausgebildet und in der Kirche S. Atanasio dei Greci am Wochenende die Messe nach griechischem Ritus zelebriert. Zur Zeit Goethes war es die einzige Kirche Roms, an der die griechische Liturgie gepflegt wurde. Sie war zwischen 1580 und 1583 von Giacomo della Porta errichtet worden. Die erstmals in Rom von zwei Glockentrrmen flankierte Fassade entwarf Martino Longhi d. †. – Der Ablauf der Messe ist in symbolische Handlungsakte gegliedert, die vom Anlegen der Messgewynder und der Zubereitung der Messelemente rber den Priestereinzug bis hin zur Frrbitte und zu Lesung und Gesang von Bibeltexten reichen, wobei auch Reliquien- und Heiligenkulte integriert werden und der hymnische Chorgesang eine zentrale Rolle einnimmt. Das Zeremoniell mrndet in einer regelrechten Liturgie der Glyubigen mit Litanei, Gebetsreihung, Eucharistie und Segnung. – Goethe besuchte am gleichen Tag auch noch eine katholische Dreiksnigsmesse in der Cappella dei Re Magi im Palazzo di Propaganda Fide (vgl. zu 82,14). 74,29 Sancktuarium] Lat. sanctuarium: Ort, wo man Heiliges aufhebt; Altarraum. – Goethes Standort ist deswegen besonders privilegiert, weil in S. Atanasio der Altar- vom Gemeinderaum gemyß griechischer Tradition durch eine hslzerne Ikonostase abgetrennt ist. Diese Ikonostase stammte zu Goethes Zeit von Francesco Traballesi (oder Trabaldese); sie wurde 1872 abgerissen und durch eine neue von Andrea Busiri Vici ersetzt. Traballesis Bilder haben sich aber in den Ryumen des Collegio Greco erhalten. 74,33 die viel verehrte Juno] Vgl. zu 74,10–11. 75,1–2 Wenn ihr Lieben beschließt Æ:::æ zurmckkehren soll] Den bisherigen Plan, nach Ostern im April 1787 die Heimreise aus Italien anzutreten (vgl. zu 66,18–19), stellte Goethe im zweiten, separaten Teil des Briefes, der auch an die Freunde in Weimar gerichtet war, wieder zur Disposition und erwog die Msglichkeiten eines lyngeren Aufenthaltes bis Ende des Jahres oder gar bis Frrhjahr 1788 mit zusytzlichen Reisen nach Sizilien oder Florenz (vgl. 76,3–16). 75,2 nach dem Schluße des Februars] Goethes Planungen sahen immer noch vor, dass er sich bis gegen Ende Myrz 1787 in Neapel aufhalten und spytestens Anfang April wieder nach Rom zurrckreisen wrrde. Da ein Brief von Weimar nach Rom meistens 19 Tage unterwegs war und die Weiterbefsrderung nach Neapel noch einmal mit knapp einer Woche zu veranschlagen war, musste ein Brief spytestens Ende Februar/Anfang Myrz in Weimar abgeschickt werden, wenn Goethe ihn noch vor seiner geplanten Abreise in Neapel erhalten sollte. 75,5 Ich gehe das Carneval nicht nach Napel.] Goethe wollte ursprrnglich Anfang Januar 1787 zu einem lyngeren Aufenthalt nach Neapel aufbrechen (vgl. 50,14). Er hytte dann die Karnevalsfeiern in Neapel erlebt. Hier wird zum ersten Mal erwyhnt, dass er inzwischen umdisponiert und den Beginn seiner Reise verschoben hatte. Er reiste schließlich am 22. Februar 1787, einen Tag nach Aschermittwoch, ab (vgl. zu 138,24). – Zu ,Napel‘ vgl. zu 35,33.

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75,5–6 Ich bleibe hier und nutze die Zeit.] Insbesondere begann Goethe in Vorbereitung der Neapelreise, sich verstyrkt im Zeichnen zu rben. 75,10–11 In meinem letzten Brief] Vgl. zu 66,18–19. 75,19–20 Nun aber kommen Æ:::æ daß ich nicht eilen] Wer sich neben Herzog Carl August noch frr einen lyngeren Aufenthalt des Freundes in Italien ausgesprochen hatte, ist nicht bekannt. Keiner der Briefe der Weimarer Freunde an Goethe in Italien ist rberliefert. Briefe hatte Goethe bis Anfang Januar außer von Charlotte von Stein und Philipp Seidel ohnehin nur von Johann Gottfried Herder und Carl Ludwig von Knebel erhalten (vgl. zu 67,9–10). 75,21 einen gmtigen, mitfmhlenden Brief] Gemeint ist der nicht rberlieferte Brief von Herzog Carl August vom 13. Dezember 1786 (vgl. zu 89,6), der in den ersten Januartagen eingetroffen war (vgl. auch zu 73,19). 75,24–26 im Fache der Mmnzen Æ:::æ nichts thun knnnen] Goethe hatte sich bisher nur sporadisch der in Italien sehr verbreiteten Kunst des Steinschneidens zuwenden ksnnen, der Herstellung so genannter Gemmen. Darunter versteht man Edel- oder Halbedelsteine mit geschnittenen Bildmotiven, die mittels verschiedener Techniken auch frr Abgrsse (Gips, Schwefel, Glaspaste) verwendet wurden. Spyter beschyftigte er sich intensiver damit und erwarb auch eine Vielzahl von Gemmen. Gleiches trifft auf Goethes Beschyftigung mit der reichhaltigen ƒberlieferung historischer Mrnzen in Italien zu. 75,26 Winckelm. Gesch. der Kunst] Goethe hatte sich in den ersten Tagen seines Romaufenthalts die italienische Neubearbeitung und ƒbersetzung von Johann Joachim Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Alterthums“ gekauft, die Carlo Fea 1783/84 in drei Bynden herausgegeben hatte (vgl. zu 41,21). 75,27 Egypten] Die Abhandlung „Von der Kunst unter den †gyptern“ im zweiten Kapitel des ersten Teils. 75,28–29 die Egyptischen Sachen] Die in Rom zahlreich vorhandenen originalen Strcke aus †gypten und die Nachahmungen, die im Zuge der rsmischen †gyptenmoden seit der frrhen Kaiserzeit entstanden. Goethe hatte sie bisher bei seinen Besichtigungen Roms kaum beachtet. Winckelmann frhrt die bedeutendsten Originale in seinem Abschnitt zur ygyptischen Kunst in der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ auf und nutzt sie als Objekte, um die Besonderheit der ygyptischen Kunst und ihres Stiles darzulegen. Wichtig frr Goethe war auch, dass Winckelmann, wie generell frr rsmische Antiken, genaue Angaben zu den Aufbewahrungsorten macht. 75,32–33 Das Carnaval warte ich hier ab und gehe Æ:::æ nach Neapel] Erste dezidierte Mitteilung eines neuen Abreisetermins frr den geplanten Aufenthalt in Neapel. Ursprrnglich war der Beginn der Reise frr Anfang Januar 1787 vorgesehen gewesen (vgl. zu 50,14; zu 75,5). 75,33 ich nehme Tischbein mit] Goethes Mitbewohner in der Krnstlerwohnung in der Casa Moscatelli, der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, be-

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gleitete ihn auf der Reise nach Neapel (vgl. 91,24 und IR II, 22. Februar und 25. Februar 1787; WA I 31, 5 und 14). 76,1–2 vor Ostern bin ich wieder hier] Wie schon in seinen ursprrnglichen Reiseplanungen vom Dezember 1786 ging Goethe auch hier noch von einer Rrckkehr aus Neapel nach Rom vor Ostern 1787 (8./9. April) aus (vgl. zu 66,18–19). Tatsychlich kam er aber erst am 6. Juni zurrck (vgl. zu 155,15), nachdem er Ende Myrz noch eine etwa sechswschige Sizilienreise unternommen (vgl. zu 144,21) und im Anschluss daran noch weitere drei Wochen in Neapel geblieben war. 76,2 Feyerlichkeiten der Charwoche] Wegen seines lyngeren Aufenthaltes in Neapel und Sizilien im Frrhjahr 1787 konnte Goethe die Feiern der Karwoche in Rom erst ein Jahr spyter vom 16. bis 23. Myrz 1788 miterleben (vgl. zu 262,5–6). 76,3–4 Dahin wqre eine Reise Æ:::æ im Herbste zu thun] Vgl. zu 66,19. 76,6–7 Man mmßte in Palermo Æ:::æ sich erst festsetzen] Diese ƒberlegungen setzte Goethe im Wesentlichen um. Nach der ƒberfahrt von Neapel nach Sizilien und der Landung dort am 1. April 1787 quartierte er sich bis zum 18. April in der an der Nordwestkrste gelegenen Hafenstadt Palermo ein und unternahm von dort aus Ausflrge in die nyhere und weitere Umgebung. Danach begann er eine Rundreise quer durch die Insel bis nach Messina an der Nordostkrste, von wo er am 11. Mai die Rrckreise nach Neapel antrat (vgl. zu 143,12). Dabei hielt er sich am lyngsten, eine knappe Woche, vom 1. bis 6. Mai auch in Catania an der mittleren Ostkrste Siziliens auf (vgl. zu 143,18). 76,8 D’orville Riedesel] Verfasser zweier Reisebeschreibungen Siziliens. – Jacob Philipp d’Orville hatte sich 1727 in Sizilien aufgehalten; sein Werk „Sicula, quibus Siciliae veteris rudera additis antiquitatum tabulis illustrantur, pars 1 et 2“ wurde aber erst postum 1764 von Peter Burmann d. J. in Amsterdam zum Druck befsrdert. D’Orville, eigentlich Professor frr Recht, Geschichte und Philologie in Leiden und Antiquar, beschrieb die Insel nicht nur im Rrckgriff auf antike Geographen und Historiker, sondern bezog sich auch auf moderne Literatur und seine eigenen Reisebeobachtungen. Das erlaubte ihm einen ganz neuen Blick auf die Insel, wie sie sich im 18. Jahrhundert darbot. D’Orville wurde darum bis ins 19. Jahrhundert gelesen und gelobt. – Johann Hermann von Riedesel stammte aus Franken, hatte Jura studiert und diente als Kammerherr zunychst am wrrttembergischen und spyter am preußischen Hof. Von Myrz bis Juni 1767 bereiste er Srditalien und Sizilien auf Anregung Winckelmanns, der sich von ihm Hinweise rber die dortigen griechischen Monumente erhoffte. Riedesel bewies in seinen beiden Sendschreiben „Reise durch Sicilien und Großgriechenland. Seinem Freunde Winkelmann zugeeignet“ (Zrrich 1771) vor allem einen unbefangenen, nicht durch Literatur verstellten Blick frr diese Monumente. Aber er hatte diesen Blick auch – wie Zeitgenossen rrhmten – frr die Menschen und die wirtschaftlichen

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Verhyltnisse. – Die zwei Foliobynde d’Orvilles ksnnte Goethe vor der Reise allenfalls in Rom studiert haben, Riedesels schmales Byndchen frhrte er in Sizilien in einer franzssischen Ausgabe mit sich: „Voyage en Sicile et dans la Grande Grwce“ (Lausanne 1773; vgl. Ruppert, 582, Nr 4060). In der „Italiynischen Reise“ schreibt er darrber: Aus frommer Scheu habe ich bisher den Namen nicht genannt des Mentors, auf den ich von Zeit zu Zeit hinblicke und hinhorche; es ist der treffliche von Riedesel, dessen Bmchlein ich wie ein Brevier oder Talisman am Busen trage. Sehr gern habe ich mich immer in solchen Wesen bespiegelt, die das besitzen, was mir abgeht, und so ist es grade hier: ruhiger Vorsatz, Sicherheit des Zwecks, reinliche schickliche Mittel, Vorbereitung und Kenntniß, inniges Verhqltniß zu einem meisterhaft Belehrenden, zu Winckelmann; dieß alles geht mir ab und alles ubrige, was daraus entspringt. (IR II, 26. April 1787; WA I 31, 164 f.) 76,11–12 wohin ich im September Æ:::æ bleiben mmßte] Goethe veranschlagt hier mit der Anreise etwa dreieinhalb Monate frr einen Sizilienaufenthalt. Dabei orientierte er sich vermutlich an der Sizilienreise Johann Hermann von Riedesels, der sich von Myrz bis Juni 1767 knapp drei Monate in Sizilien aufgehalten hatte und dessen Reisebeschreibung Goethe mit sich frhrte (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). Er blieb letztlich lediglich sechs Wochen dort, vom 1. April bis 11. Mai 1787. 76,13 erst Frmhjahr 88 nach Hause kommen] Frr die Rrckreise nach Weimar hatte Goethe schon in seinem vorherigen Reiseplan vier bis frnf Monate veranschlagt (vgl. zu 66,20–21; zu 66,21–23). Auch hier rechnete er noch mit drei bis vier Monaten frr den Reiseweg. Die Rrckkehr vom 24. April 1788 an dauerte schließlich acht Wochen (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 76,14 Medius Terminus] Philosophischer Begriff (lat.), der einen „Mittelsatz in einem Vernunftschluß“ (Schweizer 2, 497) bezeichnet; hier im Sinne von ,weitere Msglichkeit‘ verwendet. 76,15 Florenz] Florenz hatte Goethe auf der Hinreise nach Rom am 23. Oktober 1786 nur kurz frr einige Stunden gestreift (vgl. zu 14,23). Auf der Rrckreise nach Deutschland nahm er sich schließlich knapp zwei Wochen, vom 29. April bis 11. Mai 1788 (vgl. zu 269,12), Zeit frr die Besichtigung der Stadt und ihrer außergewshnlichen Kunstschytze: Ich habe fast alles gesehen, was Florenz an Kunstsachen enthqlt und man knnnte wohl mit großem Nutzen einige Zeit hier verweilen Æ:::æ. (269,13–14.) 76,17 des Herzogs Unfall] Herzog Carl August war am 12. Dezember 1786 in Berlin mit seinem Pferd gestrrzt, hatte sich aber nur leichtere Verletzungen zugezogen (vgl. zu 74,17). 76,18 Seit den Briefen die mir diese Ereigniß melden] Carl August hatte Goethe perssnlich in seinem nicht rberlieferten Brief vom 13. Dezember 1786, der erst vor wenigen Tagen bei Goethe eingegangen war, rber den Unfall unterrich-

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tet (vgl. zu 89,7–8). Am 6. Januar traf der ebenfalls nicht rberlieferte Brief Charlotte von Steins vom 18. Dezember 1786 bei Goethe in Rom ein (vgl. zu 73,7), der ebenfalls Nachrichten rber des Herzogs Unfall enthalten haben ksnnte. 76,18–20 hab ich keine Ruhe Æ:::æ gleich aufbrechen] Goethe zeigte sich rber den Sturz des Herzogs stark beunruhigt und verunsichert (vgl. zu 74,17). Er rechnete bei schlimmeren Folgen sogar mit seiner baldigen Abberufung aus Italien (vgl. 89,10–11). Daher kam er wieder auf seine ursprrngliche Planung zurrck, schon kurz nach Ostern 1787 (8./9. April) die Heimreise nach Weimar anzutreten (vgl. zu 66,20–21). 76,20–21 obern Theil Italien kurz abthun und im Juni wieder in W. seyn] Dies hytte einer Rrckreisedauer von etwa zwei Monaten entsprochen, wie sie Goethe dann auch tatsychlich, allerdings erst ein Jahr spyter, vom 24. April bis 18. Juni 1788, einhielt. Die bisherigen Plyne frr die Rrckkehr nach Weimar, z. B. mit einem lyngeren Aufenthalt in Florenz und anderen oberitalienischen Stydten sowie in der Schweiz, waren noch von drei bis vier oder sogar frnf Monaten ausgegangen (vgl. zu 66,20–21; zu 66,21–23; zu 76,13). 76,23–25 in einem Concilio Æ:::æ mber mein Schicksal zu entscheiden] Concilio: Dativ Singular von lat. concilium: Versammlung, Rat. – Zu dieser von Goethe vorgeschlagenen Beratung rber den Fortgang seiner Reise, die unter den Vertrauten und Freunden in Weimar stattfinden sollte, ist es nicht gekommen. Stattdessen gab Charlotte von Stein den zweiten Teil des vorliegenden Briefes an Johann Gottfried Herder weiter, der in der Angelegenheit auch bei Herzog Carl August vorstellig wurde (vgl. zu 73,17–18). Vermutlich ist so auch Herzogin Louise mit einbezogen worden. Herder und der Herzog befrrworteten eine Reise Goethes nach Sizilien und einen lyngeren Aufenthalt in Italien. Herder teilte dies Goethe in einem nicht rberlieferten Brief vom 25. oder 26. Januar 1787 mit, den er Charlotte von Stein zur Weitersendung an Goethe rbergab. Zuvor informierte er sie aber noch rber seine und des Herzogs Ansicht: „Gsthens Brief freuet uns sehr u. er muß auf alle Weise in seinem Vorsatz, Sicilien zu sehen u. Rom mehr zu genießen, bestyrkt werden. Ersteres ist auch des Herzogs Wille u. es kam ihm befremdend vor, daß ich den Wunsch nur zweifelhaft vortrug. Nach Italien u. in die Jahre kommt er doch nie mehr wieder. Erlauben Sie es also, so will ich zum krnftgen Freitage ein Blyttchen an ihn mit einlegen.“ (HB 5, 206.) Charlotte von Stein yußerte sich hingegen zurrckhaltend, ohne Goethe konkret zu raten (vgl. zu 137,6–7). Herzogin Louise schloss sich wahrscheinlich der Meinung Herders und Carl Augusts an, zumindest legt dies Goethes †ußerung in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 13. bis 17. Februar 1787 nahe, in dem er sich frr die Einschlmße (123,9) bedankt und der Herzogin Wohlwollen besonders hervorhebt: Empfiel mich der Herzoginn aufs beste und dancke ihr fmr ihre Gmte und Theilnehmung an mir. (125,20–21.) – Ksnnen: Schreibversehen; wahrscheinlich hat Goethe vergessen, das vorausgehende Verb einzufrgen, so vielleicht ,beurteilen‘.

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76,27 Tischbein] Der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein war Goethes Kunst- und Architekturfrhrer in Rom und zyhlte zu seinen engsten Vertrauten (vgl. zu 13,22; zu 22,13). 77,1 mich bisher aller Welt enthalten] Goethe wahrte auch weiterhin sein Inkognito (vgl. zu 42,16; zu 238,3–4). 77,4–5 Ich habe Fritzen scherzend von Æ:::æ der A r k a d i a geschrieben] Im wahrscheinlich beigeschlossenen Brief an Charlotte von Steins 14-jyhrigen Sohn Friedrich berichtet Goethe von seiner Aufnahme in die literarische Gesellschaft „Accademia dell’Arcadia“ in Rom am 4. Januar 1787 (vgl. zu 72,23). 77,5–6 das Institut ist zu einer Armseligkeit zusammengeschwunden] Die „Accademia dell’Arcadia“ war im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer in Konventionen erstarrten Gesellschaft von Honoratioren, insbesondere der rsmischen Kurie mit dem Papst als ranghschstem Mitglied, und zu einem Sammelbecken von dilettierenden Literaturliebhabern geworden, die hauptsychlich durch die Aufnahme einer Vielzahl msglichst bekannter und einflussreicher Mitglieder in Erscheinung trat und deren Aufnahmediplom sogar kyuflich zu erwerben war. Volkmann beschreibt den Verfall der einst anerkanntesten Literaturvereinigung Italiens in seinem Reisehandbuch: „Der ehemalige Ruhm der Arkadier ist heutiges Tages sehr gefallen. Sie kommen nicht anders, als bey der Aufnahme neuer Mitglieder zusammen. Æ:::æ Die Menge der Mitglieder ist schuld, daß nicht viel Ehre damit verknrpft ist, eines zu seyn. Ein jeder kann heutiges Tages Mitglied werden, wenn er einige wenige Dukaten daran wenden will. Man beschuldigt den C u s t o d e derselben, daß er einen Handel mit den Patenten treibt. Insonderheit ist er gegen Fremde, die dieser Ehre theilhaftig werden wollen, sehr willfyhrig, wenn sie auch gleich nicht einmal ein italienisches Sonnett verstehen, geschweige denn eines machen ksnnen, wie die ehemalige Absicht bey der Stiftung war.“ (Volkmann 2, 782.) Noch drastischer schildert Johann Wilhelm von Archenholz 1785 in seiner Reisebeschreibung Italiens den Zustand der „Arcadia“: „Diese Gesellschaft Æ:::æ ist die grsßte Satyre auf die Akademien, da sie in der That so verychtlich ist, als man sich es kaum vorstellen kann. Die meisten hiesigen Gelehrten und Litteraturfreunde von einiger Bedeutung, halten es frr eine Schande, Mitglieder derselben zu seyn, ja viele nehmen es als eine Beleidigung auf, wenn man sie frygt, ob sie zu dieser abderitischen Akademie gehsren.“ (Archenholz, England und Italien 2, 276.) 77,7 das Trauerspiel des Abbate Monti] Vincenzo Monti, der 32-jyhrige Schriftsteller und Sekretyr eines pypstlichen Nepoten im Rang eines Abate, eines so genannten Weltgeistlichen, hatte 1786 seine erste Tragsdie mit dem Titel „Aristodemo“ erscheinen lassen. Darin begeht der Ksnig von Messene, Aristodemo, der einst seine eigene Tochter den Gsttern geopfert hatte, um an die Macht zu kommen, frnfzehn Jahre spyter, von Schuldgefrhlen geplagt, Selbstmord. Kennen gelernt hatte Goethe die Tragsdie schon im November 1786 bei einer Lesung im Hause des Frrsten Joseph Wenzel von Liechtenstein (vgl. zu 68,17–18). Er

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zeigte sich nur wenig angetan (vgl. IR I, 23. November 1786; WA I 30, 224 f.). Er war rberzeugt, dass die Italiener Selbstmord frr Unsinn hielten (diese Ansicht mochte ein Reflex Goethes auf die italienische Rezeption seines Briefromans „Die Leiden des jungen Werthers“ sein), und glaubte daher nicht an den Erfolg des Strcks. Trotzdem besuchte er am 15. Januar 1787 auf Einladung Montis die Premiere im Teatro della Valle und berichtete danach anerkennend rber die erfolgreiche Vorstellung an Charlotte von Stein (vgl. 93,7–11). Auch in der „Italiynischen Reise“ schreibt er ausfrhrlich rber die Inszenierung und die Reaktionen des Publikums (vgl. IR I, 15. Januar 1787; WA I 30, 253 f.). Noch 1814, in Bemerkungen zu seinem Drama „Des Epimenides Erwachen“, yußerte er sich wohlwollend rber Montis Tragsdie (vgl. WA I 16, 509). 77,10–11 Er hat mich gebeten mit in seine Loge zu gehn] Monti selbst blieb der Auffrhrung am 15. Januar fern. 77,12 Ein andrer wird meine Iphigenie mbersetzen] Der Abate Carlo Tacchi, Hofmeister Joseph Wenzels von Liechtenstein in Rom; beide waren Mitglieder in der „Accademia dell’Arcadia“ (vgl. zu 35,8). Diese Nachricht spielte auch im Geheimbericht des kaiserlich-ssterreichischen Gesandten in Rom, Kardinal Franz Xaver Graf von Herzan von Harras, an den ssterreichischen Staatskanzler Wenzel Anton Frrst von Kaunitz in Wien vom 24. Myrz 1787 eine Rolle. Darin heißt es: „Geheimrath Gsthe Æ:::æ vollendete sein angefangenes Trauerspiel Iphigenia, welches Herr Abbate Tacchi Ajo des jungen Herrn Frrsten von Lichtenstein nun in das Italienische rbersetzet, um es auf einem der hiesigen Theater vorstellen zu lassen.“ (Zitiert nach: Sebastian Brunner: Die theologische Dienerschaft am Hofe Joseph II. Geheime Correspondenzen und Enthrllungen. Wien 1868, S. 157.) Tacchi, rber den fast nichts in Erfahrung zu bringen ist, war am 12. Januar 1786 in den Beirat der Schyfer gewyhlt und am 4. Januar 1787 (in der Sitzung, in der Goethe aufgenommen wurde) in diesem Amt bestytigt worden. In der „Arcadia“ war er mit Sonetten hervorgetreten. Seine ƒbersetzung der „Iphigenie“ ist nie erschienen. Vgl. auch Zapperi, Inkognito, 78. 77,17–18 krnnten mich zuletzt auf dem Capitol] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein hatte schon in seinem Brief an Johann Caspar Lavater vom 9. Dezember 1786 von Absichten befreundeter deutscher Krnstler berichtet, Goethe in einer traditionellen Zeremonie auf dem Kapitol den Titel eines Poeta laureatus (lat.: lorbeergekrsnter Dichter) zu verleihen, was dieser aber strikt ablehnte. Tischbein schrieb: „Man wolte ihm eine Ehre an thun, was man denen grosen Dichter die vor ihm hir waren gethan hatt, er verbath sich es aber, und schrzte den Zeit Verlust vor, und wante auf eine hsflige Arth den Schein von Eitelkeit von sich ab. Das Ihm gewis eben so viel Ehre macht als wen er wercklig auf dem C a p i t o l gekrsnet worten wehre.“ (Goethe-Lavater, 365.) Diese sffentlichen Dichterehrungen gingen zurrck auf die von Kaiser Domitian zu den so genannten Kapitolinischen Spielen eingefrhrten Dichterkrsnungen und wurden im mittelalter-

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BRIEF 45

lichen und frrhneuzeitlichen Rom ab dem 13. Jahrhundert wieder aufgegriffen. Zuletzt waren sie immer mehr durch bloße Effekthascherei und die Ehrung mediokrer Perssnlichkeiten entwertet worden (vgl. Archenholz, England und Italien 2, 277 f.). 45. An Johann Georg Schlosser

Rom, 11. Januar Æ1787æ ! ÆEmmendingenæ

DAT I E RU N G

Bei der Datumsangabe 11 Jan. 86. (77,23) hat sich Goethe bei der Jahresangabe offensichtlich geirrt, wie es am Jahresanfang gelegentlich vorkam. Wie aus dem Inhalt hervorgeht, wurde der Brief am 11. Januar 1787 geschrieben. ƒBERLIEFERUNG

H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 18,9623,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: EB 14. E: Goethe-Fahlmer (1875), 127 f., Nr LI. WA IV 8 (1890), 122 f., Nr 2549 (nach E). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). Johann Georg Schlosser (1739–1799) wurde als zweiter Sohn des Frankfurter Ratsherrn Erasmus Carl Schlosser und dessen Frau Susanne Maria geb. Orth geboren. Wie Goethes Vater hatte Carl Erasmus Schlosser einen Sitz im Frankfurter Rat. Die Familie besaß in der Stadt hohes Ansehen und gehsrte mrtterlicherseits zu den alteingesessenen Frankfurter Kaufmannsfamilien. Goethe lernte den zehn Jahre ylteren Johann Georg bereits in frrhen Kinderjahren kennen. Schlosser und sein Bruder Hieronymus Peter, die beide das Stydtische Gymnasium in Frankfurt besuchten, wurden dem jungen Goethe als Vorbilder empfohlen wegen ihrer Sprachkenntnisse und ihres Fleißes (vgl. AA DuW 1, 137 f. [4. Buch]). Schon wyhrend seiner Schulzeit begann sich Schlosser besonders frr klassische Sprachen und zeitgensssische deutsche Literatur zu interessieren. Nach einem 1758 begonnenen Jurastudium in Jena und seiner Promotion in Altdorf (Schweiz) 1762 ließ er sich im gleichen Jahr als Advokat in seiner Heimatstadt Frankfurt a. M. nieder. Der Grundstein frr eine engere Freundschaft zu Goethe wurde im Frrhjahr 1766 gelegt, als Schlosser, der eine Stelle als Prinzenerzieher des spyteren Herzogs Friedrich Eugen von Wrrttemberg in Treptow antreten wollte, auf seiner Reise dorthin Station in Leipzig machte, wo Goethe seit 1765 Jura studierte. Die beiden trafen sich tyglich und Schlosser frhrte Goethe in eine sehr

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angenehme Tischgesellschaft (AA DuW 1, 225 [7. Buch]) im Gasthaus der Familie Schsnkopf ein, wo Schlosser sein Quartier genommen hatte, und besuchte mit ihm Johann Christoph Gottsched. Schlosser empfahl Goethe darrber hinaus die Beschyftigung mit englischer Sprache und Literatur. Nach seiner Abreise setzte ein auf Englisch gefrhrter Briefwechsel zwischen den beiden ein, der nicht rberliefert ist (vgl. GB 1 II, zu 46,1–5). Goethe berichtet in „Dichtung und Wahrheit“, dass er in dieser Zeit zu Schlossers ernstern edlen Denkweise immer mehr Zutrauen fasste (AA DuW 2, 210 [8. Buch]). 1769 kehrte Schlosser nach Frankfurt zurrck und nahm seine Tytigkeit als Advokat wieder auf. Es entwickelte sich mit dem 1771 ebenfalls zurrckgekehrten Goethe sowohl eine engere berufliche Zusammenarbeit auf juristischem Gebiet als auch ein reger schriftstellerischer Austausch vor allem infolge beider Mitarbeit an dem wissenschaftlichliterarischen Rezensionsorgan „Frankfurter gelehrte Anzeigen“. Neben den anonym publizierten Rezensionen in den „Frankfurter gelehrten Anzeigen“ verfasste Schlosser als Autor politische, philosophische und theologische Schriften und trat als ƒbersetzer, u. a. aus der „Ilias“ und aus Plato, sowie gelegentlich auch als Dichter hervor. 1771 erschien sein „Katechismus der Sittenlehre frr das Landvolk“, der ihn in weiten Kreisen bekannt machte. Goethe kannte insbesondere Schlossers Abhandlung „Anti-Pope“, die sich gegen Alexander Popes „Essay on Man“ und dessen Lehre gegen die Glrckseligkeit des Menschen richtete. – 1773 heiratete Schlosser Goethes Schwester Cornelia, was in der Folgezeit immer wieder zu Spannungen und Differenzen im Verhyltnis zu Goethe frhrte. Aus der Ehe mit Cornelia gingen zwei Tschter hervor, Luise Maria Anna (geb. 1774) und Katharina Elisabeth Julie (geb. 1777). Von 1773 bis 1787 stand Schlosser im Dienste des Markgrafen von Baden als Oberamtsverweser, ab November 1774 in der Stellung als Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen. Dort besuchte Goethe die Familie auf seiner ersten Schweizer Reise 1775. – 1778, ein Jahr nach dem Tod Cornelias, heiratete Schlosser Goethes enge Vertraute Johanna Fahlmer. Aus dieser Ehe gingen zwei weitere Kinder, Eduard und Henriette, hervor. Im September 1779 war Goethe gemeinsam mit Herzog Carl August auf seiner zweiten Schweizer Reise bei den Schlossers zu Gast. In den Folgejahren brach die Beziehung zu dem Ehepaar jedoch weitgehend ab. 1787 wurde Schlosser als Verwaltungsreformer direkt an den markgryflich-badischen Hof nach Karlsruhe gerufen und stieg bald in der Administration auf, wurde 1790 Direktor des Hofgerichts und Mitglied im Geheimen Rat. 1793 kam es zur letzten Begegnung mit Goethe in Heidelberg, bei der sich ein Streit wegen der Farbenlehre entwickelte, wie Goethe u. a. in den „Tag- und Jahresheften“ unter dem Jahr 1793 berichtet (vgl. WA I 35, 23). Die letzten Lebensjahre verbrachte Schlosser als Privatmann in Ansbach und Eutin, bevor er 1798 noch einmal als Stadtsyndikus nach Frankfurt a. M. zurrckkehrte. – Von Goethe sind insgesamt nur zwei Briefe an Schlosser rberliefert, neben dem vorliegenden Konvenienzbrief von der

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italienischen Reise noch einer vom 30. August 1799. Aus den letzten Lebensjahren Schlossers zwischen 1793 und 1799 haben sich hingegen noch elf Briefe Schlossers an Goethe erhalten, aus denen sich schließen lysst, dass zumindest in diesen Jahren ein regelmyßiger Briefwechsel zwischen beiden existiert hat. In den spannungsgeladenen Jahren von Schlossers Emmendinger und Karlsruher Zeit hingegen drrften nur sehr sporadisch Briefe gewechselt worden sein. 77,24 Schon so lang ich hier bin] Goethe hielt sich seit dem 29. Oktober 1786 in Rom auf (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15). 77,25–26 Endlich seh ich meine Wmnsche erfmllt] Vgl. zu 14,30. 77,27–28 Noch weiß ich nicht wie lang ich bleiben kann] Goethe hatte sich vor Antritt seiner Reise nach Italien, Anfang September 1786, von seinem Dienstherren Herzog Carl August unbestimmten Urlaub frr einen noch geheim gehaltenen Aufenthalt in Rom und Italien erbeten (vgl. GB 6 II, zu 242,13). Erst jetzt, Anfang Januar 1787, erhielt er von Carl August durch einen Brief vom 13. Dezember 1786 offiziell auch die Einwilligung dazu, die, wie Goethe schreibt, mich auf eine unbestimmte Zeit von meinen Pflichten losbindet und mich mber meine Ferne beruhigt (75,21–23). Bis dahin war er noch von einer baldigen Rrckkehr nach Weimar etwa um Ostern 1787 ausgegangen (vgl. zu 66,18–19). Nun begann Goethe weitere Reisemsglichkeiten durchzuspielen, die rber den bisherigen Terminplan hinaus auch eine spytere Heimkehr Ende 1787 oder gar erst im Frrhjahr 1788 in Betracht zogen: Bliebe ich also den Sommer in Rom, und studirte mich hier recht ein und bereitete ich mich auf Sicilien vor, wohin ich im September erst gehn knnnte und Okt Nov. und Dec. bleiben mmßte so wmrde ich erst Frmhjahr 88 nach Hause kommen knnnen. Dann wqre noch ein Medius Terminus, Sicilien liegen zu laßen einen Theil des Sommers in Rom zu bleiben, sodann nach Florenz zu rucken und gegen den Herbst nach Hause zu ziehen. (76,10– 16.) Goethe verschob den Termin seiner Rrckkehr nach Weimar in Abstimmung mit Herzog Carl August noch mehrfach und trat die Heimreise schließlich erst am 24. April 1788 an (vgl. auch zu 161,6). 78,4 dritthalb] Im damaligen Sprachgebrauch rbliche Form frr ,zweieinhalb‘ (vgl. GWb 2, 1272). Goethe hielt sich seit dem 29. Oktober 1786, mithin knapp zweieinhalb Monate, in Rom auf. 78,4–5 hab ich schon fast alles gesehen und fange wieder von vorne an] Vgl. zu 68,3; zu 68,4; zu 103,6–7. 78,12 Ich kehre nicht zurmck ohne dich zu besuchen.] Goethe besuchte Schlosser, der 1787 nach Karlsruhe rbersiedelte, nicht. Er folgte von Konstanz aus nicht dem Rhein, sondern ging rber Ulm, Nrrnberg und Coburg nach Weimar (vgl. zu 152,30–32). 78,13 die deinigen] Seit 1778 war Johann Georg Schlosser mit Johanna Fahlmer verheiratet. Sie hatten zwei Kinder, Henriette (geb. 1781) und Georg Eduard

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(geb. 1784). Aus erster Ehe mit Goethes Schwester Cornelia gehsrten auch die beiden Tschter Maria Anna Louise (geb. 1774) und Elisabeth Catharina Julie (geb. 1777) zu Schlossers Familie. 78,14 V.] Abgekrrzt, wahrscheinlich frr ,Verte‘ (Imperativ von lat. vertere: wenden, umdrehen). Goethe wollte den Brief vermutlich auf der Rrckseite des Blattes fortsetzen. 46. An Johann Gottfried Herder

Rom, 13. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 13,2618,8(–19) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Text vollstyndig egh. gestrichen, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss: Nr 47; beide Briefe waren Beischluss zu Nr 48 (vgl. zu 78,20–21 und Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 337 f., Nr 42. WA IV 8 (1890), 123 f., Nr 2550. BEI L AG E

Abschrift der Iphigenie (vgl. zu 78,15–16; vgl. auch zu 80,1 und Postsendeliste 1, S. 2). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Johann Gottfried und Caroline Herders vom 11. Dezember 1786 (vgl. 74,7). – Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1786 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 78,15–16 die Iphigenie] Nicht rberlieferte Abschrift der fertiggestellten Versfassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“, an der Goethe bis in die letzten Tage vor diesem Brief gearbeitet hatte (vgl. zu 41,25). Goethe schickte das Manuskript als Paket mit dem vorliegenden Brief an seinen Sekretyr Philipp Seidel nach Weimar (vgl. zu 80,1). Dort ist es wahrscheinlich am 29. Januar eingetroffen und sofort an Herder weitergegeben worden (vgl. Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204), der den Druck des Strcks in „Goethe’s Schriften“ bei Georg Joachim Gsschen beaufsichtigte (vgl. auch zu 4,15–17). 78,18–19 freue dich wenigstens mber einen folgsamen Schmler] Vgl. die erste Erlyuterung zu 4,18. 78,19–20 dein ganz Gymnasium] Herder oblag als Generalsuperintendentem und Mitglied im Oberkonsistorium, der zustyndigen Verwaltungsbehsrde des

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BRIEF 47

Kirchen- und Schulwesens, die Verantwortung frr die Schulen im Herzogtum. In den letzten Jahren hatte er eine umfassende Reform des gesamten Schulwesens im Herzogtum begonnen, deren Kernstrck Strukturverynderungen in den Gymnasien, dabei vor allem im Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar, waren (vgl. auch GB 6 II, zu 146,15). 78,20–21 ein Brief an Gnschen] Nr 47. Herder leitete den Brief umgehend am 29. Januar 1787 an Gsschen weiter (vgl. Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204). 78,21 pro notitia tua] Lat.: zu deiner Kenntnis. 78,22 Mit der heutigen Post Æ:::æ Brief an dich ab.] Nr 51 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 78,23 schreib mir bald] Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. Allerdings schickten die Herders bereits am 15. Januar 1787 einen nicht rberlieferten Brief an Goethe nach Rom (vgl. zu 107,1). 78,23–24 die Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 47. An Georg Joachim Gsschen

Rom, 13. Januar 1787 ! ÆLeipzigæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 18,8625,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Vs. unter dem Text in umgekehrter Schreibrichtung Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d. 13n Jan. 1787. / Gsthe / empf‘. d. 3n Febr.“ – Beischluss zu Nr 46, der Nr 48 beigeschlossen war (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E1: Katalog Leo Liepmannssohn. Antiquariat. Versteigerung 18. November 1895 und folgende Tage. Nr 823 (Teildruck: Mit gegenwqrtigen Æ:::æ besorgen wird [79,1–2]; Das Stmck Æ:::æ zu machen gesucht [79,4–5]; Jetzt bin ich Æ:::æ zum andern. [79,11] ). E2: Max Hecker: Neue Goethebriefe. Aus den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs. In: GJb N. F. 1 (1936), 132 f. WAN IV 1 (1990), 80–82, Nr 2558a. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet Gsschens Brief vom 2. Oktober 1786 (vgl. RA 1, 109, Nr 219). – Der Antwortbrief vom 7. Februar 1787 (vgl. Gsschen an Bertuch, 7. Februar 1787; QuZ 1, 62) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). Seit Juni 1786 stand Goethe mit dem Leipziger Verleger Georg Joachim Gsschen (1752–1828) in Kontakt wegen der Herausgabe einer Gesamtausgabe seiner Werke unter dem Titel „Goethe’s Schriften“ (8 Bde. Leipzig 1787–1790; vgl.

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auch GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 341). Der zwischen beiden gefrhrte Briefwechsel wyhrend Goethes Zeit in Italien bezieht sich auf diese Edition. Mit vorliegendem Brief beginnend, der den Abschluss der Neufassung der „Iphigenie auf Tauris“ ankrndigte, schrieb Goethe insgesamt sieben Briefe aus Italien an seinen Verleger. Gsschen sandte seinerseits mindestens acht Briefe an Goethe nach Rom, von denen aber nur noch zwei rberliefert sind, der vom 2. Oktober 1786 (vgl. RA 1, 109, Nr 219) und der vom 27. November 1787 (vgl. RA 1, 112, Nr 230). In der Korrespondenz wurden hauptsychlich technische und organisatorische Fragen im Zusammenhang mit der Werkausgabe verhandelt. Goethe informierte rber seine Arbeitsplanung und den Fortgang im Schreibprozess, traf Absprachen rber vorgesehene Kupferstiche, schickte einzelne Textkorrekturen und setzte sich mit Gsschens verlegerischer Leistung auseinander. Zusytzlich waren Philipp Seidel und Johann Gottfried Herder in Weimar in den Verlagsbriefwechsel eingebunden. 79,1 geht Iphigenie an H‘. Gen. S. Herder ab] Von Goethes eigenhyndigem Manuskript der neubearbeiteten „Iphigenie auf Tauris“ lagen zwei Abschriften von Schreiberhand vor, die beide nicht rberliefert sind (vgl. 51,11–12 und zu 67,28). Eine davon schickte er am 13. Januar zusammen mit vorliegendem Brief und einem Begleitbrief an Johann Gottfried Herder in einem Paket an Philipp Seidel zur Weitergabe an Herder. Herder brachte noch einige Verbesserungen an und ließ sodann eine Abschrift als Druckvorlage frr die Versffentlichung in Band 3 von „Goethe’s Schriften“ herstellen (vgl. zu 68,2). Seidel schickte die ebenfalls nicht rberlieferten Druckvorlagen frr Band 3 im Zeitraum zwischen dem 8. und 17. Myrz an Gsschen (vgl. Gsschen an Bertuch, 18. Myrz 1787; QuZ 1, 68). – Gen. S.: Abgekrrzt frr ,Generalsuperintendent‘. 79,3 keine Hinderung des Drucks] Trotz der spyten Zusendung der letzten Druckvorlagen frr Band 3 im Myrz 1787 konnte Gsschen den Druck vor dem geplanten Erscheinungstermin zur Ostermesse 1787 (29. April) abschließen (vgl. zu 79,6). 79,4–5 Das Stmck habe ich Æ:::æ ganz umgeschrieben] Goethe hatte im Juni und Juli 1786 eine Versfassung von „Iphigenie auf Tauris“ in freien Jamben hergestellt und sie zur weiteren ƒberarbeitung mit auf seine Sommerreise nach Karlsbad genommen. Im September begann er mit einer erneuten Umarbeitung zu einer Fassung in regelmyßigen frnfhebigen Jamben, die um die Jahreswende 1786/87 abgeschlossen werden konnte (vgl. zu 3,11–12; zu 41,25). 79,6 die vier ersten Theile] Die ersten vier Bynde von „Goethe’s Schriften“ waren frr die Leipziger Ostermesse 1787 angekrndigt, die am 29. April sffnete. Zur Ausgabe vgl. GB 6 I, 206,14–207,8 und GB 6 II, zu 206,12–13. Gsschen begann mit der Auslieferung der ersten drei Bynde in Einzellieferungen an die Subskribenten noch im Mai 1787. Band 4, der erst Ende Juni 1787 ausgedruckt war (vgl. Gsschen an Wieland, 22. Juni 1787; QuZ 1, 77) folgte Anfang Juli. Die vollstyndige Marktfreigabe erfolgte allerdings erst Ende Juli 1787,

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BRIEF 47

nachdem Gsschen in den Bynden 1, 2 und 4 die misslungenen Titelkupfer von Daniel Chodowiecki durch neue von Christian Gottlieb Geyser und Daniel Berger ersetzt hatte (vgl. Gsschen an Bertuch, 4. Juni 1787; QuZ 1, 74 und Gsschen an Seidel, 14. Juli 1787; QuZ 1, 79 sowie Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). 79,9–10 nichts stmckweise und ungeendigt herauszugeben] Diesen Entschluss hatte Goethe spytestens Mitte Dezember 1786 getroffen (vgl. 51,15–18). In der Ankrndigung der Ausgabe vom 29. Juni 1786 war er noch vom Abdruck mehrerer unvollendeter Werke ausgegangen (vgl. GB 6 I, 206,12–207,13). Bis auf „Faust. Ein Fragment“ in Band 7 frhrte er alle Werke zu Ende (vgl. zu 94,8). 79,11 Jetzt bin ich an Egmont] Goethe begann mit der ƒberarbeitung des „Egmont“ erst Anfang Juli 1787 nach der Rrckkehr von seiner Reise nach Neapel und Sizilien (vgl. zu 55,26–27; zu 161,17). Am 5. September lag das Manuskript fertig vor und wurde am 15. September an Johann Gottfried Herder nach Weimar geschickt (vgl. EB 97), der es frr den Druck in Band 5 der „Schriften“ vorbereitete und abschreiben ließ. Am 17. Dezember 1787 sandte Seidel die Abschrift an Gsschen (vgl. Seidel an Gsschen, 17. Dezember 1787; QuZ 1, 118). 79,16 ein Blqttgen] Eine Erklyrung Goethes rber seine verynderten Plyne zur Edition seiner „Schriften“, die er seinem Brief an Charlotte von Stein vom 19. und 21. Februar 1787 (Nr 78) frr Johann Gottfried Herder beilegte (vgl. Beilage zu Nr 78; vgl. auch Postsendeliste 1, S. 3) und die dem 1. Band beigegeben wurde (vgl. Deneke, Schriften bei Gsschen, 8): Schon zu der Zeit, da ich den Entschluß faßte, meine sqmmtlichen Schriften dem Publico vorzulegen, wmnschte ich den vier letzten Bqnden eine andre als die angezeigte Gestalt geben zu knnnen. / Die Mnglichkeit, diesen Wunsch auszufmhren, hat sich mber mein Erwarten gezeigt, und ich darf jetzt hoffen, daß ich wenigstens keine u n g e e n d i g t e n Stmcke, keine F r a g m e n t e dem Publico werde mittheilen dmrfen. (WA I 40, 191.) 79,19–20 Das Titelkupfer Æ:::æ zwey Vignetten] Gemeint ist Band 3. Im Vertragsentwurf zur Ausgabe vom 5. Juni 1786 waren Johann Wilhelm Meil und Daniel Chodowiecki frr die Titelkupfer und Vignetten vorgesehen gewesen (vgl. QuZ 1, 198). Da Goethe die dafrr notwendigen Sujets nicht angegeben hatte, kam es zu Verzsgerungen und schließlich zur Absage Meils, so dass sich Gsschen schon nach anderen Krnstlern umgesehen hatte (vgl. Gsschen an Bertuch, 17. Januar 1787; QuZ 1, 57 f.). Goethe ließ das Titelkupfer sowie eine Kopf- und eine Endvignette zum Text der „Iphigenie“ schließlich vom Schweizer Johann Heinrich Lips stechen, der zusammen mit Friedrich Bury 1782 nach Rom gekommen war und nach einer Unterbrechung (im Juli 1785 war er nach Zrrich zurrckgekehrt) seit November 1786 wieder in Rom lebte. Die Kupfer wurden von Gsschen frr den Druck in Band 3 tatsychlich verwendet (vgl. zu 79,24–25). 79,22 nach anticken Basrelief gezeichnet] Goethes Bezeichnung von Lips’

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Quellen ist nach heutigem Kenntnisstand nicht korrekt. Frr die Kopf- und die Endvignette zu „Iphigenie auf Tauris“ (Bd 3, S. 3 und 136) hatte Lips tatsychlich einen nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstandenen Orestes-Sarkophag in den Vatikanischen Museen verwendet. Der Sarkophag war im 18. Jahrhundert im Besitz der Barberini gewesen und 1772 an den Vatikan verkauft worden, wo er im neuen Museo Pio-Clementino gezeigt wurde (heute in der Galleria dei Candelabri ausgestellt, Inv.-Nr 2513). Er muss ein bekanntes Strck gewesen sein, hatte ihn doch Winckelmann in den „Monumenti antichi inediti“ als Nr 148 aufnehmen und stechen lassen (vgl. auch Spinola, Museo Pio-Clementino 3, 138, Nr 28). Lips’ Kopfvignette „Orest tstet Klytymnestra und Aegisth, die Furien erheben sich hinter dem umstrrzenden Altar“ ist aus der zentralen Gruppe des Sarkophagreliefs, die Endvignette „Orest mit Schwert und …lzweig rber die schlafenden Furien hinwegschreitend“ aus den Figuren am rechten und am linken Rand gewonnen (vgl. Goethe’s Schriften. Bd 3. Leipzig 1787; S. 3 und 136). Eine zwar antike, aber nicht halbplastische Provenienz hat hingegen das Titelkupfer des Bandes mit Iphigenie, der Orestes und Pylades vor der Bildsyule der Diana gefesselt vorgefrhrt werden (zu „Iphigenie auf Tauris“ II/2). Lips hatte dafrr eine Wandmalerei aus Herculaneum verwendet, die in den „Antichit di Ercolano esposte“, Bd 1: „Le pitture antiche d’Ercolano e contorni, incise con qualche spiegazione“ (Neapel 1757) als Tafel 12 gestochen worden war (die Wandmalerei selber befindet sich heute im Museo Archeologico Nazionale von Neapel, Inv.Nr 9538). Lips war mit seiner Vorlage, dem Stich, frei verfahren, schon aus der Notwendigkeit, ein Quer- in ein Hochformat zu rbertragen. Vor allem sind zwei Begleiterinnen der Iphigenie weggefallen, die Statue der Gsttin steht auf einem hohen Sockel, und schließlich bildet ein (heiliger) Hain den Hintergrund des Geschehens. Zu Lips’ Stichen und ihren Vorlagen vgl. Kruse, Lips, Nr 72 f. 79,24–25 in 14 Tagen, knnnen die Blqttgen von hir abgehn] Die Platten, zumindest die des Titelkupfers, mrssen am 20. Januar fertig gewesen sein, denn Goethe krndigte Charlotte von Stein an diesem Tag einen Probedruck des Titelkupfers an (vgl. 95,1–2). Die fertigen Kupferplatten sandte er mit seinem Brief vom 25. am 27. Januar 1787 an Herder nach Weimar (vgl. 97,6–9; vgl. auch Postsendeliste 1, S. 2), der sie am 15. Februar an Gsschen weiterschickte (vgl. Herder an Gsschen, 15. Februar 1787; HB 5, 213). 79,26 Die Zueignung geht Æ:::æ von hir ab.] Goethe schickte den Text erst am rbernychsten Posttag, Samstag, dem 27. Januar 1787, an Herder nach Weimar (vgl. zu 4,27). 79,27–28 Was Sie mir Æ:::æ an mich befnrdern.] Gsschen ließ seinen nicht rberlieferten Antwortbrief vom 7. Februar 1787 rber Herder nach Rom gehen (vgl. Herder an Gsschen, 15. Februar 1787; HB 5, 213). Ihn hatte Goethe bevollmychtigt, die Drucklegung der „Schriften“ wyhrend seines Aufenthalts in Italien zu betreuen (vgl. 4,15–17).

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48. An Philipp Seidel

BRIEF 48

ÆRom, 13. Januar 1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Nach Aussage Goethes im zweiten Brief an Herder vom 13. Januar 1787 schickte er die „Iphigenie auf Tauris“ am selben Tag an Seidel (vgl. 83,18–19). Der vorliegende Brief begleitete die Sendung (vgl. zu 80,1).

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 13,2619 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „666 d‘ 13 Jan. 1787.“ – Beischlrsse: Nr 46, der wiederum Nr 47 als Beischluss enthielt (vgl. Postsendeliste 1, S. 2), und EB 15. E: Goethe-Seidel (1871), 338 f., Nr 10. WA IV 8 (1890), 124–126, Nr 2552. BEI L AG E

Packet (vgl. zu 80,1) ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 29. Januar 1787 (vgl. zu 80,21) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 80,1 Beyliegendes Packet Æ:::æ die Iphigenie.] Das gleichzeitig rbersandte Paket enthielt eine Abschrift der von Goethe um den Jahreswechsel fertiggestellten Versfassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ frr den Druck in Band 3 von Goethes Werkausgabe „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen (vgl. zu 78,15–16) mit einem Begleitbrief an Herder (Nr 46) und einem Brief an Gsschen (Nr 47) als Beischlrsse. Es kam wahrscheinlich am 29. Januar 1787 in Weimar an und wurde von Seidel umgehend an Johann Gottfried Herder weitergegeben (vgl. Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204), der von Goethe mit der editorischen Betreuung der Ausgabe beauftragt war (vgl. zu 4,15–17). 80,2–3 eine freundliche Aufnahme] Im gleichzeitigen Brief an Herder vom 13. Januar (Nr 51) wrnschte Goethe, dass die neue Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ mindestens auch von den engen Vertrauten Caroline Herder, Charlotte von Stein und Christoph Martin Wieland gelesen wrrde (vgl. 84,13–15). Zur Aufnahme des Dramas in Weimar vgl. zu 107,6. 80,5 fast durch Rom durchgesehn] Vgl. die erste Erlyuterung zu 49,2. 80,11 Interessen] Hier: Zinsen. 80,16 ein Brief von dir unterwegs] Seidel hatte am 1. Januar 1787 einen Brief unter Tischbeins Adresse in Rom an Goethe geschickt (vgl. P/KR Post

JANUAR 1787

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[31. Myrz] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1). Er drrfte Rom in der folgenden Woche erreicht haben. 80,16–17 Schreibe mir von Zeit zu Zeit] Die nychsten nachweisbaren, aber nicht rberlieferten Briefe Seidels an Goethe stammen vom 15. Januar (vgl. die erste Erlyuterung zu 110,15), vom 29. Januar (vgl. zu 127,27) und vom 7. Myrz 1787 (vgl. 144,19–20). 80,17 wie deine Casse aussieht] Seidel verwaltete wyhrend Goethes Abwesenheit die Finanzen seines Dienstherrn. Dazu frhrte er die Haushaltsrechnungsbrcher weiter, die eine genaue Abrechnung aller Einnahmen und Ausgaben nachwiesen (vgl. GR/RB 1786, 6–7; GR/RB 1787, 1–4 und GR/RB 1788, 1–2). 80,18 Wenn Gnschen bezahlt] Gemeint sind die Honorarzahlungen des Verlegers Georg Joachim Gsschen frr Goethes Gesamtausgabe „Schriften“ (vgl. GB 6 II, zu 221,6). Im Myrz 1787 erfolgte die Zahlung frr die Bynde 3 und 4 (vgl. Gsschen an Bertuch, 7. Myrz 1787; QuZ 1, 67). 80,18–19 was du an Paulsen bezahlst] Johann Jakob Heinrich Paulsen aus Jena war frr die Geldrberweisungen an Goethe in Italien zustyndig (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,5). Seidel hatte schon Ende Juli 1786 weisungsgemyß eine Summe von 32 Carld’or an Paulsen gegeben, auf die Goethe zum ersten Mal am 14. Oktober 1786 in Venedig zugegriffen hatte (vgl. zu 14,6). Unter dem 12. Oktober 1786 bestytigte Paulsen den Erhalt einer zweiten ƒberweisungssumme von Seidel rber insgesamt 100 Louisd’or. Goethe nahm davon am 24. November 1786 und am 5. Januar 1787 in Rom 5551/2 bzw. 274 Livres in Anspruch (vgl. zu 19,15). 80,19 Die Witterungs Tab. ist angekommen.] Goethe wrnschte einen kleinen Auszug der Witterung in Weimar vom Sept. Octbr. Nov. pp zu haben (40,7–9). Wann und durch wen er die Tabelle erhalten hatte, ist nicht bekannt. Sie ist nicht rberliefert. 80,20 Ein Brief lquft gewnhnlich 16 Tage.] Diese Angabe bezieht sich auf die Laufzeit der Briefe per fahrender Post (vgl. zu 58,12). 80,21 melde mir die Ankunft] Der vorliegende Brief kam wahrscheinlich am 28. Januar 1787 in Weimar an (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1787, in: GR/ Belege 1787, 1, Bl. 1 und Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204). Seidel meldete das Eintreffen wahrscheinlich umgehend an Goethe mit einem nicht rberlieferten Brief vom 29. Januar 1787 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1), dem auch eine Antwort Herders beigefrgt gewesen sein muss (vgl. die erste Erlyuterung zu 126,2). 80,22 Ich habe eine Abschrifft hir behalten.] Diese zweite Abschrift der Neufassung der „Iphigenie auf Tauris“ ist ebenso wie die nach Weimar gesandte nicht rberliefert (vgl. zu 79,1). 80,23 Nun gehts an Egmont] Der Beginn der geplanten Neubearbeitung des Dramas „Egmont“ verzsgerte sich noch bis Anfang Juli 1787 (vgl. zu 55,26–27; zu 161,17).

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BRIEF 49

80,23–24 nichts in Stmcken geben] Vgl. zu 79,9–10; zu 79,16. 80,25 Apoll der im Vorsale steht] Goethes Gipsabguss vom Kopf des „Apoll vom Belvedere“ (GNM, Inv.-Nr: GPI/01136), den er im Januar 1782 von Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg geschenkt bekommen hatte, stand bis zum Umbau seines Wohnhauses am Frauenplan 1792 noch im so genannten Vorsaal, dem spyteren Gelben Saal, der sich unmittelbar hinter dem Eingangsbereich des Treppenhauses befindet. Goethe hatte die berrhmte Marmorstatue aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die auf eine Bronzestatue des Leochares aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. zurrckgeht, am 6. November und 19. Dezember 1786 im Museo Pio-Clementino im Vatikan gesehen und sich tief beeindruckt gezeigt (vgl. zu 20,9). 80,28 der Grafinn Bernstorf und Boden] Charitas Emilie Gryfin von Bernstorff, die Witwe des dynischen Außenministers Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff, lebte seit 1779 in Weimar und gehsrte zum Freundeskreis um die Herzoginmutter Anna Amalia. Der Musiker, Schriftsteller und ƒbersetzer Johann Joachim Christoph Bode war seit der ƒbersiedlung der Gryfin nach Weimar deren Privatsekretyr. 80,28 Obermarschall] Oberhofmarschall war Friedrich Hartmann von Witzleben. 80,29 alten Hofmarsch.] Johann Wilhelm Christian von Schardt, der Vater Charlotte von Steins. 80,29 v Klinkowstr.] Der Schwede Leonhard von Klinckowstrsm war seit 1775 Reisemarschall und seit 1781 Hofmarschall am Weimarer Hof. 80,30 Kayser in Zmrch hat Partitur geschickt] In einem nicht rberlieferten Brief von Dezember 1786 oder Anfang Januar 1787 hatte der Komponist Philipp Christoph Kayser Goethe darrber informiert, dass er Teile seiner Neubearbeitung der Partitur zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ bereits nach Weimar geschickt habe (vgl. zu 88,15). 81,1–2 durch Ambrosius Æ:::æ ausschreiben] Dies ist wahrscheinlich im Februar und/oder Myrz 1787 geschehen. Eine Rechnung des Weimarer Hofmusikers Johann Nicolaus Ambrosius vom 3. April 1787 belegt zumindest das Ausschreiben symtlicher Stimmen des 1. Aktes (vgl. GR/Belege 1787, 1, Bl. 25). 81,2 Eben so verfahre mit dem z w e y t e n Ackt] Kayser schickte die Partitur des 2. und 3. Akts des Singspiels vermutlich noch vor seiner Reise zu Goethe nach Rom, die er etwa Mitte Oktober 1787 antrat, nach Weimar. Am 3. September sowie am 12. Oktober oder November erhielt Seidel jeweils eine Paketsendung von Kayser (vgl. P/HS Post [8. Januar] 1788, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 103). Die Rechnungen von Johann Nicolaus Ambrosius rber das Ausschreiben der Stimmen zum 3. Akt, vom 16. November 1787, und zum 2. Akt, vom 19. Dezember 1787, legen nahe, dass mit diesen Sendungen die entsprechenden Partiturteile nach Weimar gekommen sind (vgl. GR/Belege 1787, 2, Bl. 91 und Bl. 93).

JANUAR 1787

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81,3 erste Abschrifft der Stimmen] Den 1. und 2. Akt der ersten Fassung von Kaysers Partitur zum Singspiel „Scherz, List und Rache“ hatte Goethe Ende November 1785 erhalten (vgl. GB 6 II, zu 122,1–2). Anfang Mai 1786 lag Goethe die Gesamtpartitur mit allen vier Akten vor (vgl. GB 6 II, zu 194,1). Die Stimmen sollten bis Ende Juni 1786 ausgeschrieben sein (vgl. GB 6 II, zu 194,7–8). 81,6–7 Sollte noch nicht la Grotta di Trofonio Æ:::æ gekommen seyn.] Goethe hatte Seidel die Zusendung der Partitur zur Oper „La Grotta di Trofonio“ von Antonio Salieri nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti schon im Sommer 1786 von Karlsbad aus avisiert (vgl. GB 6 II, zu 224,12). 81,7 laß sie an Kaysern abgehn] Ob und wann Kayser in Zrrich die Partitur erhalten hat, ist nicht bekannt (vgl. GB 6 II, zu 245,3–4). 49. An den Freundeskreis in Weimar

ÆRomæ, 13. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 18,8623,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Tinte; Korrekturen, Tinte; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 50, der Nr 51 beigeschlossen war (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 254–256, Nr 20 a. WA IV 8 (1890), 129–132, Nr 2556. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 81,12 ohne Ofen und Camin] Die Krnstlerwohnung im ersten Stock der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 hatte vier Zimmer, einen großen Ateliersaal (Tischbein), zwei Stuben (Bury, Schrtz) und eine Art kleines Gystezimmer, das Goethe bei seinem Einzug am 30. Oktober 1786 zur Verfrgung gestellt wurde. Die Zimmer besaßen keine Heizmsglichkeit (vgl. Christoph Luitpold Frommel: Zur Geschichte der Casa di Goethe. In: Goethe in Rom 1, 87–90). 81,15 Im Pallaste Giustiniani steht eine Minerva] Der am Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Palazzo Giustiniani, unweit des Pantheons gelegen, beherbergte bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts eine der grsßten und bedeutendsten Kunstsammlungen der Stadt. Darunter befand sich auch die so genannte „Minerva Giustiniani“ (Minerva Medica), eine rberlebensgroße kaiserzeitliche Marmorkopie (2. Jahrhundert n. Chr.) einer griechischen Bronzestatue der Gsttin Athene

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BRIEF 49

aus der Zeit um 400 v. Chr. Die Statue war angeblich bei der Kirche Santa Maria sopra Minerva gefunden worden; seit 1822 wird sie in den Vatikanischen Museen aufbewahrt (Braccio Nuovo Nr 111, Inv.-Nr 2223; vgl. Haskell/Penny, Sculpture, Nr 63; Winckelmann, KD, Nr 411). Volkmann frhrt diese Minerva neben vielen anderen Statuen der Sammlung Giustiniani auf: „Eine vortreffliche große gewafnete Minerva von schsnen Verhyltnissen, und gut gefalteter Draperie.“ (Volkmann 2, 436.) 81,16–17 Winckelmann gedenckt ihrer kaum Æ:::æ Stelle] Die „Minerva (oder Pallas Athene) Giustiniani“ erfyhrt in der „Geschichte der Kunst des Alterthums“ nur an einer Stelle kurz Erwyhnung, als Winckelmann im vierten Kapitel des ersten Teils, das „Von der Kunst der Griechen“ handelt, „Von der Schsnheit einzelner Theile des Ksrpers. Des Haupts; und besonders des Profils des Gesichts“ spricht und an ihr in der auffylligen Eckigkeit der Nase fast noch Zrge des so genannten ,†lteren Stils‘ zu erkennen meint: „Man ksnte eine andere Auslegung des Worts viereckigt geben, und eine Nase verstehen, deren Flyche breit, und mit scharfen Ecken gearbeitet ist, wie die giustinianische Pallas, und die so genannte Vestale in eben diesem Palaste haben; aber diese Form findet sich nur an Statuen des yltesten Stils, wie diese sind, und an diesen allein.“ (Winckelmann, GK 2, 346; vgl. auch Winckelmann, GK1, 178.) Die Statue wird aber nicht im Abschnitt „Begriff der Schsnheit in Weiblichen Gottheiten“ in der Darstellung der Minerven- bzw. Athenestatuen in Rom aufgefrhrt (vgl. Winckelmann, GK2, 303 f.). Sie fehlt auch in Winckelmanns Aufriss der vier Entwicklungsstufen der griechischen Kunst, wo sie in den ƒbergang vom ,Hohen Stil‘ zum ,Schsnen Stil‘ einzuordnen gewesen wyre (vgl. Winckelmann, GK2, 451–556). 81,19 Als wir die Statue besahen] An welchem Tag in der abgelaufenen Woche Goethe den Palazzo Giustiniani besuchte, ist nicht bekannt, ebenso wenig, wer ihn dabei begleitet hat. Schon am 22. Januar 1787 besuchte er den Palast allerdings ein zweites Mal: Giustiniani. (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ.) 81,20 die Frau des Custode] Nicht ermittelt. 81,21 die Inglesi welche von dieser Religion seyn] Inglesi: Ital.: Englynder. – Ein im katholischen Italien verbreitetes Vorurteil oder Missverstyndnis lastete den anglikanischen Englyndern an, sie wrrden im Geheimen immer noch heidnischen Gstzen huldigen. 81,22 die eine Hand kmßten] Verschiedene Quellen berichten davon, dass rsmische Kinder auf dem Weg zur Schule zur Statue der „Minerva Giustiniani“ kamen, um ihr die Hand zu krssen (vgl. John Northall: Travels through Italy. London 1766, S. 328). Noch im Januar 1803 erinnerte Goethe in einem Brief an Wilhelm von Humboldt, damals Geschyftstryger Preußens beim Vatikan in Rom, an das Handkussritual: Wie glmcklich sind Sie, in der Nqhe so mancher unschqtzbaren Originale zu wohnen. Kmssen Sie der Minerva Iustiniani doch ja von mir die Hand. (WA IV 16, 175.)

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81,24 eine Dame dieser Religion] Die Geschichte von der Englynderin dient als Beispiel frr das Unverstyndnis vieler einfacher Rsmer gegenrber einer enthusiasmierten, oft bis ins Sakrale reichenden Verehrung und Bewunderung zahlreicher Kunstwerke Roms durch Fremde. 81,25–26 |die Frau des Custode:|] Schreibversehen: Der sffnenden Klammer fehlt der Doppelpunkt. 82,6 bald wieder hingehen] Am 22. Januar 1787 (vgl. zu 81,19). 82,7–8 was Winckelmann vom h o h e n Styl der Griechen sagt] In seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ unterteilt Johann Joachim Winckelmann die Entwicklung der antiken griechischen Kunst in vier Stilepochen, die des ,†lteren‘, des ,Hohen‘, des ,Schsnen‘ und des Stils der ,Nachahmung‘ (vgl. Winckelmann, GK1 [T. 1. Kap. IV. 3. St.], 213–348 und Winckelmann, GK2, 451–556). Die Phase des so genannten ,Hohen Stils‘ sah er gekennzeichnet durch eine Annyherung an die „Wahrheit der Natur“, welche „lehrete aus der Hyrte und von hervorspringenden und jyh abgeschnittenen Theilen der Figur in flrßige Umrisse zu gehen, die gewaltsamen Stellungen und Handlungen gesitteter und weiser zu machen, und sich weniger gelehrt, als schsn, erhaben und groß zu zeigen“ (Winckelmann, GK1, 224). 82,9 jenem hohen strengen Styl] Den ƒbergang von der ,Hohen‘ zur ,Schsnen‘ Stilart sah Winckelmann in der Ausbildung von Grazie und Wellenfsrmigkeit in der Gestaltung, wenn das Kunstwerk von der Natur abstrakter Ideen nyher zur Natrrlichkeit des Ausdrucks gefrhrt werde (vgl. Winckelmann, GK1 [T. 1. Kap. IV. 3. St.], 227–230 und Winckelmann, GK2, 476–479). „Das Mannigfaltige und die mehrere Verschiedenheit des Ausdrucks that der Harmonie und der Großheit in dem schsnen Stile keinen Eintrag: die Seele yußerte sich nur wie unter einer stillen Flyche des Wassers, und trat niemals mit Ungestrm hervor.“ (Winckelmann, GK1, 233 und Winckelmann, GK2, 484.) Im Stil des „Schsnen“ sollten schließlich „keine Begierden der Sinne Æ:::æ, sondern eine anschauliche Betrachtung aller Schsnheit wirken“ (Winckelmann, GK1, 232 und Winckelmann, GK2, 482). 82,12 Am drey Knnigs Tage] Der 6. Januar wird in den christlichen Kirchen als Epiphaniastag, als Fest der Erscheinung des Herrn Jesus Christus, in Verbindung mit der Feier der ,Heiligen Drei Ksnige‘ aus dem Morgenland begangen. Diesen Heiden war ein Stern als Zeichen der Ankunft des Erlssers erschienen, dem sie bis zur Geburtskrippe in Bethlehem folgten. 82,14 Propaganda] Gemeint ist der Palazzo di Propaganda Fide an der Piazza di Spagna, errichtet 1633–1665 von Giovanni Lorenzo Bernini und Francesco Borromini. Hier hatte die 1622 von Papst Gregor XV. gegrrndete und vornehmlich vom Jesuitenorden gefrhrte Heilige Kongregation frr die Verbreitung des (katholischen) Glaubens (lat.: Sacra Congregatio de Propaganda Fide), die Missionszentrale des Vatikans, ihren Sitz. Im Palast befindet sich auch eine Kapelle,

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BRIEF 50

die Cappella dei Re Magi, in der wahrscheinlich die im Folgenden geschilderte Messe mit Seminaristenlesung zum Dreiksnigsfest abgehalten wurde. Karl Philipp Moritz beschreibt in seinen Reiseerinnerungen aus Italien, allerdings unter dem Datum des 4. Oktober 1787, eine yhnliche Veranstaltung im Palazzo di Propaganda Fide. Msglicherweise war er auch am 6. Januar Goethes Begleiter gewesen: „Ich habe nun auch eine Art von Examen oder sffentlichen Redeaktus auf der Propaganda beigewohnt. Æ:::æ Es war gedryngt voll, und ein sehr gemischtes Auditorium. Die Zsglinge der Propaganda traten einer nach dem andern auf, und ließen sich in ihren fremden Zungen und Sprachen hsren. Sie hytten aber eben so gut auch schweigen ksnnen; denn da der grsßte Theil der Zuhsrer von dem Inhalt ihrer Rede nichts wußte, und nur unverstyndliche Laute vernahm, so herrschte bei diesen Vortrygen auch wenig Stille und Aufmerksamkeit. Vielmehr entstand ein rberlautes Gelychter, so oft eine neue hier noch ungehsrte Sprache mit ihren sonderbar klingenden Tsnen von den Lippen eines Redners anhub, dessen Gesichtsbildung und Farbe eben so fremd und auffallend, wie die Laute seiner Stimme, waren.“ (Moritz, Reisen in Italien 2, 36.) In Volkmanns Reisehandbuch heißt es von der Propaganda: „Man nimmt hier Knaben von allerley Nationen, vornehmlich aus Griechenland, Asien, Abißinien, und andern Gegenden auf, und unterrichtet sie, damit sie nachher den katholischen Glauben predigen ksnnen.“ (Volkmann 2, 301.) 82,16 Magos] Akkusativ Plural von lat. magus: der Weise. Gemeint sind die ,Heiligen Drei Ksnige‘. 82,18 Seminaristen] In der Priesterausbildung befindliche Schrler aus katholisch missionierten oder noch zu missionierenden Lyndern. 82,19 Malabarisch] Andere Bezeichnung frr das Tamilische aus der DrawidaSprachfamilie im srdlichen Indien. 82,19 Epirotisch] †ltere Bezeichnung frr das Albanische. 82,20 Moldauisch] Das so genannte Daco-Rumynische. 82,20 Elenisch] Vermutlich ist das Illyrische oder auch Serbo-Kroatische gemeint. 82,20 Colchisch] Das Georgische. 82,21 Cophtisch] Das Koptische, letzte Entwicklungsstufe des Altygyptischen. 82,21 Saracenisch] Wahrscheinlich das Libysche, auch Berberisch genannt. 82,21 Hybernisch] Das zur Sprachfamilie des Keltischen gehsrende Irisch. 82,21–22 Madagaskarisch] Das Madagassische oder Malagassische, zur austronesischen Sprachfamilie gehsrend und auf Madagaskar gesprochen. 82,22 Boisch] Wahrscheinlich das Tschechische, auch Bshmisch genannt; msglicherweise ist aber auch Ruthenisch gemeint. 82,22 Isaurisch] Msglicherweise kleinasiatischer Dialekt aus der Region Isauria, vielleicht aber auch das Kurdische oder eine andere Sprache des Vorderen Orients. 82,23 Aethiopisch] Seit dem 10. Jahrhundert als lebendige Sprache ausgestorben; nur noch als Sprache des religissen Ritus in †thiopien rberliefert.

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82,23 mehrere die ich nicht verstehen konnte] Die jeweiligen Sprachen wurden von den Seminaristen selbst oder einem speziellen Vorleser (Moderator) vor den einzelnen Gedichtvortrygen angekrndigt. Eine Erklyrung des hier aufgefrhrten Sprachenkatalogs gibt Enno Littmann in seinem Aufsatz „Goethe in der Propaganda zu Rom“ (in: GJb 9 [1922], 173–181). 82,31 Monsigr. Porcia] Gemeint ist Stefano Borgia, seit 1770 als Pryfekt der Sacra Congregatio de Propaganda Fide (vgl. zu 82,14) einer der einflussreichsten Geistlichen im Vatikan. Er trug den vom Papst verliehenen Ehrentitel Monsignore, der ihn als Prylaten, als einen ranghohen Amtstryger innerhalb der rsmischen Kurie, auswies. 1789 wurde er zum Kardinal ernannt. Goethe erwyhnt Stefano Borgia noch einmal im Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 3. Februar 1787 (vgl. 108,10–13). Außerdem besuchte er das Museo Borgia in Velletri (vgl. zu 108,12). 83,1 Cardinal Albani] Der am 11. Dezember 1779 im Alter von 87 Jahren in Rom verstorbene Kardinal (seit 1721) Alessandro Albani war vor allem als Kunstliebhaber, -sammler und -myzen bekannt. In der bis 1763 unter Mitwirkung des in seinen Diensten stehenden Johann Joachim Winckelmann erbauten und ausgestatteten Villa Albani stellte er u. a. seine berrhmte Antiken- und Mrnzsammlung aus. Johann Jacob Volkmann gibt in seiner Reisebeschreibung eine ausfrhrliche Beschreibung der Villa Albani und wrrdigt ihren Erbauer (vgl. Volkmann 2, 820–825). 83,3 gnaja!] †thiopisch (Kirchensprache): Betet an, lobpreiset! Vgl. Enno Littmann: Goethe in der Propaganda zu Rom. In: GJb 9 [1922], 180 f. 83,4 canailla!] Ital. canaglia: Hundepack, Gesindel, Schufte.

50. An Charlotte von Stein

ÆRomæ, 13. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 19611,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Text vollstyndig egh. gestrichen, Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Nr 49; beide Briefe waren Beischluss zu Nr 51 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 253 f., Nr 20. WA IV 8 (1890), 132 f., Nr 2557. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2).

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BRIEF 51

83,9 ein Blat] Brief Nr 49. In Goethes Postsendeliste findet sich dazu folgender Eintrag: It. an Fr von Stein ein ostens. Blat mit einem kleinen Blqtgen. eingesch an Herdern (Postsendeliste 1, S. 2). 83,9–10 auch Iphigenie] Goethe hatte ebenfalls am 13. Januar die rberarbeitete Manuskriptfassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ frr Band 3 seiner Werkausgabe „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen an seinen Sekretyr Philipp Seidel nach Weimar zur Weitergabe an Johann Gottfried Herder geschickt, wo sie wahrscheinlich am 29. Januar eintraf (vgl. zu 80,1). 83,12 einen entsetzlichen Posttag] Der Tag, an dem Goethe seine Post von Rom nach Deutschland sandte, war immer der Samstag. Seit seiner Ankunft in der Stadt am 29. Oktober 1786 hatte es seit dem 4. November bisher elf solcher Posttage frr ihn gegeben. Am Samstag, dem 13. Januar 1787, verschickte Goethe mindestens 14 Briefe, deutlich mehr als die bisher rbliche Menge, die zwischen zwei und sieben Briefen lag. Hinzu kam, dass er die Abschrift der rberarbeiteten „Iphigenie auf Tauris“ zur Drucklegung nach Weimar sandte. Zehn der 14 Briefe sind rberliefert: zwei Briefe an Johann Gottfried Herder (Nr 46 und 51), ein Brief an Philipp Seidel mit dem Paket des Dramenmanuskripts (Nr 48) sowie je ein Brief an Charlotte von Stein (Nr 50), den Weimarer Freundeskreis (Nr 49), Georg Joachim Gsschen (Nr 47), Christian Gottlob Heyne (Nr 52), Friedrich Heinrich Jacobi (Nr 53), Johann Georg Schlosser (Nr 45) und Philipp Christoph Kayser in Zrrich (Nr 54). Die nicht rberlieferten Briefe an seine Mutter Catharina Elisabeth Goethe (EB 14), an Johann Jakob Heinrich Paulsen (EB 15), an den Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg (EB 16) und an Karl Philipp Moritz’ Bekannte Sophia Amalie Erdmuthe Standtke (EB 17) sind nur aus Goethes Briefverzeichnis bekannt (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 83,13 Herzog] Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. Er befand sich noch wegen der bevorstehenden Mainzer Koadjutorwahl auf einer diplomatischen Geheimreise durch mehrere deutsche Staaten und traf erst am 18. Februar vom preußischen Hof in Berlin kommend wieder in Weimar ein (vgl. zu 91,5). 83,13 ein angefangner Brief an ihn] Goethe hatte den Brief an Herzog Carl August wahrscheinlich ebenfalls am 13. Januar begonnen (vgl. Datierung zu Nr 55). Es war seine Antwort auf den wichtigen ersten Brief des Herzogs an ihn nach Rom vom 13. Dezember 1786, den er in den ersten Januartagen erhalten hatte (vgl. zu 89,6). Darin hatte Carl August einem lyngeren Aufenthalt Goethes in Italien zugestimmt. Wegen der Vielzahl der anderen frr den 13. Januar zu erledigenden Post verschob Goethe die Beendigung des Briefes an den Herzog um eine Woche, um ausfrhrlich antworten zu ksnnen. 83,15 Fritzen] Charlotte von Steins 14-jyhriger Sohn Friedrich. 83,15 Schwefel Abgmße] Goethe sammelte schon seit einiger Zeit Abdrrcke von Mrnzen und Gemmen in erstarrtem Schwefel frr Friedrich von Stein (vgl. zu 58,22–23; zu 64,24).

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83,16 nicht bey mir] Wahrscheinlich hatte Goethe bei den Planungen zu seiner Italienreise auch daran gedacht, seinen Zsgling mit auf die Reise zu nehmen. 83,16–17 Diesen Brief schlag ich an Herders ein.] Vgl. zu 83,9. 51. An Johann Gottfried Herder

Rom, 13. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 2 Bl. 18,8(–19)623,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Ergynzungen und Korrekturen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischlrsse: Nr 50, der wiederum Nr 49 als Beischluss enthielt, und EB 16 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 334–337, Nr 41. WA IV 8 (1890), 133–136, Nr 2558. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Johann Gottfried und Caroline Herders vom 11. Dezember 1786 (vgl. 74,7). – Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 83,18 die Iphigenia] Vgl. zu 78,15–16. 83,18–19 Ich schicke sie Æ:::æ an Seidel] Vgl. zu 80,1. 83,20 das grnßere Packet] In dem Paket befand sich das Manuskript der „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. zu 78,15–16). 84,1 freundschafftlichen Bemmhungen] Vgl. zu 4,4–5 und die erste Erlyuterung zu 4,18. 84,4 mit dem alten] Gemeint ist die vorausgegangene Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ in freien Jamben, an der Goethe im Sommer 1786 gearbeitet hatte (vgl. zu 84,10). 84,5–6 Vorzmglich bitt ich Æ:::æ nachzuhelfen.] Dies hat Herder wahrscheinlich auch getan und eine neue Abschrift als Vorlage frr den Druck anfertigen lassen (vgl. zu 84,18). 84,6 resp. Ohren] Respektiv: In der Bedeutung von ,jeweilig‘. – Da die von Goethe rberschickte Abschrift nicht rberliefert ist, lysst sich rber die angesprochenen Zeichen und die dazugehsrigen Stellen nichts sagen. 84,10 Einige halbe Verse] Eine nicht rberlieferte Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ in krrzeren jambischen Versen frr die Werkausgabe „Schriften“ im Gsschen-Verlag, die Ende August 1786 in Karlsbad fast fertiggestellt war, ist von

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Goethe wieder verworfen worden (vgl. GB 6 II, zu 227,29 und zu 228,2). Er nahm den Text mit nach Italien, um ihn erneut umzuarbeiten. Frr diese Fassung wyhlte er als Grundform den lyngeren Blankvers, frnfhebige reimlose Jamben (vgl. GB 6 II, zu 229,24), ließ aber an einzelnen Stellen das frrhere Versmaß bestehen. 84,14 Frauen] Gemeint ist Herders Ehefrau Caroline. Goethe verwendet hier noch die weitgehend schon veraltete schwache Flexionsform des Wortes. 84,14 laßt es Fr v. Stein sehen] Ob Charlotte von Stein das Manuskript der neuen Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ noch vor Abgabe an den Verlag (vgl. zu 79,1) zur Lektrre erhalten hat, ist nicht bekannt, aber doch wahrscheinlich. 84,15 Wieland] Ob Wieland das Manuskript gelesen hat, ist nicht bekannt, jedoch ebenfalls wahrscheinlich. 84,16 in einen gemeßnern Schritt] Vor allem auf Anregung Wielands hatte Goethe anfangs begonnen, die „Iphigenie auf Tauris“ aus der Prosa- in eine Versfassung nach antikem Muster umzuarbeiten, wobei ihm Wieland zu Beginn der Arbeit direkte Hilfe leistete (vgl. GB 6 II, zu 202,21–22 und zu 204,10– 11). 84,18 laß es abschreiben] Dies geschah noch im Verlauf der ersten drei Februarwochen durch den Kanzlisten Christian Georg Carl Vogel. Am 20. Februar 1787 verzeichnete Philipp Seidel im Rechnungsbuch die Auszahlung von 1 Taler, 18 Groschen frr das Kopieren an Vogel (vgl. GR/Belege 1787, 1, Bl. 7). 84,19 an Seidel] Vgl. zu 79,1. 84,20 ein geplagter Fremdling, den nicht die Furien] Anspielung auf die Figur des Orest, den Bruder der Titelgestalt, in Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“. Orest wird wegen des Mordes an seiner Mutter von den Furien, den Rachegsttinnen, verfolgt und kommt als Fremder auf die Insel Tauris, um sich hier durch die Entfrhrung des Bildes der Gsttin Diana von den Furien zu befreien. 84,24 Winckelm!] Der von Goethe hoch verehrte Altertumskundler und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann hatte von November 1755 an 13 Jahre in Rom gelebt und nach den hier unternommenen Studien seine Schriften vor allem zur antiken Kunst, Kultur und †sthetik verfasst, die eine wichtige Grundlage frr die Kunsttheorie der Klassik bildeten. 84,28–29 noch frisch und gesund] Winckelmann war im Juni 1768 im Alter von 50 Jahren in Triest ermordet worden. 84,29–30 neue Ausarbeitung seines Wercks] Winckelmanns Hauptwerk „Geschichte der Kunst des Alterthums“ war in erster Auflage 1764 in Dresden erschienen. Schon 1766 beschyftigte ihn eine zweite, verbesserte Auflage. Erst nach seinem Tod kam in Wien die von Friedrich Justus Riedel veranstaltete, wesentlich umfangreichere zweite Auflage (etwa das Doppelte an Text) – die so genannte Wiener Ausgabe – zustande ( Johann Winkelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben, und dem Frrsten

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Wenzel von Kaunitz-Rietberg gewidmet von der Kaiserlichen Ksniglichen Akademie der bildenden Krnste [von Franz Georg von Leykam]. 2 Bde. Wien 1776). Diese muss zu nicht geringen Teilen auf Korrekturen und Aufzeichnungen Winckelmanns beruht haben, geriet jedoch bald in Verruf, weil ihr Herausgeber zahlreiche Eingriffe mit eigenen Ergynzungen und Streichungen unautorisiert vorgenommen habe. Die folgenden Herausgeber frhlten sich daher zu einer eigenen Rekonstruktion von Winckelmanns Absichten berufen, auch Carl Ludwig Fernow und Johann Heinrich Meyer in der von Goethe wohlwollend begleiteten Dresdner Ausgabe der Werke (seit 1803). Der Urtext beider Auflagen ist erst seit ihrem Erscheinen 2002 im Rahmen von Winckelmanns „Schriften und Nachlass“ wieder greifbar. In Rom hatte Goethe die ƒbersetzung Carlo Feas erworben, die im Wesentlichen auf die Wiener Ausgabe zurrckgeht (vgl. zu 41,21). 84,32–33 wqre der Cardinal Albani todt] Der 1779 verstorbene Kardinal Alessandro Albani war seit 1758 eng mit Winckelmann befreundet gewesen und hatte ihn als Bibliothekar und wissenschaftlichen Berater und Kurator frr seine große Sammlung antiker Kunstwerke eingesetzt. Winckelmann lebte sogar in der Villa Albani bei Rom, die der Kardinal zwischen 1758 und 1763 eigens frr seine Kunstsammlung im antiken Stil errichten ließ. Das Studium der Kunstwerke der Sammlung bildete eine wichtige Grundlage frr die Darstellungen in Winckelmanns Hauptwerk „Geschichte der Kunst des Alterthums“, womit auch den Verdiensten des Kardinals ein Denkmal gesetzt wurde. 85,6 ich thue die Augen auf] In yhnlicher Weise hatte Goethe immer wieder seine Art des Sehens und Studierens in Rom zum Ausdruck gebracht (vgl. 19,27; 24,5; 35,1–2; 41,19–20; 66,30–31; 121,4–5). Zum Begriff des ,Sehens‘ und zu Goethes grundlegender Haltung in seiner Welt- und Kunstsicht vgl. zu 19,27. 85,8 Jupiter Bmste] Wahrscheinlich ein Gipsabguss des so genannten „Zeus von Otricoli“, den Goethe Ende Dezember oder Anfang Januar erworben hatte (vgl. zu 62,29). 85,8–9 kolossale Juno] Goethe hatte am 5. Januar 1787 einen Gipsabguss einer Portrytbrste erworben, die im 18. Jahrhundert frr eine Darstellung der Gsttin Juno gehalten wurde und deren Original sich in den Sammlungen der Villa Ludovisi in Rom befand (weiter vgl. zu 74,10–11). 85,9 eine andre] ƒber die Anschaffung dieses zweiten Abgusses, die in der abgelaufenen Woche erfolgt sein muss, ist nichts Nyheres bekannt. Durch eine Federzeichnung Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins aus der gemeinsamen Zeit in der Casa Moscatelli, „Das verfluchte zweite Kissen“ (GNM, Inv.-Nr: GHz/ Sch.I.292,710,84), die Goethe in seinem Zimmer zeigt, ist allerdings belegt, dass er zwei yhnliche Junokspfe besaß, einen kleineren und einen grsßeren. 85,10 das Haupt des Apoll] Der Gipsabguss vom Kopf des berrhmten „Apoll vom Belvedere“ im Vatikan (vgl. zu 20,9). Goethe hatte die Statue am 6. No-

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vember und am 19. Dezember 1786 besichtigt (vgl. zu 62,16–17) und sich anschließend begeistert rber das vollendete Kunstwerk gezeigt (vgl. 41,2–5; 62,16–19). Den Abguss hatte er wahrscheinlich erst vor Kurzem erworben, musste ihn aber 1788 wie die meisten seiner anderen Abgrsse in Rom zurrcklassen: Die schnnen Gypsabgmsse den Hausgenossen vermacht. (IR III, Paralipomena; WA I 32, 469.) 85,10–11 Tischbeins Studio] Das Atelier Tischbeins war ein grsßerer Saal von etwa 65 m2 in der Nordwestecke der gemeinsamen Krnstlerwohnung im ersten Stock der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. Christoph Luitpold Frommel: Zur Geschichte der Casa di Goethe. In: Goethe in Rom 1, 90). 85,12 Gemmen] Goethe hatte spytestens in der zweiten Dezemberhylfte 1786, wenn auch noch sporadisch, damit begonnen, geschnittene (Edel-)Steine, so genannte Gemmen, zu sammeln und sich mit den Techniken ihrer Abgrsse zu beschyftigen (vgl. zu 63,29; zu 75,24–26). Im Laufe seines weiteren Italienaufenthaltes intensivierte er diese Beschyftigungen weiter. 85,12–13 in der Demuth wandle] In Anlehnung an die Worte des Apostels Paulus im Brief an die Epheser: „So ermahne nun euch ich gefangener in dem Herrn, daß ihr wandelt, wie sichs gebrhret eurem beruff darinn ihr beruffen seyd. Mit aller demuth und sanfftmuth, mit gedult, und vertraget einer den andern in der liebe Æ:::æ.“ (Epheser 4,1–2; Luther-Bibel 1772 NT, 199.) 85,14–15 als Cicerone, Ausleger und Deuter] Goethe besaß inzwischen durch seine intensiven Studien und Besuche der wichtigsten Architektur- und Kunststytten Roms ausgezeichnete Kenntnisse der Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt. Wer konkret mit den Deutschen (85,14) gemeint war, ist im Einzelnen nicht zu ermitteln. 85,15 mein Leben mit den Kmnstlern] Gemeint sind vor allem Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, die Hausgenossen in der Casa Moscatelli. Daneben bewegte sich Goethe im weiteren deutschen Krnstlerkreis in Rom, zu dem vor allem noch der Maler Johann Heinrich Lips, der Bildhauer Alexander Trippel, die Kunst- und Altertumskenner Johann Friedrich Reiffenstein und Aloys Hirt sowie der Schriftsteller Karl Philipp Moritz zu zyhlen sind (vgl. zu 26,15). Zeitweise verkehrten auch andere Maler wie Johann August Nahl, Friedrich Rehberg, Heinrich Schmidt und Benjamin Wolf in dem Kreis. Regelmyßigen Kontakt hatte Goethe auch zu Angelika Kauffmann und ihrem Mann, dem Maler Antonio Zucchi (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151). Goethes Hausgenosse Tischbein berichtete rber Goethes Umgang: „Er last sich wenig von denen grosen Welt Menschen stehren, giebt und nimt keinen Besuch auser von Krnstler an.“ (Tischbein an Johann Caspar Lavater, 9. Dezember 1786; Goethe-Lavater, 365.) Und Alexander Trippel schildert die damalige Situation so: „Der H. Gsde Æ:::æ Lochiert beim Thischbein, er geht bey niemand als beim Reiffenstein und bey der Angelica Kaufman, den sie haben

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einen Complot gemacht das er nirgends darff hingehen als wo sie ihn hinfrhren, also dieser große Lswe lyst sich durch die Gasse an der Nasse herumfrhren Æ:::æ.“ (Alexander Trippel an Unbekannt, 9. Dezember 1786; in: Ein Brief Alexander Trippels. Mitgeteilt von Georg Witkowski; GJb 8 [1921], 173.) In Goethes Notizbuch von der italienischen Reise mit der Aufschrift „Tragblatt“ findet sich unter der ƒberschrift Unnamen ein aufschlussreiches Verzeichnis von Bekannten und Freunden in Rom wahrscheinlich aus dem Jahr 1787 mit ihren jeweiligen Spitznamen (H: GSA 27/57, ÆBl. 7æ; vgl. auch WA I 32, 451). 85,17 schlurpfen] Nebenform des Verbes ,schlrrfen‘. 85,18 die Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 85,18–19 etwas gemeines] ,Gemein‘ im Sinne von ,allgemein‘. Gemeint ist Goethes Brief an den Freundeskreis in Weimar vom 13. Januar 1787 (Nr 49), der einem Brief vom gleichen Tag an Charlotte von Stein beilag (vgl. zu 83,9). 85,19 den I d e e n ] Goethe hatte sich schon im vorausgegangenen Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 nach der Fortsetzung von Herders Werk „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ erkundigt (vgl. zu 69,15). 85,21 mit Freuden wiederkehre] Vgl. zu 75,1–2. 52. An Christian Gottlob Heyne

Rom, 13. Januar 1787 ! Gsttingen

ƒBERLIEFERUNG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 8394. – Doppelblatt 18,96 22,7(–23) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Hofrath Heyne / nach / GZttingen / fr. Trent.; unter der Adresse rotes Siegel: mynnlicher Profilkopf; Postvermerke; Bl. 2 am yußeren Rand Mitte Siegelausschnitt; S. 1 oben links Empfangsvermerk, Tinte: „pr. 30 Jan“. E: Lettres autographes composant la collection de M. Alfred Bovet, dcrites par Etienne Charavay. Ouvrage impr. sous la direction de Fernand Calmettes. Paris 1887, S. 377. WA IV 8 (1890), 126 f., Nr 2553 (nach E). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Heyne antwortete am 31. Januar 1787 (vgl. RA 1, 110, Nr 222). Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). Christian Gottlob Heyne (1729–1812) wurde als Sohn des Leinewebers Georg Heyne und dessen Frau Elisabeth geb. Schreyer in Chemnitz geboren. Ab 1741 besuchte er die stydtische Lateinschule in Chemnitz und begann 1748 in Leipzig zu studieren, wo er juristische, theologische und altphilologische Vorlesun-

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gen besuchte. Bis zu seinem Ruf an die Universityt in Gsttingen geriet Heyne immer wieder in finanzielle Nste und musste sich durch Gelegenheitsarbeiten, Unterrichtgeben und ƒbersetzungstytigkeiten rber Wasser halten. 1753 wurde er Kopist an der Bibliothek des sychsischen Staatsministers Heinrich Graf von Brrhl in Dresden, wo er auch an seinen ersten ƒbersetzungen von Werken Epiktets und Tibulls arbeitete. Von 1757 bis 1760 war er als Hofmeister bei Carl Viktor August von Broizem tytig, den er 1759 an die Universityt Wittenberg begleitete und dort seine eigenen historischen und philosophischen Studien betrieb. 1761 heiratete er Therese Weiß, mit der er einen Sohn und zwei Tschter hatte. 1763 ging er als Professor der Eloquenz an die Universityt Gsttingen und wurde Direktor des philologischen Seminars, Bibliothekar und ordentliches Mitglied der Sozietyt der Wissenschaften. Ab 1770 war er außerdem als Inspekteur des Gsttinger Pydagogiums und der Klosterschule Ilfeld sowie als Sekretyr der Sozietyt der Wissenschaften tytig. Als Redaktor machte er ihre „Gelehrten Anzeigen“ zu einem der angesehensten Zeitschriftenorgane der damaligen Zeit. Von 1777 bis 1787 baute er den alphabetischen Nominalkatalog der Universitytsbibliothek auf, der frr andere Bibliotheken zum Vorbild wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1775 heiratete er 1777 Georgine Brandes, mit der er zwei Sshne und vier Tschter hatte. In den Folgejahren stieg Heyne zum frhrenden deutschen Altphilologen auf. Neben seinen ƒbersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen beschyftigte sich Heyne vor allem mit griechischer Mythologie. Er gilt als Begrrnder der deutschen Mythenforschung in der klassischen Altertumswissenschaft. – Goethe lernte Heyne am 22. Dezember 1779 auf der Rrckreise von seiner zweiten Schweizer Reise (2. September 1779 bis 14. Januar 1780) bei dem Mannheimer Buchhyndler Schwan kennen. Heynes Werke waren Goethe bereits lange vertraut. Im Bestand seiner Bibliothek lysst sich neben der Epiktet- und Pindar-ƒbersetzung Heynes (vgl. Ruppert, 173 und 184, Nr 1255 und Nr 1318) ein aus dem vyterlichen Besitz stammendes Exemplar von Heynes „Einleitung in das Studium der Antike, oder Grundriß einer Anfrhrung zur Kenntniß der alten Kunstwerke“ (Gsttingen 1772) nachweisen (vgl. Ruppert 297, Nr 2055–2057). Das Verhyltnis beider zueinander war mehr von gegenseitiger Achtung und Wertschytzung als von Freundschaft geprygt. Eine nyhere Verbindung ergab sich erst nach Goethes lyngerem Aufenthalt in Gsttingen im Sommer 1801 (vgl. Ruppert, Altertumswissenschaftler, 230–236). – Der vorliegende Brief ist der erste rberlieferte aus einer insgesamt nur sporadischen Korrespondenz. Insgesamt sind vier Briefe Goethes an Heyne aus dem Zeitraum zwischen dem 13. Januar 1787 und 2. Juli 1805 rberliefert. Aus Italien schrieb Goethe zweimal. Neben dem vorliegenden Brief ist ein weiterer aus der Woche zwischen dem 21. und 27. Myrz 1787 erschließbar (EB 45). Goethe bot sich an, kunsthistorische Erkundigungen frr Heyne in Rom einzuholen. In seinem Antwortbrief vom 31. Januar 1787 (vgl. RA 1, 110, Nr 222) geht Heyne auf Goethes Anerbieten ein.

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85,23 Wohlgeb‘] Abgekrrzt frr ,Wohlgeboren‘; von vorzrglichem Stande, von edler Geburt. Im 18. Jahrhundert als Anrede frr Personen aus dem niederen Adel wie auch brrgerlichen Standes gebraucht (vgl. Adelung 4, 1596). 85,25 mber zwey Monate in Rom] Goethe kam am 29. Oktober 1786 in Rom an (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 85,27 eine Untersuchung] In seinem Antwortbrief vom 31. Januar 1787 bittet Heyne Goethe um verschiedene Auskrnfte rber Personen, Schriften und Kunstwerke in Rom: „Kommen Ihnen, die beyden vor, Visconti, nun der junge, an der Stelle des Vaters am Clementino, u. Fea der Ubersetzer Winkelmanns, der kein Wort Deutsch verstehen soll; Abb. Bracci, wenn er nicht in Florenz ist. Der Kupferhyndler Volpato-Carloni: so bitte ich einen Blick auf sie zu werfen: – und wie es msglich ist, daß in Rom so ganz yußerst elende Werke als rber die alten Steine, wie der Novus Thesaurus Gemmarum, Raponi Pierres antiques gr. erscheinen ksnnen! / Ob die Ergynzungen, oder Verunstaltungen der Antiken, auch der Basreliefs, nicht so in die Augen fallen, daß sie dem Schauenden gleich bemerklich werden, mschte ich auch von Ihnen hsren.“ Am Ende seines Briefes stellt er noch die Frage: „Doch Eine gehorsamste Bitte: An der Amazone, in Museo Pio Clem. aus dem Hauße Mattei, w e l c h e B r u s t i s t e n t b l s s e t ?“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Ruppert, Altertumswissenschaftler, 235 f.) Goethe schrieb Heyne ausser einer vorlqufigen Antwort (Brief an Heyne, 24. Juli 1788; WA IV 9, 6) aus dem Zeitraum zwischen dem 21. und 27. Myrz 1787, die nicht rberliefert ist (vgl. EB 45), keine weiteren Briefe aus Italien. Einen Monat nach seiner Rrckkehr nach Weimar wandte er sich mit einem ausfrhrlicheren Brief vom 24. Juli 1788 an Heyne, ohne die gestellten Fragen nochmals aufzugreifen (vgl. WA IV 9, 5–8, Nr 2662). 86,1–2 eine gefqllige Antwort] Heyne entsprach dieser Bitte und schrieb Goethe am 31. Januar 1787 (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 86,3 H‘. Tischbein al corso Æ:::æ Rondanini] Goethe nahm kurz nach seiner Ankunft in Rom, am 30. Oktober 1786, Quartier bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in der Casa Moscatelli, „am Corso, gegenrber dem Palazzo Rondanini“ (vgl. zu 15,21–22; vgl. auch Horst Claussen: „Gegen Rondanini rber :::“. Goethes rsmische Wohnung. In: GJb 107 [1990], 200–216). Da er sich unter dem Namen Johann Philipp Msller in Rom aufhielt, um unerkannt zu bleiben, ließ er sich in den ersten Monaten seines Aufenthalts auch die Briefe nicht direkt zustellen. 86,4 die mir mbersendeten Bmcher] Heyne schickte Goethe in seiner Funktion als Bibliothekar an der Gsttinger Universitytsbibliothek wiederholt Brcher zu. Am 23. Juli 1786 hatte Goethe seinen Sekretyr Philipp Seidel gebeten, Bmcher nach beyliegendem Verzeichniß nach Gnttingen zu schicken (GB 6 I, 221,14). Das Verzeichnis ist nicht rberliefert. Es handelte sich wahrscheinlich um naturwissenschaftliche Brcher. Die genauen Titel sind nicht bekannt.

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53. An Friedrich Heinrich Jacobi

BRIEFE 53/54

Rom, 13. Januar 1787 ! Drsseldorf

ƒBERLIEFERUNG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2696. – Doppelblatt 18,96 23,1(–23,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: An Herrn / Geheimerath Jacobi / in / Dusseldorf.; rber der Adresse Postvermerk: „d Itale“; unter der Adresse rotes Siegel: mynnlicher Profilkopf; S. 4 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d‘ 13t Jan 1787. / Goethe -“; Bl. 2 am yußeren Rand Mitte Siegelausriss; untere Blattrynder teilweise beschydigt. E: Goethe-Jacobi (1846), 107 f., Nr 45. WA IV 8 (1890), 127, Nr 2554. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete mit einem Brief vom 22. April bis 10. Mai 1788 (vgl. RA 1, 116, Nr 244; Goethe-Jacobi, 108– 110, Nr 46). Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 13. und 14. August 1774 (GB 2 II, Nr 134) und vom 12. Januar 1785 (GB 6 II, Nr 11). – Der vorliegende Brief ist der einzige Goethes an den Freund Jacobi von seinem italienischen Aufenthalt. Mit ihm wollte er offenkundig den durch seine Reise seit einem halben Jahr unterbrochenen Briefwechsel wieder aufnehmen. Jacobi antwortete erst mit einem Brief vom April und Mai 1788, wahrscheinlich schon nach Weimar. 86,10–11 dem Sohne Davids qhnlich] Anspielung auf Jesus Christus, der im Matthyus-Evangelium in eine direkte Abstammungslinie zu Ksnig David gestellt wird (vgl. Matthyus 1,1–17; Luther-Bibel 1772 NT, 3) und so auch die Bezeichnung ,Sohn Davids‘ trygt: „Diß ist das buch von der geburt Jesu Christi, der da ist ein sohn Davids, des sohns Abraham.“ (Matthyus 1,1; Luther-Bibel 1772 NT, 3.) Goethe sucht hier wohl den Vergleich mit dem Einzug Jesu in Jerusalem nach dem Matthyus-Evangelium, bei dem das Volk Jesus mit den Worten huldigt: „Hosianna dem sohne David; gelobet sey der da kommt in dem namen des Herrn!“ (Matthyus 21,9; Luther-Bibel 1772 NT, 25.) 86,11 U b e r e i n K l e i n e s ] Anspielung auf die Worte Jesu an seine Jrnger wyhrend des letzten Abendmahles nach dem Johannes-Evangelium: „Es ist noch um ein kleines, so wird mich die welt nicht mehr sehen; ihr aber sollt mich sehen: Denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ ( Johannes 14,19; Luther-Bibel 1772 NT, 112.) 86,11–12 der Rattenfqnger von Hameln] Vergleich von Goethes Reise nach Italien mit den Geschehnissen in der Volkssage „Die Kinder von Hameln“: Ein

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von den Brrgern von Hameln frr die Beseitigung der Ratten und Myuse der Stadt nicht wie versprochen entlohnter Rattenfynger rycht sich, indem er durch eine Art magische Musik auf seiner Pfeife die Kinder der Stadt unwiderstehlich anzieht und dazu bringt, ihm willenlos zu folgen. Er frhrt sie in einen nahe gelegenen Berg vor der Stadt und verschwindet spurlos mit ihnen darin. Daraufhin entsteht unter den Hamelnern das Gerrcht, dass sie im fernen Siebenbrrgen wieder ans Tageslicht gekommen seien. Vgl. Deutsche Sagen. Hrsg. von den Brrdern Grimm. Bd 1. Berlin 1816, S. 330–333. 86,18–19 deine englische Reise] Jacobi war am 10. August 1786 von einer mehrwschigen Englandreise zurrckgekehrt (vgl. GB 6 II, zu 213,8 und zu 213,8–9). Ein Antwortbrief Jacobis, in dem er auf diese Anfrage Goethes eingeht, ist nicht bekannt. 86,19 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 86,23 die Schwestern] Die Halbschwestern Jacobis, Susanna Helene und Anna Catharina Charlotte Jacobi, lebten seit dem Tod von Jacobis Frau Helene Elisabeth 1784 in Jacobis Haus in Pempelfort und frhrten den Hausstand der Familie (vgl. GB 6 II, zu 10,7 und zu 10,9). 86,23 schreibe mir bald] Der nychste rberlieferte Brief Jacobis an Goethe datiert vom 22. April bis 10. Mai 1788 (vgl. Goethe-Jacobi, 108–110, Nr 46). 86,25 V.] Abgekrrzt, wahrscheinlich frr ,Verte‘ (Imperativ von lat. vertere: wenden, umdrehen). Goethe wollte den Brief vielleicht auf der Rrckseite des Blattes fortsetzen. Msglicherweise ist aber auch ,Vale‘ (lat.: Lebe wohl) gemeint.

54. An Philipp Christoph Kayser ƒBERLIEFERUNG

Rom, 13. Januar 1787 ! Zrrich

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 18,7(–18,9)626,5 cm, 1 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse, Tinte: An Herrn / Kayser / Tonkmnstler / in / Zurch; rotes Siegel: mynnlicher Profilkopf; Bl. 2 am yußeren Seitenrand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung; Grmßen Sie Æ:::æ von mir hnren. (89,4) von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht (vgl. GB 6 II, zu 129,16). E: Goethe und Kayser (1879), 65 f., Nr 6 (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/761]: Grmßen Sie Fr. Schultheß, sie soll bald von mir hnren. [89,4] fehlt). WA IV 8 (1890), 128 f., Nr 2555.

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BRIEF 55

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Kaysers aus der Zeit zwischen Anfang Dezember 1786 und Anfang Januar 1787 (vgl. zu 88,15). – Ein Antwortbrief Kaysers ist nicht bekannt. Postsendungen: 13. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 88,2 K.] Abgekrrzt frr ,Kayser‘. 88,2–3 ein zusammenhqngendes Wort] Die erste Nachricht von seinem Aufenthalt in Rom hatte Goethe Kayser mit seinem Brief vom 25. November 1786 (Nr 23) gegeben. 88,6 unsrem Wercke] Das Singspiel „Scherz, List und Rache“. Im vorangegangenen Brief an Kayser hatte sich Goethe nach dem Stand der Kompositionsarbeiten erkundigt (vgl. 36,21–24). 88,8 dessen Publikation] Einen Versuch, der Partitur zu einer Versffentlichung zu verhelfen, unternahm Goethe erst am 15. August 1787 durch eine Anfrage bei Georg Joachim Gsschen (vgl. 168,22–27). 88,8 noch so fleißig] Kayser war wahrscheinlich schon seit Mai 1786 mit der ƒberarbeitung der ersten Fassung seiner Partitur beschyftigt (vgl. GB 6 II, zu 194,1 und zu 244,16–17). Der 1. und 4. sowie Teile des 2. Akts waren vermutlich bereits neu gefasst. 88,10–11 Sie auf meiner Rmckreise zu besuchen] Diese Ankrndigung hatte Goethe auch schon in seinem Brief vom 25. November 1786 ausgesprochen (vgl. zu 37,4). 88,15 nach Weimar geschrieben] Im Bezugsbrief hatte Kayser offenbar rber den neuesten Stand seiner Partitur zu „Scherz, List und Rache“ Auskunft gegeben und Goethe darrber informiert, dass er in der Zeit zwischen September und November 1786 Teile der rberarbeiteten Partitur nach Weimar geschickt hatte. Die im Folgenden genannten Instruktionen zum Ausschreiben der Stimmen erhielt Philipp Seidel in einem Brief vom gleichen Tag (vgl. 81,1–3). 88,21–22 Gedancken mber den vierten Ackt] Goethe kannte die neue Fassung des 4. Akts noch nicht, da sie von Kayser nicht nach Rom, sondern nach Weimar geschickt worden war. 88,23 geht meine Iphigenie umgearbeitet nach Deutschland] Goethe hatte die Neufassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ Anfang Januar 1787 beendet und eine Abschrift des Manuskripts ebenfalls am 13. Januar nach Weimar an Philipp Seidel gesandt, der es zur Besorgung an den Verlag an Johann Gottfried Herder weiterzugeben hatte (vgl. zu 80,1). 88,24 auf Ostern, mit meinen mbrigen Sachen] Der Beginn der dreiwschigen Leipziger Oster- oder Jubilatemesse fiel 1787 auf den 29. April. Die Versffentlichung der ersten vier Bynde von „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen war frr diese Messe vorgesehen (vgl. 79,6). „Iphigenie auf Tauris“ erschien zusammen mit „Clavigo“ und „Die Geschwister“ im 3. Band,

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„Die Leiden des jungen Werthers“ im 1. Band, „Gstz von Berlichingen“ und „Die Mitschuldigen“ im 2. Band sowie „Stella“ und „Der Triumph der Empfindsamkeit“ im 4. Band (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). 88,25 an die vier letzten Bqnde] Die Bynde 5 bis 8 von „Goethe’s Schriften“ sollten zur Michaelismesse im Oktober 1787 erscheinen (vgl. Avertissement rber die Ausgabe von Goethe’s Schriften. In: QuZ 1, 26, Nr 23). Laut Ankrndigung enthielten sie eine Reihe unvollendeter Werke, die Goethe aber zumindest teilweise noch rberarbeiten und zu Ende frhren wollte (vgl. QuZ 1, 24 f.). Zunychst wandte sich Goethe dem Schauspiel „Egmont“ zu, das Anfang September 1787 fertig vorlag (vgl. IR III, 5. September 1787; WA I 32, 75). Goethe gab das ursprrngliche Prinzip der Versffentlichung auch unvollendeter Werke auf und nahm weitere Umstellungen und Substitutionen innerhalb der Bynde vor, was die Fertigstellung der Ausgabe insgesamt bis Mai 1790 verzsgerte (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). 88,29 Das Lyrische Theater] Gemeint ist das Musiktheater. Zum Begriff vgl. GB 6 II, zu 138,21. Ein ausfrhrlicheres Urteil zum Musik- und Theaterleben in Rom gab Goethe in seinem nychsten Brief an Kayser vom 6. Februar 1787 ab (vgl. 115,28–116,3). 89,3 Schreiben Sie mir bald] Ob Kayser noch vor Ende Juli/Anfang August 1787 einen Brief an Goethe gerichtet hat, ist nicht bekannt (vgl. zu 165,14–15). 89,4 Grmßen Sie Fr. Schultheß, sie soll bald von mir hnren.] Der Satz ist durch fremde Hand unleserlich gemacht worden (vgl. ƒberlieferung). Zu dem Vorgang insgesamt und zur vermuteten ausfrhrenden Person vgl. GB 6 II, zu 129,16. Goethe schrieb der Freundin in Zrrich regelmyßig aus Italien. Die Briefe sind nicht rberliefert (vgl. EB 4). Kayser erhielt den nychsten Brief Goethes vom 6. Februar 1787 (Nr 66) rber eine Beischlusssendung zum Brief an Barbara Schultheß, der am 10. Februar abgeschickt wurde (vgl. EB 21). 55. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, Æ13.æ –20. Januar Æ1787æ ! ÆKarlsruheæ DAT I E RU N G

Der Hinweis auf die Absendung des umgearbeiteten Manuskripts der „Iphigenie auf Tauris“ im ersten Teil des vorliegenden Briefes (vgl. 89,19) macht deutlich, dass Goethe den Brief bereits am 13. Januar 1787 begonnen hat, dem Tag, an dem er das „Iphigenie“-Manuskript an Herder nach Weimar schickte (vgl. zu 78,15–16). Dies bestytigt auch die Passage im Brief an Charlotte von Stein vom 13. Januar 1787 (Nr 50), in der es heißt: ein angefangner Brief an ihn bleibt liegen (53,13).

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ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 56–57. – Doppelblatt 18,9(–19,1)623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch restauriert.– Beischluss zu EB 18. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 63–66, Nr 32. WA IV 8 (1890), 136–139, Nr 2559. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief von Herzog Carl August vom 13. Dezember 1786 (vgl. zu 89,6). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus der zweiten Februarhylfte oder Myrz 1787 (vgl. zu 150,3) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 20. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 89,6 Ihr erster Brief] Der erste Brief des Herzogs nach dessen Abreise aus Karlsbad am 27. August 1786. Er war am 13. Dezember in Berlin geschrieben worden, wie aus einem Brief Carl Augusts an seine Mutter Anna Amalia vom 14. Dezember 1786 hervorgeht: „Gsthens Aufenthalt wissen Sie nun endlich. Die guten Gstter msgen ihn begleiten; ich habe ihm gestern geschrieben und ihn gebeten, so lange wegzubleiben, als er es selbst mschte.“ (Carl August-Anna Amalia, 65.) Goethe erhielt ihn Anfang Januar 1787. 89,7–8 Nachricht von dem Falle] Carl August erlitt am Morgen des 12. Dezember 1786 in Berlin einen Reitunfall. Goethes Sorge rber Carl Augusts Unfall legte sich offensichtlich in der Folgezeit durch Nachrichten rber dessen glimpflichen Ausgang, so dass er in den einige Tage spyter geschriebenen Schlusszeilen des Briefes Erleichterung anklingen lysst (vgl. 91,4–6). 89,9–10 wieder zu Hause] Carl August traf am 30. Dezember 1786 wieder in Weimar ein (vgl. zu 91,4). 89,17–18 mich mber meine Flucht Æ:::æ beruhigen] Carl August war rber Goethes Reiseplyne nur vage und rber das Reiseziel rberhaupt nicht informiert worden. Die Dauer seines Fernbleibens hatte Goethe von Anfang an in das Belieben seines Dienstherren gestellt (vgl. zu 17,1–2). 89,19 die umgeschriebene Iphigenie] Goethe schickte eine Abschrift der umgearbeiteten „Iphigenie auf Tauris“ am 13. Januar 1787 nach Weimar (vgl. zu 78,15–16). Von dem bevorstehenden Abschluss der Arbeiten hatte er Carl August schon in seinem Brief vom 12. bis 16. Dezember 1786 berichtet (vgl. 51,11–13). 89,20 den Egmont endigen] †hnliche Ankrndigungen gingen auch an andere Korrespondenzpartner, so an Seidel (vgl. 80,23) und an Gsschen (vgl. 79,11). Goethe begann aber erst ab Juli 1787 mit der Bearbeitung des „Egmont“ und konnte das Manuskript schließlich Anfang September 1787 fertigstellen (vgl. zu 55,26–27; zu 175,4 und Datierung zu Nr 98). Am 15. September sandte er es an Herder nach Weimar (vgl. EB 97).

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89,24 Winckelmanns Geschichte der Kunst] Vgl. den Eintrag in der „Italiynischen Reise“: Durch Winckelmann sind wir dringend aufgeregt, die Epochen zu sondern, den verschiedenen Stil zu erkennen, dessen sich die Vnlker bedienten, den sie in Folge der Zeiten nach und nach ausgebildet und zuletzt wieder verbildet. Hievon mberzeugte sich jeder wahre Kunstfreund. (IR I, 28. Januar 1787; WA I 30, 264.) Eine dreibyndige italienische Ausgabe von Johann Joachim Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Alterthums“ in der ƒbersetzung Carlo Feas hatte sich Goethe in Rom angeschafft (vgl. zu 41,21). 89,25 Mit Hmlfe der Kmnstler Augen] Vgl. zu 19,23. 89,27 suppliren] Von lat. supplere: ergynzen. 89,28 neue Ausgabe] Vgl. zu 84,29–30. 89,28–29 Von der neuern Kunst genieß ich] Vgl. 21,4–8. Ein tieferer Einblick in die neueren Kunstwerke Roms erschloss sich Goethe ohnehin erst wyhrend des zweiten Aufenthalts in Rom von Juni 1787 bis April 1788. Dabei verschaffte ihm der Kursus im Zeichnen (vgl. zu 229,20–21), den er seit Sommer 1787 mit Hilfe befreundeter Krnstler absolvierte, Einsichten aus der Perspektive des praktizierenden Krnstlers: O wie finde ich die Zuschauer so glmcklich! die dmnken sich so klug, sie finden sich was rechts. So auch die Liebhaber, die Kenner. Du glaubst nicht, was das ein behqgliches Volk, indeß der gute Kmnstler immer kleinlaut bleibt. Ich habe aber auch neuerdings einen Ekel jemanden urtheilen zu hnren, der nicht selbst arbeitet, daß ich es nicht ausdrmcken kann. Wie der Tabacksdampf macht mich eine solche Rede auf der Stelle unbehqglich. (IR III, 9. Februar 1788; WA I 32, 274.) 89,30 zu den Gemmen gewendet] Gemme: geschnittener Edel- oder Halbedelstein (von lat. gemma: Knospe, Edelstein). Die Gemme ist im Gegensatz zur Kamee durch eine vertieft eingeschnittene figrrliche Darstellung charakterisiert und wurde daher oft in Siegelringe gefasst. – Goethe rbersandte den Freunden in Weimar Anfang Januar 1787 eine Gemme, wozu er in der „Italiynischen Reise“ bemerkt: Einen hmbschen geschnittenen Stein lege ich bei, ein Lnwchen, dem eine Bremse vor der Nase schnurrt. Æ:::æ Ich wmnsche, daß ihr damit kmnftig eure Briefe siegelt, damit, durch diese Kleinigkeit, eine Art von Kunstecho von euch zu mir hermber schalle. (IR I, 6. Januar 1787; WA I 30, 249 f.) Auf die Beschyftigung mit Gemmen war Goethe schon als Student in Leipzig beim Zeichenunterricht in der oeserschen Akademie hingelenkt worden und hatte das zeitgensssische Standardwerk der Gemmenkunde, Philipp Daniel Lipperts „Dactyliothec“ (2 Bde. Leipzig 1767; Supplementbd. Leipzig 1776), studiert (vgl. AA DuW 1, 263 [8. Buch]). 1791 benutzte er – neben dem „Catalogue raisonne“ zu Abdrrcken geschnittener Steine aus der Sammlung von James Tassie – dieses Werk erneut (vgl. Goethes Tgb., 3. Januar 1791; GT II 1, 15). Noch in einem Brief an Carl August vom 15. September 1825 heißt es: Zu

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der Acquisition der Lippertischen Daktyliotek wmnsche uns allen Glmck. Das Exemplar kenne sehr wohl, es schreibt sich von Prinz August her, der mir dasselbige vor Jahren auf einige Zeit geliehen, und es freut mich dieselben Gegenstqnde wieder zu sehen an welchen ich meine Studien dieses Faches begonnen. (WA IV 40, 60.) Das erwyhnte Werk befindet sich heute im GNM Weimar (Inv.-Nr: NE 768a/1974). 89,31 kleine Sammlung der besten Schwefel] Da Originale antiker Gemmen selten und teuer waren, fertigte man Abgrsse aus Gips, Siegellack, Schwefel oder Wachs an. Nach Weimar, wo bereits eine Gemmensammlung der Herzogin Anna Amalia existierte, brachte Goethe eine Sammlung von ausgewyhlten Strcken mit (vgl. zu 101,25–26). – Der Weimarer Daktyliothekenbestand umfasst etwa 80 Abdrucksammlungen mit mehr als 25 000 Einzelstrcken, darunter Goethes Sammlung mit etwa 5000 Einzelstrcken (vgl. Femmel/Heres). 90,1 Jenckins] Der Englynder Thomas Jenkins lebte seit 1753 in Rom, zunychst als Maler, danach als Kunst- und Antiquitytenhyndler und schließlich als Bankier und britischer Diplomat. Zu immer grsßerem Reichtum gelangt, trug Jenkins privat eine große Sammlung von Antiken zusammen; dazu gehsrte eine grsßere Anzahl wertvoller antiker Gemmen und Mrnzen. Als Hyndler war er vor allem frr die britischen Reisenden eine wichtige Anlaufstelle, auch weil er den Ruf einer gewissen Skrupellosigkeit besaß. Sein grsßter Erfolg (von dem Goethe im Folgenden berichtet) war 1784 der Erwerb der Antiken aus der Villa Negroni, die er teilweise restaurieren ließ und an das neue Museo Pio-Clementino veryußerte. Jenkins wohnte auf zwei Etagen in der Casa Celli bei der Kirche S. Giacomo in Augusta in der Via del Corso (spyter Nr 504), nahe bei Goethes Wohnung in der Via del Corso 18. Dort war auch seine Antikensammlung untergebracht. Goethe hat Jenkins und dessen Sammlungen vermutlich recht bald nach seiner Ankunft in Rom kennen gelernt, blieb in Kontakt mit ihm und besuchte ihn auch in seinem Haus in Castel Gandolfo (vgl. zu 187,29). Weiter vgl. Noack, Rsmische Kreise 1. 90,6 die Villa Negroni] Die Villa Montalto-Negroni-Massimo, ab 1577 auf Veranlassung des Kardinals Felice Peretti (nachmals Papst Sixtus V.) von Domenico Fontana in der Nyhe der Thermen des Diokletian erbaut, war berrhmt frr ihre Antikensammlungen. Nach 1860 wurde die Anlage durch den Bau des neuen Zentralbahnhofs (Stazione Termini) bis auf geringe Reste zerstsrt. Jenkins hatte die Sammlung antiker Skulpturen in der Villa aufgekauft (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 90,10 drey sitzenden Statuen] Von einer der drei hier erwyhnten Statuen hatte Goethe in Venedig in der Ca’Farsetti einen Gipsabguss gesehen und diesen – damaligen Gepflogenheiten gemyß – als sitzenden Æ:::æ Marius in seinem Tagebuch aufgefrhrt (Reise-Tgb. 3, 4. Oktober 1786; GT I 1, 261). Da schon in der Wiener Fassung von Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Alterthums“ (vgl. Winckelmann, GK2, 780 f.) die Deutung der Skulptur als Marius verwor-

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fen wird, war fortan neutraler von einem ,Philosophen‘ die Rede; so jedenfalls taucht der venezianische Abguss in der Endredaktion der „Italiynischen Reise“ auf (vgl. IR I, 8. Oktober 1786; WA I 30, 134). Heute wird die Plastik als so genannte ,Menander‘-Sitzstatue (Sitzstatue eines Komsdiendichters, Philemon?) bezeichnet; sie befindet sich in den Vatikanischen Museen (Museo Pio-Clementino, Inv.-Nr 588; vgl. auch Winckelmann, KD, Nr 664). Beim zweiten Philosophen handelt es sich mit Sicherheit um das Gegenstrck zur ersten Statue, im 18. Jahrhundert als ,Marcellus‘, heute als so genannte ,Poseidippos-Sitzstatue‘ bekannt; sie wurde von Jenkins 1789 ebenfalls an die Vatikanischen Museen veryußert und ist heute neben der ,Menander‘-Statue in der Galleria delle Statue des Museo Pio-Clementino aufgestellt (Inv.-Nr 735). Beide Statuen wurden im 18. Jahrhundert geschytzt und sind auch in Volkmanns Reisehandbuch bei der Besprechung der Villa Montalto-Negroni als ,Marius‘ und ,Marcellus‘ aufgefrhrt (vgl. Volkmann 2, 227 f.). Vgl. auch Spinola, Museo Pio-Clementino 2, 41– 44, Nr 50–51. – Eine dritte Statue, auf die Goethes Angaben passen wrrden, ist hingegen nicht auszumachen. 90,12 unsre Zeichenakademie] Die 1774 gegrrndete Freie Zeichenschule in Weimar unter der Direktion Georg Melchior Kraus’ verfolgte den Zweck, handwerkliche und zeichnerische Fyhigkeiten zu vermitteln. Sie befand sich zunychst im Gebyude des Gymnasiums, spyter im Roten Schloss zu Weimar und besaß Zweigstellen in Jena und Eisenach. Goethe hatte wahrscheinlich schon vor seiner Italienreise amtliche Aufsichtsfunktionen rber die Zeichenschule inne, die dann auf Christian Friedrich Schnauß rbertragen wurden. 1797 rbernahm Goethe im Rahmen einer herzoglichen Kommission die Aufsicht rber das Institut, das 1815 der von ihm geleiteten „Oberaufsicht rber die unmittelbaren Anstalten frr Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena“ unterstellt wurde. Das in Italien entwickelte klassizistische Kunstideal suchte er auch durch Ausstellungen und Preisausschreiben sowie durch die Gewinnung von Lehrern zu fsrdern, die seinen Vorstellungen verpflichtet waren, wie z. B. Johann Heinrich Lips, den er in Italien kennen gelernt hatte. Goethe ließ Gipsabgrsse bedeutender antiker Kunstwerke Roms anfertigen, die im Unterricht der Zeichenschule als Anschauungsobjekte dienen sollten (vgl. zu 52,15–16). 90,12–13 einen Mann gefunden Æ:::æ wenn Krause abgeht] Nach dem Tod des Direktors Georg Melchior Kraus 1806 rbernahm Johann Heinrich Meyer die Direktion der Freien Zeichenschule. Goethe hatte den damals 26-jyhrigen Meyer in Rom kennen gelernt. Vgl. zu 236,11–12. 90,17 Fmrst v. Waldeck aus Bnhmen] Christian August Prinz von Waldeck, Bruder des regierenden Frrsten Friedrich Carl August von Waldeck-Pyrmont, ssterreichischer Generalmajor, passionierter Italienreisender und Antikensammler. Als Kommandeur des Dragonerregiments Nr 39 „Prinz Waldeck“ nahm er 1788 im Rang eines Brigadegenerals am Krieg …sterreichs gegen die Trrkei teil.

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Nachdem er sich in mehreren siegreichen Gefechten ausgezeichnet hatte, wurde er 1789 zum Feldmarschall-Lieutenant befsrdert. 1792 verlor er im Krieg gegen Frankreich bei der Belagerung von Thionville den linken Arm. 1798 wurde er portugiesischer Feldmarschall. 90,19 ein großes Mmnzkabinet] Das in Wien befindliche Mrnzkabinett des Prinzen Christian August von Waldeck gehsrte zu den grsßten und bedeutendsten Sammlungen antiker Mrnzen der damaligen Zeit. Es gelangte nach seinem Tod in die Waldeckische Residenz Arolsen, ist jedoch heute nicht mehr erhalten. 90,21 Bnhmische Dame] Der Name der Geliebten des Prinzen ist nicht bekannt. 90,22 auch in Carlsbad] Vgl. die erste Erlyuterung zu 93,29. 90,23 nach Tnplitz abgegangen] Tsplitz, auch Teplitz (tschech. Teplice), Badeort in Bshmen, den auch Goethe und Carl August hyufig aufsuchten. Goethe war am 27. Juli und Carl August am 4. August 1786 nach Karlsbad gekommen (vgl. GB 6 II, zu 218,24 und zu 227,11). Der Herzog besuchte nach seiner Abreise aus Karlsbad am 28. August noch frr einige Tage das Teplitzer Bad (vgl. GB 6 II, zu 228,16–17). 90,24 Bischoff von Prag] Erzbischof von Prag war seit 1764 der aus westbshmischem Adel stammende Anton Peter Graf Prˇuchovsky´ von Prˇuchovice. 90,24 ihr alter Mann] Nicht ermittelt. 90,25–26 Der Fmrst will Æ:::æ bereisen] Goethe traf den Prinzen von Waldeck wyhrend seines Aufenthalts in Neapel wieder, wo man gemeinsam die Ksniglichen Museen von Capodimonte besichtigte. Der Prinz lud Goethe ein, ihn auf einer Reise entlang der Adriakrste von Griechenland rber Albanien bis nach Dalmatien zu begleiten (vgl. IR II, 28. Myrz 1787; WA I 31, 78). Da der Prinz aktiver ssterreichischer General war und Kaiser Joseph II. gemeinsam mit Russland einen Krieg gegen die Trrkei vorbereitete, ist anzunehmen, dass dieses Reiseprojekt milityrische Hintergrrnde besaß. 90,26 die Pest] Pestepidemien waren in der zweiten Hylfte des 18. Jahrhunderts im Balkan- und Schwarzmeerraum eine hyufige Erscheinung. Der Reiseplan des Prinzen wurde nicht ausgefrhrt. 90,27 ungeheuren Campement] Die Allianz …sterreichs mit Russland und der bevorstehende Krieg beider Mychte gegen die Trrkei mussten dem Wiener Hof nahelegen, sich Rrckendeckung gegen eine Invasion des mit dem Osmanischen Reich verbrndeten Preußen zu verschaffen. Die Tatsache, dass Prinz Christian August von Waldeck als Vertreter der ssterreichischen Generalityt Goethe, den Minister eines mit dem preußischen Ksnig aufs engste verbundenen deutschen Reichsfrrsten, rber derartige Generalstabsplanungen ins Bild setzte, war vermutlich als Signal an die Adresse des Berliner Hofes zu verstehen, sich nicht auf einen Krieg mit …sterreich einzulassen. Tatsychlich kam es zu einer Truppenmassierung in Bshmen erst 1790, nachdem Preußen im Herbst 1789 Truppen in Schlesien

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zusammengezogen hatte und die Invasion unmittelbar bevorstand. Der 1787 zum preußischen General ernannte Herzog Carl August war als Kommandeur der Ascherslebener Krrassiere an dieser Milityroperation beteiligt und wurde dabei von Goethe begleitet. Der drohende preußisch-ssterreichische Krieg wurde jedoch im Frrhjahr 1790 durch den unerwarteten Tod Kaiser Josephs II. und den politischen Kurswechsel seines Nachfolgers, Kaiser Leopolds II., abgewendet. – Campement: Franz.: (Milityr-)Lager. 90,30 die Erklqrungen] 1785 hatte Papst Pius VI. auf Betreiben des Kurfrrsten Carl II. von Bayern in Mrnchen eine Nuntiatur (vatikanische Botschaft) errichtet. Der Mrnchner Nuntius war nicht nur Gesandter, sondern fungierte frr den Bereich Kurbayerns auch als die oberste Instanz in allen geistlichen und kirchenrechtlichen Fragen. Daraus entwickelte sich ein heftiger Konflikt zwischen der Kurie und den deutschen Erzbischsfen, die in den auf die Nuntiaturen gestrtzten Abgrenzungstendenzen der weltlichen Reichsfrrsten eine Beeintrychtigung ihrer kirchenrechtlichen Eigenstyndigkeit als Oberhyupter ihrer Erzdiszesen erblickten. Der Nuntiaturstreit erreichte seinen Hshepunkt mit der Emser Punktation der Erzbischsfe von Ksln, Trier, Mainz und Salzburg vom August 1786. Darin reklamierten sie frr die Bischsfe als Nachfolger der Apostel eine gleichberechtigte Stellung gegenrber dem Papst, mit der Gewalt zu binden und zu lssen, und eine umfassende Dispensvollmacht. In den Diszesen sollten konkurrierende Kompetenzen der Nuntien ausgeschlossen und die Ausgliederung der geistlichen Orden aus der bischsflichen Gewalt aufgehoben werden. Pypstliche Bullen sollten nur mit Genehmigung der Bischsfe Grltigkeit erlangen ksnnen. Die Punktation sah auch eine umfassende Reform der Seelsorge unter Einbindung von Laien vor, wie sie teilweise erst im 20. Jahrhundert verwirklicht wurde. Die Emser Beschlrsse sollten dem Kaiser mitgeteilt und einem deutschen Nationalkonzil vorgelegt werden. Sie blieben jedoch weitgehend folgenlos, da es der Kurie gelang, die Erzbischsfe von Mainz und Trier zur Lossagung zu bewegen und damit die deutsche Reichskirche zu spalten (vgl. Karl Otmar von Aretin: Das Alte Reich 1648–1806. Bd 3. Stuttgart 1997, S. 257–265). 90,32–33 Audienz beym Papste] Die Strategie der Kurie gegen die Emser Punktation der Erzbischsfe zielte darauf ab, die deutschen Kirchenfrrsten gegeneinander auszuspielen. Dies wurde durch die neue Frrstenbundpolitik des preußischen Ksnigs Friedrich Wilhelm II., an der auch Herzog Carl August maßgeblich beteiligt war, unterstrtzt. So trat z. B. der Kurfrrst von Mainz dafrr ein, die Umsetzung der Emser Beschlrsse hinauszuschieben, um die pypstliche Zustimmung frr die Wahl des von Preußen favorisierten Carl Theodor von Dalberg zum Koadjutor von Mainz nicht zu gefyhrden. Im Myrz 1787 schloss der preußische Hof durch den Gesandten Girolamo Marchese di Lucchesini (vgl. zu 150,5) mit dem Vatikan einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, im Sinne des Papstes gegen die Emser Beschlrsse zu agieren. Aufgrund der Einwirkung des Frrstenbun-

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des erkannte der Kurfrrst von Mainz 1787 den Status quo in der Nuntiaturfrage an und sagte sich damit von der Emser Punktation los (vgl. Karl Otmar von Aretin: Das Alte Reich, 1648–1806. Bd 3. Stuttgart 1997, S. 283). Die von Goethe mitgeteilte Wahrnehmung, dass die einzelnen Vertreter der deutschen Erzbischsfe mit dem Papst gesondert verhandelten, bildete mithin frr Carl August eine wichtige politische Information. 90,33 Cnln war vorausgegangen.] Der Kslner Erzbischof war der konsequenteste Wortfrhrer der deutschen Reichskirche im Nuntiaturstreit. Ihn unter den deutschen Erzbischsfen politisch zu isolieren, war das Hauptziel der Kurie im Kampf gegen die Emser Punktation von 1786. 91,2–3 Unmnglich kann es eine schlechtere Administration geben.] Die Administration des Kirchenstaates unter Papst Pius VI. genoss in der aufgeklyrten sffentlichen Meinung Europas wegen verschwenderischer Prunkentfaltung der Kurie, extremer ƒberschuldung, finanzpolitischer Misswirtschaft, Korruption und Nepotismus, der sogar das Kirchenoberhaupt in spektakulyre Prozesse verwickelte, einen außerordentlich schlechten Ruf. Goethe sah diese Urteile durch eigene Beobachtungen der Verhyltnisse in Rom bestytigt (vgl. zu 100,22–23 und 135,1–4). Goethe plante einen ausfrhrlichen Bericht rber die politischen und sozialen Verhyltnisse des Kirchenstaats, den er aber nicht ausfrhrte. Auf einem im GSA rberlieferten Großoktavblatt gerippten italienischen Papiers (GSA 25/XXVI,F,8) hat er jedoch ein Schema mit den frr die Beschreibung des Stato Papale zu berrcksichtigenden Punkten hinterlassen, das auch Stichworte zur Beschreibung des Politischen Staats enthylt (IR III, Paralipomena; WA I 32, S. 442 f.). 91,4 wieder wohl zu hause erwartet] Vermutlich eine Mitteilung Charlotte von Steins aus den Tagen vor dem 30. Dezember. Ihre Briefe an Goethe sind nicht rberliefert. Der Herzog war am 30. Dezember nach Weimar zurrckgekehrt: „Heute Abends nach 6 Uhr kahmen Durchl. Herzog mit Dero Gefolge, bei hohem Wohl, von Berlin zurrck!“ (FB [30. Dezember] 1786, Bl. 171.) 91,5 gleich nach Carlsruhe] „Heute frrh um 8 Uhr verreißeten Durchl. Herzog wieder auf einige Zeit nacher Baden-Durlach Æ:::æ“. (FB [7. Januar] 1787, Bl. 4.) Die Reise stand im Dienst der Frrstenbundpolitik und frhrte zunychst nach Mainz, wo Carl August die Weichen frr die wyhrend seines Aufenthalts in Berlin im Herbst 1786 verabredete Wahl Carl Theodor von Dalbergs zum Koadjutor des Erzbischofs von Mainz zu stellen suchte. Das offizielle Reiseziel Karlsruhe war lediglich eine Fiktion zur Verschleierung, die Carl August geflissentlich verbreitete (vgl. Carl August an Graf von Schlitz genannt Gsrtz, 15. Januar 1787 und Instruktion frr Carl Ludwig von Knebel, Anfang Februar 1787; Politischer Briefwechsel 1, 277 f. und 287 f.). Tatsychlich reiste er gegen Ende Januar 1787 unter strengster Geheimhaltung zu weiteren Besprechungen nach Berlin, wo er sich mehrere Wochen lang versteckt in einem entlegenen Teil des Stadtschlosses aufhielt. Am 18. Februar 1787 kehrte er nach Weimar zurrck

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(vgl. FB 1787, Bl. 23). Die Nachricht, dass Carl August nach Karlsruhe reisen werde, hatte Goethe durch Charlotte von Stein erfahren (vgl. 92,1). 91,5 ihr Befinden] Goethe war aufgrund der Nachricht rber den Reitunfall des Herzogs zunychst sehr beunruhigt, wie aus den am 13. Januar niedergeschriebenen ersten Zeilen des Briefes hervorgeht (vgl. 89,7–8). 91,6 Edelsh.] Wilhelm von Edelsheim, markgryflich badischer Geheimer Rat und Minister in Karlsruhe, stand seit Beginn der diplomatischen Aktivityten zur Vorbereitung des Frrstenbundes 1783 in enger Verbindung mit Herzog Carl August und war auch mit Goethe bekannt (vgl. GB 6 II, zu 13,6–7 und zu 77,7). Goethe schloss den Brief einem nicht rberlieferten Schreiben an Edelsheim bei (vgl. EB 18). 91,7 meines Rmckzugs mber die Alpen] Gemeint ist Goethes Italienaufenthalt. 56. An Charlotte von Stein

Rom, 17.–20. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 2 Doppelblytter 19(–19,3)623,3 cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 des ersten Doppelblattes zweimal durchgeschnitten; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). E: Briefe aus Italien (1886), 257–260, Nr 21 (17. und 18. Januar) und 263–266, Nr 22 (20. Januar; durch falsche Datierung fehlerhafte Anbindung an Nr 134). WA IV 8 (1890), 139–145, Nr 2560. BEI L AG EN

1) Probe Druck des Kupfers zum 3ten Bande (vgl. zu 95,1). 2) Visiten Karten (vgl. zu 95,4). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich vom 30. Dezember 1786 (vgl. zu 91,11) und einen ebenfalls nicht rberlieferten Brief vom 1. Januar 1787 (vgl. zu 94,13–14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 20. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 91,11 kommt mir dein Brief] Bei einer Postlaufzeit von meistens 19 Tagen zwischen Weimar und Rom (vgl. zu 58,12; zu 73,7) hatte Charlotte von Stein den Brief wahrscheinlich am 30. Dezember 1786 geschrieben und aufgegeben

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(vgl. die erste Erlyuterung zu 92,1). Goethe wartete schon lange auf die Ankunft der rber Fuhrleute am 14. Oktober 1786 von Venedig aus abgeschickten ersten vier Strcke seines „Reise-Tagebuchs“ in Weimar (vgl. zu 13,6–7; zu 47,3–4). Aufgrund der sehr langen Befsrderungsdauer der Sendung bis Anfang Dezember 1786 und zusytzlich von Philipp Seidel verschuldeten Verzsgerungen bei der ƒbergabe hatte Charlotte von Stein das „Reise-Tagebuch“ erst am 30. Dezember oder in den Tagen davor erhalten (vgl. zu 13,26–27). Goethe war es sehr wichtig, dass Charlotte von Stein das Tagebuch endlich lesen konnte, hoffte er doch damit das erschrtterte Vertrauen der Freundin zumindest teilweise wiedergewinnen zu ksnnen (vgl. zu 45,23). 91,12 Todte meiner Schwester] Goethes ein Jahr jrngere Schwester Cornelia, seit 1773 verheiratet mit Johann Georg Schlosser, war im Alter von 26 Jahren am 8. Juni 1777 in Emmendingen im Kindbett gestorben. Goethe hatte bis zuletzt ein sehr herzliches Verhyltnis zu ihr. Den Schmerz rber ihren Verlust vermochte er gegenrber Charlotte von Stein kaum in Worte zu fassen: Um neun kriegt ich Briefe dass meine Schwester todt sey. – Ich kann nun weiter nichts sagen. (Brief an Charlotte von Stein, 16. Juni 1777; WA IV 3, 160; vgl. auch Brief an Catharina Elisabeth Goethe, 28. Juni 1777; WA IV 3, 161.) 91,13–14 mein Scheiden und Schweigen] Goethe war am 3. September 1786 heimlich und allein von Karlsbad aus zu einem ausgedehnten Aufenthalt nach Italien aufgebrochen. Charlotte von Stein empfand dies als einen tiefgreifenden Vertrauensbruch (vgl. zu 45,23). 91,17 Mein kmrzeres Tagbuch] Das frnfte und letzte Strck seines „ReiseTagebuchs“ hatte Goethe am 16. Dezember 1786 nach Weimar geschickt. Es ist vermutlich in den ersten Tagen des neuen Jahres, spytestens aber Mitte Januar 1787 bei Charlotte von Stein angekommen (vgl. zu 48,24). Als Goethe den vorliegenden Brief schrieb, lag Charlotte von Stein das „Reise-Tagebuch“ also schon vollstyndig vor. 91,22–23 Meine Briefe, die ostensiblen Blqtter] Goethe meinte die so bezeichneten Briefe an den Freundeskreis in Weimar. In diesen Briefen berichtete er in unregelmyßigen Abstynden rber seine Erlebnisse, seine Begegnungen und vor allem rber die planmyßig vorangetriebene Erkundung der Stadt, insbesondere das Studium ihrer bedeutendsten Kunstschytze. Goethe hatte in den bisher elf Wochen seines Aufenthaltes in Rom sechs derartige Briefe nach Weimar geschickt, wenn man den zweiten Teil des Briefes an Charlotte von Stein vom 6. Januar mit einrechnet, der ausdrrcklich zum Weitergeben gedacht war (vgl. Nr 10, 14, 21, 24, 44, 49). 91,23–24 Reise nach Neapel Æ:::æ geschrieben und gezeichnet haben] Goethe begann seine Reise nach Neapel am 22. Februar 1787 (vgl. zu 138,24). Zu diesem Zeitpunkt ging er noch von einem etwa sechswschigen Aufenthalt bis Ostern 1787 (8./9. April) aus (vgl. zu 76,1–2). Von der schließlich rber ein Vierteljahr dauernden Reise nach Srditalien (Neapel und Sizilien) sind nur drei

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Briefe Goethes an Charlotte von Stein rberliefert. Der erste davon war nach rber sieben Wochen am 18. April 1787 von Palermo aus geschrieben (Nr 85), der zweite wie der dritte kurz vor der Rrckreise aus Neapel nach Rom am 25. Mai und am 1. Juni (Nr 87 und 90). Die tatsychliche Anzahl der Briefe Goethes an Charlotte von Stein aus diesem Zeitraum war aber um ein Vielfaches hsher. Goethe hat anfangs in Neapel versucht, den in Rom begonnenen wschentlichen Rhythmus der Korrespondenz aufrechtzuerhalten, und der Freundin jede Woche zumindest einen Brief geschrieben (vgl. zu 123,17). In Sizilien und wyhrend des zweiten Neapelaufenthaltes im April und Mai 1787 ging das Pensum aber etwas zurrck (vgl. zu 146,13–14). Insgesamt lassen sich zehn weitere Briefe Goethes von dieser Reise an Charlotte von Stein erschließen (vgl. EB 29, EB 33, EB 34, EB 38, EB 42, EB 50, EB 51, EB 52, EB 58, EB 65). – Im Februar 1787 hatte Goethe noch in Rom mit intensiven Zeichenstudien begonnen, wohl schon in Vorbereitung auf die bevorstehende Reise, die er dann auch selbst durchgyngig zeichnerisch dokumentierte und in einer Vielzahl von Skizzen und Zeichnungen festhielt. Insgesamt sind heute noch rund 140 verschiedene Blytter, rberwiegend Landschaftszeichnungen und einige Architekturstudien, rberliefert (vgl. ƒbersicht in: Corpus II, 132 und III, 99). Anfangs hatte Goethe wohl daran gedacht, ein Tagebuch zu frhren. So machte er rber die viertygige Fahrt nach Neapel Aufzeichnungen, die er mit seinem Brief vom 27. Februar (EB 29) an Charlotte von Stein schickte: N e a p e l Fr. v. Stein. Das Reise Journal. (Postsendeliste 1, S. 3.) Brief und Journal sind nicht rberliefert. In Neapel setzte er seine Reiseaufzeichnungen jedoch nicht mehr fort. Nur vom Aufenthalt in Sizilien hat sich eine ƒbersicht rber die Reisestationen erhalten (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345 f.). 91,24 Tischbein geht mit] Von seinem Hausgenossen und Freund Johann Heinrich Wilhelm Tischbein erhoffte sich Goethe Anregungen und Ratschlyge frr seine geplanten Reisezeichnungen. In Neapel traf er dann noch auf die Maler Jakob Philipp Hackert und Christoph Heinrich Kniep. Goethe und Tischbein entfernten sich immer mehr voneinander. Kniep begleitete Goethe auch statt Tischbeins auf der Sizilienreise vom 29. Myrz bis 14. Mai und unterstrtzte ihn bei seinen zeichnerischen Bemrhungen (vgl. zu 147,24). 91,25–26 Ich wiederhohle Æ:::æ nach Gefallen.] Eine derartige Freigabe seiner Mitteilungen aus Italien hatte Goethe der Freundin schon im Brief vom 6. Januar 1787 erteilt (vgl. zu 74,1–3). Damit hatte er ein ursprrngliches Verbot, seine Tagebuchaufzeichnungen auch anderen Personen zugynglich zu machen, aufgehoben (vgl. zu 74,3). 91,26 H. Mutter] Die Herzoginmutter Anna Amalia. Charlotte von Stein stand als frrhere Hofdame noch immer in einem engen Verhyltnis zu der Herzogin, ebenso wie Goethe. Anna Amalia hatte bisher nur einen (nicht rberlieferten) perssnlichen Brief von Goethe aus Italien erhalten, der am 16. Dezember 1786

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verschickt worden war (vgl. EB 5), gehsrte aber zu den Adressaten der Briefe an den Weimarer Freundeskreis (vgl. zu 15,34–16,3). 91,26 Franckenbergs] Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Geheimer Rat und Konsiliumsmitglied am Hof des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, und seine Frau Friederike Dorothea Caroline standen mit Goethe in engerem perssnlichen Kontakt (vgl. GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 141). Goethe hatte Franckenberg am 23. Dezember 1786 einen nicht rberlieferten Brief aus Italien geschickt (vgl. EB 8). 91,26–27 Pr August] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der jrngere Bruder von Herzog Ernst II., war mit Goethe befreundet und kannte auch Charlotte von Stein von seinen zahlreichen Besuchen in Weimar gut (vgl. nur GB 6 II, zu 87,23). Prinz August hatte bisher zwei nicht rberlieferte perssnliche Briefe Goethes aus Italien erhalten (vgl. EB 9 und EB 16) und gehsrte zu den Adressaten der Briefe an den Weimarer Freundeskreis (vgl. zu 15,34–16,3). 92,1 der Herzog gehe nach Carlsruh] In ihrem Bezugsbrief wahrscheinlich vom 30. Dezember 1786 hatte Charlotte von Stein offensichtlich auch rber Herzog Carl August berichtet, der gerade an diesem Tag von einem lyngeren Aufenthalt am preußischen Hof in Berlin nach Weimar zurrckgekehrt war: „Heute Abend nach 6 Uhr, kahmen Durch‘. Herzog mit dero Gefolge, bei hohem Wohl, von Berlin zurrck!“ (FB [30. Dezember] 1786, Bl. 171.) Frr die kommenden Tage war schon die nychste diplomatische Reise avisiert, die den Herzog wegen der bevorstehenden Mainzer Koadjutorwahl an den kurfrrstlichen Hof nach Mainz frhren sollte. Er reiste am 7. Januar in geheimer Mission ab, wobei zur Ablenkung sffentlich verlautbart wurde, der Herzog gehe an den markgryflich-badischen Hof nach Karlsruhe: „Heute frrh um 8 Uhr verreißeten Durch‘. Herzog, wiederum auf einige Zeit nacher Baden-Durlach!“ (FB [7. Januar] 1787, Bl. 4.) In Karlsruhe selbst hielt sich Carl August aber nur wenige Tage, wahrscheinlich zwischen dem 24. und 27. Januar, auf. Ab dem 1. Februar weilte er wieder zu Konsultationen am Hof in Berlin. 92,1 in Politicis] Seit dem Eintritt des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach in den preußisch gefrhrten Frrstenbund im August 1785 und vor allem seit dem Thronwechsel in Preußen im August 1786 hatten Carl Augusts politisch-diplomatische und milityrische Ambitionen, sich in der Reichspolitik an der Seite Preußens styrker zu profilieren, immer mehr an Bedeutung gewonnen. Seine guten perssnlichen Beziehungen zum preußischen Ksnig Friedrich Wilhelm II. und seine Rolle als Alliierter frhrten dazu, dass er sich immer styrker in die politischen und milityrischen Interessen der aufstrebenden Großmacht Preußen einbinden ließ. 92,2–3 mber die Alpen zu gehen] Wahrscheinlich ein in Weimar kursierendes Gerrcht oder auch nur eine Vermutung Charlotte von Steins, Herzog Carl August werde Goethe bald nach Italien folgen, wovon offensichtlich im Bezugsbrief die Rede gewesen war.

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92,5 wunderlich] Hier im Sinne von ,Staunen erregend‘, ,sonderbar‘, ,Norm, Maß und (bekannte) Ordnung rbersteigend‘ (vgl. Grimm 14 II, 1906–1909). 92,10 zu meinen verschiednen Reiseplanen] Im Brief vom 6. Januar 1787 hatte Goethe Charlotte von Stein verschiedene Msglichkeiten frr den weiteren Aufenthalt in Italien und seine Rrckkunft dargelegt (vgl. 76,3–21) und sie und einige der engsten Vertrauten gebeten, dazu ihre Meinung kundzutun, um leichter eine Entscheidung rber den weiteren Verlauf seiner Reise treffen zu ksnnen (vgl. zu 73,17–18; zu 76,23–25). Charlotte von Stein antwortete am 26. Januar darauf und schickte auch die †ußerungen Herders und des Herzogspaars (vgl. zu 123,9; zu 123,10). 92,11 Kranz war heute bey mir] Der Violonist und Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz hielt sich seit 1781 zu einem Studienaufenthalt in Italien auf. Kranz hatte Mitte Januar 1787 auf der Durchreise nach Neapel einige Tage in Rom Station gemacht. Der erwyhnte Besuch bei Goethe erfolgte wahrscheinlich kurz nach der Ankunft des Musikers in Rom. Kranz hielt sich nur wenige Tage in Rom auf, bevor er etwa zwischen dem 22. und 25. Januar zum neapolitanischen Karneval weiterreiste (vgl. 102,12). 92,12 Prof Moritz geht wieder aus] Der in Rom mit Goethe befreundete Schriftsteller Karl Philipp Moritz hatte sich am 29. November 1786 den Arm gebrochen und hielt sich deshalb bis zum 6. Januar 1787 fast ausschließlich in seiner Wohnung in der Via Babuino 89 auf (vgl. zu 73,2–3). Danach nahm er wieder sukzessive am geselligen Leben der deutschen Krnstlergruppe um Goethe teil. 92,14–15 Knebel scheint hierher kommen zu wollen] Vermutlich hatte Carl Ludwig von Knebel diesbezrgliche Andeutungen in seinem nicht rberlieferten Brief an Goethe vom 23. Dezember 1786 gemacht (vgl. Knebels Tgb., [23. Dezember] 1786, Bl. 46). Nyheres ist dazu nicht bekannt. 92,17 kreutzen wir uns] Goethe plante zu diesem Zeitpunkt noch, Anfang April 1787 aus Neapel nach Rom zurrckgekehrt zu sein. Nach Ostern (8./ 9. April) wollte er die Heimreise nach Weimar antreten (vgl. 50,11–12 und zu 76,1–2). Eine lyngere Begegnung mit Knebel in Italien wyre so nicht msglich gewesen. 92,19 mber mein Aussenbleiben entscheiden] Vgl. zu 92,10. 92,21–22 des alten Knnigs Nachlaß] Msglicherweise hatte Charlotte von Stein Goethe rber das Testament Friedrichs II. von Preußen berichtet. Am 17. August 1786 war der preußische Ksnig 74-jyhrig nach 46 Jahren auf dem Thron verstorben. Die Beisetzungsfeier hatte tags darauf, am 18. August, in der Garnisonskirche zu Potsdam stattgefunden. Davor wurde das Testament Friedrichs II., das er schon 1769 aufgesetzt hatte und in dem die Familienerbschaft geregelt wurde, vor der ksniglichen Familie verlesen und damit sffentlich. Friedrich II. bestimmte seinen Neffen und Nachfolger auf dem Thron, Friedrich Wilhelm II., zum Universalerben. Er setzte eine Reihe von Legaten an seine Witwe

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und andere Familienmitglieder aus, auch Friedrichs treue Offiziere und nychsten Beamten wurden versorgt. Hauptaugenmerk aller Bemrhungen sollte weiterhin das Wohl des Staates und seiner Untertanen bleiben (vgl. Francisco Agromonte y Cortijo: Friedrich der Große. Die letzten Lebensjahre. Berlin 1928, S. 346–349). Friedrich II. hat auch zwei ,politische Testamente‘ von 1752 und von 1768 hinterlassen, in denen der Gedanke der Staatswohlfahrt Preußens als immerwyhrende Aufgabe detailliert frr alle politischen Bereiche dargelegt wurde (vgl. Die Politischen Testamente Friedrichs des Großen. Redigirt von Prof. Dr. Gustav Berthold Volz. Berlin 1920, S. 1–236). 92,23–24 einen Teil des Capitols] Der Besuch auf dem Kapitol ist in Goethes italienischem Rechnungsheft vermerkt: Jan. Æ:::æ 18. Æ:::æ Campidoglio (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ). Wahrscheinlich besuchte er die kapitolinischen Museen mit den berrhmten vatikanischen Antiken- und Kunstsammlungen im Palazzo Nuovo und dem Palazzo dei Conservatori. Goethe hatte die Anlagen des Kapitolsplatzes (vgl. zu 106,23–24) nachweislich schon am 31. Oktober 1786 und am 10. Januar 1787 besucht (vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 7 und 8æ). Eine ausfrhrliche Beschreibung des Kapitolsplatzes, seiner Gebyude und der darin verwahrten Kunstsammlungen findet sich auch in dem von Goethe benutzten Reisehandbuch von Johann Jacob Volkmann (vgl. Volkmann 2, 474–512). 92,25–26 Ein Stmck Ufer Æ:::æ gekritzelt] Wahrscheinlich die aquarellierte Bleistift- und Tuschzeichnung „Tiber unterhalb Roms“, die sich heute im GNM befindet (Inv.-Nr: GGz/1280; vgl. auch Corpus II, 24, Nr 47), oder eine Skizze davon. 92,27 wo Romulus und Remus gefunden] Nach der rsmischen Sage waren die Zwillingsbrrder Romulus und Remus, Sshne der Ksnigstochter und Vestalin Rhea Silvia sowie des Kriegsgottes Mars, die Grrnder Roms. Auf Befehl ihres Onkels, Ksnigs Amulius Silvius von Alba Longa (die Stadtstaatsiedlung in den Albaner Bergen stammt historisch aus der Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr.), sollten sie, da sie der ylteren Ksnigslinie entstammten und die Macht von Amulius gefyhrden konnten, auf dem Tiber ausgesetzt werden. Da der Fluss Hochwasser frhrte, stellten die beauftragten Diener den Weidenkorb mit den Kindern nur im flachen Wasser außerhalb des eigentlichen Flussbettes, in der Velabrum-Senke zwischen Palatin, Aventin und Tiber, unter einem Feigenbaum ab. Dadurch strandeten die Syuglinge bald unweit der Stelle, wo sie ausgesetzt worden waren, und trieben nicht wie vorgesehen flussabwyrts ins offene Meer. Die Fundstelle von Romulus und Remus wurde im Allgemeinen bei der Kirche S. Teodoro lokalisiert (also auch ein wenig vom heutigen Ufer des Tiber entfernt); die Kirche wurde daher von manchen Antiquaren auch als alter Tempel des Romulus und Remus identifiziert (vgl. auch Volkmann 2, 576 f.). 92,29–30 interessante Kopien trefflicher Gemqhlde] Wahrscheinlich bezieht sich diese Bemerkung auf den Abt des Mailynder Klosters Monte Oliveto

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Francesco Maria Gallarati, der auch als Miniaturmaler und Kunstschriftsteller bekannt war. Gallarati hielt sich seit 1786 in Rom auf, um die Meisterwerke der rsmischen Galerien zu kopieren (vgl. Thieme/Becker 13, 103). 92,31 ein Abendmal nach Leonard da Vinci in Mayland] Das berrhmte Secco-Wandgemylde „Abendmahl Christi mit seinen Jrngern“, das Leonardo da Vinci 1494–1498 auf die Nordwand im Refektorium der Franziskanerkirche S. Maria delle Grazie gemalt hat. Goethe sah das Original erst auf der Rrckreise am 23. Mai 1788 wyhrend seines Aufenthaltes in Mailand (vgl. zu 272,7). Gallarati kopierte das Bild zwischen 1768 und 1778. 92,32 einen Umriß] Gemeint sind so genannte Umrissstiche oder -zeichnungen von Bildern oder anderen Werken der bildenden Kunst, die nur die Konturen des Dargestellten wiedergeben. Ob Goethe Charlotte von Stein einen Umriss von Leonardo da Vincis „Abendmahl“ mitbrachte, ist nicht bekannt. 93,1–2 Aber doch ist einer unter euch der mich verrqth.] Leonardo da Vincis Gemylde zeigt Jesus gemeinsam mit den zwslf Jrngern beim letzten gemeinsamen Abendmahl vor seiner Gefangennahme und Hinrichtung, als Jesus seinen Jrngern den bevorstehenden Verrat durch Judas ankrndigt (vgl. auch Matthyus 26,21, Markus 14,18 und Johannes 13,21). 93,4 Der Herkules Farnese wird nach Neapel gebracht] Der so genannte „Farnesische Herkules“, eine kolossalische Marmorkopie aus der rsmischen Kaiserzeit (um 100 n. Chr.) nach einer nicht rberlieferten Bronzefigur des griechischen Bildhauers Lysippos aus der zweiten Hylfte des 4. Jahrhunderts v. Chr., war im 18. Jahrhundert eine der berrhmtesten Antiken rberhaupt. 1545 in den Thermen des Caracalla in Rom gefunden, wurde sie im Hof des Palazzo Farnese aufgestellt (vgl. zu 31,3–4), wo sie zusammen mit dem „Farnesischen Stier“ den Ruhm der farnesischen Antikensammlung ausmachte. Die fast drei Meter hohe Heroenfigur mit der charakteristischen Keule und dem Lswenfell ist in der Neuzeit zum vielleicht wichtigsten Muster frr die Heraklesdarstellung geworden (vgl. Haskell/ Penny, Sculpture, Nr 46; Christian Kunze: Der Farnesische Stier und die Dirkegruppe des Apollonios und Tauriskos. Berlin 1998 [ Jahrbuch des Deutschen Archyologischen Instituts. Ergynzungsheft 30]; Winckelmann, KD, Nr 457). – Das bourbonische Ksnigshaus von Neapel und Sizilien stand in der Erblinie der rsmischen Frrstenfamilie Farnese und kam so nach 1731 in den Besitz u. a. des Palazzo Farnese sowie der Farnesischen Kunstsammlungen in Rom und Parma (Farnesische Verlassenschaft). Von 1783 an plante Ksnig Ferdinand IV., die Farnesische Sammlung nach Neapel zu rberfrhren, um sie in ein eigens zu errichtendes Bourbonen-Museum (Museo Reale Borbonico) zu integrieren; er beauftragte ein Expertenteam, dem auch der mit Goethe befreundete Maler Jakob Philipp Hackert angehsrte, damit, die Sammlungen im Palazzo Farnese zu sichten und den Abtransport der ausgewyhlten Kunstwerke vorzubereiten. ƒber den Fund und die daraus abgeleiteten Besitz- und Erbrechte schreibt Goethe auch in der „Italiy-

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nischen Reise“ (vgl. IR I, 16. Januar 1787; WA I 30, 254 f.). Der „Herkules Farnese“ wurde als eines der ersten Kunstwerke der Farnesischen Sammlungen schon im Juli 1787 nach Neapel verbracht (vgl. 160,19–21) und befindet sich heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel (Inv.-Nr 6001). ƒber die Planung heißt es in der „Italiynischen Reise“: In Neapel wird der Knnig ein Museum bauen lassen, wo alles was er von Kunstsachen besitzt, das Herculanische Museum, die Gemqhlde von Pompeji, die Gemqhlde von Capo di Monte, die ganze Farnesische Erbschaft, vereinigt aufgestellt werden sollen. Es ist ein großes und schnnes Unternehmen. Unser Landsmann Hackert ist die erste Triebfeder dieses Werks. (IR III, 20. Juni 1787; WA I 32,6.) 93,7 das Trauerspiel Aristodem] Das Drama „Aristodemo“ (Parma 1786) von Vincenzo Monti war am 15. Januar 1787 im Teatro della Valle in Rom uraufgefrhrt worden. Goethe hatte die Premiere Charlotte von Stein schon in seinem Brief vom 6. Januar 1787 angekrndigt und dann selbst auch die Vorstellung besucht (vgl. zu 77,7). 93,8 Der Haupt Ackteur] Die Rolle des Aristodemo verksrperte Petronio Zanarini, dessen Truppe die rsmische Auffrhrung der Tragsdie anvertraut war. 93,15 das Fest der Pferde Weihe] Der 17. Januar ist der Tag des heiligen Antonius des Großen, des Eremiten aus †gypten. Er gilt als Schutzheiliger der Bauern und Nutztiere. Am Tag des heiligen Antonius wird in vielen katholischen Gebieten die so genannte Pferdeweihe gefeiert, eine Prozession und Segnung von eigens frr diesen Anlass geschmrckten Pferden und anderen Haus- und Hoftieren. In Rom fand das Pferdeweihfest bei der Kirche des Schutzheiligen an der Piazza Santa Maria Maggiore statt. Goethe berichtet darrber ausfrhrlich in der „Italiynischen Reise“: Pferde und Maulthiere, deren Mqhnen und Schweife mit Bqndern schnn, ja prqchtig eingeflochten zu schauen, werden vor die kleine, von der Kirche etwas abstehende Capelle gefmhrt, wo ein Priester, mit einem großen Wedel versehen, das Weihwasser Æ:::æ auf die muntern Geschnpfe derb losspritzt, Æ:::æ damit die kostbaren nmtzlichen Thiere ein Jahr mber vor allem Unfall sicher bleiben mngen. Esel und Hornvieh, ihren Besitzern eben so nmtzlich und werth, nehmen gleichfalls an diesem Segen ihr beschieden Theil. (IR I, 18. Januar 1787; WA I 30, 255 f.) Johann Jacob Volkmann wiederum gibt in seinem Reisehandbuch einen Eindruck vom Pferdeweihfest in Neapel wieder: „Die Msnche Æ:::æ sind im Posseß vom Einsegnen der Pferde und Schweine. Æ:::æ Am Antoniustage frhrt man die Pferde um die Kirche, um sie einsegnen zu lassen.“ (Volkmann 3, 131.) Seinen spyteren Plan, die kirchlichen und sffentlichen Feste Roms in einem Jahreskreis zu beschreiben, wobei auch das Pferdeweihfest am Tag des heiligen Antonius genannt ist, frhrte Goethe nicht aus (vgl. „Campagne in Frankreich 1792“; WA I 33, 241). Auch ein Jahr spyter, am 17. Januar 1788, besuchte Goethe das Pferde-

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weihfest an der Kirche Sant’Antonio Abate in Rom und berichtete darrber zwei Tage spyter an Charlotte von Stein (vgl. 230,10–20). 93,20 Fritzen] Charlotte von Steins 14-jyhriger Sohn Friedrich. 93,20 Ernsten] Charlotte von Steins 19-jyhriger Sohn Ernst. 93,21 die Briefe] Von Friedrich von Stein hatte Goethe bisher wahrscheinlich zwei Briefe erhalten (vgl. zu 64,20; zu 65,24); Briefe von Ernst von Stein sind nicht nachweisbar. 93,21 was Fritz schreibt] Die Briefe Friedrich von Steins an Goethe waren in der Regel denen seiner Mutter beigeschlossen. Sie sind nicht rberliefert, ihre genaue Anzahl ist nicht bekannt (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16). Der nychste nachweisbare Brief Friedrichs stammt vom 16. Februar 1787 (vgl. zu 141,2). Zu den weiteren Briefen vgl. die zweite Erlyuterung zu 63,28. 93,24 die reg. Herzoginn] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 93,25–26 die rnmische Geschichte] Welche Werke zur Lektrre der Herzogin zyhlten, ist nicht bekannt. Msglicherweise las sie auch die 1785 in zweiter Auflage erschienene ƒbersetzung des englischen Standardwerks „Goldsmith’s Geschichte der Rsmer von Erbauung der Stadt Rom bis auf den Untergang des abendlyndischen Kaiserthums“ (2 Bde. Leipzig 1785). 93,28 der Fmrst von Waldeck] Der ssterreichische General Christian August Prinz von Waldeck, ein jrngerer Bruder des regierenden Frrsten Friedrich Carl August von Waldeck-Pyrmont, war zu seinem mittlerweile frnften Besuch in Rom eingetroffen, wie Goethe schon Herzog Carl August berichtet hatte (vgl. zu 90,17). 93,29 Schqtzgen aus Carlsbad] Die nicht nyher bekannte bshmische Geliebte des Prinzen, der sich im Sommer 1786 gemeinsam mit ihr in Karlsbad aufgehalten hatte (vgl. GB 6 II, zu 244,3). Goethe hatte sie dort nicht mehr perssnlich kennen gelernt, da sie schon vor seiner Ankunft am 27. Juli das Bad in Richtung Teplitz wieder verlassen hatte (vgl. 90,21–23). Die seit dem 3. Juli 1786 in Karlsbad kurende Charlotte von Stein hingegen muss ihr dort noch begegnet sein. 93,29 habe ihn besucht] Wann und wo der Besuch Goethes stattgefunden hat, ist nicht bekannt. 93,30 Bischoff von Prag] Erzbischof Anton Peter Graf Prˇuchovsky´ von Prˇuchovice (vgl. die erste Erlyuterung zu 90,24). 93,31 ihr alter Mann] Nicht ermittelt. 93,32 das Silhouettchen] Im Sommer 1786 kursierte in Karlsbad ein anonymer Schattenriss einer jungen Dame, von dem Goethe vermutete, er zeige die Geliebte des Prinzen Christian August von Waldeck (vgl. GB 6 II, zu 244,3). Nun sah er seine Vermutung bestytigt. 94,1 Franckenbergs] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 91,26. 94,1–2 Ganganellis Todt] Wahrscheinlich hatten die Franckenbergs nyhere Auskrnfte von Goethe rber den Tod Giovanni Vincenzo Antonio Ganganellis, des

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nachmaligen Papstes Clemens XIV., gewrnscht. Clemens XIV. war am 22. September 1774 im Alter von 68 Jahren nach nur frnf Pontifikaljahren plstzlich gestorben. Um seinen Tod rankten sich hartnyckige Gerrchte, die mit seinem 14 Monate zuvor erlassenen Verbot des Jesuitenordens (21. Juli 1773) in Zusammenhang standen. Noch rber die Obduktion des Leichnams hinaus hielt sich der von Clemens XIV. selbst genyhrte Verdacht, die Jesuiten hytten ihn vergiftet. 94,2–3 Geh. Ass. R. Schmidt] Der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt war seit 1784 Mitglied im Geheimen Consilium in Weimar und vertrat Goethe wyhrend dessen Abwesenheit in Italien in vielfyltiger Weise, so in der Frhrung der herzoglichen Kammer (vgl. zu 148,11–12) und der Kriegskommission (vgl. GB 6 II, zu 243,19–21). Wahrscheinlich hatte auch Schmidt Goethe rber Charlotte von Stein grrßen lassen. 94,3 Hofr. Voigten] Christian Gottlob Voigt war einer der engsten Mitarbeiter Goethes in Weimar (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 4). Seit 1783 war er unter der Leitung Goethes in der Bergwerkskommission und ab Ende Dezember 1785 in der Ilmenauer Steuerkommission tytig und frhrte dort die Geschyfte wyhrend Goethes Abwesenheit weiter. 1784 hatte er frr seine langjyhrigen Verdienste als Weimarer Beamter den Titel Hofrat verliehen bekommen. Goethe wurde von ihm auch stetig rber den Fortgang der Arbeiten besonders am Ilmenauer Bergwerk unterrichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er wahrscheinlich schon zwei Briefe Voigts in Rom erhalten (vgl. zu 109,3). 94,4 mein Packet auf deinen Geburtstag ankam] Goethes Paket mit den ersten vier Strcken seines „Reise-Tagebuchs“ frr Charlotte von Stein war im Dezember 1786 in Weimar angekommen, aber erst verspytet, Ende Dezember, von Goethes Sekretyr Philipp Seidel an die Adressatin weitergereicht worden (vgl. zu 91,11). Charlotte von Stein hatte am 25. Dezember 1786 ihren 44. Geburtstag gefeiert. 94,5 Deine Briefe] Charlotte von Stein antwortete seit Anfang Dezember 1786 wieder regelmyßig auf Goethes wschentliche Schreiben (vgl. zu 34,22– 23). Goethe hatte bisher mindestens frnf Briefe von ihr in Rom erhalten (vgl. zu 67,11; zu 73,7; zu 91,11). 94,6 So wie du meine.] Nach seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 hatte Goethe in den Tagen vor dem 11. November damit begonnen, wschentlich mindestens einen Brief an Charlotte von Stein zu schreiben. Bisher waren so 13 Briefe an die Freundin nach Weimar gegangen (Nr 15, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 35, 36, 38, 40, 44, 50). Hinzuzurechnen sind noch die zwei Briefe von der Reise nach Rom aus Verona und Venedig (Nr 1 und 6; weiter vgl. auch zu 22,23–24). 94,6 Liedchen] Ein nicht nyher zu bestimmendes Gedicht Charlotte von Steins. – Die auf Petersen zurrckgehende und von Frynkel u. a. rbernommene Vermutung, es sei Charlotte von Steins Gedicht „An den Mond nach meiner Manier“ gemeint, das Goethe dann seiner spyteren Fassung von „An den Mond“

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zugrunde gelegt hytte, lysst sich nicht belegen (vgl. Petersen, Goethe-Stein 1, 578–580). Wie inzwischen rberzeugend dargestellt, kannte Charlotte von Stein diese spytere Fassung, die wohl zwischen 1784 und August 1786 entstanden ist, schon, als sie ihre eigene Version schrieb (vgl. Goethe-Handbuch 1, 181). Auch passt die Bezeichnung ,Liedchen‘ nicht zu dem anklagend resignierten Ton des Steinschen ,Mond-Gedichtes‘, dessen Handschrift unbekannt ist (zuerst gedruckt bei: Drntzer, Charlotte von Stein 1, 267 f.). 94,8 Egmont, Taßo, Faust zu endigen] Nachdem Goethe mit der Neufassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ die Arbeiten an den Manuskripten frr die ersten vier Bynde seiner Werkausgabe „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen abgeschlossen hatte (vgl. zu 78,15–16), sah er sich nun der Aufgabe der Fertigstellung weiterer, meistenteils noch unvollendeter Strcke frr die verbleibenden vier Bynde der Werkausgabe gegenrber (vgl. zu 79,9–10; zu 88,25). An vorderster Stelle standen dabei die großen Dramenprojekte „Egmont“ (Bd 5), „Torquato Tasso“ (Bd 6) und „Faust“ (Bd 7). Goethe wollte zunychst das Drama „Egmont“ fertigstellen (vgl. zu 55,26–27). Durch Verzsgerungen vor allem wegen seiner rber dreimonatigen Reise nach Srditalien wurde die Dramenfassung aber erst in der Zeit von Anfang Juli bis Anfang September 1787 erarbeitet (vgl. zu 79,11). Am Drama „Torquato Tasso“, von dem bisher nur zwei Akte von 1780/81 vorlagen, wollte Goethe auf seiner Reise nach Neapel und Sizilien weiterschreiben (vgl. 138,10–11), wozu es aber nicht kam. Im Februar/Myrz und im Mai 1788 beschyftigte er sich nochmals mit dem Strck (vgl. zu 264,5–6; zu 264,8–9; zu 273,25). Erst ab Sommer 1788, nach seiner Rrckkehr aus Italien, begann Goethe mit einer grundlegenden Neubearbeitung. Anfang August 1789 konnte er das Drama in einer Versfassung abschließen (vgl. zu 138,10). Die eingetretenen Verzsgerungen ließen eine Bearbeitung des „Faust“-Fragmentes in Italien nicht mehr zu. Auch danach verschob Goethe das Projekt immer wieder und versffentlichte 1790 schließlich „Faust. Ein Fragment“ mit anderen Texten im 7. Band der Ausgabe bei Gsschen. 94,9 Zum Wilhelm] Im Dezember 1785 hatte Goethe mit der Arbeit am zweiten Teil seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ begonnen, sie aber spytestens im Mai 1786 unterbrochen (vgl. GB 6 II, zu 200,7). Seit Dezember 1786 beschyftigte er sich wieder mit neuen Plynen zur Fortsetzung des Romans (vgl. zu 55,27; Zapperi, Rsmische Spuren, 79–92). Zu einer Weiterarbeit in Italien kam es aber nicht, und auch die vorgesehene Fertigstellung nach seiner Rrckkehr nach Weimar kam durch die notwendigen Arbeiten frr die Ausgabe der „Schriften“ nicht mehr zustande. Goethe setzte die Arbeiten am WilhelmMeister-Roman nach einem kurzen Schreibintermezzo Anfang 1791 schließlich erst 1794 mit der Umarbeitung zu „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ fort. 94,9 les ich den Livius] Titus Livius, der bedeutendste Geschichtsschreiber der frrhen rsmischen Kaiserzeit, schrieb unter dem Titel „Ab urbe condita“ (Von der

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Grrndung der Stadt an) eine 142 Brcher umfassende rsmische Geschichte von den Anfyngen der Stadt (der Sage nach im Jahr 753 v. Chr.) bis zum Tode des Eroberers Germaniens Nero Claudius Drusus im Jahre 9 v. Chr. ƒberliefert sind allerdings nur die Brcher 1 bis 10 und 21 bis 45, die bis zu den großen Eroberungen im Osten im Jahr 167 v. Chr. reichen. Goethe hatte am 17. Januar eine Ausgabe des Werks frr 2 Paoli und 5 Baiocchi gekauft: Tito Livio. (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8æ.) Dabei handelte es sich um eine kleinformatige Taschenausgabe, wie spyter Karl Philipp Moritz berichtet, dem Goethe die Ausgabe bei seiner Abreise aus Rom geschenkt hatte (vgl. Moritz, Reisen in Italien 3, 253). Die rsmischen Buchhyndler boten ihre Ware vielfach gleich auf der Straße an, so auch in der Via del Corso, in der Goethes Wohnung lag: „Auf dem Korso stehen an den Erhshungen auf der Seite die Brcherhyndler mit ihrem Vorrath aus. – Man kauft hier die klassischen Autoren, die immer in großer Anzahl schon eingebunden vorhanden sind, um ein geringes Geld.“ (Ebd., 252.) Goethe hat das Werk in den Tagen nach dem Kauf offensichtlich regelrecht studiert. Bis zum 25. Januar war er mit seiner Lektrre erst bis zum 2. Buch vorgedrungen (vgl. 97,20). 94,13–14 Dein Brief Æ:::æ Schmertzen gebracht.] Charlotte von Steins Brief vom 1. Januar 1787 war eine unmittelbare Antwort auf Goethes Brief vom 13. bis 16. Dezember 1786 (Nr 35), den sie wahrscheinlich am 1. Januar erhalten hatte. Goethe war in seinem Brief nochmals auf das so genannte Zettelgen (45,23) eingegangen, mit dem Charlotte von Stein spontan und verbittert auf die Nachricht von Goethes Aufenthalt in Rom reagiert und die Beendigung ihrer Beziehung angedroht hatte (vgl. zu 45,23 und 57,1–4). Offensichtlich hatte Charlotte von Stein zumindest einen Teil ihrer Vorwrrfe und Schuldzuweisungen noch aufrechterhalten. Der Abbruch der Beziehung wurde freilich nicht mehr erwogen. 94,20 Moritz] Karl Philipp Moritz. 94,22 eine Geliebte verlaßen] Wyhrend der Wochen andauernden Erkrankung von Karl Philipp Moritz wegen eines gebrochenen Armes besuchte Goethe den Verletzten von Ende November 1786 bis Anfang Januar 1787 nahezu tyglich (vgl. zu 73,2–3). Es entwickelte sich ein intensives Freundschaftsverhyltnis und ein reger geistiger Meinungsaustausch zwischen beiden Dichtern. Moritz erzyhlte u. a. auch von seiner unglrcklichen Liebe zur Gattin des ihm nahestehenden Bergrates August Friedrich Standtke aus Ricksdorf bei Berlin, Sophia Amalie Erdmuthe Standtke, die er ohne Abschied verlassen hatte. Goethe hatte Charlotte von Stein schon in seinem Brief vom 13. bis 16. Dezember 1786 davon berichtet (vgl. zu 57,27–28). 94,24 einen Brief von ihr] Nicht bekannt. 94,26 Ich mußte ihr schreiben] Goethe versuchte offensichtlich, in dem Liebes- und Beziehungskonflikt Karl Philipp Moritz’ zu vermitteln. Zweimal, in der Woche vor dem 23. Dezember 1786 und am 13. Januar 1787, schrieb er an

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Sophia Amalie Erdmuthe Standtke (vgl. EB 11 und EB 17). Darrber hinaus wandte er sich auch am 16. Dezember 1786 mit einem Brief an deren Ehemann August Friedrich Standtke (vgl. EB 6). Die drei Briefe sind wie auch ein weiterer an August Friedrich Standtke vom April 1788 (EB 165) nicht rberliefert. Standtke wurde spyter als Vermittler frr eine Anstellung von Moritz als akademischer Lehrer an der Preußischen Akademie der Krnste in Berlin tytig. 95,1 Probe Druck des Kupfers] Johann Heinrich Lips’ Titelkupfer zum 3. Band von „Goethe’s Schriften“ mit der Darstellung der „Iphigenie vor der Bildsyule der Diana, wie ihr Orest und Pylades gefesselt vorgefrhrt werden“. Lips schuf ebenfalls noch zwei Vignetten zur „Iphigenie auf Tauris“ (vgl. zu 79,22). 95,2–3 Die Platte Æ:::æ den nqchsten Posttag abgehn.] Goethe schickte die Kupferstichplatten von Lips wie angekrndigt am folgenden Posttag, Samstag, dem 27. Januar, an Herder zur Weiterleitung an Gsschen (vgl. die beiden Erlyuterungen zu 97,6). 95,4 einige Visiten Karten] Vermutlich von Krnstlerfreunden Goethes stammende oder eigens frr Goethe gestaltete Visitenkarten; Nyheres ist dazu nicht bekannt. 95,5 Packet das ein Reisender nach Deutschland mitnimmt] Bei dem Reisenden handelt es sich um den aus Hannover stammenden Georg Wilhelm August von Pape, den Goethe am Heiligabend 1786 kennen gelernt hatte (vgl. zu 65,1–2). Pape verkehrte seitdem mit Goethe und der Gruppe der deutschen Krnstler in Rom (vgl. zu 85,15; zu 129,2). Wahrscheinlich am 21. Februar 1787 trat Pape die Heimreise nach Hannover an und nahm u. a. Geschenke und Zeichnungen mit zu Goethes Mutter nach Frankfurt a. M. Von dort gelangten die frr Charlotte von Stein und andere Freunde und Bekannte bestimmten Sachen nach Weimar (vgl. zu 137,13–14; zu 137,14). Charlotte von Stein erhielt zehn Landschaftszeichnungen Goethes von der rsmischen Umgebung, die Herderschen Kinder Abbildungen von Karnevalskostrmen und -masken (vgl. zu 126,6–7; zu 126,14–15). ƒber den weiteren Inhalt des Pakets ist nichts bekannt. 95,8–9 verlangte Angelika daß ich ihr etwas aus der Iphigenie lqse] ƒber Angelika Kauffmann vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151. Vier Wochen spyter kam es doch noch zu einer Lesung Goethes aus „Iphigenie auf Tauris“ im Hause Angelika Kauffmanns (vgl. zu 138,13). 95,11 italiqnischen Gemahl] Der 1726 geborene Antonio Zucchi, mit dem Angelika Kauffmann seit 1781 in zweiter Ehe verheiratet war. 95,13 sentirte] Sentieren: empfinden, wahrnehmen (von lat. sentire). 95,14 Hofr. Voigt] Vgl. zu 94,3. 95,14 nqchsten Posttag] Goethe schrieb Voigt erst wieder am Samstag, dem 3. Februar 1787, dem rbernychsten Posttag in Rom (Nr 62). 95,15 Hendrichen sagen] Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich war Kammerrat an der herzoglichen Kammer in Weimar. ƒber ihn wollte Goethe of-

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fensichtlich den Kontakt zu dieser wichtigen Verwaltungsinstitution halten, der er aufsichtsfrhrend seit 1782 zur Seite stand. Goethe sandte Hendrich allerdings erst am 24. Februar 1787 einen Brief, den er kurz vor seiner Abreise aus Rom nach Neapel, vermutlich am 20. Februar 1787, verfasst hatte (vgl. EB 28). 95,16 Fritzen bringe ich Schwefel Abdrmcke mit.] Goethe sammelte schon seit einiger Zeit Abdrrcke von Mrnzen und Gemmen in erstarrtem Schwefel frr Friedrich von Stein (vgl. zu 58,22–23; zu 64,24). 95,17 Ernsten] Charlotte von Steins Sohn Ernst. 95,17–18 den kleinen Herders] Caroline und Johann Gottfried Herder hatten im Januar 1787 sechs Kinder: Gottfried (geb. 1774), August (geb. 1776), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Luise (geb. 1781) und Emil (geb. 1783). 95,18 ein Studium der Marmorarten] ,Studium‘ hier im Sinne einer ,Studiensammlung‘ gemeint (vgl. Grimm 10 IV, 286). Ob Goethe Herders Kindern eine solche Steinsammlung aus Italien mitbrachte, ist nicht bekannt. 95,21 eine kleine Pause] Goethe hielt seinen begonnenen Rhythmus der wschentlichen Briefe an Charlotte von Stein auch rber die Abreise nach Neapel am 22. Februar hinaus aufrecht. Aus Rom schickte er ihr noch sechs Briefe (vgl. Nr 59, 60, 67, 70, 78 und 80). Den Brief Nr 80 hatte Goethe schon am 21. Februar verfasst, ließ ihn aber erst am 3. Myrz, dem rbernychsten Posttag, aus Rom abschicken, daß du keinen Posttag ohne Brief seyst (139,22), wie er darin erklyrt. Laut Postsendeliste schrieb Goethe danach bis zum 12. April wieder mindestens einmal wschentlich an die Freundin (vgl. EB 33, EB 34, EB 38; EB 42, EB 50, EB 51 und EB 52). Der nychste rberlieferte Brief an Charlotte von Stein stammt vom 18. April aus Palermo (Nr 85), ehe nochmals Briefe vom Ende des zweiten Neapelaufenthalts Goethes nach Weimar gesandt wurden, so am 25. Mai und aus den ersten Junitagen 1787 (Nr 87 und 90). 95,22 Steinen] Charlottes Ehemann Ernst Josias von Stein. 95,22 Die Imhof und die Kleine] Gemeint sind die Schwester und die Schwygerin Charlotte von Steins, Louise von Imhoff, verheiratet mit dem aus Franken stammenden Offizier Carl von Imhoff, und Sophie von Schardt, verheiratet mit Charlottes Bruder Carl von Schardt. Beide gehsrten zum erweiterten geselligen Kreis um Goethe, Charlotte von Stein und das Ehepaar Herder in Weimar. 95,23–24 ein kollegialisch Briefgen] Dieser Aufforderung ist der engere Freundeskreis nicht nachgekommen. Allerdings erhielt Goethe vermutlich mit dem Brief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 10. und 13. Januar 1787 kurze Briefesgrrße von Louise von Imhoff und Sophie von Schardt (vgl. zu 104,16). Goethe erneuerte daraufhin sein Versprechen, ihnen als Dank ein Bild aus Rom mitzubringen (vgl. die erste Erlyuterung zu 104,17). 95,26–27 dich wieder zu sehn] Goethe erwog zu diesem Zeitpunkt noch verschiedene Msglichkeiten eines weiteren Aufenthaltes in Italien mit den daraus

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folgenden Varianten des Zeitpunkts seiner Rrckkehr nach Weimar. Nach der ersten Variante hytte er die Rrckreise nach Ostern 1787 angetreten (vgl. zu 66,18–19), um im Juni 1787 wieder in Weimar zu sein. Eine andere ƒberlegung war, den Sommer noch in Rom zu verbringen und danach, verbunden mit einem lyngeren Aufenthalt in Florenz, im Herbst 1787 die Heimreise anzutreten (vgl. 76,14–16). Schließlich stand noch eine separate Reise nach Sizilien im Zeitraum Oktober bis Dezember 1787 zur Wahl, so dass er nicht vor dem Frrhjahr 1788 nach Hause zurrckkehren wrrde (vgl. zu 76,11–12; zu 76,13). Letztlich trat Goethe erst am 24. April 1788 seine Rrckreise an und traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 57. An den Freundeskreis in Weimar

Rom, 25. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – 1 Bl. 19623,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 59 (vgl. zu 100,11). E: Briefe aus Italien (1886), 270 f., Nr 23 a. WA IV 8 (1890), 146 f., Nr 2561. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 27. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 96,8 Hauptstadt der Welt] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15. 96,8–9 auf ihre Erbauung zurmck] Die folgenden Passagen des Briefes speisten sich offensichtlich aus Goethes Livius-Lektrre. Goethe hatte sich am 17. Januar 1787 eine Ausgabe von Titus Livius’ rsmischer Geschichte „Ab urbe condita“ (Von der Grrndung der Stadt an) gekauft (vgl. die zweite Erlyuterung zu 94,9). Seitdem war er beim Studium des Werkes bis zum 2. Buch vorangekommen, hatte also Livius’ Darstellung vom Grrndungsmythos der Stadt gelesen sowie die Ausfrhrungen rber die Ksnigszeit und die frrhe Adelsrepublik (vgl. 97,20). In Anlehnung an Livius gibt er im Folgenden aus geschichtsphilosophischer Sicht eine Deutung der Grrndungssage des Stadtstaates (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 4–8). 96,13 Hirten und Gesindel] Romulus und Remus, die legendyren Grrnder Roms (vgl. zu 92,27), wuchsen unter einfachen Hirten am Tiber auf und bekympften als Jrnglinge das immer wieder ins Land einfallende ,Gesindel‘ von Ryubern und Msrdern (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 4,8 f.). Nach seiner

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Machtrbernahme steigerte Romulus rasch Reichtum und Styrke des Gemeinwesens durch die rasche Ansiedlung von Menschen aus fremden Vslkern, die zumeist von sozial niederem Rang waren oder in einer unterdrrckten oder ausgegrenzten Stellung gelebt hatten (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 8,4–6). 96,13–14 ein Paar rmstige Jmnglinge] Romulus und Remus. 96,14 auf d e m Hmgel] Gemeint ist der Palatin. An seinem Fuß waren Romulus und Remus ausgesetzt und aufgezogen worden. Hier befand sich spyter eine Kultstytte in der Hshle, in der die Zwillinge der Sage nach von der Wslfin gesyugt worden waren (vgl. auch zu 92,27). In der Neuzeit war deren Existenz zumindest theoretisch bekannt (vgl. dazu Volkmann 2, 576 f.). Auf dem Palatin grrndete Romulus die neue Stadt, hier befanden sich die Palyste der frrhen Ksnige und spyter der rsmischen Kaiser (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 7,3 und 12,4 sowie die beiden Erlyuterungen zu 24,12). 96,15–16 Willkmhr des Ausrichters] Goethe bezieht sich auf die Sage der Aussetzung von Romulus und Remus, wie er sie bei Titus Livius aufgezeichnet fand (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 4,1–5). Vgl. auch zu 92,27. 96,17 die sieben Hmgel Roms] Die sieben Hrgel Roms bilden den Kern der frrhen Besiedlung der Stadt, die mindestens bis ins 10. Jahrhundert v. Chr. zurrckreicht. Der kapitolinische Hrgel (Kapitol; ital.: Campidoglio, 50 m), der Aventin (ital.: Monte Aventino, 47 m), der Palatin (ital.: Monte Palatino, 51 m), der Caelius (ital.: Monte Celio, 50 m), der Esquilin (ital.: Colle Esquilino, 64 m), der Viminal (ital.: Monte Viminale, 49 m) und der Quirinal (ital.: Colle Quirinale, 55 m), symtlich auf der linken Tiberseite gelegen, bilden eine Art Ring, der das frrhe stydtische Siedlungsgebiet Roms umfasst und 387 v. Chr. auch mit einer Stadtbefestigung, der Servianischen Mauer, umschlossen wurde. 96,18–19 das uralte Bette der Tiber] Der im srdlichen Apennin entspringende Tiber fließt nach rund 400 km in srdwestlicher Richtung circa 25 km westlich von Rom bei Fiumicino ins Tyrrhenische Meer. Der ursprrnglich vsllig ungezrgelte Fluss hatte in der Antike teilweise einen anderen Verlauf als in der Neuzeit. Der Mrndungsbereich z. B. lag etwa 60 km weiter srdlich als heute. Besonders diese Gegend am Unterlauf des Flusses, so auch das Gebiet um die Stadt Rom, wurde immer wieder von verheerenden ƒberschwemmungen heimgesucht und bildete teilweise eine Art Sumpflandschaft. 96,19 Campus Martius] Das nach dem Kriegsgott Mars genannte Marsfeld, auf dem schon frrh Truppenrbungen und -aufmyrsche abgehalten wurden, diente anfangs vor allem als Weidegebiet. Dieses Gelynde in der Tiberebene, die der Hrgelbesiedlung der eigentlichen Stadt westlich und nordwestlich vorgelagert war, wurde schon in der Antike zur Stadterweiterung genutzt, aber erst durch die Aurelianische Stadtmauer im spyten 3. Jahrhundert n. Chr. in die Stadt integriert. Hier entwickelte sich vom frrhen Mittelalter an ein neues Zentrum Roms. Es umfasste im 18. Jahrhundert wie heute die Viertel um die Piazza Navona (ehemals Sta-

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dion des Domitian), das Pantheon und die Via del Corso, an der auch Goethe wohnte. 96,20–21 ausfmhrlicher schildern] Dazu ist es nicht gekommen. 96,21–22 Jammergeschrey Æ:::æ der Weiber von Alba] Goethe greift hier die ebenfalls bei Livius geschilderte Zerstsrung von Alba Longa im Jahre 665 v. Chr. durch die Rsmer auf. Die Einebnung der Stadt war eine Vergeltungsaktion des dritten rsmischen Ksnigs Tullus Hostilius frr den Verrat der mit Rom verbrndeten Latiner aus Alba Longa im Krieg gegen die Vejenter und Fidenater. Die Bewohner von Alba Longa wurden noch wyhrend der Strafaktion aus ihrer Stadt vertrieben und danach in Rom neu angesiedelt (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 29–30,3). 96,23–24 von einem klugen Anfmhrer gewqhlten Platz] Die Grrndungsgeschichte der Latinerstadt Alba Longa findet sich ebenfalls bei Livius. Die Grrndung wird dem Sohn des sagenhaften trojanischen Helden †neas, Iulus Ascanius, zugeschrieben, der die Stadt in geschrtzter Lage auf einem langgestreckten Bergrrcken der Albaner Berge (Alba Longa) am Westufer des Albaner Sees aufbaute (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 3,3). Die Stadtgrrndung soll ins Jahr 1152 v. Chr. fallen. 96,25 Hmgel Coelius] Die Neuansiedlung der Bewohner der zerstsrten Stadt Alba Longa erfolgte nach dem Bericht des Titus Livius auf dem Hrgel Caelius (ital.: Monte Celio), wodurch dieser offiziell dem Stadtgebiet von Rom eingegliedert wurde. Unter Tullus Hostilius begann damit eine Phase verstyrkten Bevslkerungs- und Siedlungswachstums in Rom. Tullus Hostilius verlegte sogar den Ksnigshof in den neuen Stadtteil auf dem Caelius an der damaligen Srdostgrenze der Stadt (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 30,1). 96,29–97,1 die Plqtze der zerstnrten Stqdte] Die reichen Rsmer hatten schon seit der Antike die Albaner Berge, etwa 20–25 km srdsstlich von Rom, das ehemalige Zentrum des Latiner Bundes, als beliebte Sommerfrische frr sich entdeckt. Als Nachfolgesiedlung von Alba Longa gilt z. B. Castel Gandolfo. 58. An Johann Gottfried Herder ƒBERLIEFERUNG

Rom, 25. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 3 Bl.: 1. Bl. 18,4(–18,6)6 23(–23,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 19623,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 3. Bl. 18,5(–19)623,1(–23,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“

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E: Briefe aus Italien (1886), 338–342, Nr 43. WA IV 8 (1890), 151–156, Nr 2563. BEI L AG EN

1) Ein starckes und schweres Packet Æ:::æ mit den Platten (97,6–9) frr Band 3 von „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 97,6). 2) Zueignung (97,8); Gedichtmanuskript frr Band 1 der Werkausgabe (vgl. zu 4,27). 3) Plan v. Rom (Postsendeliste 1, S. 2; vgl. zu 97,21–22). 4) Arkadia Patent (Postsendeliste 1, S. 2; Goethes Aufnahme-Diplom in die Literaturvereinigung „Arkadische Gesellschaft“, abgedruckt in IR III unter dem Titel „C. U. C. Nivildo Amarinzio Custode generale d’Arcadia“; WA I 32, 221 f.). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 27. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 97,6 diesmal] Der vorliegende Begleitbrief zu einer Paketsendung Goethes an Herder wurde in der Weimarer Ausgabe und den ihr folgenden Editionen auf den Zeitraum 25. bis 27. Januar datiert (vgl. WA IV 8, 151). Die verynderte Datierung orientierte sich an der vermuteten postalischen Aufbereitung der Paketsendung am Posttag, dem 27. Januar 1787, wie sie in Goethes Briefverzeichnis verzeichnet ist: Herder schwer Packet Kupferplatten, Zueignung, Plan v. Rom. Arkadia Patent. (Postsendeliste 1, S. 2.) Frr die Briefhandschrift selbst gibt es aber keinerlei Hinweise, dass Goethe außer am 25. Januar auch noch an den beiden Folgetagen an dem Brieftext geschrieben hytte. 97,6 ein starckes und schweres Packet] Der vorliegende Brief war ein Begleitschreiben zu einem Paket mit drei Kupferstichplatten frr Band 3 der „Schriften“ bei Gsschen, dem Titelkupfer und zwei Vignetten zu „Iphigenie auf Tauris“, die Goethe von Johann Heinrich Lips hatte zeichnen und stechen lassen (vgl. zu 79,22 und die vorhergehende Erlyuterung). Herder leitete die Platten, wahrscheinlich unmittelbar nachdem er sie erhalten hatte, am 15. Februar an Gsschen weiter (vgl. Herder an Gsschen, 15. Februar 1787; HB 5, 213). Zum rbrigen Inhalt des Pakets vgl. Beilagen. 97,7 von Seideln wiedergeben] Die Portoerstattung frr das Paket mit den Kupferstichplatten in Hshe von 15 Groschen und 3 Pfennig an Herder ist im Rechnungsbuch der Monate Januar bis Myrz 1787 von Seidel unter dem 31. Myrz vermerkt (vgl. GR/RB 1787, 1, Bl. 3). 97,8 meine Wercklein] Gemeint ist das Manuskript der Neufassung der „Iphigenie auf Tauris“, das Goethe am 13. Januar 1787 an Herder nach Weimar

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geschickt hatte (vgl. zu 80,1). Herder hatte den Auftrag, das Werk frr den Druck in Band 3 der „Schriften“ noch einmal durchzusehen und, wo nstig, korrigierend einzugreifen (vgl. 84,5–6). 97,8 die Zueignung] Vgl. zu 4,27. 97,9 mit den Platten nach Leipzig] Die Abschrift des Textes von Goethes Zueignung (H: GSA 25/I,10) erhielt Gsschen vermutlich zusammen mit den Druckvorlagen frr Band 3 zwischen dem 8. und 17. Myrz 1787 durch Philipp Seidel (vgl. zu 41,27). Die Kupferstichplatten frr Band 3 schickte Herder am 15. Februar 1787 an Gsschen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 97,6). 97,10 Es wird auf Æ:::æ gesetzt Z u e i g n u n g ] Diese Anweisung wurde befolgt. Vermutlich wurde sie von Herder zusammen mit der Druckvorlage rbermittelt. Der Titel „Zueignung“ steht auf einem separaten Blatt vor dem auf S. XIX beginnenden Gedichttext. 97,11 Z u e i g n u n g a n s d . P u b l i k u m ] Die Verlagsankrndigung von „Goethe’s Schriften“ war im Juli 1786 erschienen (vgl. GB 6 II, zu 205,6). Dort war noch frr den Band 1 ein Einfrhrungstext unter dem Titel Zueignung an das deutsche Publikum (GB 6 I, 206,15) vorgesehen gewesen. 97,12 damals im Sinne] Goethe hatte zu Beginn der Arbeit an seiner Ausgabe im Sommer 1786 noch vor, einen originalen Text, wahrscheinlich ein Gedicht, als Einfrhrung in die Ausgabe zu schreiben (vgl. GB 6 I, 234,21–22). 97,12–14 vielleicht thue ich Æ:::æ vermischten Schrifften] Diesen Gedanken ließ Goethe spyter fallen. Eine Erklyrung an das Publikum (vgl. WA I 40, 191 und QuZ 1, 66), die er im Februar 1787 an Herder schickte (vgl. Beilage zu Nr 78), wurde vor dem „Verzeichniß der Subscribenten“ dem Band 1 beigegeben. Das Blatt trygt den Vermerk: „Dieses Blatt wird beym Binden weggeschnitten“. In ihr erlyutert Goethe, dass er nun doch alle Werke vollendet und nicht, wie in der ursprrnglichen Verlagsanzeige von Gsschen noch angekrndigt, teilweise in fragmentarischen Fassungen herausgeben wolle (vgl. zu 94,8). 97,15 Eingang des großen Gedichts] Gemeint sind die als „Zueignung“ herangezogenen ersten 14 Strophen des Epenfragments „Die Geheimnisse“, das 1784/85 entstanden war (vgl. zu 4,27). 97,18 an Egmont bald gearbeitet] Goethe begann erst Anfang Juli 1787 mit den Arbeiten zur Fertigstellung des Dramas „Egmont“ frr Band 5 der „Schriften“ (vgl. zu 55,26–27; zu 161,17). 97,20 Zwey Bmcher des Livius] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 94,9. 97,20–21 les ich den Plutarch] In seinen „BiŁ oi paqaŁkkgkoi“ (Parallelbiographien) stellt der griechische Schriftsteller und Philosoph Plutarchos von Chaironeia 22 Paare je einer griechischen und einer rsmischen Perssnlichkeit in Lebensbeschreibungen einander gegenrber. Goethe hatte eine Ausgabe des Werks vermutlich ebenfalls in Rom erworben. In seiner Bibliothek fehlt die Ausgabe. 97,21–22 dir auch in der Geschichte entgegen zu kommen] Wahrschein-

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lich ein Hinweis auf die in der Postsendeliste von Goethe aufgefrhrte, aber nicht rberlieferte Beilage Plan v. Rom (vgl. Beilagen). Vermutlich handelte es sich dabei um eine historische Stadtkarte oder eine historische Perspektivzeichnung einer Stadtansicht. 97,25 ein Blqtgen] Brief Nr 57. Er war einem Brief an Charlotte von Stein vom 25. Januar 1787 beigeschlossen (vgl. zu 100,11) und steht, da er auf die Grrndung und frrhe Geschichte der Stadt Rom eingeht, wahrscheinlich direkt in Bezug zu dem hier mitgeschickten Plan v. Rom (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 97,26 Mmnter wird im May kommen] Zu Friedrich Christian Mrnter und seinem Besuch in Weimar vgl. zu 55,6; zu 55,8. 97,27 zwey Jahre in Italien] Friedrich Mrnter hielt sich vom 26. Februar 1785 bis 23. Dezember 1786 vornehmlich in Rom auf, unternahm aber auch zahlreiche Reisen, vor allem nach Srditalien, Sizilien und Neapel (vgl. zu 55,6; zu 55,8). 97,27 sein Fach] Als Theologe war Mrnter offiziell zu Studienzwecken nach Rom gereist, wo er vor allem in den Archiven und in der Bibliothek des Vatikans arbeitete. Sein Stipendium war mit dem Auftrag verbunden, frr eine neue textkritische dynische Bibelausgabe nach originalem Handschriftenmaterial zum Neuen Testament zu suchen und es frr die Edition aufzuarbeiten. Nachdem ursprrngliche Plyne, im dalmatinischen Benediktinerkloster auf der Insel Meleda (Mljet) unweit von Ragusa (Dubrovnik) nach den so genannten „Codices manuscripti Novi Testamenti“ zu forschen, aufgegeben werden mussten, hatte Mrnter seinen Studienaufenthalt nach Rom verlegt. Aus den hier gefundenen Materialien entstand bis 1790 Mrnters Habilitationsschrift „De aetate versionum N. T. copticorum“ (Kopenhagen 1790). Mrnter beschyftigte sich außerdem mit Studien zum Deutschen Orden und zum Tempelorden (vgl. Statutenbuch des Ordens der Tempelherren. Hrsg. von Friedrich Mrnter. Berlin 1794). 98,1–2 mit knniglichen Empfehlungsschreiben] Mrnter war Stipendiat des dynischen Ksnigshauses und konnte wahrscheinlich auf Empfehlungsschreiben des dynischen Ksnigs Christian VII. oder des regierenden Prinzregenten Kronprinzen Friedrich zurrckgreifen. 98,7 Er bringt Mmnzen mit] Mrnter hatte in Italien eine große Sammlung historischer Mrnzen zusammengetragen, die er am 24. November 1786 auch Goethe gezeigt hatte (vgl. Mrnter, Tagebrcher 2, 247). Wyhrend seines Aufenthalts in Weimar auf seiner Rrckreise nach Kopenhagen stellte Mrnter am 18. Mai 1787 zusammen mit Herder Abgrsse der besten griechischen Mrnzen seiner Sammlung frr Goethe her (vgl. Mrnter, Tagebrcher 2, 399). 98,24 Pater Jaquier einen Franziskaner auf Trinita di Monte] Fran€ois Jacquier gehsrte der Ordensgemeinschaft der Franziskaner-Minoriten an und war Mitglied im franzssischen Konvent von S. Trinit dei Monti an der Spanischen

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Treppe (zu Kirche und Kloster vgl. Volkmann 2, 336–338). Jacquier war seit 1733 Professor frr Bibelkunde am vatikanischen Collegio de Propaganda Fide. Er galt als einer der bedeutendsten Naturphilosophen und Mathematiker der Zeit, wurde 1746 Professor frr Experimentalphysik und 1773 auch frr Mathematik am Collegio Romano, der berrhmten akademischen Schule der Jesuiten und Vorlyufer der vatikanischen Universityt. Er zyhlte zu den wichtigsten Beratern des Heiligen Stuhls in Fragen der Naturwissenschaften. – An welchem Tag genau Goethe Jacquier besucht hatte, ist nicht bekannt. Die an Kunstschytzen reiche Kirche S. Trinit dei Monti war von Goethe auch schon am 3. Dezember 1786 besichtigt worden, wie aus einer entsprechenden Randnotiz in seinem Exemplar von Volkmanns Reisehandbuch (Volkmann 2, 337) hervorgeht: 3 Dec. (vgl. auch ÆReisetagebuch Rom, Dezember 1786æ; GT I 1, 341). 98,25 durch mathematische Schrifften bekannt] Jacquier hatte beispielsweise mit Thomas Le Seur einen (mehrfach aufgelegten) Kommentar zu Newtons „Principia Mathematica“ (Genf 1739–1742) verfasst, weiterhin die „Elementa arithmeticae, algebrae et geometriae“ (Rom 1760) oder – wiederum mit Thomas Le Seur – die „Elmens du calcul intgral“ (Parma 1768), ist aber rber sein Fachgebiet hinaus vielleicht am bekanntesten geworden durch ein Gutachten, das er mit zwei anderen Mathematikern (Rud¯er Josip Bosˇkovic´ und Thomas Le Seur) rber die Schyden in der Kuppel von St. Peter verfasste (Parere di tre matemattici, sopra i danni, che si sono trovati nella cupola di S. Pietro. Rom 1742). Jacquier wird auch von Volkmann als einer der großen Mathematiker der Zeit – ausdrrcklich mit seinem Newton-Kommentar – aufgefrhrt (vgl. Volkmann 2, 774). 98,26 hoch in Jahren] Jacquier wurde am 7. Juni 1711 im franzssischen Vitryle-Fran€ois geboren, war mithin also schon 75 Jahre alt. Er starb am 3. Juli 1788. 98,27 einige Monate bey Voltairen] Jacquier hatte sich 1744 bei Voltaire und der Marquise du Ch‚telet in deren Schloss Cirey aufgehalten. 98,28 Affecktion] Zuneigung, Wohlwollen (von lat. affectio: Stimmung, Beeinflussung, Neigung). 98,29 Die Propagande nqher zu sehen] Am 6. Januar 1787 hatte Goethe in der Kapelle des Palazzo di Propaganda Fide einer Messe beigewohnt (vgl. zu 82,14). 98,29–30 Der Geist der ersten Stifter] Im Palazzo di Propaganda Fide hatte die 1622 von Papst Gregor XV. gegrrndete und vornehmlich von den Jesuiten gefrhrte Heilige Kongregation frr die Verbreitung des katholischen Glaubens (lat.: Sacra Congregatio de Propaganda Fide), also das Zentrum der Missionsarbeit, ihren Sitz. 98,31 Institut] Hier im Sinne von ,Mittel‘, ,Instrument‘ (vgl. GWb 5, 40). 98,32–33 ein Obelisk Æ:::æ bey St Giov. in Lateran] Der so genannte ,Sallustiano‘. Der 14 m hohe Obelisk hatte seinen Namen von den Horti Sallustiani, den Gyrten des Sallust auf dem Monte Pincio, wo er in der Antike aufgestellt

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gewesen war. Er stammt aus †gypten, hatte seine Beschriftung aber erst im antiken Rom nach dem Vorbild eines anderen rsmischen Obelisken mit originalen Hieroglyphen erhalten. Nachdem er Ende des 16. Jahrhunderts zerbrochen wiederentdeckt worden war, scheiterten mehrere Versuche, ihn an anderen Orten zu platzieren. 1735 war der Sallustiano auf Geheiß von Papst Clemens XII. zur Piazza San Giovanni in Laterano im Srdosten Roms transportiert worden, um dort vor dem Hauptportal der Lateranbasilika aufgestellt zu werden. Der Plan wurde nach dem Tod des Papstes 1740 nicht mehr ausgefrhrt, so dass der Obelisk 52 Jahre lang auf dem Platz auf der Erde lag (vgl. Volkmann 2, 188). Auf Initiative von Papst Pius VI. wurde 1787 damit begonnen, ihn an prominenter Stelle vor der Kirche S. Trinit dei Monti rber der Spanischen Treppe aufzurichten; die Arbeiten konnten erst 1789 abgeschlossen werden. Goethe schreibt rber die Errichtung des Obelisken auch im Brief vom 13. bis 17. Februar 1787 an Charlotte von Stein (vgl. 123,18–21) sowie an Christian Friedrich Schnauß am 1. Oktober 1787 (vgl. 184,15–17). Auch in der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe von der Aufstellung des Obelisken im Januar 1788: Es sollte ein Obelisk vor der Kirche Trinitt de’ Monti aufgerichtet werden. Das Publicum war nicht sehr damit zufrieden, theils weil der Platz eng ist, theils weil man dem kleinen Obelisk, um ihn in eine gewisse Hnhe zu bringen, ein sehr hohes Piedestal unterbauen mußte. (IR III; WA I 32, 239.) 99,1 Das Theater Æ:::æ wenig Freude] Vgl. zu 115,28–116,3. 99,4 Bey Angelika bin ich manchmal] Vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151. 99,9 Briefe von Euch] Johann Gottfried und Caroline Herder hatten am 15. Januar 1787 einen nicht rberlieferten Brief an Goethe gerichtet, den dieser zwischen dem 31. Januar und 3. Februar 1787 erhielt (vgl. zu 107,1). 99,9–10 solange nichts davon gehnrt] Die letzte Nachricht der Herders war ihr nicht rberlieferter Brief vom 11. Dezember 1786 gewesen, den Goethe am 30. Dezember 1786 empfangen hatte (vgl. zu 69,30). 99,13 Tischbein ist schon hier alt geworden] Der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, bei dem Goethe seit seiner Ankunft Quartier bezogen hatte (vgl. zu 15,22–23), zyhlte zu den engsten Vertrauten und den wichtigsten Kunstfrhrern Goethes in Rom (vgl. zu 22,13 und 76,26–31). Er lebte seit dem 24. Januar 1783, also schon seit drei Jahren, in der Stadt. Davor hatte er sich schon einmal, von Dezember 1779 bis April 1781, in Rom aufgehalten (weiter vgl. auch zu 13,22). 99,16–17 lese den zweyten Teil der zerstreuten Blqtter Æ:::æ wieder vor.] Der Band „Zerstreute Blytter von J. G. Herder. Zweite Sammlung“ war zur Ostermesse Anfang Mai 1786 im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha erschienen. Er enthylt die Fortsetzung von Herders Abhandlung „Anmerkungen rber das griechische Epigramm. Zweiter Theil“, die Anthologien mit ƒbersetzun-

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gen antiker griechischer Gedichte „Blumen aus der griechischen Anthologie gesammlet“ und „Hyle. Kleiner griechischen Gedichte Erste Æundæ Zweite Sammlung“, die Aufsytze „Nemesis. Ein lehrendes Sinnbild“ und „Wie die Alten den Tod gebildet? Ein Nachtrag zu Leßings Abhandlung desselben Titels und Inhalts“ sowie die Darstellung „Gotthold Ephraim Leßing“. ƒber eine entsprechende Lesung im rsmischen Krnstlerkreis hatte Goethe Herder schon Ende Dezember 1786 berichtet (vgl. 69,13–14). Wahrscheinlich fanden solche Lesungen sfter im abendlichen Kreise in der Krnstlerwohnung in der Casa Moscatelli statt. 99,19–20 es hast schreiben knnnen ohne hier gewesen zu seyn] Gemeint sind die beiden Aufsytze „Nemesis. Ein lehrendes Sinnbild“ und vor allem „Wie die Alten den Tod gebildet?“. Darin geht Herder auf krnstlerische Darstellungen insbesondere zur antiken Todesikonographie ein, die er allerdings nur aus Abbildungen und Beschreibungen kannte. Eine Vielzahl solcher Kunstwerke findet sich in Rom. 99,21 prqtendirt] Prytendieren: Hier im Sinne von ,behaupten‘, ,vorgeben‘ (von lat. praetendere: entgegenhalten, vorschrtzen). 99,21–22 ein Manuscript zu haben] ƒber ein derartiges numismatisches Manuskript Mrnters ist nichts bekannt. 99,22–23 Kennzeichen, wie die Linnaische] Vergleich mit dem botanischen System zur Klassifizierung von Pflanzen in Gattungen und Arten auf der Grundlage einer normierten Reihenfolge der Beschreibung und Bestimmung yußerlich sichtbarer und quantifizierbarer Merkmale, wie es der schwedische Botaniker Carl von Linn seit Ende der 1730er Jahre entwickelt hatte (vgl. auch GB 6 II, zu 120,10–11). 99,24 laß mirs abschreiben] Weder Mrnter noch Herder erwyhnen etwas von der Anfertigung einer solchen Kopie in ihren rberlieferten Briefen. 99,29–30 im Verborgnen mich einzuschleichen] Zum Inkognito Goethes in Rom vgl. zu 42,16; zu 52,1–2. 99,30 drqngte sich viel an mich] ƒber seinen Versuch, sich in Rom vor fremden Personen zu schrtzen durch die Wahrung seines Inkognitos und die strikte Beschrynkung im Umgang auf einen kleinen Kreis von Krnstlern und Kunstsinnigen (vgl. zu 85,15), hatte Goethe Herder schon Anfang Dezember unterrichtet (vgl. zu 42,17; zu 42,17–19). 99,31 Posto] Ital.: Platz, Stelle, Posten. 100,6 keinen Brief von Euch] Vgl. zu 99,9; zu 99,9–10. 100,6 Schreibt mir] Vgl. zu 55,28–29 und die einleitende Erlyuterung zu Nr 2. 100,7 die Kinder schreiben] Zu den Kindern der Herders und ihren Briefen an Goethe nach Rom vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18; zu 56,20.

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59. An Charlotte von Stein

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Rom, 25.–27. Januar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 19623,2 cm und 1 Bl. 18,7(–19)623,4 cm, 5 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift und Tinte; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss: Nr 57 (vgl. zu 100,11). E: Briefe aus Italien (1886), 266–270, Nr 23. WA IV 8 (1890), 147–151, Nr 2562. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 27. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 100,10 der Sonnabend] Gemeint ist der 27. Januar 1787. Die Sonnabende waren Goethes Posttage in Rom, an denen er bisher immer auch einen Brief an Charlotte von Stein geschickt hatte (vgl. zu 22,23–24). 100,11 ein ostensibles] Der beigeschlossene Brief an den Weimarer Freundeskreis vom 25. Januar 1787 (Nr 57). Goethes Briefverzeichnis vermerkt frr den 27. Januar 1787: Fr. v. Stein mit einem ostens. Blat. (Postsendeliste 1, S. 2.) 100,12–13 Vom Herzog Æ:::æ einen Brief von Maynz] Herzog Carl August war am 7. Januar 1787 wegen der bevorstehenden Mainzer Koadjutorwahl in geheimer Mission an den kurfrrstlichen Hof nach Mainz aufgebrochen. Dort war er am 10. Januar eingetroffen und hatte wahrscheinlich noch am Ankunftstag oder tags darauf einen Brief an Goethe nach Rom geschrieben (vgl. zu 111,19–20). Der Herzog antwortete damit auf Goethes zweiten Brief aus Rom vom 12. bis 16. Dezember 1787 (Nr 33). Charlotte von Stein hatte Goethe in ihrem nicht rberlieferten Brief vom 30. Dezember 1786 mitgeteilt, der Herzog strnde vor einer Reise an den markgryflich-badischen Hof in Karlsruhe (vgl. die erste Erlyuterung zu 92,1). 100,22–23 in einem zusammensinckenden Staate] Der Kirchenstaat befand sich in den 1780er Jahren am Rande eines Staatsbankrotts. Die schon vorher exorbitant angewachsene Verschuldung hatte unter dem Pontifikat von Papst Pius VI. (1775–1798) eine weitere Steigerung erfahren. Bedingt durch sinkende Steuer- und Zolleinnahmen, eine wenig tragfyhige Steuerreform und die permanente Krise des Wirtschafts- und Handelslebens im Kirchenstaat insgesamt gelang es Pius VI. nicht, die Einnahmen des Staates wie gewollt zu verbessern. Außerdem vollzog der Kirchenstaat unter Pius VI. eine Abkehr von der unter seinem Vorgynger Clemens XIV. eingeleiteten Spar- und Etatkonsolidierungspolitik. Es kam zu einer großzrgigen und regen Bautytigkeit, vor allem bei sakralen Prunk-

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bauten, so z. B. dem Bau der Sakristei von St. Peter, aber auch zu infrastrukturellen Großprojekten wie der Trockenlegung der Pontinischen Srmpfe. In die Hofhaltung des Papstes floss ebenfalls wieder mehr Geld, und Pius VI. ließ das korrupte System des Nepotismus in seiner Verwaltung wieder aufleben. 100,26–27 vor Weynachten Æ:::æ nicht zurmck] Herzog Carl August hatte in seinem Brief aus Mainz noch einmal die Zusage aus seinem nicht rberlieferten Brief vom 13. Dezember 1786 bekryftigt, dass Goethe so lange fernbleiben drrfe, wie er es selbst frr unerlysslich halte (vgl. zu 73,19). 100,27 ich erwarte was du mir schreibst] Damit war die von Goethe gewrnschte †ußerung zu seinen Plynen frr den weiteren Aufenthalt in Italien gemeint, die er Charlotte von Stein und den engsten Freunden in seinem Brief vom 6. Januar 1787 dargelegt hatte (vgl. 76,3–21). 100,27 meinen Plan] Im Brief vom 6. Januar 1787 hatte Goethe Charlotte von Stein mitgeteilt, dass er zu seinem geplanten Aufenthalt in Neapel erst nach Ablauf der Karnevalszeit, die am 20. Februar endete, aufbrechen werde (vgl. zu 75,32–33). Die Zeit bis dahin wollte er zu weiteren Arbeiten an den Texten frr die Werkausgabe seiner „Schriften“ (vgl. zu 94,8), zum Zeichnen und zu weiteren Erkundungen der Stadt nutzen. 101,1 Grmße Franckenb‘ und schreibe ihm] Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Geheimer Rat und Konsiliumsmitglied am Hof des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, hatte wahrscheinlich rber Charlotte von Stein eine Anfrage bezrglich der Gerrchte um den Tod des letzten Papstes, Clemens’ XIV., an Goethe gerichtet. Dieser war schon im vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein vom 17. bis 20. Januar 1787 darauf eingegangen und hatte versprochen, Nachforschungen anstellen zu wollen (vgl. 94,1–2). Ob Charlotte von Stein der Bitte Goethes entsprochen und an Franckenberg geschrieben hat, ist nicht bekannt. 101,1–2 Ganganellis Todt Æ:::æ problematisch] Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli, von 1769 bis 1774 Papst Clemens XIV., war am 22. September 1774 verstorben. Um seinen Tod gab es vielfyltige Gerrchte, u. a. das eines Giftmordes durch Ordensleute der Jesuiten (vgl. zu 94,1–2). Was Goethe inzwischen herausgefunden hatte, ist nicht bekannt. 101,5 Ich bitte mir nur Zeit dazu aus.] Es sind keine weiteren Stellungnahmen Goethes zum Fall Ganganelli aus Rom bekannt. Franckenberg schrieb er nur noch einmal Anfang November 1787. Der Brief ist nicht rberliefert (vgl. EB 117). 101,15 Von Tischbein kann ich lernen] Goethe hebt immer wieder das kunsthistorische und kunsttheoretische Wissen Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins insbesondere in Bezug auf die Frlle der rsmischen ƒberlieferung hervor. Von ihm erhielt er darrber hinaus aber auch Hilfe und Ratschlyge bei seinen praktischen Versuchen, sich im Zeichnen und Malen fortzuentwickeln (vgl. zu 118,13–14).

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101,19 die Vorsicht Franckenbergs] Wyhrend seiner ersten Wochen in Rom hatte Goethe wahrscheinlich keinerlei amoursse Frauenbeziehungen. 101,21 kolossal Kopf der Juno] Goethe hatte am 5. Januar 1787 einen Gipsabguss der vermeintlichen Brste der „Juno Ludovisi“ erworben und Charlotte von Stein am 6. Januar davon berichtet (vgl. zu 74,10–11). Seine Abgrsse musste er aber in Rom zurrcklassen (vgl. zu 74,13–14). 101,22 die Minerva von Justiniani] Die „Minerva Giustiniani“ (vgl. zu 81,15). Goethe hatte nicht zuletzt ihretwegen den Palazzo Giustiniani im Januar 1787 zwei Mal aufgesucht (vgl. zu 81,19). 101,25–26 die Schwefel Æ:::æ Fritzen mitbringen] Goethe sammelte schon seit Mitte Dezember 1786 Abdrrcke von Mrnzen und Gemmen in erstarrtem Schwefel frr Friedrich von Stein (vgl. zu 95,16). Welche Schwefelabdrrcke die Herzoginmutter Anna Amalia zu diesem Zeitpunkt schon besaß, lysst sich im Einzelnen nicht mehr genau rekonstruieren (vgl. aber zu 101,31). 101,26–27 auf Mmnzen kann ich mich nicht einlaßen] Dass er noch nicht dazu gekommen sei, sich nyher mit dem fast unrberschaubaren Gebiet der historischen Mrnzkunde zu beschyftigen, hatte Goethe schon im Brief an Charlotte von Stein vom 6. Januar 1787 beklagt (vgl. zu 75,24–26). 101,28 Jenckins] Zu Thomas Jenkins vgl. zu 90,1. 101,30 Die Gemmen] Vgl. zu 58,22–23; zu 75,24–26. 101,31 noch auf die Mmnzen werfen] Wie intensiv sich Goethe wyhrend seines Italienaufenthaltes der Numismatik zuwendete, lysst sich im Einzelnen nicht mehr klyren. Seit Dezember 1786 war er jedoch offensichtlich durch Friedrich Mrnter, der Mrnzen sammelte und sogar eine Abhandlung zur Kategorisierung von Mrnzen geschrieben hatte (vgl. zu 98,7; zu 99,21–22), wie auch spyter durch die große Sammlung des Frrsten Christian August von Waldeck verstyrkt auf das Thema aufmerksam geworden (vgl. zu 90,19). 102,10–11 meine Mutter Æ:::æ Theil nehmen zu laßen] Catharina Elisabeth Goethe bedankt sich in einem Brief vom 29. Januar 1787 bei Charlotte von Stein frr die „so sehr Intreßanten Briefe“ ihres Sohnes (Pfeiffer-Belli, 557). Msglicherweise waren auch schon Teile des Ende 1786 bei Charlotte von Stein angekommenen „Reise-Tagebuchs“ unter den Sendungen nach Frankfurt gewesen. 102,12 Kranz Æ:::æ wenige Tage aufgehalten] Zum Besuch des Weimarer Hofmusikers Johann Friedrich Kranz bei Goethe am 17. Januar und seinem Aufenthalt in Rom vgl. zu 92,11. 102,14–15 ein klein Concertgen] Bei dem Konzert handelt es sich wahrscheinlich um den von Goethe in der „Italiynischen Reise“ erinnerten Musikabend in der Casa Moscatelli, den er dort allerdings auf den Sommer 1787 verlegt: Concertmeister Kranz, ein gembter Violinist, in Herzogl. Weimarischen Diensten, der sich in Italien auszubilden Urlaub hatte, gab zuletzt durch seine unvermuthete Ankunft eine baldige Entscheidung. Sein Talent legte

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sich auf die Wage der Musiklustigen, und wir sahen uns in den Fall versetzt, Madam Angelica, ihren Gemahl, Hofrath Reiffenstein, die Herren Jenkins, Volpato, und wem wir sonst eine Artigkeit schuldig waren, zu einem anstqndigen Feste einladen zu knnnen. Æ:::æ und so ward ein glqnzendes Concert aufgefmhrt Æ:::æ. (IR III, Bericht Juli 1787; WA I 32, 48 f.) 102,16 dem Hofmarschall] Die Informationen rber Kranz waren frr den herzoglichen Hofmarschall Leonhard von Klinckowstrsm bestimmt, der in seiner Funktion auch frr die Hofmusiker und Hofschauspieler Verantwortung trug. 102,17–18 Landk.rath Riedel Æ:::æ Eintritte in die neue Welt] Cornelius Johann Rudolf Ridel war im Sommer 1786 unter Mitwirkung Goethes vom Weimarer Herzogspaar zum Erzieher des dreijyhrigen Erbprinzen Carl Friedrich ausgewyhlt und noch im selben Jahr zum Landkammerrat ernannt worden (vgl. GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 350). Ridel sollte seine Stelle mit Beginn des Jahres 1787 antreten. Am 13. Januar 1787 findet sich im herzoglichen Fourierbuch folgender Eintrag: „Heute Vormittag zog der frr Durch‘. Erbprintz bestimmte Aufseher u. Lehrer H‘. CammerRath Riedel, in das Frrstenhaus ein. Er hat vor ordinaire die Tafel nicht, sondern bekommt die Speisen auf sein Zimmer.“ (FB 1787, Bl. 7.) Ridel rbte sein Amt bis 1799 aus. 102,20 Herzoginn] Die regierende Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 102,21 ganz offen schreiben] ƒber Briefe Ridels an Goethe in Italien ist nichts bekannt. Offensichtlich hatte sich Ridel recht schnell in Weimar eingelebt und frhrte sein Amt als Prinzenerzieher zur Zufriedenheit des Herzogspaares. 102,23 ein Packet an Herdern] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 97,6. 102,24–25 Laß dir aber alles zeigen] Das Paket enthielt außer den Kupferstichplatten zur „Iphigenie auf Tauris“ das Manuskript von Goethes „Zueignung“ frr die Ausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. 97,6–9), einen Plan von Rom (vgl. zu 97,21–22) sowie das Aufnahmediplom Goethes in die rsmische Literaturgesellschaft „Accademia dell’Arcadia“ (vgl. Beilagen zu Nr 58). ƒber seine Aufnahme in die Gesellschaft am 4. Januar 1787 hatte Goethe sowohl Friedrich als auch Charlotte von Stein am 4. bzw. 6. Januar berichtet (vgl. 72,22–28; zu 77,4–5). 102,27 einen Ballast] Anspielung Goethes auf den Erkenntnis- und Entwicklungsprozess, der durch die Reise nach Italien und den Aufenthalt in Rom als Stadt der Krnste bei ihm in Gang gekommen war und ihm die einmalige Msglichkeit bot, sich ganz auf sich selbst und sein Wesen als Krnstler zu konzentrieren. 102,31 Fritzen] Charlotte von Steins Sohn Friedrich.

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60. An Charlotte von Stein

BRIEF 60

Rom, 1.–3. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 2 Bl.: 1. Bl. 18,9619,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 19623 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Doppelblatt 19623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts, Tinte: a. (frr den ersten Bogen); S. 5 oben rechts, Tinte: b. (frr den zweiten Bogen); Bl. 1 in drei Teile zerschnitten, unterer Streifen fehlt, dadurch Textverlust auf S. 1: eine Æ æ (103,17) und S. 2: Æ æ / schon 3 (104,1); im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift und Tinte; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu Nr 63 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 272–278, Nr 25. WA IV 8 (1890), 156–162, Nr 2564. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 10. und 13. Januar 1787 (vgl. zu 103,12). – Der Antwortbrief wahrscheinlich von Anfang Myrz 1787 (vgl. zu 146,13–14) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 3. Februar 1787 (Postsendeliste 1, S. 2). 103,1–3 Diesen Brief will ich anfangen zu numeriren Æ:::æ No 1.] Diese Briefpassage wurde wahrscheinlich erst nach Fertigstellung des Briefes geschrieben. Sie ist aus Platzmangel zwischen dem oberen Blattrand und der Datumszeile am Beginn des Textes regelrecht eingezwyngt worden. – Goethe hatte Charlotte von Stein seit dem 11. November 1786 15 Briefe aus Rom und zwei von der Reise dorthin geschrieben, ohne sie extra zu nummerieren (vgl. zu 22,23–24). Mit der nun eingefrhrten Nummerierung wollte er wohl sicherstellen, dass etwaige Verluste oder Verzsgerungen seiner Briefe auf dem Postweg von der Adressatin sofort bemerkt und ihm mitgeteilt wrrden. Bisher hatten sich Goethe und Charlotte von Stein die richtige Ankunft ihrer Briefe in unregelmyßigen Abstynden ausdrrcklich bestytigt (vgl. zu 47,11 und die erste Erlyuterung zu 94,6). Die hier begonnene Art der Nummerierung seiner Briefe im Text setzte Goethe allerdings nicht fort. Ob er stattdessen zu einer anderen, externen Form der Kennzeichnung rberging, etwa auf den Kuverts, lysst sich nicht nachweisen. In Goethes Postsendeliste findet sich z. B. auch eine Nummerierung vor den Posttagen vom 8., 15. und 22. September 1787, deren Aufzyhlungen jeweils mit einem Brief an Charlotte von Stein beginnen: Sept. No 1) 8. Fr. v. Stein. Æ:::æ 2.) 15. Fr. v. Stein. Æ:::æ 3 22 Fr. v. Stein mit Beschr. v. Casas Zeichnungen. (Postsendeliste 1, S. 6.) 103,6–7 was ich noch nicht gesehen Æ:::æ zweyten und dritten male] Seit

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seiner Ankunft in Rom Ende Oktober 1786 hatte Goethe in den ersten sechs Wochen seines Aufenthaltes tyglich nach einem festen Plan die wichtigsten Kunstwerke und Sehenswrrdigkeiten Roms aufgesucht (vgl. zu 57,15–16). Um den 12. Dezember 1786 schloss er diese Phase einer ersten systematischen Erkundung ab und legte eine etwa einwschige Pause in seinem Besichtigungsprogramm ein (vgl. zu 68,3), um danach seine Erkundungen fortzusetzen oder zu wiederholen, wenngleich nicht mit der gleichen Intensityt wie zuvor (vgl. zu 68,4). Ab dem neuen Jahr wurde die Besichtigungsfolge wieder dichter. Nachweislich besuchte Goethe den Palazzo di Propaganda Fide (6. Januar), den Palazzo Giustiniani (zwischen 7. und 13. sowie 22. Januar), die kapitolinischen Museen (10. und 18. Januar), die Kirchen Sant’Antonio Abate (17. Januar) und S. Trinit dei Monti (zwischen 20. und 23. Januar), das vatikanische Museo Pio-Clementino (22. Januar), den Garten des Quirinalspalastes (1. Februar), die Stanzen des Raffael und die Sixtinische Kapelle im Vatikan sowie das Kloster Sant’Onofrio (2. Februar) und die Villa Albani (4. Februar). Danach, u. a. bedingt durch die beginnenden Karnevalsfeierlichkeiten in Rom, schrynkte Goethe seine Besichtigungen offensichtlich wieder ein. Nachweise darrber lassen sich bis zur Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 nicht mehr finden. Vgl. Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 8 und 9æ; zu 81,19; zu 82,14; zu 92,23–24; zu 93,15; zu 98,24; zu 104,6–7; zu 104,10. 103,12 einen Brief von dir] Der nicht rberlieferte Brief Charlotte von Steins muss Goethe in den Tagen nach der Absendung seines letzten Briefes an die Freundin am 27. Januar 1787, also wahrscheinlich zwischen dem 29. Januar und 1. Februar 1787, erreicht haben. Da die Briefe aus Weimar nach Rom in der Regel bis zu 19 Tage unterwegs waren, hat Charlotte von Stein ihren Brief wahrscheinlich zwischen dem 10. und 13. Januar 1787 geschrieben und abgeschickt. Er war mithin wahrscheinlich ein Antwortschreiben auf Goethes Brief vom 20. bis 23. Dezember 1786 (Nr 38). 103,12–13 daß du mich liebst Æ:::æ freust] Mit diesem Bekenntnis Charlotte von Steins schien Goethe der Weg zur erwrnschten alten Vertrautheit mit der langjyhrigen Freundin wieder offen, die er durch das Verschweigen seiner Reiseplyne verloren hatte (vgl. zu 45,23). 103,16–17 Rath des Peruginischen Grafen] In seinem „Reise-Tagebuch“ frr Charlotte von Stein hatte Goethe von einem italienischen Mitreisenden, einem aus Perugia stammenden Offizier der Papstgarde, Graf Francesco Torquato Cesarei (Cesare), berichtet, der auf dem Weg zwischen Bologna und Perugia vom 21. bis 25. Oktober 1786 sein Begleiter gewesen war (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 303, 305 und 308). Goethe gibt dort auch eine Weisheit des Grafen kund, die dieser geyußert haben soll, als er Goethe so oft still und nachdenklich fand: che pensa? non deve mai pensar l’vomo, pensando s’invecchia Æ:::æ non deve fermarsi l’huomo in una sola cosa, perche allora divien matto, bisogna aver mille

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cose, una confusion nella testa. (Reise-Tgb. 5; GT I 1, 308. – Was denkt ihr viel! Der Mensch muss niemals denken, denkend altert man nur Æ:::æ Der Mensch muss sich nicht auf eine einzige Sache heften, denn da wird er toll, man muß tausend Sachen, eine Konfusion im Kopfe haben.) 103,17 eine Æ æ] Textverlust durch Papierverschnitt. Msglicherweise folgte hier eine direkte Bezugnahme auf das Zitat des Grafen Cesarei, etwa auf die Aussage von der ,Konfusion im Kopf‘. 103,28 kommt das Carneval] Der Karneval in Rom erreichte in den Tagen der letzten Woche vor Aschermittwoch (21. Februar 1787) seinen Hshepunkt. 104,1 Æ æ schon 3 Junonen] Textverlust durch Papierverschnitt. Msglicherweise berichtete Goethe an dieser Stelle, dass er sich einen weiteren, damit dritten Abguss einer Junobrste angeschafft hatte oder dies noch tun wollte. In der ersten Januarhylfte 1787 hatte er bereits zwei Abgrsse der Brste der berrhmten „Juno Ludovisi“ erworben, die er sehr schytzte (vgl. zu 85,9; zu 101,21). 104,6–7 In der Sixtinischen Capelle Æ:::æ Kerzen geweyht werden.] Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, feiert die rsmisch-katholische Kirche das Fest ,Mariy Lichtmess‘ oder auch ,Darstellung des Herrn‘, das traditionell mit einer Kerzensegnung in der Messe und einer sich anschließenden Lichterprozession begangen wird. Die Feiern erinnern an den ersten Besuch Jesu, eines Erstgeborenen in der Familie, im Tempel von Jerusalem 40 Tage nach seiner Geburt (Mariy Reinigung) zur symbolischen ƒbereignung an Gott. Die Prozession mit den vorher geweihten Kerzen symbolisiert dabei den Empfang Jesu in der Kirche (bei Gott) durch die Glyubigen. ƒber seinen Besuch der Sixtinischen Kapelle berichtet Goethe ausfrhrlicher in der „Italiynischen Reise“ und mit noch styrkerem religionskritischen Impuls: Am zweiten Februar begaben wir uns in die Sixtinische Capelle zur Function, bei welcher die Kerzen geweiht werden. Ich fand mich gleich sehr unbehaglich und zog mit den Freunden bald wieder hinaus. Denn ich dachte: das sind ja grade die Kerzen, welche seit dreihundert Jahren diese herrlichen Gemqhlde verdmstern, und das ist ja eben der Weihrauch, der mit heiliger Unverschqmtheit die einzige Kunstsonne nicht nur umwnlkt, sondern von Jahr zu Jahren mehr trmbe macht und zuletzt gar in Finsterniß versenkt. (IR I, 16. Februar 1787; WA I 30, 271.) 104,9 einen großen Spazirgang] Der Spaziergang frhrte wahrscheinlich vom Petersplatz auf der rechten Tiberseite nach Srden. Goethes Wohnung in der Via del Corso 18 lag in anderer Richtung, etwa zwei Kilometer westlich des Petersplatzes auf der linken Tiberseite. Wer Goethe dabei begleitete, ist nicht bekannt. Vermutlich waren aber Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Karl Philipp Moritz unter seinen Begleitern. 104,10 St. Onufrio wo Tasso in einem Winckel begraben liegt] Das 1419 gegrrndete Hieronymitenkloster und die Kirche von Sant’Onofrio liegen auf dem Gianicolo. Hier starb am 25. April 1595 der italienische Renaissancedichter

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Torquato Tasso. Er wurde auf eigenen Wunsch in einem einfachen Grab auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt er ein prychtiges Monument innerhalb der Kirche von Sant’Onofrio. 104,11 eine Bmste von ihm] Die anfangs in der Klosterbibliothek von Sant’Onofrio aufbewahrte Wachsbrste Tassos sowie seine Totenmaske fanden Eingang in das 1895 im Kloster eingerichtete Dichtermuseum (Museo Tassiano). Goethe ließ sich spyter von Weimar aus einen Gipsabdruck von der Totenmaske Tassos aus Sant’Onofrio anfertigen (vgl. Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 44). Sie befindet sich heute noch in den Kunstsammlungen des GNM in Weimar (Inv.-Nr: GPI/ 00265). 104,16 Schwester und Schwqgerinn] Gemeint sind Louise von Imhoff, verheiratet mit dem aus Franken stammenden Offizier Carl von Imhoff, und Sophie von Schardt, verheiratet mit Charlottes Bruder Carl von Schardt. Beide hatten vermutlich dem Bezugsbrief Charlotte von Steins aus dem Zeitraum zwischen dem 10. und 13. Januar 1787 kurze perssnliche Briefe mit Grrßen beigelegt. 104,17 jedes ein Bildgen] In seinem Brief an Charlotte von Stein vom 17. bis 20. Januar 1787 hatte sich Goethe perssnliche Nachrichten aus dem engeren Freundeskreis gewrnscht, wofrr er sich mit Bildern aus Rom bedanken wollte (vgl. 95,23–25). Wahrscheinlich waren damit Veduten von Rom oder von anderen Stationen seiner Reise gemeint, msglicherweise sogar Zeichnungen von eigener Hand. Ob Goethe sein Versprechen einhielt, ist nicht bekannt. 104,17 Herzoginn] Die regierende Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 104,18 Ihren Brief] Goethe hatte Herzogin Louise am 23. Dezember 1786 einen Brief geschickt (Nr 37), den diese vermutlich am 8. Januar 1787 erhalten und in den nychsten Tagen beantwortet hatte. 104,18 Das Wetter ist so schnn] Auch in den Briefen der Folgetage preist Goethe das schsne Wetter in Rom: Das Wetter ist seit dem 1 Febr ganz himm‘. (118,17.) Am 3. Februar sei es so wie an einem Maytag (108,34 und 112,15) gewesen. Die angenehme Witterung hielt noch rber 14 Tage an (vgl. zu 126,21; zu 137,23). Auch in der „Italiynischen Reise“ erwyhnt Goethe dies ausdrrcklich: Das Wetter ist unglaublich und unsqglich schnn, den ganzen Februar bis auf vier Regentage ein reiner heller Himmel, gegen Mittag fast zu warm. (IR I, 17. Februar 1787; WA I 30, 272.) 104,19 weder Ofen noch Camin] Die Zimmer in der Casa Moscatelli waren nicht beheizbar. Davon hatte Goethe auch schon in seinem Brief an den Weimarer Freundeskreis vom 13. Januar 1787 berichtet (vgl. zu 81,12). 104,20–21 das volle Carneval] Gemeint ist die letzte Karnevalswoche vor Aschermittwoch am 21. Februar 1787. In diesen Tagen kam es vor allem zu vielfyltigen Veranstaltungen im Straßenkarneval.

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104,21 die neuen Opern] Die Karnevalszeit, die etwa von der Jahreswende bis Aschermittwoch reichte, war traditionell die Theatersaison in Rom (vgl. zu 69,25). Das Wochenende war dabei offensichtlich der Zeitpunkt frr Premierenauffrhrungen. 104,23 muß man es doch sehn] Goethe besuchte anfangs wahrscheinlich noch hyufig Auffrhrungen im Theater und in der Oper, spyter immer seltener und nur, um die Strcke kennen zu lernen. Er war von der Qualityt der rsmischen Theater enttyuscht (vgl. zu 115,28–116,3 und 128,15–17). 104,24 nqchsten Posttag] Am Samstag, dem 10. Februar 1787, schickte Goethe seinen nychsten Brief an Charlotte von Stein nach Weimar (Nr 67). 104,25–27 ein Packet Æ:::æ Scherz und Ernst finden wirst] Vgl. zu 95,5. 104,27–28 Herdern Æ:::æ allerley geschickt] Am 27. Januar 1787 hatte Goethe ein Paket an Herder mit Kupferstichplatten zu Motiven des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ zur Weiterleitung an den Verleger Gsschen frr die Ausgabe der „Schriften“ geschickt (vgl. die beiden Erlyuterungen zu 97,6). Es enthielt noch weitere Zugaben (vgl. Beilagen zu Nr 58). 104,30–31 eine Pause der allzustrengen Betrachtung] Vgl. zu 103,6–7. 104,32 auf Neapel freue ich mich] Gemeint ist die bevorstehende Reise nach Neapel und Sizilien, die am 22. Februar begann und bis zum 6. Juni dauerte (vgl. zu 75,5; zu 76,1–2; zu 144,21). 104,33 auf Sicilien] Goethe war rber eine Reise auch nach Sizilien lange unschlrssig gewesen. Den endgrltigen Entschluss dazu fasste er erst wyhrend seines Neapelaufenthaltes in der zweiten Myrzhylfte 1787 (vgl. zu 123,11–12). Im Brief an Charlotte von Stein vom 6. Januar 1787 hatte er die engsten Freunde in Weimar gebeten, eine Entscheidung frr ihn zu treffen. Die signalisierte Zustimmung aus Weimar, die er Mitte Februar 1787 erhielt, bestyrkte ihn schließlich darin, die Insel sechs Wochen lang, vom 1. April bis 11. Mai 1787, zu bereisen (vgl. zu 76,11–12; zu 76,23–25). 104,33 auf den Vorsaal ans Camin] Die Zimmer der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 waren nicht beheizbar (vgl. zu 104,19). Einzig das als Speisezimmer frr die Pensionsgyste genutzte grsßere Zimmer direkt gegenrber der Treppe am Nordeingang der Wohnung (von der Via della Fontanella her) war mit einem Kamin ausgestattet (vgl. Zapperi, Inkognito, 163). 105,3 Nachricht der Aufnahme Iphigeniens] Am 13. Januar 1787 hatte Goethe die neue Versfassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ frr Band 3 seiner Werkausgabe nach Weimar gesandt (vgl. zu 80,1). Im gleichzeitigen Brief an Herder hatte er gebeten, die Neufassung des Dramas zumindest einem Kreis enger Freunde zur Kenntnis zu geben (vgl. 84,13–17). Spytestens Anfang Myrz 1787 muss er erste Reaktionen auf seine Arbeit aus Weimar erhalten haben, die aber im Einzelnen nicht greifbar sind. Vgl. auch zu 107,6. 105,6 meine vier letzten Theile] Frr die noch ausstehenden Bynde 5 bis 8

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der Werkausgabe war eine Reihe von Strcken vorgesehen, die Goethe noch nicht vollendet hatte. Dazu gehsrten die grsßeren Dramen „Egmont“, „Torquato Tasso“ und „Faust“. Spytestens seit Mitte Dezember 1786 hatte sich Goethe dafrr entschieden, diese Werke nicht wie ursprrnglich geplant in einer fragmentarischen, sondern ebenfalls in einer abgeschlossenen Fassung zu versffentlichen (vgl. zu 58,1–2). Das erforderte einen erheblich grsßeren Aufwand an Zeit, als er frr die ƒberarbeitung bisher aufgebracht hatte. 105,7–8 einzeln angreifen] Goethe plante, zunychst die unvollendeten Strcke in der Reihenfolge „Egmont“, „Torquato Tasso“ und „Faust“ fertigzustellen. Dabei kam es aber immer wieder zu Verzsgerungen und Abbrrchen. „Faust“ blieb Fragment und erschien in Band 7 auch erst zum Abschluss der Ausgabe im Jahr 1790 (vgl. zu 94,8). In den anderen Bynden nahm Goethe noch grsßere Umstellungen und Substitutionen vor (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). 105,14 Maaslieben] Maslieben, eine andere Bezeichnung frr Gynseblrmchen. 105,15 Adonis] Adonisrsschen, Pflanzengattung aus der Familie der Hahnenfußgewychse (Ranunculaceae). Der Sage nach sollen sie auf Geheiß der Gsttin Aphrodite aus dem Blut des schsnen Jrnglings Adonis, ihres Geliebten, entsprungen sein, als er von einem Eber getstet worden war (vgl. Ovid, Metamorphosen 10, 717–739). 105,16 das mittqgigere Land] Das srdlichere Land; gemeint ist Neapel und Srditalien. 105,20 den Etna mit Verstand und Sorgfalt bereisen] Goethe war an geologischen wie mineralogischen Fragen stark interessiert. Die einmalige Msglichkeit, Vulkane wie den Vesuv bei Neapel und den †tna auf Sizilien selbst in Augenschein nehmen zu ksnnen, wie es die bevorstehende Reise nach Srditalien versprach, reizte ihn deshalb auf ganz besondere Weise. Den Vesuv bestieg Goethe am 2., 6. und 20. Myrz 1787 und konnte Anfang Juni einen Ausbruch des Vulkans noch einmal aus der Nyhe beobachten (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25; zu 155,25–27). Zum †tna, dem mit rund 3300 m hschsten und aktivsten Vulkan Europas im Nordosten Siziliens, fuhr Goethe am 5. Mai 1787 vom nahe gelegenen Catania aus. Er stieg dabei bis zum 1876 m hohen Doppelkrater Monte Rosso (ital.: Roter Berg) hinauf. Am Tag zuvor hatte Goethe den Professor frr Naturgeschichte an der Universityt Catania Giuseppe Gioeni aufgesucht, sich dessen Lavagesteinssammlung zeigen lassen und fachlichen Rat sowie Instruktionen frr die schwierige und nicht ungefyhrliche Begehung des Vulkangebiets eingeholt. Goethe berichtet darrber in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR II, 4. und 5. Mai 1787; WA I 31, 190–194). Diese unmittelbaren Erfahrungen mit dem Vulkanismus flossen 1789 auch in seinen in den aktuellen Gelehrtenstreit zwischen Vulkanisten und Neptunisten eingreifenden Aufsatz „Vergleichs Vorschlyge die Vulkanier und Neptunier rber die Entstehung des Basalts zu vereinigen“ ein (H: GSA 26/LVII/29; vgl. auch LA I 11, 37 f.).

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105,21 Es ist mit den natmrlichen Dingen wie mit der Kunst] Goethes Methode der Weltbetrachtung und -erkenntnis war vor allem naturwissenschaftlich geprygt. In allen seinen Wirkungsbereichen versuchte er, durch Anschauung und Studium des Konkret-Sinnlichen der einzelnen Natur-Dinge in induktiver Weise zum Wesen hinter der Erscheinung vorzudringen. In den letzten Wochen hatte er sich unter dem Eindruck der einzigartigen Kunstwerke Roms wie auch der vielfyltigen Naturerlebnisse gerade gegenrber Charlotte von Stein sfter darrber geyußert (vgl. zu 62,10–11 und 66,5–7). 105,24 Fritzen] Charlotte von Steins Sohn Friedrich. 105,24–25 durch Kranz etwas schicken auch den kleinen Herders] Goethe war dem Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz Mitte Januar 1787 begegnet, als dieser sich auf dem Weg zum Karneval in Neapel frr einige Tage in Rom aufgehalten hatte (vgl. zu 92,11). Wahrscheinlich schon wyhrend dieser Begegnung hatten beide vereinbart, dass Kranz auf seiner frr das Frrhjahr 1787 vorgesehenen Heimreise eine Schachtel mit Geschenken, vor allem Steine und Pflanzensamen, frr Weimarer Bekannte und Freunde aus Rom mitnehmen und an Goethes Sekretyr Philipp Seidel rberstellen sollte (vgl. 139,1–2). Goethe hatte sie noch kurz vor seiner Abreise nach Neapel fertig gepackt, wahrscheinlich zwischen dem 19. und 21. Februar 1787, und frr Kranz zurrckgelassen (vgl. ebd.). Kranz kehrte aber erst Ende 1787 nach Weimar zurrck (vgl. zu 207,9; zu 207,10–11). Welche Geschenke Goethe frr Friedrich von Stein und die Kinder Herders ausgewyhlt hatte, ist ebenfalls nicht bekannt. Wahrscheinlich waren es Steine und Tonscherben (vgl. 108,30–31). 105,25 Stein] Charlotte von Steins Ehemann Ernst Josias von Stein. 105,25 Ernst] Charlotte von Steins Sohn Ernst. 105,26 Gnchhausen] Louise von Gschhausen war seit 1775 Gesellschafterin und ab 1783 Hofdame der Herzoginmutter Anna Amalia und somit eine von Charlotte von Steins Nachfolgerinnen in diesem Amt. Sie gehsrte zum erweiterten Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein. 105,27–28 kein Bildgen erhalten] In seinem Brief vom 17. bis 20. Januar hatte Goethe versprochen, jedem aus seinem Freundeskreis, der ihm schriebe, ein Bild aus Rom mitzubringen (vgl. 95,24–25). Auf entsprechende Schreiben von Louise von Imhoff und Sophie von Schardt hatte Goethe bereits mit der Bekryftigung seines Versprechens reagiert (vgl. die erste Erlyuterung zu 104,17). 105,29 Klinckovstrom] Der Schwede Leonhard von Klinckowstrsm war seit 1775 Reisemarschall und seit 1781 Hofmarschall am Weimarer Hof. 105,29 B r o k o l i Saamen] Der hier erwyhnte Brokkolisamen war Teil der Paketsendung, die Goethe dem Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz nach Weimar mitgeben wollte (vgl. zu 105,24–25 und 138,17). Goethe hatte den Samen am 2. Februar 1787 gekauft: Febr. 2. Seme di Brocolo (Reiserechnung Italien 1, ÆBl. 9æ). Die eng mit Blumenkohl verwandte Gemrsepflanze

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stammt ursprrnglich aus Kleinasien und war bis ins 18. Jahrhundert in Europa fast nur in Italien bekannt. Der italienische Name Broccoli bedeutet ,Kohlsprossen‘. Auch Karl Philipp Moritz, Goethes Freund in Rom, weist in seinem italienischen Reisetagebuch ausdrrcklich auf das im damaligen Deutschland weitgehend unbekannte Gemrse hin: „Unter den italiynischen Speisen ist eine Art Kohlstaude von vorzrglichem Wohlgeschmack, welche B r o k k o l i heißt, und die selbst Winkelmann, bei dem geistigen Genuß der hohen Kunstschsnheiten, dennoch auch zu rrhmen nicht vergessen hat.“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 141.) 105,30 unsrer Fmrstinn] Wahrscheinlich die regierende Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. Msglicherweise meinte Goethe aber auch die Herzoginmutter Anna Amalia. 105,34 von dem Caffs zuviel weggegeben] Goethe hatte am 14. Oktober 1786 aus Venedig rber Fuhrleute eine Kiste mit Geschenken, worunter sich auch eine grsßere Menge Kaffeebohnen befand, frr Charlotte von Stein nach Weimar geschickt, die erst Ende Dezember bei der Empfyngerin ankam (vgl. zu 13,7; zu 13,26–27). Wie von Goethe gewrnscht, hatte Charlotte von Stein den Kaffee mit Freunden in Weimar geteilt (vgl. zu 67,18–19) und darrber wahrscheinlich in ihrem Bezugsbrief vom 10. bis 13. Januar 1787 berichtet. 106,5 Volckmanns zweyten Teil] Der zweite, Rom und Umgebung gewidmete Band von Johann Jacob Volkmanns „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ (Leipzig 1770). Goethe hatte die insgesamt drei Bynde umfassende Ausgabe (Leipzig 1770/71) von seinem Freund Carl Ludwig von Knebel erhalten und nach Italien mitgenommen, trotz des Umfangs von insgesamt 2400 Seiten; sie wird heute noch in den Bestynden von Goethes Bibliothek im GNM Weimar aufbewahrt. Die Ausgabe weist einzelne Randbemerkungen sowie Anstriche und Unterstreichungen mit Bleistift und teilweise auch mit Tinte von Goethes Hand auf (vgl. Ruppert 316, Nr 2184). – Johann Jacob Volkmann wurde 1732 in eine reiche Hamburger Kaufmannsfamilie hineingeboren. Nach dem Studium der Rechte in Gsttingen und Leipzig brach er 1757 zu einer Bildungsreise nach Italien auf. Im Winter 1757/58 lernte er in Neapel Johann Joachim Winckelmann kennen, eine prygende Begegnung, da Winckelmann seine Interessen auf Altertumskunde und Kunst lenkte. Volkmann blieb bis zum Frrhjahr 1759 in Italien, promovierte im Sommer 1759 in Orlans, hielt sich im Winter 1759 in Paris auf, reiste danach noch in die Niederlande und vielleicht auch nach England. 1764 erwarb er die beiden Grter Zschortau und Biesen im Delitzscher Kreis, wo er bis zu seinem Tod 1803 lebte. Im nahen Leipzig verkehrte er in der Gelehrtenund Kunstszene als Freund von Christian Felix Weiße und Christian Garve sowie guter Bekannter Adam Friedrich Oesers und Michael Hubers; sein Haus in Zschortau stand Freunden und Bekannten offen. Es ist nicht belegbar, aber wahrscheinlich, dass Goethe ihn in seiner Leipziger Studienzeit kennen lernte. (Goethe besprach allerdings spyter in den FGA vom 13. Oktober 1772 [Nr 82] einen

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Band von Volkmanns neuer Sandrart-Ausgabe sehr unfreundlich.) – In Leipzig entstanden Volkmanns Brcher, vor allem die Reisehandbrcher durch Italien, die britischen Inseln, Spanien und Frankreich. Keines dieser Werke verarbeitet eigene Reiseeindrrcke; vielmehr kompilieren sie die wichtigsten vorhandenen Versffentlichungen zu einem Land, nicht nur zur Kunst, sondern auch zur Geschichte und zur …konomie. Die „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ gehen vor allem auf Jr‰me de Lalandes „Voyage d’un Fran€ois en Italie, fait dans les annes 1765 & 1766“ (Paris 1769) zurrck. Weiterhin schspfen sie aus dem zweiten großen franzssischen Italienwerk der Zeit, der „Description historique et critique de l’Italie“ (Paris 1766) des Abbs Jr‰me Richard, ebenso – vor allem was Kunstwerke in Kirchen und Sammlungen angeht – aus Charles-Nicolas Cochins „Voyage d’Italie“ (Paris 1758) und aus Johann Georg Keyßlers eigentlich veralteter Ausgabe „Nereste Reise durch Tertschland, Bshmen, Ungarn, die Schweitz, Italien, und Lothringen“ (2 Bde. Hannover 1740/41). Aus Winckelmanns Schriften wurden u. a. die Beschreibungen des „Apoll vom Belvedere“ und der Tempel von Paestum rbernommen. Die „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ waren Volkmanns bei Weitem erfolgreichstes Buch, das einzige, das eine zweite, bearbeitete Auflage erlebte (Leipzig 1777/78). Seine Absicht sei es gewesen, so Volkmann im Vorwort, dem Mangel „an einem bequemen Buche, zum Unterricht frr Reisende, bey ihrem Aufenthalte in Italien“ abzuhelfen und „von allen Dingen zusammen genommen, darum sich Reisende gemeiniglich zu bekrmmern pflegen, eine richtige und grrndliche Nachricht“ zu geben (Volkmann 1, III). Trotz Volkmanns universellen Interessen stehen die Beschreibungen der Bauten und der Kunstwerke im Mittelpunkt. Dazu heißt es im „Vorbericht“: „Da die Besehung der Werke der Kunst, und vorzrglich der Gemylde, bey den meisten eine Hauptursache der Reise nach Italien ist, so haben wir uns auch am ausfrhrlichsten dabey aufgehalten, obgleich sehr viele merkwrrdige Strcke, zu Vermeidung einer gar zu trocknen Weitlyuftigkeit, rbergangen sind.“ (Volkmann 1, XVII.) Der erste Band ist Piemont, der Lombardei, der Emilia (mit Bologna), der Toskana und einigen Teilen Latiens gewidmet, der dritte befasst sich zunychst mit der Campagna und Neapel, danach – im Sinne einer Reise gen Norden – mit anderen Teilen Latiens, Umbrien, Teilen der Marken, der Romagna, Venetien (mit Venedig) und Ligurien. Der zweite Band gilt Rom und Umgebung. Die Darstellung ist nach den 14 Rioni, den Stadtteilen, gegliedert; innerhalb der Rioni folgt sie bei der Beschreibung der Sehenswrrdigkeiten weitgehend den topographischen Gegebenheiten. Vorangestellt ist ein umfangreicher Abschnitt zu St. Peter und zum Vatikan. Das letzte Viertel des Bandes ist Fragen der Staats- und Kirchenorganisation, der Rechtsprechung und der …konomie, dem Theater, der Wissenschaft, der Kunst, aber auch allgemeiner den Sitten und Gebryuchen gewidmet. Ein Abschnitt „Vom Clima und der Gegend um Rom“ beschließt den Band. Goethes Beschreibungen einzelner Bauwerke, Kunstwerke und kultureller Besonderheiten verraten des …fteren

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das vorherige Studium der entsprechenden Passagen in Volkmanns Darstellung. Zahlreiche Anstreichungen und Randnotizen in Goethes Exemplar belegen seine intensive Auseinandersetzung mit Volkmanns Werk gerade auch immer wieder im Vorfeld seiner Besichtigungen (vgl. dazu auch die Zusammenstellung in: Briefe aus Italien, 423–425). Interessanterweise lysst sich eine Lektrre anderer Romfrhrer der Zeit (etwa des sehr verbreiteten Giuseppe Vasis) nicht nachweisen; solche haben sich auch nicht in Goethes Bibliothek erhalten. Zurzeit befindet sich eine kommentierte Neuausgabe von Volkmanns „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ durch Markus Bernauer in Vorbereitung. 106,14–16 das Colisee Æ:::æ Kirchelchen drinne] ƒber das Kolosseum vgl. zu 21,9. Einen Andachtsort frr die christlichen Myrtyrer, die innerhalb des Kolosseums zu Tode kamen, drrfte es seit dem 6. oder 7. Jahrhundert gegeben haben. 1622 rbernahm die Confraternita del Gonfalone die kleine Kirche, die als S. Maria della Piet al Colosseo bis heute existiert. Hier ließ sich ein Msnch nieder, der die Kapelle unterhielt und zugleich als Kustode des Kolosseums diente (und daher auch von vielen Besuchern als ,Eremit‘ erwyhnt wird). Innerhalb des Amphitheaters waren 1749 im ƒbrigen auch 14 Kapellen zu Ehren der Myrtyrer gebaut worden (1874 abgetragen). ƒber den nychtlichen Eindruck des Kolosseums vgl. 25,31–26,1. Goethe hatte das Kolosseum mehrmals besucht und sich immer wieder von der Grsße und Einmaligkeit des Bauwerks beeindruckt gezeigt. 106,23 das Pantheon] Vgl. zu 20,6. 106,23–24 das Capitol] Die Piazza del Campidoglio auf dem Kapitolshrgel verdankt ihr Erscheinungsbild vor allem Ideen Michelangelos: Der mittelalterliche Senatorenpalast erhielt eine Treppenanlage nach seinem Entwurf (ab 1541) und eine neue Fassade von seinen Nachfolgern (ab 1582), der Konservatorenpalast wurde ab 1563 nach seinem Entwurf von Giacomo della Porta errichtet, der Palazzo Nuovo (ab 1603, vollendet 1654) ist in der Fassade die spiegelbildliche Entsprechung des Konservatorenpalastes. Auf Michelangelo geht auch die Aufstellung des Reiterstandbildes von Marc Aurel zurrck und die Cordonata, die monumentale Treppenanlage, die zum Platz hinauffrhrt. Goethe hatte das Kapitol mehrfach aufgesucht, zuletzt am 18. Januar 1787 (vgl. zu 92,23–24). 106,24 Vorhof der Peterskirche] Der Petersplatz. Die elliptische Anlage (2406340 m groß), gesyumt von einer Kolonnade mit 284 dorischen Syulen von 15 m Hshe, auf der 144 rberlebensgroße Heiligenfiguren stehen, wurde zwischen 1656 und 1667 von Giovanni Lorenzo Bernini angelegt. In ihrer Mitte steht ein Obelisk (vgl. zu 32,20). Goethe hatte den Vatikan sehr hyufig besucht (vgl. zu 57,15–16), zuletzt am Vortag, dem 2. Februar (vgl. zu 104,6–7). 106,26–27 schreibst du den Freunden aus] Ob Charlotte von Stein Goethes Aufforderung nachkam, ist nicht bekannt. In seinem Brief vom 6. Januar 1786 hatte er ihr bereits die Weiterverbreitung seiner Berichte und Briefe aus Italien freigestellt (vgl. 74,1–3). Die so genannten ,ostensiblen‘ Briefe, die Goethe seit

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Anfang November 1786 regelmyßig an seinen Freundeskreis in Weimar geschrieben hatte (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 10 und zu 15,34–16,3) und die vor allem Berichte rber seine Besichtigungen der Kunst- und Kulturschytze in Rom enthielten, frhrte er in der Folgezeit nicht mehr fort. Sein vorlyufig letzter Brief in dieser Reihe war vom 25. Januar 1787 gewesen (Nr 57). Diesem folgte lediglich noch einer am 17. September 1787 (Nr 104). Goethes Vorschlag, die Passagen mit eindeutigem Reiseberichtscharakter aus seinen Briefen herauszulssen und zu verbreiten, zielte deshalb nicht zuletzt auch darauf, seine bisherigen ostensiblen Schreiben dadurch zu ersetzen. 106,28–29 Theile auch manchmal Wielanden Æ:::æ etwas mit.] Christoph Martin Wieland wurde von Goethe als Dichter und einflussreicher Literaturvermittler sehr geschytzt, dennoch bestand immer eine gewisse Distanz zu ihm. Wieland hatte bisher nur einen Brief von Goethe aus Rom erhalten, der zudem nur die Empfehlung eines jungen Kunsthistorikers zum Anlass hatte (Nr 18). Er gehsrte auch nicht in den Kreis der Adressaten der ostensiblen Briefe (vgl. zu 15,34–16,3). 106,30 nichts abgeschrieben] Goethe befrrchtete wohl eine unkontrollierte Weitergabe und in deren Folge eventuell sogar den unautorisierten Druck seiner Aufzeichnungen und Berichte. Von Anfang an hegte er die Absicht, einen eigenen Bericht rber seinen Italienaufenthalt zu versffentlichen. Schon am 14. Oktober 1786 hatte er anlysslich der ƒbersendung seiner Reisetagebrcher an Charlotte von Stein darum gebeten, diese selektiv abzuschreiben, um sie danach leichter frr eine Versffentlichung bearbeiten zu ksnnen (vgl. 10,17–21). 106,32 Einsiedeln] Friedrich Hildebrand von Einsiedel war seit 1776 Kammerherr der Herzoginmutter Anna Amalia; er spielte als Schriftsteller, ƒbersetzer, Komponist und Theaterarrangeur eine herausgehobene Rolle im hsfischen Kulturleben Weimars. Vgl. auch die einleitende Erlyuterung zu Nr 118.

61. An Johann Gottfried und Caroline Herder Rom, 3. Februar 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,8(–19)623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813– 1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss zu Nr 63 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 343–345, Nr 44. WA IV 8 (1890), 162–165, Nr 2565.

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Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Johann Gottfried und Caroline Herders vom 15. Januar 1787 (vgl. zu 107,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 3. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 107,1 Auf Euren Brief] Der nicht rberlieferte Brief von Johann Gottfried und Caroline Herder war eine Antwort auf Goethes Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 und erreichte Goethe zwischen dem 31. Januar und 3. Februar 1787. 107,3–4 Quartblqttern] Papierformat, dessen Grsße sich aus der doppelten Faltung (Viertelung) eines Papierbogens ergibt. 107,5 daß Iph. angekommen] Vgl. zu 125,8. 107,6 wie sie aufgenommen worden] Wahrscheinlich erhielt Goethe nicht vor Anfang Myrz 1787 erste Einschytzungen seiner neuen Dramenfassung der „Iphigenie auf Tauris“ aus Weimar, die jedoch eher zurrckhaltend gewesen sein mrssen: Mich freut, daß ihr nun mit der neuen Bearbeitung der Iphigenia euch befreundet; noch lieber wqre mir’s, wenn euch der Unterschied fmhlbarer geworden wqre. (IR II, 3. Myrz 1787; WA I 31, 25.) Ich merke wohl, daß es meiner Iphigenie wunderlich gegangen ist, man war die erste Form so gewohnt Æ:::æ nun klingt das alles anders, und ich sehe wohl, daß im Grunde mir niemand fmr die unendlichen Bemmhungen dankt. (IR II, 3. und 16. Myrz 1787; WA I 31, 53.) Direkte †ußerungen von Eingeweihten und Freunden wie Caroline und Johann Gottfried Herder, Wieland, Knebel oder Charlotte von Stein sind nicht rberliefert. Philipp Seidel kritisierte in einem ebenfalls nicht rberlieferten Brief vom 7. Myrz einzelne Passagen der Neubearbeitung, die gegenrber der Prosafassung an Wirkung eingebrßt hytten (vgl. zu 145,1; zu 145,9–10). Wieland versffentlichte schließlich zum Erscheinen der ersten vier Bynde der „Schriften“ eine Ankrndigung, die die „Vorstellungsart der Personen“, das „Costum“ und die „Sprache“ sowie insgesamt die Manier der Nachahmung antiker griechischer Dichtung hervorhebt (Der Teutsche Merkur, September-Heft 1787, S. CXXIII). 107,9 Durch Rom hab ich mich durchgesehn] Nach rund sechs Wochen Aufenthalt in Rom mit einem festen tyglichen Programm der Erkundung der Stadt und ihrer Kunstschytze (vgl. zu 57,15–16) hatte Goethe bereits im Dezember 1786 einen ersten Abschluss seiner Romstudien verkrndet (vgl. zu 68,3). Kurz vor Weihnachten 1786 begann er aber damit, seine Erkundungsgynge, wenn auch nicht mehr in der Intensityt wie bisher, fortzusetzen, um Verschiedenes nachzubereiten und zu vertiefen (vgl. zu 68,4; zu 103,6–7). 107,10–11 Die Mummereyen Æ:::æ dann nach Napel.] Zum rsmischen Karneval vgl. zu 117,32; zur Reise nach Neapel vgl. zu 104,32. – Zu ,Napel‘ vgl. zu 35,33. 107,11–12 Palmarum bin ich wieder da] Lat. (Dies) palmarum: (Tag) der

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Palmen; letzter Sonntag im Passionszyklus eine Woche vor Ostern, benannt nach dem Einzug Jesu in Jerusalem, bei dem ihm das Volk wie einem Ksnig huldigte und Palmzweige auf seinem Weg ausbreitete (vgl. Matthyus 21,1–11). Der Palmsonntag fiel 1787 auf den 1. April. Goethe kehrte aber entgegen seiner ursprrnglichen Planung von seiner Reise nach Neapel erst am 6. Juni zurrck, weil er ab dem 1. April noch einen sechswschigen Aufenthalt in Sizilien einschob. 107,12–13 wie mir Eure Stimmen zurufen] Vgl. zu 92,10. 107,13–14 nach Ostern gleich nach Sicilien] Goethe hatte ursprrnglich frr die Zeit nach Ostern 1787 seine Rrckreise nach Weimar vorgesehen (vgl. zu 50,12), inzwischen aber von Herzog Carl August unbegrenzten Urlaub erhalten (vgl. zu 100,26–27). Der Aufenthalt in Sizilien war zu diesem Zeitpunkt zwar schon in verschiedenen Varianten geplant, die Realisation aber immer noch offen (vgl. zu 119,25; zu 119,29). 107,22–23 lesen wir Winckelmanns Gesch. der Kunst zusammen] ƒber ein gemeinsames Studium von Johann Joachim Winckelmanns Hauptwerk „Geschichte der Kunst des Alterthums“ nach Goethes Rrckkehr im Juni 1788 ist nichts bekannt (vgl. auch zu 84,29–30). Herder brach selbst schon am 6. August 1788 zu einer Reise nach Rom auf (vgl. die zweite Erlyuterung zu 274,1). 107,24–25 nur Beyspiele genug] Die von Winckelmann in seiner Darstellung beschriebenen antiken Kunstwerke hatte Goethe zu einem Großteil perssnlich in Rom in Augenschein nehmen ksnnen. Winckelmanns Buch hatte ihm dabei immer wieder zur Vorbereitung und Studienanleitung gedient (vgl. zu 41,21). 107,29 August] Der 1776 geborene zweite Sohn Herders (vgl. GB 6 II, zu 241,6). 107,29 Pqllqste] Wahrscheinlich Abbildungen rsmischer Palazzi. ƒber solche Reisegeschenke ist nichts Nyheres bekannt. 107,29 Gottfried] Der 1774 geborene ylteste Sohn Herders. 107,29–30 beyde sollen befriedigt werden] Dazu ist Nyheres nicht bekannt. 107,30–31 Studium antiker Marmorarten] Gemeint ist eine Sammlung als Ergebnis der eingehenden Beschyftigung und Auseinandersetzung mit den historischen Mineralien und Steinen der Bauten Roms (vgl. auch zu 95,18). Ob Goethe sein Versprechen einhielt, ist nicht bekannt. 108,3 in einigen Jahren wieder hierher] Zu einem derartigen zweiten Italienaufenthalt kam es nicht. Allerdings reiste Goethe im Myrz 1790 noch einmal nach Venedig, um die Herzoginmutter Anna Amalia von ihrer Italienreise abzuholen. Er blieb sieben Wochen in der Stadt und kehrte nach dreimonatiger Reise am 18. Juni 1790 wieder nach Weimar zurrck. 108,5–6 in den I d e e n Æ:::æ Geschichte zurechte rmckst] Zur Entstehungsgeschichte von Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ vgl. GB 6 II, zu 5,18–19; zu 69,15. Frr den kurz vor dem Abschluss stehenden

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Band 3 (1787) und den noch ausstehenden Band 4 (1791) war die Darstellung der Geschichte der Vslker vom alten China bis hin ins christliche Europa geplant. Die Geschichte des Rsmischen Reiches wurde im 14. Buch des 3. Teils behandelt. 108,9 Ubersicht der Vnlcker] Vgl. die vorhergehende Erlyuterung. 108,10 Monsigr. Borgia] Monsignore Stefano Borgia (vgl. zu 82,31). 108,12 Antiquitqten Cabinet] Das Museo Borgia in Velletri an den srdlichen Auslyufern der Albaner Berge, etwa 40 km srdsstlich von Rom gelegen, gehsrte eigentlich Giovanni Paolo Borgia, Malteserritter und Bruder Stefano Borgias. Das Museum war berrhmt frr seine wertvollen Sammlungen, die nicht nur griechische und italische (etruskische, volskische) Antiken enthielt, sondern auch Strcke aus islamischen Lyndern und aus Indien. Die unter der Bezeichnung ,Museo Sacro‘ bekannte Sammlung umfasste sowohl Gemylde wie auch liturgische Gegenstynde vom Hochmittelalter an. 1814 wurden die im Familienpalast in Velletri aufbewahrten Sammlungen von Camillo Borgia, dem Neffen Stefanos, an Joachim Murat, damals Ksnig von Neapel, verkauft. Die Objekte sind heute rber die Museen Neapels verteilt. In Rom aufbewahrte Teile der Sammlung (der Kardinal wohnte zuletzt im Palazzo Altemps) werden heute von der Rechtsnachfolgerin der Sacra Congregatio de Propaganda Fide, der Congregazione per l’Evangelizzazione dei Popoli, im Vatikan aufbewahrt (vgl. La collezione Borgia. Curiosit e tesori da ogni parte del mondo. Hrsg. von Anna Germano und Marco Nocca. Neapel 2001). Goethe besichtigte die Sammlung am 22. Februar 1787 am Beginn seiner Reise nach Neapel: Nun besahen wir das Kabinett des Cavaliere Borgia, welcher, begmnstigt durch die Verwandtschaft mit dem Cardinal und der Propaganda, treffliche Alterthmmer und sonstige Merkwmrdigkeiten hier zusammenstellen konnte: qgyptische Gntzen, aus dem hqrtesten Steine gebildet, kleinere Metallfiguren frmherer und spqterer Zeit; in der Gegend ausgegrabene, aus Thon gebrannte, flach erhobene Bildwerke, durch welche veranlaßt man den alten Volskern einen eignen Stil zuschreiben will. (IR II, 22. Februar 1787; WA I 31, 6.) 108,14–15 ein Geistlicher Æ:::æ ein Werck auszuarbeiten] Nicht ermittelt. 108,16 von der Insel Paros Stmcke Marmor] Auf der griechischen Kykladeninsel Paros in der †gyis wurde seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. Marmor abgebaut. Der parische Marmor ist feinksrnig, weiß und wegen seiner Lichtdurchlyssigkeit in der Bildhauerkunst seit der Antike sehr begehrt. Grobksrnigere Abstufungen, meist gryulich und pigmentiert, fanden als Baumaterial Verwendung. 108,19 verschiednen weisen Marmors] ƒber den Erwerb dieser Mustersammlung berichtet Goethe auch in seinem Brief an Herzog Carl August vom 3. Februar 1787 (vgl. 113,7–14) und in der „Italiynischen Reise“, allerdings schon unter dem 18. November 1786: Ein Geistlicher, der sich jetzt in Frankreich aufhqlt und mber die antiken Steinarten ein Werk auszuarbeiten dachte, erhielt durch die Gunst der Propagande ansehnliche Stmcke Marmor von

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der Insel Paros. Diese wurden hier zu Musterstmcken verschnitten, und zwnlf verschiedene Stmcke auch fmr mich bei Seite gelegt, vom feinsten bis zum grnbsten Korn, von der grnßten Reinheit und dann minder und mehr mit Glimmer gemischt, jene zur Bildhauerei, diese zur Architektur anwendbar. (IR I; WA I 30, 218.) 108,23 laßt die Kinder schreiben] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18; zu 56,20. 108,24 schreibt mir auch oft] Vgl. zu 55,28–29 und die einleitende Erlyuterung zu Nr 2. 108,24 adressirt die Briefe nur hierher] An Goethes Adresse in Rom (vgl. zu 25,17–18). 108,24–25 gebt sie Seideln] Goethes Sekretyr Philipp Seidel war die Schaltstelle frr Goethes Kontakte nach Weimar. ƒber ihn wurden nicht nur alle geschyftlichen Angelegenheiten und die Geldrberweisungen, sondern auch ein Großteil des Briefverkehrs abgewickelt (vgl. auch die einleitende Erlyuterung zu Nr 5). 108,26 Tag der mich zu euch zurmckbringen wird] Der Zeitpunkt von Goethes Heimkehr war noch ungewiss (vgl. zu 107,11–12; zu 107,13–14). Goethe verschob seine Heimreise noch mehrfach (vgl. zu 161,6). Er verließ Rom am 24. April 1788 und kam am 18. Juni 1788 wieder in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 108,28 Xr.haus X] Vermutlich: Kreuzer Hauskreuz. Goethe reagierte mit diesem kompilierten Zeichen-/Wortspiel aus der rblichen Abkrrzung frr Kreuzer, Xr., und der Darstellung frr Hauskreuz, haus X (vgl. die erste Erlyuterung zu 55,22), vermutlich auf eine Doppelklage der Herders, die sie rber die anhaltenden Krankheitsfylle in der Familie sowie rber ihre chronischen Geldsorgen im nicht rberlieferten Brief vom 15. Januar 1787 gefrhrt haben drrften. Herder ksnnte dies etwa so ausgedrrckt haben, dass man zwar viele Krankheiten, aber keinen Kreuzer im Haus hytte. Eine alternative Msglichkeit der Auflssung ksnnte lauten: Dezember Hauskreuz. Goethe hytte damit lediglich auf die seit November 1786 anhaltenden und sich im Dezember weiter verstyrkenden Krankheiten der im Hause der Herders lebenden Kinder Bezug genommen, von denen die Eltern das erste Mal schon in ihrem Novemberbrief berichtet hatten (vgl. zu 55,17). 108,28–29 dessen Ende ich Æ:::æ herzlich wmnsche] Die seit Oktober 1784 im Haus der Herders lebende 15-jyhrige Nichte Caroline Herders, Philippine Caroline Goll, war im April 1787 von ihrer schweren Krankheit zumindest so weit genesen, dass sie im Mai zu ihrem Onkel Ferdinand Maximilian Flachsland reisen konnte (vgl. Herder an Johann Georg Hamann, 28. April 1787; HB 5, 224). Auch der Zustand der an Keuchhusten erkrankten Kinder der Herders hatte sich bis auf den des jrngsten Sohnes, des dreijyhrigen Emil, im April ebenfalls gebessert (vgl. ebd., 223). 108,30 Kranzen] Vgl. zu 105,24–25.

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108,34 Ein Maytag!] Auf die klimatischen Vorzrge Italiens, die den italienischen Winter einem deutschen Frrhling yhnlich erscheinen lassen, kommt Goethe hyufig zu sprechen, so z. B. in der „Italiynischen Reise“: Man merkt den Winter nicht, die Gqrten sind mit immergrmnen Bqumen bepflanzt, die Sonne scheint hell und warm, Schnee sieht man nur auf den entferntesten Bergen gegen Norden. (IR I, 13. Dezember 1786; WA I 30, 236.) Weiter vgl. auch die zweite Erlyuterung zu 104,18.

62. An Christian Gottlob Voigt

Rom, 3. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; vgl. Nr 83. – Egh., Empfangs- und Antwortvermerk: „empfangen den 19. Februar 1787 / resp. d. 14. Mart. 1787“ (nach E und WA IV 8, 396). – Beischluss zu Nr 63 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Goethe-Voigt1 (1868), 123–125, Nr 2. WA IV 8 (1890), 165–167, Nr 2566. Textgrundlage: WA. – Beiden textkritisch relevanten Drucken lag noch H zugrunde. Frr den Druck in der WA wurde H erneut kollationiert (vgl. WA IV 8, 385). Im Unterschied zu E wird in der WA die im 18. Jahrhundert gebryuchliche ck-Schreibung nach l, m, n, r beibehalten und „ff“ verwendet, wo E die Schreibung in „f“ yndert (vgl. ƒberlieferungsvarianten). Allerdings lsst die WA auch eine Abkrrzung auf, vermerkt dies aber in den Lesarten (vgl. WA IV 8, 396). ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

109,1 zurmckgelaßenen] zurmckgelassenen E 109,1–2 Geschqfften] Geschqften E 109,6 Geschqffts] Geschqfts E 109,8 Geschqfften] Geschqften E 109,10 Krqfften] Krqften E 109,16 dancke] danke E 109,16 ausser] außer E 109,16–17 gemeinschafftlichen] gemeinschaftlichen E 109,17 Geschqfften] Geschqften E 109,23–24 Gegenwqrtige] gegenwqrtige E 109,27 Treibwerck] Treibwerk E 109,28 laßen] lassen E 110,1 dencken] denken E 110,4 Rath] Rathe E 110,5 knnnten;] knnnten, E 110,8 uber] Ueber E 110,9 Guts] Gutes E 110,10 L. C. R. (nach Lesarten in WA IV 8, 396)] Land Cammer Rath WA 110,12 Grmße] Grmsse E 110,12 Hrn.] H. E ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Voigts vom 20. November 1786 sowie zwei weitere nicht rberlieferte Briefe, die zwischen dem 2. Dezember

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1786 und 18. Januar 1787 verfasst wurden (vgl. zu 109,3; zu 109,15). – Der Antwortbrief vom 14. Myrz 1787 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 3. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 109,3 Ihres Briefs] Voigt war der im Brief vom 18. September (Nr 4) ausgesprochenen Bitte Goethes, ihm rber die Ilmenauer Steuer- und Bergwerksangelegenheiten zu berichten, unmittelbar nachgekommen und hatte seinen nicht rberlieferten Brief vom 20. November 1786 Goethes Sekretyr Philipp Seidel rbergeben (vgl. zu 48,18). Da Goethe im Folgenden den Unfall eines Mitarbeiters am Ilmenauer Bergbau erwyhnt (vgl. zu 109,5), der sich am 2. Dezember 1786 ereignet hatte, und spyter auf einen dritten Brief (vgl. zu 109,15) eingeht, bezieht er sich hier wahrscheinlich auf den nicht rberlieferten zweiten Brief Voigts, der zwischen dem 2. Dezember 1786 und 14. Januar 1787 geschrieben worden sein ksnnte. 109,4 nach Hause zurmckzukehren] Vgl. zu 108,26. 109,5 Unfall des Geschwornen] Der Geschworene Johann Gottfried Schreiber hatte sich am 2. Dezember 1786 bei einem Sturz vom Pferd den Arm gebrochen (vgl. Goethe und Ilmenau, 190). Als ,Geschworene‘ wurden die vereidigten Mitglieder eines Bergamtes bezeichnet. Zu ihren Aufgaben gehsrte die Aufsicht rber die bergmynnischen Arbeiten. Schreiber war zugleich Bergmeister und beriet Goethe und Voigt in Bergwerksangelegenheiten. 109,7 Ursache zur Freude] Gemeint sind die Berichte Voigts rber die Fortschritte beim Ilmenauer Bergbau. 109,8–9 meinen Teil in diesen Geschqfften zu tragen] Vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 4. 109,9 indeß ich im fremden Lande auch fmr Sie mit sammle] Msglicherweise nicht nur eine allgemeine Aussage, sondern ein Hinweis auf Goethes Sammeln von Gesteinsarten. In dem von ihm angefertigten „Verzeichniß verschiedner Gebrrgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiynischen Reise 1786, 87 und 88 gesammelt“ (H: GSA 26/LXIV,3,19) findet sich eine Vielzahl von Gesteins- und Mineralienproben, die er nach Weimar mitbrachte. Voigt, ein getreuer Mitarbeiter auch im mineralogischen Felde (WA I 35, 32), sammelte ebenfalls Steine, besaß jedoch nach der Einschytzung des Naturforschers Martin van Marum nur eine unbedeutende, unsystematische Sammlung (vgl. MarumReisetgb. [20. Juli] 1798, 263). Ob Goethe von der Reise auch Steinmaterial frr Voigt mitbrachte, ist nicht bekannt. 109,11 Was Sie Æ:::æ publiciren mngen] Voigt versffentlichte die „Zweyte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ am 1. Februar 1787 (vgl. zu 8,11). 109,15 Ihr dritter Brief] Wahrscheinlich zwischen dem 15. und 18. Januar 1787 geschrieben (vgl. auch zu 109,3). 109,19–20 Weisen Sie ja Ackermannen an Æ:::æ Steuern in Vorschlag gebracht] Der Justizamtmann Heinrich Anton Ackermann hatte in seiner Funktion

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als Untersteuerdirektor der Ilmenauer Steuerkommission (seit 1779) am Ende jedes Jahres vorzuschlagen, wie viele Steuertermine es im kommenden Jahr geben sollte. Goethe war als Leiter der Steuerkommission seit 1781 und Voigt als sein Mitarbeiter seit 1785 mit der Reformierung des Ilmenauer Steuerwesens betraut (vgl. zu 7,14). 109,21–22 der Teufel hat den Narren gemacht] Vermutlich Analogiebildung zur sprichwsrtlichen Redensart „Hat uns der Teufel mit Narren beschissen“ (vgl. Wander, Sprichwsrter-Lexikon 4, 1124, Nr 1552). 109,25 Berichtigung der Heerdeschillings Differenz] Die Herdschillinge waren eine Steuerabgabe im Sinne einer Haushaltssteuer, die in den nahe bei Ilmenau gelegenen Dsrfern Heyda, Wipfra und Schmerstedt eingezogen wurde. Goethe wollte als Leiter der Ilmenauer Steuerkommission den Herdschilling abschaffen. Es handelte sich dabei um eine alte Abgabe, deren Rechtmyßigkeit von den Dsrfern angezweifelt wurde. 1797 wurde sie schließlich erlassen (vgl. ThHStA, Sign.: B 17093, Bl. 241–248). 109,27 da das Treibewerck geht] Gemeint sind Arbeiten den im Februar 1784 wieder aufgenommenen Ilmenauer Bergbau betreffend. Das neue Treibwerk frr den Johannisschacht, eine „Maschine durch welche die Berge und andere Lasten aus dem Schachte gezogen werden“ (Zweyte Nachricht, 4), bestand aus einem Kehrrad und einer Seiltrommel und war im November 1786 erstmals zum Einsatz gekommen (vgl. Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, 182 f.). 109,30 von Zeit zu Zeit zu schreiben] Voigt schrieb an Goethe in der Folgezeit mindestens sieben weitere Briefe, so noch im Laufe des Februar, am 14. Myrz, zwischen dem 6. September und 4. Oktober, am 23. November 1787 sowie zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787, am 14. Januar und am 31. Myrz 1788. Keiner der Briefe ist rberliefert. 109,31 nicht so bald antworte] Goethe schickte bereits am 23. Myrz 1787 seinen nychsten Brief an Voigt (Nr 83). 110,3 Bernstein schreibt mir] Johann Gottlob Bernstein war Wundarzt und Bergchirurgus in Ilmenau. 1786 zog er von Ilmenau nach Weimar, nachdem er am 2. Juni 1786 durch Herzog Carl August zum Kammerdiener ernannt worden war. In einem offiziellen Gesuch vom 20. April 1787 wandte sich Bernstein an Herzog Carl August und yußerte darin den Wunsch, wieder nach Ilmenau zurrckkehren zu drrfen (vgl. ThHStA, Sign.: B 16248, Bl. 187). Der Herzog stimmte zu (vgl. Bruchstrcke aus dem Leben Johann Gottlob Bernstein’s, Doctors der Arzneiwissenschaft und Professors an der Universityt zu Berlin. Hrsg. von Johann Theodor Christian Bernstein. Frankfurt/M. 1836, S. 55). Der Brief Bernsteins an Goethe ist nicht rberliefert. 110,4 Er hat meinem Rath Æ:::æ nicht gefolgt] Offensichtlich hatte Goethe noch wyhrend seines Aufenthaltes in Ilmenau vom 12. bis 17. Juni 1786 Bernstein abgeraten, die Stelle in Ilmenau aufzugeben.

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BRIEF 63

110,8 Reinholds Verpflanzung] Karl Leonhard Reinhold, ein Schwiegersohn Wielands, arbeitete seit 1784 in Weimar am „Teutschen Merkur“ mit. 1787 wurde er zum außerordentlichen Professor der Philosophie nach Jena berufen; 1794 folgte er einem Ruf nach Kiel. 110,10 L. C. R. Riedel] Landkammerrat Cornelius Johann Rudolf Ridel war durch Goethes Frrsprache als Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich am Weimarer Hof eingestellt worden (vgl. zu 102,17–18). 110,12 Den Ihrigen] Vgl. zu 8,26. 110,12–13 Hrn. Bergsekretair] Voigts Bruder, Johann Carl Wilhelm Voigt, war seit 1783 als Bergsekretyr und technischer Leiter des Ilmenauer Bergbaus in der von Goethe gefrhrten Bergwerkskommission tytig. Goethe hatte ihn in einem Brief an Herzog Carl August vom 29. August 1783 frr diese Stellung empfohlen (vgl. WA IV 6, 189 f.). Voigt beteiligte sich maßgeblich an den zeitgensssischen Debatten rber Mineralogie und Geologie, worrber er Goethe auch in Briefen nach Italien informierte (vgl. zu 243,24). 63. An Philipp Seidel

ÆRomæ, 3. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 2 Bl.: 1. Bl. 11,5619 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 11,569,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 1 Rs. am rechten Seitenrand leichte Textschydigungen durch Restaurierung. – Beischlrsse: Nr 60, 61 und 62 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Goethe-Seidel (1871), 339 f., Nr 11. WA IV 8 (1890), 167–169, Nr 2567. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 15. Januar 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 110,15). – Der Antwortbrief vom 7. Myrz 1787 (vgl. 144,19–20) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 3. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 110,15 Dein Briefgen vom 15 Jan] Seidels nicht rberlieferter Antwortbrief auf Goethes Brief vom 30. Dezember 1786 (Nr 42). Seidel hatte ihn am 16. Januar unter der Adresse von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein nach Rom abgeschickt (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1). 110,15 Beylagen] Genaueres ist nicht bekannt. Vermutlich hatte Seidel in Weimar eingelaufene Briefe an Goethe, Teile oder Auszrge von Rechnungen und andere Dokumente mitgeschickt. Wahrscheinlich waren auch der im vorliegenden

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Brief erwyhnte Brief von Christian Friedrich Schnauß und ein in Weimar eingegangener Brief Kaysers unter den Papieren (vgl. zu 110,18–19; zu 115,10). 110,15–16 die vorhergehenden] Der letzte nachweisbare Brief Seidels an Goethe stammte aus dem Zeitraum vom 20. bis 23. November 1786. Er ist nicht rberliefert. Goethe bestytigte seinen Eingang am 9. Dezember 1787 (vgl. zu 47,15). Wahrscheinlich hatte Seidel nach Aufforderung Goethes aber auch einen Brief Christian Gottlob Voigts an Goethe vom 20. November 1786 mit einer Sendung aus den Tagen um die Jahreswende 1786/87, wahrscheinlich am 1. Januar 1787, nach Rom geschickt (vgl. zu 48,18). 110,17 Geh. R.] Abgekrrzt frr ,Geheimen Rat‘. 110,17 Schnauß] Seinen Kollegen im Geheimen Consilium des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach Christian Friedrich Schnauß hatte Goethe zuletzt am 2. September noch aus Karlsbad und am 13. Dezember 1786 aus Rom rber Seidel grrßen lassen (vgl. GB 6 II, zu 231,13; zu 49,23). 110,18–19 mit der nqchsten Post Æ:::æ erwiedern] Nachdem spytestens im Dezember 1786 in Weimar auch offiziell bekannt geworden war, dass sich Goethe in Rom aufhielt und noch frr einige Zeit in Italien bleiben wrrde, somit also bis auf Weiteres seine Dienstgeschyfte am Weimarer Hof nicht wahrnehmen konnte, hatte sich Schnauß mit einem Brief an den Kollegen gewandt, den er wahrscheinlich in der ersten Januarhylfte Seidel zur Befsrderung rbergeben hatte (vgl. die beiden Erlyuterungen zu 110,15). Goethe antwortete Schnauß mit einem nicht rberlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Februar 1787 (vgl. EB 22). 110,20–21 Kranzen Æ:::æ Concert gehabt.] Der Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz hatte sich Mitte Januar 1787 auf der Durchreise nach Neapel einige Tage in Rom aufgehalten und war dabei auch mehrmals mit Goethe zusammengetroffen, zuerst am 17. Januar: Kranz war heute bey mir (92,11). Einige Tage spyter hatte ein klein Concertgen Abends (102,14–15) stattgefunden (vgl. zu 102,14–15). 110,21 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 110,23 eine von meinen neuern] Kranz war immer wieder als Komponist hervorgetreten. Frr welchen seiner damaligen Opernplyne Goethe Kranz zu gewinnen suchte, ist nicht bekannt. Schon Ende 1785 hatte er nach der Fertigstellung von „Scherz, List und Rache“ an einem weiteren Opernlibretto, „Die ungleichen Hausgenossen“, gearbeitet, das aber unvollendet blieb (vgl. GB 6 II, zu 110,11–12). In Rom beschyftigte sich Goethe wahrscheinlich seit Anfang 1787 mit dem Stoff zu einer neuen Oper, „Die Mystificirten“, der spyter im Drama „Der Groß-Cophta“ verarbeitet wurde (vgl. die zweite Erlyuterung zu 165,29). Die Umarbeitung der frrhen Strcke „Erwin und Elmire“ und „Claudine von Villa Bella“ zu Singspielen stand ebenfalls immer noch an (vgl. GB 6 II, zu 138,21–22; zu 217,21).

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BRIEF 64

110,25–26 nach Neapel] Kranz war einige Tage vor dem 27. Januar 1787 von Rom nach Neapel weitergereist (vgl. zu 92,11). 110,26 ihn wiedersehe] Goethe hat Kranz wahrscheinlich wyhrend seines Aufenthaltes ab dem 25. Februar 1787 in Neapel wiedergetroffen. 110,26 nach deinen Wmnschen] Welchen Wunsch Seidel an Johann Friedrich Kranz herangetragen wissen wollte, ist nicht bekannt. 110,28 Zweifel mber die Baukunst] Goethe hatte in Rom auch versucht, sich die Grundlagen der Architektur anzueignen. Er studierte die Literatur antiker Baumeister (vgl. zu 17,12; zu 17,13), benutzte entsprechende Darstellungen Winckelmanns (vgl. zu 41,21) und erkundete unter Frhrung eines Architekten die vielfyltigen Zeugnisse der Baugeschichte Roms (vgl. zu 17,14–15; zu 17,15). 111,6–7 Rom hab ich Æ:::æ fast keinen Tag versqumt.] Bis auf eine kurze, etwa einwschige Pause Mitte Dezember 1786 nutzte Goethe den ersten Aufenthalt in Rom vom 29. Oktober 1786 bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 intensiv zur Erkundung der Stadt und zum Studium ihrer Kunstschytze (vgl. zu 103,6–7). 111,8–9 zu schicken und zu schreiben] Der regelmyßige Briefkontakt zwischen Seidel und Goethe blieb wyhrend des gesamten Italienaufenthalts Goethes erhalten (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 5). Die nychsten zwar nicht rberlieferten, aber nachweisbaren Briefe Seidels stammten vom 7. Myrz (vgl. 144,19), vom 3. und 6. Juni 1787 (vgl. zu 146,6). 111,11 Kammerrqthe] Die Mitglieder des Weimarer Kammerkollegiums, der obersten Finanzbehsrde des Herzogtums, der Goethe beratend zur Seite stand. Ende 1786 gehsrten dem Frhrungsgremium der Kammer der Geheime Kammerrat Johann Christian Grlicke, die Kammerryte Lorenz Heinrich Wetken und Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich sowie die Landkammerryte Friedrich Carl Brttner, Heinrich von Niebecker und Cornelius Johann Rudolf Ridel an. 111,11 Rath Gntze] Johann Gottlieb Gstze, Kassierer in der Kriegskanzlei der herzoglich-weimarischen Kriegskommission. 111,12 H‘ und Fr Obermarschall] Oberhofmarschall in Weimar war bis zu seinem Tod 1788 Friedrich Hartmann von Witzleben. Er war verheiratet mit Martha Eleonore geb. von Oppel. 111,12 H‘. und Fr v Oppel] Johann Siegmund von Oppel, Direkor der Landschaftskasse Weimar. Er war in dritter Ehe mit Luise Friederike geb. von Stangen verheiratet. 111,14 Auskunft wegen des Kastens] Zur verspyteten ƒbergabe des Pakets mit dem „Reise-Tagebuch“ Goethes von seiner Italienreise und zu weiteren Geschenken frr Charlotte von Stein, die Goethe in einer Kiste von Venedig aus nach Weimar geschickt hatte, vgl. zu 13,7; zu 13,26–27 und Nr 42.

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64. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 3. Februar 1787 ! ÆKarlsruheæ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 58–59. – Doppelblatt 18,9623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch restauriert. – Beischluss zu EB 19. E1: Goethe-Carl August (1863) 1, 66–68, Nr 33 (Teildruck: Die Mqdgen Æ:::æ zierliches sehn. [112,19–25] fehlt). E2: WA IV 8 (1890), 169–171, Nr 2568. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief von Herzog Carl August vom 7. Januar (vgl. zu 111,19) und einen ebenfalls nicht rberlieferten wahrscheinlich vom 10. oder 11. Januar 1787 (vgl. zu 111,19–20). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum Ende Februar bis Myrz 1787 (vgl. zu 150,3) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 3. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 111,19 Ihr lustiges Brieflein von Gotha] Der Brief ist nicht rberliefert. Da Carl August am 7. Januar um 8 Uhr morgens aus Weimar zu seiner Reise nach Mainz aufbrach – nicht nach Karlsruhe, wie Goethe annehmen musste (vgl. zu 91,5; zu 100,12–13) – und bei der Dringlichkeit seines Anliegens lyngere Aufenthalte unterwegs als unwahrscheinlich anzusehen sind, kann davon ausgegangen werden, dass der Brief aus der nur knapp 50 km entfernten Reisestation Gotha noch am Nachmittag oder Abend des gleichen Tages geschrieben wurde. Carl August reiste inkognito unter dem Namen eines Grafen von Allstedt. Wahrscheinlich erhielt Goethe den Brief aus Gotha unter diesem Namen, was er, zumal angesichts seines eigenen Spiels mit dem Inkognito wyhrend seiner Italienreise, als erheiterndes Zeichen ungebrochener Vertrautheit auffasste. 111,19–20 Ihr gmtiger Theilnehmender Brief von Maynz] Der Brief, der auch die letzten Zweifel an Carl Augusts unveryndert wohlwollender Gesinnung ausryumte, ist ebenfalls nicht rberliefert. Da Goethe ihn schon am Anfang seines Briefes an Charlotte von Stein vom 25. Januar 1787 erwyhnt (vgl. 100,12–13), ist er wahrscheinlich bald nach Carl Augusts Ankunft in Mainz am 10. oder 11. Januar geschrieben worden (vgl. zu 100,12–13). – Ende Januar war der Herzog an den preußischen Hof nach Berlin weitergereist. Er kehrte am 18. Februar nach Weimar zurrck, wo er schließlich auch den vorliegenden Brief erhielt (vgl. zu 91,5). 111,26 Rom fqngt nun an sich mber mir zu erleichtern] Goethe war wyhrend seines bisherigen Aufenthaltes in Rom intensiv darum bemrht gewesen, sich die Stadt mit ihrem großen Reichtum an Kunstwerken und Zeugnissen der Architekturgeschichte praktisch wie theoretisch zu erschließen (vgl. zu 110,28; zu

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BRIEF 64

111,6–7). Dadurch war er nach nunmehr rber drei Monaten zu einem tieferen Verstyndnis einer musterhaften zivilisatorischen und krnstlerischen Entwicklung gelangt, die seine Auffassung von krnstlerischen Prozessen wesentlich prygen sollte. 112,1–2 meine Begierde hierherzukommen] Vgl. zu 14,30 und 16,21– 24. 112,3–4 Recht bedauerlich waren mir einige Reisende] Goethe macht darrber keine genaueren Angaben, urteilt aber insgesamt kritisch rber den Kunsttourismus in Rom: Doch auch in Rom ist zu wenig fmr den gesorgt, dem es Ernst ist, ins Ganze zu studiren. Er muß alles aus unendlichen, obgleich mberreichen Trmmmern zusammenstoppeln. Freilich ist’s wenigen Fremden reiner Ernst, etwas rechts zu sehen und zu lernen. Sie folgen ihren Grillen, ihrem Dmnkel, und das merken sich alle diejenigen wohl, die mit Fremden zu thun haben. Jeder Fmhrer hat Absichten, jeder will irgend einen Handelsmann empfehlen, einen Kmnstler begmnstigen, und warum sollte er es nicht? Denn schlqgt der Unerfahrne nicht das Vortrefflichste aus, das man ihm anbietet? (IR I, 22. Januar 1787; WA I 30, 259.) 112,8 eine kleine Abwesenheit] Goethe plante noch frr den Februar eine lyngere Reise nach Neapel und Sizilien. Er hatte Carl August und die Freunde in Weimar darrber informiert (vgl. zu 66,18–19). 112,9–10 Jetzt suche ich Æ:::æ die weniger interessanten Gegenstqnde zu sehen] Vgl. zu 103,6–7. 112,12 Die Kunstwercke der ersten Klaße] Zu den Kunstwerken ersten Ranges zyhlte Goethe neben den antiken Bauwerken und Skulpturen Roms vor allem die Werke Raffaels, Michelangelos und anderer Krnstler der Renaissance. Auch wyhrend seines Aufenthaltes in Rom nach der Neapel- und Sizilienreise kehrte Goethe immer wieder zu den wichtigsten Zeugnissen der Kunst- und Architekturgeschichte Roms zurrck. Er erwarb wyhrend und nach seiner Italienreise in großem Umfang Kupferstiche und Gipsabgrsse oder ließ durch befreundete Maler wie z. B. Johann Heinrich Meyer Kopien und Zeichnungen anfertigen. 112,14 Ihrer Reise] Goethe war durch den letzten Brief Carl Augusts rber dessen diplomatische Geheimreise nach Mainz und Berlin informiert (vgl. auch zu 91,5). 112,15 ein reiner Maytag] Vgl. zu 108,34. 112,16–17 von Weibern ausser Angelicka nur eine] ƒber Angelika Kauffmann vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151. Die Identityt der anderen Frau ist nicht sicher zu klyren. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es sich bei ihr um Costanza Roesler, die Tochter des Gastwirts Vinzenz (Vincenzo) Roesler, des Inhabers einer hyufig von deutschen Krnstlern frequentierten Osteria in Rom, wo nachweislich auch Goethe verkehrte, gehandelt hat (vgl. Zapperi, Inkognito, 142–153). Dass Goethe mit ihr bekannt war und msglicherweise in nyhere Kon-

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takte mit ihr getreten ist, belegt ein in Goethes Nachlass rberlieferter, ihr zuzuordnender Brief, in dem sie darum bat, ihr einen Fycher zum Geschenk zu machen (H: GSA 25/XXVII,T:1; vgl. auch Zapperi, Inkognito, 149 f.). 112,20 bey den Mahlern] Zu den Krnstlern in Goethes Umfeld in Rom vgl. zu 85,15; zu 149,9. 112,22 die franznschen Einflmße] Anspielung auf die Infektionsgefahr durch die Syphilis, die auch als ,franzssische Krankheit‘ bezeichnet wurde. 112,24 das Portrait von so einem Geschnpfe] Vermutlich Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins Kohle-Kreidezeichnung „Mydchenkopf“ (GNM, Inv.-Nr: GHz/Sch.I.292,710,113; vgl. auch Wolfgang von Oettingen: Goethe und Tischbein. SchrGG 25 [1910], S. 40 und Tafel 25; Zapperi, Inkognito, 144– 147). 112,25 zierliches] Hier im Hinblick auf die Art der Darstellung oder Ausfrhrung im Sinne von ,kunstvoll verziert‘, ,in gefylligem, gewyhltem Stil‘ (vgl. Grimm 15, 1203 f). 112,26 Vom Theater und den kirchlichen Cerimonien] In Goethes Briefen finden sich mehrfach Schilderungen rber als oberflychlich empfundene kirchliche Zeremonien und Theaterauffrhrungen (vgl. 71,6–19; 72,7–10; 74,30–32; 99,1–2). 112,30 der Papst] Papst Pius VI. (Comte Giovanni Angelo Braschi) war seit 1775 im Amt. 112,32–33 treiben meist ihr Spiel im Stillen] Msglicherweise ein versteckter Hinweis auf ƒberwachungs- und Bespitzelungsmaßnahmen, mit denen Goethe in Rom rechnen musste. Dass er von den pypstlichen Behsrden rberwacht wurde, ist bisher zwar nicht sicher belegt, aber wahrscheinlich. Nachweislich wurde er auf Veranlassung des Gesandten des Wiener Hofes in Rom, Franz Xaver Graf von Herzan von Harras, bespitzelt (vgl. Zapperi, Inkognito, 73). 113,1 Knebel mit Ihnen] Carl Ludwig von Knebel hatte Herzog Carl August als eine Art Geheimsekretyr auf den Reisen nach Berlin im November und Dezember 1786 sowie im Januar 1787 nach Mainz begleitet. Er wurde noch bis 1788 im diplomatischen Schriftverkehr in Frrstenbundangelegenheiten eingesetzt und redigierte die Denkschriften Carl Augusts, in denen der Herzog Ideen zu weitgehenden Reformen der Reichsverfassung sowie des Rechts-, Milityr-, Wirtschafts-, Zoll- und Handelswesens des Alten Reichs entwickelte. 113,5 B a r d i g l i o ] Graue bis graublaue, sehr harte Marmorsorte mit dunkelgrauer Maserung. 113,6 der unreine weise Carrarische Marmor] Der Bardiglio kommt auch als graue Variante des Carrara-Marmors vor. 113,8 Studium weiser Marmore] Vgl. zu 95,18; zu 108,19. 113,13 bei einem Steinschneider gefunden] Vgl. zu 108,14–15; zu 108,16.

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BRIEF 65

113,14 Die Propaganda] Vgl. zu 98,29–30. 113,14 verschrieb] ,Verschreiben‘ hier im Sinne von ,sich dafrr verwenden‘, ,empfehlen‘ (vgl. Grimm 12 I, 1156). 113,15 Institut] Hier im Sinne von ,Mittel‘, ,Instrument‘ (vgl. GWb 5, 40). 65. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg Rom, 6. Februar 1787 ! ÆGothaæ ƒBERLIEFERUNG

H: Thrringisches StA Gotha, Sign.: E XIII A, Nr 7, Bl. 16–17. – Doppelblatt 19623,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: August Beck: Ernst der Zweite, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, als Pfleger und Beschrtzer der Wissenschaft und Kunst. Gotha 1854, S. 398– 400, Nr 34. WA IV 8 (1890), 172–174, Nr 2569 (nach E). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg (1745–1804) war als zweitgeborener Sohn des Herzogs Friedrich III. und dessen Frau, Luise Dorothea von Sachsen-Meiningen, ursprrnglich nicht der Thronfolger. Er sollte die hshere Offizierslaufbahn einschlagen und wurde im Zuge seiner Ausbildung wahrscheinlich mit naturwissenschaftlichen Themen konfrontiert, die sein Interesse nachhaltig weckten. Seinen perssnlichen Neigungen frr Kunst und Naturwissenschaften, insbesondere Mathematik, Physik und Astronomie, ging er zeit seines Lebens nach. Erst nachdem der Erbprinz Friedrich Ludwig 1756 gestorben war, wurde Ernst zum Regenten erzogen und trat 1772 die Regierung des Herzogtums an, das aufgrund von Erbteilungen aus den Gebieten Sachsen-Gotha und Altenburg bestand. – Durch seine Tytigkeit als Leiter der Ilmenauer Bergwerkskommission war Goethe in Kontakt mit Herzog Ernst II. getreten, da Sachsen-Gotha und Altenburg noch alte Ansprrche auf das im Jahr 1739 stillgelegte und 1784 wieder ersffnete Bergwerk besaß (vgl. Goethe und Ilmenau, 145). ƒber die Amtsgeschyfte hinaus verband Goethe mit dem Herzog ein enges Vertrauensverhyltnis. Goethes Besuche auf Schloss Friedenstein in Gotha im April/Mai 1782, im Juni 1783, im Juni 1784, im November und Dezember 1785 sowie im Januar 1786 belegen dies. – Insgesamt sind 15 Briefe Goethes an Ernst II. aus der Zeit zwischen dem 28. Februar 1780 und 11. Januar 1802 rberliefert. Von den Antwortbriefen Ernsts II. sind neun aus der Zeit von Anfang Februar 1789 bis 14. Januar 1802 erhalten. Im vorliegenden einzigen rberlieferten Brief an den Herzog aus Italien berichtet Goethe vor allem rber den Maler Johann Heinrich Wilhelm

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Tischbein, dem der Herzog ein Stipendium frr seinen Aufenthalt in Rom gewyhrt hatte. Zwei weitere Briefe lassen sich erschließen (EB 112 und EB 163), wobei letzterer auch an die Herzogin Charlotte gerichtet war. 113,22 wo Sich Ew Durch‘ aufhalten] Das Herzogspaar war mit dem Astronomen Franz Xaver von Zach, der seit dem 22. Juni 1786 in Diensten des Herzogs stand, am 30. September 1786 von Gotha aufgebrochen, um an die C‰te d’Azur, u. a. nach Nizza und Hywres, zu reisen. Grund der Reise war der angegriffene Gesundheitszustand der Herzogin Charlotte, die sich in Nizza einer Kur unterziehen wollte: „Gotha den 27 Sept. Unser Durchlauchtigster Herzog ist von seiner Reise aus Engelland am 9ten dieses glrcklich wieder angelangt Æ:::æ. Man spricht jetzt von einer neuen Reise nach Nizza, wo die Durchlauchtigste Herzogin ihre schwache Gesundheit herzustellen hofft Æ:::æ.“ (Leipziger Zeitungen, 197. St., 9. Oktober 1786, S. 1189.) Die Reise wurde mit dem Besuch des sich in Hywres befindlichen astronomischen Observatoriums verbunden, das sich gerade im Bau befand (vgl. Oliver Schwarz: Gothas Entwicklung zu einem europyischen Zentrum der Astronomie und Geodysie. In: Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha und Altenburg [1772–1804]. Gotha 2004, S. 155–168, hier S. 157). Insgesamt reisten 19 Personen in der Suite des Herzogs (vgl. FB Gotha 1786). Nach der Rrckkehr am 16. Juli 1787 nach Gotha begann der Herzog die Planung der Gothaer Sternwarte auf dem Seeberg, die 1792 vollendet wurde und den ersten neuzeitlichen Sternwartenbau Deutschlands darstellte. – Durch‘: Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8); hier: Anrede frr Herzog Ernst II. 113,22–23 unsre gnqdigste Herzoginn] Charlotte geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen war seit 1769 mit Ernst II. verheiratet. 113,24 Nachricht von einer unterbrochnen Reise] Aufgrund der Erkrankung der Herzogin musste die Reise nach Frankreich in Deutschland wiederholt unterbrochen werden. Die genaue Art ihres Leidens ist nicht bekannt. Es konnte nicht ermittelt werden, welcher Zeitung Goethe diese Nachricht entnahm. 113,25–26 Prinz August mber mich erbarmt] Der Brief von Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, dem Bruder des Herzogs, ist nicht rberliefert. Der Herzog und sein Gefolge erreichten Hywres am 10. Januar 1787. 114,4 Hauptstadt der Welt] Zu Goethes Verwendung dieser Bezeichnung vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15. 114,15–16 Gewiße besondre Capitel] Zu Goethes Besichtigungsprogramm in Rom und der nyheren Umgebung vgl. zu 57,15–16; zu 103,6–7. 114,17 Hofrath Reifenstein] Vgl. zu 17,23. 114,17–18 bey Tischbein] Vgl. zu 15,21–22. 114,20–21 Diesen Ihren Kmnstler] Zum Verhyltnis zwischen Tischbein und dem Herzog vgl. zu 13,22. 114,21 das große Bild] Das frr Herzog Ernst II. bestimmte Bild „Hektor

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wirft Paris seine Weichlichkeit vor“ – eine Szene aus Homers „Ilias“ (6,312– 368) – ist das grsßte Historiengemylde des Malers (12956363 cm; vgl. Tischbein, Aus meinem Leben 2, 193). Die hohen Kosten frr das Gemylde, die durch die Bezahlung der Modelle, die Materialien und die benstigten grsßeren Ryumlichkeiten entstanden, wurden von Ernst II. wahrscheinlich nur in Teilen rbernommen (vgl. Allmuth Schuttwolf: Ernst II. als Fsrderer Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins. Ernst II. als Gemyldesammler. In: Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha und Altenburg [1772–1804]. Gotha 2004, S. 169–182, hier S. 171). Da Tischbein dem Herzog keine Werke mehr aus Italien zusandte, verschlechterte sich das Verhyltnis zwischen Krnstler und Myzen. Ernst II. fsrderte Tischbein dennoch bis 1789 weiter. Im gleichen Jahr trat Tischbein die Direktorenstelle an der Akademie zu Neapel an und fand damit einen neuen Wirkungskreis. „Hektor wirft Paris seine Weichlichkeit vor“ gelangte nicht in den Besitz des Herzogs. Nachdem es lange verschollen war, konnte das Gemylde 2002 frr die Klassik Stiftung Weimar erworben werden (Inv.-Nr: G 2455; vgl. dazu auch Kulturstiftung der Lynder, Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen: „Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Hektor wirft Paris seine Weichlichkeit vor und mahnt ihn, in den Kampf zu ziehen“. Berlin 2003 [Patrimonia, Bd 253]). 114,27–28 Kayserinn von Rußland Æ:::æ Bilder bey ihm bestellen laßen] Darrber berichtet auch Aloys Hirt in seinen „Auszrgen aus Briefen von Rom“: „Unser Freund Heinrich Wilhelm Tischbein, der bisher die Unterstrzung des Herzogs von Gotha genossen, ist nun der Kayserin von Rußland auf die rrhmlichste Art bekannt worden. Diese große Beschrzerin der Wissenschaften und Krnste, die, gleich seinem ersten Wohlthyter, jedes Verdienst aufzuspyhen und zu belohnen bereit ist, hat unserm Krnstler auf Jahre hin so viele Bestellung auf ihre Rechnung gegeben, daß er mit der anstyndigsten Muße ganz dem Genius der Kunst opfern, und nicht dem Eigensinn des reichen Liebhabers oder gar der Casse des Brocanteurs zinßbar leben darf. Æ:::æ Ich kann Ihnen nicht sagen, wie warm mirs ums Herz wurde, als ich hsrte, daß die Kayserin bey Erblickung des ersten Kopfs, den sie von der Hand unsers Freundes sah, und der, glaube ich, aus der Skizze von dem Urtheil des Paris genommen war, dem Partikulier, der ihn besaß, sogleich 1000 Rubel bot, und ihm auszahlen ließ.“ (Der Teutsche Merkur, Myrz-Heft 1788, S. 266 f.) Vgl. dazu Franz Landsberger: Wilhelm Tischbein. Ein Krnstlerleben des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1908, S. 99. 114,29 Grafen Wiesen] Der russische Schriftsteller und Staatsmann Denis Ivanovicˇ Fonvizin, der seinen Namen auch ,fon-Vizin‘ schrieb, hielt sich von Ende 1784 bis 1785 mit seiner Frau Ekaterina Ivanovna in Italien auf. Fonvizin, dessen Stammbaum auf einen Deutschordensritter, Baron Peter von Wiesen, zurrckgeht, gehsrte zu den bedeutendsten frrhen russischen Satirikern. Er beherrschte die deutsche Sprache und rbersetzte im Dienste der russischen Zarin

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deutsche staatspolitische Schriften (vgl. Dagmar Herrmann: Ein Russe in Mannheim. Denis Ivanovicˇ Fonvizin und seine Reisen durch das Europa des 18. Jahrhunderts. In: Mannheimer Geschichtsblytter. N. F. 2. Heidelberg 1995, S. 265– 271, hier S. 266 f.). Wie Tischbein selbst in seiner Autobiographie berichtet, interessierte sich Fonvizin außerordentlich frr dessen 1784 fertiggestelltes Gemylde „Konradin von Hohenstaufen (Schwaben) und Friedrich von …sterreich (Baden) vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil“, das Tischbein frr Herzog Ernst II. gemalt hatte, sowie frr seine Skizzen und Entwrrfe: „Auch sah er viele Zeichnungen von Kspfen, Entwrrfen zu diesem und anderen Bildern, die zum Theil auf der Erde herum lagen. Er las viele davon auf. ,Solche Skizzen‘, sagte er, ,liebe ich‘; und ich versprach ihm, mehre davon auszufrhren. Dann sah er einige Portefeuillen durch und legte noch viele Strcke dazu, und als er fertig war, gab er mir frr jedes drei Duckaten.“ (Tischbein, Aus meinem Leben 2, 51.) 114,32 eine Wiedergeburt] Vgl. zu 4,13–14. 115,3 nach Neapel zu gehen] Der rsmische Karneval endete am Dienstag, dem 20. Februar 1787. Zur Reise nach Neapel vgl. zu 104,32. 115,4–5 deren beßerm Befinden] Vgl. zu 113,22.

66. An Philipp Christoph Kayser

Rom, 6. Februar 1787 ! ÆZrrichæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 18,8623,1 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: H‘. Kayser; rote Siegelreste; Bl. 2 am yußeren Seitenrand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung. – Beischluss zu EB 21. E: Goethe und Kayser (1879), 67 f., Nr 7 (nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]). WA IV 8 (1890), 174–176, Nr 2570. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Kaysers vermutlich aus der Zeit zwischen Mitte September und Mitte November 1786 (vgl. zu 115,10). – Ein Antwortbrief Kaysers ist nicht bekannt. Postsendungen: 10. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 115,10 Ihren ersten Brief von Hause] Der nicht rberlieferte Brief, der die ƒberarbeitungen der Partitur zum 1. und 4. Akt von „Scherz, List und Rache“ begleitet hatte, war wahrscheinlich in der Zeit zwischen Mitte September und Mitte November 1786 nach Weimar gegangen. Erst nachdem Kayser Goethes Brief aus Rom vom 25. November 1786 (Nr 23) erhalten hatte, war er in der

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Lage, Goethe mit einem Brief vom Dezember 1786 oder von Anfang Januar 1787 rber diese Sendung nach Weimar zu informieren (vgl. zu 80,30). Goethe hatte daraufhin Philipp Seidel in seinem Brief vom 13. Januar 1787 Instruktionen frr den weiteren Umgang mit Kaysers Partitur erteilt (vgl. zu 81,1–2). Seidel hatte den Begleitbrief Kaysers bereits seinem nicht rberlieferten Brief an Goethe vom 15. Januar 1787 beigelegt, der Anfang Februar in Rom eingetroffen war (vgl. die beiden Erlyuterungen zu 110,15). 115,13 Duett: E s s t e l l e t s i c h d i e F r e u d e pp] Duett der Scapine und des Doktors aus der zweiten Hylfte des 4. Akts von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ (vgl. WA I 12, 173 f., Vers 1173–1193 und „No 32 Duetto“, in: Dechant, 418–421). Das Duett erscheint in der Endfassung Kaysers im Text leicht variiert und auch verkrrzt (vgl. ebd.). 115,14–15 die Melodie Æ:::æ wiederbringen] Ich lade dich auf heute Æ:::æ ist der gemeinsame Schlussgesang Scapins und Scapines aus dem Finalduett des 1. Akts Es schleicht durch Wald und Wiesen Æ:::æ (vgl. WA I 12, 130, Vers 256–259 und „No 4b Finale“, in: Dechant, 54–56). Kayser hat die Anregung Goethes zur Wiederaufnahme der Melodie nicht aufgegriffen (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 115,22–23 die Operette am Klavire vortragen] Goethe plante noch immer, Kayser auf der Rrckreise von Italien in Zrrich aufzusuchen (vgl. zu 37,4). Der Klaviervortrag fand Anfang November 1787 statt, als Kayser Goethe in Rom besuchte (vgl. IR III, November 1787; WA I 32, 141–147). 115,27 eine Ankmndigung] Am 15. August 1787 fragte Goethe wegen einer Versffentlichung von Kaysers Partitur bei seinem Verleger Georg Joachim Gsschen nach. Dieser zeigte aber nur wenig Interesse (vgl. zu 165,25–26). Weder Ankrndigung noch Druck kamen zustande. 115,28–116,3 Das Theater erbaut mich wenig Æ:::æ Vergnmgen gesehen.] In der seit Weihnachten 1786 laufenden Theatersaison in Rom besuchte Goethe hyufig Auffrhrungen aller Genres (Schauspiel, Oper, Ballett) auf den verschiedensten Brhnen der Stadt (vgl. zu 69,25). Am 4. Januar 1787 hatte er Fritz von Stein von einem Opernbesuch und einer Ballettauffrhrung berichtet (vgl. zu 72,7; zu 72,10–11). Charlotte von Stein schilderte er am 18. Januar kurz die Premiere eines neuen Trauerspiels (vgl. zu 93,7). Anfang Februar sah er eine Komsdie im Teatro Torre Argentina (vgl. zu 116,26) und ein Intermezzo von Pasquale Anfossi im Teatro della Valle (vgl. zu 116,21). Sein negatives Urteil vor allem rber die Oper und das Musiktheater in Rom, das schon in seinem letzten Brief an Kayser vom 13. Januar 1787 angeklungen war (vgl. 88,29–30), blieb unveryndert. Vgl. auch yhnliche Einschytzungen gegenrber Johann Gottfried Herder (vgl. 99,1–2) und Herzog Carl August (vgl. 112,26–30). – Unheuer: Wahrscheinlich Schreibversehen frr ,Ungeheuer‘. Etymologisch sind jedoch Formen ohne das Affix ,ge‘ nachweisbar, etwa ahd. ,unhiuri‘, mnd. ,unhure‘ (vgl. Grimm

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11 III, 691), so dass sich Goethe msglicherweise auch an dem alten Wortstamm orientiert haben ksnnte. 116,5 Geschichte des Italiqnischen Opern Theaters von A r t e a g a ] Stefano Esteban de Arteaga: Le rivoluzioni del teatro musicale italiano dalla sua origine fino al presente (2 Bde. Bologna 1783 und 1785). – Die 2., dreibyndige Auflage des Werks war unter gleichem Titel 1785 in Venedig erschienen und eine erweiterte, wiederum dreibyndige Auflage nochmals in Bologna (1785–1788). Unter dem Titel „Stephan Arteaga’s Geschichte der italiynischen Oper von ihrem ersten Ursprung an bis auf gegenwyrtige Zeiten. Aus dem Italienischen rbersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Johann Nicolaus Forkel“ kam 1789 in Leipzig eine deutsche ƒbersetzung heraus. Arteaga hatte die Oper als Drama frei von den Zwyngen der Dramenpoetik, also auch frei von der Forderung nach Wahrscheinlichkeit betrachtet und den Hshepunkt ihrer Entwicklung in den Opere serie Pietro Metastasios gesehen. Was darauf folgte, war frr ihn Verfallsgeschichte, eine Ansicht, die ihm scharfe Kritik einbrachte. 116,11 meine vier ersten Bqnde] Goethe hatte Kayser in seinen letzten Briefen immer wieder auf das Erscheinen seiner neuen Werkausgabe hingewiesen (vgl. GB 6 II, zu 245,6–7; zu 36,29–30; zu 88,24). 116,12 Iphigenien u m g e s c h r i e b e n finden] Vgl. zu 88,23. 116,13–14 Die vier letzten Bqnde] Vgl. zu 88,25. 116,16 das Ultramontane] Ultramontan: jenseits der Berge (von lat. ultra: jenseits; lat. montes: Berge). – Anspielung auf den erhofften Einfluss der freieren und heitereren Lebensart in Italien und Rom. 116,17 zweyten Oper] Goethe dachte wahrscheinlich an die Umsetzung des Stoffes der so genannten Halsband-Affyre um den Kardinal Louis Ren Edouard de Rohan-Gumen und die franzssische Ksnigin Marie Antoinette. Goethe plante, ins Zentrum dieses Strcks den Spiritualisten Alexander Graf von Cagliostro zu stellen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 165,29). 116,18 Nach dem Carneval geh ich auf Neapel.] Vgl. zu 104,32. 116,21 Anfoßi mit einem Intermezz in Valle] Der italienische Opernkomponist Pasquale Anfossi war Ende 1786 nach Rom gekommen. Im folgenden Jahr wurden dort zwei seiner Opern uraufgefrhrt. Das Teatro della Valle inszenierte die ,Farsetta per musica‘ „Le pazzie de’gelosi“ (Die Tollheiten der Eifersrchtigen), worauf Goethe sich hier bezieht. Das Libretto zu dem Strck hat sich in seiner Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 379, Nr 2557).

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67. An Charlotte von Stein

BRIEF 67

Rom, Æ7.–10.?æ Februar 1787 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Goethe hat Charlotte von Stein seit dem 11. November 1786 regelmyßig mindestens einmal in der Woche einen Brief aus Rom geschrieben und jeweils am Samstag, dem Posttag frr Sendungen nach Deutschland, abgeschickt. Aus dem vorliegenden Brief geht hervor, dass er in Erwartung der nahe bevorstehenden Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 geschrieben worden ist, also wahrscheinlich in den ersten drei Wochen des Februar 1787 (vgl. zu 118,29–30). In Goethes Postsendeliste ist frr alle drei in diesen Zeitraum fallenden Samstage auch jeweils ein Brief an Charlotte von Stein verzeichnet (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). Die am 3. und am 17. Februar verschickten Briefe sind durch Datumsangaben im Text identifizierbar (Nr 60 und 70). Der vorliegende Brief ist demnach wahrscheinlich der am 10. Februar verschickte. Da Goethe in der Regel seine Briefe an Charlotte von Stein rber einen Zeitraum von zwei bis vier Tagen in der zweiten Wochenhylfte verfasste, ist nicht auszuschließen, dass es auch in diesem Fall einen mehrtygigen Schreibprozess gab, obwohl entsprechende Hinweise dazu fehlen und das Schreibdatum auch mit dem Versendedatum identisch sein ksnnte. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 2 Bl. 18,8623,5 cm, 4 S. beschr., egh., S. 1–2: braune Tinte, S. 3–4: schwarze Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Beischluss zu EB 24. E: Briefe aus Italien (1886), 278–281, Nr 26. WA IV 8 (1890), 180–183, Nr 2573. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 21. Januar 1787 (vgl. zu 116,24–25). – Der Antwortbrief wahrscheinlich von Anfang Myrz 1787 (vgl. zu 146,13–14) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 10. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 116,24–25 Deinen lieben Brief Æ:::æ als du gewnhnlich die meinigen erhqlst.] Die Postlaufzeiten der Briefe zwischen Rom und Weimar sowie in der umgekehrten Richtung differierten zum Teil leicht. Wyhrend Goethes Briefe in der Regel nach 16 Tagen in Weimar anlangten, also meistens am Montag, da der Posttag nach Deutschland frr Goethe in Rom der Samstag war, benstigten die Briefe von Weimar nach Rom oft etwas lynger, meistens 19 Tage (vgl. zu 58,12).

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Die Posttage in Weimar frr Sendungen nach Italien waren Montag, Dienstag und Freitag (vgl. zu 64,20; zu 67,11–12). 116,26 in die Commndie] ƒber diesen Theaterbesuch Goethes ist nichts Nyheres bekannt. 116,27–28 Lmstres Æ:::æ im Schauspielhause] Johann Jacob Volkmann berichtet in seinem Reisehandbuch vom Zuschauerraum des Teatro Torre Argentina: „Ein einziger Kronleuchter erleuchtet das ganze Haus, und in den Logen ist es nicht rblich, Licht zu brennen.“ (Volkmann 2, 727.) 116,28 Das Lnwgen] Gemeint ist der geschnittene Stein mit einem Lswenmotiv, den Goethe vermutlich mit der zweiten Tranche seines „Reise-Tagebuchs“ am 16. Dezember 1786 als Geschenk an Charlotte von Stein geschickt hatte. Die Sendung muss also in der ersten Januarhylfte 1787 in Weimar eingetroffen sein. Die Empfyngerin hat den Stein nach Goethes Wunsch wahrscheinlich zu einer Halsbrosche arbeiten lassen (vgl. zu 59,2–3) und damit zum ersten Mal einen ihrer Briefe an Goethe gesiegelt (vgl. Datierung zu Nr 36). 117,1 glmcklich angelangt] Goethe bezieht sich hier auf die Paketsendung mit dem letzten Strck seines „Reise-Tagebuchs“, die er am 16. Dezember 1786 nach Weimar geschickt hatte (vgl. zu 48,24). 117,1 das mbrige] Vermutlich eine Paketschachtel mit weiteren Geschenken frr Charlotte von Stein und andere Freunde und Bekannte in Weimar, die Goethe Johann Friedrich Kranz auf dessen Heimreise nach Weimar mitgeben wollte, was er der Freundin auch schon im vorausgegangenen Brief vom 1. bis 3. Februar 1787 mitgeteilt hatte (vgl. zu 105,24–25 und die zweite Erlyuterung zu 105,29). 117,3 den ganzen Tag gezeichnet] Nachdem Goethe seine planmyßigen Erkundungen der Architektur- und Kunstschytze in Rom weitgehend abgeschlossen hatte (vgl. zu 103,6–7), begann er, nicht zuletzt begrnstigt von der frrhlingshaften Witterung (vgl. die zweite Erlyuterung zu 104,18) und im Hinblick auf die bevorstehende Reise nach Neapel (vgl. zu 104,32), Anfang Februar 1787 damit, sich in der Umgebung der Stadt intensiv im Landschafts- und Vedutenzeichnen zu rben. In der „Italiynischen Reise“ bemerkte er dazu: Nun sucht man das Freie, und wenn man bisher sich nur mit Gnttern und Helden abgeben mochte, so tritt die Landschaft auf einmal wieder in ihre Rechte, und man heftet sich an die Umgebungen, die der herrlichste Tag belebt. Æ:::æ nun habe ich mir aber seit vierzehn Tagen einen Muth gefaßt und bin mit kleinen Blqttern hinausgegangen, durch die Tiefen und Hnhen der Villen, und habe mir, ohne viel Besinnens, kleine auffallende, wahrhaft smdliche und rnmische Gegenstqnde entworfen und suche nun, mit Hmlfe des guten Glmcks, ihnen Licht und Schatten zu geben. Æ:::æ Nur durch geregelte ubung knnnte man vorwqrts kommen, wo aber sollte ich Zeit und Sammlung finden! Indessen fmhle ich mich denn doch durch das leidenschaftliche vierzehntqgige Streben um vieles gebessert. / Æ:::æ Die we-

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nigen Linien, die ich auf ’s Papier ziehe, oft mbereilt, selten richtig, erleichtern mir jede Vorstellung von sinnlichen Dingen Æ:::æ. (IR I, 17. Februar 1787; WA I 30, 272 f.) 117,4 Die Landschafft sieht man hier so subaltern an] Die Landschaftsund Vedutenmalerei stand damals gegenrber etwa der Portryt- oder Historienmalerei in geringem Ansehen. 117,5 schnnen Wetter] Seit Anfang Februar war es in Rom frrhlingshaft angenehm warm und sonnig (vgl. die zweite Erlyuterung zu 104,18). 117,7–8 Versuche in einer neuen Manier] Goethe beabsichtigte hier noch, eine Auswahl seiner neuesten rsmischen Landschaftszeichnungen, vorwiegend kleine skizzenartige Bleistift-, Tusch- und Aquarellarbeiten, mit dem bereits genannten Geschenkpaket dem Hofmusiker Johann Friedrich Kranz nach Weimar mitzugeben (vgl. zu 105,24–25). Er wyhlte dann aber einen anderen Weg und ließ Charlotte von Stein zehn Zeichnungen durch Georg Wilhelm August von Pape zukommen, der am 21. Februar 1787 rber Frankfurt a. M. nach Hannover heimreiste. Goethes Mutter Catharina Elisabeth rbernahm die Weitersendung nach Weimar. Dazu wie zu den Blyttern vgl. zu 126,6–7. 117,16 Fritz soll ja brav zeichnen] Friedrich von Stein, der jrngste, damals 14-jyhrige Sohn Charlotte von Steins, der seit Mai 1783 bei Goethe wohnte und von ihm miterzogen wurde, ist immer wieder auch im Zeichnen gefsrdert worden. 117,18 nach Neapel] Vgl. zu 104,32. 117,19 Anschauen der großen Kunstwercke] Vgl. zu 103,6–7. 117,24 Ein kleiner Mann ist auch ein Mann.] Selbstzitat Goethes. Die Zeile stammt aus dem lyrischen „Prolog“ der Sammlung von satirischen Dramen, die Friedrich Maximilian Klinger 1774 anonym unter dem Titel „Neuersfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ (Leipzig und Frankfurt a. M.) herausgegeben hatte. Es ist Vers 57, der drittletzte Vers des Prologs, der folgendermaßen endet: Drum treib’s ein jeder wie er kann; / Ein kleiner Mann ist auch ein Mann! / Der Hoh’ stolzirt, der Kleine lacht, / So hat’s ein jeder wohl gemacht. (WA I 16, 5.) 117,26 zweymal das Meer gesehn] Am 29. November 1786 hatte Goethe mit einigen Krnstlerfreunden einen Ausflug an die Westkrste Italiens, ans Tyrrhenische Meer bei Fiumicino unweit der Tibermrndung, unternommen (vgl. zu 42,26). Das im Osten an Italien grenzende Adriatische Meer hatte Goethe auf der Hinreise nach Rom wyhrend seines Aufenthaltes in Venedig vom 28. September bis 14. Oktober 1786 kennen gelernt. 117,27 zun] Schreibversehen statt ,zum‘. 117,32 Das tolle Leben des Carnevals] Die Karnevalssaison begann in Rom einen Tag nach Epiphanias, am 7. Januar. Ihr besonderes Kennzeichen war das frivol-freizrgige und alle sozialen Schranken aufhebende Maskentreiben an den Nachmittagen und Abenden, das in Straßenumzrgen mit geschmrckten Kutschen

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und Triumphwagen sowie Auflyufen Kostrmierter besonders in den letzten Tagen vor Aschermittwoch (21. Februar 1787) seinen Hshepunkt erreichte. Die Via del Corso, die nsrdliche Prachtstraße Roms, an der Goethe wohnte, war dabei der wichtigste Treffpunkt frr diese Art des Straßenkarnevals. Die Nychte der letzten Karnevalstage waren zudem ausgefrllt mit sffentlichen Maskenbyllen, die zumeist in den zahlreichen Palazzi stattfanden. Goethe beschrieb den rsmischen Karneval in dem nach den Karnevalstagen von 1788 entstandenen und spyter seiner „Italiynischen Reise“ eingefrgten Bericht „Das Rsmische Carneval“ (Berlin 1789; vgl. auch IR III; WA I 32, 223–271). Eine Darstellung des rsmischen Karnevals findet sich auch in Johann Jacob Volkmanns Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 731–736). 117,32–33 die Germste sind Æ:::æ gegen die Pyramide zu aufgeschlagen] Frr die traditionellen Pferderennen wie auch zur Besichtigung der Maskenumzrge auf der Via del Corso wurden hslzerne Zuschauertraversen ausgehend vom Obelisken auf der Piazza del Popolo (dieser ist mit der Pyramide gemeint) am nsrdlichen Ende der Straße entlang beider Hyuserzeilen errichtet (vgl. zu 119,6–7). Goethe beschrieb die Gerrstaufbauten im „Rsmischen Carneval“: Inzwischen fqngt auch der Corso an, seine Gestalt zu verqndern; der Obelisk wird nun die Grqnze der Straße. Vor demselben wird ein Germste mit vielen Sitzreihen mber einander aufgeschlagen, welches gerade in den Corso hineinsieht. Vor dem Germste werden die Schranken errichtet, zwischen welche man kmnftig die Pferde zum Ablaufen bringen soll. / An beiden Seiten werden ferner große Germste gebaut, welche sich an die ersten Hquser des Corso anschließen und auf diese Weise die Straße in den Platz herein verlqngern. (IR III; WA I 32, 230 f.) 117,33–118,1 die Pferde welche rennen sollen] Durch den Gerrstaufbau und die errichteten Schranken an den Straßenryndern erhielt die Via del Corso den Anschein einer großen Rennbahn. Hier fanden als Abschluss und Hshepunkt der tyglichen Feiern in der letzten Karnevalswoche die traditionellen, 1466 von Papst Paul II. begrrndeten Pferderennen (anfangs auch noch Wettrennen von Kindern und Juden) statt, bei denen 15 bis 20 geschmrckte und gespornte, aber reiterlose Tiere von der Piazza del Popolo im ungezrgelten Herdengalopp den Corso entlang gejagt wurden, bis sie nach dem Zieleinlauf am Ende der Straße an der Piazza Venezia wieder eingefangen wurden. Eine Beschreibung der Rennen gibt Goethe im „Rsmischen Carneval“ (vgl. IR III; WA I 32, 257–259; vgl. auch Volkmann 2, 734 f.). Um die Pferde an die ungewohnte Stadtumgebung, die Enge und die Menschenmassen zu gewshnen, wurden sie schon Tage vorher an den Startplatz gefrhrt. Davon berichtete Goethe ebenfalls im „Rsmischen Carneval“: Ein solches Pferdchen wird mit einer Decke von weißer Leinwand, welche am Kopf, Hals und Leib genau anschließt und auf den Nqhten mit bunten Bqndern besetzt ist, vor dem Obelisk an die Stelle gebracht,

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wo es in der Folge auslaufen soll. Man gewnhnt es, den Kopf gegen den Corso gerichtet, eine Zeitlang still zu stehen, fmhrt es alsdann sachte die Straße hin und gibt ihm oben am venetianischen Palast ein wenig Hafer, damit es ein Interesse empfinde, seine Bahn desto geschwinder zu durchlaufen. (IR III; WA I 32, 229.) 118,3 Wir] Goethe meint damit vor allem die Gemeinschaft der Krnstlerfreunde, die in der Casa Moscatelli in der Via del Corso wohnte (vgl. auch zu 85,15). 118,4 Tischbeins Gesellschafft] Auch in vorausgegangenen Briefen hatte Goethe die Perssnlichkeit Tischbeins immer wieder gelobt und den großen Nutzen betont, den er aus der Beziehung zog (vgl. nur 76,26–31). 118,7 Moritz schleicht wieder herum] Der etwa gleichzeitig mit Goethe in Rom angekommene Karl Philipp Moritz wurde in den ersten Wochen seines Aufenthaltes neben Tischbein rasch zu einem der engsten Vertrauten Goethes (vgl. zu 36,1). Nach einem Armbruch am 29. November 1786 verließ Moritz sechs Wochen lang kaum seine Wohnung und Goethe krmmerte sich sehr um den Rekonvaleszenten. Auch danach fand Moritz nur allmyhlich in das gewohnte Leben in der Krnstlerkolonie in Rom zurrck (vgl. zu 92,12). 118,8–9 Einfluß auf sein kmnftig Leben] Goethe versuchte noch von Italien aus, eine sichere und ausksmmliche Anstellung frr Moritz in Deutschland zu finden. ƒber Herzog Carl August und dessen gute Kontakte zum preußischen Hof wurde Moritz dem Prysidenten der Ksniglichen Akademie der Krnste und mechanischen Wissenschaften in Berlin, Friedrich Anton von Heinitz, empfohlen. Moritz erhielt schließlich eine Professur frr Theorie der schsnen Krnste an der Akademie, die er im Februar 1789 antrat und zu deren Vorbereitung er frr weitere Studien in Rom bereits ab April 1788 finanzielle Zuwendungen aus Berlin bezog (vgl. Klischnig, Erinnerungen Moritz, 124 f.). 118,13–14 Tischbein bringt mich im Zeichnen Æ:::æ fast jede Stunde weiter] Seit Anfang Februar widmete sich Goethe intensiven Zeichenrbungen in der Natur (vgl. zu 117,3). Diese dienten nicht zuletzt der Vorbereitung auf die geplante Reise nach Neapel, deren Eindrrcke in Zeichnungen festgehalten werden sollten. Tischbein, der Goethe auf der Reise begleiten sollte, unterstrtzte den in der Zeichenkunst dilletierenden Goethe bei seinen Bemrhungen vermutlich durch technische Ratschlyge und Kritik. 118,15 die Waldner] Adelaide von Waldner, die Hofdame der Weimarer Herzogin Louise, war mit Charlotte von Stein gut bekannt. Sie war vom 5. August 1786 an gleichzeitig mit Goethe in Karlsbad gewesen und hatte dort dem engeren geselligen Kreis um den Dichter angehsrt (vgl. GB 6 II, zu 230,3). Sie wohnte im gleichen Gystehaus wie Goethe (vgl. GB 6 II, zu 227,21–22). Was die Hofdame aparte, also frr sich gesondert behalten wrrde, ist nicht deutlich zu bestimmen. Msglicherweise sind damit Erlebnisse vom Karlsbadaufenthalt gemeint oder auch ein Anteil an den Geschenken aus Rom, etwa ein von Adelaide von

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Waldner genannter spezieller Liksr (vgl. zu 67,23), die Goethe nach Weimar schicken wollte (vgl. die zweite Erlyuterung zu 117,1). 118,19 Das Portrait] Gemeint ist das lebensgroße …lgemylde „Goethe in der Campagna di Roma“ (1646206 cm), an dem Johann Heinrich Wilhelm Tischbein Anfang Dezember 1786 zu malen begonnen hatte (vgl. zu 66,10). Anfang Februar hatte er das Stadium der Vorstudien schon verlassen und arbeitete bereits an der Leinwand des Originalgemyldes. In der „Italiynischen Reise“ erinnert sich Goethe an diese Phase: Das große Portrqt, welches Tischbein von mir unternommen, wqchs’t schon aus der Leinwand heraus. Der Kmnstler hat sich durch einen fertigen Bildhauer ein kleines Modell von Thon machen lassen, welches gar zierlich mit einem Mantel drapirt worden. Darnach mahlt er fleißig, denn es sollte freilich vor unserer Abreise nach Neapel schon auf einen gewissen Punct gebracht sein, und es gehnrt schon Zeit dazu, eine so große Leinwand mit Farben auch nur zu bedecken. (IR I, 17. Februar 1787; WA I 30, 275.) 118,19 brav] Hier im Sinne von ,treffend‘, ,richtig‘, ,erfreulich‘ (vgl. GWb 2, 871). 118,20 eine Zeichnung im Kleinen] Die Identityt der hier angesprochenen Vorstudie Tischbeins frr das Goetheportryt ist nicht bekannt, ebenso wenig, ob Charlotte ein solches Geschenk tatsychlich erhalten hat. Drei Studienblytter haben sich erhalten: eine kleine Bleistiftskizze mit Tusche mit dem Grundmotiv des Bildes (12614,2 cm; GNM, Inv.-Nr: GHz/Sch.I.292,710/98), eine lebensgroße Aquarell-Kopfstudie mit Krempenhut (51,5639,5 cm; GNM, Inv.Nr: KHz1984/00225) und eine aquarellierte Zwischenfassung in bereits weitgehend ausgefrhrter Bildmanier (1326209 cm; GNM, Inv.-Nr: KHz/ 00365). Msglicherweise bezog sich Goethe hier auf die erstgenannte Bleistiftskizze. 118,21 Fritz] Charlotte von Steins Sohn Friedrich. 118,21 Ernsten] Charlotte von Steins Sohn Ernst. 118,21 Stein] Charlotte von Steins Ehemann Ernst Josias von Stein. 118,25 Der Herzog schreibt mir] Anfang Januar 1787 hatte Goethe in Rom den ersten, am 13. Dezember 1786 geschriebenen Brief von Herzog Carl August erhalten, der ihn darin auf unbestimmte Zeit von seinen Dienstpflichten in Weimar entband (vgl. zu 73,19). In den Tagen vor dem 25. Januar 1787 waren zwei weitere Briefe des Herzogs eingetroffen (vgl. zu 111,19; zu 111,19–20), in denen er seine Urlaubszusage offenbar nochmals bekryftigte und dies dahingehend pryzisierte, dass er mindestens bis Ende des laufenden Jahres (Weihnachten) keinen absehbaren Grund erkennen ksnne, der eine vorzeitige Rrckkehr Goethes nstig machen wrrde. Goethe hatte Charlotte von Stein darrber auch schon in seinem Brief vom 25. Januar 1787 unterrichtet (vgl. zu 100,12–13; zu 100,26–27).

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118,26–27 nach Ostern nach Sicilien] Nachdem Goethe lange geschwankt hatte, ob er Sizilien rberhaupt bereisen sollte (vgl. zu 66,19), entwickelte er nach der Bestytigung eines unbegrenzten Urlaubs durch Herzog Carl August doch Plyne frr eine Reise durch Sizilien, allerdings erst frr die Zeit von September bis Dezember 1787. Eine Rrckkehr nach Weimar wyre so aber nicht vor Frrhjahr 1788 realistisch gewesen (vgl. zu 76,11–12; zu 76,13). Alternativ erwog er seine Rrckreise nach Weimar frr September 1787 mit einem lyngeren Aufenthalt in Florenz, so dass er im Dezember, etwa um Weihnachten, wieder zu Hause gewesen wyre (vgl. zu 76,15). Der vom Herzog neuerdings genannte Rrckkehrtermin Weihnachten 1787 veranlasste Goethe zu der ƒberlegung (vgl. zu 100,26–27), die Sizilienreise an seinen Aufenthalt in Neapel anzuhyngen, der von Ende Februar bis Ostern 1787 (8./9. April) vorgesehen war (vgl. zu 66,20–21), und so erst im Sommer nach Rom zurrckzukehren, was eine bequeme Rrckreise im Herbst 1787 und eine Ankunft in Weimar gegen Jahresende ermsglicht hytte. Diese ƒberlegungen hatte Goethe auch schon dem Ehepaar Herder mitgeteilt (vgl. zu 107,13–14). Die endgrltige Entscheidung rber seine Reise nach Sizilien traf Goethe erst in der zweiten Myrzhylfte 1787 in Neapel (vgl. zu 123,11–12). Er bereiste die Insel schließlich mit auf sechs Wochen verkrrzter Dauer vom 1. April bis 11. Mai 1787 (vgl. zu 144,21). 118,27 just] Hier in zeitlicher Bedeutung von ,gerade‘, ,soeben‘ (vgl. GWb 5, 192). 118,28–29 Schritt vor Schritt Nachricht] Die Briefe Goethes von seinem Aufenthalt in Neapel bis zur Sizilienreise sind nicht rberliefert, obwohl er Charlotte von Stein weiterhin wie gewohnt jeden Samstag einen Brief schickte (vgl. zu 91,23–24). ƒber den Entscheidungsprozess zu seiner Sizilienreise ist deshalb nichts Nyheres bekannt. 118,29–30 erhqlst du noch einen Brief] Goethe schrieb bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 sogar noch drei Briefe aus Rom an Charlotte von Stein. Den ersten Brief verfasste er zwischen dem 13. und 17. Februar und schickte ihn turnusmyßig am folgenden Posttag, dem 17. Februar 1787, ab (Nr 70). Dieses Schreiben wurde durch einen Brief vom 19. und 21. Februar 1787 ergynzt, mit dem Goethe noch einmal ausfrhrlicher auf den am 13. Februar eingetroffenen Brief Charlotte von Steins vom 26. Januar antwortete und der am 24. Februar, dem nychsten Posttag, von Rom abging, als Goethe schon nicht mehr in der Stadt war (Nr 78). Darrber hinaus entschloss sich Goethe, noch wyhrend der unmittelbaren Reisevorbereitungen frr Neapel, am 21. Februar 1787 eine Art Abschiedsbrief aus Rom zu schreiben, der wiederum eine Woche spyter aufgegeben wurde, um trotz der Reise keine Lrcke in der Korrespondenz mit Charlotte von Stein entstehen zu lassen (vgl. 139,21–22). 118,32 Herders] Das eng mit Goethe und Charlotte von Stein befreundete Ehepaar Johann Gottfried und Caroline Herder in Weimar.

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68. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 10. Februar 1787 ! ÆKarlsruheæ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 60–61. – Doppelblatt 18,9623,3 cm, 4 S. beschr., egh.; Eh das Carneval Æ:::æ vor sich gehn. (119,1–120,11): grau-schwarze Tinte; Ich frage nicht Æ:::æ Leben Sie wohl. (120,12–34): braune Tinte; im Mittelbruch restauriert. – Beischluss zu EB 25. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 68–71, Nr 34. WA IV 8 (1890), 176–179, Nr 2571. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum Ende Februar bis Myrz 1787 (vgl. zu 150,3) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 10. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 119,1 Eh das Carneval uns mit seinem Lqrm anfqllt] Die Karnevalssaison in Rom begann 1787 am 7. Januar und endete am 20. Februar. Der rsmische Karneval ist berrhmt frr seine opulenten und freizrgigen Maskenfeste und Straßenumzrge, die in den letzten Tagen vor Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, ihren Hshepunkt erreichen (vgl. zu 117,32). Die indignierte Sicht Goethes auf das Karnevalsgeschehen wich erst beim Erlebnis des Karnevals im folgenden Jahr, als er nicht mehr unter dem Druck stand, Rom und seine Kunstwerke in kurzer Zeit studieren zu mrssen, einer interessierteren Betrachtungsweise (vgl. Das Rsmische Carneval; WA I 32, 223–271). 119,3–4 Lustbarkeiten Æ:::æ unter unsern Fenstern] Die Maskenumzrge mit ihren Karnevalswagen und Massenauflyufen Kostrmierter frhrten durch die Via del Corso, wo Goethe wyhrend seines Aufenthalts in Rom wohnte (vgl. zu 117,32). 119,4 viel Besuch] ƒber seine Besucher wyhrend der Karnevalszeit gibt Goethe keine nyhere Auskunft. 119,6–7 die Gegend des Obelisks] Zu den baulichen Vorbereitungen frr den Karneval vgl. zu 117,32–33. Der ygyptische Obelisk (Flaminio) im Zentrum der Piazza del Popolo ist mit 36,5 m Gesamthshe eines der Wahrzeichen Roms. Er entstand unter den Pharaonen Sethos I. und Ramses II. um 1200 v. Chr. in Heliopolis. Augustus brachte ihn 10 v. Chr. nach Rom, wo er im Circus Maximus, dem Veranstaltungsort der altrsmischen Kampfwagenrennen, aufgestellt wurde. Im 15. Jahrhundert wieder aufgefunden, wurde er unter Papst Sixtus V. 1589 durch Domenico Fontana am heutigen Standort aufgerichtet. 119,7 den Cors’] Die Via del Corso (vgl. zu 65,15). 119,9–10 ihre Laufbahn] Die Via del Corso wurde frr den Karneval zur Pferderennbahn umgestaltet (vgl. zu 117,33–118,1). Mit der Einbeziehung des Obelisken auf der Piazza del Popolo als Markierung des Wendepunktes knrpften

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diese Lustbarkeiten an die Tradition der altrsmischen Wagenrennen im Circus Maximus an. 119,11–12 neues Intermetz von Anfoßi] Vgl. zu 116,21. 119,15–16 der Zeicheneifer] Nachdem Goethe die ersten Monate seines Aufenthalts in Rom dazu genutzt hatte, sich ein umfassendes Bild von der Stadt und ihren Kunstwerken zu verschaffen, begann er einzelne Objekte genauer zu studieren und sie zu zeichnen. Im Umgang mit den befreundeten Krnstlern konnte er seine Fyhigkeiten weiter ausbilden, doch erst wyhrend seiner Reise nach Neapel und Sizilien nahm er systematischen Zeichenunterricht. Zunychst ließ er sich von Christoph Heinrich Kniep, seinem Begleiter auf der Exkursion nach Sizilien, in der Technik des Aquarells unterweisen (vgl. Eva Beck: Das „Mechanische der Wasserfarben-Mahlerei oder der Schlrssel zum Aquarell“. In: GJb 120 [2003], 312–332). Sein bedeutendster Lehrer wurde jedoch der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert, mit dem er kurz nach seiner Ankunft in Neapel Bekanntschaft und bald auch Freundschaft schloss (vgl. die erste Erlyuterung zu 158,18). Der Zeichenunterricht wurde wyhrend des zweiten Romaufenthalts intensiv fortgesetzt (vgl. zu 234,23–24), wobei neben Landschaften und Architektur auch der menschliche Ksrper zum Gegenstand wurde. Goethe musste jedoch erkennen, dass er in der Kunst des Zeichnens keine professionelle Fertigkeit zu erreichen vermochte. 119,18 Miß Gore] Emilie Gore, eine der drei Tschter des englischen Kaufmanns, Malers und Kunstliebhabers Charles Gore, frr die Carl August seit seinem Kuraufenthalt in Pyrmont 1785 schwyrmte. Zwischen ihr und Goethe war es im Frrhjahr und Sommer 1786 zu einem ersten brieflichen Kontakt gekommen (vgl. GB 6 II, zu 180,1–2). Ihre perssnliche Bekanntschaft begann im Juli 1788, als sich die Gores rber sechs Wochen in Weimar aufhielten (vgl. FB [6. Juli und 15. August] 1788, Bl. 92 und 112). Gore und seine Familie unternahmen viele Reisen durch ganz Europa und hatten in den 1770er Jahren lange Zeit in Italien gelebt (vgl. zu 259,13–14). Nach dem Tod seiner Frau ließ sich Gore 1791 mit seinen Tschtern Elisabeth und Emilie dauerhaft in Weimar nieder. Vgl. auch zu 222,18. 119,20–21 ganze Familie Æ:::æ auf einem Gemqhlde von Hackert] Jakob Philipp Hackerts Wandbild „Blick auf den Golf von Pozzuoli“ (1778 oder 1779), ein 1546341 cm großes Gouache-Fresko im Casino Aldobrandini in Frascati. Goethe berichtet darrber auch in seiner Biographie „Philipp Hackert“ von 1811: Er mahlte dem Prinzen A l d o b r a n d i n i , mit dem er oftmals auf dem Lande gewesen, in Frascati ein Cabinet in Gouache. (WA I 46, S. 225 f.) Dargestellt ist eine durch ihre Kleidung als aristokratische Reisegesellschaft ausgewiesene Personengruppe, bestehend aus einem ylteren Herrn, zwei jungen Damen sowie einer vierten, halb verdeckten Person, im Gesprych mit einem gestikulierenden Einheimischen vor dem Hintergrund des Golfs von Pozzuoli (vgl.

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Claudia Nordhoff: Jacob Philipp Hackert’s ,Gulf of Pozzuoli‘ for the Casino of Prince Aldobrandini. In: The Burlington Magazine 146. London 2004, S. 174–176; Abbildung in: Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit. Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar und der Kunsthalle Hamburg. Ostfildern 2008, S. 16). Hackert hatte 1778 gemeinsam mit den Gores eine Reise durch Italien unternommen. Das Bild befindet sich in Privatbesitz und wurde erst vor einigen Jahren wiederentdeckt. Sein ursprrnglicher Standort, das Casino Aldobrandini in Frascati, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstsrt. 119,23 vor Weynachten nicht erwarten] Vgl. zu 118,25. – Goethe hatte seine Rrckkehr nach Weimar davor frr den August 1787 angekrndigt (vgl. 66,22–23), aber nun deutlich gemacht, dass er wrnsche, seinem Romaufenthalt noch eine lyngere Reise nach Neapel und Srditalien anzuschließen, wenn dies Einverstyndnis finde (vgl. zu 118,26–27). 119,25 zwey Reise plane] Der erste Plan, den Goethe Charlotte von Stein in seinem Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 mitgeteilt hatte, sah lediglich eine Exkursion nach Neapel, die Abreise aus Rom kurz nach Ostern und die Ankunft in Weimar im August 1787 vor (vgl. zu 66,18–19; zu 66,21–23). Am 6. Januar 1787 teilte er Charlotte von Stein mit, dass er nach diesem Plan nur dann verfahren wolle, wenn das Befinden Carl Augusts ihm dies nahelegen wrrde, und unterbreitete einen zweiten Plan, der eine ausgedehnte Reise nach Neapel und Sizilien und die Rrckkehr nach Weimar erst im Frrhjahr 1788 vorsah (vgl. zu 76,11–12; zu 76,13). Als Kompromiss zwischen diesen beiden Varianten bot Goethe noch an, zwar auf Sizilien zu verzichten, dafrr aber den Sommer noch in Rom zu verbringen und im Herbst nach Hause zu kommen (vgl. 76,13–16). 119,26 durch Weimar nur durchgehend] Carl August war von seiner ersten Reise nach Berlin am 30. Dezember 1786 zurrckgekommen und bereits am 7. Januar 1787 wieder nach Mainz abgereist (vgl. zu 91,5). Goethes Brief vom 29. und 30. Dezember 1786 (Nr 40), der den ersten Reiseplan enthielt (vgl. 66,18–23), kam erst Mitte Januar in Weimar an. Die Information rber den zweiten Plan in dem Brief an Charlotte von Stein vom 6. Januar 1787 konnte den Herzog, da er seine zweite Reise nach Berlin von Mainz aus antrat, erst nach seiner Rrckkehr nach Weimar am 18. Februar 1787 erreichen. 119,29 ob ich nach Sicilien gehe] Da Goethe zutreffend annahm, dass Carl August die rber Charlotte von Stein rbermittelten Reiseplyne noch nicht kennen konnte, fasste er sie nochmals zusammen. Der hier angesprochene zweite Reiseplan (vgl. 119,25) sah eine ausgedehnte Reise nach Neapel und Sizilien und die Rrckkehr nach Weimar erst im Frrhjahr 1788 vor. Die Erwyhnung dieses Planes war eine indirekte Bitte, den Urlaub noch rber Weihnachten hinaus bis zum Frrhjahr 1788 zu verlyngern. 120,1 im August wieder zu Hause] Vgl. 66,22–23. Diese Idee war frr Goethe inzwischen schon gegenstandslos geworden und wurde hier nur noch ein-

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mal erwyhnt, um dem Herzog zu signalisieren, dass er bereit sei, seine Reiseplyne erforderlichenfalls auch abzukrrzen. 120,2 im Herbst wieder Æ:::æ zurmck] Vgl. zu 119,25. 120,3 Schloßern und meiner Mutter einige Zeit] Goethe beabsichtigte, auf seiner Rrckreise nach Weimar seinen Schwager Johann Georg Schlosser in Emmendingen (vgl. zu 78,12) und seine Mutter Catharina Elisabeth in Frankfurt a. M. zu besuchen (vgl. zu 19,6–7), verwirklichte diesen Vorsatz aber nicht (vgl. zu 152,30–32). 120,4 Auf Ostern das nqhere und weitere.] Goethe setzte die Korrespondenz mit Herzog Carl August im Myrz 1787 mit zwei nicht rberlieferten Briefen aus Neapel fort (EB 35 und EB 43). Zu Ostern (8./9. April) weilte er in Palermo (vgl. zu 143,12). Von der Sizilienreise erhielt Carl August offenkundig keine Briefe. Goethe schrieb erst wieder kurz vor seiner Rrckkehr von Neapel nach Rom am 27. Mai (Nr 89). 120,5 mein Schiff in Ophir recht beladen] Gleichnishafte Anspielung auf das sagenhafte Goldland im Srden, aus dem Ksnig Salomo den alttestamentarischen Berichten zufolge riesige Mengen an Gold und andere Reichtrmer bezog. Vgl. 1 Ksnige 9,28 und 10,11: „Und kamen gen Ophir, und holeten daselbst vier hundert und zwanzig centner goldes, und brachtens dem ksnige Salomo. / Æ:::æ / Dazu die schiffe Hiram, die gold aus Ophir frhreten, brachten sehr viel heben-holtz, und edelgesteine.“ (Luther-Bibel 1772 AT, 307.) 120,11 in Neapel] Goethe hoffte, in Neapel und Sizilien durch die Anschauung der dortigen Baudenkmyler der griechischen Antike eine noch hshere Stufe des Verstyndnisses der antiken Kunst erreichen zu ksnnen. 120,12 Ich frage nicht nach Ihren Wegen] Goethe konnte der Tatsache, dass Carl August in seinen Briefen rber seine aktuellen politischen Aktivityten schwieg, entnehmen, dass diese sich auf der Ebene der Geheimdiplomatie abspielten und nicht schriftlich mitgeteilt werden konnten. 120,14 Knebeln] Carl Ludwig von Knebel war seit Herbst 1786 als Geheimsekretyr Carl Augusts in dessen geheimdiplomatische Projekte eingebunden und begleitete ihn auf seinen Reisen (vgl. zu 113,1). 120,15–16 Von Neapel Æ:::æ ein Wort und schick es auch an Edelsheim.] Goethe vermutete Carl August am badischen Hof in Karlsruhe und schickte seine Briefe an den Herzog deshalb an den befreundeten badischen Minister Wilhelm von Edelsheim (vgl. auch ƒberlieferungen zu Nr 55 und 64). 120,20–21 Anteil den Sie an Wilh. Meister nehmen] Carl Augusts Nachfrage knrpfte an die Diskussionen an, die er im Frrhjahr 1786 mit Goethe rber die ersten Teile des Werkes gefrhrt hatte, die ihm von Goethe zur Lektrre rbersandt worden waren (vgl. GB 6 II, zu 185,12). 120,21 ihn in Tannrode lasen] Tannroda, etwa 17 km srdwestlich von Weimar gelegen. Carl August hatte sich im April 1786 frr einige Tage auf das dortige

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Schloss zurrckgezogen, nachdem ein Ausflug zur Auerhahnjagd nach Ilmenau, den er gemeinsam mit Goethe hatte unternehmen wollen, an dessen Erkrankung gescheitert war. Goethe hatte ihm daraufhin die ersten Brcher seines „Wilhelm Meister“ nach Tannroda geschickt (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 120,22–23 Die große Arbeit Æ:::æ ihn zu einem Gantzen zu schreiben] Goethes ursprrnglicher, offensichtlich auch zum Zeitpunkt des Briefes noch bestehender Vorsatz, an seinem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ auch wyhrend des Italienaufenthalts zu arbeiten, wurde nicht verwirklicht (vgl. die erste Erlyuterung zu 94,9). 120,25–26 Ich mnchte ihn endigen mit dem Eintritt ins vierzigste Jahr] Goethe vollendete sein 39. Lebensjahr am 28. August 1788. Erst 1796 konnte er den Roman unter dem Titel „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ abschließen. 120,31 Tischbein mahlt mich in Lebensgrnße] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein arbeitete seit Dezember 1786 an dem Gemylde „Goethe in der Campagna di Roma“ (vgl. zu 66,10).

69. An Johann Heinrich Merck

Rom, 10. Februar 1787 ! ÆDarmstadtæ

ƒBERLIEFERUNG

H: Privatbesitz, Mrnchen. – 1 Bl. 18,6(–19,3)623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; linker Rand abgerissen. E: Merck, Briefe, 269 f., Nr 126. WA IV 8 (1890), 179, Nr 2572 (nach E, mit H verglichen). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 10. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Johann Heinrich Merck (1741–1791) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zum Brief aus der ersten Hylfte des Februar 1774 (GB 2 II, Nr 94) und zum Brief vom 13. Februar 1785 (GB 6 II, Nr 28). – Der vorliegende Brief ist der erste Goethes nach anderthalb Jahren unterbrochener Korrespondenz an den ehemaligen Freund Merck und trygt lediglich konventionellen Charakter. Ob Merck antwortete, ist nicht bekannt. 121,1 wenigstens Ein Wort] Aus Italien hatte Goethe dem Freund bisher keinerlei Nachrichten zukommen lassen. Goethes Verhyltnis zu Merck war seit den Vorgyngen um Goethes Aufsatz rber den Zwischenkieferknochen 1785/86 erheblich abgekrhlt und ihr Briefwechsel zum Erliegen gekommen (vgl. GB 6 II, zu 16,8). Merck hatte schon nicht mehr auf ein Schreiben Goethes zu hoffen gewagt:

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BRIEF 70

„Mein Name ist so vsllig bey ihm, und bey andern ihm nyheren Freunden ausgethan, daß ich nicht anders als per S u p p l i c a m um Etwas das ihn angeht, einkommen darf. Vor ohngefyhr 10 Jahren hytte ich nicht geglaubt, daß es unverschuldeterweise von meiner Seite soweit kommen ksnnte.“ (Merck an Herzogin Anna Amalia, 10. Februar 1787; Merck, Briefwechsel 4, 391.) Um so rberraschter zeigte er sich rber den vorliegenden Brief: „Eben so war mein Verhyltniß mit Goethe, von dem ich hsrte, daß er an alle Menschen geschrieben hatte, Nur an mich nicht. Jezo aber hat er seit ohngefyhr 14 tagen auch an mich, u. zwar aufs freundschafftlichste gedacht.“ (Merck an Herzog Carl August, 10. Myrz 1787; Merck, Briefwechsel 4, 399.) 121,1–2 von Rom weiter ziehe] Gemeint ist die bevorstehende Reise nach Neapel und Sizilien (vgl. zu 104,32). 121,2 drey Monate hier] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 121,4–5 wenn man zum Schauen Æ:::æ vergebens herbeygezogen] Die Begegnung mit Rom war frr Goethe die Erfrllung einer von Kind auf gehegten Sehnsucht (vgl. zu 14,30). – Zum Begriff des ,Schauens‘ vgl. zu 19,27. Zu Augen des Geistes vgl. zu 20,5. 121,8 wenn ich nach Hause kehre] Goethe hatte ursprrnglich beabsichtigt, auf seiner Rrckreise von Italien die Mutter in Frankfurt a. M. zu besuchen (vgl. zu 19,6–7). Das hytte eine Begegnung mit Merck leicht msglich gemacht. Tatsychlich kam er aber weder nach Frankfurt a. M. noch nach Darmstadt. 121,10–11 al Corso incontro al Palazzo Rondanini] Ital.: Am Corso, gegenrber dem Palazzo Rondanini. Goethes Adresse in Rom (vgl. auch zu 18,4–6). 121,12 Ostern bin ich wieder hier] Goethes Reise nach Srditalien dauerte lynger als ursprrnglich geplant. Er kam nicht schon zu Ostern (8./9. April) nach Rom zurrck, sondern erst am 6. Juni 1787 (vgl. zu 155,15). 70. An Charlotte von Stein ƒBERLIEFERUNG

Rom, 13. und 17. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 18,8623,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). E: Briefe aus Italien (1886), 281–284, Nr 27. WA IV 8 (1890), 183–186, Nr 2574.

FEBRUAR 1787 ERL†UTERUNGEN

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Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vom 26. Januar 1787 (vgl. zu 137,2). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 13. Myrz 1787 (vgl. zu 146,13–14) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 17. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 121,16 Festin] Die so genannten sffentlichen Maskenbylle (Redouten), die in den letzten Karnevalsnychten allabendlich in verschiedenen Palazzi und Theatern von Rom stattfanden. Die Bylle konnten gegen geringen Eintritt besucht werden und dienten vor allem auch dem Ausstellen und Betrachten der vielfyltigen mythologischen, historischen und kunstgeschichtlichen Maskenkostrme. 121,17 Vielleicht auf den Freytag.] Im zweiten Teil des vorliegenden Briefes vom Samstag, dem 17. Februar 1787, bestytigt Goethe, dass er in der vorhergehenden Nacht ein Festin in Rom besucht hat (vgl. 125,2–4). Nyhere Angaben dazu fehlen aber. Im „Rsmischen Carneval“ von 1788 beschreibt Goethe den Besuch eines Festins im Teatro delle Dame, ehemals Teatro Aliberti (vgl. IR III; WA I 32, 263 f.). 121,17–18 Das Carnaval] Am Dienstag, dem 13. Februar 1787, war die letzte Karnevalswoche angebrochen (Aschermittwoch: 21. Februar 1787). Das Treiben erreichte mit tyglichen Lustbarkeiten, Maskenumzrgen und Byllen seinen Hshepunkt (vgl. zu 117,32; zu 117,33–118,1). 121,22–23 Beschreiben Æ:::æ nichts davon] Daran hat sich Goethe auch gehalten. Auf Anregung von Friedrich Justin Bertuch, dem Herausgeber des „Journals des Luxus und der Moden“, entstand dann die Idee, Zeichnungen von den Maskenumzrgen des rsmischen Karnevals von 1788 mit erlyuternden Beschreibungen zusammenzustellen. Daraus wiederum entwickelte Goethe schließlich seinen Essay „Das Rsmische Carneval“, der mit Maskenzeichnungen von Johann Georg Schrtz versehen 1789 im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin gedruckt wurde. Weiter vgl. zu 266,7. 121,24–26 durch Kranzen einige Zeichnungen Æ:::æ ein Dutzend angefangen] Seit Anfang Februar 1787 hatte sich Goethe in der Umgebung Roms intensiv dem Landschaftszeichnen gewidmet (vgl. zu 117,3). Schon im vorausgegangenen Brief vom 7. bis 10. Februar 1787 hatte er Charlotte von Stein angekrndigt, dass er beabsichtige, eine Auswahl der so entstandenen Blytter, vorwiegend kleine skizzenartige Bleistift-, Tusch- und Aquarellarbeiten, dem Hofmusiker Johann Friedrich Kranz nach Weimar mitzugeben (vgl. zu 117,7–8). Er wyhlte dann aber einen anderen Weg und ließ der Freundin zehn Zeichnungen durch Georg Wilhelm August von Pape zukommen, der am 21. Februar rber Frankfurt a. M. nach Hannover heimreiste (vgl. zu 137,12; zu 137,13–14). ƒber Goethes Mutter Catharina Elisabeth gelangten sie nach Weimar. Dazu wie zu den Blyttern vgl. zu 126,6–7.

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BRIEF 70

121,26 Sie sind klein] Im Brief an Herder vom 17. Februar 1787 krndigte Goethe Zeichnungen von einer kleinern Art Vngel (126,6) an. Von den rberlieferten rsmischen Landschaftszeichnungen Goethes aus dieser Zeit sind die meisten nicht grsßer als circa 11619 cm (vgl. zu 126,6). 123,1–2 behalte sie beysammen] Dazu ist nichts bekannt. 123,3 Die Kmnstler freuts] Im vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein hatte Goethe davon berichtet, dass ihm bei seinen gegenwyrtigen Zeichenrbungen Tischbein vieles beigebracht habe (vgl. zu 118,13–14). Wer von den Malerfreunden in Rom Goethe in dieser Phase noch hilfreich zur Seite stand, ist nicht bekannt. Zu Goethes Krnstlerfreunden vgl. zu 85,15. 123,5 Neapolitanischen Reise] Vgl. zu 104,32. 123,6 diese bunten Dinge] Goethes Zeichnungen mit verschiedenen Landschafts- und Vedutenmotiven waren Bleistift- und Tuschzeichnungen, teilweise laviert oder mit styrkerem Aquarellanteil (vgl. zu 121,26; zu 126,6–7). 123,9 deinen Brief und die Einschlmße] Gemeint ist Charlotte von Steins Bezugsbrief vom 26. Januar 1787, mit dem sie auf Goethes Brief vom 6. Januar geantwortet hatte (vgl. auch 137,2). Bei den Einschlrssen handelt es sich um Schreiben von Herder wahrscheinlich vom 25. oder 26. Januar und vermutlich von Herzogin Louise aus dem gleichen Zeitraum sowie msglicherweise auch von Herzog Carl August vom 22. oder 23. Januar. Diese Briefe sind nicht rberliefert. In seinem Brief vom 6. Januar 1787 hatte Goethe darum gebeten, dass die engsten Freunde in Weimar rber seine Plyne zu einem lyngeren Aufenthalt in Italien bis Ende des Jahres oder gar bis Frrhjahr 1788 beraten und ihm ihre Ansicht mitteilen sollten (vgl. zu 73,15–16; zu 73,17–18). 123,10 ihre Meynung gesagt] Mit Ausnahme Charlotte von Steins, die sich eines Ratschlags enthielt, fanden Goethes Vorstellungen rber einen lyngeren Aufenthalt in Italien, besonders mit der Option, unbedingt auch Sizilien zu bereisen, bei den Weimarer Freunden ein einhellig positives Echo (vgl. zu 76,23–25). 123,11–12 nach Neapel Æ:::æ das weitere hnren] Der Reisebeginn nach Karnevalsende stand seit Lyngerem fest (vgl. zu 75,5). Die Entscheidung rber die Ausdehnung der Reise nach Sizilien traf Goethe, als er sich schon in Neapel aufhielt, in der zweiten Myrzhylfte 1787. Unter dem 16. Myrz 1787 heißt es dazu in der „Italiynischen Reise“: In vierzehn Tagen muß sich’s entscheiden, ob ich nach Sicilien gehe. Noch nie bin ich so sonderbar in einem Entschluß hin und her gebogen worden. Heute kommt etwas, das mir die Reise anrqth, morgen ein Umstand, der sie abrqth. Es streiten sich zwei Geister um mich. (IR II; WA I 31, 53.) Vermutlich yußerte er sich Charlotte von Stein gegenrber in yhnlicher Weise. Goethe schrieb ihr im Myrz 1787 aus Neapel vier Briefe, die am 10., 17., 20. und 27. Myrz verschickt wurden, aber nicht rberliefert sind (vgl. EB 33, EB 34, EB 38 und EB 42). Goethe trat die Reise auf die Insel schließlich am 29. Myrz an und blieb bis zum 11. Mai 1787 (vgl. zu 143,12).

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123,12 der Herzoginn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach gehsrte zu dem Personenkreis, den Goethe ausdrrcklich aufgefordert hatte, zu seinen weiteren Reiseplynen Stellung zu nehmen (vgl. zu 73,17–18). 123,12 Herders] Auch das Ehepaar Herder war von Goethe aufgefordert worden, seine Meinung rber die weiteren Reiseplyne in Italien zu yußern (vgl. zu 73,17–18). 123,12–13 von hier schreib ich niemanden mehr] Bis zu seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 stand Goethe nur noch ein Posttag zur Verfrgung, Samstag, der 17. Februar 1787. Zur Versendung an diesem Tag war vorliegender Brief vorgesehen. Darrber hinaus schickte Goethe aber noch zwei weitere Briefe nach Weimar, den ersten an Johann Gottfried Herder und den zweiten an Philipp Seidel, die beide auf die Nachricht von der Ankunft der rberarbeiteten Fassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ frr die Ausgabe „Goethe’s Schriften“ reagierten (Nr 71 und 72). In den Tagen danach bis zum Aufbruch nach Neapel, zwischen dem 19. und 21. Februar, verfasste Goethe noch eine Reihe weiterer Briefe, die er am nychsten Samstag, dem 24. Februar 1787, zur Post bringen ließ. Von den elf nachweisbaren Briefen sind acht rberliefert, drei lassen sich erschließen (vgl. Nr 73 bis Nr 80 und EB 26 bis EB 28). 123,13–14 noch einen Brief von hier] An Charlotte von Stein sollte am Posttag nach Goethes Abreise nach Neapel noch ein Brief aus Rom abgehen, um keine Lrcke in der fortlaufenden Korrespondenz entstehen zu lassen. Diesen Brief schrieb Goethe in den letzten Tagen vor seinem Aufbruch am 19. und 21. Februar (Nr 78). Aus dem gleichen Grund verfasste er am 21. Februar noch einen weiteren Brief an die Freundin, den er frr den Versand am darauffolgenden Posttag, dem 3. Myrz 1787, vorsah (Nr 80). 123,14 ein Posttag ausfallen] Dies geschah nicht (vgl. die vorhergehende Erlyuterung), obwohl Goethe die Freundin auch schon in seinem Brief vom 17. bis 20. Januar 1787 darauf vorbereitet hatte, dass mit seiner Reise nach Neapel eine vorrbergehende Unterbrechung in der Korrespondenz eintreten wrrde (vgl. zu 95,21). 123,14–15 Schreibe mir nur immer.] Wyhrend Goethes rber vierwschigen Aufenthaltes in Neapel bis zur ƒberfahrt nach Sizilien am 29. Myrz 1787 haben ihn wahrscheinlich vier Briefe Charlotte von Steins erreicht, die nicht rberliefert sind (vgl. zu 146,13–14). 123,15–16 biß Trent franckiren] Trient an der Etsch, im srdlichen Tirol unweit der Grenze zur Republik Venedig gelegen, gehsrte zum Hoheitsgebiet des Heiligen Rsmischen Reiches Deutscher Nation. Hier endete der postalische Transport durch die Kaiserliche Reichspost. Goethe frankierte seine Briefe nach Deutschland bis dorthin und musste frr Briefe aus Deutschland auch nur von dort an das Porto nachzahlen. 123,17 regelmqßig Post halten] Dieser Anspruch konnte weitgehend erfrllt

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werden (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). In den Wochen bis zur Rrckkehr nach Rom Anfang Juni 1787 kam es aber von Seiten Goethes zu ersten Korrespondenzlrcken, so zwischen den Briefen vom 18. April (Nr 85) und vom 14. oder 15. Mai (EB 58) und noch einmal zwischen denen vom 14. oder 15. und vom 25. Mai (Nr 87). Solche Unterbrechungen in dem gewohnten wschentlichen Rhythmus der Briefe an die Freundin in Weimar traten spyter noch sfter auf, so an den Posttagen 16. Juni, 1. und 29. September, 6., 20. und 27. Oktober, 3. November 1787 sowie 5. Januar, 23. Februar, 29. Myrz, 5. und 19. April 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3–4 und 6–9). Zu Goethes weiteren Briefen aus Italien vgl. auch EB 29. Charlotte von Stein antwortete wahrscheinlich in einem yhnlichen Rhythmus (vgl. zu 231,27). 123,19 der Grund zum neuen Obelisk] Vgl. zu 98,32–33. 123,20–21 Gqrten des Lukullus die nachher an die Kayser kamen] Die Gyrten des rsmischen Feldherrn Lucius Licinius Lucullus aus der ersten Hylfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. lagen in der Gegend zwischen den heutigen Kirchen S. Giuseppe a Capo le Case, S. Andrea delle Fratte und S. Trinit dei Monti (wo sie schon die Guiden des 18. Jahrhunderts lokalisierten). Sie gehsrten in der Antike zu den berrhmtesten Anlagen ihrer Art, und ihr literarischer Ruhm reichte bis in die Neuzeit. 2007 wurde bei Ausgrabungen in der Biblioteca Hertziana, in unmittelbarer Nyhe zu S. Trinit dei Monti, ein Nymphaeum gefunden, das einst zu diesen Gyrten gehsrt hatte. Als kaiserliche Gyrten berrhmt wurden hingegen, als sie nach 20 n. Chr. verkauft worden waren, die Horti Sallustiani des rsmischen Historikers und Politikers Gaius Sallustius Crispus, aus denen der sallustianische Obelisk stammt. Sie befanden sich sstlich des Gelyndes mit den LucullusGyrten in einer Senke zwischen Quirinal und Monte Pincio, in der Gegend der heutigen Kirche S. Susanna. 123,23 ein flach Stmck gebrannten Thon] Die beschriebene antike Tonscherbe mit dem Greifenmotiv ist in Goethes Sammlungen nicht nachweisbar. 123,28–29 andern vielen Sachen] Goethe war wyhrend seines Aufenthaltes in Rom bemrht, historische Steine, besonders aus der Antike, wie sie in der Bau-, Bildhauer- oder auch Handwerkskunst verwendet wurden, in den zahlreichen Ruinen selbst zu sammeln oder sammeln zu lassen. ƒber einzelne Strcke ist wenig bekannt (vgl. auch zu 64,24–26). 123,30–31 mit mit] Versehentlich doppelte Pryposition. 125,2 einen Augenblick auf dem Festin] Vgl. zu 121,16; zu 121,17. 125,5–6 die vierzehn Tage] Seit Anfang Februar 1787 hatte sich Goethe intensiv der Landschaftsmalerei zugewandt (vgl. zu 117,3). 125,6–7 in die Landschqfftgen hineingezeichnet] Mehrere dieser wyhrend seiner Zeichenrbungen entstandenen Landschafts- und Vedutenbilder bereitete Goethe frr eine ƒbersendung an Charlotte von Stein vor (vgl. zu 121,24–26; zu 126,6–7).

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125,8 Iphigenie Æ:::æ glmcklich angekommen] Goethe hatte am 13. Januar 1787 eine Abschrift der neuen Versfassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ an Philipp Seidel nach Weimar geschickt (vgl. zu 80,1). Dort war es wahrscheinlich am 28. Januar eingetroffen und sofort an Herder weitergegeben worden, der die Endfassung des Dramas frr den Druck in der Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ betreuen sollte (vgl. Herder an Gsschen, 29. Januar 1787; HB 5, 204). Seidel meldete die Ankunft des Manuskripts umgehend nach der ƒbergabe an Herder noch am 29. Januar (vgl. zu 80,21). Diese Mitteilung hatte Goethe wahrscheinlich unmittelbar vor der Abfassung des vorliegenden Briefes am 17. Februar 1787 erreicht. 125,9 die 4 Bqnde in die Welt gehn] Nach Redaktion und veranlasster Abschrift des Manuskripts der rberarbeiteten Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ erhielt der Verleger Georg Joachim Gsschen diese Druckvorlage als letzten Text der frr Band 3 vorgesehenen Werke Mitte Myrz 1787 (vgl. zu 79,1). Die Bynde 1 bis 4 erschienen zwischen Ende April und Juli 1787 (vgl. zu 79,6). 125,16 unzqhlige Zeichnungen] ƒberliefert sind von der rber dreimonatigen Reise nach Neapel und Sizilien noch knapp 130 Zeichnungen Goethes mit den verschiedensten Landschafts- und Erlebnismotiven in unterschiedlicher Ausfrhrung und Zeichentechnik (vgl. Corpus II, 27–64, Nr 59–186). 125,16 Fritzen] Charlotte von Steins Sohn Friedrich. 125,17 mit Rath nicht seyn] Anspielung auf die Weigerung Charlotte von Steins, Goethe in Bezug auf seine vorgeschlagenen Alternativen rber den weiteren Fortgang seiner Italienreise, insbesondere zur Idee, auch noch Sizilien aufzusuchen, einen Rat zu erteilen (vgl. zu 73,15–16; zu 137,6–7). 125,18 Steinen] Charlottes Ehemann Ernst Josias von Stein. 125,20 Herzoginn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 125,20–21 ihre Gmte und Theilnehmung] Gemeint ist die mit Charlotte von Steins Bezugsbrief vom 26. Januar 1787 rbermittelte befrrwortende Stellungnahme der Herzogin zu den weiteren Reiseplynen Goethes in Italien (vgl. zu 123,10). 125,22–23 Doch dein Wille geschehe] Zitat aus dem „Vaterunser“ (Matthyus 6,9–13). Die hier zitierte vierte Bitte des Gebets fehlte noch in einer ylteren ƒberlieferung des Gebetstextes im Lukas-Evangelium. Sie ist im MatthyusEvangelium wahrscheinlich nach dem Wort Jesu bei seinem Gebet auf dem Jerusalemer …lberg vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung eingefrgt worden: „Und sprach: Vatter, willt du, so nimm diesen kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein wille geschehe.“ (Lukas 22,42; Luther-Bibel 1772 NT, 89.)

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71. An Johann Gottfried Herder

BRIEF 71

Rom, 17. Februar Æ1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1787 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,8623(–23,2) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Ergynzungen und Korrekturen, Bleistift und Rstel; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816); S. 1 oben rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H.“ – Beischluss: Brief von Karl Philipp Moritz an Herder, 17. Februar 1787 (vgl. zu 127,17–18); beide Briefe waren Beischluss zu Nr 72 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). E: Briefe aus Italien (1886), 346–348, Nr 45. WA IV 8 (1890), 186–189, Nr 2575. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herders wahrscheinlich vom 29. Januar 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 126,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 17. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 125,25 Iphig. angekommen] Vgl. zu 125,8. 125,26 eh ich nach Neapel ginge] Vgl. zu 104,32. 125,28–126,1 Rath und Meynung wegen der Sicilianischen Reise] Goethe hatte Herder Ende Dezember 1786 rber eine Reise nach Neapel informiert (vgl. 69,17). Herder nahm wahrscheinlich an, Goethe werde dabei auch den frr Neapelreisende obligatorischen Abstecher nach Sizilien unternehmen, und gab im nicht rberlieferten Bezugsbrief vom 29. Januar entsprechende Reisehinweise (vgl. die folgende Erlyuterung). Goethe hatte sich aber den Weimarer Freunden gegenrber zu einem solchen Reiseablauf noch nicht abschließend geyußert. Erst im Brief vom 3. Februar 1787 war er etwas bestimmter auf seine Plyne eingegangen, auch Sizilien besuchen zu wollen (vgl. zu 107,13–14). Vgl. dazu auch 123,11–12. 126,2 deines Briefes] Mit dem nicht rberlieferten Brief von Seidel vom 29. Januar 1787 (vgl. zu 125,8) war ein ebenfalls nicht rberlieferter Brief Herders wahrscheinlich vom gleichen Tag an Goethe geschickt worden und am 17. Februar angekommen. 126,2 mber deinen Zustand] Vgl. zu 108,28. 126,3 Sorge der Frauen um die Kinder] Gemeint ist Herders Ehefrau Caroline Herder (vgl. auch zu EB 36). Mehrere von Herders Kindern litten an Keuch-

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husten, und die mit im Haus lebende Nichte Caroline Herders, Philippine Caroline Goll, war ebenfalls schwer erkrankt (vgl. die erste Erlyuterung zu 55,22; zu 108,28–29). Entsprechende Berichte rber den Fortgang der Erkrankungen hatte Herder offensichtlich auch in seinem nicht rberlieferten Bezugsbrief gegeben (vgl. die erste Erlyuterung zu 126,2). 126,5 Gastmqler von Phasanen] Vgl. zu 56,23. 126,6 Von einer kleinern Art Vngel kommt ein ganzer Transport.] Wahrscheinlich metaphorische Umschreibung frr Goethes im Folgenden genannte Zeichnungen frr Charlotte von Stein und die kolorierten Kostrmbilder aus dem Rsmischen Karneval frr Herders Kinder (vgl. zu 126,6–7; zu 126,14–15). Gegenrber Charlotte von Stein hatte Goethe die zu erwartenden Zeichnungen in yhnlicher Weise charakterisiert: Sie sind klein und ist nicht viel dran, Æ:::æ es ist mir ein lustiger Gedancke daß du diese bunten Dinge bald vor dir haben sollst. (121,26–123,7.) 126,6–7 Ein Pqckchen Zeichnungen] Ursprrnglich hatte Goethe geplant, etwa ein Dutzend Tusch- und Aquarellzeichnungen nach der Natur aus der Umgebung von Rom, die er seit Anfang Februar 1787 frr Charlotte von Stein angefertigt hatte, von Johann Friedrich Kranz mit nach Weimar nehmen zu lassen (vgl. 108,30–31 und zu 105,24–25). Er gab sie aber dann dem bereits am 21. Februar 1787 von Rom nach Hannover zurrckkehrenden Georg Wilhelm August von Pape mit, der sie in Frankfurt a. M. zur Weiterbefsrderung an Goethes Mutter Catharina Elisabeth rbergab (vgl. zu 137,13–14). Dabei handelte es sich um zehn gerahmte Blytter in gleichem Format (vgl. zu 137,12). Wahrscheinlich sind folgende Zeichnungen gemeint: „Baumgruppe und Gebyude“, „Talsenke mit weidenden Tieren“, „Landgut Apollinare von Villa Borghese aus“, „Landgut Apollinare“, „Villa Borghese in Rom“, „Blick aus Villa Borghese“, „Allee im Park Borghese“ und „Villa Borghese Februar 87“ (GNM, Inv.-Nr: GGz/0199, GGz/0200, GGz/0198, GGz/2210, GGz/0567, GGz/0568, GGz/1955 und GGz/2271; vgl. Corpus II, 25–27 Nr 51– 58) sowie „Tiberlandschaft“ und „Muro Torto vor Porta del Popolo in Rom“ (Privatbesitz; Stydelsches Kunstinstitut Frankfurt a. M., Nr 287; vgl. Corpus VIb, 26, Nr 55 und 56). 126,7 Krabeleyen] Hier: ironisch frr ,mrhsam entstandene, dilletantische Zeichnungen‘ (vgl. GWb 5, 668 f.), ,Kritzeleien‘, ,nur das †ußerliche wiedergebende Kunstarbeiten‘ (vgl. Grimm 5, 1914). 126,9–10 Tischbein geht mit mir.] Goethes enger Vertrauter in Rom, der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, reiste gemeinsam mit Goethe am 22. Februar 1787 nach Neapel (vgl. 75,32–33 und zu 104,32). 126,11–12 die Bildchen Æ:::æ circuliren laße] Vgl. zu 126,6–7. Wann die Zeichnungen in Weimar eintrafen, ist nicht bekannt, ebenso wenig, wem sie gezeigt wurden.

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126,12 Prinz August und Frb‘. sie sehen] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der jrngere Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig und gemeinsame Freund Herders und Goethes, war ebenso kunstsinnig wie der ebenfalls mit Goethe und Herder befreundete Geheime Rat am herzoglichen Hof von Sachsen-Gotha und Altenburg Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf. Prinz August, der oft nach Weimar kam, hielt sich vom 4. bis 27. Mai 1787 wieder am Weimarer Hof auf (vgl. FB [4. und 27. Mai] 1787, Bl. 59 und 69). Dabei ksnnte er Goethes Zeichnungen gesehen haben. Franckenberg war bereits am 8. April 1787 mit seiner Frau auf einige Tage nach Weimar gekommen (vgl. ebd., Bl. 48). 126,14 Kinder] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18. 126,14–15 Masken des Carnevals und einige rnmische Kleidungen] Nicht rberlieferte Zeichnungen von rsmischen Karnevalskostrmen und Masken, wie sie Goethe auf den Straßen der Stadt gesehen hatte. Goethe hat solche Studien wahrscheinlich auch spyter fortgesetzt und entwickelte daraus frr die Karnevalssaison 1788 das Projekt „Das Rsmische Carneval“ (vgl. zu 202,2–4; zu 266,7; zu 266,7–8). 126,16 Orbis pictus] Lat.: Gemalter Erdkreis. – Die Anspielung bezieht sich auf das im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitete illustrierte lateinisch-deutsche Sprachlehrbuch „Orbis sensualium pictus. Hoc est, omnium fundamentalium in mundo rerum & in vita actionum pictura et nomenclatura. Die sichtbare Welt. Das ist Aller vornemsten Welt- Dinge und Lebens-Verrichtungen Vorbildung und Benahmung“ (Nrrnberg 1658) des bshmischen Theologen und Pydagogen Johann Amos Comenius, das viele Nachdrucke und Nachahmungen gefunden hatte. 126,21 Die Schnne des Wetters] Seit Anfang Februar herrschte angenehmes warmes Frrhlingswetter in Rom (vgl. die zweite Erlyuterung zu 104,18). Am 20. Februar trat eine kurzzeitige Verschlechterung ein: Schon vorgestern verfinsterte sich das Wetter, die schnnen Tage hatten uns trmbe gebracht, doch deuteten einige Luftzeichen, daß es sich wieder zum Guten bequemen werde, wie es denn auch eintraf. (IR II, 22. Februar 1787; WA I 31, 5.) 126,32 Das Carnaval hab ich satt!] Der Karneval in Rom erreichte mit dem Beginn der Straßenumzrge und Maskenfeste knapp eine Woche vor seinem Ende (Aschermittwoch: 21. Februar 1787) seinen Hshepunkt. Goethes Eindruck davon war von Anfang an negativ (vgl. 121,21–22). 127,1–2 Von der Redoute lief ich Æ:::æ weg.] Goethe hatte in der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1787 eine der berrhmten rsmischen Redouten, ein so genanntes Festin, besucht, sich dort aber gelangweilt (vgl. 125,2–3). 127,4 I n t a g l i o ] Ital.: Auskerbung; Gemme mit eingeschnittener Figuration. 127,5 Herzoginn Mutter] Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, die Mutter des regierenden Herzogs Carl August. 127,7–8 dem alten Schnaus zeigen Æ:::æ eins oder das andre zu kopiren] Der 64-jyhrige Christian Friedrich Schnauß, langjyhriger Beamter am Weimarer

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Hof, war seit 1779 Kollege Goethes im Geheimen Consilium. Die Zeichnungen sind Schnauß offensichtlich vorgelegt worden. Wahrscheinlich hat Schnauß auch tatsychlich Kopien einzelner Zeichnungen anfertigen lassen. Im Goethe-Museum Frankfurt a. M. (Freies Deutsches Hochstift) wird eine Kopie mit Motiven nach Goethes Zeichnung „Villa Borghese Februar 87“ aufbewahrt (Zugangs-Nr 13282), die darauf hinzuweisen scheint (vgl. Corpus VIb, 26, Nr 54). 127,10–11 Verzeichniß wie die Exemplare meiner Werde ausgetheilt] Die nicht rberlieferte Liste rber die Verteilung der Ostern 1787 erscheinenden Bynde 1 bis 4 von „Goethe’s Schriften“ schickte Goethe am 24. Februar als Beilage frr Herder mit seinem Brief an Charlotte von Stein vom 19. und 21. Februar 1787 nach Weimar (vgl. Beilage zu Nr 78). Ein Entwurf zu einer solchen Liste ist in einem von Goethe in Rom angelegten Notizheft rberliefert. Unter dem Eintrag Wem Exempl. bestimmt sind findet sich folgende Aufzyhlung: Herzog / Herzog. Reg / Herz. Mutter / Pr Constantin. / Herder. / Die Kinder. / Fr. v Stein / Fritz. / Wieland / Knebel / v. Fritsch / Schnaus / Schmidt. / 3 Seidel / Hofr Voigt. / Bertuch. / Fr v Schardt. / Jochhausen / die 3 Hofdamen / Schrnter. / 6 Mutter / 1 Kqstner Hann. / 3 Rom. (Tragblatt. Allerley Notanda wyhrend der 1n Reise in Italien enthaltend; H: GSA 27/57, ÆBl. 4æ.) Eine komplette Liste rber die Verteilung fertigte nach dem Erscheinen der Bynde Philipp Seidel an (H: GSA 30/297, Bl. 42; vgl. QuZ 1, 206– 208). – Werde: Schreibfehler frr ,Werke‘ 127,12 der Distribution annehmen] Ob die Verteilung der Geschenkexemplare tatsychlich von Caroline Herder und Charlotte von Stein organisiert wurde, ist nicht bekannt. 127,14 die Narren im Cors] Zum Karnevalstreiben in Rom und speziell in der Via del Corso vgl. zu 117,32; zu 119,3–4; zu 119,9–10. 127,17 Moritzen] Karl Philipp Moritz (vgl. zu 36,1). 127,17–18 Sein Brief liegt bey.] Der Brief hat folgenden Wortlaut: Hochwrrdiger, Hochzuverehrender Herr Generalsuperintendent, Ich wrrde es nicht gewagt haben, die Zahl Ihrer Korrespondenten zu vermehren, wenn nicht der Herr Geheimrath von Gsthe, dessen langgewrnschte und mir unschytzbare Bekanntschaft ich hier in Rom gemacht habe, mich selbst dazu aufgemuntert, und mir die Versichrung gegeben hytte, daß es Ihnen nicht unangenehm seyn wrrde, wenn ich meinen Plan, ein gemeinnrtziges Werk rber die rsmischen Alterthrmer hier an Ort und Stelle auszuarbeiten, Ihnen zur Prrfung vorlegte, um Ihre Winke darrber, besonders in pydagogischer Rrcksicht, zu vernehmen. Meine Absicht bei diesem Unternehmen geht nehmlich vorzrglich dahin, das Studium der Alterthrmer, wo msglich angenehmer und lehrreicher zu machen, als es bisher gewesen ist, indem ich das Wichtigere von dem Unwichtigerem, nach

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dem Grade des Interesse, den es noch itzt frr die Menschheit haben kann, heraus zu heben, und eines dem andern gehsrig unterzuordnen suchte, so daß dadurch frr das Ganze ein fester Gesichtspunkt gewonnen wrrde, woraus dasselbe in einem interessantem Lichte betrachtet werden, und zugleich, mit wohlthytigem Einfluß, auf den Geist, der es betrachtete, zurrckwirken ksnnte. Ich darf Ihnen das Allgemeine dieses Plans nicht weiter auseinandersetzen, da alles auf das Detail in der Ausfrhrung anksmmt, worrber ich eben Ihre Winke zu vernehmen wrnschte: Denn dieß Buch sollte frr Erwachsne und auch frr die Jugend in Schulen brauchbar seyn, und zugleich eine Begierde zur Lektrre der Alten einflsßen, indem alles gleichsam perspektivisch gestellt wrrde, so daß es immer noch zu etwas Fernem und Unbekanntem hinzsge; oder vielmehr, das Buch sollte nur eine anlockende Reisebeschreibung von dem Lande der Vorwelt seyn, welches man durch die Lektrre der Alten nachher erst selbst zu bereisen und darinn herumzuwandern anfinge. Da ich itzt bloß Materialien sammle, welche ich immer noch ordnen kann, wie ich will, so wrrde mir jede Berichtigung meiner Ideen yußerst willkommen seyn. In Ihren zerstreuten Blyttern, die ich hier, wyhrend einer langwierigen und schmerzhaften Kur eines Armbruchs gelesen, und manchmal Trost und Linderung daraus geschspft habe, stehen ein paar Abhandlungen rber Gegenstynde aus dem Alterthum, welche yußerst interessant frr mich waren, weil sie nicht nur in Ansehung der Sachen, sondern auch in Ansehung der Methode, wie dergleichen Sachen eigentlich bearbeitet [werden] sollen, meine ganze Aufmerksamkeit an sich zogen: es sind die Abhandlungen rber die Nemesis der Alten, und rber die Frage: wie sie den Tod gebildet? Wollten Sie nun fortfahren, mich zuweilen schriftlich zu belehren, wie Sie durch jene gedruckte Abhandlungen schon den Anfang dazu gemacht haben, so wrrde dieß, vorzrglich in meiner jetzigen Entfernung von allen litterarischen Verbindungen in Deutschland, eine der grsßten Aufmunterungen frr mich seyn. Und wenn Sie mir durch eine erwrnschte Antwort zu sftern Anfragen Muth machen, so werde ich des Glrcks eines Briefwechsels mit Ihnen, mich auch mit dem gehsrigen Maaß, das bei allen Dingen so nothwendig ist, zu bedienen wissen. Ich bin mit der grsßten Hochachtung Ihr gehorsamster Diener Rom. d. 17ten Febr. 1787. Moritz. Piazza di Spagna, Pasquale Porfiri, passato il Caffee di Aliberti al terzo piano. (Zitiert nach: Eybisch, Reiser-Moritz, 209–211.)

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127,18 Antworte ihm] Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. Da Moritz sich noch in der Phase der Materialsammlung frr seine vorgesehenen Arbeiten rber Mythologie und Kunst der Antike befand und es nur bei vagen Andeutungen seiner Plyne beließ, konnte Herder auch schwerlich die gewrnschten methodischen Hinweise geben. 127,21–22 Reife seines antiquarischen Unternehmens] Aus der Anschauung der reichen architektur- und kunstgeschichtlichen ƒberlieferungen in Rom plante Moritz Darstellungen zur antiken Geschichte und Mythologie. Entstanden sind: „AMHOTRA oder Roms Alterthrmer. Ein Buch frr die Menschheit. Theil 1. Die heiligen Gebryuche der Rsmer. Theil 2. Der Rsmer als Brrger und Hausvater“ (Berlin 1791/96) und „Gstterlehre oder Mythologische Dichtungen der Alten“ (Berlin 1791). Vorausgegangen war noch Moritz’ ysthetische Abhandlung „ƒber die bildende Nachahmung des Schsnen“ (Braunschweig 1788), in der er auf der Grundlage eines neuen Symbolbegriffs den Weg zu einer Neubestimmung des Krnstlerischen suchte. Herder lehnte diese Arbeit als „selbstisch, abgsttisch, untheilnehmend“ sowie als ein „verwirrtes Ding“ und „ungenießbar“ strikt ab (Herder an Caroline Herder, 21. Februar 1789 und 27. Februar 1789; HB 6, 116 und 119). 127,24 alle Ubel] Vgl. zu 108,28. 127,25 seine Prosodie] Karl Philipp Moritz’ Schrift rber die Verslehre im Deutschen „Versuch einer deutschen Prosodie“ (Berlin 1786).

72. An Philipp Seidel

Rom, 17. Februar Æ1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1787 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,9623,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 2: Schreibe nur Æ:::æ nachschicken. (128,30–31) links neben der Paraphe ergynzt; am rechten Rand leichte Textverluste durch Restaurierung (mehÆr.æ [128,15]; interessaÆnæter [128,19]; LebenÆsækluge [128,19–20]). – Beischluss: Nr 71, der wiederum einen Brief von Karl Philipp Moritz an Herder vom 17. Februar 1787 als Beischluss enthielt (vgl. zu 127,17–18). E: Goethe-Seidel (1871), 428 f., Nr 13. WA IV 8 (1890), 189–191, Nr 2576.

292 ERL†UTERUNGEN

BRIEF 73

Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 29. Januar 1787 (vgl. zu 127,27). – Der Antwortbrief vom 7. Myrz 1787 (vgl. 144,19–20) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 17. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 2). 127,27 Iph. angekommen] Goethe hatte die Nachricht vom Eintreffen des Manuskripts der „Iphigenie auf Tauris“ am 28. Januar in Weimar wahrscheinlich in einem nicht rberlieferten Brief Seidels vom 29. Januar erhalten (vgl. zu 80,21). 127,28 nach Neapel] Vgl. zu 104,32. 128,1 Schreibe mir nun einmal wie meine Casse steht.] Schon im Brief vom 13. Januar 1787 hatte Goethe um eine Auskunft rber seine finanzielle Situation gebeten (vgl. zu 80,17), darrber offenbar aber noch keine Mitteilungen erhalten. 128,1–2 Was Paulsen uberhaupt von mir in Hqnden hat] Auch danach hatte sich Goethe schon im Brief vom 13. Januar 1787 erkundigt (vgl. zu 80,18–19) und im drei Tage spyter geschriebenen Brief noch einmal detaillierte Auskunft eingefordert (vgl. 135,27–29). Zu den Zahlungen an Paulsen vgl. zu 135,28–29. 128,2–3 bis Ostern mbrig bleibt] Goethe bezog frr seine amtliche Tytigkeit 400 Reichstaler im Quartal von der Kammer und 50 Reichstaler von der Kriegskommission (vgl. GB 6 II, zu 61,18–19). Laut Seidels Abschlussrechung rber den Zeitraum der Abwesenheit Goethes von Weimar zwischen Juli 1786 und Ende Mai 1788 betrugen die Einnahmen insgesamt 3767 Reichstaler, 22 Groschen und 6 Pfennige. Dem standen Ausgaben von 3690 Reichstalern, 22 Groschen und 2 Pfennigen gegenrber, so dass sich ein leicht positiver Saldo von 77 Reichstalern und 4 Pfennigen frr den Gesamtzeitraum ergibt (vgl. GR/Separat 1786–1788, 1, Bl. 2–4). Bis Ende Myrz 1787 (Ostern fiel auf den 8./9. April) rberstiegen in Seidels Weimarer Haushaltsrechnung die Einnahmen die nur monatsweise notierten Ausgaben um 19 Reichstaler, 14 Groschen und 3 Pfennige (vgl. ebd.). Allerdings war Goethes Konto bei seinem Finanzbevollmychtigten Paulsen am 20. Februar 1787 um 240 Reichstaler und 38 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung (= 254 Reichstaler, 19 Groschen Weimarisch Courant) rberzogen und wurde erst am 30. Myrz wieder aufgestockt (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20). 128,3 deductis deducendis] Lat.: nach Abzug der Ausgaben. 128,6 in deinem vmtgen] Seit November 1785 war Seidel als Kammerkalkulator im Kammer-Rechnungs-Departement an der herzoglichen Kammer angestellt (vgl. Hochfrrstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1786, Weimar o. J. Æ1786æ, S. 25). 128,8–9 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 128,9 brauche ich schnn Wetter] Nachdem um den 20. Februar 1787 trrbes

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Wetter eingesetzt hatte, klarte es noch im Laufe des 22. Februar, dem Tag von Goethes Abreise nach Neapel, wieder auf: Die Wolken trennten sich nach und nach, hier und da erschien der blaue Himmel, und endlich beleuchtete die Sonne unsere Bahn. (IR II, 22. Februar 1787; WA I 31, 5.) Am 24. Februar wurden die Reisenden Tischbein und Goethe kurz vor dem Ziel aber wieder von starkem Nordwind, Gewnlk und sogar Graupeln eingeholt und sie litten von Kqlte (IR II, 24. und 25. Februar 1787; WA I 31, 11 und 14). 128,13 Uber das Papiergeld] Vermutlich hatte Seidel eine Anfrage an Goethe nach Wert und Gebrauch des Papiergeldes in Italien gerichtet, da er seit geraumer Zeit an einer Abhandlung rber das Geldwesen arbeitete (vgl. GB 6 II, zu 224,18). Goethe machte nyhere Ausfrhrungen zu dem Thema im Brief vom 20. Februar 1787 (vgl. zu 134,15). 128,13–14 Das Carneval] Vgl. zu 117,32; zu 126,32. 128,16 Gauckel poßen] Vgl. zu 115,28–116,3. 128,24 Catalogus] Diese Aufzeichnungen sind nicht rberliefert. Zum Besichtigungsprogramm Goethes in Rom vgl. zu 103,6–7. 128,26 meine Leute] Vgl. zu 50,16–17. 128,26–27 daß H‘. v. Kn. Gntzen mitgenommen hat] Carl Ludwig von Knebel begleitete seit Anfang Januar 1787 Herzog Carl August auf dessen geheimdiplomatischer Reise in Sachen der Mainzer Koadjutorwahl an einige srdwestdeutsche Hsfe, u. a. nach Mainz, Karlsruhe und Mannheim (vgl. zu 129,16). Goethes Laufbursche Johann Georg Paul Goetze war von Knebel als perssnlicher Diener mit auf diese Reise genommen worden (vgl. zu 131,5). 128,27 Sutor kann mir auch einmal schreiben] Briefe vom Hausdiener Christoph Erhard Sutor an Goethe in Italien sind nicht rberliefert. 128,30 Schreibe nur nach wie vor hierher] An Goethes Adresse in Rom (vgl. zu 18,4–6). Goethe ließ sich die ankommenden Briefe nach Neapel nachschicken (vgl. 108,25). Zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes ging er msglicherweise immer noch von einem Aufenthalt nur in Neapel und von einer Reisedauer von hschstens sechs Wochen bis Ostern 1787 aus (vgl. zu 107,13–14). Bis zu seiner Rrckkehr nach Rom am 6. Juni 1787 ist lediglich ein Brief Seidels vom 7. Myrz 1787 nachweisbar (vgl. 144,19). 73. An Johann Christian Kestner ƒBERLIEFERUNG

Rom, 19. Februar 1787 ! Hannover

H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 5–6. – Doppelblatt 18,6622,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse, Tinte: An Herrn / Rath und Archivsekretarius / Kestner / nach / Hannover.; darunter rotes Siegel mit

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BRIEF 74

Bildmotiv (unkenntlich); Bl. 2 am yußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung. – Faksimile: Goethe und Weimar. Vorphilatelistische und philatelistische Spuren Goethes, seiner Stadt und ihrer Postverbindungen. Hrsg. von Deutsche Post AG. Hamburg 1999, S. 138 f. E: Goethe und Werther (1854), 271, Nr 130. WA IV 8 (1890), 191, Nr 2577. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Kestner antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 18. Mai 1787 (vgl. zu 191,16–17). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Johann Christian Kestner (1741–1800) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 8. August 1772 (GB 1 II, Nr 99) und vom 11. Januar 1785 (GB 6 II, Nr 9). – Die enge Freundschaft zu Kestner und dessen Frau Charlotte, die sich wyhrend Goethes Tytigkeit als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar (Mai bis September 1772) entwickelt und in den Folgejahren durch einen regen Briefwechsel intensiviert hatte, schwychte sich nach der Versffentlichung des Romans „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) deutlich ab. Aus der Zeit von Goethes Italienaufenthalt sind lediglich zwei Briefe Goethes an den als Archivsekretyr im Kurfrrstentum Hannover beschyftigten Kestner rberliefert (vgl. auch Nr 110). Von Kestner lassen sich zwei Briefe aus dieser Zeit erschließen (vgl. zu 191,16–17; zu 191,17). Weitere Briefe hat es wyhrend der Zeit der Italienreise wahrscheinlich nicht gegeben. 129,2 H‘. v. Pape, der nach Teutschland zurmckgeht] Der Hannoveraner Georg Wilhelm August von Pape war 1786 zur Weihnachtsmesse in der Peterskirche in Rom mit Goethe zusammengetroffen. Pape erinnert sich zehn Jahre spyter, am 24. Dezember 1796, in einem Brief an Goethe an diese erste Begegnung (vgl. zu 65,1–2). Wyhrend Papes Aufenthalt in Rom kam es im Januar und Februar 1787 zu mehreren Begegnungen zwischen ihm und Goethe, in der Wohnung von Karl Philipp Moritz, in der Villa Albani sowie in Goethes Domizil in der Casa Moscatelli (vgl. BG 3, 111 f.). Es ist nicht bekannt, ob die Kestners mit von Pape nyheren Umgang hatten. Wahrscheinlich reiste dieser am 21. Februar 1787 von Rom nach Hannover zurrck (vgl. zu 137,13–14). 129,7–8 Dr Riedel ist nun bey uns Æ:::æ Landkammerrath geworden.] Vgl. zu 102,17–18. 129,8 nmtzlich zu seyn] Bei der Einfrhrung bei Hofe sowie in der Weimarer Gesellschaft. 129,10 Lotten und die Kinder] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte Buff verheiratet. Das Ehepaar hatte nach dem Tod der Tochter Charlotte (geb. 1783, gest. 1785) sieben Kinder: Georg (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1775), Karl (geb. 1776), August (geb. 1777), Theodor (geb. 1779), Eduard (geb. 1784) und Hermann (geb. 1786).

FEBRUAR 1787

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129,12 Fastnachtsnarren] Der rsmische Karneval spielte sich auch direkt vor Goethes Fenstern auf der Via del Corso ab. Den Karneval von 1787 verfolgte Goethe zunychst mit Interesse, dann mit Enttyuschung (vgl. zu 117,32 und 126,32–127,1–2). 1788 stellte er intensive Beobachtungen an, aus denen nach seiner Rrckkehr nach Weimar der Essay „Das Rsmische Carneval“ (Berlin 1789) entstand. 74. An Carl Ludwig von Knebel

Rom, 19. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 87–88. – Doppelblatt 18,8 6 23 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. ƒberlieferung zu Nr 19). – Msglicherweise Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 78–80, Nr 72. WA IV 8 (1890), 193–195, Nr 2579. BEI L AG E

Specimen hielandischer Naturgeschichte (vgl. zu 131,12–13); wahrscheinlich eine Zeichnung, die Goethe in seiner Postsendeliste unmittelbar nach dem vorliegenden Brief an Knebel erwyhnt: v. Knebel. Zeichnung der Kmrbise. (Postsendeliste 1, S. 3.) ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Knebels vom 31. Januar 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 6). – Der Antwortbrief vom 3. Juni 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 24) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 24. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 129,15 Deine theilnehmenden Briefe] Seit Goethes erstem Brief aus Rom vom 17. November 1786 (Nr 19), der am 3. Dezember eingetroffen war, hatte Knebel bereits vier Mal zurrckgeschrieben. Keiner der Briefe ist rberliefert (vgl. Knebel, Tgb. [4. Dezember] 1786, Bl. 43; [23. Dezember] 1786, Bl. 46; [20. Januar] 1787, Bl. 5; [31. Januar] 1787, Bl. 6). 129,15 K.] Abgekrrzt frr ,Knebel‘. 129,16 mitgereist bist] Knebel begleitete seit Anfang Januar 1787 Herzog Carl August auf dessen geheimdiplomatischer Reise in Sachen der Mainzer Koadjutorwahl an einige srdwestdeutsche Hsfe (u. a. Mainz, Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt) und war ihm dabei als Berater und Sekretyr dienlich. An Goethe hatte er von

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BRIEF 74

der Reise am 20. Januar aus Mannheim und am 31. Januar von Karlsruhe aus geschrieben (vgl. die erste Erlyuterung zu 129,15). Knebel kehrte am 10. Februar 1787 nach Jena zurrck (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 8). Herzog Carl August langte erst acht Tage spyter, am 18. Februar, wieder in Weimar an (vgl. zu 91,5). 129,18–19 meine Abreise nach Neapel] Sie erfolgte am Donnerstag, dem 22. Februar 1787 (vgl. zu 104,32). 129,20 ich nehme Tischbein mit] Vgl. zu 126,9–10. 129,24 gekritzelt und gesudelt] Etwa seit Anfang Februar widmete sich Goethe verstyrkt der Landschaftsmalerei in der nyheren Umgebung von Rom (vgl. zu 117,3). 129,25 10 Stmckgen manigfaltiger Gegenden] Vgl. zu 126,6–7. 130,3 Schachtel die K r a n z mitbringt] Vgl. zu 105,24–25. 130,3–4 Bononischer Schwerspat] Bologneser Schwerspat (Baryt, BASO4), so benannt nach der antiken Bezeichnung frr Bologna, Bononia. Zu Goethes Sammeln von Gestein am Monte Paderno bei Bologna vgl. zu 30,1–2. 130,4 Breccia Silicea d’Egitto] Ital.: Kieselbreccien aus †gypten. Als Breccien bezeichnet man eine besondere Art von Bruchsteinen, so genannte verkittete Steine, in denen rber natrrliche mineralische Bindemittel verschiedene Gesteinsarten miteinander verbunden sind. Goethes Verzeichnis seiner Mineraliensammlung von der italienischen Reise frhrt verschiedene Breccien auf, die er in Sizilien gesammelt hatte (vgl. Verzeichniß verschiedner Gebrrgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiynischen Reise 1786, 87, und 88 gesammelt; H: GSA 26/LXIV,3,19; vgl. auch LA II 7, 189 f.). 130,5 Seidel wird dir sie einhqndigen] Seidel erhielt die Sendung wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres (vgl. zu 105,24–25). 130,8 nach Neapel] Vgl. zu 104,32. 130,10–11 an Tasso gearbeitet] Vgl. zu 138,10. 130,11 Neue Ideen] Zu den neuen literarischen Ideen Goethes gehsrten Plyne zu Dramen wie „Iphigenie auf Delphi“, „Ulysses auf Phya“ oder „Nausikaa“. 130,14 Der Vesuv wirft Asche und Steine aus] ƒber die besonders seit Ende Oktober 1786 anhaltende Aktivityt des Vesuvs mit kleineren Eruptionen und einem anhaltenden Lavastrom an seiner Nordwestflanke (vgl. Giovanni Battista Alfano, Immanuel Friedlynder: Die Geschichte des Vesuv. Berlin 1929, S. 43 f.) war Goethe wahrscheinlich durch Zeitungs- wie Augenzeugenberichte von Reisenden gut informiert (vgl. zu 29,23). 130,16 Wegen Sicilien laß ich das Schicksal walten.] Goethe war sich immer noch nicht sicher, ob er den Plan einer Sizilienreise, die gut vorbereitet sein mrsste, verwirklichen sollte. Er schwankte, ob er gleich von Neapel aus dorthin gehen oder doch besser erst im September 1787 eine eigene mehrmonatige Reise durch die Insel unternehmen sollte. Die Freunde in Weimar, die er um Rat gebeten hatte, waren grsßtenteils frr eine Sizilienreise gewesen. Seine Entscheidung

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fiel erst Mitte Myrz 1787 in Neapel (vgl. zu 118,26–27; zu 123,10; zu 123,11–12). 130,20–21 einen QuartBand schreiben] Quartband: Bezeichnung eines Buchformats, die sich ursprrnglich daraus ableitete, dass vier gleich große Blytter aus einem Bogen Papier frr den Druck hergestellt wurden. Die Grsße ist aus der Hshe des Buchrrckens abzuleiten, die auf circa 30 bis 35 cm festgelegt ist. – Reisebrcher aus Italien waren in aller Regel handliche Oktavbynde (Hshe des Buchrrckens circa 18,5 bis 22,5 cm) mit wenigen oder gar keinen Illustrationen. In Goethes Rede vom Quartband yußert sich also der Wunsch des ƒbertrumpfens, der offenkundig den vielen neuen Eindrrcken geschuldet ist, von denen die Briefe nur einen marginalen Eindruck vermitteln. Quartbynde sind im ƒbrigen in der Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts in aller Regel mit Illustrationen versehen. – Als literarisches Hauptergebnis seines Italienaufenthaltes im angedeuteten Sinne erschien dreißig Jahre spyter in einer ƒberarbeitung von Briefen und anderen Aufzeichnungen Goethes Erlebnisbericht, die so genannte „Italiynische Reise“, in Oktavformat (Aus meinen Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Erster Æundæ Zweyter Theil. Stuttgard, Trbingen 1816/17). 1829 wurde das Werk mit einem weiteren Band abgeschlossen (Zweyter Rsmischer Aufenthalt vom Juny 1787 bis April 1788. Goethe’s Werke. Vollstyndige Ausgabe letzter Hand. Neunundzwanzigster Band. Stuttgart, Trbingen 1829). 130,22 recht radikal nutzen knnnen] Goethe war seit dem 29. Oktober 1786, also schon dreieinhalb Monate, in Rom. Bis Anfang Februar 1787 hatte er in dichter, fast tyglicher Folge die Stadt und ihre Kunstschytze zu erkunden gesucht (vgl. zu 103,6–7). 130,25–26 die Hqlfte der neuen Arbeit an Iphigenien] Goethe hatte das Manuskript einer ersten Versfassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ mit auf seine Reise nach Italien genommen, um es nochmals umzuschreiben (vgl. zu 3,11–12). Nach intensiver Bearbeitung (vgl. zu 25,6) konnte er das Strck Anfang Januar 1787 beenden (vgl. zu 55,19). 130,30 meinem Incognito] Vgl. zu 42,16; zu 52,1–2. 130,33 Das Carneval] Vgl. zu 117,32 und 126,32–127,2. 130,34 geistlichen Mummereyen] Goethe rrckt damit die zeremonielle Religionsausrbung der katholischen Kirche in die Nyhe karnevalistischer Rituale (vgl. dazu auch 104,22–23; zu 107,10–11). 131,1 Tivoli] Goethe besuchte Tivoli vom 11. bis etwa 15. oder 16. Juni 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 158,18). 131,2 Albano] Stadt in den Albaner Bergen rber dem Albaner See srdsstlich von Rom (heute Albano Laziale). Die Stadt hatte einige berrhmte antike Architekturdenkmale zu bieten, z. B. das so genannte Grab der Horatier und Curatier. Auf dem Weg nach Neapel kam Goethe am 22. Februar durch Albano (vgl. IR II, 22. Februar 1787; WA I 31, 5).

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131,2–3 auf die Rmckkunft aufbewahrt] Nach seinem Aufenthalt in Tivoli Mitte Juni reiste Goethe Ende Juni zum ersten Mal frr drei Tage in die Albaner Berge mit den Stationen Albano, Castel Gandolfo und Frascati (vgl. IR III, Ende Juni 1787; WA I 32, 10). Im September und Oktober 1787 hielt er sich schließlich lyngere Zeit dort auf und weilte am 27. September sowie vom 4. bis 6. Oktober auch in Albano (vgl. zu 176,17–18). 131,5 meinen Gntz mitgenommen] Knebel hatte Goethe wahrscheinlich in einem seiner vorausgegangenen Briefe vom 20. oder 31. Januar 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 3 und 6) darrber in Kenntnis gesetzt, dass er Goethes Diener Paul Goetze zu seinen Diensten mit auf die Reise nach Srdwestdeutschland genommen hatte, auf der er Herzog Carl August begleitete (vgl. zu 128,26–27; zu 129,16). 131,6–7 gebrauche meines Hauses] Diese Erlaubnis bezog sich auf die Stadtwohnung Goethes im Haus am Frauenplan. Am 12. April 1787 zog Knebel jedoch in Goethes Gartenhaus am Stern im Ilmpark: „Nach Gsthens Garten gezogen Æ:::æ.“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 17.) Er blieb dort, unterbrochen nur durch sieben Kurzaufenthalte in Jena, bis zum 19. Juli 1788, einen Monat nach Goethes Rrckkehr aus Italien: „Æ:::æ ausgezogen aus Gsthens Garten Æ:::æ.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 29.) 131,8 wird viel gezeichnet] In Begleitung von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und spyter in Sizilien von Christoph Heinrich Kniep nutzte Goethe die Reise nach Neapel und Sizilien zum ausgiebigen Zeichenstudium. Zu den Ergebnissen vgl. die erste Erlyuterung zu 125,16. 131,10 meine zweyte Jugend] Vgl. dazu auch das oft gebrauchte Motiv von der geistigen Wiedergeburt in Italien (vgl. zu 4,13–14). 131,12–13 ein Specimen hielandischer Naturgeschichte] Specimen: Lat.: Probestrck. – Wahrscheinlich eine Zeichnung von Melonen frr Herzog Carl August (vgl. Beilage); nicht rberliefert.

75. An Jacob Friedrich von Fritsch ƒBERLIEFERUNG

Rom, 20. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,6622,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten rechts Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „ps. d. 12. M a r t i 787 / resp. d. 16. J u n y –.“ – Msglicherweise Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). E: Briefe aus Italien (1886), 356–358, Nr 47. WA IV 8 (1890), 196 f., Nr 2580.

FEBRUAR 1787 ERL†UTERUNGEN

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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Fritsch antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 16. Juni 1787 (vgl. ƒberlieferung). Postsendungen: 24. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Jacob Friedrich von Fritsch (1731–1814) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 3. August 1776 (GB 3 II) und vom 6. Myrz 1785 (GB 6 II, Nr 38). – Goethe schrieb drei Briefe aus Italien an seinen Kollegen im Geheimen Consilium von Fritsch nach Weimar (Nr 75, 112 und 146). Der erste war ein Hsflichkeitsschreiben nach rber einem halben Jahr Abwesenheit Goethes von Weimar und von seinem Dienst. Von Fritsch ist lediglich ein nicht rberlieferter Brief nach Italien bekannt (vgl. ƒberlieferung und zu 193,2). 131,14–16 Hochwohlgebohrner Freyherr Æ:::æ Herr Geheimderath] Die Anrede Hochwohlgebohrner Freyherr gebrhrte Fritsch, dessen Vater 1742 in den Reichsfreiherrnstand erhoben worden war, aufgrund seiner Standesposition. Die angeschlossene Formel Hochzuverehrender Herr Geheimderath ist Ausdruck der Ehrbezeigung frr Fritsch als dienstyltestem Kollegen im Geheimen Consilium. Zwar bestanden zwischen den Mitgliedern dieses Gremiums keine Rangunterschiede, doch besaß Fritsch seit dem 23. Oktober 1772 das Prydikat ,Exzellenz‘ und war deshalb mit besonderer Ehrerbietung anzureden (vgl. die folgende Erlyuterung). Die hier benutzte Anrede verwendete Goethe erstmals 1779 (vgl. Brief an Fritsch, 20. November 1779; WA IV 4, 152). 131,17 Exzel‘] Abgekrrzt frr ,Exzellenz‘: der Ausgezeichnete, Hervorragende (von lat. excellere: sich auszeichnen, hervorragen); Titel von Ministern, Diplomaten und hohen Beamten. 131,17–18 ich Rom verlaße] Goethe reiste am 22. Februar 1787 gemeinsam mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zu einem mehrwschigen Aufenthalt nach Neapel und Sizilien (vgl. zu 104,32). 131,19 Uber drey Monate] Goethe war am Abend des 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 131,20 zweymal als das Haupt der Welt] In Anlehnung an die Bezeichnung Roms als ,Hauptstadt der Welt‘, die Goethe in seinen Briefen aus Italien immer wieder verwendet (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15). Hier spielt Goethe anders als in frrheren Briefen auch auf Rom als Zentrum des Papsttums an, das im 18. Jahrhundert allerdings sowohl politisch wie krnstlerisch nur noch ein Schatten seiner selbst war. – Der verwendete Begriff korrespondiert mit einer von Livius tradierten Sage aus der Frrhzeit Roms, die berichtet, wie der rsmische Ksnig Tarquinius auf dem Tarpejischen Berg, dem spyteren Standort des Kapitols, einen Tempel des Jupiter errichten ließ. Beim Anlegen der Fundamente sei ein menschlicher Kopf in vsllig unversehrtem Zustand gefunden worden. Dessen An-

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blick habe prophezeit, dass hier der Hauptsitz aller Herrschaft sein werde (vgl. Livius, Ab urbe condita 1, 55,5–6). 131,24 in das Getmmmel der Welt] Anspielung auf Goethes Inkognito in Rom (vgl. zu 42,16; zu 52,1–2). 131,25–26 Gegenstqnde Æ:::æ die hier einzig sind] Vgl. zu 57,15–16. 132,10–11 wieder anfangen mnchte] Vgl. zu 103,6–7. 132,15 nach Neapel] Vgl. zu 131,17–18. 132,15–16 die gegenwqrtige Unruhe des Vesuvs] Vgl. zu 130,14. Goethe bestieg den Vesuv im Myrz 1787 drei Mal und drang bis in die Nyhe eines Lavastroms am Rande des Kraters vor (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25). 132,17 das Caneval] Vermutlich Schreibversehen frr ,Carneval‘. Vgl. zu 117,32; zu 126,32. 132,24 Frau Gemahlinn] Johanna Sophia geb. von Haeseler. Fritsch war seit dem 1. Februar 1767 mit ihr verheiratet. 76. An Georg Joachim Gsschen

Rom, 20. Februar 1787 ! ÆLeipzigæ

ƒBERLIEFERUNG

H: Stadtarchiv Hannover, Slg Culemann, Sign.: 721; V. 002. – Doppelblatt 18,3622,4 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten links Adresse, Tinte: H‘. Gnschen; S. 4 am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d. 20 n Febr. 1787. – / Goethe / empf‘. d. 14 n Merz“; daneben Berechnung von Gsschens(?) Hd, Tinte: „49 / 6 / 1 / 3. / 12 / 1 / / 72.“ – Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 135,11–12). E: Wilhelm Arndt: Zu Goethes Geburtstag. Zwslf ungedruckte Briefe Goethes aus den Jahren 1780–1829. In: Die Grenzboten. Zeitschrift frr Politik, Literatur und Kunst. 39. Jg. II. Semester. Nr 35. Ausgegeben am 26. August 1880. Leipzig 1880, S. 354 f. WA IV 8 (1890), 198 f., Nr 2581 (nach E). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 22. Myrz 1787 (vgl. 167,18) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 24. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 133,2 Die vier ersten Bqnde] Als letzte Sendung frr die ersten vier Bynde von „Goethe’s Schriften“ erhielt Gsschen aus Weimar Mitte Myrz 1787 die Druckvorlage der „Iphigenie auf Tauris“ frr Band 3 der Ausgabe sowie die „Zueignung“ frr Band 1 (vgl. Gsschen an Bertuch, 18. Myrz 1787; QuZ 1, 68). Die vier Bynde sollten zur Ostermesse 1787 erscheinen (vgl. zu 79,6). 133,3 I p h i g e n i e n umgeschrieben] Vgl. zu 79,4–5.

FEBRUAR 1787

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133,5 eine andre Gestalt] Seit Dezember 1786 trug sich Goethe mit dem Plan, alle als Fragment angekrndigten Werke frr die Ausgabe der „Schriften“ zu vollenden (vgl. zu 58,1–2). Er begann diese Arbeiten aber erst Anfang Juli 1787 mit der Fertigstellung des „Egmont“ und setzte mit „Torquato Tasso“ fort. Nur das „Faust“-Drama blieb unvollendet (vgl. zu 94,8). 133,6 G. S.] Abgekrrzt frr ,Generalsuperintendent‘. 133,6 Herder wird Ihnen ein Blqttchen schicken] Goethe sandte die „Erklyrung ans Publikum“ am 24. Februar rber Charlotte von Stein an Herder nach Weimar (vgl. Beilage zu Nr 78), so dass sie Gsschen frr den Druck nicht vor Mitte Myrz erhalten haben kann. Vermutlich schickte sie Philipp Seidel zusammen mit den Druckvorlagen frr Band 3 zwischen dem 8. und 17. Myrz an den Verleger. Weiter vgl. auch zu 79,16; zu 97,12–14. 133,8 arbeite ich an Ta s s o ] Goethe beabsichtigte, das Fragment des „Torquato Tasso“ von 1780/81 auf der bevorstehenden Reise nach Neapel zu vollenden. Er entwarf aber lediglich neue Plyne frr das Strck (vgl. zu 138,10). 133,8 soll E g m o n t folgen] Nach der Umarbeitung von „Iphigenie auf Tauris“, die Anfang Januar 1787 abgeschlossen war, hatte Goethe geplant, zunychst „Egmont“ zu vollenden. Die Arbeit daran nahm er aber erst Anfang Juli 1787 auf und schloss sie Anfang September ab. Vgl. zu 89,20. 133,9–10 auf Michael wieder zwey Bqnde] Dieses Ziel wurde verfehlt, da sich die angekrndigte ƒberarbeitung und Vollendung der Werke frr die nychsten Bynde als sehr aufwyndig erwies. Als nychster Teil der Ausgabe erschien der Band 5 mit der Neufassung des „Egmont“ und den Singspielbearbeitungen von „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ erst zur Ostermesse im April 1788. Die Druckvorlagen zu den Strcken erhielt Gsschen im Dezember 1787 („Egmont“), Myrz 1788 („Claudine von Villa Bella“) und April 1788 („Erwin und Elmire“). Die geplante Fortsetzung mit Band 6 verzsgerte sich wegen der immer wieder verschobenen Bearbeitung des „Torquato Tasso“ bis Januar 1790. Noch davor, zur Ostermesse 1789 (3. Mai), konnte Band 8 mit kleineren Dramen und Lyrik erscheinen. Als Abschluss kam zur Ostermesse 1790 Band 7 mit „Faust. Ein Fragment“ sowie den Singspielen „Jery und Bytely“ und „Scherz, List und Rache“ heraus (vgl. Deneke, Schriften bei Gsschen, 9 f.). 133,11 von allen Enden her Zuruf] Nyheres ist nicht bekannt. 133,15 statt 8 Bqnden 10] Diese Idee wurde von Gsschen nie ernsthaft aufgegriffen, da die Ausgabe von Anfang an defizityr war (vgl. Abrechnung Gsschens rber Kosten und Einnahmen von Goethes Schriften, in: QuZ 1, 211–223, Nr 446; vgl. auch Briefe von Gsschen an Bertuch, 21. August 1787 und 12. September 1787; QuZ 1, 87 f. und 92). 133,18 mir zukommenden Exemplaren] Laut Vertrag standen Goethe von einer ersten Auflage der „Schriften“ 40 Freiexemplare zu (vgl. Punkt 8 im Verlagsvertrag; GB 6 I, 240,16–19).

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BRIEF 77

133,19 6 an Meine Mutter Fr. Rath Goethe] Catharina Elisabeth Goethe erhielt von Gsschen wahrscheinlich Ende Juli 1787 ein Exemplar der besten Ausstattung in Saffianleder gebunden auf hollyndischem Papier (vgl. GB 6 II, zu 240,17) und frnf Exemplare der einfachen Art mit englischem Einband (vgl. GB 6 II, zu 78,13) auf ordinyrem (gewshnlichem) Schreibpapier (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). 133,22 1. An H‘. Rath und Archivarius Kestner] Goethes Freund Johann Christian Kestner erhielt von Gsschen wahrscheinlich ebenfalls Ende Juli 1787 ein gebundenes Exemplar der einfachen Ausstattung (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). 133,24–25 3 Nach Rom an H‘. Tischbein incontro Æ:::æ Rondanini] Gsschen schickte wahrscheinlich ebenfalls Ende Juli 1787 drei gebundene Exemplare der einfachen Ausstattung an die Adresse Tischbeins nach Rom zu Goethes Verfrgung (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). 133,29 Augsburger Freunde] Nicht ermittelt. 134,1–2 eine Gattinn ausgesucht] Gsschen war noch unverheiratet. Erst im Dezember 1787 hegte er konkrete Heiratsplyne und ehelichte am 13. Mai 1788 Henriette Heun aus Torgau (vgl. Goschen 1, 207–228). 134,3 Rest der mir zukommenden Exemplare] Anfang August 1787 schickte Gsschen 13 Exemplare an Seidel nach Weimar, eines in Saffianlederausstattung auf hollyndischem Papier und zwslf in einfacher Art mit englischem Einband auf ordinyrem Schreibpapier (vgl. Seidel an Gsschen, 9. August 1787; QuZ 1, 81). Bedingt durch einen Schreibfehler in Gsschens Vertragsausfertigung rbersandte der Verleger am 8. September weitere 17 Exemplare mit englischem Einband (vgl. Gsschen an Seidel, 8. September 1787; QuZ 1, 90 f.), die er am 19. September nach Reklamationen Seidels durch die gleiche Anzahl broschierter Exemplare ersetzte (vgl. Gsschen an Seidel, 19. September 1787; QuZ 1, 93). 134,4–5 Brief den Sie mir schreiben mnchten] Gsschen antwortete am 22. Myrz 1787 (vgl. 167,18). Der Brief ist nicht rberliefert. 134,6–8 Wollten Sie bey Herrn Weygand Æ:::æ angewiesen ist] Den Hintergrund dieser Bitte an Gsschen bildete wahrscheinlich eine Darlehensangelegenheit. Johann Friedrich Weygand war Verleger in Leipzig und hatte in den 1770er Jahren Werke Goethes verlegt, u. a. „Clavigo“ (1774) und „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774). 1786 war er auch Verleger von Friedrich Victor Leberecht Plessing geworden, einem Gelehrten und Philosophen aus Wernigerode. Goethe kannte den Werther-Enthusiasten Plessing seit einer Begegnung wyhrend einer Harzreise Anfang Dezember 1777 (vgl. GT I 1, 53) und stand mit ihm in brieflichem Gedankenaustausch. Vermutlich hatte Goethe dem weitgehend mittellosen Plessing die 60 Reichstaler geliehen (vgl. die folgende Erlyuterung). 134,9 Geld an den Cammerkalkulator Seidel] Ob Gsschen das Geld in Empfang nahm und an Philipp Seidel weitergab, ist nicht bekannt (vgl. 135,5–7).

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Gsschen ist in der Angelegenheit offenbar aktiv geworden, konnte aber bis zum Sommer 1787 keine greifbaren Ergebnisse vorweisen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 168,17). 77. An Philipp Seidel

Rom, 20. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 2 Bl.: 1. Bl. 18,3622,3, cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 2. Bl. 19623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; nachtryglich zusammengeklebt; Bl. 1 Rs. am rechten Seitenrand durch Zusammenkleben mit Bl. 2 Textverluste (kannÆstæ [135,6]; MutÆteræ [135,9]; anderÆesæ [135,12] und ausgetheilÆtæ [135,15]). – Beischlrsse: Nr 76, EB 27 und EB 28 (vgl. zu 135,11–12) sowie msglicherweise Nr 74, 75, 78 und EB 26 (vgl. zu 134,14). E: Goethe-Seidel (1871), 429 f., Nr 14. WA IV 8 (1890), 200–202, Nr 2582. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich vom 15. Myrz 1787 (vgl. P/KR Post, 31. Myrz 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 1). 134,14 eine Menge Briefe] Msglicherweise sind damit alle in Goethes Postsendeliste unter dem 24. Februar 1787 erwyhnten Briefe gemeint: Febr. Æ:::æ 24. Fr. v. Stein. eingeschl. an Herdern die Erklqr. ans Pub‘. ingl. wie die Exempl. ausgeth. werden sollen. v. Knebel. Zeichnung der Kmrbise. v. Fritzsch. Schmidt. Gmlicke. Hendrich Gnschen. (Postsendeliste 1, S. 3.) Die vier rberlieferten Briefe unter diesem Datum (Nr 74, 75, 76 und 78) tragen jedenfalls keine oder keine vollstyndigen Adressen, und die drei nicht rberlieferten Briefe (EB 26, EB 27 und EB 28) sind symtlich an Amtskollegen Goethes in Weimar gerichtet, zu denen Philipp Seidel die Kontakte aufrechterhalten sollte (vgl. auch zu 135,11–12). Der vorliegende Brief an Seidel ist in der Postsendeliste Goethes allerdings nicht erwyhnt. 134,15 Die Bancknoten werden hier von der Banck niemals realisirt.] In Rom wie im gesamten Kirchenstaat waren in den 1780er Jahren große Mengen von Papiergeld in Umlauf. Dieses wurde immer wieder von den Finanzbehsrden des Vatikans (Apostolische Kammer) neu herausgegeben und war nur notdrrftig durch Anleihen auf die schwachen staatlichen Steuereinnahmen gedeckt. Es unterlag demnach starken inflationyren Tendenzen und hatte kaum Kaufkraft. Ein Umtausch in abgesicherte, aber immer knapper werdende in- wie auslyndische

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BRIEF 77

Gold- oder Silbermrnzen wurde von den italienischen Banken oft rberhaupt nicht oder nur mit großen Zinsabschlygen vorgenommen. 134,19 Prcnt] Abgekrrzt frr ,Prozent‘. 134,19 24 Millionen] Die ins Exorbitante angewachsene Verschuldung des Kirchenstaates hatte seit Mitte der 1770er Jahre unter dem Pontifikat von Papst Pius VI. eine weitere Steigerung erfahren (vgl. zu 100,22–23). 134,25 pr Cent] Abgekrrzt frr ,Prozent‘. 135,1 der pqbstliche Staat] Der Kirchenstaat (vgl. zu 100,22–23). 135,5 Wegen der Plessigischen 60 Th‘.] Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um die Abwicklung einer Darlehensschuld von Friedrich Victor Leberecht Plessing aus Wernigerode. Goethe bat seinen Verleger Georg Joachim Gsschen in Leipzig im Brief vom 20. Februar 1787, die Sache frr ihn zu bereinigen (vgl. zu 134,6–8; zu 134,9). 135,6 es Plessig melden] Seidel wandte sich am 19. April 1787 mit einem Brief an Plessing, in dem wahrscheinlich eine entsprechende Mitteilung enthalten war (vgl. P/ChS Post [2. Juli] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 36). Weitere Briefe an Plessing schickte Seidel noch am 17. September 1787 (vgl. P/ChS Post [8. Oktober] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 67) und am 4. Februar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20). 135,6–7 Gnschen wird dann an dich zahlen.] Vgl. zu 134,9. 135,8–9 Ist ein Packet Æ:::æ nach der Vorschrifft abgegangen?] Im Brief vom 2. September 1786 aus Karlsbad (GB 6 I, Nr 371) hatte Goethe Seidel den Auftrag erteilt, ein Paket an seine Mutter Catharina Elisabeth in Frankfurt a. M. weiterzuschicken, das der Schreiber Christian Georg Carl Vogel bei seiner Rrckkehr aus Karlsbad in der ersten Septemberwoche 1786 mit nach Weimar bringen wrrde (vgl. GB 6 I, 233,4–5). Seidel erledigte den Auftrag offenbar am 25. September 1786, wie aus einer entsprechenden Portoabrechnung hervorgeht: „1. pac‘: in Wchst‘: nach Franckfurth.“ (P/HS Post [29. Dezember] 1786, in: GR/Belege 1786, 3, Bl. 62.) ƒber den Inhalt des Pakets ist nichts Nyheres bekannt. 135,11–12 Briefe an H‘. v. Hendrich und Gnschen Æ:::æ ingl. G C. R. Gmlicke] Die beigeschlossenen, nicht rberlieferten Briefe an Goethes Mitarbeiter in Weimarer †mtern, Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich (EB 28) und Geheimer Kammerrat Johann Christian Grlicke (EB 27), sowie der Brief an den Verleger Georg Joachim Gsschen (Nr 76). 135,12–13 was die Iphigenie Æ:::æ Porto gekostet hat] Das Paket mit der Abschrift des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ war wahrscheinlich am 28. Januar in Weimar eingetroffen (vgl. zu 80,21). Unter diesem Datum ist in der frr Goethe ausgestellten Portoabrechnung der Kayserlichen Reichspost vom 31. Myrz 1787 ein Betrag von 15 Groschen und 6 Pfennigen frr eine ankommende Sendung in Weimar verzeichnet (vgl. GR/Belege 1787, 1, Bl. 1). Goethe hatte zudem ein

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Paket mit Kupferstichplatten frr Band 3 seiner „Schriften“ am 27. Januar 1787 zusammen mit einem Begleitbrief vom 25. Januar an Herder geschickt (vgl. die beiden Erlyuterungen zu 97,6). Seidel hat die frr Herder angefallenen Portokosten der Sendung von 15 Groschen und 3 Pfennigen ausgeglichen (vgl. zu 97,7). 135,14 Fr. v. Stein und Fr. Herder werden bestimmen] Goethe hat mit seinem Brief an Charlotte von Stein vom 19. und 21. Februar 1787 eine entsprechende Liste frr Herder mitgeschickt (vgl. Beilage zu Nr 78; zu 127,10–11). 135,16 durch S u t o r n herumtragen] Ob der Diener und Laufbursche Goethes in Weimar, Christoph Erhard Sutor, diese Aufgabe erledigt hat, ist nicht bekannt. 135,18 was ich aufgenommen] Die von Goethe im Folgenden gemachten Angaben rber Termine und Summen der bei italienischen Bankhyusern rber Kreditbriefe (Wechsel) in Anspruch genommenen Gelder stimmen mit den Zahlen in den entsprechenden Abrechnungen von Johann Jakob Heinrich Paulsen, dem frr die Abwicklung der goetheschen Geldrberweisungen nach Italien Verantwortlichen, fast genau rberein. Nur bei der Januarsumme setzte Paulsen 275 Livres statt, wie von Goethe angegeben, 274 Livres in Anschlag. Vgl. GR/Belege 1786, 3, Bl. 141 und GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9. 135,24–25 Dazu der letzte Brief bey Belloni 2000: ––] Goethes Kreditbriefeinlssung rber die genannte Summe im rsmischen Bankhaus Belloni vom 9. Februar 1787 (vgl. Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 4; GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9). 135,27 ohngefahr 900 rh in Ld‘. zu 5 rh] Mit allen Spesen und Portokosten kam Paulsen zu diesem Zeitpunkt auf eine Summe von 935 Reichstalern und 8 Kreuzern Frankfurter Wechselzahlung, die Goethe bisher wyhrend seines Italienaufenthalts in Anspruch genommen hatte (vgl. GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9; Reiserechnung Italien 2, Bl. 20); dies entsprach etwa 887 Reichstalern in Louisd’or zu 5 Rthlr. 135,28 Paulsen] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,5. 135,28–29 was es mit den ubrigen Spesen Æ:::æ p saldo mbrig bleibt] Auf die jeweiligen Kreditbriefsummen wurden so genannte ƒbermachungsspesen frr das mit der Durchfrhrung betraute Bankhaus ,Gebrrder Bethmann‘ in Frankfurt a. M. von knapp 1 % sowie Provision und Spesen von 11/2 % plus Portokosten frr Paulsen fyllig. Seidel hatte Paulsen laut Abrechnung in drei Raten (am 29. Juli 1786 umgerechnet 196 Reichstaler und 24 Kreuzer, am 12. Oktober 1786 452 Reichstaler und 45 Kreuzer sowie nochmals 46 Reichstaler und 45 Kreuzer) insgesamt 695 Taler und 24 Kreuzer in Frankfurter Wechselzahlung zur Abwicklung entsprechender Geldrberweisungen zur Verfrgung gestellt. Goethes Negativsaldo belief sich nach den Auszahlungen am 14. Oktober und 24. November 1786 sowie am 5. Januar und 9. und 20. Februar 1787 (vgl. Bankquittungen: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 1–5; GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9) kurz

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BRIEF 78

vor seiner Reise nach Neapel auf 240 Reichstaler Frankfurter Wechselzahlung (vgl. zu 128,2–3). – p saldo: Abgekrrzt frr ,per saldo‘. 135,30 v o r i g e n N a h m e n ] Gemeint ist Goethes Pseudonym auf seiner Italienreise, Johann Philipp Msller. Auf diesen Namen lauteten auch die Kreditbriefanweisungen bis Juni 1787 (vgl. GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 9–10). 135,31 auf 2000 Livr. bey Belloni Credit] Das scheint geschehen zu sein. Seidel stellte Paulsen jedenfalls laut Abrechnung am 30. Myrz 1787 eine Summe von insgesamt 496 Reichstalern Frankfurter Wechselzahlung bereit, was umgerechnet knapp 2000 Livres entsprach (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20). Goethe nahm aber bereits am 10. und 23. Myrz in Neapel wieder 630 Livres und Anfang Juni nochmals 204 neapolitanische Dukaten und 83 Gran, umgerechnet insgesamt 403 Reichstaler und 42 Kreuzer, in Anspruch (vgl. ebd.). Nach seiner Rrckkehr nach Rom hob er am 9. Juni noch einmal die volle Summe von 2000 Livres (516 Reichstaler, 69 Kreuzer) im Bankhaus Belloni ab (vgl. ebd.). Mit Spesen und Porto belief sich die Gesamtsumme auf umgerechnet 935 Reichstaler und 57 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung, was seinen negativen Saldo auf etwa 680 Reichstaler erhshte (vgl. zu 135,28–29). Zum weiteren Zahlungsverkehr vgl. zu 174,28. 78. An Charlotte von Stein

Rom, 19. und 21. Februar 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 18,7623,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). – Msglicherweise Beischluss zu Nr 77 (vgl. zu 134,14). E: Briefe aus Italien (1886), 285–287, Nr 28. WA IV 8 (1890), 202–205, Nr 2583. BEI L AG E

Æ:::æ an Herdern die Erklqr. ans Pub‘. (abgedruckt in WA I 40, 191) ingl. wie die Exempl. ausgeth. werden sollen. (Postsendeliste 1, S. 3.) Nicht rberliefert (vgl. aber Liste Seidels, in: QuZ 1, 206–208, Nr 442). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vom 26. Januar 1787 (vgl. zu 137,2; zu 137,3). – Der Antwortbrief vermutlich von Mitte Myrz 1787 (vgl. zu 146,13–14) ist nicht rberliefert.

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Postsendungen: 24. Februar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 137,2 Dein lieber Brief] Der genannte, nicht rberlieferte Brief vom 26. Januar 1787 war der Antwortbrief Charlotte von Steins auf Goethes Brief vom 6. Januar 1787 (Nr 44), in dem er sie und die Freunde in Weimar gebeten hatte, rber seine verschiedenen Vorschlyge frr den weiteren Verlauf und die Dauer seines Aufenthaltes in Italien zu entscheiden (vgl. zu 76,23–25). 137,3 in der Carnevals Zerstreuung] Goethe hatte den Brief Charlotte von Steins am 13. Februar 1787 erhalten (vgl. zu 123,9) und war in seinem Antwortbrief vom 13. und 17. Februar auf die darin enthaltenen Ratschlyge nicht im Einzelnen eingegangen (vgl. zu 123,10). Wyhrend dieser Zeit strebten die Karnevalsfeiern in Rom gerade ihrem Hshepunkt zu und Goethe wollte msglichst viel davon unmittelbar miterleben (vgl. zu 117,32; zu 121,17–18; zu 127,14). 137,5 Morgen ein Ende] Am Dienstag, dem 20. Februar, dem Tag vor Aschermittwoch, endete die Karnevalssaison 1787. 137,6–7 Du willst mir wegen Sicilien Æ:::æ nicht rathen] Charlotte von Stein hatte sich im Gegensatz zu den anderen Weimarer Freunden offensichtlich einer eindeutigen Meinung zu Goethes Reiseplynen enthalten und ihm die Entscheidung darrber selbst rberlassen (vgl. auch 125,17). Herder und das Herzogspaar hatten Goethe zu einem Besuch Siziliens ermuntert, auch wenn sich dadurch die Rrckkehr Goethes weiter verzsgern sollte (vgl. zu 123,10). 137,9 Da ich dich verlies] Vor rber einem halben Jahr, am 15. August 1786, hatten sich Goethe und Charlotte von Stein im erzgebirgischen Schneeberg zum letzten Mal gesehen, nachdem sie gemeinsam zweieinhalb Wochen in Karlsbad verbracht hatten (vgl. GB 6 II, zu 225,13). Die Freundin war nicht rber Goethes geplante große Italienreise informiert. 137,10 deiner Schwester] Die seit ihrem Umzug nach Weimar im Oktober 1785 (vgl. GB 6 II, zu 103,21) zum engeren Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein zyhlende jrngere Schwester Charlottes, Louise von Imhoff. 137,11 meiner frohen Rmckkehr] Goethe hatte bis zu diesem Zeitpunkt verschiedene Rrckkunftsszenarien nach Weimar mitgeteilt, die von einer Abreise gleich nach Ostern im April rber eine Rrckreise im Herbst mit einem lyngeren Aufenthalt in Florenz bis zur Msglichkeit des Aufbruchs nach einer ausgedehnten Sizilienreise erst im Frrhjahr des kommenden Jahres reichten (vgl. zu 75,1–2; zu 76,11–12; zu 76,20–21 und 76,14–16). Er trat die Rrckreise schließlich erst am 24. April 1788 an und traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 137,12 Nur zehen Bildchen] Bereits in seinem vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein vom 13. und 17. Februar 1787 hatte Goethe angekrndigt, er sei dabei, eine Reihe von jrngst entstandenen Landschaftszeichnungen aus der Umgebung von Rom zu vollenden, um sie msglichst bald der Freundin zukommen zu lassen (vgl. zu 121,24–26). Zu den Bildern im Einzelnen vgl. zu 126,6–7.

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BRIEF 78

137,13–14 ein Hannoveraner Æ:::æ sie nach Teutschland mitnehmen kann] Der ursprrngliche Plan, den Transport rber den nach Weimar zurrckreisenden Johann Friedrich Kranz vorzunehmen, war von Goethe verworfen worden, da sich in der Zwischenzeit eine neue und schnellere Msglichkeit angeboten hatte, die Bilder von dem mit Goethe in Rom bekannt gewordenen Georg Wilhelm August von Pape, der nach Hannover heimkehrte, mitnehmen zu lassen (vgl. zu 121,24–26). 137,14 sie meiner Mutter bringen] Frankfurt a. M., der Wohnort von Goethes Mutter, lag unmittelbar auf der Reiseroute nach Hannover. ƒber den Transport nach Frankfurt a. M. und die Weitergabe der Bilder nach Weimar ist nichts Nyheres bekannt. 137,15 Noch mehrere sind umrißen] Goethe hatte in seinem letzten Brief Charlotte von Stein mitgeteilt, er habe mber ein Dutzend angefangen und sie mmßen diese Woche fertig werden. (121,25–26.) 137,18 Zur Neapolitanischen Reise] Goethe reiste am 22. Februar 1787 zu einem mehrwschigen Aufenthalt nach Neapel und Sizilien (vgl. zu 104,32). 137,19 die festeste Intention brav zu zeichnen] Goethe wurde auf der Reise von dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein begleitet (vgl. zu 126,9–10). Dieser hatte ihm insbesondere in den letzten drei Wochen vor Antritt der Reise bei intensiven Zeichenrbungen hilfreich zur Seite gestanden und sollte dies auch auf der Reise selbst weiterhin tun. Goethe verwirklichte seine feste Absicht, die Reise zeichnerisch zu dokumentieren (vgl. zu 131,8). ƒberliefert sind von der rber dreimonatigen Reise nach Neapel und durch Sizilien noch knapp 130 Zeichnungen Goethes mit den verschiedensten Landschafts- und Erlebnismotiven in unterschiedlicher Ausfrhrung und Zeichentechnik (vgl. Corpus II, 27–64, Nr 59–186). 137,20–21 Das Tagebuch der Reise schick ich ab] Diese Ankrndigung wurde eingehalten. Im Briefverzeichnis Goethes findet sich am 27. Februar 1787 der Eintrag: N e a p e l Fr. v. Stein. Das Reise Journal. (Postsendeliste 1, S. 3; vgl. auch EB 29.) Goethe war nach einer viertygigen Reise am Abend des 25. Februar in Neapel angekommen (vgl. IR II; WA I 31, 14). Seine Reiseaufzeichnungen wie auch weitere Tagebuchnotizen aus der ersten Zeit in Neapel und vom Aufenthalt in Sizilien sind nicht erhalten. Goethe benutzte sie aber noch 1815/ 16 frr die Erarbeitung der „Italiynischen Reise“ und hat sie danach, wie auch die Briefe an Charlotte von Stein aus dieser Zeit, offenbar vernichtet (vgl. ƒberlieferung zu Nr 85). Fortsetzungen schickte er nochmals am 5. und 12. April aus Palermo (vgl. EB 51 und EB 52). Die verlorenen Aufzeichnungen bildeten wahrscheinlich die Grundlage frr die entsprechenden Passagen vom 22. bis 27. Februar 1787 in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR II; WA I 31, 5–18). 137,23 mber allen Ausdruck schnn] Seit Anfang Februar hielt sich eine frrhlingshaft warme und sonnige Witterungsperiode in Rom (vgl. die zweite Erlyuterung zu 104,18).

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137,24 unter den Narren] Offensichtlich hat sich Goethe am vorletzten Tag des Karnevals in Rom noch einmal wie schon gelegentlich davor unter das Maskentreiben in den Straßen rund um die Via del Corso gemischt (vgl. zu 117,32; zu 117,33–118,1). Die Reise nach Neapel war nicht zuletzt wegen des Karnevals verschoben worden. Allerdings zeigte sich Goethe bald enttyuscht davon (vgl. zu 126,32). 137,25 auf der Villa Medicis] Die zwischen 1564 und 1574 von Nanni di Baccio Bigio und Annibale Lippi erbaute Villa Medici liegt auf dem Monte Pincio rber der Piazza di Spagna. 1576 erwarb Kardinal Ferdinando I. de’Medici die Villa und ließ sie von Bartolomeo Ammanati frr seine außerordentliche Antikensammlung einrichten. Die Villa bot und bietet durch ihre Lage einen außergewshnlich weiten und reizvollen Ausblick rber die Stadt wie auch (zumindest einstmals) in die Landschaft. Karl Philipp Moritz widmete der Villa in seiner italienischen Reisebeschreibung ein eigenes Kapitel und zeigte sich von ihrer Anlage und der von ihr ausgehenden besonderen Stimmung begeistert: „Will man von hier noch hsher steigen, und seinen Horizont erweitern, so darf man nur in dem mediceischen Pallaste, der am Ende dieses freien Platzes liegt, eine Treppe hinaufgehen, die zu einem schsnen mit Bildsyulen geschmrckten Portikus frhrt, aus welchem man auf einmal in die prychtige Villa Medicis tritt, die wegen ihrer reizenden Lage alles rbertrift was man sich in dieser Art vorstellen kann. Denn nun rbersieht man zugleich einen großen Theil der Landschaft um Rom, und der prachtvollen Villen, welche die Stadt in ihrem ganzen Umfange umkrynzen. Natur und Kunst haben sich hier wie von selber die Hand geboten, um in der reinen Aetherluft, die man hier einathmet, ein Paradieß zu schaffen.“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 142 f.) Auch Johann Jacob Volkmann beschrieb in seinem Reisehandbuch die Villa Medici ausfrhrlich, konzentrierte sich dabei aber auf die mediceische Sammlung (vgl. Volkmann 2, 339–347). Diese befand sich in den Jahren von Goethes rsmischen Aufenthalten freilich nur noch zu Teilen dort (vgl. zu 160,22). Goethe hat die Villa auch gezeichnet. Drei Blytter, darunter eine Bleistiftskizze und zwei Ausfrhrungen in Mischtechnik, haben sich in Goethes Sammlungen im GNM erhalten (Inv.-Nr: GGz/0184, GGz/0185 und GGz/0287; vgl. auch Corpus III, 15 und 21, Nr 20, 40 und 41). 137,27 Perspecktiv] Zusammenklappbares Fernrohr (von lat. perspicere: hindurchsehen, genau betrachten). 137,28 den Gemqhlden und Zeichnungen des Claude] Gemeint sind die Werke des franzssischen Malers und Zeichners Claude Lorrain (eigentlich Claude Gelle) aus dem 17. Jahrhundert, der zu den einflussreichsten Krnstlern seiner Zeit gehsrte und nicht nur von Goethe, sondern weithin wegen seiner naturnahen, detailgetreuen und doch auch idealisierenden Stilprygung bis ins spyte 18. Jahrhundert als eine krnstlerische Leitfigur der Landschaftsmalerei geschytzt wurde. Claude Lorrain hatte drei Viertel seines Lebens in Rom verbracht und dort immer

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wieder mit Zeichnungen und Gemylden rsmischer Stadt- und Landschaftsansichten seinen besonderen Kunststil ausgebildet, der in erster Linie, getragen von effektvoller Lichtgestaltung und unkonventioneller Raumaufteilung, das Atmosphyrische eines Landschaftssujets hervorzuheben sucht. Goethe war nicht zuletzt aus eigenem Erleben rberzeugt, dass die besondere Wirkung der italienischen Landschaften mit ihrem einzigartigen Zusammenspiel von Licht, Farbe und Kontur die Originalityt und den hohen krnstlerischen Wert der Malerei Lorrains wesentlich mitgeprygt habe. Einen nachhaltigen Eindruck drrfte die Begegnung mit Gemylden Lorrains in der Sammlung der Galleria Doria Pamphilj hinterlassen haben, die er am 19. und 23. November 1786 aufgesucht hatte (vgl. zu 52,8–9). Die Erwyhnung der Bilder in Volkmanns Reisehandbuch ist von ihm extra unterstrichen worden: „Ein paar vortreffliche Landschaften von Claude Lorrain Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 295.) Das Landschaftserlebnis bei der Seeanfahrt auf Palermo am 3. April 1787 erinnerte ihn z. B. unmittelbar an die Arbeiten Lorrains: Mit keinen Worten ist die dunstige Klarheit auszudrmcken, die um die Kmsten schwebte, als wir am schnnsten Nachmittage gegen Palermo anfuhren. Die Reinheit der Conture, die Weichheit des Ganzen, das Auseinanderweichen der Tnne, die Harmonie von Himmel, Meer und Erde. Wer es gesehen hat, der hat es auf sein ganzes Leben. Nun versteh’ ich erst die Claude Lorrain Æ:::æ. (IR II, 3. April 1787; WA I 31, 91.) Die besondere Wertschytzung, die Goethe frr Lorrain empfand, drrckt sich auch in seiner kurzen Charakterisierung des Malers in seinem Aufsatz „Landschaftliche Malerei“ von 1818 aus: Von C l a u d e L o r r a i n , der nun ganz ins Freie, Ferne, Heitere, Lqndliche, Feenhaft-Architektonische sich ergeht, ist nur zu sagen, daß er ans Letzte einer freien Kunstqußerung in diesem Fache gelangt. Jedermann kennt, jeder Kmnstler strebt ihm nach, und jeder fmhlt mehr oder weniger, daß er ihm den Vorzug lassen muß. (WA I 49,2, 244.) In Goethes privater Kunstsammlung sind 40 Radierungen nach Werken Lorrains und eine Zeichnung des Malers rberliefert (vgl. Schuchardt 1, 201–204 und 318). 138,3 Der Vesuv wirft Steine und Asche aus] Vgl. zu 130,14. 138,4–5 einen Ausguß der Lava] Nach seiner Ankunft in Neapel am 25. Februar 1787 bestieg Goethe den nahe gelegenen und immer noch leicht aktiven Vesuv drei Mal, am 2., 6. und 20. Myrz, wobei er wyhrend der beiden letzten Aufstiege auch bis zum Kraterrand gelangte und das Austreten von Lavastrsmen beobachten konnte (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25). Am 1. Juni 1787, einen Tag vor seiner Rrckreise nach Rom, bot sich ihm von Neapel aus noch einmal die Msglichkeit, einen styrkeren nychtlichen Ausbruch des Vulkans zu verfolgen (vgl. zu 155,25–27). 138,7 Herdern] Johann Gottfried Herder war Goethes erster Ansprechpartner in allen philosophischen Fragen. Die intensiven anthropologischen und naturphilosophischen Studien Herders im Zusammenhang mit der Darstellung einer univer-

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sellen Menschheitsgeschichte in dem zwischen 1784 und 1791 publizierten Grundlagenwerk „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ begleitete Goethe von Anfang an mit großem Interesse und beeinflusste indirekt wahrscheinlich auch Herders ƒberlegungen zu einer pflanzenkundlichen Phynomenologie. 138,7 meine Botanische Hypothesen] Die botanischen Studien in Italien regten Goethe zu ƒberlegungen frr eine neue Theorie des Pflanzlichen an. Diese mrndeten schließlich im phynomenologischen Begriff der ,Urpflanze‘, den Goethe wenig spyter, in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 1. und 8. Juni 1787, zum ersten Mal benutzte (vgl. zu 157,30). In der „Italiynischen Reise“ baute Goethe diese Briefstelle aus, insofern seine ƒberlegungen zur Theorie der Urpflanze zumindest schon andeutungsweise aufscheinen: Meine botanischen Grillen bekrqftigen sich an allem diesen, und ich bin auf dem Wege, neue schnne Verhqltnisse zu entdecken, wie die Natur, solch ein Ungeheueres, das wie nichts aussieht, aus dem Einfachen das Mannichfaltigste entwickelt. (IR I, 19. Februar 1787; WA I 30, 276.) 138,10 Tasso wird mit auf den Weg genommen] Seit Dezember 1786 trug sich Goethe mit dem Plan, alle als Fragment angekrndigten Werke frr die Ausgabe der „Schriften“ zu vollenden, so auch das frr Band 6 vorgesehene Drama „Torquato Tasso“ (vgl. zu 58,1–2). Knebel und Gsschen hatte er gerade berichtet, dass er sich mit dem Drama beschyftige und die Arbeiten daran auf seiner Reise nach Neapel fortsetzen und nach Msglichkeit abschließen wolle (vgl. 130,10–11 und die erste Erlyuterung zu 133,8). Dazu kam es aber nicht. Er entwarf lediglich neue Plyne frr das Strck, von dem bisher nur zwei Akte aus den Jahren 1780/81 vorlagen. Im Februar und Myrz 1788 befasste er sich dann offensichtlich nochmals mit dem Strck (vgl. 248,7–10 und zu 264,8–9), ebenso auf der Rrckreise nach Weimar im Mai (vgl. zu 273,25). Mit der grundlegenden Neubearbeitung begann Goethe aber erst ab Sommer 1788, nach seiner Rrckkehr aus Italien. Anfang August 1789 konnte er das Drama in einer Versfassung abschließen und am 27. August an den Verleger Gsschen schicken (vgl. Brief an Gsschen, 27. August 1789; WA IV 18, 38). Es erschien im Januar 1790 in Band 6 von „Goethe’s Schriften“. 138,12 Iphigenien aufgenommen] Mit der ƒbersendung der Neubearbeitung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ am 13. Januar 1787 an Herder (vgl. zu 80,1) hatte Goethe auch die Bitte verbunden, das Strck den Weimarer Freunden zugynglich zu machen (vgl. 84,13–15), und sich Bewertungen und Kritiken erhofft (vgl. zu 80,2–3). Bisher waren noch keine Stellungnahmen aus Weimar eingetroffen. Die rblichen rund frnf Wochen frr einen Korrespondenzaustausch mit Bezugs- und Antwortbrief zwischen Rom und Weimar waren gerade vorrber, so dass Goethes Spannung auf die Urteile von Tag zu Tag wuchs. Briefe mit †ußerungen der Freunde in Weimar erhielt er erst im Myrz 1787 in Neapel. Sie sind nicht rberliefert (vgl. dazu aber zu 107,6).

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BRIEF 79

138,13 gestern der Angelika vorgelesen] Einer Bitte Angelika Kauffmanns vom 19. Januar 1787, das gerade fertiggestellte Strck vorzulesen, war Goethe noch ausweichend begegnet (vgl. 95,8–10), nun aber vier Wochen spyter doch gefolgt. An die Lesung der „Iphigenie auf Tauris“ bei Angelika Kauffmann erinnerte sich auch Tischbein, dem Goethe das Strck bereits vorgelesen hatte (vgl. zu 57,28–29), noch rund 30 Jahre spyter: „Auch war das ein wahrer Schmaus wen wir bei der Angelica des Sontags waren Æ:::æ. und des Abends Lassen Sie uns Ihre Epfigini vor. Das eizige mahl das ich habe lehsen hsren das es in mich gedrungen ist, und noch thsnt es oft in mir, und wallen mir Gedancken auf die ich wohl schreiben mschte.“ (Tischbein an Goethe, 10. Februar 1817; H: GSA 28/917; vgl. auch RA 7, 293 f., Nr 762.) 138,16 eine Schachtel an Seideln] Vgl. zu 105,24–25. 138,16–17 allerley fmr die Kinder] Gemeint waren der 14-jyhrige Friedrich von Stein und die Kinder des befreundeten Ehepaares Johann Gottfried und Caroline Herder, Gottfried (geb. 1774), August (geb. 1776), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Luise (geb. 1781) und Emil (geb. 1783). Im Einzelnen sind die Geschenke nicht bekannt. Im Brief an das Ehepaar Herder vom 3. Februar 1787 hatte Goethe aber von Steinen und diversen Scherben gesprochen (vgl. 108,30–31). 138,17 der Same fmr Klinkovstrnm] Vgl. die beiden Erlyuterungen zu 105,29. 138,17–18 leuchtende Steine von Bologna] Auf seiner Reise nach Rom hatte Goethe wyhrend seines Aufenthaltes in Bologna am 20. Oktober 1786 am nahe gelegenen Monte Paderno auch Proben des so genannten Bologneser Steines, einer besonderen Schwerspat-Konkretion, gesammelt. Der Stein lysst sich mit einer spezifischen Methode des Ausglrhens in seiner Konsistenz so veryndern, dass er nach vorheriger Lichteinstrahlung im Dunkeln zu leuchten beginnt (vgl. zu 30,1–2). Ein Strck davon war frr den ebenfalls mineralogisch interessierten Freund Carl Ludwig von Knebel bestimmt (vgl. 130,3–4). 138,18 Zettelchen] Dieser Zettel, der wahrscheinlich eine Beschreibung oder Anleitung zum Verfahren des Ausglrhens der Bologneser Steine gab, ist nicht rberliefert. 138,21 Aschermittwoche.] Aschermittwoch fiel 1787 auf den 21. Februar. 138,22 unzqhligen Lichter] Mit einem Lichterfest auf der Via del Corso ging der Karneval in Rom zu Ende. Goethe widmete diesem Ereignis in seinem nach den Karnevalserlebnissen von 1788 entstandenen und spyter der „Italiynischen Reise“ eingefrgten Essay „Das Rsmische Carneval“ (Berlin 1789) ein eigenes Kapitel unter dem Titel „Moccoli“ (ital.: Kerzenstrmpfchen; IR III; WA I 32, 266–269). Mit heraufziehender Dymmerung versammelt sich das karnevalistische Volk Roms noch einmal auf den Festanlagen der Via del Corso. Jeder in der Menge zrndet eine oder mehrere Kerzen an, so dass im Zusammenspiel mit den

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ebenfalls illuminierten Kutschen und Hyusern ringsum ein riesiges Lichtermeer entsteht. Danach versucht man, sich gegenseitig das Licht auszublasen mit der scherzhaften Androhung der Ermordung derjenigen, die keine brennende Kerze tragen, was zu großem Gedrynge und Geschiebe frhrt, bis sich die Menge von den Ryndern her allmyhlich aufzulssen beginnt und der Karneval mit einem letzten Fleischmahl im privaten Kreis oder einer anderen Vergnrgung endet. 138,24 Morgen gehe ich weg] Goethe und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein reisten am Morgen des 22. Februar 1787 per Kutsche nach Neapel ab, wo sie am 25. Februar eintrafen (vgl. IR II, 22. und 25. Februar 1787; WA I 31, 5 und 14). 138,26–27 die Deinigen] Vgl. zu 49,5. 138,27–28 Schreibe mir ja] Goethe hatte Charlotte von Stein schon in seinem letzten Brief dazu aufgefordert, ihm regelmyßig weiter zu schreiben, auch wenn, bedingt durch seine Reise nach Neapel, eine Lrcke in der Korrespondenz entstehen sollte (vgl. zu 123,14; zu 123,14–15). Die Nachlieferung seiner Post durch Reisende aus Rom nach Neapel war gut organisiert. Wyhrend seines rber vierwschigen Aufenthaltes in Neapel bis zur ƒberfahrt nach Sizilien am 29. Myrz 1787 haben Goethe wahrscheinlich vier Briefe Charlotte von Steins erreicht, die allerdings nicht rberliefert sind (vgl. zu 146,13–14). Damit wurde die regelmyßige wschentliche Korrespondenz zunychst aufrechterhalten und nicht, wie von Goethe befrrchtet, unterbrochen (vgl. zu 95,21). 138,28 mein Packet] Vgl. zu 105,24–25. 138,30 bessere Sachen] †hnliche Geschenksendungen an Charlotte von Stein oder andere Freunde in Weimar sind aus der noch folgenden Zeit Goethes in Italien nicht bekannt. 79. An Philipp Seidel ÆRom, wahrscheinlich zwischen 19. und 21. Februar 1787æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der Charakter des vorliegenden Briefes mit seinen konkreten Hinweisen zum Inhalt einer Paketsendung nach Weimar und den Anweisungen an Seidel, wie das Empfangene zu verteilen sei, weist eindeutig darauf hin, dass es sich um einen Begleitbrief frr ein entsprechendes Paket handelt. Ganz offensichtlich gehsrte der Brief zu der Schachtel mit Geschenken frr Weimarer Freunde und Bekannte, die Goethe in seinen Briefen an Knebel vom 19. Februar (vgl. 130,3) und an Charlotte von Stein vom 19. und 21. Februar 1787 (vgl. 138,16–17) angekrndigt hatte. Sie sollte von dem Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz auf seiner frr die nychsten Wochen geplanten Heimreise nach Weimar mitgenommen und an Seidel ausgehyndigt werden (vgl. zu 105,24–25). Hierfrr packte Goethe die

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BRIEF 80

Schachtel in den letzten Tagen vor seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 und ließ sie frr den aus Neapel zurrckerwarteten Kranz in Rom zurrck. Eine Formulierung Goethes in seinem Brief an Charlotte von Stein unter dem 21. Februar 1787 (Nr 78) lysst den Schluss zu, dass das Paket an diesem Tag endgrltig zum Transport vorbereitet war: Wenn mein Packet ankommt gedencke meiner in liebe. (138,28–29.) Es ist deshalb anzunehmen, dass Goethe den vorliegenden Begleitbrief im Zuge des Packens der Schachtel an einem der Tage zwischen dem 19. und 21. Februar 1787 geschrieben hat. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 13,4619,8 cm, 1 1/2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Hylfte Adresse, Tinte: An Seidel. E: Goethe-Seidel (1871), 633, Nr 28 (dort fylschlicherweise als Schluss an Nr 143 angebunden). WA IV 8 (1890), 192, Nr 2578. BEI L AG E

Schachtel (139,1) mit Samen und Setzlingen, Steinen und anderen Geschenken. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 139,1 Das in dieser Schachtel enthaltene] Vgl. zu 105,24–25. Das an Seidel auszuhyndigende Paket traf durch die verspytete Rrckkehr von Kranz vermutlich erst Ende 1787 in Weimar ein (vgl. zu 207,9; zu 207,10–11). 139,3 Saamen die du Jentschen zu geben hast] Gemeint ist Carl Heinrich Gentzsch, Hofgyrtner im so genannten Welschen Garten von Weimar. Um welche Arten von Samen es sich im Einzelnen handelte, ist nicht bekannt. 139,9 Piniolen] Piniensamen (Kerne) des im Mittelmeergebiet beheimateten Pinienbaumes. 139,12–13 D i o s p y r o s V i r g i n i a n a ] Virginische Dattelpflaume, Persimmon genannt, ursprrnglich aus Srdostasien und Amerika stammende dunkelrotfleischige Kakifrucht aus der Familie der Ebenholzgewychse. 139,14 delikater] ,Delikat‘ hier im Sinne von ,empfindlich‘, ,anspruchsvoll‘ (vgl. GWb 2, 1120). 139,15 Wenn ich wiederkomme] Zu den gegenwyrtigen ƒberlegungen Goethes frr seine Rrckkehr nach Weimar vgl. zu 137,11. Goethe verschob den Termin der Heimreise aber noch bis zum Frrhjahr 1788 (vgl. zu 161,6). Er reiste schließlich am 24. April 1788 von Rom ab und traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10).

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80. An Charlotte von Stein

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Rom, 21. Februar 1787 ! Weimar

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 18,6622,5 cm, 2 S. beschr. (S. 3–4), egh., Tinte; S. 1 Adresse, Tinte: A Madame / Madame de Stein / nse Baronne de Schardt / a / Weimar / en Saxe / fr. Trente.; rotes Siegel: mynnlicher Profilkopf; Postvermerk: „d’Italie“; Bl. 1 am yußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Bleistift; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise I“, circa 1813–1816). E: Briefe aus Italien (1886), 287 f., Nr 29. WA IV 8 (1890), 205 f., Nr 2584. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 3. Myrz 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 139,22 keinen Posttag ohne Brief] Goethe schrieb Charlotte von Stein seit seiner Ankunft in Rom wschentlich mindestens einen Brief (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). Die Briefe nach Deutschland gab er immer samstags zur Post. Seinen letzten Brief an die Freundin hatte Goethe am 19. und 21. Februar 1787 geschrieben, damit auch am folgenden Posttag, dem 24. Februar, ein Brief nach Weimar geschickt wrrde, obwohl er Rom dann bereits vor zwei Tagen verlassen hytte (vgl. zu 123,13–14). Im Brief vom 13. und 17. Februar 1787 hatte Goethe noch angekrndigt, dass, bedingt durch seine Reise nach Neapel, wahrscheinlich eine Lrcke in der regelmyßigen Korrespondenz entstehen wrrde (vgl. zu 123,14). Um dem doch noch begegnen zu ksnnen, ließ er vorliegenden Brief frr den rbernychsten Posttag, den 3. Myrz 1787, in Rom zurrck. 139,23 das Neapolitanische Tagbuch schon nachkommen] Vgl. zu 137,20–21. 140,2 Wann werd ich wieder hier seyn?] ƒber die Dauer seiner Reise nach Neapel war sich Goethe zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Klaren. Ursprrnglich wollte er schon zu Ostern 1787 (8./9. April) wieder zurrck in Rom sein, um msglichst noch die Feierlichkeiten des Vatikans in der Karwoche mitzuerleben (vgl. zu 76,1–2; zu 76,2). Daneben gab es aber auch schon ƒberlegungen, den Aufenthalt in Neapel mit einer Rundreise durch Sizilien zu verbinden (vgl. zu 118,26–27; zu 130,16). In der zweiten Myrzhylfte 1787 entschloss sich Goethe dann zu dieser Reisevariante (vgl. zu 123,11–12) und besuchte die Insel vom 1. April bis 11. Mai 1787 (vgl. zu 143,12). Nach weiteren drei Wochen Aufenthalts in Neapel kehrte er am 6. Juni 1787 nach Rom zurrck (vgl. zu 143,18–19).

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140,2 Wann einpacken] Goethe war zu diesem Zeitpunkt immer noch unentschlossen, wann er die Heimreise aus Italien antreten sollte. Zum einen wollte er msglichst bald nach Weimar und damit zu Charlotte von Stein zurrckkehren, eventuell noch im Frrhjahr 1787, unmittelbar nach der Neapelreise (vgl. zu 50,12). Andererseits hatte er vom Herzog die Erlaubnis und wahrscheinlich sogar die Ermunterung erhalten, seinen Urlaub nach eigenem Ermessen auszudehnen, mindestens jedoch bis Weihnachten 1787, so dass Goethe schon verschiedene Plyne frr einen lyngeren Aufenthalt in Italien bis Ende des Jahres oder gar bis zum Frrhjahr 1788 durchgespielt hatte (vgl. 76,10–16). Am 25. Mai 1787 krndigte er schließlich den Beginn seiner Rrckkehr nach Weimar frr Anfang Juli 1787 an (vgl. zu 147,10–11), verschob den Termin aber immer weiter (vgl. zu 161,6). Er reiste schließlich erst am 24. April 1788 aus Rom ab (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 140,21 du horst bald von mir] Goethe schrieb seinen nychsten Brief an Charlotte von Stein schon am 26. oder 27. Februar 1787 als Begleitschreiben des Tagebuchs seiner Reise von Rom nach Neapel, das er am 27. Februar 1787 nach Weimar abschickte (vgl. EB 29). Ab dem 10. Myrz nahm er seinen wschentlichen Korrespondenzrhythmus mit Charlotte von Stein wieder auf (vgl. zu 123,17 und EB 33).

81. An Philipp Seidel

Neapel, 3. Myrz Æ1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1787 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 9,267 cm, 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Abrissspuren am oberen und rechten Rand. – Beischluss: EB 32. E: Goethe-Seidel (1871), 430, Nr 15. WA IV 8 (1890), 207, Nr 2585. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 2. April 1787 (vgl. P/KR Post [30. Juni] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 35). Postsendungen: 3. Myrz 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3).

MvRZ 1787

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140,25 hier angekommen] Goethe war nach fast viertygiger Reise von Rom aus am Abend des 25. Februar 1787, einem Sonntag, in Neapel eingetroffen (vgl. IR II, 25. Februar 1787; WA I 31, 14). 140,25 den Vesuv schon bestiegen] Schon in der ersten Woche seines Neapelaufenthaltes hatte Goethe am 2. Myrz 1787 einen Aufstieg zum Vesuv unternommen, war aber wegen zu starker ausstrsmender Gase und Dympfe am Rande des alten Kratergipfels, des Monte Somma, wieder umgekehrt. Das Erlebnis beschrieb er in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR II, 2. Myrz 1787; WA I 31, 21 f.). Am 6. Myrz folgte ein weitere Bergbesteigung mit seinem Reisebegleiter Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und am 20. Myrz beobachtete Goethe einen Lavaausbruch direkt vor Ort (vgl. IR II, 6. und 20. Myrz 1787; WA I 31, 28–32 und 64–67). 82. An Friedrich von Stein

Neapel, 10. Myrz 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Wahrscheinlich Beischluss zu EB 33 (vgl. zu 141,2). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 40 f., Nr 9. WA IV 8 (1890), 207 f., Nr 2586 (nach E). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Friedrich von Steins vermutlich vom 16. Februar 1787 (vgl. zu 141,2). – Ein Antwortbrief wahrscheinlich von April oder Anfang Mai 1787 ist nicht rberliefert (vgl. die zweite Erlyuterung zu 143,24). 141,2 Deinen Brief] Der Brief Friedrich von Steins ist nicht rberliefert. Vermutlich gehsrte er aber zu den Briefen vom 16. Februar 1787, die Goethe laut seinen Angaben in der „Italiynischen Reise“ am 9. Myrz 1787 in Neapel erhielt: Heute erhalte ich die liebsten Briefe vom 16. Februar. Schreibet nur immer fort. (IR II, 9. Myrz 1787; WA I 31, 34.) Der vorliegende Brief war wahrscheinlich dem nicht rberlieferten Brief an Friedrichs Mutter Charlotte von Stein beigeschlossen, der am 10. Myrz versandt wurde (vgl. EB 33). 141,5–6 was ich sehe] Goethe war am 22. Februar 1787 in Begleitung Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins von Rom nach Neapel aufgebrochen (vgl. zu 138,24). Er reiste rber Velletri (22. Februar), die Pontinischen Srmpfe, Fondi (23. Februar) und Sant’Agata (24. Februar) und kam am 25. Februar in Neapel an (vgl. IR II; WA I 31, 3–15). In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe von seinen Ausflrgen in die Umgebung Neapels, so von dem Aufenthalt in Pozzu-

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BRIEF 83

oli (Puteoli) mit Christian August von Waldeck am 1. Myrz 1787 und den Besuchen des Vesuvs am 2. und 6. Myrz 1787. In Neapel ließ er sich von Tischbein Kirchen und private Sammlungen zeigen (5.–7. Myrz) und besuchte am 9. Myrz die Ksniglichen Museen in Capodimonte (vgl. IR II, 9. Myrz 1787; WA I 31, 15–35; vgl. auch Tischbein, Aus meinem Leben 2, 87–96). 141,8 Ich komme sobald zurmck, als mir mnglich ist] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,2. 141,12 einmal selbst hierher] Dieser Vorsatz wurde nicht umgesetzt. 1790 fuhr Goethe noch einmal nach Italien, allerdings nur bis Venedig, um Herzogin Anna Amalia von ihrer Italienreise nach Weimar zurrck zu begleiten (vgl. zu 108,3). Friedrich von Stein ist wahrscheinlich nie in Italien gewesen. 141,21 Hncker] Umherziehende Kleinhyndler, Krymer (vgl. GWb 4, 1367 f.). 141,25–26 oft am Meere] Goethe ging fast tyglich zur Krste und beobachtete das Meer und die Schiffe, wie aus seinen Berichten in der „Italiynischen Reise“ hervorgeht (vgl. IR II, 27. und 28. Februar, 3., 5. und 9. Myrz 1787; WA I 31, 17 f., 23 f., 26 und 34). 141,27 Schreibe mir bald wieder.] Briefe Friedrich von Steins an Goethe nach Neapel oder Rom sind nicht rberliefert. Er schrieb aber offensichtlich relativ hyufig an seinen Mentor. Am 26. Mai 1787 bedankte sich Goethe bei Friedrich von Stein frr seine vielen Briefe (149,2), die er mit einer Sammelsendung von Rom erhalten hatte (vgl. zu 149,2). 141,28–29 Bald werde ich Herculanum, Pompeji Æ:::æ Pqstum sehen.] Goethe besuchte am 11. Myrz 1787 zunychst die knapp 10 km srdlich des Vesuvs und 25 km von Neapel entfernt liegenden Ruinen der antiken Stadt Pompeji, die bei einem Ausbruch des Vulkans am 24. August 79 n. Chr. verschrttet worden war. Eine Woche spyter, am 18. Myrz 1787, besichtigte er die ƒberreste der ebenfalls durch diesen Vesuvausbruch zerstsrten Siedlung Herculaneum (im 18. Jahrhundert Resina, heute Ercolano), die 8 km westlich des Vulkans und 15 km von Neapel entfernt am Golf von Neapel liegt. Zur antiken Stadt Paestum, einer griechischen Grrndung aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., mit ihren außergewshnlichen Tempelruinen, etwa 100 km srdlich von Neapel am Golf von Salerno gelegen, reiste Goethe vom 21. bis 23. Myrz 1787. Von seinen Besichtigungen der antiken Stytten berichtet er in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR II, 11., 18. und 23. Myrz 1787; WA I 31, 37 f., 59 f. und 69 f.; vgl. auch zu 143,4–5). Die systematischen Ausgrabungen in Herculaneum hatten nach den ersten Entdeckungen 1711 erst unter Karl IV. von Neapel 1738 begonnen; in Pompeji wurden solche Ausgrabungen ab 1748 unternommen, ohne dass man bis 1763 genau wusste, wo man grub. Die Entdeckung Paestums und seiner griechisch-dorischen Tempel setzte etwa ab 1750 ein. 141,31 Ernsten] Ernst von Stein, der yltere Bruder Friedrich von Steins.

MvRZ 1787

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141,31 laß ihn mir auch einmal schreiben] Briefe Ernst von Steins an Goethe nach Neapel oder Rom sind nicht bekannt. Der wahrscheinlich an Knochentuberkulose leidende 19-jyhrige Ernst war zu diesem Zeitpunkt schon todkrank. Er starb drei Monate spyter, am 14. Juni 1787. 141,32 Deiner Großmutter] Die Mutter Charlotte von Steins, Concordia Elisabeth von Schardt geb. von Irving. 83. An Christian Gottlob Voigt

Neapel, 23. Myrz 1787 ! Weimar

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; 1890 in Privatbesitz, Darmstadt (vgl. WA IV 8, 385). – Egh., Adresse: An Herrn / Hofrath Voigt / nach / Weimar / in Saxen. / fr. Trento. (nach E); Empfangsvermerk: „praes. 15. Apr. 1787“ (nach E und WA IV 8, 398). E: Goethe-Voigt1 (1868), 125 f., Nr 3. WA IV 8 (1890), 209 f., Nr 2587. Textgrundlage: WA. – Beiden textkritisch relevanten Drucken lag noch H zugrunde. Frr den Druck in der WA wurde H erneut kollationiert (vgl. WA IV 8, 385). Im Unterschied zu E wird in der WA die im 18. Jahrhundert gebryuchliche ck-Schreibung nach l, m, n, r beibehalten (vgl. ƒberlieferungsvarianten). ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

142,7 knnnen,] knnnen E 142,8 Bergwercks] Bergwerks E 142,8 Gedancken] Gedanken E 142,14–15 Besten] besten E 142,15 Danckbarkeit] Dankbarkeit E 142,19 eine] einige E 142,21 Gedancken] Gedanken E 142,23 ist;] ist, E 142,29 denckt] denkt E 143,6 mmßen] mmssen E 143,7 Empfehlen] empfehlen E 143,7–8 gedencken] gedenken E ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Voigts vom Februar 1787 (vgl. zu 142,7–8). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 27. Myrz 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 142,7–8 Fortgange des Ilmenauer Bergwercks] Voigt hatte die „Zweyte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ am 1. Februar 1787 versffentlicht (vgl. zu 8,11). Der Brief vom Februar 1787, mit dem Voigt die „Zweyte Nachricht“ an Goethe schickte, ist nicht rberliefert. 142,17–18 wegen des Treibseils] Voigt hatte zwei Treibseile aus Eisen von je 300 m Lynge in Auftrag gegeben, die die alten, aus Hanf gefertigten Seile im

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BRIEF 84

neuen Fsrderschacht des Ilmenauer Bergwerks ersetzen sollten (vgl. ThHStA, Sign.: B 16248, Bl. 97). 142,19–20 manchmal eine Nachricht] Eine unmittelbare Antwort Voigts auf Goethes Brief ist nicht bekannt. Ein weiterer Brief Voigts ist erst frr den Zeitraum vom 6. September bis 4. Oktober 1787 nachweisbar (vgl. zu 189,26). Danach folgten noch ebenfalls nicht rberlieferte Briefe vom 23. November 1787 sowie vom 14. Januar und 31. Myrz 1788, die durch die Antwortvermerke Voigts auf Goethes Briefen erschließbar sind. Auch ein weiterer Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787 kann erschlossen werden (vgl. zu 242,21–22). 142,27 das Clima ist milde] Goethe fand in Neapel vorwiegend warmes, schsnes Wetter vor, das Anfang Myrz kurz durch einige Regentage unterbrochen wurde. Vgl. u. a. seine Bemerkungen in der „Italiynischen Reise“: Der Himmel ward immer klqrer, und zuletzt schien die Sonne recht heiß in unsere enge rollende Wohnung. Bei ganz rein heller Atmosphqre kamen wir Neapel nqher; und nun fanden wir uns wirklich in einem andern Lande. (IR II, 25. Februar 1787; WA I, 31, 14 f.) Das Wetter hat sich verdunkelt, es ist im Wechseln, das Frmhjahr tritt ein, und wir werden Regentage haben. (IR II, 9. Myrz 1787; WA I 31, 34.) 143,4–5 die Tempel von Pqstum Æ:::æ die Kmsten Siciliens] Goethe reiste gemeinsam mit seinem Begleiter, dem Landschaftsmaler Christoph Heinrich Kniep, bereits am 21. Myrz 1787 zu der am Golf von Salerno srdsstlich von Neapel gelegenen antiken griechischen Ruinenstadt Paestum. Europyische Architekten, Krnstler und Gelehrte waren nach 1750 allmyhlich auf die drei gut erhaltenen dorischen Tempelruinen Paestums aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. aufmerksam geworden. In Paestum sah Goethe am 22. Myrz zum ersten Mal dorische Bauwerke, die auf ihn wegen ihrer Primitivityt befremdend wirkten (vgl. dazu IR II, 22. Myrz 1787; WA I 31, 71 f.). Goethe blieb in Paestum bis zum 23. Myrz 1787. Am 29. Myrz fuhr er mit Kniep weiter nach Sizilien. Frr die ƒberfahrt, die von heftigem Seegang begleitet war, benstigten sie vier Tage. 143,5–6 die heilige Woche in Rom aufgeben] Goethe war lange unschlrssig, ob er nach Sizilien fahren oder wieder zur Karwoche (1.–7. April 1787) nach Rom zurrckkehren sollte: Noch weiß ich nicht, wie es weiter mit mir werden wird: alles will mich auf Ostern nach Rom zurmck haben. (IR II, 13. Myrz 1787; WA I 31, 48.) 143,7 den Ihrigen] Vgl. zu 8,26. 143,9 Wohlgeb.] Abgekrrzt frr ,Wohlgeboren‘ (vgl. zu 85,23).

APRIL 1787

84. An Friedrich von Stein

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Palermo, Æ17.æ April 1787 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Das angegebene Schreibdatum des Briefes im Erstdruck, 18. April 1787, ist auf den 17. April 1787 zu korrigieren, da Goethe im Brief seine Abreise aus Palermo frr den folgenden Tag angibt. Dies geschah bereits am 18. April (vgl. zu 143,12). Beim falschen Datum kann es sich sowohl um ein Schreibversehen Goethes wie auch um einen Lesefehler in E handeln. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Wahrscheinlich Beischluss zu Nr 85, der EB 54 beigeschlossen war; alle drei Briefe waren Beischluss zu EB 55. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 42, Nr 10 (Datierung: 18. April 1787). WA IV 8 (1890), 211, Nr 2588 (nach E; Datierung: 17. April 1787, vgl. WA IV 8, 398). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt (vgl. auch die zweite Erlyuterung zu 143,24). Postsendungen: 18. April 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 143,12 Morgen Æ:::æ gehen wir aus Palermo.] Goethe war laut Reisetagebuch am 1. April 1787 von Neapel kommend mit dem Schiff in Palermo an der Nordwestkrste Siziliens eingetroffen und blieb dort zunychst zweieinhalb Wochen. Am 18. April begann er gemeinsam mit dem deutschen Maler Christoph Heinrich Kniep, den er durch Tischbein kennen gelernt hatte, seine Rundreise durch die Insel (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1 345 f.; IR II, 29. Myrz– 14. Mai 1787; WA I 31, 79–234), die bis zum 11. Mai andauerte (vgl. zu 144,26–27). 143,13 16 Tage] Der zweieinhalbwschige Aufenthalt Goethes in Palermo vom 1. bis 18. April war von einem dicht gedryngten Besichtigungsprogramm in der Stadt und ihrer Umgebung geprygt (vgl. IR II, 2.–17. April 1787; WA I 31, 86–148). 143,14–18 Nun geht es mber Alcamo Æ:::æ noch genug sehen.] Goethe begann seine Rundreise zu Pferde; der Weg frhrte ihn und seinen Begleiter zunychst in das etwa 65 km srdwestlich von Palermo gelegene Alcamo, wo sie noch am selben Abend ankamen. Die antike Stadt Segesta an den Hyngen des Monte Barbaro wurde am 20. April erreicht. Von hier aus reisten die beiden am 21. April srdwyrts nach dem 45 km entfernten Castelvetrano. Die nychste Sta-

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BRIEF 85

tion war Girgenti (heute Agrigento) an der Srdkrste. Dort traf man am 23. April abends ein, also tatsychlich frnf Tage nach dem Aufbruch aus Palermo. Vorher, am 22. April, hatte Goethe noch einen Abstecher zum weiter westlich gelegenen Sciacca mit den antiken Thermae Selinuntiae unternommen (vgl. IR II; WA I 31, 148–171). Die Datumsangaben des Reisetagebuchs sind weniger vollstyndig und weichen von denen der „Italiynischen Reise“ leicht ab: Der Aufbruch aus Alcamo ist hier auf den 21., Sciacca auf den 22. und 23. April, Girgenti auf den 24. April 1787 datiert (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345). 143,18 Das Ziel meiner Reise] Goethes Rundreise durch Sizilien frhrte von Agrigent aus (28. April) im Weiteren rber das in Mittelsizilien liegende Caltanisetta (29./30. April), Castrogiovanni, das heutige Enna (30. April) bis nach Catania an der Ostkrste, wo er sich vom 1. bis 6. Mai 1787 aufhielt. ƒber Taormina wurde schließlich am 9. Mai 1787 das an der Nordostspitze Siziliens, 230 km westlich von Palermo liegende Messina erreicht, wo Goethe seine Erkundungsreise durch die Insel enden ließ (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 346 und IR II; WA I 31, 171–203). 143,18–19 dann geht es wieder rmckwqrts] Die Rrckreise nach Neapel begann von Messina aus mit dem Schiff am 11. Mai 1787 (vgl. zu 144,26–27). Am 14. Mai kam Goethe in Neapel an und hielt sich dort noch einmal bis zum 3. Juni auf, bevor er nach Rom zurrckkehrte, wo er schließlich am 6. Juni nach dreieinhalbmonatiger Abwesenheit wieder eintraf (vgl. zu 155,15). 143,21–22 beschwerlichen Ueberfahrt] Wyhrend der ersten zwei Tage der Schiffsreise von Neapel nach Palermo verhinderte ein lauer Smd-West-Wind ein schnelles Fortkommen (IR II, 29. Myrz 1787; WA I 31, 81). In der Nacht zum dritten Reisetag zog ein Sturm auf, der die Nacht rber andauerte und viele Passagiere seekrank werden ließ. Goethe frhlte sich bereits seit dem zweiten Reisetag nicht wohl: Æ:::æ die Seekrankheit mberfiel mich bald. Ich begab mich in meine Kammer, wqhlte die horizontale Lage, enthielt mich, außer weißem Brot und rothem Wein, aller Speisen und Getrqnke und fmhlte mich ganz behaglich. (IR II, 30. Myrz 1787; WA I 31, 82.) Im weiteren Verlauf der Reise machten die schwierigen Windverhyltnisse auch nach Abflauen des Sturmes das direkte Anlaufen Palermos unmsglich, es wurde erst rber Umwege nach vier Tagen, am 1. April 1787, mit Noth und Anstrengung erreicht (IR II, 2. April 1787; WA I 31, 86; vgl. auch ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345; hier ist der 1. April als Ankunftstag genannt). 143,22 die Gqrten des Alcinous] Auf der Rrckreise von Troja landete der griechische Held Odysseus bei den Phaiaken auf der Insel Kerkyra, deren Herrscher Ksnig Alkinoos war. Ihm gehsrte ein rppiger paradiesischer Palastgarten: „Außer dem Hofe liegt ein Garten, nahe der Pforte, / Eine Huf’ ins Gevierte, mit ringsumzogener Mauer. / Allda streben die Byume mit laubichtem Wipfel gen Himmel, / Voll balsamischer Birnen, Granaten und grrner Oliven, / Oder voll

APRIL 1787

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srßer Feigen, und rsthlichgesprenkelter Aepfel. / Diese tragen bestyndig, und mangeln des lieblichen Obstes / Weder im Sommer noch Winter; vom linden Weste gefychelt, / Blrhen die Knospen dort, hier zeitigen schwellende Frrchte: / Birnen reifen auf Birnen, auf Aepfel rsthen sich Aepfel, / Trauben auf Trauben erdunkeln, und Feigen schrumpfen auf Feigen. / Æ:::æ / An dem Ende des Gartens sind immerduftende Beete, / Voll balsamischer Kryuter und tausendfarbiger Blumen. / Auch zwo Quellen sind dort: die eine durchschlyngelt den Garten; / Und die andere gießt sich unter die Schwelle des Hofes / An den hohen Palast, alwo die Brrger sie schspfen. / Siehe so reichlich schmrckten Alkinoos Wohnung die Gstter.“ (Homers Odrßee ubersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg 1781, S. 131 f. [7,112–121 und 127–132].) Goethe trug sich seit Oktober 1786 mit dem Gedanken, ein Drama rber Nausikaa, die Tochter des Alkinoos, zu verfassen (vgl. Gryf II 3, 562–574). Bei der Anfahrt auf Sizilien wurde er an die Beschreibungen der Insel Kerkyra erinnert: Æ:::æ das alles rief mir die Insel der seligen Phqaken in die Sinne so wie in’s Gedqchtniß. Ich eilte sogleich einen Homer zu kaufen, jenen Gesang mit großer Erbauung zu lesen und eine ubersetzung aus dem Stegreif Kniepen vorzutragen Æ:::æ.“ (IR II, 7. April 1787; WA I 31, 106 f.) 143,24 nach Neapel zurmckkomme] Goethe traf am 14. Mai 1787 wieder in Neapel ein (vgl. zu 144,19). 143,24 Deinen Brief] Goethe bedankt sich erst am 26. Mai 1787 frr mehrere Briefe Friedrich von Steins, die er alle zugleich erhalten hatte (vgl. zu 149,2). Sie wurden Goethe wahrscheinlich am 24. Mai 1787 in Neapel von dem aus Rom anreisenden Reichsgrafen Joseph Johann von Fries rberbracht. Die Briefe Friedrich von Steins sind nicht rberliefert und ihre Schreibdaten nicht bekannt. Sie stammen aber wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Februar und Ende April 1787. Demnach hytte bei Goethes Rrckkehr nach Neapel am 14. Mai 1787 noch kein Brief Friedrich von Steins vorgelegen. 85. An Charlotte von Stein ƒBERLIEFERUNG

Palermo, 18. April 1787 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/564,I,4. – 1 Bl. 17,468,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; am linken Seitenrand aufgeklebt auf S. 4 eines Doppelblattes eines Briefes an Carl Friedrich Zelter vom 16. Februar 1818 (WA IV 29, 54–56, Nr 7981). Goethe machte den Brief Zelter zum Geschenk: Da ich so manches Liebe von deiner eignen Hand empfange und dagegen wenig erwidere, so sende ich dir ein uralt Blqttchen, das ich nicht verbrennen konnte, als ich alle Papiere, auf Neapel und Sicilien bezmglich, dem Feuer widmete. Es

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BRIEF 86

ist ein so hmbsches Wort auf dem Wendepunct des ganzen Abentheuers, und giebt einen Dqmmerschein rmckwqrts und vorwqrts. (Ebd., 56.) – Beischluss: Wahrscheinlich Nr 84; beide Briefe waren Beischluss zu EB 54, der wiederum EB 55 beigeschlossen war. E: Goethe-Zelter (1833) 2, 441 f. WA IV 8 (1890), 212, Nr 2589. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 18. April 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 144,1 ein Wort des Abschieds aus Palermo] Vgl. zu 143,12. Goethe hatte Charlotte von Stein aus Palermo bereits zwei Briefe geschrieben und mit Tagebuchaufzeichnungen seiner Reise am 5. und 12. April 1787 geschickt. Diese Dokumente sind nicht rberliefert (vgl. EB 51 und EB 52). 144,2 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 144,3 In Neapel hqtte sie zu stumpf aufgehnrt.] Goethe begriff die Reise nach dem kulturhistorisch bedeutsamen, aber noch wenig erschlossenen Sizilien als Abrundung seines Aufenthalts in Srditalien. Den endgrltigen Entschluss, Sizilien zu bereisen, hatte er aber erst wyhrend seines Aufenthaltes in Neapel im Myrz gefasst (vgl. zu 123,11–12). 144,4 meinen Blqttern] Gemeint sind die nicht rberlieferten Tagebuchaufzeichnungen, die Goethe am 27. Februar und 5. sowie 12. April an Charlotte von Stein gesandt hatte und spyter, nach Fertigstellung des zweiten Teils seiner „Italiynischen Reise“, vernichtete (vgl. zu 137,20–21). 144,10 Was ich Euch bereite] Goethe fertigte in Sizilien zahlreiche Landschaftszeichnungen an (vgl. zu 137,19). Auch Zeichnungen Christoph Heinrich Knieps gingen in seinen Besitz rber (vgl. zu 147,24). 144,16 Herders] Das mit Charlotte von Stein und Goethe befreundete Ehepaar Johann Gottfried und Caroline Herder in Weimar. 86. An Philipp Seidel ƒBERLIEFERUNG

Neapel, 15. Mai 1787 ! ÆWeimaræ

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 180. – Doppelblatt 19,2624,1 cm, 3 3/4 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 in der oberen Hylfte Mitte vertikaler, streifenartiger Ausschnitt (circa 0,362,5 cm), dadurch geringfrgige Beschydigung einzelner Buchstaben. – Beischluss: EB 57 (vgl. auch zu 145,27); beide Briefe waren msglicherweise Beischluss zu EB 58.

MAI 1787

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E: Theodor Vernaleken: Deutsche Syntax. Erster Theil. Wien 1861, S. 8 f. WA IV 8 (1890), 213–215, Nr 2590. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 7. Myrz 1787 (vgl. 144,19–20). – Seidel antwortete entweder mit einem nicht rberlieferten Brief vom 3. Juni 1787 oder mit einem nicht rberlieferten Brief vom 6. Juni 1787 (vgl. zu 146,6). Postsendungen: 15. Mai 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 3). 144,19 vom Schiffe stieg] Goethe kam am Nachmittag des 14. Mai 1787 nach dreitygiger Schiffsrberfahrt von Messina auf Sizilien wieder in Neapel an (vgl. zu 144,26–27). In der „Italiynischen Reise“ verlegt Goethe die Rrckreise auf die Tage zwischen dem 13. und 16. Mai 1787 (vgl. IR II, WA I 31, 221–234). 144,21 Die Reise durch Sicilien] Goethe war am 29. Myrz von Neapel aus mit dem Schiff nach Sizilien aufgebrochen und hatte am 1. April Palermo erreicht (vgl. ÆReisetagebuch Sizilien 1787æ; GT I 1, 345). Er bereiste die Insel bis zum 11. Mai 1787 (vgl. zu 144,26–27). 144,25–26 Von Palermo auf Girgenti und von da auf Messina] Vgl. zu 143,14–18. 144,26–27 mit einem franznschen Schiffe nach einer vierthalbtqgigen Fahrt] Zur ƒberfahrt von Sizilien nutzte Goethe ein franzssisches Handelsschiff (mit dem franznsischen Kauffahrer: IR II, 13. Mai 1787; WA I 31, 221). Er war am Mittag des 11. Mai in Messina an Bord gegangen, wie sich aus seiner Schilderung in der „Italiynischen Reise“ vermuten lysst (vgl. IR II, 13. Mai 1787; WA I 31, 221), und konnte das Schiff erst am Nachmittag des 14. Mai wieder verlassen, nachdem es wegen ungrnstiger Windlagen und mangelnder nautischer Kenntnisse der Besatzung nur unter großen Mrhen den Hafen von Neapel erreicht hatte (vgl. IR II, 14. Mai 1787; WA I 31, 233). Die in der „Italiynischen Reise“ gemachten Datumsangaben frr den Reiseverlauf widersprechen sich und sind nur teilweise richtig (vgl. IR II, 13. und 14. Mai 1787; WA I 31, 221–234; vgl. auch zu 144,19). – Vierthalbtygig: Im damaligen Sprachgebrauch rbliche Form frr ,dreieinhalb‘. 144,28 Fronleichnam und St Peter in Rom] Fronleichnam fiel 1787 auf den 7. Juni; der Tag des heiligen Petrus ist der 29. Juni. Goethe konnte die Tage in Rom erleben, da er am 6. Juni von seiner Reise nach Sizilien und Neapel dorthin zurrckgekehrt war (vgl. zu 155,15). ƒber die Fronleichnamsfeiern berichtete er am 8. Juni an Charlotte von Stein (vgl. zu 156,13–14; zu 156,27– 28), vom Fest St. Peter am 30. Juni in einem Brief an Herders Kinder und Friedrich von Stein (vgl. zu 158,24–25). 145,1 Was du von meiner Iphigenie sagst] Die frr den Druck in „Goethe’s Schriften“ vorgesehene Neufassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ in

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BRIEF 86

Blankversen hatte Goethe am 13. Januar 1787 nach Weimar geschickt, wo sie am 28. Januar angekommen war (vgl. zu 80,1). Gleichzeitig hatte er seine engeren Freunde in Weimar zu Meinungsyußerungen rber das Strck aufgefordert (vgl. 84,13–15) und solche schließlich auch erhalten (vgl. zu 107,6). Seidel muss sich in seinem Brief vom 7. Myrz 1787 ebenfalls zu Goethes ƒberarbeitung des Dramas geyußert haben. 145,5 zwey Scenen] Welche Szenen gemeint sind, ist nicht bekannt. 145,9–10 Den ersten Entwurf Æ:::æ unter dem Rekrouten Auslesen] An einem ersten Prosaentwurf des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ hatte Goethe im Februar und Myrz 1779 gearbeitet (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 14. Februar 1779; WA IV 4, 11; Goethes Tgb. 1779; GT I 1, 78). In diese Zeit fielen auch die Bemrhungen, den fortdauernden Rekrutenaushebungen durch preußische Werber im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach zu begegnen. Goethe war in seiner Funktion als Vorsitzender der Kriegskommission federfrhrend mit der Problemlssung befasst (vgl. Brief an Herzog Carl August, Ende Januar 1779; WA IV 4, 3–9). 145,10 auf einer Italiqnischen Reise] Die Ausarbeitung der letzten Fassung des Dramas hatte Goethe Ende August 1786 in Karlsbad begonnen und schließlich um die Jahreswende 1786/87 in Rom abschließen ksnnen (vgl. GB 6 II, zu 229,22–23 und zu 229,24; zu 78,15–16). 145,12 der ersten Ausgabe] Goethe hatte vor der letzten Blankversfassung des Dramas wahrscheinlich schon vier verschiedene Fassungen der „Iphigenie auf Tauris“ geschrieben, 1779 eine Urfassung in Prosa, 1780 eine erste und 1781 eine zweite ƒberarbeitung davon sowie im Sommer 1786 eine Umarbeitung in jambische Kurzverse. Darrber hinaus gibt es noch eine Abschrift einer Fassung in freien Jamben durch Johann Caspar Lavater aus dem Jahre 1781, deren Provenienz aber strittig ist. Zur ƒberlieferung der Texte vgl. WA I 10, 389–391 und WA I 39, 449–469 sowie FA/Goethe I 5, 1006–1028. Seidel hatte auf eine der frrhen Prosafassungen Bezug genommen, die in ihrer Textgestalt noch ausfrhrlicher waren und die er gut kannte (vgl. Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin, Weimar 1965, S. 67). 145,13 aus einem Stmck] Angeregt durch seine Reiseeindrrcke auf Sizilien im April 1787 und die gleichzeitige Lektrre von Homers „Odyssee“ hatte Goethe den Plan zu einem „Nausikaa“-Drama gefasst (vgl. IR II, 16. April 1787; WA I 31, 147). In einem Kapitel seiner sizilianischen Aufzeichnungen unter dem Titel „Aus der Erinnerung“ legte er den Plan seiner Dramenhandlung dar (vgl. IR II; WA I 31, 199–202). Ausgefrhrt hat er aber nur einzelne Szenen und Bruchstrcke. Zum „Nausikaa“-Fragment und seiner ƒberlieferung vgl. WA I 10, 97–102 und 406–423 sowie MA/Goethe 3.1, 229–232 und 793–805. 145,17 die Grille Carl des fmnften] Der spanische Ksnig (Karl I.) und Kaiser des Heiligen Rsmischen Reiches Deutscher Nation, der Habsburger Karl V., hatte

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nach fast 40-jyhriger Amtszeit 1556 abgedankt und sich fernab in das Kloster St. Yuste bei Plasencia im spanischen Extremadura zurrckgezogen, beobachtete aber von dort aufmerksam die politische Entwicklung sowie die Machtkympfe um seine Nachfolge und um die Vorherrschaft in Europa. Goethe spielt offenbar auf ihm von Seidel rbermittelte Nachrichten oder Gerrchte an, wonach in Weimar rber seinen Rrckzug aus allen †mtern im Herzogtum spekuliert wurde und sich verschiedene Personen schon Hoffnungen auf seine Nachfolge machten. 145,20 Exequien] Katholische Begrybnisfeier mit den dazugehsrigen liturgischen Gesyngen (von lat. exsequi: zum Grabe geleiten). 145,27 Inliegendes gieb an Frau v. Lichtenberg] Sophie von Lichtenberg geb. von Ilten, seit 1778 in Weimar mit dem Husarenrittmeister Carl Friedrich Ernst von Lichtenberg verheiratet. Zur Sache vgl. EB 57. 145,30 H‘. v. Knebel kann ich meinen Garten nicht einrqumen] Wahrscheinlich hatte Seidel in seinem Bezugsbrief vom 7. Myrz 1787 Goethe rber eine Anfrage Knebels unterrichtet, in Goethes Gartenhaus am Stern im Ilmpark Wohnung nehmen zu wollen. Dem vorausgegangen war die Einladung Goethes an Knebel, wyhrend dessen Aufenthalten in Weimar Goethes Stadtwohnung am Frauenplan zu nutzen (vgl. zu 131,6–7). Knebel ging wohl stillschweigend von einer Zustimmung des Freundes zu seinem Plan aus und bezog schon am 12. April 1787 das Gartenhaus. Goethes Ablehnung von Knebels Bitte kam also zu spyt. Dass Seidel noch Versuche unternahm, Knebel wieder aus dem Haus zu expedieren, ist wenig wahrscheinlich. Goethe selbst goutierte spyter Knebels Aufenthalt im Gartenhaus ausdrrcklich (vgl. zu 221,8–9). 145,31 Schlmßel Æ:::æ an Fr. v Stein abgetreten] Nyheres ist darrber nicht bekannt. Allerdings lysst diese Aussage darauf schließen, dass Goethe die Freundin entweder schon im Juni 1786 in Weimar oder im August in Karlsbad von seinen Absichten zu einer bevorstehenden lyngeren Reise unterrichtet hatte. Dass er frr Monate nach Italien gehen wollte, wusste sie allerdings nicht (vgl. GB 6 II, zu 226,5–6). 145,32 cedirt] Cedieren: einem etwas rberlassen (von lat. cedere: weichen, einem etwas abtreten). 146,2 Was mngt ihr fmr Wetter gehabt haben?] Nachdem in der ersten Aprilhylfte in Weimar noch wechselhaftes, aber zumeist mildes Wetter vorgeherrscht hatte, setzte ab dem 18. April bis Anfang Mai eine sehr kalte, zum Teil frostige und strrmische Witterungsperiode ein. In den Tagen danach wurde es wieder milder, regnete aber viel (vgl. Knebel, Tgb. [1. April–15. Mai] 1787, Bl. 15–21). 146,3 große Kqlte] Wyhrend Goethe frr die Zeit seines Aufenthalts in Palermo vom 1. bis 18. April in der „Italiynischen Reise“ von einer Zeit der schnnsten Frmhlingswitterung spricht, von einer sizilianischen Regenzeit, aber immer unterbrochen (IR II, 4. und 13. April 1787; WA I 31, 94 und 125),

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ist von Regen oder schlechtem Wetter auf seiner anschließenden Reise quer durch die Insel kaum mehr die Rede. Erst am 29. April berichtet er von Castrogiovanni aus wieder von einsetzendem Regenwetter (IR II, 29. April 1787; WA I 31, 176). Strrmisches Wetter herrschte am †tna bei Catania am 5. Mai und am 9. Mai vor Messina (vgl. IR II, 5. und 9. Mai 1787; WA I 31, 193 und 202 f.). 146,6 schreibe gleich] Die nychsten Briefe Seidels an Goethe stammten vom 3. und 6. Juni und waren, wie abgesprochen, wie bisher an die Adresse Tischbeins in Rom gerichtet (vgl. P/KR Post [30. Juni] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 35). Danach sind bis Ende September 1787 keine Briefe Seidels nachweisbar (vgl. die folgende Erlyuterung). Allerdings ist die Portoliste der Kayserlichen Reichspost frr die Monate Juli bis September 1787 nicht rberliefert. 146,6–7 keine Briefe weiter nach Rom] Der Hintergrund dieser Aufforderung war, dass Goethe im Mai 1787 noch mit seiner Abreise von Rom nach Weimar frr Anfang Juli 1787 rechnete (vgl. zu 147,9). Der nychste nachweisbare, aber nicht rberlieferte Brief Seidels an Goethe war der vom 1. Oktober 1787. Er ging rber die Adresse von Johann Friedrich Reiffenstein in Rom (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104). 146,8 meine neue Adresse] Gemeint war hier die Adresse einer ersten grsßeren Station auf der geplanten Rrckreise nach Weimar (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). – Wyhrend des Aufenthalts in Neapel entschied es sich, dass Johann Heinrich Wilhelm Tischbein Rom bald verlassen und nach Neapel umziehen wrrde. Damit wurde seine Wohnung in der Casa Moscatelli frei. Goethe kehrte am 6. Juni zunychst in sein angestammtes Zimmer zurrck und einigte sich mit Tischbein und den Mitbewohnern Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, nach Tischbeins Weggang Anfang Juli 1787 in dessen bisherige Atelierryume im ersten Stock der Casa Moscatelli einzuziehen (vgl. zu 15,21–22; zu 159,14). Goethes Adresse blieb also unveryndert. 146,11 Kranz ist schon lange fort] Zum Aufenthalt des Weimarer Hofmusikers Johann Friedrich Kranz in Italien, zu seinen Begegnungen mit Goethe sowie seiner Heimreise vgl. zu 92,11; zu 105,24–25. Goethe war Kranz offensichtlich zuletzt wyhrend seines ersten Aufenthalts in Neapel vom 25. Februar bis 29. Myrz 1787 begegnet. 146,11 ich behalte den Brief an ihn zurmck] Wahrscheinlich ein Brief aus Weimar, den Seidel mit seinem Bezugsbrief vom 7. Myrz 1787 rber Goethe an Kranz geschickt hatte. Goethe hatte ihn aber erst nach seiner Rrckkehr von Sizilien in Empfang nehmen ksnnen (vgl. 144,19–20).

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87. An Charlotte von Stein

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Neapel, 25. Mai 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 18,6(–18,8)6 23(–23,3) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise II“, circa 1815–1817). – Beischluss: Nr 88 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). E: Briefe aus Italien (1886), 302–305, Nr 31. WA IV 8 (1890), 215–219, Nr 2591. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet frnf nicht rberlieferte Briefe Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum von Anfang April bis Anfang Mai 1787 (vgl. zu 146,13–14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt (vgl. zu 147,9). Postsendungen: 29. Mai 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 146,13–14 Deine lieben Briefe 15. 16. 17. 18. 19. Æ:::æ durch den Graf Fries erhalten] Wyhrend seines ersten Aufenthalts in Rom von Ende Oktober 1786 bis zum 22. Februar 1787 war seit Anfang Dezember wieder ein regelmyßiger Briefverkehr zwischen Goethe und Charlotte von Stein in Gang gekommen (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). Goethe erhielt bis zu seiner Abreise nach Neapel mindestens zehn Briefe von Charlotte von Stein (vgl. zu 34,22– 23). Er forderte die Freundin auf, auch wyhrend seines Aufenthalts in Neapel und Sizilien weiter an ihn zu schreiben (vgl. 123,14–15; 138,27–28). Die Briefe wurden ihm von Rom aus entweder nachgeschickt oder von Bekannten mitgebracht. Nach der Nummerierung zu urteilen, hatte Goethe bereits wyhrend seines ersten Aufenthalts in Neapel im Myrz 1787 vier, msglicherweise auch nur zwei oder drei Briefe Charlotte von Steins erhalten, die wahrscheinlich noch vom Februar und/oder Myrz 1787 stammten. Die nun bestytigten frnf Briefe waren wahrscheinlich im Zeitraum zwischen Ende Myrz und Anfang Mai 1787 geschrieben worden. In der „Italiynischen Reise“ bemerkte Goethe dazu: Die sqmmtlichen lieben Briefe vom Ende des vorigen Monats habe ich gestern alle auf einmal von Rom her durch Graf Fries erhalten Æ:::æ. (IR II, 27. Mai 1787; WA I 31, 249.) – Der ƒberbringer der Briefe war der 22-jyhrige ssterreichische Bankier und Kaufmann Reichsgraf Joseph Johann von Fries, der in Vssloh und Wien lebte. Goethe kannte ihn msglicherweise schon von seinem Karlsbadaufenthalt 1786 her oder war ihm spytestens Ende 1786 in Rom begegnet. Der Kunstliebhaber und Sammler Fries war wie Goethe ebenfalls im Herbst 1786 nach Italien aufgebrochen und hielt sich seitdem vornehmlich in Rom auf. Nach seiner Rrckkehr aus Italien im Sommer 1787 starb er am 6. April 1788.

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146,15–16 das sehnlich erwartete Schqchtelchen] Paketsendung Charlotte von Steins an Goethe mit Geschenken, von denen einige im Folgenden aufgezyhlt werden. Nyheres ist dazu nicht bekannt. 146,17 Steinen] Charlotte von Steins Ehemann Ernst Josias von Stein. 146,19 von meiner Reise auf Pest, von Neapel] Laut Darstellung in der „Italiynischen Reise“ hatte Goethe am 16. Mai 1787 zum zweiten Mal das antike Paestum (ital.: Pesto) besucht, eine griechische Grrndung aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. mit außergewshnlichen Tempelruinen, circa 100 km srdlich von Neapel am Golf von Salerno gelegen. Erneut zeigte er sich tief beeindruckt von dem Erlebnis: Nun bleibt meiner Sehnsucht kein Gegenstand mehr im Mittag, da ich auch gestern von Pqstum zurmckgekommen bin. Æ:::æ es ist die letzte und fast mncht’ ich sagen herrlichste Idee, die ich nun nordwqrts vollstqndig mitnehme. Auch ist der mittlere Tempel, nach meiner Meinung, allem vorzuziehen, was man noch in Sicilien sieht. (IR II, 17. Mai 1787; WA I 31, 237 f.) ƒber seinen Besuch fasste Goethe wahrscheinlich auch einen gesonderten Bericht frr die Weimarer Freunde ab (vgl. ebd., 238). Goethe hatte Paestum bereits wyhrend seines ersten Aufenthalts in Neapel vom 21. bis 23. Myrz 1787 aufgesucht (vgl. zu 143,4–5). Von den Besichtigungen der antiken Stytten, besonders der dorischen Tempelanlagen aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr., berichtet er ausfrhrlich in der „Italiynischen Reise“ (vgl. IR II, 11., 18. und 23. Myrz 1787; WA I 31, 37 f., 59 f. und 69 f.). Von seinem zweiten Aufenthalt in Neapel seit dem 14. Mai 1787 hatte Goethe offensichtlich bisher kaum Konkretes nach Weimar berichtet (vgl. auch IR II, 17.– 27. Mai 1787; WA I 31, 237–253). 146,21 der Strom der Menge und die Zerstreuung] Neapel als Hauptstadt des gleichnamigen Ksnigreichs war im 18. Jahrhundert eine kulturelle Metropole von europyischem Rang. Goethe konnte sich hier dem aristokratischen Gesellschaftsleben nur schwer entziehen und machte daher eine Vielzahl von Bekanntschaften (vgl. IR II, Neapel; WA I 31, 237–279). Er beobachtete aber auch genau das ungezwungene einfache Volksleben in der Stadt (vgl. IR II, 28. Mai 1787; WA I 31, 253–263). In einem Eintrag unter dem 16. Myrz 1787 bemerkte er beispielsweise rber Neapel im Vergleich zu Rom: Wenn man in Rom gern studiren mag, so will man hier nur leben; man vergißt sich und die Welt, und fmr mich ist es eine wunderliche Empfindung, nur mit genießenden Menschen umzugehen. (WA I 31, 54.) 146,23 das Lokanden Leben] Wirtshausleben (von ital. locanda: Wirtshaus, Gasthof). Goethe logierte in Neapel im Gasthof eines Domenico Moriconi unweit des Castel Nuovo, einer im 13. Jahrhundert angelegten Burg- und Palastanlage im Zentrum der Stadt an der nsrdlichen Hafenkrste: Alla Locanda del Sgr. Moriconi al Largo del Castello. (In der Gastwirtschaft von Herrn Moriconi am Platz des Kastells; IR II, 26. Februar 1787; WA I 31, 15; vgl. auch IR II,

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14. Mai 1787; WA I 31, 234.) Das Gasthofsgebyude existiert nicht mehr; es lag auf dem Gelynde der 1887–1890 errichteten ,Galleria Umberto I.‘ (vgl. Benedetto Croce: La locanda del Signor Moriconi. In: Ders.: Anedotti e profili settecenteschi. Mailand 1914, S. 97–105). 146,25 Den Herzog und die Herzoginn d’Vrsel von Brmssel] Wolfgang Guillaume Duc d’ Ursel und dessen Frau Maria Flora. Seit wann beide in Neapel weilten und bei welcher Gelegenheit Goethe sie kennen gelernt hat, ist nicht bekannt. In der „Italiynischen Reise“ schreibt er rber sie: Der Bekanntschaft des Herzogs und der Herzogin von Ursel konnt’ ich eben so wenig ausweichen. Treffliche Personen von hohen Sitten, reinem Natur- und Menschensinn, entschiedener Kunstliebe, Wohlwollen fmr Begegnende. Eine fortgesetzte und wiederholte Unterhaltung war hnchst anziehend. (IR II, 27. Mai 1787; WA I 31, 250.) 146,26 den dqnischen Gesandten] Christian Heigelin, ein aus Stuttgart stammender Bankier und Kaufmann, lebte als dynischer Generalkonsul in Neapel. Wann Goethe ihn kennen lernte (vielleicht bei William Hamilton), ist nicht bekannt. 146,26 Hamilton und seine Schnne] Sir William Hamilton war seit 1764 außerordentlicher Gesandter des Ksnigreichs Großbritannien am Hof von Neapel und hatte sich bald als einer der frhrenden Kunstsammler Italiens etabliert. Er baute eine Kollektion antiker Vasen auf, die ab 1767 publiziert und schon 1772 frr das British Museum erworben wurde. Eine zweite Vasensammlung entstand ab 1789; deren Publikation ab 1793 sollte unter Tischbeins Aufsicht erfolgen. Daneben trug Hamilton Gemmen, Bronzen, Skulpturen, Gemylde und viele andere Kunstgegenstynde zusammen und beschyftigte zeitgensssische Krnstler. Einer von ihnen, Pietro Fabris, schuf die Illustrationen zum Prachtband der „Campi flegrei“ (Neapel 1776–1779), einer Untersuchung zu den vulkanischen Erscheinungen am Golf von Neapel: Hamiltons naturwissenschaftliche Interessen – v. a. Vulkanismus und Mineralogie betreffend – waren nicht geringer als seine krnstlerischen. Sein Hauptsitz, der Palazzo Sessa auf dem Pizzofalcone, und die Villen Emma am Fuße des Posillip und Angelica am Fuße des Vesuvs waren Zentren des neapolitanischen Gesellschaftslebens, das seit 1786 durch die außerordentliche Schsnheit der jungen Emma Hart (eigentlich Amy Lyon), der Geliebten und ab 1791 Gemahlin des 35 Jahre ylteren Hamilton, an Attraktion gewann. Goethe berichtet in der „Italiynischen Reise“ unter dem 16. Myrz 1787 von der ersten Begegnung mit dem Paar: Der Ritter Hamilton Æ:::æ hat nun, nach so langer Kunstliebhaberei, nach so langem Naturstudium, den Gipfel aller Natur- und Kunstfreude in einem schnnen Mqdchen gefunden. Er hat sie bei sich, eine Englqnderin von etwa zwanzig Jahren. Sie ist sehr schnn und wohl gebaut. Er hat ihr ein griechisch Gewand machen lassen, das sie trefflich kleidet, dazu lns’t sie ihre Haare auf, nimmt ein paar Shawls und macht

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eine Abwechslung von Stellungen, Gebqrden, Mienen etc., daß man zuletzt wirklich meint, man trqume. Æ:::æ Sie weiß zu jedem Ausdruck die Falten des Schleiers zu wqhlen, zu wechseln, und macht sich hundert Arten von Kopfputz mit denselben Tmchern. Der alte Ritter hqlt das Licht dazu und hat mit ganzer Seele sich diesem Gegenstand ergeben. Er findet in ihr alle Antiken, alle schnnen Profile der sicilianischen Mmnzen, ja den Belveder’schen Apoll selbst. (IR II; WA I 31, 54 f.) ƒber eine weitere Begegnung mit William Hamilton und Emma Hart im Mai 1787 teilt Goethe ebenfalls in der „Italiynischen Reise“ mit: Hamilton und seine Schnne setzten gegen mich ihre Freundlichkeit fort. Ich speis’te bei ihnen, und gegen Abend producirte Miß Harte auch ihre musikalischen und melischen Talente. (IR II, 27. Mai 1787; WA I 31, 250.) – Lady Hamilton wurde 1798 die Mytresse von Lord Nelson. 147,4 Tableau de Naples] Franz.: Gemylde von Neapel. Wahrscheinlich in Anlehnung an Louis Sbastien Merciers erfolgreiche Schilderungen aus dem Pariser Alltagsleben, die von 1781 bis 1790 in 12 Bynden zunychst in Hamburg und Neuch‚tel (Bd 1–2, 1781) und danach in Amsterdam (Bd 3–12, 1782– 1790) unter dem Titel „Tableau de Paris“ erschienen. Mercier versuchte ein ebenso umfassendes wie kritisches Bild der modernen urbanen Gesellschaft Frankreichs zu geben und begrrndete gleichzeitig ein neues Genre der erzyhlenden Literatur. 147,8 des Knnigs Geburtstag] Der 36-jyhrige Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon war als Ferdinand IV. seit 1759 Ksnig von Neapel und als Ferdinand III. Ksnig von Sizilien. Gemeint war nicht der Geburtstag des Ksnigs am 12. Januar, sondern sein Namenstag am 30. Mai. Dieser wurde am Hof festlich begangen, u. a. mit einer Opernauffrhrung am Abend (vgl. Gschhausen, Tgb.-Italien [30. Mai 1789], 85). 147,8 geh ich auf Rom] Goethe beabsichtigte hier noch, Neapel am 31. Mai oder 1. Juni 1787 zu verlassen. Aufgrund der Ankunft des preußischen Diplomaten Girolamo Marchese di Lucchesini in Neapel trat er die Rrckreise nach Rom schließlich erst am 3. Juni 1787 an und erreichte sein Ziel am Mittag des 6. Juni (vgl. zu 154,12). 147,9 nicht mehr dahin] Charlotte von Stein wird den vorliegenden Brief bei Postlaufzeiten von etwa drei Wochen bis Weimar um den 20. Juni 1787 erhalten haben. Da Goethe die Absicht hatte, bereits Anfang Juli 1787 die Heimreise nach Weimar anzutreten, hytte ihn ein Antwortbrief nicht mehr erreicht (vgl. die folgende Erlyuterung). Dass er sich aber entgegen seinen Ankrndigungen des Abreisetermins im Juli nicht so sicher war, zeigt die Tatsache, dass er am Ende des vorliegenden Briefes Charlotte von Stein doch wieder zur Fortsetzung der Korrespondenz aufforderte (vgl. 148,29–30). 147,10–11 nach St. Peter will ich fort Æ:::æ bequem in Franckfurt] Der Festtag des heiligen Petrus wird am 29. Juni in Rom vor allem mit Illuminationen

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und einem Feuerwerk begangen (vgl. zu 158,24–25; zu 159,1). Seit Goethe im Januar 1787 von Herzog Carl August die ausdrrckliche Genehmigung frr einen lyngeren Urlaub bis mindestens Ende des Jahres erhalten hatte (vgl. zu 73,19), waren von ihm verschiedene Varianten frr den weiteren Aufenthalt in Italien ins Kalkrl gezogen worden, die zum Teil bis ins Frrhjahr 1788 reichten (vgl. zu 76,11–12; zu 76,13). Der ursprrngliche Vorsatz, nach dem Neapelaufenthalt schon im April 1787 nach Hause zurrckzukehren, war durch die hinzugetretene sechswschige Sizilienreise aufgegeben worden (vgl. zu 118,26–27). Nun, Ende Mai 1787, hielt sich Goethe immer noch in Neapel auf, favorisierte aber eine umgehende Rrckkehr nach einem zweiten, allerdings nur kurzen, etwa vierwschigen Aufenthalt in Rom. Schließlich blieb er aber noch ein knappes Jahr in Italien und trat erst am 24. April 1788 die Heimreise an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). Sein frrherer Plan, die Rrckkehr mit einem Besuch seiner Mutter in Frankfurt a. M. zu verbinden, wurde dabei nicht mehr realisiert (vgl. zu 19,6–7). Goethe kam am 18. Juni 1788 wieder in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 147,16–17 deine traurigen Zettelchen] Offensichtlich waren die letzten Briefe Charlotte von Steins in einer melancholischen Grundstimmung verfasst. Zum einen enthielten sie wahrscheinlich Mitteilungen rber den immer schlechter werdenden Gesundheitszustand ihres Sohnes Ernst, der schließlich am 14. Juni 1787 verstarb. Zum anderen konnten sie vermutlich auch eine gewisse Enttyuschung darrber nicht verhehlen, dass Goethe wegen seiner zusytzlichen Reise nach Sizilien nun doch lynger in Italien blieb (vgl. zu 118,26–27), als von Charlotte von Stein erhofft. Sie hatte ihm deshalb auch keine Ratschlyge zur Fortfrhrung der Reise gegeben (vgl. zu 137,6–7). 147,22 von Italien so viel liesest] Welche Literatur rber Italien Charlotte von Stein gelesen hat, ist nicht bekannt. 147,24 Zeichnungen die mein Begleiter gemacht hat] Christoph Heinrich Kniep, 1755 in Hildesheim geboren, hatte zunychst als Portrytzeichner in Hamburg gewirkt, war anschließend nach Berlin gegangen und 1781 nach Rom gekommen, wo er sich dem Kreis um Tischbein anschloss. Im Oktober 1785 siedelte er nach Neapel rber; hier lernte Goethe ihn durch Vermittlung Tischbeins Mitte Myrz 1787 kennen. Er sollte von nun an Tischbein als zeichnenden Reisebegleiter Goethes ersetzen (vgl. IR II, 19. Myrz 1787; WA I 31, 61). Nach einem gemeinsamen Besuch in Paestum traf Goethe mit Kniep eine Vereinbarung: Nun hat sich das Verhqltniß zu Kniep auf eine recht praktische Weise ausgebildet und befestigt. Wir waren zusammen in Pqstum, woselbst er, so wie auf der Hin- und Herreise, mit Zeichnen sich auf das thqtigste erwies. Die herrlichsten Umrisse sind gewonnen Æ:::æ. / Nun haben wir Folgendes verabredet. Von heute an leben und reisen wir zusammen, ohne daß er weiter fmr etwas sorgt als zu zeichnen, wie diese Tage geschehen. Alle Conture

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gehnren mein, damit aber nach unserer Rmckkehr daraus ein ferneres Wirken fmr ihn entspringe, so fmhrt er eine Anzahl auszuwqhlender Gegenstqnde bis auf eine gewisse bestimmte Summe fmr mich aus Æ:::æ. (IR II, 23. Myrz 1787; WA I 31, 70.) Kniep begleitete Goethe dann knapp sieben Wochen auf der Reise durch Sizilien. Die Abmachung wurde weitgehend eingehalten. In Goethes Kunstsammlungen befinden sich noch heute rber 50 Landschaftszeichnungen, Veduten und Skizzen Knieps (vgl. zu 252,15–16). Im Februar 1789 bestellte Goethe, wahrscheinlich grsßtenteils im Auftrag, 24 farbige Landschaftszeichnungen verschiedenen Formats bei Kniep in Neapel (vgl. WA IV 9, 75 f.). Nach der Rrckkehr von Sizilien blieb Kniep in Neapel, wo er 1825 starb. 147,25 fmr die Sicilianische Reise ausgegeben] Goethe hatte sich zuletzt am 10. und 23. Myrz 1787 im Bankhaus Meuricoffre in Neapel wahrscheinlich schon im Hinblick auf die Sizilienreise mit 630 Livres versorgt. Anfang Juni nahm er bei Meuricoffre noch einmal neapolitanisches Geld frr 236 Reichstaler in Anspruch (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20). Vgl. zu 135,31 und Abb. 11. 147,26 Knebeln] Carl Ludwig von Knebel, der seit April in Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm logierte (vgl. zu 131,6–7). 147,31 Ein Maltheser Æ:::æ in Catania] In Catania, an der Ostkrste Siziliens nahe dem †tna gelegen, hielt sich Goethe vom 1. bis 6. Mai 1787 auf. Gemeint ist vermutlich Graf Statella, ein Mitglied des katholischen Malteserordens, der einige Zeit in Erfurt gelebt hatte und dem Goethe nach Aussage in der „Italiynischen Reise“ am 8. April 1787 im Palast des amtierenden Vizeksnigs von Sizilien, dem Palazzo Reale in Palermo, begegnet war (vgl. IR II; WA I 31, 108 f.). Zumindest legt dies eine †ußerung Charlotte von Steins in ihrem Brief an Charlotte von Lengefeld vom 1. Juni 1787 nahe: „Stellen Sie sich vor, daß ich durch Goethe vom Grafen Statella ein Compliment bekommen habe; er hat ihn bei dem Gouverneur von Sizilien gesehen.“ (Charlotte von Schiller 2, 259.) 148,2 Das Wetter] Den April hatte Goethe auf Sizilien verbracht. †hnlich hatte er sich in Bezug auf das Wetter dort auch schon im Brief an Philipp Seidel vom 15. Mai 1787 geyußert (vgl. zu 146,3). 148,4 Mit Gnschen will ich mich schon betragen] Georg Joachim Gsschen war der Verleger von Goethes geplanter erster autorisierter Gesamtausgabe seiner Werke in acht Bynden, die im April 1787 in Leipzig unter dem Titel „Goethe’s Schriften“ zu erscheinen begann. Frr die vertragliche und finanzielle Abwicklung des Projektes hatte Goethe wyhrend seiner Abwesenheit von Weimar seinen Sekretyr Philipp Seidel eingesetzt. Als redaktioneller Ansprechpartner stand dem Verleger Herder zur Verfrgung. Beide kontrollierten die Einhaltung der Vertragsbedingungen. In der Phase der Drucklegung der ersten vier Bynde war es vor allem zu Problemen mit den Titelkupfern und Vignetten gekommen, so dass sich die endgrltige Auslieferung der schon zur Leipziger Ostermesse 1787 angekrndigten Bynde teilweise noch bis Ende Juli 1787 verzsgerte (vgl. zu 79,6).

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148,6 Ausgabe der vier ersten Theile] Gsschen konnte erst am 1. August 1787 einige Exemplare der ersten vier Bynde der Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ an Philipp Seidel nach Weimar senden (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80 f.). In nicht rberlieferten Briefen vom 22. Myrz und vom 5. Juni 1787 bereitete Gsschen auch Goethe auf Verzsgerungen in der Auslieferung der Bynde vor (vgl. zu 167,20; zu 167,21). Goethe erhielt Exemplare der Ausgabe wahrscheinlich erst am 22. September 1787 (vgl. IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83). 148,7 die Freundinnen] Gemeint sind wahrscheinlich Louise von Imhoff, die Schwester Charlotte von Steins, ihre Schwygerin Sophie von Schardt sowie Caroline Herder und einige der Weimarer Hofdamen, besonders Louise von Gschhausen und Adelaide von Waldner. 148,8 der Herzoginn] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 148,8 das Aachner Bad] Herzogin Louise trat am 30. Mai 1787 eine Reise nach Aachen zu einem Kuraufenthalt an: „Heute frrh um 8 Uhr gingen Durch‘. Herzogin von hier ab nacher Achen ins Bad Æ:::æ.“ (FB 1787, Bl. 72.) Sie wurde u. a. von Charlottes Ehemann, Ernst Josias von Stein, in dessen Funktion als Oberstallmeister begleitet. Am 13. August kehrte sie nach Weimar zurrck (vgl. FB 1787, Bl. 75). 148,9–10 die Gesundheitsumstqnde unsrer Fmrst‘. Personen] Herzog Carl August litt msglicherweise noch immer unter den Folgen seines Reitunfalls vom 12. Dezember 1786 in Berlin (vgl. zu 74,17). Die 30-jyhrige Herzogin Louise hatte seit Februar 1779 frnf zum Teil schwere Geburten zu rberstehen gehabt, die letzte am 18. Juli 1786 nach komplizierter, rberlanger Schwangerschaft. Sie war ksrperlich noch geschwycht. 148,10 Descendenz] Nachkommenschaft. – Das Herzogspaar hatte 1787 zwei Kinder, den vier Jahre alten Erbprinzen Carl Friedrich und die zehnmonatige Prinzessin Caroline Louise. Beide Kinder waren in diesem Alter noch sehr krankheitsanfyllig. Die erstgeborene Prinzessin Louise Auguste Amalie war 1784 im Alter von frnf Jahren verstorben. Im September 1781 hatte die Herzogin eine Totgeburt und ein weiteres Kind war im Februar 1785 zwei Tage nach der Geburt gestorben. 148,11–12 in meinen Departements Verqndrungen] Carl August hatte offenbar in einem seiner Briefe, wahrscheinlich im April 1787 (vgl. zu 150,2), mitgeteilt, dass er Verynderungen im oberen Verwaltungsapparat plane, die auch Goethe betrafen. So sollte Johann Christoph Schmidt die Geschyfte der herzoglichen Kammer in der Funktion eines Vizeprysidenten frhren und Goethe, der de facto auch die Leitung der obersten Finanzbehsrde im Herzogtum innehatte, damit entlasten. Schmidt vertrat Goethe wyhrend dessen Abwesenheit schon in allen Kammerangelegenheiten. Goethe schlug daraufhin vor, Schmidt die Prysidentschaft der Kammer offiziell zu rbertragen und ihn selbst von den Kammerverpflichtun-

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gen ganz zu befreien (vgl. zu 152,15–16; zu 152,24–25). Schmidt wurde daraufhin am 11. April 1788 offiziell zum Kammerprysidenten ernannt. 148,17–18 aller Freunde und Freundinnen] Hier ist in erster Linie an den so genannten Weimarer Freundeskreis zu denken, dem Goethe von Rom aus noch hyufig geschrieben hatte (vgl. zu 15,34–16,3). Zu den Freundinnen vgl. auch zu 148,7. 148,21 Bekanntschaften] Davon hatte Goethe schon weiter oben im Brief berichtet (vgl. zu 146,25 und die beiden Erlyuterungen zu 146,26). 148,24 gute neue komische Oper von Cimarosa] Die ,Commedia per musica‘ in 2 Akten „Il fanatico burlato“ (Der geprellte Ehrgeizling; Libretto von Saverio Zini) des neapolitanischen Komponisten Domenico Cimarosa, die im Frrhjahr 1787 als erste Oper des Jahres im Teatro del Fondo (heute Teatro Mercadante) uraufgefrhrt und lyngere Zeit gespielt wurde. In Goethes Bibliothek hat sich das Libretto erhalten (vgl. Ruppert, 380, Nr 2568). 148,25 der wahre Pulcinell] Der Pulcinella ist eine seit der Renaissance nachweisbare originyre Typenfigur des neapolitanischen Volkstheaters, die in leicht abgewandelten Formen mit der Verbreitung der italienischen Commedia dell’arte in ganz Europa Nachahmungen fand. Er verksrpert die Rolle des Dieners bei einem reichen, meist adligen Herrn. Von byuerlicher Herkunft, ebenso natrrlich wie einfyltig und oft tslpelhaft, besitzt der Pulcinella viel derben Witz, ist listig und vorteilsschlau. Ursprrnglich trat er in einem einfachen grobleinenen Kostrm mit Vogelmaske und Zweispitzhut (spyter Kegelhut) auf. 148,28–29 schreibe dir gleich von Rom aus] Goethe traf am Nachmittag des 6. Juni 1787 nach dreitygiger Reise von Neapel wieder in Rom ein (vgl. zu 155,15). Er setzte einen am 1. Juni noch in Neapel begonnenen Brief am 8. und 9. Juni 1787 fort (Nr 90), um ihn noch am Samstag, dem 9. Juni, nach Weimar schicken zu ksnnen. 148,29–30 fahre fort mir zu schreiben] Vgl. zu 147,9. 148,30–31 wohin du mir deine Worte schicken kannst] Vgl. zu 146,8. 148,31 Herders] Johann Gottfried und Caroline Herder waren enge Freunde Goethes und Charlotte von Steins. 148,32–33 eine Art von Flor und Hmlle] Metaphorisch im Sinne von Distanz ,mit Betonung des Verdeckens‘, ,Trennens‘ (vgl. GWb 3, 763). 88. An Friedrich von Stein ƒBERLIEFERUNG

Neapel, 26. Mai 1787 ! ÆWeimaræ

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 87 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 43 f., Nr 11.

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WA IV 8 (1890), 219 f., Nr 2592 (nach E). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet mehrere nicht rberlieferte Briefe Friedrich von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Februar und Anfang Mai 1787 (vgl. zu 149,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 29. Mai 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 149,2 Deine vielen Briefe] Am 24. Mai 1787 wurden Goethe durch den aus Rom angereisten Reichsgrafen Joseph Johann von Fries einige Briefe rberbracht, darunter frnf Briefe Charlotte von Steins und drei Briefe Carl Augusts (vgl. zu 146,13–14; zu 150,2). Sehr wahrscheinlich waren auch die hier genannten Briefe Friedrich von Steins dabei. Sie sind nicht rberliefert. Ihre Anzahl und ihre Schreibdaten sind nicht bekannt, doch stammen sie wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Februar und Anfang Mai 1787 (vgl. auch zu 141,2). 149,3 aus Sicilien glmcklich zurmck] Am 14. Mai 1787 war Goethe mit dem Schiff nach dreitygiger ƒberfahrt aus Messina in Neapel eingetroffen, nachdem er sechs Wochen lang Sizilien bereist hatte (vgl. zu 143,13; zu 143,14– 18; zu 143,18; zu 143,18–19). 149,4 Ich komme nun bald] Goethe brach am 3. Juni 1787 von Neapel nach Rom auf, wo er am 6. Juni eintraf (vgl. zu 155,15). Seine Heimreise nach Weimar hatte er zu diesem Zeitpunkt noch frr Anfang Juli 1787 vorgesehen (vgl. zu 155,10). Er verschob die Rrckkehr jedoch zunychst auf Ende August 1787 und dann auf Ostern 1788 (vgl. zu 161,6). Er verließ Rom schließlich am 24. April 1788 und kam am 18. Juni wieder in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 149,4 schnne Sachen] Goethe brachte u. a. Steine, Gemmen, Bilder, Kupferstiche, Zeichungen und andere Kunstgegenstynde von seiner Reise mit. 149,5–8 Zeichne fleißig Æ:::æ so gut es die Gegend giebt.] Infrage kommende Zeichnungen Friedrich von Steins sind nicht rberliefert. Dem hier vorgeschlagenen Studienprogramm hatte sich Goethe in Italien selbst unterzogen. 149,9 aus einer großen Schule] Goethe ließ sich bei seinen eigenen Zeichenstudien in Rom, Neapel und Sizilien Unterricht von befreundeten Krnstlern geben: wyhrend seines ersten Romaufenthalts bis Februar 1787 von seinen Mitbewohnern, den Malern Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz, anschließend in Neapel und Sizilien von Christoph Heinrich Kniep. Nach seiner Rrckkehr nach Rom lernte er im Juni bei Jakob Philipp Hackert und nahm ab dem Sommer ƒbungsstunden in der Perspektivtechnik bei Maximilian von Verschaffelt. Weitere frr Goethe wyhrend seines Italienaufenthaltes einflussreiche Krnstler waren die deutsch-schweizerische Malerin Angelika Kauffmann, der Zrricher Kupferstecher Johann Heinrich Lips, der Schaffhausener

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Bildhauer Alexander Trippel und der Schweizer Maler und Kunstschriftsteller Johann Heinrich Meyer, bei dem er sich Ende 1787/Anfang 1788 u. a. mit den Proportionen der menschlichen Gestalt beschyftigte. 149,9–10 Dein italiqnischer Brief] Wahrscheinlich einer der nicht rberlieferten Briefe, die Friedrich von Stein im Zeitraum zwischen Mitte Februar und Anfang Mai 1787 an Goethe geschrieben hatte (vgl. zu 149,2). Bereits Anfang Dezember 1786 hatte Friedrich von Stein einen ersten, ebenfalls nicht rberlieferten Brief in italienischer Sprache an Goethe geschrieben (vgl. zu 65,24). 149,16 ohne Empfehlungsschreiben und ohne Garde] Wegen der Unsicherheit der Wege im Srden des Ksnigreiches Neapel und auf Sizilien pflegten Reisende den Ratschlag zu erhalten, nur mit einer bewaffneten Begleitung zu reisen. Empfehlungsschreiben ermsglichten es, dass man in Hyusern von sizilianischen Honoratioren oder Adligen auf der Reise Gastrecht genießen konnte, da es in den wenigen Gasthyusern oft nur schlechten Komfort gab und ƒberfylle drohten. 149,18–19 sehen wir diese Gegenden einmal zusammen] Goethe wiederholt hier den schon einmal am 10. Myrz 1787 von Neapel aus geyußerten Wunsch nach einer gemeinsamen Reise mit Friedrich von Stein nach Italien (vgl. zu 141,12). 149,21 sehe ich Dich bald wieder] Goethe reiste nicht schon wie geplant Anfang Juli 1787, sondern erst am 24. April 1788 zurrck nach Weimar (vgl. die erste Erlyuterung zu 149,4). Die erste Begegnung Goethes mit Friedrich von Stein nach dem Italienaufenthalt fand einen Tag nach der Rrckkunft Goethes in Weimar am 19. Juni 1788 statt. Friedrich berichtete seinem Bruder Carl in einem Brief vom 27. Juni 1788 darrber: „Vorgestern vor 8 Tagen in der Nacht ist der Geheimerath angekommen, den folgenden Morgen frrh um 6 Uhr ließ er mich rufen und da habe ich mich so gefreut ihn wieder zu sehen daß ich ihm kein Wort sagen konnte.“ (Zitiert nach: Autographen aus verschiedenem Besitz. Auktion am 28. November 1962. Katalog 560. J. A. Stargardt. Marburg 1962, S. 23.) 149,23 Deine Großeltern] Johann Wilhelm Christian und Concordia Elisabeth von Schardt (vgl. die zweite Erlyuterung zu 65,22). 149,23 Onkels und Tanten] Dazu gehsrten Charlotte von Steins yltester Bruder, der Geheime Regierungsrat Ernst Carl Constantin von Schardt, und seine Frau Friederike Sophie Eleonore geb. von Bernstorff, der jrngere Bruder, Kammerherr Ludwig Ernst Wilhelm von Schardt, ihre ylteste Schwester, Louise Franziska Sophie von Imhoff geb. von Schardt, mit ihrem Ehemann Christoph Adam Carl von Imhoff sowie die Schwestern Wilhelmina Ernestina Christiana Johanetta und Amalie Augusta Wilhelmina von Schardt. Von vyterlicher Seite lebte nur noch eine Schwester Ernst Josias von Steins, Dorothea Sophia Elisabeth Magdalena von Rsder.

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89. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Neapel, 27. Mai 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 62–65. – 2 Doppelblytter 18,8623,3(–23,6) cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 und S. 5 oben rechts Nummerierung, Tinte: 1. bzw. 2.; beide Doppelblytter im Mittelbruch restauriert. – Beischluss: EB 56. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 71–78, Nr 35. WA IV 8 (1890), 220–227, Nr 2593. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet drei nicht rberlieferte Briefe von Herzog Carl August aus dem Zeitraum zwischen Ende Myrz und Ende April 1787 (vgl. zu 150,2). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus der ersten Woche der zweiten Junihylfte 1787 (vgl. zu 160,12–13) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 29. Mai 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 150,2 Ihre lieben und werthen drey Briefe] Die Briefe wurden Goethe von dem Reichsgrafen Joseph Johann von Fries am 24. Mai 1787 aus Rom nach Neapel mitgebracht (vgl. zu 146,13–14). Sie sind nicht rberliefert und stammten wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Myrz und Ende April 1787. 150,3 die drey ersten] Goethe hatte demnach wyhrend seines bisherigen Aufenthalts in Neapel und Sizilien, also zwischen dem 25. Februar und 23. Mai 1787, bereits drei Briefe von Herzog Carl August erhalten. Wahrscheinlich stammten diese Briefe noch vom Februar und/oder Myrz 1787 und erreichten ihn wyhrend seines ersten Aufenthalts in Neapel im Myrz 1787 (vgl. Bezugsbrieferlyuterungen zu Nr 55, 64 und 68). 150,5 um von L. die Begebenheiten zu erfahren] Der preußische Diplomat Girolamo Marchese di Lucchesini war im Myrz zu Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl nach Rom gereist. Seine Mission war ein Ergebnis der Besprechungen, die Carl August bei seinem Geheimaufenthalt in Berlin im Januar/Februar 1787 mit Ksnig Friedrich Wilhelm II. gefrhrt hatte. Die Verhandlungen Lucchesinis, der mit dem Kardinalstaatssekretyr Boncompagni-Ludovisi befreundet war, frhrten zu einem Abkommen zwischen Preußen und dem Papst, in dem dieser seine Genehmigung zur Wahl des preußischen Wunschkandidaten Carl Theodor von Dalberg zum Koadjutor des Erzbischofs von Mainz zusagte. Im Gegenzug verpflichtete sich der preußische Ksnig, den Kurfrrsten von Mainz zu veranlassen, seine Haltung im Nuntiaturstreit zwischen den deutschen Erzbischsfen und der rsmischen Kurie zu rberdenken und von der im August 1786 verabschiedeten Emser Punktation (vgl. zu 90,30; zu 90,32–33) abzurrcken. Lucchesini war von Carl August beauftragt worden, Goethe rber die Zustimmung des Papstes sowie

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die laufenden Vorbereitungen der Anfang Juni bevorstehenden Wahl Dalbergs zum Koadjutor von Mainz vertraulich zu informieren, die durch massive Bestechungen von Mitgliedern des Mainzer Domkapitels manipuliert werden sollte. Um Goethe jedoch nicht in Verdacht zu bringen, mit der preußischen Geheimdiplomatie in Verbindung zu stehen, fand das Treffen mit Lucchesini nicht in Rom, sondern in Neapel statt. Vgl. auch zu 154,12. 150,8 Fr. von Stein etwas sagen knnnen] In seinem Brief vom 25. Mai an Charlotte von Stein hatte Goethe seine Rrckkehr aus Sizilien und die Exkursion nach Paestum nur kurz erwyhnt (vgl. zu 146,19). Einen ausfrhrlichen Reisebericht gab er wahrscheinlich in einem nicht rberlieferten ostensiblen Brief an den Weimarer Freundeskreis, der einem ebenfalls nicht rberlieferten Brief an Charlotte von Stein vom 14. und/oder 15. Mai 1787 beigelegen hatte (vgl. EB 58 und EB 59). 150,9 meine Rmckkunft] Vgl. die erste Erlyuterung zu 149,4. 150,11–12 von meiner Reiße zufrieden Æ:::æ zweyten hiesigen Aufenthalt] Die Reise nach Sizilien vom 29. Myrz bis 14. Mai (vgl. zu 144,21; zu 144,26–27) und der zweite Aufenthalt in Neapel bis zur Abreise nach Rom am 3. Juni 1787 (vgl. zu 155,15). 150,12–13 mehrere interessante Menschen] Die Bemerkung zielt in erster Linie auf den Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert, den Goethe in Neapel kennen gelernt hatte (vgl. IR II, 28. Februar sowie 14. und 15. Myrz 1787; WA I 31, 18 sowie 49–52). Mit Hackert, der sein wichtigster Zeichenlehrer wurde, blieb er zeitlebens in freundschaftlicher Verbindung. Zu den anderen frr Goethe interessanten Perssnlichkeiten Neapels zyhlten der britische Gesandte am Hof von Neapel Sir William Hamilton (vgl. die zweite Erlyuterung zu 146,26) und der Philosoph und Staatsrechtler Gaetano Filangieri (vgl. IR II, 9. und 12. Myrz 1787; WA I 31, 35–37 und 41–46). 150,14 der erste Juni] Vgl. zu 154,12. 150,15 bald nach St Peter zu gehen] Das St.-Petersfest wird am 29. Juni gefeiert. – Der Reiseplan wurde nicht verwirklicht. Stattdessen erbat sich Goethe von Carl August eine Verlyngerung seines Urlaubs bis Ostern 1788 (vgl. zu 163,10), was dieser auch genehmigte (vgl. 174,5). 150,17–18 in einigen Jahren wieder kommen] Goethe reiste im Myrz 1790 noch einmal nach Venedig, um die Herzoginmutter Anna Amalia von ihrer Italienreise abzuholen. Er blieb sieben Wochen in der Stadt und kehrte nach dreimonatiger Reise am 18. Juni 1790 wieder nach Weimar zurrck. – In den folgenden Jahren plante Goethe noch einen weiteren Italienaufenthalt, der aber nicht realisiert werden konnte. Als er die vorgesehene Reise am 30. Juli 1797 in Angriff nahm, zeichnete sich zwar das Ende des Koalitionskrieges gegen die Franzssische Republik, in dem Norditalien 1796/97 zum Kriegsschauplatz geworden war, bereits ab, doch zogen sich die Friedensverhandlungen noch bis Mitte Oktober hin (Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797). Goethe, der bis in die

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Schweiz gelangt war, sah sich angesichts des herannahenden Winters und der unsicheren politischen Situation zur Umkehr genstigt. 150,20 ein unzerstnrlicher Schatz] Der Besuch Siziliens, Teil der ,Magna Graecia‘ (Großgriechenland, Gebiet der antiken griechischen Kolonisation in Sizilien und Srditalien), galt im 18. Jahrhundert als Krsnung einer Italienreise. 150,23 in Rom treulich besorgen] Dass Goethe in Rom frr Carl August Kunstgegenstynde bestellte, wird durch Eintryge in den Rechnungsbrchern der herzoglichen Schatulle bestytigt: „312. [Rthr] 2.[g‘] Wurden an den H‘ Geheim Rath von Gsthe unterm 30. Juny 1788 frr verschiedene in Rom geleistete Auslagen an KunstSachen, frr S e r e n i s s : gezahlt und an Herrn Hofrath Reifenstein nach Rom rbermacht Æ:::æ.“ (ThHStA, Sign.: A 1154, S. 50.) Der Gesamtumfang dieser Auftryge lysst sich jedoch nicht mehr ermitteln. 150,26 Ihre Anlagen] Wahrscheinlich Auftragslisten zum Erwerb von Kunstgegenstynden. 150,26 die schwarze Tafel] Nicht ermittelt. 150,29 die Hnhle des Sphinx] 1786 war an einer der Karstquellen nahe der Sternbrrcke im Weimarer Park an der Ilm durch den Bildhauer Martin Gottlieb Klauer die in einer Grotte ruhende Statue eines Sphinx aus Sandstein nach einem Entwurf von Georg Melchior Kraus aufgestellt worden. Das Original der Statue, die 1977/78 durch eine Kopie ersetzt wurde, befindet sich heute im Rsmischen Haus im Park an der Ilm. 150,29 Gartenhquser und Brunnen] Stiche, auch eigene Zeichnungen Goethes, die als Vorlagen frr Bauwerke und Anlagen in den herzoglichen Parks und Gyrten dienen sollten. Goethes Zeichnung „Tiberlandschaft und Villa Madama“ (vgl. auch zu 38,14–15) wurde beispielsweise zur Vorlage frr den Bau des Rsmischen Hauses im Ilmpark, mit dem Carl August Goethe 1792 beauftragte. 151,1 Ihrer Frau Gemahlinn ins Bad] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach brach am 30. Mai 1787 zu einer Badereise nach Aachen auf (vgl. die zweite Erlyuterung zu 148,8). 151,1–2 Die Stein schreibt mir Sie werde nach Aachen gehn.] Charlotte von Stein war rber die geplante Badereise der Herzogin genau informiert, weil ihr Mann, der Oberstallmeister Ernst Josias von Stein, zur Reisegesellschaft gehsrte. 151,4 um Ihr aufzuwarten] Goethe beabsichtigte noch, kurz nach seiner Rrckkehr nach Rom die Heimreise nach Weimar anzutreten, die ihn rber die Schweiz und dann den Rhein entlang bis Frankfurt a. M. frhren sollte (vgl. zu 147,10–11). 151,4–5 mber den alten Gothhardt] Der St. Gotthard-Pass lag auf der Hauptroute des Alpenrbergangs von Mailand nach Zrrich. Goethe erinnert damit auch an die 1779 gemeinsam mit Carl August unternommene Reise in die Schweiz, die an ihrem srdlichen Punkt den St. Gotthard berrhrt hatte (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 13. November 1779; WA IV 4, 119–121).

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151,6 Ihre Carten Sammlung] Carl August kaufte in den Jahren 1786 und 1787 eine große Anzahl von geographischen Karten an und wandte betrychtliche Mittel frr die Herstellung von Kartenschrynken sowie die buchbinderische Bearbeitung der Karten auf. Vgl. Cassabuch der herzoglichen Schatulle 1782–1792; ThHSTA, Sign.: A 1146, Bl. 16, 35, 67. 151,9 Dahlbergs Erwqhlung] Carl Theodor Anton Maria Reichsfreiherr von Dalberg, kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1802 Kurfrrst-Erzbischof von Mainz, 1805 Frrstprimas des Rheinbundes, 1810–1813 Großherzog von Frankfurt a. M., wurde nach Ausstellung der pypstlichen Wahlbestytigungsbulle vom 17. April 1787 am 5. Juni 1787 durch das Mainzer Domkapitel einstimmig zum Koadjutor von Mainz gewyhlt. Die Wahl war mit politischer Unterstrtzung Preußens und des Frrstenbundes, in Wirklichkeit jedoch durch hohe Bestechungszahlungen an die Mitglieder des Domkapitels zustande gekommen. In der sffentlichen Meinung wurde sie als politischer Erfolg Carl Augusts gefeiert. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass Dalbergs Wahl vor allem ein politischer Erfolg der Wiener Diplomatie war, die sich insgeheim mit Dalberg rber eine Kompromisspolitik verstyndigt und ihre Anhynger im Domkapitel angewiesen hatte, ebenfalls frr Dalberg zu stimmen (vgl. Karl Otmar von Aretin: Das Alte Reich. Bd 3. Stuttgart 1997, S. 333–344). Dalberg trat dem Frrstenbund unmittelbar nach seiner Amtseinfrhrung als Koadjutor am 6. Juni 1787 bei. Am 18. Juni 1787 wurde er außerdem Koadjutor des Bischofs von Worms und ein Jahr spyter des Bischofs von Konstanz. 151,9–10 ihm auf meiner Rmckreiße aufzuwarten] Goethe plante seine Rrckkehr nach Weimar, die zu diesem Zeitpunkt noch frr den Sommer 1787 vorgesehen war, mit einem lyngeren Aufenthalt bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. zu verbinden, so dass eine Begegnung mit Dalberg z. B. in Mainz leicht msglich gewesen wyre. Dazu kam es aber nicht, da Goethe seine Reiseroute ynderte und erst im Frrhjahr 1788 nach Weimar zurrckkehrte (vgl. zu 152,30–32). 151,14 kein Meer kmnftig sehe] Vgl. dazu auch 149,12–15. 151,22–23 Diejenige die ich mber Neapel und Sicilien gesprochen habe] Goethe hatte sich wyhrend seines Aufenthalts in Neapel und Sizilien wie rberall wyhrend seiner Italienreise auch ein Bild rber das Land, seine Bewohner und deren Verhyltnisse zu verschaffen gesucht. Seine Gesprychspartner waren gut informierte Beamte und Angehsrige der hschsten Gesellschaftsschicht, wie z. B. der Philosoph und Staatsrechtler Gaetano Filangieri (vgl. IR II, 9. und 12. Myrz 1787; WA I 31, 35–37 und 41–46) und der Vizeksnig von Sizilien, Francesco Maria Venanzio d’Aquino Principe di Caramanico, von dem er am Ostersonntag 1787 zur Mittagstafel geladen wurde (vgl. IR II, 8. April 1787; WA I 31, 108 f.), sowie viele Gelehrte und Krnstler (vgl. zu 150,12–13). Das Ksnigreich von Neapel und Sizilien, in dem die Ksnigin Maria Carolina, eine Schwester Kaiser Josephs II., und der von ihr begrnstigte Premierminister Lord

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Acton die Politik bestimmten, bildete einen gewissen Kontrast zu dem von Goethe als rrckstyndig und korrupt empfundenen Kirchenstaat. Anders als in Rom, rber dessen Administration er schon nach relativ kurzer Zeit ein vernichtendes Urteil fyllte (vgl. zu 91,2–3), vermochte er sich zu einem abschließenden Gesamturteil rber die neapolitanische Reformpolitik nicht zu entschließen. 151,27 unterhqlt mich auch das Theater] ƒber seine Opern- und Theaterbesuche in Neapel nach seiner Rrckkehr aus Sizilien berichtet Goethe im Brief an Charlotte von Stein vom 25. Mai 1787 (vgl. 148,24–27). 152,1–2 vom Meere gelitten] Goethe war auf den Schiffsreisen seekrank geworden (vgl. IR II, 31. Myrz und 13. Mai 1787; WA I 31, 83 und 223). 152,2 Stromboli] ƒber 900 m hoher kegelfsrmiger Vulkan im Tyrrhenischen Meer nsrdlich von Sizilien, zu den Liparischen (auch †olischen) Inseln gehsrig. 152,3 immer brennende Oeße] Oeße: veraltet frr ,Esse‘, ,Schlot‘. Der Stromboli ist ein styndig aktiver Schichtvulkan, der in unregelmyßigen Abstynden (von einigen Minuten bis strndlich) ausbricht und dabei Asche, Lava und Schlacke auswirft. Dieses Phynomen der so genannten strombolischen Vulkanaktivityt ist weltweit einzigartig. 152,4 Sirenenfelsen hinter Capri] Steile Felsformationen an der Krste und im vorgelagerten Meeresbereich der Insel Capri. Berrhmt sind die Faraglioni, vier rber 100 m hoch aus dem Meer ragende Felsnadeln. 152,7–8 durch diese Meeresstille zu Grunde gegangen wqren] Gegen Ende der Passage von Messina nach Neapel wurde das Schiff, mit dem Goethe und sein Begleiter Christoph Heinrich Kniep reisten (vgl. zu 144,26–27), bei der Einfahrt in den Golf von Neapel durch die Meeresstrsmung abgetrieben und drohte an der Felsenkrste der Insel Capri zu zerschellen. Da vsllige Windstille herrschte, war die rbliche Kurskorrektur mit Hilfe der Segel nicht durchfrhrbar. Goethe will in dieser kritischen Situation durch beherztes Einreden auf die in Panik geratenen Passagiere eine Meuterei gegen den Kapityn verhindert haben (vgl. die ausfrhrliche Schilderung in: IR II, 14. Mai 1787; WA I 31, 226– 232). Goethe liefert mit der Schilderung dieses Erlebnisses zugleich eine Deutung der Sage von den in den Felsen und Grotten der Insel Capri lebenden Sirenen, deren betsrender Gesang die Seefahrer willenlos machte, so dass sie ihre Schiffe nicht mehr mansvrieren konnten und an den Klippen scheiterten. In Homers „Odyssee“ rberlistet Odysseus die Sirenen, indem er seinen Gefyhrten die Ohren mit Wachs verschließt, sich selbst aber mit offenen Ohren an den Mast binden lysst, damit er den Gesang ohne nachteilige Folgen hsren ksnnte. 152,11 Compte rendu] Franz.: Kassenbericht, Rechnungslegung. Hier ist die Jahresrechnung der herzoglichen Kammer zu Weimar gemeint, deren Direktion Goethe bis zu seiner Abreise im Sommer 1786 interimistisch gefrhrt hatte. Damals begann das Rechnungsjahr der Kammer noch zu Johannis (24. Juni).

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152,15–16 Schmidten die nqhere Aufsicht mber die Cameral Geschqfte] Johann Christoph Schmidt war seit 1756 Beamter in der Geheimen Kanzlei zu Weimar und seit 1784 als Geheimer Assistenzrat Goethes Kollege im Geheimen Consilium. Er vertrat Goethe wyhrend dessen Abwesenheit in Italien in vielfyltiger Weise, so in der Frhrung der herzoglichen Kammer und der Kriegskommission. 1788 wurde Schmidt zum Geheimen Rat befsrdert und zum Prysidenten der Kammer zu Weimar ernannt (vgl. auch zu 148,11–12). 152,17 Modo] Dativ von lat. modus: Art, Weise, Maß; hier: Verfahrensweise. 152,18–19 eine Art von Direcktion] Goethe war im Juni 1782 mit der Aufsicht rber die Kammer zu Weimar beauftragt, aber nicht zum Kammerprysidenten ernannt worden. Frr den Fall, dass der Herzog dies noch beabsichtigen sollte, wyre die in solchen Situationen rbliche Einsetzung eines Vizeprysidenten zu erwygen gewesen. Vizeprysidenten, die die Geschyfte eigentlich ausrbten, wyhrend die Prysidenten ihre Stellen als faktische Sinekuren behielten und allenfalls zu einer formellen Amtsfrhrung verpflichtet waren, gab es in den Landesbehsrden von Sachsen-Weimar und Eisenach wiederholt. Das bekannteste Beispiel dafrr ist die Amtsfrhrung Herders als Vizeprysident des Oberkonsistoriums zu Weimar unter dem Prysidium Carl Friedrich Ernst von Lynckers. 152,19–20 ein Glied des Geh. Consilii dem andern untergeordnet] Da Johann Christoph Schmidt erst 1784 als Geheimer Assistenzrat in das Geheime Consilium eingerrckt war, stand er zwar sowohl im Rang als auch im Dienstalter hinter Goethe, doch wyre seine Ernennung zum Vizeprysidenten unter Goethe mit dem unabhyngigen und gleichrangigen Votum aller Mitglieder des Geheimen Consiliums unvereinbar gewesen. 152,20–21 Vielmehr wmnschte ich: Sie entbqnden mich] Die ƒbernahme der Kammeraufsicht 1782 durch Goethe ergab sich aus seiner Zustyndigkeit frr die Finanzfragen im Geheimen Consilium und sollte helfen, den stark defizityr gewordenen Kammeretat wieder auszugleichen. Da der Kammeretat mittlerweile, wie auch der aktuelle Abschluss frr das Rechnungsjahr 1786/87 bestytigte, wieder in Ordnung gebracht war, glaubte Goethe nunmehr mit Grund um Entbindung von den Kammergeschyften bitten zu drrfen. 152,22 Inkumbenz] Zustyndigkeit, Amtspflicht, dienstliche Verantwortlichkeit (von lat. incumbere: sich auf etwas legen, obliegen). 152,24–25 Machten alsdann S. Æ:::æ oder gqben ihm die Direcktion] Schmidt wurde zunychst am 19. Juli 1787 von Carl August mit der Wahrnehmung der Aufsicht rber die Kammer beauftragt „in der nymlichen Maße, wie erwyhnter Herr Geheimde Rat von Goethe vor Ihrer Abreise derselben vorgestanden habe“ (Protokoll der Sitzung der Kammer zu Weimar, 27. Juli 1787; in: Bradish, Beamtenlaufbahn, 238). Seine Ernennung zum Prysidenten der Kammer zu Weimar erfolgte unter gleichzeitiger Entbindung Goethes von den Kammergeschyften mit Reskript vom 11. April 1788 (vgl. ebd., 239 f.).

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152,25–26 wie ich sie in Wmrcklichkeit Æ:::æ gehabt habe] Carl August hatte Goethe nach der Entlassung des vorherigen Kammerprysidenten Johann Alexander von Kalb im Juni 1782 angewiesen, sich „mit denen Cammergeschyften nyher bekannt“ zu machen und sich zu deren krnftiger Direktion zu qualifizieren. Hierzu sollte er sich durch Teilnahme an den Sessionen des Kammerkollegiums und das Studium der Akten sowie durch Befragungen der Mitarbeiter sachkundig machen (vgl. Dekret an Goethe, 11. Juni 1782; Reskript an die Kammer zu Weimar, 11. Juni 1782; in: Bradish, Beamtenlaufbahn, 224–226). Obwohl eigentlich nur angeordnet worden war, dass sich Goethe auf eine ƒbernahme des Kammerprysidiums vorbereiten sollte, trug er seitdem die Verantwortung frr die Leitung der Kammergeschyfte. 152,30–32 Anfangs September Æ:::æ einige Zeit bey meiner Mutter] Dies war wahrscheinlich in dem Reiseplan vorgesehen, den Goethe als Kompromissvorschlag in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 6. Januar 1787 geyußert hatte (vgl. 76,13–16). Von Anfang an hatte er frr die Rrckfahrt geplant, den Weg rber Mailand, den Gotthard-Pass und die Schweiz zu nehmen, um dann den Rhein entlang bis nach Frankfurt a. M. zu gehen und seiner Mutter einen Besuch abzustatten (vgl. zu 19,6–7). Frr die Reise dahin hatte er etwa zwei Monate veranschlagt und wollte danach einige Zeit (120,3), wahrscheinlich bis gegen Weihnachten 1787, in Frankfurt bleiben (vgl. zu 100,26–27). Er verschob die Rrckreise jedoch zunychst auf Ende August 1787 und dann auf Ostern 1788 (vgl. zu 161,6). 1788 ynderte Goethe seine Plyne kurzfristig ab, reiste nicht bis Frankfurt, sondern nur bis Konstanz und nahm von dort den direkteren Weg rber Ulm, Nrrnberg und Coburg nach Weimar. Dabei war er vom 24. April bis 18. Juni unterwegs (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 152,32–34 vier letzten Bqnde in Ordnung zu bringen Æ:::æ neuern Ideen zu arbeiten] Die Ankrndigung der Absicht, mehrere Monate in Frankfurt a. M. an seinen literarischen Projekten arbeiten zu wollen, obwohl er das natrrlich auch in Weimar hytte tun ksnnen, sollte Carl August vor Augen frhren, dass Goethe die Alternative, wieder in seiner Heimatstadt zu leben, noch immer als msgliche Zukunftsoption erwog und keineswegs zwingend darauf angewiesen war, sein Dienstverhyltnis in Weimar fortzusetzen. Damit signalisierte Goethe dem Herzog, dass frr ihn eine Rrckkehr nach Weimar nur infrage komme, wenn die in den folgenden Passagen des Briefes unterbreiteten Wrnsche und Vorschlyge frr die krnftige Neugestaltung seiner amtlichen Verhyltnisse berrcksichtigt wrrden. – Zu Goethes letzten vier Bynden seiner Werkausgabe bei Gsschen vgl. zu 157,3; zu den Arbeiten am Roman „Wilhelm Meister“ vgl. die erste Erlyuterung zu 94,9. 153,3 mich so gmtig erleichtern wollen] Offensichtlich hatte Carl August Goethe in einem seiner nicht rberlieferten Briefe gebeten, ihm seine Vorstellungen rber die krnftige Gestaltung seiner amtlichen Tytigkeit zu unterbreiten. Goethe

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wrnschte eine grundsytzliche Neuregelung seines Dienstverhyltnisses, die ihn von den zeit- und kryftezehrenden Routinearbeiten in den Geschyften der Landesverwaltung und des Geheimen Consiliums freistellte. Zu Goethes Aufgaben gehsrten die Leitung der Weimarer Kammer, der Kriegskommission, der Wegebaukommission, der Kommission frr den Ilmenauer Bergbau und der Kommission frr das Ilmenauer Steuerwesen (vgl. GB 6 II, zu 9,6–7). 153,8 ein neu Verhqltniß zu Ihnen] Goethe betrachtete die Neuregelung seiner amtlichen Verhyltnisse in Weimar auch als Chance, seine perssnliche Beziehung zu Carl August neu zu formen. Seine Freundschaft mit Carl August sollte krnftig nicht mehr einseitig von dem Untertanenverhyltnis des Dieners zum Frrsten, sondern von echter Partnerschaft geprygt sein und ihm grsßere Freiryume selbstbestimmter Lebensgestaltung ermsglichen, als dies in seinem ersten Weimarer Jahrzehnt der Fall gewesen war. 153,13 mein persnnlich Verhqltniß zu Schmidten] Goethe hatte sich von jeher um ein freundschaftliches Verhyltnis zu seinem Kollegen Johann Christoph Schmidt bemrht, so dass dieser gern bereit gewesen war, die Leitung der Kriegskommission wyhrend Goethes Abwesenheit interimistisch zu rbernehmen (vgl. zu 152,15–16). Auf dieser Grundlage glaubte Goethe auch die vom Herzog gewrnschte Oberaufsicht rber die Kammer bewirken zu ksnnen, ohne dass eine formelle Unterstellung Schmidts erforderlich wrrde. Carl August berrcksichtigte diesen Vorschlag bei der Ernennung Schmidts zum Kammerprysidenten mit der gleichzeitigen Festlegung, dass Goethe auch nach seiner Entbindung von der Leitung der Kammer, „um in bestyndiger Connexion mit den Cammerangelegenheiten zu bleiben, den Sessionen des Collegii von Zeit zu Zeit, so wie es seine Geschyfte erlauben, beyzuwohnen und dabey seinen Sitz auf dem frr Uns bestimmten Stuhl zu nehmen berechtigt seyn soll“ (Reskript an die Kammer zu Weimar, 11. April 1788; in: Bradish, Beamtenlaufbahn, 240). 153,23–24 weniger von Detail mberhquft] Vgl. zu 153,3. 153,28 Voigten] Christian Gottlob Voigt, seit 1777 Mitglied des Regierungskollegiums zu Weimar, 1783 Geheimer Archivar, frhrte gemeinsam mit Goethe die Kommissionen frr den Ilmenauer Bergbau und das Ilmenauer Steuerwesen. Voigt wurde 1788 zum Mitglied des Kammerkollegiums und 1791 in das Geheime Consilium berufen. Seitdem war Voigt bis zu seinem Tod der wichtigste Partner in Goethes amtlicher Tytigkeit (vgl. auch die einleitende Erlyuterung zu Nr 4). 153,28–29 der manches fmr mich trqgt] Als Konkommissar Goethes frr den Ilmenauer Bergbau und frr das Ilmenauer Steuerwesen hatte Voigt nach Goethes Abreise die damit verbundenen Aufgaben allein zu bewyltigen. Goethe stand wyhrend seines Aufenthalts in Italien mit Voigt in Korrespondenz und ließ sich von ihm regelmyßig rber den Stand der gemeinsamen Kommissionsgeschyfte informieren. Da Voigts Briefe an Goethe nach Italien nicht rberliefert sind, kann nur aus

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Goethes Briefen an Voigt auf dessen Mitteilungen geschlossen werden (vgl. Nr 4, 62, 66, 109, 130, 138). 153,31 Sch.] Johann Christoph Schmidt. 153,32 ihn zu verkmrzen] Voigt war bereits seit fast 20 Jahren als Beamter im Herzogtum tytig und hatte im Laufe der Zeit eine Vielzahl von †mtern rbernommen (vgl. zu 153,28). Obwohl er 1783 zum Hofrat ernannt worden war, war seine Karriere als Beamter bislang schleppend verlaufen. Noch im Juli 1788 beklagt sich Voigt in einem Brief an Hufeland z. B. auch rber seinen geringen Lohn (vgl. Aus Weimars Glanzzeit, 48). 154,6 der Stein und Herdern ein Wort davon in Vertrauen] Goethe befrrchtete, dass namentlich die ƒbernahme der Leitung der Kammer durch Johann Christoph Schmidt zu Missdeutungen rber sein Verhyltnis zu Carl August frhren ksnnte (vgl. zu 148,11–12). 154,8 schwerlich mehr in Rom] Nach dem in seinem Brief an Carl August vom 10. Februar 1787 mitgeteilten Reiseplan wollte Goethe nur noch vier Wochen in Rom bleiben und Ende Juni 1787 abreisen. Carl Augusts Antwortbrief, der ihm freistellte, noch lynger in Rom zu bleiben, erreichte ihn jedoch noch rechtzeitig vor der geplanten Abreise (vgl. zu 174,5). 90. An Charlotte von Stein Neapel und Rom, 1. und 8. Juni 1787 ! ÆKarlsbadæ ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 2 Doppelblytter 18,7623(–23,3) cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Tinte; Korrekturen, Bleistift und Tinte (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise II und III“, circa 1815–1817 und circa 1827–1829). E: Briefe aus Italien (1886), 306–312, Nr 32. WA IV 8 (1890), 227–233, Nr 2594. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und 19. Mai 1787 (vgl. zu 155,18). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 9. Juni 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 154,12 Die Ankunft des Marquis Lucchesini] Der aus dem italienischen Lucca stammende Girolamo Marchese di Lucchesini war als Kammerherr und Bibliothekar Friedrichs II. von Preußen (seit 1780) einer der wichtigsten Vertrauten des Ksnigs auch in politischen und diplomatischen Angelegenheiten gewesen. Nach Friedrichs Tod rbernahm dessen Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., Lucche-

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sini als politischen Berater und machte ihn spyter zum preußischen Gesandten in Wien und Paris. Im Zusammenhang mit der unter preußischer †gide erfolgenden Wahl Carl Theodor von Dalbergs zum Mainzer Bischofs-Koadjutor am 5. Juni 1787 wurde Lucchesini in geheimer diplomatischer Mission Preußens und des Frrstenbundes nach Rom zu Verhandlungen mit Papst Pius VI. gesandt, um von diesem noch vor der offiziellen Wahl die Bestytigung Dalbergs im Amt zu erlangen. Im Vorfeld der Verhandlungen war Lucchesini am 3. Myrz 1787 auch noch einmal zu vertraulichen Beratungen nach Weimar gekommen: „Heute meldeten sich und wurden an Hof Gebethen, H‘. Marquis Lucchesini aus Berlin!“ (FB 1787, Bl. 44.) – Herzog Carl August diente Lucchesini wyhrend dessen Italienaufenthalts als Mittelsmann frr den politischen Briefwechsel zwischen Berlin, Mainz und Rom. Nach seinen erfolgreichen Verhandlungen mit dem Vatikan im April und Mai 1787 war Lucchesini am 30. oder 31. Mai zu einem Besuch in Neapel eingetroffen. Goethe war von Herzog Carl August wahrscheinlich rber die Person Lucchesinis und dessen eigentliche Mission in Italien informiert worden und musste dem frr das weimarische Herzogtum so wichtigen, weil einflussreichen Politiker unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken. Goethes ursprrnglich frr den 1. Juni 1787 geplante Rrckreise nach Rom (vgl. 150,14–15) verschob sich deshalb um zwei Tage bis zum 3. Juni 1787. 154,19 S i e ] Girolamo Lucchesini reiste in Begleitung seiner Frau Charlotte geb. von Tarrach, die er Anfang 1786 geheiratet hatte. 154,20–21 von des Marquis Verdiensten] Lucchesini war Herzog Carl August durch seine einflussreiche Stellung am preußischen Hof schon seit Jahren gut bekannt. Er stand aufgrund seiner diplomatischen Vermittlungsdienste bei der Mainzer Koadjutorwahl ab Ende 1786 immer wieder in engem, auch perssnlichem Kontakt mit dem Grafen. 154,23 Menschen zu sehen] Die letzten Tage in Neapel seit dem 28. Mai hatte Goethe mit Streifzrgen durch die Stadt verbracht, um das Leben der einfachen Neapolitaner kennen zu lernen (vgl. IR II, 28. und 29. Mai 1787; WA I 31, 253–268). 154,23–24 meist interessante] Goethe nahm wyhrend seines zweiten Aufenthalts in Neapel seit dem 15. Mai 1787 auch verstyrkt am aristokratischen und kulturellen Gesellschaftsleben der Stadt teil (vgl. zu 146,25 und die beiden Erlyuterungen zu 146,26). In den letzten Tagen kam es u. a. noch zu Begegnungen mit Teresa Principessa Fieschi Ravaschieri di Satriano (vgl. IR II, 25. Mai 1787; WA I 31, 243 f.), dem Direktor der ksniglichen Porzellanmanufaktur, Marchese Domenico Venuti (vgl. IR II, 1. Juni 1787; WA I 31, 272) sowie der deutschstymmigen Duchessa Giuliana Givane di Girasole (vgl. IR II, 2. Juni 1787; WA I 31, 273–276). Am 1. und 2. Juni unternahm Goethe seine Abschiedsbesuche in der Stadt: Der heutige Tag ging auf Abschiedsbesuche hin, die ich so vielen wohlwollenden und befnrdernden Personen

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schuldig war; wie es mir morgen ergehen wird, sehe ich schon. (IR II, 1. Juni 1787; WA I 31, 271.) 154,28 Rmckkunft von Pest] Laut den Angaben in der „Italiynischen Reise“ hatte Goethe am 16. Mai 1787 zum zweiten Mal (nach einem ersten Besuch vom 21. bis 23. Myrz) die Tempelruinen von Paestum (ital.: Pesto) aufgesucht (vgl. IR II, 17. Mai 1787; WA I 31, 237). 154,28 Museum von Portici] In dem am Fuße des Vesuvs gelegenen Villenort Portici ließ der Ksnig von Neapel, Karl IV., von 1738 bis 1752 durch Antonio Canevari eine Residenz vor den Toren der Stadt errichten. Als man bei den Ausgrabungen in Herculaneum nach einer geeigneten Unterbringung frr die Fundstrcke suchte, bot sich das nahe gelegene Schloss von Portici (Palazzo Reale) an. Auch wenn die Ryume mit den herculanischen und bald auch pompejanischen Antiken nur mit einer Sondergenehmigung zu besichtigen waren, genoss die Sammlung dank zahlreicher Beschreibungen (u. a. von Johann Joachim Winckelmann) bald europyischen Ruhm. Goethe hatte Pompeji und Herculaneum am 11. bzw. 18. Myrz 1787 besucht (vgl. zu 141,28–29). Wann Goethe wyhrend seines zweiten Neapelaufenthalts zwischen dem 17. und 31. Mai 1787 die außergewshnliche Sammlung in Portici besichtigt hat, ist nicht bekannt. Heute befinden sich die Sammlungen im Museo Archeologico Nazionale in Neapel. 155,5 Schirock] Ital. scirocco (weiter vgl. zu 22,6). 155,8 Terra di Lavoro] Ital.: Land der Arbeit. Der Name ist eine Volksetymologie und stammt eigentlich von lat. Terra Leboriae, Land des Volksstamms der Leborini. Terra di Lavoro heißt noch heute das vom Volturno durchschnittene Gebiet nsrdlich von Neapel mit den Stydten Capua und Caserta. Von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert war Terra di Lavoro aber auch einfach ein anderer Name frr die antike Campania felix, die berrhmt war frr ihre Fruchtbarkeit und frr ihre landwirtschaftlichen Produkte, insbesondere Getreide, Wein und …lfrrchte. Goethe rrhmt nach seiner Rrckkehr aus Neapel in einem Brief aus Rom an Susanne Bohl vom 18. August 1787 die Fruchtbarkeit dieses Landstrichs (vgl. 171,12–16). 155,10 Die vier Wochen in Rom] Goethe hatte zu diesem Zeitpunkt noch den festen Vorsatz, Anfang Juli 1787 die Heimreise nach Weimar anzutreten, so dass ihm noch etwa ein Monat frr einen weiteren Aufenthalt in Rom verblieben wyre (vgl. zu 147,10–11). Der Rrckkehrtermin wurde aber immer weiter verschoben (vgl. zu 161,6). Schließlich brach er erst ein knappes Jahr spyter am 24. April 1788 auf (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 155,11–12 anfangs September in Franckfurt] Vgl. zu 152,30–32. 155,15 Vorgestern Æ:::æ wieder hier angekommen] Goethe hatte Neapel am 3. Juni 1787 verlassen (vgl. IR II, 3. Juni 1787; WA I 31, 277) und war nach dreieinhalbtygiger Reise am Mittwoch, dem 6. Juni, nachmittags nach einer insgesamt 14-wschigen Abwesenheit wieder in Rom eingetroffen.

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155,15–16 gestern war Fronleichnam] Vgl. zu 156,13–14; zu 156,27– 28. 155,18 mit deinem Briefe wohl abgepaßt] Der am 4. Juni 1787 in Rom eingetroffene Brief Charlotte von Steins war wahrscheinlich zwischen dem 16. und 19. Mai 1787 geschrieben und abgeschickt worden. Er war vermutlich eine Antwort auf Goethes Brief aus Palermo vom 18. April 1787 (Nr 85). 155,19 No 20 meyn ich.] Zur besseren ƒbersicht rber seine Korrespondenz mit Charlotte von Stein nummerierte Goethe alle ihre in Italien ankommenden Briefe. Am 24. Mai 1787 hatte er noch ihre letzten frnf Briefe, Deine lieben Briefe 15. 16. 17. 18. 19. (146,13), die nach Rom gegangen waren, in Neapel rberbracht bekommen (vgl. zu 146,13–14). Die Briefe Charlotte von Steins an Goethe in Italien sind nicht rberliefert. Goethe hat sie, wie von der Freundin gewrnscht, wahrscheinlich selbst vernichtet: Deine Briefe werden alle gleich verbrannt, wie wohl ungern. (125,22.) 155,21–22 interessante Personen] Vgl. zu 154,23–24. 155,22 Lucchesinis] Vgl. zu 154,12. 155,25–27 Der Vesuv Æ:::æ d‘. 1 Juni von einer starcken Lava mber.] ƒber den Ausbruch des Vesuvs am 1. Juni 1787 mit seinem Lavastrom und dem im Folgenden beschriebenen nychtlichen Naturschauspiel berichtete Goethe auch in der „Italiynischen Reise“: Hier sah ich nun alle die Feuer und Lichter und ihre Widerscheine, nur bei bewegtem Meer noch schwankender; den Vollmond in seiner ganzen Herrlichkeit neben dem Sprmhfeuer des Vulkans, und nun die Lava, die neulich fehlte, auf ihrem glmhenden ernsten Wege. (IR II, 1. Juni 1787; WA I 31, 272 f.) Goethe hatte den Vulkanberg im Myrz auch selbst aufgesucht (vgl. die zweite Erlyuterung zu 140,25). 155,29 Opernhause] Der Palazzo Reale, an den das imposante Hofopernhaus, das 1737 ersffnete Teatro San Carlo, angebaut ist, liegt ganz in der Nyhe des Hafens. 155,33 Leuchtturns] ,Turm‘ hier in einer ylteren auf ,n‘ auslaufenden Form, im Oberdeutschen noch bis ins 19. Jahrhundert gebryuchlich und von Goethe sfter so verwandt (vgl. Grimm 11 I.1, 466). 156,7 Drey und einen halben Tag] Goethes Rrckreise von Neapel nach Rom dauerte vom Morgen des 3. Juni bis zum frrhen Nachmittag des 6. Juni 1787. In der „Italiynischen Reise“ schreibt er dazu: Da ich dießmal allein reise, habe ich Zeit genug, die Eindrmcke der vergangenen Monate wieder hervorzurufen; es geschieht mit vielem Behagen. (IR II, 4.–6. Juni 1787; WA I 31, 278.) 156,8 Vettur] Fuhrwerk, Wagen (von ital. vettura). – Der Vetturino war in Italien nicht nur Kutscher, sondern auch eine Art von Reiseorganisator. 156,13–14 Gestern war Fronleichnam. Æ:::æ Kirchlichen Cerimonien verdorben] Das am ersten Donnerstag nach Trinitatis, dem ersten Sonntag nach

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Pfingsten, gefeierte Fronleichnamsfest (von mhd. ,vr‰ne‘ [was den geistlichen oder weltlichen Herrn betrifft] und ,ltcham‘ [Leib des Herrn]) fiel 1787 auf den 7. Juni. Bei diesem Fest der katholischen Kirche wird die leibliche Gegenwart Christi in Gestalt der gewandelten Hostie mit einer prunkvollen Prozession gefeiert. In Rom frhrt die Prozession mit dem Papst in den Abendstunden des Fronleichnamstages vom Vorplatz der Lateranbasilika zur Basilika Santa Maria Maggiore. Eine Beschreibung findet sich auch in Johann Jacob Volkmanns Reisehandbuch (vgl. Volkmann 2, 696 f.). 156,27–28 die Teppiche nach Raphaels Zeichnungen] Bis 1797 wurden am Fronleichnamstag unter den Kolonnaden des Petersplatzes die berrhmten Wandteppiche der Sixtinischen Kapelle sffentlich prysentiert. Die zehn Teppiche, die nach Bildvorlagen Raffaels im Auftrag Papst Leos X. in der Brrsseler Werkstatt von Pieter van Aelst hergestellt worden waren, dienten eigentlich der Verkleidung der unteren Wandpartien im Chorbereich der Sixtinischen Kapelle. Die ersten sieben konnten am 26. Dezember 1519 gezeigt werden, die fehlenden wohl kurz darauf. Auf diesen Teppichen sind Szenen aus dem Leben der Apostel Petrus und Paulus dargestellt. Von der Prysentation der Teppiche zu Fronleichnam gibt es einen ausfrhrlichen Bericht, der wenige Jahre vor Goethes Aufenthalt in Rom entstanden ist. Wilhelm Heinse hatte 1783, kurz vor seiner eigenen Abreise aus Rom, dem Fest auf dem Petersplatz beigewohnt und in einem Nachlassheft (N 17) die Teppiche einzeln beschrieben (vgl. Wilhelm Heinse: Die Aufzeichnungen. Frankfurter Nachlass. Hrsg. von Markus Bernauer u. a. Mrnchen 2003–2005, Bd 1, S. 1113–1116 und Bd 3, S. 1351–1356). Heinse beschreibt insgesamt zwanzig Teppiche. Gezeigt wurden zu Fronleichnam also nicht nur die Teppiche nach den Entwrrfen Raffaels, sondern auch eine spytere Serie, die im Unterschied zur ersten – der „Scuola Vecchia“ – als Serie der „Scuola Nuova“ bezeichnet wird. Diese drrfte auf Entwrrfe Giulio Romanos (vielleicht unter Mitwirkung Giovanni Francesco Pennis) zurrckgehen und wurde ebenfalls in der Werkstatt des Pieter van Aelst in Brrssel hergestellt. Vollendet waren die zwslf Teppiche 1531. Ein Teil von ihnen zeigt Szenen aus der Kindheit Christi, ein anderer Szenen nach der Kreuzigung. Auch Goethe hat 1787 – wie Heinse vier Jahre zuvor – wohl beide Serien gesehen (vielleicht fehlte wie 1783 das eine oder andere Strck) und nicht nur die ,eigentlichen‘ Raffael-Teppiche der „Scuola Vecchia“. Die Teppiche der „Scuola Vecchia“ werden heute in der Pinacoteca Vaticana verwahrt, die der „Scuola Nuova“ in der Galleria degli Arazzi. Vgl. Hsper, Raffael und die Folgen, 481–508, Nr H 1–24 (Stiche nach den Teppichen der „Scuola Nuova“ und der „Scuola Vecchia“); John Shearman: Raphael’s Cartoons in the Collection of Her Majesty the Queen and the Tapestries for the Sistine Chapel. London 1972. 156,29 von seiner besten Zeit] Raffael schuf die großformatigen Bildvorlagen zu den Teppichen (…l auf Karton in Grsßen von knapp 13 m2 bis knapp 18 m2)

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zwischen 1514 und 1516, etwa zeitgleich zur Arbeit am Fresko des Borgobrandes im Vatikan (,Stanza dell’Incendio‘). Ende des 18. Jahrhunderts befanden sich die Bilder in der Cartoon Gallery von Hampton Court bei London. Heute werden die sieben noch erhaltenen Kartons im Victoria-and-Albert-Museum in London aufbewahrt. Frr die „Italiynische Reise“ hat Goethe einen „Nachtrag. Pypstliche Teppiche“ betitelten Abschnitt zu den Teppichen Raffaels verfasst (vgl. IR III; WA I 32, 21–26); dieser Einschub gehsrt in seiner Entstehung zur Redaktion von 1829. Ihm lagen vier Stiche nach den Kartons in England zugrunde, die Goethe besaß (vgl. Schuchardt 1, 63, 590–593) und die er zu diesem Zweck genauer studierte (vgl. WA III 12, 60 f.). Ausgehend von diesen Stichen der Entwrrfe bewunderte er an den Teppichen vor allem, wie in ihnen Kunst und Handwerk in beiderseitiger Vollendung sich auf ihrem hnchsten Puncte lebendig begegnen (IR III; WA I 32, 22). – Goethe hatte Gobelins nach Raffael auch schon 1770 in Straßburg gesehen. Im Brief an Ernst Theodor Langer vom 29. April 1770 erwyhnt er sie, insbesondere das Strck nach der „Schule von Athen“, mit Emphase (vgl. GB 1 II, zu 192,4–8). 157,3 an die vier letzten Bqnde] Mit Abschluss der rberarbeiteten Fassung der „Iphigenie auf Tauris“ im Januar 1787 lagen alle frr die Bynde 1 bis 4 der neuen Gesamtausgabe „Goethe’s Schriften“ vorgesehenen Texte vor (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). Die Bynde erschienen bereits (vgl. zu 79,6). Frr die noch ausstehenden Bynde 5 bis 8 waren neben den bereits abgeschlossenen Dramentexten und Gedichten auch Strcke vorgesehen, die Goethe noch nicht vollendet hatte. Dazu gehsrten die grsßeren Dramen „Egmont“ (Bd 5), „Torquato Tasso“ (Bd 6) und „Faust“ (Bd 7). Spytestens seit Mitte Dezember 1786 hatte sich Goethe dazu entschlossen, auch diese Werke in einer abgeschlossenen Fassung zu versffentlichen (vgl. 51,15–18). Die geplante Abgabe der Druckmanuskripte an den Verlag noch im Herbst 1787 (vgl. zu 133,9–10), die eine Versffentlichung der Bynde spytestens im Frrhjahr 1788 ermsglicht hytte, war unter den gegebenen Voraussetzungen nicht mehr realistisch. Trotzdem wollte Goethe die Arbeit msglichst rasch voranbringen. Es kam aber immer wieder zu weiteren Verzsgerungen, so dass die Bynde erst zwischen Mai 1788 (Bd 5) und April 1790 (Bd 7) erscheinen konnten. – Zu Goethes Arbeit an den Strcken vgl. zu 94,8. 157,3–4 wie ich dir schon schrieb] Bereits in zwei Briefen vom Januar und Februar 1787 hatte Goethe davon gesprochen, die Arbeiten an den Bynden 5 bis 8 seiner „Schriften“ zrgig voranbringen zu wollen (vgl. zu 94,8; zu 105,6; zu 105,7–8). Da dies nicht gelungen war, plante er jetzt, Anfang Juli die Heimreise rber Frankfurt a. M. anzutreten, um dort bei einem lyngeren Aufenthalt bei seiner Mutter die Arbeiten frr die Werkausgabe abzuschließen (vgl. 152,30–33). Er wyre dann gegen Weihnachten 1787 wieder in Weimar eingetroffen. 157,5 neue Sujets] Zu den neuen literarischen Ideen Goethes gehsrten Plyne zu Dramen wie „Iphigenie auf Delphi“, „Ulysses auf Phya“ und „Nausikaa“.

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Besonders das „Nausikaa“-Projekt hatte Goethe in den letzten Wochen in Neapel und Sizilien styrker beschyftigt (vgl. zu 145,13). 157,6–7 hier oder in Franckfurt] Goethe spricht hier erstmals offen rber die Msglichkeit, den Aufenthalt in Rom zugunsten seiner literarischen Aufgaben und Plyne noch rber den Sommer hinaus zu verlyngern und nicht schon, wie bisher geplant, Anfang Juli 1787 die Heimreise anzutreten (vgl. zu 147,10–11), die noch mit einem lyngeren Aufenthalt in Frankfurt a. M. verbunden werden sollte (vgl. zu 152,30–32). 157,21 schreibe mir nur immer] Eine solche Aufforderung hatte Goethe auch schon in seinem letzten Brief an Charlotte von Stein vom 25. Mai aus Neapel ausgesprochen (vgl. 148,29–30). Bei Postlaufzeiten zwischen 16 und 19 Tagen frr einen Brief zwischen Weimar und Rom wyren Briefe nicht mehr rechtzeitig bis zur geplanten Abreise Goethes in Rom eingetroffen. 157,24 dem Geheimniß der Pflanzenzeugung] Einen yhnlichen Hinweis hatte Goethe schon im Brief an Charlotte von Stein vom 19. und 21. Februar 1787 an Herder weitergeben lassen (vgl. 138,7–9). Msglicherweise hatten die beiden im Zusammenhang mit Herders anthropologischen Arbeiten frr sein Hauptwerk „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ und mit Goethes botanischen Studien zu Linn 1785/86 rber deratige Phynomene diskutiert. 157,27–28 den Hauptpunckt Æ:::æ entdeckt] Vor allem wyhrend seiner Studien an der vielfyltigen und ihm bisher weithin unbekannten Pflanzenwelt Srditaliens konnte Goethe wichtige Anhaltspunkte frr seine Theorie der genetischen Entwicklung der Pflanzen sammeln, wobei er sich stark auf den Keimvorgang konzentrierte. Im 3. Teil seiner „Italiynischen Reise“ entstand aus diesen Beobachtungen die kurze Abhandlung „Stsrende Naturbetrachtungen“ (vgl. WA I 32, 45–57). 157,30 Die Urpflanze] Auch in Italien hatte Goethe seine botanischen Beobachtungen fortgesetzt, die seit Frrhjahr 1785 im Zentrum seiner naturkundlichen Bemrhungen standen. Seine nicht zuletzt in Italien an neuen Pflanzenarten gesammelten Erkenntnisse brachten ihn dazu, an einer grundlegenden, typisierenden Theorie aller Pflanzen zu arbeiten (vgl. auch 138,7–9). Goethe versuchte, das linnsche System der kategorialen Bestimmung und Gliederung der Pflanzen durch die Idee der Einheit und genetischen Entwicklung zu ergynzen und so die Verschiedenheiten und †hnlichkeiten auf einer hsheren Ebene als Typus wieder zusammenzufrhren. Seine ƒberlegungen und Hypothesen mrndeten schließlich im phynomenologischen Begriff der ,Urpflanze‘, den er hier zum ersten Mal verwendet. Herder ksnnte mit dem Begriff aus frrheren Gesprychen mit Goethe bereits vertraut gewesen sein. 158,3 wird wird] Versehentliche Dittographie, entstanden durch Seitenwechsel in der Handschrift.

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158,4 Herders dritten Theil] Zum 3. Teil der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ vgl. zu 69,15. Wahrscheinlich hatte Charlotte von Stein in ihrem Bezugsbrief Goethe darrber informiert, dass Herders Buch erschienen war. 158,5–6 den schnnen Traumwunsch] Herder verlieh seinem Humanitytsideal vor allem im Abschnitt „Humanityt ist der Zweck der Menschen-Natur und Gott hat unserm Geschlecht mit diesem Zweck sein eigenes Schicksal in die Hynde gegeben“ im 15. Kapitel des 3. Teils der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (Riga, Leipzig 1787) Ausdruck: „Æ:::æ betrachten wir die Menschheit, wie wir sie kennen, nach den Gesetzen, die in ihr liegen: so kennen wir nichts hsheres, als Humanityt im Menschen: denn selbst wenn wir uns Engel oder Gstter denken, denken wir sie uns nur als idealische, hshere Menschen. / Zu diesem offenbaren Zweck, sahen wir, ist unsre Natur organisiret: zu ihm sind unsere feineren Sinne und Triebe, unsre Vernunft und Freiheit, unsere zarte und daurende Gesundheit, unsre Sprache, Kunst und Religion uns gegeben. In allen Zustynden und Gesellschaften hat der Mensch durchaus nichts anders im Sinn haben, nichts anders anbauen ksnnen, als Humanityt, wie er sich dieselbe auch dachte. Æ:::æ Er erfand mancherlei Gesetze und Regierungsformen, die alle zum Zweck haben wollten, daß jeder, unbefehdet vom andern, seine Kryfte rben und einen schsnern, freieren Genuß des Lebens sich erwerben ksnnte.“ (Suphan 14, 208 f.) 158,9 die Welt ein großes Hospital] Herder hatte bereits im 9. Buch des 2. Teils der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (Riga, Leipzig 1785) bei der Ersrterung der Rolle von Kunst und Wissenschaft im Entwicklungsprozess der Humanityt yhnliche ƒberlegungen angestellt: „Æ:::æ ob durch den Zusammendrang der Menschen und ihre vermehrte Geselligkeit nicht manche Lynder und Stydte zu einem Armenhause, zu einem krnstlichen Lazareth und Hospital worden sind, in dessen eingeschlossener Luft die blaße Menschheit auch krnstlich siechet und da sie von so vielen unverdienten Almosen der Wissenschaft, Kunst und Staatsverfassung ernyhrt wird, großentheils auch die Art der Bettler angenommen habe, die sich auf alle Bettlerkrnste legen und dafrr der Bettler Schicksal erdulden?“ (Suphan 13, 373.) Im 4. Teil seiner Darstellung (17. Buch) griff er diesen Gedankengang abermals auf: „Freilich ist die menschliche Gesellschaft einem großen Theil nach ein Hospital; wenn man sie aber ganz dazu machen und es zur Hauptbeziehung anordnen will, alles als Almose zu empfangen und zu geben, so muß sie ein Concilium der Trygheit und Heuchelei, der ƒberlistung und einer kriechenden Bettelei werden, von denen auf der andern Seite Herrschsucht, Stolz, Unterdrrckung und ein wohllrstiger Despotismus unabtrennlich bleiben.“ (Suphan 14, 297.) Msglicherweise sind diese ƒberlegungen Herders sogar auf den indirekten Einfluss Goethes zurrckzufrhren. 158,11 das Lnwgen verlohren] Gemeint ist wahrscheinlich der geschnittene Stein mit einem Lswenmotiv, den Goethe vermutlich mit der zweiten Tranche

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seines „Reise-Tagebuchs“ am 16. Dezember 1786 als Geschenk an Charlotte von Stein geschickt hatte (vgl. Datierung zu Nr 36; zu 59,1–2). Diese hatte den Stein wahrscheinlich zu einer Halsbrosche arbeiten lassen (vgl. zu 59,2–3). Im Dezember 1787 schickte ihr Goethe einen yhnlichen Stein als Ersatz (vgl. die erste Erlyuterung zu 219,22). 158,14 Dieser Brief sucht dich im Carlsbad.] Am 1. Juni 1787 brach Charlotte von Stein zusammen mit ihrem schwerkranken Sohn Ernst zu einem Kuraufenthalt nach Karlsbad auf: „Nachdem sich der Jagd Page v. Stein resolviret hat bey seinem schlechten Gesundheits Umstynden mit in das Carls-Bad zu gehen, so nahm ihn seine Mutter mit“ (FB 1787, Bl. 73). ƒber die geplante Reise nach Karlsbad hatte Charlotte von Stein Goethe wahrscheinlich im Vorfeld informiert. 158,15 Ernsten] Bei dem 19-jyhrigen Sohn Charlotte von Steins war vor etwa zwei Jahren eine unheilbare Krankheit, vermutlich Knochentuberkulose, ausgebrochen. Sein Zustand hatte sich seitdem immer weiter verschlechtert. Seit Lyngerem konnte er z. B. nicht mehr laufen. Goethe hatte Charlotte von Stein schon 1786 geraten, den Sohn mit zur Kur nach Karlsbad zu nehmen (vgl. GB 6 II, zu 219,7). Ernst von Stein verstarb auf der gemeinsamen Reise mit seiner Mutter nach Karlsbad am 14. Juni 1787 in Wildental bei Schneeberg und wurde dort beigesetzt. Als Goethes Brief um den 25. Juni Karlsbad erreichte, war Ernst von Stein also bereits tot. Charlotte von Stein traf um den 20. Juni in Karlsbad ein und blieb dort bis zum 16. Juli 1787. Am 23. Juli war sie wieder zurrck in Weimar. 158,15–16 Hoffnung ist bey den Lebendigen, ohne Hoffnung sind die Todten.] Im ersten Teil des Satzes zitiert Goethe einen Ausspruch seiner Dramenfigur Weislingen aus „Gstz von Berlichingen mit der eisernen Hand“, mit dem dieser versucht, angesichts seines herannahenden Todes noch Lebenszuversicht asuzustrahlen: Hoffnung ist bei den Lebenden. (5. Akt, Szene Weislingens Schloß; WA I 8, 161.) 158,17 Uber acht Tage schreib ich wieder.] Wyhrend des im Folgenden angekrndigten Aufenthalts in Tivoli vom 11. bis etwa 16. Juni 1787 hat Goethe offensichtlich keine Briefe verfasst. In seiner Postsendeliste ist erst wieder am nychsten Posttag in Rom, dem 23. Juni, die Versendung von Briefen eingetragen, worunter sich auch einer an Charlotte von Stein befand (vgl. EB 66). 158,18 Tivoli] Die Stadt am Fuße der Sabiner Berge (das antike Tibur), etwa 30 km nordsstlich von Rom gelegen, war schon in der rsmischen Kaiserzeit gern gewyhlter Landsitz wohlhabender Rsmer, seit der Renaissance wieder beliebte Sommerfrische mit prachtvollen Villen (v. a. die Villa d’Este). In der frr ihr Klima berrhmten Stadt bietet sich das Naturschauspiel der Wasserfylle des Anio. ƒber den Fyllen befindet sich der durch zahlreiche Veduten berrhmte Tempel der Sibylle. Nahe der Stadt liegt die im spyten 18. Jahrhundert intensiv erforschte

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BRIEF 91

Villa Hadriana. Tivoli war Ausflugsziel von Rom aus. Daher findet sich in Volkmanns Reisehandbuch ihre Beschreibung auch im Romband (vgl. Volkmann 2, 837–846). – Goethe blieb von Montag, dem 11. Juni, bis Freitag oder Samstag, dem 15. oder 16. Juni, in Tivoli, das er bisher noch nicht bereist hatte (vgl. 131,1–2). In Tivoli traf Goethe auf Karl Philipp Moritz und Jakob Philipp Hackert, bei dem er Unterricht im Landschaftszeichnen nahm. In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe rber seinen Aufenthalt: Diese Tage war ich in Tivoli und habe eins der ersten Naturschauspiele gesehen. Es gehnren die Wasserfqlle dort mit den Ruinen und dem ganzen Complex der Landschaft zu denen Gegenstqnden, deren Bekanntschaft uns im tiefsten Grund reicher macht. / Æ:::æ In Tivoli war ich sehr mmde vom Spazierengehen und vom Zeichnen in der Hitze. Ich war mit Herrn Hackert draußen, der eine unglaubliche Meisterschaft hat, die Natur abzuschreiben und der Zeichnung gleich eine Gestalt zu geben. Ich habe in diesen wenigen Tagen viel von ihm gelernt. (IR III, 16. Juni 1787; WA I 32, 4.) 158,18 Dieser Brief geht ab Sonnabends d‘. 9. Jun.] Dies wird durch Goethes Eintrag in seiner Postsendeliste bestytigt: Jun. Æ:::æ R o m d‘. 9. Fr. v. Stein. Carlsb. (Postsendeliste 1, S. 4.) Samstag war Goethes Posttag in Rom frr die Briefe nach Deutschland und der Schweiz. 158,20 Angelika] Die Malerin Angelika Kauffmann (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151). 158,20 gemmthlich] Hier im Sinne von ,das Gemrt betreffend‘, ,gefrhlvoll‘ (vgl. GWb 3, 1431 f.). 158,20–21 S e y d i h r Æ:::æ h e r a b g e k o m m e n ? ] Angelika Kauffmann hatte nach einer Lesung aus der eben vollendeten neuen Versfassung der „Iphigenie auf Tauris“ im Februar 1787 eine Zeichnung zu dem Strck versprochen (vgl. IR I, 15. Februar 1787; WA I 30, 267). Wahrscheinlich bekam sie Goethe in den ersten Tagen nach seiner Rrckkehr aus Neapel am 6. Juni 1787 von der Krnstlerin geschenkt. Die Zeichnung illustriert die 3. Szene des 3. Akts, die mit den hier zitierten Versen Orests beginnt (vgl. WA I 10, 56, V. 1310). Goethe schytzte die Zeichnung außerordentlich. In der „Italiynischen Reise“ schreibt er dazu: Angelica hat aus meiner Iphigenie ein Bild zu mahlen unternommen; der Gedanke ist sehr glmcklich und sie wird ihn trefflich ausfmhren. Den Moment, da sich Orest in der Nqhe der Schwester und des Freundes wiederfindet. Das was die drei Personen hinter einander sprechen, hat sie in eine gleichzeitige Gruppe gebracht und jene Worte in Gebqrden verwandelt. Man sieht auch hieran, wie zart sie fmhlt und wie sie sich zuzueignen weiß, was in ihr Fach gehnrt. Und es ist wirklich die Achse des Stmcks. (IR II, 13. Myrz 1787; WA I 31, 48.) Die Zeichnung hing in Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar im so genannten Deckenzimmer und befindet sich heute im Bestand des GNM Weimar (Inv.-Nr: GHz/

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Sch.I.XVIII,9). Eine Reproduktion der Zeichnung ist dem IX. Band des Goethe-Jahrbuchs 1888 vorangestellt. Vgl. auch Goethe in Rom 2, 177, Nr 208. Eine eigenhyndige Variante mit unklarer ƒberlieferungsgeschichte hat sich im GMD Drsseldorf erhalten (vgl. Goethe in Italien, 245 f., Nr 142). 91. An Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Luise und Emil Herder sowie Friedrich von Stein Rom, 30. Juni 1787 ! ÆWeimaræ ZU DEN ADRESSAT EN

Laut Postsendeliste schickte Goethe am 30. Juni 1787 wahrscheinlich mit einem nicht rberlieferten Brief an Johann Gottfried Herder (vgl. EB 71) auch einen Brief an dessen Kinder: Jun Æ:::æ R o m Æ:::æ d‘. 30. Fr. v. Stein Carlsb. Herder. Kinder. (Postsendeliste 1, S. 4.) Dem Inhalt (St. Petersfest [158,23]; große Hitze [159,7]) und dem Stil nach kann es sich dabei nur um den vorliegenden, am 30. Juni 1787 verfassten Brief handeln. Der Adressenvermerk (vgl. ƒberlieferung) weist zusytzlich den mit den Herder-Kindern befreundeten und Goethe besonders nahestehenden Friedrich von Stein als Empfynger aus. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Egh., Adresse: An die Kinder und Fritzen (Angaben nach WA IV 8, 399). – Wahrscheinlich Beischluss zu EB 71. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 45 f., Nr 12. WA IV 8 (1890), 234 f., Nr 2595. Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 30. Juni 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). Als enger Freund des Hauses stand Goethe auch mit den vier- bis zwslfjyhrigen Kindern der Herders, Gottfried (1774–1806), August (1776–1838), Wilhelm (1778–1842), Adelbert (1779–1857), Luise (1781–1860) und Emil (1783–1855), in einem vertrauten Verhyltnis. Ihre Entwicklung begleitete er wohlwollend und suchte sie, wie er nur konnte, zu fsrdern. Frr August Herder hatte er die Taufpatenschaft rbernommen. Der 14-jyhrige Friedrich von Stein war bis zur Abreise Goethes nach Italien sogar sein Zsgling gewesen. Friedrich erhielt auch gesondert Briefe (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16). – Der vorliegende Brief ist der einzige rberlieferte an die Herder-Kinder aus Italien. Msglicherweise hat Goethe gelegentlich auch anderen Schreiben an die Eltern Briefchen beigeschlossen. Mit dem Blqtchen an die Kinder (Postsendeliste 1, S. 4), das

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BRIEF 92

Goethes Postsendeliste am 29. Mai 1787 als Beischluss zum Brief an Charlotte von Stein vom 25. Mai 1787 (Nr 87) erwyhnt, ist dagegen der Brief an Friedrich von Stein vom 26. Mai 1787 (Nr 88) gemeint, der den Kindern Herders aber sicher nicht vorenthalten wurde. Antwortbriefe, die gelegentlich wohl den Briefen der Herders an Goethe beigefrgt waren, sind nicht rberliefert. 158,23 St. Petersfest] In der rsmisch-katholischen Kirche wird der 29. Juni als Festtag des heiligen Petrus begangen, des Grrnders der christlichen Kirche und als erster Bischof in Rom auch der erste Papst. 158,24–25 von der Erleuchtung] Goethes Bericht stand vermutlich in dem nicht rberlieferten Brief an Herder vom 30. Juni 1787 (vgl. ƒberlieferung), dem der vorliegende Brief an die Kinder wahrscheinlich beigefrgt war. Festlich illuminiert wurden die Kuppel von St. Peter und die Bernini-Kolonnaden. Das Großfeuerwerk – die Girandola (ital.: Feuerrad) – wurde von der Hshe der Engelsburg aus gezrndet (vgl. zu 262,10). Der Brief an Herder liegt wahrscheinlich Goethes Darstellung in der „Italiynischen Reise“ vom 30. Juni 1787 zugrunde (vgl. IR III, 30. Juni 1787; WA I 32, 8 f.). Volkmann beschreibt das Feuerwerk in seinem Reisehandbuch: „Von dem Thurm der Engelsburg wird jyhrlich am Feste des Apostels Petrus Æ:::æ ein Feuerwerk abgebrannt, wozu man sich keinen bequemern Platz gedenken kann, weil es von allen Seiten schsn in die Augen fyllt. Insonderheit nimmt sich die so genannte G i r a n d o l a oder der Pfauenschwanz, welcher den Beschluß macht, prychtig aus. Viertausend Raketen steigen auf einmal in die Luft, und erfrllen solche, indem sie sich nach allen Seiten verbreiten, mit einem feurigen Regen, der mit großem Geprassel aufhsret.“ (Volkmann 2, 630.) 159,1 das feurige Feenschloß] Wahrscheinlich die vom Feuerwerk erleuchtete Engelsburg. 159,13–14 Tischbein nach Neapel] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein verließ Rom am 2. Juli 1787, um sich in Neapel niederzulassen. 159,14 großen kmhlen Saal] Vgl. zu 85,10–11. Goethe bezog das Zimmer wahrscheinlich unmittelbar nach Tischbeins Weggang aus Rom Anfang Juli 1787. 159,17–18 Eure kurzen Briefchen] Die Briefe der Kinder Herders sind nicht rberliefert. 92. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 6. und Æ7.æ Juli 1787 ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Goethes †ußerung am Schluss des vorliegenden Briefes, dass er das Schreiben noch rasch vor Abgang der Post beenden mrsse (vgl. 160,30–32), zeigt an, dass er

JULI 1787

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zumindest den letzten Teil am Posttag selbst, also am Samstag, dem 7. Juli 1787, geschrieben hat. ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 66–67. – Doppelblatt 17,9(–19)623,2(–23,6) cm, 3 1/4 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 am yußeren Rand ungleichmyßig beschnitten; an den Ryndern und im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 78–80, Nr 36. WA IV 8 (1890), 235–237, Nr 2596. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts aus der ersten Woche der zweiten Junihylfte 1787 (vgl. zu 160,12–13). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 23. und 26. Juli 1787 (vgl. zu 163,3) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 7. Juli 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 159,21–22 wo Sie dieser Brief auch antrift] Carl August hatte sich vom 3. Juni bis 19. Juli 1787 auf eine diplomatische Reise nach Mainz begeben. Nach seiner Rrckkehr nach Weimar fuhr er am 21. Juli weiter an den preußischen Hof nach Berlin, von wo er erst am 30. September zurrckkehrte (vgl. FB 1787, Bl. 73, 75 und 96). 159,22 Ihr Segen, Ihre Ermahnung] Zu Carl Augusts Reaktion auf Goethes Vorschlyge zur Neugestaltung seines Dienstverhyltnisses und die damit verbundenen Vorstellungen rber die Neuausrichtung ihrer gegenseitigen Beziehung vgl. zu 152,20–21; zu 153,3; zu 153,8. 159,24 Sodezz] Solidityt, Styrke, Gediegenheit (von ital. sodezza). 159,26 Lucchesini ist wieder hier] Der preußische Diplomat Girolamo Marchese di Lucchesini war offensichtlich Ende Juni oder Anfang Juli aus Neapel, wo ihn Goethe bereits getroffen hatte, nach Rom zurrckgekehrt (vgl. zu 150,5; zu 154,12). 159,27 mit ihm Æ:::æ zu unterhalten] Lucchesinis Quartier in Rom lag nicht weit von Goethes Wohnung entfernt. Goethe vermied zwar jeden auffylligen Kontakt zu Lucchesini, fand aber doch Wege, ihn zu einem Gesprych zu treffen. Danach wurde der Kontakt offenbar eher zufyllig (vgl. zu 239,18). 160,4 treibe die Kunst] Zum Zeichenunterricht durch Jakob Philipp Hackert vgl. zu 149,9. 160,6–7 im qchten, nahen Begriff] Dank der Anleitung und Kritik Hackerts lernte Goethe, Stand und Grenzen seines zeichnerischen Vermsgens realistisch einzuschytzen. Ich habe in diesen wenigen Tagen viel von ihm gelernt. / Æ:::æ Herr Hackert hat mich gelobt und getadelt und mir weiter geholfen.

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BRIEF 92

Er that mir halb im Scherz halb im Ernst den Vorschlag, achtzehn Monate in Italien zu bleiben und mich nach guten Grundsqtzen zu mben; nach dieser Zeit, versprach er mir, sollte ich Freude an meinen Arbeiten haben. Ich sehe auch wohl, was und wie man studiren muß, um mber gewisse Schwierigkeiten hinauszukommen, unter deren Last man sonst sein ganzes Leben hinkriecht. (IR III, 16. Juni 1787; WA I 32, 4 f.) 160,9 mit mit] Versehentliche Dittographie. 160,12–13 ohne Ihren freundlichen Zuruf] Zur ursprrnglichen Planung der Rrckreise nach Weimar vgl. zu 150,15. Etwa am 26. Juni war Goethe von einem Aufenthalt in Tivoli und den Albaner Bergen nach Rom zurrckgekehrt. Carl Augusts Brief bestyrkte ihn offensichtlich noch einmal darin, den bis Weihnachten 1787 gewyhrten Urlaub auszuschspfen (vgl. zu 118,25). 160,15–16 Die Freunde Æ:::æ meinen Aufenthalt biß auf den 28 Aug. verlqngre.] Diesen Entschluss muss Goethe im Laufe des Juni getroffen und wahrscheinlich Charlotte von Stein und Johann Gottfried Herder mitgeteilt haben. Beiden hatte er am 23. und 30. Juni 1787 jeweils einen Brief gesandt; diese Briefe sind nicht rberliefert (vgl. EB 66, EB 67, EB 70, EB 71). 160,17 St Peters Feyerlichkeit] Die betreffenden Briefe wahrscheinlich vom 30. Juni 1787 sind nicht rberliefert (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). Vgl. auch zu 158,24–25. 160,19 Der Farnesische Herkules] Zum „Herkules Farnese“ und zu seinem Abtransport nach Neapel vgl. zu 93,4. 160,20–21 auch den Toro Æ:::æ reisefertig zu machen] Der so genannte „Toro Farnese“ (ital.: „Farnesischer Stier“), die Skulpturengruppe „Bestrafung der Dirke“, ist eines der berrhmtesten rberlieferten bildhauerischen Werke der Antike. Dargestellt ist eine Szene aus der griechischen Mythologie, in der die von Zeus gezeugten Zwillinge Amphion und Zethos Dirke, die grausame Ksnigin von Theben, an einen Stier binden, der sie zur Strafe frr ihre Untaten zu Tode schleifen soll. Die Gruppe ist die rsmische Kopie (um 200 n. Chr.) eines nicht rberlieferten griechischen Originals aus der ersten Hylfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., das von den griechischen Bildhauern Apollonios und Tauriskos von Tralleis in Kleinasien geschaffen wurde und sich auf Rhodos befand. Die im Palazzo Farnese aufgestellte rsmische Kopie war 1545 in den Thermen des Caracalla in Rom gefunden und den Sammlungen von Papst Paul III. (Alessandro Farnese) eingegliedert worden. Vgl. Haskell/Penny, Sculpture, Nr 15; Christian Kunze: Der Farnesische Stier und die Dirkegruppe des Apollonios und Tauriskos. Berlin 1998 ( Jahrbuch des Deutschen Archyologischen Instituts. Ergynzungsheft 30); Winckelmann, KD, Nr 530. Der „Farnesische Stier“ wurde im Mai 1788 nach Neapel verschifft und dort zunychst in der Villa Reale aufgestellt; er befindet sich heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel (Inv.-Nr 6002).

JULI 1787

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160,22 leert der Grosherzog die Villa Medicis vnllig aus] Gemeint ist Peter Leopold von Habsburg-Lothringen, Sohn Maria Theresias von …sterreich und des Kaisers Franz I., als Pietro Leopoldo I. 1765 Großherzog von Toscana (und ab 1790 als Leopold II. Kaiser des Heiligen Rsmischen Reiches Deutscher Nation). Als die Medici-Dynastie 1737 ausstarb, wurde das Großherzogtum Toscana durch eine Vereinbarung der europyischen Mychte an Franz II. Stephan von Lothringen rbertragen, der dafrr Lothringen an Frankreich abtrat. Pietro Leopoldo I. baute die Museen in Florenz aus. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Antikensammlungen der Villa Medici in Rom (vgl. zu 137,25) nach Florenz rberfrhrt. 1769/70 kam die Niobidengruppe zusammen mit anderen Strcken wie dem „Apollino“ in die Uffizien nach Florenz, der Rest, auf den sich Goethes Bemerkung bezieht, folgte bis 1787. 160,27–28 die bermhmte Leprische Sache] Papst Pius VI. hatte nach dem Tod des Frrsten Amanzio Lepri 1785 um eine Millionenerbschaft prozessiert, nachdem die Nichte des Frrsten ein Testament, das ihn als Universalerben einsetzte, angefochten hatte. Als der Papst in dem Prozess unterlag, lsste das Urteil in der …ffentlichkeit Genugtuung aus. Das Ansehen des bereits im Ruf finanzieller Misswirtschaft und des Nepotismus stehenden Papstes wurde dadurch weiter geschydigt. 160,28 Remedium] Lat.: Heilmittel. Nach dem verlorenen Prozess um die Leprische Erbschaft (vgl. die vorhergehende Erlyuterung) versuchte Papst Pius VI. das Urteil in einem Berufungsprozess anzufechten. Das Verfahren endete 1789 mit einem Vergleich, nach dem die Erbschaft zwischen den Prozessparteien aufgeteilt wurde. 160,30 Scirock] Ital. scirocco (weiter vgl. zu 22,6). Scirocco-Wetterlagen treten meist im Frrhling und Herbst auf. Goethe hatte schon vor einem Monat rber den Scirocco berichtet (vgl. 155,5). 160,32 geht die Post] Posttag in Rom frr Briefe nach Deutschland war Samstag, hier also der 7. Juli. 160,34 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise befand sich vom 30. Mai bis 13. August 1787 auf ihrer Badereise in Aachen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 148,8). Carl August sah sie erst nach seiner Rrckkehr aus Berlin am 30. September 1787 wieder. 160,34 noch einige Nachricht] Goethe war rber den Gesundheitszustand des Herzogs und seiner Familie stets sehr besorgt, zumal Carl August im Dezember 1786 einen schweren Reitunfall gehabt hatte (vgl. zu 148,9–10). 161,1 In 16 Tagen] Zur regulyren Dauer der Briefbefsrderung zwischen Weimar und Rom vgl. zu 58,12.

362

BRIEFE 93/94

93. An Philipp Christoph Kayser

Rom, 14. Juli 1787 ! ÆZrrichæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 1 Bl. 18,7(–18,9)623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse, Tinte: Herrn Kayser; rote Oblatenreste; am rechten Seitenrand Mitte Papierausriss durch …ffnen der Oblate, dadurch Textverlust in 161,13: herzÆlichæ. – Beischluss zu EB 74. E: Goethe und Kayser (1879), 68 f., Nr 8 (nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]). WA IV 8 (1890), 237 f., Nr 2597. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief von Ende Juli oder Anfang August 1787 (vgl. zu 166,17) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 14. Juli 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 161,5 Anstatt zu kommen] Goethe hatte mehrfach den Besuch bei Kayser in Zrrich auf seiner Rrckreise von Italien angekrndigt (vgl. zu 37,4; 88,10–11; zu 115,22–23). 161,5 K.] Abgekrrzt frr ,Kayser‘. 161,6 von Rom los machen] Das Ende seines Italienaufenthalts hatte Goethe immer wieder verschoben. Anfang Juni 1787, nach seiner Rrckkehr aus Neapel, ging er noch von einer Abreise aus Rom Anfang Juli aus (vgl. zu 155,10). Kurz vor diesem Termin verlyngerte er seinen Aufenthalt zunychst bis zum 28. August und informierte seinen Dienstherren Carl August dementsprechend (vgl. 160,15– 16). Da der Herzog offenbar zustimmend und wie schon im Januar 1787 (vgl. zu 100,26–27) mit einer Geste der Großzrgigkeit geantwortet hatte (vgl. zu 163,5), erbat Goethe schließlich am 11. August eine weitere Verlyngerung seines Urlaubs bis Ostern 1788 (vgl. zu 163,10). 161,6–7 hier die Erfmllung aller meiner Wmnsche und Trqume] ƒber Goethes Italiensehnsucht vgl. zu 14,30. 161,11 In der komischen Oper] Im Teatro della Valle (vgl. die erste Erlyuterung zu 34,15). 161,12 Cimarosa unterhqlt uns] Im Teatro della Valle wurde in der Saison 1787 die Opera buffa „L’Impresario in angustie“ (Der Impresario in der Klemme) des neapolitanischen Komponisten Domenico Cimarosa gegeben, die im Jahr zuvor in Neapel uraufgefrhrt worden war. Vom Besuch der Inszenierung berichtet Goethe auch in der „Italiynischen Reise“ unter dem 31. Juli 1787 (vgl. WA I 32, 41). Das Libretto der Auffrhrung befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 381, Nr 2569). 1791 bearbeitete er die musikalische Farce unter

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dem Titel „Die theatralischen Abentheuer“ frr eine Auffrhrung am Weimarer Theater (24. Oktober) neu (vgl. WA I 53, 102–117). 161,13 an meine Seite] Kayser kam in den letzten Oktobertagen 1787 nach Rom und blieb bis zur gemeinsamen Abreise am 24. April 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 161,15 Schreiben Sie mir] Kayser antwortete auf den vorliegenden Brief wahrscheinlich in der Zeit zwischen Ende Juli und Anfang August 1787 und informierte Goethe rber den Fortgang der Komposition zu „Scherz, List und Rache“ (vgl. 166,17–18). 161,17 Ich arbeite an Egmont] Bis Mitte Juli war Goethe mit der Bearbeitung schon bis zum 4. Akt gekommen (vgl. IR III, 5., 9. und 16. Juli 1787; WA I 32, 28 f., 31 und 33). Vgl. auch zu 79,11. 161,20 ein Wort mber meine Schriften] Goethe hatte Kayser schon mehrfach auf das Erscheinen der ersten vier Bynde seiner neuen Werkausgabe Ende April 1787 hingewiesen (vgl. GB 6 II, zu 245,6–7; zu 88,24; zu 105,6). Eine Meinungsyußerung Kaysers zu den schließlich Ende Juli ausgelieferten Bynden ist nicht bekannt.

94. An Charlotte von Stein

ÆRom, 28.? Juli 1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

In Goethes Postsendeliste ist unter dem 28. Juli 1787 ein Brief an Charlotte von Stein ausgewiesen, der die ƒbersendung einer Zeichnung Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins mit einem dazugehsrigen Brief von ihm anzeigt: Fr. v. Stein. Mit Tischb. Brief. und Zeichnung der Gefangn. Tmrcken. (Postsendeliste 1, S. 4.) Das dort genannte Sujet der Zeichnung verweist auf die im vorliegenden Brief erwyhnte Zeichnung: Drey Gefangne Tmrcken die mit einander sprechen (161,23). Damit ist Tischbeins Zeichnung „Die gefangene Mohrin“ gemeint, die der Maler am 21. Juli 1787 von Neapel aus an Goethe nach Rom geschickt hatte und die dort wahrscheinlich am 28. Juli oder an einem der Tage unmittelbar davor eingetroffen war (vgl. zu 161,22). Der vorliegende Brief ist demnach wahrscheinlich am 28. Juli 1787 geschrieben worden. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 10,8(–11)68,6(–8,9) cm, 1 S. beschr. egh., Tinte. E: Briefe aus Italien (1886), 436. WA IV 8 (1890), 238, Nr 2598.

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BRIEF 94

BEI L AG EN

1) Brief von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein an Goethe, 21. Juli 1787 (vgl. Datierung und zu 161,22):

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Hier haben Sie eine zeihnug von denen t u r c k e n welche hir gefangen liegen. Der H e r c u l e s hatt sie nicht genomen, sondern ein Schiffe welches die C o r a l l e n fischer begleitete. Die Tu r c k e n sahen diesses Christlie schiff und machten sich daran um es weg zu nehmen, aber sie fanden sich betrogen, den die christen waren starcker und so worden sie rberwaltiget und gefangen hier her gefiert. Es waren 30 mann auf dem christligen Schife, und nur 24 auf dem t u r c k ischen. 6 mann t r r c k e n blieben im gefechte und einer ist verwontet, von denen christen ist Kein eitziger geblieben. Die m a d o n a hat sie beschitzet. Der schiffer hatt eine grose Beute gemaht, er fandt sehr viel Geld, und wahren. Seidenzeig und C a f f e , und einen reichen Schmuck welches einer jungen Morin geherte. Es war schsn zusehen, die viele tauset menschen, welche alle im Chane hin frren um die gefangene zusehen, besonders die Morin. Es waren verschiedne liebhaber die die Morin Kaufen wolten, und haben viel Geld darfrr gebohten, aber der c a p i t a n wil sie nicht weg geben. ich frr alle tage hin, und einen tag fand ich denn C v l : H a m i l t o n n und die M i s H a r t da, die den sehr geriret worde und weinte, und da das die Morin sahe fing sie auch an zu weinen. Sie wolte sie Kaufen aber der c a p i t a n wolte sie nicht geben. jezo sind sie nicht mer hir. Bald werde ich Ihnen die Zeihnugen von denn Kspfen des O r e s t e s schicken, die Furien giebt schricklig Schsne gischter. Ich glaube das mir das Bild gut werden soll, zum wenigsten habe ich grose Freude daran zu arbeiten. Das Kleine frr die Keiserin habe ich auch schon c o m p o n irt. Man verlanget hir sehr nach Ihren Meuen Wercken, und ich vor allen wrnschte das selbige schon hier weren. Schreibe Sie mir doch was in dem temerenten Sahl alle vorgenomen wirdt. ob viele Kspfe gezeihnet werden? Wie ist Ihre gesondheit in diesser hize? t r i n c k e n Sie doch des Morgens anstatt gekochte C o c o l a t e g e f r o h r e n e , Sie Ksnnen sich selbige in dem Eis haus bey S . C a r l o alle morgen machen lassen. Haben Sie doch Die Grte Das G e l d welches rberig bleibt nah der bezahlung des Rahmens, a n d i e S i g a : M a r i u c e D e m D i c k e n S c h a t z z u g e b e n , sie wird wohl zuweilen in das Haus Komen, wo nicht so Kenden Sie sie wohl holen lassen. Sie haben doch wohl einige Sachen zumachen, das sie Ihnen gewis erlig ausrichten wird. Die beyden H‘: Hackerts lassen Ihnen viele mahl grrssen. ich Kan Ihnen nicht genug sagen wie sehr freundschaftlig und hsflig er gegen mich ist. Empfen Sie mich dem H: Rath. und a n g e l i c a . und unsern hausfrden und der Alten P i e r a

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JULI 1787

empfehlen Sie das sie die fenstern des morges frrh und des Abents aufmacht, damit die frische Luft spielen kann. Napoli d‘ 21 Juni 1787.

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W Tischbein (H: GSA Weimar, Sign.: 28/1043 [vgl. auch RA 1, 111, Nr 228]. – 1 Bl. 18,7624 cm, 2 S. beschr., egh. Tischbein, Tinte. – Goethe nahm an dem Brieftext zum besseren Verstyndnis frr Charlotte von Stein einige Korrekturen besonders im Lautstand einzelner Wsrter vor und gab rber oder unter dem Text frr zwei Passagen erlyuternde Erklyrungen.) 5 starcker] stqrcker g 10 Morin] Mohrin g 12 Morin] Mohrinn g 13 Morin] Mohrinn g 15–16 geriret] germhrt g 20 gischter] Gesichter g 23 Meuen] neuen g 2 genomen] genomena) 19 O r e s t e s ] O r e s t e s b) a) "Es hieß die Tmrcken hqtten das Schiff worauf der H e r c u l e s war angegriffen und seyen von denen begleitenden Galeotten gefangen worden." g b) #Er mahlt ein Bild wie Orest die Schwester findet und ihn die Furien verlaßen.# g 2) Zeichnung (vgl. zu 161,22 und Abb. 12). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 28. Juli 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 161,22 Diese Zeichnung] Goethe rbersandte Charlotte von Stein die 19,8629,1 cm große lavierte Tuschzeichnung „Die gefangene Mohrin“, die ihm Tischbein gerade mit einem Brief vom 21. Juli 1787 aus Neapel geschickt hatte. Die Datierung Tischbeins in seinem Begleitbrief, „21 Juni 1787“ (365,40), ist ein Schreibversehen. Tischbein war Anfang Mai 1787 von Neapel aus nach Rom gegangen und hielt sich dort bis Anfang Juli auf, um danach wieder nach Neapel zurrckzukehren (vgl. EB 54, EB 61). Die Zeichnung verblieb in Goethes Besitz und befindet sich heute in seiner Graphiksammlung im GNM Weimar (Inv.-Nr: GHz/Sch.I.292,710,83). Die Zeichnung Tischbeins entstand nach der Gefangennahme der Besatzung eines trrkischen Handelsund Piratenschiffes im Juli 1787, die versucht hatte, vor der neapolitanischen Krste einen Schiffskonvoi anzugreifen, der die farnesischen Kunstschytze von Rom nach Neapel brachte (vgl. zu 93,4). Die gefangenen Trrken wurden samt ihrer reichhaltigen Fracht und einer schsnen Afrikanerin in Neapel zur Schau gestellt. Tischbein berichtete darrber in seinem die Zeichnung begleitenden Brief (ab-

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BRIEF 95

gedruckt als Beilage). Das Bild zeigt eine Szene auf den beiden Schiffen nach dem Kampf mit einer Gruppe der gefangen genommenen Trrken und der Afrikanerin sowie mit den sie beobachtenden Christen. 95. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 11. August 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 68–69. – Doppelblatt 18,8(–19)623,3(–23,5) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch stellenweise restauriert. – Beischluss zu EB 81, der EB 83 beigeschlossen war. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 80–83, Nr 37. WA IV 8 (1890), 239–243, Nr 2600. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 23. und 26. Juli 1787 (vgl. zu 163,3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 11. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4). 163,3 Ihren lieben werthen Brief] Der Brief ist nicht rberliefert. Er beantwortete Goethes Brief vom 7. Juli 1787 (Nr 92), der bei regulyrer Postlaufzeit von mindestens 16 Tagen (vgl. zu 58,12) nicht vor dem 23. Juli in Weimar eingegangen sein kann. Da Carl August schon am 21. Juli nach Berlin abgereist war, musste ihm Goethes Brief nachgeschickt werden. Der Herzog hat seinen Antwortbrief spytestens am 26. Juli abgesandt, da er Goethe schon am 11. August in Rom vorlag. 163,5 beruhigen mich auf alle Weise] Carl August hatte Goethe offensichtlich den Zeitpunkt seiner Rrckkehr vollstyndig freigestellt. 163,10 noch biß Ostern] Da Goethe bereits am 18. August 1787 an Philipp Seidel schrieb, dass sein Urlaub bis auf Ostern 1788 verlyngert sei (vgl. 174,5), war er sich der Zustimmung Carl Augusts nach dessen Offerte im Bezugsbrief offensichtlich sicher. 163,14–15 Architecktur Æ:::æ und Farbengebung der Landschaft] Unter dem Datum dieses Briefes nennt Goethe in der „Italiynischen Reise“ den Architekten Maximilian von Verschaffelt: Kein Tag vergeht, daß ich nicht in Kenntniß und Ausmbung der Kunst zunehme. Wie eine Flasche sich leicht fmllt, die man oben offen unter das Wasser stnßt, so kann man hier leicht sich ausfmllen, wenn man empfqnglich und bereit ist; es drqngt das Kunstelement von allen Seiten zu. / Æ:::æ Vielleicht geh’ ich wieder nach Neapel, um Hackerts Unterricht zu genießen. Er hat mich in vierzehn

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Tagen, die ich mit ihm auf dem Lande war, weiter gebracht, als ich in Jahren fmr mich wmrde vorgermckt sein. Æ:::æ Diese Woche ist still und fleißig hingegangen. Besonders hab’ ich in der Perspectiv manches gelernt. Verschaffelt, ein Sohn des Mannheimer Directors, hat diese Lehre recht durchgedacht und theilt mir seine Kunststmcke mit. (IR III, 11. August 1787; WA I 32, 56 f.) Maximilian von Verschaffelt war der Sohn des Mannheimer Bildhauers, Architekten und Akademiedirektors Peter Anton von Verschaffelt, hatte in Mannheim Architektur studiert und war danach 1782 nach Rom gekommen, wo er bis 1793 blieb. Verschaffelt arbeitete zunychst als Bildhauer, verlegte sich aber bald auf Architekturzeichnungen (von antiken Monumenten), mit denen er einigen Erfolg hatte und von denen einzelne Strcke nach Goethes italienischer Reise auch nach Weimar kamen (vgl. Hermann Mildenberger: Im Blickfeld der Goethezeit I. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Bestand der Kunstsammlungen zu Weimar. Berlin 1997, S. 62–65, Nr 15 f.). Goethe ließ sich im Sommer 1787 von Verschaffelt in Perspektivmalerei unterrichten. In einem Verzeichnis der in Rom lebenden Krnstler, das Aloys Hirt 1787 frr Goethe aufstellte, ist Verschaffelt unter die Bildhauer eingereiht, allerdings mit dem Zusatz: „Leget sich nun mehr auf Architektur, und Perspektive.“ (Sedlarz, Hirt, 332.) Merkwrrdigerweise taucht jedoch, anders als in der „Italiynischen Reise“, der Name Verschaffelts in keinem der erhaltenen Briefe auf. So ist es Spekulation, ob er der Architekt war, den Goethe sich nach seiner Ankunft als Frhrer wrnschte (vgl. 17,14–16). 163,16–17 Sept und Oktbr. Æ:::æ Zeichnen nach der Natur wiedmen] Goethe hielt sich vom 25. September bis 22. oder 23. Oktober 1787 in den Albaner Bergen bei Rom auf (vgl. IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83 und 187,28–29), wo er sich im Zeichnen von Landschaften rbte. 163,17 Nov und Dec. der Ausfmhrung zu Hause] In der Regel wurden die Landschaftszeichnungen im Freien nur skizzenhaft aufgenommen, um spyter weiter ausgefrhrt und gegebenenfalls koloriert zu werden. Die Aufnahme der Landschaften erfolgte hyufig unter Verwendung einer Camera obscura, eines nach dem Prinzip der Lochkamera arbeitenden Apparats, mit dem das durch eine Linse einfallende Bild von einem Spiegel auf eine Flyche projiziert wird, auf der die Umrisse nachgezeichnet werden ksnnen. Ob Goethe, in dessen Besitz sich zwei derartige Apparate befanden, bei seinen Zeichenstudien in Italien eine Camera obscura verwendete, ist nicht bekannt. Goethe beschreibt die Verwendung der Camera obscura in seiner Schilderung der Reisen von Charles Gore, der sie hyufig zu benutzen pflegte (vgl. WA I, 46, 338; vgl. auch Hermann Mildenberger: Natur und Camera obscura. Jacob Philipp Hackert – Charles Gore – Richard Payne Knight – Georg Melchior Kraus. In: Europa in Weimar. Visionen eines Kontinents. Hrsg. von Hellmut Th. Seemann [Klassik Stiftung Weimar. Jahrbuch 2008]. Gsttingen 2008, S. 208 f.).

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BRIEF 95

163,18–19 ersten Monate des kmnftigen Jahres Æ:::æ dem Gesichte pp.] Die dritte Phase von Goethes Zeichenunterricht sollte sich mit dem menschlichen Ksrper beschyftigen (vgl. 234,28–236,8). 164,5 mit Ostern zu schließen] Dies erwies sich als Trugschluss. Vgl. die folgenden Erlyuterungen. 164,6 Egmont ist fertig] Hier erstmals der Hinweis auf die Fertigstellung des Strcks. Zum Arbeitsprozess vgl. zu 79,11. 164,7 biß Neujahr den Tasso] Zur Fertigstellung des „Torquato Tasso“ vgl. zu 138,10. 164,7 biß Ostern Faust] Vgl. zu diesem nicht verwirklichten Vorsatz zu 94,8; zu 217,24. 164,9–10 die kleinen Sachen Æ:::æ fertig werden] Die kleineren Strcke „Erwin und Elmire“ und „Claudine von Villa Bella“ wurden Anfang 1788 in Rom fertiggestellt und erschienen im 5. Band der achtbyndigen Werkausgabe „Goethe’s Schriften“. „Lila. Festspiel mit Musik und Tanz“ erschien erst 1790 in Band 6 und das umgearbeitete Singspiel „Jery und Byteli“ ebenfalls 1790 in Band 7. 164,11–12 den achten zu sammeln und zu ordnen] Band 8 von „Goethe’s Schriften“, der 1789, noch vor dem 6. und 7. Band herauskam, enthielt die erste und zweite Sammlung der „Vermischten Gedichte“ (vgl. zu 264,17–18) sowie kleinere Dramen und das Epos „Die Geheimnisse“ (vgl. GB 6 II, zu 206,12– 13). 164,13 an Wilhelm gehn] Goethes Absicht, die im Mai 1786 unterbrochene Arbeit an dem Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ in Italien wiederaufzunehmen und abzuschließen, erwies sich als nicht umsetzbar. Zur Entstehungsgeschichte vgl. die erste Erlyuterung zu 94,9. 164,14 zu erb und eigen] Paarformel aus der Rechtssprache: zu vollwertigem Besitz rbertragen, zuschreiben, im Gegensatz zum Nutzungsbesitz, der nicht vererbbar war; hier im rbertragenen Sinne von ,innerer Zueignung eines literarischen Werkes‘ (vgl. GWb 3, 231). – Carl August hatte bereits im April 1786 Teile des Manuskripts von „Wilhelm Meister“ gelesen (vgl. zu 120,20–21). 164,15 meine qlteren Sachen Æ:::æ dient mir erstaunend] Seit Ende 1786 hatte Goethe den Entschluss gefasst, die frr die Bynde 5 bis 8 seiner „Schriften“ vorgesehenen Dramen nicht mehr in der bis dahin vorliegenden fragmentarischen Form zu versffentlichen, sondern sie zu vollenden. Die ihm im Sommer 1786 endgrltig deutlich gewordene Situation, die vielen als Entwrrfe oder Ideenskizzen vorliegenden literarischen Projekte neben seinen extrem zeit- und kraftabsorbierenden amtlichen Tytigkeiten nicht zu Ende frhren zu ksnnen, war einer der Grrnde frr seine fluchtartige Abreise nach Italien gewesen. 164,23 zur schnnen Jahrszeit] Goethe traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10).

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164,23–24 Edelsheim in einem gar guten Brief] Zu Wilhelm von Edelsheim vgl. zu 91,6. Der erwyhnte Brief Edelsheims ist nicht rberliefert. 164,27–28 Ihre Besitzthume Æ:::æ bereisen] Zu der vorgeschlagenen Landesreise durch das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach kam es, von einigen Aufenthalten in Jena abgesehen, nicht, weil Carl August Goethe seiner Bitte gemyß (vgl. 152,20–23) von der Pflicht zur Teilnahme an den laufenden Geschyften des Geheimen Consiliums sowie von den meisten administrativen Aufgaben entband, die er bis zu seiner Abreise 1786 innegehabt hatte. 164,32 zu jeder Art von Dienst Æ:::æ aufs neue qualificiren] Wie sich die amtlichen Aufgaben Goethes krnftig gestalten sollten, handelte Goethe mit Carl August erst nach dessen Rrckkehr vom Feldzug in den Niederlanden Anfang 1788 aus. Die Bekundung der bedingungslosen Dienstbereitschaft sollte ausdrrcken, dass sich Goethe entschieden hatte, wieder nach Weimar zurrckzukehren. Da es frr einen frrstlichen Beamten im 18. Jahrhundert vsllig ausgeschlossen war, eine Neubestimmung seines amtlichen Wirkungskreises gegenrber dem Regenten zur fsrmlichen Bedingung zu machen, war eine solche Erklyrung die Voraussetzung frr Goethes Wiedereintritt in sein Dienstverhyltnis. 164,34–165,1 der Landes Administration Æ:::æ wiedmen] Da die Neubestimmung des amtlichen Wirkungskreises mit Schwerpunkt in der Wissenschaftsund Kunstpflege, wie ihn Goethe wrnschte, in den Einzelheiten noch nicht geklyrt und der Herzog auf nicht absehbare Zeit durch seine politischen Projekte außerhalb Weimars gebunden war, ging Goethe davon aus, seine bisherigen Aufgabengebiete wieder rbernehmen zu mrssen, bis deren Neubesetzung msglich wurde. 165,5 Ihre großen auswqrtigen Verhqltniße] Carl August war von Ksnig Friedrich Wilhelm II. nach dem politischen Erfolg der Wahl Carl Theodor von Dalbergs zum Koadjutor von Mainz im Juni 1787 zum Beauftragten frr die Angelegenheiten des Frrstenbundes ernannt worden. Darrber hinaus verschyrfte sich Ende Juni 1787 der Konflikt zwischen dem Erbstatthalter der Vereinigten Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, und den niederlyndischen Stynden (vgl. die zweite Erlyuterung zu 12,20), nachdem diese die Frau des Statthalters, eine Schwester des preußischen Ksnigs, an der Reise in die Residenz Den Haag gehindert und sie frr einige Tage festgehalten hatten. Da Friedrich Wilhelm II. daraufhin ein Ultimatum zur Wiedereinsetzung des Statthalters in sein Amt gestellt hatte, drohte eine milityrische Invasion Preußens, die schließlich auch zur Beilegung des Konfliktes frhrte. 165,9 einen nqchsten Brief] Brief vom 28. September 1787 (Nr 105). 165,9–10 balde wieder ein Zeichen] Ein Antwortbrief Carl Augusts ist nicht rberliefert. 165,11 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach.

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96. An Philipp Christoph Kayser

BRIEF 96

Rom, 14. August 1787 ! ÆZrrichæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 18,7623(–23,3) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss zu EB 90. E: Goethe und Kayser (1879), 69–72, Nr 9 (nach einer Abschrift [GSA 68/ 761]). WA IV 8 (1890), 243–246, Nr 2601. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Kaysers von Ende Juli oder Anfang August 1787 (vgl. zu 165,14–15). – Der Antwortbrief von Ende August oder Anfang September 1787 (vgl. zu 176,10) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 165,14 Mein langes voriges Schweigen] Wyhrend der Reise nach Neapel und Sizilien vom 22. Februar bis 6. Juni 1787 (vgl. zu 104,32) und noch Wochen danach hatte Goethe die Korrespondenz mit Kayser ruhen lassen. Den letzten Brief an Kayser vor der Reise (Nr 66) hatte er am 10. Februar verschickt (vgl. EB 21) und erst mit dem Brief vom 14. Juli 1787 (Nr 93) den Kontakt wieder aufgenommen. 165,14–15 eine schnelle Antwort] Kayser muss auf Goethes letzten Brief vom 14. Juli entweder noch im Juli oder Anfang August 1787 geantwortet haben. 165,18 bleibe ich in Italien] Goethe hatte erst drei Tage zuvor Herzog Carl August um die Verlyngerung seines Aufenthalts in Rom bis Ostern 1788 gebeten (vgl. zu 163,10). 165,23 unsre Oper] Das Singspiel „Scherz, List und Rache“. Goethe, der schon Anfang des Jahres von einem baldigen Abschluss der Kompositionsarbeiten ausgegangen war, hatte bereits im Brief an Kayser vom 6. Februar ƒberlegungen zur Versffentlichung des Werks angestellt und eine dafrr notwendige Ankrndigung angemahnt (vgl. 115,26–27). 165,24 eine Art Ankmndigung] Dies wurde durch den Aufenthalt Kaysers in Rom seit Ende Oktober 1787 hinfyllig. 165,25–26 Gnschen Æ:::æ Gevatterstelle vertreten] Im Verlag von Georg Joachim Gsschen in Leipzig waren im Frrhjahr/Sommer 1787 die ersten vier Bynde von Goethes Werkausgabe „Schriften“ erschienen. Eine Herausgabe des Singspiels im Verlag Gsschens lag deshalb nahe. Gleich am nychsten Tag, am 15. August 1787, schrieb Goethe an Gsschen wegen einer Versffentlichung der Partitur (vgl. zu 168,23–24). Gsschen erklyrte zwar grundsytzlich seine Bereitschaft (vgl. zu 197,12), eine Versffentlichung des Werks kam aber nicht zustan-

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de. Gsschen scheute das Risiko, einen so unbekannten Komponisten wie Kayser zu verlegen: „Gsthe muß den Text seiner Oper allerdings mit liefern in seinen Werken. Das will ich ihm schon eingeben. Mit der Musik von Kaiser mag ich nichts zu thun haben.“ (Gsschen an Friedrich Justin Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94.) Den Text von „Scherz, List und Rache“ nahm Goethe in den im Mai 1790 erscheinenden Band 7 seiner Werkausgabe auf. 165,29 biß wir uns sprechen] Goethe ging offensichtlich noch immer davon aus, dass er Kayser bei seiner Heimreise in Zrrich treffen werde (vgl. zu 37,4). Kayser kam aber Ende Oktober 1787 selbst nach Rom (vgl. zu 176,10). 165,29 an die neue Oper gehn] Goethe trug sich mindestens seit Anfang des Jahres mit Plynen frr eine neue komische Oper, „Die Mystificirten“, deren Grundlage die so genannte Halsband-Affyre in Frankreich bilden sollte. Kayser war dafrr wieder als Komponist vorgesehen (vgl. zu 116,17). ƒber die bereits entwickelten Plyne zu Sujet und Szenarium vgl. zu 166,20–21; zu 166,24– 28; zu 167,2. Vermutlich arbeiteten Goethe und Kayser wyhrend des gemeinsamen Aufenthalts in Rom ab Ende Oktober 1787 an dem neuen Projekt (vgl. 201,12–14). Ein Szenarium und erste Textentwrrfe aus dieser Zeit sind in Goethes Nachlass rberliefert (H: GSA 25/XXII,6,1a–g; vgl. auch WA I 17, 369–394). Der Plan wurde nicht ausgefrhrt. Goethe arbeitete das Textmaterial spyter zum Lustspiel „Der Groß-Cophta“ um. 166,1–2 den E g m o n t ] Ab Mitte August 1787 krndigte Goethe die Fertigstellung des Trauerspiels „Egmont“ an (vgl. zu 164,6). Frr den 5. September hylt er in der „Italiynischen Reise“ den endgrltigen Abschluss der Arbeiten fest (vgl. IR III; WA I 32, 75). Er schickte das Manuskript aber nicht an Kayser, weil er inzwischen die Mitteilung erhalten hatte, dass dieser nach Rom kommen werde (vgl. zu 176,10). Er sandte den Text am 15. September zum Abdruck in Band 5 der „Schriften“ direkt an Herder nach Weimar (vgl. EB 97). 166,3 etwa die Symphonie] Mit Symphonie ist hier ein orchestraler Einleitungssatz zu einem Brhnenstrck gemeint. Laut Goethes spyteren Angaben in der „Italiynischen Reise“ brachte Kayser die Symphonie zu Egmont bereits komponiert nach Rom mit (IR III, November 1787; WA I 32, 142). In Rom arbeitete er spytestens seit Dezember an der Brhnenmusik (vgl. 217,33–34). Im Februar 1788 berichtete Goethe rber große Fortschritte der Arbeit (vgl. 252,1–2). Kayser konnte die Kompositionen aber anscheinend nicht mehr rechtzeitig frr die geplante Versffentlichung fertigstellen (vgl. die folgende Erlyuterung). Sie sind nicht rberliefert. 166,12 ins Publikum schicken] „Egmont“ erschien im April 1788 in Band 5 der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ ohne Kompositionen von Kayser. 166,14 Egmont wird gleich gespielt werden] Die ersten Auffrhrungen gab es durch die Kochsche Theatertruppe am 9. Januar 1789 in Mainz sowie am 15. Myrz 1789 in Frankfurt a. M.

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BRIEF 97

166,15 in 14 Tagen] Die Absendung nach Zrrich erfolgte nicht mehr (vgl. zu 166,1–2). 166,17 von unserm Wercke] Kayser hatte Goethe in seinem Bezugsbrief offensichtlich rber den Stand der Kompositionsarbeiten zu „Scherz, List und Rache“ unterrichtet, nachdem Goethe Mitte Juli 1787 wieder den Kontakt zu ihm gesucht hatte (vgl. zu 165,14). 166,20–21 H a l s b a n d s G e s c h i c h t e Æ:::æ z u r O p e r a B u f f a z u m a c h e n] Goethes Plyne zu einer neuen Oper, „Die Mystificirten“, gingen auf Motive der so genannten Halsband-Affyre von 1785/86 in Frankreich zurrck. Im Zentrum dieses Gesellschaftsskandals stand der Frrstbischof von Straßburg, Kardinal Louis Ren Edouard de Rohan-Gumen. Unter dem Einfluss des freimaurerischen Hochstaplers Guiseppe Balsamo, der unter dem Namen eines Grafen Alexander von Cagliostro als Geisterseher und Wundertyter auftrat, und der Comtesse Jeanne de La Motte wurde Rohan dazu verleitet, ein Verhyltnis zur Ksnigin Marie Antoinette anzubahnen und frr den Kauf eines teuren Juwelenhalsbands zu brrgen, das die Ksnigin angeblich erstehen wollte. In Wirklichkeit gelangte es in die Hynde der betrrgerischen Comtesse. Als der Hof nicht an die Juweliere zahlte, wurde der Skandal aufgedeckt. Der Kardinal wurde verhaftet, im Prozess aber freigesprochen. Die sffentliche Meinung verurteilte hingegen das Ksnigshaus, insbesondere Marie Antoinette, deren verschwenderischer Lebensstil in Zeiten einer schweren Finanzkrise in Frankreich allgemeine Empsrung hervorrief. Wyhrend seines Aufenthalts in Palermo hatte Goethe versucht, die wahre Identityt des Grafen Cagliostro aufzuklyren (vgl. IR II, 13. und 14. April 1787; WA I 31, 126–144). – Card.: Abgekrrzt frr ,Kardinal‘. 166,24–28 D e r A b b s Æ:::æ ein Chor] Kardinal Rohan trygt in Goethes Strck die Rollenbezeichnung Abb. Die Comtesse Jeanne de la Motte erhylt den Namen Courville. Das Vorbild frr die Figur der Nichte ist Marie Nicole LeGuay d’Oliva, die sich bei einem Rendezvous mit dem Kardinal als Ksnigin ausgegeben hatte. Der Ritter ist eine mehr oder minder frei erfundene Figur. Der Conte (ital.: Graf) verksrpert den Grafen Cagliostro. Die Chsre stellen Damen und Herren der hsfischen Gesellschaft sowie Kinder und Mynner einer ygyptischen Loge vor. (H: GSA 25/XXII,6,1a–g; vgl. WA I 17, 369–394.) – Impudente: Ital.: unverschymt. 167,1 daß Ihnen der Gedancke gefqllt] Ob sich Kayser in seinem nicht rberlieferten Antwortbrief zu Goethes neuen Opernplynen geyußert hat, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass beide rber das Projekt wyhrend des Besuchs Kaysers in Rom ab Ende Oktober diskutierten. 167,2 eine Scizze des Plans] Eine frrhe italienische und eine deutsche Skizze zur Oper mit Figuren- und Handlungsschemata sowie der Akteinteilung sind in Goethes Nachlass erhalten (H: GSA 25/XXII,6,1b und 6,1c; vgl. auch WA I 17, S. 372 f.). An Kayser wurde nichts geschickt.

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167,4 Pezzi] Ital.: Strcke. 167,4 Der Anfang] Der Beginn des Opernlibrettos „Die Mystificirten“, Bruchstrcke der 1. und 2. Szene des 1. Aufzugs (H: GSA 25/XXII,6,1a und 6,1 d–f; vgl. auch WA I 17, 374–378). Spyter hat Goethe diesen Entwurf frr sein Lustspiel „Der Groß-Cophta“ rbernommen (vgl. dort I/1 und I/2). 167,10 die Scene] Die geplante Schlussszene des 2. Aufzuges (II/9). Die Nichte sagt dem Abb vorher, dass sein Schicksal unlssbar mit dem der Ksnigin verbunden sei (H: GSA 25/XXII,6,1a; vgl. auch WA I 17, 385–391). Auch diese Szene hat Goethe in die Handlung des Lustspiels „Der Groß-Cophta“ integriert (vgl. dort III/9). 167,10 innocente] Ital.: unschuldig, harmlos. 167,11–12 die Schlußscene] Das vorgesehene Ende der dramatischen Handlung im 5. Aufzug, von Goethe frr die Oper nicht ausgefrhrt; spyter im Lustspiel „Der Groß-Cophta“ der 5. Akt. 167,13–14 Schreiben Sie mir bald] Kayser schrieb noch Ende August oder Anfang September 1787 zurrck (vgl. zu 176,10). 167,15–16 mber den vierten Teil] Der 4. Band von „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Gsschen. Der Band lag als letzter der ersten vier Bynde Ende Juni 1787 gedruckt vor. Seine Auslieferung verzsgerte sich noch bis Ende Juli (vgl. zu 79,6).

97. An Georg Joachim Gsschen

Rom, 15. August 1787 ! Leipzig

ƒBERLIEFERUNG

H: Casa di Goethe Rom, Sign.: I1. – Doppelblatt 18,3622,4 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Tinte: A Monsieur / Monsieur Goeschen / Libraire / a / Leipzig / fr. Trente.; neben der Adresse Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d. 13n August / 1787. / Goethe / empf‘. d. 3n Sept.“; Postvermerke. E: WA IV 8 (1890), 246–248, Nr 2602 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet die nicht rberlieferten Briefe Gsschens vom 22. Myrz und vom 5. Juni 1787 (vgl. 167,18–19). – Der Antwortbrief wahrscheinlich aus der zweiten Septemberhylfte 1787 (vgl. Gsschen an Bertuch, 12. September 1787; QuZ 1, 92) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 167,18 Briefe vom 22 Mqrz und 5. Jun.] Nicht bekannt.

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BRIEF 97

167,20 Chod. Sie mbel versorgt] Der Berliner Zeichner und Kupferstecher Daniel Chodowiecki war von Gsschen auf Wunsch Goethes frr die Titelkupfer der acht Bynde von Goethes „Schriften“ gewonnen worden (vgl. Gsschen an Bertuch, 12. Juli 1786; QuZ 1, 18; zu 79,6). Die unter Zeitdruck entstandenen Kupfer frr die Bynde 1–4 waren von so schlechter Qualityt, dass Gsschen sie aus den bereits gedruckten Exemplaren der Bynde 1, 2 und 4, deren erste Lieferung zur Ostermesse 1787 (29. April) vorlag, wieder entfernen ließ und durch neue ersetzte. Es entstanden Mehrkosten von 200 Talern, und die Auslieferung der Bynde verzsgerte sich bis Ende Juli 1787 (vgl. Gsschen an Seidel, 14. Juli 1787; QuZ 1, 79). 167,21 zurmckgeblieben sind] Gsschen zsgerte die Zusendung der Freiexemplare frr Goethe so lange hinaus, bis er die Titelkupfer Chodowieckis ausgewechselt hatte. Seidel bekam eine erste Sendung mit Belegexemplaren Anfang August 1787 (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787, QuZ 1, 80 f.). Goethe erhielt Exemplare davon wahrscheinlich erst am 22. September 1787 (vgl. IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83). 167,25 Egmont ist fertig] Zur Fertigstellung des Dramas vgl. zu 164,6. Letzte ƒberarbeitungen und die Abschrift frr die Druckvorlage brachten allerdings weitere Verzsgerungen, so dass die Neufassung des „Egmont“ erst am 15. September 1787 nach Weimar geschickt werden konnte (vgl. EB 97). 167,25–26 was sonst noch Æ:::æ gleich vornehmen] Gemeint waren „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“, die 1775 und 1776 als so genannte ,Schauspiele mit Gesang‘ erschienen waren. Plyne zu deren ƒberarbeitung reichten bis Anfang 1786 zurrck (vgl. GB 6 II, zu 155,18 und zu 155,24–25). Goethe begann mit ihrer Umarbeitung zu „Singspielen“ wahrscheinlich noch im September 1787 nach dem Abschluss des „Egmont“. Im November war er offenbar schon relativ weit vorangekommen (vgl. IR III, Bericht November 1787; WA I 32, 142 f.). „Erwin und Elmire“ wurde Anfang Januar und „Claudine von Villa Bella“ Anfang Februar 1788 fertiggestellt. Goethe schickte die Manuskripte in drei Teilen am 12. und am 26. Januar sowie am 9. Februar 1788 an Seidel nach Weimar (vgl. zu 195,24). Nachdem Gsschen im Myrz und im April 1788 die Druckvorlagen zu den beiden Singspielen erhalten hatte (vgl. GB 6 II, zu 239,12–13), erschien der 5. Band im Mai 1788. Ursprrnglich war die Aufteilung des Bandes noch eine andere gewesen (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). 167,27–28 schon ans vereinzelnen gewnhnt] Zur Verzsgerung der Erscheinung der einzelnen Bynde vgl. zu 79,6. 168,1 Hqtte das Publikum Æ:::æ mehr favorisirt] Der Absatz der „Schriften“ Goethes war insgesamt gering. Goethe kannte wahrscheinlich die Zahl der Subskribenten, die sich nach dem „Verzeichniß der Subscribenten“ in den Bynden 1 und 4 (S. III–XVI und S. I–IV) auf 623 belief und auch nicht mehr wesentlich

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gesteigert werden konnte (vgl. Frssel, Gsschen 1, 114). Gsschen hatte die Ausgabe in einer Auflage von 3000 Exemplaren erscheinen lassen und druckte von den Werken zusytzlich Einzelausgaben (vgl. GB 6 II, zu 239,24). 168,9–10 eine Zeichnung zum fmnften Bande] Band 5 von „Goethe’s Schriften“ ist mit einem Titelkupfer von Johann Heinrich Lips nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann ausgestattet. Dargestellt ist die Szene aus „Egmont“ am Ende des 3. Akts („Klyrchen kniet vor Egmont“), in der Egmont Klyrchen offen seine Liebe bekennt: Er ÆEgmontæ setzt sich, sie ÆClyrchenæ kniet sich vor ihn auf einen Schemel, legt ihre Arme auf seinen Schoos und sieht ihn an. (WA I 8, 243.) Die Zeichnung der mit Goethe eng befreundeten Malerin entstand wyhrend der Endphase von Goethes Arbeit an dem Drama Ende August/Anfang September 1787 in Rom. Sie befindet sich heute im GNM Weimar (Inv.-Nr: KHz/AK,1147). Vgl. Kruse, Lips, Nr 74; Angelika Kauffmann. Hrsg. von Bettina Baumgyrtel. Ostfildern-Ruit 1998 (zugleich Ausstellungskatalog Kunstmuseum Drsseldorf), Nr 184 und Abb. 150. Lips ksnnte die Zeichnung wyhrend Goethes Aufenthalt in den Albaner Bergen zwischen dem 25. September und 22. Oktober 1787 gestochen haben. 168,12 mit einer Zeichnung mberrascht] In den ersten Tagen unmittelbar nach seiner Rrckkunft von der Reise nach Neapel und Sizilien am 6. Juni 1787 hatte Angelika Kauffmann ein Versprechen gegenrber Goethe eingelsst und ihm eine Zeichnung zur 3. Szene des 3. Akts der „Iphigenie auf Tauris“ geschenkt, die mit den im Folgenden zitierten Versen Orests beginnt (vgl. WA I 10, 56, V. 1310; vgl. auch zu 158,20–21). 168,16 Sobald der fmnfte Band abgegangen ist] Goethe gab die Manuskripte mit den ƒberarbeitungen der Werke frr Band 5 zwischen September 1787 und Februar 1788 aus den Hynden. Der Band erschien im Mai 1788 (vgl. zu 133,9–10). 168,16 mache ich mich an Taßo] Zur Neufassung des Dramas „Torquato Tasso“, die im 6. Band gedruckt wurde, kam es erst 1788/89 (vgl. zu 138,10). 168,17 Faust soll schließen] Den Plan, frr die „Schriften“ alle Werke in vollendeten Fassungen zu geben (vgl. zu 79,16), hielt Goethe in Bezug auf das „Faust“-Drama nicht ein. Vgl. zu 94,8. 168,17 60 rh von H‘ Pleßig] Goethe hatte Gsschen in seinem Brief vom 20. Februar 1787 gebeten, frr ihn eine wahrscheinlich fyllig gewordene Darlehensschuld von Friedrich Viktor Leberecht Plessing einzuziehen (vgl. zu 134,6– 8). Gsschen hatte sich der Sache offenbar angenommen, worrber er Goethe in einem seiner vorausgegangenen, aber nicht rberlieferten Briefe vom 22. Myrz oder 5. Juni 1787 unterrichtet haben drrfte (vgl. 167,18–19). 168,20 die Exemp‘. fmr Rom] Wahrscheinlich Ende Juli 1787 hatte Gsschen drei Exemplare der ersten vier Bynde nach Rom geschickt (vgl. zu 133,24–25).

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BRIEF 98

Laut eigenem Bekunden in der „Italiynischen Reise“ erhielt Goethe die Sendung erst am 22. September 1787 (vgl. IR III; WA I 32, 83). 168,23–24 eine komische Oper von mir] Gemeint ist Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“, dessen Vertonung durch den Komponisten Philipp Christoph Kayser kurz vor ihrem Abschluss stand und die Goethe zu versffentlichen wrnschte (vgl. zu 165,23). Ein weiteres Schreiben an Gsschen bezrglich der Oper hat es vermutlich nicht gegeben. 168,25 die Partitur davon ins Publikum] Gsschen hatte an einer Versffentlichung der Partitur Kaysers kein Interesse. Da er sich aber den neuen, noch unversffentlichten Text Goethes frr die Werkausgabe der „Schriften“ sichern wollte, sagte er eine Ausgabe auf Kommissionsbasis zu (vgl. Gsschen an Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94). Dies geschah wohl im nicht rberlieferten Brief Gsschens wahrscheinlich aus der zweiten Septemberhylfte 1787 (vgl. zu 197,12). Eine Ausgabe der Partitur kam nicht zustande. Goethes Singspieltext erschien in Bd 7 der „Schriften“ im Mai 1790. 98. An Charlotte von Stein ÆRom, wahrscheinlich zwischen 29. Juli und 18. August 1787æ ! ÆWeimaræ ZUM ADRESSAT EN

Die Einordnung des Briefes in den Nachlass der Briefe Goethes an Charlotte von Stein ist der wichtigste Hinweis darauf, dass es sich bei dem Adressaten um Charlotte von Stein handelt. Darrber hinaus deuten auch der vertrauliche Schreibduktus (vgl. 169,12–13 und 169,18) und die Art der Mitteilungen darauf hin, dass Charlotte von Stein die Empfyngerin des Briefes war. DAT I E RU N G

Aus dem Inhalt ergibt sich, dass der Brief wahrscheinlich zwischen dem 29. Juli und 18. August 1787 geschrieben worden ist. Der entscheidende Hinweis ist die Bemerkung Goethes zur Arbeit an seinem Drama „Egmont“ (vgl. 169,16–17). Goethe arbeitete nachweislich seit Anfang Juli 1787 an der Fertigstellung des „Egmont“. Mitte Juli war er schon mit dem 4. Akt beschyftigt (vgl. zu 79,11). Erstmals am 11. August (vgl. zu 164,6) und dann wieder am 15. und 18. des Monats (vgl. 167,25; 175,4) verkrndete er die Vollendung des Strcks. Die endgrltige Fertigstellung dauerte jedoch noch bis Anfang September 1787. Die eigentliche Erarbeitung des Textes war demnach wahrscheinlich bereits um den 11. August 1785 beendet. Goethes Bemerkung, den Egmont zu endigen (169,17), macht deutlich, dass der vorliegende Brief in der Endphase des unmittelbaren Schreibprozesses, also wahrscheinlich in der Zeit von Ende Juli bis zum 18. August 1787 geschrieben worden sein muss. Goethes Klage rber die herr-

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schende Hitze (169,12) bestytigt den genannten Datierungszeitraum, lysst aber keine genauere Eingrenzung zu. In Rom war es wyhrend des gesamten Sommers sehr heiß gewesen. Frr den 1. August notiert Goethe beispielsweise in der „Italiynischen Reise“: Den ganzen Tag fleißig und still wegen der Hitze. (IR III; WA I 32, 55.) Unter dem 18. August klagt er rber die unertrygliche Hitze der letzten Tage: Diese Woche hab’ ich einigermaßen von meiner nordischen Geschqftigkeit nachlassen mmssen, die ersten Tage waren gar zu heiß. (IR III; WA I 32, 58.) Goethe schickte Charlotte von Stein im August 1787 am 4., 11., 18. und 25. jeweils einen Brief (vgl. Postsendeliste 1, S. 4 und 6). Der vorliegende Brief ist wahrscheinlich an einem der drei ersten Termine nach Weimar abgegangen. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 18,7611,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Blatt am oberen Rand beschnitten, dadurch msglicherweise Textverlust auf S. 1 und 2 (Fragment?); untere linke Ecke ausgerissen. E: Briefe aus Italien (1886), 312 f., Nr 33. WA IV 8 (1890), 238 f., Nr 2599. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 4., 11. oder 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 4 und 6). 169,1–2 auf den Magnetismus achten] Goethe plante, auf seiner Heimreise die westlichere Route rber Mailand und die Schweiz zu nehmen, um u. a. auch in Zrrich Station machen zu ksnnen. Die Schweiz war seit Mitte der 1780er Jahre eine Hochburg des neu aufgekommenen animalischen Magnetismus oder Mesmerismus und der davon abgeleiteten okkulten Heilmethoden. Msglicherweise wollte Goethe sich in Zrrich von Johann Caspar Lavater, der sich in jrngster Zeit diesen Themen verstyrkt zugewandt hatte, rber das Phynomen unterrichten lassen. Im August 1785 war Lavater in die Geheimnisse des Magnetisierens eingefrhrt worden, dem Auslssen einer Art hypnotischen Heilschlafes, mit dem er anschließend seine an einem Nervenleiden erkrankte Frau Anna wie auch ein Kind in Bremen behandelte. Lavater versuchte den Magnetismus zudem vorrbergehend auch in seine christliche Heils- und Offenbarungslehre zu integrieren. Frr Goethe war dieses Abgleiten in einen mystischen Obskurantismus einer der letzten Anlysse, sich von dem ehemaligen Freund loszusagen. Lavater wurde wegen seiner Auffassungen sffentlich stark angefeindet und setzte sich mit verschiedenen Grundsatz- und Streitschriften zur Wehr: „Nathanal. Oder, die eben so gewisse, als unerweisliche Gsttlichkeit des Christenthums. Frr Nathanale, Das ist, Frr Menschen, mit geradem, gesundem, ruhigem, Truglosem Wahrheitssinne“ (Basel

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BRIEF 99

1786), „An meine Freunde, rber Magnetismus, Cagliostro, geheime Gesellschaften, und Nichtchrist Atheist. Johann Caspar Lavaters Rechenschaft an seine Freunde. Erstes Blatt“ (Winterthur 1786). In der letztgenannten Schrift erlyuterte Lavater explizit sein Verhyltnis zum Mesmerismus und ging dabei gleichzeitig wieder etwas auf Distanz zu der neuen Lehre: „In Ansehung des Magnetismus nur noch dies Wort: Ich halte ihn frr eine sehr leicht entweyßbare, bisweilen sehr gefyhrliche, allemal sehr mrhsame und nie ohne medizinische Behutsamkeit anwendbare, nichts weniger, als allgemeine Curart – die von den einen viel zu hoch, von den andern viel zu niedrig angesetzt wird.“ (S. 7 f.) Goethe und Charlotte von Stein waren rber Lavaters Entwicklung im Zusammenhang mit dem Magnetismus offensichtlich schon lynger im Gesprych: „Ich mschte Sie gern mit dem, was Goethe rber Lavater’s Magnetisieren denkt, befriedigen, aber er ist der immer Schweigende Æ:::æ.“ (Charlotte von Stein an Charlotte von Lengefeld, 30. Januar 1786; Petersen, Goethe-Stein 1, 542.) Offensichtlich hielt Charlotte von Stein den Freund im fernen Rom styndig rber die neuesten †ußerungen und Schriften Lavaters auf dem Laufenden. Goethe mied schließlich auf seiner Rrckreise Zrrich sowie Lavater und traf nur mit seiner Zrricher Bekannten Barbara Schultheß Anfang Juni 1788 in Konstanz zusammen. 169,6 Hexen Epoche] Die Epoche der so genannten Hexenverfolgungen in der frrhen Neuzeit vor allem in West- und Mitteleuropa, etwa zwischen 1450 und 1750. In dieser Zeit fielen etwa 40 000 bis 60 000 Menschen entsprechenden Gerichtsverfahren zum Opfer. Drei Viertel davon waren Frauen. Auf Grundlage der pypstlichen Hexenbulle von 1482 wie auch weltlicher Strafgesetze, so der Peinlichen Halsgerichtsbarkeitsordnung Karls V. von 1532 im Heiligen Rsmischen Reich Deutscher Nation (Constitutio Criminalis Carolina), wurden von sffentlichen Gerichten so genannte Hexen und Zauberer verfolgt, die nach den aberglyubischen Vorstellungen der Zeit im Pakt mit dem Teufel durch ,Schadenszauber‘ Tod und Verderben rber Menschen, Vieh und Gemeinwesen brachten, was als wesentliches Instrument der Verschwsrung der teuflischen Mychte zur Vernichtung des Christentums und der Christenheit betrachtet wurde. 169,9 die Hexen beym Magnetismus] Beide Erscheinungen sind frr Goethe Phynomene des Irrationalismus. Von protestantisch-aufklyrerischer Seite wurde in diesem Zusammenhang, auch mit direktem Bezug auf Johann Caspar Lavater, u. a. der Vorwurf einer „neuen Hexerei“ erhoben (vgl. Tilmann Hannemann: Die Bremer Magnetiseure. Ein Traum der Aufklyrung. Bremen 2007, S. VI). 169,12 Villa Borghese] ƒber die auf dem Monte Pincio gelegene und von ausgreifenden Parkanlagen umgebene Villa Borghese vgl. die erste Erlyuterung zu 15,33. ƒber den hier erwyhnten Besuch im Sommer 1787 ist Nyheres nicht bekannt. Msglicherweise war Goethe bei einem seiner abendlichen Spaziergynge mit Karl Philipp Moritz zur Villa Borghese gegangen. Unter dem 18. August berichtet Goethe in seiner „Italiynischen Reise“: Moritz studirt jetzt die Anti-

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quitqten und wird sie zum Gebrauch der Jugend und zum Gebrauch eines jeden Denkenden vermenschlichen und von allem Bmchermoder und Schulstaub reinigen. Æ:::æ Wir gehen des Abends spazieren, und er erzqhlt mir, welchen Theil er des Tags durchgedacht Æ:::æ (IR III; WA I 32, 59). 169,13 vier herrliche Tableaus] Wahrscheinlich sind Gemylde gemeint. 169,14 abschreiben] Hier im Sinne von ,abzeichnen‘, ,eine Vorlage skizzieren oder kopieren‘, ,abschildern im Sinne einer poetischen oder bildnerischen Wiedergabe‘ (vgl. GWb 1, 154). 169,15 in der Landschaft und im Zeichnen mberhaupt] Zu Goethes Unterricht im perspektivischen Zeichnen vgl. zu 163,14–15. Im Landschaftszeichnen rbte er sich unter Anleitung von Johann Georg Schrtz wieder wyhrend seines Aufenthaltes in den Albaner Bergen ab dem 25. September (vgl. IR III, September 1787; WA I 32, 97–99). Insbesondere auf diesem Gebiet hatte er sich schon zuvor immer wieder Rat und Anleitung bei ausgewiesenen Landschaftszeichnern geholt, so z. B. frr seine rsmischen Veduten vom Februar 1787 bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (vgl. zu 118,13–14) oder bei Christoph Heinrich Kniep (vgl. zu 147,24) sowie bei Jakob Philipp Hackert (vgl. die erste Erlyuterung zu 158,18). Aber auch wyhrend seiner tyglichen Spaziergynge durch Rom im Sommer 1787 erhielt er immer wieder Anregungen, die gesammelten Eindrrcke in Zeichnungen festzuhalten. So berichtet er unter dem 18. August 1787 in der „Italiynischen Reise“ von einer derart entstandenen Skizze vom Aufgang zum Kapitol, die er Charlotte von Stein am gleichen Tag rbersandte (vgl. EB 89 und Abb. 13): Ich sehe indeß Gebqude, Straßen, Gegend, Monumente an, und wenn ich Abends nach Hause komme, wird ein Bild, das mir besonders aufgefallen, unter’m Plaudern auf ’s Papier gescherzt. Ich lege dir eine solche Skizze von gestern Abend bei. Es ist die ungefqhre Idee, wenn man von hinten das Capitol heraufkommt. (IR III; WA I 32, 59.) 169,17 Egmont zu endigen] Vgl. Datierung.

99. An Johanne Susanne Bohl ƒBERLIEFERUNG

Rom, 18. August 1787 ! Lobeda

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 184. – Doppelblatt 11,5618,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am unteren Rand Adresse von fremder Hd (Seidel), Tinte: „an Fr. Burgm. Bohl. Lobeda.“; Bl. 1 Papierabriss an unterer yußerer Ecke; am rechten Seitenrand von S. 4 aufgeklebt auf Trygerblatt, Pappe. Dadurch auf S. 4 Textverluste (hoffenÆt‘æ [171,28]; KmnstlerinÆnæ [171,32]). – Vermutlich Beischluss zu Nr 101.

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BRIEF 99

E: Johannes-Album. Dichtung und Prosa in Originalbeitrygen verschiedener Verfasser. Hrsg. von Friedrich Mrller. 2. T.: Beitryge in Prosa. Chemnitz 1857, S. 397 f. WA IV 8 (1890), 248 f., Nr 2603. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Johanne Susanne Bohls aus dem Zeitraum von Ende 1786 bis Ende Juli 1787 (vgl. 171,31). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). Johanne Susanne Bohl geb. Eberhard (1738–1806) war die Frau des Lobedaer Brrgermeisters Johann Justin Bohl. Goethe lernte sie wahrscheinlich bei einem Besuch mit Carl Ludwig von Knebel am 2. August 1784 in Lobeda kennen (vgl. Knebel, Tgb., [2. August] 1784, Bl. 62). Johanne Susanne Bohl galt seit der Versffentlichung ihres Gedichts „Winde und Mynner. Antwort eines Frauenzimmers auf Dr. Sheridans Wolken und Weiber, im May des Teutschen Merkurs v. d. J.“ in Wielands Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ ( Juli-Heft 1782, S. 3–8) als dichterisches Talent. 1785 geriet die Familie Bohl in finanzielle Bedryngnis, als die ylteste Tochter, Johanna Susanna ( Julia) Charlotte verh. Lsber, Mutter von sieben Kindern, Witwe wurde und wieder in ihr Elternhaus, in dem noch vier ihrer jrngeren Geschwister lebten, zurrckkehren musste. Goethe und Carl Ludwig von Knebel setzten sich dafrr ein, dass der Familie geholfen wurde (vgl. GB 6 I, Nr 109). Sieben Jahre nach ihrem Tode portrytierte Goethe die Brrgermeisterin in einem Brief an Christian Gottlob Voigt vom 14. Myrz 1814: Die Burgermeisterin Bohl, sonst zu Lobeda, lebt gewiß noch im Andenken aller gebildeten qlteren Personen der hiesigen Stadt und der Gegend. Ein sittlicher Charakter, hqusliche treue Thqtigkeit zeichneten sie aus, ein zartes frommes dichterisches Talent, das ihren Pflichten keineswegs Eintrag that, machte sie bemerkbar. Gastfrey empfing sie jeden in ihrer reinlichen wohlgeordneten Wohnung, gesellig und gesprqchig machte sie gern ihren Freunden einen Gegenbesuch. Lange war ihr Haus ein lichter Punct in dem Saalthale, dessen Schnnheit man aus ihren Fenstern mbersah. Vor allem aber erregte sie den grnßten Antheil durch die unermmdliche Geduld, mit welcher sie hqusliche Leiden an dem Gatten und Kindern, ja an zahlreichen, frmh verwaisten Enkeln mbertrug. (WA IV 24, 197 f.) – Der vorliegende Brief ist der einzige rberlieferte Brief Goethes an die Adressatin. Insgesamt sind elf Briefe Johanne Susanne Bohls an Goethe aus dem Zeitraum zwischen August 1789 und Oktober 1798 erhalten. Zur Biographie der Adressatin vgl. Herbert Koch: Johanna Susanna Bohl. Eine Dichterin des Goethekreises. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universityt Jena. Gesellschaftsund sprachwissenschaftliche Reihe. Jg 4. H. 5/6. Jena 1954/55, S. 515–529.

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171,2–3 Saalthal] Lobeda lag etwa 5 km srdlich von Jena im Saaletal, heute zum Stadtgebiet gehsrend. 171,5 In Sicilien] Zu Goethes Sizilienreise vgl. zu 143,18. 171,12 Zwischen Neapel und Capua] Die Gegend, deren Fruchtbarkeit seit der Antike viel gerrhmt wurde, ist ein Teil der rsmischen Campania felix, bis ins 19. Jahrhundert gelyufig unter dem Namen Terra di Lavoro. Vgl. auch die Beschreibung des Landstrichs in der „Italiynischen Reise“: IR II, 25. Februar 1787; WA I 31, 14. Goethe hatte die Gegend am 16. Myrz 1787 noch einmal von Neapel aus besucht, um das antike Capua (heute S. Maria Capua Vetere) mit seinem Amphitheater zu besichtigen (vgl. IR II, 16. Myrz 1787; WA I 31, 52). 171,16 Tmrckisch Korn] Auch: trrkischer Weizen; zeitgensssisch frr ,Mais‘ (vgl. Adelung 3, 131). Die ursprrnglich aus Srdamerika stammende Pflanze gelangte rber den Vorderen Orient nach Mitteleuropa und etablierte sich im 18. Jahrhundert im Mittelmeerraum, insbesondere in Italien, als Grundnahrungsmittel (vgl. Zedler 19, 2449 f.). 171,18 Lobedaer Flur] Im Saaletal bei Lobeda besaßen die Bohls Felder und Weinberge. 171,22 Daß ich aufmercksam und fleisig bin] Im Sommer 1787 besuchte Goethe einen Kurs in perspektivischem Zeichnen bei Maximilian von Verschaffelt, beendete sein Drama „Egmont“ und setzte seine Arbeit an der Herausgabe der Gesamtausgabe seiner „Schriften“ fort. Er plante, biß Neujahr den Tasso, biß Ostern Faust ausgearbeitet zu haben (164,7–8). – Nach dem und frgte Goethe vermutlich ein ,a.! ‘ ein, um eine Anmerkung anzubinden, was jedoch nicht erfolgte. 171,26 Mummereyen] Maskeraden, Verkleidungen (von franz. momerie: scherzhafter Aufzug; vgl. Zedler 22, 754). Hier wahrscheinlich vor allem auf die Maskeraden wyhrend des rsmischen Karnevals bezogen. Volkmann berichtet darrber folgendes: „Man kann zwar die ganze Zeit des Karnevals in Masken gehen, aber es ist vornehmlich in den beyden letzten Tagen, da das Pferderennen gehalten wird, gewshnlich. Da maskirt sich alles, und lauft auf dem Corso umher. Man sieht wenigstens einige tausend Masken, die zum Theil sehr sauber und artig gekleidet sind Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 732.) 171,28–29 Sept. und Oktbr. Æ:::æ auf dem Lande] Im September und Oktober hielt sich Goethe in Frascati (25. September–4. Oktober), Albano (4.–6. Oktober; vgl. zu 176,17–18) und Castel Gandolfo (6.–22. Oktober) auf. In Frascati war er zu Gast bei Johann Friedrich Reiffenstein in dessen Sommerhaus (vgl. IR III, 28. September 1787; WA I 32, 84), in Castel Gandolfo wohnte er in der Villa von Thomas Jenkins (vgl. zu 187,29). Die Zeit verbrachte er meist mit Zeichnen der Landschaft. 171,31 Mad Angelika] Angelika Kauffmann, die Goethe einige Male in seinen Briefen nach Weimar erwyhnte (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151).

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BRIEF 100

171,31 Ihren Gruß] Im nicht rberlieferten Bezugsbrief. 171,33 die Ihrigen] Vgl. die einleitende Erlyuterung.

100. An Carl Ludwig von Knebel

Rom, 18. August 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 89– 90. – Doppelblatt 18,7(–18,9)623,2(–23,5) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. ƒberlieferung zu Nr 19). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 80–82, Nr 73. WA IV 8 (1890), 250–252, Nr 2604. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Knebels vom 3. Juni 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 24). – Der Antwortbrief vom 3. September 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 37) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 172,2 Ich habe dir lange nicht geschrieben] Goethes letzte, nicht rberlieferte Briefe an Knebel stammten noch von seiner Reise nach Neapel und Sizilien. Am 21. Myrz 1787 bestytigte Knebel den Empfang von Briefen Goethes „auf der Reiße nach Neapel“, also geschrieben zwischen dem 22. und 25. Februar 1787 (Knebel, Tgb. [21. Myrz] 1787, Bl. 13). Ende Myrz schrieb Goethe entweder noch aus Neapel oder schon von Sizilien aus nochmals an Knebel. Am 19. April hielt Knebel in seinem Tagebuch den Eingang fest: „Briefe von Gsthe“ (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 18). 172,2 lange nichts von dir gehnrt] Knebel hatte zuletzt am 3. Juni 1787 an Goethe geschrieben (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 24). 172,4–5 Die Fr v. Stein wird dir Æ:::æ erzqhlt haben.] Charlotte von Stein war am 22. Juli 1787 von ihrem alljyhrlichen Kuraufenthalt in Karlsbad (seit Mitte Juni 1787) nach Weimar zurrckgekehrt (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 31). Goethe hatte vor und nach seiner Abreise aus Neapel am 1. und 9. Juni einen ausfrhrlichen Brief an Charlotte von Stein nach Karlsbad geschrieben (Nr 90). Am 23. Juni sandte er noch einen weiteren, nicht rberlieferten Brief nach Karlsbad (vgl. EB 66). 172,11–12 Man schreibt mir Æ:::æ schnner Sommer gewesen] Wem Goethe diese Mitteilung verdankte, ist nicht bekannt. Das Wetter war in Weimar bis

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Ende Juli aber eher wechselhaft und wenig sommerlich gewesen. Erst ab dem 28. Juli setzte sich eine lyngere Periode mit Wyrme und Sonnenschein durch (vgl. Knebel, Tgb. [20. Juni–20. August] 1787, Bl. 26–35). 172,13–14 Schreibe mir Æ:::æ wo und wie du lebst.] Knebel antwortete Goethe am 3. September 1787 mit einem nicht rberlieferten Brief (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 37). Er wohnte seit dem 12. April 1787 in Goethes Gartenhaus in Weimar (vgl. zu 131,6–7), obwohl Goethe das Charlotte von Stein zuliebe noch hatte verhindern wollen (vgl. zu 145,30). Deshalb erkundigte er sich wahrscheinlich auch so dezidiert nach Knebels Alltag, weil er in Erfahrung bringen wollte, ob dieser trotz der diskreten Ablehnung immer noch im Gartenhaus im Park an der Ilm logierte. 172,19 Reise nach Indien] Indien war in der damaligen Zeit durch Reiseberichte in Europa bekannt gemacht worden und rbte aufgrund seiner Exotik große Faszination aus. Ernsthafte Reiseplyne frr Indien hat Goethe nie erwogen. 172,25 Harmonia Plantarum] Lat.: Pflanzenharmonie. Hier als Umschreibung frr Goethes Idee von der Urpflanze und der Metamorphose der Pflanzen; in Anlehnung an Carl von Linns botanisches Klassifizierungsmodell der „Genera plantarum“ (lat.: Pflanzen-Gattungen; vgl. Caroli Linnaei genera plantarum eorumque characteres naturales secundum numerum, figuram, situm et proportionem omnium fructificationis partium. Lugduni Batavorum 1737). Zur Entwicklung des Begriffs der Urpflanze bei Goethe vgl. zu 157,30. 172,25 das Linnaische System] Im November 1785 hatte Goethe begonnen, sich intensiv mit dem Werk des schwedischen Botanikers Carl von Linn zu beschyftigen (vgl. GB 6 II, zu 112,12). Besonderen Wert legte er dabei auf die Aneignung von Linns System zur Klassifizierung der Arten und Gattungen der Pflanzenwelt (vgl. zu 99,22–23). Goethe versuchte, das linnsche System der Bestimmung und Gliederung und dessen Idee der genetischen Entwicklung zu ergynzen und so Verschiedenheiten und †hnlichkeiten auf einer hsheren Ebene als Typus zusammenzufrhren. 172,27 Monstra] Akkusativ Plural von lat. monstrum: Ungeheuer, Ungetrm, Mahnzeichen; hier im Sinne von ,Absonderlichkeit‘. 172,27 erklqrt werden] Abbruch am Seitenende; zu ergynzen wyre etwa: „Freude haben“; „dich erfreuen“ (vgl. WA IV 8, 407). 172,30 eine solche] Goethe hatte die seltene Nelke im Garten von Angelika Kauffmanns Haus in der Via Sistina 72 gefunden: Monstroße Nelcke von Angelika, war eine Monats Nelcke. (LA II 9A, 50.) Vgl. auch IR III, Stsrende Naturbetrachtungen (WA I 32, 47) sowie „J. W. von Goethe Herzoglich Sachsen-Weimarischen Geheimenraths Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklyren“ (Gotha 1790), S. 66 f.; LA I 9, 54 f. 173,2–3 sorgfqltig gezeichnet] Die Bleistiftzeichnung der durchwachsenen Nelke – ein Nelkenspross mit weitgehend ausgebildeter Blrte, aus der vier weitere

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Sprosse hevorgewachsen sind, die ebenfalls blrhen – mit Detailansichten der Blrten am linken und oberen Rand befindet sich im GNM Weimar (Inv.-Nr: GGz/1738; Abdruck in: LA I 9, Tafel XVIII; vgl. auch Corpus Vb, 29 f., Nr 67). Weitere Skizzen sowie eine Beschreibung finden sich auf dem Blatt „Monats Nelcke“ ebenfalls von 1787 aus Rom (H: GSA 26/LXI,4,17:2; vgl. auch LA II 9A, Tafel II). 173,4 Im Herbste geht es aufs Land] Goethe hielt sich zwischen dem 25. September und 22. Oktober 1787 in den Albaner Bergen auf, zunychst im Landhaus Johann Friedrich Reiffensteins in Frascati (bis 4. Oktober), dann in Albano (bis 6. Oktober) und als Gast bei Thomas Jenkins in Castel Gandolfo. 173,7 nebenher manches eingesammelt werden] Wahrscheinlich auf Goethes kontinuierlich betriebene botanische, mineralogische und archyologische Studien in Italien bezogen, die von einer regen Sammeltytigkeit begleitet waren. 173,8 Batschen] Mit dem Jenaer Botaniker und Mediziner August Johann Georg Carl Batsch beriet sich Goethe oft in botanischen Fragen. Knebel nahm bei Batsch Botanikunterricht. Am 20. November 1787 rbersandte Batsch Knebel einen Brief an Goethe, der jedoch nicht rberliefert ist: „Schon frrher wrrd’ ich die mir gegebene gnydige Erlaubniß benutzt und Ihnen mit dem Schreiben an den Herrn Geheimerath von Goethe aufgewartet haben Æ:::æ.“ (Batsch an Knebel, 20. November 1787; Drntzer, Knebels Nachlaß 1, 125.) Batschs Brief sandte Knebel als „Einschluß“ mit einem ebenfalls nicht rberlieferten eigenen Brief am 23. November 1787 an Goethe (Knebel, Tgb. 1787, Bl. 49). Knebels Brief enthielt zudem vermutlich auch die von Batsch geyußerte Bitte um „Conchyliensand aus Rimini und Livorno“ (Batsch an Knebel, 20. November 1787; Drntzer, Knebels Nachlaß 1, 126). 173,13 Bmttnerischen Bibliotheck] Der ehemalige Gsttinger Professor frr Natur- und Sprachkunde Christian Wilhelm Brttner besaß eine rund 40 000 Bynde umfassende Privatbibliothek, eine Sammlung der wichtigsten zeitgensssischen Fachliteratur aus fast allen Wissensgebieten. Brttner lebte seit 1783 in Jena und erhielt gegen die ƒberlassung seiner Bibliothek eine Leibrente von Herzog Carl August. Goethe pflegte perssnlichen Umgang mit Brttner und lieh sich oft Brcher bei ihm aus. Brttners Brcher verblieben nach seinem Tod 1801 zunychst im Jenaer Schloss, wurden katalogisiert (bis 1808) und von 1817 an in die Jenaer Universitytsbibliothek rbernommen. 173,14 Eichhorn, Bmttner, Loder, Wiedeburg, Schmtz] In Jena lebende Professoren, die mit Goethe bekannt waren. Justus Christian Loder (vgl. zu 236,6–7) und Christian Wilhelm Brttner (vgl. die vorhergehende Erlyuterung) lebten mit Knebel im Jenaer Alten Schloss. Johann Gottfried Eichhorn lehrte orientalische Sprachen, Kammerrat Johann Ernst Basilius Wiedeburg war Physiker, Astronom und Mathematiker, Christian Gottfried Schrtz hatte eine Professur

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frr Poesie und Beredsamkeit inne und war seit 1785 Mitherausgeber der Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (vgl. zu 202,1–2). 173,15 Bentheim wenn er noch lebt] Oberstleutnant Johann Georg von Bentheim war Kommandant der Jenaer Stadtkompanie. Er starb erst 1801. 173,16 von Academicis, politicis] Von Angelegenheiten der Universityt und des sffentlichen (staatlichen) Lebens. 173,21 Wo wirst du diesen Winter bleiben?] Vgl. zu 172,13–14. 173,22 auf die alte Weise] An die alte Wohnadresse in Rom in der Via del Corso 18; Goethe war innerhalb des Hauses lediglich in die ehemalige Atelierwohnung Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins umgezogen (vgl. zu 85,10–11). 173,23 Seideln] Philipp Seidel, Goethes Sekretyr. 101. An Philipp Seidel

Rom, 18. August Æ1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die fehlende Jahreszahl 1787 in der Datumsangabe geht aus dem Inhalt des Briefes hervor. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 18,6622,9(–23,4) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischlrsse: vermutlich Nr 99 und EB 91. E: Goethe-Seidel (1871), 430 f., Nr 16. WA IV 8 (1890), 252–254, Nr 2605. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels wahrscheinlich vom 6. Juni 1787 (vgl. zu 173,27). – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 1. Oktober 1787 (vgl. zu 194,16–17) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 18. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 173,27 Deinen guten, treuen, verstqndigen Brief] Laut Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes in Weimar vom 30. Juni 1787 hatte Seidel zuletzt am 6. Juni 1787 einen Brief an Goethe nach Rom rber die Adresse von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein geschickt (vgl. P/KR Post [30. Juni] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 35). Die entsprechende Portoliste vom 30. September 1787, die Auskunft rber eventuelle Briefsendungen Seidels im Juli 1787 geben ksnnte, ist nicht rberliefert. 173,28 zwey aufgenommne Posten Geld] Die letzte Mitteilung rber die bisher von Goethe in Italien aufgenommenen Gelder war im Brief an Seidel vom

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20. Februar 1787 erfolgt (vgl. zu 135,18). In der Zwischenzeit hatte Goethe nicht nur zweimal, sondern doppelt so oft Geld in Anspruch genommen. Wyhrend seines Neapelaufenthalts hob er am 10. und 23. Myrz sowie noch einmal Anfang Juni umgerechnet insgesamt 403 Reichstaler und 42 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung ab (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20; Bankquittungen: GSA 25/ XXVII,N,8a, Bl. 6–7 und 9). Am 9. Juni 1787 kam noch einmal in Rom die Summe von 2000 Livres oder umgerechnet 516 Reichstaler und 69 Kreuzer hinzu (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20; Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 8), insgesamt mit Spesen und Porto eine Summe von 935 Reichstalern und 57 Kreuzern. Diese Geldaufnahmen waren anfangs nicht durch entsprechende Guthaben bei Paulsen bzw. dem Bankhaus ,Gebrrder Bethmann‘ ausgeglichen gewesen. Die Zahlung Seidels an Paulsen vom 30. Myrz 1787 von 496 Reichstalern reichte als Deckung dafrr nicht aus. Vgl. zu 135,31. 174,1 Die Verhqltniße] Mit Bezug auf die Reaktionen in Weimar auf Goethes langes Fernbleiben. Darauf war Goethe auch schon in seinem letzten Brief an Seidel vom 15. Mai 1787 eingegangen (vgl. 145,15–20; zu 145,17). 174,5 biß auf Ostern verlqngert] Herzog Carl August hatte Goethe im Januar 1787 frr seinen Italienaufenthalt Urlaub bis mindestens Ende des Jahres gewyhrt (vgl. zu 100,26–27). Diese Zusage hatte er in einem Brief von Ende Juli 1787 wahrscheinlich dahingehend modifiziert, dass er Goethe den Termin der Rrckkehr weitgehend freistellte (vgl. zu 163,5). Daraufhin beschloss dieser, Ostern 1788 nach Weimar zurrckzukehren (vgl. zu 163,10). Schließlich reiste er erst am 24. April 1788 von Rom ab, einen Monat nach Ostern (23./24. Myrz). 174,7–8 wenn meine Hausmiethe um ist] Goethe bewohnte seit Frrhjahr 1782 einen Teil des Hauses am Frauenplan zur Miete. Erst 1792 ging es in seinen Besitz rber. Bis dahin war der Garnisonsarzt Paul Johann Friedrich Helmershausen der Eigentrmer. Der am 19. April 1782 geschlossene Mieth und Pacht Contract mit Helmershausen war zunychst auf sechs Jahre ausgelegt, von Ostern 1782 an bis Ostern 1788, und alsdann auf halbjqhrliche Aufkmndigung (Mietvertrag Helmershausen/Goethe: GSA 30/33). Der Mietzins betrug 144 Taler pro Jahr und war in vierteljyhrlichen Raten zu 36 Talern zu begleichen (vgl. ebd.). Im nychsten Brief vom 27. Oktober beauftragte Goethe Seidel, mit Helmershausen die fyllige Verlyngerung des Mietvertrages um ein weiteres Jahr zu vereinbaren (vgl. 194,25–26). 174,11 Vergnmgen] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,Befriedigung‘, ,Zufriedenstellung‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 174,12–13 mir einen langen Brief zu schreiben] Die nychsten belegbaren Briefe Seidels vom 1. und 10. Oktober 1787 sind nicht rberliefert und waren an Johann Friedrich Reiffenstein in Rom adressiert (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104).

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174,15 das neue Cammersystem] Goethe war am 16. Juni 1782 von Herzog Carl August mit der Aufsicht des herzoglichen Kammerkollegiums, der obersten Finanzbehsrde des Herzogtums, betraut worden (vgl. zu 152,25–26), vor allem um die defizityren Staatsfinanzen neu zu ordnen. Es gelang ihm, eine weitgehende ƒbernahme der hohen Staatsschulden durch die Landstynde zu erreichen. Ferner bemrhte er sich um Neuregelungen im Steuersystem, wobei eine einheitliche und gerechtere Besteuerung sowie die Erhshung des Anteils der Verbrauchssteuern und die Reform des Steuereinnahmesystems im Mittelpunkt standen. Gleichzeitig setzte er Krrzungen durch, so etwa im Milityretat und bei den nicht mittelgebundenen Ausgaben, was im Zusammenspiel mit Maßnahmen der Wirtschafts- und Handelsfsrderung zu einer allmyhlichen Konsolidierung des Staatshaushaltes und wachsender Prosperityt im Herzogtum frhrte (vgl. Herbert Hshne: Bemerkungen zu Goethes Bemrhungen um eine Reform der Finanzen in Sachsen-Weimar und Eisenach [1782–1788]. In: GJb 104 [1987], 231–252). 174,22–23 kurzen Auszug meiner Æ:::æ Ausgaben und Einnahmen] Dazu hatte Goethe Seidel zuletzt im Februar 1787 vor seiner Reise nach Neapel aufgefordert (vgl. zu 128,1). ƒber briefliche Berichte Seidels ist nichts bekannt. Seidel frhrte die Rechnungsbrcher Goethes und sammelte die einlaufenden Rechnungsbelege. ƒberliefert ist auch eine Gesamtabrechnung rber Goethes Einnahmen und Ausgaben wyhrend der Zeit seiner Abwesenheit in Italien durch Seidel (GR/Separat 1786–1788, 1, Bl. 2–4; vgl. dazu auch zu 128,2–3; zu 135,28–29). 174,25–26 von Meurikoffre Æ:::æ erhalten] Vom Bank- und Handelshaus Meuricoffre in Neapel, gefrhrt von Frdric-Robert und Jean-Georges Meuricoffre, hatte Goethe kurz vor seiner Abreise von Neapel nach Rom am 2. Juni 1787 die genannte Summe Geldes, umgerechnet mit Spesen insgesamt 240 Reichstaler und 6 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung, ausbezahlt bekommen (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20; Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 9 [Abb. 11]). Zu den letzten Geldaufnahmen Goethes in Neapel und Rom vgl. auch zu 173,28. 174,26–27 direckt an Paulsen geschrieben] Der Brief ist nicht rberliefert. Goethe schrieb ihn vermutlich schon wieder von Rom aus, also zwischen dem 6. Juni und 18. August 1787 (vgl. EB 86). Er informierte Paulsen darin rber die zusytzlichen Geldaufnahmen vom Myrz und von Anfang Juni in Neapel, von denen er wusste, dass sie nicht mehr gedeckt waren (vgl. zu 173,28). 174,27 von Belloni 2000 Livres] Bereits am 9. Februar 1787 hatte Goethe einen Wechsel rber 2000 Livres im rsmischen Bankhaus Belloni eingelsst (vgl. zu 135,24–25) und dies am 9. Juni 1787 wiederholt (vgl. zu 135,31). 174,28 wieder 2000 Livres] Laut Abrechnung Paulsens ist die genannte Summe, umgerechnet insgesamt mit Porto und Spesen 528 Reichstaler und 46 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung, am 9. Oktober 1787 an Johann Friedrich Reiffenstein in Rom gezahlt worden und damit an Goethe gegangen (vgl. Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 10; GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 10). Einen

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Ausgleich des nunmehr auf fast 1200 Reichstaler angewachsenen Negativsaldos Goethes bei Paulsen (vgl. auch zu 135,31) nahm Seidel erst mit einer Zahlung von 1269 Reichstalern am 3. Januar 1788 vor (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20; GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 10). 174,32 weil ich nicht weiß wie lang ich noch hier bleibe] Goethe plante bisher eine ausgedehnte Rrckreise nach Weimar, die er mit einem lyngeren Aufenthalt bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. verbinden wollte (vgl. zu 152,30–32). Um kurz nach Ostern 1788 wieder zu Hause zu sein (vgl. zu 174,5), hytte er noch Ende 1787/Anfang 1788 Rom verlassen mrssen. Da er aber noch bis Ende April 1788 in Rom blieb, benstigte er auch noch weiteres Geld. Am 22. Januar wurden ihm rber Reiffenstein nochmals 800 Livres oder umgerechnet insgesamt 209 Reichstaler und 76 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung ausbezahlt sowie am 28. Myrz weitere 250 Scudi, was 381 Reichstalern und 20 Kreuzern entsprach (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20; GR/Separat 1786–1788, 2, Bl. 10). Seidel glich diese Summen mit zwei Zahlungen an Paulsen rber 276 Reichstaler am 7. Myrz und von 310 Reichstalern und 8 Kreuzern am 13. Myrz 1788 aus (vgl. ebd.). 174,33 im Herbste auf dem Lande herumziehen] Vgl. zu 173,4. 175,1 Sommer war sehr und ungewnhnlich heiß] Seit Sommeranfang berichtete Goethe immer wieder rber die anhaltend große Hitze in Italien (vgl. 159,7–8; 160,30; 169,11–12). 175,4 Egmont ist fertig!] Goethe hatte schon am 11. August 1787 gegenrber Herzog Carl August und am 15. August im Brief an den Verleger Georg Joachim Gsschen den Abschluss der Arbeiten am „Egmont“ verkrndet (vgl. zu 164,6; zu 167,25). Endgrltig fertig war das Drama aber erst Anfang September (vgl. IR III, 5. September 1787; WA I 32, 75). Am 15. September 1787 schickte Goethe es an Herder nach Weimar (vgl. EB 97). Zum Arbeitsprozess und zur Fertigstellung des Druckmanuskripts vgl. zu 55,26–27; zu 79,11. 175,4–5 was noch in den fmnften Band kommt] Vgl. zu 167,25–26. 175,5 alle Kmnste] Neben der Bearbeitung der eigenen literarischen Werke frr die Werkausgabe (vgl. die beiden vorhergehenden Erlyuterungen) und dem Verfolgen neuer poetischer Plyne (vgl. zu 145,13 und die zweite Erlyuterung zu 165,29) nahm Goethe auch am Musik- und Theaterleben in Rom teil (vgl. zu 115,28–116,3). Ein Großteil seiner Zeit widmete er dem Studium der Architektur und Bildenden Kunst (vgl. zu 107,9). Er stand in engem Verkehr mit Malern und bildenden Krnstlern und verstyrkte seit Anfang 1787 vor allem unter Anleitung von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Christoph Heinrich Kniep und Jakob Philipp Hackert seine Mal- und Zeichenrbungen und versuchte sich im Modellieren (vgl. zu 149,9 und die erste Erlyuterung zu 175,22). 175,7–8 dieses ganze Jahr nur in Vorbereitung zugebracht] Seit Antritt der Italienreise am 3. September 1786. – Auch in der „Italiynischen Reise“ zog

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Goethe zu dieser Zeit Bilanz: Heute ist es jqhrig, daß ich mich aus Karlsbad entfernte. Welch ein Jahr! Æ:::æ Wie ich dieses Jahr genutzt, kann ich jetzt weder mir noch andern berechnen Æ:::æ. / Jetzt gehn hier erst meine Studien an, und ich hqtte Rom gar nicht gesehen, wenn ich frmher weggegangen wqre. Man denkt sich gar nicht, was hier zu sehen und zu lernen ist; auswqrts kann man keinen Begriff davon haben. (IR III, 3. September 1787; WA I 32, 74.) 175,9–10 Ich habe denn doch in Kenntniß und Ubung zugenommen] Vgl. zu 175,5. 175,12 Briefe kommen wohl gar nicht mehr an mich?] Seidel hatte den Auftrag, alle unter Goethes Weimarer Adresse ankommenden Briefe (GB 6 I, 220,20–21) zu sffnen und Goethe gegebenenfalls davon zu unterrichten (vgl. GB 6 I, 220,20–221,5). Die entsprechenden Portolisten der in Weimar ansyssigen Postymter (Kayserliche Reichspost, Chur Sychsische Post, Herzoglich Sychsische Post), in denen die ein- und ausgehende Post verzeichnet ist, weisen frr die Monate seit Mai 1787 keine ankommenden Briefe frr Goethe aus (vgl. P/KR Post [30. Juni] 1787, in: GR/Belege 1787, 1, Bl. 35; P/ChS Post [2. Juli] 1787; ebd., Bl. 36; P/HS Post [30. Juni] 1787; ebd., Bl. 37; P/ChS Post [8. Oktober] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 67). Allerdings ist eine Portoliste der Kayserlichen Reichspost frr die Monate Juli bis September nicht rberliefert. 175,13 H‘. Geheimderqthen] Goethes Kollegen im Geheimen Consilium des Herzogtums Jacob Friedrich von Fritsch, Christian Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt (vgl. auch zu 49,23). 175,13–14 daß ich ehstens schreiben wmrde] An Schnauß schrieb Goethe am 1. Oktober 1787 (Nr 106), an Fritsch am 27. Oktober (Nr 112). Ein nicht rberlieferter Brief Goethes an Johann Christoph Schmidt stammt aus der Woche vom 23. bis 27. Oktober 1787 (EB 108). 175,17 Ettersberg] Der Hausberg Weimars, ein etwa 5 km nsrdlich vor der Stadt gelegener, bis rber 470 m ansteigender Hshenzug mit dem Jagdschloss Ettersburg, das ein beliebter Treffpunkt der Weimarer Hofgesellschaft vor allem zu Festen, Theaterauffrhrungen und Konzerten war. 102. An Charlotte von Stein ÆRom, vermutlich zwischen 19. und 25. August 1787æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Das Brieffragment (vgl. zu 175,21) ist unter den Briefen an Charlotte von Stein aus Italien im Jahrgang 1787 rberliefert, gehsrt also zu den Briefen, die sich Goethe frr die Erarbeitung der „Italiynischen Reise“ von der Freundin zurrck-

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erbeten hatte. Der Brief ist vermutlich im Zeitraum zwischen dem 19. und 25. August 1787 geschrieben worden (vgl. auch Datierung zu Nr 98). Den letzten Brief an Charlotte von Stein hatte Goethe am 18. August 1787 verschickt (vgl. EB 89). Wichtigster Anhaltspunkt frr die Datierung ist die Erwyhnung des Modellierens eines Herkuleskopfes, die in der „Italiynischen Reise“ in einem Eintrag unter dem 23. August 1787 wiederbegegnet (vgl. zu 176,2). In Goethes Postsendeliste ist unter dem gleichen Datum auch ein Brief an Charlotte von Stein eingetragen: Aug. Æ:::æ 23. Fr v. Stein. (Postsendeliste 1, S. 6.) Der 23. August war ein Donnerstag: der sonst rbliche Posttag frr Goethes Sendungen aus Rom nach Deutschland ist aber der Samstag gewesen. Vermutlich handelt es sich bei diesem Eintrag also um ein Schreibversehen. Gemeint war der 25. August. Msglicherweise hatte Goethe den Brief sogar am 23. August begonnen und am 25. beendet. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 13,169,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 8 (1890), 255, Nr 2606 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 25. August 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6 und Datierung). 175,21 Noch muß ich ein Blqtchen einschieben] Mit Bezug auf einen vorhergehenden Briefteil auf einem anderen Blatt, das nicht rberliefert ist. Da der vorliegende Text weder eine Anrede noch eine Grußformel mit Paraphe aufweist, ist anzunehmen, dass vom Gesamtbrief nicht nur der Anfang, sondern auch der Schluss fehlt. In der „Italiynischen Reise“ verwendet Goethe diesen Briefabschnitt in einer freien Bearbeitung frr einen Eintrag unter dem 23. August 1787 (vgl. IR III; WA I 32, 62 f.). Ihm geht ein Textabschnitt voraus, zu dem keine briefliche †ußerung Goethes rberliefert ist. Ob dieser Text auf der Grundlage der nicht mehr rberlieferten Briefteile verfasst wurde, muss offenbleiben. Goethe berichtet darin von einem Besuch in der Sixtinischen Kapelle und seinem Erkenntnisfortschritt in der Bildenden Kunst und Architektur (vgl. WA I 32, 61). 175,22 dem modelliren] Einzige Belegstelle in Goethes Briefen aus Italien, dass er sich zeitweise auch mit der Kunst des Modellierens beschyftigt hat. In der „Italiynischen Reise“ allerdings hat Goethe dieses Thema weiter ausgefrhrt. Der „Bericht. August“ von 1787 z. B. gibt Zeugnis vom damals offenkundig geweckten Interesse Goethes am Modellieren: Eine hnchst angenehme belehrende Unterhaltung, mit meinen Wmnschen und Zwecken unmittelbar zusammentreffend, knmpfte ich mit dem Bildhauer Trippel in seiner Werkstatt an, als er meine Bmste modellirte, welche er fmr den Fmrsten von Waldeck

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in Marmor ausarbeiten sollte. Gerade zum Studium der menschlichen Gestalt, und um mber ihre Proportionen als Canon und als abweichender Charakter aufgeklqrt zu werden, war nicht wohl unter andern Bedingungen zu kommen. (IR III; WA I 32, 70 f.) Unter dem 23. August ist die Arbeit am Herkuleskopf erwyhnt (vgl. zu 176,2) und spyter, am 7. Myrz 1788, heißt es noch einmal: Ich habe angefangen ein wenig zu modelliren. Was den Erkenntnißpunct betrifft, gehe ich sehr rein und sicher fort, in Anwendung der thqtigen Kraft bin ich ein wenig confus. (IR III; WA I 32, 292.) 175,22 Herders] Johann Gottfried und Caroline Herder. Zuletzt hatte Goethe am 11. August einen Brief an Herder geschickt (EB 82). Die nychsten folgten erst am 15. September 1787 (EB 96 und EB 97). 175,24 ein Prinzip] Goethe rekurriert auch hier bei den neuen Erfahrungen mit der Modellierkunst wohl auf seine spezifische Art des Sehens und Erkennens (vgl. zu 19,27), wie er sie in der fortwyhrenden Beschyftigung mit Kunst und Natur entwickelt hatte (vgl. zu 105,21). Im Eintrag vom 23. August 1787 in der „Italiynischen Reise“, in dem er von seinen ersten Modellierungsversuchen berichtet, frhrt er dazu aus: Wenigstens bin ich auf einen Gedanken gekommen, der mir vieles erleichtert. Es wqre zu weitlqufig es zu detailliren, und es ist besser zu thun als zu reden. Genug, es lquft darauf hinaus: daß mich nun mein hartnqckig Studium der Natur, meine Sorgfalt, mit der ich in der comparirenden Anatomie zu Werke gegangen bin, nunmehr in den Stand setzen, in der Natur und den Antiken manches im Ganzen zu sehen, was den Kmnstlern im Einzelnen aufzusuchen schwer wird, und das sie, wenn sie es endlich erlangen, nur fmr sich besitzen und andern nicht mittheilen knnnen. (IR III; WA I 32, 62.) 175,25 Ariadneischer Faden] Nach der griechischen Mythologie hatte die kretische Prinzessin Ariadne dem Helden Theseus ein Garnknyuel auf seinen Weg in das Labyrinth des Minotauros, eines gefyhrlichen Zwitterwesens, halb Stier, halb Mensch, mitgegeben, damit er nach dessen Tstung anhand des ausgerollten Fadens den Weg zurrck aus dem Labyrinth finden konnte. 175,25 Menschen Bildung] Msglicherweise in Bezug auf Goethes frrhere Beschyftigung mit dem Prometheus-Mythos, wie sie sich etwa im „Prometheus“Dramenfragment von 1773 findet, wo auf den ,Menschenbildner‘ Prometheus abgehoben wird, der, einem bildenden Krnstler yhnlich, Menschenfiguren aus Ton formt und schließlich beleben kann (vgl. GB 2 II, zu 36,19–20). 176,1 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 176,2 Herkuleskopf] In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe in seinem Eintrag unter dem 23. August 1787 ebenfalls vom Modellieren einer Kopfbrste des Herkules: Mit dem Zeichnen geht es gar nicht, und ich habe also mich

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zum Modelliren entschlossen und das scheint rmcken zu wollen. Æ:::æ Ein Herculeskopf ist angefangen; wenn dieser glmckt, wollen wir weiter gehen. (IR III; WA I 32, 62.) Weiteres ist darrber nicht bekannt. 176,7 Herzoginn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, die am 13. August 1787 von einem Badeaufenthalt in Aachen nach Weimar zurrckgekehrt war (vgl. die zweite Erlyuterung zu 148,8). 103. An Philipp Christoph Kayser

Rom, 11. September 1787 ! ÆZrrichæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 1 Bl. 18,6(–18,8)623(–23,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Wenn Sie Geld Æ:::æ versprechen knnnen. (176,20–22); um die ich die Schultheß bat (177,2); Grmßen Sie die Schultheß. (177,9) von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht (vgl. GB 6 II, zu 129, 16). E: Goethe und Kayser (1879), 72 f., Nr 10 (Teildruck nach einer Abschrift [GSA 68/761]: Wenn Sie Geld Æ:::æ versprechen knnnen. [176,20–22]; um die ich die Schultheß bat [177,2]; Grmßen Sie die Schultheß. [177,9] fehlt). WA IV 8 (1890), 255–257, Nr 2607. BEI L AG E

Zettel frr Philipp Seidel (vgl. zu 176,20–21). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Kaysers von Ende August oder Anfang September 1787 (vgl. zu 176,10). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 12. September 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 176,10 seyn Sie herzlich willkommen] Kayser hatte in seinem nicht rberlieferten Bezugsbrief offensichtlich mitgeteilt, dass er sich entschlossen habe, nach Rom zu kommen. Er traf dort wahrscheinlich am 29. oder 30. Oktober 1787 ein (zur Ankunft vgl. auch IR III, 3. November 1787; WA I 32, 135). Goethe wartete am 27. Oktober noch auf den Anksmmling (vgl. 194,17–18); laut den Bewirtungsaufzeichnungen von Goethes Vermieter Serafino Collina hielt sich Kayser dann aber seit dem 30. Oktober schon dauerhaft in der Wohnung Goethes in der Casa Moscatelli auf (vgl. GSA 25/XXVII,N,4, Bl. 10; Zapperi, Inkognito, 214). 176,11 letzten Briefe] Goethes Brief vom 14. August 1787 (Nr 96).

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176,12 mir aufs Frmhjahr biß Mayland entgegen zu kommen] Bisher hatte Goethe geplant, Kayser auf seiner Rrckreise nach Weimar in Zrrich zu besuchen (vgl. zu 37,4). Die Rrckkehr war seit August 1787 auf die Zeit um Ostern 1788 bestimmt (vgl. zu 174,5). Mailand, das Goethe auf der Hinreise nicht berrhrt hatte, war fest eingeplante Reisestation (vgl. zu 256,1–2). Wenn Kayser Goethe bis dorthin entgegengekommen wyre, hytte sich die gemeinsame Zeit um mindestens eine Woche verlyngern lassen. Goethe reiste schließlich gemeinsam mit Kayser von Rom nach Weimar zurrck. Sie hielten sich dabei vom 22. bis 28. Mai 1788 in Mailand auf (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 176,16 Fahren Sie gleich bey mir an] Seit seiner Rrckkehr aus Neapel Anfang Juli 1787 bewohnte Goethe die Atelierwohnung des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein im ersten Stock der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. zu 159,13–14; zu 159,14). 176,17–18 in Albano] Goethe besuchte die srdsstlich von Rom in den Albaner Bergen gelegene Stadt wiederholt (vgl. zu 131,2; zu 221,15–16), so auch wyhrend seines Landaufenthalts in der Gegend um Frascati am 27. September (vgl. IR III, 28. September 1787; WA I 32, 84) und vom 4. bis 6. Oktober 1787 (vgl. IR III, 5. Oktober 1787; WA I 32, 104 f.; Postsendeliste 1, S. 6). Zur Ankunftszeit Kaysers in Rom, Ende Oktober, war Goethe wieder zurrck. 176,19 Schreiben Sie mir nur von Mayland Æ:::æ von Zmrch.] Entsprechende Briefe Kaysers sind nicht bekannt. 176,20–21 Zettel an Seidel] Nicht rberliefert. Ob Kayser von Goethes Angebot Gebrauch gemacht hat, ist nicht bekannt. – Der ganze Satz ist im Nachhinein von fremder Hand mit Tintenschlingen unleserlich gemacht worden (vgl. ƒberlieferung), in der gleichen Art wie eine Stelle in Goethes Brief an Kayser vom 28. Februar und 1. Myrz 1786, die ebenfalls von Geldangelegenheiten zwischen Goethe und Kayser handelt (vgl. GB 6 II, zu 174,12). Vermutlich half Goethe Kayser hin und wieder finanziell aus. 176,27 eine Parthie] Msglicherweise die Reise in die Albaner Berge, die aber schon vom 25. September bis 22. Oktober 1787 stattfand, also noch vor Kaysers Ankunft in Rom. 177,1 Bringen Sie die Partitur mit] Die rberarbeitete Fassung der Partitur zu Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“, an der Kayser seit Sommer 1786 arbeitete (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 23 und GB 6 II, zu 244,16– 17). 177,2 Bmcher] Goethes Briefe an Barbara Schultheß sind nicht rberliefert. Zuletzt hatte Goethe ihr am 8. September 1787 einen Brief geschickt (EB 94), in dem er sie um eine frrhere Dramenfassung von „Claudine von Villa Bella“ (vgl. die folgende Erlyuterung) und offensichtlich noch um weitere Texte gebeten hatte. Nyheres dazu konnte nicht ermittelt werden. – Auch diese Barbara Schultheß betreffende Passage ist im Nachhinein unleserlich gemacht (vgl. ƒberlieferung).

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177,2–3 Claudine wmnscht ich schneller] „Claudine von Villa Bella“. Die Erstfassung war mit dem Untertitel „Ein Schauspiel mit Gesang“ 1776 bei August Mylius in Berlin erschienen. Goethe plante frr Band 5 seiner „Schriften“ bei Gsschen die Umarbeitung des Strckes zu einem Singspiel im Stile einer BuffaOper. In seinem vorausgegangenen Brief an Barbara Schultheß hatte er die Zrricher Freundin entweder um eine msglicherweise in deren Besitz befindliche Abschrift des ursprrnglichen Strcktextes oder um ein spezielles Exemplar des Erstdrucks von 1776 gebeten (vgl. EB 94). Ob und wann Goethe das Gewrnschte erhielt, ist nicht bekannt. Nach Kaysers Ankunft in Rom begann er mit den Arbeiten an der neuen Fassung des Strcks (vgl. IR III, 3. November 1787; WA I 32, 137), die schließlich Anfang Februar 1788 fertiggestellt wurde (vgl. zu 246,2–3). Vgl. dazu insgesamt EGW 2, 201–210. 177,6 der qlteste meiner alten Bekannten] Goethe und Kayser kannten sich seit dem Frrhjahr 1770 (vgl. GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 90). 177,9 Grmßen Sie die Schultheß.] Der Satz ist von fremder Hand unleserlich gemacht worden (vgl. dazu und zur ausfrhrenden Person GB 6 II, zu 129,16). 177,10 Abschrift] Vgl. zu 166,1–2. – Nach dieser in Rom zurrckbehaltenen Abschrift des „Egmont“-Manuskripts sollte Angelika Kauffmann die Vorlage frr ein Titelkupfer zeichnen (vgl. zu 168,9–10; 197,17–18). 177,10–11 ein Paar Exemplare von meinen Wercken] Die ersten vier Bynde von „Goethe’s Schriften“, die frr die Ostermesse 1787 angekrndigt waren, wurden von Gsschen erst verspytet Ende Juli ausgeliefert (vgl. zu 79,6). Goethe selbst erhielt Exemplare erst am 22. September 1787 (vgl. IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83). 104. An den Freundeskreis in Weimar ZUM ADRESSAT EN

Rom, 17. September 1787 ! ÆWeimaræ

Der Brief ist an den Freundeskreis in Weimar gerichtet (vgl. zu 15,34–16,3). Die auch oft ,ostensible Blytter‘ genannten Briefe (vgl. zu 34,24) an die engsten Freunde zu Hause waren halbsffentliche Schreiben, in denen Goethe von seinen Besichtigungen der Architektur- und Kunststytten in Rom berichtete. Sie stammen alle bis auf den vorliegenden aus der Zeit von Goethes erstem rsmischen Aufenthalt. Alle diese Briefe verzichten auf eine Anrede und weisen kaum personenbezogene Mitteilungen auf. Goethe legte sie Briefen nach Weimar, meist an Charlotte von Stein (vgl. Nr 14, 21, 25 und 57) oder Johann Gottfried Herder (vgl. Nr 49), bei. Beide gehsrten zum Adressatenkreis. Auch der vorliegende Brief richtet sich nicht an einen bestimmten Adressaten und wurde als Beischluss zu einem anderen Brief verschickt (vgl. ƒberlieferung). Zudem ist er auf dem gleichen Papier

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wie die anderen Briefe an den Weimarer Freundeskreis von 1787 geschrieben. – Vermutungen, der Brief ksnne von Goethe bei der Arbeit am 3. Teil der „Italiynischen Reise“ nachtryglich fingiert worden sein, sind nicht stichhaltig (vgl. Tausch, Goethe-Cassas, 87–90). Der Brieftext und der Rekurs in der „Italiynischen Reise“ sind nicht identisch, und auch der Hinweis auf die angeblichen Besonderheiten des Papiers und die Fremdsignatur, die sich auch auf rberlieferten Briefen Goethes an Johann Gottfried Herder findet, ksnnen diese These nicht strtzen. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/494,I. – Doppelblatt 18,9623,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts spyterer Vermerk von fremder Hd, rote Tinte: „H“. – Beischluss zu EB 98. E: WA IV 8 (1890), 257–260, Nr 2608 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 12. September 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 177,13 Arbeiten des H‘. Casas] Der franzssische Architekt und Zeichner Louis-Fran€ois Cassas war im Februar 1787 von einem Aufenthalt in Konstantinopel und einer Reise durch den Vorderen Orient nach Rom gekommen. Er hatte die Reise in mehreren hundert Zeichnungen dokumentiert, die Landschaften, Stydte und Bauwerke, teilweise in Grund- und Aufrissen, festhielten. Die Zeichnungen der exotischen Szenerien weckten teilweise großes Interesse in Rom, so dass Cassas einiges davon in seinem Atelier in der Casa Toboli, Piazza di Spagna 6, sffentlich ausstellte. Goethe sah die Zeichnungen zwischen dem 7. und 17. September 1787. In der „Italiynischen Reise“ krndigt er sie unter dem 6. September 1787 frr die kommenden Tage an: In einigen Tagen werde ich die Arbeiten eines geschickten Architekten sehen, der selbst in Palmyra war und die Gegenstqnde mit großem Verstand und Geschmack gezeichnet hat. Ich gebe gleich Nachricht davon und erwarte mit Verlangen eure Gedanken mber diese wichtigen Ruinen. (IR III; WA I 32, 78.) 177,15 auf seinen Reisen] Cassas war als Begleiter des franzssischen Botschafters frr das Osmanische Reich, Marie Gabriel Florent Auguste de ChoiseulGouffier, am 4. August 1784 von Toulon aus per Schiff nach Konstantinopel gereist. Choiseul-Gouffier hatte 1776 bis 1779 Griechenland, die ygyischen Inseln und Teile Kleinasiens bereist, und zwar in Begleitung des Zeichners Louis Fauvel. Seit 1782 erschien die illustrierte Reisebeschreibung „Voyage pittoresque de la Grwce“ (Paris, Bd 1: 1782; Bd 2 I: 1809; Bd 2 II: 1822), die die untergegangene griechische Welt mit ihren Ruinen, aber auch die Gegenwart im Osmanischen Reich gynzlich neu erschloss. Cassas sollte offenbar die von ChoiseulGouffier nicht bereisten, aber frr die antike Geschichte wichtigen Teile des Osma-

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nischen Reichs erkunden. Nur zwei Monate nach der Ankunft am Bosporus (28. August) brach er im Auftrag des Botschafters am 24. Oktober 1784 in die orientalischen Provinzen des Osmanischen Reiches auf. Mitte Dezember landete er in der nordsyrischen Hafenstadt Alexandrette und bereiste zunychst die phsnizische (heute syrisch-trrkische) Krstenregion um Aleppo und Antiochia, um dann nach Alexandria und Unterygypten zu gehen, wo er sich bis Ende Myrz 1785 aufhielt. Mit Zwischenstationen in Zypern (Februar und April 1785) reiste er schließlich weiter durch die syrische Wrste bis zu den antiken Tempelstydten von Palmyra (Mai/Juni 1785) und Baalbek ( Juni/Juli 1785). Von Ende Juli bis August 1785 hielt sich Cassas in den libanesischen Bergen auf, um im Oktober Palystina und vor allem Jerusalem aufzusuchen. Im November ging er zurrck nach †gypten und trat nach gut einem Jahr am 9. Dezember 1785 von Alexandria aus die Rrckreise nach Konstantinopel an, wo er Anfang Januar 1786 eintraf und wahrscheinlich bis November 1786 blieb. Wyhrend seiner Konstantinopler Zeit unternahm er noch zwei Reisen in die osmanische Provinz, im Mai und Juni nach Bursa und im September 1786 nach Troas im nordwestlichen Teil Anatoliens. Die zeichnerischen Ergebnisse dieser Reisen glichen im Grundsatz denen, die Louis Fauvel frr Choiseul-Gouffier angefertigt hatte; Cassas hatte einerseits die antiken Monumente in ihrem damaligen Zustand dokumentiert, andererseits sich – hier viel weiter gehend als Fauvel – um Rekonstruktionsversuche bemrht. Hinzu kamen Genreszenen aus dem modernen Orient, Blytter mit typischen Figuren und Kostrmen sowie Landschaftsdarstellungen und Veduten. 177,19 ein Werck in’s Publicum zu geben] Cassas plante, im Auftrag und mit Unterstrtzung seines Gsnners Choiseul-Gouffier ein Kupferstichwerk mit einer Auswahl von Zeichnungen seiner Orientreise in drei Bynden zu versffentlichen; den begleitenden Text hytte Choiseul-Gouffier schreiben sollen. Cassas war nach Rom gekommen, um seine Zeichnungen frr den Stich noch einmal zu bearbeiten. Die Wirren der franzssischen Revolution frhrten zu Behinderungen des aufwyndigen Projekts. So erschienen die ersten Lieferungen erst ab 1798 unter dem Titel „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ in Paris. Das kostspielige Unternehmen, an dem zeitweilig 84 Mitarbeiter beteiligt waren, musste schließlich abgebrochen werden, nachdem Dominique Vivant Denons „Voyage dans la Basse et la Haute Egypte pendant les Campagnes du Gnral Bonaparte“ 1802 versffentlicht worden war. Insgesamt waren von Cassas 180 Tafeln gestochen und an die Subskribenten ausgeliefert worden; die Nummerierung der Tafeln erfolgte bandweise. Goethe lieh sich am 24. Juni 1799 die bis dahin erschienenen ersten frnf Lieferungen aus der herzoglichen Bibliothek in Weimar aus und behielt sie bis zum 6. November 1799 (vgl. Keudell, Goethe-Bibliothek, 29, Nr 151). 177,22 Das Serail von Constantinopel] Cassas’ monumentale aquarellierte Federzeichnung „Vue de Constantinople“. Sie zeigt den sstlichen Hauptteil der

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damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches (heute Istanbul) vom nsrdlichen Ufer der Hafenbucht am Goldenen Horn her mit Blick auf die in den Bosporus und das Marmarameer ragende Halbinsel. Goethes Beschreibung vermittelt sehr genau die kleinteilige, detailgetreue Zeichenmanier Cassas’, die das wirkungsvolle Ensemble der prachtvollen Gebyude und der imposanten Baumgruppen in einem vorwiegend braun-gelblichen Grundton einzufangen weiß. Das aus mehreren Blyttern zusammengesetzte Aquarell befindet sich heute als Leihgabe des Muse de Valenciennes im Schloss Azay-le-Ferron (Inv.-Nr: D 60-8-3; vgl. die Abbildung in: Cassas, Katalog 1994, nach 262). – Serail: Die an der Nordostspitze der Halbinsel gelegene und von drei Seiten vom Meer sowie zur Stadt hin von einer hohen Mauer umschlossene Residenzanlage der osmanischen Sultane mit verschiedenen Palysten, Moscheen, Gyrten und Parks (Topkapi-Palast). In der Zeichnung Cassas’ steht sie genau im Zentrum des Bildes. 177,23 Sophien Moschee] Die Hagia Sophia (von griech. AciŁ Ł a RouiŁ a: heilige Weisheit). Nach der Eroberung Konstantinopels durch den osmanischen Sultan Mehmed II. 1453 wurde die im 4. Jahrhundert erbaute Sophienkirche und spytere Krsnungskirche der byzantinischen Kaiser (seit 641), die vor dem Bau der Peterskirche in Rom grsßte Kirche der Christenheit, zu einer der Hauptmoscheen des Islam umgestaltet; seit 1934 Museum. Auf Cassas’ Zeichnung befindet sich die Hagia Sophia in der Mitte des rechten Bilddrittels als das die Stadt dominierende Gebyude. 177,24 Wohn ort des Großherrn] Die bei Goethe Serail genannte Palastanlage (vgl. zu 177,22). – Großherr: deutsche Bezeichnung frr Sultan (arab.: Herr, Mychtiger). 177,28 Kiosken] Offene Gartenhyuschen, Pavillons des islamischen Kulturkreises (vgl. GWb 5, 388). 180,3 Ein schnnes Stmck Meer] Der srdwestliche Schlussteil der zur Meerenge des Bosporus hin offenen, insgesamt 7 km langen und 200 bis 300 m breiten Hafenbucht ,Goldenes Horn‘, am Nordrand der Halbinsel von Konstantinopel gelegen. In Cassas’ Zeichnung wird die Bucht von zahlreichen Ruder- und Segelschiffen befahren. 180,4 Gegen mber liegt Asien] Ein kleines Strck Krste der asiatischen Seite im Osten ist in der Mitte des yußersten linken Bildrandes von Cassas’ Zeichnung noch dargestellt. 180,4–5 die MeerEnge die nach den Dardanellen fmhrt] Im linken Bilddrittel von Cassas’ Zeichnung sffnet sich die Bucht des ,Goldenen Horns‘ hin zum Marmarameer, das wiederum, auf dem Bild nicht mehr sichtbar, von der Meerenge der Dardanellen im Srden begrenzt wird, von wo aus man schließlich die †gyis und damit das offene Mittelmeer erreicht. 180,5–6 Die Zeichnung ist bey 7 Fuß lang und 3 bis 4 hoch.] Das Bild von Cassas ist 3,41 m breit und 1,20 m hoch. Nach welchem der in Deutschland

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und Europa grltigen Fußmaße Goethe hier rechnete, ist nicht bekannt. Die meisten dieser Maße bewegten sich zwischen 28 und 31 cm. In Weimar galt im 18. Jahrhundert eine Lynge von 28,198 cm als grltige Grsße frr einen Fuß. Goethes Angabe beruhte demnach auf eigener Schytzung, die umgerechnet etwa 2 m in der Breite und zwischen 0,90 bis 1,20 m in der Hshe frr die Grsße des Bildes bedeutet hytte. Sie sollte vor allem wohl die Monumentalityt des Bildes verdeutlichen. 180,7 General Aussicht der Ruinen von Palmyra] Diese wahrscheinlich ebenfalls aquarellierte Zeichnung, die Cassas vermutlich auf der Grundlage verschiedener Reiseskizzen erst 1786 in Konstantinopel oder 1787 in Rom gestaltet hat, ist nicht rberliefert. Auf diese Vorlage muss aber ein Stich zurrckgehen, der unter dem Titel „Vue Gnrale de la Grande Colonnade et des Ruines de Palmyre. La vue est prise  l’ouest en regardant le Temple du Soleil“ als Nr 58 frr den ersten Band von Cassas’ „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ ausgefrhrt wurde (Abbildung in: Tausch, Goethe-Cassas, 92). Der Stich zeigt ein Ruinenfeld in der Wrste vor dem Hintergrund der Reste des Sonnentempels von Palmyra, des Bel-Tempels, sowie die rber mehr als einen Kilometer verlaufenden Syulenruinen der so genannten ,Großen Kolonnade‘ an der ehemaligen Hauptverbindungsachse der Stadt. Im Bildvordergrund links und Bildhintergrund rechts ist eine durchziehende Karawane sowie ein vorauseilender Reitertrupp zu sehen. Goethe beschreibt das Bild recht genau im rbernychsten Abschnitt des vorliegenden Briefes (vgl. 180,10–25). Eine yhnliche aquarellierte und gouachierte Federzeichnung in zart-fahlen Gelb-Brauntsnen mit den Resten der Diokletian-Thermen und den Ruinenfeldern Palmyras befindet sich im Schloss Azay-le-Ferron und gehsrt zur Sammlung der Muses de Tours (Inv.Nr: AF 58-11.2; Abbildung in: Cassas, Katalog 1994, 163, Nr 88). Cassas hatte die Ruinen der vermutlich im 10. Jahrhundert v. Chr. gegrrndeten Oasensiedlung und spyteren Handelsmetropole an der Seidenstraße, die im 1. Jahrhundert unter die Herrschaft des Rsmischen Reiches kam, im Hinterland der syrischen Wrste im Mai und Juni 1785 besucht und dort viele Zeichnungen angefertigt, vor allem archyologische Bauaufnahmen der wichtigsten antiken Tempel-, Grab-, Wehr- und Profanbauten der Ende des 3. Jahrhunderts und Mitte des 8. Jahrhunderts nach Eroberungen zweimal zerstsrten antiken Stadtanlage. Bekannt war Palmyra in Europa geworden durch Robert Woods kommentiertes Tafelwerk „The Ruins of Palmyra otherwise Tedmor in the Desarts“ (London 1753). 180,8 einen Grundriß der Stadt] Nicht ermittelt. 180,10 Italianische Meile] 1820 m lang; von Goethe hier eingesetzt, um den Adressaten einen Eindruck von den dargestellten Raumdimensionen der Zeichnung zu vermitteln. 180,10–11 vom Thore durch die Stadt biß zum Sonnentempel] Die Zeichnung gibt den Blick von Westen wieder, von unterhalb des zum Ende des 3. Jahrhunderts errichteten so genannten Diokletianslagers bis zum ursprrnglichen

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Zentrum der Stadt mit Sonnen- bzw. Bel-Tempel entlang der verbindenden ,Großen Kolonnade‘, der mit mychtigen korinthischen Syulen versehenen Hauptverbindungsstraße der zwei Hauptzentren der antiken Stadt. 180,13 Diameter] Durchmesser. 180,19 Janitscharen in Carriere] Janitscharen auf galoppierenden Pferden. – Janitscharen: Traditionsreiche Elitesoldaten (Infanteristen) im Osmanischen Reich. – Carriwre: Franz.: Hier intensiver Galoppsprung mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig. 180,20 eine blaue Linie, wie eine Meeres linie] Diese Horizontlinie der Wrste ist im rberlieferten Stich der Zeichnung nicht mehr zu sehen. 180,24–25 Palmyra vom Meer entfernt genug] Die Mittelmeerkrste liegt etwa 220 km von Palmyra entfernt. 180,26 Grqber von Palmyra.] Welche Zeichnungen hier im Einzelnen gemeint sind, lysst sich nicht klyren. Die turmartigen, teilweise aber auch Haus- oder Tempelbauten nachempfundenen, reich mit Ornamenten geschmrckten antiken Grabmyler von Palmyra hat Cassas vielfach gezeichnet, sowohl aus architektonischer wie in pittoresker Sicht, in Teilansichten und Details. Die meisten dieser lavierten und aquarellierten Federzeichnungen befinden sich heute im Wallraff-Richartz Museum in Ksln. Einige davon sind abgebildet in: Cassas, Katalog 1994, 218– 222, Nr 134–138. Frr Cassas’ „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ wurden eindrucksvolle Stiche der Ruinenlandschaft mit den zahlreichen Grabtrrmen (Bd 1, Nr 101–104) gefertigt, Darstellungen, die freilich nicht durchgehend den topographischen Gegebenheiten folgen. Etwa die letzten 30 Tafeln des ersten Bandes sind einzelnen Grabtrrmen (Aufrisse, Grundrisse, Details) gewidmet. 180,27 Restauration des Sonnentempels zu Balbeck] Die in der BekaaEbene zwischen Libanon- und Antilibanongebirge etwa 250 km srdwestlich von Palmyra gelegene antike Stadtsiedlung Baalbek erhielt unter rsmischer Herrschaft vor allem im 1. Jahrhundert vor und im 1. Jahrhundert nach Chr. ihre architektonische Ausprygung als eine der bedeutendsten Kultstytten der Spytantike mit der grsßten Tempelanlage im Rsmischen Reich rberhaupt. Durch spytere Umbauten, Zerstsrungen, Naturkatastrophen und Verfall blieben seit dem Mittelalter nur Ruinenreste der am Westrand der Stadt gelegenen Tempelanlage zurrck. Sie bestand aus zwei mit umfriedeten Wandelgyngen versehenen Hsfen mit einem prychtigen Portikus als Eingangstor sowie einem kleinen Tempel im srdsstlichen Bereich und dem Hauptheiligtum, dem großen Sonnentempel, als krsnendem Abschluss am Ende der Vorhsfe. Der so genannte große Sonnentempel war ein Syulenbau mit 54 mychtigen umlaufenden Syulen im korinthischen Stil (23 m hoch und 2,25 m im Durchmesser), der dem rsmischen Sonnengott Sol gewidmet war und einen Raum von fast 5 km2 einnahm. Schon zur Zeit des Besuches von Cassas, Ende Juni/Juli 1785, fanden sich davon neben Trrmmern nur noch sechs zusam-

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menhyngend stehende Syulen mit einem darrber liegenden Gebylkstrck. Von den rbrigen Gebyudeteilen der imposanten Anlage standen noch Teile des kleinen Tempels und des prychtigen Eingangstors sowie Reste der Umfriedung. Robert Wood versffentlichte nach „The Ruins of Palmyra“ (1753) 1757 ein zweites Tafelwerk unter dem Titel „The Ruins of Balbec“ (London). Beide Bynde stellten Bauten im Ganzen und im Detail vor, die sich mit der seit der Renaissance entwickelten Idee antiker Baukunst kaum vereinbaren ließen; sie waren daher unter Architekten wie unter Theoretikern und Liebhabern yußerst einflussreich. 180,27–28 eine Landschaft mit den Ruinen wie sie stehen] Zeichnungen, die vor Ort in Baalbek entstanden sind, haben sich offenbar nicht erhalten. Eine Rekonstruktion des Sonnentempels bieten in Bd 2 die Tafeln 3–4 (Grundrisse), 15 (Aufriss der Tempelfront) und 17–18 (Details); eine Ruinenansicht scheint zu fehlen. 180,29–30 Die große Moschee zu Jerusalem Æ:::æ gebaut.] Cassas hatte sich Anfang Oktober 1785 bei seiner Durchquerung Palystinas in Jerusalem aufgehalten und dort zahlreiche Stadtansichten und Gebyudezeichnungen angefertigt. Goethe nimmt hier vermutlich auf die relativ kleinformatige (27664 cm) aquarellierte Federzeichnung „Vue de la colline du Temple“ Bezug. Sie zeigt die Esplanade des Tempelbergs in Jerusalem vom Norden her mit Blick direkt auf den Felsendom im Zentrum, der die anderen Gebyude des Platzes weit rberragt und beherrscht, sowie rechts die Al-Aqsa Moschee und Teile der Altstadt, links das so genannte ,Goldene Tor‘ und im Hintergrund die umgebenden Berge. Das Bild befindet sich heute im Muse des Beaux-Arts in Tours (Inv.-Nr 60-1-2; Abbildung in: Cassas, Katalog 1994, 181, Nr 94). In der „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ sind im dritten Band die Tafeln 9 (Blick auf den Tempelberg mit dem Felsendom) und 14 (Grundriss der in den Ruinen des salomonischen Tempels errichteten Moschee) dem Tempelberg gewidmet. Der Ende des 7., Anfang des 8. Jahrhunderts errichtete gewaltige sakrale Kuppelbau des islamischen Felsendomes, der an der Stelle steht, wo der ƒberlieferung nach der Prophet Mohammed zum Himmel aufgefahren sein soll, gilt als eines der Hauptheiligtrmer der islamischen Welt. 180,31 Ruinen eines kleinen Tempels in Phenicien.] Nicht ermittelt. 181,1 Gegend am Fuße des Bergs Libanon] Die erste Tafel des zweiten Bandes von Cassas’ „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ zeigt eine Landschaft mit antiken Grybern und einer Brigantenszene vor dem Hintergrund des Libanongebirges. 181,4 Tmrckische Grqber.] Nicht ermittelt. 181,8 Egyptische Pyramide mit dem großen Sphinx Kopfe.] Farbig aquarellierte und gouachierte Phantasiezeichnung von Cassas mit einem aus einem solityren Felsgebilde in der Wrste herausgearbeiteten monumentalen Sphinxkopf im Zentrum vor einer rberragenden Pyramide im Hintergrund sowie mit Figurenstaf-

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fage einer Karawanenrast im Vordergrund. Es handelt sich um eine idealisierte Darstellung einer weitgehend rekonstruierten und im antiken Sinne veredelten, nicht realen Kunstwelt des alten †gyptens. Die mit 65688 cm relativ große Zeichnung war wahrscheinlich ebenfalls als Stichvorlage frr Cassas’ „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ vorgesehen, aber dann nicht realisiert worden. Das Bild befindet sich heute im Muse des Beaux-Arts in Tours (Inv.-Nr 976-1-1; Abbildung in: Cassas, Katalog 1994, 227, Nr 104). 181,12–13 Eine Gesichts Partie ist ohngefqhr 10 Schuh hoch] In Weimar galt im 18. Jahrhundert eine Lynge von 28,198 cm als Grsße frr die Maßeinheit Schuh oder Fuß, so dass von Goethe als Grsße des steinernen Sphinxgesichtes etwa drei Meter angenommen worden sind. 181,14–15 Eine Pyramide Æ:::æ restaurirt.] Die wohl ebenfalls aquarellierte Zeichnung, die Cassas vermutlich auf der Grundlage verschiedener Reiseskizzen erst 1786 in Konstantinopel oder 1787 in Rom gestaltet hat, ist nicht rberliefert. Nach dieser Vorlage muss aber ein doppelseitiger Kupferstich (35,4666 cm) gefertigt worden sein, der unter dem Titel „Grande pyramide avec tous les genres d’accessoires“ als Nr 98 frr den dritten Band von Cassas’ „Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte“ ausgeliefert wurde. Der Stich zeigt im Zentrum eine gigantische Pyramide mit imposantem Syulenportikus, Obelisken und rberlebensgroßen Pharaofiguren. Links und rechts findet sich die Pyramide eingebettet in aufsteigende Steinstufenwylle, die zu einer weitlyufigen Tempelanlage zu gehsren scheinen. Im Vordergrund, auf die Pyramide zufrhrend, verlyuft ein mit Steinen ausgelegter Zugangsweg, der gesyumt wird von einer langen Reihe monumentaler Basreliefs mit Isisdarstellungen und darauf thronenden Sphinxfiguren (Abbildung in: Cassas, Katalog 1994, 195, Nr 109). Es handelt sich hierbei ebenfalls um einen Phantasieentwurf Cassas’ ohne reale Entsprechung, der als ein konstruiertes Idealbild altygyptischer Architekturikonographie angesehen werden kann. 181,18–19 die ungeheuerste Architecktur idee die ich Zeitlebens gesehen] Wie sehr Goethe von dieser Zeichnung Cassas’ und der sich darin ausdrrckenden idealen Vorstellung von altygyptischer Architekturkunst beeindruckt war, zeigt auch die Tatsache, dass er diese Zeichnung als einzige der bei Cassas gesehenen Arbeiten in einer flrchtigen Bleistiftskizze festzuhalten versucht hat. Die goethesche Skizze weist nur eine schwache Linienfrhrung auf und ist weitgehend verblasst. Sie befindet sich heute in der Sammlung von Goethes Zeichnungen im GNM Weimar (Inv.-Nr: GGz/1350; vgl. auch Corpus III, 45, Nr 109a). 181,20 das mbrige ein andermal.] Ein weiterer Bericht Goethes nach Weimar rber die Zeichnungen von Cassas ist nicht rberliefert.

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BRIEF 105

105. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Frascati, 28. September 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 70–71. – Doppelblatt 19,7624,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; am linken und rechten Rand sowie im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 84–86, Nr 38. WA IV 8 (1890), 261–263, Nr 2609. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 181,26 Sie am kriegrischen Ende] Der Konflikt zwischen dem Erbstatthalter der Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, und den niederlyndischen Stynden, den so genannten Patrioten (vgl. die zweite Erlyuterung zu 12,20), war eskaliert, nachdem diese die Frau des Statthalters, Prinzessin Wilhelmine, eine Schwester des preußischen Ksnigs Friedrich Wilhelm II., an der Reise in die Residenz Den Haag gehindert und frr einige Tage festgesetzt hatten. Da die Patrioten das daraufhin von Preußen gestellte Ultimatum, dem Statthalter das Betreten seiner Residenz wieder zu erlauben und ihn als Staatsoberhaupt anzuerkennen, nicht erfrllten, befahl der Ksnig die milityrische Invasion. Am 13. September 1787 rrckte eine preußische Armee unter dem Oberbefehl des Herzogs Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel in die Niederlande ein und besetzte am 20. September Den Haag sowie am 10. Oktober Amsterdam. Carl August, der sich schon seit dem 21. Juli in Berlin aufhielt, wurde am 25. September 1787 zum preußischen Generalmajor ernannt und ging Anfang Oktober nach Holland, um an dem Feldzug teilzunehmen (vgl. zu 224,5). 181,28–182,1 Feuerwercken und Freudenschmßen an Festtqgen] Feuerwerke fanden in Rom z. B. am Ostermontag und zu St. Peter und Paul statt (vgl. zu 262,10; zu 158,24–25). 182,5–6 Daß ich halb unklug vom Zeichnen Æ:::æ wird F. v Stein sagen.] Ein Brief mit entsprechenden Mitteilungen an Charlotte von Stein ist nicht rberliefert. Den Aufenthalt in Rom seit seiner Rrckkehr aus Neapel Anfang Juni 1787 hatte Goethe frr intensives Zeichenstudium genutzt. Ende September brach er zu einem vierwschigen Landaufenthalt in den Albaner Bergen bei Rom auf, wo er sich vorwiegend im Landschaftszeichnen rbte (vgl. auch 185,25–186,4). 182,12–13 wenn ich Ostern weggegangen wqre] In seinem ersten Reiseplan hatte Goethe Ostern 1787 als Termin seiner Abreise von Rom genannt (vgl. zu 66,18–19). 182,14 daß Sie mir diese Muße geben und gnnnen] Carl August hatte

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seine Anfang Januar 1787 in Rom eingetroffene Zusage, Goethe den Termin der Heimreise freizustellen (vgl. zu 89,6), offenbar noch einmal bekryftigt (vgl. zu 163,5; zu 163,10). 182,16–17 Diesen Winter hab ich noch wacker zu thun] Goethe rberarbeitete Texte frr die Werkausgabe bei Gsschen und widmete sich intensiv seinem Zeichen- und Kunststudium. 182,20–21 Die Frauen haben keinen Theil an mir.] Schon in seinem Brief vom 3. Februar 1787 hatte Goethe geyußert, dass er in Rom nur wenige Frauenbekanntschaften hytte (vgl. zu 112,16–17). 182,21 der einzigen Angelika] Angelika Kauffmann (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151). 182,23–24 Miß Gore Æ:::æ Schriften zu schicken] Goethe hatte Carl August schon in seinem Brief vom 10. Februar 1787 versprochen, sich gegenrber der vom Herzog verehrten Emilie Gore beßer als bißher (119,19) zu zeigen (vgl. auch zu 119,18). Vermutlich erhielt sie wie gewrnscht die ersten vier Bynde der „Schriften“. In den Verteilerlisten Goethes frr die folgenden Bynde 5 bis 8 ist sie mit jeweils einem Exemplar der Bynde verzeichnet (vgl. GSA 30/297, Bl. 53, Bl. 93 und Bl. 100; vgl. auch QuZ 1, 208–210). 182,24–25 einige Zeichnungen fmr sie folgen] Darrber ist nichts Nyheres bekannt. 182,27 Nemesis] In seinem Brief vom 12. bis 16. Dezember 1786 hatte Goethe Carl August geschrieben, dass der Bildhauer Alexander Trippel eine Kopie der im Museo Pio-Clementino in Rom befindlichen Statue der Nemesis angefertigt habe, die sich frr das Zimmer von Carl Augusts Gattin Herzogin Louise eignen, aber 100 Dukaten kosten wrrde (vgl. zu 52,19–20). Offensichtlich war Carl August jetzt auf das Angebot zurrckgekommen. 182,28–29 Bey Pichler kostet eine Figur gegen 50 Zechinen.] Giovanni ( Johann) Pichler, Gemmenschneider in Rom aus der berrhmten Krnstler- und Steinschneiderfamilie Pichler, dessen Arbeiten mit den Zeugnissen der antiken Steinschneider auf eine Stufe gestellt wurden. Goethe erwarb spyter eine Sammlung von Abdrrcken Pichlerscher Gemmen (vgl. Schuchardt 2, 345). – Der genannte Preis war rberdurchschnittlich. In seinem Brief vom 7. Dezember 1787 an Herzog Carl August nannte Goethe als Grenze frr den Kauf von Gemmen in Rom 15 bis 20 Zechinen (215,21). 182,29 Ich bestelle sie auch wohl bey ihm] Der Auftrag an Pichler erging erst nach Goethes Abreise aus Rom rber Johann Friedrich Reiffenstein (vgl. zu 248,27–28). 182,30 schlaudert] Schlaudern: mundartlich frr ,schludern‘: nachlyssig arbeiten (Grimm 9, 512). 182,32 ein antiker Sokrates] Kopie einer antiken Brste des griechischen Philosophen Sokrates. Nyheres ist dazu nicht bekannt.

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183,1–2 einige Einschnitte gekauft] Einschnitte: Geschnittene Edel- und Halbedelsteine, Gemmen. Eine genaue Bestimmung der hier gemeinten Intaglien ist nicht msglich (vgl. Femmel/Heres, 13). 183,3 Graf Frieß; der Hier eine Menge Geld ausgegeben] Joseph Johann Reichsgraf von Fries, Sohn eines Wiener Bankiers, Myzen und Kunstsammler. Fries, mit dem Goethe in Rom Bekanntschaft geschlossen hatte (vgl. zu 146,13– 14), kaufte in großem Stil Kunstwerke auf. 183,4 20/m] Abgekrrzt frr 20 000 (von ital. mille: tausend). 183,5 Cameo] Ital. cammeo: Kamee; Halbedelstein mit erhaben herausgearbeiteter figrrlicher Darstellung im Gegensatz zur Gemme, bei der das Motiv vertieft in den Stein eingeschnitten wird. 183,6 Vignerol] Weinbauer (von ital. vigneto: Weinberg). 183,18 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 106. An Christian Friedrich Schnauß?

Frascati, 1. Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

ZUM ADRESSAT EN

Als Adressat wurde in der ersten Versffentlichung des Briefes noch Christian Gottlob Voigt angenommen (vgl. E), spyter auch der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt (vgl. WA IV 8, 407 f.). Gegen Voigt als Briefempfynger spricht jedoch, dass Goethe ihn zu dieser Zeit noch nicht als Kollegen bezeichnete, wyhrend er den Adressaten des vorliegenden Briefes als bester H‘. Collega (183,25) anredet. Außerdem tauschte sich Goethe mit Voigt in den Briefen aus Italien immer rber den Stand der Arbeiten am Ilmenauer Bergwerk aus, was hier nicht geschieht. Schmidt kommt als Adressat ebenfalls eher nicht infrage. Er war, obwohl Mitglied im Geheimen Consilium, als Geheimer Assistenzrat kein gleichberechtigter Kollege Goethes und wurde erst 1788 zum Geheimen Rat befsrdert. Die Briefe Goethes an ihn sind eher fsrmlich und fast ausschließlich geschyftlich gehalten. Christian Friedrich Schnauß hingegen war langjyhriges Mitglied im Geheimen Consilium und Goethe gleichgestellt. Zu ihm unterhielt Goethe darrber hinaus auch ein enges, fast freundschaftliches Verhyltnis, was sich in Inhalt und Ton des vorliegenden Briefes widerspiegelt. Es ist also mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich bei dem Adressaten um Christian Friedrich Schnauß handelt (vgl. auch WA IV 8, 407 f.). ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/447,I. – Doppelblatt 19,7624 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte.

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E: Ein ungedruckter Brief Goethes. In: Unterhaltungen am hyuslichen Herd. Hrsg. von Karl Gutzkow. Leipzig 1854, S. 812 f. (Adressat: Christian Gottlob Voigt). WA IV 8 (1890), 264–266, Nr 2610 (nach E; Textkorrektur in den Lesarten; vgl. WA IV 30 [1905], 257). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Christian Friedrich Schnauß (1722–1797) vgl. die einleitenden Erlyuterungen zu den Briefen vom 16. Oktober 1779 (GB 4 II) und vom 9. Mai 1786 (GB 6 II, Nr 321). – Wyhrend seines Italienaufenthaltes stand Goethe mit seinem Kollegen im Geheimen Consilium Schnauß in lockerem Kontakt. Zwei Briefe an Schnauß aus dieser Zeit sind rberliefert, ein weiterer ist erschließbar (vgl. EB 22). ƒber die Briefe von Schnauß an Goethe ist nichts Nyheres bekannt. Lediglich einer ist erschließbar (vgl. zu 183,26– 27). Goethe ließ den Amtskollegen wiederholt durch Philipp Seidel grrßen (vgl. GB 6 II, zu 231,13; zu 49,23; 110,17–19; 175,12–13). Im vorliegenden Brief schildert Goethe seinen Alltag in Rom und wyhrend seines Aufenthaltes in den Albaner Bergen vom 25. September bis 22. Oktober 1787. Im Brief vom Myrz 1788 (Nr 147) krndigt er seine Rrckkehr nach Weimar und in den Dienst an. 183,24–25 aus dem tiefen Rom auf die heitern Gebmrge] Goethe hielt sich vom 25. September bis 22. Oktober 1787 in den Albaner Bergen auf. Bis zum 4. Oktober war er in Frascati, danach bis zum 6. Oktober in Albano und die restliche Zeit in Castel Gandolfo. In Frascati war er Gast bei Johann Friedrich Reiffenstein in dessen Sommerhaus, in Castel Gandolfo bei Thomas Jenkins. 183,25 H‘. Collega] Schnauß war wie Goethe seit 1776 Geheimer Rat im Geheimen Consilium. 183,26–27 mit dem besten Danck fmr Ihr fortdaurendes Andencken] Die Briefe von Schnauß an Goethe nach Italien sind nicht rberliefert. Aus der †ußerung lysst sich aber schließen, dass Schnauß mehrere Briefe nach Italien sandte. Lediglich ein Brief an Goethe, wahrscheinlich aus der ersten Januarhylfte 1787, ist erschließbar (vgl. zu 110,18–19). 184,3–4 die Contoure zu laviren] Lavieren: Das Verwischen von Umrisslinien mit Hilfe von Wasser (vgl. Grimm 6, 394). In Frascati beschyftigte sich Goethe in Gesellschaft anderer deutscher Krnstler vor allem mit Landschaftszeichnen. 184,6 Villegiatur] Sommeraufenthalt auf dem Lande (von ital. villa: Landgut mit Wohngebyude, das Casino, oft aber auch ein Landschloss). – Mit beginnendem Herbst (September/Oktober) fuhren die wohlhabenden Brrger Roms zur Erholung aufs Land. Karl Philipp Moritz schreibt dazu in seinem Reisebericht: „Es

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giebt in diesem Klima keinen angenehmern Begriff, als den der Villeggiatura, oder Landlust, mit welcher die Idee von Muße, von Befreyung von allem Zwange, und von der schsnen Jahrszeit, unzertrennlich verknrpft sind. Es liegt zugleich etwas Vornehmes in dieser Idee, und wer daher nur irgend das Geld dazu auftreiben kann, der macht im Herbst eine Villeggiatura.“ (Moritz, Reisen in Italien 2, 155 f.) 184,10 biß zum Carneval] Der Karneval begann nach dem Dreiksnigstag (6. Januar) und fand seinen Hshepunkt in den Fastnachtstagen, die 1788 auf die Zeit vom 26. Januar bis 5. Februar fielen: „Die erwrnschte Zeit des Karnevals wird den Rsmern mit der Glocke vom Kapitol, welche man nur in sehr ausserordentlichen Fyllen, als beym Tode und der Wahl des Pabsts lyutet, angekrndigt. Es fyngt den Tag nach dem heiligen Drey Ksnigsfeste an.“ (Volkmann 2, 731). 184,10 eingezogen] Ohne gesellschaftlichen Umgang (vgl. GWb 2, 1456). 184,11–12 Die zwey Sommermonate durfte man kaum aus dem Hause] In der „Italiynischen Reise“ beschreibt Goethe die Sommerhitze in einem Eintrag unter dem 5. Juli 1787: Die Hitze ist gewaltig. Morgens mit Sonnenaufgang steh’ ich auf und gehe nach der Acqua acetosa, einem Sauerbrunnen, ungefqhr eine halbe Stunde von dem Thor, an dem ich wohne, trinke das Wasser, das wie ein schwacher Schwalbacher schmeckt, in diesem Klima aber schon sehr wirksam ist. Gegen acht Uhr bin ich wieder zu Hause Æ:::æ. (IR III; WA I 32, 27.) Bereits am 30. Juni 1787 schrieb Goethe in einem Brief an Herders Kinder und Friedrich von Stein, dass seit acht Tagen eine große Hitze ausgebrochen sei (159,7). 184,12–13 indeß an meinen Schriften gearbeitet] In den Sommermonaten 1787 arbeitete Goethe an seinem Drama „Egmont“, das er frr die Herausgabe seiner „Schriften“ Mitte September nach Weimar schickte (vgl. zu 79,11). 184,13–14 vier Bqnde Æ:::æ mbrigen sollen folgen] Die ersten vier Bynde von „Goethe’s Schriften“, die frr die Ostermesse 1787 angekrndigt waren, wurden von Gsschen verspytet seit Ende Juli/Anfang August ausgeliefert (vgl. Gsschen an Philipp Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). Goethe selbst erhielt Exemplare erst am 22. September 1787 (vgl. IR III; WA I 32, 83). 1787 arbeitete er am 5. Band der „Schriften“, der zur Ostermesse 1788 erschien. 184,14 Hauptstadt der Welt] Rom (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,15). 184,15–17 Eben setzt sich der Obelisk Æ:::æ bey St Giov. in Laterano.] Vgl. zu 98,32–33. 184,17–18 Obelisk, der noch im Campo Marzo liegt] Dieser stark beschydigte, in sechs Teile zerbrochene Obelisk (Obelisk Solare) aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. war bereits 1506 auf dem einstigen Marsfeld entdeckt worden und wurde 1748 ausgegraben, um auf der Piazza Montecitorio aufgestellt zu werden. Das Unternehmen scheiterte freilich vorerst, der Obelisk wurde in einem Hof hinter S. Lorenzo in Lucina abgelegt. Zur Aufstellung auf der Piazza Montecitorio kam

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es erst 1792. Johann Jacob Volkmann yußert 1770 in seinen „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ noch Zweifel, ob der Obelisk wieder errichtet werden ksnne: „Der Obelisk ist der schwerste unter allen, und wrrde folglich desto beschwerlicher aufzurichten seyn Æ:::æ.“ (Volkmann 2, 327; zur detaillierten Beschreibung des Obelisken vgl. ebd., 325–328.) Der Obelisk war um 10 v. Chr. auf Augustus’ Anweisung von Heliopolis nach Rom gebracht worden. Er ist 21,49 m hoch und erreicht damit – wie Goethe im Folgenden ebenfalls angibt – nicht die Hshe der Obelisken auf der Piazza San Giovanni in Laterano vor der Laterankirche (31,18 m) oder bei der Porta del Popolo (24 m). 184,20–21 die Hieroglyphen viel einfacher und besser gearbeitet] Volkmann schreibt rber die Hieroglyphen: „Auf der einen Seite sind die Hieroglyphen fast ganz verloschen, aber auf den andern erkennt man verschiedne Figuren von Menschen, Thieren und Sphynxen, die in einem guten Stil gearbeitet sind.“ (Volkmann 2, 327.) 184,22 Sesostris] Griechischer Name mehrerer ygyptischer Pharaonen des Mittleren Reichs (etwa 2137–1781 v. Chr.). Die Zuschreibung ist falsch: Der Obelisk stammt aus der Zeit des Pharaos Psammetich II. (6. Jahrhundert v. Chr.). Der Irrtum war aber gyngig, wie ein Blick in den meistbenutzten Romfrhrer der Zeit zeigt, Giuseppe Vasis „Itinerario istruttivo di Roma“. Das Buch wurde 1763 erstmals versffentlicht, erlebte zu Lebzeiten des Autors sechs Auflagen (Rom 1763, 1765, 1770, 1771, 1773, 1777) und blieb in einer durch den Sohn Mariano erweiterten Fassung bis ins 19. Jahrhundert maßgeblich (vgl. die franzssische Ausgabe aus dem Jahr der Aufstellung des Obelisken auf der Piazza Montecitorio: „Itinraire instructif de Rome“. Rom 1792, Bd 1, S. 64 f.). Volkmann verliert hingegen rber die Herkunft des Obelisken kein Wort. 184,22–23 nachher dem August gewidmet] Nachdem der Obelisk um 10 v. Chr. von Heliopolis nach Rom gebracht worden war – eine Folge des Sieges der Rsmer rber †gypten –, wurde er von Kaiser Augustus auf seine eigene Person umgewidmet. Eine entsprechende Inschrift war auf dem Postament angebracht, auf dem der Obelisk in der Antike aufgestellt gewesen war (vgl. Volkmann 2, 327). 184,23–24 als Sonnenzeiger der großen Sonnen Uhr] Das Solarium Augusti, ein astronomisches Messinstrument zur Meridianbestimmung, das lange Zeit als eine gigantische Sonnenuhr mit Kalenderfunktion gedeutet wurde, befand sich im nsrdlichen Teil des Marsfelds. Die Anlage wurde 10 v. Chr. von Augustus als Zeichen seiner Macht eingeweiht. Es wurde angenommen, der Obelisk diene als Zeiger der Sonnenuhr, der die Uhrzeit sowie das Datum anzeigte und auf wichtige Ereignisse im Leben des Imperators verweisen konnte. 184,24 in einem Hofe] Hinter S. Lorenzo in Lucina (vgl. zu 184,17–18). 184,25 durch den Brand beschqdigt] Der Obelisk wurde im Mittelalter bei einem Brand beschydigt, wodurch die Hieroglyphen an einer Seite nur noch schwer zu erkennen waren.

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184,25 auf rnmische Art besudelt] In der „Italiynischen Reise“ schreibt Goethe am 3. September 1787, dass der Obelisk zwischen Schutt und Koth liege (IR III; WA I 32, 74). 184,31–32 Unser gnqdigster Herr ist Æ:::æ zurmck] Herzog Carl August war im Juli 1787 von Friedrich Wilhelm II. nach Potsdam gerufen worden, da sich die politische Lage in den Niederlanden so kritisch entwickelte, dass der preußische Ksnig an eine milityrische Intervention dachte (vgl. zu 181,26). Der Herzog nahm ab Anfang Oktober an dem Feldzug teil und kehrte nach weiteren diplomatischen Missionen erst am 14. Februar 1788 nach Weimar zurrck (vgl. FB 1788, Bl. 23). 184,33 meinen Urlaub verlqngert] Am 11. August 1787 erbat Goethe beim Herzog eine weitere Verlyngerung seines Aufenthalts bis Ostern 1788 (vgl. zu 163,10), nachdem ihm dieser den Termin der Rrckkehr freigestellt hatte. 184,34 meine andern H‘. Collegen] Die anderen Mitglieder des Geheimen Consiliums, Jacob Friedrich von Fritsch und Johann Christoph Schmidt. 185,14 den werthen Ihrigen] Schnauß war seit 1769 in zweiter Ehe mit Charlotta Christiana geb. Deußing verheiratet. In der Familie lebten noch ihre Kinder Henrietta Friederica Caroline (geb. 1769), Sophia Christiana Ernestina Friederica (geb. 1771) und Karl August Konstantin (geb. 1782). 185,16 Hochwohlgebohrnen] Die Anrede frr Adlige wurde im 18. Jahrhundert auch auf hohe frrstliche Ryte brrgerlichen Standes rbertragen. 107. An Carl Ludwig von Knebel

Frascati, 3. Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 90–91. – Doppelblatt 17,8624,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. ƒberlieferung zu Nr 19). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 82–85, Nr 74. WA IV 8 (1890), 266–269, Nr 2611. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Knebels vom 3. September 1787 (vgl. zu 185,22). – Der Antwortbrief vom 16. November 1787 (vgl. Knebel, Tgb. [16. November] 1787, Bl. 48) ist nicht rberliefert. 185,22 Dein Brief erfreute mich zu meiner Abreise von Rom] Knebels nicht rberlieferter Brief vom 3. September 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 37) erreichte Goethe wahrscheinlich am 24. oder am 25. September 1787,

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dem Tag seiner Abreise zu einem Landaufenthalt in Frascati in den Albaner Bergen. 185,22–23 bin ich seit acht Tagen hier] Goethe hielt sich seit dem 25. September in Frascati auf und wohnte bei Johann Friedrich Reiffenstein in dessen Landhaus (vgl. zu 171,28–29). 186,5 von Neapel zurmck] Am 6. Juni 1787 war Goethe von seiner Reise nach Neapel und Sizilien zurrckgekehrt (vgl. zu 155,15). 186,7 dem Egmont gewidmet] Vgl. zu 79,11. 186,7–8 jetzt wohl bey Herdern angekommen] Die Postlaufzeit von Rom nach Weimar betrug 16 Tage (vgl. zu 58,12). Da Goethe das Manuskript des „Egmont“ am 15. September an Herder gesandt hatte (vgl. EB 97), konnte er davon ausgehen, dass es bereits in Weimar eingetroffen war. 186,10 ernhaft] Schreibversehen frr ,ernsthaft‘. 186,14–15 Ultramontanen] Ultramontan: jenseits der Berge (von lat. ultra: jenseits; lat. montes: Berge). Bezeichnung frr die Europyer nsrdlich der Alpen. 186,21–22 Combination der Kunst mit Æ:::æ Vorstellungs Art der Natur] Vgl. zu 62,10–11. 186,24 Rodomondate] Großsprecherei, Prahlerei. Nach der literarischen Gestalt des Rodomonte, des heidnisch afrikanischen Ritters und Ksnigs von Sarza aus den Heldenepen von Matteo Maria Boiardo, „L’ Orlando innamorato“ (Venezia 1486), und von Lodovico Ariosto, „Orlando furioso“ (Ferrara 1516/21). 186,25–26 daß die allgemeine Formel Æ:::æ auf alle Pflanzen anwendbar ist] Goethe entwickelte aufgrund seiner botanischen Beobachtungen und Untersuchungen die Idee von der Urpflanze, d. h., die verschiedenen Arten und Gattungen galten ihm alle als Metamorphosen eines einzigen Urtyps der Pflanzen (vgl. auch die erste Erlyuterung zu 172,25). Goethe versuchte seine These vor allem anhand msglichst vieler noch unbekannter Pflanzenexemplare zu strtzen, die das bekannte Gattungs- und Artenschema durch Anomalien rberschritten. 186,27 Passiflora] Lat.: Passionsblume. Hauptsychlich aus Srdamerika stammende Kletterpflanze. 186,27 Arum] Lat. arum italicum: italienischer Aronstab; mediterrane Knollenpflanze. 186,33 Die Genera Plantar. und noch dazu eine alte Edition] Carl von Linns Grundlagenwerk der Neubestimmung und Kategorisierung der Pflanzengattungen, „Caroli Linnaei genera plantarum eorumque characteres naturales secundum numerum, figuram, situm et proportionem omnium fructificationis partium“, war erstmals 1737 in Leiden erschienen (vgl. auch die erste Erlyuterung zu 172,25) und wies insgesamt 935 Gattungen auf. Bis 1778 waren sechs stets erweiterte Auflagen hinzugekommen (2. Aufl., Leiden 1742; 3. Aufl., Paris 1743; 4. Aufl., Halle und Magdeburg 1752; 5. Aufl., Stockholm 1754; 6. Aufl., Stockholm 1764; 7. Aufl., Frankfurt a. M. 1778). Goethe besaß die 4. Auflage

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(vgl. Ruppert, 691, Nr 4818), in der insgesamt 1090 Gattungen beschrieben waren. Die neueste Ausgabe von 1778 enthielt hingegen schon 1343 Gattungen. 186,34 Robinson Crusoeischen Musei] Der Titelheld von Daniel Defoes Roman „The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner“ (London 1719) besaß wyhrend seines 28-jyhrigen Aufenthaltes als Schiffbrrchiger auf einer unbewohnten Insel nur wenige Brcher, die er aus dem gestrandeten Schiffswrack hatte bergen ksnnen. Neben Brchern rber die Schifffahrt gehsrten auch die Bibel sowie katholische Gebetbrcher dazu. – Musei: Genitiv von lat. museum: Sitz der Musen, Musentempel; hier in der Bedeutung von ,Bibliothek‘. 187,1 Nelcke] Vgl. zu 172,30. 187,4–5 meine Hypothese] Vgl. zu 186,25–26. 187,6 ein Tracktqtchen] Die Studie „Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferierender Blumen nebst einer ausfrhrlichen Anweisung wie durch die Cultur aus einfachen, gefrllte und proliferierende, aus gefrllten gezogen werden ksnnen“ (Nrrnberg 1768) des Londoner Apothekers und Arztes John Hill, die Goethe Ende 1785 gelesen hatte (vgl. GB 6 II, zu 133,7). In seinem Lektrrebericht „Dr. J. Hill Abhandlung von dem Urspr. und der Erzeugung proliferirender Pflanzen. ƒbers. Nrrnb. 1768“ (LA II 9A, 39 f.) hatte er Hills Beschreibung einzelner Blumenarten und ihrer Msglichkeiten, aus sich selbst heraus neue und komplexere Formen zu entwickeln (Proliferation) so umrissen: Der Stiel wird durch die Blume, eigentlich durch das Saamenbehqltniß geendigt. werden aber die Staubfqden zu Blumenblqttern verwandelt und die Keime gleichfalls verwandelt oder verschlungen; so treibt der Stiel durch die Blume durch und sezt die zweyte, ia sogar die dritte an. (Ebd.) Goethes jetziger Nelkenfund zeigte ein noch anderes, weitergehendes Modell einer Proliferation: Wir sehen eine vollkommene, mit Kelch und mberdies mit einer gefmllten Krone versehene, auch in der Mitte mit einer, zwar nicht ganz ausgebildeten, Samenkapsel vnllig geendigte Blume. Aus den Seiten der Krone entwickeln sich vier vollkommene neue Blumen, welche durch drei- und mehrknotige Stengel von der Mutterblume entfernt sind; sie haben abermals Kelche, sind wieder gefmllt Æ:::æ durch Blumenblqtter, welche wie Zweiglein zusammengewachsen, und um einen Stiel entwickelt sind. Ohngeachtet dieser ungeheuren Entwickelung sind die Staubfqden und Antheren in einigen gegenwqrtig. Die Fruchthmllen und die Griffeln sind zu sehen und die Rezeptakel der Samen wieder zu Blqttern entfaltet, ja in einer dieser Blumen waren die Samendecken zu einem vnlligen Kelch verbunden, und enthielten die Anlage zu einer vollkommen gefmllten Blume wieder in sich. (Die Metamorphose der Pflanzen, § 105; LA I 9, 54 f.) 187,8 Die Reise des d. Saussure auf den Mont blanc] Horace Bndict de Saussures Beschreibung seiner Besteigung des Mont Blanc im August 1787, der

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zweiten rberhaupt, war gerade erschienen: „Relation abrge d’un voyage  la cime du Mont-Blanc en ao}t 1787“ (Genwve 1787. – Kurzgefasster Bericht von einer Reise auf den Gipfel des Mont-Blanc im August 1787). Goethe kannte den Genfer Philosophieprofessor, Geologen, Geographen und Naturforscher de Saussure von seiner zweiten Schweizreise 1779. Er hatte ihn am 2. November auf dessen Landgut bei Genf aufgesucht, um sich nach der Sicherheit der geplanten Reiseroute, die entlang dem Mont Blanc-Massiv ins Wallis nach dem St. Gotthard frhren sollte, zu erkundigen (vgl. Brief an Charlotte von Stein, Mitte November 1779; WA IV 4, 122). 187,8–9 aus der Schweitz zugeschickt] Von wem Goethe die Schrift de Saussures erhalten hat, ist nicht bekannt, msglicherweise von Barbara Schultheß aus Zrrich (vgl. auch zu 177,2) oder jemandem aus dem Genfer Umfeld de Saussures. 187,11–12 die Palme des ersten Ersteigens] Der Bergfrhrer Jacques Balmat aus Chamonix hatte am 8. August 1786 als Erster den Mont Blanc, den hschsten Gipfel Europas, in den Savoyer Alpen erstiegen. De Saussure, der sich bereits einen Namen mit der wissenschaftlichen Erkundung der Alpenregion gemacht hatte und von 1779 bis 1796 die „Voyages dans les Alpes“ (4 Bde) herausgab, galt insbesondere auch als der Entdecker des Mont Blanc-Massivs und des angrenzenden Val d’Arve mit Chamonix. In den Jahren zuvor hatte er mehrmals vergeblich versucht, den Berggipfel des Mont Blanc zu erreichen. Daraufhin setzte er einen Preis frr die Erstbesteigung aus, um so auch die eigenen Chancen frr eine Bezwingung des Gipfels zu erhshen. Mit Unterstrtzung Balmats gelang ihm ein Jahr nach dessen geglrckter Erstbesteigung am 3. August 1787 selbst der Aufstieg auf den Gipfel des Mont Blanc. 187,12 Als ich in Chamouni war] Goethe hatte auf seiner zweiten Schweizreise 1779 den Weg von Genf nach dem St. Gotthard durch das Val d’Arve entlang dem Mont Blanc-Massiv genommen und dabei am 4. und 5. November in Chamonix rbernachtet. Vgl. zum Aufenthalt dort die Aufzeichnungen des Tageregisters im Brief an Charlotte von Stein von Mitte November 1779 (WA IV 4, 122 und 127–134). 187,13–14 gab eine Art an Æ:::æ wenig unterschieden war] Balmat und de Saussure wyhlten bei ihrer Erstbesteigung des Mont Blanc die Route von Norden, von Chamonix her, die spyter so genannte ancien passage, die bis ins 19. Jahrhundert hinein als die einzig msgliche angesehen wurde. Sie frhrt quer rber den Glacier des Bossons (2500 m) an der Felsgruppe Les Grands Mulets (3050 m) vorbei rber das Petit Plateau (3050 m) zum Grand Plateau (3950 m) und von dort aus in direkter Linie am Ostrand der Felsgruppe Rochers Rouges entlang (4500 m) bis zum Kammgrat und dann hinauf zum Gipfel (4810 m). ƒber den Routenvorschlag Goethes ist nichts bekannt. Wahrscheinlich unterschied er sich aber nur in der schwierigen Gipfelpassage ab dem Grand Plateau von der ancien passage.

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BRIEF 108

Eine msgliche Passage liegt noch etwas weiter sstlich und frhrt durch das Le Corridor genannte Gebiet zwischen Rochers Rouges und dem Mont Maudit. Eine andere Variante ist die Westpassage rber die Bosses du Dromadaire (4550 m) am D‰me du Ga}ter (4330 m) vorbei zum Kammgrat und zum Gipfel. 187,15 Grmße Batschen.] Vgl. zu 173,8. 187,15 Ich fmrchte der Heuraths Versuch wird mißlingen.] August Johann Georg Carl Batsch hatte am 27. April 1787 Sophie Carolina Amalie Pfrndel geheiratet, worrber Knebel Goethe vermutlich in einem seiner vorausgegangenen Briefe informiert hatte. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, bevor Batsch 1802 mit 40 Jahren starb. 187,18 gebrauche des Meinigen] Knebel wohnte seit April 1787 in Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm (vgl. zu 131,6–7). 187,18–19 dem Herzoge, den Herzoginnen] Herzog Carl August, dessen Frau Louise und die Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. 187,19 guten Freunden] Dazu zyhlten die gemeinsamen Jenaer Bekannten wie Eichhorn, Brttner, Loder, Wiedeburg, Schrtz (vgl. zu 173,14) und Bentheim (vgl. zu 173,15), aber auch Knebels und Goethes Weimarer Freunde wie Charlotte von Stein und Johann Gottfried Herder. 108. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 23. Oktober 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 72–73. – Doppelblatt 19(–19,2)622,8 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 86–89, Nr 39. WA IV 8 (1890), 270–272, Nr 2612. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl August antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief von etwa Mitte November 1787 (vgl. zu 216,17). Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 187,26–27 in Ihrem bewegten Leben] Carl August, am 25. September 1787 zum preußischen Generalmajor ernannt (vgl. Bojanowski, Carl August, 4 f.), war am 7. Oktober nach den Niederlanden abgereist (vgl. FB [7. Oktober] 1787, Bl. 99), wo er an der preußischen Milityrinvasion zur Wiedereinsetzung des Prinzen Wilhelm V. von Oranien als Statthalter der Vereinigten Niederlande teilnahm (vgl. zu 181,26). Am 10. Oktober kam es dabei zur Besetzung Amsterdams.

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187,29 von Castell Gandolfo zurmck] Castel Gandolfo in den Albaner Bergen liegt etwas rber 20 km srdsstlich von Rom und besitzt ein pypstliches Schloss aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, heute die Sommerresidenz des Papstes. Goethe hielt sich dort vom 6. bis 22. Oktober als Gast des englischen Kunsthyndlers und Bankiers Thomas Jenkins auf, der eine Villa in Castel Gandolfo gemietet hatte. Goethe berichtet in der „Italiynischen Reise“ rber den Aufenthalt in Castel Gandolfo: Herr Jenkins Æ:::æ bewohnte daselbst ein sehr stattliches Gebqude, den ehemaligen Wohnsitz des Jesuitergenerals, wo es einer Anzahl von Freunden weder an Zimmern zu bequemer Wohnung, noch an Sqlen zu heiterem Beisammensein, noch an Bogengqngen zu munterem Lustwandeln fehlte. / Man kann sich von einem solchen Herbstaufenthalte den besten Begriff machen, wenn man sich ihn wie den Aufenthalt an einem Badorte gedenkt. Personen ohne den mindesten Bezug auf einander werden durch Zufall augenblicklich in die unmittelbarste Nqhe versetzt. Frmhstmck und Mittagessen, Spaziergqnge, Lustpartien, ernst- und scherzhafte Unterhaltung bewirken schnell Bekanntschaft und Vertraulichkeit Æ:::æ. (IR III, Oktober 1787; WA I 32, 119.) Das Haus, in dem Goethe seine Villegiatura (Sommeraufenthalt) verbrachte, war nach der Auflssung des Jesuitenordens 1773 konfisziert und im folgenden Jahr an einen Lorenzo Marzelli verkauft worden. Dieser wiederum vermietete es an Jenkins. Der Bau gelangte spyter in Besitz der Familie Torlonia und wurde deren Villa zugeschlagen; nach 1875 stellten es die Torlonia wiederum den Jesuiten zur Verfrgung. Die Anlage wurde 1963 an den Vatikan verkauft (vgl. Noack, Rsmische Kreise 1, 154; G. del Pinto: La casa abitata da Volfgango Gœthe in Castel Gandolfo. Rom 1902). ƒber Jenkins vgl. zu 90,1. 188,1–3 Die ganze herrliche Reihe von Hmgeln Æ:::æ ist vulkanisch] Die Albaner Berge, zwischen 20 und 30 km srdsstlich von Rom gelegen, sind eine aus den Resten eines vulkanischen Ringgebirges bestehende Gebirgslandschaft. Die dort gelegenen Gemeinden Frascati, Marino Laziale (Marino), Castel Gandolfo (Castello), Albano Laziale (Albano), Ariccia (Larici), Genzano di Roma (Gensano) und Nemi werden wegen ihrer vielen Burgen, Schlssser und Villen auch als Castelli Romani bezeichnet. Die Albaner Berge waren wegen ihrer reizvollen Landschaft seit der Antike ein bevorzugter Sommeraufenthaltsort der rsmischen Aristokratie. 188,5 die neuere Naturlehre] Anspielung auf die Theorie der so genannten Plutonisten (Vulkanisten), die die Entstehung der Gebirge auf vulkanische Aktivityten im Erdinneren zurrckfrhrten. Als ihre Kontrahenten galten die Neptunisten, frr die sich die Gebirgsentstehung als Folge von Ablagerungsprozessen im Wasser der Ozeane darstellte (vgl. auch zu 243,25–28). Goethe hatte sich mit Fragen der Gebirgsentstehung in den Jahren vor der Italienreise intensiv beschyftigt (vgl. GB 6 II, zu 72,16, zu 74,6 und zu 84,17).

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BRIEF 109

188,10 See von Nemi] Lago di Nemi, 30 km srdsstlich von Rom gelegener, zur Gemeinde Nemi in den Albaner Bergen gehsrender Kratersee, wegen des in der Antike dort gelegenen Heiligtums der rsmischen Gsttin Diana Aricina auch ,Auge der Diana‘ genannt. 188,20–21 die Deutschen Anno 44 Æ:::æ in Quartier lagen] Wyhrend des ssterreichischen Erbfolgekrieges, in dem Mittelitalien einen der Kriegsschauplytze bildete, befand sich das Hauptquartier der ssterreichischen Armee unter dem Kommando des Frrsten Georg Christian von Lobkowitz von Juni bis November 1744 in Nemi unterhalb des Monte Cavo. 188,24–25 was Sie mir einst von Æ:::æ der Schlacht bey Velletri schrieben] Velletri: Kleinstadt in den Albaner Bergen, etwa 30 km srdsstlich von Rom gelegen. Auf dem mittelitalienischen Kriegsschauplatz des ssterreichischen Erbfolgekrieges standen sich die in Nemi lagernde ssterreichische und die spanisch-neapolitanische Armee, deren Hauptquartier sich in Velletri befand, im Sommer 1744 wochenlang gegenrber, ohne dass es zu grsßeren Kampfhandlungen kam. Am 11. August 1744 versuchten die …sterreicher unter Frhrung des Feldmarschalls Maximilian Ulysses Reichsgraf von Browne durch einen nychtlichen ƒberraschungsangriff auf das spanisch-neapolitanische Hauptquartier in Velletri die Entscheidung herbeizufrhren und den Ksnig von Neapel gefangen zu nehmen. Die …sterreicher konnten die Stadt zwar rasch besetzen, vermochten aber den dadurch errungenen strategischen Vorteil und die Verwirrung des Gegners nicht auszunutzen, da die Soldaten nicht davon abzuhalten waren, die in ihre Hynde gefallenen reichen Effekten der feindlichen Armeefrhrer zu plrndern. Diese gewannen dadurch Zeit, ihre Truppen zu sammeln und die …sterreicher in einem Gegenangriff wieder aus Velletri zu verdryngen. Milityrisch ergebnislos, frhrte der ƒberfall zur Einyscherung großer Teile der Stadt und forderte viele Opfer unter den Einwohnern Velletris. Carl August, der an milityrgeschichtlichen Gegenstynden stets sehr interessiert war, hatte sich einige Jahre zuvor mit dem Studium der Schlacht bei Velletri beschyftigt. Der von Goethe erwyhnte Brief, in dem Carl August darrber berichtete, ist nicht rberliefert. 188,26–27 Das Haupt Lager Æ:::æ an der Seite des Monte Cavo.] Der Monte Cavo, ein erloschener Vulkan, bildet mit 950 m die hschste Erhebung der Albaner Berge. Er liegt zwischen dem Albaner See und dem Nemisee. Wyhrend des ssterreichischen Erbfolgekrieges befand sich hier bei Nemi im Sommer 1744 das Hauptquartier der ssterreichischen Armee (vgl. zu 188,20–21). 188,27–28 Position, die auch ehmals Hannibal erwqhlt hatte] Das „Campo di Annibale“ genannte Plateau des Monte Cavo, ein mit Schutt ausgefrllter ehemaliger Vulkankrater. Dort befand sich in der Antike der Tempel des Jupiter Latiaris, das Bundesheiligtum der Latiner, wo alljyhrlich die Feriae Latinae, ein Bundesfest von 47 latinischen Vslkern, gefeiert wurde. Auf das Plateau frhrte eine heute noch in Teilen vorhandene gepflasterte Straße. Der Legende nach

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soll der karthagische Feldherr Hannibal Barkas wyhrend des Zweiten Punischen Krieges bei seinem Zug vor die Tore von Rom im Jahr 211 v. Chr. auf diesem Plateau sein Lager aufgeschlagen haben, was jedoch historisch nicht belegt ist. 188,29 verhinderte uns auf den Monte Cavo zu gehn] Goethe bestieg den Monte Cavo erst wyhrend eines weiteren Ausflugs in die Albaner Berge im Dezember 1787 (vgl. zu 221,15–16). 188,30 damaligen Expedition] Der ssterreichische Feldzug in Mittelitalien 1744 (vgl. zu 188,20–21; zu 188,24–25). 188,32 Span aus dem Troge geschnitten] Darauf scheint Carl August in seinem Antwortbrief zurrckgekommen zu sein, da Goethe bei einem weiteren Besuch der Albaner Berge Anfang Dezember 1787 einen Span von diesem Trog mitnahm und an Carl August schickte (vgl. 226,30–33). 188,34–189,2 will ich die Platanen mit der Quelle Æ:::æ zeichnen und schicken] Goethe versprach Carl August in seinem Brief vom 16. Februar 1788, im kommenden Frrhjahr nochmals an den Nemisee zu reisen und den Famosen Trog mit dem Beywesen zu zeichnen (250,8). Er frhrte dieses Vorhaben aber, nachdem ihn ein Mitte Myrz 1788 eingegangener Brief des Herzogs zur baldigen Rrckkehr nach Weimar aufgefordert hatte, nicht mehr aus. Eine Zeichnung des Trogs ist nicht rberliefert (vgl. zu 250,8). 189,2–3 nicht wohl hoffen darf Ihnen Æ:::æ ein Glas zuzutrincken] Anspielung auf den gescheiterten Plan einer gemeinsamen Italienreise. 189,4 Villegiatur] Sommeraufenthalt auf dem Lande (vgl. zu 184,6). 189,4–5 viel Menschen Æ:::æ kennen lernen] Vgl. zu 187,29. 189,11–12 ein Paar Worte Ihres Andenckens] Carl August hatte sich im September 1787 auf seine Teilnahme an der preußischen Invasion in den Niederlanden vorbereitet und war am 7. Oktober abgereist. Offensichtlich war er in den Tagen zuvor so in Anspruch genommen, dass er keine Zeit fand, Goethe einen Brief zu schreiben. Der wyhrend des Aufenthaltes in Eisenach am 7. oder 8. Oktober geschriebene Brief (vgl. zu 208,7) erreichte Goethe erst einige Tage spyter.

109. An Christian Gottlob Voigt ƒBERLIEFERUNG

Rom, 23. Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 15577. – Doppelblatt 18,7622,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Antwortvermerk, Tinte: „Resp. d. 23. Nov / 1787“. E: Goethe-Voigt1 (1868), 127–129, Nr 4. WA IV 8 (1890), 273–275, Nr 2613 (nach E, mit H verglichen).

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BRIEF 109

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Voigts aus dem Zeitraum vom 6. September bis 4. Oktober 1787 (vgl. zu 189,26). – Der Antwortbrief vom 23. November 1787 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 189,22–23 diesen Sommer mber nach Briefen Æ:::æ verlangt] Vor dem Bezugsbrief hatte Voigt wahrscheinlich am 14. Myrz 1787 das letzte Mal an Goethe geschrieben (vgl. ƒberlieferung zu Nr 62). 189,26 Ihr letzter Brief] In seinem nicht rberlieferten Bezugsbrief berichtete Voigt von Ereignissen im Ilmenauer Bergbau am 23. Juni und 9. August 1787 (vgl. zu 190,14–15 und die erste Erlyuterung zu 190,15) sowie von einer Feier zu Ehren Goethes am 28. August 1787 (vgl. zu 190,6). Da Goethe den Brief erst nach seiner Rrckkehr nach Rom vorfand, von wo er am 25. September 1787 aufgebrochen war, ist die Entstehungszeit des Briefes in den Zeitraum zwischen dem 6. September und 4. Oktober zu datieren. 189,29 auf dem Lande] Goethe hatte sich in der Zeit vom 25. September bis 4. Oktober 1787 in Frascati bei Johann Friedrich Reiffenstein aufgehalten, wo er zeichnete und Pflanzenstudien betrieb. Im Anschluss daran war er nach einem kurzen Aufenthalt in Albano vom 6. bis 22. Oktober Gast des englischen Malers, Kunsthyndlers und Bankiers Thomas Jenkins in dessen Sommerhaus in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen. Goethe kehrte am 22. oder 23. Oktober nach Rom zurrck (vgl. 187,28–29). 189,29 in vieler Gesellschaft] Goethe war in Frascati in Gesellschaft von einigen Kmnstlern (IR III, September 1787; WA I 32, 97). In der „Italiynischen Reise“ nennt er den Frankfurter Historienmaler und Hausgenossen in Rom Johann Georg Schrtz als seinen Begleiter und Karl Philipp Moritz als weiteren Gesprychspartner (vgl. IR III, 28. September 1787 und Bericht. September 1787; WA I 32, 85 und 97). In Castel Gandolfo traf er u. a. auch auf Angelika Kauffmann (vgl. IR III, Oktober 1787; WA I 32, 125). 189,29–190,1 auf einem der schnnsten Plqtze des Erdbodens] Das landschaftlich reizvoll rber dem Albaner See gelegene Castel Gandolfo war ein beliebtes Ausflugsziel Goethes. Die Stimmung wyhrend seines dortigen Aufenthalts im Oktober 1787 beschreibt er in der „Italiynischen Reise“: Man kann sich von einem solchen Herbstaufenthalte den besten Begriff machen, wenn man sich ihn wie den Aufenthalt an einem Badorte gedenkt. Personen ohne den mindesten Bezug auf einander werden durch Zufall augenblicklich in die unmittelbarste Nqhe versetzt. Frmhstmck und Mittagessen, Spaziergqnge, Lustpartien, ernst- und scherzhafte Unterhaltung bewirken schnell Bekanntschaft und Vertraulichkeit; da es denn ein Wunder wqre, wenn, besonders hier, wo nicht einmal Krankheit und Cur eine Art von Diversion macht, hier im vollkommensten Mmßiggange, sich nicht die ent-

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schiedensten Wahlverwandtschaften zunqchst hervorthun sollten. (IR III, Bericht. Oktober; WA I 32, 119 f.) 190,3 meine alten Schulden] Gemeint sind die Briefe, die er kurz nach seiner Rrckkehr von Castel Gandolfo schrieb. Dabei handelte es sich neben dem vorliegenden Brief um Schreiben an Herzog Carl August (Nr 108), Johann Christian Kestner (Nr 110), Daniel Wilhelm Brunnquell (Nr 111), Jacob Friedrich von Fritsch (Nr 112), Philipp Seidel (Nr 113), Georg Joachim Gsschen (Nr 114) und Friedrich Justin Bertuch (Nr 115). Hinzu kommen noch die nicht rberlieferten Briefe an Herder (EB 106), die Herzoginmutter Anna Amalia (EB 107), Johann Christoph Schmidt (EB 108), Barbara Schultheß (EB 109), Catharina Elisabeth Goethe (EB 110), Christian Gottfried Schrtz (EB 111) und Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg (EB 112). 190,6 die Feyer meines Geburtstags] Zu Goethes Geburtstag hatten sich einige Weimarer Freunde am Gartenhaus zu einer Feier zusammengefunden. Carl Ludwig von Knebel, der seit dem 12. April 1787 dort wohnte, vermerkt zu diesem Tag in seinem Tagebuch: „Gesellschaft hier. Feuerwerk u. Illumination.“ (Knebel, Tgb. [28. August] 1787, Bl. 36.) Seiner Schwester Henriette berichtete Knebel am 31. August 1787 rber die Feier: „Goethens Geburtstag haben wir den 28. dieses ganz passabel hier zugebracht. Es war ein abwechselnder Tag, doch war der Abend ruhig und heiter. Die kleine Schardt, die Imhoff, Frau von Kalb waren bei mir, wobei noch ein paar andre Freunde waren, unter denen Schiller, der Verfasser des ,Don Carlos‘. Sie brachten mir einen Kranz frr Goethe von wildem Haidekraut, das um Ilmenau wychst Æ:::æ. Ich ließ ein kleines Feuerwerk machen und den Garten erleuchten, wo sich Goethens Monument, nemlich eine Kugel von Sandstein auf einem steinernen großen Wrrfel ruhend, gar wohl ausnahm.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 63.) Auch Schiller berichtete in einem Brief an Ksrner vom 29. August 1787: „Ich habe am 28gsten Gsthens Geburtstag mit begehen helfen, denn Herr von Knebel in seinem Garten feierte, wo er in Gsthens Abwesenheit wohnt. Die Gesellschaft bestand aus einigen hiesigen Damen, Vogts, Charlotten und mir. Herders beide Jungen waren auch dabei. Wir fraßen herzhaft und Gsthens Gesundheit wurde von mir in Rheinwein getrunken. Schwerlich vermuthete er in Italien, daß er mich unter seinen Hausgysten habe, aber das Schicksal frgt die Dinge gar wunderbar. Nach dem Soupee fanden wir den Garten illuminiert und ein ziemlich ertrygliches Feuerwerk machte den Beschluß.“ (NA 24, 149.) 190,6–7 das kleine Gedicht] Vermutlich handelte es sich um ein Gedicht, das Voigt aus Anlass der Geburtstagsfeier am 28. August 1787 (vgl. die vorhergehende Erlyuterung) zu Ehren Goethes geschrieben hatte. Wahrscheinlich hatte es Voigt seinem nicht rberlieferten Brief beigelegt oder es war durch Charlotte von Stein an Goethe gesandt worden, die am 10. September 1787 in einem Brief an Knebel schreibt: „Sie haben unseres Freundes Jahresfest sehr artig gefeiert, Das ist

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BRIEF 109

mir allerwegens erschollen, und alle diese Briefe nebst dem Ihrigen habe ich ihm den Spaß gemacht, nach Rom zu schicken.“ (Stunden mit Goethe 6, 192.) Das Gedicht ist nicht rberliefert. 190,11 in unsern Geschqften] Voigt war seit 1783 Goethes Mitarbeiter in der Ilmenauer Bergwerkskommission und seit 1785 unter Goethes Leitung in der Ilmenauer Steuerkommission tytig (vgl. zu 7,14). 190,14–15 der niedergegangnen Tonne] Mit Bezug auf einen Unfall, der sich am 23. Juni 1787 im Ilmenauer Bergbau ereignete. An diesem Tag riss im Johannisschacht das Hanfseil, wodurch die gefrllte Fsrdertonne, die sich 140 m rber der Sohle befand, in die Tiefe strrzte. Sie durchschlug die Brhnen, die zum Schutz der Bergleute rber der Schachtsohle errichtet worden waren. Ein Bergmann kam ums Leben, drei weitere wurden verletzt. Nach diesem Unfall weigerten sich die anderen Bergleute, unter diesen gefyhrlichen Bedingungen weiterzuarbeiten (vgl. Goethe und Ilmenau, 193). In der „Dritten Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ wird von dem Unfall ebenfalls berichtet: „Man blieb auch nicht so wie vorher von Unglrcksfyllen frey. Ein Bergmann verlor das Leben bey Hinabgehung einer Treibetonne, wobey doch niemanden wegen verabsyumter Vorsichtigkeit etwas zur Last gelegt werden konnte.“ (Dritte Nachricht, 2.) 190,15 der aufquellenden Wasser] Am 9. August 1787 hatte sich in circa 230 m Tiefe im Johannisschacht ein Wassereinbruch ereignet. In der „Dritten Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ wird darrber berichtet: „In 114 1/2 Lachter Æ229 mæ Teufe wurden am 9 August die ersten Grubenwasser getroffen. Sie giengen aber so mysig auf, daß man sich nicht zu bedenken hatte Æ:::æ.“ (Dritte Nachricht, 2.) Das Auftreten von Grundwasser im Schacht blieb ein dauerndes und schwerwiegendes Problem, wodurch die Fsrderung des Erzes stark behindert wurde (vgl. Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, 152). 190,15 vorgesehen] Hier in der bereits bei Adelung als veraltet bezeichneten Verwendung von ,vorhersehbar‘ (vgl. Adelung 4, 1296). 190,16–18 Ich verlange recht sehr zu hnren Æ:::æ haben.] Voigt veranlasste nach dem Wassereinbruch im Johannisschacht den Bau eines Pumpensystems, des so genannten „Kunstzeugs“, das das Wasser aus dem Schacht pumpen sollte: „Das erbaute Kunstzeug erreichte den Zweck, daß der Schacht im Monath November von den bis zum tiefen Stolln 63 Lachter Æ126 mæ hoch aufgegangenen Wassern befreyet und alsdenn die Arbeit im Tiefsten wiederum belegt werden konnte Æ:::æ.“ (Dritte Nachricht, 3.) Voigt antwortete Goethe in einem nicht rberlieferten Brief vom 23. November 1787 (vgl. ƒberlieferung) und berichtete von den Fortschritten (vgl. zu 223,16). 190,21–22 Gedancken den ich H‘. G. Ass. R. Schmidt kommunicirt] Der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt war seit 1776 Mitglied des Geheimen Consiliums. Wyhrend Goethes Aufenthalt in Italien rbernahm er stell-

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vertretend die Leitung der herzoglichen Kammer (vgl. zu 94,2–3). Goethe sandte Schmidt am folgenden Posttag, dem 27. Oktober, ebenfalls einen (nicht rberlieferten) Brief (vgl. EB 108). 190,23–24 zu den Ilmenauer Sachen einige junge Leute nachgezogen] Seit Beginn des Jahres 1786 versuchte Goethe, jrngere Mitarbeiter frr die Ilmenauer Bergwerks- und Steuerkommission zu finden (vgl. auch zu 238,31–32). Noch am 12. August 1793 erinnert sich Voigt daran, dass die Frage nach Nachwuchskryften frr die Ilmenauer Direktion bereits wyhrend Goethes Italienaufenthalt von ihnen diskutiert wurde: „Æ:::æ ich wußte damals niemand vorzuschlagen, und das Ilmenauer Werk stockte.“ (Goethe-Voigt2 1, 112.) 190,26 unsrer Arbeitsamkeit eine andre Richtung zu geben] Der hier indirekt formulierte Plan Goethes, sich aus der Bergwerks- und Steuerkommission zurrckzuziehen, wurde von ihm erst 1800 realisiert, nachdem der Ilmenauer Bergbau bereits 1796 nach einem schweren Stolleneinbruch teilweise eingestellt worden war. 190,27 H‘. Riedel in der Cammer] Cornelius Johann Rudolf Ridel war 1787 auf Empfehlung seines spyteren Schwagers Johann Christian Kestner und auf Anraten Goethes Erzieher des vierjyhrigen Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach geworden. Er wurde 1786 zum Landkammerrat mit Sitz und Stimme in der Kammer ernannt und rbte dieses Amt bis 1799 aus (vgl. GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 350). 190,27–28 einen andern jungen Mann] Infrage kamen der Regierungsassessor und Hofjunker Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein sowie die Hofadvokaten Johann Heinrich Siegmund Rentsch, Karl Adolf Schultze und Ludwig Gottlieb Friedrich Gruner. Schließlich wurde der Hofadvokat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann von Voigt in einem Brief vom 12. August 1793 frr das Amt empfohlen und war ab 1794 Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission. 190,31 beyde] Weder Cornelius Johann Rudolf Ridel noch der andere, namenlose „junge Mann“ wurden bei der Ilmenauer Bergbau- oder bei der Steuerkommission eingestellt (vgl. zu 190,23–24). 191,2 da ich aber lqnger aussenbleibe] Goethe hatte in seinem Brief an Herzog Carl August vom 11. August 1787 darum gebeten, noch bis Ostern 1788 (23./24. Myrz) in Italien bleiben zu drrfen (vgl. 163,9–10). Goethe reiste schließlich am 24. April 1788 aus Rom ab (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 191,4 mit den Ihrigen] Vgl. zu 8,26. 191,4 Den Kranz] Kranz aus Heidekraut, den die zur Geburtstagsfeier im Gartenhaus versammelten Weimarer Freunde mitgebracht hatten (vgl. zu 190,6). 191,5–6 H‘ von Knebel schreibt] Wahrscheinlich in seinem nicht rberlieferten Brief vom 3. September 1787 (vgl. Knebels Tgb. [3. September] 1787, Bl. 68).

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BRIEF 110

191,12 Erfreuen Sie mich von Zeit zu Zeit mit einem Briefe.] Voigt antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief am 23. November 1787. In seinem Brief von Ende Dezember 1787 (Nr 130) schreibt Goethe, wie wichtig ihm die Nachrichten von Voigt rber die Ilmenauer Geschyfte seien (vgl. 223,12–15). Bis zu seiner Rrckkehr nach Weimar erhielt er noch drei weitere, gleichfalls nicht rberlieferte Briefe von Voigt, die dieser zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787 sowie am 14. Januar und am 31. Myrz 1788 schrieb.

110. An Johann Christian Kestner

Rom, 24. Oktober 1787 ! Hannover

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 7–8. – Doppelblatt 18,4(–18,9)6 25,5(–25,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse, Tinte: A Monsieur / Monsieur le Conseiller Kestner / a / Hannovre / fr. Trente.; rber der Adresse Postvermerk: „d’Italie“, darunter rotes Siegel mit Bildmotiv (unkenntlich); Bl. 2 am yußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelsffnung. E: Goethe und Werther (1854), 272 f., Nr 131. WA IV 8 (1890), 275 f., Nr 2614. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Kestners vom 18. Mai 1787 (vgl. zu 191,16–17). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 191,16 H‘. Rehberg trifft mich noch hier] Der Maler Friedrich Rehberg, dessen Familie aus Hannover stammte, war mit einem Stipendium der Preußischen Akademie der Krnste 1787 nach Rom geschickt worden, um antike Statuen und Gemylde der Renaissance frr den akademischen Gebrauch zu kopieren und die Grrndung einer preußischen Kunstschule in Rom voranzutreiben, deren Leiter er werden sollte. Dieses Vorhaben wurde nicht verwirklicht, Rehberg blieb aber mit lyngeren Unterbrechungen (1803 in Berlin, 1804 in Weimar) bis 1812 in Rom. Die Kestners waren mit der Familie Rehberg befreundet (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 83 f.) und hatten Rehberg wohl einen Empfehlungsbrief frr Goethe mitgegeben. 191,16–17 Euren Brief vom 18 May] Dieser nicht rberlieferte Brief enthielt wahrscheinlich die Empfehlung Kestners frr Rehberg an Goethe (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 191,17 einen andern von Wetzlar] Das Ehepaar Kestner besuchte mit dem dreijyhrigen Sohn Eduard in den Sommermonaten des Jahres 1787 Charlotte

OKTOBER 1787

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Kestners Elternhaus in Wetzlar. Der nicht rberlieferte Brief wurde wahrscheinlich in der Zeit zwischen Juni und August 1787 geschrieben. 191,18 Meine Mutter schreibt mir] Ein nicht rberlieferter Brief Catharina Elisabeth Goethes wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Juli und September 1787. 191,18 daß Ihr sie besucht habt] Von Wetzlar aus unternahmen die Kestners mit ihrem Sohn Eduard eine Rheinreise. Der Sohn wurde mit seiner Wyrterin zu seiner Patin Elise Bethmann nach Frankfurt gebracht, wo er bis zur Rrckkehr seiner Eltern bleiben sollte. Wyhrend ihres Aufenthalts in Frankfurt besuchte die Familie auch Goethes Mutter, die den dreijyhrigen Sohn sogar mehrere Wochen bei sich aufnahm (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 131). Noch in einem Brief an Kestner vom 23. Oktober 1788 bestellte sie Grrße „vor allem meinem lieben Eduart“ (Goethe und Werther, 276). 191,19 Lotte] Kestners Ehefrau Charlotte geb. Buff. 191,20–21 in Wetzlar muß es ein recht Familienfest gewesen seyn] Im Elternhaus Charlotte Kestners lebten noch ihr Vater Henrich Adam Buff und ein großer Teil ihrer Geschwister. 191,22 Ich bleibe noch den nqchsten Winter in Italien] Zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes plante Goethe seine Rrckreise nach Weimar auf Ostern 1788 (vgl. zu 163,10). 191,23 daß mir dieses mnglich ist] Herzog Carl August hatte in einem nicht rberlieferten Brief wahrscheinlich von Anfang September 1787 Goethe den Aufenthalt in Italien bis Ostern 1788 genehmigt. 191,24 wenn H‘. Rehberg zu uns paßt] Wahrscheinlich hatte Rehberg Kestner gebeten, sich bei Goethe frr seine gute Aufnahme in der deutschen Malerkolonie in Rom zu verwenden, zu der Krnstler wie Johann Georg Schrtz, Friedrich Bury, Heinrich Lips, Friedrich Mrller, Jakob Philipp Hackert und Alexander Trippel gehsrten. Wieder zurrck in Weimar, berichtete Goethe in einem Brief an Kestner vom 10. November 1788: Rehberg hat sich sehr gut zu uns gefunden. Mit ganz neuen Menschen laß ich es gern eine Weile so hingehn. Es hatte sich aber zuletzt recht artig gemacht. Nur schade daß ich mich trennen mußte. (WA IV 9, 53). Rehberg selbst versicherte noch in einem Brief an Goethe vom 5. April 1804, dass ihm die Zeit, in der er Goethe in Rom sah, immer noch „eine schsne Idee“ sei (H: GSA 28/729; vgl. auch RA 4, 454, Nr 1465). 191,26 Meine Wercke] Vgl. zu 133,22. 191,26–27 die mbrigen Bqnde] Zu Inhalt und Erscheinen der Bynde 5 bis 8 vgl. GB 6 II, zu 206,12–13 und zu 235,1. Kestner erhielt wahrscheinlich auch Exemplare dieser Bynde, auch wenn sein Name in der Liste rber die Verteilung der goetheschen Exemplare von Band 5 nicht aufgefrhrt wird (vgl. QuZ 1, 208–210).

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BRIEF 111

192,1 Amalien] Charlotte Kestners jrngere Schwester Amalie Charlotte Angelica Buff. Sie lebte bis zu ihrer Heirat 1791 zeitweilig bei den Kestners in Hannover. 192,1–2 Einer eurer Kleinen] Der Sohn Eduard (vgl. die zweite Erlyuterung zu 191,18). 111. An Daniel Wilhelm Brunnquell

Rom, 27. Oktober 1787 ! Weimar

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; 1877 in Privatbesitz, Blankenburg (vgl. E). – Egh., Adresse: Herrn Wegekomißair Brunnquell / nach / Weimar. (nach h.) h: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 185. – 1 Bl., 1 S. beschr., Schreiberhd (zS), Tinte; rber dem Brieftext von gleicher Schreiberhd, Tinte: „Richard Brunnquell, Fabrikbesitzer in Blankenburg bei Rudolstadt hat in einem von seinem Großvater herrrhrenden Umschlage mit der Aufschrift: Hschst schytzbares Billet Sr Excellenz des Herrn Geh. Rath v Goethe worin mir derselbe seine Genehmigung zu meiner Verheirathung ertheilt, folgendes Schreiben: (Adr.: Herrn Wegekomißair Brunnquell nach Weimar.)“. E: Goethe’s Werke. Nach den vorzrglichsten Quellen revidirte Ausgabe. Theil 24: Italiynische Reise. Hrsg. von Heinrich Drntzer. Berlin 1877, S. 871 f. (nach H). WA IV 8 (1890), 276 f., Nr 2615 (nach h). Textgrundlage: h. Der Textvergleich von E und h zeigt, dass in E die Orthographie modernisiert, Abkrrzungen aufgelsst und die Interpunktion veryndert wurde (ß zu s; †nderung von Klein- zu Großschreibung; Kommata hinzugefrgt; Punkt zu Ausrufezeichen), wohingegen h die Spezifika der goetheschen Handschrift, wie etwa die Verwendung von Abkrrzungen und eines Abbruchzeichens, aufweist. ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

192,5 Rom d 27 Oktbr. 87.] Æfehltæ E 192,6 Nachricht] Nachricht, E 192,8 Anteil] Antheil E 192,9 allem] Allem E 192,9 nehme] nehme, E 192,9 gutes und nmtzliches] Gutes und Nmtzliches E 192,9 unsers] unseres E 192,10 deßwegen] deswegen E 192,10 sehr] sehr, E 192,10 hnren] hnren, E 192,11 endlich vnllig fertig wird] endlich fertig wird, E 192,11 hoffe] hoffe, E 192,13 Fr. Kuhn] Frau Kmhn E 192,15 H‘] Herrn E 192,15 Stunde.] Stunde! E 192,16 Goethe] Æfehltæ E

OKTOBER 1787 ERL†UTERUNGEN

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Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Brunnquells aus dem Zeitraum zwischen Ende August und Anfang Oktober 1787 (vgl. zu 192,6–7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). Daniel Wilhelm Brunnquell (1753–1818) hatte seit 1781 das Amt eines Wegekommissars in der Weimarer Stadt-Pflaster- und Wegebaukommission inne und war damit Goethe unterstellt. Goethe, der am 19. Januar 1779 zum Vorsitzenden der Kommission ernannt worden war, hatte sich beim Herzog frr die Anstellung Brunnquells eingesetzt. Zu Goethes Tytigkeitsbereich in diesem Amt gehsrten das Landstraßenbauwesen im weimarischen Landesteil, die Stadtpflasterung sowie die Aufsicht rber die Promenaden um Weimar (vgl. AS 1, 18 f.). Brunnquell oblag die Aufsicht rber den Landstraßenbau und die Anleitung der Wegeknechte. Er war der Sohn des ehemahligen Land-Renthmeisters Brunnquell, eines alten Dieners des hiesigen Fmrstl Haußes, wie Goethe am 4. Januar 1781 in seinem Bericht an Herzog Carl August schreibt: Es hat derselbe sowohl auf Academien die Erlernung der Mathematischen Wißenschafften zu seinem Haupt-Geschqffte gemacht, als auch die erlangte theoretische Kenntniße hier und da in Ausmbung zu bringen Gelegenheit gehabt und bey der auf meine Veranlaßung mit ihm vorgenommenen Prmfung sich ganz wohl exhibiret. (H: ThHStA Weimar, Sign.: B 9261, Bl. 194 f.) – Unter der Leitung Goethes wurde der Wegebau im Herzogtum Sachsen-Weimar deutlich verbessert, was nicht zuletzt einer zentralisierten Verwaltung zu verdanken war (vgl. dazu Hans Brrgin: Der Minister Goethe vor der rsmischen Reise. Seine Tytigkeit in der Wegebau- und Kriegskommission. Weimar 1933). Wyhrend seines Italienaufenthaltes wurde Goethe durch den Weimarer Kammerrat Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich vertreten. Brunnquell berichtete Goethe nach Italien vermutlich rber die aktuellen Arbeiten und Fortschritte beim Landstraßenbau. – Der vorliegende Brief ist der einzig rberlieferte an den Adressaten rberhaupt. 192,6–7 Die Nachricht Æ:::æ Ihnen anvertrauten Geschqfte geben] Der Brief Brunnquells an Goethe, der wahrscheinlich zwischen Ende August und Anfang Oktober 1787 nach Rom geschickt wurde, ist nicht rberliefert. Seit 1784 war Brunnquell mit der Beaufsichtigung der Arbeiten zur Befestigung der Straße von Weimar nach Jena beschyftigt, woran frnf Wegeknechte arbeiteten. 192,11 die Chaussee nach Jena endlich vnllig fertig wird] Plyne frr den Ausbau der Straße gab es bereits 1770. Durch die fehlende Befestigung war der Weg im Frrhjahr und Herbst sumpfig, im Winter trat der Mrhlbach rber die Ufer und machte den Weg kaum passierbar. Wegen chronischer Unterfinanzierung des Wegebauressorts verzsgerte sich der Ausbau der Straße wyhrend Goethes Tytigkeit als Wegebaudirektor immer wieder. Außerdem genoss die Befestigung der Straße

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BRIEF 112

zwischen Weimar und Erfurt Vorrang. Am 1. April 1784 schreibt Goethe in einem Bericht: Æ:::æ die von hier nach Jena gehende Straße Æistæ bis auf einige wenige ausgesezt gebliebene Unternehmungen Æ:::æ theils mit neuer Chausss-Anlegung theils durch Ausbeßerung derer Striche, so bereits seit einigen Jahren mit Chausss gefertiget und nur Reparatur bedmrfftig gewesen, fast gqnzlich hergestellet, so daß diese Straße hinfmhro, wenn selbige ganz fertig seyn wird, fmglich blos durch die fleißige Aufsicht und Bearbeitung derer darzu angestellten verpflichteten und schriftlich instruirten Wegeknechte in guten Stand erhalten werden kan. (H: ThHStA Weimar, Sign.: B 9261, Bl. 209.) 192,13 Verbindung mit Fr. Kuhn] In den „Weimarischen Wschentlichen Anzeigen“ Nr 91 vom 14. November 1787 ist die Nachricht von Brunnquells Hochzeit mit Dorothea Gertrud Sophia Krhn abgedruckt: „Den 13. November wurde Herr Daniel Willhelm Brunnquell, F. S. Wegebau-Commissarius, mit Frauen Dorotheen Gertrudis Sophia, verwitweten Krhn, gebornen Gleichmann auswyrts copulirt.“ (S. 361.) Nyheres ist rber Brunnquells Frau nicht bekannt. 192,15 Gmßfeld] Der Kartograph und Ingenieur Franz Ludwig Grssefeldt hatte in Zusammenarbeit mit Brunnquell 1783 u. a. einen Stadtplan Weimars angefertigt (zu Grssefeldt vgl. GB 6 II, zu 132,18). 112. An Jacob Friedrich von Fritsch

Rom, Æ27.æ Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Das in der Datumszeile angegebene Datum 28. Oktober 1787 fiel auf einen Sonntag. Goethes Posttag in Rom war aber der Samstag. Laut Postsendeliste hat er am Samstag, dem 27. Oktober 1787, neben 14 anderen Briefen auch einen an Fritsch geschickt, bei dem es sich offensichtlich um den vorliegenden handelt (vgl. Postsendeliste 1, S. 6.) Bei der Datumsangabe liegt demnach ein Schreibversehen vor. Der Brief wurde spytestens am 27. Oktober 1787 geschrieben. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,8(–19)622,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten rechts Empfangsvermerk, Tinte: „ps. d. 11. 9 br 1787“. E: Briefe aus Italien (1886), 358–360, Nr 48. WA IV 8 (1890), 285–287, Nr 2619.

OKTOBER 1787 ERL†UTERUNGEN

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Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Fritschs vom 16. Juni 1787 (vgl. zu 193,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 192,17–19 Hochwohlgebohrner Freyherr Æ:::æ Herr Geheimderath] Vgl. zu 131,14–16. 192,20 Exzel‘] Abgekrrzt frr ,Exzellenz‘ (vgl. zu 131,17). 192,20–193,1 wo ich schon lange mber die Alpen zurmck zu seyn Æ:::æ hoffte] Vgl. zu 161,6. 193,2 Ihr gmtiges Schreiben] Fritschs Brief, auf den sich Goethe bezog, war vom 16. Juni 1787, einem Zeitpunkt, zu dem man in Weimar noch annahm, dass der Reisende spytestens zu Weihnachten 1787 wieder zurrck sein werde. Das spyte Antwortschreiben lysst darauf schließen, dass Goethe zuvor noch die Reaktionen des Herzogs auf seinen zunychst nur vorsichtig angedeuteten Wunsch abwarten wollte, bis Ostern 1788 in Rom zu bleiben (vgl. zu 163,10). Die verstyrkte Einbindung in die Frrstenbundpolitik des preußischen Ksnigs, die sich abzeichnende Gefahr eines europyischen Krieges infolge des Konflikts in den Niederlanden und die schließlich im September beginnende Invasion Preußens zugunsten des niederlyndischen Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien hielten Carl August im Sommer und Herbst 1787 jedoch fast vsllig von Weimar fern, so dass eine endgrltige Klyrung dieser Frage vorerst nicht msglich war. Erst als Goethe nach der Rrckkehr von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen nach Rom am 22. Oktober 1787 einen wohlwollenden Brief Carl Augusts erhielt (vgl. zu 208,7) und zudem die Nachrichten rber das rberraschend schnelle Ende des niederlyndischen Feldzuges eine baldige Rrckkehr des Herzogs nach Weimar erwarten ließen, knrpfte er auch den Kontakt zu Fritsch wieder an, dessen Votum bei der Neubestimmung seines amtlichen Wirkungskreises von großer Bedeutung sein musste. 193,4 Als ich aus Sicilien zurmckkam] Goethe war am 15. Mai 1787 von seiner Exkursion nach Sizilien wieder in Neapel eingetroffen und am 6. Juni nach Rom zurrckgekehrt. 193,4–6 qusserten mir unser gnqdigster Herr Æ:::æ danckbar verehren konnte] Als Goethe von Sizilien wieder in Neapel eintraf, hatte er drei Briefe Carl Augusts vorgefunden (vgl. zu 150,2). Zu den darin mitgeteilten Vorstellungen des Herzogs rber die interimistische ƒbertragung der Aufsicht rber die Kammergeschyfte an Johann Christoph Schmidt und andere amtliche Angelegenheiten hatte Goethe in seinem Brief vom 27. Mai Stellung genommen und dabei die Bitte geyußert, ihn krnftig ganz von den Kammergeschyften zu entbinden (vgl. zu 152,15–16; zu 152,20–21; zu 152,24–25). Da er annehmen durfte, dass Carl Augusts Entscheidungen auch aufgrund von Fritschs Votum zustande gekommen waren, ist die hier geyußerte Dankbarkeit gegenrber dem Herzog auch als Kompliment an dessen Person aufzufassen.

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BRIEF 113

193,9–10 den nqchsten Winter noch in Italien zuzubringen] Nach Erhalt eines nicht rberlieferten Briefes von Carl August, der vor dem 23. Oktober eingegangen sein drrfte (vgl. zu 208,7), konnte Goethe die Verlyngerung seines Aufenthalts in Rom gegenrber Fritsch sowie in einem gleichzeitigen Brief an Kestner (vgl. 191,22–23) gleichsam sffentlich verkrnden. 193,22 appliciren] Sich befleißigen, bemrhen (von franz. appliquer: anwenden). 193,27–28 auf den Hmgeln Æ:::æ Tage des Septembers und Oktobers genoßen] Vom 25. September bis 22. Oktober 1787 hielt sich Goethe zunychst bei Johann Friedrich Reiffenstein in Frascati und dann als Gast des englischen Kunsthyndlers Thomas Jenkins in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen auf (vgl. zu 171,28–29). 193,29 alte Liebhaberey, Landschaften zu zeichnen] Die reizvolle Gegend der Albaner Berge bildete ein beliebtes Sujet der Landschaftsmalerei. Auch Goethe nutzte seinen dortigen Aufenthalt, um sich dem Zeichnen von Landschaften als Teil seines im Sommer 1787 begonnenen Mal- und Zeichenstudiums zu widmen (vgl. 185,25–186,4). 193,31–32 Gegenden, von meiner Hand Æ:::æ stiften zu dmrfen] Derartige Geschenke an Fritsch sind bisher nicht nachgewiesen (vgl. Corpus II). 193,33 rnmischen Staat] Gemeint ist der Kirchenstaat, das weltliche Herrschaftsgebiet des Papstes in Mittelitalien, das sich in seinem Territorialbestand ausgehend vom Grundbesitz des Bischofs von Rom im 4. Jahrhundert, dem Patrimonium Petri, vor allem durch die unter Historikern zwar umstrittene, vslkerrechtlich jedoch anerkannte Pippinsche Schenkung von 754 betrychtlich erweiterte und nach vorrbergehender Auflssung durch Napoleon bis zu seiner Eingliederung in das Ksnigreich Italien im Jahr 1870 bestand. 194,2–3 wenn die Ubel Æ:::æ mit der Staatsverfassung verwebt sind] Goethe formulierte in seinen Briefen an Carl August und andere Weimarer Freunde wiederholt ein vernichtendes Urteil rber die Gebrechen des Kirchenstaates. Hauptkritikpunkte waren die desastrsse Finanz- und Schuldenpolitik, die Vetternwirtschaft des Papstes sowie die Ineffizienz und Korruption in der Verwaltung (vgl. zu 91,2–3). 194,5 Nipoten] Enkel oder Neffen, Verwandte (von lat. nepos: Enkel, Neffe, Verwandter). Der Begriff Nepotismus stand schon in der rsmischen Kaiserzeit frr Verschwendung und Schwelgerei der cysarischen Familien und charakterisiert allgemein politische Verhyltnisse, in denen ein Regent seine Macht dazu nutzt, Verwandte durch Zuwendung von †mtern, Geld und Grundbesitz zu begrnstigen. Der 1787 amtierende Papst Pius VI. stand deshalb in besonders rblem Ruf. Wyhrend Goethes Aufenthalt in Rom erreichte die Kritik am Papst wegen der Affyre um einen Erbschaftsprozess, den er zugunsten seines Neffen Luigi OnestiBraschi angestrengt und verloren hatte, einen spektakulyren Hshepunkt (vgl. zu 160,27–28).

OKTOBER 1787

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194,5 richtet Obelisken auf] Unter Papst Pius VI. wurden drei Obelisken in Rom aufgestellt: der Obelisk an der Piazza del Quirinale (1782), der so genannte Sallustiano vor der Kirche S. Trinit dei Monti oberhalb der Spanischen Treppe (1789; vgl. zu 98,32–33) und der Obelisk an der Piazza Montecitorio (1792; vgl. zu 184,17–18). Die Aufstellung eines weiteren Obelisken, des so genannten Antinous-Obelisken auf dem Monte Pincio, wurde von Pius VI. geplant, aber erst unter seinem Nachfolger realisiert. 194,7–8 Frau Gemahlinn] Johanna Sophia von Fritsch (vgl. zu 132,24). 194,11 28 Oktbr] Vgl. Datierung.

113. An Philipp Seidel

Rom, Æ27.æ Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Das in der Datumszeile angegebene Datum 28. Oktober 1787 ist ein Schreibversehen. Der Brief ist unter dem 27. Oktober 1787 in der Postsendeliste aufgefrhrt (vgl. Postsendeliste 1, S. 6) und wurde spytestens an diesem Tag geschrieben. Zur Begrrndung vgl. Datierung zu Nr 112. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 10,5(–11)618,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: Nr 114 (vgl. 195,10) und msglicherweise Nr 117 (vgl. Datierung zu Nr 117). E: Goethe-Seidel (1871), 432, Nr 17. WA IV 8 (1890), 281–283, Nr 2617. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet nicht rberlieferte Brief Seidels vom 1. Oktober und vom 10. Oktober 1787 (vgl. zu 194,16–17). – Der Antwortbrief vom 16. November 1787 (vgl. zu 219,12) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 194,14 28 Oktbr.] Vgl. Datierung. 194,16–17 Deinen lieben Brief Æ:::æ erhalten] Goethe war am 22. oder 23. Oktober von einem vierwschigen Landaufenthalt in den Albaner Bergen nach Rom zurrckgekehrt. Die Portoliste der Kayserlichen Reichspost frr Goethe in Weimar weist unter dem Datum des 1. sowie des 10. Oktober jeweils einen Brief Seidels an Goethe unter der Adresse von Johann Friedrich Reiffenstein in Rom auf (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104).

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BRIEF 113

194,17 vergnmgt] Hier wohl im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 194,17–18 Kaysern erwarte, der mit seiner Partitur unterwegs ist] Der mit Goethe befreundete Komponist Philipp Christoph Kayser aus Zrrich hatte seinen Besuch in Rom angekrndigt und traf noch im Oktober ein (vgl. zu 176,10). Er sollte die rberarbeitete Partitur zu Goethes Singspieltext „Scherz, List und Rache“ zur gemeinsamen Probe am Klavier mitbringen (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 23 und GB 6 II, zu 244,16–17). 194,20 deinen Zuruf, deinen Rath] Im nicht rberlieferten Bezugsbrief, vielleicht die folgenden Mitteilungen betreffend. 194,22–23 nqchste Ostern meine Miethe herum] Wegen des bevorstehenden Endes seines Mietvertrags frr die Wohnung im Haus am Frauenplan zum Osterquartal 1788 hatte Goethe schon im Brief vom 18. August 1787 bei Seidel nachgefragt (vgl. zu 174,7–8). 194,23 Rath Helmershausen] Garnisonsarzt Paul Johann Friedrich Helmershausen, der Eigentrmer des Hauses am Frauenplan in Weimar, wo Goethe seit 1782 wohnte. 194,25–26 Prolongation derselben vor der Hand noch auf ein Jahr] Seidel hat diesen Auftrag offensichtlich weisungsgemyß ausgefrhrt und den Ostern 1788 endenden Mietvertrag Goethes frr die Wohnung im Haus am Frauenplan nach Absprache mit Helmershausen entsprechend verlyngert. Ein schriftlicher Nachweis darrber existiert nicht. Vgl. zu 174,7–8. 195,4 kleine Schrift mber das weibliche Geschlecht] Die Abhandlung hatte Seidel vermutlich mit seinem Bezugsbrief zur Beurteilung an Goethe gesandt. Nyheres ist dazu nicht bekannt. 195,6–7 Ausarbeitung mbers Geld] Seidel arbeitete seit 1786 auch an einer Abhandlung rber das Geld- und Mrnzwesen (vgl. GB 6 II, zu 224,18). Vermutlich hatte er eine Fassung an Goethe geschickt. 195,10 Brief an Gnschen] Vgl. Nr 114. Laut Vermerk Seidels auf einer Abschrift des Briefes kam die Briefsendung bereits am 8. November in Weimar an (vgl. GSA 30/297, Bl. 40–41), was bei einer rblichen Postlaufdauer von 16 Tagen allerdings fraglich erscheint. 195,11 zeig ihn auch H‘. Leg. Rath Bertuch] Seidel gab den Brief weisungsgemyß an Legationsrat Friedrich Justin Bertuch weiter (vgl. Bertuch an Gsschen, 19. November 1787; QuZ 1, 110), der Gsschen als Verleger vermittelt hatte und selbst finanziell an der Ausgabe beteiligt war (vgl. zu 201,7–8). Bertuch schickte den Brief am 19. November 1787 an Gsschen (vgl. QuZ 1, 110), der ihn am 22. November erhielt. Gsschen antwortete am 27. November 1787 nach Rom (vgl. Bezugsbrieferlyuterung zu Nr 114). 195,13 die 6 Exemplare] Je sechs Exemplare der im Sommer 1787 ausgelieferten ersten vier Bynde der Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ von insgesamt

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40 Freiexemplaren. Der Hauptteil war wahrscheinlich im August und September 1787 gemyß Goethes Anweisungen vom Februar 1787 von Weimar aus verteilt worden (vgl. zu 127,10–11). Seidel frhrte darrber eine Liste. Danach waren drei broschierte und zwei gebundene Exemplare sowie ein weiteres gebundenes Exemplar, das Johann Gottfried Herder von Gsschen durch ein in Leder gebundenes ersetzt bekommen hatte, rbrig geblieben (vgl. GSA 30/297, Bl. 42; vgl. auch QuZ 1, 206–208). 195,15 Iphigenie in Prosa] Zu den frrheren Prosafassungen des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ vgl. zu 145,12. Seidel hatte schon im Frrhjahr in einem seiner Briefe die Prosafassung des Dramas rber die neue Versfassung gestellt (vgl. 145,1–7). 195,18 Schreibe dir den Brief an Gnschen ab] Seidel fertigte eine vollstyndige „Copie“ des Briefes an und nahm sie zu dem von ihm im Auftrag Goethes angelegten Aktenvorgang „Die Ausgabe Goetheischer Schriften betr‘. Bei Goeschen. 1786–1790“ (H: GSA 30/297, Bl. 40–41). 195,19 Suite] Franz.: Folge; hier: Folge des Aktenvorgangs rber die Edition von „Goethe’s Schriften“ (H: GSA 30/297). 195,20 just] Hier in Verbindung mit der Negation im Sinne von ,nicht in Ordnung‘, ,nicht stimmig‘, ,nicht geheuer‘ (vgl. GWb 5, 192). 195,21 den 8 ten Punckt] In Gsschens Exemplar des Verlagsvertrages rber die Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ war es in Punkt 8, in dem Art und Anzahl der Freiexemplare frr Goethe bestimmt sind, zu einer Textauslassung gekommen, die zu Fehlern bei der Auslieferung gefrhrt hatte (vgl. zu 199,9–10). Zur Berichtigung hatte Gsschen sein Vertragsexemplar am 19. September 1787 an Seidel geschickt (vgl. Gsschen an Seidel, 19. September 1787; QuZ 1, 93). Zu einer Neufassung des Vertragspunktes ist es offensichlich aber nicht gekommen. In der von Seidel gefrhrten Akte der Unterlagen zu den „Schriften“ ist dazu nichts rberliefert (vgl. GSA 30/297). 195,22 Deine Vorschlqge] Weiteres ist dazu nicht bekannt. 195,23–24 Egmont Æ:::æ an H‘. Herdern abgegangen.] Goethe hatte das Manuskript des Dramas „Egmont“ am 15. September an Johann Gottfried Herder nach Weimar geschickt (vgl. zu 79,11 und EB 97). 195,24 Der Rest des 5 ten Bandes mit der Kupfer Platte] Neben „Egmont“ sollte der 5. Band die Singspiele „Erwin und Elmire“ und „Claudine von Villa Bella“ enthalten. Am 12. Januar 1788 schickte Goethe das Manuskript von „Erwin und Elmire“ mit der von Johann Heinrich Lips in Rom gestochenen Platte frr das Titelkupfer zu Band 5 an Herder (vgl. EB 136). Die vollstyndige Abschrift des Manuskriptes, die am 20. Myrz fertig vorlag, schickte Seidel als letzten Teil der Druckvorlagen frr Band 5 Anfang April an Gsschen (vgl. Gsschen an Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135). – Das Manuskript von „Claudine von Villa Bella“ kam erst spyter in zwei Lieferungen vom 27. Januar und vom

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BRIEF 114

9. Februar nach Weimar und wurde ebenfalls noch einmal abgeschrieben (vgl. GR/RB 1788, 1, Bl. 5). Gsschen lag es bereits Ende Myrz 1788 vollstyndig vor (vgl. Gsschen an Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135). 195,25 gegen baare Bezahlung] Die Auszahlung der fylligen Honorarsumme frr Band 5 der Werkausgabe an Seidel erfolgte wahrscheinlich im Myrz oder Anfang April 1788 rber Friedrich Justin Bertuch im Gegenzug zum Erhalt der entsprechenden Druckmanuskripte. Gsschen wies Bertuch schon am 27. Februar 1788 an, die von Goethe geforderten Honorare frr Band 5 auszuzahlen: „Haben Sie also laut Abrede die Grte an Seideln zu bezahlen frr Honorar 250 rth frr Kupfer frr 2, 8 $ Blatt 8 Carol frr 2 Vign. 2, d $ .“ (Gsschen an Bertuch, 27. Februar 1788; QuZ 1, 130 f.) 195,26 Der Contrackt besagts] Punkt 4 des Verlagsvertrages rber die Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ regelte auch die Zahlungsweise: welches honorarium gegen das Manuscript, wie solches abgeliefert wird, theilweise zu bezahlen ist. (GB 6 I, 239,21–22.) 195,27 schreibe mir] Seidels nychste Briefe an Goethe stammten vom 19. und 29. Oktober, vom 18. November sowie vom 3. und vom 17. Dezember 1787. Sie waren an die Adresse von Johann Friedrich Reiffenstein gerichtet und sind nicht rberliefert (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104). 195,28 Geschqftssachen] Goethe selbst hatte Seidel vor Antritt seiner Reise angewiesen, ihn rber die wichtigsten Amtsangelegenheiten zu informieren und Kontakt zu den entsprechenden Dienststellen und Personen zu halten (vgl. GB 6 I, Nr 356 und 371). 114. An Georg Joachim Gsschen

ÆRom, 27. Oktober 1787æ ! Leipzig

DAT I E RU N G

Der vorliegende Brief war Goethes Brief an Seidel vom 27. Oktober 1787 beigeschlossen. Auch im Brief an Bertuch vom gleichen Tag ist er als Beischluss explizit erwyhnt: Ich habe eine Antwort an Gnschen offen an Seideln beygelegt Æ:::æ. (201,8–9.) Außerdem ist der Brief in Goethes Postsendeliste unter dem 27. Oktober zwischen den Briefen an Seidel (Nr 113) und an Bertuch (Nr 115) verzeichnet: Seidel. Gnschen. Bertuch. (Postsendeliste 1, S. 6.) Deshalb ist anzunehmen, dass er wie diese am 27. Oktober 1787 verfasst worden ist. ƒBERLIEFERUNG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 187. – 2 Doppelblytter 18,8622,7 cm, 5 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 8 rechte Blatthylfte Mitte quer zur Schreibrichtung

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Adresse, Tinte: Herrn Gnschen / Buchhqndler / in / Leipzig, oben Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Gsthe i Rom / erhalt‘. d. 22 r Nov. 1787 / beantw. d. 28 n D o“; S. 5 oben rechts rber dem Text Antwortvermerk von Gsschens(?) Hd, Tinte: „beantw d 28 Do“. – Beischluss zu Nr 113 (vgl. 199,23). E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 198 (Teildruck: Ich kann nicht Æ:::æ Vergnmgen verursacht hqtte. [196,1–3]). E2: WA IV 8 (1890), 277–281, Nr 2616 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Gsschens aus der zweiten Septemberhylfte 1787 (vgl. Gsschen an Bertuch, 12. September 1787; QuZ 1, 92). – Gsschen antwortete am 27. November 1787 (vgl. RA 1, 112, Nr 230). Postsendungen: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). 196,1–2 drey Exemplare meiner Schriften] Vgl. zu 168,20. 196,8 Himburgischen Ausgabe] Die nicht autorisierte Ausgabe von Goethes Werken im Berliner Verlag von Christian Friedrich Himburg, die in drei Auflagen zwischen 1775 und 1779 erschienen war: „D. Gsthens Schriften“ (3 Bde. Berlin 1775–1776); „J. W. Goethens Schriften“ (3 Bde. Berlin 1777); „J. W. Goethens Schriften“ (4 Bde. Berlin 1779). 196,10 redreßiren] Wiedergutmachen, rrckgyngig machen (von franz. redresser: gerade richten). 196,14 Egmont ist schon in Deutschland] Goethe hatte das Manuskript des „Egmont“ am 15. September 1787 an Herder nach Weimar geschickt (vgl. EB 97). Gsschen erhielt die Druckvorlage in der zweiten Dezemberhylfte 1787 (vgl. zu 79,11). 196,15 Claudine und Erwin] Zur ƒberarbeitung der ,Schauspiele mit Gesang‘ „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ zu Singspielen und zur ƒbersendung der Druckvorlagen vgl. zu 133,9–10; zu 167,25–26. 196,15–16 Den sechsten Band kann auch versprechen] Die Fortsetzung der „Schriften“ mit Band 6 verzsgerte sich wegen der immer wieder verschobenen Bearbeitung des „Torquato Tasso“ bis Januar 1790 (vgl. zu 138,10). Das Druckmanuskript zum „Tasso“ schickte Goethe am 27. August und das der Neufassung des Singspiels „Lila“ am 9. September 1789 an Gsschen (vgl. QuZ 1, 176 f.). 196,16 den letzten Termin] Goethe ging hier noch von dem gemeinsamen Erscheinen des 5. und 6. Bandes zur Ostermesse 1788 aus. Gsschen antwortete: „Ostern ist frrh im krnftigen Jahr. Darf ich bitten, so haben Sie die Grte den Anfang, oder einen Theil, des 6ten Bandes im Januar so bald als msglich zu rbermachen.“ (Gsschen an Goethe, 27. November 1787; QuZ 1, 116.)

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BRIEF 114

196,20 auf Hollqndisch Papier] In den Punkten 6, 7 und 8 des Verlagsvertrages sind die Konditionen frr die Herausgabe von zwei in Format und Ausstattung unterschiedlichen Auflagen geregelt (vgl. GB 6 I, 240,1–19 und GB 6 II, zu 240,8). Zum hollyndischen Papier vgl. GB 6 II, zu 240,17. 196,21 nun die 4 ersten Bqnde Æ:::æ setzen lassen] Gsschens Bezugsbrief stammte aus der zweiten Septemberhylfte 1787 (vgl. Bezugsbrieferlyuterung). Der Verleger plante, von den folgenden vier Bynden der Ausgabe 500 Exemplare auf dem hochwertigeren hollyndischen Papier herzustellen (vgl. Gsschen an Bertuch, 15. August 1787; QuZ 1, 84), und wollte dann auch „die ersten 4 Bynde noch einmahl setzen und ein Paar Hundert auf Holl. Papier drucken laßen“ (Gsschen an Seidel, 8. September 1787; QuZ 1, 91), um den schleppenden Absatz der Ausgabe anzukurbeln, Kosten zu sparen und trotzdem seine vollen Vertragsrechte zu wahren: „Eine Ausgabe in groß 8vo ist nicht wohl zu wagen weil das Publicum schon die Octavausgabe sehr theuer findet. Æ:::æ Aber doch frygt man hyufig nach Ex. auf holl Papier. Diese Abdrrcke auf holl. Papier sind offenbar keine neue Ausgabe und wrrden auch nicht so theuer kommen als eine ganz neue Ausgabe in groß 8vo. Diese 500 Ex. benehmen uns also auch nicht das Recht zu einer neuen Ausgabe in groß 8vo.“ (Gsschen an Bertuch, 21. August 1787; QuZ 1, 87.) 196,23 die stipulirten Exemplare] Stipuliren: vertraglich vereinbaren, festlegen (von lat. stipulari: sich etwas verbindlich zusagen lassen). – In den Punkten 7 und 8 des Verlagsvertrages war die Option frr eine großformatige Nachauflage festgehalten, von der Goethe noch einmal 40 Freiexemplare beanspruchen konnte (vgl. GB 6 I, 240,7–19). Trotz der gegenteiligen Auffassung Gsschens, dass es sich bei seinem Vorhaben nur um einen Abdruck und nicht um eine neue Ausgabe handele, gestand der Verleger Goethe die geforderten 40 Freiexemplare zu (vgl. Gsschen an Goethe, 27. November 1787; QuZ 1, 115). 197,1 die von meinem Freunde komponirte Oper] Gsschen hatte wahrscheinlich in seiner Antwort auf Goethes Anfrage wegen einer Versffentlichung des von Philipp Christoph Kayser komponierten Singspiels „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 168,23–24) den Vorschlag gemacht, das Werk in die „Schriften“ aufzunehmen. Vor allem wohl wollte er sich den unversffentlichten goetheschen Text sichern, weshalb er auch einen Separatdruck der Partitur auf Kommissionsbasis zugesagt hatte (vgl. Gsschen an Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94). Der Singspieltext fand schließlich Aufnahme in Band 7 der „Schriften“. Kaysers Komposition blieb unversffentlicht. 197,5–6 Die Endigung Æ:::æ der Stmcke] Die ursprrngliche Absicht, einen Teil seiner Werke lediglich in fragmentarischer Form in die „Schriften“ aufzunehmen, hatte Goethe um die Jahreswende 1786/87 revidiert (vgl. zu 79,9–10) und seine neuen Plyne in einer Ankrndigung im Februar 1787 kundgetan (vgl. zu 79,16). Bis zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes war davon nur „Egmont“ fertiggestellt (vgl. zu 196,14).

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197,10 so mancherley ist angefangen] Bekannt sind aus dieser Zeit nur die Arbeiten an der Oper „Die Mystificirten“ (vgl. die zweite Erlyuterung zu 167,4). 197,12 Wegen Ausgabe der Partitur dancke ich] Gemeint war das Angebot Gsschens in seinem Bezugsbrief, die Partitur Philipp Christoph Kaysers zu „Scherz, List und Rache“ auf Kommissionsbasis herauszugeben (vgl. Gsschen an Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94). 197,13–14 den ich in wenig Tagen hier zu sehen hoffe] Kayser traf noch Ende Oktober in Rom ein (vgl. zu 176,10). 197,14–15 das nun vollendete Stmck] Die Komposition zu „Scherz, List und Rache“ wollte Goethe gemeinsam mit Kayser durchgehen (vgl. zu 201,12). 197,15 eine grnßre Arbeit] Goethe arbeitete seit Sommer 1787 an einer neuen Oper, „Die Mystificirten“, die ebenfalls Kayser vertonen sollte (vgl. die zweite Erlyuterung zu 165,29). Außerdem war Kayser frr die Komposition der Brhnenmusik zu Goethes Drama „Egmont“ vorgesehen (vgl. zu 166,3). 197,17–18 Mad. Angelicka hat Æ:::æ zum fmnften Bande begmnstigt.] Vgl. zu 168,9–10. 197,20 meine Auslage anzeigen] Im Brief vom 9. Februar 1788 teilte Goethe Gsschen den Preis frr Lips’ Arbeit mit: 8 Carolin frr die beiden Platten zu den Titelkupfern von Band 3 und 5 (vgl. 245,6–8). Am 27. Februar beauftragte Gsschen Bertuch, mit dem fylligen Honorar frr Band 5 auch die von Goethe beanspruchte Summe frr die Kupferstichplatten von Lips an Philipp Seidel auszuzahlen (vgl. Gsschen an Bertuch, 27. Februar 1788; QuZ 1, 130 f.). 197,20–21 Die Platte soll mit Claudinen ankommen.] Goethe schickte die Kupferstichplatte von Heinrich Lips frr Band 5 der „Schriften“ zusammen mit dem Manuskript des Singspiels „Erwin und Elmire“ am 12. Januar 1788 an Herder nach Weimar (vgl. EB 136), da er mit dieser ƒberarbeitung eher fertig geworden war als mit der von „Claudine von Villa Bella“ (vgl. zu 195,24). 197,25 Schicken Sie Æ:::æ auf das Baldigste] Wann Gsschen die erbetenen Brcher nach Rom schickte, ist nicht bekannt. In seinem Antwortschreiben von Ende November teilte Gsschen mit, dass die „angezeigten Brcher Æ:::æ frr M. Angelica bereits in der Arbeit“ sind (Gsschen an Goethe, 27. November 1787; QuZ 1, 115). Gsschens Antwortvermerk auf der Adressseite des vorliegenden Briefes lysst vermuten, dass er die Brcher am 28. Dezember 1787 an Goethe gesandt hat (vgl. ƒberlieferung). 197,26 Wielands poetische Schriften] Gemeint ist die Oktavausgabe: Wielands auserlesene Gedichte. Neue, durchaus verbesserte Ausgabe. 7 Bde. Leipzig (Weidmann und Reich) 1784–1787. – Rechts daneben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „7 Theile Drkppr“. Wielands von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 197,28 Herders zerstreute Blqtter.] Zerstreute Blytter. Von J. G. Herder. Sammlung 1–3. Gotha (Karl Wilhelm Ettinger) 1785–1787. – Rechts dane-

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ben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „Schrbppr“. Herders von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 197,29 desselben Volckslieder] Volkslieder. 2 Tle. Leipzig (Weygandsche Buchhandlung) 1778–1779. – Rechts daneben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „do––––“; bezieht sich auf den darrberstehenden Vermerk „Schrbppr“ (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). Das erste Wort, desselben, von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 197,30 Vossens kleine Gedichte.] Gedichte. Von Johann Heinrich Voß. Bd 1. Hamburg (Benjamin Gottlieb Hoffmann) 1785. – Rechts daneben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „do––––“; bezieht sich auf den darrberstehenden Vermerk „Schrbppr“ (vgl. zu 197,28). Vossens von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 197,31 Hnltys Gedichte.] Gemeint ist wahrscheinlich: Gedichte von Ludwig Heinrich Christoph Hslty. Besorgt durch seine Freunde Friederich Leopold Grafen zu Stolberg und Johann Heinrich Voß. Hamburg (Carl Ernst Bohn) 1783. – Rechts daneben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „do––––“; bezieht sich auf den darrberstehenden Vermerk „Schrbppr“ (vgl. zu 197,28). Hnltys von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 197,32 Vossens Odyssee.] Homers Odrßee. ƒbersetzt von Johann Heinrich Voß. Hamburg (auf Kosten des Verfassers) 1781. – Rechts daneben Vermerk von Gsschens Hd, Tinte: „do––––“; bezieht sich auf den darrberstehenden Vermerk „Schrbppr“ (vgl. zu 197,28). Vossens von Gsschens Hd mit Schrygstrich in Tinte durchgestrichen. 199,1 in englischen Band gebunden] In Leder oder Halbleder gebundene Brcher mittlerer Qualityt (vgl. GB 6 II, zu 78,13). 199,2–3 an H‘. Tischbein nach Rom] Vgl. zu 133,24–25. 199,4 Zeichnung aus der Iphigenie] Die Zeichnung zu einer Szene aus „Iphigenie auf Tauris“ von Angelika Kauffmann, die Goethe von der Malerin geschenkt bekommen hatte (vgl. zu 158,20–21); im Brief vom 15. August 1787 hatte Goethe Goeschen davon berichtet (vgl. zu 168,12). Dieser hatte wahrscheinlich in seinem nicht rberlieferten Brief aus der zweiten Septemberhylfte 1787 nachgefragt, ob er die Zeichnung bekommen ksnnte, um sie in den „Schriften“ abzudrucken. Am 22. September 1787 hatte Gsschen an Bertuch geschrieben: „Es kommt darauf an wie die Zeichnung der Angelica ist. Wir wollen sehen ob er sie hergiebt.“ (Gsschen an Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94.) 199,7–8 sie einem Æ:::æ Kmnstler anzuvertrauen] Darrber ist nichts bekannt. 199,9 Briefe des C. Calc. Seidel] Nicht rberlieferter Brief des ,Kammerkalkulators‘ Philipp Seidel vom 1. Oktober 1787 (vgl. zu 194,16–17). 199,9–10 einige Irrung Æ:::æ im Duplikate des Contrackts] In Gsschens Exemplar des Verlagsvertrages rber die Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ hatte

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sich in Punkt 8, in dem Art und Anzahl der Freiexemplare frr Goethe bestimmt sind, ein Schreibfehler eingeschlichen (vgl. Deneke, Schriften bei Gsschen, 3). Im einzigen Satz dieses Vertragspunktes (vgl. GB 6 I, 240,15–19) fehlte die Festlegung: „ingleichen von jeder, frnf Exemplare,“ (GB 6 I, 240,18–19). Die sich daraus ergebende Sinnverynderung veranlasste Gsschen, alle Freiexemplare in englischem Band zu liefern anstatt nur ein Viertel davon (vgl. Gsschen an Seidel, 8. September 1787; QuZ 1, 90 f.). Seidel zeigte sich rber die unkorrekte Auslieferung Gsschens verwirrt (vgl. Briefe von Seidel an Gsschen, 9. August 1787 und 13. September 1787; QuZ 1, 81 f. und 92 f.). Erst nachdem Gsschen und Seidel die entsprechenden Textpassagen der beiden Vertragsexemplare miteinander verglichen hatten (vgl. Gsschen an Seidel, 19. September 1787; QuZ 1, 93 f., und Seidel an Gsschen, 1. Oktober 1787; QuZ 1, 96 f.), konnte die Sache geklyrt werden, indem es zu einem nachtryglichen Austausch eines Teils der gelieferten Freiexemplare kam (vgl. Seidel an Gsschen, 1. Oktober 1787; QuZ 1, 97). 199,11–12 anders als der Contrackt besagt] Aufgrund des Wortlautes in seinem Vertragsexemplar hatte Gsschen in zwei Lieferungen an Seidel folgende 30 Freiexemplare nach Weimar geschickt: ein Exemplar in Saffianleder auf hollyndischem Papier, 27 Exemplare in englischem Einband auf ordinyrem (gewshnlichem) Schreibpapier und zwei Exemplare in englischem Band auf hollyndischem Papier (vgl. Briefe von Gsschen an Seidel, 1. August 1787 und 8. September 1787; QuZ 1, 80 und 90 f.). Zuvor waren schon zehn Exemplare, neun in englischem Einband auf ordinyrem Schreibpapier und eins in der Saffianlederausstattung, an verschiedene Personen verschickt worden (vgl. Gsschen an Seidel, 1. August 1787; QuZ 1, 80). 199,12–14 Ich billige Æ:::æ eine Abqnderung und Erklqrung des 8 ten Artikels] Gsschen korrigierte seine Lieferung der Freiexemplare an Goethe, indem er Seidel 17 broschierte Exemplare schickte und dafrr 17 der vorher gelieferten Exemplare in englischem Band auf ordinyrem Schreibpapier zurrckforderte (vgl. Gsschen an Seidel, 19. September 1787; QuZ 1, 93), was Seidel auch akzeptierte (vgl. Seidel an Gsschen, 1. Oktober 1787; QuZ 1, 97). Goethe war rber Seidels Vorgehen wahrscheinlich in dessen nicht rberliefertem Brief vom 1. Oktober 1787 informiert worden (vgl. zu 194,16–17). Der Vertragstext wurde offensichtlich nicht angeglichen (vgl. zu 195,21). Seidel fertigte aber eine Aufstellung rber den letzten Stand der Vertragserfrllung in Sachen Freiexemplare an (vgl. Liste rber die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 206, Nr 442). 199,17 die Liste der Prqnumeranten] Prynumeranten: Vorauszahler (von lat. prae: vor, voraus; lat. numerare: zyhlen, rechnen); hier die Subskribenten der Ausgabe. – Gemeint ist das „Verzeichniß der Subscribenten“, das Gsschen in Band 1 und Band 4 gesetzt hatte (S. III–XVI und S. I–IV). Der von Gsschen geplante Nachschuss zu der Auflage auf hollyndischem Papier kam nicht zustande (vgl. zu 196,21).

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BRIEF 115

199,18 Exkommunication des Nachdruckers] Exkommunikation: Ausschluss aus der Gemeinschaft (der Glyubigen). – Unter das „Verzeichniß der Subscribenten“ in Band 1 hatte Gsschen frr einen wahrscheinlich fingierten „Nachdrucker in Br**“ den Text gesetzt: „Diesem abgesonderten Menschen, dem die folgende Zueignungsschrift nichts angeht, gibt der Verleger die Versicherung, daß er wohlrberlegte Maßregeln gegen ihn genommen hat Æ:::æ.“ (S. XVI.) 199,23 Ich schließe diesen Brief, offen an den C. Calc. Seidel ein] Vgl. auch 195,10. 199,24–25 diese Blqtter H‘. Leg. R. Bertuch vorlege] Vgl. zu 195,11.

115. An Friedrich Justin Bertuch

Rom, Æ27.æ Oktober 1787 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Das am Briefende angegebene Datum 28. Oktober 1787 ist ein Schreibversehen. Der Brief ist unter dem 27. Oktober 1787 in der Postsendeliste aufgefrhrt (vgl. Postsendeliste 1, S. 6) und wurde spytestens an diesem Tag geschrieben. Zur Begrrndung vgl. Datierung zu Nr 112. ƒBERLIEFERUNG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 186. – Doppelblatt 18,4(–18,6)6 22,6 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d‘. 28 n Octbr. 1787. / H‘. Geh. Rth. v. G s t h e . “ E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 198 (Teildruck: Einen Brief von Æ:::æ ihnen theilen kann. [201,3–6]; Dieses Jahr ist Æ:::æ verlebt zu haben. [201,21–24]). E2: WA IV 8 (1890), 283–285, Nr 2618 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Bertuchs wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen der zweiten Septemberwoche und Anfang Oktober 1787 (vgl. die erste Erlyuterung zu 201,3). – Bertuch antwortete vermutlich mit einem nicht rberlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen Mitte November 1787 und 25. Januar 1788 (vgl. zu 266,2). Postsendeliste: 27. Oktober 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 26. Juni 1786 (GB 6 II, Nr 338). – Bertuch war von Goethe mit der Anbahnung der Herausgabe seiner ersten autorisierten Werkausgabe (Goethe’s Schriften. 8 Bde. Leipzig 1787–1790) betraut

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worden und blieb als Mittelsmann zu dem Verleger Georg Joachim Gsschen und als geschyftlich Beteiligter eng mit der Ausgabe verbunden. Das Erscheinen der ersten vier Bynde im Frrhjahr und Sommer 1787 und ihre Zusendung an Goethe war wahrscheinlich der Auslsser frr die Kontaktaufnahme Bertuchs zu Goethe in Rom durch einen Brief im September oder Anfang Oktober 1787, der mit dem vorliegenden Brief beantwortet wurde. Goethe nutzte darin die Gelegenheit, sich dem Zeitschriftenverleger Bertuch als Beitryger frr dessen „Journal des Luxus und der Moden“ anzubieten. Daraus entstand Goethes Projekt mit Maskenzeichnungen vom rsmischen Karneval, die in Bertuchs Zeitschrift erscheinen sollten. Am 9. Februar 1788 schickte er in einem nicht rberlieferten Brief erste Zeichnungen dafrr an Bertuch (vgl. EB 146). ƒberliefert ist noch ein weiterer Brief an den Adressaten aus Rom vom 5. April 1788 (Nr 150), worin Goethe nyher auf sein Masken-Projekt einging und Bertuch rber die Plyne zur Fortsetzung seiner Werkausgabe informierte. Neben dem Bezugsbrief zum vorliegenden Brief hat Bertuch wahrscheinlich noch mindestens zwei weitere Briefe an Goethe in Rom gesandt, mit denen er vermutlich auf den vorliegenden und auf Goethes Brief vom 9. Februar 1788 antwortete. Sie sind nicht rberliefert (vgl. zu 266,2). 201,3 Einen Brief] Der nicht rberlieferte Brief Bertuchs gehsrte wahrscheinlich zu den Postsendungen, die wyhrend Goethes vierwschiger Abwesenheit von Rom vom 25. September bis 22. Oktober 1787 (Aufenthalt in den Albaner Bergen; vgl. zu 163,16–17) aufgelaufen waren. Anlass des Briefes drrfte die Sendung der ersten vier Bynde der „Schriften“ gewesen sein, die Goethe am 22. September erhalten hatte (vgl. IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83). Bertuchs Brief stammte demnach wahrscheinlich aus der Zeit zwischen der zweiten Septemberwoche und Anfang Oktober 1787. 201,3 Wohlgeb‘] Vgl. zu 85,23. 201,7–8 Anteil den Sie an der Ausgabe meiner Schriften] Bertuch war im Mai/Juni 1786 von Goethe beauftragt worden, die Herausgabe seiner ersten autorisierten Werkausgabe anzubahnen (vgl. GB 6 II, einleitende Erlyuterung zu Nr 341 und zu 205,16–18). Er war selbst unternehmerisch zu einem Drittel an Kosten und Gewinn des Projekts beteiligt (vgl. Vereinbarung zwischen Bertuch und Gsschen, 11. Juni 1786; QuZ 1, 5 f.) und hatte die Entstehung und das Erscheinen der Ausgabe in Absprache mit dem Verleger Georg Joachim Gsschen eng begleitet. Vor allem die Verzsgerung des Erscheinungstermins und die teilweise mangelnde Qualityt der Bynde bewogen ihn offenbar zu einer Stellungnahme im Brief an Goethe. 201,8–9 eine Antwort an Gnschen offen an Seideln beygelegt] Vgl. Nr 114. Goethes Brief war eine Reaktion auf die ihm am 22. September zugegangenen Exemplare der ersten vier Bynde seiner „Schriften“ und eine Antwort auf einen nicht rberlieferten Brief Gsschens, den dieser wahrscheinlich zwischen dem 22. September und 10. Oktober an Goethe geschickt hatte (vgl. Gsschen an

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BRIEF 115

Bertuch, 22. September 1787; QuZ 1, 94). Zur Weiterleitung des Briefes auch an Bertuch vgl. zu 195,10. 201,9–10 auch Ew Wohlgeb‘ kommuniciren wird] Seidel bekam den Auftrag, den Brief an Gsschen Bertuch in Weimar zu zeigen, damit der rber Goethes Kritik an den Bynden der Werkausgabe informiert war (vgl. zu 195,11). 201,12 Ankunft von Kaysern] Der Komponist Philipp Christoph Kayser aus Zrrich war schon auf dem Weg zu Goethe nach Rom. Er kam an einem der nychsten Tage, noch Ende Oktober, dort an (vgl. zu 176,10). Hauptziel der Reise Kaysers war es, die von ihm fertiggestellte Partitur zu Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ einer letzten gemeinsamen Prrfung zu unterziehen: Kayser ist angekommen, und ich habe drmber die ganze Woche nicht geschrieben. Er ist erst am Clavierstimmen, und nach und nach wird die Oper vorgetragen werden. (IR III, 3. November 1787; WA I 32, 135.) 201,13–14 grnßere komische Oper fmr Deutschland anfangen] Seine Plyne zu einer neuen Opera buffa, „Die Mystificirten“, hatte Goethe Kayser schon Mitte August mitgeteilt und ihn um die ƒbernahme der Komposition gebeten (vgl. die zweite Erlyuterung zu 165,29; zu 167,1). Das Projekt ist nicht realisiert worden. 201,14–15 fmr das Italiqnische Theater zu arbeiten] Diese Plyne wurden nicht umgesetzt. Kayser begann vielmehr spytestens im Dezember mit der Komposition zur Brhnenmusik von Goethes neu gestaltetem Drama „Egmont“. Die Zeit seines Italienaufenthaltes bis Ende Mai 1788 nutzte er außerdem zum Studium der italienischen Musik, vor allem der alten Meister. 201,16 seiner jetzigen Partitur] Vielleicht Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“. 201,17 in Conzerten hier aufgefmhrt] Die Plyne wurden nicht verwirklicht. 201,20 auf so macherley Weise fleisig] Von November 1786 bis Januar 1787 war Goethe hauptsychlich mit der Erkundung Roms und der Neufassung seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“ beschyftigt gewesen. Nach seinem Neapelund Sizilienaufenthalt von Ende Februar bis Anfang Juni 1787 hatte er bis Anfang September am Schauspiel „Egmont“ gearbeitet sowie Plyne frr eine neue Oper, „Die Mystificirten“, entworfen. Im September und Oktober beschyftigte er sich mit Zeichenrbungen und begann das ,Schauspiel mit Gesang‘ „Erwin und Elmire“ zum Singspiellibretto umzugestalten. 201,21–24 Dieses Jahr ist mir Æ:::æ Zeit verlebt zu haben.] Eine yhnlich positive Bilanz seines bisherigen Italienaufenthaltes zog Goethe frr den 3. September 1787, das einjyhrige Jubilyum seines Reisebeginns, auch in der „Italiynischen Reise“: Heute ist es jqhrig, daß ich mich aus Karlsbad entfernte. Welch ein Jahr! und welch eine sonderbare Epoche fmr mich dieser Tag, des Herzogs Geburtstag und ein Geburtstag fmr mich zu einem neuen Leben. (IR III; WA I 32, 74.)

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201,25–26 Unser gnqdigster Herr Æ:::æ nunmehr ansehen kann] Anspielung auf den Anfang Oktober 1787 erfolgten freiwilligen Eintritt Herzog Carl Augusts in das preußische Kriegsheer unter dem Herzog von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel, das sich seit dem 13. September auf einem Interventionsfeldzug in den Niederlanden befand. Goethe nahm an, der Herzog habe bereits an der entscheidenden Einnahme Amsterdams am 10. Oktober 1787 teilgenommen, was aber nicht den Tatsachen entsprach. Vgl. zu 187,26–27; zu 208,7. 202,1–2 Ihre Unternehmungen Æ:::æ Litteratur Zeitung das Modejournal] Bertuch versuchte ab Mitte der 1780er Jahre mit neuen verlegerischen Projekten auf dem rasch expandierenden Zeitschriftenmarkt Fuß zu fassen. Seit Anfang 1785 gab er zusammen mit dem Jenaer Literaturprofessor Christian Gottfried Schrtz die sechs mal pro Woche erscheinende „Allgemeine Literatur-Zeitung“ in Jena und Leipzig heraus, die sich rasch zu einem der erfolgreichsten Literatur- und Rezensionsorgane in Deutschland entwickelte. Seit Januar 1786 erschien, herausgegeben von Bertuch und Georg Melchior Kraus, dem Leiter der Weimarer Zeichenschule, monatlich die Kunst- und Modezeitschrift „Journal der Moden“, ab 1787 „Journal des Luxus und der Moden“, im Verlag der Buchhandlung Ettinger (Weimar und Gotha). Ferner gab Bertuch gemeinsam mit dem Leipziger Verleger Georg Joachim Gsschen in dessen Verlag den Jahresalmanach „Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden“ frr die Jahre 1787–1789 heraus. 202,2–4 einige Zeichnungen Æ:::æ Rath Krauße geschickt] ƒber die Zeichnungen und deren Zusendung an Georg Melchior Kraus, den Mitherausgeber des „Journals des Luxus und der Moden“, ist nichts bekannt. Goethe hatte sie wahrscheinlich im Zeitraum nach seiner Rrckkehr aus Neapel nach Rom bis zur Abreise zu seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen, also zwischen dem 7. Juni und dem 25. September 1787, an Kraus geschickt (vgl. EB 102). Msglicherweise besteht aber ein Zusammenhang zu den 1788 im Januar- bzw. Aprilheft des „Journals“ erschienenen Kupferstichtafeln I und X. Sie zeigen „Tracht einer eleganten Rsmerin, wie sie in der Comedie und Nachts auf dem Corso erscheint“ sowie „Zwey Rsmerinnen von der untersten und mittleren Volks-Claße, in ihrer neuesten National-Tracht“ und illustrieren die ersten Artikel „Aus Italien“ in der Rubrik „Mode-Neuigkeiten“ der Zeitschrift. Im Artikel des Januarheftes heißt es dazu: „Æ:::æ ist es uns endlich dennoch durch einen verehrungswrrdigen Freund geglrckt, Zeichnungen von jetzigen Trachten aus Rom zu erhalten. Es sind theils ychte National- theils Rsmische Mode-Trachten.“ (S. 23.) 202,5 den Ihrigen] Bertuch war seit 1776 verheiratet mit Friederike Elisabeth Karoline geb. Slevoigt. 1777 war der Sohn Carl und 1779 die Tochter Charlotte geboren worden. 202,8 28. Oktbr] Vgl. Datierung.

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BRIEF 116

116. An Karl August von Hardenberg Rom, 3. November 1787 ! ÆBraunschweigæ ZUM ADRESSAT EN

Der nicht adressierte Empfehlungsbrief Goethes ist an eine ihm gut bekannte Perssnlichkeit aus der Administration des herzoglichen Hofes von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel gerichtet (vgl. zu 203,13–14). Die Kennzeichnung des Adressaten als Freyherr (202,10), Geheimderath (202,11) sowie als alten Bekannten (202,12) spricht dafrr, dass es sich um Karl August Freiherr von Hardenberg handelt, der 1782 mit dem Titel Geheimrat in die Dienste des Herzogtums Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel eingetreten war (vgl. zu 202,11). Goethe kannte ihn von seiner Studienzeit in Leipzig und seinem Aufenthalt am Braunschweiger Hof 1784. Hardenberg hatte sich im Juli 1786 seinerseits mit einem Empfehlungsschreiben frr seinen Bruder, Georg Adolf Gottlieb von Hardenberg, an Goethe gewandt (vgl. GB 6 I, zu 214,2). Ein Eintrag Goethes in seiner Postsendeliste in Rom ohne Datum, aber unmittelbar nach den Eintrygen vom 27. Oktober und vor den Eintrygen vom 10. November 1787, weist zudem auf einen Brief an Hardenberg aus dem Zeitraum um den 3. November 1787 hin: an H‘. Geh. v. Hardenberg. Braunschw. (Postsendeliste 1, S. 6.) Schon in E wie auch in der WA wurde als Adressat Karl August von Hardenberg angenommen. Als Friedrich Clemens Ebrard 1926, offensichtlich ohne Kenntnis der frrheren Drucke, den Brief neu versffentlichte, nahm er eine Neubestimmung des Adressaten vor. Dem Brief, der inzwischen den Besitzer gewechselt hatte, war nun auf S. 4 ein Bleistiftvermerk von fremder Hd hinzugefrgt worden, der auf Jean Baptiste Feronce von Rotenkreutz, Wirklicher Geheimer Rat und Vorsitzender des Kriegs- und Finanzcollegiums am Braunschweiger Hof, als Adressaten verwies: „H Geh. R. v. Ferronce Excell.“ (Ebrard, Ungedrucktes, 386.) Ebrard strtzte seine Adressierung allein auf diesen nachtryglichen Vermerk, dessen Urheberschaft nicht bekannt ist. Dass Rotenkreutz der Adressat des Briefes war, ist jedoch unwahrscheinlich, da rber eine nyhere Beziehung zwischen dem 1799 verstorbenen von Rotenkreutz und Goethe nichts bekannt ist und der angebliche Adressat zwar 1761 geadelt worden war, aber nicht den Titel Freiherr besaß. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; 1926 in Privatbesitz, Frankfurt a. M. – Doppelblatt, 3 S. beschr., egh. (nach E und D). h: GSA Weimar, Sign.: 29/218,IV. – Schreiberhd (sS). E: Suphan, Briefe Goethe-Herder (1892), 108 f. (nach einer Abschrift). D: Ebrard, Ungedrucktes (1926), 386 f. (nach H). WA IV 18 (1895), 25, Nr 2619 a (nach E).

NOVEMBER 1787

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Textgrundlage: D. – In den Erlyuterungen zur Erstversffentlichung des Briefes 1892 (E) schreibt Bernhard Suphan zur Provenienz der Originalhandschrift und der Textgrundlage seiner Versffentlichung: „Der Brief befindet sich im Besitz von Frau Preusser geb. v. Gutschmidt, in Dresden. In der Sammlung dieser Dame, einer Enkelin Friedrichs von Rochlitz, habe ich das Original (3 SS. 4 $ ) gesehen; zuvor aber, im Februar dieses Jahres, war mir eine getreue Abschrift durch die Gefylligkeit einer dortigen Goethefreundin zugekommen Æ:::æ.“ (Suphan, Briefe Goethe-Herder, 109.) Der Druck in der WA folgt der Erstversffentlichung. 1926 gab Friedrich Clemens Ebrard den Brief erneut als ein angeblich bisher unversffentlichtes Schreiben Goethes heraus (D). Zur Originalhandschrift, der Textgrundlage seiner Versffentlichung, sowie zur Provenienz und zum Adressaten teilt er mit: „Doppelquartblatt mit dem Wasserzeichen: J Honig & Zoonen. Eigenhyndig. Auf der ersten Seite rechts oben ein nicht zu entziffernder Registraturvermerk. Auf der vierten Seite mit Bleistift von spyterer Hand: H. Geh. R. v. Ferronce Excell. Eigentum des Herrn Hans v. Passavant in Frankfurt am Main.“ (Ebrard, Ungedrucktes, 386.) Im GSA Weimar befindet sich eine Abschrift des Briefes von unbekannter spyterer Hd (h). E und der E folgende Druck in der WA kommen als Textgrundlage nicht infrage, da sie sich nur auf eine spytere Abschrift von fremder Hd strtzen. Dabei hat es sich wahrscheinlich nicht um h gehandelt, da diese Abschrift zu viele Varianten zu E aufweist (vgl. ƒberlieferungsvarianten). Als einziger Textzeuge, der sicher auf H beruht, ist D anzusehen. Der Herausgeber Ebrard dankt ausdrrcklich dem Autographenbesitzer frr die Erlaubnis der Versffentlichung: „Ich spreche seinem Eigentrmer, Herrn Hans v. Passavant hier, frr die freundlichste Gestattung der Herausgabe meinen verbindlichsten Dank aus.“ (Ebrard, Ungedrucktes, 383.) Die Abschrift h geht wahrscheinlich ebenfalls unmittelbar auf H zurrck, da die Textvarianten zu D nur marginale Unterschiede aufweisen (vgl. ƒberlieferungsvarianten). Ganz sicher nachweisen lysst sich diese Annahme aber nicht. ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

202,12 Ew] Ew. E 202,12 Exzell.] Exzel‘ h 202,12 daß] dass E 202,13 Gelegenheit] Angelegenheit E 202,15 H.] H‘. h Hr. E 202,17 verlaßen] verlassen E 202,17 stqrckeren] stqrckren h 202,18 daß] dass E 202,18 Ew] Ew. E 202,18 Exzell.] Exzel‘ h 202,20 daß] dass E 202,20 Zeugniß] Zeugniss E 202,22 daß] dass E 202,24 daß] dass E 202,25 nutzen,] nutzen; h E 202,27 Nachmeßen] Nachmessen E 202,28 daß] dass E 203,2 weiß] weiss E 203,5 Ew] Ew. E 203,5 Exzell.] Exzel‘ h 203,5 H.] H‘ h Hrn. E 203,6 wohldenckender] wohldenkender h 203,9 Ew] Ew. h E 203,9 Exzell.] Exzel‘ h 203,12 Gemahlinn] Gemahlin h E 203,14 selbst,] selbst; E 203,14 lebenslanglichen] lebenslqnglichen h E 203,16 Ew] Ew. E 203,16 Ex-

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BRIEF 117

zell.] Exzel‘ h 203,18 d.] d‘ h 203,18 3 Nov] 3. Nov. h 203,18 Goethe.] Goethe h ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: wahrscheinlich 3. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Karl August Freiherr von Hardenberg (1750–1822) vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 12. Juli 1786 (GB 6 II, Nr 348). – Der vorliegende Brief gehsrt neben einem frrheren vom 12. Juli 1786 (GB 6 I, Nr 348) zu den einzig rberlieferten Zeugnissen des Briefwechsels mit Hardenberg. Die Schreibanlysse frr beide rberlieferte Briefe yhneln sich insofern, als Goethe 1786 auf ein Empfehlungsschreiben Hardenbergs reagiert hatte und nun selbst eine Empfehlung frr einen Dritten, den Architekten Johann August Arens, ausspricht. Die Bezugsbriefe Hardenbergs sind nicht rberliefert. 202,10 Hochwohlgebohrner Freyherr] Anrede aufgrund der Standesposition; Hardenberg stammte aus altem freiherrlichem Adelsgeschlecht Niedersachsens. 202,11 Geheimderath] Den Titel Geheimrat hatte Hardenberg am 30. Mai 1782 anlysslich seines Eintritts in die Dienste des Herzogs Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel verliehen bekommen. Im Frrhjahr 1783 nahm Hardenberg seine Dienstgeschyfte als Mitglied des Geheimen Rats, Prysident der Klosterkammer und Großvogt des Amtes Wolfenbrttel auf. 202,12 Exzell.] Abgekrrzt frr ,Exzellenz‘ (vgl. zu 131,17). 202,12 alten Bekannten] Goethe und Hardenberg hatten sich im Frrhjahr 1768 wyhrend ihrer Studienzeit in Leipzig im Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser kennen gelernt. 1772 besuchte Goethe Hardenberg am Reichskammergericht in Wetzlar und im August 1784 begegnete man sich erneut wyhrend Goethes Reise mit Herzog Carl August an den Hof von Braunschweig. 202,15 H. Arends] Der aus Hamburg stammende Architekt Johann August Arens hatte von 1778 bis 1783 an der Ksniglichen Akademie in Kopenhagen Architektur studiert und war danach zu Studienreisen nach Frankreich, England und Italien aufgebrochen. Seit Herbst 1786 hielt er sich in Italien auf. Er kehrte Anfang 1789 in seine Heimatstadt zurrck. ƒber Beziehungen Arens’ zu Hardenberg ist nichts bekannt. Msglicherweise war der Kontakt rber dessen Ehefrau, eine Gryfin von Reventlow, zustande gekommen, deren holsteinische Familie dem dynischen Ksnigshaus in Kopenhagen nahestand. 202,16 seit einiger Zeit in Rom] Arens’ Aufenthalt in Rom und sein Verkehr in auch Goethe bekannten Krnstlerkreisen ist seit April 1787 belegt. Im Herbst 1786 war Arens nach Italien gekommen. Der genaue Zeitpunkt seiner Ankunft in Rom ist nicht bekannt (vgl. Wietek, Arens, 5 f.).

OKTOBER/NOVEMBER 1787

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202,18–19 ehmals bezeigten Gesinnungen] Wann und auf welche Weise Hardenberg Arens unterstrtzt hatte, ist ebenso wenig bekannt wie seine Reaktion auf Goethes Anfrage. 203,12 Frau Gemahlinn] Hardenberg hatte im Juni 1774 Gryfin Christiane Friederike Juliane von Reventlow geheiratet. Die Ehe stand allerdings kurz vor der Scheidung. Am 9. Juni 1788 vermyhlte sich Hardenberg mit Sophie Wilhelmine Louise von Lenthe geb. von Hassberg. 203,13–14 Braunschweigischen Gnnnern und Freunden mein Andencken Æ:::æ erneuern] Wahrscheinlich als konventionelle Grußfloskel zu verstehen. Goethes Kontakte zu Personen in der Braunschweiger Residenz, die er etwa wyhrend seines Aufenthaltes in der Stadt im August 1784 kennen gelernt hatte, mrssen eher formaler Natur gewesen sein. 117. An Philipp Seidel ÆRom, zwischen 27. Oktober und 10. November 1787æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der Brief von Johann August Wilhelm Krech an Goethe vom 17. September 1787, auf den der vorliegende Brief Bezug nimmt, hatte vermutlich Seidels nicht rberliefertem Brief vom 1. Oktober 1787 beigelegen (vgl. zu 194,16–17). Als Goethe am 22. oder 23. Oktober 1787 von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen nach Rom zurrckkehrte, fand er den Brief Krechs wahrscheinlich bereits vor. Bis zum nychsten Posttag am 27. Oktober beantwortete Goethe die wyhrend seiner Abwesenheit aufgelaufene Post (vgl. Postsendeliste 1, S. 6). Nicht auszuschließen ist, dass Goethe den vorliegenden Brief mit seinen Anweisungen in der krechischen Angelegenheit schon den Briefen an Seidel vom 27. Oktober 1787 (Nr 113) oder vom 10. November 1787 (Nr 119) beischloss. Der Empfehlungsbrief Goethes frr Filippo Collina an Seidel vom 12. November 1787 (Nr 120) kommt wegen seines besonderen Charakters und der ƒberbringung durch Collina selbst frr den Beischluss des vorliegenden Briefes nicht in Betracht. Da Goethe auf die K r e c h i s c h e Sache (214,3) in seinem Brief vom 17. November 1787 an Seidel (Nr 123) aber bereits als etwas Abgehandeltes Bezug nimmt, ist davon auszugehen, dass der vorliegende Brief im Zeitraum zwischen dem 27. Oktober und 10. November 1787 geschrieben und msglicherweise auch separat verschickt wurde. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,8623,5 cm; auf einem Brief von August Krech an Goethe vom 17. September 1787, Vs. zwischen Datumsangabe und Anfang des Brieftextes von Krech

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BRIEF 118

(Anredeformel Krechs dabei rberschrieben) 1/3 S. (Ich schicke Æ:::æ tausend [205,7–16]) und Rs. zwischen Ende des Brieftextes von Krech und seiner Schlussformel 1/4 S. (Dingen Æ:::æ G. [205,16–21]) beschr., egh., Tinte; Textverbindung am Seitenumbruch von Goethe jeweils mit # gekennzeichnet. – Msglicherweise Beischluss zu Nr 113 oder Nr 119 (vgl. Datierung). E: WA IV 8 (1890), 290 f., letzter Teil von Nr 2621 (angefrgt an Nr 119; Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 205,7 Ich schicke dir hier Krechs Brief zurmck] Brief des Chirurgen August Krech an Goethe vom 17. September 1787 (vgl. RA 1, 111 f., Nr 229). 205,8–9 mit den 12 Ld‘.] Vgl. die Angaben in Krechs Brief (204,34–45). Das von Krech erbetene Geld sollte wahrscheinlich rber eine Kasse der von Goethe gefrhrten Kommissionen in Weimar gezahlt werden (vgl. auch zu 213,14). ƒber die Angelegenheit konnte Nyheres nicht ermittelt werden. 205,10 mit einem Briefe des Hofrath Richter] Msglicherweise ist ein Brief des Gsttinger Medizinprofessors Hofrat August Gottlob Richter gemeint. 205,11 Registrande] Buch, in dem die bei einer Behsrde gemachten Eingaben und die darauf ergangenen Beschlrsse verzeichnet werden. 205,12 Rath Gntzen] Johann Gottlieb Gstze, Kassierer in der Kriegskanzlei der herzoglichen Kriegskommission. 205,12 Seegern] Johann Georg Seeger, Kanzlist und Sekretyr der herzoglichen Kriegskommission in Weimar, war auch als Rechnungsfrhrer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergwerkprojekts eingesetzt. 205,15 Resolution] Hier: Beschluss oder Entscheid einer Behsrde. 118. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel Rom, 10. November 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; 1890 in Privatbesitz, Berlin. – Egh.; Rs. Adresse: Hrn. Cammerherrn von Einsiedel. (nach WA IV 8, 410.) E: Klassische Findlinge. Nach Archivalien mitgetheilt von CÆarlæ AÆugustæ HÆugoæ Burkhardt. In: Die Grenzboten. Zeitschrift frr Politik, Literatur und Kunst. 32. Jg. II. Semester. Nr 34. Ausgegeben am 22. August 1873. Leipzig 1873, S. 299 (ohne Adresse). WA IV 8 (1890), 287 f., Nr 2620 (nach H). Textgrundlage: WA. – Der Erstdruck, wahrscheinlich nach H, scheint mit einigen Ungenauigkeiten und Fehlern behaftet. Dies jedenfalls lysst sich aus dem 17 Jahre

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spyter erfolgten Druck in der WA ableiten, dem offenbar ebenfalls H zugrunde gelegt wurde. Darin wird der damalige Besitzer der Handschrift genannt und auch die Adresszeile des Briefes angegeben. Darrber hinaus weist der Text in der WA eine Reihe von Lesarten auf, die zum Teil gravierend von E abweichen, so dass daraus geschlossen werden kann, dass offensichliche Lesefehler von E verbessert wurden. ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

205,23 laße] lasse E 205,26 dir,] dir E 206,1 Marcktens] Marktens E 206,2 ist;] ist. E 206,3 hetzt; so kommt] hetzt, kommt E 206,4 fremdes] fernes E ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 10. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). ƒber das Verhyltnis Goethes zu Einsiedel vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 15. November 1776 (GB 3 II). – Friedrich Hildebrand von Einsiedel (1750–1828) gehsrte zum engeren Freundeskreis um Goethe und Herzog Carl August. Er war Kammerherr bei Herzogin Anna Amalia. Bereits im Alter von elf Jahren wurde er als Page der Herzogin angestellt und behielt diese Stellung bis 1766 bei. Nach abgeschlossenem Jurastudium kehrte er 1770 aus Jena nach Weimar zurrck und wurde zum Regierungsassessor mit Stimmrecht, 1773 zum Regierungsrat ernannt. Nach dem Regierungsantritt Carl Augusts 1775 wurde er Hofrat und Assessor am Ober-Hofgericht in Jena, schied aber im folgenden Jahr bereits aus dem Verwaltungsdienst aus und wurde Kammerherr der Herzoginmutter. In dieser Stellung war er u. a. verantwortlich frr den Hof-Etat Anna Amalias. Mit seiner geselligen Art und seinen krnstlerischen und literarischen Ambitionen gehsrte er zu den Protagonisten des kulturellen Lebens am Weimarer Hof. – Einsiedel begleitete Herzogin Anna Amalia auf ihrer Italienreise (1788–1790) und war hauptverantwortlich frr die Reiseplanung. In diesem Zusammenhang steht auch der vorliegende Brief, der einzige Goethes an Einsiedel aus Italien. Ob Einsiedel geantwortet hat, ist nicht bekannt. 205,23 Filippo Collina] Filippo Collina, der um 1745 geborene Sohn von Goethes Wirtsleuten in Rom, Sante Serafino und Piera Giovanna Collina, war von Goethe als orts- und sachkundiger Frhrer und Organisator frr die geplante Reise der Herzoginmutter Anna Amalia durch Italien empfohlen worden und sollte der Reisegesellschaft vor allem Schutz vor Betrrgereien bieten. Collina brach am 12. November 1787 oder einem der drei folgenden Tage nach Weimar auf und ist wahrscheinlich in der ersten Dezemberhylfte 1787 dort eingetroffen (vgl. Herder an Herzogin Anna Amalia, 17. Dezember 1787; HB 5, 259). Er bezog ein Zimmer in Goethes Haus am Frauenplan, wurde bei Hof und bei anderen

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BRIEF 119

Weimarer Perssnlichkeiten vorstellig und begleitete Herzogin Anna Amalia tatsychlich auf ihrer Italienreise, die sie am 15. August 1788 antrat. Collinas Ankunft meldete Goethe auch Seidel in Briefen vom 10. und vom 12. November 1787 (vgl. 206,12–14 und Nr 120) sowie im Brief an Herzog Carl August vom 17. November 1787 (vgl. 209,30–31). Außerdem waren auch Herzogin Anna Amalia und deren Hofdame Louise von Gschhausen, Charlotte von Stein und Johann Gottfried Herder durch nicht rberlieferte Briefe benachrichtigt worden (vgl. zu 206,25–26 sowie EB 113 bis EB 116). 205,25–26 ein unschqdlicher, brauchbarer Mensch] Herzogin Anna Amalia bezeichnet Collina in einem spyteren Brief vom 3. September 1788 als „erlichen Menschen“, was seine Geschyfte angehe (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 87). 205,26–206,1 da du die Herzoginn auf der Reise zu begleiten hast] Herzogin Anna Amalia trat ihre Italienreise nicht wie ursprrnglich geplant schon im Jahre 1787, sondern erst am 15. August 1788 an und kehrte am 20. Juni 1790 wieder nach Weimar zurrck. Ihre styndigen Reisebegleiter waren von Einsiedel als Reisemarschall, die Hofdame Louise von Gschhausen, der Arzt Wilhelm Ernst Christian Huschke, Filippo Collina, der Leibkoch Ren Fran€ois le Goullon sowie als Bedienstete Dorothea Musculus und Friedericke Christiane Erdmuthe Roth. Louise von Gschhausen notiert in ihrem Reisetagebuch frr den Tag der Abreise: „Der Koch G o u l o n fuhr in einer C h a i s e voraus und C o l l i n a ritt.“ (Gschhausen, Tgb.-Italien [15. August 1788], 23.) 206,1 Marcktens] Markten: verhandeln, feilschen (Grimm 6, 1651). 206,2 in Italien unertrqglich] Dieses Problem behandelt Goethe auch in seinem Brief an Herzog Carl August vom 17. November 1787 und empfiehlt gleichfalls Collina als Reisebegleiter der Herzoginmutter (vgl. 209,14–210,2). 206,8 wo wir uns sehen] Zu einem Wiedersehen kam es erst nach Goethes Rrckkehr nach Weimar im Juni 1788, nicht, wie hier in Aussicht gestellt, in Italien. 119. An Philipp Seidel ƒBERLIEFERUNG

Rom, 10. November 1787 ! Weimar

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 19623,3 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse, Tinte: An Herrn / Cammer Calculator Seidel / in des Herrn Geh. Raths / von Goethe Wohnung / nach / Weimar / fr. Trente; rber der Adresse Postvermerk: „de Vienne“; unter der Adresse rote Siegelreste. – Beischluss: Msglicherweise Nr 117 (vgl. Datierung zu Nr 117).

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E: Goethe-Seidel (1871), 433 f., Nr 18. WA IV 8 (1890), 288–290, Nr 2621 (erweitert um Nr 117 [S. 290 f.]). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 19. Oktober 1787 (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104). – Der Antwortbrief vom 3. Dezember 1787 (vgl. zu 222,24) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 10. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 206,12 Philipp Collina] Vgl. zu 205,23. 206,14–15 in meinem Hause] Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar. 206,15 Fritzens Stube] Fritz von Stein, der 15-jyhrige Sohn Charlotte von Steins, lebte seit Ende Mai 1783 mit in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan (vgl. GB 6 II, zu 225,2). Sein Zimmer war frei geworden, nachdem er wegen Goethes lyngerer Abwesenheit ins Elternhaus zurrckgekehrt war (vgl. zu 67,3). 206,19–20 nach einer jqhrigen Erfahrung] Goethe wohnte seit dem 30. Oktober 1786, dem Tag nach seiner Ankunft in Rom, in einer Mietwohnung der Wirtsleute Collina in der Via del Corso 18 und kannte deren Sohn Filippo seit diesem Zeitpunkt perssnlich (vgl. zu 15,22–23; zu 15,24–25). 206,22–23 Fmhre ihn zuerst zu H‘. von Einsiedel] Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Kammerherr Anna Amalias, vertrat die vakante Stelle des Oberhofmeisters der Herzoginmutter. Wann Collina Einsiedel aufgesucht hat, ist nicht bekannt. 206,24 zur Frqulein] Louise von Gschhausen, Anna Amalias Hofdame. 206,25 zu Herrn Rath Ludekus] Johann August Ludecus trug seit 1775 den Titel Rat, seit 1785 Steuer- und Akziserat. Er war der Geheimsekretyr und Schatullier Anna Amalias. 206,25–26 allen diesen Personen hab ich geschrieben] Laut Postsendeliste schickte Goethe am 10. November Empfehlungsschreiben an Charlotte von Stein (EB 113), Johann Gottfried Herder (EB 114), Friedrich Hildebrand von Einsiedel (Nr 118), Louise von Gschhausen (EB 115) und Herzoginmutter Anna Amalia (EB 116). Vgl. Postsendeliste 1, S. 7. Johann August Ludecus schrieb er in der Angelegenheit am 17. November (Nr 122). 206,28 fmhre ihn bald zu Herrn Gen. S. Herder] Herder, Generalsuperintendent, empfing Collina etwa Mitte Dezember 1787 (vgl. Herder an Anna Amalia, 17. Dezember 1787; HB 5, 259). 207,3 Wenn Kaysers Bruder nach Weimar kommt] Der Theologe Friedrich Carl Kayser, ein Bruder des Komponisten Philipp Christoph Kayser, der sich seit Ende Oktober 1787 in Rom bei Goethe aufhielt (vgl. zu 176,10). Er war vermutlich auf der Suche nach einer Anstellung im Herzogtum, entweder an der Je-

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BRIEF 120

naer Universityt oder als Pfarrer, und hatte sich deswegen um Protektion durch Goethe bemrht (vgl. zu 223,7–8). In den Rechnungsbrchern Goethes sind 1787 und 1788 Ausgaben frr Kaysers Bruder belegt, so dass zu vermuten ist, dass dieser wyhrend seines Aufenthaltes in Weimar in Goethes Haus am Frauenplan gewohnt hat. Der erste Rechnungsbucheintrag Seidels rber Ausgaben frr Kayser stammt schon vom 26. Oktober 1787: „zwey lange Pfeifen f. H‘. Kayser“ und „Toback“ (GR/RB 1787, 4, Bl. 35). 207,3–4 fmhre ihn zum H‘. General Super. Herder] ƒber eine Begegnung zwischen Herder und dem Theologen Friedrich Carl Kayser ist nichts Nyheres bekannt. In seinem Brief vom 21. Dezember wiederholte Goethe allerdings diese Aufforderung gegenrber Seidel (vgl. 223,7–8). 207,4–5 diesem von dem jungen Manne geschrieben] Wahrscheinlich im nicht rberlieferten Brief an Herder vom 10. November 1787 (EB 114). 207,6 Die verlangten Quittungen] Wahrscheinlich Quittungen Goethes rber die Auszahlung seiner Besoldungsgelder durch die herzogliche Kammer und die Kriegskasse in Weimar, die Seidel frr die Abrechnung benstigte. Goethe schickte sie erst am 8. Dezember 1787, so dass sie gerade noch rechtzeitig zum Rechnungsschluss am Quartals- und Jahresende eintrafen (vgl. zu 218,16; zu 218,17). 207,8 die Verqnderungen] Wahrscheinlich mit Bezug auf die Folgen aus dem Engagement von Herzog Carl August als Offizier in preußischen Diensten frr das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach. Der Herzog nahm seit Anfang Oktober am Feldzug in den Vereinigten Niederlanden teil (vgl. zu 181,26). Goethe befrrchtete eine permanente Verwicklung des Herzogtums in preußische Kriege und damit eine Belastung frr den Staatshaushalt und die politisch-strategische Situation des Herzogtums. 207,9 Kranzen hab ich eine Schachtel mitgegeben] Vor seiner Abreise nach Neapel am 22. Februar 1787 hatte Goethe ein Paket mit Steinen, Pflanzensamen und Kindergeschenken in Rom zurrckgelassen, das der Weimarer Hofmusiker Johann Friedrich Kranz auf seiner frr das Frrhjahr 1787 vorgesehenen Heimreise nach Weimar mitnehmen sollte (vgl. zu 105,24–25). 207,10–11 da er nicht nach Hause ging] Kranz war nach einem Aufenthalt in Rom Ende Januar 1787 nach Neapel weitergereist (vgl. zu 92,11) und hatte die Stadt wahrscheinlich im Myrz oder April 1787 wieder verlassen, war aber nicht wie ursprrnglich geplant auf direktem Weg nach Hause zurrckgekehrt, sondern erst zum Jahresende 1787 dort wieder eingetroffen. Die goethesche Sendung hat also frrhestens zu diesem Zeitpunkt Weimar erreicht. 207,11–12 Samen und Spqße fmr die Kinder] Zum Inhalt des Pakets vgl. Nr 79 und besonders zu 105,24–25. 207,13 Kaysers Gegenwart] Philipp Christoph Kayser weilte seit Ende Oktober 1787 bei Goethe in Rom (vgl. zu 194,17–18).

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207,14 Geh. R. Schnaus] Geheimer Rat Christian Friedrich Schnauß; Goethe hatte rber Seidel in unregelmyßigen Abstynden immer wieder seine Empfehlung aussprechen lassen (vgl. GB 6 II, zu 231,13; 49,23; 110,17; 175,13). 207,14–16 gratulire Æ:::æ mir einen Brief schreiben wollen] Schnauß war am 16. Oktober 1787 65 Jahre alt geworden. Der erwyhnte Brief von Schnauß an Goethe ist nicht rberliefert. 207,16 Ich antworte bald.] Ein entsprechender Antwortbrief an Schnauß ist nicht rberliefert. Goethe hatte ihm zuletzt am 1. Oktober 1787 (Nr 106) geschrieben, der nychste Brief datiert vom 24. Myrz 1788 (Nr 147). 207,16 nqchstens mehr] Vgl. Nr 123 und das Empfehlungsschreiben frr Filippo Collina vom 12. November 1787 (Nr 120). 207,19 Fmhre ihn zur Frau v. Stein.] Ob es zu einer Begegnung zwischen Filippo Collina und Goethes Freundin Charlotte von Stein kam, ist nicht bekannt (vgl. EB 113). 207,20 etwas fmr die Kinder] Die Kinder der Familie Herder (vgl. die zweite Erlyuterung zu 4,18) und Friedrich von Stein (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16). Um welche Geschenke es sich handelte, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich waren es Steine und Tonscherben (vgl. 108,30–31). 207,20–21 fmr die Herzoginn von Gotha] Was Collina der Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg mitbrachte, ist nicht bekannt. 207,24 einen Auszug] Eine Aufstellung der Reisekosten Collinas ist nicht bekannt und wird in den Briefen Goethes an Seidel nicht mehr erwyhnt. 207,28 Voigts Bmchelchen] Infrage kommen Johann Carl Wilhelm Voigts „Chemische Versuche, daß Aquamarin und Topas nur eine neue Gattung ausmachen“ (Erfurt 1787), „J. C. W. Voigt’s mineralogische Reise von Weimar rber den Thrringer Wald, Meiningen, die Rhsnberge, bis Bieber und Hanau im Herbst 1786“ (Leipzig 1787) und „Erklyrendes Verzeichniß einer Sammlung von Gebirgsarten nach der Classification in Voigts Drey Briefen rber die Gebirgslehre“ (2. vermehrte Aufl. Leipzig 1787).

120. An Philipp Seidel ƒBERLIEFERUNG

Rom, 12. November 1787 ! Weimar

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 20627,7 cm, 1/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse, Tinte: An Herrn / C. Calculator Seidel / in des Herrn G. Rath / von Goethe Wohnung / mit Gelegenheit. / nach / Weimar, darunter rote Siegelreste; S. 4 oben rechts Namenliste von fremder Hd (Seidel?), Tinte: „Herr von Ein-

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BRIEF 121

siedel / Fryu‘ v. Gschhaußen. / D. d. H: / Herrn Rath Ludekus / Gen. Sup. Herder. / Frau v. Stein“ (vgl. zu 206,25–26). E: Goethe-Seidel (1871), 628, Nr 19. WA IV 8 (1890), 291, Nr 2622. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 208,1 Uberbringer ist Philipp Collina.] Empfehlungsschreiben Goethes frr Filippo Collina (vgl. zu 205,23). 208,1–2 Mein Brief vom 10 Nov. Æ:::æ zu leiten hast] Vgl. Nr 119 und besonders zu 206,25–26. 208,3 woh] Versehentlich frr ,wohl‘.

121. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 17. November 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 74–77. – 2 Doppelblytter 19(–19,2)623,6 cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; beide Doppelblytter im Mittelbruch restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 89–95, Nr 40. WA IV 8 (1890), 291–297, Nr 2623. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts wahrscheinlich vom 7. oder 8. Oktober 1787 (vgl. zu 208,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 17. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 208,7 Ihr werther Brief von Eisenach] Carl August war am 7. Oktober gegen 8 Uhr morgens in die Niederlande aufgebrochen (vgl. FB 1787, Bl. 99), wo er als preußischer Generalmajor an der Milityrinvasion zur Wiedereinsetzung des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien teilnahm (vgl. zu 181,26). Die ƒbernachtung in Eisenach vom 7. zum 8. Oktober 1787 bildete die erste Station dieser Reise. Der am 8. Oktober 1787 abgeschickte Brief erreichte Goethe in Rom, nachdem er von seinem Landaufenthalt in den Albaner Bergen am 22. oder 23. Oktober in die Stadt zurrckgekehrt war (vgl. 187,28–29). 208,8–9 daß Sie Ihre neue Laufbahn mit Muth und Freudigkeit antreten] Goethe erfuhr durch den Brief vom 8. Oktober 1787 offiziell, dass Carl August am 25. September von Ksnig Friedrich Wilhelm II. von Preußen zum

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Generalmajor ernannt worden war und damit eine aktive milityrische Laufbahn angetreten hatte (vgl. zu 224,5). 208,9 Ihr Unternehmen] Der preußische Feldzug in den Niederlanden (vgl. zu 181,26). 208,15 Ihnen nfter zu schreiben] Goethe schrieb nach Msglichkeit jeden Monat an Herzog Carl August (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 3). 209,1 zwey Briefe von mir] Der Brief aus Frascati vom 28. September 1787 (Nr 105) und der aus Rom vom 23. Oktober 1787 rber den Aufenthalt in Castel Gandolfo (Nr 108). 209,3 einer militarischen Reliquie] Die in Goethes Brief an Carl August vom 23. Oktober 1787 beschriebene hslzerne Pferdetrynke am Nemisee, ein Relikt des ssterreichischen Feldzuges in Mittelitalien vom Sommer 1744 (vgl. 188,9–28). 209,4 Egmont ist nun in Weimar.] Goethe hatte das Manuskript des „Egmont“ am 15. September an Herder abgeschickt (vgl. EB 97). 209,4–5 wie ihn die Freunde aufgenommen haben] Die Antwortbriefe der Weimarer Freunde an Goethe sind nicht rberliefert, so dass ihre Meinung rber den „Egmont“ nur aus †ußerungen an Dritte rekonstruiert werden kann. Goethe schreibt dazu in der „Italiynischen Reise“: Die Aufnahme meines Egmont macht mich glmcklich Æ:::æ denn ich weiß was ich hineingearbeitet habe Æ:::æ. Das was ihr daran lobt, habe ich machen wollen; wenn ihr sagt, daß es gemacht ist, so habe ich meinen Endzweck erreicht. (IR III, 3. November 1787; WA I, 32, 135; vgl. auch IR III, Dezember 1787; WA I 32, 179 f.) 209,5–6 Auch Ihnen Æ:::æ darf er sich hoffe ich prqsentiren] Goethe offerierte seinen „Egmont“ dem Herzog erst, nachdem die ersten zustimmenden †ußerungen der Weimarer Freunde eingegangen waren. Da das Drama angesichts der politischen Ereignisse in den Niederlanden auch als eine Kritik an der preußischen Politik verstanden werden konnte, in die Carl August durch seine Teilnahme an dem Interventionsfeldzug in den Niederlanden eingebunden war, befrrchtete Goethe eine ablehnende Reaktion. Noch in der „Italiynischen Reise“ bemerkte er dazu: Die besondern Umstqnde der Zeit haben mir die Arbeit erschwert und erleichtert. (IR III, 3. November 1787; WA I 32, 136.) Carl August yußerte in der Tat nach der erst im Myrz 1788 erfolgten Lektrre des „Egmont“ zum Teil erhebliche Kritik (vgl. zu 263,17–18). 209,9 Kayser] Vgl. zu 176,10. 209,9 Partitur unsrer Oper] Zum Singspiel „Scherz, List und Rache“. 209,10–11 Durch ihn genieße ich auch erst die hiesige Musick] Durch Kayser gewann Goethe nicht nur ein tieferes Verstyndnis frr die italienische Oper, sondern wurde auch an die yltere italienische Kirchenmusik herangefrhrt (vgl. IR III, November 1787; WA I 32, 145 f.; vgl. auch Winter, Kirchenmusik, 43–54).

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BRIEF 121

209,14 Ihrer Frau Mutter Reise] Der Plan der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, eine große Reise nach Italien zu unternehmen, war seit Jahren gereift, wurde aber erst durch die Briefe und Schilderungen Goethes aus Italien zum unmittelbaren Vorsatz. „Goethe wird wohl Ostern zuruckkommen Æ:::æ; er ist fleißig in allem Betracht u wir werden ihm wie neu gebohren wieder sehen. Ich glaube I t a l i e n ist frr uns was der Fluß L e t h e den Alten war, man verjrngt sich indem man alles unangenehme was man in der Welt erfahren hat vergießt u dadurch ein neu gebohrner Mensch wird.“ (Anna Amalia an Merck, 6. Januar 1788; Merck, Briefwechsel 4, 493.) 209,15 Sie wollte noch dieses Jahr hierher] Die zwischen Anna Amalia und Goethe wyhrend dessen Italienaufenthalts gewechselten Briefe sind nicht rberliefert. Insgesamt zwslf Briefe Goethes an die Herzoginmutter lassen sich aus Goethes Postsendeliste erschließen (vgl. EB 5). Zehn davon sind zwischen dem 29. Mai 1787 und dem 28. Myrz 1788 geschrieben worden. Darin drrfte der Reiseplan der Herzogin eine zentrale Rolle gespielt haben. Ihre ursprrngliche Absicht, schon im Herbst 1787 abzureisen, war von der Idee bestimmt, Goethe als Reisebegleiter zu gewinnen (vgl. Berger, Anna Amalia, 554). Der Eintrag in der Postsendeliste vom 11. August 1787 zum Brief an Anna Amalia (EB 83) erwyhnt ausdrrcklich die Ersrterung des Reisethemas: an die Herzogin Mutter. mber ihre Reise. (Postsendeliste 1, S. 4.) Die Reise begann schließlich erst am 15. August 1788 und endete am 18. Juni 1790. 209,16–18 mit denen mir bezeichneten Personen Æ:::æ unbekannten Carawane] Der von Anna Amalia als Reisebegleitung benannte Personenkreis ist aufgrund der fehlenden ƒberlieferung des Briefwechsels zwischen Anna Amalia und Goethe nicht genau zu klyren. Mit Sicherheit ist jedoch anzunehmen, dass Friedrich Hildebrand von Einsiedel und Louise von Gschhausen von Anfang an dazu gehsren sollten. Offensichtlich hatte Anna Amalia geglaubt, sich an Goethes unkonventioneller Art zu reisen orientieren zu ksnnen. 209,20–21 die Reise noch ein Jahr aufzuschieben] Goethe frhlte sich verpflichtet, die Bedenken darzulegen, die es ausgeschlossen erscheinen lassen mussten, dass eine Perssnlichkeit vom Rang einer Reichsfrrstin eine Reise in dem Stil unternehmen ksnne, wie er selbst es mit seiner heimlichen Abreise und dem zumindest anfynglich strikt eingehaltenen Inkognito getan hatte. Zu den von ihm vorgetragenen Grrnden frr einen Aufschub der Reise gehsrten auch die Notwendigkeit der Mitnahme eines Leibarztes und Erwygungen hinsichtlich der Reisekosten (vgl. Berger, Anna Amalia, 555). 209,21–22 kamen einige Umstqnde Æ:::æ determinirten noch zu bleiben] Bedenken gegen die Reise kamen auch aus dem engeren Hofkreis der Herzoginmutter. Außerdem nahm die logistische Vorbereitung der Reise durch den Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel noch Zeit in Anspruch. Entscheidend aber waren wahrscheinlich die Bedenken, die sich nach dem preußischen Einmarsch

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in den Niederlanden ergaben (vgl. zu 210,33–34). Da das relativ rasche und unblutige Ende dieser Milityraktion zunychst noch nicht absehbar war und allgemein erwartet wurde, dass sich der Konflikt durch das Eingreifen der Großmychte Großbritannien und Frankreich zu einem europyischen Krieg ausweiten wrrde, mussten bei einer solchen Reise Gefahren frr die Sicherheit der Herzogin befrrchtet werden. 209,22–23 Ich bin nun mber ein Jahr im Lande] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom eingetroffen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 209,24 Menage] Franz.: Haushalt, Hauswirtschaft; hier: wirtschaftliche und logistische Frhrung des herrschaftlichen Hofstaats wyhrend einer Reise. 209,30–31 einen Italianer nach Weimar geschickt] Filippo Collina (vgl. zu 205,23). 209,32 Maitre Jacques] Dienerfigur in Moliwres Komsdie „L’Avare“ (Paris 1682), die bei ihrem geizigen Herrn als Koch und Kutscher angestellt ist und alle anfallenden Arbeiten verrichten muss. Auch im heutigen Franzssisch noch gyngige Bezeichnung frr ein Faktotum. 209,34 Seccatur] Belystigung, Aufdringlichkeit, Plage (von ital. seccatura). 210,14 secciren] Belystigen (von ital. seccare). 210,15–16 Fmr Rom und Neapel wqre so ziemlich gesorgt] Offensichtlich hatte Goethe der Herzogin Vorschlyge frr die inhaltliche und organisatorische Reiseplanung unterbreitet, die er gemeinsam mit Reiffenstein in Frascati entworfen hatte: Ich habe mit Rath Reiffenstein in Frascati ihren ganzen Aufenthalt projectirt. (IR III, 5. Oktober 1787; WA I 32, 107 f.) 210,16–17 in Florenz soll es auch nicht fehlen] Goethe hatte Florenz auf seiner Reise nach Rom nur flrchtig berrhrt (vgl. zu 14,23), gedachte aber, sich auf seiner Rrckreise dort lynger aufzuhalten. Er machte schließlich vom 29. April bis 11. Mai 1788 in der Stadt Station (vgl. zu 269,13). 210,20 einen Leibarzt] Aufgrund von Goethes Hinweis setzte Carl August die Mitnahme eines Leibarztes bei seiner Mutter durch (vgl. Berger, Anna Amalia, 555). 210,21–22 auf einen Chirurgus kapitulirt, der Æ:::æ erst gesucht wird] Die Wahl fiel auf den jungen Arzt Wilhelm Ernst Christian Huschke, der noch vor Beginn der Reise an der Universityt promoviert wurde (vgl. Berger, Anna Amalia, 555). 210,22–23 Keine Dame kenne ich die ich vorschlagen mnchte] Anna Amalias Hofdame Louise von Gschhausen war, von zwei Bediensteten abgesehen, das einzige weibliche Mitglied der Reisegesellschaft. 210,25 Einsiedel] Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Kammerherr Anna Amalias (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 118). Er war hauptverantwortlich frr die Reiseplanung. 210,27 nicht wissen soll wie er mit dieser Reise dran ist] Einsiedel hatte im Herbst 1787 gegenrber einer Perssnlichkeit des Hofes, vermutlich dem herzog-

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lichen Geheimsekretyr und Schatullverwalter Friedrich Justin Bertuch, Zweifel rber das Reiseprojekt geyußert (vgl. Berger, Anna Amalia, 554). 210,33–34 daß Franckreich so weit herunter ist] Diese Schwyche der europyischen Großmacht Frankreich wurde offenbar, als sie der niederlyndischen ,Patrioten‘-Bewegung (vgl. die zweite Erlyuterung zu 12,20) nach Beginn der von Großbritannien finanzierten preußischen Invasion am 13. September 1787 die fest erwartete milityrische Hilfe nicht gewyhrte. Noch am 19. September hatte das britische Kabinett beschlossen, den preußischen Truppen milityrisch zu Hilfe zu kommen, da es zunychst den Anschein hatte, Frankreich werde in den Konflikt eingreifen. Im Verlauf des Oktober 1787 wurde jedoch deutlich, dass Frankreich die Wiedereinsetzung des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien tatenlos hinnahm. 1788 schloss Wilhelm V. ein ,ewiges Brndnis‘ mit Großbritannien und Preußen, das die Niederlande zur britischen Einflusssphyre werden ließ. Dieses Zurrckweichen Frankreichs vor England und Preußen wurde von den Regierungen und in der europyischen …ffentlichkeit als eine Art Kapitulation gedeutet (vgl. Michael Wagner: England und die franzssische Gegenrevolution 1789–1802. Mrnchen 1994, S. 14). 210,34–211,1 die Preusisch-Englisch-Oranischen Absichten] Weitgehend ungehindert und nur auf geringen Widerstand der Freikorps der niederlyndischen Patrioten treffend, hatte das 20 000 Mann starke preußische Invasionskorps nach dem Beginn des Einmarsches am 13. September 1787 rasch auf Amsterdam vorstoßen ksnnen, wohin die Frhrer der ,Patrioten‘-Bewegung sich zurrckgezogen hatten. Schon am 25. September kehrte der Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien in seine Residenz nach Den Haag zurrck, wyhrend das allgemein erwartete Eingreifen Frankreichs ausblieb. Am 10. Oktober kapitulierte Amsterdam. Im Ergebnis der darauf folgenden Verhandlungen von Den Haag, an denen auch Carl August teilnahm, wurden die Niederlande in das preußisch-englische Brndnis eingegliedert. Die preußische Regierung sah darin den Beginn einer groß angelegten europaweiten Brndnisarchitektur, deren Kernstrck der deutsche Frrstenbund sein sollte. In den Niederlanden brach die Bewegung der Patrioten indes vollstyndig zusammen. Die niederlyndischen Stynde wurden entmachtet, und es begann eine restaurative Syuberungswelle, die Tausende in die Emigration zwang. Goethe hatte die Nachricht von der ohne Blutvergießen erfolgten Einnahme Amsterdams zuerst euphorisch als Erfolg des aufgeklyrten Denkens gefeiert: Das wqre die erste Expedition, wo sich unser Jahrhundert in seiner ganzen Grnße zeigt. Das heiß’ ich eine s o d e z z a ! Ohne Schwertstreich, mit ein paar Bomben, und niemand der sich der Sache weiter annimmt! (IR III, 12. Oktober 1787; WA I 32, 114.) 211,2–4 Catharina und Joseph Æ:::æ ein ungeheures Ubergewicht verschaffen] Die russische Zarin Katharina II. und Kaiser Joseph II. in seiner Eigenschaft als Erzherzog von …sterreich hatten sich schon 1786 auf ein gemein-

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sames Vorgehen verstyndigt, um ihre Territorien durch die Zerschlagung der Trrkei nach Srdosteuropa und Kleinasien auszuweiten und sich Zugang zum Mittelmeer zu verschaffen. Der Krieg begann am 24. August 1787 mit der Kriegserklyrung des trrkischen Sultans an Russland. Hshepunkt der russisch-ssterreichischen Annyherung bildete im Frrhjahr 1787 die durch die sprichwsrtlich gewordenen ,Potemkinschen Dsrfer‘ bekannte Reise Katharinas in das Schwarzmeergebiet, bei der es auch zu einem geheimen Treffen mit dem inkognito angereisten Kaiser Joseph II. kam. …sterreich ersffnete seinen Feldzug gegen die Trrkei am 9. Februar 1788. Der Krieg endete 1792. 211,4–5 indem der Nord und West Æ:::æ nicht einig sind] Goethes ƒberlegungen bewegten sich im Rahmen der traditionellen, seit dem Westfylischen Frieden von 1648 von den meisten Staatsmynnern als theoretische Grundlage des politischen Handelns anerkannten Maxime vom Gleichgewicht der europyischen Mychte. Die Schwychung Frankreichs, das einen der Eckpfeiler des europyischen Mychtegleichgewichts bildete, musste Befrrchtungen rber einen drohenden Zusammenbruch dieser Balance und der darauf beruhenden europyischen Friedensordnung auslssen. Insofern stellen die ƒberlegungen Goethes eine deutliche Kritik an der preußischen Politik dar und sollten Carl August die daraus resultierenden politischen Gefahren vor Augen frhren. 211,6–10 daß man sich im Stillen und Einzelnen Æ:::æ versichert sey] Wyhrend die Expansionspolitik Russlands vor allem auf das Schwarzmeergebiet und die Gewinnung Konstantinopels zielte, richteten sich die Machtinteressen …sterreichs traditionell auf die Balkanhalbinsel und Italien. Seit dem ssterreichischen Erbfolgekrieg von 1740/48, in dem die ssterreichische Armee bis nach Mittelitalien vorgestoßen war, lebten die italienischen Staaten in der Furcht vor einer Invasion …sterreichs. Das russisch-ssterreichische Brndnis ließ diese Befrrchtungen wieder aufleben. 211,11 der Kirchenstaat und beyde Sicilien] Der Kirchenstaat und die Ksnigreiche Neapel und Sizilien waren nicht in der Lage, die Invasion einer europyischen Großmacht abzuwehren. 211,12–13 mit ein Paar Linienschiffen in den Golf von Neapel] Schon nach der Besetzung Roms wyhrend des ssterreichischen Erbfolgekrieges war 1744 zwischen …sterreich und seinem damaligen Brndnispartner England verabredet worden, Neapel von der See her einzunehmen. Dieser Plan war nach dem Scheitern des ssterreichischen Durchbruchs bei Velletri (vgl. zu 188,24–25) aufgegeben worden. 211,15 der pqpstliche und neapolitanische Hof] Goethe verfrgte sowohl in Rom als auch in Neapel rber Kontakte zu Politikern und Diplomaten, wie z. B. zum britischen Gesandten in Neapel, Sir William Hamilton. Auf welche konkreten Informationen sich seine Mitteilungen in diesem Fall strtzten, ist nicht bekannt.

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BRIEF 122

211,21–22 Wenn die Russischen Schiffe ins Æ:::æ Adriatische Meer kommen] Die Befrrchtung, dass die erst 1783 gegrrndete russische Schwarzmeerflotte im Mittelmeer kreuzen wrrde, war 1787 noch weitgehend unbegrrndet. Zwar entsandte Russland schon 1786 in Vorbereitung des Krieges gegen die Trrkei (vgl. zu 211,2–4) die als Handelsschiff getarnte Fregatte „Ptschela“ zu Erkundungszwecken ins Mittelmeer, doch waren die russischen Streitkryfte auch nach dem Kriegseintritt …sterreichs nicht in der Lage, auf Konstantinopel vorzustoßen und der Flotte die Passage der Meerengen zu ermsglichen. Erst auf der Grundlage des russisch-trrkischen Brndnisses gegen Frankreich wyhrend des zweiten Koalitionskrieges 1798 bis 1802 operierte die russische Kriegsflotte erstmals im Mittelmeer. 211,23 Verbrennen Sie doch ja meine Briefe] Goethes Befrrchtungen waren angesichts der Tatsache, dass er wyhrend seines gesamten Aufenthalts in Rom durch den ssterreichischen Gesandten bei der Kurie, Kardinal Franz Xaver Graf von Herzan von Harras, observiert wurde, keineswegs unbegrrndet, doch verfrgte er rber keine konkreten Hinweise auf diese geheimen ƒberwachungsmaßnahmen. 211,25 Ihr neuster Schritt] Carl Augusts Eintritt in die preußische Armee und seine Teilnahme am Hollandfeldzug. 211,27 in einem halb feindlichen Lande] Die Vereinigten Niederlande waren zum Zeitpunkt der preußischen Invasion 1787 in zwei Lager gespalten. Wyhrend die Provinzen Holland, Utrecht, Groningen und Overijssel von der ,Patrioten‘Bewegung kontrolliert wurden, konnte sich die Partei des Erbstatthalters vor allem auf die Provinzen Zeeland, Friesland und Gelderland strtzen. 122. An Johann August Ludecus

Rom, 17. November 1787 ! Weimar

DAT I E RU N G

In Goethes Postsendeliste ist sowohl frr den 10. als auch frr den 17. November 1787 ein Brief an Ludecus vermerkt (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). Obwohl Goethe in seinem Brief an Philipp Seidel vom 10. November angibt, er habe wegen Filippo Collina bereits an Ludecus geschrieben (vgl. 206,25–26), lysst der Inhalt des vorliegenden Briefes vermuten, dass dies hier zum ersten Mal geschieht. Wahrscheinlich hatte Goethe tatsychlich vor, am 10. November an Ludecus zu schreiben, verschob dies aber um eine Woche. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/316,I. – Doppelblatt 18,7623,1 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch restauriert; 1 Bl. 11,968,8 cm, Adresse, Tinte: An Herrn / Steuerrath Ludekus / nach / Weimar.

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E: Gotthilf Weisstein: Siebzehn Briefe Goethes. In: GJb VI (1885), 7 f. (nach einem Faksimile). WA IV 8 (1890), 297 f., Nr 2624. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 17. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). Vgl. auch Datierung. ƒber das Verhyltnis Goethes zu Ludecus vgl. die einleitende Erlyuterung zum Brief vom 8. Mai 1778 (GB 3 II). – Johann August Ludecus (1742–1801) war Geheimsekretyr und Schatullier der Herzoginmutter Anna Amalia. 1785 wurde er außerdem zum Steuerrat ernannt. Goethes Verhyltnis zu Ludecus war hauptsychlich dienstlicher Art, wie auch die vier anderen rberlieferten Schreiben Goethes an ihn aus der Zeit von 1778 bis 1827 zeigen. – Der vorliegende Brief ist wahrscheinlich der einzige, den Goethe aus Italien an Ludecus gerichtet hat (vgl. Datierung). Bezugsbriefe sind nicht bekannt. 212,3–5 Ihren Hof Etat Æ:::æ zu vermehren] Ludecus war als Schatzmeister der Herzogin Anna Amalia frr deren Etat verantwortlich. Die Verpflichtung Collinas als Reisebegleiter bedeutete eine finanzielle Mehrbelastung, zumal die Mittel der Herzogin frr die geplante Italienreise von Herzog Carl August durch keine weiteren Zuzahlungen aufgestockt wurden. 212,6 ein Italiqner] Filippo Collina (vgl. zu 205,23). 212,7 beschloßnen Reise] Herzogin Anna Amalia wollte ursprrnglich schon 1787 nach Italien reisen, verschob die Reise jedoch – u. a. auf Goethes Rat – auf das darauf folgende Jahr (vgl. zu 209,15). 212,7 Durch‘] Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8); hier: Anrede frr Herzoginmutter Anna Amalia. 212,8–9 war Æ:::æ Unbequemlichkeiten ausgesetzt] Hier ist ,war‘ als indikativischer Irrealis verwendet und meint im heutigen Sprachgebrauch ,wyre gewesen‘ (vgl. zu 263,22). 212,15–16 Filippo Collina] Vgl. Nr 118 und zu 205,23. 212,16 ein Jahr kenne ich ihn] Vgl. zu 206,19–20. 212,24–25 die neusten Verqnderungen und Ereigniße unsers Staats] Wahrscheinlich mit Bezug auf Carl Augusts milityrische Laufbahn und dessen Teilnahme am preußischen Hollandfeldzug (vgl. zu 207,8). 213,3 Assessor Kirms] Franz Kirms, der seit 1786 Hofmarschallamtsassessor war. Ludecus und Kirms waren durch die erste Ehe von Ludecus verschwygert. 213,5 Wohlgeb‘] Vgl. zu 85,23.

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123. An Philipp Seidel

BRIEFE 123/124

Rom, 17. November 1787 ! Weimar

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 18,8623,3 cm, 2 3/4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: EB 120. E: Goethe-Seidel (1871), 628 f., Nr 20. WA IV 8 (1890), 299 f., Nr 2625. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 29. Oktober 1787 (vgl. zu 213,10). – Der Antwortbrief vom 3. Dezember 1787 (vgl. zu 222,24) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 17. November 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 213,10 Brief vom 29 Oktbr.] Der Brief war an die Adresse von Johann Friedrich Reiffenstein in Rom gerichtet (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104; zu 146,6–7; zu 194,16–17). 213,11–12 deintwegen an den Herzog und Schmidt schreiben] Vgl. Goethes Brief an Herzog Carl August vom 7. und 8. Dezember 1787 (Nr 124). Im Mai 1789 erhielt Seidel, bis dahin Kalkulator am Kammerkollegium, die Stelle eines Rentsekretyrs am Rentamt der herzoglichen Kammer (vgl. Brief an Herzog Carl August, 19. Februar 1789; WA IV 9, 88, Nr 2731). Ein Brief Goethes an Johann Christoph Schmidt in dieser Angelegenheit ist nicht rberliefert; vgl. aber zu 216,1–2. 213,12 dir nqchstens mehr sagen] Vgl. 218,28–30. – In den spyteren Briefen Goethes aus Italien kommt das Thema nicht mehr zur Sprache. 213,13 Treuter] Johann Wilhelm Siegmund Treuter, Schatull-Grter-RevenresRechnungsfrhrer, war Hauptkassierer am Kammerrechnungsdepartement des herzoglichen Kammerkollegiums. 213,14 Verhqltnisse mit den Cassen] Vermutlich war Treuter bei einer Revision auf Unregelmyßigkeiten, wie z. B. eine nicht genau belegte Abrechnung von 12 Louisdor in der Angelegenheit um August Krech, wahrscheinlich in den Brchern der Ilmenauer Steuerkommission, der Kriegs- oder der Bergwerkskommission gestoßen und hatte entsprechende Vorwrrfe erhoben sowie auf die perssnliche Verantwortung und Haftung Goethes verwiesen (vgl. Nr 117; zu 205,7; zu 205,8–9). 213,26–27 melde mir was er sagt] Ob Seidel eine Antwort Treuters rbermittelt hat, ist nicht bekannt. Goethe geht in seinen spyteren Briefen nicht mehr auf die Angelegenheit ein; vgl. aber zu 219,14–15. 214,3 die K r e c h i s c h e Sache] Vgl. Nr 117 und Erlyuterungen.

NOVEMBER/DEZEMBER 1787

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124. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 7. und 8. Dezember 1787 ! ÆWeimar?æ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 78–81. – 2 Doppelblytter: 1. Doppelblatt 18,5(–18,8)622,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; 2. Doppelblatt 19,1623,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; Doppelblytter an den Ryndern und im Mittelbruch restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 95–100, Nr 41 und 42 (als zwei separate Briefe gedruckt). WA IV 8 (1890), 300–306, Nr 2626. BEI L AG E

Zeichnung aus den Monumenti inediti (vgl. zu 215,20). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts von etwa Mitte November 1787 (vgl. zu 216,17). – Der Antwortbrief vom 10. Januar 1788 (vgl. zu 232,2) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 8. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 215,6 jetzt nach Verlauf eines Jahrs] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom eingetroffen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 215,11 Meinen geschnittnen Stein Handel] ƒber das Sammeln von Gemmen und Kameen berichtete Goethe Carl August erstmals im Brief vom 13. bis 20. Januar 1787 (vgl. zu 89,30). 215,17 einen Einschnitt] Eine Gemme, im Gegensatz zur Kamee ein geschnittener Edel- oder Halbedelstein, in dessen Oberflyche eine figrrliche Darstellung eingeschnitten ist. 215,18–19 die Herakliden wie sie Æ:::æ durchs Los theilen] Den Nachfahren des Herakles gelang es aufgrund einer Weissagung des Orakels von Delphi nach mehreren vergeblichen Versuchen, die vyterlichen Erblande auf der Halbinsel Peloponnes wieder zu erobern. Das Strck mit dem beschriebenen Sujet konnte Goethe nicht erwerben (vgl. 248,31). 215,20 die Zeichnung aus den Monumenti inediti] In Johann Joachim Winckelmanns „Monumenti antichi inediti“ (Rom 1767) ist das 2. Kapitel des 3. Teils dem Heraklidenmythos gewidmet (vgl. Bd 1, S. 221 f.). Die zugehsrige Tafel 164 im 2. Band zeigt eine Gemme aus der Sammlung Stosch mit – so Winckelmann – der Darstellung dreier Herakliden, wie sie um die eroberten Lynder losen. Die Gemme, die Goethe frr den Herzog zu erwerben suchte, muss also große †hnlichkeit mit der stoschischen gehabt haben.

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BRIEF 124

215,24 Cameen] Geschnittene Edel- oder Halbedelsteine mit erhaben herausgearbeiteten figrrlichen Darstellungen. 215,29–30 das Stoschische Cabinet in Potsdam] Antike Gemmensammlung des 1757 verstorbenen Kunstsammlers Philipp Freiherr von Stosch, die als die grsßte und berrhmteste ihrer Zeit galt. 1764 war sie von Ksnig Friedrich II. von Preußen erworben worden und gehsrt heute zu den Antikensammlungen der Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Sammlung umfasste 3444 Originalintaglien und wurde ergynzt von 28 000 Gemmenabdrrcken aus nahezu allen Antikenkabinetten Europas. Stosch war der erste, der seine Sammeltytigkeit mit der wissenschaftlichen Zielstellung betrieb, ein umfassend dokumentiertes Gesamtbild der Mythologie und Kultur der antiken Welt zu liefern. Der nach dem Tod Stoschs von Johann Joachim Winckelmann verfasste Katalog der Sammlung (Description des pierres graves du feu Baron de Stosch. Florenz 1760) machte die Sammlung bekannt und bildete den Ausgangspunkt frr das verbreitete Interesse an der antiken Glyptik in den Jahrzehnten um 1800. In Goethes Bibliothek ist ein gedruckter Auszug aus diesem Werk (Nrrnberg 1775) rberliefert (vgl. Ruppert, 308, Nr 2137). 216,1–2 Sie veranlaßten Schmidten daß er Seideln Æ:::æ nqher prmfe] Vgl. zu 213,11–12. Johann Christoph Schmidt, Goethes Amtskollege im Geheimen Consilium, war am 19. Juli 1787 an dessen Stelle mit der Leitung der herzoglichen Kammer zu Weimar beauftragt worden (vgl. zu 152,24–25). 216,4 er der Meinige war] Gemeint ist Seidels Tytigkeit als Sekretyr Goethes. 216,6 Wenn Bachmann abgeht] Wilhelm Balthasar Heinrich Bachmann, Kammerverwalter bei der Kammer zu Weimar, stand bereits seit rber vierzig Jahren in Dienst und wurde am 11. April 1788 zum Kommissionsrat bei der Weimarer Kammer ernannt. 216,9 Er ist schon an Bachmanns Seite] Als Kammerkalkulator arbeitete Seidel in dem von Bachmann geleiteten Rechnungs-Departement der herzoglichen Kammer zu Weimar. 216,10–11 Er ist jung Æ:::æ von ihm etwas zu hoffen.] Seidel, damals 32 Jahre alt, stieg spyter noch weiter in der Amtshierarchie des Herzogtums auf und wurde 1789 Rentkommissar. 216,17 Ihren werthen Brief von Overtoon] Overtoom, Ort mit Kanal und Schleuse srdwestlich vor Amsterdam (heute Ortsteil und Straße in Amsterdam). Nach dem preußischen Einmarsch 1787 befand sich dort der Sitz des Hauptquartiers der Invasionsarmee unter Herzog Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lrneburg-Wolfenbrttel. In Overtoom wurde am 10. Oktober die Urkunde rber die Kapitulation Amsterdams unterzeichnet. – Der Brief, der etwa Mitte November geschrieben wurde, ist nicht rberliefert. 216,19–20 in der Hoffnung Sie zu Hause zu wissen] Nach dem unerwartet raschen Abschluss des preußischen Feldzuges in den Niederlanden hoffte Goethe,

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dass der Herzog bald wieder nach Weimar zurrckkehren wrrde. Carl August traf erst am 14. Februar 1788 wieder in Weimar ein (vgl. zu 232,29). 216,22–23 Nachrichten Æ:::æ von Ihrer Expedition] Das Ziel der preußischen Intervention in den Niederlanden wurde mit der Wiedereinsetzung des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien und der Kapitulation Amsterdams am 10. Oktober 1787 rasch erreicht, ohne dass es zu Kampfhandlungen kam. Der unblutige Verlauf des Feldzuges war jedoch weniger eine Folge aufgeklyrter Vernunft der Beteiligten als vielmehr des Umstandes, dass sich die niederlyndische Partei der ,Patrioten‘, die lediglich rber Brrgerwehren und Milizen verfrgte, angesichts des Ausbleibens der erwarteten milityrischen Hilfe Frankreichs gezwungen sah, auf jede Gegenwehr zu verzichten. Weiter vgl. zu 210,33–34; zu 210,34–211,1. 216,26 eine politische Poesie gewagt] Goethes Betrachtungen rber die politische Situation in Europa im Brief an Carl August vom 17. November 1787 (vgl. 210,33–211,22). 216,27 die neusten Operationen] Goethes Besorgnisse rber die Gefyhrdung des europyischen Mychtegleichgewichts durch die Schwyche Frankreichs und die Annyherung zwischen dem bereits im Krieg mit der Trrkei befindlichen Russland und …sterreich waren in einigen Punkten zweifellos rbertrieben. So war beispielsweise die Annahme, die russische Schwarzmeerflotte ksnne eine Invasion durchfrhren, nicht gerechtfertigt, und auch eine Abmachung, die Kaiser Joseph II. den Besitz der italienischen Halbinsel eingeryumt hytte, war zwischen Russland und …sterreich nicht getroffen worden. Dennoch zeigte die Politik einiger europyischer Regierungen, dass sie einen das europyische Mychtegleichgewicht aushebelnden Machtzuwachs Russlands und …sterreichs nicht zulassen wollten. Schweden bereitete einen Krieg gegen Russland vor, der im Juni 1788 begann, und sowohl Frankreich als auch Preußen gewyhrten der Trrkei Unterstrtzung durch die Entsendung von Experten frr Festungsbau und Milityrwesen. Das Brndnis mit Großbritannien und den Niederlanden styrkte die Stellung Preußens so weit, dass es ein Offensivbrndnis mit der Trrkei vorbereiten konnte, das im Februar 1790 abgeschlossen wurde. Damit blieb das europyische Kryftegleichgewicht weitgehend in Balance. 216,33–217,1 fremde Lasten aufgeladen] Nach dem erfolgreichen Feldzug in den Niederlanden erreichte Carl Augusts politisches Engagement zur Aktivierung des deutschen Frrstenbundes seinen Hshepunkt. Seit November 1787 setzte er sich frr die Vorbereitung eines Gesandtschaftstages ein und versuchte, durch mehrere Denkschriften die Regierungen Preußens und anderer Mitgliedsstaaten frr Reformen der Verfassung des Alten Reiches und damit frr Verynderungen der milityrischen, rechtlichen und handelspolitischen Verhyltnisse zu gewinnen (vgl. zu 232,18–20). Carl Augusts ƒbernahme des preußischen Krrassier-Regiments Nr 6 in Aschersleben und des Generalkommandos des Magdeburger Milityrbezirks erfolgte am 16. Dezember 1787 (vgl. Bojanowski, Carl August, 5). Ob sich der

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BRIEF 124

Herzog in seinem Mitte November abgesandten Brief bereits rber seine krnftigen milityrischen Aufgaben geyußert hat, ist aufgrund der fehlenden ƒberlieferung nicht bekannt. 217,3 Gedancken die Rembr. zu komplettiren fahren laßen] Carl Augusts Entschluss, seine Sammeltytigkeit von Graphiken Rembrandts nicht mehr auf Vollstyndigkeit auszurichten, wurde von Goethe unterstrtzt. Unter dem Eindruck des Kunsterlebens in Italien rrckte frr ihn die Gewinnung eines reprysentativen Bildes der Kunstepochen und der die Kunstgeschichte bestimmenden Entwicklungstendenzen in den Vordergrund, was sich auch in Bestand und System der einzelnen Sammlungen abbilden sollte. Damit revidierte Goethe seine Anfang der 1780er Jahre vertretenen Ansichten, die eine auf das Oeuvre bestimmter Krnstler orientierte Sammeltytigkeit favorisiert hatten (vgl. Grave, Kunstksrper, 104–106). 217,6–7 die Reinheit der Form Æ:::æ vor jener marckigen Roheit] Der Wandel von Goethes ysthetischem Ideal unter dem Eindruck des Italienerlebnisses, das ihn zur Reinheit der Form in der Kunst der klassischen Antike frhrte, bedingte zwangslyufig eine Relativierung des Stellenwerts der deutschen und niederlyndischen Bildenden Kunst. Diese Interessenverschiebung schloss jedoch keineswegs die Werke von Krnstlern wie Rembrandt aus dem Kreis derjenigen aus, die sich zu erwerben und betrachten lohne (vgl. Grave, Kunstksrper, S. 104). 217,9–11 Blqtter von Marck Anton Æ:::æ nach Bacio Bandinelli!] Die Graphiken „Die Marter des heiligen Laurentius“ und „Der Kindermord zu Bethlehem“ des Kupferstechers Marcantonio Raimondi nach Baccio Bandinelli (vgl. zu 250,2–6), einem Florentiner Bildhauer, konnte Goethe erst kurz vor seiner Abreise aus Rom erwerben (vgl. zu 270,1). 217,13 die Vatikanische Kupfer Sammlung] Die Kupferstichsammlung der Vatikanischen Bibliothek war bereits im 18. Jahrhundert eine der weltweit bedeutendsten ihrer Art. Sie umfasst heute rber 150 000 Strcke. Der relativ spyte Besuch dieser Kupferstichsammlung signalisiert eine msglicherweise durch Auftryge Carl Augusts bewirkte Akzentverschiebung in Goethes ysthetischem Interessenspektrum, die auch die bisher kaum gewrrdigte Gattung der Druckgraphik styrker in sein Blickfeld geraten ließ (vgl. Grave, Kunstksrper, 108 f.). 217,14 Wenn Sie wieder zu Hause sind] Carl August kehrte erst am 14. Februar 1788 nach Weimar zurrck (vgl. zu 232,29). 217,15 meinem Egmont] Carl August nahm den „Egmont“ wahrscheinlich erst am 10. Myrz 1788 zur Kenntnis, als er sich das Drama von Knebel vorlesen ließ (vgl. zu 250,18–19; zu 263,11). 217,15–16 tannrnder Stimmung, welche meinem Wilh. so gmnstig war] Der Herzog hatte im April 1786 wyhrend eines Aufenthaltes auf Schloss Tannroda die ersten Brcher des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ im Manuskript gelesen (vgl. zu 120,20–21; zu 120,21). 217,21 Claudine und Erwin halten mich lqnger auf] Die 1775 und 1776

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entstandenen ,Schauspiele mit Gesang‘ „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“ arbeitete Goethe im Herbst 1787 mit Unterstrtzung des befreundeten Komponisten Philipp Christoph Kayser zu Singspielen um (vgl. IR III, November 1787; WA I 32, 142 f.). Sie wurden zwischen Mitte Januar und Anfang Februar 1788 fertiggestellt und erschienen in Band 5 der Ausgabe seiner „Schriften“ bei Gsschen (vgl. zu 167,25–26; zu 230,1). 217,24 An Faust geh ich ganz zuletzt] Mit dieser Bemerkung deutet Goethe bereits Zweifel an seinem im August 1787 gegenrber Carl August erwyhnten Vorsatz an, sein Drama „Faust“ bis Ostern 1788 abzuschließen (vgl. 164,7–8). Erst Anfang Myrz 1788 beschyftigte er sich wieder mit dem Strck und teilte dem Herzog mit, dass er das Werk erst nach seiner Rrckkehr aus Italien werde fertigstellen ksnnen (vgl. zu 264,18–19). Der „Faust“ blieb zunychst Fragment und erschien 1790 unvollendet in Band 7 der Werkausgabe. 217,28 Kayser ist nun hier] Goethe hatte bereits in seinem Brief an Carl August vom 17. November 1787 rber Kaysers Ankunft berichtet (vgl. 209,9–12 und zu 176,10). 217,33–34 Musick zum Egmont] Kayser begann bald nach seiner Ankunft in Rom Ende Oktober 1787 mit der Komposition der Brhnenmusik zu Goethes „Egmont“. Im Brief an Friedrich von Stein vom 16. Februar 1788 berichtet Goethe rber erste Ergebnisse der Arbeit (vgl. zu 252,1–2). Das Projekt wurde jedoch nicht fertiggestellt. 218,1 an Fr. v. Stein einige Zeichnungen] Darrber ist nichts Nyheres bekannt. 218,2 die Freundinnen] Die Frauen des Weimarer Freundeskreises, darunter Charlotte von Stein, die Herzogin Louise, die Herzoginmutter Anna Amalia, Caroline Herder, Louise von Imhoff, Sophie von Schardt, Louise von Gschhausen und Adelaide von Waldner, die Hofdame von Herzogin Louise. 218,4–5 wie ehmals durch Krausen das neuste von Plundersweilern] Das von Goethe frr das Weimarer Liebhabertheater verfasste Strck „Das Neueste von Plundersweilern“ (vgl. WA I 16, 43–55), eine rberarbeitete Fassung der in den 1770er Jahren entstandenen Posse „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, war am 24. Dezember 1781 in Weimar uraufgefrhrt worden. Das von Georg Melchior Kraus geschaffene Aquarell war ein Geschenk frr die Herzoginmutter Anna Amalia und befindet sich heute im Schloss Tiefurt (KSW, Inv.-Nr: KHz1983/00506). 218,5–6 jungen Kmnstler] Wahrscheinlich Friedrich Bury. Um welche Arbeiten es sich handelte, ist nicht bekannt. 218,9 die Liste der Smjette] Nicht rberliefert. 218,10–11 erfreuen mich manchmal mit einem Worte] Die nychsten Briefe des Herzogs an Goethe stammen vom 10. und vom 22. Januar 1788 (vgl. zu 232,2; zu 247,13). 218,11 F i l i p p o C o l l i n a ] Vgl. zu 205,23.

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BRIEF 125

218,12 als Reise Maitre Jacques] Maitre Jacques in der Bedeutung von Faktotum, das alle anfallenden Arbeiten verrichtet (vgl. zu 209,32), hier bezogen auf Filippo Collina. Collina wurde von Anna Amalia als Reisebegleiter engagiert und berichtete Goethe rber den Verlauf der Reise und seine Dienste frr die Herzogin in Rom (vgl. z. B. Collina an Goethe, 14. Oktober 1788; RA 1, 135, Nr 301). 125. An Philipp Seidel

ÆRom, 8.? Dezember 1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Goethe antwortete mit dem vorliegenden Brief auf ein Schreiben Philipp Seidels vom 16. November 1787, das am 18. November abgeschickt und demnach wahrscheinlich zwischen dem 4. und 7. Dezember in Rom angelangt war (vgl. zu 219,12). Am Posttag 8. Dezember 1787 schickte Goethe laut Postsendeliste einen Brief an Seidel mit der Anmerkung Quittungen wegen des Papier Geldes (Postsendeliste 1, S. 7). Im Text des vorliegenden Briefes wird diese Anmerkung bestytigt. Zu Anfang des Briefes heißt es: Hier schicke ich dir die Quittungen (218,16). Spyter ist zu lesen: Hier leg ich dir Antworten auf deine Fragen wegen des Papirgeldes bey. (219,4–5.) Eine erneute Briefsendung an Seidel ist erst wieder unter dem 22. Dezember 1787 verzeichnet (Nr 129; vgl. Postsendeliste 1, S. 7). Der vorliegende Brief ist demnach wahrscheinlich am 8. Dezember 1787 geschrieben worden. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,4622,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Bl. am unteren Rand restauriert, Vs. am rechten oberen Rand Empfangsvermerk, Tinte: „angekommen am 22 Dec. 1787.“ E: Goethe-Seidel (1871), 629 f., Nr 21 und 22. WA IV 8 (1890), 306–308, Nr 2627. BEI L AG EN

1) Quittungen (vgl. zu 218,16; zu 218,17). 2) Vermutlich Blatt mit Antworten auf deine Fragen wegen des Papirgeldes (vgl. zu 219,4). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 16. November 1787 (vgl. zu 219,12). – Der Antwortbrief vom 5. Januar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20) ist nicht rberliefert.

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Postsendungen: 8. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 218,16 die Quittungen] Mit ihnen bestytigte Goethe der herzoglichen Kammer in Weimar offenbar den Empfang seiner Bezrge (vgl. zu 207,6). Am 29. Dezember 1787 vermerkte Seidel in den Abschlussrechnungen zu Goethes Reise: „Frr zwey an mich geschickte Quittungen von Rom den 7 Nov 1787. habe ich die Geheimraths Besoldung auf 1 1/2 Jahre von Mich‘ 1786 inc‘ biß Wey‘. 1787 Æ:::æ 2400 thlr von der Frrst‘ Cammer zu erheben Æ:::æ.“ (GR/ Separat 1786–1788, 1, Bl. 3.) Die Quittungen sind nicht rberliefert. 218,16–17 kmnftig vierteljqhrig thun] Die nychste Sendung mit Quittungen aufs Osterquartal (247,5) schickte Goethe mit seinem Brief vom 9. Februar 1788 an Seidel. Eine weitere Sendung gab es nicht mehr, da Goethe Rom bereits am 24. April 1788 verließ. 218,17 auch die auf die Kriegskasse] Frr seine Tytigkeit in der Kriegskommission erhielt Goethe 50 Reichstaler im Quartal aus dem Etat der Kriegskasse. Goethe stellte auch dafrr Quittungen aus. In den Abschlussrechnungen notierte Seidel unter dem 27. Dezember 1787: „300 thlr. Summa als Besoldung auf 1 1/2 Jahr biß Weyh‘. 1787 inc‘. nach zwey mir rber schickten und an den Herrn Rath Gstze Quittungen d. d. Rom den 7 Nov. 1787.“ (GR/ Separat 1786–1788, 1, Bl. 3.) Am selben Tag trug er die Einnahmen der Kriegskassengelder unter folgenden Daten ein: 3. Oktober 1786 (zwei Mal), 30. Dezember 1786, 8. Juli 1787, 17. November 1787 und 27. Dezember 1787 (vgl. ebd.). 218,18 die Rechnung mit Paulsen] Die bisher aufgelaufenen Schulden Goethes bei Paulsen, der Goethes Geldrberweisungen nach Italien abwickelte (vgl. die zweite Erlyuterung zu 14,5), beglich Seidel mit einer Zahlung von insgesamt 1269 Reichstalern Anfang Januar 1788 (vgl. zu 174,28). 218,19–20 einige Hundertthaler Æ:::æ anweisen] In einem Brief vom 5. Januar 1788 bestytigte Paulsen Seidel den Empfang von 821 Laubtalern und die Weiterleitung einer entsprechenden Summe an Johann Friedrich Reiffenstein in Rom (vgl. GR/Belege 1787, 2, Bl. 125). Unter dem 22. Januar ist die Auszahlung von 800 Livres, umgerechnet mit Spesen und Porto 209 Reichstaler und 6 Kreuzer Frankfurter Wechselzahlung, an Reiffenstein und damit an Goethe belegt (vgl. Bankquittung: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 11; GR/Separat 1786– 1788, 2, Bl. 10). – Seit Oktober 1787 erfolgten die Geldrberweisungen von Weimar nach Rom rber Goethes Freund Reiffenstein und nicht mehr als direkte Zahlungen unter dem Pseudonym Philipp Msller (vgl. Bankquittungen: GSA 25/XXVII,N,8a, Bl. 10–14; zu 174,28). 218,21 vergnmgt] Hier im ursprrnglichen Wortsinn von ,befriedigt‘, ,zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 218,24 Ostern herbeykommen lassen] Goethe hatte seine Rrckkehr nach Weimar frr Ostern 1788 (23./24. Myrz), also in gut drei Monaten, vorgesehen

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BRIEF 126

(vgl. zu 174,5). Er verließ Rom allerdings erst am 24. April 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 218,25 Claudine und Erwin] Vgl. zu 167,25–26; zu 195,24. 218,26–27 daß ich im Begriff Æ:::æ nicht ganz zurmckbleibe] Vgl. zu 175,5. 218,28 an den Herzog geschrieben] Vgl. zu der Angelegenheit insgesamt zu 213,11–12. 219,1 brav] Hier im Sinne von ,treu‘, ,verlysslich‘ (vgl. auch GWb 2, 869 f.). 219,1 ganz und tief in seiner Kunst] Wohl vor allem mit Bezug auf Kaysers damals weit fortgeschrittene Komposition zu „Scherz, List und Rache“. Zu weiteren Plynen vgl. auch die einleitende Erlyuterung zu Nr 23. 219,4 deine Fragen wegen des Papirgeldes] Vgl. zu 134,15. Goethe beantwortete wahrscheinlich auf einem gesonderten Blatt Nachfragen vermutlich frr Seidels Abhandlung rber das Geldwesen (vgl. zu 128,13). 219,7–8 so tief ist alles in den Koth gefahren] Anspielung auf die Verschuldung des Kirchenstaats (vgl. die zweite Erlyuterung zu 134,19; zu 194,2–3). 219,12 deinen Brief vom 16 Nov.] Nicht rberlieferter Brief vom 16. November 1787 an die Adresse Johann Friedrich Reiffensteins (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104). Vermutlich enthielt er einen Bericht rber Seidels naturwissenschaftliche Studien, wahrscheinlich Untersuchungen zu Kristallisationen, msglicherweise sogar Vorarbeiten zu einer Abhandlung zu diesem Thema (vgl. zu 219,12). 219,14–15 Die gute Meynung, die man Æ:::æ in W. hat] Ironische Anspielung auf nicht nyher bekannte Gerrchte in Weimar. Msglicherweise standen sie in Verbindung mit den von Treuter gestreuten Nachrichten rber angebliche Unregelmyßigkeiten in Goethes Kassenfrhrung bei Ausrbung seiner †mter (vgl. zu 213,14). 219,15–17 wie Sophokles Æ:::æ er schrieb seinen Oedipus auf Colonus] Der 90-jyhrige Sophokles soll antiken Biographen zufolge von seinem Sohn Iophon wegen geistiger Unzurechnungsfyhigkeit vor Gericht gezogen worden sein, um ihn zu entmrndigen. Sophokles habe alle Zweifel an seiner Zurechnungsfyhigkeit dadurch ausryumen ksnnen, dass er ein Chorlied aus seiner eben vollendeten Tragsdie „Oidipus auf Kolonos“ vortrug. 219,17 Egmont] Goethe hatte das Drama Anfang September 1787 fertiggestellt und nach Weimar geschickt (vgl. zu 175,4). 219,20 deine Corona] Dem Titel nach ksnnte es sich um ein Drama Seidels handeln. Dass die schon Ende Oktober 1787 erwyhnte kleine Schrift mber das weibliche Geschlecht (195,4) gemeint sein ksnnte, ist eher unwahrscheinlich. Nyheres ist dazu nicht bekannt. 219,20 Herder] Ob Seidel den Rat von Herder eingeholt hat, ist nicht bekannt.

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219,20 absolvirt] Absolvieren: los- oder freisprechen; nach dem Beichtritual in der rsmisch-katholischen Kirche. 126. An Charlotte von Stein

Rom, 15. Dezember 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 12(–12,3)612,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse in umgekehrter Schreibrichtung, Tinte: F r a u v. S t e i n .; rote Siegelreste; untere linke Ecke ausgerissen durch Siegelsffnung. E: WA IV 8 (1890), 308, Nr 2628 (Erich Schmidt). BEI L AG EN

Zwei geschnittene Steine (vgl. die erste Erlyuterung zu 219,22 und die erste Erlyuterung zu 219,24). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins vermutlich von Ende November 1787 (vgl. 219,22–24). – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Januar 1788 (vgl. zu 241,1) ist nicht rberliefert. 219,22 ein andres Lnwchen] Schon im Dezember 1786 hatte Goethe Charlotte von Stein einen geschnittenen Stein, wahrscheinlich eine Kamee, mit einem Lswenmotiv als Geschenk aus Rom geschickt (vgl. zu 59,1–2), den diese auch zum Siglieren ihrer Briefe an Goethe verwendete (vgl. zu 116,28). Der Stein war aber bereits im Frrhjahr 1787 verloren gegangen (vgl. zu 158,11). Nun erhielt sie einen yhnlichen Stein als Ersatz. Dies geschah mit einer Paketsendung, die Goethe rber den Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen befsrdern ließ, der entweder am 15. Dezember 1787 selbst oder an einem der nychsten Tage nach Deutschland abreiste (vgl. zu 220,12). Der vorliegende Brief war das Begleitschreiben (vgl. zu 220,13). Der Stein ist nicht mehr nachweisbar. 219,22 artig] Hier: ,angenehm‘, ,Gefallen erregend‘, ,schicklich‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 219,24 Das Fischchen] Geschnittener Stein mit Fischmotiv, nicht mehr nachweisbar. 219,24 Grqfinn Werther] Johanna Louise Gryfin von Werthern-Beichlingen, eine Freundin Charlotte von Steins. 219,25 in eine Halsnadel fassen] Vgl. zu 59,2–3. 219,26 ihr Schuldner] Darrber ist Nyheres nicht bekannt.

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BRIEF 127

127. An Friedrich von Stein

Rom, 18. Dezember 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Wahrscheinlich Beischluss zu EB 129, der Nr 128 beigeschlossen war; alle drei Briefe waren Beischluss zu EB 150. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 47 f., Nr 13. WA IV 8 (1890), 309 f., Nr 2629 (nach E). Textgrundlage: E. – Der Druck in der WA nimmt eine Emendation eines wahrscheinlichen Lesefehlers gegenrber E vor, die zwar formal logisch erscheint, aber nicht auf Autopsie von H beruht. Wegen des unmittelbaren Bezugs von E auf H bleibt E die Textgrundlage. ƒ B E R L I E F E RU N G S VA R I A N T E

220,14 Bausen] Krausen WA

ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet mindestens zwei nicht rberlieferte Briefe Friedrich von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 20. November und 2. Dezember 1787 (vgl. zu 220,2). – Der Antwortbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 31. Januar 1788 (vgl. zu 250,25) ist nicht rberliefert. 220,1 787] Verkrrzt frr ,1787‘. 220,2 Deine Briefe] Nicht rberliefert (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 16). Goethe hatte zuletzt am 8. Dezember einen Brief an Friedrich von Stein geschickt (vgl. EB 126), in der Zwischenzeit also mindestens zwei Briefe Friedrichs erhalten, die bei den gewshnlichen Postlaufzeiten (vgl. zu 58,12) wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 20. November und 2. Dezember 1787 geschrieben worden waren. 220,4–5 wenn wir uns wiedersehen] Goethe traf Friedrich von Stein am 19. Juni 1788 wieder, einen Tag nach seiner Rrckkehr nach Weimar (vgl. zu 149,21). 220,6 Italiqner] Filippo Collina (vgl. zu 205,23). 220,7 Angelika] Angelika Kauffmann. 220,7 eine Zeichnung] Die Zeichnung, zu der Nyheres nicht bekannt ist, wurde in Weimar von Georg Melchior Kraus ohne Wissen Angelika Kauffmanns gestochen (vgl. zu 251,22–23). 220,12 Herr Thurneisen] Der Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen gehsrte zum Bekanntenkreis von Goethes Mutter Catharina Elisabeth. Vermutlich hatte Friedrich von Stein ihn bei seinem Besuch in Frankfurt a. M. im September 1785 kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 101,23). Thurneysen war offensichtlich am 15. Dezember 1787 oder an einem der folgenden Tage rber Tu-

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rin zurrck nach Deutschland gereist. Am 22. Dezember sandte Goethe Thurneysen schon einen Brief nach Turin: Thurneysen Turin. (Postsendeliste 1, S. 7; vgl. EB 131.) Nach seiner Rrckkehr nach Frankfurt a. M. schickte Thurneysen am 22. Februar 1788 eine ihm „mitgegebene Rolle“, wahrscheinlich mit Zeichnungen, „samt der kleinen Schachtel“ (Thurneysen an Goethe, 21. Februar 1788; H: GSA 28/1043; vgl. auch RA 1, 113, Nr 233) an Charlotte und Friedrich von Stein. 220,13 klein Papierchen an Deine Mutter] Wahrscheinlich Goethes Brief an Charlotte von Stein vom 15. Dezember 1787 (Nr 126), der die Sendung mit den geschnittenen Steinen begleitete, die sich ebenfalls in der Schachtel befunden haben drrften (vgl. die erste Erlyuterung zu 219,22). 220,13–14 4 Stmcke Sepia] Der braun- bis grauschwarze Farbstoff Sepia wird aus dem Tintenbeutel von Tintenfischen (Sepia) gewonnen, indem man den Tintensaft trocknet und mit Leim anrrhrt. Die echte Sepia wurde nur in wenigen Orten Italiens hergestellt, sie fand Verwendung beim Fyrben von Stoffen und als Tusche beim Zeichnen. 220,14 Rath Bausen] Offenbar Lesefehler im Erstdruck: gemeint ist Georg Melchior Kraus. Der Maler, Zeichner und Radierer aus Frankfurt a. M. kam im Oktober 1775 als Zeichenmeister Herzog Carl Augusts nach Weimar, wurde 1776 zum Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule ernannt und erhielt 1780 den Titel Rat. 220,19 Die Manier, wie lavirt zu qtzen] Beim Lavieren (von lat. lavare: waschen) werden Farben mit Wasser verdrnnt auf das Papier aufgetragen oder bereits aufgetragene Farben mit einem feuchten Pinsel verwischt, um ein Ineinanderrbergehen von Konturen und bestimmte Licht-Schatten-Wirkungen zu erzielen. Die Technik des Lavierens wird auch zur Kolorierung von Federzeichnungen, Stichen und Radierungen verwendet. Hier ist vermutlich eine Technik gemeint, Kupferoder Zinkplatten frr Radierungen oder Kupferstiche mit derselben Wirkung wie bei einer Lavierung zu ytzen. 220,23–24 Abdrmcke kleiner Steinchen in Siegellack] Wahrscheinlich in Siegellack gedrrckte Gemmen. Nyheres ist darrber nicht bekannt. Goethe hatte in Italien eine Vielzahl von Gemmen zusammengetragen, die u. a. auch als Petschaften Verwendung fanden (vgl. auch zu 50,22; zu 50,25–26). 220,26 Perspektivstunde] Zu Goethes Unterricht in Perspektivmalerei vgl. zu 163,14–15. 220,30 wieder einen F r i t z im Hause] Friedrich Bury. Der 1763 in Hanau geborene Bury war im Oktober 1782 zusammen mit Johann Heinrich Lips, den er an der Kunstakademie in Drsseldorf kennen gelernt hatte, in Rom eingetroffen. Als Tischbein 1783 nach Rom zurrckkehrte, zog Bury zu ihm in das Haus der Collinas in der Via Babuino 51 und spyter in die Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. zu 15,21–22). Wyhrend Goethes erstem und zweitem rsmischen

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BRIEF 128

Aufenthalt vom 29. Oktober 1786 bis 22. Februar 1787 und vom 6. Juni 1787 bis 24. April 1788 war er also dessen Wohnungsgenosse. Der Maler scheint in Rom zunychst vor allem kopiert und Studien nach Antiken betrieben zu haben; dies jedenfalls berichtet er in einem Brief nach Hanau vom Januar 1783, der noch im selben Jahr im „Hanauischen Magazin“ abgedruckt wurde (vgl. Friedrich Bury: Briefe aus Italien an Goethe und Anna Amalia. Hrsg. von Martin Dsnike. Gsttingen 2007, S. 211 f.). Dies drrfte wyhrend Goethes Aufenthalt so geblieben sein, wobei er auch Auftragsarbeiten rbernahm, wie man einer Stelle in der „Italiynischen Reise“ entnehmen kann (vgl. zu 252,4–5); Arbeiten aus den ersten rsmischen Jahren Burys sind mit Ausnahme der Zeichnung „Goethe und sein rsmischer Freundeskreis“ nicht bekannt (vgl. Goethe in Italien, 227, Nr 110). Nach der Ankunft von Anna Amalia in Rom schloss sich Bury ihrer Reisegesellschaft an und begleitete sie 1790 auf der Rrckreise bis nach Mantua. Goethe erhielt durch Bury regelmyßig Nachrichten aus Rom; außerdem kopierte Bury frr Goethe italienische Kunstwerke. Er blieb bis 1799 in Rom (vgl. zu 251,3). 221,1 Cousinchen] Eine der drei Tschter von Charlotte von Steins Schwester Louise von Imhoff: Anna Amalia, Katharina oder Louise. Die 11-jyhrige Anna Amalia stand dem 15-jyhrigen Friedrich von Stein altersmyßig am nychsten; von ihr sind auch zahlreiche Briefe an Friedrich aus spyterer Zeit rberliefert. 221,1–2 Schreibe mir manchmal von ihr] Ob Friedrich von Stein dieser Bitte nachkam, ist nicht bekannt. Seine Briefe an Goethe nach Italien sind nicht rberliefert (vgl. zu 220,2). 221,2–3 mit meinem Siegel] Offenbar ein Geschenk Goethes; Nyheres ist dazu nicht bekannt. 128. An Carl Ludwig von Knebel ƒBERLIEFERUNG

Rom, 21. Dezember 1787 ! ÆWeimaræ

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 93– 94. – Doppelblatt 15,8620,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. ƒberlieferung zu Nr 19). – Beischluss: EB 129, der wiederum wahrscheinlich Nr 127 als Beischluss enthielt; alle drei Briefe waren Beischluss zu EB 130. E1: Goethe-Knebel (1851) 1, 85 f., Nr 75 (Teildruck: Ich erhalte Æ:::æ Tausend Danck. [222,22–23] fehlt). E2: WA IV 8 (1890), 310–312, Nr 2630 (Erich Schmidt).

DEZEMBER 1787 ERL†UTERUNGEN

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Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Knebels vom 16. November 1787 (vgl. Knebel, Tgb. [16. November] 1787, Bl. 48). – Knebel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 14. Januar 1788 (vgl. Knebel, Tgb. [14. Januar] 1788, Bl. 3). Postsendungen: 22. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 221,5 daß du mir oft schreibst] Goethes letzter Brief an Knebel stammte vom 3. Oktober 1787 (Nr 107); Knebel hatte seither schon viermal an Goethe geschrieben, so am 19. und am 24. Oktober sowie am 16. November 1787. Am Schreibtag des vorliegenden Briefes erhielt Goethe noch Knebels Brief vom 23. November 1787 (vgl. Knebel, Tgb. 1787, Bl. 44, 48 und 49). Knebels Briefe sind nicht rberliefert. 221,8–9 dich in meinem Garten zu dencken] Vgl. zu 131,6–7; im Mai 1787 hatte Goethe noch versucht, einen Einzug Knebels zu verhindern (vgl. zu 145,30). 221,10 in einem hohen Saal] Wahrscheinlich in dem ehemaligen Atelierzimmer Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins im ersten Stock der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. zu 159,14). 221,13–14 eine Wanderung Æ:::æ mit einigen Freunden] Vom 11. bis 15. Dezember hatte Goethe mit Philipp Christoph Kayser und Friedrich Bury eine Fußwanderung durch die Albaner Berge unternommen (vgl. IR III, 15. Dezember 1787; WA I 32, 158 f. und zu 173,4). 221,15–16 Wir gingen Æ:::æ auf den Monte Cavo.] Die Freunde kamen am 11. Dezember in Frascati an, wo sie bis zum 13. Dezember blieben. An diesem Tag wanderten sie rber Rocca di Papa und den Monte Cavo, mit 950 m die hschste Erhebung des Gebirgszuges, nach Albano hinrber. Am Freitag, dem 14. Dezember, suchte Goethe Genzano, Ariccia und den Nemisee auf, bevor die Gruppe am Samstag, dem 15. Dezember, rber Castel Gandolfo und Marino Laziale nach Rom zurrckkehrte (vgl. IR III, 15. Dezember 1787; WA I 32, 158 f.). 221,17–18 Um Neapel und Catania] Goethe hatte sich vom 25. Februar bis 29. Myrz und vom 14. Mai bis 3. Juni in und um Neapel aufgehalten. Dazwischen bereiste er Sizilien und war vom 1. bis 6. Mai 1787 in Catania gewesen. Vgl. zu 105,20; zu 143,18. 221,19 kompendieus] Zusammengedryngt, auf kleinem Raum (von lat. compendiosus: abgekrrzt). 221,28 unsqglich] Hier: unsagbar, nicht auszudrrcken, nicht beschreibbar. 222,1 Ich hoffe noch einige Zeit zu gewinnen] Goethes Rrckreise aus Italien nach Weimar war frr Ostern 1788 vorgesehen (vgl. zu 161,6). 222,4–5 Hausgenoßen] Seit dem Weggang Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins nach Neapel Anfang Juli 1787 lebten noch die Maler Friedrich Bury und

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BRIEF 129

Johann Georg Schrtz gemeinsam mit Goethe im Haus in der Via del Corso 18 (vgl. zu 15,21–22). 222,5 Kayser ist bey uns] Kayser war seit Ende Oktober 1787 in Rom (vgl. zu 176,10; zu 176,16). 222,5–6 Die Woche seh ich Angelika zweymal] Seit Goethes Rrckkehr von seiner Reise nach Neapel und Sizilien im Juni 1787 hatten sich seine Kontakte zu Angelika Kauffmann verstyrkt (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151 und zu 171,31; 182,21–22). An den Sonntagen war er Tischgast in ihrem Haus (vgl. IR III, 7. Dezember 1787; WA I 32, 157). 222,13 Commandeur Dolomieu] Der franzssische Geologe und Mineraloge Dieudonn Sylvain Guy Tancrwde Dolomieu hatte als Mitglied des Malteserordens die Rangbezeichnung eines Kommandeurs. Er unternahm in den 1780er Jahren ausgedehnte Forschungsreisen durch die Alpenregionen, Srdeuropa und insbesondere Italien. 1787 hielt er sich in Rom auf. 222,14 Der junge Camper] Adriaan Gilles Camper, der Sohn des frhrenden niederlyndischen Anatomen Petrus Camper. ƒber Camper berichtet Goethe auch in seinen Briefen an Christian Gottlob Voigt (vgl. 224,18–19) und an Herzog Carl August vom 29. Dezember 1787 (vgl. zu 226,21–22). Aloys Hirt, Goethes Stadtfrhrer zu Beginn seines Romaufenthaltes, schreibt in seinen „Auszrgen aus Briefen von Rom“: „Unter den vielen jungen Reisenden zeichnet sich besonders der Sohn des berrhmten Campers aus. Eine schreckliche Krankheit nsthigte ihn Paris zu verlassen, wo er bey dem Grafen von Brffon als ein Hausgenosse angesehen war, mit den berrhmtesten Mynnern in Freundschaft lebte, und sich mit dem grsßten Erfolg auf hshere Mathematik, Chymie und Physik legte. Æ:::æ Dieser junge Mann vereinigt sehr seltene Eigenschaften. Gleich seinem Vater hat er die Gabe beynahe aller lebenden Sprachen, wenigstens der berrhmtesten, die er mit gleicher Ferttigkeit spricht. Er ist ein vortreflicher Zeichner, und auch als Mahler darf er nicht errsthen. Æ:::æ Dabey ist er ein guter Mineraloge, und ein sehr geschickter Zergliederer Æd. h. Anatom von Tierenæ.“ (Der Teutsche Merkur, Myrz-Heft 1788, S. 271 f.) 222,15–16 Zimmermann Æ:::æ ist auch angekommen] Der Geograph, Naturhistoriker und Philosoph Eberhard August Wilhelm von Zimmermann war seit 1766 Professor der Physik am Carolinum in Braunschweig. Von Dezember 1787 bis zum Sommer 1788 machte Zimmermann auf seiner 1786 begonnenen Studienreise durch Europa in Rom Station (vgl. Noack, Deutschtum in Rom 2, 663). 1797 versffentlichte er einen Sammelband mit dem Titel „Allgemeiner Blick auf Italien nebst einigen geographisch-statistischen Aufsytzen die srdsstlichen Theile dieses Landes betreffend“ (Weimar), in dem Aufsytze rber die Geographie Srdostitaliens enthalten sind. Wie er in seinem Vorwort zu diesem Werk schreibt, befasste er sich wyhrend seiner Studienreise durch Italien vor allem mit dem Besuch wissenschaftlicher Einrichtungen (vgl. S. VIII).

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222,18 die schnne Gore] Emilie Gore, die Tochter des englischen Kaufmanns, Kunstliebhabers und Malers Sir Charles Gore, besuchte mit ihrer Familie vom 22. November 1787 an frr einige Tage Weimar (vgl. FB [22. November] 1788, Bl. 119; Herder an Joseph Friedrich von Racknitz, 29. November 1787; HB 5, 249 f.). Emilie war seit 1785 von Herzog Carl August umworben und wurde schließlich dessen Geliebte (vgl. GB 6 II, zu 74,27). Nach einem weiteren Aufenthalt der Gores im Sommer 1788, bei dem auch Goethe deren Bekanntschaft machte, lebte die Familie schließlich seit 1791 dauerhaft in der Residenz und gehsrte zum Kreis der Hofgesellschaft (vgl. zu 119,18). – Von wem Goethe die Nachricht rber das Eintreffen der Gores in Weimar erhalten hatte, ist nicht bekannt. 222,20 Grmße die Freunde.] Vgl. zu 187,19. 222,22 Ich erhalte Æ:::æ mit dem Briefe Batschens.] Vgl. zu 173,8. 129. An Philipp Seidel

ÆRomæ, 21. Dezember 1787 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 15,6620,1 cm, 1 2/3 S. beschr., egh., Tinte. – Beischlrsse: Nicht rberlieferte Briefe vermutlich von Philipp Christoph Kayser an seinen Bruder Friedrich Carl Kayser und/oder an unbekannte Empfynger oder msglicherweise nicht rberlieferte Briefe Friedrich Carl Kaysers an Goethe, die Herder vorgelegt werden sollten: Dez. Æ:::æ 22. Æ:::æ Seidel mit Kaysers Briefen. (Postsendeliste 1, S. 7; vgl. zu 223,7–8.) E: Goethe-Seidel (1871), 630, Nr 23. WA IV 8 (1890), 313, Nr 2631. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 3. Dezember 1787 (vgl. zu 222,24). – Der Antwortbrief wahrscheinlich vom 9. Januar 1788 (vgl. zu 241,11) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 22. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 222,24 Betrachtung der Natur] Bereits in seinem letzten Brief an Seidel vom 8. Dezember 1787 war Goethe auf Mitteilungen rber dessen naturwissenschaftliche Studien eingegangen (vgl. zu 219,12). Offensichtlich hatte ihm Seidel in seinem Bezugsbrief vom 3. Dezember 1787 erneut darrber berichtet oder weitere Teile einer Abhandlung geschickt (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104). 223,6 was du auf diesem Wege triffst] Mit seinem Brief vom 17. Dezember 1787 setzte Seidel die Berichte rber seine naturwissenschaftlichen Studien fort

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BRIEF 130

(vgl. zu 229,9). Goethe antwortete am 29. Dezember 1787, am 5. Januar und am 9. Februar 1788 darauf (vgl. besonders zu 227,8; zu 246,29). 223,7–8 Fmhre den Jenaischen K a y s e r zum H‘. Herder.] Friedrich Carl Kayser, der Bruder von Goethes Freund Philipp Christoph Kayser, der im Herbst 1787 nach Weimar gekommen war (vgl. Beilagen und zu 207,3; zu 207,3–4). 223,9 Laß mir nqchstens einige hundert thaler anweisen.] Schon in seinem letzten Brief vom 8. Dezember 1787 hatte Goethe eine entsprechende Aufforderung an Seidel gerichtet. Anfang Januar 1788 rbergab Seidel rber 800 Laubtaler an den Finanzbevollmychtigten Goethes, den Jenaer Kaufmann Johann Jakob Heinrich Paulsen, der das Geld nach Rom weiterleitete (vgl. 218,18–20). 130. An Christian Gottlob Voigt ÆRom, zwischen 23. und 29. Dezember 1787æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Voigts Empfangsvermerk „14. Jan 1788“ (vgl. ƒberlieferung) lysst bei einer Postlaufzeit von circa 16 Tagen auf den 29. Dezember 1787 als den Absendetag des vorliegenden Briefes schließen. Laut Postsendeliste schickte Goethe am 29. Dezember einen Brief an Voigt (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). Der vorliegende Brief ist demnach zwischen den beiden Posttagen 22. und 29. Dezember 1787 entstanden, also im Zeitraum zwischen dem 23. und 29. Dezember 1787. ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 1–2. – Doppelblatt 15,7620,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Empf. d‘ 14. Jan 1788. / beantwortet, eodem“. – Beischluss zu Nr 132 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). E: Goethe-Voigt1 (1868), 129–132, Nr 5. WA IV 8 (1890), 317–319, Nr 2633 (nach E, mit H verglichen). BEI L AG E

Titelkupfer zum fmnften Band (vgl. zu 224,33) ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Voigts vom 23. November 1787 (vgl. ƒberlieferung zu Nr 109). – Der Antwortbrief vom 14. Januar 1788 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 29. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 223,15 Fortgang jener Geschqfte] Gemeint sind die Amtsgeschyfte in der Ilmenauer Bergwerks- und der Ilmenauer Steuerkommission, die Goethe mit Voigt als Mitarbeiter leitete. Vgl. zu 7,14.

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223,16 die Wasser wieder gewqltigt] Gewyltigen: hier als bergmynnischer Fachbegriff in der Bedeutung ,fortschaffen‘ gebraucht (vgl. Adelung 2, 654). Goethe hatte von Voigt offenbar durch den nicht rberlieferten Brief vom 23. November 1787 erfahren, dass die Wassereinbrrche im Johannisschacht (vgl. die erste Erlyuterung zu 190,15) mit Hilfe eines Pumpensystems, des so genannten „Kunstzeugs“, behoben werden konnten. Die Einrichtung der Maschinerie dauerte von September bis Oktober 1787. Das Pumpensystem wurde am 21. Oktober zum ersten Mal eingesetzt. Am 18. November 1787 konnte wieder mit der Arbeit im Johannisschacht begonnen werden (vgl. Goethe und Ilmenau, 195 f.). 223,17 Ihr nqchster Brief] Voigts Antwortbrief vom 14. Januar 1788 ist nicht rberliefert. 223,18 Erweiterung der Radstube] Die Erneuerung der Maschinerie und die damit verbundene Erweiterung der Radstube war durch die Wassereinbrrche im Johannisschacht vom August 1787 notwendig geworden (vgl. die erste Erlyuterung zu 190,15; zu 223,16). Voigt kam am 16. August nach Ilmenau und genehmigte den Bau des neuen Pumpensystems zur Beseitigung der Wassereinbrrche im Schacht. Durch „die Festigkeit des Gesteins“ (Dritte Nachricht, 6) gestaltete sich die Erweiterung der Radstube schwieriger als erwartet. 223,20–21 Zustand der Steuerkasse] Goethe war seit 1781 Leiter der Ilmenauer Steuerkommission, ab dem 30. Dezember 1785 wurde Voigt sein Mitarbeiter (vgl. zu 7,14; zu 8,1). Voigt kam Goethes Bitte wahrscheinlich in seinem nicht rberlieferten Brief vom 14. Januar 1788 nach. 223,23 wegen der Personen] Gemeint ist Voigts Replik auf Goethes Vorschlag im vorausgegangenen Brief, einige junge Leute (190,23) heranzuziehen, die bei der Ilmenauer Bergwerks- und Steuerkommission mitarbeiten sollten (vgl. zu 190,23–24). ƒber Voigts Einwynde ist nichts bekannt. 224,4 Serenissimus] Der Durchlauchtigste (von lat. serenissimus, Superlativ von serenus: heiter, hell, klar); Anrede frr einen regierenden Frrsten, abgeleitet von dem Titelbeinamen der Kaiser des Rsmischen Reiches (Serenus: der Durchlauchtige). Gemeint ist Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 224,5 der Aufenthalt in Holland] Carl August, der am 7. Oktober 1787 aufgebrochen war, um am preußischen Interventionsfeldzug in den Vereinigten Niederlanden teilzunehmen, hielt sich seit Mitte Dezember wieder in Mainz auf, wo er sich um die Belange des Frrstenbundes krmmerte (vgl. zu 232,29; zu 247,15–16). In den Niederlanden war es zu Konflikten zwischen der Frankreich nahestehenden ,Patrioten‘-Partei und der von England unterstrtzten Partei des Erbstatthalters gekommen. Der Statthalter war in einigen Provinzen abgesetzt worden. Im Sommer 1787 trat der preußische Ksnig Friedrich Wilhelm II. in Allianz mit England frr eine friedliche Beilegung der Konflikte ein. Da die Friedensbemrhungen scheiterten, rrckten preußische Truppen am 13. September 1787 in Holland ein. Herzog Carl August wurde am 25. September zum preußischen Ge-

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BRIEF 130

neralmajor ernannt (vgl. Bojanowski, Carl August, 4 f.). Als er im Oktober in Holland ankam, waren die Auseinandersetzungen so gut wie beendet. Ein vollstyndiger Abzug der preußischen Truppen erfolgte Anfang Dezember 1787. Milityrisch aktiv wurde der Herzog erst beim schlesischen Feldzug (1790), beim Feldzug gegen Frankreich (1792) und bei der Belagerung von Mainz (1793). Nach Weimar kehrte er am 14. Februar 1788 zurrck (vgl. FB 1788, Bl. 23). 224,6 das Regiment noch nicht mbernommen] Am 16. Dezember 1787 erhielt Carl August als preußischer Generalmajor von Ksnig Friedrich Wilhelm II. den Oberbefehl rber das Krrassier-Regiment von Rohr (Nr 6) in Aschersleben (vgl. Bojanowski, Carl August, 5). Das Regiment, dessen Mannschaft sich aus den Kreisen Halberstadt, Aschersleben und Osterwiek rekrutierte, war 1688 gegrrndet und u. a. in mehreren großen Schlachten des Siebenjyhrigen Krieges eingesetzt worden. Carl August frhrte es im Beisein von Goethe 1792 im Feldzug gegen die Franzssische Republik und 1793 bei der Belagerung von Mainz. 1794 legte Carl August den Oberbefehl nieder (vgl. Bojanowski, Carl August, 104). Nach schweren Niederlagen im Kampf gegen die napoleonischen Truppen wurde das Regiment nach der Kapitulation von Anklam am 1. November 1806 aufgelsst. 224,7 Wie findet sich das Publikum in diesen Schritt?] Die Weimarer …ffentlichkeit nahm die milityrische Laufbahn des Herzogs mit einigen Befrrchtungen auf, weil der Landesherr dadurch die eigene Regierung zu vernachlyssigen drohte und eine styrkere Verbindung mit Preußen die Zukunft des Herzogtums ungewiss erscheinen ließ (vgl. Georg Bahls: Carl August von Weimar als Soldat. Berlin 1931, S. 21). So schrieb Knebel am 5. April 1790 rber die Stimmung, die in Weimar aufgrund der hyufigen Abwesenheit des Herzogs herrschte, an seine Schwester Henriette: „Von unsern Umstynden will ich Dir weiter nichts sagen. Sie sind eben auch nicht lachend. Der Unterschied ist, daß der Herzog die uninteressirtesten, gutmrthigsten und edeldenkende Menschen hat, wie vielleicht kein Frrst in Deutschland; daß ihm aber ein bsser Genius das Interesse frr seine eigenen Leute weggenommen, und auf ein preußisches Crrassierregiment transplantirt und ihm dadurch eine Menge unfaßliche und widrige Maximen in den Kopf gesetzt. Er hat das Centrum seines Daseins außer seinem Lande gesetzt; dadurch verliert alles Muth, Kraft und Leben, zumalen bei der engen Wirthschaft und den kleinen Besoldungen.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 116.) 224,8 Ich bedaure Ihren Bruder sehr] Johann Carl Wilhelm Voigt hatte 1784 Friederike Augustine Wilhelmine geb. Schall geheiratet. ƒber Eheprobleme des Paares aus dieser Zeit ist nichts bekannt. 224,11 Andre Nachrichten aus Deutschland] Worauf genau Bezug genommen wird, ist nicht zu klyren. 224,12–13 lebe ich Æ:::æ abgesondert, ich bin fleißig] Goethe wohnte seit seiner Rrckkehr von der Reise nach Neapel und Sizilien wieder in der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18. Im Dezember 1787 arbeitete er an dem Sing-

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spiel „Claudine von Villa Bella“, nachdem er im November die rberarbeitete Fassung von „Erwin und Elmire“ abgeschlossen hatte (vgl. 234,34–236,1). Viermal in der Woche besuchte er außerdem abends einen Perspektivzeichenkurs (vgl. zu 163,14–15 und 220,25–26). 224,18 Sohn des bermhmten Camper] Adriaan Gilles Camper. Vgl. zu 222,14; zu 226,21–22. 224,19–20 Professor Zimmermann aus Braunschweig] Vgl. zu 222,15– 16. 224,22 Prof. Moritz] Goethe lernte Karl Philipp Moritz, der sich seit dem 27. Oktober 1786 in Rom aufhielt, in den ersten Tagen nach seiner Ankunft in Rom am 29. Oktober 1786 kennen. Moritz war in Deutschland als Gymnasiallehrer tytig gewesen. Im Brief an Charlotte von Stein vom 14. November 1786 wird er erstmals erwyhnt (vgl. zu 36,1). Moritz berichtet rber seine Begegnung mit Goethe in seiner Schrift „Reisen eines Deutschen in Italien“ in einem Eintrag vom 20. November 1786: „Der Hr. v. G. ist hier angekommen, und mein hiesiger Aufenthalt hat dadurch ein neues und doppeltes Interesse frr mich gewonnen. Dieser Geist ist ein Spiegel, in welchem sich mir alle Gegenstynde in ihrem lebhaftesten Glanze und in ihren frischesten Farben darstellen. Der Umgang mit ihm bringt die schsnsten Tryume meiner Jugend in Erfrllung, und seine Erscheinung, gleich einem wohlthytigen Genius, in dieser Sphyre der Kunst, ist mir, so wie mehreren, ein unverhofftes Glrck.“ (Moritz, Reisen in Italien 1, 148.) 224,25 den Ihrigen] Vgl. zu 8,26. 224,28–29 Die Opern Theater Æ:::æ die Carnevals Lustbarkeiten] Die Theatersaison in Rom war auf die Karnevalszeit beschrynkt. Sie begann etwa um die Jahreswende und endete vor Aschermittwoch (vgl. auch zu 69,25 und die folgende Erlyuterung). Johann Jacob Volkmann schreibt in seinen „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“, die Goethe als Reisefrhrer nutzte, dass die Schauspiele „zwey Stunden nach dem Untergange der Sonnen“ anfangen „und dauern vier bis frnf Stunden.“ (Volkmann 2, 725.) 224,29–31 Mich rmhren sie wenig Æ:::æ Narren unter meinem Fenster toben] ƒber den ersten erlebten rsmischen Karneval hatte Goethe ein kritisches Urteil gefyllt: Das Carneval in Rom muß man gesehen haben, um den Wunsch vnllig los zu werden, es je wieder zu sehen. (IR I, 20. Februar 1787; WA I 30, 276.) 1788 wurde Goethe jedoch zu einem genauen Beobachter der Karnevalsfeiern. In seinem Brief an Voigt vom 26. Januar bis 9. Februar 1788 berichtet er ausfrhrlich von dem nyrrischen Treiben auf der Via del Corso (vgl. 242,4–16). 224,33 Hier das Titelkupfer zum fmnften Band.] Zum Titelkupfer frr den 5. Band von „Goethe’s Schriften“, das von Johann Heinrich Lips nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann gefertigt worden war, vgl. zu 168,9–10 und 197,17–19. Hier ist vermutlich von einem Probedruck die Rede; er ist nicht

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BRIEF 131

rberliefert. Die Kupferplatte frr den Druck bei Gsschen ging erst am 12. Januar 1788 an Herder (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 131. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 29. Dezember 1787 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 82–83. – Doppelblatt 19623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch stellenweise restauriert. – Beischluss zu Nr 132 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). E1: Goethe-Carl August (1863) 1, 101 f., Nr 43 (Teildruck: Die nffentlichen Mqdchen Æ:::æ nffentliche Creaturen. [225,8–16] fehlt; Nach diesem Beytrag Æ:::æ Unterhaltungen aufgespart. [225,18–226,2] fehlt). E2: WA IV 8 (1890), 314–316, Nr 2632 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herzog Carl August antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 22. Januar 1788 (vgl. zu 247,13). Postsendungen: 29. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7). 225,2 Von allen Seiten hnre ich daß es Ihnen wohl geht] Die Nachrichten kamen wohl hauptsychlich von Carl Ludwig von Knebel, der im November und Dezember 1787 als diplomatischer Sekretyr in besonders engem Kontakt mit Carl August stand und dessen Denkschriften an die Regierungen Preußens und anderer Mitgliedsstaaten des Frrstenbundes zu redigieren hatte. Er schrieb Goethe sehr oft (vgl. zu 221,5). 225,2 im Haag] Carl August hielt sich bis Mitte Dezember 1787 in Den Haag auf, wo er an den Verhandlungen teilnahm, in deren Ergebnis am 15. April 1788 ein Brndnisvertrag zwischen Preußen und den Vereinigten Niederlanden abgeschlossen wurde. Von dort reiste er in Angelegenheiten des Frrstenbundes nach Mainz (vgl. zu 232,29; zu 247,15–16). 225,3 der Kriegshimmel sich aufgeheitert hat] Der mit dem Einmarsch am 13. September begonnene preußische Feldzug in den Niederlanden fand mit der Kapitulation Amsterdams am 10. Oktober 1787 ein rasches und unblutiges Ende ohne nennenswerte Kampfhandlungen. Da Frankreich vor milityrischen Schritten zur Unterstrtzung der niederlyndischen ,Patrioten‘-Partei zurrckgeschreckt war, erwies sich die Befrrchtung einer Eskalation des Konflikts als gegenstandslos (vgl. zu 210,33–34; zu 210,34–211,1). 225,5–6 die schnne Emilie in Ihrem Hause versqumt haben] Emilie Gore, in die sich Carl August verliebt hatte (vgl. zu 119,18), war am 22. November 1787, also bereits nach Carl Augusts Aufbruch zum Feldzug in den Niederlan-

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den Anfang Oktober (vgl. zu 224,5), mit ihrer Familie auf Besuch in die Residenzstadt gekommen (vgl. zu 222,18). 225,7 der smße kleine Gott] Der Liebesgott Amor. 225,8–9 Zitellen] Jungfrauen, unverheiratete Mydchen (von ital. zitella). 225,11 e che concluderemo?] Ital.: Und wie wollen wir verbleiben? 225,24–26 die schnnsten Erscheinungen Æ:::æ Herders Ideen III Band pag. p. 171.:|] Im 3. Teil seines Werks „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ widmet sich Herder im 13. Buch der Entwicklungsgeschichte des antiken Griechenlands und beschreibt im Abschnitt „IV. Sitten- und Staatenweisheit der Griechen“ auch das Kulturphynomen einer in besonderer Weise ausgeprygten Form der gleichgeschlechtlichen Beziehung zwischen Mynnern, worauf Goethe hier verweist: „Das Geschlecht der Weiber, so schsne Muster jeder Tugend es auch in Griechenland hervorgebracht hat, blieb nur ein untergeordneter Zweck des mynnlichen Lebens; die Gedanken edler Jrnglinge gingen auf etwas Hsheres hinaus: / das Band der Freundschaft, das sie unter sich oder mit erfahrnen Mynnern knrpften, zog sie in eine Schule, die ihnen eine Aspasia schwerlich gewyhren konnte. Daher in mehreren Staaten die mynnliche Liebe der Griechen, mit jener Nacheiferung, jenem Unterricht, jener Dauer und Aufopferung begleitet, deren Empfindungen und Folgen wir im Plato beinah wie den Roman aus einem fremden Planeten lesen. Mynnliche Herzen banden sich an einander in Liebe und Freundschaft, oft bis auf den Tod: der Liebhaber verfolgte den Geliebten mit einer Art Eifersucht, die auch den kleinsten Flecken an ihm aufspyhete und der Geliebte scheuete das Auge seines Liebhabers als eine lyuternde Flamme der geheimesten Neigungen seiner Seele. Wie uns nun die Freundschaft der Jugend die srsseste und keine Empfindung daurender ist, als die Liebe derer, mit denen wir uns in den schsnsten Jahren unsrer erwachenden Kryfte auf Einer Laufbahn der Vollkommenheit rbten: so war den Griechen diese Laufbahn in ihren Gymnasien, bey ihren Geschyften des Krieges und der Staatsverwaltung sffentlich bestimmt und jene heilige Schaar der Liebenden davon die natrrliche Folge.“ ( Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Dritter Theil. Riga und Leipzig 1787, S. 170 f.; vgl. auch Suphan 14, 116.) – Herders Buch war erst zur Ostermesse Ende April 1787 erschienen. Goethe, der die Entstehung des Gesamtwerks von Anfang an aufs engste verfolgt hatte (vgl. zu 69,15), ist es wahrscheinlich von Charlotte von Stein zugesandt worden (vgl. 158,4–5). 226,3 Zeit der Zerstreuung] Um die Jahreswende begann in Rom die Karnevalssaison. 226,5–6 Donnerwetter seine Geburtsnacht gefeyert hat] Am 24. Dezember 1787 hatte es in Rom ein heftiges Unwetter gegeben: Dießmal ist Christus unter Donner und Blitzen geboren worden, wir hatten gerade um Mitternacht ein starkes Wetter. (IR III, 25. Dezember 1787; WA I 32, 159.) 226,7 um wenige Tage verdrqngte Saturnalien] Die Saturnalien waren ein

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BRIEF 131

altrsmisches Volksfest zu Ehren Saturns, des Gottes des Ackerbaus. Saturn wurde in einem Tempel auf dem Forum Romanum verehrt, in dem auch der rsmische Staatsschatz (Aerarium Saturni) verwahrt wurde. Nach dem Julianischen Kalender begannen die Saturnalien am 17. Dezember und wurden in spyterer Zeit auf drei Tage bis eine Woche ausgedehnt. Das Fest war eine Zeit allgemeiner Ausgelassenheit, in der die sffentlichen Einrichtungen geschlossen blieben und die Regeln des Alltagslebens außer Kraft gesetzt waren. Sklaven waren ihren Herren gleichgestellt, es wurden sffentliche Speisungen veranstaltet, und man tauschte kleine Geschenke aus. In christlicher Zeit verschob sich diese Tradition auf den mit dem Weihnachtsfest verbundenen Auftakt der Karnevalssaison. 226,7–8 Vier große und ein halbdutzend kleine Theater] Die Karnevalszeit bildete die Theatersaison im Rom des 18. Jahrhunderts. Außerhalb dieser Zeit spielte lediglich das Teatro della Valle (vgl. die erste Erlyuterung zu 34,15). Zu den Theatern in Rom und ihrem Repertoire vgl. zu 69,25. 226,9 Die große Oper in Aliberti] Im Teatro delle Dame (ehemals Teatro Aliberti) kamen vor allem Opere serie zur Auffrhrung. 226,10 seccirt] Seccieren: quylen, belystigen, langweilen (von ital. seccare). 226,15 die andern Theater] Vgl. zu 69,25. 226,16–17 die Abende Æ:::æ unter Gesprqchen mber die Kunst] In Goethes Quartier in der Via del Corso 18 wohnten nach Tischbeins Weggang nach Neapel nur noch die Maler Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz sowie der Komponist Philipp Christoph Kayser. Regelmyßig besuchte Goethe die Malerin Angelika Kauffmann. Gespryche mit Krnstlern empfand Goethe frr seine ysthetische Bildung als außerordentlich wichtig. Besonders wrrdigte er in dieser Hinsicht die Rolle Johann Heinrich Meyers, der sfter zu Besuch kam: Der Glanz der grnßten Kunstwerke blendet mich nicht mehr, ich wandle nun im Anschauen, in der wahren unterscheidenden Erkenntniß. Wie viel ich hierin einem stillen, einsam-fleißigen Schweizer, Namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. (IR III, 25. Dezember 1787; WA I 32, 159 f.) 226,18–19 Jetzt bin ich am menschlichen Kopfe] Vgl. zu 227,27; zu 234,32–33. 226,19 glmck] Schreibversehen frr ,glrcklich‘. 226,21–22 Der junge Camper Æ:::æ trqgt uns die Lehre seines Vaters vor] Adriaan Gilles Camper (vgl. zu 222,14) hielt in Rom offensichtlich populyrwissenschaftliche Vortryge rber die entwicklungsgeschichtlichen und anthropologischen Erkenntnisse und Theorien seines Vaters, des niederlyndischen Anatomen Pieter Camper, der mit weitreichenden osteologischen und morphologischen Untersuchungen sowie durch neue Klassifizierungsmethoden, wie denen der sich gerade entwickelnden Kraniometrie, einen guten Ruf in ganz Europa genoss. 1790 machte Goethe die vereinfachenden und sprachlich oft unbeholfenen Vortryge Campers in Rom zum Gegenstand eines seiner Epigramme:

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Camper der imngere trug in Rom die Lehre des Vaters Von den Thieren uns vor wie die Natur sie erschuf, Bquche nahm und gab, dann Hqlse, Pfoten und Schwqnze. Alles gebrochenes Deutsch so wie geerbter Begriff. Endlich sagt’ er: „Vierfmßiges Thier wir haben’s vollendet Und es bleibet uns nur, Freunde, das Vnglen zurmck!“ Armer Camper du hast ihn gebmst den Irrthum der Sprache, Denn acht Tage darnach lagst du und schlucktest Merkur. (WA I 53, 16.) 226,23 seinen Vater im Haag] Pieter Camper, der politisch auf Seiten des Erbstatthalters stand und diesen bei seinem durch die preußische Invasion ermsglichten Wiedereinzug in Den Haag im September 1787 mit einer Willkommensrede empfangen hatte, war zum Prysidenten des niederlyndischen Staatsrats (Raad van State) gewyhlt worden und deshalb von Klein Lankum nach Den Haag rbergesiedelt. 226,24 der gute Alte hat, hnre ich, viel gelitten] Nach der Vertreibung Wilhelms V. von Oranien, des Erbstatthalters der Vereinigten Niederlande, aus Den Haag im September 1786 und den sich anschließenden Auseinandersetzungen mit der ,Patrioten‘-Bewegung musste auch Pieter Camper als Anhynger des alten Regimes der Oranier mit ƒbergriffen und Repressionen rechnen. Um seine kostbaren anatomischen Sammlungen, seine Manuskripte und Brcher zu retten, hatte er Teile davon z. B. nach Leuwarden bringen lassen. Offenbar war aber doch einiges abhanden gekommen. So schrieb Samuel Thomas Soemmerring am 1. Dezember 1787 an Johann Heinrich Merck: „C a m p e r ist nun wieder ganz stille. Sie wissen doch wie sein Kabinet zerstreut worden?“ (Merck, Briefwechsel 4, 483.) 226,27 eine Spur einer Ernffnung] Der Staatskanzler Kaiser Josephs II., Wenzel Anton Frrst von Kaunitz-Rietberg, war aufgrund der ihm zugegangenen Berichte rber Goethes geheime Reise nach Rom „begierig“, msglichst viel rber die „Verrichtungen des geheimen Raths Gsthe in Rom“ in Erfahrung zu bringen (Brief an den Gesandten Ferdinand Graf von Trauttmansdorff, 7. Februar 1787; …sterreichisches Hof-, Haus- und Staatsarchiv Wien, Staatskanzlei, Weisungen ins Reich, Kart. 249). Daher wies er den Botschafter des Wiener Hofes am Vatikan, Kardinal Franz Xaver Graf von Herzan von Harras, zur Sammlung von Nachrichten und zur Berichterstattung rber Goethes Aufenthalt in Rom an. Herzan ließ daraufhin nach Goethes Abreise nach Neapel dessen Wohnung in Rom heimlich durchsuchen und unterbreitete den Vorschlag, Goethes Post rberwachen und seine Briefe unter Verwendung eines nachgemachten Siegels sffnen und mitlesen zu lassen (vgl. Bericht an Wenzel Anton Frrst von Kaunitz-Rietberg, 24. Myrz 1787; …sterreichisches Hof-, Haus- und Staatsarchiv Wien. Staatenabteilung. Rom. Korrespondenz, K 206 (1787), Bl. 75–76). Dass diese Form der Briefrberwachung tatsychlich durchgefrhrt worden ist, hat sich bisher nicht

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BRIEF 132

nachweisen lassen. Herzans Berichterstattung rber Goethe wurde jedoch bis zu dessen Abreise aus Rom 1788 fortgesetzt. 226,30–31 Anfang Dezembers durchlief ich Æ:::æ von Fraskati biß Nemi] Die Albaner Berge, wo sich Goethe bereits im Oktober 1787 aufgehalten hatte, besuchte er erneut vom 11. bis 15. Dezember (vgl. zu 221,13–14). 226,32 jenem Troge] Die hslzerne Pferdetrynke aus der Zeit des ssterreichischen Heerlagers im ssterreichischen Erbfolgekrieg 1744 bei Nemi, von der Goethe Carl August in seinem Brief vom 23. Oktober 1787 berichtet hatte (vgl. 188,9– 28 und zu 188,20–21). 226,32–33 Mit nqchstem Transport wird diese Reliquie sich Æ:::æ empfehlen.] ƒber den Verbleib des Holzspanes ist nichts bekannt. 132. An Philipp Seidel

ÆRom, 29.? Dezember 1787æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Der Brief kam laut Empfangsvermerk Philipp Seidels am 14. Januar 1788 in Weimar an (vgl. ƒberlieferung). Da nach Goethes Angabe eine Briefsendung von Rom nach Weimar 16 Tage benstigte (vgl. 80,20), kommt als Absendetag des vorliegenden Briefes Samstag, der 29. Dezember 1787, infrage. In Goethes Postsendeliste findet sich frr diesen Tag auch ein entsprechender Eintrag, der zusytzlich gestrtzt wird durch Hinweise auf beigeschlossene Briefe (vgl. zu 227,4): Dez. Æ:::æ 29. Herzog. Fr. v. St. Herder. Voigt alle eingeschl. an Seidel. (Postsendeliste 1, S. 7.) Der Brief wurde demnach wahrscheinlich am 29. Dezember 1787 geschrieben. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,8623 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Blatt am unteren Rand restauriert; Vs. am oberen rechten Rand Empfangsvermerk, Tinte: „von Rom am 14 Jan. 1788 erhalten“. – Beischlrsse: Nr 130 und 131 sowie EB 132 und EB 133 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7 und zu 227,4). E: Goethe-Seidel (1871), 630 f., Nr 24. WA IV 8 (1890), 319 f., Nr 2634. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief vom 14. Januar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 29. Dezember 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 7).

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227,4 Briefe, die du nach den Adressen besorgst] Gemeint sind Goethes Briefe an Christian Gottlob Voigt vom 23. bis 29. Dezember 1787 (Nr 130) und an Herzog Carl August vom 29. Dezember 1787 (Nr 131) sowie die nicht rberlieferten Briefe an Charlotte von Stein (EB 132) und an Johann Gottfried Herder (EB 133) vom 23. bis 29. Dezember 1787 (vgl. Datierung). 227,4–5 H‘. Leg. R.] Herrn Legations Rat. 227,5 die mir mberschickte Pandora] Der zweite Jahrgang des Jahresalmanachs „Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden. Ein Neujahrskalender frr Damen frr das Jahr 1788“ (Weimar, Leipzig 1787), der von Friedrich Justin Bertuch und Georg Joachim Gsschen in dessen Verlag in Leipzig herausgegeben wurde. Goethe hatte ein Exemplar wahrscheinlich kurz zuvor von Bertuch erhalten. 227,6–7 Carnevals Masken Æ:::æ schicken] Schon im Sommer oder Herbst 1787 hatte Goethe dem Mitherausgeber von Bertuchs neuer Unterhaltungszeitschrift „Journal des Luxus und der Moden“, Georg Melchior Kraus, Zeichnungen von rsmischen Trachten frr das „Journal“ geschickt (vgl. zu 202,2–4). Wahrscheinlich hatte Bertuch bei der ƒbersendung der „Pandora“ Goethe dazu aufgefordert, noch mehr frr das „Journal“ zu liefern, so etwa Kostrmszenen (Masken) vom bevorstehenden rsmischen Karneval. Am 9. Februar 1788, vier Tage nach Karnevalsende, schickte Goethe erste Zeichnungen von Masken an Bertuch (Postsendeliste 1, S. 8). Ein Abdruck in Bertuchs Journal kam aber nicht zustande. Aus dem Projekt entwickelte sich spyter der Bild-Text-Essay Goethes „Das Rsmische Carneval“ (vgl. zu 266,7; zu 266,7–8). 227,8 Deine Crystallisations Beobachtungen] Aufzeichnungen Seidels rber eigene Kristallisationsexperimente, die er Goethe mit seinen Briefen vom 16. November und wahrscheinlich auch vom 3. Dezember 1787 zugeschickt hatte (vgl. zu 219,12; zu 222,24). 227,16 Solution] Lssung (von lat. solutio). 227,27 mit der Form des menschlichen Knrpers beschqftigt] Gemeint sind Goethes anatomische Zeichenstudien, die er seit November 1787 vor allem unter Anleitung der Maler Johann Heinrich Meyer und Friedrich Bury betrieb und die bis etwa Myrz 1788 fortdauerten. Gewissermaßen auf dem Hshepunkt seiner Bemrhungen gab Goethe am 25. Januar 1788 im Brief an Herzog Carl August einen Bericht rber seine Vorgehensweise (vgl. 234,28–236,14). Msglicherweise war Goethe auch von Adriaan Gilles Camper beeinflusst worden, der in Rom Vorlesungen rber die anatomischen Methoden und Erkenntnisse seines Vaters, Pieter Camper, hielt (vgl. zu 229,20–21). Zur ƒberlieferung der anatomischen Zeichnungen aus dieser Zeit vgl. Corpus III, 54–93, Nr 138–218 und 221– 248 sowie Corpus VIa, 9–17, Nr 1–44 und 47. 229,1–2 Sie wird gewnhnlich als ein Alter mit Flmgeln vorgestellt] Der Zeitgott Chronos, der schon frrh mit Kronos, einem der Titanen und Vater des

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BRIEFE 133/134

Zeus, gleichgesetzt wurde, ist hyufig als alter, byrtiger Mann und teilweise auch geflrgelt dargestellt. 133. An Philipp Seidel

Rom, 5. Januar 1788 ! Weimar

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 18,8623 cm, 3/4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse, Tinte: An / Herrn Cammer Calculator Seidel / in des H‘. Geh. R. v. Goethe / Wohnung / in / Weimar / fr. Trente; rber der Adresse Postvermerk: „d’Italia“, unter der Adresse rote Siegelreste. E: Goethe-Seidel (1871), 631, Nr 25. WA IV 8 (1890), 321, Nr 2635. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 17. Dezember 1787 (vgl. zu 229,9). – Der Antwortbrief vom 4. Februar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20) ist nicht rberliefert. 229,6–7 Kaysers Oper nach Zmrch schicken] Msglicherweise ein Irrtum Goethes. In den rberlieferten Briefen an Seidel ist ein Auftrag, ausgeschriebene Stimmen von Philipp Christoph Kaysers Neufassung seiner Partitur zu Goethes „Scherz, List und Rache“ an Kayser nach Zrrich zu schicken, nicht enthalten. Zuletzt waren noch im November und Dezember 1787 Stimmen zum 2. und 3. Akt vom Hofmusiker Johann Nicolaus Ambrosius ausgeschrieben worden (vgl. zu 81,1–2; zu 81,2). 229,7 Wir] Goethe und Kayser. 229,9 Deine fortgesetzten Beobachtungen |:unterm 17 Dec:|] Mit seinem Brief vom 17. Dezember 1787 (vgl. P/KR Post [31. Dezember] 1787, in: GR/Belege 1787, 2, Bl. 104) hatte Seidel seine im November 1787 begonnenen Berichte rber eigene naturwissenschaftliche Untersuchungen fortgesetzt (vgl. zu 219,12; zu 222,24; zu 223,6). 229,10 brav] Hier im Sinne von ,trchtig und geschickt angelegt‘ (vgl. GWb 2, 869 f.). 229,13 Collinas] Filippo Collina (vgl. zu 205,23). 229,17 Schreibe mir von Zeit zu Zeit.] Seidel schrieb bis zu Goethes Abreise am 24. April 1788 noch acht Mal nach Rom, und zwar am 9. und 14. Januar, am 4., 21. und 25. Februar, am 3. und 17. Myrz sowie am 4. April (vgl. P/KR Post [31. Myrz] und [30. Juni] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20 und GR/Belege 1788, 2, Bl. 9).

JANUAR 1788

134. An Charlotte von Stein

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Rom, 19. Januar Æ1788æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Bei der Jahresangabe in der Datumszeile handelt es sich um ein Schreibversehen Goethes zu Beginn des neuen Jahres. Der Brief ist nicht 1787, sondern 1788 geschrieben worden, wie aus mehreren inhaltlichen Aspekten hervorgeht (vgl. zu 230,1; zu 230,5–6; zu 231,16; zu 231,17–18). ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – Doppelblatt 19623,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Text egh. Streichungen, Bleistift und Rstel; Korrekturen, Tinte; Erledigungsstriche, Rstel (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise III“, circa 1827–1829). E: Briefe aus Italien (1886), 260–263, Nr 22 (Datierung: 19. Januar 1787; fylschlicherweise daran anschließend letzter Teil von Nr 56 [20. Januar 1787]). WA IV 8 (1890), 321–324, Nr 2636. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei nicht rberlieferte Briefe Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum von Mitte bis Ende Dezember (vgl. zu 230,24) und von Ende Dezember 1787 (vgl. zu 231,27). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 229,19 87] Vgl. Datierung. 229,20 Diese Woche ist wieder fleisig zugebracht worden.] Am 12. Januar 1788 hatte Goethe das Manuskript seines Singspiellibrettos „Erwin und Elmire“ frr Band 5 der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ an Herder zur Endredaktion und Weiterleitung an den Verleger Gsschen gesandt (vgl. EB 136). In der abgelaufenen Woche setzte er seine Arbeiten frr Band 5 mit der Umarbeitung des ,Schauspiels mit Gesang‘ „Claudine von Villa Bella“ zu einem Singspiellibretto fort (vgl. zu 230,1). 229,20–21 Anatomie und Perspecktiv] Seit Sommer 1787 intensivierte Goethe seine Mal- und Zeichenausbildung; bei dem Mannheimer Maler und Architekten Maximilian von Verschaffelt nahm er Unterricht im Perspektivzeichnen. Im Dezember 1787 berichtet Goethe rber mehrmaligen Zeichenunterricht pro Woche, ohne die Lehrer zu nennen (vgl. 220,25–32). Wahrscheinlich waren es Friedrich Bury und Heinrich Meyer (vgl. zu 163,14–15; zu 227,27). Im Eintrag vom 10. Januar 1788 schreibt Goethe in der „Italiynischen Reise“: Am menschlichen Knrper wird fleißig fortgezeichnet, wie Abends in der Perspectivstunde. (IR III; WA I 32, 209.) Msglicherweise erfolgten die anatomischen Zeichenstudien teilweise auch nach Unterrichtungen von Adriaan Gilles Camper, dem

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BRIEF 134

seit Herbst 1787 in Rom weilenden Sohn des berrhmten hollyndischen Anatomen Pieter Camper (vgl. zu 222,14; zu 226,21–22), der eine eigene anatomische Zeichenmethode entwickelt hatte (vgl. Brief an Merck, 23. April 1784; WA IV 6, 268; ebenso an Soemmerring, 5. August 1784; WA IV 6, 328–330). 230,1 Die beyden ersten Ackte Claudinens] Seit der Fertigstellung des Singspiels „Erwin und Elmire“ etwa um den 12. Januar arbeitete Goethe intensiv an seinem Singspiel „Claudine von Villa Bella“, das er ebenfalls msglichst rasch abschließen wollte (vgl. zu 229,20). Am nychsten Posttag, dem 26. Januar 1788, konnte er das fertige Manuskript zu den ersten beiden Akten an Herder nach Weimar schicken (vgl. EB 137). Am 9. Februar folgte der Schluss mit dem 3. Akt (vgl. zu 230,5–6). 230,2 Ich lasse sie nun abschreiben] Wer das Manuskript abgeschrieben hat, ist nicht bekannt. 230,2–3 Sonnabend d‘. 26. sollen sie abgehen] Vgl. zu 230,1. Goethe hat den Versand in seiner Postsendeliste unter dem 27. Januar vermerkt (vgl. EB 137). Das Datum ist offensichtlich ein Schreibversehen. Der 27. Januar war 1788 ein Sonntag. Der rbliche Posttag frr Sendungen nach Deutschland in Rom war der Samstag, hier demnach der 26. Januar. 230,4 d‘. 11 Febr. bey Euch seyn] Die normale Laufzeit frr Postsendungen aus Rom nach Weimar betrug 16 Tage (vgl. zu 58,12), so dass das Manuskript am 11. Februar 1788 in Weimar eintreffen konnte. 230,4–5 Herdern Æ:::æ Maasregeln darnach] Herder war Goethes Bevollmychtigter bei der Drucklegung von „Goethe’s Schriften“ gegenrber dem Verleger Gsschen (vgl. zu 4,15–17). Er sah die aus Italien eintreffenden Manuskripte noch einmal durch, nahm Korrekturen vor und ließ die endgrltigen Druckvorlagen frr den Satz im Verlag herstellen. Am 25. Februar 1788 schickte Goethes Sekretyr Seidel das wahrscheinlich vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel angefertigte Druckmanuskript der ersten beiden Akte der Singspielfassung von „Claudine von Villa Bella“ an Gsschen nach Leipzig: „Hierbey erhalten Sie die zwey ersten Akte der Claudine, der dritte wird bald folgen.“ (Seidel an Gsschen, 25. Februar 1788; QuZ 1, 129.) 230,5–6 Der dritte Ackt soll sobald als mnglich folgen.] Den 3. Akt von „Claudine von Villa Bella“ schickte Goethe drei Wochen spyter am 9. Februar 1788 an Herder nach Weimar (vgl. EB 141; zu 246,2–3). Dort traf er wahrscheinlich um den 25. Februar 1788 ein. Gsschen erhielt diesen letzten Teil des Strcks als Druckvorlage frr Band 5 vermutlich im letzten Myrzdrittel 1788 von Philipp Seidel in einer Abschrift (vgl. Gsschen an Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135), die von Christian Georg Carl Vogel am 20. Myrz fertiggestellt worden war (vgl. GR/Belege 1788, 1, Bl. 23). 230,10 des Hei‘. Antonius Abbas] Der heilige Antonius, auch Antonius der Große oder Antonius Eremita genannt, lebte als asketischer Msnch im 3./

JANUAR 1788

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4. Jahrhundert in †gypten und gilt als Schutzheiliger der Bauern und Nutztiere. 230,12–14 Bey der Kirche des Heiligen Æ:::æ ein lustig Specktakul] Am Tag des heiligen Antonius wird in vielen katholischen Gebieten die so genannte Pferdeweihe vorgenommen, eine Prozession mit Segnung von eigens frr diesen Anlass geschmrckten Pferden und anderen Haus- und Hoftieren. In Rom fand dieses Pferdeweihfest bei der Kirche des Schutzheiligen in der Nyhe der Piazza Santa Maria Maggiore statt. Goethe hatte dem Ritual auch schon im vergangenen Jahr beigewohnt und darrber an Charlotte von Stein berichtet (vgl. zu 93,15). 230,24 deinem Zahnweh] Offensichtlich mit Bezug auf einen der Briefe Charlotte von Steins aus der zweiten Dezemberhylfte 1787. Die Freundin hatte in den vergangenen Jahren hyufig unter Zahnschmerzen gelitten (vgl. auch GB 6 II, zu 22,18 und zu 38,8). 230,27 keine Empfindung aller der Ubel] Goethe blieb wyhrend seines Aufenthaltes in Italien offensichtlich von Krankheiten verschont. Zumindest finden sich in seinen Aufzeichnungen und Briefen aus Italien keine Hinweise darauf. Dagegen hatte er in der Zeit vor seiner Reise immer wieder vor allem unter Kopfund Zahnschmerzen gelitten. 230,32–33 benutz ich jeden Tag und eile Æ:::æ Kenntnisse zu erwerben] Vgl. dazu die Darstellung von Norbert Miller: Der Wanderer. Goethe in Italien. Mrnchen 2002, S. 315–436. 231,3 bey uns] In der rsmischen Wohnung Goethes in der Casa Moscatelli, Via del Corso 18 (vgl. zu 15,21–22). 231,4 Gypssachen] Gemeint sind die zahlreichen Gipsabgrsse vor allem nach rsmischen Antiken, u. a. Abgrsse des „Zeus von Otricoli“, des „Apoll vom Belvedere“, der „Juno Ludovisi“ und der „Medusa Rondanini“ (vgl. zu 52,16–17). Im Sommer 1787 hatte Goethe auch selbst mit dem Modellieren begonnen (vgl. die erste Erlyuterung zu 175,22). 231,15 die Freunde] Vor allem mit Bezug auf den Weimarer Freundeskreis (vgl. zu 15,34–16,3), dem Goethe von Rom aus wyhrend seines ersten Aufenthaltes bis Ende Februar 1787 noch hyufig selbst geschrieben hatte (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 10). Ferner ksnnten Weimarer Bekannte gemeint sein, die Goethe auch sonst des …fteren grrßen ließ, wie Christoph Martin Wieland (vgl. zu 106,28–29), Charlotte von Steins Schwester Louise von Imhoff und ihre Schwygerin Sophie von Schardt sowie die Hofdamen Louise von Gschhausen und Adelaide von Waldner (vgl. zu 148,7). 231,15 Fritzen] Friedrich von Stein, der 15-jyhrige Sohn Charlotte von Steins. 231,16 Der Herzog ist wohl noch nicht zurmck?] Carl August war nach dem Ende des niederlyndischen Feldzuges im Dezember 1787 nicht nach Weimar, sondern zunychst von Den Haag in Frrstenbundangelegenheiten nach

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BRIEF 135

Mainz gereist. In Weimar traf er erst am 14. Februar 1788 wieder ein (vgl. zu 232,29). 231,17–18 fmr Masken Zeichnungen und Beschreibungen sorgen] Im Laufe des Herbstes 1787 entstand vermutlich auf Anregung von Friedrich Justin Bertuch die Idee, Kostrmszenen (Masken) vom rsmischen Karneval zeichnen zu lassen, die mit Erlyuterungen Goethes im „Journal des Luxus und der Moden“ versffentlicht werden sollten. Bereits am 29. Dezember 1787 hatte Goethe seinen Sekretyr Philipp Seidel in Weimar beauftragt, Bertuch mitzuteilen, er werde, wie gewrnscht, Carnevals Masken zeichnen lassen und sie ihm mit der Beschreibung schicken (227,6–7). Spyter entwickelte Goethe daraus das Projekt eines Bild-Text-Essays unter dem Titel „Das Rsmische Carneval“ (vgl. zu 266,7; zu 266,7–8). 231,19 der Herzoginn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 231,20 Der dritte Ackt von Claudinen] Der 3. Akt des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ wurde nur unwesentlich krrzer als die beiden vorausgegangenen. In Band 5 von „Goethe’s Schriften“ umfasst der 1. Akt 40, der 2. Akt 42 und der 3. Akt 35 Seiten (vgl. dort S. 201–324). Zu den strukturellen und inhaltlichen †nderungen gegenrber der ersten Fassung von 1776, die noch als ,Schauspiel mit Gesang‘ gekennzeichnet war, hatte sich Goethe schon im Brief an den Komponisten Philipp Christoph Kayser vom 23. Januar 1786 nyher geyußert (vgl. GB 6 I, 155,24–156,6). 231,27 Dein Brief. No 39. kommt eben an.] Anfang Februar 1787 hatte Goethe damit begonnen, seine Briefe an Charlotte von Stein zu nummerieren (vgl. zu 103,1–3). Auch die ankommenden Briefe der Freundin erhielten fortlaufende Nummern (vgl. zu 155,19), um so bei der immer weiter anwachsenden Korrespondenz den ƒberblick nicht zu verlieren. Der hier erwyhnte Brief mit der Nummer 39 vermutlich von Ende Dezember 1787 war sowohl der letzte Brief Charlotte von Steins an Goethe im Jahrgang 1787 als auch der 39. Brief an ihn nach Italien in der Gesamtfolge (vgl. 241,1–2). 1788 begann Goethe die Zyhlung der Briefe Charlotte von Steins wieder mit Nr 1 (vgl. zu 241,1). 231,28 Seine Augen machen mir Sorge.] ƒber ein Augenleiden Friedrich von Steins ist Nyheres nicht bekannt. 135. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 25. Januar 1788 ! ÆMainzæ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 84–91. – 4 Doppelblytter 19(–19,4)622,9(–23,6) cm, 16 S. beschr., egh., Tinte; alle Doppelblytter

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fortlaufend links oben egh. nummeriert, Tinte; S. 1: 1.); S. 5: 2.); S. 9: 3), mit Tinte gestrichen, darrber: 2), mit Bleistift gestrichen von fremder Hd (?); S. 13: 4), mit Tinte gestrichen, darrber: 3), mit Bleistift gestrichen von fremder Hd (?); im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 103–113, Nr 44. WA IV 8 (1890), 324–336, Nr 2637. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 10. Januar 1788 (vgl. zu 232,2). – Der Antwortbrief wahrscheinlich von Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7) ist nicht rberliefert. 232,2 Ihr Brief] Carl August hielt sich seit Mitte Dezember 1787 in Angelegenheiten des Frrstenbundes in Mainz auf (vgl. zu 232,29). Sein nicht rberlieferter Brief stammte vom 10. Januar 1788: „Gsthen schrieb ich gestern durch einen Kurier, der nach Rom ging, einen Brief von 12 Seiten.“ (Carl August an Anna Amalia, 11. Januar 1788; Carl August-Anna Amalia, 74.) In der „Italiynischen Reise“ berichtet Goethe darrber: Mit dem preußischen Courier erhielt ich vor einiger Zeit einen Brief von unserm Herzog, der so freundlich, lieb, gut und erfreulich war, als ich nicht leicht einen erhalten. Da er ohne Rmckhalt schreiben konnte, so beschrieb er mir die ganze politische Lage, die seinige und so weiter. uber mich selbst erklqrte er sich auf das liebreichste. (IR III, 16. Februar 1788; WA I 32, 276.) 232,3–4 die Sorge fmr Ihre Gesundheit] Carl Augusts Brief deutete die Art der Erkrankung lediglich an. Erst aus dem Brief vom 22. Januar 1788 ging hervor, dass der Herzog an einer Infektion der Harnwege, wahrscheinlich einer Gonorrhoe, erkrankt war (vgl. 247,16–18 und zu 247,18; zu 247,19). 232,5 den gestrigen Tag] Am 23. Januar begannen die Zerstreuungen des Carnevals (IR III, Januar 1788; WA I 32, 464). 232,7–9 wie Tristram die Horizontale Lage Æ:::æ genießt und trqgt] Anspielung auf eine Stelle aus Lawrence Sternes Roman „The Life and Opinions of Tristram Shandy“, in der der Titelheld feststellt: „I won’t go about to argue the point with you –’tis so – and I am persuaded of it, madam, as much as can be, That both man and woman bear pain or sorrow (and, for aught I know, pleasure too) best in a horizontal position.“ (Bd 2. London 1782, S. 235. – „Ich will mich bei langen Beweisen nicht aufhalten: es ist erwiesen, und ich bin rberzeugt, Madame, so lebhaft als msglich, daß beide, Mann und Weib, Schmerzen oder Kummer und, wenn ich mich nicht irre, auch Vergnrgen, in einer horizontalen Lage am besten ertragen.“ Zitiert nach: Laurence Sterne: Leben und Meinungen des Tristram Shandy. Aus dem Englischen rbersetzt von Fritz Grttinger aufgrund der ƒbertragung von J. J. Bode. Zrrich 1999, S. 228.)

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232,11–12 zurmckkehrenden Courier] Goethe hatte Carl Augusts Brief durch einen Kurier erhalten (vgl. zu 232,2). 232,13 Tableau politique] Franz.: politisches Gemylde. – Carl August hatte in seinem Bezugsbrief offenbar eine Einschytzung der aktuellen politischen Lage aus seiner Sicht gegeben. Damit hatte er erstmals auf Goethes Sorgen rber die sich abzeichnenden Gefahren frr das europyische Mychtegleichgewicht reagiert (vgl. 210,33–211,22). Ein detailliertes Bild seiner Ansichten und Bestrebungen gibt das von ihm selbst so genannte „politische Glaubensbekenntnis“, das er am 30. Myrz 1788 in einem Schreiben an den kursychsischen Minister Otto Ferdinand Freiherr von Loeben niederlegte (vgl. ThHStA, Sign.: D 1659, Bl. 154– 161; Teilabdruck in: Politischer Briefwechsel 1, 465–471, Nr 432). 232,18–20 Ihre Mmhe und Aufopferung anerkannt und Æ:::æ gelohnt wird] Carl August hegte damals noch die Hoffnung, dass die in seinen Denkschriften enthaltenen Vorschlyge zur Durchsetzung einer politischen Reform des Alten Reiches realisiert werden ksnnten. Sein Projekt eines Gesandtschaftstages als gemeinschaftliches Organ der Mitgliedsstaaten des Frrstenbundes fand Anerkennung. Der preußische Ksnig ernannte dafrr sogar einen Bevollmychtigten. Carl August nahm im Geheimen Kabinett des Ksnigs als Beauftragter frr alle Angelegenheiten des Frrstenbundes, dem die preußischen Gesandten an den Hsfen des Reichs ihre Berichte zu schicken hatten, eine einflussreiche Stellung ein („Æ:::æ le Roi a nomm le Duc de Weimar comme quasi-chef dans son Cabinet Intime pour toutes les affaires de L’Union“, Notiz Johann Friedrich Freiherr von Steins, 27. September 1787; Politischer Briefwechsel 1, 375, Nr 344. – Æ:::æ der Ksnig hat den Herzog von Weimar als Beauftragten in allen Unionsangelegenheiten in seinem Geheimen Consilium ernannt). In den folgenden Monaten vollzog sich jedoch in der Politik Preußens ein Umschwung, der dazu frhrte, dass die Frrstenbundaktivityten faktisch zum Erliegen kamen und Carl Augusts Reformvorschlyge unbeachtet blieben. Bereits Mitte Myrz 1788 zeigte sich der Herzog enttyuscht und yußerte die Absicht, sich aus der Reichspolitik zurrckzuziehen (vgl. Carl August an Johann Friedrich von Stein, 12. Myrz 1788; Politischer Briefwechsel 1, 452, Nr 11). 232,22 Ihre Frau Mutter in Italien erwarten] Goethe hatte schon in seinem Brief vom 17. November 1787 Bedenken zu Herzogin Anna Amalias italienischen Reiseplynen geyußert und darauf hinzuwirken versucht, dass der Reiseantritt auf die Zeit nach seiner Rrckkehr aus Italien verschoben wrrde (vgl. 209,14– 25). 232,24 Ostern war der letzte Termin] Nachdem ihm Carl August nochmals freigestellt hatte (vgl. zu 163,5), den Termin seiner Abreise selbst festzulegen, hatte Goethe in seinem Brief vom 11. August 1787 Ostern 1788 als Zeitpunkt seiner Abreise benannt (vgl. zu 163,10). 232,26 rationem vitae et studiorum] Akkusativ von lat. ratio vitae et studiorum; hier: planmyßige Einrichtung des Lebens und der Studien.

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232,26–27 ein besonder Blat] Goethe legte Carl August seine Vorstellungen rber seine weitere Existenz in Weimar, in der er sich weitestgehend von seinen bisherigen Staats- und Verwaltungsymtern befreit sah, in seinem Brief vom 17. und 18. Myrz ausfrhrlich dar (vgl. 256,9–258,21 und Erlyuterungen). 232,29 daß Sie zu Hause anlangen] Herzog Carl August war vom preußischen Feldzug zur Wiedereinsetzung des Erbstatthalters der Niederlande, Wilhelms V. von Oranien, zu dem er am 7. Oktober 1787 aufgebrochen war (vgl. FB 1787, 99), bereits Mitte Dezember zurrckgekehrt, zunychst aber in Frrstenbundangelegenheiten direkt an den Mainzer Hof gegangen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 225,2). Dort blieb er bis Ende Januar 1788 (vgl. zu 247,15–16) und reiste anschließend noch an die Hsfe in Darmstadt und Stuttgart, ehe er am 14. Februar 1788 nach rber viermonatiger Abwesenheit wieder in Weimar eintraf: „Heute Morgen um 10 Uhr, reiseten Durch‘: Herzogin, in Begleitung, derer beiden Hof-Damen v. Wedel u. v. Waldner, wie auch des diensthabenden Cammerherrns H‘: v. Werther, in 2 Wygen Durch‘: Herzog bis Schwansee entgegen Æ:::æ Abends 7 Uhr trafen Symtl. Herrschaften bei hohen Wohl, hier wieder ein!“ (FB 1788, Bl. 23.) In Weimar war seine diplomatische Mission verdeckt gehalten worden, so dass kaum jemand wusste, wo sich der Herzog tatsychlich aufhielt und wann er zurrckkehren wrrde. 233,8 seccirt] Seccieren: quylen, belystigen, langweilen (von ital. seccare). 233,9 Egards] Franz.: Rrcksicht; hier: Ehren- und Anstandsbesuche, zu denen Anna Amalia aufgrund ihres Ranges als Reichsfrrstin verpflichtet war. 233,12 exigeant] Franz.: anspruchsvoll; hier: streng auf Wahrung von Stand und Etikette bedacht. 233,15 Angelika] Angelika Kauffmann (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 151). 233,16 Conduite] Franz.: Anstand, Benehmen; hier: Kenntnis von Etikette und Umgangsregeln in der hsheren Gesellschaft. 233,16–17 zwey Damen gefunden] Darrber ist nichts Nyheres bekannt. 233,17 Der Senator] Frrst Abbondio Faustino di Rezzonico, Senator von Rom, Neffe des Papstes Clemens XIII. Der Frrst hatte bereits versucht, Goethe in seine Nyhe zu ziehen. Doch dieser vermied es zunychst mit Rrcksicht auf sein Inkognito, bei ihm zu verkehren. Im Winter 1787/88 war Rezzonico in Deutschland unterwegs. Da er auf dieser Reise auch den Gothaer Hof besuchte, darf angenommen werden, dass er dort wiederum auf Goethe aufmerksam gemacht wurde. Nach Rezzonicos Rrckkehr im Februar 1788 besuchte Goethe gemeinsam mit Philipp Christoph Kayser einen musikalischen Abend in Rezzonicos Haus und wurde mit ihm nyher bekannt (vgl. IR III, Februar 1788; WA I 32, 282 f.). Der vom Papst auf Lebenszeit ernannte Senator war der hschste Beamte der Stadt Rom, dessen Stellung vergleichbar mit der eines Oberbrrgermeisters war.

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233,20–21 das Resultat Æ:::æ das Sie in Ihrem Briefe so lebhaft schildern] Da der Bezugsbrief nicht rberliefert ist, lysst sich der Sachverhalt nicht klyren. 233,21 Florenz] Hauptstadt des Großherzogtums Toscana mit der Residenz des Großherzogs Pietro Leopoldo I. von Toscana, des spyteren Kaisers Leopold II. Goethe besuchte die Stadt auf seiner Rrckreise nach Weimar vom 29. April bis 11. Mai 1788 (vgl. zu 269,12). 233,22 Milqdy Kuper] In Florenz lebte die jrngste Tochter des englischen Kaufmanns, Kunstmyzens und Malers Charles Gore, Hannah Anne Countess Cowper, die 1775 den britischen Kunstsammler George Nassau Clavering, 3. Earl of Cowper, geheiratet hatte. Carl August war seit 1785 mit Charles Gore und dessen Tschtern Emilie und Elisabeth bekannt. Die Herzoginmutter Anna Amalia hatte die Gores im November 1787 bei deren erstem Besuch in Weimar kennen gelernt (vgl. zu 222,18). 233,23 Hof, wenn er nicht in Pisa ist] Pisa, westlich von Florenz am Unterlauf des Arno gelegen, gehsrte zum Großherzogtum Toscana und war eine Nebenresidenz des toskanischen Hofes zur Zeit des Großherzogs Pietro Leopoldo I. 233,23–24 in Neapel ist derselbe Fall] Ksnig Ferdinand IV. von Neapel residierte meist in dem rber 30 km nsrdlich von Neapel gelegenen Palast von Caserta (Palazzo Reale). 233,25 einen Polonius Seegen] In Anspielung auf Szene I 6 in Shakespeares Tragsdie „Hamlet“, in der der Kymmerer Polonius seinem Sohn Laertes vor dessen Abreise nach Frankreich seinen Segen und Verhaltensregeln erteilt; hier im Sinne von ,gute Ratschlyge mit auf den Weg geben‘. 233,29 ratione vitae] Ablativ von lat. ratio vitae; hier: planmyßige Einrichtung des Lebens. 234,4–5 unter manchen Mqngeln und Fehlern Æ:::æ nicht der letzte] Nicht ermittelbar, da der Bezugsbrief Carl Augusts nicht rberliefert ist. 234,10 Als ich zuerst nach Rom kam] Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom angekommen (vgl. Reise-Tgb. 5; GT I 1, 317). 234,17 so sah ich Rom, Neapel, Sicilien] Goethes erstem Aufenthalt in Rom bis zum 22. Februar 1787 folgte die Reise nach Neapel, von der er am 6. Juni zurrckgekehrt war (vgl. zu 104,32) und bei der er vom 1. April bis 11. Mai 1787 auch Sizilien besucht hatte (vgl. zu 144,21). 234,17–18 kam auf Corpus Domini nach Rom zurmck] Corpus Domini: Lat.: Leib des Herrn; gemeint ist Fronleichnam, das Fest der Heiligen Eucharistie, das in Rom prachtvoll gefeiert wurde. Es fiel 1787 auf den 7. Juni. Zu den Feierlichkeiten vgl. zu 156,13–14; zu 156,27–28. 234,20–21 ich sah Claude und Poussin mit andern Augen] Claude Lorrain und Nicolas Poussin, franzssische Maler des Barock, wirkten vornehmlich in Italien. Mit ihren an historische Italiensujets angelehnten Bildern von Ideallandschaften rbten sie großen Einfluss auf die Entwicklung der Landschaftsmalerei ins-

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gesamt aus. Goethes zeichnerische Auseinandersetzung mit Claude Lorrain setzte bereits zu Beginn der 1780er Jahre ein und wurde durch das Italienerlebnis, insbesondere durch den Aufenthalt in Sizilien sowie die Begegnung mit dessen Werken in Rom, weiter befsrdert (vgl. zu 137,28). ƒber einen Besuch in der Galerie Colonna in Rom, wo er gemeinsam mit Jakob Philipp Hackert erneut Bilder Claude Lorrains und Poussins sah, berichtet Goethe in der „Italiynischen Reise“: Er sagte mir viel Gutes und grmndlich Gedachtes mber diese Bilder Æ:::æ. Alles was er mir sagte hat meine Begriffe nicht geqndert, sondern nur erweitert und bestimmt. Wenn man nun gleich wieder die Natur ansehn und wieder finden und lesen kann, was jene gefunden und mehr oder weniger nachgeahmt haben, das muß die Seele erweitern, reinigen und ihr zuletzt den hnchsten anschauenden Begriff von Natur und Kunst geben. (IR III, 27. Juni 1787; WA I 32, 7.) 234,21–22 mit Hackert Æ:::æ vierzehn Tage in Tivoli] Goethe war mit dem Maler Jakob Philipp Hackert, den er in Neapel kennen gelernt hatte (vgl. zu 150,12–13), wyhrend seines Aufenthaltes in Tivoli und den Albaner Bergen vom 11. bis etwa 26. Juni zusammengetroffen und hatte von ihm Unterricht im Landschaftszeichnen erhalten (vgl. die erste Erlyuterung zu 158,18; zu 160,6– 7). 234,22–23 dann sperrte mich die Hitze zwey Monate in das Haus] Vgl. zu 175,1. 234,23 ich machte Egmont fertig] Goethe hatte das Anfang September fertiggestellte Manuskript des „Egmont“ am 15. September 1787 an Herder geschickt (vgl. EB 97 und zu 161,17; zu 175,4). 234,23–24 fing an Perspecktiv zu treiben Æ:::æ mit Farben zu spielen] Goethe nahm nach seiner Rrckkehr aus Neapel Zeichenunterricht (vgl. zu 149,9). Nach dem Plan, den er Carl August am 11. August 1787 mitgeteilt hatte, sollten Architektur- und Perspektivzeichnen, Bildkomposition und Farbgebung die erste Stufe seines Unterrichts bilden (vgl. zu 163,14–15) und danach weitere folgen (vgl. zu 163,16–17; zu 163,17; zu 163,18–19). Der Unterricht, u. a. bei dem Architekten Maximilian von Verschaffelt und ab November 1787 bei Johann Heinrich Meyer und Friedrich Bury (vgl. zu 227,27), erstreckte sich noch bis 1788 (vgl. auch IR III, 10. Januar 1788; WA I 32, 209). 234,25–26 ich ging nach Fraskati Æ:::æ und zeichnete nach der Natur] Goethe hielt sich im September und Oktober 1787 rber vier Wochen in Frascati und in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen auf (vgl. zu 171,28–29). Die reizvolle Landschaft der Albaner Berge bildete ein beliebtes Sujet der Landschaftsmalerei, in der sich Goethe rbte (vgl. 185,25–186,4). 234,27 Gegen Ende Oktobers kam ich wieder in die Stadt] Goethe war am 22. oder 23. Oktober 1787 aus den Albaner Bergen nach Rom zurrckgekehrt (vgl. 187,28–29).

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234,28–29 Die Menschen Gestalt Æ:::æ Blicke auf sich] Die Darstellung des menschlichen Ksrpers bildete die dritte Stufe von Goethes Zeichenunterricht (vgl. auch zu 227,27). 234,32–33 lernte den Kopf Æ:::æ die Antiken zu verstehen] Den Zeichenunterricht, den er bei befreundeten Malern in seiner ,Hausakademie‘ nahm, verband Goethe insbesondere mit dem Studium der antiken Statuen: Ich bin nun recht im Studio der Menschengestalt, welche das non plus ultra alles menschlichen Wissens und Thuns ist. Meine fleißige Vorbereitung im Studio der ganzen Natur, besonders die Osteologie, hilft mir starke Schritte machen. Jetzt seh’ ich, jetzt genieß’ ich erst das Hnchste, was uns vom Alterthum mbrig blieb: die Statuen. (IR III, 10. Januar 1788; WA I 32, S. 212.) Die rberlieferten zeichnerischen Studien von Kopf- und Gesichtspartien aus der Zeit von Sommer 1787 bis Winter 1787/88 dokumentieren diese ƒbungen (vgl. Corpus III, 49–85, Nr 120–220). ƒbrigens verband der Unterricht an der Freien Zeichenschule in Weimar ebenfalls anatomische Studien, frr die ein von der herzoglichen Schatulle honorierter weimarischer Soldat Modell stehen musste, mit dem Zeichnen nach den dort aufgestellten Gipsabgrssen antiker Statuen. 234,34–236,1 schrieb indessen Erwin und Elmire auch die Hqlfte von Claudinen] Vgl. zu 217,21; zu 230,1. 236,1–5 Mit dem ersten Janar stieg ich Æ:::æ mit der Natur verglichen] Von Januar bis Myrz 1788 trieb Goethe anatomische Zeichenstudien zu den Details des menschlichen Ksrpers, bei denen ihn hauptsychlich die befreundeten Maler Johann Heinrich Meyer und Friedrich Bury anleiteten (vgl. zu 227,27). – Janar: Schreibversehen frr ,Januar‘. 236,6–7 ehmalige Studien der Osteologie und der Knrper mberhaupt] Seit 1781 beschyftigte sich Goethe unter Anleitung Justus Christian Loders in Jena mit Anatomie und vergleichender Osteologie, wobei ihm im Myrz 1784 die Entdeckung des Zwischenkieferknochens (os intermaxillare) beim Menschen gelang (vgl. GB 6 II, zu 6,8–9; zu 234,32–33). 236,8 die Hand, als den letzten Theil] Eine Serie von sechs zeichnerischen Studien Goethes zur menschlichen Hand ist rberliefert (vgl. Corpus III, 92–93, Nr 243–248). 236,9 die vorzmglichsten Statuen] Unter Goethes italienischen Zeichnungen befindet sich auch eine Serie von Studien nach antiken Plastiken (vgl. Corpus III, 59–64, Nr 149–153 und 158–160). 236,11–12 eines Schweitzers, Nahmens Meyer] Johann Heinrich Meyer, der hier das erste Mal namentlich in den Briefen erwyhnt wird. Der 1760 in Zrrich geborene und in Styfa am Zrrichsee aufgewachsene Meyer hatte in seiner Geburtsstadt bei Johann Caspar Frssli Zeichnen gelernt. Frssli, der vor allem als Kunstschriftsteller hoch angesehen war, gehsrte zum Kreis der Zrricher Verehrer Winckelmanns. Diese kunsttheoretische Position, die er an seine Schrler weitergab,

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drrfte Meyer zur Reise nach Rom animiert und ihm dort geholfen haben, mit Goethe in freundschaftliche Beziehung zu treten. Seit 1784 hielt sich Meyer zusammen mit seinem Freund Heinrich Koella in Rom auf; er fertigte hier zunychst – wie alle jungen Krnstler in Rom – vor allem Zeichnungen nach Antiken. Meyer (und vermutlich mit ihm Koella) wohnte in der Via Condotti neben dem Caffw Greco und kam sicher schnell in Berrhrung mit der auslyndischen Krnstlerkolonie. So ist es eher unwahrscheinlich, dass Goethe ihn erst nach rber einem Jahr in Rom kennen gelernt haben soll. In der „Italiynischen Reise“ erwyhnt er ihn denn auch schon am 3. November 1786 im Zusammenhang mit einem Kunstgesprych: Der belehrende Kmnstler ist Heinrich Meyer, ein Schweizer, der mit einem Freunde namens Cnlla seit einigen Jahren hier studirt, die antiken Bmsten in Sepia vortrefflich nachbildet und in der Kunstgeschichte wohl erfahren ist. (IR I; WA I 30, 205.) Sicher ist, dass Meyer frr Goethe erst nach der Rrckkehr aus Neapel und Tischbeins Umsiedlung dorthin wichtig wurde, obwohl sie sich wahrscheinlich schon frrher kannten. In der letzten Zeit des zweiten rsmischen Aufenthalts gehsrte Meyer jedenfalls zu den engsten Vertrauten Goethes in Rom. Die Freundschaft rberdauerte die Trennung. 1789 wurde Meyer nach Weimar berufen, wo er ab 1791 bis zu seinem Tod 1832 lebte und einflussreiche Stellungen im Kunstleben einnahm. Mit Goethe frhrte er zahlreiche Unternehmungen gemeinsam durch und wurde von ihm beispielsweise bei der Edition der ersten Ausgabe der Werke Winckelmanns unterstrtzt (vgl. zu 84,29–30). 236,13 Bmry] Der Maler Friedrich Bury lebte wie Goethe in der Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 (vgl. zu 220,30). 236,15–16 Landschaftszeichnungen zu kopiren Æ:::æ zeichnen und zu koloriren] Aus der Zeit von Juni 1787 bis zur Abreise Goethes aus Rom 1788 haben sich zahlreiche Landschaftszeichnungen erhalten (vgl. Corpus II, 64–110, Nr 186–333). 236,17 Den Mqrz] Da Goethe den Zeitpunkt seiner geplanten Abreise, Ostern 1788 (23./24. Myrz), um vier Wochen hinausschob, beschyftigte er sich entgegen dieser Ankrndigung im Myrz u. a. mit der ssterlichen Kirchenmusik (vgl. zu 259,19–20) sowie vor allem mit den noch ausstehenden literarischen Arbeiten frr die letzten drei Bynde der „Schriften“ im Verlag von Gsschen, so mit der Fortsetzung des „Torquato Tasso“ (vgl. zu 264,8–9) und den Singspielen frr Band 6 und 7 (vgl. zu 264,17), dem „Faust“-Drama frr Band 7 (vgl. zu 264,18–19) und der geplanten Gedichtsammlung frr Band 8 (vgl. zu 264,17– 18). Vgl. auch IR III, Myrz 1788; WA I 32, 286–302. 236,19 Benedicktion] Lat. benedictio: Segnung, Weihe; hier: Spende des Ostersegens ,Urbi et Orbi‘ (der Stadt Rom und dem Erdkreis) durch den Papst, die Goethe vor seiner zunychst frr die Tage unmittelbar nach Ostern geplanten Abreise von Rom noch miterleben wollte.

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236,20–22 Bestimmt mich nun aber Ihr Wille Æ:::æ neues Leben beginnen] Goethe blieb bis Mitte Myrz 1788 im Ungewissen darrber, ob ihn der Herzog mit der Reisebegleitung der Herzogin Anna Amalia beauftragen wrrde (vgl. zu 246,10). Die Entscheidung Carl Augusts, ihn zurrckzuberufen, fiel Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7). 236,24 Approbation] Billigung, Zustimmung (von lat. approbatio). 236,29 equippiren] Ausrrsten, ausstatten (von franz. quiper). 236,31–32 Cardinal Herzen] Kardinal Franz Xaver Graf von Herzan von Harras war pypstlicher Protektor (Gesandter) Kaiser Josephs II. beim Heiligen Stuhl. 236,32 den Senator] Frrst Abbondio Faustino di Rezzonico (vgl. zu 233,17). 236,32 Card. Staatssekretair] Kardinal Ignazio Gaetano Boncompagni-Ludovisi stand von 1785 bis 1789 dem ,Staatssekretariat Seiner Heiligkeit‘ vor, der frr außenpolitische und diplomatische Angelegenheiten zustyndigen Dienststelle des Vatikans, die stets von einem Kardinal geleitet wird (,Kardinalstaatssekretyr‘). 236,33 C. Bernis] Kardinal Fran€ois-Joachim de Pierre de Bernis, Comte de Lyon war der franzssische Gesandte beim Heiligen Stuhl. 237,3 Vertrauen eines verstqndigen Mannes] Wahrscheinlich Johann Friedrich Reiffenstein, wie es eine Passage in der „Italiynischen Reise“ nahelegt: Lebt wohl, empfehlt mich der Frau Herzogin. Ich habe mit Rath Reiffenstein in Frascati ihren ganzen Aufenthalt projectirt. (IR III, 5. Oktober 1787; WA I 32, 107 f.) Reiffenstein stand der Herzogin Anna Amalia in Rom als Kunst- und Reisefrhrer wie auch als Vermittler von Kontakten zu Diensten. Er wartete der Herzogin bereits unmittelbar nach deren Ankunft in Rom auf (vgl. Gschhausen, Tgb.-Italien [5. Oktober 1788], 39). 237,9 Publikum] Hier die aristokratischen Gesellschaftskreise, mit denen Anna Amalia wyhrend ihrer geplanten Reise nach Italien in Kontakt treten musste. 237,12 Exkursion nach Neapel] An den Hof von Ksnig Ferdinand IV. von Neapel. 237,14 in Florenz] Vgl. zu 233,21. 237,15–16 meine Absicht sie in Verona zu empfangen] Verona war vom 14. bis 19. September 1786 auch Goethes erste lyngere Station in Italien nach der ƒberquerung des Brennerpasses gewesen. In seinem Reisetagebuch hatte er die Stadt und ihre Sehenswrrdigkeiten ausfrhrlich beschrieben (vgl. Reise-Tgb. 3, 15.–17. September 1786; GT I 1, 209–225). 237,29–32 Ich habe die Summe Æ:::æ auf die Reise verwendet] Goethes Gehalt als Geheimer Rat, das ihm Carl August auch wyhrend der Italienreise weiterzahlte, betrug zur Zeit seiner Abreise 1786, Naturalleistungen und sonstige Vergrnstigungen nicht eingerechnet, 1600 Reichstaler jyhrlich (vgl. GB 6 II, zu 61,18–19). Hiervon bestritt Philipp Seidel die in Weimar anfallenden laufenden Kosten, darunter vierteljyhrlich 36 Reichstaler Miete frr das Haus am Frauenplan

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(vgl. zu 174,7–8). Den verbleibenden Betrag rberwies er von Zeit zu Zeit an Goethe nach Rom. Zu den Ausgaben Goethes wyhrend seiner Italienreise insgesamt vgl. die Abschlussrechnung mit Paulsen (Reiserechnung Italien 2). 237,32–33 noch 1000 rh welche mir Æ:::æ Schriften eintrugen verzehrt] Goethe hatte mit seinem Verleger Georg Joachim Gsschen frr die achtbyndige Ausgabe seiner Werke („Goethe’s Schriften“) ein Honorar von 2000 Reichstalern vereinbart (vgl. Verlagsvertrag; GB 6 I, 239,19–22). Frr die ersten vier Bynde, die im Sommer 1787 erschienen waren, hatte Goethe insgesamt 1000 Reichstaler erhalten (vgl. GB 6 II, zu 234,18–19). Die Zahlungen erfolgten in Raten nach gelieferten Manuskripten. 238,1 Wilhelmiade] In Anspielung auf den goetheschen Romanhelden Wilhelm Meister, der sich ganz der Kunst widmete und auch frr die Besoldung der Schauspieler seiner Theatertruppe aufkam. Ebenso unterstrtzte Goethe befreundete Krnstler in Rom materiell durch die Erteilung diverser Auftryge, zu denen u. a. auch sein Zeichenunterricht gehsrte. 238,3–4 mein Inkognito] Vgl. zu 42,16. – Obwohl Goethes Identityt inzwischen bekannt war, hatte ihn sein Inkognito in Rom lange vor der Verpflichtung zu einer standesgemyßen, kostspieligen Lebensweise bewahrt, zu der auch Anstandsbesuche und Ehrengeschenke gehsrten. 238,8 Das Osterquartal] Die Gehaltszahlung an die herzoglichen Beamten in Sachsen-Weimar und Eisenach erfolgte quartalsweise jeweils zu Ostern, Johannis, Michaelis und Weihnachten. Goethes Quartalsgehalt betrug 400 Reichstaler (vgl. zu 237,29–32). 238,8 Betrag des fmnften Bandes] Der 5. Band von „Goethe’s Schriften“ mit dem im September 1787 abgeschlossenen „Egmont“ (vgl. zu 175,4) und den zu Singspielen umgearbeiteten ,Schauspielen mit Gesang‘ „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“, fertiggestellt im Februar 1788 (vgl. zu 167,25– 26), erschien im April 1788. Das Honorar dafrr betrug 250 Reichstaler (vgl. zu 237,32–33). Gsschen gab das Geld schon Ende Februar 1788 zur Auszahlung an Seidel frei (vgl. zu 245,11–12). 238,11–12 was mir dises Jahr von meinen Schriften einkommt] Die nychste Honorarzahlung von 250 Reichstalern erhielt Goethe von Gsschen nach Abgabe von Teilen seines Manuskripts frr Band 8 Anfang Oktober 1788 (vgl. Gsschen an Bertuch, 5. Oktober 1788; QuZ 1, 151). 238,12–13 das surplus] ƒberschuss, hier: rbersteigende Kosten. 238,14 equippiren] Ausrrsten, ausstatten (von franz. quiper). 238,18 nqhere Bestimmung erwarten] Die Entscheidung Carl Augusts, Goethe nicht mit der Reisebegleitung Anna Amalias zu betrauen und ihn stattdessen nach Weimar zurrckzuberufen, fiel Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7). 238,19 Ich schreibe auch Ihrer Frau Mutter nichts] Die Herzoginmutter Anna Amalia hatte Goethe wohl bereits im Frrhjahr 1787 gebeten, sie auf ihrer

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BRIEF 135

Italienreise zu begleiten (vgl. zu 209,15). Seinen nychsten Brief an Anna Amalia schickte Goethe am 2. Februar 1788. Er ist nicht rberliefert (vgl. EB 138). 238,21 Ihre innere Wirthschaft] Gemeint ist die Geschyftstytigkeit der herzoglichen Kammer zu Weimar, die Goethe seit 1782 beaufsichtigt hatte und die er nach den Vorstellungen Carl Augusts auch weiterhin frhren sollte (vgl. zu 152,20–21). 238,21–22 an Schmidten, einen trefflichen Rathgeber] Goethe hatte dem Herzog seinen Kollegen Johann Christoph Schmidt bereits in seinem Brief vom 27. Mai 1787 als Nachfolger frr die Leitung der Kammer empfohlen (vgl. zu 152,24–25). Nachdem dieser bereits am 11. Juni 1787 vorrbergehend damit beauftragt worden war (vgl. zu 153,13), wurde er am 11. April 1788 zum Kammerprysidenten ernannt (vgl. Reskript an die Kammer zu Weimar, 11. April 1788; in: Bradish, Beamtenlaufbahn, 239 f.). 238,24 Wetkens Tod] Der Weimarer Kammerrat Lorenz Heinrich Wetken war am 30. November 1787 verstorben. 238,25 den alten Bachmann zum Assessor machen] Vgl. zu 216,6. 238,26–27 gedencken Sie Seidels den ich Ihnen Æ:::æ schon empfohlen] Vgl. zu 216,1–2. 238,27–28 Honnettetqt] Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit (von franz. honn~tet). 238,29 nunmehr versicherte Glmck des Bergwercks] Zwei Wassereinbrrche im Ilmenauer Johannisschacht am 9. August und am 7. Dezember 1787, rber die Voigt in seinen Briefen nach Italien berichtet hatte (vgl. die erste Erlyuterung zu 190,15; zu 223,16; zu 242,21–22), brachten die Abteufarbeiten zeitweise zum Erliegen. Goethes optimistisches Urteil rber den Zustand des Bergwerks an dieser Stelle ist vor diesem Hintergrund etwas erstaunlich, zumal er in seinem Brief vom folgenden Tag an Christian Gottlob Voigt auf den erneuten Wassereinbruch vom 7. Dezember 1787 zwar nicht ohne Hoffnung, aber doch auch besorgt und abwygend reagiert (vgl. 242,26–32). 238,30–31 wir knnnen nun Æ:::æ dem Wercke entgegen gehen] Nach den Berichten Voigts war man beim Abteufen des Ilmenauer Johannisschachtes nach jahrelanger Arbeit und wiederholten Kapitalnachschrssen endlich auf eine Gesteinsschicht gestoßen, die das baldige Erreichen des erzhaltigen Kupferschieferflszes erwarten ließ (vgl. die zweite Erlyuterung zu 242,26). 238,31 Voigten] Christian Gottlob Voigt, Goethes Mitkommissar in der Ilmenauer Bergwerkskommission, frr dessen Befsrderung er sich bereits im Mai 1787 eingesetzt hatte (vgl. zu 153,28). 238,31–32 geben Sie ihm Æ:::æ einen jungen Mann zu] Goethes Vorschlag wurde erst nach seiner Rrckkehr aus Italien verwirklicht, indem der bei der Bergwerkskommission in Weimar als subalterner Mitarbeiter im Range eines Bergsekretyrs tytige Johann Carl Wilhelm Voigt, ein Bruder Christian Gottlob Voigts, zum

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Mitglied der Bergwerkskommission ernannt und nach Ilmenau versetzt wurde. Am 4. November 1789 wurde in einem in Gegenwart Goethes aufgesetzten Protokoll der Bergwerkskommission festgelegt, dass man „die Nothwendigkeit und Nrtzlichkeit seiner Versetzung nach Ilmenau bemerket habe, mithin entschlossen sey, hschsten Orts Æ:::æ darauf anzutragen. Æ:::æ / Ob nun wohl das alles auf Serenissimi hschster Entschliesung beruhe, so wolle man doch, urgentibus circumstantiis Æunter dringlichen Umstyndenæ, bis auf gnydigste Genehmigung, gleich von itzt an seine, des BergSecretariis Translocation ÆVersetzungæ veranstalten.“ (H: ThHStA, Sign.: B 16258, Bl. 28.) Voigts Ernennung zum Bergrat erfolgte am 18. Dezember 1789, die offizielle Ernennung zum subdelegierten Mitglied der Bergwerkskommission wurde am 7. Januar 1790 vollzogen (vgl. Instruktion rber das Dienstverhyltnis des Bergrats Johann Carl Wilhelm Voigt, 7. Januar 1790; ThHStA, Sign.: B 16350/367, Bl. 2–4). 238,33 schon deßhalb an ihn geschrieben] Die Heranziehung jrngerer Mitarbeiter zu den Kommissionen frr den Ilmenauer Bergbau und das Ilmenauer Steuerwesen war seit Herbst 1787 zwischen Goethe und Voigt diskutiert worden (vgl. zu 190,23–24 und 223,23–25). Die Bezugsbriefe Voigts sind nicht rberliefert. 238,33 mit Schmidt sprechen] ƒber die Einbindung Johann Christoph Schmidts in diese Angelegenheit ist Nyheres nicht bekannt. 239,1 bey Ihrer Zurmckkunft] Carl August hatte seinen Aufenthalt in Mainz wegen einer Erkrankung lynger als geplant ausdehnen mrssen (vgl. zu 247,15– 16). Er traf am 14. Februar 1788 wieder in Weimar ein (vgl. FB [14. Februar] 1788, Bl. 23). 239,8 Akademie Jena] Die Herzoglich-Sychsische Gesammt-Universityt zu Jena, die der Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach gemeinsam mit den anderen Herzsgen der ernestinischen Linie des Hauses Sachsen (Sachsen-Gotha und Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen) als gemeinschaftliche Einrichtung unterhielt. Goethe hatte bereits seit 1779 maßgeblich am Aufbau der naturgeschichtlichen Sammlungen, des so genannten Carl-August-Museums, im Jenaer Schloss mitgewirkt. Nach seiner Rrckkehr aus Italien wurde die Fsrderung der Jenaer Universityt und der Ausbau einer wissenschaftlichen Infrastruktur in deren Umfeld zu einem der Schwerpunkte seiner amtlichen Tytigkeit. 239,10–11 meine Schriften mit Æ:::æ Ruhe zu endigen] Goethes Absicht, nach seiner Rrckkehr in Weimar die noch fehlenden Bynde 6 bis 8 seiner „Schriften“ msglichst rasch zu vollenden, damit sie noch zur Michaelismesse 1788 und zur Ostermesse 1789 erscheinen ksnnten, ließ sich nicht realisieren (vgl. zu 265,21–23). Bis zum Herbst 1788 konnte er lediglich seine Gedichtauswahl und die Dramendichtungen frr Band 8 fertigstellen. Der Band erschien zur Ostermesse 1789. Die Arbeiten an der Neufassung des Dramas „Torquato Tasso“ zogen sich noch bis August 1789 hin, so dass Band 6 mit diesem Strck und „Lila“

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BRIEF 136

erst im Januar 1790 herauskam. Band 7 wurde mit einer fragmentarischen Fassung des „Faust“ und zwei Singspielen im Mai 1790 versffentlicht. 239,13 Ihren Willen daß ich Ostern hier bleiben soll] Die Entscheidung Carl Augusts, Goethe nach Weimar zurrckzuberufen und nicht auf die Herzoginmutter warten zu lassen, fiel erst Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7). Zuletzt hatten sich Goethe und der Herzog auf Ostern 1788 als Rrckkehrtermin geeinigt (vgl. zu 174,5). 239,18 Luchesini habe ich Æ:::æ kaum gesehen.] Der preußische Diplomat Girolamo Marchese di Lucchesini, der seit Myrz 1787 als außerordentlicher Gesandter Friedrich Wilhelms II. beim Heiligen Stuhl in Rom weilte, war Anfang Juni 1787 in Neapel mit Goethe zusammengetroffen (vgl. 154,12–14) und hatte ihm im Auftrag Carl Augusts rber die Wahl Carl Theodor von Dalbergs zum Koadjutor des Kurfrrst-Erzbischofs von Mainz berichtet (vgl. zu 150,5). Im Brief vom 6. und 7. Juli 1787 teilte Goethe dem Herzog mit, dass Lucchesini wieder in Rom sei (vgl. 159,26) und er ihn auch getroffen habe (vgl. zu 159,27). Ansonsten vermied er jedoch engere Kontakte zu Lucchesini, da er sich in Rom nicht dem Verdacht politischer Betytigung im Interesse Preußens aussetzen wollte. 239,20–21 Seit Neapel, da er mir von Ihnen und den Geschqfften erzqhlte] Vgl. zu 150,5. 239,23 in Neapel als nachher in Rom] Vgl. 239,18. 239,26 p. p. c.] Abgekrrzt frr franz. ,pour prendre cong‘ (um Abschied zu nehmen). Gemeint ist eine Besuchskarte, die den fsrmlichen Abschiedsbesuch ersetzte. 239,27 Wir wohnen in derselben Straße] Lucchesini wohnte offenbar die lyngste Zeit seines Aufenthaltes in Rom, der bis Februar 1788 dauerte, nicht in der Via del Corso, sondern in der benachbarten Via Condotti 42 (Noack, Deutschtum in Rom 2, 368). 239,33–34 sie ist auch wohl gelitten] Vgl. zu 154,19. 240,4 Fritz] Friedrich von Stein, der 15-jyhrige Sohn Charlotte von Steins, den Goethe einige Zeit zu sich in sein Haus genommen hatte und frr dessen Erziehung er sich verantwortlich frhlte. Goethe schrieb ihm regelmyßig aus Italien, zuletzt am 16. Februar 1788 (Nr 142). 240,8–9 Ihre phisischen Ubel] Carl August teilte wahrscheinlich erst in seinem Brief von Ende Februar 1788 Nyheres rber die Art seiner Erkrankung mit (vgl. zu 247,18). 240,18 des Coadjutors] Carl Theodor von Dalberg, seit 1787 Koadjutor des Kurfrrst-Erzbischofs von Mainz (vgl. zu 151,9).

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136. An Charlotte von Stein

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ÆRomæ, 26. Januar Æ1788æ ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

In der Datumszeile des Briefes ist versehentlich noch das alte Jahr angegeben, wie sfter in Briefen vom Anfang eines neuen Jahres. Der Brief ist nicht 1787, sondern 1788 geschrieben worden, wie aus mehreren inhaltlichen Details deutlich wird (vgl. die erste Erlyuterung zu 240,19–20; zu 240,21; zu 240,22–23; zu 241,1; zu 241,1–2; zu 241,4–5). ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/493,I,2. – 1 Bl. 19,3623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs quer zur Schreibrichtung Adresse, Tinte: Fr. v. Stein; am rechten Seitenrand und auf der Rs unter der Adresse und an den Seitenryndern rote Oblatenreste; im Text egh. Streichungen, Bleistift (Spuren der Bearbeitung frr die „Italiynische Reise III“, circa 1827–1829). – Beischluss zu EB 137. E: Briefe aus Italien (1886), 271 f., Nr 24 (Datierung: 26. Januar 1787). WA IV 8 (1890), 336 f., Nr 2638. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus der ersten Januarwoche 1788 (vgl. zu 241,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 26. Januar 1788 (vgl. Postsendungen 1, S. 8 und Datierung zu Nr 137). 240,19–20 Claudinen] Goethe arbeitete spytestens seit dem 12. Januar 1788, nach Abschluss der Singspielfassung von „Erwin und Elmire“, intensiv an der Neufassung von „Claudine von Villa Bella“ als Singspiel frr den 5. Band seiner „Schriften“. Im vorausgegangenen Brief an Charlotte von Stein hatte er bereits die Fertigstellung der ersten beiden Akte der neuen Singspielfassung gemeldet (vgl. zu 230,1) und die Abschrift des Textes bis zum 26. Januar 1788 (vgl. zu 230,2–3) sowie die zrgige Weiterbearbeitung des Strcks angekrndigt (vgl. zu 230,5–6). 240,21 die beyden Ackte] Mit Post vom gleichen Tag schickte Goethe die rberarbeiteten ersten beiden Akte des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ an Johann Gottfried Herder nach Weimar (vgl. EB 137), der eine letzte Korrekturdurchsicht vornahm und das Manuskript frr den Druck freigab. Am 9. Februar folgte der Schluss des Librettos mit dem 3. Akt (vgl. EB 141). Zur ƒbergabe des Druckmanuskripts an den Verlag und zum Erscheinen vgl. zu 230,4–5. 240,21 Herders] Johann Gottfried und Caroline Herder. 240,21–22 laß sie dir statt des heutigen Briefes seyn] Goethe schrieb Charlotte von Stein aus Italien in der Regel wschentlich einen zumeist lyngeren Brief,

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BRIEF 137

wozu er diesmal wegen der intensiven Arbeit am Manuskript des Singspiels nicht gekommen war. Der vorliegende Brief ist gleichzeitig der letzte rberlieferte Brief Goethes an Charlotte von Stein aus Italien. Die bis zum 24. Mai 1788 noch folgenden mindestens neun Briefe sind nicht erhalten (vgl. EB 139, EB 142, EB 148, EB 150, EB 153, EB 155, EB 159, EB 164, EB 181). 240,22–23 Schreibt mir bald wie es euch gefqllt Æ:::æ Erwin gefallen hat.] Meinungsyußerungen Charlotte von Steins oder Herders sind nicht rberliefert, obwohl vermutet werden kann, dass es sie in nicht mehr erhaltenen Briefen von Mitte Februar bis Myrz 1788 gegeben hat. Durch Goethes Brief an Philipp Seidel vom 14. oder 15. Myrz 1788 ist bekannt, dass dieser Goethe seine Ansichten zu „Claudine von Villa Bella“ mitgeteilt haben muss (vgl. zu 254,13–14). 240,26 Fritzen] Charlotte von Steins Sohn Friedrich. 241,1 dein Brief No 1.] Der nicht rberlieferte Bezugsbrief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Januar 1788 (vgl. zu 116,24–25). Er war vermutlich eine Antwort auf Goethes ebenfalls nicht rberlieferten Brief vom 21. Dezember 1787 (vgl. EB 129). Anfang Februar 1787 hatte Goethe damit begonnen, seine Briefe an Charlotte von Stein zu nummerieren (vgl. zu 103,1–3). Auch die ankommenden Briefe der Freundin erhielten fortlaufende Nummern (vgl. zu 155,19). Ab 1788 begann Goethe die Zyhlung der Briefe Charlotte von Steins wieder mit Nr 1. 241,1–2 Auch Alle vorhergehende Numern 39 inc‘. sind angekommen] Vgl. zu 231,27. 241,4–5 Es ist albern von Krausen Æ:::æ radiren ohne vorher anzufragen.] ,Albern‘ hier im Sinne von ,unvernrnftig‘, ,unangenehm‘, ,peinlich‘ (vgl. GWb 1, 333 f.). – Goethe hatte dem von ihm nach Weimar gesandten Sohn seiner rsmischen Wirtsleute, Filippo Collina, u. a. eine Zeichnung der mit ihm befreundeten Malerin Angelika Kauffmann als Geschenk frr Friedrich von Stein mitgegeben (vgl. 220,6–7). Collina war Mitte Dezember 1787 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 205,23). Georg Melchior Kraus, der Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule, scheint umgehend einen Stich nach dieser Zeichnung angefertigt zu haben, ohne zuvor die Zustimmung der Malerin einzuholen, was Goethe offensichtlich ebenso umgehend erfuhr (vgl. zu 251,22–23). Es ist bisher nicht gelungen, die Zeichnung oder den Stich zu identifizieren. 241,6 die Imhof] Louise von Imhof, die jrngere Schwester Charlotte von Steins, lebte seit Oktober 1785 in Weimar und gehsrte zum engeren Freundeskreis um Goethe und Charlotte von Stein (vgl. GB 6 II, zu 103,21). 241,6–7 Gieb von meinen Zeichnungen Æ:::æ nichts aus den Hqnden.] Goethe hatte Charlotte von Stein aus Italien mehrfach eigene Zeichnungen geschickt (vgl. zu 3,9; zu 126,6–7; zu 218,1). Zuletzt war dem Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen eine Schachtel mit Geschenken sowie eine Rolle wahrscheinlich mit Zeichnungen frr Friedrich und/oder Charlotte von Stein

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mitgegeben worden, die er vermutlich am 22. Februar 1788 von Frankfurt a. M. aus nach Weimar schickte (vgl. zu 220,12). Goethe war offensichtlich durch die Vorgehensweise von Georg Melchior Kraus beunruhigt. 241,8 87] Versehentlich frr ,88‘ (vgl. Datierung). 137. An Philipp Seidel

Rom, Æ26.æ Januar 1788 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Goethes Posttag in Rom frr Sendungen nach Deutschland war immer der Samstag. In Goethes Postsendeliste findet sich der 27. Januar 1788 als Posttag, was nur ein Irrtum sein kann, da dieser Tag auf einen Sonntag fiel. Gemeint war der 26. Januar. Die Datierung Rom d‘. 27 Jan 88 (241,10) folgt wahrscheinlich der falschen Angabe. In der Postsendeliste ist der Brief eindeutig zu identifizieren: an Seidel, wegen seiner Besorgnisse (Postsendeliste 1, S. 8). Er wurde am 26. Januar 1788 geschrieben. ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 19,2623 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Seidel (1871), 631 f., Nr 26. WA IV 8 (1890), 337 f., Nr 2639. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet die nicht rberlieferten Briefe Seidels vom 5. und vom 9. Januar 1788 (vgl. zu 241,11). – Der Antwortbrief vom 21. Februar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 26. Januar 1787 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8 und Datierung). 241,10 27 Jan] Irrtrmliche Tagesangabe (vgl. Datierung). 241,11 Ich erhalte zwey Briefe von dir] Laut Portoliste des Kayserlichen Reichspostamts vom 31. Myrz 1788 hatte Seidel sowohl am 5. Januar wie auch am 9. Januar 1788 je einen Brief an Goethe unter der Adresse von Johann Friedrich Reiffenstein nach Rom gesandt (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20). 241,13 Beding] ,Bedingung‘, ,zu erfrllende Voraussetzung‘, ,unerlyßliche oder wichtige Forderung‘ (vgl. GWb 2, 162). 241,15 daß du mber mich und meinen Zustand r u h i g seyst] Wahrscheinlich hatte Seidel besorgt auf Gerrchte rber angebliche Unregelmyßigkeiten bei der Finanzfrhrung Goethes in dessen †mtern reagiert (vgl. zu 219,14–15).

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BRIEF 138

241,19–20 daß es unmnglich ist je gestnrt zu werden] Wegen der Weimarer Gerrchte rber Goethe und aufgrund seines langen Fortbleibens wurde msglicherweise auch spekuliert, dass Herzog Carl August seinen wichtigsten Beamten verstoßen wrrde. Der Herzog war seit Anfang Oktober 1787 außer Landes (vgl. zu 231,16), was diese Gerrchte wahrscheinlich noch befsrderte, zumal sich Goethe von Anfang an skeptisch gegenrber einer zu starken politischen Annyherung an Preußen gezeigt hatte. Goethes Verhyltnis zu Carl August war aber wyhrend des gesamten Italienaufenthaltes ungetrrbt und weitgehend unbelastet geblieben. Wie er den Beginn seiner Italienreise mit ihm abgestimmt hatte, so war auch das Ende im gegenseitigen Einvernehmen im August 1787 auf Ostern 1788 festgelegt worden (vgl. zu 174,5). 138. An Christian Gottlob Voigt Rom, Æ26.æ Januar–9. Februar 1788 ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Bei der Datierung des Briefanfangs unterlief Goethe offensichtlich dasselbe Versehen wie bei Nr 137 (vgl. Datierung zu Nr 137). Der Brief wurde am Samstag, dem 26. Januar 1788, begonnen und nicht – wie Goethe als Datum angibt – am 27. Januar (vgl. 242,1). Da er zudem im Folgenden schreibt, er wolle nicht Einen Posttag lqnger (242,2) mit der Versendung des Briefes warten, ist ein Samstag als Tag des Schreibens gesichert. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; vgl. Nr 83 – Egh.; Antwortvermerk: „Resp. d. 31. Myrz 1788 mit der dritten Nachricht“. (Angaben nach E und WA IV 8, 413.) – Beischluss zu Nr 140 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). E: Goethe-Voigt1 (1868), 132–134, Nr 6. WA IV 8 (1890), 338–341, Nr 2640. Textgrundlage: WA. – Beiden textkritisch relevanten Drucken lag noch H zugrunde. Frr den Druck in der WA wurde H erneut kollationiert (vgl. WA IV 8, 385). Im Unterschied zu E wird in der WA die im 18. Jahrhundert gebryuchliche ck-Schreibung nach l, m, n, r beibehalten (vgl. ƒberlieferungsvarianten). Allerdings lsst die WA auch eine Abkrrzung auf, vermerkt dies aber in den Lesarten (vgl. WA IV 8, 413). ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

242,4 Strase] Straße E 242,7 wohne;] wohne, E 242,9 Cors] Corso E 242,13 Strase] Straße E 242,16 merckwmrdig] merkwmrdig E 242,26 komponirt] komponirt, E 242,30 bedencken] bedenken E 243,4 dan-

JANUAR/FEBRUAR 1788

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cke] danke E 243,5 Andencken] Andenken E 243,6 gerathen,] gerathen E 243,7 K.Zeug] K. Zeug E 243,11 gn. (nach WA IV 8, 413)] gnqdigsten WA 243,13 Wincken] Winken E 243,14 Indessen,] Indessen E 243,15–16 Natur,] Natur E 243,16 Mutter,] Mutter E 243,24 Hrn.] Hn. E 243,24 Dancken] Danken E 243,30 dencken] denken E 243,32 gedencken] gedenken E 243,35 Kunstwerck] Kunstwerk E 243,36 Grmßen] Grmssen E ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Voigts aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787 (vgl. zu 242,21–22) und einen ebenfalls nicht rberlieferten Brief vom 14. Januar 1788 (vgl. ƒberlieferung zu Nr 130). – Der Antwortbrief vom 31. Myrz 1788 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 9. Februar 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 242,1 27. Jan. 88.] Irrtrmliche Tagesangabe (vgl. Datierung). 242,4 Das Karneval ist angegangen] Der Karneval in Rom begann etwa um die Jahreswende mit der Ersffnung der Theater und fand seinen offiziellen Hshepunkt wyhrend der Fastnachtstage, die 1788 zwischen den 26. Januar und 5. Februar fielen. 242,4–5 unsere Strase der Schauplatz] Die Via del Corso als Schauplatz des Karnevals beschreibt Goethe in der „Italiynischen Reise“ ausfrhrlich: Das Rnmische Carneval versammelt sich in dem Corso. Diese Straße beschrqnkt und bestimmt die nffentliche Feierlichkeit dieser Tage. Æ:::æ / Die Straße geht von der Piazza del Popolo schnurgerade bis an den venetianischen Palast. Sie ist ungefqhr viertehalbtausend Schritte lang und von hohen, meistentheils prqchtigen Gebquden eingefaßt. Ihre Breite ist gegen ihre Lqnge und gegen die Hnhe der Gebqude nicht verhqltnißmqßig. An beiden Seiten nehmen Pflastererhnhungen fmr die Fußgqnger ungefqhr sechs bis acht Fuß weg. In der Mitte bleibt fmr die Wagen an den meisten Orten nur der Raum von zwnlf bis vierzehn Schritten, und man sieht also leicht, daß hnchstens drei Fuhrwerke sich in dieser Breite neben einander bewegen knnnen. Der Obelisk auf der Piazza del Popolo ist im Carneval die unterste Grqnze dieser Straße; der venetianische Palast die obere. (IR III, Das Rsmische Carneval; WA I 32, 225 f.; vgl. auch zu 251,28.) 242,7 nicht weit vom Obelisk] Der Flaminio, der Obelisk in der Mitte der Piazza del Popolo und in der Achse von Via del Corso und Porta del Popolo (vgl. zu 119,6–7). Goethes Wohnung lag keine 300 Schritte (15,29) davon entfernt. 242,8 ein schnner Anblick] Auch im „Rsmischen Carneval“ beschreibt Goethe den Blick auf den Corso: Alle Balcone, alle Fenster werden nach und

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BRIEF 138

nach mit Teppichen behqngt, auf den Pflastererhnhungen zu beiden Seiten der Straße werden Stmhle herausgesetzt, die geringern Hausbewohner, alle Kinder sind auf der Straße, die nun aufhnrt eine Straße zu sein; sie gleicht vielmehr einem großen Festsaal, einer ungeheuren ausgeschmmckten Galerie. (IR III; WA I 32, 231 f.) 242,10–12 das Seil hinter dem die Pferde Æ:::æ bqumen] An jedem Abend der Karnevalszeit fanden auf der Via del Corso Pferderennen statt (vgl. IR III; WA I 32, 229). Vgl. auch das Kapitel „Abrennen“ im „Rsmischen Carneval“ (ebd., 257–259) und 117,32–118,2. 242,16 merckwmrdig] Hier im wsrtlichen Sinn „wrrdig, oder werth, gemerket, d. i. im Gedychtnis behalten zu werden“ (Adelung 3, 183). 242,20–21 Gefqhrte Æ:::æ in den Tiefen] Voigt war Goethes Mitkommissar in der Ilmenauer Bergwerkskommission (vgl. zu 7,14). 242,21–22 so weit es uns die Wasser erlauben] In seinem nicht rberlieferten Brief, den er im Zeitraum zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787 nach Italien schrieb, hatte Voigt offensichtlich von den starken Wassereinbrrchen im Ilmenauer Johannisschacht berichtet, die sich am 7. Dezember 1787 ereignet hatten (vgl. Goethe und Ilmenau, 197 f.). Einen Hinweis, dass Voigt in dieser Zeit einen Brief an Goethe richtete, liefert das Schreiben des Bruders Johann Carl Wilhelm Voigt an Goethe vom 16. Dezember 1787, in dem dieser auf das Ilmenauer Bergwerk nicht ausfrhrlicher eingeht, da Goethe einen entsprechenden Bericht durch den Bruder erhalten habe (vgl. RA 1, 109, Nr 221; zur Datierung vgl. LA II 7, 399). Das Wasser stand so hoch im Schacht, dass das Pumpensystem zur Bewyltigung nicht ausreichte und die Anschaffung einer neuen Maschinerie erforderlich wurde. Die dadurch entstandenen zusytzlichen Kosten rberstiegen den zur Verfrgung stehenden Etat. Ein „gewerkschaftlicher Zuschuß von 5 Thalern oder Einem alten Louisd’or frr jeden Kux“ wurde in der „Dritten Nachricht“ von den Anteilseignern eingefordert (vgl. Dritte Nachricht, 14). 242,25–26 Ihren letzten Brief] Voigts nicht rberlieferter Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 16. Dezember 1787 (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 242,26 gerochen] Starke Partizipform zu ,rychen‘; hier frr ,vergolten‘, ohne den strafenden Nebensinn. 242,26 trefflich komponirt] Voigt berichtete in seinem Bezugsbrief wahrscheinlich zunychst von den Erfolgen beim Aufbau des Ilmenauer Bergwerks. Anfang Dezember hatten die Bergleute den direkt rber dem Flsz liegenden Zechstein, eine tonige Kalksteinschicht, erreicht. Die Hoffnung, zu Beginn des Jahres 1788 „ihn und die darunterliegenden silberhaltigen Kupferschiefer und Sanderze zu durchsinken, und nach angestellten Proben einer ansehnlichen Gewerkschaft den vollkommensten Erfolg der ganzen Unternehmung vor Augen zu legen“ (Dritte Nachricht, 5), war demnach groß. Am 7. Dezember 1787 wurden diese

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Hoffnungen durch einen verheerenden Wassereinbruch stark gedympft (vgl. zu 242,21–22). 243,2–3 nun soll er heute auch gewiß fort] Der 2. Februar 1788 war ein Samstag, also ein Posttag. Das Absenden des Briefes verzsgerte sich jedoch um eine weitere Woche (vgl. 243,20). 243,4 Ihren Brief vom 14. Jan.] Voigts Brief, der als Antwort auf Goethes Brief vom 29. Dezember 1787 (Nr 130) geschrieben wurde, ist nicht rberliefert. Voigt berichtete darin rber die getroffenen Entscheidungen, ein leistungsfyhigeres Pumpensystem in den Johannisschacht einzubauen, um den durch den Wassereinbruch entstandenen Schaden zu beheben. 243,6 Haupt Kunstzeug] Voigt war am 20. Dezember 1787 von dem Geschworenen Johann Gottfried Schreiber und dem Zimmermann Hertzer darrber unterrichtet worden, welche Schritte zur Bewyltigung des Wassereinbruchs erforderlich waren. Um das Wasser aus dem Schacht pumpen zu ksnnen, wurde ein neues Kunstzeug, ein styrkeres Pumpensystem, in Auftrag gegeben, das im Sommer 1788 in eine neue, grsßere Radstube eingepasst wurde. In der „Dritten Nachricht“ wird rber das neue Kunstzeug berichtet: „Dieses Kunstzeug wird mit zwey Krumzapfen Æeiserne, krumme Zapfen, meist an Wasserrydernæ angelegt und frr dasselbe das von dem Treibewerk rber Tage abfallende Aufschlagwasser hinnabgenommen. Es wird in den in beyden kurzen Stsßen des Schachts von der Stollensohle an vorgerichteten Kunstschychten mit mehrern und styrkern Kunstsytzen zu heben fyhig seyn, als es hoffentlich die Gewyltigung der gegenwyrtigen und etwa noch ferner zufallenden Wasser nsthig machen wird. Aeußerstenfalls wrrde man, nach Situation des Schachts, auch vermsgend seyn, rber dieses zu erbauende Kunstzeug noch ein anderes vorzurichten.“ (Dritte Nachricht, 6.) 243,6–7 Interims K.Zeug] Abgekrrzt frr ,Interimskunstzeug‘; das vorlyufige Pumpensystem, das bis zum Wassereinbruch am 7. Dezember 1787 betrieben wurde (vgl. Goethe und Ilmenau, 198 f.). 243,10 um die Enge Ihres hquslichen Zustandes auszuweiten] Vgl. dazu Goethes am 27. Mai 1787 geschriebenen Brief an Herzog Carl August, in dem er den Herzog darum bat, gelegentlich etwas fmr Voigten (153,28) zu tun. Noch im Juli 1788 beklagt sich Voigt in einem Brief an Gottlieb Hufeland rber seinen geringen Lohn, obwohl er frnf †mter bekleide (vgl. Aus Weimars Glanzzeit, 48). 243,11–14 Abwesenheit unsers gn. Herrn Æ:::æ Bestimmung meines Kommens.] Vgl. zu 232,29. Goethe machte seine Rrckkehr nach Weimar stets von der Entscheidung Herzog Carl Augusts abhyngig. Der Herzog hatte Goethe in einem nicht rberlieferten Brief gebeten, in Italien auf die Ankunft der Herzoginmutter Anna Amalia zu warten, die eine Italienreise plante (vgl. zu 232,22). Goethe erklyrte in seinem Antwortbrief vom 25. Januar 1788, dass er bis Ostern 1788 in Italien zu bleiben gedenke (vgl. 232,24–25), jedoch erforderlichenfalls

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auch die Herzogin erwarten wolle (vgl. 238,17–20; 239,13–15). – gn.: Abgekrrzt frr ,gnydigsten‘. 243,14–15 nach Ostern Rom zu verlassen] Am 11. August 1787 erbat Goethe beim Herzog eine Verlyngerung seines Aufenthalts in Italien bis Ostern 1788 (vgl. 163,9–10). 243,16 an meine Mutter] Goethe plante, rber den Gotthard-Pass zurrckzukehren und auf der Rrckreise seinen Schwager Johann Georg Schlosser in Emmendingen sowie seine Mutter in Frankfurt zu besuchen (vgl. zu 78,12; zu 19,6–7). Vor Antritt der Reise ynderte er jedoch seine Route und kehrte auf direkterem Weg nach Weimar zurrck (vgl. zu 256,3–4). 243,16 mit einer Gelegenheit abgesendet] Wahrscheinlich mit dem Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen, der Mitte Dezember 1787 aus Rom abgereist war (vgl. zu 220,12; zu 220,13). 243,21 den Schluß meines fmnften Bandes] Goethe schickte am gleichen Tag mit einem nicht rberlieferten Schreiben den 3. Akt des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ an Herder (vgl. EB 141; zu 195,24). Band 5 der „Schriften“ enthielt noch „Egmont“ und das Singspiel „Erwin und Elmire“. 243,23 wenn er Ostern erscheint] Er erschien zur Leipziger Ostermesse im April 1788. 243,24 Des Hrn. Bruders Briefe] Der jrngere Bruder Christian Gottlob Voigts, Bergsekretyr Johann Carl Wilhelm Voigt, hatte am 16. Dezember 1787 einen Brief an Goethe geschrieben (vgl. RA 1, 109, Nr 221; zur Datierung vgl. LA II 7, 399). Weitere Briefe Voigts nach Italien sind nicht bekannt. 243,25 seine Cabinetchen] Johann Carl Wilhelm Voigt stellte Gesteine verschiedener Gebirgsarten zusammen, die er frr 5 Taler verkaufte. Sie dienten zur Erlyuterung seiner „Drey Briefe zur Gebirgslehre“, die 1785 erschienen waren (vgl. GB 6 II, zu 48,9–10). 243,25–28 Wegen der Hornschiefer Æ:::æ fmr vulkanisch gehalten.] Johann Carl Wilhelm Voigt schrieb am 16. Dezember 1787 an Goethe: „Ich war vor einiger Zeit so frey, wegen den Hornschiefer Dieselben aufmerksam zu machen. Haben Sie noch keine Lava gefunden, die ihm yhnlich wyre? Ich werde itzt ziemlich von unsern Mineralogen angefochten, daß ich ihn vor Lava halte, besonders wegen einer kleinen Schrift, womit ich so glrcklich war, einen Preiß zu gewinnen.“ (H: GSA 28/1043.) Wyhrend Voigt unter Hornschiefer ein dichtes Basaltgestein verstand und ihn deshalb als vulkanisches Gestein einstufte, subsumierten andere Mineralogen unter dem Begriff dichte, harte und dunkle Gesteine unterschiedlichster Art (vgl. LA II 7, 440). An dieser Meinungsverschiedenheit zeichnet sich der Streit zwischen den Neptunisten und den Vulkanisten ab. Die Neptunisten gingen davon aus, dass die Erdoberflyche durch Ablagerung von Sedimenten aus dem Meerwasser entstanden und die Lage der Gesteinsschichten nach dem Rrckzug des Meeres unveryndert geblieben sei. Dieser Meinung stand die

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Auffassung der Vulkanisten, zu denen Voigt gehsrte, kontryr gegenrber. Sie glaubten, dass die Erdoberflyche durch vulkanische Aktivityt entstanden sei. Voigt wich von seiner Auffassung zeit seines Lebens nicht ab. Goethe selbst stand der Meinung der Neptunisten nahe. Auch er beschyftigte sich mit dem Hornschiefer. In seiner Abhandlung rber den „Bernhardsfelßen“ bei Karlsbad erwyhnt er ihn z. B. mehrfach (vgl. LA II 7, 158 f.). 243,28 seine Widersacher] Zu Voigts Gegnern, den so genannten Neptunisten, gehsrte vor allem sein ehemaliger Lehrer, der Freiberger Geologe Abraham Gottlob Werner, einer der renommiertesten Mineralogen und Geologen seiner Zeit. 243,30 beyde Parteyen] Neptunisten und Vulkanisten (vgl. zu 243,25–28). 243,31 den Ihrigen] Vgl. zu 8,26. 243,34 dießmalige Nachricht ans Publikum] Die „Dritte Nachricht von dem Fortgang des Bergbaues zu Ilmenau“ erschien am 18. Myrz 1788. Sie enthielt aufgrund der kostspieligen Bewyltigung der Wassereinbrrche (vgl. zu 243,6) eine Ankrndigung zu einem ersten „Zuschuß“ der Gewerken in Hshe von 5 Talern (vgl. Dritte Nachricht, 14). 243,36 Fr. v. Trebra] Der damalige Vizeberghauptmann in Zellerfeld Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra war von Herzog Carl August und Goethe mit einem Gutachten zur Wiederersffnung des Ilmenauer Bergwerks beauftragt worden, das er 1776 vorgelegt hatte. Es war entscheidend frr die Wiederaufnahme des Bergbaus in der Region, die offiziell 1784 erfolgte. Voigt und Trebra hatten sich bereits wyhrend ihrer Schulzeit, die sie an der Klosterschule in Roßleben verbrachten, kennen gelernt und waren eng befreundet. Goethe begegnete von Trebra erstmals 1776 in Weimar und blieb ihm stets freundschaftlich verbunden (vgl. Walther Herrmann: Goethe und Trebra. Freundschaft und Austausch zwischen Weimar und Freiberg. Berlin 1955 [Freiberger Forschungshefte D: Kultur und Technik, Nr 9]). 139. An Georg Joachim Gsschen ƒBERLIEFERUNG

Rom, 9. Februar 1788 ! ÆLeipzigæ

H: Verbleib unbekannt; 1912 in Privatbesitz, Leipzig. – Egh.; Empfangs- und Antwortvermerk: „Rom d. 9. Febr. 88. v. Gsthe, empf. d. 27 d o, beantw. d.“ (Angaben nach WA IV 50, 216.) – Beischluss zu Nr 140 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). h1: Handschriftliche Korrektureintryge im Handexemplar der Redaktion der Weimarer Ausgabe (WA IV 8; Handbibliothek des GSA Weimar, Sign.: V 802100). – Kollation von H durch Eduard von der Hellen? (Mitarbeiter und Redaktor). h2: Gedruckte Variantenliste in den „Berichtigungen zu Band I – XLIX“; WA IV 50, 216. – Wahrscheinlich Kollation von H.

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BRIEF 139

E: ÆAnonymus:æ Johann Wolfgang Goethe. In: Zeitung frr Norddeutschland. Hannover. 29. August 1849. Nr 239, S. Æ2 f.æ. WA IV 8 (1890), 341–344, Nr 2641 (nach E). Textgrundlage: h1. – h1 wurde wahrscheinlich bei der Autopsie von H erstellt und steht so H am nychsten, obwohl er als letzter der rberlieferungsrelevanten Texte erst nach 1912 entstanden ist. h2 beruht ebenfalls auf einer Autopsie von H, wahrscheinlich aber nur in vermittelter Weise. Zur Grundlage der Variantenliste in den „Berichtigungen“ vermerkt der Bandbearbeiter Carl Schrddekopf 1912: „Handschrift, g, im Besitz des Herrn Jul. Bernh. Rossmyssler in Leipzig Æ:::æ. Eine Collation vermittelte Herr Prof. Dr. Joh. Baunack in Leipzig im J. 1904“ (WA IV 50 [1912], 216). h1 weist gegenrber der WA 40 Korrekturen auf, h2 bringt lediglich 27. Allerdings finden sich in h2 auch zwei Korrekturen, die in h1 fehlen (vgl. Varianten, 245,15 und 245,23). E beruht ebenfalls auf H, doch weist er zahlreiche Editoreingriffe und Druckfehler auf (vgl. ƒberlieferungsvarianten). Der Text in der WA beruht auf E und weist zudem weitere Editoreingriffe auf. ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

244,1 Rom] Rom, E 244,1 9ten] 9. E 244,3 Nov.] Novbr. E 244,4 bin] stehe E 244,6 unsrer] unserer E 244,8 bey] bei E 244,14 H.] Herrn E 244,23–24 mbrig geblieben. / Der] mbrig geblieben. Der E 244,24 Jeri] Jery E 244,27 sich nicht schqmen] s i c h n i c h t s c h q m e n E 244,28–29 gefmhrt. / Die] gefmhrt. Die E 245,3 ausgeziert] ausgezirt E 245,6 H.] Herr E 245,7 beyden] beiden E 245,7 3ten] dritten E 245,7 5ten] fmnften E 245,7 H.] Herr E 245,8 Louisd.] Louisdor E 245,11 H.] Herrn E 245,12 H.] Herrn E 245,14 Chiapponi] Chiupponi E 245,15 Litteratur] Literatur h2 245,16 H. Leg. R. Bertuch] Herr Leg. R. Berbuch E 245,19 unsrer] unserer E 245,20 8] acht E 245,20 dencken] denken E 245,23 H. Legations Rath Bertuch] H. L. Rath Bertuch h2 Herr L. Bertuch E 245,27 Goethe.] G o e t h e . E 245,28 auszuweichen notire] auszuweichen / notire E 245,30 H.] Hrn. E ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet den Brief Gsschens vom 27. November 1787 (vgl. RA 1, 112, Nr 230; QuZ 1, 113–116). – Der Antwortbrief vom 27. Februar 1788 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 9. Februar 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 244,3 Brief vom 27. Nov. vorigen Jahrs] Gsschen hatte den Brief am 28. November 1787 an Friedrich Justin Bertuch nach Weimar geschickt, der ihn direkt an Goethe weiterleiten sollte (vgl. Gsschen an Bertuch, 28. November 1787; QuZ 1, 116).

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244,5–6 wegen der verschiedenen Mqngel unsrer Ausgabe] Goethe hatte in seinem Brief an Gsschen vom 27. Oktober 1787 die Druckqualityt der ersten vier Bynde seiner Werkausgabe bemyngelt (vgl. 196,1–13). In seiner Antwort vom 27. November 1787 wies Gsschen die Kritik in allen Punkten zurrck. Mit den Lettern sei „vorher noch keine Zeile gedruckt“ worden und nach der gegenwyrtigen Mode rechne man gerade „breite Rynde und kleine Columnen zur Schsnheit der Typographie“ (QuZ 1, 114). Ausgewyhlt habe er ein „drnnes aber reines Papier“ (ebd.), das er aber wegen der großen Mengen von verschiedenen Papiermrhlen habe beziehen mrssen, was die leicht unterschiedliche Fyrbung erklyre (vgl. ebd.). Frr ein rberdurchschnittliches Maß an Druckfehlern ksnne er nicht verantwortlich gemacht werden, da jeder Bogen „vier mahl corrigirt und von drey Correktoren gelesen“ (ebd.) worden sei. Trotzdem krndigte Gsschen einen Neusatz der ersten vier Bynde auf eigene Kosten an (vgl. ebd., 114 f.). 244,14 Heute geht der letzte Ackt Claudinens an H. Herder ab.] Gemeint ist der 3. Akt der Neufassung des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ (vgl. EB 141). Gsschen erhielt ihn als Druckvorlage vermutlich im letzten Myrzdrittel 1788 von Philipp Seidel (vgl. Gsschen an Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135). 244,15 den fmnften Band zur Ostermesse] Noch im Oktober 1787 hatte Goethe die Hoffnung geyußert, die Manuskripte zu den Bynden 5 und 6 rechtzeitig frr ein gemeinsames Erscheinen zur Ostermesse 1788 liefern zu ksnnen (vgl. zu 196,16). Zur Ostermesse im April 1788 erschien schließlich nur Band 5. 244,16 nach geendigtem Egmont] Vgl. zu 79,11. 244,19–20 Ich entschloß mich Æ:::æ Augenblicke fertig] Vgl. zu 167,25– 26. 244,22–23 der ersten Ausgabe] Claudine von Villa Bella. Ein Schauspiel mit Gesang von J. W. Gsthe, Berlin bey August Mylius 1776. 244,24–25 Der folgende Band wird Æ:::æ enthalten.] Zu den Verynderungen gegenrber der ursprrnglichen Ankrndigung der Bandaufteilung vgl. GB 6 II, zu 206,12–13. Band 6 erschien erst nach Band 8 im Januar 1790. Das Singspiel „Jery und Bytely“ erschien in Band 7, „Die Fischerin“ kam nicht mehr in die Ausgabe. 244,26 Ich muß sie ganz neu arbeiten] Schon im Februar 1787 hatte Goethe mit einer Erklqrung ans Publikum (WA I 40, 191) angekrndigt, nur noch vollendete Werke in die Ausgabe seiner „Schriften“ aufzunehmen (vgl. zu 79,16). Frr Band 6 und 7 wurden „Torquato Tasso“, „Lila“ und „Jery und Bytely“ grundlegend umgearbeitet. 244,29 Faust] Band 7 wurde wegen der vorgesehenen ƒberarbeitung des „Faust“ als letzter frr den Druck vorbereitet. Im Sommer 1789 entschloss sich Goethe, es bei einer Fragmentversion zu belassen (vgl. Brief an Herzog Carl August vom 5. Juli 1789; WA IV 9, 139). Im November 1789 wurden die Ar-

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beiten am Druckmanuskript abgeschlossen (vgl. Brief an Herzog Carl August vom 5. November 1789; WA IV 9, 160). 245,1 Vermischte Gedichte zum letzten Bande] Wegen der aufwyndigen ƒberarbeitungen der Dramen frr Band 6 und 7 wurde das Erscheinen von Band 8 mit Goethes Gedichtauswahl auf Ostern 1789 vorgezogen (Weiteres vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). Goethe hatte mit der Durchsicht und teilweisen Umarbeitung seiner Gedichte frr Band 8 bereits im Januar 1788 begonnen (vgl. IR III, 1. Februar 1788; WA I 32, 272 f.). Zusammengestellt wurde der Band endgrltig im Sommer und Herbst 1788 (vgl. GB 6 II, zu 239,12–13). 245,6 Lips hat einen Ruf nach Florenz erhalten] ƒber eine Berufung von Lips nach Florenz ist nichts bekannt; die Bemerkung im vorliegenden Brief ist der einzige Hinweis darauf. Goethe verwechselt wahrscheinlich Lips mit dem ebenfalls in Rom lebenden Maler Johann Jakob Grund aus dem Freundeskreis um Johann Friedrich Reiffenstein, der 1791 eine Professur an der Akademie in Florenz antrat (vgl. Kruse, Lips, 147). 245,7 Platten zum 3ten und 5ten Bande] Lips hatte die beiden Platten zu den Titelkupfern der Bynde 3 und 5 gestochen (vgl. zu 79,19–20 und 197,18). Gsschen zeigte sich mit der Honorarforderung frr Lips’ Arbeiten einverstanden und wies schon Ende Februar 1788 das Geld an (vgl. zu 197,20). 245,8–9 wegen der zwey Vignetten zur Iphigenie noch etwas zulegen] Gsschen kam auch diesem Vorschlag nach und wies Friedrich Justin Bertuch in einem Brief vom 27. Februar 1788 an, frr die Stiche der Vignetten zur „Iphigenie auf Tauris“ in Band 3 zusytzlich 2 Carolin frr Lips an Philipp Seidel auszuzahlen (vgl. Gsschen an Bertuch, 27. Februar 1788; QuZ 1, 131). 245,9–10 fmr die Titel Vignetten hier sorgen] Titelvignetten und Titelkupfer der folgenden Bynde 6, 7 und 8 fertigte Johann Heinrich Lips in Rom an. 245,11–12 Wollen Sie das Geld Æ:::æ Seidel auszahlen] Gsschen wies Bertuch am 27. Februar 1788 an, die von Goethe geforderten Honorare frr Band 5 an Philipp Seidel auszuzahlen: „Haben Sie also laut Abrede die Grte an Seideln zu bezahlen frr Honorar 250 rth frr Kupfer frr 2, 8 $ Blatt 8 Carol frr 2 Vign. 2, d $ .“ (Gsschen an Bertuch, 27. Februar 1788; QuZ 1, 130 f.) 245,14 Chiapponi und Sigr. Niorazzi] Gsschen hatte sich im Bezugsbrief vom 27. November 1787 bei Goethe nach dem Buchhyndler Chiapponi aus Neapel erkundigt, der sich auf Empfehlung eines Signore Innocenco Niorazzi an ihn gewandt hatte, um Brcher zu beziehen. Gsschen vermutete, die ihm nicht bekannten Herren hytten sich auf Vermittlung Goethes an ihn gewandt. Nyheres rber die genannten Personen konnte nicht ermittelt werden. 245,15–16 Litteratur Zeitung wird Æ:::æ Beytrqge aus Italien erhalten] Gemeint ist das seit Anfang 1785 unter Bertuchs Leitung erscheinende literarische Rezensionsorgan „Allgemeine Literatur-Zeitung“ (vgl. zu 202,1–2). Goethe hatte sich in seinem Brief an Bertuch vom 27. Oktober 1787 nach dessen neuen

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Zeitschriftenunternehmungen, so auch der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, erkundigt (vgl. 202,1–2). Wahrscheinlich hatte Bertuch in seiner Antwort (vgl. die folgende Erlyuterung) um Beitryge aus dem italienischen Literaturbetrieb nachgesucht (vgl. zu 266,7). Sie blieben aber in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ gering und lagen in den 1780er Jahren jeweils nur im einstelligen Bereich pro Jahr. Eine signifikante †nderung nach Goethes Ankrndigung ist nicht zu verzeichnen, von regelmyßigen italienischen Korrespondenzen ganz zu schweigen. 245,23–24 Bertuch schreibt Æ:::æ Braut gefunden haben] Der nicht rberlieferte Brief Bertuchs ist wahrscheinlich zwischen Dezember und der letzten Januardekade 1788 geschrieben worden. Zu Gsschens Heiratsplynen vgl. zu 134,1–2. 245,30 das Titel Kupfer schon in H. Herders Hqnden] Herder erhielt die Kupferstichplatte Ende Januar 1788 (vgl. zu 197,20–21). 140. An Philipp Seidel

Rom, 9. Februar 1788 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – Doppelblatt 18,8(–19,5)623 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. – Beischlrsse: Nr 138 und 139 sowie EB 141, EB 142, EB 143, EB 144 und EB 145 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). E: Goethe-Seidel (1871), 632 f., Nr 27. WA IV 8 (1890), 344–346, Nr 2642. BEI L AG EN

1) Quittungen aufs Osterquartal (vgl. zu 247,5). 2) Ein Blat (vgl. die zweite Erlyuterung zu 247,8). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 14. Januar 1788 (vgl. P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20). – Der Antwortbrief vom 25. Februar 1788 (vgl. zu 254,9) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 9. Februar 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 246,2–3 geht an H‘. Herder der dritte Ackt Claudinens ab] Auch in seiner Postsendeliste vermerkte Goethe: Herder mit dem 3 Ackt Claudine (Postsendeliste 1, S. 8). Es handelt sich um den Schluss des von Goethe zum Singspiel umgearbeiteten ,Schauspiels mit Gesang‘ „Claudine von Villa Bella“. Gsschen erhielt diesen letzten Teil des Strcks als Druckvorlage frr Band 5 vermutlich im letzten Myrzdrittel 1788 von Philipp Seidel in einer Abschrift (vgl. Gsschen an

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Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135), die von Christian Georg Carl Vogel am 20. Myrz fertiggestellt worden war (vgl. GR/Belege 1788, 1, Bl. 23). 246,3 Der ganze fmnfte Band ist nun in seinen Hqnden.] Am 13. September 1787 hatte Goethe das kurz zuvor vollendete Manuskript des Dramas „Egmont“ an Herder geschickt (vgl. zu 79,11). Die rberarbeiteten Fassungen der Singspiele „Erwin und Elmire“ und „Claudine von Villa Bella“ gingen in drei Lieferungen am 12. und 26. Januar sowie am 9. Februar nach Weimar (vgl. zu 195,24). 246,4–5 Geld gegen den letzten Theil Æ:::æ erhaltest] Laut Vertragsvereinbarung mit dem Verleger Georg Joachim Gsschen war als Honorar frr Goethes erste autorisierte Werkausgabe (Goethe’s Schriften. Erster–Achter Band. Leipzig 1787–1790) eine Summe von insgesamt 2000 Reichstalern vereinbart (vgl. GB 6 I, 239,19–22). Das Honorar war gegen das Manuscript, wie solches abgeliefert wird, theilweise zu bezahlen (GB 6 I, 239), also in Ratenzahlungen von 250 Reichstalern pro Band. Im Brief an Gsschen vom gleichen Tag informierte Goethe seinen Verleger ebenfalls rber die Absendung des letzten Teils des Manuskripts frr Band 5 der Ausgabe nach Weimar und forderte die fyllige Honorarsumme ein (vgl. zu 244,14). Gsschen wies daraufhin am 27. Februar 1788 Bertuch in Weimar an, die fylligen Gelder an Philipp Seidel auszuzahlen (vgl. zu 245,11–12). 246,6 deinen Auftrag] In einem Extra-Schreiben vom 2. September 1786 unmittelbar vor seiner Abreise aus Karlsbad (GB 6 I, Nr 372) hatte Goethe Seidel Anweisungen und Vollmachten zur organisatorischen und geschyftsmyßigen Abwicklung aller mit der geplanten Werkausgabe im Verlag von Georg Joachim Gsschen im Zusammenhang stehenden Angelegenheiten gegeben. Am 13. September 1786 teilte Seidel Gsschen mit, „daß Sie Sich in dem Geschyfte der Ausgabe seiner Werke gefylligst an mich wenden mschten“ (Seidel an Gsschen, 13. September 1786; QuZ 1, 39). 246,7 Fritzens] Friedrich von Stein. 246,9 ihm einigen Unterricht zu geben] Ob Seidel Friedrich von Stein unterrichtete, ist nicht bekannt. Offenbar hat er aber in seinem nicht rberlieferten Antwortbrief vom 25. Februar 1788 seine grundsytzliche Bereitschaft erklyrt (vgl. zu 254,10). 246,10 wie es mit mir auf Ostern wird] Mit Herzog Carl August hatte Goethe im August 1787 vereinbart, den Urlaub frr seinen Aufenthalt in Rom bis Ostern 1788 (23./24. Myrz) zu verlyngern (vgl. zu 174,5). In Rede stand jedoch, dass er die Herzoginmutter Anna Amalia bei ihrer geplanten Italienreise betreuen sollte (vgl. zu 232,22). Erst Ende Februar fiel die Entscheidung Carl Augusts frr eine Rrckkehr Goethes (vgl. zu 255,7). Goethe verließ am 24. April Rom und kam am 18. Juni 1788 in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10).

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246,16–17 Begriff von den Einkmnften des Fmrsten] Seit November 1785 bekleidete Seidel die Stellung eines Kammerkalkulators im Kammer-RechnungsDepartement an der herzoglichen Kammer (vgl. Hochfrrstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1786, Weimar o. J. Æ1786æ, S. 25). Er hatte also unmittelbaren Einblick in das System der Steuererhebung im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach und kannte die Etats, wahrscheinlich auch den frr Herzog Carl August, und war mit den Methoden des kameralistischen Rechnungswesens vertraut. 246,19–20 Und mir schriftlich oder mmndlich deine Gedancken sagen.] Eine Reaktion Seidels auf Goethes Vorschlag ist nicht bekannt. 246,22–23 sein phisisches] Goethe sorgte sich wohl besonders um die physische Gesundheit Friedrich von Steins, weil dessen Bruder Ernst am 14. Juni 1787 im Alter von 19 Jahren an einer chronischen Knochenkrankheit verstorben war. Am 19. Januar hatte er sich gegenrber Charlotte von Stein besorgt rber ein Augenleiden Friedrichs geyußert (vgl. 231,28). 246,25 ihr schon deßhalb geschrieben] Ein Brief an Charlotte von Stein dieses Inhalts ist nicht bekannt. Zahlreiche Briefe aus Italien an die Freundin sind allerdings nicht rberliefert (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 1). 246,29 deine Microscopische Beobachtungen] Im Dezember 1787 und Januar 1788 hatte Goethe Berichte und Aufzeichnungen Seidels rber dessen naturwissenschaftliche Untersuchungen erhalten (vgl. zu 219,12; zu 229,9). Nyheres zu den hier erwyhnten Beobachtungen ist nicht bekannt (vgl. auch zu 223,6). 247,3 stipulirten] Stipulieren: vertraglich vereinbaren, festlegen (von lat. stipulari: sich etwas verbindlich zusagen lassen). 247,3–4 Gelde fmr den 5. Band] Vgl. zu 246,4–5. 247,4 eine Summe fmr die Kupferstiche] Der in Rom lebende Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips hatte die Platten frr die Titelkupfer der Bynde 3 und 5 sowie frr zwei Vignetten zur „Iphigenie auf Tauris“ im 3. Band hergestellt. Im Brief an Gsschen vom 9. Februar 1788 hatte Goethe auch frr diese Arbeiten Honorar gefordert (vgl. zu 245,7; zu 245,8–9). Gsschen zahlte das Geld frr Lips zusammen mit dem Manuskripthonorar frr Band 5 an Seidel (vgl. zu 245,11–12). 247,5 Quittungen aufs Osterquartal] Quittungen Goethes frr die Kassen der herzoglichen Kammer und der Kriegskommission in Weimar, die Seidel zum Empfang von Goethes Besoldungsgeldern und deren Abrechnung benstigte. Die letzte ƒbersendung solcher Belege hatte im Dezember 1787 stattgefunden (vgl. zu 218,16; zu 218,17). Gleichzeitig war dabei von Goethe versprochen worden, dies nun regelmyßig jedes Quartal abzuwickeln (vgl. zu 218,16–17). 247,6–7 du mir 250 Scudi an H‘. Hofr. Reifenstein auszahlen lassest] Eine entsprechende Anweisung gab Seidel Anfang Myrz an Johann Jakob Heinrich Paulsen (vgl. auch die zweite Erlyuterung zu 14,5; zu 19,15). Unter dem

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7. Myrz 1788 bestytigte dieser den Eingang von 180 Laubtalern, umgerechnet 276 Reichstaler (vgl. Reiserechnung Italien 2, Bl. 20), und reichte das Geld wahrscheinlich wie immer unverzrglich rber das Bankhaus ,Gebrrder Bethmann‘ in Frankfurt a. M. nach Rom weiter, so dass es rechtzeitig vor Ostern 1788 (23./24. Myrz) dort zur Verfrgung stand. Goethe nahm die Summe am 18. Myrz in Empfang (vgl. ebd.). 247,8 Collina] Filippo Collina aus Rom hielt sich seit Dezember 1787 in Weimar auf (vgl. zu 205,23). 247,8 inliegendes Blat] Wahrscheinlich eine Quittung rber das im Folgenden in Rede stehende frr Collina verauslagte Geld; nicht rberliefert. 247,9 16 Scudi zahlen die er mir schuldig ist] ƒber den Grund der Verschuldung Collinas bei Goethe ist nichts Nyheres bekannt. Msglicherweise hatte ihm Goethe Geld frr die Reise nach Weimar geliehen, das ihm Collina bei einer Anstellung als Reisebegleiter Anna Amalias bei ihrer bevorstehenden Italienreise zurrckzahlen sollte. Seidel erhielt am 20. Myrz 1788 23 Reichstaler und 1 Groschen „von Collina“ (GR/Separat 1786–1788, 1, Bl. 3). 247,10 laß mich hnren] Seidel antwortete mit einem nicht rberlieferten Brief vom 25. Februar 1788 (vgl. zu 254,9). 141. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 16. Februar Æ1788æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Die fehlende Jahresangabe 1788 in der Datumszeile ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. ƒBERLIEFERUNG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 192. – Doppelblatt 19623,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E1: Ein Brief Goethe’s an Carl August. Eingefrhrt von Michael Bernays. In: Im neuen Reich. Wochenschrift frr das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Hrsg. von Dr. Alfred Dove. Erster Jg 1871. Zweiter Band ( Juli bis December). Leipzig 1871, S. 346–348 (Teildruck: Ich war gutmmthig Æ:::æ gelockt zu werden. [247,16–23] fehlt). E2: WA IV 8 (1890), 346–350, Nr 2643 (Erich Schmidt). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 22. Januar 1788 (vgl. zu 247,13). – Der Antwortbrief wahrscheinlich von Anfang Myrz 1788 (vgl. zu 263,11) ist nicht rberliefert.

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Postsendungen: 16. Februar 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 247,13 Ihre liebe Hand unter einem Umschlag von Fr. v. Stein] Der Brief vom 22. Januar (vgl. zu 247,24) war von Carl August aus Mainz mit der Bitte an Knebel geschickt worden, ihn an Charlotte von Stein „zu baldigster Besorgung“ zu geben (Carl August an Knebel, 22. Januar 1788; Briefe des Herzogs, 87). 247,15 noch aus Maynz] Dort hielt sich Carl August noch bis Ende Januar auf (vgl. zu 232,29 und die folgende Erlyuterung). 247,15–16 Ihre Wiedergenesung] An Knebel schrieb Carl August am 22. Januar 1788, sein Ksrper sei „nun nach einer langwierigen Kur so weit wieder hergestellt“ (Briefe des Herzogs, 84), dass er schon am Ende der Woche nach Weimar abreisen wrrde, wenn er nicht genstigt wyre, noch frr ein paar Tage nach Darmstadt zu gehen (vgl. ebd.). In seinem vorletzten Brief an Goethe vom 10. Januar 1788 hatte Carl August eine Erkrankung angedeutet (vgl. zu 232,3–4). 247,17 Briefs, den mir der Curier brachte] Carl Augusts Brief vom 10. Januar 1788, den Goethe am 25. Januar beantwortet hatte (vgl. zu 232,2). 247,18 die Nachbarschaft gelitten hat] Carl August war an einer Infektion der Harnwege, wahrscheinlich einer Gonorrhoe, erkrankt (vgl. die folgende Erlyuterung). Im Brief vom 10. Januar 1788 hatte sich der Herzog rber seine Krankheit offenbar nur vage geyußert, vermutlich yhnlich wie im Brief an seine Mutter Anna Amalia vom 11. Januar 1788: „Ihren grtigen Brief hoffte ich mrndlich zu beantworten, aber die Folgen einer hartnyckigen Krankheit, die mich aus Holland hierher begleitet hatte, lysst mich noch nicht aufbrechen. Ich brachte s. v. Hemroiden und Fieber mit hierher. Æ:::æ Die Reise hatte das ƒbel vermehrt Æ:::æ. Einige Tage war ich bettlygerig Æ:::æ. Gefyhrlich war ich nie, aber desto verdriesslicher.“ (Carl August-Anna Amalia, 73.) 247,19 Inoculation] Impfung (von lat. oculus: Auge). Der Leibarzt des Kurfrrsten von Mainz, Christoph Ludwig Hoffmann, ein berrhmter Experte frr Infektionskrankheiten und die Pockenimpfung, behandelte Carl August unter Verwendung eines „neu erfundenen Æ:::æ antiseptischen Mittels“ (Carl August an Knebel, 22. Januar 1788; Briefe des Herzogs, 87). Hoffmanns Behandlungsmethode sollte eine Reinigung des Blutes und der Ksrpersyfte bewirken. Ausgehend von den Erfahrungen mit der Pockeninokulation wurde angenommen, dass die Impfung mit Lymphe, die von Patienten mit milden Krankheitsverlyufen gewonnen wurde, geeignet sei, den Patienten nach rberstandener Erkrankung zu immunisieren. Bei diesem riskanten Verfahren bestand die yrztliche Kunst vor allem darin, einen grnstigen Zeitpunkt frr die Inokulation herauszufinden sowie frr gesunde Luft und eine hinreichende Isolation der Erkrankten zu sorgen, so dass eine erneute Ansteckung unterbunden wurde. 247,20–21 geheimnißvollen Sigillo ] Sigillo: Ital.: Siegel. – Abgebildet sind die astrologischen Zeichen von Merkur, Waage, Widder, Lswe

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und Skorpion. Merkur bezeichnet nicht nur den Planeten, sondern symbolisiert auch in der Alchemie das Quecksilber, das u. a. zur Heilung venerischer Krankheiten verwendet wurde (vgl. Rudolf Drsssler: Planeten, Tierkreiszeichen, Horoskope. Ein Ausflug in Mythologie, Spekulation und Wirklichkeit. Leipzig 1987, S. 30). Die genannten Tierkreiszeichen sind im Volksglauben bestimmten Ksrperregionen zugeordnet, auf die sie eine positive Wirkung haben sollen. So beeinflusst der Widder den Kopf, der Lswe Herz und Rrcken, die Waage Nieren und Blase, der Skorpion die Sexualorgane (vgl. ebd., S. 82). 247,22 cervello tosto] Ital.: hartes Hirn; abgebrrhter Kerl (vgl. GWb 2, 976). 247,23 smßen Blumen Garten] Msglicherweise Anspielung auf Goethes eigene erotische Erfahrungen, die schließlich in der Gestaltung der „Faustina“-Figur Eingang in die „Rsmischen Elegien“ fanden. Goethe hatte in einem seiner vorangegangenen Briefe geschrieben, dass er, von der befreundeten Malerin Angelika Kauffmann abgesehen, keine Frauenbekanntschaften pflege (vgl. 182,20–21), und gab jetzt zu verstehen, dass er seine Abstinenz gegenrber Frauen aufgegeben habe (vgl. Zapperi, Inkognito, 211–213). 247,24 Ihre gute Gedancken unterm 22 Jan] Carl Augusts Brief vom 22. Januar 1788 ist nicht rberliefert. 247,25–26 von einigen anmutigen Spazirgqngen erzqhlen] Vgl. zu 247,23. 247,26–27 Doctor longe experientissimus] Lat.: Doktor mit der bei weitem grsßten Erfahrung; scherzhafte Anspielung auf die Promiskuityt Carl Augusts. 248,4 Operibus] Dativ Plural von lat. opus: Werk. 248,5 Erwin, Claudine, Lila, Jeri ist alles in bester Ordnung.] Zur Fertigstellung von „Erwin und Elmire“ vgl. zu 229,20. Zur ƒberarbeitung von „Claudine von Bella Villa“ vgl. zu 230,1; zu 246,2–3. „Lila. Festspiel mit Musik und Tanz“ erschien erst 1790 in Band 6 der achtbyndigen Werkausgabe, das umgearbeitete Singspiel „Jery und Byteli“ im gleichen Jahr in Band 7 der Werkausgabe (vgl. zu 264,17). 248,5–6 Auch meine kleinen Gedichte so ziemlich.] Vgl. zu 264,17– 18. 248,6–7 der Hmgel Tasso und der Berg Faustus] Zum „Tasso“ vgl. zu 138,10; zum „Faust“ vgl. die erste Erlyuterung zu 168,17; zu 264,18–19. 248,8 biß beyde fertig sind] Zu diesem Zeitpunkt war frr Goethe bereits absehbar, dass er „Tasso“ und „Faust“ nicht bis zu seiner frr Ostern 1788 geplanten Abreise aus Rom wrrde fertigstellen ksnnen. 248,13 Summa Summarum] Lat.: die Summe der Summen, alles in allem; hier: Gesamtbilanz des bisherigen Lebens. 248,15 Caracktere die Sie mir schildern] Aufgrund der fehlenden ƒberlieferung des Bezugsbriefes ist eine sichere Deutung nicht msglich. Wahrscheinlich

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handelte es sich vor allem um Perssnlichkeiten des preußischen Milityrs, die Carl August wyhrend des Feldzuges in den Niederlanden kennen gelernt hatte. 248,17 subito] Ital.: unverzrglich. 248,17 wenn die acht Bqnde absolvirt sind] Die achtbyndige Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ lag erst 1790 komplett vor (vgl. zu 266,14–16). 248,17–18 den Wilhelm ausschreibe] Zur Fortsetzung des Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ vgl. die erste Erlyuterung zu 94,9. 248,18 in Aschersleben] Aschersleben, preußische Garnisonsstadt am Nordostrand des Harzes. Am 16. Dezember 1787 war Carl August von Ksnig Friedrich Wilhelm II. zum Kommandeur des in Aschersleben stationierten KrrassierRegiments von Rohr (Nr 6) ernannt worden und frhrte es bis zu seiner Entlassung aus dem preußischen Milityrdienst im Februar 1794 (vgl. zu 224,6). Vom 19. bis 23. Februar 1788 hielt er sich erstmals in Aschersleben bei seinem Regiment auf (vgl. FB 1788, Bl. 25 und 27) und ließ sich im Frrhjahr 1788 im Gebyude der Regimentskommandantur eigens frr seine Aufenthalte dort eine Wohnung einrichten (vgl. Bojanowski, Carl August, 17). In der Regel nahm Carl August alljyhrlich im Frrhjahr und im Herbst mehrwschige Aufenthalte in der Ascherslebener Garnison (vgl. ebd., 16 f. und 20 f.). Goethe besuchte den Herzog dort Ende September/Anfang Oktober 1789 (vgl. FB [29. September und 8. Oktober] 1789, Bl. 92 und 94). 248,19 appesantire] Ital.: schwer, schwerfyllig machen, belasten. Aus dem Zusammenhang heraus ksnnte man auch an eine scherzhafte Bildung mit Anklang an das lat. absentia denken, also Entfernung und Abwesenheit. 248,22 Ihre Nachfrage nach Raphaels Schqdel] Der vermeintliche Schydel Raffaels wurde in der Accademia di San Luca gezeigt; er zyhlte zu den wichtigsten weltlichen ,Reliquien‘ Roms, wie auch bei Volkmann deutlich wird: „Als eine Art von Heiligthum wird hier die Hirnschale Raphaels Æ:::æ aufbewahret.“ (Volkmann 2, 514.) Goethe berichtet in der „Italiynischen Reise“: Ich sah die Sammlung der Akademie von St. Luca, wo Raphaels Schqdel ist. Diese Reliquie scheint mir ungezweifelt. Ein trefflicher Knochenbau, in welchem eine schnne Seele bequem spazieren konnte. Der Herzog verlangt einen Abguß davon, den ich wahrscheinlich werde verschaffen knnnen. (IR III, 7. Myrz 1788; WA I 32, 290.) Den gewrnschten Gipsabguss frr Weimar konnte er tatsychlich besorgen (vgl. zu 269,24; zu 269,26–27). 1833 wurde das Grab Raffaels im Pantheon gesffnet; dabei fand man den echten Schydel des Malers. Inzwischen ist bekannt, dass der in der Accademia di San Luca aufbewahrte Schydel der des Desiderio d’Adiutorio, eines Kanonikers an S. Maria ad Martyres (Pantheon) und Grrnders der Accademia dei Virtuosi al Pantheon ist (vgl. Wilfried Franz: Goethe: „::: ich halte ihn ycht.“ Zur Problematik des vermeintlichen Raffael-Schydels. In: Goethe in Italien, 88–93 und 302, Nr 252). 248,24–25 das schnne Bild von ihm Æ:::æ in der Akademie v. St. Luca]

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Das einst Raffael zugeschriebene Gemylde „Der heilige Lucas malt die Madonna“ hing bis weit ins 18. Jahrhundert in S. Luca e Martina, der Kirche der rsmischen Malergilde, wo es noch Volkmann in der ersten Auflage seines Reisefrhrers auffrhrt (vgl. Volkmann 2, 513). In den 1770er Jahren wurde es in das benachbarte Gebyude der Accademia di San Luca rberfrhrt; es wird noch heute in der Galleria Nazionale di San Luca in Rom aufbewahrt. In jrngster Zeit wurde es einhellig Federico Zuccari zugeschrieben, der allerdings auf ein Werk der Raffael-Werkstatt (Giovanni Francesco Penni?) zurrckgegriffen haben ksnnte. Vgl. dazu Cristina Acidini Luchinat: Taddeo e Federico Zuccari, fratelli pittori del Cinquecento. Bd 2. Mailand, Rom 1999, S. 178 f.; Jrrg Meyer zur Capellen: Raphael. A Critical Catalogue of his Paintings. Bd 2: The Roman Religious Paintings ca. 1508– 1520. Landshut 2005, Nr X–23. Zuccari war die rberragende Figur in der Frrhgeschichte der Accademia di San Luca. Die 1577 gegrrndete Vereinigung von Krnstlern erhielt 1593 unter seiner Leitung erste Statuten. Das in der Akademie vertretene Prinzip der Verbindung von krnstlerischer Lehre, praktischer Ausbildung und Ausstellungen wurde zum Vorbild frr die modernen Kunstakademien Europas. 248,25 Ich will nqchste Woche hingehen] Goethe besuchte die Accademia di San Luca Anfang Myrz 1788 (vgl. IR III, 7. Myrz 1788; WA I 32, 290). 248,26–27 Rath Reifenstein Æ:::æ Schqdel formen zu lassen] Vgl. zu 258,27; zu 269,26–27. 248,27–28 Ihre andern Auftrqge werde ich besorgen.] Außer dem Abguss des vermeintlichen Raffael-Schydels in der Accademia di San Luca vermittelte Goethe vor allem Ankyufe von Kupferstichen (vgl. zu 270,1). Am 5. April 1788 ersuchte er den herzoglichen Schatullverwalter Friedrich Justin Bertuch, an Johann Friedrich Reiffenstein 200 Scudi frr Rechnung des Herzogs von Weimar auszahlen zu lassen (vgl. zu 266,25). Mit dem Abguss des Raffael-Schydels schickte Reiffenstein auch einen Abguss von „Jupiters Lswen bemyhnter Stirn und Augen“ an Carl August ( Johann Friedrich Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 117, Nr 246). Weitere Auftryge betrafen Abgrsse der Pasten (Gemmenabdrrcke) aus der Sammlung Stosch, ein von Pichler gefertigtes Intaglio (Gemme) der Nemesis, dessen Anfertigung Goethe bereits im Herbst 1787 vorgeschlagen hatte (vgl. 182,27–183,3; 215,11–28), und „4 bis 6 bey Hr. Meyer zu bestellende Kspfe“ ( Johann Friedrich Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 117, Nr 246). Das Jahresrechnungsbuch der Schatullverwaltung frr 1787 bis 1789 weist unter dem 30. Juni 1788 aus: „Æ:::æ an den Herrn Geheim Rath von Gsthe frr verschiedene in Rom geleistete Kunstsachen frr Sereniss. gezahlt und an Herrn Hofrath Reifenstein rbermacht Æ:::æ.“ (H: ThHStA, Sign.: A 1154, S. 50, Nr 329.) 248,28 Noch immer hoffte ich auf eine Antike Nemesis.] Im Januar 1787 hatte Goethe vorgeschlagen, die von dem Bildhauer Alexander Trippel geschaffene Kopie einer im Museo Pio-Clementino befindlichen antiken Statue der

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Nemesis anzukaufen (vgl. zu 52,19–20), verwarf dieses Vorhaben aber wieder und erwog statt dessen, bei dem Steinschneider Giovanni Pichler in Rom ein Intaglio (Gemme) der „Nemesis“ anfertigen zu lassen (vgl. zu 182,28–29). Dieses ließ Goethe noch vor seiner Abreise aus Rom durch Johann Friedrich Reiffenstein in Auftrag geben, der ihm schon im Mai 1788 rber den Vorgang berichtete (vgl. Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 117, Nr 246). Da die frr das Motiv ursprrnglich ins Auge gefasste Vorlage, eine Medaille aus dem Besitz des franzssischen Ksnigs Ludwig XIV., nicht auffindbar war, wurde das Intaglio nach einer Nemesis aus dem Museo Odescalchi gefertigt, von der Goethe Reiffenstein eine Zeichnung zuschickte (vgl. Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 125, Nr 270). Am 13. August 1788 berichtet Reiffenstein, dass die „hochmeisterhaft geschnittene Nemesis“ fertig sei (RA 1, 128, Nr 280). Nach den in einem nicht rberlieferten Brief vom 6. Oktober 1788 erteilten Anweisungen Goethes sandte Reiffenstein die „Nemesis“ Pichlers zusammen mit Kameen zu Armbyndern frr Herzogin Louise und einem in Stein geschnittenen Profilportryt Goethes von Christian Friedrich Hecker nach Weimar ab (vgl. Reiffenstein an Goethe, 1. November 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch RA 1, 137, Nr 307). Die Strcke sind im Bestand der Museen der Klassik Stiftung Weimar nicht nachweisbar. Im Bestand des GNM ist lediglich eine Kreidezeichnung einer „Nemesis“ nach einer Gemme oder einer antiken Mrnze rberliefert, die im November 1788 entstanden sein ksnnte und msglicherweise jene „Nemesis“ darstellt, die Goethe bei Pichler in Rom gesehen hat. Die Zuschreibung ist allerdings nicht sicher (Inv.-Nr: GGz/ 0895). Das gleiche Motiv ist auch in Form von drei Siegelabdrrcken vorhanden (Inv.: GDa, Ident.-Nr: 328537, 328539 und 328540). 248,29–31 artige Steinchen Æ:::æ Spas machen knnnen] Eine Bestimmung dieser Strcke ist nicht msglich (vgl. Femmel/Heres, 13 und 69–87). Lediglich ein einziges Strck wird von Goethe im Brief an Friedrich von Stein vom 16. Februar 1788 genauer beschrieben (vgl. 252,19–22) und ist auch in Goethes Gemmensammlung rberliefert (vgl. zu 252,18). 248,31 Der Stein mit den Kriegern war nicht zu haben.] Goethe hatte sich bereits im Herbst 1787 bei einem Kunsthyndler in Rom um den Erwerb einer antiken Gemme mit der Darstellung von Herakliden bemrht (vgl. zu 215,18– 19; zu 215,20). 250,1 Die beyden Blqtter Kupferstiche] Es handelt sich um die im Brief an Carl August vom 7. und 8. Dezember 1787 erwyhnten Kupferstiche von Marcantonio Raimondi nach Vorlagen von Baccio Bandinelli (vgl. zu 217,9–11 und die folgende Erlyuterung). 250,2–6 Ich irrte in meinem letzten Brief Æ:::æ treflichen Kupferstecher.] Beide Stiche gehen auf Raimondi („Die Marter des heiligen Laurentius“) und seine Werkstatt zurrck („Der Kindermord zu Bethlehem“). Vgl. auch zu 270,1.

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250,6 Beyde nach Bacio Bandinelli.] Vgl. zu 217,9–11. 250,8 Trog mit dem Beywesen zu zeichnen] Die hslzerne Pferdetrynke aus dem Heerlager der ssterreichischen Armee im ssterreichischen Erbfolgekrieg 1744, auf die Goethe am Nemisee gestoßen war (vgl. zu 188,20–21; zu 226,32). Unter der Vielzahl von Zeichnungen Goethes mit Landschaftsmotiven der Albaner Berge und des Nemisees (vgl. Corpus II, 71–94, Nr 212–282) ist ein solches Motiv nicht aufzufinden. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Goethe vor seiner Abreise aus Rom am 24. April 1788 nochmals einen Ausflug zum Nemisee unternahm. 250,12–13 Aufenthhalt] Versehentliche Buchstabendoppelung nach Zeilenumbruch. 250,13–14 Bestqtigung Ihres Willens] Goethe hatte bereits in seinem Brief an Carl August vom 25. Januar 1788 um eine fsrmliche Anweisung gebeten, als Reisebegleiter der Herzogin Anna Amalia in Italien zu bleiben (vgl. 239,13– 15). Carl August forderte Goethe schließlich in einem nicht rberlieferten Brief von Ende Februar 1788 auf, seine Rrckreise wie geplant anzutreten (vgl. 255,8). 250,16 Kupfer zu Egmont] Vgl. zu 168,9–10. 250,18–19 Sie Egmont gelesen Æ:::æ Ihre Meynung drmber vernehme] Carl August ließ sich den „Egmont“ wahrscheinlich am 10. Myrz von Knebel vorlesen: „Abends aufs Herzogs Zimmer. Egmont gelesen.“ (Knebel, Tgb. [10. Myrz] 1788, Bl. 21.) Zu Goethes Reaktion auf Carl Augusts Kritik vgl. 263,11–264,4 und Erlyuterungen. 250,20 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 250,22 Tramontane] Von ital. tramontana: (von) jenseits der Berge; kalte, oft bsige Windstrsmung aus nsrdlichen Richtungen, die meist mit wolkenfreier, heiterer Witterung verbunden ist.

142. An Friedrich von Stein ƒBERLIEFERUNG

Rom, 16. Februar 1788 ! ÆWeimaræ

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu EB 148. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 49–52, Nr 14. WA IV 8 (1890), 350–353, Nr 2644 (nach E; vgl. Emendationen in WA IV 30 (1905), 257). Textgrundlage: E. – Der Druck in der WA nimmt eine Reihe von Emendationen von mutmaßlichen oder wahrscheinlichen Lesefehlern gegenrber E vor, die zwar formal logisch erscheinen, aber nicht auf Autopsie von H beruhen.

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ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

251,22 Bause] Krause WA 252,1 Keyser] Kayser WA 252,4 Burg] Bury WA 252,6 hindernde] hinckende WA 252,8 bringt] kriegt ? WA IV 30, 257 ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 31. Januar 1788 (vgl. zu 250,25). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 16. Februar 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 250,25 die deinigen] Damit sind wahrscheinlich mindestens zwei nicht rberlieferte Briefe Friedrich von Steins von Dezember 1787 und Januar 1788 gemeint. Goethe hatte seinen letzten Brief an Friedrich von Stein am 18. Dezember 1787 geschrieben und vier Tage spyter, am 22. Dezember, aufgegeben (Nr 127). Dieser Brief drrfte also um den 7. Januar 1788 in Weimar angekommen sein. Friedrich von Stein beantwortete diesen Brief wahrscheinlich noch im Laufe des Monats Januar. Spytestens Mitte Dezember 1787 war Filippo Collina, der Sohn von Goethes Wirtsleuten in Rom, mit einer Zeichnung Angelika Kauffmanns frr Friedrich von Stein in Weimar eingetroffen (vgl. zu 205,23 und 220,6–7). Vermutlich hatte Friedrich von Stein noch in der zweiten Dezemberhylfte 1787 mit einem Dankesbrief an Goethe auf das Geschenk Angelika Kauffmanns reagiert und darin auch berichtet, dass Georg Melchior Kraus eine Radierung von der Zeichnung angefertigt habe (vgl. 251,22–23). Goethe ging auf diesen Sachverhalt jedenfalls schon in seinem Brief vom 26. Januar 1788 an Charlotte von Stein ein (vgl. zu 241,4–5). Msglicherweise schickte Friedrich von Stein im Zeitraum Dezember 1787/Januar 1788 aber noch weitere Briefe an Goethe nach Rom. Zwei Formulierungen im vorliegenden Brief lassen einen solchen Schluss durchaus als naheliegend erscheinen (vgl. zu 252,11; zu 252,28– 29). 250,26–27 meinem zweiten Fritz] Friedrich Bury (vgl. zu 220,30). 251,1–2 um zehn Jahre qlter als Du] Bury wurde am 13. Myrz 1763 geboren, Friedrich von Stein am 26. Oktober 1772. 251,3 wenn Du ihn einmal zu sehen kriegst] Bury verließ Italien erst 1799 und hielt sich von November 1799 bis August 1800 in Weimar auf, bevor er sich nach der Zwischenstation St. Petersburg (1801/02) in Berlin niederließ. Mitte September 1816 besuchte Bury Goethe noch einmal in Weimar. Friedrich von Stein lebte seit 1795 in Breslau und kam nur noch sporadisch zu Besuch in seine Heimatstadt (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 46), so dass er Bury wahrscheinlich nicht perssnlich kennen lernte. 251,5–6 er ist sehr jung nach Rom gekommen] Bury war 1782 als 19jyhriger nach Rom gekommen.

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251,6–7 der Abendsegen: „Die Zwillinge sind in der Nqhe“] Die ursprrngliche Fassung des Abendsegens ist nicht bekannt. Die im vorliegenden Brief rbermittelte, abgeynderte Fassung (vgl. WA I 4, 166) ist außerdem noch in Abschriften von Louise von Gschhausen und Johann Gottfried Herder (vgl. WA I 5.2, 115) rberliefert (vgl. auch Bernhard Suphan: I. Aeltere Gestalten Goethe’scher Gedichte. Mittheilungen und Nachweise aus Herders Papieren. In: GJb II [1881], 105–107). 251,19–20 Recitire ihn Herder’s und dem Frqulein Gnchhausen.] Johann Gottfried und Caroline Herder und Louise von Gschhausen, seit 1783 erste Hofdame der Herzoginmutter Anna Amalia. Friedrich von Stein ist Goethes Aufforderung offensichtlich nachgekommen, wie die Abschriften von Louise von Gschhausen und Herder belegen (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 251,21–22 Wenn Du durch Thurneisen Æ:::æ Herrn Rath Bause.] Zum Vorgang vgl. 220,12–14. Vgl. im Einzelnen auch zu 220,12; zu 220,13– 14; zu 220,14. 251,22–23 daß er ohne Anfrage Deine Zeichnung radirt hat] Goethe war entweder von Friedrich von Stein oder dessen Mutter darrber informiert worden, dass die Geschenke aus Rom, u. a. mit einer Zeichnung Angelika Kauffmanns, spytestens Mitte Dezember 1787 in Weimar eingetroffen waren und dass Georg Melchior Kraus umgehend einen Stich von der Zeichnung angefertigt hatte (vgl. zu 241,4–5). 251,24–25 Die Crystallisationen liegen Æ:::æ im Cabinett] Nach welchen Kristallen Friedrich von Stein und vermutlich Philipp Seidel Goethe gefragt hatten, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich stand die Frage aber im Zusammenhang mit den Kristallisationsexperimenten, die Seidel im Herbst und Winter 1787 in Weimar durchfrhrte und rber die er Goethe in einer Abhandlung unterrichtet hatte (vgl. zu 219,12; zu 227,8; zu 254,26). Friedrich von Stein war offensichtlich in die Experimente einbezogen worden. Mit dem Cabinett ist vermutlich Goethes Arbeitszimmer in seiner Wohnung am Frauenplan gemeint (vgl. GB 6 II, zu 85,20). 251,25 Tischbein’s Bild] Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins …lgemylde „Gstz von Berlichingen und der gefangene Weislingen“ (75,5660,5 cm) war 1782 in Zrrich durch Vermittlung Johann Heinrich Mercks im Auftrag von Herzog Carl August entstanden. Tischbein hatte es am 29. Juli 1782 nach Weimar gesandt (vgl. RA 1, 93, Nr 162); es wurde Goethe daraufhin vom Herzog zum Geschenk gemacht. Das Bild hyngt seit dem Umbau von Goethes Haus am Frauenplan (1792–1795) im so genannten Sammlungszimmer (GNM, Inv.-Nr: GGe/ 00448). Vgl. Gisold Lammel: Kunst im Aufbruch. Malerei, Graphik und Plastik zur Zeit Goethes. Stuttgart, Weimar 1998, S. 53, Abb. 39. 251,28 Das Carneval] Goethe verbrachte zweimal eine Karnevalszeit in Rom, 1787 und 1788. Zum Treiben dieser Tage yußerte er sich rberwiegend negativ (vgl. zu 126,32). Die Karnevalssaison 1788 nutzte er jedoch auf Anregung

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Friedrich Justin Bertuchs dazu, seine Beobachtungen der rsmischen Bryuche aufzuschreiben und Zeichnungen der Masken und Kostrme anfertigen zu lassen, Grundlage des „Rsmischen Carneval“ (vgl. zu 252,29–30). Die Karnevalszeit war 1788 mit dem Faschingsdienstag am 5. Februar zu Ende gegangen. 251,30 Mocoli] Ital. moccoli: Kerzenstrmpfchen. – Die Rituale des letzten Karnevalabends auf der Via del Corso in Rom beschreibt Goethe im „Rsmischen Carneval“ unter der ƒberschrift „Moccoli“: Kaum wird es in der engen und hohen Straße dmster, so siehet man hie und da Lichter erscheinen Æ:::æ, daß die ganze Straße von brennenden Wachskerzen erleuchtet ist. Æ:::æ Die Bedienten bekleben den Rand des Kutschendeckels mit Kerzchen, offne Wagen mit bunten Papierlaternen zeigen sich, unter den Fußgqngern erscheinen manche mit hohen Lichterpyramiden auf den Knpfen, andere haben ihr Licht auf zusammengebundene Rohre gesteckt und erreichen mit einer solchen Ruthe oft die Hnhe von zwei, drei Stockwerken. Nun wird es fmr einen jeden Pflicht, ein angezmndetes Kerzchen in der Hand zu tragen, und die Favoritverwmnschung der Rnmer S i a a m m a z z a t o hnrt man von allen Ecken und Enden wiederholen. S i a a m m a z z a t o c h i n o n p o r t a m o c c o l o ! Ermordet werde, der kein Lichtstmmpfchen trqgt! ruft einer dem andern zu, indem er ihm das Licht auszublasen sucht. Anzmnden und ausblasen und ein unbqndiges Geschrei: S i a a m m a z z a t o, bringt nun bald Leben und Bewegung und wechselseitiges Interesse unter die ungeheure Menge. Æ:::æ Alle Stqnde und Alter toben gegen einander, man steigt auf die Tritte der Kutschen, kein Hqngeleuchter, kaum die Laternen sind sicher Æ:::æ. (IR III; WA I 32, 266–268.) 251,30 Precipizio] Ital.: Abgrund, das Hals-rber-Kopf-Strrzen; hier im Sinne von ,Tumult‘. 251,32 Angelika] Angelika Kauffmann. 251,34 aus meinem Hause] Friedrich von Stein hatte seit Mai 1783 in Goethes Haus am Frauenplan gelebt. Da Goethe seine Reise nach Italien geheim gehalten hatte und die Dauer seines Fernbleibens unbestimmt blieb, wurde der Junge wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1786 ins Elternhaus zurrckgeholt. Goethe bedauerte diesen Schritt in einem Brief an Charlotte von Stein vom 29. Dezember 1786 (vgl. zu 67,3). 252,1 Unsere kleine Haushaltung] Goethe wohnte in Rom mit den deutschen Malern Friedrich Bury und Johann Georg Schrtz zusammen in der Casa Moscatelli in der Via del Corso (vgl. zu 146,8). Ende Oktober 1787 hatte sich noch der Komponist Philipp Christoph Kayser dort einquartiert (vgl. zu 176,10). Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der ebenfalls dort gewohnt hatte, lebte seit Juli 1787 in Neapel (vgl. zu 159,13–14). 252,1–2 Herr Keyser komponirt Æ:::æ zu Egmont.] Der in Zrrich ansyssige Musiker und Komponist Philipp Christoph Kayser war Ende Oktober 1787 nach

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Rom gekommen, um die Komposition zu Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ fertigzustellen und nach Goethes Plynen die Brhnenmusik zum „Egmont“ zu schreiben. Mit der Symphonie ist die Ouvertrre dazu gemeint (vgl. zu 166,3 und 177,9–10). Das Projekt wurde nicht vollendet. 252,3 Herr Schmtz] Der 1755 in Frankfurt a. M. geborene Johann Georg Schrtz, 1778/79 in Drsseldorf ausgebildet, war 1784 nach Rom gekommen. Er wohnte mit Tischbein und Friedrich Bury bei den Collinas in der Via Babuino 51 und zog 1786 mit ihnen von dort in die Casa Moscatelli in der Via del Corso 18 um. Schrtz war eigentlich Landschaftsmaler und scheint Goethe in dessen Bemrhungen in diesem Genre unterstrtzt zu haben wie auch als Begleiter bei Rundgyngen durch die Stadt. In der „Italiynischen Reise“ schreibt Goethe: Georg Schmtz, ein Frankfurter, geschickt, ohne eminentes Talent, eher einem gewissen anstqndigen Behagen als anhaltender kmnstlerischer Thqtigkeit ergeben, weßwegen ihn die Rnmer auch il Barone nannten, begleitete mich auf meinen Wanderungen und ward mir vielfach nmtzlich. (IR III, September 1787; WA I 32, 97.) Nach den 1788 entstandenen Zeichnungen von Schrtz stach Georg Melchior Kraus in Weimar die Platten frr „Das Rsmische Carneval“ (vgl. zu 252,29–30). Als die Herzoginmutter Anna Amalia nach Goethes Abreise in Rom eintraf (4. Oktober 1788), schloss sich Schrtz ihrer Reisegesellschaft an; von ihm stammt das bekannte Gruppenbildnis der Herzoginmutter mit ihrer Begleitung in der Villa d’Este in Tivoli (vgl. Goethe in Rom 2, 168, Nr 195). 1790 kehrte er mit einem Sohn von Sophie von La Roche nach Deutschland zurrck und wohnte zunychst in dessen Haus in Offenbach, spyter wieder in Frankfurt. In Deutschland entstanden Historienbilder, Landschaften, Portryts und Genres, aber Schrtz arbeitete auch als Theatermaler. Er starb 1813. 252,4 Herr Burg von Hanau, sonst Fritz der Zweite] Gemeint ist der Maler Friedrich Bury (vgl. zu 220,30); Burg ist wahrscheinlich ein Lesefehler in E. 252,4–5 Zeichnungen Æ:::æ in der Kapelle Sixtina] Die Decken- und Altargemylde Michelangelos mit dem „Jrngsten Gericht“ und Szenen aus der Schspfungsgeschichte waren beliebte Motive zum Kopieren. Zur Sixtinischen Kapelle und zu ihrer Freskenausgestaltung vgl. zu 32,23; zu 32,24; zu 32,25. Vermutlich arbeitete Bury noch an den Aquarellkopien, die er in der Sixtinischen Kapelle frr den Reichsgrafen Joseph Johann von Fries anzufertigen hatte, wovon Goethe auch in seiner „Italiynischen Reise“ unter dem Monat August 1787 berichtet: Sorgfqltige Durchzeichnungen der unteren Knpfe und Figuren des Altarbildes, die man mit der Leiter erreichen konnte, wurden gefertigt, erst mit weißer Kreide auf schwarze Florrahmen, dann mit Rnthel auf große Papierbogen durchgezeichnet. (IR III; WA I 32, 68.) 252,5 Unsre Alte] Piera Giovanna Collina, die Wirtin von Goethes Wohnung in Rom. 252,5–6 unser Alter (der Vater von Filippo)] Sante Serafino Collina, Haus-

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wirt Goethes. Sein Sohn Filippo war im November 1787 nach Weimar gereist (vgl. zu 205,23). 252,6 hindernde Magd] Wahrscheinlich ein Lesefehler in E frr ,hinckende Magd‘, was in Anbetracht der rbrigen Lesefehler im vorliegenden Brief und der yhnlichen Schreibweise von d und ck naheliegt (vgl. ƒberlieferungsvarianten und WA IV 8, 413). Die Identityt der Magd ist nicht bekannt. 252,7 ein Bedienter, der ein Ex-Jesuit ist] Vielleicht Carl Pieck, der in der Einwohnerliste der Pfarrei Santa Maria del Popolo unter dem Jahr 1788 als Bewohner des zweiten Stockes des Hauses der Collinas angegeben ist: „Filippo Miller ÆGoetheæ, tedesco, protestante, pittore Æ:::æ Carlo Pieck, di qm. Ædi quondamæ Federico, palatino, servitore Æ:::æ.“ (Philipp Msller, Deutscher, Protestant, Maler Æ:::æ Carl Pieck, Sohn des verstorbenen Friedrich, Pfylzer, Diener Æ:::æ; Noack, Rsmische Kreise 2, 192.) 252,11 Du schriebst Æ:::æ Grab der Miß Gore bei Rom.] In Goethes biographischer Skizze von Charles Gore, die auf dessen Tochter Emilie zurrckgeht, werden vier Tschter genannt, von denen die zweite frrh verstorben sei (vgl. WA I 46, 332). Dabei handelt es sich um Harriet Gore, geboren 1754. Auf Johann Zoffanys Portryt der Familie von 1775 ist sie nicht mehr dargestellt, sie drrfte zu diesem Zeitpunkt also bereits tot gewesen sein. Die Familie wohnte im September 1774 in Florenz, wo die jrngste Tochter Hannah Anne 1775 Lord Cowper heiratete. Zeitweise hielten sich die Gores auch in Rom auf, wo Harriet Gore verstorben sein ksnnte. Denkbar ist also, dass hier vom Grab Harriets oder zumindest von einem rsmischen Gedenkstein die Rede ist, msglicherweise gezeichnet von einem Mitglied der Familie, etwa von der krnstlerisch begabten Schwester Elisabeth. Der Satz ließe sich aber auch so verstehen, dass hier eine Zeichnung gemeint ist, auf der etwa Elisabeth Gore ein (antikes) Grabmal aus der Gegend um Rom festgehalten hat. Frr beide Interpretationsmsglichkeiten findet sich keine passende Zeichnung in Weimar, die Friedrich von Stein gesehen haben ksnnte, nachdem sich die Familie Gore im Herbst 1787 erstmals in Weimar aufgehalten hatte (vgl. zu 222,18). 252,12–13 zeichnete ich meines bei der Pyramide des Cestius] Zur Cestius-Pyramide, einem pyramidenfsrmigen Grabmal frr den rsmischen Prytor Caius Cestius aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., vgl. zu 24,11. Am Fuß der Pyramide lag der nicht geweihte Friedhof der Nichtkatholiken (,Cimitero Acattolico‘), auf dem auch in Rom verstorbene deutsche Protestanten begraben waren (vgl. Volkmann 2, 549 f.). 1830 fand auch Goethes Sohn August hier seine letzte Ruhestytte. – Unter Goethes Zeichnungen aus Rom befinden sich vier, die die CestiusPyramide und ihre Umgebung zeigen (vgl. Corpus II, 109, Nr 331 und 332 sowie Corpus III, 13 und 24, Nr 14 und 49). Die drei ersten sind Zeichnungen mit Bleistift und Tusche, die vierte ist eine mit Bleistift und Sepialavierung. ƒberliefert ist außerdem eine Federzeichnung (mit Sepia) eines turmartigen Grabmals

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mit einer daran sitzenden Gestalt, die eine besondere motivische Nyhe zu den Zeichnungen der Cestius-Pyramide aufweist (vgl. Corpus II, 109 f., Nr 333 und Abb. 21). Die Vermutung liegt nahe, dass sie die hier erwyhnte Zeichnung ist. 252,15–16 In einigen Tagen Æ:::æ Zeichnungen erhalten] Zeichnungen Christoph Heinrich Knieps, den Goethe im Myrz 1787 in Neapel kennen gelernt und der ihn auf seiner Reise durch Sizilien von Ende Myrz bis Mitte Mai 1787 begleitet hatte (vgl. zu 143,14–18). Kniep sollte die Reise in Zeichnungen festhalten, wofrr er von Goethe bezahlt wurde (vgl. zu 147,24). Unter dem 22. Myrz 1788 hylt Goethe in der „Italiynischen Reise“ dann auch den Erhalt der Zeichnungen fest: Schnne Zeichnungen habe ich von Neapel erhalten, von Kniep, dem Mahler, der mich nach Sicilien begleitet hat. Es sind schnne liebliche Frmchte meiner Reise und fmr euch die angenehmsten; denn was man einem vor die Augen bringen kann, gibt man ihm am sichersten. Einige drunter sind, dem Ton der Farbe nach, ganz knstlich gerathen, und ihr werdet kaum glauben, daß jene Welt so schnn ist. (IR III; WA I 32, 297.) Kniep entschuldigte sich in einem Brief an Goethe vom 21. Myrz 1788 frr die Verzsgerung der ƒbergabe von fast einem Jahr: „Haben Sie Nachsicht mit den Kniep wen er nicht ist so promt gewyßen wie er hette sein sollen.“ (H: GSA 28/1043; vgl. auch Briefe aus Italien, 2.) Die Zeichnungen Knieps von der gemeinsamen Reise – meist Landschaften sowie Genredarstellungen – sind zu einem großen Teil in Goethes Kunstsammlungen im GNM Weimar in zwei Mappen rberliefert, die einmal 46 und einmal 10 Arbeiten umfassen (vgl. Schuchardt 1, 270, Nr 385 und 386). Eine Beschreibung und Zuordnung der Kniepschen Sammlung findet sich in Alfred Pelzers Aufsatz „Christoph Heinrich Kniep“ (in: GJb XXVI [1905], 244–255). Vgl. auch Georg Striehl: Der Zeichner Christoph Heinrich Kniep (1755–1825). Landschaftsauffassung und Antikenrezeption. Hildesheim, Zrrich, New York 1998, Nr 487–543. 252,18 Steinchen Æ:::æ ein recht sonderbares] Der Stein befindet sich heute in Goethes Sammlungen im GNM Weimar; es ist ein mit Karneol unterlegter flacher Sardonyx-Stein aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (vgl. Schuchardt 2, 7, Nr 42 und die Beschreibung und Abbildung bei Femmel/Heres, 80 f., Nr 31, Abb. 29). 252,24–25 Deine Großeltern] Johann Wilhelm Christian und Concordia Elisabeth von Schardt (vgl. die zweite Erlyuterung zu 65,22). 252,25 die Tanten und die Onkels] Vgl. die zweite Erlyuterung zu 149,23. 252,25 Lottchen Lengfeld] Charlotte von Lengefeld aus Rudolstadt, die damals 21-jyhrige Tochter Louise von Lengefelds, der Freundin Charlotte von Steins. Charlotte war schon als Kind oft Gast im Hause der Steins in Weimar. Sie und der sechs Jahre jrngere Friedrich von Stein waren gut befreundet und

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korrespondierten miteinander. 1790 wurde Charlotte von Lengefeld die Frau Friedrich Schillers. 252,25–26 Frau von Lichtenberg] Sophie von Lichtenberg geb. von Ilten, Ehefrau des Weimarer Rittmeisters und Adjutanten Friedrich Wilhelm von Lichtenberg. 252,26 Frau von Kalb] Charlotte Sophie Juliane von Kalb geb. Marschalk von Ostheim, Ehefrau des Offiziers Heinrich Julius Alexander von Kalb, lebte seit Ende 1786 zeitweise in Weimar. 252,26 Frau von Eglofstein] Johanna Sophie von und zu Egloffstein, die Ehefrau eines kurbrandenburgischen Offiziers, weilte 1787/88 mit ihrer 14-jyhrigen Tochter Henriette von Egloffstein, einer spyteren Freundin Goethes, in Weimar. 252,28–29 Schreibe mir immer Æ:::æ nicht gleich antworte.] Schon die Briefe Goethes vom 25. Mai und 18. Dezember 1787 waren Reaktionen auf mehrere vorausgegangene Briefe Friedrichs gewesen (vgl. zu 149,2; zu 220,2). Auch der vorliegende Brief, der letzte, den Goethe aus Italien an Friedrich von Stein schrieb, beantwortete mindestens zwei Briefe (vgl. zu 250,25). Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 252,29–30 Bei Herrn Rath Bertuch Æ:::æ sehen] Goethe ließ auf Anregung Friedrich Justin Bertuchs in der Karnevalssaison 1788 durch Johann Georg Schrtz Zeichnungen der Maskenumzrge anfertigen, die er mit Erlyuterungen versehen in Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ publizieren wollte (vgl. zu 231,17–18). Bereits am 9. Februar 1788 hatte er erste Zeichnungen an Bertuch nach Weimar geschickt (vgl. EB 146). Entstanden ist daraus schließlich der eigenstyndige Essay „Das Rsmische Carneval“ (Berlin 1789) mit 20 handkolorierten Kupfertafeln, die Georg Melchior Kraus nach den Zeichnungen von Johann Georg Schrtz schuf (vgl. zu 266,7–8; zu 266,8–9). 143. An Philipp Seidel ÆRom, zwischen 12. und 15. Myrz 1788æ ! ÆWeimaræ DAT I E RU N G

Der Brief stammte laut Empfangsvermerk Philipp Seidels „vom 14. Marz ohngefehr“ (vgl. ƒberlieferung). Goethe bestytigt am Tag der Niederschrift des Briefes den Empfang des Bezugsbriefs vom 25. Februar 1788 (vgl. zu 254,9). Dieser konnte bei den rblichen Postlaufzeiten zwischen Weimar und Rom (vgl. zu 58,12) nicht vor dem 12. Myrz eingetroffen sein, spytestens aber am 15. Myrz 1788. An diesem Tag schickte Goethe laut seiner Postsendeliste einen Brief an Seidel (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). Dabei kann es sich nur um den vorliegenden Brief gehandelt haben, der demnach im Zeitraum zwischen dem 12. und 15. Myrz 1788 geschrieben worden ist.

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ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,9623,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen rechten Rand Empfangsvermerk, Tinte: „vom 14. Marz ohngefehr“. – Beischluss: Nicht rberlieferter Brief von Sante Serafino Collina an Filippo Collina, vermutlich erste Myrzhylfte 1788 (vgl. zu 254,1). E: Goethe-Seidel (1871), 633 f., Nr 28 (vgl. ƒberlieferung zu Nr 79). WA IV 8 (1890), 354 f., Nr 2646. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Seidels vom 25. Februar 1788 (vgl. zu 254,9). – Der Antwortbrief vom 4. April 1788 (vgl. P/KR Post [30. Juni] 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 9) ist nicht rberliefert. Postsendungen: 15. Myrz 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8). 254,1 Beyliegender Brief den mir der alte Collina gegeben hat] Der Brief Sante Serafino Collinas, des Hauswirts Goethes in Rom, an seinen Sohn Filippo Collina in Weimar ist nicht rberliefert. Er stammte vermutlich aus der ersten Myrzhylfte 1788. Filippo Collina hielt sich seit der ersten Dezemberhylfte 1787 auf Empfehlung Goethes in Weimar auf (vgl. zu 205,23). 254,5–6 daß sein Sohn ihm Æ:::æ geschrieben hat] ƒber Briefe Filippo Collinas an seinen Vater nach Rom ist nichts Nyheres bekannt. 254,9 Deinen Brief vom 25. Febr] Vgl. dazu auch den Eintrag vom 25. Februar 1788 in der Portoliste des Kayserlichen Reichspostamtes zu Weimar, der einen Brief an Goethe unter der Adresse von Friedrich Reiffenstein ausweist (P/KR Post [31. Myrz] 1788, in: GR/Belege 1788, 1, Bl. 20). Der Bezugsbrief ist nicht rberliefert. 254,9–10 Ich werde, sobald mnglich von Rom aufbrechen.] Eigentlich war das Ende seines Italienaufenthaltes von Goethe seit August 1787 frr Ostern 1788 (23./24. Myrz) geplant gewesen (vgl. zu 163,10). Zuletzt hatte aber noch eine Verlyngerung im Raum gestanden, um die Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer geplanten Italienreise zu empfangen und zu begleiten (vgl. zu 246,10), was nun nach einer Entscheidung des Herzogs obsolet geworden war (vgl. zu 255,7). Goethe trat die Heimreise schließlich sechs Wochen spyter, am 24. April 1788, an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 254,10 Wegen Fritzen vertrau ich dir ganz] Mit Bezug auf den Vorschlag im Brief vom 9. Februar 1788, Seidel solle Friedrich von Stein Unterricht vor allem in Kameralistik und Rechnungswesen geben (vgl. 246,7–19). Vermutlich hatte Seidel in seinem Antwortbrief vom 25. Februar 1787 grundsytzlich seine Bereitschaft dazu erklyrt. 254,13 Claudinen] Goethe hatte den umgearbeiteten 3. und letzten Akt seines Singspiels „Claudine von Villa Bella“ am 9. Februar 1786 an Herder nach

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Weimar gesandt (vgl. EB 141). Seidel ließ davon nach einer letzten Durchsicht Herders eine Abschrift anfertigen, die schließlich als Druckvorlage an den Verlag ging (vgl. zu 246,2–3). 254,13–14 fehlen dir einige Data das Stmck ganz richtig zu beurtheilen] Seidel hatte offensichtlich in seinem nicht rberlieferten Bezugsbrief Kritik an Goethes nun vollstyndig vorliegender ƒberarbeitung des Singspiels gerbt, wie er dies auch schon in Bezug auf die Neubearbeitung von Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ getan hatte (vgl. zu 145,1). Was Goethe mit den erwyhnten Data meinte, ist nicht bekannt. Er hatte freilich versucht, Anregungen aus der Brhnenpraxis der Opera buffa, wie er sie in Italien kennen gelernt und mit Philipp Christoph Kayser studiert hatte, in der Struktur seiner Neubearbeitungen umzusetzen (vgl. IR III, 10. Januar 1788; WA I 32, 210 f.). 254,14 f e t t e O p e r ] Vermutlich ein von Seidel gebrauchter Ausdruck in seiner Kritik des Singspieltextes, die offenbar eine ƒberladung des Strcks mit ausgreifenden Gesangspartien, Arien, Duetten usw. bemyngelte. In seinem Brief an Charlotte von Stein vom 19. Januar 1788 hatte auch schon Goethe durchaus selbstkritisch auf dieses Grundproblem in der Anlage des Singspiels aufmerksam gemacht (vgl. 231,20–24). 254,26 deine salinische Beobachtungen] Seidel hatte offenkundig mit Salzlssungen experimentiert und seine Beobachtungen zur Kristallisation schon im Dezember 1787 und Anfang Januar 1788 Goethe mitgeteilt (vgl. zu 227,8; zu 229,9). 255,3 Caro Padre.] Ital.: Lieber Vater. Vgl. zu 254,1.

144. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 17. und 18. Myrz 1788 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 92–95. – 2 Doppelblytter 19,1623,3 cm, 8 S. beschr., egh., Tinte; beide Doppelblytter im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 113–120, Nr 45. WA IV 8 (1890), 355–362, Nr 2647. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts wahrscheinlich von Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 22. Myrz 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 8).

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255,7 Ihren freundlichen, herzlichen Brief] Der wahrscheinlich Ende Februar 1788 abgesandte Brief des Herzogs brachte die mehrfach erbetene Entscheidung darrber, ob Goethe wie geplant zu Ostern 1788 abreisen oder als Reisebegleiter der Herzogin Anna Amalia in Italien bleiben sollte (vgl. zu 209,15; zu 246,10). Der Herzog hatte sich offensichtlich frr die baldige Rrckkehr Goethes entschieden. Unter dem Absendedatum 22. Myrz vermerkte Goethe in seiner Postsendeliste: Langer Brief an den Herz. wegen meiner Zurmckkunft. (Postsendeliste 1, S. 8.) 255,8 ich komme!] Goethe reiste am 24. April von Rom ab und traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 255,9 mein erster Vorsatz] In seinem Brief vom 25. Januar 1788 hatte Goethe dem Herzog als Alternative zu seinem Vorsatz vom Sommer 1787, Rom nach Ostern 1788 zu verlassen (vgl. zu 163,10), eine Reihe von Vorschlygen frr den Fall unterbreitet, dass sein weiteres Verbleiben als Reisebegleiter der Herzogin Anna Amalia gewrnscht wrrde (vgl. 233,3–24). 255,18 manche Vorbereitung] Goethes Briefe aus Italien dienten Herzogin Anna Amalia als Leitfaden frr die Planung ihrer Italienreise (vgl. Berger, Anna Amalia, 554). Zudem hatte ihr Goethe mit dem Sohn seines Quartierwirts in Rom, Filippo Collina, einen landeskundigen Reisefrhrer zugefrhrt (vgl. zu 205,23). 255,20 Diese Woche geht im Taumel vormber] Die Karwoche 1788 mit dem Hshepunkt des katholischen Kirchenjahres, den Osterfeierlicheiten in Rom (vgl. dazu auch Volkmann 2, 699–704). 255,21 der dritte Feyertag] Dienstag nach Ostern, der 25. Myrz 1788. 255,22 Anstalt zur Abreise] Die zunychst frr die Woche nach Ostern (23./ 24. Myrz) geplante Abreise verschob Goethe schließlich bis zum 24. April 1788. 255,22 Ich erwarte noch einiges von Neapel] Zeichnungen Christoph Heinrich Knieps mit Ansichten von Neapel und Sizilien (vgl. zu 252,15–16). 255,24–25 Fqden abzulosen, die sich dieses Jahr Æ:::æ fester geknmpft] Nachdem Carl August in seinem nicht rberlieferten Brief vom 10. Januar 1788 aus Mainz Goethe seinen Wunsch bekryftigt hatte, er msge Herzogin Anna Amalia auf ihrer Italienreise begleiten, hatte dieser begonnen, Beziehungen zu wichtigen Perssnlichkeiten des politischen und gesellschaftlichen Lebens in Rom herzustellen (vgl. 236,31–237,3). 255,26 Ende Aprils gewiß in Florenz] Goethe erreichte Florenz am 29. April 1788 (vgl. die folgende Erlyuterung). 256,1–2 das merckwmrdigste dieser Stadt Æ:::æ Mayland zu sehen] Goethe blieb vom 29. April bis 11. Mai 1788 in Florenz, um zumindest die wichtigsten Kunstschytze der Stadt sehen zu ksnnen (vgl. zu 269,12; zu 269,13). Auf der Weiterreise kam er durch Bologna, Modena und Parma, das er am 21. Mai 1788 nach drei Tagen wieder verließ (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 4–5). – Zu

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den Correges in Parma vgl. zu 270,21. – Der Aufenthalt in Mailand dauerte vom 22. bis 28. Mai 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 256,3–4 mber Chiavenna und Chur Æ:::æ nach Hause] Goethe korrigierte seinen Rrckreiseplan noch hinsichtlich des alternativ zur Route rber Lindau gewyhlten Aufenthalts in Konstanz (vgl. zu 271,12–14). Statt rber Augsburg nahm er den Weg rber Ulm nach Nrrnberg. 256,4–5 meiner Mutter schon die Hoffnung benommen mich Æ:::æ wiederzusehen] Goethe hatte geplant, auf seiner Rrckreise Station in Frankfurt a. M. zu machen (vgl. zu 19,6–7; zu 152,30–32). Sein Brief mit der Absage des Besuchs ist nicht rberliefert. Den letzten Brief an seine Mutter hatte Goethe am 15. Myrz 1788 verschickt (vgl. EB 157). 256,7 fleißig schreiben] ƒberliefert sind aus dieser Zeit lediglich drei Briefe Goethes an Carl August, je einer aus Rom vom 28. Myrz bis 2. April 1788 (Nr 148), aus Florenz vom 6. Mai 1788 (Nr 153) und aus Mailand vom 23. Mai 1788 (Nr 154). 256,9–10 in der Hqlfte Juni Zu Hause anlangen] Goethe traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 256,11–12 Urlaub gnnnen wollten] Nach seiner Rrckkehr aus Italien wurde Goethe zwar nicht weiter beurlaubt, aber unter Beibehaltung seiner Stellung als Wirklicher Geheimer Rat mit Sitz und Stimme von der Verpflichtung zur Teilnahme an der styndigen Geschyftstytigkeit des Geheimen Consiliums freigestellt und nur noch auf besonderen Wunsch des Herzogs zu Sitzungen hinzugezogen oder um sein Votum gebeten. Von seinen sonstigen amtlichen Aufgaben, die er vor seiner Abreise wahrgenommen hatte (vgl. GB 6 II, zu 9,6–7), behielt er seit 1788 nur noch die Aufsicht rber den Wasser- und Uferbau an der Saale, ein Teilgebiet der Wegebaudirektion, das 1790 einer selbststyndigen Kommission unterstellt wurde, sowie die Leitung der Ilmenauer Bergwerkskommission und der Kommission frr das Ilmenauer Steuerwesen. Seit Myrz 1789 rbernahm er, beginnend mit der Leitung der neugegrrndeten Schlossbaukommission, nach und nach eine Reihe von neuen amtlichen Aufgaben im Bereich der Pflege von Wissenschaft und Kunst. 256,16–18 die Summe Æ:::æ drey letzten Bqnde meiner Schriften zu schließen] Eine Versffentlichung der Beschreibung seiner italienischen Reise war wohl von Anfang an geplant worden (vgl. 10,17–25), erfolgte jedoch angesichts der Schwierigkeit, die große Menge der Notizen und Aufzeichnungen in kurzer Zeit zu ordnen und literarisch zu strukturieren, erst mit einem Abstand von rber 20 Jahren im Zusammenhang mit der literarischen Bearbeitung der eigenen Biographie in „Dichtung und Wahrheit“. Der erste Teil der „Italiynischen Reise“ erschien 1816 bei Cotta. Allerdings begann Goethe schon kurz nach seiner Rrckkehr aus Italien Mitteilungen rber seine Reise frr den Abdruck in Wielands Zeitschrift „Teutscher Merkur“ vorzubereiten (vgl. Brief an Wieland, Anfang Septem-

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BRIEF 144

ber 1788; WA IV 9, 14 f.). Von seinem anfynglichen Gedanken, eine kunsttheoretische Abhandlung zu schreiben, kam er rasch wieder ab. Mit der ursprrnglich frr Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ vorgesehenen Beschreibung des rsmischen Karnevals erschien 1789 ein erster Separatdruck aus der Frlle seiner Reiseaufzeichnungen. Frr die noch ausstehenden letzten drei Bynde der Werkausgabe „Schriften“ beabsichtigte Goethe nicht, neue Texte aufzunehmen, sondern er hoffte, dass die Arbeiten etwa an „Torquato Tasso“ (Bd 6) oder auch am „Faust“-Drama (Bd 7) durch die Erfahrungen und Erkenntnisse seines Italienaufenthaltes bereichert wrrden. 256,25 Nehmen Sie mich als Gast auf] Offensichtlich zielte Goethes Wunsch auf einen yhnlichen Status als Hofpensionyr ohne dienstliche Verpflichtungen, wie ihn Wieland und Knebel innehatten. Obwohl Carl August ihm in dieser Hinsicht sehr weit entgegenkam, reduzierte sich Goethes amtliche Stellung nicht auf eine bloße Sinekure (vgl. zu 256,11–12). 256,30 in Ihrem Briefe] Der Bezugsbrief von Ende Februar 1788 ist nicht rberliefert (vgl. zu 255,7). 256,32 Herr hie bin ich, mache aus deinem Knecht was du willst.] Erinnert in der Diktion an die Sprache des Alten Testaments; msglicherweise in Anlehnung an 1 Samuel 3,8–9 geschrieben: „Siehe, hie bin ich, du hast mir gerufen. Æ:::æ Rede, Herr, denn dein knecht hsret.“ (Luther-Bibel 1772 AT, 241 f.) 256,32–33 Jeder Platz, jedes Plqtzchen Æ:::æ sollen mir lieb seyn] Tatsychlich stand Carl Augusts Absicht, Goethes amtlichen Aufgabenkreis nach dessen bereits 1787 in mehreren Briefen ausgesprochenen Wrnschen neu zu definieren, bereits fest, so dass es nach Goethes Rrckkehr nur noch um organisatorische Details ging. Diese wurden in den folgenden Wochen vollstyndig nach Goethes Vorschlygen entschieden (vgl. die folgenden Erlyuterungen). 256,34 gerne gehen und kommen, niedersitzen und aufstehn.] Msglicherweise in Anlehnung an Psalm 139,2–3: „Ich sitze oder stehe auf, so weissest du es; du verstehest meine gedancken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich, und siehest alle meine wege.“ (Luther-Bibel 1772 AT, 524.) 257,2–3 nicht unmittelbar nicht im mechanischen] Die Doppelung der Negationspartikel ,nicht‘ hier im Sinne von ,weder-noch‘ gebraucht (vgl. Grimm 7, 706). 257,3 Vikarius] Lat. vicarius: Stellvertreter. – Goethes Kollege Johann Christoph Schmidt, der am 17. Juli 1787 interimistisch mit der Wahrnehmung der Verantwortlichkeiten Goethes beauftragt worden war, wurde am 11. April 1788 unter fsrmlicher Entbindung Goethes von dieser Aufgabe zum Kammerprysidenten ernannt (vgl. zu 152,24–25). 257,7 einem fqhigern abtreten zu knnnen] Carl August hatte geplant, Goethe das Prysidium der Kammer dauerhaft zu rbertragen. Auch sein Reskript vom 11. April 1788, in dem er ihn von der Leitung der Kammer entband, enthielt

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noch die Festlegung, dass dieser „um in bestyndiger Connexion mit den CammerAngelegenheiten zu bleiben, den Sessionen des Collegii von Zeit zu Zeit so, wie es seine Geschyffte erlauben, beyzuwohnen, und dabey seinen Siz auf den frr Uns bestimmten Stuhl zu nehmen berechtiget seyn soll.“ (Reskript an die Kammer zu Weimar [Konzept], 11. April 1788; ThHStA, Sign.: B 25654, Bl. 171; vgl. auch Bradish, Beamtenlaufbahn, 240.) Johann Christoph Schmidt rbte das Amt des Kammerprysidenten bis zu seinem Tod 1807 aus. 257,8–9 Einrichtungen welche Sie machen wollen] Gemeint sind die im Reskript an die Kammer vom 11. April 1788 getroffenen Festlegungen (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 257,10–11 eines wmrcklichen Prqsidenten] Die herzogliche Kammer zu Weimar war seit der Entlassung des Kammerprysidenten Johann Alexander von Kalb im Juni 1782 lediglich durch den jeweils dienstyltesten Kammerrat geleitet worden. Die seitdem von Goethe und an dessen Stelle seit Juli 1787 von Johann Christoph Schmidt ausgerbte Aufsicht rber die Kammer schloss nicht die Verantwortung frr den Dienstablauf der Behsrde ein und war auch nicht mit der Ernennung zum Kammerprysidenten verbunden gewesen. 257,12–13 an Wedeln Æ:::æ wird Sie Ihre Wahl nicht trmgen] Otto Joachim Moritz von Wedel, Kammerherr und Oberforstmeister, wurde 1789 zum Mitglied des Kammerkollegiums ernannt. 257,13–15 Die Kriegskommission Æ:::æ Cammer verbunden laßen?] Goethe hatte die Leitung der Kriegskommission am 5. Januar 1779 rbernommen, am 11. Juni 1782 war er auch mit der Aufsicht rber die Kammer zu Weimar beauftragt worden. Damit war die Leitung beider Behsrden in seiner Person vereinigt. Diese Kombination der Leitung von Kammer und Kriegskommission war entscheidend frr die von Goethe in den Jahren 1782 bis 1785 durchgefrhrte Sanierung des Kammeretats gewesen, da Einsparungen bei den Milityrausgaben von den Stynden der drei Landesteile des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach als Hauptbedingung dafrr gefordert worden waren, dass sie die Schulden der Kammer rbernahmen. Der gemyß Goethes Empfehlung am 11. April 1788 zum Prysidenten der Kammer zu Weimar ernannte Johann Christoph Schmidt leitete fortan auch die Kriegskommission, so dass die Verbindung der beiden †mter fortbestand (vgl. zu 258,2). 257,16 Die Cassen Revision und die neue Ordnung] Wyhrend seiner Amtsfrhrung hatte Goethe die Verhyltnisse der Kammer neu geordnet und eine Sanierung des Kammeretats erreicht (vgl. zu 152,20–21; zu 174,15). 257,20 beym Antritt meiner Interims Administration] Nach Anweisung des Reskripts vom 11. Juni 1782 wurde Goethe beauftragt, sich „mit denen Cammergeschyften nyher bekannt machen“ und „zu sothanem Directorio zu qualificiren suchen“ (Bradish, Beamtenlaufbahn, 224). Hierzu sollte er an den Sessionen des Kammerkollegiums teilnehmen und sich die erforderlichen Informatio-

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nen durch Einsicht der Akten, Etats und Rechnungen sowie durch Befragung der Mitarbeiter der Kammer verschaffen. Mit dieser Formulierung wurde der Auftrag umschrieben, die Leitung der Kammer auszurben, ohne die Verantwortung eines Kammerprysidenten formell zu rbernehmen. 257,27 Das Verhqltniß das Sie mir zur Cammer erhalten wollen] Carl August wollte Goethe zwar von seinem bisherigen Auftrag, die Kammer zu leiten, entbinden, ihm aber gleichzeitig die dem Regenten obliegende Oberaufsicht rbertragen, wozu er bei gelegentlicher Teilnahme an den Sitzungen des Kammerkollegiums auf dem frr den Herzog reservierten Stuhl Platz zu nehmen berechtigt sein sollte (vgl. zu 257,7). 257,30 gesagt warum ich mich zu dem letzteren neige] Seit seiner Rrckkehr aus Sizilien im Mai 1787 hatte Goethe mit dem Herzog eine briefliche Diskussion rber die Neuregelung seiner amtlichen Verhyltnisse gefrhrt und dabei auch den Wunsch geyußert, von der Leitung der Kammergeschyfte entbunden zu werden, um sich der Pflege von Wissenschaft und Kunst widmen zu ksnnen (vgl. 152,9–153,27). 258,2 Freundschaft zu meinem Nachfolger] Goethe hatte mit seinem Kollegen Johann Christoph Schmidt schon seit dessen Eintritt in das Geheime Consilium 1784 ein freundschaftliches Verhyltnis gepflegt, so dass er diesem bei seiner Abreise nach Italien die vertretungsweise ƒbernahme seiner Amtsgeschyfte in der Kammer und der Kriegskommission rbertragen konnte (vgl. zu 94,2–3). 258,9–10 meine Rmckkunft biß in die Hqlfte Juni verziehen mnchte] Goethe traf am 18. Juni 1788 wieder in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 258,10–11 alle Einrichtungen Æ:::æ sobald als mnglich zu machen] Die Entbindung Goethes von der Leitung der Kammer und die gleichzeitige Ernennung Johann Christoph Schmidts zum Kammerprysidenten erfolgte mit Reskript vom 11. April 1788 (vgl. zu 257,7). 258,14–15 in eine eingerichtete Haußhaltung] Die wichtigsten der von Goethe vorgeschlagenen Personal- und Strukturentscheidungen wurden von Carl August im April 1788 umgesetzt, wyhrend die ƒbertragung neuer Aufgabengebiete an Goethe erst mit dessen ƒbernahme der Leitung der Schlossbaukommission 1789 begann. 258,24 Raphaels Schqdel] Vgl. zu 248,22. 258,24 dem schnnen Bilde] Vgl. zu 248,24–25. 258,26–27 halte ihn qcht] Vgl. zu 248,22. 258,27 Rath Reifenstein hat schon die Erlaubniß] Prysident der Accademia di San Luca war bis 1786 der ssterreichische Maler Anton von Maron, der Schwager von Anton Raphael Mengs, gewesen; ihm folgte ab 1787 Agostino Penna. Reiffenstein unterhielt sicher gute Beziehungen zu Maron, die ihm bei der Beschaffung der Erlaubnis zum Abguss des Schydels geholfen haben drrften, so

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dass Goethe von allem Anfang an auf dessen Unterstrtzung setzte (vgl. 248,25–27). 258,32 große Freude haben den Abguß zu besitzen] Der Abguss wurde Goethe nachgesandt (vgl. zu 269,24). 259,1 Die Kupfer wird man mir wohl mberlassen.] Es handelt sich um die beiden in den Briefen an Carl August vom 7. und 8. Dezember 1787 und vom 16. Februar 1788 erwyhnten Kupferstiche (vgl. 217,9–11; zu 250,1; zu 270,1). 259,1–2 Das eine ist eine Welt und der Abdruck sehr frisch] Gemeint ist wohl „Die Marter des heiligen Laurentius“ von Marcantonio Raimondi. 259,3–4 Angelika besitzt einen Abdruck der nicht so gut] Die Malerin Angelika Kauffmann. Nyheres ist dazu nicht bekannt. 259,5–6 Auch sind die Albert Dmrers in großem Werthe.] Kupferstiche Albrecht Drrers. 259,9 Original Radirungen von Claude Lorrain.] Vgl. zu 137,28; zu 234,20–21. 259,11 Diese und noch manche Zeugniße bringe ich mit] Die Anzahl der von Goethe außer den genannten Blyttern nach Weimar mitgebrachten Graphiken war nicht so groß, dass von einem planmyßigen Sammeln die Rede sein konnte (vgl. Grave, Kunstksrper, 110). 259,12 die Gores bey Ihnen zu treffen] Charles Gore und seine Tschter Elisabeth und Emilie hatten im November 1787 frr einige Tage Weimar besucht (vgl. zu 222,18). Anschließend reisten sie nach Berlin und Dresden weiter und zogen 1789 erneut nach Italien. Zur ersten perssnlichen Begegnung mit Goethe kam es im Juli 1788, als die Gores erneut in Weimar weilten (vgl. zu 119,18). 1791 ließen sie sich schließlich dauerhaft in Weimar nieder. 259,13–14 in’s gelobte, von ihnen wohlgekannte Land] ,Gelobtes Land‘: Bezeichnung frr Palystina als das von Gott verheißene Land; hier rbertragen auf Italien (vgl. GWb 3, 1398). – Charles Gore hatte sich von 1774 bis 1778 mit seiner Familie in Italien aufgehalten. Gores Frau und die beiden Tschter ließen sich nach einer Zeit des Umherreisens ab 1775 in Rom nieder. Charles Gore unternahm weitere Reisen wie etwa 1777 nach Sizilien, u. a. in Begleitung Jakob Philipp Hackerts und des Kunstsammlers Richard Payne Knight (vgl. Alexander Rosenbaum: Der Amateur als Krnstler. Studien zu Geschichte und Funktion des Dilettantismus im 18. Jahrhundert [Humboldt-Schriften zur Kunst- und Bildgeschichte XI]. Berlin 2010, S. 242–249). 259,15 Auch bringe ich Kaysern mit] Goethe hatte die Absicht, den befreundeten Komponisten Philipp Christoph Kayser, der sich seit Ende Oktober 1787 bei ihm in Rom aufhielt (vgl. zu 176,10), am Weimarer Hof einzufrhren und ihm vielleicht eine Msglichkeit zu einem dauernden Aufenthalt zu ersffnen. Kayser blieb aber nur kurze Zeit in Weimar. Als die Herzoginmutter Anna Amalia am

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BRIEF 145

15. August 1788 ihre Italienreise antrat, wurde er als einer der Begleiter in ihre Suite aufgenommen. Kayser verließ die Reisegesellschaft der Herzogin, in der er die Aufgabe eines landeskundigen Frhrers und musikalischen Unterhalters wahrnehmen sollte, aber bereits wieder am 1. September 1788 in Bozen: „Kam morgens Keyser zu mir und bat mich die Herzogin zu bitten daß sie ihn entlaßen msgte; er hatte die meiste Zeit bis hierher rble Laune gehabt und war, wie man sagt, keines Menschen Freund gewesen.“ (Gschhausen, Tgb.-Italien [31. August 1788], 27.) In einem Brief vom 3. September 1788 beschwerte sich die Herzogin bei Goethe rber Kayser mit einer ausfrhrlichen Schilderung seines unhsflichen Betragens (vgl. RA 1, 132 f., Nr 294). Daraufhin brach Goethe seine Beziehung zu Kayser ab. 259,17 Er studirt jetzt die qltere Musick] Kayser beschyftigte sich wyhrend seines Aufenthaltes in Rom mit der alten italienischen Kirchenmusik, insbesondere mit dem Werk Palestrinas (vgl. die erste Erlyuterung zu 272,10; zu 272,10– 11). In der „Italiynischen Reise“ schrieb Goethe darrber: Nqchst diesem hatte Kayser noch eine Tugend, daß er nqmlich, weil ihm sehr um die alte Musik zu thun war, ihm auch die Geschichte der Tonkunst ernstlich zu erforschen oblag, sich in Bibliotheken umsah Æ:::æ. (IR III, November 1787; WA I 32, 146.) 259,19 non plus ultra] Lat.: nicht mehr weiter, das nicht zu ƒbertreffende. 259,19–20 Ausfmhrung in die Sixtinische Kapelle gebannt] Goethe wurde durch Kayser an die yltere Kirchenmusik herangefrhrt: Er war sorgfqltig, die Kirchenfeste zu bemerken, und wir fanden uns dadurch veranlaßt, auch die an solchen Tagen aufgefmhrten solennen Musiken mit anzuhnren. (IR III, November 1787; WA I 32, 145.) In der Karwoche 1788 hsrte Goethe gemeinsam mit Kayser die Ostermessen in der Sixtinischen Kapelle: Sonntags gingen wir in die Sixtinische Capelle Æ:::æ. Kayser ist auch der Meinung, daß man diese Musik nur hier hnren kann und sollte, theils weil nirgends Sqnger ohne Orgel und Instrument auf einen solchen Gesang gembt sein knnnen, theils weil er zum antiken Inventario der pqpstlichen Capelle und zu dem Ensemble der Michel Angelos, des jmngsten Gerichts, der Propheten und biblischen Geschichte einzig passe. Kayser wird dereinst mber alles dieses bestimmte Rechnung ablegen. (IR III, 1. Myrz 1788; WA I 32, 286 f.) 259,22–23 was Herder unter Ihren Auspiciis unternimmt] Am 10. Dezember 1787 hatte Herder seine Denkschrift „Idee zum ersten patriotischen Institut frr den Allgemeingeist Deutschlands“ (vgl. Suphan 16, 600–616) an den Markgrafen Carl Friedrich von Baden und den noch in den Niederlanden weilenden Carl August gesandt. Carl Augusts Bestrebungen frr den Ausbau des Frrstenbundes waren zwar von der Vorstellung getragen, „daß der Nationalgeist in unserm Vaterlande erwecket werden“ und „die Deutsche Union sich, als ein wahres wirkliches Korps zu Aufrechthaltung deutscher Freiheiten, Sitten und Gesetze“

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etablieren sollte (Carl August an Otto Ferdinand von Loeben, 30. Myrz 1788; Politischer Briefwechsel 1, 466), doch glaubte er, dass dieses Ziel vor allem durch politische Reformen erreicht werden mrsse. Durch sein Eintreten frr Herder versuchte Goethe den Herzog angesichts des sich abzeichnenden Scheiterns des Frrstenbundprojekts zu rberzeugen, das deutsche Nationalgefrhl durch die Entwicklung Weimars zu einem geistig-kulturellen Mittelpunkt der Nation zu styrken. 259,25 Daß Sie fmr ihn und fmr Voigten sorgen] Goethe hatte sich von Italien aus bei Herzog Carl August frr das Avancement seines Kollegen Christian Gottlob Voigt und eine Befsrderung Herders eingesetzt (vgl. zu 153,28; vgl. auch zu 262,17–19). 259,27–28 Ihrer vnllig wiederhergestellten Gesundheit] Carl August war wyhrend seines Aufenthalts in Mainz im Dezember 1787 und Januar 1788 erkrankt (vgl. zu 232,3–4; zu 247,19) und litt danach noch lyngere Zeit an Fußbeschwerden. 259,28–29 mancherley qussern Verhqltniße Æ:::æ Ubernahme des Regiments] Zusytzlich zu seinem politischen Engagement in der preußischen Frrstenbundpolitik hatte Carl August am 16. Dezember 1787 noch das preußische Krrassier-Regiment Nr 6 in Aschersleben rbernommen (vgl. zu 248,18). Dieses neue Kommando, zu dem spyter noch die Inspektion rber den Magdeburger Milityrbezirk hinzukam, nstigte den Herzog zu hyufigen Aufenthalten in Aschersleben und Magdeburg. 260,1 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 260,1 Durch‘] Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8); hier: Anrede frr Herzogin Louise. 260,2 erst d‘. 22 abgeht] Der Brief wurde am Dienstag, dem 18. Myrz, abgeschlossen und versiegelt. Der nychste msgliche Posttag war Sonnabend, der 22. Myrz, den Goethe auch wahrnahm (vgl. zu 255,7). 145. An Georg Joachim Gsschen ƒBERLIEFERUNG

Rom, 21. Myrz 1788 ! ÆLeipzigæ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 18,8(–19)623,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand in der Mitte Empfangs- und Antwortvermerk, Tinte: „Rom d‘. 21n Merz 1788. / Gsthe / empf‘ d‘. 7 n Apr / beantw‘ d‘.“ E: ÆAnonymus:æ Johann Wolfgang Goethe. In: Zeitung frr Norddeutschland. Hannover. 29. August 1849. Nr 239, ÆS. 3æ. WA IV 8 (1890), 363, Nr 2648 (nach E).

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BRIEF 146

ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Gsschens vom 27. Februar 1788 (vgl. ƒberlieferung zu Nr 139). – Der Antwortbrief vom 7. April 1788 (vgl. ƒberlieferung) ist nicht rberliefert. 260,4 Claudinen] Den letzten Teil des Manuskripts zum Singspiel „Claudine von Villa Bella“ frr Band 5 der „Schriften“ hatte Goethe am 9. Februar nach Weimar geschickt (vgl. EB 141). Gsschen erhielt die nicht rberlieferte Druckvorlage des Strcks im letzten Drittel des Myrz 1788 (vgl. zu 244,14). 260,5–10 Statt: Pedro von Castellvecchio Æ:::æ Pedro von Rovero.] Die Berichtigung wurde im Druck berrcksichtigt, der erst im April 1788 abgeschlossen wurde (vgl. Goethe’s Schriften. Frnfter Band. Leipzig 1788, S. 200). 260,12 kleine Note am Ende des Bandes] Da das Personenverzeichnis noch korrigiert werden konnte, entfiel die Fehlerberichtigung am Ende des Bandes. 260,14 nach Deutschland wieder zurmckkehre] Seit August 1787 war der Zeitpunkt der Rrckkehr aus Italien frr Ostern 1788 festgelegt (vgl. zu 161,6). Goethe reiste am 24. April aus Rom ab und kam am 18. Juni 1788 in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 260,17 Dr] Abgekrrzt frr ,Diener‘. 146. An Jacob Friedrich von Fritsch

Rom, Æ24. Myrzæ 1788 ! ÆWeimaræ

DAT I E RU N G

Die Datumsangabe d‘. zweyten Oster-Feyertag. 1788 (261,24–25) weist aus, dass der Brief am Ostermontag, dem 24. Myrz 1788, geschrieben worden ist.

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,8(–19)623,2 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 unten rechts Empfangsvermerk, Tinte: „ps. d. 14. A p r i l . 1788“. E: Briefe aus Italien (1886), 361 f., Nr 49. WA IV 8 (1890), 363–365, Nr 2649. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 29. Myrz 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9). 260,19–21 Hochwohlgebohrner Freyherr Æ:::æ Herr Geheimderath] Vgl. zu 131,14–16. 260,22–23 Solang als unser gnqdigster Herr Æ:::æ erwartet wurde] Zu Carl Augusts Aufenthalt in Mainz vgl. zu 232,29. Erst am 14. Februar 1788

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traf Carl August wieder in Weimar ein, reiste aber bereits am 19. Februar frr einige Tage zu seinem Regiment nach Aschersleben, von wo er am 23. Februar zurrckkehrte (vgl. FB 1788, Bl. 25 und 27). Erst der Brief des Herzogs von Ende Februar 1788 (vgl. zu 255,7), den Goethe Mitte Myrz in Rom empfing und mit seinem Brief vom 17. und 18. Myrz 1788 (Nr 144) beantwortete, setzte Goethe in die Lage, seinen Brief an Fritsch zu verfassen. 261,1 Exzel‘] Abgekrrzt frr ,Exzellenz‘ (vgl. zu 131,17). 261,2–3 mit Gewißheit die Nachricht meiner Rmckkehr geben] Im Herbst 1787 war Goethe von dem Wunsch der Herzoginmutter Anna Amalia in Kenntnis gesetzt worden, ebenfalls eine Reise nach Italien zu unternehmen, auf der er sie begleiten sollte (vgl. zu 209,14; zu 209,15). Die Sache blieb mehrere Monate in der Schwebe, bis Carl August Goethe schließlich auf dessen mehrfaches Insistieren, eine Entscheidung zu treffen, in einem nicht rberlieferten Brief von Ende Februar 1788 aufforderte, seine Rrckreise wie geplant nach Ostern 1788 anzutreten. Erst nach dem Eingang dieses Briefes konnte Goethe den Zeitpunkt seiner Abreise endgrltig festsetzen (vgl. zu 255,7; zu 255,8). 261,4–5 Gesinnungen, welche mir Durch‘ der Herzog Æ:::æ zu erkennen geben] Goethe bezieht sich insbesondere auf die Briefe Carl Augusts vom 10. und vom 22. Januar sowie von Ende Februar 1788, in denen die von ihm gewrnschte Neubestimmung seines amtlichen Wirkungsfeldes Gestalt angenommen hatte. Vgl. auch die Reaktion Goethes in seinem Brief an Carl August vom 17. und 18. Myrz 1788 (256,29–258,8). – Durch‘: Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8); hier: Anrede frr Herzog Carl August. 261,10 Applikation] Hier: ,Zuwendung‘, ,Hingabe‘, ,Studieneifer‘ (vgl. GWb 1, 778). 261,10–12 Studium der Kunst Æ:::æ Betrachtung der edelsten Gegenstqnde] Vgl. den Bericht Goethes rber seinen zweiten Aufenthalt in Rom in seinem Brief an Carl August vom 25. Januar 1788 (233,31–236,20 und Erlyuterungen). 261,13 Seit mehr als acht Tagen Æ:::æ in bestqndiger Zerstreuung.] Gemeint sind die kirchlichen Festlichkeiten in der Woche vor Ostern (23./24. Myrz) 1788 (vgl. auch zu 255,20). 261,14 Feyerlichkeiten der heiligen Woche] Vgl. zu 262,5–6. 261,15 zwey Feuerwercke] Die Feuerwerke zum Abschluss der Osterfeierlichkeiten in Rom (vgl. zu 262,10). 261,16 das Ensemble der gestrigen Funcktionen] Die musikalisch umrahmte Liturgie des Ostersonntags in der Peterskirche, der Goethe beigewohnt hatte (vgl. zu 264,27–29; vgl. auch Winter, Kirchenmusik, 43–45). Der Ausdruck Funcktionen geht auf das italienische ,funzione‘ zurrck: sakraler Ritus, feierliche kirchliche Zeremonie. 261,17 stillen Woche] Die Karwoche.

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BRIEF 147

261,20 Frau Gemahlinn] Johanna Sophia von Fritsch (vgl. zu 132,24). 261,22 mich wieder vorzustellen] Goethe kam am 18. Juni 1788 nach Weimar zurrck (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). Wann er Fritsch das erste Mal wieder traf, ist nicht bekannt. 147. An Christian Friedrich Schnauß

Rom, 24. Myrz Æ1788æ ! ÆWeimaræ

ZUM ADRESSAT EN

Goethe bezeichnet den Adressaten als Collega (262,2), wie er die Mitglieder des Geheimen Consiliums anzureden pflegte. Am Ende seines Briefes erwyhnt er zudem die Frauenzimmerchen und Carlen (vgl. 263,5), womit die Kinder von Schnauß gemeint sind. Mit großer Sicherheit war also Christian Friedrich Schnauß der Adressat des vorliegenden Briefes. DAT I E RU N G

Die fehlende Jahreszahl 1788 in der Datumsangabe geht aus dem Inhalt des Briefes hervor. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt; 1913 in Privatbesitz, Drsseldorf (Angabe nach E). h1: Handschriftliche Korrektureintryge im Handexemplar der Redaktion der Weimarer Ausgabe (WA IV 30; Handbibliothek des GSA Weimar, Sign.: V 802122). – Kollation von H durch Carl Schrddekopf (Bandbearbeiter) oder Bernhard Suphan (Mitarbeiter und Redaktor). h2: GSA Weimar, Sign.: 29/447,III. – Doppelblatt 13(–13,4)622,1 (–22,4) cm, 2 S. beschr., von Schreiberhd (Amlie Voigt), Tinte. h3: GSA Weimar, Sign.: 29/447,IV. – Doppelblatt 22,5628 cm, 4 S. beschr., von Schreiberhd (Suphan), Tinte (nach h2). E: Bernhard Suphan: Ein unbekannter Brief Goethes aus Rom. Mit Erlyuterungen. In: Deutsche Rundschau. Hrsg. von Julius Rodenberg. Bd 114. Berlin 1903, S. 213 (nach h2). WA IV 30 (1905), 41–43, Nr 2649 a (nach h3). Textgrundlage: h1. – h1 wurde in direkter Autopsie von H durch Carl Schrddekopf oder Bernhard Suphan erstellt und steht so H am nychsten (vgl. handschriftlicher Nachtrag in WA IV 30, 41). h2 ist eine zeitgensssische Abschrift von H und weist einige Schreibversehen auf. Bei h3 handelt es sich mit großer Sicherheit um eine Abschrift von h2, was die zahlreichen ƒbereinstimmungen zwischen beiden Textfassungen belegen.

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ƒBERLIEFERUNGSVARIANTEN

261,26 d.] d‘ h2 d h3 261,26 Mqrz] Mqrz 88. h2 h3 E 261,27 frnhlige] frnhliche h2 h3 E 261,27 komme!] komme. h3 262,2 H‘.] Herr h2 h3 E 262,3 macht.] macht h3 262,7 Musick] Musik h2 h3 262,8 Funcktionen] Funktionen h3 262,14 gehn] gehen h2 h3 E 262,17 haben] hat h2 h3 E 262,18 s i e ] e r h2 h3 E 262,18 haben] hat, h2 h3 E 262,19 sind] ist h2 h3 E 262,19 zeigen] zeigt h2 h3 E 262,19 s i e ] e r h2 h3 E 262,21–22 ehmals] ehemals h2 h3 E 262,24 mannigfaltig] mannichfaltig h2 h3 262,27 regnete] geregnet, h2 h3 E 262,31 Cittronen] Citronen h2 E 262,32 und] u. h2 262,34–35 Ranunckeln] Ranunkeln h2 h3 E 262,35 Primeln] Primeln, h2 263,9 Goethe] Goethe. h2 ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 29. Myrz 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9). 261,27 ich komme!] So krndigt Goethe auch seine Rrckkehr in seinem Brief an Herzog Carl August vom 18. Myrz 1788 an (vgl. 255,8). Goethe brach am 24. April 1788 mit dem Komponisten Philipp Christoph Kayser von Rom auf und kehrte mit Aufenthalten in Florenz, Bologna, Parma und Mailand rber die Schweiz, Konstanz und Nrrnberg nach Weimar zurrck, wo er am 18. Juni 1788 eintraf (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 262,1 folge ich dem Wincke unsers gnqdigsten Herrn] Vgl. zu 255,7. 262,5–6 Feyerlichkeiten der heiligen Woche] Die Feiern begannen am Palmsonntag mit einer Prozession des Papstes, der Kardinyle und anderer Wrrdentryger mit Palmzweigen „in der Kapelle des Pallastes auf dem Monte Cavallo“ (Volkmann 2, 698). Am Grrndonnerstag wurden traditionell Fußwaschungen und eine Speisung von zwslf armen Priestern vollzogen, an die sich eine sffentliche Tafel der Kardinyle anschloss. Abends wurden wie schon am Tag zuvor in der Sixtinischen Kapelle die Tenebrae (Finstermetten in der Karwoche) mit Gregorio Allegris „Miserere“ abgehalten. Am Karfreitag fand das Hochamt in der Sixtinischen Kapelle statt. Danach wurden erneut eine sffentliche Speisung der Kardinyle sowie noch einmal die Tenebrae zelebriert. In der Peterskirche sprach der Domherr einen Segen mit den Reliquien Lanze, Schweißtuch und Strck vom heiligen Kreuz. Anschließend fand eine Prozession und Segnung der bußfertigen Pilger statt. Am Nachmittag wurde vom Kardinal-Poenitentiarius die Beichte abgenommen. Am Ostersonntag erfolgte der Segen ,Urbi et Orbi‘ (der Stadt Rom und dem Erdkreis) durch den Papst. Den Abschluss der Feiern bildete ein großes Feuerwerk, das am Ostermontag von der Engelsburg abgefeuert wurde (vgl. zu 262,10). In Johann Jacob Volkmanns „Historisch-kritschen Nachrichten von Italien“, Goethes Reisefrhrer in Rom, werden die Zeremonien, auf die Goethe hier anspielt, ausfrhrlich beschrieben (vgl. Volkmann 2, 699–704). Goethe berichtet

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rber seine eigenen Erlebnisse in der „Italiynischen Reise“: Ich habe durch Gunst und Mmhe guter Freunde alles gesehen und gehnrt, besonders ist die Fußwaschung und die Speisung der Pilger nur durch großes Drqngen und Drmcken zu erkaufen. (IR III, 22. Myrz 1788; WA I 32, 296.) 262,7–8 Die Musick in der Sixtinischen Capelle] Zu den Musikstrcken der Karwoche gehsrte das neunstimmige „Miserere“ von Gregorio Allegri (vgl. die vorhergehende Erlyuterung), das lange Zeit nur mrndlich tradiert werden durfte. Ferner wurden die so genannten Karfreitags-„Improperien“ vorgetragen, die Klageworte Gottes gegen sein Volk (Populus meus, quid feci tibi? – Mein Volk, was habe ich dir getan?), von Palestrina achtstimmig frr zwei Chsre komponiert. Goethe zeigt sich auch in seiner „Italiynischen Reise“ von der Musik am Karfreitag beeindruckt: Die Capellmusik ist undenkbar schnn. Besonders das Miserere von Allegri und die sogenannten Improperien, die Vorwmrfe, welche der gekreuzigte Gott seinem Volke macht. Sie werden Charfreitags frmhe gesungen. Der Augenblick, wenn der aller seiner Pracht entkleidete Papst vom Thron steigt, um das Kreuz anzubeten, und alles ubrige an seiner Stelle bleibt, jedermann still ist, und das Chor anfqngt: Populus meus, quid feci tibi? ist eine der schnnsten unter allen merkwmrdigen Functionen. (IR III, 22. Myrz 1788; WA I 32, 296.) 262,10 das Feuerwerck] Auf der Engelsburg (Castel Sant’ Angelo) wurde am Ostermontag und -dienstag die so genannte Girandola (ital.: Feuerrad) veranstaltet. Bei Volkmann heißt es dazu: „Insonderheit nimmt sich die so genannte G i r a n d o l a , oder der Pfauenschwanz, welcher den Beschluß macht, prychtig aus. Viertausend Raketen steigen auf einmal in die Luft, und erfrllen solche, indem sie sich nach allen Seiten verbreiten, mit einem feurigen Regen, der mit großem Geprassel aufhsret.“ (Volkmann 2, 630.) 262,12–13 gefqhrlicher als Sirenen singen] Vgl. zu 152,7–8. 262,14 Ich bin sehr fleißig gewesen] Vgl. dazu Goethes Bilanz rber seinen zweiten Aufenthalt in Rom in seinem Brief an Carl August vom 25. Januar 1788 (233,31–236,20 und Erlyuterungen). 262,17–19 Unser gnqdigster Herr Æ:::æ zu machen gesonnen sind] Goethe spielt hier auf den nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts von Ende Februar 1788 an (vgl. zu 255,7; 257,1–258,21 und Erlyuterungen). Wahrscheinlich legte Herzog Carl August darin auch seine Reformplyne in Bezug auf das Geheime Consilium dar. Nach seiner Rrckkehr aus Holland Mitte Februar 1788 wollte er nicht mehr an allen Sitzungen des Gremiums teilnehmen und nicht bei symtlichen, selbst geringfrgigen Entscheidungen anwesend sein. Am 4. Februar 1788 ordnete er noch aus Darmstadt an, die bereits im Herbst probeweise durchgefrhrte Neuorganisation des Geschyftsgangs nach seiner Rrckkehr endgrltig durchzusetzen (vgl. AS 2.1, 60). 262,23 noch um einigen Urlaub gebeten] Vgl. zu 256,11–12.

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262,30–31 Viburnum] Eine im Mittelmeergebiet vorkommende Art der weitverbreiteten Strauchpflanze ,Schneeball‘; msglicherweise ,Lorbeerblyttriger Schneeball‘, auch ,Mittelmeer‘- oder ,Immergrrner Schneeball‘ genannt. 263,4 Ihrer Frau Gemahlinn] Charlotta Christiana Schnauß geb. Deußing. 263,5 Die Frauenzimmerchen und Carlen] Schnauß hatte aus der 1769 geschlossenen Ehe mit seiner zweiten Frau Charlotta Christiana zwei Tschter, Henrietta Friederica Caroline Christiane (geb. 1769) und Sophia Christiana Ernestina Friederica (geb. 1771), sowie einen Sohn, Karl August Konstantin (geb. 1782). Goethe hatte bei dem Sohn die Patenschaft rbernommen. 263,6–7 Krause Æ:::æ macht gute Sachen.] Gemeint ist der Leiter der Weimarer Zeichenschule und Mitherausgeber des „Journals des Luxus und der Moden“ Georg Melchior Kraus (vgl. zu 220,14). Vermutlich hatte Goethe von Kraus’ Arbeiten durch Friedrich Justin Bertuch erfahren, mit dem er in dieser Zeit rber die Versffentlichung einer Beschreibung des rsmischen Karnevals mit Abbildungen verhandelte (vgl. zu 266,7). Schnauß frhrte seit 1786 die Aufsicht rber die Zeicheninstitute in Weimar und Eisenach (vgl. Wolfgang Huschke: Ministerkollegen Goethes: Genealogisches rber Jakob Friedrich Freiherrn von Fritsch, Christian Friedrich Schnauß, Johann Christoph Schmidt und Christian Gottlob von Voigt. In: Genealogie und Heraldik. Zeitschrift frr Familienforschung und Wappenwesen. Jg 1. H. 8/9. Marktschellenberg 1949, S. 135). 148. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Rom, 28. Myrz–2. April 1788 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 96–97. – Doppelblatt 18,8(–19)623,3 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 120–123, Nr 46. WA IV 8 (1890), 365–368, Nr 2650. BEI L AG E

Blqtchen mit Adressangabe (vgl. zu 265,5). ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Herzog Carl Augusts wahrscheinlich von Anfang Myrz 1788 (vgl. zu 263,11). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 5. April 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9).

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BRIEF 148

263,11 Ihr Brief] Der Bezugsbrief stammt wahrscheinlich von Anfang Myrz 1788; er ist nicht rberliefert. Frr den 10. Myrz ist eine Lesung Knebels aus „Egmont“ bei Carl August belegt (vgl. zu 250,18–19). Deshalb ist anzunehmen, dass sich der Herzog um diese Zeit intensiver mit Goethes Drama beschyftigt hat, das schon seit Anfang Oktober in Weimar vorlag (vgl. zu 186,7–8). Carl August war aber erst am 14. Februar 1788 von der Teilnahme am niederlyndischen Feldzug Preußens und einem anschließenden Aufenthalt in Mainz nach Weimar zurrckgekehrt (vgl. zu 224,5). 263,17–18 was Ihnen nicht behagte] Vor dem Hintergrund des aktuellen Konflikts zwischen den Anhyngern des Erbstatthalters Wilhelm V. von Oranien und der republikanisch gesinnten ,Patrioten‘-Partei in den Niederlanden (vgl. zu 181,26; zu 210,34–211,1) gewann das im August 1787 fertiggestellte Drama eine nicht vorhergesehene politische Aktualityt: Ich schrieb den Egmont im Jahre 1775 Æ:::æ. Als ich darauf zehn Jahre spqter in Rom war, las ich in den Zeitungen, daß die geschilderten revolutionqren Szenen in den Niederlanden sich buchstqblich wiederholten. Ich sah daraus, daß Æ:::æ meine Darstellung einiges Leben haben mußte. (Eckermann, Gespryche, 10. Januar 1825; MA/Goethe 19, 122.) Goethes Strck konnte als Kritik an der preußischen Intervention zur Wiedereinsetzung des Erbstatthalters gedeutet werden, an der Carl August als preußischer Offizier beteiligt gewesen war. 263,21–22 die Amsserung Machiavellens] Das historische Vorbild der Figur des Machiavell im „Egmont“ ist Antoine Perrenot de Granvelle, der seit 1559 als Minister im Dienste der Statthalterin der Niederlande, Margarete von Parma, stand und im Jahre 1564 aufgrund von Differenzen mit ihr abberufen wurde. – Die auffallende Namensyhnlickeit der Dramenfigur mit dem florentinischen Diplomaten und Schriftsteller Niccolˆ Macchiavelli, der eine absolutistisch orientierte Staatslehre uneingeschrynkter Machtpolitik propagierte, in der die Legitimityt frrstlicher Herrschaftspraxis als unabhyngig von theologischer oder moralischer Rechtfertigung definiert wird, frhrte immer wieder auch zu interpretatorischen Weiterungen in der Analyse des Strcks. 263,22 war mit einem Federstrich ausgelnscht] ,War‘ hier konjunktivisch gebraucht. Es handelt sich dabei um die im 18. Jahrhundert noch weit verbreitete grammatikalische Form des so genannten indikativischen Irrealis (vgl. dazu Paul Kahl: „::: war mit einem Federstrich ausgelsscht“. Eine grammatische Bemerkung zu Goethes Brief an Carl August rber ,Egmont‘ vom 28. Myrz 1788. In: JbFDH 2006, S. 55–63, besonders S. 58 und 60 f.). 263,23–24 nie geglaubt es zu vollenden] Goethe arbeitete von 1775 bis 1787 am „Egmont“ (vgl. EGW 3, 183–193). 264,5–6 Leben des Tasso Æ:::æ gut geschrieben] La vita di Torquato Tasso, scritta dall’ Abate Perantonio Serassi. Rom 1785 (vgl. Ruppert, 35, Nr 239). Die Biographie Serassis bildet die wichtigste Quelle frr Goethes Drama.

MvRZ/APRIL 1788

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264,8–9 das angefangne Stmck Æ:::æ weit zu fmhren] Mit den Arbeiten am „Tasso“ hatte Goethe im Februar 1787 begonnen, sie dann aber etwa ein Jahr ruhen lassen. Im Februar und Myrz 1788 nahm er die Beschyftigung mit dem Strck wieder auf und setzte die Arbeit daran auf der Rrckreise nach Weimar im Mai 1788 fort (vgl. 273,25–27). Mit der grundlegenden Neubearbeitung begann Goethe aber erst ab Sommer 1788 in Weimar. Fertiggestellt war das Strck im August 1789; es erschien im Januar 1790 in Band 6 von „Goethe’s Schriften“. Vgl. dazu auch zu 138,10. 264,11 daß Sie mir davon abriethen] Der Herzog muss seine Haltung zu dem Drama schon bald geyndert haben, wie Goethes Brief vom 6. April 1789 belegt: Ihre Frau Gemahlinn sagt mir daß Sie Freude an den ersten Scenen des Tasso gehabt, dadurch ist ein Wunsch, den ich bey dieser gefqhrlichen Unternehmung vorzmglich gehegt, erfmllt Æ:::æ. (WA IV 9, 102.) 264,17 Lila ist fertig, Jery auch] „Lila“, das 1777 entstandene „Festspiel mit Gesang und Tanz“, wurde 1788 unter Mitwirkung Philipp Christoph Kaysers in Rom zu einem Singspiel umgearbeitet und schließlich im September 1789 an Gsschen geschickt (vgl. zu 196,15–16). Im Januar 1790 erschien es in Band 6 von „Goethe’s Schriften“. Das Singspiel „Jery und Bytely“ entstand nach der Reise in die Schweiz in Zusammenarbeit mit Kayser und wurde am 12. Juli 1780 uraufgefrhrt. 1788 arbeitete es Goethe in Rom erneut um, schloss diese Bearbeitung aber erst nach seiner Rrckkehr aus Italien endgrltig ab, so dass es im Mai 1790 in Band 7 der Werkausgabe erscheinen konnte. Vgl. dazu auch Gryf 2.3, 316–318 und 270–272. 264,17–18 meine kleinen Gedichte sind bald zusammengeschrieben] „Vermischte Gedichte. Erste Sammlung“ und „Zweite Sammlung“ erschienen 1789 im 8. Band der Werkausgabe. Goethe arbeitete bereits in Rom daran (vgl. zu 245,1). Endgrltig fertiggestellt wurde die Auswahl nach seiner Rrckkehr nach Weimar zwischen Juli und Oktober 1788 (vgl. WAN 1,88 und WA IV 18, 33). 264,18–19 die Ausarbeitung Fausts] Goethe hatte sich im Myrz 1788 den „Faust“ erneut vorgenommen: Zuerst ward der Plan zu Faust gemacht, und ich hoffe, diese Operation soll mir geglmckt sein. (IR III, 1. Myrz 1788; WA I 32, 288.) Das Strck blieb aber zunychst Fragment und erschien 1790 im 7. Band der Werkausgabe (vgl. auch zu 94,8 und die erste Erlyuterung zu 168,17; zu 217,24). 264,22 In vierzehn Tagen] Goethe reiste am 24. April 1788 aus Rom ab (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 264,23 Osterfeyertagen] 23./24. Myrz 1788. 264,24 Jene Funcktionen] Die pypstlichen Liturgien der Karwoche und von Ostern, denen Goethe beigewohnt hatte (vgl. 261,13–17 und zu 261,16). 264,27–29 die Meße des ersten Ostertags Æ:::æ der Tribunen gesehen] In der „Italiynischen Reise“ schreibt Goethe: Ich habe nach meinem Wunsch

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BRIEFE 149/150

alles, was an den Functionen genießbar war, genossen und mber das ubrige meine stillen Betrachtungen angestellt. Effect Æ:::æ hat nichts auf mich gemacht, nichts hat mir eigentlich imponirt, aber bewundert hab’ ich alles Æ:::æ. (IR III, 22. Myrz 1788; WA I 32, 296.) 264,31 aus Ihren Fenstern] Aus den herzoglichen Privatryumen im ersten Stock des Frrstenhauses in Weimar (heute Gebyude der Hochschule frr Musik Franz Liszt am Platz der Demokratie). Die genaue Lage der Wohnryume Carl Augusts ist nicht bekannt. 265,5 unter beyliegender Adreße] Die Beilage ist nicht rberliefert. Goethes Anschrift in Florenz ist nicht bekannt. Er logierte in der Gastwirtschaft „Vanini“ (Reiserechnung Italien 3, Bl. 4). 265,7 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 265,7–8 Meine Abfahrt aus Rom zeige ich an.] Am 19. April 1788 schrieb Goethe an Philipp Seidel, dass er am 22. oder 23. April von Rom abreisen werde (vgl. 268,17). Tatsychlich erfolgte Goethes Abreise am 24. April (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 149. An Georg Joachim Gsschen

Rom, 5. April 1788 ! ÆLeipzigæ

ƒBERLIEFERUNG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 15,1(–15,3)620,1 cm, 1 1/4 S. beschr., egh., Tinte; Rs. oben Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „Rom d. 3 n Apr. 1788. / Goethe / empf‘. d‘. 23 n d o“. E: WA IV 18 (1895), 27 f., Nr 2651a (Albert Leitzmann). ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 5. April 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9). 265,13 der Druck des fmnften Bandes] Die Drucklegung des 5. Bandes von „Goethe’s Schriften“ zog sich wegen der verspyteten Zusendung der Druckvorlage frr „Erwin und Elmire“ durch Seidel, die erst nach einer Mahnung Gsschens vom 30. Myrz 1788 erfolgte, wahrscheinlich noch bis kurz vor den Beginn der Ostermesse 1788 am 13. April hin (vgl. Gsschen an Seidel, 30. Myrz 1788; QuZ 1, 135). 265,15 Ein Exemplar desselben in roth Saffian gebunden] Goethes Werkausgabe wurde in unterschiedlichen Ausstattungen hergestellt: 1. in Saffianleder auf hollyndischem Schreibpapier (vgl. GB 6 II, zu 240,17); 2. in englischem Band (vgl. GB 6 II, zu 78,13) auf hollyndischem Schreibpapier; 3. in engli-

APRIL 1788

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schem Band auf ordinyrem (gewshnlichem) Schreibpapier; 4. als Broschur auf ordinyrem Schreibpapier (vgl. Liste rber die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 206 f.). Das Exemplar in der luxurissen Lederausstattung war frr Angelika Kauffmann in Rom bestimmt (vgl. Harnack, Nachgeschichte, 228). Sie hatte Ende Oktober 1787 schon die ersten vier Bynde von Goethe in der Lederausstattung erhalten (vgl. IR III, 27. Oktober 1787; WA I 32, 117), nachdem diese am 4. Oktober eingetroffen waren (vgl. IR III, 5. Oktober 1787; WA I 32, 105). 265,17 Vier brochirte Exemplare] Die Broschurexemplare waren frr den rsmischen Senator Prinz Abbondio Faustino di Rezzonico, Goethes Freund Johann Friedrich Reiffenstein sowie die Maler Jakob Philipp Hackert und Johann Heinrich Lips bestimmt (vgl. auch die folgende Erlyuterung). 265,18 an H‘. Hofrath Reifenstein] Reiffenstein bekam von Goethe den schriftlichen Auftrag, die Brcher an die vorgesehenen Personen zu verteilen (vgl. Harnack, Nachgeschichte, 228 f.), da er selbst noch im April 1788 die Heimreise nach Weimar anzutreten gedachte. Gsschen schickte die Brcher nicht vor der zweiten Maihylfte 1788 an Reiffenstein (vgl. Gsschen an Seidel, 12. Mai 1788 und 22. Juni 1788; QuZ 1, 138 f.). 265,20 Da ich in der Hqlfte Juni wieder in Weimar einzutreffen hoffe] Goethe verließ Rom am 24. April 1788 und kam am 18. Juni 1788 in Weimar an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2–10). 265,21–23 Ich wmnschte Michael Æ:::æ zu schließen.] Diese Termine wurden nicht eingehalten. Mitte Juli 1788 teilte Goethe dem Verleger mit, dass er das Ziel, die Bynde 6 und 8 bis zur nychsten Michaelismesse fertigzustellen, fallen gelassen habe (vgl. WA IV 9, 2). Band 8 kam zur Ostermesse 1789 heraus, Band 6 im Januar 1790 (vgl. auch zu 196,15–16; zu 245,1). Der 7. Band erschien als letzter im Mai 1790. 265,26 Verte.] Imperativ von lat. vertere: wenden. 150. An Friedrich Justin Bertuch ƒBERLIEFERUNG

Rom, 5. April 1788 ! ÆWeimaræ

H: GSA Weimar, Sign.: 29/93,I, Bl. 1–2. – Doppelblatt 15(–15,5)6 17,9(–20,1) cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 am unteren Rand beschnitten. E: Goethe’s Werke. Nach den vorzrglichsten Quellen revidirte Ausgabe. Theil 24. Italiynische Reise. Hrsg. von Heinrich Drntzer. Berlin 1877, S. 950 f. WA IV 8 (1890), 368 f., Nr 2651.

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BRIEF 150

Der Brief beantwortet einen nicht rberlieferten Brief Bertuchs vom 29. Februar 1788 (vgl. zu 266,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 5. April 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9). 266,2 Schreiben vom 29 Febr.] Auslsser frr diesen nicht rberlieferten Brief drrfte ein Brief Gsschens an Bertuch vom 27. Februar 1788 gewesen sein (vgl. QuZ 1, 130 f.), der rber Goethes Brief an den Verleger vom 9. Februar berichtete (vgl. Nr 139). Goethe hatte Gsschen darin rber die Fertigstellung des 5. Bandes der Werkausgabe sowie rber seine Plyne zu den Bynden 6 bis 8 in Kenntnis gesetzt und die Bezahlung der Titelkupfer und sein Honorar frr Band 5 eingefordert. Außerdem war Bertuch wenige Tage zuvor mit einem nicht rberlieferten Brief Goethes vom 9. Februar eine Sendung mit Masken (Postsendeliste 1, S. 8), Kostrmzeichnungen vom rsmischen Karneval, zugekommen (vgl. EB 146). 266,5–6 H‘. Siebenkees Æ:::æ Freunden empfehlen.] Der Philosoph und Philologe Johann Philipp Siebenkees, seit 1782 Hauslehrer in Venedig, plante zum Abschluss seines Italienaufenthaltes ab August 1788 eine Bildungs- und Studienreise durch das Land und dabei auch einen lyngeren Aufenthalt in Rom. ƒber Kontakte Goethes zu Siebenkees wyhrend seines Italienaufenthaltes ist nichts bekannt. 266,7 Wegen der Masken] Wohl auf Anregung Bertuchs, Beitryge frr das „Journal des Luxus und der Moden“ zu liefern, hatte Goethe die Karnevalssaison 1788 in Rom genutzt, Zeichnungen von den Maskenumzrgen des rsmischen Karnevals mit erlyuternden Beschreibungen zusammenzustellen (vgl. 231,17– 18). Die Zeichnungen fertigte der mit Goethe befreundete Maler Johann Georg Schrtz an. Sie dienten schließlich als Vorlage zu den 20 kolorierten Kupferstichtafeln von Goethes Essay „Das Rsmische Carneval“ (Berlin 1789). Bereits am 9. Februar 1788, vier Tage nach Karnevalsende, hatte Goethe erste Zeichnungen der Masken an Bertuch nach Weimar geschickt (vgl. zu 266,2). 266,7–8 die Beschreibung des Carnevals] Die ursprrnglich als Erlyuterungen zu den Zeichnungen der rsmischen Karnevalskostrme (Masken) gedachten Texte versffentlichte Goethe schließlich in Form eines eigenstyndigen Essays, der spyteren Schrift „Das Rsmische Carneval“ (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 266,8–9 Krausens Arbeiten] Georg Melchior Kraus, der Leiter der Weimarer Zeichenschule und Mitherausgeber des „Journals des Luxus und der Moden“, war frr die Radierung der Maskenzeichnungen vorgesehen. Die von ihm gefertigten Kupferstiche wurden von Schrlern der Weimarer Zeichenschule koloriert. 266,11–12 Der Parck Æ:::æ wird unter Ihrer Aufsicht gewiß gedeihen.] Bertuch hatte am 30. Oktober 1787, nachdem ihm schon seit April die Frhrung der Parkkasse oblag, von Herzog Carl August die „spezielle Aufsicht rber den ganzen frrstl. Park und die darin zu machenden Arbeiten, Baue und Anlagen“ rbertragen bekommen (H: ThHStA Weimar, Sign.: B 8541, Bl. 9). Er war da-

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mit auch frr die weitere Ausgestaltung der Parkanlagen an der Ilm zustyndig, die von Goethe in den 1770er Jahren begonnen worden war (vgl. auch GB 6 II, zu 98,26). – Durch‘: Abgekrrzt frr ,Durchlaucht‘ (vgl. zu 59,8); hier: Anrede frr Herzog Carl August. 266,13–14 Das Gedicht auf Miedings Tod Æ:::æ in der Pandora gesehen] Die Elegie „Auf Miedings Tod“ hatte Goethe nach dem Tod des Weimarer Hoftischlers und Brhnenbildners Johann Martin Mieding am 27. Januar 1782 im Februar/Myrz des gleichen Jahres verfasst. Das Gedicht erschien nicht, wie von Bertuch gewrnscht, im von ihm und Gsschen herausgegebenen Jahresalmanach „Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden frr das Jahr 1789“, sondern in Band 8 von Goethes Werkausgabe, und zwar in der „Zweyten Sammlung“ der „Vermischten Gedichte“ (S. 271–286). 266,14–16 Michael den s e c h s t e n und a c h t e n Æ:::æ Ostern mit dem s i e b e n t e n ] Die Fortsetzung der Ausgabe der „Schriften“ kam insgesamt in Verzug, da Goethe die Termine frr die Manuskriptabgabe nicht einhalten konnte, hatte er doch inzwischen damit begonnen, die nur als Fragmente angekrndigten Werke frr die Ausgabe zu vollenden (vgl. zu 94,8). Die ursprrnglich im Vertrag vereinbarte Abgabe aller Textvorlagen bis Ostern 1787 war rberschritten (vgl. Verlagsvertrag vom 1. Oktober 1786, Punkt 2.; GB 6 I, 239,10–14). Daher versuchte Goethe nun, sich neue Termine zu setzen. Band 8 erschien aber erst zur Ostermesse 1789, Band 6 im Januar 1790. Den Abschluss bildete zur Ostermesse 1790 Band 7 mit dem „Faust“-Fragment. – Zur ursprrnglichen Planung der Ausgabe vgl. den Brief an Gsschen vom 28. oder 29. Juni 1786 (GB 6 I, Nr 341). 266,16 Girandel] Das Osterfeuerwerk von der Engelsburg in Rom (vgl. zu 262,10). 266,18 Auf der Reise wird Tasso durchgedacht] Von Goethes Schauspiel „Torquato Tasso“, das frr den 6. Band der „Schriften“ vorgesehen war (vgl. zu 266,14–16), lag bisher kaum mehr als die ersten zwei Akte in Prosa aus den Jahren 1780/81 vor. Im Februar und Myrz 1788 hatte Goethe die vor einem Jahr begonnene Neubearbeitung wieder aufgenommen (vgl. zu 138,10). Frr die Umarbeitung und Fertigstellung des Strcks wollte sich Goethe trotzdem nur noch wenig Zeit lassen: Ich wmnsche das angefangne Stmck, wo nicht zu endigen, doch weit zu fmhren eh ich zurmckkomme. (264,8–10.) Am 23. Mai berichtete er aus Mailand noch einmal von einer Beschyftigung mit dem Werk (vgl. 273,25– 27). Fertigstellen konnte er es aber erst im Sommer 1789 in Weimar. 266,19–20 Leben ein Hin und Herwandern] Torquato Tasso frhrte ein unstetes Leben als Dichter an mehreren Hsfen und in verschiedenen Stydten Italiens. Seine Schulbildung erhielt er zusammen mit dem Sohn des Herzogs von Urbino in Neapel, Rom, Bergamo und Pesaro. ƒber Venedig kam er 1560 zum Studium nach Padua und Bologna, trat 1565 in den Dienst des Kardinals Luigi d’Este

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und wurde 1572 Hofhistoriker und -dichter des Herzogs Alfonso II. von Ferrara, des Bruders des Kardinals. 1578 verließ er Ferrara und zog rber Rom, Mantua, Padua, Venedig, Turin und das Piemont durch halb Italien. Nach seiner Rrckkehr nach Ferrara Anfang 1579 wurde er vom Herzog wegen angeblicher Geisteskrankheit sieben Jahre im Irrenhaus von S. Anna gehalten. Ab 1586 fand Tasso Aufnahme am herzoglichen Hof von Mantua, floh aber schon im Folgejahr nach Rom, wo er mit Unterbrechungen bis zum Frrhjahr 1590 bei Kardinal Scipione Gonzaga lebte, ehe er nach einem Aufenthalt am großherzoglichen Hof in Florenz im Myrz 1591 zurrck nach Mantua kam. Nach einem Neapelaufenthalt Anfang 1592 lebte Tasso dann unter wechselnder Gsnnerschaft wieder in Rom und verstarb dort 1595 im Kloster Sant’Onofrio. 266,21 Wohlgeb‘] Vgl. zu 85,23. 266,24 einige Auftrqge] Herzog Carl August hatte Goethe in seinen nicht rberlieferten Briefen nach Italien immer wieder beauftragt, Kunstwerke zu beschaffen: Ihre andern Auftrqge werde ich besorgen. (248,27–28.) Noch im Januar 1788 muss er um einen Gipsabdruck des angeblichen Totenschydels von Raffael Santi aus der Accademia di San Luca nachgesucht haben (vgl. zu 248,22). Im Brief vom 6. Mai aus Florenz krndigte Goethe dem Herzog eine bereits abgeschickte Sendung mit dem Gipsabdruck an (vgl. zu 269,24) und erwyhnte den Erwerb von Kupferstichblyttern Raimondis und solchen zu Raffaels Zeichnungen zur Geschichte der Psyche (vgl. zu 270,1; 270,6–7). 266,25 200 Scudi an H‘. Hofrath Reifenstein] ƒber Johann Friedrich Reiffenstein in Rom ließ Goethe seit Oktober 1787 seine Geldrberweisungen abwickeln (vgl. zu 218,19–20). Reiffenstein blieb auch nach Goethes Abreise dessen Vertrauensperson in Rom, rber die er weiterhin Auftryge aus Weimar zum Erwerb von Kunstwerken erteilte. 151. An Angelika Kauffmann ÆRom, wahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788æ ! ÆRomæ DAT I E RU N G

Die bisherige Datierung des Briefes auf Februar 1788 (erstmals 1861: Katalog Goethe-Ausstellung, 31, Nr 140) beruht auf dem Brief Goethes an Herzog Carl August vom 25. Januar 1788, in dem er rber seine Fortschritte im anatomischen Zeichenunterricht an der Hand eines Schweitzers, Nahmens Meyer (236,11–12) berichtete. Goethe begann sich jedoch bereits im September 1787 frr den Menschen als Zeichenobjekt zu interessieren: Ich bin immer fleißig und halte mich an die menschliche Figur. (IR III, 22. September 1787; WA I 32, 83.) Im Januar 1788 schrieb er Herzog Carl August auch, er beab-

OKTOBER 1787/APRIL 1788

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sichtige, in der nychsten Woche mit dem Zeichnen von rsmischen Statuen zu beginnen (vgl. 236,8–10). Daher kann ein Zusammenhang zwischen Goethes Fortschritten im Zeichenunterricht bei Meyer und den im Brief an Angelika Kauffmann beschriebenen ƒbungen im Studio de tedeschi, in contro al Rondanini (268,1) mit seinen Hausgenossen, den Malern Johann Georg Schrtz und Friedrich Bury, nicht eindeutig hergestellt werden. Durch die Verwendung des Indefinitivpronomens man (268,2) bleibt unklar, ob sich Goethe auf eigene Zeichnungen oder auf die seiner Hausgenossen bezieht. Eine eindeutige Datierung des vorliegenden Briefes ist deshalb nicht msglich. Daher lysst sich nur feststellen, dass der Brief wahrscheinlich zwischen Ende Oktober 1787 und Mitte April 1788 entstanden ist. Bis zum 22. Oktober 1787 hatte sich Goethe noch in Castel Gandolfo aufgehalten, wo er auch auf Angelika Kauffmann traf. Am 24. April 1788 verließ er Rom. ƒBERLIEFERUNG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 191. – Doppelblatt 16,7621,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 rechts Mitte Adresse, Tinte: Pour Madame / A n g e l i c a , darrber rote Siegelreste; Bl. 2 an yußerer oberer Ecke Papierausriss; Papier stockfleckig. E: ÆAnonymus:æ Briefe von und an Angelica Kauffmann. Zwei Briefe von Goethe an Angelica Kauffmann. In: Der Gesellschafter oder Blytter frr Geist und Herz. Ein Volksblatt. 144stes Blatt. 8. September Æ1838æ. Berlin 1838, S. 718. WA IV 8 (1890), 353 f., Nr 2645. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Die im schweizerischen Chur als Tochter eines Fresken- und Portrytmalers geborene Angelika Kauffmann (1741–1807) machte frrh durch außergewshnliches zeichnerisches Talent auf sich aufmerksam und wurde durch die enge Fsrderung des Vaters auf eine Karriere als Malerin vorbereitet. Nach ersten Jahren im Veltlin und in Como schloss sich eine Zeit der Ausbildung vor allem in italienischen Kunstmetropolen an: 1754 bis 1757 in Mailand, 1760 bis 1763 erneut in Mailand, in Modena, Parma, Bologna und Florenz. Es folgten drei Jahre in Rom, unterbrochen von Aufenthalten am ksniglichen Hof in Neapel (1763/64) und in Venedig (1765/66). Neben der Mythologie- und Historienmalerei war es vor allem die Portrytkunst, mit der sich die junge Malerin einen Namen machte. Im Frrhjahr 1766 fasste sie den Entschluss, mit ihrem Vater nach England zu gehen. In London avancierte sie zu einer begehrten und erfolgreichen Vertreterin der damaligen Portrytmalerei in Europa, war mit Joshua Reynolds befreundet und wurde 1768 Grrndungsmitglied der Royal Academy of Arts. Nachdem sie im Sommer 1781 in zweiter Ehe – eine erste mit einem Heiratsschwindler war nach nur drei

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BRIEF 152

Monaten Anfang 1768 geschieden worden – den 15 Jahre ylteren venezianischen Vedutenmaler Antonio Zucchi geheiratet hatte, der auch als ihr Agent fungierte, ging das Paar zurrck nach Italien und ließ sich im November 1782 in Rom nieder. Es bewohnte ein heute nicht mehr existierendes herrschaftliches Haus in der Via Sistina 72, nahe der Kirche S. Trinit dei Monti, das zum geschytzten Treffpunkt von Krnstlern und Gelehrten sowie von Perssnlichkeiten des sffentlichen Lebens auch aus aristokratischen Kreisen wurde. Nach dem Tod ihres Mannes 1795 lebte Angelika Kauffmann zurrckgezogener und nicht mehr so stark auf die Auftragsmalerei bezogen wie bisher. 1802 erkrankte sie schwer und starb frnf Jahre spyter. – Goethe hatte Angelika Kauffmann bereits in den ersten zehn Tagen seines Aufenthaltes in Rom Anfang November 1786 kennen gelernt (vgl. 20,30–31). Als Vermittler ksnnte dabei Johann Friedrich Reiffenstein gewirkt haben, der ein enger Bekannter und Hausfreund der Malerin war und gegenrber im Palazzo Zuccari in der Via Gregoriana 30, unweit der Piazza di Spagna, wohnte. Goethe pflegte in der folgenden Zeit engen Kontakt zu Angelika Kauffmann, die er immer mehr zu schytzen begann (vgl. z. B. 99,4–5; 138,12– 15). Nach seiner Rrckkehr von Neapel im Sommer 1787 intensivierte sich die Freundschaft, so dass Goethe regelmyßig im Haus der Zucchis verkehrte, wie er im Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 21. Dezember 1787 kundtut: Die Woche seh ich Angelika zweymal, es ist das beste Wesen von der Welt. Man hat keinen Begriff von einem solchen Talent, mit solcher Einfalt, Herzensgmte und qchter Bescheidenheit. (222,5–8; vgl. auch IR III, 7. Dezember 1787; WA I 32, 157.) Angelika Kauffmann wurde zu einer der wichtigsten Bezugspersonen Goethes in Rom. Gegenseitiges Interesse am krnstlerischen Schaffen des anderen und die Diskussion ysthetischer Fragen waren dafrr eine entscheidende Basis. – Außer dem vorliegenden sind bis zu Goethes Abreise aus Rom am 24. April 1788 lediglich drei nicht rberlieferte Briefe an die Malerin bekannt, zwei von Goethes Neapelaufenthalt im Frrhjahr 1787 (vgl. EB 40 und EB 60) sowie einer zum Abschied aus Rom (vgl. EB 173). Dass Goethe und Angelika Kauffmann noch weitere Briefe auch innerhalb Roms gewechselt haben, ist anzunehmen, aber nicht nachweisbar. Die enge Beziehung hielt auch nach Goethes Weggang noch geraume Zeit an. Schon von der Rrckreise nach Weimar sind vier Briefe Goethes erschließbar (vgl. EB 174, EB 176, EB 178, EB 186), die Angelika Kauffmann mit drei Briefen beantwortete (vgl. RA 1, 117 f. und 119, Nr 247, 248 und 252). Vom Sommer 1788 bis zum Herbst 1789 setzte sich ihre Korrespondenz ohne grsßere Unterbrechungen fort. Jeweils mindestens zehn Briefe gingen zwischen Weimar und Rom hin und her. Goethes Briefe sind allesamt nicht rberliefert. Danach ließ der Austausch merklich nach. Aus dem Jahr 1790 ist ein nicht rberlieferter Brief Goethes bekannt, 1791 sind es zwei. Aus der Zeit danach sind lediglich noch ein Rechnungsbrief Angelika Kauffmanns vom Mai 1793 (vgl. RA 1, 209, Nr 581) und zwei Briefe Goe-

APRIL 1788

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thes vom Juni 1796 (WA IV 11, 91, Nr 3321) und vom Januar 1797 (WA IV 12, 14–16, Nr 3471) rberliefert. 268,1 Studio de tedeschi, in contro al Rondanini] Ital.: Atelier der Deutschen, dem ÆPalazzoæ Rondanini gegenrber; Bezeichnung der Unterkunft Goethes in der Via del Corso 18 (vgl. zu 15,21–22). Goethe wohnte dort seit seiner Ankunft in Rom zusammen mit den Malern Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der allerdings im Juli 1787 nach Neapel gegangen war, Johann Georg Schrtz und Friedrich Bury (vgl. zu 15,22–23). 268,3–4 Menschen Æ:::æ in Stahl Eisen kleiden] Zeichnungen Goethes von Mynnern in Rrstungen sind nicht bekannt. 268,6–8 Kupfer Æ:::æ bitte ich darum] Nyheres konnte dazu nicht ermittelt werden. 268,9 sonderbare Zaubergeschichte] Msglicherweise ein literarischer Text oder eine Zeichnung Goethes. Der folgende Satz (268,10–11), in dem Goethe einryumt, Fehler zu machen, deutet aber wohl darauf hin, dass es sich um eine Zeichnung handeln ksnnte. 268,10 sbagliren] Sich irren, einen Fehler begehen (von ital. spagliare). 268,12–13 General Pardon] Eigentlich eine vom Souveryn erlassene Begnadigung; hier im erweiterten Sinn frr Schuldvergebung. Es ist nicht bekannt, worauf sich Goethe hier bezieht. 152. An Philipp Seidel

Rom, 19. April 1788 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: The Pierpont Morgan Library New York, Sign.: Misc. Heineman. – 1 Bl. 18,5622,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Papier mit Wasserschyden. – Beischluss: EB 167 (vgl. zu 269,4). E: Goethe-Seidel (1871), 634, Nr 29 (nach einer Kopie). WA IV 8 (1890), 369 f., Nr 2652. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 19. April 1788 (vgl. Postsendeliste 1, S. 9). 268,17 Den 22 oder 23 gehe ich von hier ab] Goethe trat seine Heimreise am 24. April 1788 an (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 268,17–18 bald bey Euch zu seyn] Am 18. Juni 1788 traf Goethe in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 268,19 Da ich Kaysern mitbringe] Vgl. zu 259,15. 268,19–20 daß du die erste Zeit wenigstens im Hause bliebst] Seidel

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BRIEF 153

hatte Goethe offenbar bereits seine Absicht mitgeteilt, zu heiraten und einen eigenen Hausstand zu grrnden. Die Hochzeit mit Dorothea Carolina Franke, der Pflegetochter eines Weimarer Pagen-Lakaien, fand am 5. Januar 1789 statt (vgl. Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin, Weimar 1965, S. 76). Seidel erfrllte Goethes Bitte und verließ wahrscheinlich erst gegen Ende 1788 Goethes Haus. 268,20–21 so wird Collina wohl ausziehen mmßen] Filippo Collina (vgl. zu 205,23) wohnte seit seiner Ankunft im Dezember 1787 in Goethes Haus (vgl. 206,14–15). Wann er auszog und wo er bis zur Abreise der Herzoginmutter Anna Amalia nach Italien am 15. August 1788 wohnte, ist nicht bekannt. Collina begleitete die Herzogin auf ihrer Reise. 268,21 Frqu‘ Jnchhausen] Louise von Gschhausen, Hofdame Anna Amalias. Wahrscheinlich oblag ihr die Betreuung Collinas in Weimar und dessen Heranfrhrung an die notwendige Hofetikette. Am 10. November 1787 hatte Goethe ihr ein Empfehlungsschreiben frr Collina geschickt (vgl. EB 115). 269,1–3 Sorge daß die Summe Æ:::æ d e i n e n Nahmen zu wqhlen.] Seit Herbst 1787 liefen alle Geldrberweisungen von Weimar nach Rom sowie der Postverkehr Goethes rber Johann Friedrich Reiffenstein (vgl. zu 218,19–20; zu 194,16–17). Den hier ausgesprochnen Auftrag frhrte Seidel weisungsgemyß aus. Eine von Reiffenstein gezeichnete Quittung vom 28. Mai 1788 belegt den Empfang der genannten Summe, die rber das Bankhaus ,Gebrrder Bethmann‘ in Frankfurt a. M. mit folgender Angabe transferiert worden war: „de la part de Monsieur le conseiller priv de Goethe. Pour le compte de Monsieur Philipp Seydel“ (GSA 25/ XXVII,N,8a, Bl. 13. – Von Seiten des Herrn Geheimen Rats von Goethe. Auf Rechnung von Herrn Philipp Seydel). In einem Brief vom Juli 1788 bestytigte Reiffenstein Goethe noch einmal ausdrrcklich den Erhalt der 400 Scudi und gibt an, insgesamt 721 Scudi von Goethe zur Verfrgung gestellt bekommen zu haben. Davon habe er einen kleinen Teil verwandt, um von Goethe in Auftrag gegebene Kunstkyufe zu realisieren. Die restlichen 651 Scudi habe er, wie beauftragt, an Carlo Ambrogio Riggi weitergeleitet, einen aus Mailand stammenden Geschyftsmann, der u. a. frr den mit Goethe gut bekannten englischen Bankier in Rom, Thomas Jenkins, tytig war (vgl. Reiffenstein an Goethe, um den 27. Juli 1788; RA 1, 125, Nr 270). Roberto Zapperi vermutet dahinter Zahlungen Goethes frr die Schwester Riggis, Maddalena, die im Juli 1788 heiratete. Goethe hatte sie wyhrend seines Landaufenthaltes in der Villa von Jenkins in Castel Gandolfo im Oktober 1787 kennen gelernt, woraus sich danach in Rom msglicherweise eine Liaison entwickelte (vgl. Zapperi, Inkognito, 181–233). Carlo Ambrogio Riggi bedankte sich jedenfalls am 20. Januar 1789 in einem Brief an Goethe frr ein Hochzeitsgeschenk des Dichters an seine Schwester (vgl. RA 1, 147, Nr 336). Diese Zusammenhynge wrrden auch die verdeckte Zahlungsanweisung im Namen Seidels erklyren. 269,4 Ich lege ein Briefchen an die Frqu‘. bey] Nicht rberlieferter Brief an Louise von Gschhausen wahrscheinlich ebenfalls vom 19. April (EB 167), in

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dem Goethe vermutlich auf den notwendigen Umzug Collinas in Weimar eingegangen war (vgl. 268,20–22). 269,8 Fritzens Stube] Vgl. GB 6 II, zu 225,2. 153. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Florenz, 6. Mai 1788 ! ÆWeimaræ ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 98–99. – Doppelblatt 18,7622,6 cm, 2 1/2 S. beschr., egh., Tinte; im Mittelbruch stellenweise restauriert. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 123–125, Nr 47. WA IV 8 (1890), 371 f., Nr 2653. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 269,11 von dem Magnetenberge einmal loß] In mittelalterlichen Abenteuerromanen wie „Herzog Ernst“ und im Alexanderroman wurde die bis in die Antike zurrckgehende Sage vom alles an sich ziehenden Magnetenberg, die Goethe auch schon im „Werther“ erwyhnt (vgl. Die Leiden des jungen Werthers. Erster Theil [Brief vom 26. Juli]. Leipzig 1774, S. 72; vgl. auch WA I 19, 58 [2. Fassung]), mit einem Komplex von Motiven ausgeschmrckt. – Hier mit Bezug auf Goethes Abreise aus Rom am 24. April 1788. 269,12 ich bin hier] In Florenz, wo Goethe nach einem Aufenthalt in Siena (27.–29. April) am Nachmittag oder Abend des 29. April 1788 eingetroffen war und bis zum 11. Mai 1788 blieb (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 3–4). 269,13 fast alles gesehen, was Florenz an Kunstsachen enthqlt] Da Goethe die Details seiner Rrckreise nirgendwo beschrieben hat, lysst sich nicht genau klyren, welche Stytten er in Florenz aufsuchte. Lediglich das von Kayser gefrhrte Ausgabebuch der Rrckreise gibt einzelne Anhaltspunkte wie etwa den Besuch des Palazzo Medici Riccardi (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 3). Fest steht außerdem, dass Goethe die Uffizien besuchte (vgl. zu 269,17; zu 269,18). Spytere Bemerkungen lassen vermuten, dass die Erkundung der Stadt nicht so vollstyndig war wie hier behauptet. Die Vorbereitung einer spyteren Italienreise, die nicht verwirklicht werden konnte, veranlasste Goethe 1796 dazu, sich in die Kunstgeschichte von Florenz einzuarbeiten (Tag- und Jahreshefte 1796; WA I 35, 66) und die Edition der Autobiographie Benvenuto Cellinis zu planen (vgl. ebd.). Die Kunstwerke von Florenz, die ihm sein Freund Johann Heinrich Meyer beschrieb, nicht selbst hinreichend studiert zu haben, empfand Goethe dabei als schmerzliches Desiderat (vgl. Brief an Johann Heinrich Meyer, 30. Oktober 1796; WA IV 11, 247).

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269,15 das Staatsgebqude] Das Großherzogtum Toscana galt unter der Regierung von Pietro Leopoldo I. von Toscana, ab 1790 als Leopold II. rsmisch-deutscher Kaiser, als Muster eines nach den Grundsytzen aufgeklyrter Vernunft regierten Staatswesens. 269,17 Die Medicqische Venus] Auch: „Venus Medici“ oder „Venus von Medici“, so genannt nach ihren spyteren Besitzern. – Die 153 cm hohe Marmorfigur der Liebesgsttin ist eine Kopie des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach einem Bronzeoriginal aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert. 1677 wurde sie aus Rom nach Florenz rberfrhrt und in den Uffizien der Tribuna aufgestellt (heute Galleria degli Uffizi, Inv.-Nr 224). 269,18 andre kostbare Antiken] Die Antiken, die in der Tribuna und in den Gyngen der Uffizien aufgestellt waren, beschreibt Volkmann in seinem Reisehandbuch in aller Ausfrhrlichkeit (vgl. Volkmann 1, 476–489). 269,18–19 An Gemqlden treffliche Sachen.] Was in den Uffizien an Gemylden als besonders sehenswrrdig galt, ist ebenfalls Volkmanns Darstellung zu entnehmen. Die imposantere Sammlung befand sich damals indes im Palazzo Pitti (vgl. Volkmann 1, 489–498 und 501–510). 269,19–20 an die qlteren Meister gehalten] Wahrscheinlich die Werke der florentinischen Vor- und Frrhrenaissance von der Wende des 13./14. bis zur Wende des 15./16. Jahrhunderts, darunter Duccios „Madonna Rucellai“ und die Skulpturen von Donatello. Einige der heute bekanntesten Kunstwerke, z. B. die von einem Vasari-Altar verstellte Kreuzigung („Dreifaltigkeits“-Fresko) Masaccios in S. Maria Novella, waren jedoch nicht zugynglich. 269,22–23 mit Ihnen zu genießen] Goethe sprach mehrfach seinen Wunsch an, gemeinsam mit Carl August Italien zu bereisen (vgl. zu 16,25). 269,23 aufzupacken] ,Aufpacken‘ hier im Sinne von ,einsammeln‘, ,mitnehmen‘ (vgl. GWb 1, 984). 269,24 Raphaels Schqdel kommt wahrscheinlich vor mir an.] Goethe hatte frr Carl August einen Abguss des vermeintlichen Schydels des Malers Raffael, der in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrt wurde, anfertigen lassen (vgl. zu 248,22). Die Erlaubnis dazu war mit Unterstrtzung Johann Friedrich Reiffensteins erwirkt worden (vgl. zu 258,27). Der Abguss wurde von Reiffenstein bereits am 10. Mai 1788 nach Weimar gesandt (vgl. Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 14); er befindet sich heute in den naturwissenschaftlichen Sammlungen Goethes im GNM Weimar (Inv.-Nr: GNA 0380). 269,26–27 Die Form kommt nach.] Dies krndigt auch Reiffenstein in seinem Brief vom 10. Mai 1788 an (H: GSA 28/1041; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 14). Die Abgussform scheint allerdings in Weimar entweder nie angekommen oder nicht erhalten zu sein. 270,1 Die Marck Antonios] Auf die Kupferstiche von Marcantonio Raimondi

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hatte Goethe den Herzog bereits in seinem Brief vom 12. bis 16. Dezember 1786 aufmerksam gemacht (vgl. zu 52,33), doch blieb das Interesse an Graphik angesichts der rberwyltigenden Eindrrcke, die die Originale vermittelten, episodisch. Erst gegen Ende seines Italienaufenthalts begann sich Goethe vermehrt nach Graphiken umzusehen (vgl. zu 217,9–11). Die Blytter, von deren Ankauf hier berichtet wird, mrssen „La graticola di Lorenzo“ (Die Marter des heiligen Laurentius) und „Der Kindermord zu Bethlehem“ sein; dabei handelt es sich um die bei Adam Bartsch (Le peintre graveur. Bd 14. Wien 1813) unter Marcantonio Raimondi verzeichnete Nr 104 („Marter des Hl. Laurentius“ nach Bandinelli) und um eine der Nummern 18 bis 21 (der „Kindermord zu Bethlehem“ nach Bandinelli bzw. Raffael). Vgl. auch The Illustrated Bartsch. Bd 26 (formerly vol. 14. Part 1); The works of Marcantonio Raimondi and of his school. Hrsg. von Konrad Oberhuber. New York 1978, S. 29–34 („Kindermord“) und S. 135– 138 („Laurentius“). Heute befinden sich in den Bestynden der ehemaligen herzoglichen Sammlungen in Weimar zwei Blytter des „Kindermords zu Bethlehem“ (KSW, Inv.-Nr: IK 3431 und IK 3431/93), und zwar der bei Bartsch verzeichneten Nr 20 entsprechend. Blytter der „Marter des heiligen Laurentius“ sind nicht vorhanden. In der Kunstsammlung Goethes gibt es unter den RaimondiBlyttern zwei Exemplare des „Martyriums des heiligen Laurentius“, ein komplettes Blatt (Schuchardt 1, 6, Nr 32) sowie eine rechte Seite dieses Blattes (vgl. ebd., Nr 33). Ein Blatt vom „Kindermord zu Bethlehem“ ist von Christian Schuchardt ebenfalls unter Bandinellis Werken verzeichnet (vgl. ebd., Nr 31). Allerdings stammt es von Nicolas Beatrizet, der eine Vorlage Bandinellis nutzte, und zeigt ein anderes Motiv als das Blatt in den herzoglichen Sammlungen (vgl. die bei Bartsch angegebene Nr 21). Diese Fassung des „Kindermords“ yhnelt im Aufbau durch die architektonische Rahmung dem „Martyrium des heiligen Laurentius“, so dass die Beschreibung der beiden Kupferstiche als Pendants, wie sie Goethe insbesondere im Brief vom 16. Februar 1788 (vgl. 250,1–6) gegenrber Carl August gibt, besonders plausibel erscheint. Angesichts der ungeklyrten Provenienzen muss die Zuordnung der von Goethe in Italien beschriebenen Blytter zu den in Weimar erhaltenen offenbleiben. 270,1 per fas et nefas] Lat.: durch Recht und Unrecht, mit erlaubten und unerlaubten Mitteln. 270,2–3 man machte mir Schwmrigkeiten] Goethe hatte sich seit Dezember 1787 um den Kauf der Blytter bemrht (vgl. zu 217,9–11). Die Ursachen frr die lange Verzsgerung der Kaufverhandlungen sind nicht bekannt. 270,4 Am vorletzten Tage] Am 22. oder 23. April 1788; Goethe reiste am 24. April ab (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). 270,6–7 Die Geschichte der Pschyche Æ:::æ von Raphael 32 Blat.] ,Pschyche‘ versehentlich frr ,Psyche‘. – Der frr Carl August erworbene „Psyche“-Zyklus hat sich in den Weimarer Kunstsammlungen erhalten („Die Fabel der Psyche“;

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BRIEF 154

KSW, Inv.-Nr: IK 4657 – IK 4688). „La Favola di Psiche“, so der Titel der 32 Blytter, wird heute einem Meister mit dem Wrrfel B (tytig um 1532–1550) und Agostino Veneziano zugeschrieben; zurrckgegriffen haben drrften sie auf den Flamen Michiel Coxie, der schon von Giorgio Vasari in der Vita Marcantonio Raimondis frr seinen Psyche-Zyklus gerrhmt wird. Bis heute wird darrber spekuliert, inwieweit Coxie Entwrrfe Raffaels frr die Farnesina vorgelegen haben ksnnten (vgl. Hsper, Raffael und die Folgen, 208–215, Nr A 94.1). 270,7–8 Aus diesen hat er hernach die Smjets zur Farnesina genommen] Zur Villa Farnesina in Rom und zum „Psyche“-Zyklus der Raffael-Werkstatt vgl. zu 31,12–13. Wie Goethe dazu kommt, die Blytter gewissermaßen frr die Vorlage der Farnesina-Fresken zu halten, lysst sich nicht klyren. Nachweisbar ist im spyten 18. Jahrhundert eine Diskussion um die Zuschreibung der Stiche. Jene Stelle Giorgio Vasaris in der Vita Marcantonio Raimondis, in der von „Michele pittore“ (also Michiel Coxie) die Rede ist, kommentiert einer der einflussreichsten Kunstschriftsteller Roms, Giovanni Bottari, mit heftiger Ablehnung; es sei nicht einzusehen, wie Vasari darauf verfallen sei, einem Flamen die Geschichte der Psyche zuzuschreiben, die, wie alle wrssten und sehen ksnnten, eine Erfindung Raffaels sei, von Marcantonio und seiner Werkstatt gestochen. Außerdem handle es sich um 38, nicht um 32 Blytter (vgl. Giorgio Vasari: Le Vite de pu‹ eccelenti pittori, scultori e architetti Æ:::æ. Hrsg. von Giovanni Bottari. Bd 2. Rom 1759, Giunte, S. 49 f., bezogen auf Bd 2, S. 429). Im wichtigsten deutschen Kompendium zur Druckgraphik, Karl Heinrich von Heineckens „Nachrichten von Krnstlern und Kunstsachen“ (Leipzig 1768) bzw. „Nachrichten von Krnstlern und Kunstsachen. Zweyter Theil“ (Leipzig 1769), wird diese Diskussion aufgenommen, aber nicht entschieden (vgl. dort S. 341–343 bzw. S. 356 f.). Msglicherweise wurde in rsmischen Krnstlerkreisen, wo man an Zuschreibungsfragen nicht uninteressiert war, die Problematik um den berrhmten Zyklus aufgenommen und Raffaels Urheberschaft auch damit begrrndet, dass die Farnesina-Fresken auf die Stiche zurrckgefrhrt wurden. 270,12 An Musick bringen Æ:::æ kostbare Sachen der alten Zeit mit.] Vgl. zu 272,10–11; zu 272,11–12; zu 272,12. 270,13 Kayser ist nun ganz in den alten Meistern.] Goethe hatte erstmals in seinem Brief an Carl August vom 17. und 18. Myrz 1788 rber Kaysers musikhistorische Studien berichtet (vgl. 259,17 und die erste Erlyuterung zu 272,10). Vgl. auch Winter, Kirchenmusik, 43–54. 270,18 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 270,19 Wahrscheinlich gehe ich d‘. 9 ten von hier ab.] Goethe reiste erst am 11. Mai 1788 von Florenz weiter in Richtung Mailand (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 4). 270,19–20 Von Mayland schreibe ich wieder.] Am 23. Mai 1788

MAI 1788

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(Nr 154). Goethe traf dort am 22. Mai 1788 ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 270,21 die Correges zu Parma] Die Kuppelfresken des italienischen Renaissance-Malers Correggio (eigentlich Antonio Allegri) im Dom und in der Kirche San Giovanni Evangelista zu Parma, die „Madonna della Scodella“ in der Kirche San Sepolcro und das Gemylde „Il Giorno“ (Der Tag) im Palazzo della Pilotta gehsrten und gehsren zu den berrhmtesten Gemylden Italiens. 270,21–22 das Abendmal von Vinci in Mayland] Vgl. zu 272,7. 154. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Mailand, 23. Mai 1788 ! Weimar ƒBERLIEFERUNG

H: ThHStA Weimar, Sign.: Abt. A XIX, Nr 42, Bl. 101–102. – Doppelblatt 15,1621,5(–21,7) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; an den unteren Ryndern ausgerissen, an allen Ryndern restauriert; S. 4 am unteren Rand Textverlust durch Restaurierung: gnqdigen Herren und einen (272,20); wieder finden. (272,21); G. (272,22); nach WA IV 8, 375 rekonstruiert. – Kuvert (Bl. 100; Zuordnung unsicher, msglicherweise auch zu einem nicht rberlieferten Brief gehsrig) 13,568,9 cm; gefaltet; Vs. Adresse, Tinte: Ihro / des regierenden Herzogs / von Sachsen Weimar / und Eisenach Hochfmrst‘. / Duch‘ / We i m a r ; Rs. in der Mitte rotes Siegel mit Bildmotiv: Amor; daneben Siegelreste und Papierausriss durch Siegelsffnung; an der Siegelsffnung und am unteren Rand restauriert; am linken Rand aufgeklebt. E: Goethe-Carl August (1863) 1, 125–127, Nr 48. WA IV 8 (1890), 373–375, Nr 2654. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 27. Mai 1788 (vgl. Postsendeliste 2). 270,26 Sqhe ich Mayland jetzt im Herwege] Auf der Hinreise von Karlsbad nach Rom im September und Oktober 1786 war Goethe nicht durch Mailand gekommen (vgl. zu 14,21; zu 14,21–22). Auf der Rrckreise nahm er sich nun eine Woche Zeit frr die Stadt und blieb vom 22. bis 28. Mai 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). – Welche Stytten er in Mailand besuchte, geht aus seinen Aufzeichnungen nicht eindeutig hervor. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Ambrosianischen Bibliothek, die 1609 durch Erzbischof Borromeo gegrrndet und nach dem heiligen Ambrosius benannt wurde. Sie enthylt nicht nur wertvolle Handschriften und Brcher, sondern auch eine außergewshnliche Kunstgalerie mit Zeichnungen und Gemylden, von denen Goethe einige zum Teil ausfrhrlich in

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einem Notizheft von der Rrckreise beschreibt (H: GSA 25/XXVI,F,20; vgl. auch Blumenthal, Notizheft 1788, I–II). Auch die mit Bleistift vorgenommenen Anstreichungen von Kunstgegenstynden der Ambrosianischen Bibliothek in seinem Exemplar von Volkmanns „Historisch-kritischen Nachrichten von Italien“ belegen dies. Dort sind Hinweise auf Gipskopien „von den besten antiken und modernen Statuen in Rom und Florenz“ (Volkmann 1, 250), die Gemyldesammlung (ebd., 251) und die „in der Bibliothek befindlichen Manuscripte des berrhmten Malers Leonhard von Vinci“ (ebd., 252) durch Bleistiftanstriche markiert, ferner auch ein „Skelet einer vormals schsnen Maylynderinn“ (ebd., 250). 270,27 diese weite Gegend] Die Po-Ebene, von der mehrere Zeichnungen Goethes rberliefert sind (vgl. u. a. „Poebene mit Alpenkette“; Corpus II, 119, Nr 372). 270,27–271,1 die fernen Apeninen] Der srdlich von Mailand gelegene Gebirgszug des Ligurischen Apennins. Auf der Reise von Florenz nach Mailand entstand eine Serie von Landschaftszeichnungen (vgl. Corpus II, 110–119, Nr 334–371). 271,5 Gestern war ich auf dem Dom] S. Maria Nascente in Mailand, die grsßte christliche Kirche Italiens nach St. Peter in Rom. Der Mailynder Dom entstand ab 1385, um den Anspruch der Visconti, der Herren von Mailand, als frhrende Dynastie Italiens zu demonstrieren und den Rang ihrer Stadt zu beweisen. Der Bau sollte die Kirchen in Florenz und Siena rberbieten und zugleich, der geopolitischen Lage Mailands entsprechend, eine Synthese zwischen italienisch-romanischer und gotischer Architektur schaffen. Als der Dom 1572 geweiht wurde, waren weder der Vierungsturm errichtet noch die Westfassade hochgezogen. Sie wurden erst 1765 bis 1769 fertiggestellt. Als Goethe den Dom sah, waren Dach und Fassade noch unvollendet. 271,5–6 ein ganzes Marmorgebirg in Æ:::æ Formen gezwungen] In seinem Aufsatz „Zur Theorie der bildenden Krnste“ schildert Goethe den Mailynder Dom als Beispiel frr Grsße in der multiplicirten Kleinheit. Dadurch seien solche Ungeheuer wie der Dom zu Mailand, wo man einen ganzen Marmorberg mit ungeheuren Kosten versetzt, und in die elendesten Formen gezwungen hat, entstanden (WA I 47, 64). 271,8 Armsinn] ,Mangel an Geist‘ (vgl. Grimm 1, 560), ,Mangel an Kunstsinn‘ (vgl. GWb 1, 828); so bei Goethe nur hier verwendet. 271,8 noch lange nicht zu Stande] Die Vollendung des Baus dauerte bis ins frrhe 20. Jahrhundert. 271,9 die Hmgel um den Comer See] Die zum Teil rber 2000 m hohen Berge um den Comer See, der 50 km nsrdlich von Mailand entfernt liegt. Goethe kam am 28. Mai 1788 nach Como, reiste am sstlichen Ufer des Sees weiter und setzte am 29. Mai mit dem Schiff nach Riva am angrenzenden Lago di Mezzola rber (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Zu Goethes Landschaftszeichnungen

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mit Motiven des Comer Sees vom 29. Mai 1788 vgl. Corpus II, 119–123, Nr 373–391. 271,9–10 die Hohen Bmndtner und Schweizer Gebirge] Zwischen den Schweizer Alpen und denen Graubrndens wurde damals unterschieden, weil die Drei Brnde (Grauer Bund, Gotteshausbund und Zehngerichtebund) bis zur Grrndung der Helvetischen Republik 1799 einen eigenstyndigen Freistaat bildeten, der den Status eines ,zugewandten Ortes‘ besaß und als gleichberechtigter Partner der Schweizerischen Eidgenossenschaft galt. 271,11–12 Wir waren am 22 Abends Hier] Goethe und Philipp Christoph Kayser trafen am 22. Mai 1788 in Mailand ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 271,12–14 ich schon aus Rom schrieb Æ:::æ nach Constanz zu rmcken] Goethe hatte Carl August seine Rrckreiseroute im Brief vom 17. und 18. Myrz 1788 mitgeteilt (vgl. 255,26–256,4). Statt Konstanz war dort noch Lindau als Station genannt. Sein Reiseweg verlief von Mailand rber Como nach Chiavenna, von dort rber den Splrgenpass zum Hinterrheintal und durch die Via mala nach Chur und Konstanz (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6–7). – Adula: Gebirgskette westlich des Splrgenpasses, in der der Hinterrhein entspringt. Die hschste Erhebung bildet das Rheinwaldhorn. 271,15 Dort wollen wir den 4 Juni eintreffen] Goethe und Kayser trafen am Dienstag, dem 3. Juni, in Konstanz ein und nahmen Quartier im Gasthof „Zum goldenen Adler“. Die Weiterreise erfolgte am 10. Juni (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 7). 271,15–16 im A d l e r die Spur jener famosen Wandrung aufsuchen] Wyhrend ihrer gemeinsamen Reise durch die Schweiz hatten Goethe und Carl August am 3. und 4. Dezember 1779 bereits im „Goldenen Adler“ logiert. „Daß Wahrzeichen dieses Hauses, wo wir wohnen, ist sonderbahr, der Gasthof hat einen Adler zum Schilde, welcher von so ungeheurer Grsße u. Schwere ist, daß man zu frrchten hat, er riße daß Hauß ein.“ (Carl August an Herzogin Louise, 3. Dezember 1779; Briefe des Herzogs Karl August an die Herzogin Luise von der Schweizerreise. Mitgetheilt von Hans Wahl. In: GJb 11 [1925], 123.) 271,16–17 die gute Schultheß von Zmrch treffen] Barbara (,Bybe‘) Schultheß geb. Wolf, Frau des Zrricher Fabrikanten David Schultheß, war seit 1775 mit Goethe befreundet. Sie wurde bei dem Treffen mit Goethe und Kayser in Konstanz vom 4. bis 10. Juni 1788 von ihrer Tochter Dorothea (,Dsde‘) und ihrem Neffen Heinrich Schinz begleitet (vgl. G. von Schultheß-Rechberg: Frau Barbara Schultheß, die Freundin Goethes und Lavaters. 2. Aufl. Zrrich 1912, S. 165–179). 271,17–18 ohne den Kreis des Propheten zu bermhren] Gemeint ist Johann Caspar Lavater in Zrrich. Die ehemals enge Freundschaft zwischen Goethe und Lavater hatte sich stark abgekrhlt (vgl. GB 6 II, zu 219,20). Lavater hatte

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Goethe zuletzt bei seinem Aufenthalt in Weimar vom 18. bis 20. Juli 1786 besucht. – Die Bezeichnung ,Prophet‘ bezieht sich auf Lavaters Bekehrungseifer, seine religisse Schwyrmerei und Intoleranz, die Goethe abstießen. In den letzten Jahren hatte Goethe Lavater gegenrber Vertrauten meist nur noch unter dieser ironischen Bezeichnung genannt (vgl. z. B. GB 6 I, 13,11 und 218,13). 271,20 den Canzler Schmidt see‘. nachzuahmen] Achatius Ludwig Carl Schmid, langjyhriges Mitglied des Geheimen Consiliums und von 1776 bis zu seinem Tod 1784 Kanzler der Regierung zu Weimar, war mit Goethe in dessen Funktion als Leiter der Kriegskommission mehrfach in Kompetenzstreitigkeiten geraten, wobei er sich auch beim Herzog rber Goethes Nichteinhaltung der vorgeschriebenen brrokratischen Formen beschwert hatte. 271,28 siebenerley Humor] Der Begriff ,Humor‘ bezeichnete im 18. Jahrhundert im Allgemeinen die ,Stimmungslage‘, die ,Gemrtsverfassung (Laune)‘ eines Menschen (vgl. GWb 4, 1433). – Die auf den antiken Arzt Galen zurrckgehende medizinische Lehre von den Ksrpersyften, die so genannte Humoralpathologie (von lat. humor: Feuchtigkeit), besagte, dass die verschiedenen Temperamente und Stimmungslagen des Menschen in ihren unterschiedlichen Abstufungen auf die jeweilige Beschaffenheit und das Mischungsverhyltnis der Ksrpersyfte zurrckzufrhren seien. Ausgeglichenheit der Ksrpersyfte bewirke eine normale, heitere Stimmung, Stsrungen frhrten zu Stimmungsschwankungen und Mißstimmung. Msglicherweise ist die Zahl ,Sieben‘ aus dem sprichwsrtlichen Gebrauch entlehnt; die antike Syftelehre geht von vier Temperamenten aus. – Goethe war durch seine Abreise aus Rom in eine sehr angespannte psychische Situation geraten und unterlag dadurch starken Stimmungswechseln. 271,29–30 lustige Siebentel] Phase der gehobenen Stimmungslage (vgl. die vorhergehende Erlyuterung). 272,2 Nmrnberger Tand] Billige Schmuck- und Ziergegenstynde oder Reiseandenken. Nrrnberg war ein bedeutender Standort frr Herstellung und Handel entsprechender Manufakturwaren. 272,3 Rebus] Lat.: durch Dinge; Bilderrytsel. 272,4 M. / 100. / C. C.] Die Bedeutung dieses franzssischen Bilderrytsels ergibt sich aus der phonetischen †hnlichkeit der Buchstaben und Zahlen zu ,Aime sans cesser‘ (Liebe ohne Ende). 272,7 das Abendmal des Leonard da Vinci] Das Fresko „Das Abendmahl Christi mit seinen Jrngern“ (Das letzte Abendmahl) im Refektorium des Dominikanerklosters S. Maria delle Grazie war von Leonardo da Vinci 1494 bis 1498 geschaffen worden. Goethe besichtigte es am Morgen des 23. Mai: „Frrhstrck Æ:::æ In der Mar. delle Grazie“ (Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Vgl. dazu auch Goethes Aufsatz „Joseph Bossi rber Leonard da Vinci’s Abendmahl zu Mailand“ (1810) sowie die Rezension zu „Observations on Leonardo da Vinci’s celebrated picture of he Last supper“ (1822); WA I 49, 248 und 249–252. Das Wandge-

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mylde besaß im 18. Jahrhundert noch lyngst nicht jenen exzeptionellen Ruf, den es heute hat. 272,10 Kayser] Kayser hatte sich wyhrend seines Aufenthaltes in Rom auch dem Studium der Kirchenmusik gewidmet und Goethe an dieses Genre herangefrhrt (vgl. die einleitende Erlyuterung zu Nr 23; zu 209,10–11; zu 259,17; zu 259,19–20). 272,10 den Ambrosianischen Ritus] Liturgischer Ritus der Lateinischen Kirche, der grsßten innerhalb der rsmisch-katholischen Kirche bestehenden Teilkirche eigenen Rechts. Der Ambrosianische Ritus, der auf den heiligen Ambrosius, von 374 bis 397 Bischof von Mailand, zurrckgehen soll, wird im grsßten Teil der Kirchenprovinz Mailand sowie in einigen angrenzenden Gebieten und in Teilen des Schweizer Kantons Tessin befolgt und in italienischer Sprache gefeiert. Eine seiner Besonderheiten ist der Ambrosianische Gesang, eine im 4. Jahrhundert aufgekommene Form der Kirchenmusik, die Hymnen und Wechselgesynge einbezieht. Trotz der Bestrebungen der Pypste im Mittelalter, ihn durch den Gregorianischen Gesang zu ersetzen, hat er sich bis in die Gegenwart erhalten. 272,10–11 Buch Messen von Palestrina] Giovanni Pierluigi da Palestrina, italienischer Komponist, Erneuerer der katholischen Kirchenmusik. Durch das Konzil von Trient mit einem Gutachten beauftragt, ob die polyphone Musik im Gottesdienst abzuschaffen sei, komponierte Palestrina drei 1565 uraufgefrhrte Messen, in denen die Wirkung der Vokalmusik in der Kirche und die dafrr erforderlichen Bedingungen – kunstvolle Stimmenverflechtung, deutliche Melodie, verstyndlicher Text – so rberzeugend demonstriert wurden, dass das Konzil die Beibehaltung der Kunstmusik in der Kirche beschloss. Palestrina schuf einen eigenen Stil der Kirchenmusik, der als ,Palestrina-Stil‘ mustergrltig wurde. Insgesamt komponierte er 104 Messen, 375 Motetten, 140 Madrigale und eine große Anzahl weiterer Werke. In der „Italiynischen Reise“ beschreibt Goethe Auffrhrungen einer Palestrina-Motette in der Sixtinischen Kapelle am 9. Myrz und der so genannten ,Improperien-Vertonung‘ (1560) in der Karfreitagsmesse am 21. Myrz 1788 (vgl. IR III, 14. Myrz und 22. Myrz 1788; WA I 32, 293 und 296; vgl. auch Winter, Kirchenmusik, 57–59). Die HAAB Weimar besitzt die 1771 in London von Charles Burney herausgegebene Sammlung „La musica che si canta annualmente nelle funzioni della settimana santa, nella cappella pontificia, composta dal Palestrina, Allegri, e Bai“ (Sign.: M 8:19), die drei Kompositionen Palestrinas enthylt. 272,11–12 Motett vom Palmsonntag l a m e n t a b a t u r J a c o b , von M o r a l e s ] Der aus Sevilla stammende CristŠbal de Morales gilt als einer der bedeutendsten Kirchenmusikkomponisten vor Palestrina. Von 1535 bis 1545 wirkte er als Synger und Komponist in der pypstlichen Kapelle in Rom und war danach bis zu seinem Tod Kapellmeister der Kathedralen von Toledo und Malaga. Er hinterließ 22 Messkompositionen, rber 100 Motetten und 16 Magnificat-Ver-

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tonungen. Sein Stil war geprygt durch polyphonen Charakter und einfrhlenden Gestus. – Der Auffrhrung einer Morales-Motette hatte Goethe nach eigenem Bekunden in der „Italiynischen Reise“ zur Messe am 24. Februar 1788 in der Sixtinischen Kapelle beigewohnt (vgl. IR III, 1. Myrz 1788; WA I 32, 286 f.). Ob es sich dabei allerdings um die frnfstimmige Motette „Lamentabatur Jacob“ (1543. – Es wehklagte Jacob) handelte oder ob er diese bei einer Palmsonntagsmesse am 16. Myrz hsrte, muss offenbleiben (vgl. auch Winter, Kirchenmusik, 56 f.). 272,12 tu es Petrus von Scarlatti] Pietro Alessandro Gaspare Scarlatti, italienischer Komponist des Barock, Begrrnder der ,Neapolitanischen Schule‘ in der italienischen Kirchenmusik. Sein Wirken als Schspfer geistlicher Musik erlebte seinen Hshepunkt nach seinem Ausscheiden als Hofkapellmeister des spanischen Vizeksnigs in Neapel mit seiner Tytigkeit als Kirchenkapellmeister in Rom von 1703 bis 1708 (S. Maria in Vallicella und S. Maria Maggiore) und setzte sich auch danach in großer Breite fort. Es entstanden zahlreiche Messen, Motetten und Oratorien, mit denen Scarlatti großen Einfluss auf die Entwicklung der italienischen Kirchenmusik bis weit ins 18. Jahrhundert nahm (weiter vgl. Edward J. Dent: Alessandro Scarlatti: His Life and Works. London 1905). – Scarlattis wohl bekannteste Motette „Tu es Petrus“ (Du bist Petrus; entstanden um 1707), die oft mit Gregorio Allegris berrhmter Karfreitags-Motette „Miserere“ verglichen wird, ist Goethe vermutlich durch Kayser nahegebracht worden. Ob Goethe das Werk in Rom selbst gehsrt hat, ist nicht bekannt (vgl. Winter, Kirchenmusik, 60–62). 272,13 Bode nichts davon erfqhrt] Johann Joachim Christoph Bode lebte seit 1778 als Privatgelehrter, Publizist und ƒbersetzer in Weimar. Als hochrangiger Freimaurer und Mitglied des Illuminatenordens gehsrte er zu den Anhyngern einer Verschwsrungstheorie, nach der Freimaurerlogen, Frrstenhsfe, Universityten und andere Bildungseinrichtungen sowie die kirchlichen Institutionen des protestantischen Deutschlands heimlich durch den 1773 offiziell aufgelssten, aber im Verborgenen weiter arbeitenden katholischen Jesuitenorden unterwandert wrrden. Die Debatte um die Bedrohung durch den so genannten Kryptokatholizismus erreichte in den 1780er Jahren ihren Hshepunkt. Bode zyhlte zum Freundeskreis von Goethe und Carl August und war dafrr bekannt, selbst kleinste Indizien als Anhaltspunkte ,kryptokatholischer‘ Bestrebungen zu deuten. 272,13 mbler an als Starke] Der Theologe Johann August Starck, 1770 ordentlicher Professor in Ksnigsberg, dann in Mitau, seit 1781 Oberhofprediger und Generalsuperintendent in Darmstadt, war anfynglich ein engagierter Aufklyrungstheologe und Freimaurer, wandte sich dann aber konservativen theologischen Auffassungen zu und trat in der Freimaurerei als Begrrnder eines alchemistisch-theosophischen Ordenskapitels, der ,fratres clerici‘, hervor. Das in hohem Maße an Ritus und Ordenswesen der katholischen Kirche orientierte starcksche Klerikat vereinigte sich 1772 mit dem damals europaweit frhrenden, sich in seinem geheimen Kernbund als Erneuerung des mittelalterlichen Tempelherrenordens begreifenden Freimaurer-

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system der ,Strikten Observanz‘, wo es einen besonders privilegierten Zweig bildete. Nach seiner nur wenige Jahre spyter erfolgten Trennung von der ,Strikten Observanz‘ begann Starck die Freimaurerei publizistisch anzugreifen und geriet dadurch ins Zentrum des aufklyrerischen Propagandafeldzuges gegen den Kryptokatholizismus, der vor allem von Johann Joachim Christoph Bode und dem Kreis um die „Berlinische Monatsschrift“ gefrhrt wurde. Dass Starck tatsychlich zur katholischen Kirche konvertiert war, wurde erst nach seinem Tod 1816 bekannt. 272,15–16 Madonnen Bild zu mahlen, Æ:::æ in Rom Wunder thun soll] Diese Briefstelle verweist auf die Anleihen, die Goethe bei der Gestaltung der Seelenrettung Fausts durch die „Mater gloriosa“ am Schluss von Faust II („Bergschluchten, Wald, Fels“) „aus dem reichen kultischen Arsenal des Katholizismus aufgenommen hat“, um „poetische Surrogate“ (FA/Goethe I 7.2, 783 ÆAlbrecht Schsneæ) zur Gestaltung eines im Grunde nicht darstellbaren rbersinnlichen Ereignisses zu gewinnen. In seinem Gesprych mit Eckermann vom 6. Juni 1831 frhrte Goethe aus, dass seine poetischen Intentionen zu dieser Szene durch die scharf umrissenen christlich-kirchlichen Figuren und Vorstellungen, eine wohltqtig beschrqnkende Form und Festigkeit (Eckermann, Gespryche; MA/Goethe 19, 456) erhalten hytten. 272,19 Ihrer Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 155. An Carl Ludwig von Knebel

Mailand, 24. Mai 1788 ! ÆWeimaræ

ƒBERLIEFERUNG

H: Biblioteka Jagiellon´ska KrakŠw (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4 $ . 521, Bl. 95–96. – Doppelblatt 15621(–21,2) cm, 2 1/4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. ƒberlieferung zu Nr 19). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 87 f., Nr 76. WA IV 8 (1890), 375–377, Nr 2655. ERL†UTERUNGEN

Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht rberlieferten Brief Knebels vom 16. Januar 1788 (vgl. Knebel, Tgb. [16. Januar] 1788, Bl. 3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 27. Mai 1788 (vgl. Postsendeliste 2). 273,3 dir lange nicht geschrieben] Goethes letzter Brief an Knebel stammte vom 21. Dezember 1787 (Nr 128). Knebel erhielt den Brief am 9. Januar 1788 (vgl. Knebel, Tgb. [9. Januar] 1788, Bl. 2).

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BRIEF 155

273,3–4 In der letzten rnmischen Zeit] Seit der Rrckkehr von seinem Ausflug in die Albaner Berge am 15. Dezember 1787 (vgl. zu 221,13–14) hatte Goethe Rom bis zu seiner Abreise nach Weimar am 24. April 1788 nicht mehr verlassen. 273,8 beym Pater Pini Æ:::æ Berge kristallisirten Feldspaths] Der katholische Priester Ermenegildo Pini war Mitglied des Barnabitenordens in Mailand und einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit. Er wirkte hauptsychlich als Architekt, Mathematiker und Naturforscher und lehrte am Collegio Alessandro in Mailand. Pini besaß eine umfassende Mineraliensammlung und verfasste immer wieder Arbeiten zur Gesteinsbildung, z. B. zu Gebieten in der Lombardei, auf Elba oder in den Alpen am St. Gotthard. Goethe kannte mehrere seiner Schriften (vgl. Ruppert, 714, Nr 4969–4971). 273,9–10 mir einiges versprochen] Mineraliensendungen von Pini an Goethe sind nicht bekannt. 273,11 Nun habe ich eine schnne Reise vor mir.] Goethe verließ Mailand nach sechstygigem Aufenthalt am 28. Mai 1788 (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). Er stand unmittelbar vor der Alpenrberquerung, die ihn rber den Splrgenpass in die Ostschweiz bis nach Konstanz am Bodensee (3. Juni 1788) frhrte (vgl. ebd., Bl. 6–7). 273,11 Como] Die am Srdufer des Comer Sees gelegene Stadt erreichte Goethe noch am 28. Mai 1788. Tags darauf reiste er weiter bis Riva am nsrdlich angrenzenden Lago di Mezzola (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 273,12 Cleven] Deutscher Name frr den Alpenort Chiavenna in der italienischen Provinz Sandrio (ab 1788 zum Schweizer Kanton Graubrnden gehsrend) nsrdlich des Comer Sees. Der Ort, der am 30. Mai erreicht wurde, liegt am Eingang zum eindrucksvollen ,valle piano di Chiavenna‘, das zum Splrgenpass frhrt, den Goethe am folgenden Tag rberquerte (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 6). 273,12 Chur] Die Graubrndner Landeshauptstadt Chur in der Nordostschweiz erreichte Goethe am Abend des 31. Mai 1788 und rbernachtete dort (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 7). 273,13–14 Ich kaufe hier einen Hammer] Unter dem 26. Mai ist im „Ausgabebuch der Rrckreise“ von Christoph Philipp Kayser die Ausgabe von 1 Taler und 14 Groschen „Frr einen Hammer“ (Reiserechnung Italien 3, Bl. 6) ausgewiesen. 273,14–15 an den Felsen pochen um des Todes Bitterkeit zu vertreiben] Anspielung auf das Quellwunder im Alten Testament. Moses rettete die Israeliten bei ihrem Marsch durch die Wrste Sinai ins Gelobte Land vor dem Verdursten, indem er auf Geheiß Gottes mit seinem Stab aus einem Felsen eine Wasserquelle schlug. Damit konnte er ihre Befrrchtungen vor einem baldigen Tod zerstreuen und wieder Lebensmut und Festigkeit im Glauben bei seinem Volk wecken (vgl.

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2 Mose 17,1–7; Luther-Bibel 1772 AT, 63 f.). Die Wendung „des todes bitterkeit vertreiben“ stammt ebenfalls aus der Luther-Bibel (1 Samuel 15,32; LutherBibel 1772 AT, 253). 273,22 Egmont in alle Welt ausgangen] Zur Ostermesse 1788, die am 13. April begann, war Band 5 von „Goethe’s Schriften“ mit seinem Drama „Egmont“ in neuer Fassung erschienen (vgl. zu 133,9–10). Auf welche Weise Goethe davon erfahren hat, ist nicht bekannt. 273,23–24 da er als Manuscr. kam eine gute Aufnahme gnnnten] Goethe hatte das rberarbeitete Manuskript des „Egmont“ am 15. September 1787 an Herder nach Weimar geschickt (vgl. EB 97). Lesen durften es neben Herder und seiner Frau Caroline auch andere enge Freunde und Bekannte, so Knebel und Charlotte von Stein sowie Herzog Carl August und Seidel, vermutlich auch Christoph Martin Wieland. Das Strck scheint trotz mancher Kritik an einzelnen Szenen insgesamt gut aufgenommen worden zu sein, wie zumindest rberlieferte †ußerungen Herders nahelegen: „Jetzt habe ich seinen Egmont Æ:::æ. Ein historisches Trauerspiel, das mich Scene frr Scene in seiner tiefen, mynnlich gedachten Wahrheit fast zu Boden gedrrckt hat.“ (Herder an Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, 6. Dezember 1787; HB 5, 254.) Vgl. dazu auch IR III, 10. November 1787; WA I 32, 138. 273,25 an einer sonderbaren Aufgabe, an Ta s s o ] Seit seiner Reise nach Neapel und Sizilien, die Ende Februar 1787 begann, trug sich Goethe mit Plynen zur Umarbeitung des „Torquato Tasso“, ohne damit wirklich voranzukommen. Frr die Rrckreise aus Italien hatte er sich vorgenommen, die Arbeit daran wesentlich zu befsrdern. Vorangebracht wurde sie aber erst nach seiner Rrckkehr nach Weimar. Im August 1789 war die Neufassung des Dramas abgeschlossen (vgl. zu 264,8–9). 273,26–27 Die ersten Ackte mmßen fast ganz aufgeopfert werden.] Schon auf seiner Reise nach Neapel und Sizilien hatte sich Goethe im Myrz 1787 intensiv mit der Umarbeitung der ersten zwei Akte beschyftigt: Die zwei ersten Acte des Tasso, in poetischer Prosa geschrieben, hatte ich von allen Papieren allein mit mber See genommen. Diese beiden Acte, in Absicht auf Plan und Gang ungefqhr den gegenwqrtigen gleich, aber schon vor zehn Jahren geschrieben, hatten etwas Weichliches, Nebelhaftes, welches sich bald verlor, als ich nach neueren Ansichten die Form vorwalten und den Rhythmus eintreten ließ. (IR II, 30. Myrz 1787; WA IV 31, 82 f.) Nachdem sich Goethe ein Jahr spyter noch einmal neueren Studien zur Gestalt Tassos zugewandt hatte, schien ihm ein vslliger Neuansatz frr die beiden Anfangsakte unvermeidlich (vgl. zu 264,5–6). 273,28 Bald werden wir uns sehen.] Goethe traf am 18. Juni 1788 in Weimar ein (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). Knebel, der am 15. Juni nach Ilmenau gereist war, kam erst am 28. Juni von dort zurrck. Unmittelbar nach

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seinem Eintreffen „Nachmittags nach 3. Uhr“ fand das Wiedersehen „Bey Goethe“ statt (Knebel, Tgb. [28. Juni] 1788, Bl. 26). 156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, Æzwischen 4. und 10. Juni 1788æ ! ÆRomæ DAT I E RU N G

Am 24. April 1788 hatte Goethe von Rom aus seine Heimreise nach Weimar rber die Schweiz und Srddeutschland angetreten (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 2). Laut Reiseplan wollte er am 4. Juni 1787 Konstanz erreichen (vgl. 271,15). Er traf dort am Abend des 3. Juni ein und blieb bis zum Morgen des 10. Juni (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 7). An diesem Tag reiste er weiter rber Meersburg, Ravensburg bis nach Biberach (vgl. ebd., Bl. 8). Im Brief ist ausdrrcklich festgestellt, dass Goethe von Constanz (274,1) schreibt. Da eine Festlegung des Schreibdatums auf einen bestimmten Tag des Aufenthaltes in Konstanz nicht msglich ist – nur der 3. Juni ist auszuschließen (vgl. 274,1–3) –, kann der Brief nur auf den Zeitraum zwischen dem 4. und 10. Juni 1788 datiert werden. ƒBERLIEFERUNG

H: Verbleib unbekannt. – Empfangsvermerk: „praes. Rom 19. Sept.“ (Angabe nach WA IV 8, 414.) E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 89–92, Nr 47. WA IV 8 (1890), 378 f., Nr 2656 (nach E). Textgrundlage: E. ERL†UTERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 274,1 von Constanz] Zum Aufenthalt in Konstanz vgl. Datierung. 274,1 an Dich nach Rom zu schreiben] Goethe vermutete Herder schon in Rom. Msglicherweise hatte ihn dieser in einem nicht rberlieferten Brief rber die Einladung Friedrich Hugo von Dalbergs vom 17. April 1788 zu einer gemeinsamen Italienreise informiert (vgl. Herder an Herzog Carl August, 26. April 1788; HB 5, 284 und 12, 552). Auch Meldungen, u. a. die in der „Vaterlandschronik“ (vgl. die zweite Erlyuterung zu 274,3), schienen Goethes Annahme zu bestytigen. Tatsychlich trat Herder die Reise nach Italien aber erst am 6. August 1788 an (vgl. Herder an Caroline Herder, 6. August 1788; HB 6, 15). Er traf am 19. September in Rom ein (vgl. Herder an Caroline Herder, 20. September 1788; HB 6, 51). 274,3 Gestern Abend] Vermutlich an einem der ersten Tage von Goethes Aufenthalt in Konstanz, also wahrscheinlich zwischen dem 3. und 6. Juni 1788.

JUNI 1788

571

274,3 „Vaterlandschronik“] In der Ausgabe vom 30. Mai 1788 brachte die „Vaterlandschronik“ (hrsg. von Christian Friedrich Daniel Schubart. 44. St. Stuttgart 1788) die Meldung: „Herder, der grsßste Schriftsteller unserer Zeit, ist mit dem Domherrn Dalberg, dem jrngsten unter dem treflichen deutschen Brrdertriumvirate, nach Italien gereist, um nach dem Golde noch unentdekter litterarischer Schyze seine Wrnschelruthe zuken zu lassen.“ (S. 354.) Diese Mitteilung wurde im Frrhsommer 1788 von mehreren deutschen Zeitungen verbreitet. Sie ging auf eine Falschmeldung der „Frankfurter Kaiserl. Reichs-Ober-Post-AmtsZeitung“ vom 19. Mai 1788 zurrck, in der behauptet wurde: „Der Domcapitular Æ:::æ Freyherr von Dalberg Æ:::æ ist mit dem Generalsuperintendenten Herder von Weimar nach Italien gereiset.“ (Nr 80, S. 3, Sp. 1.) 274,4 mit Dalbergen] Der Trierer Domkapitular und Freund Herders Friedrich Hugo von Dalberg hatte Herder zu einer etwa halbjyhrigen Reise nach Italien eingeladen (vgl. die zweite Erlyuterung zu 274,1). 274,7–8 Angelika wird Dir ihn geben.] Goethe schickte den vorliegenden Brief an Angelika Kauffmann nach Rom. Noch am Abend seiner Ankunft in Rom am 19. September 1788 holte sich Herder den Brief perssnlich ab: „Ich ging gestern Abend zu Bury Æ:::æ. Er ging mit mir zu Angelica, die mir nichts als Goethes alten Brief von Constanz zu geben hatte Æ:::æ.“ (Herder an Caroline Herder, 20. September 1788; HB 6, 52.) 274,8–9 ich schreibe gleich, wenn ich nach Hause komme] Da Goethe Herder bei seiner Rrckkunft in Weimar noch antraf, ging sein nychster Brief an den Freund am 4. September nach Rom (WA IV 9, 17–20, Nr 2673), den dieser allerdings erst zwischen dem 9. und 11. Oktober 1788 erhielt (vgl. Herder an Caroline Herder, 11. Oktober 1788; HB 6, 59). 274,11 Antiquar] Hier im Sinne von ,Sachverstyndiger frr Altertrmer‘ (von lat. antiquus: alt). 274,12 H i r t ] Den Archyologen und Kunsthistoriker Aloys Hirt (vgl. zu 26,16) lernte Herder in den ersten Tagen nach seiner Ankunft in Rom kennen (vgl. Herder an Caroline Herder, 24. September 1788; HB 6, 54) und ließ sich von ihm u. a. bei der Wohnungssuche und der Erkundung der Stadt begleiten (vgl. Herder an Caroline Herder, 1. Oktober 1788; HB 6, 56 f.). 274,16–17 Maler B u r y incontro Rondanini] Den Maler Friedrich Bury (vgl. zu 220,30), Goethes Mitbewohner in der Casa Moscatelli „gegenrber dem Palazzo Rondanini“ (vgl. zu 25,17–18), suchte Herder noch am Abend seines Ankunftstages in Rom am 19. September 1788 auf (vgl. Herder an Caroline Herder, 20. September 1788; HB 6, 51 f.). 274,17–18 farbigen Zeichnungen Æ:::æ nach Carrache] Bury betrieb seit Lyngerem Malstudien in der berrhmten Freskengalerie des italienischen Barockmalers Annibale Carracci im rsmischen Palazzo Farnese. Noch vor Goethes Abreise aus Rom hatte er Kopien zu Carraccis Gemylde „Odysseus und Circe“

572

BRIEF 156

begonnen, das Teil der Freskogestaltung im Palazzo Farnese war (vgl. Meyer an Goethe, 22.–29. Juli 1788; Goethe-Meyer 1, 2 f., Nr 1). Dazu entwarf er zahlreiche Farbzeichnungen verschiedener Bildteile und -details (vgl. Bury an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041; Harnack, Nachgeschichte, 12). Am 24. September, nur frnf Tage nach seiner Ankunft in Rom, suchte Herder gemeinsam mit Friedrich Hugo von Dalberg einige deutsche Maler in Rom auf, darunter auch Bury: „Dalberg besuchte mich; wir gingen in Goethens Quartier und besahen die Arbeiten von Rehberg, Schrtz und Bury, die da wohnen.“ (Herder an Caroline Herder, 1. Oktober 1788; HB 6, 56.) 274,19 daß sie Dalberg sieht und etwas bestellt] Ob Dalberg Zeichnungen Burys erworben hat, ist nicht bekannt. 274,20 das Museum] Das Museo Pio-Clementino (vgl. zu 21,11), das Herder kurz nach seiner Ankunft in Rom gleich zwei Mal, am 23. und am 30. September 1788, besuchte (vgl. Herder an Caroline Herder, 1. Oktober 1788; HB 6, 56 f.). 274,23–24 Meyer Æ:::æ schon in Neapel] Der Schweizer Maler und Kunstgelehrte Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 236,11–12) war am 9. Juni 1788 nach Neapel abgereist (vgl. Bury an Goethe, 1. Juni 1788; H: GSA 28/1041; Harnack, Nachgeschichte, 26). 274,25 mußt Du ihn kennen lernen] Meyer, den Herder zu Beginn seines Aufenthaltes in Neapel am 5. oder 6. Januar 1789 kennen lernte (vgl. Herder an Caroline Herder, 6. Januar 1789; HB 6, 105), wurde frr diesen zu einem engen Vertrauten. Nach der Rrckkehr Herders nach Rom am 20. Februar 1789 betytigte sich Meyer auch als Kunst- und Stadtfrhrer Herders. 274,27 Es ist eine starke Prmfung] Msglicherweise mit Bezug auf den Abschied von Italien, der Goethe schwerfiel und durch die Reise seines Freundes Herder nach Rom noch verstyrkt wurde. Die Aussage ksnnte aber auch in Zusammenhang von Goethes Begegnung mit der langjyhrigen Freundin Barbara Schultheß in Konstanz stehen (vgl. zu 271,16–17). 274,30 Wenn Du nach Castell-Gandolfo kommst] Die kleine Stadt mit pypstlichem Sommerschloss in den Albaner Bergen hatte Goethe mehrfach aufgesucht ( Juni, Oktober und Dezember 1787). Herder besuchte sie erst Ende April 1789 (vgl. Herder an Caroline Herder, 29. April 1789; HB 6, 145). 274,30–31 Pinie] Die Pinie symbolisiert in der christlichen Ikonographie den Lebensbaum. 274,31 Herrn Jenkins’ Haus] Vom 6. bis 22. Oktober 1787 war Goethe Gast des englischen Bankiers, Malers und Kunsthyndlers Thomas Jenkins (vgl. zu 90,1) auf dessen Landsitz in Castel Gandolfo gewesen (vgl. zu 187,29). 274,32–275,1 Diese hatte ich Æ:::æ so sehnlich wmnschte.] Goethe bezieht sich hier wahrscheinlich auf eine †ußerung in einem seiner nicht rberlieferten Briefe an Herder aus Castel Gandolfo vom Oktober 1787 (vgl. EB 103 und EB 104).

JUNI 1788

573

275,1 Deinigen] Herders Frau Caroline und die Kinder in Weimar (vgl. EB 36 und die zweite Erlyuterung zu 4,18). Nach der Abreise Herders nach Italien am 6. August besuchte Goethe die Familie in Weimar hyufig: „Goethe besucht mich meistens all ander Tag. Er war gestern Nachmittag da.“ (Caroline Herder an Herder, 18. August 1788; Drntzer, Herder Italien, 28.) 275,4–5 wird Euch Hofrath Reiffenstein Æ:::æ fmhren] Den Antiquar, Kunsthyndler und Cicerone Johann Friedrich Reiffenstein (vgl. zu 17,23) traf Herder noch am Abend seiner Ankunft am 19. September 1788 im Hause von Angelika Kauffmann (vgl. Herder an Caroline Herder, 20. September 1788; HB 6, 52). Herder hielt engen Kontakt zu Reiffenstein, verkehrte in seinem Hause und unternahm gelegentlich Ausflrge mit ihm (vgl. Herder an Ursula Margarethe Konstanze Luise von Diede zum Frrstenstein, 29. November 1788; HB 9, 472). Reiffenstein begleitete auch die Weimarer Gruppe mit Herder und der Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer Reise nach Neapel Anfang Januar bis Mitte Februar 1789. 275,6 Moritzen mußt Du auch sehn.] Die erste Begegnung Herders mit Karl Philipp Moritz fand am Tag nach seiner Ankunft in Rom, am 20. September 1788, statt (vgl. Herder an Caroline Herder, 1. Oktober 1788; HB 6, 55). Trotz einiger grundsytzlicher Vorbehalte Herders in Bezug auf Moritz’ Weltanschauung und Krnstlertum entwickelte sich ein enger Kontakt zwischen ihnen. 275,6 Lips] Johann Heinrich Lips hatte nach Goethes Abreise aus Rom dessen Wohnung in der Via del Corso 18 rbernommen. Herder lernte ihn wohl schon bei seinen ersten Besuchen dort Ende September oder Anfang Oktober 1788 kennen.

A N H AN G

Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Karl Philipp Moritz an Johann Gottfried Herder, 17. Februar 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Johann Heinrich Wilhelm Tischbein an Goethe, 21. Juli 1787 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364

Goethes Postsendelisten Postsendeliste 1 ÆS. 1æ d‘. 4 Nov. 11. 18. 25. 2. Dez. 9 –– 16. 23. 30. 6 Jan. ÆS. 2æ 13.

20. 27. 3 Febr. d‘ 10 Febr. 17. ÆS. 3æ 24. 27 Feb. 3 Marz 10. –

An Seidel. eingesch. Sereniss. mit einem allgem. Schreiben. Fr. v. Stein eingesch. ein allgem. Brief und ein bes. an Herdern. Fr. v. Stein eingeschl. an Wieland, Knebel, Sereniß. Fr. v. St. eingesch. ein allgemeines Blat. Fr. Schulthes. eingesch. an Kayser Fr. v. St. eingeschl. ein allgemeines Blat. Seidel, eing Fr. v. Stein. GenS. Herder. Seidel eingesch. an Fr. v. Stein Tagebuch von Venedig biß Rom. Seren. H. Amal. Herder Bergrath Standke Berlin. Rath Campe nach Br.schw. im Nahmen von Moritz. Geh. v. Franckenb‘. eingeschl. Prinz Aug. Herzogin v. Weimar. eingesch. Fr v. Stein. Geh. R. Dohm. Colln Bergrathinn Standtke Berlin Rath Campe Braunschw. Fr. v. Stein eingesch. Fritz u Seidel. Herder. u m. Adr. Bergr. Standke. Fr Schultheß. Fr. v. Stein. Ostens. Blat wegen meiner Reise. Fritz. I p h i g an Herder nebst einem Br. an Gdschen. eingeschl. an Seidel. Dabey gelegt ein Brief an Paulsen. It. an Fr von Stein ein ostens. Blat mit einem kleinen Blatgen. eingesch an Herdern eingeschl an Prinz August. Hofr. Heyne. Schlosser eingesch ein B. an die Mutter. Kayser. Jakobi. Bergrathinn Standtke. Fr. v. Stein Probedruck des Titelbl. Herzog nach Carlsr. eingesch an Edelsh. Fr. v. Stein mit einem ostens. Blat. Herder schwer Packet Kupferplatten, Zueignung, Plan v. Rom. Arkadia Patent. Fr. v. Stein. Herder. Voigt. eingeschl. an Seidel. Herzog eingesch. an Edelsh. Fr. v Stein. G. R. Schnauß. Bill an F‘. Gdchh eingeschl. an Seidel Herzog eingeschl an Edelsh. Fr. Schulthes mit einem Br. an Kayser. Merck. G. R. v Schlieven mit einem Einschl. von Bury. Fr. v. Stein. Herder eingesch. an Seidel. Fr. v. Stein. eingeschl. an Herdern die Erklar. ans Pub‘. ingl. wie die Exempl. ausgeth. werden sollen. v. Knebel. Zeichnung der Kcrbise. v. Fritsch. Schmidt. Gclicke. Hendrich Gdschen. N e a p e l Fr. v. Stein. Das Reise Journal. Fr. v. Stein. Herder. an Seidel. Fr. v Stein.

580

Goethes Postsendelisten

17 – 20. 27. Apr.

3.

5. 12. 18.

May 15.

ÆS. 4æ d‘. 29. May. d‘. 2 Jun R o m d‘. 9. d‘. 23. d‘. 30. Ju l d‘. 7. d‘ 13 14 21 28 Aug. d‘. 4 d‘. 11 14 ÆS. 6æ d‘. 18. Aug. 23. Sept. No 1) 8. 12 2.) 15. ––––

F. v Stein. Seren. Fr. Herder. von Caserta an Seid‘. eingesch. Fr v Stein. Vesuv das zweyte mal. Geschichtgen. St Giuseppe. Fritz. Mad. Angelika. H. Reifenstein Fr. v. Stein. Sereniss. H. Voigt. Fr. Schulthes. H. Heyne. Trebra. Racknitz

Fr. v. Stein. P a l e r m o . Fr. v. Stein mit Diarium. –––––––––––– –––––––––––– mit Diarien an G. Hackert eingeschloßen. Fr. v. Stein. Fritz. eingeschl. an Tischb. eingeschl an Hackert. Neapel. Seidel Iph. Pol. Verhaltn. eingeschl. an Fr. v St. allg. Blat Sic. Reise M. Angel. eingeschl an Tischbein. Seren. unser Verhaltn. eingeschl. an Pr. August. Brief aus Messina. Herz. Mutter. eingesch. der Br an Herder. Fr. v. Stein eingeschl ein Blatchen an die Kinder. Fr. Schultheß. vermuthlich an Fr. v. St. Fr. v. Stein. Carlsb. Fr v. St. Carlsbad. Herder. Weimar. v Dalberg Mutter. eingeschl. Fr v. Stein Carlsb. Herder. Kinder.

Fr. v. Stein Weimar. Herzog Weimar. Tischbein nach Neapel. Kayser eingeschl an Fr. Schulthes. Fr v. Stein. Mit Tischb. Brief. Moors Mondschein. Herzoginn Mutter. Fr. v. Stein. Herder. Tischbein Neapel. Fr. v. Stein mit Tischb. Brief. und Zeichnung der Gefangn. Tcrcken. Fr. v. Stein. Fr v. St. eingeschl an Herder nebst einem Briefe an Sereniß. Alles eingeschl. an die Herzogin Mutter. NB cber ihre Reise. Tischb. Graf Fries. Neapel. Pr. August. Kayser eingesch. an Fr. Schulthes. Burg. Bohl. Fritz. eing. an Fr. v. Stein. Capitol. Knebel. Seidel. eingeschl an H. Mutter. Gdschen. Fr v. Stein. Fr Schultheß. Fr. v. Stein. Fr. Schultheß um Claudine Kayser Zcrch cber sein Kommen Portrait. Fr. v. Stein. Herders. Anfragen. an Herder Egmont mit den Zeichnungen.

Goethes Postsendelisten

3 22 Octb. 6. 12 27.

ÆS. 7æ Nov. d‘. 10. d‘. 17. 24 1 Dez. 8 –––– 15. 22. 29.

ÆS. 8æ 88. d‘. d‘. 12 Jan. d‘ 27. Febr.

2. 9.

d‘. 16. Marz 1. 8. 15. 22.

581

Fr. v. Stein mit Beschr. v. Casas Zeichnungen. Herder Ankunft meiner Schriften. Herzoginn Mutter die vorigen darin eingeschloßen – Mutter Franckf. wegen der Manuscripte. Herder von Castello. Herder eingeschl. an Fr. v. Stein von Castell. An Herder 2. Br. Herzog. Herzoginn Mutter. v. Fritsch Schmidt. Voigt. Brunnquell. Seidel. Gdschen, Bertuch. Schultheß, Kestner, Mutter, Pr. Schctz. H. v. Gotha. an H‘. Geh. v. Hardenberg. Braunschw. Fr. v. Stein. Herder. Einsiedel Jdchhausen. Herzoginn Mutter. Seidel. Ludekus. v. Franckenb‘. / Obige Briefe wegen Collina. Herz. L. Herzog. Ludekus Fr. v. Stein Herzog Ludwig eingeschl. an Seidel. Mutter. Fr. v. Stein. Fr. v Stein. Herder. Fr. v Stein. Fritz. Hofr. Starcke. Herzog mit den Heracliden. Seidel Quittungen wegen des Papier Geldes. Fr. v. Stein. Fr. v Stein eingesch. an Knebel. eingesch an H. Mutter. Seidel mit Kaysers Briefen. Thurneysen Turin. Herzog. Fr v. St. Herder. Voigt alle eingeschl. an Seidel. Fr. R. Goethe.

Fr. v St. Herder mit Erwin und Elmire und der Kupferplatte zu Egmont. die zwey Ackte von Claudinen an Herder. Ein Einschluß an Fr. v. Stein an Seidel wegen seiner Besorgnisse. Herz. Mutter. Fr. v. Stein. Fr Rath Goethe. Herder mit dem 3 Ackt Claudine. Voigt. v. Stein. Collina. Kayser. Lehr. Gdschen. alle an Seidel mit den Quittungen. Bertuch, Krause. Masken. Das Ganze an Bertuch. Herzog. Fritz. eingeschl an Fr. v. Stein. Prinz August Fr. v. Stein mit den Zeichn. der Bracel. Herder Fr. v. St. Fr Schultheß. Fr v. St. Herder. Seidel. Mutter. Schram und Kerstens. Fr. v. Stein. Langer Brief an den Herz. wegen meiner Zurcckkunft.

582 ÆS. 9æ 29. 5. Apr. 12. 19. 20. d‘. 9 Jun.

Goethes Postsendelisten

Herzg. M. an meine drey H‘. Collegen. Herz v. Gotha und seine Gemahlinn. Herz v. Weimar. Gdschen. Bertuch. Fr. v. Stein. Bergr. Standtke. Herder. Seidel Jdchhausen Thurneyßen. Mutter Frt. Tishb. Kniep. Hacker nach Napel. H‘. Gruber nach Lindau.

(H: GSA Weimar, Sign.: 27/57. – 4 Bl. 13,3620(–20,2) cm, 8 S. beschr. ÆS. 1–4; 6–9æ, egh., Tinte. – In einem gehefteten Handschriftenkonvolut, 70 Bl., ohne Paginierung, ohne Zlhlung, mit egh. Reisenotizen und Skizzen; auf dem Einband Titel, fremde Hd: „Tragblatt. / AllerÆlæey Notanda / wlhrend der 1n Reise in Italien enthaltend“; Postsendeliste auf den letzten Bllttern, Text beginnend mit der letzten Seite.)

Postsendeliste 2 d‘. 24. May. d‘. 27.

Meiland Fr. Schulthes. Herder. v. Stein. Bury. Meyer. Moritz Rehberg.

Herzog. Knebel. Herzoginn Mutter. | Angelika Reifenstein | Hirt, Tischbein Schctz |

(H: GSA 25/XXVI,F,19, Bl. 54. – 1 Bl. 15,3621 cm, 1/3 S. beschr., egh., Tinte. Rs. 3/4 S. beschr. mit Rechnungsnotizen, Fragment, egh., Tinte: Ihr wahlt euch ein Muster Æ:::æ daran denckt niemand. (WA I 32, 455.) – In einem ursprhnglich gehefteten, jetzt aufgelisten Konvolut, 60 Bl., keine durchglngige Paginierung, hauptslchlich mit egh. anatomischen Zeichnungen sowie einigen Rechnungen und Notizen von der Italien-Reise.)

Haushaltsrechnung wahrend Goethes Abwesenheit in Italien. Gefchrt von Philipp Seidel Einnahme Dat 1786 7 July d‘ –– 23 –– –– –– –– 27 Okt. den 3 –– –– 9 Nov d‘ 29 Dec. d‘ 20 –– 30 1787 Jan den 29 Merz d‘ 31 Aprill d‘ 19 Juny d‘ 19 July d‘ 8. Aug‘ d‘ 7 Okt d‘. 2 Nov. d‘ 17 Dec. d‘ 19 24

an 63 St. Laubthaler an der Dorthe ihrer Rechnung 351/2 Louis neuf Æn 62/3 thlr = 2362/3 thlræ 2 Louisdor Æn 51/3 thlræ 2 Dukaten 1 Lbthlr fhr abgebrannte 11/2 Lbthlr von der Cammer 57 thlr 23 g‘ Reisekosten inc‘ Agio von der Kriegs-Casse desgleichen von der Cammer von der Cammer von der Cammer von der Kriegs-Casse von der Cammer inc‘. Agio von der Cammer desg‘. desgleichen desgleichen von der Kriegs-Casse inc‘. Agio von der Cammer inc‘ Agio desg‘ von der Kriegs-Casse inc‘ Agio von der Cammer inc‘ Agio von H‘ Fritz v. Stein auf Rech‘. des H‘. G. R. fhr H‘. Hofrath Starkens Decret hat mir die Frau Rlthin zu viel geschickt Transport

thlr

g‘

d‘ .

102 3 236 10 6 1 2

15 6 18 16 –– 15 10

–– –– –– –– –– –– 6

59 50 49 100 50 100 49

11 –– 10 –– –– –– 12

–– –– 8 –– –– –– ––

102 102 102 102 51 102 102 51 102

–– –– –– –– 7 –– 15 7 3

–– –– –– –– –– –– –– –– ––

3

––

––

1

12

––

1643

14

2.

584

Haushaltsrechnung wahrend Goethes Abwesenheit in Italien

Dat 1787 Dec. d‘ 27

ferner Einnahme Transport

von der Kriegs-Casse Nota. Biß dato habe ich von der KriegsCasse exc‘ Agio erhoben wie folgt: 50 thlr – g‘ –– am 3 Okt. 1786. s. o. 49 “ 10 “ 8. –– –– –– –– 49 “ 12 –– am 30 Dec. “ –– 50 “ –– –– am 8 Ju‘. 1787 –– 50 “ –– –– am 17. Nov. –– 50 “ –– –– am 27 Dec. –– 1“ 1 4. Zurechnung kommen an noch in Einn‘.

thlr 1643 51

g‘ 14 6

d‘ 2 ––

1

1

4.

3

19

––

2

16

––

1702

8

6.

300 thlr Summa als Besoldung auf 11/2 Jahr biß Weyht. 1787 inc‘. nach zwey mir hberschickten und an den Herrn Rath Gitze Quittungen d d. Rom den 7 Nov. 1787. –– Auch kommt annoch hier des bey den 3. ersten malen vergessnen Agio in Einnahme 28 Peters Leibrenthe auf zwey Jahre nehm‘ 2 th 15 x oder 2 th 16 x 29 Fhr Zwey an mich geschickte Quittungen von Rom den 7 Nov. 1787 habe ich die Geheimraths Besoldung auf 11/2 Jahr von Mich‘ 1786 inc‘ biß Wey‘. 1787 inc‘ an 2400 thlr von der Fhrst‘ Cammer zu erheben, welche folgender maßen in Einnahme berechnet wird: 950 thlr –– g‘ –– d‘ sind schon in Einnahme verschrieben, wie ich solche nach und nach abschllglich erhoben habe, als: 100 thlr unterm 9 Okt. 1786 50 “ unterm 29 Nov. 1786 100 “ unterm 20 Dec. –– 250 thlr Latus 950 thlr Transport

Transport

585

Haushaltsrechnung wahrend Goethes Abwesenheit in Italien

ferner Einnahme

Dat

950 thlr –– g‘ –– d‘ Transp.

1787

Transport

thlr 1702

250 thlr Transport 100 “ unterm 29 Jan. 1787 100 “ unterm 30 Merz – 100 “ unterm 20 April – 100 “ unterm 20 Juny – 100 “ unterm 7 Aug. – 100 “ unterm 2 Okt. – 100 “ unterm 19 Dec. – S.w.o. 96 “ 2 “ 8 “ werden an verschiedenen Zurechnungen hier in Einnahme gebracht 96 von 1353 “ 21 “ 4 “ baar 1353 2400 thlr. –– Summa 1788 Merz d‘

May d‘

5 –– –– 20 9 –– ––

gr 8

d‘ 6.

2

8.

21

4.

Agio an den baar erhaltenen 1353 thlr 21 g‘ 4 d‘ 26 Besoldung von der F. Cammer auf das Quart‘ Ostern 1788 inc‘ Agio 408 einige Auslagen fhr Collina wieder erhalten 2 51 von der Kriegs-Casse inc‘. Agio von Collina 23 von der F. Cammer auf Absch‘. d. Q. Joh. 88 100 Agio 2 Peters Leibrenthe auf das Jahr 1788 1

10

––

20 10 6 1 –– 4 11

–– –– –– –– –– –– ––

3767 3690

22 22

6 2 abgezogen so bleibt

––

4.

Summa der Einnahme Wird hiervon die Ausgabe ein Cassen Vorrath von

77

586

Haushaltsrechnung wahrend Goethes Abwesenheit in Italien

Ausgabe im Quartale Michali 1786 im Quartale Weyh‘. 1786 im Quartale Ostern 1787 im Quartale Johanni 1787 im Quartale Michaeli 1787 im Quartale Weyhnachten 1787 im Quartale Ostern 1788 im Quartale Johanni 1788 Summa der Ausgabe

thlr 535 278 192 189 186 1686 498 124

g‘ 3 12 11 14 13 1 10 1

d‘ 8. 7. 8. 7. 8. 7. 11. 6.

3690

22

2.

(H: Goethes Einnahmen und Ausgaben. Abschlussrechnung. Separatrechnung Juli 1786– Juni 1788. – GSA Weimar, Sign.: 34/VI,6, Bl. 2–4. – 2 Bl. 20,8634,8 cm, 4 S. beschr., Tinte. In einem gehefteten Handschriftenkonvolut mit weiteren Rechnungen, 10 Bl.) S. w. o.] Abgekhrzt fhr ,Summa wie oben‘. im Quartale Michali 1786] Summe fhr das Quartal Michaeli 1786 richtig: 535/3/10, demnach Seidels Summe um 2 Pfennig zu niedrig. im Quartale Johanni 1787] Summe fhr das Quartal Johanni 1787 richtig: 189/14/2, demnach Seidels Summe um 5 Pfennig zu hoch.

Goethes Konto fcr seine Italienreise. Gefchrt von Johann Jakob Heinrich Paulsen

588

Goethes Konto f1r seine Italienreise

Ihro HochWohlgeb‘ Herr Geheimde Rath von Goethe

Debet 1786 14t 8br

Nr 1.

24. 9br

2.

1787. 5. Jan‘.

An £ 555.10.s in Rom laut Bethmanns Berechnung

3

9 Feb

4

20 Feb

5

An Livre 1274 in Rom laut Bethmanns Berechnung An £ 2000 in Rom laut Bethmanns Berechnung An £ 540– in Rom laut Bethmanns Berechnung An Brief Porto von obigen 5 Zahlungen An Provision von obigen 5 Zahlungen a 11/2 % s An 363 £ 6. 8. £ 630 in Naple An 266 “ 13.4. laut Bethmanns Berechnung An £ 2000 in Rom laut Bethmanns Berechnung An 204 Ducati di Napole & 83 grani betragen laut Bethmanns Berechnung An Brief Porto von obigen 3 Zahlungen An Provision von obigen 3 Zahlungen a 11/2 % An £ 2000 in Rom laut Bethmans Berechnung

6 6

9 Juny

7

2 Juny

8

9 8br

9

1788 22 Jan‘

10

18 Martz

11

28 May

12

28 Aug

13

18 7br

14

20 9br

15

Caro‘ a 6 rt 12 x rt

44. / 35 x



146. / 33



72. / 5



516 / 69



139 / 58



2. / 60



13. / 72



167. / 42



516 / 69

“ “ “

236 / –– 1. / 54 13. / 72



520. / 13



206. / 16



381. / 20.

“ “ “

609 / 60 2. / 12 25. / 75



229 / 6



76 / 32



152. / 88

|{z}

10 Marz 23 “

An £ 164.14.s in Venedig laut Bethmanns Berechnung in

An £ 800 in Rom laut Bethmanns Berechnung An 250 Scudi M ta in Rom laut Bethmans Berechnung An 400 Scudi M ta in Rom laut Bethmann Berechnung An Brief Porto von obigen 4 Zahlungen An Provision von obigen 4 Zahlungen a 11/2 % An 150 Scudi M ta in Rome laut Bethmanns Berechnung An 50 Scudi. M ta in Rom laut Bethmanns Berechnung An 100 Scudi M ta in Rom laut Bethmann Berechnung

589

Goethes Konto f2r seine Italienreise

Credit 1786. 29 t July 12 8br 1787. 30 Martz

N r. 1. Sa. 32 Stuck Caro‘ 6 rt 12 x 2. “ 901/2 Stuck W.Ldor a 5 rt. 91/2 “ 3 a 4 as d gr 3. “ “

1788. 3 Jan‘

53 Stuck W.Ldor V 5rt. 20 “ 3 a 4 as d 135 rt Conv Specis a 11/2 %

4



7 Martz 13 Martz

5 6

“ “

22 7br 23 “

7 8

“ “

11 8br 23 9br

9 10

“ “

1789 Jan‘

821 St‘ Lbt rt V 1 rt 48 x. 10 rt 18 gr Sechser 180 Stu‘ Lbt rt a 1 rt 48x. 503/8 Caro‘ 6 rt 12 x 1 rt –– 6 d Mz –– 264 Stu‘ Lbt rt 1 rt 48 x 300 rt in Lb rt a 39 gr von den H‘ Rath Bertuch 200 rt in Species rt a 32 gr 150 rt in Lbt rt a 38 gr geben in Caro‘ a 6 rt 12 x.

11. “

165 rt 79x Sp rt 32 –– ––

rt “ “

196 / 24 452 / 45 46 / 45

“ “

265 / –– 98 / –– 133 / ––

“ “ “ “

1258 / 78 10 / 12 276 / –– 308. / 87 –– / 86 404 / 72

“ “

283 / 12 200 / ––



145. / 24



165 / 79

Rt‘ 4245 / 24 x

590

Goethes Konto f2r seine Italienreise

Debet 19 Xbr

16

12 9br

17

An 200 Scudi M ta in Rom laut Bethmanns Berechnung An 400 £ in Palermo laut Bethmans Berechnung



305. / 21



105 / 36

Rt‘ 4485. / 48 x An Transport von umstehender Seite An Brief Porto von umstehenden lezten 5 Zahlungen An Provision von umstehenden lezten 5 Zahlungen a 11/2 % An Interessen laut Nota bis 14. Febr 1789 a 5 %

Rt‘ 4485 / 48 2 / 60 13. / 1. 24 / 57 rt‘ 4525 / 76 x

An nebigen Saldo kTmt mir noch zu gut

rt‘

280. / 32 x

591

Goethes Konto f2r seine Italienreise

Credit

Sa umstehenden Transport Sa Saldo komt mirs zu gute in Caro‘ a 6 rt 12 x

rt‘ 4245. / 24 rt‘

280 / 52

Rt‘ 4525 / 76 x

(H: Rechnungswesen zur „Italienischen Reise“. Kontoauszug von Juli 1786 bis Juni 1788. – GSA Weimar Sign. 25/XXVII,N,8b:7, Bl. 19–20. – 1 Bl 35,4645,1[–45,6], 2 S. beschr., in der Mitte quer und ldngs gefaltet). Livre 1274] Falsch fbernommene Summe: richtig 274 (Livre). W.Ldor] (Voll)wichtige, das Passiergewicht haltende Louisd’or. 3 a 4 as] Mindergewicht von je 3 bis 4 As (0,14–0,19 g) bewirkte eine 2 % geringere Bewertung. Sa] Summa.

Verzeichnis der Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke auf Goethes Reise nach Italien Das Verzeichnis fYhrt den Nachweis zu allen im Text- und Kommentarteil des vorliegenden Bandes erwXhnten Orten/StXdten mit ihren BaudenkmXlern, SehenswYrdigkeiten und Kunstwerken, die Goethe auf seiner Reise besucht und nachweislich oder wahrscheinlich gesehen hat. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf ErwXhnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf ErwXhnungen in den ErlXuterungen. Agrigent/Agrigento siehe Girgenti Albano Laziale (Albano) 131, 176, 188, 193; 297 f., 381, 384, 393, 405, 413, 416, 471 Grab der Horatier und Curatier 297 Alcamo 143; 321 f. Ariccia (Larici) 188; 413, 471 Biberach 570 Bologna 14, 18, 138; 32, 71, 123, 239, 246, 296, 312, 532, 543 Bozen (Bolzano) 32, 538 Brixen (Bressanone) 32 Caltanisetta 322 Campo di Annibale (Plateau des Monte Cavo/Albaner Berge) 414 Tempel des Jupiter Latiaris 414 Capua (Santa Maria Capua Vetere) 171; 63, 349, 381 Amphitheater 381 Caserta 349, 492 Palazzo Reale 492 Castel Gandolfo (Castello) 33, 187 f., 193, 209, 234, 274; 80 f., 206, 227, 298, 381, 384, 405, 413, 416 f., 426, 451, 471, 493, 553, 556, 572 Palazzo Pontificio (Sommerresidenz des Papstes) 80 f., 413, 572 Theater 274 Villa von Thomas Jenkins 206, 381, 413, 416, 556, 572 Castello siehe Castel Gandolfo Castelvetrano 143; 321 Castrogiovanni (Enna) 322, 328 Catania 76, 147, 221; 171, 243, 322, 328, 334, 471 Universitjt 243 Steinsammlung 243 Cento 14; 32 Chiavenna (Cleven) 256, 271, 273; 533, 563, 568 Chur 256, 271, 273; 533, 563, 568 Cleven siehe Chiavenna

594

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Coburg 44, 147, 178, 345 Como 273; 562 f., 568 Eger (Cheb) 32 Enna siehe Castrogiovanni Ercolano siehe Herculaneum Ferrara 14, 18; 22, 27, 32 Fiumicino 101, 104, 109, 121, 123, 126, 226, 270 Florenz 13 f., 18, 76, 210, 233, 237, 245, 255 f., 265, 269 f.; 27, 32 f., 172 f., 178, 199, 225, 274, 307, 361, 453, 492, 496, 512, 527, 532 f., 548, 552, 557 f., 560, 562 Palazzo Medici Riccardi 557 Santa Maria Novella 558 Altar (Vasari) 558 Dreifaltigkeits-/Kreuzigungs-Fresco (Masaccio) 558 Uffizien (Galleria degli Uffizi) 269; 361, 557 f. Palazzo Pitti 558 Gemjlde 269; 558 Madonna Rucellai (Duccio) 558 Tribuna 558 Antiken 269; 558 Apollino 361 Niobidengruppe 361 Skulpturen (Donatello) 558 Venus von Medici (Medicjische Venus) 269; 558 Fondi 317 Frascati (Fraskati) 30, 33, 119, 181, 183–185, 188, 193, 209, 221, 226, 71 f., 80, 109, 125, 276 f., 298, 381, 384, 393, 405, 409, 413, 416, 426, 453, 471, 482, 493, 496 Casino Aldobrandini 119; 276 f. Blick auf den Golf von Pozzuoli (Hackert) 119; 276 f. Sommerhaus von Johann Friedrich von Reiffenstein 72, 381, 384, 409 Genzano di Roma (Gensano, Genzano) 188; 413, 471 Girgenti (Agrigent/Agrigento) 143 f.; 322, 325 Grottaferrata 168 Santa Maria di Grottaferrata 168 Herculaneum (Herculanum, Resina, Ercolano) Wandmalereien 76, 183 Innsbruck

32

141; 76, 183, 318, 349

169, 543,

234; 451,

405,

auf Goethes Reise nach Italien

Konstanz

595

271, 274; 7, 44, 147, 178, 345, 378, 533, 543, 563, 568, 570–572

Larici siehe Ariccia Loiano 32 Mailand/Mayland 92, 176, 256, 270–273; 4, 216 f., 341, 345, 377, 393, 532 f., 543, 551, 560–565, 568 Biblioteca Ambrosiana (Ambrosianische Bibliothek) 561 f. Kopien (antiker) Statuen 562 Gemjldesammlung 561 Manuskripte da Vincis 562 Collegio Alessandro (Collegio di Sant’Alessandro) 568 Dom (Duomo di Santa Maria Nascente) 271; 562 Monte Oliveto (Kloster) 216 Santa Maria delle Grazie 217, 564 Refektorium 217, 564 Abendmahl Christi mit seinen Jfngern (da Vinci) 92, 270, 272; 217, 561, 564 f. Scala 82 Malcesine 32 Marino Laziale (Marino) 188; 413, 471 Meersburg 570 Messina 144; 171, 322, 325, 328, 337, 343 Mittenwald 32 Mittewald/Tirol 32 Modena 532 Mfnchen 29; 32, 70 Neapel (Napel) 35, 50 f., 57 f., 66, 69, 75 f., 91–93, 95, 104, 107 f., 110, 115– 117, 120 f., 123, 125, 127, 129–132, 137 f., 140–144, 146–151, 154–156, 159, 171 f., 174, 186, 193, 210 f., 221, 233 f., 237, 239, 252, 255, 274; 3, 7, 29, 31, 35, 40, 55, 58, 70, 73, 83, 86, 109, 112, 114, 122–125, 129, 138, 143, 145 f., 148, 152, 155, 169–171, 182, 208, 212 f., 215, 217 f., 221, 224, 230, 235, 239, 242–244, 246, 249–251, 257 f., 260, 264 f., 267–270, 272–274, 276– 278, 280, 282 f., 285–287, 292 f., 296–300, 306, 308–311, 313–325, 328– 334, 336–340, 342 f., 348–350, 353, 356–360, 362 f., 365 f., 370, 375, 381 f., 386 f., 393, 402, 409, 425, 438 f., 448, 453, 455, 471 f., 476, 480 f., 492 f., 495 f., 500, 512, 525, 528, 532, 554, 569, 572 f. Castel Nuovo 330 Hafen 350 Leuchtturm 155; 350 Molo 155 Museo di Capodimonte/Palazzo Reale di Capodimonte (Kgnigliche Museen in Capodimonte) 208, 218, 318 Gemjlde 218

596

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Museo Reale Borbonico (Bourbonen-Museum) 217 f., 360 Farnesische Sammlungen (aus Palazzo Farnese in Rom) 217 f., 360 Palazzo Reale 350 Palazzo Reale di Capodimonte siehe Museo di Capodimonte Palazzo Sessa 331 Teatro del Fondo (Tetro Mercadante) 336 Teatro San Carlo 155; 350 Villa Angelica 331 Villa Emma 331 Villa Reale 360 Nemi 188, 221, 226, 250; 413 f., 482 Nfrnberg 70, 256; 44, 147, 178, 345, 533, 543 Padua 14, 18; 32, 39 Paestum (Pesto) 141, 143, 146, 150, 154; 39, 246, 318, 320, 330, 333, 340, 349 Tempel (Ruinen) 143; 39, 246, 318, 320, 330, 349 Palermo 76, 143 f.; 111, 146, 171, 213, 224, 278, 308, 310, 321 f., 324 f., 327, 334, 350, 372 Palazzo Reale 334 Parma 256, 270; 532 f., 543, 561 Dom (Santa Maria Assunta) 561 Kuppelfresken (Correggio) 561 Palazzo della Pilotta 561 Il Giorno (Correggio) 561 San Giovanni Evangelista 561 Kuppelfresken (Correggio) 561 San Sepolcro 561 Madonna della Scodella (Correggio) 561 Perugia 239 Pompeji 141; 218, 318, 349 Portici 154 f.; 349 Palazzo Reale (Schloss von Portici) 349 Museum/Sammlung 154 f.; 218, 349 Antiken aus Pompeji und Herculaneum 218, 349 Pozzuoli (Puteoli) 317 f. Ravensburg 570 Regensburg 32 Resina siehe Herculaneum Riva 562, 568 Rom 9, 14–16, 18–42, 45, 47–69, 71–82, 85 f., 88, 89–93, 96–108, 110– 121, 123, 125–135, 137–140, 143 f., 146–148, 150, 154–161, 164–169, 171– 177, 183 f., 187, 189–194, 196 f., 199, 201–203, 205 f., 208–211, 213–217, 219–222, 224–227, 229–234, 236, 238 f., 241–248, 250–252, 254–256, 258– 266, 268–275; 3, 5, 7, 8, 10, 17, 19–23, 27–67, 69, 71–86, 88–98, 100–112,

597

auf Goethes Reise nach Italien

114–128, 132–142, 144–146, 148–155, 157–161, 163 f., 166–175, 178, 180–184, 186–192, 194–199, 202 f., 205–207, 210–213, 215–220, 222– 242, 244–252, 256–263, 265–278, 280–284, 287–291, 293–297, 299 f., 302 f., 305–320, 322 f., 325 f., 328–330, 332 f., 336 f., 339–341, 343, 347– 353, 355–367, 370–372, 375, 377–379, 381, 383–390, 392–398, 402–409, 413, 414–416, 419–421, 423–429, 433 f., 437–440, 442 f., 445, 447 f., 450, 451, 453, 455 f., 458 f., 462–467, 469–472, 476 f., 479–484, 486–489, 491– 497, 500, 503, 505 f., 508, 512, 514–516, 518–521, 523–530, 532 f., 536– 538, 540 f., 543 f., 546–568, 570–573 Accademia di San Luca (Galleria Nazionale di San Luca) 248, 258, 269; 519 f., 536, 552, 558 Der heilige Lucas malt die Madonna (Zuccari) 248, 258; 520 AquXdukte/Aquae Aqua Claudia 25; 63, 125 Aqua Paola 159 BrYcken/Ponti Ponte Molle (Ponte Milvio) 38 Ponte Sisto (Ponte Sixto) 104 Brunnen/Fontane Acqua acetosa (Fonte dell’acqua acetosa) 406 Fontana dell’Acqua Felice (Fontana Termini, Fontana Mose) mgyptische Lgwenpaare (Statuen) 53; 117 f. Fontana di Trevi 161 Fontana Paola 93

117

Campus Martius (Campo Marzo, Marsfeld) 96, 184; 48, 117, 226 f., 406 f. Iseum Campense (antike Tempelanlage) 117 Solarium Augusti 407 Casa Celli 206 Antikensammlung von Thomas Jenkins 206 Cestius-Pyramide (Piramide Cestia, Pyramide des Cestius) 24, 252; 59, 125, 527 f. Cimitero Acattolico (Protestantischer Friedhof) 527 Circus/Arena Circus Caracalla (Circo Caracalla, Rennbahn des Caracalla, Circus Maxentius) 25; 62, 125 Circus Maximus 60, 275 f. Collegium Germanicum et Hungaricum siehe Sant’Apollinare Collegio Greco siehe Sant’Atanasio dei Greci Colosseo siehe Kolosseum

598

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Domus Augustana siehe Kaiserpaljste auf dem Palatin Domus Aurea (Goldenes Haus, Neronischer Palast) 25; 52, 61, 91 Sette Sale (antike Ruinen) 61 Domus Severina siehe Kaiserpaljste auf dem Palatin Domus Transitoria siehe Kaiserpaljste auf dem Palatin Festung der Frangipani auf dem Palatin

60

Foren Forum Augusteum (Augustus-Forum) 100 f., 159 San Basilio ai Monti 100 f. Santa Maria Annunziata (Santissima Annunziata, La Nunziatella) 42; 100 f. Mars-Ultor-Tempel (Tempio di Marte Ultore) 42; 100 f. Forum des Nerva (Forum Transitorium, Nerva-Forum) 71; 101, 159 Minerva-Tempel 71; 159 Reliefs 159 Forum Romanum (Campo Vaccino) 60, 126, 480 Tempel des Saturn (Tempio di Saturno) 480 Aerarium Saturni 480 Forum Transitorium siehe Forum des Nerva GXrten/Parkanlagen Bosco Parrasio 161 Garten des Quirinalspalastes siehe Palazzo del Qirinale Gjrten des Nero 61 Gjrten des Palazzo Corsini siehe Palazzo Corsini Gjrten des Palazzo Salviati siehe Palazzo Salviati Horti Luculliani (Gjrten des Lukullus) 123; 284 Nymphaeum 284 Horti Sallustiani (Gjrten des Sallust) 231 f., 284 Orto Botanico (Botanischer Garten, Giardino die Semplici) Orti Farnesiani (Gjrten der Farnese) 60 Park der Villa Borghese siehe Villa Borghese Park der Villa Doria Pamphilj siehe Villa Doria Pamphilj

38; 93

GrabmXler Grabmjler an der Via Appia Antica siehe Via Appia Antica Grabmal der Caecilia Metella siehe Via Appia Antica Grabmal der Scipionen 125 Grabmal des Pompejus 141 Grotte der Nymphe Egeria (Nymphe Egrie, Nymphjum)

25; 62, 125

Kaiserpaljste auf dem Palatin (Ruinen) 24, 28; 60, 125, 226 Domus Augustana (Augustuspalast) 60

auf Goethes Reise nach Italien

599

Domus Severina 60 Domus Transitoria 60 Bad der Livia 60, 125 Kapitol/Kapitolsplatz siehe Piazza del Campidoglio Katakomben an der Via Appia Antica siehe Via Appia Antica Kirchen und KlZster Capella dei Re Magi siehe Palazzo di Propaganda Fide Capella Paolina siehe Vatikanspalast/Paulskapelle Capella Sistina siehe Vatikan/Sixtinische Kapelle Il Priorato siehe Santa Maria del Priorato Kapelle im Palazzo del Quirinale siehe Piazza del Quirinale Kapellen im Kolosseum siehe Kolosseum Lateranbasilika/Laterankirche siehe San Giovanni in Laterano Paulskapelle siehe Vatikanspalast Petersdom/Peterskirche siehe Vatikan San Basilio ai Monti siehe Forum Augusteum San Bernardo alle Terme 125 San Carlo al Corso (Sant’Ambrogio e Carlo al Corso) 364 San Giacomo in Augusta (San Giacomo degli Incurabili) 126, 206 San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika, Laterankirche) 98, 184; 231 f., 351, 406 f. San Giuseppe a Capo le Case 284 San Gregorio Magno (Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio) 126 San Lorenzo in Lucina 406 f. San Luigi dei Francesi 104 San Paolo fuori le Mura 126 San Pietro in Montorio 31; 73, 75, 125, 161 Hauptaltar 75 f. Verkljrung Christi (Transfiguration; Raffael/Romano) 31; 75 f. San Pietro in Vaticano siehe Vatikan San Pietro in Vincoli 126 San Teodoro al Palatino 216 Sant’Andrea della Valle 31; 72–74, 82, 125 Fresken (Domenichino) 31; 73 Aus dem Leben des heilige Andreas 73 Evangelisten 73 Johannes der Tjufer weist Petrus und Johannes auf das Lamm hin 73 Tugenden 73 Paradies (Kuppelgemjlde von Lanfranco) 73 Sant’Andrea delle Fratte 284 Sant’Antonio Abate all’Esquilino 93, 230; 218 f., 239, 487 Sant’Apollinare 65; 141 f. Collegium Germanicum et Hungaricum 141

600

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Sant’Atanasio dei Greci 74; 168 f. Collegio Greco (Pontificio Collegio Greco di Sant’Atanasio) 169 Glockentfrme 169 Ikonostase (Trabellesi) 169 Sant’Onofrio al Gianicolo 104; 239–241, 552 Bibliothek 104; 241 Totenmaske Tassos 241 Wachsbfste Tassos 104; 241 Friedhof 241 Grab Tassos 104; 241 Tasso-Monument 241 Santa Cecilia in Trastevere (Cjcilienkirche) 33 f.; 81 f., 88, 125 Hochaltar 34 Altarziborium (di Cambio) 81 Gemjlde 82 Grabmjler 82 Santa Cecilia (Skulptur von Maderno) 81 Santa Francesca Romana 47 Santa Maria ad Martyres siehe Pantheon Santa Maria Annunziata siehe Forum Augusteum Santa Maria degli Angeli e dei Martiri 53, 125 Meridian 53 Santa Maria della Pietl al Colosseo siehe Kolosseum Santa Maria del Popolo 527 Santa Maria del Priorato (Il Priorato) 125 Santa Maria in Vallicella 126, 566 Santa Maria Maggiore 65; 142, 351, 566 Glockenturm 142 Hauptaltar 142 Confessio 142 Santa Maria sopra Minerva 188 Santa Sabina all’Aventino 126 Santa Susanna alle Terme di Diocleziano 284 Santa Trinitl dei Monti 98, 123, 184; 126, 231 f., 239, 284, 427, 554 Santi Giovanni e Paolo al Celio 126 Santi Luca e Martina 520 Santo Stefano del Cacco 84 Santo Stefano Rotondo 126 Sixtinische Kapelle siehe Vatikan Kolosseum (Colosseo; Colisee) 21, 25, 106; 33, 52, 61, 63, 125, 247 Kapellen zu Ehren der Mjrtyrer 247 Santa Maria della Pietl al Colosseo 106; 247 Marsfeld siehe Campus Martius

auf Goethes Reise nach Italien

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Navalia (antike Hafenanlage) 125 Neronischer Palast siehe Domus Aurea Obelisken Obelisk Antinous (Pinciano) 427 Obelisk Flaminio siehe Piazza del Popolo Obelisk Sallustiano (vor Santa Trinitl dei Monti) 98, 123, 184; 231 f., 284, 427 Obelisk Solare siehe Piazza Montecitorio Obelisk von Piazza del Quirinale siehe Piazza del Quirinale Obelisk von San Giovanni in Laterano (Lataranense) 98, 184; 406 f. Vatikanischer Obelisk siehe Vatikan/Petersplatz PalXste/Palazzi Konservatorenpalast siehe Palazzao dei Conservatori Quirinalspalast siehe Palazzo del Quirinale Palazzo Altemps 166, 251 Palazzo Apostolico siehe Vatikanspalast Palazzo Barberini 77 Jupiter kfsst Ganymed (Anton Raphael Mengs) 31 f.; 76–78 Palazzo Borghese 37, 125 Gemjldesammlung 37 Palazzo Colonna 126 Galleria Colonna 493 Gemjlde von Claude Lorrain 493 Gemjlde von Nicolas Poussin 493 Palazzo Corsini 93, 126 Gjrten 93 Palazzo dei Conservatori siehe Piazza del Campidoglio Palazzo dei Senatori siehe Piazza del Campidoglio Palazzo del Quirinale siehe Piazza del Quirinale Palazzo di Propaganda Fide 82, 98, 108, 113; 169, 189 f., 231, 239, 262 Cappella dei Re Magi 169, 190, 231 Palazzo Doria Pamphilj 84, 115, 125 Galleria Doria Pamphilj 52; 74, 84, 115, 125, 310 Gemjlde Carraccis 74 Gemjlde Claude Lorrains 310 Palazzo Farnese 160; 63, 73 f., 125, 217, 360, 571 f. Antikensammlung (Farnesische Sammlungen) 73, 217 f., 360 Farnesischer Stier (Toro Farnese, Bestrafung der Dirke) 160; 73, 217 f., 360 Herkules Farnese (Ercole Farnese) 93, 160; 73, 217, 360, 365 Sarkophag der Cecilia Metella 63 Camerino 73 Die Taten des Herkules (Carracci) 73

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Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Galerie (Galleria Farnese) 31; 73 f., 571 Fresken 31; 73 f., 571 f. Odysseus und Circe 571 Triumph der Liebe 73 f. Palazzo Giustiniani 81; 187 f., 236, 239 Sammlung Giustiniani 187 f. Minerva Giustiniani (Minerva Medica) 81 f., 101; 187 f., 236 Vestale 188 Palazzo Nuovo siehe Piazza del Campidoglio Palazzo Piombino 29, 36 Palazzo Rondanini 18, 25, 45, 58, 86, 121, 133, 268, 274; 36, 42, 62, 103, 126, 128, 135 f., 199, 280, 302, 553, 555, 571 Sammlung Rondanini 135 f. Medusa Rondanini 62; 116, 135 f., 487 Palazzo Salviati 93 Gjrten 93 Palazzo Venezia siehe Piazza Venezia Palazzo Zuccari 41, 554 Senatorenpalast siehe Palazzo dei Senatori Vatikanspalast siehe Vatikan Pantheon (Rotonde, La Rotonda; Santa Maria ad Martyres) 52, 97, 125, 187, 227, 247, 519 Grabmal Raffaels 48, 519 Portikus 52, 97

20, 41, 106; 48,

PlXtze/Piazzi Petersplatz siehe Vatikan Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz, Kapitol) 53, 77, 92, 106; 35, 37, 47, 117, 125, 141, 175, 216, 226, 247, 299, 379, 406 Cordonata (Treppenanlage) 117, 247 mgyptische Lgwen (Statuen) 53; 117 Kapitolinische Museen (Musei Capitolini; Antiken- und Kunstsammlungen des Vatikan) 216, 239 Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 216, 247 Palazzo dei Senatori (Senatorenpalast) 247 Treppe 247 Palazzo Nuovo 216, 247 Reiterstatue Marc Aurels 247 Piazza del Collegio Romano 115, 231 Piazza del Popolo 117; 33, 36 f., 271, 275, 505 Porta del Popolo (Porta Flaminia) 15 f., 184, 242; 36, 38, 407, 505 Obelisk Flaminio 117, 119, 184, 242; 271, 275, 407, 505 Piazza del Quirinale 427 Obelisk 427

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auf Goethes Reise nach Italien

Palazzo del Quirinale (Quirinalspalast) 47, 125, 239 Garten 239 Kapelle 543 Piazza di Spagna 51, 189, 309, 395, 554 Piazza Farnese 73 Piazza Montecitorio 406 f., 427 Obelisk Solare 406–408, 427 Piazza Navona (ehemals Stadion des Domitian) 141, 226 Piazza San Giovanni in Laterano 98, 184; 232, 407 Piazza San Pietro siehe Vatikan/Petersplatz Piazza Santa Maria Maggiore 230; 218, 487 Piazza Venezia 84, 271 Palazzo Venezia 272, 505 Serbatoio (Archiv „Accademia dell’Arcadia“) 161 Solarium Augusti siehe Campus Martius Spanische Treppe (Scalinata di Trinitl dei Monti) 230–232, 427 Stadtmauern Aurelianische Mauer (Mura Aureliane) 59, 63, 226 Sevianische Mauer (Mura Serviane) 226 Tempel Iseum Campense siehe Campus Martius Minerva-Tempel siehe Forum des Nerva Mars-Ultor-Tempel siehe Forum-Augusteum Tempel des Saturn siehe Forum Romanum Tempel des Sol und der Luna (Tempio del Sole e Luna)

47, 125

Theater Teatro Aliberti siehe Teatro delle Dame Teatro Capranica 153 Teatro Correa 153 Teatro dei Granai 153 Teatro della Valle (Teatro Valle) 34, 116, 119, 161; 82, 153, 175, 218, 266 f., 362, 480 Teatro delle Dame (Teatro Aliberti) 225; 153 f., 159, 281, 480 Teatro Paco 153 Teatro Pallacorda 153 Teatro Tordinone 153 Teatro Torre Argentina 116; 153 f., 266, 269 Thermen Bad der Livia siehe Domus Transitoria

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Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Thermen des Caracalla (Terme di Caracalla, Bjder des Caracalla) 125, 217, 360 Thermen des Diokletian (Terme di Diocleziano, Bjder des Diokletian) 21; 52 f., 125, 206 Thermen des Titus (Terme di Tito, Bjder des Titus; auch Thermen des Trajan, Bagni di Tito) 61, 126 Wandmalereien 61 Thermen des Trajan siehe Thermen des Titus Tore/Porte Porta del Popolo (Porta Flaminia) siehe Piazza del Popolo Porta Maggiore 63 Porta Pinciana 166 Porta San Paolo (Porta Ostiensis) 59 Porta San Sebastiano 126 Vatikan 47, 49 f., 53, 77, 81, 92, 121, 125 f., 136, 142, 157, 183, 186, 188 f., 191, 195, 230, 239, 246 f., 251, 315, 413, 462, 481, 496 Archiv (Archivio Segreto Vaticano, Vatikanisches Geheimarchiv) 230 Bibliothek (Biblioteka Apostolica Vaticana, Vatikanische Apostolische Bibliothek) 230, 462 Kupferstichsammlung 217; 462 Cortile di San Damaso (Damasushof) 91 Engelsburg (Castel Sant’Angelo) 262; 33, 358, 543 f., 551 Petersdom/Peterskirche (San Pietro in Vaticano, St. Peter) 15, 20, 33, 65, 69, 71, 106, 264; 33, 36, 47 f., 52 f., 73, 79–81, 125 f., 141 f., 151, 157 f., 231, 235, 246 f., 294, 358, 397, 541, 543, 562 Grabmjler 71; 157 f. Grab des Apostels Petrus 36 Hochaltar (Altarziborium) 65, 264; 52 Kuppel 33, 264; 36, 73, 79–81, 125, 231, 358 Laterne 80 f. Reliquien 543 Lanze 543 Schweißtuch 543 Stfck vom Kreuz 543 Sakristei 235 Tambour 33; 81 Petersplatz (Piazza San Pietro) 32, 106; 33, 36 f., 78 f., 240, 247, 351, 358 Kolonnaden 79, 247, 351, 358 Vatikanischer Obelisk (Großer Obelisk) 32; 79, 247 Sixtinische Kapelle (Capella Sistina, Capelle Sixtine) 32, 37, 41, 104, 252, 259, 262; 79 f., 90 f., 98, 125, 239 f., 351, 390, 526, 538, 543 f., 565 f. Fresken 79, 91, 125, 526, 538

auf Goethes Reise nach Italien

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Altarwandgemjlde (Michelangelo) 79 f., 526 Das Jfngste Gericht 32; 79 f., 91, 526, 538 Deckengemjlde (Michelangelo) 32, 37; 80, 91, 526 Szenen aus dem Alten Testament 80, 526, 538 Die Erschaffung Adams 79, 526 Erschaffung der Welt 80, 526 Geschichte Noahs 80 Geschichte des ersten Menschenpaares 80 Papstportrjts 79 Propheten und Sibyllen (Michelangelo) 80, 538 Vorfahren Jesu (Michelangelo) 80 Wandgemjlde 79 Geschichte aus dem Leben Jesu (Nordwand) 79 Geschichte aus dem Leben Mose (Sfdwand) 79 Gallerie 37; 91 Wandteppiche 156; 351 f. Scuola Nuova (Giulio Romano) 351 Scuola Vecchia (Raffael) 156; 351 f. Vatikanische Museen (Musei Vaticani) 53, 118, 183, 188, 207 Galleria degli Arazzi 351 Museo Pio-Clementino (Neues Museum) 21, 52 f.; 47, 49, 53, 116– 118, 125, 135 f., 151, 157, 183, 186, 199, 206 f., 239, 403, 520, 572 Antikensammlung 118, 135 Amazone (Statue) 199 Nemesis (Statue) 52; 51, 116 f., 403, 520 f. Orestes-Sarkophag 183 Cortile Ottagono (Statuenhof/Innenhof des Belvedere) 49, 53 Antinous (Skulptur) 49, 53 Apoll von Belvedere (Skulptur) 20, 41, 62, 85; 48 f., 53, 97, 116, 135, 186, 195 f., 246, 332, 487 Laokoon (Skulptur) 49, 53, 61 Torso (Skulptur) 53 Sala Rotonda 136 Zeus ( Jupiter) von Otricoli 62, 85; 116, 136 f., 195, 487 Galleria delle Statue 207 Poseidippos-Sitzstatue siehe Villa Montalto-Negroni-Massimo (Marcellus-Statue) Menander-Sitzstatue siehe Villa Montalto-Negroni-Massimo (Marius-Statue) Vatikanspalast (Palazzo Apostolico) 37 f., 53, 79, 91, 125, 358 Appartement Borgia (Appartamento Borgia) 47, 125 Paulskapelle (Capella Paolina) 15; 37, 47, 125 f. Fresken (Michelangelo) 37 Die Bekehrung des Paulus 37 Die Kreuzigung des Petrus 37

606

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Logen des Raphael (Loggia di Raffaello, Loggie Vaticane) 20, 38; 47, 49, 50, 91 f., 125 Fresken mit biblischen Szenen 20, 38; 50 f., 91 Stanzen des Raphael (Stanze di Raffaello) 47, 49 f., 91, 125 f., 239 Sala di Costantino 50 Stanza dell’Incendio del Borgo 50, 352 Borgobrand-Fresco 50, 352 Stanza della Segnatura 49 f. Schule von Athen 20; 49 f., 352 Parnass 50 Stanza di Eliodoro 50 Die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel 50 Die Befreiung des Apostels Petrus 50 Via Appia Antica 25; 62 f., 125 f. Grabmjler 25; 62 f., 125 Grabmal der Caecilia Metella (Capo di bove) Katakomben 63

25; 63, 126

Villen/Ville Villa Albani 125, 191, 195, 239, 294 Antikensammlung 191, 195 Mfnzsammlung 191 Villa Aldobrandini 151 Villa Borghese 15, 169; 37, 47, 125, 378 Casino 37 Galleria Borghese (Museo Villa Borghese) 37, 125 Sammlungen 37, 47, 125 Antiken 37, 47, 125 Gemjlde 169; 37 Skulpturen 37 Park 37, 378 Villa Casali 126 Villa Doria Pamphilj 38; 86, 92, 125 Park (Garten) 38; 92 Antikensammlung 92 Casino dei Quattro Venti 92 Villa Farnesina (Farnesina) 31, 270; 73–75, 77, 125, 560 Fresken 74 f., 560 Galathea (Raffael) 74 Geschichte der Psyche (nach Raffael) 31; 74 f., 552, 559 f. Rat der Ggtter im Olymp 74 Hochzeit von Amor und Psyche 74 Jupiter kfsst den Amor 77

auf Goethes Reise nach Italien

607

Villa Ludovisi 126, 166 f., 195 Antikensammlung 166, 195 Juno Ludovisi 74, 85, 101, 104; 98, 116, 136, 166 f., 169, 195, 236, 240, 487 Villa Madama 38; 92 f., 125 Villa Mattei 126 Villa Medici 137, 160; 309, 361 Antikensammlung (Mediceische Sammlung) 309, 361 Villa Mellini 38; 92, 125 Villa Montalto-Negroni-Massimo (Villa Negroni) 90; 206 f. Antikensammlung 90; 206 Statuen 90; 206 f. Menander-Sitzstatue (Marius-Statue) 206 f. Poseidippos-Sitzstatue (Marcellus-Statue) 207 Villa Negroni siehe Villa Montalto-Negroni-Massimo Villa Ruspoli 151 Rovereto

32, 70

Salurn (Salorno) 32 Sant’Agata 317 Santa Maria Capua Vetere siehe Capua Schgnberg/Tirol 32 Sciacca 322 Thermae Selinuntiae 322 Seefeld 32 Segesta 143; 321 Siena 557, 562 Sizilien 76, 104, 107, 118, 130, 137, 143–147, 149–151, 155 f., 172, 193, 234, 252; 3, 7 9, 29, 109, 111, 114, 122, 146, 148, 169, 171–173, 178, 182, 212 f., 221, 225, 230, 242 f., 250, 260, 274, 276–278, 280, 282 f., 285 f., 296, 298 f., 307 f., 313, 315, 320, 321–330, 333 f., 337–343, 353, 370, 375, 381 f., 409, 425, 438, 471 f., 476, 492 f., 528, 532, 536 f., 569 Steinach/Tirol 32 Sterzing/Tirol 32 Taormina 322 Tivoli 30, 33, 131, 158, 234; 72, 80, 117, 297 f., 355 f., 360, 493, 526 Tempel der Sibylle (Tempi della Sibilla e di Vesta) 355 f. Villa d’Este 355, 526 Villa Hadriana 117, 356 Torbole 5, 32 Trient (Trento) 32, 70, 283

608

Sehenswfrdigkeiten und Kunstwerke

Ulm 44, 147, 178, 345, 533 Unterbruck/Bayern 32 Velletri 108, 188; 191, 251, 317, 414 Museo Borgia (Antiquitjtenkabinett) 108; 191, 251 Antikensammlung 108; 251 Museo Sacro (Kunstsammlung) 251 Venedig 9, 13 f., 18, 20 f., 40, 47, 70, 91, 135; 5, 13, 18–22, 27, 29 f., 32, 39, 45, 47 f., 54 f., 96, 105, 108 f., 124, 139, 149, 155, 185, 206, 212, 220, 245 f., 250, 258, 270, 283, 318, 340 Ca’Farsetti (Palazzo Farsetti) 206 Marius-Statue (Menander-Sitzstatue, Philosoph) 206 f. (siehe auch Villa Montalto-Negroni-Massimo in Rom) Verona 9, 14, 18, 237; 4–6, 10, 13, 17–22, 32, 42, 55, 165, 220, 496 Vicenza 14, 17 f.; 10, 18, 32, 39 Gebjude des Palladio 17; 39 Basilica 39 Teatro Olimpico 39 Villa Rotonda 39 Weiden

32

Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf ErwWhnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf ErwWhnungen in den ErlWuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einfYhrenden ErlWuterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwWhnte Werke und Personen. Auf den Bearbeiter zurYckgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z. B.: ÆHerkulesæ (Bronzestatue). Um unnZtige oder irrefYhrende Verdopplungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberYcksichtigt; ebenso die [bersetzungen der fremdsprachigen Briefe Goethes. FYrstlichkeiten und KZnige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z. B.: Preußen, Friedrich II. [der Große] von [1712–1786], KCnig seit 1740), Kaiser und PWpste unter ihrem Vornamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Possessivpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwWhnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete sowie die folgende, wenn es sich um Vater und Mutter handelt. EintrWge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Das Register der Anonyma und Periodica ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit mZglich in originaler Orthographie.

Personen und Werke Ackermann, Heinrich Anton (1730/ 31–1792), Amtmann in Ilmenau 109; 254 f. Acton, John Francis Edward Sir (1736–1811), neapolitanischer Staatsmann und Offizier, von 1784 bis 1806 Premierminister von Neapel 342 f. Adiutorio, Desiderio d’ (1481–1546), Zisterzienser, Kanoniker in Santa Maria ad Martyres in Rom, Grnnder der Accademia dei Virtuosi al Pantheon 519 Aelst van Edinghen (Aelst d’Enghin), Pieter (Pierre) van, fltmischer Teppichweber in Brnssel, von 1497 bis 1530 tttig 351 Agrippa, Marcus Vipsanius (63–12 v. Chr.), romischer Feldherr und Staatsmann 48 Albani, Alessandro (1692–1779), ptpstlicher Diplomat, Kardinal, 1761 Bibliothekar im Vatikan, Begrnnder der Sammlung der Villa Albani 83 f.; 191, 195 Albani, Francesco (1578–1660), italienischer Maler 73 f. ÆFresken im Palazzo Farneseæ 73 f. Triumph der Liebe 73 f. Albany, Charles Edward Louis Philip Casimir Stuart, Duke of, Prinz von England (1720–1788), Kronprttendent, 1766 Titularkonig, Enkel Konig Jakobs II. von England, seit 1785 in Italien 42; 101 –, Charlotte Stuart (1753–1789), dessen natnrliche Tochter, 1784 legitimiert, seit 1785 in Italien 42; 101 Aldobrandini, Ippolito (1592–1638), Kardinal 115 Aldobrandini, Olimpia siehe Pamphilj, Olimpia

Aldobrandini, Paolo siehe Borghese, Paolo Alexander VII. (eigentl. Fabio Chigi) (1599–1667), seit 1655 Papst 93 Algardi, Alessandro (1598–1654), italienischer Bildhauer und Architekt des Barock, seit 1644 Hofbildhauer unter Papst Innozenz X. 92 Allegri, Gregorio (1582–1652), italienischer Komponist 543 f., 565 f. Miserere 543 f., 566 Ambrosius (um 339–397), Heiliger, seit 374 Bischof von Mailand, Kirchenvater 272; 561, 565 Ambrosius, Johann Nicolaus (1744– 1839), Hautboist in Weimar, um 1781 Hof- und um 1810 Kammermusiker, auch Notenschreiber fnr Goethe 81; 186, 484 Ammanati, Bartolomeo di Antonio (1511–1592), italienischer Baumeister und Bildhauer 309 Anfossi, Pasquale (1727–1797), italienischer Komponist 69, 116, 119; 153 f., 266 f., 276 Alessandro nelle Indie 69; 153 f. Creso 154 La Maga Circe 154 Le pazzie de’gelosi 116, 119; 266 f., 276 Antonia Minor (eigentl. Antonia Augusta) (36 v. Chr.–37 n. Chr.), Mutter des romischen Kaisers Claudius 166 Antonius (Antonius der Große oder Antonius Eremita) (um 251–356), Heiliger, Monch in gypten, Schutzpatron der Bauern und Nutztiere 230; 218, 486 f. Apollonios von Tralleis (2. Jh. v. Chr.), griechischer Bildhauer, Bruder des Tauriskos von Tralleis 217, 360

Personen und Werke

Bestrafung der Dirke (Toro Farnese, Skulptur) 160; 217, 360 Appius Claudius Caecus (um 340–273 v. Chr.), Staatsmann der Romischen Republik, Zensor des Jahres 312 v. Chr. 63 Apuleius (Lucius Apuleius) (um 124– um 180), romischer Epiker, Philosoph 74 Amor und Psyche 74 Archenholz (Archenholtz), Johann Wilhelm von (1741/43–1812), preußischer Offizier, Historiker und Publizist, bis 1763 im preußischen Milittrdienst, bis 1780 ausgedehnte Reisen durch Deutschland und Europa, danach in Dresden, ab 1786 in Hamburg 26, 41; 64, 98, 174 England und Italien 41; 64, 98, 174, 176 Zueignungsschrift / An Herrn Hofrath Wieland in Weimar 64 Arens (Ahrens), Johann August (1757– 1806), Maler und Architekt des Klassizismus in Hamburg, Reisen durch Frankreich, England und Italien, 1791 Ernennung zum herzoglichen Baurat in Weimar 202 f.; 133, 442 f. Ariosto (Ariost), Lodovico (1474– 1533), italienischer Dichter, Hofbeamter des Herzogs Alfonso I. d’Este in Ferrara 409 Orlando furioso 409 Aristoteles (384–322 v. Chr.) 49 Arteaga, Esteban (ital. Stefano) (1747– 1799), spanischer Gelehrter und Schriftsteller, seit 1784 in Venedig, seit 1787 in Rom 116; 267 Le rivoluzioni del teatro musicale italiano dalla sua origine fino al presente 116; 267 Augustus (eigentl. Gaius Octavius), Gaius Iulius Caesar Octavianus (63 v. Chr.–14 n. Chr.), seit

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31 v. Chr. erster romischer Kaiser 184; 60, 79, 275, 407 Baccio Bigio, Nanni di (eigentl. Giovanni Lippi) (1512/13–1568), italienischer Bildhauer und Architekt 38, 309 Bachmann, Wilhelm Balthasar Heinrich (1724–1797), seit 1748 in Diensten des Weimarer Kammerkollegiums, seit 1773 Kammerverwalter, 1786 Vorsteher der Rentkammer, 1788 Kommissionsrat bei der Weimarer Kammer 50, 216, 238; 110 f., 460 Baden, Karl Friedrich von (1728– 1811), seit 1746 regierender Markgraf, seit 1803 Kurfnrst, seit 1806 Großherzog EB 286; 132, 177, 538 Balmat, Jacques (1762–1834), franzosischer Bergsteiger und Bergfnhrer 411 Bandinelli, Baccio (Bartolommeo Brandini) (1488/93–1560), italienischer Bildhauer und Maler 217, 250; 462, 521, 559 ÆZeichnungenæ Der Kindermord zu Bethlehem 217, 250, 259; 462, 521, 559 Die Marter des heiligen Laurentius 217, 250, 259; 462, 521, 559 Baratta, Giovanni Maria (um 1620– 1775), italienischer Bildhauer und Architekt 92 Barberini (italienisches Adelsgeschlecht) 52, 183 Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, 1786 Privatdozent, 1787 Professor der Medizin in Jena, 1793 Mitbegrnnder der Naturforschenden Gesellschaft und ab 1794 auch Direktor des botani-

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Register

schen Gartens 173, 187, 222; 384, 412 –, Sophie Carolina A m a l i e , geb. Pfnndel (1765–1852), Tochter des Kauf- und Handelsherrn Johann Jakob Pfnndel in Jena, von 1805 bis 1824 Erzieherin am erbprinzlichen Hof in Weimar, seit 1787 dessen Frau 187; 412 –, deren Kinder 412 Bauer, Conrad, Fuhrunternehmer in Nnrnberg 27 Bayern, C a r l Philipp T h e o d o r von (1724–1799), seit 1742 als Carl IV. Kurfnrst von der Pfalz, seit 1777 als Carl II. Kurfnrst von Bayern 209 Bayern, Ludwig I. von (1786–1868), seit 1825 Konig 136 Beatrizet, Nicolas (um 1507/15–nach 1577), franzosischer Kupferstecher, seit 1540 in Rom 559 Kindermord zu Bethlehem (Kupferstich nach Bandinelli) 559 Belloni, Bankhaus in Rom 135, 174; 45, 305 f., 387 Bentheim, Johann Georg von (1739– 1801), seit 1783 Stadtkommandant von Jena, 1784 Major, 1795 Oberstleutnant 173; 385, 412 Berczy, Albert-Guillaume (auch William Berczy, eigentl. Johann Albrecht Ulrich Moll) (1744–1813), u. a. von 1787 bis 1789/90 Maler und Kunsthtndler in Florenz, dann in London, seit 1792/93 in Nordamerika, Kolonist in Kanada EB 188 Berger, Johann Daniel (1744–1825), Kupferstecher, Direktor der Kupferstecherschule in Berlin 182 ÆTitelkupfer zu „Goethe’s Schriften“ Bd 2æ 182 Bernini, Giovanni Lorenzo (Gianlorenzo) (1598–1680), italienischer Bildhauer in Rom 36–38, 189, 247, 358

Bernis, Franyois-Joachim de Pierres de, Comte de Lyon (1715–1794), franzosischer Staatsmann und Dichter, 1758 Kardinal, 1764 Erzbischof von Alby, von 1753 bis 1756 Gesandter in Venedig und seit 1769 beim Vatikan 236; 496 Bernstein, Johann Gottlob (1747– 1835), Mediziner, Barbier und Chirurg in Ilmenau, 1791 am Weimarer Hof, 1796 herzoglicher Hofchirurg und an der chirurgischen Krankenanstalt in Jena, seit 1806 in Halle, seit 1810 Professor in Berlin, seit 1820 wieder in Ilmenau und seit 1822 in Neuwied 110, 203 f.; 255 Bernstorff (Bernsdorf, Bernstorf), Johann Hartwig Ernst Graf von (1712–1772), von 1751 bis 1770 dtnischer Außenminister in Kopenhagen 186 –, Charitas Emilie Grtfin von, geb. von Buchwald (1733–1820), seit 1779 in Weimar, seit 1751 dessen Frau 80; 186 Bertotti Scamozzi, Ottavio (1719– 1790), italienischer Baumeister und Architekturhistoriker 39 f. La fabbriche e i disegni di Andrea Palladio. Opera divisa in quattro tomi con tavole in rame rappresentanti le piante, e i prospetti, e gli spaccati; con la traduzione francese di Andrea Palladio. Raccolti ed illustrati da Ottavio Bertotti Scamozzi 40 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Jurist, Schriftsteller, }bersetzer, Verleger und Unternehmer in Weimar, Besitzer des Landes-Industrie-Comptoirs, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekrettr und Schatullverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 115, 150, EB 146; 8,

Personen und Werke

195, 199, 227, 231, 245, 252, EB 308, EB 311 f., EB 321; 16, 28, 121, 166, 181 f., 185, 281, 289, 300 f., 371, 376, 417, 428, 430– 434, 436 f., 438 f., 454, 483, 488, 497, 510, 512–514, 520, 525, 529, 534, 545, 549–551 –, Friederike Elisabeth Karoline, geb. Slevo(i)gt (1751–1810), Tochter des Oberforsters Traugott Friedemann Slevo(i)gt in Waldeck bei Bnrgel, seit 1776 dessen Frau 439 –, Carl Friedrich (1777–1815), Buchhtndler und Schriftsteller in Weimar, seit 1804 im Landes-IndustrieComptoir tttig, dessen Sohn 439 –, Charlotte (1779–1839), seit 1801 verh. mit Ludwig Friedrich (von) Froriep, dessen Tochter 439 –, dessen Familie 202 Bethmann, Gebrnder, Bankhaus in Frankfurt a. M., 1748 gegrnndet EB 2; EB 284 f.; 30, 44 f., 305, 386, 516, 556 Bethmann, Johann Philipp (1715– 1793), Bankier in Frankfurt a. M., 1746 }bernahme des Handelshauses seines Onkels Jacob Adami in Frankfurt a. M., 1748 Grnndung des Bankhauses Gebrnder Bethmann, seit 1786 Wirklicher Kaiserlicher Rat 19; 44 Bethmann-Hollweg (bis 1780: Hollweg), Johann Jakob (1748–1808), Bankier in Frankfurt a. M., seit 1781 Teilhaber des Bankhauses Gebrnder Bethmann, Schwiegersohn von Johann Philipp Bethmann 19; 44 Bethmann-Metzler, Peter Heinrich von (1744–1800), Bankier in Frankfurt a. M., seit 1769 Teilhaber des Bankhauses Gebrnder Bethmann, Schwager von Johann Philipp Bethmann 19; 44

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–, Catharina Elisabeth ( E l i s e ) von, geb. von Bethmann (1753–1813), Frankfurter Jugendfreundin Cornelia Goethes, sptter Catharina Elisabeth Goethes, seit 1769 dessen Frau 421 Biester, Johann Erich (1749–1816), Jurist, Bibliothekar, Publizist und }bersetzer in Berlin 119 Winkelmanns Briefe an Einen seiner vertrautesten Freunde in den Jahren 1756–1768 (Herausgeber) 119 Bode, Johann Joachim Christoph (1730–1793), Musiker und }bersetzer, Freimaurer, seit 1766/67 Buchhtndler und Verleger in Hamburg, u. a. Verleger und Herausgeber des „Wandsbecker Bothen“, seit 1779 Geschtftsfnhrer der verw. Charitas Emilie Grtfin von Bernstorff in Weimar 80, 272; 186, 566 f. Bodmer, Johann Jakob (1698–1783), Professor der Geschichte in Znrich, Mitglied des Großen Rates, Literaturtheoretiker, Dichter und }bersetzer 34 Pygmalion und Elise 15; 34 Bolling, Johann Caspar (1739–1793), Kaufmann in Frankfurt a. M. 43 Boiardo, Matteo Maria (1440/41– 1494), italienischer Dichter und }bersetzer 409 L’Orlando innamorato 409 Bohl, Johanne Susanne, geb. Eberhard(t) (1738–1806), Dichterin in Lobeda bei Jena, Mitarbeiterin am „Teutschen Merkur“, Tochter des Instrumentenmachers und Kastenvorstehers Bartel Eberhard(t) in Lobeda 99; 349, 379, 380 Winde und Mtnner. Antwort eines Frauenzimmers auf Dr. Sheridans Wolken und Weiber 380

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Register

–, Johann Justin (1727–1795), Bnrgermeister in Lobeda bei Jena, seit 1755 deren Mann 380 –, deren Kinder 380 –, deren Familie 171; 380 f. Boncompagni-Ludovisi, Ignazio Gaetano (1743–1790), italienischer Geistlicher, 1769 ptpstlicher Vizelegat in Bologna, 1775 Kardinal, von 1777 bis 1781 Legat in Bologna, von 1785 bis 1789 Kardinalstaatssekrettr in Rom 236; 339, 496 Bonifatius IV. (gest. 615), seit 608 Papst 48 Borghese, Paolo (1767:) Principe (1733–1792), zweiter Sohn des Fnrsten Camillo Antonio Borghese, als Urenkel Olimpia Aldobrandinis auch Prinz von Aldobrandini 276 Borghese (auch Caffarelli-Borghese), Scipione (1576/77–1633), Kardinal, Kunstmtzen und -sammler 37 Borgia, Stefano (1731–1804), italienischer Theologe, Kunstsammler und Geschichtsschreiber, seit 1789 Kardinal 82, 108; 191, 251 –, Giovanni Paolo, Malteserritter, italienischer Offizier, dessen Bruder 251 –, Camillo (1774–1817), italienischer Offizier, Reisender und Schriftsteller, dessen Neffe 251 Borromeo, Federico (1564–1631), italienischer Theologe, Kardinal und Erzbischof von Mailand, Grnnder der Biblioteca Ambrosiana 561 Borromini, Francesco (1599–1667), fnhrender Architekt des romischen Barock 189 Bosˇkovic´, Rud¯er (Rugjer) Josip (1711–1787), kroatischer Jesuit, Mathematiker, Astronom und Narurphilosoph 231

Parere di tre matemattici, sopra i danni, che si sono trovati nella cupola di S. Pietro 231 Bottari, Giovanni Gaetano (1689– 1775), italienischer Theologe, Kirchenhistoriker, Kustos an der vatikanischen Bibliothek 560 Botticelli, Sandro (1445–1510), italienischer Maler und Zeichner 79 ÆFresken in der Sixtinischen Kapelle in Romæ 79 Bracci, Domenico Agostino (Augusto) (1717–1792/93), italienischer Archtologe, Historiker, Antiquar und Fremdenfnhrer in Rom 199 Bramante, Donato (Donnino, Donino) (eigentl. Donato d’Angelo di Antonio di Renzo) (1444–1514), italienischer Maler und Baumeister der Hochrenaissance 36, 53, 91 Braunschweig und Lnneburg-Wolfenbnttel, Carl II. Wilhelm Ferdinand von (1735–1806), seit 1780 Herzog, preußischer Generalfeldmarschall, Bruder der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach EB 314; 96, 402, 439, 442, 460 –, Ludwig Ernst von (1718–1788), osterreichischer Generalfeldzeugmeister und Feldmarschall von Holland, von 1759 bis 1766 Administrator und Vormund des Erbstatthalters der Niederlande Wilhelm V. von Oranien, seit 1786 in Eisenach, dessen Onkel EB 120*; 25 Broizem, Carl Viktor August von (1741–1812), Jurist, seit 1764 Anstellung im Koniglich Stchsischen Kammerkollegium und Amtshauptmann des Meißner Kreises, 1785 Geheimer Kriegsrat, seit 1805 Vizeprtsident des Geheimen Kriegsratskollegiums 198

Personen und Werke

Browne, Maximilian Ulysses Reichsgraf von (1705–1757), osterreichischer Feldmarschall 414 Brnhl, Heinrich (1737:) Graf von (1700–1763), stchsischer Politiker, seit 1746 Premierminister 198 Brunnquell, Daniel Wilhelm (1753– 1818), 1781 Wegebaukommissar in Weimar, 1799 Wegebauinspektor, 1802 Kriegssekrettr und -kassierer, 1805 Rat, 1810 auch Bnrgermeister, 1813 Mitglied des Landschaftskollegiums und des mathematischen Bnros 111; 50, EB 311; 111, 417, 422, 423, 424 –, Dorothea Gertrud Sophia, geb. Gleichmann, verw. Knhn (gest. 1829), seit 1787 dessen Frau 192; 424 –, dessen Vater, Landrentmeister 423 Bryaxis (4. Jh. v. Chr.), griechischer Bildhauer 136 Zeus von Otricoli (Statue) 136 Bnttner, Christian Wilhelm (1716– 1801), Natur- und Sprachforscher, von 1758 bis 1782 Professor in Gottingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena 173; 384, 412 Bnttner, Friedrich Carl (1743–1822), Kammerbeamter in Weimar, 1767 Kammerregistrator, 1774 erster Kammersekrettr, 1780 Kammerassessor, 1785 Landkammerrat, 1807 Geheimer Kammerrat, 1817 Vizeprtsident der Kammer 111; 258 Buff, Henrich Adam (1711–1795), Amtmann des Deutschen Ordens in Wetzlar, Vater von C h a r l o t t e Sophie Henriette Kestner 421 –, A m a l i e ( A m m e l ) Charlotte Angelica (1765–1848), seit 1791 verh. mit Cornelius Johann Rudolf Ridel, dessen Tochter 87, 422 –, dessen Kinder 421

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Buffon, Georges Louis Leclerc Comte de (1707–1788), franzosischer Naturforscher, Direktor des Botanischen Gartens in Paris 472 Burmann, Peter (Pieter) d. J. (1713– 1778), niederltndischer Philologe und Historiker, seit 1741 Professor in Franeker, seit 1744 in Amsterdam, 1752 Leiter der offentlichen Bibliothek 171 Sicula, quibus Siciliae veteris rudera additis antiquitatum tabulis illustrantur, pars 1 et 2 (Herausgeber) 76; 171 Burney, Charles (1726–1814), englischer Komponist und Musikhistoriker 565 La musica che si canta annualmente nelle funzioni della settimana sant, nella capella pontificia, composta dal Palestrina, Allegri, e Bai (Herausgeber) 565 Bury, Johann F r i e d r i c h (1763– 1823), Historien- und Portrttmaler, Kopist, 1782 bis Anfang 1799 in Rom, Neapel und Oberitalien, dann in Weimar, Ende 1800 bis 1814 vorwiegend in Berlin, nach 1815 vor allem in Hanau und Kassel EB 175, EB 177, EB 182; 15, 218, 220, 222, 236, 251 f., 274, EB 286; 29, 34 f., 46, 65, 72, 84, 115, 133, 167, 182, 187, 196, 328, 337, 421, 463, 469–471, 480, 483, 485, 493–495, 523, 525 f., 553, 555, 571 f. ÆZeichnungen nach Carracciæ 274; 571 Odysseus und Circe 571 f. ÆZeichnungen von Fresken Michelangelos aus der Sixtinischen Kapelleæ 252; 526 Goethe und sein romischer Freundeskreis (Zeichnung) 470

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Register

Busiri Vici, Andrea (1818–1911), italienischer Architekt, Zeichner, Maler und Schriftsteller 169 ÆIkonostase in S. Atanasio de’Greci in Romæ 169 Ctcilia von Rom (um 200–um 230), Heilige, romische Adlige, Patronin der Kirchenmusik 78, 81 f. Caffarelli-Borghese, Scipione siehe Borghese, Scipione Cagliostro, Alexander Graf von (Conte Alessandro di; d. i. Giuseppe Balsamo) (1743–1795), italienischer Abenteurer, Alchimist und Betrnger, trat nach Reisen in Griechenland und gypten als Großkophta auf, 1779 in Mitau und St. Petersburg, 1780 in Straßburg und Paris 166; 267, 372 Caligula (Gaius Iulius Caesar Augustus Germanicus) (12–41 n. Chr.), seit 37 romischer Kaiser 79 Cambio, Arnolfo di (um 1240–1302), italienischer Baumeister und Bildhauer 81 ÆAltarziborium in S. Cecilia in Trastevere in Romæ 81 Campe, Joachim Heinrich (1746– 1818), Theologe, Schriftsteller, Sprachforscher, Ptdagoge, Lexikograph und Verleger, Mitbegrnnder des Dessauer Philanthropinums EB 7, EB 12; 104, 126 f. Camper, Pieter (Petrus) (1722–1789), holltndischer Arzt und Anatom, Professor der Medizin in Franeker, Amsterdam, Groningen, seit 1773 Privatgelehrter (Gut Klein-Lankum) 224, 226; 472, 480 f., 483, 486 –, Adriaan Gilles (1759–1820), holltndischer Naturforscher, dessen Sohn 222, 224, 226; 66, 472, 477, 480 f., 483, 485 f.

Canevari (auch Canavari), Antonio (1681–1764), italienischer Architekt 161, 349 Caracalla (eigentl. Lucius Septimius Bassianus) (186–217), seit 211 als Marcus Aurelius Severus Antoninus romischer Kaiser 25; 62 Caraf(f)a, Francesco della Spina di Traetto (1722–1818), seit 1773 Kardinal in Rom 36 Caramanico, Francesco Maria Venanzio d’Aquino, Principe di (1738–1795), seit 1786 Vizekonig von Sizilien 334, 342 Carloni, Marco (1742–1796), italienischer Maler und Kupferstecher 199? Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 31; 73 f., 571 f. ÆFresken im Palazzo Farnese in Romæ 31; 73 f., 571 f. Odysseus und Circe 571 Triumph der Liebe 73 f. ÆGemtldeæ 74 –, Agostino (1557–1602), italienischer Maler und Kupferstecher, dessen Bruder 73 ÆFresken im Palazzo Farnese in Romæ 73 f. Triumph der Liebe 73 f. Caruso, Luigi (1754–1823), italienischer Opernkomponist, seit 1788 Domkantor in Perugia 153, 159 Alessandro nelle Indie 69, 72; 153 f., 159 Antigono 153 Casanova, Giovanni Battista (1730– 1795), italienischer Maler, 1752 in Rom, 1764 Professor an der Akademie in Dresden, seit 1776 im Wechsel mit Johann Eleazar Schenau deren Direktor, Bruder des Abenteurers Giacomo Casanova 77

Personen und Werke

Cassas, Louis-Franyois (1756–1827), franzosischer Landschaftsmaler, Architekt und Archtologe, von 1779 bis 1783 und von 1787 bis 1791 in Rom tttig, 1787 Reisebegleiter des franzosischen Botschafters nach Konstantinopel, seit 1791 in Paris 177, 181; 395–401 Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine, et de la Basse Aegypte 177; 396, 398–401 ÆZeichnungenæ 177, 180 f., EB 307 f.; 238, 395 f., 399–401 Grande pyramide avec tous les genres d’accessoires 181; 401 Vue de Constantinople 177, 180; 396–398 Vue de la colline du Temple 180; 400 Vue Gxnxrale de la Grande Colonnade et des Ruines de Palmyre. La vue est prise z l’ouest en regardant le Temple du Soleil 180; 398 f. Casti, Giovanni Battista (Giambattista) (1724–1803), italienischer Dichter 187 La Grotta di Trofonio (Libretto) 187 Castiglione, Baldassare (1478–1529), italienischer Hofling, Diplomat und Schriftsteller, seit 1513 Botschafter des Herzogs von Urbino am Vatikan, Freund Raffaels 52 Cellini, Benvenuto (1500–1571), italienischer Goldschmied, Bildhauer und Medailleur 557 Vita di Benvenuto Cellini 557 Cesarei (Casare, Cesare), Francesco Torquato Conte, Offizier der Papstgarde, Mitreisender Goethes 1786 zwischen Bologna und Perugia 103; 239 f. Cestius, Caius Epulo (gest. vor 12 v. Chr.), romischer Prttor des

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Jahres 43 v. Chr. und Volkstribun 24, 252; 59, 125, 527 Ch{telet-Laumont, Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil Marquise du (1706–1749), franzosische Mathematikerin, Physikerin und }bersetzerin 231 Chiapponi (Chiuppani, Chiupponi) (erwthnt 1788), italienischer Buchhtndler, in Neapel 245; 512 Chichi, Antonio (1743–1816), italienischer Architekt und Korkbildner 34 Chigi, Agostino (um 1465–1520), ptpstlicher Bankier, Unternehmer und Mtzen in Rom 74 f. Chodowiecki (Chodowicki, Chodowiecky, Chodowieky), Daniel Nikolaus (1726–1801), Maler, Radierer und Zeichner in Berlin, Vizedirektor, seit 1797 Direktor der Akademie der Knnste 167; 182, 374 ÆTitelkupfer zu „Goethe’s Schriften“ Bd 1, 2 und 4æ 182, 374 Choiseul-Gouffier, Marie Gabriel Florent Auguste Comte de (1752– 1817), franzosischer Diplomat und Schriftsteller, 1776 Reise nach Griechenland, seit 1782 Mitglied der Acadxmie des Inscriptions et BellesLettres, seit 1783 der Acadxmie franyaise, von 1784 bis 1791 Botschafter Frankreichs im Osmanischen Reich, von 1792 bis 1809 in Russland 395 f. Voyage pittoresque de la Grrce 395 Cimarosa, Domenico (1749–1801), italienischer Komponist 148, 161; 336, 362 Il fanatico burlato 148; 336 L’Impresario in angustie 362 Cioja, Joseph (Giuseppe), Bankier in Rom 47; 107

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Register

Claudius, Tiberius Caesar Augustus Germanicus (10 v. Chr.–54 n. Chr.), seit 41 romischer Kaiser 166 Clemens VII. (eigentl. Giulio de’Medici) (1478–1534), seit 1523 Papst 75, 79, 92 Clemens XII. (eigentl. Lorenzo Corsini) (1652–1740), seit 1730 Papst 232 Clemens XIII. (eigentl. Carlo della Torre di Rezzonico) (1693–1769), seit 1758 Papst 491 Clemens XIV. (eigentl. Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli) (1705– 1774), seit 1769 Papst 94, 101; 53, 219 f., 234 f. Clerico, Francesco (1755–1835), italienischer Ttnzer, Choreograph, Ballettmeister und Komponist 153 f., 160 ÆBallettæ Hamlet 154 Kleopatra 154 La Caduta di Troia 154 L’incendio di Troia. Ballo tragico pantomimo diviso in cinque atti 69, 72; 153 f., 160 Macbeth 154 Cochin, Charles-Nicolas d. J. (1715– 1790), franzosischer Zeichner, Kupferstecher und Kunstkritiker, Direktionsmitglied der Pariser Akademie, von 1749 bis 1751 Studienreise nach Italien 246 Voyage d’Italie 246 Colle, Raffaellino del (Raffaello di Michelangelo di Luca dal Colle) (1490–1566), italienischer Maler, Schnler Raffaels 74 ÆFresken in der Villa Farnesina in Romæ Geschichte der Psyche 74 Hochzeit von Amor und Psyche 74 Rat der Gotter im Olymp 74

Collina, Sante Serafino (1715–1789), romischer Kutscher und Hauswirt 15, 252, 254 f.; 29, 34–36, 392, 445, 447, 469, 502, 523, 526 f., 530, 532 –, Piera Giovanna, geb. de Rossi (1721–1791), dessen zweite Ehefrau 15, 252; 29, 34–36, 364 f., 445, 447, 469, 502, 523, 526 f. –, Filippo (um 1745–nach 1795), dessen Sohn EB 143; 205–209, 212, 218, 220, 229, 247, 252, 254, 268 f., EB 312 f., EB 319; 36, 443, 445–447, 449 f., 453, 456 f., 464, 468, 484, 502, 516, 523, 527, 530, 532, 556 f. Comenius, Johann Amos (1592– 1670), aus Mthren stammender Theologe, Ptdagoge und Schulreformer 288 Orbis sensualium pictus 288 Correggio (eigentl. Antonio Allegri) (1489 oder 1494–1534), italienischer Maler 256, 270; 561 ÆFreskenæ ÆKuppelfresken im Dom zu Parmaæ 561 ÆKuppelfresken in S. Giovanni Evangelista zu Parmaæ 561 ÆGemtldeæ Il giorno 561 Madonna della Scodella 561 Cowper, George Nassau Clavering, 3rd Earl of (1738–1789), britischer Kunstsammler 492, 527 –, H a n n a h (Hanna) Anne Nassau Countess, geb. Gore (1758–1826), Tochter von Charles Gore, seit 1775 dessen Frau 233; 492, 527 Coxie (Coxcie), Michiel (1494/1499/ 1501–1592), fltmischer Maler 560 Psyche-Zyklus (Zeichnungen) 560 Crassus, Marcus Licinius Gaius Dives (115/14–53 v. Chr.), romischer Staatsmann 63

Personen und Werke

Crescimbeni, Giovanni Mario (1668– 1728), italienischer Geistlicher, Dichter und }bersetzer, Mitbegrnnder der Accademia dell’Arcadia in Rom 160 Dtnemark (und Norwegen), Christian VII. von (1749–1808), seit 1766 Konig und Herzog von Schleswig und Holstein 230 –, Friedrich VI. von (1768–1839), Kronprinz und seit 1784 Prinzregent, seit 1808 Konig, dessen Sohn 230 Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria Freiherr von (1744–1817), 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fnrstbischofs, 1800 bis 1817 Fnrstbischof von Konstanz, 1802 Kurfnrst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, 1802 bis 1817 Fnrstbischof von Worms, 1803 Administrator und 1805 bis 1817 Erzbischof von Regensburg, 1806 bis 1813 Fnrstprimas des Rheinbundes, 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt EB 68*; 151, 240; 34, 164 f., 209 f., 339 f., 342, 348, 369, 500 –, Johann F r i e d r i c h H u g o Nepomuk Eckenbrecht von (1760– 1812), Komponist, Musikschriftsteller, Domkapitular in Trier, Worms und Speyer sowie kurtrierischer Geheimer Rat, u. a. in Erfurt und zuletzt in Aschaffenburg lebend, dessen Bruder 274; 570–572 Daßdorf, Karl Wilhelm (1750–1812), Schriftsteller und Bibliothekar in Dresden 119 f.

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Winckelmanns Briefe an seine Freunde (Herausgeber) 119 f. David, Jacques L o u i s (1748–1825), franzosischer Historienmaler 66 Defoe, Daniel (1660–1731), englischer Kaufmann, Industrieller, Journalist und Schriftsteller 410 The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner 410 Denon, Dominique V i v a n t (1747– 1825), franzosischer Kunstschriftsteller und Kupferstecher, von 1772 bis 1785 im diplomatischen Dienst, von 1802 bis 1814 Generaldirektor der Museen in Paris 396 Voyage dans la Basse et la Haute Egypte pendant les Campagnes du Gxnxral Bonaparte 396 Diede zum Fnrstenstein, Ursula Margareta Konstanze Luise von, geb. Grtfin von Callenberg (1752– 1803), Tochter des Grafen Johann Alexander von Callenberg, seit 1772 verh. mit Wilhelm Christoph von Diede zum Fnrstenstein 573 Dies, A l b e r t Christoph (1755– 1822), Maler und Kupferstecher, von 1775 bis 1796 in Rom, seit 1797 in Wien, seit 1806 Lehrer an der Akademie und Hofmaler des Fnrsten Nikolaus Esterh|zy 66 Diogenes von Sinope (um 412–um 323 v. Chr.), griechischer Philosoph 153 Diokletian (eigentl. Gaius Aurelius Valerius Diocletianus) (um 240–um 316), von 284 bis 305 romischer Kaiser 21; 52 f., 125, 206, 398 Dohm, Christian Konrad Wilhelm (1786: von) (1751–1820), Historiker, Diplomat und Schriftsteller, seit 1774 Mitredaktor des „Deutschen Museums“ in Gottingen, seit 1776 Professor am Carolinum in Kassel,

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Register

seit 1779 Archivar, seit 1783 Geheimer Kriegsrat in Berlin, sptter preußischer Gesandter und Minister in Koln und Aachen, von 1808 bis 1810 westftlischer Gesandter in Dresden EB 10 Dolci, Giovanni di Pietro dei (1435– 1486), italienischer Holzbildhauer und Architekt 79 Dolomieu, Dieudonnx Sylvain Guy Tancrrde (gen. Dxodat de Gratet de Dolomieu) (1750–1801), franzosischer Geologe, Mineraloge, Vulkanologe und Forschungsreisender, 1801 Professor der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte in Paris 222; 472 Domenichino (eigentl. Domenico Zampieri) (1581–1641), italienischer Maler des Barock 31; 72 f. ÆFresken im Palazzo Farnese in Romæ Triumph der Liebe 73 f. ÆFresken in S. Andrea della Valle in Romæ 31; 72 f. Domitian (eigentl. Titus Flavius Domitianus) (51–96), seit 81 romischer Kaiser 175 Donatello (Donato di Niccol di Betto Bardi) (um 1386–1466), italienischer Bildhauer 558 ÆSkulpturenæ 558 Doria-Pamphilj-Landi, Giovanni Andrea IV. (1705–1764), Fnrst von Melfi, 1760 Reichsfnrst 115 Dorigny, Nicolas (1658–1746), franzosischer Kupferstecher, Maler und Kupferstichverleger in Paris 75 ÆRadierungen nach dem Freskenzyklus in der Villa Farnesina in Romæ 75 Dort (Dorte? Dorten?), Chirurg in Berlin 204 Drusus, Nero Claudius (38.–9. v. Chr.), romischer Staatsmann und Heer-

fnhrer, seit 13. v. Chr. Statthalter der gallischen Provinzen 222 Duca, Giacomo ( Jacopo) del (1520– 1604), italienischer Bildhauer und Architekt, Schnler Michelangelos 60 Duccio di Buoninsegna (1255–1319), italienischer Maler 551 Madonna Rucellai 551 Dnrer, Albrecht (1471–1528), deutscher Maler, Kupferstecher und Zeichner 259; 537 ÆKupfersticheæ 537 Eckardt, Johann Ludwig (1792: von) (1732–1800), Jurist, 1778 Hof- und Regierungsrat und geheimer Archivar in Weimar, seit 1783 Professor der Rechte in Jena 13 Nachricht von dem ehmaligen Bergbau bey Ilmenau in der Grafschaft Henneberg und Vorschltge ihn durch eine neue Gewerkschaft wieder in Aufnahme zu bringen 16 Eckermann, Johann Peter (1792– 1854), Schriftsteller, seit 1823 Goethes Mitarbeiter und Vertrauter 567 Edelsheim, Wilhelm von (1737–1793), badischer Politiker, seit 1774 Wirklicher Geheimer Rat und Minister fnr auswtrtige Angelegenheiten und Finanzen der Markgrafschaft Baden in Karlsruhe, 1788 Prtsident des Geheimen Rates EB 18, EB 19, EB 25; 91, 120, 164; 211, 278, 369 Egloffstein, Johanna S o p h i e von und zu, geb. von Thnna (1742–1807) 252; 529 –, Karl Ludwig Ernst Franz von und zu (1734–1773), kurbrandenburgischer Hauptmann, seit 1758 deren Mann 529

Personen und Werke

–, H e n r i e t t e Sophie Franziska Friederike Albertine von und zu (1773– 1864), von 1789 bis 1803 verh. mit ihrem Cousin Graf Leopold von Egloffstein, seit 1804 mit Karl von Beaulieu-Marconnay, u. a. von 1795 bis 1797 und um 1802 in Weimar lebend, deren Tochter 529 Egloffstein, Wolfgang G o t t l o b Christoph von und zu (1766– 1815), 1787 Regierungsrat, 1794 auch Kammerherr und Hofrat in Weimar, 1802 Hofmarschall, 1813 Oberkammerherr 419 Eichhorn, Johann Gottfried (1752– 1827), Theologe, Orientalist, Literaturhistoriker, seit 1775 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, 1783 Hofrat, seit 1788 Professor der Philosophie in Gottingen 173; 152, 384, 412 Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Jurist, Schriftsteller und }bersetzer in Weimar, 1775 Assessor am Hofgericht in Jena, seit 1776 Kammerherr der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1802 Geheimer Rat und Oberhofmeister derselben sowie seit 1807 der Herzogin Louise, von 1817 bis 1824 erster Prtsident des Oberappellationsgerichts in Jena 118; 106, 206, 210, EB 312; 248, 444, 445, 446 f., 452 f. England, Jakob ( James) II. von (1633– 1701), von 1685 bis 1688 Konig, gleichzeitig als Jakob VII. auch Konig von Schottland 101 Epiktet (Epiktetos) (um 50–um 138), griechischer Philosoph der Stoa 198 Erthal, Friedrich Karl Josef von (1719– 1802), seit 1774 Kurfnrst und Erz-

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bischof von Mainz und Fnrstbischof von Worms 90; 209, 517 Este, Alfonso II. d’ (1533–1597), seit 1559 Herzog von Ferrara, Modena und Reggio 552 –, Luigi d’ (1538–1586), italienischer Kardinal, dessen Bruder 551 f. Ettinger, Carl Wilhelm (1742–1804), Buchhtndler und Verleger in Gotha, sachsen-gothaischer Kommissionsrat und Hofagent 232, 439 Fabris, Pietro (1756–1779), italienischer Maler und Zeichner, vorwiegend in Neapel wirkend 331 ÆIllustrationen zu William Hamiltons „Campi flegrei“æ 331 Fahlmer, J o h a n n a Catharina Sibylla siehe Schlosser, J o h a n n a Catharina Sibylla Farnese (romische Familie) 217 Farnese, Alessandro (1520–1589), Enkel von Papst Paul III., seit 1534 Kardinal, einflussreiche Stellung im Vatikan, ließ den Palazzo Farnese vollenden und die Villa Farnese erbauen 73 Farnese, Odoardo (1573–1626), Kardinal 73 Fauvel, Louis Franyois Sxbastien (1753–1838), franzosischer Archtologe, Zeichner, Maler und Stecher, begleitete Marie Gabriel Florent Auguste de Choiseul-Gouffier nach Griechenland, 1784–1786 bei Choiseul-Gouffier in Konstantnopel, danach in Athen 395 f. ÆZeichnungen zu Choiseul-Gouffiers „Voyage pittoresque de la Grxce“æ 395 f. Fea, C a r l o Domenico Francesco Ignacio (1753–1834/36), italienischer Altertumsforscher 98, 170, 195, 199, 205

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Register

Storia delle arti del disegno presso gli antichi di Giovanni Winkelmann. Tradotta dal tedesco e in questa edizione corretta e aumentata dall’abate Carlo Fea 41; 98, 170, 195, 199, 205 Ferber, Johann Jakob (1743–1790), schwedischer Naturforscher, seit 1774 Professor der Physik in Mitau, seit 1781 Professor der Mineralogie in St. Petersburg, seit 1786 Oberbergrat in preußischen Diensten, Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 29; 51 Briefe aus Wtlschland nber natnrliche Merkwnrdigkeiten dieses Landes an den Herausgeber derselben Ignaz Edlen von Born 29; 51 Fernow, Carl L u d w i g (1763–1808), Kunstschriftsteller, nach Studium in Jena 1794 bis 1797 in Rom, 1803 Professor der sthetik in Jena, von 1804 bis 1807 Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach in Weimar 195 Ferrara, Herzog von siehe Este, Alfonso II. d’ Fieschi Ravaschieri, Teresa Principessa di Satriano, geb. Filangieri, Schwester des neapolitanischen Gelehrten Gaetano Filangieri, verh. mit dem Fnrsten Filippo Ravaschieri in Neapel, 1787 Begegnung mit Goethe in Neapel 348 Filangieri, Gaetano (1752–1788), italienischer Jurist und Philosoph, 1787 oberster Schatzrat Ferdinand IV. von Neapel 340, 342 Fiori, Giovanni Francesco (1709– 1784), italienischer Architekt 82 Flachsland, Ferdinand Maximilian (1752–1791), Jtger in Holstein,

sptter Revierforster bei Darmstadt, Bruder Maria Carolina Herders 252 Flanz (Flanß), Johann Jakob von (1744–1823), Kauf- und Handelsmann in Gera, sachsen-gothaischer Geheimer Kammerrat 8; 16 Florenz, Herzog von siehe Medici, Alessandro de’ Fontana, Domenico (1543–1607), aus der Schweiz stammender Baumeister, Maler und Bildhauer vor allem in Rom und Neapel 79 f., 206, 275 Fonvizin (Fonwisin), Denis Ivanovicˇ (dt. Dennis von Wiesen) (1744/45– 1792), russischer Schriftsteller, Satiriker und Staatsmann 114; 264 f. –, Ekaterina Ivanovna (1746–1796), Tochter eines Kaufmanns, seit 1774 dessen Frau 264 Forkel, Johann Nikolaus (1749–1818), Organist und Musikdirektor in Gottingen 267 Stephan Arteaga’s Geschichte der italitnischen Oper (fbersetzung) 267 Francke, Johann Michael (1717–1775), seit 1740 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bnnau in Nothnitz, seit 1764 Bibliothekar an der Kurfnrstlichen Bibliothek in Dresden 54; 119 f. Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von (1728–1815), seit 1765 Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg in Gotha, 1792 auch gothaischer Obersteuerdirektor, 1805 Minister EB 8, EB 117; 91, 94, 101, 126 f., EB 312; 214, 219, 235, 288 –, F r i e d e r i k e Dorothea Caroline von, geb. von Rnxleben (1745– 1832), dessen Frau 91, 94; 214

Personen und Werke

Frankreich, Ludwig XIV. von (Louis XIV, le Grand, le Roi Soleil) (1638–1715), seit 1643 Konig 521 –, Marie Antoinette, geb. Erzherzogin von ~sterreich (1755–1793), jnngste Tochter Franz I. und Maria Theresias, 1770 verh. mit Ludwig XVI., seit 1774 Konigin 267, 372 Franz I. Stephan (1708–1765), von 1729 bis 1737 als Franz III. Herzog von Lothringen und Bar, seit 1737 als Franz II. Großherzog der Toskana, seit 1745 Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 361 Fries, J o s e p h Johann (1783:) Reichsgraf von (1765–1788), Kunstsammler EB 85; 146, 183, EB 304; 323, 329, 337, 339, 404, 526 –, Johann Reichsgraf von (1719– 1785), Wiener Industrieller und Bankier, dessen Vater 404 Fritsch, Jacob Friedrich Freiherr von (1731–1814), sachsen-weimarischer Beamter, 1752 Volonttr in der Obervormundschaftsadministration in Eisenach, 1775 Geheimer Referendar in Weimar, seit 1762 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, seit 1767 Prtsident des Geheimen Consiliums in Weimar, seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat, Leiter des Geheimen Consiliums, Exzellenz, bis 1779 Prtsident der Kriegskommission 75, 112, 146; 49, 175, 184, EB 288, EB 311, EB 325; 110, 289, 298, 299, 300, 303, 389, 408, 417, 424–426, 540–542, 545 –, Johanna Sophia von, geb. von Haeseler (1748–1836), seit 1767 dessen Frau 132, 194, 261; 300, 427, 542

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–, Thomas Freiherr von (1700–1775), Jurist, Buchhtndler, kurstchsischer Minister, dessen Vater 299 Fnssli, Johann Caspar (1706–1782), Schweizer Maler, Zeichner, Kunstschriftsteller und Sammler in Znrich, Kunsterzieher und Ratsschreiber in Znrich, 494 f. Fuga, Ferdinando (1699–1781), italienischer Architekt 141 f. Galenos (Galenus, Galen) von Pergamon (129/131–um 199/201 oder 216), griechischer Arzt und Anatom, seit 161 in Rom u. a. als kaiserlicher Leibarzt 564 Galiani, Bernardo (Berardo) (1724– 1774), italienischer Architekturtheoretiker, Jurist und Kleriker 17; 39 L’architettura di M. Vitruvio Pollione colla traduzione italiana e comento del Marchese Berardo Galiani 17; 39 Gallarati, Francesco Maria (18. Jh.), italienischer Miniaturmaler, Kunstschriftsteller, Abt des Mailtnder Klosters Monte Oliveto, zwischen 1777 und 1786 u. a. in Mailand und Rom 92; 216 f. ÆKopie von da Vincis „Abendmahl Christi mit seinen Jnngern“æ 92; 217 Ganganelli, Giovanni Vincenzo Antonio siehe Clemens XIV. Garve, Christian (1742–1798), Philosoph, Schriftsteller, }bersetzer und Buchhtndler, von 1768 bis 1772 Professor fnr Philosophie in Leipzig, danach in Breslau 245 Gentzsch, Carl Heinrich (um 1735– 1805), Hofgtrtner in Weimar 139; 314 Geyser, (Geiser), Christian Gottlieb (1742–1803), Kupferstecher, Minia-

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Register

turmaler und Illustrator in Leipzig, seit 1761 Schnler Adam Friedrich Oesers, seit 1764 Unterlehrer, 1766 bis 1770 Lehrer fnr Kupferstich an der Leipziger Kunstakademie, seit 1771 ordentliches Mitglied der Leipziger Kunstakademie, seit 1789 in zweiter Ehe verh. mit Adam Friedrich Oesers Tochter Wilhelmine 182 ÆTitelkupfer zu „Goethe’s Schriften“ Bd 1 und 4æ 182 ÆTitelvignette zu „Goethe’s Schriften“ Bd 5æ Egmonts Traumerscheinung im Geftngnis (nach Oeser) 198 Ghirlandaio, Domenico (Domenico di Tommaso Bigordi del G.) (1449– 1494), italienischer Maler und Goldschmied in Florenz 79 ÆFresken in der Sixtinischen Kapelleæ 79 Ginnetti, Traiano (1730/40–1800/ 1810), Bnhnenbildner 82 Gioeni, Giuseppe (1747–1822), italienischer Naturforscher, Mineraloge, Professor fnr Naturgeschichte an der Universittt Catania, Kammerherr 243 Givane di Girasole, Giuliana Duchessa, geb. Freiin von Mudersbach (1766– 1805), Hofdame der Konigin Maria Carolina von Neapel 348 Gochhausen, L o u i s e Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), Tochter Wilhelm Ernst Friedrich von Gochhausens, bis 1756 Schlosshauptmann in Eisenach, danach Oberktmmerer in Weimar, seit 1768 Hofdame der Markgrtfin Caroline Louise von Baden in Karlsruhe, seit 1775 Gesellschafterin der Herzogin Anna Amalia von Sachsen Weimar und Eisenach, seit 1783 erste Hofdame EB 23, EB 115,

EB 167; 105, 148, 206, 218, 251, 268 f., EB 287, EB 312; 77, 110, 244, 289, 335, 446 f., 452 f., 463, 487, 496, 524, 538, 556 Goertz (Gortz) (eigentl. Schlitz), Johann Eustachius Graf von (1737–1821), Jurist, Diplomat, Schriftsteller, 1756 und von 1759 bis 1778 in sachsenweimarischen Diensten, von 1762 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August und des Prinzen Constantin, von 1779 bis 1785 preußischer Gesandter in St. Petersburg und von 1788 bis 1806 beim Reichstag in Regensburg 12; 25, 210 Goschen, Georg Joachim (1752– 1828), Buchhtndler, Buchdrucker und Verleger, seit 1781 bei der Dessauer Verlagsbuchhandlung der Gelehrten, seit 1785 mit eigenem Verlag in Leipzig 47, 76, 97, 114, 139, 145, 149; 4, 48, 78, 80, 127, 135, 148, 165, 195, 246 f., EB 284, EB 311, EB 318 f.; 5, 7 f., 10, 18, 28, 64, 89, 97–99, 107, 121, 128, 150, 165 f., 179, 180 f., 182–185, 192 f., 202, 204, 221, 223, 228 f., 242, 266, 285, 300–304, 311, 334 f., 345, 370 f., 373–376, 388, 394, 403, 406, 417, 429–439, 463, 478, 483, 486, 495, 497, 509–515, 539 f., 547–551 –, Johanna H e n r i e t t e , geb. Heun (1765–1850), Tochter des Amtmanns und Rittergutsbesitzers Johann Karl Heun, seit 1788 dessen Frau 302 Goethe, Johann Caspar (1710–1782), Jurist, einziger Sohn aus der zweiten Ehe eines wohlhabenden Frankfurter Schneidermeisters und Gasthofsbesitzers, Schnler des Coburger Casimirianums, Student in Gießen und Leipzig, 1735 Praktikant am

Personen und Werke

Reichskammergericht in Wetzlar, 1739 Promotion in Gießen, 1742 kaiserlicher Rat, danach Privatier in Frankfurt a. M., Goethes Vater 15, 19; 33 f., 176 Viaggio per l’Italia 33 –, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), seit 1748 dessen Frau, Tochter des Frankfurter ReichsStadt-Schultheißen Johann Wolfgang Textor, Goethes Mutter 13, EB 14, EB 69, EB 101, EB 110, EB 121, EB 134, EB 140, EB 157, EB 169; 102, 120, 133, 135, 137, 152, 191 f., 243, 256, EB 280, EB 300; 33, 43 f., 45, 90, 114, 147, 192, 212, 223, 236, 270, 278, 280 f., 287, 289, 302, 304, 308, 333, 342, 345, 352, 388, 417, 421, 468, 508, 533 –, C o r n e l i a Friederike Christiane siehe Schlosser, C o r n e l i a Friederike Christiane Goethe, Julius A u g u s t Walter von (1789–1830), Goethes Sohn, 1801 legitimiert, von 1808 bis 1811 Jurastudent in Heidelberg und Jena, praktische Ausbildung im Kammergut Kapellendorf, 1810 Kammerassessor in Weimar, 1815 Kammerrat und Kammerjunker, 1823 Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr, in Rom gestorben und beigesetzt 527 Goetze, Johann Georg P a u l ( Johann Paul August) (1761–1835), 1777 bis 1794 Goethes Diener, 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 50, 128, 131; 112, 293, 298 –, Maria Dorothea, geb. Gnntzel (1730–1812), seit 1757 verh. mit dem Regimentsmusiker Johann Ernst Goetze in Weimar, dessen Mutter 50; 112

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Gotze, Johann Gottlieb (um 1733– 1796), Rat und Kriegskassierer in der Weimarer Kriegskanzlei 111, 205; 156, 258, 444, 465 Goldoni, Carlo (1707–1793), italienischer Komodiendichter, Theaterdirektor in Venedig, sptter in Paris 72; 82, 160 La Locandiera 72; 160 Le Nozze 82 Goldsmith, Oliver (1728–1774), irischer Dichter 219 Geschichte der Romer von Erbauung der Stadt Rom bis auf den Untergang des abendltndischen Kaisertums 219 Goll, Philippine Caroline (geb. 1771), von 1784 bis 1788 und 1798/99 bei ihrer Tante Maria Carolina Herder in Weimar, 1799 zum Studium der Zeichenkunst nach Frankfurt a. M. 122, 252, 287 Gonzaga, Scipione (1542–1593), italienischer Kardinal 552 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, von 1774 bis 1780 unter anderem in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Deutschland und Europa, seit 1791 mit seinen Tochtern in Weimar 276, 367, 473, 492, 527, 537 –, Mary, geb. Cockerill (gest. 1785), seit 1751 dessen Frau 276, 537 –, Elisabeth (Eliza) Maria (1753– 1802), Malerin, dessen Tochter 276, 492, 527, 537 –, Harriet (1754–vor 1775), dessen Tochter 252; 527 –, Emilie (Emily) (1755–1832), seit 1785 Freundin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1807 abwechselnd in Weimar und in Italien lebend, dessen Tochter 119, 182, 222, 225;

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276, 403, 473, 478 f., 492, 527, 537 –, Hanna siehe Cowper, Hanna –, dessen Familie 119, 259; 276 f., 473, 479, 492, 527 Gottsched, Johann Christoph (1700– 1766), Dichter, Literaturtheoretiker und Theaterreformer, seit 1730 Professor der Poesie, seit 1734 der Logik und Metaphysik in Leipzig 177 Goullon, Renx Franyois (le) (1757– 1839), von 1777 bis 1807 Mundkoch von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar, seit 1810 Besitzer des H‚tel de Saxe in Weimar 446 Granvelle, Antoine Perrenot de (1517– 1586), spanischer Staatsmann und Kardinal, 1550 Staatssekrettr von Kaiser Karl V., 1559 Minister der Statthalterin der Niederlande Margarete von Parma, 1561 Ernennung zum Kardinalpriester, 1564 aus der Niederlande abberufen, 1575 Mitglied des koniglichen Staatsrats in Madrid 546 Gravina, Giovanni Vincenzo (1664– 1718), italienischer Schriftsteller und Jurist, Mitbegrnnder der Accademia dell’Arcadia in Rom 160 Gregor XIII. (eigentl. Ugo Boncompagni) (1502–1585), seit 1572 Papst 168 Gregor XV. (eigentl. Alessandro Ludovisi) (1554–1623), seit 1621 Papst 189, 231 Grimaldi, Giovanni Francesco (gen. il Bolognese) (1606–1680), italienischer Maler, Radierer und Architekt 73, 92 Gruber, Johann Martin (1719–1792), Kaufmann, 1758 Eintritt in die Tuchhandlung seines Schwiegervaters und sptter Fortfnhrung des

Geschtfts unter eigenem Namen, seit 1761 Mitglied des Gemeinderats in Lindau am Bodensee, zuletzt Geheimer Rat und Konsistorialrat EB 193 Grund, Johann Jakob Norbert (1755– 1814), Miniaturmaler, Schriftsteller, seit 1779 in Rom, seit 1791 Professor an der Akademie in Florenz, zuletzt in Prag 512 Gruner, Ludwig Gottlieb Friedrich (1759–1832), 1781 Hofadvokat, 1790 Gerichtssekrettr in Weimar, 1797 Amtmann in Jena, danach Bnrgermeister und Konsistorialrat, von 1802 bis 1825 Gerichtsdirektor 419 Gnlicke, Johann Christian (1724– 1797), seit 1755 Beamter in Weimar, 1768 Landkammerrat, 1770 Kammerrat und Intendant der Ilmfloßerei, 1776 Geheimer Kammerrat EB 27; 49 f., 111, 135, EB 288; 110, 258, 303 f. Guercino (eigentl. Giovanni Francesco Barbieri) (1591–1666), italienischer Maler 32 Gnssefeldt, Franz Ludwig (1744– 1808), Weimarer Kammerbeamter, Ingenieur, Mathematiker und Kartograph, seit 1782 Forstsekrettr 192; 424 Hackert, Jakob P h i l i p p (1737–1807), deutscher Landschaftsmaler, seit 1768 in Rom, von 1786 bis 1799 Hofmaler in Neapel, zuletzt in San Piero di Careggio bei Florenz EB 53, EB 55, EB 172; 119, 234, EB 296, EB 328; 56, 213, 217 f., 276 f., 337, 340, 356, 359 f., 364, 366 f., 379, 388, 421, 493, 537, 549 Blick auf den Golf von Pozzuoli 119; 276 f.

Personen und Werke

–, G e o r g Abraham (1755–1805), Kupferstecher und Verleger in Rom und Neapel, dessen Bruder 364 Hadrian I. (gest. 795), seit 772 Papst 141 Hadrian (eigentl. Publius Aelius Hadrianus) (76–138), seit 117 romischer Kaiser, Kunstmtzen und Dichter 48 Hamann, Johann Georg (1730–1788), Sprach- und Religionsphilosoph, Beamter in Konigsberg, Schriftsteller, Freund Herders 122, 152, 252 Hamilton, Gavin (1723–1798), schottischer Maler, Archtologe, Kunstsammler und -htndler, seit 1742 vorwiegend in Rom 117 Hamilton, (1772:) Sir William (1730– 1803), britischer Diplomat, Kunstsammler und -mtzen, Vulkanologe, von 1764 bis 1800 Gesandter in Neapel 146, 331 f., 340, 364, 455 Campi flegrei 331 Hannibal (247/246 v. Chr.–183 v. Chr.), karthagischer Feldherr und Staatsmann 188; 414 f. Hardenberg, Karl August Freiherr von (1814: Fnrst) (1750–1822), preußischer Staatsmann, seit 1783 Minister in Braunschweig und LnneburgWolfenbnttel, seit 1791 preußischer Staats- und Dirigierender Minister in Ansbach-Bayreuth, 1810 preußischer Staatskanzler und -reformer 116; 440, 442, 443 –, Christiane Friederike Juliane, geb. Grtfin von Reventlow (1759– 1793), Tochter des dtnischen Kammerherrn Christian Detlev Graf von Reventlow, von 1774 bis 1788 dessen erste Frau 203; 442 f. –, Sophie Wilhelmine Louise, geb. von Hassberg, gesch. von Lenthe

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(1757–1835), von 1788 bis 1800 dessen zweite Frau 443 –, Georg Adolf Gottlieb Graf von (1765–1816), preußischer Kammerherr und Landjtgermeister, Oberbergrat in Breslau, dessen Bruder 440 Harrach, Johann Nepomuk Ernst Graf von (1756–1829), Sammler und Mtzen, 1776 Hof- und Regierungsrat in Mainz, seit 1785 Reichshofrat im osterreichischen Staatsdienst, 1792 Rnckzug auf seine Gnter in Bohmen und Mthren 84 –, Maria J o s e p h a Eleonora Grtfin von, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1763–1833), seit 1781 dessen Frau 35, 42, 52; 84 f., 115 Harte (Hart), Emma (eigentl. Amy Lyon) (1761/65–1815), Tochter eines englischen Hufschmieds, Vertraute der Konigin Maria Karolina in Neapel, seit 1786 Geliebte und seit 1791 Ehefrau des britischen Gesandten in Neapel Sir William Hamilton, von 1798 bis 1805 Geliebte Lord Nelsons 146; 331 f., 364 Hartknoch, Johann Friedrich (1740– 1789), Verlagsbuchhtndler in Riga 152 Hecker, Christian Friedrich (um 1754–1795), Gemmenschneider in Rom 521 ÆProfilportrtt Goethesæ (Gemme) 521 Hedlinger, Johann Carl (1691–1771), Schweizer Medailleur und Stempelschneider, von 1718 bis 1745 Medailleur der koniglichen Mnnze in Stockholm, danach Rnckkehr in die Schweiz 35; 85 Heigelin, Christian (1744–1820), Kaufmann und Bankier in Neapel, dtnischer Generalkonsul, von 1790

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Register

bis 1793 Geschtftstrtger der dtnischen Gesandtschaft 146; 331 Heinecken (Heineken), Karl Heinrich (1748:) von (1707–1791), Kunstgelehrter und -sammler, von 1739 bis 1763 als Bibliothekar, Privatsekrettr und Gnterdirektor im Dienst des stchsischen Kabinettsund Premierministers Graf Heinrich von Brnhl, von 1746 bis 1763 Direktor des Kupferstichkabinetts in Dresden 560 Nachrichten von Knnstlern und Kunstsachen 560 Nachrichten von Knnstlern und Kunstsachen. Zweyter Teil 560 Heinitz (Heynitz), Friedrich Anton von (1725–1802), Bergbeamter, 1765 Grnnder der Bergakademie in Freiberg, 1777 preußischer Minister und Oberberghauptmann, 1786 Kurator der Akademie der Knnste in Berlin 272 Heinse (Heintze, Heinze; Ps. Rost), Johann Jakob W i l h e l m (1746– 1803), Dichter, Kunstschriftsteller, von 1780 bis 1783 in Italien, seit 1786 Vorleser des Erzbischofs und Kurfnrsten von Mainz, seit 1789 Bibliothekar und Hofrat, sptter in Aschaffenburg 65, 351 Helmershausen, Paul Johann Friedrich (1734–1820), Arzt in Weimar, 1766 Garnisonmedikus, 1772 Rat, 1816 Obermedizinalrat, auch Landphysikus, bis 1792 Besitzer des Hauses am Frauenplan 194; 386, 428 Hendrich, Franz Ludwig Ernst Albrecht von (1754–1828), seit 1781 Kammerrat in Weimar, 1784 Kammerherr, 1796 pensioniert, 1802 Major und Stadtkommandant von Jena, 1813 aus dem Dienst entlassen, dann in Ottmannshausen bei

Weimar EB 28; 95, 111, 135, EB 288; 223 f., 258, 303 f., 423 Herder, Johann Gottfried (1801: von) (1744–1803) 2, 7, 17, 26, 34, 41, 46, 51, 58, 61, 71, 156, EB 32, EB 63, EB 67, EB 71, EB 78, EB 82, EB 96, EB 97, EB 99, EB 103, EB 104, EB 106, EB 114, EB 124, EB 133, EB 136, EB 137, EB 141, EB 151, EB 156, EB 166, EB 180; 4, 13, 16, 40, 45, 48, 50, 67, 72–74, 79 f., 83, 95, 102, 104, 118, 123, 133, 135, 138, 144, 148, 154, 157 f., 160, 175, 186, 195, 197, 206 f., 219, 223, 225, 230, 240, 244–246, 251, 259, EB 279, EB 281, EB 284 f., EB 299, EB 301, EB 303, EB 305, EB 308, EB 312, EB 317; 4, 6, 7, 8–10, 18 f., 22 f., 26–28, 30, 33, 36 f., 47, 49, 54 f., 58 f., 61 f., 67, 84, 93, 95–102, 107, 113 f., 118–123, 127 f., 135, 142, 148, 150–152, 154 f., 160, 164–166, 168, 170, 173, 179–185, 191–194, 202– 204, 215, 223 f., 227–230, 232 f., 242, 248–252, 266, 274, 282 f., 285–291, 301, 303, 305–307, 310–312, 324, 334, 336, 344, 353 f., 357 f., 360, 371, 388, 391, 394 f., 409, 412, 417, 429, 431, 433 f., 446–448, 451, 466, 473, 478 f., 482 f., 485 f., 493, 501 f., 508, 513 f., 524, 530 f., 538 f., 569–573 Idee zum ersten patriotischen Institut fnr den Allgemeingeist Deutschlands 538 Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit 85, 108; 152, 197, 250, 311, 353 1. Teil 152 2. Teil 152, 354 3. Teil 69, 158, 225; 152, 250 f., 354, 479

Personen und Werke

4. Teil 251 Volkslieder 197; 434 Zerstreute Blttter 197; 290, 433 Zerstreute Blttter. Zweite Sammlung 69, 99; 152, 232 Blumen aus der griechischen Anthologie gesammlet 232 f. Anmerkungen nber das griechische Epigramm. Zweiter Theil der Abhandlung 232 f. Hyle. Kleiner griechischen Gedichte Erste Æundæ Zweite Sammlung 232 f. Nemesis. Ein lehrendes Sinnbild 233, 290 Wie die Alten den Tod gebildet? 233, 290 Gotthold Ephraim Leßing 233 –, Maria Carolina ( C a r o l i n e , L i n a), geb. Flachsland (1750–1809), seit 1773 dessen Frau 2, 17, 26, 34, 61, EB 36, EB 96; 11, 16, 50, 62, 72–74, 78, 84, 99 f., 118, 123, 126 f., 135, 144, 148, 158, 175, 218, 240, 251, EB 290 f., EB 305; 4, 6f., 18, 23, 30, 33, 36 f., 47, 55, 58, 61 f., 67, 84, 93, 95–97, 101 f., 107, 113, 118–123, 128, 135, 148, 150, 152, 154 f., 160, 164, 179, 184, 191, 193 f., 215, 224, 232, 248 f., 252, 274, 283, 286 f., 289, 291, 312, 324, 335 f., 391, 463, 501, 524, 569–573 –, Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), von 1792 bis 1796 Studium der Medizin in Jena, seit 1796 praktischer Arzt in Weimar, seit 1804 Hofarzt, deren Sohn 91; 54, 107; 8, 118, 224, 250, 312, 357 f. –, Siegmund (Sigismund) A u g u s t Wolfgang (1776–1838), 1802 Bergamtsassessor unter anderem in Marienberg und 1803 in Schneeberg,

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seit 1804 Oberberg- und Oberhnttenamtsassessor in Freiberg, 1817 Mitglied des Geheimen Finanzkollegiums in Dresden, 1826 Oberberghauptmann in Freiberg, deren Sohn 91; 4, 12, 25, 42, 54, 107; 8, 23, 61, 101, 118, 224, 250, 312, 357 f. –, W i l h e l m Ludwig Ernst (1778– 1842), Kaufmann, Lehre in Hamburg, von 1805 bis 1826 in St. Petersburg, deren Sohn 91; 54; 8, 118, 224, 312, 357 f. –, Karl Emil Adalbert ( A d e l b e r t ) (1779–1857), Landwirt (~konom), von 1801 bis 1809 Besitzer der Hofmark Stachesried, deren Sohn 91; 54; 8, 118, 224, 252, 312, 357 f. –, L u i s e Theodora Emilie (1781– 1860), seit 1809 zweite Ehefrau von Konstantin Stichling, deren Tochter 91; 54; 8, 118, 224, 312, 357 f. –, E m i l Ernst Gottfried (1783– 1855), bayerischer Regierungs- und Forstrat, deren Sohn 91; 54; 8, 118, 224, 312, 357 f. –, Karl Ferdinand A l f r e d (1787– 1788), deren Sohn 135 –, deren Kinder 4, 11, 25, 42, 55 f., 69, 72, 78, 85, 95, 99 f., 104 f., 107 f., 126 f., 138, 207, EB 301, EB 305; 7, 57, 122 f., 135, 160, 223 f., 233, 244, 252, 286 f., 289, 312, 325, 357 f., 406, 417, 449, 573 –, deren Familie 251, 275; 101, 147, 149, 151 f. Hertzer, Zimmermann in Ilmenau 507 Herzan (Hrczan, Hrzan) von Harras, Franz Xaver Graf von (1735–1803), osterreichischer Kardinal und Diplomat, 1775 osterreichischer Geschtftstrtger in Rom, 1779 Gesand-

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Register

ter und Kardinal, 1800 erhielt er das Bistum Steinamanger in Ungarn 236; 175, 261, 456, 481 f., 496 Hessen-Darmstadt, Ludwig IX. von (1719–1790), Erbprinz, seit 1768 Landgraf, residierte in Pirmasens, Vater der Herzogin L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach 131 –, Henriette C a r o l i n e Christine Philippine Luise Landgrtfin von (Große Landgrtfin), geb. Prinzessin von Pfalz-Zweibrncken (1721– 1774), seit 1741 dessen Frau 131 Hessen-Kassel, Wilhelm IX. von (1743–1821), seit 1785 Landgraf, seit 1803 als Wilhelm I. Kurfnrst EB 286 Heyne, Christian Gottlob (1729– 1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Gottigen, Universitttsbibliothekar, seit 1770 Sekrettr der Akademie 52, EB 45; 139, 192, 197 f., 199 Einleitung in das Studium der Antike oder Grundriß einer Anfnhrung zur Kenntniß der alten Kunstwerke 198 Epicteti Enchiridion Graece et Latine cum scholiis Graecis et novis animadversionibus cur (fbersetzung) 198 Pindari Carmina cum lectionis varietate cur (fbersetzung) 198 –, Elisabeth, geb. Schreyer (gest. 1786), dessen Mutter 197 –, Georg (gest. 1754), Leineweber in Chemnitz, dessen Vater 197 –, Therese, geb. Weiß (1730–1775), seit 1761 dessen erste Frau 198 –, G e o r g i n e Christine Dorothea, geb. Brandes (1753–1834), Tochter des hannoverschen Beamten

G e o r g Friedrich Brandes, seit 1777 dessen zweite Frau 198 –, dessen Kinder 198 Hill, John (um 1716–1775), Apotheker in London, Arzt, Botaniker und Schriftsteller 410 Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferierender Blumen nebst einer ausfnhrlichen Anweisung wie durch die Cultur aus einfachen, gefnllte und proliferierende, aus gefnllten gezogen werden konnen 187; 410 Himburg, Christian Friedrich (1733– 1801), Buchhtndler und Verleger in Berlin 431 Hippokrates (von Kos) (um 460–um 370 v. Chr.), griechischer Arzt 96 ÆAphorismenæ 96 Hirt, A l o y s Ludwig (1759–1837), Archtologe und Kunsthistoriker in Berlin, von 1782 bis 1796 in Rom, mit Goethe befreundet, 1796 Hofrat sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Knnste in Berlin, 1810 Professor der Altertumskunde, Mitgrnnder der Berliner Museen EB 190; 26– 28, 274 f.; 46, 64–67, 84, 90, 115, 128, 133, 141, 145, 196, 264, 367, 472, 571 Ausznge aus Briefen von Rom 66, 145, 264, 472 Briefe aus Rom 66 Dialog nber die Schonheit 67 Holty, L u d w i g Christoph Heinrich (1748–1776), Lyriker, seit 1769 Student der Theologie und Philologie in Gottingen, sptter Hauslehrer, }bersetzer, Mitbegrnnder des Hainbunds 197; 434 Gedichte 197; 434 Hoffmann, Christoph Ludwig (1721– 1807), Arzt, seit 1778 Direktor des medizinischen Collegiums in Mnns-

Personen und Werke

ter, seit 1786 im Dienst des Kurfnrsten von Mainz 517 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.) 20, 74; 264, 323, 326, 343, 434 Ilias 177, 264 Odyssee 323, 326, 343, 434 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65–8 v. Chr.), romischer Lyriker 65 ÆSatirenæ 65 Horn, Frederik de (18. Jh.), angeblicher schwedischer Graf, Heiratsschwindler, von November 1767 bis Februar 1768 erster Ehemann von Angelika Kauffmann 553 Huber, Michael (1727–1804), Romanist, Kunstschriftsteller, seit 1766 Professor fnr franzosische Sprache an der Universittt in Leipzig, }bersetzer kunsttheoretischer Arbeiten ins Franzosische, darunter der Werke Winckelmanns 245 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Jurist, 1788 Professor in Jena, Mitherausgeber der „Allgemeinen Literaturzeitung“, 1803 Professor in Wnrzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatsprtsident und Bnrgermeister von Danzig, 1813 wieder Professor in Landshut, 1816 in Halle 12, 347, 507 Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767–1835), preußischer Staatsmann, Sprachforscher und Schriftsteller, Privatgelehrter in Berlin, von 1794–1796 in Jena, 1797 bis 1801 Aufenthalte vornehmlich in Paris und Spanien, 1802–1808 preußischer Gesandter beim Vatikan, sptter auch in Wien und London, seit 1817 Mitglied des preußischen Staatsrates, Mitbegrnnder der Universittt und der Museen in Berlin 188

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Huschke, Wilhelm Ernst Christian (1760–1828), Mediziner, 1787 Arzt in Bnrgel, begleitet 1788 Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach auf ihre Italienreise, danach in Weimar, 1792 Hofmedikus, 1804 herzoglicher Leibarzt, 1816 Geheimer Hofrat, Goethes Hausarzt 446, 453 Imhoff, Christoph Adam C a r l Freiherr von (1734–1788), Offizier in Diensten des Markgrafen von Hessen-Kassel, seit 1759 des Herzogtums Wnrttemberg, 1764 herzoglicher Kammerjunker, bis 1774 in erster Ehe verh. mit Anna Maria Apollonia Chapusset (seit 1777 verh. mit Warren Hastings), von 1767 bis 1769 in London, von 1769 bis 1773 in Indien, danach auf seinem Gut in Morlach bei Nnrnberg, seit 1786 mit Apanage des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, Malerdilettant, 149, 252; 224, 241, 338 –, L o u i s e Franziska Sophie von, geb. von Schardt (1750–1803), seit 1775 dessen zweite Ehefrau, Schwester von C h a r l o t t e von Stein 3, 35, 61, 66, 95, 104, 137, 148 f., 218, 241, 252; 6, 85, 109, 134, 147, 224, 241, 244, 307, 335, 338, 417, 463, 470, 487, 502 –, Anna Amalia ( A m a l i e ) von (1776–1831), Schriftstellerin, Malerin, 1788 in Erlangen in Pension, von 1790 bis 1804 in Weimar, von 1800 bis 1803 Hofdame der Herzogin Luise, 1803 Heirat mit dem schwedischen Offizier Karl (von) Helvig, lebte von 1804 bis 1810 und 1814 bis 1816 in Schweden, seit 1816 vorwiegend in Berlin, deren Tochter 221?; 470

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Register

–, Katharina ( K t t h c h e n ) Maria Anna ( M a r i a n n e ) Sophia Karolina von (1782/83–1840), Malerin, 1810 Heirat mit dem schwedischen Bankier Gustaf de Ron, deren Tochter 221?; 470 –, L o u i s e Henriette (Luise Concordia) von (1787–1848), Malerin, 1817 Heirat mit dem preußischen Regierungsrat Leopold Otto F e r d i n a n d von Kloch, deren Tochter 221?; 470 –, Familie 149 Innozenz X. (eigentl. Giovanni Battista Pamphilj) (1574–1655), seit 1644 Papst 92 Iophon (erste Htlfte 5. Jh. v. Chr.– nach 405 v. Chr.), griechischer Dichter, Sohn des Sophokles 466 Jacobi, Friedrich ( F r i t z ) Heinrich (1743–1819), Philosoph und Schriftsteller, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jnlisch-bergischen Hofkammer in Dnsseldorf, 1779 Geheimer Rat in Mnnchen, Privatier in Pempelfort bei Dnsseldorf, seit 1794 in Wandsbeck und Eutin, seit 1807 Prtsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Mnnchen 53; 139, 192, 200, 201 –, Helene E l i s a b e t h ( B e t t y), geb. von Clermont (1743–1784), seit 1764 dessen Frau 201 –, Anna Catharina C h a r l o t t e ( L o l l o , L o t t e ) (1752–1832), Tochter von Johann Konrad Jacobi aus zweiter Ehe, dessen Halbschwester 86; 201 –, Susanna H e l e n e ( L e n e ) (1753– 1838), Tochter von Johann Konrad Jacobi aus zweiter Ehe, dessen Halbschwester 86; 201 Jacquier, Franyois (1711–1788), Franziskaner, Naturphilosoph und Ma-

thematiker, Mitglied im franzosischen Konvent von S. Trinitz dei Monti, seit 1733 Professor fnr Bibelkunde am vatikanischen Collegio de Propaganda Fide, seit 1746 Professor fnr Physik und seit 1773 auch fnr Mathematik am Collegio Romano, Berater des Heiligen Stuhls in Fragen der Naturwissenschaften 98; 230 f. Elemanta arithmeticae, algebrae et geometricae 231 Elxmens du calcul intxgral 231 Isaaci Newtoni philosophiæ naturalis principia mathematica, perpetuis commentariis illustrata 231 Parere di tre matemattici, sopra i danni, che si sono trovati nella cupola di S. Pietro 231 Jagemann (von Heygendorff), Henriette C a r o l i n e Friederike (1777–1848), Schauspielerin und Stngerin zuntchst in Mannheim, von 1797 bis 1828 in Weimar, Geliebte des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, von diesem 1809 zur Freufrau von Heygendorff ernannt 131 Jenkins, Thomas (1722–1798), englischer Bankier, Antiken- und Kunsthtndler sowie Maler, seit 1752 in Rom 90, 101, 274; 115, 206 f., 237, 381, 384, 405, 413, 416, 426, 556, 572 Joseph II. (1741–1790), Erzherzog von ~sterreich, seit 1764 romisch-deutscher Konig, seit 1765 Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation, 1780 Konig von Ungarn, Kroatien und Bohmen, Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresia 211; 208 f., 342, 454 f., 461, 496

Personen und Werke

Julius II. (eigentl. Giuliano della Rovere) (1443–1513), seit 1503 Papst 50, 80 Kalb, H e i n r i c h Julius Alexander von (1752–1806), aus Weimar stammender Offizier, bis 1789 in franzosischen Diensten in Zweibrncken, 1780 bis 1783 Teilnahme am amerikanischen Unabhtngigkeitskrieg, nach seiner Demission Rnckzug auf das Landgut Trabelsdorf bei Bamberg, Verarmung und Freitod 529 –, C h a r l o t t e Sophie Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1843), Schriftstellerin, von 1787 bis 1792 und von 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin, befreundet u. a. mit Schiller und Jean Paul, seit 1783 dessen Frau, endgnltige Trennung 1799 252; 417, 529 –, Johann August Alexander von (1747–1814), seit 1775 sachsenweimarischer Kammerherr, von 1776 bis 1782 Prtsident des Kammerkollegiums in Weimar, danach Pensiontr, dessen Bruder 13, 345, 535 Karl V. (1500–1558), seit 1516 als Karl I. Konig von Spanien, von 1519 bis 1556 Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 145; 92, 326 f., 378 Katharina II. (die Große), geb. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (1729–1796), seit 1745 verh. mit Zar Peter III., seit 1762 regierende Zarin von Russland 114, 211; 41, 264, 454 f. Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), deutschschweizerische Malerin, nach Ausbildung vor allem in Italien von 1766 bis 1781 in London, seit 1782

633

in Rom, 1767 bis 1768 verh. mit dem vermeintlichen schwedischen Grafen Frederik de Horn, seit 1781 verh. mit Antonio Zucchi, in Rom mit Goethe befreundet 151, EB 40, EB 60, EB 173, EB 174, EB 176, EB 178, EB 186; 20, 95, 99, 112, 138, 158, 168, 171, 182, 197–199, 220, 222, 233, 241, 250 f., 259, 274, EB 329, EB 331; 51, 65 f., 84, 115, 127, 136, 167, 196, 223, 237, 260, 312, 337, 356, 364, 375, 381, 383, 394, 403, 416, 433 f., 468, 472, 480, 491, 502, 518, 523–525, 537, 549, 552, 553–554, 571, 573 ÆZeichnungenæ 220, 241: 468, 502, 523 f. ÆZeichnung zum Titelkupfer „Goethe’s Schriften“ Bd 5æ Kltrchen kniet vor Egmont 168, 197 f., 224, 250, EB 307; 375, 477 Seyd ihr auch schon herabgekommen (zu III/3 in „Iphigenie auf Tauris“) 158, 168, 199; 356 f., 375, 434 –, Joseph Johann (1707–1782), osterreichischer Maler, deren Vater 553 Kaunitz-Rietberg, Wenzel Anton Graf (1764:) Fnrst von (1711–1794), osterreichischer Staatsmann, seit 1753 in Wien als Staatskanzler fnr die Außenpolitik ~sterreichs verantwortlich 175, 194 f., 481 Kayser, Philipp Christoph (1755– 1823), Komponist, Musiker und Schriftsteller, Sohn des Organisten der Frankfurter Katharinenkirche Johann Matthtus Kayser, Jugendfreund Goethes, seit 1775 Musiklehrer in Znrich, seit November 1787 Goethes Gast in Rom und Begleiter auf der Rnckreise nach Weimar 23, 54, 66, 93, 96, 103;

634

Register

80 f., 168, 194, 197, 201, 207, 209, 217, 219, 222, 229, 252, 259, 268, 270, 272, EB 280, EB 287, EB 302, EB 305, EB 320, EB 334; 87, 88, 89 f., 139, 186 f., 192, 201–203, 257, 265–267, 362 f., 370–373, 376, 392–394, 428, 432 f., 438, 447 f., 451, 463, 466, 471 f., 474, 480, 484, 488, 491, 525 f., 531, 537 f., 543, 547, 557, 560, 563, 565 f., 568 ÆKompositionen zuæ Die Mystificirten (Goethe) 116, 165–167, 201; 88, 371, 433, 438 Egmont (Goethe) 166, 217, 252; 88, 371, 433, 438, 463, 526 Scherz, List und Rache (Goethe) 36, 80 f., 88, 115, 161, 165 f., 168, 177, 194, 197, 209, 229; 88–90, 186 f., 202, 265 f., 363, 370–372, 376, 393, 428, 432 f., 438, 451, 466, 484, 526 –, Friedrich Carl (geb. 1768), Theologe, dessen Bruder EB 144; 207, 223; 447 f., 474 Kestner, Johann Christian (1741– 1800), Jurist, seit 1767 bremisch und kurfnrstlich hannoverscher Legationssekrettr in Wetzlar, seit 1773 Archivsekrettr, sptter Hofrat in Hannover 73, 110; 36, 133, EB 311, EB 333; 87, 289, 293, 294, 302, 417, 419, 420–422, 426 –, C h a r l o t t e Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), Tochter des Amtmanns Heinrich Adam Buff in Wetzlar, Freundin Goethes in Wetzlar, seit 1773 dessen Frau 129, 191 f.; 87, 294, 420–422 –, G e o r g Heinrich Friedrich Wilhelm ( G e o r g Wolfgang) (1774– 1867), Archivar und Bankier in

Hannover, Kunstsammler, Patenkind Goethes, dessen Sohn 294 –, Wilhelm (1775–1848), koniglich hannoverscher Amtmann in Hagen, dessen Sohn 294 –, Karl (1776–1846), Fabrikant, Mitbegrnnder der chemischen Industrie des Elsaß, dessen Sohn 294 –, Georg A u g u s t Christian (1777– 1853), Diplomat, Kunstsammler, seit 1817 in Rom, hannoverscher Gesandtschaftssekrettr, von 1825 bis 1848/49 Geschtftstrtger beim Vatikan, 1829 Mitgrnnder und Archivar des sptteren Deutschen Archtologischen Instituts, dessen Sohn 294 –, T h e o d o r Friedrich Arnold (1779–1847), Mediziner, 1798 Student in Jena und Gottingen, 1804 Arzt in Frankfurt a. M., 1813 Professor an der medizinisch-chirurgischen Spezialschule, 1814 Stadtarzt, 1816 Landphysikus, dessen Sohn 294 –, Charlotte Albertine Friederike Dorothea (1783–1785), dessen Tochter 294 –, Eduard (1784–1823), Kaufmann, Fabrikant, dessen Sohn 192; 294, 420–422 –, Hermann Septimus (1786–1871), Geheimer Kammerrat, Gutsherr, dessen Sohn 294 –, dessen Kinder 129, 192; 294 –, dessen Familie 191; 420 Keyßler, Johann Georg (1693–1743), Hofmeister, Altertumskundler und Reiseschriftsteller 246 Neneste Reise durch Tentschland, Bohmen, Ungarn, die Schweiz, Italien, und Lothringen 246 Kirms, Franz (1750–1826), seit 1774 Beamter im Hofmarschall- und im Stallamt in Weimar, 1789 Landund 1794 Hofkammerrat, 1813 Ge-

Personen und Werke

heimer Hofrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant 213; 457 Klauer, M a r t i n Gottlieb (1742– 1801), Bildhauer zuntchst in Rudolstadt, seit 1773 weimarischer Hofbildhauer, seit 1777 in Weimar, 1781 Lehrer am Freien Zeicheninstitut 341 Sphinx-Statue 341 Klinckowstrom (Klinkowstrom), Leonhard von (1741–1821), Sohn des schwedischen Regierungsrates und pommerschen Regierungskanzlers Thure Gustav von Klinckowstrom, 1765 Kammerjunker in Weimar, 1775 Reise- und 1781 Hofmarschall, 1789 entlassen, zuletzt in Stockholm 80, 102, 105, 138; 186, 237, 244 Klinger, Friedrich Maximilian (1780:) von (1752–1831), Schriftsteller, 1774 Student der Rechte in Gießen, 1776 in Weimar, danach Theaterdichter in Leipzig, 1780 russischer Offizier, Hofmeister des Großfnrsten Paul, 1796 Generalmajor, von 1803 bis 1820 Kurator der Universittt Dorpat und Oberaufseher der Schulen im Baltikum, Frankfurter Jugendfreund Goethes 270 Klischnig, K a r l F r i e d r i c h Gottlieb (1771–1811), Schriftsteller in Berlin, zeitweise in England, zuletzt Geheimer expedierender Sekrettr beim Fabriken-Departement 127 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724– 1803) 162 Kochsche Theatertruppe, 1749 von Heinrich Gottfried Koch (1703– 1775) gegrnndete Wanderbnhne 371 Koella, Heinrich (1757–1789), Schweizer Maler und Kopist,

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Freund Johann Heinrich Meyers 495 Korner, Christian Gottfried (1756– 1831), Jurist, 1781 Konsistorialadvokat in Leipzig, 1783 Konsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, 1815 Staatsrat im preußischen Innenministerium, 1817 Geheimer Oberregierungsrat im Kultusministerium, Freund Schillers 116, 417 Knebel, Carl Ludwig (1756:) von (1744–1834), von 1765 bis 1773 preußischer Fthnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar und Tiefurt, 1780 sachsen-weimarischer Major, 1781 pensioniert, seit 1784 in Jena und von 1798 bis 1804 in Ilmenau, dann wieder in Jena, Schriftsteller und }bersetzer 19, 74, 100, 107, 128, 155, EB 1, EB 30, EB 31, EB 48, EB 49; 16, 67, 92, 113, 120, 128, 145, 147, 191, EB 280, EB 316, EB 334; 6, 14, 21, 27, 37, 68 f., 70, 86, 93, 102, 148, 170, 210, 215, 245, 249, 261, 278, 289, 293, 295 f., 298, 303, 311–313, 327, 334, 380, 382–384, 408, 412, 417–419, 462, 470 f., 476, 478, 517, 522, 534, 546, 554, 567, 569 f. –, Magdalena H e n r i e t t e von (1755–1813), lebte in Ansbach, seit 1791 Hofmeisterin, sptter Gesellschafterin der Prinzessin C a r o l i n e Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, ab 1810 mit ihr in Schwerin, dessen Schwester 417, 476 Kniep, Christoph Heinrich (1755– 1825), Landschaftsmaler, -zeichner, Portrttist zuntchst in Hamburg und

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Register

Berlin, seit 1781 in Italien, vor allem in Rom, seit 1785 in Neapel, um 1820 Professor an der Akademie in Neapel EB 152, EB 160, EB 171; 147, EB 328; 213, 276, 298, 320 f., 323 f., 333 f., 337, 343, 379, 388, 528, 532 ÆSkizzenæ 334 ÆZeichnungenæ 147, EB 322, EB 325; 324, 528 ÆAnsichten von Neapelæ 532 ÆAnsichten von Sizilienæ 532 ÆLandschaftszeichnungenæ 334 ÆVedutenæ 334 Knight, Richard Payne (1750–1824), britischer Kunstschriftsteller, -sammler und Archtologe 537 Kobell, F r a n z Innocenz Josef (1749– 1822), Graphiker und Landschaftsmaler, von 1779 bis 1784 in Italien, seit 1785 Hofmaler in Mnnchen, Bruder von Ferdinand Kobell 29; 70 Koln, Kurfnrst und Erzbischof von siehe ~sterreich, M a x i m i l i a n Franz Xaver von Kranz (Crantz), Johann Friedrich (1752–1810), Violinist und Komponist in Weimar, 1787 Konzertmeister, 1799 Kapellmeister, 1803 in Stuttgart, 1786/87 in Italien 92, 102, 105, 108, 110, 117, 121, 130, 137 f., 146, 207; 215, 236 f., 244, 257 f., 269 f., 281, 287, 308, 313 f., 328, 448 Kraus (Krause), Georg Melchior (1737–1806), Zeichner, Maler und Kupferstecher in Frankfurt a. M., seit 1775 in Weimar, seit 1776 Direktor der Weimarer Zeichenschule EB 102, EB 147; 90, 202, 218, 220, 241, 251, 263, 266, EB 320, EB 332; 207, 341, 439, 463, 468 f., 483, 502 f., 523 f., 526, 529, 545, 550

Das Neueste von Plundersweilern (Aquarell) 218; 463 Sphinx-Statue (Entwurf) 341 ÆStiche zu Goethes „Das Romische Karneval“ (nach Johann Georg Schdtz)æ 526, 529, 550 Krech, Johann A u g u s t Wilhelm (erwbhnt 1787/1802), Mediziner, um 1787 als Chirurg tttig, um 1802 Arzt in holltndischen Diensten 203–205, 214; 443 f., 458 –, Johann Nikolaus (gest. 1782), Musketier in Weimar, dessen Vater 204 –, dessen Mutter 204 Lalande, J x r ‚ m e Joseph Lefranyais (Le Franyais, Lefranyois) de (1732– 1807), franzosischer Mathematiker und Astronom, seit 1762 Professor am Collrge de France in Paris 46, 246 Voyage d’un Franyois en Italie 46, 246 Laminit, Veit Ludwig (1724–1811), stammt aus Memmingen, 1746 Kaufdiener, 1769 Kaufherr, von 1775 bis 1787 mit Johann Konrad Reck Besitzer einer Handelsniederlassung mit Bank in Venedig 14; 30 La Motte (eigentl. Lamothe), Jeanne de Luz de Saint-Rxmy de Valoise Comtesse de (1756–1791), Tochter eines natnrlichen Sohnes Konig Heinrichs II. von Frankreich, Betrngerin, Hauptakteurin der Halsbandafftre 166; 372 Lanfranco, Giovanni (1582–1647), italienischer Maler, Schnler von Annibale Carracci 73 ÆKuppelgemtlde in S. Andrea della Valle in Romæ 73 Paradies 73 Langer, Ernst Theodor (1743–1820), preußischer Offizier, 1767 Hofmeis-

Personen und Werke

ter in Leipzig, seit 1781 Bibliothekar in Wolfenbnttel 352 La Roche, Marie S o p h i e (31. August 1775:) von, geb. Gutermann (1730–1807), Schriftstellerin in Thal-Ehrenbreitstein und Mainz, ab 1780 in Speyer und seit 1786 in Offenbach, Freundin Goethes und Wielands 526 –, Friedrich (Fritz) von (1757–nach 1814), Offizier, deren Sohn 526 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Znrich, 1769 Diakon, 1775 Pfarrer an der Waisenhauskirche, 1786 Pfarrer an der Kirche St. Peter 271, EB 281; 28, 35, 41, 61, 144, 175, 196, 326, 377 f., 563 f. An meine Freunde, nber Magnetismus, Cagliostro, geheime Gesellschaften, und Nichtchrist Atheist 378 Nathanaxl. Oder, die eben so gewisse, als unerweisliche Gottlichkeit des Christenthums 377 –, Anna, geb. Schinz (1742–1815), seit 1766 dessen Frau 377 LeGuay d’Oliva, Marie Nicole (1761– 1789?), Dame am franzosischen Konigshof, 1785/86 in die Halsbandafftre verwickelt 166; 372 Lehr, Georg Philipp (1756–1807), seit 1780 Arzt und Geburtshelfer in Frankfurt a. M., seit 1782 Stiftsund Hospitalarzt der Senckenbergischen Stiftung EB 145*; EB 319 Leisewitz, Johann Anton (1752–1806), Jurist, Schriftsteller und }bersetzer, 1774 Advokat in Hannover, seit 1778 in Diensten des Herzogtums Braunschweig-Lnneburg und Wolfenbnttel, 1786 Erzieher des Erbprinzen, 1790 Sekrettr in der Geheimen Kanzlei, 1801 Geheimer Justizrat, 1805 Prtsident des Ober-

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sanitttskollegiums, 1774 Mitglied des Gottinger Hains 49 Lengefeld, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743–1823), seit 1761 verh. mit dem Oberlandjtgermeister Karl Christoph von Lengefeld in Rudolstadt, 1775 verw., 1789 Hofmeisterin, sptter Oberhofmeisterin am Hof der Grafschaft SchwarzburgRudolstadt in Rudolstadt 528 –, Louise Antoinette C h a r l o t t e von (1766–1826), 1790 Heirat mit Friedrich Schiller, deren Tochter 252; 334, 378, 417, 528 f. Leo X. (eigentl. Giovanni de’Medici) (1475–1521), seit 1513 Papst 52, 351 Leochares (390/385–320/315. v. Chr.), griechischer Bildhauer 49, 186 ÆApolloæ (Bronzestatue) 49, 186 Leonardo da Vinci (1452–1519) 92, 270, 272; 217, 562, 564 Abendmahl Christi mit seinen Jnngern (Fresko) 92 f., 270, 272; 217, 564 f. Leopold II. (1747–1792), 1765 als Pietro Leopoldo (Peter Leopold) I. Großherzog von Toskana, seit 1790 Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation, Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresia 209, 361, 492, 558 Lepri, Amanzio Fnrst (18. Jh.), romischer Adliger, Malteserpriester 160; 361 –, Marianne, dessen Nichte 361 Le Seur, Thomas (1703–1770), franzosischer Mathematiker und Physiker, Franziskaner, Professor fnr Theologie und Dogmatik am Collegio der Propaganda in Rom 231 Elxmens du calcul intxgral 231

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Register

Isaaci Newtoni philosophiæ naturalis principia mathematica, perpetuis commentariis illustrata 231 Parere di tre matemattici, sopra i danni, che si sono trovati nella cupola di S. Pietro 231 Leykam, Franz Georg von (1724– 1793), Jurist, kaiserlicher Geheimer Hofrat, Reichsreferendar beim Regensburger Reichstag 195 Lichtenberg, Carl Friedrich Ernst von (1732/33–1790), preußischer Husarenleutnant, seit 1774 HusarenRittmeister in Weimar, Adjutant des Herzogs Carl August, 1787 Major EB 298; 327, 529 –, S o p h i e Marie Karoline von, geb. von Ilten, (1755–1794), seit 1778 dessen Frau, seit 1791 in zweiter Ehe verh. mit Lebrecht von Luck EB 57*; 145, 252; 327, 529 Liechtenstein, K a r l Borromtus Joseph Fnrst von (1730–1789), osterreichischer Feldmarschall, seit 1778 General der Kavallerie 84 –, Joseph Wenzel Fnrst von (1767– 1842), zuntchst Domherr in Koln und Salzburg, dann milittrische Laufbahn, Generalmajor, dessen Sohn 35, 42, 52; 84 f., 106, 115, 151, 161, 174 f. Liechtenstein, Philipp Joseph Prinz von (1762–1802), Sohn des Fnrsten Franz Josef I. von Liechtenstein 85 Linnx, Carl von (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala 99, 172; 233, 353, 383, 409 Caroli Linnaei genera plantarum 186; 383, 409 f. Lippert, Philipp Daniel (1702–1785), Maler, Zeichenlehrer, seit 1765 Aufseher der Antiken bei der Akademie der Knnste in Dresden 205 f.

Dactyliothec 205 f. Lippi, Annibale (16. Jh.), italienischer Architekt 309 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), Maler und Kupferstecher in Znrich, von 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, von 1789 bis 1794 Professor am Freien Zeicheninstitut in Weimar 197 f., 245, 250, 275; 115, 182 f., 196, 207, 223, 228, 337, 375, 421, 429, 433, 469, 477, 512, 515, 549, 573 ÆTitelkupfer zu „Goethe’s Schriften“ Bd 3æ 79, 95; 182 f., 211, 228, 433, 512, 515 Iphigenie vor der Bildstule der Diana 223 ÆTitelkupfer zu „Goethe’s Schriften“ Bd 5æ 224; 429, 433, 512, 515 Kltrchen kniet vor Egmont (nach Angelika Kauffmann) 197 f., 250; 375, 477 f. ÆVignetten zu „Goethe’s Schriften“ Bd 3æ 79, 95; 182 f., 223, 228, 512, 515 Orest totet Klyttmnestra und Aegisth, die Furien erheben sich hinter dem stnrzenden Altar 183 Orest mit Schwert und ~lzweig nber die schlafenden Furien hinwegschreitend 183 Livius, Titus (59 v. Chr.–17 n. Chr.), romischer Geschichtsschreiber 94, 97; 32, 221 f., 225–227, 299 Ab urbe condita 94, 97; 32, 221 f., 225–227, 299 f. Lobkowitz, Georg Christian Fnrst von (1686–1755), osterreichischer Feldmarschall 414 Loder, Justus Christian (1809: von) (1753–1832), Mediziner und Anatom, 1778 Professor in Jena, Grnnder mehrerer medizinischer Ein-

Personen und Werke

richtungen, 1781 sachsen-weimarischer Leibarzt und 1782 Hofrat, 1803 Professor in Halle, seit 1807 Arzt in Moskau, von 1812 bis 1817 Leiter des Lazarettwesens, 1819 Professor am anatomischen Theater 173; 384, 412, 494 Loeben, Otto Ferdinand (1790: Graf von) (1741–1804), kurstchsischer Minister, Gesandter am Reichstag in Regensburg und beim Rastatter Kongress 490, 539 Lober, Johanna Susanna ( Julia) C h a r l o t t e, geb. Bohl (1756–1813), Tochter Johann Justin und Johanne Susanne Bohls 380 –, deren Kinder 380 Lohr, Karl Eberhard (1863–1813), Bankier in Leipzig, Freimaurer EB 320 Loschner, Johann Christian Ludwig (1735–1799), Kammermeister an der herzoglichen Kammer in Weimar 50; 110 f. Longhi, Martino d. . (um 1534– 1591), italienischer Architekt, seit 1575 Baumeister von Papst Gregor XIII. 169 Lorrain, Claude (eigentl. Claude Gellxe) (1600–1682), franzosischer Maler und Radierer 137, 234, 259; 309 f., 492 f. ÆGemtldeæ 137; 310 ÆRadierungenæ 259 ÆZeichnungenæ 137; 310 Lucanus (Lukan), Marcus Annaeus (39–65), romischer Schriftsteller 32 Bellum civile 32 Lucchesini, Girolamo Marchese di (1751–1825), preußischer Diplomat italienischer Herkunft, Kammerherr, Bibliothekar und Vorleser Konig Friedrichs II. in Potsdam, von 1787 bis 1806 im diplomatischen Dienst,

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u. a. in Warschau und Wien und von 1797 bis 1806 in Paris, 1807 Oberhofmeister der Fnrstin von Lucca und Piombino, nach 1815 vorwiegend in Florenz 150, 154 f., 159 f., 239, EB 301; 209, 332, 339 f., 347 f., 359, 500 –, Charlotte, geb. Tarrach (1759– 1838), seit 1786 dessen Frau 154; 348 Lucullus, Lucius Licinius (Lukull) (um 114–57 v. Chr.), romischer Senator und Feldherr 123; 284 Ludecus, Johann August (1741–1801), 1775 Geheimer Sekrettr der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1777 auch ihr Schatullier, 1785 auch Steuer- und Akziserat in Weimar, 1801 Hofrat 122; 206, EB 312; 447, 456, 457 Ludovisi, Ludovico (1595–1632), italienischer Jurist und Geistlicher, seit 1621 Kardinal, seit 1623 Erzbischof von Bologna, Kunstsammler 166 Lynar, Friedrich Ulrich von (1736– 1807), Regierungsrat in Oldenburg und dtnischer Kammerherr 40 Lyncker auf Flurstedt und Kotschau, C a r l Friedrich Ernst von (1727– 1801), seit 1768 Vizeprtsident, seit 1775 Prtsident des Oberkonsistoriums und Landschaftsdirektor in Weimar, 1789 von Herder abgelost 344 Lysippos (4. Jh. v. Chr.), griechischer Bronzebildner und Bildhauer aus Sykion 217 ÆHerkulesæ (Bronzestatue) 217 Macchiavelli (Machiavelli), Niccol (1469–1527), italienischer Staatsmann, Philosoph, Geschichtsschreiber, Schriftsteller 546

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Register

Maderno, Carlo (1556–1629), italienischer Architekt, seit 1576 in Rom, seit 1603 leitender Architekt bei St. Peter 36, 73 Maderno, Stefano (um 1575–1636), italienischer Bildhauer 81 Santa Cecilia (Statue in S. Cecilia in Trastevere in Rom) 81 f. Mahrenholtz (Mahrenholz), Wilhelm Albrecht Christian von (1752– 1808), Kammerherr des Herzogs von Braunschweig und LnneburgWolfenbnttel 40; 96 –, Wilhelmine Friederike, geb. von Korff, dessen Frau 40; 96 Mainz, Kurfnrst und Erzbischof von siehe Erthal, Friedrich Karl Josef von Marc Aurel (Marcus Aurelius Antoninus, Marcus Annius Verus) (121–180), seit 161 romischer Kaiser 247 Marcus Aurelius Severus Antoninus siehe Caracalla Maria Theresia (1717–1780), seit 1740 regierende Erzherzogin von ~sterreich und Konigin von Ungarn (1741) und Bohmen (1743), als Frau Kaiser Franz I. seit 1745 Kaiserin 361 Marino, Giambattista (1569–1625), italienischer Barockdichter 160 Maron, Anton (1772:) von (1731– 1808), osterreichischer Maler, seit 1755 vorwiegend in Rom, seit 1766 Mitglied der Accademia San Luca in Rom, 1772 Berater bei der Neuorganisation der Akademie in Wien 536 –, Theresa Concordia von, geb. Mengs (1725–1806), deutsche Malerin, Schwester von Anton Raphael Mengs, seit 1765 dessen Frau 77 Marsilly, Diel de (auch de Marsigny) (gest. 1761), Chevalier, Kunstsamm-

ler, seit seiner Pension in Rom 31; 76 f. Marum, Martin(us) van (1750–1837), niederltndischer Naturforscher, von 1776 bis 1780 Arzt in Haarlem, auch Lehrer der Physik an der dortigen Akademie der Wissenschaften und sptter deren Sekrettr, seit 1784 Direktor des Museums fnr Naturgeschichte und physikalische Instrumente 254 Marzelli, Lorenzo, Besitzer einer Villa in Castel Gandolfo 413 Masaccio (Tommaso di Ser Giovanni di Simone Guide Cassai) (1401–1428), italienischer Maler der Frnhrenaissance 558 Dreifaltigkeit (Fresco in S. Maria Novella in Florenz) 558 Mattei (romisches Adelsgeschlecht) 53, 199 Maxentius, Marcus Aurelius Valerius (um 278–312), seit 306 romischer Kaiser 62 May, Carl (1747–1822), Korkschnitzer, Hofkonditor Carl Theodor von Dalbergs in Erfurt und Aschaffenburg 34 Medici, Alessandro de’ (1510–1537), seit 1532 Herzog von Florenz, davor Stadtherr, seit 1536 verh. mit Margarethe von Parma 92 Medici, Ferdinando I. de’ (1549– 1609), seit 1587 Großherzog der Toskana, seit 1562 Kardinal 309 Mehmed II. Fatih (1432–1481), seit 1451 Sultan des osmanischen Reiches, 1453 Eroberung Konstantinopels 397 Meil, Johann Wilhelm (1733–1805), Zeichner und Radierer, seit 1752 in Berlin, 1801 Direktor der Akademie der Knnste 182 Meister mit dem Wnrfel (tttig um 1532–1550), italienischer Kupfer-

Personen und Werke

stecher, der die ihm zugeschriebenen Werke mit einem mit B beschriebenen Wnrfel zeichnete 560 La Favola di Psiche (Kupferstiche) 559 f. Mellini, Mario (15. Jh.), Kardinal, wahrscheinlich Namensgeber fnr den Monte Mario in Rom 92 Mengs, Anton Raphael (1728–1779), Maler und Kunstschriftsteller, vorwiegend in Dresden und Rom 31 f.; 76 f., 536 Jupiter knsst Ganymend (Fresko) 31 f.; 76–78 Mercier, Louis Sxbastien (1740–1814), franzosischer Schriftsteller 332 Tableau de Paris 332 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller, }bersetzer, Publizist, Kritiker, Anatom, Hofmeister in der Schweiz, seit 1767 in Darmstadt Kanzleisekrettr, seit 1768 Kriegszahlmeister, 1772 Mitherausgeber der FGA, 1774 Kriegsrat, Freund Goethes 69; 26; 28, 51, 66 f., 279, 280, 452, 481, 524 –, dessen Familie 121 Metastasio, Pietro (eigentl. Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi) (1698–1782), italienischer Dichter und Librettist, von 1720 bis 1729 in Neapel, seit 1729 Hofdichter in Wien 153 f., 161, 267 Alessandro nelle Indie (Libretto) 69, 72; 153 Ciro riconosciuto (Libretto) 69; 154 Metella (eigentl. Caecilia M e t e l l a ) (1. Jh. v. Chr.), in erster Ehe verh. mit Publius Licinius Crassus, seit 52 v. Chr. verh. mit Gnaeus Pompeius Magnus, Tochter des Metellus Creticus 25; 63 Metellus, Quintus Caecilius Creticus (um 100 v. Chr.–46 v. Chr.), Staats-

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mann, Konsul und milittrischer Befehlshaber der Romischen Republik 63 Meuricoffre, Bankhaus in Neapel 174; 334, 387 Meuricoffre, Frxdxric-Robert (1740– 1810), Bankier, seit 1760 in Neapel, grnndete des Bankhaus Meuricoffre & Co. in Neapel 174, EB 304; 387 –, Jean-Georges (1750–1806), Bankier, dessen Neffe 387 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1758–1840), Schriftsteller, Bibliothekar, 1783 Regierungsauditor in Stade, von 1785 bis 1788 Kustos der Universitttsbibliothek Gottingen, bis 1791 Reise durch Großbritannien, Frankreich und Italien, danach in Berlin und seit 1797 auf seinem Gut Bramstedt in Holstein 569 Meyer, Johann H e i n r i c h (1760– 1832), Schweizer Maler und Kunsthistoriker, von 1784 bis 1790 in Italien, seit 1791 in Weimar, von 1795 bis 1797 Italienreise, 1795 Professor am Freien Zeicheninstitut in Weimar, 1807 dessen Direktor EB 183; 90, 236, 274; 51, 56, 65, 78, 195, 207, 260, 338, 480, 483, 485, 493– 495, 520, 552 f., 557, 572 ÆKopien nach Raffaelæ Auszug Loths mit seinen beiden Tochtern 51 Joseph deutet Pharao den Traum 51 Winckelmann’s Werke (Herausgeber) 78 Michelangelo Buonarroti (eigentl. Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni) (1475–1564) 32 f., 37; 28, 36, 53, 73, 79 f., 91, 117, 247, 260, 538 ÆFresken in der Paulskapelleæ Die Bekehrung des Paulus 37

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Register

Die Kreuzigung des Petrus 37 ÆFresken in der Sixtinischen Kapelleæ 32 f., 37 f.; 79 f., 526, 538 Das jnngste Gericht 32; 79, 91, 526, 538 Die Erschaffung Adams 79 Die Erschaffung der Welt 80 Geschichte Adams und Evas 80 Geschichte Noahs 80 ÆPropheten und Sibyllenæ 80, 538 ÆVorfahren Jesuæ 80 Mieding, Johann Martin (1725–1782), Tischler und Bnhnenbildner in Weimar 266; 551 Molirre (eigentl. Jean Baptiste Poquelin) (1622–1673) 453 L’Avare 453 Monti, Vincenzo (1754–1828), italienischer Schriftsteller, 1778 in Rom, um 1798 Sekrettr der Cisalpinischen Republik in Mailand, 1799 Flucht nach Paris, 1801 Professor der Beredsamkeit in Pavia, seit etwa 1805 wieder in Mailand, bis 1814 Historiograph und Hofdichter Napoleons in Mailand 77; 151, 174 f., 218 Aristodemo 77; 93, 151, 174 f., 218 Montorsoli, Giovanni Angelo (um 1507–1563), italienischer Bildhauer und Architekt, Mitglied des Servitenordens, Schnler Michelangelos 49 Morales, Cristƒbal de (um 1500– 1553), spanischer Komponist, 1535 bis 1545 in Rom 272; 565 f. Lamentabatur Jacob (Motette) 272; 566 ÆMagnifikat-Vertonungenæ 566 ÆMessenæ 566 ÆMotettenæ 566 Morelli, Tommaso (18. Jh.), italienischer Architekt 82

Moriconi, Domenico, Goethes Gastwirt in Neapel 1787 330 Moritz, Karl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1777 in Wittenberg, 1778 Waisenhausinformator in Potsdam, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und ab 1784 Professor am Kollnischen Gymnasium in Berlin, von 1786 bis 1788 in Rom, 1789 Professor der sthetik an der Kunstakademie Berlin, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften EB 184; 36, 45, 55, 57, 63 f., 73, 92, 94, 118, 127, 224, 275, EB 281–EB 284, EB 326; 67, 82, 86 f., 92, 101, 104, 115, 120– 123, 126 f., 137, 139, 154, 163, 190, 192, 196, 215, 222 f., 240, 245, 272, 289–291, 294, 309, 356, 378 f., 405, 416, 477, 573 AMHOTRA oder Roms Alterthnmer 291 Anton Reiser 64; 139 Gotterlehre oder Mythologische Dichtungen der Alten 291 Reisen eines Deutschen in Italien 82, 86, 92, 154, 190, 222, 245, 309, 405 f., 477 Reisen eines Deutschen in England 36; 86, 120 f. }ber die bildende Nachahmung des Schonen 291 Versuch einer deutschen Prosodie 291 Mnller, F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich (1807: von) (1779–1849), Jurist, von 1801 bis 1848 Mitglied der Regierung in Weimar, 1801 Assessor, 1803 Regierungsrat, 1806/07 Geheimer Regierungsrat, von 1813 bis 1815 Mitglied des Landespolizeikollegiums, von 1815

Personen und Werke

bis 1848 Kanzler der Regierung, 1829 Geheimer Rat 131 f. Mnller, Johannes F r i e d r i c h (gen. Maler Mnller) (1749–1825), Maler, Radierer, Schriftsteller, 1768 in Mannheim, 1772 in Zweibrncken, seit 1778 in Rom 65, 421 Mnller, Johann G e o r g (1759–1819), Schweizer Theologe, Politiker und Sprachwissenschaftler, Professor in Schaffhausen 122 Mnnter, F r i e d r i c h Christian Karl Heinrich (1761–1830), deutschdtnischer Theologe und Altertumsforscher, 1784 bis 1786 Studienaufenthalt in Italien, seit Februar 1785 vor allem in Rom, 1788 Professor in Kopenhagen, 1808 Bischof von Seeland 55, 97–99; 104, 120, 230, 233, 236 De aetate versionum N. T. copticorum 230 Statutenbuch des Ordens der Tempelherren (Herausgeber) 230 Murat, Joachim (1767–1815), franzosischer General, 1804 Marschall, 1806 Großherzog von Berg, von 1808 bis 1815 als Joachim I. Konig von Neapel, Schwager Napoleons 251 Musculus, D o r o t h e a Leopoldina Christiana (1744–1822), seit 1788 Kammerfrau der Herzogin AnnaAmalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, deren Begleiterin auf der Italien-Reise 446 Mylius, Gottlob A u g u s t (1731– 1784), seit 1763 Buchhtndler in Berlin 394, 511 Nahl, Johann August d. J. (1752– 1825), deutschschweizerischer Historien- und Landschaftsmaler, Zeichner, 1774–1781 sowie 1783– 1787 und 1788 in Rom, etwa 1793

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Professor und 1815 Direktor der Kunstakademie in Kassel 196 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1799 Erster Konsul, seit 1804 Kaiser der Franzosen 53, 131, 426 Neapel, Karl IV. von (1716–1788), Konig von 1735 bis 1759, seit 1759 als Karl III. Konig von Spanien 318, 349, 414 –, Ferdinand IV. von (eigentl. Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon) (1751–1825), Konig von 1759 bis 1806, von 1809 bis 1815 als Ferdinand III. Konig von Sizilien, seit 1816 als Ferdinand I. Konig beider Sizilien (Neapel und Sizilien), dessen Sohn 147, EB 296; 217 f., 332, 492, 496 –, Maria Carolina von, geb. Erzherzogin von ~sterreich (1752–1814), seit 1768 als Frau Ferdinand IV. von Neapel Konigin 342 Nelson, Horatio Viscount (1758– 1805), britischer Admiral 332 Nero, Claudius Drusus Germanicus Caesar (37–68 n. Chr.), seit 54 romischer Kaiser 25; 61, 79 Newton, Sir Isaac (1643–1727), englischer Mathematiker, Physiker und Astronom, Professor in Cambridge 231 Philosophiae Naturalis Principia Mathematica 231 Niebecker, H e i n r i c h Ludwig Wilhelm (1784/85:) von (1757–1835), von 1785 bis 1787 Landkammerrat in Weimar, sptter vorwiegend auf seinem Gut Beucha bei Leipzig 111; 258 Niorazzi, Innocenco 245; 512 Nolli, Giovanni Battista (1692–1756), italienischer Architekt und Kartograph 46, 61

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Register

ÆPlan von Romæ (Stadtkarte) 46, 61 Numa Pompilius (angebl. 750 v. Chr.– 672 v. Chr.), sagenhafter zweiter Konig Roms 62 Oeser, Adam Friedrich (1717–1799), Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer, sthetiker, Kunsterzieher in Leipzig, 1764 Direktor der Kunstakademie in der Pleißenburg, von 1765 bis 1768 Goethes Zeichenlehrer 205, 245, 442 ÆTitelvignette zu „Goethe’s Schriften“ Bd 5æ Egmonts Traumerscheinung im Geftngnis 198 ~sterreich siehe Frankreich, Marie Antoinette, siehe Franz I., siehe Joseph II., siehe Leopold II., siehe Maria Theresia und siehe Neapel, Maria Carolina von ~sterreich, M a x i m i l i a n Franz Xaver von (1756–1801), Erzherzog, seit 1784 Kurfnrst und Erzbischof von Koln, jnngster Sohn Kaiser Franz I. und Maria Theresias ~sterreich 90; 210 Olivieri, Pietro Paolo (1551–1599), italienischer Bildhauer und Architekt in Rom 73 Onesti-Braschi, Luigi (1745–1816), Neffe von Papst Pius VI. 426 Oppel, Johann Siegmund von (1730– 1798), Wirklicher Geheimer Rat und Direktor der weimarischen Landschaftskasse 61, 111; 135, 258 –, Luise Friederike, geb. von Stangen, seit 1771 dessen dritte Frau 61, 111; 135, 258 Oranien-Nassau, Wilhelm V. von (1748–1806), Prinz, 1751 Erbstatthalter der Republik der Vereinigten Niederlande, bis 1766 unter Vor-

mundschaft, 1795 von den Franzosen vertrieben 12, EB 314; 25 f., 369, 402, 412, 425, 450, 454, 456, 461, 475, 481, 491, 546 –, Friederike Sophie W i l h e l m i n e , geb. Prinzessin von Preußen (1751– 1820), Schwester Friedrich Wilhelms II. von Preußen, seit 1767 dessen Frau 26, 369 Orville, Jacob Philipp d’ (1696–1751), Reisender, Schriftsteller und Antiquar, Studium der Rechte in Leiden, 1728/30 bis 1740 Lehrer der Beredsamkeit und Geschichte in Amsterdam 76; 171 f. Sicula, quibus Siciliae veteris rudera additis antiquitatum tabulis illustrantur 76; 171 f. Osann, Friedrich Heinrich Gotthelf (1753–1803), Beamter in Weimar, seit 1794 Regierungsrat und Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission, 1795 auch Konsistorialrat 419 Ovid (Publius Ovidius Naso) (43 v. Chr.–17 oder 18 n. Chr.) 34 Metamorphosen 32, 34, 243 Palestrina, Giovanni Pierluigi da (eigentl. Giovanni Pietro Aloisio Sante de Palestrina) (um 1525– 1594), italienischer Komponist 272; 538, 544, 565 Improperien 544, 565 ÆMadrigaleæ 565 ÆMessenæ 272; 565 ÆMotetteæ 565 Palladio, Andrea (eigentl. Andrea di Pietro da Padova) (1508–1580), italienischer Architekt und Architekturtheoretiker 17, 28; 39 f., 69 I Quattro libri dell’architettura 17, 28; 39, 69

Personen und Werke

Pamphilj (Pamphili), Camillo (1622– 1666), Fnrst 92, 115 –, Olimpia (1623–1681), geb. Aldobrandini, seit 1638 in erster Ehe verh. mit Paolo Borghese, seit 1647 dessen Frau, Nichte von Kardinal Ippolito Aldobrandini 115 Pape, Georg Wilhelm August von (1760–1837), 1789 Hofgerichtsassessor in Hannover, 1819 Konsistorialvizedirektor und Landrat der Grafschaft Hoya, 1823 Schatzrat, 1831 Konsistorialdirektor in Hannover 95, 104, 129, 137, 141 f.; 223, 270, 281, 287, 294, 308 –, Friedrich von, dessen Bruder 141 Parma, Margarete von (1522–1586), uneheliche Tochter Kaiser Karl V., 1536 Heirat mit Alessandro de Medici, Herzog von Florenz, 1538 Heirat mit Ottavio Farnese, von 1559 bis 1567 und 1580 bis 1583 Statthalterin der habsburgischen Niederlande 92 f., 546 Paschalis I. (gest. 824), seit 817 Papst 81 Passeri, Giovanni Battista (um 1610– 1679), italienischer Maler und Kunstschriftsteller Novus Thesaurus Gemmarum veterum 199 Paul II. (eigentl. Pietro Barbo) (1418– 1471), seit 1464 Papst 271 Paul III. (eigentl. Alessandro Farnese) (1468–1549), seit 1534 Papst 37, 73, 360 Paul V. (eigentl. Camillo Borghese) (1552–1621), seit 1605 Papst 159 Paulsen (Paulssen, Paulßen), Johann Jakob Heinrich (1724–1789), Kaufmann in Jena, sachsen- weimarischer Hofagent und Kommerzienrat, seit 1783 Bnrgermeister und Landschaftsdeputierter EB 15, EB 86; 14, 80, 128, 135, 174, 218,

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EB 280, EB 336; 30, 44 f., 185, 192, 292, 305 f., 386–388, 465, 474, 497, 515 Penna, Agostino (gest. 1800), italienischer Bildhauer 536 Penni, Giovanni Francesco (gen. il Fattore) (um 1488/96–um 1528), italienischer Maler, Schnler und Mitarbeiter Raffaels 50, 74, 351, 520 ÆFresken in der Villa Farnesina in Romæ 74 Geschichte der Psyche 74 Hochzeit von Amor und Psyche 74 Rat der Gotter im Olymp 74 Perrault, Charles (1626–1703), franzosischer Architekt 39 Perugino, Pietro (eigentl. Pietro di Cristoforo Vannucci) (um 1448–1523), italienischer Maler, Lehrer Raffaels 79 ÆFresken in der Sixtinischen Kapelle in Romæ 79 Peruzzi, Baldassare (1581–1536), italienischer Maler und Architekt 74 Petrus (Simon) (gest. um 64 n. Chr.), Apostel 36, 73, 79, 325, 332, 351, 358 Pflanz siehe Flanz, Johann Jakob Phidias (Pheidias) (um 500/490–432/ 430 v. Chr.), griechischer Bildhauer und Bronzeplastiker 135 Pallas Athene/Medusa (Bronzestatue) 135 Philemon (um 360 v. Chr.–260 v. Chr.), griechischer Komodiendichter 207 Pichler, Giovanni ( Johann Anton d. J.) (1734–1791), Gemmenschneider und Maler in Rom 182; 403, 520 f. Nemesis (Gemme) 182; 403, 520 f. Pieck, Carl, 1788 Diener in der Casa Moscatelli, Goethes Wohnung in Rom 252; 527

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Register

–, Friedrich, dessen Vater 527 Pindar (Pindaros) (um 518–um 446 v. Chr.), griechischer Lyriker 198 Pini, Ermenegildo (1739–1825), italienischer Priester, Naturforscher 273; 568 Pintoricchio (Pinturicchio), Bernardino (di Betto-Benedetto di Biagio) (um 1454–1513), italienischer Maler 79 ÆFresken in der Sixtinischen Kapellein Romæ 79 Piombo, Sebastiano del (Sebastiano Luciani) (um 1485–1547), italienischer Maler 74 Piranesi, Giovanni Battista (Giambattista) (1720–1778), italienischer Kupferstecher und Architekt 33 Pius IV. (eigentl. Giovanni Angelo de’Medici) (1499–1565), seit 1559 Papst 117 Pius VI. (eigentl. Giovanni Angelo Braschi) (1717–1799), seit 1775 Papst 15, 33, 65, 69, 71, 90, 112, 160, 194, 261; 37, 53, 81, 136, 142, 157 f., 209 f., 232, 234 f., 261, 304, 339, 348, 361, 426 f. Pizzi, Gioacchino (1760–1790), italienischer Geistlicher und Dichter 154, 161 Cresco (Libretto) 154 Plato (Platon) (428/27–348/47 v. Chr.) 49, 177, 479 Plessing, F r i e d r i c h Viktor Leberecht (1749–1806), Philosoph, Religionswissenschaftler, lebte in Wernigerode, seit 1788 Professor in Duisburg 134 f., 168; 302, 304, 375 Plinius d. . (Gaius Plinius Secundus) (23/24–79), romischer Offizier, Schriftsteller und Naturgelehrter 32 Naturalis historia 32

Plutarch (um 46–um 125), griechischer Historiker und Philosoph 97; 229 BiŁ oi paqaŁkkgkoi (Parallelbiographien) 97; 229 Pontelli, Baccio (um 1450–nach 1492), italienischer Architekt, Bauplanung der Sixtinischen Kapelle in Rom 79 Ponzio, Flaminio (um 1555/75–um 1610/20), italienischer Architekt in Rom 37 Pope, Alexander (1688–1744), englischer Schriftsteller und }bersetzer 177 Essay on Man 177 Porta, Giacomo della (um 1532– 1602), italienischer Architekt und Bildhauer, Schnler Michelangelos 73, 80, 169, 247 Poussin, Nicolas (1594–1665), franzosischer Maler 234; 492 f. Prttorius, Johann Adolph (1709–1788/ 89), 1737 Amtsverwalter und 1756 Kammermeister in Weimar 110 Prag, Erzbischof von siehe Prˇpchovsky´ von Prˇpchovice, Anton Peter Graf von Preti, Mattia (1613–1699), italienischer Freskenmaler, Ritter des Malteserordens 73 Preußen, Friedrich II. (der Große) von (1712–1786), Konig seit 1740 92; 11, 26, 38, 215 f., 347, 460 –, Elisabeth Christiane von, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbnttel-Bevern (1715–1797), seit 1733 dessen Frau 215 –, Friedrich Wilhelm II. von (1744– 1797), seit 1786 Konig, dessen Neffe 7; 11, 25 f., 38, 209, 214 f., 339, 347, 369, 402, 408, 425, 450, 475 f., 490, 500, 519 Prˇpchovsky´ von Prˇpchovice (Przichowsky von Przichowitz), Anton Peter

Personen und Werke

Graf von (1707–1793), bohmischer Theologe, seit 1764 Erzbischof von Prag 90, 93; 208, 219 Psammetich II., 595–589 v. Chr. Pharao der XXVI. Dynastie in gypten 407 Pythagoras von Samos (um 570–um 496 v. Chr.), griechischer Mathematiker und Philosoph 34; 83 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744– 1818), Schriftsteller, Komponist und Geologe in Dresden, Kammerherr am kurstchsischen Hof, 1790 Hausmarschall, von 1800 bis 1803 Hofmarschall mit der Direktion nber die Kapell- und Kammermusik und das Theater EB 47; 473 Raffael (eigentl. Raffaelo Santi, auch Raphael) (1483–1520) 20, 31 f., 38, 52 f., 156, 248, 269 f.; 28, 36, 48–50, 52, 61, 74 f., 78, 91 f., 117, 125, 260, 351 f., 519 f., 536, 552, 558–560 ÆFresken in den Logen des Vatikanæ 20, 32, 38; 47, 49 f., 91 f., 125 Vertreibung aus dem Paradies 50 f. Erschaffung der Eva 51 ÆFresken in den Stanzen im Vatikanæ 47, 49 f., 91, 125 f., 239 Stanza dell’Incendio 50, 352 Borgobrand 50, 352 Stanza della Segnatura 50 Parnass 50 Schule von Athen 20; 49 f. Stanza di Eliodoro 50 Die Befreiung des Petrus 50 Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel 50 ÆFresken in der Villa Farnesina in Romæ 270; 74 f. Galathea 74 Geschichte der Psyche 31; 74 f., 560

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Hochzeit von Amor und Psyche 74 Rat der Gotter im Olymp 74 ÆGemtldeæ Scuola Vecchia (Entwdrfe fdr die Teppiche der Sixtinischen Kapelle in Rom) 156; 351 f. Verkltrung Christi/Transfiguration (in S. Pietro in Montorio in Rom) 31; 75 f. ÆZeichnungæ Geschichte der Psyche 270; 552 Raimondi, Marcantonio (um 1480– 1527/34), italienischer Kupferstecher 52 f., 217; 117, 462, 521, 537, 558–560 ÆKupfersticheæ 462, 521, 552, 558 f. Die Marter des heiligen Laurentius 217, 250, 259, 270; 462, 521, 537, 559 Der Kindermord zu Bethlehem 217, 250, 259, 270; 462, 521, 559 Rainaldi, Carlo (1611–1691), italienischer Architekt des Barock und Komponist in Rom 73 Ramses II. (der Große) (1303–1213 v. Chr.), seit 1279 v. Chr. Pharao in gypten 275 Reck, Johann Konrad (1721–1801), aus Wendelstein bei Nnrnberg, 1759 Kaufdiener, 1769 Kaufherr, von 1775 bis 1787 mit Veit Ludwig Laminit Besitzer einer Handelsniederlassung mit Bank in Venedig 14; 30 Rehberg, Friedrich (1758–1835), Maler, Radierer und Kunstschriftsteller, von 1777 bis 1783 und von 1787 bis 1820 vorwiegend in Rom, seit 1787 Professor an der Akademie der Knnste in Berlin, von 1803/04

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Register

u. a. auch in Berlin, Weimar und Hannover sowie von 1812 bis 1814 in London, seit 1820 in Mnnchen EB 185; 191; 196, 420 f., 572 –, dessen Familie 420 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719– 1793), deutscher Altertumsforscher und Kunsthtndler, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom, Freund Winckelmanns, nach dessen Tod begehrtester Cicerone Roms, Begleiter auch fnr Goethe EB 41, EB 187; 17, 20, 114, 174, 218, 237?, 247 f., 258 f., 265 f., 269, 275; 40 f., 45 f., 51, 65, 67, 72, 84, 90, 95, 98, 115, 128, 133, 196, 237, 328, 341, 381, 384, 386–388, 403, 405, 409, 416, 426 f., 430, 453, 458, 465 f., 496, 503, 512, 520 f., 530, 536 f., 549, 552, 554, 556, 558, 573 Reinhold, K a r l Leonhard (1757– 1823), Philosoph, Ordensgeistlicher in Wien, 1783 Flucht nach Leipzig, 1784 in Weimar, }bertritt zum Protestantismus, Mitarbeiter am „Teutschen Merkur“, 1787 Professor in Jena und 1794 in Kiel, Schwiegersohn Christoph Martin Wielands 110; 256 Rembrandt (eigentl. Rembrandt Harmensz van Rijn) (1606–1669) 217; 462 Reni, Guido (gen. il Guido) (1575– 1642), italienischer Maler, Radierer und Bildhauer 73 Rentsch, Johann H e i n r i c h Siegmund (1757–1803), Beamter in Weimar, 1781 Hofadvokat, 1791 Bnrgermeister von Weimar, 1797 Gerichtssekrettr 419 Reynolds, Joshua (1723–1792), englischer Maler und Kunsttheoretiker, seit 1768 erster Prtsident der

Koniglichen Kunstakademie in London 553 Rezzonico, Abbondio Faustino di (1742–1810), italienischer Staatsmann, seit 1765 Senator von Rom, Neffe von Papst Clemens XIII. 233, 236; 491, 496, 549 Richard, Jxr‚me (gest. vor 1800), franzosischer Geistlicher und Schriftsteller 246 Description historique et critique de l’Italie 246 Richter, August Gottlob (1742–1812), Medizinprofessor und seit 1782 Hofrat in Gottingen 205; 444 Ridel, Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, von 1787 bis 1799 mit dem Titel eines Landkammerrats Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1791 verh. mit A m a l i e Charlotte Angelika Buff 36, 102, 110 f., 129, 190; 87, 237, 256, 258, 419 Riedel, Friedrich Justus (1742–1785), Schriftsteller und Kritiker, seit 1768 Professor der Philosophie in Erfurt, 1772 kaiserlicher Rat und Professor der schonen Knnste in Wien 194 Riedesel, Friederike von (1751–1820), von 1781 bis 1809 Hofdame der Herzogin L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach 49; 110, 289 Riedesel zu Eisenbach, Johann Hermann, Freiherr von (1740–1785), Diplomat und Verfasser von Reisebeschreibungen, ab 1766 Europareise, seit 1771 in Berlin, 1772 Koniglich Preußischer Kammerherr, 1773 außerordentlicher Gesandter in Wien 171 f.

Personen und Werke

Reise durch Sicilien und Großgriechenland. Seinem Freunde Winkelmann zugeeignet 76; 171 f. Riggi, Carlo Ambrogio (gest. 1808), seit 1783 Geschtftsmann und Bankier in Rom 556 –, Maddalena (1765–1825), seit 1786 in Rom, Bekanntschaft Goethes in Castel Gandolfo im Oktober 1787, seit 1788 verh. mit Giuseppe Volpato, sptter verheiratete Finucci, dessen Schwester 556 Roder, Dorothea Sophia Elisabeth Magdalena von (gest. 1788), seit 1781 verh. mit Rittmeister Karl Eugen Reinhard von Roder (auch Reinhard[t]), Schwester Ernst Josias von Steins 149, 252, 338 Roesler, Vinzenz (Vincenzo), Gastwirt ursprnnglich aus Bohmen, erster Hilfskoch seit 1759, dann Inhaber einer Osteria in Rom seit 1765, die als beliebter Treffpunkt deutscher Knnstler diente 260 –, Maria C o n s t a n z a Teresa (geb. 1765?), wahrscheinlich dessen tlteste Tochter 260 Rohan-Guxmenx, Louis Renx Edouard (1734–1803), von 1772 bis 1777 Botschafter Frankreichs in Wien, 1778 Kardinal, 1779 Fnrstbischof von Straßburg 166; 267, 372 Romano, Giulio (Giulio Pippi; Giulio di Pietro Gianuzzi) (1499–1546), italienischer Maler und Architekt 50, 74 f., 92, 351 ÆGemtldeæ Verkltrung Christi/Transfiguration (in S. Pietro in Montorio in Rom) 75 Scuola Nuova (Entwdrfe fdr die Teppiche der Sixtinischen Kapelle in Rom) 351

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Rotenkreutz, Jean Baptiste Feronce (1761:) von (1723–1799), seit 1748 in braunschweigischen Diensten, 1773 Geheimer Rat und Finanzminister, Prtsident des Kriegs- und Finanzkollegiums 440 Roth (Rothin), Friedericke Christiane Erdmuthe, seit 1787 in Diensten der Herzogin Anna-Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 446 Rovere, Guibaldo II. della (1514– 1574), seit 1538 Herzog von Urbino 551 –, Francesco Maria II. della (1549– 1631), seit 1574 Herzog von Urbino, dessen Sohn 551 Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig von (1745–1804), seit 1772 Herzog, Vertreter des aufgekltrten Absolutismus, seit 1774 Freimaurer, 1783 Illuminat 65, EB 112, EB 163; EB 282 f., EB 311; 28, 37, 49, 55, 152, 186, 214, 235, 262 f., 264f., 288, 417 –, Maria C h a r l o t t e Amalie Ernestine Wilhelmine Henriette Philippine von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1751–1827), seit 1769 dessen Frau 113–115, 207, EB 312; 214, 263, 449 –, Friedrich III. von (1699–1772), seit 1732 Herzog, dessen Vater 262 –, Luise Dorothea von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1710–1767), seit 1732 Herzogin, Frau von Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg, dessen Mutter 262 –, August von (1747–1806), Prinz, holltndischer und sachsen-gothaischer General, dessen Bruder EB 9, EB 16, EB 56, EB 87, EB 149; 91, 113, 126, 127, EB 282; 37, 192, 206, 214, 263, 288

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Register

–, Friedrich Ludwig von (1735–1756), Erbprinz von, dessen Bruder 262 Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August von (1757–1828), seit 3. September 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog 3, 8, 11, 33, 55, 64, 68, 89, 92, 95, 105, 108, 121, 124, 131, 135, 141, 144, 148, 153, 154, EB 3, EB 35, EB 43; 16, 22 f., 36, 54, 64, 67, 73, 75 f., 83, 92, 100, 123, 129, 131, 148, 154, 184, 193, 201, 204, 213 f., 218, 224, 231, 241, 243, 260–262, 266, EB 279, EB 281, EB 285 f., EB 288, EB 291, EB 293, EB 297, EB 301, EB 303, EB 306, EB 309 f., EB 314, EB 316, EB 321, EB 325, EB 327, EB 334; 4, 6, 8, 9 f., 11 f., 18 f., 21, 24–26, 30, 33, 37–39, 43 f., 51, 56 f., 59, 71, 87, 102, 111, 113, 115–119, 128, 130–134, 139, 145 f., 148– 150, 162, 164 f., 167 f., 170, 173, 177 f., 192, 203–205, 208–211, 214 f., 219, 234 f., 237, 250 f., 255 f., 259–261, 266, 272–280, 282, 288 f., 293, 295 f., 298, 307, 316, 326, 333, 335, 337, 339– 342, 344–348, 358–362, 366, 368–270, 384, 386–388, 402 f., 408, 412, 414 f., 417, 419, 421, 423, 425 f., 438 f., 442, 445 f., 448, 450 f., 453–459, 461–463, 469, 472 f., 475 f., 478, 482 f., 487– 493, 496–500, 504, 507–509, 511 f., 514–522, 524, 530–534, 536–541, 543–548, 550–552, 557–561, 563 f., 566, 569 f. –, L o u i s e Auguste von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757– 1830), seit 1775 Herzogin, seit 1815 Großherzogin, seit 3. Oktober 1775 dessen Frau 37, EB 118; 7, 12, 16, 23, 36, 51–53, 64, 67, 73, 93, 104 f., 118, 125, 148, 151, 160 f.,

165, 176, 187, 218, 231, 250, 260, 265, 270, 272; 11, 24, 26, 37, 87, 95, 110, 114, 118, 130, 131 f., 133, 135, 139, 149 f., 164 f., 173, 215, 219, 237, 241, 245, 282 f., 285, 289, 307, 335, 341, 361, 369, 392, 403 f., 412, 463, 488, 491 f., 521 f., 539, 547 f., 560, 563, 567 –, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lnneburg-Wolfenbnttel (1739– 1807), seit 1756 verh. mit Herzog Ernst August II. Constantin, 1758 verw. und bis 1775 Regentin, dessen Mutter EB 5, EB 62, EB 76, EB 83, EB 91, EB 100, EB 107, EB 116, EB 130, EB 138, EB 162, EB 189; 16, 91, 101, 127, 205 f., 209, 212, 218, 232, 233, 236, 237– 239, 255, EB 287, EB 303, EB 307 f., EB 312–EB 314, EB 316; 9, 13, 33, 36 f., 52, 67, 77, 87 f., 110, 117, 131, 149, 167, 186, 204, 206, 213, 236, 244 f., 248, 250, 280, 288 f., 318, 340, 412, 417, 445–447, 452 f., 457, 463, 464, 470, 489 f., 496–498, 500, 507 f., 514, 516 f., 522, 524, 526, 530, 532, 537 f., 541, 556, 573 –, Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), kurstchsischer Generalmajor, dessen Bruder 289 –, L o u i s e Auguste Amalie von (1779–1784), Prinzessin, dessen Tochter 131, 335 –, Carl Friedrich von (1783–1853), Erbprinz, seit April 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, dessen Sohn 24, 87, 131, 237, 256, 335, 419 –, C a r o l i n e Louise von (1786– 1816), Prinzessin, seit 1810 verh. mit Erbprinz Friedrich Ludwig von

Personen und Werke

Mecklenburg-Schwerin, seit 1815 Erbgroßherzogin, dessen Tochter 7; 11, 24, 131, 335 –, dessen Familie 12, 17, 161, 189, 256; 361 –, dessen Kinder 131, 335 Salieri, Antonio (1750–1825), italienischer Komponist, von 1788 bis 1824 Hofkapellmeister in Wien 187 La Grotta di Trofonio 81; 187 Sallust (Gaius Sallustius Crispus) (86–35 v. Chr.), romischer Geschichtsschreiber 284 Salomo (Salomon) (etwa 990–930 v. Chr.), etwa seit 965 Konig von Israel und Juda 278 Sandrart, Joachim von d. . (1606– 1688), Maler und Kunstschriftsteller, u. a. in Frankfurt a. M. 246 L’Academie Todesca della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild und Mahlerey-Knnste 246 Sangallo, Antonio da d. J. (eigentl. Antonio Bartolomeo Cordine) (1483–1546), italienischer Baumeister, seit 1520 leitender Architekt bei St. Peter in Rom 37, 73, 91 f. Sannazaro, Jacopo (Ps. Actius Sincerus) (um 1456–1530), italienischer Dichter der Renaissance, wirkte in Neapel 161 L’Arcadia 161 Sarti, Giuseppe (1729–1802), italienischer Komponist und Kapellmeister 82 Fra i due litiganti il terzo gode 34; 82 Saussure, Horace Bxnxdict de (1740– 1799), Schweizer Naturforscher vor allem auf dem Gebiet der Geologie und Botanik, seit 1772 Professor in Genf 187; 410 f.

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Relation abrxgxe d’un voyage z la cime du Mont-Blac en Aowt 1787 187; 410 f. Voyages dans les Alpes 411 Scarlatti, Pietro A l e s s a n d r o Gaspare (1650–1725), italienischer Komponist des Barock 272; 566 ÆMessenæ 566 ÆMotettenæ 566 ÆOratorienæ 566 Tu es Petrus (Motette) 272; 566 Schardt, Ernst C a r l Constantin von (1744–1833), seit 1768 sachsenweimarischer Beamter, 1776 Geheimer Regierungsrat, 1798 Landschaftskassedirektor, 1802 Geheimer Rat, von 1809 bis 1814 Prtsident des Landschaftskollegiums, Bruder der C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Stein 35, 149, 252; 85 f., 109, 224, 241, 338 –, Friederike S o p h i e Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), Pflegetochter von Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff, seit 1778 dessen Frau 3, 35, 61, 95, 104, 148 f., 218, 252; 6, 85 f., 109, 134, 224, 241, 244, 289, 335, 338, 417, 463, 487 – dessen Familie 149 Schardt, Johann Wilhelm Christian von (um 1711–1790), Reise- und Hofmarschall Herzogs Ernst August I. von Sachsen-Weimar und Eisenach, Vater C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Steins 56, 80, 149, 252; 109, 143, 186, 338, 528 –, Concordia Elisabeth von, geb. Irving of Drum (1724–1802), dessen Frau 56, 141, 149, 252; 109, 143, 319, 338, 528 –, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von siehe Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von

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Register

–, Ernst C a r l Constantin von siehe dort –, Wilhelmina Ernestina Christiana Johanetta von (1746–1824), dessen Tochter 149, 252; 338 –, L u d w i g Ernst Wilhelm von (1748–1826), Offizier in sachsenweimarischen Diensten, seit 1776 herzoglicher Kammer- und Jagdjunker, 1786 Kammerherr, 1808 Schlosshauptmann in Eisenach, dessen Sohn 35, 149, 252; 85 f., 109, 338 –, L o u i s e Franziska Sophie von siehe Imhoff, L o u i s e Franziska Sophie von –, A m a l i e Augusta Wilhelmina von (1756–1819), dessen Tochter 149, 252; 338 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (1802: von) (1759–1805) 116, 417, 529 Don Carlos 417 Schinz, Johann (Hans) Heinrich (1764–1822), reformierter Theologe, Neffe von Barbara Schultheß 563 Schlieffen, Martin Ernst von (1732– 1825), von 1757 bis 1786 in hessischen Diensten, 1763 General, 1772 Generalleutnant und Staatsminister in der Landgrafschaft von HessenKassel, seit 1789 in preußischen Diensten, Generalleutnant und Gouverneur von Wesel EB 20* Schlozer, August Ludwig (1803: von) (1735–1809), Historiker und Schriftsteller, seit 1765 Professor in St. Petersburg, seit 1769 in Gottingen 8; 16 Schlosser, Erasmus Carl (1696–1773), Senator, Bnrgermeister und Schoffe in Frankfurt a. M., Vater von Hieronymus Peter und Johann Georg Schlosser 176

–, Susanna Maria, geb. Orth (1703– 1789), dessen Frau 176 Schlosser, Hieronymus Peter (1735– 1797), Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., 1777 Ratsherr, 1786 und 1789 Bnrgermeister, 1792 Schoffe, Bruder von Johann Georg Schlosser 176 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), seit 1769 Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 1773 markgrtflich badischer Hof- und Regierungsrat in Karlsruhe und Goethes Schwager, seit 1774 Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen, 1787 Geheimer Hofrat am Landeskollegium Karlsruhe, Bruder von Hieronymus Peter Schlosser, Schriftsteller, Mitherausgeber der FGA 45; 120, EB 284; 176–178, 179, 192, 212, 278, 508 Anti-Pope 177 Æ}bersetzungenæ Ilias 177 Plato 177 Katechismus der Sittenlehre fnr das Landvolk 177 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), seit 1773 dessen erste Frau, Goethes Schwester 91; 177, 179, 212 –, J o h a n n a Catharina Sibylla, geb. Fahlmer (1744–1821), seit 1772 in Frankfurt a. M., Freundin Goethes, seit 1778 dessen zweite Frau 43, 177 f. –, L u i s e Maria Anna (1774–1811), dessen Tochter mit C o r n e l i a Friederike Christiane Schlosser 177, 179 –, Katharina Elisabeth J u l i e (1777– 1793), dessen Tochter mit C o r n e l i a Friederike Christiane Schlosser 177, 179 –, Cornelia H e n r i e t t e Franziska (1781–1851), dessen Tochter mit

Personen und Werke

J o h a n n a Catharina Sibylla Schlosser, seit 1809 verh. mit David Hasendever 177 f. – Georg E d u a r d (1784–1807), dessen Sohn mit J o h a n n a Catharina Sibylla Schlosser 177 f. –, dessen Familie 78 Schmid, Achat (Achatius) Ludwig Carl (1725–1784), Jurist, sachsen-weimarischer Beamter, 1766 Geheimer Assistenzrat, 1775 Geheimer Rat, 1776 Kanzler, Prtsident des Regierungskollegiums 271; 564 Schmidt, Ernst August (1746–1809), Philologe und }bersetzer, Bibliothekar in Weimar, 1782 Akzessist bei der Bibliothek, 1794 Sekrettr, 1805 Bibliothekar 72?, 162 Schmidt, Johann Christoph (1727– 1807), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788 Geheimer Rat und Kammerprtsident, 1802 Oberkammerprtsident EB 26, EB 108, EB 161; 49, 72?, 94, 152 f., 175, 184, 190, 204, 213, 216, 238, 257; 110, 162, 220, 289, 303, 335 f., 344, 346 f., 389, 404, 408, 417–419, 425, 458, 460, 498 f., 534–536 Schmidt, Johann H e i n r i c h (gen. Fornaro) (1757–1828), Maler, seit 1787 durch Forderung der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach und des Darmsttdter Hofes in Rom, seit 1797 in Neapel 196 Schnauß, Christian Friedrich (1722– 1797), Regierungsbeamter in Weimar, seit 1743 Kabinettssekrettr, 1763 Regierungsrat, seit 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, seit 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Mnnzkabinetts

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106*, 147, EB 22; 49, 110, 127, 175, 207, EB 325; 110, 207, 232, 257, 288 f., 404, 405, 408, 449, 542, 545 –, Charlotta Christiana (1743–1789), geb. Deußing, seit 1769 dessen zweite Frau 263, 408, 545 –, Henrietta Friederica Caroline Christiane (geb. 1769), dessen Tochter 263; 408, 545 –, S o p h i a Christiana Ernestina Friederica (1771–1851), 1799 Heirat mit Heinrich Mylius, dessen Tochter 263; 408, 545 –, K a r l August Konstantin (1782– 1832), 1805 Hofgerichtsadvokat in Jena, 1811 Hofadvokat in Weimar, 1816 auch Kammerkonsulent, Patenkind Goethes, dessen Sohn 263; 408, 545 –, dessen Familie 185 Schonkopf, Familie des Leipziger Gastwirts Christian Gottlob Schonkopf (1716–1791), mit dessen Tochter Anna Catharina (1746–1810) Goethe 1766–68 eine Beziehung eingegangen war 177 Schreiber, Johann Gottfried (gest. 1797), Bergbeamter, Markscheider in Johanngeorgenstadt, 1781 Berggeschworener in Ilmenau, Kaltennordheim und Kammerberg, 1791 Bergmeister 109; 254, 507 Schroter, C o r o n a Elisabeth Wilhelmine (1751–1802), Stngerin, Schauspielerin und Komponistin, 1765 Konzertstngerin in Leipzig, seit 1776 Kammerstngerin und Schauspielerin in Weimar, seit 1801 in Ilmenau 289 Schubart, C h r i s t i a n Friedrich Daniel (1739–1791), Schriftsteller, Komponist, von 1774 bis 1777 in Augsburg und Ulm, Herausgeber der „Deutschen Chronik“, von

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Register

1777 bis 1787 Festungshaft im wnrttembergischen Staatsgeftngnis auf dem Hohenasperg, seit 1787 Hoftheaterdirektor in Stuttgart 571 Schntz, Christian Gottfried (1747– 1832), Philologe, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, 1804 Professor der Beredsamkeit und Literaturgeschichte in Halle, seit 1785 Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ EB 111*; 173, EB 311; 384 f., 412, 417, 439 Schntz (Schnz), Johann Georg (1755– 1813), Maler und Radierer in Frankfurt a. M., von 1784 bis 1790 in Rom EB 192; 15, 222, 252, EB 321, EB 335; 29, 34 f., 46, 65, 72, 84, 101, 115, 123, 133, 187, 196, 328, 337, 379, 416, 421, 472, 480, 525 f., 529, 550, 553, 555, 572 ÆGemtldeæ 252 Reisegesellschaft im Park der Villa d’Este in Tivoli 526 ÆZeichnungenæ 252 ÆMaskenzeichnungen zu Goethes „Das Romische Carneval“æ EB 320 f., EB 335; 281, 526, 529, 550 Schultheß, Anna Barbara ( B t b e ) , geb. Wolf (1745–1818), seit 1778 verw., Bekannte Lavaters, seit 1775 mit Goethe befreundet EB 4, EB 13, EB 21, EB 44, EB 64, EB 74, EB 90, EB 92, EB 94, EB 109, EB 154, EB 179; 37, 89, 177, 271; 90, 203, 378, 393 f., 411, 417, 563, 572 –, David (1728/29–1778), Seidenfabrikant, Kaufherr und Hauptmann in Znrich, seit 1763 deren Mann 563 –, Dorothea (Dode) (1769–1801), deren Tochter 563

Schultz, Christoph Ludwig Friedrich (1781–1834), Jurist, preußischer Beamter und Staatsmann, seit 1809 im Finanzministerium und seit 1814 im Ministerium des Innern in Berlin, 1819 Regierungsbevollmtchtigter fnr die Universittt Breslau, von 1825 bis 1831 in Wetzlar, dann in Bonn 167 Schultze (Schulze), Karl Adolf (1758– 1818), Hofadvokat im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1798 bis 1810 Bnrgermeister in Weimar, seit 1802 Gerichtsdirektor, dann Justizamtmann und Schatullgerichtsamtmann 419 Schulze (Schultze), J o h a n n e s ( J o h a n n ) Karl Hartwig (1786– 1869), Ptdagoge, 1808 Gymnasialprofessor in Weimar und 1812 in Hanau, 1816 Konsistorial- und Schulrat in Koblenz, seit 1818 Vortragender Rat im preußischen Kultusministerium in Berlin, bis 1840 verantwortlich fnr das hohere Schulwesen in Preußen 78 Winckelmann’s Werke (Herausgeber) 78 Schwan, Christian Friedrich (1733– 1815), Verleger, Schriftsteller und Hofbuchhtndler in Mannheim, Heilbronn und Stuttgart 198 Schwendimann, Caspar J o s e p h (1721–1786), Schweizer Medailleur, Bossierer und Kupferstecher, seit 1772 in Rom 35; 85 Seeger, Johann Georg (um 1748– 1802), Kanzlist in der herzoglichen Kriegskommission in Weimar, Rechnungsfnhrer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergbaus 50, 204 f.; 16, 110 f., 444 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755– 1820), Hauslehrer Cornelia Goethes

Personen und Werke

in Frankfurt a. M., Sekrettr Johann Caspar Goethes, von 1775 bis 1785 Sekrettr Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator und seit 1789 Rentkommissar an der herzoglichen Kammer in Weimar 5, 9, 12, 29, 31, 42, 48, 63, 72, 77, 79, 81, 86, 101, 113, 117, 119, 120, 123, 125, 129, 132, 133, 137, 140, 143, 152, EB 24, EB 37; 40, 45, 67, 83 f., 88, 97, 108, 130, 134, 138, 173, 176, 199, 201, 205, 216, 238, 245, EB 279, EB 281, EB 284, EB 287, EB 290 f., EB 297 f., EB 304, EB 306, EB 311 f., EB 314, EB 317– EB 320, EB 326 f.; 3–7, 17 f., 19 f., 22, 26–30, 36, 42 f., 45, 55–57, 62, 67, 83, 95 f., 99, 102, 104–111, 115, 121, 124, 128, 133, 147, 149 f., 155 f., 166, 170, 179, 181 f., 184–187, 192, 194, 199, 202, 204, 212, 220, 228 f., 244, 249, 252, 254, 256–258, 266, 283, 285 f., 289, 291–293, 296, 301–306, 313 f., 316, 324–328, 334 f., 366, 374, 385–389, 392 f., 405 f., 417, 427–430, 432–435, 438, 443, 446–449, 456, 458, 460, 464–466, 473 f., 482–484, 486, 488, 496 f., 502 f., 511–516, 524, 529–531, 548 f., 555 f., 569 Corona (Drama?) 219; 466 ÆSchrift nber das Geld- und Mnnzwesenæ 195; 293, 428, 466 ÆSchrift nber das weibliche Geschlechtæ 195; 466 –, Dorothea Carolina, geb. Franke, seit 1789 dessen Frau 556 – deren Pflegevater siehe Wachtel, Johann Martin Serassi, Pietro Antonio (Pier Antonio) (1721–1791), italienischer Geistlicher, Schriftsteller und Biograph 264; 546

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La vita di Torquato Tasso 264; 546 Sethos I. (1323–1279 v. Chr.), Sohn und Mitregent von Ramses I., seit 1290 v. Chr. Pharao in gypten, Vater von Ramses II. 275 Shakespeare, William (1564–1616) Hamlet 233; 492 Siebenkees, Johann Philipp (1759– 1796), deutscher Philologe und Philosoph, von 1782 bis 1788 Hauslehrer in Venedig, anschließend bis 1790 Reise durch Italien, 1788/89 in Rom, seit 1791 Professor der Philologie und Geschichte in Altdorf 266; 550 Sievers, Arzt, Chemiker und Meteorologe, um 1777 und 1784 in Oberweimar tttig 40, 96 ÆWetteraufzeichnungenæ 40, 96 Signorelli, Luca (zwischen 1440 und 1450–1523), italienischer Maler und Zeichner 79 ÆFresken in der Sixtinischen Kapelle in Romæ 79 Sixtus IV. (eigentl. Francesco della Rovere) (1414–1484), seit 1471 Papst 79 Sixtus V. (eigentl. Felice Peretti di Montalto) (1521–1590), seit 1585 Papst 79 f., 118, 206, 275 Smith (Schmidt), Catherine (gest. nach 1796), Witwe eines englischen Knnstlers, Pensionswirtin in der Strada della Croce in Rom 31 f.; 77 Sodoma (eigentl. Giovanni Antonio Bazzi, gen. Il Sodoma) (1477– 1549), italienischer Maler 74 Soemmerring, Samuel Thomas (1808: von) (1755–1830), Mediziner, Anatom, Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, seit 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in

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Register

Mnnchen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 481, 486 Sokrates (469–399 v. Chr.) 182; 403 Sophokles (496–406 v. Chr.), griechischer Tragodiendichter 219; 8, 22 f., 466 ÆDramenæ 23 Aias 22 Elektra 8 Oidipus auf Kolonos 219; 466 Spanien, Karl III. von siehe Neapel, Karl IV. von Spinoza, Baruch (Benedictus) de (1632–1677), niederltndischer Philosoph 47 Staff, Amalie F r i e d e r i k e von, geb. von Voß (1764–1796), seit 1788 verh. mit dem Kammerherrn und Oberforstmeister in Weimar und Eisenach, Christian Friedrich August von Staff, Enkelin von Herzog Ernst August I. von SachsenWeimar und Eisenach und Schwester von Amalie von Voß 70?; 156 f. Staff(h)orst, August Carl Georg Christian von (1754–1815), seit 1783 Schlosshauptmann in Hannover, 1791 Hofmarschall 40; 96 –, Amalie Magdalene Charlotte von, geb. von Hardenberg (1755–1803), seit 1779 dessen Frau 40; 96 Standtke, August Friedrich (1739– 1800), Bergrat in Berlin EB 6, EB 165; EB 283; 127, 222 f. –, Sophia Amalie Erdmuthe, geb. Leopold (gest. nach 1800), dessen Frau EB 11, EB 17; 57, 94, EB 281, EB 326; 127, 192, 222 f. Starck, Johann August (1811: von) (1741–1816), protestantischer Theologe, Orientalist, von 1763 bis 1765 Lehrer in St. Petersburg, 1766 Lektor in Paris, heimlich }bertritt zum Katholizismus, 1767 Konrektor

in Wismar, 1769 Professor in Konigsberg, 1776 Oberhofprediger und Generalsuperintendent, 1777 Gymnasialprofessor in Mitau, 1781 Oberhofprediger und Konsistorialrat in Darmstadt 272; 566 f. Stark, Johann Christian (1753–1811), Mediziner, Gyntkologe, 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des tlteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsenweimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amts- und Stadtphysikus in Jena EB 127 Statella, Antonio Graf (18. Jh.), Malteserritter, 1787 in Neapel, Studium in Erfurt, Reise nach Weimar im Juni 1787 147; 334 Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia in Weimar, seit 1764 verh. mit Gottlob Ernst J o s i a s Friedrich von Stein, seit 1775 Freundin Goethes 1, 6, 15, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 35, 36, 38, 40, 44, 50, 56, 59, 60, 67, 70, 78, 80, 85, 87, 90, 94, 98, 102, 126, 134, 136, EB 29, EB 33, EB 34, EB 38, EB 42, EB 50, EB 51, EB 52, EB 58, EB 65, EB 66, EB 70, EB 72, EB 75, EB 77, EB 80, EB 81, EB 89, EB 93, EB 95, EB 98, EB 105, EB 113, EB 119, EB 122, EB 123, EB 125, EB 128, EB 129, EB 132, EB 135, EB 139, EB 142*, EB 148, EB 150, EB 153, EB 155, EB 159, EB 164, EB 181; 13 f., 16, 23, 26, 28 f., 65, 70, 84, 97, 119, 126 f., 135, 145, 149 f., 154, 160, 172, 182, 207, 218, 220, 246 f., EB 279–EB 281, EB 285, EB 287 f., EB 290, EB 296., EB 305, EB 308 f.; 3 f., 5–7, 9,

Personen und Werke

18–21, 23, 26 f., 29 f., 32, 36–38, 49, 54–60, 65, 67, 71 f., 74, 78, 82 f., 85 f., 93–97, 100, 102–106, 108 f., 112 f., 119, 121, 123–125, 127–135, 137–140, 143–151, 155–157, 163–165, 168, 170, 173–175, 182–184, 186, 191 f., 194, 197, 203, 210–215, 217– 224, 230, 232, 234–239, 241 f., 244 f., 247, 249, 258 f., 266, 268– 270, 272–274, 277, 280–285, 287, 289, 301, 303, 305–308, 311, 313–317, 319, 323–327, 329 f., 332–338, 340–342, 343, 345, 347, 350, 353–358, 360, 363, 365, 376–379, 382 f., 389 f., 394, 402, 411 f., 417 f., 446 f., 449, 463, 467, 469 f., 477, 479, 482 f., 485, 487 f., 500–503, 515, 517, 524 f., 528, 531, 569 An den Mond nach meiner Manier 220 f. ÆGedicht?æ 94; 220 f. –, Gottlob Ernst J o s i a s Friedrich von (1735–1793), Erb- und Gerichtsherr auf Groß-Kochberg, 1755 Kammerassessor, dann Kammerjunker in Weimar, 1760 sachsen-weimarischer Stallmeister und 1775 Oberstallmeister in Weimar, deren Mann 3, 16, 35, 63, 67, 95, 105, 118, 125; 5, 37, 56, 109, 138, 149, 224, 244, 273, 285, 330, 335, 338, 341 –, Gottlob C a r l Wilhelm Friedrich von (1765–1837), 1787 Kammerjunker am herzoglichen Hof von Mecklenburg-Schwerin, sptter Kammerherr, seit 1796 Gutsherr auf Kochberg, deren Sohn 338 –, Gottlob E r n s t von (1767–1787), Page am Weimarer Hof, deren Sohn 3, 35, 50, 63, 65, 93, 95, 105, 118, 141, 158, EB 316; 6, 56,

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85, 109, 112, 138, 143, 219, 224, 244, 273, 318 f., 333, 355, 515 –, Gottlob Friedrich ( F r i t z ) Constantin von (1772–1844), 1783 bis 1786 Goethes Zogling, seit 1791 Student in Jena, 1794 bis 1797 sachsen-weimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volonttr der preußischen Domtnenkammer in Breslau, 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domtnenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsreprtsentant, Gutsbesitzer in Schlesien, deren Sohn 16, 39, 43, 82, 84, 88, 91, 127, 142, EB 39, EB 88, EB 126; 3, 10, 14, 35, 39, 50, 58, 63 f., 66 f., 77, 83, 93, 95, 101 f., 104 f., 117 f., 125, 138, 206 f., 231, 240 f., 246, 254, 269, EB 292, EB 301, EB 315, EB 317, EB 319, EB 321 f.; 6, 21 f., 30, 44, 56, 57 f., 94, 109, 112, 128, 138, 140, 143, 147–149, 153 f., 157, 162, 174, 192, 219, 224, 236 f., 244, 266, 270, 273, 285, 289, 312, 317f., 321, 323, 325, 336–338, 357 f., 406, 447, 449, 463, 468– 470, 487 f., 500, 502 f., 514 f., 521–525, 527–530 –, deren Familie 49, 63, 138; 95, 137 Stein, Friedrich Christian Ludwig von (1703–1739), seit 1733 auf GroßKochberg bei Rudolstadt, Reichshofrat sowie sachsen-meiningischer und sachsen-coburgischer Geheimer Rat und Komitialbeamter, Vater von Gottlob Ernst J o s i a s von Stein 143 –, Elisabeth Dorothea Rosina C h a r l o t t a von, geb. von Rotenhan (gest. 1778), dessen Frau 143 Stein, Johann Friedrich vom und zum (1749–1799), Offizier in holltndischen Diensten, preußischer Diplomat, tltester Bruder des preußischen

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Reformers Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein 490 Sterne, Lawrence (1713–1768), englischer Schriftsteller, von 1738 bis 1760 Landprediger in Yorkshire, von 1762 bis 1764 in Toulouse, 1765 in Italien The Life and Opinions of Tristram Shandy 232; 489 Stolberg-Stolberg, Christian Graf zu (1748–1821), Schriftsteller und }bersetzer, 1772 Mitglied des Gottinger Hains, Jurist, von 1777 bis 1800 dtnischer Amtmann in Tremsbnttel bei Hamburg, danach auf seinem Gut in Wendebye 22 Aias (Sophokles-fbersetzung) 22 –, Friedrich ( F r i t z ) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und }bersetzer, 1772 Mitglied des Gottinger Hains, seit 1777 fnrstbischoflicher oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 dtnischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerprtsident in Eutin, ab 1800 in Mnnster, dessen Bruder 22 f., 434 Stosch (eigentl. Muzel), Heinrich Wilhelm (1732–1782), Koniglicher Hofrat, Aufseher der Koniglichen Kunst-, Antiquittten- und Medaillenkabinette, Bibliothekar und Professor an der Ritterakademie in Berlin 77 Stosch, Philipp (1717:) von (1691– 1757), Kunstsammler, Diplomat und Archtologe, seit 1715 in Rom, seit 1731 in Florenz 215; 460 Sutor, C h r i s t o p h Erhard (1754– 1838), von 1776 bis 1795 Goethes Diener und Schreiber, Spielkartenfabrikant und Inhaber einer Leihbibliothek in Weimar 50, 128, 135, 112, 293, 305

Tacchi, Carlo (18. Jh.), Abate, Hofmeister Joseph Wenzel von Liechtensteins, Literat und seit 1786 im Rat der „Accademia dell’Arcadia“ 77; 84, 161, 175 Iphigenie (fbersetzung) 77; 84, 175 ÆSonetteæ 175 Tassie, James (1735–1799), schottischer Steinschneider 205 Tasso, Torquato (1544–1595), italienischer Dichter, Hofdichter unter Herzog Alfonso II. d’Este in Ferrara 104, 264, 266; 240 f., 551 f. Tauriskos von Tralleis (2. Jh. v. Chr.), griechischer Bildhauer, Bruder des Apollonios von Tralleis 217, 360 Bestrafung der Dirke (Toro Farnese, Skulptur) 160; 217, 360 Thurneysen (Thurneisen), C a r l Wilhelm (1760–1806), Kaufmann, Kommissiontr, Kunstfreund in Frankfurt a. M. EB 131, EB 168; 220, 251, EB 316, EB 322, EB 334, EB 336; 467–469, 502, 508 Tibull (Albius Tibullus) (um 50 v. Chr.–um 19 v. Chr.), romischer Dichter 198 Tischbein, Johann Heinrich W i l h e l m (1751–1829), Maler, Radierer, zuntchst in Berlin, von 1780 bis 1799 vorwiegend in Italien, 1782 bis 1787 in Rom, danach in Neapel, 1789 Direktor der Kunstakademie in Neapel, von 1799 bis 1801 in Kassel, Gottingen und Hannover, dann in Hamburg, seit 1808 in Eutin EB 54, EB 61, EB 73, EB 79, EB 84, EB 170, EB 191; 13, 15, 17 f., 20–22, 25, 28 f., 32, 35, 45, 50 f., 55, 57 f., 63 f., 66, 69, 71, 75 f., 85 f., 91 f., 99, 101, 114, 118, 120 f., 126, 129, 131, 133, 159, 162, 199, 251, EB 298,

Personen und Werke

EB 302, EB 322, EB 325, EB 335; 28 f., 34 f., 41 f., 46, 50 f., 54–56, 61 f., 65 f., 69, 72, 84 f., 90, 101– 104, 106, 111 f., 114 f., 119–121, 123, 127 f., 133, 137, 140 f., 144 f., 151 f., 157–159, 170 f., 174 f., 184, 187, 195 f., 199, 213, 232, 235, 240, 256, 261–265, 272 f., 279, 282, 287, 293, 298 f., 302, 308, 312 f., 317 f., 321, 328, 331, 333, 337, 358, 363–366, 379, 385, 388, 393, 469, 471, 480, 495, 524–526, 555 Aus meinem Leben 51, 264 f., 318 Ausznge aus Briefen 28 ÆGemtldeæ 28, 50 Goethe in der Campagna di Roma 66, 118, 120; 144 f., 152, 273, 279 ÆStudienæ 145, 152, 273 ÆSkizzenæ 145, 273 Gotz von Berlichingen und der gefangene Weislingen 251; 524 Hektor wirft Paris seine Weichlichkeit vor 114; 263 f. Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von ~sterreich vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil 28, 265 ÆZeichnungenæ 50 Das Schweineschlachten am Minerva-Tempel 159 Das verfluchte zweite Kissen 195 Die gefangene Mohrin 161– 163; 363–366 Mtdchenkopf 261 –, Johann Konrad (1712–1778), Klosterschreiner und Bildschnitzer in Haina, dessen Vater 28 –, Johann F r i e d r i c h August (1750– 1812), Maler und Portrttist, ab 1772 in Paris und von 1777 bis 1780 in Rom und Neapel, seit 1780 Hof-

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maler in Arolsen und seit 1795 in Dessau, seit 1800 Akademiedirektor in Leipzig, dessen Cousin 29 –, Johann Heinrich d. . (1722–1889), Maler und Radierer, Reisen nach Paris, Venedig und Rom, Hofmaler in Kassel, 1762 Professor am Collegium Carolinum in Kassel, dessen Onkel 28 Titus (Flavius Vespasianus Titus) (39–81 n. Chr.), romischer Feldherr, seit 79 romischer Kaiser 52 Tonti, Lorenzo (um 1602–um 1684), Gouverneur von Gaeta, neapolitanischer Bankier, etwa seit 1650 in Paris 156 Torlonia (italienisches Adelsgeschlecht) 413 Toskana, Ferdinando I. von siehe Medici, Ferdinando I. de’ Toskana, Pietro Leopoldo I. von siehe Leopold II. Traballesi (Trabaldese), Francesco (1544–1588), italienischer Maler, Architekt und Bildhauer 169 ÆBilder im Collegio Greco in Romæ 169 ÆIkonostasis in der Kirche S. Atanasio in Romæ 169 Trajan (Marcus Ulpius Trajanus) (35–117 n. Chr.), seit 98 romischer Kaiser 61 Trauttmansdorff, Ferdinand von (1805: Fnrst von und zu TrauttmansdorffWeinsberg) (1749–1827), osterreichischer Staatsmann und Diplomat, 1780 Gesandter in Regensburg und 1785 in Mainz, von 1787 bis 1789 Berater des Statthalters Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen in Brnssel, 1793 Hofkanzler fnr die Niederlande in Wien, 1801 Vizekanzler, 1807 Oberhofmeister des Kaisers 481

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Register

Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h von (1740–1819), Mineraloge, Montanist, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Eintritt in hannoversche Dienste als Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Gretleben an der Unstrut lebend, 1801 Oberberghauptmann in Freiberg in Sachsen EB 46; 243; 509 Treuter, Johann Wilhelm Siegmund (1744–1803), Kammerbeamter in Weimar, 1772 -akzessist, 1773 -kanzlist, 1778 -kalkulator und 1785 -revisor, 1793 Kanzleirechnungsrevisor bei der Regierung 213; 458, 466 Trier, Clemens Wenzeslaus (August Hubert Franz Xaver) Kurfnrst und Erzbischof von (1739 1812), Sohn des Kurfnrsten Friedrich August II. von Sachsen 90; 209 Trippel, Alexander (1744–1793), Schweizer Bildhauer, nach Studien in London, Kopenhagen und Paris seit 1776 in Rom 20, 52; 28, 51 f., 65, 85, 90, 115 f., 196 f., 337 f., 390, 403, 421, 520 ÆGoetheæ (Kolossalbdste) 51 f., 390 f. ÆAntikenkopienæ 116 Nemesis 52; 116 f., 403, 520 f. Tullus Hostilius (angebl. um 710 v. Chr. –640 v. Chr.), sagenhafter dritter Konig Roms 227 Udine, Giovanni da (1487–1564), italienischer Maler und Stuckateur, seit 1516 in der Werkstatt Raffaels 74 f., 91 f. ÆFresken in der Villa Farnesina in Romæ 74 f. Geschichte der Psyche 74

Hochzeit von Amor und Psyche 74 Rat der Gotter im Olymp 74 Unbekannt Alter Mann am Lago di Nemi 188 Augsburger Freunde 133 Bergleute in Ilmenau 418 Braunschweiger (Freunde und Genner Goethes) 204; 443 Diener Joseph Wenzel von Liechtensteins 115 Engltnderin 81, 82; 189 Geistlicher (Goethes Bdrge in der Accademia dell’Arcadia) 161 f. Geistlicher (in Frankreich) 108, 113 Kind in Bremen 377 Kustode in Rom 81 dessen Frau 81 f. Magd in der Casa Moscatelli 252; 527 Monch in Rom 211 Monch (Eremit) in S. Maria della Pietz al Colosseo in Rom 106; 247 Pernckenmacher in Rom 123 Romer (Ftrber) 72 Schweizer 51; 114 Steinschneider in Rom 113, 183 Wtrterin von Eduard Kestner 421 Weinbauer (Ptchter eines Weinbergs) 183 Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Buchdrucker, Holzschneider und Verlagsbuchhtndler in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Knnste, 1800 Professor der Holzschneidekunst 281 Urban VIII. (eigentl. Maffeo Barberini) (1568–1644), seit 1623 Papst 52 Urbino, Herzog von siehe Rovere Ursel, Wo l f g a n g Guillaume Joseph Lxonard Vital Duc d’ (1750–1804),

Personen und Werke

osterreichischer Generalmajor, 1787 in Neapel, um 1805 in Brnssel 146; 331 –, Maria Flora Duchnesse d’, geb. Princesse d’Arenberg (1752–1832), seit 1771 dessen Frau 146; 331 Vaga, Perino del (eigentl. Pietro Buonaccorsi) (1501–1547), italienischer Maler und Stuckateur 74 Valadier, Giuseppe (1762–1839), italienischer Architekt, Archtologe und Goldschmied 82 Vanvitelli, Luigi (1700–1773), italienischer Maler und Architekt 53 Vasari, Giorgio (1511–1574), italienischer Maler, Architekt und Kunstschriftsteller 75, 558, 560 ÆAltar in S. Maria Novella in Florenzæ 558 Le Vite de piv eccellenti architetti, pittori, et scultori italiani, da Cimabue infino a tempi nostri 75, 560 Vasi, Giuseppe (1710–1782), italienischer Graphiker und Architekturstecher 407 Itinerario istruttivo di Roma 47, 247, 407 –, Mariano (1744–1820), Archtologe, dessen Sohn 407 Itinerario istruttivo di Roma 407 Veneziano, Agostino (16. Jh.), italienischer Kupferstecher 560 La Favola di Psiche (Kupferstichzyklus) 559 f. Venuti, Domenico Marchese (1745– 1818), Modelleur, Archtologe, Naturwissenschaftler, von ca. 1780 bis 1806 Leiter der neapolitanischen Porzellanmanufaktur Capodimente, ab 1799 in Rom beauftragt mit der }berfnhrung der farnesischen Kunstsammlungen nach Neapel 384

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Vergil (Publius Vergilius Maro) (70–19 v. Chr.) 154 Aeneis 154 Verschaffelt (Verschaffeldt), Maximilian von (1754–1818), fltmischer Maler, Bildhauer und Baumeister in Mannheim, von 1782 bis 1793 in Rom, mit Goethe befreundet, seit 1793 in Mnnchen und Wien 40, 56, 133, 337, 366 f., 381, 485, 493 –, Peter Anton von (1710–1793), fltmischer Baumeister in Mannheim, Hofbildhauer, 1758 Leiter der Zeichnungs- und Bildhauerakademie, dessen Vater 367 Vespasian (Titus Flavius Vespasianus) (9–79 n. Chr.), seit 69 n. Chr. romischer Kaiser 52 Vignola, Giovanni (Giacomo Barozzi da Vignola) (1507–1573), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker, 1564 Nachfolger Michelangelos als Bauleiter bei St. Peter in Rom 60 Vinci, Leonardo da siehe Leonardo da Vinci Visconti (Mailtnder Adels- und Herrschergeschlecht) 562 Visconti, Giovanni Battista (Giambattista) Antonio (1722–1784), italienischer Archtologe und Antiquar, seit 1768 als Nachfolger Winckelmanns als Prtfekt der Altertnmer des Vatikan 53, 116, 118, 199 Il Museo Pio-Clementino descritto da Giambattista Visconti Prefetto delle Antichita di Roma 53; 116, 118 –, Ennio Quirino (1751–1818), italienischer Archtologe und Antiquar, um 1771 zeitweise Kustus der Biblioteca Vaticana, Gehilfe Giovanni Antonio Viscontis bei der Ordnung des Museo Clementino, 1798 Konsul der Romischen Republik, seit

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Register

1799 in Paris Aufseher der Antikenund Gemtldesammlung im Louvre, 1803 Direktor der Antikenabteilung des Musxe Napolxon, dessen Sohn 118, 199 Il Museo Pio-Clementino descritto da Giambattista Visconti Prefetto delle Antichita di Roma 53; 118 Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio) (um 84 v. Chr.–nach 27 v. Chr.), romischer Baumeister, Ingenieur und Architekturtheoretiker 17, 28; 39, 69 De architectura libri decem 17, 28; 39, 69 Vogel, Christian Georg Carl (1760– 1819), von 1782 bis 1789 sowie auch sptter Schreiber und Sekrettr Goethes, 1789 Geheimer Kanzlist, 1794 Geheimer Botenmeister, 1802 Geheimer Kanzleisekrettr in Weimar, 1815 Kanzleirat, Geheimer Sekrettr und Schatullenverwalter des (Groß-)Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 150, 194, 304, 486, 514 Voigt, Christian Gottlob d. . (1807: von) (1743–1819), seit 1766 als Verwaltungsbeamter im Dienste des Herzogtums von Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1777 bis 1791 Mitglied der herzoglichen Regierung und von 1788 bis 1814 der Kammer in Weimar, 1802 Kammer-, 1807 Oberkammerprtsident, von 1791 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1815 Staatsminister und Prtsident des Staatsministeriums, seit 1783 Goethes Mitarbeiter in der herzoglichen Bergwerkskommission fnr Ilmenau 4, 62, 83, 109, 130, 138; 18, 48, 50, 94 f., 153, 238, 259, EB 293, EB 310 f., EB 317, EB 319; 4, 11– 13, 14–18, 30, 42 f., 107 f., 110,

220, 223, 253–257, 289, 319 f., 346 f., 380, 404, 415–420, 472, 474–477, 482 f., 498 f., 504–509, 539 ÆGedicht zu Goethes Geburtstag 1787æ 190; 417 Nachricht(en) von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau (mit Goethe) 15, 17 Erste Nachricht 16 Zweyte Nachricht 8; 15, 17, 254 f., 319 f. Dritte Nachricht 243; 418, 475, 506 f., 509 –, Johanna Victoria (1807: von), geb. Hufeland, verw. Michaelis (1740/ 41–1815), Tochter des Arztes Johann Christoph Hufeland, in erster Ehe verh. mit dem Rentsekrettr Gottlob Erhard Michaelis in Dornburg, 1765 verw., seit 1770 dessen erste Frau 17 –, C a r o l i n e Amalie Viktoria (seit 1807:) von (1773–1825), dessen Tochter 17 –, Christian Gottlob d. J. (1807: von) (1774–1813), 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1798 Regierungsrat, 1801 auch Geheimer Archivar, 1806 Geheimer Regierungsrat, dessen Sohn 17 –, dessen Familie 8, 110, 243 –, dessen Kinder 17 Voigt, Gottlieb Wilhelm (1709–1769), Amtsadjunkt in Dornburg, seit 1742 Rat und Amtmann in Allstedt, Vater von Christian Gottlob und Johann Carl Wilhelm Voigt 12 –, Christiana Sophia, geb. Mnller (1719–1758), Tochter des weimarischen Leibarztes Johann Caspar Mnller, seit 1735 dessen Frau 12 Voigt, Johann Carl Wilhelm (1752– 1821), Geologe und Mineraloge, 1783 Bergsekrettr in der herzog-

Personen und Werke

lichen Bergwerkskommission fnr Ilmenau, 1789 Bergrat, Mitaufseher nber den Bergbau, auch Bnrgermeister, Bruder von Christian Gottlob Voigt d. . 110, 224, 243; 256, 476, 498 f., 506, 508 f. Drey Briefe nber die Gebirgslehre fnr Anftnger und Unkundige 508 Chemische Versuche, daß Aquamarin und Topas nur eine neue Gattung ausmachen 207?; 449 J. C. W. Voigt’s mineralogische Reise von Weimar nber den Thnringer Wald, Meiningen, die Rhonberge, bis Bieber und Hanau im Herbst 1786 207?; 449 Erkltrendes Verzeichniß einer Sammlung von Gebirgsarten nach der Classification in Voigts Drey Briefen nber die Gebirgslehre 207?; 449 –, F r i e d e r i k e Karoline Auguste (Augustine), geb. Schall (gest. 1798), Tochter des Rates und Stadtrichters Kaspar Friedrich Schall in Buttsttdt, seit 1784 dessen erste Ehefrau 224; 476 Voitus, Johann Christoph Friedrich (1741–1787) Arzt, Professor und Chirurg bei dem Koniglichen Collegio medico-chirurgico in Berlin, Oberwundarzt in der Charitx, Regimentswundarzt bei dem Regiment Woldeck, seit 1786 3. Generalchirurgus der Armee 167 Volkmann, Johann Jacob (1732–1803), Verfasser und }bersetzer von Kunst- und Reiseliteratur, ab 1757 Reisen durch Europa, u. a. nach Italien, Frankreich und den Niederlanden, seit 1764 auf seinen Landgntern bei Leipzig 36, 46–48, 50, 52 f., 59–63, 73–75, 79–81, 91 f., 101, 115, 141 f., 153, 161, 166, 174, 188, 190 f., 207, 216, 218,

663

231, 245–247, 269, 271, 309 f., 351, 356, 358, 381, 407, 477, 519 f., 543 f., 558, 562 Historisch-kritische Nachrichten von Italien 36, 46, 74, 245–247, 562 Erster Band 246, 558, 562 Zweiter Band 31, 106; 46–50, 52 f., 59–63, 73–75, 79–82, 91 f., 101, 115, 126, 141 f., 153, 161, 166, 174, 188, 190 f., 207, 216, 226, 231 f., 269, 271, 309 f., 351, 356, 358, 381, 406 f., 477, 519 f., 527, 532, 543 f. Dritter Band 218 Joachim von Sandrart: Teutsche Academie der Bau-, Bildhauerund Maler-Kunst (Herausgeber) 246 Volpato, Giovanni Battista (1733– 1803), italienischer Kupferstecher, Leiter einer Kupferstecherschule in Rom, Professor an der Akademie von Florenz 199? siehe auch Carloni, Marco –, Giuseppe (1765–1803), seit 1788 verh. mit Maddalena Riggi, dessen Sohn 237 Voltaire (eigentl. Franyois Marie Arouet) (1694–1778) 98; 231 Voß, Christian Heinrich W i l h e l m von (1736–1771), Offizier in hannoverschen, braunschweigischen und gothaischen Diensten 156 –, Ernestine Auguste Wilhelmine von, geb. (Mnnchthal) von Brenn (1730–1772), natnrliche Tochter von Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar, seit 1760 dessen Frau 156 –, A m a l i e Friederike Wilhelmine Ernestine von, geb. von Voß (1763– 1809), seit 1795 verh. mit dem preußischen General Karl Friedrich von Voß, dessen Tochter 70?; 156 f.

664

Register

–, Amalie F r i e d e r i k e von siehe Staff, Amalie F r i e d e r i k e von –, C a r o l i n e , Luise von (1764– 1806), dessen Tochter 70?; 156 f. –, F e r d i n a n d Georg Carl Ludwig von (1770–1786), Page am Hof in Weimar, dessen Sohn 70; 156 f. Voß, Johann Heinrich, d. . (1751– 1826), Philologe, Schriftsteller, Publizist und }bersetzer, 1772 Mitglied des Gottinger Hains, seit 1778 Schulrektor einer Lateinschule in Otterndorf bei Cuxhafen, seit 1782 der Gelehrtenschule in Eutin, 1786 Hofrat, seit 1802 Privatgelehrter in Jena, 1805 Sinekure-Professur in Heidelberg 434 Gedichte 197; 434 Homers Odnßee (fbersetzung) 197; 323, 434 Vulpius, Christian A u g u s t (1762– 1827), Jurist, Schriftsteller, Dramatiker und Bibliothekar, von 1786 bis 1788 Privatsekrettr in Nnrnberg, Privatgelehrter u. a. in Erlangen und Leipzig, seit 1790 Dramaturg am Theater in Weimar, 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekrettr, 1805 Bibliothekar, 1814 erster Bibliothekar, Bruder von C h r i s t i a n e Vulpius, Goethes Lebensgefthrtin und sptterer Frau 154 La Maga Circe (Libretto, mit Goethe nach Anfossi) 154 Wachtel, Johann Martin (18. Jh), Pagen-Lakai am herzoglichen Hof in Weimar, Pflegevater von Philipp Seidels Frau Dorothea Carolina 556 Wagenknecht, Anne D o r o t h e e (1736–1806), von 1775 bis 1789 Goethes Kochin 50; 112

Waldeck(-Pyrmont), F r i e d r i c h Carl August Fnrst von (1743–1812), seit 1763 Fnrst, Offizier in kaiserlichen und niederltndischen Diensten 207, 219 –, Christian August Prinz zu (1744– 1798), osterreichischer General, zeitweise in russischen Diensten, zuletzt Oberbefehlshaber in Portugal, dessen Bruder 90, 93; 51, 207 f., 219, 236, 318, 390 –, dessen Geliebte („Philine“) 90, 93; 208, 219 –, deren Mann 93 Waldner von Freundstein, Luise A d e l a i d e (Laide) (1746–1830), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1780 bis 1784 Erzieherin der Prinzessin Louise Auguste Amalie 40, 49, 67, 118, 148, 218; 95, 110, 149, 272 f., 289, 335, 463, 487, 491 Walther, Georg Conrad (1710–1778), grnndete 1740 die Verlagsbuchhandlung Gebrnder Konrad und Friedrich Walther in Dresden 77 Wedel, Otto Joachim M o r i t z von (1752–1794), Beamter am herzoglichen Hof in Weimar, 1763 Page, 1772 Hof- und Jagdjunker, 1775 Kammerjunker, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1788 Mitglied des Kammerkollegiums, 1789 auch Mitglied der Schlossbaukommission 49, 257; 110, 535 –, Johanna M a r i a n n e Henriette von, geb. von Woellwarth-Essingen (1752–1815), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise von SachsenWeimar und Eisenach, seit 1804 Oberhofmeisterin, seit 1782 dessen Frau 49; 110, 289, 491 Weiße, Christian Felix (1726–1804), Schriftsteller, }bersetzer, Heraus-

Personen und Werke

geber, seit 1762 Kreissteuereinnehmer in Leipzig 245 Werner, Abraham Gottlob (1749– 1817), Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg, 1792 Bergkommissionsrat, 1799 Bergrat 509 Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, Christian Ferdinand Georg von (1738–1800), 1774 herzoglicher Kammerjunker in Weimar, 1775 Kammerherr und bis 1780 auch Reisestallmeister, 1794 Oberkammerherr 491 Werthern-Beichlingen auf Neunheiligen, Johanna L o u i s e Grtfin von, geb. vom und zum Stein (1751/52– 1811), seit 1773 Frau von Jacob Friedemann Graf von WerthernBeichlingen auf Neunheiligen 219; 130, 467 Wetken, Lorenz Heinrich (1737– 1787), Kammerrat der herzoglichen Kammer in Weimar 111, 238; 258, 498 Weygand, Johann Friedrich (1743– 1806), Buchhtndler und Verleger in Helmstedt und seit 1767 in Leipzig 134; 302 Wiedeburg, Johann Ernst Basilius (1733–1789), Physiker, Astronom, Mathematiker, 1756 Universitttsbibliothekar in Erlangen, seit 1757 Professor der Philosophie in Erlangen und seit 1760 der Philosophie und Mathematik in Jena 173; 384, 412 Wieland, Christoph Martin (1733– 1813), von 1769 bis 1772 Professor der Philosophie in Erfurt, von 1772 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, Schriftsteller, }bersetzer, Begrnnder und Herausgeber des „Teutschen

665

Merkur“ 18; 8, 84, 106, EB 280; 16, 28, 63, 64, 65–67, 71, 102, 181, 184, 194, 248 f., 256, 289, 380, 433, 487, 533 f., 569 Horazens Satyren aus dem Lateinischen nbersezt und mit Einleitungen und erltuternden Anmerkungen versehen von C. M. Wieland 26; 65 Wielands auserlesene Gedichte. Neue, durchaus verbesserte Ausgabe 197; 433 Wiesen, Peter von, Baron (16. Jh.), Deutschordensritter, kam unter Zar Iwan IV. als Kriegsgefangener nach Russland 264 Winckelmann, Johann Joachim (1717– 1768), Archtologe und Kunsthistoriker, 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bnnau in Nothnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Prtsidenten (Aufseher) der Altertnmer in Rom ernannt, 1768 ermordet 31, 35, 41, 54, 75, 81 f., 84, 89, 107; 40, 49, 76–78, 85, 98, 118–120, 166, 170–172, 183, 188 f., 191, 194 f., 199, 205 f., 245 f., 250, 258, 349, 459 f., 494 f. Description des pierres gravxes du feu Baron de Stosch 460 Monumenti antichi inediti 215; 183, 459 Geschichte der Kunst des Alterthums 41, 75, 81 f., 84, 89, 107; 49, 76–78, 98, 166, 170, 188 f., 194 f., 205–207, 250 Johann Winkelmanns Briefe an Einen seiner vertrautesten Freunde siehe Biester, Johann Erich Winckelmanns Briefe an seine Freunde siehe Daßdorf, Karl Wilhelm

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Register

Wingen, August, schlesischer Graveur, Morder von Caspar Joseph Schwendimann 1786 in Rom 35; 85 Witzleben (Wizleben), Friedrich Hartmann von (1722–1788), Herr auf Martinroda und Elgersburg, seit 1756 in sachsen-weimarischen Diensten, Oberschenk, 1757 Vizeoberstallmeister, 1758 Wirklicher Geheimer Rat und Oberstallmeister, seit 1775 Oberhofmarschall in Weimar 80, 111; 186, 258 –, Martha Eleonore von, geb. von Oppel (1726–1801), Tochter von Siegmund Ehrenfried von Oppel, seit 1753 dessen Frau 111; 258 Wolf, Benjamin (1758–1825), Maler, Miniaturmaler und Zeichner 196 Wood, Robert (1716/17–1771), britischer Staatsmann, Philologe, Forschungsreisender 398, 400 The Ruins of Balbec 400 The Ruins of Palmyra otherwise Tedmor in the Desarts 398, 400 Wnrttemberg, Friedrich Eugen Prinz von (1732–1797), preußischer General, seit 1795 Herzog 176 Zach, Johann F r a n z Xaver Vitus Friedrich (1765:) von (1754–1832), Astronom und Milittr ungarischer Herkunft, um 1776 Vermessungsingenieur in Lemberg, seit etwa 1782 Reisen in Italien, Frankreich, England und Deutschland, seit 1786 Offizier in sachsen-gothaischen Diensten, von 1787 bis 1806 auch Leiter der herzoglichen Sternwarte, von 1804 bis 1827 Oberhofmeister der verw. Herzogin Charlotte von

Sachsen-Gotha und Altenburg, seit 1827 vorwiegend in Paris 263 Zanarini, Petronio (1737–nach 1802), italienischer Schauspieler 218 Zelter, Carl Friedrich (1758–1832), Baumeister in Berlin, Komponist 323 f. Zimmermann, Eberhard August Wilhelm (1796: von) (1743–1815), Naturforscher, Geograph und Mathematiker, seit 1766 Professor der Physik am Carolinum in Braunschweig 222, 224, EB 322, EB 325; 472 Allgemeiner Blick auf Italien nebst einigen geographisch-statistischen Aufsttzen die sndostlichen Theile dieses Landes betreffend 472 Zini, Saverio (gest. um 1803), italienischer Dichter Il fanatico burlato (Libretto) 336 Zoffany, J o h a n n Joseph (1776:) Edler von (1733–1810), deutscher Maler, von 1750 bis 1757 Studium in Italien, danach in Trier, ab 1761 in London, seit 1770er Jahren htufig in Italien, besonders in Florenz, ab 1783 in Ostindien, 1789 wieder in London 527 George, 3rd Earl of Cowper und die Familie Gore (Gemblde) 527 Zuccari, Federico (1540 oder 1542/ 43–1609), italienischer Maler 520 Der heilige Lucas malt die Madonna 248, 258; 520 Zucchi, Antonio (1726–1795), italienischer Maler und Graphiker, seit 1781 verh. mit Maria Anna A n g e l i k a Katharina Kauffmann 95; 196, 223, 237, 553 f.

Werke Goethes Benvenuto Cellini

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Campagne in Frankreich 1792 218 Charles Gore 527 Claudine von Villa Bella 177, 196 f., 217 f., 230 f., 236, 240, 244–246, 248, 254, 260, EB 306 f., EB 318 f.; 257, 301, 368, 374, 393 f., 429– 431, 433, 463, 476 f., 485 f., 488, 497, 501 f., 508, 511, 513 f., 518, 530 f., 540 Clavigo 202, 302 Das Neueste von Plundersweilern 218; 463 siehe auch Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Neuerofnetes moralisch-politisches Puppenspiel Das Romische Carneval EB 335; 153, 271 f., 275, 281, 288, 295, 312, 483, 488, 505 f., 525 f., 529, 550 Der Groß-Cophta 257, 371, 373 Der Triumph der Empfindsamkeit 132, 203 Des Epimenides Erwachen 175 Dichtung und Wahrheit 33 f., 176 f., 533 1. Buch 33 f. 4. Buch 176 7. Buch 176 f. 8. Buch 177, 205 Die Fischerin 244, 511 Die Geheimnisse 10, 122, 229, 368 Die Geschwister 202 Die Leiden des jungen Werthers 13; 27 f., 175, 203, 294, 302, 557 Die Metamorphose der Pflanzen 410 Die Mitschuldigen 28, 203 Die Mystificirten 116, 165–167, 201; 88, 257, 371–373, 433, 438

Die theatralischen Abentheuer (nach Cimarosas „L’Impresario in angustie“) 362 f. Die ungleichen Hausgenossen 257 Dr. J. Hill Abhandlung von dem Urspr. und der Erzeugung proliferirender Pflanzen (Notizen zum Text) 410 Egmont 55, 79 f., 89, 94, 97, 133, 161, 164, 166 f., 169, 175, 177, 186, 195 f., 209, 217, 219, 234, 244 f., 250, 252, 263, 273, EB 307 f., EB 318; 10, 88, 122, 128, 182, 185, 203 f., 221, 229, 243, 301, 352, 363, 368, 371, 374–376, 381, 388, 394, 406, 409, 429, 431–433, 438, 451, 462 f., 466, 493, 497, 508, 514, 522, 526, 546, 569 Erkltrung ans Publikum 133; 229, 301, 303, 306, 511 Erwin und Elmire 197, 217 f., 234, 236, 240, 244 f., 248, EB 318; 257, 301, 368, 374, 429, 431, 433, 438, 463, 477, 485 f., 497, 501 f., 508, 514, 518, 548 Faust I 51, 94, 164, 168, 217, 244, 248, 264, 266; 10, 86, 128, 221, 243, 301, 352, 368, 375, 381, 463, 495, 500, 511, 518, 534, 547 Faust II 567 Faust. Ein Fragment 128, 182, 221, 301, 463, 547, 551 Frauenrollen auf dem Romischen Theater durch Mtnner gespielt 160 ÆGedichteæ 245; 105, 132, 368, 495, 499, 512, 547 An den Mond 220 f. Auf Miedings Tod 266; 551

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Register

Camper der inngere trug in Rom Æ:::æ (Epigramm) 480 f. Die Zwillinge sind in der Nthe 72, 251; 162, 524 Zueignung 4, 55, 79, 97; 10, 28, 122, 166, 183, 228 f., 237, 300 Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand 13; 27 f., 203, 355 Iphigenie auf Tauris 3 f., 9, 11, 13, 21, 25, 41, 51, 55, 57, 67 f., 74, 77–80, 83 f., 88 f., 95, 97, 105, 107, 116, 125, 127, 130, 133, 135, 138, 145, 158, 195, 199, 245, EB 284; 5–8, 10, 18, 23, 27 f., 35, 54, 61, 84, 89, 98 f., 114, 121 f., 127 f., 132, 150, 165 f., 168, 175, 179, 181, 183–185, 192–194, 202–204, 221, 223, 228, 237, 242, 249, 283, 285, 292, 297, 300 f., 304, 311 f., 325 f., 352, 356 f., 429, 434, 438, 512, 515, 531 ÆProsa-Fassungæ 195; 194, 326, 429 Italitnische Reise (Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Erster [und] Zweyter Theil. Auch ich in Arcadien! – Zweiter Romischer Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788) EB 292; 4, 21, 31, 52, 71, 73, 76, 78, 84, 94 f., 106, 127, 129, 136 f., 141 f., 151, 154, 159, 161 f., 167, 175, 205, 207, 217 f., 232, 236 f., 240 f., 243, 249, 251–253, 260, 266, 269–271, 273, 282, 288, 293, 297, 308, 310–312, 317 f., 320, 322–334, 342 f., 348–350, 352 f., 356, 358, 362, 366 f., 371, 374, 376–379, 381, 383, 388–391, 393 f., 406, 408, 413, 416 f., 438, 451, 454, 470, 477, 479 f., 485, 489, 491, 493–496, 505 f., 519, 526, 528, 531, 533, 538, 544, 547–549, 552, 554, 565 f.

Jahrmarktsfest zu Plundersweilern 463 siehe auch Neuerofnetes moralisch-politisches Puppenspiel Jery und Bttely 244, 248, 264; 301, 368, 511, 518, 547 Joseph Bossi nber Leonard da Vinci’s Abendmahl zu Mailand 564 J. W. von Goethe Herzoglich SachsenWeimarischen Geheimenraths Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erkltren 383 La Maga Circe (Libretto, mit Vulpius nach Anfossi) 154 Landschaftliche Malerei 310 Lila 244, 248, 264; 132, 368, 431, 499, 511, 518, 547 Nachricht(en) von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau (mit Christian Gottlob Voigt) 17 Erste Nachricht 16 Zweyte Nachricht 8; 15, 17, 254 f., 319 f. Dritte Nachricht 243; 418, 475, 506 f., 509 Nausikaa (Dramenfragment) 296, 323, 326, 352 f. Neuerofnetes moralisch-politisches Puppenspiel 270 Prolog 270 Philipp Hackert 276 Prometheus (Dramenfragment)

391

ÆReise-Tagebuchæ 1, 10, 21, 64, 67, 74, 91, 137, 144, EB 281, EB 289, EB 295 f.; 4 f., 19–21, 27, 30–33, 36, 38, 47, 54, 56, 58, 65, 96 f., 105, 108 f., 124, 126, 129, 139, 147, 149, 155 f., 165, 212 f., 220, 236, 239 f., 248, 258, 269, 355

Werke Goethes

ÆRezensionenæ Joachims von Sandrart teutsche Akademie der Bau- Bildhauer und Malerkunst, in bessere Ordnung gebracht und durchgehend verbessert von Joh. Jak. Volkmann 246 f. Observations on Leonardo da Vinci’s celebrated picture of the Last supper 564 f. Romische Elegien 518 Scherz, List und Rache 36, 80 f., 88, 115, 161, 165 f., 168, 177, 194, 197, 209, 229; 88–90, 186 f., 202, 257, 265 f., 301, 363, 370–372, 376, 393, 428, 432 f., 438, 451, 466, 484, 526 Stella 9, 13, 41; 18, 27, 89, 97, 99, 203 Tag- und Jahreshefte 12, 177, 557 Tischbeins Zeichnungen des Ammazzaments der Schweine in Rom 159 Torquato Tasso 94, 130, 133, 138, 164, 168, 244, 248, 264, 266, 273; 10, 86, 128, 221, 243, 301, 311, 352, 368, 375, 381, 431, 495, 499, 511, 518, 546 f., 551, 569 Vergleichs Vorschltge die Vulkanier und Neptunier nber die Entstehung des Basalts zu vereinigen 243 Verzeichniß verschiedner Gebnrgs und andrer Steinarten welche ich auf der italitnischen Reise 1786, 87 und 88 gesammelt 71, 254, 296 Vulkanische Produkte aus der Nachbarschaft von Rom 141 Vulkanische Produkte von dem Vesuv 143 ÆWerkausgabenæ D. Gothens Schriften. Erster–Dritter Theil. mit Kupfern. Berlin.

669

(Christian Friedrich Himburg) 1775/1776 (unautorisiert) 196?; 431 J. W. Goethens Schriften. Erster– Dritter Band. Zweite Auflage mit Kupfern. Berlin (Christian Friedrich Himburg) 1777 (unautorisiert) 196?; 431 J. W. Goethens Schriften. Erster– Dritter Band. Dritte Auflage mit Kupfern. Vierter Band. Berlin (Christian Friedrich Himburg) 1779 (unautorisiert) 196?; 99 f., 431 Goethe’s Schriften. Erster–Achter Band. Leipzig (Georg Joachim Goschen) 1787–1790 4, 41, 55, 74, 79, 97, 105, 116, 125, 127, 133– 135, 148, 157, 161, 164, 166–168, 175, 177, 182, 184, 191, 195–199, 201, 224, 237–239, 243–248, 256, 260, 265 f., EB 307 f., EB 318 f.; 5, 7 f., 10, 18, 28, 64, 89, 97–100, 107, 114, 121 f., 128, 150, 165 f., 179–185, 192 f., 202 f., 211, 221, 228 f., 235, 237, 242 f., 249, 267, 283, 285, 289, 300 f., 305, 311, 325, 334 f., 345, 352, 363, 368, 370 f., 373–376, 381, 388, 394, 403, 406, 421, 428–438, 463, 477, 485 f., 488, 495, 497, 499– 501, 508, 511–515, 518 f., 534, 540, 547–551, 569 Wilhelm Meisters Lehrjahre 122 f., 221, 279 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 55, 94, 120, 152, 164, 217, 238, 248; 122, 221, 278 f., 345, 368, 462, 497, 519 ÆZeichnungenæ 1, 117, 121, 123, 125–127, 129 f., 137, 182, 193, 202, 241, EB 308 f.; 5, 213, 241, 285, 287–289, 295, 298, 303, 308, 379, 439, 502, 527, 562 ÆAnatomieæ 483, 494

670

Register

Muskulatur von Rumpf und Oberschenkel eines Mannes 228 Proportionskanon 235 Ænach antiken Plastikenæ 494 ÆBauwerkeæ ÆCestius-Pyramideæ 252; 527 ÆGrabmal, darnber am Wolkenhimmel Mondsichelæ 253 ÆGrotte der Nymphe Egeriaæ 62 Kapitolplatz, Rom 170 ÆRuinen auf dem Palatinæ 60 Villa Borghese Februar 87 287, 289 Villa Borghese in Rom 287 Villa Madama 92 f. ÆVilla Mediciæ 309 ÆVeduten Romsæ 379 ÆBotanikæ Durchgewachsene Nelke 383 f. Monats Nelcke 384 ÆKarnevalskostnmeæ 126; 223, 287 f. ÆKarnevalsmaskenæ 126, 227, 231, 252, 266; 223, 288, 483

ÆLandschaftenæ 252; 223, 270, 281 f., 284, 287, 307, 495, 562 f. ÆAlbaner Bergeæ 522 Allee im Park Borghese 287 Baumgruppe und Gebtude 287 Blick aus Villa Borghese 287 ÆComer Seeæ 562 f. ÆFrascati und Umgebungæ 72? Landgut Apollinare 287 Landgut Apollinare von Villa Borghese aus 287 Muro Torto vor Porta del Popolo in Rom 287 ÆNemiseeæ 522 Poebene mit Alpenkette 562 Talsenke mit weidenden Tieren 287 Tiberlandschaft 287 Tiberlandschaft und Villa Madama 341 Tiber unterhalb Roms 216 Nemesis 249; 521 Zur Theorie der bildenden Knnste 562

Anonyma und Periodika Alexanderroman 557 Allgemeine Literatur-Zeitung ( Jena) 202, 245, EB 308, EB 312; 385, 439, 512, 513 Berlinische Monatsschrift 567 Bibel 20; 163, 410 Altes Testament 11; 23, 50, 80, 163, 534, 568 f. Neues Testament 12; 18, 24, 25, 43, 48, 50, 59, 69, 71, 75, 163, 196, 200, 217, 230, 250, 285 Catalogue raisonnxe 205 Codices manuscripti Novi Testamenti 230 Der Teutsche Merkur 26 f.; 28, 64, 66 f., 145, 249, 256, 264, 380, 472, 533 Die Kinder von Hameln (Sage) 86; 201 Frankfurter gelehrte Anzeigen (FGA) 177, 245 Frankfurter Kaiserliche Reichs-OberPost-Amts-Zeitung 571 Gottingische Anzeigen von gelehrten Sachen 198 Hanauisches Magazin

470

Herzog Ernst (Versroman 12. Jahrhundert) 557 Italien und Deutschland in Rncksicht auf Sitten, Gebrtuche, Literatur und Kunst 67 Journal der Moden 202, EB 308; 439 Journal des Luxus und der Moden 202, EB 321; 281, 437, 439, 483, 488, 529, 534, 545, 550 Le antichitz di Ercolano esposte Le pitture antiche d’Ercolano e contorni incise con qualche spiegazione (Band 1) 183 Leipziger Zeitungen 70, 263 Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden 227, 266; 439, 483, 551 ÆSonett zu Ehren Goethes bei dessen Aufnahme in die „Accademia dell’Arcadia“æ 72; 162 Vaterlandschronik

274; 570 f.

Weimarische Wochentliche Anzeigen 424

Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EditionsgrundsVtze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, AbkWrzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, AbkWrzungen und Siglen im Kommentar . . . . . . . . Siglen und AbkWrzungen fWr Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und AbkWrzungen fWr Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AbkWrzungen in Goethes Briefen und Postsendelisten . . . . . . . . AbkWrzungen in den Mitteilungen zur Xberlieferung . . . . . . . . . MWnze und Geldrechnung in Goethes Briefen . . . . . . . . . . . . . .

V IX XI XVII XIX XX XXII XXV XLIV XLVII XLVIII

Briefe 18. September 1786 – 10. Juni 1788 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter . . . . . . . . . . . . . . Goethes Postsendelisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haushaltsrechnung wVhrend Goethes Abwesenheit in Italien. GefWhrt von Philipp Seidel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethes Konto fWr seine Italienreise. GefWhrt von Johann Jakob Paulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der SehenswWrdigkeiten und Kunstwerke auf Goethes Reise nach Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

577 579 583 587 593

Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667 Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671